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Leidenschaft

fürs Leben.

Grundlagen im Klimaschutz
Motivationen und Ziele im Klimaschutz
SRH Fernhochschule – The Mobile University
Gliederung

01 Kernprobleme der nachhaltigen


Entwicklung

02 Die Diskussion um Nachhaltigkeit und


Klimaschutz

03 Internationale und nationale


Klimaschutzziele

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Kernprobleme der nachhaltigen
Entwicklung

01
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„Nachhaltigkeit“ in aller Munde -
schon seit langem

„Statt Wachstum in den „Nachhaltigkeit bedeutet: Es gibt


Vordergrund zu stellen, soll kein weiter so. Wir brauchen für
nachhaltige Entwicklung und der ein gutes Leben nicht immer mehr
Blick auf die Lebenssituation der Ressourcen und Energie.“
Menschen im Vordergrund Angela Merkel, Bundeskanzlerin, 2007
politischer Entscheidungen
stehen.“ „Überall gilt: Es muss endlich
Margot Käßmann, Ratsvorsitzende der nachhaltig gehaushaltet und
Evangelischen Kirche in Deutschland, 2012
gewirtschaftet werden! Das ist der
beste Weg.“
Christian Wulf, Bundespräsident, 2011
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„Nachhaltigkeit“ in aller Munde –
UND insbesondere heute

„The shift in development Die Präsidentin der Europäischen


pathways to generate the Kommission, Ursula von der
transformation required to meet Leyen, erhält den Deutschen
the Sustainable Development Nachhaltigkeitspreis 2021 für
Goals by 2030 is not yet ihren Einsatz für den „European
advancing at the speed or scale Green Deal“.
required. “ Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis,
António Guterres, Generalsekretär der 2020
Vereinten Nationen, 2019

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Einführung

Was ist Nachhaltigkeit?


Nachhaltigkeit „bezeichnet, was standhält, was tragfähig ist, was
auf Dauer angelegt ist, was resilient ist, und das heißt: gegen den
ökologischen, ökonomischen und sozialen Zusammenbruch
gefeit.“
Nachhaltigkeit entspricht somit dem „menschlichen
Grundbedürfnis nach Sicherheit.“
(Journalist Ulrich Gröber)

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Globaler Wandel

Der Begriff des „globalen Wandels“ wird vielfach genutzt, um


fundamentale Veränderungen und deren Prozesse in der Welt
zu umschreiben
— Veränderungen der Umweltbedingungen (z.B. globale Erwärmung,
Ausbreitung der Wüsten, Verlust an Biodiversität)
— Veränderungen bei bei sozialen und demografischen Parametern (z.B.
Bevölkerungswachstum, Überalterung, Migration, ungleiche
Einkommensverteilung)
— Die fortschreitende Globalisierung der Wirtschaft, mit den damit
verbundenen Chancen und Risiken

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Globaler Wandel

Im Zentrum der Diskussion um eine nachhaltige Entwicklung


stehen oft die globalen Umweltveränderungen – Indikatoren:
— ökologischer Fußabdruck: vergleicht Verbrauch an natürlichen
Ressourcen in einem Land mit der verfügbaren Produktivitätsrate der
Biosphäre („ökologische Tragfähigkeit einer Bevölkerung“)
— Globaler Durchschnitt: das 1,6 fache an Ressourcen pro Jahr
— Deutschland: das dreifache an Ressourcen pro Jahr

— ökologischer Rucksack: Menge an natürlichen Ressourcen, die bei


Herstellung, Gebrauch und Entsorgung eines Gutes über dessen
gesamten Lebenszyklus eingesetzt werden (z.B. Jeans – Faktor 60,
Handy – Faktor 100)

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Earth Overshoot Day

— Earth Overshoot Day markiert jedes Jahr den


Tag, an dem die Menschheit das volle biologische
Ressourcenbudget des Jahres konsumiert hat

— Menschheit verbraucht derzeit 60% pro Jahr


mehr als das, was unser Planet erneuern kann
oder so viel, als ob wir auf 1,7 Erden leben
würden

Quelle: https://www.overshootday.org/newsroom/press-release-germany-overshoot
-day-2021-de/

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Herausforderungen des Globalen Wandels

Ökologisch Sozial Ökonomisch


(Umwelt) (Gesellschaft) (Wirtschaft)

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Belastung der Umwelt

Die Ursachen des globalen Wandels sieht der „Wissenschaftliche


Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen“ in 16
unterschiedlichen Umweltdegradationsmustern – mit 3 Gruppen von
Syndromen:
— eine Übernutzung der in der Natur vorhandenen Ressourcen (z.B.
landwirtschaftliche Übernutzung, Abbau nicht erneuerbarer Ressourcen)
— die durch die menschliche Entwicklung verursachten Umweltprobleme (z.B.
Urbanisierung, Umweltkatastrophen)
— eine falsche Entsorgung von Abfällen (z.B. Deponien, Kontamination)

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Ökologische Herausforderungen

Erderwärmung:
+ 0,85 °C seit Beginn der
Industrialisierung im 19.
Jahrhundert
Als Hauptursache der
Erderwärmung gilt die
steigende
CO2-Konzentration in der
Atmosphäre:
+250% von 1960 - 2010

Quelle:
https://www.ncdc.noaa.gov/sotc/
global/202013

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Folgen der Erderwärmung

— Zunahme von wetterbedingten Naturkatastrophen, zum Beispiel Stürme, Fluten, Hitzewellen,


Dürren und Waldbrände
— Steigende Knappheit von Trinkwasser in den wärmsten Regionen
— Ausbreitung von Wüsten, Verlust von landwirtschaftlichen und Waldflächen
— Fallende landwirtschaftliche Erträge
— Abschmelzen der polaren Eiskappen und Gletscher, dadurch Anstieg der Meerspielgel mit
Verlust von Lebensraum in Küstengebieten und auf Inseln
— Verbreitung von Tropenkrankheiten durch ein Ausdehnen der Gebiete für Krankheitsüberträger
— Zunehmender Verlust an Vielfalt von Pflanzen- und Tierarten

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Pariser Klima-
abkommen (2015)

• Ziel: Den globalen


Temperaturanstieg in diesem
Jahrhundert „deutlich unter
2 °C über dem vorindustriellen
Niveau“ halten, denn ein
Temperaturanstieg über 2 °C
könnte Folgen katastrophalen
Ausmaßes haben (climate
mitigation).
• Und: Länder stärken, mit den
Auswirkungen des
Klimawandels umzugehen
(climate adaptation).

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Verlust an fruchtbaren Böden - Folgen

— Migration: Bis 2045 werden 135 Millionen Menschen allein


durch eine fortschreitende Wüstenbildung ihre Heimat
verlassen müssen.
— Dürren und Wassermangel: Bis 2025 werden 1,8 Milliarden
Menschen unter absoluter Wasserknappheit leiden.
— CO2-Emissionen: Durch die Wiederherstellung der Böden
degradierter Ökosysteme könnten jährlich bis zu 3
Milliarden Tonnen Kohlenstoff gespeichert werden, die
sonst in der Atmosphäre verbleiben und den
Treibhauseffekt verstärken.

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Rückgang biologischer Vielfalt

— 85% der globalen Feuchtgebiete bereits zerstört


— 23% der globalen Landfläche ökologisch geschädigt
— 9% aller Nutztierrassen sind ausgestorben
— Rund die Hälfte aller Korallenriffe ist verschwunden
— Verlust von Bestäuberinsekten bedroht eine Nahrungsmittelproduktion im Wert von Hunderten
Milliarden USD pro Jahr
— Durch Zerstörung von Küstengebieten wie Mangrovenwäldern ist die Lebensgrundlage von bis zu
300 Millionen Menschen gefährdet

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Ökologische Great Green Wall Initiative
Herausforderungen

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Global Crop Diversity Trust:
Svalbard Global Seed Vault

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Herausforderungen des Globalen Wandels

Ökologisch Sozial Ökonomisch


(Umwelt) (Gesellschaft) (Wirtschaft)

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Bevölkerungs-
wachstum

Im Jahr 1950 lag die


Bevölkerungszahl noch bei 2,5
Mrd Menschen und 1975 bei 4
Mrd

Somit würde sich die Zahl der


Menschen auf der Erde in den
150 Jahren von 1950 bis 2100
mehr als vervierfachen
Quelle: https://theconversation.com/how-many-humans-tomorrow-the-united-nations-revises-its-
projections-118938
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Urbanisierung

Quelle: https://www.researchgate.net/figure/Abb-1-
Urbanisierung-im-globalen-Mastab_fig1_309429444

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Überalterung der Weltbevölkerung

— Bis 2050 wird einer von 6 Menschen auf der Welt über 65 Jahre alt sein (2019: einer von 11) à dadurch:
— Weiter wachsender Druck auf soziale Sicherungssysteme

— starkes Fallen der „potenziellen Unterstützungsquote“ (Personen erwerbsfähiges Alter vs. > 65 Jahre)

— Folgen:

— Altersarmut
— hohe staatliche Ausgaben

— fehlende Arbeitskräfte

— Sinken der Wirtschaftsleistung

— unzureichende Pflege von alten Menschen

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Überalterung

Quelle:
https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/bevoelkeru
ng-viele-laender-auf-alterung-kaum-vorbereitet-a-
925572.html#fotostrecke-a9a9e08b-0001-0002-0000-
000000102116

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Zunehmende Migration

— Ende 20181) waren 70 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht, davon
— 41 Millionen Binnenvertriebene
— 26 Millionen Flüchtlinge
— 3,5 Millionen Asylsuchende
— Chancen der Migration: Ausgleich des Bevölkerungsrückgangs, der sich durch einen Rückgang
der nationalen Geburtenrate ergibt
— Risiken der Migration: hoher Zuwanderungsdruck, der zu sozialen, wirtschaftlichen und
politischen Herausforderungen in Empfängerländern der Migration führt

1) Quelle: UNHCR

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Mangelernährung und Hunger

— Im Jahr 2019 haben geschätzte 820 Millionen Menschen keinen Zugang zu


einer ausreichenden Ernährung und sind chronisch unterernährt = entspricht
etwa 11% der Weltbevölkerung
— In Afrika ist der Anteil fast doppelt so hoch
— Ursachen:
— Verlust von landwirtschaftlichen Böden in Afrika durch Klimawandel
— Handelspraktiken wie landwirtschaftliche Exportsubventionen in Ländern
hohen Einkommens, die eine lokale Produktion in Entwicklungsländern
unwirtschaftlich werden lassen

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Mangelernährung
und Hunger

Quelle:
http://www.fao.org/3/ca9692en/online/ca9692en.html#
chapter-1_1

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Gesundheit und Gesundheitsversorgung

— Grundsätzlich weiter erwartetes Ansteigen der durchschnittlichen


Lebenserwartung (2000-2016: Lebenserwartung stieg um 5,5 Jahre auf 72,0
Jahre an), jedoch große regionale Unterschiede (z.B. 88 Jahre in Singapur, 50
Jahre in Republik Zentralafrika)
— in Ländern mit niedrigem Einkommen:
— Unzureichende Gesundheitsversorgung
— höhere Risikofaktoren wie unsicheres Trinkwasser, hohe Umweltbelastungen
etc.

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Armut und ungleiche Einkommensverteilung

— Starkes Fallen des Anteils der extrem Armen, d.h. weniger als 1,90 USD pro Tag:
1990: 36% der Weltbevölkerung – 2020: 8% der Weltbevölkerung
→ Ziel: weniger als 3% extreme Armut bis 2030
— Jedoch: Weiterhin hohe Unterschiede im Pro-Kopf-Einkommen zwischen Ländern der
Welt – in 2020: Luxemburg 116.921 USD; Deutschland 45.732 USD; Burundi 253 USD
— Große und zunehmende Unterschiede bei Einkommensverteilung innerhalb eines
Landes, insbesondere in Schwellenländern
→ Folgen: Spaltung der Zivilgesellschaft, (militärische) Konflikte

Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/166224/umfrage/ranking-der-20-laender-mit-dem-groessten-bruttoinlandsprodukt-pro-
kopf/#professional bzw. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/247140/umfrage/laender-mit-dem-niedrigsten-bruttoinlandsprodukt-bip-pro-kopf/

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Herausforderungen des Globalen Wandels

Ökologisch Sozial Ökonomisch


(Umwelt) (Gesellschaft) (Wirtschaft)

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Wirtschaftliche Herausforderungen:
Pro & Contra der Globalisierung (1/2)

Chancen der Globalisierung


— Größeres verfügbares Warenangebot für Konsumenten
— Zugang zu neuen Märkten und Kostenvorteile für Unternehmen
— Höhere Mobilität von Menschen und Waren
— Stärkung der weltweiten Zusammenarbeit

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Wirtschaftliche Herausforderungen:
Pro & Contra der Globalisierung (2/2)

Risiken der Globalisierung


— Verlust an Arbeitsplätzen durch globalen Wettbewerb
— Umweltschäden
— Verlust an nationalstaatlicher Kontrolle
— Verlust an nationaler Identität
— Fehlen einer Global Governance

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Wirtschaftliche Entwicklung in Zeiten der
Globalisierung

De-Globalisierung?
Weltweites Handelsvolumen
stagniert

Quelle:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/37143/umfrage/weltweites
-exportvolumen-im-handel-seit-1950/

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Die Diskussion um Nachhaltigkeit
und Klimaschutz

02
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Ursprünge des Nachhaltigkeitsbegriffs

— Forstwirtschaft: Hans Carl von Carlowitz (1645-1714), Handlungsleitfaden


gegen den unkontrollierten Ressourcenabbau
— Fischereiwirtschaft: Prinzip des „höchsten nachhaltigen Ertrags“ =
maximum sustainable yield (Anfang 20. Jahrhundert)
— Finanzwirtschaft: Durch Abschreibungen abgenutzte Betriebsmittel
ersetzen, Produktionskapazität erhalten zu können
— Sozialwissenschaften: Ökonomen (David Ricardo, Thomas Malthus) stellen
Betrachtungen zu den Tragekapazitäten der natürlichen Ressourcen an,
angesichts eines starken Anstiegs der Bevölkerung in England (Ende 18.
Jahrhundert)

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Erste Nachhaltigkeitsinitiativen: 1972

„Die Grenzen des Wachstums“ („The Limits to Growth“)


— Wegweisende Studie zur Zukunft der Weltwirtschaft
— Erstellt durch MIT im Auftrag des Club of Rome
— Computersimulationen zu Wechselwirkungen zwischen Bevölkerungsdichte,
Nahrungsmittelressourcen, Industrialisierung, Umweltverschmutzung und Ausbeutung von
Rohstoffen
— Forderung: Übergang vom permanenten Streben nach Wachstum zu einem Streben nach einem
Gleichgewichtszustand
— Folge: Löste breite internationale Diskussion zur Nachhaltigkeit aus

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Initiativen der Vereinten Nationen: 1972

Erste Umweltkonferenz der Vereinten Nationen in Stockholm – Kernpunkte:


— Übereinkommen zum Umweltschutz und zur Schonung von Ressourcen
— Erfassung von Umweltdaten zur Umweltforschung und Datenaustausch
— Aufbau von Umweltadministrationen
— Bildung, Ausbildung und Information der Öffentlichkeit zur Umweltthematik
— Gründung des Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP – United Nations Environment
Programme)

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Initiativen der Vereinten Nationen: 1987

Brundtland-Bericht („Our Common Future“) – Themen:


(1) Fortschreitende Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen
(2) Anwachsen von Armut und ungleicher Einkommensverteilung in der Welt, und
(3) die zunehmende Bedrohung von Frieden und Sicherheit

— Um die Problembereiche anzugehen bedarf es der Erkenntnis:


Umwelt-, Wirtschafts- und soziale Probleme beeinflussen sich gegenseitig

— Grundaussage (Anfänge einer Definition von Nachhaltigkeit):


„Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu
riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“

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Initiativen der Vereinten Nationen: 1992

Erdgipfel in Rio de Janeiro – zentrale Dokumente:


(1) Agenda 21: globales und lokales Aktionsprogramm, um Situation von Mensch und
Umwelt zu verbessern
(2) Rio-Erklärung: über Umwelt und Entwicklung, die Grundsatz einer nachhaltigen
Entwicklung international verbindlich verankert
(3) Klimarahmen-Konvention (UNFCCC): zur Reduktion der Emission von Treibhausgasen
auf das Niveau von 1990
(4) Regenwalddeklaration (Forest Principles): zum Schutz und der ökologischen
Bewirtschaftung der Regenwälder
(5) Biodiversitäts-Konvention (CBD): Maßnahmen gegen Verlust der Artenvielfalt

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Internationale Zielsetzungen:
2000 – Millennium Development Goals (MDG)

Oberziele bis 2015:


(1) Frieden, Sicherheit und Abrüstung
(2) Entwicklung und Armutsbekämpfung
(3) Schutz der gemeinsamen Umwelt
(4) Menschenrechte, Demokratie und gute Regierungsführung (good governance)

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Internationale Zielsetzungen:
2015 – Sustainable Development Goals (SDG)

Agenda 2030 – Die „fünf Ps“:


— People: Welt ohne Armut und Hunger, Selbstbestimmung der Menschen,
Gleichberechtigung der Geschlechter
— Planet: Schutz des Planeten, Begrenzung des Klimawandels, Bewahrung
natürliche Lebensgrundlagen, Schutz der Ökosysteme
— Prosperity: Förderung Wohlstand für alle, Gerechtigkeit der Globalisierung,
nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Reduktion Diskrepanz zwischen Arm und
Reich
— Peace: friedliche, sichere und inklusive Gesellschaften sowie Rechtsstaatlichkeit
— Partnership: Alle machen mit – Staat, Unternehmen, Zivilgesellschaft

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Sustainable Development Goals (SDG)
im Überblick

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Ableitung europäischer Strategien aus den
internationalen Zielen

2006: EU-Nachhaltigkeitsstrategie – Kernpunkte:


(1) Klimawandel und saubere Energien
(2) Nachhaltige Verkehrsentwicklung
(3) Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion
(4) Schutz und Management der natürlichen Ressourcen
(5) Öffentliche Gesundheit
(6) Soziale Integration, Bevölkerungsentwicklung und Migration
(7) Global Herausforderungen hinsichtlich Armut und nachhaltiger Entwicklung

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Ableitung nationaler Strategien aus den
europäischen Strategien: Deutschland

1994: Nachhaltigkeit als ein Staatsziel im Grundgesetz


2002: Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie (DNS)
— 38 ausgewählte SDG-Einzelzielen der insgesamt 169 SDG-Einzelziele
— Ziele jeweils durch spezifische Indikatoren und Zielvorgaben untermauert, an denen
sich Deutschland international messen lassen möchte
— Umfassende Weiterentwicklung der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie aus 2021:
— Fokus der Weiterentwicklung: insbesondere mit Bildung, Forschung und Innovationen, um
den Transformationsprozess voranzubringen

— Verknüpfung Agenda 2030 mit Maßnahmen der Corona-Pandemie, mit denen gleichzeitig
Voraussetzungen für nachhaltige Zukunft gestärkt werden.

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Internationale und nationale
Klimaschutzziele

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Frühere Initiativen zum Klimaschutz

— 1972 Stockholm "Konferenz der Vereinten Nationen über die Umwelt des Menschen“: erwähnt
erstmalig den Treibhauseffekt
— 1989 Brundtland-Bericht „Our Common Future“
— 1992 Rio de Janeiro „Erdgipfel“: Unterzeichnung der „Klimarahmenkonvention“ (Gründung von
UNFCCC mit Sekretariat in Bonn)
— initialer internationaler Meilenstein auf dem Weg zu den nachfolgenden Vereinbarungen zum
Klimaschutz
— Ziel: Stabilisierung der Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre auf einem Niveau zu errei-
chen, auf dem eine gefährliche anthropogene Störung des Klimasystems verhindert wird

— 1997 „Kyoto-Protokoll“: erste Senkung von CO2-Emissionen beschlossen


— Seit 2010 in Deutschland: Petersberger Klimadialog (jährlicher Austausch zum Klimaschutz)

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Kyoto-Protokoll: 3 Mechanismen zur Umsetzung

— Internationaler Emissionshandel: Jedes Land erhält die Menge an Emissionsrechten


zugewiesen, die es im Rahmen des Kyoto-Protokolls als reduzierte Emissionsmenge zugesagt
hat. Werden weniger Emissionen erzeugt, können die Rechte an andere Länder verkauft werden.

— Joint Implementation: Zwei Industrieländer setzen Projekte gemeinsam umsetzen, um ihre


Emissionsreduktionsziele zu erreichen. Dabei wird die erreichte Reduktion der Emissionen dem
Land zugeschrieben, welches das Projekt im Ausland finanziert hat. Ziel ist es,
Emissionsreduktionsprojekte mit dem besseren Kosten-Nutzen-Verhältnis umzusetzen.

— Clean Development Mechanism: Dieser „Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung“


soll Projekte zur Emissionssenkung in Entwicklungsländern fördern. Das finanzierende
Industrieland kann sich die erreichten Einsparungen an Emissionen durch Zertifikate anrechnen
lassen, die den eigenen Reduktionsverpflichtungen des Industrielands zugerechnet werden.

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Übereinkommen von Paris

— Dezember 2015 „Pariser Klimaschutzabkommen“, seit November 2016 in Kraft;


194 Unterzeichnerstaaten (90% der globalen Emissionen)
— Ziele
— Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius; nationale
Verpflichtungen aller Mitgliedstaaten (sog. nationally determined contributions –
NCDs), die alle 5 Jahre zu aktualisieren sind
— Klimaneutralität: Menschliche Handlungen sollen das Klima nicht weiter
beeinflussen. Erfordert die Senkung von CO2-Emissionen im eigenen Unternehmen
oder bei Dritten (Kompensation).
— Klimafinanzierung: bis zu USD 100 Mrd. pro Jahr

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Ziel der Klimaneutralität („2 Grad-Ziel“)

— Aus naturwissenschaftlicher Sicht: Erfordert ein Halbieren der Emissionen alle 10


Jahre (entspricht -7% pro Jahr), um bis 2050 die Erderwärmung wirksam zu
reduzieren und die Klimaneutralität zu erreichen
— Anteil der regenerativen Ressourcen bei der Energiegewinnung muss sich alle 5 bis 7 Jahre
verdoppeln
— Der Erdatmosphäre sollte durch technische Maßnahmen Kohlendioxid entzogen werde
— Zusätzlich müssten CO2-Emissionen in der Land- und Forstwirtschaft gesenkt werden

— Aus ökonomischer Sicht: Die optimale Zunahme der Zieltemperatur liegt zwischen 1,8
und 2,5 Grad, wenn die Kosten der Begrenzung der weiteren Erderwärmung (durch
Senken der Emissionen) gegen die Kosten aus den Folgen eines ungebremsten
Klimawandels (aus Extremwetter, Dürren, Ernteausfällen, Ausbreitung von
Krankheiten) abgewogen werden

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Europäische Klimaziele

— European Green Deal


— Klimaneutralität bis 2050 erreichen
— Kreislaufwirtschaft etablieren
— Biodiversitätsziele verfolgen

— Fit-for-55-Paket:
— bis 2030 sollen mind. 55% Netto-Treibhausgasemissionen vs. 1990 eingespart werden
— Überarbeitung sämtlicher einschlägigen Politikinstrumente der EU, um dies zu erreichen

— CO2-Grenzausgleich
— Soll verhindern, dass EU-Unternehmen ihre Produktion in Nicht-EU-Länder verlagern, in
denen aufgrund einer weniger strengen Klimapolitik die Produktionskosten niedriger sind

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Elemente
des
European
Green Deal

Quelle:
https://ec.europa.eu/environment/inte
gration/green_semester/pdf/4.%20Ag
enda%20item%206%20-
%20European%20Green%20deal.pdf

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Deutsche Klimaziele
— Klimaschutzgesetz von Dez. 2019: Die klimaschädlichen Emissionen in Deutschland sollen
gegenüber dem Basisjahr 1990…
— bis 2030 um 55%,
— bis 2040 um 70%, und
— bis 2050 um 80% bis 95% sinken

— Konkrete Sektorziele (Energie, Industrie, Gebäude, Verkehr, Land- und Forstwirtschaft)

— Urteil Bundesverfassungsgericht vom Mai 2021: Zu hohe Lasten für künftige Generationen!

— Juni 2021: neues Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) hebt Ziele zur Treibhausgansminderung an:
— bis 2030: -65%
— bis 2040: -88%
— Bis 2045 soll die Treibhausgasneutralität verbindlich erreicht werden

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Umsetzung in Unternehmen

2 primäre Motivationen/ Wirkungsweisen zur Umsetzung von betrieblichen Maßnahmen


zum Klimaschutz (business case for sustainability):

— Unternehmensintern, z.B. Einsparungen bei Energiekosten

— Unternehmensextern, z.B. Vorteile am Markt und bei Kapitalgebern

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Unternehmensinterner Klimaschutz
durch Bepreisung von Emissionen

Ziel: Wirtschaftliche Anreize schaffen, damit CO2-Emissionen zu einem direkten


Kostenfaktor werden, um diese zu senken oder zu vermeiden.

3 mögliche Wege:

— Schattenpreise: hypothetische Preise von Emissionseinheiten für die


Investitionsrechnung

— Interne Emissionsabgaben („Steuer“): Zahlungen von CO2-emittierenden


Unternehmensteilen an das Zentralbudget

— Interner Emissionshandel: Zentrales Festlegen der maximalen Emissions-menge im


Unternehmen, mit internem Kauf/Verkauf von Emissionsrechten zwischen den
Unternehmenseinheiten

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Klimaschutz durch „vermiedene Emissionen“ in der
Wertschöpfungskette

Greenhouse Gas Protokoll des World Resources Institute (Washington DC)

— Scope 1: Treibhausgasemissionen, die im Unternehmen selbst vermieden werden

— Scope 2: Senken von externen Emissionen aus dem vorgelagerten Bezug von Energien

— Scope 3: Senken von sonstigen externen Emissionen aus der vor- und nachgelagerten
Wertschöpfungskette

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Vermiedene Emissionen in Branchen - Beispiele

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Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!

Kontakt:
Prof. Dr. Michael Koch
Professor of Economics and Sustainability
Kirchstraße 26
88499 Riedlingen
T +49 7371 9315-0
info@mobile-university.de
www.mobile-univeristy.de

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