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Spaziergänge in Wien

5. Mai 2023: Judenplatz, Morzinplatz, Kleine Sperlgasse bzw. Malzgasse, Seegasse 9-11

Verantwortlich: Andreas Löw

Judenplatz (8:45 Uhr)


Begrüßung – Ankündigungen: Weg von knapp 3 km vor uns – erste Station Judenplatz –
zweite Station Morzinplatz – dritte Station Kleine Sperlgasse – vierte Station Malzgasse und
die letzte Station Seegasse – Vorstellung Vorbereitungsteam.
Alle diese Orte in Wien verbindet, dass Sie Ort sind, an denen Juden und Christen eine ge-
meinsame, leider meist gewaltgeprägte Geschichte haben.
1. Station: Judenplatz (8:50 Uhr)
Eingangsstatement:
Der Judenplatz ist, zumindest was Erinnerungskultur anbetrifft, ein weltweit wohl einmaliger
Platz. Denn hier wird historisches Erinnern in ganz unterschiedlichen historischen, soziologi-
schen und kommunikativen Formationen erkennbar. Denn nicht zuletzt wird mit dem Holo-
caust Mahnmal eine Form der Erinnerungskultur etabliert, die den hegemonialen Blick der
Täter überwindet und der Sicht der Opfer auch im kommunikativen Prozess der Entstehung
des Mahnmals eine entscheidende Stimme einräumt.
Wir werden uns nun die Konzeption dieses Platzes und des Holocaust Denkmals in Gruppen
erarbeiten. Dazu bitte ich Sie, sich in vier Zweiergruppen zusammenfinden. Das Gruppenbil-
dungsprinzip ist das die alphabetische Reihenfolge der Nachnahmen.
Gruppenbildung: 4 Gruppen. Aufgabenverteilen (8:55 Uhr – 10 Minuten)
9:05-9:20 Uhr: Gruppen stellen Ergebnisse vor.
9:20-9:30 Uhr: Nachfragen - Gesamtkonzeption des Platzes
9:35 Uhr Aufgabe auf dem Weg zum Morzinplatz (bis Hoher Markt EA; danach GA)
Evangelisch in Wien: Wann beginnt die evang. Kirche in Wien? Sind die Ereignisse, an die auf dem Ju-
denplatz erinnert werden, teil der evang. Kirchengeschichte?

Am Anfang des Morzinplatz Rückfrage: Wie sind eure Antworten?


Christen gibt es in Wien seit der Spätantike. Die älteste Kirche, die erste Peterskirche, von
der heute keine sichtbaren Reste mehr vorhanden sind. Sie entstand in der zweiten Hälfte
des 4. Jahrhunderts (Kasernengebäude des römischen Lagers Vindobona). Dies sind auch die
Wurzeln der evang. Kirche. Seit 830 Jahren haben wir als Christen und Juden eine gemein-
same wechselvolle Geschichte in Wien.
9:45 Uhr Morzinplatz: Mahnmal und Gedenkstätte für Opfer des Nationalsozialismus

Gemeinsame Betrachtung des Mahnmals: Kurze stille Betrachtung des Mahnmals (1 Minute) – Was
fällt uns auf? (Jede und jeder 2-3 Sätze – Reihenfolge: Geburtstage)

Zum historischen Hintergrund:


Am Morzinplatz befand sich die Gestapo-Leitstelle Wien. Am 11. April 1951 wurde im Rah-
men einer Kundgebung des KZ-Verbandes ein von diesem gewidmeter und gestalteter Ge-
denkstein für die Gestapo-Opfer ohne behördliche Bewilligung errichtet und enthüllt. Den
Text hatte Dr. Wilhelm Steiner, Präsident des KZ-Verbandes, verfasst. Die Stadt Wien nahm
den Stein in ihre Obhut, und in den folgenden Jahren fanden hier viele Kundgebungen, zum
Teil mit internationaler Beteiligung, statt. Anstelle dieses Gedenksteines wurde am 1. No-
vember 1985 von Bürgermeister Helmut Zilk und der Arbeitsgemeinschaft der KZ-Verbände
und Widerstandskämpfer Österreichs das neue Mahnmal (mit gleich lautendem Text) für die
Opfer der NS-Gewaltherrschaft enthüllt. Eine Bronzefigur und ein Block aus Mauthausener
Granit symbolisieren das Schicksal der Gefangenen.
Input mit Leseaktion aus: „Topographie der Shoah“:

1) „Der zentrale Ort des Terrors, wo tausende jüdische und aus politischen Gründen festgehal-
tene ÖsterreicherInnen qualvoll verhört und gefoltert wurden, war die Gestapo-Leitstelle im
Hotel Metropol (I., Morzinplatz 4).“ (Topographie, 37)
2) „Das Hotel Metropole [sic], das anlässlich der Weltausstellung (1873) erbaut worden war,
zählte zu den großen und vornehmen Hotels in Wien. Zu den Besitzern von Aktienanteilen
am Hotel gehörten Juden und Nichtjuden. Dennoch ist das Hotel Metropole im Volksmund
das „jüdische Sacher“.“ (Topographie, 37)
3) „Die Gestapo beschlagnahmte das Hotel unmittelbar nach dem „Anschluss“ und machte es
zum Sitz… der „Geheimen Staatspolizei – Stapoleitstelle Wien.“ (Topographie, 37f.)
4) Bericht der überlebenden Gerda Lerner (1920-2013): „Poldi [eine Mitgefangene] hatte uns
eine Menge schrecklicher Geschichten davon erzählt, was in den Gummizellen, die sie im Kel-
ler eingerichtet hatten, vor sich ging, wie sie einen folterten und schlugen bevor sie einen
halb Tod [sic] liegen ließen“. (Topographie, 38)
5) „Laut Tagesrapport der Gestapo vom 10. bis 12. Dezember 1938 hatten die Beamten der
Wiener Leitstelle seit dem „Anschluss“ „20.973 Schutzhäftlinge“ behandelt. Verantwortlich
für den Terror der Wiener Gestapo waren deren Leiter Franz Josef Huber und sein Stellver-
treter Karl Ebner sowie ihre MitarbeiterInnen. Wer Haft, Misshandlungen und Folter über-
lebte, wurde, wenn es nicht gelang seine Freilassung zu erwirken, in ein Konzentrationslager
verschickt.“ (Topographie, 38)
6) „Am 12. März 1945 wurde das Hotel Metropol beim schwersten Bombenangriff auf Wien zer-
stört. Einen Monat später befreite die Rote Armee Wien von der nationalsozialistischen Herr-
schaft.“ (Topographie, 40f.)
7) „Die führenden Gestapo Mitarbeiter wurden nach Kriegsende festgenommen, jedoch oft
nach kurzer Zeit entlassen. So verurteilte 1948 ein Wiener Volksgericht Karl Ebner, den stell-
vertretenden Leiter der Gestapo Wien, zu 20 Jahren Kerker. Bundespräsident Theodor
Körtner begnadete ihn bereits nach fünf Jahren im Jahr 1953.“ (Topographie, 41)
Stand: 15. April 2023

10 Uhr Aufbruch Richtung Kleine Sperlgasse bzw. Malzgasse

Toiletten?

Kleine Sperlgasse bzw. Malzgasse

Seegasse 9-11

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