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Aufgaben zu Hermann Hesse: „Unterm Rad“

Sek. 1 und 2

Fach: Deutsch

Geeignet für: Klasse 7–13

Bestellnummer: NWL63912014

Inhalt: Hermann Hesses Erzählung „Unterm Rad“ ist eines der


wichtigsten Werke des bekannten Schriftstellers. Nach einer
kurzen Einführung in das Thema (Inhaltsangabe und
Hintergrund) erhalten Sie einen Quellenauszug und Aufgaben
mit zugehörigen Lösungsvorschlägen.

Literaturangaben sind ebenso zu finden.

Direkt nutzbar zur Ermittlung des Wissensstands und als


Klassenarbeit / Test, geeignet auch als Thema für Facharbeiten
oder den Einstieg in eine Themenreihe.

Umfang: Ca. 7 Seiten

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Sitz der Gesellschaft: 56072 Koblenz, Alemannenstr. 14
HRB Koblenz Registernummer: HRB 21169
St.Nr.: 22/656/0281/1 504887 Vertretungsberechtigter Gesellschafter: Bernd Dumser
Kurze Einführung in das Thema
Hintergrund

Hermann Hesse wurde am 2. Juli 1877 in Calw/Württemberg geboren und starb am 9.


August 1962 in Montagnola. Er schrieb Romane, Erzählungen, Gedichte und Märchen.
1906 erscheint die Erzählung „Unterm Rad“. Diese Erzählung trägt eindeutig
biografische Züge. Die eigene Schul- und Jugendzeit des Schriftstellers, die von
Depressionen, Leistungsdruck und Einsamkeit geprägt ist, wird hier literarisch
dargestellt.

Inhalt der Erzählung

Im Mittelpunkt steht das Leben des begabten Schülers Hans Giebenrath, dessen
Schicksal vom Leistungsdruck und dem Ehrgeiz des Vaters beeinflusst wird. Die Mutter
ist früh verstorben, Hans leidet oft an Kopfweh und Müdigkeit. Bei der Vorbereitung für
das bevorstehende Landexamen waren ihm seine geliebten Kaninchen weggenommen
worden, da er sich nicht mehr zerstreuen durfte. Vor den Prüfungen hat er starke Angst
und glaubt nicht an das Bestehen. Das Angeln und die Liebe zur Natur bieten ihm den
einzigen Trost. Nach dem Landexamen, das er als Zweiter besteht, kommt er in das
Zisterzienserkloster Maulbronn. Das Leben dort ist von Arbeit geprägt.

Hans Giebenrath und Hermann Heilner

Sein Mitschüler Hermann Heilner wird ihm zum wichtigsten Freund. Die Initialen H.H.
lassen die autobiografische Tendenz erkennen. Hesses Vorliebe für den Vornamen
Hermann ist ebenso in „Hermann Lauscher“, Hermine („Der Steppenwolf“) und H.H
(„Die Morgenlandfahrt“) unverkennbar.

Hermann wird als ein Dichter und Schöngeist dargestellt, der von seinen
Schulkameraden als „Genie“ gesehen wird. Er ist musikalisch, lebhaft, jugendlich und
sentimental, aber auch leichtsinnig. Zwischen ihm und dem „Musterknaben“ Hans
entstehen zarte freundschaftliche Bande. Als Hermann wegen eines Zwischenfalls
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bestraft wird, kommt es zu einem kurzfristigen Bruch in der Beziehung: Hans steht nicht
zu Hermann, der zutiefst verletzt ist. Hans hingegen ist beschämt und fühlt sich feige.
Nachdem ein Mitschüler ertrunken ist, entschuldigt sich Hans bei Hermann, der ihm
verzeiht. Danach sind die Jungen verändert: Hans ist zärtlicher und wärmer, Hermann
männlicher und kraftvoller geworden. Beide sind froh über die Versöhnung. Leider
sinken Hans’ Leistungen ab. Die Lehrer glauben, dass dies an Hermanns Einfluss liegt.
Als Folge wird Hans das Spazieren gehen mit Hermann verboten. Die Jungen brechen
jedoch das Verbot. Hermann berichtet, dass er zu Hause ein Mädchen geküsst hat. Als
die Leistungen von Hans immer mehr nachlassen, wird das Verbot erneuert, welches
Hermann zur Flucht aus dem Kloster veranlasst. Nach seiner Rückkehr wird er
entlassen. Hans ist enttäuscht, dass er sich nicht bei ihm meldet. Die Lehrer und
Mitschüler meiden Hans, worauf dieser einen Zusammenbruch erleidet und nach Hause
fährt.

Wieder zu Hause

In der geliebten Natur schöpft Hans kurzfristig neue Kraft, hat dort allerdings keine
Freunde mehr. In dieser Zeit hat er intensive Träume. Sein Zustand bessert sich jedoch
kaum. Nur Selbstmordgedanken geben ihm Trost. In dieser Zeit beschäftigt sich der
Jugendliche viel mit seiner Kindheit und erlebt verwirrende Augenblicke voller
gleichmäßiger Melancholie. Emma Geßler, für die Hans vor drei Jahre geschwärmt hat,
sieht er beim Mosten bei seinem guten Bekannten Schuster Flaig wieder und verliebt
sich in sie. Die Jugendlichen küssen sich. Emma spottet ein wenig über Hans’
Unerfahrenheit. Der Junge erleidet einen erneuten Schwächeanfall. Kurze Zeit später
verlässt Emma das Dorf, ohne sich von Hans zu verabschieden. Dies wird ihm zur Qual.
Kurz darauf beginnt Hans eine Lehre als Schlosser. Das neue Gemeinschaftsgefühl, das
er bei einer Feier mit Gesellen erlebt, wird durch Alkohol kurzfristig gefördert. Auf dem
Rückweg wird er von angewiderten Gefühlen, quälenden Befürchtungen und
Selbstvorwürfen geplagt. Er hat Schmerzen, keine Kraft mehr und sehnt sich nach Ruhe
und Schlaf: „Vielleicht hatte der Anblick des schönen Wassers ihn gelockt, daß er sich
darüberbeugte und da ihm Nacht und Mondblässe so voll Frieden und tiefer Rast
entgegenblickten, trieb ihn Müdigkeit und Angst mit stillem Zwang in die Schatten des
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Todes.“ (Hesse, „Unterm Rad“, S. 164). Am nächsten Tag wird Hans’ Leiche gefunden.
Bei der Beerdigung weiß Schuster Flaig um die Schuld der anderen und sagt dieses auch
zu Hans’ Vater: „Der Schuhmacher deutet den durchs Kirchhoftor abziehenden
Gehröcken nach [Schulmeister]. ,Dort laufen ein paar Herren [...] die haben auch
mitgeholfen, ihn so weit zu bringen. [...] Und sie und ich, wir haben vielleicht auch
mancherlei an dem Buben versäumt, meinen Sie nicht?’“ (Hesse, „Unterm Rad“, S.
166).

Bedeutung und Wirkung der Erzählung

Diese Erzählung ist stark romantisch und impressionistisch geprägt. Detaillierte


Naturszenen mit einem betonten Wechsel der Jahreszeiten werden beschrieben. Die
Natur ist der wichtigste Zufluchtsort für Hans. Am Schluss der Erzählung bietet die
Natur den Hintergrund der Tragödie. Hesse kritisiert hier die Schule und Theologie,
aber auch Traditionen und Autoritäten, mit denen Hans konfrontiert wird. Das Rad als
Dingsymbol tritt auch als Wasserrad auf. Wasser als Leitmotiv ist in seiner
harmonischen Faszination insgesamt bei Hesse immer wieder beschrieben. Hier tritt es
jedoch als Todesursache von Hans’ Mitschüler (als Vorausdeutung) und von Hans’
selber auf. Unters Rad kommen hat somit zugrunde gehen als Bedeutung.

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Quellenauszug: Hesse, „Unterm Rad“, S. 109:

„Keiner, außer vielleicht jeden mitleidigem Repetenten, sah hinter dem hilflosen
Lächeln des schmalen Knabengesichts eine untergehende Seele leiden und im Ertrinken
angstvoll und verzweifelnd um sich blicken. Und keiner dachte etwa daran, daß die
Schule und der barbarische Ehrgeiz eines Vaters und einiger Lehrer dieses gebrechliche
Wesen so weit gebracht hatten. Warum hatte er in den empfindlichsten und
gefährlichsten Knabenjahren täglich bis in die Nacht hinein arbeiten müssen? Warum
hatte man ihm seine Kaninchen weggenommen, ihn den Kameraden in der Lateinschule
mit Absicht entfremdet, ihm Angeln und Bummeln verboten und ihm das hohle,
gemeine Ideal eines schäbigen, aufreibenden Ehrgeizes eingeimpft? Warum hatte man
ihm selbst nach dem Examen die wohlverdienten Ferien nicht gegönnt? Nun lag das
überhetzte Rößlein am Weg und war nicht mehr zu brauchen.“

Aufgaben zum Quellenauszug:

Der vorliegende Quellenauszug bezieht sich auf die Zeit nach der Entlassung Heilners
aus dem Kloster.
a. Wie wird das Seelenleben Hans Giebenraths dargestellt?

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b. Wer trägt nach diesem Auszug die Schuld an dem Leid Hans Giebenraths und
woran wird sie festgemacht?

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c. Sehen Sie diesen Quellenauszug als Vorausdeutung für das weitere Geschehen
in der Erzählung? Wie wird dies literarisch umgesetzt?

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Lösungsvorschläge
a: [Die Antwort der Schülerinnen und Schüler sollte die Quelle zusammenfassen]

Hans Giebenrath wird als empfindlich, hilflos und gebrechlich dargestellt. Keiner nimmt
diese feinen Signale der Angst und Verzweiflung wahr, das Lächeln benutzt Hans als
Schutzschild. Seine Seele ist bereits hier dem Untergang geweiht (siehe Frage c). Die
Pubertät verstärkt das Leiden des Jungen noch. Er wirkt „überhetzt“ und ausgezehrt
„und war nicht mehr zu brauchen“.

b: [Die Antwort der Schülerinnen und Schüler sollte die Quelle zusammenfassen]

- Das Umfeld, das die Signale ignoriert.

- Die Schule als Institution, die vom Schüler einiges fordert.

- Der Vater, der durch seinen „barbarischen Ehrgeiz“ den Jungen unter Druck setzt.

- Die Lehrer, die eine zu hohe Erwartungshaltung haben.

- Durch Fragen werden die Fehler dieser einzelnen genauer benannt: in den
Knabenjahren musste er täglich bis in die Nacht hinein arbeiten, seine Kaninchen
waren ihm weggenommen worden, der Umgang mit Heilner war ihm verboten
worden, dadurch entstand eine Entfremdung, ihm war Angeln und Bummeln
verboten worden, ihm wurde „das hohle, gemeine Ideal eines schäbigen,
aufreibenden Ehrgeizes eingeimpft“, ihm wurden nach dem Examen die
wohlverdienten Ferien nicht gegönnt.

c: [Diese Aufgabenstellung ist quellenanalytisch]

Hans Giebenrath ist zu diesem Zeitpunkt bereits eine gebrochene Persönlichkeit. Sein
Tod bzw. Selbstmord, den der Leser an dieser Stelle der Erzählung noch nicht wissen
kann, ist sicherlich hier schon eindeutig zu erkennen und in der Ausführung nur noch
eine Frage der Zeit. Hans ist innerlich gespalten und voller Leid und Trauer wegen des
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Verlustes seines Freundes. Dieses Erlebnis löst eine Depression aus, die mit
Vorhergegangenem in Zusammenhang steht. Weitere Personen (siehe Aufgabe 2) sind
ebenfalls Schuld daran. Hans gelingt es nicht mehr, positive Aspekte seines Lebens zu
erkennen. Durch Fragen wird dem Leser eine Auseinandersetzung mit Hans’ Psyche
verdeutlicht. Der Leser leidet mit Hans, der wie ein Pferd gehetzt wurde und „nicht
mehr zu brauchen war“. Dieses Bild, mit dem Hesse hier arbeitet, verdeutlicht den
Seelenzustand.

Die Natur (romantisches Element) wird in diesem Abschnitt nicht mehr als tröstlich
dargestellt, sondern ist wie die Kaninchen und das Angeln nicht mehr vorhanden. Hesse
arbeitet mit sehr vielen Adjektiven, um das Innere von Hans wiederzugeben. In dem
Satz: „Keiner [...] sah hinter dem hilflosen Lächeln des schmalen Knabengesichts eine
untergehende Seele leiden und im Ertrinken angstvoll und verzweifelnd um sich
blicken“ ist bereits das Ertrinken und „eine untergehende Seele“ genannt.

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Literatur
Hermann Hesse, Unterm Rad. Erzählung, 23. Auflage, Frankfurt/ Main 1987

Eike Middell, Hermann Hesse. Die Bilderwelt seines Lebens, 5. Auflage, Leipzig 1990
(= Reclams Universal-Bibliothek, Bd. 169)

Martin Pfeifer, Hesse-Kommentar zu sämtlichen Werken, Frankfurt/ Main 1990

Bernhard Zeller, Hermann Hesse mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten dargestellt


von Bernhard Zeller, 32. Auflage, Reinbek 1997 (= rowohlts monographien, 50085)

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