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➢ Gharibo, Andre, 12013777

Prüfungsfragen (Romanistische Fundamente) 25.06.2021

1. Exegese (30 Punkte)


D. 12, 1, 4 pr. (Ulpianus libro trigensimo quarto ad Sabinum)
Si … tu empturus praedia desideraveris mutuam pecuniam nec volueris creditae nomine antequam
emisses suscipere atque ita creditor, quia necessitatem forte proficiscendi habebat, deposuerit apud
te hanc eandem pecuniam, ut, si emisses, crediti nomine obligatus esses, hoc depositum periculo est
eius qui suscepit. ...
Ulpian im 34. Buch zu Sabinus:
… Möchtest du, weil du Grundstücke kaufen willst, Geld darlehensweise aufnehmen, möchtest den
Kredit aber nicht aufnehmen, bevor du gekauft hast, und hatte nun der Gläubiger, etwa weil er
verreisen musste, denselben Geldbetrag bei dir hinterlegt, damit du nach dem Kauf aus Darlehen
verpflichtet seist, dann geht diese Hinterlegung auf Gefahr dessen, der das Geld empfangen hat. ...
Schreiben Sie eine Exegese!
Ihre Exegese:
Hier wird die Umwandlung eines DEPOSITUM in ein MUTUUM angesprochen.
Problemstellung: Jemand möchte ein Darlehen aufnehmen, ohne ein Kredit aufzunehmen. Ein
anderer hat bei dieser Person ein DEPOSITUM hinterlegt und es stellt sich die Frage wer die Gefahr
trägt, wenn dieses als MUTUUM umgewandelt wird. Im römischen Recht ist es möglich das
DEPOSITUM in ein MUTUUM umzuwandeln. Dadurch fällt die Gefahrtragung auf den
Darlehensnehmer und er hat somit ein höheres Interesse an diesem Geschäft als zuvor. Da davor der
der das DEPOSITUM angestrebt hat, dies aus seinem Interesse getan hat.

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2. Sachenrecht (22 Punkte)


Grundsachverhalt: Aurelia möchte sich beim Goldschmied Maecenas einen Rubinring kaufen. Da sie
allerdings nicht über genügend Bargeld verfügt, fragt sie ihre reiche Freundin Claudia, ob diese ihr ein
Darlehen in Höhe von 4.500 gewähren würde. Claudia ist prinzipiell einverstanden; da sie aber weiß,
dass ihre Freundin Aurelia gerne mehr Geld ausgibt als ihr eigentlich zur Verfügung steht, besteht sie
auf die Bestellung eines Pfandrechts zur Besicherung der Forderung von 4.500. Aurelia ist bereit, der
Claudia einen in ihrem Besitz befindlichen goldenen Becher im Wert von 6.000 zu verpfänden.
Daraufhin übergibt ihr Claudia die 4.500.
Beurteilen Sie folgende Varianten und die jeweilige Rechtslage UNABHÄNGIG voneinander! Wer wird
welche Ansprüche mit welchen Klagen gegen wen geltend machen?

a) Aurelia übergibt ihren goldenen Becher an Claudia. Die Preise für Gold fallen bereits nach kurzer
Zeit. Da Aurelia die Forderung nicht begleicht, verwertet Claudia das Pfand. Die Versteigerung erbringt
bloß 2.000.
Ihre Lösung:
Neben dem Mutuum ist ein Pignus zu Stande gekommen. Für das Pignus ist Conventio und Datio
notwendig, beides liegt vor. Das der Wert von Gold gesunken ist fällt unter Vis Maior, darauf kann
Claudia nichts verlangen.

b) Aurelia übergibt ihren goldenen Becher an Claudia. Als Aurelia einige Zeit später wieder beim
Goldschmied Maecenas vorbeispaziert, sieht sie eine wertvolle Perlenkette (Kaufpreis: 2.000). Sie
betritt das Geschäft und möchte die Perlenkette erwerben; da sie momentan kein Geld bei sich hat,
bittet sie Maecenas, ihr die Halskette zu verkaufen, aber den Kaufpreis noch zwei Wochen zu stunden.
Maecenas, der mittlerweile auch weiß, dass Aurelia gerne „über ihre Verhältnisse lebt“, verkauft und
übergibt ihr die Kette - allerdings nur mit der Vereinbarung, dass Aurelia ihm ihren goldenen Becher
verpfändet. Aurelia willigt ein. Als Aurelia nach zwei Wochen den Kaufpreis nicht bezahlt, möchte
Maecenas das Pfand verwerten.
Ihre Lösung:
Der erste Pfandgläubiger (Claudia) steht im ersten Rang, da mit ihr zuerst ein Pfand ausgemacht
wurde. Zuerst muss also dieses befriedigt werden, bevor das Pfandrecht im zweiten Rang (das des
Maecenas) befriedigt wird. Nach dem Grundsatz : PRIOR TEMPORE, POTIOR IURE. Claudia steht dabei
die EXPECTIO REI SIBI ANTE PIGNERATAE zu, gegen eine mögliche VINDICATIO PIGNORIS des Zweiten.

c) Aurelia übergibt den goldenen Becher an Claudia. Beim nächsten Fest der Claudia sieht ihr
Bekannter Terentius den Becher bei ihr und stellt fest, dass es sich dabei um ein in seinem Eigentum
stehendes Objekt handelt, das er Aurelia vor einiger Zeit zur Leihe gegeben hat. Die etwas zerstreute
Aurelia hatte dieses irrtümlich der Claudia verpfändet.

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Aurelia zahlt das Darlehen nicht zum vereinbarten Zeitpunkt zurück.


Ihre Lösung:
Claudia kann mit der ACTIO PIGNERATICA IN PERSONAM CONTRARIA von der Auerlia fordern ein
Sache zu verpfänden die auch ihr gehört.

3. Schuldrecht (8 Punkte)
Xenia verkauft und übergibt ihrer Freundin Clodia eine goldene Armspange (Wert 2.300) zu einem
Kaufpreis von 2.000. Als Clodia bei einem ihrer Feste die Armspange anlegt, erkennt ihre Freundin
Terentia die Armspange als die ihre, die sie Xenia vor einiger Zeit zur Reparatur gegeben hat. Die
beiden Freundinnen wollen aufgrund der unangenehmen Situation nicht gleich zu streiten beginnen.
Clodia möchte aber dennoch rechtliche Schritte einleiten, da sie erfährt, dass Xenia ihr ganz bewusst
die Armspange der Terentia veräußert hatte.
Prüfen Sie eventuelle Ansprüche der Clodia!
Ihre Lösung:
Xenia verkauft der Clodia dolos, also im Wissen dass sie nicht dazu berechtigt ist die Armspange,
welche Terentia gehört. Es fehlt an der Iusta Causa für die Vermögensverschiebung. Clodia kann mit
der CONDICTIO INDEBITI den Kaufpreis zurückverlangen und die 300 als Erfüllungsinteresse.

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4. Schuldrecht (18 Punkte)


Aulus vereinbart mit Gellius, dass dieser einen wilden jungen Hengst (Wert 300) des Aulus zureiten
solle. Nach einem Monat, so wird vereinbart, soll der Hengst dressiert sein. Als Entgelt vereinbaren
Aulus und Gellius 50.
Gellius‘ Nachbar Cassius hat einen Sklaven namens Xenophon, der Pferde hasst. Da Gellius dies weiß,
sperrt er den Hengst nächtens in einen Stall und lässt diesen rund um die Uhr gut bewachen. Dennoch
gelingt es dem äußerst geschickten Xenophon eines Nachts, sich ohne Wissen des Cassius zum Gehöft
des Gellius und an den Wachen vorbei in den Stall zu schleichen, wo er dem Pferd vergiftetes Futter
einstreut. Der Hengst frisst dieses sofort und stirbt. Am nächsten Tag, als Cassius dies erfährt, verkauft
und manzipiert er den Xenophon an seinen Nachbarn Dio.
Prüfen Sie wegen der Tötung des Pferdes alternativ
a) eine mögliche Vertragsklage des Aulus gegen Gellius!
b) eine mögliche Deliktsklage des Aulus wegen des toten Pferdes. An wen ist diese zu adressieren?
Ihre Lösung:
Ziwschen Aulus und Gellius kommt ein Werkvertrag (LOCATIO CONDUCTIO OPERIS) zustande. Aulus
ist der CONDUCTORES und Gellius der LOCATOR. Der Sklave des Cassius begeht ein OCCIDERE und
tötet den Hengst. Er tut dies auch vorsätzlich. Es sind auch keine Rechtfertigungsgründe oder
Schuldausschließungsgründe. Gellius hat auch versucht dies durch einen Wachen zu verhindern.
Daher kann Aulus den Gellis mit der ACTIO LEGIS AQUILIAE klagen (Wert 300) und obendrein die
bereits erbrachte Leistung des Gellius. Diese könnte Aulus von Gellius mit der ACTIO CONDUCTI
fordern.

5. Rechtsgeschichte (12 Punkte)


Der erste Satz in D. 13.6.1 pr (Ulp. 8 ad edictum) lautet:
Ait praetor: „Quod quis commodasse dicetur, de eo iudicium dabo.“ – Der Prätor sagt: „Was das
betrifft, dass jemand etwas verliehen haben soll, dazu werde ich eine Klage gewähren.”
a) Wer spricht hier?
b) In welchem Rahmen hat der Sprecher diesen Satz verkündet?
c) In welcher Phase des Prozesses wird über das „Gewähren der Klage“ (iudicium dare) entschieden?
Ihre Antwort:
a. Der Prätor spricht hier, das ist im Römischen Recht der höchste Justizbeamte.
b. Im Rahmen eines Edikts erklärt dieser welche Klagen er gewähren wird (wird für ein Jahr gewäht)

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c. Der Kläger gibt sein Begehren dem Prätor bekannt und der Beklagte bestreitet dies. Dann
entscheidet der Prätor ob er eine Klage gibt.
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6. Schuldrecht (22 Punkte)


Sextus (S) will am 1. April 180 n.Chr. dem Pferdezüchter Varus (V) die Zuchtstute Astra abkaufen. Da
aber Varus zögert, die Stute zu verkaufen, macht ihm Sextus folgenden Vorschlag: „Liefere mir am 1.
Mai die Stute Astra. Falls du es dir aber anders überlegen solltest, kannst du statt Astra auch die Stute
Diva leisten“. Varus willigt daraufhin ein, als Kaufpreis werden 10.000 Sesterzen ausgehandelt.
Da Varus ein besonders vorsichtiger Mensch ist, verlangt er zur Besicherung des Kaufpreises die
Stellung eines Bürgen. Daraufhin verbürgt sich Burrus (B) auf Bitte seines Freundes Sextus für diesen
bei Varus mittels fideiussio.
Am 15. April wird Astra in einem plötzlich aufgezogenen Gewitter vom Blitz erschlagen. Am 1. Mai
verlangt Sextus die Übergabe der Stute Diva, andernfalls werde er nicht zahlen. Varus lehnt dies ab,
wendet sich sofort an den Burrus und verlangt von diesem die Zahlung der 10.000 Sesterzen.
Ist Varus‘ Vorgehen rechtens? Was kann Burrus jetzt unternehmen?
Ihre Lösung:
Zwischen Sextus und Varus kommt ein Kaufvertrag zustande. Die ESSENTIALIA NEGOTII sind bekannt,
nämlich 10.000 Sesterzen und eine Stute. Es handelt sich überdies um eine Wahlschuld, da Varus dem
Sextus beide anbietet (Sextus hat es zwar angeboten aber Varus akzeptiert). Dadurch dass eine Stute
eines natürlichen Todes verstirbt, wird der Vertrag perfekt und Varus müsste Diva aushändigen. Der
Käufer trägt hier die Gefahr (PERICULUM EST EMPROIS). Varus muss die Stute leisten. Burrus tritt für
Sextus als Bürge ein, jedoch ist Varus verpflichtet die Stute dem Sextus für 10.000 zu übergeben und
kann sich nicht auf Burrus berufen. Dieser kann mit der BENEFICIUM EXCUSSIONIS auf Sextus
verweisen.

7. Rechtsvergleichende Frage (8 Punkte)


Das deutsche Recht normiert in § 774 (1) BGB: „Soweit der Bürge den Gläubiger befriedigt, geht die
Forderung des Gläubigers gegen den Hauptschuldner auf ihn über. …“
Welches Problem wird hier angesprochen? Wie haben die Römer diese Frage gelöst? Gab es hier im
römischen Recht eine Entwicklung?
Ihre Antwort:
Das Problem welches angesprochen wird ist dass der Bürge zahlen muss auch wenn der Gläubiger es
nicht probiert vom Hauptschuldner die Leistung zu bekommen. Die Römer haben dadurch gelöst das
sie der Bürgschaft, Subsidarität verliehen haben. Dadurch kann der Bürge zuerst auf den
Hauptschuldner verweisen.

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