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Einführung in die Monitorkalibrierung und -profilierung

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Qualitätsbewusste Fotografen und Bildbearbeiter möchten ihren Monitor "kalibrieren" in der Hoffnung,
damit korrekte Farben angezeigt zu bekommen. Im Idealfall soll ein gedrucktes Papierbild genau so
aussehen wie die Vorschau auf dem Monitor. Es gibt Farbmessgeräte zu kaufen, deren Anwendung auf
den ersten Blick ganz einfach aussieht: Anschließen, Software installieren, automatische Messung
ablaufen lassen und von da an die perfekt eingestellten Farben genießen.

Doch leider haut das nicht so einfach hin.

Die Monitorkalibrierung ist nur ein kleiner Baustein in einem Farbmanagement-Workflow. Der Weg zu
korrekter Farbdarstellung ist leider ein wenig komplizierter, als die Hersteller der Messgeräte es
bewerben.

Also Kommando zurück, aufs Messgerät verzichten und den Monitor wieder "nach Augenmaß
einstellen"? Bitte nicht!

Farbmanagement braucht Zeit zur Einarbeitung, aber es lohnt sich.

Hier kommt ganz knapp die Wirkungsweise des heute gebräuchlichen ICC-Farbmanagements: Es
werden die farblichen Eigenheiten eines Gerätes gemessen und als sogenanntes Farbprofil (auch ICC-
Profil genannt) gespeichert. Damit Farbmanagement funktioniert, braucht man für jedes beteiligte Gerät
und für jede Bilddatei ein Profil, das ihre farblichen Eigenheiten beschreibt. Dadurch wird es möglich, die
Farbwerte umzurechnen und so dieselben Farben auch auf anderen Geräten zu reproduzieren. Die
Gesamtmenge der Farben, die ein Profil umschreibt, nennt man Farbraum.

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Klingt zu abstrakt? Also ein kleines Beispiel: Ein Bild enthält einen Pixel der RGB-Farbe 200/230/200.
Das ist irgendwie ein helles Grün, aber es weiß zunächst niemand, welche exakte Farbe aus der
Wirklichkeit mit diesem Wert 200/230/200 gemeint ist. Diese Zuordnung hat man erst, wenn die Datei ein
Farbprofil enthält (z. B. das sRGB-Profil). Im Profil ist physikalisch genau definiert, welche Farbe das ist.
Ohne Profil bliebe weitgehend offen, wie die Farbe auszusehen hat.

Wenn man genau dasselbe helle Grün nun auf einem Monitor darstellen will, muss man auch noch
wissen, welchen Zahlenwert diese Farbe auf dem Monitor hat. Da der Monitor nicht über genau
denselben Farbraum verfügt wie das Bild, ist es dort ein etwas anderer Wert - und der lässt sich aus dem
Monitorprofil lesen. Nehmen wir an, die Farbe 200/230/200 aus der Bilddatei hat an unserem Monitor den
Wert 194/236/198. Dann muss die Software die Farbwerte 194/236/198 an den Monitor schicken - und
dadurch wird exakt die Farbe angezeigt, die im Bild den Wert 200/230/200 hatte. So eine Umrechnung
findet für jeden einzelnen Pixel statt. (Zum Glück rechnen moderne Computer ziemlich flott.) Dies ist -
kurz gesagt - das Funktionsprinzip von ICC-Farbmanagement.

Farbmanagement braucht zu jeder Zeit mindestens zwei Profile: ein Quellprofil und ein Zielprofil. So kann
das Farbmanagement-System die Farben der Quelldatei oder des Quellgerätes für die Zieldatei oder das
Zielgerät umrechnen.

Fotos (Bilddateien) werden üblicherweise in einem genormten Arbeitsfarbraum angelegt, der ihre Farben
definiert. Die bekanntesten Arbeitsfarbräume heißen sRGB, AdobeRGB und ProPhotoRGB.

Die Farbräume von Geräten (insbesondere Monitore und Drucker) haben keine so bekannten Namen.
Sie müssen individuell gemessen werden; diesen Vorgang nennt man Profilierung.

Hat man ein Profil, dann kennt man auch die Größe des Farbraums: Ein großer Farbraum kann stärker
gesättigte Farben enthalten als ein kleiner Farbraum. Daher kann man die Farben aus einem kleinen
Farbraum vollständig in einen großen Farbraum überführen, aber nicht immer umgekehrt. (Für
Schwarzweiß-Fotos spielt die Größe des Farbraums keine Rolle.)

Hier eine erste, grobe Orientierung: Der AdobeRGB-Farbraum ist größer als der sRGB-Farbraum, und
der ist seinerseits größer als die gängigen Drucker-Farbräume. Der Farbraum eines Monitors kann
kleiner als sRGB sein (z. B. stromsparende Notebook-Displays), ungefähr sRGB entsprechen (z. B.
gängige LCD-Flachbildschirme) oder sogar größer als AdobeRGB (z. B. gute EBV-Monitore).

In Wirklichkeit ist die Sache dann noch etwas komplizierter, weil neben der Größe auch die Form des
Farbraums eine Rolle spielen kann, aber diese Details erspare ich Ihnen an dieser Stelle.

Bleibt eine wichtige Frage offen: Wenn die Profilierung so entscheidend ist, warum spricht man dann von
Kalibrierung? Was ist der Unterschied? Das klären wir erst im übernächsten Artikel. Zuerst noch ein paar
Überlegungen zu den Monitorfarben...

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