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Sybille Günther

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~ Willl<ommen im
Kinder-
Mtirchenland!
\) Märchen werden lebendig
durch Erzählen, Hören, Spielen und Gestalten
JmpreSSL1m
Autorin Sybille Günther

lIIustratorin Gisela Fuhrmann


-
Satz art applied . Medienproduktion Hennes Wegmann, Münster

Notensatz Ja.Ra. Music, Taunusstein

ISBN 978-3-86702-025-1

© 2007, Ökotopia Verlag, Münster


1 2 3 4 5 6 7 8 9 10· 15 14 13 12 11 10 09 08 07

... und dazu die CD zum Buch von:


H. E. Höfele
Willkommen im Kinder-Märchenland!
Märchen und märchenhafte Lieder
aus allen Himmelsrichtungen
ISBN 978-3-86702-026-8
JnhaItsve~zeichnis
Willkommen im Märchenland 5 3. Zum Märchen erzählen 31
Die Rolle der Märchenerzählerin 31
Die Stimme der Märchenerzählerin 32
Zum Geleit ins Märchenreich 8 4. Zum Märchen hören 33

Vom Ursprung der Märchen 8 5. Zum Märchenraum 33


Die Sammler von Volksmärchen 10 6. Zu den Helfern Märchenstunde 35
Die Verfasser von Kunstmärchen 11 Die Helfer für die Augen 35
Vom Wesen der Märchen 12 Die Helfer für die Ohren 36
Die Handlung im Märchen 12 Die Helfer für die Nase 38
Zur Struktur des Märchens 14 Die Helfer für den Gaumen 38
Das Märchenri ual 39
Zur Bedeutung der Märchen 15 Zur Ankunft im Märchenland 40
Archaische Naturmotive im Märchen 15
Archetypen in Märchen und Traum 17 8. Zum Märchen erzählen und hören 42
Animistische Vorstellungswelt der Kinder 17 Die Kristal/kugel 42

Zur Symbolik im Märchen . 9. Zum Vertiefen des Märchens 45


Matriarchale Urbilder 18 10. Zum Abschied vom Märchenland 47
Kleines ABC archaischer Märchensymbole .. 18 Die Nachbereitung 47
Zur Wirkung der Märchen bei Kindern 19
Ziele beim Vorlesen, Erzählen und Spielen
von Märchen 20 Märchen spielen, erleben, gestalten ... 48

Märchenhafte Rollenspiele 49
Märchen vorlesen. erzählen und hören Märchenhafte Raumgestaltung 49
10 goldene Schlüssel 21 Märchenhafte Utensilien 50

1. Zur Auswahl von Märchen 22 Märchenkreisspiele 51


Die Auswahlkriterien 22 Läuschen und Röhchen 54
Märchenauswahl für Kinder ab 4 Jahren 23 Märchenspielketten 5B
Der süße Brei 23 Rapunzel 59
Märchenauswahl für Kinder ab 5 Jahren 24 Frosch kön ig 60
Die Alte im Wald 24 Aschenputtel. 62
Märchenauswahl für Kinder ab 6 Jahren 26
Märchenauswahl für ältere Kinder. 26 Märchen spielen mit szenischen Mitteln 63
Die Bienenkönigin 27 Märchenhafte Musik 64
Auswählen eines Märchen durch die Kinder. 29 Jeu dramatique - Spielen aus dem Erleben. 64
Der goldene Schlüssel 29 Schneewittchen - ein Guckkastenmörchen . 66
Schattenspiel 67
2. Zum Märchen vorlesen 30 Rumpelstilzchen 67
Märchen lernen Schritt für Schritt 30 Schwarzlichttheater. 72
Die Stern taler 73
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Märchen aus allen Himmelsrichtungen Märchenhafte Festgestaltung 117


- ganzheitlich umsetzen 75
Zur Methodik , 118
Im Norden des Märchenreiches 76 Märchenfest im Kindergarten 118
Märchen in der Wanderhütte 77 Märchenfest im Ki ndergarten , 118
Die Schwanenjungfrau 78 Märchenhafter Kindergeburtstag 119
Das zur Taufe eingeladene Bergmännchen .. 81
Willkommen im Märchenreich -
Im Süden des Märchenreiches 84 Eine märchenhafte Spielaktion 120
Märchen unter afrikanischer Sonne 85 Die Einweihung 121
Kamiyo vom Fluss 87 Die Herausforderungen 121
Der Hase und der Baumgeist 90 Das g lückl iche Ende , . 123
Die unendliche Geschichte 123
Im Osten des Märchenreiches 92
Märchen im Diwan 93
Die Geschichte von den drei Schwestern 95
Anhang 124
Im Westen des Märchenreiches 100
Alphabetisches Register 124
Märchen im Tipi 100
Der Ursprung der Geschichten 102 Literaturhinweise 125
Zwei Wölfe im Herzen 106
Quellen 125

Zur Autorin I Zur IIlustratorin 126


Märchen erträumen und spielen 107

Für alle Prinzessinnen und Ritter ab 5 109


Zur Methodik 109
Das verwunschene Zauberschloss 112
Zur Aufführung. , , 113
Abschied vom Märchenreich 113

Für alle Elfen und Trolle ab 8 114


Zur Methodik , , 114
Der Rat der Elfen 115
Zur Aufführung 116
Nachspiel 116
Das Märchenland ist unendlich groß. Seine Mär- tern - begegnen sie auf ihrem Weg durchs Mär-
chen sind unendlich alt, wahr und stets aktuell. Sie chenreich doch jenen Märchenfiguren, die im Mär-
erzählen vom Lebensweg des Menschen, von den chen noch heute tatsächlich leben und noch
Herausforderungen, die es zu meistern gilt. von der immer Kindern wie Erwachsenen helfen mit ihren
Begegnung mit guten und bösen Mächten, von Urbildern tief aus der Menschenseele Lebensmut
wundersamen Helfern, die ihn unterstützen und und Selbstvertrauen zu gewinnen.
schließlich immer wieder vom Sieg über das Böse,
die glückliche Heimkehr und die Besteigung des ei- Das Buch ist ein goldener Schlüssel zu einer
genen Königsthrones. Schatzruhe voller Spiel ideen, die beispielhaft und
Wer sich mit Kindern auf Wanderschaft durchs übertragbar auf alle weiteren Märchen, diese er-
Märchenland begeben will, wird in diesem Buch zählen und hören, spielend erleben, mit allen Sin-
mit den Tugenden ausgestattet. die notwendig nen umsetzen, erträumen und märchenhaft gestal-
sind, um diese Herausforderung trefflich zu meis- ten lassen.

5
---------------------------------------------

Zum Geleit ins Märchenreich steht Aufschluss- Das Märchenreich hält aber auch im Norden
reiches zum archaischen Ursprung der Märchen, und Süden, im Osten und Westen Märchen von
zu ihrer klaren Erzählstruktur. zur Bedeutung fremden Völkern bereit. Sie bieten uns span-
ihrer Bilder und deren positiver Wirkung auf nende Weisheiten aus fernen Ländern, in denen
Kinder. Daraus ergibt sich die Zielsetzung zum Menschen ebenfalls seit alters her ihren Le-
Vorlesen, Erzählen und Spielen von Märchen bensweg meistern. Beispielhaft sind Märchen
mit Kindern. aus vier Himmelsrichtungen erzählt und
Mit den zehn goldenen Regeln des Märchen- ganzheitlich umgesetzt: in der nordischen
erzählens findet der Leser/die Leserin alles Wanderhütte, unter afrikanischer Sonne, im
Nützliche Schritt für Schritt: von der Auswahl orientalischen Diwan und im westlichen India-
von Märchen, dem ersten Lesen bis zum freien nertipi mit entsprechenden Köstlichkelten und
Erzählen im sinnenfroh gestalteten Märchen- vielfältigen kulturellen Aktivitäten.
raum. Die Kinder erfahren dabei fundierte Be- Kinder können auch Märchen selbst erträu-
gleitung von der Ankunft im Märchenreich, men und spielen und es ist erstaunlich, wie si-
über das Hören und Spielen von Märchen bis cher sie der Struktur der Märchen folgen. Hier-
zum Abschied aus dem Märchenreich. zu bietet das Buch Beispiele und Tipps zur eige-
Zur Vertiefung der Märchen gibt's im Buch jede nen Gestaltung.
Menge lebendiger Spielanregungen, denn Mit märchenhafter Festgestaltung und einer
schließlich wissen wir, dass Kinder sich spielend großen Spielaktion ,,willkommen im Märchen-
die Welt erobern - auch die Welt der Märchen. reich" klingt die spielpädagogische Umsetzung
Vom freien Rollenspiel in beförderlicher Atmo- von Märchen aus.
sphäre, über Märchen kreisspiele. fa ntasievolle Zur Abrundung finden sich im Anhang Mär-
Spielketten von Märchen, bis zur Umsetzung chensammlungen, die weitere Märchen für den
mit szenischen Mitteln mit den Methoden des eigenen Weg durchs Märchenreich bereithalten.
Jeu dramatique, des Schattenspiels und des
Schwarzlichttheaters ist alles geboten, Kindern Bleibt der Wunsch, das Buch möge allen LeserIn-
von vier bis zehn Jahren Märchen zum Erlebnis nen nützen und vielen .Köniqskindern" zugute-
zu machen. kommen, ob zuhause, im Kindergarten, in der
Im Buch finden sich einerseits Kinder- und Schule oder in einem Märchenzelt - irgendwo,
Hausmärchen der Brüder Grimm, sind ihre ge- fernab unter dem großen Sternenhimmel.
sammelten Märchen doch unser größter Mär-
chenschatz. Jede jüngste Königstochter
im märchenhaften Alter ab vier Jahren
und jeder junge Königssohn wird sich,
wie schon alle Königskinder zuvor, gerne
mit ihren zauberhaften Bildern identifi-
zieren und immer wieder glücklich sein
über das gute Ende des Märchens. Auf
bekannte Märchen wird dabei verwie-
sen, weniger bekannte sind in ihrer
Originalfassung erzählt.

6
Nr. 1
Text: H. E. Höfele, Musik: E. Malz

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Will - kom-men heut im Mär-chen-la nd, im Reich der Fan - ta-sie. Es

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war ein - mal vor lan - ger Zeit, ihr hört gut zu, gleich

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kom - men im

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schließt
Mär - ehen-land zu uns - rer Mär-chen - stun - de,

J J -- J I J J J J I;.
ein - fach eu - re Au gen und hört auf - merk - sam zu.

Schwupps, schon seid ihr mit ten drin: Es war ein-mal Sim-sa -la - bim.

Willkommen heut im Märchenland


Im Reich der Fantasie
Es war einmal vor langer Zeit
Ihr hört gut zu - gleich ist's soweit
Willkommen im Märchenland
zu unsrer Märchenstunde
Schließt einfach eure Augen
Und hört aufmerksam zu
Schwups schon seid ihr mittendrin
Es war einmal. .. Simsalabim

7
ZV\W\~eleit i~s
Märche~reich

Das Wort Märchen ist eine Verkleinerungsform von Erwachsene. Sie befriedigten - besonders in Ge-
.Mär", leitet sich vom mittelhochdeutschen .diu sellschaften ohne Schrift - das Bedürfnis nach In-
maere" ab und bedeutet: Kunde, Bericht, Erzäh- formation, Tradition und Unterhaltung. Durch das
lung. Es handelt sich dabei um eine meist kürzere Märchen erhielten Menschen Kunde von der Welt,
fantastische Erzählung, in der die Bedingungen der bewahrten sich Glaubensvorstellungen und Werte
Wirklichkeit aufgehoben zu sein scheinen und das im Miteinander und fanden durch das Erzählen
Wunder vorwaltet (siehe auch Vom Wesen der eine Form des geselligen Beisammenseins. Erst im
Märchen 5. 12). 18. Jahrhundert wanderte das Märchen, durch den
Geist der Aufklärung als Ammenmärchen abge-
Die Volksmärchen waren zuerst keine Geschichten wertet. von der Wohnstube der Erwachsenen in die
für Kinder, sondern Erzählgut von Erwachsenen für Kinderstube.

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Schriftlich nachweisen lassen sich Märchenmotive unterschiedlichen Orten ähnlich entstanden sind,
und märchenartige Erzählungen bereits in den aufgrund ihrer Wanderung jeweils weiter geprägt
Schriften der frühen Hochkulturen. So im Gilga- wurden. Wie es in der Archäologie bei Grabungen
mesch-Epos, die Heldengeschichte eines sumeri- unterschiedliche Schichten gibt. die aufgrund ihrer
schen Königs, der um 2700/2600 vor Christus ge- Funde jeweils Hinweise auf ein Zeitalter geben, so
lebt haben soll. Auch das Alte Testament enthält hat auch jedes Märchen kulturelle Schichten über-
eine Reihe märchenhafter Motive. Die Literaturen einander gelagert. als hätte jede neue Epoche ihm
Griechenlands und Roms enthalten Märchenmoti- ein weiteres Mäntelchen seiner Zeit und seiner kul-
ve und märchenhafte Erzählungen, zum Beispiel in turellen Vorstellungen übergezogen.
den homerischen Epen und den Erzählungen um
Herakles, Perseus, Theseus und die Argonauten. Bei Märchen, die aus Mythen hervorgegangen sind,
reichen ihre Wurzeln bis in die Jungsteinzeit. Die
Märchen wurden und werden auf der ganzen Welt Vertreter dieser Theorie sehen die Verbindung in
erzählt und (später) niedergeschrieben und da sie der Megalithreligion begründet, einer Mvsterienre-
sich alle irgendwie ähneln, gibt es verschiedene An- ligion, in deren Mittelpunkt die Himmelsreise der
sätze, sich den Ursprung der Märchen zu erklären. Seele steht. So können die Bilder der Märchen als
Ein Erklärungsansatz für die Entstehung und Darstellung der Jenseitsreise gedeutet werden, die
Verbreitung der Märchen ist die Vorstellung, in der heiligen Hochzeit ihren Abschluss findet. In-
dass ein Märchen an einem bestimmten Ort das sofern würden Märchen megalithische Mysterien-
erste Mal erzählt wurde und dann auf "Wan- legenden widerspiegeln. (vgl. Derungs, S. 269)
derschaft" ging. Es tauchte an unterschied- Auch Heide Göttner-Abendroth, eine Erforscherin
lichen Orten auf und wurde in unterschied- von Frauengeschichte, sieht in den Bildern der
lichen Varianten wieder und wieder erzählt und Märchen Hinweise auf eine matriarchale Mytholo-
weitergetragen. Die Märchenforsch ung spricht gie der Jungsteinzeit ca.10000-3000 v. Chr. (siehe
hierbei von Monogenese. Es ist absolut ein- auch Vom Wesen der Märchen, S. 12, und Zur Be-
leuchtend und allgemein anerkannt, dass sich deutung der Märchen, S. 15)
die Märchen mit den Wanderungsbewegungen
der Völker ausgebreitet haben. Die europäischen Märchen des Mittelalters waren
Die Brüder Grimm, die mit ihrer Sammlung der stark von keltischen Einfl üssen geprägt, seit dem
Kinder- und Hausmärchen von 1810 den Auftakt 10. Jahrhundert wurden jüdische und byzantini-
zur deutschen Märchenforsch ung gaben (vgl. sche, seit den Kreuzzügen indische Einflüsse er-
S. 10), vertraten die Auffassung, das Märchen kennbar. Später bereicherte die arabische Mär-
entstamme dem indoeuropäischen Kulturraum. chensammlung .Tausendundeine Nacht" die euro-
Jedoch war das Märchen beispielsweise im Alten päischen Märchen. Zuerst übersetzt wurde diese
Orient bereits vorhanden, bevor es indoeuro- Märchensammlung von Antoine Galland im 18.
päische Wanderungsbewegungen dorthin gab. Jahrhundert ins Französische. In den .Histoires ou
(vgl. Derungs S. 269) contes du temps passe" von C. Perrault von1674
Die zweite Annahme zur Entstehung der Mär- (1822 auf Deutsch erschienen als "Feenmärchen
chen wird als Polygenese bezeichnet, das heißt, für die Jugend") finden sich viele europäische Mär-
ähnliche Märchen tauchten unabhängig von- chenmotive. Diese Motive finden sich auch in der
einander an unterschiedlichen Orten, bei ver- Sammlung "Kinder- und Hausmärchen" der Brüder
schiedenen Völkern auf, die einer ähnlichen Grimm (3 Bde. 1812 bis 1822, vgl. Anhang).
Entwicklungsstufe entsprachen. Märchen wür-
den somit die Entwicklungsstufen der Völker Wer sich ei ngehender mit der Märchenforschu ng
widerspiegeln. und Pflege der Märchenkultur beschäftigen will,
dem sei die Europäische Märchengesellschaft emp-
Beide Annahmen schließen einander nicht aus und fohlen, die mit ihren Schriften und ständigen Fort-
wir können uns vorstellen, dass Märchen, die an bildungsangeboten wertvolle Arbeit leistet.

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Die Sammler von Volksmärchen


Die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm waren in verhalf er den Märchen zu größerer Lebendigkeit.
Deutschland die ersten Märchensammler, die Mär- Die Kinder- und Hausmärchen waren ursprünglich
chen erforschten, sammelten und veröffentlichten. nicht für Kinder gedacht und so war die Sammlung
Bis 1857 hatten sie 240 Märchen und Legenden mit ihren zahlreichen wissenschaftlichen Anmer-
zusammengetragen. Die Gesamtausgabe der Kin- kungen anfangs als nicht kindgerecht angesehen.
der- und Hausmärchen mit Originalanmerkungen Die Stilisierung durch Wilhelm Grimm machte sie
der Brüder Grimm ist heute noch erhältlich. (Die zum Kinderbuchklassiker. Der Grimmsche Mär-
durchaus bezahlbare Anschaffung dieser Samm- chenstil beeinflusste nachhaltig die internationale
lung sei jedem Märchenfreund empfohlen, denn Vorstellung von Märchen.
hier finden sich neben der originalen Wiedergabe
Die Vorstellung, die Brüder Grimm seien durch die
bekannter Märchen viele Märchen, die gemeinhin
Lande gezogen und hätten sich alle Märchen von
nicht so geläufig sind. Vgl. Literatur im Anhang)
Großmütterchen von Mund zu Ohr erzählen lassen,
Die Handexemplare des 1812 erschienenen ersten
ist ein Irrglaube.
Bandes der Kinder- und Hausmärchen der Brüder
Viele der Grimmschen Märchen wurden den Brü-
Grimm wurden 2005 zum Welterbe erklärt. Dies
dern aus ihrem bürgerlichen Bekanntenkreis in
zeigt die Bedeutung dieser Märchensammlung
Kassel zugetragen. Die Kasseler Bürgerstöchter
nicht nur für den deutschsprachigen Raum.
stammten von den Hugenotten ab und waren im
Jacob Grimm, Germanist (1785-1863), gilt als der französischen Sprachraum aufgewachsen, sodass
eigentliche Begründer der germanischen Alter- sie auch die Märchen französischen Ursprungs
tumswissenschaft. der germa nistischen Sprachwis- von Charles Perrault kannten und den Grimms
senschaft und der deutschen Philologie. Sein Leben erzählten. Zu den wichtigsten Erzählerinnen von
und Werk war eng mit dem seines Bruders Wilhelm Märchen gehörte Wilhelm Grimms spätere Frau
verbunden. Dortehen Wild. Auch Annette von Droste Hüls-
Wilhe1m Grimm, Schriftsteller und Germanist hoff half bei der Sammlung. Im zweiten Band
(1786-1859), ist es letztlich zu verdanken, dass die der Kinder- und Hausmärchen von 1815 erwäh-
"Kinder- und Hausmärchen" zum Volksbuch ge- nen die Brüder Grimm im Vorwort Dorothea
worden sind: Im Gegensatz zu seinem Bruder Viehmann aus Niederzwehren bei Kassel. Auch
Jacob, der sehr viel Wert auf wortgetreue Wieder- sie war hugenottischer Abstammung und gilt
gabe der gesammelten Märchen legte, überarbei- heute als die Märchenfrau der Brüder Grimm.
tete Wilhelm die Märchen und schuf jenen Stil, der Über sie gibt es ein schönes Bilderbuch von Ar-
die Sammlung weltberühmt machte. Mit den Mit- nica Ester! (s. Anhang).
teln der direkten Rede und dem Einbau von Versen
10
o Weitere Märchen bezogen die Brüder Grimm zurück. Dieser "Schlamperei" verdankt die Mär-
aus der Bibliothek. Und das kam so: Clemens chenforschung heute die oben erwähnte erste
von Brentano (1778-1842) und Achim von Handschrift von 1810 der Brüder Grimm, denn
Arnim (1781-1831) beauftragten anfänglich diese vernichteten bei Drucklegung ihr eigenes
die Brüder Grimm, als Mitarbeiter für eine be- Manuskript. Die Kinder- und Hausmärchen der
absichtigte Liedersammlung zu arbeiten, die Brüder Grimm wurden zum Prototyp der Volks-
dann in drei Teilen von 1805-1808 unter dem märchen. Sie entsprechen inhaltlich und
Titel "Des Knaben Wunderhorn" erschien. sprachlich der Zeit der Romantik.
Als weiteren Schritt planten Brentano und
Arnim die Lieder mit Geschichten aus dem Volk Das Deutsche Märchenbuch (1845) des Thüringer
zu bereichern. So war es Brentano, der die Brü- German isten, Volksku nd lers und Sch riftstellers
der Grimm beauftragte, für ihn schriftlich fi- Ludwig Bechstein stellte zeitweilig die Kinder-
xierte Märchen und Sagen zu sammeln. Bren- und Hausmärchen in den Schatten, da sie preis-
tano behielt sich allerdings vor, diese Märchen werter waren und reichhaltig bebildert. Mit ent-
frei zu bearbeiten, was vor allem Jacob Grimm sprechend pädagog isch-moral ischen Botschaften
nicht gefiel. Da die Grimms misstrauisch waren, konzipierte er seine Märchen von Anfang an für
ob sie ihre Manuskripte je wieder sehen wür- Kinder.
den, verfassten sie eine Abschrift. Das Projekt
von Brentano scheiterte letztendlich und so riet Reisetipp: Wer eintauchen will in die Welt der
Achim von Arnim den Brüdern, doch selbst eine Märchen des 19. Jahrhunderts, dem sei eine Reise
Märchensammlung herauszubringen. Das Ma- entlang der Deutschen Märchenstraße nach Kassel
nuskript gab Brentano tatsächlich nicht mehr empfohlen, zum Brüder-Grimm-Museum.

Die Verfasser von Kunstmärchen


Während Grimm, Bechstein und andere ausschließ- schon für Kinder ab etwa 6 Jahren geeignet,
lich Volksmärchen, die über lange Zeiträume hin- wie etwa "Zwerg Nase" und "Der kleine Muck",
weg nur mündlich überliefert wurden, sammelten die meisten aber wenden sich eher an Ältere.
und niederschrieben, gab es andere, die selbst
"neue" Märchen verfassten. Diese Märchenschrei- o Hans Christian Andersen (1805-1875), däni-
ber folgten zwar bei der Entwicklung ihrer Ge- scher Dichter und Märchenerzähler, verfasste:
schichten der Struktur des Volksmärchens, ließen "Die Prinzessin auf der Erbse", "Des Kaisers neue
aber ihre zeitgenössischen Werthaltungen mit ein- Kleider", "Das hässliche Entlein': "Das Mädchen
fließen. Diese Erzählungen werden im Gegensatz mit den Schwefelhölzchen" und "Die kleine
zu den Volksmärchen als Kunstmärchen bezeich- Meerjungfrau" enden tragisch und stimmen
net. Sie sind meist länger und wegen ihres Umfan- den Leser oder Zuhörer meist melancholisch.
ges und der vielschichtigen Symbolhaftigkeit für
jüngere Kinder noch nicht geeignet. Zu den be- o Michael Ende (1929-1995). verfasste .Jirn
kanntesten Autoren der Kunstmärchen gehören für Knopf und Lukas der Lokomotivführer",
den deutschsprachigen Raum: .Morno" und "Die unendliche Geschichte". Es
sind märchenhaft symbolische Geschichten für
o Wilhelm Hauff (1802-1827), schwäbischer Kinder ab 6 Jahren. Sie sind wesentlich länger
Dichter und Redakteur, verfasste die "Geschich- als klassische Volksmärchen.
te von Kalif Storch", "Zwerg Nase", "Der kleine
Muck". Einige der Hauffschen Märchen sind

11
Vom Wese~ der Märche~
Märchen können nach Inhalt und Struktur unter- oder Wundermärchen zur Geltung. Dieser Name
schieden werden. So wird von einem Kettenmär- rührt daher, dass weltliche Probleme mit wunder-
chen gesprochen, wenn eine Geschichte sinnge- samen Helfern und Mitteln gelöst werden. Dies ge-
mäß immer mit "und dann" weitergesponnen wird. schieht wie selbstverständlich und kein Zuhörer
Im Tiermärchen werden Tiere zu sprechenden Ak- "wundert" sich darüber.
teuren der Geschichten. Das Lügenmärchen lebt Trotz aller Unterschiede der Märchen, die sich auf-
von der verkehrten Welt, Schwankmärchen ma- grund ihrer Herkunft und der zeitlich bedingten
chen sich über die Dummheit der Leute lustig. Das Einflüsse ergeben, gibt es einen bestimmten
ganz Spezifische, was ein Märchen zum Märchen Grundtyp des Zaubermärchens.
macht, kommt in der Charakterisierung als Zauber-

Die Handlung Im Märchen


Die Handlung des Märchens folgt dem klassischen zieren. Das Märchen erfährt seine Berechtigung,
Drama: weil diese wie immer geartete Not gewendet wer~
1. Einstieg (Exposition) den muss. Märchen gehen den Konflikten nicht aus
2. Hauptteil (Entwicklung) und dem Weg, Konflikte sind der Auslöser zur Handlung
3. Ende (Lösung). - und werden meist zum Guten hin gelöst.

1. Der Einstieg - Es war einmal ... 2. Der Hauptteil -


Die Herausforderung
Am Anfang der Handlung wird immer:
o eine Notlage beschrieben, wie beispielsweise Die in der Einleitung beschriebenen Herausforde-
bei .Hänsel und Gretel". rungen werden im Märchen von tugendhaften
o eine Aufgabe gestellt, wie bei "Rotkäppchen" Heidinnen gelöst, die durch wundersame Helferln-
oder
o ein bestimmtes Problem geschildert, beispiels-
weise die Kinderlosigkeit bei "Rapunzel".
Motive der Handlung sind dabei immer die zentra-
len Themen des Menschseins überhaupt, wie sie
jeder Mensch erleben könnte. Im Mittelpunkt ste-
hen dabei oft Familienkonflikte: Geschwisterstreit,
das Gefühl des Verstoßenseins, Trennung, Braut-
werbung, Rivalitäten und so weiter. Der Ort und
die Zeit der Handlung bleiben unbestimmt (es war
einmal ...) und sind von daher übertragbar und jeder
kann sich überall und zu jeder Zeit damit identifi-

12
nen unterstützt werden. Magische Zahlen und For-
meln rhythmisieren das Märchen, an dessen Ende
meist ein guter Ausgang steht:

o Tugendhafte Heidinnen
Die Handlung im Märchen entwickelt sich,
indem tugendhafte Heidinnen auf den Plan tre-
ten. Ihre Aufgabe ist es den sicheren Hort (z. B.
das Elternhaus) zu verlassen, in die Welt des
Abenteuers zu gehen, um sich zu beweisen. Die
Bewährung des Menschen passiert also in einer
I
anderen als der heimischen Umwelt.
Die Märchenheidinnen haben weder eine Bezie-
hung zur Vergangenheit oder Zukunft noch zu
irgendeiner Art von Gemeinschaft. Sie sind
ohne Körperlichkeit, haben keine Gefühlswelt
und keine Biographie. Häufig sind sie namenlos,
tragen Allerweltsnamen wie .Hänsel und Gre-
tel" oder Namen, die sie durch ein bestimmtes
Merkmal kennzeichnen, wie zum Beispiel "Rot-
käppchen".
Die Heidinnen sind immer mit besonderen Tu-
genden wie Selbstlosigkeit, Fleiß, Unschuld o. Ä.
ausgestattet, die ihre positive Persönlichkeit
hervorheben. Gleichzeitig spiegeln ihre Wider-
sacher das glatte Gegenteil von ihnen: gutes
Aschenputtel - böse Stiefmutter, fleißige Gold-
marie - faule Pechmarie, hochmütige Königin - die Helfer verschwinden in der Unbedeutend-
bescheidenes Schneewittchen ... heit. Die einzig bleibende Verbindung, die Hei-
dinnen eingehen, ist die Ehe - in vielen Mär-
o Wundersame Helferinnen chen auch der Schlusspunkt der Erzählung.
Wenn Märchenheidinnen vor einem Problem
stehen oder eine Aufgabe zu lösen haben, so o Magische Zahlen
treten "jenseitige Helfer" aus dem Nichts auf, Der Verlauf der Handlung wird durch Zahlen
z. B.: Aschenputtel bekommt Hilfe durch die mit symbolischer Bedeutung strukturiert. Vor
Tauben, Schneewittchen durch die sieben Zwer- allem die Drei spielt dabei eine große Rolle: drei
ge. Oft überbringen diese Helfer den Märchen- Söhne, drei Schwestern, drei Aufgaben. Die Drei
heidinnen auch noch Wundergaben, so zum gilt als weiblich (Jungfrau, Mutter, Greisin), die
Beispiel den Kochtopf für den süßen Brei. Vier als männlich, die Sieben als Vereinigung
Wundergaben stehen allein den Heidinnen zur des Weiblichen und Männlichen. Auch die
Verfügung, .Unhelden" handeln bei der Begeg- Zwölf taucht hin und wieder auf:
nung mit Jenseitigen falsch, erhalten keine Wun- 12 Feen, 12 Ritter der Tafelrunde.
derdinge oder kommen durch sie zu Schaden.
Heidinnen und wundersame Helfer kommuni- o Zauberformeln
zieren wie selbstverständlich miteinander, han- Jedes Märchen beginnt und endet mit einer
deln jedoch nur isoliert nebeneinander oder Eingangsformel: "Es war einmal ..." und einer
nacheinander. Sind die Schwierigkeiten über- Schlussformel "... und wenn sie nicht gestorben
wunden, wird diese Bindung wieder gelöst und sind ...".Aber auch im Verlauf der Handlung gibt

13
es Verse und Formeln, die meist drei Mal 3. Glückliches Ende - und wenn sie
wiederholt werden, um ihre magische Kraft zu
nicht gestorben sind ...
verstärken, z. B.:
Der Handlungsverlauf zielt in fast allen Märchen
"Heut bClck ich, morgen bretu ich, auf eine glückliche Überwindung der Hindernisse
übermorgen hol ich d-er t<önigin ihr tdnO." und Konflikte im Sinne einer ausgleichenden Ge-
rechtigkeit, wie sie im wirklichen Leben nicht un-
"Ach wie gut, d-Cl:):) nieYnClnO wei(3,
bedingt zu finden ist. Das glückliche Ende wird
d-Cl:):)ich F-umpebtiLzchen hei(3]"
kurz mitgeteilt. Das Böse wird bestraft, das Gute
belohnt und die gestörte Ordnung wiederherge-
"SI:lieglein, SI:lieglein Cln d-er WclnO, stellt.
wer i:)td-ie Schön:)te im gClnzen L.Clnd-?--"

Zur Struktur des Märchens


Max Lüthi (1909-1991) beschrieb in seinem 1969 o Isolation und Allverbundenheit: MärchenheI-
erschienenen Buch "Das europäische Volksmär- den sind allein, sie handeln isoliert. Gleichzeitig
chen" Märchen nach ihrer äußeren Struktur, ihrer sind sie allseitig beziehungsfähig und nehmen
Beziehung untereinander und zum Ganzen. Er war die Hinweise von Hilfsfiguren an.
mit seinem strukturformalistischen Ansatz bestim- o Sublimation und Welthaltigkeit: Die Wirk-
mend in der europäischen Märchenforschung. lichkeit ist in Märchenhandlungen aufgehoben,
Lüthi bezog sich in seiner Arbeit auch auf die we- dennoch geht es um Sozialbeziehungen, um
sentlich ältere Strukturanalyse von Vladimir Propp den Erwerb von Kompetenzen.
(1895-1970), wobei sich dessen Strukturanalyse o Funktion und Bedeutung: Volksmärchen zei-
und seine Stilanalyse ergänzen: gen, welche Wege und Möglichkeiten es in der
Welt gibt.

Stilanalyse nach Max Lüthi Die Märchenfiguren sind nach dem Märchenfor-
scher Max Lüthi keine individuellen Personen, son-
Die folgenden Begrifflichkeiten waren maßgeblich dern sie stehen stellvertretend für den Menschen,
für die folgende Generation von Märchenfor- sie sind Leitbilder.
schern: Das Besondere am Märcheninhalt ist nach Lüthi
seine Verwobenheit mit dem Wunderbaren. In der
o Ein- und Mehrdimensionalität: Reales und Ir- Legende wird das Wunder als eine Offenbarung des
reales sind in den Volksmärchen miteinander alles beherrschenden Gottes begriffen und verehrt.
verwoben. Wunderbares geschieht genauso wie In der Sage wird das Wunder als verwirrendes und
Alltägliches. schwer deutbares Zeichen einer gewichtigen und
o Flächenhaftigkeit: Orts- und Zeitlosigkeit prä- gefährlichen Jenseitswelt gesehen. Im Märchen
gen den Ablauf der Volksmärchen, die Mär- aber ist das Wunder ein Element der Handlung und
chenfiguren haben keine Umwelt und Innen- hat in ihr seinen bestimmten Sinn; deshalb wird es
welt, sie besitzen keine Körperlichkeit. ohne Staunen und Erregung hingenommen, als ob
o Abstrakter Stil: Orte, Plätze und Geschehnisse es selbstverständlich wäre.
werden nur umschrieben, nicht ausführlich ge-
schildert.

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Viele Wissenschaften beschäftigen sich mit dem lassen sich schlüssig verbinden. Die Verbindung der
Ursprung und der Bedeutung von Märchen. Die Er- unterschiedlichen Erklärungsmuster zeigt auf,
kenntnisse der Ethnologie, der Archäologie, der warum Kinder sich von Märchen angesprochen
Psychologie und ihrer Entwicklungspsychologie fühlen und diese für ihre seelische Entwicklung
brauchen.

Archaische Naturmotive im Märchen


Die Bedeutung der Märchen liegt in ihrem ältesten dung zur Natur und "Mutter" Erde. Das wundert
Wesenskern. Das Grimmsche Märchen scheint auf nicht, war er doch auf Gedeih und Verderb von der
eine vorchristliche, sakrale Dichtungsform zurück- Natur abhängig. Die Natur galt in dieser Zeit als
zugehen. Aufgrund der Verwendung archaischer "beseelt': (vgl. Animistische Weltvorstellung S. 17)
Naturmotive im Märchen können die ältesten Untermauert werden diese ethnologischen Er-
Überlieferungsschichten aus der jüngeren Steinzeit kenntnisse durch archäologische Funde aus der
stammen. Jungsteinzeit, ja sogar aus der jüngeren Altstein-
zeit. So zeigt der .Löwenrnensch", eine ca. 32000
Als Deutungsmuster des Märchens dienen Verglei- Jahre alte Elfenbeinfigur aus dem Hohlenstein-
che zu frühen Naturreligionen, die in Zusammen- Stadel im Lonetal, einen Löwen mit menschlichen
hang mit einer matriarchalen (mutterrechtlichen) Zügen und menschenähnlichem aufrechten Gang
Mythologie stehen. In dieser frühen Mythologie - ein Bild von der "Verwandlung" und "Verwandt-
hatte der Mensch eine starke Beziehung und Bin- schaft" von Mensch und Tier. (siehe hierzu Tierhel-
ferfiguren S. 16)

15
Märchen wie Mythen bestehen aus einem ähn- Tierhelferfiguren - Totemismus
lichen, stets wiederkehrenden und gleichförmigen
Grundmuster, das erstaunlicherweise aus recht we- Das Tier im Märchen ist die hauptsächliche Helfer-
nigen "Bausteinen" besteht, (siehe auch S. 14). figur für die Heidin oder den Helden, welche die
Im Wesentlichen besteht dieses Grundmuster an- Zaubermittel kennt und mit den Jenseitsmächten
hand neuerer Forschungen aus auf sich beziehen- vertraut ist. Dies erinnert an schamanistische Rei-
de und in sich logische Themenkreise wie: sen früher Naturreligionen, in denen auch Tierhel-
o "Einweihung des Helden" (Initiation, oft als Ein- ferfiguren in Erscheinung treten, die in einem ver-
weihung in die Welt der Erwachsenen), wandtschaftlichen Verhältnis zum Reisenden ste-
o eine Reise weg vom Vertrauten in die Fremde hen. Im Märchen wirken schließlich die Ahnen
(Jenseitsreisel, durch ihre Tiergestalt, denn oft erscheint im Mär-
o die glückliche Wiederkehr (gleichgesetzt mit chen eine Rückverwandlung des Tieres in seine
"Wiedergebu rt") Menschengestalt. Wobei dann nicht zufällig eine
o und Heilige Hochzeit (Vereinigung von Gegen- verwandte Person dasteht. Verwandlung und Rück-
sätzen). verwandlung sind typische Zeichen früher Natur-
religionen und des Märchens. In diesen frühen Na-
Frühe religiöse Weltanschauungen gingen von turreligionen ist der Totemismus ein wesentliches
einem Stockwerk-Weltbild aus, das den Raum ein- Merkmal. Er geht von einer gemeinsamen Abstam-
teilt: mung von Mensch und Totem aus. Das Totem des
1. in einen oberen Bereich des Himmels, Menschen kann ein Tier, ein Baum, eine Pflanze
2. in einen mittleren der Erde und des Meeres und oder sonst eine Naturerscheinung sein. In den
3. in einen unteren Bereich der Unterwelt. Überlieferungen vieler Völker erscheint eine Ahn-
Diese Dreiteilung der Welt ist sehr alt und geht frau oder ein Ahne, oft als Tierahne, welche die
einher mit einer weiteren Dreiheit, nämlich den Welt erschaffen und bevölkert hat, sodass sich nun
astronomischen Phasen des Mondes bzw. den drei ein Stamm mit einer solchen Herkunftsmythologie
Himmelserscheinungen von Sichelmond, Vollmond, mit dem entsprechenden Tier verwandt fühlt und
und Schwarzmond. es als Totem verehrt.

Dieselbe Dreiheit findet sich auch im Zaubermär-


chen und zwar nicht nur als räumliche Einteilung
der Märchenwelt oder als Stilmittel (drei Gaben,
drei Wiederholungen, drei Brüder ctc.). sondern
auch personifiziert als drei heilige Frauen, die als
Mädchen, Frau und Greisin erscheinen, oft noch
mit ihren drei heiligen Symbolfarben Weiß, Rot
und Schwarz, was wiederum auf die frühe Mond-
mythologie hinweist.

In der vorchristlichen Mythologie führt die Him-


melsreise der Seele den Stufenberg hinauf. Die
Hochzeit im Märchen vollzieht sich jedes Mal im
höchsten Glanz. Bei der Schilderung des Jenseits
fehlen im Märchen Fluss, Brücke und Tor nicht, die
den Übergang in die andere Welt markieren.

16
Archetypen in Märchen und Traum
Die Psychologie sieht im Märchen archetypische als Hexe, Engel, Dämon, Dirne, Gefährtin, Amazone
Bilder und Figuren, die allgemein-menschliche u. Ä. Weitere Archetypen sind der Schatten und das
Sehnsüchte widerspiegeln. Archetypus bedeutet Tier, die Mutter und das Kind, der alte Weise, um
griechisch "Urbild" wörtlich: "Das zuerst Geprägte" nur einige zu nennen.
(Brockhaus], Nach c.G. Jung sind diese Archetypen
im kollektiven Unbewussten angesiedelt, es sind Da in zahlreichen Märchen sozial- oder Familien-
Urbilder menschlicher Vorstellungsmuster. beziehungen zentrales Thema sind, bieten sie Iden-
tifikationsmöglichkeiten sowie symbolische Hin-
Diese Archetypen, die jeder Mensch unbewusst in weise zur Konfliktbewältigung. Dieser Ansatz geht
sich trägt, repräsentieren die ererbte genetische davon aus, dass Märchen Reifungs-, Ablösungs-
Grundlage der Persönlichkeitsstruktur. In ihnen und Individuationsprozesse symbolisch darstellen
finden sich älteste Erfahrungen menschlicher und und ein Mittel sind die Ängste und Schrecken zu
tierischer Generationen. Sie sind universelle, ver- verarbeiten, die sich zwangsläufig bei diesen Ent-
erbte Dispositionen der menschlichen Vorstel- wicklungsprozessen ergeben.
lungskraft, die sich im kollektiven Unbewussten in Für Freudianer wie Jungianer sind Märchen also
einem Zustand potenzieller Bereitschaft befinden aus dem gleichen Stoff, aus dem die Träume sind.
und deren Aktualisierung bzw. Bewusstmachung in Das Märchen verarbeitet Reifungserlebnisse und
besonderen Situationen - wie Traum, Fantasie, Vi- berichtet von menschlichen Grundsituationen.
sion - auch in Märchen und Mythos in Form von Wenn im Märchen Äußeres für Inneres steht, dann
Symbolen erfolgt. wäre auch der Weg zur Königsherrschaft, der in so
Die wichtigsten Archetypen sind: Anima und Ani- vielen Zaubermärchen den Hauptinhalt darstellt,
mus. Das ist die gegengeschlechtliche Vorstellung Abbild einer psychischen Höherentwicklung. Der
im Unterbewussten, die sich in Träumen oder Fan- König ist Symbol für ein höchstes Ziel, die Aben-
tasien offenbart und auf Personen projiziert wer- teuerserie des Helden eine Auseinandersetzung mit
den kann. Ihr ambivalenter Charakter spiegelt sich dem magischen Bereich der eigenen Seele.

Animistische Vorstellungswelt der Kinder


Wir finden den Begriff des Animismus (zu lat. und schließlich auch Göttern und damit von
anima "Seele") sowohl in der Religionswissen- Religion insgesamt. (vgl. Brockhaus - Enzyklo-
schaft, als auch in der Entwicklungspsychologie. pädie)
o In der Entwicklungspsychologie spricht man
o In der Religionswissenschaft ist Animismus im Alter von vier Jahren vom "magischen Alter"
nach E. B.Tylor ("Die Anfänge der Cultur", 1873) des Kindes oder vom Animismus. Dies meint die
die entwickelte Theorie über den Ursprung von kindliche Neigung, Erscheinungen in der Natur
Religion aus dem Glauben an Seelen und Geis- menschenähnliches Verhalten zuzuschreiben.
ter in der Umwelt der Menschen. Von der tradi- Nach Piaget ist Animismus die in der Entwick-
tionellen abendländischen Seelenvorstellung lungsphase des so genannten voroperatori-
ausgehend vertrat Tylor die These, der "primiti- sehen, anschaulichen Denkens vorherrschende
ve Mensch" habe sich nicht nur Menschen, son- Vorstellung, dass alles in der Natur mit Bezug
dern auch Tiere, Pflanzen und Gegenstände mit auf den Menschen geschehe. (vgl. Brockhaus -
"seelen" begabt vorgestellt. Dies sei der Ur- Enzyklopädie).
sprung der Vorstellung von Geistern, Dämonen

17
*
LlAr Symbolik im MärcheJt1
Das Märchen spricht zu uns in Bildern oder Symbolen, die auch ohne große Erklärung, intuitiv von jedem
Menschen aufgrund des kollektiven Unbewussten (s. oben) verstanden werden. ~:

Matriarchale Urbilder ~*
Um die archaische Symbolik bewusst zu machen, Jungsteinzeit. Verehrt wird die dreigestaltige Mut-
möchte ich auf die matriarchalen (mutterrecht- tergöttin (Triade), die sich in der Vegetation zeigt:
lichen) Symbole aus der Jungsteinzeit eingehen.
Heide Göttner-Abendroth legt die Grundzüge der 1. Die Symbolik des Frühlings verkörpert durch
matriarchalen Mythologie im Märchen dar (in: De- die Gestalt der Jungfrau.
rung S. 271 ff.). Die Mythologie ist verbunden mit 2. Die Symbolik des Sommers verkörpert durch
den jahreszeitlichen Abläufen in der Natur. Wenn die Gestalt der Mutter.
wir ihre Symbolik kennen, finden wir in allen Mär- 3. Die Symbolik des Herbst/Winters verkörpert
chen Hinweise auf die matriarchale Mythologie der durch die Gestalt der Greisin.

Kleines ABC archaischer Märchensymbole


Hier findet sich nur eine kleine Auswahl von ar- Schlüssel Symbol des Wissens über das Leben nach
chaischen Märchensymbolen. dem Tode.
Wer sich damit eingehender befassen will, dem sei Spiegel Die Ägypter verwendeten dasselbe Wort
von Barbara G. Walker "Die geheimen Symbole der für Spiegel und Leben. Die Kelten sahen
Frauen" empfohlen (s. Anhang) in ihm den Seelenträger.
Sterne Auch Sterne galten als Sitz der Seele.
Apfel In indoeuropäischen Mythologien sym- Topf Weibliches Symbol vorchristlicher Zeit.
bolisierte er als magischer Apfel die Un- Wolf Der Wolf war eines der beliebtesten To-
sterblichkeit durch Tod und Wiederge- temtiere der Clans im vorchristlichen
burt. Europa. Er galt als "Öffner des Weges".
Brunnen In Brunnen vermutete man den Sitz der
Göttin. Die Bedeutung vieler Symbole, die uns im Märchen
Frosch Der Frosch steht für die Wiedergeburt, begegnen, erschließen sich auch Kindern schon in-
für Wandlung. tuitiv.
Gold Symbolisiert das ewige Leben und die Die Bilder bekannter Märchen lassen sich zwar
Sonne. meist aus dem bisher Gesagten erklären, wichtig ist
Haselstrauch Gilt als Symbol weiblicher Weis- bei Erklärungsversuchen zu berücksichtigen, dass
heit. die unterschiedlichen Bilder jeden Menschen (auch
König Er steht für Heilung. die Kinder) unterschiedlich stark ansprechen, und
Kamm Er stellt den mütterlichen Schutz dar. ihre (Be-)Deutung für den Einzelnen variieren, je
Krone Sie galt als Einverständnis zur Heiligen nach dem was für ihn gerade persönlich bedeut-
Hochzeit. sam erscheint.
Sie galt als die "Blume der Göttin':
Fassenwir die Erklärungsmuster zur Bedeutung des holungen haben die Kinder eine sichere Hand-
Märchens aus der Ethnologie und der Psychologie lungsstruktur. Die Schlussformeln am Ende des
zusammen, so können wir sagen, dass die archai- Märchens setzen den erwarteten beruhigenden
schen Naturmotive aus der Jungsteinzeit im Mär- Schlusspunkt.
chen in Bildern auf uns wirken, denn sie treffen
auf die Archetypen unseres kollektiven Unbewuss- Beim Heranwachsen spüren Kinder immer wieder
ten, die bei Kindern im Alter von vier Jahren noch den Willen zur Selbstständigkeit und die Angst vor
viel präsenter sind und dort als Seelenbilder ver- Trennung andererseits. Egal ob sie das erste Mal bei
standen werden. Das heißt, sie werden von Kindern einem anderen Kind übernachten oder sie in den
noch nicht verstandesgemäß, rationell erfasst, son- Kindergarten gehen wollen. In den Märchen finden
dern sie spiegeln den Kindern in Symbolen die He- Kinder die Bilder ihres kindlichen Denkens und Er-
rausforderung wieder, den eigenen Lebensweg zu lebens wieder. Aufgrund ihrer animistischen Vor-
gehen, und sie vermitteln die Botschaft, dass die stellung verwundert es Kinder nicht, wenn Tiere
Kinder nach diesem Reifungsprozess als Helden mit sprechen oder wundersame Helfer zur Seite stehen.
einem glücklichen Ausgang des Abenteuers Das Wichtigste im Märchen ist die Erfüllung des
wiederkehren werden. Glaubens, dass alles zu einem glücklichen Ende
führt. Mit dieser Zuversicht können Ängste besiegt
Märchen erzählen für Kinder nachvollziehbar sym- werden. Wer diese Lebenszuversicht hat, glaubt
bol haft von Wünschen, Sehnsüchten, Ängsten, auch an das Leben selbst. Märchen vermitteln uns,
Schwierigkeiten und Nöten, die für Kinder auch dass es wichtig ist, alles Nötige stets zu tun und
heute noch aktuell sind. Durch die Eingangsfor- Schritt für Schritt im Leben voranzuschreiten. Der
meln heben sie die Gegenwart auf und führen in gute Märchenausgang ist deshalb eine Notwendig-
das Geschehen ein, durch Verse und deren Wieder- keit im wörtlichen Sinne, eine Wendung der Not!

19
In den siebziger Jahren gab es Diskussionen, ob "Soll eine Geschichte ein Kind fesseln, so muss sie
Märchen für Kinder gut seien, ob sie noch aktuell unterhaltsam sein und seine Neugier wecken. Um
seien. Bruno Bettelheim war es schließlich, der aber sein Leben zu bereichern, muss sie seine Fan-
1982 in seinem Buch "Kinder brauchen Märchen" tasie anregen und ihm helfen, seine Verstandes-
der Frage nachging, warum das Märchen so bedeu- kräfte zu entwickeln und seine Emotionen zu klä-
tend für das Innenleben des Kindes ist. Dabei ren. Sie muss auf seine Ängste und Sehnsüchte
wurde ihm mehr und mehr klar, dass das Märchen abgestimmt sein, seine Schwierigkeiten aufgreifen
in einem viel tieferen Sinn als jede andere Lektüre und zugleich Lösungen für seine Probleme anbie-
dort einsetzt, wo sich das Kind in seiner seelischen ten. Sie darf dabei die kindlichen Nöte nicht ver-
und emotionalen Existenz befindet. niedlichen und das Vertrauen in das Kind und in
seine Zukunft stärken." (Bettel heim, S. 11)

Ziele beim Vorlesen, Erzählen


und Spielen von Mä rehen
Aus der Wirkung der Märchen bei Kindern ergeben o Märchen dienen als Ausgleich zur dominanten
sich folgende Ziele: intellektuellen Förderung, denn sie aktivieren
ein Gegengewicht, das den eigenen Bilder-
o Märchen beschreiben alle Seiten des mensch- schatz in der Seele weckt und belebt.
lichen Lebens und machen dadurch Mut und o Das Märchen zeigt Verhaltensmodelle von "Hei-
stärken das Selbstvertrauen, denn der Grundton den" auf. So werden innere Bilder vom "Helden
des Märchens heißt: Vertraue! in uns" gestärkt. Kinder identifizieren sich mit
o Kinder finden durch Märchen ins seelische den guten Märchenfiguren.
Gleichgewicht. o Es löst moralische Haltungen aus.
Gut und Böse werden gleichermaßen darge- o Es verschafft Freude, Befriedigung und emotio-
stellt aber niemals in Bildern beschrieben. Die nale Sicherheit durch den guten, sicheren Aus-
Flächenhaftigkeit des Märchens (vgl. S. 14) be- gang.
wahrt das Kind vor emotionaler Überforderung. o Es trägt für Kinder unbewusst zur Bewältigung
Wenn die "Hexe" beispielsweise verbrannt wird, innerer Konflikte und Ängste bei.
erscheint dies den Kindern nicht grausam, son- o Märchen setzen Fantasie und Vorstellungskraft
dern gerecht, denn die Hexe steht ja als Symbol in Gang.
stellvertretend für etwas Bedrohliches im See- o Märchen machen "altgierig", wecken Sehn-
lenleben des Kindes. süchte nach dem, was einmal war.
o Das Märchen hilft bei Ablösungsprozessen, o Durch das Lesen oder Erzählen von Märchen er-
Identitätsfindung und Emanzipation. halten Kinder Zuwendung von Erwachsenen in
Das Kind ahnt die .Lebensherausforderunq": einer alten, traditionellen Art und Weise.
Menschsein bedeutet vor Lebensaufgaben ge- Kinder genießen diese Erzähl- und Vorfesesitu-
steilt zu werden, die zu "meistern" sind und die ation.
eine glückliche Zukunft verheißen. o Märchen bieten vielfältigen "Stoff", der im Rol-
Diese Zuversicht verleiht dem Kind Kraft in Si- lenspiel miteinander nachgespielt werden kann.
cherheit, Selbstvertrauen und Selbstachtung Menschliche Grundthemen werden dabei spie-
erwachsen zu werden. lerisch nacherlebt und so emotional bearbeitet.

20
Mätchel1 votlesel1J etzählel1 l{l1d hötel1
1 0 9olde~e Schli-1ssel

Märchen erzählen, lesen und hören hat eine lange Märchen hören ist ein ganzheitliches Erlebnis. Von
Tradition. Wer Märchen erzählt oder vorliest, sollte der Auswahl der Märchen bis zum eigentlichen
es zelebrieren. Die Art, wie der Raum gerichtet ist, Märchenritual, bei dem die Kinder zur Ruhe kom-
das alte Buch auf den Schoß gelegt wird, die Stim- men, ihre Ohren spitzen und den Bildern des Mär-
me sich zur Erzählstimme wandelt und im Fluss der chens folgen können, gibt es das Geheimnis der
Geschichte Spannung, Heldentaten und Freude zehn goldenen Schlüssel, die den Weg zum Gelin-
über den glücklichen Ausgang vermittelt, a!l das ist gen öffnen.
bedeutungsvoll für die Zuhörerinnen.
1. goldener Sch Iüssel

Zt-tr At-tswahl vo~ Märche~


Bevor wir Märchen auswählen, die wir Kindern ständige Ausgabe der Kinder- und Hausmärchen
vorlesen oder erzählen, ist es sinnvoll, sich selbst der Brüder Grimm, hier können die wichtigsten
mit der Vielfalt der Märchen vertraut zu machen. Märchen im Grimmschen Originalstil nachgelesen
Hierzu eignen sich die Märchen im vorliegenden werden, denn die Märchen leiden sprachlich und in
Buch und im häuslichen Fundus, in Kindergarten ihrer Bilderfülle, wenn sie in Billignachdrucken
und Schule lassen sich bestimmt weitere Märchen- verkürzt dargestellt sind. Die "alte" Sprache stört
bücher zum Reinlesen finden. Eine weitere Quelle die Kinder dabei nicht, sie unterstreicht betont den
bieten die ausgewählten Märchensammlungen im märchenhaften Zauber.
Anhang (Seite 124). Empfehlenswert ist eine voll-

Die Auswahlkriterien
Auswahl nach persönlichen Auswahl nach Alter der Kinder
Vorlieben
Das klassische Märchenalter beginnt mit ca. vier
Beim Lesen der Märchen stellt sich schnell heraus, Jahren. Vorher sind Fingerspiele, Kinderreime und
welche Märchen einem persönlich "liegen" und Spiellieder sinnvoll, bei denen Kinder kleinen
welche nicht. Grundsätzlich wählen wir als Erzäh- Handlungssträngen folgen können, die sich immer
lerln nur die Märchen für Kinder aus, die wir per- wiederholen. Eine Altersgrenze nach oben gibt es
sönlich gut finden, die in uns selbst Bilder zum beim Märchen nicht, wurden sie früher doch aus-
Klingen bringen. Märchen, gegen die wir Vorbehal- schließlich unter Erwachsenen erzählt.
te haben, können wir beim Erzählen auch nicht gut
vermitteln! Die Kinder spüren schnell die eigenen
Vorbehalte gegen das Märchen.

22
Märchenauswahl für Kinder ab 4 Jahren

Kinder mit vier Jahren brauchen Mutmärchen, in Beispiele


denen Kinder als Helden hervorgehen. Für Kinder Solch ein einfaches Märchen ist beispielhaft Der
ab vier Jahren eignen sich kurze Märchen mit süße Brei (KHM 103). Von seiner Geschichte her
einem einfachen Handlungsstrang und wenig Per- macht er Kindern Mut. denn das Kind geht hinaus,
sonen. Sie müssen für das Kind überschaubar und besteht die Abenteuer, kehrt heim, kann die Fami-
einfach nachvollziehbar sein. Das ist bei Märchen lie ernähren und weiß allein den Zauberspruch.
gegeben, die sich aus einem Motiv entwickeln und Weitere so geradlinige Märchen sind z. B. "Der gol-
bei dem sich dann eine kurze geradlinige Ge- dene Schlüssel" (KHM 200) siehe Seite 29 und
schichte entwickelt und wieder zum Ende kommt. "Läuschen und Flöhchen" (KHM 30) siehe Seite 54.
Kinder wollen das gleiche Märchen immer wieder Empfehlenswert sind auch die indianischen Tier-
erzählt und vorgelesen bekommen. Beim Erzählen märchen von Käthe Recheis (siehe Anhang).
legen sie Wert darauf, dass das Märchen mit genau
den gleichen Worten erzählt wird, ähnlich wie bei
Fingerspielen .

. E:<, war einmetl ein arme:<,fromme:<,


MdO-ch.en, 0-0..:<' lebte mit semer
Mutter allein, und- sie h.o..ttennichts
mehr zu essen.
1)0.. ging 0-0..:<' l<ind-h.ino..u:<,
in o-en
Wo..lO-und- begegnete ih.m 0-0.. eine
alte fro..u, o-iewusste :<,einenJammer
schon und- schenkte ih.m ein Töpfchen,
zu o-em sollt es :<,o..gen:,;Töl:lfch.en koche", :<'0 koche es guten :<,ü~enHirsebrei, und-
wenn es :<,o..ge: ,;Töl:lfch.en steh", :<'0 höre es wieöer auf zu kochen,

1)0..:<' MdO-ch.en brzxchre o-en TOI:lfseiner Mutter heim, und- nun waren sie ih.rer Armut
und- ihres Hunger:<, leo-ig und- o..~en :<,ü~enBrei, :<'0 oft sie wollten. Auf eine Zeit war 0-0..:<'
MdO-ch.en o..u:<,gego..ngen,0-0.. sprztch o-ieMutter: ,;Töl:lfch.en koche", 0-0.. kochte es und-
sie issr sieb :<,o..tti nun will sie, 0-0..:<':<'0-0..:<' Töpfchen wieo-er o..ufh.ören soll, aber :<,iewei~
0-0..:<' Wort nicht. Abo kocht es fort, und- o-er Brei :<,teigtüber o-en fZo..nd- h.ino..u:<, und-
kocht immerzu, o-ie l<üch.e und- 0-0..:<' ganze Hau:<,voll, und- 0-0..:<' zweite Hau:<,und- O-o..nn
o-ieStro..~e,ab wollrs o-ie ganze Welt :<,o..tt metch.en, und- i:<,to-ie grö~te Not, und- kein
Men:<,ch.wei~ :<,ich.0-0.. zu h.elfen. End-lich., wie nur noch. ein einzige:<,Hau:<,übrig bt, 0-0..
kommt 0-0..:<' l<ind-h.eim und- spricht nur: .Töpfche», :<,teh.",0-0.. steht es und- hört auf zu
kochen: und- wer wieeer in o-ie Sto..O-twollte, o-er musste :<,ich.O-urch.e:<,:<,en.
Märchenauswahl für Kinder ab 5 Jahren

Ab 5 Jahren können die Märchen länger sein und Beispiele


aus mehreren Szenen bestehen. So genannte Ket- Kinderklassiker sind hier .Hiinse! und Grete!" (KHM
tenmärchen (und dann ...), in denen einzelne Sze- 15) siehe auch S. 56, "Rotkäppchen" (KHM 26) und
jien aneinandergereiht sind, sind möglich. Mit fünf "Der Wolf und die sieben jungen Geißlein" (KHM 5).
suchen die Kinder mehr Herausforderungen und Unbekannter ist das Volksmärchen "Die Alte im
beschäftigen sich seelisch stärker mit dem Wunsch Wald" (KHM 123), drum soll es hier auch erzählt
selbstständig hinauszugehen, spüren aber auch die werden:
Trennungsangst. Hier eignen sich auch Märchen, in
denen Kinder oder Tiere die Handlungsträger der
Geschichte sind.

1)ie Alte im W&ll~

E
1fuh.r einmct( ein Clrme1"Pien1tmdO-ch.en mit semer Herßch.Clft O-urch. einen
gro!3en WCl(O-unö- Clb 1ie mitten o-etrin WClren, kClmen "f<,CiuberClU1o-em "pickich.t
hervor unö- ermoröeren, wen 1ie fClnö-en. "Pcl kClmen ClUemiteinetnö-er um, bi1 Cluf
O-Cl1MCi.O-ch.en, O-Cl1Wetr in o-er Ang1t ClU1o-em WClgen ge11:lrttngen unO- h.Cltte sich h.inter
einem 'BClum verborgen. Wie o-ie "f<,Ciubermit ihrer 'Beute fort WClren, trClt es herbei unö-
1Clh.O-Cl1gro!3e t,.tngtack. "Pcl fing es Cln, bitterlich zu weinen, unO- 1Clgte: "WCl110U ich.
Clrme1 MCi.O-ch.ennun ClnfClngen, ich. wei!3 mich. nicht ClU1o-em Wcl(O- h.emu12.ufinö-en,
keine Men1ch.en1ee(e wohnt O-Clrin,10 mU11 ich. gewi11 verh.ungem." E1 ging herum,
suchte einen Weg, konnte Clber keinen finö-en. Ab es Abenö- wor, setzte es sieb unter
einen 'BClum, befClh.( 1ich. C;:ott unö- woUt O-cl1itzen b(eiben unö- nicht weggeh.en, mochte
ge1ch.eh.en, WCl1 immer O-clwollte. Ab es Clber eine Weite O-clge1e11en h.Cltte, kClm ein
wei!3e1 T Ciubch.en zu ih.m geftogen unö- h.Cltte ein kleines go(o-ene1 Sch.(ü11e(ch.en im
sch.netbeL "PCl1Sch.(ü11etch.en (egte es ih.m in o-ie HClnö- unö- 11:lmch.: "Sieh.1t O-UO-clo-en
gro!3en 'BClum, o-etrClnist ein k(eine1 Sch.to11, O-Cl11ch.Ue!3 mit o-em Sch.(ü11e(ch.en Cluf, 10
wißt O-USI:lei1e genug finö-en unO- keinen Hunger mehr (eiö-en."
"Pcl ging es zu o-em 'BClum unö- 1Ch.(011 ih.n Cluf unö- fClno-Mi(ch. in einem k(einen
Sch.ü11etch.en unö- Wei!3brot zum einbrocken O-Clbei,O-Cl11es 1ich. 1Cltt e11en konnte. Ab
e11Cltt vrc«, 1j:lmch. es: "Jetzt i1t es Zeit, wo o-ie Huhner O-Clh.eimCluffUegen, ich. bin 10
müo-e, könnt ich. mich. O-och. ClUCh.in mein 'Bett (egen.""pCl kClm O-Cl1TCiubch.en wieeer
geftogen unö- bmch.te ein Clno-ere1 go(o-ene1 Sch.(ü11etch.en im sch.netbe( unö- 1Clgte:
"Sch.Ue!3 o-ort o-en 'BClum Cluf, 10 wirst O-Uein 'Bett finö-en."
"Pcl 1ch.to11 es Cluf unö- fClnö- ein scbönes weiches Bettehen. O-clbetete es zum Ueben
C;:ott, er möchte es beh.üten in o-er NClCh.t, (egte 1ich. unö- schlie] ein.
Am Morgen kClm O-Cl1TCiubch.en zum o-ritten Met(, bmch.te wieöer ein Sch.ta11e(ch.en
unö- 11:lmch.: "Sch.Ue!3 o-ort o-en 'BClum Cluf, O-clwißt O-Uldeiö-er finö-en." t,.tnö- wie es
Cluf1ch.(011, fClnö- es ldeiö-er, mit c;:o(o- unö- Eo-ebteinen besetzt, 10 herrlich, wie 1ie keine
l<önig1toch.ter h.Clt.Abo lebte es O-cleine Zeit(Clng unö- kClm O-Cl1Tziubchen Cl((eTClge
unö- 10rgte für ClUe1,WCl1 es beo-urfte, unö- Wetr O-Cl1ein 1tiUe1 gute1 L-eben.
24
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EinYnetl etber ketm o-cö T Ciubchen unO- ~I?-mch: "Wilbt o-u mir etwas zuliebe tun?''' ,,\)on
Herzen gerne", ~etgte O-et~MdO-chen. "Pet ~I:lmch O-et~Tziubcheri: "Ich will o-ich zu einem
kleinen HCiu~chen führen, o-et geh hinein, mitten o-rein etm Hero- wiro- eine etlte fmu ~itzen
ww guten Tetg ~etgen. Aber gib ihr beileibe keine Antwort, ~ie Ynetg etuch etnfetngen,
Wet~ sie will, ~onO-ern geh zu ihrer rechten HetnO- weiter, o-et i~t eine Türe, o-ie Ynetch etuf,
so wirsr o-u in eine Stube kommen, wo eine Menge von f<,ingen etllerlei Art etuf o-em
Ti~ch liegt, o-munter ~inO- l:lrCichtige mit glitzerigen Steinen, o-ie let~~etber liegen uno-
suche einen schlichten hemu~, o-er etuch O-etrLtnter~ein mu~~, uno- bring ihn zu mir her,
so ge~chwinO-, wie o-u ketnn~t."
"Pet~ Mdo-chen ging zu o-em HCiu~chen uno- trzrt zu o-er Türe eini o-et ~et[3eine Alte, o-ie
Ynetchte gro[3e Augen, wie ~ie es erblickte, unO- sprach: "auten Tetg, mein l<inO-."E~ getb
ihr «ber keine Antwort uno- ging etuf o-ie Türe zu. "Wo hinetu~?''', rief sie uno- fet~~te es
beim f<,ock uno- wollte es fe~thetlten. ,,"Pet~ist mein Hetu~, o-et o-mf nieYnetnO- herein,
wenn ich'~ nicht hetben will." Aber O-et~Mdo-chen ~chwieg ~tilC Ynetchte sich von ihr
los uno- ging gemo-e in o-ie Stube hinein. "Pet letg nun etuf o-em Ti~ch eine übergro[3e
Menge von f<,ingen, o-ie glitzerten uno- glimmerten ihm Vor o-en Augeni es wetrf ~ie
herum uno- suchte netch o-em schlichten, konnte ihn etber nicht finO-en. Wie es so suchte,
~eth es o-ie Alte, wie sie o-ether schlich uno- einen \)ogelkCifig in o-er Hetno- hettte uno-
o-etmit fort wollte. "Pet ging es etuf sie zu uno- nethm ihr o-en I<CifigetU~ o-er HetnO-, uno-
wie es ihn etufhob uno- hinein~eth, ~et[3ein \)ogel o-etrin, o-er hettte o-en schlichren f<,ing
im SchnetbeL "Pet nethm es o-en f<,ing uno- lief getnz froh o-etmit zum HetU~ hinetu~ uno-
o-etchte, O-et~wei[3e TCiubchen würo-e kommen unO- o-en f<,ing holen, etber es ketm nicht.
"Pet lehnte es sichetn einen 'Betum unO- wollte etuf O-et~TCiubchen Wetrten, unO- wie es so
O-et~tetnO-,o-et»ror es, etb wCire o-er 'Betum weich uno- bieg~etm uno- senkte seme Zweige
hemb. [.{no- etuf einYnetl ~chletngen sich o-ie Zweige um es herum unO- wetren zwei
Arme, unO- wie es sich um~eth, wetr o-er 'Betum ein schöner Metnn, o-er es umfet~~te uno-
- herzlich kussre uno- ~etgte: ,,"Pu het~t mich erlö~t uno- etU~ o-er aewetlt o-er Alten befreit,
o-ie eine böse Hexe ist. Sie hettte mich in einen 'Betum verwzmöelr; uno- etlle Tetge ein
l:letetrStunO-en wetr ich eine wei[3e Tetube, uno- ~oletng sie o-en f<,ing be~et[3, konnte ich
meine men~chliche ae~tetlt nicht wieöererhzdten,"
"Pet wetren etuch seine 'Beo-ienten unO-1?fero-e von o-em Zetuber frei, o-er ~ie etuch in
'BCiume verwetnO-elt hettte, unO- ~tetnO-en neben ihm. "Pet fuhren sie fort in ~ein f<,eich,
o-enn er wo: eines l<ö-nig~ Sohn, uno- ~ie heimteten sich uno- lebten glücklich.

25
Märchen für Kinder ab 6 Jahren

o Hans im Glück KHM 83


Ab 6 Jahren eignen sich Märchen mit mehreren o Rapunzel KHM 12
Hauptmotiven, die ineinander verschachtelt sind. o Die zertanzten Schuhe KHM 133
Hier laufen Handlungen zeitlich parallel und ereig-
nen sich an verschiedenen Orten. Aber auch unzählige unbekannte Märchen warten
darauf, erzählt zu werden (siehe auch "Märchen
Alle klassischen Volksmärchen können jetzt erzählt aus vier Himmelsrichtungen" ab S. 75).
werden. Hier einige Beispiele: Besonders empfehlenswert sind folgende Mär-
o Aschenputtel KHM 21 chensammlungen: "Das große Märchenbuch" - Die
o Froschkönig KHM 1 schönsten Märchen aus ganz Europa, erschienen
o Frau Holle KHM 24 im Diogenes Verlag (s. Anhang), "Zauber und Wun-
o Rumpelstilzchen KHM 55 der" - Die Märchen der Welt, erschienen im Insel
o Schneewittchen KHM 53 Verlag (s. Anhang) und "Meine afrikanischen Lieb-
o Tischlein deck dich KHM 36 lingsmärchen", erschienen im Verlag C.H. Beck (s.
o Dornröschen KHM 50 Anhang). Beispielhaft erzählt sein soll hier: die Bie-
o Die Bienenkönigin KHM 62 nenkönigin
o Die Bremer Stadtmusikanten KHM 27

Märchenauswahl für ältere Kinder

Für ältere Kinder und Erwachsene eignen sich So können Märchen im Schulunterricht bildhaft
auch Kunstmärchen. Die Auswahl der Märchen er- für bestimmte Kulturen stehen oder aktuelle The-
folgt dann nicht mehr nach Alter, sondern nach men in der Klasse von einer anderen Warte wider-
den Märchenmotiven und was für die jeweilige spiegeln.
Gruppe gerade interessant erscheint. (siehe auch "Für alle Elfen und Trolle ab 8", S. 114)

26
'Pie 13ienenkö-nigin

Z
wei l<önig~~öhne gingen einmetl etuf AGenteuer unO gerieten in ein wilees,
wU~te~ Leben, ~OOet~~sie getr nicht wieoer netch HetU~ketmen. "Der iUng~te,
welcher oer "Dummling hie~, mzxchre sich etuf unO suchte seine BrUoeri etGer
wie er ~ie enOlich fetnO, verspotteten ~ie ihn, Oet~~er mit ~einer Einfetlt sich ourch oie
Welt ~chletgen wollte, unO ~ie zwei könnten nicht ourchkommen unO weiren ooch viel
klUger.
Sie 2.ogen etlle orei miteinetnOer fort uno ketmen etn einen Amei~enhetufen. "Diezwei
Älte~ten wollten ihn etufwUhlen unO sehen, wie oie kleinen Amei~en in oer Ang~t
herumkröchen unO ihre Eier forttrUgen, etGeroer "Dummling ~etgte: "L-et~~toie Tiere in
frieoen, ich le;o /s nicht, Oet~~ihr ~ie stört."
"Detgingen sie weiter unO ketmen etn einen See, etuf oem ~chwetmmen viele, viele Enten.
"Diezwei BrUoer wollten ein l:letetrfetngen unO Gretten, etGeroer "Dummling lie~ es nicht
2.UunO ~pretch: "L-et~~toie Tiere in frieoen, ich le;o's nicht, Oet~~ihr sie tötet."
EnOlich ketmen sie etn ein Bienenne~t, oetrin wetr so viel Honig, Oet~~er etm Stetmm
herunterlief. "DieZwei wollten Feuer unter oen Betum legen unO oie Bienen ersticken,
oetmit ~ie oen Honig wegnehmen könnten. "Der"Dummling hielt ~ie etGerwieeer etGuno
~I:lretch:"L-et~~toie Tiere in frieoen, ich le;o'~ nicht, Oet~~ihr ~ie verbrennt."
EnOlich ketmen oie orei BrUoer etn ein Schl~~, wo in oen Steillen letuter steinerne ")?feroe
~tetnoen, etuch wor kein Men~ch 2.Usehen, unO ~ie gingen ourch etlle Seile, Gi~~ie Vor
eine TUr getl'J.2.etm EnOe ketmen, oetvor hingen orei schlö~~eri es vrox etGermitten in oer
TUr ein L-eiolein,oetourch konnte metn in oie StuGe sehen. "Det~ethen sie ein gretue~
MCtnnchen, Oet~etn einem Ti~ch ~et~.Sie riefen es etn, einmetl, 2.weimetl, etGeres horte
nichr: enOlich riefen ~ie es 2.um oritten Metl, Oet~tetnOes etuft öffnete oie schlö~~er uno
ketm heretu~. E~ ~pretch etGer kein Wort, ~onOem fUhrte ~ie 2.Ueinem reich besetzten
Tisch: unO etb sie gege~~en unO getrunken hettten, Gretchte es einen ieglichen in ~ein
schletfgemetch.
Am etnOem Morgen ketm Oet~gretue MCtnnchen 2.Uoem Älte~ten, winkte unO leitete
ihn 2.Ueiner ~teinemen TetfeCoetretuf ~tetnOen orei AufgetGen ge~chrieGen, woeurcb Oet~
Schl~~ erlöst wereen könnte.
"Dieerste »rar, in oem Wetlo unter oem Mo~ letgen oie ")?erlenoer l<önig~tochter, tet~enO
etn eer Zethl, oie mu~~ten etufge~ucht weroen, uno wenn Vor Sonnenuntergetng noch
eine eil'J.2.igefehlte, so wetro oer, welcher ge~ucht hettte, 2.UStein.
"DerÄlte~te ging hin unO suchte oen getl'J.2.en Tetg, etb etGeroer Tetg 2.UEnOe vrox, hettte er
eßt huooert gefuooeni es g~cheth, wie etuf oer Tetfel ~tetOO,er wetro in Stein verwzoieelr.
Am folgenOen Tetg unternethm oer zweite Bruoer Oet~Abenteuer: es ging ihm etGer
nicht viel Ge~~eretb oem eilte~ten, er fetnO nicht mehr etb zweihunöert ")?erlenunO wetro
2.UStein.
Eoolich ketm etuch etn oen "Dummling oie F-eihe, oer suchte im Mo~, es vrax etGerso
schwer, oie ")?erlen2.UfinOen, unO ging so letng~etm. "Detsetzte er sich etuf einen Stein
uoo weinte. t{nO wie er so ~et~, ketm oer Amebenkönig, oem er einmetl Oet~Leben
erhetlten hettte, mit fUnftetu~eoo Amei~en, unO es weihrte getr nicht letnge, so hettten oie
kleinen Tiere oie ")?erlenmiteinetnOer gefunOen unO etuf einen Hetufen getretgen.

27
'Die zweite Altfgabe aber war, ö-en Sch.(Li~~e(zu ö-er Sch.(afkammer ö-er l<önig~toch.ter
alt~ ö-er See 2lt holen, Wie ö-erUltmmUng zur See kam, ~ch.wammen ö-ieEnten, ö-ieer
einma( gerettet h.atte, h.eran, taltch.ten ltnter ltnd- holten ö-en Sch.(Li~~e(alt~ ö-erTiefe.
Uie erirre Altfgabe aber war ö-ieschwerste: Alt~ ö-en ö-rei~ch.(afend-en Töchtern ö-e~
l<önig~ soltre ö-ie jLing~teltnd- ö-ie liebste h.eralt~ge~ltch.tweröen. Sie gUch.en ~ich. aber
vollkommen ltnö- waren Ö-ltrch.nich.t~ verschieeen, ab ö-a~~sie, bevor sie einge~ch.(afen
waren, verschieöene SLi~igkeiten gege~~en h.atten, ö-iecdte~te ein StUck Zucker, ö-ie
.zweite ein wenig Sirltl:},ö-ie jLing~teeinen U5-ffe(voll Honig. Ua kam ö-ieBienenkönigin
von ö-en Bienen, ö-ieö-erUltmmUng Vor ö-em Feuer ge~ch.Lit2th.atte, ltnd- versuchte ö-en
Mltnd- von a((en 'Dreien, zuletzt bUeb ~ie altf ö-em Mltnd- sirzeri, ö-er Honig gege~~en
h.atte, ltnd- so erkannte ö-er l<önig~~oh.n ö-ierechte.
Ua war ö-erZaltber vorbei, a((e~ war alt~ ö-em Sch.(af edö~t, ltnd- wer von Stein war,
erhielt seine men~ch.Uch.e Ci:e~ta(twieöer.
L-tnd-ö-erUltmmUng venndh.(te sich mit ö-er jLing~ten ltnd- Ueb~ten Tochter ltnd- warö-
l<önig nach. ih.re~\)ater~ TOÖ-iseme zwei BrLiö-eraber erh.ie(ten ö-ie beiÖ-enand-eren
Sch.we~tem.
Auswählen eines Märchen durch die Kinder

Wenn wir mit der Zeit einen Schatz unserer Lieb- Der Märchenschatz kann auch in einer kleinen
lingsmärchen gesammelt haben und Sicherheit Holztruhe aufbewahrt werden, ganz nach persön-
darin erlangt haben, für welches Alter welche Mär- lichem Belieben der Märchenerzählerin.
chen ungefähr geeignet sind, dann können wir Als Schatz finden die Kinder beispielsweise eine
"unseren" eigenen Märchenschatz den Kindern Muschel, einen Stein, eine kleine Feder, ein Ring-
symbolisch darstellen. Möglich ist ein schön gear- lein, eine goldene Klangkugel und so weiter. Jedes
beitetes Lederbeutelchen (Märchenbeutel S. 105), dieser Symbole steht für ein Märchen.
das von einer feinen Schnur zusammengehalten ist Die Kinder können nun selbst wählen, welches
und an dessen Ende kleine wundersame Perlchen Märchen sie hören wollen.
gebunden sind. Zu dem Schatzkästchen passt das folgende Mär-
chen: Der goldene Schlüssel (KHM 200)

Z
u,r Winter~eit, Clb einmetl ein tiefer Schnee lClg,mu,~~teein Clrmer ]u,nge
hinetu,~gehen u'nO Holz Clu,feinem Schlitten holen. Wie er es nu,n
2u'~Clmmenge~u'cht u'nO Clu,fgelClo-en hCltte,wollte er, weil er so erfroren vror,
noch nicht netch HClu'~egehen, ~onOem eßt Feuer ClnmClchen u'nO sich ein bisschen
wärmen.

"PClschzrrrre er o-en Schnee weg, u,no-wie er so o-en Ero-0oo-en Clu,fräu,mte,fClnO er einen


kleinen golo-enen Schlü~~el. Nu,n glClu,0teer, wo o-er schlU~~el wäre, mU~~teClu,chO-Cl~
Schl~~ O-et.zU,~ein, gru,0 in o-erEro-eu'nO fClnO ein ei~eme~ t<ä~tchen. "Wenn o-erSchlü~~el
nur I:}Cl~~t!",
O-Clchteer. "E~ ~inO gewb kosrbzxre SClchen in o-em t<ä~tchen."

Er suchte, Cl0er es WClYkein Schlü~~elloch O-cl,enOlich ento-eckte er ein~, Cl0er so klein,


O-cl~~metn es kClu,m~ehen konnte. Er probierte, u'nO o-er Schlü~~el pzxsste glücklich. "Pcl
o-rehte er einmetl heru'm, u,no-nu,n mU~~en wir wClrten, 0i~ er vollenO~ Clu'fge~chlo~~en
u'nO o-en 'Deckel Clu,fgemetchthClt,O-Clnn weröen wir erfClhren, »ros fUr Wu'nOer0Clre
SClchen in o-em t<ä~tchen lClgen.

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2. goldener Sch Iüssel
Zl1m Märchelt\ vorleselt\

Natürlich ist es am Allerschönsten, wenn Märchen Lesen wir öfter Märchen, bekommen wir ein
von Mund zu Ohr weitergegeben werden, es bedarf Sprachgefühl für die Rhythmik im Märchen. Durch
allerdings einer gewissen Übung und Vorberei- die klare Struktur von Einleitung, Hauptteil und
tungszeit, Märchen zu lernen und frei sprechen zu Schluss, durch die dreifache Wiederholung im
können. - Das Lesen der Märchen ist dazu die rich- Hauptteil, sowohl in der Tat als auch in der Wort-
tige Vorbereitung. wahl, merken wir uns im Kopf schneller die Wege
des Märchens. Esist, als ob Hinweisschilder am We-
Das Vorlesen hat durchaus seine Vorzüge. gesrand stehen würden, die aufzeigen, wo es wei-
o Durch die Wortgetreue haben die Kinder einen ter lang geht.
sicheren Rahmen.
o Sie lieben es, wenn ein Märchen immer und Beim Vorlesen ist es wichtig, immer wieder Blick-
immer wieder mit den gleichen Worten gelesen kontakt zu den Kindern aufzunehmen, sodass sie
wird. merken, die Geschichte wird wirklich ihnen vorge-
o Außerdem gewinnt das Märchen beim Vorlesen lesen, sie sind die Adressaten. Außerdem ist durch
durch die altertümlichen Worte. Das verzaubert Blickkontakt der emotionale Kontakt zu den Zuhö-
die Zuhörer, sind sie doch ein Beweis, dass das rern hergestellt, wir spüren dann auch, wie das
Märchen schon wirklich alt sein muss. Die Kin- Märchen ankommt, ob wir mehr Dramatik oder
der verstehen die alten Begrifflichkeiten ein- mehr Gleichförmigkeit in die Stimme legen sollen.
fach aus ihrem Sinnzusammenhang heraus. Die
altertümliche Sprache regt auch die Sprachfan-
tasie der Kinder an.

Märchen lernen Schritt für Schritt


Haben wir ein Märchen gefunden, das uns selbst o Jedes Märchen hat einen bestimmten Grund-
gefällt, uns also etwas bedeutet und den sonstigen ton. Manche sind scherzhaft gemeint, manche
Auswahlkriterien entspricht, lesen wir es uns zuerst sind traurig, manche sind raubeinig, andere zart
selbst laut vor. - entsprechend lesen wir in diesem Grundton.
o Beim Lesen entstehen Bilder im Kopf, je genau-
o Wir achten dabei auf den Weg des Märchens - er ich mir ein Bild mache, eine Vorstellung
auf die "Wegmarkierungen" und die "Stolper- habe, umso besser kann ich das Märchen vorle-
steine" im Text, die wir durch Wiederholung sen. Es ist wie in der Pantomime. Der Mime
besser meistern können. sagt: Wenn du mimisch eine Blume pflücken
o Die Schlüsselwörter können wir mit Bleistift willst, musst du die Blume nicht nur in deinem
markieren, dann sitzen die Betonungen auch Inneren sehen, du musst den Duft der Blume
auf diesen Wörtern und so kommen sie beim riechen, dann sieht es für den Betrachter wirk-
Zuhörer direkter an, weil das Gehirn es einfa- lich aus, als ob du sie pflücken würdest. So stei-
cher hat, sie schnell zu erkennen und weiterzu- len wir uns die Orte der Märchenhandlung vor,
geben. Außerdem helfen diese Markierungen machen uns ein Bild von den Märchenfiguren
nach und nach mehr Blickkontakt zu den Zuhö- und Charakterträgern der Handlung.
renden aufzubauen, und gleichzeitig freier und
freier wortgetreu zu erzählen, statt vorzulesen.

30
o Wir vermeiden allerdings Übertreibungen der o Beim Lesen ist das richtige Tempo wichtig. Wir
Stimme, wenn die Märchenfiguren in wört- stellen uns vor, dass es immer einen Moment
licher Rede sprechen. Das Märchen hat nicht braucht, bis die Bilder und Botschaften des
umsonst jene .Hächenhaftiqkeit" die jenseits Märchens über die Stimme des Lesenden am
von "Gut und Böse" liegt. Wenn wir das Böse Ohr und dann im Kopf als Bilder bei dem Zuhö-
gruselig betonen, können Kinder Angst bekom- renden übertragen sind. Achten wir darauf,
men! Auch Wunder werden nicht bedeutungs- kann sich die Vorstellungskraft der Kinder bes-
voll geraunt, auch sie sind im Märchen selbst- ser entwickel n.
verständlich. Gleichwohl ist ein Märchen au- Haben wir das alles berücksichtigt, gilt es nur noch
thentisch gelesen, wenn die Kinder merken, zu üben. Also, Märchenbuch auf den Schoß, sich an
dass der Vorleser innerlich Anteil nimmt an der den unterstrichenen Wörtern orientieren und mehr
Geschichte und an der Botschaft des Märchens! und mehr frei vortragen, bis wir die Bilder im Kopf
o Wir stellen uns einfach vor, die Kinder, die uns so verinnerlicht haben, dass wir das Märchen auch,
zuhören, sind auch Helden, weil sie sich trauen, frei vortragen können.
das Märchen zu hören, die Spannung ertragen, Das ist auch eine gute Gymnastik für unser Ge-
bis es schließlich gut ausgeht. Im Geiste neh- hirn!!!! So wie wir Bauchmuskelübungen lO-mal
men wir diese kleinen Helden an der Hand und wiederholen, sitzt auch ein kurzes Märchen mit
führen sie sicher durch das Abenteuer. einfacher Handlungsstruktur nach zehnmaligem
Lesen und Üben ...

31
3. goldener Sch Iüssel
LV\W\ Mä~che~ e~zähle~
Haben wir ein Märchen Schritt für Schritt gelernt, können wir es mit oder ohne Buch gut vortragen. Jetzt
kommen noch ein paar Feinheiten dazu, die etwas tiefer gehen und aus uns echte Märchenerzählerinnen
"machen,

Die Rolle der Märchenerzählerin chen und schlafen, arbeiten und ausruhen ... hält
uns in der Balance. Die Kunst liegt jetzt darin, die
Wenn wir Märchen erzählen, begeben wir uns in
Stimme beim Märchenerzählen ebenso "zeitlos"
die Rolle der Märchenerzählerin. Diese Rolle weckt
schwingen zu lassen. So entsteht während des Er-
Erwartungen bei der Zuhörerschaft. Die Märchen-
zählens jenes Gleichgewicht, jene Balance zwi-
erzählerin hatte früher eine wichtige Funktion, er-
schen den Polen. Durch dieses Schwingen fühlen
zählte sie doch Wahrheiten des Lebens in all seinen
sich die Zuhörerinnen unbewusst gewiegt und
Schattierungen. Insofern war und ist die Märchen-
damit sicher. Wir nehmen dazu einen Märchentext,
erzählerin eine Hüterin und Mittlerin der alten Le-
unterstreichen die Schlüsselwörter und schon kann
benswahrheiten. Wenn wir Märchen innerlich an-
die Stimme von Schlüsselwort zu Schlüsselwort
nehmen, müssen wir auch annehmen, dass es im
hin- und herschwingen.
Leben gut und böse, schön und hässlich, hell und
dunkel gibt, so wie es Tag und Nacht, Sommer und Beispiel:
Winter einfach gibt. Wenn sie das als gegeben hin- Es war einmal ein armes, frommes Mäd- .
nimmt, begibt sich die Märchenerzählerin in eine ehen, das lebte mit seiner Mutter allein,
neutrale Position. Auch bleibt sie Wundern gegen- und sie hatten nichts mehr zu essen. Da
über neutral - die gibt's eben auch. So wird sie für ging das Kind hinaus in den Wald und be-
ihre Zuhörer glaubhaft. Ihre Aufgabe ist es, ihren gegnete ihm da eine alte Frau, die wusste
Zuhörern zu vermitteln, dass die Herausforderun- seinen Jammer schon und schenkte ihm ein
gen des Lebens zu meistern sind, also mit ihnen ge- Töpfchen ...
meinsam immer wieder den Weg von der Heraus-
Schwingen wir mit der Stimme hin und her, kommt
forderung zum glücklichen Ende zu gehen. Inso-
die Erzählstimme in Fluss.
fern ist nicht die Person der Märchenerzählerin im
Trotz des Gleichklangs gibt es Unterschiede in der
Vordergrund, sondern das Märchen selbst. Die Kin-
Stimmlage, je nach dem ob ein "Riese" oder ein
der erwarten von einer Märchenerzählerin nichts
"Röslein" spricht. Um den unterschiedlichen Figu-
anderes, als dass sie sicher durch das Märchen
ren unsere Stimme zu verleihen, versetzen wir uns
fü hrt.
in diese Figuren, stellen uns Herz und Charakter
vor. Schon klingt das kleine Hähnchen, das helfen
will und an das Gute in der Welt glaubt, ganz an-
Die Stimme der Märchenerzählerin
ders in der Tonlage als der Fuchs, der etwas im
Märchen sind zeitlos, weil sie in ihrer Thematik Schilde führt ...
immer wiederkehrend, also unendlich sind. In der
Helfen können beim Erzählen auch die Hände. Es
Mathematik wird die Unendlichkeit mit einer lie-
sind ja immer Wege zu gehen im Märchen, Orte
genden Acht, der Lemniskate ausgedrückt. Die lie-
sind zu beschreiben, Bäume nehmen Gestalt an,
gende Acht symbolisiert, dass sich alles rhythmisch
Tiere treten in Erscheinung, Tätigkeiten sind zu tun ...
wiederholt. Die Acht umkreist zwei Pole, nämlich
Sehen wir diese Bilder des Märchens vor Augen,
die Pole der Gegensätze - im Märchen ausgedrückt
helfen unsere Hände ihnen Form zu geben und
durch Gut und Böse, Tag und Nacht. Nur der Aus-
führen so die Zuhörenden "mit der Hand" durch
gleich zwischen den bei den Polen zwischen wa-
das Märchen.

32
, ..:!

4. goldener Sch Iüssel


ZtAm Märche~ höre~
Märchen zu hören ist ein aktiver Akt der Kinder nen, weil der Zeitpunkt gerade nicht stimmt? Ge-
und setzt voraus, dass sie das Märchen hören wol- stehen wir das auch den Kindern zu!
len! Das heißt also: Märchenhören muss immer (Wertvolle Tipps eine ruhige Atmosphäre zu schaf-
freiwillig geschehen. Wer nicht zuhören möchte fen finden sich ab S. 33 zum Märchenraum und zu
und andere beim Zuhören stört, hat in einem Mär- den Helfern der Märchenstunde ab S. 35.)
chenraum nichts zu suchen. Diese Kinder dürfen
sich entweder im Raum (still) selbst beschäftigen
oder werden von jemand anderem betreut. Gleich- Die Zuhörer
wohl hilft es unruhige Kinder in seine Nähe setzen,
sie haben es dann einfacher sich geborgen zu fühlen Märchen können wir zuhause alleine, zu zweit, zu
und zu entspannen. dritt, zu viert genießen. In größeren Gesellschaften
Zum Märchenhören muss niemand motiviert wer- beispielsweise auf dem Kindergeburtstag, im Kin-
den. Es ist ein besonderes Angebot, das angenom- dergarten in der Schule oder bei Pfadfindern am
men werden kann oder nicht. Ganz fatal ist es, Lagerfeuer.
wenn eine Märchenerzählerin eingeladen wird und Die Gruppe sollte aber Klassengröße nicht über-
alle Kinder das Märchen hören müssen. Das geht schreiten.
nicht! Um zuhören zu können, brauchen die Kinder Wird die Gruppe bei vierjährigen Kindern zu groß
die Ruhe. Und kennen wir Erwachsenen nicht auch (über 10 Kinder), ist es sinnvoll, dass die Eltern mit
Situationen, in denen wir uns nicht auf eine be- dabei sind, so kann sich das Kind auf den Schoß des
stimmte Lektüre oder eine Lesung einlassen kön- Elternteils setzen und ist dort gut aufgehoben.

33
5. goldener Sch Iüssel
Zl1m Mä~cheJl\~al1m

Tatsächlich braucht ein Märchen Raum - zeitlich, Der Raum sollte eine angenehme Ausstrahlung
'organisatorisch wie räumlich. Märchen wirken nur haben, einladend wirken, und nicht mit anderen
in ruhiger Atmosphäre und mit der Bereitschaft, zu- Dingen überladen sein, die nicht zum Märchen ge-
hören zu wollen. Kinder sind, wie Erwachsene auch, hören und ablenkend wirken. Da Märchen nicht
im Alltag verstrickt in Projekte, Ideen und Klärungs- auf der rationalen Ebene ansprechen, sondern auf
austausch mit anderen. Um sich auf ein Märchen der Gemütsebene, sollte der Raum auch "gemüt-
einzulassen, müssen wir mit den alltäglichen Akti- lich" sein. Meist helfen hier Tücher in warmen Far-
vitäten ausschwingen und uns sammeln. Dazu ist es ben, sie vermitteln Geborgenheit.
sinnvoll, einen eigenen Raum zu betreten.

Der Märchenkreis
Schon immer traf man sich zu Versammlungen nächsten bei der Märchenerzählerin sitzt, wichti-
aller Art im Kreis. Die Kreisform ermöglicht es allen ger werden als das Märchen selbst. Ideal ist also ein
Teilnehmerinnen, gleichberechtigt an der Ver- Sitzkreis, bei dem jedes Kind ein eigenes Sitzpolster
sammlung teilzunehmen. hat. So kann jeder die Märchenerzählerin sehen
An Sitzmöglichkeiten sind kleine Sitzpolster besser und jeder kommt im Kreis gleichwertig vor.
geeignet als Stühle. Urgemütlich ist zwar eine Ku- Wichtig ist, den Raum vor äußeren Störeinflüssen
schellandschaft, sie hat aber den Nachteil, dass die zu bewahren. Ein Schild an der Türe mit der Auf-
Märchenerzählerin von den Kindern eher belagert schrift "Märchenstunde - bitte nicht stören" oder
wird, und Körperkontakt und die Frage, wer am ein entsprechendes Bild kann hier hilfreich sein.

Die Märchenecke
Wer in der Einrichtung oder zuhause keinen eige- wird, für diese einen besonderen Platz richten und
nen Raum zur Verfügung hat, kann sich eine Mär- durch eine Leselampe bei der Erzählerin noch mal
chenecke einrichten. Die Märchenecke mit einem einen Fixpunkt zur Konzentration geben.
Baldachin räumlich akzentuieren. Damit die Kon- Der Rest des Raumes kann dann durch Abdunkeln
zentration auf die Märchenerzählerin gerichtet aus der Aufmerksamkeit "ausgeblendet" werden.

34
6. goldener Sch Iüssel
Zl1 deV\ t-lelferV\ der MärcheV\stl1V\de

Auch wir Märchenerzählerinnen haben - fast wie zen, also sparsam die Sinne zu verwöhnen, statt sie
im Märchen - eine Menge teilweise unsichtbare zu überfordern!
wundersame Helfer, die zum Gelingen der Mär- So betonen wir das eine Mal die Märchenatmo-
chenstunde beitragen können. Dies sind die Mate- sphäre durch einen Akzent für die Augen mit einem
rialien, die es den Kindern ermöglichen, ein Mär- .Hinqucker", ein anderes Mal gibt es zum Märchen
chen mit allen Sinnen zu erleben. eine kleine Köstlichkeit für den Gaumen ...
(siehe hierzu auch "Märchen aus aller Welt ganz- Überladen wir den Märchenraum mit "Sinnenfreu-
heitlich umsetzen" S. 75) den", können wir das eigentliche Märchen damit
Die Kunst, sich der unsichtbaren Helfer zu bedie- auch "erschlagen".
nen, besteht darin nur behutsame Akzente zu set-

Die Helfer für die Augen


Damit die Kinder "große Augen" machen, kommen Orange harmonisiert den Raum und die Gefühle.
Licht, Farbe und Symbole der Märchen ins Spiel: Es steht für Lebensfreude.
Gelb steht für die Sonne, berichtet von Ruhm
Rot steht für das Leben, für Leiblichkeit und und Glanz. Gelb schafft Konzentration
für das Element Feuer. Mit Tüchern, die und weckt die Sinne.
rot gefärbt sind, erahnen wir frühe Er- Dunkles Blau erinnert an Sternenhimmel und
fahrungen im Mutterleib. In warmen Nacht. Blau wirkt kühl und ruhig.
Rottönen fühlen sich Kinder von daher Helles Blau erinnert an Himmel und Wasser, es
geborgen. Rot als Signalfarbe sollten wir steht auch für das Element Wasser.
vermeiden. Schwarz wirkt drückend und sollte vermieden
Grün steht für die Natur. Mit grün gefärbten werden. Erzählen wir Märchen in einer
Tüchern werden Assoziationen zu Wald schwarzen Jurte, diese mit farbigen Tü- _
und Natur geweckt. Grün wirkt auch chern beleben.
entspannend, das Auge ruht sich aus. Weiß zeigt die Reinheit, den Frühling, das
Braun wirkt erdig, archaisch. Mit braunen Tü- Schloss. Arbeiten wir mit weißen Tü-
chern wird der alte Höhlencharakter be- chern, können Lichteffekte wie Strahler,
tont. Braun erdet, erinnert an das Ele- Spiegelkugeln und Kristalle die Wirkung
ment Erde. eines Königssaals verstärken.

35
Elementare Raumgestaltung Gestaltung der Kreismitte

Sind alle vier Elemente im Märchenraum vertreten, Damit die Kinder sich konzentrieren können, ge-
bringt er alles mit, was es zum Gelingen braucht. stalten wir die Mitte des Raumes mit Märchensym-
Feuer Ein rotes oder gelbes Plätzchen steht für bolen, die im jeweiligen Märchen im Mittelpunkt
das Feuer oder die Sonne, es weckt die stehen.
Begeisterung und Vorstellungskraft der o Kerzen in der Mitte des Raumes unterstreichen
Kinder. Dieses Plätzchen kann auch mit die Festlichkeit,
Kerzen oder einem echten Lagerfeuer im o Kronen, goldene Kugeln, Kristalle, Zepter,
Kreis verdeutl icht werden. Handspiegel, ausgewählt je nach den Symbolen
Erde Ein grünes Plätzchen erdet und beruhigt. des Märchens, erzählen Königsgeschichten.
Naturmaterialien können die Wirkung o Kleine Landschaften aus Naturmaterialien wie
unterstreichen. Moose, Tannenhutzeln, Steine oder Blumen er-
Wasser Ein grünblaues Plätzchen steht für das zählen von Wiesen und Wäldern.
Wasser. Hier kann eine Duftlampe oder o Federn und Felle erzählen von den Tierhelferfi-
ein Zimmerbrunnen das Wasser betonen. guren im Märchen (siehe auch "Märchen aus
Mit Wasser können die Gedanken und allen Himmelsrichtungen ab S. 75).
Gefühle und die Stimme der Erzählerin Auch die vier Elemente können als Raummitte ge-
fließen. legt werden (siehe oben Elementare Raumgestal-
luft Ein zartes himmelblaues Plätzchen ver- tung).
körpert die Luft, ein Windspiel darüber Erzählen wir unter freiem Himmel, ist und bleibt
kann die Leichtigkeit betonen, mit die- natürlich ein Lagerfeuer die beste Raummitte im
sem Plätzchen kommt frischer Wind In Erzählkreis.
den Märchenraum.

Die Helfer für die Ohren


Damit die Kinder ihre Ohren spitzen, können wir lohnt sich, immer die Augen und Ohren offen zu
das Märchen mit Klängen und Geräuschen vertie- halten für neue Instrumente.
fen. Hierzu eignen sich außergewöhnliche Musik- Die Instrumente liegen bei der Märchenerzählerin.
instrumente, die Naturgeräusche und sphärische Sie bedient sie als Unterstützung ihrer Erzählung.
Klänge verursachen - dann ist die Fantasie nicht Beim Vertiefen und nochmaligem Erzählen können
an eine Tonleiter gebunden. Die Instrumente kön- die Instrumente auch von Kindern benutzt werden.
nen ohne viel Übung gleich gespielt werden. Es

36
Klangschale Die Klangschalen kommen aus In- Rührtrommel Die Rührtrommel ist ein Holzxylo-
dien, aus der Gegend um den Himalaja. Durch fon, bei dem die unterschiedlich langen Klang-
unterschiedliche Größen, unterschiedliche Stär- stäbe nicht horizontal sondern vertikal um eine
ken der Schalenwand und unterschiedliche Holzscheibe am Boden angebracht sind. Mit
Metallzusammensetzungen hat jede Klangscha- dem Klöppel können wir Töne erzeugen, indem
le einen ganz eigenen Klang. Der Klang entsteht wir ihn im Innenraum der Rührtrommel wie in
durch Anschlagen an die Innen- oder Außensei- einem Topf kreisend bewegen. Schlagen wir die
te der Schalenwand mit einem Klöppel. Die einzelnen Klangstäbe innerhalb der Rührtrom-
Metallmoleküle werden durch das Anschlagen mel an, indem wir den Klöppel hin und her
. in Schwingung versetzt. schwingen, entstehen zufällige Töne - je nach-
Helle Töne setzen "Lichtpunkte", dunkle Töne dem, welchen Klangstab wir gerade berühren.
sind vielseitiger einsetzbar, sie gehen mehr in In die Rührtrommel kann man auch eine Holz-
die Tiefe der Empfindungen. kugel legen und mit ihr anstelle des Holzklöp-
pels arbeiten. Legen wir die Kugel hinein, stei-
Kalimba Das Kalimba, ein Daumenklavier, kommt len die Rührtrommel auf unsere Handfläche
aus Afrika. Auf einem Holz sind schmale MetalI- und lassen die Hand mit der aufrecht stehenden
blättchen angebracht. Schlägt man sie mit dem Rührtrommel kreisen, entsteht ein eigentüm-
Daumen an, werden sie in Schwingung ge- liches hölzernes Gluckergeräusch.
bracht. Die darunter liegende Holzscheibe dient
als Resonanzkörper und es entstehen wunder- Rainstick Rainsticks (Regenstäbe) sind Musikin-
bar weiche Klänge. Schlagen wir das Kalimba strumente, die kultische Zeremonien verschie-
von der längsten Metallzunge in der Mitte aus dener Völker begleiten. Sie haben ihren Namen
erst nach rechts, zurück und dann über die aufgrund des Regengeräusches, das sie verursa-
Mitte aus nach links, entsteht eine wunder- chen, und weil Naturvölker damit den dringend
schöne sphärische Melodie, die sehr beruhigend ersehnten Regen herbeizaubern wollten. Sie.
wirkt und die wir endlos spielen könnten. werden hergestellt aus abgestorbenen Kakteen.
(vgl. Märchen unter afrikanischer Sonne S. 85) In die Kakteenröhre werden Dorne gehämmert.
Das Kalimba lässt Assoziationen und Bilder ent- Kleine Kieselsteine rieseln über die spiralförmig
stehen, die uns träumen lassen, ähnlich einer angeordneten Dornen.
Spieluhr aus der Kindheit. Mit ihr können wir Es entsteht ein Regengeräusch, was als sehr
an die Kindheit erinnern, an Engelsharfen usw. entspannend wahrgenommen wird.

37
Ocean-Drum Eine Ocean-Drum ist eine doppel- Heulrohr Das Heulrohr hat einen kleinen An-
seitige Rahmentrommel, in deren Hohlraum schaffungspreis, aber eine große Wirkung. Es ist
viele kleine Stahlkügelchen das Geräusch einer ein spiralförmig gefalteter Plastikschlauch von
Meeresbrandung vermitteln. Die Ozeantrommel ca. 50 crn Länge. Wird dieser kreisförmig in der
wird mit beiden Händen gehalten und langsam Luft bewegt, entsteht ein Windheulton. Je kräf-
hin und her bewegt. Jede Neigung des Instru- tiger gedreht wird, umso lauter und höher heult
mentes hört sich an, als würde eine Welle an der Schlauch auf.
den Strand gespült.

Die Helfer für die Nase


Reine ätherische Öle schaffen eine gute Raum- Honig wirkt ausgleichend und schenkt Geborgen-
atmosphäre. Nur wenige Tropfen in eine mit Wasser heit.
gefüllte Duftlampe geben! Auch sie wirken un- Sandelholz wirkt beruhigend, ausgleichend, sti-
sichtbar und unterschiedlich in ihrer Wirkung: mulierend, erwärmend.
Vanille gibt warme Geborgenheit.
Bergamotte wirkt anregend, aufmunternd, ent- Zimt wirkt stimulierend, erwärmend und ent-
spannend und beruhigend. krampfend. Unterstützt kreative Pausen. Bei
Lemongrass wirkt erfrischend, belebend, ermun- Kindern beliebt.
ternd und anregend. Unterstützt die Konzentra-
tion und Ausdauer. Die ätherischen Öle können wie Farben für das je-
Mandarine/Orange wirkt erfrischend, aufhei- weilige Märchen ausgewählt werden. So kann Ro-
ternd, inspirierend und aufbauend. Sorgt für senduft Dornröschen unterstützen. Zimt und Oran-
sonnige Heiterkeit. ge, die Erinnerung an Lebkuchen wecken. Weiß-
Lavendel wirkt beruhigend und ausgleichend, rei- tanne die Waldatmosphäre unterstützen. Das
nigend und aufbauend. Riechhirn ist an das limbisehe System gekoppelt,
Rose wirkt harmonisierend, aufhellend, entspan- das heißt, das über Geruch ganz tiefe Schichten
nend, sinnlich anregend. Sehr kostbare Essenz. unseres Unterbewussten und frühe Erfahrungen
Weißtanne wirkt erholsam und schafft neue Klar- angesprochen werden.
heit wie ein Spaziergang im Wald.

Die Helfer für den Gaumen


Ein Märchen können wir uns auch auf der Zunge Gestalten wir ein Märchenfest zum Geburtstag
zergehen lassen. In vielen Märchen kommen be- eines Kindes oder ein großes Märchenfest in Kin-
stimmte Speisen vor, die wir nach dem Märchen dergarten oder Schule, gehört der Märchenspeise-
essen können. So kennen wir den .Rapunzelsalat" plan auf alle Fälle mit dazu. Wie diese Speisen zu-
aus Rapunzel. Vielleicht einen Marmorkuchen für bereitet werden, bleibt jedem selbst überlassen,
"Rotkäppchen", einen süßen Brei für das gleichna- schließlich kann jeder einen Kuchen backen oder
mige Märchen, zu "Frau Holle" schmeckt ein Ho- einen Brei kochen ... (s. S. 117 "Die Tischleindeck-
lundertee, wir können ein .Lebkuchenhäuschen" d ich-Tafel")
für Hänsel und Gretel backen oder eine deftige Im Kapitel "Märchen aus allen Himmelsrichtun-
Linsensuppe nach "Aschenputtel" gemeinsam ver- gen", habe ich Anregungen für Rezepte aus ande-
zehren. ren Ländern gegeben, damit der Leser nicht lange
suchen muss. (vgl. "Märchen aus vier Himmelsrich-
tungen" ab S. 75)
38
Zum Märchenritual
Da gerade jüngere Kinder die Märchen noch viel Wir können das Ganze mit der Lemniskate darstel-
unmittelbarer erleben, die Bilder des Märchens auf len, die sich auf den Raum übertragen lässt:
Kinder stark wirken, brauchen gerade Jüngere eine
gute sichere Struktur beim Märchen erzählen. Si- o Ankunft durch das Tor hinein ins Märchenreich
cherheit vermitteln uns Rituale, weil jeder ihren o Konzentration auf das Märchen in der Mitte im
Ablauf kennt, weiß, was von einem verlangt wird Kreis - Auflösung des Kreises
und keine unvorhergesehenen Dinge passieren. Si- o Abschied vom Märchenreich durch das Tor zu-
cherheit und Struktur geben uns die Abfolge der rück
Jahreszeiten, das Feiern von Jahresfesten, be-
stimmte Gewohnheiten am Morgen, am Mittag Das Tor zum Märchenraum
und am Abend. Durch bestimmte Regeln ist die
Welt in Ordnung! Das Märchen ist von sich aus Das Tor zum Märchenraum kann ganz unterschied-
schon ritualisiert: Nach einer Eingangsformel fol- lich gestaltet sein. Zum Beispiel kann um den Rah-
gen der Spannungsaufbau, die Aktion des Helden men der Tür eine Girlande von immergrünem
und der glückliche Ausgang mit einer Schlussfor- Buchs gewunden sein, der mit bunten Bändern
mel am Ende, die einen dicken Schlusspunkt hinter Verheißungsvolles verspricht. Wer es richtig kit-
das Märchen setzt. Als Voraussetzung zum Mär- schig, üppig mag, kann auch durchaus aus Plastik-
chenhören gilt natürlich die freiwillige Entschei- röslein eine Girlande winden. Das Tor zur Märchen-
dung des Kindes, ob es ein Märchen hören will!!! ecke (S. 34) kann beispielsweise durch zwei Topf-
pflanzen oder durch einen Vorhang angedeutet
Zum Märchenhören brauchen wir Zeit und Raum, werden. Zum Märchentor kann auch ein Kriech-
die Kinder brauchen Ruhe und Aufnahmefähigkeit, tunnel oder ein Gymnastikreifen werden. Auf die
um dem Märchen zuhören zu können. Dazu müs- Tür kann ein Schild mit der Aufschrift "Willkom-
sen sie in der Situation erst mal ankommen. Wäh- men im Märchenreich". Auf die andere Seite der Tür
rend des Spannungsaufbaus und der Heldenaktion kann ein Schild mit der Aufschrift "Auf Wiederse-
sind Störungen von außen äußerst unpassend, also hen im Märchenreich".
braucht es hier auch wieder einen sicheren Rah-
men für das Märchen. Genauso brauchen die Kin-
der Zeit, von der Märchenreise zurückzukommen
im Hier und Jetzt und sich von den starken Bildern
zu verabschieden. Berücksichtigen wir das alles,
bietet sich folgende Struktur zum Aufbau von
Märchenstunden an. Diese Struktur ist ritualisiert,
wie das Märchen selbst, es folgt genau seinem Ab-
lauf, seiner Dramaturgie, seinem Spannungsbogen.

o Ankunft im Märchenreich
(Einweihung des Helden)
o Vorstellen des Märchens
(Herausforderung und Weg des Helden)
o Abschied vom Märchenreich
(Integration, Wendung, glückliche Wiederkehr)
7. goldener Sch Iüssel
Zl1J-AAJI\kl1J1\ft im MäJ-AcheJl\IClJl\d

Machet alAf das To~


.Sind die Märchen gefunden, ausgewählt und ge-
lernt. Ist der Raum für das Märchen gerichtet von
der Raumumgebung, dem Sitzkreis, seinen Farben,
Alter: ab 4 Jahren
der gestalteten Mitte und seinen wunderbaren
Helfern. Ist die Märchenerzählerin selbst gut vor-
bereitet und in ihre Rolle geschlüpft, sind die Kin- Tor und Begrüßungszeremonie können auch von
der informiert über das Märchenangebot und den Kindern selbst dargestellt werden. Dazu neh-
haben sich entschieden dabei zu sein, kann es los- men die Kinder zu zweit Aufstellung wie zu einer
gehen. Polonaise. Am Anfang steht die Märchenerzählerin
mit einem Kind. Das bekannte Lied "Machet auf
das Tor" mit neuem Text unterstützt das Torspiel:

Mctchet etuf Oet~ Tor, mctchet etuf Oet~ Tor


"Pie rzei~e ~o[[ beginnen
Alter: ab 4 Jahren In~ Mitrchen[etnO, in~ Mitrchen[etnO
Sott ~ie un~ heute bringen
Jedes Kind wird von der Märchenerzählerin am
"Tor" begrüßt. Das kann ein schlichtes "Willkom- "Port finOen wir, oort finOen wir
men im Märchenreich" sein, ein Klang mit einem Einen rie~engro0en Schett2.
Glöckchen und so weiter. Möglich ist auch, die Kin- \)o[[er Mitrehen orin, voller Mitrehen orin
der thematisch zum Märchen zu begrüßen. Mit "Prum nehmen wir [etzr '!?[ett2.!
Salbeirauch zum Indianermärchen, mit einem klei-
nen Lebkuchenherz zu Hänsel und Gretel, mit
einem lösbaren (!) Rätsel. Wirkungsvoll ist auch das
Märchenreich mit einem goldenen Schlüssel auf-
zuschließen, dazu den Zimmerschlüssel einfach
gold anmalen.
Die Märchenfrau bildet mit einem Kind einen Tor-
bogen, das nächste Paar geht durch den Bogen
WillkommeV\
durch und bildet dann auch einen Torbogen. So
geht jedes Paar durch den Bogen. Bilden alle Paare
im MärcheV\reich
auf diese Weise den Torbogen, geht die Märchen-
Alter: ab 4 Jahren
erzählerin mit Kind durch den Bogengang und alle
Kinder folgen nach. Die Märchenerzählerin führt
Kennen sich die Kinder noch nicht, weil sie zu
danach mit ihrem Paarkind die Gruppe zu einem
einem einmaligen Treffen zusammenkommen, bei-
Kreis, sie machen eine halbe Drehung nach rechts,
spielsweise bei einer Ferienaktion, oder die Mär-
jetzt steht jeder mit dem Gesicht zur Kreismitte.
chenfrau in eine Einrichtung eingeladen ist und sie
Alle reichen sich die Hände und gehen nach Lied-
drum die Kinder nicht kennt, beginnen wir natür-
ende einfach auf den nächsten Sitzplatz.
lich mit einer kleinen Vorstellungsrunde.
Dabei kann beispielsweise jedes Kind seinen richti-
gen Namen sowie eine Märchenfigur nennen und
dazu eine typische Bewegung machen, oder ein
Lieblingstier (Helferfigur) nennen und dabei ein
Tiergeräusch machen.
Alter: ab 4 Jahren
Die Gruppe wiederholt dann Namen und Bewe-
gung oder Geräusch.
Sind nun alle vom Tor in den Kreis gelangt, kann
das Geschehen im Kreis ganz unterschiedlich
weitergeführt werden. Kennen sich die Kinder
lange, und sind es gewohnt, Märchen zu hören,
kann der Fortgang auch ritualisiert sein. Mir gefällt
dabei ein Sprüchlein gut, das ich von einer Erzie-
herin eines Walldorfkindergartens kenne:
Alter: ab 4 Jahren

Märch.enfretlt er2Cth.lltn~ wcö


Damit die Kinder zur Ruhe kommen, ausschwingen
SC}d-ie~ ltnO d-CÖ
können, bietet sich eine Fantasiereise zum Einstieg
'Plt weißt schon wCJ...~
an. Die Reise kann thematisch gewählt werden,
Ermh.l ltn~ eine Ci:e~ch.ich.te!
zum Beispiel eine Reise auf dem fliegenden Tep-
pich in das Land von Tausendundeiner Nacht, die
Danach kann die Märchenerzählerin gleich so oder
Reise zum Lagerfeuer vor einem Tipi ..., die Reise in
so mit dem Märchen beginnen:
den hohen Norden (vgl. S. 75, ganzheitliche Um-
setzung von Märchen aus anderen Ländern) oder
"Es war einmal" ...
neutraler einfach über den Regenbogen direkt ins
"Zu einer Zeit, als das Wünschen noch genutzt hat" ...
Märchenreich führen.
"Vor langer Zeit" ...
Die Fantasiereise mit eigenen Worten frei sprechen.
"Vor alten Zeiten, als der liebe Gott noch selber auf
Immer auf Pausen achten, damit sich die Vorstel-
Erden unter den Menschen wandelte" ...
lung der Kinder dazu entwickeln kann. Hier können
auch Musikinstrumente von der Märchenfrau spar-
sam eingesetzt werden. Zum Beispiel zu Beginn: -
"Hört ihr den Ton? Schließt nun die Augen, wenn
der Ton verklungen ist, werde ich beginnen ..."

41
"
Uber del1 Regel1bogel1 - f-cmtasiereise

Wollt ihr mit ins Märchenreich reisen? ... Dann hinunter ... Wir landen sicher und wohlbehalten
schließt jetzt mal die Augen, ich bring euch direkt auf einer grünen Wiese ... Da vorne steht ein Tor ...
dorthin ... Stellt euch vor, nach einem wunderbaren dies ist das Tor zum Märchenreich ... Wir denken
Sommerregen zaubert uns die Sonne mit ihren uns einen Zauberspruch aus, mit dem sich das Tor
Strahlen einen Regenbogen in allen schillernden öffnen lässt ... Öffnet jetzt die Augen und sagt leise
Farben direkt vor unsre Füße ... Er lädt uns ein, über oder laut euren Zauberspruch ... Das Tor zum Mär-
ihn zu spazieren. Wir machen die ersten Schritte chenreich hat sich für uns geöffnet. Im Märchen-
und tatsächlich: Wir können auf seinen Bogen lau- reich gibt es viele Dinge zu entdecken, oh ich sehe
fen, als sei er eine Brücke ... Kaum sind wir oben heute ... (beispielsweise einen Turm, einen Brunnen,
angelangt, setzen wir uns auf den Hosenboden und ein Schloss, ein Häuschen im Wald, eine Kristallku-
rutschen auf der anderen Seite des Regenbogens gel, einen Topf, einen Ring ...) davon will ich euch
wie von einer Riesenrutsche mit schnellem Wind heute erzählen ...

8. goldener Schlüssel
Zl1m Märchen erzählen l1nd hören
Die Märchenerzählerin kommt nach der Einstimmung zum eigentlichen Märchen. Wie dieses erzählt oder
vorgelesen wird, steht auf Seite 30f. Stellvertretend soll hier ein Märchen vorgestellt und vertieft werden.

[
KHM 197

~
E
Wetr einmcd eine Zetuberin, oie h.ettteorei Söh.ne, oie sieb brüoerlich. liebten; etber
oie Alte traute ih.nen nich.t unO oetch.te, sie wollten ihr ihre Metch.t retuben. 'Pet
verwzmöelre sie oen ätte~ten in einen Aoter, oer musste etuf einem febengebirge
h.etu~en, unO YnCln ~eth.ih.n YnClnch.YnClt
etm Himmet in gro!3en I<reben etuf unO nieoer
schweben. 'Pen zweiten verwzoiöelre ~ie in einen Wettfi~ch.,oer tebte im tiefen Meer,
unO YnCln ~eth.nLtr, wie er zuweile» einen Ynctch.tigenWet~~eßtreth.tin oie Höhe wwf.
BeiOe h.ettten nur zwei StunOen etm Tetg ihre menschliche ae~tettt.

'Per oritte Soh.n, Oet er fürch.tete, ~ie möchte ih.n etuch. in ein rei!3enOe~Tier verwcmöeln,
in einen Bären oöer Wotf, so ging er h.eimUch.fort. Er hzxtreetber geh.ört, Oet~~etuf oem
Sch.to~~oer gotoenen Sonne eine verwunschre I<önig~toch.ter ~ä!3e,oie etuf Ertö~ung
h.etrrtei es mü~~te etber ieoer ~ein L-eben oetretn Wetgen, schon oreiunozwetnzig JüngUnge
wären eines iämmerUch.en Too~ ge~torben unO nur noch. einer übrig, oetnn oürfte keiner
mehr kommen. [.(nO Oet ~ein Herz ohne Furcht wox, so fet~~teer oen Entschluss, Oet~
Sch.to~~von oer gotoenen Sonne etufzu~uch.en.

42
Er vrox schon lcrnge Zeit f-len.nngezogen unO f-lcttte es »ichr finOen können, Oet geriet er
in einen gro~en Wetlo unO wu~~te nichr, wo oer Au~gcmg Wetr. Auf einmctl erblickte er
in oer Ferne zwei F-ie~en, oie winkten if-lm mit oer HetnO, unO etb er zu if-lnen ketm,
~I::lretcf-len~ie: "Wir streiten um einen Hut, wem er zugef-lören soll, unO Oet wir GeiOe
gleicf-l ~tetrk ~inO, so ketnn keiner oen etnOeren üGerwdltigeni oie kleinen Men~cf-len
~inO klüger etb wir, oetf-ler wollen wir oir oie Ent~cf-leiOung üGerlet~~en." "Wie könnt ihr
euch um einen etlten Hut ~treiten~", ~etgte oer Jüngling. ,,"Du wei~t nicf-lt, Wet~ er für
Eigemcf-letften f-lett,es i~t ein Wün~cf-lef-lut, wer oen etuf~etzt, oer ketnn sich f-linwün~cf-len,
wohi» er will, unO im AugenGlick bt er oort." "QeGt mir oen Hut", ~etgte oer Jüngling,
"icf-l will ein Stück oe~ Wege~ gef-len, unO wenn ich euch oetnn rufe, so letuft um oie
Wette, unO wer etm ehesten Gei mir isr, oem soll er gef-lören." Er setzte oen Hut etuf unO
ging fort, oetcf-lte etGer etn oie l<önig~tocf-lter, verget~ oie F-ie~en unO ging immer weiter.
Einmctl ~eufzte er etU~ Herzen~grunO unO rief: "Acf-l wdre ich etuf oem Scf-llo~~ oer
goloenen Sonne!" tAnO ketum wetren oie Worte üGer seme Lippen, so ~tetno er etuf
einem f-lof-lenBerg Vor oem Tor oe~ scf-llo~~e~.

Er trett f-linein unO ging ourcf-l etlle Zimmer, bis er in oem letzten oie l<önig~tocf-lter
fetnO. Aber wie erschrak er, etb er ~ie etnGlickte: Sie f-lettte ein et~cf-lgretue~ Qe~icf-lt voll
F-unzeln, trübe Augen unO rote Hetetre. "SeiO if-lroie l<önig~tocf-lter, oeren Scf-lönf-leit
etlle Welt rüf-lmt~", rief er et~. .Ach", erwiOerte sie, "Oet~isr meine Qe~tetlt nicf-lt, oie
Augen oer Men~cf-len können mich nur in oie~er Hd~~licf-lkeit erblicken, etGer oetmit OU
wei~t, wie ich etu~~ef-le, so ~cf-letUin oen Spiegel, oer ld~~t sich nicf-lt irrernztchen, oer
zeigt oir mein Bilo, wie es in Wetf-lrf-leit ist." Sie getG if-lm oen SI::liegel in oie HetnO, uno
er ~etf-loetrin Oet~AGGilo oer schönsten Jungfretu, oie etuf oer Welt wc«, uno ~etf-l,wie ihr
Vor Treturigkeit oie Trdnen üGer oie Wetngen rollten. "Det sprxch er: "Wie ketnn~t OU erlöst
weroen~ lch scheue keine Qefetf-lr." Sie sprzxch: "Wer oie krbtetllne l<ugel erletngt unO
f-ldlt sie oem ZetuGerer Vor, oer bricht oetmit seine Metcf-lt, unO ich kehre in meine
wetf-lre Qe~tetlt zurück. Ach", setzte sie f-linzu, ,,~cf-lon so mzmcher i~t oetrum in ~einen
Too gegetngen unO OU iunge~ Blut, OU ietmmeßt mich, wenn OU oicf-l in oie gro~en
Qefdf-lrlicf-lkeiten GegiG~t." "Micf-l ketnn nichts etGf-letlten", ~I::lretcf-ler, "etGer ~etge mir,
Wet~ ich tun mu~~." ,;Pu sollst etlle~ wi~~en", ~Pretcf-l oie l<önig~tocf-lter. "Wenn OU oen
Berg, etuf oem Oet~Scf-llo~~ srehr, f-linetGgef-l~t,so wiro unten etn einer Quelle ein wileer
Auerochs stehen, mit oem mu~~t OU kdml::lfen. tAno wenn es oir glUckt, if-ln zu töten,
so wiro ~icf-letU~ if-lm ein feuriger \)ogel erheben, oer trdgt in ~einem L-eiGein glüf-lenOe~
Ei, unO in oem Ei steckt etb "Dotter oie l<ri~tetllkugeL Er ld~~t lAGerOet~Ei nicht fetllen, Gi~
er OCt2Ugeordngt wiro. fdllt es etGer etuf oie Eroe, so zÜnOet es unO verbrermr etlle~ in
seiner Ndf-le, unO Oet~Ei selbst zerschmilzt unO mit if-lm oie krbtetllne l<ugel, unO etll
oeine MUf-le ist vergeGlicf-l gewe~en".

"Der Jüngling ~tieg f-linetGzu oer Quelle, wo oer Auerochse ~cf-lnetuGte unO if-ln etnGrüllte.
Netcf-lletngem l<etml::lf~tie~ er if-lm ~ein Scf-lwert in oen Leib unO er ~etnk nieoer.
AugenGlicklicf-l erhob sich etU~if-lm oer feuervogel unO wollte fortfliegen, etGer oer Aoler,
oer Bruoer oe~ Jüngling~, oer zwische» oen Wolken oetf-ler zog, srurzre etuf if-ln f-leretG,
ietgte if-ln netcf-l oem Meer f-lin unO ~tie~ if-ln mit seinern Scf-lnetGel etn, ~OOet~~er in oer
Beordngni~ Oet~Ei fetllen lie~. E~ fiel etGer nicht in Oet~Meer, ~onOem etuf eine fi~cf-lerf-lütte,
oie etm tAfer ~tetnO, unO oie fing gleicf-l etn zu retucf-len unO wollte in fletmmen etufgef-len.
"Det erhoben ~icf-l im Meer f-letu~f-lof-leWellen, ~trömten uber oie Hütte unO Gezwetngen

43
o-cö Feuer. "Per anOere Bruo-er, o-er Walfi~c~, war ~eretnge~c~wommen unO ~atte o-a~
Wa~~er in o-ieHöbe getrieGen. Ab eer BretnO gel~c~t war, suchte o-erJüngling 'Yl-Clc~
o-em Ei unO fanO es glücklic~erwei~e; es war noch nicht ge~c~mo12.en, aGer o-ie~)c~ale
war von o-er plötzlichen AGkü~lung o-urc~ o-a~ kalte Wa~~er zerbröckelt, unO er konnte
o-ieI<ri~tallkugel unversehrt ~eretu~ne~men.

- Ab o-er Jüngling zn o-em 2.etuGerer ging unO sie i~m vorhielt, so ~agte o-ie~er:"Meine
Mctc~t ist zerstört unO o-u bist von nun an o-er I<önig vom Sc~l~~ o-ergolo-enen Sonne.
Auch o-einen Brüo-em kann~t o-uo-iemenschliche ae~talt o-amit .zurückgeGen." "Pa eilte
o-erJüngling z« o-er I<önig~toc~ter, unO ab er in ihr Zimmer trat, so ~tanO ~ie o-a in vollem
ala'Yl-2eihrer Sc~ön~eit, unO Geiö-ewechselten voll freuo-e ihre F-inge mitei'Yl-ClnOer.

gch(Ll3~f()rm.e(n.;

o "Auc~ ich Gin Gei o-er Hochzeit gewe~en unO ~aGe o-aGei o-ie gan.ze ae~c~ic~te
erfa~ren. AGer o-a wir auf einem 1?apierfußGoo-en ta'Yl-2ten unO ich ein l:laar groGe
Holzschuhe an~atte, GretC~ich o-urc~, fiel in ein SpinnengeweGe, au~ o-em mich o-er
WinO ~i'Yl-Clu~Glie~ unO hierher getragen ~at. So sitze ich o-a Gei euch unO- kann euch
o-ie~eae~c~ic~te er.zä~len."
o "t.-{nO,wenn ~ie nicht ge~torGen ~ino-, so leGen ~ie noch heute."
o "Mein Jv\.Clrc~enisr au~, o-ort läuft eine Mctu~, wer ~ie fängt, o-arf sich eine große, große
1?e12.kal:lpeo-aretu~ YnClc~en."
o "t.-{nOo-em, o-er o-a~ zuletzt er.zä~lt ~at, o-em isr o-erMunO noch warm."
o "t.-{nOo-a~ L.ieO-i~t ge~ungen
t.-{nOo-a~ Jv\.Clrc~enist au~
Wenn' ~ ~I:lringt isr'~ ein I<ater
Wenn' ~ ~ÜI:lft,i~t'~ ne Mctu~."

44
9. goldener Schlüssel
Zl1W\ Vertiefe~ des Märche~s
Märchen können ganz unterschiedlich vertieft
werden.
Nach dem Märchen soll im Erzählkreis auf jeden
Fall noch Raum für spontane Äußerungen der Kin-
der sein. Daraus erwächst aber kein Muss. Es wäre
fatal, wenn jeder etwas zum Märchen sagen müsste!
Ein Märchen ist ein Erlebnis - und Erlebnisse müs-
sen sich setzen!
Märchen vertiefen sich auch im Freispiel der Kin-
der, wenn die Bilder des Märchens in den Kindern
etwas ansprechen. Es ist möglich, gemeinsam noch
einen .Märchentee" zu trinken, ein Lebkuchen-
häuschen nach .Hänsel und Gretel" zu vertilgen,
die Kinder mit einem .Sterntaler" als kleines phos-
phoreszierendes Sternchen zu beschenken und die
Sternchen zum Leuchten zu bringen, indem das
Licht gelöscht wird. Gemeinsam kann der süße Brei
gekocht werden und, und, und - der Fantasie sind
keine Grenzen gesetzt.

Die KtistallkV\gel - Was damals geschah ...


Beispielhaft will ich hier eine mögliche Vertiefung Materialien und Verkleideutensilien
des oben stehenden Märchens zeigen, das ich so Adler: Adlerfedern bzw. .Adlerurnhanq", Flöte
im Märchenzelt von Sybille Lay erlebt habe (s. An- um das Luftkreisen anzudeuten
hang). Walfisch: Blauer Umhang, Ocean-Drum (siehe
Musikinstrumente, S. 36)
Die Märchenfrau fragt die Kinder, ob sie das Mär- Dritter Bruder/Jüngling: Schwert, Kristallkugel
chen spontan nachspielen wollen. Wichtig: Wenn Riesen: weite Hosen, karierte Hemden, Felle, ein
sie das nicht wollen, ist das auch in Ordnung! Wünschehut
Königstochter: Prinzessinnenkleid oder Umhang,
Nach der Methode des Jeu dramatique (s. Seite 64) Spiegel, 2 Ringe
werden die Rollen verteilt, die Kinder bekommen Zauberer: schwarzer Umhang, Zauberhut
entsprechende Utensilien und schlüpfen in die Auerochse/ Feuervogel: braunes Fell, darunter
Rolle. feuerrotes Hemd, Kristallkugel oder Ähnliches

Rollen
3 Brüder (Adler, Walfisch, dritter Sohn),
2 Riesen, 1 Königstochter, 1 Zauberer,
1 Auerochse/Feuervogel

45
Spielorte im Erzählkreis

Die Märchenfrau klärt mit den Kindern die Spiel- Halb: Adler, Walfisch, dritter Sohn - blaues Tuch
orte ab. als Wandbehang für Luft und Wasser, unter Tuch
Um Spielorte einzuteilen, die Orte nach den vier Kristallkugel verstecken
Wänden im Zimmer im Kreis wie das Ziffern blatt Viertel vor: Ort von Zauberer, Auerochse/Feuervogel
'einer Uhr aufteilen.
Nachdem die Spielorte abgeklärt sind, erzählt die
Volle Stunde: Sonnenschloss mit Prinzessin - gel- Märchenfrau das Märchen noch mal und die Kin-
bes Tuch zum Zeichen der Sonne (s. S. 36) der spielen dazu spontan nach dem Fortgang der
Viertel nach: Wald, die zwei Riesen - grünes Tuch Handlung.
mit Naturmaterialen für Element Erde (s. S. 36)

Jeu dramatique heißt übersetzt: Spielen aus dem Erleben. Esgeht dabei nicht um eine bühnenreife
Inszenierung vor Bühnenpublikum, sondern um das spontane Ausagieren und Nacherleben von Ge-
hörtem, indem man in eine entsprechende Rolle schlüpft. Es ist eine gute Art, ein Märchen spontan
noch einmal nachzuerleben und damit emotional zu verarbeiten. Die Kinder haben dabei keine
Sprechrollen, das übernimmt alles die Märchenfrau. Sie sind einfach durch ihr Spiel noch einmal im
Märchen, können die Geschichte aktiv miterleben und sich dabei ausagieren.

Spielszenen

Adler kreist mit seinen Schwingen Auerochs bricht zusammen und verwandelt sich
zu Feuervogel (zieht das braune Fell ab und
Walfisch spielt die Ocean-Drum
steht wieder auf.
3. Sohn/Jüngling ist auf Wanderschaft und
Adler verfolgt Feuervogel Richtung Meer
kommt in den großen Wald
Feuervogel lässt pantomimisch Ei fallen
Riesen winken und zeigen mimisch den Hut
Walfisch spielt die Ocean-Drum und "löscht" so
Jüngling zieht Hut auf und läuft selbst vergessen
das Feuer
davon und murmelt leise den Wunsch mit
Jüngling holt Kristallkugel unter einem Tuch her-
Riesen ärgern sich und schlagen sich über ihre ei-
vor
gene Dummheit an die Stirn
Jüngling geht zum Zauberer der gibt auf
Jüngling tritt ins Zauberschloss ein, findet Prin-
zessin und erschrickt über deren Hässlichkeit Jüngling geht zurück ins Schloss zur Prinzessin
und sie tauschen Ringe
Prinzessin zeigt den Spiegel
Jüngling steigt die Quelle hinab und trifft auf Nach dem Spiel geben alle die Utensilien der Mär-
Auerochs chenfrau zurück und setzen sich noch mal zum Ab-
schluss in den Kreis.
Auerochs schnaubt und kämpft pantomimisch
mit Jüngling. Dieser zieht sein Schwert und
deutet einen Todesstoß an.

46
10. goldener Sch Iüssel
Z~m Abschied vom MärcheV\laV\d
Nach der Vertiefung, nachdem die Kinder jetzt Die Märchenfrau beginnt wieder mit dem Torbil-
selbst in Aktion waren, lassen sie sich noch mal den (siehe oben) und führt die Kinder aus dem
gerne auf ihr Sitzkissen fallen. Der Geräuschpegel Märchenraum wieder hinaus.
ist nun lauter und bewegter. Die Märchenerzähle-
rin führt die Kinder noch mal zur Ruhe, wie sie das
macht, entscheidet ihr eigenes Temperament. Macn.et Cluf oCl~ Tor, Yl"lClcn.etCluf oCl~ Tor
Allerdings muss es kraftvoll geschehen, damit die nie F-ei~e WClr sehr ~cn.ön
Kinder sich noch einmal kurz konzentrieren. Macn.et Cluf oCl~ Tor, Yl"lClcn.etCluf oCl~ Tor
Gut "einfangen" kann man die Kinder, vielleicht "Sb GClro- Cluf Wieoeßen.n!
mit den Worten:
Macn.et Cluf OCl~ Tor, Yl"lClcn.etCluf OCl~ Tor
"Kinder, unserer Zeit ist um im Märchenreich, Wir kommen wieöer n.eim
schnell noch mal auf die Kissen gesetzt startklar Macn.et Cluf OCl~ Tor, Yl"lClcn.etCluf OCl~ Tor
machen zur Rückreise." Zun.Clu~e reGt' s sieb fein!
Das goldene Tor zum Märchenreich schließt sich
langsam wieder ... Wir winken noch mal unseren
Märchenfiguren und allen Bildern zurück ... Jetzt
schließen wir die Augen .... Vor unserem inneren
Auge sehen wir wieder den Regenbogen ... Wir
werden ganz leicht und schweben den Bogen hi-
nauf ...Oben angekommen rutschen wir auf der
anderen Seite wieder den Regenbogen hinunter. ...
Da sind wir wieder zurück und stehen vor dem
Märchentor. Öffnet die Augen und geht mit mir
durch das Märchentor mit einem Abschlusslied
hinaus.

Die Nachbereitung
Zur Nachbereitung den Raum wieder aufräumen, lesen werden und findet hier seinen Platz zum
kurz notieren, was wie bei den Kindern ankam, auf .Nachschwinqen"
was sie besonders gut reagiert haben, wie man Die Kinder können das Bedürfnis haben, dem Er-
weiter machen könnte. lebten auf ihre persönliche Art und Weise Ausdruck
Die in der Märchenstunde verwendeten Utensilien zu verleihen, das kann durch vielerlei Möglichkei-
können zum freien Spiel im Alltag übernommen ten geschehen: So können Kinder von sich aus ein
werden. Das Märchenbuch griffbereit für die Kin- Bild dazu malen wollen, Situationen mit Spielfi-
der lassen. Wird das Märchen wieder gewünscht, gürchen spontan nachspielen oder im Rollenspiel
kann es auch in der Alltagssituation einfach vorge- verarbeiten (s. unten).

47
Märchen können im einfachen Spiellied, im freien Spielen die Kinder Märchen, erleben sie deren In-
Rollenspiel, in ritualisierten Kreisspielen und in der halt nach, erspüren sich die einzelnen Seelenbilder
spielpädagogischen Umsetzung eines Märchens in und erobern sie sich. Sie können die widerstreiten-
verschiedenen Spielstationen nacherlebt werden. den Gefühle integrieren und spielerisch "verarbei-
Eine weitere Möglichkeit ist, die Märchenbilder in ten". Setzen sie Märchen szenisch um, kommt ein
Szene zu setzen. kreativer Prozess in Gang, Kinder werden dann
selbst zu Gestaltern und "meistern" so die Themen
der Märchen eigenaktiv mit persönlicher Note!

48
Im freien Rollenspiel spielen Kinder Erlebtes nach. von daher auch dafür "Märchen" nachzuspielen,
Ob sie im Zoo oder Zirkus waren und danach nachzuerleben und durch das Spiel die Erfahrung
"Löwen" spielen, ob sie "Vater, Mutter, Kind" oder in den Erfahrungsschatz der Kinder zu integrieren.
den Arztbesuch nachspielen. Da Kinder im freien Unsere Aufgabe ist es dabei, den Kindern Raum
Rollenspiel ohne Manipulation durch Erwachsene und Material zur Verfügung zu stellen, damit sich
die Szenen und Bilder selbst bestimmen, entspricht das Spiel frei entfalten kann. Die notwendigen
das Spiel passgenau ihren individuellen Bedürfnis- Utensilien hierzu können wir in der strukturierten
sen, zeigt auf, welche Bilder bei ihnen zum Märchenstunde einführen. Danach wandern diese
Schwingen kamen. Das freie Rollenspiel eignet sich Dinge ins Freispiel, als Angebot damit zu spielen.

Märchenhafte Raumgestaltung
Raum geben können wir dem freien Rollenspiel Gruppenraumes, als auch bei der Gestaltung des
durch eine fantasievolle, variable Raumgestaltung. Waschraumes.
Dazu eignen sich verschiedene farbige Tücher, mit Wenn die Spiegel über dem Waschbecken "mär-
denen sich die Kinder ein zartes Märchenschloss chenhaft" gestaltet sind, werden die Kinder auch
genauso gestalten können wie eine kleine, dunkle ihre Prinzessin oder ihren Prinzen im Spiegelbild
Zwergenhöhle. Zusätzlich mit Wäscheleine und erken nen (s, unten).
-klammern ausgestattet können so schnell "Luft-
schlösser" gebaut werden. Aus alten Kartons ent- In der Gestaltung des Außenbereichs von Kinder-
stehen Trutzburgen, hinter denen es sich gut "ver- garten und Schule können wir ebenso Märchen- _
schanzen" lässt. haftes mit einfließen lassen. Ecken und Nischen
laden zum freien Rollenspiel ebenso ein, wie ein
Denken wir an anregende Lernumwelten für die "Labyrinth" dazu anregt, sich der inneren Heraus-
Kinder, sollten wir auch daran denken, die Seelen- forderung "Abenteuer" zu bestehen, nachzukom-
bilder der Kinder anzuregen. Das können wir be- men. Im Außen bereich kann uns das Bild des ver-
denken bei der Gestaltung des Schlafraumes durch wunschenen Gartens oder .Zauberqartens" Ideen
Himmelbetten (siehe unten) in der Einrichtung des liefern.
49
Märchenhafte Utensilien

/
s

Mit wenig Kosten und Aufwand können wir einige Himmelbetten


Einrichtungsgegenstände aus dem Alltag so gestal- Schutz und Geborgenheit vermitteln Himmelbet-
ten, dass Kinder im magischen Alter ab 4 Jahren ten mit Baldachin. Wer in einer Tageseinrichtung
sich in ihnen wohl fühlen und zu Spiel und Kreati- an die Gestaltung des Ruheraumes geht, sollte
vität angeregt werden. daran denken ...

Geburtstagsth ron Verkleide-Kiste


Am Ende eines guten Märchens folgt oft die In der Verkleide-Kiste findet sich alles, was man
Thronbesteigung. Am Jahrestag wird das Geburts- zum Rollenspiel braucht. Hier hat es Prinzessinnen-
tagskind zum König, von daher wird sich jedes Kind kleider, Heldenumhänge, Tierfelle, Zaubermäntel,
darauf freuen, einmal im Jahr für einen Tag den Zwergenmäntelchen, Hüte etc. Um so einen Fun-
"Thron" besteigen zu dürfen. dus zusammenzustellen, lohnt eine Anzeige im
Wie der Thron gestaltet wird, liegt ganz an den Amtsblättchen oder am Schwarzen Brett einer
vorhandenen Möglichkeiten. Zum Zeichen der Kö- Schule. Denn irgendwann sind alle Helden und
nigswürde sollte der Stuhl eine höhere Rückenleh- Prinzessinnen der Kleidergröße entwachsen und
ne besitzen, in der über Kopfhöhe eine goldene die heimische Verkleide-Kiste fällt in einen tiefen
Krone "prangt"! Dornröschenschlaf ...

Spieglein. Spieglein an der Wand Märchenschatztruhe


Im Spiegel entdecken wir uns selbst. Wir lernen, In der Märchenschatztruhe findet sich alles, was
unser Selbst zu erkennen und anzunehmen. Da glitzert und spannend ist, und von daher die Fan-
darf eine Schmink- und Frisierecke im Spielzimmer tasie beflügelt: Kronen, Zepter, Schwerter, goldene
der Kinder nicht fehlen. Kugeln, Kämme, Handspiegelchen ... aber auch
Zur Ausstattung gehören neben Schminksachen, Felle, Federn, Steine, goldene Armreifen ...
natürlich Kämme und Bürsten.

50
MärcheV\kreisspiele
Kreisspiele dienen uns zum Erleben von Märchen,
in ritualisierter, geselliger Form d. h. sie nachzu- Ri~9Iei~JRi~9Iei~ dlA W\IASst
spielen. Wir können Kreisspiele zur Vertiefung des wC\~det~
Märchens im Märchenritual einsetzen (s. S. 39)
oder in einem Märchenspielkreis verschiedene, den Dies ist ein alter Kreisspielklassiker. Hier der Text
Kindern schon bekannte Märchen, spielerisch um- kurz zur Erinnerung:
setzen (s. auch einzelne Märchenkreisspiele unter
.Spieleketten" S. 58) 'f<.,ing[ein, 'f<.,ing[ein, Oll mll~~twcmoem
Mit den Symbolen des jeweiligen Märchens, das \)on oer einen Hcmo zur cmoem
wir einführen, können wir Märchenkreisspiele Oh wie schon, oh wie ~chön
selbst erfinden. 'f<.,ing[ein mll~~t[erzr weitergehen
Alter: ab 4 Jahren
Material: 1 Ring oder Münze

Die Kinder sprechen/singen das Lied vom Ringlein


und geben einen Ring "unsichtbar" hinter ihrem
Nehmen wir aus der "Kristallkugel" beispielsweise Rücken im Kreis herum. Mit Versende stoppt der
den "Wünschehut" und seine Funktion im Mär- Ring und das Kind in der Mitte darf raten, welches
chen, sich woanders "behütet" hinzuwünschen, Kind den Ring in Händen hält. Rät es richtig, tau-
entsteht folgende Spielidee: schen beide die Plätze.

Alter: ab 4 Jahren In diesem Kreisspiel wird also auf einfachste Art


Material: 1 Hut und Weise, die Herausforderung des Märchens
nachgespielt. Dieses Spiel kann zur Vertiefung
Jedes Kind überlegt sich einen Ort, wo es gerne eines Märchens genommen werden, bei dem Ringe
wäre. Gemeinsam wird überlegt, was man an die- als Symbol auftauchen (z. B. Die Kristallkugel, S.
sem Ort machen kann. 42). Wird mit einer Münze gespielt. heißt es "Taler,
Ein Kind sitzt zuerst in der Kreismitte und hat die Taler du musst wandern ..." und wird z. B. zu Die
Augen geschlossen. Die anderen Kinder reichen den Stern toter (S. 74) eingesetzt.
Wünschehut stumm im Kreis herum, bis das Kind
"Stopp" sagt. Das Kind, das jetzt den Hut hat, setzt
ihn auf und nennt seinen Lieblingsort. Schon wer-
den alle Kinder an diesen Ort "gezaubert" und spie-
len pantomimisch, was man da machen kann. Das
Kind mit dem Hut auf dem Kopf wählt
nun aus, wer es am lustigsten,
schönsten etc. gespielt hat. Dieses
Kind sitzt als Nächstes in der
Kreismitte.
Nr.5
Musik: D. Ferber, Text: M. Maser

Refrain

$~i J1 ~
Dm~ ~
C Dm
•.. •.. •..
11 11 11 ,1 ••• •••

l 11 J 11 11 11 11 J ••• •••

1
J
Heut la - den die Ge - brü - der Grimm ein zu Wein und Ku - chen

und das gan-ze Mär-chen-Iand kommt, um sie zu be - su - chen. Ja, wenn die Ge-brü-der Grimm

C A7 Dm
IIII J~l JlIII )lftD
)ll UJ
ei - ne Par-ty ge - ben, wird die Fei - er mär-chen-haft, da kann man was er - le - ben.

Strophe

$~ 1 #J 1 l
C Dm

11
•..
•••
1
...
1 J1
•••

J 1
J1
•••
J; -...
J1 ]
•..
j1 ] J
ZU Be - ginn der gro - Ben Nacht wird ein Ständ -chen dar ge - bracht.

$~l l J;
C Dm
J;
... ~ ~ ~ ~
j1 J l j1
...-- ...--
•••
j1 j1 J1 J1 ,1 ,1
1
P
E - sei, Kat - ze, Hund und Hahn fan - gen gleich zu sin - gen an und

$~l ]
C Dm C Dm ~
C Dm C Dm ~
•..

J j1
•••
j1
•••

J1
••• j1
1
J j1
•••
j1 J J1
••• j1

al - le app - lau - die ren den Tie ren, den Vie ren, den

$~] ] J1 J
C Dm C Dm A7 Dm
•..

l ] ));
••• •••

J j1 ...--
,1 1
•••
J1
7 11

all - ge - mein be - kann - ten Bre - mer Stadt - mu - si - kan - ten!

2. Rapunzel mit dem langen Haar 3. Gretel und die gold ne Gans 4. Rumpelstilzchen flucht und flennt
Gibt sich wie ein Superstar Tanzen mit dem starken Hans Weil jeder seinen Namen kennt
Die Gänsemagd trägt ihren Kamm Hänsel und König Drosselbart Schneeweißchen sagt zu Rosenrot:
Der Wolf hätt gern ein Autogramm Finden Dornröschen ganz apart Gibt es noch Marmeladenbrot?
Doch sie geht einfach weiter Ein ach so hübsches Mädchen Doch die aß alle - leider
Zum tapferen Schneider Doch die hält ein Schläfchen Der tapfere Schneider
Der schmiert sich jetzt gerade Der König sagt zum Hänschen: Und Rosenrot sucht hektisch
Ein Brot mit Marmelade. Jetzt wagen wir ein Tänzchen Nach dem Tischlein-deck-dich

52
5. Der Hase will auf den Balkon 6. Frau Holle sagt zur guten Fee: Heut luden die Gebrüder Grimm
Der Igel sagt: Da war ich schon Ich hätt' jetzt gern ein Tässchen Tee Ein zu Wein und Kuchen
Hans im Glück tanzt Cha-Cha-Cha Der Kater zieht die Stiefel aus Und das ganze Märchenland
Mit Rotkäppchens Großmama Schneewittchen sagt: Ich geh nach Kam, um sie zu besuchen
Der Prinz beginnt zu flehen: Haus Ja, wenn die Gebrüder Grimm
Bleibt alle mal stehen! Muss über sieben Berge Eine Party geben
Er sucht im Kuddelmuddel Schaut her, meine Zwerge - Wird die Feier märchenhaft
Den Schuh von Aschenputtel Die werden immer müder Da kann man was erleben!
Habt Dank, ihr Grimm-Gebrüder

DOI"lt\l"öschelt\ wal" ein DOI"lt\l"öschelt\ weckelt\

schölt\es Kilt\d Alter: ab 4 Jahren

Dieses Spiellied ist ein weiterer Märchenkreisspie/- Um das Seelenbild "Wachküssen" und "hundertjäh-
klassiker. Zuerst kann im Märchenritual das Mär- riger Schlaf" spielerisch zu erleben, ein weiteres
chen von Dornröschen gelesen und erzählt werden Kreisspiel :
(siehe KHM 50), das Spiellied dient zur Vertiefung. Ein Kind ist das Dornröschen. Es "schläft" in der
Kreismitte und darf nicht spicken. Ein Kind meldet
Alter: ab 4 Jahren sich aus dem Kreis, das Dornröschen .wachküssen"
will. Dieses Kind schleicht sich an, gibt Dornrös-
Ein Kind "Dornröschen" sitzt in der Kreismitte. Im chen einen Kuss und schleicht auf seinen Platz zu-
Kreis werden eine böse Fee, eine gute Fee und ein rück. Erst jetzt darf Dornröschen die Augen öffnen
Königssohn ausgewählt. Diese betreten während und raten, wer es wohl "wach geküsst" hat.
"ihrer" gesungenen Liedzeile den Kreis und verlas- Dornröschen hat drei Rateversuche.
sen ihn danach wieder. Die anderen Kinder laufen o Rät es richtig, wird das Wachküsskind zu Dorn-
singend im Kreis herum. Und lassen in der entspre- röschen.
chenden Liedzeile die Hecke "wachsen": Sie erhe- o Rät es dreimal falsch, fällt es wieder in tiefen
ben die Hände und verengen den Kreis, indem sie Schlaf. Das "Wachküsskind" setzt sich dazu und
ganz nah an das Dornröschen heranrücken. schläft ebenfalls ein.
Nun wird dieses Kind von einem anderen wach
"Pom.r(Y-,ch-enwar ein schönes l<inO, . geküsst.
"Pom.rö~ch-en neh-m oich- iet in Ach-t, . Das Spiel geht so lange weiter, bis ein Kind richtig
"Pet ketm oie Gö~eFee h-erein, ... rät, dann wird der "ganze Hofstaat" in der Kreis-
,,"Pom.rö~ch-enou mu~~t sterben, ... " mitte wieder wach!

"Pet ketm oie gute Fee h-erein, ...


,,"Pom.r(Y-,ch-en
~ch-letfeh-unOert ]eth-r,... "
"Petwuchs oie Hecke rie~engro!3, .
"Petketm ein iunger l<önig~~oh-n, .
"Per ~ch-lugoie Hecke kurz unO klein, ...
Er getG"Pom.r(Y-,ch-eneinen l<u~~, .
"Petfeierten sie ein Hocbzeirsfesr, .
t,.{nO wir, wir ~inO oie Hoch-zeiBgd~t, ...
53
·~
~&-(;'<x~
00' ~'tf\)
0v0'~~~ ~ ------------------------------~----~

KHM 30

J.-,Cl~chen tln~ f(ä-hchen

E
in L-äu:<,ch.enunO ein Flöhchen, oie lebten zU:<,etmmen in einem Hetu:<,h.etlteunO
brauten Oet:<,Bier in einer Eierschcde. 1)et fiel Oet:<,L-äLl:)ch.enh.inein unO verbrannte
sich. 1)etrUber fing Oet:<,Flöhchen etn, letut zu sehrein.

1)et :<,!:}rach.
oie kleine StubentUre: "Wet:<,schreist OUtflöh.ch.en?''' "Weil L-äu:<,ch.ensich
verbrannt h.ett."1)et fing Oet:<,Türehen etn zu knetrren.
1)et :<,prach.ein Besenche» in oer Ecke: "Wet:<,knetrßt OUtTUrch.en?'''
"Soll ich. nicht knetrren?'
L-äu:<,ch.enh.ettsieb verbrannt,
Flohehen weint."

1)et fing Oet:<,Besenehen etn entsetzlich zu keh.ren.1)et ketm ein Wägelch.en Vor-
bei unO :<,prach.:"Wet:<,kehrst OUtBe:<,ench.en?''' "Soll ich. nich.t keh.ren?'
L-äu:<,ch.enh.ett sich verbrannt,
Flöheben weint.
Türehen knetrrt."

1)et :<,prach.Oet:<.Wägelch.en: "So will ich. rennen", uno fing etn entsetzlich zu rennen.
1)et :<,!:}rach.
Oet:<,Mi:<,tch.en, etn oem es vorbei rannte: "Wet:<,rennst OU Wägelch.en?'''
"Soll ich. nichr rennen?'
L-äu:<,ch.enh.ett sich verbrannt,
Flöbchen weint,
Türehen knetrrt,
Besenehen kehrt."

1)et :<,!:}rach.
Oet:<.Mi:<.tch.en: "So will ich. entsetzlich brennen", unO fing etn in h.ellem
Feuer zu brennen. 1)et :<,tetnO ein Bäumch.en neben oem Mhtch.en, Oet:<.:<'!:}rach.: "Mbtch.en,
warum brennst ou?''' "Soll ich. nicht brennen?'
L-äu:<,ch.enh.ett sich verbrannt,
Flöhcheri weint,
Türehen knetrrt,
Besenehen kehrt,
• Wägelch.en rennt."

1)et :<,prach.Oet:<,Bäumch.en: "So will ich. mich. :<,ch.Utteln",unO fing etn sich zu scbutteln,
etll seine Blätter etbfielen. 1)et:<,:<,eth.ein MCloch.en, Oet:<,mit sejnern Wet:<,:<,erkrUgel-
Oet:<,:<,
chen h.eranketm, uno :<'!:}rach.:"Bäumch.en, Wet:<,schurrelsr OUoich.?''' "Soll ich. mich.
nichr :<,ch.Utteln?'

54
]...ctu::l.chenhClt sich verGmnnt,
Flöheben weint,
TUrchen knetrrt,
Be::l.enchen kehrt,
Wctgetchen rennt,
Mhtchen brermr."

Mctochen: "So wil[ ich mein WCl::l.::I.erkrUge[chen zerbrechen", unO


'PCl ::I.1::lmchOCl::l.
zerbrzcch OCl::l.WCl::l.::I.erkrUgetchen. 'PCl ::I.pmch OCl::l. oem OCl::l.WCl::l.::I.er
BrUnn[ein, ClU::l.
quoll: "Mctochen, WCl::l.zerbrichst' OU oein WCl::l.::I.erkrUge[chen?''' ,80[[ ich nicht mein
WCl::l.::I.erkrUge[chen .zerGrechen?'''

]...ctu::l.chenhClt sich verGmnnt,


fbhchen weint,
Türeheu knetrrt,
Be::l.enchen kehrt,
Wctge[chen rennt,
Mhtchen Grennt,
Bctumchen schuttelr sich."

"Ei", ::I.ClgteOCl::l.
BrUnnchen, ,,::1.0 will ich ClnfCll'J.fJen.zu f[je~en", unO fil'J.fJCln entsetzlich
zu f[je~en.
~nO in oem Wru::l.er ist Cl[[e::l.ertrunken, OCl::l.Mctochen, oru Bctumchen, oru Mhtchen, OCl::l.
Wctgetchen, oru Be::I.enchen, OCl::l. Turchen, OCl::l.
Flöhchen, OCl::l.]...ctU::l.chen,Cl[[emiteinetnOer!

LäV\scheV\ V\V\dFlöhcheV\ - Kreisspiel


Dieses weniger bekannte Kettenmärchen der Brü- den zusammen gesprochen. Der Reihe nach steht
der Grimm eignet sich von seiner Erzählstruktur immer dann ein Kind aus dem Kreis auf, wenn eine
auch bestens zum Nachspiel im Kreis. Da es so ab- andere Figur benannt wird, und macht seine pan-
surd ist, haben die Kinder viel Spaß daran. tomimische Bewegung dazu. Kommt das Brünn-
lein, lassen sich alle Kinder ganz schnell wieder auf
Alter: ab 4 Jahren ihre Stühle fallen, als hätte eine große Welle sie
überschwemmt.
Das Märchen wird zuerst von der Märchenerzähle-
rin vorgelesen. Dann werden die Rollen verteilt. Bei größeren Gruppen können die einzelnen Rollen
Gemeinsam überlegen die Kinder, wie sie die ein- auch zu zweit oder zu dritt gespielt werden, sodass
zelnen Figuren pantomimisch darstellen könnten. alle Kinder aus dem Kreis beteiligt werden. Kommt
Das Märchen wird wieder gelesen. Die Verse wer- das Wasser, fallen sie in einem großen Haufen
übereinander.
55
Alter: ab 4 Jahren Nach dem Lesen oder Erzählen von Schneewitt-
Ort: Raum, der abgedunkelt werden kann ehen (KHM 53) kann das Symbol des Spiegels ver-
tieft werden.
Nach dem Lesen oder Erzählen des Märchens von
- Hänsel und Gretel (KHM 15) werden die Rollen ver- Alter: ab 4 Jahren
teilt, wobei auch der "Wald" sowie der "Backofen" Material: evtl. 1 Handspiegel
von Kindern dargestellt werden.
Danach wird das bekannte Märchenlied gesungen Die Spielleitung beginnt: "Ich sehe in meinem
und gespielt. Der besondere Reiz liegt darin, dass Spiegel einen Jungen. Er spielt gerne Fußball,
das Märchenlied im Dunkeln gespielt wird, so kann bringt zum Frühstück gerne NuteIlabrote mit usw.
das Seelenbild "Dunkler Wald" besser nacherlebt Sobald sich ein Kind in der Beschreibung erkennt,
werden. Außerdem spielen die Kinder ihre Rolle sagt es: "Du hast mich in deinem Spiegel gesehen."
unbeobachteter und damit freier. Auch ältere Kin- Es nimmt den Spiegel und beschreibt weiter ...
der bis zu Erwachsenen spielen auf diese Weise das
bekannte Märchen nach!

Hier zur Erinnerung der Text: Schl1eewittchel15 Kamm


HCln~et t(no Qretet verirrten sich im Wcdo Der Kamm gilt als Symbol für mütterlichen Schutz.
E~ war so ounket unO aucn. so bitter katt In vielen Geschichten wird er zum Zauberkamm:
Sie kamen an ein HClu~cn.en Wirft ein Verfolgter den Kamm hinter sich, wird
Mit 1?fefferkucn.en fein der Verfolger sofort gestoppt.
Wer YnCJ..goer Herr wobl
\)on oie~em HClu~cn.en~ein Alter: ab 4 Jahren
Material: 1 kleiner Kamm
Huhu 00.. ~cn.aut eine atte Hex n.erau~
Sie [ockr oie t<inoer in~ 1?fefferkucn.enn.au~ Die Kinder stehen im Kreis, halten die Hände hin-
Sie stellte sich gar freunOUcn., ter dem Rücken geöffnet und schließen die Augen.
On. HCln~etwelche Not Die Spielleitung steckt einem Kind unauffällig
Sie wirt oicn. braten einen kleinen Kamm zu. Dieses Kind läuft nun im
Im Ofen braun wie Brot Kreis herum und tippt einem "Verfolger" auf die
Schulter. Das .Schneewittchen" kann nun entwe-
'Doch ab oie Hex in oen Ofen ~cn.aut n.inein der den Kamm fallen lassen, dann ist der Verfolger
Waro ~ie ge~toßen von Han~ uno Qretetein gestoppt, er nimmt selbst den Kamm auf und wird
nie Hexe mu~~te brennen, so zum Schneewittchen. Das Schneewittchen kann
nie t<inOer gen.n no..cn. Hau~ - aber auch einem anderen Kind den Kamm zustecken,
Nun isr oa~ MClrcn.en dieses wird dann zum Schneewittchen ...
\)on Han~ uno Qretet au~!

56
Alter: ab 4 Jahren Alter: ab 5 Jahren
Material: 1 Knäuel dicke Wolle. viele kleine Sym-
bole (Figürchen. Spielzeug ...) Die Kinder überlegen jeweils für sich den Namen
einer Märchenfigur und flüstern diesen der Spiel-
Vorbereitung: An einen Wollknäuel von dicker leitung. Die Kinder im Kreis stellen ihm nun der
Wolle im Abstand von ca. 3 Metern kleine Symbo- Reihe nach Fragen. die es nur mit Ja und Nein be-
le knoten. In jedem Kinderzimmer finden sich dazu antwortet (evtl. mit Unterstützung der Spiellei-
eine Menge Figürchen und Spieldinge. tung). Wer errät, welche Märchenfigur gesucht ist,
Die Symbole können wahlweise: darf der Spielleitung seine Märchenfigur nennen ...
o ein bestimmtes Märchen betreffen - sie werden
in der richtigen Reihenfolge eingeknotet oder
o sie werden beliebig aneinandergeknotet, dann
ergibt sich daraus später ein neues Märchen.
Danach wird das Knäuel wieder aufgewickelt.
Alter: ab 6 Jahren
Die Kinder setzen sich in einen Kreis von 3 m
Durchmesser. Die Spielleitung beginnt mit dem Ein Kind in der Mitte sucht sich aus dem Kreis 2-3
Märchen •.Es war einmal ..", nennt ihr erstes Sym- Kinder aus. die mit ihm ein Märchen pantomimisch
bol. das sie in der Hand hält, und erzählt etwas darstellen sollen. Die •.Schauspielerinnen" verabre-
dazu. Dann gibt sie das Knäuel an ein anderes Kind den miteinander. welches Märchen sie vorspielen.
aus dem Kreis weiter. Dieses spinnt dann auch das Zuerst .frieren sie ein" und auf •.Knopfdruck" geht's
Märchen mit seinem Symbol weiter. los ...
Je nach Zusammenstellung der Symbole Wer von den Kindern im Kreis am schnellsten rät,
o erzählen die-Kinder so ein bekanntes Märchen um welches Märchen es sich handelt. darf die
nach oder nächste Schauspieltruppe zusammenstellen.
o spinnen nach und nach gemeinsam ein neues
Märchen ...
MärcheV\spielketteV\

Zu jedem Märchen lassen sich passende Spiele aus- len die Kinder die Spiele entsprechend des Hand-
denken, sehen wir die verschiedenen "Bilder" des lungsverlaufes nach.
.Märchens an. So kann eine ganze Spiel kette zu Die folgenden Beispiele sollen als Anregung dienen
einem Märchen entstehen. und dazu ermuntern, eigene Assoziationsketten zu
Zuerst das Märchen lesen oder erzählen, dann spie- jedem beliebigen Märchen zu entwickeln.

Rapunzel
Ort: Gespielt wird im Freien, auf einer (hügeligen)
Wiese und im Wald
RapV\V\zels t-Iaat
Material: Augenbinden, Salatschüssel, Sieb,
Alter: ab 6 Jahren
Wasserkanister, für jedes Kind Geschirr, Vesper,
Material: langes dickes Seil
verschließbare Plastikschüssel mit vorbereiteter
Salatsoße
Das Seil an einem Baum, der möglichst auf dem
Kamm eines Hügels steht, fest verknoten.
Wieder stellen sich die Kinder im Kreis auf. Ein Kind
wird zu Rapunzel gewählt. Die Spielleitung be-
stimmt nun durch heimliches Zublinzeln die Zau-
berin. Hat diese das Signal verstanden, hebt sie
Alter: ab 5 Jahren
leicht die Finger der linken Hand. Danach bestimmt
Material: Salatsieb
die Spielleitung ebenfalls durch Zublinzeln den
Ort: große Wiese
jungen Königssohn. Auch er hebt dezent die Hand,
wenn er das Signal verstanden hat.
Gespielt wird auf einer großen Wiese. Die Kinder
stehen im Kreis und schließen die Augen. Die Spiel-
Rapunzel stellt sich nun auf den Hang zum Baum
leitung schreitet den Kreis ab. Legt sie einem Kind
(Turm) und hält das Seil (Haar) in der Hand. Wie im
die Hand auf die Schulter, so ist dieses zur Zaube-
Märchen kann Rapunzel nur durch den Königssohn
rin gewählt. Die Kinder pflücken Löwenzahn, der
befreit werden. Wehe aber, wenn es die Zauberin in
später als Salat gegessen werden soll.
den Turm lässt!
Gibt sich die Zauberin einem Kind durch Handauf-
legen zu erkennen, darf sich dieses Kind nicht mehr
Ein Kind nach dem anderen stellt sich unter den
rühren - es ist gebannt. Nur durch Abschlagen
Turm und ruft nun das Sprüchlein:
durch ein anderes Kind kann es von den anderen
wieder befreit werden.
']<.cq:lC..fnZeC ']<.cq:llfnze[
Hat die Zauberin fünf Kinder gebannt, bilden alle
Kinder wieder einen Kreis. Das zuletzt gebannte
[Cl~~ oe;» HClClr herunter!
Kind darf nun den Kreis abschreiten und die neue
Zauberin bestimmen ...
Gespielt wird mindestens so lange, bis das Salatsieb
voll mit Löwenzahn ist ...

58
Rapunzel entscheidet, wem sie das Seil herunter-
lässt und zu sich hoch hangeln lässt und wen nicht.
Hat sie auf diese Weise ihre Wahl getroffen, gibt es
drei Möglichkeiten:
o Ist im Turm unter den Kindern nur der Königs-
sohn, ist Rapunzel befreit!
o Sind im Turm aber Königssohn und Zauberin,
steht es unentschieden. Das Spiel beginnt von
vorne, wobei das letzte Rapunzelkind diesmal
die Kinder auswählt.
o Hat sich Rapunzel aber unglücklicher Weise,
nur die Zauberin in den Turm geholt, ist sie ge-
bannt. Dann wählt die Spielleitung drei neue
Märchenfiguren und das Spiel beginnt von
vorne. Das gebannte Rapunzel muss nun hof-
fen, dass das neue Rapunzel beide befreit ...

Hinweis: Wird die Spielkette mit Großgruppen ge-


spielt oder mit Vierjährigen, müssen die Kinder ein-
fach den Hang am Seil erklimmen.
Alter: ab 6 Jahren Alter: ab 4 Jahren
Material: Augenbinden, Flöte oder anderes
M usikinstru ment Wer bei Rapunzel angekommen ist, wird wieder se-
hend, wenn er mit etwas Wasser, den Tränen von
Ein Kind ist Rapunzel. Sie sitzt mitten in einem Rapunzel, bespritzt wurde. Erst dann darf die Au-
Waldstück und spielt die Flöte oder ein anderes genbinde abgenommen werden!
Musikinstrument nach Wahl.
Die anderen Kinder haben die Augen verbunden.
Sie laufen einzeln den Flötentönen folgend quer
durch den Wald, um Rapunzel zu finden. Glaubt wlCtckliche +-Ieimkeht
ein Kind, dass es sich verirrt hat, ruft es laut, dann
kommt das nächste Kind ihm mit verbundenen Alter: ab 4 Jahren
Augen zu Hilfe. Jetzt geht's gemeinsam weiter ...
Nach der Befreiung von Rapunzel gibt es im Wald
Hinweis: Jüngere tragen keine Augenbinde und an einem Rastplatz eine Vesper, bei der ein Löwen-
suchen so Rapunzel. zahnsalat nicht fehlen darf.
Die Blätter mit Wasser in der Salatschüssel wa-
schen, durch das Sieb geben, die fertige Salatsoße
in die Schüssel geben und den Salat vermengen.

'/1,

Froschkönig
KÖl1igstochtet;
Alter: ab 4 Jahren 3Ctl1gste - mach mit avtf
Material: Wasserbottich voll Wasser und Matsch,
1 Glibberfrosch, 1 kleine, goldene Kugel Alter: ab 4 Jahren

In einem Wasserbottich voll Wasser und Matsch ist Gespielt wird im Kreis, in der Mitte sitzt die Königs-
ein Glibberfrosch und eine kleine, goldene Kugel tochter. Ein Kind ist der Frosch und geht kurz vor
versteckt. die Tür.
Jedes Kind muss nun etwas aus dem Brunnen fi- Die Spielerinnen im Kreis bestimmen drei Kinder zu
schen. Zieht es den Frosch heraus, muss es noch "Türen", die auf Bitten des Frosches "aufgehen",
mal mit den Händen fischen, zieht es die goldene ihn also in die Mitte lassen.
Kugel heraus, geht's zur nächsten Spielstation.

60
Der Frosch wird wieder hereingerufen. Nun stellt er Wenn eine Königstochter meint, "ihren" Frosch ge-
sich vor das erste Kind und ruft: "Königstochter, funden zu haben, wirft sie ihn mit den Händen auf
Jüngste - mach mir auf!" den Schultern (vorsichtig!) nach hinten um.
o Hat er Glück, darf er eintreten. o Ist es ihr Prinz, sind die beiden erlöst und gehen
o Hat er Pech, muss er weiterfragen. aus dem Spielfeld.
Schafft er es nach dreimal fragen nicht, zur Königs- o Ist ihre Wahl falsch, wird sie selbst auch zum
tochter zu gelangen, stellt er sich einfach wieder in Frosch und quakt mit.
den Kreis - ein neuer Frosch und neue Türen wer- Haben alle Königstöchter gewählt. werden sie zur
den gewählt. Das Spiel beginnt von vorne. Gruppe der Königssöhne. Allerdings müssen sich
Schafft es der Frosch, wird er zur Königstochter. die Königssöhne neue Prinzessinnen wählen -
logisch!

Alter: ab 5 Jahren
Material: Zettel und Stift Heinrich war der treue Diener des Königssohns. Als
sein Herr zum Frosch verwandelt wurde, war die-
Die Kinder teilen sich in zwei Gruppen: Königs- ser so betrübt, dass er sich drei eiserne Ringe um
töchter und Königssöhne. sein Herz hat legen lassen. Wie er nun den jungen
Die Spielleitung geht mit Stift und Zettel zur Grup- König wieder in sein Reich fahren durfte, war drei-
pe der Königssöhne. Diese sagen der Spielleitung mal ein Geräusch zu hören, dies waren die Bänder
heimlich, wessen Prinz sie sind, sodass alle Königs- um sein Herz, die vor Freude aufsprangen.
töchter zum Schluss einen Prinzen abbekommen.
Alter: ab 4 Jahren
Nun verwandeln sich die Prinzen in Frösche, ho-
cken sich entsprechend auf den Boden und begin- Die Spielleitung macht hinter dem Rücken der Kin-
nen ein großes Froschkonzert. der drei unterschiedliche Geräusche. Raten die Kin-
Die Königstöchter versuchen nun ihr Glück, gehen der die Geräusche richtig, so fällt auch ihnen ein
zum Froschkonzert und versuchen herauszufinden, Stein vom Herzen.
welches "ihr" Frosch ist. Die Frösche können durch
die Art zu quaken ihrer Prinzessin vielleicht nützli-
che Hinweise geben, allerdings können sie so auch
eine andere in die Irre leiten.

61
Aschenputtel

LiV\seV\sortieren
Alter: ab 4 Jahren
Material: Trockenlinsen und -erbsen,
Schüsselchen
o Danach folgt wieder der Schreittanz zu Paaren
Jedes Kind erhält ein Schüsselchen gefüllt mit hinterei nander.
Trockenlinsen und -erbsen. Erst, wer seine Linsen o Die Spielleitung bildet mit Partner einen Torbo-
und Erbsen sortiert hat, geht weiter zu r nächsten gen, die Kinder gehen paarweise hindurch und
Spielstation. stellen sich danach auch zum Torbogen auf, bis
alle Kinder als Tor stehen.
o Nun geht die Spielleitung mit Partner durch
den ganzen Tortunnel, die anderen folgen nach.
o Zum Schluss trennen sich die Paare wieder
rechts und links abgehend, bilden noch mal
Alter: ab 4 Jahren einen Kreis und verbeugen sich zur Mitte.
Material: verschiedene Kleidungsstücke zum
Verkleiden

In einem Baum hängen verschiedene Kleidungs-


stücke. - Jedes Kind wählt sich etwas davon aus,
um so gekleidet zum Ball gehen zu können. Alter: ab 4 Jahren

Hinweis: Der Ball beginnt, wenn alle Kinder die Alle Kinder ziehen ihre Schuhe aus und legen diese
beiden ersten Spielstationen bewältigt haben. Bei auf einen großen Haufen. Die Kinder gehen paar-
Großgruppen, wenn 12 Kinder fertig sind. weise zusammen.
Erst jetzt erklärt die Spielleitung die weitere Spiel-
aufgabe:
Zuerst ist das eine Kind Aschenputtel - sein Part-
Jm Ballsaal nerkind rennt zum Schuhhaufen und versucht das
richtige Paar Schuhe zu finden.
Alter: ab 4 Jahren Passt der Schuh, ist die Aufgabe gelöst und das an-
Material: (mittelalterliche) Musik dere Kind rennt zum Schuhhaufen und wühlt nach
den vermeintlichen Schuhen seines Aschenputtels ...
Zu einer mittelalterlichen Musik nach Wahl tanzen
alle eine Polonaise:
o Die Kinder stellen sich paarweise hintereinan-
der auf.
o Die Spielleitung stellt sich mit einem Partner
vorne an und führt den Schreittanz an. Alter: ab 4 Jahren
o Auflösung der Reihe: Die Spielleitung und ihr
Partner trennen sich rechts und links abgehend Sind alle Aufgaben gelöst, gibt es ein rauschendes
und führen "ihre" Reihen zu einem Kreis. Fest - wie immer!
o Im Kreis tanzen alle mit Partner eine Mühle
rechts und eine Mühle links herum - die rechte
Hand dabei erhoben aneinanderlegen.
62
Mä~chel!\ spielel!\ mit szel!\ischel!\ Mittell!\

Damit Märchen bei der Inszenierung nicht ihren


Zauber verlieren, eignen sich besonders die drei Das Märchen selbst verliert dadurch seinen Zauber
folgenden Darstellungsformen: nicht, es bleibt in weite Ferne gerückt und der Zu-
o das Spielen aus dem Erleben - Jeu dramatique schauer behält Raum für seine eigene Fantasie zum
(vgl. S. 64), Märchen. Drum ist es auch nicht notwendig und
o das Schattenspiel und gar nicht gewünscht, dass "alles" gezeigt wird. _
o das Spiel mit dem Zauberlicht: Schwarzlicht- Immer ist erst die Erzählerin zu sehen und dann die
theater. Kinder in der Umsetzung. So kann der Zuschauer
In allen drei Darstellungsformen können Kinder erst hören und dann die Umsetzung sehen! Beim
sich schnell zurechtfinden, müssen keine Sprech- Hören entstehen eigene Bilder im Kopf, beim
rolle auswendig lernen und werden durch die Mär- Sehen folgt der Zuschauer den umgesetzten Bil-
chenerzählerin sicher durch die Handlung geleitet. dern der Kinder.

63
Märchenhafte Musik -
Tipps zum Einsatz beim szenischen Spiel

_Wollen wir die Inszenierungen musikalisch unterle- und ferne wie beispielsweise .Svrinx" oder .Claire
gen, wählen wir Musik, die ebenso fern wie zau- de lune" von Ravell. Auch hier lohnt sich ein Gang
berhaft klingt. Dazu eignet sich Musik der Impres- in eine Musikalienabteilung und ein wenig Zeit
sionisten wie Maurice Ravell oder Claude Debussy, zum Reinhören und selbst auswählen ...
weil diese Musik nicht greifbar ist. Sie regt die Fan- Die Musik kann ertönen zwischen Erzählung und
tasie an, aber man kommt ihr nicht so einfach auf dem Spiel der Kinder. Esist auch möglich die Spiel-
die Schliche. Impressionistische Musik verwendet szenen der Kinder mit Musik zu untermalen, dann
die Ganztonskala. Im Gegensatz zu unserer C-Dur- hat das Spiel etwas von dem Spiel der Figuren einer
Tonleiter, wo wir wissen, sie fängt mit C an und alten Spieluhr ...
hört mit C auf, hat diese Musik diesen Zielton Wichtig: Nie Musik erklingen lassen, wenn gespro-
nicht. Es gibt zauberhafte Flötenmusik und Stücke chen wird!
für Klavier, sie wirken wie die Märchen unendlich

Jeu dramatique - Spielen aus dem Erleben

Die einfachste Form der Inszenierung ist mit den Dann wird die Geschichte erneut gelesen oder er-
Methoden des Jeu dramatique zu deutsch: Spielen zählt und die Kinder spielen dazu. Sie spielen dabei
aus dem Erleben. nicht vorrangig für ein Publikum, sondern aus
Nach einmaligem Lesen des Märchens überlegen ihrem inneren Erleben heraus - für sich selbst. Sie
sich die Kinder, welche Rolle sie übernehmen wol- können dazu die sich wiederholenden Verse spre-
len, klären die Spielorte, wählen sich eventuell Kos- chen, wie zum Beispiel .Spieqlein, Spieglein an der
tüme, um besser in die Rolle zu schlüpfen und Wand ...", es ist für den Handlungsverlauf aber
eventuelle Kulissen, die ihnen zum Spiel notwendig nicht unbedingt erforderlich.
erscheinen. Da das Märchen beim Spielen gehört wird, identi-
Zum Vereinfachen des Märchens, die klassischen fizieren sich die Kinder während des Spieles stärker
Märchen zuerst mit den Kindern erarbeiten: "Wie damit und kommen gefühlsmäßig intensiver in
fängt das Märchen an, was geschah dann? ..." Kontakt mit der Rolle, die sie gewählt haben. Nicht
Den so entwickelten Inhalt in einfachen Worten alle können immer die Hauptrolle spielen, aber es
mitschreiben. ist auch gut und wichtig, die Nebenaspekte der
Diese vereinfachte Version spielen die Kinder zu- Märchen zu sehen: Sich einmal als "gute Fee" zu
nächst ohne Geschichte nach.

64
fühlen, ein andermal in die Rolle der "bösen Fee" Für die Märchenerzählerin ist es wichtig, dass sie
zu schlüpfen. Schließlich tragen wir alle diese hei- während des Vortrags Pausen macht in ihrer Erzäh-
len und dunklen Aspekte archetypisch in uns. lung, damit die Kinder sich "ausspielen" können.
Genauso kann sie durch ihre Erzählweise, durch
Diese Form der Darstellung ermöglicht es auch, Betonung in der Stimme, den Kindern signalisieren,
sich z. B. einfach als Baum zu fühlen, sei es im dass sie jetzt gleich "dran" sind. So führt sie die
dunklen Wald bei .Hänsel und Gretel" oder als ge- Kinder sicher durch ihr Spiel.
bender Haselstrauch bei "Aschenputtel".
Die Kinder können auch in Tierrollen schlüpfen, Beispielhaft setze ich im Folgenden Schneewitt-
ganz so, wie es Zaubermärchen vorsehen. So ist es chen um. Nach dieser Methode können alle Mär-
in diesem Spiel auch möglich, zauberhafte Ver- chen auch zu einer Aufführung vor Publikum ge-
wandlungen im Spiel tatsächlich zu erleben, so wie langen.
die Kinder dies auch im freien Rollenspiel erleben. Um die Sprachschönheit des Originalmärchens der
Brüder Grimm zu zeigen, hier die ersten Sätze des
bekannten Märchens.

(KHM 53)

Schneewittchen

E
s war einmal, mitten im Winter, (.01.0 oie Schneeflocken fielen wie feoem vom
. Himmel herctb, Oet ~etß eine I<önigin etn einem Fenster, Oet~ einen F-ethmen von
schwarzem Ebenholz hettte uno nethte.

t.-(nOwie sie so nethte unO netch oem Schnee etufblickte, ~tetch ~ie sieb mit oer Netoel in
oen finger, unO es fielen orei Tropfen 'Blut in
oen Schnee. t.-(nOweil Oet~F-ote im
weißen Schnee so schön etu~~eth,
oetchte sie bei sieb: Hzitt ich ein
l<inO,so weiß wie Schnee, so
rot wie 'Blut unO so schwarz
wie Oet~Holz etn oem F-eth-
men." 'Betlo oaretuf beketm sie
ein Töchterlein, Oet~war so
weiß wie Schnee, so rot wie
'Blut, so schwarz wie Eben-
holz unO wetro oetrltm Oet~
Schneewittchen genetnnt. t.-(nO
wie Oet~l<inOgeboren wuroe, e o
~tetrb oie I<önigin.
aber ein Jethr nethm sich oer
I<önig eine etnOere Qemahlin. E~ wo:
eine schöne frctu, etber ~ie war stolz unO übermütig ...
Besonders an dieser Inszenierung ist, dass auf zwei Vorbereitung:
Guckkastenbühnen gespielt wird. Während in Die zwei Guckkastenbühnen ausstatten, die erste
einem Guckkasten für die Zuschauer sichtbar ge- wird zum Schloss der Königin mit einem Spiegel,
.spielt wird, können sich im anderen Guckkasten die die zweite wird zum Zwergen häuschen mit ent-
Kinder für die nächste Szene vorbereiten. Die zwei sprechendem Tisch mit Geschirr, Kinderstühlchen
Guckkästen können einfach durch einen Vorhang und einem Bett.
getrennt sein. Es können aber auch zwei getrennte
Pavillons aufgestellt werden. Wer will, kann als Ku- Entsprechend der Spielhandlung wechselt die
lisse auf Leintuch für das eine Zelt einen großen Szene immer zwischen den beiden Spielorten, da-
Spiegel aufmalen, für das andere eine Wand des zwischen ist der Vorhang der Guckkastenbühnen
Zwergenhäuschens gestalten. Als Vorhang dient je- geschlossen und man sieht nur die Erzählerin.
weils ein Leintuch. Um ihn zu schließen, steigen
rechts und links zwei Kinder auf den Stuhl und hal- Die Märchenerzählerin erzählt das Märchen und
ten ihn hoch. So können sich die Kinder dahinter in hält immer wieder inne, wenn die Kinder eine
Ruhe vorbereiten für den nächsten Auftritt. Szene nachspielen. Hierzu passt die oben beschrie-
...- Zur Vorbereitung Schneewittchen in der bene Musik von Ravel (s.o.) als Untermalung der
Originalfassung der Brüder Grimm lesen Spielszene.
(KHM 53).

-
Szene 1 Szene 3
Königinnenschloss Königinnenschloss
Königin stellt sich vor den Spiegel, Märchener- Königin erfährt vom Spiegel, dass Schneewitt-
zähierin spricht die Stimme der Königin und die chen bei den sieben Zwergen noch lebt, zieht
Stimme des Spiegels. sich ein Kopftuch und eine Schürze um,
Als die Königin hört, dass Schneewittchen schö- schnappt sich ein Mieder oder einfach ein
ner ist als sie, zeigt sie Wut und Neid. Hemdchen und geht ins Zwergenhäuschen.

Szene 2 Szene 4
Zwergen häuschen Zwergenhäuschen
Schneewittchen irrt durch den Wald (durchs Schneewittchen zieht das Mieder an, sinkt "be-
Publikum]. findet das Zwergen häuschen, sieht wusstlos" zu Boden. Königin geht triumphierend in
sich darin um, probiert von den Speisen und ihr Schloss zurück. Zwerge eilen herbei und wecken
legt sich schlafen. das Schneewittchen.

Szene 3 Szene 5
Zwergenhäuschen Königinnenschloss
. Auftritt der sieben Zwerge durch das Publikum. Königin erfährt vom Spiegel, dass Schneewittchen
Sie betreten das Häuschen und entdecken das noch lebt, nimmt sich einen Kamm und geht wie-
Schneewittchen. der zum Zwergen häuschen.

Szene 6
Zwergenhäuschen
Schneewittchen wird von der Königin gekämmt
und fällt wieder hin. Königin geht ab, Zwerge eilen
herbei und retten Schneewittchen.

Szene 7
Königinnenschloss
Königin erfährt vom Spiegel, dass Schneewittchen
noch lebt. Nimmt sich einen Korb mit Äpfeln und
geht zum Zwergen häuschen.

Szene 8
Zwergenhäuschen
Schneewittchen nimmt ihren Apfel, beißt hinein
und fällt hin. Königin wendet sich ab, Zwerge eilen
herbei und weinen um Schneewittchen. Auftritt
Königsohn: Er hält Schneewittchen in die Höhe, so
fällt der vergiftete Apfel wieder heraus und
Schneewittchen lebt.

Szene 9
KöniginnenSChlOSS
Königin ärgert sich schwarz und trampelt wütend
hin und her, bis sie umfällt.

~~~~~~--------~ \

67
Schattenspiel
Eine Schattenspiel bühne lässt sich mit einfachen und ausprobiert. Wichtig ist beim Spiel mit den
Mitteln herstellen: Zwei Leintücher zusammennä- Schatten, dass die Spielerinnen ganz nah am Lein-
hen, eine Wäscheleine vor die Bühne spannen und tuch agieren, dann werden ihre Umrisse deutlicher.
- daran die Leintücher befestigen. Ein großer Es braucht nur einfache Kulissen, weil sie ja nur
Scheinwerfer beleuchtet das Leintuch von hinten. schemenhaft wirken.
Die Kinder spielen zwischen Scheinwerfer und Während der Aufführung ist für das Publikum
Leintuch, so werden ihre Schatten für das Publi- dann nur die Märchenerzählerin tatsächlich zu
kum sichtbar. sehen. Sie erzählt das Märchen und macht immer
Leicht ist das Schattenspiel für Kinder deshalb, weil Pausen, wenn die Kinder eine Szene darstellen.
sie sich dem Zuschauer beim Spiel nicht direkt zei- Während die Märchenerzählerin erzählt, wird ein-
gen. Spannend ist es für Kinder die zweidimensio- fach der Strahler ausgemacht. so haben die Akteu-
nale Wirkung des Spiels zu sehen. re im Hintergrund Zeit, die neue Szene zu richten.
Wichtig ist. dass ein "wunderbarer" Helfer die Kin-
Zur Einführung erzählt die Märchenfrau das Mär- der dabei unterstützt.
chen. Mit den Kindern bespricht sie danach, wie
sich die Bilder des Märchens in Schattenbilder Beispielhaft hier einige Szenenbilder für das Mär-
übertragen lassen. Gemeinsam wird dann geprobt chen Rumpelstilzchen.

KHM 55

E
s wzxr einmet[ ein Mü[[er, oer wztr Clrm, ClGerer hCltte eine schöne Tochter. Ncm
tmf es :<,ich,OCl:<':<'
er mit oem l<önig z« sprechen kClm, llnO um sich ein Ansehen
zn geGen, :<'Clgteer zu ihm: "Ich hClGeeine Tochter, oie kClnn Stroh z« Qo[o
:<'j:linnen." 'Per l<önig :<'I:lmchzurn Mü[[er." 'Pcl:<'ist eine l<lln:<,t,oie mir wohl gefä[[t,
wenn oeine Tochter :<'0ge:<,chickt i:<,t,wie Oll :<'Clg:<,t, :<'0Gring sie morgen in mein
Schto-:<,:<"Ocl will ich :<,ieClllfoie Probe :<,te[[en.Ab nlln Ocl:<'Mäochen zu
ihm gebrClcht WClro, führte er es in eine I<Clmmer, oie gCll1-2.VO[[
Stroh [Clg,gClG ihr 'P-clO llnO HCl:<'j:le[ llnO :<'I:lretch:»[etzr metche
oich Cln oie Arbeit llnO wenn Oll oie:<,eNClcht ollrch Gi:<,
morgen früh oie:<,e:<, Stroh nicht zu Qo[o versponnen hCl:<,t,
:<'0mll:<,:<,t
Oll sterben." 'PClmllf scbloss er oie I<Clmmer
:<,e[G:<,t
zu, llnO :<,ieGUeGCl[[ein oClrin. 'Pcl :<'cl~nlln oie
Clrme Mü[[er:<,tochter llnO wusste urn ihr Leben keinen
'P-Clt:Sie ver:<,tClnogClr nichts oClvon, wie metn Stroh
zu Qo[o :<'I:linnen konnte, llnO ihre Ang:<,t wClro
immer grö~er, Ocl:<':<' :<,ieenOUch zu weinen Clnfing.
'Pcl ging Clllf einmet[ oie Türe Clllf llnO tmt ein
k[eine:<'Männchen herein llnO :<'I:lretch:"Qllten
AGenO, lllngfer Mü[[erin, WClrllm weint sie :<'0
:<,er~r.
L ~" ...

68
RVtmpelstilzchel'\s Tal'\z Nr.8
Text: trad., Musik: D. Ferber

C G 0 c

~i J. ) J J :D J J J IJ J1 l J1 ßl l
•••
7
1
7 #J •••
1

'--'
Heu - te back ich, mor - gen brau ich, ü - ber-mor-gen hol ich der

C G C
..
~ D~
J1 l J1 J1
•••
J ~ 1
J. JJ J 1
J J J ~

,
Kö - ni gin ihr Kind. Ach, wie gut, dass nie - mand weiß,

1. 2

J. J1
•••
J J J J J 1 ~ :1/ j 3 b 9 J J 1
J J J ~ 11

"---
dass ich Rum - pel - stilz-chen heiß! dass ich Rum - pel - stilz-chen heiß!

Kinder lieben kleine freche Trolle und Kobolde, die Bei den Stellen, an denen das Rumpelstilzchen seinen
gerne Schabernack treiben und sich wie toll ge- Schabernackreim aufsagt, wird das Erzählen unter-
bärden. brochen und der Liedtext wiederholt gesungen.
Freche Grimassen schneiden und anderen die Dazu dürfen die Kinder abwechselnd mal zeigen,
Zunge zeigen gehört sich normal nicht - gerade wie sie als Rumpelstilzchen tanzen würden - dabei
deshalb macht es ja so viel Spaß! gehen plötzlich sogar die Tanzmuffel aus sich he-
raus!
Beim Vortragen des Märchens vom garstigen Beim freien Ausdruckstanz rund um die flackernde
Rumpelstilzchen sitzen die Kinder im Kreis, in der Kerze ist jede Geste erlaubt, die Spaß macht. Wer
Mitte flackert eine Kerze. Die Kinder lauschen der kann gar garstig tanzen?
Geschichte. Die übrigen Kinder sitzen im Kreis, singen den
Rumpelstilzchen-Reim und patschen dazu auf die
Oberschenkel.

69
Spielvorschlag
R~mpelstiIzche~-SchC\tte~spiel
Die Märchenerzählerin erzählt das Märchen,
Vorbereitung
zwischendurch hält sie immer inne und die Kinder
spielen die passende Spielszene.
o Rumpelstilzehen schemenhaft auf Pappe
zeichnen und ausschneiden (s. Abb.). Davon ein
1. Szene Müllerstochter sitzt in der Kammer (seit-
Doppel anfertigen, dieses in der Mitte ausein-
lich hinter dem Leintuch) auf einem Stuhl und
ander schneiden.
schluchzt (ohne Worte, der ganze Körper bebt).
o Das Spinnrad wird von drei Kindern gespielt.
Auftritt des kleinen Männleins (ein Kind "Pup-
Sie verkleiden sich als "Spulen". Sie schlüpfen
penspieler" liegt bäuchlings in der Mitte der
dazu in Bettbezüge o. Ä., damit ihre Körperum-
Bühne hinter dem Leintuch auf dem Boden und
risse als Schatten nicht zu sehen sind. Sie hal-
lässt die ganze Spielfigur plötzlich auftauchen,
ten jeder ein dickes Turnseil oder Ähnliches und
indem es sie vom Boden an die Leinwand hoch-
rollen das Seil selbst auf, indem sie sich zur klappt.
Bühnenmitte hindrehen. Zuerst tritt eine Spule
Tochter reicht dem Männlein ein Halsband (in
auf, dann zwei, dann alle drei.
die Hand des "Puppenspielers")
o Das Fußende einer Wiege aus Pappkarton (s.
Männlein macht sich an die Arbeit. Ein Kind
Abb.) ausschneiden. Ein Spieler bewegt diese
spielt die erste Spule, hält ein Seil vor den
Wiege dann hin und her.
Bauch. Männlein fängt an, mit dem Fuß zu wip-
pen und (Puppenspieler hält das andere Ende
des Seils fest!) Kind dreht sich vom Bühnenrand
zum Männlein hin und spult sich so das Seil um
den Körper - Arbeit ist getan!

70
2. Szene Müllerstochter gibt Männlein ihren Ring, 5. Szene Auftritt Männlein: Vor Wut reißt sich das
Männlein geht an die Arbeit. Zwei Kinder rollen Männlein in der Mitte entzwei. (Kind liegt
sich an zwei Seilen zu Spulen auf. - Arbeit ist bäuchlings, hält die halbierte Spielfigur erst
getan! noch zusammen, bewegt sie immer schneller
hin und her, bis es die beiden Teile auseinander-
3. Szene Königin gibt Versprechen, ihr Kind her- reißt.
zugeben. Männlein geht wieder an die Arbeit.
Drei Kinder wickeln sich an drei Seilen zu drei
Spulen auf - Arbeit ist getan.

4. Szene Müllerstochter wiegt ihr Kindlein (ein


Kind liegt bäuchlings hinter dem Leintuch und
bewegt die Pappwiege hin und her).
Auftritt des Männleins (ein anderes Kind lässt
Pappfigur "erscheinen") Königin erschrickt.
Schwa rzl ichttheater
Das Schwarzlichttheater eignet sich sehr gut für "Schwarzen Kabinett": Dazu einfach ein Pavillon-
Zaubermärchen, weil die Akteure mit einfachen zeit mit schwarzen Vorhängen an Wänden, Decke
Mitteln auch Zauberhaftes zeigen können. Wie und Boden auskleiden. Die Spieler ziehen sich
-sein Name schon verrät, wird mit einer Schwarz- ebenfalls von Kopf bis Fuß (Hände nicht verges-
lichtlampe gespielt. Die Schwarzlichtlampe strahlt sen!) uni schwarz an. Außerdem stülpen sie eine
ultraviolettes Licht aus, das neben weißer Baum- schwarze Kapuze über. Die Kapuze lässt sich leicht
wolle auch alle Neonfarben zauberhaft zum herstellen: Eine Stoffbahn aus schwarzem, durch-
Leuchten bringt. Diese Lampe gibt es im Elektro- sichtigem Stoff von 40 x 80 cm einmal falten und
großhandel zu kaufen. Gespielt wird in einem an einer Seitenkante zunähen. (s. Abb.)

Da Schwarz vor Schwarz verschwindet, werden die Wie immer gilt: Zuerst wird das Märchen gelesen,
"schwarzen" Akteure unsichtbar und können so als dann setzen die Kinder die Märchenbilder in Sze-
.Helferfiquren" unsichtbar Dinge erscheinen, nen um. Zur Aufführung gibt es wieder ein Wech-
schweben und verschwinden lassen. Sollen hinge- selspiel von Erzählerin des Märchens und Spiel der
gen Figuren oder Teile davon sichtbar werden, tra- Kinder im Schwarzlichttheater.
gen sie am besten Kleidung aus weißer Baumwol-
le, diese leuchtet im Schwarzlichttheater be- Beispielhaft möchte ich das Märchen Oie Sternta-
sonders wirkungsvoll. ler szenisch umsetzen.
Wegen seiner Kürze kann ich es hier ganz im Ori-
ginaltext erzählen.

72
KHM 153

-Pie 9fel11-fCl(el'

E
s vrc« einmcd ein kleines Mitochen, oem wzxr \)Ctter unO Mutter ge~torGen, unO
es wor so wm, OCt~~es kein l<etmmerchen mehr hCttte,oCtrin zu wohnen, unO
kein Bettchen mehr, um oCtrin zu ~chlCtfen, unO enolich gCtrnicbrs mehr Ctb oie
l<leiOerCtufoem Leib unO ein StLickchen Brot in oer HCtnO,OCt~ihm ein mitleiOige~ Herz
ge~chenkt hCttte.

E~ wo: CtGergut unO fromm. i-tnO weil es von CtllerWelt verlCt~~envror, ging es im
\)ertwuen Ctufoen lieGen Qott hiY1-Ctu~ in~ felo.
nCt Gegegnete ihm ein Ctrmer MCtnn, oer ~I::lwch:"Ach, giG mir etwCt~zu essen, ich Gin
so hungrig." E~ reichte ihm OCt~gCtnze StLickchen Brot unO ~Ctgte:"Qott ~egne oir/~"
unO ging weiter.
nCt kCtm ein ldno, OCt~jCtmmerte unO sprztch: "E~ friert mich so Ctn meinem l<opfe,
schenk mir etwCt~,womit ich ihn Geoecken kCtnn." nCt tCttes seine MLitze CtGunO gCtG
sie ihm.
i-tnO Ctbes noch eine Weile gegCtngen »ror, kCtmwieoer ein l<inOunO hCtttekein Leibchen
Ctn unO fror. nCt gCtGes ihm ~ein~. i-tnO noch weiter, OCtGCtteins um ein F-öcklein, OCt~
gCtGes Ctuch von sieb hin.

EnOlich gelCtngte es in einen WCtlo, unO es wor schori ounkel geworoen, OCtkCtmnoch
ein~ uno GCttum ein Hemolein, uno OCt~fromme Mitochen oCtchte: "E~ isr ounkle
NCtcht, OCtsiebt oich niemCtnO, ou kCtnn~t wohl oein Hemo weggeGen", unO zog OCt~
Hemo CtGuno gCtGes Ctuch noch hin .
. i-tnO wie es so ~tCtnOunO gCtr nichts mehr hCttte,fielen CtufeinmCtl oie Sterne vom
Himmel, unO wwen lCtuter GlCtnkeTCtler, uno ob es gleich ~ein Hemolein weggegeGen,
so hCtttees ein neues Ctn, unO OCt~v/o: vom Ctllerfein~ten !.-innen. nCt ~Ctmmelte es ~ich
oie TCtler hinein unO wo: reich fLir ~ein L-eGtCtg.

o oo
o
o 0

)
Die Ste~l'\tale~- als Schwa~zlichttheate~
Die Märchenfrau erzählt das Märchen den Kindern. Das Weißlicht geht aus.
Danach überlegen sich die Kinder die Umsetzung.
Die Märchenfrau erzählt, wie es Nacht wird und
das Mädchen in den dunklen Wald geht ...
-Spielvorschlaq :
Die Märchenerzählerin erzählt das Märchen und
2. Szene
hält inne, wenn die Kinder spielen.
Die Schwarzlichtlampe wird eingeschaltet.
1. Szene
Während die Bühnenbeleuchtung ausgeschaltet
Die Kinder spielen zuerst im normalen Licht.
war, haben sich drei "unsichtbare Kinder" im
Das Mädchen trägt ein weißes Nachthemd da- Schwarzen Theater aufTische gestellt und halten
rüber einen Rock, eine Weste und eine Mütze. viele weiße Baumwollsterne an Fäden. Diese
Es kauert in der Bühnenmitte. In der Hand hält leuchten jetzt im Schwarzlicht. Außerdem leuch-
es ein Stück Brot. tet das weiße Nachthemd im Schwarzlicht.
Ein Kind, als Bettler verkleidet, reibt sich den Da "erscheint" eine weiße Hand (weißer Baum-
Bauch und deutet an, dass es Hunger hat. Das wollhandschuh) und fordert auch noch das
Mädchen reicht das Stück Brot; der Bettler geht Nachthemd. Danach wird die Hand "unsicht-
von der Bühne ab. bar", indem sie einfach auf den Rücken gehal-
Als Nächstes betritt ein Kind die Bühne. Dieses ten wird. Zwei unsichtbare Helfer lassen jetzt
bibbert und hält sich mit den Händen schüt- das Sterntaler-Kind hinter einem Tuch, welches
zend die Ohren. Da gibt das Mädchen seine sie vor das Kind halten, verschwinden. Der Zu-
Mütze her. Ein zweites Kind betritt die Bühne schauer meint, nun habe es auch noch das
und friert am ganzen Körper. Da gibt das Mäd- Hemd hergegeben. Vor dem Tuch gehen jetzt
chen seine Weste (Leibchen) her. Da kommt das die Sterne nieder. Danach wird das Tuch wieder
dritte Kind und bittet um den Rock, da gibt das heruntergelassen - der Zuschauer meint, das
Kind den Rock noch her. Das Mädchen läuft Kind habe jetzt ein neues Hemd an.
nun selbst frierend im Nachthemd langsam auf Das Sterntalerkind sammelt jetzt die leuchten-
der Bühne umher. den Sterne auf.
Die ausgewählten Märchen sind als Einstieg ge-
dacht für die jeweilige Märchenregion, darüber
Nachdem unsere erste Aufmerksamkeit den Kin- hinaus gibt es viele, viele weitere Märchen - russi-
der- und Hausmärchen der Brüder Grimm und sche Märchen, chinesische Märchen, australische
deren spiel pädagogischer Umsetzung galt, wenden Märchen, irische Märchen, um nur einige zu nen-
wir uns jetzt Märchen aus anderen Ländern des nen. Auch diese lassen sich ganzheitlich umsetzen.
Märchenreiches zu. Mögen die vier Beispiele Anregungen geben, neue
Da es überall auf der Welt Märchen gibt, habe ich Regionen im Märchenreich selbst zu erkunden. Im
Märchen aus dem Norden, Süden, Osten und Wes- Anhang finden sich diverse Märchensammlungen
ten des Märchenreiches ausgewählt. Dabei kommt mit Märchen aus anderen Ländern. Die Märchen
es natürlich immer auf den eigenen Standpunkt an aus unserer Region lassen sich genauso festlich
und woher der Wind gerade weht. umsetzen.

75
Während die Märchen bisher kurz und überschau- Ankunft im Märchenreich, das Märchen selbst, die
bar gehalten waren, sind einige der folgenden ein Vertiefung des Märchens und der Abschied aus
wenig komplexer. Diese eignen sie sich für das dem Märchenreich sind diesmal ganz unterschied-
Märchenalter ab Schulreife, jedoch können Kinder lich, um dem Leser den Variantenreichtum vor
jeden Alters an diesen ganzheitlichen Märchenak- Augen zu führen. Durch die unterschiedliche Wahl
tionen teilnehmen, bieten sie in ihrer Gesamtheit der Märchenräume gibt es Märchenstunden für
-doch für jeden etwas. Früher waren auch alle Ge- draußen, für drinnen, unter freiem Himmel, im
nerationen beim Erzählen anwesend - haben sich Zelt, in der Hütte oder im Haus. So finden wir auch
auch einige Bilder von Märchen noch nicht jedem Gelegenheiten die Märchen im Frühjahr, Sommer,
Anwesenden erschlossen. Herbst und Winter durchzuführen. Auch die Tages-
zeit, wann wir die Märchenstunde gestalten, kann
Aus jeder Märchenregion stehen zwei Märchen variieren, so können alle Aktivitäten am Tag durch-
beispielhaft. so zeigt sich diese Märchenregion geführt werden, einen zusätzlichen Reiz erhalten
vielfältiger. Die Kinder bringen durch die entspre- sie, wenn sie nachts im Kerzenschein oder am
chenden "Spiel pausen" genügend Ausdauer mit, Lagerfeuer stattfinden ...
zwei Märchen zu hören und zu "verdauen". Einge-
bunden sind diese Märchen in eine ganzheitlich
gestaltete Umgebung. So werden die Märchen
immer in einem besonderen, zum Charakter der
Märchen passenden Märchenraum erzählt oder
vorgelesen. Gleichzeitig gibt es diesmal auch jedes
Mal etwas zu essen, um die andere Märchenkultur
auch auf der Zunge zu haben.

Jm NOJ!'de~ des MäJ!'che~J!'eiches


Der Norden des Märchenreiches, irgendwo in Skan- Tomte zuhause, ebenso ist von wunderbaren
dinavien, so zwischen Schweden, Finnland und Wesen die Rede, die sich in Frauen- oder Schwa-
Norwegen, ist rau und ursprünglich in der Vegeta- nengestalt wandeln können.
tion. Er ist nicht so dicht besiedelt wie unser Teil Die Märchen berichten von diesen Zauberwesen
des Märchenreiches. Da, wo der Wanderer noch ta- mit Achtung und gewissem Respekt. In den Mär-
gelang um einsame Seen wandern kann, ohne auf chen ist auch immer herauszuhören, dass sich die
Menschen zu treffen, wo nachts einsame WaIdhüt- Menschen nicht zu sehr mit ihnen einlassen sollen,
ten dem Wanderer Schutz vor Nacht und Wetter schon gar nicht die frommen, denn das würde ein
bieten, da wo einsame Seen am Morgen die einzi- schlechtes Licht auf sie werfen. Auch sind Verbin-
ge Möglichkeit bieten, ein schnelles, kaltes Bad zu dungen von Menschen und Wesen aus der Jen-
verrichten, da haben sich die alten Mythen noch in seitswelt nicht von Dauer.
den Märchen gehalten, die Mythen lange vor un- Das alles erfahren die Kinder - fernab von der Zivili-
serer Zeitrechnung. sation - in einer kleinen, einsamen Schutzhütte ...
Im Norden des Märchenreichs sind Riesen und Trol-
le, Bergmännchen und Hauswichtel, die Nisse oder

76
Märchen in der Wanderhütte

Zur Vorbereitung

Mä~cheV\speise
Der Märchenraum ist diesmal eine Schutzhütte, a
Zur Vesper gibt es ein Picknick la .Bullerbü": Klei-
irgendwo in freier Natur. Wer es lieber näher an ne Hackfleischbällchen, Butterbrote, wer's edel
der Zivilisation mag, kann auch ein Gartenhäus- mag, isst Krabbenbrote. Zum Nachtisch gibt's Rote
chen als Märchenraum wählen. Grütze oder Grießpudding. Da die Skandinavier
Zur Raumgestaltung braucht es diesmal nicht viel: nicht so mit heißen Sommertagen verwöhnt sind,
Ein paar Kerzen für das gedämpfte Licht in der ist es dort unbedingt üblich, auch im Winter zu
Hütte oder etwas trockenes Holz, falls es einen grillen, wer also eine Feuerstelle an seiner Schutz-
Kamin zur Befeuerung gibt. reichen aus. Bei kühler hütte hat, kann zu jeder Tages- und Jahreszeit
Witterung an eine Decke oder an einen Norweger- seine Würstchen auf den Grill legen. Ganz edel.
Pulli denken ... wird's, wenn wir Lachs am Lagerfeuer räuchern.
Ansonsten hat das Holzhäuschen in der Natur an Dazu ein Brett mit Holzdübeln präparieren und
sich schon Wirkung genug, symbolisiert es doch seitlich am Lagerfeuer mit zwei Stöcken als Stütze
Schutz und Geborgenheit sowie gleichzeitig aufstellen. Die gewürzten Lachsscheiben so darauf
Durchlässigkeit für das geheimnisvolle Leben unter legen, dass sie weder seitlich verrutschen noch
Bäumen, in Hecken, auf der Wiese ringsum. herunterfallen können.

77
Ankunft im Norden des Märchenreiches
Zur Ankunft im nordischen Märchenreich gehört Natürlich können die Kinder auch auf dem Regen-
die Wanderung zur Schutzhütte bereits dazu. Auch bogen ins Land der Märchen gelangen (vgl. S. 42)
die Aktivitäten, es sich in der Hütte gemütlich zu oder auf dem Rücken eines Schwanes über einen
-rnachen, unterstützen die besondere Märchenat- See zum Märchenreich gebracht werden, oder den
mosphäre. Sind wir einen weiten Weg gegangen, größten Baum des Waldes in der Fantasie hinauf-
werden gleich zur Einstimmung die Butterbrote klettern und das Märchenreich im Himmel vorfin-
und Fleischbällchen ausgepackt. den ... Der Fantasie der Märchenerzählerin sind
Sind nun alle gestärkt und hat es sich jeder ge- keine Grenzen gesetzt.
mütlich gemacht, beginnt die Märchenerzählerin Schwingen alle andren Aktivitäten aus und ist
mit einer Einstimmung. Hierzu können die be- Ruhe im Märchenraum eingekehrt, erzählt oder
schriebenen Bilder vom Norden des Märchenrei- liest die Märchenerzählerin das erste Märchen:
ches dienen (siehe oben).

(Skandinavisches Märchen)

E
in iUYl{jerp.,itter ~ah. ein~t, ab er o.er ]ago. nach.giYl{j, o.rei Sch.wCine h.erankommen
unO an einem Weih.er sich nieo.erla~~en. Mit Er~taunen gewah.rte er, wie sie im
Cira~e o.ie Sch.wanenh.ülle, o.ie [etzr einem feinen CiewanOe glich., ablegten, unO
wie gleich. o.arauf, ~tatt o.er Sch.wCine, o.rei blenOenO wei~e ]uYl{jfrauen im Wa~~er
umh.eßch.wammen. Nich.t laYl{je, so ~ah. er sie wieöer h.erau~~teigen, ihre CiewCinOer
anlegen, o.ie sich in o.em netmlich.en Augenblicke in Sch.wanenh.ü((en verwanOelten,
unO fortfliegen, wie ~ie gekommen waren.

Eine von ih.nen, o.ie iÜYl{j~teunO schönste, h.atte o.en iUYl{jenp.,itter so bezaubert, o.a~~er
~eito.em weeer Tag noch. Nach.t p.,uh.e h.atte, inOem o.a~ liebliche Bilo. ih.m unaufh.örlich.
vorschwebte. Seine 1?flegemutter merkte balo., wie ~eito.em weeer o.ie ]ago., noch. anOerer
Zeitvertreib, o.em o.er 1?flege~oh.n bi~h.er so gern nach.gegaYl{jen war, ih.n erfreute, unO.
sie suchte abbalo. o.ie i-(r~ach.e seines l<ummeß zu erforschen, 'Pie~ fiel ih.r nicht schwer,
o.enn o.er p.,itter erzCih.lte ihr, wa~ ih.n quCilte, er.zCih.ltevon o.er wuno.eßamen Erschei-
nuYl{j, o.ie er geh.abt, unO erklCirte, o.a~~ er nur o.urch. o.en Be~itz o.er blenOenO wei~en
]uYl{jfrau wieöer froh. wero.en könne.

'Pa antwortete o.ie 1?flegemutter: ,,'Pein Wun~ch. kann erfüllt weree». Cieh. netch.~ten
'PonneßtagabenO bei SonnenuntergaYl{j zu o.er netmlich.en Stelle, wo o.U sie zuletzt
~ah.e~t. 'Pie o.rei Sch.wCine wereen sich balo. wieo.er ein~tellen. Ciib o.ann genau Acht,
wo o.eine a~erwCih.lte ]uYl{jfrau ihr CiewanO h.inlegti nimm o.a~~elbe unO eile o.amit fort. E~
wiro. nich.t bYl{je o.auern, unO o.Uwir~t zwei Sch.wCine mit gro~em CierCi~ch. fortfliegen
hören, unO o.ie örirre ]uYl{jfrau wiro. verlegen, ih.re Sch.wanenh.ülle ~uch.enO, zu o.ir kommen.
Aber, wenn ~ie o.ich. auch. auf o.en l<nien fleh.entlich. bittet, gib o.a~ CiewanO nicht au~
o.einen HCino.en, wenn o.U o.ie ]uYl{jfrau in o.einer Ciewalt beh.alten willst."

78
'Per ju:nge ~itter :<,dlnnte nichr, zurn Weih.er zu. eilen. 'Poch. er jClgte kein Wito mehr,
:<,ono-ern:<'Cl~ OCl, voll Seh.n:<,u.ch.tu.mh.er:<,pdh.eno-netch. oen Sch.wdnen, u.no- u.neno-tich.
lClng oUnkten ih.m oie TClge bi:'>zu.m 'Ponner:<,tClge, u.no-noch. ldnger wdh.rten ih.m oie
Stu.no-en oie:<,e:<,TClge:<,.Enotich. :<'Clnkoie Sonne h.emb, u.no-nich.t lClnge, :<'0tie~ sich ein
SClu.:<,enin oer L-u.ftvernehmen, worxu] oie orei Sch.wdne Clm t-tfer sich nieoertie~en. Sie
verwClno-elten sieb Clu.genbticktich. in oie h.olo:<,etig:<,tenlu.ngfmu.en, oie metn nu.r sehen
konnte, legten ihre Qewdno-er in OCl:<'Qm:<, u.no- eilten uber oen wei~en SClno-u.no- in oie
!:lldt:<,ch.erno-enFluren. \)on :<,einem Hinrerhzdte ClU.:<' h.Cltteoer ~itter seine Aceserkorene
wohl bemerkt u.no-ge:<,eh.en,woh.in :<,ieihre Sch.wClnenh.ulle gelegt h.Cltte.Leise schlich er
sich h.emn, neth.m OCl:<'QewClno- fort u.no-verbClrg sich im L-Clu.bwClloe.BCllo horte er oie
zwei Sch.wdne mit gro~em Qerdu.:<,ch.efortftiegen, u.no-oie oritte lu.ngfmu. kClm, wie oie
1?flegemu.tter ih.m vorh.erge:<'Clgth.Cltte,zu. ih.m, fiel Vor ih.m nieoer Clu.fih.re :<,ch.neewei~en
l<nie u.no-erbClt sieb ihre Sch.wClnenh.ulle zurück. "Nein", :<,!:lmch.oer ~itter, neth.m oie
lu.ngfmu. Clu.fseinen Arm u.no- beoeckte :<,iemit :<,einemManteL 'PClmu.f h.ob er sie Clu.f
:<,ein:<,tCltttich.e:<,
~o:<,:<,u.no-fuh.rte :<,ieh.eim. 'Pie 1?flegemu.tter richtete ClbbCllooie Hochzeit
zu. BeiOe lebten OClnn gtucktich. Zu.:<'Clmmen, u.no- ihre I<ino-er gCllten fUr oie schönsren,
oie je Clu.feinem Sch.lo:<,:<,h.ofe ge:<,pielt.

Aber netch.oem :<,iebenlClh.reverjlossen u.no-oie QCltten Cln einem 'Ponner:<,tClgClbeno-:<,ich.


schon znr ~u.h.e gelegt h.Cltten, erzdh.lte oer ~itter seiner fmu., Clu.fwelche Wei:<,eer :<,iein
seine QewCllt bekommen h.Cltte,u.no-zog Clu.fihre Bitte Ocl:<'wei~e QewClno- hervor, Ocl:<'
er bi:'>oClh.inverborgen h.Cltte.Aber kClu.m h.Cltte:<,iees in ih.ren Hdno-en, Clb :<,iesich in
einen Sch.wCln verwzmöelte u.no- blitzschnell ou.rch. Ocl:<' offene Fensrer verschwcmö. 'Per
~itter Clber :<'Clh.
seine fmu. niemetb wieoer.
Vertiefung des Märchens
Wie immer bleibt Raum für Spontanäußerungen
der Kinder zum Märchen, wir sollten aber mit
Interpretationen der Märchenbilder zurückhaltend
Wer es nicht so urig mag und dennoch das Ele-
-sein, auch wenn sie uns als Erwachsene interessie-
ment Wasser mit einbeziehen will, der kann mit
ren, Kinder erleben das Märchen auf einer anderen
den Kindern auf einfache Art und Weise Lichter-
Ebene:
schwänchen herstellen.
Liegt unsere Schutzhütte an einem See oder einem
Alter: ab 4 Jahren
Bach, ist jetzt Zeit für ein Bad. Haben wir dieses
Material: 1 Schale mit Wasser, Kleber,
Glück nicht oder ist es uns zu kalt, dann bereiten
pro Kind 1 Teelicht und 3 weiße Flaumfederchen
wir einen kleinen Aufguss, wie ihn die Skandinavier
in der Sauna lieben. Dazu kleine Steine des Waldes
Zwei Flaumfederchen rechts und links seitlich an
im Kamin oder im Lagerfeuer erhitzen. Diese Stei-
das Teelicht kleben, ein Flaumfederchen als Schwa-
ne im Blecheimer in die Mitte der Hütte stellen und
nenhälschen vorne.
mit kaltem Wasser übergießen. Wer will, kann noch
Achtung: Die Federchen nicht in Dochtnähe stecken
ein paar Tropfen Weißtanne (s. S. 38) dazugeben.
sonst fangen die Federchen an zu schmoren und
Wer jetzt schwitzt, kann doch noch ein Bad im See
das stinkt!
nehmen, das machen die Menschen im Norden
Die Dochte der Lichterschwänchen entzünden und
auch so ...
diese ins Wasser setzen.
Uberleitung zum nächsten Märchen
Sind alle nach der immer gearteten "Wassererfah- der Donner oder Donnerstag dem höchsten vor-
rung" wieder in der Schutzhütte, geht's weiter mit christlichen Gott Donar oder Odin gewidmet war.
dem nächsten Märchen. Dies beschreibt das Ver-
hältnis der Skandinavier zu ihren uralten Wesen Die Märchenfrau stimmt die Kinder auf das Mär-
aus der Naturmythologie. Dabei haben die Nord- chen mit einfachen Worten ein, indem sie von den
lichter es auf wunderbare Weise geschafft. diese nordischen Riesen, Trollen und Wichten der Mär-
Wesen aus der Anderswelt in ihren Märchen noch chen und des alten Volksglaubens erzählt (siehe
lebendig zu halten und gleichzeitig die christliche oben). Hier passt auch der Brauch, dass die Men-
Religion zu integrieren. Von dieser ungebrochenen schen in den skandinavischen Ländern noch heute
Verbindung der vorchristlichen Religionen mit der an Weihnachten ein Schüsselchen Weihnachtsbrei
heutigen berichtet das folgende Märchen. Dabei für die Hauswichtel abzwacken.
sei für Erwachsene noch darauf hingewiesen, dass

1)~ 2Ul' TClUfe einge(Cl~ene


13el'gmCinnchen
(Skandinavisches Märchen)

1) cö \)o[k oer BergmCinnch.en h.Cltgro~e Furcht Vor oem 'Dormer. Wenn ~ie
oClh.er sehen, OCl~~ein t{ngewitter Clm Himmet Clllbteigt, so ei[en sie in ih.re
HLigeC um Sch.llt2. zu suchen. 'Diese Furcht i~t Clllch. oie t{ßClch.e, OCl~~~ie OCl~
Trommeh; nich.t [eiOen könneni sie g[ClllGen es oonnere. Ein gllt~ Mitte[ ~ie zu vertreiben,
finOet sich Clbo, wenn YnClnin oer NClCh.GClßCh.Clftihrer HLige[ rrommelr: ~ie p.Clcken
ClboClnn g[eich. ein llnO suchen ~ich. einen mh.igeren Woh.n~it2..

Ein BClller lebte einst in gro~er frellnO~ch.Clft llnO Trztulichkeit mit einem solche»
BergYnClnne, oe~~en HLige[ Clllf ~einem, oe~ BCllleß L-ClnOeWetr. Ab nlln ein~tYnCl[~~eine
fretll im Woch.enGette [Clg, so wor oer BClller in gro~er \)er[egenh.eit, Ocl er GeoClch.te,
Ocl~~er wohl Ocl~BergmCinnch.en 2.ll oer TClllfe ein[Cloen mLi~~e, llnO Ocl~~oie~ ih.n Gei
oem 1?fClrrer llnO ~einen NClch.GClrn in schlechten 'J<..llfGringen könne.
Er ~Clnn oClh.er em~ig oClrLiGernetch., wie Ocl~zn vermeiOen ~eii Ocl fie[ ih.m plötzlich ein,
oen Bllßch.en, oer seme Ferkel h.Litete llnO oer ein sehr l:lfiffiger I<ol:lf »rax, llm 'J<..Clt
2.ll
frClgen. Uie~er llnterneth.m es ~og[eich., oie SClch.e mit oem BergmCinnch.en oerge~tCl[t in
Oronllng 2.ll Gringen, Ocl~~oie~e~ wegGUeG, ohne Ge[eiOigt zu weröen, llnO eocb mit
einem tach.tigen TClllfge~ch.enke h.erClll~rLickte.

UeYn2.llfo[ge neth.m er, Clb es NClCh.t geworoen wc«, einen SClck, ging zu oem HLige[,
klopfre Cln llnO wllroe einge[Cl~~en. Er richtete ~einen AllftrClg Clll~, Gretch.te viele ctr~e
von ~einem Herrn llnO GCltsich in oe~~en NClmen oie Eh.re von BergmCinnch.en~
ctegenwClrt Gei eer TClllfe «us. Ucl~ BergmCinnch.en GeoClnkte sich llnO ~Clgte: "Ich. gtetllGe,
Ocl~~ich. schicklicherweise ein TClllfge~ch.enk geGen mll~~."
'Bei oie~en Worten öffnete Oet~Mdnncn.en ~einen aeloket~ten u.no. befetn.loem 'Bu.r-
sehen, oen Setck zu. n.etlten, wdn.reno. es aelo n.ineinwetrf. .Jsr Oet~genw3?t", fretgte es
oetretu.f,netcn.oem es einen gu.ten Teil n.ineingetetn n.ettte."Diele geben mehr, wenige
weniger", zmrwortete oer ]u.nge. 'Det~'Bergmdnncn.en wetrf noch mehr n.inein u.no.fretg-
te wieöer: "I~t'~ genu.g?t" 'Der 'Bu.r~cn.elüftete oen Setck, ~etn.zn, ob er noch mehr tretgen
könne, u.no.zmrworrere oetretu.f:,,'Det~geben so u.ngefdn.r oie mei~ten ad~te." 'Det leerte
Oet~'Bergmdnncn.en oie getYJ..2.e l<i~tein oen Setck etu.~u.no fretgte noch einmetl: "'~t'~
genu.g?t" 'Der Hirteniu.nge, oer bemerkte, Oet~~beinetn.e mehr oetrin ~ei, etb er mit oer
grö(3ten An~trengu.ng tretgen könne, erwieerte: "l<einer gibt mehr, oie meisten weniger."
Nu.n let~~mich hören, wer sonst noch bei oer Tetu.fe isr", ~etgte Oet~'Bergmdnncn.en.
"Ei", erwiöerre oer ]u.nge, "viele fremoe u.no.vornehme Leute. Zuerst orei 1?rie~teru.no.
ein 'Bi~cn.off."So!", ~etgte Oet~'Bergmdnncn.en; "nu.n oie~e Herren sehen gewön.nlicn.
nur netcn. oem Essen u.no.Trinken u.no.weroen sich nicn.t urn mich bekümmern. Wer
wiro mehr zu.gegen ~ein?t" 'Detnn n.etben wir St. 1?eter u.no.St. 1?etu.leingetetoen."- "So,
so! Nu.n, es wiro für mich noch ein 1?tdtzcn.en n.inter oem Ofen ~ein. Nu.n wer nocn.?'''
,,'Detnn kommt noch oie Mu.tter aotte~." "So, so, so] Nu.n solche ad~te von n.on.em
F-etng kommen ~I:ldtu.no.gen.en frün.."
Aber ~etge mir, mein ]üngelcn.en, welche Art von Mu.~ik wiro Oet~ein?t" "Welcn.e
Mu.~ik?tNu.n Trommeln." .Trommeln!", erwiöerre Oet~'Bergmdnncn.en erschocken,
"nein, nein 'Detnke, ich bleibe in oem Fzdle zu. Hetu.~e.Empfien.l mich oeinem Herrn u.no
~etge in.m, ich oetnkte ihrn für oie Einletou.ng; etber ich könnte nicht kommen. Ab ich
ein~tmetb ein bh~cn.en ~pCt2.ierenging u.no.einige Leute zu. trommeln etnfingen, Oet
metcn.t ich, Oet~~ich netcn. Hause ketm, u.no.erreichte eben meine Tür, Oetwetrfen sie mit
oem Trommelstocke netcn. mir u.no.zerbretcn.en mir Oet~Scn.ienbein. Seitoem n.inke ich
u.no.nehme micn. sehr Vor solcher Mu.~ik in Acht."
Netcn. oie~en Worten n.ob Oet~'Bergmdnncn.en oem ]u.ngen oen Setck etu.foie Scn.u.ltern
u.no.tru.g in.m noch einmetl etu.f ~einen Herrn vielmetl von in.m zu. grü(3en.
Vertiefung des Märchens
Damit die Schutzhütte sicher ist für die Wanderer auch Waldbeeren selbst pflücken und mit etwas
vor ungebetenen Gästen, trommeln die Kinder erst Zucker, Wasser und Speisestärke Grütze selbst ko-
einmal kräftig mit ihren Füßen auf den Holzfußbo- chen.
den. Danach gibt's zum Nachtisch Rote Grütze
oder Grießpudding. Wenn es die Jahreszeit und die Ist ein Lagerfeuer geplant, ist jetzt die Zeit, es zu
Bedingungen vor Ort erlauben, können die Kinder entzünden, dann klingt die Märchenwanderung
mit dem Grillen von Würstchen am Stecken aus ...

Abschied vom nordischen Märchenreich


Zum Abschied vom Märchenreich lassen wir auf jeden Fall ein bisscheu Essen, am besten natürlich Grieß-
brei - die Lieblingsspeise des kleinen Volkes - am Ort des Geschehens zurück ...
Jm Süde~ des Märche~reiches

Afrika mit seinen verschiedenen Stämmen und Ve- Kulturell gibt es einerseits arabisch islamische Ein-
getationen ist groß und unterschiedlich. Trotzdem flüsse in Nord- und Ostafrika, auf der anderen
sind seine Märchen in seinen Motiven und seiner Seite die ländlichen Kulturen in West-, Zentral-
Struktur ähnlich. Es gibt viele Schwänke, Fabeln und Südafrika. Da im Osten des Märchenreiches
und Tiermärchen. Die Wandlung von Tier und orientalische Märchen auf uns warten, habe ich
Pflanze in Menschengestalt oder umgekehrt die zwei Märchen aus dem Süden von Afrika ausge-
Wandlung von Menschen in Tiere und Pflanzen ist wählt, der Region der Savannen und des Graslan-
noch oft anzutreffen. (vgl. hierzu archaische Na- des. Hier werden Landwirtschaft und Viehhaltung
turmotive im Märchen S. 15) betrieben, die meist auf Kleintiere beschränkt
Den Tieren werden bestimmte Charaktereigen- bleibt. Die Menschen treffen sich noch man-
schaften zugeschrieben, so steht der Hase, meist cherorts in dörflichen Gemeinschaften oder als
ein listiger Kerl, auch für die Fruchtbarkeit. Nomaden fernab von Großstädten zum Erzählen
In den Märchen finden sich auch Zaubersprüche am Feuer.
und sogar eingeschobene Lieder.

84
Märchen unter afrikanischer Sonne
Zur Vorbereitung

Die Märchen der afrikanischen Savanne lassen sich Das Gemüse klein schneiden. Die Erdnussbutter mit
bei uns am besten auf einem Grillplatz auf einer Wasser verdünnen. Alles zusammen mit dem
Wiese unter der Sommersonne oder den Sternen Fleisch in den Topf geben und köcheln lassen.
nachempfinden. Als Märchenraum dient uns dies- Den Couscous nach Angaben auf der Packung in
mal das Himmelszelt, die Mitte des Märchenraumes Wasser quellen lassen und dazu servieren.
gestalten wir mit einem (genehmigten!) Lagerfeu-
er, auf dessen Glut eine afrikanische Köstlichkeit
vor sich hinköchelt: Materialien

Für jedes Kind ein Essschälchen und Besteck,


Mase 1 Kalimba (s. S. 37), einige Trommeln, 1 afrika-
nisches Kopf tuch und 1 größeres afrikanisches
Zutaten: Süßkartoffeln (Afrikaladen), 1 Glas Tuch zum Verkleiden, evtl. 1 kleine geschnitzte
Erdnussbutter, evtl. Fleisch (Lamm oder afrikanische Frauenfigur, 1 Schnitzmesserchen plus
Hühnchen), Gemüse je nach Geschmack gemischt Eventua Iitätspflaster
(Karotten, Kohl, Blumenkohl, Brokkoli, Kohlrabi),
Wasser, Gewürze, Couscous

Ankunft im afrikanischen Märchenreich


Als Einstimmung entzünden wir gemeinsam das Die Märchenerzählerin gibt eine Einstimmung der
Lagerfeuer und die Kinder helfen beim Gemüse- afrikanischen Kultur (s. oben), stellt die afrikani-
schnippeln und bei der Essenszubereitung. sche Frauenfigur vor sich hin (so vorhanden) und
Bis das Essengar ist, ist Zeit für die Märchen ... sagt. dass sie von solch einer Frauenstatue erzäh-
len will:
Kamiyo Nr. 18
Text: trad., Musik: D. Ferber

11
c Dm
.( c
@.l

11
Ka -
I

mi - vo, Ka - mi -
---
vc,

- •• "*---
@.l • • -e-

C G G Dm C
~G J Jl J1 J
••• •••

J I J. Jl j
•••
1- * J I F J J IJ~lJ.
Wir sind von dei - nem Mann ge-schickt. Ka - mi - VO, Ka - rni-vo.

C G Dm C

J IllJ~J~ll J Ir J J Ij) j)J.


Es sag-te uns, wir so!- len hier- her kom-men. Ka - mi - VO, Ka - mi - vc,

G G7 C

; l J J l l IJ l J J J
•••

JJ
j
~
)1 •••
J1
•••
I 11
Und ihm dei - nen Schurz dei - nen Schurz zu - rück-brin-gen.

2. Strophe: deinen Kopfring


3. Strophe: dein Leben

Mit mlÄsikalischem Tamtam eif'\ Trommelorchester" gebildet. Mit bunt bemalten


Konservendosen, runden Pappkartons, Klangstäben
Märchef'\ begleitef'\ oder - ganz einfach - mit den Patschehändchen
wird die Geschichte mit leisem Klöppeln begleitet.
In weiten Teilen Afrikas ist das Vortragen von Mär-
chen eine uralte Tradition, die bis heute besonders Zur Einstimmung sollen die Kinder mit ihren
in ländlichen Gegenden gepflegt wird. Die Be- Trommelrhythmen verschiedene Tierbewegungen
sonderheit liegt in der musikalischen Begleitung imitieren: Die Termiten trippeln geschwind. Der Le-
und dem Sprechrhvthrnus, in dem die Geschichten opard schleicht auf leisen Pfoten. Der Elefant
mit viel Engagement vorgetragen werden. In stapft zum behäbigen Trornrnelrhvthmus ...
Ghana und Gambia sind beispielsweise Koraspieler
Nachrichten- und Geschichtenverbreiter, die noch Zur Märchenbegleitung werden drei Gruppen ge-
heute übers Land ziehen und zu den melodischen bildet: Die Handklatscher, Trommler und Konser-
Klängen der Kora (Kürbisharfe) ihre Geschichten vendosenklöppler. - Im gemäßigten Tempo (60
mit Eifer vortragen. bmp) wird das Märchen leise und behutsam mit
Trommelgeschichten gibt es in fast allen Musikkul- Getrommel begleitet. Wenn in der Geschichte die
turen Afrikas. Für unsere musikalische Vertonung Tauben fliegen, stehen die Kinder auf, hüpfen wie
des Märchens Kamiyo, vom Fluss wird ein "Kinder- Flattervögel herum und singen den Liedtext ...

86
(Südafrikanisches Märchen)

E
s wo: einm.cd ein Mann, oer h.CJ...tteviel \)ieh., viele Sch.CJ...feunO Ziegen, ooch.
eines [ehlre ihrn. Er konnte keine fro..u finOen. Eines TCJ...ge:<"CJ...ber CJ...mflu:<,:<,ufer
entlCJ...ng ging, :<,p-ro..ch.er zu sich selbst: "Wenn ich. nicht bCJ...loeine frCJ...u finOe,
oCJ...nn ist es irgenOwCJ...nn zu :<,pCitfür mich. WCJ...:<' soll ich. mo..ch.en?-" Er lie!3 sich CJ...m
']<.CJ...nOoe:<,Flusses nieoer unO CJ...ufoem CJ...nOeren tAfer :<'CJ...h. er einen gro!3en 'BCJ...um mit
schönen grünen 'BlClttem. "Ah.", :<'CJ...gte er, "wie wCir':<" wenn ich. oie:<,en 'BCJ...um nehme unO
-mir oie StCJ...tueeiner :<,ch.önen jungen fro..u oCJ...ro..ll:):<,ch.nitze?-" cte:<,CJ...gt,getCJ...n.Er no..h.m seine
Axt unO :<,ein'Breitbeil unO schnitzte CJ...ll:) oem 'BCJ...um OCJ...:<''Bilo einer 2.CA.uberh.o..ftenfro..u.
Ab er fertig »rc«, :<'CJ...h. sie :<'0schön CJ...U:<', er ihr in oie NCJ...:<,enlöch.er blie:<, unO ihre
OCJ...:<':<'
Augen berüh.rte - unO plötzlich wuroe sie lebenOig. "Ah.!", :<'CJ...gte er, "h.ier h.CJ...beich. jetzt
enOlich. meine fro..U!" 'DCJ...nn :<'CJ...gteer zu ihr: ,,'Du oCJ...rf:<,tnie einem Men:<,ch.en erzCih.len,
woher OU kommst. Wenn irgenOjemo..nO oich. frCJ...gt,:<,o..g:<,t OU einfCJ...ch.:.lch bin 1<CJ...miyo-
1<CJ...miyovom flll:):<'."' tAnO :<'0no..h.m er sie mit no..ch. Hztuse, Er schenkte ih.r einen l<opfring,
wie verheiratete fro..uen ih.n zu trCJ...gen pflegen, einen, Sch.urz, schöne l<leiOer unO
1?erlen - CJ...lle:<" :<,iebegeh.rte. So lebten :<,iesehr glücklich. miteino..nOer. Eine:<, TCJ...ge:<,
WCJ...:<'
kCJ...men junge MClnner CJ...mHCJ...u:<, vorbei. Ab :<,ie1<CJ...miyo:<'CJ...h.en, :<'CJ...gten:<,ie:"Wie kCJ...nn
ein :<'0CJ...lterMann eine :<'0 junge, schöne fro..u h.CJ...ben?-'DCJ...:<'i:<,tnicht recht. Wir weroen
sie in un:<,er 'Dorf mitneh.men."
Sie ergriffen sie unO schleppten :<,iein ihr 'Dorf CJ...ufoer CJ...nOeren Seite oe:<, Hügeb. 'Der
Ehemzorn wCJ...r sehr betrübt, OCJ...:<':<' oie :<,tCJ...rkenjungen MClnner ih.m :<,eine fro..u
weggenommen h.CJ...tten,uno frCJ...gtesich, WCJ...:<'
er wohl tun könne. 'DCJ...fiel ih.m etwCJ...:<' ein.
Er h.CJ...ttezwei TCJ...uben, oie rief er zu sich unO :<'CJ...gte: ,TCJ...uben ihr wereet über oen Hügel
fliegen zu oem 'Dorf, woh.in :<,iemeine fro..u verschleppt h.CJ...ben.'Dort wereer ihr ein L-ieo
für :<,ie:<,ingen, oCJ...:<'
ich. euch. lehren wilC unO oCJ...nn bringt ih.r mir ihreri Sch.urz zurück."
'Die beiOen TCJ...uben lernten CJ...boOCJ...:<' L-ieo uno flogen über oen Hügel. Sie lie!3en sich CJ...uf
oem Zo..un um oCJ...:<' cteh.ege nieoer, in oem 1<CJ...miyovon oen jungen MClnnem gefCJ...ngen
geh.CJ...lten wuree, unO begCJ...nnen zu :<,ingen:
, 11

li
(Märchenerzählerin spricht den Text zu den Klängen der Kalimba, Spielweise siehe S. 37 oder die Kin-
der singen und begleiten das Lied wie auf S. 86 beschrieben.)

1<tA.miyo, 1<tA.miyo
Wir :,>inOvon oeinem Metnn ge:'>cf1ickt
1<tA.miyo, 1<tA.miyo
Er :'>tA.gteun:'>, wir :'>oUten hierher kommen
1<tA.miyo, 1<tA.miyo
t-(nO if1m oeinen Scf1urz,
oeinen Scf1urz zurückbringen

Ab oie jungen Männer oie TtA.uben :,>ingen hörre», :'>tA.gten:,>ie:"Abo gut, gib if1nen
oeinen Scf1urz. Wir f1tA.bennoch vier mehr. AUe:'>, WtA.:'> wir wollen, bi:'>tou." So gtA.b :,>ie
oen TtA.uben if1ren Scf1urz, unO oie:'>e flogen otA.mit zurück zu ihrem Metnn.

Am nCicf1:'>ten TtA.g :'>tA.gteoer Ef1eYntA.nn zu oen TtA.uben: "Heute mü:'>:'>tif1r zu ihr unO
oen l<ol:lfring ver{tA.ngen." So flogen sie über oen Hüge{, Ue{3en sich wieoer tA.uf oem
2tA.un nieoer unO :'>tA.ngen:
1<tA.miyo, 1<tA.miyo
Wir :,>inOvon oeinem Metnn ge:'>cf1ickt
1<tA.miyo, 1<tA.miyo
Er :'>tA.gteun:'> wir sollen hierher kommen
1<tA.miyo, 1<tA.miyo
t-(nO if1m oeinen l<ol:lfring, oeinen l<ol:lfring zurückbringen

t-(nO oie jungen Männer :'>tA.gten:"Ciib if1nen oen l<ol:lfring. Wir wolleu if1n nicf1ti wir
wollen nur oicf1."
So gtA.b :,>ieoen TtA.uben if1ren l<ol:lfring, unO oie:'>e flogen wieoer zurück. )eoen TtA.g
flogen oie TtA.uben über oen Hüge{ unO btA.ten :,>ieum etwtA.:'>tA.nOere:'>,um tA.Ue:'>, WtA.:'>
sie
f1tA.tte,bi:,>if1r Metnn :'>cf1Ue{3Ucf1
:'>tA.gte:"Nun meine Tauben, mü:'>:'>tif1r zu ihr unO um if1r
L-eben bitten."

So flogen oie TtA.uben noch einYntA.{zurück. nie:'>YntA.{:'>tA.{3


1<tA.miyoVor oer Hütte, :'>0
Ue{3en sie sich tA.uf if1rem Scf1o{3 nieoer unO :'>tA.ngen:

1<tA.miyo, 1<tA.miyo
Wir :,>inOvon oeinem Metnn ge:'>cf1ickt
1<tA.miyo, 1<tA.miyo
Er :'>tA.gteun:'>, wir sollren hierher kommen
1<tA.miyo, 1<tA.miyo
t-(nO if1m oein L-eben, oein L-eben zurückbringen

t-(nO wäf1renO sie :,>tA.ngen,verwxnöelte :,>icf11<tA.miyowieöer in oie fmuen:'>ttA.tue zurück.


nie:<>erollte oen AbMng f1int.tnter, immer weiter bi:,>unten tA.noen f{ll:'>:'>.In oem AugenbUck
tA.ber, wo sie OtA.:'>
WtA.:'>:'>er
berüf1rte, verwzmöelte sie :,>icf1in einen BtA.um zurück unO
bektA.m wieöer grüne B{ätter. t-(nO OtA.steht 1<tA.miyo bi:,>heure.

88
Vertiefung des Märchens
Das Märchen kann mit den Mitteln des Jeu drama- 3. Szene Der Baum verwandelt sich unter Trom-
tique (vgl. S. 64) nachgespielt werden: melwirbel zur Frau.
4. Szene Der Mann nimmt die Frau an der Hand
1 Kind spielt Baum und Frau und führt sie an die linke Seite (zu sich nach
1 Kind den Mann Hause). Er reicht ihr das erste Tuch, das sie um
3 Kinder die jungen Männer den Kopf wickelt, und das zweite Tuch, das sie
3 Kinder die Tauben um ihre Hüften schlägt.
Die anderen Kinder lassen jeweils bei der Verwand- 5. Szene Die jungen Männer kommen zu Kamiyo
lung von Baum zu Frau und von Frau zu Baum bestaunen sie und nehmen sie mit nach rechts
einen Trommelwirbel hören; außerdem sprechen (in ihr Dorf).
sie den Gesang der Tauben leise mit. 6. Szene Die drei Tauben kommen zum Mann,
sehen ihn leiden und fliegen zur Frau, sie gibt
Die Märchenerzählerin erzählt oder liest das Mär- den Schurz (das Hüfttuch). dies bringen die
chen noch einmal mit Pausen zum Spielen der Kin- Tauben dem Mann.
der und spielt bei dem Gesang der Tauben die Ka- 7. Szene Die Tauben fliegen ein zweites Mal zur
limba. Frau, sie gibt ihren Kopfschmuck, auch diesen
bringen sie dem Mann.
1. Szene In der Mitte steht der Baum. (Kind hält 8. Szene Die Tauben fliegen ein letztes Mal zu der
die Arme ausgebreitet als Baumkrone) Frau, die verwandelt sich unter Trommelwirbel
2. Szene Der Mann entdeckt den Baum, beginnt zur Statue, fällt zu Boden, rollt zurück in die
pantomimisch an ihm zu schnitzen und Kreismitte, steht wieder auf und verwandelt
"haucht" ihm den Lebensatem ein. sich zum Baum zurück (Arme zur Baumkrone
geöffnet).
Uberleitung zum nächsten Märchen
Die Märchenerzählerin leitet mit einfachen Worten ländlichen Gebieten noch eins fühlen mit der
zum nächsten Märchen über und erzählt, wie sich Natur und den Tieren, und dass es drum viele Tier-
die alten Naturmotive noch in den Märchen der märchen gibt. Auch, dass ein tüchtiger Fluch in
.Landbevölkerunq gehalten haben, wie sie sich in Afrika durchaus keine Seltenheit ist.

(Südafrikanisches Märchen)

E
ine~ Morgen~, in zdler frühe, kehrte eine hagere fretu au~ einem Nachbaro-orFt
wo sie an einer Hochzeit teitgenommen hatte, 'Yl-Clch Hau~e zurück. Sie achtete
nicht auf einen K.etIJuttenTopf, o-erauf o-em Weg lag, ~oo-a~~sie über ihn stolperte,
hinfiel UM sich an einer Scherbe o-a~Bein verletzte.
)Jerflucht sei o-er1)ummkoIJf, o-er~einen Abfall auf o-em Weg liegen lct~~t,wo an~tcüwige
Leute entlanggehen!", rief ~ie au~ unO-retlJIJelte~ich müh~am wieo-er auf. "Sein
Er~tgeborener soll ab sofort ~tumm ~ein UM es bleiben, bh jemetM o-en Bann bricht,
ino-em er etwas so Torichres metcht wie o-erjenige, o-er o-ie~en kaputten TOIJfauf o-em
Weg liegen lie!3,um mich zu l:llagen!" t..tM sie setzte ihren Weg fort.

Nicht weit entfernt lebte ein hart arbeiteMer Mctnn 'Yl-Clmen~ 1)oMo mit ~einer fretu
UM ihrer ~iebenjährigen Tochter Tembe. 1)ie nicht mehr gaYlZ jungen Eltern hatten
sich in jahrelangen Mühen o-ieBequemlichkeit erxrbeirer, o-ie~ie jetzt genie!3en o-urften,
UM o-a~ Leben Wetr gut zu ihnen gewe~en bi~ auf eine AU~'Yl-Clhme: E~ hatte ihnen nur
ein eiYlZige~l<ino-beschert, eine Tochter. Mctn stelle sich ihre Be~türzung Vor, ab ~ie an
o-ie~emMorgen [esrsrellen »iussre», o-a~~~ie über Nacht o-ieSIJretche verloren hatte.

"Wer hat o-ie~en bö~en fluch über ~ie verhängen können~", fragten sie sich. Sie holten
sich bei vielen Meo-izinmCinnern TZat,aber niemetM konnte o-em l<iM helfen, UM so
gingen o-ieJahre in~ L.aM. 1)a~ MClo-chen wucbs heretn, wuro-e anmutiger UM schöner,
eocb es be~taM kaum Hoffnung auf irgenOwelche TZeichtümer in form o-er Lobol« -
o-e~BretutJJrehe~ -, o-ie ihre Eltern für eine so flei!3ige,reizenöe unO-schöne Tochter zu
TZecht hätten erwarten können. 1)a~ betrübte ~ie zutief~t, o-enn wer, so fragten sie sieb,
würo-e schon für eine stumme Ehefrau be2.Clhlen~
Wie wahr sollten ihre Befürchtungen ~ein! 1)ie Nachricht über o-ie Heim~uchung ihrer
Tochter hatte ~ich nämlich überetll verbreitet, UM niemetM kam, o-er um ihre Hano-
angehalten hätte. Einen jeo-och gab es, einen jungen Mctnn Y'..amen~Nthu, o-e~~en
Herz von ihrer Schönheit so berührt war, o-a~~er sich o-a'Yl-Clch sehnte, ihr zu helfen.

"Wenn ich o-em Baumgeht nur ein angeme~~ene~ Qe~chenk anbiete", o-achte er bei
~ich, "o-ann wereen ~ie sich o-ie~e~zauberhaften MClo-chen~be~timmt erbarmen UM sie
von o-em fluch befreien, o-er ihr o-ieZunge gelähmt hat."
Nthu wartete bi~ zum Einbruch o-er Nacht, auf o-a~~niemetM von ~einem \)orhaben
erführe. 1)ann ging er zu einer mCichtigen Euphorbie, o-ieganz in o-er Nähe wuchs,
UM er2.Cihlteo-en Baumgei~tern aUe~, wos o-em MClo-chen wio-erfahren war.

90
.~
&-(;' s-
~(;'~
0~ ~,-------- ~ ----------------------------~----~
cJj ~
MVllnO[et, oer Het:<,e,etGer hettte :<,einen 'Betll genetll etm fll~ eben oie:<,e:<,
'Betllme:<,llnO etb
er in :<,einem Sch[llmmer eurch Nthll:<' Fürsprzcche etllfge:<,chreckt wuree, horte er sich
oie:<,emit gro~em Interesse zm. Er beschloss sich etllf Ntht.l:) kosten einen SI:}et~zu
er[etllGen, oer ihm g[eich2.eitig, :<'0hoffte er, etllch nUt2.tich :<,einwUroe.
Mit mögtich:<,t retll ktingenOer Stimme zmrwortete er: ,,"Oll,oer Oll mich um oie:<,e:<, bitresr,
Wet:<'het:<,tOll mir etb Ent[ohnllng zu Gieten~"
"Gllter Gebt", zorrworrere Nthll netch einer Weite, uforoere, Wet:<,Oll wirbt, llnO ich
weröe es fret.toig 2.Cth[en, oenn mein Herz verzehrt sich netch oie:<,em 2.etllGerhetften
'Jv\doc hen. "
"Hm, hm", metchte oer Hztse llnO tett :<'0,et[:<,UGertege er sich oie Ange[egenheit reiftich,
uich wUroe gerne, Oet:<,:<,Oll mir ieoen Tetg einen Uppigen \)orrett etn [rischer», grUnem
GemU:<,e llnO :<,chmetckhetften 'Beeren hierher Gring:<,t,oetnn weree ich mir oie Setche gllt
UGer[egen". tAnO tetBächtich brzcchre Nthll hoffnllng:<,vo[[ einen reichlichen \)orrett etn
[rischem GrUYl-2.ellgllnO regte ihn z« fU~en oer gro~en Euphorbie, llno Tetg fUr Tetg
geno:<,:<,oer Het:<,eseine köstlichen Meth[2,eiten.

'Doch irgenOwetnn Gegetnn ihn :<,einGewi:<,:<,en2.ll zwzccken, oenn er wetr eigenttich kein
schlechter Het:<,e.
Er beschloss Oet:<,heimge:<'llchte 'Jv\dochen näher kennen zu ternen llnO :<,ievon ihrer
Stt.tmmheit zu heilen, oenn er hielt :<,ichfUr getYl-2.Ge:<,onOeßfähig. Am näch:<,ten Morgen
ging er zu Donöos Hir:<,efe[oern, oie er nllr et[[2,ll gllt ketnnte, hettte er sie ooch in oer
\)ergetngenheit mehr etb einmet[ heimge:<'llcht. "Oort tretf er Oet:<,'Jv\dochen Tembe etn, oie
GehllBetm eine 'P-eihe von Set2.tingen netch oer etnoeren l:}f[etYl-2.te. Sie Geetchtete ihn getr
nicht, «Is er ihr seine Hil]e etnGot, :<,onOern setzte ihre Arbeit rllhig fort.

"Oetketm ihm eine löee. Er griff sich einige oer Set2.tinge, oie etllf einem Hetllfen 2.t.l:)etmmen
[etgen, fo[gte ihr llnO regte hinter ihr eine eigene 'P-eihe etn. "Ooch er pf[etYl-2.te:<,iefetbch
hert.tm ein, :<'OOet:<,:<,
ihre Wllr2.e[n in oer L..llfthin llnO her wehten. [etzr wUroe :<,iewenig:<,ten:<,
etllf ihn etllfmerk:<.etmweroen, oetchte er Gei sich, Ab TemGe Oet:<'EnOe oer 'P-eihe erreichte,
srreckre :<,ieihren 'P-Ucken llno orehte :<,ichum, llm mit oer näch:<,ten 'P-eihe 2.ll Geginnen.
"Oet:<,eth:<,ieplötzlich, Wet:<'oer Hxse getetn hettte. Sie orohte ihm mit oer fetll:<,t llnO
schrie: ,,011., oll"Ollmmkol:}f, Wet:<'fä[[t oir eigenttich ein~"

Ein Erstaunen verbreitere sich uGer ihr Ge:<,icht, et[:<,ihr k[etr wllroe, Oet:<,:<'
sie ihre Stimme
zuruckbekommen hettte! Sie tie~ ihre Hzccke fet[[en llnO rznmte :<,chreienO llnO bchenO
[0:<"llm ihre Eltern zu finOen.
"';Jo :<,inO oie Men:<,chen nlln met[", grt.tmme[te oer Hzese, "Nie ein Wort oe:<,"Oetnke:<,.
Aber wie [etnge, fretge ich mich, hätte Nthll mich noch umsonst mit solch köstlichen
Meth[2,eiten veßorgt~"

Vertiefung
Nun lassen sich alle das afrikanische Essen munden und wenn noch Zeit bleibt, kann sich jeder noch ein
Figürchen schnitzen als Mensch oder Tier.

91
Jm Ostel'\ des Märchel'\reiches

Wanderten wir durch den Osten des Märchenrei- sehe. arabische, indische und ägyptische Erzählun-
ches, könnten wir vielleicht in der tiefen Mongolei gen zusammen. Sie wurden im 15. Jahrhundert in
noch eine Filzjurte finden, in deren Mitte ein Feu- arabischer Sprache aufgeschrieben. Zu den 300
erchen brennt. Drum herum säßen die Alten, die Geschichten zählen Romane, Sagen, Legenden, Fa-
sich mit viel Ruhe und Zeit eine ganze Nacht lang beln und Parabeln. Zusammengehalten werden sie
Märchen aus alter Zeit erzählten, und immer trän- von dem Märchen von Scheherazade, die eben tau-
ken sie vom viel zu süßen Tee ein paar Schlucke. sendundeine Nacht dem Sultan Schahirar Ge-
Doch uns führt der Weg noch weiter in das Land schichten erzählt, um ihn von seinem kranken Herz
der aufgehenden Sonne, in den Orient. Hier ent- zu heilen. Zum Schluss verliebt sich der Sultan in
standen die Märchen aus tausendundeiner Nacht, Scheherazade und heiratet sie.
die von allen fremdländischen Märchen bekannteste Erstmals übersetzt wurde Tausendundeine Nacht
Sammlung. Über hundert Jahre flossen hier persi- von dem Franzosen Antoine Galland (s. S. 9).

92
..
Märchen im Diwan
Zur Vorbereitung
Der Diwan ist der orientalische Empfangsraum. In Den Märchenraum mit orientalischen Tüchern ver-
seiner Nähe befindet sich die Teeküche, denn zum hüllen. Den ganzen Raum an den Wänden entlang
Beisammensein gehört das Teetrinken unbedingt mit Matratzen und Sitzpolstern ausstatten, auf
mit dazu. Ebenso werden im Orient dem Gast zum denen ebenfalls Tücher und weitere Kissen liegen.
Zeichen der Gastfreundschaft reichhaltig Speisen In die Mitte des Raumes einen niedrigen Tisch stei-
serviert. In Nischen sind Sitzbänke aus Stein oder len. Hierauf können Tee und orientalische Speisen
Holz eingelassen, die mit Kissen gepolstert sind. Oft serviert werden. In die Mitte des Tisches Gläser mit
sind die Wände mit Ornamenten geschmückt. In Teelichtern stellen, außerdem eine Messingvase mit
der Mitte steht ein niedriger Tisch, auf dem Tee einer (persischen) Rose.
serviert wird. (siehe auch: S. Günther, iftah ya sim-
sim Kinder spielen Orient)

DeI" DiwQl'1
Material: Matratzen, Kissen, Decken,
orientalische Tücher, niedriger Tisch,
Teelichte, Gläser, r
Messingvase, Rose, Geschirr I
für die Märchengäste
(siehe unten)
Scharab Laba~
)oghurtgetränk mit Minzeblättern Hähnchen mit Orangen

Zutaten: 500 g Naturjoghurt, 1/2 TL Salz, 1 Bund Zutaten: 1 küchenfertiges Hähnchen,


frische Minzeblätter (klein geschnitten) oder 1 kg Orangen, 2-3 Zwiebeln, Olivenöl, 1 TL Zimt,
pulverisierte Pfefferminzblätter, 1/2 I Wasser Pfeffer, Salz

Joghurt in eine Rührschüssel geben und cremig Das Hähnchen in einem Suppentopf mit Wasser
schlagen. Nach und nach das Wasser unterrühren. eine Stunde kochen. Aus der Brühe herausnehmen
Salz und Minzeblätter hinzufügen. (Vorsicht: sehr heiß!) und vom Knochen ablösen.
In einer Glaskaraffe gut gekühlt servieren. Die Zwiebeln klein schneiden und in einem flachen
Topf mit dem Öl glasig dünsten. Das Hähnchen-
fleisch hinzugeben, anbraten und würzen.
Die Orangen schälen, klein schneiden und dazuge-
ben. Etwas von der Hühnerbrühe dazugeben und
das Ganze 20 Minuten leise köcheln lassen.
Hierzu wird Reis gereicht.

Rl-1ZZ bi-I-Baharat Salataf f-awakih ma' Ma'


Reis mit Kurkuma I-Ward
Zutaten: 1 Tasse Reis pro Person, Wasser, Obstsalat mit Rosenwasser
Zwiebeln, Butter, 2 TL Kurkuma, Salz
Zutaten: 250 g blaue Trauben, 5 frische Feigen,
Die Zwiebeln klein schneiden und in der Butter 3 Pfirsiche, 3 Mandarinen, 3 Äpfel, 1 Granatapfel,
glasig dünsten. 100 gungesalzene Pistazien, 3 EL Rosenwasser
Pro Person eine Tasse Reis dazugeben und etwas
andünsten. Jede TasseReis mit 2 Tassen Wasser ab- Die Mandarinen und Äpfel schälen und klein
löschen. In das Ablöschwasser Kurkuma geben, so- schneiden. Die Trauben halbieren und entkernen.
dass der Reis sich gleichmäßig gelb färbt. Mit Den Granatapfel aufschneiden und die Fruchtker-
etwas Salz würzen. ne herauslösen. Die Feigen und die Pfirsiche klein
Aufkochen lassen und dann bei milder Hitze 1/2 schneiden. Die Pistazien schälen und grob hacken.
Stunde im zugedeckten Topf köcheln lassen. Alles Obst vermischen und das Rosenwasser darü-
Den Topf vom Feuer nehmen und zugedeckt so ber gießen.
lange ziehen lassen, bis er kein Wasser mehr hat.
Den Reis mit etwas Butter verfeinert servieren.
Ankunft im orientalischen Märchen
Die Märchenerzählerin begrüßt die Gäste im Diwan nicht der Erzählung wert zu sein. Geschichten sind
mit .Salarn" und reicht ihnen ein kleines Erfri- niemals Lügen, sondern immer Brücken, die zur
schungsgetränk: Scharab Laban. Wahrheit führen.
In dieser Welt gibt es drei Arten von Menschen. Die
Sie beginnt, sobald Ruhe im Raum eingekehrt ist, einen lernen aus eigener Erfahrung, das sind die
mit einem Märchen aus 1001 Nacht (s. Anhang): Weisen. Die anderen lernen aus den Erfahrungen
der Weisen, das sind die Glücklichen. Und schließ-
"Gepriesen sei Allah, der Allmächtige und Allwis- lich gibt es noch die, die überhaupt nichts lernen,
sende. Gepriesen sei Allah, der Schöpfer des Uni- das sind die Dummen.
versums und aller Dinge. Gepriesen sei Allah, der Nun erzähle ich euch Geschichten. Der Weise wird
alle Geheimnisse kennt zwischen Himmel und sie verstehen, der Glückliche wird seinen Spaß
Erde. daran haben; der Dumme aber wird sich betrogen
Vieles erscheint uns unglaublich und ist doch fühlen.
wahr und keine Geschichte ist so abwegig, um So hört denn und lernt."

"
rl
1)ie ae~chichte
von ~en ~l'eigchwe~tel'}1.
(Orientalisches Märchen)
I

I
n einer persischen Staot wohnten orei Schwe:<,tem zu:<,ammen unter einem "Pach. •
Sie veröienren ihren L-eben:<,unterha{t ourch fe{oarbeit unO oa:<,S!;}innen von f{ach:<,.
"Pie iLing:<,teoer Schwe:<,tem war gleichzeitig auch oie schönste. Sie hatte eine zierliche
figur, :<,tmh{enO leuchrenöe Augen, wUnOerbare:<, schwerzes Haar unO ein ourch unO
ourch tieben:<,werte:<,QemLit.

Ihre Ci{teren Schwe:<,tern, oie von einer anoeren Mutter ab:<,tammten, waren neiOi:<,ch
auf ihre Schönheit unO ha:<,:<,tensie. Eine:<,Tage:<, kam oie jLing:<,tevom Metrkt zurück.
Sie hatte sich eine kleine B{umenva:<,e gekauft, oenn :<,ietiebte B{umen Liber a{{e:<,.
/lBi:<,tou verrückt!", :<,chimpften oie Schwe:<,tem. /lWir haben kein Qe{o, um es fLir solch
einen I<rem!;}e{zu verschwenöen!"

"Pie Schwe:<,ter zog sich :<,chweigenO zuruck, srellre eine F-o:<,ein oie neue \)a:<,e unO
setzte sich an:<,S!;}innmo. Sie pflegte ieoen Tag von morgen:<, bi:<,abenO:<' zu arbeiten,
gönnte sich selten. eine '!?au:<,eunO beklagte sich nie. "Pie Ci{teren Schwe:<,tem inoe:<,
Cirgerten sie unentwegt unO hatten an:<,cheinenO nicht:<, anOere:<,zu tun, ab sieb Liber ihre
arme Schwe:<,ter {u:<,tigzu YnCtchen, oeren einzige Abwech:<,{ung oetrin be:<,tanO, immer
fLir [rische B{umen in ihrer kleinen \)a:<,e zu :<,orgen unO sich oeren Anblick zu erfreuen.

95
A J
Ab ihre Sch.we~tem eine~ Tetge~ etu~gegetngen wetren unO ~ie murterseelenzdlein zu
Hetu~e ~etß, bretch. sie in TrC{nen etU~."Oh., meine kleine \)et~e", schluchzte sie, "ou bi~t
meine einzige freunOin. Meine Sch.we~tem ~inO et~gegetngen, e~~en Ei~ unO Sch.okoletoe,
wC{h.renOich. hier oie Arbeit tun mu~~ unO fet~tverh.ungere. Ach, h.C{tteich. ooch. jetzt
nur erwzes zu essen!"
nie kleine \)et~e mu~~te ihre l<letgegeh.ört h.etben, oenn wenig ~IJC{terletgen neben ihr
oie herrlichsten SÜßigkeiten oe~ Orients. E~ wo: oomlich. so, Oet~~in oer \)et~e ein guter
ctei~t wohnte, oer jeoen Wun~ch. ihres Besitzers erfüllte. net~ Mdoch.en ~tetunte nicht
schlecht über oie unverh.offte Be~ch.erung, etß genü~~lich. oie l<~tlich.keiten unO behielt
Oet~~üße cteh.eimnb oer \)et~e klugerwei~e für sich.

\)on nun etn konnte sie es ketum erwetrten, Oet~~ihre Sch.w~tem et~gingen. l<etumwetren
sie «us oer Tür, wün~ch.te ~ie sich oie leckersten SIJei~en unO ctetrC{nke,etß unO tretnk, bi~
~ie»icbr mehr konnte, unO ließ sich oetnn oie herrlichsten l<leiOerherbeizzxubem, in oenen
sie vergnügt Vor oem SIJiegel tetnzte.
Seh.r genetu «chtere ~ie oetretuf, Oet~~~ie jeoe~ Metl rechtzeiriq, bevor oie Sch.we~tem
zuruckkzonen, wieöer in ihrem Lumpen etm Spinnreto ~etß.

Eines Tetg~ luo oer l<önig etlleEinwohner oer Stetot zu einer großen Feier ein. nie beiOen
C{lterenSch.we~tem ~pretch.en tetgeletng von nichts etnOerem, etb von oie~em fe~t unO
oetvon, welche l<leiOer~ie OCt2.Uetnzieh.en sollten, Sie IJlünOerten oie Hetu~h.etlBket~~e
unO ketuften ~ich. kosrbere, letnge l<leiOeretU~oickem, teurem Stoff.
"nu ketnn~t leiOer nich.t mitkommen", ~etgten ~ie etm Tetg oer Feier zu ih.rer kleinen
Sch.we~ter, uin oeinen Lumpen würoe~t OU uris nur bletmierenl" L-tberh.etuIJtIJet~~tOU
nicht in eine solch vornehme cte~elbch.etftl"

Aber ketum wetren oie Sch.we~tem gegetngen, rief oie Jüng~te ih.ren rreuen \)et~engei~t,
wunschre sich ein l<leiOetU~ouftiger, gelber SeiOe, goloene Arm- unO fUßreifen, mit
Juwelen besetzte Oh.rringe uno ein rotes Stimbetno etU~Hirschleöer.
SorgfC{ltigkleiOete ~ie sich etn, oetnn sehrirr ~ie erhobenen HetulJte~ zum 1?etlet~t.Ab ~ie
oen fe~Betetl betrett, versrumrnte» oie cte~IJrC{ch.eunO etlle Leute oreh.ten sich netch. ih.r
um. nie fretuen bewunOerten ih.ren guten cte~ch.YnCtckuno oen IJrC{ch.tigenSch.muck.
nie Mdnner wetren betört von ihrer Sch.önh.eit. Selb~t oie beiOen C{lterenSch.we~tem
wetren von ihrer etnmutigen Er~ch.einung zu TrC{nen gerüh.rt, eoch sie wC{rennie etuf
oie loee gekommen, Oet~~oie~ ihre kleine Sch.we~ter ~ein könnte.

E~ wuroe ein beretu~ch.enoe~ fe~t, etn oem etUeih.re Freuöe h.ettten, unO kurz Vor ~einem
EnOe ~teth.lsich oie junge Sch.we~ter h.eimlich. oetvon, um Vor oen C{lterenSch.we~tem
zu Hetu~e zu seiri, t-{m schneller letufen zu können, srreijte ~ie oie goloenen fUßreifen
etb unO merkte nich.t, wie sie einen oetvon verlor, oer etu~gerech.net in oie königlich.e
1?feroetrC{nkefiel.

Am etnOeren Morgen scheuten oie 1?feroe unO wollten nich.t ~etufen, oenn oer fUßreif
schimmerte etuf oem Booen oe~ Troge~ im Sonnenlich.t unO beunruh.igte oie Tiere.
'Der 1?feroeknech.t fi~ch.te Oet~Sch.muck~tück etU~oem Wet~~er unO brzcchte es zum Soh.n
oe~ l<önig~.'Der erkzomre oen 1<..ing,ließ ih.n netch.oenklich. ourch. oie finger gleiten, ~eufzte
letut unO ~etgte oetnn enrschlosse»: "net~ Mdoch.en, oem oie~er fUßring geh.ört, soll
meine fretu weröen!" Er ging mit oem 1<..eif zu ~einer Mutter unO ~etgte: "nu kennst oich.

96
mit oie:l.en ningen Cltü, Mlttter, ich muss oie Schöne finaen, oer oie:l.er flt~reif gehört!
Ich hCtGemich Ctltf oem Fest schon in :l.ieVer lieGt, Gitte, hilf mir Gei oer Sltche!"

nie I<önigin lie~ oCtretltfhin in oer gCtnzen StCtot netch einem Mitochen fCthnaen, oe:l.:l.en
f~gelenke :1.0 zierlich ltna schlzoik WCtren, Oct:l.:I. :l.ieoltrch oen F-eif I:lCt:l.:l.ten.
Sie besuchte
Ctlle HCtrem:l. ltna Hält:l.er, probierte oen F-eif Ctnnlttzenaen :l.chmcder flt~gelenke Ctlt:l.,
ooch keines wzcr zierlich genltg fUr Oct:l. Schmltck:l.tUck.
Schlie~lich weitete oie I<önigin ihre Sltche :l.ogCtrCtltf Oct:l. Armenviertel Ctlt:l.ltna kCtm
Ctltch in Oct:l. HCtlt:l.oer orei Schwe:l.tem. nie GeiOen älteren qltälten sieb vergeGlich, oen
F-eif uGer ihre fU~e Zlt :l.treifen, ooch Ctb :l.ieoer jUng:l.ten oen woloreif hinhielt, I:lCt:l.:l.te er
ihr sojorr wie CtngegO;l,:l.en.nie I<önigin nethm Oct:l. Mitochen uGerglUcklich in oie Arme
ltna brzcchre es in oen 1?CtlCt:l.t, wo oer 1?rinz ihm sojorr seine Liebe offenGCtrte ltna
ltnverzUglich oen TCtg oer Hochzeit [estserze.

nie GeiOen älteren Schwe:l.tem plCttzten Vor NeiO ltna lCtgen oer zltkUnftigen 1?rinze:l.:l.in
:1.0 lCtnge mit tCtlt;l,enafretgen netch oem Weheimni:l. ihres Erfolge;\, in oen Ohren, Oct:l.:I. :l.ie
ihnen :l.chlie~lich von oem wei:l.t in oer BlltmenvCt:l.e erzcthlte, wOretltfhin oie Schwe:l.tem
ihr oie \)Ct:l.e kltrzerhCtno CtGnethmen.
NCtch altem Bretltch wzrr es AltfgCtGe oer nctch:l.ten Angehörigen, oer Bretltt Ctm
HochzeiBtCtg Geim AnkleiOen Gehilflich zu :l.ein. nie:l. tCtten Ctnjenem TCtg Ctltch oie
Schwe:l.tem oer jltngen Bretltt. Sie zltpften hier ltna zltl:lften Oct ltna schmuckreri Oct:l.
prächtige HCtCtrihrer Schwe:l.ter zltm Schllt:l.:I.mit orei goloenen NCtoeln, oie oer
\)Ct:l.engei:l.t ihnen hCttte Ge:l.orgen mU:I.:l.en.

In oem AltgenGlick, Ctb sie oie oritte NCtoel in Oct:l. HCtCtrsteckten, verwzoiöetre :l.ich oie
Bretltt in eine wei~e TCtltGe, oie erschreckr Ctlt:l.oem Fenster flog.
Ab oie I<önigin in oen AnkleiOeretltm kCtm ltna Ge:l.orgt frCtgte, wo oie 1?rinze:l.:l.in bleibe,
. Ctntworteten oie Schwe:l.tem nur: "Sie hCtt sich gCtnz plötzlich oCtvongemetcht."
'Per 1?riYl.2.
aGer schickte sojorr SllchtrllPP~ all~ llnO lie~ ~ie gaYl.2.eSta~t ~llrchkämmen,
ohne allch nllr eine Spllr von semer Ci:elieGtenz« finOen. 'Pa uGerkam ~en 1?riYl.2.en
eine tiefe Trallrigkeit. Er wollte weöer essen noch trinken, wures krank lln~ sieehre
frell~t~ ~ahin.

Nlln kam aber ie~en Tag, [eweils am fruhen Morgen llnO in ~er AGenO~ämmerllng,
eine wei~e Taube geftogen lln~ setzte sieb in ~a~ offene Fenster ~e~ Zimmer~, in ~em
Vor sich hinOämmerte. Zuersr nahm er keine Notiz von ~em \)oget, ab ~ie
~er 1?riYl.2.
TallGe ie~och immer wieeer kam llnO ~ehn~Uchtig gllrrte, streckte er 2llnClch~t eine
HanO nach ihr all~ llnO streichelte sie 2ärtlich, ~ann nahm er ~ie GehllBam in Ge~e
HänOe llnO lieGko~te sie. 'Pie TallGe war UGerhallpt nicht scheu llnO lie~ sich a(l ~ie~
tagtäglich mit gro~em 'Behagen gefatten. Ab ~er 1?riYl.2.
~ie eines Tag~ wie~er streichelte,
ent~eckte er in ihren Feöem eine got~ene Na~eL Er 20g sie vOßichtig herall~ llnO enr-
~eckte eine zweite Na~et lln~ eine ~ritte. Er 20g ~ie a(le herall~, llnO ab er ~ie letzte
Na~et in ~er HanO hiett, plusterte ~ie TallGe ihre Feöern, schüttelte sich llnO war im
~etGen Moment in gaYl.2.erCi:rö~ewieöer seine gelieGte 'Brallt.

'Per 1?riYl.2. teGten noch viele lahre gtucklich llnO 2llfrie~en llnO hatten
llnO ~ie 1?riYl.2.~~in
eGen~o gtuckliche llnO 2llfrie~ene l<inOer.'Pie Ge~en Schwe~tem aGer erstickten an
ihrem Ne~ llnO ihrer greYl.2.ent~en 'Bo~heit.

Vertiefung des Märchens


Zur Vertiefung des Märchens werden jetzt die Die Kinder erzählen, welches deutsche Märchen sie
orientalischen Speisen aufgetragen: kennen, das ganz ähnlich ist. Sie vergleichen beide
Geschichten miteinander und suchen dabei auch
nach den Unterschieden. Dazu gibt es als Nach-
Da9a9 mal Bvu.<tV\qV\al tisch:
(Hähnchen mit Orangen)

Salataf fawakih mal Mal I-Ward


RV\22 bi-I-Baharat (Obstsalat mit Rosenwasser)
(Reis mit Kurkuma)

98
Zum Abschied aus dem orientalischen Märchenreich
Die Märchenerzählerin leitet noch einmal über und Mit dem rechten Fuß beginnen.
erzäh It: o Drei Schritte seitwärts nach rechts laufen:
"Auch ich war bei der Hochzeit dabei gewesen und rechts, links, rechts.
habe mit Prinz und Prinzessin und dem ganzen o Den linken Fuß nach vorne schwingen und wie-
Hofstaat den Hochzeitstanz, den .Hotov" getanzt, der zurück stellen.
und den habe ich euch nun mitgebracht: ..." o Den rechten Fuß nach vorne schwingen und
wieder zurück stellen.
o Wieder drei Schritte seitwärts nach rechts lau-
fen: rechts, links, rechts.
t-lochzeitstc\V\z "t-IC\IC\}'" o Links schwingen und zurück.
o Rechts schwingen und zurück ...
Dieser Tanz wird immer dann aufgeführt, wenn es So geht es langsam aber beständig durch den gan-
etwas zu feiern gibt. Er wird hintereinander ge- zen Raum: im Kreis, in der Spirale - wie immer die
tanzt und quer durch den Raum, wie die bei uns räumlichen Möglichkeiten sind.
bekannte Polonaise, jedoch fassen sich die Leute
nicht an der Schulter, sondern Hand in Hand. Nach diesem Tanz klingt die orientalische Mär-
chenstunde aus und alle verschränken die Arme
Alter: ab 4 Jahren vor der Brust und verabschieden sich mit:
Musik: beliebige orientalische Musik .Assa lamu'alaiku m!"
Jm Weste~ des Märche~reiches

Im Westen des Märchenreiches führt unsere Mär- Ursprung der Tiere, der Stämme, der Gegenstände,
chenwanderung zu den Indianern Nordamerikas. der Zeremonien oder des Universums selbst.
Ihre Märchen gleichen mythologischen Geschich- Die Helden ihrer Märchen erleben wie die grimm-
ten, die versuchen, die Entstehung der Welt darzu- schen Märchenhelden Wunder und Verwandlun-
stellen. Das tägliche Leben der verschiedenen gen. Auch hier finden wir die archaischen Natur-
Stämme war stark mit ihrer Religion verwoben und motive (vgl. S. 15).
so berichten ihre überlieferten Märchen oft vom

100
Märchen im Tipi
Zur Vorbereitung
Die miteinander verbundenen Stangen aufrichten,
dass sie in einem stabilen Dreieck stehen. Durch
Verschieben der Stangen lässt sich die Sitzfläche
In diesem Tipi finden 10 Kinder Platz. Werden mehr im Tipi verbreitern.
Kinder erwartet, findet die Märchenstunde bei Mit Decken die Seitenwände abhängen. Im ZeItin-
schönem Wetter vor dem Zelt statt ... neren ebenfalls Decken oder Felle ausbreiten.

Material: 3 Baumstangen (10 cm Durchmesser


4 m lang - im Wald suchen oder im Forstamt
erbitten), dickes Seil, Decken, wenn vorhanden
Felle
Material: 1 großer flacher Rundstein, 1 Schale
Für das Schnell-Tipi zwei Baumstangen im Abstand mit ausreichend Popcorn, ein paar Vogelfedern;
von 10 cm parallel nebeneinanderlegen. Die dritte pro Kind: 1 Leder- oder Stoffflecken (20 x 20 cm),
Stange entgegengesetzt so zwischen die ersten Schnur (30 cm), 2 Perlen, 1 daumendicker Stein
beiden legen, dass diese ca. 30 cm in den
Zwischenraum hineinragt. Zur Gestaltung der Mitte einen großen, flachen
Die drei Stangen nun an der Stelle, wo sie alle drei Stein legen, darauf eine Schale mit Popcorn stellen,
nebeneinanderliegen, mit dem Seil umwinden, darum ein paar Vogelfedern legen. Um den Stein
indem das Seil immer von oben nach unten von herum die Lederfleckchen verteilen, darauf jeweils
oben nach unten um alle Stangen gewunden wird, zwei Perlen legen und ca. 30 cm Schnur.
sodass das Seil einmal in die eine Richtung um die
Baumstangen "gewebt" ist und dann auf dem Rück-
weg in die andere Richtung.
Damit diese Schlingen noch Festigkeit bekommen,
das Seil in den Zwischenräumen der Stangen über
die Seilschlingen winden.

Ankunft im indianischen Märchenreich


Die Märchenwanderung führt uns zu den Seneca, Anbau von Mais, Bohnen und Kürbissen durch die
einem nordamerikanischen Indianerstamm, von Frauen und vom Jagen und Fischen der Männer.
denen heute ca. 10000 Menschen meist in Reser- Dies können wir auch in folgendem Märchen he-
vaten im Staate New York leben. Die Seneca lebten raushören:
früher (bis vor ca. 200 Jahren) hauptsächlich vom

101
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00' ~'tf\)
0v0'~~ ,-------------------------------~v,----------------~--~--------------~----~

(Indianisches Märchen der Seneca)

neinem 'Porf oer Senecet lebte Vor tCl"ngerZeit ein jc.mge, oe~~en \)etter uno- oe~~en
, Mutter ge~torben Wetren, etb er eßt ein l:letetrWochen ettt gewe~en war. i-tm oen I·i
kteinen jungen kümmerte ~ich eine fmu, oie seine Eltern geketnnt hettte. Sie getb
ihm einen Netmen, oer "Weti~eniunge" beoeutete. I'

'Per junge wo: ein ge~unoer kteiner l<erL i-tno- etb er ettt genug wox, getb ihm ~eine
Ziehmutter einen 'Bogen uno- einige 1?feite uno- sprxch: "Nun i~t es Zeit, Oet~~ou lernsr
zu ietgen. aeh morgen in oen Wetto uno- töte etUewitoen \)öget, oie OUzu ae~icht
bekomm~t. 'Petnn nethm oie fmu einen Meti~kotben, kmtzte oie l<ömer etb Llno-röstete
~ie in oer hei~en Asche, Am ndch~ten Morgen getb ~ie oem jungen etwet~ von oem
Metb in ein Leöerbeutelchen uno ~etgte ihm, er solle Oet~ mitnehmen. ,,'Pu wir~t oen
getn2.en Tetg fort ~ein", ~etgte ~ie, "uno- ou wißt hungrig weröen."

'Per junge bmch etuf uno- fetno- betto viel Wito. Ab er etuf oem Heimweg »rc«, trug er
eine getn2.e Schnur voll ertegter \)öget etuf oer Schutter. Am ndch~ten Morgen, etb er
früh~tückte, ~I:lmch seine Ziehmutter zu ihm: ,,'Pu mu~~t oich tüchtig etn~trengen etuf
oer jetgo, oenn wenn OU ein guter jblger wißt, wiro es oir immer gut gehen."

jeoen Tetg ging nun oer junge fort, uno- immer trug er Oet~ L-eoerbeutetchen mit oem
gerö~teten Meti~ bei sich. jeoen Tetg bmchte er mehr jetgobeute heim. i-tno- etm neunten
Tetg schoss er so viele \)öget, Oet~~er sie nur mit Mühe schleppen konnte. Seine MLltter
Ynetchteoetmuf 'Büno-etvon orei oöer vier \)ögetn uno- verteilte oi~e unter oie Netchbetm
etb ae~chenke.

Auch etm zehnten Tetg bmch oer junge etuf wie gewöhnUch. Er wetgte sich tiefer in
oen Wetto hinein etb ieYnetbzuvor. aegen Mittetg lösre ~ich oie Sehne, mit oer oie
feoem etn ~einem 1?feitbefe~tigt Wetren. Er ~eth sich netch einer SteUe um, etn oer er sich
nieoeßetzen konnte, wblhreno- er oie Sehne etbwickette uno- neu befe~tigte. 'Pet bemerkte
er eine kleine Offnung, uno- oetneben befetno-sich ein ho her, weicher, fbcher 7<-u~tein.
Er ging zu oem Stein hin, kletterte hinetuf uno- serzre sich Gort hin. Er wickelte oie
Sehne etb uno- steckte ~ie in oen Muno-, um ~ie weich zu ketuen. Aber ett~er ~ie oetnn
wieöer um oie 1?feitfeoern wickeln wollte, horte er eine Stimme nethe bei sich fretgen:
"SoU ich oir eine ae~chichte er2.blhten?-"

'Per junge ~eth etuf uno- erwartete, er weree Oet einen Metnn sehen. Er ~ethetber nieYnetno-en.
Er ~ch.etutehinter oen Stein. NieYnetno-.Er schxure Vor oen Stein. Nicht~. Er Ynetchtesich
oetmn, oie feoem zu bef~tigen. ,SoU ich oir eine a~chichte er2.blhten?-",fretgte eine
> Stimme neben ihm. 'Per junge ~ethsich übemtt um, uno- wieoeru.m ~ether nieYnetno-en.'Pet
uno- hem~ufino-en, wer ihn Oetetn oer Net~e herumführte.
entschloss er sich, etUfZul:let~~en
Er hielt in semer Arbeit inne, uno- ett~oie Stimme etberYnetbfretgte: "Sott ich oir eine
ae~chichte erzblhten?-", stellte er fe~t, Oet~~~ie etU~oem Stein ketm. 'Pet fretgte er: "Wet~ ist
Oet~?-Wet~ beoeutet Oet~, ae~chichten erzblhten?-" ,,'Pet~beoeutet zu erzzihlen, von oem
Wet~tetnge Zeit zurückUegt. Wenn OU mir oie \)öget gib~t, erzzihle ich oir ae~chichten."
,,'Pie\)öget ketnn~t OU hetben", etntwortete oer junge. Sofort begetnn oer Stein zu er2.blhten,

102
..•.
wo: vor langer Zeit ge:<,ch.eh.en war. L-tnO kW..t}nh.atte er eine ae:<,ch.ich.te GeenOet, oa
fing er auch. schon wieöer mit oer näch.:<,ten an. 'Per lunge :<,aßmit ge:<,enktem l<opf oa
unO horte zu.

aegen AGenO :<,agte oer Stein: "Iet.zt wollen wir uns au:<,ruh.en. l<omm morgen wieöer.
Wenn sich jemanO wUnOem sollte, oa:<,:<, ou keine Dögel ge:<,ch.o:<,:<,en h.a:<,t,:<,ageinfach.,
ou h.ettte:<,twohl in oen letzten Tagen.zu viele ge:<,ch.o:<,:<,en,
:<,ie:<,eien:<,elten geworoen
unO ou h.ettte:<,teinen langen Weg geh.en mü:<,:<,en."

Am näch.:<,ten Morgen Grach. oer lunge wieöer mit 1?feil unO Bogen unO einem kleinen
1?etckch.en mit gerÖ:<,tetem Mai:<, auf, aGer er vergaß völlig, oa:<,:<,er h.ettte Dögel jagen
sollen. Er oach.te nur an oie ae:<,ch.ich.ten, oie ih.m oer Stein ermh.lt h.atte. Aber ab er
geraoe einen Dogel :<,ah.,schoss er ih.n, ging jeooch. eilig weiter zu oer Stelle, an oer oer
Stein :<,tanO.AI:<,er oorth.in kam, legte er oen Dogel auf oen Stein unO rief: "'ch. Gin oal
Hier ist ein DogeL [erzt will ich. aGer ae:<,ch.ich.ten hören."
'Per Stein er.zeth.lte ae:<,ch.ich.te um ae:<,ch.ich.te. aegen AGenO :<,agte er: .Jerzr wollen wir
«ns mal au:<,ruh.en Gi:<,morgen."

Auf oem Heimweg :<,ah.sich oer lunge nach. Dögeln um, aGer es war.zu :<,pettgeworoen,
unO er fanO nur wenige. An oie:<,emAGenO ermh.lte oie Mutter oer Nach.Garin, oa:<,:<, oer
lunge am Anfang immer viele Dögel von eer lago mit h.eimgeGrach.t h.aGe. "AGer nun",
[ubr sie fort, "Gringt er nur fünf oöer sechs nach.oem er Gi:<,in oie Nach.t h.inein im Walo
umh.ergeirrt i:<,t.'Pa:<,kommt mir :<,elt:<,amvor. Enrweöer wirft er seine Beute fort, oeer er giGt
sie irgenOeinem Tier. Dielleich.t i:<,ter auch. nur faul unO jagt ÜGerh.aupt nicht."

Sie warG einen anOeren lungen an, oer folgte oem l<naGen, ohne oa:<,:<, oer es merkte.
'Per Wai:<,enjunge schoss eine ga}J.2e Menge Dögel, oann aGer, al:<,oer Dormittag etwa
zur Hetlfte um war, Grach. er plötzlich nach. Osren h.in auf unO rannte :<'0schnell, wie
er nur irgenO konnte. 'Per lunge folgte ih.m, Gb sie an oen großen rUnOen Stein kamen,
auf oen sich oer l<naGe h.in:<,et.zte.'Per lunge, oen oie Mutter angeworGen h.atte, kroch.
näh.er. Er horte, wie jemanO reöete. Ab er nicht erkennen konnte, mit wem oer

103
WCli~eniu:nfleo.Cl~1::lrClCh,gin.g er zu ihm hin und- frClgte:"WCl~YnClch~to.u o.enn hier?'''
"Qe~chichten hören." "WCl~für Qe~chichten o.enn?''' "Qe~chichten, o.ie von 'Din.gen
erzcthlen, o.ie lctn.g~tvergCln.gen ~ind-. lege o.eine 'Vögel Clufo.en Stein und- ~Clg:.lch
bin gekommen, um Qe~chichten zu hören!'" 'Der lun.ge tClt,wie ihm gehei~en, und-
Clugenblicklich begClnn o.er Stein zu reo.en. 'Der lun.ge horte zu, bi~ o.ie Sonne untergin.g.
'DClnn ~Clgteo.er Stein: "letzt wollen wir Clu~ruhen, komme morgen wieöer."
Auf o.em Heimweg schoss o.er WCli~eniun.genoch o.rei oo.er vier 'VögeL
Ab sich nun o.ie Ziehmutter bei o.em lun.gen erkund-igte, wClrum ihr Sohn so wenig
'Vögel ge~ch~~en hClbe,~Clgteo.er: "Ich folgte ihm eine Weile, o.Clnn reöere ich mit ihm,
und- o.Clnetchietgten wir Z~Clmmen, bi~ es Zeit wo: heimzukehren. Wir konnten einfClch
nicht so viele 'Vögel find-en." Am nctch~ten Morgen ~Clgteo.er ctltere lun.ge: "Ich geh mit
o.em WCli~eniun.gen Clufo.ie IClgo..E~ YnClchtSI::lCl~." 'Die beiö-en brClchen ZU~ClmmenClUf.
Bi~ o.er'VormittClgzur Hctlfte um wox, h.ettteieo.ero.er beiö-enlun.gen eine Schnur 'VögeL Sie
liefen zu o.er Stelle und- legten o.ie'Vögel Clufo.en Stein und- ~Clgten:"Wir ~ind-gekommen.
Hier ~ind- o.ie'VögeL Er2.Cih[ un~ Qe~chichten." Sie ~Cl~enClufo.em Stein und- hörten o.en
Qe~chichten zu bb ~Pctt Clm NClchmittClg.'DClnn ~Clgteo.er Stein wieo.er: "letzt Wollen
wir «ns Clu~ruhen bi~ morgen."
Auf o.em Heimweg schossen o.ie lun.gen ieo.en 'VogeC o.en ~ie find-en konnten, Clberes
WClr~I::lctt,und- ~ie fClnd-ennicht viele. Mehrere TClgevergin.gen Clufo.ie~eWebe. 'DClnn
wetrb o.ie Ziehmutter zwei Mctnner Cln, um ~ie zu verfolgen. Am nctch~ten Morgen, Clb
o.ie lun.gen eine gro~e AnzClhl von 'Vögeln erlegt hCltten, rClnnten sie zu o.em Stein. 'Die
Mctnner folgten ihnen und- verbClrgen sieb hinter o.en Bctumen. Sie ~Clhen,wie o.ie [un-
gen ihre Beute Clufo.en gro~en Stein legten. Sie hörren, wie ieYnClnd- zu er2.Cihlen Clnfin.g
und- reo.ete.
"l<omm", ~Clgteo.er eine zum Clnd-eren,"wir wollen YnCllhin.gehen und- Cl~find-ig YnClchen,
mit wem o.ie lun.gen o.Clsprechen." Sie liefen zu o.em Stein und- frClgten. "WCl~YnClchtihr
o.Cllun.gen?''' 'Die lun.gen erschraken, Clbero.er WCli~eniun.ge~Clgte:"Ihr mü~~t versprechen,
o.Cl~~ihr o.Cl~keinem Men~chen verratet." Sie versprachen es, und- o.er WCli~eniun.ge~Clgte:
"SI::lrin.gtClufund- setzt euch hier Clufo.en Stein." Ab o.ie Mctnner sich Clufo.en Stein g~etzt
hCltten, ~Clgteo.er lun.ge: "fClhr fort mit o.er Qe~chichte, wir hören zu."
'Die vier setzten ~ich, senkren o.ie l<öl::lfe,und- o.er Stein fuhr fort, Q~chichten zu er2.Cih[en.
Ab es fCl~to.unkel wox, ~Clgteo.er Stein: "Morgen mü~~en CllleLeute ClU~eurem 'Dorf
herkommen und- meinen Qe~chichten zuhören. Alle ~ollen erwces zu essen mitbrin.gen.
Ihr mfu~t o.Cl~Buschwer]; be~eitigen, o.Clmito.ie Leure Clufo.em Ero.boo.en ~itzen können."
In eieser NClCht erzzihlte o.er WCli~eniun.geo.em HctUI::ltlin.g Cllle~über o.en Qe~chichten
er2.Cihlend-enStein und- teilte ihm mit, WCl~o.er ihm ClufgetrClgen hCltte.'Der HctUI::ltlin.g
schickte einen lctufer mit o.er Bot~chClft zu ieo.erfClmilie im 'Dorf.
Zeitig Clm nctch~ten Morgen folgten CllleEinwohner o.e~'Dorfe~ o.em WClbeniun.gen.
Ab sie Cln o.en Stein kClmen, legte ieo.er hin, WCl~er Cln E~~bClremmitgebrClcht hCltte.
'DCl~~nterho[z wuree ge~ch[Clgen, unO. Clllesetzten sieb. Ab Cllle~~till vrax, ~Clgteo.er
Stein: .Ierzr will ich euch Q~chichten von o.em er2.Cih[en,wos Vor letn.gerZeit ge~chehen
isr. E~ gClb eine Welt Vor o.ie~er Welt. Die Din.ge, über o.ie ich berichte, spielteri sieb in
[ener 'Vorwelt Clb.Einige von euch wero.en ieo.e~Wort, o.cl~ich ~Clge,im Qeo.ctchtni~
behCl[ten, und- einige wero.en Cl[[e~verge~~en. Aber ieo.er so]! ~ein Bestes tun. SI::lcttersollr
ihr o.Clnn o.ie~eQe~chichten untereinetnd-er erzzihlen. [etzr Clber hört mir zu:"
Ieo-erYlUtnnsenkte o-en I<ol:lfuno- horte ieo-e~Wort, o-cö o-er Stein ~etgte. Ab o-ieSonne
fet~tuntergegetngen vrc«, ~etgte o-er Stein: "Nun bt/~ genug. I<ommt morgen wieöer uno-
bringt flei~ch. uno- 'Brot."
Am Y1dch.~tenMorgen verszonmelteu sich o-ie Leute wieöer um o-en Stein. Sie ~eth.en,
O-et~~O-et~'Brot uno- O-et~flei~ch., O-et~~ie etm Tetg zuvor .zurückgelet~~en h.ettten, fort
wzcren, Sie legten wieo-erum 'Brot unO- Fleisch etuf o-en Stein, setzten sich im I<reb h.in
uno- wzoteren. Ab etlle~ruh.ig vrar, begetnn o-er Stein zu er.zäh.len. Wieo-er horten sie
C1:e~ch.ich.ten,bi~ o-ieSonne fet~tuntergegetngen wc«. "Petnn ~etgte o-er Stein: "I<ommt
morgen. Morgen will ich. o-ieC1:e~ch.ich.tenvon o-em, wo: letnge zuvor ge~ch.eth.,.zu
Eno-e er.zäh.len."
früh. etm Morgen veßetmmelten sich o-ie Leute wieöer, unO- etb es getn.z ~tille vrax, fing
o-er Stein zm zu erzzihlen, Spät etm Netch.mittetg etber ~Pretch.er. "Iet.zt bin ich. fertig. lhr
mü~~t nun o-ie~eC1:e~ch.ich.tenetm Leben erh.etlten, ~oletnge o-ie~eWelt besrehr, er.zäh.lt ~ie
euren I<ino-em unO- euren Enkelkino-em, C1:enerettionum C1:enerettion.E~ wiro- welche
geben, o-ie~ie sich be~~er merken können etb etno-ere. Wenn ih.r.zu einem Mann oo-er
einer fretu geh.t uno- eine von o-i~en C1:~ch.ich.tenh.ören wollt, o-etnn bringt o-em Erzzihler
immer erwas zu e~~en mit, 'Brot oo-er Fleisch oo-er Wet~ih.r eben h.etbt. Ich. wei[3, so i~t
o-ie~etuch. schon in o-er\)orwelt ge~ch.eh.en. Ich. h.etbeeuch. o-etvon berichtet. 'Beh.etltet
etuch. o-ie~eC1:e~ch.ich.teim C1:eO-äch.tnb.Ich. bin etm Eno-e."
{..{no-so i~t es gewe~en. \)on einem Stein h.etben o-ieSenecet o-ie I<uno-evon o-er\)orwelt.

Vertiefung des Märchens


Die Märchenerzählerin reicht nun die Schale mit Die Märchenerzählerin erklärt den Kindern, dass sie
dem Popcorn herum, falls die Kinder nicht selbst nun, wann immer sie ein Märchen hören, etwas
schon gefragt haben, ob sie davon essen können. dazu Passendes in ihren Märchenbeutel stecken
Dieses Märchen kann der Anfang für viele India- können. Dieses Symbol werde sie immer an das be-
nermärchen sein, die hier nicht alle erzählt werden treffende Märchen erinnern. Und so sammelten sie
können. Wer sie erzählen will, kann im Anhang ihren eigenen persönlichen Märchenschatz. Und
entsprechende Literatur finden. wenn sie selbst einmal Kinder hätten, dann könn-
Wir aber gestalten mit den Kindern einen Mär- ten ihre Kinder anhand der Symbole wählen, wei-
chenbeutel: ches Märchen sie gerne hören würden ...

Die Kinder klappen die Lederecken nun nach oben,


nehmen die Schnur doppelt, wickeln sie um den
Beutel und schieben das Ende durch die Anfangs-
schlinge, so hält die Schnur den Beutel zusammen.
Alter: ab 4 Jahren Die zwei Enden der Schnur jeweils durch eine Perle
fädeln und verknoten - fertig ist der Märchenbeutel.
Die Kinder nehmen das ihnen am Nächsten liegen-
de Lederfleckchen in die hohle linke Hand. Hierein
legen sie "ihren Geschichten-Stein" aus der Mitte,
der das Symbol für die gerade gehörte Geschichte
ist.
Abschied vom indianischen Märchenreich
Diesmal gibt es zum Abschied aus dem Märchenreich einfach noch ein kurzes Märchen:

Zwei Wö-lfe im. Herzen


(Indianisches Märchen, erzählt von Mund zu Ohr)

Ein etlter InOietner er2Clh.tte :<,einemEnkel:


"In meinem Herzen leben zwei Wölfe.
'Per eine Wolf isr o-er Wolf o-er
'Punkelh-eit, o-er Anfj:<,te, o-e:<,
Mh:<,tretuen:<,unO- o-er
\)er2weiflunq.
'Per etnOere Wolf isr o-er Wolf o-e:<,Lichts, o-er
L-u:<,t,o-er Hoffnung, o-er L-eben:<,freuo-eunO o-er L-iebe.
Beiö-e Wölfe kClmpfen oft miteinetnOer."
"Welch-er Wolf gewinnt?''', fretgte o-er Enkel.
,,'Per, o-en ich- füttere", :<'I:}retch-
o-er weise Alte ...

WolfstC\tze~-Abd~V\ck
Alter: ab 4 Jahren tupft viermal im Halbreis um den Fußballen des
Material: weiße und schwarze Wasserschminke, Wolfes herum.
etwas Wasser, Zahnstocher Nun nimmt sie den Zahnstocher und verzieht die
vier Tupfer jeweils nach oben zur Kralle.
Hat ein Tupfer zu wenig Wasser zum Verziehen,
Wer will, bekommt von der Märchenerzählerin einfach mit etwas mehr "Wasserfarbe" nachtupfen ...
einen Wolfstatzen-Abdruck zum Abschied: Sie be-
netzt dazu den Daumen mit etwas Wasser und
reibt mit dem Daumen zuerst etwas in der schwar-
zen Wasserschminke und dann in der weißen, so-
dass sich schwarz und weiß zu einem unregelmäßi-
gen Grau vereinen.
Diesen Daumenabdruck setzt sie einem Kind auf
den Arm. Dies ist der Fußbalien des Wolfes (s.Abb.].
Nun nimmt sie ihren kleinen Finger und reibt mit
diesem ebenfalls in den zwei Schminktöpfen. Sie

106
Erfinden Erwachsene Märchen, dann bringen sie immer ihre eigene Intention mit ins Spiel. Wenn aber Kin-
der in einer Gruppe gemeinsam ein Märchen erträumen, dann findet sich darin auf wundersame Weise die
klassische Struktur des Märchens wieder (vgl. S. 14).
Zwei in der Praxis erprobte Beispiele zeigen auf, wie das leicht gelingt:
D~ei Wi,1Jt\schehast dl-1 f~ei Nr. 11
Text: S. Steffe/H. E. Höfele· Musik: G. Geisinger

Eins, zwei, drei, drei Wün-sche hast du frei, doch pass gut auf eh

0 C G C 0
J J j
r J IJ r r J J J J J
1 1 1
-
du's ge-dacht, hast du völ-lig un - be-dacht den ers - ten Wu nsch ver - schenkt.

G C G 0 G

~ä J J J J J J
r J
j -
Eins,
* zwei,
* 1

drei,
* * drei
1

Wün - sche hast du


1

frei.
11

Eins - zwei - drei Obwohl er noch nicht fahren kann -


Drei Wünsche hast du frei Möchte Bertram gern Ferrari fahrn
Doch pass gut auf - eh tiu's gedacht Und der immerfaule Klaus -
Hast du völlig unbedacht Wünscht sich die Schule wäre aus
Den ersten Wunsch verschenkt Und Heike fänd es wunderbar
Eins - zwei - drei Sie wäre Deutschlands Superstar
Drei Wünsche hast du frei
Eins - zwei - drei ...
Anstatt mehr Frieden auf der Welt -
Wünscht Peter sich ne Menge Geld Anstatt den Ranzen selbst zu tragen -
Und Klaus, bloß weil er Hunger hat - Möchte Gerdi gern nen Diener haben
Wünscht sich, er wäre dick und satt Oscar wünscht sich auf den Mond -
Und Tina, nur weil's Mode ist - Die Frage ist, ob sich das lohnt
Wünscht sich ihr Idealgewicht Und in der schönsten Sommerzeit -
Wünscht sich der Timo, dass es schneit
Eins - zwei - drei ...
Eins - zwei - drei

108
Fi1r alle Pri~zessi~~e~ lA~d Ritter ab 5
Bringt eure Verkleidung mit
und wir gestalten gemeinsam ein märchenhaftes Theater!

Zur Methodik
Material: Turnmatten oder Ähnliches, diverse o Alle verkleiden sich entsprechend, helfen einan-
Verkleidung (s. Verkleidekiste S. 50), der mit Kostümen und Requisiten aus und
Papier und Stift "schlüpfen" so in ihre Rolle.
o Spielorte werden bestimmt und jeder geht auf
seinen Startplatz.
o In einer gelenkten Fantasiereise "erträumen" o Nach der Methode des Jeu dramatique liest nun
sich die Kinder, welche Rolle sie in einem Mär- die Spielleitung das selbst gemachte Märchen
chen gerne spielen würden. mit entsprechenden Spiel pausen vor (s. S. 64).
o Nach der Fantasiereise nennen die Kinder im o Jüngere Kinder spielen ohne Sprechrollen, älte-
Kreis ihre .Traumrolle" Dies schreibt die Spiel- re können sich auch entsprechende Texte zu
leitung auf. ihren Rollen überlegen.
o Sind die Rollen gesammelt, überlegen sich alle o Dann wird geprobt, bis alles "sitzt".
gemeinsam, wie die "Dramaturgie" des gemein- o Zum Abschluss wird das eigene Märchen vor
samen Märchens sein könnte. Dabei geht es Publikum (den Eltern) gespielt.
wild durcheinander, bis im gemeinsamen Pala- o Für die Verwirklichung 10 Stunden einplanen,
ver die optimale Lösung gefunden ist, sodass die auf zwei oder mehrere Tage verteilt werden
jedes Kind damit gut leben kann. (vql. S. 14) können.
o Die entwickelte Handlung schreibt die Spiellei-
tung auf - fertig ist das Märchen!

109
Einleitende Fantasiereise
Die Spielleitung führt so oder ähnlich mit eigenen wach sind ... Wir rennen einmal kreuz und quer
Worten in die Fantasiereise: durch den Raum, machen mit den Matten einen
"Macht es euch alle gemütlich auf den Matten, großen Sitzkreis und nehmen darauf Platz!"
schließt die Augen und entspannt. Spürt euren
Atem kommen und gehen und mit jedem Ausat-
men entspannt ihr mehr ...

Stellt euch nun vor, wir sind in einem alten Haus


und klettern gemeinsam auf den Dachboden. Da Material: Schreibpapier und Stift
oben auf dem Speicher entdecken wir eine alte
verstaubte Truhe ... Wir öffnen den Deckel ... In der Die Kinder nehmen ihre Vorstellung von ihrer Rolle
Truhe liegt ein uraltes Buch ... Auf seinem Leder- mit in den Kreis und erzählen sie. Die Spielleitung
einband steht in goldenen Buchstaben" Willkom- moderiert nun die verschiedenen Vorstellungen
men im Märchenreich" ... Vorsichtig öffnen wir die und hilft den Kindern aus allem Gesagten ein ge-
Umschlagseite ... Auf der ersten Seite ist ein wun- meinsames Märchen zu entwickeln.
derschönes Bild. Doch was ist das? Jeder von uns
erkennt sich selbst auf dem Bild wieder - es zeigt
uns als Helden des Märchens ...
Was siehst du? Wie siehst du aus als Mär-
chenheld ... Was wäre deine Lieblingsrolle?
Bist du ein Mensch oder ein Fabelwesen?
Überlege dir, was am besten zu dir passt, ~ )
was du schon immer einmal sein wolltest ~ ~..
im Märchen ... ~ ~\
Wenn wir alle eine gen aue Vorstellung N
haben, dann schließen wir das Märchen- l ~

buch wieder, legen es vorsichtig in die alte \


Truhe zurück, schließen auch ihren Deckel,
steigen in Gedanken vom Dachboden
wieder herunter und kommen in Ge-
danken langsam wieder hierher
zurück ...
Wenn wir wieder da sind, dann
öffnen wir die Augen ... recken
und strecken uns wie ein Kätz-
chen am Morgen ... Wir setzen
uns hin und schauen uns im
Raum um Jetzt geht's
ans Wecken Guten Mor-
gen ... Aufstehn! Wir stei-
len uns hin und schüt-
tein Arme und
tüchtig aus,
damit wir
wieder ganz

110
Plauderei aus dem Nähkästchen

Dies ist nun kein Märchen, sondern eine wahre Ge- als Zauberin und das kleinste als weißes Zauber-
schichte, die in das unten stehende Märchen von pferdchen mit einem silbernen Horn auf der Stirn,
Kindern führte. Damit alle Leserinnen sich vorstel- vier weitere Mädchen sahen sich im Märchenbuch
len können, wie wir mit Kindern Märchen selbst er- als Elfen, der letzte Junge aber sah sich als roter
träumen können, sei sie an dieser Stelle erzählt: Feuerflieger, er stand blitzschnell auf raste mit wil-
dem Motorengeräusch durch den Raum und ver-
Eltern fragten bei mir nach, ob ich nicht einmal ein kündete, dass er auch schießen könne.
Theaterstück mit Fünfjährigen machen könnte.
Also entschloss ich mich zu folgender Ausschrei- Wie erschraken da die anderen, denn sie befürch-
bung: "Für alle Prinzessinnen und Ritter ab Fünf. teten, der Flieger würde doch alles im Märchen-
Ihr bringt eure Verkleidung mit und wir machen reich kaputt machen. Einer kleinen Eingebung fol-
ein märchenhaftes Theater: Und sie kamen die gend, machte ich dem Jungen einen Vorschlag: Ich
Prinzessinnen und Ritter. Die Prinzessinnen waren sagte ihm, dass noch nie im Leben ein Flugzeug
von den Müttern schon ganz fein herausgeputzt. durchs Märchen gedüst sei, aber er könne, wenn er
Eine Mutter entschuldigte sich lächelnd und mein- wolle, einen roten Feuervogel spielen. Er erkundig-
te: Ich weiß, ich hab es ein wenig übertrieben, aber te sich, was es mit dem Feuervogel auf sich hätte,
wenn die Christbaumkugeln am Kleid meiner Toch- und ich erzählte ihm, dass dieser sich, nachdem er
ter stören sollten, machen sie sie einfach ab ..." seine Runden gedreht hat, alle sieben Jahre zu
Es kamen nicht nur Ritter und Prinzessinnen, son- einem tiefen Schlaf hinlegt und verwandelt wird.
dern auch Kinder, die zwar Verkleidung mitbrach- "In was?", wollte der Junge da wissen und ich sagte
ten, aber in ihrer Rolle noch nicht so entschieden ihm in einen jungen Königssohn. "Okay", meinte
waren. der Junge, "aber was kann ich dann anziehen?"
Zum Glück hatte ich das prachtvolle Gewand eines
Nach der ersten Begrüßungsrunde schritten wir Musketiers dabei. Schnell holte ich dieses Gewand
zur Tat. Alle Kinder legten sich in eine gemütliche und zog es ihm über den Kopf. Ein Kind hatte eine'
Position und begaben sich auf die Reise in die Fan- große, goldene Krone dabei, die setzten wir dem
tasie, wie oben beschrieben. Nach der Fantasierei- Jungen auf den Kopf. Zufrieden schaute er in den
se erzählten sie einander, was sie in dem Märchen- Spiegel und war mit seiner etwas veränderten
buch gesehen hatten: Rolle einverstanden.
Wir setzten uns alle wieder in den Kreis und jeder
Tatsächlich hatten sich vier Mädchen als Prinzes- konnte nun, nachdem die Gefahr gebannt war, be-
sinnen gesehen, eine schöner als die andere, zwei ruhigt mit überlegen, wie das Märchen gehen
Jungs hatten sich klar und deutlich als Ritter gese- könnte. Ich schrieb es in Stichworten mit. Durch
hen, ein Junge war überzeugt davon, sich als Zwerg das tatsächliche Spielen wurde es nach und nach
gesehen zu haben, wieder ein anderer sah sich als verfeinert, bis es zu seiner Endversion fand:
gefährlicher Drache, das größte Mädchen sah sich

111
T ief im WCl[O~tClnOein verzaubertes Schto~~. In ihm reGten vier wllnOeßchöne
'}?rinze~~innen, eine schöner Clb oie ClnOere.
An oen Toren oe~ schto~~e~ wClchten zwei eo[e 1<.itter.
I<önig llnO I<önigin lebten schon [Clngenicht mehr llno so WClrenoie '}?rinze~~innen
Cl[[eine.Sie trCillmten oClvon, OCl~~enOUch ein illnger I<önig~ohn sie Gefreien möge llnO
wieöer Leben im Schto~~ einkehre.
Weit von oie~em Schto~~ entfernt f[og ein roter Feuervoqel ollrch oie L-üfte.Alle ~ieGen
lClhreverwClnOe[t sich oie~er. 'Per Feuervoqel regte sich hin llnO schie» 2.ll ~ch[Clfen.'PCl
kClmen vier E[fen Clll~oem WCl[OllnO hCl[fen ihm Geioer \)erwClno[llng. Sie gingen
ge~chCiftig Cln~ Werk llnO siehe OCl,oer Feuervoqel hClttesich verwzmöett in '}?rinz
Timorhy von Timorhy L-ClnO.
'Per '}?rinz 'tnClchtesich ClllfllnO ketm in einen ollnk[en WCl[O.'Port tmf er Clllfeine ZetllGerin.
'Pie ZClllGerin erzCih[te oem '}?rin2.envon oem verwunschenen Sch[~~. Sie uberreichre
ihm ein go[oene~ Schwert llnO stellte ihm oie erste AllfgClGe:,,'Pll mll~~t oen 'PrClchen
finOen, mit ihm kCiml:lfenllnO ihn Ge~iegen. 'PCl'tnClchte ~ich'}?rinz Timorhy Clllf,fClnO
Gdo oen 'PrClchen llno kCiml:lftegClnz mlltig mit ihm. 'Per 'PrClche ~ClnkVor ihn hin llnO
wie er so nieoeßClnk, ~Clgteoer 'PrClche zu ihm: ,,'Bringe oein Schwert zum Zwergen,
rege es ihm 2.ll fü{3en, Oll wir~t oClfür belohnt weröen."
Wieoer 'tnClchte ~ich oer illnge '}?rinz Clllfoen Weg llno Clb er schon nicht mehr OClrCln
g[ClllGte,fClnO er oie Höhle oe~ Zwergen. Er trCltein, kniete sich nieoer llnO regte oem
Zwerg OCl~Schwert z« fü{3en. 'PCl~1:lrClchoer Zwerg: "Nimm oie~e vier 1<.inge,Clb
'PClnk von mir, Gringe ~ie oen E[fen oe~ WCl[oe~.Sie wi~~en von oeiner Ankllnft llnO
weroen oir he[fen, OCl~verwunschene Sch[o~~ zu finOen."
'Per illnge I<önig~~ohn verneigte sich llnO 'tnClchtesieb Clllfoen Weg, oie E[fen 2.ll finOen.
Er mll~~te gm nicht [Clngesuche» llno fClnOsie. Er 2.og ieoem oer illngen E[fen ein
~--------------------------v---------------------------------~-----
'P-inglein cm. -Pet ~Ctljtensie, Oet~~sie oie Scn.ut.zelfen oer vier '}?rinze~~innen seien, oie im
verwunschenen Scn.lo~~wohnen. Sie eilten vorxus zum Scn.lo~~ unO oer '}?rinz folgte
ihneri. -Pie vier Elfen ketmen leiehr etn oen Wetcn.en vorbei, gingen in oen l<önig~~etetl
unO ieoe Elfe uGergetGihrer '}?rinze~~inoen 'P-ing, oetnn stellte ~ie sich n.inter in.re
'}?rinze~~in unO gemein~etm warteten ~ie etuf oen l<önig~~on.n.
-Pie~er wuröe von oen 'P-ittem etufgen.etlten. Er musste erst ein 'P-ctBellöse», um in Oet~
Scn.l~~ zu geletngen. "Nenne un~ Oet~eine Element, oru verwetnOeln ketnn" -Pie Antwort
ketnnte oer '}?rinz wohl, wuroe er oocn. selbst verwzmöelt. freuoig rief er etU~:"E~ isr Oet~
feuer!"
Wie fron. wetren Oet oie 'P-itter ihren neue» l<önig Willkommen n.ei0en zu können unO
lie0en in.n gem in~ Scn.lo~~.-Per iunge l<önig~~on.n musste nun ieoe '}?rinze~~inkU~~en
unO 9 leich oCtretuf fingen sie etn, zu kichern unO zu letcn.en - unO schon wor Leben in
oer Buoe!
-Pie ZetuGerin etGer ketm mit in.rem ZetuGerJ:lferocn.en in~ Scn.lo~~ unO ~etgte zum neuen
l<önig: "Mein ZetuGerl:lferocn.en soll oein Wetl:ll:lentier~ein!" [.{nO so zogen etlle in
einem gro0en Triumpn.zug ourcn. oie Stret0en oe~ l<önigreicn.e~.-Pet~neue WetPI:lentier
oe~ l<önig~ sehrirr etllen vorzm, Wie freute sieb OetOet~\)olk unO etlle iuGelten unO
klett~cn.ten UGeroie Erlö~ung oer '}?rinze~~innen.

Zur Aufführung
Die Kinder liebten ihr .erträumtes" Märchen und anders laufen kann, die Aufführung mit Kindern
spielten es wie am Schnürchen. Nun will ich aber aber so liebenswert macht, und worauf es eigent-
noch mal aus dem Nähkästchen plaudern, um an lich ankommt ...
zwei Beispielen zu zeigen, was bei der Aufführung

Wir spielten in einem alten Kellergewölbe, alles Das erste Raunen und verhaltene Gekicher ging
war vorbereitet, jeder auf seinem Platz. Alle Eltern, durch den Saal ... Ich ließ mich von nichts abhalten
Geschwister und Großeltern waren zur Aufführung und fuhr fort in der Geschichte. Doch da vernahm
gekommen. Ich hatte zum Schluss noch in das Zau- ich Ritter von Hennen. "Papa, gratofier mich!",
berschloss eine Schwarzlichtlampe unter einen flüsterte er mit Nachdruck ins Publikum. Erst nahm
Treppenabsatz gestellt, damit das Schloss noch ich davon keine Notiz und da, noch mal und etwas
zauberhafter scheint. lauter: "Papa, gratofier mich!" Da bat ich den Vater
Als Märchenfrau begann ich das Märchen zu er- des Ritters, diesen doch zu fotografieren. "Hab ich
zählen. Doch was war das? Die vier jüngsten Kö- schon", raunte der Vater. Da stellte sich Ritter von
nigstöchter begannen auf ihren Stühlen die Röcke Hennen in Positur und rief: "Dann noch mal!" Das
zu raffen, weil sie herausfanden, dass besonders Publikum konnte nicht mehr an sich halten, lachte
ihre weißen Strumpfhosen und Unterröcke im und gab donnernden Szenenapplaus!
Schwarzlicht so wunderbar leuchteten.

Abschied vom Märchenreich


Nach der Aufführung erhält jedes Kind das gemeinsame Märchen in gedruckter Version zur Erinnerung!

113
Für alle Elfe~ tA~d Trolle ab 8
Gemeinsam schreiben und spielen wir ein eigenes Elfenmärchen -
Kostüme, Grillzeug, Geschirr und Schlafsack mitbringen!

Zur Methodik
Das Vorgehen bleibt wie oben beschrieben, dazu o Danach tun sich die Elfen zu dritt, zu viert zu-
kommt, dass die Kinder nicht im Kreis das Märchen sammen und bauen ihr eigenes kleines Lager,
gemeinsam erfinden, sondern sich tatsächlich auf dabei überlegen sie sich, was der Grund sein
den Weg machen und sich das Märchen nach und könnte für ihr Zusammentreffen.
nach "strickt": o Wieder geht es in den Erzählkreis und die ein-
o Gemeinsame Fantasiereise mit dem Thema: zelnen Gruppen berichten ihre Geschichte.
"Stell dir vor, du wärst tatsächlich im Elfenreich, o Danach wird gemeinsam eine Jurte zur Über-
welche Rolle würdest du dabei gerne spielen? nachtung aufgeschlagen.
(Baumelf, Blumenfee, Wassernixe, Bergtroll, o Beim gemeinsamen Grillen wird die Geschichte
Zwerg, andere Fabelwesen ...) weiter ausgesponnen.
o Danach erstes Treffen im Kreis, jeder sagt, was o Über Nacht "setzt" sich die Geschichte - wird
er gerne wäre, könnte er wählen. klarer.
o Dann geht es gemeinsam auf eine Wanderung o Am nächsten Morgen gemeinsames Frühstück
zu einem "Elfenplatz': Die Spielleitung gibt mit und Fertigstellung des Elfenmärchens.
auf den Weg, dass sich jeder seine eigene Ge- o Proben des Märchens
schichte überlegt: Wie er heißt, wo er her- o Schminke - Verkleidung
kommt ... o Generalprobe
o Am Elfenplatz angekommen, erzählt jeder seine o Aufführung am Mittag
Geschichte.

114
~ .
Plauderei aus dem Nähkästchen

Zu der Veranstaltung kamen 12 Mädchen im Alter Stichwort .Lebensqualität" in der Stadt in aller
von 8 bis 12 Jahren. Interessant war, dass alle drei Munde. Im Zuge der Sanierung mit geplanter Um-
Untergruppen ihr Märchen stark auf die tatsäch- gehungsstraße wurde mit den Bauarbeiten eines
lichen Sachverhalte in der Gemeinde bezogen. Straßentunnels begonnen, in den Schulferien war
Folgende Ereignisse prägten die Gemeinde zu die- die weiterführende Schule aufgrund eines Fehlers
ser Zeit: Eine Citymarketing-Gruppe leierte das einer Sanierungsfirma abgebrannt.
Marketing in der Stadt an, von daher war das Daraus entwickelte sich folgende Rahmenhand-
lung:

g eit einiger Zeit rumorte es schon im Berg. nCl:<.betmruf-ligte b-en Bergtro[C b-en
Hüter b-ie:<.e:<.
Berge:<.. Er beschloss, sich Cln b-ie Fee MorgCll'LCl zu wenb-en mit b-er
Bitte b-ocf-l eine \)er:<.Clmm[ung Cl[[er E[fen unO Trolle ei1'l2.uberufen, um gemein:<'Clm
1<-Cltzu f-lCl[ten, WCl:<'zu tun sei.

Alle waren b-em Aufruf gefolgt, unO :<'0veßClmme[te sich eine bunte Scf-lar Cluf b-em
E[fenl:l[Cltz mitten im WCl[b-.Aufgeregt WClren b-ie Feuerqeisrchen, Mit f[ClmmenOer
Begei:<.terung erzdf-l[ten sie, wie sie b-Cl:<'
f-lä:<.:<.Ucf-le
Betongebäub-e b-er Scf-lu[e nieb-erbmnnten.
nie ClnOeren 1<-Clt:<.tei[nef-lmer
WClren nicht :<'0begei:<.tert, wo: b-ie Aktion b-ocf-lzu Cluffä[Ug unO
gefäf-lrUcf-l. Auch zu Wort me[b-eten sieb b-ie wi1'l2.igen amumCinn[ein unO B[umenfeen, b-ie
in dten Mauem unO 1<-itzen b-er A[t:<,tClb-t[eben. If-lnen war gClnz Clng:<.tunb- BClng Vor
b-en Zukunft:<.I:l[änen b-er Men:<.cf-len.

MorgCll'LCl :<.Clmme[te d[e vorgetrClgenen Sorgen unO gemein:<'Clm hielten sie 1<-Clt,wie es
nun weitergef-len sollte. Scf-lne[[ wor ktar, b-Cl:<':<' man zu b-en Men:<.cf-len b-irekt l<ontClkt
Clufnef-lmen musste.
'Der Bergtro[[ :<.Clgte:/lnClnn mü:<.:<.enwir mit b-em Tunne[bCluer sprechen, er mU:',:<.gewClmt
werb-en. lsr er nicht vOßicf-ltig, kracf-lt «ns b-er Berg noch ein."
nie araumCinn[ein unb- B[umenfeen wollten b-irekt b-en Bürgermehter sprechen, b-Cl:<':<'
b-er b-ie Cl[ten Mauem in 1<-uf-leUeße, besonöers b-ie 1<-itzen unO Ni:<.cf-len, b-Clmit b-ort
weiterhin E[fen wohnen könnten.
JCl, unO b-ie feuergei:<.tcf-len forb-erten ihr 1<-ecf-ltein, b-Cl:<':<' :<.iemit b-em Scf-lu[[eiter reb-en
b-ie:<.erbei b-er '}?[Clnung b-e:<.nctcf-l:<.ten Scf-lu[gebäub-e:<. eoch b-ie l<inOer mit
mü:<.:<.ten,b-Cl:<':<'
einbezief-len sollte, b-Clmit b-ie:<.ma[ ein aebäub-e b-Clbei mu:<.käme, in b-enen b-ie l<inOer
wirkUcf-l gerne [ernten, in b-em 1<-Clum wäre für cl[[ ihre Ib-een unO if-lren fOßcf-lerb-rang.

t.-{nO :<'0:<'Clnnen :<.iegemein:<'Clm Cln b-er Feuerstelle bi:<.in b-ie tiefe NClCf-lt. Se[b:<.t Clb :<.ie
schon Cl[[e einge:<.cf-l[Clfen waren, rnzxchre sich ieb-er im Traum noch weiter aeb-Clnken ...
Zur Aufführung
Ganz früh erwachten die Elfen im Morgengrauen. wählten sie eine Bürgermeisterin, dann eine Schul-
Obwohl es nieselte, konnte sie nichts mehr von der leiterin, zum Schluss noch einen Tunnelbauer.
Umsetzung ihres Planes abhalten. Sie schminkten
sich, kleideten sich festlich an, richteten den Fest- Nacheinander gingen sie zum Rat der Elfen, hörten
platz und ihre Lagerstätten. Dann kamen die EI- sich die spezifischen Probleme an und versprachen
tern. - hoch und heilig - alles zu tun, damit die Stadt-
geschichte ein gutes Ende, bzw. einen neuen guten
Fee Morgana führte sie erst zu den einzelnen La- Anfang nehmen könne.
gern und anschließend auf den Festplatz. Die EI- Der Vertreter des Tunnelbauers versprach be-
tern nahmen auf einem Hügel Platz, darunter war sonders auf die Bergkristalle zu achten, denn
ein großer, fein gewebter Teppich für den Rat der immer, wo die seien, so der Troll, sollte er drum
Elfen ausgebreitet. Einer nach dem anderen er- herum bohren.
schien im Rat. Alle brachten ihre Bedenken und Die stellvertretende Schulleiterin versprach, die
Sorgen vor, die sie mit der neuen Entwicklung der Kinder an der Planung einer kinderfreundlichen
Stadt verbanden. Sie mussten mit den Menschen in Schule zu beteiligen.
Kontakt treten. Da erhob sich die Fee Morgana und Und die stellvertretende Bürgermeisterin ver-
wandte sich ans Publikum, Sie bat die Eltern, die sprach, die verträumten Nischen und Ecken in der
Elfen doch zu unterstützen, indem sie aus ihren Stadt nicht zu zerstören, damit sich hier weiter die
Reihen Stellvertreter für den Bürgermeister, den Elfchen und Graumännchen tummeln können.
Rektor und den Tunnelbauer wählten, um diese
zum Rat der Elfen zu entsenden. Erst waren die Zu- Da ging ein Seufzer der Erleichterung durch die EI-
schauer etwas irritiert, waren sie doch gewohnt als fenschar und einige spielten daraufhin wundersa-
Zuschauer eben nur dazusitzen und zu zuschauen. me Weisen auf ihren Flöten und die anderen tanz-
Doch dann ging ein Ruck durch die Reihen. Zuerst ten mit dem Publikum einen Elfenreigen ...

Nachspiel
Die Kinder der Schule wurden tatsächlich gefragt, menfeen in aller Ruhe in ihren Mauerritzen weiter,
wie sie sich ihre neue Schule wünschen - wenn da tut sich gar nichts ... nur eines hat sich durch
auch "nur" im Kunstunterricht ... das Elfenmärchen noch ergeben.
Der echte Tunnelbauer traf tatsächlich den Berg- Die Oma einer Blumenfee packte ein paar Wochen
troll und er versicherte, auf die Bergkristalle zu später ihre sieben Sachen und zog mit ihrem orien-
achten, er kenne sie gut, schließlich ist er aus Ida talischen Krims-Krams-Laden aus der Nachbarge-
Oberstein und da gibt es genügend Bergkristalle. meinde mitten in dieses Elfennest, sehr zur Freude
Ansonsten träumen die Graumännlein und Blu- der Jungelfen übrigens!

116
Jedes Fest kann mit Motiven eines oder verschie- Hier ein paar Vorschläge:
dener Märchen ganzheitlich umgesetzt werden. Ob
dies ein Fest im Kindergarten, ein Fest in der Schu- Dornröschentorte Lieblingstorte nach Wahl backen
le, ein Geburtstagsfest für Kinder betrifft. Selbst und mit echten ungespritzten Rosenblättern
eine .Märchenhochzeit" ist möglich ... Hierzu kön- oder Zuckerröschen verzieren.
nen Elemente aus den Märchenkreisspielen, den Zwergengrütze Rote Grütze in kleinen Schälchen
Spieleketten, aus dem szenischen Spiel und Mär- als Nachtisch bereithalten.
chen aus allen vier Himmelsrichtungen je nach Sterntaler Butterplätzchen in Sternenform
Alter und Gruppengröße miteinander verbunden Rapunzelsalat Feldsalat mit Apfelscheiben und
werden. Walnussstückchen
Rotkäppchenkuchen Marmorkuchen
Schneewittchenkuchen Blechkuchen aus Scho-
TischleiV\deckdich - Tafel korührteig, Kirschen aus dem Glas, Schlagsahne
steif schlagen und darüber streichen.
Nicht fehlen darf beim Fest die entsprechende Süßer Brei Grießpudding mit Zimt und Zucker
Raumgestaltung und ein entsprechendes Speisen- Hänsel und Gretels Lebkuchenhaus zum
angebot, das wieder entweder ein Märchen be- Schlachten an der Kaffeetafel
trifft oder sich beispielsweise aus verschiedenen Schlaraffenlandhähnchen Mundfertige Hähn-
Märchenspeisen zusammensetzt und der Fantasie chenteile gegrillt
weitere Möglichkeiten lässt. Aschenputtels Linsen Ein deftiger Linseneintopf
mit Würstchen
Zur Methodik
Damit für jeden Gast der Märchenweg erlebbar 2. Herausforderung Hier finden sich diverse Spie-
wird, hat jedes Fest, wie das Märchen auch, einen le oder Programmpunkte, wie sie sich im Buch
dramaturgischen Aufbau in drei Schritten: finden.
3. Glückliches Ende Klar gehen alle Spiele und
1. Einweihung Dies kann das Erzählen des ausge- Aktionen, Vorführungen für alle gut aus - drum
wählten Märchens, kann eine Verwandlung sitzen am Ende alle noch beisammen und
durch Schminke, die Verkleidung der Gäste, feiern.
eine gemeinsame Reise in das Märchenreich
(vgl. S. 42) oder einfach der Erhalt von Spiel-
aufgaben sein.

Märchenfest im Kindergarten
Für das Märchenfest im Kindergarten eignen sich Die Märchenfrau wählt zum Erzählen ein bekann-
besonders die altersgemäßen Märchen der Brüder tes Märchen und die Kinder spielen dazu. Es kön-
Grimm (vgl. S. 23 Zur Auswahl der Märchen) und nen sich dann Märchenkreisspiele anschließen oder
einfache Tiermärchen aus aller Welt (vgl. Literatur eine Spielekette gespielt werden, dessen Märchen
im Anhang) für die Kinder bekannt ist, deren Spiele sie aber
Für das Fest können die Kinder ein Märchenspiel noch nicht kennen (vgl. S. 51). Die einzelnen Spiel-
vorbereiten (vgl. Spiellieder S. 51, Märchen mit stände werden dann durch Erzieherinnen und/oder
szenischen Mitteln S. 63). Denkbar ist auch ein ei- Eltern jeweils betreut.
genes .erträurntes" Märchen (vgl. S. 109) vorzu-
spielen. Selbst das eigentliche Märchenritual kann
den Eltern vorgespielt werden (vgl. S. 39).

Märchenfest in der Schule


Hier kommen Märchen für Ältere in Betracht (vgl. Alle Ideen aus dem Buch können verwertet werden
S. 26). In verschiedenen Projektgruppen werden und Kinder und Lehrerinnen bereichern diese Mär-
Märchen ganzheitlich umgesetzt. Da gibt es bei- chenprojektwoche mit ihren eigenen Ideen noch
spielsweise ein Märchenzelt, in dem Märchen er- zusätzlich.
zählt werden, da gibt es eine Traumfabrik, wo ein
Märchen selbst geschrieben wird, da wird ein
Märchentheater im Schwarzlicht vorgeführt ...

118
Märchenhafter Kindergeburtstag

Das Geburtstagskind entscheidet, ob es mit einem Ein im Raum aufgehängtes Leintuch kann ein
bestimmten Märchen oder mit verschiedenen Mär- spontanes Märchenschattenspiel (5. 67) eines be-
chenmotiven seine Geburtstagsfeier gestalten will. liebigen Märchens ermöglichen, aus einem Um-
Entsprechend werden die Spiele aus dem Buch aus- zugskarton kann ein Hexenhäuschen gestaltet
gewählt. Von der Einladungskarte, über die Spei- werden ...
senwahl bis zur Raumgestaltung wird alles dem Alle Ideen aus dem Buch helfen bei der Umsetzung
Märchenmotiv angepasst. des individuellen Märchenwunsches des Kindes ...
So können zum Beispiel Rosengirlanden die Kinder
zum Dornröschenfest willkommen heißen, an
einem Obstbaum im Garten verschiedene Verklei-
dung für die nächsten Spiele warten oder passend
zur Apfelernte die Kinder Frau Holle spielen und
mitdem Apfelpflücker Äpfel vom Baum ernten.

119
WilikommeV\ im MärcheV\reich
Eine mä rehen hafte Spielaktion

Diese Spielaktion setzt sich aus unterschiedlichen den Hang hinauf schlängelt, ein unwegsames Ge-
Spielständen zusammen. Sie kann mit großen lände mit gefällten Baumstämmen, einen Kletter-
Gruppen (bis zu 400 Kindern jeden Alters) geplant hang, und ganz oben am Hang eine Holzbrücke,
werden und wurde so auch schon mehrfach durch- von der aus man das ganze Gelände überblicken
geführt. kann. Das ganze Gelände ist stufenförmig ange-
legt, was an den Stufenberg (S. 16) erinnert, und
ist einerseits mit Treppen verbunden, andererseits
Der Märchenraum führt ein Rollstuhl geeigneter Weg nach oben.
Beispielhaft zeige ich die dort entwickelte Spielak-
Als Märchenraum eignet sich jedes weitläufige Ge- tion auf. Sie kann aber auf jedes beliebig andere
lände, das am besten mit unterschiedlichen Ebenen Gelände übertragen werden - vielleicht ergeben
und Nischen nicht gleich einsehbar ist. Die einzel- sich dann noch weitere durch die Landschaft be-
nen Spielstationen der Landschaft entsprechend dingte Spielideen.
anpassen. Sie gibt uns auch Hinweise darauf, was
wo gespielt werden könnte.
Ich habe mich bei der Planung dieser Spielaktion Die Gefährten
von einer Parkanlage einer Schule leiten lassen.
Das Gelände zog sich einen Hügel hinauf, in ihm Betreut werden die einzelnen Stände wahlweise
fanden sich eine offene Blockhütte, ein Schulgar- von Jugendgruppenleiterinnen, Erzieherinnen,
ten, ein großes Feuchtbiotop, eine rund gemauerte Kindern, Eltern oder Lehrerinnen. Diese schlüpfen
Feuerstelle, die für Rollstuhlfahrer bedienbar ist, jeweils in eine Rolle und verkleiden sich entspre-
eine längere s-förmige Wegstrecke, die sich weiter chend.

120
Die Einweihung
Jedes Kind erhält zu Spielbeginn von der Märchen- Hat das Kind gewählt, wird es von den Wandlungs-
frau eine Spielkarte. Auf ihr ist das Märchenreich elfen entsprechend verwandelt.
in einer Landkarte dargestellt, mit entsprechenden Held Wappentier auf die Backe (Beispiel
Markierungen der dort zu findenden Spielorte. Das kleiner Drache)
Kind wird in die Spielidee eingeweiht, dass es die Riese roter Bart und rote Haare
ganzen Stationen durchspielt, um am Ende als Held Zwerg Nase, Sommersprossen, rote Bäckchen
aus der Geschichte heimzukehren. War das Kind Blumenfee Blümchenranke um Wange und Auge
bei einer Station, markiert der jeweilige Betreuer Zauberin drittes Auge auf der Stirn
sein Feld auf der Landkarte mit einer bestimmten Prinzessin aufgemaltes Diadem auf Stirn, Lid-
Farbe. strich, Wangenrot, Lippenstift
Wassernixe grün-blau glitzernde Schüppchen
Ist das Kind eingeweiht und mit Landkarte ausge-
stattet, geht es zur ersten Spielstation - zur Ver- Durch diese Verwandlung wird auch für die Ge-
wandlung. fährten (s.o.) deutlich, in welcher Rolle sie das
Kind ansprechen können. Was das Kind noch nicht
weiß: Mit der Wahl der Rolle tritt auch die jeweili-
Die Verwandlung ge Märchenfigur als Helferfigur für das Kind in Er-
scheinung. Wählt das Kind zum Beispiel die Rolle
Hier kann das Kind wählen, in welcher Rolle es die des Zwergs, wird ein Zwerg am Spielstand ihm
Herausforderungen im Märchenreich bestehen will, einen Wunsch erfüllen ...
ob als Held, Riese, Zwerg, Blumenfee, Prinzessin,
Wassernixe oder Zauberin.

Die Herausforderungen
Kommt ein zu einem Zwerg verwandeltes Kind ins
Zwergenhäuschen, so wird es dort vom Zwerg ganz
familiär begrüßt, wie es unter Zwergen üblich ist.
Alter: ab 4 Jahren
Er sagt: "Da du auch ein Zwerg bist, kann ich die
Herausforderung im Zwergenhäuschen für dich
Im Zwergenhäuschen ist mit Puppengeschirr der
lösen. Du kannst aber auch die Aufgabe erfüllen
Tisch für sieben Zwerge gedeckt. Ein freundlicher
und bekommst von mir einen Stern tatet, den
Zwerg empfängt das Kind.
kannst du überall einlösen, wenn du mal in der
Es muss nun raten:
Klemme bist."
o Aus welchem Tässchen hat Schneewittchen ge-
trunken?
(Ein Tässchen hat roten Lippenstift)
o Von welchem Tellerchen hat es gegessen?
(Eine Gabel hat etwas Sahne am Zinken)
o Und auf welchem Stühlchen hat es gesessen?
(Ein Stuhlkissen ist auf den Boden gefallen)
Je jünger die Kinder sind, umso mehr hilft der
Zwerg.

121
Alter: ab 4 Jahren Alter: ab 4 Jahren

An einem Brunnen - wir fanden vor Ort eine rund Im Garten der Zauberin müssen die Kinder - je
g.emauerte Feuerstelle vor, in die sich Wasser ein- nach örtlicher Gegebenheit - bei der Zauberin
füllen ließ (eine große Zinkwanne erfüllt auch Pflanzennamen erraten oder erriechen, oder zu-
ihren Zweck) - sitzt die junge Königstochter. Sie ordnen, oder pflücken, oder schmecken ...
lädt die Kinder ein, zu ihr zum Brunnen zu kom-
men. Im Brunnen befindet sich trübes Wasser (mit Einem Zaubererkind wird die Lösung .herbeiqezau-
Lehm versetzt). Die Prinzessin bittet das Kind, ihr bert, bzw. es erhält hier seinen Sterntaler als Joker
doch die goldene Kugel aus dem Brunnen zu fi- für andere Herausforderungen.
schen. Dies können die Kinder mit den Händen
oder einer Schöpfkelle probieren.

Kommt ein Kind in der Rolle der Prinzessin zu ihr,


so hat das Kind wieder die Möglichkeit, die He-
rausforderung am Brunnen von der Prinzessin selbst Alter: ab 4 Jahren
gelöst zu bekommen oder es erhält hier seinen
Sterntaler als Joker für die weiteren Spielstände. Eine kleine Blumenfee wartet am Wegesrand.
Kommt ein Kind als Blumenfee vorbei, spricht es
dieses sofort an und verrät ihm, dass sie den Weg
zum Riesen und Helden weiß, und dass es das Kind
gerne dorthin begleitet.
Von den andern Kindern muss sie schon angespro-
Alter: ab 4 Jahren chen werden, damit sie ihnen den Weg verrät.

An Däumlings See wartet die Wassernixe auf die


Kinder. Auf dem See schwimmen .Seerosenblätter"
(Seerosenblatt aus Filz an vier Ecken zusammennä- Jm Kampf mit dem RieseV\
hen, sodass ein Körbchen entsteht, und auf Bier-
deckel tackern. Durch Blatt und Bierdeckel zwei Alter: ab 4 Jahren
Drähte überkreuz befestigen). In ihnen liegen
Däumlinge und Däumelinchen (winzige Plastik- Haben die Kinder den Weg zum Riesen erklommen,
püppchen). finden sie ein unwegsames Gelände vor. Hier haust
Die Nixe bittet die Kinder, mit einem Angelhaken der Riese, eingehüllt in zottelige Felle. Er hat
einen Däumling herauszuangeln. Baumstämme aller Größen bereitgelegt, die die
Kinder eine bestimmte Strecke werfen müssen.
Trifft die Nixe auf ein Nixenkind, hat dieses natür- (Keine Angst, am Ende schafft jeder die Aufgabe!)
lich einen Wunsch frei und erhält seinen Sterntaler
für die nächsten Spielstände. Haben die Kinder die Aufgabe erfüllt, dürfen sie an
Rapunzels Haar (S. 59) hinauf zum Helden klettern.

Riesenkinder werden vom Riesen wieder bevorzugt


behandelt.

122
Das glückliche Ende
Es darf sich auf den Königsthron setzen und der
Besteigw'\g des KöV\igsth~oV\es Held ruft den neuen Märchenhelden des Märchen-
reiches über alle Spielstationen hinweg aus:
Alter: ab 4 Jahren
.Dos Märchenreich hat einen neuen Helden ge-
wonnen: Es ist ... Es folgt der Name des Kindes.
Der Märchenheld begrüßt ein bei ihm ankommen-
Daraufhin applaudieren alle Gefährten des Mär-
des Kind aufs Vortrefflichste, hat es sich doch allen
chenreiches.
Herausforderungen erfolgreich gestellt! Vom Hei-
Der neue Held darf den Sitz auf dem Königsthron
den bekommt es darüber eine Urkunde, die ihm
solange besetzen, bis ein neuer Held des Weges
bescheinigt, als Held des Märchenreiches gesiegt
kommt und nun den Thron besteigen darf.
zu haben.
Ach ja, und wer seinen Sterntaler nicht eingelöst
hat, der darf ihn jetzt mit nach Hause nehmen ...

-Pie unen~liche ae3chichte

E
wat einmcd ein alter Mdrcn.ener.ztin.[er, o-er fU.hterte mir verschmitzt in:l. Ohr:
:I.
"Wer :l.ein Scn.ick:l.cd cmnimmt unO sich :l.einen Her-
aU:l.forO-erungen srellr, o-en wiro- O-a:l.Scn.id(:l.a[
mit freuo-en sicher auf O-e:l.:l.enWeg voranbringen. Wer
mit :l.einem Scn.ic!(:l.a[ n.aO-ert unO es nicht annimmt,
o-en schleppt O-a:l.Scn.ick:l.a[ eben O-urcn.:I.L-eben."

Nun :l.inOwir am EnOe O-e:l.Bucn.e:l. angelangt


unO stehen o-amit am Anfang unserer
eigenen Mdrcn.en. Wenn wir un:l.
:l.e[b:l.terkennen, unsere WLin:l.cn.e
unO- Sen.n:l.Licn.te, un:l.ere Aufgabe in
o-er Wett, mutig vorzmschreiten unO
uns unseren Herau:l.forO-erungen
stellen, o-ann wero-en wir am EnOe
aucn. g[LickUcn. :l.ein. "Da:l.war schon
immer so!

123
A I1hal1 9
Alphabetisches Register
Spiele, Aktivitäten und Speisen rund um Märchen Namen raten 57
Obstsalat mit Rosenwasser 94
Am Brunnen von Froschkönig 122 Rapunzels Haar 59
An Däumlings See 122 Rapunzels Tränen 60
Aschenputtels Schuhe 62 Reis mit Kurkuma 94
Begrüßungszeremonie 40 Ringlein, Ringlein du musst wandern 51
Bei der guten Fee 122 Rumpelstilzchen - Schattenspiel. 69
Blind irren 60 Schneewittchen - ein Guckkastenmärchen 66
Brunnenspiel 60 Schneewittchens Kamm 56
Der Diwan 93 Spieglein, Spieglein an der Wand 50
Der eiserne Heinrich 61 Tischleindeckdich-Tafel. 117
Der Wünschehut 51 Über den Regenbogen 42
Der Zauberspiegel 56 Verkleide - Kiste 50
Die Besteigung des Königsthrones 123 Verwandlungsbaum 62
Die Reise ins Märchenland 41 Willkommen im Märchenreich 41
Die Sterntaler - Schwarzlichttheater 74 Wolfstatzen - Abdruck 106
Dornröschen war ein schönes Kind 53
Dornröschen wecken 53
Froschverwandlung 61 Märchen und Lieder
Geburtstagsthron 50
Glückliche Heimkehr 60 Das verwunschene Zauberschloss 112
Hähnchen mit Orangen 94 Daszur Taufe
Hänsel und Gretel im Dunkeln 56 eingeladene Bergmännchen §; Nr. 24 81
Himmelbetten 50 Der goldene Schlüssel ~ Nr. 3 29
Hochzeitstanz .Halav" 99 Der Hase und der Baumgeist 90
Im Ballsaal 62 Der Rat der Elfen 115
Im Garten der Zauberin 122 Der süße Brei 23
Im Garten der Zauberin 59 Der Ursprung der Geschichten 102
Im Kampf mit dem Riesen 122 Die Alte im Wald 24
Im Zwergenhäuschen 121 Die Bienenkönigin 27
Jogurtgetränk mit Minzeblättern 94 Die Geschichte von den drei Schwestern 95
Königstochter Jüngste 60 Die Kristallkugel 42
Läuschen und Flöhchen 55 Die Schwanenjungfrau 78
Lichterschwänchen 80 Die Sterntaler 73
Linsen sortieren 62 Die unendliche Geschichte 123
Machet auf das Tor 40 Drei Wünsche hast du frei §; Nr.ll 108
Märchen spinnen 57 Ein Fest bei den Gebrüder Grimm ~ Nr. 5 52
Märchenbeutel 105 Kamiyo vom Fluss ~ Nr. 19 87
Märchenfrau erzähl uns was 41 Läuschen und Flöhchen 54
Märchenhafte Festgestaltung 117 Rumpelstilzchen ~ Nr. 8 67
Märchenpantomime 57 Schneewittchen - ein Guckkastenmärchen 66
Märchenschatztruhe 50 Willkommen im Märchenland §; Nr. 1 7
Mase 85 Zwei Wölfe im Herzen Nr. 15 106

124
Literatu rh inweise
Bauer, Angeline: Heilende Märchen, Schieder, Brigitta: Märchen machen Mut, Don
Südwest Verlag, München 2004 Bosco Verlag, München 2003
Bettelheim, Bruno: Kinder brauchen Märchen, Strich, Christian Hrsg.: Das große Märchenbuch,
Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1980 Diogenes Verlag, Zürich 1987
Betz, Felicitas: Märchen als Schlüssel zur Welt, Schulz, Gudrun: Märchen in der Grundschule,
Verlag Ernst Kaufmann, Lahr 2001 Cornelsen Verlag, Berlin 2005
Betz, Otto Hrsg.: Tausend Tore in die Welt - Schwarz, Horst: Märchen zum Mitmachen, Beltz
Märchen als Weggeleit, Herder Verlag, Freiburg Verlag, Weinheim 2001
im Breisgau 1985 Simm, Hans-Joachim: Zauber und Wunder - Die
Dabrandt/Waliman: Der süße Wolf - ein Märchen der Welt, Insel Verlag, Frankfurt am
Märchen-Koch-und-Backbuch, Klatschmohn Main 2002
Verlag, Rostock 2004 Schwarz. Horst: Märchen zum Mitmachen, Beltz
Derungs. Kurt (Hrsg.): Die ursprünglichen Verlag, Weinheim und Basel 2001
Märchen der Brüder Grimm, edition amalia, Vom Wege, Brigitte/Mechthild Wessei: Das
Bern 1999 Märchen-Aktionsbuch, Verlag Herder Freiburg
Diederichs. Ulf: Who's Who im Märchen, im Breisgau 2003
Deutscher Taschenbuchverlag, München 1995 Walker, Barbara: Die geheimen Symbole der
Esterl, Arnica: Die Märchenleiter, Verlag Freies Frauen, Hugendubel Verlag, München 1997
Geistesleben, Stuttgart 2002 Zitzlsperger, Helga: Kinder spielen Märchen,
Esterl Arnica: Die Märchenfrau, Esslinger Verlag, Beltz Verlag, Weinheim 1994
Esslingen 1997
Fromm, Erich: Märchen, Mythen, Träume,
Rowohlt Taschenbuchverlag, Hamburg, 2004 Quellen
Günther. Sybille: iftah ya simsim - spielend den
Orient entdecken Ökotopia Verlag Münster, Die im Buch erzählten Kinder- und Hausmärchen
1999 der Brüder Grimm sind immer mit KHM und ihrer
Günther, Sybille: Bei Zwergen, Elfen und Trollen, jeweiligen Nummer in den Bänden von den Brü-
Ökotopia Verlag, Münster 2003 dern Grimm bezeichnet. Siehe: Brüder Grimm: Kin-
Heim, Heidi Christa: Lebensfest märchenhaft der- und Hausmärchen 3 Bde., reclam, Stuttgart
feiern, Verlag Via Nova, Petersberg 2005 2001
Jung c.G.: Archetypen Deutscher Die "Märchen in der Wanderhütte" habe ich gele-
Taschenbuchverlag, München 2001 sen in: Märchen aus Norwegen und Schweden,
Kahn. Walter: Die schlafende Stadt ... und andere Reihe: Märchenschatz der Welt, Weltbildverlag,
Märchen, CW Niemeyer, Hameln 1991 Augsbu rg 1994
Knoch, Linde: Praxisbuch Märchen, Gütersloher Die Märchen "Unter afrikanischer Sonne" habe ich
Verlagshaus, Gütersloh 2001 gefunden in: Mandela, Nelson: Meine afrikani-
Receis/Bilotta: Wie das Erdhörnchen zu seinen schen Lieblingsmärchen, 7. Aufl. Verlag C.H.Beck,
Streifen kam - indianische Tiermärchen, Kerle München 2005
im Verlag Herder, Freiburg, Wien 1999 Die Märchen aus Tausendundeiner Nacht habe ich
Röth, Diether, Kahn, Walter (Hrsg.): Märchen gefunden in: Märchen aus 1001 Nacht, Arena
und Märchenforschung in Europa, Haag + Her- Kinderbuch-Klassiker, 4. Aufl. Arena-Verlag, 2005
ehen, Frankfurt am Main 1993 Und die indianischen Märchen habe ich gefunden
Schieder, Brigitta: Mit Märchen durch das Jahr, in: Hetmann, Frederik Hrsg.: Indianermärchen aus
Don Bosco Verlag, München 2003 Kanada, Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt am
Main, 1990

125
Zur Autorin Zur Illustratorin
Sybille Günther, Erziehe- Gisela Fuhrmann (*1963)
rin, Sozialpädagogin, studierte nach einer Aus-
Spieldozentin und Auto- bildung zur Schriftenma-
rin, hat sich diesmal, mit lerin Grafik-Design an der
einem gut geschnürten Fachhochschulefür Kunst
Rucksack, auf Wanderung und Design in Hannover.
durchs Märchenreich be- Nach mehrjähriger Agen-
geben. Sie übergibt den turarbeit ist sie als freibe-
Lesern nun Kompass, rufliche IIlustratorin tätig.
Fernrohr, Landkarte und Sie lebt und arbeitet in
ein wenig Wegzehrung mit auf den Weg, mit Kin- Hannover. Schwerpunkt der Arbeit sind Kinderbü-
dern dort wahre Erlebnistouren zu gestalten. cher und Sachbücher für Kinder. Informationen
über die IIlustratorin unter
www.fuhrmann-illustration.com

Bisher erschienen von Sybille Günther folgende Bücher im Ökotopia Verlag:


Iftah ya sim sim . Das Zauberlicht . Feuerwerk und Funkentanz . Snoezelen . Von Räubern Dieben und
Gendarmen· Bei Zwergen Elfen und Trollen· Hallo Halloween . Helau, Alaaf und gute Stimmung· Gro-
ßes Einmaleins für kleine Zauberer und Hexen· Hereinspaziert - Manege frei!· Lichterfeste· Wilde Stäm-
me· In Projekten spielend lernen· Frühlingsluft und Sonnentanz . Hoppla: Hip-Hop 4 kids

Kontakt zu Sybille Günther über ihren Laden MOMO unter Tel. Nr: 06223-809666 (siehe Anzeige)

Dankeschön
Viel zu verdanken habe ich diesmal der Märchenerzählerin Silay - Sibylle Lay, bei der ich viele Stunden in
der Märchenjurte mit vielen Kindern Märchen lauschen und spielen durfte, manchmal begaben wir uns
auch auf Märchennachtwanderung, mussten einsame Wege alleine "bewältigen", unwegsame Gelände
erklimmen, oder Kräuter für den Märchentee pflücken, immer sicher begleitet von ihrem" Wolfsspitz" Sheela.
Es waren für Kinder wie für mich große, tiefgehende Erlebnisse und lange Nachbesprechungen voller Weis-
heit und unter vier Augen im Märchenzelt, fernab unter dem großen Himmelszelt.
Wer Silay mit ihrem Märchenbus "Shambhalla" live erleben will. dem sei die Adresse ans Herz gelegt:

Shambhalla
Märchen und Puppenspiel
Tel. 06203/61701
www.maerchenreich.com
silay@maerchenreich.com

126
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Wer Interesse an Fortbildungen der Autorin hat (themenorientierte


Spielprojekte, Snoezelen, Schwarzes Theater), oder Sybille Günther und
das Team von im(lm(l mit märchenhaften Inszenierungen (orientalisch,
räuberisch oder elfengleich) als Mitmachtheater, große Spielaktion
oder als Bühnenprogramm für ein Kinderfest buchen will, der kann
schriftlich, telefonisch oder via Internet persönlichen Kontakt aufuehrnen.

Sybille Günther bietet darüber hinaus Kindergärten, Schulen, Jugend-


häusern und anderen sozialpädagogischen Einrichtungen Beratung und
Begleitung bei Projekten in der Einrichtung an.

Wer selbst aktiv werden will, findet bei im(lm(l - Zeit zum Spielen, dem
Spieleladen der Autorin, alle benötigten Materialien, sei es für das Spiel
im Schwarzlicht, zur Einrichtung und Belebung von Snoezelenräumen,
zur fantasievollen Ausstattung von Spielfesten, Zirkusprojekten oder
einfach für mehr Spaß bei der alltäglichen Arbeit im pädagogischen
Bereich.
Der Laden findet sich in einem über vierhundert jährigen Fachwerkhäus- Zeit zum Spielen
chen im tiefen Odenwald und als OnIine-Shop unter: Am Hanfmarkt 4
www.momo-online.com 6915 I Neckargemünd
Tel: 06223 / 80 96 66
E-mail: office@momo-online.com Fax: 06223 / 80 96 67

... und dazu der Tonträger von Hartmut E. Höfele

Willkommen im

I<inder-
MCi rc he n 'a n cl I
Märchen und märchenhafte Lieder aus allen Himmelsrichtungen

Auf dieser zauberhaft schönen Märchen-CD eingespielt und zur Abwechslung gibt's zudem
findet sich eine ganz besondere Märchensamm- traumhaft schöne Musik.
lung mit Geschichten und Liedern aus allen Die Kinder genießen es, in einer behaglichen
Himmelsrichtungen der Märchenwelt. Zu hören Vorlesesituation den Geschichten zu lauschen;
gibt es Elfen- und nordische Wichtelgeschichten, ihre Fantasie und Vorstellungskraft wird dadurch
ein indianisches Märchen, eine südafrikanische besonders angeregt. Die CD ist in Verbindung mit
Erzählung, eine orientalische Geschichte aus dem gleichnamigen Buch
1001 Nacht und ein traditionelles Märchen aus von Sybille Günther
der Sammlung der Gebrüder Grimm. wunderbar für den Ein-
satz in Kindergarten und
Die Märchen sind sorgfältig ausgewählt und Schule geeignet.
darüberhinaus von einer kompetenten Musiker- Ein Märchenschatz und
crew liebevoll vertont. Zu den einzelnen Märchen Hörerlebnis für Groß
wird Wissenswertes vorgetragen, werden Lieder und Klein. ISBN 978-3-86702-026-8
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Sybille Günther Sybille Günther Miriam Schultze

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gen, Elfen Funkentanz Grübeln,
und Trollen Zündende Ideen: Ideen
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Tänze, Experimente,
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Geschichten und
Lieder und kreativen Aktivitäten
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ISBN (Buch): 978-3-936286-22-9 ISBN (Buch): 978-3-931902-85-8
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