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Sardinien

€ 9,95 [D+I] € 10,95 [A] CHF 13,50 [CH]

Luxus & Landidylle


Sardinien
Bildatlas Nr. 165

Traumbuchten
Die schönsten Strände

Wanderglück
Trekkingtour in
den Bergen

Agriturismi
Zu Gast bei Sarden
EDITORIAL
3

Liebe Leserinnen, liebe Leser!


Für mich ist Sardinien die reizvollste Mittelmeerinsel. Wa-
rum? Wegen der grandiosen Landschaft, der geglückten Ver-
bindung von Meer und Bergen, ja, aber damit können andere
Inselziele auch aufwarten. Wegen stiller abgeschiedener Dör-
„Sardinien ist ganz anders. Man hat fer oder der exklusivsten Küste Europas, der Costa Smeralda?
Nicht unbedingt. Mich fasziniert Sardinien wegen der einma-
hier ein Gefühl von Weit­räumigkeit …
ligen Strände: Stille Buchten, mal mit herrlichem feinen
es ist wie die Freiheit selber.“ Sand, mal mit hellem Kies oder auch mit Steinen durchsetzt
und davor ein glasklares Meer. Schöner geht nicht, jedenfalls
D. H. Lawrence (1885 –1930) nicht in Europa ...

Herzliche Begegnungen
Die schönsten Strände stellt Ihnen Peter Höh auf S. 50 vor,
und Christina Anzenberger-Fink und ihr Mann Toni Anzen-
berger haben sie in faszinierenden Bildern festgehalten. Übri-
gens schwärmen alle drei in höchsten Tönen von der Insel,
auch weil das Reisen hier so angenehm ist. Zwar ist die Größe
Sardiniens mit der von Sizilien vergleichbar, doch leben auf
Sardinien nur ca. 1,6 Mio. Menschen, während Sizilien immer-
hin 5 Mio. Bewohner hat. Da können manchmal Stunden ver-
gehen, bis man im grünen Hinterland einem Menschen begeg-
net. Wenn dann aber endlich mal wieder jemand auftaucht, so
darf man sich auf entspannte freundliche Begegnungen
freuen. Immer wieder wird man mit der legendären sardi-
schen Gastfreundschaft konfrontiert. Toni Anzenberger berich-
tete mir, dass sie häufig während ihres dreimonatigen Aufent-
haltes aufs Herzlichste eingeladen wurden, mal nur auf einen
Drink in der Bar, mal aber auch gleich zu einem Familienfest
mit Picknick in der Natur.
Der Autor Peter Höh reist
schon seit 1995 meist mehr­
Feiern unter freiem Himmel
fach pro Jahr nach Sardi­ Wem das nicht vergönnt ist, der lernt die Freundlichkeit und
nien. Heute hat er in allen Herzlichkeit der Sarden, ebenso wie die hervorragende Küche
Ecken der Insel Freunde bei einem der Inselfeste kennen. Der Festtagskalender listet
und Bekannte – das macht
nicht weniger als 1000 traditionelle Feste auf. Die Chance, dass
das Reisen auf Sardinien na­
türlich noch erlebnisreicher.
irgendwo auf Sardinien gerade eine Prozession, ein Ernte- oder
Die Fotografen Christina
Anzenberger-Fink und
Hirtenfest begangen wird, ist also groß. Die Mehrzahl der Feste
Toni Anzenberger fotogra­ sind nach Meinung unseres Autoren Peter Höh noch sehr au-
fieren bevorzugt in ihrer ös­ thentisch, die schönsten und farbenprächtigsten stellen wir Ih-
terreichischen Heimat oder nen auf S. 92 ff. vor.
in Italien. Nach Sardinien rei­
Herzlich
sen sie seit Jahren immer
wieder und haben hier neue
Freunde gefunden.

Birgit Borowski
Programmleiterin DuMont Bildatlas
34 Alles Käse, oder was? Von wegen:
Die Cucina Sarda ist bodenständig
und schlicht raffiniert.

30 Badenixen ahoi: Zu
den Highlights im sar­
dischen Norden zählt
ein Bootsausflug in
die faszinierende Insel­
welt des Maddalena-
Archipels.

Impressionen
8
Sardinien, sagt eine Legende, sei Gottes letztes Werk; 104 Besuch der Kapitale: In der
sein Meisterstück, das er schuf, indem er von all seinen sar­d ischen Hauptstadt Cagliari
ist Afrika schon recht nah.
bis dahin bereits geschaffenen Ländern etwas weg-
nahm, um es dieser Insel hinzuzufügen.

Der Westen
Der Norden
56 Buena Vista Sunset Club
22 Kork, Granit, Milliardäre Sardiniens Westen ist eine Region voller Kontraste.
Willkommen im Land der Reichen und Superreichen, Mediterranes Badegetümmel gehört dazu ebenso wie
deren Buchten frei zugänglich sind. Und auch das Hinter­ die herrliche Bergnatur und erfrischende Oasen.
land hat seinen Reiz.

DUMONT THEMA
UNSERE
34 Pasta, Pane & Co. FAVORITEN
Schlichte Raffinesse kennzeichnet die bodenständige BEST OF …
sardische Küche.

38 Straßenkarte 20 Die besten Tische mit Aussicht


39 Infos & Empfehlungen Was kann es Beglückenderes geben, als auf
das Meer zu schauen und sich den Genüssen
des Landes hinzugeben?

50 Die schönsten Strände


Der Osten Nirgendwo sonst im Mittelmeer gibt es mehr
und schönere Strände als auf Sardinien.
42 Berge und Meer
Die Ostküste ist gesegnet mit herrlichen Stränden 110 Die urigsten Agriturismi
und Buchten. Dort findet man die schönste Steilküste Zu Gast bei Sarden: Nie kommt man der
der Insel. sardischen Seele so nahe wie beim gemein­
samen Essen.
52 Straßenkarte
53 Infos & Empfehlungen
INHALT
4 – 5

92 Brauchtum und Tradition werden


auf Sardinien groß geschrieben –
nicht nur hier bei der Festa di
Sant’Efisio in Cagliari.

96 Straßenkarte
97 Infos & Empfehlungen

Der Süden
DUMONT THEMA
64 Die Hoffnung stirbt zuletzt 100 Jenseits von Afrika
Ökologie und Umweltschutz sind auf Sardinien ein Nicht Rom oder Neapel sind Sardiniens
heikles Thema. Noch. Kapitale am nächsten – sondern Tunis.

66 Straßenkarte 112 Straßenkarte


67 Infos & Empfehlungen 113 Infos & Empfehlungen

Das Zentrum Anhang

70 Sardiniens grünes Herz 116 Service – Daten und Fakten


In die wilde, wegelose Bergwelt im Inselinneren 121 Register, Impressum
zogen sich einst die Sarden vor den fremden Erobe­ 122 Lieferbare Ausgaben
rern zurück. Dort bewahrten sie sich ihre Kultur.

DUMONT THEMA
DuMont
78 Weltschmerz und Melancholie
Aktiv
Die sardische Seele drückt sich auch in ihren
traditionellen Gesängen aus, den von der Genießen Erleben Erfahren
UNESCO zum immateriellen Kulturerbe erko-
renen Canti Sardi.
41 Eldorado für Biker
80 Straßenkarte Sardinien mit dem Drahtesel erkunden.
81 Infos & Empfehlungen
55 Bootsausflug zur schönsten Küste 
Ein Höhepunkt jeder Sardinienreise.

69 Sprachkurs in Alghero
Der Südwesten Im Urlaub lernen, lachen, kochen.

84 Alter Reichtum, neuer Glanz 83 Trekkingtour in den Bergen 


Die Berge der Region waren einst die Goldgrube Sardiniens wahre Seele finden.
der Insel. Heute fasziniert vor allem die abgeschie-
dene Costa Verde mit ihren Dünenlandschaften. 99 Reiten am Strand  
Hoch zu Ross die Insel erkunden.
DUMONT THEMA
92 Feste feiern 115 Feiern mit den Sarden
Die sprichwörtliche Freigiebigkeit und Ein Gastmahl mit Musik und Tanz.
Gastfreundschaft der Sarden zeigt sich nirgends
deutlicher als auf ihren Festen.
Der Norden 22 – 41

Der Westen 56 – 69
11

Der Osten 42 – 55

2
10

Das Zentrum 70 – 83

Der Südwesten 84 – 99 7 12

4
Der Süden
Der Süden 100 – 115
INHALT
6 – 7

Topziele
Die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Sardiniens, die Sie keinesfalls
versäumen dürfen, haben wir auf dieser Seite für Sie zusammengestellt. Auf
den Infoseiten ist das jeweilige Highlight als TOP­ZIEL gekenn­zeichnet.

NATUR ERLEBEN

1 Capo Testa: Am Capo Testa meißelte die 8 Arbatax: Mit dem „Trenino
Natur einen märchenhaften Irrgarten. Seite 40 Verde“ von Arbatax hinauf in
die „sardischen Dolomiten“.
2 Golfo di Orosei: Die gewaltigste Steilküste Seite 54 6
im Mittelmeerraum glänzt mit Traumbuchten.
Seite 54

3 Costa Verde: Herrliche Naturoase mit


riesigen Dünen, roten Felsen und schönen
Stränden. Seite 98

4 Costa del Sud: Herzstück des Hotspots


unter Sar­diniens Stränden ist die paradiesisch 12
anmutende Baia Chia. Seite 114
9

9 Alghero: Spaziergang auf der


„Bastione“, der alten, dem Meer
zugewandten Stadtmauer von Alghero.
Seite 68
8
0 Orgosolo: Fassadenmalereien
(„Murales“) machen aus dem Dorf eine
4 große Freilichtgalerie. Seite 82

SHOPPING
KULTUR

q Castelsardo: Traditionelle Flechtkunst kauft man


5 Santa Cristina: Ein Meisterwerk direkt bei den Flechterinnen in der Altstadt. Seite 67
aus der Steinzeit ist das Brunnen­
heiligtum bei Paulilatino. Seite 69 w Cagliari: Die sardinische Hauptstadt ist das Einkaufs-
und Kulturzentrum der Insel schlechthin. Seite 114
6 Su Nuraxi: Sardiniens berühmteste
steinzeitliche Festungsanlage. Seite 99

7 Cittadella dei Musei: Die Zitadelle


von Cagliari vereint gleich vier Museen.
Seite 113
Sprung ins Badeparadies

Sardiniens spektakulärstes Naturschauspiel


ist der Golfo di Orosei im Inselosten. Auf fast
50 Kilo­me­ter Länge formt hier das Supramonte-
Massiv eine wilde Felskulisse mit kleinen Traum-
stränden und malerischen Robinson-Buchten.
Um Badeparadiese wie hier die wunderschöne
Cala Goloritze zu erreichen, muss man ein Aus-
flugsboot von Cala Gonone nehmen, einem ehe-
maligen Fischerort in der Nähe von Dorgali.
IMPRESSIONEN
8 – 9
IMPRESSIONEN
10 – 11

Farben und Formen der Natur

Westlich von Santa Teresa di Gallura verbindet


ein Damm die Halbinsel Capo Testa mit der Nord­­
küste Sardiniens. Wind und Wetter formten hier
die Granitfelsen zu bizarren Gebilden, in denen
fantasievolle Betrachter allerlei Fabelwesen ent-
decken können. Den schönsten Blick auf diese in
den Abendstunden in warmen Ockerfarben strah-
lende Urlandschaft hat man vom alten Leuchtturm
an der Spitze des Kaps.
Brauchtum und Feste

Mit einer Wallfahrt von Cagliari nach Nora löst


man jährlich am 1. Mai ein Gelübde ein, das man
dem heiligen Ephysius gab, damit er die Cagliari-
taner von einer im Jahr 1652 ausgebrochenen
Pest befreite, der fast die Hälfte der Stadtbevöl-
kerung zum Opfer fiel. Heute ist die insgesamt
viertägige Sagra di Sant’Efisio das größte Volks-
fest Sardiniens.
IMPRESSIONEN
12 – 13
IMPRESSIONEN
14 – 15

Sport, Spaß und Spiel

Zu den schönsten Stränden bei Alghero gehört


die an dessen Lido anschließende, von Pinien
und Macchia eingerahmte, etwa zwei Kilometer
lange Spiaggia di Maria Pia. Deren feiner, weißer
Sandstrand lädt nicht nur zu spätnachmittäg­lichen
Ballspielen ein, sondern auch zur Erkundung des
an diesem Ort kristallklaren, türkisfarben schim-
mernden Meerwassers.
Alles, was gut (und teuer) ist

Dreißig Cent pro Quadratmeter hielten die Bau-


ern und Hirten im Jahr 1962 für einen angemes-
senen Preis, als sie den 55 Kilo­meter langen, fel-
sigen, mit Macchia bedeckten Landstrich an der
Nordostküste einem internationalen Konsortium
verkauften. Heute muss man an der Smaragd-
küste (Costa Smeralda) rund um Porto Cervo bis
zu 3500 Euro pro Quadratmeter investieren.
IMPRESSIONEN
16 – 17
Schutz und Trutz

Entlang der Küstenstraße von Castelsardo nach


Santa Teresa di Gallura passiert man Isola Rossa,
ein ehemaliges Fischerdorf, das seinen Namen
den vor der Bucht im Meer liegenden rosafarbe-
nen Granit­felsen verdankt. Dort findet man auch
einen alten Wehrturm (La Torre Spagnola), der
im 16. Jahrhundert unter spanischer Herrschaft
zum Schutz vor Überfällen sarazenischer Piraten
errichtet wurde.
IMPRESSIONEN
18 – 19
UNSERE
FAVORITEN

Die besten Tische mit Aussicht

Was kann es auf einer Reise

Pecorino und
Beglückenderes geben, als
nach einem erfüllten Tag in
der aufkommenden Abend­

Piña Colada mit


brise bei einem Aperitiv die
Sonne im Meer versinken zu
sehen? Um dann unterm auf­

Bellavista
ziehenden Sternenzelt in mil­
der Abendluft auf das silbern
schimmernde Meer zu
schauen und sich dabei den
Genüssen des Landes hinzuge­
ben? Nichts!

œ
3 Coole Cocktails
Mit dem Aufzug geht es
hinauf zum Li Blau, der
stylischen Skybar auf dem
Dach des neunstöckigen
Hotels Catalunya. Die Aus-
sicht auf die Altstadt von
œ
1 Sundown in der Felsenbar œ
2 Schlemmen mit Küstenpanorama Alghero und über den Hafen
hinaus zum Capo Caccia ist
Der Name ist so ungewöhn- vergesslich der Blick von In stiller Natur sitzen und Teodoro auf die Küste mit immer bezückend, ob am
lich wie die Location selbst. der Terrasse auf den Golfo durchatmen, alle Anstren- dem goldenen Band vom Nachmittag bei Kaffee und
Das Al 906 Operaio ist Sar- die Gonessa und seine im- gung des Tages von sich ab- La-Cinta-Strand und der Kuchen oder zur Blauen
diniens spektakulärste Bar posante Steilküste. Krönung fallen lassen, dabei auf ein davor aus dem Meer auf­ Stunde, wenn sich Tag und
und einer der schönsten der Klippenkulisse ist der großartiges Küstenpanora­m a ragenden Insel Tavolara. Nacht vermischen, bei ei-
Orte, um das furiose Far- aus dem Meer aufragende blicken und in aller Muße Beim Essen wählt man zwi- nem der zahlreich angebo-
benspiel zu erleben, das die gewaltige Felsmonolith Pan beim guten Wein die Köst- schen Fisch und Fleisch. tenen Cocktails. In der
untergehende Sonne über di Zucchero, der Zuckerhut. lichkeiten der sardischen Die Menüs sind mehr als Nacht locken dann DJ’s mit
dem Meer entfaltet. Das Vom Parkplatz führt ein Küche kennenlernen: Ein üppig und von ausgezeich- Loungemusik die Nacht-
Ungewöhnliche ist, dass die schön angelegter kurzer perfekter Ort dafür ist der neter Qualität. schwärmer ins schicke
Bar in einer Felshöhle un- Spazierweg rings um den Agriturismo La Suara Longa. Designer-Ambiente.
tergebracht ist, in der einst Fels herum bis zur Bar. Am Die Anfahrt auf einer unbe- Agriturismo La Suara
eine Minengesellschaft ih- Tag gibt es nur Getränke, festigten „strada bianca“ ist Longa, San Teodoro, Via Il Blau, Hotel Catalunya,
ren Sprengstoff lagerte. Und am Abend dann auch Res- zwar schmal, staubig und Montenegro, Tel. 338 Alghero, Via Catalogna, 24,
in der ebenfalls in den Fels taurantbetrieb und Pizza. holperig, aber der Weg 7 14 87 55, www.suaralonga. Tel. 079 95 31 72, www.hotel
gesprengten Toilette lager- lohnt sich! Auf einem Hügel com, Anfahrt von der catalunya.it (in der Vor- und
ten die Zünder. Einmalig ist Al Operaio 906, im Hinterland von San Teo- Hauptstraße SS 125 (Via Nachsaison Di.–So. 10.00
ihre Lage hoch über dem Iglesias, Belvedere di doro gelegen, eröffnet sich Nazionale), in die Via Mon- bis 13.30 u. 16.00–21.00, in
Meer im fast senkrecht ab- Nebida, Tel. 338 9 16 53 88, von seiner Terrasse ein un- tenegro abbiegen, dann der Saison tgl. 10.00–15.00
fallenden Fels, einfach un- (nur April–Okt.) vergesslicher Blick über San ca. 1 km Piste. u. 17.00–24.00 Uhr
UNSERE FAVORITEN
20 – 21

DMBA 165 Sardinien Lagekarte 64 x 64 mm 18.05.2016 Lawall

Korsika
(Fr.)
œ
7 Dolce far ni-
ente mit Stil
œ
6 Genießen
Olbia
Sassari
4
unter Geiern Wenn am späten Nachmit-
2 tag die Hitze des Tages
5
œ
5 Frutti di Das einzige Gebäude auf weicht, steigen die Cagliari-
Mittelmeer

3
Mare mit Mee- der fast 50 Kilometer lang taner hinauf zum Castello­
6
resrauschen durch völlig unbesiedelte viertel, um bei der aufkom-
Tyrrhenisches Natur führenden Küsten­ menden Meeresbrise
SARDINIEN
Meer Inmitten eines aromatisch straße von Alghero nach durchzuatmen. Besonders
Oristano harzig duftenden, lichten Bosa ist das Casa del Vento. beliebt ist die schicke Ter-
Wäldchens aus Schirm­ Ob auf ein Bier, einen klei- rasse des Libarium Nostrum
pinien, der Pineta Sant’ nen Espresso oder um direkt über der hohen Fes-
Anna bei Budoni, liegt das opulent zu speisen – ein tungsmauer, die das Castel-
Iglesias 7
1 Restaurant Shardana. Tische Stopp im „Haus des Win- loviertel umschließt. Ein-
Cagliari
und Stühle stehen locker des“ lohnt sich immer. Das lass ins alte Adelsviertel
verteilt unter den Bäumen. freundlich-familiär geführte gewährt der mächtige Torre
Herrlich der Blick auf die Lokal liegt unmittelbar an d’Elefante, von dem es
lange, sanft geschwungene der Abbruchkante der Steil- dann nur noch ein paar
œ
4 Candle-Light-Dinner Bilderbuchbucht von Bu- küste. Von seiner großen Schritte bis zu der ange-
mit Traumkulisse doni: Das kontrastreiche Terrasse genießt man im sagten In-Adresse ist. Man
Farbenspiel von grünen Schatten eines Schilfdachs zeigt sich, bespricht Pro-
In der milden Nachtluft unter tisch wird es nach Einbruch Baumkronen, gelbem eine unvergessliche Aus- jekte, flirtet oder genießt
den Sternen beim romanti- der Nacht, wenn die Lichter Stand, azurblauem Meer sicht auf die wellenumspül- einfach die Atmosphäre
schen Kerzenschein im ele- der Stadt den Burgberg er- und Himmel lassen das ten Felsen und Klippen so- und den Ausblick über die
ganten Ambiente gut und leuchten und ihn wie eine Herz höher schlagen. Stil- wie das Meer. Und mit etwas verschachtelten Dächer der
gepflegt zu dinieren, ist im- auf dem Wasser schwim- voll serviert wird frisch Glück sieht man hier „Grifo- Altstadt hinaus auf den
mer ein ganz besonderes mende glitzernde Krone er- zubereitete mediterrane nis“, gigantische Gänse- weit sich öffnenden Golfo
Erlebnis. L’Incantu, das Res­ scheinen lassen. Zu diesem Slow-Food-Küche. Beson- geier, im Aufwind kreisen, degli Angeli. Die Tische
taurant des stilvollen Hotel- (vorzugsweise vorher reser- ders die Meeresgerichte die in den Klippen des na- mit der schönsten Aussicht
ressorts Bajaloglia in Cas- vierten) Panoramablick wird sind ein Gedicht. hen Capo Marargiu nisten. sind dem Restaurantbereich
telsardo, ist wie geschaffen einem hier eine ganz exqui- vorbehalten.
dafür. Hoch über dem Ort site Küche geboten. Bar/Pizzeria/Ristorante Bar/Pizzeria/Ristorante
auf einem Hügel liegt die Shardana, Tanaunella, Loc. Casa del Vento, an der SP Libarium Nostrum, Cagliari,
malerische Altstadt mit ih- L’Incantu/Bajaloglia Resort, Pineta Sant’Anna, 49 von Alghero nach Bosa Via Santa Croce 33,
rem Castello wie auf einem Castelsardo, Loc. Bajaloglia, Tel. 334 1 02 68 14, bei km 8, Tel. 347 1 82 20 74 Tel. 346 52 2 02 12, im
Präsentierteller vor dem Tel. 079 47 45 44, www.ristoranteshardana.it; (in der Vor- und Nachsaison Sommer tgl. 7.30–2.00 Uhr,
Betrachter. Richtig roman- www.bajalogliaresort.it unbedingt reservieren! nur Sa. u. So. geöffnet) sonst Mo. geschlossen
Der Norden
22 – 23

Kork, Granit,
Milliardäre
Ein Nachtclub an der Costa Sme-
ralda trägt den programmatischen
Namen „Billionaire“, sein Besitzer
ist der berühmt-berüchtigte Sport-
manager Flavio Briatore. Die Liege­
gebühren in der Marina von Porto
Cervo sind (nach Capris Marina
Grande) die zweithöchsten der Welt,
ein Cappuccino an der Piazzetta
kann bis zu 30 Euro kosten. Aber
die zauberhaften Buchten mit ihren
fast schon karibisch anmutenden
Stränden sind frei zugänglich, und
im Landesinneren haben die urwüch­
sigen Gran­it­­berge und Korkwälder
ihren ganz eigenen Reiz.

Blick über den Hafen von La Maddelena hinweg über den gleichnamigen,
seit dem Jahr 1997 als Nationalpark geschützten Archipel.
Blick über die Hafenbucht von Porto Cervo: Die Saison an der Costa Smeralda
ist wie ein Espresso – kurz, heiß und stark.

Flavio Briatores Billionaire Club in Porto Cervo


(oben und rechts) ist sozusagen die Formel 1 unter
den Ausgehadressen an der Costa Smeralda.
 DER NORDEN
24 – 25

Rund um die Piazzetta nahe dem alten Hafen … Nobelboutiquen zum Marken- und Luxusshoppin ein.
von Porto Cervo laden zahlreiche … Frau gönnt sich ja sonst nichts!

W
illkommen im Land der Rei- Die geraubte Küste
chen und Superreichen: An der Als die Hirten und Bauern sich ange-
Costa Smeralda ist alles teuer sichts des smaragdbesetzten Raumschif-
und exklusiv, aber nichts echt und ge- fes, das da direkt vor ihrer Haustür gelan­
wachsen. Noch nicht einmal der Name. det war, die Augen rieben und feststellten,
Der ist ein geschütztes Warenzeichen je- dass ihr Land wohl doch nicht so wenig
ner internationalen Finanzgruppe, die wert gewesen war, wie sie gedacht hat-
diesen Spielplatz für Milliardäre einst ten, machte schnell das Wort von der
Die Entstehung der aus der Taufe hob. An der Spitze des zu „Costa Rubata“, der „Geraubten Küste“,
diesem Zweck von dem Biermagnaten die Runde. Aber die neuen Verhältnisse
Costa Smeralda liest Patrick Guinness und weiteren finanz- brachten auch Arbeit und Brot, und so
sich wie ein Märchen kräftigen Investoren gegründeten Con- arrangierten sich die düpierten Sarden
sorzio Smeralda stand kein Geringerer schnell damit. Die Costa Smeralda si-
aus dem Morgenland. als Karim Aga Khan IV., das geistige cherte Sardinien einen Platz auf der
Oberhaupt der Ismailiten (einer liberal Landkarte des internationalen Touris­
ausgerichteten Abspaltung der muslimi- mus. Als Segen erwies sich zudem die
schen Schiiten mit heute rund 20 Millio- neosardische Architektur: Kreiert wurde
nen Anhängern in Europa, Zentralasien dieser – traditionelle Elemen­te aller me-
und Afrika). Dessen Privatvermögen wird diterranen Bauformen vereinende – Stil
auf mindestens zehn Milliarden Euro ge- in den 1960er-Jahren von dem französi-
schätzt. Den Bauern und Hirten der Re- schen Star­ architekten Jacques Couëlle,
gion kaufte er dieses traumhafte Stück der mit seinem verspielten Hotel Cala di
Küste für einen Apfel und ein Ei ab, um Volpe die erste Luxusherberge an der
darauf eine standesgemäße Spiel­wiese für Costa Smeralda erbaute.
sich und seinesgleichen errichten zu las-
sen –  darunter so schillern­de Figuren wie Olbia, die Glückliche
Silvio Berlusconi, der auf seinem cäsa- Um ihre Klientel auf die Insel zu brin-
risch anmutenden Anwesen „La Certosa“ gen, baute sich das Consorzio Costa
mit Bunga-Bunga-Partys für Schlag­zeilen Smeralda bei der nahe gelegenen Hafen-
sorgte. Heute kennt jeder den Namen und stadt Olbia einen eigenen Flughafen und
setzt die Costa Smeralda mit Sardinien legte sich mit Meridiana gleich noch eine
gleich. Dabei hat die hyper­exklusive En- eigene Airline zu. Der International Air-
klave mit Sardinien in etwa so viel zu tun port Costa Smeralda ist heute der wich-
wie Disneyland mit Paris. tigste der Insel und macht, mit dem Fähr­
Mit ihren Luxusjachten und -hotels ist die Costa Sme­ Die türkis glitzernde Farbe des kristallklaren Meerwassers macht das Baden an der
ralda heute die edelste Ferienadresse Europas. Costa Smeralda zu einem reinen Vergnügen.

Oberhalb des Jachthafens von Porto Cervo steht die Kirche Stella Maris („Stern des Meeres“). Zu den typisch sardischen
Elementen ihrer Architektur gehören die das Dach der Vorhalle tragenden, an Menhire erinnernden Granit-Monolithen.
 DER NORDEN
26 – 27

Zimmer mit Aussicht: Das Hotel Cala di Volpe in Porto Cervo bezeichnet
sich selbst (mit gutem Recht) als 5-Sterne-Legende.

hafen, die Stadt Olbia zum touristischen vorgelagert ist die Tavolara, deren gewal- sendisco Ritual oder in Briatores Billio-
und logistischen Drehkreuz Sardiniens. tiger Fels wie der schrundige Rücken ei- naire Einlass begehrt, muss jung, schön
Olbia, „die Glückliche“, nannten die nes Seeungeheuers fast 600 Meter hoch und weiblich sein oder einen klangvollen
alten Griechen die Stadt, die schon da- aufragt. Der einzige Unterschied zur Ka- Familiennamen auf seiner Goldenen Kre-
mals ein wichtiger Hafen und Handels­ ribik: Die Palmen am Strand sind hier ditkarte tragen. Die Strände der Costa
ort war. Heute ist Olbia Sardiniens Boom- Pinien. Mit ihren grünen Kronen schaf- Smeralda aber stehen wie alle Strände
town und hat die Kapitale Cagliari an fen diese einen schönen Kontrast zum auf Sardinien allen offen.
Wachstum und Wohlstand überholt. strahlenden Weiß des Strandes und dem
Der Hafen wird ständig ausgebaut, die tiefen Himmelsblau. Eines der schöns- Paradiesische Buchten
Altstadt wurde saniert, ihre Plätze hat ten lichten Pinienwäldchen („Pinetas“) Wer sich in der – nomen est omen – Cala
man verschönert, neue Hotels wurden am südlichen Endes des schier endlos Tahiti oder der nach einer persischen
eröffnet, Restaurants und Straßencafés langen Strandes von Budoni ist die Pi- Märchenprinzessin benannten Cala So-
laden zur Einkehr ein. Olbia ist jung und neta Sant’Anna. raia sonnen will, muss mit dem Boot an-
modern, und es macht Spaß, erst einmal reisen. Diese und viele andere Paradies-
bei einem Cappu oder einem kleinen Jung, schön, weiblich buchten liegen auf einer der zahlreichen,
Schwarzen in Ruhe anzukommen, um Die Strände und die Nähe zu Olbia ha- meist unbewohnten Inseln und Eilande
ganz gelassen dem quirlig-mediterranen ben die einstigen Fischerdörfchen San des La Maddalena-Archipels. Jahrhunder­
Treiben zuzusehen, ehe man seinem Ur-
laubsort weiter entgegenstrebt. Der ist
meist gar nicht weit entfernt.
An Olbias Stadtrand
eröffnet sich ein Reigen von
Pinien statt Palmen
Gleich, ob man Olbia in Richtung Nor-
den oder Süden verlässt – unmittelbar
am Stadtrand eröffnet sich ein Reigen
von Traumstränden, die den Vergleich
Traumstränden.
mit der Karibik nicht zu scheuen brau-
chen. La Cinta („das Band“) heißt der ki- Teodoro und Budoni zu einem touristi- telang war seine Geschichte dank der
lometerlange Bilderbuchstrand, der sich schen Hotspot gemacht, an dem sich be- strategisch wichtigen Lage im Kanal zwi-
bei San Teodoro in sanftem Schwung sonders junge Menschen treffen. Hier schen Korsika und Sardinien militärisch
zwischen einem von Flamingos bevöl­ sind die Clubs und Discos im Gegensatz geprägt. Hier erlebte ein junger Offizier
ker­ten Lagunensee und dem smaragdfar- zur Costa Smeralda für jedermann offen namens Napoleon sein erstes Waterloo,
ben irisierenden Meer entlangzieht. Ihr und erschwinglich. Wer dort in der Fel- hier lag die englische Flotte unter Admi-
So schön es an der Costa Smeralda auch ist – wer
das wahre, das ursprüngliche Sardinien sucht, der
muss die Küste auch mal verlassen, für Abstecher
in das kleinstädtische Arzachena etwa (ganz oben),
zum Gigantengrab Coddu Vecchiu (rechts), oder
zum Besuch eines Bauernmarkts (oben) in einem
Bergdorf der Region.
DER NORDEN 
28 – 29

Sommer, Sonne, Sand: La Cinta ist der beliebteste Strand von San Teodoro. Mit Blick auf die Isola
Tavolara (im Bildhintergrund) kann man hier herrlich baden – in der Sonne wie im Wasser.

ral Nelson. Hier liegt Italiens Nationalheld


Kork
Special Giusep­pe Gari­baldi begraben, zu dessen
Alterssitz und Grab auf La Caprera jeder
einigermaßen patriotische Italiener we-
Ein ganz besonderer Stoff nigstens einmal im Leben pilgert. Hier
waren Atom-U-Boote der US-amerikani-
schen Mittelmeerflotte stationiert, bis
Sardinien liefert 80 Prozent der italie­ diese (2008) ihren Stützpunkt auf der
nischen Korkproduktion. Die Zentren Insel Santo Stefano räumte.
der Verarbeitung sind Tempio Pausa­ Von den kriegerischen Zeiten zeugen
nia und das benachbarte Calangianus. nur noch die gewaltigen Festungsanla-
Kork spielt für die Region seit alters gen, die die kleine Hafenstadt Palau flan-
her eine wichtige Rolle. Wurde früher kieren. Nun dümpelt in ihrer Marina
von den Bauern und Hirten die Rinde Sardiniens größte Flotte von Freizeitboo-
der immergrünen Korkeiche für All- ten und Jachten. Palau ist das Tor zu einer
tagsgegenstände wie Schalen oder Ge- wundervollen Inselwelt, die dank ihrer
fäße verwendet, so ver­arbeitet man sie faszinierenden Natur zum Meeres-Natio-
heute zu kitschigen Korkpostkarten Korkarbeiter bei Aggius nalpark erklärt wurde.
genauso wie zu Tapeten, Isolierstof- Die Armada der großen und kleinen
fen oder Fußbodenbelägen. Und nicht zweiten Ernte. Dazwischen müssen Boote, die von Palau und der Costa Sme-
zuletzt: zu Weinkorken. Auf Sardinien acht bis zehn Jahre vergehen. ralda der Inselwelt von La Maddalena
sind noch alle Weine mit echtem Na- Die Korkernte ist mühsame Hand- entgegenstrebt, erscheint vom Capo d’
turkork verschlossen. Das ungewöhn- arbeit. Die dünne Korkmutterschicht Orso aus wie ein Möwenschwarm. Der
lichste Korkprodukt sind wohl die darf nicht verletzt werden, da sie die Panoramablick auf die vorgelagerte In-
Korkkleider und -taschen von Anna Korkzellen für die nachwachsende selwelt ist eine Ode an die einzigartige
Grindi, die in der Fußgängerzone von Rinde produziert. Bevor diese weiter Schönheit der Granitregion Gallura. Was
Tempio ihre Boutique hat. verarbeitet werden kann, muss sie sie so einzigartig macht, sind die Tafoni-
Die Korkeiche muss erst 25 Jahre mindestens sechs Monate ablagern. Felsen, jene skurrilen Felsgebilde, die
lang wachsen, ehe sie zum ersten Mal Korkanbau ist also ein langfristiges Wind und Wellen aus dem grauen Fels
geschält werden kann. Die erste Ernte Geschäft. Rund 150 bis 200 Jahre lang modellierten, der der Region ihr unver-
ist allerdings noch minderwertig. Gute liefert ein Baum seine Rinde, bevor er wechselbares Gesicht gibt. Der gewaltige
Qualität liefert der Baum erst ab der verbraucht ist. Felsenbär auf dem Gipfel des Kaps ist ein
besonders imposantes Exemplar.
Das Leben kann so schön sein: Bootstrip von Cannigione, einem beliebten Urlaubsort am Golf von Arzachena,
in die wunderbare Inselwelt des zum Meeres-Nationalpark erklärten Maddalena-Archipels.
DER NORDEN 
30 – 31

Im Hafen von La Maddalena, dem schmucken Hauptort der gleichnamigen Insel


des gleichnamigen Archipels, reiht sich Boot an Boot.

Friedhof der Steine Welt der Gnome, Kobolde und Fabel­


Ganz im Nordwesten, nahe dem char- wesen doch die Natur und der eigene
manten Städtchen Santa Teresa di Gal- Kopf die besten Drogen …
lura, liegt der Cimitero dei Sassi, der
„Fried­hof der Steine“, wie die Sarden die Jenseits der Küste
Felsengärten am Capo Testa nennen. Um die wahre Seele der Gallura zu fin-
Das, was die Kräfte der Natur an Sardi­ den, muss man die touristische Küste
niens meist windigem und nicht selten verlassen und ins Landesinnere fahren,
Eine ganze Armada sturm­umtosten Nordkap aus dem Granit von Palau hinauf zum Bergstädtchen
gemeißelt haben, ist eines der spektaku- Tempio Pausania. Eindrucksvoll sind un-
kleiner und großer lärsten Naturwunder der Insel und in terwegs der große, bunte Bauernmarkt in
Boote strebt von Palau der Saison entsprechend viel besucht. Arzachena, die prähistorischen Nuraghen
Die Besucher verlieren sich jedoch schnell und steinzeitlichen Gigantengräber in
und der Costa Smeralda in den fantastischen Felsenlabyrinthen dessen Umgebung und die „Olivastri Mil-
aus der Inselwelt von La zu Füßen des alten Leuchtturms. Beson- lenari“ am Stausee Lago di Liscia nahe
ders schön ist es in diesem Märchengar- Luras: jahrtausendealte Olivenbäume,
Maddalena entgegen. ten, wenn der Wind die Wolken über darunter einer der mit ca. 4500 Jahren äl-
den Himmel jagt; wenn Licht und Schat- testen Bäume Europas – ein Ehrfurcht
ten den Felsgebilden immer neue For- gebietender Gigant aus grauer Vorzeit,
men und Figuren geben. Mit jedem dessen Leben begann, als im Alten Reich
Schritt scheint man der Welt immer Ägyptens Pharao Phiops II. herrschte
mehr zu entrücken, lauscht dem Zirpen und die ersten Exemplare des Homo sa-
der Zikaden, atmet die von Kräutern aro- piens Sardinien durchstreiften.
matisierte Meeresluft, hört das Lied des
Windes durch die Felsgebilde wehen. Natur und Kultur
Unvergesslich ist ein Mondspaziergang Immer höher werden die grauen Berge
ins legendäre „Valle di Luna“, ins „Tal und immer tiefer die immergrünen Kork­
des Mondes“, in dem einst Hippies und e­ ichenwälder, je näher man der quellen-
andere spirituell Durchstrahlte ihre dro- reichen Sommerfrische Tempio Pausania
genverhangenen Vollmondpartys feier- kommt. Hinter dem reizvollen, ganz aus
ten, bevor die Carabinieri dem Spuk ein Granit erbauten Bergstädtchen türmen
Ende machten. Auf bewusstseinserwei- sich die Granitmassen zum Massiv des
ternde Substanzen kann man hier ohne- Monte Limbara auf, der in der 1362 Me-
hin verzichten, sind in dieser mystischen ter hohen Punta Balistreri gipfelt: eine
Oben links: Vom berühmten „Bärenfelsen“ am nach
ihm benannten Capo d’Orso blickt man hier auf die
Stadt Palau. Oben rechts: die Piazza Vittorio Emanu­
ele in Santa Teresa di Gallura, der nördlichsten Stadt
Sardinens. Unten links: Auch an der Marina von Pa­
lau drängen sich die Jachten dicht an dicht. Unten
rechts: unterwegs zu dem auf einem ehemaligen
militärischen Sperrgebiet gelegenen alten Leucht­
turm am Capo Testa.
DER NORDEN 
32 – 33

stille, nahezu unberührte Bergwelt aus


Kork und Granit – Gallura pur.

Die Ehre der Banditen


Zwei anderen Facetten aus der Historie
dieser Region begegnet der Reisende im
malerischen Bergdorf Aggius, dessen Be-
wohnern nachgesagt wird, sie seien das
lebenslustigste Völkchen der Insel. Was
vielleicht daran liegt, dass sie einst in
den Bergen in einer hinter einem Ziegen­
stall versteckten Höhle Geldscheine diver­
ser Währungen druckten.
Heute sind die Zeiten des Falschgelds
lange vorbei. Auch die Banditen, die einst
den Ruf Sardiniens prägten, gehören seit
Langem in die Geschichtsbücher. Oder
ins Museum: Besucht man das sehr inte-
ressante Museo di Banditismo in Aggius,
wird einem klar, dass es sich bei den „Ge-
setzlosen“ weniger um Kriminelle als
um – uralten sardischen Kodexen ver-
pflichtete – „Ehrenmänner“ handelte.
Der berühmteste Gesetzlose der Gallura
war der in Aggius geborene Bastiano
Tansu, genannt Il Muto di Gallura („der
Stumme der Gallura“), der den Mord an
seinem Bruder in einem blutigen Feld-
zug rächte, dem zwischen den Jahren
1849 und 1856 etwa 70 Menschen zum
Opfer fielen.
Heute findet man unter dem Stich-
wort Il Muto di Gallura einen Agritu-
rismo vor den Toren von Aggius. Das
malerisch gelegene alte Gehöft bietet
nicht nur Mondscheinausritte und ro-
mantische Unterkunft, sondern auch
eine köstliche Cucina Tipica Gallurese.
Ob Ferkel oder Zicklein, Käse oder Schin-
ken und Wurst, ob Gnocchi, Gemüse
oder Wein – alles wird hier selbst ge-
macht und von kundiger Hand nach tra-
ditionellen Rezepten in ein Füllhorn ku-
linarischer Genüsse verwandelt.
Für den Gast bedeutet das eine Reise
ins Innere der Gallura, wie sie authenti-
scher nicht sein könnte: Der Agriturismo
Il Muto di Gallura verweist auch das
edelste Hotel und die exklusivste Küche
an der Costa Smeralda auf die nachfol-
genden Ränge.
DUMONT
THEMA

C UCINA SARDA

Pasta, Pane & Co.


Die traditionelle sardische Küche ist eine Bauern- und Hirtenküche:
bodenständig, geradlinig, kräftig und von schlichter Raffinesse.
Ihre wichtigsten Bestandteile sind Brot, Gemüse, Fleisch und Käse.

D ie Cucina Sarda ist eine Küche


der Armen und des Mangels,
geprägt von der harten und
entbehrungsreichen Existenz der
Bauern und Hirten. Verschwendung
und Überfluss sind ihr fremd. Fleisch
Panini gibt es überall in Italien, Pane Carasau (die dünnen
war Luxus. Wurde eine Ziege oder Fladen) sind eine typisch sardische Spezialität.
ein Schaf geschlachtet, so hat man
das Tier maximal verwertet. Auch
Köpfe und Füße, Hirn und alle Inne-
reien wurden verwendet. Viele der sardische Nationalgericht Porcheddu „Carta Musica“ (Notenblatt) genannt.
typisch sardischen Spezialitäten sind (ein über aromatischen Macchiahöl- Es wurde traditionell in einem zeitrau-
deshalb für manchen etwas gewöh- zern langsam gegrilltes Span­­ferkel), benden Verfahren im Holzofen her­
nungsbedürftig. Als Leckerei gelten das auf keinem Inselfest fehlen darf. gestellt und haltbar gemacht, damit
beispielsweise Piedini di Agnello Das Gleiche gilt für Cinghiale al Can- es die Hirten auf ihre langen Wande-
(Füße vom Lamm). Sehr beliebt sind nonau (Wildschwein in köstlicher Rot­ rungen mitnehmen konnten. Eine be-
auch Sa tratalia (mit Speck gefüllter weinsauce). sonders köstliche, mit Salz und fri-
Darm) und Zimino (gegrillte Inne- schem Rosmarin bestreute Variante
reien vom Lamm). Ein Festessen für Pane carasau: Das Brot der Hirten davon ist Pane guttiau.
Sarden ist Sa cordula (nur mit Zitrone Wer auf Sardinien zum Bäcker geht, Ausgezeichnet schmeckt auch das
und Pfeffer gewürzte Innereien). Für wird feststellen: Das Angebot an Back­ als „sardische Pizza“ bezeichnete Pane
manche sicher grenzwertig ist der Casu waren ist außergewöhnlich vielfältig. frattau. Dazu wird der Fladen kurz
Marzu (ein Pecorino, den lebendige Denn jedes der über Generationen iso­ überbrüht und dann mit Tomaten­
Fliegenmaden – die man mitisst – in liert gelegenen Dörfer hat nicht nur sugo und Pecorino belegt.
einen streichfähigen Zustand bringen). seinen eigenen Dialekt, sondern auch
Letztere Spezialität erhält man aber seine eigenen Brotspezialitäten entwi- Pasta und Pecorino
nur beim Hirten. Etwas zu fettlastig ckelt. Das sardische Brot schlechthin ist Kein Essen ohne Pasta, da sind sich
und kalorienreich wird für ernährungs­ Pane Carasau, ein pergamentdünnes, die Sarden einig. Die typische sardi-
bewusste Zeitgenossen wohl die Sal­ knusprig-tro­ckenes, ausschließlich aus sche Pasta heißt Fregula (kleine, von
siccia Sarda sein, die Grillwurst der Hartweizengrieß, Wasser, Hefe und gemehlter Hand geribbelte Kugeln aus
Insel. Mehrheitsfähig ist dagegen das Salz hergestelltes Fladenbrot, auch Hartweizengrieß). Ebenfalls inselweit
DER NORDEN 
34 – 35

„Malloreddu“ heißt der


aus Hartweizengrieß
meist noch von Hand
zubereitete Pastaklassi­
ker der Sarden. Er darf
als „prima piatta“ in kei­
nem echten sardischen
Menü fehlen.
Zu einem guten Essen
gehört auch ein edler
Tropfen (links: in der
Weinkellerei Vigne Surrau
in Arzachena). Ausschließ­
lich im Weingut Sella &
Mosca (rechts) im Hinter­
land von Alghero kultiviert
wird heute die heimische
Rebsorte Torbato. Dem
kalkreichen, aus jahrtau­
sendealten marinen Abla­
gerungen entstandenen
Boden verdankt sie Ge­
schmack und Wuchs.

beliebt sind Culurgiones (eine Art Rie­ Stagionato (mindestens sechs Monate
senravioli mit regional unterschied­li­ lang gelagert und gereift) wird er als
cher Füllung auf der Basis von Kartof- pikanter Hartkäse wie der (meist teu-
feln, Ricotta und Minze). Der sardische rere) Parmesan für Pastagerichte und
Klassiker schlechthin sind Mallored- zum Würzen verwendet.
dus (eine oft mit Safran zubereitete
Nockerlart aus Hartweizengrieß, die Süße Seufzer: Dolci und Desserts
man mit einer Tomaten- oder Fleis­ch­ Leider gar nichts für die Bella Figura
soße isst). Die typisch sardische Spiel- sind die jedes Essen abschließenden
art der klassischen italienischen Spa- Dolci Sardi. Die Fülle der süßen Ver-
ghetti nennt sich „Spaghetti alla führungen ist enorm. Um Oliena gibt
Bottar­ga“ (Spaghetti mit getrocknetem es Aranzadas (kandierte Oran­ gen­
Meer­äschen­rogen). schalen mit Mandeln und Honig), im
Sardischer Pecorino ist eine welt- Campidano Pirichittus (Bällchen aus
weit berühmte, aus Schafsrohmilch Zucker, Ei, Olivenöl und Zitronen-
hergestellte Spe­zialität. Auf der Insel saft), in der Gallura Copulettas (ein
gehört er quasi zu den Grundnah- Gebäck aus Honig, Marmelade und
rungsmitteln. Es gibt ihn in vielen Va- Mandeln). Ozieri ist berühmt für
rianten. Ganz frisch wird er als milder seine Sospiri, was wörtlich „Seufzer“
Dolce Sardo gegessen. Medio Stagio- bedeutet und sich auf dem Tisch als
nato (etwas gereift) reicht man ihn oft eine rundlich geformte, aus gehackten
mit Oliven als Vorspeise oder serviert Mandeln, Zucker, Zitronensaft oder
ihn als Snack zu Bier und Wein. Alto geriebener Orangenschale hergestellte
Leckerei entpuppt. Inselweit beliebt
sind Seadas, auch „Sebadas“ genannt
(runde, mit Frischkäse gefüllte und
Kochakademie Puddu frittierte Teigtaschen, die mit bitte-
rem Honig übergossen werden).
Weil alle Dolci Sardi einfach köst-
In die Geheimnisse der sardischen Küche eintauchen kann lich und echte Kalorienbomben zu-
man bei Kochkursen und -events in der Accademia Casa Puddu gleich sind, wird jedes Essen mit einem
des bekannten sardischen Sternekochs Roberto Petza. Oder Hochprozenter abgeschlossen: entwe-
auch einfach im S’Apposentu, dem exquisiten Restaurant des der mit einem Mirto (einem eiskalt ser-
charmanten Hauses. vierten Likör aus den Beeren des Myr-
tenstrauchs) oder mit einem Filu e’
Accademia Casa Puddu, Vico Cagliari, 3, 09020 Siddi, Ferru (einem „Eisendraht“, wie man
Tel. 070 9 34 10 45, www.accademiacasapuddu.it den sardischen Grappa nennt).
DER NORDEN 
36 – 37

Pecorino, ein würziger


Hartkäse, gehört auf
Sardinien zu den „Grund­
nahrungsmitteln“.
In seiner traditionellen
Form wird er nur aus
Schafsmilch her­g estellt
(ital. „pecora“ = Schaf).
5
6

4 2

8
INFOS & EMPFEHLUNGEN DER NORDEN 
38 – 39

Mondän und urwüchsig


An der sardischen Nordküste beherrschen Luxusvillen, Superjachten und Edel-
herbergen das Bild. Nur wenige Kilometer landeinwärts betritt man das stille,
von Schaf- und Ziegenherden durchstreifte Hirten- und Bauernland. Ein Juwel
der Natur ist die Inselwelt des maritimen Maddalena-Nationalparks.

1 Olbia Das bedeutendste Bau­


denkmal der Stadt Olbia ist
Dank ihrer geschützten Lage an der tief einge- die romanische Kirche San
schnittenen Bucht im Golf von Olbia war die Simp­licio in ihrem Zentrum.
gleichnamige Stadt (58 000 Ew.) schon in der
Antike ein bedeutender Hafen. Heute ist sie
Sardiniens wichtigstes touristisches Drehkreuz.

SEHENSWERT/MUSEUM
In der romanischen Basilica San Simplicio
aus dem 11. Jh. erinnern eingemauerte antike
Meilensteine an ihre römische Vergangenheit.
Nördlich des Zentrums zeugt der Aquädukt Sa
Rughitulla von dieser Epoche. In unmittelba-
rer Umgebung der Stadt liegen mehrere be-
deutende prähistorische Stätten, darunter das
unterirdische nuraghische Brunnenheiligtum
Pozzo Sa Testa (1600–850 v. Chr.) an der Küs-
tenstraße nach Golfo Aranci oder die Festungs­
anlage Cabu Abbas (1600–1300 v.Chr.) auf
einem Hügel an der Straße nach Palau. Sehens­
wert ist auch das Archäologische Museum
(Mi.–So. 10.00–13.00 u. 17.00–20.00 Uhr, Eintritt bare Bade­s trände wie die Cala Banana oder RESTAURANT
frei) im alten Hafen. Olbias Stadtstrand und die Spiaggia Bianca. € € € Gianni Pedrinelli, Loc. Piccolo Pevero,
Vergnügungsmeile Pittulongu mit zahlreichen Tel. 0789 924 36, www.giannipedrinelli.it. Wer
Bars und Clubs liegt nur wenige Kilometer au- UNTERKUNFT über das nötige Kleingeld verfügt, kann hier in
ßerhalb an der Küstenstraße nach Golfo Aranci. € / € € La Locanda del Conte Mameli, Via schlichtem weißen Ambiente bei „einfacher“
Ihm folgen schließlich noch weitere wunder- delle Terme 8, Tel. 0784 2 30 08, www.lalocanda Küche das illustre Costa-Völkchen erleben.
delcontemameli.com. Ein nostalgischer Traum
in der Altstadt im historischen Palazzo und stil-
Tipp vollem Ambiente des Grafen Mameli. 3 Arzachena
Edle Tropfen INFORMATION Arzachena (13 000 Ew.) entwickelte sich dank
Ufficio Provinciale del Turismo, Via A. Nanni der zum Gemeindegebiet gehörenden Costa
17/19, 07026 Olbia, Tel. 0789 55 76 00, www. Smeralda vom einfachen Bauern- und Hirten-
Sardiniens einziger Wein mit der Appel- olbiatempioturismo.it zum geschäftigen Einkaufsort.
lation DOC und DOCG ist strohgelb, sein
Duft fruchtig, der Alkoholgehalt liegt SEHENSWERT/MARKT
zwischen 12 und 14,5 %. Die zugelas- 2 Porto Cervo Ein Spaziergang durch die Altstadt führt zum
sene Anbaufläche beträgt 700 ha in 21 Fungi, einem gigantischen pilzförmigen Tafoni-
Galluragemeinden. Am bekanntesten Porto Cervo ist der Hauptort der sich zwischen Fels. Schöner Bauernmarkt (jeden Mi.).
sind Arzachena, Tempio Pausania, Ber­ Porto Rotondo und Baia Sardinia erstrecken­
chidda und Monti. Den edelsten und teu- den Costa Smeralda. RESTAURANT/UNTERKUNFT
ersten keltert die Privatkellerei Capiche­ra € / € € Jaddhu, Loc. Capichera (ca. 1 km nach
bei Arzachena (www.capichera.it). SEHENSWERT Coddu Vecchiu), Tel. 0789 8 06 36, www.jaddhu.
Das Kirchlein Stella Maris birgt Kost­b ar­k eiten com. Kleines Idyll inmitten stillster Natur. 14
WEITERE INFORMATIONEN wie El Grecos berühmte Mater Dolorosa. stilvoll gestaltete Zi., exzellentes Restaurant.
Zahlreiche Weingenossenschaften,
private Winzer und ihre Weine lernt NACHTLEBEN UMGEBUNG
man bei einer Fahrt auf der Strada del Billionaire, Loc. Golfo Pevero, www.billionaire In der näheren Umgebung von Arzachena lie-
Vermentino kennen (www.strada life.com. Der in einer orientalisch ausgestatteten gen mehrere bedeutende archäologische Stät-
vermentinogallura.it). Märchenvilla beheimatete Club von Flavio Bria- ten. Kurz vor Ortsbeginn informiert darüber an
tore zählt zu den exklusivsten der Welt. der SS 125 bei km 345 ein Besucherzentrum.
INFOS & EMPFEHLUNGEN

INFORMATION
Ufficio Turismo, Piazza Barone des Geynes
(am Fischerhafen), Tel. 0789 73 63 21
Nationalpark-Verwaltung, Via Giulio Cesare 7,
Tel. 0789 79 02 11, www.lamaddalenapark.it

6 Santa Teresa di Galluru


Sardiniens nördlichste Stadt (5200 Ew.) entstand
auf einem Plateau hoch über einer Bucht, die an
dem stets windigen und oft stürmischen Kanal
zwischen Korsika und Sardinien einen geschütz­
ten Hafen bot. Heute ist sie ein beliebter, von
zauberhaften Stränden umgebener Badeort.

Oben: Tischlerwerkstatt Paolo Fara in Aggius. SEHENSWERT


Rechts: Meerblick garantiert! Der Spaziergang von der zentralen Piazza Vit-
torio Emanuele durch die von Shops und
Bars gesäumte Fußgängerzone Via del Mare
Ihm gegenüber liegt der Nura­g henkomplex UMGEBUNG zählt zum Pflichtprogramm jeden Besuchers.
Albucciu aus dem 10.–8. Jh. v. Chr. (tgl. 9.00 Unmittelbar westlich der Stadt thront auf der Von der hoch über dem Hafen und Meer gele-
bis 13.00 u. 15.00 Uhr bis Einbruch der Dunkel- weit vorspringenden Landzunge Punta Sar­ genen Piazza Libertà blickt man über das
heit). Ein Spaziergang führt zum Tempel Mal- degna die gewaltige Festung Monte Altura Wahrzeichen der Stadt, den wuchtigen Torre
chittu aus dem 2. Jt. v. Chr. Nur einige Kilome- (1889–1891), die im Rahmen von Führungen Longosardo, bis hinüber nach Korsika.
ter ent­f ernt liegen an der Straße in Richtung zugänglich ist (tgl. 9.00–12.00 u. 15.00–18.00,
Luogosanto im freien Feld die beiden Gigan- Juni–Aug. 9.00–12.00 u. 17.00–20.00 Uhr). Ihr RESTAURANT
tengräber Coddu Vecchiu und Li Lolghi (tgl. natürliches Gegenstück ist das Capo d’Orso € € Da Thomas, Via Val d’Aosta 22, Tel. 0789
10.00–17.00, im Sommer bis 20.00 Uhr), die zu östlich von Palau. Zur gigantischen Felsskulp- ­7 5 51 33, www.ristorantedathomas.it. Ein Garant
den am besten erhaltenen Sardiniens zählen. tur in Form eines Bären führt ein 15-minütiger für hervorragende regionale Meeresküche.
Wenige Minuten von Coddu Vecchiu entfernt Spazierweg hinauf (tgl. 9.00 Uhr bis Sonnen­
wartet der Nura­g henkomplex La Prisgiona untergang). UMGEBUNG
(tgl. 10.00–16.30, im Sommer bis 20.00 Uhr) auf Etwa 5 km westlich bildet das weit vorsprin-
Entdeckung. Sehr sehenswert ist das neue gende, nur durch einen schmalen Sanddamm
Museo LabENur, das anschaulich vom Leben 5 La Maddalena mit der Insel verbundene Capo Testa TOP­ZIEL
und Arbeiten der Nuraghier berichtet (an der Sardiniens „Nordkap“. Dort gibt es nur wenige
SP 115 von Arzachena Richtung Bassacutena, Der Archipel La Maddalena mit seinen rund 50 Parkmöglichkeiten – wer kann, sollte von der
tgl. 10.00–13.00 u. 15.00–18.30 Uhr, www.ane meist unbewohnten Inseln und Eilanden gehört Stadt zu Fuß oder mit dem Fahrrad auf dem
mos-arzachena.com) zu den schönsten Wassersportrevieren im Mit- schön angelegten Naturkundeweg zum meist
telmeerraum. Das gleichnamige Hafenstädt­chen gut besuchten Kap hinausspazieren (ca. 1 Std).
(11 600 Ew.) war über Jahrhunderte ein wichti-
4 Palau ger Marinestützpunkt. Heute beherrschen Tou- INFORMATION
risten das charmante, von stattlichen Bürger­ Ufficio Turismo, Via XX Settembre,
Pulsierendes Zentrum und Herz von Palau häusern mit schmiedeeisernen Balkonen und Tel. 0789 75 41 27,
(4100 Ew.) an Sardiniens Nordostzipfel ist der gepflasterten Gassen geprägte Stadtbild und www.santateresagalluraturismo.it
Hafen, von dem im schnellen Takt die kleinen genießen das mediterrane Flair. Rings um die
Fähren zur gegenüberliegenden Insel La Mad- Insel führt die Strada Panoramica durch die
dalena pendeln. wundersame Welt der Tafoni-Felsen und zu den 7 Tempio Pausania
Stränden. Auf dem höchsten Punkt der Insel
BOOTSAUSFLUG/FÄHREN thront die Guardia Vecchia, die Alte Festung. Das ganz aus dem grauen Granit der Region
Kein Urlaub in der Gallura ohne einen Boots- Gallura errichtete Bergstädtchen (14 300 Ew.)
ausflug in die zauberhafte Inselwelt des Natio- UMGEBUNG/MUSEEN liegt umgeben von ausgedehnten Korkeichen-
nalparks mit seinen paradiesischen Stränden. Die Isola Caprera ist mit La Maddalena durch wäldern in 550 m Höhe zu Füßen des 1362 m
Wer kein eigenes Boot hat: In der Marina bie- einen Damm verbunden. Auf ihr liegt mit der hohen Monte Limbara.
ten zahlreiche Verleiher und Veranstalter von Casa Garibaldi eine Art Nationalheiligtum.
Ausflügen ihre Dienste an. Die kleinen Fähren Hier verbrachte der „Löwe von Caprera“ seine
von Palau nach La Maddalena verkehren rund letzten Lebensjahre, hier liegt er begraben. Tipp
um die Uhr. Die Überfahrt dauert nur 15 Min., Sein Anwesen ist heute ein viel besuchtes Mu-
Tickets kauft man in der Stazione Marittima seum (Tel. 0789 72 71 62, www.compendiogari Jazzfestival
(Tel. 0789 73 90 88). Pro Person wird 1 € Natio- baldino.it, Di.–So. 9.00–20.00 Uhr). Auf der
nalpark-Zuschlag erhoben. noch von Pinienwald bedeckten Insel findet
man mit dem Museo Geo-Mineralogico Na- Berchidda südöstl. von Tempo Pausiano
RESTAURANT turalistico (1. Juni–1. Okt. Mo.–Sa. 9.00–13.00 ist der Geburtsort des Jazz­t rompeters
€ € / € € € La Gritta, Loc. Porto Faro, Tel. 0789 u. 15.00–19.00 Uhr) und dem Museo del Mare Paolo Fresu. Seit knapp 20 Jahren ver-
70 80 45, www.ristorantelagritta.it. Eine kulina- e delle Tradizioni Marinaresche (nach An- anstaltet der international gefeierte
rische Institution. Hier auf der Terrasse mit ein- meldung, Tel. 340 6 90 99 13) und dem Musiker hier im August mit Time in Jazz
malig schönem Ausblick auf das Meer und die Delfinzen­trum (Tel. 0789 72 78 97, Juni–Sept. tgl. (www.timeinjazz.it) eines der wichtigs-
Inselwelt von La Maddalena zu dinieren, ist ein 10.30 bis 13.00 u. 16.30–19.00 Uhr) drei wei- ten Jazzfestivals Italiens.
unvergessliches Erlebnis. tere interessante Ausflugsziele.
DER NORDEN 
40 – 41

SEHENSWERT Genießen Erleben Erfahren


Von der zentralen Piazza Gallura führt eine
Fußgängerzone (Via Roma) vorbei an der
DuMont
Kathe­d rale San Pietro quer durch den histo-
rischen Stadtkern. Das Innere des denkmalge-
schützten Bahnhofs wurde von dem berühm-
Eldorado für Biker Aktiv
ten sardischen Maler Giuseppe Biasi ausgemalt.
Etwas außerhalb in einem Hain liegt die Fonte Urlaub auf Sardinien mit dem Zweirad
Rinaggiu, Tempios wasserreichste Quelle. wird von Jahr zu Jahr beliebter. Die Insel bietet für
alle Rad-Enthusiasten vom Rennradler über den Mountainbiker bis zum
RESTAURANT UND UNTERKUNFT
Downhill-Freak jede Menge guter Möglichkeiten. Etwas Pioniergeist sollte
€ € € L’Agnata di De André, Loc. Agnata,
Tel. 079 67 13 84, www.agnata.com. Eine zau- man dabei allerdings schon mitbringen.
berhafte Oase der Stille und der Genüsse.
€ Nuraghe Majori, außerhalb an der SS 131 Jede Region bietet ihre eigenen, ganz speziellen Reize und Attraktio-
bei km 1,5, Tel. 320 3 06 06 34. Eingebettet in
nen für Radler. Die von Geländepisten und Forststraßen durchzogene Region
die stille Natur beim Nuraghen Majori servie-
ren Roberto und Patrizia echte cucina sarda, Gallura im sardischen Norden ist ein Eldorado für Mountainbiker. Genussrad-
stilecht auf Korkeichenrinde. ler mit weniger sportlichen Ambitionen fühlen sich in der Ebene um Oristano
wohl. Die Bergbauregionen im Südwesten locken mit einem Netz alter unbe-
UMGEBUNG/MUSEUM
festigter Straßen, die einst für die Fahrt von und zu den Bergwerken an-
Das Bergdörfchen Aggius liegt 8 km nordwestl.
zu Füßen einer schroffen Bergkette. Inte­res­s ant gelegt wurden. Auf den überwiegend gut ausgebauten, fast verkehrs­
ist das Museo di Banditismo (Tel. 079 62 10 29, freien, aber sehr kurvenreichen Bergstrecken im Inneren Sardiniens
www.museodiaggius.it, 1.4.–14.10. tgl. 10.00 fühlen sich die Rennradler wohl. Wer sich hier ins Gelände begibt,
bis 13.00 u. 15.30–18.30, sonst Di.–So. 10.00
sollte über einen guten Orientierungssinn verfügen, denn ausgeschil-
bis 13.00 Uhr). Ein herrliches Refugium für Wan­
derlustige ist das Monte-Limbara-Massiv. derte Wege gibt es nicht. Deshalb ist es auch durchaus ratsam, sich
Vom Gipfel eröffnet sich ein Panoramablick über an einen der Veranstalter zu wenden, die inselweit geführte Touren
ganz Nordsardinien bis nach Korsika. Bis zur anbieten. Ihr Vorteil: Sie kennen sich in ihrer Region sehr gut aus, ver­
Madonna della Neve nur wenig unterhalb der
leihen auch Räder und leisten Pannenservice.
1362 m hohen Punta Balistreri führt eine gut
befahrbare Straße hinauf.
Wer plant, die ganze Insel auf zwei Rädern zu erkunden, der ist
INFORMATION bei Sun Events (siehe unten) an der richtigen Adresse, denn dieser Ver-
Ufficio Turismo, Piazza Mercato 1 (in der
anstalter ist mit derzeit fünf Stationen auf ganz Sardinien aktiv.
alten Markthalle), Tel. 079 6 39 00 80, www.
visit-tempio.it

Weitere Informationen
San Teodoro
8 Sun Events, Via Veneto 16, Deutschsprachige Mitarbeiter, inselweit
und Budoni 09023 Monastir, Tel. 070 9 17 76 83, Anlieferung von Leih­rädern, Ausarbeitung
www.suneventsoutdoor.com von individuellen Radreisekonzepten.
Die beiden einstigen kleinen Fischerdörfchen
San Teodoro (4800 Ew.) und Budoni (5000 Ew.)
haben sich zu einem der meistbesuchtesten
Badezentren Sardiniens entwickelt. Weitläufige
Feriendörfer umschließen nun ihre alten Orts-
kerne. Grund dafür sind die schier endlosen
Traumstrände, die einen Vergleich mit der Kari-
bik nicht zu scheuen brauchen. Berühmt ist
der Strand La Cinta, nicht minder schön die
Mondsichelbucht Cala Brandichini am Capo
Coda Cavallo oder die Cala Budoni. Neben
einer umfassenden touristischen Infrastruktur
bieten sie mit Discos, Clubs und Bars auch ein
abwech­s­lungsreiches Nachtleben.

RESTAURANT UND UNTERKUNFT


€ € Agriturismo Muru Idda, Fraz. San
Lorenzo, Tel. 338 5 25 75 02, www.agriturismo
muruidda.oneminutesite.it. Hier kann man sich
quer durch meisterhaft zubereitete sardische
Küche schlemmen.
€ / € € Villaggio Puntaldia, Loc. Puntaldia,
08020 San Teodoro, Tel. 0784 68 45 00, www.
residencepuntaldia.com. Familienfreundliches
Minidorf direkt am Strand. Sardinien mit dem Zweirad ist ein Erlebnis – nicht nur hier an der Costa Smeralda.
Der Osten
42 – 43

Berge und
Meer
Sardiniens Ostküste zwischen
Posada und Barisardo ist gesegnet
mit herrlichen Stränden und Buch-
ten. Unterbrochen wird der Strand­
reigen bei Dorgali vom mächtigen
Massiv des Supra­monte, der dort,
wo er in lotrechten Felswänden ins
Meer abfällt, den Golfo di Orosei
formt, die schönste Steilküste der
Insel. Das wild­romantische Karst-
gebirge ist ein Eldorado für Aktiv­
urlauber aller Art. Auch die Berge
der Ogliastra bieten dafür viele
Gelegenheiten.

Die porphyrhaltigen roten Klippen des Capo Bellavista bei Arbatax


wirken wie ein grandios inszeniertes Schauspiel der Natur.
Als wäre die Zeit hier stehengeblieben: Via al Marmora
im historischen Zentrum von Orosei.

Über die Dächer von Orosei erhebt sich der Campanile


der Chiesa di San Giacomo Maggiore.
DER OSTEN 
44 – 45

O
rosei am letzten Sonntag im Mai,
dem Tag der großen Prozession
„Nostra Signora del Mare“. Am
Morgen werden die Fischerboote im
Schatten des Oratorio del Rosario auf
der zentralen Piazza del Popolo von den
Fischerfamilien mit viel Liebe und Auf-
wand in farbenprächtige Blumenkähne
verwandelt. Am späten Nachmittag setzt
sich die Prozession in Gang. Angeführt
von der Madonna werden die Blumen-
boote durch die Stadt bis zur Brücke über
den Temo getragen und zu Wasser gelas-
sen. Besetzt mit kirchlichen und weltli-
chen Würdenträgern in prachtvoller Robe
und Tracht gleitet der Konvoi langsam
den Fluss hinab bis zum kleinen weißen
Pilgerkirchlein an der Flussmündung.
Nach einem Gottesdienst beginnt die
Speisung aller Teilnehmer. Tausende von
Panini, gefüllt mit frisch bereitetem In-
salata di Polpo, werden kostenlos verteilt.

Abseits des großen Rummels


Streift man durch die Gassen im histori-
schen Zentrum von Orosei, so ist es, als
wandle man durch die von Armut, Aber­
glauben und archaischen Kodexen be-
stimmte Welt der Schwestern Pintor und
ihrem Knecht Efix, den Hauptpersonen
in Grazia Deleddas Roman „Schilf im
Die Cala di Luna wird täglich von Ausflugsbooten angesteuert. Sie ist auch auf einem
schmalen Wanderweg die Steilküste entlang zu erreichen (ca. 2,5 Stunden).
Wind“ (Canne al vento), für den sie 1926
den Literaturnobelpreis erhielt. Enge
Pflas­tergassen, schwarz gekleidete Wit-
wen, streunende Katzen, bärtige Männer;
die Gesichter von Wind und Wetter ge-
gerbt. Und mit jedem Kilometer, den
man auf der Orientale Sarda, der Küs-
tenstraße von Olbia in Richtung Süden,
fährt, rückt der mediterrane Strand­rum­
mel weiter in die Ferne. Dorgali, ein hüb-
sches Bergstädtchen aus Bruchsteinhäu-
sern, für exzellenten Cannonau-Wein
und Pecorino-Käse bekannt, hat sich
viele Traditionen bewahrt. Kleine Werk-
stätten offerieren handgefertigte Lederwa-
ren, in Webereien kann man den Frauen
zusehen, wie sie an ihren musealen
Webstühlen die alten Muster in Teppi-
Ein Muss für jeden Besucher des sardischen Ostens ist ein Ausflug zu den Traumbuchten che aus Schafwolle weben. Von der Küste
an der Steilküste des Golfo di Orosei – hier die idyllische Cala Gabbiani. ist Dorgali durch einen schroffen Berg-
Blick auf den Lago del Cedrino im Nationalpark Golf von
Orosei und Gennargentu.

Eine Wanderung von Dorgali zur Cala di Luna erschließt


die ganze Schönheit des Nationalpark-Areals.
DER OSTEN 
46 – 47

Frei lebende Esel auf der Hochebene Su Golgo Portalstele des Gigantengrabs S’Ena’e Thomes
in der Nähe von Baunei. in der Nähe von Dorgali.

zug getrennt. Und doch sieht man in den monte überqueren. Direkt nach Dorgali phitheater der Natur liegt einem hier die
Gassen zwischen den eng aneinanderge- führt die Orientale in vielen Kurven und nach dem „Olivastro“, der wilden Olive,
drückten Bruch­stein­häuschen viele Tou- Kehren durch eine grandiose Bergnatur benannte Region zu Füßen: Vorn das
risten. Darunter auffällig viele sportliche immer weiter hinauf, bis sie dann am schimmernde Meer, gesäumt vom golde-
Naturen im Outdoorlook. Angelockt wer- Genna-Silana-Pass in 1017 Metern Höhe nen Band seiner endlosen Strände, dann
den sie vom Supramonte, einem mächti- ihren Scheitelpunkt erreicht. Von der die weite fruchtbare Küstenebene, hin-
gen Gebirgszug, dessen kahle Kalkgipfel Passstation führt ein Wanderweg über ter der sich im Halbkreis die Berge über-
in der Sonne leuchten, als wären sie mit Geröllfelder sowie durch uralte Kork- und einanderstapeln.
Schnee bedeckt. Steineichenwälder zu imposanten Zielen
wie der Gola Su Gorruppu, eine der tiefs- Sardisches Musterdorf
Spektakuläre Natur ten Schluchten Europas, oder zu dem ver- Mit seinen ungezählten Quellen und Was­
Das Supramonte-Massiv legt sich bei Dor- steckten Monte Tiscali, wo die letzten Ver- serfällen ist das beschauliche, weitab von
gali wie ein gewaltiger Sperriegel quer. treter des rätselhaften Nuraghiervolkes den Stränden gelegene Bergdorf Sadali
Im Golfo di Orosei formt es eine atembe- (siehe Special S. 85) in einer giganti- nicht nur schön, sondern auch ein gelun-
raubend schöne Küstenlandschaft: ein schen Höhle ihre letzte Zuflucht fanden. genes Beispiel dafür, wie man einem der
Eldorado für Kletterer aller Art. Viele Nach der Passhöhe schlängelt sich die größten Probleme der Insel, der Land-
Grotten und Höhlen durchlöchern den Straße durch die hochalpine Einsamkeit flucht junger Menschen an die Küste
Kalkstein. Eingestreut in die faszinie- zum „Mare di Urzulei“, in dem sich nach und in die Städte und die damit einher-
rende Felskulisse leuchten kleine Traum-

Sardiniens Osten ist ideal für


strände und malerische Robinson-Buch-
ten. Das Wasser ist kristallklar und von
gerade­zu unnatürlichem Blau. Der Golf
von Orosei, Sardiniens spektakulärs­ tes
Natur­schauspiel, ist Teil des Natio­nal­parks
Individualisten und Genießer.
Gennargentu und Golfo di Orosei. Auf
dem Landweg ist er nur an wenigen Stel- Regenfällen ein knöcheltiefer See bildet, gehende Entvölkerung im Inselinneren,
len über lange, beschwerliche Fußmär- der vielen Tieren als Tränke dient. wirkungsvoll begegnen kann. Seit die
sche durch steile Schluchten zu erreichen. Am Genna Sarbene führt die Orien- Gemeinde jeder Familie, die zuzieht, in
Um Badeparadiese wie die Cala Goloritze tale, nach beiden Seiten den Blick freige- den ersten Jahren einen nicht geringen
oder die märchenhaften Höhlen Grotta di bend, über einen schmalen Gebirgsgrat. Zuschuss zum Leben bezahlt, kamen
Bue Marino und Grotta del Fico zu besu- Auf der einen Seite verliert er sich in der Dutzende junger Menschen aus ganz Ita-
chen, muss man eines der Ausflugsboote Felskulisse des Supramonte, auf der an- lien nach Sadali. Wer Kinder mitbringt,
von Cala Gonone nehmen. Wer weiter in deren reicht er hinab in die Küstenebene erhält dafür noch einmal einen soliden
Richtung Süden will, muss den Supra- der Ogliastra. Wie ein gigantisches Am- finanziellen Bonus. Da die Neuen zum
Malerisch an der Südflanke des Supramonte mit herrlichem Blick über die Ogliastra liegt
auf 480 Metern Höhe das ehemalige Hirtendorf Baunei.

Als Kind wurde die in Ulassai geborene Maria


Lai (1919–2013) in die Berge geschickt, um Hir­
ten Brot zu bringen. Unterwegs versteckte sie
sich vor einem Sturm in einer Höhle. Als sie da­
vor ein blaues Band sah, ging sie wieder hinaus
und wurde so wie durch ein Wunder vor den
hinter ihr einstürzenden Fels­m assen gerettet.
Daraus entstand ihre poetische Idee, ihr gan­
zes Dorf der (Handwerks-)Kunst zu widmen.

Das blaue Band der Fantasie: Bis heute webt


man in Ulassai nach Entwürfen von Maria Lai.
DER OSTEN 
48 – 49

Unweit von Ulassai taucht man in der Grotta di Su Marmuri ein in die faszinierende Welt der Stalagmiten
und Stalaktiten. Zu besichtigen ist die Höhle nur von Mai bis Oktober auf geführten Erkundungstouren.

Aufbau ihrer Existenz auch neue Ideen


Trenino Verde
Special mitbringen, hat sich das Dorf sichtbar
verändert. Ein gutes Beispiel dafür sind
Battista und Veronica, die einen alten Ge-
Sardische Schmalspurbahn treidespeicher in ihr Albergo Monte Gra-
natico verwandelten, eines der ersten
EU-zertifizierten Ökohotels der Insel. Im
Die schönste Art, die Bergwelt der Restaurant bereitet Veronica Leckeres
Ogliastra zu entdecken, ist eine aus dem eigenen Ökogarten zu, Battista
Fahrt mit dem „grünen Züglein“. fertigt in seinem Atelier aus allerlei
Angelegt wurden solche Schmal­spur­ Material erstaunliche Kunstwerke und
­
strecken meist von sardischen Minen- Skulpturen. Andere gestalteten histori-
besitzern, um die Erze abzutranspor- sche Gemäuer in einladende Unterkünfte
tieren und Minenholz anzuliefern. Ein um oder eröffnen eine charmante De-
dichtes Netz durchzog einst die ganze gustazione, in der man die Spezialitäten
Insel. Fahrplanmäßig verkehrt heute der Insel und der Region bei einem Glas
nur noch die Linie von Cagliari nach Wein kosten und kaufen kann.
Mandas sowie von Alghero nach Sas- Sadali: unterwegs auf schmaler Spur.
sari und Sorso. Die Strecken von Palau Pleite mit Ansage
über Tempio bis Nulvi, von Bosa Ma- Verkehrs­mittel für Wanderer, Radler Ein Beispiel für eine völlig verfehlte
rina nach Macomer sowie von Isili bis und andere Outdooraktivisten. Strukturpolitik lässt sich dagegen im Ha-
Sorgono und von Mandas nach Arba- Doch ob der Tourismus die sardi- fen von Arbatax besichtigen. Dort rottet
tax verdanken ihr Überleben allein sche Schmalspurbahn retten kann, ist eine stillgelegte Papierfabrik still vor sich
dem Tourismus: Als „Trenino Verde“ fraglich. Es gibt konkrete Pläne der hin. Sie entstand bereits in den 1970er-
(grünes Züg­ lein) schnaufen und rat- Insel­regierung, alle derzeit noch fre- Jahren im Rahmen eines nationalen, mil-
tern sie nur noch im Sommer durch quentierten Strecken endgültig stillzu- liardenschweren Förderprogramms, das
die wunderschöne Inselnatur. legen, weil ihr Unterhalt zu teuer ist. dringend benötigte Arbeitsplätze auf die
Aber eine Fahrt mit dem Trenino Insel bringen sollte. Doch eine Papier­
ist nicht nur ein Spaß für die ganze Stazione FdS, Via Lungomare, (Juni fabrik braucht das entsprechende Holz,
Familie. Da ihre zahlreichen Bahn- bis Sept. über Lanusei, Sadali bis also Bäume – die es auf Sardinien gar
höfe oft weit außerhalb der Bergdör- Mandas. Länge 159 km, Info und nicht gibt. Folglich mussten diese erst auf-
fer liegen, sind sie auch ein ideales Buchung: www.treninoverde.com). wendig per Schiff herbeigeschafft werden.
Damit war die Pleite vorprogrammiert.
UNSERE
FAVORITEN

Die schönsten Strände

Nirgendwo sonst im Mittel­

Sommer, Sonne,
meer gibt es mehr und schö­
nere Strände als hier. Hier
findet jeder – selbst in der

Sand(strand)
Hochsaison im August – sein
ganz persönliches Strandpara­
dies: endlose Sandbänder, nur
mit dem Boot zu erreichende
Traumbuchten, von roten Fel­
sen umsäumte goldgelbe Bade­
refugien, von mächtigen Gra­
nitfelsen durchsprenkelte oder
von Lagunen gesäumte Bilder­
buchstrände …

œ
2 Expedition in die Sahara Sardiniens
œ
1 Wunder der Natur Die einsame, völlig unbe- bäude an der Costa Verde artig wie verletzlich. Des-
siedelte, ganz im Südwes- zu finden ist, führen zwei halb sollte auch jeder die
Die einzigartigen Robinson- unterseeischen Süßwasser- ten Sardiniens gelegene Geländepisten. Den viel zu ihrem Schutz erlassenen
Buchten an der kolossalen quellen schmeichelnd weich Costa Verde mit ihren fan- weniger besuchten, aber Ge- und Verbote beachten!
Steilküste des Golfo die gespülte Wasser. In der tastischen Stränden und wunderschönen Strand von
Orosei sind nur mit dem Hauptsaison bietet eine enormen Dünenlandschaf- Scivu erreicht man über Scivu – Costa Verde. An-
Boot zu erreichen (siehe kleine Strandbar Versorgung ten trägt zu Recht den eine 15 km lange schmale fahrt Piscinas entweder
DuMont Aktiv, S. 55). Das mit Snacks und Getränken, Beinamen „Sahara Sar­d i­ Teerstraße. Sie endet auf über Marina di Arbus auf
Spiel der Farben ist atem- außerhalb davon sollte man niens“. Die gesamte Küste einem Parkplatz, an dem in einer etwa 8 km langen
beraubend. Schneeweiß die einen wohlgefüllten Pick- ist eines der bedeutends- Sommer eine einfache Bar Geländepiste, auf der zwei
vom ewigen Wellengang nickkorb nicht vergessen. ten Naturschutzgebiete Ita- Drinks und Snacks anbietet. Bachfurten durchfahren
rund gewaschenen Kalk­ liens und einer der letzten Der Blick hinab auf den von werden müssen, oder über
kiesel des Strandes, kristall- Cala Mariolu – Baunei/Golfo Orte, an denen Meeres- roten Felsen und Wacholder­ die verlassende Bergarbei-
klar das intensiv von sma- di Orosei. Tagesausflug mit schildkröten ihre Eier in sträuchen gesäumten Strand tersiedlung Ingurtosu (die
ragdrün bis azurblau dem Ausflugsboot oder in- den Sand legen. Die Strände versetzt den Betrachter in letzten Kilometer als stau-
schimmernde Meer. Gigan- dividuell mit Leihboot (auch sind nur an zwei Stellen mit eine ganz eigene Welt und bige Rüttelpiste). Nach Scivu
tische Felsenbrocken schaf- führerscheinfreie), Boots- dem Auto zu erreichen. Zur den Liebhaber von Stille zwischen km 72 und 73 von
fen intime Strandseparées verleihe in den Häfen von Mündung des Riu Piscinas, und Einsamkeit in helles der SS 126 abbiegen und auf
und bieten beste Gelegen- Cala Gonone, Arbatax und wo mit dem „Wüsten-Hotel“ Entzücken. Die Natur der einspuriger Teerstraße 16 km
heit zum Sprung in das von Santa Maria Navarrese. Le Dune das einzige Ge- Costa Verde ist so einzig­ weiter bis zum Parkplatz.
6 UNSERE FAVORITEN
50 – 51

DMBA 165 Sardinien Lagekarte 64 x 64 mm 18.05.2016 Lawall

Korsika
(Fr.) 6
7
2 4 Olbia
Sassari

Mittelmeer
1 Tyrrhenisches
SARDINIEN
Meer
Oristano

Iglesias
Cagliari
3
5

œ
3 Turbulentes œ
4 Königliche œ
5 Heißer Sand œ
6 Lieblingsstrand œ
7 An der Sma-
Strandleben Anmut der Kaiserin ragdküste
Dem langen Puderzucker-
Der Strand des beliebten Rings um das lebendige sandband der Spiaggia La Die Cala Soraya klingt nach Ganz einfach zu erreichen
Urlaubsorts Villasimius Urlaubsstädtchen Santa Te- Colonia schließt sich die Exklusivität und Luxus. Ex­ und mit allem ausgestattet,
zieht sich über Kilometer resa di Gallura reihen sich wunderschöne Spiaggia klu­s iv ist sie schon deshalb, was zu einem erfüllten
bis zu einem vorspringen- viele wunderschöne Bade­ Su Giudeu an. Der kinder- weil sie nur mit dem Boot Strand­t ag gehört, ist die
den, vom Torre di Giunco strände. Als Königin gilt die freundlich flach abfallende zu erreichen ist. Für den Spiaggia Capriccioli an der
bekrönten Felsenkap. Di- Spiaggia Rena Maiore in der feine Sandstrand und die Luxus steht die Namensge- Costa Smeralda. „Sehen
rekt hinter dem Sandband unter Naturschutz stehen- Dünen sind von Menschen- berin Soraya: die erste Frau und gesehen werden“ lau-
warten zahlreiche Strand- den Cala Vall Alta etwa 8 km hand unberührt. Aber direkt von Schah Reza Pahlavi er- tet hier das Motto. Man
bars und Restaurants auf südlich der Stadt: ein unbe- dahinter bieten Strandbars, kor die von pittoresken Fel- mietet sich eine Strandliege
Besucher, Surf-, Kite- und rührtes Strandparadies zwi- Restaurants, Surfschulen sen umsäumte, sanft ge­ mit Sonnenschirm, genießt
Tretbootverleihe offerieren schen weißen Dünen, grü- und andere Einrichtungen schwun­g ene Traumbucht kühle Cocktails in der Strand­
Sport- und Spielgeräte. Am ner Macchia, angenehmen ihre Dienste an. Achtung: zu ihrerm Lieblingsstrand. bar oder zeigt sich sportiv
schönsten ist die Spiaggia Schatten spen­denden Pinien Hier ist der Atem Afrikas Der weiße Puderzucker- beim Beach-Volleyball. Wem
di Porto Giunco – eine fein- und malerischen Klippen. schon sehr deutlich spür- strand fällt sanft ins Meer das Getümmel zu viel wird,
sandige, goldgelbe, sanft Eine rustikale Strandbar bar – entsprechend heiß ab und lässt das kristall- der spaziert ein Stück wei-
in das schimmernden Meer lädt zum eisgekühlten Drink, wird auch der Sand. klare Wasser wie ein Edel- ter. Zwischen rund gewa-
abfallende Sand­b rücke, die Schnorchler kommen auf steincollier im gesamten schenen Granitfelsen ver-
landeinwärts die Strandla- ihre Kosten, Wellenreiter Su Giudeu – Chia/Domus Farbspektrum funkeln. Son- stecken sich intime kleine
gune „Stagno Notteri“ be- ebenso – und wenn der de Maria. Anfahrt von der nenschirm, Picknickkorb Strandseparées.
grenzt. Maestrale heftig bläst, fin- SS 195, bei Domus de Maria und viel kühles Wasser sind
den auch Surfer und Kiter in die Via del Porto abbie- hier mitzubringen. Capriccioli – Costa Sme-
Porto Giunco – Villasimius. hier ihr Glück. gen (Schild „Camping Torre ralda. Anfahrt: Von der
Den Parkplatz am Strand Chia“) und weiter bis zum Cala Soraya – Isola Spargi. SP 73 in die SP 94 Richtung
erreicht man, indem man Rena Maiore – Santa Teresa Ende der Straße. Zur Spiag- Anfahrt mit einem Aus- Porto Ceervo abbiegen,
der Straße hinaus zum Capo Gallura. Anfahrt auf der SP gia Su Giudeu kurz nach flugsboot ab Hafen Palau dann nach 8 km in die
Carbonara folgt und dann 90 8 km in Richtung Castel- dem Chia Laguna Resort oder auf eigene Faust mit SP 160 Richtung Cala di
links in eine staubige Piste sardo, dann rechts 600 m von der SS 195 abbiegen, einem Leihboot (auch füh- Volpe/Capriccioli und
durch die Macchia hinab unbefestigte Piste bis Sandpiste bis Parkplatz di- rerscheinfrei) ab Hafen Pa- ca. 3 km bis zum großen
zum Strand abbiegt. Strandparkplatz. rekt hinter den Dünen. lau oder La Maddalena. Strandparkplatz.
1

7
6
INFOS & EMPFEHLUNGEN DER OSTEN 
52 – 53

Buchten und Strände,


Berge und Höhlen
Entlang der Orientale Sarda, der vom Nordosten ins südliche Cagliari führenden
Staatsstraße 125, fährt man fast immer nur wenige Kilometer vom Meer entfernt. Den
Blick darauf wie den leichten Zugang dorthin versperren allerdings hohe, unwegsame
Berge. Die dahinter liegenden Naturschönheiten und traditionellen Dörfer erkundet
man am besten auf Tagesausflügen von den Badeorten an der Ostküste aus.

1 Orosei mit Blumen geschmückte Fischerboote durch


den Ort zum Fluss Cedrino getragen, um dann
Die Kleinstadt (7000 Ew.) liegt im fruchtbaren im Konvoi zur kleinen Pilgerkirche Santa Maria
Tal des Cedrino etwa 2 km von der Küste ent- an der Flussmündung zu prozessieren und dort
fernt. Eine Besonderheit ist, dass der Cedrino einen Dankgottesdienst zu halten. Daran an-
direkt hinter dem Strand über Kilometer hin- schließend feiert man rings um die Kirche ein
weg parallel zur Küste fließt und in den Schilf- Fest, bei dem traditionell kostenlose, mit Okto-
zonen entlang seines Laufs wie an seiner Mün- pussalat gefüllte Panini verteilt werden.
dung ein wertvolles Vogelparadies schuf.
UMGEBUNG
SEHENSWERT/MUSEUM Wenige Kilometer landeinwärts liegt das kleine
Ausgangspunkt für einen Rundgang durch das Örtchen Galtelli, das der italienischen Literatur­
historische Zentrum ist die von Palmen beschat-
tete, von zwei Kirchen gesäumte Piazza del Blick vom Monte Tuttavista über Berg und Tal.
Popolo. Eine Freitreppe führt hin­a uf zur baro- Tipp
cken Pfarrkirche San Giacomo und die an nobelpreisträgerin Grazia Deledda als Vorbild
sie angebaute Kapelle Santa Croce. Ihr ge-
genüber liegt das 1670 als Sitz der Rosenkranz-
Fahrt ins Paradies diente. Auf keinen Fall versäumen sollte man
einen Ausflug auf den 806 m hohen Gipfel des
bruderschaft erbaute Oratorio del Rosario. Monte Tuttavista, zu dem eine einspurige
Kulturhistorisch bedeutend ist die ehemalige, Etwa 20 km nördlich von Orosei liegt Straße hinaufführt. Der Rundum-Panorama-
im 15. Jh. angelegte Klosteranlage Sant’ an der Staatsstraße 125 bei km 236,5 blick ist unvergesslich!
Antonio Abate an der Piazza Sant’Antonio. der Eingang zum Parco Oasi di Bide-
Auf dem von Pilgerhütten umrahmten Gelände rosa, ein paradiesisch schönes Stück
erhebt sich hinter der Klosterkirche der Torre nahezu unberührter Küste mit gleich 2 Dorgali
di Sant’Antonio, ein vierstöckiger pisanischer fünf Traumstränden. In das 800 ha große
Ver­t eidigungsturm. Im historischen Zentrum Schutzgebiet werden tgl. nur max. 400 Umgeben von Weinbergen, liegt Dorgali (8500
zeugen zahlreiche historische Palazzi vom Personen und 140 Autos eingelassen. Ew.) am Hang des Monte Bardia hoch über
einstigen Wohlstand der Stadt. Der Palazzo dem fruchtbaren Tal des Cedrino. Das char-
Guiso dient heute als Museum. Zu den Schät- WEITERE INFORMATIONEN mante Bergstädtchen entwickelte sich zu ei-
zen gehört neben wertvollen Gemälden, kost- 1. Mai–30.Okt. tgl. 7.30–20.00 Uhr, nem Zentrum für Outdoor-Sportler. Zudem ist
baren Trachten und Kleidern von Modepäpsten Tickets bei der Forstverwaltung am der Ort berühmt für sein vielfältiges Kunst-
wie Dior, Versace oder Valentino eine Samm- Eingang oder bei der Coop Le Ginestre handwerk, seinen Cannonau (Rotwein) und
lung historischer Puppentheater, die die Adels- (Via del Mare, Orosei, Loc. S‘Isula, Tel. seinen Pecorinokäse.
familie Guiso zusammentrug. 333 1 79 83 35, www.oasibiderosa.it).
MUSEEN
UNTERKUNFT Einen Besuch lohnen das Museo Archeolo-
€ € / € € € Anticos Palathos, Via Nazionale 51, gico (Via Lamarmora, www.museoarcheologico
Tel. 0784 9 86 04, www.anticospalathos.com. Ei- dorgali.it, Mai–Sept. tgl. 9.30–13.00 u. 16.00 bis
nes der romantischsten Hotels der Insel, unter- 19.00, sonst Di.–So. 9.30–13.00 u. 15.30 bis
gebracht in einem verwinkelten historischen 18.00 Uhr) und das Museo Fancello (Corso Um­
Palazzo mit nur 9 Zi. Hier logiert man so stilvoll, berto 37, Juni–Sept. 9.30–12.30 u. 17.30–19.30
als wäre man Gast bei Baron Guiso persönlich. Uhr, sonst auf Anmeldung Tel. 0784 92 72 42, Ein-
tritt frei). Letzteres zeigt Werke des 1916 in
VERANSTALTUNG Dorgali geborenen Künstlers Salva Fancello.
Höhepunkt im Festtagskalender von Orosei ist
die farbenprächtige Bootsprozession Nostra RESTAURANT/UNTERKUNFT
Signora del Mare. Als Dank für die Rettung € / € € Sant’Elene, Loc. Sant‘Elene, Tel. 0784
der Stadt vor einem verheerenden Unwetter 9 45 72, www.hotelsantelene.net. Auf einem
werden am letzten Sonntag im Mai prachtvoll Hügel in herrlicher Alleinlage im Tal des Flumi-
INFOS & EMPFEHLUNGEN

nes gigantischen Olivenbaums direkt über dem


Strand gelegene Bar, in der es auch Snacks und
eine gute Pizza gibt.
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61 53 14,www.nascarhotel.eu. Kleines Komfort­
hotel im ehemaligen Getreidespeicher mit
12 so liebe- wie geschmackvoll eingerichteten
Zimmern und einem gepflegten Restaurant.

INFORMATION
Tourist-Information, Piazza Principessa di
Navarra 19, Tel. 0782/61 53 30, www.turismo
Oben: in der Grotta del Fico. baunei.it
Rechts: Jet-Ski im Golf an der Küste
vor Cala Gonone.
5 Tortoli und ­Arbatax

neddu an der Straße zur Su Gorruppu-Schlucht der Steilküste und der Cala di Luna mit atem-
gelegenes familiengeführtes Haus mit 7 Zi., tol- beraubender Aussicht, in dem beste authenti- Das quirlige Städtchen Tortoli (11 000 Ew.) bie-
ler Panoramaterrasse und guter Küche. sche sardische Gerichte aus eigenen Produk- tet als Verwaltungs- und Versorgungszentrum
ten zubereitet werden. der Region alles an Märkten, Läden, Shops und
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Etwa 10 km nordwestl. liegt an der SP 38 das Tel. 0784 92 00 75, www.hotelnuraghearvu.it. Hafen von Arbatax TOP­Z IEL, von dem aus in
steinzeitliche, zwischen 1200 und 900 v. Chr. Hoch über dem Ort kreisförmig um einen Pool der Saison Fähren nach Civitavecchia verkeh-
entstandene Nuraghierdorf Serra Orrios, herum gruppiertes, im Stil eines Minidorfes an- ren. Von der Marina Arbatax starten Ausflugs-
mit seinen zwei Tempeln und rund 70 Rundhüt- gelegtes blumenreiches 4-Sterneresort. Alle Zi. boote zur Steilküste am Golfo di Orosei. Am
ten eines der bedeutendsten Sardiniens (ganzj. mit Terrasse oder Balkon. Hafen liegt auch der Bahnhof, von dem aus die
tgl. 10.00–12.00 u. 14.00–16.00, April–Juni u. nostalgische Schmalspurbahn „Trenino Verde“
Sept. bis 17.00, Juli/Aug. bis 18.00 Uhr). Etwa 2 UMGEBUNG in die Ogliastraberge fährt.
km nach Serra Orrios liegt das frei zugängliche Zur Grotta del Bue Marino, den Buchten
Großsteingrab Sa’ Ena’e Thomes rechts der Cala di Luna, Cala di Sisine und weiteren UNTERKUNFT
Straße im freien Feld. Südöstl. davon liegt nahe Badeparadiesen im Golfo di Orosei fahren Aus- € € / € € € Hotel La Bitta, Baia Porto Frailis,
der Küstenstraße die Grotta di Ispinigoli mit flugsboote vom Hafen (Info/Vorbestellung: Tel. 0782 66 70 80, www.hotellabitta.it. Ein
ihrem 38 m hohen, bis zu 2 m dicken Stalagmi- Consorzio Trasporti Marittimi, Viale Colombo 5,
ten „Ispinigoli“ („Stachel im Rachen“), dem Tel. 0784/9 33 05, www.calagononecrociere.it).
zweitgrößten Tropfstein der Welt (Anfahrt aus- Tipp
geschildert, stündl. Führungen, April/Mai/Okt. INFORMATION
10.00–17.00, Juni–Sept. 10.00–18.00, Nov./Dez. Tourist-Information, Viale Bue Marino, In den Klippen
11.00–12.00 Uhr). Tel. 0784/9 36 96, www.dorgali.it

In Santa Maria Navarrese beginnt bei


3 Cala Gonone 4 Baunei und Santa der hoch über dem Hafen gelegenen
Panoramabar Belvedere Sa Cadrea ein
Der ehemalige Fischerort (1000 Ew.) ist von Maria Navarrese Pfad, der sich auf halber Höhe der Steil-
Dorgali durch einen Bergzug getrennt. Die Zu- küste durch die wunderschöne Kulisse
fahrt führt durch einen Tunnel. Obwohl der Das Bergdorf Baunei (3700 Ew.) liegt in knapp der Küstenklippen schlängelt. Er endet
Strand künstlich aufgeschüttet wurde und die 500 m Höhe an der SS 125 „Orientale“. Von hier bei der imposanten Felsnadel Sa Pedra
Sonne schon früh hinter dem Bergzug ver- führt die Straße hinauf auf den wildromanti- Longa, an der das idyllisch im Fels­
schwindet, ist Cala Gonone heute ein vielbe- schen Altopiano Su Golgo: Auf dem unbesie- chaos gelegene Bar-Ristorante Pedra
suchter, fast auschließlich aus Hotels und Res- delten Hochplateau liegt „Su Sterru“, ein 295 m Longa zur Pause einlädt. Der Weg ist
taurants bestehender Ferienort. Grund dafür tiefer Karstschlund. Exkursionen zu Fuß, mit einfach und für jeden begehbar.
ist die grandiose Steilküste am Golfo di Orosei dem Pferd oder Jeep bietet das Centro Escur­
TOP­ZIEL (siehe DuMont Aktiv, rechte Seite), zu sioni Golgo (www.coopgoloritze.com), das in INFORMATION
der von Cala Gonone aus Ausflugsboote star- seinem Restaurant ausgezeichnete Hirtenkü- Dauer einfache Strecke: ca. 30–45 Min.
ten. Hinzu kommen die Felswände der umlie- che anbietet. Bei der einsam in der Natur gele-
genden Berge – ideal für Outdooraktivitäten. genen Bar Su Porteddu beginnt ein schöner
Wanderpfad, auf dem man in die Traumbucht
MUSEUM Cala Goloritzè hinabwandern kann. Die
Das Museo della Foca Monaca informiert Straße endet bei der von uralten Olivenbäu-
über die vom Aussterben bedrohten Mönchs- men umringten Pilgerkirche San Pietro. Zu Bau-
robben, die einst in der Grotta del Bue Marino nei gehört der charmante Badeort Santa Ma-
Zuflucht fanden (Viale Bue Marino 1, www.cea ria Navarrese mit seinen kilometerlangen
focamonaca.it, Mai–Okt. tgl. 9.30–12.30 u. 15.30 Badestränden und über 1000 Jahre alten Oli-
bis 19.30, Nov.–April Mo.–Sa. 9.00–13.00 Uhr). venbäumen beim schlichten Kirchlein.

RESTAURANT UND UNTERKUNFT RESTAURANT UND UNTERKUNFT


€ / € € Agriturismo Codula Fuili, Loc. Codula € L’Olivastro, Lido delle Rose, Tel. 0782 
Fuili, Tel. 328 7 34 08 63, www.codulafuili.com. ­6 1 55 13. Kein wirkliches Restaurant, aber eine
Agriturismo in herrlicher Alleinlage hoch über zauberhafte, unter der ausladenden Krone ei-
DER OSTEN
54 – 55

Märchen schloss im verspielten neosardischen Genießen Erleben Erfahren


Stil direkt über der Strandbucht mit dem male-
rischen Sarazenenturm. Jedes Zi. ist erlesen
DuMont
stilvoll und individuell gestaltet.
Bootsausflug Aktiv
6 Ulassai zur schönsten Küste
Das mitten in der spektakulären Kulisse der
Ogliastraberge gelegene Bergdorf Ulassai Ein Bootsausflug zu den Robinsonbuchten, Grotten und Höhlen im
(1500 Ew.) ist ein idealer Ausgangspunkt für
Golfo di Orosei gehört zu den Höhepunkten einer jeden Sardinienreise. Be-
Wander- und MTB-Touren durch die zauber-
hafte Bergwelt. Auch Kletterer zieht es wegen sonders schön ist der Tagesausflug mit der Helios von Sergio.
der vielen Felswände in der Umgebung hierher.
Die Fahrt beginnt am Morgen in der Marina von Arbatax. Vorbei an
SEHENSWERT/MUSEUM
der markanten Felsnadel Pedra Longa geht es dicht unter den schwindelerre-
In Ulassai wurde die berühmte Künstlerin und
Designerin Maria Lai geboren. Ihr Schaffen gend lotrecht aufragenden Felswänden zu den paradiesisch schönen Strand-
würdigt das Museo Arte Maria Lai (im alten buchten und Höhlen. Die kleine Motorjacht kann nur 25 Personen an
Bahnhof an der SP 11 ca. 1 km außerhalb, www. Bord nehmen. So ist viel Platz, sich im Bikini die Erzählungen des
stazionedellarte.com, Mai–Sept. tgl. 9.30–19.30,
stets gut gelaunten Sergio anzuhören. Zudem kann die Helios
Okt.–April 9.30–18.00 Uhr).
viel näher an die Küstenklippen heran- und in kleine Schluch-
UNTERKUNFT/RESTAURANT ten hineinfahren als die großen Ausflugsboote. Dort, wo es selbst
€ Hotel Su Marmuri, Corso Vittorio Emanuele für die wendige Helios zu eng wird, geht es im Schlauch-
20, Tel. 0782 7 90 03, www.hotelsumarmuri.com.
boot in Grotten hinein.
Einfaches, preiswertes Haus mit 18 wohnlichen
Zimmern. Im Haus gibt es eine bei den Einhei-
mischen beliebte Restaurant-Bar. Nach einer Badepause in der Cala Mariolu gibt es
ein frisch an Bord zubereitetes opulentes Mittagsmenü. Die
UMGEBUNG
Grotta del Fico steht nach einer Siesta am Strand auf dem Pro-
Die Grotta Su Marmuri zählt zu den schöns-
ten Schauhöhlen Sardiniens (Anfahrt ausge- gramm. Der erlebnisreiche Aufenthalt geht dann mit der Rückfahrt
schildert, Tel. 0782 7 98 59, www.sumarmuri.it am späten Nachmittag zu Ende.
Führungen Mai–Juli u. Sept. 11.00,14.00, 16.00,
18.00, April/Okt. 11.00, 14.30, 17.00, Aug.
11.00, 13.00, 15.00, 17.00, 18.30 Uhr). Weitere Informationen

Helios Turismo, Erw. in der Nebensaison 65 €,


7 Sadali Tel. 368 754 63 84, Hauptsaison 70–75 €, Kind 3–9 J. 25–50 €;
www.heliosturismo.com; im Preis inbegriffen sind das Mittagessen und
Der kleine Ort (1000 Ew.) ist sehr wasserreich, Abfahrt: 8.30 Uhr ab Porto Turistico Arbatax, alle Getränke. Die Fahrt kann nur bei ruhiger
hat ein reizvolles altes Zentrum und ist mit der Rückkehr: ca. 18.30 Uhr; See stattfinden.
historischen Schmalspurbahn zu erreichen.

UMGEBUNG
Etwas außerhalb liegt in idyllischer Natur die
Grotta di Is Janas mit Schauhöhle und Res-
taurant (www.escursionisadali.it, April–Sept.
tgl. 10.00–13.00 u. 15.00–18.00 Uhr, Okt.–März
nur So.). Vom Bahnhof Sadali verkehrt ein
Shuttle bus zur Höhle. Wer sie besucht, sollte
auch durch das zauberhafte Tal des kleinen
Riu Semuccu hinabspazieren bis zum dschun-
gelartig umwucherten Wasserfall, der wie eine
Naturdusche aus einer Felswand heraussprudelt.
Der 1998 gegründete Parco Nazionale del
Gennargentu e del Golfo di Orosei schützt
ein knapp 740 km 2 großes Gebiet von der Küste
bis zu den Bergmassiven im Landesinneren. Im
Park lebt u.a. eine schwarze Eidechsenart, die
es nur hier und an der kalifornischen Küste gibt.

UNTERKUNFT
€ Hotel Monte Granatico, Via Roma 53, Tel.
0782 5 93 28, www.montegranatico.it. Eu-zertifi-
ziertes Öko-Hotel im hist. Getreidespeicher.
Rustikal eingerichtete Zi.; von den talseitig ge-
legenen hat man einen herrlichen Ausblick. Ganz nah dran: die Helios im Golfo di Orosei mit seiner grandiosen Steilküste.
Der Westen
56 – 57

Buena Vista
Sunset Club
Sardiniens Westen ist eine Region
voller Kontraste. Mediterranes Bade­
getümmel findet man im spanisch
geprägten Alghero, spannende Ein-
blicke in den sardischen Alltag
garantiert das pulsierende Sassari,
Ruhe und Gelassenheit bietet das
malerische Malvasia-Städtchen
Bosa. Herrliche Berg­natur, erfri-
schende Oasen, sardisches Brauch-
tum und traditionelles Kunst­
handwerk sind die Verlockungen
des erloschenen Vulkan­kegels
Monte Ferru und seiner Dörfer.

Einladend: die von historischen Palazzi umsäumte


Piazza Civica in der Altstadt von Alghero.
Blick über den Hafen auf die im Herzen des Golfo dell’Asinara auf einer felsigen Halbinsel gelegene
Küstenstadt Castelsardo – im Hintergrund das im 12. Jh. am höchsten Punkt errichtete Kastell.

Piazza d’Italia in Sassari: Beim Frühjahrsfest präsentieren Teil­­nehmer aus allen Inselregionen ihre Kostüme –
hier zwei Boes (Ochsen), Stärke und Fruchtbarkeit symbolisierende Masken aus Ottana.
DER WESTEN 
58 – 59

Sassaris Cattedrale di San Nicola mit ihrer im spa­ Mit der Enthüllung des Denkmals für den König Vittorio Emanuele II. im Jahr 1900 wurde
nischen Kolonialstil errichteten Barockfassade. Sassaris ursprünglich achteckig angelegte, heute quadratische Piazza d’Italia eingeweiht.

W
oher der Wind weht, erkennt taurants preisen Paella und „Aragosta
man im sardischen Westen an alla Catalana“. Die Gassen heißen „Carrer“,
den Bäumen. Gekrümmt äch- die Plätze „Plaza“. Die alten Fischer im
zen sie unter der Last, die ihnen der Maes­ Hafen sprechen einen seltsam kehlig klin­
trale (so nennen italienische Seeleute den g­ enden katalanischen Dialekt. Seit 1353,
südfranzösischen Mistral) nach rund 350 als die Stadt unter die Herrschaft des kata-
Kilome­tern ungehinderten Flugs über das lanischen Königreichs Ara­gon geriet, die
Alghero – für viele Meer hier auferlegt. Der Großteil der West­ einheimische Bevölkerung vertrieben
küste ist nur dünn besiedelt und manch- und durch katalanische Siedler ersetzt
die schönste Stadt erorts fast menschenleer. Porto Torres wurde, durften die Sarden nur untertags
Sardiniens. und Stintino liegen im Windschatten der die Stadt betreten. Auch nach der 400
nun als Natio­nalpark ausgewiesenen eins­ Jahre währenden Fremdherrschaft blieb
tigen Gefäng­­­nisinsel Asinara, Al­ghe­ro Algheros Gesicht und Charakter bis heute
schützt das Vor­gebirge Capo Caccia vor spanisch geprägt. Ihre Attraktivität ver-
dem Wind. Die Dörfer der Hochebene dankt sie ihrer reizvollen Altstadt, ihrem
wahren einen gebü­hrenden Abstand zur bis fast vor die Tore der Stadtmauer rei-
Küste. Selbst Sassari, die quirlige, aufstre- chenden „Lido“ und dem Hafen. Von dort
bende Universitätsstadt der Region, liegt starten Ausflugsschiffe zum steil aus dem
etwa zehn Kilometer zurück im Landes- Meer ragenden Capo Caccia mit der Grotta
inneren. Unseren nördlichsten Ausgangs­ di Nettuno. Bedeutend ist zudem der Flug­
punkt markiert das Küstenstädtchen und hafen, der Tag für Tag immer neue Gäste
Korbflechterzentrum Castelsardo. Von da nach Alghero bringt und so der Stadt im
geht es in südlicher Richtung bis hinab Gegensatz zu den meisten anderen Ur-
nach Bosa, das ebenso einen längeren laubsorten auf Sardinien eine ganzjäh-
Aufenthalt verdient wie das bereits auf rige Saison beschert.
halber Strecke gelegene Alghero – für Die romantische Altstadt zu Füßen
viele die schönste Stadt Sardiniens. der Türme und Kuppeln ihrer Kirchen ist
für den Verkehr gesperrt. Umso schöner
Die schöne Spanierin lässt es sich hier flanieren, in den Markt-
Zunächst wähnt man sich in Alghero hallen und den vielen Souve­ nirshops
aber erst mal im falschen Film, oder viel- shoppen, in den zahlreichen Bars und
mehr auf der falschen Insel. Aus Fens- Cafés entspannt sitzen. Besonders aus-
tern dringen spanische Klänge, die Res- sichtsreich ist ein Spaziergang auf der
Einen Bummel durch Algheros verkehrsberuhigte Altstadt beginnt
man am besten am Hafen.

Auf der Bastione, der alten Stadtmauer von Alghero, lässt es sich
wunderbar spazieren und zum Sonnenuntergang dinieren.
DER WESTEN 
60 – 61

Luciana Varcas Kunsthandwerksladen in Auch zum Shoppingbummel lädt Algheros Altstadt


Algheros Via Maiorca 107. mit ihren zahlreichen Ladengeschäften ein.

alten Bastion, die die Stadt zum Meer


Tancas (Trockenmauern)
Special hin schützt. Die wuchtige, mit Türmen
bewehrte Mauer bildet den Balkon der
Stadt. Vor allem abends strömt Jung und
Padrones, Hirten und Banditen Alt hierher, um die Sonne hinter dem ge-
waltigen Fels des Capo Caccia im Meer
untergehen zu sehen. Heiß begehrt sind
Tancas teilen die Insel in ungezählte zur Blauen Stunde die Stühle des „Buena
Parzellen und prägen bis heute ihr Vista Sunset Club“, von dem aus man
Gesicht. Sie gehen zurück auf einen dieses allabendliche Naturschauspiel wie
„Erlass zur Einfriedung“, den König aus einer Königsloge heraus genießen
Vittorio Emanuele 1820 erließ. kann. Vom Meer her kommt eine leichte
Jeder sollte das von ihm bewirtschaf- Abendbrise auf und vertreibt die Hitze
tete Land einzäunen und so auch in des Tages. Über den Nachthimmel spannt
Besitz nehmen dürfen. Doch was als sich ein funkelndes Sternenzelt, der
Landreform gut gemeint war (um Ar- Mond lässt das Meer silbern glitzern.
mut und Hunger zu bekämpfen), schuf Parco Archeologico del Nuraghe Losa
noch größeres Unrecht. Dank ihrer vie- Unter Geiern
len Arbeiter konn­ten reiche Padrones chefeldzüge gegen die neuen Padro- Kaum hat man die letzten Häuser Al­
in Windeseile riesige Ländereien ein- nes. 1851 verhängte die piemontesi- gheros hinter sich gelassen, ändert sich
frieden, wäh­rend den kleinen Bauern sche Staatsgewalt das Standrecht über die Szenerie. Der letzte Badestrand ist
nur wenige fruchtbare Parzellen blie- das raue, gebirgige Zentrum. Damit die Cala Speranza. Dann verläuft die
ben. Gerade­zu verheerend wirkte sich erklärte man dessen Bewohner quasi Küstenstraße hinein in eine unbesiedelte
der Erlass auf die Hirten aus, die nun kollektiv zu Räubern und Verbre- Einsamkeit von grandioser Schönheit.
nicht mehr wie seit Generationen mit chern. Die verfolgten Hirten flohen in Zu Recht gilt die rund 50 Kilometer lange
ihren Herden frei wandern konnten, die unwegsamen Berge, um sich der Strecke zwischen Alghero und Bosa als
sondern Pacht an die neuen Grundbe- Staatsgewalt zu entziehen. Dort schütz­ eine der eindrucksvollsten Küstenstraßen
sitzer zahlen mussten, wenn sie ihre ten die Dorfgemeinschaften ihre Eh- Sardiniens. In vielen Kurven und Kehren
Tiere auf deren Land weiden lassen renmänner mit der „Omertà“, dem schlängelt sie sich hoch über dem Meer
wollten. Es kam zu einem regelrech- Schweigegebot. Der sardische „bandi- durch eine wilde, von duftender Mac-
ten Bürgerkrieg, bei dem hungernde tismo“ war geboren: Sardinien bekam chia überzogene Felsenwelt. Hinter jeder
Hirten „Barda­nas“ ritten – blutige Ra- den Ruf einer „Banditeninsel“. Kehre eröffnen sich neue, spektakuläre
Ausblicke auf die wilden, von Wellen
Wer die über 650 Stufen hinab zur Grotta di Nettu­n o Blick über die unzugängliche Meeresbucht Cala d’Inferno am
scheut, erreicht die Höhle auch mit dem Boot. Capo Caccia und die vorgelagerte kleine Isola di Foradada.

In den Gassen der Altstadt von Bosa geht es noch


etwas gemächlicher zu als anderswo.
DER WESTEN 
62 – 63

Bosa: Altstadtidyll zu Füßen des Kastells mit Blick auf die


den Fluss Temo überquerende Brücke (Ponte Vecchio).

umspülten Küstenklippen. Nur an weni- hen. Alles geht hier unaufgeregt und ge- besonderen klimatischen Bedingungen
gen Stellen führen Pfade hinab ans Meer. mächlich vor sich hin. wird hier zudem Sardiniens bestes Oli-
Man sollte aber auch immer mal wieder „Machen wir es wie die in Bosa …“ venöl gewonnen.
zum Himmel blicken, um eines der unge- pflegt man auf Sardinien zu sagen, wenn In Santu Lussurgiu, einem kleinen
wöhnlichsten Schauspiele auf die­ser Stre- man keine falsche Hektik aufkommen Bauern- und Handwerkerort östlich des
cke nicht zu versäumen: Dort kreisen in lassen möchte. Der braune Badestrand, Monte Ferru, destilliert man Sardiniens
den Aufwinden Gänsegeier. Besonders dessem Sand die Einheimischen heilende besten Grappa. Gleich zwei Mes­ser­schmie­
schön lassen sich die seltenen Flugkünst- Eigenschaften zuschreiben und sich des- ­den bewahren die traditionelle Herstel-
ler beim Capo Marargiu beobachten. halb gern darin vergraben, liegt zwei Ki- lung des Hirtenmessers, das jeder echte
lometer entfernt an der Temomündung Sarde in der Hosentasche trägt. Auch
(K)eine Fata Morgana und heißt „Bosa Marina“. Ein maleri- Lederwa­ren wie Taschen, Sättel oder
Am Torre Argentina schufen vulkani- scher Sarazenenturm, der die Ein­fahrt in Zaumzeug werden hier noch in kleinen
sche Kräfte eine bizarre Küstenland- den Temo bewacht, eine Handvoll einfa- Familienbetrieben hergestellt. Zudem ist
schaft. Tuffe, Trachite und Basalte in un­ cher Strandbars, ein Glas des köstlichen San­tu Lussurgiu Sardiniens Pferdezen­
ter­schiedlichen Farben, von Wind und Malvasia-Weins. Es braucht nicht viel, trum. Höhepunkt ist der im Juli abgehal-
Wellen zu seltsamsten Formen geschlif- um zu­frieden zu sein … tene Pferdemarkt, ein unvergessliches
fen. Aus Erdspal­ten dringen stechende

Immer mit der Ruhe: „Machen


Schwefeldämpfe. Wenn dann die kleine
Stadt Bosa wie eine Fata Morgana im Tal
des Temo erscheint, fühlt man sich un-
vermittelt in die Zivilisation zurückver-
setzt: Am von Palmen gesäum­ten Fluss­
wir es wie die in Bosa …“
ufer dümpeln bunte Fischerboote, am
Kai reparieren ihre Besitzer Netze und Das Beste vom Besten Spektakel das uralte Fest „Carrela e Nanti“,
Reusen. Die alte Römerbrücke über den Ein Hort der sardischen Kochkunst sind bei dem die Reiter in halsbrecherischen
Temo bewältigt noch immer den Ver- im Inselinneren die Dörfchen rund um Jagden durch die engen steilen Kopfstein­
kehr. Zu Füßen eines Kastells stapeln den Vulkankegel des Monte Ferru, des pflastergassen der Altstadt preschen.
sich die Häuser der Altstadt wie bunt Eisenbergs. In Kennerkreisen gefeiert wird Nach dem Rennen öffnen die Einwohner
durcheinander gewürfelte Schuh­schach­ das Fleisch des „Bue Rosso“, einer uralten, von Santu Lussurgiu ihre privaten Wein-
­teln überein­ander. In ihren engen, steil auf die Phönizier zurückgehenden rot­ keller für alle Besucher, bald darauf wa-
an­steigenden Gassen kann man Frauen brau­­
nen Rinderrasse, die nur an den bern die traditionellen vielstimmigen
bei der Herstellung der traditionellen fili­ Hängen des Monte Ferru weidet und nur Vokalgesänge als melancholisch-mys­­ti­
granen Stickereien, Filetti di Bosa, zuse- dort zu kosten und kaufen ist. Dank der sche Klangwolken durch die Gassen.
DUMONT
THEMA

Ö KO LOG IE UND UMWELTSCHUTZ

Die Hoffnung
stirbt zuletzt
Sardiniens wertvollster Schatz sind seine großflächig noch kaum berührte,
intakte Natur, seine sauberen Meereszonen und Strände – Garanten
für den wachsenden sanften Tourismus und damit für Arbeitsplätze und
Einkommen. Doch bei der Umsetzung des ökologisch verantwortlichen
Handelns gibt es noch viel Optimierungsbedarf.

So weit die Flügel tragen:


Auf Sardinien gibt es auch große
Ansammlungen von Rosaflamingos.
Der Westen
64 – 65

S chaurig zubetonierte Strände


wie an der spanischen oder
französischen Mittelmeerküste
gibt es auf Sardinien zum Glück
nicht. Hier werden geschmackvolle,
der Landschaft angepasste Herbergen
gebaut, mit hei­mi­schen Materialien.
Die Meereszone rund um die Insel ist
die mit Abstand sauberste in ganz Ita-
lien. Immerhin existieren hier mehr
als 20 Meeresschutzgebiete. Regelmä-
ßig verleiht die Umweltorganisation
„Legambiente“ vielen sardischen Strän­
den dank ihrer intakten Natur Aus-
zeichnungen. Doch das ist nur die eine
Seite der Medaille. Die andere ist das
noch immer weitgehend fehlende Be-
wusstsein für Umweltschutz, Ökolo-
gie und nachhaltiges Wirtschaften.

Sardiniens Wegwerfgesellschaft
Die Schönheit der Natur vermittelt der Giardino
Das beginnt im Kleinen, in den Fami- Botanico Maidopis im Parco Naturale Sette Fratelli
lien. Viele Sarden besitzen gar kein im meist menschenleeren Sarrabus-Gebirge.
Porzel­langeschirr, sondern benutzen
ausschließlich Wegwerfware aus Plas-
tik. Begründung: Zum Reinigen des stinkende Kippen gefahren, wo der Handelns und „erziehen“ so ihre El-
Geschirrs bräuchte man zu viel Was- Wind das Plastik weitflächig verteilt. tern und Großeltern.
ser. Das wird nach Gebrauch im bes- Alternative Energien werden auf der Weitere Kooperativen engagieren
seren Falle in den Müll gegeben, oft Sonneninsel noch kaum genutzt. sich in lokalen und regionalen Schutz-
aber auch einfach verbrannt. Alte Au- Doch es gibt Hoffnung … projekten. Dazu gehört zum Beispiel
tos werden irgend­wo abgestellt, Bau- die sehr engagierte Coop Sinis auf der
schutt und anderen sperrigen Müll Allmählicher Bewusstseinswandel gleich­namigen Halbinsel. Ihrem Ein-
kippt man einfach in die Natur. Ab- Coop ENIS in Oliena beispielsweise satz ist es zu verdanken, dass heute die
fall lässt man achtlos fallen oder wirft bietet in der Saison sanften Tourismus Außenküste der Halbinsel mit ihrer
ihn aus dem Autofenster. an; außerhalb der Saison lädt man ungewöhnlichen Flora und die vorge-
Ein großes Problem sind Plastikfla- Schulklassen ein, um den Kindern die lagerte Vogelinsel Isola Mal di Ventre
schen, denn ein Pfandsystem gibt es Schönheit der Natur und die Wichtig- unter Naturschutz stehen.
nicht. Ordentlich gesammelter Müll keit ihres Schutzes nahe zu bringen. Das sardische Umweltbewusstsein
wird zwar von der Müllabfuhr abge- Mit Erfolg, denn die Kinder entwi- wächst. Seit Kurzem ist Müll­tren­nung
holt, dann aber meist auf irgendwo in ckeln ein Bewusstsein für die Wich- auf der ganzen Insel Pflicht. Und: Sie
der Natur liegende, ungesicherte und tigkeit ökologischen Denkens und funktioniert!

Umweltschutzverbände auf Sardinien

Legambiente (Umweltschutzverband), Via Nuoro 43,


09124 Cagliari, www.legambientesardegna.com

LIPU (Vogelschutzverband), Strada 16 est 2,


09092 Arborea, www.lipu.it/sardegna
Mangels Pfandsystem sind Plastikflaschen
ein großes Problem, wenn sie nicht wie hier WWF Sardegna, Via dei Mille 13, 09124 Cagliari,
wieder und wieder genutzt werden. www.wwf.it, www.facebook.com/wwfSardegna
1

6
INFOS & EMPFEHLUNGEN DER WESTEN 
66 – 67

Stadt, Land, Natur


Touristisches Highlight im sardischen Westen ist die von mächtigen Bastionen am
Meer geschützte Stadt Alghero. Mit Bosa, Castelsardo und Sassari locken drei weitere
im Charakter ganz unterschiedliche Städte zu Entdeckungstouren. Zahlreiche Strände
verführen zum Sprung in die Fluten, und im Landesinneren erwartet den Besucher
authentisches Brauchtum sowie eine ausgezeichnete Küche.

1 Castelsardo
Die auf einer Landzunge liegende Stadt Castel­
sardo (8500 Ew.) wurde im Jahr 1102 von der
genuesischen Familie Doria als „Castel Geno­
vese“ gegründet.

SEHENSWERT/MUSEEN
Der Ort ist das bedeutendste Korbflechterzen­
trum Sardiniens. In den Gassen der Altstadt
TOP­Z IEL bieten viele Flechter und Flechterin­
nen ihre Produkte an. Im Kastell informiert
das Museo dell’ Intreccio Mediterrano
über das traditionsreiche Handwerk (www.
mimcastelsardo.it, Mai/Juni/Sept.Okt. tgl. 9.00
bis 19.00, Juli/Aug. 9.00–0.30, Jan.–März u.
Nov./ Dez. 10.30–16.30 Uhr). Unterhalb des
Kastells ragt aus dem Dächergewirr der Altstadt
der mit bunten Majolikakacheln geschmückte
Turm der Kathedrale Sant’Antonio Abate
heraus. Zu ihren Schätzen zählt das Altarbild
„Madonna mit Kind und Engeln“, ein im 15. Jh.
entstandenes Werk des unbekannten „Meis­
ters von Castelsardo“. In der Krypta ist das Oben: Roccia dell’Elefante bei Castelsardo –
Museo Diocesano d‘Arte Sacra unterge­ schon die Nuraghier nutzten diesen Felsen als
bracht (www. museumtempioampurias.it, tgl. Kultstätte. Rechts oben: Alles frisch auf dem
10.30–13.00 u. 15.30–20.00 Uhr).  Mercato Civico in Algheros Via Genova.
Darunter: Souvenirshop in Algheros Altstadt.
RESTAURANT
€ / € € Trattoria Aragona, Via Manganella,
Tel. 079 47 00 81, www.ristorantearagona.com. trum von Sassari mit seinen engen Gassen,
Kleine, preisgünstige Trattoria in der Altstadt. den großen und kleinen Plätzen verkörpert das berühmt gewordenen Brigade. Das Museo
Besonders schön ist die Terrasse mit großarti­ Herz des prosperierenden Handelsortes. Francesco Bande (Via Muroni 14, www.museo
gem Ausblick über die Stadt und auf das Meer. bande.it, Mo.–Fr. 10.00–12.00 u. 17.00–20.00
SEHENSWERT/MUSEEN Uhr) informiert über den legendären sardischen
INFORMATION Die weitläufige Piazza Italia mit dem im Jahr Akkordeonspieler. Neuester Musentempel der
Tourist-Information, Via Bastione 1/ 1873 erbauten Palazzo della Provincia ist Stadt ist das Museo Sassari Arte (Via Santa
Palazzo d’Arborea, Tel. 079 47 02 20, ein beliebter Treffpunkt der Sassaresen. Be­ Caterina 4, www. pinacotecamusa.it, Mo.–Fr.
www.castelsardoturismo.it deutendster Sakralbau ist der vom 13. bis zum 9.00–13.30, Mo./Di. auch 15.00–17.00 Uhr).
15. Jh. errichtete, im 15. und 16. Jh. im arago­
nesisch-katalanischen Stil umgestaltete Du­ RESTAURANT
2 Sassari omo San Nicola. Seine üppig verzierte Ba­ € € / € € € Faine’ Sassu, Via Usai17, Tel. 079
rockfassade aus weißem Marmor stammt aus ­4  92 08 37. In dem kleinen, traditionsreichen
Die Universitäts- und Verwaltungsstadt Sassari dem 18. Jh. Das Museo A. Sanna (Via Roma Gewölberestaurant kann man u. a. die sassa­
(128 000 Ew.) ist Sardiniens zweitgrößter Ort. 64, Di.–Sa. 9.00–20.00, So. 9.00–14.00 Uhr) ist resische Spezialität „Faine“, ein dünnes,
Sie wurde um das Jahr 1100 gegründet und gilt nach dem in Cagliari das wichtigste archäolo­ pizza­a rtiges Brot aus Kichererbsenmehl,
als das politische Zentrum Sardiniens. Hier gische Museum Sardiniens. Das Museo Sto­ kennenlernen.
wurde im Jahr 1921 die Sardische Partei „Par­ rico della Brigata Sassari (Piazza Castello 9,
tito Sardo“ gegründet, hier kamen berühmte www.assonazbrigatasassari.it, Mo.–Fr. 8.00 bis INFORMATION
ital. Politiker wie Enrico Berlinguer oder Fran­ 16.30, Sa. 8.00–13.00 Uhr, Eintritt frei) widmet Tourist-Information, Palazzo di Città/Via
cesco Cossiga zur Welt. Das historische Zen­ sich der Geschichte der im Ersten Weltkrieg Sebastiano Satta 13, Tel. 079 2 00 80 72
INFOS & EMPFEHLUNGEN

3 Porto Torres Landzunge im Nordwesten gelegenen Ferien­o rts Tipp


Stintino, in dem ein Museum an den einst be­
Die Hafenstadt (22 500 Ew.) wurde als „Turris
Libosonis“ von den Römern gegründet. Wegen
deutenden Thunfischfang erinnert, säumen
schönste Strände. Vom Porto Nuovo gelangt
Flüssiges Gold
zahlreicher Angriffe der Sarazenen flohen die man zur Isola Asinara (NLP-Verwaltung, Via
Einwohner landeinwärts und gründeten dort Jos­t o 7, www.parcoasinara.org). Der kleine Familienbetrieb Cosseddu
die Stadt Sassari, wodurch Porto Torres an Be­ (Abb. unten: Maria Cosseddu) in Sene­
deutung verlor. INFORMATION ghe produziert ein vielfach prämiertes
Tourist-Information, Stazione Marittima Oliven­ö l, das man hier zu einem für die
SEHENSWERT (im Fährhafen), Tel. 079/5 04 80 08, www. exzellente Qualität sehr günstigen Preis
Relikte aus der Römerzeit zeigt das Antiqua­ comune.porto-torres.ss.it direkt ab Haus kaufen kann.
rium Turritano (Via Ponte Romano 99, Di.–Sa.
9.00–20.00, So. 9.00–14.00 Uhr). Bedeutends­t es WEITERE INFORMATIONEN
Gotteshaus ist die im 11. Jh. erbaute Basilika 4 Alghero Bei der Carabinieri-Kaserne rechts in
San Gavino (Piazza San Gavino, April/ Okt. tgl. die kleine Via Josto rein, dann 50 m
9.00–13.00 u. 15.00–18.00, Mai–Sept. 9.00 bis Das größte Urlaubszentrum an Sardiniens weiter das Haus rechts an der Ecke
13.00 u. 15.00–19.00 Uhr), die als größte und West­k üste, Alghero TOP­Z IEL (43 500 Ew.), gilt zur Via Sebastiano. Bitte klingeln (nicht
schönste romanische Kirche Sardiniens gilt. dank seiner spanisch-katalanischen Architektur in der Siestazeit, 13.00–15.00 Uhr).
als schönste Stadt der Insel und ist durch den
UMGEBUNG Flughafen Fertilia ganzj. schnell zu erreichen.
An der Schnellstraße SS 131 nach Sassari liegt
mit dem Monte d’Accoddi eine der rätselhaf­ SEHENSWERT
testen prähistorischen Kultstätten Sardiniens. Am schönsten ist Alghero entlang der wuchti­
Die im gesamten Mittelmeerraum einzigartige gen Bastione, die zwischen dem Hafen und der
Stufenpyramide wurde vor etwa 3500 Jahren Piazza Sulis die malerische Altstadt meersei­
errichtet (SS 131, km 222,3, Nov.–März Di.–So. tig schützt. Deren Herz ist die von herrschaft­
9.00–14.00, April/Mai/Sept./Okt. 9.00–18.00, lichen Patrizierhäusern gesäumte Piazza
Juni–Aug. 9.00–19.00, So. ganzj. 9.00–14.00 Uhr). Civica, darunter der im 16. Jh. im aragonesisch-
Den Küstenstreifen des auf einer schmalen gotischen Stil erbaute Palazzo d’Albis, der
einst dem Vizekönig als Bleibe diente. Der
achteckige Turm der Cattedrale Santa Maria
Tipp kann bestiegen werden. An ihrer bunten Majo­
likakuppel leicht zu erkennen ist die dem
Edle Tropfen Schutzpatron der Stadt geweihte Chiesa di
San Michele aus dem 17. Jh. hotel.com. Einziges Hotel in der Altstadt im
ehem. Fanziskanerkloster.
Bosa ist berühmt für seinen Malvasia. MUSEUM
Der an Sherry erinnernde, aus der sehr Die Schaufenster und Auslagen der Souvenir­ UMGEBUNG
alten Rebsorte Malvasier gekelterte shops in Algheros Altstadt dominiert Schmuck Zum Capo Caccia mit der faszinierenden
Aperitif- und Dessertwein wird noch aus roter Koralle. Die angebotene Ware kommt Schauhöhle Grotta di Nettuno (Mai–Sept. tgl.
von vielen Familien in Bosa und den sämtlich aus Fernost, da die Korallenbänke bei 9.00–19.00, April u. Okt. 9.00–18.00, Nov.–März
umliegenden Gemeinden hergestellt. Alghero strengstens geschützt sind. Dem Kauf 9.00–13.00 Uhr, nur bei ruhiger See!) verkehren
Besonders begehrt: der ausgezeich­ ist ein Besuch in Algheros Museo del Corallo von Alghero tgl. Ausflugsboote.
nete Malvasia der Familie Columbu. (via XX Settembre 8, Di.–So. 10.30–13.00 u.
Wer die kostbare Rarität (es werden 17.30–19.00 Uhr) vorzuziehen: Es bietet beste INFORMATION
jährlich nur 5000 Flaschen produziert) Gelegenheit, sich an der grazilen Schönheit Tourist-Information, Piazza Porta Terra 9, Tel.
kosten und kaufen will, der kann die dieser filigranen Meeresbewohner zu erfreuen. 079/97 90 54, www.alghero-turismo.it
kleine Probierstube der Familie in der
Altstadt von Bosa besuchen. RESTAURANT
€ / € € Caragol, Via Maiorca 69, Tel. 079 9 57 77 44. 5 Bosa
CANTINA COLUMBU Altstadt-Trattoria mit exzellenter Küche.
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Tel. 339 5 73 16 77, 25 94 19, www.barmilese.it. Hier gibt es die Temo grup­p iert sich am steilen Hang zu Füßen
www.malvasiacolumbu.com besten und preiswertesten Focacce der Stadt. des Cas­t ello Malaspina. Der Strand liegt 2 km
entfernt in Bosa Marina.
UNTERKUNFT
€ € / € € € Residenze Monte Sixeri, Santa SEHENSWERT/MUSEEN
Maria La Palma, Loc. Guardia Grande, Tel. 340 Sehr schön ist der Aufstieg durch die Altstadt
8 56 20 70, www.residenzedicampagna.com. hinauf zum Castello dei Malaspina (www.
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des Ölivenölproduzenten San Giulano. Nov. Mo.–Fr. 10.00–13.00, Sa./So. 10.00–16.00
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Machin 2, Tel. 079 98 03 30, www.sanfrancesco ausragender kulturhistorischer Bedeutung ist

Statt Korallenschmuck zu kaufen, besucht man in


Alghero besser das Korallenmuseum.
DER WESTEN 
68 – 69

die etwas außerhalb am Temoufer gelegene Genießen Erleben Erfahren


romanische Kirche San Pietro Extramuros
(April–Juni 9.30–12.30 u. 15.30–17.30, Juli/Aug.
DuMont
9.30–12.30 u. 16.00–18.00, Sept. 9.30–12.30 u.
15.00–17.00, Okt. 9.30–12.30 Uhr). In den alten
Gerbereigebäuden Sas Concas ist das Museo
Sprachkurs in Alghero Aktiv
Industria Conciaria (Via delle Conce 13, tgl.
10.00–13.00 u. 15.00–17.00 Uhr) untergebracht. Es genügen schon wenige Worte auf Italie­
Das Museo Casa Deriu (Corso Vittorio Ema­ nisch, und Sie haben die Sympathie der Sarden ge­
nuele 59, Juli/Aug. 11–13 u. 18.30–20.30 u. wonnen. Die Sprache ist der Schlüssel zu vielem. Am besten, schnellsten und
22.00–24.00, April/Mai 11.00–13.00 u. 15.00–
schönsten ist die Verbindung von Urlaub und Sprachkurs.
18.00, Juni 11.00–13.00 u. 17.30–20.30, Sept. bis
März 10.00–13.00 u. 16.00–18.00 Uhr) in einem
auch in seiner Einrichtung original erhaltenen Die Sprachschule Pintadera liegt mitten im Herz der Altstadt von
Haus aus dem 19. Jh. zeigt eine Sammlung des Alghero. Erst gibt es „Grammatica“ bei Maria Rosa, nach einer Kaffeepause
in Bosa gebürtigen Künstlers Melkiorre Melis
heißt es dann bei Alessandra „Parliamo italiano”.
(1889–1982).

RESTAURANT/UNTERKUNFT Pintadera nennt sich nicht von ungefähr „Associazione Culturale“,


€ € Borgo Sant’Ignazio, Via Sant’Ignazio 33, denn sie ist mehr als nur eine Sprachschule. Man lernt beim gemeinsamen
Tel. 0785 37 41 29, www.ristorantebosa.it. Klei­
Einkaufen auf dem Markt, bei Besuchen von kulturellen Veranstaltungen, auf
nes lauschiges Gewölberistorante in einer en­
gen Altstadtgasse unterhalb des Castello. Exkursionen, bei gemeinsamen Kochkursen und manchem mehr. Ob Anfän­
€ € Hotel Sa Pischedda, Via Roma 8, Tel. 0785 ger oder Fortgeschrittener – im umfangreichen Angebot vom kurzen Crash­
37 30 65, www.hotelsapischedda.it. Ein sehr kurs bis zum mehrwöchigen Intensiv­
charmanter, an Römerbrücke und Temo gegen­
kurs findet jeder das für ihn und sei­
über der Altstadt gelegener historischer Palazzo
(1865). Im Restaurant gibt’s Slow Food-Küche. nen individuellen Wissensstand
Passende. Die Gruppen sind maximal
acht Personen groß. Wer will, kann
6 Santu Lussurgiu auch Individualunterricht nehmen.
Das kleine Bergstädtchen (2400 Ew.) ist für
seine Traditionen, sein Kunsthandwerk, seine Nicht zu unterschätzen ist
ausgezeichnete Küche und seinen Grappa bei all dem vor allem die zwischen­
bekannt. Eine Attraktion besonderer Art ist
menschliche Komponen­te: Bei Pin­
der Wasserfall „Cascata Sos Molinos“ an der
Straße in Richtung Bonarcado. Zu dieser herr­ tadera lernt man nicht nur viel, son­
lichen Naturdusche führt von einem kleinen dern isst, trinkt und lacht man auch
Parkplatz ein kurzer steiler Pfad ins Tal des gern im Kreise netter Menschen aus
Riu Mulino hinab.
aller Welt. Un espresso per favore!

RESTAURANT/UNTERKUNFT
€ / € € Albergo Sas Benas, Piazza San Gio­
vanni, Tel. 0783 55 08 70, www.sasbenas.it. Die Weitere Informationen
im Herzen des alten Zentrums in drei histori­
schen Gebäuden untergebrachte Herberge ist Associazione Culturale Tel. 079 91 70 64,
ein Hort der sardischen Kultur und Küche. Centro Mediterraneo Pintadera, www.pintadera.info
Vicolo Adami 41, 07041 Alghero,
UMGEBUNG
Im heißen Sommer fliehen die Sarden aus den
Küstenebenen in die wald- und wasserreiche
Region um den Monte Ferru. Beliebtes Ziel ist
San Leonardo de Siete Fuentes. Selbst bei
größter Hitze ist es hier angenehm erfrischend.
Überall sprudelt frisches Quellwasser hervor
und plätschert glucksend bergab. Ganze Groß­
familien gehen hier gern grillen. Das Wasser
wird in Kanistern mit nach Hause genom­m en
(es soll eine heilende Wirkung haben wie das
von Lourdes). Direkt an der SS 131 liegt bei
Paulilatino mit dem Santuario Santa Cris­
tina TOP­Z IEL (www.archeotour.net, tgl. 9.00
Uhr bis Einbruch der Dämmerung) eine der be­
deutendsten archäologischen Stätten Sardini­
ens. Funde zeigt das Museo Archeologico in
Paulilatino (Via Nazionale 120, www.museo
atzori.altervista.org, Di.–So. 9.00–13.00 u. 15.00
bis 17.30, im Sommer 16.30–19.00 Uhr).
Das Zentrum
70 – 71

Sardiniens
grünes Herz
Sie habe „in Berührung mit … den
schönsten und wildesten Land-
schaften gelebt“, meinte die sardi-
sche Literaturnobelpreisträgerin
Grazia Deledda über ihre Heimat –
die wilde, wegelose Bergwelt im
Inselinneren. Dorthin zogen sich
einst die Sarden vor den fremden
Eroberern zurück, dort bewahrten
sie ihre Kultur. So gilt bis heute:
Wer das wahre Sardinien kennen-
lernen will, findet es hier.

Von Burgos, einem nordwestlich von Nuoro gele­g enen Dorf, hat
man einen schönen Blick auf die Berge im Inselinneren.
Panoramablick: von Nuoros Hausberg Monte Ortobene auf das nahe Supramonte-Massiv,
nach dem Gennargentu das zweithöchste Gebirge der Insel.

Begegnung: im Garten eines auf einem ausgedehnten Hochplateau („Sa Serra“)


bei Nuoro gelegenen Agriturismo.
DAS ZENTRUM 
72 – 73

Präzisionsarbeit: in der vineria e cantina im Ninni Paba (hier mit seiner Frau Gianna) sorgt als Padrone seines Hotels und
Hotel Su Gologone in Oliena. Land-Spa-Resorts Sa Muvara bei Aritzo für das Wohlergehen seiner Gäste.

G
ianna Salis heißt die junge, hilfs- rone bietet u. a. auch Olivenöl, Wein und gen Häuschen gesäumten Gassen der Alt­
bereite Frau, die mit Freundinnen Honig aus eigener Herstellung zum Mit- stadt betritt. Ihr schlichter dörflicher
in Oliena eine Tourist-Informa- nehmen an. Charakter spiegelt sich auch in Deleddas
tion betreibt. Ihr Urgroßvater, Giovan­ni Ausgetretene Pfade verlassen wollte Geburtshaus wider, einem original erhal-
Corbeddu Salis, war ein von den Einhei- eine Gruppe junger Leute, die im Zuge tenen Gehöft, in dem heute das Museo
mischen als „Robin Hood Sardiniens“ der wilden 68er-Bewegung ein verfallenes Deleddiano beheimatet ist.
verehrter Bandit, der sich 18 Jahre lang Kinderheim in den Bergen hoch über dem
im Bergland verstecken konnte, ehe er Dorf wieder aufbauten und ein Zentrum Stummer Protest
1898 von den Carabinieri vor seiner für Trekking und Umweltschutz daraus Orgosolo ist wohl das Dorf mit dem
Höhle erschossen wurde. machten. Heute ist die Coop Enis eine schlechtesten Ruf auf der Insel. Betrach-
Geschossen wird auch beim österli- bei Einheimischen wie bei Aktivtouris- tet man die Einschusslöcher an der Tür
chen Fest „S’Incontru“, dem Höhepunkt ten sehr beliebte Adresse. des alten Rathauses, so scheint es auch
in Olienas gut gefülltem Festkalender. handfeste Gründe dafür zu geben. Tat-
Und zwar aus allen Rohren. Jeder Mann, Deleddas Welt sächlich wütete in diesem Hirtendorf bis
der eine Waffe hat, ballert, was das Zeug Nuoro war lange als Banditenhochburg in die 1950er-Jahre hinein eine beson-
hält. Und es scheint so, als habe jeder verschrien. Aber die Stadt war auch im- ders blutige „Disamistade“, ein Krieg ver-
Mann zwischen 16 und 100 eine Waffe. mer ein Zentrum der sardischen Kultur. feindeter Familien, dem 30 Men­ schen
Nach dem ohrenbetäubenden Spektakel

Brauchtum und Tradition spielen


ist die Piazza Santa Maria knöcheltief
von leeren Patronenhülsen übersät.
Brauchtum und Tradition spielen in
Oliena eine große Rolle, sein Wein und
seine Küche sind bis weit über die Insel
in Oliena eine große Rolle.
hinaus berühmt. Wie hingebungsvoll
die alten Gepflogenheiten geschätzt wer- Künstler wie die Schriftsteller Sebas­tiano zum Opfer fielen. Bekannt wurde der Ort
den, zeigt sich auch im Ristorantino Ma- Satta und Salvatore Satta oder der Maler auch durch Banditen wie den legendären
siloghi. In dem zauberhaften Minires­ Francesco Ciusa wurden hier geboren. Graziano Mesina, der in den 1960er- und
taurant oder auf seiner grün umrankten Auch Sardiniens berühmteste literari- 1970er-Jahren dank der geschlossenen
Terrasse kommen exzellente sardische sche Stimme, die Literaturnobelpreisträ- Unterstützung der Dorfbewohner seinen
Spezialitäten auf den Tisch wie Pane gerin Grazia Deledda (siehe Special S. 75), Häschern, einem Riesenaufgebot von
Frattau, das man sonst nur noch selten erblickte in Nuoro das Licht der Welt. In Polizei und Militär, immer wieder ent-
bekommt. Der passionierte Genießer und ihre literarische Welt taucht man ein, kommen konnte. In die Schlagzeilen der
Slow-Food-Anhänger Gianfranco Maccar- wenn man die verwinkelten, von niedri- Weltpresse geriet der Widerstandsgeist
Carlos‘ von aufmerksamen Hunden bewachte Schaf­
herde weidet hier auf dem Pratobello, dem kollekti­
ven Weidegebiet von Orgosolo (ganz oben, rechts).
Aus reiner Schafsmilch hergestellt wird der Peco­
rino, den hier Giovanni Podda, Hirte und Betreiber
des „Cortile del Formaggio“ in Orgosolo (Corso Re­
pubblica 216), stolz in die Kamera hält (oben). Ent­
gegen einem weit verbreiteten Missverständnis ist
diese Spe­z iali­t ät eine ursardische Köstlichkeit. In
die Toskana brachten den Käse Sarden, die in den
1960er-Jahren bei groß angelegten Jagden von Poli­
zei und Militär nach den berüchtigten Banditen von
der Insel aufs Festland zwangsverschleppt wurden.
DAS ZENTRUM 
74 – 75

Das Museo della Vita e delle Tradizioni Popolari Sarde in Nuoro ist in einem Gebäude untergebracht,
das der Struktur eines sardischen Dorfes nachempfunden wurde.

gegen die Obrigkeit im Jahr 1969, als das


Grazia Deledda (1871–1936)
Special italienische Militär die Weidegründe auf
dem Prato Bello zum militärischen Sperr­
gebiet erklären wollte. Daraufhin besetz-
Sardiniens literarische Stimme ten die Dorfbewohner die Hochebene.
Ihren Pro­test gegen die staatliche Will-
kür malten sie an die Wände ihrer Häu-
Geboren wurde Grazia Deledda als ser. Diese „Murales“ genannten Wand-
Tochter einer wohlhabenden Familie bilder (siehe DuMont-Thema S. 78/79)
1871 in Nuoro. Mit nur 15 Jahren ver­ machten Orgosolo dann endgültig welt-
öffentlichte sie ihre ersten Gedichte berühmt. Heute gleicht das Dorf einer
und Erzählungen. 1897 heiratete sie großen Freiluftgalerie. Thematisierten die
einen Beamten im Kriegsministe- Gemälde zu Beginn noch soziale Themen
rium und gebar zwei Söhne. 1900 zog wie Armut, Unterdrückung, Korruption
die Familie nach Rom, wo Grazia oder brutale Staatsgewalt, so findet man
Deledda 1936 verstarb. heute die verschie­ densten Motive und
Auch wenn sie lange fern der gelieb- Erinnerungsstücke in Deleddas Geburtshaus. Themen an den Wänden von Orgosolo.
ten Insel lebte, so blieb ihre Seele
doch zeitlebens ihrer Heimat in den teile zerrieben werden, und „für ihre Auf dem Dach Sardiniens
kargen Bergen des Monte Albo und von hohem Idealismus getragene Obwohl heute von Straßen gut erschlos-
des Supramonte verbunden. Sie fühlte schriftstellerische Kraft, mit der sie sen, ist es immer noch zeitraubend und
mit den Menschen, die – gefangen in das Leben, wie es sich auf der Insel beschwerlich, in das gebirgige Herz der
einer archaischen Welt voller Aber- ihrer Väter abspielt, in plastischer Insel vorzudringen. Kurve um Kurve
glauben und starren Regeln – ein ent- Anschaulichkeit nachbildet und allge- winden sich die Straßen durch die einsa-
behrungsreiches Dasein fristeten. mein menschliche Probleme mit tie- men Berge des Gennargentu. Es ist ein
Mehr als 50 Romane hat sie ver- fem und warmem Anteil behandelt” Auf und Ab, hinauf zu Passhöhen, hinab
fasst, am meisten autobiografisch ge- (so das Komitee in seiner Begründung), in tiefe dunkle Schluchten. In den weni-
prägt ist „Cosima“, am berühmtesten wurde ihr im Jahr 1926 der Literatur- gen abgeschiedenen Bergdörfern scheint
„Canne al Vento“ („Schilf im Wind“). nobelpreis verliehen. Es gibt bis heute die Zeit stehen geblieben zu sein. Strand
Für diesen Schicksalsroman, dessen keine schönere Art, durch Deleddas und Meer sind weit entfernt. Bis in den
Protagonisten in Konflikten um Ehre, Heimat zu reisen, als mit einem ihrer April bedeckt in manchen Jahren Schnee
Glauben und gesellschaftliche Vorur- Romane in der Tasche. die Gipfel. Von Fonni, dem mit 1000 Me­
tern höchst gelegenen Dorf Sardiniens,
Esel und Ziegen begegnen einem im Inselinneren vielerorts. Eine der letzten Glocken-Schmieden
(ganz oben links/rechts: im Laboratorio Antonio & Carlo Sulis) findet man in Tonara bei Aritzo.

Am harmonisch abgestimmten Klang der Weidetier-Glöckchen (campanacci)


erkennen die Hirten (hier bei einer Mahlzeit in der Nähe von Aritzo) ihre Tiere.
 DAS ZENTRUM
76 – 77

Auf Schusters Rappen: unterwegs zwischen Oliena und Dorgali in der Bergwelt des Gennargentu,
dessen Name „Silberpforte“ bedeutet (wegen der silbergrauen Gipfel dieses Gebirgszugs).

führt eine breite Straße hinauf in die Hier wächst und blüht auch „La Peo- Weltkrieg auch die Moderne in Form
Gipfelregion des Bruncu Spina. Man nia“, die wilde Pfingstrose, die eine Art von Kühlschränken Einzug erhielt. Seine
reibt sich die Augen, wenn man an ihrem Wahrzeichen des Gennargentu ist. Halb- lange Ära als Sommerfrische, die Italiens
Ende vor der Talstation eines Skilifts wilde Pferde galoppieren in ungezügel- König Umberto I. wiederholt hier ge-
steht. In Betrieb ist dieser allerdings nur ter Lebenslust durch die fast unberührte noss, dauert dagegen noch an. Viele Sar-
selten. Entweder liegt zu wenig Schnee, Hochgebirgsnatur. Am Himmel kreisen den fliehen im Sommer vor der Hitze ins
oder man kann mangels geeigneter in den Aufwinden große Greife, und mit 800 Meter hoch gelegene, grün eingebet-
Räumtechnik die Zufahrtsstraße nicht etwas Glück sieht man sogar eine Herde tete Aritzo. Dichte Eichen- und Kastani-
frei halten. So dient sie heute hauptsäch- der scheuen Mufflons.
lich den Hirten – und den Bergwande-
rern, denn an diesem Skilift beginnt ei- Eiskeller und Sommerfrische
Die hochalpine Natur ist
ner der Wanderwege, die auf das Dach Das Städtchen Aritzo war einst das Zen­ einfach wundervoll.
Sardiniens, zum Gipfel der Punta La trum der sardischen Eisgewinnung und
Marmora führen, mit 1834 Metern Sardi- des Eishandels, aber auch eine beliebte enwälder spen­den Schatten, zahlreiche
niens höchster Berg. Sommerfrische. Das Eis wurde in den Quellen kühles, köstlich erfrischendes
Die hochalpine Natur ist einfach wun­ Gipfelregionen der Punta La Marmora Nass. Offensichtlich haben sich an die-
dervoll. Überall plätschern kleine Rinn- gebrochen, mit Eseln zu Tal gebracht sem Ort auch schon die steinzeitlichen
sale und Bäche über die baumlosen, mit und als Kühlmittel in die Städte ver- Nuraghier wohl gefühlt. Jedenfalls diente
einem Meer von Blumen bedeckten Mat­ kauft. Die Eiszeit Aritzos endete, als mit ihnen der mar­kante Monte Texile einst-
ten ins Tal hinab. den Amerikanern nach dem Zweiten mals als Kultplatz.
DUMONT
THEMA

D IE SARDISCHE SEELE

Weltschmerz und
Melancholie
Sie gelten als zurückhaltend, eigenbrötlerisch und einsilbig. Sie fürchten das Meer
und alles, was vom Meer her kommt. Ihr traditioneller Rundtanz, „Ballu tundu“, gleicht
in seiner gravitätischen Strenge einem getanzten Gottesdienst. Ihre „Canti Sardi“ erin­
nern an mittelalterliche Sakralgesänge. Sie bringen die sardische Seele zum Klingen.

D ie Sarden haben sich von der


Welt abgewandt, seit sie vor
den ersten Eroberern die Küs-
ten verließen und sich in die unzu-
gängliche Bergwelt im Inneren ihrer
Insel zurückzogen. Dort konnten sie
allen Eroberungs- und Unterwerfungs-
Der politische Widerstand gegen jegliche Fremd-
versuchen erfolgreich trotzen und herrschaft kommt auch in den „Murales“ (Wandbildern)
ihre Identität bewahren. So sind ihre der Bergdorfbewohner (hier: in Fonni) zum Ausdruck.
Traditionen und Bräuche noch heute
ein fester Bestandteil der sardischen
Alltagskultur. Der Schriftsteller Salva- den Regeln und Gesetze der „Carta de oder heulende Hunde Vorzeichen für
tore Cambuso schreibt in seinem Logu“ mehr Verbindlichkeit als die schreckliche Geschehnisse sind.
Buch „Bitterer Honig“, dass Sarden Gesetze des heutigen Italien. Sie be-
zwar viel und gern feiern, aber nicht, greifen „die Italiener“ auch nicht als Chronisch zerstritten
um sich zu amüsieren, sondern um ihre Landsleute, sondern als die „vom Eine der folgenschwersten Auswirkun­
sich gegen den Schmerz ihres tragi- Kontinent“ („dal Continente“). Sarden gen auf die sardische Seele hat die
schen Daseins zu betäuben. Vor die- sind meist tiefgläubige Katholiken, tiefe innere Uneinigkeit der Insula-
sem Hintergrund ist auch das sprich- was auch an der In­brunst zu erken- ner. Zwischen Nachbardörfern schwe­
wörtliche „Ghigno Sar­ donico“ zu nen ist, mit der sie ihre religiösen Fei- len uralte Streitigkeiten, im Norden
verstehen, das dröhnende, grimmige, erlichkeiten begehen. Doch hinter die- werden die Reifen von Reisebussen
bedrohliche „Sardonische Lachen“. ser Sonntagsreligiosität exis­tiert noch aus dem Süden zerstochen. Viele
Für die Sarden haben die bereits eine Welt des Aberglaubens, in der es Waldbrände gehen nicht auf das
unter ihrer Regentin Eleonora di Ar- Heiler, Geister und Dämo­nen gibt. An Konto unachtsamer Touristen, son-
borea im späten 14. Jahrhundert in „Malocchio“, den gefürchteten bösen dern werden wegen nachbarschaftli-
Kraft getretenen, noch auf archai- Blick, glaubt man auf der Insel ge- cher Streitereien gelegt. Dieser fast
schen Kodexen und Riten beruhen- nauso wie daran, dass der Ruf der Eule pathologische Wesenszug zu notori-
DAS ZENTRUM 
78 – 79

Links: in Orgosolo. Oben: in Oliena.


Weil die Römer die in die Berge ge­
flüchteten Sarden nicht unterwerfen
konnten, beschimpften sie diese als
„Civitas Barbaria“, woraus sich die
Bezeichnung „Barbagia“ für das Lan­
desinnere ableitet.

Die Bewohner des als „Barbaren­


land“ geschmähten Landesinneren
sind bis heute stolz darauf, für das
authentische, widerständige Sardi­
nien zu stehen.

scher Abgrenzung zeigt sich auch in


der Aufgliederung der Insel. Viele Literaturtipps
Jahre gab es die drei großen Provin-
zen Sassari, Nuoro und Cagliari, 1974
kam die neue Provinz Oristano dazu. Grazia Deledda, Schilf im Wind
Dann forderten die Sarden per Referen­ Das Schicksal dreier verarmter adeliger Schwestern und
dum eine Neugliederung Sardiniens. ihres treuen Knechts.
Ab 2005 bestand die Insel aus acht
teils winzigen Provinzen; im Februar Gavino Ledda, Padre Padrone
2016 kam es zu einer erneuten Um- Vom Leben eines sardischen Hirtenjungen in einer Welt
gliederung auf nurmehr fünf Provin- aus archaischem Schweigen und roher Gewalt.
zen. Das Chaos der Neugliederungen
führte zu jahrelangem Stillstand der Maria Giacobbe, Tagebuch einer Lehrerin
staatlichen Verwaltung. Und dem in- Erfahrungen und Erlebnisse in den vergessenen, von
selübergreifenden Miteinander war Armut und Analphabetismus beherrschten Hirtendörfern
das auch nicht gerade förderlich. der Barbagia.
1

6
INFOS & EMPFEHLUNGEN DAS ZENTRUM 
80 – 81

In der wilden Barbagia


Die Gebirge des Supramonte und des Gennargentu sind ein Eldorado für Outdoor-Akti-
visten mit Pioniergeist. Im Hochsommer, während ganz Sardinien unter der Hitze und
Trockenheit stöhnt, findet man im Inselinneren noch immergrüne Oasen mit dichten
Kastanienwäldern und Korkeichenhainen, und in den Hirtendörfern lebt man Brauch-
tum und Tradition noch weitgehend authentisch-unverfälscht.

1 Nuoro
Die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz
(37 000 Ew.) ist das urbane Zentrum der Barba-
gia. In den 1960er-/70er-Jahren war sie ein
Schauplatz der großen Banditen-Treibjagden
und -prozesse. Die Stadt liegt in 554 m Höhe
auf einem Plateau.

SEHENSWERT/MUSEUM
Wichtigster Sakralbau der Stadt ist die neoklas-
sizistische, 1853 geweihte Kathedrale Santa
Maria della Neve, die sich imposant über der
gleichnamigen Piazza erhebt. Von herausra-
gender Bedeutung ist das ethnografische Mu-
seo della Vita e delle Tradizioni Sardi (Via
A. Mereu 56, www.isresardegna.it, 16. März bis
30. Sept. Di.–So. 10.00–13.00 u. 15.00–20.00,
1. Okt.–15. März 10.00–13.00 u. 15.00–17.00
Uhr). Wechselnde Ausstellungen nationaler
und internationaler Künstler präsentiert das
Museo d’Arte della Provincia Nuoro (MAN)
(Via Sebastiano Satta 27, www.museoman.it,
April–Sept. 10.00–20.00, Okt.–März 10.00 bis Ganz oben: unterwegs in der Barbagia zwi­
13.00 u. 15.00–19.00 Uhr). Im ehemaligen Ge- schen Oliena and Dorgali. Darunter: traditio­
richtsgebäude untergebracht findet man das nelles Brotbacken im Hotel Su Gologone in
TRIBU mit dem Museo Ciusa (Piazza Santa Oliena. Rechts: im Caffé Tettamanzi in Nuoros
Maria della Neve 8, Di.–So. 10.00–20.00 Uhr). Corso Garibaldi 71.
Nach langen Jahren der Schließung wieder er-
öffnet hat das Museo Archeologico Nazio-
nale (Via Mannu 1, www.museoarcheologico nuoro.it, Di. u. Do. 9.00–13.00 u. 15.00 bis UNTERKUNFT
17.00, Mi., Fr., Sa. 9.00–13.00 Uhr). Von beson- € € Residence Grandi Magazzini, Via Dalma-
derer Bedeutung für die Stadt und ganz Sardi- zia 5, Tel. 0784 1 94 74 18. Moderner Neubau nahe
Tipp nien ist das Museo Deleddiano (Via Grazia der Altstadt, mit hellen, modern im Desig­n erstil
Deledda 42, www.isresardegna.org, 16. März eingerichteten Appartements.
Museo Nivola bis 30. Sept. Di.–So. 10.00–13.00 u. 15.00–20.00, € / € € Hotel Grillo, Via Monsignor Melas 14,
1. Okt.–15. März 10.00–13.00 u. 15.00–19.00 Tel. 0784 386 68, www.grillohotel.it. Stadthotel
Uhr, Eintritt frei) im Geburtshaus der im Jahr mit 45 Zi. im Zentrum nahe der Kathedrale.
Der sardische Maler und Bildhauer 1926 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeich- € € Agriturismo Testone, Loc. Testone, Sa
Costantino Nivola (1911–1988) stammt neten Schriftstellerin. Ihr Grab findet man in der Serra (25 km nordwestl. von Nuoro, siehe
aus dem knapp 25 km südwestl. von kleinen, schlichten, vom ebenfalls in Nuoro ge- „Unsere Favoriten“, S. 110/111). Eine weitläu­
Nuoro gelegenen Bergdorf Orani. Ihm borenen Maler und Architekten Giovanni Ciusa fige Azien­d a mit Obst- und Gemüsegarten, ei-
zu Ehren hat die Gemeinde im alten (1907–1958) entworfenen Kapelle Nostra gener Fischzucht und Haustieren. 8 Zi. in rusti-
Waschhaus ein außerordentlich interes- Signora della Solitudine an der Straße auf den kalen Häuschen.
santes Museum eingerichtet, das eine Monte Ortobene.
Sammlung seiner Werke, besonders sei- UMGEBUNG
ner weltbekannten Plastiken zeigt. RESTAURANT Unmittelbar an der Stadtgrenze führt eine Straße
€ / € € Antica Trattoria Il Rifugio, Via A. Me- zum Gipfel des Monte Ortobene (995 m), auf
WEITERE INFORMATIONEN reu 28, Tel. 0784 23 23 55, www.trattoriarifugio. dem sich die Statue des Erlösers („Redentore“)
Via Gonare 2, www.museonivola.it, Do. com. Einladende, nahe der Kathedrale gelegene erhebt. Sie ist Ziel der „Sagra di Redentore“, ei-
bis Di. 10.00–13.00 u. 15.30–19.00 Uhr Trattoria, in der es deftig-exquisite Barbagia- ner der größten Trachten-Prozessionen Sardi-
Küche gibt, aber auch Meeresküche und Pizza. niens. Von Nuoros Hausberg, auf dessen Gipfel
INFOS & EMPFEHLUNGEN

es Kioske und Restaurants gibt, hat man einen


grandiosen Panoramablick auf die Gennargentu­
kette, die Barbagia und das nahe Supramonte-
Massiv. Über dem kleinen Hirtendorf Burgos
thront eine im 12. Jh. von Gonario Giudica di
Torres in Auftrag gegene Burg, deren Mauerring
und Mittelturm noch bis heute fast vollständig
erhalten geblieben sind.

INFORMATION
Tourist-Information, Piazza Italia 7, Gut bestrahlt: das abgelegene Bergdorf Gavoi
Tel. 0784 23 88 78, (oben). Rechts: süße Sünden in der Torronificio
www.provincia.nuoro.gov.it Marotto (Via Roma 6, Tonara).

Orgosolo ist wegen seiner Vergangenheit als


Banditenhochburg berüchtigt.
2 Oliena Tipp
Am Fuß des Supramonte gelegen, wird Oliena
(7300 Ew.) vom Monte Corrasi, dem mit 1463 m
Karnevalsmasken
höchsten Gipfel des Bergmassivs, überragt.
Der durch seinen berühmten Rotwein Canno­ Nicht ganz billig, aber eines der schöns­
nau bekannte Ort hat sich dank seiner Lage ten und authentischsten Andenken aus Museo della Maschere Mediterranee (Piazza
zum lebendigen Zentrum für Outdoor-Aktivitä­ Sardinien ist eine Karnevalsmaske. Einer Europa 15, www.museodellema schere.it; Di. bis
ten entwickelt. Ein viel besuchtes Ausflugsziel der letzten Maskenschnitzer der Insel So. 10.00–13.00 u. 15.00–18.00 Uhr). Rund 25 km
ist die 6 km östlich gelegene Quelle Su Golo- ist Ruggero Mameli in Mamoiada südwestl. ist Fonni der höchstgelegene Ort
gone, Sardiniens größte Karstquelle. (www.mascheremameli.com), der sie Sardiniens und das Tor zur hochalpinen Berg­
nach alten Vorlagen fertigt. Seine Werk­ welt um den Monte Spada (1595 m) und den
RESTAURANT statt findet man in der Via A. Crisponi 19, Bruncu Spina (1829 m).
€ / € € Masiloghi, Via Galiani 68, Tel. 0784 28 56 96, sein kleines Privatmuseum mit über 200
www.masiloghi.it. Kleines, feines, bildschön Masken am Corso Vittorio Emanuele.
gestaltetes „Ristorantino“ mit exzellenten sar­-­ 4 Gavoi
di­s chen Köstlichkeiten. WEITERE INFORMATIONEN UNTER
www.mascheremameli.com Das abgelegene Bergdorf Gavoi (2800 Ew.) liegt
UNTERKUNFT malerisch über dem verzweigten Stausee Lago
€ / € € Coop ENIS / Monte Maccione, Tel. 0784 di Gusana.
28 83 63, www.coopenis.it. Hoch über Oliena
am steilen Hang gelegenes Trekkingzentrum MUSEUM
mit Hotel und Restaurant. Die Zi. bieten eine Im Museo Casa Porcu Satta (Via Roma 187,
atemberaubende Aussicht. Anfahrt über eine www.museocasaporcusatta.it, auf Voranmel­
extrem steile Serpentinenstraße. dung) werden u.a. antike, meist von den Hirten
€ € € Country Resort Su Gologone, nahe der selbst gefertigte Spielsachen und Musikinstru­
Quelle Su Gologone, Tel. 0784 28 75 12, www.su mente präsentiert.
gologone.it. Das traditionsreiche, familien­
geführte Hotel ist ein Hort exzellenter sardischer RESTAURANT/UNTERKUNFT
Küche und Kultur im Stil eines alten Landguts € Santa Rughe, Via C. Felice 2, Tel. 0784 ­5 37 74,
in herrlicher Alleinlage. www.santarughe.it. Mitten im Herzen des his­
torischen Ortszentrums gelegenes, gemütlich-
INFORMATION rustikales Ristorante, in dem es neben sehr
Tourist-Information Galaveras, Via Grazia schmackhafter Bergküche auch Pizza aus dem
Deledda 32, Tel. 0784 28 60 78, www.facebook. UNTERKUNFT Holzofen gibt.
com/presidioturisticooliena.galaveras € Hotel Sa ’E Jana, Via Emilio Lussu, Ecke Via € Hotel Sa Valasa, Loc. Sa Valasa, Tel. 0784
Catte, 2, Tel. 0784 40 24 37. Das einfache, aber ­5  34 23, www.hotelsavalasa.com. Außerhalb
schöne Hotel bietet auch Jeep-Exkursionen in des Dorfes in stiller Natur idyllisch über dem
3 Orgosolo die Bergwelt des Supramonte-Massivs an. Lago di Gusana gelegenes, einfaches und
preiswertes Haus mit gutem Hausrestaurant.
Das Hirtendorf Orgosolo TOP­Z IEL (4000 Ew.) UMGEBUNG
liegt im Zentrum des Supramonte am Fuß des Bei Orgosolo liegt mit der unberührten Foresta
Monte Lisorgoni (978 m). Der Ort ist wegen sei­ di Montes eine der schönsten und spektaku­ 5 Tonara
ner Vergangenheit als Banditenhochburg be­ lärsten Gebirgslandschaften des Supramonte.
rüchtigt. Im Zuge des erfolgreichen Kampfes Das kleine Hirtendorf Mamoiada ist für seine Tonara (2000 Ew.) ist für die Barbagiaspezialität
der gesamten Dorfgemeinschaft gegen den auf Karnevalsbräuche mit den Figuren „Mamutho­ Torrone berühmt, eine nur aus Honig, Mandeln
ihren Weidegründen geplanten NATO-Truppen­ nes“ und „Issohadores“ bekannt. Mehr zu den und Eiweiß bestehende Nougatspezialität. Ihr
übungsplatz entstanden die ersten „Murales“, düsteren Spektakeln des Carnevale di Barbagia zu Ehren findet im April die große Sagra del
große Wandbilder, an den Häuserwänden. mit seinen archaischen Riten erfährt man im Torrone statt. Tonara ist auch die Heimat vom
DAS ZENTRUM 
82 – 83

„Klang Sardiniens“ – der Glöckchen und Glo­ Genießen Erleben Erfahren


cken der Schafe, Ziegen und Kühe. Fast alle
werden in Tonara gefertigt.
DuMont
SEHENSWERT
Im Ortsbild des steil am Hang klebenden Dor­
Trekkingtour in Aktiv
fes stehen zahlreiche Skulpturen des bekann­
ten sardischen Bildhauers Pinuccio Sciola. den Bergen
RESTAURANT
€ / € € Locanda del Muggianeddu, Via Mons­
Sardiniens wahre Seele findet man nur fern der Küste in den
ignore Tore 10, Tel. 0784 6 38 85. Kleine, urge­ Bergen, ihren Dörfern und Bewohnern. Bei einer Trekkingtour auf den
mütliche Locanda, in der das freundliche Be­ Spuren von Hirten und Banditen lernt man nicht nur die Natur kennen,
treiberpaar Köstlichkeiten der Barbagiaküche sondern auch die Küche der Barbagia. Und die Bräuche ihrer Bewohner.
zubereitet; meist aus Zutaten mit wildem Spar­
gel oder Pilzen, die es in den Wäldern der Um­
gebung selbst sammelt. Die ebenso einsamen wie menschenleeren Berge und Gebirge Sar­
diniens mit ihrer wildromantischen, unberührten Natur sind ein Paradies für
EINKAUFEN Naturliebhaber und Wanderer. Wer sich auf eigene Faust in die Berge auf­
Beste, nach traditionellem Rezept hergestellte
macht, muss allerdings einige Erfahrung, Orientierungssinn und Kondition
Torrone gibt’s im Torronificio Pruneddu, Via
Porru 13, www.pruneddu.it. mitbringen! Ausgeschilderte Wanderwege gibt es praktisch nicht. Gutes
Schuhwerk und richtige Kleidung sind unerlässlich. In den Bergen kann das
UMGEBUNG Wetter blitzschnell umschlagen. Unbedingt genügend Trinkwasser mitneh­
Von Tonara führt eine Straße hinauf auf den
men, denn die wenigen Wasserstellen finden nur die Einheimischen.
1245 m hoch gelegenen Passo Arco de Tas-
cusi und von dort weiter bis in die Gipfellagen
des Monte Spada. Es ist ratsam, sich einer geführten Tour anzuschließen. Die Guides der
vielen Trekking-Coops sind als Mitglied der AIGAE (Associazione Italiana
Guide Ambientali Escursionistiche) geschult und kennen sich in ihrer Region
6 Aritzo
exzellent aus. Ein breites Angebot von ein- oder mehrtägigen Trekkingtouren,
Das in dichte Eichen- und Kastanienwälder ein­ aber auch von Höhlen­erkundungen, Can­yoning- und Seakajakingtouren oder
gebettete Bergdorf Aritzo (1300 Ew.) ist eine tra­ Expeditionen mit dem Jeep bietet Keya Tours von der erfahrenen Trekking­
ditionsreiche Sommerfrische am Fuß des
spezialistin und Autorin eines informativen Wanderführers Sardinien.
höchsten Berges Sardiniens, der 1834 m hohen
Punta La Marmora.
Weitere Informationen
MUSEUM
Einen lebendigen Einblick in die Welt der Hirten Keya Tours, Exkursionszentrum Orosei,
gewährt das Museo Etnografico ( Via Marconi, Tel. 0784 9 82 95, www.keya-sardegna.it
Di.–So. 10.00–13.00 u. 15.00–18.00 Uhr).
Soc. Gorropu, Passo Silana, SS 125, km 183
VERANSTALTUNG (auf der Passhöhe zwischen Dorgali und
Rodeo (Sept.) mit wild in den Bergen lebenden Urzulei über der Goruppu- Schlucht), Mobil-
Pferden, Sagra delle Castagne (Okt.). Tel. 0039 33 38 50 71 57, www.gorropu.com.
Unter dieser Telefonnummer meldet sich
Sandra Lietze, eine deutsche Diplom-Geo­
Tipp grafin, die mit ihrem Partner Franco Murru,
einem Sarden aus Urzulei, sehr schöne Trek­
Authentisch gut kingtouren ver ­a nstaltet. Hier achtet man besser auf Schritt und Tritt.

Nach einer Bergwanderung herrlich er­


frischend ist ein Sprung in den von einer
Quelle gefüllten Pool des Hotels Sa
Muvara. Die authentische Bergküche
des Hauses ge­n ießt einen hervorragen­
den Ruf. Ninni Paba (Abb. S. 73 r.) ist ein
Padrone im besten Sinne – als Hotelier,
Landwirt und Arbeitgeber auch für viele
Dorfbewohner, die ihm das, was er nicht
selbst herstellt, zuliefern.

WEITERE INFORMATIONEN
€ € / € € € Hotel Sa Muvara,
Loc. Funtana Rubia, Tel. 0784 62 93 36,
www.samuvarahotel.com
Der Südwesten
84 – 85

Alter Reichtum,
neuer Glanz
Auch der Südwesten von Sardinien
ist eine Region der Kontraste. Die
Berge des Sulcis und Iglesiente wa-
ren einst die Goldgrube der Insel –
schon die Phönizier beuteten ihre
reichen Bodenschätze aus. Nun sind
alle Bergwerke geschlossen, das
einst blühende Wirtschaftszentrum
der Insel liegt brach. Die Mündungs­
ebene des Tirso war vormals von
der Malaria verseucht, heute ist sie
ein Garten Eden, in dem Milch und
Honig fließen.

Blick vom Torre Spagnola auf die Sinis-Halbinsel mit den Häusern von
San Giovanni di Sinis und dem vorgelagerten Strand.
An der wildromantischen Küste der Sinis-Halbinsel
besteht der Sand aus groben hellen Quarzkörnern,
weshalb die Strände auch „Spiaggia di Risi“, Reis­
kornstrand, genannt werden (oben links). Die Ruinen
des antiken Tharros liegen auf den Hügeln an der
Südspitze der Sinis-Halbinsel (oben rechts). Das
dreischiffige Kirchlein San Giovanni di Sinis beim
gleichnamigen Ort ist wohl der älteste christliche
Sakralbau der Insel (unten links). Geografisches Zen­
trum von Oristano ist die Piazza Eleonora d’ Arborea
(unten rechts). Den zentralen Platz umgeben einige
der schönsten Palazzi der Stadt, darunter der im 17.
Jahrhundert als Kloster genutzte Palazzo Comunale
(im Bild links neben der Eleonora-Statue).
DER SÜDWESTEN 
86 – 87

L
atte di Arborea“ kennt auf Sardi-
nien jedes Kind. Denn fast alle hier
produzierten Milchprodukte stam-
men aus der Provinz Oristano. Die Mün-
dungsebene des Tirso ist ein üppiger
Garten Eden. Sogar Reis wird hier ange-
baut. Und die sich von Oristano bis vor
die Tore Caglia­ ris erstreckende weite
Ebene (Campida­no) ist seit alters her die
Kornkammer Sardiniens. Der Tourismus
spielt hier kaum eine Rolle, fast jeder lebt
von Ackerbau und Viehzucht. Als land-
wirtschaftlicher Umschlagplatz ist die
kleine Provinzhauptstadt Oristano aber
auch ohne Einkünfte aus dem Tourismus-
sektor recht wohlhabend. Wer nicht von
der Landwirtschaft lebt, lebt vom Fisch-
fang: Die großen Stagni – die lagunenarti-
gen Strandseen, die sich vor den Toren
von Oristano entlang der Küste ausdeh-
nen – sind außerordentlich fischreich.
Ganz Cab­ras etwa lebt von der Meeräsche:
Diese ist nicht nur ein beliebter Speise-
fisch; viel wichtiger ist ihr Rogen, der als
„sardischer Kaviar“ zu einer teuren Spezi-
alität namens „Bottarga“ verarbeitet wird.

Eine Stadt zieht um


„Portant a karrus sas pedras de Tharrus“
lautet ein geflügeltes Wort im Südwes-
ten von Sardinien: „Auf Karren bringen
sie die Steine von Tharros“. Das ist wört-
lich zu verstehen, denn die bedeutende
antike Hafenstadt Tharros auf der Halb-
insel Sinis wurde wegen fortwährender
Piratenüberfälle und wiederholter Plün-
derungen komplett aufgegeben. Statt-
dessen gründete man an sicherer Stelle
die Stadt Oristano – und nutzte für ihren
Bau die alte Römersiedlung als Stein-
bruch. Verschont blieb die kleine Kirche
San Giovanni di Sinis: Das nahe dem
Eingang zum antiken Tharros gelegene,
im 5. Jahrhundert als byzantinischer Zen-
tralbau errichtete Kirchlein ist eines der
schönsten und ältesten frühchristlichen
Gotteshäu­ser der Insel. Kulturhistorisch
bedeutsam ist auch die Kathedrale Santa
Giusta in einem gleichnamigen Vorort
von Oristano. In der durch ihre schlichte
Klarheit bestechenden Kirche findet man
Tief unten am Meer schmiegt sich bei Nebida die verfallene Laveria Lamarmora,
eine ehemalige Erzwäsche, an die steilen Hänge.
DER SÜDWESTEN 
88 – 89

Ihren Namen verdankt die vom Capo Pecora bis zur Marina di Arbus reichende Costa Verde Vom punisch-römischen Tempio di Antas
dem grünen, mit Wacholderbüschen und Pinien bewachsenen Hinterland. blieben sechs ionische Säulen erhalten.

korinthische und ionische Säulen sowie pels errichtete man ganze Dörfer; die
Die Nuraghier
Special andere antike Relikte, die man aus Thar- Bergarbeiterstadt Iglesias wurde reich.
ros hierher gebracht hat. Mussolini wollte mit der (minderwerti-
gen) Braunkohle sein Reich energetisch
Rätselhaft Reise in eine andere Welt unabhängig machen und ließ dafür die
Die Fahrt über die Behelfsbrücke, die Stadt Carbonia aus dem Boden stampfen.
beim Fischerweiler Marceddi den Zulauf Besonders eindrucksvoll sind die Spu-
Sie sehen aus wie gigantische Bie- zum Stagno di Marceddi überquert, ist ren dieser Historie entlang der Straße, die
nenstöcke: die kegelstumpfförmi­ eine Reise in eine andere Welt. Wo eben von der SS 126 über die verlassene Berg­
g­en Steinbauten der Nuraghier. noch auf fetten Wiesen satte Kühe wei- arbeitersiedlung Ingurtosu hinab ins Tal
Ihre Bedeutung ist so rätsel­haft wie deten, dehnt sich nun verdorrtes, von des Riu Piscinas an die Costa Verde
das Volk, das um 1800 v. Chr. nach struppiger Macchia überzogenes Land führt. Zuerst geht es durch die Geister-
Sardinien kam und das manche soweit das Auge reicht. Je länger man in stadt Ingurtosu, dann durch die unwirk-
für das aus steinzeitlichen Vorgän- Richtung Süden fährt, hinein in die liche Kulisse von Abraumhalden bis zu
gervölkern hervorgegangene sardi- Berge des Iglesiente, desto einsamer und den Ruinen der in den 1960er-Jahren ge-
sche Urvolk halten. Vermutlich
dienten ihre an die süditalieni-
schen Trulli erinnernden, ohne
Mörtel aufeinander geschichteten
Die vielen Bodenschätze weckten
Turmbauten sowohl der Verteidi-
gung als auch kultischen Zwecken.
schon früh Begehrlichkeiten.
karger wird die Kulisse. Das war nicht schlossenen Mine. Auch das wie eine
immer so. Vielerorts blickt man auf ei- Fata Morgana mitten in der Wüstenei
gentümliche Ruinen, eingewachsene der Costa Verde liegende Hotel Le Dune
Bahndämme und -tunnel, verfallene In- ist ein steinerner Zeuge des Bergbaus.
dustrieanlagen, alte Schachteingänge – Untergebracht im ehemaligen Pferde­stall
Relikte des Bergbaus, der die Gegend der Mine, betritt man das Hotel durch ei-
einst reich machte. Schon die Phönizier nen (einem Stollen nachempfun­denen)
schürften hier nach den begehrten Erzen Gewölbetunnel.
und legten den Damm zur Insel Sant’An-
tioco an, in dessen Hafen sie diese ver- Naturjuwel Costa Verde
schifften. Über viele Jahrhunderte hin- Die großartige Dünenlandschaft der
In der Nuraghe Losa (Provinz Oristano) weg wurden Silber, Eisen, Blei, Kupfer, Costa Verde ist eines der schönsten und
Zink und Kohle gefördert. Für die Kum- wichtigsten Naturreservate Italiens. Bis
Via Giacomo Matteotti in Iglesias – einst eine wohlhabende Silberstadt mit vielen
ertragreichen Minen in ihrer Umgebung.

Die Cala Domestica südlich von Buggeru wird


von zwei Felsvorsprüngen gut geschützt.

Stillgelegter Zechenhafen Porto Flavia in der Nähe


des ehemaligen Bergabeiterdorfes Masua.
DER SÜDWESTEN 
90 – 91

Vor der Küste von Nebida ragt der gewaltige, 133 Meter hohe Felsen Pan di Zucchero
aus dem unergründlichen, im tiefsten Blau schimmernden Meer.

zu 30 Meter hoch türmt der Wind hier


E l e o n o r a d i A r b o r e a ( u m 1 3 5 0  –  u m 1 4 0 4 )
Special goldgelbe Sandberge auf. Die im Tal des
Riu Piscinas gelegenen Strände sind nur
über abenteuerliche Geländepisten zu er-
Sardiniens Nationalheldin reichen. Das ist auch gut so, denn die
Costa Verde ist einer der letzten Orte Eu-
ropas, an denen Meeresschildkröten ihre
Für die Sarden war die Regentschaft Eier ablegen.
von Eleonora di Arborea eine gol- Über Buggeru führt die meist einsam
dene Ära. Ihr größtes Verdienst ist daliegende Küstenstra­ße weiter zur spek­
die im späten 14. Jh. verkündete Carta takulären Steilküste bei Masua und Ne-
de Logu, ein für die damalige Zeit bida – alte, vom Bergbau geprägte Orte,
fortschrittliches Zivil- und Strafge- denen man mit der Restaurierung der
setzbuch, dessen Gültigkeit später alten Minenanlagen im Rahmen des
auf ganz Sardinien ausgedehnt wurde EU-geförderten Projekts „Parco Geomi-
und das bis 1827 in Kraft blieb. nerario Storico e Ambientale della Sarde-
Als die Tochter des Richters Mariano gna“ etwas Tourismus und damit neue
IV. um 1350 das Licht der Welt er- Einkommensquellen verschaffen will.
blickte, war Sardinien in vier unab- Ob das Erfolg haben wird, bleibt zweifel-
hängige sogenannte Judikate geglie- haft. Gesichert ist dieser für einige junge
dert, die von einem Richter regiert Leute aus Nebida, die aus einem alten, in
wurden. Ihr Vater war der Richter Denkmal auf der Piazza Eleonora in Oristano. den Fels gesprengten Sprengstoffbunker
des Judikats von Arborea, dessen einer Mine eine Felsenbar machten. Die
Grenzen sich in etwa mit denen der aufständen. Als Eleonoras Vater 1376 spektakulär hoch über dem Meer im stei-
heutigen Provinz Oristano decken. starb und sein Nachfolger, Eleonoras len, fast senkrecht abfallenden Fels gele-
Seit Papst Bonifaz III. im Jahr 1297 Bruder Ugone, 1383 in einem dieser gene Bar mit dem ungewöhnlichen Na-
dem König von Aragon Sardinien als Aufstände fiel, übernahm Eleonora men „Al 906 Operaio“ (siehe „Unsere
Lehen schenkte, versuchte die Besat- de facto die Herrschaft. Ihr gelang das Favoriten“, S. 20/21) ist heute einer der
zungsmacht Aragon die Macht der Kunststück, die traditionell zerstritte- romantischsten Plätze Sardiniens, um
Richter zu brechen. Gegen den Ver- nen Sarden im Krieg gegen Aragon bei einem Glas Wein den Sonnenunter-
lust ihrer Unabhängigkeit wehrten zu vereinen und dem Judikat Arborea gang zu erleben. Von der Terrasse aus
sich die Sarden in zahlreichen Volks- seine Unabhängigkeit zu bewahren. genießt man einen wunderbaren Blick
auf die wilde Steilküste.
DUMONT
THEMA

B RA U C HTUM UND TRADITION

Feste feiern
Die sprichwörtliche Freigiebigkeit und Gastfreundschaft der Sarden
zeigt sich nirgendwo deutlicher als auf ihren Festen, auf denen
man oft spontan eingeladen wird, an der Tafel Platz zu nehmen und
mit ihnen zu essen, zu trinken und zu feiern.

E igentlich haben die Sarden mit


dem lebenslustigen Dolce far
niente der Italiener wenig ge-
mein. Eigentlich. Andererseits zeigt
ein Blick in den rund 1000 traditio-
nelle Feste auflistenden Festtagskalen-
der der Insel, dass die Sarden jeden-
Oben und rechte Seite: Sagra di Sant’Efisio in Cagliari.
falls oft und gerne feiern. Da sie meist „In ballo e in festas si conoschen sa testas“ – bei Fest
tiefgläubige Katholiken sind, ist die und Tanz lernt man die Köpfe kennen – lautet ein sar­-
überwiegende Zahl ihrer Feste von re- disches Sprichwort.
ligiöser Natur. Jedes Dorf hat seinen
Schutzheiligen, den man wenigstens
einmal im Jahr mit einer Prozession Sagra di Santa Susanna von Busachi, Golgo hinaufzieht, gehören dazu. Das
ehrt. In Festtagskleidung, also der tra- bei der sich gleich zehn Prozessions- bedeutendste kirchliche Fest ist die
ditionellen Dorftracht, zieht die Dorf- züge formieren. Ganze neun Tage lang unter inbrünstiger Anteilnahme be-
gemeinschaft dann zu einem der vie- dauert das Fest „der Getrösteten“ (Su gangene Sagra di Sant’Efisio, an der
len Landkirchlein. Nach dem Beten Cossolu) im Bergdorf Orune. Neben Trachten-, Musik- und Tanz­gruppen
und Beichten wird dort oft tagelang den zahlreichen lokalen Wallfahrten aus ganz Sardinien teilnehmen. Abso-
ausgiebig den irdischen Genüssen gibt es auch große, überregional be- luter Höhepunkt im kirchlichen Fest­
Tribut gezollt. Zur Tradition gehört es deutende Prozessionen, zu denen die tags­kalender aber ist die „Settimana
dabei meist, alle Anwesenden ohne Menschen aus ganz Sardinien zusam- Santa“, die inselweit auf verschie-
Ansehen von Person und Herkunft kos­ menströmen. Zu ihnen zählt die Sagra denste Art begangene Osterwoche.
tenlos speisen zu lassen. del Redentore, bei der von Nuoro aus Besonders eindrucksvoll sind Büßer-
ein prächtiger Prozessionszug hinauf prozessionen wie „Lu Lunissanti“ in
Prächtige Prozessionszüge zum Standbild des Erlösers auf dem Castelsardo oder die Passionsspiele
So wird zum Beispiel anlässlich der Monte Ortobene zieht. Auch die Sagra von Oliena oder Sassari.
Sagra di San Francesco rings um das Nostra Signora di Gonare zum Pilger-
gleichnamige Kirchlein am Monte kirchlein auf dem Gipfel des Monte Heilige, Hirten & Co.
Cresia bei Lula nach alter Tradition Gonare bei Orani oder die Sagra di Wenn einmal kein Heiliger zu feiern
eine ebenso einfache wie köstliche Golgo, zu der eine lange Prozession ist, sind die Sarden wenig verlegen,
Suppe verteilt. Drei Tage dauert die von Baunei auf den Altopiano su sich andere Gründe zum Feiern ein-
DER SÜDWESTEN 
92 – 93
ihre Künste im Sattel und ihren Wa-
gemut vorführen. Berühmt ist die tra-
ditionsreiche Sartiglia di Oristano, bei
der maskierte Reiter auf prachtvoll
geschmückten Pferden im gestreckten
Galopp versuchen, einen Stern mit der
Lanze zu durchbohren. Halsbreche-
risch und nicht selten von schweren
Unfällen überschattet sind wilde, toll-
kühne Hetzjagden wie das Sa Carrela
e Nanti in Santu Lussurgiu oder der
dreitägige S’Ardia in Sedilo.

Il Carnevale
Karneval wird auf ganz Sardinien in
sehr unterschiedlicher Art und Weise
begangen: ausgelassen und fröhlich
in Tempio Pausania (mit großem Um-
zug), besonders sinnlich in Bosa, eher
düster mit finsteren Maskenwesen in
den abgelegenen Bergdörfern der Bar-
bagia. Die berühmtesten Maskenwe-
sen sind die Mamuthones und Isso-
hadores von Mamoiada. Hier werden
die schwerfälligen, mit bedrohlichen
Oben: Paar in der Tracht von Orgosolo
auf der Sagra di Sant’ Efisio in Cagliari.
schwarzen Masken verkleideten, zot-
Unten: Cavalcata Sarda, das größte sar­ teligem Fell und zentnerschweren Ge-
dische Frühlingsfest, in Sassari. läuten behängten Mamuthones von
den leichtfüßigen, hinter einer wei-
fallen zu lassen. Jedes Dorf hat sein ßen Larve verborgenen, bunt kostü-
meist mehrtägiges Ernte- oder Hirten- mierten Issohadores mit Peitschen
fest, bei dem alles gefeiert wird, was durchs Dorf getrieben und per Lasso
wächst und kreucht. In Mandas ist das eingefangen.
der Käse, in Guspini der Honig, in Telti Wissenschaftler vermuten, dass die
der Myrto-Likör, in Belvi die Kirsche, Figur der Mamuthones den phönizi-
in Siligo die Salsiccia, in Gesico die schen Regengott Maimone verkör-
Schnecke und in Bortigiadas das Bier. pert. Doch für die Sarden symbolisie-
ren die Mamuthones ihr eigenes Volk
Pferdevernarrte Sarden und die Issohadores die fremden Er-
Eine besondere Gruppe der weltlichen oberer, die sie jagen, verlachen, ein-
Feierlichkeiten bilden die Reiterfeste, fangen und zur eigenen Belustigung
auf denen die pferdevernarrten Sarden durch die Gassen treiben.

Nützliche Internetlinks

Wer sich näher für die sardische Kultur interessiert, der


wird auf www.sardegnacultura.it fündig. Das umfangreiche
Archiv bietet (leider nur in italienischer Sprache) detaillierte
Informationen zu zahlreichen Themen wie „Tra­ditionen“
und „Feste“.

Eine wahre Fundgrube ist www.sardegnadigitallibrary.it, eine


Art digitales Gedächnis Sar­diniens mit teilweise einzigartigen
historischen Fotos und Filmdokumenten.
DER SÜDWESTEN 
94 – 95

Während der Cavalcata


Sarda verwandeln sardi­
sche Volksgruppen Sas­
sari in einen Festschau­
platz, auf dem sie zu Fuß
und zu Pferd ihre typi­
schen Trachten und Tradi­
tionen zeigen.
1

6
INFOS & EMPFEHLUNGEN  DER SÜDWESTEN
96 – 97

An der Grünen Küste


Bis um die Mitte des 20. Jahrhunderts war dies die bedeutendste Bergbauregion der
Insel. Mit acht unter Schutz gestellten Berg­werken ist sie heute als Parco geominerario,
storico ed ambientale ausgewiesen. Einige Minen können besichtigt wer­den. Wertvolls-
ter Schatz der Natur ist die Costa Verde mit ihren faszinierenden Dünenlandschaften.

1  abras und die


C

Auf der Sinis-Halbinsel:
Blick von der Spiaggia di
­Sinis-Halbinsel San Giovanni di Sinis zum
Torre Spagnola
Der unscheinbare Fischerort (9000 Ew.) liegt
am 2300 ha großen Stagno di Cabras, der zu
den fischreichsten Gewässern Italiens zählt.
Cabras ist für seine so vielfältige wie ausge-
zeichnete Meeresküche bekannt.

RESTAURANTS
€ € Il Caminetto, Via C.Battisti 8, Tel. 0783
­3 9 11 39, www.ristorante-ilcaminetto.com.
Beste, von der Accademia Italiana della Cucina
ausgezeichnete Cucina Tradizionale aus der
Küche der Brüder Canu, die auch das gleichna-
mige Hotel betreiben.
€ / € €  Zia Belledda, Via Amsicora 43, Tel.
0783 29 08 01. Alteingesessene, familiäre Trat- alten Hausrezepten zubereitete Spezialitäten bungsstätte von Tharros liegt in der kleinen
toria, in der im eher schlichten Ambiente nach aus La­g une und Meer serviert werden. Siedlung San Giovanni di Sinis das gleich­
namige, im 5. Jh. bildschöne errichtete früh­
UNTERKUNFT christ­l iche Kirchlein.
Tipp € / € € Hotel Villa Canu, Via Firenze 9, Tel.
0783 29 01 55, www.hotelvillacanu.com. Einla-
Giganten dendes, in einem historischen Gehöft unterge- 2 Oristano
brachtes Haus im Zentrum der Altstadt. 24
charmant eingerichtete Zi. gruppieren sich fast Oristano (32 000 Ew.) ist das landwirtschaftli-
Als ein Bauer 1974 auf seinem Feld am alle um den stillen idyllischen Innenhof. che Zentrum Sardiniens. 1974 wurde es Haupt-
Monte Prama bei Cabras einen riesigen stadt der neu geschaffenen gleichnamigen
Kopf auspflügte, ahnte er nicht, dass er SINIS-HALBINSEL Provinz. Gegründet wurde sie 1070 von den
einen archäologischen Sensationsfund Cabras ist das Tor zur Halbinsel Sinis. Die wild­ Bewohner von Tharros. Ihre Blütezeit erlebte
gemacht hatte. 30 Jahre verschwanden romantische Küste mit ihren außergewöhnlichen sie im 13./14. Jh. als Zentrum des Judikats Ar-
die geborgenen Bruchstücke im Keller „Reiskornstränden“ steht zum großen Teil unter borea. Unter der Führung Eleonoras von Arbo-
des Archäologischen Museums in Ca­ Naturschutz. An der Straße nach Tharros liegt rea konnte das Judikat sich so lange wie keine
gliari. Erst als man begann, die geborge­ der von einer hohen Mauer umfasste Wallfahrts­ andere Region der Insel gegen die spanischen
nen Bruchstücke zusammenzusetzen, ort San Salvatore, der einigen Italo-Western Besetzer erwehren. Erst 1409, nach der verlo-
erkannte man, dass es sich um giganti- als Kulisse diente. Unter der Kirche San Salva- renen Schlacht von Sanluri, geriet sie unter
sche Steinskulpturen aus spätnuraghi- tore verbirgt sich ein Hypogäum, eine unterir- spanische Herrschaft.
scher (8.–6.Jh v. Chr.) Zeit und damit um dische Kultstätte, die schon von den steinzeit­
die ältesten freistehenden Großstein- lichen Nuraghiern und den frühen Christen SEHENSWERT/MUSEUM
plastiken Europas handelt. Heute kann genutzt wurde. Die große Attraktion auf Sinis Die monumentale Kathedrale Santa Maria
man sie im Museum von Cabras in einem ist die antike Römerstadt Tharros (www.pe- Assunta überragt weithin sichtbar das Stadt-
eigens für die Kolosse erbauten Gebäude nisoladelsinis.it, tgl. 9.00–17.00, in der Saison bild. 1228 erbaut, wurde sie im Lauf der Zeit
bewundern. bis 20.00 Uhr). Die einst größte und wichtigste mehrfach um- und ausgebaut und vereint meh­
Hafenstadt Sardiniens wurde etwa im 11. Jh. rere Stilrichtungen. Im Original hat sich nur die
MUSEO CIVICO v. Chr. von den Phöniziern gegründet. Ab dem gotische Kapelle Rimideo und der untere Teil
Cabras, Via Tharros 121, 3. Jh. war sie unter römischer Herrschaft. Um des Glockenturms erhalten. Der Domplatz wird
Tel. 0783 29 06 36, www.museocabras. das Jahr 1000 wurde sie aufgegeben und erst vom herrschaftlichen Bischofspalast und dem
it, April–Okt. Mo.–Sa. 9.00–13.00 u. 1851 wieder entdeckt. Einen optimalen Über- ehem. Priesterseminar gesäumt. Die Piazza
16.00–20.00, So. 9.00–13.00 u. 15.00 blick über das weitläufige Ausgrabungsgelände Eleonora ist das urbane Herz der Stadt. In der
bis 20.00, Nov.–März Di.–So. 9.00–13.00 hat man vom Torre San Giovanni, der im 16. Jh. Mitte erhebt sich die weiße Marmorstatue
u. 15.00–19.00 Uhr auf dem höchsten Punkt der Landzunge errich- der Eleonora di Arborea. Gesäumt wird der
tet wurde. Nahe dem Eingang zur Ausgra- Platz vom Palazzo Comunale aus dem 17. Jh.
INFOS & EMPFEHLUNGEN

5 Fluminimaggiore
Fluminimaggiore (2900 Ew.) verdankt den Erzvor-
kommen seiner Umgebung seine Entwick­lung zur
lange Zeit prosperierenden Bergbausiedlung.

MUSEUM
In einer Wassermühle von 1700 findet man das
Museo Etnografico Antico Mulino (Piazza
Gramsci, Juni–Sept. 10.00–13.00 u. 17.00–20.00,
Okt.–Mai 10.00–13.00 u. 16.00–19.00 Uhr).

Die Nuraghen bei dem Ort Barumini wurden UNTERKUNFT


von der UNESCO zum Erbe der Welt ernannt € € / € € € Hotel Sardus Pater, Loc. Portixeddu,
(rechts; oben einige Fundstücke der Nuraghen­ Tel. 0781 5 40 36, www.hotelsarduspater.it. Von
kultur – „Bronzetti“ – im archäologischen den hoch über der Strandbucht am steilen Berg­
Nationalmuseum in Cagliari) hang gelegenen Terrassen der 14 Zi. hat man
eine herrliche Aussicht auf den Golfo di Leone.

und vom imposanten Justizpalast. Von der 3 Costa Verde UMGEBUNG


Piazza führt der als Fußgängerzone gestaltete Etwa 5 km weiter südl. liegt in stiller Natur die
Corso Umberto schnurgerade auf die Piazza Die nahezu unberührte Costa Verde TOP­Z IEL Grotta Su Mannau (www.sumannau.it, Juli bis
Roma, auf der sich mit dem Torre di Mariano mit ihren bis zu 50 m hohen Dünen steht unter Okt. tgl. 9.30–18.30, April–Juni bis 17.30 Uhr).
ein letztes Zeugnis der einstigen Stadtmauer strengem Schutz. Verbote sind unbedingt zu be- Einige Kilometer weiter biegt von der Straße
erhebt. Einziges Museum ist das Antiquarium achten. Sie ist nur über drei Zugänge zu errei- nach Iglesias bei km 54 eine Stichstraße ab, die
Arborense (Piazza Corrias, www.antiquarium chen. Zwei davon führen ins Tal und an die Mün- zum idyllisch gelegenen Tempio di Antas
arborense.it, Mo.–Fr. 9.00–20.00, Sa./So. 9.00 dung des Riu Piscinas, der Dritte zum herrlichen führt (Juli–Sept. tgl. 9.30–19.30, April/Mai/Okt.
bis 14.00 u. 15.00–20.00 Uhr) mit archäologi- Strand bei Scivu im Südteil der „Grünen Küste“. bis 17.30, Nov.–März Di.–So. bis 16.30 Uhr). Die
schen Funden aus der punisch-römischen Anlage wurde von den Römern im 3. Jh. v. Chr.
Epoche. Sehr interessant ist auch das Centro UNTERKUNFT auf den Fundamenten eines punischen Tempels
Documentazione della Sartiglia (Piazza Eleo­ € / € € Hotel Le Dune, am Strand von Piscinas, errichtet. Zum Gebiet von Fluminimaggiore
nora d’Arborea 44, www.sartiglia.info, Juli–Sept. Tel. 070 97 71 30, www.leduneingurtosu.it. Ein- gehören auch der wunderbare Sandstrand von
Mo.–Fr. 9.00–14.30 u. 15.30–21.00, Sa./So. 9.00 sam inmitten der Sandwüstenei am Strand von Portixeddu und das wildromantische Capo
bis 14.00 u. 16.00–21.00 Uhr) mit seiner Aus- Piscinas gelegenes Haus, dessen sandfarbene, Pecora. Von der Portixeddubucht führt die Küs-
stellung zur Sartiglia di Oris­tano; einem spekta- 1985 zum „Monumento Nazionale“ erklärte Ge­ tenstraße über drei Bergbaudörfer entlang der
kulären Reiterfest, das traditionell am Faschings­ bäude einst als Stall für jene Pferde dienten, wildesten und wohl auch schönsten Steilküste
sonntag abgehalten und seit einigen Jahren im mit deren Hilfe das gebrochene Erz zum Ver- Sardiniens. In Buggeru kann man die Galleria
August wiederholt wird. schiffen an den Strand gezogen wurde. Henry besichtigen, in Masua die Anlagen des
Zechenhafens Porto Flavia (www.minieredisar
RESTAURANTS degna.it, Tel. 0781 49 13 95). Kurz nach Buggeru
€ / € € Da Gino, Via Tirso 13, Tel. 0783 7 14 28. 4 Arbus führt ein Sträßchen durch ein Bachtal hinab
Kleine, bei den Einheimischen beliebte Tratto- zur Cala Domestica. In der idyllischen Bucht
ria nahe der Piazza Roma mit einfacher, aber Das charmante, am Rand der Tieflandebene Cam­ wartet ein zauberhafter Sandstrand. Klettert
sehr schmackhafter Küche. pidano gelegene Städtchen (6500 Ew.) ist ein man durch das am rechten Buchtrand in den
€ € Cocco e Dessi, Via Tirso 1, Tel. 0783 ­25 26 48, Zentrum der sardischen Messerschmiedekunst. Fels gehauene Loch, steht man in einer winzi-
www.coccoedessi.it. Traditionsreiches, seit gen Nebenbucht mit einem ebenso winzigen
1925 bestehendes Lokal. Die Einrichtung ist et- MUSEUM aber bilderbuchschönen Ministrand. Am Bel-
was angestaubt, das Essen aber gut. Deren Meisterwerke zeigt das Museo di vedere in Nebida spaziert man rings um eine
Coltello Sardo (Via Roma 15, www.museodel steile Felsnadel, an deren Vorderseite die Fel-
UNTERKUNFT coltello.it, tgl. 9.00–14.30 u. 15.30–19.00 Uhr, senbar al 906 Operaio (siehe „Unsere Favo-
€ € € Regina d‘Arborea, Piazza Eleonora Eintritt frei). riten“ S. 20/21) liegt.
d’Arborea 4, Tel. 0783 30 21 01, www.hotel
reginadarborea.com. Prachtvoller Palazzo von RESTAURANT INFO
1874 mit originalem Mobiliar, Gewinner des € Sa Lolla, Via Liberta 271, Tel. 070 9 75 40 04, Tourist-Information, Via V. Emanuele 225,
„Historic Hotel of the Year“-Awards 2016. www.ristorantesardosalolla.it. Das kleine ge- Tel. 0781 58 09 90, www.startuno.it
mütliche Restaurant ist eine kulinarische Insti-
UMGEBUNG tution in der Region. In der Saison sollte man
Oristanos „Seebad“ Marina di Torre Grande vorher reservieren. Tipp
(9 km westl.) schmückt sich mit einem 6 km
langen, von einer Palmenpromenade mit zahl- UMGEBUNG In der Unterwelt
reichen Strandbars gesäumten Sandstrand. Die Umgebung von Arbus ist vom ehemaligen
Nur 5 km südl. erhebt sich auf einem kleinen Bergbau geprägt. So war die ehemalige Berg­
Hügel im Vorort Santa Giusta die romanische arbeitersiedlung Montevecchio bis zu ihrer Die Grotta di San Giovanni bei
Kathedrale Santa Giusta, ein dreischiffiger, 1135 Schließung in den 1960er-Jahren eine der größ- Domusnovas ist die wohl ungewöhn-
errichteter Bau. ten Anlagen Europas zur Förderung von Silber, lichste Tropfsteinhöhle auf Sardinien.
Zink und Blei. Die historischen Einrichtungen Durch sie führt eine Teerstraße, die
INFO werden nun saniert und der Öffentlichkeit zu- für eine Mine angelegt wurde und nun
Tourist-Information, Piazza Eleonora 18, gänglich gemacht (Miniera Montevecchio, www. zu Fuß durchwandert werden kann.
Tel. 0783 3 68 32 10, www.gooristano.com minieramontevecchio.it, Tel. 070 97 31 73).
DER SÜDWESTEN 
98 – 99

6 Iglesias Genießen Erleben Erfahren

Auch diese kleine Stadt (27 000 Ew.) verdankt


DuMont
ihre Existenz dem Bergbau. Sie ist eine Grün-
dung der Römer, die hier nach Silber schürften. Reiten am Strand Aktiv
SEHENSWERT/MUSEUM
Urbanes Zentrum ist die Piazza Municipio. Die Die Sarden sind ein Volk von absoluten Pfer-
Geschichte des Berg­b aus erzählt das Museo denarren und exzellente Reiter. Kein Fest, auf dem
dell’Arte Mineraria (Via Roma 47, www.museo sie nicht ihr oft wagemutiges Können im Sattel präsentieren. Gemeinsam mit
artemineraria.it, Juni–Sept. tgl. 18.30–20.30,
ihnen zu Pferde durch die Insel zu streifen ist ein einmaliges und unvergess-
sonst Voranmeldung Tel. 0781 ­35 00 37). Rings
um die Stadt liegen alte Minenanlagen wie die liches Erlebnis.
Miniera Monteponi oder die Galleria Villama-
rina, die im Rahmen von Führungen besichtigt Pferdeliebhabern bietet Sardinien eine Fülle unterschiedlichster
werden können (www.igeaspa.it).
Angebote für einen gelungenen Reit­urlaub. Ein Gefühl ungezügelter Freiheit
INFO durchströmt Ross und Reiter beim abendlichen Ausritt am menschenleeren
Tourist-Information, Piazza Municipio Strand. Einige Erfahrung sollte man bei den mehrtägigen Wanderungen zu
(im Palazzo Civico), Tel. 0781 2 74 50, www. Pferde aber schon mitbringen.
sportelloiatiglesias.it

Trilogie der Elemente: Ganz im Südwesten Sardiniens liegt in einer


7 Barumini der einsamsten und zugleich schönsten Landschaften der Insel die Maneggio
Cabus de Figus von Ernest und Mag-
Das Bauern- und Hirtendorf (1300 Ew.) liegt am
gie. Ernest ist ein langjährig erfahre-
östlichen Rand der Marmilla, einer vulkanisch
geprägten, hügeligen Landschaft. ner Reitlehrer, Maggie eine ausgebil-
dete Reittherapeutin. Die beiden
SEHENSWERT/MUSEUM Schweizer haben ihre Leidenschaft
Seine Bekanntheit verdankt der Ort der etwas
zum Beruf gemacht und bieten u. a.
außerhalb gelegenen, zum UNESCO-Welterbe
gehörenden Ausgrabungs­s tätte Su Nuraxi ein­tägige Pferdetrekking-Touren („Tri-
TOP­Z IEL (www.fondazionebarumini.it, tgl. ab logie der Elemente“) zu den grandio-
9.00, Jan./Feb./Dez. bis 16.00, März/Okt./Nov. sen Strän­den der Costa Verde, dem
bis 16.30, Sept. bis 18.30, Okt. bis 17.30, Mai
wildromantischen Capo Pecora oder
bis Aug. bis 19.00 Uhr). Entdeckt wurde der um
1500 v. Chr. begonnene, in mehreren Bauphasen durch die duftenden Wälder zum ein-
zur riesigen Nuraghierfestung erweiterte, bis samen Bergsee Piscina Mota.
zum 14. Jh. bewohnte Komplex erst 1949, nach­
dem starke Regenfälle und ein abrutschender
Hügel Teile der bis dahin unter einer Erdschicht Buchung & Informationen
versteckten Anlage sichtbar werden ließen.
Freigelegt wurde sie 1951–1956 von dem aus Maneggio Cabus de Figus, Tel. 0781 5 49 43,
Barumini stammen­d en Archäologen Giovanni 09010 Portixeddu, www.cavalloweb.de
Lilliu. Funde aus Su Nuraxi präsentiert das Mu-
seo Casa Zapata in Barumini in seiner archäo­
logischen Abteilung; hinzu kommen eine histori-
sche und eine ethnografische Sammlung, auch
sardisches Kunsthandwerk gibt es zu bestaunen
(Piazza Giovanni XXIII, Tel. 070 9 36 84 76, Dez.
bis Feb. tgl. 10.00–13.30 u. 15.00 bis 17.00,
März/Nov. bis 17.30, April/Sept. bis 19.00, Mai
bis Aug. bis 20.00, Okt. bis 18.30 Uhr).

UNTERKUNFT
€ / € € Hotel Sa Lolla, Via Cavour 49, Tel. 070
9 36 84 19. Ein sehr einladendes, in einem his-
torischen Gehöft untergebrachtes Hotel mit
sieben einfachen Zimmern und einer guten re-
gionalen Küche.

UMGEBUNG
Etwa 15 km nordöstl. von Barumini erhebt sich
der Giara di Serri, ein großer Tafelberg, der
mit dem Santuario Nuragico Santa Vittoria
eine bedeutende archäologische Stätte samt
Brunnenheiligtum, Tempel und Dorf auf seinem
Rücken trägt (tgl. 9.00 Uhr bis Dämmerung).
Der Süden
100 – 101

Jenseits von
­Afrika
Nicht Neapel oder Rom sind der
sardischen Hauptstadt am nächs-
ten, sondern Tunis. Auch klima-
tisch und kulturell spürt man den
„Atem Afrikas“. An Sardiniens
Südküste und ihren Standparadie-
sen klettern die Temperaturen
deutlich höher als im Norden, auf
den Speisekarten steht eine span-
nende Mischung aus italienischen
und arabischen Elementen.

Fangfrisch: Wer könnte diesem im Hafen von Sant’Antioco


so freundlich offerierten Fang widerstehen?
Wo einst riesige Graniblöcke auf Frachtschiffe verladen wurden, genießt man heute zumindest im Früh- und Spätsommer den Reiz
der Abgeschiedenheit. In der Hochsaison aber reihen sich an der Punta Molentis bei Villasimius die Urlauber dicht an dicht.

Der flach ins Meer abfallende Sandstrand der


Spiaggia Porto Giunco bei Villasimius liegt
hinter dem Lagunensee Notteri, in dem noch
Flamingos heimisch sind. Überragt wird der
schöne Strand vom Sarazenenturm Torre di
Porto Giunco.
DER SÜDEN 
102 – 103

Ein Fischer an der Spiaggia di Punta Molentis Von Villasimius über die Costa Rei bis nach Muravera (hier im Bild) reihen sich die
mit seinem frischen Fang. schönsten Badeziele in nördlicher Richtung.

C
agliari ist eine so widersprüchli- tät sperrt, zeigt sich etwa im stets gut be-
che wie faszinierende Stadt, eine suchten Antico Cafè, in dem schon Gra-
Mischung aus maurischem, iberi- zia Deledda und D. H. Lawrence zu Gast
schem und römischem Erbe, aus Genua waren. Seit 1855 treffen sich die Cagliari-
und Algier, Barcelona und Palermo. Sie taner in der traditionsreichen Ad­resse zu
ist ein Schmelztiegel der Kulturen und Füßen der Bastione Saint Remy.
Künste, und sie gehört noch ganz den Am späten Nachmittag, wenn sich die
„Die Sarden … lassen Cagliaritanern: Die Bars und Cafés unter Hitze des Tages allmählich legt, steigt
den Arkaden des Pracht­boulevards Via man hinauf ins Castelloviertel zum Bal-
die große Welt getrost Roma sind keine schicken Touristen­ kon der Stadt, der Terrazza Umberto, um
ihren Weg in die aufge­ lokale mit dem üblichen Preisaufschlag; in der aufkommenden Abendbrise durch­
hier treffen sich die Einwohner traditio- ­­
zuatmen und den wunderbaren Blick
klärte Hölle fahren.“ nell beim Espresso oder einem Bier. Man über die Dächer der Altstadt hinaus auf
D. H. Lawrence kennt sich, liest Zeitung, plaudert mit den Golfo degi Angeli zu genießen. Es ist
dem Kellner. diese uneitle, unaufgeregte Normalität,
Zur Mittagspause strömen die Arbei- die den Charakter der Stadt prägt und
ter und Angestellten in die zahllosen Lo- sie so liebenswert macht.
kale, die das Marinaviertel zwischen der
Via Roma und Castello zum „Bauch der Moderne und Natur
Stadt“ machen. Nirgendwo sonst auf Ihr mediterranes Temperament zeigen
Sardinien ist die gastronomische Dichte die Hauptstädter an ihrem Stadtstrand
und Vielfalt so hoch wie in seinen Gas- Poetto. Dessen breites Sandband ist mit
sen. Aus geöffneten Türen wehen verlo- seinen Bars, Clubs und Discos das Amü-
ckende Düfte, dringt Stimmengwirr. Man sierviertel von Cagliari. Nur einen Stein-
isst hier besser und billiger als in vielen wurf entfernt vom turbulenten Beach­life
Touristenorten an der Küste. Auch in der dehnt sich landeinwärts ein riesiger Lagu-
Shopping- und Flaniermeile Via Manno, nensee aus, hinter dem die gesichtslosen
die sich von der Piazza Yenne als Fuß- Hochhäuser der wuchernden Satelliten­
gängerzone quer durch die Altstadt bis stadt Quartu Sant’Elena auf­ragen.
zur Piazza Costituzione erstreckt, bestim­ Es ist eine eigentümliche Szenerie:
men noch alteingesessene Geschäfte das Vor der in Beton gegossenen Kulisse wu-
Bild. Wie beharrlich sich die Stadt gegen chernder Urbanität staksen lang­bei­nige
den Druck zu internationaler Konformi- Flamingos in den flachen Salinen. Der
Im Uhrzeigersinn von ganz oben links: Blick über den Hafen auf die Altstadt von Cagliari, Marmorlöwen im Dom
der Kapitale, der Salone Consiliare im Palazzo Viceregio, dem heutigen Amtssitz der Präfektur Cagliaris.

Der Duomo Santa Maria di Castello in Cagliari wurde ab 1217 im Stil der
pisanischen Romanik errichtet und später mehrfach umgestaltet.
DER SÜDEN 
104 – 105

Die um 1900 aus Marmor errichtete Bastione di San Remy beherrscht Cagliaris Piazza Costituzione,
an der die Hauptstraßen der Stadtteile Marina und Villanova zusammentreffen.

550 Hektar große Stagno Molentargius burg weilte 1954 Ernst Jünger, um an sei-
mit seiner außergewöhnlichen Flora und nem im Jahr darauf veröffentlichten Rei-
Fauna bildet ein bedeutendes Natur- und setagebuch „Am Sarazenenturm“ zu
Vogelschutzgebiet. Dieser unmittelbaren arbeiten. Villasimius heißt darin „Illador“;
Nachbarschaft von urbaner Moderne die Herberge, in der er damals logierte,
und weitgehend unberühr­ter Natur be- sieht heute noch so aus wie zur Zeit sei-
Cagliari gehört zu den gegnet man entlang der gesamten Küste ner Visite. Die Betreiber­familie des Al-
zwischen Cagliari und Villasimius. bergo Stella d’Oro ist mäch­tig stolz auf
schönsten Metropolen Die Küstenstraße schlängelt sich durch den berühmten Gast, der ihre Insel spä-
des Mittelmeeres. von Macchia überwucherte, von Felsbro- ter noch mehrmals besuchte und meinte,
cken übersäte Natur hinauf auf die Klip- sie beschere ihm „zeitlose Heiterkeit“.
pen und hinab in die Taleinschnitte mit
goldgelben Sandstränden wie aus dem Auf den Spuren der Römer
Bilderbuch, in denen wohlhabende Haupt­ Obwohl autobahnartig ausgebaut, ist die
s­tädter ihre schmucken Wochenend-Vil- vierspurige Straße, die aus dem Großraum
len haben. Der einstmals unschein­bare Cagliari in Richtung Westen führt, im
Fischerort Villasimius ist heute ein be- Som­mer regelmäßig verstopft. Denn was
liebtes Ausflugsziel der Cagliaritaner. In im Osten Villasimius, ist im Westteil der
der ganzjährig geöffneten Touristenhoch­ Südküste Pula. Auch hier steppt das
Der Elefantenturm, Torre dell’Elefante, wurde 1305 bis 1307 als Teil der pisanischen Befestigungsmauer in Cagliari
errichtet. Einen weiten Blick über diese Anlage hat man von der Aussichtsterrasse vor dem Cafè Libarium Nostrum.

In Cagliaris Mercato Civico di San Benedetto reihen sich knapp 250 Stände aneinander. Die Fischhändler bieten im
Kellergeschoss ihre Waren feil: neben Fisch aller Art auch Garnelen, Krabben, Langusten, Muscheln …
DER SÜDEN 
106 – 107

Im Caffè Svizzero am Largo Carlo Felice, einem breiten, von Jacarandabäumen Zweiradfreuden zu zweit: in Cagliaris Burg­
gesäumten Boulevard nördlich vom Hafen, wird man herzlich empfangen. viertel Castello kommt man so gut voran.

ganze Jahr über der Bär, besonders am


Das sardische Nationalemblem
Special Wochenende. Zu den Einheimischen mi-
schen sich die vielen Touristen aus den
Hotels und Resorts, die sich entlang der
Im Zeichen der Quattro Mori Küste in schattigen Pinienwäldchen ver-
stecken. Sie kommen, um das berühmte
Nora zu besuchen: Vor dem Eingang in
Mal blicken die vier Mohren nach die antike Stadt steht, von den meisten
links und tragen eine Augenbinde, unbeachtet, ein schlichtes Kirchlein. Der
mal blicken sie nach rechts und tra- unscheinbare sandfarbige Sakralbau ist
gen ein Stirnband. Warum? die wichtigste Pilgerkirche der Insel. Er-
Im einen Fall handelt es sich um das richtet wurde die Chiesa Sant’Efisio an je-
sardische Wap­pen, im anderen um die ner Stelle, an der Kaiser Diokletian im Jahr
sardische Flagge. Zum ersten Mal er- 303 den auf Sardinien zum christlichen
schienen die vier Mohrenköpfe auf Glauben bekehrten Römergeneral Efisius
Sardinien im Mittelalter, als die Insel martern und hinrichten ließ. Ihm zu Eh-
von Aragon (Katalonien) beherrscht ren findet dort Anfang Mai die farben-
wurde. Die vier nach links blickenden prächtige Sagra di Sant’Efisio statt, Sardi-
Mohrenköpfe symbolisierten vermut- niens größte und bedeutendste Prozession.
lich die vier ehemals maurischen, un- Der Märtyrer ist aber nicht der höchste
ter der Krone von Aragon wieder ver- Das (alte) Wappen an der Costa del Sud. Schutzheilige der Insel – dieser Rang ge-
einten Kleinkönigreiche. Auf Sardinien bührt der im Jahr 1907 von Papst Pius X.
übernahm man das hier für die Unter­ nur um den Fehler eines piemontesi- als solche eingesetzten Madonna di Bona-
werfung unter die spanische Feudal- schen Kopisten handelte; aber viel- ria. Ihr zu Ehren wurde im Osten der Stadt
herrschaft stehende Emblem. Nach leicht wollte man so auch die „blinde“ über den Grundmauern einer aragonesi-
dem spanischen Erbfolgekrieg wurde Unterwerfung der Sarden unter die schen Festung die Basilica di Nostra Si­
Sardinien 1718 dem Herzog von Savo- piemontesische Herrschaft heraldisch gnora di Bonaria errichtet.
yen und Fürsten von Piemont überlas­ festschreiben. Dagegen sind die vier
sen. Das Wappen behielt man bei, nur nach rechts gewandten Mohrenköpfe Ligurische Bräuche, arabisches
dass die vier Mohren irgendwann statt mit Stirnband der sardischen Flagge Couscous
eines Stirnbandes eine Augenbinde ein Symbol der Aufklärung, Befrei- Die Fahrt mit der Fähre von Portovesme
trugen. Möglich, dass es sich dabei ung und Emanzipation. hinüber auf die Isola di San Pietro dau-
ert kaum eine halbe Stunde. Aber wenn
Ganz oben: Mit ihren sanft ins kristallklare Meer
abfallenden Traumstränden ist die Costa del Sud
(hier bei Chia) ein noch weitgehend natur­b elassenes
Landschaftsparadies. Oben und rechts: Die Cagliari
vorgelagerte Insel Sant‘Antioco wurde erst im
18. Jahrhundert von ligurischen Fischern besiedelt.
DER SÜDEN 
108 – 109

Mußestunden auf der Piazza Repubblica in Carloforte, dem einzigen


bewohnten Ort auf der Isola di San Pietro.

man in Carloforte an Land geht, fühlt in den Restaurants die Inselspezialität


man sich wie in einem anderen Land. Thunfisch zu essen. Für Nachschub auf
Bunt stapeln sich kubische Häuser den dem Teller sorgen die großen Thunfisch-
Hang hinauf übereinander, im Hafen schwärme, die durch den Kanal zwi-
wiegen sich Fischerboote in der leichten schen Sardinien und San Pietro ziehen.
Dünung, aus den Küchen dringen exoti- Traditionelle Fangmethode ist die be-
sche Gerüche. Auf der Insel San Pietro rühmt-berüchtigte Mattanza, was wört-
Im Hafen wiegen sich und der benachbarten Insel Sant’Antioco lich „Abschlac­ h­
ten“ bedeutet und das
ist es anders als auf dem sardischen „Fest- blutige Spektakel treffend bezeichnet.
farben­frohe Fischer­ land“. Ligurische Fischer waren es, die Ob das Gemetzel nun ein schützenswer-
boote in der leichten einst auf die afrikanische Insel Tabarka tes Kulturgut ist oder ein vorzivilisato-
auswanderten und von dort, der ständi- risch anmutendes Ritual, liegt im Auge
Dünung, aus den gen Piratenüberfälle überdrüssig, im Jahr des Betrachters.
Küchen dringen exo­ 1738 auf die damals noch praktisch unbe- Aktuell bedrohen die Japaner die Be-
wohnten Inseln umsiedelten. Nach Ta- stände. Denn die fernöstlichen Aufkäu-
tische Gerüche. barka hatten sie ihre traditionellen liguri- fer zahlen für den sardischen Thunfisch
schen Sitten und Bräuche mitgenommen, wegen seiner exzellenten Sushi-Qualität
von Tabarka brachten sie arabische Ein- Preise, bei denen die Einheimischen nicht
flüsse in Küche und Architektur mit auf mehr mithalten können.
die Sardinien vorgelagerten Inseln. Dort
herrscht heute das Leichte und Lebens- Majestätische Größe, Herbheit, Ruhe
frohe vor, anders als auf der melancholi- Auf dem Weg zurück von der Isola di
scher gestimmten Mutterinsel. Besonders San Pietro schweift der Blick über die
schön zu sehen, schmecken und erleben Reling der Fähre hinweg in die Ferne auf
ist das insulare Dolce Vita bei Festen und die wilden, meerumspülten Felsenkliffe
Feiern, wenn statt der klagenden Hirten- am weiten Horizont. Dabei durchströmt
flöte „Launedda“ zum gravitätisch schwer- einen unweigerlich ein Gefühl, das der
mütigen Ballu Tundu fröhliche Kapellen Schweizer Schriftsteller René Gardi ein-
zum heiteren Tanz aufspielen. mal so zum Ausdruck gebracht hat: „Sar-
dinien ist ein Land von majestätischer
Blutiges Gemetzel Größe, Herbheit und Ruhe, in welchem
Heute reisen die Menschen von Cagliari ein jeder den Weg zu sich selber findet –
und ganz Sardinien nach Carloforte, um wenn er will“.
UNSERE
FAVORITEN

Die urigsten Agriturismi

Köstliche
Ein lauer Gerichte nach alten
Sommerabend am

Essen, trinken,
Familienrezepten
Meer. Jetzt noch den undTag
ausver-
fri­
schen Zutaten der Saison
längern. Am Meer bleiben.
genießen,
Auf Dünenumgeben von Gär­
oder Wellen bli-

schlafen: zu Gast
ten und Obstbäumen,
cken und beim Wein ein vor
einer
wenigromantischen
träumen. Unser Felsenku­
Ran-
lisse, am See oder in der wil­
king verrät die zehn schönsten

bei Sarden
den
BeachBergwelt
Bars fürimeinen
Herzen der
Latte
Insel – diese Agriturismi
zum Leuchtturmblick, einen
machen glücklich!
Sun- downer am Strand oder
einen Tanz unter funkelnden
Sternen. Ob tags oder nachts:
Der Flirtfaktor ist hoch!

œ
3 Schlemmen
mit Seeblick
Ein Ort für Romantiker, ein
Hort sardischer Gastfreund-
schaft. Wunderschön und
einsam über dem von den
weißen Karstgipfeln des
Supramonte-Massivs über-
ragten Cedrino-Stausee ge-
legen, laden Nanni und Lina
zum Mahl. Fast alles, was
auf den Tisch kommt, ist
aus hauseigener biologi-
scher Herstellung. Der Ker-
zenschein lässt den Canno-
nau – natürlich ebenfalls
aus eigener Herstellung –
rubinrot schimmern, der
œ
1 Slow Food in der Barbagia œ
2 Der sardischen Seele so nah Mond taucht den Cedrino-
Stausee in silbernes Licht.
Bilderbuchschön liegt der Umweht vom Zirpen der Zi- Seit vier Generationen schon legendär. Ob Milch, Käse, Die Nacht erfüllt ein viel-
Agriturismo Is Roccas hoch kaden, den Gerüchen der bewirtschaftet die Familie Wein, Honig, Fleisch, Schin- stimmes Zirpen, die Luft ist
über Nuoro am Hang des Natur und den Aromen der ihr abgelegenes, 850 ha (!) ken bis zum Dolci – prak- schwer vom Duft der Mac-
Monte Ortobene. Eingebet- Speisen wird der Gast unter großes Gehöft auf dem tisch alles ist aus eigener chia. Am See lässt es sich
tet in eine wildromantische dem funkelnden Sternen- Hochplateau „Sa Serra“. Herstellung. Idyllische Wege entspannt spazieren, auf
Felsenkulisse tafelt man zelt in eine wunderbare Umgeben von Gärten, Obst- laden zum kleinen Verdau- dem See mit einem haus­
zwischen moosüberwach- Welt der Genüsse entführt, bäumen, Rindern, Ziegen, ungsspaziergang ein, acht eigenen Kajak kreuzen und
senden Granitfelsen und die Slow Food mit einem Pferden und Schweinen und rustikal eingerichtete Zim- in einem der schlicht ein­
unter mächtigen alten Ei- Extralob auszeichnete. zwei kleinen Seen mit Forel- mer zum Übernachten. gerichteten Zimmer herrlich
chen. Auf den Tisch kommt Mit Campingmöglichkeit. lenzucht kommt man in der schlafen und ruhen.
beste Barbagiaküche aus liebevoll restaurierten Hof- Agriturismo Testone, Nuoro,
frischen Zutaten der Saison, Agriturismo Is Roccas, anlage der archaischen Loc. Testone, an der SS 389 Agriturismo Canales,
in der sich bewährte Tradi- Nuoro, Loc. Monte Orto- Welt der Hirten näher als zwischen Nuoro und Bitti, Dorgali, Loc. Canales,
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1
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6 SARDINIEN Tyrrhenisches
4 Meer
Oristano

2 Iglesias
Cagliari

2 8

œ
4 Eine Welt der œ
5 Der Beste der 6
œ Den Gürtel wei­ œ
7 Traditionelles œ
8 Exzellente
wilden Genüsse besten? ter schnallen bei Mariangela Bioküche
Man muß bis tief ins Herz In der Region um den erlo- Bei Padrone Panzali erwar- Hier tafeln die Einheimi- Einen wunderbaren Blick
der Insel und in die abgele- schenen Vulkan Montiferru tet Sie ein wahres Füllhorn schen ebenso wie die Costa- auf das Bergdorf und die
gene Bergwelt des Gennar- werden Tradition und Brauch­ an Köstlichkeiten in einem Schickeria. Umgeben von hinter ihm aufragenden
gentu vordringen, um die tum noch ganz authentisch mit viel Geschmack und uralten Olivenbäumen und Bergzinnen bietet der Agri-
Welt der wilden Genüsse gepflegt. Hier wird Sardini- Liebe zum Detail arrangierte Tafoni-Felsen zaubert Mut- turismo „Il Muto di Gallura“.
des Agriturismo Aradoni ens bestes Olivenöl ge- Ambiente. Es empfiehlt sich, ter Mariangela nach alten Der malerische alte Stazzu
kennen zu lernen. Aufge- presst, an den Hängen wei- vorher nichts zu essen, Familienrezepten unver- ist für seine ausgezeich-
tischt wird im Schein des det das „Bue Rosso“, eine denn schon die Vielfalt der fälschte galluresische Kü- nete Küche weit bekannt.
Feuers des großen offenen seltene Rinderart mit aller- Vorspeisen zeigt an, dass che auf den Tisch. Man Fast alles stammt aus eige-
Kamins in einer riesigen bestem Fleisch. Das und das kredenzte Menü mehr lernt „La Mazza Frissa“ ner Bio-Produktion. Der
runden „Pinedda“, wie die viele andere Gerichte aus als üppig ausfällt. Vergleichs­ nach Art des Hauses ken- Agriturismo bietet auch
traditionelle spitzhütige der abwechslungsreichen weise preiswert ist die nen oder „Li Chiusoni“, Zimmer, Ausfahrten mit
Schutzhütte der Hirten ge- Montiferru-Küche bietet Einkehr bei Padrone Panzali eine hausgemachte Pasta­ dem Ochsenkarren und
nannt wird. Stilecht sind der in die stille Natur einge- zudem (und eine Tisch­­- spezialität. Und die traditio- Ausritte. Besonders schön
auch die sechs kleinen bettete Agriturismo, der oft re­s ervierung unbedingt zu nelle „Zuppa Gallurese“ in ist ein Mondscheinritt
Rundhütten, in denen man als bester der Insel bezeich­ empfehlen). Übernachten ihrer köstlichsten Form. durch das nahe, von gigan-
nach dem üppigen Mahl net wird. Wer hier einmal kann man hier nicht, aber tischen Felsblöcken über-
sein Haupt betten kann. einen Abend geschwelgt in einem kleinen Laden et- Agriturismo La Kustera, säte Valle della Luna.
hat, der wird es bestimmt was kaufen. Sant’Antonio di Gallura,
Agriturismo Aradoni, Belvi, nicht mehr vergessen. Loc. La Crucitta, an der SP Il Muto di Gallura,
SS295, Loc. Aradoni, an der La Fattoria di Agostino 100 von Arzachena nach Loc. Fragia, an der SP 27,
SS 295 zwischen Belvi und Agriturismo Montiferru, Panzali, Riola Sardo, an der Sant’Antonio di Gallura, ca. 1 km vor Aggius,
Aritzo, Tel. 0784 62 97 86, Scano di Montiferro, Loc. Su SS 292 bei km 115,7, Tel. 339 5 79 21 03, www. Tel. 079 62 05 59,
www.aradoni.it Sueredu, Tel. 328 1 92 43 48 Tel. 348 21 00 10 agriturismolakustera.com www.mutodigallura.com
2

4
INFOS & EMPFEHLUNGEN DER SÜDEN 
112 – 113

Eine spannende Mischung


Sardiniens Süden lockt mit einer mediterran pulsierenden Urbanität und unberührter
Natur. Sein Tor zur Welt ist die Hauptstadt Cagliari, seine touristischen Aushängeschil-
der sind die zahlreichen Strände an der Costa Rei oder der Costa del Sud.

1 Villasimius Tipp wegen ihres kriegswichtigen Hafens mehrfach


bombardiert. Seit 1949 ist Cagliari der Regie-
Die einstige kleine Fischerdiedlung (3600 Ew.)
ist ein von den Hauptstädtern viel besuchter
Gut unterwegs rungssitz der Autonomen Region Sardinien. Als
Hauptstadt, Regierungs- und Verwaltungs- sowie
lebendiger Ferienort. Wirtschaftszentrum bietet die Stadt eine breite
Der zentrale Busbahnhof, von dem aus und vielfältige Kunst- und Kulturszene.
SEHENSWERT Busse in alle Winkel Sardiniens und Ex-
Hauptattraktion sind zahlreiche herrliche Bade­ pressbusse zu allen großen Städten ver­ SEHENSWERT/MUSEEN
strände wie die umwerfend schöne Spiaggia kehren, liegt vor dem Hauptbahnhof am Fast alle Sehenswürdigkeiten und Museen lie-
di Porto Giunco. Das ganze Meer um das vor- Westende der Via Roma. Vom Haupt­ gen in der Altstadt und können problemlos zu
springende Capo Carbonara ist dank seiner bahnhof fahren Züge zum ca. 10 km au- Fuß besichtigt werden. Einen vollständigen
vielfältigen Flora und Fauna Meeresschutz­ ßerhalb gelegenen Flughafen Elmas Überblick bietet die Seite www.cagliariturismo.
gebiet. Der Ort hat eine sehr gute touristische (www.cagliariairport.it). Vom Fährhafen it/it/luoghi. Historisches Zentrum ist das von
Infrastruktur. (Via Roma, www.porto.cagliari.it) ver- einer Stadtmauer und Wehrtürmen umschlos-
kehren Fähren nach Arbatax, Civitavec- sene Castello-Viertel. Die mittelalterlichen
MUSEUM chia, Neapel, Palermo und Trapani. Den Wehrtürme Torre di Pancrazio und Torre dell’
Einen Besuch lohnt das interessante Museo Bahnhof der Schmalspurbahn im Elefante können bestiegen werden (Mai bis
Archeologico (Via A. Frau 5, Tel. 070 7 93 02 90, Stadtteil Monserrato, von dem die Stre- Sept. tgl. 10.00–19.00, Okt.–April tgl. 9.00–17.00
15. Juni–15.Sept. Di.–So. 10.00–13.00 u. 21.00 cke bis Mandas bedient wird, erreicht Uhr). Die architektonischen Insignien der kirch-
bis 24.00, 16. Sept.–14. Juni Fr.–So. 10.00–13.00 man von der Piazza Repubblica mit der lichen und weltlichen Mächte manifestieren sich
u. 17.00–19.00 Uhr). neuen Straßenbahn Metropolitana. an der Piazza Palazzo in Form des im 12. und
E-Bikes kann man sich in der Via Car- 13. Jh. errichteten Duomo Santa Maria mit
UNTERKUNFT boni 13 bei www.easycletta.it leihen. Dommuseum (Mo.–Fr. 16.30–19.30, Sa./So. 10.00
€ € Hotel Mariposas, Via Mar Nero 1, Tel. 070  bis 13.00 u. 16.30–19.30 Uhr), des Palazzo
79 00 84, www.hotelmariposas.it. Charmante Regio und des Palazzo di Città (das alte Rat-
kleine, von der (gast)freundlichen Familie haus). Prunkstück im Inneren des Doms ist die
Massa geführte Anlage mit 23 im sardischen vom Künstler Guglielmo 1159 bis 1162 gestal-
Stil möblierten Zi. in idealer Lage zwischen tete Marmor­k anzel, ein von vier Löwen flan-
dem Strand und dem Ort. kiertes Geschenk der Pisaner an Cagliari. Kul-
tureller wie geografischer Höhepunkt der Stadt
UMGEBUNG ist die in der alten Zitadelle über der Piazza
Nördlich von Villasimius liegt die berühmte Arsenale untergebrachte Cittadella TOP­Z IEL
Costa Rei mit ihrem 10 km langen Superstrand. mit ihren vier Museen. Herausragend: das
Ihr südlicher Teil ist in der Saison sehr touris- Museo Archeo­l o­g ico Nazionale (Di.–So. 9.00
tisch, ihr nördlicher am Capo Ferrato eher ru- bis 20.00 Uhr) und die Pinacoteca Nazionale
hig. Hinter Villasimius erhebt sich das praktisch (Di.–So. 9.00–19.15 Uhr). Direkt in den Fels des
menschenleere Sarrabus-Gebir­g e. Um die Castelloviertels gemeißelt wurde das römische
Gipfel der „Sieben Brüder“ lädt der Parco Amphitheater (Viale Sant’Ignazio, www.anfi
Monte Sette Fratelli mit seinen markierten teatroromano.it, derzeit wg. Restaurierung ge-
Wegen, idyllischen Picknickplätzen und dem schl.). Das römische Felsengrab Grotta della
Botanischen Garten Maidopis (Mai–Sept. 2 Cagliari Vipera ist die im Stadtteil Stampace gelegene
7.00–18.00, Okt.–April 7.00–15.00 Uhr) zum Ruhestätte von Atilia Pomptilla, der Frau eines
Wandern ein. Auskünfte erhält man beim Besu- Cagliari (154 000 Ew.) wurde im 8. Jh. v. Chr. adeligen Römers (Viale S. Avendrace 87, Okt.–
cherzentrum in der Fortverwaltung am Park- von den Phöniziern als „Karali“ gegründet. Ih- April tgl. 9.00–17.00, Mai–Sept. 10.00–14.00 u.
Eingang, in der auch das Museo Cervo Sardo nen folgten die Punier und Römer, die den ge- 15.00–19.00 Uhr). Hier findet man auch die
(Juni–Sept. tgl. 10.30–12.00 u. 13.00–18.00, schützten Hafen zu einem wichtigen Handels- Villa di Tigellio, die Ruinen einer römischen
Okt.–Mai Mo.–Fr. 9.00–12.00 Uhr) seinen Sitz zentrum ausbauten. 1258 kam der Ort unter Adelsvilla (Via Carbonazzi, Okt.–April tgl. 9.00
hat. Geführte Exkursionen im gesamten Sarra- pisanische Herrschaft, 1324 unter spanische. bis 17.00, Mai–Sept. 10.00–14.00 u. 15.00 bis
bus-Gebirge bietet die Coop Monte Sette Fratelli 1720 fiel Sardinien an das Königreich Savoyen- 19.00 Uhr). Die bedeutendste der über 50 Kir-
in Castiadas (Via Centrale, www.montesette Piemont, das Cagliari zu seiner Residenzstadt chen der Stadt ist die Basilica di Nostra
fratelli.com). erhob. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt Si­g nora di Bonaria (Piazza Bonaria 2, www.

INFORMATION
Tourist-Information, Fast alle Sehenswürdigkeiten in Cagliari können
Piazza Giovanni XXIII, Tel. 070 7 93 02 71,
www.villasimiusweb.com problemlos zu Fuß besichtigt werden.
INFOS & EMPFEHLUNGEN

bonaria.eu) mit ihrer monumentalen Freitrep­p e. Relaxen an der Costa del Sud:
Der 1704 im barocken Still errichtete Sakralbau Die Traumstrände von Chia
birgt die Statue der Inselheiligen und Schutz- (hier: an der Spiaggia Sa Colo­
patronin der Seefahrer, Nostra Signora di Bona- nia) mit ihrem feinen hellen
ria, und bildet zusammen mit der alten Wall- Sand sind ideal für heiße Tage
fahrtskirche Santuario di Bonaria sowie dem am türkis glitzernden Meer.
Klosterkomplex der Mercedarier das größte
Wallfahrtszentrum Sardiniens. Die im 5. Jh. be-
gonnene römisch-byzantinische Basili­c a San
Saturno an der Piazza San Cosimo im Stadtteil
Villanova zählt zu den bedeutendsten
frühchrist­lichen Bauten im Mittelmeerraum.

SHOPPING
Cagliari TOP­Z IEL ist Sardiniens Einkaufszen­
trum schlechthin. Fündig wird man u. a. in der
Einkaufsmeile Largo Carlo Felice, im Konsum­
tempel La Rinascente an der Via Roma (Café it. Zauberhafte Herberge im hist. Palazzo De- UMGEBUNG
mit herrlichem Ausblick in der obersten Etage), voto, 18 stilvoll-individuell ausgestattete Zi. Einige Kilometer westlich von Pula beginnt die
im Marinaviertel (Gold- und Silberschmieden) € € Hotel Due Colonne, Via Sardegna 4, Tel. kleine, noch weitgehend unverbaute Costa
und im Castelloviertel (Design). 070 65 87 10, www.hotel2colonne.it. Freund­ del Sud TOP­Z IEL mit ihren herrlichen Bade­
liches Mittelklassehotel im hist. Palazzo. stränden. Ihr Herz bilden die Traumstrände von
RESTAURANT Chia mit ihren ausgedehnten Dünen und Lagu-
€ Ammentos, Via Sassari 120, Tel. 070 ­6 5 10 75. FEST nenseen. Das unspektakuläre Städtchen Teu-
Gute sardische Küche zu fairen Preisen. Sagra di Sant’Efisio, Sardiniens wichtigste, lada (3708 Ew.) ist das Einkaufszentrum der
€ / € € Trattoria Da Lillicu, Via Sardegna 78, größte und farbenprächtigste Prozession, bei Costa del Sud, seine einzige Sehenswürdigkeit
Tel. 070 65 29 70. Traditionsreiche Trattoria in der am 1. Mai die Statue des Heiligen durch die die an der Straße nach Santadi inmitten der
der „Fressgasse“ der Altstadt. Altstadt und weiter bis ins 15 km entfernte stillen Natur gelegene Grotta IS Zuddas (an
Kirchlein Sant’Efisio in Nora bei Pula getragen der SS 195, www.grotteiszuddas.it, Juli–Sept.
UNTERKUNFT wird, wo Ephyisius der Legende nach im Jahr 10.00–12.15 u. 14.30–18.00, März/ Okt./Dez./
€ € / € € € Miramare Boutique Hotel, Via Roma 345 sein Martyrium erlitt. Am Morgen des 4. Jan. 12.00–16.00, April–Juni 11.00 bis 12.15 u.
59, Tel. 070 66 40 21, www.hotelmiramarecagliari. Mai treten die Wallfahrer die Rückreise nach 15.00–17.30 Uhr). Bei der Grotte lädt eine Trat-
Cagliari an, die bei Anbruch der Dämmerung
an der Chiesa di Sant’Efisio endet.
Tipp Tipp
INFORMATION
Königsgräber Tourist-Information, in der Stazione Marittima
im Hafen und an der Piazza Costituzione, Tel.
Muschelseide
070 677 71 87, www.cagliariturismo.it
Nahe der Stadt Villaperuccio liegt in Im Museo del Bisso in Calasetta auf
stiller Natur eine der beeindruckends- der Isola Sant’Antioco webt die letzte
ten steinzeitlichen Felsengrabanlagen 3 Pula „Maestra del Bisso“, die Muschelseiden-
Sardiniens. Auf dem Gelände der Nekro­ Spinnerin Chiara Vigo, aus den Fäden
pole Mon­t essu kann man stunden- Pula (7300 Ew.) ist ein beliebtes Ausflugsziel der Edlen oder Großen Steckmuschel
lang spazieren. Besonders spektakulär der Cagliaritaner, die sich in den Cafés und (Pinna nobilis), mit denen sie sich am
sind die beiden großen Königsgräber Bars an der zentralen Piazza del Popolo mit Boden verankert, kostbarste Kunstwerke.
„Tomba Sa Cresiedda“ und „Tomba Sa den Touristen mischen. Für ein Kilo Seide werden bis zu 4000
Grutta de Is Porcus“. Muscheln benötigt.
MUSEUM
WEITERE INFORMATIONEN Das Museo Archeologico (Corso Vittorio WEITERE INFORMATIONEN
Montessu, Tel. 0781 6 40 40, Emanuele 67, derzeit wg. Restaurierung ge- Museo del Bisso, Calasetta,
www.montessu.com, Mai–Sept. schl.) zeigt einen Teil der Bodenfunde aus dem Viale Regina Margherita 111,
tgl. 9.00–17.00, Okt.–April tgl. 9.00 antiken Nora: Um das Jahr 1000 v. Chr. von den tgl. 10.30–12.30 u. 16.30–20.00 Uhr,
bis 13.00 u. 14.00–17.00 Uhr Phöniziern auf einer südl. von Pula weit ins Eintritt frei, Spende willkommen
Meer vorspringenden Landzunge angelegt,
wurde die wohl älteste Stadt Sardiniens ab 238
v. Chr. von den Römern zu einer ihrer wichtigs-
ten Handels- und Hafenstädte ausgebaut. Auf
dem weitläufigen Ruinengelän­d e (Besichtigung
tgl. 9.00 Uhr bis Ein­b ruch der Dämmerung) er-
streckt sich die in ihrem Grundriss noch kom-
plett erhaltene Anlage.

UNTERKUNFT
€ € € Aquadulci Hotel, Loc. Spartivento, Tel.
070 9 23 05 55, www.aquadulci.com. Bildschönes
Luxushotel in zauberhafter Alleinlage mit
traumhaften Blick auf den Superstrand Spiag-
gia Su Giudeu und den Lagunensee.
DER SÜDEN 
114 – 115

toria mit guter und preiswerter Küche zum Ver- Genießen Erleben Erfahren
weilen ein. Besonders für Weinliebhaber lohnt
sich der Abstecher nach Santadi (Cantina di
DuMont
Santadi, Via Cagliari 78, www.cantinasantadi.
it). Von dort führt eine Straße hinauf in das herr­
liche Wandergebiet Bosco di San Pantaleo.
Feiern mit den Sarden Aktiv

INFORMATION Der Tief­landstreifen (Campidano) zwischen


Piazza del Popolo, im Centro Culturale „Casa den Golfen von Cagliari und Oristano war seit jeher die
Frau“, Tel. 070 92 44 01, www.visitpula.info Korn­kammer Sardiniens. Entsprechend opulent fallen hier die Feste der
wohl­habenden Bauern aus.
4 Isola di Sant’Antioco
Banchetto e Spettacolo Tradizionale, wie sie früher im Cam-
Die 115 km² große Insel (13 000 Ew.) ist über pidano gefeiert wurden, kann man im Dorf Marcaalagonis nahe Cagliari mit-
einen Straßendamm mit Sardinien verbunden.
erleben. Dort veranstaltet Prof. Vincenzo Atzeri in der Kulisse eines typischen
SEHENSWERT/MUSEEN Campidano-Gehöfts dieses unvergessliche Spektakel. Am Eingang geht man
Im Hauptort Sant’Antioco (11 500 Ew.) finden über duftende Myrtenzweige und wird von schönen Mädchen und Männern
sich mehrere antike Stätten. In der Zona in prachtvoller Campidano-Tracht be-
Archeo­l ogica liegen die Necropoli Punica
grüßt. An langen Tafeln im Innenhof
mit 50 Felsengräbern und das Tophet, eine
phönizische Brandopferstätte (tgl. 9.00–19.00 werden die Köstlichkeiten der Cam-
Uhr). Die hier ausgegrabenen Bodenfunde pidano-Küche weniger serviert als ze-
stellt das Museo Archeologico (tgl. 9.00 bis lebriert – bis sich die Tische biegen.
19.00 Uhr) aus. In einem alten Speicher aus
Zwischen den zahlreichen Gängen
dem 18. Jh. ist das Museo Etnografico (Via
Necropoli, April bis Sept. 9.00–20.00, Okt.–März führen Trachtengruppen zum Klang
9.30–13.00 u. 15.00–18.00 Uhr) untergebracht. der Hirtenflöte traditionelle Tänze auf
Info und Führungen zu den genannten Adres- und singen Chöre alte Lieder. In den
sen bietet die Coop Archeotur (www.archeotur.
Werkstätten und Scheunen, die den
it). Der bedeutendste Sakalbau ist die um 1100
errichtete Basilika Sant’Antioco, in deren in lauschigen Innenhof umschließen,
den Fels getriebenen Katakomben die Gebeine führen Frauen vor, wie man von Hand
des Märtyrers Antiochos ruhen sollen (Mo.–Sa. Pasta macht, aus Teig filigrane Figür-
9.00 bis 12.00 u. 15.00–18.00, So. 9.00–10.00,
chen formt, Körbe flicht oder aus Schilfrohr eine Launedda herstellt, eine Hir-
11.00 bis 11.30 u. 15.00–18.00 Uhr).
tenflöte. Es ist ein unvergessliches Fest für alle Sinne.
UNTERKUNFT
€ / € € Hotel La Matta, Via Nazionale 125, Bis tief in die Nacht wird getafelt, getanzt und gefeiert. Am Ende
Tel. 0781 82 81 02. Kleines, familiär geführtes
dieses rauschenden Festes wird jeder Gast von Professore Atzeri persönlich
Charme-Hotel.
verabschiedet. Nicht erschrecken: Sein Händedruck ist sehr fest. Ob der
Schwung, den er bei der Verabschiedung jedem Gast in Richtung Ausgang
5 Isola di San Pietro verleiht, auch zur Tradition gehört, bleibt ungeklärt.
Hauptort der nur 54 km² großen, für ihre Thun-
fischspezialitäten berühmten Insel ist Carlo- Weitere Informationen
forte (6200 Ew.). Von dort verkehren ganzj.
Fähren (www.saremar.it, www.delcomar.it) nach Das spektakuläre Fest findet jeden Vincenzo Atzori, Maracalagonis,
Portovesme (Sardinien) und Calasetta (Insel Donnerstag statt und kostet ca. 60 Euro pro Via Cagliari 5, Tel. 070 78 90 54,
Sant’Antioco). Eine Stichstraße führt von der Person. Teilnahme nur auf Anmeldung: www.safesta.it
Stadt zum Capo Sandalo und der wilden aus
vulkanischem Gestein bestehenden Steilküste.

RESTAURANT/UNTERKUNFT
 € / € € Osteria della Tonnara, Corso Battel-
lieri 36, Tel. 0781 85 57 34, www.ristorante
daandrea.it. Beste Thunfischküche zu zivilen
Preisen mit Blick auf Wasser und Flamingos.
€ € / € € € Hotel Villa Pimpina, Via Genova
106, Tel. 0781 85 41 80, www.villapimpina.it.
Kleines, charmantes Hotel in der Altstadt mit
nur zehn sehr geschmackvoll und individuell
im sardischen Stil gestalteten Zimmern.

INFORMATION
Tourist-Information an der Hafen­p romenade,
Tel. 0781 85 40 09, www.carloforte.it
Ob mit der Fähre zur Isola di San Pietro
(rechts) oder mit der Jacht vor Porto Cervo
an der Costa Smeralda (oben) – immer gilt
der Satz von Goethe: „Man reist ja nicht um
anzukommen, sondern um zu reisen.“

Service
Praktische Informationen für die Reise und
einiges Wis­­sens­werte über Sardinien haben wir hier
für Sie zusammengetragen.

Anreise In Österreich trägt 0,5. Wenden oder Rückwärtsfahren an


ENIT, Mariahilferstraße 1b/XVI, A-1060 Wien, Maut­s tellen ist verboten und wird mit hohem
Mit dem Auto: Die wichtigsten Anreiserouten Tel.  +43 (0)15 05 16 39, www.enit.at Bußgeld oder Fahrverbot geahndet. Schwarz-
führen über den Brenner (Österreich) und durch Sardinien gelbe Markierungen bedeuten Parkverbot, gelbe
den Gotthard-Tunnel (Schweiz). Beide Routen Assessorato del Turismo, Viale Trieste 105, erlauben nur das Parken für Taxi und Bus,
sind mautpflichtig. In Österreich und der Schweiz 09123 Cagliari, Tel. +43 07 06 06 70 05, blaue sind gebührenpflichtig, weiße gestatten
muss für die Benutzung von Autobahnen und www.sardegnaturismo.it freies Parken. Alle überstehenden Ladungen
Nationalstraßen eine Vignette erworben wer- wie z. B. Fahrräder am Heck müssen mit einer
den. In Italien sind Autobahnen mautpflichtig. Internet Warntafel versehen werden.
Die Maut wird an Zahlstellen entrichtet. Die www.turismosardegna.it Offizielle Seite der Bußgelder sind in Italien sehr hoch. So kostet
wichtigsten Fährhäfen auf dem Festland sind Region Sardinien. Telefonieren am Steuer ab 160 €, das Überfah-
Genua, Livorno und Civitavecchia, auf Sardinien www.sardinienforum.de Größte deutschspra- ren einer roten Ampel ab 170 €, Alkohol am
Olbia, Cagliari und Porto Torres. chige Internetplattform zum Thema Sardinien. Steuer ab 530 €. Nach Ablauf der Zahlungsfrist
Mit dem Flugzeug: Internationale Flughäfen Sehr vielfältige Informations- und Diskussions­ (60 Tage) verdoppelt sich die Summe. Ital. Buß-
gibt es in Olbia, Cagliari und Alghero. Mit dem seite, in der man Fragen stellen kann und fun- geldbescheide werden auch in Deutschland
Aufkommen von Low-Budget-Airlines haben dierte Antworten von Kennern der Insel erhält. von einer Inkasso-Agentur vollstreckt. Es ist
sich die Flugverbindungen nach Sardinien sehr www.sardinien.com Sehr gut und übersichtlich ratsam, Bußgeldbescheide sofort zu bezahlen.
verbessert. Es gibt diverse Direktverbindungen. gegliederte, stets aktuelle Informationsseite zu Den Straßenhilfsdienst (Soccorso Stradale)
RyanAir (www.ryanair.com) fliegt von Düssel- zahlreichen Themen. erreicht man unter Tel. 116. Pannenhilfe und
dorf und Frankfurt/Hahn nach Cagliari, Easyjet www.pecora-nera.eu Das „Schwarze Schaf“ ist Abschleppdienst leistet der Ital. Autoclub
(www.easyjet.com) von Berlin und Basel nach ein sehr interessantes, auch amüsantes Online­­ ACI unter Tel. 80 31 16, mobil 800 11 68 00. Im
Olbia und Cagliari. Air Berlin (www.airberlin.com) magazin der auf Sardinien lebenden Deutschen Fall eines Unfalls mit Sachschaden sollte unbe-
verbindet Olbia und Cagliari mit Flughäfen in Nicole Raukamp. dingt die Polizei (Tel.112) gerufen werden, im
Deutschland, Österreich und der Schweiz. www.sardegnadigitallibray.it Ein großartiges, Falle von Personenschäden sofort die Unfall-
Fähren: Die marktbeherrschenden Fährgesell- enorm umfangreiches digitales Archiv zu Sardi- rettung (Tel. 118).
schaften sind Moby Lines (www.mobylines.de), nien. Leider nur auf Italienisch.
Corsica/Sardinia Ferries (www.corsica-ferries.
de), Grandi Navi Veloci (www.gnv.it/de), Grimal­d i Bahn und Bus
Lines (www.grimaldi-ferries.com). Autofähren Autofahren
(Cruise-Ferries) verkehren am Tag oder über Das Reisen mit der Bahn ist zeitraubend und
die Nacht. Neben den Cruise-Ferries gibt es Versicherungskarte: Das Mitführen der Grü- nur sehr eingeschränkt möglich. Die ital. Staats­
auch Express-Verbindungen (Fast Cruise Fer- nen Versicherungskarte ist keine Pflicht, wird bahn FdS (www.trenitalia.com) unterhält auf
ries), die nur halb so lange benötigen. jedoch angeraten, da sie im Schadensfall die Sardinien nur die Strecke Olbia–Cagliari (Fahrzeit
Abwicklung erheblich erleichtert. etwa 3,5–4 Std.) mit je einem Abzweig nach
Abweichende Verkehrsregeln: Auf den Au- Porto Torres und nach Carbonia. Fahrplan­mä­ßi­
Auskunft tobahnen beträgt die Höchstgeschwindigkeit ­g e Verbindungen mit der Schmalspurbahn gibt
130 km/h, auf Landstraßen 90 km/h. Achtung: es nur noch von Cagliari nach Mandas und
In Deutschland Die vierspurige SS 131 ist keine Autobahn, son- von Sassari nach Sorso und Alghero (www.arst.
ENIT (Italienische Zentrale für Tourismus), Barck­ dern eine Strada Statale (SS) mit Tempo 90. Au- sardegna.it).
hausstraße 10, 60325 Frankfurt am Main, Tel. 069 ßerhalb von Ortschaften muss auch am Tag mit Reisen mit dem Bus ist günstig. Praktisch je-
23 74 34, www.enit.de Licht gefahren werden. Die Promillegrenze be- der Ort auf Sardinien kann mit den blauen Bus-
SERVICE
116 – 117

Tradition und Brauchtum wer­ hängen an den Apotheken, aus der Zeitung
den auch auf der jährlich vom oder bei der Tourist-Information.
1. bis zum 4. Mai stattfinden­ Haustiere: Beim Mitnehmen von Haustieren
den Sagra di Sant’Efisio in muss der EU-Heimtierpass mitgeführt werden.
Cagliari gepflegt. Das Tier muss gegen Tollwut geimpft sein und
zur Identifizierung einen implantierten Mikro-
chip haben. Das Mitführen von Leine und Maul-
korb ist für alle Hunde Pflicht. Generell verbo-
ten (also auch angeleint und mit Maulkorb)
sind Hunde in öffentlichen Gebäuden, Wäldern
und an den Badestränden. Verstöße werden
mit Geldstrafen von bis zu 1000 € geahndet.
Auch in Hotels, auf Campingplätzen und Res-
taurants sind Hunde häufig unerwünscht. Da
Sardinien Leishmaniose-Gebiet ist, sollten
Hunde unbedingt einen entsprechenden Impf-
schutz haben. Auf den Fähren ist das Mitneh-
sen der staatl. ARST (www.arst.sardegna.it) er- reinigen, mit möglichst heißem Wasser (mind. men von Hunden in die Kabinen, Restaurants
reicht werden. Neben den ARST-Bussen gibt es 45 °C) übergießen und sofort einen Arzt aufsu- und andere öffentliche Räume verboten.
private Buslinien wie Turmo-Travel (www.gruppo chen. Ein wasserfester Sonnenschutz ge-
turmotravel.com) oder Logudoro Tours (www. hört in jedes Reisegepäck. Mit der Europäi-
logudorotours.it), die meist als Expressbusse schen Krankenversicherungskarte (EHIC) Literatur
zwischen den großen Städten und zu den Flug- haben gesetzlich Versicherte im Notfall An-
häfen verkehren. In der Saison verkehren von spruch auf kostenlose medizinische Behand- D. H. Lawrence, „Das Meer und Sardinien“,
allen größeren Badeorten spezielle Touristen- lung bei einem USL-Arzt (Unità Sanitaria Diogenes Verlag Zürich. Ebenso präzise wie
busse zu den Stränden und Ausflugszielen in Locale) oder im Krankenhaus. In touristischen unterhaltsame Beschreibung der Reise, die der
der Umgebung. Zwischen dem 1. Juni und dem Zentren gibt es in der Saison eine spezielle Schriftsteller D.H.Lawrence 1919 durch Sardi-
30. Sept. bietet ARST ein spezielles Touristen­ Guardia Medica Turistica. Es ist empfeh- nien unternahm.
ticket an. Es gilt im ganzen ARST-Netz ohne km- lenswert, eine Auslandskrankenversicherung Carlo Levi, „Aller Honig geht zu Ende“, DuMont
Begrenzung. Erhältlich sind 7-, 14-, 21- oder 28- abzuschließen, die im Notfall den Rücktrans- Schauberg 1965. Sehr interessante Beschrei-
Tages-Tickets zu Preisen zwischen 45 und 130 €. port in die Heimat einschließt. bung der Reisen in Wort und Bild, die der Autor
Apotheken (Farmacia) gibt es in allen größe- 1953 und 1965 durch den Süden Sardiniens
ren Orten. Sie haben gewöhnlich von 8.30 bis und die Barbagia unternahm.
Feiertage 13.00 und von 16.00 bis 20.00 Uhr geöffnet. Giuanne Masala, „Sardisch Wort für Wort“,
Nachts und an Feiertagen gibt es einen Apo- Verlag Reise Know How. Praktischer Sprachfüh-
1. Januar Neujahr (Capodanno) theken-Notdienst. Wo man die nächste rer mit Wort-für-Wort-Übersetzung, auch in di-
6. Januar Heilige Drei Könige (Epifania) Not-Apotheke findet, erfährt man an den Aus- gitaler Version zum Download.
Ostermontag (Lunedì Santo, Pasquetta)
25. April Tag der Befreiung vom Faschismus
(Liberazione) Info
1. Mai Tag der Arbeit (Festa di Lavoro)
15. August Mariä Himmelfahrt (Ferragosto) Daten & Fakten
1. November Allerheiligen (Ognisanti)
8. Dezember Mariä Empfängnis (Immacolata
Concezione) Lage und Größe: Sardinien ist mit einer steht einer der ältesten (etwa 4500 Jahre)
25./26. Dezember Weihnachten (Natale) Größe von 24 089 km² nach Sizilien die zweit- Olivenbäu­m e der Welt.
größte Insel im gesamten Mittelmeer. Ihre Politische Gliederung: Seit 1948 ist Sardi-
Nord-Süd-Ausdehnung beträgt max. 270 km, nien eine Autonome Region der Republik Ita-
Geld ihre Ost-West-Ausdehnung max. 145 km. Sar- lien. Es gibt ein Regionalparlament (Consiglio
dinien liegt Afrika näher als Europa. Tunis ist Regionale), das alle vier Jahre gewählt wird.
Offizielle Währung ist der Euro. Auch in klei- nur 180 km entfernt, Rom 190 km. Das Regionalparlament ist gesetzgebendes
nen Geschäften kann meist bargeldlos bezahlt Bevölkerung: Sardinien hat rund 1,6 Mio. Organ und wählt den Präsidenten der Region,
werden. Geldautomaten (Bancomat) mit Ein­w ohner. Gut 400 000 davon leben im Groß- der als Chef der Exekutive die zehn Mitglie-
deutschsprachiger Menüführung gibt es in vie- raum Cagliari. Mit 69,1 Ew. pro km² ist die In- der (Assessori) seiner Regierung benennt.
len Orten. Bei Verlust oder Diebstahl der sel die Region Italiens mit der niedrigsten Be- Sitz der Regierung ist Cagliari. Seit Februar
Kreditkarte kann man diese vom Ausland aus völkerungsdichte. Etwa 400 000 Sarden leben 2016 gliedert sich Sardinien in die Provinzen
unter der einheitlichen Notrufnummer auf der ganzen Welt verteilt in der Arbeitse- Nuoro, Oristano, Sassari und Sud Sardegna;
+49 30 40 50 40 50 sperren. migration. Sardinien hat weltweit die meisten hinzu kommt die Metropolitanstadt Cagliari.
100-jährigen Menschen. Wirtschaft: Von den rund 650 000 Sarden im
Natur: Sardiniens gesamte Küstenlänge be- arbeitsfähigen Alter arbeiten 41 % im Dienst-
Gesundheit trägt 1849 km. Höchster Berg ist die Punta La leistungssektor, 33 % in der Industrie und
Marmora (1834 m), die am höchsten gelege­n e 26 % in der Landwirtschaft. Das BIP (Bruttoin-
In Acht nehmen muss man sich vor periodisch Gemeinde Fonni (1000 m). Der längste Fluss landsprodukt) pro Kopf beträgt knapp 20 000 €,
und lokal auftretenden Feuerquallen und dem ist mit 150 km der Tirso. Einziger natürlicher die Arbeitslosenquote liegt bei 19 %. Etwa
Petermännchen, einem giftigen Fisch, der See ist der Lago di Baratz. Auf Sardinien 30 000 Hirten besitzen rund 3 Mio. Tiere, vor
sich in flachen Gewässern in den Sand eingräbt wachsen rund 300 endemische Pflanzen – allem Ziegen und Schafe. Sardinien produziert
und dessen Stich extrem schmerzhaft ist. Er also solche, die es nur auf dieser Insel gibt. jährlich ca. 20 000 t Pecorino-Käse und ist Ita-
kann zu Erbrechen, Fieber und Kreislaufkollaps Am Lago di Liscia im Nordosten der Insel liens größter Kork-Produzent.
führen. Im Notfall die Stichstelle von Stacheln
Aldo Nieddu, „Orgosolo – Der geheime Berg“,
Edizioni Poliedro, Nuoro. Großartiger Text- und
Bildband des Barbagia-Kenners, der neben
17 Wanderungen durch die Barbagia die Natur
und Kultur der Bergwelt und ihrer Bewohner
sehr anschaulich und sachkundig beschreibt.
384 Seiten mit 650 Abbildungen und Karten.
Die deutschsprachige Ausgabe ist unter www.
supramonte.de erhältlich.
Salvatore Satta, „Der Tag des Gerichts“, Insel
Verlag, Berlin. Der 1902 in Nuoro geborene
Schriftsteller beschreibt in diesem Roman das
Leben und den Alltag seiner Heimat.
Hans-Ulrich Treichel, „Mein Sardinien“, Suhr-
kamp Verlag, Berlin. Ein junger Doktorand reist
mit Cristina, einer Sardin, in deren Heimat. Mit
leisem Humor beschreibt Treichel in seiner au-
tobiografisch gefärbten Liebesgeschichte etwa
Sardisches Wohlleben mit fang­
die „am besten im Süden zu habende“ Mittags-
frischem Sepia in Palau, Meer­
hitze als Stunde der Trägheit und der Wolllust:
barbe in Porto Faro (links oben/
„Bei den alten Kirchenvätern sind beide unter
unten), kühlen Drinks in Oliena
dem Namen Acedia und Luxuria bekannt. Ers-
(rechts auf der Terrasse des
tere zählt zu den sieben Hauptlastern. Letztere
Hotels Su Gologone).
zu den sieben Hauptsünden. Was will man mehr.“
Mario Verin, Das Buch des „Selvaggio Blu“,
Edizioni Enrico Spanu, Cagliari. Die Beschrei-
Info bung des legendären „Selvaggio Blu“, des
spektakulärsten und landschaftlich eindrucks-
Geschichte vollsten Trekkingpfads im Mittelmeerraum in
Wort und Bild, verfasst vom Bergführer und
Fotografen Mario Verin. Zum Buch gibt es eine
ca. 150 000 v.Chr.: Älteste Bodenfunde aus 1943: Schwere Bombenangriffe der Alliier- Wanderkarte „Selvaggio Blu“ im Maßstab
der Altsteinzeit. ten auf die Hafenstädte Olbia, Alghero, Porto 1:15.000. Buch und Karte in Deutsch unter
ca. 3300–1800 v. Chr.: Steinzeitliche Ku­l­t u­ Tor­res und Cagliari. www.sardinienshop.de erhältlich.
ren wie Ozieri-Kultur, Arzachena- und Glocken­ 1946: Proklamierung der Republik Italien.
becherkultur. 1948: Sardinien wird Autonome Provinz der
ca. 1800–500 v. Chr.: Nuraghenkultur. Republik Italien. Medien
ab 1000 v. Chr.: Besiedlung der Küsten durch 1959: Gründung des „Consorzio Costa Sme-
die Phönizier, ab 540 v. Chr. durch die Punier. ralda“ unter Führung von Karim Aga Khan. Auf Sardinien gibt es zwei große Tageszeitun-
ca. 230 v. Chr.–460 n. Chr.: Das Gebiet wird Beginn des Tourismus auf Sardinien. gen, die in Sassari herausgegebene La Nuova
römische Provinz. 1998: Gründung des Telekommunikations­ Sardegna (www.lanuovasardegna.gelocal.it)
470: Eroberung durch die Vandalen. unternehmens Tiscali durch den Sarden und die in Cagliari verlegte L’Unione Sarda
534: Beginn der byzantinischen Herrschaft. Renato Soru. (www.unionesarda.it). Wer etwas Italienisch
9.–10. Jh.: Gliederung in vier unabhängige 2004: Renato Soru wird als Kandidat des beherrscht, der kann bei ihrem Studium sehr
Judikate unter Führung sardischer Adeliger Linksbündnisses Präsident der Region Sar­ viel über Land und Leute, aktuelle Probleme
(„Goldene Zeit“). dinien. und Diskussionen oder andere Hintergrund­
ab 11. Jh.: Herrschaft der Seerepubliken Ge- 2005: Nach einem Volksentscheid wird Sar- informationen erfahren. Zudem findet man
nua und Pisa. dinien in acht Provinzen neu gegliedert. auch Veranstaltungskalender, Öffnungszeiten,
1297: Papst Bonifatius VIII. überlässt Sardi- 2006: Das Sardische wird offiziell neben Ita- Fahrpläne und anderes Nützliche mehr.
nien dem spanischen Königshaus Aragon als lienisch zweite Amtssprache Sardiniens.
Lehen. 2008: Die UNESCO nimmt den sardischen
1404: Das Judikat Arborea verliert als letztes Hirtengesang „canto a tenore“ in die Liste Notfall
der vier Judikate seine Unabhängigkeit. des immateriellen Kulturerbes der Welt auf.
1713: Sardinien fällt an Österreich, dann an 2009: Ugo Cappellacci gewinnt als Kandidat Rettungsdienst (Ambulanza) Tel. 118
das Herzogshaus Savoyen. Vittorio Almedo II. des Mitte-Rechts-Bündnisses die Regional- Polizei (Polizia) Tel. 113, Carabinieri Tel. 112
von Savoyen erklärt sich zum „König von Sar- wahlen und wird neuer Präsident Sardiniens. Forstpolizei (Guardia Forestale) Tel. 15 15
dinien“. 2013: Im November verwüstet die schlimmste Zollpolizei (Guardia Financia) Tel. 117
1820: König Carlo Felice verfügt den „Erlass Überschwemmungskatastrophe in der jünge- Feuerwehr (Vigili del Fuoco) Tel. 115
zur Einfriedung“ mit verheerenden Folgen. ren Geschichte Sardiniens Teile der Insel und Berg- und Höhlenrettung (Soccorso Alpino
1861: Sardinien wird Teil des ital. Einheits- fordert 16 Todesopfer. e Speleologico), Tel. 118 oder Funkzentrale
staates unter König Vittorio Emanuele II. 2014: Francesco Pigliaru von der sozialdemo­ Tel. 070 38 30 90
1921: Gründung der Sardischen Aktionspar- kratischen Partito Democratico wird neuer
tei Partito Sardo d’Azione (PSdA). Präsident. Die „Giganten vom Monte Prama“,
1922–1943: Unter Mussolini dient Sardinien ein archäologischer Sensationsfund (siehe Öffnungszeiten
als Verbannungsort für politische Gegner. Es S. 97), werden nach siebenjäh­riger Restaurie-
werden Staudämme gebaut, der Bergbau wird rung erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Banken Mo.–Fr. 8.30–13.00, 14.30–16.00 Uhr
intensiviert, man entwässert Sumpfgebiete und 2016: Erneute Neugliederung Sardiniens in nun Postämter 8.00/8.30–13.00, 16.00–18.30 Uhr
gründet Städte wie Carbonia und Arborea. vier Provinzen und eine Metropolitanstadt. Läden und Geschäfte 8.30/9.00–13.00, 16.00/
17.00–19.30/20.00 Uhr, in den touristischen
SERVICE
118 – 119

Orten in der Saison bis spät in die Nacht. In je- Trinkgeld Gehöft mit vielen Tieren im Mittelpunkt als das
dem größeren Ort haben am Samstag­m orgen Essen. Die Qualität ist durchgehend sehr hoch,
ein Supermarkt und eine Bäckerei geöffnet. In Hotels, Bars und Restaurants ist das Trink- da meist nur Produkte vom eigenen Hof ver-
Staatliche Museen sind generell Mo. geschl., geld meist im Preis enthalten, trotzdem schlägt wendet werden. Nirgendwo sonst kann man die
Tankstellen im Sommer in der Regel Mo. bis man üblicherweise in Bars und Cafés etwa traditionelle Küche besser kennenlernen als
Fr. von 7.30–12.30 und 15.30–19.30 geöffnet; 10 bis 15 % auf den Rechnungsbetrag auf, in hier, denn hier kochen Oma und Mama für die
im Winter 15.00–19.00 Uhr. Sa./So. haben nur Restaurants gibt man je nach Zufriedenheit mit persönlichen Gäste nach alten Hausrezepten.
wenige Stationen geöffnet. Fast alle Stationen dem Service 5 bis 10 %. Der Gepäckjunge er- Es werden fast immer (überaus opulente) Me-
sind mit Geldautomaten ausgerüstet, an denen hält in der Regel 1 bis 3 €, das Zimmermädchen nüs angeboten. Man schlemmt stundenlang.
man während der Schließzeiten mit Geldschei- wenigstens 5 € pro Woche. Im Taxi rundet man Auch Nicht-Hausgäste können im Agriturismo
nen oder Geldkarte tanken kann. den Betrag auf. In Restaurants lässt man das essen – nach Voranmeldung, da nur für eine
Trinkgeld diskret im Schälchen liegen. Es gilt bestimmte Personenzahl gekocht wird (www.
die Regel: ein Tisch, eine Rechnung. agriturismodisardegna.it, www.agriturismo.it).
Restaurants Bed & Breakfast gibt es praktisch in jedem
Ort. Hier wohnt man fast immer im Privathaus
Restauranttips finden Sie auf den jeweiligen Unterkunft des Gastgebers. Qualität und Ausstattung sind
Infoseiten. sehr unterschiedlich. Es werden jedoch immer
Tipps für die Unterkunft finden Sie auf den je- mehr sehr schöne und gut ausgestattete Zim-
weiligen Infoseiten. mer angeboten, die den Vergleich mit einem
Preiskategorien guten Hotel nicht zu scheuen brauchen. Ein
B&B-Gesamtverzeichnis existiert leider nicht.
Preiskategorien Einzelne Verzeichnisse sind bei den Tourist-
€ € € € Menü über 80 € Informationen vor Ort erhältlich. Fündig wird
€ € € Menü bis 80 € man auch unter www.sardegnabb.eu und www.
€ €  Menü bis 50 € € € € € Doppelzimmer über 200 € bed-breakfast-sardegna.com.
€ Menü 10 – 20 € € € € Doppelzimmer 150 – 200 € Camping: Auf Sardinien gibt es rund 100 meist
€ €  Doppelzimmer 100 – 150 € gut ausgestattete Campingplätze (www.camping
€ Doppelzimmer 50 – 100 € sardinien.de). Viele bieten auch Unterkunft in
Bungalows an. Im Inselinneren findet man nur
Telefon/Internet sehr wenige, einfach ausgestattete Camping-
Agriturismo wird auf der ganzen Insel ange- plätze. Die meisten Plätze haben nur von Mai/
Beim Telefonieren im Festnetz muss auf boten. Meist liegen die Adressen abseits in Juni bis Sept/Okt. geöffnet. Ein Campingplatz-
Sardinien immer die Null der Vorwahl mitge- einsamer, oft überaus idyllischer Alleinlage und verzeichnis mit detaillierten Angaben zu den
wählt werden, auch bei innerörtlichen Gesprä- sind vielfach nur über unbefestigte Wege zu Plätzen findet man auf der Seite des Sardischen
chen und Gesprächen aus dem Ausland. erreichen. Ein sardischer Agriturismo (siehe Campingplatzverbandes FAITA Sardegna, (www.
Vorwahlen: Deutschland 0049, Ös­t erreich auch „Unsere Favoriten“, S. 110/111) ist nicht faitasardegna.it), bei dem auch kostenlos eine
0043, Schweiz 0041, Italien 0039. zu verwechseln mit dem, was man in Deutsch- jährlich aktualisierte Campingkarte erhältlich ist.
Mobiltelefon: Sardinien ist wie ganz Italien land unter „Urlaub auf dem Bauernhof“ versteht. Hotels: Je nach Saison schwanken die Zimmer­
ein absolutes Handyland. Ein „cellulare“ hat je- Im Agriturismo steht weniger das romantische preise sehr stark. In der „Altissima Stagione“,
der (mindestens eins, oft zwei oder drei). Viele
besitzen gar keinen Festnetzanschluss mehr.
Telefonzellen sind selten geworden, sie funk-
tionieren nur noch mit einer Telefonkarte
(carta telefonica), die man an Kiosken, Tank-
stellen, Tabakläden, Bars und vielen anderen
Stellen erhält. Wieder aufladbare Telefonkarten
nennt man „Carta Telefonica ricaricabile.“
Mobilfunk: Das eigene Mobiltelefon kann
man problemlos benutzen. Die Netzabdeckung
ist sehr gut. Dabei sind jedoch die jeweiligen
Roamingaufschläge (etwa beim Überschreiten
der festgelegten Fair-Use-Grenze) zu beachten,
die von den Anbietern auch nach Abschaffung
der Roaminggebühren in der EU ab Juni 2017
noch erhoben werden dürfen. Wer viel telefo-
niert und ein SIMlock-freies oder altes Handy
besitzt, kauft sich am besten eine nationale
SIM-Card. Diese ist gegen Vorlage des Perso-
nalausweises in allen Mobilfunk-Geschäften
erhältlich und wird normalerweise innerhalb
von 24 Std freigeschaltet. Die großen Mobil-
funkanbieter neben der Telecom Italia sind
Vodafone, TIM und Orange. Alle Anbieter offe-
rieren sehr günstige, entweder zeitlich oder im
Datenvolumen limitierte Flatrate-Angebote für
Mobilfunk und Internet.
Tipp: Beim Kauf einer italienischen SIM-Card Im Hafen von La Maddalena, dem Hauptort
lassen Sie sich diese am besten direkt im Ge- der gleichnamigen, vor der sardischen Nord­
schäft installieren und freischalten. ostküste gelegenen Insel.
SERVICE

Info
also der Hochsaison im August, liegen sie häu- bloßem Oberkörper in unmittelbarer Nähe ei-
fig um das Doppelte oder sogar Dreifache höher ner sardischen Großfamilie zu sonnen, sollte Wetterdaten
als in der Vor- und Nachsaison. Der aktuelle das Taktgefühl verbieten.
Preis sollte unbedingt vor der Buchung erfragt Beim Besuch sakraler Stätten wie Kirchen,
werden. Immer mehr Hotels gehen dazu über, Klöster etc. sollten Schultern und Schenkel Cagliari
gar keine festen Zimmerpreise mehr anzubie- stets bedeckt sein. Auch in den Bergdörfern TAGES- TAGES- WASSER- TAGE MIT SONNEN-
ten, sondern diese jeweils nach Angebot und sollte frau sich nicht allzu freizügig kleiden. TEMP.
MAX.
TEMP.
MIN.
TEMP. NIEDER- STUNDEN
SCHLAG PRO TAG
Nachfrage kurzfristig festzulegen. Dabei ist zu Wer hier zu tief blicken lässt, muss mit unzwei- Januar 12° 6° 12° 8 4
beachten, dass eine „Camera Doppia“ ein Dop- deutigen Männerblicken rechnen.
pelzimmer mit zwei getrennten Betten meint. Beim Wandern müssen Sie alle Gatter und Februar 14° 6° 13° 8 5
Wer ein Doppelbett/Französisches Bett wünscht, Tore, die Sie öffnen, unbedingt hinter sich wie-
muss nach einer „Camera Matrimonio“ fragen. der schließen. Anderenfalls laufen den Bauern März 16° 7° 14° 7 6
Das Frühstück ist zwar meist, aber nicht immer nämlich die Tiere weg. Quellbecken und Brun-
im Preis inbegriffen. nen sind lebenswichtige Trinkwasserstellen für April 18° 9° 15° 6 7
Jugendherbergen (Ostello di Gioventù) findet Mensch und Tier. Es dürfen auf keinen Fall
man in San Priamo, Cagliari, Alghero und Cas- Verunreinigungen wie Seifenlauge o. ä. ein­ Mai 22° 13° 17° 4 9
telsardo, Infos dazu unter www.aighostels.it. gebracht werden.
Beim Restaurantbesuch legt man in Sardinien Juni 26° 16° 20° 2 10
wie in ganz Italien noch Wert auf eine entspre-
Verhaltensregeln chende Kleidung. Im Badedress solten Sie also Juli 29° 19° 23° 1 11
höchstens eine Strandbar aufsuchen und für
Offenes Feuer ist auf Sardinien wegen der Restaurants ebenso wie für Besuche von Thea- August 29° 19° 24° 1 10
hohen Brandgefahr in den Monaten April bis ter, Oper oder Konzerten die entsprechende
Oktober strikt verboten! Zuwiderhandlungen Garderobe mit im Reisegepäck haben. September 27° 17° 23° 4 8
werden mit sehr hohen Geldbußen bedroht.
Nacktbaden ist in Italien verboten. Oben Oktober 23° 14° 21° 6 6
ohne hat sich zwar durch die Italienerinnen Zeit
vom Festland zwischenzeitlich auch auf Sardi- November 18° 10° 18° 8 5
nien etabliert, aber nur in der Saison. Grund- Auf Sardinien gilt wie im gesamten übrigen Ita-
sätzlich sind hierbei Rücksichtnahme und Takt- lien auch die Mitteleuropäische Zeit (MEZ). April Dezember 15° 7° 15° 8 4
gefühl die besten Ratgeber. Sich als Frau mit bis Sept ist Sommerzeit (MEZ + 1 Std).

Die Cala Coticcio auf der zum Maddalena-


Archipel gehörenden Isola Caprera wird vor
Ort „Cala Tahiti“ genannt.
SERVICE
120 – 121

Register
Fette Ziffern verweisen auf Grotta di Nettuno 59, 62, 68 Punta La Marmora 77, 83, 117 Stintino 59, 68
Abbildungen Grotta di San Giovanni 98 Punta Molentis 102, 103 Supramonte-Massiv 8/9, 43, 47, 48,
Grotta di Su Marmuri 49 Punta Sardegna 40 72, 110
A
Aggius 29, 33, 40, 41, 111 I S T
Alghero 14/15, 20, 21, 36, 49, Iglesias 20, 89, 90, 98, 99 Sadali 47, 49, 55 Tempio di Antas 89, 98
56/57, 59, 60, 61, 67, 68, 69, Ingurtosu 50, 89 Sagra di Sant’Efisio 12/13, 92, 93, Tempio Pausania 31, 39, 40
116, 118, 120 Isola Asinara 68 114, 117 Teulada 114
Altopiano Su Golgo 54, 92 Isola Caprera 40, 120 San Giovanni di Sinis 84/85, 86, 97 Tharros 86, 87, 89, 97
Arbatax 42/43, 49, 50, 54, 55 113 Isola di San Pietro 107, 109, 115, 116 San Leonardo de Siete Fuentes 69 Tonara 76, 82, 83
Arbus 50, 89, 98 Isola Rossa 18/19 San Salvatore 97 Torre Spagnola 18/19, 84/85, 97
Aritzo 73, 76, 77, 83, 111 Isola Sant’Antioco 114 Sant’Antioco 89, 100/101, 109, 115 Tortoli 54
Arzachena 28, 30, 31, 36, 39, 40, Santa Maria Navarrese 50, 54 Trenino Verde 49, 54
111, 118 L Santa Teresa di Gallura 10/11,
La Maddalena 27, 29, 31, 40, 51, 119 18/19, 31, 32, 51 U
B San Teodoro 20, 27, 29, 41 Ulassai 48, 49, 55
Barumini 98, 99 M Santuario Nuragico Sant Vittorio 99
Baunei 47, 48, 50, 54, 92 Mamoiada 82, 94 Santuario Santa Cristina 69 V
Berchidda 39, 40 Maracalagonis 115 Santu Lussurgiu 63, 69, 94 Villaperuccio 114
Bosa 21, 49, 57, 59, 61, 62, 63, 67, Marina di Torre Grande 98 Sarrabus-Gebirge 65, 113 Villasimius 51, 102, 103, 105, 113
68, 69, 94 Masua 90, 91, 98 Sassari 49, 57, 58, 59, 67, 68, 79,
Budoni 21, 27, 41 Monte d’Accoddi 68 92, 94, 95, 116, 117, 118
Buggeru 90, 91, 98 Monte Ferru 57, 63, 69 Seneghe 68
Burgos 70/71, 82 Monte Limbara 31, 40, 41 Sinis-Halbinsel 84/85, 86, 97
Monte Ortobene 72, 81, 92, 110
C Monte Tuttavista 53
Cabras 87, 97 Montevecchio 98 Impressum
Cagliari 97, 98, 103, 104, 105, 106, Muravera 103
107, 108, 109, 113, 114, 115, 116, 2. Auflage 2017
© DuMont Reiseverlag, Ostfildern
117, 118 N
Cala Gonone 8/9, 47, 50, 54 Nebida 20, 88, 91, 98 Verlag: DuMont Reiseverlag, Postfach 3151, 73751 Ostfildern, Tel. 0711/45 02-0,
Campidano 36, 87, 98, 115 Nekropole Montessu 114 Fax 0711/4502-135, www.dumontreise.de
Capo Bellavista 42/43 Nora 107, 114 Geschäftsführer: Dr. Thomas Brinkmann, Dr. Stephanie Mair-Huydts
Programmleitung: Birgit Borowski
Capo Caccia 20, 59, 61, 62/63, 68 Nuoro 70/71, 72, 73, 75, 79, 81, 92,
Redaktion: Robert Fischer (www.vrb-muenchen.de)
Capo d’Orso 32, 40 110, 117, 118 Text: Peter Höh
Capo Testa 10/11, 32, 40, Nuraghe Losa 61 Exklusiv-Fotografie: Christina Anzenberger-Fink & Toni Anzenberger
Carloforte 109, 115 Nuraghenkultur/Nuraghier 31, 40, Titelbild: Andreas Strauß/Lookphotos (Steilküste am Golfo di Orosei)
Castelsardo 51, 58, 59, 67, 92, 120 47, 54, 67, 77, 89, 97, 98, 99, 118 Zusätzliches Bildmaterial: S. 21 l.o. mauritius images/Minkimo/Alamy,
21 u. Peter Höh, 51 o.l. Christina & Toni Anzenberger-Fink, 51 o.r. Christina & Toni
Cavalcata Sarda 94, 95 Nuraghierfestung Su Nuraxi 99 Anzenberger-Fink, 81 o. Christina & Toni Anzenberger-Fink, 81 u.l. Christina &
Costa del Sud 107, 108, 113, 114 Toni Anzenberger-Fink, 110 mauritius images/adam eastland/Alam, 111 o.r.
Costa Rei 103, 113 O Christina & Toni Anzenberger-Fink, 111 u.r. Christina & Toni Anzenberger-Fink
Costa Smeralda 16/17, 23, 24, 25, Ogliastra 43, 47, 48, 49, 54, 55 Vektorgrafiken: istock (S. 20, 21, 110 r.), iStockphoto (S. 5 + 41, 50, 110 l.)
Grafische Konzeption, Art Direktion, Layout: fpm factor product münchen
26, 26/27, 27, 28, 31, 33, 39, 41, Olbia 25, 27, 39, 45, 116, 118
Cover Gestaltung: Neue Gestaltung, Berlin
51, 116, 118 Oliena 36, 65, 73, 77, 79, 81, 82, Kartografie: © MAIRDUMONT GmbH & Co. KG, Ostfildern
Costa Verde 50, 89, 91, 97, 98, 99 92, 118 Kartografie Lawall (Karten für „Unsere Favoriten“)
Orani 81, 92 DuMont Bildarchiv: Marco-Polo-Straße 1, 73760 Ostfildern, Tel. 0711/4502-266,
Fax 0711/4502-1006, bildarchiv@mairdumont.com
D Orgosolo 73, 74, 75, 79, 82, 94
Dorgali 8, 43, 45, 46, 47, 53, 54, 77, Oristano 41, 79, 86, 87, 89, 91, 94, Für die Richtigkeit der in diesem DuMont Bildatlas angegebenen Daten –
81, 83, 110 97, 98, 115, 117 Adressen, Öffnungszeiten, Telefonnummern usw. – kann der Verlag keine Garantie
Orosei 44, 45, 53 übernehmen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger Genehmigung
des Verlages. Erscheinungsweise: monatlich.
F
Fluminimaggiore 98 P Anzeigenvermarktung: MAIRDUMONT MEDIA, Tel. 0711 450 20,
Fonni 75, 78, 82, 117 Palau 29, 31, 32, 39, 40, 49, 51, 118 Fax 0711 45 02 10 12, media@mairdumont.com, http://media.mairdumont.com
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G Ambientale della Sardegna 91
Vertrieb Abonnement: Leserservice DuMont Bildatlas, Zenit
Galtelli 53 Parco Nazionale del Gennargentu e Pressevertrieb GmbH, Postfach 810640, 70523 Stuttgart,
Gavoi 82 del Gofo di Orosei 46, 47, 55, 75, Tel. 0711 7252-265, Fax 0711 7252-333,
Giara di Serri 99 77, 81 dumontreise@zenit-presse.de
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Gigantengräber 31, 40 Parco Oasi di Biderosa 53
GmbH & Co. KG, Marco-Polo-Straße 1, 73760 Ostfildern,
Golfo di Orosei 8/9, 43, 45, 50, 47, Paulilatino 69 Tel. 0711 45 02 0, Fax 0711 45 02 340
54, 55, Porto Cervo 16/17, 23, 24, 25, 26, Reproduktionen: PPP Pre Print Partner GmbH & Co. KG, Köln
Grotta del Bue Marino 54 27, 39, 116 Druck und buchbinderische Verarbeitung:
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Grotta di Is Janas 55 Porto Torres 59, 68, 116, 118
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Grotta di Ispinigoli 54 Pula 105, 114
Lieferbare Ausgaben
DEUTSCHLAND 014 Rom
119 Allgäu 165 Sardinien
092 Altmühltal 003 Sizilien
105 Bayerischer Wald 140 Südtirol
180 Berlin 039 Toskana
162 Bodensee 091 Venedig, Venetien
175 Chiemgau, Berchtesg. Land
013 Dresden, Sächs. Schweiz GRIECHENLAND/
152 Eifel, Aachen ZYPERN/TüRKEI
157 Elbe und Weser, Bremen 034 Istanbul
125 Erzgebirge, Vogtland 016 Kreta
168 Franken 176 Türkische Südküste, Antalya
020 Frankfurt, Rhein-Main 148 Zypern
112 Freiburg, Basel, Colmar
028 Hamburg MITTEL- UND OSTEUROPA
026 Hannover zw. Harz u. Heide 104 Baltikum
042 Harz 094 Danzig, Ostsee, Masuren
062 Hunsrück, Naheland, 169 Krakau, Breslau,
Rheinhessen Polen Süden
Eine von Berlins Vorzeige­
023 Leipzig, Halle, Magdeburg 044 Prag
ansichten, der Blick auf 085 St. Petersburg
131 Lüneburger Heide, Wendland
Bode­Museum und Fernsehturm 133 Mecklenburgische Seen 145 Tschechien
im Hintergrund. 038 Mecklenburg-Vorpommern
033 Mosel ÖSTERREICH/SCHWEIZ
Nicht nur wegen der tollen 114 München 129 Kärnten
047 Münsterland 004 Salzburger Land
Lage am Meer und des impo­
015 Nordseeküste 139 Schweiz
santen Opernhauses: Sydney 144 Tirol
Schleswig-Holstein
ist eine der schönsten Städte
Berlin 006 Oberbayern 147 Wien
0 [CH]
13,5

der Welt. 161 Odenwald, Heidelberg


[A] CHF

SPANIEN/PORTUGAL
10,95
s Nr. 180

035 Osnabrücker Land, Emsland


Berlin
[D+I] €
Berlin

043 Algarve
Bildatla

002 Ostfriesland, Oldenb. Land


€ 9,95

164 Ostseeküste 093 Andalusien


Mecklenburg-Vorpommern 150 Barcelona
154 Ostseeküste 025 Gran Canaria, Fuerteventura,
Lanzarote
lien Schleswig-Holstein
Austraydney 172 Kanarische Inseln
0 [CH]

136 Pfalz
ten
13,5

·S 124 Madeira
5 [A] CHF
lien Os

Osten 040 Rhein zw. Köln und Mainz


ten

174 Mallorca
10,9
en Os

s Nr. 183

185 Rhön
[D+I] €
stra
Australi

007 Spanien Norden, Jakobsweg


Auatla
€ 9,95

116 Rügen, Usedom, Hiddensee


Bild

137 Ruhrgebiet 118 Teneriffa, La Palma,


149 Saarland La Gomera , El Hierro
180

182 Sachsen
SKANDINAVIEN/NORDEUROPA
081 Sachsen-Anhalt
166 Dänemark
117 Sauerland, Siegerland
153 Hurtigruten
159 Schwarzwald Norden
029 Island
045 Schwarzwald Süden
099 Norwegen Norden
018 Spreewald, Lausitz
178 Norwegen Süden
008 Stuttgart, Schwäbische Alb
151 Schweden Süden, Stockholm
141 Sylt, Amrum, Föhr
183

142 Teutoburger Wald


LÄNDERüBERGREIFENDE
170 Thüringen
BÄNDE
037 Weserbergland
Berlin 173 Wiesbaden, Rheingau
123 Donau – Von der Quelle
bis zur Mündung
112 Freiburg, Basel, Colmar
BENELUX
Große Kunst
Australien Erwartet Sie in den Berliner
156 Amsterdam
011 Flandern, Brüssel
AUSSEREUROPÄISCHE ZIELE

Osten ∙ Sydney Museen, nicht nur in jenen 179 Niederlande


010 Ägypten
183 Australien Osten, Sydney
fünf, die auf der Museumsinsel FRANKREICH
109 Australien Süden, Westen
Faszination Down Under liegen und von der UNESCO 177 Bretagne
024 Dubai, Abu Dhabi, VAE
An der Ostküste zeigt sich Aust- 160 Florida
zum Welterbe gekürt wurden. 021 Côte d’Azur
036 Indien
ralien in seiner ganzen Vielfalt: 032 Elsass
027 Israel
die Skala reicht vom tropischen 009 Frankreich Süden
Die Hauptstadt anders erleben 111 Kalifornien
Languedoc-Roussillon
Norden, über einsame Sand- Wie wäre es mit einer Rikscha- 019 Korsika
031 Kanada Osten
strände bis zu den Weiten des 064 Kanada Westen
Tour durch das historische 071 Normandie
171 Kuba
Outback – ja, und dann ist da noch Berlin, mit einer Rundfahrt 001 Paris
022 Namibia
die Millionenmetropole Sydney. 115 Provence
im Trabi oder mit einer Füh- 068 Neuseeland
041 New York
rung durch die Unterwelt? GROSSBRITANNIEN/IRLAND
Kleine Inselparadiese 063 Irland 184 Sri Lanka
048 Südafrika
Rund 700 Eilande ragen aus Das hippe Berlin
130 London
012 Thailand
138 Schottland
dem Great Barrier Reef auf, nur Prenzlauer Berg, Kreuzberg, 046 Vietnam
030 Südengland
zwei Dutzend sind touristisch Friedrichshain und Neukölln,
erschlossen, und die zehn schöns- hier trifft sich heute die Szene! ITALIEN/MALTA/KROATIEN
ten Inselresorts stellen wir vor. 181 Apulien, Kalabrien
Wir verraten Ihnen, welche Clubs 017 Gardasee, Trentino
und Bars gerade angesagt sind. 110 Golf von Neapel, Kampanien
Wanderglück ist garantiert 163 Istrien, Kvarner Bucht
Die beste Art sich dem Uluru, 128 Italien, Norden
dem Ayers Rock, zu nähern, 005 Kroatische Adriaküste
167 Malta
ist zu Fuß, folgen Sie unse- 155 Oberitalienische Seen
ren Wandervorschlägen! www.dumontreise.de 158 Piemont, Turin
PREMIUM TRAVEL CLUB

DIE
REISE
BEGINNT
IN DIR.
Nicht irgendein Katalog – nur Sie
wissen, was Sie in Ihrem Urlaub
wirklich wollen. Wenn Sie uns Ihre
Gedanken verraten, kreieren wir
daraus drei konkrete Vorschläge für
Ihre ganz individuelle Reise. Egal, ob
Sie Wüstenelefanten in der Namib
aufspüren oder mit einer Yacht um
Moyo Island segeln möchten – wir
kümmern uns darum, dass Ihr Urlaub
so wie kein anderer wird: Einzigartig.

F I N E WAY. D E

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