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2020
Erziehungswissenschaften
ZUSAMMENFASSUNG EAH 11 – 13
Inhaltsverzeichnis
1
4.2 Faktoren der Resilienz ........................................................................................................... 28
4.2.1 Protektive Faktoren ....................................................................................................... 29
5 Modelllernen nach Albert Bandura ........................................................................................... 30
3
11.2.3 Initiative vs. Schuldgefühle ........................................................................................ 59
11.2.4 Leistung vs. Minderwertigkeitsgefühl ....................................................................... 61
11.2.5 Identität vs. Rollenkonfusion ..................................................................................... 62
11.2.6 Intimität vs. Isolation ................................................................................................. 63
11.2.7 Generativität vs. Stagnation ...................................................................................... 64
11.2.8 Integrität vs. Verzweiflung ........................................................................................ 64
11.3 Kritik an Erikson ..................................................................................................................... 64
12 Bindungstheorien ...................................................................................................................... 65
4
13.4.7 These 6: Rolle personaler + sozialer Ressourcen ...................................................... 76
13.4.8 These 7: Bedeutung der Sozialisationsinstanzen ...................................................... 78
13.4.9 These 8: Persönlichkeitsentwicklung im Leben ......................................................... 79
13.4.10 These 9: Sozialisationseffekt soziale Ungleichheit .................................................... 79
13.4.11 These 10: Weibl. + männl. Realitätsverarbeitung ..................................................... 80
13.5 Das Belastungs-Bewältigungs-Modell ................................................................................... 80
13.6 SINUS-Lebensweltenmodell der Jugendlichen ...................................................................... 81
13.7 Ablösung der Jugendlichen vom Elternhaus ......................................................................... 83
13.8 Welche Ressourcen benötigen Jugendliche zur Produktiven Lebensbewältigung ............... 85
13.9 Typologie jugendlicher Entwicklungswege ........................................................................... 87
13.9.1 Transition und Moratorium ....................................................................................... 87
13.9.2 Integration ................................................................................................................. 87
13.9.3 Assimilation ............................................................................................................... 87
13.9.4 Segregation................................................................................................................ 88
13.9.5 Marginalisierung ........................................................................................................ 88
13.10 Kritik an und Bedeutung von Hurrelmann ............................................................................ 88
14 Wilhelm Heitmeyer ................................................................................................................... 89
6
20.3.8 § 34 SGB VIII ............................................................................................................ 121
20.3.9 § 35 SGB VIII ............................................................................................................ 121
20.3.10 Form der Erziehungshilfe & Erzieheraufgaben........................................................ 122
20.4 Partizipation von Kindern und Jugendlichen ....................................................................... 123
20.5 Gesetze zur Partizipation im KJHG ...................................................................................... 124
20.5.1 Tabelle der Paragraphen ......................................................................................... 124
7
21.3 Jungen als Bildungsverlierer laut Hurrelmann – Bilanz ....................................................... 138
21.4 Jungen als Bildungsverlierer – Gründe ................................................................................ 139
22 Janusz Korczak – Pädagogik der Achtung ................................................................................ 141
8
1 Was sind Erziehungswissenschaften?
1.1 Was ist wissenschaftliches Arbeiten?
Alltagswissen Wissenschaftliches Wissen
Wissenschaftliches Arbeiten:
Bearbeitung einer Fragestellung im Hinblick auf ein Erkenntnisziel, mit dem andere
Wissenschaften weiterarbeiten können.
9
1.2 Pädagogik
Pädagogik
Erziehungspraxis Erziehungswissenschaft
Vorstellung
über Einrichtung Voraussetzung Ziele, Beziehung
Erziehung Handlungen
10
2 Was ist Erziehung?
2.1 Die gesellschaftliche Bedingtheit von Erziehung
• Enormer Erziehungsdruck
o Gesellschaftlicher Wandel (Familienformen, Lebensbedingungen)
o Veränderter Stellenwert von Erziehung
• Auswirkungen auf Erziehungsprozesse und Familienbeziehungen haben:
o Individualisierung (Entscheidungsfreiheit/-zwang), Pluralisierung,
Enttraditionalisierung
• Von moderner Welt gefordert sind Eigenverantwortlichkeit + Individuelle Initiative
• Vorbilder für eine gelungene Lebensgestaltung oder für
Krisenbewältigungsstrategien fehlen heute oftmals
o Lebensführung wird immer individueller
▪ als anstrengend, kompliziert und mühsam empfunden
▪ Führt zu Unsicherheiten in der Lebensführung und den
Alltagsleistungen (Erziehung gehört dazu)
• Schwierigkeiten im Leben als Erwachsener oder in der Kindesentwicklung:
o Familien sind den gesellschaftlichen Anforderungen an Flexibilität und
Mobilität so stark ausgesetzt, dass stabile Lebensverhältnisse nicht mehr
gewährleistet sind. (z.B. durch Trennung, Umzug, Arbeitslosigkeit)
• Erziehungsaufgabe:
o Stabilität für Kinder im Alltag bewahren
• Wandel vom Befehls- zum Aushandelshaushalt:
o Interessen mit Kindern abstimmen
o Auf Bedürfnisse und Gefühle der Kinder eingehen
o Eltern sind empathischer als früher
• Aushandelshaushalt kann problematisch sein
o Anstreben einer perfekten Erziehung
o Wettbewerb um die beste Stellung in der Gesellschaft
o Druck für Eltern und Kinder
▪ Psychischer Druck = Form von Erziehungsgewalt (ist Eltern nicht
bewusst)
11
2.2 Definition – Erziehung
Erziehung ist ein teils geplanter, bewusster und ein teils ungeplanter interaktiver
Vorgang, der auf das Leben vorbereiten soll und eine Einführung in das
Gruppenleben, die Persönlichkeitsentwicklung und die Unterstützung von
Lebensvorgängen ermöglicht. Erziehung sorgt für dauerhafte Veränderungen. Sie ist
abhängig vom Adressaten.
Endogen:
aus den Anlagen entstanden
Exogen:
aufgrund von Umwelteiflüssen
entstanden
12
2.4 Die Ausbildung der Persönlichkeit
Pädagogischer Realismus:
• Die Ausbildung der Persönlichkeit geschieht in enger Wechselwirkung
zwischen Anlage und Umwelt, wodurch die Erziehung der Schrittmacher der
Entwicklung und sich dabei ihrer Grenzen bewusst ist.
13
2.5.2Der Mensch, ein Wesen ohne ausreichende Instinkte
• Lebensweise der Tiere durch Steuerungsmechanismen/Instinkte geregelt
o Ererbte, gleichförmige und automatische Reaktionsweise durch
Schlüsselreiz ausgelöst
o Dienen Selbst- und Arterhaltung
• Mensch = nur unzuverlässige Instinktreste = instinktreduzierte Wesen
o Voraussetzung für die Befreiung des Menschen vom Zwang der Natur
▪ Verhaltensweisen frei wählen können
▪ Überlegte Entscheidungen treffen können
▪ Produktive Lösungen finden können
• Weltoffenes Wesen
o Auf aktive Gestaltung der Umwelt ausgerichtet
14
2.5.4Der Mensch, ein Wesen, das zu früh zur Welt kommt
• Säugetiere = 2 typische Formen des Geburtszustandes:
o Nesthocker
▪ Geburt nach kurzer Tragzeit, hilflos, verschlossene Sinnesorgane,
unfähig zur Fortbewegung
o Nestflüchter
▪ Entwicklung im Mutterleib dauert länger, funktionsfähige Sinnes-
und Bewegungsorgane
• Menschenkinder:
o Funktionsfähige Sinnesorgane
o Noch keine spezifisch menschlichen Verhaltensweisen
o Nach Ende des ersten Lebensjahres erreicht es den Ausbildungsgrad, den
ein seiner Art entsprechendes höheres Säugetier bei der Geburt aufweist.
o Hilfloser Nestflüchter
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2.5.6Der Mensch, ein soziales Wesen
• Der Mensch ist in eine soziale Situation eingebettet
o Auf eine gesellschaftliche Lebensweise hin angelegt
o Auf Mitmenschen und soziale Beziehungen angewiesen
▪ Soziales Wesen
• Daseinsform = Zusammenleben
o Familie, Schule, Arbeit etc.
o Wird durch Verhaltensvorschriften geregelt
▪ Verstoß gegen Regeln führt zu Schwierigkeiten
16
2.6 Erziehungsbedürftigkeit und –Fähigkeit
Lernen Erziehung
Prozess der Verhaltens- und Absichtliches und bewusstes
Erlebensänderung, ausgelöst Herbeiführen von Lernprozessen
durch Erfahrung und Übung
Enkulturation Enkulturationshilfe
Erlernen der kulturellen Hilfe beim Erlernen der
Lebensweise kulturellen Lebensweise
Sozialisation Sozialisationshilfe
Erlernen des sozialen Hilfe beim Erlernen des
Verhaltens sozialen Verhaltens
Personalisation Personalisationshilfe
Ausbildung des Hilfe bei der Ausbildung des
Personseins Personseins
Bildung
Als Prozess und Ergebnis der aktiven Auseinandersetzung mit der Welt
17
Erziehungsbedürftigkeit Erziehungsfähigkeit
Der Mensch muss erzogen werden. Der Mensch kann erzogen werden.
18
2.7 Schlussfolgerungen
• Keine Babysprache/unbewusstes Korrigieren
• Viele Einflussmöglichkeiten auf die Entwicklung der Kinder möglich
• Hilfestellungen bieten, Impulse setzen
• Kooperatives Handeln, gemeinsam Konflikte lösen
• Individuelle Regeln und Grenzen setzen
• Auf den individuellen Entwicklungsstand des Kindes eingehen
• Spielerisches Eingliedern in die Kultur, Gemeinschaftsgefühl entwickeln
• Gruppenspiele, Musik, Balancieren ermöglichen
• Zuneigung, Aufmerksamkeit, Liebe, Lob
• Selbstbewusstsein fördern
• Vorbild sein
Entwicklungsfördernd: Entwicklungshemmend:
Emotionale Wärme: Emotionale Kälte/Überhitzung:
• Zuwendung zum Kind • Ablehnung/Ignoranz/Desinteresse
• Aufmerksamkeit • Vermeidung Körperkontakt
• Zuhören, wahrnehmen, trösten • Kind ist Physisch/psychisch/sozial
• Körperkontakt (nicht erzwungen), vernachlässigt
Blickkontakt, zugewandte Haltung Emotionale Überhitzung:
• Überbehütung/Einengung
• Körperkontakt erzwingen
• Emotional/körperliche Überforderung
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Achtung und Respekt: Missachtung:
• Individualität des Kindes akzeptieren • Verhalten und Persönlichkeit des
• Dem Kind eigene Wege zutrauen Kindes werden gering geschätzt
• Erniedrigung, Entwürdigung, Druck,
Bloßstellung
• Eigene Zielvorstellungen für das
Kind durchsetzen
• Gewalt = Mittel zur Intervention
• Folge = Minderwertigkeitsgefühl
Kooperation: Dirigismus:
• Kommunikation • Erwachsener bestimmt im Alleingang
• Einbeziehung des Kindes in und zieht Entscheidungen durch
Entscheidungen • Autonomie des Kindes wird
• Teilnahme und Teilhabe des Kindes eingeschränkt durch Liebesentzug,
Kontrolle und Verbot
• Kind wird nicht als eigenständiger
Mensch akzeptiert
• Wenig Zutrauen
• Verantwortungsübernahme wird dem
Kind nicht ermöglicht
• Folge = Unfähigkeitsgefühl und
Gefühl der Inkompetenz beim Kind
Struktur und Verbindlichkeit: Chaos und Beliebigkeit:
• Regeln sind abgesprochen/bekannt • Erwachsener ist unsicher und
• Absprachen werden auf beiden inkonsequent
Seiten eingehalten • Ohnmacht/Überforderung führt zu
• Erwartbare Konsequenzen bei o Nichtstun/Geschehenlassen
Regelverstoß werden durchgeführt o Forderung/Bestimmung
und nicht nur angedroht • Keine Orientierung für das Kind
• Grenzen = Orientierung • Beliebige Grenzen, die nicht
• Rituale/Gewohnheiten = Struktur, eingehalten werden
Verlässlichkeit, Sicherheit • Widersprüchliche/undurchsichtige
emotionale Haltung
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Allseitige Förderung: Einseitige/mangelnde Förderung:
• Anregungsreiche Umgebung • Erwarten übertriebener Leistungen
• Ermöglichung von Erfahrungen (Überforderung)
• Auf Fragen antworten • Vorenthaltung bestimmter Welt- und
• Unterstützen der Exploration Lebenszusammenhänge
• Folge = Kind stellt Welt- und (mangelnde Förderung)
Lebenszusammenhänge her und • Anregungsarme Umwelt
eignet sich die Kultur an • Neugier- und Lernverhalten des
Kindes wird nicht unterstützt
Erziehung muss nicht perfekt sein, denn Eltern sind keine Erziehungsroboter!
Wichtig ist die Reflexion des eigenen Erzieherverhaltens!
Kinder brauchen eine feste Bindung zu einer Bezugsperson, damit sie ihr
Explorationsbedürfnis ausleben können.
21
3 Erziehungsstile nach Kurt Lewin
3.1 Erziehungsstile
Unter Erziehungsstil versteht man die Verhaltensweisen eines Erziehers, die sich zu
einer typischen erzieherischen Grundhaltung zusammenfassen lassen.
• Lehrer gibt groben Überblick über die Tätigkeit und das Ziel
• Diskussionen in der Gruppe über Entscheidungen werden zugelassen
• Lehrer unterstützt und ermutigt
• Verantwortungsübernahme der Gruppe
• Gegenseitige Hilfe
• Lehrer versteht sich als Gruppenmitglied, aber beteiligt sich nicht so viel an der
Gruppe
• Kommunikation, keine Befehle
• Angebrachtes, sachbezogenes Lob
• Abgesprochene, begründete Regeln und Konsequenzen bei Regelbruch
• Lehrer ist persönliche Autorität
• Gute Beziehung ist wichtig
• Bedürfnisse der Kinder werden geachtet
Ergebnis:
22
3.1.2Der laissez-faire/permissive Erziehungsstil
Vorgehen:
Ergebnis:
23
Ergebnis:
24
3.3 Autorität haben und Autorität sein
Autorität haben Autorität sein
Irrationale Autorität
• Bezieht sich auf die Persönlichkeit
der Person, die Autorität ausstrahlt
Rationale Autorität
25
3.4 Warum ist eine gute Beziehung wichtig?
Erziehungsziele:
26
3.6 Tausch & Tausch – Dimensionen des
Erziehungsverhaltens
Zwei Hauptdimensionen: Emotionale Dimension und Lenkungsdimension
27
4 Resilienz
4.1 Der Begriff ,,Resilienz‘‘
Der Begriff ,,Resilienz‘‘ bezeichnet die Fähigkeit, selbst in schwierigen Lebenskrisen
und nach schweren Schicksalsschlägen wie ein Stehaufmännchen wieder auf die
Beine zu kommen. Resilienz steht somit für das Immunsystem der Psyche oder auch
für den Schutzschirm der Seele.
28
4.2.1Protektive Faktoren
Protektive Faktoren sind psychologische Merkmale des Individuums und der sozialen
Umwelt, die die Wahrscheinlichkeit psychischer Störungen herabsetzt.
29
5 Modelllernen nach Albert Bandura
5.1 Phasen und Prozesse des Modelllernens
Aufmerksamkeitsprozess (Beobachter wird auf das Modell aufmerksam)
Aneignungsphase
Ausführungsphase
Es gibt die…
• externe Bekräftigung
• die Selbstbekräftigung
• die stellvertretende Bekräftigung
5.2.2Beobachter
Positive Einstellung zum Modell, gute Wahrnehmungskapazität, Ähnlichkeit zum
Modell, Unsicherheit fördert das Lernen am Modell
30
5.2.3Situation
Verbalisierung, Aufforderung zur Nachahmung, Anwesenheit des Modells,
Beobachter erwartet positive Konsequenzen, mittlere Komplexität der Handlung,
neues Verhalten
5.4 Selbstwirksamkeit
Was ist Selbstwirksamkeit?
• Glaube daran, zu bestimmten Verhaltensweisen fähig zu sein zur Zielerreichung
• Hat Einfluss auf die Ausdauer/Anstrengung bei der Bewältigung einer Aufgabe
• Hat Einfluss auf die Körperreaktion
• Selbstwirksamkeit suggerieren
• Sich Situationen stellen
• Hilfestellungen geben und Lob aussprechen
• Ausprobieren lassen
• Stärken fördern
• Positive Einstellung und Erfolgserlebnisse
• Verantwortung übertragen
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6 Operante Konditionierung – Lernen durch Verstärkung
6.1 Prinzip der operanten Konditionierung
Die operante Konditionierung bezeichnet den Lernprozess, der das Ziel verfolgt,
dass erwünschte Verhaltensweisen öfter und unerwünschte Verhaltensweisen nicht
mehr gezeigt werden. Durch Verstärkungen, die auf die Verhaltensweise folgen, wird
dieses Ziel erreicht.
6.2 Verstärkungen
Man kann oft aus der Kenntnis über eine Art ableiten, was für Verhaltensweisen
verstärkend wirken könnte.
6.2.1Positive Verstärkung
Ein bestimmtes Verhalten führt zu einer gewünschten Konsequenz. (z.B. Im Haushalt
helfen und dafür Schokolade bekommen)
32
6.2.2Negative Verstärkung
Ein bestimmtes Verhalten, führt dazu, dass eine unerwünschte Konsequenz
ausbleibt. (z.B. an geht einem bissigen Hund aus dem Weg, um nicht gebissen zu
werden.)
Fluchtlernen Vermeidungslernen
Die Person wird direkt mit der Die Person wird durch einen Signalreiz
unangenehmen Konsequenz vor der unangenehmen Konsequenz
konfrontiert und ergreift Maßnahmen um gewarnt und trifft Vorsorge, um dieser
dieser zu entkommen. Konsequenz vorzubeugen.
6.3 Bestrafung
6.3.1Bestrafung Typ 1
Bestrafungen des ersten Typen sollen die Auftretens Häufigkeit eines bestimmten
Verhaltens verringern. Eine negative Reaktion folgt auf dieses Verhalten hin.
6.3.2Bestrafung Typ 2
Bei der Bestrafung des zweiten Typen bricht man eine positive Verstärkung ab,
sobald ein bestimmtes Verhalten gezeigt wird, dessen Auftreten verringert werden
soll. Dabei gibt es zwei Erscheinungsformen.
33
6.4 Verstärkungspläne
Extinktion:
Als Extinktion bezeichnet man die Lösung oder das kontinuierliche schwächer
werden einer erlernten Verhaltensweise. Bei der operanten Konditionierung
geschieht dies durch das Auslassen der Verstärkung. Man kann diesem Effekt mit
Verstärkungsplänen entgegenwirken.
Kontinuierliche Verstärkung:
Partielle Verstärkung:
Variable Intervallverstärkung:
Shaping:
34
7 Klassische Konditionierung – Signallernen
7.1 Definition – Klassische Konditionierung
Die klassische Konditionierung ist eine Lerntheorie bei der ein neutraler Reiz und ein
unbedingter Reiz wiederholt miteinander gekoppelt werden. Das führt dazu, dass
aus dem neutralen Reiz ein bedingter Reiz wird, der eine bedingte Reaktion auslöst.
Das Ziel des Lernprozesses ist eine neue Verhaltensweise oder eine
Verhaltensänderung.
7.2 Abkürzungen
Abkürzung Englisch Deutsch Definition
NS Neutral stimulus Neutraler Reiz Reiz, der
normalerweise
alleine keine
Reaktion auslöst
UCS Unconditioned Unkonditionierter Reiz, der eine
stimulus Reiz reflexartige
Reaktion auslöst
UCR Response Unkonditionierte Eine Reaktion, die
Reaktion reflexartig von
einem Reiz
ausgelöst wird
CS Conditioned Konditionierter Ursprünglich
stimulus Reiz neutraler Reiz, der
jetzt eine erlernte
Reaktion hervorruft
CR Conditioned Konditionierte Angelernte
response Reaktion Reaktion die durch
den konditionierten
Reiz ausgelöst
wird
35
7.3 Voraussetzungen für klassische Konditionierung
• Ein angeborener Reflex muss vorhanden sein
• Mehrmalige Kopplung von NS + UCS muss erfolgen
• NS muss vor dem UCS liegen oder die beiden Reize müssen gleichzeitig erfolgen
• Die Umgebung muss gut abgestimmt sein
36
7.5 Das Gesetz der Kontiguität
Das Gesetz der Kontiguität besagt, dass eine Konditionierung erst dann erfolgt, wenn
der neutrale Reiz und der unbedingte Reiz mehrmals miteinander und kurz
hintereinander auftreten du räumlich beieinander liegen.
7.6 Reizgeneralisierung
Von Reizgeneralisierung spricht man, wenn ein Reiz, der mit dem bedingten Reiz
Ähnlichkeit hat, ebenfalls die bedingte Reaktion auslöst. (z.B. Angst vor einem
bestimmten Lehrer überträgt sich auf alle Lehrkräfte)
7.7 Reizdifferenzierung
Von Reizgeneralisierung spricht man, wenn man zwischen einem bedingten Reiz und
ihm ähnlichen Reizen unterscheiden kann. (z.B. Man hat Angst vor einem
bestimmten Lehrer, aber die anderen Lehrkräfte lösen keine Angst aus)
7.8 Extinktion
Als Extinktion bezeichnet man die Löschung oder das kontinuierliche schwächer
werden einer erlernten Verhaltensweise. Bei der klassischen Konditionierung werden
der bedingte und unbedingte Reiz nicht mehr miteinander gekoppelt, so dass der
bedingte Reiz die Fähigkeit verliert eine bedingte Reaktion auszulösen. (z. B. Die
Angst vor dem Lehrer schwächt ab, weil keine negativen Erfahrungen mehr mit ihm
gemacht wurden)
37
7.9 Konditionierung 2. Ordnung
Die Konditionierung 2. Ordnung wird auf eine bereits erlernte Reiz-Reaktions-
Verbindung aufgebaut.
Konditionierung 1. Ordnung:
Konditionierung 2. Ordnung:
38
7.11 Gegenkonditionierung
Bei der Gegenkonditionierung wird ein erster konditionierter Reiz (CS1) mit einem
neuen unkonditionierten Reiz (UCS) gekoppelt, so dass die alte konditionierte
Reaktion (CR1) durch eine neue erwünschte konditionierte Reaktion (CR2) ersetzt
wird.
Der Begriff kennzeichnet eine Richtung der Lernpsychologie, die sich auf die
Messung und Beschreibung beobachtbarer Vorgänge beschränkt und jede
Mutmaßung über innere seelische Vorgänge als unwissenschaftlich betrachtet. Ziel
des Behaviorismus ist es, Verhaltensgesetze zu formulieren.
Blackbox:
39
8 Entwicklung von Kindern
8.1 Motorische Entwicklung
Motorische Entwicklung im Säuglingsalter:
40
Laufen Lernen:
Mit dem Erwerb der aufrechten Haltung und den Anfängen des Gehens wird der
Bewegungsradius eines Kindes immer größer.
• Das Kind verbessert seine Fähigkeit des Laufens und erlernt neue
Bewegungsformen:
o Gehen, Laufen, Springen, Kriechen, Rollen, Schieben, Ziehen, Hängen,
Balancieren, Steigen, Tragen, Werfen, Fangen
o Koordinative Fähigkeiten sind noch wenig entwickelt
o Körperkraft ist wenig dosiert und gesteuert
o Ausgeprägte Anstrengungsbereitschaft
o Ausgeprägter Bewegungsdrang
41
8.2 Spielentwicklung
Art des Spiels Beschreibung
Funktionsspiel • Bewegungsvollzüge stehen im Mittelpunkt,
Ca. 0 – 2 Jahre Gegenstände und Spielzeuge finden zunächst wenig
Berücksichtigung
• Bewegungssteuerung üben
• Erfahrungen mit Materialien gewinnen
• Materialien werden funktionsentsprechender
behandelt
• Kräfte und Geschicklichkeit erproben
• Spontane Spielform
• Erwachsener spielt nur bei Aufforderung mit
• Wiederholungen sind für das Spiel wichtig, um
eigene Fähigkeiten und Eigenschaften von
Gegenständen kennenzulernen
• Freude an der unmittelbaren Tätigkeit
Konstruktionsspiel • Das Kind produziert etwas mit dem Spielmaterial
Ca. 2 – 4 Jahre (bauen, stapeln, zusammenstecken)
• Je älter das Kind wird, desto planvoller und
konsequenter geht es vor
• Kenntnisse über Objekteigenschaften werden erlangt
• Praktische Problemlösungen werden erprobt
• Schöpferische Fähigkeiten werden entwickelt
Fiktions-/Illusionsspiel • Phantasie des Kindes wird immer ausgeprägter
Ca. 2 – 4 Jahre • Bedeutung der Gegenstände wird aufgegeben und
rasch gewechselt
• Im Spiel wir die Vorstellung erprobt
• Irgendwann kann das Kind sich Handlung auch
innerlich vorstellen
42
Rollenspiel • Übernommene Rollen stammen aus der Erlebnis-
Ca. 4 – 6 Jahre und Erfahrungswelt der Kinder
• Identifikation mit übernommenen Rolle
• Eigenen sich auch für die Bewegungserziehung, weil
die Rollen in Bewegung dargestellt werden
• Kinder können starke und schwache Rollen
übernehmen
Regelspiel/Wettspiel • Verstärkte Form des Miteinander- und
Ab ca. 5 – 6 Jahre Zusammenspielens
• Regeln werden oft von Erziehern übernommen
• Tendenz Spielregeln als Zwangsregeln zu sehen
• Irgendwann erkennen Kinder Regeln als soziale
Vereinbarungen an
43
Kontakt- und Kooperationsfähigkeit:
• Im Spiel Beziehungen zu anderen aufnehmen
• Andere als Mitspieler anerkennen
• Hilfe annehmen und anfordern
• Miteinander spielen
• Gemeinsam Aufgabe lösen
• Anderen helfen
• Eigene Gefühle ausdrücken und mitteilen
• Kommunizieren
Frustrationstoleranz:
• Bedürfnisse aufschieben, zugunsten anderer Werte zurückstellen
• Nicht immer im Mittelpunkt stehen müssen
• Mit Misserfolgen umgehen lernen
• Sich in die Gruppe einordnen können
Toleranz und Rücksichtnahme:
• Leistungen anderer akzeptieren und anerkennen
• Andersartigkeit anderer respektieren
• Bedürfnisse anderer tolerieren
• Schwächere in das Spiel integrieren
• Auf schwächer Mitspieler Rücksicht nehmen
• Mit zunehmendem Alter wird es für die Kinder wichtiger ihre Freunde selbst
auswählen zu können = Gefahr des Ausschlusses einzelner Kinder
• Für Kinder ist es schwierig sich in andere hineinzuversetzen = Egozentrismus
Motive sind die einzelnen Interessen, Bedürfnisse und Triebe, die das Handeln
antreiben und die Aktivität anregen.
44
Angeborene Triebe und Bedürfnisse zählen zum primären Motivationssystem.
Die Bedeutung der Motivation für die Entwicklung und das Lernen:
Die Motivation zum Lernen ist das Resultat der Wechselwirkung zwischen den relativ
überdauernden Zügen der Persönlichkeit eines Menschen (den Motiven) und den
situationsabhängigen Anregungsvariablen.
45
9 Jean Piaget
9.1 Kennzeichen von Piagets Arbeit
• Piaget befragte Kinder unter vier Augen in einer freien Unterhaltung.
• Piaget untersuchte die kognitive Entwicklung im Vergleich zum Alter.
• Piaget untersuchte die Entwicklung des Individuums im Vergleich zu seiner Art.
• Ergebnis: Kinder denken grundsätzlich anders als Erwachsene.
• Ergebnis: Die kognitive Entwicklung findet nach und nach statt.
Kognitiver Konflikt
Äquilibration
Prozess der zum Gleichgewicht führt
Führt zu ist
Adaption Kognitive Struktur
Voraussetzung für
Assimilation Akkommodation
• Durch das • Durch Objekt Schema
Subjekt bestimmt
bestimmt • Entstehung durch
• Passt zu kognitiven Konflikt
vorhandenen • Veränderung der
Strukturen kognitiven
• Bestehende Strukturen
Strukturen notwendig
erweitern
46
Piaget untersuchte die kognitive Entwicklung bei Kindern, indem er verbale Versuche
mit ihnen machte. Daraus entwickelte er die Theorie, dass die kognitive Entwicklung
ein Wechselspiel zwischen Assimilation und Akkommodation ist. Das Kind sieht zum
ersten Mal einen Hund, der groß, weiß und lieb ist, so dass man ihn streicheln kann.
Dies ist die Erfahrung mit der Umwelt. Diese erste Erfahrung speichert das Kind dann
als Assimilation. Von nun an besteht das Schema in der kognitiven Entwicklung, dass
Hunde groß, weiß und lieb sind. Daraufhin kommt es erneut zu einer Erfahrung mit
der Umwelt. Das Kind lernt einen anderen Hund kennen. Dieses Mal ist er zwar auch
groß und lieb, aber sein Fell ist schwarz. Es kommt zu einem kognitiven Konflikt. Das
Kind ,,überprüft‘‘ seine Assimilation. Hunde sind lieb und groß. Diese Merkmale
passen, aber die Assimilation wird erweitert. Das Schema des Kindes ist jetzt, dass
Hunde lieb und groß sind, aber auch, neben weißer, eine schwarze Fellfarbe haben
können. Was ist Assimilation also genau? Die Assimilation ist durch das Subjekt
(Kind) bestimmt. Es sind kognitive Strukturen, die bestehen, aber auch erweitert
werden können. Wir sind aber noch nicht fertig mit der Erklärung von Piagets
Entwicklungsmodell. Als dritte Erfahrung mit der Umwelt lernt das Kind jetzt einen
kleinen, weißen, bissigen Hund kennen. Es kommt zu einem kognitiven Konflikt, der
zur Adaption (Anpassung) führt. Das Kind überprüft wieder die vorhandenen
Strukturen, die Hunde als große, liebe Tiere, die weißes oder schwarzes Fell
abgespeichert haben. Fast alle Merkmale dieses Schemas passen nicht mit dem
neuen, dritten Hund überein. Er ist bissig und klein. Es kommt zur Akkommodation.
Der Hund kann nicht gestreichelt werden, man sollte besser weg gehen. Die
Akkommodation ist abhängig vom Objekt (Hund) und es werden vorhandene
Strukturen verändert oder erneuert. Hier ist die Veränderung vom Streicheln zum
Weggehen dargestellt. Durch die Akkommodation wird das vorhandene Schema
erweitert. Hunde können groß, klein, lieb und bissig sein und sie können schwarzes
und weißes Fell haben. Assimilation und Akkommodation wirken komplementär und
gehören zur Adaption (Anpassung), die zu kognitiven Strukturen führt. Gleichzeitig
sind kognitive Strukturen die Voraussetzung für die Adaption. Der Erzieher hat laut
Piaget nur Einfluss auf die Erfahrungen mit der Umwelt und kann kognitive Konflikte
auslösen. Alles andere macht das Kind automatisch von selbst.
47
9.3 Stufen der kognitiven Entwicklung
48
Fachwörter:
Kritik Bedeutung
• Kulturelle Einflüsse werden nicht • Zu seiner Zeit besonders
beachtet • Veränderung im Denken zwischen
• Zwischenmenschliche Beziehungen Kindergarten- und Grundschulalter
werden vernachlässigt • Umfassende Theorien zur
• Alter passt nicht immer zu Stufen Entwicklung
• Besonderheiten bei den Kindern • Hat auch Experimente durchgeführt,
werden nicht berücksichtigt bei denen er die Kinder beobachtete
• Fehlende Methoden (z.B. Videos) • Kognitive Entwicklungen entstehen
• Verbale Untersuchungen können durch Erfahrungen mit der Umwelt
überfordernd sein • Verständnis von kindlichem Denken
• Säuglinge werden unterschätzt • Übersichtliche Theorien
• Kinder bilden aus Sinneserfahrungen • Kinder sind aktiv, neugierig
Theorie • Assimilation und Akkommodation
• Kinder besitzen von Anfang an sind unbestreitbar und wichtig für die
kognitive Ausrüstungen kognitive Entwicklung
• Zu allgemein
49
9.5 Warum wird das Kind als Akteur seiner Umwelt
bezeichnet?
• Wissen über die Entwicklung des Kindes ist wichtig für die Förderung der Kinder
• Für den Umgang mit Entwicklungsverzögerungen
• Um kognitive Konflikte altersgerecht auslösen zu können
• Um Erfahrungen mit der Umwelt kindgerecht auswählen zu können
• Für die individuelle Behandlung jedes Kindes
• Um die Sichtweise des Kindes verstehen zu können
• Um die Interessen der Kinder erkennen zu können
50
9.8 Überfordern wir Kinder, wenn wir ihnen alles erklären
wollen, wonach sie fragen?
Kinder fragen
51
10 Sigmund Freud
ES ICH ÜBER-ICH
Lustprinzip Realitätsprinzip Moralitätsprinzip
➔ Angeboren ➔ Entwickelt sich
Wenn eine der drei Instanzen zu stark ausgeprägt ist, kann es zu Problemen
kommen.
52
10.3 Ich-Stärke und Ich-Schwäche
ICH-Stärke ICH-Schwäche
Das ICH ist stark genug, um die Triebe Das ICH wird beherrscht von:
des ES und die Werte des ÜBER-ICH, • Triebe des ES (Triebe werden erfüllt)
sowie die Realität aufeinander • Werte des ÜBER-ICH’s und Realität
abzustimmen. (Triebe werden unterdrückt)
➔ Fähigkeit zum Triebaufschub ➔ Fremdbestimmung
➔ Selbstbestimmung
ES Realität ÜBER-ICH
ICH
Konflikt
53
10.6 Abwehrmechanismen
10.6.1 Sublimierung
10.6.2 Verdrängung
10.6.3 Verschiebung
Sexuelle oder aggressive Triebe werden auf ein eher akzeptables oder weniger
bedrohliches Objekt oder einen Menschen verschoben, denn so kann Wut in eine
weniger gefährliche Richtung verschoben werden. (z.B. Wut auf den Chef an Familie
auslassen)
10.6.4 Regression
54
10.6.5 Fixierung
10.6.6 Projektion
Triebimpulse werden aus dem Inneren in die Außenwelt verlagert und werden dort
bekämpft. (z.B. Lehrer, der seine Unfähigkeit zu unterrichten auf die Schüler
abschiebt.)
55
Auswirkung Positiv: Entwicklungen: Positiv:
der Erziehung Optimismus • Geiz • Triebaufschub
auf die Negativ: • Ordentlichkeit • Ich-Stärke
Persönlich- Pessimismus und • Hartnäckigkeit Negativ:
keit Gefräßigkeit • Selbstständigkeit • Ich-Schwäche
• Machtstreben • Sexualneurosen
Oder das Gegenteil • Geschlechter-
konflikt
Kritik Bedeutung
• Nicht wirklich bewiesen • Grundlage
• Nicht ein Ereignis alleine löst • Neue Denkansätze
Störungen aus • Sprach Tabuthema Sexualität an
• Durch Störungen in der Entwicklung • Individueller Blick auf die Psyche
tauchen nicht immer Neurosen auf durch Traumdeutungen und die
• Einzelne Beispiele werden Psychoanalyse
verallgemeinert
• Tabelle ist zu allgemein
• Bei psychisch instabilen Menschen
können Pseudoerinnerungen
auftreten
56
11 Erik Homburger Erikson
Man kann in keiner Stufe stecken bleiben oder auf eine frühere Stufe zurückfallen, da
jeder die Stufen individuell bearbeitet und so Stufen nachholen kann.
Aus einer warmen, sorgenden Atmosphäre heraus entwickelt der Säugling ein Gefühl
des Vertrauens beziehungsweise der Sicherheit, dass die Welt gut ist. Misstrauen
entsteht, wenn der Säugling zu lange auf Trost warten muss und nicht fürsorglich mit
ihm umgegangen wird.
Entwicklung:
57
Angemessene Lösung:
• Vertrauensentwicklung (Ich/Mensch/Umwelt)
• Kind entwickelt das Gefühl sinnvoll zu sein
• Geben fällt dem Kind leichter
➔ Urvertrauen
Unangemessene Lösung:
Pädagogische Hilfsmöglichkeiten:
➔ 1-3 Jahre
Entwicklung:
58
Angemessene Lösung:
• Autonomieentwicklung
• Entwicklung eigener Ziele
• Regelbeherrschung in Maßen
• Loslassen und festhalten lernen
• Reinlichkeit
Unangemessene Lösung:
Pädagogische Hilfsmöglichkeiten:
➔ 3-6 Jahre
Durch Rollenspiele probiert das Kind aus, welche Art von Mensch es werden könnte.
Initiative – ein Gefühl von Ehrgeiz und Verantwortung – entsteht, wenn die Eltern das
Kind in seiner neu entdeckten Zielgerichtetheit unterstützen. Wenn die Eltern dem
Kind übertriebene Selbstbeherrschung abverlangen, impfen sie dem Kind
übermäßige Schuldgefühle ein.
59
Entwicklung:
Angemessene Lösung:
• Eigeninitiative entwickeln
• Identifikationsbildung
• Gewissensbildung
• Entwicklung von zwischenmenschlichen Gefühlen
• Geschlechtsunterschiede lernen
• Richtig/falsch erkennen
Unangemessene Lösung:
Pädagogische Hilfsmöglichkeiten:
• Vorbild sein
• Werte vermitteln
• Kontakte zu anderen fördern
• Möglichkeiten bieten Geschlechtsunterschiede zu erlernen
• Kind eigene Entscheidungen überlassen
• Aufgaben zuteilen
• Ausprobieren lassen
60
11.2.4 Leistung vs. Minderwertigkeitsgefühl
➔ 6-11 Jahre
In der Schule entwickelt das Kind die Fähigkeit, zu arbeiten und mit anderen zu
kooperieren. Minderwertigkeitsgefühle entstehen durch negative Erlebnisse zu
Hause, in der Schule oder mit Gleichaltrigen, was zu einem Gefühl der Inkompetenz
führt.
Entwicklungen:
Angemessene Lösung:
• Sachinteresse
• Bedürfnis zur Selbstständigkeit entwickelt sich
• Vertrauen in eigene Leistungen
• Aufbau einer Frustrationstoleranz
• Ehrgeizentwicklung
Unangemessene Lösung:
Pädagogische Hilfsmöglichkeiten:
➔ 11-18 Jahre
Der Heranwachsende sucht eine Antwort auf die Frage ,,Wer bin ich?‘‘ und ,,Wo ist
mein Platz in der Gesellschaft?‘‘. Indem er Wertvorstellungen und berufliche
Zielsetzungen erkundet, entwickelt der junge Mensch seine persönliche Identität. Ein
negatives Ergebnis dieses Prozesses kann Verwirrung über seine zukünftige Rolle in
der Erwachsenenwelt sein.
Entwicklung:
Angemessene Lösung:
62
Unangemessene Lösung:
Pädagogische Hilfsmöglichkeiten:
• Frühes Erwachsenenalter
• Erwachsenenalter
• Alter
Ein älterer Mann oder eine ältere Frau denken darüber nach, welch ein Mensch sie
gewesen sind. Integrität entsteht aus dem Gefühl, das Leben sei, so wie es gelebt
wurde, lebenswert gewesen. Diejenigen, die mit ihrem Leben unzufrieden sind,
fürchten den Tod.
64
12 Bindungstheorien
Die frühe Bindungsqualität hat eine enorme Bedeutung für eine gesunde psychische
Entwicklung. (Gesundheit, Beziehungsfähigkeit, Stressresistenz)
65
12.2.2 A: unsicher-vermeidendes Bindungsmuster
66
12.2.4 C: unsicher-ambivalentes Bindungsmuster
➔ 8% sind so gebunden
• Mutter geht = unruhiges, verunsichertes, weinendes Kind
• Fremde Person kann schwer trösten
• Bei Rückkehr der Mutter = Begrüßung + Verärgerung
• Kontakt zur Mutter beruhigt nicht wirklich
• Mutter = unvorhersehbar = Kind weiß nicht, ob sie immer als Sicherheitsbasis da
ist
• Hyperaktivierung des Bindungssystems
12.2.6 Feinfühligkeit
• Entscheidend für den Aufbau einer sicheren Bindung
• Mutter reagiert angemessen auf die kindlichen Bedürfnisse
➔ Feinfühlig = A
➔ Unvorhersehbar = C
➔ Zurückweisend = A
67
12.2.7 Auswirkungen der Bindungsmuster
Kinder Jugendliche
Sicher • Kooperationsfähigkeit • Stabile Beziehungen
gebunden • Freies Pendeln zwischen
Exploration und
Bindungsgefühl
• Gutes Selbstwertgefühl
• In Konfliktsituationen nicht
aggressiv
Unsicher • Stress • Beziehungen sind
gebunden • Fallen in konfliktreich
Geschlechterrollen
• Jungen:
Aggressiv und nicht
kooperativ
• Mädchen:
Lieb und wenig
selbstbewusst
68
• Die Erzieherin ist aufgeschlossen und interessiert gegenüber der Weltsicht von
Kindern.
• Die Erzieherin spiegelt die Erfahrungen des Kindes.
• Die Erzieherin teilt ihre Aufmerksamkeit mit einzelnen Kindern, unterstützt und
assistiert deren Explorationen und denkt mit ihnen gemeinsam.
• Die Erzieherin fördert die Engagiertheit von Kindern, indem sie neue Aktivitäten
anregt.
• Die Erzieherin beobachtet du dokumentiert das Bindungs- und
Explorationsverhalten von Kindern.
• Veränderbar
Spannungsverhältnis
mit individuellen
Krisenerfahrungen
Ich - Identität
13.3 Entwicklungsaufgaben
13.3.1 Entwicklungsaufgabe – Definition
Entwicklungsaufgaben sind nach Hurrelmann psychische und soziale
Anforderungen, die an eine Person in einem bestimmten Lebensabschnitt gestellt
werden.
70
13.3.2 Entwicklungsaufgaben im Jugendalter
Entwicklungsaufgabe Entwicklung Ziel
Aufbau • Entwicklung sozialer, • Selbstständige
differenzierter, intellektueller Finanzierung des
intellektueller und Kompetenzen Lebensunterhalts
sozialer • Abschluss schulischer
Kompetenzen Bildung und
Berufsübernahme
• qualifizieren
Aufbau einer eigenen • Entwicklung Körper-, • Fähigkeit und
Geschlechtsrolle und Geschlechtsidentität Bereitschaft zur
Partnerbindung • Emotionale Ablösung Familiengründung
von Eltern
• Fähigkeit zu neuen
intimen Bindungen
• binden
Fähigkeit zur • Entwicklung von • psychische
Nutzung des sozialen Kontakten und Reproduktion
Warenmarktes Entlastungsstrategien • eigene
• Fähigkeit im Umgang Haushaltsführung
mit Freizeit-, Medien- • Fähigkeit zur Nutzung
und Wirtschaftsangebot des Warenmarktes
• Bedürfnisgerechter
Umgang
• konsumieren
Entwicklung eines • Individuelles Werte- und • eigene Interessen in der
Normen- und Normensystem Öffentlichkeit
Wertesystems entwickeln artikulieren und
• Politische Partizipation durchsetzen
• Aktive Beteiligung an • gesellschaftliche
öffentlichen Mitgliedsrolle
Angelegenheiten übernehmen
• partizipieren
71
13.3.3 Gesellschaftliche Rollen
Berufsrolle: Mögliche Probleme:
Schulische Qualitäten • Generation Praktikum/kein Berufswunsch
erwerben • Misserfolge in Schule/Beruf
• Traumberuf kann nicht ausgeübt werden
• Arbeitslosigkeit
• Frustration/Motivationsverlust
Mögliche Hilfen:
• Alternative zum Traumberuf suchen
• Jobmessen
• Umschulung/Bewerbungstraining
• Nachhilfe
• motivieren
Partner- und Familienrolle: Mögliche Probleme:
Aufbau einer eigenen • Bindungsangst/Vertrauensverlust
Geschlechtsrolle und • Unselbstständigkeit
Partnerbindung • Keine Wohnung
• Kein Partner/Beziehungskrise
• Man will/kann keine Kinder bekommen
Mögliche Hilfen:
• Hilfe der Eltern
• Selbstvertrauen stärken
• Gespräche in der Beziehung
• Alternative zu leiblichen Kindern
Konsumentenrolle: Mögliche Probleme:
Fähigkeit zur Nutzung von • Geld fehlt/Schulden
Geld- und Warenmarkt • Kaufsucht/Kontrollverlust
• Keine sozialen Kontakte
• Überforderung
• Mediensucht
• Drogensucht
72
Mögliche Hilfen:
• Arbeitsstelle
• Kostenplan
• Sportverein etc.
• Regeln in Bezug auf Medien
• Aufklärung und Therapie
Rolle als politischer Bürger: Mögliche Probleme:
Entwicklung von • Falsche politische Kreise
Werteorientierung und • Abhängigkeit/Anpassung
politischer Teilhabe • Ahnungslosigkeit
• Abweichendes Wertesystem
• Mitläufer
• Politikverdrossenheit
Mögliche Hilfen:
• Politik verstehbar machen
• Aufklärung
• Meinung bestärken
• Meinung hinterfragen
• Vorbild sein
73
13.4.2 These 1: Verhältnis von innerer + äußerer Realität
Sozialisation (lebenslang anhaltende Prozess der Persönlichkeitsentwicklung)
Je besser die produktive Verarbeitung der inneren und äußeren Realität klappt,
desto mehr kann man die Umwelt nach seinen Bedürfnissen mitgestalten.
74
13.4.5 These 4: Spannung v. Individuation + Integration
Durch alle Entwicklungsaufgaben zieht sich die Anforderung Individuation und
Integration miteinander zu verbinden und auszubalancieren.
Individuation Integration
• Aufbau einer individuellen • Anpassung an gesellschaftliche
Persönlichkeitsstruktur Werte, Normen und
• Subjektives Erleben als einzigartige Verhaltensstandards
und einmalige Persönlichkeit • Übernahme gesellschaftlicher
Mitgliedsrollen
• Eingliederung in die sozialen
Strukturen der Gesellschaft
75
13.4.6 These 5: Bildung der Ich-Identität
• durch langfristigen Ausgleich des Spannungsverhältnisses von Individuation und
Integration kommt es zur Ich-Identität, die man für eine positive
Persönlichkeitsentwicklung benötigt.
• Voraussetzung für eigenständige Handlungsfähigkeit und psychische Gesundheit
Individuation Integration
• Basis für Personale Identität • Basis für soziale Identität
o Einmalige Persönlichkeit o Gesellschaftliches Mitglied
Persönlichkeitsentwicklung
76
Folgen für die Persönlichkeitsentwicklung und die Bewältigung der Entwicklungsaufgaben:
➔ ,,externalisierende‘‘ Variante
o Nach außen gerichtetes Problemverhalten
▪ Aggressionen gegen andere Menschen und Gegenstände werden als
Reaktion auf Selbstzweifel, die durch die unzureichende Bewältigung der
Entwicklungsaufgaben entstehen, gezeigt.
➔ ,,evadierende‘‘ Variante
o Ausweichendes Problemverhalten
▪ Fluchtförmige sowie suchtgefährdete Verhaltensweisen und wechselhafte
Beziehungsmuster werden als Reaktion auf Selbstzweifel, die durch die
unzureichende Bewältigung der Entwicklungsaufgaben entstehen, gezeigt.
➔ ,,internalisierende‘‘ Variante
o Nach innen gerichtetes Problemverhalten
▪ Rückzug, Isolation, Desinteresse, Apathie (Gegenteil von Empathie),
psychosomatische Störungen und Depressionen werden als Reaktion auf
Selbstzweifel, die durch die unzureichende Bewältigung der
Entwicklungsaufgaben entstehen, gezeigt.
77
13.4.8 These 7: Bedeutung der Sozialisationsinstanzen
Sozialisationsinstanzen helfen dabei innere und äußere Realität zu verarbeiten und tragen
so zur Persönlichkeitsentwicklung bei.
78
13.4.9 These 8: Persönlichkeitsentwicklung im Leben
• Persönlichkeitsentwicklung = lebenslänglich
➔ Veränderungen der äußeren Realität (ökonomisch, politisch, sozial,
kulturell) bedürfen ständiger Neudefinition von Biografie und
gesellschaftlichem Standort
➔ Verlängerte Lebensdauer und individuellere Lebensstile führen dazu, dass
die Lebensphasen fließend ineinander übergehen und die Jugendphase
immer länger wird (Jugendphase = eigene Entwicklungsphase)
• Möglichkeiten der Persönlichkeitsentwicklung in Jugend am größten
➔ Volle Autonomie in einigen Lebensbereichen (soziale Kontakte,
Freundschaften, Freizeit, Medien, Konsum) und in einigen noch nicht
(Beruf, Familiengründung)
➔ Erfordert flexible Strategien zum Umgang mit Lebensanforderungen
➔ Bietet Möglichkeiten zur eigenwilligen/selbstverantwortlichen
Lebensführung
• Erschlossenen Bewältigungsstrategien = wichtig für weitere Lebensphasen
• Unsichere Lebenssituation mit unsicheren Zukunftsperspektiven erfordert
individuelle Zielperspektiven zur Stabilisation des Lebensalltags
79
13.4.11 These 10: Weibl. + männl. Realitätsverarbeitung
• Männer und Frauen bewältigen Entwicklungsaufgaben unterschiedlich
• Geschlechtstypisches Bild entsteht durch biologische Faktoren und Eigenaktivität
• Trotz Eigenaktivität entstehen typisch männliche und weibliche Muster
Typisch männlich Typisch weiblich
• Dominant,, machtergreifend • Gemeinschaftsorientiert
• Will Lebensgrundsagen für sich und • Haushälterin
Angehörige sichern • Kooperativ
• Abgrenzung von anderen • Aufbau von Beziehungen
• Will sozialen Raum erobern
80
13.6 SINUS-Lebensweltenmodell der Jugendlichen
Gruppen sind sich in ihren Werten, grundsätzlichen Lebenseinstellungen und
Lebensweise, sowie in ihrer sozialen Lage ähnlich.
Gruppe Definition
Konservativ-bürgerliche • Familien- und heimatorientiert
Jugendliche • Traditionsbewusst
• Verantwortungsethisch
• Halten an gesellschaftlicher Ordnung
fest
• Wünschen sich eine Normalbiografie
(Schule, Ausbildung, Beruf, Ehe,
Kinder)
• Ehe/Familie = Grundpfeiler der
Gesellschaft
• Affinität für klassischen Ehrenämtern
Adaptiv-pragmatische • Leistungs- und familienorientiert
Jugendliche • Hohe Anpassungsbereitschaft
• Verantwortungsbewusst
• Wollen Staat später nicht auf der
Tasche liegen und im Leben viel
erreichen
• Verfolgen Ziele konsequent, fleißig und
selbstständig
• Wollen vorausschauende, sinnvolle
Entscheidungen treffen
• Ehrenamt = biografische Passage
81
Materialistische Hedoisten • Freizeit- und familienorientierte
Unterschicht
• Ausgeprägtes, markenbewusstes
Konsumverhalten
• Wichtig = Anerkennung Freundeskreis
• Wichtige Werte = Harmonie, Ehrlichkeit,
Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft
• Wollen Spaß, entspanntes Leben
• Engagement im persönlichen Umfeld
Experimentalistische • Spaßorientiert und Szenenorientiert
Hedoisten • Fokus auf Leben im Hier und Jetzt
• Wunsch = freie Selbstentfaltung
• Individualität
• Fantasievoll
• Provokant
• Routine ist langweilig
• Lieben Subkulturen
• Eintritt in Jugendszenen
• Ehrenamt in Jugendkulturen
• Schule ist unbeliebt
Expeditive Jugendliche • Erfolgs- und lifestyleorientiert
• Abenteuerlustig
• Streben nach Balance zwischen
Selbstverwirklichung, Selbstständigkeit,
Hedonismus und Leistungswerten,
Zielstrebigkeit, Fleiß
• Möchten im Leben Erfolg haben
• Wollen sich von der Masse abheben
• Zeitliche und örtliche Flexibilität =
wichtig
• Bindendes Ehrenamt = schwer
• Ehrenamt außerhalb der Schule, wenn
es nützlich für den Lebenslauf ist
82
Sozialökologische Jugendliche • Nachhaltigkeits- und
gemeinwohlorientiert
• Sozialkritische Grundhaltung
• Offenheit für alternative Lebensentwürfe
• Zentrale Werte: Demokratie,
Gerechtigkeit, Umweltschutz,
Nachhaltigkeit
• Hoher normativer Anspruch an Freunde
• Hohe Affinität zu Ehrenämtern
Prekäre Jugendliche • Um Orientierung und Teilhabe bemüht
• Mit schwierigen Startvoraussetzungen
• Durchbeißermentalität
• Biografie mit frühen Brüchen
• Wunsch nach Zugehörigkeit und
Anerkennung
• Nehmen Gesellschaft als ungerecht
wahr
• Sind auf die Bewältigung des eigenen
Lebens ausgerichtet
• Helfen als Prinzip der Gegenseitigkeit
• Grundsätzliche Bereitschaft zu
Ehrenämtern im engeren Umfeld
❖ Von der emotional nahen und schützenden Haltung der Eltern mit
deutlichen Erziehungsakzenten zur begleitenden und Selbständigkeit
fördernden Haltung der Eltern
83
Ablösung auf verschiedenen Ebenen:
84
13.8 Welche Ressourcen benötigen Jugendliche zur
Produktiven Lebensbewältigung
Lern-, Reflexions- und Bestandteil der personalen Ressourcen zur
Planungsfähigkeiten Bewältigung von Entwicklungsaufgaben
• Lernfähigkeit
o Kompetenz zum Lernen entwickeln
o Relevantes lernen
o Auf persönliche Ausgangssituation angepasst
lernen
o Aus Misserfolgen lernen
o Offene Lernhaltung entwickeln
• Reflexionsfähigkeit
o Bewusste Herangehensweise an die
Entwicklungsaufgaben, indem man alternativ
Handlungsmöglichkeiten testet
o Konsequenzen ziehen
o Verarbeitung von Informationen und Impulsen
• Planungsfähigkeit
o Realistische Zielsetzung
o Verschiedene Wege zum Ziel finden
o Hindernisse bei der Bewältigung erkennen
Die Bedeutung des • Bei sozialen Ressourcen ist von großer Bedeutung,
sozialen Netzwerks ob aus dem Umfeld der Sozialinstanzen gezielte
Unterstützung und Hilfestellungen kommen
o Können bei der Bewältigung von
Entwicklungsaufgaben helfen
• Kritische Lebensereignisse überfordern selbst
Jugendliche mit hohen Bewältigungskompetenzen
o Hilfe von Bezugspersonen notwendig
• Jugendliche mit guten personalen Ressourcen
können Hilfe aus sozialem Netzwerk aktivieren
• Erfolgreiche Bewältigung der Entwicklungsaufgaben
fördert das Selbstvertrauen
85
Umgang mit • Entscheidend für den Aufbau von
Rückschlägen und Bewältigungskompetenzen ist die Fähigkeit mit
Widerständen Rückschlägen und Widerständen umgehen zu
können
• Entwicklungsaufgabe kann nicht gelöst werden
o Andere Entwicklungsaufgabe versuchen zu
lösen
▪ Erfolg dabei = positiven Effekt auf
liegen gebliebene
Entwicklungsaufgabe
• Abhärtende Erfahrungen sind wichtig
o Werden durch das Aushalten von
Rückschlägen und überwinden von
Widerständen gewonnen
• Jugendliche, die schon in der Kindheit die
schrittweise Bewältigung von Entwicklungsaufgaben
erlernt haben, kommen mit der Pubertät oft besser
klar
• Rückschläge und Widerstände trainieren Fähigkeit
der flexiblen Handlungsplanung, der Reflexion und
des Lernens, sowie das richtige Nutzen der
Ressourcen
86
13.9 Typologie jugendlicher Entwicklungswege
13.9.1 Transition und Moratorium
Transition Moratorium
• Zielstrebiger Übergang in die • Jugendphase wird nicht als
Erwachsenengesellschaft Zwischenposition zwischen Kindheit
• Jugendphase soll möglichst schnell und Erwachsenenalter gesehen,
verlassen werden sondern als gesellschaftliche Auszeit
• Orientierung an den Standards der • Möglichkeit sich zeitweise von der
etablierten mittleren und älteren Gesellschaft abzugrenzen
Generation • Eher hedoistische,
bedürfnisorientierte Haltung mit
individuellem Lebensrhythmus
• Langsamer Übergang in die
Erwachsenengesellschaft
13.9.2 Integration
13.9.3 Assimilation
87
13.9.4 Segregation
13.9.5 Marginalisierung
88
14 Wilhelm Heitmeyer
Ebenen:
• Gesellschaftliche/strukturelle Ebene
• Soziale/interpersonale Ebene
• Intrapsychische oder Persönlichkeitsebene
Individualisierung
Als Kennzeichen moderner gesellschaftlicher Entwicklung
Desintegrationspotentiale
• Verlust von traditionellen Lebenszusammenhängen (z.B. Familie)
• Auflösung gesicherter Werte und Normen
• Abnehmende Teilnahme an gesellschaftlichen Institutionen
Verunsicherung
Gewalt
Eine mögliche Form der Verarbeitung von Verunsicherung
89
14.2 Sozialisationsmodell
Gesellschaftlicher Kontex
Politischer, sozialstruktureller, sozialräumlicher Kontex
Öffentliche Diskurse über Medien etc.
Milieuzugehörigkeit
Person
Produktivrealitäts-
verarbeitendes Subjekt
90
Das Sozialisationsmodell nach Heitmeyer beschreibt das Zusammenspiel
verschiedener Aspekte, die die Handlungen und Denkweisen einer Person
beeinflussen. Der vorgegebene gesellschaftliche Kontext entscheidet über den
politischen, sozialstrukturellen und sozialräumlichen Kontext der Person. Daraus
ergibt sich die Zugehörigkeit zu einem bestimmten sozialen Milieu, das im
Wechselspiel mit der Gesellschaft steht. Die Milieuzugehörigkeit der Person
entscheidet auf interpersonaler/sozialer Ebene über die Gruppenzugehörigkeit,
Erziehung und den Status der Person. Die Erfahrungen mit diesen sozialen
Einflüssen prägen die Person, die diese Erfahrungen jetzt produktiv verarbeiten
muss. Die folgende intrapsychische Ebene beinhaltet die Handlungskompetenz der
Person, ihre Werte und Normen, sowie ihre emotionale Entwicklung und ihre
Handlungsbereitschaft. All diese Aspekte nehmen Einfluss auf das Handeln der
Person im Kontext. Auf dieser Handlungsebene kann es dazu kommen, dass die
Person es durch einen sozialen Aufstieg schafft, sein individuelles
Sozialisationsmodell umzugestalten. Somit hat die Handlungsebene Rückwirkung auf
alle anderen Ebenen.
14.3 Individualisierung
Das zentrale Merkmal der modernen gesellschaftlichen Entwicklung ist die
Individualisierung.
Mehr Entscheidungsfreiräume
Bei gleichzeitigem
Ambivalenz Verlust von
Bindungen
Zunahme von Entscheidungszwängen
92
14.4 Desintegrations-Verunsicherungs-Gewalt-Konzept
Wenn diese Individualisierung nicht gelingt, kommt es zur Desintegration
(Schattenseite der Individualisierung).
• Unlösbarkeit
• Unberechenbarkeit der Zukunft
• Unklarheiten über den eigenen Status
• Diskrepanzen zwischen Selbstwertgefühl und Erwartungen
• Versagensangst
• Nichterreichen von Zielen
• Desintegration
Man unterscheidet:
• Paralysierende Verunsicherung
➢ (Lähmungszustand)
• Simulierende Verunsicherung
➢ (konstruktiver Umgang mit Problemen --> Lösung dafür finden)
93
14.4.1 Auflösung/Gefährdung von sozialen Beziehungen
Die Auflösung oder Gefährdung von sozialen Beziehungen und
Vergemeinschaftsformen
Beziehungsqualität:
Demographische Entwicklung:
➔ Auflösung von gemeinsamen Werten und Normen wirkt sich auf die Teilnahme
an gesellschaftlichen Institutionen aus
➔ Desintegrationspotentiale haben Auswirkungen auf berufliche und schulische
Desintegrationserfahrungen
o Soll Nützlichkeit anerkennen und das eigene Selbstwertgefühl stützen
➔ Schwierigkeiten vom Übergang von der Schule in den Beruf bis hin zur
Übernahme eines dauerhaften Arbeitsplatz
o Sachlich-inhaltliche Art:
Befriedigung durch die Tätigkeit selbst erleben
o Instrumentalistische Art:
Positionierung gegen andere (gewaltförmig) durchsetzen
95
14.4.4 Verunsicherung
Wenn jemand sich nun nicht individualisieren konnte und es zur Desintegration
kommt, wird derjenige verunsichert.
Verunsicherung findet auf jeden Fall statt, nämlich wenn man sich unklar über seine
eigene Rolle ist, eine Diskrepanz (=Wiederspruch) zwischen dem Selbstwert und den
Erwartungen herrscht und damit durch äußere Faktoren und inneren
Verarbeitungsmustern verschiedene Verunsicherungsarten auftreten:
96
Instrumentelle Gewalt:
Regressive Gewalt:
• Person fällt hinter den erreichten Stand der demokratisierten Gesellschaft zurück:
➔ Gewalt liegen politische Motive zugrunde
▪ Aufhebung von unsicherheitsfördernden sozialen, beruflichen oder
politischen Desintegrationsprozessen durch Gewalt
• Kollektive Variante (Macht der Masse)
97
15 Wege zur Verminderung von Aggression nach Nolting
15.1 Lösungsrichtung 1 – Aggressionen abreagieren
Ventil-Theorie:
Katharsis-Hypothese:
Wissenschaftliche Untersuchungen:
98
15.2 Lösungsrichtung 2 – Die Anreger verändern
Anreger verändern bedeutet aggressionsfördernde Faktoren zu verändern.
Hindernisfrustration:
• Regeln und Grenzen sind wichtig für die Prävention von Aggression.
o Keine Einengung durch Verbote und Anweisungen
➢ Führen zu Ängstlichkeit, Gehemmtheit, Aggressivität
o Sinn von Grenzsetzung
➢ Kind soll lernen, dass auch die Bedürfnisse der anderen
Menschen geachtet werden müssen.
• Situationen hierfür müssen nicht künstlich
hergestellt werden.
➢ Bedürfnisse sollten als ich-Botschaft formuliert werden
und nicht als Vorwurf
• Hindernisfrustration sollte nicht mit Herabsetzung verbunden sein
Leistungsanforderung:
• Ziele:
o Das Kind muss lernen mit sachbedingten Misserfolgen und
Verzichten konstruktiv fertig zu werden.
o Anforderungen, bei denen sich das Kind nur als unfähig erleben
kann, sollten vermieden werden.
99
Emotionale Zuwendung:
Sozioökonomische Bedingungen:
100
Vermeidung von aggressiven Reaktionen:
• Bewusstes Ignorieren von Provokationen
• Mitteilen der eigenen Gefühle
• Akzeptieren der Provokation
• Rückzug
Erzieherische Maßnahmen:
• Auf Gefühle und Entwicklungsaufgaben eingehen
• Grenzen setzen
• Eingreifen in Konflikte
• Individuell eingreifen
• Emotionalen Zustand der Kinder erkennen
• Konsequenz ohne Bestrafung
101
5. Anreizverlagerung auf alternatives Verhalten
• Aggressives Verhalten, um Aufmerksamkeit zu bekommen, wird mit
Aufmerksamkeit belohnt
o Besser wäre es gewünschte Verhaltensweisen mit
Aufmerksamkeit zu belohnen
Durch Bestrafung wird Menschen beigebracht, wie man sich nicht verhält!
102
• Werthaltung:
o Aggressives Verhalten wird durch eigene Werte vermieden
o Moralische Einstellungen lassen trotzdem Ausnahmen zu
▪ Rechtfertigungen:
➢ Höhere Zwecke (Erziehung zum anständigen Menschen)
➢ Schuld des Opfers (gerechte Strafe)
➢ Minderwertigkeit des Opfers
➢ Bagatellisierung der Konsequenzen
➢ Vorteilhafte Vergleiche mit anderen
➢ Nicht die Tat wird verteidigt, sondern die eigene
Verantwortung bestritten
• Soll man aggressives Verhalten bestrafen?
o Unterdrückung von Aggressivität durch Strafen, aber keine Löschung
o Strafen machen das Modell aggressiv und fördern so Aggressivität des
Beobachters
o Strafe muss von Anfang an und regelmäßig erteilt werden
o Strafen zeigen unerwünschtes Verhalten an, lehren aber keine
Alternativen
o Vernünftiger Umgang mit Strafen
o Strafen in wenig aggressiven und angsterregenden Formen
o Strafen gegen unerwünschtes Verhalten richten, nicht gegen Personen
o Strafe begründen
103
15.5.1 Entdramatisierung
• Bewusstmachen der eigenen Bewertung eines Frustrationsereignisses
o Zu einer weniger schlimmen Bewertung kommen
• Es gibt verschiedene Trainingsprogramme und Therapieformen
15.5.2 Einfühlungstraining
• Feshbach und Feshbach
• Programm, das sich auf Aspekte der Einfühlung bezieht
o Erkennung von Gefühlen
o Einnahme anderer Perspektiven
• Zur Erreichung dieser Ziele gibt es verschiedene pädagogische Mittel
o Gruppensitzungen
o Fotos mit Gesichtern
o Tonaufnahmen
o Pantomimische Darbietungen in Videos
o Rollenspiele
o Vorstellung der Welt aus anderen Perspektiven
o Nachdenken über die Gedanken von anderen Personen
o Nacherzählung von Geschichten aus anderer Sicht
o Rollentausch in Rollenspielen
• Deutliche Verminderung von Aggressivität
• Steigerung von Kooperationsfähigkeit und Hilfsbereitschaft
104
15.5.3 Immunisierung durch Training im Rollenspiel
• Direktes Verhaltenstraining
Varianten:
105
Kognitive Methoden:
106
15.5.7 Konfliktlösungsstrategien
• Nach Schwäbisch und Siems
1. Anmeldung der Störung
• Gesprächspartner äußern ihre Gefühle direkt ohne Vorwurf
• Anregung über Probleme zu reden mit Offenheit für Lösungsmöglichkeiten
2. Herausarbeiten der Hintergrundbedürfnisse
• Bedürfnisse der Gesprächspartner werden herausgearbeitet und akzeptiert
3. Umformulierung der Störungen in Wünsche
• Gesprächspartner formulieren ihren Ärger in konkrete Wünsche an den
anderen um
4. Brainstorming für mögliche Lösungen
• Sammlung von Lösungsvorschlägen
5. Einigung auf eine Lösung
• Lösung sollte für beide Seiten akzeptabel sein
107
16 Geschlechtsspezifische Sichtweisen von Aggressionen
• Geschlecht = erste und wichtigste Kategorie bei der Wahrnehmung von Personen
o Führt zu:
− Unterschiedlichen Erwartungen an das Verhalten
− Unterschiedlichen Bewertungen der Verhaltensweisen
• Ausübung von Gewalt wird unterschiedlich bewertet
• Erwartungen und Bewertungen sind in Geschlechtsrollenstereotypen festgelegt:
o Typisch männliche Verhaltensweisen
o Typisch weibliche Verhaltensweisen
o Neutrale Verhaltensweisen (gehören zu keinem Geschlecht)
• Gewalt hat eine eindeutige Nähe zum männlichen Geschlechtsrollenstereotypen
o Spielt im männlichen Sozialisationsprozess wichtige Rolle
o Gehört zum Verhaltensrepertoire
o Potentielle Anlage zur Ausübung
o Gewalt in Cliquen
− Anerkennung
− Beweis der Männlichkeit
− Konkurrenzorientierung
• Voraussetzung für beruflichen Erfolg
• Gewalt im Verhaltensrepertoire von Mädchen ist selten
o Mädchen werden von Freunden mehr unterstützt
− Weniger Desintegrationspotential
− Gegenseitige Unterstützung, keine Konkurrenz
o Gewalt von Mädchen in gemischtgeschlechtlichen Gruppen
− Keine Anerkennung
− Entgegenwirken des Geschlechtsrollenstereotypen
− Beraubung der Männlichkeit von männlichen Mitgliedern
• Folge:
o Reduzierung/Desqualifikation solcher Mädchen
o Frauen verarbeiten Gewalterfahrungen mit autoaggressivem (Gewalt
gegen die eigene Person) und selbstschädigendem Verhalten
o Nach außen gerichtete Aggressionen sind für Frauen nur eine Option zum
Abbau und zur Verdrängung der eigenen Ängste
108
• Gewalt ist gesellschaftlich unerwünscht und wird sanktioniert
• Verunsicherungen der Geschlechter in verschiedenen Bereichen
o Frauen zeigen manifeste Angst
o Männer zeigen Misstrauen gegenüber anderen Personen
− Starker Zusammenhang zu Gewalteinstellung/-handeln
• Trotz höherer Integrationserfahrungen bei Frauen zeigen sie höhere
Verunsicherungswerte als Männer
o Persönliche Belastung bei belastenden Lebensereignissen
o Schwierigkeiten bei der Balance von Mutterrolle und Beruf
o Überforderung
o Niedrigeres Selbstwertgefühl
Ausblick:
109
17 Frustration und Aggression nach John Dollard
17.1 Thesen
1. Aggression ist immer eine Folge von Frustration.
2. Frustration führt immer zu einer Form von Aggression.
Der Begriff Frustration wird für das Frustrationsereignis (äußere Situation) und das
Frustrationserlebnis (inneres Erleben) benutzt.
Aufgabe: Blume ergreifen, ohne das Quadrat mit den Füßen zu verlassen
Lösungswege:
1. Stuhl, der im Quadrat steht, nach außen setzen und mit Händen abstützen
2. Niederknien und dabei die Füße im Quadrat lassen
Ärger gründet sich auf Interpretation und Bewertung. Die Auffassung einer Situation
bestimmt die Art des Gefühls.
Ärger ist das Erleben von Leid und Unannehmlichkeiten in Verbindung mit
Schuldzuweisungen.
111
Ärger lässt sich in drei Steigerungsformen unterteilen:
Gerade bei Ärger werden eher physische Kräfte aktiviert und komplexe
Denkprozesse deaktiviert.
112
17.5.3 Aggressive Modelle und Signale
Aggressive Modelle und Signale können aggressives Verhalten fördern.
17.5.4 Frustrations-Aggressions-Kette
113
18 Aggressionen erklärt mit Freud
• Der Mensch ist biologisch zur Gewalt veranlagt
o Todestrieb des ES
• Aggressionen müssen entladen werden
o Dampfkesseltheorie
• Für Gewalt bedarf es nicht unbedingt einen Auslöser
Ausführungsphase
114
20 Heimerziehung
20.1 Leistungsangebot der stationären Erziehungshilfe
Wohngruppen, Intensivwohngruppen, Verselbständigungswohnungen, betreutes
Wohnen, Tagesgruppen, Heime, geschlossene Heime, Mutter-Kind-Heim,
Inobhutnahme, Intensiv pädagogische Einzelbetreuung
115
20.2.2 Zeit des Nationalsozialismus
• Einsetzung von Fürsorgeerziehungsanstalten zur Disziplinierung.
o System von Bewährung und Selektion, in dem die „Schwererziehbaren“,
„Unerziehbaren“ übrigblieben
▪ Als Unbrauchbare definiert und behandelt
o Selektierte Kinder und Jugendliche konnten dann als „lebensunwert“
sterilisiert oder ermordet werden.
• Fürsorge der Heimerziehung wurde ideologisch für politische Zwecke benutzt.
o Nationalpolitischen Erziehungsanstalten
▪ Heranbildung des nationalsozialistischen Führernachwuchses
20.2.3 Nachkriegszeit
• Personal, das bereits während der Zeit des Nationalsozialismus eingestellt war.
o Willkürliche und entwürdigende Bestrafungen
o Einsperrung der Fürsorgezöglinge
o Ausübung gewerblicher Tätigkeiten ohne Vergütung
• Verleihung von Jugendlichen an Bauern
o Menschenunwürdige Behandlung
o Billige Arbeitskraft
o Keine berufliche Bildung
• Viele der Missstände aufgrund des Versagens der Heimaufsicht.
• 1953 Jugendwohlfahrtsgesetz (JWG)
o Zuständigkeit für Heimaufsicht wechselte vom Bund auf Länder
▪ Trotz verbesserter rechtlicher Bedingungen, änderte sich die Lage der
Kinder und Jugendlichen in der Fürsorge zunächst kaum.
o Neues Recht verpflichtet Fürsorgeeinrichtungen/Pflegestellen auf Kindeswohl
• Die Kritik an den ungeeigneten, herabwürdigenden und willkürlichen
Erziehungsmethoden wurde immer stärker.
• Opfer von Gewalt, Demütigungen und sexuellem Missbrauch
• Schlechte Bildung
• Heimrevolte der 1960er Jahre
o Kinder flohen aus Heimen in Studentenwohngemeinschaften
116
20.2.4 21. Jahrhundert
• Im November 2008 empfahl der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages,
einen Runden Tisch einzurichten.
o Aufarbeitung der Geschehnisse in der Heimerziehung im westlichen
Nachkriegsdeutschland
▪ Unter damaligen rechtlichen, pädagogischen, sozialen Bedingungen
o Petitionsausschuss erklärte, dass er das Unrecht/Leid der Kinder sehe,
erkenne und bedauere.
• Deutscher Bundestag schließt sich der Empfehlung an, Runder Tisch
Heimerziehung
o Sollte Hinweise auf das Unrecht der Heimkinder prüfen
o Sollte die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und gesundheitlichen Folgen
der Heimerziehungspraxis aufarbeiten
o Sollte die Kommunikation zwischen den Betroffenen und den „Nachfolge“-
Organisationen der damaligen Heimträger fördern
o Sollte psychologische, soziale oder seelsorgerische Beratungsangebote an
ehemalige Heimkinder vermitteln
o Sollte Kriterien zur Bewertung der Forderungen ehemaliger Heimkinder
entwickeln und mögliche Lösungen aufzeigen
• Im Dezember 2010 legte der Runde Tisch seinen Abschlussbericht vor
o Darin wird aufgezeigt, dass in der Heimerziehung der frühen
Bundesrepublik die Rechte der Heimkinder durch körperliche
Züchtigungen, sexuelle Gewalt, religiösen Zwang, Einsatz vom
Medikamenten und Medikamentenversuche, Arbeitszwang sowie fehlende
oder unzureichende schulische und berufliche Förderung massiv verletzt
wurden.
o Verantwortliche sind Eltern, Vormünder und Pfleger, Jugendbehörden,
Gerichte, die kommunalen und kirchlichen Heimträger und das
Heimpersonal
o Er fordert finanzielle Maßnahmen zugunsten einzelner Betroffener
• Zum 1. Januar 2012 wurde der Fonds Heimerziehung in der Bundesrepublik
Deutschland in den Jahren 1949 bis 1975 errichtet.
117
20.3 Form der Erziehungshilfe
20.3.1 §27 SGB VIII
Grundlage für Inanspruchnahmen von Hilfen zur Erziehung ist §27 des KJHG:
(1) Ein Personensorgeberechtigter hat bei der Erziehung eines Kindes oder eines
Jugendlichen Anspruch auf Hilfe (Hilfe zur Erziehung), wenn eine dem Wohl des
Kindes oder des Jugendlichen entsprechende Erziehung nicht gewährleistet ist und
die Hilfe für seine Entwicklung geeignet und notwendig ist.
(2) Hilfe zur Erziehung wird insbesondere nach Maßgabe der §§ 28 bis 35 gewährt.
Art und Umfang der Hilfe richten sich nach dem erzieherischen Bedarf im Einzelfall;
dabei soll das engere soziale Umfeld des Kindes oder des Jugendlichen
einbezogen werden. Die Hilfe ist in der Regel im Inland zu erbringen; sie darf nur
dann im Ausland erbracht werden, wenn dies nach Maßgabe der Hilfeplanung zur
Erreichung des Hilfezieles im Einzelfall erforderlich ist.
(2a) Ist eine Erziehung des Kindes oder Jugendlichen außerhalb des Elternhauses
erforderlich, so entfällt der Anspruch auf Hilfe zur Erziehung nicht dadurch, dass eine
andere unterhaltspflichtige Person bereit ist, diese Aufgabe zu übernehmen; die
Gewährung von Hilfe zur Erziehung setzt in diesem Fall voraus, dass diese Person
bereit und geeignet ist, den Hilfebedarf in Zusammenarbeit mit dem Träger der
öffentlichen Jugendhilfe nach Maßgabe der §§ 36 und 37 zu decken.
(3) Hilfe zur Erziehung umfasst insbesondere die Gewährung pädagogischer und
damit verbundener therapeutischer Leistungen. Sie soll bei Bedarf Ausbildungs-
und Beschäftigungsmaßnahmen im Sinne des § 13 Absatz 2 einschließen.
(4) Wird ein Kind oder eine Jugendliche während ihres Aufenthalts in einer
Einrichtung oder einer Pflegefamilie selbst Mutter eines Kindes, so umfasst die
Hilfe zur Erziehung auch die Unterstützung bei der Pflege und Erziehung dieses
Kindes.
118
20.3.2 § 28 SGB VIII
Erziehungsberatung
Die Teilnahme an sozialer Gruppenarbeit soll älteren Kindern und Jugendlichen bei
der Überwindung von Entwicklungsschwierigkeiten und Verhaltensproblemen helfen.
Soziale Gruppenarbeit soll auf der Grundlage eines gruppenpädagogischen
Konzepts die Entwicklung älterer Kinder und Jugendlicher durch soziales Lernen in
der Gruppe fördern.
Der Erziehungsbeistand und der Betreuungshelfer sollen das Kind oder den
Jugendlichen bei der Bewältigung von Entwicklungsproblemen möglichst unter
Einbeziehung des sozialen Umfelds unterstützen und unter Erhaltung des
Lebensbezugs zur Familie seine Verselbständigung fördern.
119
20.3.5 § 31 SGB VIII
Sozialpädagogische Familienhilfe
Hilfe zur Erziehung in einer Tagesgruppe soll die Entwicklung des Kindes oder des
Jugendlichen durch soziales Lernen in der Gruppe, Begleitung der schulischen
Förderung und Elternarbeit unterstützen und dadurch den Verbleib des Kindes oder
des Jugendlichen in seiner Familie sichern. Die Hilfe kann auch in geeigneten
Formen der Familienpflege geleistet werden.
120
20.3.8 § 34 SGB VIII
Heimerziehung, sonstige betreute Wohnform
Hilfe zur Erziehung in einer Einrichtung über Tag und Nacht (Heimerziehung) oder in
einer sonstigen betreuten Wohnform soll Kinder und Jugendliche durch eine
Verbindung von Alltagserleben mit pädagogischen und therapeutischen Angeboten
in ihrer Entwicklung fördern. Sie soll entsprechend dem Alter und Entwicklungsstand
des Kindes oder des Jugendlichen sowie den Möglichkeiten der Verbesserung der
Erziehungsbedingungen in der Herkunftsfamilie
3. eine auf längere Zeit angelegte Lebensform bieten und auf ein selbständiges
Leben vorbereiten.
121
20.3.10 Form der Erziehungshilfe & Erzieheraufgaben
KJHG Bezeichnung Form Erzieheraufgaben
28 Erziehungsberatung Ambulant Individuelle Beratung; Unterstützung
bei Erziehungsfragen, individuellen
und familienbezogener Probleme
29 Soziale Ambulant Hilfe bei der Überwindung von
Gruppenarbeit Entwicklungsschwierigkeiten und
Verhaltensproblemen; Gruppen-
pädagogisches Arbeiten
30 Erziehungs- Ambulant
beistandschaft,
Betreuungshelfer
31 Sozialpädagogische Ambulant Betreuung und Begleitung der
Familienhilfe Familie; Hilfe bei der Lösung von
Alltags-situationen, Problemen,
Konflikten und Krisen
32 Erziehung in einer Teilstationär Geregelte Tagesstruktur bieten;
Tagesgruppe Zusammenarbeit mit Eltern; Hilfe bei
der Alltagsgestaltung; Angebote; Hilfe
beim Sozialisationsprozess bieten;
schulische Bildung unterstützen
33 Vollzeitpflege Stationär
34 Heimerziehung, Stationär Den Alltag mit pädagogischen und
sonstige betreute therapeutischen Angeboten
Wohnform verbinden
35 Intensive Ambulant, Erlebnispädagogik; Projektarbeit;
sozialpädagogische stationär Hilfeplanung; Unterstützung bei der
Einzelbetreuung Bewältigung der Entwicklungs-
aufgaben
122
20.4 Partizipation von Kindern und Jugendlichen
Umsetzung:
• Gesetzlich geregelt:
o Mitwirkung und Aushandlung als zentrale Maxime der KJH
▪ Einmischungsauftrag
▪ Beteiligung von Kindern in allen Bereichen
o Wunsch- und Wahlrecht für Leistungsberechtigte
▪ Einbeziehung von Eltern und Kindern
• Wünsche, Ängste, Meinungen
• Über Folgen der Hilfen aufklären
Bedeutung:
• Förderung:
o Selbstständigkeit
o Selbstwertgefühl stärken
o Selbstwirksamkeit
o Handlungsautonomie
o Werte- und Normensystems
o Gesunde Persönlichkeits-entwicklung
o Selbstständige Lebensgestaltung
o Partnerschaftliche Arbeit durch Kompromissfindung
o Gemeinsame Problemlösung finden
o Selbstverwirklichung
o Nutzung der kindlichen Stärken
Schwierigkeiten:
• Geringe Umsetzung:
o Wegen Bequemlichkeit der Fachkräfte
o Weil Fachkräfte der Meinung sind, dass sie wissen was das Beste für das
Kind ist
o Durch Machtasymmetrie
o Wegen fehlender Handlungsorientierungen für Fachkräfte
o Durch die eingeschränkte Mitwirkungsbereitschaft von Kindern und Eltern
123
20.5 Gesetze zur Partizipation im KJHG
124
20.5.2 §1 SGB Ⅷ
(1) Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf
Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit.
(2) Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die
zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche
Gemeinschaft.
(3) Jugendhilfe soll zur Verwirklichung des Rechts nach Absatz 1 insbesondere
20.5.3 §5 SGB Ⅷ
(2) Der Wahl und den Wünschen soll entsprochen werden, sofern dies nicht mit
unverhältnismäßigen Mehrkosten verbunden ist. Wünscht der Leistungsberechtigte
die Erbringung einer in § 78a genannten Leistung in einer Einrichtung, mit deren
Träger keine Vereinbarungen nach § 78b bestehen, so soll der Wahl nur
entsprochen werden, wenn die Erbringung der Leistung in dieser Einrichtung im
Einzelfall oder nach Maßgabe des Hilfeplans (§ 36) geboten ist.
125
20.5.4 §8 SGB Ⅷ
(1) Kinder und Jugendliche sind entsprechend ihrem Entwicklungsstand an allen sie
betreffenden Entscheidungen der öffentlichen Jugendhilfe zu beteiligen. Sie sind in
geeigneter Weise auf ihre Rechte im Verwaltungsverfahren sowie im Verfahren vor
dem Familiengericht und dem Verwaltungsgericht hinzuweisen.
(2) Kinder und Jugendliche haben das Recht, sich in allen Angelegenheiten der
Erziehung und Entwicklung an das Jugendamt zu wenden.
(3) Kinder und Jugendliche haben Anspruch auf Beratung ohne Kenntnis des
Personensorgeberechtigten, wenn die Beratung auf Grund einer Not- und
Konfliktlage erforderlich ist und solange durch die Mitteilung an den
Personensorgeberechtigten der Beratungszweck vereitelt würde. § 36 des Ersten
Buches bleibt unberührt.
20.5.5 §8 a SGB Ⅷ
(1) Werden dem Jugendamt gewichtige Anhaltspunkte für die Gefährdung des Wohls
eines Kindes oder Jugendlichen bekannt, so hat es das Gefährdungsrisiko im
Zusammenwirken mehrerer Fachkräfte einzuschätzen. Soweit der wirksame Schutz
dieses Kindes oder dieses Jugendlichen nicht in Frage gestellt wird, hat das
Jugendamt die Erziehungsberechtigten sowie das Kind oder den Jugendlichen in die
Gefährdungseinschätzung einzubeziehen und, sofern dies nach fachlicher
Einschätzung erforderlich ist, sich dabei einen unmittelbaren Eindruck von dem Kind
und von seiner persönlichen Umgebung zu verschaffen. Hält das Jugendamt zur
Abwendung der Gefährdung die Gewährung von Hilfen für geeignet und notwendig,
so hat es diese den Erziehungsberechtigten anzubieten.
126
(2) Hält das Jugendamt das Tätigwerden des Familiengerichts für erforderlich, so hat
es das Gericht anzurufen; dies gilt auch, wenn die Erziehungsberechtigten nicht
bereit oder in der Lage sind, bei der Abschätzung des Gefährdungsrisikos
mitzuwirken. Besteht eine dringende Gefahr und kann die Entscheidung des Gerichts
nicht abgewartet werden, so ist das Jugendamt verpflichtet, das Kind oder den
Jugendlichen in Obhut zu nehmen.
(4) In Vereinbarungen mit den Trägern von Einrichtungen und Diensten, die
Leistungen nach diesem Buch erbringen, ist sicherzustellen, dass
In die Vereinbarung ist neben den Kriterien für die Qualifikation der beratend
hinzuzuziehenden insoweit erfahrenen Fachkraft insbesondere die Verpflichtung
aufzunehmen, dass die Fachkräfte der Träger bei den Erziehungsberechtigten auf
die Inanspruchnahme von Hilfen hinwirken, wenn sie diese für erforderlich halten,
und das Jugendamt informieren, falls die Gefährdung nicht anders abgewendet
werden kann.
127
(5) Werden einem örtlichen Träger gewichtige Anhaltspunkte für die Gefährdung des
Wohls eines Kindes oder eines Jugendlichen bekannt, so sind dem für die
Gewährung von Leistungen zuständigen örtlichen Träger die Daten mitzuteilen,
deren Kenntnis zur Wahrnehmung des Schutzauftrags bei Kindeswohlgefährdung
nach § 8a erforderlich ist. Die Mitteilung soll im Rahmen eines Gespräches zwischen
den Fachkräften der beiden örtlichen Träger erfolgen, an dem die
Personensorgeberechtigten sowie das Kind oder der Jugendliche beteiligt werden
sollen, soweit hierdurch der wirksame Schutz des Kindes oder des Jugendlichen
nicht in Frage gestellt wird.
Mitwirkung, Hilfeplan
(1) Der Personensorgeberechtigte und das Kind oder der Jugendliche sind vor der
Entscheidung über die Inanspruchnahme einer Hilfe und vor einer notwendigen
Änderung von Art und Umfang der Hilfe zu beraten und auf die möglichen Folgen für
die Entwicklung des Kindes oder des Jugendlichen hinzuweisen. Vor und während
einer langfristig zu leistenden Hilfe außerhalb der eigenen Familie ist zu prüfen, ob
die Annahme als Kind in Betracht kommt. Ist Hilfe außerhalb der eigenen Familie
erforderlich, so sind die in Satz 1 genannten Personen bei der Auswahl der
Einrichtung oder der Pflegestelle zu beteiligen. Der Wahl und den Wünschen ist zu
entsprechen, sofern sie nicht mit unverhältnismäßigen Mehrkosten verbunden sind.
Wünschen die in Satz 1 genannten Personen die Erbringung einer in § 78a
genannten Leistung in einer Einrichtung, mit deren Träger keine Vereinbarungen
nach § 78b bestehen, so soll der Wahl nur entsprochen werden, wenn die
Erbringung der Leistung in dieser Einrichtung nach Maßgabe des Hilfeplans nach
Absatz 2 geboten ist.
(2) Die Entscheidung über die im Einzelfall angezeigte Hilfeart soll, wenn Hilfe
voraussichtlich für längere Zeit zu leisten ist, im Zusammenwirken mehrerer
Fachkräfte getroffen werden. Als Grundlage für die Ausgestaltung der Hilfe sollen sie
zusammen mit dem Personensorgeberechtigten und dem Kind oder dem
Jugendlichen einen Hilfeplan aufstellen, der Feststellungen über den Bedarf, die zu
128
gewährende Art der Hilfe sowie die notwendigen Leistungen enthält; sie sollen
regelmäßig prüfen, ob die gewählte Hilfeart weiterhin geeignet und notwendig ist.
Werden bei der Durchführung der Hilfe andere Personen, Dienste oder Einrichtungen
tätig, so sind sie oder deren Mitarbeiter an der Aufstellung des Hilfeplans und seiner
Überprüfung zu beteiligen. Erscheinen Maßnahmen der beruflichen Eingliederung
erforderlich, so sollen auch die für die Eingliederung zuständigen Stellen beteiligt
werden.
(3) Erscheinen Hilfen nach § 35a erforderlich, so soll bei der Aufstellung und
Änderung des Hilfeplans sowie bei der Durchführung der Hilfe die Person, die eine
Stellungnahme nach § 35a Absatz 1a abgegeben hat, beteiligt werden.
(4) Vor einer Entscheidung über die Gewährung einer Hilfe, die ganz oder teilweise
im Ausland erbracht wird, soll zur Feststellung einer seelischen Störung mit
Krankheitswert die Stellungnahme einer in § 35a Absatz 1a Satz 1 genannten
Person eingeholt werden.
(1) Bei Hilfen nach §§ 32 bis 34 und § 35a Absatz 2 Nummer 3 und 4 soll darauf
hingewirkt werden, dass die Pflegeperson oder die in der Einrichtung für die
Erziehung verantwortlichen Personen und die Eltern zum Wohl des Kindes oder des
Jugendlichen zusammenarbeiten. Durch Beratung und Unterstützung sollen die
Erziehungsbedingungen in der Herkunftsfamilie innerhalb eines im Hinblick auf die
Entwicklung des Kindes oder Jugendlichen vertretbaren Zeitraums so weit verbessert
werden, dass sie das Kind oder den Jugendlichen wieder selbst erziehen kann.
Während dieser Zeit soll durch begleitende Beratung und Unterstützung der Familien
darauf hingewirkt werden, dass die Beziehung des Kindes oder Jugendlichen zur
Herkunftsfamilie gefördert wird. Ist eine nachhaltige Verbesserung der
Erziehungsbedingungen in der Herkunftsfamilie innerhalb dieses Zeitraums nicht
erreichbar, so soll mit den beteiligten Personen eine andere, dem Wohl des Kindes
oder des Jugendlichen förderliche und auf Dauer angelegte Lebensperspektive
erarbeitet werden.
129
(2) Die Pflegeperson hat vor der Aufnahme des Kindes oder Jugendlichen und
während der Dauer des Pflegeverhältnisses Anspruch auf Beratung und
Unterstützung; dies gilt auch in den Fällen, in denen für das Kind oder den
Jugendlichen weder Hilfe zur Erziehung noch Eingliederungshilfe gewährt wird oder
die Pflegeperson nicht der Erlaubnis zur Vollzeitpflege nach § 44 bedarf. Lebt das
Kind oder der Jugendliche bei einer Pflegeperson außerhalb des Bereichs des
zuständigen Trägers der öffentlichen Jugendhilfe, so sind ortsnahe Beratung und
Unterstützung sicherzustellen. Der zuständige Träger der öffentlichen Jugendhilfe hat
die aufgewendeten Kosten einschließlich der Verwaltungskosten auch in den Fällen
zu erstatten, in denen die Beratung und Unterstützung im Wege der Amtshilfe
geleistet wird. § 23 Absatz 4 Satz 3 gilt entsprechend.
(2a) Die Art und Weise der Zusammenarbeit sowie die damit im Einzelfall
verbundenen Ziele sind im Hilfeplan zu dokumentieren. Bei Hilfen nach den §§ 33,
35a Absatz 2 Nummer 3 und § 41 zählen dazu auch der vereinbarte Umfang der
Beratung der Pflegeperson sowie die Höhe der laufenden Leistungen zum Unterhalt
des Kindes oder Jugendlichen. Eine Abweichung von den dort getroffenen
Feststellungen ist nur bei einer Änderung des Hilfebedarfs und entsprechender
Änderung des Hilfeplans zulässig.
(3) Das Jugendamt soll den Erfordernissen des Einzelfalls entsprechend an Ort und
Stelle überprüfen, ob die Pflegeperson eine dem Wohl des Kindes oder des
Jugendlichen förderliche Erziehung gewährleistet. Die Pflegeperson hat das
Jugendamt über wichtige Ereignisse zu unterrichten, die das Wohl des Kindes oder
des Jugendlichen betreffen.
Sofern der Inhaber der Personensorge durch eine Erklärung nach § 1688 Absatz 3
Satz 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs die Vertretungsmacht der Pflegeperson soweit
einschränkt, dass dies eine dem Wohl des Kindes oder des Jugendlichen förderliche
Erziehung nicht mehr ermöglicht, sowie bei sonstigen Meinungsverschiedenheiten
sollen die Beteiligten das Jugendamt einschalten.
130
20.5.9 §85 SGB Ⅷ
Sachliche Zuständigkeit
(1) Für die Gewährung von Leistungen und die Erfüllung anderer Aufgaben nach
diesem Buch ist der örtliche Träger sachlich zuständig, soweit nicht der überörtliche
Träger sachlich zuständig ist.
1. die Beratung der örtlichen Träger und die Entwicklung von Empfehlungen zur
Erfüllung der Aufgaben nach diesem Buch,
2. die Förderung der Zusammenarbeit zwischen den örtlichen Trägern und den
anerkannten Trägern der freien Jugendhilfe, insbesondere bei der Planung
und Sicherstellung eines bedarfsgerechten Angebots an Hilfen zur Erziehung,
Eingliederungshilfen für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche und
Hilfen für junge Volljährige,
3. die Anregung und Förderung von Einrichtungen, Diensten und
Veranstaltungen sowie deren Schaffung und Betrieb, soweit sie den örtlichen
Bedarf übersteigen; dazu gehören insbesondere Einrichtungen, die eine
Schul- oder Berufsausbildung anbieten, sowie Jugendbildungsstätten,
4. die Planung, Anregung, Förderung und Durchführung von Modellvorhaben zur
Weiterentwicklung der Jugendhilfe,
5. die Beratung der örtlichen Träger bei der Gewährung von Hilfe nach den §§ 32
bis 35a, insbesondere bei der Auswahl einer Einrichtung oder der Vermittlung
einer Pflegeperson in schwierigen Einzelfällen,
6. die Wahrnehmung der Aufgaben zum Schutz von Kindern und Jugendlichen in
Einrichtungen (§§ 45 bis 48a),
7. die Beratung der Träger von Einrichtungen während der Planung und
Betriebsführung,
8. die Fortbildung von Mitarbeitern in der Jugendhilfe,
9. die Gewährung von Leistungen an Deutsche im Ausland (§ 6 Absatz 3),
soweit es sich nicht um die Fortsetzung einer bereits im Inland gewährten
Leistung handelt,
10. die Erteilung der Erlaubnis zur Übernahme von Pflegschaften oder
Vormundschaften durch einen rechtsfähigen Verein (§ 54).
131
(3) Für den örtlichen Bereich können die Aufgaben nach Absatz 2 Nummer 3, 4, 7
und 8 auch vom örtlichen Träger wahrgenommen werden.
(4) Unberührt bleiben die am Tage des Inkrafttretens dieses Gesetzes geltenden
landesrechtlichen Regelungen, die die in den §§ 45 bis 48a bestimmten Aufgaben
einschließlich der damit verbundenen Aufgaben nach Absatz 2 Nummer 2 bis 5 und
7 mittleren Landesbehörden oder, soweit sie sich auf Kindergärten und andere
Tageseinrichtungen für Kinder beziehen, unteren Landesbehörden zuweisen.
(5) Ist das Land überörtlicher Träger, so können durch Landesrecht bis zum 30. Juni
1993 einzelne seiner Aufgaben auf andere Körperschaften des öffentlichen Rechts,
die nicht Träger der öffentlichen Jugendhilfe sind, übertragen werden.
Aushandlungen:
Ein guter Hilfeplan ist eine Chance für ein zielgerichtetes pädagogisches Handeln.
132
Verlauf Notizen
Kontaktaufnahme der Eltern mit dem • Klärung der Situation
Jugendamt • Erwartungen an die Jugendhilfe
• Informationen zu Rechten und
Kosten
Entscheidung von Eltern und deren
Kindern, ob die Erziehungshilfe in
Anspruch genommen werden soll
Prüfung der Anspruchsvoraussetzungen • Kindeswohl prüfen
nach §27 KJHG • Eignung und Notwendigkeit
Auswahl der Einrichtung, die die
Erziehungshilfe erbringen soll
Treffen aller Beteiligten zur
Hilfeplanerstellung
Heimeinweisung und Heimaufenthalt
Fortschreibung des Hilfeplans
Ergebnis der Maßnahme
Andere Hilfeart/Beendigung der
Maßnahme
133
20.7 Methoden der Heimerziehung
20.7.1 Heimaufnahme
• Neue Situation für alle Beteiligten (kritisches Lebensereignis)
o Ängste, Unsicherheiten, Verärgerungen, Skepsis, Mehrbelastungen
• Gestörte Sozialisation des Jugendlichen soll verbessert werden
• Erste Tage im Heim können Qualität und Erfolg des Heimaufenthaltes
beeinflussen
o Gefühl der Annahme = Grundlage für Beziehungsaufbau
134
20.7.3 Erziehungsziele/-aufgaben transparent machen
• Erziehungsziele sollten transparent gemacht werden
o Behinderung der Entwicklung durch gegensätzliche Erziehungsziele
verhindern
• Terminpläne erstellen
• Feste/Reisen/Geburtstage planen
• Geldverwaltung
• Freizeitplanung
• Aufgabenteilung
135
Anforderungen an die Erzieher:
136
20.7.8 Bewusste Kontrollen einplanen
• Pädagogische Handlungsschritte müssen immer wieder beobachtet,
ausgewertet, reflektiert und möglicherweise auch korrigiert werden
o Nicht einmalig vereinbart
20.7.10 Interventionsmöglichkeiten
• Verhaltenstherapeutische Verfahren
o Operantes Konditionieren (verstärkende Reaktionen auf
Verhaltensweisen)
o Muss systematisch und langfristig sein
o Einbeziehung der Eltern und Kinder
o Negatives Verhalten wird nicht bestraft, positives Verhalten wird belohnt
• Verbindung mit Entspannungsverfahren
o Progressive Muskelentspannung
o Autogenes Training
o Coolnesstraining
▪ Analyse der Körpersprache, Provokationstests,
Deeskalationsübungen
137
21 Gender
21.1 Gender – Definition
Das Geschlecht wird als soziale Kategorie gesehen. Es wird auf die Kultur der
Zweigeschlechtlichkeit verwiesen. Die biologischen Kriterien werden eindeutig
zugewiesen, jedoch können die kulturell zugeordneten Verhaltensweisen von Frauen
und Männer im Gegensatz zu den biologischen Kriterien ganz anders sei.
138
Beruf:
• 30% mehr Gehalt • Verdienen weniger
• Mächtigere Positionen • Wenig Rente
• Teilzeit
• Elternzeit
• Soziale Berufe
Gesundheit:
• Distanz zum Körper • Bewusster Körperumgang
• Mehr Risikoverhalten und dadurch • Psychosomatische
höhere Sterblichkeitsrate Verarbeitungsstrategien bei
• Schwierigkeiten bei der Bewältigung Belastungen
von Entwicklungsaufgaben • Gute Bewältigung der
• Aggressive Verhaltensweisen bei Entwicklungsaufgaben
Belastung
• Leistungsabfälle bei Jungen sind Symptome für die für sie schwierig
gewordene Bewältigung der Entwicklungsaufgaben.
o Durch das Festhalten an der traditionellen Männerrolle
• Die Mischung aus gezieltem Ressourceneinsatz bei genauer Kenntnis der
persönlichen Potentiale und gleichzeitigem Ausschöpfen sich neu
erschließender Verhaltens- und Entfaltungsmöglichkeiten fällt Mädchen
leichter als Jungen.
• Jungen scheuen sich vor neuen Herausforderungen.
These 2:
• Männern gelingt die produktive Bewältigung der inneren und äußeren Realität
weniger gut.
o Voraussetzung für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung und
Sozialisation
• Die Sozialisation entscheidet über die intellektuelle Leistungsfähigkeit
139
These 3:
These 4:
These 5:
These 6:
140
22 Janusz Korczak – Pädagogik der Achtung
22.1 Wer war Janusz Korczak?
• Geboren als Henryk Goldszmit
• Pseudonym: Janusz Korczak
• Geburtsdatum: 22. Juli 1878 oder 1879 in Warschau
• Todesdatum: 6. oder 7. August im Vernichtungslager Treblinka
• Polnischer Militär- und Kinderarzt, Kinderbuchautor, bedeutender Pädagoge
• Bekannt für seinen Einsatz für Kinder eines Waisenhauses
➔ Erhielt pädagogischen Spielraum, um seine auf prinzipiellen
Kinderrechten basierenden Ideen umzusetzen.
➔ Begleitete die Kinder seines Waisenhauses bei der Deportation in ein
Vernichtungslager, obwohl das auch für ihn selbst den Tod bedeutete.
• Stärken/Kompetenzen wahrnehmen
• Positives, aber auch Unvollkommenes des Kindes wertschätzen
141
• Fragen des Kindes freundlich beantworten
• Kritik des Kindes achten
142
22.6 Bild der Erzieherin
• Soll selbstkritisch mit sich umgehen
• Soll die Kindern nicht ihre eigenen Vorstellungen aufzwingen
• Soll das Kind und seine Rechte achten
• Soll liebevoll, unterstützend und freundlich sein
• Soll den dialogischen Erziehungsbegriff pflegen
• Soll den Kindern Freiräume zur Entfaltung schaffen
• Soll durch eigene Taten ein Vorbild sein
22.7 Räumlichkeiten/Material
• Keine besonderen Materialien
• Räumlichkeiten sind durch Fixpunkte des Alltags bestimmt
• Selbstversorgung durch den Garten
143
22.9 Rechte der Kinder
Janusz Korczak forderte drei Grundrechte für Kinder ein:
Das Recht des Kindes auf Achtung:
Achtung als wechselseitiger Vorgang:
Respektierung des Kindes durch den Erwachsenen – lehrt das Kind, andere
Menschen zu achten.
Das Recht des Kindes Das Recht des Kindes Das Recht des Kindes,
auf seinen Tod auf den heutigen Tag so zu sein, wie es ist
,,Aus Furcht der Tod ,,Wir sollten auch die ,,Kinder werden nicht zu
könnte uns das Kind gegenwärtige Stunde Menschen, sie sind es
entreißen, entziehen wir achten, den heutigen schon. Ja! Sie sind
es dem Leben; um Tag. Wie soll es Menschen, keine
seinen Tod zu morgen leben können, Puppen. Man kann ihren
verhindern, lassen wir wenn wie es heute Verstand ansprechen –
es nicht richtig leben.‘‘ nicht bewusst, ver- sie antworten uns;
antwortungsvoll leben sprechen wir zu ihren
lassen?‘‘ Herzen – fühlen sie uns.‘‘
144
22.10 Demokratie und Fixpunkte
Korczak arbeitete energisch mit Geduld und Verständnis an einer geordneten
Gemeinschaft im Dom Sierot. Diese hielt er aber nicht durch strenge Regeln und
Sanktionen zusammen, sondern er schaffte einige Fixpunkte im
Gemeinschaftsleben, die den Kindern als Hilfsmittel zur Orientierung und zum Halt
dienten. Mit diesen Fixpunkten steuerte er das Verhalten der Kinder, statt es zu
beherrschen. Es waren feste Punkte in Raum und Zeit.
Die Anschlagtafel
• Sichtbare Tafel an der Wand
o Anordnungen, Mitteilungen und Ankündigungen werden hier festgehalten
o Erzieher treffen keine spontanen, unüberlegten Entscheidungen mehr
o Betätigungsfeld für Erzieher und Kinder
o Kinder können sich mit ihr beschäftigen, wenn sie Lust und Zeit haben
Der Briefkasten
• Schriftliche Verständigung zwischen Erziehern und Kindern
o Schreiben fällt leichter als reden
o Erzieher kann in aller Ruhe die Briefe lesen und darüber nachdenken
• Lehrt die Kinder:
o Auf Antworten zu warten
o Geringfügig und vorübergehende Klagen, Sorgen, Wünsche oder Zweifel
von wichtigen zu unterscheiden
o Zu denken und zu begründen
o Zu wollen und zu können
Das Regal
• Ergänzung zur Anschlagtafel
o Wörterbuch, Sprichwörtersammlung, Enzyklopädie, Stadtplan,
Anthologie, Kalender, Handbibliothek, Spielesammlung
▪ Spieleausgabe wird vom Diensthabenden kontrolliert
o Kontrollbuch
o Hefte
▪ Eintragungen der Kinder
o Kontrollbuch
145
Der Schrank mit den Fundsachen
• Kasten für Fundsachen
o Diensthabender:
▪ Fundsachen werden in den Glasschrank gelegt
▪ Fundsachen werden zurück in den Kasten gelegt
• Der Erzieher muss dafür sorgen, dass jedes Kind etwas besitzt, das sein
Eigentum ist
• Der Erzieher muss bei der Suche nach verlorenen Gegenständen helfen
Der kleine Laden
• Zu täglich festgesetzter Zeit Ausgabe von:
o Heften, Bleistiften, Schnürsenkeln, Seife, …
o Notiz: Wer hat was wann erhalten
o Bestimmte Dinge kostenlos, andere zu geringem Preis
• Verspätete mussten bis zur erneuten Öffnung warten
Der Aufhängehaken für Besen
• Offizieller Aufbewahrungsort für Besen, Putzlappen, Kübel und Abfalleimer
o Dienste besitzen nur dann ihren Wert, wenn die Gemeinschaft die
Putzutensilien achtet
• Kinder werden durch Arbeit erzogen und gebildet
o Dazu muss man ihre Arbeit studieren, erproben, zwischen allen
aufteilen, überwachen, für Abwechslung sorgen
• Monatliche Liste der Dienste:
o Kandidaten für freie Dienste
o Vereinbarungen werden getroffen
• Jede Arbeit hat gute und schlechte Seiten und erfordert Zusammenhalt
o Kinder sammeln neue, positive Eindrücke und begegnen unerwarteten
Schwierigkeiten
• Frühe Aufklärung über Geld:
o Geld = Entlohnung für Arbeit
o Gefühl für den Wert der Unabhängigkeit bekommen
o Gute und schlechte Seiten des Besitzes erkennen
146
Die Betreuungskommission
• Bestehend aus Mentorinnen und Mentoren
• Jedem Neuling wurde ein Kind als Betreuer zugeteilt
o Unterstützende, einführende Vertrauensfiguren
o Verständigung zum Teil schriftlich
• Manchmal bekam ein Kind besondere Hilfe/Aufsicht zugewiesen:
o Schweres Urteil durch das Kameradschaftsgericht
o Drohende Heimverweisung
Das Kameradschaftsgericht
• Ziel Korczaks:
o Schaffung einer ordentlichen, gerechten Gemeinschaft
o Begrenzung der Willkür
o Volle Gleichberechtigung der Kinder
o Verantwortungsübernahme von Kindern
o Verwirklichung: Recht des Kindes auf eine ernsthafte Behandlung seiner
Angelegenheiten und auf gerechte und ausgewogene Beurteilung
• Grundsatz: Kinder sind den Gesetzen Gehorsam schuldig, nicht dem Personal
• Anklagen:
o Jeder hat das Recht jeden an der Anschlagtafel anzuklagen
o Anklagen leiten Gerichtsverfahren ein
• Gerichtssekretär:
o Erzieher als Untersuchungsbeamter, ohne Richteramt
o Zuständigkeiten:
▪ Trägt jeden Abend die Anklagen in ein Buch ein
▪ Sammelt am nächsten Tag mündliche/schriftliche Aussagen
▪ Buchführung über Geständnisse und Urteile
▪ Tabellenerstellung der Schadensfälle
▪ Zeichnung der Urteilskurve
▪ Redigieren der Gerichtszeitung
• Das Gericht:
o Reguliert Versäumnisse/Streitigkeiten der Kinder und des Personals
o Verurteilt nach dem Gerichtskodex
o Wöchentliche Sitzung
147
• Zusammensetzung des Gerichts:
o Fünf Kinder als Richter
▪ Dauer: 50 Aburteilung
▪ Auslosung unter Kindern die in der Woche unangezeigt blieben
• Gerichtsrat:
o Behandelt Angelegenheiten von besonderem Gewicht
o Arbeitet Urteile und Gesetze aus
• Zusammensetzung des Gerichtsrats:
o Ein Erzieher, zwei Kinder
▪ Für drei Monate gewählt
• Wer mit Urteil unzufrieden war, konnte es nach Ablauf eines Monats erneut
prüfen lassen
Das Parlament
• Zwanzig Abgeordnete:
o Wahlkreisbildung aus fünf Kindern
▪ Wer vier Stimmen bekam, wurde Abgeordneter
▪ Abstimmung aller Kinder
• Abgeordneter konnte nur werden, wer nie eine Anzeige wegen Unehrlichkeit
bekommen hatte
• Aufgaben:
o Gesetze vom Gerichtrat erlassen
o Beschlüsse über außerordentliche Kalendertage verabschieden
o Recht auf eine Erinnerungspostkarte zusprechen
o Über Aufnahme von Kindern entscheiden
o Über Heimverweise entscheiden
o Über Einstellung von Erziehern entscheiden
Die Zeitung
• Kettet Wochen aneinander
• Verbindet Kinder und Mitarbeiter
• Vorlesung in Anwesenheit aller Kinder
148
23 Reggio-Pädagogik
23.1 Das Bild vom Kind
Die Individualität des Kindes ist das Zentrum der pädagogischen Überlegung!
149
23.2 Das Bild vom Lernen
Was ist Reggio-orientiertes Lernen?
Der Lernprozess:
• Individueller Verlauf
o Lernen = aktiver Konstruktionsprozess des Individuums
• Kinder sollen selbst produzieren und nicht übernehmen
• Wahrnehmung und Informationsverarbeitung sind von vorhandenen
Wissensstrukturen abhängig
o Wissensstruktur ist individuell
• Ergebnisse von Lernprozessen
o Nicht bestimmbar
o Individuell
• Gestaltung von Lernprozessen
o Offen, ohne Zwang
o Individuelle Zugänge ermöglichen
• Ganzheitliches Bild vom Lernen
o Untersuchung ganzer Sachen
150
Die Phasen des Lernprozesses:
Ziele:
• Die Projektinitiative:
o Projekt basiert auf Äußerungen von Ideen, Anregungen und Problemen
▪ Kinder und Erwachsene
• Auseinandersetzung mit der Projektinitiative:
o Handlungsrahmen, Umsetzung des Projekts werden diskutiert
• Entwicklung eines Projektplans:
o Ziele, Dauer, Aktivitäten, Orte, verantwortliche Personen des Projekts
werden festgelegt
• Ausführung eines Projektplans:
o Bei der Durchführung werden Vorüberlegungen geprüft und verbessert
• Abschluss des Projekts: (3 Varianten nach Frey)
o Produkt des Projekts
o Einmündung in den Alltag
o Rückkopplung an die Projektinitiative/Reflektion
• Fixpunkte im Projektverlauf:
o Dinge, die in den Projektverlauf eingeschoben werden, um wieder auf
den richtigen Weg zu kommen
• Metainteraktion:
o Reflektion von der Reflektion
Bildungsnetz:
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23.3 Das Bild der Erzieherin
• Erzieher sollen im Team arbeiten
o Reflexion im Team
o Projektentwicklung
• Es gibt keine Einzelperson als Leitung, sondern einen Leitungsrat aus
Erziehern und Eltern
• Unterschiedliche Berufsgruppen arbeiten gleichberechtigt im Team zusammen
• Erzieher als Zeugen
o Beobachtungen, Interpretationen, Dokumentationen
• Erzieher als Begleiter
o Selbstlernprozesse bestärken, Freiheiten zulassen, Dialogpartner sein
• Erzieher als Forscher
o Entdeckung der Welt gemeinsam mit dem Kind
• Erzieher sollen eine soll eine Atmosphäre des sozial, emotionalen
Wohlbefindens schaffen
• Erzieher sollen versuchen das Kind ganzheitlich wahrzunehmen
o Gesten, Mimik, Worte, Perspektivwechsel einnehmen
• Erzieher sollen das Kind mit Rückmeldungen und aktivem Forschen
unterstützen
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23.4 Raumgestaltung und Materialien
Inneneinrichtung:
Der Raum hat eine sehr große Bedeutung für die Reggio-Pädagogik (dritter Erzieher)
Spiegel:
• Verschiedene Formen/Orte
• Entdeckungsort
• Mimisches Ausprobieren von Gefühlen
• Begegnung mit sich selbst
• Zeichen für das Körpergefühle
o häufiger Anblick – gut
o seltener Anblick – schlecht
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23.5 Vor- und Nachteile der Reggio-Pädagogik
Vorteile Nachteile
• Unterstützung des Forschungs- und • Schwierige Abstimmungsprozesse
Wissensdrang des Kindes aufgrund von vielen Personen
• Ermöglichung der individuellen • Zeitaufwendig (Dokumentationen,
Entwicklung in der Umwelt Absprachen,…)
• Konzeption geht mit der Zeit • Hohe Kosten für Fortbildungen,
• Offenen Strukturen Personalschlüssel, Veränderungen
• Wechselspiel von kognitiven • Schwierigkeiten bei der Elternarbeit
Konflikten und Lösungsversuchen, • Erzieher werden durch ständige
konstruktive Konstrukteure Arbeit an sich selbst sehr gefordert
• Theorie-Praxis-Verbindung • Es wird viel Personal benötigt
• Erzieher im ständigen Lernprozess • Ständiger Entwicklungsprozess führt
• Aktiver Austausch mit anderen zu Stress
• Buntes Team, Teamarbeit mit Eltern • Vorbereitung auf Schule ist
etc. fragwürdig
• Hineinwachsen in die Gesellschaft
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