Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
und Unterricht
Univ.-Prof. Dr. Jörg Zumbach WS 2016/17
1
Inhaltsverzeichnis
Ursprünge ......................................................................................................................................... 9
Geschichte .................................................................................................................................... 9
Gegenstandsbereich der PÄPS ........................................................................................................ 10
Was ist Erziehung? ...................................................................................................................... 10
Nähere Begriffsbestimmung ................................................................................................... 10
Beispiele für die Förderung von Erziehung ................................................................................. 11
Beispiel 1 (vgl. Mietzel 2007) .................................................................................................. 11
Beispiel 2 (Eder & Dämon 2010) ............................................................................................. 12
Beispiel 3 (Zumbach 2008) ...................................................................................................... 13
Erziehung konkret: Komponenten der pädagogischen Situation ............................................... 13
Aufgabenfelder der PÄPS............................................................................................................ 13
Die Güte pädagogisch-psychologischer Forschung .................................................................... 14
Aufgabenfelder der PÄPS............................................................................................................ 14
Aufgabenfelder der PÄPS bei der Wissensvermittlung .......................................................... 14
Grundlegende Position zum Begriff „Lernen“ ................................................................................ 15
Lernen als Veränderung von Verhaltensweisen ......................................................................... 15
Lernen als passives Aufnehmen von Wissen .............................................................................. 15
Programmierter Unterricht – Beispiel .................................................................................... 16
Lernen als Konstruktion von Wissen........................................................................................... 17
Transfer der PÄPS in den Unterricht ............................................................................................... 18
Beispiel zum Confirmation Bias .................................................................................................. 18
Entwicklungspsychologische Grundlagen ....................................................................................... 18
Ziel der PÄPS ............................................................................................................................... 18
Das Anlage-Umwelt-Problem ..................................................................................................... 19
Reifung ........................................................................................................................................ 19
Beispiele für Reifung ............................................................................................................... 20
Reifung im Alter ...................................................................................................................... 20
Sensible Phasen ...................................................................................................................... 20
Kritik an Reifung & sensiblen Phasen ..................................................................................... 20
Das Werk Piagets ........................................................................................................................ 21
Kognitive Entwicklung nach Piaget ......................................................................................... 21
Zur formalen Logik .................................................................................................................. 22
Die Wason’sche Task .............................................................................................................. 23
Wason & der Kontext .............................................................................................................. 23
2
Piaget & der Unterricht........................................................................................................... 23
Die Arbeiten Lev Vygotskis.......................................................................................................... 24
Lern- und kognitionspsychologische Grundlagen ........................................................................... 24
Das Gedächtnis ........................................................................................................................... 24
Boom der CLT-Theorie ................................................................................................................ 25
Das Arbeitsgedächtnis: Die CLT-Theorie ................................................................................. 25
Kognitive Architektur .............................................................................................................. 26
Intrinsic Cognitive Load / ICL................................................................................................... 27
Extraneous Cognitive Load / ECL ............................................................................................ 27
Exkurs: Informationspräsentation .......................................................................................... 30
Der Einfluss von medienspezifischen Attributionen auf das Lernen mit Multimedia – Eigene
Forschung Univ.-Prof. Dr. Zumbach ...................................................................................................... 31
Lernen mit Multimedia und Animationen .................................................................................. 31
Hypothesen ............................................................................................................................. 32
Studie 1: Eutrophierung von Seen .......................................................................................... 32
Studie 2: Routing-Algorithmen ............................................................................................... 33
Studie 3: Induktion von Attributionen .................................................................................... 34
Worked-Example Effect .......................................................................................................... 35
Traditionelle CLT-Fazit ............................................................................................................ 36
Germane Cognitive Load – GCL............................................................................................... 36
Lernen als Verhaltensänderung .................................................................................................. 36
Automatisierung von Wissen ...................................................................................................... 36
Die sozial-kognitive Lerntheorie ................................................................................................. 36
Lernen als Wissenserwerb .......................................................................................................... 37
Speicherung von Wissen ......................................................................................................... 37
Skripts ..................................................................................................................................... 38
Erwerb neuen Wissens ........................................................................................................... 39
Förderung von Behaltensleistungen ....................................................................................... 39
Metakognition ............................................................................................................................ 40
Erklärungsansätze für Vergessen ................................................................................................ 40
Lernen und Problemlösen............................................................................................................... 41
Problemlösen & Intelligenz ......................................................................................................... 41
Ein alternatives Intelligenzkonzept ......................................................................................... 41
Problemlösen – Ursprünge ..................................................................................................... 41
Probleme ................................................................................................................................. 41
Problemlösen .......................................................................................................................... 41
Expertise & Problemlösen....................................................................................................... 42
Merkmale von Expertise ......................................................................................................... 42
Novizen vs. Experten............................................................................................................... 42
3
Förderung von Problemlösen im Unterricht ........................................................................... 42
Probleme beim Problemläsen im Unterricht .......................................................................... 42
Förderung (Erkundungstraining) ............................................................................................. 43
Förderung eines konzeptuellen Wandels ............................................................................... 43
Erfolgreicher konzeptueller Wandel ....................................................................................... 43
Transfer von Wissen ............................................................................................................... 43
4-Stufen-Modell nach Holyoak 1985 ...................................................................................... 43
Erhöhung der Transferwahrscheinlichkeit .............................................................................. 44
Emotion & Kognition beim Lernen ................................................................................................. 44
Warum & wo sind Emotion und Motivation relevant? .............................................................. 44
Emotionen............................................................................................................................... 45
Rolle von Emotionen beim Lernen.......................................................................................... 45
Entstehung von Emotionen .................................................................................................... 45
Prüfungsangst ......................................................................................................................... 45
Yerkes-Dodson-Gesetz ............................................................................................................ 46
Lernmotivation........................................................................................................................ 46
Formen der Lernmotivation .................................................................................................... 46
Selbstwertdienliche Tendenzen .............................................................................................. 47
Erlernte Hilflosigkeit als Problem............................................................................................ 47
Neugier.................................................................................................................................... 47
Motivation & Ziele & Leistung ................................................................................................ 47
Kontextbedingungen der Leistungsmotivation....................................................................... 47
Motivationale Theorie der Selbstbestimmung ....................................................................... 48
Entwicklungstrends der Motivation........................................................................................ 48
Erklärungsansätze ................................................................................................................... 49
Motivationsförderung ............................................................................................................. 49
Erziehende & Lehrende .................................................................................................................. 49
Transitionen ................................................................................................................................ 49
Anpassung an Transitionen ..................................................................................................... 49
Home Schooling .......................................................................................................................... 50
Kooperation Eltern & Schule....................................................................................................... 50
Der Einfluss von Eltern auf ihre Kinder ....................................................................................... 50
Wert von Kindern........................................................................................................................ 50
Ist das Kind da: Erziehung ........................................................................................................... 50
Ansätze zur Verbesserung der Erziehungskompetenz................................................................ 51
Erziehung an der Schule – Was ist ein guter Lehrer? ................................................................. 51
Der gute Lehrer ....................................................................................................................... 51
Persönlichkeitsparadigma ....................................................................................................... 51
4
Prozess-Produkt-Paradigma.................................................................................................... 51
Expertenparadigma................................................................................................................. 52
Ziele von Lehrern .................................................................................................................... 52
Was bestimmt die Handlungen von Lehrern und Lehrerinnen? ............................................ 53
Was für Wissen braucht ein Lehrer?....................................................................................... 53
Von der Kognition zur Emotion............................................................................................... 53
Berufsbiografische Entwicklung von Lehrern ......................................................................... 54
Burn-Out bei Lehrern .............................................................................................................. 54
Von der Schule zur Hochschule............................................................................................... 54
Professionelle Diagnostik ............................................................................................................ 55
Diagnostik im Handlungsverlauf ............................................................................................. 55
Diagnostik-Strategien.............................................................................................................. 55
Grundlagen der Diagnostik ..................................................................................................... 55
Normierung von Tests............................................................................................................. 56
Testverfahren .......................................................................................................................... 56
Schulleistungen ....................................................................................................................... 56
Methoden zur Erfassung von Umweltmerkmalen .................................................................. 56
Einführung in die Pädagogische Psychologie: Beratung ................................................................. 57
Beratung ..................................................................................................................................... 57
Intervention ................................................................................................................................ 57
Prävention................................................................................................................................... 57
Beratung als Problemlöseprozess ............................................................................................... 57
Das Beratungsproblem ........................................................................................................... 58
Adressaten von Beratung........................................................................................................ 58
Der Berater / die Beraterin ..................................................................................................... 58
Weiterentwicklung & Qualitätssicherung ............................................................................... 59
Kontextuelle Bedingungen von Beratung ............................................................................... 59
Theoretischer Rahmen und Methoden von Beratung ............................................................ 59
Wichtigste Theorien der Beratungspraxis .............................................................................. 59
Psychoanalytische orientierte Beratung ................................................................................. 59
Klientenzentrierte Beratung ................................................................................................... 59
Verhaltensbezogene Beratung ............................................................................................... 60
Systemisch orientierte Beratung ............................................................................................ 60
Psychologie des Unterrichts ........................................................................................................... 61
Modifiziertes Angebots-Nutzungs-Modell.................................................................................. 61
Qualitätsvoller Unterricht ........................................................................................................... 61
Motivationale Prozesse............................................................................................................... 61
Eine Studie zum Interesse von Schülerinnen und Schülern........................................................ 62
5
Ergebnisse: .............................................................................................................................. 62
Unterricht beschreiben und analysieren .................................................................................... 62
Studie zum Unterschied von Tiefen- und Sichtstrukturen.......................................................... 62
Ergebnisse ............................................................................................................................... 62
Unterrichtsforschung ...................................................................................................................... 63
Klassiker: TIMSS-Videostudien.................................................................................................... 63
Nachfogestudie (Hiebert et al 2003)........................................................................................... 63
Tiefenstrukturen ......................................................................................................................... 64
Merkmale der Klassenführung nach Kounin (1976) ................................................................... 64
Wie kann effektive Klassenführung im Unterricht umgesetzt werden? ................................ 64
Potenzial zur kognitiven Aktivierung .......................................................................................... 65
Konstruktive Unterstützung – Aspekte konstruktiver Unterstützung ........................................ 66
Dimensionen des Feedbacks................................................................................................... 67
Konstruktive Unterstützung .................................................................................................... 67
Sichtstrukturen des Unterrichts.................................................................................................. 67
Der Lehrervortrag - Der Doktor-Fox-Effekt: Forschung zur Expressivität von Lehrenden ..... 67
Das fragend-entwickelnde Unterrichtsgespräch .................................................................... 68
Direkte Instruktion .................................................................................................................. 68
Methoden des gemeinsamen Lernens: Gruppenarbeit und Kooperatives Lernen ................ 69
Kooperative Lernmethoden .................................................................................................... 70
Individualisiertes Lernen: Problemorientierte Unterrichtsmethoden.................................... 70
Was macht eine „gute“ Lehrkraft aus? ....................................................................................... 71
Professionelle Kompetenz ...................................................................................................... 71
Rahmenbedingungen des Unterrichts ............................................................................................ 73
Klassenzusammensetzung .......................................................................................................... 73
Schulformeffekte ........................................................................................................................ 73
Familiäre Herkunft ...................................................................................................................... 74
(Wie) sollen Eltern bei den Hausaufgaben helfen? ................................................................ 74
Unterrichten & Lernumgebungen gestalten................................................................................... 74
Probleme der schulischen Ausbildung ........................................................................................ 74
Begriffserklärung......................................................................................................................... 74
Gestaltung gegenstandszentrierter Lernumgebungen ........................................................... 75
Die kognitivistische Position ................................................................................................... 75
Das Primat der Instruktion ...................................................................................................... 75
Historie .................................................................................................................................... 76
Der Instructional-Design (ID) Ansatz....................................................................................... 76
Elaboration Theory ................................................................................................................. 76
Wissenschaftliche Probleme der kognitivistischen Auffassung.................................................. 77
6
Praktische Probleme der kognitivistischen Auffassung .............................................................. 77
Die konstruktivistisch geprägte Auffassung: Gestaltung situierter Lernumgebungen ............... 77
Das Primat der Konstruktion – Grundlegende Annahmen ..................................................... 77
Die Situated Cognition-Bewegung .......................................................................................... 78
Ansätze: Anchore Instruction ................................................................................................. 78
Die Cognitive Flexibility Theory (WICHTIG !!) ............................................................................. 78
Der Cognitive Apprenticeship-Ansatz ..................................................................................... 78
Probleme ................................................................................................................................. 79
Die Praxis: Eine integrierte Position............................................................................................ 79
Prozessmerkmale des Lernens................................................................................................ 79
Gestaltung problemorientierter Lernumgebungen ................................................................ 79
Anchored Instruction .................................................................................................................. 80
Theoretischer Hintergrund ..................................................................................................... 80
Ziele des Anchored-Instruction-Ansatzes ............................................................................... 80
7 Design Prinzipien .................................................................................................................. 81
Empirische Ergebnisse – Cognition and Technology Group at Vanderbild 1992.................... 82
Lernen mit Medien ......................................................................................................................... 84
Die Wissensexplosion ................................................................................................................. 84
Was muss Lernen heute leisten? ................................................................................................ 84
Vorteile des Lernens mit Neuen Medien .................................................................................... 84
Aber was sind denn nun Neue Medien? ..................................................................................... 85
Der Begriff „Multimedia“ ............................................................................................................ 85
Ebenen von Multimedia.......................................................................................................... 85
Lernen mit Bildern ...................................................................................................................... 85
Steuerungscodes ..................................................................................................................... 86
Arten von Bildern .................................................................................................................... 86
Transferförderliches Lernen durch Goal-Based Scenarios (GBS): Ziele ...................................... 87
Lernen anhand authentischer Fälle ........................................................................................ 87
Fallbasiertes Wissen aus kognitionspsychologischer Sicht ..................................................... 87
Struktur und Beispiel einer GBS-Konzeption .......................................................................... 88
Lernen in Gruppen .......................................................................................................................... 88
Unterrichtsmodelle zum kooperativen Lernen........................................................................... 88
Skript-Kooperation .................................................................................................................. 88
Reziprokes Tutoring ................................................................................................................ 89
Gruppenrecherche .................................................................................................................. 89
Reziprokes Lehren ................................................................................................................... 89
Lernen durch Lehren ............................................................................................................... 89
Gruppenpuzzle („jigsaw class“)............................................................................................... 89
7
Problembasiertes Lernen ........................................................................................................ 90
Stand der Forschung – Vergleichende Forschung ...................................................................... 91
Neue Medien und problembasiertes Lernen.............................................................................. 91
e-Learning und problembasiertes Lernen................................................................................... 91
Studie: PBL in der Grundschule................................................................................................... 91
Nicht kognitive Effekte kooperativen Lernens............................................................................ 91
Probleme kooperativen Lernens................................................................................................. 92
Wann ist kooperatives Lernen effektiv? ................................................................................. 92
Lernen in Gruppen im Unternehmen ......................................................................................... 92
8
Ursprünge
► Ursprung 19./20. Jahrhundert
► Subdisziplin der Psychologie, aber auch Subdisziplin der Pädagogik
► Herbart (1841) verweist auf die Bedeutung, dass Pädagogik auf die Erkenntnisse von
Psychologie & Philosophie zugreifen sollte
Geschichte
► Gründungsphase:
o 1879 Wundts psychologischen Laboratorium & Begründung der Psychotechnik
o 1899 erscheint Zeitschrift für Pädagogischen Psychologie und Jugendkunde
o 1905 Entwicklung des Intelligenztests durch Binet & Simon
o 1905 Experimentelle Pädagogik (pädagogisch-didaktische Probleme mit den
empirischen Methoden der Psychologie zu lösen; Herausgeber Pädagogen und
Psychologen)
o 1906 erster Lehrstuhl Pädagogische Psychologie (PÄPS) in Leipzig
o 1908 12 Institute für PÄPS und 50 Lehrstühle
o 1917 26 Institute
o Ende der Gründungsphase etwa um 1920
► Zwischenkriegszeit
o Zwischen den Weltkriegen Ausdifferenzierung des Fachs (Behaviorismus,
Gestaltpsychologie, Psychoanalyse, etc.)
o Zeit der naturwissenschaftlichen ´-atomistischen Psychologie
Problematisch war das Ziel: „die wissenschaftliche Erforschung der
psychologischen Seite der Erziehung“ (Fischer, 1917)
Das resultierte in einer eklektizistischen und trivialisierenden Übertragung
von Befunden und Modellen aus der Lern-, Entwicklungs- und
Testpsychologie (Weinert, 1981) -> fehlende Systematik
Aber auch: Wegweisende Befunde wie traumatische Ereignisse in der
Kindheit und deren Folgen
► WW II
o Weiterhin enge Verbindung von Entwicklungspsychologie mit PÄPS
o 1941 – Diplomstudiengang Psychologie
Eigene Forschungsschwerpunkte (Diagnostik, Schüler- Lehrermerkmale etc.)
Lehrerbildung
► Nachkriegszeit
o Nach WW II: Ganzheitliche Betrachtung (anstatt Schulenstreit)
o Frage nach Erbe und Umwelt
o 60er Jahre: Bildungskatastrophe
Ungleiche Verteilung von Bildungschancen
Förderung z.B.: (MPG, IPN, DIFF)
o Forschungsbeispiele aus dieser Zeit
Behaviorismus im Unterricht
Erziehungsverhalten und –stil
Lehrerbeurteilung
► 80er und 90er
o Erweiterung des Spektrums
Globalisierung
Informations- und Kommunikations-Technologien
o Neugründungen
MPI für Psychologische Forschung 1981
Fachgruppe PÄPS 1986
9
Internationalisierung: EARLI 1985
o Forschungstrends
Erwachsenenbildung
Kognitive Wende
Novizen – Experten – Paradigma anstatt Prozess-Produkt-Paradigma
Konstruktivismus
Evaluationsstudien in der Bildung
► Status Quo
o Aufnahme der PÄPS in den Prüfungskatalog der Anwendungsfächer (Diplom
Psychologie) nicht unumstritten
o Befindet sich zwischen Grundlagen- und Anwendungsfach mit verschiedenen
Ausrichtungen
o Einheit:
Empirisch-wissenschaftliche Disziplin
Feste Zuordnung zur Psychologie
Interdisziplinär
Nähere Begriffsbestimmung
► A {Erziehung} B
► Wechselseitige Beziehung
► Möglichkeiten, den Begriff aufzufassen:
o Zielt auf nachhaltige Veränderung und bewirkt diese
o Zielt auf nachhaltige Veränderung und bewirkt diese NICHT
o Ohne Veränderungsabsicht, bewirkt dennoch nachhaltige Veränderung (impliziertes
Lernen oder Sozialisation)
10
Beispiele für die Förderung von Erziehung
11
Beispiel 2 (Eder & Dämon 2010)
Pfadanalyse Disziplinstörung
12
Beispiel 3 (Zumbach 2008)
The role of graphical and text based argumentation tools
13
Die Güte pädagogisch-psychologischer Forschung
► Vielzahl von Einflussfaktoren macht es der Psychologie unmöglich, aufgedeckte
Zusammenhänge zu beschreiben, auf deren Basis sich zukünftige Ereignisse mit hoher
Trefferquote vorhersagen lassen.
► Vorhersagen sind daher von höherer oder geringerer Wahrscheinlichkeit
► Eine Vorhersage, die gültig für den Durchschnitt ist, muss im Einzelfall nicht zutreffen
► Vergleich mit „harten“ Wissenschaften:
o Physik: Replizierbarkeit in Teilchenphysik nicht größer als in PÄPS (Hedges 1987)
o Medizin (Gage 1985): 30 Mio. Mark-Studie zu einem Schlaganfallpräparat (Placebo
mit 9,5% vs. Medikament 7%) an 3800 Vpn.
Beispiel: Rost et al 2010
14
Künstliche Kompetenzerfassung anstatt angewandte
Performanzmessung
Symbolisches Denken vs. Gegenstandsbezogenes Denken
Formale Bildung vs. Situiertes Lernen
► Schule & Alltag haben sich zunehmend entfernt
► Erforschung des Lernens und seiner Bedingungen in pädagogischen Situationen
o Lernen hängt von äußeren und inneren Bedingungen des Lernenden ab
o Fokus: Lernerverhalten, welches der Lehrende zu beeinflussen versucht (Lehren)
Lehrerfolg nur über Lernerfolg wahrnehmbar
Interaktive Betrachtung aller Beteiligten notwendig
Bsp.: Verkäufer vs. Lehrer
Beispiel Diagnostische Kompetenz (Lorenz & Artelt 2009)
15
Programmierter Unterricht – Beispiel
16
Lernen als Konstruktion von Wissen
Konstruktivismus:
17
Lernen ist ein:
► Aktiver
► Zielgerichteter und
► Höchst konstruktiver Prozess
Entwicklungspsychologische Grundlagen
Ziel der PÄPS
Bereitstellung von Wissen zur Gestaltung pädagogisch erwünschter Veränderungen
► Voraussetzung: Man kennt die Grenzen und Möglichkeiten psychische
Veränderungen herbeizuführen und zu gestalten
► Theorie bzw. Forschungsparadigma beeinflussen Praxis
Eine Frage der Perspektive:
► Ideografisch
o Individuelle Sichtweise, die den einzelnen Menschen im Verlauf seiner Entwicklung
nur mit sich selbst vergleicht
► Nomothetisch
o Universelle Sichtweise, die vom Einzelfall abstrahiert und allg. Gesetze beschreibt
18
► Ideothetisch
o Differenzierte Sichtweise: Abweichung des Einzelnen von der universellen
Entwicklung
Das Anlage-Umwelt-Problem
Wechselwirkung von Anlage & Umwelt: Das Modell von Scarr (1989)
Wie wird Erfahrung durch genetische Faktoren beeinflusst?
► Passiver Zusammenhang: z.B.: biologische Eltern schaffen eine bestimmte
Erziehungsumwelt
► Evozierender Zusammenhang: Genetische Faktoren bestimmen die Umwelt; z.B.:
Blindgeborene veranlassen ihre Eltern zu bestimmten Reaktionen
► Aktiver Zusammenhang: Ein Kind kann auf Basis seiner Veranlagungen gezielt Angebote aus
der Umwelt auswählen, z.B. ein musikalisches Kind wendet sich eher Umwelten zu, die
musikalische Erfahrungen ermöglichen -> nice-picking & Quiz-Kids)
Abnehmender passiver Zusammenhang, zunehmender aktiver Zusammenhang im zeitlichen
Entwicklungsverlauf
Reifung
► Phasentypische Zeit-Fenster für Veränderungen und Veränderungs-Bemühungen
► Reifung ist das allmähliche Auftreten bestimmter Verhaltensweisen während der
Ontogenese, die das artspezifische Verhaltensrepertoire eines Artvertreters ausmachen
► Reifung tritt innerhalb einer Spezies im Normfall immer auf -> genetisches Programm
► Auch negative Reifung z.B. Abbau mentaler Fähigkeiten
19
Beispiele für Reifung
► Motorische Entwicklung
o Feste Abfolge bestimmter Reifungsprozesse
Reifung im Alter
Erklärungsansätze für kognitive Entwicklung
► Defizitmodell: Entwicklung im Alter ist mit biologisch determiniertem Nachlassen
körperlicher und geistiger Funktionen verbunden
► Disuse-Modell: Nachlassen körperlicher und geistiger Funktionen als Folge mangelnden
Gebrauchs & Trainings
► Kompetenz-Modell: Personen- und umgebungsspezifische Anpassung der individuellen
Kompetenzen an die Erfordernisse der Lebensumwelt
Sensible Phasen
20
► Zusammenwirken von Umwelt & Reifung ist notwendig zur Entwicklung ->
Interaktionistische Sichtweise
► Piaget & Vygotski
Sensu-motorische Phase
► die ersten beiden Lebensjahre
► Kind agiert mit der Umwelt und bekommt über Sinnesorgane Rückmeldung. Die
Aktivitäten, die interessante Effekte auslösen, werden wiederholt -> Kreisreaktionen
► Primäre Kreisreaktionen (0;1-0;4) auf Körper beschränkt (z.B. Daumenlutschen)
► Sekundäre Kreisreaktion mit Umwelt (0;4-0;8 z.B. Glockenschlag)
► Tertiäre Kreisreaktion: Ursachen finden (1-1;6; z.B. Wasserspritzen)
► Objektpermanenz (nach Piaget 0;8; adere 0;3,5) – Repräsentation
21
Die Phase der konkreten Operationen
22
Die Wason’sche Task
23
Die Arbeiten Lev Vygotskis
► Verständnis sozialer & kultureller Prozesse vor dem Studieren kognitiver Prozesse ->
mediated Learning
► Interaktion Kind, soziale Umwelt UND kulturelle Historie
► Jede Funktion ist zunächst interpsychisch und dann intrapsychisch
► Ggs. zu Egozentrismus bei Piaget am Beispiel Sprache – Zunächst soziales Vorbild, dann
eigene Sprachakte (Rückgang im Lauf der Entwicklung ist auf Verinnerlichung
zurückzuführen)
► Was zählt, ist nicht der tatsächliche Leistungsstand, sondern der potenzielle! (Zone der
nächstmöglichen Entwicklung – zone of proximal development)
► Umsetzung z.B. Cognitive Apprentiveship-Ansatz
Das Gedächtnis
24
Boom der CLT-Theorie
„In the last decade, Cognitive Load Theory (CLT) has become an authoritative theory in the field of
learning and instruction:“
van Merrienboer & Ayres, 2006
AG-Auslastung:
25
Ungünstige AG-Auslastung:
Günstige AG-Auslastung
Kognitive Architektur
26
Intrinsic Cognitive Load / ICL
Komplexität des Instruktionsmaterials ~ „Element Interactivity“
ECL-Reduktion
► Split-Attention Effect
► Modality Effect
► Worked Example Effect
27
Split-Attention Effect
► Simultane Aufmerksamkeit auf verschiedene Informationsquellen erhöht unnötig ECL
► Physikalische Integration unterstützt mentale Integration und reduziert ECL
28
Redundancy Effect
ABER: Bei redundanter Information: Elimination statt Integration (bereits bekannte Information
muss bewusst ausgeblendet werden, was wiederum ECL erzeugt)
Redundante Information erhöht ECL für Experten, da auch diese mit der neuen Information
mental integriert werden muss.
Daher sollte redundante Information für Experten reduziert werden.
keine redundante Information im separierten Format -> geeignetes Format für Experten
Expertise-Reversal Effect
29
Exkurs: Informationspräsentation
Modality Effect
Phonologische Informationsverarbeitung
30
Der Einfluss von medienspezifischen Attributionen auf das Lernen mit
Multimedia – Eigene Forschung Univ.-Prof. Dr. Zumbach
Lernen mit Multimedia und Animationen
► Bislang: Überwiegend kognitive Erklärungsansätze
o Cognitive Load Theory
o Spezifische Modelle (z.B. S-O-I-Modell u.a.)
► Vernachlässigung medienspezifischer Attributionen
o Wie wird ein bestimmtes Medium beurteilt?
o Wie verändern bestimmte Attributionen die mentale Anstrengung?
31
Hypothesen
► Lernen mit multimedialen Animationen wird durch medienspezifische Attributionen
beeinflusst
o Animationen vs. Text führt zu unterschiedlichen Beurteilungen hinsichtlich der
Schwierigkeit des Mediums („Lernen mit Text ist schwer – Lernen mit dem
Computer ist einfach“)
o Mentale Anstrengung sollte höher bei Text als bei Animationen sein.
► Multimodale Informationspräsentation sollte einen Split-Attention-Effekt vermeiden
Ergebnisse Wissenserwerb
32
Ergebnisse Cognitive Load
Ergebnisse:
► Interne Konsistenz (Messgenauigkeit) unbefriedigend (die meisten mit Cronbach’s Alpha
< 0.4)
► Replikation einer niederländischen Replikationsstudie (Beentjes 1989)
► Regressionsanalysen: Je leichter ein Medium eingestuft wird, desto geringer ist der
Lernerfolg
o Text: Wissensnachtest = 16,31 + 0,33 x Vorwissen -2,56 x Lernen mit Text ist
leicht (R² = 0,2)
o Computer: Wissensnachtest = 16,88 + 0,33 x Vorwissen – 2,03 x Lernen mit
Computer ist leicht (R²=0,23)
Diskussion:
► Je höher die mentale Anstrengung, desto besser der Lernerfolg
o Vorwissen als signifikanter Prädiktor
o Medienspezifische Attribution als signifikanter Prädiktor
o Keine pauschale Differenzierung
► Keine Replikation des Modalitäts-/Splitt-Attention-Effekts
o Eher auf einfachere und kürzere Lernumgebungen bezogen
o Hier: Dauer ca. 20 Minuten und komplexer Gegenstandsbereich
Studie 2: Routing-Algorithmen
► Veränderte Skala zur Erfassung von
medienspezifischen Attributionen (Cronbach’s Alpha >
0.9)
► Zwei unterschiedliche Varianten einer Animation zum
Thema „Routing-Algorithmen“
33
Ergebnisse
Ergebnisse
34
Diskussion
► Vorwissen grundsätzlich ein signifikanter Prädiktor
► Medienspezifische Attributionen nehmen einen Einfluss auf die mentale Anstrengungen
und den Wissenserwerb
► Die Weiterentwicklung entsprechender Erhebungswerkzeuge wäre notwendig
► Replikation der Medienanalysen im Bereich Film wäre notwendig (mit neuen
Werkzeugen)
► Nähere Analysen des Modalitäts-/Split-Attention-Effekts beim Lernen mit Multimedia
Worked-Example Effect
35
Traditionelle CLT-Fazit
► ECL-Reduktion bei Novizen und damit mehr kognitive Kapazität für Verstehensprozesse
o Split-Attention Effect
o Modality Effect
o Worked-Example Effect
► Effekte zeigen sich nur bei hohem ICL
► Performanz – Effizienz (Zeitbegrenzung)
Eigenaufgabe
Überlegen Sie, wie Sie ein Statistik-Lehrbuch so konzipieren würden, dass:
- AnfängerInnen unterstützt werden
- der ECL reduziert wird
► Komplexe Bewegungsabläufe
o Ein Reiz-eine Serie an Reaktionen
o Verkettung
o hierarchische Strukturen & Puzzle-Metapher
o hierarchische Strukturen jenseits des Behaviorismus: Die TOTE-Einheit
o Sport: Eher ganze Bewegungsklassen als propriozeptive Reize & Reaktionen
► Bildhafte Speicherung:
o Studie von Shepard (1967): 88-89% verbales Material und 100% bildhaftes
Material wurde wieder erkannt.
o Keine wirklichkeitsgetreue Abbildung wie z.B. Fotos (z.B. Geldscheine)
37
o Gespeichert wird das vermeintlich Wichtige
Skripts
► Schank & Abelson
► Ereignisshemata
38
Erwerb neuen Wissens
39
► Präinstruktionale Maßnahmen
o Vortests
o Vorausgehende Übersichten
o Advance Organizer
In einer Physikstunde beginnt der Lehrer seine Unterrichtsstunde zum
Ohmschen Gesetz mit folgender Einordnungshilfe: Das Ohmsche Gesetz
lässt sich mit einem Jungen vergleichen, der eine Karre über eine
schlammige Straße zu schieben hat, Die Schubkraft, die der Junge
aufzuwenden hat, ist mit der Spannung vergleichbar. Die Schlammtiefe
der Straße entspricht der Stärke des Widerstandes und die
Geschwindigkeit der Karre hat Ähnlichkeiten mit dem Strom im
elektrischen Kreis (Eggen & Kauchak 1994)
► Aktive Informationsverarbeitung
o Unterstreichen
o Notizen anfertigen
o Zusammenfassungen
o Fragen stellen
o Concept Mapping
Metakognition
► Wissen & Kontrolle über die Umwelt
► Wissen & Kontrolle über Aufmerksamkeit
► Wissen & Kontrolle über eigene Gedächtnisprozesse: Nutzung von Lernstrategien
► Wissen & Kontrolle über den eigenen Fortschritt und Erfolg
40
► Theorie des Spurenverfalls:
o Zeitlicher Faktor, jedoch bislang keine physikalischen Korrelate gefunden
► Fehlende Abrufreize: Wissen ist vorhanden, aber in der Situation nicht abrufbar
Problemlösen – Ursprünge
► Thorndike: Katzen (trial & error)
► Köhler: Schimpansen (Denken)
► Kennzeichnen von Problemen:
o Anfangszustand
o Endzustand
o Problemlöseraum
Probleme
► Well-defined problems
o klares Ziel
o lösungsrelevante Informationen vorhanden
► Ill-defined oder ill-structured problems
o unklares Ziel
o nicht klar, welche Informationen relevant sind
o nicht zwangsläufig alle relevanten Informationen vorhanden
Bsp. Wie halte ich eine erfolgreiche Vorlesung?
Problemlösen
► Algorithmen
o z.B. Kochen nach Rezept
o Anagramme läsen
► Heuristiken
o geringer Zeitaufwand
o Lösung nicht garantiert
o Primär bei ill-structured problems: z.B. Referat schreiben
o Strategien zur Zielerreichung: Mittel-Ziel-Analyse (Newell & Simon): Verringerung
des Abstands zwischen Ziel und ggw. Situation
41
Expertise & Problemlösen
► Sachstudien (Newell & Simon):
o Experten (10.000 – 50.000) benötigen weniger Zeit als Laien oder Novizen um
sich Figurenkonstellation zu merken
o Wird eine Zufallskonstellation gewählt, verschwindet dieser Vorsprung
o Experten verfügen NICHT über ein allgemein überdurchschnittliches Gedächtnis
o Übungszeit mind. etwa 10 Jahre
► Mangelndes Teil-Gesamt-Schema
► Lösung: Konkretisierung
42
Förderung (Erkundungstraining)
► Verständnisfragen stellen
o Ja/Nein-Regel:
► Fragen dürfen nur so gestellt werden, dass sie durch Beobachtung beantwortet werden
können
► Förderung von Kooperation
43
o Abrufen alter Informationen der Basisaufgabe
o Auswählen und Abbilden möglichen brauchbaren Wissens auf das Ziel
o Abstrahieren und Integrieren
44
Emotionen
► 5 Komponenten von Emotionen
o Affektiv
o Kognitiv
o Expressiv
o Physiologisch
o Motivational
► 3 Dimensionen lernrelevanter Emotionen
o Valenz: positive oder negative Emotionen
o Zeitlicher Bezug: dauerhaft oder kurzfristig
o Art der Energetisierung: hemmt oder fördert
Prüfungsangst
► Erwartung-mal-Wert-Modell der Angst nach Pekrun:
o Situations-Folge-Erwartung: Misserfolg, wenn kein Handeln
o Einschätzung der subjektiven Bedeutung des Misserfolgs
o Einschätzung möglicher Handlungskontrollen
o Einschätzung der Handlungsfolgen
► Personenbezogene Bedingungen: Ausgang einer Prüfung hat hohen Stellenwert;
Misserfolgswahrscheinlichkeit sehr hoch und keine Handlungsmöglichkeiten zur
Gefahrenabwehr werden wahrgenommen -> Angst
► Familiale & schulische Bedingungen
o Erzeugung dispositionaler Angst
o Leistungsdruck
o Nichterfüllung von Leistung wird als starker Konflikt erlebt
o misserfolgskontingente Bestrafung
45
o inkonsistenter Umgang mit Regeln
o elterliche Strenge & elterliche Überforderung
o Klassenklima (Wettbewerb)
Yerkes-Dodson-Gesetz
Lernmotivation
► Motivation & Motiv, Volition
46
Selbstwertdienliche Tendenzen
Attributionen zur Erhaltung eines positiven Selbstbildes
► z.B. tendentiell internal-variabel bei Erfolg, external bei Misserfolg
► Diese Tendenzen verzerren zwar die Realität ein wenig, sind aber gesund für die
Motivation
► Bei manchen Personen sind diese Mechanismen beschädigt -> erlernte Hilflosigkeit
Neugier
► Berlyne:
Wahrnehmungsneugier und Epistemische Neugier
► Förderung von Neugier im Unterricht
47
o Kontrolle
o Belohnung / Bestrafung
► Schule
o Klassenstufeneffekte
► Bezugsgruppe
48
Erklärungsansätze
► Stage-Environment-Fit Theorie:
o Eccles et al 1989;1993
Im Lauf der Schulzeit verschlechtert sich die Passung von
Schülerbedürfnissen und Kontextbedingungen der Schule
Lehrer-Schüler-Beziehung ändert sich (keine emotionale Zuwendung und
Unterstützung Frühadoleszenter)
strengere Notenpraxis
Noten werden nach sozialen Vergleichsmaßstäben vergeben
In höheren Klassen ist der Unterricht eher lehrerzentriert
Motivationsförderung
► z.B. Schüler:
o Anlehnung an kognitive Verhaltenstherapie
o Änderung von Anspruchsniveaus, Attribution und Selbstbekräftigung
o Verbalisierung motivrelevanter Gedanken
o Heranführung an schulischen Themen erst sukzessive durch andere kompetitive
Aufgaben (z.B. Labyrinth lösen)
o Evaluation zeigt Erfolg; jedoch keine Leistungssteigerung
► Lehrertrainings
Transitionen
► Die wichtigsten Transitionen:
o Zusammenziehen mit einem Partner
o Übergang zur Elternschaft
o Übergang des ersten Kindes in den Kindergarten
o Übergang des ersten Kindes in die Schule
o Auszug der Kinder
o Trennung / Scheidung
o Tod eines Elternteils
► Normativ, altersnormiert oder unerwartet, gesellschaftliche Normen
► Anforderung an das ganze System Familie
Anpassung an Transitionen
► Reorganisation von Beziehungen
► Reorganisation von Rollen
► Restrukturierung personaler Kompetenzen
► Das Bild vom Ich und seiner Stellung in der Welt
► Affektregulierung
49
Home Schooling
► Keine generelle Schulpflicht in USA & Australien
o Home-Schooler mind. genauso gut wie School-Schooler
o Hohe Elternmotivation & Vertrauen in Kinder
o Größeres Verhaltensrepertoire der Eltern
o Offener Unterricht zuhause mit höherer Selbstständigkeit
o Vertiefung von Inhalten auch außerhalb der Unterrichtszeit
50
Ansätze zur Verbesserung der Erziehungskompetenz
► Woher kommt das Erziehungswissen?
o eigene Erfahrung (Modeling- vs. Kompensationshypothese)
o Bücher & Zeitschriften
o Elterntrainings
primär-präventiv und sekünder-präventiv
zumeist in Gruppen
zeitlich begrenzt
z.T. schon vor der Geburt (Beziehungsebene)
Persönlichkeitsparadigma
► Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerkmalen, Führungsstil, Intelligenz,
didaktischer Kompetenz (…) und Lehrerfolg
► inkonsistentes Bild, geringe Zusammenhänge
► Allerdings: Mindestausprägung im Bereich einiger Persönlichkeitsvariablen:
o Kontaktbereitschaft
o emotionale Stabilität/Belastbarkeit
o Selbstkontrolle
► Entscheidungshilfe durch Selbstassessment: Lehrer werden? http://www.cct-austria.at/
Prozess-Produkt-Paradigma
► Eng umgrenzte Auswirkungen bestimmten Lehrerverhaltens z.B. durch experimentelle
Untersuchungen oder systematische Beobachtungen.
Ergebnisse: Ein erfolgreicher Lehrer:
51
o Setzt ein reichhaltiges Repertoire an Unterrichtsmethoden flexibel ein
o aktiviert die Schüler
o nutzt Unterrichtszeit vornehmlich zur Stoffbehandlung
o stimmt Tempo und Stoffsequenz auf Schüler ab
o teilt angemessene Aufgaben zu
o drückt sich klar und konsistent aus und verfolgt ebensolche Ziele
o erkennt rechtzeitig Störungen und wirkt ihnen entgegen
o schafft weiche Übergänge von einem Inhalt (Methode) zum nächsten
o ist optimistisch
► In der Grundschule ist ein straffer Unterricht eher lernförderlich
Expertenparadigma
► Ensemble von Fertigkeiten und Wissen
► z.B. durch wissensgeleitete Wahrnehmung (Berliner 1992)
► Experten sehen „ganzheitliche Unterrichtsepisoden“
► Putnam 1987 spricht von curriculum scripts
Erziehungsziele im Vergleich
52
Erziehungsziele und ihre Umsetzung
► Sekundarstufenlehrer wurden befragt
o wie wichtig ihnen bestimmte Erziehungsziele sind
o wie häufig sie im Unterricht etwas speziell zur Erreichung dieser Ziele tun
o welche konkreten Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele sie überhaupt kennen
► Korrelationen: (1) & (2) = .72; (1) & (3) = -.86
► Für die wichtigsten Ziele (vernünftige Lebensauffassung)
kannten sie keine einzige Maßnahme -> zu abstrakt
► Oft ist das Ziel klar, der Weg aber unbekannt!
Pygmalion reexamined
► Problem: methodische Unzulänglichkeiten des ersten Experiments
► Nur in 1/3 der Folgeuntersuchungen konnte das Ergebnis repliziert werden
► Stabile Befunde:
o Lehrer kommunizieren ihre Erwartungen zum Teil recht subtil
o Bei schwachen Schülern wird nicht so lange auf eine Antwort gewartet, sie
erhalten weniger Lob, werden weniger beachtet etc.
► Damit sich willkürlich erzeugte Erwartungen auswirken müssen nach Heckhausen
folgende Punkte erfüllt sein:
o Schüler leistet zur Zeit weniger, als er kann (underachievement)
o Lehrer unterschätzt Fähigkeit des Schülers bislang und macht dies auch deutlich
o Schüler hatt Einschätzung des Lehrers übernommen (internalisiert)
53
Berufsbiografische Entwicklung von Lehrern
54
Professionelle Diagnostik
► knüpft an eine Alltagsdiagnostik an
► Verbesserung in zweierlei Hinsicht
o wissenschaftliche Verankerung bringt Verringerung von Mess- und
Prognosefehlern
o größere Transparenz von Fehlerquellen und Grenzen des Diagnostizierbaren
Diagnostik im Handlungsverlauf
Diagnostik-Strategien
55
Normierung von Tests
Testverfahren
► Entwicklungstests (z.B. Wiener Entwicklungstest)
► Schulreifetests (z.B. Mannheimer Schuleingangsdiagnostikum)
► Intelligenztests (z.B. Hamburg-Wechsler-Intelligenztests)
► Spezifische Tests (z.B. der Lesefertigkeit)
► Beratungstests (z.B. Berufs-Orientierungs-Test)
► Eignungstest (z.B. TMS)
► Schulleistungstests
► etc…
Beispiele (2016 als Klausurfragen!!):
D2
I-S-T-2000-R
Schulleistungen
► standardisierte Schulleistungstests
► informelle Tests
► mündliche Prüfungen
► Aufsatzprüfungen
► Selbstbeurteilung
► Zensuren & deren Objektivität
56
Einführung in die Pädagogische Psychologie: Beratung
Beratung
► ist ein zentrales Feld der Pädagogischen Psychologie
► bezieht sich auf Personen wie Institutionen
► findet im Kontext von Erziehung, Unterricht und Ausbildung statt
► ist stets „Hilfe zur Selbsthilfe“
► ist eine Sonderform der sozialen Interaktion
► findet zwischen mindestens 2 Personen (oder Institutionen) statt
► ist weder in Funktion noch in Zeit eindeutig festgelegt
► Ziel ist Hilfe für eine der beiden Parteien
► In der Regel soll ein Entscheidungsproblem gelöst werden
► Primäres Ziel: Ein problematisch erlebter Zustand soll geklärt und
Entscheidungsunsicherheit reduziert werden
Intervention
► Im Gegensatz zur Beratung wird aktiv in das Geschehen eingegriffen, um ein
unerwünschtes Phänomen zu beseitigen oder zu verhindern
► zentral: Handlungs- nicht Entscheidungsproblem
Prävention
► soll das erstmalige Auftreten oder eine Verschlimmerung eines Problems verhindern
► Fließender Übergang zwischen Intervention & Prävention:
o Primäre Prävention: bevorstehendes negatives Ereignis bewältigen oder
verhindern -> eigentliche Prävention
o Sekundäre Prävention: Behandlung bereits eingetretener Störungen (korrektiv) -
> Intervention
o Tertiäre Prävention: Stabilisierung und Vermeidung einer Verschlechterung ->
Rehabilitation
57
Das Beratungsproblem
► Zunahme von Beratungsbedarf
► z.B. Erziehung- und Familienberatung
Spezifische Beraterkompetenzen
► Prozesskompetenz
o Auftauen (unfreezing)
o Ändern (moving)
o Wiederherstellen der Stabilität (refreezing)
► Beraterkompetenz
o Empathie
o analytisches Herausarbeiten des Problems
o Klären von Zielen & Erwartungen
o Strukturierung des Beratungsablaufs
o definieren der Interventionsebenen
o aktives Zuhören
o variable Gesprächstechniken
o Erkennen & Vermeiden von Verstrickungen
o didaktisches Aufbereiten von Lösungsstrategien
o teamorientiertes Arbeiten
58
► Bewältigungskompetenz
Klientenzentrierte Beratung
► Nach Rogers (klientenzentrierte Gesprächstherapie):
o Zentrale Methode: Gespräch
59
o Thematisierung der Verhaltensweisen des Beratenden und nützliche
Bedingungen der Beratungssituation: Echtheit, Wertschätzung & einfühlsames
Verhalten
o Zentral: der Klient
o Prinzipien:
Positive Beziehungsgestaltung
Nichtlenken
Gewähren & Akzeptieren
Erkennen & Reflektieren von Gefühlen
Förderung von Problemlösekompetenz
Begrenzen
Echtheit
Verhaltensbezogene Beratung
► Alles Verhalten (auch das fehlangepasste) ist gelernt
► Dies kann systematisch wieder verlernt werden
► Verhaltensanalyse
► Verstärkung, systematische Desensibilisierung & Selbstkontrolltechniken
► Entwicklung eines Plans zur systematischen Kontrolle & Behebung verhaltensauslösender
Reizkonstellationen
60
Psychologie des Unterrichts
Modifiziertes Angebots-Nutzungs-Modell
Qualitätsvoller Unterricht
Motivationale Prozesse
Wichtigste Faktoren zur Motivation:
► Kompetenzerleben
► Interessenserfahrung
Erleben von Bedeutsamkeit
► Erleben von sozialer Eingebundenheit
61
► Nützlichkeitsüberzeugungen
► Belohnung und Bestrafung
Ergebnisse:
► Situationale Interesse schwankte deutlich
► S/S mit generell hohem individuellem Interesse fanden mehr Stunden interessant
► Identifikation bestimmter Unterrichtsmerkmale, die systematisch mit höherem
situationalem Interesse einhergingen
Ergebnisse
► Schüler/Innen: Häufiges Erleben kooperativer Lernformen -> Zufriedenheit
62
► Lehrer/Innen: Häufiges Einsetzen kooperativer Lernformen (4x pro Woche) -> positiver
Effekt, aber Unzufriedenheit mit der Methode
► Unterrichtsbeobachtung: Häufiger Einsatz der Gruppenmethode, aber:
o implementierte Methoden erfüllen kaum die Bedingungen
o Vernachlässigung der individuellen Verantwortlichkeit und der gemeinsamen
Gruppenaufgabe
-> beobachtete Kooperation wies geringe Qualität auf
(unvorteilhafte Arbeitsteilung, geringe Rate an Zuhörern, negatives Klima und
suboptimale Entscheidungsprozesse)
Unterrichtsforschung
Klassiker: TIMSS-Videostudien
► Teilnahme: 231 Schulklassen, Videografie einer Mathematikstunde / Klasse
► 1. Typischer Ablauf einer japanischen Stunde: Beginn Einzel- oder Gruppenarbeit
► 2. Deutsche oder amerikanische Stunde: Beginn mit lehrergeleiteten Gesprächen
Ergebnisse:
Japanische Schüler weisen in der Studie gute mathematische Leistung auf
-> problemlösender japanischer Unterricht gilt seitdem als der Musterunterricht für
Mathematik
Normative Setzungen, wie „guter Unterricht“ auszusehen hat, sind kaum möglich. Stattdessen
führen unterschiedliche Wege zu guten Schülerergebnissen
63
Tiefenstrukturen
65
Konstruktive Unterstützung – Aspekte konstruktiver Unterstützung
66
Dimensionen des Feedbacks
Konstruktive Unterstützung
-> Forschung bestätigt die Effektivität: Lehrerzentrierter Unterricht kann in der Tat eine
höchst effektive Methode sein
Direkte Instruktion
Bsp. im Religionsunterricht
68
Methoden des gemeinsamen Lernens: Gruppenarbeit und Kooperatives Lernen
69
Kooperative Lernmethoden
► Leider zeigt der Blick in die Forschungsergebnisse dass offene Methoden in vielen Fällen
diese Ziele nicht erreichen.
► S/S, die mit offenen Methoden unterrichtet wurden, zeigen ein höheres Interesse und
mehr Lernfreude. Das ist jedoch nicht durchgängig in allen Studien zu beobachten.
► Vorteile können selten nachgewiesen werden, wenn es um kognitive Lernziele geht
(Sowohl in Bezug auf die Vermittlung fachlicher Lerninhalte als auch generelle
Problemlösekompetenz)
Entscheidender Schlüssel zum Gelingen offener Unterrichtsmethoden: Strukturierung
70
o vorstrukturierte Lernexperimente (Beobachten bestimmter Lerngegenstände im
Wasser)
o Bearbeitung von Arbeitsblättern
o Tag im Schwimmbad: Schwimm- und Sinkverhalten eines Baumstammes und
ihres Körpers
► Experimentelle Manipulation: Umsetzung zweier Unterrichtsformen, die sich darin
unterscheiden, wie stark die Lehrkraft den Unterricht strukturierte. Bei einer Hälfte der
Klasse wurde der offene Unterricht umgesetzt, während bei der anderen Hälfte die
Unterrichtseinheit vorstrukturiert (genau Zeiteinteilung bei den Materialen und
Gesprächsleiter) wurde.
► Ergebnis: deutlicher Vorteil der beiden Experimentalgruppen (größeres konzeptuelles
Wissen)
ABER: Nach einem Jahr zeigte sich, dass nur die Kinder der hochstrukturierten Gruppe
ein deutlich besseres Verständnis aufwiesen
► Bei der Motivation der Kinder sah man kaum Unterschiede und wenn dann weisen die
Kinder in der hoch strukturierten Lernumgebung höhere Werte auf
Professionelle Kompetenz
► Spezielle berufliche Aufgaben notwendig
► Kompetenz = Fähigkeit und Bereitschaft zu handeln
► Professionelle Kompetenz umfasst kognitive Aspekte (Wissen oder Vorstellungen),
motivationale und affektive Aspekte (Ziele, Motive, Gefühle)
► Die Fähigkeit und Bereitschaft, Unterricht gut und effektiv zu gestalten, entsteht aus
einem Zusammenspiel dieser Aspekte
Forschung zu Erwartungseffekten:
► Lehrkräfte geben den S/S, von denen sie geringere Lernfähigkeit annehmen, oft weniger
anspruchsvolle Aufgaben
► Lehrkräfte verhalten sich diesen S/S weniger freundlich und aufgeschlossen (Harris &
Rosenthal 1985)
► Geringe Erwartungen -> negativer Effekt auf die Anstrengungsbereitschaft der S/S
► Bildung negativer Erwartungen der Lehrkräfte auf Basis von Informationen (die mit dem
tatsächlichen Potenzial der S/S nichts zu tun haben), wie sozialer Hintergrund oder
psychische Aktivität
► Lerntheoretische Überzeugungen der Lehrkräfte:
o „Sender-Empfänger-Modell“: Lehrkraft stellt den Lernstoff zur Verfügung, S/S
merken sich den Stoff -> Lernen wie eine Fernsehsendung -> weniger kognitiv
aktivierende Aufgaben, weniger konstruktive Unterstützung
o Lernen ist ein sozialer Prozess -> Diskussionen, sozialer Austausch
71
► Wichtige Komponente der Professionalität von Lehrkräften: reflektierende
Auseinandersetzung
► Studie COACTIV:
o Untersuchung der Lehrkräfte in Deutschland, deren S/S 2003 an der PISA Studie
teilgenommen hatten
o Erfassung der professionellen Kompetenz
Der Aspekt der Motivation teilt sich in: Intrinsische & extrinsische Motivation
Empirische Forschung (Kunter & Holzberger) zeigt:
Lehrkräfte mit hohem Anteil an intrinsischer Motivation, erleben oft Freude und Begeisterung
während der Arbeit, sind gesünder, zufriedener und bieten höhere Unterrichtsqualität an -> positiver
Effekt auf das Lernen und die Motivation der S/S
► Selbstwirksamkeitsüberzeugung
Studien zeigen:
o Lehrkräfte it hohen Selbstwirksamkeitsüberzeugungen setzen innovativere und
effektivere Methoden ein und zeigen langfristig geringere Stresssymptome und
größere Bereitschaft für Engagement.
72
-> Vor allem die Lernzielorientierungen gehen mit größerem Wohlbefinden, mehr
Lernbereitschaft und besserer Unterrichtsqualität einher
Klassenzusammensetzung
► Kompositionseffekt
► „günstige“ Klassenzusammensetzung -> erfreuliche Leistungsentwicklung:
o Hauptschule: Einfluss der Klassenkomposition auf Leistungsentwicklung
o Gymnasium: geringe Auswirkung der Klassenkomposition auf Leistungsentwicklung
► Unterrichten einer „guten“ Klasse -> erfolgreiche Lehrkraft
► Unterschiedliche Unterrichtsqualität -> großer Effekt auf den Lernerfolg (als Unterschiede in
der Klassenkomposition)
► Erfolgreiche Lehrkräfte sollen sich „schlechte“ Klassen aussuchen, da in diesen Klassen das
Potenzial vieler S/S nicht ausgeschöpft wird
► Bezugsgruppeneffekt: ständiger Kontakt mit leistungsstarken MitS/S kann negative
Konsequenzen auf das Selbstbild haben
► Die Klasse als Vergleichsmaßstab:
o „Big-Fish-Little-Pond-Effekt“ (Fischteicheffekt): Schulisches Selbstkonzept
o Bezugsgruppeneffekt: Das Selbstkonzept der S/S hängt nicht nur von den eigenen
Fähigkeiten ab, sondern auch von den Leistungen der MitS/S
o Die Bedeutung der Klassengröße wird deutlich überschätzt -> geringere positive
Effekte von kleinen Klassen auf den Leistungszuwachs (Von Saldern 2010)
Schulformeffekte
► „Schereneffekt“: An Haupt- oder Realschulen treten ungünstigere
Kompetenzentwicklungen als an Gymnasien auf (vgl. Becker, Lüdtke, Trautwein, Köller &
Baumert 2012; Neumann et al 2007)
► Inkonsistente Forschungslage bzgl. Unterscheidung der Lernzuwächse zwischen
unterschiedlichen Schulformen
► Ursache: unterschiedliche Leistungstests bei der Messung des Lernzuwachses zwischen
unterschiedlichen Schulformen
► Weitere Kontextfaktoren:
o Schulklima
Sicherheit – körperlich, sozial-emotional
Lehren und Lernen – Unterrichtsqualität, Lernziele, Weiterbildung,
Führung
Beziehungskultur zwischen den Beteiligten
73
Charakteristika des Schulgebäudes und außerschulische Angebote
o Regionaler Kontext
In Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit könne die Motivation der S/S
niedrig ausfallen
Durch konfessionelle Zusammensetzung der Bevölkerung -> hohes
Leistungsniveau
Anstellung in Städten oder Gemeinden mit guter wirtschaftlicher Lage
o Curriculum
o Stundenallokationen, Vorgabe für Prüfungen
Familiäre Herkunft
► Bildungshintergrund: Interesse der Eltern für schulische Inhalte oder Nachgehen von
Bildungsaktivitäten
► Hausaufgaben:
o Unnötige Hilfe bei Hausaufgaben -> negative Konsequenzen auf
Selbstentwicklung, das Selbstkonzept und selbstregulative Fähigkeiten der Kinder
(Dumont 2012; Wild 2004)
o Überlegung der Lehrkraft: welche Form der Hausaufgabenunterstützung
Begriffserklärung
► Synonyme Verwendung von Lehren und Instruktion (Weinert 1996)
► Der Begriff der Lernumgebung:
o Lernen ist von ganz verschiedenen Umgebungsfaktoren abhängig
o Äußere Gestaltung kann in unterschiedlichem Ausmaß
o vorgenommen werden
o Lernumgebung besteht aus einem Arrangement von Unterrichtsmethoden und -
techniken sowie von Lernmaterialen und Medien.
74
o Sie stellt gleichzeitig aber auch die aktuelle zeitliche, räumliche und soziale
Lernsituation dar und schließt letztlich auch den jeweiligen kulturellen Kontext
ein
Historie
Elaboration Theory
► 1. Schritt Entscheidung über die Organisation: Entsprechend der Instruktionsziele
inhaltliche Organisation (konzeptionell, prozedural oder theoretisch) wählen
► 2. Schritt Inhaltsanalyse: Organisationsstruktur entwickeln. Inhalte (Konzepte, Verfahren
oder Prinzipien) werden in der jeweils notwendigen Detailliertheit und Komplexität
dargestellt
► 3. Schritt Schaffung des Instruktionsgerüsts: Sequenzierung der Komponenten
► 4. Schritt Gerüst mit Inhalten füllen und alle notwendigen Lernvoraussetzungen
identifizieren
► 5. Schritt Alle Inhalte auf verschiedene Elaborationsniveaus und einzelne
Unterrichtsstunden verteilen
► 6. Schritt Binnengestaltung einer Unterrichtsstunde: Motivation, Analogien, Erweiterung
bereits vermittelter Informationen
76
Wissenschaftliche Probleme der kognitivistischen Auffassung
77
► Wissen ist keine Kopie der Wirklichkeit, sondern Konstruktion von Menschen, somit
wieder ein äußerer Gegenstand der sich von Lehrenden zu Lernenden „transportieren“
lässt, noch eine getreue internale Abbildung desselben (Knut & Cunningham 1993)
78
Probleme
► Unbefriedigende Befundlage
o Wenige Studien
o Schlechtere Performanz in Wissens-Nachtests, relativiert durch bessere
Anwendungskompetenz
► Radikaler Konstruktivismus steht einer Objektivierung entgegen
► Sehr viele Freiheitsgrade bei der Gestaltung
► Vage Begrifflichkeit, z.B. Situiertheit, Authentizität
► Schlechtes Kosten-Nutzen-Verhältnis
► Gefahr der Überforderung von Lernenden
► Wo Orientierung und ein eher niedriges Leistungsniveau ausreichen, sind kognitivistisch
geprägte Wege gangbar und bisweilen ökonomischer
79
Anchored Instruction
► Programme entwickeln
o Problemlösefertigkeiten
o Schlussfolgerndes Denken
o Lernen lernen
o Kommunizieren lernen
o Fächerübergreifender Unterricht
o Mehr Bezug zur „Welt“
o Benutzen von Computer Tools (Spreadsheet etc.) zum Problemlösen
Theoretischer Hintergrund
► Konstruktivistischer Ansatz
o Generatives Lernen
o Aktiver Lernern
o Aprrenticeship learning
► Experten vs. Novizen (Hanson 1970)
► Verwandtschaft zu Situated Cognition (Brown et al 1989)
o Authentische Aufgabe zur Übung
o Transfer durch verschiedene Settings
7 Design Prinzipien
► Video basiertes Format
► Narratives Format
► Generatives Lernformat
► Embedded Data Design
► Problemkomplexität
► Paare verwandter Probleme
► Querverbindungen über das Curriculum
Video-basiertes Format
► Video reichhaltiger als Text
o Information besser in komplexer Geschichte
o Leseschwierigkeiten behindern nicht beim Lernen
o Motivierender als Text
o Reichhaltigeres mentales Modell
► Videodisc
o Schneller und sichtbarer Vorlauf zur Informationssuche
o Einfrieren von Bildern / Slow Motion
Narratives Format
► Sinnvoller / bedeutungsvoller Kontext
► Verständliche Textstruktur
o Mentales Modell der Situation
o Authentische Verwendungsmöglichkeiten von Mathematik
Generatives Lernformat
► Lösung muss von Kindern durch komplexe Aufgaben selbst gefunden werden
► Motivation
o Eigene Problemstellung
o Wissensdurst
o Aktive Teilnahme (konstruktivistische Basis)
Problemkomplexität
„Schüler können nicht mit Komplexität umgehen lernen, wenn sie nicht die Gelegenheit haben, es
zu tun“ (Schoenfeld 1985)
► Komplexe mathematische Probleme
o zB 15 Schritte zur Lösung
o zB Vergleich multipler Lösung und Begründung einer Wahl
► Videoformat hilft
o beinhaltet multiple Informationen
o Lehrer können komplexe Probleme oft nicht eindeutig und verständlich erklären
81
Paare verwandter Probleme
► Transfer
o Lösen des Gelernten vom Kontext
o Anwendbarkeit in vielen Situationen
82
83
Lernen mit Medien
Die Wissensexplosion
► Alle 5 Jahre verdoppelt sich das gesellschaftliche Wissen
► 1/5 dessen, was eine Elektroingenieur oder Biochemiker heute weiß, ist innerhalb von 12
Monaten veraltet
► 50% der Informationstechnologie des Jahres 2015 ist heute noch nicht erfunden (dürfte
schon eine ältere Folie gewesen sein)
► Konventionelle Lernformen stoßen hierbei an ihre Grenzen
► Pädagogisch-psychologische Sicht:
Eine vom Lernenden unmittelbar beeinflussbare Computeranwendung, die Informationen durch
mehrere Symbolsysteme, d.h. bildlich-analog oder sprachlich-sequentiell vermittelt und dabei
verschiedene Sinne anspricht. (Weidenmann 1995; Hasebrook 1995)
85
Modell von Weidemann
Steuerungscodes
86
Transferförderliches Lernen durch Goal-Based Scenarios (GBS): Ziele
► Lernen zu handeln (prozedural), nicht nur zu wissen (deklarativ)
► Lernen im Kontext eines zu erreichenden Zieles, welches bedeutungsvoll, relevant und
interessant empfunden wird (intrinsische Motivation)
► Wissen im Zusammenhang mit Aufgaben so zu erwerben, dass es außerhalb der
Lernumgebung anwendbar wird (Transfer)
► Lernen anhand authentischer Fälle
87
Struktur und Beispiel einer GBS-Konzeption
Fazit:
► Goal-Based Scenarios unterstützen kompetenzorientiertes Lernen
► Können zur Simulation sozial-kommunikativer Problemsituationen herangezogen werden
► Ermöglichen das Lernen anhand authentischer Probleme
o Vermittlung deklarativen Basiswissens
o Geleitetes & „sicheres“ Üben von Verhalten
► Können auch in kollaborativen Szenarien eingesetzt werden
► Wirksamkeit des Ansatzes ist theoretisch wie empirisch fundiert
► Grenzen: Übung und das echte Leben machen den Meister! GBS bilden die Brücke von
der Theorie zur Praxis
Lernen in Gruppen
Unterrichtsmodelle zum kooperativen Lernen
► Skript-Kooperation
► Reziprokes Tutoring
► Gruppenrecherche
► Reziprokes Lehren
► Lehren durch Lernen
► Gruppenpuzzle
► Problembasiertes Lernen
Skript-Kooperation
► kooperative Dyaden (gr. Zweiheit = Zweierpaar)
► Beide lesen einen Textteil
► Ein Partner fasst das Erlernte zusammen
► Der Andere achtet auf Fehler und Auslassungen
► Zweiter Textteil: Vertauschen der Rollen
88
Reziprokes Tutoring
► Paare treffen sich über einen längeren Zeitraum zum Lernen
► abwechselnd Lehrer- und Schülerrolle
► Schüler muss ein Problem lösen
► Lehrer kann Hinweise auf die Lösungsschritte geben
► abschließend Test für beide
► Belohnung in Abhängigkeit von der Dyadenleistung
Gruppenrecherche
► Gliederung eines Problems in Unterthemen
► Einteilung der Schüler in Kleingruppen
► Planung und Durchführung der Recherchen
► Planung und Durchführung der Präsentation in der großen Gruppe
► Evaluation
Reziprokes Lehren
► Programm zur Förderung von Kindern mit Problemen beim Leseverständnis
► Diskussion über einen Text
► Verständnisförderung:
o Fragen über die zentralen Punkte des Texts
o Klärung von Unklarheiten
o Voraussagen über den kommenden Abschnitt
Beispiel: Spinner’s mate is much smaller than she, and his body is dull brown. He spends most of
his time sitting at on side of her web.
Problembasiertes Lernen
► Authentische, komplexe Probleme
► Kleingruppen 4-9 Lernende
► Tutorielle Unterstützung
► Informationsressourcen
o Begleiteden Vorlesung/Seminare
o Literaturangaben
o Expertise von Dozenten
Ziele:
► Strukturierung des Wissens zum anwendungsorientierten Gebrauch
► Erwerb effektiver Problemlösekompetenz
► Selbstgesteuertes Lernen
► Motivationssteigerung
90
Problemstellungen:
► Komplexe Problemstellungen aus dem zu vermittelnden Inhaltsbereich mit zumeist
interdisziplinärer Natur
► Abdeckung der Lehrziele durch Probleme
► Präsentationsformen:
o Papierform
o Darsteller
o medial angereicherte Präsentation Bild / Video
o interaktive Simulation
92