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Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Institut für Sprachen und Kulturen des Nahen Ostens und Ostasiens – Lehrstuhl für Sinologie
Kursbezeichnung: Staat und Gesellschaft Chinas
Dozent: Prof. Dr. Michael Höckelmann

Hausarbeit:

Die Wandlung der Bedeutung des Mandschurischen Zopfes


über die Jahrhundertwende

Sommersemester 2021

Gideon Freiherr von Redwitz Fachsemester: 3


Henkestraße 51 Matrikelnummer: 22891299
91054 Erlangen Sinologie im Hauptfach
0157 30897421 Abgabetermin: 30.09.2021
Gideon.redwitz@fau.de
Contents
Einleitung: Alte Zöpfe und alte Sprichwörter ............................................................................... 2
Übernahme der Ming durch die Mandschus ................................................................................. 3
Mandschurischer Zopf in der Qing Dynastie ................................................................................ 4
Widerstände zu Beginn der Dynastie ............................................................................................ 4
Queue Cutting ............................................................................................................................... 5
Bedeutung der Frisur in der Republik und Volksrepublik ............................................................ 7
Fazit ............................................................................................................................................... 8
Bibliography .................................................................................................................................. 9

1
Einleitung: Alte Zöpfe und alte Sprichwörter

„alte Zöpfe abschneiden“

Veraltetes aufgeben, längst überholte Traditionen zur Ruhe legen 1

Diese mittlerweile eher seltene Redewendung findet ihren Ursprung in verschiedenen


historischen Ereignissen: in der französischen Revolution 1789, in der preußischen
Heeresreform 1807, aber für diese Arbeit am wichtigsten, in der Xinhai-Revolution 1911.

Im Zuge dieser Revolution wurden als Zeichen des Umsturzes der Qing-Regierung die
bis dahin gesetzlich angeordnete mandschurische Zöpfe abgeschnitten. Nicht alle, die an
dieser Bewegung teilnahmen, taten dies als Symbol des Widerstands gegen die Qing.
Einige hatten religiöse Gründe und wieder andere verzichteten gar darauf den Zopf
abzuschneiden.2

Es lässt sich zweifelsfrei feststellen, dass die mandschurische Frisur in der Zeit um die
Jahrhundertwende eine große Wandlung in ihrer Bedeutung und Stellung durchlaufen hat.
Auf den folgenden Seiten wird dieser Wandel des mandschurischen Zopfes im
Kaiserreich China bis zur Republik untersucht; von gesetzlich vorgeschriebener Tonsur
und Zopf, zur Verfolgung derer, die ihn trugen. Eine besondere Rolle spielen dabei die
Hintergründe des Widerstands gegen die Tonsur und den Zopf auf Seiten der Han und die
Gründe der Mandschus, eine Frisur gesetzlich vorzuschreiben.

1
www.wissen.de, letzter Zugriff 28.06.2021
2
Unno-Yamazaki, (2018) “Cutting off the Queue for Faith, Preserving the Queue for Face: Chinese
Muslims’ Queue-Cutting Movements in North China during the Xinhai Revolution Period”, Asian
Studies, 6(1): p.11–31

2
Übernahme der Ming durch die Mandschus

Die Qing-Dynastie ist allgemein hin als zweite Fremdherrschaft in der Geschichte Chinas
bekannt, die erste war die mongolische Yuan-Dynastie (1271 - 1368). Jedoch sind die
fremden Herrscher dieser Dynastie weniger bekannt als die Mongolen. Das
mandschurische Volk stammt von den Jurchen ab. Den Namen „Mandschus“ gab Hong
Taiji, der zweite Herrscher der Qing-Dynastie - vor der Einnahme Chinas - seinem Volk,
um den negativ behafteten Namen „Jurchen“ mit einer neuen Identität überschreiben zu
können3. Der Entstehungsmythos des mandschurischen „Gurun“, was so viel bedeutet
wie „Stamm“ oder „Volk“4, spielt ebenfalls eine Rolle bei der Einnahme der chinesischen
Ming-Dynastie. Er besagt, ein von Unsterblichen geborener Junge namens Bukuri
Yongson sprach zu den zu dieser Zeit durch Streit geteilten Jurchen und berichtete ihnen
von seiner Herkunft als Himmelsgesandter. Diese krönten ihn daraufhin zu ihrem König
und wurden so zu einem ‚Gurun‘, den Mandschus5.

Der Herrscher der Ming-Dynastie, und auch die Herrscher der meisten Dynastien zuvor
waren Herrscher durch ein Himmelsmandat. Ihre Macht war demnach durch den Willen
des Himmels legitimiert. Dieses nötige Himmelsmandat besagte jedoch nicht, dass der
Herrscher des Reiches zwingend ein Han-Chinese zu sein hatte 6 . Daher konnten die
Mandschus ihre Herkunftsgeschichte als Begründung für den Machtwechsel anführen.

Der Namenswechsel hing ebenfalls mit der geplanten Zukunft des


mandschurischen/jurchen ‚Gurun‘ zusammen. Der Name „Jurchen“ hatte negative
Konnotationen im Han-Chinesischen Volk, nachdem die Jin-Dynastie der Jurchen 1126
die nördliche Song-Dynastie einnahm. Es wäre daher von Nachteil gewesen mit diesem
negativ belasteten Namen über die Han-Chinesen regieren zu wollen7.

Die traditionell mandschurische Frisur, mit der sich diese Arbeit beschäftigt, besteht aus
einer kreisförmigen Stelle mit einem langen Zopf am Hinterkopf, die Haare darum herum
kahl rasiert. Sie wurde jedoch nicht seit jeher mit Mandschus assoziiert. Der chinesische

3
Rajewski, E., 2009. The last emperors: a social history of Qing imperial institutions. Berkeley:
University of California Press; p. 36
4
Vgl. Crossley, Pamela K.; A Translucent Mirror; University of California Press, 15 Feb 2000, 92, 96, 207
5
Vgl. Sun, L., 2017: Writing an Empire: An Analysis of The Manchu Origin Myth and the Dynamics of
Manchu Identity. Cambridge: Journal of Chinese History, Cambridge University Press. P. 96
6
Vgl. Mitter, R., 2000. Manchurian Myth: Nationalism, Resistance and Collaboration During the
Manchurian Crisis, 1931-1933. s.l.:Berkeley: University of California Press. P. 18-19
7
Vgl. Sun, 2017: 100

3
Begriff bian 辩, der für diese spezifische Frisur verwendet wurde, bedeutete ursprünglich

nur „Haare flechten“ und war mehr oder weniger gleichbedeutend mit dem homophon
bian 编. Dieses wurde zunächst für die Frisur der Xiongnu verwendet8. Die Mandschus
waren demnach nicht das einzige Volk mit Zopffrisuren. Die Han-Chinesen trugen
traditionell weder Tonsur noch Zopf, sondern lange, teilweise auf der Krone des Kopfes
zusammengefasste Haare9, wie es dem konfuzianischen Glauben entsprach.

Mandschurischer Zopf in der Qing Dynastie


Widerstände zu Beginn der Dynastie

Widerstand wurde auf verschiedene Weisen geleistet. In manchen Orten erinnert man
noch heute an Personen, die sich dem Dekret nicht beugen wollten. Der Historiker Zhang
Dai floh beispielsweise aus seiner Heimat in die Berge, um sich seine Haare nicht
abrasieren zu müssen und blieb dort bis zu seinem Lebensende. Eine weitere überlieferte
Geschichte, die einen Einblick in die Reaktionen der Han-Chinesen auf das Gesetz
gewährt, handelt von einem Soldaten namens Qu Shisi. Er verteidigte die südliche Ming
gegen die Mandschus. Als er sich ergab, wurde ihm unter der Bedingung, sich den
gesamten Kopf kahlzuscheren eine Begnadigung angeboten. Er weigerte sich und wurde
exekutiert34. Bekannte Widerstandsbewegungen wie die Taiping, der weiße Lotus und die
Hong League, rebellierten ebenfalls gegen das Gesetz. Die Taiping wurden als „Hairy
Rebells“ 35 bezeichnet, da sie ihre Haare am gesamten Kopf wachsen ließen. Die
Mitglieder des weißen Lotus wiederum brannten oder schnitten als Zeichen ihrer
Rebellion Teile ihres Zopfes ab. Die Mitglieder der Hong League schnitten teils den
ganzen Zopf ab und verwendeten, sobald sie das Haus verließen, einen falschen Zopf36.

8
Vgl. Godley, M., 1994. The end of the queue: hair as symbol in Chinese history. s.l.: Institute of Advanced
Studies Australian National University. P. 53
9
Vgl. Hiltebeitel, A., Miller, B. D. & Obeyeskere, G., 1998. Hair: its power and meaning in Asian cultures.
Albany: State University of New York Press.1998: 138
34
Vgl. Godley, 1994: 57
35
Vgl. Rhodes, E. J. M., 2015. Manchus and Han: Ethnic Relations and Political Power in Late Qing and
Early Republican China. Seattle: University of Washngton Press. P. 60
36
Vgl. Godley, 1994: 60

4
Queue Cutting

Die „Queue Cutting“-Bewegung verfolgte das Ziel die autokratische Dominanz der Qing
abzusetzen. Es ging dabei nicht darum, ein weiteres Han-Reich mit traditionellen Werten
zu gründen, sondern einen modernen Staat zu erschaffen, der dem westlichen Lebensstil
glich37. Diese Art des Aufstands zu unterstützen hieß den wachsenden Nationalismus zu
unterstützen. Dieser Nationalismus im Qing-Reich drückte sich in zwei Hauptaspekten
aus. Der eine war der Sturz der Mandschu-Regierung und Gründung einer von Han-
Chinesen geführten Republik. Der andere war, China zu stärken und zu dessen
Unabhängigkeit zu führen. Bei diesem Vorhaben war das Abschneiden der Zöpfe von
großer Bedeutung, da man außerhalb Chinas begonnen hatte, die Frisur der chinesischen
Bevölkerung mit Namen wie ‚pig tail‘ 38 zu bezeichnen. Es kamen auch zahlreiche
Karikaturen auf, die den Zopf als Schwäche der Chinesen zeichneten39. Der Blick in den
Westen war ein Grund für einige, die Zöpfe abschneiden zu wollen. Als der einzige Weg
in den globalen Wettbewerb galt die Orientierung an allem Westlichen. Der westliche
Haar- und Kleidungsstil wurde als hygienisch, praktisch und modern angesehen und nicht
zuletzt auch als Zeichen kulturellen Fortschritts. Der mandschurische Zopf hingegen
erschien veraltet und barg eine gewisse Gefahr im Umgang mit moderner Maschinerie40.
Das Abschneiden der Zöpfe kann also als Weg zu einem neuen China angesehen werden.
Ende des 19. Jahrhunderts spitzten sich die Aufstände gegen die Qing-Regierung weiter
zu. Im Zuge der 100-Tage-Reform 1898 versuchte die mandschurische Regierung alle
noch bestehenden Unterschiede zwischen den Han und den Mandschus zu beseitigen, um
den nach der Taiping wiederhergestellten Frieden beizubehalten41. Zu dieser Zeit sprach
auch Kang Youwei mit dem Kaiser, um ihn zu einer Lockerung der ‚Queue Order‘ zu
überreden 42. Mit den Zöpfen schnitten die Han-Chinesen sinnbildlich auch jedes Symbol
der mandschurischen Unterdrückung ab.

Nachdem 1870 schon einige Studenten ihre Zöpfe im Ausland abgeschnitten hatten, taten
es ihnen nun auch Studenten der Hangzhou Military School 1907 gleich und starteten

37
Vgl. Hiltebeitel, 1998: 129
38
Vgl. Godley, 1994: 65
39
Vgl. Hiltebetiel, 1998: 129
40
Vgl. Hiltebeitel, 1998: 130
41
Vgl. Knight, 2015: 102
42
Vgl. Godley, 1994: 66

5
damit eine Art nationalen Trend.43 Zwei Jahre später verlangte der mandschurische Prinz
Zai Tao die sofortige Abschaffung der Zöpfe, nachdem er bei einem Auslandsaufenthalt
für seine Frisur verhöhnt wurde. Er verwies auf die Japaner, die ihre Zöpfe bereits lange
Zeit zuvor als Zeichen der Modernisierung abgeschnitten hatten44. 1910, ein Jahr vor der
Xinhai-Revolution, wurde es Studenten, Diplomaten, Beamten und Soldaten erlaubt
moderne Frisuren anzunehmen. Der Zopf wurde nun nicht mehr als in Harmonie mit der
neudenkenden Regierung angesehen und das Abschneiden derselben galt als Symbol
eines neuen Nationalgeistes, der China zu einer stärkeren Nation machen sollte. Jedoch
stimmten nicht alle Ministerien diesem Entschluss zu. Der Bildungsrat beispielsweise
verwies Studenten, die ihre Zöpfe abgeschnitten hatten, der Schule45. Weitere Wellen des
‚Queue Cutting‘ überkam das Reich und die Praxis des Zopfabschneidens war nicht mehr
unbedingt ein Zeichen politischer Auflehnung und Revolution. Im Süden Chinas
hingegen wurden Menschenversammlungen verboten, um größeren Zopfschneide-
Zeremonien entgegenzuwirken, da dort weiterhin ein Zopf getragen werden musste46.

Nicht alle, die ihre Zöpfe abschnitten oder für das entsprechende Recht kämpften, taten
dies aus Hass gegen die Mandschus. Der muslimische Teil der Bevölkerung Chinas tat es
besonders aus religiösen Gründen. Zuvor wurden Muslime bei den Ausnahmen des
Gesetzes aufgezählt. Dabei handelte es sich jedoch nur um diejenigen, die nicht als
chinesisch betrachtet wurden. Türkische Muslime waren demnach von der Regel befreit,
ausgenommen ihrer Anführer47. Für die Muslime stellte der lange Zopf bei den täglichen
fünf Gebeten eine Unannehmlichkeit dar, da er unter die Gebetsmütze gesteckt werden
musste48. Weitere Gründe für Muslime den mandschurischen Zopf abzulehnen, waren
zum einen, dass er nicht im Einklang mit den islamischen Lehren stand. Daher sollten
Ahongs nicht gezwungen sein ihn zu tragen. Dies erklärt sich durch den Spitznamen der
Frisur. Wie bereits erwähnt wurde der Zopf oft als ‚pig tail‘ bezeichnet und die
Assoziation mit einem Schwein machte es Muslimen aufgrund ihrer negativen
Assoziation mit Schweinen oftmals schwer, ihre Frisur zu ertragen. Obwohl diese
Begründungen wohl für die meisten Muslime zutrafen, gab es auch einige, die sich aus

43
Vgl. Godley, 1994: 67
44
Vgl. Ibid.
45
Vgl. Godley, 1994: 68
46
Vgl. Godley, 1994: 70
47
Vgl. Lipman, 2004: 22
48
Vgl. Unno-Yamazaki, 2018: 15

6
Angst, wie ein kahlköpfiger buddhistischer Mönch auszusehen, gegen das Abschneiden
der Zöpfe wehrten49.

Bedeutung der Frisur in der Republik und Volksrepublik

1912 verabschiedete Sun Yatsen, der vorläufige Präsident der Republik Chinas, ein
Gesetz, das die Bevölkerung zum Abschneiden der Zöpfe innerhalb von 20 Tagen
aufrief. 50
In dieser Zeit entstanden viele „Queue Cutting Societies“ 51
sowie
Massenevents, bei denen Zöpfe abgeschnitten wurden. Literaten veröffentlichten
zahlreiche Werke von Essays bis hin zu Gedichten, die das Schneiden der Zöpfe zum
Thema hatten. Trotz der vielen Befürworter der neuen Bewegung, gab es immer noch
viele Anhänger der Qing und die kurze Frist, von einer mehrere Jahrhunderte langen
Tradition abzukommen, veranlasste diese zu Aufständen52. Da der Zopf seit 268 Jahren
Gesetz war, hatten viele die ethnische und politische Bedeutung der Haartracht vergessen
und sie lange als Konvention akzeptiert53. Ein weiterer Grund gegen das Umsetzen der
neuen Regelung seitens einiger Bürger waren der Analphabetismus und die Isolation, die
in den unteren Schichten teils vorherrschten. Männer, die sich in abgeschiedenen
Regionen für kurze Haare entschieden, wurden außerdem oft angefeindet und
diskriminiert.54 Widerstreben gegen die „Queue Cutting Order“ fand sich jedoch auch in
der Schicht der Gelehrten und Beamten. Dessen Ursprung liegt in der politischen
Zugehörigkeit zur Qing-Dynastie bzw. der Missbilligung der Republikaner. 55 Einige
Mitglieder der höheren Schichten versuchten sich alle Möglichkeiten offenzuhalten,
indem sie ihren Zopf behielten, da sie in der Befürchtung waren, die Qing-Dynastie
könnte wieder hergestellt werden56. Zuletzt stand derselbe Grund dem Abschneiden des
Zopfes im Wege, der zuvor der Tonsur im Wege stand. Um weiterhin ein pietätvoller
Sohn zu sein, konnte man den Zopf als Geschenk der Eltern nicht abschneiden57. Die nach
der Tonsur übrig gebliebenen Haare hielten weiterhin die gleiche Wichtigkeit im
konfuzianischen Kontext wie zu Zeiten der Ming und Beginn der Qing. Noch dazu

49
Vgl. Unno-Yamazaki, 2018: 21
50
Vgl. Hiltebeitel, 1998: 131
51
Vgl. Ibid.
52
Vgl. Hiltebeitel, 1998: 136
53
Vgl. Firth, 1973: 271 und Hiltebeitel, 1998: 133
54
Vgl. Hiltebeitel, 1998: 133
55
Vgl. Ibid.
56
Vgl. Hiltebeitel, 1998: 134
57
Vgl. Hiltebeitel, 1998: 135

7
demonstrierte der Zopf nicht nur die Loyalität zu den Mandschus, sondern auch die
Loyalität zum Himmelsmandat. Der Wechsel der Frisur symbolisierte gleichzeitig einen
Wechsel der Regierung. Während zu Beginn der Qing diejenigen verfolgt wurden, die
keine Zöpfe trugen, wurden nun die, die sich nach den 20 Tagen weiterhin weigerten ihre
Haare abzuschneiden, zu den Verfolgten. Nach Ablauf der Frist wurden Soldaten und
Polizisten auf die Straßen geschickt, um jeden noch getragenen Zopf abzuschneiden.
Dieses Vorgehen löste Panik in der Bevölkerung aus und verstärkte so noch den
Widerstand. Einige Ladenbesitzer streikten, um ihre Missbilligung auszudrücken. Diese
Aufstände wurden jedoch auch von Konservativen instrumentalisiert, um gegen die
Republik zu rebellieren58. Als 1919 Pu’Yi, der letzte mandschurische Kaiser, beeinflusst
von seinem englischen Vertrauten seinen Zopf abschnitt, taten es ihm viele aus der
verbotenen Stadt gleich59, was das Ende des mandschurischen Zopfes bezeichnete.

Fazit

Die Bedeutung des mandschurischen Zopfes umfasste zu Beginn der Qing-Dynastie eine
von der fremden Regierung aufgezwungene Frisur für die Han-Chinesen, die viele
Antipathien und Revolten gegen die Mandschus hervorriefen. Obwohl die Frisur über die
Jahrhunderte hinweg zum Alltag der Chinesen wurde, gab es immer Widerstände gegen
die Regierung bis zur Xinhai-Revolution, die die Dynastie schließlich beendete und von
‚Queue Cutting‘, dem Abschneiden der Zöpfe, begleitet und eingeleitet wurde. Nicht alle
Untertanen betrachteten die ‚Queue Cutting‘-Bewegung mit gleichem Enthusiasmus.
Derselbe Grund, sich zu Beginn der Regelung gegen die Tonsur zu wehren, galt nun für
den Zopf, der genauso ein Geschenk der Eltern darstellte und daher nicht abgeschnitten
werden dürfte, um dem konfuzianischen Glauben treu zu bleiben. Letztendlich wurde
aber auch beim Abschneiden der Zöpfe Gewalt angewendet, um die Bürger zur
Befolgung der Gesetze zu zwingen. Zu Beginn der Republik Chinas machte man sich
durch das Tragen eines Zopfes ebenso strafbar wie durch das Tragen langer Haare
während der Qing-Dynastie.

58
Vgl. Hiltebeitel, 1998: 136
59
Vgl. Brackman, Arnold. The Last Emperor. New York: Carroll & Graf Cheng, J. Chester. Orig. 1963,
1991. 105-106.

8
Bibliography
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Unno-Yamazaki, N., 2018. Cutting off the Queue for Faith, Preserving the Queue for
Face: Chinese Muslims’ Queue-Cutting Movements in North China during the Xinhai
Revolution Period. 6(1), pp. 11–31. doi: 10.4312/as.2018.6.1.11-31. ed. s.l.:Asian
Studies.

9
Wakeman, F. J. & Grant, C., 1975. Wakeman, Frederick E., Jr. 1975a. "Localism and
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Yan, L., n.d. academia.edu. [Online]
Available at: www.academia.edu/34561425/The_Tonsure_Decree_Queue_hairstyle_pdf
[Accessed 20 09 2021].

Eidesstattliche Erklärung

Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne unerlaubte
Hilfsmittel verfasst habe. Ich habe keine anderen als die angegebenen Quellen und
Hilfsmittel benutzt und alle wörtlich oder dem Sinn nach aus anderen Texten
entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht. Dies gilt für gedruckte Texte wie für
Texte aus dem Internet. Alle Stellen und Personen, welche mich bei der Vorbereitung und
Anfertigung der Abhandlung unterstützten, habe ich genannt. Die Arbeit wurde in der
vorliegenden bzw. modifizierten Form noch keiner anderen Stelle zur Prüfung vorgelegt
und dieselbe hat auch nicht anderen Zwecken – auch nicht teilweise – gedient. Mit einer
Plagiatsprüfung bin ich einverstanden. Mir ist bewusst, dass jeder Verstoß gegen diese
Erklärung eine Bewertung der eingereichten Arbeit mit Note „ungenügend“ zur Folge hat.

Ort, Datum Eigenhändige Unterschrift

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