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Ablauf des Gottesdienstes am 2. Ablauf des Gottesdienstes am 2.

Weihnachtstag 2020 Weihnachtstag 2020


in der Stadtkirche Durlach, 10 Uhr in der Stadtkirche Durlach, 10 Uhr

Mitwirkende: G=Gemeinde, C=Chor Spirited Voices, K=Kreplin, C Vortragslied: Open up wide


L=Lesende/r aus dem Chor bzw. Ältestenkreis K Begrüßung und Votum
Liebe Gemeinde hier am 2. Weihnachtstag in
C Vortragslied: Open up wide Durlach. In diesem Jahr ist alles anders.
K Begrüßung und Votum
Normalerweise hätte ich Ihnen jetzt „Frohe
Weihnachten“ zugerufen und Sie hätten mir im
K Gebet zum Eingang
lauten Chor „Frohe Weihnachten geantwortet“.
C Vortragslied: Noel Fantasy Sie dürfen mir nicht laut antworten – und auch
L Lesung des Predigttextes: Lukas 2,1-12 nicht laut mitbeten oder mitsingen.
K Predigt Normalerweise hätte ich Sie gebeten, Ihre
C Vortragslied: A baby made heaven sing Banknachbarn zu begrüßen und sich gegenseitig
K Fürbitte – Vater unser den Menschen in der Bank neben und vor und
hinter Ihnen vorzustellen. Auch das dürfen wir in
C Ggf. Vortragslied: Go, tell it on the mountain
dieser Zeit des Abstand-Haltens nicht. Und
L Abkündigungen
normalerweise wären hier vorne gut 20
K Segen Sängerinnen und Sänger von Spirited Voices vor
C Vortragslied: Can you hear the angels. dem Altar gestanden – und jetzt darf nur ein
kleiner Chor singen. All das Gewohnte geht in
diesen Corona-Zeiten nicht.

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Was aber geht, ist, dass wir einander ansehen und K Gebet zum Eingang
vielleicht dabei doch bekannte Gesichter hinter Lasst uns beten:
den Masken entdecken, und dass wir einander
Gott, zu dir kommen wir in diesen Corona-Zeiten.
freundlich zuwinken. Ich Ihnen und Sie mir und wir
dann auch alle untereinander. Und so wenigstens Wir leben mit Einschränkungen und Regelungen,
auf diese Weise einander wahrnehmen und ein die uns auf Distanz halten.
bisschen in Kontakt miteinander kommen. Winken Manche von uns sind voll Sorgen um geliebte
wir uns also in diesem Jahr ein „Frohe Menschen.
Weihnachten“ entgegen! Manche von uns sind voll Sorgen, was die Zukunft
ihnen noch bringen wird.
[Winken]
Manche von uns sind voll Sorgen, was aus dieser
Auf Abstand, und doch verbunden miteinander; Welt in Zeiten von Pandemie und Klimakrise noch
ohne zu sprechen und zu singen, und doch mit werden wird.
offenen Herzen – so wollen wir Gottesdienst feiern
Gott, zu dir kommen wir in diesen
in diesen Corona-Weihnachten. Und so sind wir
Weihnachtstagen.
zusammen im Namen Gottes, im Namen des
Komm du auch zu uns und lass uns erfahren, wie
Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
unsere Sorgen bei dir ihren Raum haben,
Amen.
wie du uns Hoffnung und Trost gibst in all unserer
Sorge,
wie du uns Kraft gibst, die nötigen Schritte zu
gehen.
Gott, komm du auch zu uns und lass es
Weihnachten bei uns werden.
Amen.
C Vortragslied: Noel Fantasy

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L Lesung des Predigttextes: Lukas 2,1-12 K Predigt
(Einheitsübersetzung)
C Vortragslied: A baby made heaven sing
In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, K Fürbitte – Vater unser
alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten
Liebe Gemeinde,
einzutragen. Dies geschah zum ersten Mal; damals
war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in diesem Jahr kann ich nicht durch die Reihen
in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. geben und denen, die selbst eine Bitte
aussprechen wollen, das Mikro bringen. In diesem
So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa
Jahr, müssen Ihre Bitten unausgesprochen
hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die
bleiben. Aber dennoch bleiben sie nicht ungehört –
Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und
auch wenn sie vielleicht unerhört sein mögen.
Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen
mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind Nehmen wir uns alle einen Moment der Stille und
erwartete. überlegen wir, wofür wir Gott danken wollen und
worum wir Gott bitten wollen. Und dann will ich
Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer
versuchen, mit ein paar Worten das
Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den
zusammenzufassen.
Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und
legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein (Stille)
Platz für sie war. Gott, du siehst in unsere Herzen,
In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld du hörst das Unausgesprochene,
und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat du verstehst auch, was wir selbst noch nicht
der Engel des Herrn zu ihnen und der Glanz des einmal in Worte fassen können.
Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, der Manches macht uns dankbar in diesen Tagen.
Engel aber sagte zu ihnen: „Fürchtet euch nicht, Gerade auch in diesen Tagen gibt es doch vieles,
denn ich verkünde euch eine große Freude, die wofür wir dankbar sein können.
dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist Wir spüren darin: Deine guten Kräfte sind in aller
euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist Not dennoch nicht ganz verschwunden.
der Messias, der Herr. Und das soll euch als Du bist auch in aller Dunkelheit noch bei uns.
Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das,
in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.“

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Manche Sorgen liegen uns auch auf dem Herzen: Die Weihnachtsgeschichten und Corona – Predigt am 26.12.2020
in Durlach
Sorgen um uns selbst, um Menschen, die uns lieb
sind, um diese Welt.
Auch wenn es uns manchmal schwer fällt: Wir Liebe Schwestern und Brüder,
wollen darauf vertrauen, dass du unsere Sorgen
kennst, dass du einen Weg für uns weist und für die biblischen Geschichten um Weihnachten
diese Welt. können wir als Legenden verstehen. Ihre
Deiner Güte und Liebe wollen wir uns Wahrheit liegt nicht als erstes darin, was sie
anvertrauen. uns über historische Begebenheiten über die
Geburt Jesu berichten. Ihre Wahrheit liegt
Alles Unausgesprochene, alles was sich nicht
aussprechen lässt, legen wir in das Gebet, das uns vielmehr darin, dass sie uns etwas von Gottes
Jesus gelehrt hat: Verhältnis zu uns erzählen und wie unser
Verhältnis zu Gott sich so gestalten kann, dass
Vater unser im Himmel / geheiligt werde dein es für unser Leben heilsam und ermutigend ist.
Name / dein Reich komme / dein Wille geschehen
Und diese Wirkung können diese Geschichten
/ wie im Himmel so auf Erden / unser tägliches
Brot gib uns heute / und vergib uns unserer Schuld
von der Geburt Jesu entwickeln, wenn wir uns
/ wie auch wir vergeben unsern Schuldigern / und in ihnen wiederfinden und entdecken, auf
führe uns nicht in Versuchung / sondern erlöse uns welchen Weg ins Leben sie uns verlocken
von dem Bösen / Denn dein ist das Reich und die wollen. Und erstaunlicherweise habe ich das
Kraft und die Herrlichkeit / in Ewigkeit. Amen. Gefühl, dass wir uns in diesem Corona-Jahr
noch leichter in den Weihnachtsgeschichten
C Ggf. Vortragslied: Go, tell it on the mountain wiederentdecken können als sonst und darum
L Abkündigungen diese Geschichten vielleicht in diesem Jahr
K Segen auch deutlicher zu uns sprechen als sonst. Mal
C Vortragslied: Can you hear the angels. sehen, ob Sie diesen Eindruck auch haben.

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Corona hat viele von uns in diesem Jahr immer Entwicklungen ausgeliefert zu sein, die man
wieder die Erfahrung aufgenötigt, dass sich selbst nicht beeinflussen kann, das schildert
lange gehegte Pläne zerschlagen haben. die Weihnachtsgeschichte des Lukas, die wir
Urlaube mussten abgesagt werden. eben gehört haben, sehr eindrücklich. Der
Veranstaltungen mussten ausfallen. Wir haben Kaiser Augustus im fernen Rom ordnet eine
die Planbarkeit und damit auch ein Stück Volkszählung an, und Menschen einer
Kontrolle über unser Leben verloren. abgelegenen Region des römischen Reiches
Manchmal war das ärgerlich, wie bei einer müssen sich auf den Weg machen – ob Maria
Reise, die nicht durchgeführt werden konnte. nun hoch schwanger ist oder nicht. Und alle
Für manche von uns war das aber auch Hoffnungen, das erste Kind in einem
Existenz-bedrohend, insbesondere für vertrauten Rahmen auf die Welt zu bringen mit
Menschen, die als Selbständige ihren vertrauten Menschen, die einem beistehen,
Lebensunterhalt in Branchen verdienen, die lösen sich in Luft auf. Es bleibt kein anderer
durch Corona besonders hart getroffen sind. Raum in der Herberge als eine Art Stall, und
Wir haben diesen Verlust an Kontrolle ja das Kind muss in eine Krippe, in einen
mehrmals in diesem Jahr erlebt. Und immer Futtertrog gelegt werden, weil es keine Wiege
wieder haben wir uns auf die neue Lage gibt. Auch Maria und Josef werden durchs
eingestellt, um dann nach einiger Zeit zu Leben geschubst und gezogen, werden
erleben, dass die Lage sich grundlegend ausgeliefert und sind nicht Herr des
geändert hat, dass neue Regelungen in Kraft Geschehens.
getreten sind und wir wieder uns neu Interessanterweise wird uns genau eine solche
einstellen müssen. In diesem Jahr waren wir – Geschichte als die Geschichte der Geburt des
viel mehr als sonst – der Ungewissheit des Gottessohnes erzählt. Und es gibt ein zentrales
Lebens ausgeliefert. Und niemand von uns Symbol für diese Geschichte: die Krippe. Was
weiß, ob dies bald vorbei gehen wird oder uns meist an heimelige Stallidylle erinnert, ist
vielleicht mehr oder weniger zum ja vielmehr ein Symbol für dieses Ausgeliefert-
Dauerzustand wird. Sein, für dieses Hin- und Her-Geschubst-
Werden, das Maria und Josef und auch das
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neugeborene Gotteskind erleiden und was uns voneinander Abstand zu halten. Ich ertappe
in diesem Jahr auf einmal so vertraut wird. Die mich dabei, dass ich, wenn ich Filme ansehe,
Krippe sagt uns: Auch in einem Leben, das wo sich Menschen zur Begrüßung die Hand
nicht nach unseren Plänen läuft, kann Gott geben oder sich gegenseitig gar Küsschen
dennoch unter uns Gestalt annehmen. Auch geben, einen Moment lang denke: „Was
wenn alle unsere Pläne sich zerschlagen, auch machen die denn da? Das dürfen die doch gar
wenn alle unsere Hoffnungen sich in Luft nicht!“ So sehr habe ich dieses Distanzieren
auflösen, auch wenn alles anders kommt als schon verinnerlicht. In diesem Jahr haben wir
geplant, so hat uns Gott doch nicht endgültig alle erlebt, was es bedeuten kann, wenn einem
verlassen. Das Glück tritt vielleicht auf eine Nähe nicht mehr durch körperliche Zeichen
ganz ungewohnte und unerwartete Weise in entgegen gebracht wird. Und ganz besonders
unser Leben, wir müssen nur sehen, dass in diejenigen unter uns, die allein leben, dürften
diesem schmutzigen Futtertrog das Gotteskind darunter besonders gelitten haben. Vielleicht
liegt. Und selbst wenn es uns alles nur düster haben sie sich manchmal ausgegrenzt und vom
und finster erscheint. Gott ist dennoch bei uns. gemeinsamen Leben abgeschnitten gefühlt.
Ihn hindert auch der Dreck nicht daran, in Corona-Einsamkeit wird in diesem Jahr sicher
diese Welt zu kommen. Auch wenn wir selbst für manche eine prägende Erfahrung gewesen
unser Leben nur noch als elend erleben: Es ist sein.
kein gottloses Leben. Interessanterweise sind es genau solche
Menschen, denen in der Weihnachtsgeschichte
Corona hat uns in diesem Jahr eine weitere die Engel erscheinen: Hirten. Wie die Krippe
Erfahrung aufgenötigt: Das Abstand-Halten und verbinden wir oft mit Hirten Vorstellungen von
social distancing. Es war viele Wochen lang Idylle. Aber die Hirten-Existenz war damals ein
und ist gegenwärtig nicht mehr möglich, Knochenjob, den nur diejenigen ausübten, die
Verwandte und Freunde zu besuchen, einander sonst keine andere Arbeit fanden: Draußen
in den Arm zu nehmen, Gemeinschaft zu schlafen ist bei Temperaturen um den
pflegen. Wir haben uns angewöhnt, Gefrierpunkt, die es im judäischen Bergland im
Winter durchaus haben kann, kein Vergnügen
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mehr. Und Wölfen, Hyänen und Luchsen Und noch ein letztes: Corona hat uns in diesem
gegenüber zu stehen, die hungrig nach Jahr nicht nur beschwerliche Erfahrungen
schwachen Schafen Ausschau halten, ist kein aufgenötigt, Corona hat auch viel Kreativität
Abenteuer sondern einfach nur gefährlich. Die und Solidarität provoziert. Was ist nicht alles
Hirten waren die Billiglohnkräfte der an neuen digitalen Projekten und besonderen
damaligen Zeit, die keinen Platz hatten in den Formen des Miteinanders entstanden. Nicht die
behaglichen Häusern der reichen. Sie hatten Corona-Leugner und die um ihrer persönliche
einen Platz draußen vor der Stadt. Freiheit Besorgten waren die prägenden
Genau diesen Hirten erscheinen die Engel und Gestalten dieses Jahres, sondern diejenigen
ihre Botschaft lautet: „Euch ist heute der die entweder in großer Treue ihre ganz
Heiland, der Retter geboren. Und ihr werdet normale Arbeit in Krankenhäusern, Schulen,
das Gotteskind daran erkennen, dass es in eine Arztpraxen, im Lebensmittelhandel oder den
Krippe liegt.“ Ein Gotteskind, das in der krippe anderen für das Allgemeinwohl wichtigen
liegt. Das heißt für die Hirten: „Gott wird Berufen vollbracht haben. Und dann
einer von uns.“ Gott ist uns nahe, und wenn diejenigen, die sich mit großer Kreativität um
wir noch so auf Abstand zu anderen sein ihre Nachbarn, um das kulturelle und soziale
müssen, wenn wir uns noch so einsam Leben bemüht haben und sich manch tolle
vorkommen mögen. Keinem von uns ist Gott Aktion ausgedacht haben – ich denke zum
fern – auch wenn es sich auf den ersten Blick Beispiel an die Lebensmitteltüten am Zaun für
nicht so anfühlen mag. Und daran können wir Obdachlose und Menschen in Armut, die so
uns erinnern in so Momenten, wo wir uns von Kontaktfrei das zum Leben Notwendige
allen guten Geistern verlassen fühlen, wo uns bekommen konnten. Viele Beispiele ließen sich
Einsamkeit überkommt: Gerade diesen Hirten hier noch nennen. Corona hat uns auch
draußen vor der Stadt, in der Dunkelheit und gezeigt: Wir leben alle davon, dass Menschen
Kälte der Nacht, gilt das „Fürchtet euch nicht nur ihre eigene Bedürfnisse sehen,
nicht!“. sondern sich auf den Weg machen, um anderen
beizustehen.

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Sich auf den Weg machen, mit den eigenen
Kompetenzen und Fähigkeiten nicht bei sich
selbst bleiben, sondern anderen damit dienen.
Das ist die Spur auf die uns die
Weihnachtsgeschichte locken will. Maria und
Josef, von denen ihre Bereitschaft erzählt
wird, sich auf diesen Weg mit Gott einzulassen
– trotz aller Ungewissheiten; die Hirten, die
nicht bei ihren Schafen bleiben, sondern sich
aufmachen und dann am Ende voll Freude allen
davon erzählen, was sie gesehen haben, die
sind die ersten Beispiele dafür.
Und die Beispiele aus diesem Corona-Jahr
machen uns deutlich: Es geschieht auch unter
uns, dass Menschen ihre eigenen Kreise
verlassen und etwas von dem weitergeben,
was ihnen selbst an Gutem geschenkt wurde.
Auch wir können das!

Corona – in allem Mühsamen und


Schrecklichen, was Corona auch bedeutet, hilft
es uns vielleicht auch besser verstehen, was
Weihnachten bedeutet. Auf jeden Fall sagt uns
Weihnachten in Corona-Zeiten: Wir können
auch in unserer Zeiten damit rechnen, dass
Gott mit uns ist und uns zuruft: „Fürchtet euch
nicht!“. Amen.
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