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„DIE WAHRHEIT

WIRD EUCH
FREI MACHEN"

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JESAJA . 26:2
,.Die Wahrheit wird euch frei machen"
1913 in Englisch veröffentlicht
19-16 in Deutsch veröffentlicht

WATCHTOWER BIBLE AND TRACT SOCIETY, INC.


International Bible Students Association
Brooklyn 1, N. Y., USA.

Erste Auflage in Englisch


EINE MILLION EXEMPLARE
„The Trnth Sha-ll Make Yon Free"-German

Made in the United St:1tcs of ,\mcrica


In den Vereinigten Staaten von Nordamerika hergestellt
gewidmet

,, Ein Gott der Wahrheit,


und ohne Trug,
gerecht und gerad ist er l" und
- 5. Mose 32: 4, (van Eß) -

„ Ich bin der Weg


und die Wahrheit
und das Leben."
- Johannes 14: 6 -
INHALT

Kapitel Seite
1. ,,Die ·wahrheit wird euch frei machen" 9
2. ,,Ein Gott der Wahrheit" ................ .......... 25
3. Geistsöhne Gottes ......... ..... .......... .... .. ........ 40
4. Die Erschaffung der Erde .............. .......... 54
5. Menschenseelen erschaffen ........ ........ ...... 69
6. Verlust der Freiheit .. ................... ............... 81
7. Befreiung verheißen .................................. 92
8. Der göttliche Auftrag aufgeschoben ...... 103
9. Verteidiger der Freiheit ............................ -114
10. Befreiung vorgeschattet ......... ................... 128
11. Die Zeitrechnung .... ..... .................. .... ......... 141
12. Feinde der Freiheit .............................. ...... 153
13. Der Bund für Freiheit ... .. ..... .... .................. 165
14. Erstgeburtsrecht der Freiheit ...... ............ 177
15. Eine freie Nation geboren ...................... 189
1G. Das Buch der Freiheit entsteht .. .. ............ 202
17. Eine königliche Theokratie ............ .......... 219
18. ,,Sieben Zeiten" .. ....... ............. ...................... 232
19. Der König der Freiheit erscheint ............ 243
20. Vom Tode zu Unsterblichkeit ........... ....... 257
21. Die Kirche freier Menschen .................... 269
22. ,,Die Zeit des Endes" .............. ... ... ............ 282
23. Wie der König kommt ... .. .. .. .. ... ........ ........ 294
24. Freiheitliebende Zeugen ............................ 306
25. .,Menschen guten Willens" ...................... 318
26. Der „Greuel der Verwüstung" .... ............ 329
27. Der Schlußkampf um die Freiheit .......... 343
28. Fürsten einer freien Erde ...... .. ................ 354
29. Die Tausendjal1rherrschaft ............ ........ .. 362
30. Freiheit schon jetzt! ...... ............................ 373
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,,DIE WAHRHEIT
WIRD EUCH FREI MACHEN"
1. KAPITEL

m
s WAR am 22. Tage des Monats
Ethanim, den die Römer Oktober
nannten. Große Volksmengen wogten
durch den Vorhof des Tempels zu
Jerusalem, der allem Volk offenstand.
Eben hatte man das siebentägige Fest der Ein"
sammlung, der Ernte, gefeiert, das fröhlichste Er"
eignis des Jahres für die Nation. Diese Feier
war ein freudiger Ausdruck der Überzeugung des
Volkes, daß es, wenigstens im kommenden Jahre,
frei von Mangel sei.
Heute zählte man den achten Tag. Das Volk
hatte seinen Heimweg noch nicht angetreten, sich
noch nicht zerstreut in ganz Palästina und andern
Provinzen des Römischen Reiches; denn dieser
achte Tag war ein weiterer Tag der Festversamm"
lung, ein Sabbat, an dem man sich von der Arbeit
enthielt, also ein Feiertag. Er wurde ,der letzte Tag,
der große Tag des Festes' genannt. An diesem Mor"
gen war einer der T empelpriester ausgezogen, ge"
folgt von einer jubelnden Menge, die Zweige von
Palmen und andern Bäumen . schwenkte, und hatte
Wasser aus der Quelle von Siloam geholt. Der gol"
dene Wasserkrug wurde unter den Zurufen der
Gottesanbeter und den Klängen von Zimbeln und
Trompeten in den T empelvorhof der Priester ge"
bracht und dann über den großen, kupfernen
Opferaltar ausgegossen. Die Zeremonie erinnerte
an die Zeit, da die Vorfahren vierzig Jahre lang in
der Wüste in Zelten gewohnt hatten und Gottes
10 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Wundermacht Wasser aus einem Kieselfelsen her•


vorströmen ließ, um das lechzende Volk zu er•
frischen. Mehr als dies: für die Landwirte nahte
nun die Zeit der Aussaat, und dadurch, daß ·m an
dem Gott, der jenes Wunder gewirkt hatte, Wasser
von Siloam darbrachte, erflehte man seinen Segen:
Regen auf die Saat. Die Jahreszeit für den Früh,
regen war gekommen. Das Volk blickte zu dem
großen Gott auf, der Regen spendet, mit dem
Wunsche, er möchte es vor Mangel bewahren.
Pontius Pilatus amtete damals als Landpfleger
der römischen Provinz Judäa. Während der großen
Feste dieser Judäer pflegte er als Prokurator von
Cäsarea am Mittelmeer nach Terusalem heraufzu,
kommen und dort zu residieren. Pilatus hatte seinen
Dienst in Judäa etwa sechs Jahre vorher, im Jahre
26 n. Chr. angetreten. Sein Familien::: oder Zuname
deutet an, daß er·von einem Manne abstammte, der
die Freiheit erkauft hatte und dein der pileZLs oder
die Freiheitsmütze verliehen worden war.
Pilatus kam vom Hause des Tiberius Cäsar, des
römischen Kaisers, um zehn Jahre lang zu regieren
und die Pax Romana in Palästina aufrechtzuerhalten.
Er hatte wenig Verständnis .für die Juden. Sie schie:::
nen sich zwar unter ihm der Religionsfreiheit zu er:::
freuen, doch ging dies nicht ohne Kampf ab, denn
Pilatus stritt fast ständig mit ihnen. Folglich waren
sie gar nicht frei von Furcht. Sie vergaßen nicht,
wie Pilatus gleich bei Beginn seiner Verwaltung
das Hauptquartier seiner Armee von Cäsarea nach
Jerusalem verlegt hatte. Natürlich hatten die Sol.
daten damals ihre Kaiserbilder mitgenommen und
sie in die heilige Stadt gebracht, deren Gott seinem
Volke den Befehl gegeben hatte: ,,Du sollst dir
kein geschnitztes Bild machen, noch irgend ein
„DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN" 11

Gleichnis dessen, was oben im Himmel, und was


unten auf der Erde, und was in den Wassern unter
der Erde ist. Du sollst dich nicht vor ihnen nieder:::
beugen und ihnen nicht dienen." 1 Vorsichtigerweise
nahmen die Soldaten nachts ihre Felcfzeichen herein.
Kein früherer Landpfleger hatte so etwas ver:::
sucht, da solches für die Juden eine Entweihung der
heiligen Stadt bedeutete. Ihr Zorn, ihre Entrüstung
war groß, als sie diese Flaggen oder Bildstandarten
inmitten von Jerusalem erblickten. In großen Men:::
gen strömten sie zu Pilatus herab, der damals in
Cäsarea weilte, und flehten ihn an, die Bilder zu
entfernen. Am fünften Tage der Verhandlungen
kommandierte Pilatus hinterlistig Soldaten an ge:::
heime Posten. Auf ein verabredetes Zeichen ließ
er die jüdischen Bittsteller umzingeln, um sie zu
töten, sofern sie mit ihren Gesuchen nicht Schluß
machen wollten. Dies festigte sie aber nur noch in
ihrem Entschluß . Sie erklärten sich bereit, lieber zu
sterben, als einem solch götzendienerischen Vor:::
gehen, einem solchen Eingriff in das heilige Gebiet
der Gottesanbetung nachzugeben. Erst dann gab
Pilatus nach und befahl, die Feldzeichen aus Jeru:::
salem wegzuschaff en und nach Cäsarea zurückzu:::
bringen. Später aber ließ er Schilde mit Inschriften
in Jerusalem aufhängen; doch wurden schließlich
auf direkte Verfügung des Kaisers Tiberius diese
Dinge, die man als Entweihung empfand, aus der
Stadt entfernt. Diese und andere unweise Hand:::
lungen machten sich im Ringen um die freie Gottes"
anbetung nach den Vorschriften des jüdischen Ge:::
wissens schmerzlich bemerkbar. Ständige Wach::i
samkeit war der Preis ihres Unbeflecktbleibens.

1 Aus 2. Mose 20: 4, 5, Elberfelder übersetzung der


Heiligen Schrift.
12 „DIE WAHRHEIT WffiD EUCH FREI MACHEN"

Nun war eine weitere Störung entstanden, und


zwar aus ihren eigenen Reihen. Plötzlich war ein
Mann von Galiläa auf den Plan getreten, ,,ein N aza~
rener", wie sie ihn nannten. Deswegen verachteten
ihn die Religionsführer, die heiliger als andere sein
wollten. Es war bekannt, daß er im Jordan getauft
worden war, und man wähnte, er habe sich dadurch
als Sünder bekannt. Drei Jahre lang war er in
Palästina umhergezogen, war von Ort zu Ort
gegangen und hatte in den Synagogen, in den W oh~
nungen der Menschen, auf den Bergen, am Seege~
stade und im Tempel gepredigt und gelehrt. Und
gerade heute weilte er im Tempel.
Die ganze Nation befand sich in religiöser
\Wallung. Dieser ungewöhnliche Mann aus dem
,,Galiläa der Nationen" war zugunsten der reinen,
lauteren Gottesanbetung aufgetreten, die nicht
nur rein sein sollte von heidnischen Befleckungen,
zum Beispiel von Bildstandarten und beschrifteten
Schilden, sondern auch rein von aller Religion.
Er hatte gegen die Religionsbräuche der jüdischen
Altesten, der Schriftgelehrten, Leviten, Priester,
Sadduzäer und Pharisäer Einspruch erhoben. Eine
Anzahl aus ihren Reihen waren Glieder des Syne~
driums oder Sanhedrins, des höchsten Gerichts,
das Macht über die Juden besaß, die nur durch den
römischen Landpfleger begrenzt war. Diese Männer
von hohem Rang standen streng für das ein, was
einer von ihnen „die Religion der Juden" oder „das
Judentum" nannte. Ständig hielten sie Ausschau
nach falschen Propheten, die zur Untersuchung vor
den Sanhedrin gezogen werden sollten.
Zu diesem wunderwirkenden Prediger aus Ga~
liläa kam eines Tages eine Anzahl Schriftgelehrter
und Pharisäer von Jerusalem und stellte ihm die
Frage: ,,Warum übertreten deine Jünger die
„DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN" 13

Satzungen (Überlieferungen, Elberf. B.) der Alten?


Denn sie waschen ihre Hände nicht, wenn sie
essen." Darauf erwiderte er: ,,Warum übertretet ihr
das Gebot Gottes um eurer Satzungen (Oberlie"
ferung, Elberf. B.) willen? Denn Gott hat gebo"
ten: Du sollst Vater und Mutter ehren; und: Wer
Vater oder Mutter lästert, der soll des Todes ster"
ben. Ihr aber sprechet: Wer zu Vater oder Mutter
sagt: Dieses ist dem Tempel bestimmt, womit ich
dir helfen könnte, der braucht nicht seinen Vater
oder seine Mutter zu ehren. So habt ihr das Gebot
Gottes durch eure Satzungen entkräftet." Darauf
wagte es dieser Galiläer, sie religiöse Heuchler zu
nennen und einen Vers Jesajas, des Propheten
Gottes, auf sie anzuwenden, indem er sagte: ,,Ihr
Heuchler! von euch hat Jesajas sehr treffend ge"
weissagt, wenn er spricht: Dieses Volk ehret mich
mit den Lippen; sein Herz aber ist weit von mir
entfernt. Vergeblich verehren sie mich; denn ihre
Lehren sind nur Menschenlehren und Menschen" ,
gebote." 1
Bei einer andern Gelegenheit lehrte dieser Gali"
läer das Volk öffentlich von einem Bergabhange
aus und beleuchtete die Religion und ihre weit und
breit bekanntgemachten Werke der Wohltätigkeit,
ihre selbstauferlegten Fasten und andere ihrer
Schaustellungen. Er sagte: ,,Hab et acht, daß ihr
euer Almosen nicht gebet vor den "Menschen (Ach"
tet wohl darauf, daß ihr nicht vor den Leuten Gutes
tut, van Eß) um von ihnen gesehen zu werden;
[sonst] habt ihr keinen Lohn bei eurem Vater, der
in den Himmeln ist. Wenn du nun Almosen gibst
(Wohltätigkeit übst, Schmoller), sollst du nicht vor
dir her posaunen lassen, wie die Heuchler tun in
1 Aus Matthäus 15: 2-9, van Eß.
14 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

den Synagogen und auf den Straßen, damit sie von


den Menschen geehrt werden. Wahrlich, ich sage
euch, sie haben ihren Lohn dahin. Du aber, wenn
du Almosen gibst [Wohltätigkeit übst], so laß
deine Linke nicht wissen, was deine Rechte tut;
damit dein Almosen [deine Wohltätigkeit] im V er•
borgenen sei, und dein Vater, der im Verborgenen
sieht, wird dir vergelten."
„Und wenn du betest, sollst du nicht sein wie
die Heuchler; denn sie lieben es, in den Synagogen
und an den Ecken der Straßen stehend zu beten,
damit sie von den Menschen gesehen werden.
Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn da•
hin. Du aber, wenn du betest, so geh in deine
Kammer und, nachdem du deine Tür geschlossen
hast, bete zu deinem Vater, der im Verborgenen
ist, und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird
dir vergelten. Wenn ihr aber betet, sollt ihr nicht
plappern wie die von den Nationen; denn sie mei•
nen, daß sie um ihres vielen Redens willen werden
erhört werden. Seid ihnen nun nicht gleich; denn
euer. Vater weiß, was ihr bedürf et, ehe ihr ihn
bittet ... "
,,\Y/ enn ihr aber fastet, so sehet nicht düster
(trübsinnig, Schlauer) aus wie die Heuchler; denn
sie verstellen ihre Angesichter, damit sie den Men•
sehen als Fastende erscheinen. \X' ahrlich, ich sage
euch, sie haben ihren Lohn dahin. Du aber, wenn
du fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein
Angesicht, damit du nicht den Menschen als ein
Fastender erscheinest, sondern deinem Vater, der
im Verborgenen ist; und dein Vater, der im Ver,
borgenen sieht, wird dir vergelten." 1

1 Aus Matthäus 6: 1-18, Elberfelder B.


„DIE WAHRHEIT WffiD EUCH FREI MACHEN" 15

Diese Rede war für die Hohenpriester, Schrift:::


gelehrten und Pharisäer von Jerusalem und die
Glieder ihres höchsten Gerichts bestimmt anfo
religiös. Für sie bedeutete es ein irreligiöses Beneh:::
men, wenn dieser Galiläer am Ruhetag der Woche,
am Sabbat, durch seine Wundertaten die kranken,
leidenden Menschen heilte. Das allgemeine Volk
hörte ihn gerne. Das versetzte die Religionsführer
in Unruhe und brachte sie um ihr Freisein von
Furcht, und dies um so mehr, als das Volk diesen
umherziehenden Lehrer schließlich als einen Pro:::
pheten Gottes ansah. Die Frage erhob sich nun
und wurde öffentlich besprochen, ob dies vielleicht
der mächtige Fürst sei, dessen Kommen vorausge:::
sagt war, der Messias, den griechischsprechende
Juden zu jener Zeit „Christus" nannten. Man
hoffte, daß der Messias oder Christus die Anbeter
des Höchsten vom römischen Joch befreie. Er sollte
das Reich Gottes aufrichten, das für Männer und
Frauen aller Nationen, der Heiden, ein Segen wäre
und eine freie „Welt ohne Ende" einführen würde.
Heute, an dem „großen Tage des Festes", hörte
man, wie die Leute, die dem im Tempel lehrenden
Galiläer lauschten, untereinander redeten. Einige
sprachen : ,, Dieser ist wahrhaftig der Prophet",
nämlich der Prophet, der nach Mose auf stehen
und Mose gleich sein . sollte. Andere sagten :
„Dieser ist der Christus" .1
Die Religionsführer begannen zu denken, Rede:::
freiheit sei nichts für diesen kühnen jungen
Mann, der ,noch nicht fünfzig Jahre' zählte, son:::
dem tatsächlich erst dreiunddreißig Jahre alt war.
Sie wünschten ihn zu töten, fürchteten sich aber vor
dem Volke, Hand an ihn zu legen. Und wie ver:::
1 Aus Johannes 7: 26, 37, 40, 41, Elberfelder B.
16 „DIE WAHRHEIT WffiD EUCH FREI MACHEN"

achteten sie das Volk, daß es ihm lauschte 1 Sie


nannten es am ha-arets (Volk der Erde) und sagten,
es sei einer Auferstehung zum ewigen Leben un,
würdig. An jenem Tage, da der Galiläer das Volk
belehrte, sprachen sie: ,,Diese Volksmenge aber,
die das Gesetz nicht kennt, sie ist verflucht." So
sandten denn die Hauptpriester und Pharisäer Ge,
setzeshüter aus, um ihn im Tempel zu verhaften
und seinem öffentlichen Predigen Einhalt zu tun.
Die Beamten waren redlicher als ihre religiösen
Diktatoren und kehrten ohne den Prediger zurück.
Um den Grund befragt, erwiderten sie: ,,Niemals
hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch."
„Dieser Mensch" bat weder die politischen noch
die religiösen Herrscher um das Recht der Rede,
freiheit, damit er die Botschaft, die er verkündete,
predigen könnte. Er besaß dieses Recht bereits,
weil es ihm von dem Einen gegeben worden war,
der ihn hingesandt hatte, ,,das Reich der Himmel' '
zu predigen und zu lehren. Dieser Eine war, wie er
sagte, sein Vater droben. Niemand war daher be,
fugt, sein Recht der Redefreiheit für das Königreich
anzutasten. Und Furcht vor dem Tode? - er hatte
keine; denn er sprach: ,,Wenn ihr den Sohn des
Menschen erhöht haben werdet, dann werdet ihr
erkennen, daß ich es bin, und daß ich nichts von
mir selbst tue, sondern wie der Vater mich gelehrt
hat, das rede ich. Und der mich gesandt hat, ist
mit mir." 1
Warum sprach dieser Galiläer so kühn, wes•
halb hatte er so gar keine Furcht vor den Religio,
nisten, die ihn durch den Pöbel zu überfallen, ihn
festzunehmen und zu töten suchten? Dort steht er
und spricht im Tempel zu den an ihn Glaubenden.
1 Aus Johannes 7: 32, 45-49; ferner Johannes 8: 28, 29.
„DIE WAHRHEIT WffiD EUCH FREI MACHEN" 17

Höret ihn 1 Vernehmet seine eigene Antwort auf die


obige Frage: ,,Wenri ihr in meinem Worte bleibet,
so seid ihr wahrhaft meine Jünger; und ihr werdet
die Wahrheit erkennen, und DIE WAHRHEIT
WIRD EUCH FREI MACHEN."
Hier finden wir das Geheimnis für den Mut des
Galiläers, so deutlich gegen Religion und religiöse
Heuchler und ihre Sünden zu sprechen. Er besaß
die Wahrheit und wußte es. Unnachgiebig redete
er die Wahrheit im Interesse der Freiheit des Vol•
kes. Er erkannte, daß sich die Religionsführer und
ihre Handlanger in einer schlimmeren Knecht-
schaft befanden, als sie dies erkannten: in derje,
nigen ihres schlimmsten Widersachers, des Teufels.
Einige dieser Religionisten erhoben Einspruch und
sagten, sie seien der Same oder die Nachkommen
des treuen Patriarchen Abraham und wären daher
keineswegs in Knechtschaft; wie könnte daher der
Galiläer s i e frei machen?
Der Galiläer erwiderte: ,, Wahrlich, wahrlich,
ich sage euch: l eder, der die Sünde tut, ist der
Sünde Knecht ... Wenn nun der Sohn euch frei
machen wird, so werdet ihr wirklich frei sein. Ich
weiß, daß ihr Abrahams Same seid; aber ihr suchet
mich zu töten , weil mein Wort nicht Raum in euch
findet. Ich rede, was ich bei meinem Vater gesehen
habe, und ihr nun tut, was ihr von eurem Vater
gehört habt . ... Ihr tut die Werke eures Vaters."
Darauf verleumdeten die selbstgerechten Religio•
nisten die Geburt des Galiläers und sprachen: ,,Wir
sind nicht durch Hurerei geboren; wir haben einen
Vater, Gott." Sie glaubten an die „Vaterschaft
Gottes", wenigstens für ihr Volk von all den
Nationen.
Wer· hatte es nötiger, die Wahrheit zu erfahren,
als sie, um einzusehen, wie geknechtet sie waren
18 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

und den Weg zur Freiheit zu erkennen? Deshalb


sagte der Galiläer, der }esns genannt wurde, zu den
Religionisten: ,,Wenn Gott euer Vater wäre, so
würdet ihr mich lieben, denn ich bin von Gott aus~
gegangen und gekommen; denn ich bin auch nicht
von mir selbst gekommen, sondern er hat mich ge~
sandt. Warum verstehet ihr meine Sprache nicht?
Weil ihr mein Wort nicht hören könnt. Ihr seid
aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures
Vaters wollt ihr tun. Jener war ein Menschenmör~
der von Anfang und ist in der Wahrheit nicht be~
standen, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er
die Lüge redet, so redet er aus seinem eigenen, denn
er ist ein Lügner und der Vater derselben. Weil
ich aber die Wahrheit sage, glaubet ihr mir nicht."
Jesus war weder der Knecht der Sünde noch des
Teufels und seiner Lügen; Jesus war frei. Daher
fragte er: ,,Wer von euch überführt mich der
Sünde? Wenn ich die Wahrheit sage, warum glau~
bet ihr mir nicht? Wer aus Gott ist, hört die Worte
Gottes. Darum häret ihr nicht, weil ihr nicht aus
Gott seid." Folglich waren sie nicht frei von der
Verblendung durch den Vater der Lügen, sondern
waren durch seinen Mordgeist gebunden.
Erbost über die Wahrheit aus dem Munde
dieses einen Menschen, der ohne jede Furcht sprach,
beschuldigten ihn die Religionisten, einen Dämon
zu haben und dessen Knecht zu sein. ,,Jesus ant~
wortete: Ich habe keinen Dämon, sondern ich ehre
meinen Vater, und ihr verunehret mich. Ich aber
suche nicht meine Ehre: es ist einer, der sie sucht,
und der richtet. \X! ahrlich, wahrlich, ich sage euch:
Wenn jemand mein Wort bewahren wird, so wird
er den Tod nicht sehen ewiglich."
Dieses Wort ist beachtenswert; denn hier wird
ewiges Freisein vom Tode durch das Bewahren des
„ DIE WAHRHEIT wmo EUCH FREI MACHEN" 19

Wortes der Wahrheit verheißen. Gibt es gläubige,


jetzt auf Erden lebende Me~schen, welche die buch?
stäbliche Erfüllung dieser Verheißung erfahren
werden? Die Religionisten, die Jesus anhörten „ ver?
warfen die Wahrheit seines Zeugnisses über ihn
selbst und seinen Vater. ,,Da hoben sie Steine auf,
damit sie auf ihn würfen. Jesus aber verbarg sich
und ging aus dem Tempel hinaus." Sie machten
ihre Sünde des Unglaubens gegenüber der Wahr:::
heit noch größer durch ihren teuflischen Mordver:::
such. Bald starben sie in ihrer willentlichen Knecht:::
schaft, wie Jesus es ihnen ,r.ogekündet hatte :
„Daher sagte ich euch, daß ihr in euren Sünden
sterben werdet; denn wenn ihr nicht glauben wer„
det, daß ich es bin, so werdet ihr in euren Sünden
sterben." 1
1 Aus Johannes 8: 24-59, Elberfelder B.
20 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

\Vas ist Wahrheit?

Heute, neunzehnhundert Jahre nach dem Aus~


spruche: ,,Die Wahrheit wird euch frei machen",
ist die Welt nicht frei. Wer könnte ehrlich behaup:1
ten, daß sie es ist? Gerade die Tatsache, daß in den
1940 er Jahren Politiker der „ Cluistenheit" eine
Erklärung an die \V elt abgaben, worin sie die so:1
genannten „Vier Freiheiten" garantieren, ist ein
glattes Zugeständnis, daß die Völker und Nationen
nicht frei sind. Trotzdem behauptet die „Christen"
heit" - die laut ihrem Bekenntnis zum Namen
„Christi" frei sein sollte -, im Worte Jesu geblie:s
ben und ihm in Wahrheit nachgefolgt zu sein. Die
T atsachet) strafen ihre Behauptung Lügen. Statt
daß die „Christenheit" die Wahrheit kennte, ist sie
zu einem Labyrinth von Religionen, katholischen,
protestantischen, jüdischen und heidnischen und
zu einem Wirrwarr politischer Systeme von demo:1
kratischer und totalitärer Art geworden. Alle tasten
nun im Dunkeln furchtvoll nach einer interreligiö:1
sen und internationalen Einrichtung, wodurch sie
alle · weiterbestehen und zusammen vorwärts"
kommen könnten.
Dieser ernste, mißliche Zustand der „Christen::s
heit'' ist eine Anklage dafür, daß ihre politischen
und religiösen Führer während der sechzehn J ahr::s
hunderte ihres Bestehens bis jetzt nicht im \X' orte
J esu geblieben und nicht seine '"'ahren Jünger ge::s
wesen .sind. Heute erfüllen sich in der „Christen:s
,heit" die Worte des ehemaligen Propheten: ,,Nie::s
mand ruft Gerechtigkeit aus, und niemand rechtet
in Treue (keiner, der nach der \Vahrheit richtet,
Allioli); man vertraut auf Nichtigkeit und redet
Falschheit; man ist schwanger mit Mühsal und ge::s
biert Unheil ... Und das Recht ist zurückgedrängt,
„DIE WAHRHEIT wmo EUCH FREI MACHEN" 21

und die Gerechtigkeit steht von ferne; denn die


Wahrheit ist gestrauchelt auf dem Markte, und die
Geradheit findet keinen Einlaß. Und die Wahrheit
wird vermißt; und wer das Böse meidet, setzt sich
der Beraubung aus. Und Jehova sah es, und es war
böse in seinen Augen, daß kein Recht vorhanden
war." 1
Was alle Menschen, die Leben in der freien
Welt ersehnen, ·am dringendsten brauchen, ist die
Wahrheit. Wer den Worten eines Menschen folgt,
der nur seine eigene Weisheit spricht, wird ein
Jünger dieses Menschen und gerät aber auch in
Knechtschaft. Anders aber verhält es sich beim
Worte J esu. Wenn wir ·in seinem Worte bleiben,
so macht uns dieses frei als seine Jünger, die die
Wahrheit erkennen; denn sein Wort stammt nicht
von jemand, der bloß menschlichen Ursprungs ist
oder nur menschliche Weisheit besitzt. Jesus bat
seine Zuhörer, aufrichtig zu untersuchen, wer er
und sein Vater in Wirklichkeit seien, und sie anzu~
erkennen. Warum? Weil, laut seinen Worten, ,dies
das ewige Leben ist, daß sie dich, den allein wahren
Gott, und den du gesandt hast, J esum Christum,
erkennen.' 2 Diese Wahrheit widerhallt aus dem
Munde eines seiner Jünger, der geschrieben hat:
„Dieser ist der wahrhaftige Gott und [das] ewige
Leben.'' 8
Jesus blieb bei dem Worte, das er predigte, weil
es die Wahrheit war. Er wurde schließlich von
Religionisten festgenommen, in Gewahrsam gehal~
ten, beschimpft, verspottet, falsch angeklagt und
dann an den Stamm geschlagen, wo er sein Leben
aushauchte. Aber er starb als freier Mann. Er starb,

1 Aus Jesaja 59: 4, 14, 15.


2 Aus Johannes 17: 3 und a aus 1. Johannes 5: 20.
22 „DIE WAHRHEIT WffiD EUCH FREI MACHEN"

weil er nicht gewillt war, sich mit den Mächten zu


verteidigen, die ihm zu Gebote standen. Er ließ sich
töten, weil er wußte, daß aus seinem Tode mehr
Segen erwüchse, als aus einem Kampfe um weiteres
Leben im Fleische. Er starb, weil den Interessen
der Wahrheit über ihn selbst und seinen Vater
besser gedient war, wenn er unschuldigerweise den
Tod erlitt, als wenn er als Mensch weiterlebte.
Gleichwie die Wahrheit nicht für immer unter"
drückt werden kann, so konnte auch dieser treue
Wahrheitsverkündiger nicht dauernd in Todes:=
banden bleiben; denn sein Vater befreite ihn zur
bestimmten Zeit und führte ihn in eine Freiheit
hinein, die soweit ging, wie das Universum selbst,
und wo er ,den Tod nicht sehen sollte ewiglich'.
Was ist sein Wort oder seine Lehre, in der wir
bleiben müssen, um seine Jünger zu sein, die Wahr::
heit zu erkennen und frei zu werden? Um sein
Wort zu finden, können wir uns nicht an die vielen
sich widersprechenden Religionen wenden; denn
er sagte den Religionausübenden, sie hätten sich
schuldig gemacht, ,das \v' ort Gottes durch ihre
übedief erungen zu entkräften'. Danach töteten ihn
die Religionisten, weil sein Wort nicht Raum in
ihnen fand. Jesus leh1ie nicht wie die Religionisten,
die sich auf menschliche Autoritäten und T radi::
tionen religiöser Menschen beriefen. Daher „er-
staunten die Volksmengen sehr über seine Lehre;
denn er lehrte sie wie einer, der Gewalt hat, und
nicht wie ihre Schriftgelehrten." 1
Jesus offenbarte den Quell seines Wortes der
Wahrheit. Er sprach: ,,Meine Lehre ist nicht mein,
sondern dessen, der mich gesandt hat. Wenn je.-

1Laut Markus 7:1-13 und Johannes 8:43,45,47, und


Matthäus 7: 28, 29.
„DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN" 23

mand seinen Willen tun will, so wird er von der


Lehre wissen, ob sie aus Gott ist, oder ob ich aus
mir selbst rede." Zu seinen Jüngern persönlich
sagte er: ,,Das Wort, welches ihr höret, ist nicht
mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat."
Indem er darauf gemeinsam mit seinen Jüngern
betete, sprach er zum Vater: ,.Heilige sie durch die
Wahrheit: dein Wort ist Wahrheit." 1
Das geschriebene Wort seines Vaters ist die
Wahrheit; darum zitierte Jesus es immer wieder
als Autorität und Wegleitung .für sein irdisches
Leben. Wenn wir in seinem Worte bleiben und
seine Jünger sein möchten, müssen wir uns eben"
falls zum Wort der Wahrheit seines Vaters hin"
wenden. Dann werden wir die Wahrheit erkennen
und freigemacht werden mit einer von Gott ge"
gebenen Freiheit, die uns keine Menschen" und
Teufelsmächte rauben können. Um ewiges Leben
zu finden, müssen wir in Wahrheit ,den einzig
wahren Gott und Jesus Christus, den er gesandt
hat,' erkennen. Diese Erkenntnis können wir uns
nur aus dem geschriebenen Worte Gottes richtig
aneignen. Die Wahrheitssuchenden und Freiheit"
liebenden werden durch dieses Wort angewiesen:
„Kaufe Wahrheit und verkaufe sie nicht, Weisheit
und Unterweisung und Verstand." ,,Habe ich dir
nicht Vortreffliches aufgeschrieben an Ratschlägen
und Erkenntnis, um dir kundzutun die Richtschnur
der Worte der Wahrheit: damit du denen, die dich
senden, Worte zurückbringest, welche Wahrheit
sind?" 2
Man muß die Wahrheit auf Kosten seiner ei"
genen Zeit und Mühe „kaufen", die man darauf

t Zitate aus Johannes 7: 16, 17; 14: 24; 17: 17.


2 Aus Sprüche 23: 23; 22: 20 21.
24 „DIE WAHRHEIT wmD EUCH FREI MACHEN"

verwendet, Gottes geschriebenes Wort zu durch~


forschen, und dies ohne religiöse Voreingenommen-
heit und Vorurteil. Wer anders handelt, gleicht den
religiösen Führern, die „immerdar lernen und nie"
mals zur Erkenntnis der Wahrheit kommen kön"
nen." Gottes Anweisung durch e~nen treuen Jünger
Jesu, der in seinem Worte blieb und zur Erkennt"
nis der \Vahrheit kam, lautet wie folgt: ,,Befleißige
dich (studiere, engl. Bibel), dich selbst Gott be"
währt darzustellen als einen Arbeiter, der sich
nicht zu schämen h :lt, der das Wort der Wahrheit
recht teilt."
Um uns so instand zu setzen, die Wahrheit zu
kaufen und dann darin zu bleiben und ,sie nicht zu
verkaufen', wird dieses Buch veröffentlicht. In all
den Betrachtungen der folgenden Seiten bleibt dieses
Buch ,in Seinem Worte'; und zur Unterstützung
der Wahrheit werden die entsprechenden Schrift„
texte aus der katholischen Allioli- und van Eß-über"
setzung angeführt, ferner aus der Luther-, Schlachter-,
Menge- und revidierten Zürcher Bibel und - da,
wo keine Übersetzung angegeben ist - besonders
aus der Elberfelder Bibel. Bei jedem so angeführten
Bibeltext wird zuerst das besondere Buch der
Heiligen Schrift angegeben, dann das betreffende
Kapitel und darauf der Vers oder die Verse; zum
Beispiel: 2. Timotheus 3: 7 und 2. Timotheus 2: 15
für die beiden Bibeltexte, die im obigen Abschnitt
angeführt werden. Des .Menschen lebenswichtigstes,
hauptsächlichstes Studium ist Gott und sein Vor"
haben. Damit beginnt also richtigerweise unsere
Betrachtung.
2. KAPITEL

,,EIN GOTT DER WAHRHEIT"

m CHLAGE einmal deine Bibel auf und


lies in ihrem ersten Buche, ,,1. Mose"
genannt, den ersten Vers. Es kommt
nicht darauf an, ob du die katholische
Allioli-Obersetzung, die jüdische Leeser-
Wiedergabe (in Englisch) oder die protestantischen
Übersetzungen verwendest, sei es nun die Luther-
oder die Elb'erfelder Bibel. Sie geben alle dieselben
hebräischen Anfangsworte der Urbibel, B'reshith'
bara Elohim', auf dieselbe Weise wieder: ,,Im An"
fang schuf Gott."
Diese inspirierten Worte hat Gott an den
Anfang gesetzt. Sie beginnen nicht mit der Frage:
,,Gibt es einen Gott?", wie weltliche Wissen:::
schaftler sie stellen; denn wenn man alles in Be:::
tracht zieht, so ist diese Frage töricht". ,,Der Tor
spricht in seinem Herzen: Es ist kein Gott 1 Sie
haben verderbt gehandelt und haben abscheulich
das Unrecht geübt; da ist keiner, der Gutes tue.
Gott hat vom Himmel herniedergeschaut auf die
Menschenkinder, um zu sehen, ob ein Verständiger
da sei, einer, der Gott suche." (Psalm 53: 1, 2)
Die Handlungsweise derer, die Gottes Dasein
leugnen oder anzweifeln und das Ergebnis solchen
Handelns beweist, daß sie Toren sind. Sie ver:::
neinen die Hauptwahrheit und befinden sich in
der Knechtschaft des Irrtums, und das führt zum
Verderben. Um von diesem tödlichen Irrtum frei
zu werden und zum großen Geber des Lebens und
der Wahrheit zu kommen, muß man glauben, daß
26 „DIE WAHRHEIT WffiD EUCH FREI MACHEN"

Gott ist. Dafür gibt es unzählige Beweise. ,,Ohne


Glauben aber ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen;
denn wer Gott naht, muß glauben, daß er ist, und
denen, die ihn suchen, ein Belohner ist." (Hebräer
11: 6) ,,Die Furcht Jehovas ist der Erkenntnis An,
fang; die Narren verachten Weisheit und Unter•
weisung." ,,Die Furcht Jehovas ist ein Born des
Lebens, um zu entgehen den Fallstricken des
Todes." - Sprüche 1: 7; 14: 27.
Er ist ein „Gott der Wahrheit". Es ist „un„
möglich, daß Gott lügen sollte", und „er kann
sich selbst nicht verleugnen". Daher beginnt er
sein inspiriertes Buch in 1. Mose mit der augen•
fälligen Wahrheit, daß Gott ist: ,;Im Anfang
schuf Gott." Dies besagt nicht, Gott habe einen
Anfang gehabt, sondern bedeutet, daß er der Ur:::
heber alles Bestehenden ist. Er ist der Schöpfer,
der Ursprung aller Schöpfung. Der Mann, den Gott
dazu inspirierte, das erste Buch Mose zu verfassen,
hat ferner geschrieben: ,,Ehe geboren waren die
Berge, und du die Erde und den Erdkreis erschaffen
hattest - ja, von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du
Gott:" - Psalm 90: 2.
Es ist unmöglich, daß der niedrige .Mensch mit
seinen begrenzten Kräften, der nicht einmal den
geheimnisvollen Wunderwerken Gottes, zu denen
er selbst gehört, auf den Grund schauen kann,
Gottes ewiges Dasein zu ergründen vermag. ,,Denn
meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und
eure Wege sind nicht meine Wege, ·spricht Jehova.
Denn wie der Himmel höher ist als die Erde, so
sind meine Wege höher als eure Wege und meine
Gedanken als eure Gedanken." (Jesaja 55: 8, 9)
Da Gott keinen Anfang hat, ist er, der Sehopfer,
daher der eine und einzige Seiende. Er ist der
Höchste. ,,Der allein Unsterblichkeit hat, der ein
.,EIN GOTT DER WAHRHEIT" 27

unzugängliches Licht bewohnt, den keiner der


Menschen gesehen hat noch sehen kann, welchem
Ehre sei und ewige Macht 1 Amen." - 1. Timo"
theus 6: 16.
Es gab eine Zeit, da Gott mit dem Erschaffen
begann. Vorher war er unermeßliche Zeit im Uni"
versum allein. Er war aber nicht einsam; denn er
ist vollkommen, in sich selbst vollständig. Seine
Freude hängt daher ganz und gar nicht von Ge"
schöpfen ab, obwohl er Wohlgefallen hat, seine
unbegrenzte Schöpfermacht auszuüben. Die ihn
anbeten, sagen in Wahrheit und voller Bewunde"
rung: ,,Du bist würdig, o unser Herr und unser
Gott, zu nehmen die Herrlichkeit und die Ehre
und die Macht; denn du hast alle Dinge erschaffen,
und deines Willens wegen waren sie und sind sie
erschaffen worden." - Offenbarung 4: 11.
Nie gab es eine Zeit, da im Weltall ein Chaos
herrschte, das heißt formlose, ungeordnete, wirre
Verhältnisse. Nur die heidnische, griechische Myd
thologie behauptet, Chaos sei der älteste der Götter.
Gottes Wort der Wahrheit weist auf die Torheit
eines solchen Gedankens der heidnischen Wissen"
schaft hin und sagt: ,,Gott ist nicht der Urheber
von Verwirrung, sondern von Frieden." ( engl. B.)
„Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern
des Friedens." (1. Korinther 14: 33) Gott schuf
nicht Ordnung aus dem Chaos, weil niemals bei
dem ,,lebendigen und wahren Gott" ein Chaos
bestand. Das Universum befand sich nie außer"
halb seiner Gewalt. Zur Zeit, da er als einziger
Bewohner des Weltalls und der Ewigkeit mit dem
Erschaffen begann, ging er ordnungsmäßig vor.
Seine Schöpfungswerke, seien es plötzliche oder
fortschreitende, gingen nach seiner Anordnung und
gemäß den Gesetzen vor sich, die er zu ihrer V oll" ·
28 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

endung festgesetzt hatte. Nichts kann sich seiner


Herrschaft und Macht entziehen.
Zum unleugbaren Beweise seines Daseins, seiner
Oberhoheit, seiner unerforschlichen Weisheit und
Allmacht lenkt Gott die Aufmerksamkeit des Men•
sehen auf die Werke, die er im Himmel, auf Erden
und im Meere sehen kann und die in Gang waren,
ehe der Mensch auf Erden erschien, und die weiter•
hin ohne Menschenhilfe in Aktion sind, die aber
zu erklären oder zu beherrschen über Menschen•
macht geht. - Man lese die Kapitel 38 bis 41
des Buches Hiob.
Der einsichtsvolle Mensch, der solche Werke
göttlicher Macht und Intelligenz bewundert, ruft
aus: ,,Mit dem Gehör des Ohres hatte ich von dir
gehört, aber nun hat mein Auge dich gesehen.
Darum verabscheue ich mich und bereue in Staub
und Asche." Ein solcher Mensch erfaßt die inspi,
rierten Worte des Psalmisten: ,,\XI enn ich anschaue
deinen Himmel, deiner Finger Werk, den Mond
und die Sterne, die du bereitet hast: Was ist der
Mensch, daß du sein gedenkst, und des Menschen
Sohn; daß du auf ihn achthast?" (Hiob 42: 5, 6;
Psalm 8: 3, 4) Einem solch ehrlichen Menschen
bezeugen die Himmel, trotz ihrem Schweigen, daß
Gott ist und daß er herrlich ist: ,,Die Himmel
erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Aus,
dehnung verkündet seiner Hände \XI erk. Ein Tag
berichtet es dem anderen, und eine Nacht meldet der
anderen die Kunde davon. Keine Rede und keine
Worte, doch gehört wird ihre Stimme (hören kann
man ihren Laut nicht, Schmoller). Ihre Meßschnur
geht aus über die ganze Erde, und bis an das Ende
des Erdkreises ihre \XI orte; er hat der Sonne in
ihnen ein Zelt gesetzt ... ; und nichts ist vor ihrer
Glut verborgen." - Psalm 19: 1-6, Fußnote.
.,EIN GO'TT DER WAHRHEIT" 29

Der Allmächtige ist Gott. Zu denen, die sich


gegen diese Wahrheit vergehen, sagt er: ,,Gedenket
des Anfänglichen von der Urzeit her, daß ich Gott
bin, und sonst ist keiner, daß ich Gott bin, und
gar keiner wie ich." (Jesaja 46: 9) Religionisten
weisen auf die Tatsache hin, daß an dieser Stelle
wie auch in 1. Mose 1: 1 im hebräischen Original
das Wort für Gott das Wort Elohim ist, und Elo-
him ist die Mehrzahlform des hebräischen Wortes
Eloah. Daher behaupten sie, in diesen Versen und
auch in andern bedeute Elohim „Götter", was be:::
weise, daß Gott der Allmächtige aus drei Personen
bestehe, von denen alle drei unerschaffen seien,
ewiglich zusammen beständen und einander an
Macht und Herrlichkeit gleichkämen. Eine solche
Lehre von einem dreipersönlichen Gott ist nicht
nur unvernünftig und kann von diesen Drei:::
einigkeits:::Lehrern unmöglich erklärt werden; son:::
dem das Wort „Dreieinigkeit" oder auch nur der
Gedanke an eine solche erscheint überhaupt nicht
in Gottes Wort der Wahrheit. Die Lehre von der
Götter:::Dreieinigkeit bestand jedoch in den heid:::
nischen Religionen in Agypten, Babylon, Griechen:::
land, China und anderswo, lange bevor die Reli:::
gionisten der sogenannten „Christenheit" sie auf:::
griffen. Das Unsinnige, Unbiblische an dieser
Dreieinigkeitslehre und ihr offensichtlich heid:::
nischer Ursprung wird im Verlaufe dieser Be:::
trachtung noch deutlicher hervortreten. Die auf:::
klärende Wahrheit über den „lebendigen und
wahren Gott" macht uns frei von einer der größten
Gotteslästerungen und verwirrendsten Lehren der
Religion.
Es genüge hier zu sagen, daß Elohim, obwohl
in der Mehrzahlform erscheinend, von einem Für::1
wort und V erb in der Einzahl begleitet wird, wenn
30 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

es sich auf den Höchsten und Allmächtigen be,


zieht. Diese Tatsache offenbart, daß er ein einiger,
Einzig,Seiender ist, daß außer ihm keiner existiert,
daß -keiner ist wie er und daß ihm keiner an Macht
und Herrlichkeit und ewigem Dasein gleichkommt.
Die Mehrzahlform Elohim mit Bezug auf Gott
den Allmächtigen ist daher lediglich der Plural für
Erhabenheit und Majestät und bezeichnet eine
Person. Eloah (Einzahl) und Elohim (Mehrzahl)
sind beides Erweiterungen des ursprünglichen he,
bräischen Hauptwortes El; und El stammt von
dem Zeitwort ool ab, das den Sinn hat von: stark
und mächtig sein oder voran oder voraus sein.
Folglich ist die Mehrzahlform Elohim mit Bezug
auf den Höchsten am Platze und beschreibt ihn
als den Einen, in dem alle Macht und Stärke wohnt
und der alle überragt und in seiner Erhabenheit
und seinem ewigen Dasein allen voraus ist.
Wenn Gott ist was er ist, welches ist dann sein
Name? Diese Frage ist schon vor langem gestellt
worden, ja schon vor Tausenden von Jahren, näm,
lieh in den Tagen Moses. Durch das Wunder des
brennenden Busches offenbarte Gott der All,
mächtige seine Gegenwart dem Mose, und dies
mit einem ganz bestimmten Vorsatz oder Vorhaben:
„Und Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu
den Kindern Israel komme und zu ihnen spreche:
Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt,
und sie zu mir sagen werden: Welches ist sein
Name? was soll ich zu ihnen sagen? Da sprach
Gott [Elohirn] zu Mose: ICH BIN, DER ICH
BIN. Und er sprach: Also sollst du zu den Kindern
Israel sagen: ,ICH BIN' hat mich zu euch gesandt.
Und Gott [Elohim] sprach weiter zu Mose: Also
sollst du zu den Kindern Israel sagen: JEHOVA,
der Gott [Elohim] eurer Väter, der Gott [Elohim]
,,EIN GOTT DER WAHRHEIT" 31

Abrahams, der Gott [Elohim] Isaaks und der Gott


[Elohim] Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das
ist mein Name in Ewigkeit, und das ist mein
Gedenkname· von Geschlecht zu Geschlecht." -
2. Mose 3: 13-15, Fußnote.
Elohim bezeichnet hier Jehova, und es gibt nicht
drei Personen Jehova, sondern nur eine. Im größten
Gebot des Gesetzes sagt Gott der Herr durch
seinen Propheten Mose: ,,Höre, Israel: Jehova,
unser Gott [Elohim], ist nur ein Jehova! Und du
sollst Jehova, deinen Gott [Elohim], lieben mit
32 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele


und mit deiner ganzen Kraft." (5. Mose 6: 4, 5)
Das Argument, der Titel Elohim unterstütze die
Dreieinigkeitslehre, fällt somit als töricht dahin.
Durch seinen Propheten lesaja kündet Gott
der Herr an: ,,Ich bin Jehova, das ist mein Name_;
und meine Ehre gebe ich keinem anderen, noch
meinen Ruhm den geschnitzten Bildern." (Jesaja
42: 8) Zu welcher Zeit Gott der Herr den Menschen
auf Erden diesen Namen offenbarte, wird nicht
bestimmt gesagt. Er ist zum ersten Male im he~
bräischen Text der Bibel in 1. Mose 2: 4 zu finden
und erscheint danach von 1. Mose bis Maleachi
sechstausendsechshundert Mal. Die englischen Bi~
belübersetzungen, die katholische Douay, die jü~
dische Leeser und die King James oder autorisierte
Übersetzung verhüllen diese wichtige Wahrheit,
indem sie Jehova mit den Worten Herr, Gott und
Der Ewige wiedergeben. [Die meisten deutschen
Bibelübersetzungen, die katholische Allioli- und die
Luther-Bibel verhüllen diese wichtige Wahrheit
ebenfalls, indem sie Jehova mit den Worten Herr,
GQtt und der Ewige übersetzen. Die katholische
van Eß-Obersetzung macht einige Ausnahmen von
dieser die Wahrheit verdunkelnden Regel.] Wir
finden jedoch in 1. Mose 4: 1, Elberfelder Über-
setzung, daß der Name Jehova zum ersten Male
von den Lippen des ersten Weibes kam. Der erste
Mann, von dem in 1. Mose 15: 2, 7, 8 gesagt wird;
Gott habe sich, als er zu ihm sprach, dieses Namens
bedient, ist Abraham, der Patriarch, ,,der Freund
Gottes": Gott „sprach zu ihm: Ich bin Jehova,
der dich herausgeführt hat c1us Ur in Chaldäa,
um dir dieses Land zu geben, es zu besitzen. Und
er sprach: Herr, Jehova, woran soll ich -· erkennen,
daß ich es besitzen werde?"
,,EIN GOTT DER WAHRHEIT" 33

Gott der Herr offenbarte sich dem Abraham


auch noch unter einem andern Titel: ,,Und Abram
war neunundneunzig Jahre alt, da erschien Jehova
dem Abram und sprach zu ihm: Ich bin Gott, der
Allmächtige." (1. Mose 17: 1) Dieser Titel sollte
Abrahams Glauben an die ihm von Gott gemachte
Verheißung von der wunderbaren Geburt eines
Sohnes stärken.
Daß Abraham und andere vor der Zeit Moses
wohl den Namen, nicht aber seinen tieferen Sinn
kannten, wird von Gott selbst gesagt: ,,Und Gott
redete zu Mose und sprach zu ihm : Ich bin Jehova.
Und ich bin Abraham, Isaak und Jakob erschienen
als Gott, der Allmächtige; aber mit meinem Namen
Jehova habe ich mich ihnen nicht kundgegeben."
(2. Mose 6: 2, 3) Jehova fuhr fort, sein Vorhaben
mit seinem erwählten Volke kundzutun, das da"
mals in der Sklaverei Agyptens lebte. Sein Vorsatz
war, einen gewissen Teil seines mit ihrem Vorvater
Abraham gemachten Bundes zu erfüllen und sie zu
seinem Bundesvolke zu machen. Das bot Gelegen"
heit, den tieferen Sinn des Namens Gottes kundzu„
geben. Gott hob ihn bei diesem Anlaß hervor und
wählte ihn zur Ankündigung seines Vorhabens,
sich selbst und das Wort seines Bundes zu recht"
fertigen, woraus deutlich hervorgeht, daß der
Name Jehova auf den Vorhabenden oder auf sein
Vorhaben mit seinen Geschöpfen hinweist. Dieser
Name bezeichnet ihn nicht als den Ewigen, welcher
er selbstverständlich ist. Der Name ist die bewir"
kende (kausative) Form des hebräischen Zeitwortes
havah ( sein) und bedeutet buchstäblich „Er läßt
werden", das heißt er „verursacht'' gemäß seinem
Vorsatze oder Vorhaben.
Viele Jahrhunderte lang, besonders nach den
Tagen J esu und seiner Apostel, hatte man den
34 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Sinn des Namens ]elwva aus den Augen verloren,


und der Name selbst wurde in den Hintergrund ge"
rückt. Erst in jüngster Zeit hat Gott bewirkt, daß
sein Name wieder ans Licht gezogen und sein
Sinn seinen treuen Dienern kundgegeben wurde,
weil dazu die bestimmte Zeit gekommen ist und
die Rechtfertigung seines Namens Jehova naht. 1
.M.öge jetzt niemand diesen Namen übersehen]
In 1. Mose 2: 4 erscheint die Bezeichnung „Je"
hova Gott" zum ersten Mal in der Heiligen Schrift.
In seiner Existenz als Gott (Elohim) ist Jehova die
Gottheit oder der Göttliche. ,,Da wir nun vom
Geschlechte Gottes sind, so dürfen wir nicht mei"
nen, daß die Gottheit (das Göttliche, Elberfelder B.)
gleich sei dem Golde oder Silber, oder Steine, den
Bildern menschlicher Kunst und Erfindung." -
Apostelgeschichte 17: 29, Allioli.
Jehova ist für Menschenaugen unsichtbar, aber
durch seine sichtbaren Werke gibt er der Mensch"
heit offenkundige Beweise von seiner Göttlichkeit.
„Denn das Unsichtbare von ihm, sowohl seine
ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, die von
Erschaffung der \X' elt an in dem Gemachten wahr:::
genommen werden, wird geschaut." (Römer 1: 20)
Es wäre unrichtig, von Jehova zu sagen, er besitze
die „göttliche Natur", denh Natur bedeutet das Ge"
borene oder Erzeugte oder das, was durch Geburt
und Wachstum entstanden ist, während Jehova
ohne Geburt, Anfang oder Wachstum ist. ,Er ist
von jeher vollkommen und alles, was er erschafft,
ist gerecht, gut und vollkommen. Von Geschöpfen
indes, die sich als treue Jünger J esu erweisen,
hat der Jünger Petrus geschrieben: ,,Da seine gött:::

1 Siehe den „Wachtturm" vom 1. Juli 1928, Abschn. 5;


1. Februar 1933, Abschn. 4, 5, 6.
,,EIN GOTT DER WAHRHEIT" 35

liehe Kraft uns alles in betreff des Lebens und der


Gottseligkeit geschenkt hat durch die Erkenntnis
dessen, der uns berufen hat durch [zu] Herrlich"
keit und Tugend, durch welche er uns die größten
und kostbaren Verheißungen geschenkt hat, auf
daß ihr durch diese Teilhaber der göttlichen Natur
[buchstäblich: einer göttlichen Natur] werdet, in"
dem ihr dem Verderben entflohen seid, das in der
Welt ist durch die Lust." (2. Petrus 1: 3, 4) Solch
treue Jünger werden zusammen mit Jesus Teilhaber
,,einer göttlichen Natur", weil sie durch die un"
sichtbare Kraft des Göttlichen, nämlich Gottes,
Jehovas, eigens dazu gezeugt werden.
Gott ist unsichtbar, und es liegt außerhalb der
Macht und Fähigkeit des Menschen, ihn zu sehen.
Zum Propheten Mose sagte er: ,,Du vermagst nicht
mein Angesicht zu sehen, denn nicht kann ein
Mensch mich sehen und leben." (2. Mose 33: 20)
Die menschliche Natur könnte also niemals in den
Himmel kommen und Gott sehen. Zur Unter"
stützung dieses Gedankens schreibt ein Jünger
Jesu: ,,Niemand hat Gott jemals gesehen; der ein:::
geborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat
ihn kundgemacht." ,,Und niemand ist hinaufge"
stiegen in den Himmel als nur, der aus dem Hirn"
mel herabgestiegen ist, der Sohn des Menschen."
(Johannes 1: 18; 3: 13) Dem ist so, weil die menscb
liehe Natur „von der Erde, von Staub" ist. Gott
aber ist Geist, ja er ist Der Geist. Von dem großen
Geist und von der Art und Weise, ihn anzubeten,
hat Jesus gesagt: ,,Es kommt aber die Stunde und
ist jetzt, da die wahrhaftigen Anbeter den Vater in
Geist und Wahrheit anbeten werden; denn auch
der Vater sucht solche als seine Anbeter. Gott ist
ein Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist
und Wahrheit anbeten._" - Johannes 4: 23, 24.
36 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Ist es nun nötig, einen Religionstempel oder


eine Kathedrale aufzusuchen, um Gott anzubeten,
der Geist ist? Sein Diener Paulus gibt die richtige
Antwort: ,,Der Gott, der die \X/elt gemacht hat
und alles, was darinnen ist, dieser, indem er der
Herr des Himmels und der Erde ist, wohnt nicht
in Tempeln, die mit Händen gemacht sind, noch
wird er von Menschenhänden bedient, als wenn er
noch etwas bedürfe, da er selbst allen Leben und
Odem und alles gibt ... Da wir nun Gottes Ge"
schlecht sind, so sollen wir nicht meinen, ·daß das
Göttliche dem Golde oder Silber oder Stein, einem
Gebilde der Kunst und der Erfindung des Men"
sehen, gleich sei. Nach dem nun Gott die Zeiten der
Unwissenheit übersehen hat, gebietet er jetzt den
Menschen, daß sie alle allenthalben Buße tun
sollen." - Apostelgeschichte 17:24-30; 7:1:8-50.
Betet also jemand Gott an, wenn er Weihrauch
opfert und sich vor einem Bilde aus irgendwelchem
Material niederbeugt und auf den Knieen Gebete
davor spricht? Das ist ein Religionsbrauch und
keine Anbetung des Gottes, den Jesus in Geist und
\Xlahrheit anbetete. (Johannes 20: 17) Alle treuen
Anbeter Gottes, von Abel an bis Mose, beteten
Gott nicht in Tempeln an, die von Menschen ge"
macht waren, noch vor Bildern. Am Berge Horeb
in Arabien veranstaltete Jehova Gott eine furcht"
erregende Kundgebung seiner Macht, rief dann
Mose hinauf auf den Berg und gab jenem Pro"
pheten die Steintaf ein mit den zehn Geboten, die er
mit eigener Hand geschrieben hatte, ,,geschrieben ·
mit dem Finger Gottes". Die zwei ersten von die"
sen Geboten lauten: ,,Ich bin Jehova , dein Gott
[Elohim:J, der ich dich herausgeft.ihrt habe aus dem
Lande Agypten, aus dem Hause der Knechtschaft.
Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.-
,,EIN GOTT DER WAHRHEIT" 37

Du sollst dir kein geschnitztes Bild machen, noch


irgend ein Gleichnis dessen, was oben im Himmel,
und was unten auf der Erde, und was in den Was~
sern unter der Erde ist. Du sollst dich nicht vor
ihnen niederbeugen und ihnen nicht dienen; denn
ich, Jehova, dein Gott, bin ein eifernder Gott." -
2. Mose 20: 2-5; 31: 18.
Ein ·Religionist darf sich nicht mit der Ausrede
entschuldigen, die Ehre und Anbetung, die er dem
Bilde darbringe, sei nur relativ, und er bete das
Bild nicht selbst an, sondern bete den an, an dessen
Platz es stehe. Gerade dieses Argument brachten
die Heiden als Entschuldigung dafür vor, daß sie
in ihrer Religion Bilder verwendeten tind Sonne,
Mond, Sterne und die sogenannte „Himmelsköni~
gin" anbeteten. (Jeremia 7: 18; 44: 17-25) Dieser
Religionsbrauch ist eine Selbsttäuschung; und Gott
entschuldigt niemanden, der unter diesem Vor~
wande Bilder gebraucht, sondern bezeichnet dies
als eine Schlinge und verbietet es denen ausdrück~
lieh, die ihn in Geist und Wahrheit anbeten. Selbst
eine Handbewegung, um etwas zu grüßen und ihm
einen Kuß zuzuwerfen, war von ihm verboten und
wurde als V ergotterung des Bildes oder der be~
treffenden Sache bezeichnet.
Darum inspirierte Gott den Mose, folgende
Warnung an Gottes Bundesvolk auszusprechen
und niederzuschreiben: ,,So hütet eure Seelen sehr
- denn ihr habt keinerlei Gestalt gesehen an dem
Tage, da Jehova am Horeb, mitten aus dem Feuer,
zu euch redete - , daß ihr euch nicht verderbet
und euch ein geschnitztes Bild machet, das Gleich~
nis irgend eines Bildes, das Abbild eines männ~
liehen oder eines weiblichen Wesens, das Abbild
irgend eines Tieres, das auf Erden ist, das Abbild
irgend eines geflügelten Vogels, der am Himmel
38 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

fliegt, das Abbild von irgend etwas, das sich auf


dem Erdboden regt, das Abbild irgend eines Fi"
sches, der im Wasser unter der Erde ist; und daß
du deine Augen nicht zum Himmel erhebest und
die Sonne und den Mond und die Sterne, das ganze
Heer des Himmels, sehest und verleitet werdest
und dich vor ihnen bückest und ihnen dienest,
welche Jehova, dein Gott, allen Völkern unter dem
ganzen Himmel zugeteilt hat." Vor solchen Reli"
gionsbräuchen warnte Jehova Gott, indem er
sprach: ,,Du sollst ihren Göttern nicht dienen; denn
das würde dir ein Fallstrick sein. Die geschnitzten
Bilder ihrer Götter sollt ihr mit Feuer verbrennen;
du sollst nicht das Silber und das Gold an ihnen
begehren und es dir nehmen, daß du nicht dadurch
verstrickt werdest; denn es ist ein Greuel für Je"
hova, deinen Gott." (5. Mose 4: 15-19; 7: 16, 25)
Gottes Wort der Wahrheit erklärt somit, daß
Religion eine zum Tode führende Schlinge ist. 1
In .Psalm 84: 11 lesen wir den inspirierten Aus"
spruch: ,,Jehova, Gott, ist Sonne und Schild." Dies
rechtfertigt aber die Anbeter Jehovas nicht, der
Sonne oder einem Schilde Handküsse zuzuwerfen
oder sie zu grüßen und sich davor niederzubeugen,
weil sie als Symbole Gottes gebraucht werden. Der
reine und wahre Anbeter Gottes muß sich wie der
treue Hiob davon zurückhalten, Geschöpfen und
Dingen, die Menschen gemacht haben;· auf diese
Weise zu huldigen. Hiob sagte: ,,Wenn ich das
Gold zu meiner Zuversicht gemacht · und zu dem
feinen Golde gesagt habe: Mein Vertrauen 1 wenn
ich mich freute, daß mein Vermögen groß war, und
daß meine Hand Ansehnliches erworben hatte;
wenn ich die Sonne sah, wie sie glänzte, und den
1 Betreffend Jakobllil 1: 26, 27, siehe Seite 87-89.
,.EIN GOTT DER WAHRHEIT" 39

Mond in Pracht dahinwandeln, und mein Herz im


geheimen verführt wurde und mein Mund meine
Hand geküßt hat: auch das wäre eine gerichtlich
zu strafende Missetat; denn Gott droben würde
ich verleugnet haben." - Hiob 31: 24-28; 1. Kö,
nige 19: 18; Hosea 13: 2.
Nichts könnte wichtiger sein, als Jehova Gott
in Geist und Wahrheit anzubeten, so wie Jesus es
gesagt hat. Dieses Recht hat Gott allen seinen Ge,
schöpfen verliehen, und keine Regierung der Men; ·
sehen, ungeachtet wie hoch sie sei auf Erden, hat
ein Recht, es anzutasten und Vorschriften zu erlas:::
sen, die der Anordnung und dem Befehl der An::i ·
betung Jehovas, Gottes, zuwiderlaufen. Jehova ist
die Jiöchste Macht. (Prediger 5: 7, van Eß) Das
Leben der intelligenten Schöpfung hängt direkt von
dieser wahren Anbetung der höchsten Mac;ht ab.
„So wähle das Leben, auf daß du lebest, du und
dein Same, indem du Jehova, deinen Gott, liebst
und seiner Stimme gehorchst und ihm anhängst;
denn das ist dein Leben und die Länge deiner
Tage." (5. Mose 30: 19, 20; 32: 47) ,,Dieser ist der
wahrhaftige Gott und [das] ewige Leben." (1. Jo::i
hannes 5: 20) ,,Gottes Geschenk ist ewiges Leben
durch Jesum Christum, unsern Herrn." -Römer
6: 23, van Eß.
Die Zeit kam herbei, da der große Schöpf er und
Lebengeber mit seinem Schöpfungswerke begann.
Dies war ein Ausdruck seiner Liebe, denn „Gott
ist Liebe". (1. Johannes 4: 16) Was war seine erste
Schöpfung, der Anfang der Schöpfung Gottes?
War es eine belebte oder unbelebte?
3. KAPITEL

GEISTSOHNE GOTTES

IE WISSENSCHAFT der Menschen

[fil dieser Welt kann das Geheimnis der


ersten Schöpfung Gottes nicht lüften.
Das Geheimnis kann aber gelüftet wev
den und wird tatsächlich jetzt denen
offenbart, die Gott fürchten und darum ,Weisheit
von oben' haben. Die weltlichen und religiösen
Wissenschaftler, die ihren eigenen Verstand und
den Verstand anderer Menschen verehren, gehen
an der Quelle wahren Aufschlusses, an Gottes
Wort, vorbei oder verwerfen das Zeugnis dieses
Wortes. Dadurch leugnen sie Gott als dessen Ur~
heber und machen sich selbst zu Toren. Mit ihren
Teleskopen starren sie in des Raumes Unendlich~
keit hinaus, spähen durch ihre Vergrößerungs~
gläser in das Reich der Kleinwelt hinein, und gra~
ben in der Erde nach versteinerten Gebeinen und
Überbleibseln, lernen aber nie die Quelle des Lebens
kennen, noch dringen sie vor zur lebengebenden
Weisheit und Wahrheit. Sie werden nie frei von
den Fesseln ihrer irreführenden menschlichen An~
nahmen und Vorstellungen. Sie gehen von einem
Trug zum andern; und wer irgend auf ihre Theo~
rien baut, sinkt in noch tiefere Finsternis; und die
Menschen kämpfen, leiden und sterben weiterhin,
ja, die alte Welt steht vor ihrem schrecklichen Ende 1
Der allmächtige, allweise Gott, der zu unbe~
kannter Zeit in der Vergangenheit seine erste
Schöpfung hervorbrachte, ist auch fähig, jetzt eine
neue Welt der Gerechtigkeit zu schaffen, worin
GEISTSöHNE · GOTTES 41

Menschen, die ihn fürchten und ihn in Geist und


Wahrheit anbeten, ungehindert in Licht, Frieden
und Freude · ewiglich leben können. Seine erste
Schöpfung steht in lebenswichtiger Beziehung zur
Aufrichtung der erhofften neuen Welt. Es ge~
schieht daher nicht auf Grund eitler Vermutungen
oder aus zudringlicher Neugierde, wenn gottes~
fürchtige Menschen diese Frage näher untersuchen.
Es ist ganz am Platze, daß der Mensch das zu
verstehen trachte, was Gott in seinem Wort der
Wahrheit hat aufzeichnen lassen. Zur bestimmten
Zeit macht Gott es verständlich. ,,Das Verborgene
gehört dem Herrn, unserem Gott; das Geoffen~
barte aber ist für uns und unsere Kinder bis in
Ewigkeit, damit wir tun alle Worte dieses Ge~
setzes." - 5. Mose 29: 29, van Eß.
Gottes erstes Schöpfungswerk war nicht bloß
ein Experiment. Bis vor neunzehnhundert Jahren
war es sein bestes Schöpfungswerk. Es war ein
vollkommenes Werk und offenbarte in V ollkom~
menheit die Weisheit, das Wissen und die ruhmes~
würdige Kunst des Schöpfers. Es verdiente, den
Namen Jehovas, seines Schöpfers, zu tragen. ,,Denn
den Namen Jehovas will ich ausrufen: Gebet Maje"
stät unserem Gott! Der Fels: v o 11 kommen ist
s e i n T u n ; denn alle seine Wege sind recht. Ein
Gott der Treue und sonder Trug, gerecht und ge"
rade ist er!" (5. Mose 32: 3, 4) Alle Werke Jehovas
gereichen ihm zur Ehre und zum Ruhm, und wer
sie studiert, um ihn besser zu erkennen, der wird
zur Weisheit und zum Verständnis der Wahrheit
geführt. ,,Groß sind die Taten J ehovas, sie werden
erforscht von allen, die Lust an ihnen haben. Maje"
stät und Pracht (ruhmvoll und herrlich, Menge) ist
sein Tun; und seine Gerechtigkeit besteht ewig~
lieh. Die Taten seiner Hände sind Wahrheit und
42 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Recht; zuverlässig sind alle seine Vorschriften, fest"


gestellt auf immer, auf ewig, ausgeführt in Wahrheit
und Geradheit." - Psalm 111: 2, 3, 7, 8.
Gottes erste Schöpfung war eine lebende, in"
telligente; und es wurde ihr \\7 eisheit verliehen.
„Denn Jehova gibt Weisheit; aus seinem Munde
kommen Erkenntnis und Verständnis." (Sprüche
2: 6) Deshalb läßt der Schöpfer im Buche der in"
spirierten „Sprüche" den, welcher der Anfang sei"
ner Schöpfung ist, als personifizierte Weisheit
reden und sagen: ,,Der Herr [Jehova] hat mich
geschaffen als Erstling seines Schaffens, als das
früheste seiner Werke, in der Urzeit. Von Ewigkeit
her bin ich eingesetzt, von Anbeginn an, vor den
Uranfängen der Erde. Als noch keine Fluten der
Tiefe da waren, bin ich geboren worden, als es
noch keine wasserreichen Quellen gab." ,,Ehe die
Berge eingesenkt wurden, vor den Hügeln war ich
geboren; als er die Erde und die Fluren noch nicht
gemacht hatte, und den Beginn der Schollen des
Erdkreises. Als er die Himmel feststellte, war ich
da, als er einen Kreis abmaß über der Fläche der
Tiefe; als er die Wolken droben befestigte, als er
Festigkeit gab den Quellen der Tiefe; als er dem
Meere seine Schranke setzte, daß die Wasser sei"
nen Befehl nicht überschritten, als er die Grund"
festen der Erde feststellte: da war ich Werkmeister
bei ihm, und war Tag für Tag seine Wonne, vor
ihm mich ergötzend allezeit, mich ergötzend auf
dem bewohnten Teile seiner Erde; und meine
\V.onne war bei den „Menschenkindern." - Sprüche
8: 22-24, Menge; 25-31, Elberfelder B., Fußnote.
Jehova Gott hatte jetzt damit begonnen, sein
Vorhaben in Verbindung mit einer unendlichen
Schöpfung auszuführen. Ihm zur Seite stand nun
ein mit \X1 eisheit begabter „Werkmeister". Dieser
GEISTSöHNE GOTTES 43

hatte sein Leben von ihm erhalten; er war also


Gottes Sohn. Als Jehova diesen Sohn zeugte ode1
ihn ins Leben brachte, war Er der einzige Hervor,
bringer oder Schöpfer, dem niemand half. Sein er,
stes lebendes Geschöpf war daher der „einzigge,
zeugte Sohn Gottes". Er war ein Geist gleichwie
Jehova, sein Vater, und konnte ihn sehen und bei
ihm sein. Als ein Geist und Ebenbild Gottes war
dieser einziggezeugte Sohn „in Gestalt Gottes". Er
war seinem Vater und Schöpf er vollkommen unter,
tan. Niemals sann er darauf, sich seinem Vater
durch Machtraub gleichzustellen; denn ihm gleich,
gestellt zu sein - das wußte er in seiner Weisheit -
ist unmöglich. Er erkannte Jehova als die höchste
Macht und als sein Haupt an. Nie wich er von
dieser Regel ab. Daher wird vom einziggezeugten
Sohn als von demjenigen gesprochen, der, ,,ob er
wohl in Gottes Gestalt war, nicht daran dachte,
das Gottgleichsein räuberisch sich anzueignen".
(Philipper 2: 6, Reinhardt) Jehova, der Vater, liebte
seinen einziggezeugten Sohn innig, und der Sohn
liebte den Vater und bewies diese Liebe, indem er
ihm selbstlos gehorchte und seine Gebote hielt.
Er fürchtete Jehova, doch war es keine qualvolle
selbstische Furcht, sondern es war der Schrecken,
seinem Vater und Gott je zu mißfallen und ihm
nicht Ruhm zu bringen. Der Sohn betete Jehova
Gott an, was jedoch kein müßiges Bewundern
und Verehren bedeutet, sondern Dienst, Tätigkeit
für Gott, wodurch Er geehrt und erhöht wird.
Besaß dieser erstgeborene Sohn denn Unsterb::
lichkeit, das heißt Unvergänglichkeit? Daß er diese
Eigenschaft nicht besaß und um jene Zeit nicht
unsterblich war, wird durch das spätere Geschehen
bewiesen und in der Bibel auch deutlich gesagt.
,Endloses Leben ist von nie endendem Gehorsam
44 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

gegen Gott abhängig. Der Sohn lebte zufolge seines


treuen und vollkommenen Gehorsams, der ihm die
Billigung des Vaters eintrug; deshalb konnte er
ewiglich bei ihm leben. Die Zeit kam jedoch, da
Jehova Gott seinem Sohne die Gelegenheit er~
schloß, Unsterblichkeit zu erlangen. Daß der Vater
dem Sohne diese Gelegenheit gab, beweisen des
Sohnes \-V orte: ,,Gleichwie der Vater Leben in sich
selbst hat, also hat er auch dem Sohne gegeben,
Leben zu haben in sich selbst." (Johannes 5: 26)
Dies beweist auch, daß Jehova der Lebengeber des
Sohnes ist.
Jehova Gott, der Vater, machte den Sohn zu
seinem .Mundstück oder \X/ ortführer. Das bedeu~
tete , daß es noch andere Geschöpfe geben sollte,
und daß der Sohn Gottes diesen das \\7 ort Gottes
kundtun und es ihnen übermitteln ,vi.irde. In dieser
Stellung wurde darum der Sohn „Das \X' ort Got~
tes" genannt. Diese Stellung als oberster Willens~
vollstrecker J ehovas versetzte den einziggezeugten
Sohn auf eine höhere Stufe als alle andern Ge~
schöpfe, die noch ins Dasein kommen sollten. Der
Vater bekleidete den Sohn mit der Macht, die sei~
nem Stande entsprach; und somit war der -Sohn,
dieser ,,\Y/ erkmeister'" Gottes, J ehovas, ein .M äch~
tiger und lebte schon bevor andere ins Dasein
kamen, Jehova allein ausgenommen. Vom Sohn in
seinem Amt als „Das \Vort Gottes" steht geschrie,
ben: ,,Im Anfang war das \Xl ort, und das \XI ort war
bri Gott, und das \\7 ort war Gott. Dieses w,:n- im
A nfang bei Gott. Alles ward durch dasselbe, und
ohne dasselbe ward auch nicht eines, das geworden
ist." - Johannes 1: 1-3.
Bedeutet dies denn, daß Jehova Gott (Elohim.)
und der einziggezeugte Sohn wohl zwei Personen,
aber gleichzeitig e i n Gott und Glieder einer so,
GEISTSöHNE GOTTES 45

genannten „Dreieinigkeit" oder eines „dreieinigen


Gottes" seien? Wenn die Religion dies lehrt, so
vergreift sie sich am Worte Gottes, verdreht die
Heilige Schrift, was Irregeführten zum Verderben
gereicht, und verletzt den von Gott gegebenen Ver"
stand und die Vernunft. Man beachte fürs erste,
daß im oben erwähnten Text aus Johannes 1: 1-3
nur zwei und nicht drei Personen erwähnt sind.
Schon der Wortlaut des Textes zeigt überdies, daß
der Sohn, der Leben empfängt, nicht genau gleichen
Alters sein kann wie der Vater oder von Ewigkeit
her zusammen mit dem Vater bestehen konnte, da
dieser dem Sohne Leben gab und ihn also ins Da"
sein rief. Wenn auch Gott ( Elohim) oder Jehova
ohne Anfang ist, so hatte doch die Rede, das Wort
einen Anfang. Gott ist es gewesen, der mit der
Rede oder dem Worte begann oder es hervorrief.
So zeigt schon der Titel, daß Jehova Gott den her"
vorbrachte oder mit dem seine Schöpfung begann,
der „Das Wort" genannt wird. ,,Dein Wort ist
wahr von Anfang an" oder, nach der Randberner"
kung der englischen Bibel: ,,Der Beginn deines
Wortes ist wahr." (Psalm 119: 160, engl. B.) Von
Gott her stammt das Wort. ,,Und Gott [Elohim]
sprach." - L Mose 1: 3, 6, 9, 11, 14, 20, 24, 26.
Die Verwirrung entsteht durch die unrichtige
Übersetzung von Johannes 1: 1-3 aus dem Grie:::
chischen (in welcher Sprache der Text ursprünglich
geschrieben worden war) ins Deutsche. Diese über::
setzung wurde von Religionsanhängern gemacht,
die versuchten, für ihre Lehre einer „Dreieinigkeit"
einen Beweis zu erbringen. Diese Tatsache ersehen
wir aus dem Buche, betitelt „The Emphatic Dia::
glott" (engl.). Darin erscheint der ursprüngliche
Text der Heiligen Schrift in griechischen Buch::
staben, und unter jeder Zeile des griechischen
46 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Textes eine W ort,für• Wort• Übersetzung des ur,


sprünglichen Griechisch. Auf Deutsch übersetzt
lautet diese ~nglische Unterzeilen,Lesart, die man
nachstehend wiedergegeben findet, wie folgt: ,,In
einem Anfang war das Wort, und das Wort war
bei dem Gott, und ein Gott war das Wort. Dieses
war in einem Anfang bei dem Gott. Alles wurde
durch dieses getan; und ohne es wurde nicht eines
getan, was getan worden ist." Man wird auch be,
merken, daß im richtig abgefaßten Text, in der
Spalte rechts des englischen Emphatic Diaglott, der
Unterschied zwischen dem Schöpfer, als dem
Gott, und dem „Wort" (Logos), als einem Gott,
dadurch hervorgehoben wird, daß das Wort
,,,Gott", wenn es sich auf den Schöpf er bezieht,
in Kapitälchensatz gedruckt ist und „Gott", wenn
es sich auf das Wort oder den Logos bezieht,
in gewöhnlicher Schrift. Hier noch die deutsche
Übersetzung dieses Textes aus der rechten Spalte:
1 Im **Anfang war der *Logos, und der Logos war bei
Gott, und der Logos war Gott.
2 Dieser war im Anfang bei Gott.
·3 **Durch ihn wurde alles getan; und ohne ihn wurde
auch nicht eines von dem getan, was getan worden ist.
4 In ihm war Leben; und das Leben war das Licht der
Menschen.
5 Und das **Licht schien in der Finsternis, und die
Finsternis begriff Es nicht.

Wenn man daran denkt, daß das im Hebräi,


sehen für „Gott" gebrauchte Wort „Mächtiger"
oder „einer, der vor (andern) ist" bedeutet, und
wenn man an die Macht und Stellung des Sohnes
gegenüber der ganzen übrigen Schöpfung denkt,
so erfaßt man leicht, daß Gottes Sohn, das Wort,
,,ein Gott" (El) war und ist, das heißt „ein Mäch,
tiger", der hoch über andern Geschöpfen steht,
GEISTSöHNE GOTTES 47

während · Jehova, der Hervorbringer des Wortes,


„ d er Gott" ( Elohim) ist, der ohne Anfang und
,,von Ewigkeit zu Ewigkeit" existiert.
Wer Johannes 10: 34-36 nachschlägt, wird sehen,
daß Jesus aus dem Gesetz in Psalm 82: 6 zitiert
und sagt: ,,Steht nicht in eurem Gesetz geschrieben:
,Ich •habe gesagt: Ihr seid Götter'? · Wenn er jene
Götter nannte, zu welchen das Wort Gottes ge"
schah ( und die Schrift kann nicht aufgelöst werden),
saget ihr von dem, welchen der Vater geheiligt
und in die Welt gesandt hat: Du lästerst, weil ich
sagte: Ich bin Gottes Sohn?" Wenn jene Mäch"
tigen der Erde, gegen die Gott sein verurteilendes
Wort richtete, ,,Götter" genannt werden konnten,
wieviel mehr kann daher Gottes Sohn, das Wort,
in der wahren, der Heiligen Schrift als „ein Gott"
bezeichnet werden? Er ist ein „mächtiger Gott",
doch nicht Gott der Allmächtige, der Jehova ist.
(Jesaja 9: 6) Gewiß liefert daher Johannes 1: 1-3
laut seinem ursprünglichen .griechischen Text kei„
48 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN'

nen Beweis, daß Jehova Gott und sein Sohn


,,eins in Person, gleich an Macht und Herrlichkeit"
sind, wie religiöse Katechismen ohne schriftge,
mäßen Beweis dies sagen. Das Gegenteil ist wahr.
Gott, der Sprecher, hat Macht über das Wort und
sendet das Wort aus, damit es Gottes Botschaft
ausrichte und erfülle. In Übereinstimmung damit
heißt es in Johannes 1: 18: ,,Niemand hat Gott
je gesehen. Der eingeborene Gott (ein einziger
gezeugter Gott, rev . Ziircher B.), der am Herzen
des Vaters ruht, hat uns Kunde gebracht." (Perle,
siehe auch Sehmol/er, Rdbem.; und Konlrordarlle
Wiedergabe.)
Eine Frage entsteht nun im Hinblick auf die
andern Geschöpfe, die n a eh Gottes erstgeborenem
Sohne, dem \X/ ort, ins Dasein gerufen wurden.
\v"urde denn jedes dieser andern Geschöpfe direkt
von Gott erschaffen gleichv,,ie sein Sohn, das \XI ort?
Der Titel des erstgeboren-en Sohnes: ,,einzigge,
zeugter Sohn", weist darauf hin, daß die andern
Geschöpfe nicht direkt, ohne Mittelsperson, von
Gott erschaffen wurden. Nachdem Jehova Gott
„das \XI ort" direkt erschaffen hatte, gebrauchte er
diesen einziggezeugten Sohn als sein \Xl erkzeug
oder seinen ,,\XI erkmeister" im Erschaffen alles
andern. Dies bezeugt Johannes 1: 3 von , dem
Wort': ,,Alles ward durch dasselbe, und ohne
dasselbe ward auch nicht eines, das geworden ist."
In Johannes 1: 14: wird auch erklärt, daß Gottes
einziggezeugter Sohn, das \"XI ort, es sei, der zur
bestimmten Zeit der „Mensch Christus Jesus"
wurde; es heißt dort: ,,Und das \Vort ward Fleisch
und wohnte unter uns (und ,vir haben seine Herr«
lichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Ein~
geborenen [Einziggezeugten, Konlwrd. W.] vom
Vater) voller Gnade und \XI ahrheit." Ferner in
GEISTSöHNE GOTTES 49

1. Johannes 1: 1: ,,Was von Anfang war, was wir


gehört, was wir mit unseren Augen gesehen, was
wir angeschaut und unsere Hände betastet haben,
betreffend das \Vort des Lebens."
Daß Gott seinen Sohn, ,,das Wort", im Er~
schaffen alles Weiteren; das nach ihm entstand,
gebraucht hat, geht ferner aus Epheser 3: 9 hervor:
„Gott, . . . der alle Dinge geschaffen hat durch
J esum Christum." (Luther) Fern er steht in Kolosser
1: 15-17 über „das Wort" oder Jesus Christus
geschrieben: ,,Welcher das Bild des unsichtbaren
Gottes ist, der Erstgeborene aller Schöpfung ( vor
allen Geschöpfen, Allioli). Denn durch ihn sind
alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln
und die auf der Erde, die sichtbaren und die un~
sichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder
Fürstentümer oder Gewalten: alle Dinge sind durch
ihn und für ihn geschaffen. Und er ist vor allen,
und alle Dinge bestehen zusammen durch ihn."
Gottes Wort, Christus Jesus, mußte der „Erst:::
geborene aller Schöpfung" sein, um allen andern
Schöpfungen voraus und bei ihrer Erschaffung
Gottes „Werkmeister" zu sein. Als Beweis davon
sagt Christus Jesus von sich selbst: ,,Dieses sagt
der Amen, der treue und wahrhaftige Zeuge, der
Anfang der Schöpfung Gottes." - Offenbarung
3: 14:.
Als der einziggezeugte Sohn Gottes und „Erst~
geborene aller Schöpfung" war „das Wort" ein
Fürst unter allen andern Geschöpfen. In diesem
Amte trug er im Himmel einen andern Namen,
den Namen „Michael". Er bedeutet: ,,Wer ist wie
Gott?" und kennzeichnet seinen Träger als einen,
der Gottes Majestät und Oberhoheit stützt und
seinen Namen und sein Wort von allen möglichen
falschen Anklagen und Falschdarstellungen reinigt
50 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

und ihn rechtfertigt. Im Verlaufe der Zeit wurden


dem Sohne noch andere Namen gegeben. In all den
Fürstentümern, die im unsichtbaren geistigen Reiche
geschaffen wurden, war Michael „einer der Haupt~
fürsten"; und er wurde zur bestimmten Zeit der
unsichtbare Fürst des von Gott erwählten Volkes
Israel. (Daniel 10: 13, 21; 12: l; Judas 9; 5. Mose
34: 5, 6) Als Jehovas mächtiger Fürst und Bot~
schaftträger gebietet Michael über Engel und ist
somit ein Erzengel. Ihn gebraucht Jehova dazu,
alle Rebellion aus dem Universum auszurotten,
auch wenn dies in einer Zeit der Drangsal auf
Erden geschehen muß, wie man keine derartige
je zuvor gekannt hat. - Siehe Offenbarung 12:
7-9; Daniel 12: 1; Matthäus 24: 3, 21, 22; 1. Thessa~
lonicher 4: 16.
Wie lange Jehova Gott und sein geliebter Sohn
ohne die Gemeinschaft anderer Geschöpfe waren
und sich ihrer gegenseitigen Liebe erfreuten, offen~
bart das inspirierte Wort der Wahrheit nicht.
Jehova erfreut sich jedoch an seinem Schöpfungs~
werk; auch freut er sich, Geschöpfen seine Huld
und Güte zu erweisen; und so kam denn seine
Zeit, da andere Geschöpfe hervorgebracht werden
sollten. Nun arbeitete er gemeinsam mit seinem
Sohne 1 und sein einziggezeugter Sohn war in vöb
liger Obereinstimmung mit den Vorsätzen seines
Vaters und handelte in vollkommener Einheit und
harmonisch mit ihm zusammen. Zu Recht konnte
daher der Sohn sagen: ,,Ich und der Vater sind
eins." (Johannes 10: 30) Unter der Leitung seines
Vaters erwies er sich im Werke als Meister -
als „Werkmeister" - und brachte weitere Geist~
geschöpfe hervor, denen verschiedene Stellungen
von Rang, Macht und Autorität verliehen wurden,
nämlich die Cherubim, die Seraphim und die Engel.
GEISTSöHNE GOTTES 51

Cherubim weist auf das Amt von Trägern hin,


nämlich Trägern des göttlichen Thrones. Sie bilden
das Gefolge seines Thrones und unterstützen seine
Majestät auf dem Throne, die höchste Macht des
Universums. Deswegen wird Jehova Gott in Psalm
80: 1 (Fußnote) wie folgt angesprochen: ,,Der du
thronst über den· Cherubim, strahle hervor1" Ferner
lesen wir in Psalm 18: 10: ,,Und er fuhr auf einem
Cherub und flog daher, und er schwebte auf den
Fittichen des Windes", und in Psalm 99: 1 (Fuß„
note) : ,,Jehova regiert: es zittern die Völker; er
thront über den Cherubim."
Auf dem Deckel der Bundeslade, die Jehova
dem Mose zu machen gebot, waren zwei Cherubim
in Gold dargestellt, je einer an den beiden Enden
des Gnadenstuhles. Der Hohepriester und das
Volk Israel durften jedoch diese Cherubbilder
weder verehren noch anbeten. Um dies zu ver"
hindern, befahl Gott, daß jedesmal, wenn die
Bundeslade von Ort zu Ort getragen wurde, die
ganze Lade, einschließlich der Cherubim, mit einem
Tuch zugedeckt werden müsse, damit das Volk
sie gar nicht sehe. (2. Mose 25: 18-22; 4. Mose 4: 5)
Früh in der Menschheitsgeschichte kam der Mensch
mit lebenden Cherubim in Berührung. - 1. Mose
3: 24; Hesekiel 28: 13, 14.
Seraphim bedeutet Feurige oder Brennende. Die
göttliche Offenbarung zeigt sie als Diener des
Thrones Gottes in seinem Tempel des Gerichts,
und sie werden dazu gebraucht, Befleckungen wie
durch Feuer wegzubrennen. Sie verkünden Gottes
Heiligkeit und sind dazu gebraucht worden, vor"
auszusagen, daß noch die ganze Erde voll werden
wird von der Herrlichkeit Jehovas. - Jesaja 6: 1-7.
. Engel bedeutet buchstäblich Boten. ·Das Wort
bezeichnet nicht nur Jehovas Botschaftenträger,
52 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

sondern auch seine himmlischen Gesandten, die zu


Dienstleistungen ausgesandt werden. Der als Ober:::
ster oder Erster über eine Schar Engel Gesetzte
steht im Range eines - Erzengels. Alle diese sind
Geistsöhne Gottes, die für Menschen unsichtbar
sind und in Lebensform und Organismus über ihm
stehen. Von Gottes Engelschöpfung steht geschrie:::
ben: ,,Der seine Engel zu Winden (Geistern, engl.
B.) macht, seine Diener zu flammendem Feuer." -
Psalm 104: 4; Hebräer 1: 7. ·
Alle diese sind herrliche, glanzvolle Geschöpfe.
Darum werden sie in der Schrift mit den Sternen
verglichen, die der Mensch am Himmel sieht. Sie
sind alle Söhne Gottes, weil sie von Jehova und
durch seinen einziggezeugten Sohn, ,,das Wort",
Leben erhielten. ,,Das Wort" wurde am Morgen
der Schöpfung zuerst hervorgebracht. Dann, noch
am „Morgen" der Schöpfung, erschufen Jehova
und das „Wort" zusammen einen andern herrlichen
Geistsohn, Heylel genannt, was Leuchtender, Tages•
stern oder Luzifer bedeutet. Als einer der ersten
Söhne Gottes wird er auch „Sohn der Morgenröte"
genannt. (Jesaja 14: 12) ,,Das Wort" und Luzifer
sind, wie es scheint, jene zwei, die als „Morgen"
sterne" beschrieben werden.
Bis zu dieser Zeit der Geschichte des Universums
herrschte in Jehovas ganzem Reiche der himmli:::
sehen Geschöpfe eitel Freude, Frieden und auf:::
bauende Tätigkeit. Der Bericht in Hiob 38: 7 be:::
schreibt einen Anlaß, als unter ihnen gesungen und
vor Freude gejauchzt wurde: ,,Als die Morgensterne
miteinander jubelten (sangen, engl. B.) und alle
Söhne Gottes jauchzten."
Alle diese herrlichen Geistsöhne J ehovas wurden
nach einer Ordnung eingeteilt und jedem von ihnen
bestimmte Pflichten zugewiesen, damit sie reibungs"
GEISTSöHNE GOTTES 53

los und in Harmonie miteinander wirkten. Auf


diese Weise sollten alle, ohne daß Verwirrung ent:::
stände, im Durchführen des gerechten, heiligen
Vorhabens ihres Schöpfers, J ehovas, zusammen
wirken. So in „Throne oder Herrschaften oder
Fürstentümer oder Gewalten" eingeteilt, bildeten
sie den himmlischen Teil der Universalorganisation,
der Organisation Jehovas, über welcher er, der
Hocherhabene, als ,ewiger "König' herrscht. (J ere:::
mia 10: 10) Alle waren Jehova, dem höchsten
Haupte, untertan. Selbst „das Wort", aus dem
Jesus Christus wurde, war dem Vater untertan:
„Des Christus Haupt aber [ist] Gott." (1. Korinther
11 : 3; 15: 28) Der einziggezeugte Sohn und alle
andern Geistsöhne Gottes beteten Jehova als Gott
den Höchsten und den Ewigen an. ,Ein Alter an
Tagen (Hochbetagter, Schlachter) setzte sich: sein
Gewand war weiß wie Schnee, und das Haar seines
Hauptes wie reine Wolle; sein Thron Feuerflam:::
men, dessen Räder ein loderndes Feuer. Ein Strom
von Feuer floß und ging von ihm aus; tausend mal
Tausende dienten ihm, und zehntausend mal Zehn:::
tausende standen vor ihm.' (Daniel 7: 9, 10) Ge:::
segnet ist ihr Los, die majestätische Schönheit Je:::
hovas zu schauen und ihm in Heiligkeit zu dienen 1
4. KAPITEL

DIE ERSCHAFFUNG DER ERDE

UNDER, die menschliches Wissen und


Verstehen übersteigen, brachte der gro"
ße Gott und Schöpf er zum Nutzen und
zur Freude und Wonne seiner geistigen
Söhne in den Himmeln hervor. Sein ge"
liebter und einziggezeugter Sohn stand ihm bei
diesen großartigen Schöpfungswerke'n zur Seite,
und jede Neuschöpfung erweckte bei allen le"
bendigen Geschöpfen Lobpreis und Anbetung des
Allmächtigen, ,,der Großes tut, daß es nicht zu
erforschen, und Wundertaten, daß sie nicht zu
zählen sind". (Hiob 9: 10) Jehova Gott und sein
.,Werkmeister", das Wort, waren die obrigkeit"
liehen Gewalten, und unter ihnen lebte und be"
wegte sich die Universalorganisation geistiger Ge:::
schöpfe, die Seraphim, Cherubim und Engel, und
diente dem Vorhaben Gottes in vollkommenem
Gehorsam, alles zu seinem Ruhme. - Römer 13: 1.
Hernach begann die mannigfaltige W eishe1t
Gottes inmitten dieser geistigen Himmel eine neue
Schöpfungsform, die materielle Schöpfung. Aus:::
gedehnte, unermeßliche Tiefen des Raums waren
vorhanden, und diese zierte der mächtige Sohn
Gottes, das Wort, auf Gottes Befehl hin nun"
mehr mit erstaunlichen materiellen Gebilden. ,,Durch
J ehovas Wort sind die Himmel gemacht, und all
ihr Heer durch den Hauch seines Mundes. Denn
er sprach, und es war; er gebot, und es stand da."
(Psalm 33: 6, 9) Herrliche Spiralnebel und zu:::
sammengeballte Sterngruppen wurden gebildet, so"
DIE ERSCHAFFUNG DER ERDE 55

wie Sonnen mit ihren Planeten und Kometen, die


in festbestimmter Bahn um die Sonnen kreisen,
all die Milliarden der Milchstraße. Die Sehkraft
des allmächtigen Schöpfers konnte den schönen
Anblick in sich aufnehmen. Alles war gut aus•
geführt, in vollkommener Übereinstimmung mit
seinem unwiderstehlichen \Villen. Kein Chaos,
kein wirres Durcheinander war vorhanden, sondern
diese Himmelskörper bewegten sich alle ordnungs•
gemäß und regelmäßig, so wie die Hand des
großen Bildners aller Dinge es angeordnet hat. Die
Bildung eines jeden Himmelskörpers ging nach
den von Gott festgelegten Gesetzen vor sich. Durch
•sein Wort hielt der Schöpfer alle erschaffenen, sich
bildenden und entwickelnden Dinge in seiner Ge•
walt. Seine unsichtbare Kraft, in der Bibel „Gottes
Geist" genannt, wurde von ihm ausgesandt, um
bezüglich all dieser unbelebten Schöpfungen in den
endlosen Weiten des Raums sein Wohlgefallen zu
wirken und zu vollbringen.
Dort, an ihrem bestimmten Platz, befanden sich
die Himmelskörper Asch und Cesil und Cimah
und Mazzaroth, die von Menschen mit den Namen
falscher Götter oder Dämonen belegt und fälscb
lieh als Arkturus oder Großer Bär, Orion, Plejaden
oder Siebengestirn und als Tierkreis bezeichnet
wurden. - Hiob 9: 9 und 38: 31, 32.
An diesem Punkte beginnt das erste Buch der
Heiligen Schrift seinen unvergleichlichen, wahr•
heitsgemäßen Bericht: ,,Im Anfang schuf Gott die
Himmel und die Erde." (1. Mose 1: 1) Ob die
stoffliche Masse, aus der die Erde besteht, ur•
sprünglich von der glühenden Sonne, um die sie
sich dreht, abgestoßen worden ist, und wie lange
es her war, daß die Erdmasse gebildet wurde,
steht nicht im göttlichen Bericht. Also beschreibt
56 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

der in der Heiligen Schrift in 1. Mose, Kapitel 1,


dann folgende Bericht nicht die Erschaffung der
Erdmasse an sich, sondern wie sie für den End~
zweck ihres Schöpfers angeordnet und zubereitet
wurde.
\'v as war und ist dieser Endzweck? Des
Schöpfers Antwort hierauf ist die Antwort der
\'vahrheit, die des Menschen Herz und Sinn von
aller Furcht wegen des Geschicks der Erde, die
wir bewohnen, frei macht: ,,Denn so spricht Je~
hova, der die Himmel geschaffen (er ist Gott),
der die Erde gebildet und sie gemacht hat (er hat
sie bereitet; nicht als eine Ode hat er sie geschaffen;
um bewohnt zu \Verden, hat er sie gebildet): Ich
bin Jehova, und sonst ist keiner!" (Jesaja 45:18)
.,Ein Geschlecht geht, und ein Geschlecht kommt;
aber die Erde besteht ewiglich. Und die Sonne
geht auf, und die Sonne geht unter; und sie eilt
ihrem Orte zu, wo sie aufgeht." (Prediger 1: 4, 5)
,,Gleich der Erde, die er auf ewig gegründet hat."
- Psalm 78: 69.
Die Zubereitung der Erde und ihre \V-ohnbar~
machung durch das Anordnen der Dinge auf ihr
wird im Bericht des Schöpfers in sechs \XI erk~
abschnitte eingeteilt. Diesen sechs Zeiträumen folgt
eine Periode der Ruhe oder des Sabbats in Ver~
bindung mit \\i erken auf Erden, nicht aber eines
Sabbats bezüglich des Erschaffens anderer Teile des
Universums und der dortigen Tätigkeit. Noch jetzt
sind wir in dieser Ruhezeit Gottes der Erde gegen~
über, wie rine Vergleichung seines \\1 ortes in
1. ..Mose 2: 1-3, Psalm 95: 7-11, Hebräer 3: 15-19
und 4:: 1-11 zeigt. Ungefähr sechstausend Jahre
dieses großen Ruhe~ oder Sabbattages Gottes sind
bereits vergangen, und sein \\1ort versichert uns
be"timmt, daß weitere tausend Jahre davon noch
DIE ERSCHAFFUNG DER ERDE 57

abzulaufen haben. Demnach scheint dieser große


Ruhetag des Schöpfers die Erde betreffend un:::
gefähr siebentausend Jahre lang zu sein; und wenn
der siebente „Tag" diese Länge hat, ist es nur
vernünftig zu folgern, daß jeder der vorhergehenden
sechs Arbeitstage ebensolang war und alle sechs
einen Zeitraum von zweiundvierzigtausend Jahren
umfassen.
Der Bericht über die Erschaffung der Erde
handelt von Dingen, die sich zutrugen, ehe der
Mensch ins Dasein trat, und demnach ist er von
Gott eingegeben. Gott fragt den Menschen: ,,Wo
warst du, als ich die Erde gründete? Tue es kund,
wenn du Einsicht besitzest . . . als die Morgen:::
sterne miteinander jubelten und alle Söhne Gottes
jauchzten? Und wer hat das Meer mit Toren ver:::
schlossen, als es ausbrach, hervorkam aus dem
Mutterschoße, als ich Gewölk zu seinem Gewande
und W olkendunkel zu seiner Windel machte?"
(Hiob 38: 4-9) ,,Der seine Engel zu Winden
(Geistern, Fußnote) macht, seine Diener zu flam:::
mendem Feuer. Er hat die Erde gegründet auf ihre
Grundfesten; sie wird nicht wanken immer und
ewiglich. Mit der Tiefe · hattest du sie bedeckt
wie mit einem Gewande; die Wasser standen über
den Bergen." (Psalm 104:: 4-6) Diese und andere
Bibelaussagen bezeugen vereint, daß die Erdkugel
einst von einer Hülle umgeben war, bestehend
aus Wasser und andern Stoffen, die über der
Oberfläche des :Erdballs hingen. Große Bänder
oder Ringe solcher Art umhüllten die Erde und
verbargen ihr Gesicht dem Blick.
Ursprünglich war die Erde eine glühende
stoffliche Masse. Sie funkelte in diesem Zustande
der Weißglut wie eine kleine Sonne, wie ein Stern.
Meere konnte es damals auf ihrer Oberfläche keine
58 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

geben, sondern alle Feuchtigkeit wurde als Dampf


weggetrieben, ihre Kohlenwasserstoffe verdampften
und ihre 1V1ineralien und .Metalle ,:vurden zerstäubt
und weit in den Raum hinausgeschleudert,- rund
um den siedenden, feurigen Erdkern. Bei den
Drehungen der Erde um ihre Achse bildeten diese
abgestoßenen Stoffe allmählich große Ringe rund
um den Erdäquator, wo die Zentrifugalkraft der
sich drehenden Erde am stärksten wirkte. Doch
wurden die Ringe durch die Schwerkraft der Erde
in der Nähe des Erdäquators festgehalten. Die von
der geschmolzenen Erde abgestoßenen Stoffe form,
ten sich je nach Dichte und spezifischem Gewicht
zu \Vasserringen, die mit mineralischen Bestand,
teilen vermischt waren: der dichteste und schwerste
in nächster Nähe des Erdkerns, der zwcitschwerste
direkt außerhalb davon, und so weiter bis zum
leichtesten, der am weitesten weggeschleudert war
und beinahe ganz aus Wasser bestand. So gab es
also ein Ringsystem~~; und dem Auge Gottes stellte
sich dies wie ein großes Rad dar, mit Rädern
innerhalb anderer Räder und der geschmolzenen
Erde selbst als der kugelförmigen Radnabe. Die
Gestaltung war genau wie bei dem von Astro~
nomen als „Saturn" bezeichneten Planeten, der
immer noch von einem Ringsystem umgeben ist,
drei konzentrischen Ringen, die sich noch jetzt
um seinen Äquator drehen.
Der Planet Saturn schreitet gemäß denselben
göttlichen Gesetzen, die die Erde in ihren ersten
Schöpfungsstufen regierten, seiner schließlichen
Schöpfungsform entgegen. Dem Augenschein nach
ist man zu . . schließen geneigt, daß sich diese Ringe

* Si ehe das Buch „Thc Enrlh's Annulnr System" (,.Das Ring-


syste m der Erde" ) von Isaac N. Vail (1S86).
DIE ERSCHAFFUNG DER ERDE 59

aus gefrorenen Schneeteilchen zusammensetzen. Mit


Hilfe eines Fernrohrs ist nicht nur wahrnehmbar,
daß der Saturn Ringe hat, sondern daß die Kugel
von Bändern unterschiedlicher Breite und Hellig:::
keit umschlossen ist, die sich auf verschiedenen
Breiten oberhalb und unterhalb des Saturn:::Aqua:s
tors befinden. An seinem Nord::: und Südpol gibt
es jedoch keine solchen Wolkengürtel, sondern
die Pole liegen frei. Dort, im Gebiet des geringsten
Widerstands gegenüber der Schwerkraft, fallen die
Baldachin:::Gürtel ein. Solche Gürtel bilden sich,
indem die Ringe am Aquator einer nach dem
andern niedersinken und sich dann zu Gürteln
beiderseits des Aquators ausbreiten. Ein jeder
dieser Baldachin:sGürtel dreht sich mit der ihm
eigenen Geschwindigkeit um den Saturn und ver:s
langsamt sich allmählich, je näher er dem Polar:::
gebiet kommt. Auch der Planet Saturn selber dreht
sich gleich einem Zentralkern unsichtbar innerhalb
und unterhalb dieser Baldachin:sGürtel in einer
noch nicht gemessenen Geschwindigkeit um seine
Achse.
Bei der Erde war es in ihrer Frühzeit ebenso.
Während sie sich abkühlte, senkte sich der ihr am
nächsten liegende und schwerste Ring als erster
nach . dem Aquator hin. Jedoch verhinderte die
Zentrifugalkraft der Erde, daß er auf die Erd:::
oberfläche niederstürzte, und so flachte der Ring
ab und breitete sich aus wie ein Gürtel, der eine
Teil nach Norden und der andere nach Süden.
Ring auf Ring kam hernieder, und Gürtel auf
Gürtel bildete sich. Die Gürtel bewegten sich nach
dem Nord::: und Südpol und stürzten schließlich
dort auf die Erde herab. In Polnähe, an den Stellen
des geringsten Widerstands, riß die Schwerkraft
der Erde jeden Gürtel, sowie er diesen schwachen
60 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Punkt erreichte, hernieder, und die Wasser mach,


ten mit ihren wertvollen Schätzen einen Sturz wie
der Niagara. Auf der Erde angelangt, fegten die
sintflutartigen \XI assermassen als fürchterliche
Überschwemmung oder Flut von den Polen her
dem Äquator zu, indem sie neben Eis auch ihren
Reichtum an Mineralien und Metallen mit sich
fortwälzten. Dadurch wurde die Oberschicht der
abkühlenden Erde sehr bereichert.
Demnach lag in einem gewissen Stadium die
Oberfläche der Erde, mit Ausnahme der Pole, voll,
ständig unter einem Dach mineral, und wasser,
haltiger Gürtel, ·wie von \Xlindeln umhüllt, einem
Dach, das hoch um den Erdball hing. Am Äquator

kreisten darüber noch eine Reihe von Ringen, und


so hatte unser Planet damals dasselbe Aussehen
wie heute der Saturn, dessen Ringe einen Durch,
messer von 275 000 Kilometer aufv,reisen. Die
Erde erreichte diese Stufe der Ring, und Decken,
Entwicklung rascher als der Saturn, weil sie als
kleinerer Körper schneller abkühlte und sich ihre
DIE ERSCHAFFUNG DER ERDE . 61

Dämpfe eher verdichteten. Damals zeigten sich


auf der Erde noch keine Umrisse eines Kontiherits,
doch schmiegte sich Wasser direkt an den Busen
der Erde und eine Wassertiefe wirbelte außerdem
hoch um sie. Dann wirkte die unsichtbare Kraft
Jehovas oder sein „Geist" auf diese äußeren Wasser
ein, indem sie über deren Außenfläche schwebte.
„Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis
war über der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte
über den Wassern." - 1. Mose 1: 2.
Da sich die Erde nun abgekühlt hatte und fest
geworden war, glühte sie nicht mehr wie ein Stern,
sondern war dunkel. ,,Und Gott sprach: Es werde
Licht! und es ward Licht. Und Gott sah das Licht,
daß . es gut war; und Gott schied das Licht von
der Finsternis. Und Gott nannte das Licht Tag,
und die Finsternis nannte er Nacht. Und es ward
Abend, und es ward Morgen: erster Tag." -
1. Mose 1 :J-5.
Es handeite sich hier nicht um ein elektrisches
Licht, das auf der Erde selbst erzeugt wurde;
denn dieses hätte gleichzeitig rings um die ganze
Erde geschienen und es hätte keine Scheidu·ng
zwischen Licht und Finsternis bestanden. W ohe'r
kam dann das Licht? Von der Sonne, die eine uri~
bekannt lange Zeit vor der Erde, diesem winzigen
Planeten des Sonnensystems, geschaffen worden
war.
Das Sonnenlicht beschien lediglich die Ober~
fläche der gefrornen oder wäßrigen Decke, die
hoch oben rund um die Erde lag. Nur die Hälfte
dieser Überdachung lag jeweils im Sonnenlicht,
während die andere, die der Sonne abgewandte
Hälfte im Finstern war. Aber das Gürteldach der
Erde drehte sich genauso um die Erdachse, wie die
im Innern befindliche Erde selbst, und so bestand
62 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

eine Scheidung zwischen der Licht~ und Nachtzeit.


Jedoch drang das Licht der Sonne nicht durch
diese dachartigen Gürtel hindurch und erreichte
also nicht die Erdoberfläche oder die Wasser, die
direkt auf der Erde waren. Die Dachgürtel waren
so gut wie undurchsichtig, und der Raum zwischen
ihnen und der Erde war gesättigt mit Kohlenstoff,
dichter als ein „Erbssuppen~Nebel" in London .
.M.an beachte auch, daß der Schöpf er~Gott bei der
Schilderung sowohl dieses ersten Tages als auch
aller darauffolgenden Schöpfungstage den Abend
vor dem Morgen kommen läßt. Er fängt jeden
Schöpfungstag von siebentausend Jahren mit der
Abendzeit an. Am Abend ist die endgültige Form
der später klar abgegrenzten Dinge, wenn über,
haupt, anfänglich nur in verschwommenen Um,
rissen sichtbar, wird hernach klarer und schließlich
während der Tageshöhe oder am „Morgen" ganz
deutlich.
„Und Gott sprach: Es werde eine Ausdehnung
inmitten der \X! asser, und sie scheide die Wasser
von den Wassern 1 Und Gott machte die Aus,
dehnung und schied die Wasser, welche unterhalb
der Ausdehnung, von den \X! assern, die oberhalb
der Ausdehnung sind. Und es ward also. Und Gott
nannte die Ausdehnung Himmel. Und es ward
Abend, und es ward .Morgen: zweiter Tag."
(1. Mose 1: 6-8) Das scheint zu bedeuten, daß
sich die Ausdehnung zwischen den Wassern, unter
denen die Erdoberfläche begraben lag, und den
über der Erde hängenden \"X! assergürteln in ge,
wissem .Maße aufhellte. Die dacharti~en Gürtel
wurden nicht durch die Ausdehnung ( das Firma~
ment, d. h. Himmelsgewölbe) oder den „Himmel"
in der Höhe gehalten; sondern die Errichtung des
Firmaments bezeichnete eine "klare Trennung zwi•
DIE ERSCHAFFUNG DER ERDE 63

sehen jenen Wassern über und den Wassern unter


ihm. In dieser Ausdehnung sollten die geflügelten
Geschöpfe, die noch zu erschaffen waren, umher"
fliegen, und später einmal sollte der Mensch selber
mit Luftschiff, Flugzeug und Rakete in diesen
Raum vordringen. Am Schluß des zweiten Schöp"
fungstages hatte das Licht der Sonne ·noch nicht
das Gürteldach durchdrungen und das Firmament
erreicht. Alles war dort noch finster .
„Und Gott sprach: Es sammeln sich die Wasser
unterhalb des Himmels an einen Ort, und es werde
sichtbar das Trockenel Und es ward also. Und Gott
nannte das Trockene Erde, und die Sammlung der
Wasser nannte er Meere. Und Gott sah, daß es
gut war." (1. Mose 1: 9, 10) Demgemäß wurde
zu Beginn des dritten Schöpfungstages von sieben"
, tausend Jahren das Innere der Erde von hef"
tigen Krämpfen befallen, höchstwahrscheinlich da"
durch verursacht, daß an den Erdpolen weitere
Gürtel der Überdachung niederstürzten, was als
neue Last auf die Erde drückte. Auf jeden Fall war
Gottes lenkende Kraft wirksam, und Landgebilde
wurden über die Fläche der bisherigen Wasser"
Einöde emporgetrieben. Riesige Kontinente und
Inseln stießen empor. Doch waren sie aller Vege"
tation„ alles pflanzlichen Lebens bar.
„Und Gott sprach: Die Erde lasse Gras her:1
vorsprossen, Kraut, das Samen hervorbringe,
Fruchtbäume, die Frucht tragen nach ihrer · Art,
in welcher ihr Same sei auf der Erdel Und es ward
also. Und die Erde brachte Gras hervor, Kraut,
das Samen hervorbrmgt nach seiner Art, und
Bäume, die Frucht tragen, in welcher ihr Same ist
nach ihrer Art. Und Gott sah, daß es gut war.
Und es ward Abend, und es ward Morgen: dritter
Tag." (1. Mose 1: 11-13) Es war nicht so, daß
64 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

durch unbestimmte, unklare Veränderungen eine


Evolution, d. h. Entwicklung der einen Form oder
Gattung pflanzlichen Lebens in eine andere solche
Form erfolgte. Gottes mannigfaltige Weisheit schuf
die vielerlei festliegenden Formen der Pflanzen
urid ihres Wachstums, von denen eine jede den
Samen in sich trägt, um sich zu vermehren und
ihre Art unverändert beizubehalten. Dieses Hervor:::
bringen der ersten Formen des Pflanzenlebens fand
noch ganz in Finsternis statt, die in der Ausdeh:::
nung über der Erde und innerhalb des dichten
\Vasserdaches immer noch herrschte.
„Und Gott sprach: Es werden Lichter an der
Ausdehnung des Himmels, um den Tag von der
Nacht zu scheiden, und sie seien zu Zeichen und
zur Bestimmung von Zeiten und Tagen und Jahren;
und sie seien zu Lichtern an der Ausdehnung des
Himmels, um auf die Erde zu leuchten 1 Und es
ward also. Und Gott machte die zwei großen
Lichter: das große Licht zur Beherrschung des
Tages, und das kleine Licht zur Beherrschung
der Nacht, und die Sterne. Und Gott setzte sie
an die Ausdehnung des Himmels, um auf die Erde
zu leuchten, und um zu herrschen am Tage und
in der Nacht und das Licht von der Finsternis
zu scheiden. Und Gott sah, daß es· gut war. Und
es ward Abend, und es ward Morgen: vierter Tag."
(1. Mose 1: 14-19) Das besagt oder bedeutet nicht,
daß Gott die Sonne, um die sich die Erde dreht,
erst während des vierten Schöpfungstages der Erde
erschaffen und auch dann erst den Satelliten der
Erde, den Mond, sowie die weit jenseits davon
dem bloßen Auge sichtbaren Sterne hervorgebracht
hätte . Diese Himmelskörper bestanden schon lange
vor Beginn des „vierten Tages" der Erde. Gott
hatte sie gemacht und in den Raum gehängt, un:::
\ ",.;cili:

g ' ;t ,,_,._,,,
-- ~"' ' -"' 'fi '';.,'•f------l!!!i!ii!i!i!!!i~------•
'···-·-~ " !l I Jl9----------~~

Fortschritte in der Erschaffung der Erde. - Kapitel 4.


. DIE ERSCHAFFUNG DER ERDE 65

geheuer ~eit außerhalb der Ringe und der über:1


dachung, die um die Erde kreisten, und demnach
hoch über der Ausdehnung oder dem „Himmel",
der die Erde umgab und die Wasser auf der Erde
von denen über ihr schied.
Jetzt erschien jedoch erstmals das Licht der
Sonne, des Mondes und der Sterne am Firmament
, des Erdhimmels, und dieses Licht drang bis auf
die Landflächen und Meere der Erde selbst hin:1
durch. Zu dieser Zeit hatten offenbar weitere
schwerbeladene Wassergürtel der Überdachung
die Pole erreicht, waren eingestürzt und hatten zeit:::
weilig die ganze Erde überschwemmt und das zu:1
nehmende Pflanzenleben weggefegt. Wenn sich
solche Überflutungen gesetzt hatten, kamen wie:1
derum . Pflanzen auf und bedeckten die hervor:1
tretenden Landflächen mit ihrem Grün. Nach dem
letzten Dachgürtel, der während des vierten Tages
herniederkam, blieben nur noch die leichtesten
Ringe aus fast reinem Wasser übrig, die sich am
Aquator senkten und sich nord::: und südwärts
gleich einem Zelt oder Baldachin über die Erde
ausbreiteten. Dieses übriggebliebene Wasserdach
war durchscheinend und ließ also das Licht, das
Sonne, .M.ond und Sterne von weit außerhalb her:1
absandten, hindurchstrahlen und das Firmament,
die Luftausdehnung, die nun verhältnismäßig frei
von Kohlenstoff geworden war, aufhellen. Als
Wirkung hiervon entstand auf der Erde unter
ihrem durchscheinenden Dach ein Treibhaus:::
zustand. Das war einem üppigen Pflanzenwachs:::
turn, wie es in den Zeitabständen zwischen dem
Niederfallen der Dachgürtel sogar bis in die N ord:1
und Südpolgebiete vor sich ging, sehr förderlich.
Wegen des Wasserdaches, das die Erde immer
noch außerhalb des Firmaments umgab, können
66 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Sonne, Mond und Sterne auf der Erdoberfläche


nicht in klaren Umrissen sichtbar gewesen sein.
Nur ihr zerstreutes Licht drang durch das Dach
hindurch. Mit der Zeit ist diese Überdachung
direkt über dem Erdäquator wohl sehr dünn ge"
worden, und das Sonnenlicht wird mit außerge,
wöhnlichem Glanz durchgedrungen sein. Was für
Geschöpfe sollten die Erde nun bewohnen?

Tierseelen
Der Bibelbericht lautet: ,,Und Gott sprach:
Es wimmeln die Wasser vom Gewimmel leben"
diger Wesen (Seelen, Fußnote), und Gevögel fliege
über der Erde angesichts der Ausdehnung des
Himmels l Und Gott schuf die großen Seeunge„
heuer und jedes sich regende, lebendige Wesen
(Seele, Fußnote), wovon die \Vasser ·wimmeln,
nach ihrer Art, und alles geflügelte Gevögel nach
seiner Art. Und Gott sah, daß es gut war. Und
Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und
mehret euch und füllet die Wasser in den Meeren,
und das Gevögel mehre sich auf der Erde 1 Und
es ward Abend, und es ward Morgen: fünfter
Tag." - 1. Mose 1: 20-23.
Wie eben zitiert, beweist Gottes Wort der
\Xl ahrheit also, daß schon Tausende von Jahren
vor dem Auftreten des Menschen irdische Seelen
vorhanden waren. Der inspirierte Bericht Gottes
bezeichnet die Seeungeheuer und andere Geschöpfe
des Meeres, wie auch die Vögel, als „lebendige
Seelen", weil sie leben und ein gewisses Maß von
Verstand besitzen. Im hebräischen Originaltext be"
nutzt die Bibel hier den Ausdruck nephesch chaijah,
genau denselben, den der Schöpf er auf den Men"
sehen anwendet. Dieser \Xl ahrheit eingedenk zu
DIE ERSCHAFFUNG DER ERDE 67

sein, wird dem Erforscher des \Vortes Gottes hel"


·fen, loszukommen von der großen religiösen V erwir~
rung und Finsternis über die Frage: Was ist eine
Menschenseele, und kann sie sterben wie die nie"
deren Tiere?
Während . des fünften Schöpfungstages gingen
vielleicht weitere Gürtel des Wasserdaches an den
Polen nieder und führten diesmal die Vernichtung
des Lebens von Tieren oder Geschöpfen durch die
eisigen Wasser herbei, da manche Formen desTier"
lebens ausgelöscht sind und heute nicht mehr beste"
hen. Auf diesen Zerstörungsvorgang und weitere
Aufschichtungen der Erdkruste sind zweifellos jene
ausgedehnten Kalksteinablagerungen zurückzufüh„
ren, die als „Schalen" oder Muscheltier„Friedhöfe"
bekannt sind. Da .dieser fünfte Tag nun aber Tau"
sende von Jahren währte, pflegte die göttliche
Macht nach einer jeden solchen Flut neuere Formen
lebendiger Geschöpfe hervorzubringen.
Der letzte Werktag war nun gekommen. ,,Und
Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendige
Wesen (Seelen, Fußnote zu Vers 20) nach ihrer
Art: Vieh und Gewürm und Getier der Erde nach
seiner Art! Und es ward also. Und Gott machte das
Getier der Erde nach seiner Art, und das Vieh nach
seiner Art, und alles, was sich auf dem Erdböden
regt, nach seiner Art. Und Gott sah, daß es gut
war." - 1. Mose 1: 24, 25.
Es wird nicht gesagt, welche Formen oder Arten
von Tierseelen an diesem sechsten Schöpfungstag
als erste zu erschaffen waren. Einige Formen, deren
Fossilien oder versteinerten Überbleibsel tief in der
Erde eingebettet gefunden wurden, sind zweifellos
durch den Einsturz weiterer Gürtel der Oberda"
chung zugrunde gegangen und zwar in den Ober"
schwemmungen, die im Gefolge hiervon gleich Flut"
68 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

wellen von den Polen aus herangestürzt kamen. Da


der Schöpfungstag nicht vierundzwanzig Stunden,
sondern mehrere tausend Jahre umfaßte, füllte Jeho"
vas Macht die Erde eben wieder mit Tierleben der"
selben oder neuer Arten. Zweifellos auf die Zeit
nach der letzten dieser verheerenden Fluten des
sechsten Tages ist die Schilderung in 1. Mose 2: 4-6
anzuwenden: ,,Dies ist die Geschichte (sind die Er"
zeugungen, Geschlechter; Fußnote) des Himmels
und der Erde, als sie geschaffen wurden, an dem
Tage, da Jehova Gott Erde und Himmel machte,
und ehe alles Gesträuch des Feldes auf der Erde
war, und ehe alles Kraut des Feldes sproßte; denn
Jehova Gott hatte nicht regnen lassen auf die Erde,
und kein Mensch war da, um den Erdboden zu be~
bauen. Ein Dunst aber stieg auf von der Erde und
befeuchtete die ganze Oberfläche des Erdbodens.''
5. KAPITEL

MENSCHENSEELEN ERSCHAFFEN

OTT erschuf die Erde, damit der Mensch

l@] sie bewohne. Der sechste Schöpfungs~


tag ging dem Ende zu. Fällig war nur
noch das Meisterstück der irdischen
Schöpfung Gottes, das allen niederen
Tiergeschöpfen vorstehen und dies im Bilde Gottes
tun sollte, der der gesamten Schöpfung vorsteht.
Zu diesem Zwecke mußte dieses irdische Meister~
werk verstandesbegabter sein als die ihm unter~
worfenen Tiere. Es mußte im Gleichnis des Schöp~
fers sein durch den Besitz des notwendigen Maßes
an Weisheit, Macht, Liebe und Gerechtigkeit. Wie~
derum bediente sich Gott der Herr seines einzig~
gezeugten Sohnes, des Wortes, als Werkmeister,
und zu ihm sprach Jehova Gott, als er schließlich
bereit war, das höchste seiner irdischen Geschöpfe
hervorzubringen.
„Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen
in unserem Bilde, nach unserem Gleichnis; und sie
sollen herrschen über die Fische des Meeres und
über das Gevögel des Himmels und über das Vieh
und über die ganze Erde und über alles Gewürm,
das sich auf der Erde regt! Und Gott schuf den
Menschen in seinem Bilde, im Bilde Gottes schuf
er ihn; Mann und Weib schuf er sie. Und Gott seg~
nete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar
und mehret euch und füllet die Erde und machet
sie euch untertan; und herrschet über die Fische des
Meeres und über das Gevögel des Himmels und
über alles Getier, das sich auf der Erde regt!"
70 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

(1. Mose 1: 26-28) Hier gab der Schöpfer dem


Manne und seiner Gefährtin einen Auftrag bezüg~
lieh der Erde. Dieser Auftrag schloß mehr in sich,
als im Bilde Gottes zu sein durch Ausübung der
Herrschaft über die ganze Erde und ihre lebendigen
Geschöpfe. Gott hatte durch seinen „Werkmeister"
das erste Menschenpaar unmittelbar durch seine
Macht geschaffen, und er wollte weiter keine in
solch direkter Weise bilden. Er gab ihnen die
Fähigkeit, durch eheliche Verbindung ihre Art fort~
zupflanzen, was bei den Engeln nicht der Fall ist,
die „weder.heiraten noch verheiratet werden", son~
dem von Gott alle einzeln geschaffen sind durch
sein Wort. Am meisten Verantwortung brachte
dem vollkommenen Mann und seinem Weibe also
jener Teil des göttlichen Auftrages, der ihnen gebot,
,fruchtbar zu sein und sich zu mehren' als Men"
schengeschlecht und die Erde mit einer gottähnli"
chen Nachkommenschaft zu füllen.
Der große Fürsorger gewährte diesem schönen
Menschenpaar die Gunst völligen Freiseins von Not
und des Freiseins von Furcht. Für alle, Menschen
wie Vieh, war vollauf genug vorhanden. ,,Und Gott
sprach: Siehe, ich habe euch gegeben alles samen"
bringende Kraut, das auf der Fläche der ganzen
Erde ist, und jeden Baum, an welchem samenbrin"
gen de Baumfrucht ist: es soll euch zur Speise sein;
und allem Getier der Erde und allem Gevögel des
Himmels und allem, was sich auf der Erde regt, in
welchem eine lebendige Seele ist, habe ich alles
grüne Kraut zur Speise gegeben. Und es ward also.
Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und
siehe, es war sehr gut. Und es ward Abend und
es ward Morgen: der sechste Tag." (1. Mose
1 : 29-31) Seitdem Gott bezüglich der Erde gesagt
hatte: ,,Es werde Licht", war nun ein Zeitraum von
MENSCHENSEELEN ERSCHAFFEN 71

ungefähr 42 000 Jahren verstrichen. Nach all den


Vorbereitungen durch Taus ende von Jahren hin~
durch hatte der liebevolle Schöpfer, Jehova, dem
Menschen und seinem Weibe einen ,sehr guten·
Anfang verschafft.
Es war nichts Geringeres als ein vollkommener
Anfang, da Jehova ihn als „sehr gut" erklärte.
Hielte der Mensch sich treu an die Ausführung
des ihm erteilten göttlichen Auftrages, · so konnte
die Vollkommenheit der Dinge dem Menschen in
jener freien ursprünglichen Welt, in der er geschat
f en worden war, erhalten bleiben. Welch weiterer
Arbeit Jehovas, Gottes, bedurfte es noch für den
Menschen? Keiner; und so übergab der Schöpf er
dem Menschen, als dem sichtbaren irdischen Ver~
treter Gottes, die Herrschaft über die Erde. Die
Tätigkeit und die Vorrechte des Menschen mußten
sich von da an nach dem göttlichen Auftrag richten.
„So wurden vollendet der Himmel und die Erde
und all ihr Heer. Und Gott hatte am siebenten Tage
sein ·werk vollendet, das er gemacht hatte; und er
ruhte am siebenten Tage von all seinem Werk, das
er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten
Tag und heiligte ihn; denn an demselben ruhte er
von all seinem Werk, das Gott geschaffen hatte,
indem er es machte." (1. Mose 2: l-3) Es wäretö~
richt, zu meinen, das bedeute, der allmächtige Gott sei
von seiner Arbeit auf diesem kleinen Planeten Erde
erschöpft oder müde gewesen und habe sich dann
ausruhen müssen, um sich zu erholen. ,,Weißt du
es nicht? oder hast du es nicht gehört? Ein ewiger
Gott ist Jehova, der -Schöpfer der Enden der Erde;
er ermüdet nicht und ermattet nicht, unergründlich
ist sein V erstand. Er ist es, der da thront über dem
Kreise der Erde, und ihre Bewohner sind wie Heu~
schrecken; der die Himmel ausgespannt hat wie
72 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

einen Flor, und sie ausgebreitet wie ein Zelt zum


Wohnen." (Jesaja 40: 28, 22) Wenn 2. Mose 31: 17
erklärt: ,,Am siebenten Tage hat er geruht und sich
erquickt", bedeutet dies daher, daß er das Werk,
das er sich für die Erde vornahm, vollendet hatte
und die erquickende Freude und Zufriedenheit
empfand, die ein vollbrachtes Werk verleiht. Ferner
ruhte er in der Gewißheit, daß nichts, was sich
später entwickeln mochte, sein Vorhaben mit der
Erde durchkreuzen oder erfolgreich aufhalten
konnte. Er werde jeder Lage, die plötzlich entstehen
könnte, gewachsen sein und sie meistern.
Der Mond soll dem Menschen die Zeit in Mo~
nate aufteilen. Die Erklärung in 1. Mose 2: 1-3
besagt nicht, Gott habe dem vollkommenen Manne
und Weibe die Zeit in Siebentage~Abschnitte ein~
geteilt und ihnen geboten, jeden siebenten Tag
als Ruhe~ oder Sabbattag zu halten. Solange dieses
vollkommene Paar den göttlichen Auftrag befolgte,
sollte es in seinem Schöpf er ruhen und die Freiheit
der Anbetung sowie das Freisein von Furcht und
Not genießen und sich dadurch der Sabbatruhe
Gottes zusammen mit ihm erfreuen. Durch Glauben
und Gehorsam ihm gegenüber sollten sie im Genuß
eines ständigen Sabbats sein.
Der in 1. Mose Kapitel 1 gegebene Bericht über
die Erschaffung des Menschen ist allgemein gehal~
ten, während jener von Kapitel 2 ausführlich ist
und den vorhergehenden kürzeren Bericht abrundet.
In diesem Kapitel 2 kommt erstmals der Name Je~
hova vor, weil von da an der Name Gottes des
Herrn mit dem Menschen auf der Erde verbunden
ist. Der Bericht ist sehr einfach und aufschlußreich
bezüglich der Menschenseele und wie sie erschaffen
wurde. Man präge sich die Ausdrucksweise ein:
„Und Jehova Gott bildete den Menschen, Staub
MENSCHENSEELEN ERSCHAFFEN 73

von dem Erdboden, und hauchte in seine Nase den


Odem des Lebens; und der Mensch wurde ·eine
lebendige Seele." - 1. Mose 2: 7.
Man beachte, daß hier der gleiche Ausdruck
„lebendige Seele" gebraucht wird wie in bezug auf
die niederen Tiere bei deren Erschaffung. Im he:::
bräischen Text lautet der Ausdruck nephesch
chaijah. (1. Mose 1: 20, 21, 24, 30) Gott machte das
Menschengeschöpf, den Menschen, Adam, zu
einer „lebendigen Seele", indem er zuerst den
menschlichen Körper erschuf und diesem dann nicht
eine Seele, sondern den „Odem des Lebens", die
in Bewegung setzende Kraft, einhauchte und dann
diese Lebenskraft mit dem Körper vereinigte. Eine
,,lebendige Seele" bedeutet ein lebendes Geschöpf,
und auf der Erde bedeutet es ein Geschöpf, das
atmend lebt. Der Mensch, Adam, war eine leben:1
dige Seele wie die niederen Tiere, da er einen ma:::
teriellen Leib besaß und genau so wie jene Tiere
in der Atmosphäre des Firmaments atmete. Nur
war der Mensch, Adam, mit seiner aufrechten Ge:::
stalt und seinem weit überlegenen Verstand von
höherem Rang. Auch war er in Gottes Bild und
Gleichnis. Die niederen Tierseelen sterben. Kann
die Menschenseele auch sterben? Und wenn sie
sterben kann, ist es dann trotzdem möglich, daß sie
unter rechten Umständen ewig lebt? Antwort
hierauf erteilt die Bibel.
In dem als „Eden", das heißt „Wonne" oder
„Lieblichkeit", bezeichneten Teile der Erge, und
zwar in dessen östlichem Gebiet, pflanzte Jehova
Gott einen Garten oder ein Paradies und setzte den
Menschen dorthin, um den Garten „zu bebauen und
ihn zu bewahren". Es war ein wirklich lieblicher
Platz, die einzige besonders zubereitete Stelle auf
der Erde. In 1. Mose 2: 8-15 sind die lebenerhal:i
74 „DIE WAHRHEIT WffiD EUCH FREI MACHEN"

tenden Bäume und Wasserläufe Edens kurz be,


schrieben. Adam war, obwohl erst vor kurzem ge,
schaffen, völlig gereift und vollkommen an Gestalt
und konnte verständig sprechen. Der Schöpfer ließ
Adam mit den Tieren des Gartens bekannt werden,
damit dieser, der über sie herrschte, ihnen Namen
gebe. Man beachte sorgfältig den \Vortlaut des
Berichtes: ,,Und Jehova Gott bildete aus dem Erd,
boden alles Getier des Feldes und alles Gevögel
des Himmels, und er brachte sie zu dem Menschen,
um zu sehen, wie er sie nennen würde; und wie
irgend der Mensch ein lebendiges \Vesen ( eine
lebendige Seele, Fußnote zu Kap. 1: 20) nennen
würde, so sollte sein Name sein. Und der Mensch
gab Namen allem Vieh und dem Gevögel des
Himmels und allem Getier des Feldes. Aber für
Adam fand er keine Hilfe seines Gleichen." -
1. Mose 2: 19, 20.
Auch hier wiederum wendet die Aufzeichnung
den Ausdruck ,,lebendige Seele" auf die Vögel und
anderen Tiere an, genau so wie auf den vollkom ,
menen, in Gottes Bild und Gleichnis erschaffenen
,l\,lenschen. Die Tiere waren sterbliche Seelen und
waren vor dem Menschen gestorben, entweder
wegen ihrer begrenzten Lebensspanne oder wegen
der Schöpfungsvorgänge, die sich um die Erde
noch abwickelten, wie z. B. von oberhalb des Fir,
maments herabstürzende Dachgürtel. Ist auch der
Ivlensch ei~1e sterbliche Seele? Das heißt, kann eine
Menschenseele sterben? Ivluß sie zwangsläufig
sterben, wie die niederen Tiere, oder kann sie im,
mer am Leben bleiben? Ist sie unsterblich?
Richtige Antworten auf diese Fragen sind in
J ehovas Gesetz für Adam zu entdecken: ,, Und Je•
hova Gott gebot dem Menschen und sprach: Von
jedem Baume des Gartens darfst du nach Belieben
MENSCHENSEELEN ERSCHAFFEN 75

essen; aber von dem , Baume der Erkenntnis des


Guten und Bösen, davon sollst du nicht essen;
denn welches Tages du davon issest, wirst du ge"
wißlich sterben." - 1. Mose 2: 16, 17.
Das beweist, daß die Menschenseele sterblich
ist, selbst wenn der Mensch vollkommen und sünd~
los ist, wie Adam es war, als er von . Gott dieses
Gebot erhielt. Wäre die Menschenseele unsterb"
lieh, dann hätte Gott nicht sagen können, daß sich
der Mensch durch Ungehorsam gegen Gottes Ge:::
setz die Todesstrafe zuziehen werde. Das Men"
schengeschöpf Adam war eine Seele und hatte nicht
etwa in sich eine Seele, die vom menschlichen Leibe
getrennt und abgesondert gewesen wäre und selbst
bei einer eventuellen Auflösung des menschlichen
Leibes unabhängig davon hätte existieren können.
Gott,- der durch Vereinigung des irdischen Leibes mit
dem Atem des Lebens die Menschenseele geschaf ~
f en hatte, konnte sie auflösen, wenn sie sich als
rebellisch gegen Gottes Gesetz erwiese. Jene Seele
würde dann zu bestehen aufhören. Sie würde ster~
ben, weil das lebende Geschöpf stirbt, der Mensch,
der die lebendige Seele ist. So heißt es in Hesekiel
18: 4, 20. - Psalm 104: 29.
Nephesc_h, das hebräische Wort für Seele, ist in
der deutschen Bibel auch oft mit Leben übersetzt
worden, ganz gleich öb es sich um das Leben eines
Tieres oder das Leben eines Menschen handelt.
Wenn ein Geschöpf in sich Leben hat, kann daher
von ihm gesagt werden, daß eine lebendige Seele
in ihm ist. Zum Beispiel heißt es in 1. Mose 1, Vers
30: ,,Und allem Getier der Erde und allem Gevögel
des Himmels und allem, was sich auf der Erde
regt, in welchem eine lebendige Seele ist." Ebenso
liest man in 2. Könige 4, Vers 27 (engl. B.): ,,Ihre
Seele ist in ihr beunruhigt." Als der Prophet Elia
76 „DIE WAHRHEIT WIBD EUCH FREI MACHEN"

durch ein Wunder ein Kind ins Leben zurückrief,


sprach er zu Gott: ,,Laß doch die Seele dieses Kin~
des wieder in dasselbe zurückkehren 1" ,, Und Jehova
hörte auf die Stimme Elias, und die Seele des Kin~
des kehrte wieder in dasselbe zurück, und es wurde
lebendig." - 1. Könige 17: 21, 22.
Da das Blut, das in den Blutgefäßen kreist, die
Grundlage des menschlichen und tierischen Lebens
ist, wird vorn Leben gesagt, es sei im Blute: ,,Nur
das Fleisch mit seiner Seele, seinem Blute, sollt ihr
nicht essen; und wahrlich, euer Blut, nach euren
Seelen ( euer Blut eurer Seelen, Rotherh., engl.),
werde ich fordern." (1. Mose 9: 4:, 5) ,,Denn die
Seele des Fleisches ist im Blute, und ich habe es
euch auf den Altar gegeben, um Sühnung zu tun
für eure Seelen; denn das Blut ist es, welches Süh~
nung tut durch die Seele." (3. Mose 17: 11) Das
Leben oder die Seele kann demnach nicht getrennt
vom Leibe bestehen bleiben und als vernunftbe"
gabtes Geschöpf weiter vorhanden sein. \Vie das
Blut, dem Körper entnommen, nichts mehr ist; so
existiert auch das Leben oder die Seele nicht ge~
trennt vom Leibe. \\7 enn dem Körper die Lebens~
·kräfte entzogen werden, so stirbt die Seele oder das
lebendige Geschöpf, nicht bloß der Leib.
Als Adam davor gewarnt wurde, ungehorsamer~
weise die verbotene Frucht zü essen, erwähnte Je~
hova Gott neben der Todesstrafe keinen 01i be~
wußter Qual nach · dem Tode, sei sie nun zeitlich
oder ewig. Im gesamten göttlichen Schöpfungs~
bericht steht nichts von der Erstellung einer f eu~
rigen „Hölle" der Qual, die zur Folterung von
Menschenseelen vorgesehen wäre. Einen solchen
Ort hat es niemals gegeben, und es wäre Jehova ver~
haßt und nicht in Übereinstimmung mit seiner
Weisheit, Gerechtigkeit und Liebe, einen solchen
MENSCHENSEELEN ERSCHAFFEN 77

Ort ewiger Qual für Sünder zu schaffen. überdies


ist . es unmöglich, Sünder an einen solchen Ort zu
senden, weil die Sünderseele beim Tode stirbt und
zu sein aufhört. ,,Der Lohn der Sünde ist der Tod."
(Römer 6: 23) Hätte Gott die Menschenseele nach
dem ungehorsamen Genießen der Frucht beim
Tode in eine Feuerhölle gesperrt, wie die Religion
dies lehrt, dann wäre die angekündigte Strafe von
Gott abgeändert worden durch Schaffung eines
ex-post-facto-Gesetzes, eines Gesetzes, das erst ge.--
macht wird, nachdem ein V erbrechen begangen
wurde. Jehova spricht jedoch: ,,Ich verändere mich
nicht." - Maleachi 3: 6.
Wird die Heilige Schrift nicht verdreht, so ist
, ersichtlich, daß die Menschenseele sterblich ist und
von Gott dem Allmächtigen wegen Sünde zum Tode
gebracht werden kann. Im Gegensatz zur Religions:::
lehre, daß die Menschenseele unsterblich sei, erklärt
Gottes Wort der Wahrheit deutlich: ,,Die Seele,
welche sündigt, die soll sterben." (Hesekiel 18: 4,
20) Das bedeutet jedoch nicht, daß die Menschen:::
seele nicht für immer auf der Erde leben könne.
Tatsächlich traf Gott Vorkehrungen dafür, daß
der Mensch auf ewig im Paradies auf der Erde woh:::
nen und dort leben kann, und er ließ zu diesem
Zweck „allerlei Bäume wachsen, lieblich anzusehen
und gut zur Speise; und den Baum des Lebens in der
Mitte des Gartens, und den Baum der Erkenntnis
des Guten und Bösen". (1. Mose 2: 9) Was nun,
wenn sich der Mensch für immer des Genusses der
verbotenen Frucht vom Baume der Erkenntnis des
Guten und Bösen enthalten hätte, oder doch so
lange, bis Gott nach genügender Erprobung der
Menschheit das Verbot bezüglich des Baumes
selber aufgehoben hätte? Dann hätten Adam und
seine Nachkommen ewig. auf der Erde leben
78 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

können. Solange Ada:m auf Probe stand, hatte er


also nur ein bedingtes, vom Gehorsam abhängiges
Recht auf ewiges Leben. Wenn sich die Mensch"
heit in der Erprobung treu und gehorsam erwiesen
hätte, wäre der Mensch von Gott zweifellos auch
zu dem „Baum des Lebens in der Mitte des Gartens"
geführt und ermächtigt worden, davon zu essen, als
Symbol und Bürgschaft für das Recht des erprob
ten, vollkommenen Menschen auf ewiges Leben.
Nach der Bekanntmachung des Gehorsams"
gesetzes gab Gott dem Adam ein Weib, damit es
menschliche Nachkommen gebe. Gott hatte Adam
durch sein „Wort" direkt aus den Bestandteilen
der Erde erschaffen; doch mit einer Rippe aus
Adams Seite als Grundlage, formte Gott ein voll"
kommen es Weib, einen weiblichen Menschen,
damit die beiden ein Fleisch seien. Dann geschah
es, daß ihr Schöpfer sie segnete und ihnen den
göttlichen Auftrag gab: ,,Seid fruchtbar und mehret
euch und füllet die Erde!" (1. Mose 2: 18-25; 1: 28)
Es wäre verkehrt, das Bibelwort in Hebräer 9,
Vers 27: ,,Es ist den Menschen gesetzt, einmal zu
sterben, danach aber das Gericht", auf den · voll"
koinmenen Adam und auf Eva anzuwenden. Diese
Scliriftstelle bezog sich auf den jüdischen Hohen"
priester am Versöhnungstage und später auf dessen
Gegenbild. Was Adam und Eva betrifft, war ihnen
ein Weg des Gehorsams, der zu ewigem Leben
auf Erden führt, gesetzt. Der Erforscher der in:0
spirierten Heiligen Schrift kann also heraus"
finden, wie wahrheitswidrig es ist, wenn ein Re:0
ligionskatechismus ohne biblischen Beweis erklärt:
„Die hauptsächlichsten Segnungen, die Adam und
Eva zugedacht waren, wenn sie Gott treu blieben,
wären ein Zustand dauernden Glückes in diesem
Leben und ewige Herrlichkeit im darauffolgenden."
MENSCHENSEELEN ERSCHAFFEN 79

Jehova Gott machte ihnen keine Hoffnung auf ein


„darauffolgendes Leben", angeblich in himmlischer
Herrlichkeit. Für Adam und Eva handelte es sich
darum, entweder ihr damaliges Leben auf Grund
unaufhörlichen Gehorsams gegen Gott fortzusetzen,
oder ewigen Tod infolge von Ungehorsam zu er:::
leiden.
Adam und Eva lebten auf der Erde in einer
freien Welt, weil es in ihr keine Sünde oder U n:::
gerechtigkeit gab. Sie besaßen die Wahrheit, die
den frei macht, der sie bewahrt. Sie beteten Gott
in Geist und Wahrheit an, inmitten des offenen
Paradieses Eden. Sie hegten keine quälenden Be:::
fürchtungen, sondern nur die Gottesfurcht, die es
zu vermeiden sucht, Gott zu mißfallen. Es wurde
ihnen kein Gesetz der zehn Gebote gegeben. Sie
waren vollkommen, wohingegen 1. Timotheus 1:
9, 10 erklärt: ,,Für einen Gerechten ist das Gesetz
nicht bestimmt, sondern für Gesetzlose und Zügel:::
lose, für Gottlose und Sünder, für Heillose und
Ungötfüche, Vaterschläger und Mutterschläger,
Menschenmörder, Hurer, Knabenschänder, Men:::
schenräuber, Lügner, Meineidige, und wenn etwas
anderes der gesunden Lehre zuwider ist."
Es wurde keine bestimmte Zeit für sie angesetzt,
wo sie mit der Ausführung jenes Teils des gött:1
liehen Auftrages beginnen sollten, der sich auf
das Füllen der Erde mit ihrer Nachkommenschaft
bezog. Sie waren nicht für den Tod bestimmt; die
ganze Ewigkeit lag vor ihnen, und sie hatten keine
dringende Verpflichtung noch wurde von ihnen
ungebührliche Eile verlangt. Den Garten zu be:::
bauen und zu bewahren und ·über die niedere
Tierschöpfung zu herrschen, ließ ihr Interesse nie
ermüden und erfüllte ihre Tage mit fröhlicher
Tätigkeit und dem göttlichen Segen.
80 „DIE WAHRHEIT WffiD EUCH FREI MACHEN"
6. KAPITEL

VERLUST DER FREIHEIT

DAM und Eva, die in Vollkommenheit

GI das Bild und Gleichnis ihres Schöpfers


widerspiegelten, waren der irdische,
sichtbare Teil der Universalorganisation
Jehovas, Gottes. Zu jener Zeit konnte
vom Menschen als ,Adam, dem Sohne Gottes',
gesprochen werden. (Lukas 3: 38) Er und sein
Weib gehörten zur universalen Familie Gottes im
Himmel und auf der Erde. Die treuen Geistge"
schöpfe waren der himmlische, unsichtbare Teil
der Universalorganisation Gottes. Einige von ihnen
hatten Umgang mit dem vollkommenen Manne
und Weibe in Eden. Bis zu der Zeit, wo an dieses
Menschenpaar der göttliche Auftrag erging, ver"
kehrte Gott mit ihm durch sein Wort, seinen ein"
geborenen Sohn, zu dem er am sechsten Tage
sprach: ,,Lasset uns Menschen machen in unserem
Bilde, nach unserem Gleichnis." Und hierauf gab
Gott dem Menschen, Mann und Weib, · durch
seinen Sohn den Auftrag seinem Wortlaut nach
bekannt. Das war ein wahrhaftiges Zeugnis für
sie, das Gesetz der Wahrheit. Es war ein theo"
kratisches Gesetz, weil es die Richtlinie für Gottes
Handeln ausdrückte und von ihm ausging. Es kenn"
zeichnete den Weg der Freiheit für die Menschen ..

Eines Tages drang Irrtum in diesen herrlichen


Garten ein. Dieser Irrtum kam nicht von Gottes
geliebtem Sohn; denn dieser ist das Wort Gottes,
und was Gott durch sein Wort äußert, ist stets
82 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

wahrhaftig, verläßlich, auf Tatsachen gegründet


und beständig, also wahr. Adam und Eva hatten
die Wahrheit empfangen und konnten den Irrtum
bekämpfen, wenn sie sich getreulich auf Gottes
Wort stützten. Gott brauchte nicht verhindern,
daß der Irrtum zur Erprobung an sie herantrete.
„Schild und Tartsche ist seine Wahrheit", und mit
ihr konnten sie ihre Freiheit verteidigen. (Psalm
91: 4) Das Eindringen des Irrtums verriet dem:::
nach das Dasein eines anderen Geistes, der un:::
sichtbar im Garten wirkte. Wie geschah dies?
„Und die Schlange war listig vor allem Getier
des Feldes, das Jehova Gott gemacht hatte; und
sie sprach zu dem Weibe: Hat Goh wirklich ge:::
sagt: Ihr sollt nicht essen von jedem Baume des
Gartens?" (1. Mose 3 : 1, 2) Adam war abwesend,
und Eva befand sich zu dieser Zeit allein. Die
Schlange, ein stummes Geschöpf, kann nicht von
sich aus so gesprochen und die Frage bezüglich
der Freiheit des 1\1.enschen im Garten aufgeworfen
haben. Bei solcher Rede, wobei die Wahrhaftigkeit
und Rechtlichkeit des Gesetzes Gottes keck in
Fr.age gezogen wurde, hatte sich jemand hinter der
Schlange versteckt. Es muß ein unsichtbares Geist~
geschöpf gewesen sein, das sich verbarg hinter
dieser sichtbaren Gestalt. der Schlange, jenes li:::
stigen Tieres, das mehr Kenntnis und Einsicht zu
haben schien als andere Tiere. Wer war es, der
sich auf diese Weise den Anschein eines Offen:::
barers höchst wichtiger Geheimnisse geben wollte?
Darüber sind wir nicht im Zweifel gelassen. Die
Antwort lautet gemäß 2. Korinther 11: 3, 14: ,,\Vie
die Schlange Eva durch ihre List verführte ... Und
kein Wunder, denn der Satan selbst nimmt die Ge.
stalt eines Engels des Lichts an." W eitere Beweise
deuten auf Luzifer, den Sohn der Morgenröte hin.
VERLUST DER FREIHEIT 83

Dieser Umstand lenkt die Aufmerksamkeit auf


eine Einrichtung, die - für Adam und Eva un~
sichtbar - ihr Schöpfer über die Erde gesetzt hatte.
Nachdem der sechste Schöpfungstag zum Abschluß
gekommen und dem Menschenpaar im Paradies
der göttliche Auftrag erteilt worden war, setzte ihr
himmlischer Vater über sie eine Schutzherrschaft
ein, eine besondere himmlische Organisation, die
ausschließlich um sie besorgt sein sollte. Diese un~
sichtbare Organisation, die sie überschattete und
höher stand als sie, diente als ein besonderer
Himmel, wohingegen Adam und Eva in ihrer Herr~
schaft über . die tierische Schöpfung, bildlich ge~
sprochen, die sichtbare Erde waren. Aus diesen
beiden Teilen, dem himmlischen und dem irdischen,
setzte sich auf dem Erdball die ursprüngliche Welt
zusammen. Es war eine reine, vollkommene und
freie Welt, eine Welt des Lichtes und der Wahr~
heit. Ihr unsichtbarer oder himmlischer Teil be~
stand aus den heiligen Engeln, die Luzifer, derri
Cherub, unterstellt waren, dem es oblag, dem gött~
liehen Thron stets treu zu sein und unfehlbar für
ihn einzustehen.
Einzelheiten über die obenerwähnte Einrichtung
werden in späteren Teilen des göttlichen Berichtes
angegeben. Luzifer machte sich daran, sich als
himmlischen König einzusetzen und die ihm unter~
stehende Organisation gleich einem Felsen zu grün~
den, wie „Tyrus", was „Fels" bedeutet. Seine
Handlungsweise gab Anlaß zu einem Grabgesang
oder einer Wehklage über ihn, wie folgt: ,,Der du
das Bild der Vollendung warst, voll von Weisheit
und vollkommen an Schönheit, du warst in Eden,
dem Garten Gottes; allerlei Edelgestein war deine
Decke: Sardis, Topas und Diamant, Chrysolith,
Onyx und Jaspis, Saphir, Karfunkel und Smaragd
84 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

und Gold. Das Kunstwerk deiner Tamburine und


deiner Pfeifen war bei dir; an dem Tage, da du
geschaffen wurdest, wurden sie bereitet. Du warst
ein schirmender, gesalbter Cherub, und ich hatte
dich dazu gemacht; du warst auf Gottes heiligem
Berge, du wandeltest inmitten feuriger Steine. Voll"
kommen warst du in deinen Wegen von dem
Tage an, da du geschaffen worden, bis Unrecht
an dir gefunden wurde." - Hesekiel 28: 11-15.
Luzifers Bahn wurde „der Weg einer Schlange
auf dem Felsen". (Sprüche 30 : 19) Er bemerkte
die Anbetung, die der Mensch Gott darbrachte,
und fiel dem Gelüst anheim, diese Anbetung für
sich zu gewinnen. Um den Menschen gegen den
wahren, lebendigen Gott aufzubringen, mußte Lu"
zifer über den Höchsten lügen, den Menschen zur
Selbstsucht anstacheln und sich hernach als glän"
zenden Wohltäter des Menschen hinstellen. Dann
konnte er unter der Maske des Guten und mit
der trügerischen Losung des Freiseins von aller
Zuteilung des zum Leben Notwendigen und der
freien Gelegenheit, sich besser zu stellen, den Men"
sehen zur Verletzung des gerechten und vernünf„
tige·n Gesetzes Gottes verleiten. Nachdem er die
Furcht, Dankbarkeit und Anbetung des Menschen
für sich gewonnen hätte, wollte Luzifer sich über
die Engel Gottes erheben und sich selbst zu einem
Gott machen, Jehova Gott vergleichbar. Solcher
Stolz führt zur Vernichtung, und ein solch hoch"
rnütiger Geist führt zu einem schrecklichen Fall,
gleich dem eines zur Erde gefällten stattlichen
Baumes. In Jesaja 14: 12-14 steht prophetisch ge:::
schrieben: ,,Wie bist du vom Himmel gefallen,
du Glanzstern (Luzifer, engl. übers.), Sohn der
Morgenröte 1 zur Erde gefällt, überwältiger der
Nationen] Und du, du sprachst in deinem Herzen:
VERLUST DER FREIHEIT 85

,Zum Himmel will ich . hinaufsteigen, hoch über


die Sterne · Gottes meinen Thron erheben, und
mich niedersetzen auf den Versammlungsberg im
äußersten Norden. Ich will hinauffahren auf Wol:-:
kenhöhen, mich gleichmachen dem Höchsten.' "
Durch solche Auflehnung gegen Jehova Gott
und solches Trachten, ihm gleich oder gar über:-:
legen zu sein, wurde Luzifer so blind, zu meinen,
er mache sich selbst frei und unabhängig. In Wirk:-:
lichkeit versklavte er sich jedoch einem trügerischen
Ehrgeiz und wurde ein Knecht der Sünde des
Verrats und der Auflehnung. Gott der Allmäch:-:
tige gewährte Luzifer die Freiheit, diesen Lauf ein:-:
zuschlagen; aber dieser Gesetzlose verstrickte sich
in die· Mühsale der Lüge und der Religion, deren
Urheber und Erfinder er wurde. Dadurch verlor
Luzifer die Freiheit der Söhne Gottes und wurde
aus der Universalorganisation Jehovas ausgestoßen.
Er verfiel dem Urteil ewiger Vernichtung, dem er
nicht entrinnen kann, sondern das an ihm zur be:-:
stimmten Zeit vollstreckt werden muß.
Harmlosigkeit und Überraschung vorschützend,
fragte er Eva, warum sie 11icht von dem Baume der
Erkenntnis des Guten und Bösen esse. ,,Und das
Weib sprach _zu der Schlange: Von der Frucht der
Bäume des Gartens essen wir; aber von der Frucht
des ·Baumes, der in der Mitte des Gartens ist, hat
Gott gesagt, davon sollt ihr nicht essen und sie
nicht anrühren, auf daß ihr nicht sterbet." (1. Mose
3: 2, 3) Eva hatte diese Darlegung der Wahrheit
von ihrem Gatten angenommen und die Warnung
beachtet, um am Leben zu bleiben. Sie hätten da:-:
durch, daß sie sich des Genusses der verbotenen
Frucht enthielten, weder Mangel gelitten .noch
verspürt; aber davon zu essen, bedeutete in
Wirklichkeit, schließlich überhaupt des Lebens
86 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

verlustig zu gehen. Besser leben ·und etwas haben,


als sterben und alles verlieren.
,,Und die Schlange sprach zu dem Weibe:
Mit nichten werdet ihr sterben! sondern Gott weiß,
daß, welches Tages ihr davon esset, eure Augen
aufgetan werden, und ihr sein werdet wie Gott,
erkennend Gutes und Böses." (1. Mose 3: 4, 5)
Das war eine direkte Lüge, die erste, die je aus"
gesprochen wurde, und sie ließ Jehova Gott als
Lügner erscheinen. Es war die erste Sünde, und
sie führte zur Ermordung des ersten Menschen"
paares, indem dieses sein Leben verlor. Durch diese
Lüge und Verleumdung gegen Gott wurde Luzifer
der Teufel, das heißt der Verleumder Gottes.
„Der Teufel sündigt von Anfang." ,,Jener war ein
Menschenmörder von Anfang und ist in der Wahr"
heit nicht bestanden, weil keine Wahrheit in ihm
ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem
eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater
derselben." (1. Johannes 3: 8; Johannes 8: 4:4) Jetzt
stand J ehovas guter Name, der für Wahrheit, Ge"
rechtigkeit, Selbstlosigkeit und seine Oberhoheit
als Gott gültig ist, auf dem Spiele und mußte hin"
fort gerechtfertigt und der Teufel als Lügner er"
wiesen werden.
Die Aussage jener alten Schlange,. des Teufels,
war eine Lüge .über göttliche Dinge und berührte
die gottesdienstliche Einstellung des Geschöpfes.
Eine solche Lüge als Anleitung für das V erhalten
und die Gottesanbetung auszusprechen, bedeutet
demnach, Religion einzuführen, um die Mensch"
heit von der im Geist und in der Wahrheit aus:::
geübten Anbetung J ehovas wegzuwenden. Der
Teufel war , tatsächlich bestrebt, sich als Gott
,gleich dem Höchsten' festzusetzen, und er suchte
in Eva und ihrem Gatten die Erwartung zu wecken,
VERLUST DER FREIHEIT 87

daß sie ,wie Götter' würden, wie Elohim oder


„wie Gott". Welcher aufrichtige Mensch kann
leugnen, daß ein solches System der Anbetung
und Vergötterung Religion ist, und daß der Teufel
es · war, der Religion einführte? Es handelt sich
um Religion, weil es nicht die Anbetung J ehovas,
Gottes, ist, nicht die Anbetung, die Gottes ein--
geborener Sohn, das Wort, ausübt. Religion fußt
auf dem Wort eines Geschöpf es statt auf dem
Wort und den Geboten des wahren, lebendigen
Gottes. Niemand kann auf religiöse Formen und
Zeremonien hinweisen, die Adam und Eva bis zu
jener Zeit in Eden ausgeübt hätten. In Unschuld
folgten sie dem Wort und Gebote Jehovas, Gottes.
Religionisten werden nun auf Jakobus 1: 26, 27
aufmerksam machen und sagen: ,Wird nicht in
diesen Texten die Gottesanbetung Religion ge,
nannt?' Einige englische Übersetzungen des grie,
chischen Originaltextes machen diesen Anschein,
weil sie die Wörter „religiös" und „Religion" an
den Stellen enthalten, wo sie in der Elberfelder
Bibel als Fußnoten vermerkt sind. Eine Untersu•
chung dieser Texte ergibt, daß das mit „Religion"
übersetzte griechische Wort threskeia heißt, und
das mit „religiös" übersetzte: threskos. Diese beiden
Wörter haben jedoch nichts zu tun mit den Thra,
ziern des alten Griechenland, die sehr abergläu,
bische Religionisten und Teufelsanbeter und Er,
finder religiöser Mysterien waren. Threskeia ist
hingegen von dem hebräischen Wort darasch ab,
geleitet, welches suchen bedeutet, das heißt Gott•
suchen, wie in 1. Chronika 28: 9; 2. Chronika 15: 2;
17: 4; Psalm 9: 10 und anderswo. Die Syrische
Lesart, eine Übersetzung in die Sprache, welcher
sich Jesus Christus bediente, gibt threskos und
threskeia dementsprechend richtig wieder, und
88 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Murdocks englische Übersetzung der syrischen


Lesart sagt in J akobus 1: 26, 27 statt „er sei religiös":
,,er bete Gott an", und statt „Religion": ,,An:::
betung"; während der Text in der Elberf elder
Bibel lautet: ,,Wenn jemand sich dünkt, er diene
Gott, und zügelt nicht seine Zunge, sondern be:::
trügt sein Herz, dessen Gottesdienst ist eitel. Ein
reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott und
dem Vater ist dieser: Waisen und Witwen in
ihrer Drangsal besuchen, sich selbst von der Welt
unbefleckt erhalten." Auch Martin Luther über:::
setzte threskeia mit Gottesdienst.
In Kolosser 2: 18 übersetzt die Elberfelder Bibel
threskeia mit Anbetung, in Apostelgeschichte 26: 5
hingegen zu Unrecht mit Religion, weil der Apostel
Paulus dort das Wort threskeia in der Bedeutung
von Anbetungsform benutzte. Es stimmt, daß Re:::
ligion, wie sie unter den Juden seinerzeit von den
Pharisäern ausgeübt wurde, eine Anbetungsform
war; doch ist die Anbetung Gottes im Geist .und
in der Wahrheit keine Religion. Wahre Anbetung
im Geiste stammt von Gott, Religion aber vom
Gegner Gottes, der listig darauf sinnt, sich ,dem
Höchsten gleichzumachen'. Das Wort Religion ist
vom lateinischen religio abgeleitet, einem Wort,
das von allem Anfang an, lange vor Christus,
von den lateinischen Heiden Italiens für ihre
Ausübung von Dämonismus oder Religion ange:::
wendet wurde. Wird „mehr Religion", wonach der
Ruf jetzt geht, eine freie Nachkriegswelt schaffen?
Um hierüber zum rechten Schluß zu gelangen,
denke man zurück an das, was die Einführung
der Religion bei der ursprünglichen Welt bewirkte.
Ehe der Teufel durch die Schlange seine Reli:::
gionslehren aussprach, hatte Eva keinerlei Be:::
dürfnis nach Freisein von Not verspürt. Für die
VERLUST DER FREIHEIT 89

menschlichen Bedürfnisse war reichlich gesorgt.


Als Eva nun aber den Einflüsterungen der Schlange
Raum gab, fühlte sie in ihrem Herzen Regungen
der Selbstsucht. Sie hatte das Empfinden, etwas
w entbehren, und meinte, sie und ihr Gemahl
90 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

würden gottgleich und frei und unabhängig werden


und keiner Sache ermangeln, wenn sie die Religions,
lehren annähmen und ihnen folgten. ,,Und das Weib
sah, daß der Baum gut zur Speise, und daß er eine
Lust für die Augen, und daß der Baum begehrens,
wert wäre, um Einsicht zu geben; und sie nahm
von seiner Frucht und aß, und sie gab auch ihrem
Manne mit ihr, und er aß." - l. Mose 3: 6.
über Adams Handeln steht in 1. Timotheus 2:
13, 14 geschrieben: ,,Adam wurde zuerst gebildet,
danach Eva; und Adam wurde nicht betrogen,
das Weib aber wurde betrogen und fiel in über,
tretung." Obwohl nach ihm gebildet, griff Eva
dem Adam vor und zeigte bei ihrer Sünde Eigen,
sinn. Betrogen wurde sie insofern, als sie beim
Essen der Frucht feststellte, daß sie nicht erhielt,
was sie erwartete, sondern von der Schlange hin•
tergangen worden war. Dessenungeachtet war sie
durch ihre willentliche Selbstsucht und ihre Wider,
setzlichkeit gegenüber ihrem Haupte, ihrem Manne,
an der Übertretung beteiligt.
Da Adam nicht betrogen wurde, nahm er an
der. Übertretung nicht etwa in der Hoffnung teil,
das zu gewinnen, was die Schlange der Eva ver,
sprachen hatte, sondern um Eva zu behalten.
Lieber wollte er mit ihr zusammen ein Gesetzes,
übertreter werden und das gleiche Geschick er,
leiden wie sie, als ihrer beraubt zu sein. Er zog
sie jenem Leben, wie er es vor ihrer Erschaffung
gekannt hatte, vor. Weder Adam noch sein Weib
bewahrten ihre Integrität, das heißt ihre U nver,
sehrtheit, Untadeligkeit oder Vollkommenheit des
Gehorsams gegen Gott. Adam, der Evas irdisches
Haupt war, unterstützte sie in ihrem widersetz,
liehen Handeln, indem er sich ihrer Rechtsver,
letzung anschloß. Deshalb entfällt die Hauptver,
VERLUST DER FREIHEIT 91

antwortung für die Übertretung auf ihn. Der Zu"


stand der späteren Nachkommenschaft hatte haupt"
sächlich mit dem zu tun, was er tat, statt mit dem,
was Eva getan hatte. Nötigenfalls hätte Gott für
Adam ein anderes vollkommenes Weib erschaffen
können, damit der göttliche Auftrag, die Erde zu
füllen, ausgeführt werde. Demgemäß erklärt der
göttliche Urteilsspruch: ,Durch einen .fylenschen ist
die Sünde in die Welt gekommen, und durch die
Sünde der Tod.' - Römer 5: 12.
Adam wurde von Jehova Gott unterrichtet, er
werde bei Ungehorsam „gewißlich sterben". Die
Schlange sagte zu Eva: ,,Mitnichten werdet ihr ster"
ben l" Auf dem religiösen Widerspruch der Schlange
gegenüber dem Worte Gottes beruhen die Lehren
von der Unsterblichkeit der Menschenseele und
der zeitlichen Bestrafung von Kirchenmitgliedern
in einem lodernden „Fegfeuer" und der ewigen
Qual unbekehrter Sünder in einer „Hölle" buch"
stäblichen Feuers und Schwefels. Wessen Wort
stand nun durch die darauffolgenden Tatsachen
als wahrhaftig, gewiß und verläßlich gerechtfertigt
da, das Wort Jehovas oder das des Teufels?
7. KAPITEL

BEFREIUNG VERHEISSEN

EM vollkommenen Manne und Weibe

[fil stand die Erfüllung ~es göttlichen Auf•


trages vor Augen, sich zu mehren und
die Erde mit einer gerechten Nach~
kommenschaft zu füllen. Das war eine
erfreuliche Aussicht. Der Auftrag sollte unter Ver~
hältnissen durchgeführt werden, die den Nach~
kommen zum Guten dienen und Gott verherr~
liehen würden, indem sein Vorhaben zustande
kommt. Luzifer hatte von Gott zu der Zeit, da
er noch treu war, eine besondere Organisation
heiliger Engel zugewiesen bekommen, über die
Gott ihn eingesetzt hatte; sie machten zusammen
einen gerechten Himmel aus, der sich über dem
Manne und dem Weibe in Eden befand.
Als „schirmender gesalbter Cherub" war Lu~
zif er· für sie ein gerechter unsichtbarer Oberherr;
und unter seiner gerechten Oberherrschaft sollte
der göttliche Auftrag sein großartiges Ergebnis
zeitigen: eine bevölkerte paradiesische Erde. Adam
und Eva waren nicht ermächtigt, unvollkommene,
ungerechte Kinder hervorzubringen und so die
Erde zu füllen; sondern als vollkommen und in
Gottes Gleichnis, sollten sie fruchtbar sein, ihre
Art in Gerechtigkeit vermehren und so die ganze
Erde mit gottähnlichen Männern und Frauen füllen,
die alle Jehova anbeten. Angesichts der wunder,
baren Möglichkeiten, die sich durch dieses mit
Fortpflanzungskräften ausgestattete Menschenpaar
eröffneten, machte sich Satan daran, die Ausfüh,
BEFREIUNG VERHEISSEN 93

rung des göttlichen Auftrages zu verhindern und zu


bewirken, daß sich die Erde mit Menschen be"
völkere, die Religion ausüben und Luzifer anbeten
statt Jehova Gott.
über den göttlichen Auftrag nachzudenken,
verschaffte dem vollkommenen Paare angenehme
Aussichten. Der Gedanke an ihr erstes Kind muß
entzückend gewesen sein, wie auch der an den
erfüllten Auftrag, an eine Erde voller kräftiger
Männer und lieblicher Frauen, alle von ihnen,
als dem Urquell, abstammend und alle von ihnen
aufgezogen „in der Zucht und Ermahnung des
Herrn". Die Fortpflanzungskräfte waren nicht des"
wegen zu einem Teil ihres Körpers gemacht wor"
den, weil die Menschheit ein sterbendes Geschlecht
sein sollte, was die Wiedererzeugung notwendig
machen würde, um das Geschlecht am Dasein zu
erhalten, sondern der Zweck war, die Erde mit
Menschen zu bevölkern, die sich des Rechtes auf
ewiges Leben würdig erwiesen. Alle wären eine
einzige große Menschheitsfamilie, Kinder Gottes.
Es gäbe keine durch selbstsüchtigen Handel her"
vorgerufenen Wirtschaftsprobleme noch politische
Differenzen und Streitigkeiten, weil als Herrschaft
über die Erde die theokratische, durch seinen ge"
rechten unsichtbaren Oberherrn ausgeübte Herr"
schaft Gottes bestünde. So wäre es allüberall auf
der Erde. Es wäre unnötig, Kriege zu führen auf
Grund der Ansicht, daß sich die Erde übervölkere
und man mit todbringenden Waffen kämpfen und
ein paar Millionen hinschlachten müsse, um der
Übervölkerung abzuhelfen. Im Gegenteil würde die
Erde in dem Maße, wie neue Generationen geboren
werden, immer dichter bewohnt sein, bis sie über"
all behaglich gefüllt wäre. Dann würde die Erzeu:,
gung von Kindern gemäß Gottes Willen aufhören.
94 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

An der vollkommenen Durchführung des gött~


liehen Auftrages angelangt, würde die vollkom•
mene Menschheit in völliger Selbstbeherrschung
und vollem Gehorsam gegenüber Gottes Gebot
damit aufhören, sich zu vermehren. Das Geschlecht
hätte seinen vollen Wuchs erreicht. Während es
sich ausdehnte, würde man sich die Erdoberfläche
mehr und mehr untertan machen und die Grenzen
des Paradieses Eden erweitern, bis das Paradies
zuletzt die ganze Erde einschlösse und sie zu
einem herrlichen Himmelskörper in Gottes ge•
räumigem Universum mache. Diesen irdischen
Lustgarten würde die völlig erwachsene vollkom•
mene Menschheitsfamilie für immer innehaben und
in ihm Gott verherrlichen. Gottes Vorsatz, diesen
göttlichen Auftrag in Gerechtigkeit verwirklichen
zu lassen, wird nicht fehlschlagen. Seine Durch~
führung hat er der Zukunft vorbehalten, für die
Zeit, wo die rechten Verhältnisse eingeführt sind.
Sobald Adam und seine Gefährtin von der
verbotenen Frucht g~gessen und das theokratische
Gesetz übertreten hatten, merkten sie innerlich
ihre Unwürdigkeit und Untauglichkeit, den götb
liehen Auftrag auszuführen. ,,Da wurden ihrer
beider Augen aufgetan, und sie erkannten, daß
sie nackt waren; und sie hefteten Feigen blätter
zusammen und machten sich Schürzen. Und sie
hörten die Stimme Jehovas Gottes, der im Garten
wandelte bei der Kühle des Tages. Und der
.Mensch und sein "\V eib versteckten sich vor dem
Angesicht Jehovas Gottes mitten unter die Bäume
des Gartens." - 1. Mose 3: 7, 8.
Adam und sein Weib starben nicht sofort beim
Essen der Frucht. Ihr unsichtbarer Oberherr; Lu•
zif er, der „schirmende gesalbte Cherub", hatte sie
zur Sünde gegen Gott verleitet und weigerte sich
BEFREIUNG VERHEISSEN 95

nun auch, seine Macht des Todes ihnen gegenüber


anzuwenden, damit er seine Lüge: ,,Mit nichten
werdet ihr sterben 1", aufrechterhalte. In jenem Pa~
radies gab es noch eine andere Baumart, nämlich
,den Baum des Lebens in 'der Mitte des Gartens'.
Es versteht sich, daß der ·untreue Luzifer, der den
Standort des „Baumes des Lebens" kannte, sie so
schnell wie möglich dahin führen wollte; Wenn sie
von seinen Früchten äßen, wären sie augenschein~
lieh gedeckt durch eine Garantie auf ewiges Leben.
Würde Gott Adam und Eva dann hinrichten, so
würde das die Bedeutung und den Zweck des
„Baumes des Lebens" Lügen strafen und Gottes
Bürgschaftswort als unzuverlässig ..erweisen. Wenn
Gott sie jedoch aus Respekt vor der Bedeutung
des „Baumes des Lebens" und ihrem Essen von
diesem Baume nicht hinrichten würde, dann be~
hielten des Teufels Worte: ,,Mit nichten werdet
ihr sterben 1", ihre Geltung. Das bewiese, Gottes
Gesetz sei nicht wert, gehalten zu werden, und
Gott könne die Strafen des Gesetzes nicht voll~
strecken. Es entstünden Zweifel darüber, ob er all~
mächtig sei. Der verschlagene Teufel meinte Gott
in die Enge treiben und in eine unüberwindliche
Klemme bringen zu können. Gott schlummerte
jedoch nicht. Wachsam durchkreuzte er den listi~
gen Plan des Verräters.
Da Jehovas Vertrauensbeamter versagt hatte,
übernahm Jehova selbst den Gerichtsfall, der nun
entstanden war. Er tat Adam und Eva durch seinen
immergetreuen Hauptbeauftragten, das Wort, seine
Gegenwart im Garten kund. Es war, als ob jemand
durch den Garten wandle und sich ihnen nähere. Sie
sahen niemand, verspürten aber die Gegenwart
des Richters. Sie wußten, daß sie vor Gericht
standen und daß in- diesem Falle die Tatsachen ge~
96 „DIE WAHRHEIT WffiD EUCH FREI MACHEN"

gen sie waren. Ihre Feigenblattschürzen genügten


nicht, um ihre Verlegenheit zu verbergen; sie ver~
steckten sich mitten unter die Bäume des Gartens.
Der Richter brauchte nicht sichtbar zu sein, sie
brauchten ihn nicht mit bloßen Augen zu sehen, um
gerichtet zu werden. Dadurch wird erklärt, wie es
auch beim Gericht der Nationen ihrer N achkom~
men nicht nötig ist, daß J ehovas Richter mit einem
sichtbaren Leib erscheine, noch daß die Nationen
der Erde ihn buchstäblich sehen, um ins Gericht
zu kommen. Der Gerichtsbeauftragte des Herrn
werde, als göttlicher Geist, allen vor ihm versam~
melten Nationen unsichtbar sein und dennoch seine
Gegenwart wahrnehmbar machen durch die sichb
baren Zeichen seiner Gegenwart, die er erscheinen
lasse. - Matthäus 24: 3-14.
Jehova Gott fordelie sie dann durch seinen
Richter auf, ihr V erst eck zu verlassen; nicht weil
er sie etwa in ihrem Baumversteck nicht entdeckt
hätte, sondern um ihnen ein gerechtes Verhör ein~
zuräumen. ,,Und Jehova Gott rief den Menschen
und sprach zu ihm: Wo bist du? Und er sprach:
Ich.hörte deine Stimme im Garten, und ich fürchtete
mich, denn ich bin nackt, und ich versteckte mich."
\XI eil man sich mit der Religion jener alten Schlan~
ge, des Teufels, eingelassen und die Sünde des Un~
gehorsams begangen hatte, war dem Menschen eine
der großen Freiheiten, nämlich das Freisein von
Furcht, verlorengegangen. Auch mögen sie das
Gefühl gehabt haben, Gott habe es versäumt, sie
mit Kleidung zu versehen, weil sie jetzt Scham
wegen Nacktheit empfanden.
„Und er sprach: Wer hat dir kundgetan, daß du
nackt bist? Hast du gegessen von dem Baume,
von dem ich dir geboten habe, nicht davon zu es~
sen? Und der Mensch sprach: Das \'Xl eib, das du
BEFREIUNG VERHEISSEN 97

mir beigegeben hast, sie gab mir von dem Baume,


und ich aß." (1. Mose 3: 9-12) Das klang wie ein
Vorwurf, daß Jehova Gott dem Adam das Weib
gegeben hatte; Gott aber hatte sie dem Manne als
Gehilfin, nicht als Versucherin erschaffen.
„Und Jehova Gott sprach zu dem Weibe: Was
hast du da getanl Und das Weib sprach: Die
Schlange betrog mich, und ich aß." (1. Mose 3: 13)
Durch das Aussonderungsverfahren ging der Herr
der Sache auf den Grund, damit alle Beweise auf
den hinzeigten, der diesen Ausbruch einer Rebe!:::
lion als erster in Gang setzte. Er mußte feststellen,
ob dies vom Menschengeschlecht ausging, oder ob
der unsichtbare Oberherr des Menschen, der schir~
mende Cherub Luzifer, mit der Sünde des Men~
sehen im Einverständnis war oder, noch schlimmer,
sie sogar dazu veranlaßt hatte und selber ein Auf:::
rührer und Verräter war, der sich schlechter V er~
waltung schuldig gemacht hatte. Alle Beweise ziel:::
ten auf das letztere hin. Der ,Vater der Lügen' war
entdeckt und bloßgestellt. Ihm sprach Gott als
erstem sein Urteil.
,,Und Jehova Gott sprach zu der Schlange:
Weil du dieses getan hast, sollst du verflucht sein
vor allem Vieh und vor allem Getier des Feldes 1
Auf deinem Bauche sollst du kriechen und Staub
fressen alle Tage deines Lebens. Und ich werde
Feindschaft setzen zwischen dir und dem \'V eibe
und zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er
wird dir den Kopf zermalmen, und du, du wirst
ihm die Ferse zermalmen." (1. Mose 3: 14, 15) Mit
diesen furchteinflößenden Ausdrücken wendete
sich Jehova Gott nicht einfach an die Schlange als ·
Tier, sondern an die boshafte Geistperson, von der
die Schlange besessen gewesen und veranlaßt wor~
den war, Eva jene teuflische Lüge zu sagen.
98 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Mit diesen Fluchesworten brachte Jehova seine


Überlegenheit allen Geschöpfen gegenüber zur Gel~
tung. Er ging auf die Herausforderung des Teufels
ein und vermieilte das Vorhaben jenes gottlosen
Rebellen zu schändlichem Versagen. So steht für
den „Samen" des „Weibes" geschrieben: ,,Der Gott
des Friedens aber wird in kurzem den Satan unter
eure Füße zertreten." (Römer 16: 20) Der Staub
enthält keine Nahrung, sondern ist trocken und
leblos. Von dergleichen muß sich die alte Schlange,
der Teufel, ernähren, ohne Hoffnung auf ewiges
Leben. Gottes Segen wurde ihm entzogen, und er
ward aus Gottes heiliger Organisation hinausge:::
tan in die Erniedrigung. Das hätte allen Engeln, die
unter Luzifer dienten, eine warnende Ankündigung
sein sollen.
So wie sich Jehova Gott hier nicht an die buch:::
stäbliche Schla1ige am Boden wandte, so sprach er
auch nicht von dem ungehorsamen \\7 eibe, Eva,
noch von irgendeiner anderen von Eva abstam:::
menden Frau, mit Einschluß der jüdischen Jung:::
frau .M aria von Bethlehem. Mit dem Worte Weib
bezeichnete er etwas Größeres, etwas, das durch ein
reines und treues \,Veib versinnbildlicht wird, näm"
füh Gottes Universalorganisation heiliger Ge~
schöpfe.
Gott selbst ist das Oberhaupt dieser · Organi"
sation. Sie ist ihm vermählt, das heißt untrennbar
mit ihm verbunden, und ist ihm untertan. Aus ihr
bringt er besondere Diener in der Weise hervor,
wie er es will. So ist, in Bildersprache ausgedrückt,
Gotte.s heilige Organisation sein ,,\'Xl eib". Demge:::
mäß steht in Jesaja 54:: 5, 13 geschrieben: ,,Denn
der dich gemacht hat, ist dein 1\lann - Jehova der
Heerscharen ist sein Name ... Und alle deine Kin~
BE!i""'REIDNG VERHEISSEN 99

der werden von Jehova gelehrt, und der Friede


deiner Kinder wird groß sein." Diese Worte spricht
Jehova zu der als „Zion" bezeichneten Organi:::
sation. übrigens heiraten die Engel des Himmels ja
nicht, noch werden irgendwelche von ihnen als
Frauen verheiratet, und es gibt im Himmel keine
Frauen. Wenn also das Sinnbilder:::Buch der Offen:::
barung von einem Weibe im Himmel spricht,
könnte es nicht eine buchstäbliche Frau von der
Erde meinen, sondern muß auf Gottes Organisation
„Zion", sein „Weib", hinweisen, das von seinem
himmlischen Licht geleitet wird. ,,Und ein großes
Zeichen erschien in dem Himmel: Ein Weib, be:::
kleidet mit der Sonne, und der Mond war unter
ihren Füßen, und auf ihrem Haupte eine Krone von
zwölf Sternen." (Offenbarung 12: 1) Zwischen
diesem „Weibe" und jener alten Schlange, dem
Teufel oder Satan, setzt Jehova Gott Feindschaft
oder Feindseligkeit und Haß. Das bedeutet Krieg.

Daß Satan eine Organisation bilden werde, die


zu Gott und zu Gottes heiliger Organisation in
Gegensatz steht, sagte Jehova dadurch voraus, daß
er zu der alten Schlange von „dein~m Samen"
sprach, als dem Gegenteil von „ihrem Samen", dem
Sproß der Organisation Gottes. Zwischen den
beiden Samen müsse Feindschaft und Kampf sein.
Zu diesem Zweck werde die alte Schlange, der
Teufel, eine Organisation errichten, die durch ein
unreines, gottloses Weib versinnbildlicht und in der
Heiligen Schrift als „Babylon" bezeichnet wird.
Diese offizielle Organisation Satans des Teufels
werde Gottes Organisation nachäffen und einen
sündigen _,;Samen" hervorbringen, um den „Samen"
des ergebenen „Weibes" Gottes, seiner Organisa:::
tion, zu bekämpfen und zu verfolgen.
100 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Wer wird in diesem langanhaltenden Streit ge-,


winnen? Nicht auf sein „Weib", sondern auf des-,
sen „Samen" Bezug nehmend, machte Jehova der
BEFREIUNG VERHEISSEN 101

alten Schlange, dem Teufel, folgende unabänder:1


liehe Ankündigung: ,,Er wird dir den Kopf zermal:1
men, und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen."
Deshalb ist es eine Bibelverdrehung und ein reli"
giöser Versuch, den Marienkult zu unterstützen,
wenn zum Beispiel die katholische Allioli„ßibel
Gottes Wort wie folgt übersetzt: .,Sie wird deinen
Kopf zertreten, und du wirst ihrer Ferse nachstel"
len." (Fußnote der Allioli„ßibel zu „sie": _Nach
dem Hebräischen: er [ der \'lVeibessame]; Fußnote
zu „ihrer": Nach dem Hebräischen: und du wirst
seiner Ferse nachstellen.)
Die katholische Douay„ßibel (englisch) sagt
zur gleichen falschen Übersetzung in der Fußnote,
diese Wiedergabe entspreche „verschiedenen Kir"
chenvätern" und sei „übereinstimmend mit dem
Lateinischen" ( der Vulgata). Trotz dem ist sie ge"
wiß nicht in Übereinstimmung mit Gottes Wort,
das in diesem Falle ursprünglich in Hebräisch ge"
schrieben war. Im hebräischen Text ist das Wort
Same ( zera') männlich, und das im Hebräischen be:1
nutzte Fürwort ist nicht weiblich, sondern männ"
lieh, er (hu). Ebenso ist das hinterher gebrauchte
b~sitzanzeigende Fürwort nicht weiblich (ihre),
sondern männlich (seine). Alle genauen und nicht"
katholischen Übersetzungen lauten deshalb richtig
wie im hebräischen Original: ,,Er wird deinen Kopf
zermalmen, aber du wirst seine Ferse zermalmen."
- Rotherh., engl.
Dadurch gab der große Vater _des ,;Weibes".,
Samens bekannt, daß er seinen und ihren „Samen"
dem feindlichen Handeln und Wirken der alten
Schlange, des Teufels, und seiner Organisation
aussetzen werde. Gott ließ Satan dem Teufel ferner
die Freiheit, den „Samen" des „Weibes" Gottes
anzugreifen und zu verfolgen, damit Satan sehe,
102 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

ob er mit solchen Mitteln die Lauterkeit des ver~


heißenen „Samens" gegenüber Jehova Gott brechen
und die Betreff enden auf solche Weise aus Gottes
Organisation vertreiben und sich dadurch Gott
dem Höchsten überlegen zeigen könne. Die Pro~
phezeiung bedeutet, solch satanisches Handeln
werde dem „Samen" viel Schmerzen verursachen
und ihm einige Verletzungen beibringen, ähnlich
einem ,Zermalmen seiner Ferse' durch eine Schlange,
die im Verborgenen liegt und von hinten her zu~
stößt. Dieser dem Satan und sein~m „Samen"
gewährten Freiheit ungestörten Handelns werde
jedoch eine Grenze gesetzt sein, und zwar sei diese
Grenze dann erreicht, wenn der Same in seiner un~ ·
gebrochenen Lauterkeit durch Gottes allgewaltige
Macht den Sieg erringen und die Schlange mit
ihrem Otterngezücht zur Leblosigkeit zermalmen
werde.
Indem Jehova Gott den untreuen Luzifer unter
dem Sinnbild einer Schlange anredete, zeigte er,
daß nun der erste Teufel durch Verleumdung
Gottes ins Dasein getreten war. Teufel bedeutet
Verleumder. Den Teufel einer Schlange zu verglei~
chen bedeutet, daß er ein V erfiihrer oder Betrüger
ist. Indem er Anfeindung erhob, wurde der un~
treue Luzifer zum Satan, was Gegner bedeutet.
Seine Versinnbildlichung als ein Schlangen~ oder
Drachen-Ungeheuer bedeutet, daß er, wenn mög~
lieh, ein großer V erschlinger und Zermalmer der
Gerechten Gottes ist. (J eremia 51: 34:; Offenbarung
12: 3, 4) Vom Teufel war nun die Streitfrage um
den guten Namen und die Oberhoheit Gottes
aufgeworfen worden. Gott verurteilte ihn zur V er~
nichtung; jedoch vernichtete er ihn nicht sofort,
damit eine Erprobung hinsichtlich des Streitpunktes
stattfinde, bis die Zeitgrenze erreicht ist.
8. KAPITEL

DER GOTTLICHE AUFTRAG


AUFGESCHOBEN

IT]
O WIE Jehova Satan den Teufel dazu
verurteilte, ausgetilgt zu werden, es aber
zuließ, daß dieser bis zur Urteilsvoll~
streckung eine bestimmte Zeit beste~
. hen bleibe, so vernichtete der allweise
Gott auch Adam und Eva nicht sogleich bei ihrer
Rebellion. Es stand in Gottes Macht, sie damals
sofort zu Tode zu bringen, gemäß der Strafe: ,Du
wirst gewißlich sterben.' Hernach,hätte Gott einen
neuen Mann und ein neues Weib erschaffen und
diesem unschuldigen Paare den göttlichen Auftrag
aufs neue erteilen können. Die Ausführung des
göttlichen Auftrages, die Erde mit gerechten Nach~
kommen zu bevölkern, wäre dann ohne weitere ·
Verzögerung und Unterbrechung vor sich ge~
gangen. Jedoch muß dieser göttliche Auftrag unter
einem gerechten unsichtbaren Oberherrn, dem eine
himmlische Geistorganisation zur Seite steht, durch~
geführt werden. Der erste Oberherr des Menschen
hatte sich in einen Verräter und Gesetzlosen ver~
wandelt, doch wurde er von Gott damals nicht aus
seiner Stellung unsichtbarer Macht über die Erde
und ihre Geschöpfe entfernt und vernichtet. Des~
halb ließ Gott auch Adam und sein Weib bestehen,
aber nicht, um den göttlichen Auftrag zu erfüllen.
Ungerecht geworden, waren sie für Gottes Zwecke
nicht mehr geeignet, und Gott entzog ihnen jenes
Vorrecht. Er ließ sie bestehen, damit ihre Nach~
kommen dem Zwecke einer feurigen Erprobung der
Lauterkeit dienen möchten und Gottes heiliger
104 „DIE WAHRHEIT WffiD EUCH FREI MACHEN"

Name schließlich auf der ganzen Erde verkündigt


und gerechtfertigt werde.
Nachdem Jehova, als er in Eden Gericht hielt,
durch einen Urteilsspruch zu allererst den Rechts::
fall der Schlange erledigt hatte, wendete er sich
dem ersten Übertreter des schuldigen Menschen::
paares zu. ,,Zu dem Weibe sprach er: Ich werde
sehr groß machen die .Mühsal deiner Schwanger::
schaft (Fußnote: Ich werde groß machen deine
Mühsal und deine Schwangerschaft), mit Schmer::
zen sollst du Kinder gebären; und nach deinem
Manne wird dein Verlangen sein, er aber wird
über dich herrschen." - 1. Mose 3: 16.
Das wat keine Ermächtigung, den göttlichen
Auftrag auszuführen, noch war es eine Wieder::
holung des Auftrages. Es besagte nicht, die Durch::
führung des Auftrag~s sei ein schmerzhafter Vor::
gang und solle beschleunigt werden. Da Gott im
voraus wußte, daß ungefähr sechzehnhundert Jahre
später ein weltweites Unglück eintreten und die
Erde beinahe ganz entvölkern werde, hätte er mit
obigen \XI orten an das \'o/ eib nicht zu einer be::
schleunigten Ausführung des göttlichen Auftrages
ermächtigen können. So etwas wäre infolge der
künftigen \X/ eltkatastrophe in keiner Weise von
Vorteil gewesen. Jene Katastrophe mußte eine
schnellere Vermehrung der Menschheit völlig un::
wirksam machen. J ehovas \X' orte an das Weib
beweisen, daß der Auftrag Adam und seinem
\V eibe entzogen war und aufrichtigen, gehorsamen
Geschöpfen in späterer Zeit vorbehalten blieb.
Solchen, die den Auftrag verdienen, wird seine
Ausführung keine .Mühsal verursachen.
Gott erklärte das ungehorsame Weib für un::
vollkommen, weshalb ihr Körper nicht so arbeiten
werde, wie es einer vollkommenen oder gerechten
DER GÖTTLICHE AUFTRAG AUFGESCHOBEN 105

Frau beim Kindergebären in Erfüllung des Auf„


trages ergehe. Es würde im Gegenteil in zu„
nehmendem Maße für das weibliche Geschlecht
Leiden eintreten. Außerdem hatte das Weib ohne
ausdrücklichen Wunsch ihres Mannes sich vorge"'
drängt, von der verbotenen Frucht gegessen und
ihm dann hiervon angeboten. Dadurch drängte
sie ihn, einem selbstsüchtigen Wunsch Raum zu
geben. Auflehnung des Mannes und sein Sünden"
fall waren die Folgen. Darauf trat eine Anderung
ein : der unvollkommene Mann sollte über das
Weib herrschen, und sie sollte ihm die Erfüllung
all ihres Sehnens und ihrer Wünsche überlassen.
Dahin war es mit dem Freisein von sinnlicher Be„
gierde und Schmerz.
„Und zu Adam sprach er: Weil du auf die
Stimme deines Weibes gehört und gegessen hast
von dem Baume, von dem ich dir geboten und ge=-
sprochen habe: Du sollst nicht davon essen, - so
sei der Erdboden verflucht um deinetwillen: mit
Mühsal sollst du davon essen alle Tage deines
Lebens; und Dornen und Disteln wird er dir
sprossen lassen, und du wirst das Kraut des Feldes
essen. Im Schweiße deines Angesichts wirst du
dein Brot essen, bis du zurückkehrst zur Erde,
denn von ihr bist du genommen. Denn Staub bist
du, und zum Staube wirst du zurückkehren 1"
(1. Mose 3: 17-19) In dieser Verkündigung des
Urteils über den Menschen erklärte der große
Lebengeber das Recht Adams auf ewiges Leben
als erloschen, ebenso sein Recht, im Paradiese
Eden das Leben zu genießen. Er mußte jetzt aufs
freie ·Feld hinaus 1
In welcher Weise war der Erdboden oder das
Gelände außerhalb des Paradiesgartens verflucht?
Bisher hatte es, solange der Mensch lebte, auf der
106 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Erde nicht geregnet. ,,Ein Dunst aber stieg auf von


der Erde und befeuchtete die ganze Oberfläche des
Erdbodens." (1. Mose 2: 5, 6) Statt daß die Gefilde
außerhalb des von Gott gepflanzten Gartens auf
diese Bewässerung durch den Dunst reagiert und
überall wie ein Park oder Garten geblifüt hätten,
neigten sie dazu, Dornen und Disteln hervorzu~
bringen. ,,Denn das Land, welches den häufig über
dasselbe kommenden Regen trinkt und nützliches
Kraut hervorbringt für diejenigen, um derentwillen
es auch bebaut wird, empfängt Segen von Gott;
wenn es aber Dornen und Disteln hervorbringt, so
ist es unbewährt und dem Fluche nahe, und sein
Ende ist die Verbrennung." (Hebräer 6:7,8) An~
gesichts der fluchbeladenen Auflehnung des Men ~
sehen mochte Gott den Boden des Feldes nicht
segpen und ihn vom Dornen~und~Distel~Problem
befreien; sondern der Mensch sollte sich damit
ahriiühen.
Hinfort konnte der Mensch nicht mehr nach
Belieben von den Fruchtbäumen des P~radieses
genießen. Es gab für ihn nicht mehr das V ergni.igen,
den · Garten zu bebauen und zu be,vahren, sondern
er hatte draußen auf den wildwachsenden Feldern
zu arbeiten und den Boden zu bebauen, und dies
unter schweißtreibenden Anstrengungen. Er durfte
nunmehr nicht für seinen Schöpf er arbeiten, den er
zugunsten der Religionsschlange als Gott der
Wahrheit verleugnet hatte, -und deshalb konnte
Adam für seine Bemühungen auch nicht den Lohn
endlosen Lebens empfangen. Seine Tage waren
gezählt, und es sollten ihrer verhältnismäßig wenige
sein, verglichen mit der Ewigkeit des Lebens, der
er sich im Paradies auf der Erde hätte erfreuen
können . Das Ende seiner mühevollen Anstrengun ,
gen sollte die Rückkehr zum Zustande des form~
DER GÖTTLICHE AUFTRAG AUFGESCHOBEN 107

losen Staubes und der Erde sein, die er zu bebauen


suchte.
,,Der erste Mensch ist von der Erde, von Staub."
(1. Korinther 15: 47) Aus diesem Grunde mußte
er, nachdem er gesündigt und sein Leben vergeudet
hatte, zum Erdboden zurückkehren; denn, sagte
Gott, ,,Staub bist du, und zum Staube wirst du
zurückkehren". Gott sprach damals nicht zum
Körper des Menschen, sondern er sprach zur Men~
schenseele, das heißt zu dem lebendigen Geschöpf,
Adam. Gott sagte nicht, Adams Leib werde zum
Staube zurückkehren, und ein veinunftbegabtes
ungreifbares Etwas, das den Leib bewohne, werde
sich beim Tode vom Körper trennen und in einen
unsichtbaren Bereich kommen, um in Flammen
gequält zu werden. Nein; sondern wenn Adam
sterbe, dann sterbe die Menschenseele, und nichts
Verstandbegabtes, Bewußtes oder Lebendiges ver~
bleibe, was den Menschen angeht. Gottes eigener
Rechtsspruch erklärt: ,,Die Seele, welche sündigt,
die gleiche soll sterben." (Hesekiel 18: 4, 20, Douay,
engl.) Das V erstand, Empfinden und Bewußtsein
besitzende, atmende Geschöpf hört auf zu existie~
ren, und so stirbt die Seele. Der Leib, der die
materielle Grundlage der Seele oder des lebenden
Geschöpfes bildet, zerfällt schließlich zu Staub.
Adam oder sein Weib Eva, sowie irgendein
anderer menschlicher Sünder, konnten beim Tode
nirgendwo anders hingehen als in den Staub, aus
welchem das Menschengeschlecht gemacht ist. Die
Menschenseele setzt nicht etwa eine Existenz des
Lebens und Bewußtseins fort, um irgendwo anders
entweder gequält oder ewig glücklich gemacht zu
werden. Gottes Wort hat darum wahrhaftig alle
Ursache, in Psalm 146: 3, 4 zu erklären: ,,Vertrauet
nicht auf Fürsten, auf einen Menschensohn, bei
108 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN'.'

welchem keine Rettung ist l Sein Geist geht aus,


er kehrt wieder zu seiner Erde: an selbigem Tage
gehen seine Pläne zugrunde."
Mit dieser Wahrheit steht nicht in Widerspruch,
was man in Gottes Wort in Prediger 12: 6, 7 liest:
,,Zerrissen wird die silberne Schnur, und zerschla:-
gen die goldene Schale, und zerbrochen der Eimer
am Quell, und zerschlagen die Schöpfwelle an der
Zisterne; und der Staub zur Erde zurückkehrt, so
wie er gewesen, und der Geist zu Gott zurückkehrt,
der ihn gegeben hat." Die Heilige Schrift Gottes
ist in allen ihren sechsundsechzig Büchern völlig
harmonisch. Dieses Bibelwort kann also nicht be~
deuten, daß Adams Leib beim Tode zu Staub zer~
fallen sei, ein unsichtbares bewußtes inneres Selbst
jedoch den Körper verlassen habe und gen Himmel
gestiegen sei. Jesus Christus sagte bezüglich Adams
und aller Menschen bis auf seine Zeit: ,,Niemand
ist hinaufgestiegen in den Himmel." Er wußte es,
weil er vom Himmel gekommen war, um der
Wahrheit Zeugnis zu geben. - Johannes 3: 13.
Adam war nicht verheißen worden, daß er
schließlich im Himmel leben werde, selbst nicht
wenn er gehorsam und treu bliebe. Tatsächlich
kehrt der Geist des Sterbenden zu Gott zurück, der
ihn gegeben hat. Was aber war es, was Gott dem
Adam gab, indem er es mit dessen irdischem Leib
verband? Man lese nochmals den Bericht in 1. Mose
2, Vers 7: ,,Jehova Gott bildete den Menschen,
Staub von dem Erdboden, und hauchte in seine
Nase den Odem des Lebens; und der Mensch wurde
eine lebendige Seele." Gott gab dem Menschen den
Odem des Lebens, das heißt die Lebenskräfte, jene
Kraft, die durchs Atmen erhalten bleibt. Das ist
mit dem „Geist" gemeint, und das ist es, was zu
Gott zurückkehrt, der es gegeben hat. Bezüglich
DER GÖTTLICHE AUFTRAG AUFGESCHOBEN 109

des Geistes, der zurückkehrt, erklärt dasselbe Buch


des Predigers in Kapitel 3: 19-21 (Douay, engl.}:
„Darum ist der Tod des !'-1.enschen und des Tieres
ein und derselbe, und der Zustand von beiden ist
gleich: wie der Mensch stirbt, so sterben auch jene:
alle Dinge atmen gleichartig, und der Mensch hat
nichts mehr als das Tier: alle Dinge sind der
Eitelkeit unterworfen. Und alle Dinge gehen an
einen Ort: von Erde wurden sie gemacht, und zur
Erde kehren sie zusammen zurück. V:/ er weiß, ob
der Geist der Adamskinder aufwärts fährt, und
ob der Geist der Tiere niederwärts fährt?" In:::
folge ihres Wortlautes läßt die Douay::: Übersetzung
nicht erkennen, daß die vorstehenden Wörter atmen
und Geist das gleiche hebräische Wort, ruach,
wiedergeben, das in andern Bibeltexten auch mit
Luft und Wind übersetzt wurde. - Hiob 41: 7;
1: 19; 1. Mose 8: 1.
Im Lichte des Vorhergehenden ist es klar,
daß, wenn der sterbende Jesus am Stamme sagte:
,,Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist",
er seinem himmlischen Vater seine Lebenskraft
anbefahl. Er vertraute darauf, daß ihm Gott am
dritten Tage die Lebenskraft wiedergeben und ihn
aus den Toten auferwecken werde. - Lukas 23: 46.
Da nun Adam und sein Weib persönlich auf
Probe standen, darin versagten und zum Tode
verurteilt wurden, harrte ihrer nur der Tod und
die Austilgung. Gottes Urteilsspruch wurde recht:::
mäßig gegen sie erlassen und war unfehlbar, so
daß Jehova Gott an dieser Sache nichts verändert.
Er verleugnet sich nicht selbst, noch widerspricht
er sich. (1. Samuel 15: 29) Anders ist die Situation
für die Nachkommen, die Adam und Eva hatten,
weil ihnen damals noch keine Kinder geboren
worden waren, die mit ihnen an der Erprobung;
110 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

dem Gericht und der Verurteilung teilgenommen


hätten, weshalb ihre Kinder also nicht unerlösbar
waren. über ihre Nachkommen sagte Gott nichts
anderes, als daß die Mutter sie mit Schmerzen
gebären solle. ,,Und der Mensch gab seinem Weibe
den Namen Eva (Chawa: Leben, Fußnote), denn
sie war die Mutter aller Lebendigen. Und Jehova
Gott machte Adam und seinem Weibe Röcke von
Fell und bekleidete sie." (1. Mose 3: 20, 21) Wenn
dieses Bekleiden ihrer Lenden mit Tierfellen irgend
etwas zu bedeuten hätte, scheint es zu besagen,
daß ihre Nachkommen, die sich noch ungeboren
in ihren Lenden befanden, nicht anders Erlösung
und Bedeckung ihrer Sünden finden könnten, als
durch die Darbringung eines Opfers von gleichem
Wert wie ihr Vater Adam, solange dieser in Eden
vollkommen war.
Nun mußte die Vollstreckung des Todesurteils
an Adam und Eva beginnen. Ließe man sie zu~
sammen mit der Schlange in Eden, so bestünde
die Möglichkeit, daß die Schlange sie zu dem
,,Baum des Lebens in der Mitte des Gartens"
führe und ihn als solchen zeige. Sie würden dann
von ihm essen und - obschon des ewigen Lebens
auf der Erde unwürdig - ein Gefeitsein gegen
den Tod und Garantien für immerwährendes Leben
beanspruchen und dadurch den Namen, das Wort
und das Gesetz Gottes mit Vorwürfen belasten.
„Und Jehova Gott sprach: Siehe, der Mensch ist
geworden wie unser einer, zu erkennen Gutes und
Böses; und nun, daß er seine Hand nicht ausstrecke
und nehme auch von dem Baume des Lebens und
esse und lebe ewiglich1 Und Jehova Gott schickte
ihn aus dem Garten Eden hinaus, um den Erd~
baden zu bebauen, davon er genommen war."
(1. Mose 3: 22, 23) Dadurch zeigte .Gott seine
DER GÖTTLICHE AUFTRAG AUFGESCHOBEN 111

Überlegenheit über den Teufel und verhinderte


die Entstehung eines Zustandes, wonach Gott ver"
pflichtet erschiene, aufrührerische Sünder für immer
am Leben zu lassen. Gottes vollkommene Ge"
rechtigkeit und sein vollkommenes Recht konnten
so etwas Ungereimtes nicht zulassen. Das beweist,
daß er die Sünde oder den Teufel nicht für immer
bestehen bleiben läßt.
„Und er trieb den Menschen aus und ließ
lagern gegen Osten vom Garten Eden die Cheru"
bim und die Flamme des kreisenden Schwertes,
um den Weg zum Baume des Lebens zu bewahren."
(1. Mose 3: 24) Luzifer, der eine Zeitlang der
,,schirmende gesalbte Cherub" gewesen war, hatte
einen Vertrauensbruch begangen, und es war von
ihm nichts anderes zu erwarten als weiterer Verrat.
Deswegen stellte Jehova Gott, der ,über den Che~
rubim thront', eine Wache solcher Cherubim am
Eingangsweg des Gartens auf, wie auch ein flam"
mendes, loderndes Richtschwert. Dadurch wurden
Adam und Eva mit solchen himmlischen Ge"
schöpfen als Vertretern Gottes bekannt gemacht.
Niemand konnte an diesen Cherub„Wächtern vor"
beigelangen, um sich entgegen dem Willen und
dem Urteilsspruch Gottes der Mittel zum Leben
zu bemächtigen. Noch weniger kann irgend je"
mand zum Himmel hinaufsteigen und an den
treuen· Cherubim, die dem Throne Gottes ergeben
sind und zu ihm stehen, vorbeigelangen, um für
Adams Nachkommen Leben zu gewinnen.
Jene Cherub" Wächter versperrten Adam für
immer den Weg und verschafften seiner Verban"
nung auf die Gefilde außerhalb Edens Geltung bis
zum Tage seines Todes. ,,Und alle Tage Adams,
die -er lebte, waren neunhundert und dreißig Jahre,
und er starb." (1. Mose 5: 5) Er erlebte keine volle
112 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Tausend j ahr~Zeitspanne. Von Gott steht geschrie~


ben: ,,Ein Tag bei dem Herrn ist wie tausend Jahre,
und tausend Jahre wie ein Tag." (2. Petrus 3: 8)
Rechnet man auf solche Weise tausend Jahre als
einen Tag, dann starb Adam also am gleichen Tage,
da er von der verbotenen Frucht gegessen hatte.
DER GöTTLICHE AUFTRAG AUFGESCHOBEN , 113

Außerdem sprach der große Richter innerhalb des


Vierundzwanzigstunden,Tages, an welchem Adam
aus der Hand seines Weibes die Frucht aß, das
Todesurteil über ihn aus, womit Adams Recht auf
Leben erlosch. So wurde Adam in Gottes Augen
noch am gleichen Tage in Eden ein toter Mann,
um so mehr, als Gott dann Adam und Eva hinaus::
trieb und es ihnen so unmöglich machte, zum
Baum des Lebens in der Mitte des Gartens zu
gelangen. ObwohJ bis zum Höhepunkt Jahr::
hunderte verflossen, stand schließlich Gottes
Wort über Adam.: ,,Welches Tages du davon
issest, wirst du gewißlich sterben", gerechtfertigt
da. Es gelang Satan nicht, seine religiöse Behaup"
tung gegenüber Adam und Eva: ,,Mit nichten
werdet ihr sterben!", zu beweisen. Die Majestät,
Unwandelbarkeit und Obergewalt des Gesetzes .
Gottes blieb aufrechterhalten , wohingegen die Reli"
gion verfehlte, Adam und Eva \Veisheit oder
Kenntnis oder Gottähnlichkeit oder Unsterblich"
keit zu verleihen.
Es gibt kein Bruchstück eines Beweises dafür,
daß Adam Reue gezeigt hätte. Er war ein willent::
licher Rebell, zur Reue unfähig, und das Urteil über
ihn ist unwiderruflich. Evas Tod wird nicht einmal
erwähnt. Adam starb und gelangte nirgendwo an"
ders hin als in den Staub, von dem er genommP-n
worden war.
9. KAPITEL

VERTEIDIGER DER FREIHEIT

ER verurteilte Mensch und sein Weib

@] begannen nun ein Dasein außerhalb


ihrer einstigen Paradi.eses::::Heimat. Die
freie Welt, die sie kennengelernt hatten,
war vergangen. Sie lebten in einer ver::::
derbten Welt. Die alte Schlange, der Teufel, wurde
von Gott an der Macht gelassen und war deshalb
immer noch ihr unsichtbarer Oberherr, aber ein un::::
gerechter. Sie befanden sich in seinen Krallen, ge::::
knechtet als seine Parteigänger bei dem großen
Rechtsstreit, den er Jehova Gott gegenüber entfacht
hatte. Sie waren nicht mehr die freien Kinder Got::::
tes, sondern waren die Knechte desjenigen, dessen
Wort sie erwählt und dem wahren Worte Gottes
vorgezogen hatten. Sie hatten dem Gesetze Gottes
getrotzt, das ein Gesetz der Freiheit zum Gutestun
ist, und waren von da an die Sklaven des Gesetzes
der Sünde und des Todes. Sie waren nicht mehr
frei von menschlicher Schwachheit, Leidenschaft
und Selbstsucht. Da sie zu den lebenerhaltenden
Früchten des Gartens in Eden keinen Zugang mehr
hatten, begannen sie die Vollkommenheit an Kör::::
per und Geist zu verlieren. \V eil sie aus dem Munde
der alten Schlange Religion angenommen hatten,
ließ Jehova Gott ihnen Religionsfreiheit, spendete
ihnen aber keine Wahrheit mehr. Warum auch,
wenn sie doch in Eden das göttliche Wort der
\Y✓ ahrheit angezweifelt und verachtet hatten? Die
Erde war ihnen in keinem Stücke mehr untertan;
vielmehr waren sie irdischen Verhältnissen unter::::
VERTEIDIGER DER FREIHEIT 115

worfen. Die Bearbeitung und Pflege des Bodens


erfolgte nicht gemäß dem Auftrag, sich die Erde
„untertan" zu machen, sondern um sich die Not
vom Leibe zu halten und sich durchzuschlagen.
Die Aussicht, Kinder in die Welt zu setzen,
konnte nicht wirklich froh stimmen. Das Kinder"
gebären war nun unausbleiblich mit Schmerzen ver"
bunden. Ferner konnten die Kinder bei ihrer Ge"
burt nicht vollkommen, sondern sie mußten in
einem Sterbezustand sein und waren Sünder wegen
des Vergehens ihrer Eltern. Es war unmöglich, um
die naturgemäße Regel herumzukommen, wie sie
in Römer 5: 12 dargelegt wird: ,,Durch einen
Menschen [ist] die Sünde in die Welt gekommen,
und durch die Sünde der Tod, und also [ist] der
Tod zu allen Menschen durchgedrungen ... , weil
sie alle gesündigt haben." Da die Menschenquelle
verunreinigt worden war, galt: ,,Wie könnte ein
Reiner aus einem Unreinen kommen? Nicht ein
einzigerl" (Hiob 14: 4) ,Durch eirien Menschen
kam der Tod; in dem Adam sterben alle.' -
1. Korinther 15: 21, 22.
Da Adam über neunhundert Jahre am Leben
blieb, konnte er der Vater einer großen Familie
werden. ,,Und Adam lebte hundert und dreißig
Jahre und zeugte einen Sohn in seinem Gleichnis,
nach seinem Bilde, und gab ihm den Namen Seth.
Und die Tage Adams, nachdem er Seth gezeugt
hatte, waren achthundert Jahre, und er zeugte Söhne
und Töchter. Und alle Tage Adams, die er lebte,
waren neunhundert und dreißig Jahre, und er
starb." (1. Mose 5: 3-5) Vor Seth wurden Adam
und Eva andere Söhne und auch Töchter geboren.
Die Geburt des Erstgeborenen wird uns geschildert.
„Und der Mensch [Adam] erkannte Eva, sein
116 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

\'7 eib, und sie ward schwanger und gebar Kain;


und sie sprach: Ich habe einen Mann erworben mit
Jehova (mit Jehovas Hilfe, engl. A. R. V.-Obers.)."
(1. Mose 4: 1) Machte Eva Jehova Gott Ehre da:::
mit, ihn auf solche \XI eise mitverantwortlich zu
erklären für die Geburt dieses unvollkommenen
Kindes Kain? Ganz offenbar nicht, angesichts des
Umstandes, daß Kain sich schließlich als der erste
gewalttätige Totschläger erwies . Eva berief sich
dreist auf Gott und brachte durch ihren Anspruch
Schmach auf Gottes Namen, was den Zwecken
Satans recht dienlich war.
Seit Kain sind Milliarden von Kindern geboren
worden, alle sündig, alle krank, viele verkrüppelt,
viele geistesschwach, viele blind und viele totge~
boren. Kann mit der Verantwortung für die Er:::
zeugung solcher Kindlein richtigerweise der ge:::
rechte Gott belastet werden? Ist die Religion
wahrhaftig und ehrt sie Gott, wenn sie behauptet,
daß Gott den Körpern solcher Kindlein bei ihrem
Hervorkommen aus dem Jvlutterleib eine unsterb"
liehe Seele eingepflanzt habe, um sie lebendig zu
machen? Nur der Teufel, der Urheber der Religion,
konnte solch falsche Anschuldigungen aufbringen,
um Jehovas Namen mit Schmach zu überhäufen
und ·in .Menschenherzen Bitterkeit gegenüber dem
Gott der Vollkommenheit und des Lebens zu
schaffen. Nur grobe Unwissenheit oder religiöse
Verdrehung der Bibellehre darüber, was die
Menschenseele ist 1, könnte dafür, daß die Nach:::
kommenschaft des Menschen ihr Dasein so jammer~
voll beginnen muß und von allem Anfang an
schrecklich behindert ist, Gott tadeln.

'.;iehe Seiten 72-7S.


VERTEIDIGER DER FREIHEIT 117

Kein solches Kind ist gemäß dem in Eden er"


teilten göttlichen Auftrag geboren worden, und
demnach wurde keines von ihnen gemäß dem gött"
liehen Willen geboren. Der Umstand, daß Gott
ihre Geburt zuließ, macht ihn nicht dafür verant"
wortlich, daß die Erde mit Kranken, Verblödeten,
Verunstalteten, Unsittlichen und Sterbenden be"
völkert wurde. Diese alle wurden nach dem Willen
oder der Leidenschaft ihrer sündigen Eltern ge"
boren, und die Verantwortlichkeit für die ganze
Situation ist zurückzuführen auf jenen Scheingott,
Satan den Teufel, der die Schuld auf Jehova Gott
abzuwälzen sucht. Die einzigen Menschen, für de"
ren Geburt Jehova die Verantwortung zugesteht
und übernimmt, sind jene, für deren Geburt er sich
durch ein Wunder oder durch lenkende Vorsehung
ins Mittel legte, damit sie seine besonderen Diener
wurden. Darunter befanden sich lsaak1, Simson2,
Samuel3, Jeremia4, Johannes der Täufer 5 und
Jesus 6 •
über den Unterschied zwischen denen, die in
gewöhnlicher menschlicher Geburt in Sünden her"
vorkommen, und jenen, die Kinder Gottes werden,
steht in Johannes 1: 12, 13 geschrieben: ,,So viele
ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kin"
der Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen
·glauben, welche nicht aus Geblüt, noch aus dem
Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des
Mannes, sondern aus Gott geboren sind." Nicht
gemäß dem Willen Gottes, sondern gemäß dem
1 1. Mose 18: 9-14; Römer 4: 17-21; Galater 4: 28, 29.
2 Richter 13: 2-5.
a 1. Samuel 1: 11, 19, 20.
1 Jeremia 1: 4, 5.
5 Lukas 1: 5-20.
o Matthäus 1: 18-25; Lukas 1: 26--37.
118 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Willen des sündigen Fleisches und gemäß dem


Willen des gefallenen Mannes wurde dem Adam
und der Eva, die unterm Todesurteil standen, Kain
geboren.
Der Teufel wollte Eva auf den Gedanken brin~
gen, mit dem ,,\-Veib" in Jehovas Prophezeiung,
1. Mose 3: 15, sei sie gemeint, und deswegen werde
sie vön Jehova damit beehrt werden, den Sohn oder
„Samen" zu gebären, der den Kopf der Schlange
zermalmen muß. Tatsächlich war der Teufel selber
auf der Hut vor einer solchen Möglichkeit. In die~
sem Wahn konnte es geschehen, daß Eva dachte,
ihr Erstgeborener sei ein Geschenk J ehovas, und
dieser Sohn sei der verheißene „Same". In über~
einstimmung hiermit machte sie geltend, Jehova
habe bei der Geburt ihres Jungen mitgewirkt, und
gab ihm den Namen „Kain", was „erworben, be~
kommen" bedeutet. Die Geburt einer T achter wird
im einzelnen in der Heiligen Schrift kaum erwähnt,
und es ist möglich, daß nach Kain die Geburt eines
oder mehrerer Mädchen erfolgte; denn Adam hatte
viele Töchter, ehe er starb.
Die Geburt des nächsten Sohnes wird hingegen
berichtet: ,,Und sie gebar ferner seinen Bruder, den
Abel." (1. Mose 4: 2) Es wird nicht erklärt, Eva
habe Gott für diesen Sohn die Ehre gegeben. Der
Name, den sie ihm gab, zeigt, daß sie nicht viel
Hoffnung darauf setzte, er werde der verheißene
„Same" sein, welche Ehre sie für Kain ausgesucht
hatte. So nannte sie ihren zweiten Sohn denn
,,Abel", was „Hauch, Nichtigkeit, Vergänglichkeit,
Unbefriedigtsein" bedeutet. Kain und Abel wuch~
sen zu erwachsenen Männern heran. Inzwischen
wurden Adam und Eva Töchter sowie weitere
Söhne geboren. Kain heiratete eine von diesen
Töchtern, seinen Schwestern. Sein Vater hatte das
VERTEIDIGER DER FREIHEI'I' 119

Weib geheiratet, das aus seiner Rippe erschaffen


und von ihm „Gebein von meinen Gebeinen und
Fleisch von meinem Fleisch" genannt worden war.
Es ist wahrscheinlich, daß auch Abel eine seiner
Schwestern heiratete, aber die Bibel sagt es nicht.
Entsprechend ihren Hoffnungen berichtete Eva
dem Kain von der prophetischen Verheißung, die
in Eden über den „Samen" des Weibes und die
göttliche Mission dieses „Samens" gegeben wurde.
Kain wuchs in der Meinung auf, er sei ein „Mann
des Schicksals". Der unsichtbare Oberherr, Satan
der Teufel, sorgte dafür, daß sich derlei Gedanken
im Geiste Kains bildeten; und seine Mutter, die
sich eine Privat~mslegung göttlicher Prophetie an,
maßte, war wohlgeeignet, im Kopfe ihres Sohnes
einen solchen Gedanken zu erwecken. Kain stellte
sich vor, daß er die Schlange zertreten, sich dadurch
Abel und alle seine andern Brüder und Schwestern
und seine Eltern zu Schuldnern machen und sich
auf der Erde in solcher Weise zur Hauptperson
entwickeln und zur Ausübung der Weltherrschaft
fähig sein werde. Kain hegte selbstsüchtigen poli:
tischen Ehrgeiz. Da der „Same" und seine Mission
von Jehova Gott vorhergesagt worden war, suchte
Kain für seinen Ehrgeiz Gottes Mitwirkung und
Unterstützung zu erlangen und begann ihm Gaben
durch Feuer darzubringen, geradeso wie Religions~
kaplane bei politischen Amtsleistungen und in
gesetzgebenden Körperschaften heutzutage Gebete
darbringen. Kain folgte der vom Teufel stam,
menden religiösen Falschauslegung des „Samens",
und deshalb war seine Anbetungsform religiös und
Gott nicht annehmbar.
„Und Abel wurde ein Schafhirt, und Kain
wurde ein Ackerbauer. Und es geschah nach Ver~
lauf einer Zeit, da brachte Kain dem Jehova eine
120 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Opfergabe von der Frucht des Erdbodens; und


Abel, auch er brachte von den Erstlingen seiner
Herde und von ihrem Fett. Und Jehova blickte
auf Abel und auf seine Opfergabe; aber auf Kain
und auf seine Opfergabe blickte er nicht." (1. Mose
4:: 2-5) \X/ahrscheinlich opferten Kain und Abel
ihre Gaben unweit des Einganges zum Garten
Eden und in Sehweite der Cherubim, die als Ver"
treter Gottes dort hingestellt und mit jenem krei"
senden Flammenschwe1i ausgerüstet waren.
Auch Abel wußte von der Verheißung des
Weibessamens. Er glaubte, daß dieser Same er"
stehen werde, maßte sich aber nicht ehrgeizig an,
der Same zu sein. Er bekannte sich vor Gott als
Sünder und erinnerte sich der Tierfelle, mit denen
Gott seine Eltern bekleidet hatte. Er sah, daß auch
er eine solche Bedeckung brauchte, und erkannte,
daß dies durch das Vergießen des Blutes, das heißt
durch die Darbringung des Lebens eines Opfers
geschehen muß. Zur Veranschaulichung davon
opferte Abel ein geschlachtetes Lamm, einen Erst"
ling der Schafe. Dadurch be:::eugte er seinen Glau"
ben und war ein Zeuge fi.ir den rechten Weg, sich
Jehova Gott rn nahen. Er betete Gott nicht aus
selbstsüchtigen Gründen an, sondern aus Dankbar"
keit für die Verheißung des ,,Samens" der Erlösung.
Seine Gottesanbetung war nicht religiös, sondern
geschah aus Glauben und Verehrung und der
\XI ahrheit gemäß. Deshalb nahm Gott sie an.
Kain sah den Beweis dafür, daß Abel bei Gott
Annahme fand, und hielt ihn für ein Hindernis auf
seinem \XI ege dazu, der verheißene Same zu wer"
den. Er empfand keine Reue, noch suchte er die
rechte und annehmbare \X/ eise der Gottesanbetung
nachzuahmen, sondern fiel Abel auf einsamem
Felde an, wo keine Beweise für das Verbrechen zu
VERTEIDIGER DER FREIHEIT 121

entdecken wären, und erschlug dann seinen gläu"


bigen Bruder. Es wird nicht näher angegeben, in"
wieweit er diesem Zeugen Jehovas schon früher
nachgestellt hatte. Um diesen „Weg Kains" zu
erklären und davor zu warnen, steht geschrieben:
„Nicht wie Kain aus dem Bösen war und seinen
Bruder ermordete; und weshalb ermordete er ihn?
weil seine Werke böse waren, die seines Bruders
aber gerecht." (1. Johannes 3: 12) In dieser Weise
wurde der erste menschliche Zeuge Jehovas auf der
Erde aus dem Wege geräumt, um der Religion Frei:::
heit zu verschaffen, ohne daß sie von jemand kri"
tisiert oder bloßgestellt werde. Dies geschah jedoch
auf Kosten der Redefreiheit für die Zeugen der
Wahrheit und auf Kosten der Freiheit, Jehova in
Geist und Wahrheit anzubeten, was beides ver:::
weigert wurde.
Doch konnte das Zeugnis für Gottes Wahr:::
heit nicht einmal durch Mord unterdrückt werden.
Das Märtyrertum des treuen Zeugen Jehovas stand
als Zeugnis der Lauterkeit vor Gott und als eine
Rechtfertigung seines Namens da. ,,Durch Glauben
brachte Abel Gott ein vorzüglicheres Opfer dar als
Kain, durch welches er Zeugnis erlangte, daß er
gerecht war, indem Gott Zeugnis gab zu seinen
Gaben; und durch diesen, obgleich er gestorben
ist, redet er noch." (Hebräer 11: 4) Der Blutflecken
bezeugt nicht nur das Verbrechen, das auf Religion
zurückzuführen ist, sondern er schreit zu Gott um
Rache an den religiösen Verbrechern; und dieser
Schrei vergossenen Blutes, von dem Abels ange:::
fangen, wird bei Jehova nicht unbeachtet bleiben.
So sagte Jesus den Religionisten, die im Begriffe
standen, an ihm das gleiche V erbrechen zu verüben
wie Kain an seinem Bruder: ,,Deswegen siehe, ich
sende zu euch Propheten und \V eise und Schrift~
122 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

gelehrte; und etliche von ihnen werdet ihr töten


und kreuzigen, und etliche von ihnen werdet ihr
in euren Synagogen geißeln und werdet sie ver~
folgen von Stadt zu Stadt; damit über euch komme
alles gerechte Blut, das auf der Erde vergossen
wurde, von dem Blute Abels, des Gerechten, bis
zu dem Blute Zacharias', des Sohnes Barachias',
den ihr z,vischen dem Tempel und dem Altar er,
mordet habt. \Xl ahrlich, ich sage euch, dies alles
wird über dieses Geschlecht kommen." - .Matthäus
23: 34-36.
Nachdem Jehova den religiösen Verbrecher und
sein Verbrechen bloßgestellt hatte, brachte er Kain
nicht um, noch bestimmte er jemand aus Adams
Familie dafür, als Bluträcher zu handeln und als
Gottes Scharfrichter zu dienen. Keiner von ihnen
war würdig, Gott in dieser Eigenschaft zu vertreten.
Die Rache ist Gottes, und ihre Ausübung an dem
Totschläger seines Zeugen behielt er sich selber vor.
Obwohl Gott den Kain bestehen und N achkonv
VERTEIDIGER DER FREIHEIT 123

men großziehen ließ, hatte er doch ein anderes


Mittel, um Kains Geschlecht zunichte zu machen
und seine Sprößlinge auszutilgen, nämlich am Ende
jener alten gottlosen Welt. Deshalb tat Gott seinen
Beschluß kund als ein Zei"
chen, damit niemand dem Ge"
setz von sich aus Geltung
verschaffe und Kain hinrichte.
Kain nahm dann sein Weib
und verzog in ein Gebiet,
das als das „Land Nod (d.
h. Wanderung)" bezeichnet
wird, und dort gründete er
eine Familie. Möglicherweise •
im Sinne seines politischen ,~,rb~~~_.,,.-
E h r geize s, möglicherweise ·
auch, weil er kein Freisein von Furcht empfand,
erbaute Kain die ersten Städte der Erde. Seine
Abkömmlinge zeichneten sich nicht durch An"
betung Jehovas, sondern durch ihre Betätigung
in der Viehzucht, in musikalischer Unterhaltung,
im Bergbau und Metallgewerbe und im Morden
aus. - 1. Mose 4: 16-24.
„Und Adam erkannte abermals sein Weib, und
sie gebar einen Sohn und gab ihm den Namen Seth;
denn Gott hat mir einen anderen Samen gesetzt an
Stelle Abels, weil Kain ihn erschlagen hat." (1.Mose
4: 25) Da Adam bei Seths Geburt hundertdreißig
Jahre alt war, so müssen, wenn Seth unmittel"
bar nach Kains Mord an Abel geboren wurde,
Kain und Abel zur Zeit des Verbrechens Männer
in gutem Alter und mit Erfahrung gewesen sein.
Abel war der Anfang dessen, was Hebräer 12: 1
„eine so große Wolke von Zeugen" nennt; doch
gibt es keinen Bericht darüber, daß S-eth sich als
Mann des Glaubens und Zeuge Jehovas hervor"
124 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN''

getan hätte. Der Hebräerbrief, Kapitel 11, führt


ihn nicht als einen der Zeugen Jehovas an.
„Und Seth lebte hundert und fünf Jahre und
zeugte Enos", was „sterblich; starker Mann" be,
deutet. (1. Mose 5: 6) Adam lebte noch und war
nun zweihundertundfünfunddreißig Jahre alt. \'o/ as
als nächstes Geschehnis berichtet wird, könnte des,
halb nichts Ehrendes für Jehova Gott bedeuten,
sondern eher eine Schmähung seines Namens. Die
katholische Allioli, Übersetzung von 1. Mose 4: 26
lautet: ,,Aber auch dem Seth ward ein Sohn ge,
boren; den nannte er Enos. Dieser fing an, den
Namen des Herrn anzurufen." Durch eine solche
Übersetzung wird jedoch bestritten, daß vor Enos
der Name J ehovas von Abel in Anbetung angeru,
fen wurde. Der hebräische Text lautet wörtlich:
„Damals fing es an, mit dem Namen Jehova zu
rufen." (Roth.) Das bedeutet nicht, daß Menschen
zu „Söhnen Gottes" w;.uden, denn so etwas war
unter den Jvlenschen erst nach dem Kommen J esu
möglich. (Johannes 1: 11-13) Es bedeutet nicht,
daß Menschen „mit Gott zu wandeln" begannen,
weil hach Abel der nächste, dem bezeugt wird, daß
er mit Gott wandelte, Henoch ist, der Sohn des
Jered und Ur,Urenkel des Enos. Es hielt die Enb
artung des Menschengeschlechtes nicht auf, leitete
es nicht zur Buße und wendete nicht die große
Katastrophe ab, die sich vorbereitete. Daß man
von Enos' Zeit an ,mit dem Namen Jehova rief',
muß heuchlerisch geschehen und eine religiöse Be,
wegung gewesen sein, die Gottes Namen noch mehr
schmähte und die Menschen über Gottes Ver,
heißung des „Samens" verwirrte.
Dreihundertsiebenundachtzig Jahre nach Enos'
Geburt wurde erstmals wieder ein .Mann geboren,
der Gottes Gutheißung empfing, indem er einen
VERTEIDIGER DER FREIHEIT 125

wohlgefälligen Glauben an Gott bekundete und


Gott in Wahrheit anbetete. ,,Und Jered lebte hun"
dert zweiundsechzig Jahre und zeugte Henoch.
Und Henoch lebte fünfundsechzig Jahre und zeugte
Methusalah. Und Henoch wandelte mit Gott, nach::
dem er Methusalah gezeugt hatte, dreihundert Jahre
und zeugte Söhne und Töchter. Und alle Tage He"
nochs waren dreihundert fünfundsechzig Jahre.
Und Henoch wandelte mit Gott; und er war nicht
mehr, denn Gott nahm ihn hinweg." - 1. Mose
5: 18, 21-24.
Henochs Name bedeutet „ausgebildet, geweiht".
Sein Lebenslauf beweist, daß er Gott durch seinen
Glauben an Jehova völlig geweiht war. Sein Wan"
deln mit Gott besagte, daß er mit ihm Gemeinschaft
hatte durch die Wahrheit, die Gott ihm offenbarte,
sowie durch sein Wandeln auf dem Pfade der Ge:i
rechtigkeit, in Obereinstimmung mit solcher Wahr"
heit. Er war nicht von jener alten, gottlosen Welt,
sondern hielt im Glauben Ausschau nach einer
neuen Welt, in welcher der „Same" des „Weibes"
Gottes die Erde regieren soll, nachdem die alte
Schlange und ihr Same gerichtet und der Kopf der
Schlange zermalmt worden ist.
Der Geschlechtslinie nach war Henoch von
Adam her der siebente. Jehova machte den gläu"
bigen Henoch zu seinem Zeugen und Propheten,
um jenen Tag des Gerichts am Ende der ungestör::
ten Herrschaft des Teufels vorherzusagen. Es steht
geschrieben: ,,Es hat aber auch Henoch, der sie:::
bente von Adam, von diesen geweissagt und ge:i
sagt: ,Siehe, der Herr ist gekommen inmitten seiner
heiligen Tausende, Gericht auszuführen wider alle
und völlig zu überführen alle ihre Gottlosen von
allen ihren Werken der Gottlosigkeit, die sie gott"'
los verübt haben, und von all den harten Worten,
126 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

welche gottlose Sünder wider ihn geredet haben'."


Solch eine von Henoch gemachte Prophezeiung be,
weist, daß die Welt, in der er lebte, gottlos war,
trotzdem die Menschen den Namen J ehovas an,
riefen. Derartiges \Xl eissagen brachte Henochs Le,
ben in Gefahr von seiten der gewalttätigen Helfer
des „Samens" der Schlange. - Judas 14, 15.
\XI arum erreichte in einer Zeit, wo gottlose
Menschen über 700 1ahre alt wurden und Methu,
salah es sogar auf 969 Jahre brachte, Henoch, dieser
gottesfürchtige .I'vlann des Glaubens und der Unbe,
scholtenheit, nur ein Alter von 365 Jahren? \Vurde
er durch religiöse Unduldsamkeit, Verfolgung und
Ge,valttat beseitigt, wie Abel? Henoch hatte
guten Grund, das für sich zu erwarten, doch be,
wahrte ihn der allmächtige Gott vor einem solchen
Tode. Im Bericht über Jehovas Zeugen in Hebräer
Kapitel elf heißt es: ,,Durch Glauben ward Henoch
entrückt, damit er den Tod nicht sehen sollte, und
er wurde nicht gefunden, weil Gott ihn entrückt
hatte; denn vor der Entrückung hat er das Zeugnis
geha_bt, daß er Gott wohlgefallen habe. Ohne Glau•
ben aber ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen;
denn wer Gott naht, muß glauben, daß er ist, und
denen, die ihn suchen, ein Belohner ist." - V. 5, 6.
Henoch wird wegen seines Glaubens und seiner
Treue von Gott in günstigem Sinne erwähnt. Er
hielt in der Erprobung an seiner Lauterkeit fest;
inmitten der gottlosen \Vdt und angesichts der
Feindschaft des Samens der Schlange trat er für
Tehovas Namen ein und ehrte ihn. Als Henoch der
Entscheidung J ehovas gemäß sein Zeugniswerk
beendet hatte, gab Gott ihm noch eine Endvision
der zukünftigen neuen \'7 elt, in welcher die .Macht
Gottes durch den Samen des ,,\'Veibes" den Tod
auslöschen wird.
VERTEIDIGER DER FREIHEIT 127

Auf solche Weise entrückte Gott den Henoch,


das heißt setzte ihn in Verzückung, nicht unähnlich
jener, die einem Apostel Jesu Christi Taus ende
von Jahren später widerfuhr. (2. Korinther 12: 1-4)
\Y/ as Henoch sah und hörte, während er verzückt
im Banne jener Vision der neuen Welt des wieder:=
hergestellten Paradieses stand, durfte er Menschen
gegenüber nicht aussprechen. ,,Gott nahm ihn hin"
weg", während . Henoch in Verzückung war, das
heißt Gott ließ Henochs Leben friedlich aufhören.
Er empfand nicht die Wehen des Todes; er sah
oder merkte nicht, daß er starb. Auch war er zur
Zeit dieser Endvision herrlicher Dinge der Zukunft
noch verhältnismäßig jung und hatte noch nicht
das Schwinden der Kräfte, das Zunehmen der
S_chmerzen und das abstumpfende Steifwerden zu
spüren begonnen, wie es dem hohen Alter an der
Schwelle des Todes eigen ist.
So ist Henoch „im Glauben gestorben", und
seinen Fein den gelang es nie, seinen Leib zu finden,
um ihn für irgendwelche Zwecke zu benutzen. Er
„wurde nicht gefunden"; er „war nicht mehr". Gott
verfügte über seinen Leib. Henoch starb, während
die Vision der neuen \Y/ elt seine Aufmerksamkeit
gefesselt hielt. Wenn Gott ihn an den Pforten jener
neuen Welt wirklich wieder ins Leben zurück..
bringt, wird jene Vision sein erster Gedanke sein, -
und seine Augen werden der Verwirklichung dieser
Vision auf der Erde entgegenblicken.
10. KAPITEL

BEFREIUNG VORGESCHATTET

LEICHGOLTIG ob Henochs plötz,

@] liches Verschwinden irgendwelche Auf,


regung verursachte oder als Verlust
empfunden wurde, fuhren die Men~
sehen hernach fort, sich abzumühen
und durch ihrer Hände Arbeit die Dornen und
Disteln der fluchbeladenen Erde zu bekämpfen.
H enoch war wie das „ Salz der Erde" gewesen
und hatte unter den Menschen einen heilsamen
Einfluß ausgeübt; doch neigten die .Menschen im
allgemeinen der Verderbtheit zu. Solche .Menschen
waren froh, daß Henoch weg war und damit zu~
gleich sein Predigen und Prophezeien gegen die
gottlosen Sünder auf gehört hatte. Sie fuhren fort,
in Selbstsucht ihre Speise zu essen und ihren
Wein zu trinken und zu heiraten und verheiratet
zu· werden, und so mehrte sich die Menschheit in
steigendem Maße.
Henochs Enkel Lamech empfand die schweren
Lebensverhältnisse schmerzlich. Er ragte unter den
Menschen nicht als ein Zeuge für Jehova hervor,
wie es bei seinem Großvater der Fall gewesen war.
Henochs Warnung vor einem kommenden Gericht
hatte bei Lamech wahrscheinlich den Eindruck her:::
vorgeruf en, daß eine Zeit des Gerichts herannahe
und bald ein Wechsel im Zustand der Menschen
fällig sei. Da Lamechs Name „mächtig, Umstürzer,
Vernichter" bedeutet, paßte er zu Henochs Pro:::
phezeiung, daß der Gott aller Macht die Gewalt
der Gottlosen umstürzen und sie vernichten und
BEFREIUNG VORGESCHA'ITET 129

eine neue Welt herbeiführen werde, in welcher


gehorsame Menschen Ruhe haben von übermäßiger _
Arbeit und von der Bedrückung durch die Bösen.
Lamech hatte die letzt_en sechsundfünfzig Jahre
des Lebens seines ersten Vorfahren, Adams, mit~
erlebt und erfuhr so direkt von diesem, wie Gott
zufolge der Sünde Adams die Erde verflucht, aber
auch das Kommen des „Samens" verheißen hatte,
der der Schlange der Täuschung und der Unwahr~
heit -den Kopf zermalmen werde. Das würde, so
hoffte Lamech, die Aufhebung des Fluches be~
deuten.
„Und Lamech lebte hundert zweiundachtzig
Jahre und zeugte einen Sohn. Und er gab ihm
den Namen Noah, indem er sprach: Dieser wird
uns trösten über unsere Arbeit und über die Mühe
unserer Hände wegen des Erdbodens, den Jehova
verflucht hat." (1. Mose 5: 28, 29) Lamechs Worte
erwiesen sich als eine Prophezeiung und waren
deshalb vom Geist oder der unsichtbaren Kraft
Jehovas, Gottes, eingegeben. Tatsächlich wurde
Lamech, indem er einen Sohn zeugte, der bei der
Erfüllung der Prophetie eine Rolle spielen sollte,
ein Bild J ehovas, Gottes, dessen, der allmächtig ist,
und der Sohn Noah wurde eine prophetische Dar~
stellung des in Eden verheißenen „Samens", durch
den der Fluch hinweggetan werden soll. Lamech
lebte bis zum 595. Altersjahr seines Sohnes Noah
und sah dessen Tätigkeit in einem Werke, das
von Gott dem Allmächtigen geboten worden war
und den Beweis lieferte, daß sein Sohn Noah
durch Inspiration von seiten Gottes den rechten
Namen erhalten hatte.
Plötzlich tauchten inmitten der Verderbtheit
jener ·Zeit neue Elemente auf der Bildfläche auf
und nahmen die Aufmerksamkeit der Menschen
130 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

in Anspruch, aber nicht zum Besseren. · Der gött~


liehe Bericht sagt auf einmal: ,,In jenen Tagen
waren die Riesen auf der Erde." Oder als bessere
Übersetzung des Berichts: ,,In jenen Tagen waren
die Nephilim auf der Erde." (1. Mose 6: 4, A. R. V.,
engl.) \X'er waren diese Nephilim~Riesen? Sie
waren kein auf Drüsenleiden zurückzuführender
launischer Mißwuchs innerhalb der Menschheit,
sondern waren übermenschlich. Es waren Dämonen
aus der Geisterwelt, im Fleische verkörpert, aber
von riesiger Größe, um ihre höhere Herkunft zu
beweisen, weil der Mensch ,ein wenig geringer als
die Engel ' gemacht worden ist. Ihr plötzliches
Auftreten unter den Menschen bildete den sieht~
baren Beweis dafür, daß sich in jenen Himmeln
unter dem unsichtbaren Oberherrn des Menschen,
Satan, die Dinge zum Schlimmeren gewendet hatten.
Nachdem Gott in Eden über Satan den Teufel
das Urteil gesprochen hatte, warf er ihn nicht aus
dem Himmel hinaus, sondern beließ ihn dort zur
Erprobung der Lauterkeit der Geistsöhne Gottes.
Die Bibel erzählt tatsächlich, daß es in.ehr. als
zweitausend Jahre nach Satans Rebellion eines
Tages geschah, ,,da kamen die Söhne Gottes, um
sich vor Jehova zu stellen; und auch der Satan
kam in ihrer Mitte. Und Jehova sprach zum Satan:
\.Vo kommst du her? Und der Satan antwortete
Jehova und sprach: Vom Durchstreifen der Erde
und vom Umherwandeln auf ihr." (Hiob 1: 6, 7)
Offenbar ließen sich also von der Organisation,
die Gott dem Luzifer in dessen Amt als „schir~
mender Cherub" des .M enschen in Eden unter~
stellte, viele Engel, wenn nicht gar alle, von Satan
überreden, nachdem er den Fall des .M.enschen
veranlaßt hatte. Auch sie lehnten sich gegen Gott
den Höchsten auf, verließen seine heilige Orga~
BEFREIUNG VORGESCHATTET 131

nisation und stellten sich in der Streitfrage auf


Satans Seite.
Jene untreuen Engel wurden zu T euf ein, indem
sie sich dem abtrünnigen Luzifer darin anschlossen,
Jehova Gott zu verleumden und seinen Namen
zu schmähen. Sie wurden Dämonen, denen die
Menschen später Anbetung darbrachten, deren An"
betung Jehova Gott jedoch seinem auserwählten
Volke verbietet, indem er sagt: ,, Und sie sollen
nicht mehr ihre Sehlachtopf er . den Dämonen
schlachten, denen sie nachhuren." (3. Mose 17: 7}
,,Sie opferten den Dämonen, die Nicht„Gott sind,
Göttern, die sie nicht kannten, neuen, die vor
kurzem aufgekommen waren." (5. Mose 32: 17,
sowie 2. Chronika 11: 15; Psalm 106: 37) So wurde
Luzifer, vom Rang der Cherubim, zum „Obersten
der Dämonen", der auch „Beelzebub" genannt
wird. - Matthäus 12.: 24, 27, 28.
Die in solcher Weise sündigenden Engel wurden
von Jehova Gott verurteilt. Er stieß sie hinab aus
ihrer gesegneten Stellung in seiner erhabenen Or"
ganisation des Lichtes und der Wahrheit und er"
niedrigte sie zu einem Zustand, der sinnbildlich
„Tartarus" genannt wird. Da sie nicht das Licht
der Wahrheit über Gottes Vorhaben besitzen, sind
sie nicht frei, sondern als Gottes Gegner stehen sie
ständig unter seiner Aufsicht. Sie liegen also wie
in Ketten und können sich nimmermehr freikämpf en
von seinem V ernichtungsurteil, das auf ihnen lastet,
sondern erwarten in ihrem Zustand der Tartarus"
Erniedrigung die Vollstreckung dieses Urteils am
Gerichtstage, zusammen mit Satan, dem Teufel.
Diesbezüglich ist unter Inspiration geoffenbart
worden: ,,Weichen das Gericht von alters her nicht
zögert, und ihr Verderben schlummert nicht. Denn
wenn Gott Engel, welche gesündigt hatten, nicht
132 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN''

verschonte, sondern, sie in den tiefsten Abgrund


(Eigentl.: in den Tartarus; Fußnote) hinabstürzend,
Ketten der Finsternis überlieferte, um aufbewahrt
zu werden für das Gericht." (2. Petrus 2: 3, 4)
,,Und Engel, die ihren ersten Zustand nicht be~
wahrt, sondern ihre eigene Behausung verlassen
haben, hat er zum Gericht des großen Tages mit
ewigen Ketten unter der Finsternis verwahrt." -
Judas 6.
Die Dämonen, die sich in den Tagen Noahs
verkörperten, terrorisierten jene Menschen, die nicht
wie Noah Glauben an Gott hatten. Sie breiteten
Gewalttat aus. Schon ihr Name Nephilim bedeutet
Fäller, die die Menschen auf gewalttätige oder an~
dere \V eise zu Fall bringen. Der Eindruck, den sie
hervorriefen, war so schrecklich, daß fast tausend
Jahre später, als die israelitischen Kundschafter das
Land Kanaan auskundschafteten und die außer,
ordentlich großen Söhne des Kanaaniters Enak
sahen, sie bei ihrer Rückkehr fälschlicherweise be~
richteten: ,,Auch haben wir dort die Riesen (hebr.:
N ephilim; kommt nur in diesem Verse und in
1. Mose 6: 1 vor; Fußnote) gesehen, die Kinder
Enaks, von den Riesen (die von den Nephilim her~
kommen; A. R. V., engl.); und wir waren in unsern
Augen wie Heuschrecken, und also waren wir auch
in ihren Augen." (4. Mose 13: 33) Das erste Buch
.Mose sagt, was nach dem Erscheinen der N ephilim
auf der Erde als Nächstes geschah.
Die 1\-lenschen wurden so verderbt, daß der
große Geist, Jehova, entschied, ihnen nur noch
eine Gnadenfrist von 120 Jahren zu gewähren, bis
er das Urteil an ihnen vollstrecken und dadurch die
Streitfrage der Oberhoheit mit diesem Geschlecht
langlebiger Menschen ins Reine bringen werde.
BEFREIUNG VORGESCHA'ITET 133

„Und es geschah; als die Menschen begannen sich


zu mehren auf der Fläche des Erdbodens, und
ihnen Töchter geboren wurden, da sahen die Söhne
Gottes, daß .die Töchter der Menschen schön waren,
und sie nahmen sich zu Weibern, welche sie irgend
erwählten. Und Jehova sprach: Mein Geist soll
nicht ewiglich mit dem Menschen rechten, da er
ja Fleisch ist; und seine Tage seien hundert und
zwanzig Jahre." - 1. Mose 6: 1-3.
Die „Söhne Gottes", die mit Töchtern der Men~
sehen W echselheiraten schlossen, waren Engel, die
bis dahin Jehova Gott treu geblieben waren. ,,Denn
wer in den Wolken ist mit Jehova zu vergleichen?
Wer ist Jehova gleich unter den Söhnen der Starken
(den Söhnen Gottes; Fußnote A. R. V., engl.)?"
(Psalm 89: 6) Diese Engel, die immer noch der
Organisation J ehovas als Glieder seiner Familie
von Söhnen angehörten, verkörperten sich, zweifel~
los in der guten Absicht, ·dem verirrten Menschen~
geschlecht zu nützen. Dessenungeachtet waren sie
von Gott, ihrem Vater, nicht hierzu ermächtigt,
und es entsprach nicht seiner Weise, um den
„Samen" hervorzubringen, der vom Himmel her
gesandt werden würde, den Kopf der Schlange zu
zermalmen. Also war es ein Schritt des Unge~
horsams, der vielmehr Satans Zwecken diente und
Nachkommen hervorbrachte, die ,mächtige Männer
des Ruhmes', Engel~Mensch~Bastarde, waren und
sich selbst - aber nicht Gott - einen Namen
machten und die Gewalttat auf der Erde noch
förderten. Der Bericht lautet kurz: ,,In jenen Tagen
waren die Riesen (hebräisch: Nephilim) auf der
Erde, und auch nachher, als die Söhne Gottes zu
den Töchtern der Menschen eingingen und diese
ihnen gebaren. Das sind die Helden (mächtigen
Männer; A. ~- V., engl.), welche von alters her
134 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

waren, die Männer von Ruhm gewesen sind." -


1. Mose 6: 4.
Inmitten dieser Gottlosigkeit folgte Noah dem
Beispiel Henochs und wandelte mit Jehova Gott.
Er heiratete ein keusches, unbeflecktes Weib und
wurde von Gott im Alter von 500 Jahren mit
drei Söhnen gesegnet, die er im Gottesglauben
erzog und zum Gehorsam gegenüber dem gerechten
\Villen Gottes anleitete. Noah erhielt sich un~
befleckt und unverdcrbt von jener alten, gottlosen
\Velt. Das inspirierte Zeugnis berichtet über ihn:
„Dies ist die Geschichte Noahs: Noah war ein
gerechter, vollkommener Mann unter seinen Zeit~
genossen; Noah wandelte mit Gott. Und Noah
zeugte drei Söhne: Sem, Harn und Japhet." (1. Mose
6: 9, 10) Diese drei Söhne heirateten unverdorbene
Frauen.
Zu jener Zeit befand sich die Erde in einem
Zustand, wie er in 2. Petrus 3: 5 beschrieben wird;
und die Menschen außerhalb der Familie Noahs
zogen es vor, über diesen Zustand willentlich un~
wissend zu bleiben: ,,Denn sie sind willentlich
unwissend darüber, daß durch das Wort Gottes
von alters her Himmel waren und eine Erde, aus
dem Wasser hervorstehend und im Wasser ( engl.
Übersetzung)," ·
Auf Gottes kraftvolles \Vort hin waren auf der
Erde am dritten Schöpfungstage die \Vasser in
große Meeresbetten eingesammelt worden und das
Trockene zum Vorschein gekommen. Die von der
Erde in ihrem glutflüssigen Zustand gebildeten
dampfförmigen, aus Materie bestehenden Ringe
hatten sich im Laufe der Zeit einer nach dem andern
gesenkt und formten Dachgürtel rings um die Erde,
oberhalb des Firmaments (Himmelsgewölbes) oder
der atmosphärischen Ausdehnung der Erde. Die
BEFREIUNG VORGESCHATTET 135
Gürtel hatten sich nördlich und südlich langsam
nach den Polen zu bewegt und waren dort, im Be"
reich des geringsten Widerstandes, eingestürzt, was
die Erde gewaltigen, alle vorhandenen Lebens~
formen vernichtenden Überschwemmungen aus~
setzte. Der letzte Ring, aus fast reinem Wasser,
hatte sich nun, tausend Jahre nach Abschluß des
sechsten Schöpfungstages, an welchem Gott den
Menschen geschaffen hatte, zum Firmament der
Erde herabgesenkt und die Erde wie ein Baldachin
umgeben. Er wurde in seiner Umdrehung durch
die Zentrifugalkraft in der Höhe gehalten und
bildete eine große Tiefe hängender \Vasser, die
immer noch die Erde einhüllten.
Adams Nachkommen, jetzt über die Erde hin
vermehrt, waren außerhalb des Wassers, auf trob
kenem Lande. Gleichzeitig waren sie im Wasser,
da sie sich innerhalb der Wasser„überdachung
befanden, die noch aus der Zeit vor Adams Er~
schaffung vorhanden war. Für die gottlosen Men~
sehen der Erde schien, seitdem Adam im Tode
entschlafen war, alles so zu bleiben wie von An"
fang der Schöpfung an. Sie sahen keineswegs, was
Gott sah, daß sich nämlich die Wasser der großen
Überdachung hoch droben den Polen zu be,vegten,
und daß demzufolge die Dichte der Überdachung
oberhalb des Erdäquators sehr dünn wurde und
das direkte Sonnenlicht fast durchließ, sowie daß
die Ränder der Überdachung, die sich den Polen
näherten, sich gefährlich abschwächten, indem ihre
Umdrehung so langsam wurde, daß sie der Anzie"
hungskraft der Erdschwere nur noch eine geringe
Zentrifugalkraft entgegenzustellen hatten. Der Ein"
sturz der Überdachung stand unmittelbar bevor
und harrte nur noch darauf, daß Gott am Ende der
120 Jahre seine zurückhaltende Kraft abziehe. Ehe
136 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

die Dachgürtel niederfielen, ließ Gott aber die


Bewohner der Erde in gnädiger Weise vor der
schrecklichen Sintflut warnen und den Menschen
verkündigen, auf welche Weise sie entrinnen könn"
ten, wenn sie achtgäben.
Jehova Gott machte Noah zu seinem Zeugen,
um die Warnung erschallen zu lassen. Der Bericht
über die Erschaffung der Erde, wie sie im ersten
Kapitel der Bibel beschrieben ist, wurde von Je=>
hova Gott zweifellos zuerst Noah gegeben, wo:1
durch er ihm offenbarte, daß oberhalb der Ausdeh~
nung der Erde eine gewaltige Tiefe vorhanden sei,
die bald auf die Erde herabstürzen müsse, was eine
Erdüberschwemmung verursachen und die ganze
verderbte Menschheit vernichten werde. Um durch
diese Flut hindurchzukommen, müsse ein großes
Schiff gebaut werden, in welchem Noah und seine
Söhne und die Frauen von allen vier Zuflucht
nehmen und wohin sie auch eine auserlesene An"
zahl Vögel, Vieh und kriechende Tiere (keine
Insekten) bringen sollen. Daß eine solche Kata"
strophe je die Erde heimgesucht habe, war noch nie
geineldet worden, und dennoch glaubte Noah Gott.
„Durch Glauben bereitete Noah, als er einen göfü
liehen Ausspruch über das, was noch nicht zu
sehen war, empfangen _hatte, von Furcht bewegt,
eine Arche zur Rettung seines Hauses, durch welche
er die Welt verurteilte und Erbe der Gerechtigkeit
wurde , die nach dem Glauben ist." - Hebräer
11: 7.
All die Gottlosen auf der Erde, die N ephilim,
die mächtigen Männer des Ruhms und die Mensch~
heit im allgemeinen, spotteten über Noah und seine
Söhne, während diese das große Schiff bauten, das
dreihundert Ellen lang, fünfzig Ellen breit und
dreißig Ellen hoch war und innen drei Stockwerke
BEFREIUNG VORGESCHATTET 137

enthielt. Wie wollte er es vom Baugrund aus über.-


haupt vom Stapel laufen lassen? Noah und seine
Söhne hielten trotz allem Spott an ihrer Lauter-,
keit fest. Noah warnte das Volk vor der Flut und
predigte Gottes Gerechtigkeit, die zur Vollstreb
kung des gerechten Urteils Gottes über die Welt
diese . Vernichtungsflut verlangte. Von Skeptikern
· befragt, wann das kommen solle, antwortete Noah,
Tag oder Stunde wisse er nicht, aber es werde nicht
eher kommen, als bis das Schiff fertig sei und seine
Familie sich darin befinde.
Der große Schwimmbau war vollendet, während
die Erde immer . noch die Dünste ausschied, die
die ganze Oberfläche des Erdbodens befeuchteten.
Dem Volke war kein. Anzeichen von Regen oder
einer Flut sichtbar. Was nun? An . Noah erging
Jehovas Wort, das ihm sagte, sich mit seiner
Familie in die Arche zu begeben und auch die
Vögel und Tiere hineinzunehmen: ,,Denn in
noch sieben Tagen, so lasse ich auf die Erde
regnen vierzig T ~ge und vierzig Nächte und
werde vertilgen von der Fläche des Erdbodens
alles Bestehende, das ich gemacht habe." Noah
gehorchte. Es wurden keine Kinder _oder Säug:::
linge in die Arche gebracht. Obschon verheiratet,
waren Noahs Söhne von den Vorbereitungen auf
die Flut und dem Zeugnisgeben für Jehova so
völlig in Anspruch genommen, daß sie keine Zeit
fanden, an die Gründung einer Familie zu denken.
Die Umstände sprachen nicht dafür. Daß sie davon
Abstand nahmen, Kinder zu haben, brachte über.-
dies ihre Überzeugung zum Ausdruck; es machte
ihr Zeugnis von der nahen Weltkatastrophe ge:::
wichtiger. Haben die Menschen nun, als sie Noah
und seinen Haushalt in die Arche ziehen und
lebende Geschöpfe mit sich nehmen sahen, plötzi1
138 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN

lieh Reue gezeigt und sich von ihrem verderbten


Weg abgewandt, im Glauben an ein nahes Welt-
unglück? Christus Jesus, der Menschensohn, ant~
wortet: ,,Denn gleichwie sie in den Tagen vor der
Flut waren: sie aßen und tranken, sie heirateten
und verheirateten, bis zu dem Tage, da Noah in die
Arche ging, und sie es nicht erkannten, bis die
Flut kam und alle wegraffte, also wird auch die
Ankunft des Sohnes des Menschen sein." - Mat~
thäus 24: 38, 39.

Noah war 600 J. ahre alt, als er jener alten gott,


losen Welt den Rucken kehrte und die Arche mit
i~rer kostbaren Ladung betrat. ,,Und die hinein~
gmgen, waren ein Männliches und ein Weibliches
von allem Fleische, wie Gott ihm geboten hatte.
.BEFREIUNG VORGESCHA'ITET 139

Und Jehova schloß hinter ihm zu." (1. Mose 7: 6,


16) Hierauf kam die Flut herab, im sechshundert„
sten Jahre Noahs, am siebzehnten Tage des zweiten
Monats. Aus allen Quellen der . großen, über der
Erde hängenden Tiefe brachen Wasserströme her"
vor, und das Wasserdach, das wie eine Fenster"
scheibe die Erde gegenüber den direkten Strahlen
der Sonne, des Mondes und der Sterne abschirmte,
öffnete seine Schleusen. Vierzig Tage hielt der
Wassersturz an, und auf der Erde hoben die stei"
genden Wasser die Arche empor, so daß sie sich
schließlich auf der Fläche der Wasser fünfzehn
Ellen über den höchsten Bergen von damals befand.
Die Erde sah jetzt innerhalb ihres Firmaments
einer nunmehr gut gereinigten Atmosphäre wie eine
Wasserkugel aus und ähnelte sehr stark der Zeit
vor 29 000 Jahren, wo Gott gebot: ,,Es sammeln
sich die Wasser unterhalb des Himmels an einen
Ort, und es werde sichtbar das Trockene!" Für
Gott war es also nichts Neues, einen gleichen Befehl
zu erlassen, nachdem die Erde 150 Tage lang von
den Wasserfluten bedeckt war; denn dann stieß
der Kiel der Arche auf Land. ,,Und die Wasser
nahmen ab nach Verlauf von hundert und fünfzig
Tagen. Und im siebenten Monat, am siebenzehnten
Tage des Monats, ruhte die Arche auf dem Gebirge
Ararat." (1. Mose 8: 3, 4) Das war genau fünf
Monate nach Eintritt der Flut. Fünf Monate
auf 150 Tage aufgeteilt, ergibt . für jeden Monat
eine Länge von 30 Tagen, ungefähr die Zeitdauer
von einem Neumond zum andern. Ein Jahr von
zwölf Monaten entsprach in Noahs Zeit also un„
gefähr 360 Tagen, und da dies ein Mondjahr ist,
war es eventuell notwendig, es nach der Frühjahrs"
Tagundnachtgleiche zu regulieren, um den Kalender
mit dem Sonnenjahr übereinstimmen zu lassen und
140 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

nicht den Jahreszeiten, die nun einsetzten, voraus~


zu eilen. - 1. Mose 8: 22.
Im sechshundert und ersten Jahre des Leb.ens
Noahs, ,,im zweiten Monat, am siebenundzwanzig~
sten Tage des Monats, war die Erde trocken. Und
Gott redete zu Noah und sprach: Gehe aus der
Arche." (1. Mose 8: 13-16) Demnach war Noah
mit seiner Familie und den Tieren genau ein Mond~
jahr und zehn Tage in der Arche, da der Eerr sie
im vorhergehenden Jahre am siebzehnten Tage
des zweiten Monats· in die Arche eingeschlossen
hatte. Was war draußen geschehen, während diese
drinnen alle sicher waren? Es heißt, daß Gott ,;die
alte Welt nicht verschonte, sondern nur Noah, den
Prediger der Gerechtigkeit, selbacht erhielt, als er
die Flut über die Welt der Gottlosen brachte".
Jehovas Urteilsspruch erfüllte sich, wodurch „die
damalige Welt, vom \X' asser überschwemmt, unter~
ging". (2. Petrus 2: 5; 3: 5, 6) Die gesetzlose Orga~
nisation der Menschen auf der Erde, zusammen mit
der Einmischung seitens der N ephilim und der
ungehorsamen „Söhne Gottes" aus den unsicht~
baren Himmeln, hörten auf. Die alte Welt endete,
,ging unter', aber die Erde blieb bestehen. Darüber
sagte Gott nun: ,,Forthin, alle Tage der Erde, sollen
nicht aufhören Saat und · Ernte, und Frost und
Hitze, und Sommer und Winter, und Tag und
Nacht." (1. Mose 8: 22) Diese Wahrheit befreit alle
Gläubigen von der Befürchtung, das Ende der Welt
bedeute die Vernichtung der buchstäblichen Erde,
Sonne, Mond und Sterne. Die Bewahrung Noahs
und seiner Familie durch Gott bestätigt die Wahr~
heit, daß Gott seine Diener über das Ende der
jetzigen Welt hinweg bewahren wird.
11. KAPITEL

DIE ZEITRECHNUNG

ER König der Ewigkeit setzte für die

@] alte Welt der Gottlosen eine Zeit"


grenze fest und brachte sie genau 120
Jahre nach der Verkündung seines
Urteils zu Ende. (1. Mose 6: 3) Mit
der Kundgebung seiner gewaltigen Macht in der
Sintflut vernichtete Jehova Gott die gottlo$en Ge"
schöpfe, welche die Erde mit Gewalttat erfüllt
hatten. Durch die tobende Wasserflut säuberte er
nicht nur die Erde von den Gottlosen, sondern be"
wirkte auch eine Reinigung der Erde selbst, die von
den Gesetzlosen durch unrechtmäßig vergossenes
Blut befleckt worden war. Die derart befleckte
Erde konnte gerechterweise nur durch das Blut
derer gereinigt werden, die Blut vergossen hatten.
- 4. Mose 35: 33.
Die himmlischen Geistgeschöpfe, die Fleisches"
leiber angenommen hatten und die Angelegenheiten
der Erde direkt beherrschten, mußten in die geistige
Welt zurückkehren. Auf diese Weise wurde eine
derartige Einmischung himmlischer Geister in
menschliche Angelegenheiten zum Abschluß ge"
bracht. Den geistigen „Söhnen Gottes", die unge"
horsamerweise Töchter der Menschen geheiratet
hatten, wurde nicht erlaubt, in die heiligen Höfe
der Gegenwart Gottes zurückzukehren, sondern
Gott überlieferte sie dem Gewahrsam Satans, der
sie sozusagen einkerkerte. Durch diese Behandlung
wurden sie „die Geister, die im Gefängnis sind,
welche einst ungehorsam waren, als die Langmut
142 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Gottes harrte in den Tagen Noahs, während die


Arche zugerichtet wurde, in welche wenige, das
ist acht Seelen, durch Wasser gerettet wurden". -
1. Petrus 3: 19, 20 ..
Die N ephilim jedoch, die gemeinsam mit Satan
offen rebelliert hatten, gliederten sich wieder in die
Reihen der Teufel und Dämonen unter ihrem Für"
sten Satan ein; und Satan ordnete sie dann alle in
neuer Form, die in 'der biblischen Prophezeiung
„ein anderes Zeichen in dem Himmel" genannt
wird. ,,Und siehe, ein großer, feuerroter Drache,
welcher sieben Köpfe und zehn Hörner hatte, und
auf seinen Köpfen sieben Diademe; und sein
Schwanz zieht den dritten Teil der Sterne des Hirn"
mels mit sich fort." - Offenbarung 12: 3, 4.
Somit ist klar bewiesen, daß die symbolischen
Himmel und die Erde aus der Zeit vor der Flut zu
bestehen aufhörten, unser Erdball jedoch, die Erde
selbst, erhalten blieb. Durch die Vernichtung aller
Religionisten war die Fläche des Erdbodens von
Religion gesäubert worden. Auf Gottes Befehl hin
traten Noah und alle andern Insassen der Arche aus
dies~r heraus auf die gereinigte Erde. Als erstes
wurde nach dem Verlassen der Arche die Anbetung
Jehovas, Gottes, eingesetzt, und zwar von Noah,
der prophetisch den „Weibessamen" veranschau:::
licht, durch den der Schlange der Kopf zermalmt
werden soll. ,, Und Noah baute Jehova einen Altar;
und er nahm von allem reinen Vieh und von allem
reinen Gevögel und opferte Brandopfer auf dem
Altar. Und Jehova roch den lieblichen Geruch, und
Jehova sprach in seinem Herzen: Nicht mehr will
ich hinfort den Erdboden verfluchen um des Men"'
sehen willen; denn das Dichten des menschlichen
Herzens ist böse von seiner Jugend an; und nicht
DIE ZEITRECHNUNG 143

mehr will ich hinfort alles Lebendige schlagen, wie


ich getan habe." - 1. Mose 8: 20, 21.
Dieses Handeln war prophetisch von größeren
zukünftigen Dingen, außerdem aber in kleinem
Maßstab eine Erfüllung der Worte, die Lamech
bei der Geburt Noahs gesprochen hatte: ,,Dieser
wird uns trösten über unsere Arbeit und über die
Mühe unserer Hände wegen des Erdbodens, den ·
Jehova verflucht hat." Jehova hatte die Erde zur
Zeit Edens verflucht, weil ~in vollkommener
Mensch gottlos geworden war; nun aber, wo alle
Nachkommen jenes Menschen als Sünder geboren
wurden und das Gebilde der Gedanken ihres Her"
zens daher von Jugend auf dem Bösen zugeneigt
war, nahm Jehova Gott die Verhältnisse, in die die
Menschen. unweigerlich hineingeboren wurden,
nicht zum Anlaß, die Erde zu verfluchen. Nur wenn
dann das Menschengeschlecht absichtlich das Böse
erwählen und die Erde mit unschuldigem Blut be"
flecken würde, sollte Gottes Fluch über sie kom"
men. - Jesaja 24: 3-6; Maleachi 4: 6.
Für die Zwecke des prophetischen Bildes, das da"
mals geschaffen wurde, war die Erde im Augenblick
rein, unbefleckt und nicht verflucht. Ihre einzigen
Bewohner waren zufolge ihres Glaubens und Ge"
horsams in Gottes Augen gerecht, und es herrsch"
te nur die Anbetung Jehovas, uriter Ausschluß
aller Religion, des Dämonismus. Freilich waren die
unsichtbaren, Satan unterstellten Dämonen nicht
vernichtet worden, sondern durften sich von neuem
zusammenschließen. Jedoch verkehrte Jehova Gott
durch das „Wort", seinen himmlischen Vertreter,
zu jener Zeit direkt mit Noah und dessen gerech"
tem Haushalt. Gerechte Himmel standen also in
Verbindung mit einer gerechten Erde. Unter solchen
Verhältnissen, die prophetisch waren von denen
144 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

der jetzt nahegekommenen neuen Welt, wieder~


holte Gott seinen Auftrag: ,,Und Gott segnete
Noah und seine Söhne und sprach zu ihnen: Seid
fruchtbar und mehret euch ... ; wimmelt auf der
Erde und mehret euch auf ihrl" - l. Mose 9: 1, 7.
Ungefähr ein Jahr später, also zwei Jahre nach
Beginn der Flut, wurde das erste Kind geboren, in
Erfüllung des wiederholten göttlichen Auftrages.
(1. l\fose 11: 10) Im Laufe der Zeit wurde der Auf~
trag in den siebzig Generationen, wie diese in
1.1\lose, Kapitel 10, genannt werden, von Noah und
seinen Nachkommen erfüllt, aber nicht im voll~
ständigen, sondern in einem vorbildlichen oder
veranschaulichenden Sinne. Die Zahl siebzig (oder
siebenmal zehn; beide Zahlen versinnbildlichen
Vollständigkeit) stellt die Erfüllung oder Hinaus~
fi.ihrung des Auftrages dar. Nimrod ist infolge sei~
ner Gottlosigkeit und Kinderlosigkeit nicht mit
eingerechnet; denn er stellt in keiner \'XI eise solche
dar, die an der wirklichen, bleibenden Erfüllung
des göttlichen Auftrages in der neuen \X! elt irgend~
-wi_e Anteil haben. (1. Mose 10: 8-10; 10: 32) Noah,
der nach der Flut noch 350 Jahre lebte, sah den
göttlichen Auftrag im Vorbilde ausgeführt. Obwohl
die \"'Xl iederholung des Auftrages in erster Linie an
ihn gerichtet war, hatte er doch keine weiteren
Kinder. Die Vermehrung geschah durch seine
Söhne und Schwiegertöchter. So wird es auch
unter dem größeren Noah sein.
Um zu zeigen, daß nicht beabsichtigt war, durch
die Ausführung des göttlichen Auftrages einer
T otalitätsherrschaft für selbstsüchtige Kriegs~
zwecke Nachwuchs zu verschaffen und die Erde
mit Blut zu beflecken, errichtete Jehova Gott mit
Noah und seinen Söhnen - und demnach mit all
ihren Nachkommen bis auf unsern Tag - den
DIE ZEITRECHNUNG 145

ewigen Bund über die Heiligkeit des Blutes, der


Lebensgrundlage. Gemäß diesem Bunde oder die:1
ser feierlichen Willenserklärung des Lebengebers
durfte der Mensch Tiere töten, um sich die
notwendige Nahrung zu beschaffen, durfte aber
nicht aus Mordlust die Tiere ihres · Lebens oder
ihrer Seele (d. h. ihres Blutes) berauben . . Auch
konnte das Blut eines Totschlägers nur durch
_jemand vergossen werden, den Gott beauftragt
hatte, in seinem Bilde, das heißt als sein Vertreter
und Scharfrichter zu handeln. Gott sagte denen,
die ihn anbeteten: ,,Alles, was sich regt, was da lebt,
soll euch zur Speise sei)?., wie das grüne Kraut gebe
ich es euch alles. Nur das Fleisch mit seiner Seele,
seinem Blute, sollt ihr nicht essen; und wahrlich,
euer Blut, nach euren Seelen ( das Blut eurer Seelen;
Roth;, Fußn.), werde ich fordern; von jedem Tiere
werde ich es fordern, und von der Hand des
Menschen, von der Hand eines jeden, seines ßru„
ders, werde ich die Seele des Menschen fordern.
Wer Menschenblut vergießt, durch den Menschen
soll sein Blut vergossen werden; denn im Bilde
Gottes hat er den Menschen gemacht." - 1. Mose
9: 3-6.
Wenn die Menschen diesen ewigen Bund der
Heiligkeit des Lebens von Geschöpfen hielten, so
wür.:den sie die Erde nicht beflecken, sondern einem
göttlichen Fluch, mit darauffolgender Vernichtung,
entrinnen. Als sichtbares Zeichen für diesen Bund
des Blutes ließ der große Lebengeber am Himmel
den Regenbogen erscheinen, der dem Menschen
vor der Flut noch nie zu Gesicht gekommen war.
,, Und Gott sprach: Dies ist das Zeichen des Bun"
des, den ich stifte zwischen mir und .euch und _jeder
lebendigen Seele [nephesch chaijah], die bei euch ist,
auf ewige Geschlechter hin ... Das ist das Zeichen
146 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

des Bundes, den ich errichtet habe zwischen mir


und allem Fleische, das auf Erden ist." (1. Mose
9: 12-17) Wenn Gottes Macht zur bestimmten
Zeit der Wahrheit, die in diesem Regenbogenbund
liegt, richtig Geltung verschafft, wird die Erde von
den ungerechten Kriegen frei werden, unter denen
die Menschheit gelitten hat.

Zeihnessung bis auf unsern Tag


Was die Erfüllung seines Vorhabens mit den
Menschen betrifft, hält Gott die Zeit genau ein.
Geschöpfe können „Zeiten oder Zeitpunkte ... ,
die der Vater in seine eigene Gewalt gesetzt hat",
erst dann wissen, wenn er sie seinen ergebenen
Knechten offenbart. Er bestimmt, in welcher Zeit"
spanne ein jeder seiner Vorsätze zur Reife kommen
soll; und wenn dann die Zeit erfüllt ist, handelt er.
„Als aber die Fülle der Zeit gekommen war, sandte
Gott seinen Sohn, geboren von einem Weibe, ge"
boren unter Gesetz, auf daß er die, welche unter
Gesetz waren, loskaufte, auf daß wir die Sohn"
schaft empfingen." (Galater 4: 4, 5) ,,Alles hat eine
bestimmte Zeit, und jedes Vornehmen unter dem
Himmel hat seine Zeit." - Prediger 3: 1.
Das göttliche \\7 ort der Wahrheit zeigt, wie
töricht jene Lehrer des „fälschlich sogenannten
Wissens" sind, die da lehren, daß der Mensch seit
Millionen von Jahren auf diesem Planeten eine
Entwicklung zur Vollkommenheit hin durchmache.
Um wieviel Jahre es sich dabei eigentlich handle,
darüber können sich diese sogenannten „Wissen"
schaftler" nicht einig werden. - Nach der Sintflut
zählt das Wort Gottes die Zeiten in den Geschlech"
tern Sems, des Sohnes Noahs. Vor der Flut er"
folgte die Zählung der Jahre von Adam her durch
DIE ZEITRECHNUNG 147

die Geschlechtslinie Seths. Dadurch ist leicht und


einfach zu beweisen, daß ·der Zeitraum von Adams
Erschaffung an bis zur Flut 1656 Jahre umfaßte,
und zwar wie folgt:

Von der Erschaffung Adams


bis zur Geburt Seths 130 Jahre
dann bis zur Geburt Enos' 105 Jahre
bis zur Geburt Kenans 90 Jahre
bis zur Geburt Mahalalels 70 Jahre
bis zur Geburt J ereds 65 Jahre
bis zur Geburt Henochs 162 Jahre
bis zur Geburt Methusalahs 65 Jahre
bis zur Geburt Lamechs 187 Jahre
bis zur Geburt Noahs 182 Jahre
bis zur Flut 600 Jahre
Von Adams Erschaffung
bis · zur Flut waren es also
gemäß 1. Mose 5: 3-29; 7: 6 1656 Jahre
Vom Beginn der Flut
bis zur Geburt von
Sems Sohn Arpaksad 2 Jahre
bis zur Geburt Schelachs 35 Jahre
bis zur Geburt Hebers 30 Jahre
bis zur Geburt Pelegs 34 Jahre
bis zur Geburt Reghus 30 Jahre
bis zur Geburt Serugs 32 Jahre
bis zur Geburt N ahors 30 Jahre
bis zur Geburt T arahs 29 Jahre
bis zum Tode T arahs, zu welcher
Zeit sein Sohn Abraham
im Alter von 75 Jahren
über den Euphrat in das
verheißene Land ging 205 Jahre
148 „DIE \VAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Vom Beginn der Flut bis zum


Bunde Gottes mit Abraham
in Kanaan waren es also
nach dem Bericht in 1. Mose
11: 10-32 und 12: 1-7 4:27 Jahre
ANNO MUNDI (,,IM JAHRE DER WELT")

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Zeitgenosse des andern :
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Adam während 243_Jahren,
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Mi,lhusalah während 98 Jahren,
Sem während 50 Jahren, 1~
~ -
~ 01
Isaak während olwa 40 Jahren,

~-
Levi währ e nd etwa 69 Jahren,
Amrom während elwa 20 Jahren
(mil Mase).
-J rf.
.SA

2 . .Mose 12: 40-43 und Galater 3: 17 stimmen


darin überein, daß von der Zeit an, da der abra"
hamische Bund geschlossen wurde, bis zum Ge„
setzesbund Jehovas mit der Nation Israel zur Zeit
DIE ZEITRECHNUNG 149

ihres Auszuges aus Agypten 430 Jahre verflossen.


Alsdann erfolgte Israels Wanderung durch die
Wüste nach dem Lande Kanaan, 40 Jahre lang;
dann folgten 6 Jahre des Kampf es mit den Kanaa:::
nitern, ehe das gan:te Land durch den RichterJosua
unter die Israeliten verteilt wurde. (Josua 14: 5-10;
4. Mose 1: 1; 10: 11, 12; 12: 16; 13: 1-30) Nach dem
Tode Josuas waren mit Unterbrechungen Richter
vorhanden, während einer Zeit, deren Länge die
Bibel nicht genau abgibt. Der Apostel Paulus sagte
hierüber in Apostelgeschichte 13: 19-22 (Menge):
,,[Er] hat sieben Völker im Lande Kanaan ver:::
nichtet und ihnen deren Land zum Besitz gegeben;
das hat ungefähr vierhundertfünfzig Jahre gedauert.
Hierauf gab er ihnen Richter bis auf den Propheten
Samuel. Von da an wollten sie einen König haben,
und Gott gab ihnen Saul, den Sohn des Kis, einen
Mann aus . dem Stamme Benjamin, vierzig Jahre
lang. Nach dessen Verwerfung [Absetzung] erhob
er David zum Könige über sie." Nach Davids
vierzigjähriger Regierungszeit wurde sein Sohn
Salomo König, der im vierten Jahre seiner Regie:::
rung in Jerusalem den Tempel zu bauen begann.
Im Bericht über den Tempelbau liefert der
große Gott, der die Zeit genau einhält, das, was
die Lücke zwischen dem Auszug der Israeliten aus
Agypten und dem Beginn der Arbeit am Tempel
ausfüllt. ,,Und es geschah im vierhundert und acht:::
zigsten Jahre nach dem Auszuge der Kinder Israel
aus dem Lande Ägypten, im vierten Jahre der Re:::
gierung Salomos über Israel, im Monat Siw, das ist
der zweite Monat, da baute er Jehova das Haus."
Danach regierte Salomö noch sechsunddreißig
Jahre. (1. Könige 6: 1, 2; 11: 42) Im hebräischen
Originaltext sind in diesen Versen die Jahreszahlen
vollständig ausgeschrieben. Erst Hunderte von
150 „DIE WAHRHEIT WffiD EUCH FREI MACHEN"

Jahren nach Christus begann man Buchstaben des


Alphabets als Symbole für Zahlen zu verwenden,
und auch dann ,vurden diese nur zur Numerierung
der Kapitel und Verse, nicht zur Veränderung des
hebräischen Originaltextes benU'tzt. Mangels einer
anderen bestimmten Zeitangabe der Bibel stützen
wir uns auf 1. Könige 6: 1, 2 und fahren mit der
Zeitmessung fort.

Vom Schließen des Bundes Gottes


mit Abraham bis zum Auszuge
waren es 430 Jahre
vom Auszug bis zum Beginn
des Tempelbaus 480 Jahre
bis zu Salomos Tod und der
Regierung Rehabeams 36 Jahre
bis zur Regierung Abijams 17 Jahre
bis zur Regierung Asas 3 Tahre
bis zur Regierung Josaphats 41 Jahre
bis zur Regierung J orams 25 Jahre
bis zur Regierung Ahasjas 8 Jahre
bis zur Regierung Athaljas l Jahr
· bis zur Regierung Joas' 6 Jahre
bis zur Regierung Amazjas 40 Jahre
bis zur Regierung Ussijas 29 Jahre
bis zur Regierung J othams 52 Jahre
bis zur Regierung Ahas' 16 Jahre
bis zur Regierung Hiskias 16 Jahre
bis zur Regierung Manasses 29 Jahre
bis zur Regierung Amons 55 Jahre
bis zur Regierung J osias 2 Jahre
bis zur Regierung Joahas' 31 Jahre
bis z. Regierung Jojakims 3 Monate
bis zur Regierung Jojakins 11 Jahre
bis z. Regierung Zedekias 3 Monate
bis zur Zerstörung Jerusalems 11 Jahre
DIE ZEITRECHNUNG . 151

bis zum Ende der siebzigjährigen


Verödung im ersten Jahre des
Königs Cyrus von Persien 70 Tahre
bis zum Ende (alter Zeit)
des Tahres 1 v. Chr. 536 Jahre
Vom Bunde mit Abraham bis
zum Tahre 1 v. Chr. 1945 Tahre
Die obigen Zahlen stützen sich auf die Be,
richte über die Könige Israels, wie sie in 2. Chro,
nika, Kapitel 12 bis 36, enthalten sind. Sowohl
2. Chronika 36: 19-23 und Esra 1: 1-6, als auch
Daniel 5: 28; 6: 1 stimmen darin überein, daß es im
ersten Jahre der Regierung des Cyrus war, als
dieser den Juden erlaubte, von Babylon nach Je,
rusalem zurückzukehren, um den T empe] aufzu,
bauen, womit die siebzigjährige Verödung Judäas
endigte. Es ist zuverlässig festgestellt worden, daß
zwei Jahre nach 539 v. Chr., wo Darius, der Meder,
und sein Neffe Cyrus, der Perser, gemeinsam Ba,
bylon stürzten, die Alleinherrschaft des Cyrus be,
gann, also im Jahre 537 v. Chr. Wenn wir die drei
großen Zeitabschnitte von der Erschaffung Adams
an zusammenstellen, erhalten wir also folgende
übersieht:
Von der Erschaffung Adams
bis zur Flut waren es 1656 Jahre
von der Flut bis zum Bunde
mit Abraham waren es 427 Jahre
vom Bunde mit Abraham bis
zum Ende des Jahres 1 v. Chr.
waren es 1945 Jahre
Von der Erschaffung Adams
bis zum Ende des Jahres
1 v. Chr. waren es 4028 Jahre
152 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Danach begann der sogenannte Anno-Domini-


oder A. D.- (,,Im Jahre des Herrn") Zeitabschnitt
(die Zeitrechnung „nach Christus", abgekürzt:
,,n. Chr.").
Vom Beginn des Jahres 1 n. Chr. bis zum Be:s
ginn des Jahres 1944 n. Chr. sind es volle 1943
Jahre, die zusammen mit der obigen Aufstellung
das Zeitmaß von Adams Erschaffung an bis heute
ergeben:
Von der Erschaffung Adams
bis zum Ende des Jahres
1 v. Chr. waren es 4028 Jahre
vom Beginn des Jahres 1 n. Chr.
bis zum Ende des Jahres 1943
sind es 1943 Jahre
Von der Erschaffung Adams
bis zum Ende des Jahres
1943 n. Chr. sind es 5971 Jahre
Wir sind daher nahe am Ende einer sechs:s
tausendjährigen Menschheitsgeschichte, wobei die
jetzigen Verhältnisse und die bevorstehenden ge:s
waltigen Ereignisse durch das vorgeschattet wur:::
den, was in Noahs Tagen geschah. - Lukas 17:
26-30.
12. KAPITEL

FEINDE DER FREIHEIT

[fil
URCH die Sintflut machte sich Jehova
Gott einen Namen und ließ ihn den
acht überlebenden erhaben vor Augen
stehen. Mit diesen acht gab er der
Menschenfamilie wieder einen Anfang,
der allerdings nicht vollkommen, aber doch recht~
schaffen war. Damals beteten alle Menschenge~
schöpfe Jehova an, der sie so wunderbar bewahrt
hatte vor der Vernichtungstaufe, die mit der Flut
über die gottlosen Dämonenanbeter · hereinbrach.
Alle Menschen unterstanden nun den Bestimmun~
gen des ewigen Bundes über die Heiligkeit des
Lebens der Menschen sowohl als auch des Lebens
der Tiere. Alles mutwillige Niedermetzeln von
Mensch und Tier und das unnötige Blutvergießen
war verboten und soll zu Gottes bestimmter Zeit
durch seinen Scharfrichter gerächt werden. Gottlose
Feinde der Freiheit waren von der Erde hinweg~
getan.
Diese neuen Verhältnisse bedeuteten nicht, daß
der Mensch nun nicht mehr auf seine Lauterkeit
Gott gegenüber geprüft werde. Jehova ließ die alte
Schlange, Satan, den Teufel, samt seiner Heerschar
von Dämonen, immer noch bestehen; und in den
Herzen Satans und seiner Dämonen brannte weiter
die Begierde, von den Menschen auf der Erde an~
gebetet zu werden. Sie waren nicht zur Duldsam~
keit aufgelegt gegenüber der reinen und unbefleck,
ten Anbetung des wahren Gottes, Jehovas des
Höchsten, der ihnen durch die Flut eine solch
154 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

handgreifliche · Zurechtweisung erteilt und ihnen


eine Niederlage zugefügt hatte. Da Satan und seine
Dämonen, sein „Same", noch lebten und noch tätig
waren, wußten sie, daß der Same des „Weibes"
Gottes, der der Schlange den Kopf zerschmettern
wird, noch nicht hervorgebracht und gegen sie in
Tätigkeit getreten war. Sie hielten nach ihm Aus•
schau, um, sobald sie seiner ansichtig würden,
ihn möglichst sofort zu vernichten. Sie waren ent,
schlossen, die Anbetung Jehovas auf Erden zu
verderben und zu beseitigen und die Menschen
zu veranlassen, den Namen, den Jehova sich durch
die Flut gemacht hatte, zu vergessen. Das sollte
große Schmach auf Gottes Namen bringen und
die Menschen von ihm hinweg und dem Teufel als
dem Höchsten zuwenden. Die Erprobung der
Lauterkeit des Menschen mußte unbedingt weiter•
gehen. So geschah es.
„Und die Söhne Noahs, die aus der Arche
gingen, waren Sem und Harn und Japhet; und Harn
ist der Vater Kanaans. Diese drei sind die Söhne
Noahs, und von diesen aus ist die ganze Erde
bevölkert worden." (1. Mose 9: 18, 19) Da dem
Noah keine weiteren Söhne geboren wurden, teilte
sich die Menschheitsfamilie, die von ihm abstammt,
in drei große Abzweigungen: die Semiten, die Ha,
miten und die Japhetiten. Sie waren und sind alle
aus einem Blute; und die mutwillige Ausrottung
der einen Abzweigung des Geschlechts durch einen
Stamm aus anderer Linie, wie zum Beispiel, wenn
antisemitische Nazi die semitischen Juden auszu•
tilgen suchen, wird durch den ewigen Bund über
das Blut verboten und verurteilt. In Apostelge"
schichte 17: 26, 27 wird deutlich erklärt, daß Gott
,,aus einem Blute jede Nation der Menschen ge"
macht hat, um auf dem ganzen Erdboden zu woh"
FEINDE DER FREIHEIT

nen, indem er verordnete Zeiten und die Grenzen


ihrer W ohnurig bestimmt hat, daß sie Gott suchen,
ob sie ihn wohl tastend fühlen und finden möchten,
obgleich er nicht fern ist von einem jeden von uns".
Nur dann, wenn jemand von Jehova Gott direkt
dafür bestimmt ist, als sein Werkzeug die Gott:::
losen zu vernichten, darf er dies tun. Ein Beispiel
hierfür gaben die Israeliten, als Jehova sie in das
Land brachte, das er ihren V erfahren verheißen
hatte. Gott befahl ihnen damals, die dämonen:::
anbetenden Einwohner zu vertilgen und ihre Re:::
ligion auszurotten. Durch Wunder half der all:::
mächtige Gott den Israeliten bei der Hinrichtung
jener Teufelsanbeter.
Nach dem Beginn der Sintflut lebte Noah noch
350 Jahre und war Augenzeuge der Erfüllung des
göttlichen Auftrages im Vorbilde. Sem, dem Sohne
Noahs, wurde ungefähr ein Jahr nach der Er:::
teilung des Auftrages ein Sohn geboren, den er
Arpaksad nannte. (1. Mose 10: 22; 11 : 10) Man
nimmt an, daß dieser Name „Land der Chasdim
oder Chaldäer", das heißt „Land der Eroberer oder
übergreifenden" bedeutet. Er scheint sich also dar:::
auf zu beziehen, daß Sem und seine Brüder das
Land durch Bebauung eroberten, indem sie immer
weiter auf die unbebauten Teile übergriffen. Sems
Sohn Arpaksad wird diese Eroberung des Bodens
fortgesetzt haben. Er war der Vetter Kanaans, des
Sohnes von Harn. Noah selbst gab ein Beispiel,
indem er sich dem Ackerbau zuwandte. Er baute
keine Städte, wie Kain, dem das Freisein von Furcht
verlorenging, es getan hatte.
Noah hatte einen Weinberg gepflanzt und
wurde eines Tages von seinem Wein übermannt.
Er lag entblößt in seinem Zelte. Der Teufel lauerte
156 „DIE WAHRHEIT WffiD EUCH FREI MACHEN"

auf eine Gelegenheit, diesen treuen Zeugen J ehovas


zu schmähen und den Eindruck zu ·erwecken, als
ob sich Noah aus Gewohnheit übermäßigem Wein~
genuß ergebe. ,,Und Harn, der Vater Kanaans, sah
die Blöße seines Vaters und berichtete es seinen bei~
den Brüdern draußen." (1.Mose 9: 20-22) Harn ver~
säumte es, seines Vaters Blöße zu bedecken, bis er
wieder zu sich kam. Statt dessen ließ sich Harn von
der alten Schlange, die Jehova und seine Diener
schmäht, als Werkzeug benutzen und machte
draußen vor Sem und J aphet viel Aufhebens vom
Zustand seines Vaters. Diese beiden andern nutz~
ten jedoch die Gelegenheit nicht dazu aus, Jehovas
Propheten und Diener, diesen „Prediger der Ge~
rechtigkeit", zu demütigen und zu schmähen. Sie
achteten den, welchen der Herr seines treuen Ver~
haltens wegen geehrt hatte. Sie warfen sich nicht
zum Richter auf über den Diener des Herrn und
beteiligten sich nicht daran, von ihm ein falsches
Bild zu geben und ihm Vorwürfe zu machen.
Sie . fürchteten Jehova, den Gott, dessen gehor~
samer Diener ihr Vater war. ,,Da nahmen Sem
und Japhet das Obergewand und legten es beide
auf ihre Schultern und gingen rücklin-gs und be~
deckten die Blöße ihres Vaters; und ihre An~
gesichter waren abgewandt, und sie sahen die
Blöße ihres Vaters nicht." (1. Mose 9: 23) In ihren
Augen traf ihren Vater keine Schande.
\X/ essen V erhalten in J ehovas Augen recht ge~
wesen war, trat hernach zutage. Als Noah aus
dem tiefen Schlaf, den der Wein veranlaßt hatte,
erwachte, erfuhr er, was sich zugetragen hatte, wie
nachlässig und schamlos sich Harn gezeigt und so
den Knecht J ehovas geschmäht hatte. Dann kam
der Geist der Inspiration von Gott über Noah,
und er äußerte prophetische Worte: ,,Verflucht sei
FEINDE DER FREIHEIT 157

Kanaan I ein Knecht der Knechte sei er semen


Brüdern)" Harn, der verfehlt hatte, seine Pflicht
Gott gegenüber zu erfüllen, wurde außer Acht ge•
lassen und übergangen, und der Fluch traf Kanaan,
der als vierter Sohn Harns aufgezählt wird. Ka„
naans Nachkommen, die Kanaaniter, kamen unter
diesen Fluch und mußten ihn im Laufe der Zeit
verspüren, als Gott Feuer und Schwefel auf Sodom
und Gomorra herabregnen ließ, wie auch, als Gott
die Israeliten in das Land Kanaan brachte und
ihnen befahl, dessen Einwohner und ihre Religion
auszurotten. Die Athiopier oder Kuschiter sind
keine Kanaaniter, sondern Nachkommen Kuschs,
der unter den Söhnen Harns als erster genannt wird.
Es gibt keinen Grund für die religiöse Behauptung,
daß die Eingeborenen Afrikas ihre schwarze Haut•
farbe deswegen hätten, weil Gott durch Noah
über Kanaan jenen Fluch aussprach.
Dann gab Noah den Segen Gottes über seine
beiden treuen Söhne bekannt ; ,, und er sprach :
Gepriesen sei Jehova, der Gott Sems; und Ka•
naan sei sein Knecht I Weit mache es Gott dem
J aphet, und er wohne in den Zelten Sems; und
Kanaan sei sein Knecht I" (I. Mose 9: 26, 27) Die
Israeliten und ihre Vorfahren, denen Gott das Land
Kanaan als Besitztum verheißen hatte, stammten
von Sem ab und waren Semiten. Jene Kanaaniter,
die auf Gottes Befehl nicht hingerichtet wurden,
wurden Knechte der Israeliten, die Tehova, den
Gott Sems, anbeteten. Der Segensspruch für Sem
bot einen weiteren Anhaltspunkt mit Bezug auf
den W eibessamen, der in Eden vorhergesagt wor•
den war. Er zeigte, daß der Same durch die Linie
Sems kommen werde, ·und daß in diesem Samen
die Nachkommen Japhets gesegnet werden sollten,
sowie daß die Nachkommen Kanaans, wie durch
158 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

die Gibeoniter dargestellt, Knechte des Samens


werden. - Josua 9: 3-27.
Satan, dem Teufel, entging es nicht, daß sich
Gottes Vorhaben in dieser Richtung bewegte.
V oller Feindseligkeit war er darauf erpicht, den
Samen zu vernichten. Er hatte den brennenden
Wunsch, das Menschengeschlecht wiederum mit
Religion oder Dämonismus zu überschwemmen
und die Menschen dadurch zu täuschen und von
Jehova abzuwenden. Mittels der Religion wollte
er sich über seine Opfer Gewalt verschaffen und
sie dann zur Errichtung einer irdischen, sichtbaren
Organisation benutzen, über die er, Satan, und
seine Dämonen eine geistige oder himmlische
Kontrollmacht wären. J ehovas Eingrei.f en durch
die Flut hatte sowohl die geistige als auch die
menschliche Organisation, die damals bestanden,
zerstört, und Satan beabsichtigte diese nun durch
eine andere himmlische und eine andere irdische
Organisation zu ersetzen; sinnbildlich ausgedrückt:
durch einen zweiten „Himmel" und eine zweite
,,Erde". Da Harn bei Gott in Ungnade gefallen war,
ma"chte sich Satan daran, dessen Nachkommen als
Vorspann der Religion zu benutzen und so wie•
de rum die Grundlage für eine vom Teufel be•
herrschte Erde zu schaffen. Besonders in Harns
Enkel Nimrod fand Satan sein Werkzeug.
Kusch war Harns Erstgeborener. ,,Und Kusch
zeugte Nimrod; der. fing an, ein Gewaltiger zu sein
auf der Erde. Er war ein gewaltiger Jäger vor Je•
hova; darum sagt man: Wie Nimrod, ein gewaltiger
Jäger vor Jehova 1 Und der Anfang seines Reiches
war Babel und Erek und Akkad und Kalne im
Lande Sinear." (1. Mose 10: 8-10) Noah war noch
am Leben; und obgleich er damals der Patriarch
(Erzvater) der ganzen Menschheit war, setzte er
FEINDE DER FREIHEIT 159

sich nicht über sie als König oder Diktator ein. Er


anerkannte die theokratische Herrschaft Gottes,
des Herrn, seines Befreiers und Erretters. Er erhöhte
den Namen Jehovas, jenen Namen, den Gott sich
durch die Sintflut gemacht hatte. Um Gottes Na~
men unter den Menschen in den Schatten zu stellen
und den Menschen davon abzubringen, sich auf
Gott zu verlassen und ihn anzubeten, wurde Nim~
rod von Satan dem Teufel in den Vordergrund
geschoben.
Nimrod zeigte sich rebellisch. In de~ Gefühl,
durch Gottes ewigen Bund eingeengt zu sein, setzte
er sich vermeintlich füt Freiheit ein, handelte in
Wirklichkeit aber nur eigenwillig und diente Satans
Absichten, wodurch er dem Teufel versklavt wurde.
Aus Sport metzelte er mutwillig die Tiere des
Feldes und des Waldes nieder, und schließlich auch
die Schwächeren unter den Menschen. Vorsätzlich
brach er den Bund über die Heiligkeit des Blutes.
Der Anblick des Regenbogens bedeutete ihm
nichts. Er verdrängte den Namen Gottes und
machte sich selbst volkstümlich; er machte sich
einen Namen. Er, und nicht Jehovas Zeuge Noah,
wurde der menschliche Vergleichsmaßstab; ,.darum
sagt man: Wie Nimrod, ein gewaltiger Jäger vor
Jehova I" Dies bedeutete: ,,Jehova überlegen und
im Gegensatz zu ihm stehend." 1
Die Menschen fürchteten eher den Jäger Nim"
rod anstatt Gott; sie waren also unweise. Unter
Nimrod erlangten sie keine Freiheit, sondern ver"
strickten sich in Religion und wurden Sklaven
einer Diktatur. ,,Menschenfurcht legt einen Fall"

1 Das hebräische Verhältniswort (liphnei) ist hier das-


selbe wie in 1. Chronika 14: 8; 2. Chronika 14: 10; 20: 12;
5: :M:ose31: 21.
160 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

strick; wer aber auf Jehova vertraut, wird in Sicher,


heit gesetzt." ,,Die Furcht J ehovas ist der Weisheit
Anfang." (Sprüche 29: 25; Psalm 111: 10) Indem
sich die Menschen von der Furcht Jehovas abwen,
deten, riefen sie Nimrod Heil zu, rühmten und
verehrten ihn, und so wurde auf Erden Religion
wiedereingeführt. Menschen, die ihr Vertrauen auf
den Menschen setzten, mißdeuteten Gottes Pro,
phezeiungen; sie sahen Nimrod als den verhei,
ßenen Befreier, den „Samen" des Weibes an und
folgten ihm als ihrem Führer. Nach seinem Tode
vergötterten sie ihn als einen unsterblichen Gott,
während Nimrod doch tot war, so daß jene An,
betung also einem Dämon, Satan, dem Teufel,
dargebracht wurde.
Gleich Kain, dem von Furcht geplagten Mörder,
brachte auch Nimrod die religiösen Leute zusam,
men und baute Städte. Seine erste Stadt war Babel.
Dort setzte er sich als gewalttätiger König fest;
er herrschte also wie ein Diktator und terrorisierte
das Volk. Bei ihm lagen die Anfänge der organi,
sierten Politik; der Staat wurde über Jehova Gott
erhoben , weil das Oberhaupt des Staates zugleich
auch sein religiöses Oberhaupt war. Staat und Re,
ligion gingen miteinander eine Verbindung ein und
hielten das Volk in der Finsternis des Irrtums und
der Knechtschaft. \XI ahre Anbetung Jehovas, Got"
tes, war nicht geduldet; es wurde ihr im Herrschafts,
gebiet Nimrods keine Freiheit gewährt. Nimrod
war ein Kuschiter, kein alter Chaldäer, und er
dehnte die Gebiete seines Reiches durch gewalt"
tätige Angriffe aus . (1. Mose 10: 11, 12) Er glaubte
an eine Herrenkaste, die über eine Sklavenkaste
zu herrschen habe, nicht an Familiengleichheit.
Noah und Sem hielten zur \Vahrheit und beteten
weiterhin Jehova an. Sie blieben von der Religion
FEINDE DER FREIBEIT . 161

und der Tyrannei Nimrods frei und wurden kein


Teil der därrionen beherrschten „Erde", die Satan,
der Scheingott, durch Nimrod gründen konnte.
Jehova Gott bekundete sehr bald seine Oberle"
genheit gegenüber jener religiös„politischen Haupt"
stadt Babel, mit welcher Nimrods T otalitätshem
schaft begann. Zu jener Zeit gab es keine Sprach"
gruppen, sondern alle Welt hatte nur eine Sprache.
Das war ein Vorteil; aber anstatt ihn zu gemein"
samem Gottesdienst auszunützen, nahmen sich die
Menschen vor, dadurch selbstsüchtige Ziele zu
verfolgen, indem sie. sich alle gegen den wahren
und lebendigen Gott verschworen. ,,Und die ganze
Erde hatte eine Sprache und einerlei Worte. Und
es geschah, als sie nach Osten zogen, da fanden sie
eine Ebene im Lande Sinear und wohnten daselbst.
Und sie sprachen einer zum anderen: Wohlan, laßt
uns Ziegel streichen und hart brennen 1 und der
Ziegel diente ihnen als Stein, und das Erdharz
diente ihnen als MörteL Und sie sprachen: Wohlan,
bauen wir uns eine Stadt und einen Turm, dessen
Spitze an den Himmel reiche, und machen wir uns
einen Namen, daß wir nicht zerstreut werden über
die ganze Erdel" - 1. Mose 11: 1-4.
Damit wurde Jehovas theokratische Herrschaft
mißachtet und für die ganze Erde eine politische
Herrschaft vorgeschlagen. Jene Stadt sollte der poli"
tische Mittelpunkt sein, um den sich der ganze
Pöbelhaufe zu scharen hatte, so daß die Menschen
als pflichtschuldige Untertanen dieser Regierung
alle zusammengehalten würden und in Unterwürfig„
keit blieben. Die Grundlagen dieser Stadt, welche
die Politik vertritt, wurden von Menschen gelegt.
Ihre Baumeister und Schöpfer waren Menschen;
verwendet wurden im Ofen gebrannte oder an der
Sonne getrocknete Ziegelsteine. Der hohe Turm,
162 „DIE WAHRHEIT WIRD .EUCH FREI.:M:ACHEN"

den sie inmitten der Stadt zu bauen begannen, war


kein Wachtturm, sondern ein Turm des Religions,
kultes. Er sollte sich über der Stadt himmelwärts
erheben und so zeigen, daß die Religion im Staats,
wesen vorherrsche. Es war be-absichtigt, seinen
Oberteil an den Himmel heranreichen zu lassen,
das heißt er sollte sich den symbolischen „Him"
meln", Satan und seinen Dämonen, entgegen-
recken. Auf diesem Turm wäre dann _Astrologie
und die Anbetung des Heeres der sichtbaren Hirn•
mel gepflegt worden, nämlich der Sonne, des Mon"
des und der Sterne, die der Mensch als Sinnbilder
für Dämonen anzubeten beliebte. Religion oder
Dämonenanbetung sollte, mittels einer Sprache, die
dem ganzen Volke gemeinsam war, das Band sein,
das • alle Welt umschlingt. Das sollte die Welt
retten. Dadurch wollten sich die Jvlenschen einen
Namen machen und ihre eigenen Errungenschaften
rühmen und verherrlichen, statt den Namen Jeho,
vas, dessen Name durch die Sintflut so herrlich
gemacht worden war.
Wiederum mußte Gott, der Höchste, den Men•
sehen, die so kurz nach der Flut seinen Namen
vergaßen und ihn schmähten, diesen Namen deut~
lieh vor Augen führen. Die Oberhoheit des theo~
kratischen Herrschers des Universums mußte sieht~
lieh wahrnehmbar werden, damit ehrliche Menschen
die Wahrheit erfahren konnten, um von Religion
und Weltdiktatur oder einer totalitären \V elt frei
zu werden.Jehova Gott kam nicht leiblich von sei"
nem himmlischen Thron herab, um eine Besichtigung
vorzunehmen, sondern lenkte seine Aufmerksam~
keit niederwärts und nahm Kenntnis von jenem
religiÖs•politischen Bemühen der sich selbst erhö"
henden Menschen. Auch konnte er, wenn er es
wollte, seinen Stellvertreter, seinen geliebten Sohn,
FEINPE :DER :FREIHEIT 163

das Wort, hinabsenden ..,, ,;Und Jehova sprach:


Siehe, sie sind ein _Volk, und haben alle eine Spra~
ehe,.und dies haben sie angefangen zu tun; und nun
wird ihnen nichts verwehrt werden, was sie zu tun
ersinnen. Wohlan, laßt uns herniederfahren und
ihre Sprache daselbst verwirren, daß sie einer des
..

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164 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

andern Sprache nicht verstehen!" Jehova ließ dann


seine Macht sich niederwärts auswirken.
„Un'd Jehova zerstreute sie von dannen über die
ganze Erde; und sie hörten auf, die Stadt zu bauen.
Darum gab man ihr den Namen Babel; denn da~
selbst verwirrte Jehova die Sprache der ganzen
Erde, und von dannen zerstreute sie Jehova über
die ganze Erde." (1. Mose 11: 5-9) Der allmächtige
Gott stellte sich ihren selbstischen Zielen in den
Weg und machte ihre gemeinsamen organisierten
Anstrengungen zunichte, die darauf hinausliefen;
mittels Religion, Politik und Großhandel eine Welt~
herrschaft zu errichten und Jehova zu trotzen. Er tat
seine Oberhoheit zum Nutzen solcher kund, die
ihn fürchteten und ihn anbeteten. \Veil Noah und
Sem sich rein und von jener weltlichen Lenkung
der Menschen durch Religion und Politik unbe~
fleckt erhalten hatten, verwirrte Gott ihre Sprache
nicht. Auch fernerhin beteten sie ihn an und waren
seine Zeugen, nunmehr für die neuen Nationen.
Dieser Bibelbericht wurde einst als eine .Mah~
nung niedergeschrieben für uns, die wir es jetzt
erleben, .daß Menschen mit dem Vorschlag kom~
men, man solle gemeinsame Sache machen und ver~
eint eine „neue und bessere Welt'' errichten, in der
auf der ganzen Erde ein Nachbarverhältnis bestehe
und die Menschheit eine einzige große Familie sei,
unter einer internationalen Regierung mit „mehr
Religion".
13. KAPITEL

DER BUND FOR FREIHEIT

B
ACH·. menschlichen Begriffen schien viel
Zeit zu verstreichen, nachdem Jehova
in Eden den Bund geoffenbart hatte,
daß der Same oder Sprößling seines
,,Weibes" der Schlange den Kopf zer,
malmen werde. Gottes Bund ist sein - stets feier•
liches - übereinkommen, durch das er seinen
Vorsatz kundtut. Wenn diese Darlegung eines
Vorhabens lediglich von Gottes Seite aus erfolgt
und _Geschöpfe überhaupt . nicht in Betracht zieht
oder nichts abhängig macht von den Handlungen
eines Geschöpfes, so liegt ein einseiti3er Bund vor.
· Der Bund in Eden wurde direkt der Schlange
gegenüber, die Satan vertrat, zum Ausdruck ge"
bracht, aber nicht mit Satan, dem feind, abge•
schlossen, wie auch nicht mit Adam oder Eva, die
beide dem Satan in der Rebellion gefolgt waren.
Außerdem war ·der Bund nicht davon abhängig
gemacht, was irgendeines dieser treulosen Ge,
schöpfe, sei es Mensch oder Teufel, tun werde.
Daher war der Bund einseitig. Seine Erfüllung
hängt vollständig von dem allmächtigen Gott ab.
Dadurch ist seine vollkommene Einhaltung ge"
sichert. Der Vorsatz Jehovas, wie im Hörbereich
des Feindes verkündigt, konnte nicht fehlschlagen,
trotz aller Feindschaft, die jener Gegner zum Aus•
druck brachte. Demgemäß können gottesfürchtige
Menschen völlig darauf vertra.uen, daß Gott sein
\V ort rechtfertigen, das heißt als wahr erweisen
wird, und dadurch rechtfertigt er auch seinen Na,
166 „DIE WAHRHEIT WffiD EUCH FREIMACHEN" '

men, der mit_seinem Worte verknüpft ist. Der bun"


destreue Gott, der die Vernichtung des treulosen
Luzifer, Satans, der beim Bau der Stadt· Babel oder
Babylon im Hintergrund stand, voraussagt, er"
klärte: ,,Jehova der Heerscharen hat geschworen
und gesprochen: Wahrlich 1 Wie ich es vorbedacht,
also geschieht es; und wie ich es beschlossen habe,
also wird es zustande kommen: Denn Jehova der
Heerscharen hat es beschlossen, und wer wird es
vereiteln? und seine ausgestreckte Hand ·_ wer
könnte sie abwenden?" - Jesaja 14: 4, 12, 24, 27.
Ungefähr vierhundert Jahre nach der Sintflut
erteilte Jehova Gott in einem weiteren Bund noch
mehr Auskünfte über den verheißenen „Samen".
Sem, einer der acht überlebenden der Flut, war
noch am Leben, ferner auch Arpaksad, dessen
Name „Land der Chaldäer" bedeutet. Gemäß dem
Segen Noahs war der „Same" aus der Linie der
Nachkommen Sems zu erwarten, und es gefiel
Gott, diese Linie über Arpaksad gehen zu lassen.
Im Laufe der Zeit wurde am Südufer des Euphrat,
unweit der Stelle, wo er sich in den Persischen
Meerbusen ergießt, eine Stadt mit dem Namen „Ur
der Chaldäer" gegründet. Der Euphrat war einer
der vier Flüsse, die aus dem Garten Eden hervor"
gingen. Als Sem 450 Jahre und sein Sohn Arpaksad
350 Jahre alt waren, wurde in Ur der Chaldäer ein
Kind geboren, dem sein Vater Tarah den Namen
„Abram" gab. Dieser Name bedeutet „Erhabener
Vater". Abram war aus der Geschlechtslinie Sems,
die über Arpaksad führt. Sein Vater T arah hatte
drei Söhne, wovon der erste geboren wurde, als
Tarah siebzig Jahre alt war. Abram war der jüngste;
er wurde fünfundsiebzig Jahre vor Tarahs Tod ge"'
boren; doch wird Abram unter den Söhnen T arahs
als erster genannt, weil er im Vorhaben Gottes
DER .BUND . FO;R ·FREIHEIT

einen so hervorragenden Platz einnimmt. - 1. Mose


11: 26, 32; 12: 4. .
Abram wuchs in Ur der Chaldäer auf. Da seine
Lebenszeit und diejenige Sems 150 Jahre überein"
andergreift, konnte er den Bericht über die Sint"
flut und die vorhergehenden Zustände direkt von
Sem erhalten und von diesem auch erfahren, daß
Jehova in Eden Befreiung durch einen „Samen"
verheißen hat. Abram bekundete Glauben an diese
Dinge und daher auch an Jehova Gott; er schaute
dem Tag des „Samens", dem Tag der Freiheit ent"
gegen. Das war Gott wohlgefällig. Er beachtete
Abram um seines Glaubens willen. Einer der Nach"
kommen Abrams erzählt nun, was dann folgte:
„Der Gott der Herrlichkeit erschien unserem Vater
Abraham, als er in Mesopotamien war, ehe er- in
Haran wohnte, und er sprach zu ihm: ,Geh aus
deinem Lande und aus deiner Verwandtschaft, und
komm in _das Land, das ich dir zeigen werde.' Da
ging er aus -dem Lande der Chaldäer und wohnte
in Haran; und von da übersiedelte er ihn, nachdem
sein Vater gestorben war, in dieses Land, in wel"
ehern ihr jetzt wohnet." - Apostelgeschichte 7: 2-4.
Ein anderer Nachkomme Abrahams, Mose, be"
richtet: ,,Und Jehova sprach zu Abram: Gehe aus
deinem Lande und aus deiner Verwandtschaft und
aus deines Vaters Hause, in ·das Land, das ich dir
zeigen werde. Und ich will dich zu einer großen
Nation machen und dich segnen, und ich will
deinen Namen groß machen; und du sollst ein Se"
gen sein! Und ich will segnen, die dich segnen, und
wer dir flucht, den werde ich verfluchen; und in
dir . sollen .. gesegnet werden alle Geschlechter der
Erde." - 1. Mose 12: 1-3.
Damit war festgelegt, daß der Same des „Wei"
bes" Gottes durch diesen Glaubensmann, diesen
168 „DIE WAHRHEIT WffiD EUCH FREI MACHEN"

Zeugen J ehovas, kommen sollte. Diese Erklärung


des göttlichen Vorsatzes gegenüber Abram war ein
einseitiger Bund J ehovas und machte im voraus
weitere Angaben über die Verbindungslinie bis hin
zum „Samen". Sie bot ·auch die Gewähr, daß allen
Geschlechtern der Erde Segnungen zufließen sollen,
nicht unterschiedslos oder automatisch, sondern
nur für alle, die Abram segnen würden, wohinge~
gen solche, die ihm fluchen, verflucht werden soll~
ten. In Übereinstimmung mit diesem Bunde änderte
Gott später den Namen des 99jährigen Abram in
Abraham, was „Vater einer .Menge" bedeutet.
Einer der Nachkommen Abrahams wurde ein
Apostel des „Samens" und erklärte unter lnspira~
tion, daß Abraham als Veranschaulichung oder
prophetische Darstellung Jehova Gottes diente.
Gott selbst ist der „erhabene Vater" und ist der
Vater des „Samens" und der Menge derer, die
Leben und Freiheit durch den „Samen" erhalten.
(Römer 4:: 16, 17) Daher zeigte die Verheißung
Gottes an Abraham in \Xlirklichkeit, daß Jehova
seinen eigenen Namen groß machen werde und daß
in Jehova alle Geschlechter der Erde gesegnet wer"
den sollen, wenn sie Jehovas Namen segnen oder
preisen. Die Jehova fluchen, sollen gleich der
Schlange verflucht werden. Unter diesen Umstän„
den wurde auch das \'7 eib Abrahams ein Vorbild,
eine prophetische Veranschaulichung des „Weibes"
Gottes, das den „Samen" hervorbringt. Gottes
,,Weib" ist seine heilige Organisation namens Zion.
Aus diesem Grunde ände1ie Gott den Namen des
Weibes Abrahams von Sarai in Sara, was „Fürstin"
bedeutet.
Ob Abraham an diesem Bund beteiligt werden
sollte, hing von seinem Glauben ab, der aus den
\'Verken ersichtlich ist. Als er das Land der Chal,.
DER BUND FüR FREIHEIT 169

däer verlassen hatte und in das Land gezogen war,


das Gott ihm zeigte, nämlich nach Kanaan, dem
jetzigen Palästina, da war der Bund auf ihn an:0
wend bar; Abraham war Vertragspartner eines nun"
mehr zweiseitigen Bundes geworden. Der einseitige
Bundesvorsatz Jehova Gottes blieb trotzdem so
bestehen, wie in Eden bekanntgegeben, und war
von keinem Menschen . abhängig, sondern sollte
ohne Rücksicht auf Einzelgeschöpfe ausgeführt
werden. Ob ein Geschöpf während der Erfüllung
des Bundes an ihm beteiligt ist, hängt von seinem
Glauben und seiner Treue ab. Abraham bewies
Glauben und Treue bis zum Ende und durfte daher
ein Bundespartner sein. .
Abraham machte sich nicht in Kanaan seßhaft,
baute nicht selber eine Stadt und erhob keinen An:0
spruch auf das Land. Die Kanaaniter beteten falsche
Götter, Dämonen an, .aber Abraham verehrte J e:0
hova. Einmal war er genötigt, nach Agypten hinab
zu ziehen; und dort suchte Satan der Teufel in
seiner Feindschaft gegen den verheißenen Samen
das Weib Abrahams, Sara, durch Pharao, den
König Agyptens, zu schänden und sie auf diese
Weise als Mutter der Nachkommen •Abrahams un:0
geeignet zu machen. Jehova Gott, der größere Abra"
ham, vereitelte Satans Manöver und erhielt Sara
rein, unbefleckt und geeignet, als ein Bild des
„Weibes" Gottes zu dienen. An der Politik des
Landes Kanaan nahm Abraham keinen Anteil, und
in den örtlichen Streitigkeiten oder dem Streit mit
ausländischen Völkern bewahrte er absolute Neu:0
tralität. Er glaubte, daß Gott ihm und seinen Nach:0
kommen das Land zu seiner bestimmten Zeit auf
seine Art geben werde.
Zu jener Zeit lebte in Kanaan ein hervorra:0
gender König, der Jehova Gott anbetete. Sein
170 „DIE WAHRHEIT WIBD EUCH FREI MACHEN''

Name war Melchisedek. Er war Herrscher · der


Stadt Salem, die später Jerusalem wurde, wie
einige annehmen. Die Bibel enthält keine Auf~
zeichnungen über Melchisedeks Vater oder ,Mutter
oder über seine Nachkommen, auch nicht über sein
Alter und über das Ende seines Lebens. Er und
Abraham begegneten sich in folgender Weise: Mit
Abraham zusammen war sein Neffe Lot nach Ka,
naan gekommen, der sich aus wirtschaftlichen
Gründen von ihm getrennt und seine Zelte in der
Nähe von Sodom in der Jordanebene aufgeschlagen
hatte. Dadurch befand sich Lot unweit des Schau~
platzes einer Schlacht, die zwischen fünf Königen
des dortigen Bezirks und vier von außerhalb Ka~
naans angreif enden Königen stattfand. Lot und
sein Haushalt wurden von den siegreichen An,
greif ern mit unter die Gefangenen eingereiht und
weggeführt. Daraufhin bewaffnete Abraham 318
seiner geübten Knechte und verfolgte die Plünderer,
nicht weil Lot ihm nach Fleisch und Blut verwandt
war, sondern weil er Glauben an denselben Gott
hatte, den Abraham anbetete. Abraham schlug die
Könige und brachte seinen Glaubensgenossen Lot
mitsamt dessen Haushalt und Eigentum wieder
zurück. Als sich Abraham auf dem Rückwege
Salem näherte, kam ihm der König dieses Ortes
entgegen und bot ihm Erfrischungen an. .
„Und Melchisedek, ·König von Salem, brachte
Brot und \V ein heraus; und er war Priester Gottes,
des Höchsten. Und er segnete ihn und sprach:
Gesegnet sei Abram von Gott, dem Höchsten, der
Himmel und Erde besitzt 1 Und gepriesen sei Gott,
der Höchste, der deine Feinde in deine Hand ge~
liefert hat! - Und Abram gab ihm den Zehnten
von allem." (1. Mose 14: 18-20) Dieser Priester,
König segnete Abraham, und Abraham gab ihm
DER BUND Ftm>FREIBEIT ·171

ein Zehntel von allem, was er zurückgebracht hatte.


Dieses Ereignis wurde von Jehova Gott gelenkt
und ist prophetisch. Es sagt voraus, daß der „Same"
der · göttlichen Organisation Jehovas Hoherpriester
und auch ein König der Gerechtigkeit und des
Friedens sein und den Namen Jehovas rechtfertigen
und preisen werde. Daher gab Gott über den
,,Samen!' die Erklärung ab: ,,Geschworen hat Je"
hova, und es wird ihn nicht gereuen: ,Du bist
Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchise~
deks!'" (Psalm 110: 4:) Dies läßt uns eine Regie"
rung der Gerechtigkeit und des Friedens über die
Erde durch Gottes „Samen" erhoffen. ,,Welche
[Hoffnung] wir als einen sicheren und festen
Anker der Seele haben, der auch in das Innere des
Vorhanges hineingeht, wohin Jesus als Vorläufer
füi uns eingegangen ist, welcher Hoherpriester ge"
worden in Ewigkeit nach der Ordnung Melchi::
sedeks. Denn dieser Melchisedek, König von .Sa::
lern, Priester Gottes, des Höchsten, der Abraham
entgegenging, als er von· der Schlacht der Könige
zurückkehrte, und ihn segnete, welchem auch Abra::
ham den Zehnten zuteilte von allem; der [mit
seinem Namen Melchisedek] erstlich verdolmetscht
König der Gerechtigkeit heißt, sodann aber auch
König von Salem, das ist König des Friedens, ohne
Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtsregister, we::
der Anfang · der Tage noch Ende des Lebens
habend, aber dem Sohne Gottes verglichen, bleibt
Priester auf immerdar. Schauet aber, wie groß
dieser war, welchem selbst Abraham, der Patriarch,
den Zehnten von der Beute gab." - Hebräer 6:
19, 20; 7: 1-4.
Als Abraham dann neunundneunzig Jahre alt
geworden war, schien keine Hoffnung mehr zu
bestehen, daß er von seinem zehn Jahre jüngeren
172 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Weibe Sara einen Nachkommen haben werde. Da


erschien der allmächtige Gott dem Abraham durch
seinen Boten und verhieß, daß Abraham und Sara
zur bestimmten Zeit durch die Allmacht Gottes
DER BUND FüR FREIHEIT 173

einen Sohn erhalten werden, dessen Name Isaak


sein solle. Vor der Geburt Isaaks fand die Vernich"
tung von Sodom und Gomorra durch Feuer und
Schwefel statt; Lot und seine beiden Töchter wur"
den vor diesem Geschick bewahrt. Noch einmal
suchte Satan, der Teufel, Abrahams Nachkommen
zu verunreinigen .durch eine Handlung des Phili"
:Sterkönigs Abirrielech; aber Gott schützte Sara vor
Befleckung durch diesen Teufelsanbeter und gab
sie dem Abraham zurück. Danach wurde I_saak ge"
boren, als Abraham hundert Jahre alt war; dies ge"
schah also durch ein Wunder Gottes und durch
seinen Geist oder seine wirksame Kraft. Er wurde
.nicht „geboren nach dem Fleische", sondern „ge"
boren nach dem Geiste". - Galater 4: 28, 29;
Römer 4: 17..:22.
Isaak war Abrahams einziggezeugter Sohn
von seinem Weibe Sara, und er liebte Isaak innig.
In der Verwandtschaft dieser drei wurde durch
Abraham Jehova Gott als Vater des verheißenen
„Simens'.' vorgeschattet oder ver·s innbildet. ' Sein
:Weib Sara stellte Gottes heilige Organisation dar,
aus .der Jehova den „Samen" hervorbringt ·und die
in der Schrift als Gottes keusches, heiliges „Weib"
versinnbildet und Zion genannt wird. Das „Weib"
ist Gottes Universalorganisation, bestehend _aus
seinen treuen Geschöpfen, die sich in einem Bun"
desverhältnis mit ihm befinden und ihm geweiht
urid :ergeben sind. Die ganze Universalorganisation
ist mit ihm verbunden durch heilige Bande, gleich
den Banden der Ehe, von denen es keine Scheidung
gibt, .aüsgenommen durch Vernichtung des treu"
Josen Geschöpf es, das so von Gott getrennt wird.
Isaak , stellt · Gottes einziggezeugten Sohn, das
Wort, das Haupt der Universalorganisation Gottes
dar. Gottes einziggezeugter Sohn wurde aus jener
174 „DIE WAHRHEIT WlRD EUCH FREI MACHEN!'

Organisation genommen, um der „Mensch Christus


Jesus'' und danach für ewig ein König und Priester
,,nach der Ordnung Melchisedeks" zu werden. ··
Abraham erzog Isaak im Glauben und Gehor"
sam Jehova gegenüber, wie Gott gesagt hatte-:
„Denn ich habe ihn erkannt, auf daß er seinen
Kindern und seinem Hause nach ihm befehle, daß
sie den Weg J ehovas bewahren, Gerechtigkeit und
Recht zu üben, damit Jehova auf Abraham kommen
lasse, was er über ihn geredet hat." (1. Mose 18: 19)
Als Isaak zu einem jungen Mann herangewachsen
war, der denselben Glauben hatte wie sein Vater,
stellte Gott die Lauterkeit des Vaters und des
Sohnes auf eine schwere Probe; er prüfte die Echt;.
heit ihres Glaubens und ihrer Ergebenheit ihm
gegenüber. Wenn der Vater und der Sohn mit
Gottes Gnade und Hilfe ihr Teil treu erfüllten,
sollten sie dadurch an einem prophetischen Drama
beteiligt sein, das äußerst wichtige Ereignisse der
Zukunft vorschattet. Gott befahl Abraham, mit
Isaak drei Tage nordwärts in das Land Morija zu
gehen und ihn dort auf einem der Berge Gott völlig
als Brandopfer darzubringen. Dadurch, daß Abra"
ham gehorchte und an diese Aufopferung schritt,
bewies er, daß seine Liebe zu seinem Schöpf er
größer war als seine Liebe für den einziggezeugten
Sohn.
Als sie den Opferplatz err-eicht und einen Altar
aufgerichtet hatten, gab Abraham dem Isaak be"
kannt, daß Gott ihn als Opfer bezeichnet habe.
Isaak lief nicht dav9n, sondern war in Ergebenheit
für Jehova Gott entschlossen, seine Lauterkeit vor
seinem Gott treu bis zum Tode zu bewahren. Er
ließ sich binden und auf das Holz des Altars legen.
Abraham erhob das Messer in seiner Hand und
hätte im nächsten Moment zugestoßen, um Isaak
DER .,BIJND ,FUR FREIHEIT 175

zu töten, ehe das Feuer auf dem Altar angezündet


wurde. In jenem Augenblick war Isaak um seiner
Treue willen so gut wie tot. Für Abraham war er
so gut wie tot und völlig geopfert. Noch einen
Augenblick, und - doch da rief J ehovas Engel
blitzschnell dazwischen, hielt den Todesstoß auf
und erklärte, daß die Gottesfurcht Abrahams hin,
reichend erprobt sei. Dann beschaffte Gott einen
Widder, der mit den Hörnern im Dickicht festge„
halten war, und Abraham opferte ihn als ein Sinn~
bild von Isaak.
„Und der Engel Jehovas rief Abraham ein
zweites Mal vom Himmel zu und sprach : Ich
schwöre bei mir selbst, spricht Jehova, daß, weil
du dieses getan und deinen Sohn, deinen einzigen,
mir nicht vorenthalten hast, ich dich reichlich
segnen und deinen Samen sehr mehren werde, wie
die Sterne des Himmels und wie der Sand, der
am Ufer des Meeres ist; und dein Same wird be:::
sitzen das Tor seiner Fein de; und in deinem Samen
werden sich segnen alle Nationen der Erde."
(1. Mose 22: 15-18) Mit diesem Ausspruch war
Gottes Bund mit Abraham vollendet. Er zeigte,
daß man durch den Sieg des verheißenen „Samens"
von den Feinden Gottes und des Menschen frei
werden wird. Gott wies darauf hin, daß mit dem
„Samen" noch andere als Söhne Gottes verbunden
sein sollten; aber ihre Gesamtzahl wurde noch
nicht geoffenbart; sie konnte, gleich den Sternen
und den Sandkörnern, von den Menschen damals
nicht gezählt werden.
Durch den „Samen" sollen alle Nationen, die
Jehova Gott preisen und gehorchen, gesegnet wer:::
den. Gemäß dem hebräischen Text: ,,So werden
alle Nationen der Erde sich segnen in deinem
Samen." {Rotherham) Der Segen kommt nicht
176 „DIE WAHRHEIT wmn EUCH FREI MACHEN"

automatisch, sondern wird den Menschen aller


Nationalitäten dadurch zuteil, daß sie Glauben und
Gehorsam ausüben.
In diesem prophetischen Drama, das mit Abra~
ham und Isaak auf dem Berge Morija geschaffen
wurde, war genau vorgeschattet, daß der Sohn
Gottes seine Lauterkeit Gott gegenüber treu · bis
zum Tode bewahren werde, zur Rechtfertigung
des Namens seines Vaters, und daß Jehova Gott
aus Liebe für die gerechte neue Welt diesen Sohn
dahingeben werde, um der Same und der König
gleich Melchisedek zu sein. ,,Denn also hat Gott
die \\;l elt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn
gab, auf daß jeder, der an ihn glaubt, nicht ver~
loren gehe, sondern ewiges Leben habe." - J()-
h.1nnes 3: 16.
14. KAPITEL

ERSTGEBURTSRECHT DER ·FREIHEIT .

EM sollte nun das kostbare E\stgeburts~


recht auf die Verheißung oder den
Bund, der mit Abraham geschlossen
wurde, zufallen? Das bestimmte .Jehova
Gott, den Abraham veranschaulichte;
denn er ist der Urheber und Vollender des Bundes.
Er leitete Abraham in dem vorbildlichen Drama.
Als Abraham 137 Jahre alt war, starb sein treues
Weib Sara. Aus der Stadt Haran in Mesopotamien,
unweit ·der Quellgewässer des Euphrat, wo Abra~
hams älterer Bruder N ahor seinen Wohnsitz auf~
geschlagen hatte, war die Nachricht eingegangen,
daß Bethuel, dem Sohne Nahors, eine Tochter
namens Rebekka geboren worden sei, die jetzt im
reifen Frauenalter stehe. Abrahams Sohn Isaak war
jetzt bald vierzig Jahre alt, aber noch ledig. Er
weigerte sich, eine T echter des Landes zu heiraten;
denn sie waren Kanaaniter, Nachkommen des ver~
fluchten Kanaan. Isaak wartete darauf, daß sein
Vater Abraham ihm ein Weib beschaffe, also dafür
sorge, daß der Verheißungsbund auf andere über~
gehe. Das Weib mußte eine gottesfürchtige Frau
sein und aus Abrahams enger Verwandtschaft
stammen. Abraham kehrte nicht in das Land zu~
rück, aus dem Jehova Gott ihn herausgeführt hatte,
noch erlaubte er seinem Sohne Isaak, dorthin zu
gehen, sondern er sandte den ältesten Knecht seines
Hauses, um aus seiner Verwandtschaft für Isaak
ein Weib zu holen. Außerhalb der Stadt brachte
Gott, der Herr, diesen Knecht Elieser sofort in
178 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Berührung mit dem in Aussicht genommenen


Weibe Rebekka, und zwar an dem Brunnen, wo
er seine Kamele tränken wollte. Nach dem Rebekka
seine Kamele getränkt und dann erfahren hatte,
wer Elieser war, lief sie eilends nach Hause und
berichtete, daß Abrahams Knecht vor der Stadt sei.
Ihr Bruder Laban kam sofort herausgeeilt und ge"
leitete den Mann in das Haus.
Ungesäumt, noch ehe er etwas zu essen an"
nahm, gab Elieser dem Vater Rebekkas, Bethuel,
seinen Auftrag bekannt. Sowohl Bethuel als auch
Laban sagten: ,,Von Jehova ist die Sache aus"
gegangen; wir können dir nichts sagen, weder
Böses noch Gutes. Siehe, Rebekka ist vor dir:
nimm sie und ziehe hin; und sie sei das Weib
des Sohnes deines Herrn, wie Jehova geredet hat."
Nach einem Festmahle und einer Nachtruhe bat
Elieser, mit Rebekka nach dem Wohnsitz seines
Herrn zurückkehren zu dürfen. Rebekka willigte
ein, weil die Sache vom Herrn aus dringend war.
,,Und sie segneten Rebekka und sprachen zu ihr:
Du, unsere Schwester, werde zu tausendmal Zehn"
tausenden, und dein Same besitze das Tor seiner
Feinde!" (1. Mose 24: 50, 51, 60) Als die Kamele,
die Eli es er und Isaaks Verlobte trugen, sich ihrem
Bestimmungsort näherten, war Isaak auf dem Felde
und sah sie kommen. Die Karawane hielt an, und
Rebekka stieg herab und umhüllte sich mit ihrem
Brautschleier. _,,Und der Knecht erzählte Isaak all
die Dinge, die er ausgerichtet hatte. Und Isaak
führte sie in das Zelt seiner Mutter Sara, und er
nahm Rebekka, und sie wurde sein Weib, und
er hatte sie lieb. Und Isaak tröstete sich nach dem
Tode seiner .Mutter." (1. Mose 24:: 66, 67) Daß
ein Religionsgeistlicher zugegen gewesen sei oder
mit diesen Vorgängen irgend etwas zu tun gehabt
ERSTGEBURTSRECHT DER ·FREIHE.I T 179

hätte; wird nicht berichtet; denn es ging alles nach


der Anordnung und dem Gesetz Jehova Gottes
vor. sich.
Das Bild,., daß Abrahams ,Same wie die · Sterne
und wie der Sand an Menge s,ein werde, wird
durch diesen entzückenden Teil des prophetischen
Dramas .erweitert. Er veranschaulicht, daß der
einziggezeugte Sohn Gottes als der „Same" nicht ·
allein ·sein, sondern daß Jehova Gott gemäß seinem
Vorsatz ihm Genossen geben werde, über die der
Sohn das Haupt sein soll, so wie der Ehemann
das Haupt des Weibes ist. (1. Korinther 11: 3)
Demgemäß war Isaak weiterhin ein Vorbild Christi
Jesu, des Samens, während Rebekka die Schar
christlicher Genossen vorschattete, die Jehova Gott
gemäß seinem Vorsatz Christus Jesus als „Braut"
gibt. Sie sind der „Leib Christi", dessen Haupt
Jesus Christus ist. Durch die Heirat mit Isaak
wurde Rebekka die Schwiegertochter Abrahams
und wurde eins mit Isaak, dem vorbildlichen
Samen der Verheißung. Dies stellt dar, wie jene,
die die Braut Christi oder „des Lammes Weib"
ausmachen, durch Adoption von seiten Gottes mit
dem Samen Christus Jesus vereinigt und dadurch
zu einem Teil des Samens des größeren Abraham
gemacht werden.
Dies ist nicht die „Privatauslegung'' irgend~
eines Menschen. Die Schrift räumt diesbezüglich
mit jedem Zweifel auf. Kraft himmlischer lnspi~
ration wurde geschrieben: ,,Erkennet denn: Die
aus .Glauben sind, diese sind Abrahams Söhne.
Die Schrift aber, voraussehend, daß Gott die Na~
tionen aus Glauben rechtfertigen würde, verkün~
digte dem Abraham die gute Botschaft zuvor: ,In
dir werden gesegnet werden alle Nationen.' Dem
Abraham aber waren die Verheißungen zugesagt
180 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

und seinem Samen. Er sagt nicht: ,und den Samen',


als von vielen, sondern als von einem: ,und deinem
Samen', welcher Christus ist." (Galater 3: 7, 8, 16)
Dies beweist, daß Christus Jesus der Same des
größeren Abraham, Jehovas, ist. Durch Christus
Jesus segnet Jehova diejenigen, die Glauben haben
und ihn beweisen, und dann nimmt er sie als seine
Söhne an und macht sie eins mit Christus Jesus,
dem Samen; so werden sie zu einem T ea des
„Samens". ,,Denn ihr alle seid Söhne Gottes durch
den Glauben an Christum Jesum ... ; denn ihr alle
seid einer in Christo l esu. \X' enn ihr aber Christi
seid, so seid ihr denn Abrahams Same urid nach
Verheißung Erben." - Galater 3: 26-29.
Gottes Bund mit Abraham offenbarte nicht die
genaue Anzahl derer, die Christus Jesus als „Braut"
zugesellt werden sollen; sie \vurden ohne Zahl ge~
lassen, gleich den Sternen und dem Sande. Zur be~
stimmten Zeit gefiel es Gott, die genaue Zahl be~
kanntzumachen. (Offenbarung 7: 4:-8; 14:: 1, 3) Als
Beweis, daß Isaak den verheißenen Samen vor~
schattete, der die „Braut"~Klasse als Kinder Gottes
tind seiner Organisation mit sich vereint, und ferner
als Beweis dafür, daß Isaaks .Mutter, Sara, Gottes
,,\Veib", seine Organisation Zion oder das himm~
lische Jerusalem darstellt , steht für Christi Leib,
seine Nachfolger, geschrieben: ,,Aber das Jeru~
salem droben ist frei, welches unsere Mutter ist.
Ihr aber, Brüder, seid, gleichwie Isaak, Kincter
der Verheißung. Also , Brüder, sind wir nicht
Kinder der Magd, sondern der Freien." (Galater
4:: 26, 28, 31) Gottes Organisation ist eine solche
der \Vahrheit, und daher ist sie frei.
Gott wußte im voraus ganz genau, und er be~
stimmte auch vorher, wer es sein sollte, der als
ERSTGEBURTSRECHT DER FREIHEIT 18]

sein Werkzeug seinen Namen groß machen und


die Gläubigen unter den Menschen segnen werde.
Diese Tatsache wird im V erlauf der prophetischen
Handlungen immer deutlicher. Es sollte nie über"
sehen werden, daß die alte Schlange in ihrer bitteren
Feindschaft gegen den verheißenen Samen immer
auf der Hut und bereit war, zuzustoßen, um die
Erfüllung des Bundes J ehovas zu durchkreuzen
und sich so wenn möglich mächtiger als Gott zu er"
\veisen. Nach zwanzig Jahren Unfruchtbarkeit wur"
de Isaaks \Veib durch Gottes Gnade fruchtbar. Der
Herr offenbarte ihr, daß sie Zwillinge gebären, und
daß der zuletzt Geborene stärker sein werde als der
Erstgeborene; · und Gott verordnete: ,,Der Ältere
wird dem Jüngeren dienen." (1. Mose 25: 21-23)
Dies bedeutet, daß der Jüngere von Gott erwählt
war, das Erstgeburtsrecht auf seinen Bund mit
Abraham zu erhalten. Die alte Schlange suchte
jedoch sofort diese göttliche Entscheidung zu hin"
tertreiben und Gottes Wahl zu verunglimpfen.
Als Rebekkas Zeit erfüllt war, nannte man den
Erstg,eborenen Esau und den zweiten der Zwillinge,
dessen Hand seines Bruders Ferse hielt, Jakob
oder „Verdränger". Die Zwillinge wuchsen zum
Mannesalter heran. Esau ' wurde ein Jäger. Jakob
beschäftigte sich mit Verwaltungs" und Bauarbeiten
bei den Zelten seines Vaters Isaak, sowie mit dem
Studium der Bündnisse Gottes, deren Erfüllung er
wünschte. Esau kümmerte sich nicht um den Bund
mit · Abraham; er widmete sich der Jagd und in"
teressierte sich für die verfluchten Töchter Ka"
naans, aus denen er sich seine Weiber wählte.
Dennoch beanspruchte er kraft des Landesgesetzes
für erstgeborene Söhne das Anrecht auf den abra"
hamischen Bund. Er wußte nicht, daß Gott das
Erstgeburtsrecht dem jüngeren Zwilling, Jakob,
182 „DIE WAHRHEIT wmn EUCH FREI MACHEN"

zugesprochen hatte, zeigte aber, daß er Gottes


Wort verachtete und seinen Bauch liebte, indem
er dem Jakob sein Erstgeburtsrecht für ein
schmackhaftes Linsengericht verkaufte. Deshalb
nennt Gottes Wort den Esau einen Hurer und
einen Ungöttlichen. Gott beurteilte die Zwillings„
söhne also richtig und sagte: ,,Den Jakob habe
ich geliebt, aber den Esau habe ich gehaßt." (Rqmer
9: 10-13; Maleachi 1: 2, 3) Jakob besaß jetzt das
Erstgeburtsrecht auf zweierlei Weise: einmal durch
Gottes Beschluß, und zum andern durch rechte
mäßigen Kauf aller Ansprüche darauf. - 1. Mose
25: 27-34.
Der Teufel haßte Jakob und lag auf der Lauer,
um ihn zu vernichten, während er noch kinderlos
war. In Gerar in Palästina hatte Gott den Wort-
laut des abrahamischen Bundes Isaak gegenüber
wiederholt. (1. Mose 26: 1--6) Dann kam die Zeit,
wo Isaak den Erstgeburtsrecht„Segen, den er von
Abraham empfangen hatte, auf seinen Erben über"
tragen sollte. Esau hatte seinen Vater über den
Verkauf seines Anspruchs auf das Erstgeburts"
recht in Unkenntnis gehalten. Er tat heuchlerisch
so, als ob es rechtmäßig ihm gehöre, und zog auf
das Geheiß seines Vaters auf die Jagd, ehe er kam,
um den Segen zu empfangen. Gott -bewirkte, daß
Rebekka von dem Anschlag Esaus erfuhr, und
leitete sie im Sinne dessen, was Gott ihr vor der
Geburt von Esau und Jakob gesagt hatte. Dem"
zufolge erteilte Isaak den Segen dem von Gott
Erwählten, Jakob, und sagte: ,,Vor dir sollen sich
niederbeugen die Söhne deiner Mutter 1 Wer dir
flucht, sei verflucht, und wer dich segnet, sei ge" ·
segnet 1" (1. Mose 27: 27-29) Isaak war infolge
seines Alters blind geworden und sah nicht, wem
er den Segen erteilte. Die Segnung .nahm ihren
ERSTGEBURTSRECHT DER ·FREIHEIT .183

Verlauf also nicht nach dem Willen des Menschen,


sondern nach dem -·Willen Gottes, damit Jehovas
Vorsatz bestehen bleibe. (R~mer 9: 11) Er .erteilt
Segnungen nie an den Unrechten.
184 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN''

Nachher kam Esau und beanspruchte an,


maßenderweise den Erstgeburtsrecht„Segen, erfuhr
aber lediglich, daß Jakob gemäß dem vor Jahren
an ihn gemachten Verkauf gehandelt hatte. Dar,
über verärgert, daß es ihm nicht gelungen war,
seinen Bruder, den rechti-näßigen Erben der Ver•
heißung zu betrügen, plante Esau, beim Tode seines
Vaters den Jakob umzubringen. Inzwischen hei,
ratete er kanaanitische \XI eiber. Seine ganze Hand,
lungsweise zeigt, daß er unwürdig war, den Segen
zu ererben; deshalb entschied Gott gegen ihn.
Jakob war jetzt über siebzig Jahre alt. Seine
Mutter Rebekka, die von Esaus mörderischer Ab•
sieht gehört hatte, leitete ihren treuen Sohn an,
Esau, aus dem \\lege zu gehen und nach dem
Hause ihres Bruders Laban in Syrien zu fliehen.
Vor der Abreise erteilte der blinde Isaak dem
Jakob, als dem Erben der Verheißung, den Rat,
nicht Esaus unsauberes Verhalten nachzuahmen,
sondern in das Haus seines Vetters in Syrien ( oder
Paddan„Aram) zu gehen und ein \XI eib aus dessen
Haushalt zu nehmen. Dann - und zwar diesmal
wissentlich - wiederholte Isaak Gottes Segen
für Jakob, womit er zeigte, daß dieser der ge"
billigte Erbe sei.
Jakob machte sich auf den \XI eg nach Syrien.
Unterwegs mußte er auf freiem Felde übernachten,
in der Nähe des Ortes Lus. Er rückte sich Steine
als Kopfkissen zurecht und legte sich zum Schlafen
nieder. Jehova sandte dem Schläfer einen Traum
und versicherte Jakob, daß er recht gehandelt habe
und ein .Mann des Glaubens sei, der Gott wohl,
gefalle und von ihm erwählt worden sei. ,,Und
er träumte: und siehe, eine Leiter ,var auf die Erde
gestellt, und ihre Spitze rührte an den Himmel;
und siehe, Engel Gottes stiegen auf _und nieder
ERSTGEBURTSRECHT DER FREIHEIT 185

an ihr." Von der Spitze der Leiter herab sprach


Jehova zu Jakob und bezog den ·Wortlaut des
abrahamischen Bundes nunmehr auf ihn, indem
er sagte: ,,Und in dir und in deinem Samen sollen
gesegnet werden alle Gesch\echter der Erde." Beim
Erwachen am nächsten Morgen machte Jakob aus
den Steinen, worauf er sein Haupt gelegt hatte,
ein Denkmal, salbte es und gab jenem Ort den
Namen „Bethel", was „Haus Gottes" bedeutet.
Jakob gelobte auch, daß, wenn Gott ihn leiten
und für ihn sorgen und ihn sicher zurückbringen
werde, so „soll Jehova mein Gott sein". - 1. Mose,
Kapitel 28.
In der Stadt Haran in Syrien angelangt, wurde
Jakob von seinem Onkel Laban gut aufgenommen
und durfte sich wie daheim fühlen. Er schloß mit
Laban einen Vertrag, dessen beide Töchter Lea
und Rahel zu heiraten. Durch sie und ihre Mägde,
die für . ihre Gebieterinnen Kinder gebaren, wurde
Jakob der Vater von elf Söhnen und einer Tochter.
Auch erwarb er sich große Herden von Haus~
tieren und eine ausgedehnte Dienerschaft. Dies
verursachte Eifersucht in Labans Haushalt, und
so wurde Jakob von Gott befohlen, fortzugehen
und in das verheißene Land zurückzukehren. Esau,
der von Jakobs Kommen hörte, zog ihm entgegen,
und dieser sandte Geschenke für Esau vor sich
her. In der Nacht vor dem Zusammentreffen mit
Esau erschien dem Jakob ein Engel Jehovas in
Menschengestalt, mit dem er um einen göttlichen
Segen rang, ehe er Esau gegenübertrat. Daraufhin
änderte dieser Bevollmächtigte Gottes den Namen
Jakob in Israel, indem er sagte: ,,Denn du hast
mit . Gott und mit Menschen gerungen und hast
obgesiegt." Aus diesem Grunde hält man dafi.ir,
daß „Israel" bedeutet : ,,mit Gott herrschend ;
186 „DIE WAHRHEIT wmD EUCH FREI MACHEN''.

Kämpfer (Ringer) mit Gott". Dies war die : Be,


lohnung für ·seinen unerschütterlichen Glauben.
Das Zusammentreffen von Jakob Und ' Esau
verlief, ohne daß Esau seine zwanzig Jahre· vorher
ausgesprochene Drohung ausführte. Esau · kehrte
ins Land Seir zurück, und Jakob zog weiter · und
schlug seine Zelte zeitweilig in der Nähe von
Sichern auf. Er errichtete einen Altar zur Anbetung
und nannte ihn „El:::e:::lo:::he:::lsrael", was „Gott, der
Gott Israels" bedeutet. Dieser Gott war Jehova .
wie Jakob es in Bethel, dem Ort seines Traumes
von der Leiter, gesagt hatte. Im Verlauf der Zeit
befahl Gott dem Jakob, Bethel nochmals auf zu,
suchen. Dort erschien er ihm und bestätigte die
Anderung seines Namens in Israel und auch die
Verheißung mit Bezug auf den Samen Abrahams.
Als sie sich auf der Rückreise von Bethel Ephrath
(später Bethlehem genannt) näherten, gebar Jakobs
geliebtes Weib Rahel ihren zweiten Sohn, Ben,
jamin, starb aber infolge der schweren Geburt. Ihr
erster Sohn war Joseph. Nun war Jakob Vater von
zwölf Söhnen, mit denen es ihm vergönnt war,
seinen Vater Isaak zu besuchen, ehe· dieser blinde
alte Patriarch im Alter vori 180 Jahren starb.
über den Tod Isaaks lautet der Bericht von
1. Mose 35: 29 in der englischen King-James-über:::
setzung: ,,Und Isaak gab den Geist auf und starb
und wurde zu seinem Volke versammelt, alt und
der Tage satt: und seine Söhne Esau und Jakob
begruben ihn." Die Allioli-übersetzung desselben
Verses lautet: ,, Und er war entkräftet von Alter
und starb und ward beigesetzt seinem Volke." Die
englische Rotherham-Übersetzung lautet: ,,Und
Isaak tat seinen letzten Atemzug und starb und
wurde zu seinem Volke versammelt."
· ERSTGEBURTSRECHT -DER FREllIEIT 187
· · · Ein Vergleich ·dieser ·drei maßgeblichen Ober"
setzungen läßt nichts übrig von der Irrlehre, die
sich auf die Lüge der Schlange in Eden stützt, daß
nämlich dem Leib des Menschen eine unsterbliche
Seele innewohne, die beim Tode des Leibes als
ein Geist entfliehe, dann in einer geistigen Welt
umherschwebe und auf Wiedervereinigung mit dem
Leibe zur Zeit der Auferstehung warte. Das ist
nichts anderes als die dämonische Religion der
alten Ägypter, die durch Einbalsamierung der
Leichname Mumien machten und diese in Särgen
einschlossen, in dem Glauben, daß am Gerichts"
tag die Seele wieder in den Körper. zurückkehre
und die betreffende Person wieder leben werde.
Das ist ein törichtes Bemühen der Dämonen, Gottes
Urteil über Adam zu widerlegen, welches lautete:
„Denn Staub bist du, und zum Staube wirst du
zurückkehren 1" Was Isaak betrifft, so starb er
und wurde begraben; und a1Jch auf ihn beziehen
sich Tesu Worte: ,,Niemand ist hinaufgestiegen in
den Himmel." .
Isaaks Sohn Jakob wohnte weiterhin in Zelten,
als ein Fremdling in einem fremden Lande, und
beteiligte sich nicht am Treiben dieser Welt, son"
dem schaute aus nach der neuen Welt der Ge:::
rechtigkeit. Esau und seine Nachkommen jedoch
bauten Städte· im Gebiet Seir und errichteten
Königreiche und Fürstentümer. Jakob erwartete
die Aufrichtung des Königreiches Gottes durch
den verheißenen Samen. Er errichtete keine Städte,
die von ·Menschenhand erbaut sind. Gleich Abra:::
ham und Isaak hielt er unentwegt fest an J ehovas
Verheißung und war ein treuer Zeuge für ihn.
Als Beweis der Billigung dieser drei Vorfahren
des verheißenen Samens ließ Jehova den folgenden
Bericht niederschreiben: ,,Durch Glauben war
188 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Abraham, als er gerufen wurde, gehorsam, auszu,


ziehen an den Ort, den er zum Erbteil empfangen
sollte; und er zog aus, ohne zu wissen, wohin er
komme. Durch Glauben hielt er sich auf in dem
Lande der Verheißung, wie in einem fremden, und
wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den .Mit,
erben derselben Verheißung; denn er erwartete die
Stadt, welche Grundlagen hat, deren Baumeister
und Schöpfer Gott ist. Diese alle sind im Glauben
gestorben und haben die [Erfüllung der] Ver,
heißungen nicht empfangen, sondern sahen sie von
f crne und begrüßten sie und bekannten, daß sie
Fremdlinge und ohne Bürgerschaft auf der Erde
seien. Denn d~e solches sagen, zeigen deutlich, daß
sie ein Vaterland suchen . Und wenn sie an jenes
gedacht hätten, von welchem sie ausgegangen
waren, so hätten sie Zeit gehabt, zurückzukehren.
letzt aber trachten sie nach einem besseren, das ist
himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer nicht,
ihr Gott genannt zu werden, denn er hat ihnen
eine Stadt bereitet." - Hebräer 11: 8-10, 13-16.
Jene „Stadt" Qder Herrschaftseinrichtung werden
sie unter dem himmlischen Königreich des Samens
des ,,\Y/ eibes" Gottes als Fürsten auf der Erde in
Besitz nehmen. Aus diesem Grunde sagte Christus
Jesus, der Same, mit Bezug auf ihren Glauben:
„Abraham, euer Vater, frohlockte, daß er meinen
Tag sehen sollte, und er sah ihn und freute sich."
(Johannes 8: 56) \X' egen ihres Glaubens und ihrer
\XI erke werden sie in J ehovas „großer \X! olke von
Zeugen" 111.it Namen angeführt. - Hebräer 12: L
15. KAPITEL

EINE FREIE NATION GEBOREN

m
IN · Na~e. den Gott, der das Ende
ja von Anfang an kennt, einem Men"
. sehen gibt, wirft Licht auf die R
. olle,
die der betreffende Mensch im Vor,
. haben Gottes zu spielen hat. Diese
Regel trifft auch auf Jakob zu. ,,Und Gott sprach
zu ihm: Dein Name ist Jakob; dein Name soll
hinfort nicht Jakob heißen, sondern Israel wird
dein Name sein. Und er gab ihm den Namen
Israel... Und Gott sprach zu ihm: lch bin Gott,
der Allmächtige, sei fruchtbar und mehre dich;
eine Nation und ein Haufe von Nationen soll aus
dir werden, und Könige sollen aus deinen Lenden
hervorkommen." - 1. Mose 35: 10, 11.
Die Nation Israel, die aus Israeliten oder Nach,
komm.en des Mannes Israel besteht, war vorher,
gesagt. Es sollte eine freie Nation sein, nicht ein
Teil dieser Welt und ihrer Religion, ihres Handels
und ihrer Politik, sondern frei von der Welt und
nur dem Gesetz Jehovas, des Gottes Israels, unter,
worfen. Israels König sollte vertretungsweise auf
dem Thron Jehova Gottes sitzen und als sein
Knecht in Gottesfurcht herrschen. Die Nation
sollte eine Vorbildtheokratie sein, das heißt ein
Gott unterstehendes und durch seine Gesetze ge,
leitetes Volk. Auf diese Weise sollte sie eine
größere Nation der Zukunft mit ihrem König -
nämlich das Königtum Gottes durch seinen Samen
- vorschatten. Die ebengenannte Nation ist die
ewige theokratische Herrschaft, durch welche ge:::
190 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN.··

horsame Menschen aller Nationen und Geschlechter


für immer gesegnet werden. Es ist für jedermann
von Interesse, wie Gott vorging, um dieses dem
Jakob gegebene Bundesversprechen zu erfüllen.
Gottes großer Gegner, Satan der Teufel, nahm
sich vor, den Zusammenbruch des göttlichen
Bundes zu bewirken und so zu beweisen, daß
Gott unfähig sei, sein Wort zu erfüllen. Der Teufel
merkte, daß Jakob oder Israel seinen geliebten
Sohn Joseph besonders begünstigte, und stachelte
dessen zehn Halbbrüder nun zur Eifersucht auf.
Dies wurde noch schlimmer, als Gott dem Joseph
Träume gewährte, die . voraussagten, daß er zu der
Zeit und auf die Weise, die Gott bestimmen
würde, erhöht werde. Um das göttliche Vorhaben
zunichte zu machen, verkauften Josephs Brüder ihn
in die Sklaverei nach Ägypten, das gemäß dem
Bibelbericht die erste Weltmacht bildete.
Selbst als Joseph ein Sklave im Lande Harns
war, stellte ihm der Teufel in seiner Feindschaft
weiter nach; der junge Mann wurde in ein falsches
Licht gebracht, ungerecht angeklagt und in den
Kerker des Staatsgefängnisses geworfen. Joseph
verlor jedoch nicht seinen Glauben an Gott, der
ihm die Träume gesandt hatte. Er bewahrte seine
Lauterkeit vor Jehova und hatte das Vorrecht, ein
Zeuge Jehovas zu sein. Nach einer Reihe von
Jahren bewirkte Gott, daß Joseph aus dem Ge~
fängnis geholt und vor den mächtigen Herrscher
Ägyptens gebracht wurde, um 'die Träume des
Pharao zu deuten. Durch Gottes Macht deutete
Joseph die Träume und sagte sieben Jahre des
Überflusses für ganz Ägypten voraus, worauf sie~
ben Jahre schrecklicher Hungersnot folgen sollten.
Die Sachlage erforderte sofortiges Handeln; . und
der Pharao ernannte Joseph zum Ministerpräsi~
. EINE' FREIE: NATION GEBOREN 191

denten, damit er Hilfsmaßnahmen gegen die Hun~


gersnot treffe und Agyptens Freisein von Not
sichere. Die siebenjährige Hungersnot setzte nach
Ablauf der sieben Jahre des Überflusses tatsächlich
ein. Aber Agypten war vorbereitet.
Alle andern Gegenden der Erde wurden von
der Hungersnot in Mitleidenschaft gezogen, und
so kamen Josephs zehn Halbbrüder nach Agypten,
um Lebensmittel zu holen; aber sie erkannten
Joseph in seiner hohen Stellung nicht. Dieser
nötigte sie durch seine Macht, seinen jüngeren
Bruder , Benjamin mitzubringen, als_ sie nochmals
kamen, um Speise zu holen. Nach einem Essen
gab sich Joseph dann im engen Kreise seinen elf
Brüdern zu erkennen. Sie fürchteten um ihr Leben;
doch beruhigte Joseph sie und sagte, daß Jehova
Gott dies alles zum Guten seiner treuen Knechte
zugelassen und des Teufels Absichten vereitelt
habe. Darauf sandte Joseph sie nach Kanaan zti~
rück, um ihren Vater und seinen ganzen Haushalt
nach Agypten hinabzubringen und die übrigen
Hungerjahre in jenem Lande zu leben. Im Ein•
vernehmen mit dem Pharao siedelte Joseph sie im
Lande Gosen an, wo gut für sie gesorgt war. Die
Ägypter jedoch hatten schließlich weder Geld
noch anderes, um Nahrungsmittel einzutauschen,
und verkauften letzten Endes sich selbst und ihr
Land dem Pharao für ihren Lebensunterhalt. Dem~
gemäß war das Volk in seinen Lebensbedürfnissen
jetzt von seinem Herrscher oder von dessen erstem
Staatsminister abhängig; und Joseph verfügte über
diese Menschen und ihre Angelegenheiten in ganz
Ägypten, um sie gegen Not und Arbeitslosigkeit
zu sichern. Auch aus allen umliegenden Ländern
kam man zu Joseph um Speise. - 1. Mose, Kapitd
37 bis 47.
192 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN''

Der allmächtige Gott, der dieses gewaltige pro"


phetische Drama in Szene setzte und den Bericht
darüber bis jetzt aufbewahrte, will damit für Men:1
sehen den Weg bezeichnen, der in der jetzigen
größten Weltkrise zu ewigem Leben führt. Alle,
die von Tod, Not und Furcht frei sein möchten,
müssen den Unterweisungen und Gesetzen des
höchsten Herrschers, des Größeren als Pharao,
gehorchen. Sie müssen zu Gottes oberstem Diener,
dem Samen seines „Weibes", Christus Jesus, kom:1
rnen. Sie müssen sich Jehova Gott „verkaufen" oder
weihen und aus den Händen seines großen Dieners
die lebengebende Speise der Wahrheit annehmen,
die jetzt aus Gottes Wort, der Bibel, ausgeteilt
wird. \,Venn das nicht geschieht, ist jede Welt"
konferenz, die sich mit der materiellen Ernährungs"
lage befaßt, und jeder von Weltherrschern ein:1
gerichtete Mechanismus zur Lösung des Nahrungs"
mittelproblems und anderer Nachkriegsprobleme
unnütz. Solche Notbehelfe der Menschen werden
nicht dauernd Abhilfe, soziale Sicherheit, gute
Ordnung, Frieden, Wohlfahrt und die ersehnten
Freiheiten herbeiführen. Es gilt zu erkennen, ,,daß
der Mensch nicht von Brot allein lebt, son·dern
von allem, was aus dem Munde Tehovas hervor::
geht". Der Größere als Joseph wiederholte diese
\~ahrheit. - 5. Mose 8: 3; Matthäus 4: 3, 4.
In Agypten hatte Israel einen Verwandtenkreis
von siebzig Seelen um sich. Schließlich kam, im
Alter von 147 Jahren, die Zeit seines Todes herbei;
die letzten siebzehn Jahre seines Lebens hatte er
bei Joseph in Agypteri verbracht. Unter Gottes
Leitung versammelte Israel seine zwölf Söhne um
sein Bett und gab ihnen ein Zeugnis über Jehova
und seinen Bund. Als Gottes Werkzeug erteilte
er hernach diesen zwölf Trägern der kommenden .
EINE FREIE NATION GEBOREN 193

Nation Israel, die aus zwölf Stämmen bestand, den


göttlichen Segen.
Durch Gottes Geist. der Inspiration, der auf
Israel ruhte, bezeichnete er den Stamm, durch den
der verheißene Herrscher des Königreiches Gottes,
der theokratischen Regierung, kommen solle. Er
sagte: ,,Juda ist ein junger Löwe : .. Nicht weichen
wird das Zepter von Juda, noch der Herrscherstab
zwischen seinen Füßen hinweg, bis Schilo kommt,
und ihm werden die Völker gehorchen." (1. Mose
49: 9, 10) -Der kommende König sollte „der
Löwe, der aus dem Stamme Juda ist", sein.
Unter den zwölf Linien, die von Jakob ausgingen,
sollte der königliche Same der Verheißung aus
derjenigen Judas hervorgehen, dessen Name „Lob
preis", Lobpreisung Gottes bedeutet. Von Juda
und seinen Brüdern wird jetzt als Stammeshäuptern
gesprochen: ,,Alle diese sind die zwölf Stämme
Israels, und das ist es, was ihr Vater zu ihnen
redete, und womit er sie segnete; einen jeden nach
seinem Segen segnete er sie." (I. Mose 49: 28)
Die Zwölf ist in der Bibel das Sinnbild einer voll•
ständigen, ausgeglichenen Organisation; und die
zwölf Stämme Israels dienen als Vorbild der voll,
ständigen Organisation der kommenden großen
theokratischen Nation unter dem Samen, Schilo,
dem „Friedefürsten". - Offenbarung 7: 4-8; 5: 5;
Jesaja 9: 6, 7.
. Die zwölf Stämme der Kinder Israel genossen
Gottesdienstfreiheit und Freisein von Not, Furcht
und Bedrückung, bis Joseph, der oberste Minister
Agyptens, starb. Unter Gottes Segen und in über,
einstimmung mit seinem unwiderstehlichen Vor,
haben vermehrten sie sich stark. Als Joseph tot
war, meinte Satan, nun habe er Gottes auserwähltes
Volk dort, wohin er es haben wollte. Agypten
194 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN'

hatte nicht die Anbetung des Gottes Josephs, Je,


hovas, angenommen, sondern blieb bei der Religion
und huldigte den Dämonen. Satan versuchte die
Israeliten mit solcher Religion zu verunreinigen
und sie dadurch zur Untreue gegen Jehova zu ver~
leiten. Er brachte dann auf den Thron Ägyptens
einen Pharao, der Joseph und dessen Gott Jehova
nicht kannte oder nicht anerkannte, daß das Volk
bei ihnen in der Schuld stand. Getrieben von
Nationalismus und von der Idee einer ägyptischen
Herrenrasse, diente dieser Pharao trefflich dem
Teufel, indem er die fremden Israeliten durch
staatliche Verordnungen vernichten wollte und zu
erwirken suchte, daß sie sich als Sklaven zu Tode
arbeit.en. Nicht alle Israeliten wurden durch Reli~
gion verunreinigt, sondern ein paar hielten an
ihrem Glauben an Jehova fest und widerstanden
solchem Unheil, das durchs Gesetz gegen Jehova
und sein Volk geschmiedet worden war. Unter
diesen teuflischen Verhältnissen Ägyptens wurde
Mose geboren, der Sohn eines Mannes aus dem
Stamme Levi, namens Amram, und seines Weibes
Tokebed.
l ehova, der sein Vorhaben weiter zur Aus~
führung brachte, bewahrte dieses levitische Kind
vor Pharaos blutigem Sclrn,-ert und veranlaßte so,
gar, daß es in den Haushalt des Pharao an Sohnes
Statt aufgenommen und von des Pharao eigener
Tochter erzogen wurde. Bis zur Übergabe an
seine Adoptivmutter erzogen l\1.oses Eltern das
Kind in der Zucht und Ermahnung und dem
Glauben des Gottes Abrahams, Isaaks und Jakobs.
Am Hofe des Pharao wuchs Mose zum Mannes,
alter heran, während sich sein Volk trotz grausamer
Unterdrückung durch Nazimethoden in Ägypten
unaufhörlich vermehrte. .Mose nahm nicht die
EINE FREIE NATION GEBOREN 195

Religion Agyptens an, sondern hielt an seinem


Glauben an J_ehova fest und trachtete nach der
Befreiung seines Volkes. Bei seinem Bemühen,
diese Befreiung in Gang zu bringen, kam ein
ägyptischer Sklaventreiber ums Leben: Da Mose
jetzt selbst in Lebensgefahr stand und einsah, daß
die Zeit noch nicht reif war, floh er aus Ägypten
nach Arabien zu einem midianitischen Fürsten,
der, wie Mose, von Abraham abstammte. Mose
heiratete die Tochter des Fürsten und begann ein
Hirtenleben. S_o vergingen vierzig Jahre.
Dann kam die von Jehova vorhergesagte Zeit
herbei, sein auserwähltes Volk zu einer freien
Nation zu machen. Von der Zeit an, da Abraham
in das verheißene Land eingezogen und an Gottes
Bund beteiligt worden war, waren nun 430 Jahre
verflossen, und die Israeliten seufzten immer stärker
unter der Bedrückung durch einen neuen Pharao.
Eines Tages -rief der Engel Gottes bei einem über~
natürlich brennenden Busch, am Fuße des Berges
Horeb, den Mose, der seine Herden weidete, und
gab ihm den Auftrag, nach Ägypten zurückzu~
kehren, die Israeliten aus der Knechtschaft heraus~
zuführen und sie zu jenem Berge zu bringen, damit
sie Gott dort anbeten. Mose fragte, .in wessen
Namen er diese Aufgabe übernehmen solle. ,,Da
sprach Gott zu Mose: l eh bin, der ich bin. Und
er sprach: Also' sollst du zu den Kindern Israel
sagen: ,l eh bin' hat mich zu euch gesandt. Und
Gott sprach weiter zu Mose: Also sollst du zu den
Kindern Israel sagen: Jehova, der Gott eurer Väter,
der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott
Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein
Name in Ewigkeit, und das ist mein Gedächtnis
von Geschlecht zu Geschlecht. Gehe." (2. Mose 3:
14-16) Mose mußte Jehovas Zeuge in Ägypten sein.
196 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Dann trat Mose mit den Israeliten in Agypten


in Verbindung und unterbreitete ihnen seine Be~
glaubigungsbeweise und die Darlegung des Vor,
habens Gottes, wie es durch den Namen „Jehova"
versinnbildlicht wird. Hernach erschien Mose mit
seinem Bruder Aaron vor Pharao und forderte im
Namen Jehovas die Freilassung der Israeliten und
ihre Freiheit zur Anbetung l ehovas bei dem hei,
ligen Berge. Trotzig erwiderte Pharao: ,,\XI er ist
Tehova, auf dessen Stimme ich hören soll, Israel
ziehen zu lassen? Ich kenne Jehova nicht, und auch
werde ich Israel nicht ziehen lassen." (2 . .Mose 5: 2)
Daraufhin suchte Jehova durch seinen Propheten
und Diener Mose das Land Ägypten mit zehn
Plagen heim, die Jehovas Oberhoheit und Allgewalt
anschaulich machten. Die Religionspriester des
Pharao leisteten \X/iderstand, aber vergeblich.
Pharao diente dem Teufel und stand deshalb als
Sinnbild des Teufels da. Aus diesem Grunde er,
klärte Jehova in einer Botschaft an Pharao, warum
er es zuließ, daß der Teufel weiterlebt und sich
Gott in boshafter \"V eise widersetzt. Tehova sagte:
,,Aber eben deswegen habe ich dich bestehen lassen,
um dir meine Kraft zu zeigen, und damit nian
[meine Zeugen] meinen Namen verkündige auf der
ganzen Erde." (2 . .Mose 9: 16) Dieser Offenbarurig
folgten die vier letzten Plagen.
Die zehnte Plage brachte die Vernichtung aller
erstgeborenen Kinder und Tiere Ägyptens. Damit
die erstgeborenen Kinder der Israeliten bei dieser
letzten Plage verschont blieben, war den Israeliten
befohlen, das Passahlamm zu schlachten und es in
ihren Häusern, hinter den Türen, die mit seinem
Blute besprengt waren, zu essen. Bei Gottes alten
vorbildlichen Anordnungen wurden seirie Büi1dnis,
se über dem Blut eines Sehlachtopf ers in Kraft ge~
EINE FREIE NATION GEBOREN 197

setzt und wirksam gemacht. Mit dem Sprengen des


Blutes des Passahlammes nahm daher der besondere
Gesetzesbund Gottes mit den Israeliten seinen An•
fang. Dadurch traten sie in bestimmter Weise mit
Gott in Bundesbeziehungen und waren seinem Ge•
setz unterworfen. So wurden sie eine theokratische
Nation, und ihre Geburt oder ihr Hervorkommen
zur Freiheit folgte unmittelbar darauf. Das alles
war ein prophetisches Drama, wobei das Passah•
lamm ein Symbol oder Vorbild eines größeren
Opfers wurde, durch welches ein neuer Bund mit
Gott zustande kommt. Dieses Opfer ist der gegen•
bildliche Isaak, ,,das Lamm Gottes, welches die
Sünde der Welt wegnimmt", Christus Jesus. -
Johannes 1: 29, 36.
198 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

In jener Passahnacht, gemäß dem göttlichen


Kalender am vierzehnten Tage des ersten Monats,
wurde Pharao seines Erstgeborenen beraubt, und
er sandte zu Mose und bat ihn und sein Volk,
Agypten zu verlassen. Die Israeliten sammelten
sich und zogen aus. Bei ihrem .l\1arsch erschien
Tehovas \X! olkensäule vor ihnen und führte sie.
bes Nachts wurde sie zu einer Feuersäule und
leuchtete ihnen. Sie wurden ans Ufer des Roten
Meeres geführt. In verstockter Bitterkeit nahmen
Pharao und seine Streitkräfte die Verfolgung der
Israeliten auf und hofften sie am Meeresufer stellen
zu können und wieder in die Knechtschaft zu
schleifen . Da erhob Mose den Stab in seiner Hand,
Jehova teilte die \'{1 asser des Roten Meeres, und
sein Volk marschierte trockenen Fußes hindurch.
Als Pharaos Heerscharen unüberlegt, in hitziger
Verfolgung, auf dem Boden des .Meeres dahin•
stürmten, veranlaßte Gott, daß dieser Militär,
apparat ins Schleppen kam und im Schlamm ver•
sank. Er brachte die zerteilten \Wasser ,vieder zu•
sammen, und sie verschlangen Pharaos Elite•
truppen. Als Gottes Volk auf der andern Seite
in Sicherheit war, sang es unter der Leitung .l\1oses
das Siegeslied: ,,Singen will ich Jehova, denn hoch
erhaben ist er (glorreich hat er triumphiert, A. R. V.,
engl.); das Roß und seinen Reiter hat er ins Meer
gestürzt ..Meine Stärke und mein Gesang ist Jah,
denn er ist mir zur Rettung geworden; dieser ist
mein Gott, und ich will ihn verherrlichen, meines
Vaters Gott, und ich will ihn erheben." (2. Mose
15: 1, 2) So wurde Israel eine Nation von Zeugen
Jehovas und war verpflichtet, seinen Namen auf
der ganzen Erde zu verkündigen.
Auf ihrer \'? eiterreise als nunmehr freie Nation
mußte für die Israeliten auf übernati.irliche \XI eise
EINE FREIE NATION GEBOREN 199

Nahrung beschafft werden, um sie in der Wüste


von Arabien zu speisen. Diese Speise, ,,Manna"
genannt, wurde sechs Tage lang jeden Morgen ge,
funden, nicht aber am siebenten Tage, und als das
Volk fragte, warum nicht, sagte Mose: ,,Sechs
Tage sollt ihr es sammeln; aber am siebenten Tage
ist Sabbat, an dem wird es nicht sein." ,,Und das
Volk ruhte am siebenten Tage." (2. Mose 16: 26,
30) Dies ist der erste Bericht, daß ein Volk einen
wöchentlichen Sabbat oder Ruhetag beobachtete.
Es ist das erste Mal, daß Gott seinen Dienern
befahl, einen Sabbattag zu halten. Dies beweist,
daß die Israeliten jetzt dem Gesetzesbund mit
Jehova unterstanden. In den folgenden vierzig
Jahren wurden sie, während sie in der Wüste
waren, treulich 'mit diesem wunderbaren Manna
gespeist.
Im dritten Monat nach dem Auszug aus Agyp,
ten erreichten die Israeliten den Fuß des Berges
Horeb oder Sinai. Dort ·sagte Jehova zu der neu,
geborenen Nation: ,,Ihr habt gesehen, was ich an
den Ägyptern getan habe, wie ich euch getragen
auf Adlers Flügeln und euch zu mir gebracht habe.
Und nun, wenn ihr fleißig auf meine Stimme
hören und meinen Bund halten werdet, so sollt
ihr mein Eigentum sein aus allen Völkern; denn
die ganze Erde ist mein; und ihr sollt mir ein
Königreich von Priestern und eine heilige Nation
sein." (2. Mose 19: 4-6) Die Israeliten erklärten
sich damit einverstanden, den Bund zu halten. Am
dritten Tage danach bewirkte Gott auf dem Berge
Sinai eine furchterregende .Kundgebung seiner
Macht und Herrlichkeit. Dann rief er Mose auf
den Berg und gab ihm das Grundgesetz, die zehn
Gebote, sowie andere Bundesgesetze über vielerlei
Einzelheiten bekannt. Die ersten vier von den zehn
200 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Geboten befahlen seinem Bundesvolke, niemand


als nur Jehova zum Gott zu haben, sich keine
Götzen zur Anbetung zu machen, seinen Namen
nicht vergeblich zu tragen und den siebenten Tag
jeder Woche als Sabbat dem Jehova zu heiligen.
Die andern Gebote legten dar, wie sie sich ihren
Mitmenschen gegenüber, besonders denen, die mit
Gott im Bunde waren, richtigerweise zu verhalten
hatten.
Mose kam vom Berge herab. Als Mittler zwi"
sehen Gott und der Nation Israel weihte er den
Israeliten gegenüber den Gesetzesbund durch das
Blut der Opfertiere feierlich ein und besprengte
sowohl das geschriebene Gesetzbuch als auch das
Volk mit dem Blute. Dann rief Jehova Mose wie"
derum auf den Berg und hielt ihn dort vierzig
Tage ohne Speise und Trank zurück. Er gab Mose
zwei Steintafeln, auf denen die zehn Gebote ein~
gegraben waren, sowie eine ausführlichere Erklä~
rung des Gesetzes. Auch wies er Mose an, die
Familie Aaron als Priesterschaft und den ganzen
Stamm Levi als Diener der Priester einzusetzen.
Ferner mußte Mose eine heilige Stiftshütte an~
fertigen und aufstellen lassen, wo man Gott Opfer
darbringen und an einem jährlichen Versöhnungs~
tag für die Sünden des ·ganzen Volkes Sühnung
bewirken konnte.
Während Mose vierzig Tage abwesend war,
brachte der Teufel den Glauben des Volkes ins
Wanken und verleitete es dazu, die zehn Gebote
zu übertreten und ein goldenes Kalb zur Anbetung
aufzustellen. Mose überraschte sie bei ihrer mut"
willigen Götzendienerei, zerbrach voller Unwillen
die " beiden Gesetzestafeln und ordnete dann die
Vernichtung des Götzenbildes an. Der ganze Stamm
Levi stellte sich in dieser Sache auf Jehovas Seite
EINE FREIE NATION GEBOREN 201

und richtete dreitausend Götzenanbeter hin. Da:::


nach stieg Mose wieder auf den Berg, um sich
für das Volk, das Jehova für seinen Namen aus
der Welt herausgenommen hatte, als Mittler zu
verwenden. So nahm Gott der Herr davon Ab,
stand, die Nation Israel zu vernichten. Als Mose
diesmal mit einem Paar neuer Steintafeln hernieder,
kam, strahlte sein Angesicht von Gottes Herrlich,
keit, und er mußte es verhüllen, wenn er zum
Volke sprach.
Man ging unverzüglich an die Anfertigung aller
Dinge für die Stiftshütte der Anbetung. Am ersten
Tage des zweiten Jahres nach dem Auszug aus
Ägypten wurde die Stiftshütte auf gestellt, und
Mose, der Diener Gottes, setzte Aaron als Hohen,
priester, dessen Söhne als Priester und die Le,
viten als Gehilfen ins Amt ein. Sowohl Gottes
Gesetz für das Volk als auch alle innerhalb und
bei der Stiftshütte ausgeführten Zeremonien waren
vorbildlich, das heißt sie waren Schatten oder
Muster zukünftiger guter Dinge, die der Mensch,
heit auf dem Wege über J ehovas große Theokratie
durch den Samen der Verheißung zuteil werden
sollen. (Kolosser 2: 16, 17; Hebräer 10: 1) Darum
ist es für Christen notwendig, diese vormals nieder,
geschriebenen Dinge zu studieren und zu beachten.
16. KAPITEL

DAS BUCH DER FREIHEIT


ENTSTEHT

m CHREIBE dieses zum Gedächtnis in ein


Buch, und lege in die Ohren Josuas, daß
ich das Gedächtnis Amaleks gänzlich
unter dem Himmel austilgen werde."
Dieser Befehl wurde Mose von Jehova
Gott nach dem Siege erteilt, den Gott dem Heer,
führer Josua über die angreif enden Amalekiter ver,
lieh , ei'nem Sieg, der zur weiteren Festigung der
Freiheit beitrug, die die Israelite1:_1 erst kürzlich
durch Loslösung vom autoritären Agypten erlangt
hatten. - 2. Mose 17: 14: .
. ,Schreibe dir diese \Worte auf; denn nach dem
Inhalt dieser \'XI orte habe ich mit dir und mit Israel
einen Bund gemacht." So wurde dem Mose von
Jehova Gott ,viederum geboten, als er bei Gott
auf dem Berge Sinai war und Gott ihm die Ge,
setze, Satzungen und Verordnungen seines heiligen
Bundes mit der Nation Israel übermittelte. -
2. .Mose 34:: 27.
Als der allweise Gott diese Befehle gab, etwas
niederzuschreib_en, dachte er an die Verwirrung in
unseren Tagen, wo die Menschheit eine verläßliche
Führung und eine gesunde Hoffnung bitter nötig
hat. ,,Denn alles, was zuvor geschrieben ist, ist zu
unserer Belehrung geschrieben, auf daß wir durch
das Ausharren und durch die Ermunterung der
Schriften die Hoffnung haben." (Römer 15: 4) Hin,
sichtlich dessen, was sich während der Laufbahn
des Bundesvolkes Gottes zuträgt, wurde unter In,
spiration aufgezeichnet: ,,Alle diese Dinge aber
DAS BUCH DER FREIHEIT ENTSTEHT 203

widerfuhren jenen als Vorbilder und sind ge•


schrieben worden zu unserer Ermahnung, auf
welche das Ende der Zeitalter gekommen ist" -
1. Korinther 10: 11.
Es blieb nicht dem Hang eines weltlichen Ge•
schichtsschreibers überlassen, das Buch der Freiheit,
das Buch der Wahrheit, die Bibel, zu verfassen.
Diese wurde auf Grund der Anweisung geschrie•
ben, die Jehova Gott seinen geweihten Knechten
erteilte, welche freie Männer Gottes waren und
seiner Führung unterstanden. Dem Bericht gemäß
ist Mose der erste, der ein göttliches Gebot emp•
fing, einen heiligen Bericht über Gottes Vorhaben
und seine Taten zu schreiben.
Der allmächtige Gott kennt das Gebilde des
Menschen und dessen Gedächtnisschwäche und
weiß auch um des Teufels Absicht, den Geschichts•
bericht zu beseitigen und zu verdrehen und aus den
Sinnen der Menschen auszulöschen. Deshalb machte
Gott die Schulung des Volkes nicht von über•
lieferungen und von der Macht der Religionsgeist,
liehen abhängig, sondern ließ einen wahrheitsge•
treuen Bericht aufzeichnen, der studiert und dazu
herangezogen werden kann, die Tatsachen und
Lehren genau festzustellen. Da Gott der Allmäch•
tige den Bericht ausdrücklich für jene niederzu•
schreiben befahl, die am Ende der Welt in der
schlimmsten Völkerkrise solch unerläßliche Aus•
künfte benötigen, so war er auch dafür besorgt,
daß die Heiligen Schriften bis zu der Zeit, wo sie
notwendig gebraucht werden, bewahrt und erhalten
blieben, und dies trotz allen Anstrengungen der
Freiheitshasser, sie zu vernichten und die Mensch•
heit in Unwissenheit zu halten. ,, ,Das Wort des
Herrn bleibt in Ewigkeit.' Dies aber ist das Wort,
welches euch verkündigt worden ist.'' - 1. Petrus
204 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

1:25; Jesaja 4:0:8.


Die erste Erwähnung eines Buches finden wir
in 1. Mose 5: 1, wo es heißt: ,,Dies ist das Buch
von Adams Geschlechtern." Ob es so weit zurücb
reicht, daß schriftliche Berichte angefertigt und
aufbewahrt wurden, wird nicht gezeigt, weil das
Schreiben und Lesen erstmals in Moses Zeit er•
,vähnt wird, als Gott ihn zu schreiben ermächtigte.
Vernünftigerweise kann darum angenommen wer•
den, daß von Adam bis Mose der Bericht mündlich
von Generation zu Generation überliefert wurde.
Hierfür spricht Gottes Aussage über Abraham:
„Denn ich habe ihn erkannt, auf daß er seinen
Kindern und seinem Hause nach ihm befehle, daß
sie den Weg J ehovas bewahren, Gerechtigkeit und
Recht zu üben, damit Jehova auf Abraham kommen
lasse, was er über ihn geredet hat." - 1. Mose
18: 19.
Abraham hat die Tatsachen direkt von Noahs
Sohn Sem erfahren können, weil die Lebenszeit
Sems 150 Jahre in diejenige Abrahams hinüber•
reichte. Sem hat die Auskünfte direkt von seinem
Urgroßvater Methusalah bekommen können, der
irn Jahre der Sintflut starb, als Sem 98 Jahre alt
war. Methusalah wiederum hatte viel Zeit, Tat•
sachenmaterial direkt bis zur Erschaffung des Men•
sehen zurück zu sammeln; denn Adam und Methu•
salah lebten 24:3 Jahre miteinander. Die Tatsachen,
die auf solche \X' eise von Adam dem Methusalah,
dann Sem und dann Abraham, diesem „Freund
Gottes", übermittelt wurden, konnten direkt Abra•
hams Enkel Jakob mitgeteilt werden, der zu Abra•
hams Lebzeiten noch fünfzehnjährig wurde. Jakob
konnte den verläßlichen Bericht seinem Sohn Levi,
dem Urgroßvater Moses, oder sogar Levis Sohn
Kehath übermitteln. Kehath, der Levit, konnte die
DAS BUCH DER FREIHEIT ENTSTEHT 205

im 1. Buch Mose enthaltenen Tatsachen seinem


Sohn. Amram mitteilen. Obgleich Kehath 133 Jahre
alt wurde, starb er noch vor der Geburt seines
Enkels Mose. Amram lebte 137 Jahre in Agypten,
und sein Sohn Mose wurde 80 Jahre vor Israels
Freilassung aus Agypten, die Jehova bewirkte, ge~
boren. ·
Der allmächtige Gott, in dem keine Lüge ist,
sorgte schon dafür, daß · der mündliche Bericht
oder die überlief erung genau in Erinnerung be~
halten und in der Reihe der obengenannten Männer
weitergeleitet wurde. Dies hat Gott durch seinen
Geist oder seine unsichtbare Kraft getan. Es ist
der „ Geist der Wahrheit", welcher wirksam ist,
damit wir die „Ermunterung der Schriften" haben
möchten. Ober den „Geist der Wahrheit", den
„Tröster", und über die Hilfe, die das Gedächtnis
dadurch erhält, sagte Jesus: ,,Der Sachwalter
(Helfer, Diaglott) aber, der heilige Geist, welchen
der Vater senden wird in meinem Namen, jener
wird euch alles lehren und euch an alles erinnern,
was ich euch gesagt habe." - Johannes 14: 17, 26.
Noah, Abraham, Isaak, Jakob und Mose waren
Propheten. Darüber, wie Gottes unsichtbare Macht
oder sein Geist auf sie einwirkte, damit ein genauer
Bericht zustande kam, steht geschrieben: ,,Denn
die Weissagung wurde niemals durch den Willen
des Menschen hervorgebracht, sondern heilige
Männer Gottes redeten, getrieben vom heiligen
Geiste." (2. Petrus 1: 21) Der mündlichen Obm
lieferung wurde von Gott aus spätestens bei Mose
Einhalt geboten, als er diesem befahl, Aufzeich~
nungen zu machen. Daher beginnt mit Mose die
Herstellung der geschriebenen Bibel. Mose schrieb
seinen Teil der Bibel in der Sprache, die Gott ihm
angab. Es war die Sprache, in welcher Gott auf
206 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN''

Steintafeln die zehn Gebote geschrieben hatte: die


hebräische. - 2. Mose 24: 12; 31: 18.
Mose schrieb die ersten fünf Bücher der Bibel.
Diese bildeten ursprünglich ein einziges Buch, das
zweifellos deshalb in fünf Teile zerlegt wurde, um
handliche Rollen zu bekommen. Allein das erste
Buch Mose kann als Buchrolle mindestens 9 Meter
lang sein. Diese Handschriften wurden „das Buch
des Gesetzes Moses" genannt. (J osua 1 : 8; 8: 31-
35) Josua schrieb d;J.s Buch, das seinen Namen
trägt. (J osua 24:: 26) Durch seine Macht oder
seinen Geist der Inspiration veranlaßte Gott noch
andere seiner Diener zum Schreiben, wie David,
Salomo, Jesaja, Jeremia, Hesekiel, Habakuk, Na,
hurn und Esra. 1 In 1. Könige 14: 19, 29 erwähnt ein
anderer Schreiber das Buch der Chronika, während
in 1. Chronika 29: 29 der Schreiber auf das Buch
Samuel hinweist. In 2. Chronika 16: 11; 32: 32 wird
das Buch der Könige und das Gesicht Jesajas er,
wähnt, was zeigt, daß diese Bücher damals schon
vorhanden waren. Daniel schrieb im Jahre 538 v.
Chr.: ,,Ich, Daniel, merkte in den Schriften auf die
Z;:ihl der Jahre, betreffs welcher das \X' ort J ehovas
zu dem Propheten Jeremia geschehen war." Fünf
Jahre später sagte der Engel J ehovas zu Daniel:
„Doch will ich dir kundtun, was in dem Buche der
\Xlahrheit verzeichnet ist." (Daniel 9:2; 10:21)
Dies beweist, daß in Daniels Tagen eine Sammlung
von Büchern der inspirierten Schriften bestand.
Von den Tagen Davids an werden besonders
Schreiber erwähnt, welche Priester und Leviten
waren. (2. Samuel 8: 17; 20: 25) Nach Daniel nahm

1 Siehe 2. Chronika 35: 4; 26: 22; Jeremia 36: 2, 27;


51: 60; Hesekiel 37: 16; Habakuk 2: 2; Nah.um l: l;
Esra 4: 8; 7: 11, 12, 21.
DAS BUCH DER FREIHEIT ENTSTEHT 207

der Schriftgelehrte Esra, der Priester, eine hervor"


ragende Stellung ein. (Esra 7: 1, 6, 10-12) Von
Esras Zeit an fand zweifellos in vermehrtem Maße
eine Vervielfältigung der heiligen inspirierten Bü"
eher durch Abschriften statt. Warum? Weil die Is"
raeliten oder Juden dann in viele Länder zerstreut
und Synagogen gebaut worden waren, wo man
Gottes Wort hörte und studierte. Es wurden also
für jede Synagoge Abschriften benötigt. Darum
konnte man Jesus, als er in die Synagoge von N aza"
reth ging und aufgefordert wurde zu predigen, das
Buch, das heißt die Buchrolle der Prophezeiung
Jesajas zum Lesen aushändigen. (Lukas 4: 17)
Später bemerkte sein Apostel Jakobus über diese
Verbreitung von Abschriften des Wortes Qottes:
,,Denn Moses hat von alten Zeiten her in jeder
Stadt solche, die ihn predigen, indem er an jedem
Sabbat in den Synagogen gelesen wird." (Apostel"
~eschichte 15: 21) Jesu Jünger bezogen sich ihm
gegenüber einmal auf Maleachis Prophezeiung über
das Kommen des Elia, und Jesus anerkannte die
Inspiration der Prophezeiung Maleachis mit
den Worten: ,,Elias kommt [zuerst] und wird alle
Dinge wiederherstellen." (Matthäus 17: 10-13)
Dies ·beweist, daß das Buch der Prophezeiung Ma"
leachis, das letzte Buch der hebräischen Schriften
der Bibel, in Jesu Tagen vorhanden war und der
Kanon ( die Sammlung inspirierter Bücher) im He"
bräischen vollständig vorlag, von 1. Mose über die
Chronika bis einschließlich Maleachi.
Diese kanonischen Bücher lagen auf den Bü"
chereiregalen der jüdischen Priester und Schrift„
gelehrten öffentlich zur Benutzung aus. Andere
Bücher, die offensichtlich nicht inspiriert, also nicht
von Gott waren und nicht der Wahrheit entspre,
chen, blieben der Öffentlichkeit verborgen. Deshalb
208 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN,"

wurden sie „Apokryphen", das heißt „verborgen"


genannt, weil sie unecht, falsch, nicht wirklich von
Gott inspiriert sind. Die apokryphischen Bücher
sind bis auf unsere Tage nicht in den hebräischen Ka,
non eingeschlossen. In der Bibel selbst werden die
kanonischen hebräiscben Schriften nirgends „Das
Alte Testament'' genannt. Es ist ganz verkehrt,
wenn sie von Menschen so bezeichnet und von den
Schriften getrennt werden, die später, nach Chri,
stus, in griechischer Sprache geschrieben wurden,
wie es auch verkehrt ist, diese griechischen Schriften
,,Das Neue Testament" zu nennen. In den he,
bräischen Schriften ist ein neues Testament oder
ein neuer Bund sowohl vorherg-esagt als auch vor,
geschattet, aber dieses Testament bezieht sich nicht
auf die Sammlung griechischer Schriften, die von
Christen geschriebrn wurden. 1 Die ganze Bibel
der hebräischen und der griechischen Schriften, von
1. Mose bis zur Offenbarung, ist ein Buch, von
einem Autor, Gott; es sind nicht zwei „Testamente".
Die unbefugte Aufteilung der Bibel in „Testa,
mente" hat zu dem religiösen Irrtum geführt, daß
,das Alte Testament erfüllt und für Christen nichts
weiter notwendig sei, als das Neue Testament zu
lesen'. Durch diesen Irrtum hat der Teufel viele,
die sich „Christen" nennen, in der Knechtschaft der
Unwissenheit und Geistesverblendung gehalten.
Religionisten, die die Überlieferungen von
Menschen hochhalten und Pfaff entrug über das
geschriebene Wort Gottes stellen, bringen zu ihrer
Verteidigung vor, Jesus Christus habe seinen Jün"
gern keinen Schreibauftrag erteilt, und deshalb sei

1 Jeremia 31: 31-33; 2. Korinther 3: 6-15; Hebräer 8: 5-


13; 10: 16, 17.
DAS BUCH DER FREIHEIT ENTSTEHT 209

eine geschriebene Bibel nicht notwendig oder un"


entbehrlich. Damit wäre behauptet, Jesu Apostel
hätten nicht unter göttlicher Inspiration geschrieben.
Da sie jedoch unter solcher Inspiration schrieben,
geschah es also auf seinen Befehl. Die Vorbilder
und prophetischen Dramen und Prophezeiungen
der ,alten Zeit ließ Jehova Gott uns nicht auf münd"
liehe Weise überliefern, sondern befahl, diese le"'
bengebenden Wahrheiten zwecks sorgfältiger Auf,..
bewahrung schriftlich niederzulegen. Daher wollte
er vernünftigerweise die Tatsachen der Erfüllung
vieler solcher Vorbilder, Schatten und Prophe"
zeiungen durch Jesus und seine Apostel nicht ein"
fach der mündlichen Überlieferung anvertrauen, die
der Pfaffenpolitik ausgesetzt war. Er wollte diese
neu offenbarten Tatsachen und Wahrheiten schrift"
lieh aufbewahren lassen. ,,Denn ich, Jehova, ich ver"'
ändere mich nicht." - Maleachi 3: 6.
So wie Jehova das Schreiben der kanonischen
hebräischen Schriften befahl, so gebot er auch das
Niederschreiben der heiligen Schriften in grie"
chischer Sprache durch die Apostel und Jünger J esu
Christi. Der Apostel Petrus schrieb zwei Briefe
und gab als Grund dafür an: ,,Ich will mich aber
befleißigen, daß ihr auch zu jeder Zeit nach mei"
nem Abschiede imstande seid, . euch diese Dinge
ins Gedächtnis zu_ rufen." (2. Petrus 1: 15) Er
sprach auch beifällig von den Schriften des Apo"
stels Paulus und sagte: ,,Wie auch unser geliebter
Bruder Paulus nach der ihm gegebenen Weisheit
euch geschrieben hat, wie auch in allen seinen Brie"'
f en, wenn er in denselben von diesen Dingen redet,
von denen etliche schwer zu verstehen sind, welche
die Unwissenden und Unbefestigten verdrehen, wie
auch die übrigen Schriften, zu ihrem eigenen V er"
derben." (2. Petrus 3: 15, 16) Als der Apostel Jo"
210 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

hannes ein alter Mann war und alle andern Apostel


überlebt hatte, erschien ihm der Herr Jesus Chri~
stus in einem Gesicht und gebot ihm zwölfmal 1 ,
zu schreiben. ,,Was du siehst, schreibe in ein Buch
und sende es den sieben Versammlungen." Und der
Apostel sagt in der Emführung zu diesem Buche
der Offenbarung: ,,Glückselig, der da liest." -
Offenbarung 1: 3.
Mit Johannes war das Schreiben der inspirierten
oder kanonischen Bücher der Heiligen Schrift in
Griechisch beendet. Damit war der Kanon ( die maß,
gebenden Schriften) abgeschlossen, nicht nur der
griechischen Schriften, sondern der ganzen Bibel.
Zuerst wurden die sechsundsechzig Bücher der Bibel
auf Rollen von feingenarbten Häuten oder auf Papy~
rus geschrieben. Da sie nicht mit Druckbuchstaben,
sondern handschriftlich angefertigt wurden, nennt
man sie Manuslo·ipte , was von Hand geschrieben be,
deutet. An Originalhandschnften dieser von Gott in,
spirierten Schreiber ist heute nichts mehr vorhanden;
aber der große Autor des „Buches der Wahrheit''
ließ Abschriften herstellen, die mit den Originalen
g,enau übereinstimmen. Die Hebräer oder Juden
wandten im genauenAbschreiben und in der Auf~
bewahrung der hebräischen Schriften die peinlich,
ste Sorgfalt auf. Solch genaue Abschriften blieben
bis auf unsere Zeit erhalten, obgleich die römisch•
katholischen Kreuzzüge und Inquisitionen in direb
ter und indirekter \Veise zur Vernichtung unzäh~
liger Abschriften des \v ortes Gottes in hebräischer
Sprache führten. Nutzloses Bemühen 1 „Fürwahr,
das Volk ist Gras. Das Gras ist verdorrt, die Blu,
me ist abgefallen; aber das Wort unseres Gottes

1 Offenbarung 1: 11, 19; 2: l, 8, 12, 18; 3: 1, 7, 14; 14: 13;


19: 9; 21: 5.
DAS BUCH DER FREIHEIT ENTSTEHT 211

besteht in Ewigkeit", trotz der religiösen Raserei,


es zu vernichten. - Jesaja 40: 7, 8.
Von den griechischen Schriften der inspirierten
Apostel und Jünger Christi wurden nicht nur viele
Abschriften hergestellt, sondern auch viele über::
setzungen in andere Sprachen angefertigt, in über::
einstimmung mit J esu Gebot: ,,Darum geh et hin
und lehret alle Völker ... und lehret sie halten alles,
was ich euch befohlen habe." ,,Ihr werdet meine
Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz
Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde."
(Matthäus 28: 19, 20, Luther; Apostelgeschichte
1: 8) Zehn Tage danach, am Tage der Pfingsten,
wurden die Jünger mit dem Geiste oder der wirk::
samen Kraft Gottes gesalbt und so befähigt, in
vielen fremden Sprachen zu reden. Viele von denen,
die daraufhin das Christentum annahmen, waren
griechischsprechende Juden . (Apostelgeschichte 2:
1-11; 6: 1) Kurz danach predigte der Jünger Phi::
lippus das Evangelium einem jüdischen Proselyten,
der ein Athiopier war, und taufte ihn. (Apostel"
geschichte 8: 26-39) Die \Viedergaben der heiligen
Schriften aus dem Hebräischen und Griechischen
in diese verschiedenen Sprachen werden Versio-
nen oder Übersetzungen genannt. Manuskript::
Exemplare der Heiligen Schriften in den Original"
sprachen sowie Übersetzungen davon wurden an"
gefertigt, bis man gegen Mitte des fünfzehnten
Jahrhunderts das Drucken mit auswechselbaren
. Buchstaben erfand.
Von den in der griechischen Ursprache ange"
fertigten Manuskripten der griechischen Schriften,
die nach Christus geschrieben wurden, liegen heute
mehr als 4:000 vor. Außerdem gibt es mindestens
8000 Manuskript„Exemplare der lateinischen V ul"
gata" übersetzul'!g. Ferner sind noch ungefähr tau"
212 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

send Manuskripte der ersten Übersetzungen vor~


handen, in Äthiopisch, Armenisch, Syrisch, Kop:1
tisch, Gotisch, Persisch, Arabisch usw. Daher kann
mit Sicherheit gesagt werden, daß es jetzt 12 000
Manuskript~Exemplare der von den Aposteln und
Jüngern Christi geschriebenen heiligen Schriften gibt,
von denen jedoch keine zwei genau gleich sind. 1
Als erste verlegten sich die Christen darauf,
Manuskripte in Buchform zusammenzustellen, mit
Seiten und Deckeln gleich diesem Buch in Ihrer
Hand, und nicht in Rollen. Ein solches Manuskript~
buch wird Kodex genannt. In der zweiten Hälfte
des vierten Jahrhunderts n. Chr. wurde ein solcher
Kodex geschrieben, der heute als das Vatikanische
Manuskript Nr. 1209 bekannt ist. Augenscheinlich
wurde er in Ägypten angefertigt. Im Laufe der
Zeit hat er seinen Weg in die vatikanische Biblio"
thek in Rom gefunden, wo er im Bücherkatalog der
Bibliothek erstmals im Jahre 14:81 erscheint. Ur„
sprünglich enthielt er - in Griechisch, nicht in La"
teiriisch - die ganze Bibel, büßte aber einige Teile
ein, darunter auch das letzte Buch, die Offenba"
rung. Die unechten Bücher der Makkabäer waren
darin nie enthalten. Er ha:tte auf jeder Seite drei
Spalten.
Der Vatikan mißgönnte Erforschern der Bibel,
wie z.B . Graf Tischendorf, lange Zeit jeden kurzen
Einblick in dieses vatikanische Manuskript Nr. 1209.
Schließlich veröffentlichten die päpstlichen Amts"
stellen im Jahre 1868 von diesem Manuskript den
zum sogenannten „Neuen Testament" gehörigen
Teil, worauf in späteren Jahren weitere Bände mit

1 Die Angaben in diesem Kapitel stützen sich auf das


Buch „Textu a l Criticism of the New Testament" , von
Sir Frederic G. Kenyon, K. C. B. , F. B. A.
DAS BUCH DER FREIHEIT ENTSTEHT 213

dem sogenannten „Alten Testament" folgten. All


diese früheren Ausgaben wurden in den Jahren
1889 und 1890 durch eine Gesamtausgabe des Ori~
ginalmanuskripts in Form photographischer Fak~
similes unterstützt.
Dem Vatikanischen Manuskript an Bedeutung
folgt ein anderes, -das im vierten Jahrhundert ge~

Wiedergabe des griechischen Bibeltextes Novum Testa-


mentum E Coclice Vaticano 1209 · (Seite 1441 des Original-
manuskripts), von 1. Johannes 4: 13 bis 1. Johannes 5: 16.
Die katholische Douay-übersetzung (Englisch) erschien
erstmals vollständig im Jahre 1610.
214 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

schrieben wurde, das Sinaitische .Manuskript. Graf


Tischendorf fand es im Jahre 1859 in dem grie,
chisch,katholischen Kloster am Berge Sinai in Ara~
bien; seit 1933 wird es im Britischen Museum in
London aufbewahrt. Es ist in Griechisch und ent,
hielt ursprünglich die ganze Bibel, wovon das
,,Neue Testament" so gut wie vollständig vorliegt,
einschließlich der Offenbarung; auf jeder Seite sind
vier Spalten.
An Bedeutung als nächstes kommt das Alexan"
drinische Manuskript, das im fünften Jahrhundert
in Agypten geschrieben wurde. Der griechisch,
katholische Patriarch Cyrillus Lucaris, der es im
Jahre 1621 von Alexandrien nach Konstantinopel
(Istanbul) gebracht hatte, schenkte es König Ja,
kob I. von England, und dieser Monarch veranlaßte
die Herausgabe der „King„James",,übersetzung
der englischen Bibel. Tatsächlicher Empfänger des
Manuskripts war im Jahre 1627 König Karl I., weil
König Jakob vor der Übergabe des Geschenkes
starb. Es befindet sich im Britischen Museum und
enthielt einst die ganze Bibel in griechischer Sprache.
Im Jahre 382 n. Chr. begann Eusebius Hiero"
nymus seine Revision der alten lateinischen Bibe1"
Übersetzungen. Zuerst übersetzte er aus dem griechi,
sehen Originaltext und aus der griechischen Septua,
ginfa„Lesali, wandte sich aber schließlich auch
~em hebräischen Originaltext zu. Die lateinische
Übersetzung, die Hieronymus herstellte und die
seither revidiert ,vorden ist, heißt „die lateinische
Vulgata". Als im fünfzehnten Jahrhundert der
Buchdruck erfunden wurde, kam als erstes diese
lateinische Bibel auf die Presse, und so erschien
im Jahre 1456 in Mainz die Gutenberg~Ausgabe,
die als „.Mazarin„ßibel" bekannt ist.
DAS BUCH DER FREIHEIT ENTSTEHT 215

Ins Englische hat als erster John \Viklif die Bi:::


bei übersetzt, und zwar in den Jahren 1382 bis 1384.
Sie war von Hand geschrieben. Die erste vollstän"

Verkleinerte Wiedergabe des griechischen Bibeltextes


vom Codex Alexandrinus (Seite 145 des Originalmanu-
skripts), von 1. Timotheus 3: 14 bis 1. Timötheus 5: 13.
216 „DIE WAHRHEIT WffiD EUCH FREI MACHEN"

dige Bibel in Englisch, die gedruckt wurde, war


diejenige von Myles Coverdale, die im Jahre 1535
erschien und das einschloß, was bis dahin William
T yndale bearbeitet hatte, der zu jener Zeit im Ge"
fängnis seine Hinrichtung durch die römisch"
katholische Inquisition erwartete. Andere englische
Bibelübersetzungen folgten, von denen sich die
,,King James Version" oder „Autorisierte über"
setzung", die 1611 veröffentlicht wurde, als volks"
tümlichste erwies.
In den darauffolgenden Jahrhunderten wurden
viele gelehrte Untersuchungen und kritische Ver"
gleiche der Original„fübelmanuskripte in Grie"
chisch vorgenommen, um den unverfälschten, ge"
nauen Text zu erhalten, wie die Apostel und ihre
Mitarbeiter ihn niederschrieben. Im Jahre 1774 gab
J. J. Griesbach, ein namhafter Textkritiker, die er"
ste seiner drei Ausgaben des griechischen „Neuen
Testamentes" heraus. Griesbach ging von der Auf„
fassung aus, daß die ältesten Manuskripte - wie
zum: Beispiel das damals bekannte Alexandrinische
-. dem Text nach die echtesten und genauesten
seien.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden Bibel"
gesellschaften des englischen Sprachgebiets gegrün"
det: die Britische und Ausländische Bibelgesell"
schaft und auch die New" Y orker Bibelgesellschaft
im Jahre 1804, die Philadelphia Bibelgesellschaft
im Jahre 1808 und die Amerikanische Bibelgesell"
schaft im Jahre 1816. Im Jahre 1884: wurde die
Wachtturm Bibel" und T raktat„Gesellschaft gesetz„
lieh eingetragen, während die Zeitschrift Der Wacht-
turm (in Englisch) bereits seit Juli 1879 erschienen
war. Die \"IVachtturm„Gesellschaft verbreitete auch
Bibeln und ein biblisches Hilfsmittel, betitelt „The
Emphatic Diaglott", von Benjamin \Vilson, dem
DAS BUCH DER FREIHEIT ENTSTEHT 217

später die Platten und das Verlagsrecht für die


Diaglott abgekauft wurden.
Die Diaglott enthält den griechischen Original"
text vom Matthäus"Evangelium bis zur Offenba"
rung, gemäß der von Dr. J. J. Griesbach durchgese"
henen Ausgabe. Zwischen- den Zeilen des Grie"
chischen steht eine englische Übersetzung, die dem
griechischen Text Wort für Wort folgt. Rechts
davon ist eine Spalte mit einer neuen, durch Sprach"
zeichen betonten Übersetzung in fließendem Eng"
lisch. (Siehe Seite 4:6 u. 4:7 dieses Buches.) Diese vom
Urheber der Emphatic Diaglott angefertigte so be"
tonte englische Übersetzung folgt nicht genau oder
ausschließlich Dr. Griesbachs griechischem Text,
sondern vor allem dem älteren Text des Vatika"
nischen Manuskripts Nr. 1209, des ältesten und
wertvollsten Manuskripts, das vorhanden ist, aber
zu Dr. Griesbachs Zeit noch nicht veröffentlicht
war. Wo das Vatikanische Manuskript Nr. 1209
mangelhaft ist, folgt die Diaglott dem Vatikanischen
Manuskript Nr. 1160 und dem Alexandrinischen
Manuskript. Im Jahre 1942 wurde die Wachtturm"
Ausgabe der Bibel (Englisch) veröffentlicht, bei
der es sich um die beliebte King" James" Übersetzung
der Bibel handelt; sie ist unverändert, jedoch sind
besondere Hilfsmittel für den Studierenden bei"
gefügt.
Der vorhergehende Bericht beweist, daß es un"
.begründet und töricht ist, wenn Religionisten die
lästerliche Behauptung aufstellen: ,,Ohne die rö"
misch"katholische Religionsorganisation hätten die
Christen heute keine Bibel; denn die römisch"
katholische Organisation wurde von Gott zum
Verwahrungsort der Wahrheit und zu ihrem Hüter
gemacht." Solch eingebildete Ansprüche stehen
nicht nur den Tatsachen entgegen, sondern nehmen
218 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

auch Gott die Ehre, der der Urheber der Heiligen


Schrift ist und für ihre Bewahrung von keinem
Menschen und keiner Menschengruppe abhängt.
Er hat sein geschriebenes Wort bewahrt und ließ
es weltweit verbreiten, trotz der Gegnerschaft und
den verderblichen Anstrengungen aller Religio"
nisten.
17. KAPITEL

EINE KONIGLICHE THEOKRATIE

[y]
IERZIG Tahte lang führte Jehova Gott
die Kinder Israel unter Mose durch die
Wüste. Im letzten Jahre der Wan:::
derung brachte er sie in die Ebenen
Moabs, gegenüber der Stadt Jericho im
verheißenen Lande. Der Herr bezeichnete Moses
treuen Diener Josua als dessen Nachfolger. Mose
erteilte den zwölf Stämmen Israels unter Inspiration
einen Segen und stieg dann auf den Gipfel des
Berges N ebo, um dort zu sterben. Vom Berges:::
gipf el aus ließ Gott ihn das ganze Land der Ver:::
heißung überblicken, worauf Mose starb und von
Gott, dem Herrn, begraben ward, ohne daß je:::
mand weiß, wo der Leib Moses begraben liegt
und wie Gott über ihn verfügte. Zu jener Zeit
ereignete sich das, was in ludas 9 berichtet wird:
„Michael aber, der Erzenge , als er, mit dem Teufel
streitend, Wortwechsel hatte um den Leib Moses',
wagte nicht, ein lästerndes Urteil über ihn zu
fällen, sondern sprach: Der Herr schelte dich!"
Mose kam nicht in den Himmel. Die V erklä:::
rungsszene, die fünfzehn Jahrhunderte später auf
einem Bergesgipfel stattfand, wo Mose und Elia
in einem Gesicht gesehen wurden, beweist nicht,
daß Mose lebte und im Himmel war. (Matthäus
17: 1-9) Man muß es als Wahrheit hinnehmen,
wenn Jesus sagte: ,,Niemand ist hinaufgestiegen
in den Himmel als nur, der aus dem Himmel herab:::
gestiegen ist, der Sohn des Menschen." Daß Mose
bei der Ve_rklärungsvision zusammen mit Jesus er:::
220 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

schien, bezeugte lediglich, daß Christus Jesus ein


Prophet ist wie Mose und Elia, doch größer als
beide, wie auch Mose in jenen Ebenen Moabs, nur
wenige Tage vor seinem Tode, sagte: ,,Einen Pro,
pheten aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern,
gleich mir, wird Jehova, dein Gott, dir erwecken;
auf ihn sollt ihr hören." (5. Mose 18: 15-19) Der
Apostel Petrus war mit Jesus bei der Verklärung
und bestätigte später diese Wahrheit, daß Jesus
der größere Mose ist. - Apostelgeschichte 3: 20-23.
Durch ein Wunder Jehovas teilten sich die
Wasser des Jordan, und so führte Josua die Is•
raeliten trockenen Fußes durch das Bett des rei•
ßenden Flusses, worauf die Eroberung des ver,
heißenen Landes begann. l ehova hatte ihren Vor,
fahren verheißen, ihnen das Land zu geben. Nun
befahl er seinem auserwählten Volk, die verfluchten
Kanaaniter in dem Lande zu vernichten und ihre
Religion auszutilgen, sonst würde sich die Religion
für .sie als eine Schlinge erweisen. Gott hatte jene
Dämonenanbeter zum Tode verurteilt und machte
die Israeliten zu seinen Gerichtsvollstreckern, ,,im
Bilde Gottes". Der Krieg, den die Israeliten gegen
die Kanaaniter führten, war von dem großen Theo,
kraten, Jehova, befohlen. Es war eine gerechte,
theokratische Kriegführung, um das Land zu rei,
nigen, das verunreinigt worden war durch den
Götzendienst und die blutigen Taten, die im Namen
der Religion verübt wurden. Gott war in diesem
Kriege mit den Israeliten und vollbrachte Wunder
für den Sieg seines Volkes und die Vernichtung
der Feinde.
Obwohl die heidnischen Nationen noch nicht
vollständig aus dem verheißenen Lande beseitig1
waren, begann nach sechs Jahren ständigen
Kampfes die Aufteilung des Landes unter die
EINE KöNIGLICHE THEOKRATIE 221

Stämme Israels. Zu Lebzeiten Josuas und der


Altesten des Volkes, die ihn überlebten, blieben
die Stämme dem Gott Israels treu und hatten
Segen, wie geschrieben steht: ,,Glückselig die
Nation, deren Gott Tehova ist, das Volk, das er
sich erkoren zum Erbteil!" (Psalm 33: 12) J osuas
Name bedeutet „Jehova rettet". Die griechische
Übersetzung der Bibel gibt den Namen Josua mit
„Jesus" wieder. (Apostelgeschichte 7: 4:5; Hebräer
4:: 8) In seiner treuen Führerschaft Israels und in
den Siegen, die er durch Glauben an Gott über die
heidnischen Nationen Kanaans gewann, war Josua
ein Vorbild oder eine prophetische Darstellung
von Jesus Christus, dem Samen, welcher der
Schlange den Kopf zermalmen wird. Als Josua
sich vor seinem Tode zum letzten Mal mit dem
Volke Israel versammelte, ermahnte er sie, den
Bund mit Gott zu halten und ihn, der sie zu einer
freien Nation gemacht hatte, anzubeten. Josua for~
derte sie auf, zwischen Religion und dem wahren,
lebendigen Gott zu entscheiden, und sagte: ,,Und
wenn es übel ist in euren Augen, Jehova zu dienen,
so erwählet euch heute, wem ihr dienen wollt, ob
den Göttern, welchen eure Väter gedient haben,
die jenseit des Stromes wohnten, oder den Göttern
der Amoriter, in deren Land ihr wohnet. Ich aber
und mein-Haus, wir wollen Jehova dienen!" (J osua
24: :15) Wer will leugnen, daß Josua ein Zeuge
J ehovas war?
Israels Bestand als freie Nation wurde durch
den einen Umstand gefährdet, daß sich in man~
chen Landesteilen auch nach Josuas Zeit noch
Kanaaniter befanden, die samt ihrer Religion der
Vernichtung entronnen waren. Diese Religion er~
wies sich als die umstrickende Sünde, vor welcher
jene, die beim Wettlauf um das ewige Leben frei
222 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN''

und ungehindert sein müssen, gewarnt werden :


„Deshalb nun, da wir eine so große Wolke von
Zeugen um uns haben, laßt auch uns, indem wir
jede Bürde und die leicht umstrickende Sünde ab,
legen, mit Ausharren laufen den vor uns liegenden
\Vettlauf." (Hebräer 12 : 1) Die alte Schlange lag
auf der Lauer, um das auserwählte Volk. durch
das der königliche Same kommen mußte, fort,
während durch Religion zu verführen.
Die Israeliten wurden immer und immer wieder
sorglos; sie vernachlässigten und vergaßen die
Anbetung und den Dienst Jehovas und fielen de1
Religion anheim. Sooft die Nation ihren Bund
Jehova gegenüber brach, verkaufte er sie in die
Hände ihrer heidnischen Feinde, deren Dämonen,
götter die Israeliten anzubeten begonnen hatten .
Wenn sein Volk in der Bedrängnis zu ihm rief.
sich vom Dämonismus abwandte und l ehova
suchte, dann erweckte er ihnen Richter, um sie
von' ihren Feinden und aus der Schlinge der Re,
ligion zu befreien. Diese Periode der Richter sah
das Auftreten und die Heldentaten des Glaubens
solcher Zeugen Jehovas wie Ehud, Barak und
Debora, Gideon, Jephtha, Simson und den Pro,
pheten Samuel. (Hebräer 11: 32-34) Der Bericht
im Buche der Richter schließt mit den \XI orten:
„In jenen Tagen war kein König in Israel; ein
jeder tat, was recht war in seinen Augen." -
Richter 21: 25.
Dann wünschten die Israeliten die heidnischen
Nationen, die ringsum ,vohnten, nachzuahmen und
kamen zu dem Richter, dem Propheten Samuel,
und baten ihn, einen König über sie zu setzen,
der sie sichtbar leiten und regiere11 solle. Sie be,
achteten nicht, daß Jehova ihr unsichtbarer theo,
kratischer König war und sie nicht verlassen wollte,
EINE KöNIGLICHE THEOKRATIE 223

wenn sie es nicht aufgäben, ihn anzubeten. Samuel


war ungehalten und betete zu Gott. ,,Und Jehova
sprach zu Samuel: Höre auf die Stimme des Volkes
in allem, was sie dir sagen; denn nicht dich haben
sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen,
daß ich nicht König über sie sein soll. Nach allen
den Taten, die sie getan von dem Tage an,
da ich sie aus Ägypten herauf geführt habe, bis
auf diesen Tag, indem sie mich verlassen und
anderen Göttern gedient haben, also tun sie auch
dir." - 1. Samuel 8: 7, 8.
Auf des Volkes beharrliche Bitte hin bestimmte
Gott den Saul vom Stamme Benjamin als König,
und Saul wurde zu seinem Königsamt mit öl auf
seinem Haupte gesalbt. So wurde er ,der Gesalbte
Jehovas'. (1.Samuel 10: 1; 12:3, 5) Der Name für
„Gesalbter" ist im Hebräischen „Messias"; aber
König Saul erwies sich nicht als Vorbild des gro::
ßen kommenden Messias, des königlichen Samens
der Organisation Gottes, Zions. In seiner vierzig::
jährigen Regierungszeit begann Saul recht bald
eine eigenwillige Handlungsweise, im Ungehorsam
gegen Gott. Samuel sagte ihm, töricht gehandelt
zu haben, ,,denn jetzt hätte Jehova dein Königtum
i.iber Israel bestätigt auf ewig; nun aber wird dein
Königtum nicht bestehen. Jehova hat sich einen
Mann gesucht nach seinem Herzen, und Jehova
hat ihn zum Fürsten über sein Volk bestellt". (1. Sa::
muel 13: 13, 14) Wie es sich zeigte, war jener
Mann David, der zehn Jahre .nach dem Beginn
der Regierung Sauls geboren wurde. Als David
noch ein . junger Hirtenknabe war, sandte Gott
seinen Propheten Samuel, um David in nichb
öffentlicher Weise als den zum König Ausersehenen
zu salben. Dadurch wurde David aus dem Stamme
Juda des Herrn „Gesalbter". Er erwies sich als
224 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

ein Vorbild des kommenden .Messias, des ,Löwen


aus dem Stamme Juda'. Indem David den Philister•
riesen Goliath mit nichts weiter als einer Hirten~
schleuder und einem Stein besiegte, wurde er von
Gott in den Augen des Volkes hervorragend ge~
macht, und König Saul ernannte ihn zum Haupt•
mann in seiner Armee.
Auf Saul ruhte nicht mehr der Geist des Herrn,
und der Teufel enveckte in ihm den Geist der
Eifersucht gegen David. Ferner veranlaßte der
Teufel, daß Saul den David verfolgte und ihn
zu vernichten suchte, um zu verhindern, daß durch
Davids Linie der verheißene Same komme. Jehova
befreite jedoch seinen Gesalbten von Sauls Ver-
folgung. Als Saul von seiten des Philisterheeres
eine Katastrophe bevorstand, suchte er schließlich
die Hexe von Endor auf, und kurz danach ließ
Gott ihn umbringen, weil er ungehorsamerweise
dem Dämonismus nachgegangen war.
Dann wurde David König iiber Israel und er•
hielt die Salbung zum Amt in Hebron im Stamme
Juda. Er regierte vierzig Jahre. Mehrere .Male
wurde er vom Teufel überlistet und hatte dafür
zu leiden; aber sein Herz blieb stets redlich gegen•
über Jehova, den er anbetete; er bereute und wurde
in die Gunst Gottes zurückgebracht. Zu Beginn
seiner Herrschaft über die zwölf Stämme bewohn•
ten die heidnischen Jebusiter noch einen Teil der
Stadt Jerusalem, besonders den Hügel Zion und
die darauf befindliche Festung. David führte sein
Heer gegen sie, entriß Zion den· Heiden und er•
richtete hernach dort seinen Thron. So wurde
Jerusalem die Hauptstadt · Israels, besonders ihr
Hügel namens „Zion". Da nun David ein Vorbild
des Messias, des gesalbten Königs J ehovas ist,
der da kommen sollte, wurde Zion ein Vorbild
EINE KöNIGLICHE THEOKRATIE 225

von J ehovas Hauptorganisation unter seinem mes~


sianischen König. Daher wird Gottes Haupt~
organisation, seine theokratische, durch den Mes~
sias ausgeübte Herrschaft in der biblischen Pro~
phetie „Zion" genannt.

:::.:·-:.::.:~ :.:· .. . ~
,"·"'•'•·· ..
\/::···

Dann suchten die Philister David zu stürzen;


aber Jehova verlieh ihm zwei wunderbare Siege
über sie, am Berge Perazim und zu Gibeon. Und
David verfaßte unter göttlicher Eingebung einen
Psalm und schrieb: ,,Warum toben die Nationen
und sinnen Eitles die Völkerschaften? Es treten
auf die Könige der Erde, und die Fürsten rat.
schlagen miteinander wider Jehova und wider
seinen Gesalbten ... Dann wird er zu ihnen reden
in seinem Zorn, und in seiner Zornglut wird er
sie schrecken. ,Habe doch ich meinen König ge:s
226 „DIE WAHRHEIT WIBD EUCH FREI MACHEN"

salbt auf Zion, meinem heiligen Berge 1' ... Jehova


hat zu mir gesprochen: Du bist mein Sohn, heute
habe ich dich gezeugt." (Psalm 2: 1-7) Obwohl
sich dieser Psalm auf damalige Geschichtsereig~
nisse ~tützt, ist er doch eine Prophezeiung, die sich
auf den Messias, Christus Jesus, bezieht und seit
1914 n. Chr., also zur jetzigen Zeit in Erfüllung
geht. Eine Erfüllung im Kleinen oder zum Teil
fand die Prophezeiung beim Kommen des Mes~
sias oder Christus vor neunzehnhundert Jahren.
(Apostelgeschichte 4: 24:-28) Ihre ' vollständige
oder endgültige Erfüllung muß in unseren Tagen
geschehen. (Offenbarung 11: 15-18) Im griechi~
sehen Text der Bibel steht Christus anstatt des
Wortes Messias. - Johannes 1: 41.
. David war beflissen, die wahre Anbetung
seines unsichtbaren theokratischen Herrschers zu
fördern. Infolge eines Sieges; den die Philister vor
etwa siebzig Jahren über Israel · errungen hatten,
war die heilige goldene Bundeslade des Zeltes der
Anbetung aus dem Allerheiligsten der Stiftshütte
fortgeschafft und im Hause eines Leviten in
Kirjath~ J earim untergebracht worden. König David
errichtete für die Bundeslade auf dem Berge Zion
ein besonderes Zelt und ließ sie dort hinauftragen
und aufstellen. So wurde die Anbetung Jehovas
unzertrennlich mit der Hauptstadt Zion verbunden.
Zu der Zeit, als man die heilige Bundeslade auf
den Berg Zion brachte, der nun der „Berg Jehovas"
und „seine heilige Stätte" wurde, sang König David
Psalmen und sagte: ,,Es freue sich der Himmel,
und es frohlocke die Erde 1 und man spreche unter
den Nationen: Jehova regiert! Dann werden jubeln
die Bäume des Waldes - vor Jehova; denn er
kommt, die Erde zu richten!" (1. Chronika 16:
31, 33) Hier zeigte sich schließlich die königliche
EINE KöNIGLICHE THEOKRATIE 227

Theokratie des Vorbildes als getreues Abbild der


kommenden theokratischen Regierung des Messias.
Jehova, dargestellt durch die heilige Bundeslade,
regierte auf Zion, und sein gesalbter König David,
dessen Name „Geliebter" bedeutet, saß auf dem
vorbildlichen „Thron Jehovas". - 1. Chron. 29: 23.
Im Laufe der Zeit fühlte sich David von Herzen
dazu getrieben, für die Bundeslade des Herrn und
den Dienst seiner Priester und Leviten ein festes
Haus, einen Palast oder Tempel zu bauen. Dann
sandte der Herr seinen Propheten Nathan zu David
und teilte ihm mit, daß ein solches Vorrecht seinem
Sohne . vorbehalten sei, weil König David ein
Mann des Krieges und des Blutvergießens gewesen
war. Doch schloß Jehova Gott mit David gleich~
zeitig einen Bund. Es war ein Bund für das König~
turn, durch welchen Gott verhieß, daß das König~
turn im Geschlechte Davids verbleiben solle: ,, Und
dein Haus und dein Königtum sollen vor dir be~
ständig sein auf ewig, dein Thron soll fest sein
auf ewig." (2. Samuel 7: 1-16) Dieser Bund für
das Königtum verbürgte, daß der königliche Same,
der Messias oder Christus, aus dem Hause oder
der Geschlechtslinie Davids kommen und daß
Jehova ihm die theokratische Herrschaft geben
werde. Daher nennt man den 1V1essias oder Chri~
stus den „Sohn Davids". - Matthäus 1: 1.
In Übereinstimmung 1nit dem Königtumsbund
folgte auf David sein Sohn Salomo, dessen Name
„friedfertig" bedeutet. Weil David alt war und
die Feinde die Herrschaft Salomos zu verhindern
suchten, wurde Salomo vor dem Tode seines
Vaters auf den Thron erhoben. Im vierten Jahre
nach Salomos Salbung zur Herrschaft begann der
Tempelbau, wofür sein Vater umfangreiche Vor~
bereitungen getroffen hatte. (1. Könige 6: 1) Dies
228 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

war vorbildlich von zukünftigen Ereignissen. Es


stimmt mit der Geschichte Christi, des Messias,
überein. Im vierten Jahre, oder dreieinhalb Tahre
nach seiner Salbung mit Gottes Geist am Jordan,
kam Christus zum Tempel in Jerusalem und stellte
sich als König und auch als Grundstein dar, auf
welchem der große geistliche Tempel Jehova Gottes
aufgebaut werden sollte. Der gesalbte fesus sagte
über sich selbst: ,,Siehe, mehr als Salomo ist hier."
Dadurch bewies er, daß Salomo ein Vorbild des
Messias war, der Gottes wahren Tempel lebendiger
Steine aufbaut. - Matthäus 12: 4:2; 1. Petrus 2: 4-9.
Salomo wendet~ sieben Jahre auf, um den
Tempel auf dem Berge Morija in Jerusalem zu er,
richten. Als man die Bundeslade vom Berge Zion
in das Allerheiligste gebracht und die Priester
und Leviten in ihre Dienste eingesetzt hatte, er•
füllte die Herrlichkeit Jehovas Gottes den Tempel
vor den Augen des ganzen versammelten Volkes.
In der Bundeslade befand sich nichts weiter als
di~ zwei Steintafeln mit den Geboten Gottes,
die Mose am Berge Horeb hineingelegt hatte.
(1. Könige 8: 9-21) So entfaltete nun die Vorbild,
Theokratie Gottes, des Allerhöchsten, während
einiger Zeit ihre größte Herrlichkeit. Menschen
aus aller \'Velt kamen herbei, um in diesem Tempel
anzubeten und die Weisheit Salomos zu hören.
I---Iinsichtlich der allgemeinen Wohltaten seiner
friedlichen Herrschaft, wie des Freiseins von Furcht
und Not, steht geschrieben: ,,Juda und Israel waren
zahlreich, wie der Sand, der am Meere ist, an
Menge; sie aßen und tranken und waren fröhlich.
Und Salomo war Herrscher über alle Königreiche,
von dem Strome an bis zu dem Lande der Philister
und bis zu der Grenze Agyptens; ... und Juda
und Israel wohnten in Sicherheit, ein jeder unter
EINE KÖNIGLICHE THEOKRATIE 229

seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum,


von Dan bis Beerseba, alle Tage Salomos." (1. Kö<
nige 4: 20-25) Das ist eine prophetische V eran<
schaulichung der Zustände, wie sie unter der Herr<
schaft Christi in der neuen Welt bestehen werden.
Im Alter wurde Salomo von Satan, dem Teufel,
in die Sünde der Religion verstrickt. Der einst
weise König fiel in Abgötterei und starb im Jahre
997 v. Chr., von Gott mißbilligt. Nach seiner
vierzigjährigen Regierung spaltete sich die Nation
der zwölf Stämme in zwei Teile, in das nördliche
Zehnstämme~Königreich Israel und das südliche
Königreich mit den zwei Stämmen Juda und Ben<
jamin. Das nördliche Königreich wandte sich so<
fort von der Anbetung J ehovas ab und errichtete
eine Staatsreligion, um das Volk von der Vorbild,
Theokratie J ehovas und der Anbetung in J eru,
salem abzuhalten. Dieses untreue Königreich wurde
schließlich,"fast drei Jahrhunderte später, von dem
König Assyriens zerstört. Im südlichen König,
reich, nämlich Juda, blieben die Nachkommen des
Königs Salomo auf dem Thron. Der Bund für das
ewige Königtum, den Jehova mit David geschlossen
hatte, blieb in Kraft; aber Jehova wechselte die
Linie, durch welche der messianische Same kommen
sollte, von derjenigen Salomos auf Davids andern
Sohn, Nathan. (Lukas 3: 21, 22, 31; 2. Samuel 5: 14)
Der letzte König aus Salomos Linie, der auf dem
Thron in Jerusalem saß, war Zedekia.
König Zedekia wurde untreu und götzen<
dienerisch. Vor seinem Sturz inspirierte der Gott
des Königtumsbundes seinen Propheten Hesekiel,
vom lande Babylon aus folgende Worte gegen
ihn zu richten: ,,Du, Unheiliger, Gesetzloser, Fürst
Israels, dessen Tag gekommen ist zur Zeit der
Ungerechtigkeit des Endes! so spricht der Herr
230 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Jehova: Hinweg mit dem Kopfbund, und fort mit


der Krone 1 Dies wird nicht mehr sein. Das Niedrige
werde erhöht und das Hohe erniedrigt] Umgestürzt,
umgestürzt, umgestürzt will ich sie machen; auch
dies wird nicht mehr sein - bis der kommt, wel:::
ehern das Recht gehört: dem werde ich's geben."
- Hesekiel 21: 30-32.
Im Jahre 607 v. Chr. ließ der himmlische Theo"
krat die Vorbild::: Theokratie in Israel von dem ba:::
bylonischen König Nebukadnezar stürzen. Trotz:::
dem verließ Jehova sein Bundesvolk nicht, von
dem ein Überrest ihm treu blieb, wie Hesekiel,
Daniel und dessen drei hebräische Gefährten, Je"
remia und andere. Durch seinen Propheten l eremia
sagte Gott voraus, daß er nach siebzig Jahren der
Verwüstung Jerusalems und seines Herrschafts"
gebietes den treuen Überrest aus der babylonischen
Gefangenschaft ins verheißene Land zurückbringen
werde. Auch der Bund für das ewige Königtum,
den Jehova mit David geschlossen hatte, schlug
nicht fehl. Er blieb bestehen, während das Kommen
dessen erwartet wurde, der würdig ist, das Recht
auf das Königtum oder die theokratische Herr"
schaft zu besitzen. Ihm wöllte Jehova das König"
reich bei seinem Kommen übergeben. Wie Jakob
auf seinem Sterbebett in Agypten vorausgesagt
hatte, sollte das Zepter des Herrscherrechtes nicht
voin Stam:gie Juda, dem Stamme Davids, weichen,
bis Schilo, der „Friedefürst", käme und das König"
tumsrecht empfinge . Dann sollen sich alle Men:=:
sehen guten Willens zu ihm versammeln. -
1. Mose 49: 10.
Der König Zedekia wurde vom König N ebu"
kadnezar gefangengenommen, Jerusalem und sein
Tempel wurden geplündert und dem Erdboden
gleichgemacht. Das Land Juda war all seiner jü~
EINE KöNIGLICHE THEOKRATIE 231

dischen Einwohner beraubt, und die siebzigjährigc


Verödung begann. Mit dem Sturz der Vorbild~
Theokratie nahm die lange Zeitperiode ihren An~
fang, die als „die Zeiten der Nationen" bekannt
ist. Satan, der Teufel, wurde jetzt „der Gott dieser
Welt''. - 2. Korinther 4: 4.
18. KAPITEL

,,SIEBEN ZEITEN"

r~s die Vorbild, Theokratie Israel im

0 Jahre 607 v. Chr. durch König Nebu,


kadnezar gestürzt worden war, wurde
Babylon die dritte Weltmacht, von der
die biblische Geschichte berichtet ;
Agypten und Assyrien waren Weltreiche vor
Babylon. Dann benutzte der Allgewaltige, der
höchste Gott, Nebukadnezar als Werkzeug, um
an den abtrünnigen Israeliten die Gerichte zu voll,
strecken, wovor er sie durch seine treuen Pro,
pheten seit langem gewarnt hatte. Der allmächtige
Gott, der sogar die unbelebten, geistlosen Kräfte
der Schöpfung brauchen kann, um sein Vorhaben
hinauszuführen, benutzte hierbei Nebukadnezar als
seinen Knecht. {J eremia 25: 9; 27: 6; 4:3: 10) Die
erste Belagerung Jerusalems durch Nebukadnezar
fand elf Jahre vor seiner Zerstörung statt, und zu
jener Zeit führte er" viele Gefangene nach Babylon,
darunter auch die gläubigen Jünglinge Daniel und
Hesekiel. Beide Männer wurden Propheten, also
Zeugen J ehovas. Wegen der Weisheit, die Gott
dem Daniel gab, wurde er Nebukadnezars Haupt,
berater. Daß dieser heidnische König von Gott
als Werkzeug benutzt wurde, bedeutet nun aber
nicht, er habe Jehova als Gott angebetet. Nichts,
destoweniger gebrauchte Jehova den König Ne,
bukadnezar - weil dieser mit Zulassung des all,
mächtigen Gottes über ein ausgedehntes Reich
herrschte - als den Hintergrund, auf welchem
sich Daniels äußerst wichtige Prophezeiungen über
,. SIEBEN ZEITEN" 233

die Aufrichtung des messianischen Königreiches


abzeichnen.
Deshalb schrieb der König: ,,Nebukadnezar,
der König, allen Völkern, Völkerschaften und
Sprachen, die auf der ganzen Erde wohnen: Friede
euch in Fülle 1 Es hat mir gefallen, die Zeichen und
Wunder kundzutun, welche der höchste Gott an
mir getan hat. Wie groß sind seine Zeichen, und
wie mächtig seine Wunder] Sein Reich ist ein
ewiges Reich, und seine Herrschaft währt von
Geschlecht zu Geschlecht!" (Daniel 4: 1-3) Dem,
entsprechend werden Männer und Frauen „aller
Völker, Völkerschaften und Sprachen", die Frieden
in Fülle wünschen, mit größtem Interesse die Offen• ·
barung betrachten, die zu berichten ein irdischer
König, so mächtig und erhaben, für gut fand. Es
handelt sich um folgendes:
Er hatte einen Traum, der ihn beunruhigte .
Keiner der Religionsweisen und Ratgeber seines
Hof es konnte ihn erklären . Die Erinnerung daran ,
wie Daniel ihm seine vergessenen Träume von dem
schrecklichen Standbild und dessen Zerstörung ins
Gedächtnis zurückgemfen und sie gedeutet hatte ,
veranlaßte Nebukadnezar, den Zeugen Jehovas
herbeizurufen und ihm den Traum zu erzählen:
„Was nun die Gesichte meines Hauptes auf
meinem Lager betrifft, so sah ich: Und siehe,
ein Baum stand mitten auf der Erde, und
seine Höhe -war gewaltig. Der Baum wurde groß
und stark, und seine Höhe reichte bis an den
Himmel, und er wurde gesehen bis an das Ende
der ganzen Erde; sein Laub war schön, und seine
Frucht zahlreich, und es war Nahrung an ihm für
alle; die Tiere des Feldes fanden Schatten unter
ihm, und die Vögel des Himmels wohnten in sei~
nen Zweigen, und alles Fleisch nährte sich von ihm.
234 „DIE WAHRHEIT WffiD EUCH FREI MACHEN"

Ich schaute in den Gesichten meines Hauptes auf


meinem Lager, und siehe, ein Wächter und
Heiliger stieg vom Himmel hernieder. Er rief mit
Macht und sprach also: Hauet den Baum um und
schneidet seine Zweige weg; streifet sein Laub ab,
und streuet seine Frucht umher] die Tiere unter
ihm sollen wegfliehen und die Vögel aus seinen
Zweigen 1 Doch seinen Wurzelstock lasset in der
Erde, und zwar in Fesseln von Eisen und Erz, im
Grase des Feldes; und von dem Tau des Himmels
werde er benetzt, und mit den Tieren habe er teil
an dem Kraut der Erde. Sein menschliches Herz
werde verwandelt und das Herz eines Tieres ihm
gegeben; und sieben Zeiten sollen über ihm ver•
gehen. Durch Beschluß der \X/ächter ist dieser
Ausspruch, und ein Befehl der Heiligen ist diese
Sache: auf daß die Lebenden erkennen, daß der
Höchste über das Königtum der Menschen herrscht
und es verleiht, wem er will, und den Niedrigsten
der Menschen darüber bestellt." - Daniel 4: 10-17.
· Daniel legte den Traum so aus, daß über Ne,
bukadnezar sieben Jahre des \Xlahnsinns kommen
werden, während denen er die Herrschaft seines
Reiches nicht persönlich weiterführen könne, son:::
dern wie ein wildes Tier sein und auf offenem
Felde leben werde. Hernach werde er seinen ge:::
sunden Verstand zurückbekommen und wieder
zu seinem Königtum gelangen, das ihm, gleich dem
in der Erde gefesselten \Vurzelstock, in Erwartung
seiner Rückkehr erhalten bleibe. Durch diese Er:::
fahrung werde er wissen, daß der höchste Gott
allmächtig ist und verordnet hat, wer die Herr•
schaft über den Menschen ausüben soll.
Zwölf Monate später erging sich Nebukad:::
nezar in Prahlerei über das große Babylon, das er
gebaut hatte. Da ertönte über ihm eine Stimme
., SIEBEN· ZEITEN" .235

vom Himmel her und sprach dieselbe Botschaft,


wie sie im Traum gegeben worden war. Sofort
fiel Nebukadnezar der Geisteszerrüttung und dem
Schwachsinn anheim. Man ließ ihn ins Freie, da,
mit er auf dem Felde lebe und sich wie ein unver,
nünftiges Tier ernähre. Als er sieben Jahre in die,
sem erniedrigten Zustande verbracht hatte, erwies
Gott ihm Gnade und gab ihm seinen V erstand
wieder, und er pries Gott, den Höchsten. Dann
nahm er seinen Thron wieder ein. Auf diese Weise
wurde Nebukadnezar von Jehova Gott, • der ihm
dies durch den prophetischen Traum und durch
Daniel im voraus angekündigt hatte, dazu benutzt,
sowohl eine Erfüllung des Traum es im Kleinen
darzustellen, als auch dadurch die große und voll,
ständige Erfüllung zu veranschaulichen.
Ungefähr 150 Jahre vor diesem seltsamen Be,
gebnis mußte Jesaja unter Inspiration einen pro•
phetischen „Spruch anheben über den König von
Babel". Jesaja verglich ihn mit einem großen Baum
und sagte dann: ,,Wie bist du vom Himmel ge,
fallen, du Glanzstern (Luzifer; engl. B.), Sohn der
Morgenröte I zur Erde gefällt, Oberwältiger der
Nationen I Und du, du sprachst in deinem Herzen:
,Zum Himmel will ich hinaufsteigen, . . . mich
gleich machen dem Höchsten'." (Jesaja 14: 4-14)
In Eden machte Gott, der Höchste, das schöne,
glänzende Geistgeschöpf Luzifer zum unsichtbaren
Oberherrn über die Erde und ihre Geschöpfe. Zu
Luzifer sagt die Prophezeiung: ,,Du warst in Eden,
dem Garten Gottes ... Du warst ein schirmender,
gesalbter Cherub, und ich hatte dich dazu gemacht
. . . Vollkommen warst du in deinen Wegen von
dem Tage an, da du geschaffen worden, bis Un,
recht an dir gefunden wurde." (Hesekiel 28: 13-15)
Daher veranschaulicht der große zum Himmel em•
236 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

porragende Baum, den König Nebukadnezar von


Babylon sah, Luzifers himmlisches Amt, nämlich
die unsichtbare Oberherrschaft i.iber Adam und
Eva und über die niederen Geschöpfe der Tieu
welt. Diese Oberherrschaft war damals gerecht.
Als Luzifer sich der Ungerechtigkeit hingab und
sich gegen die Eerrschaft Gottes, des Höchsten, er•
hob, verwirkte er das Recht, Gott in der Oberherr,
schaft zu vertreten, und wurde von Gott erniedrigt.
Er war zum Satan, das heißt zum Gegner Gottes ge,
worden. Gott verurteilte Satan zur Vernichtung,
ließ ihn aber für eine begrenzte Zeit am Leben,
bis die Streitfrage über Jehovas Namen und Ober,
hoheit ausgefochten und endgültig erledigt ist.
Freilich blieb Satans Gewalt über den Menschen
bestehen, doch war dies nicht mehr i.iber den ge,
rechten .M.enschen, noch als Gottes gerechter Ober,
herr über die .Menschen. Das Amt eines gerechten
Oberherrn wurde nicht mehr ausgei.ibt, gedieh also
nicht weiter, sondern war vorläufig unbesetzt, bis
der komme, dessen Recht es sei, und ihm werde
der Höchste es dann geben, selbst wenn er von
dieser \Xl elt als der „Niedrigste der .Menschen". be,
trachtet wird. Nun bestand also 'ein Zustand, wie
der Traum ihn dadurch veranschaulicht, daß der
große Baum umgehauen wurde, keine irdischen
Geschöpfe unter ihm verharren durften und nur
der \Xlurzelstock des Baumes in Fesseln von Eisen
und Erz in der Erde blieb.
Das Reststück des Baumes war nichts Totes.
Der lebende \Xlurzelstock bezeugte, daß ein neuer
Stamm auf sprossen und wieder wachsen ,verde,
wenn Gottes bestimmte Zeit käme und er die hin,
dernden Fesseln von ihm wegnähme. In gleicher
Weise sollte die unsichtbare himmlische, gerechte
Oberherrschaft über die Menschheit wiederbelebt
., SIEBEN ZEITEN" 237

werden oder erneut in T ätigkeit treten. Dem ge mäß


war vorgesehen, d as Königreich Gottes, die theo~
kratische Regierung, üb er d er Menschheit zu er~
richten, aber erst dann, wenn Gott die Einschrän~
kungen aufhöbe, wofü r er eine Zeit festgesetzt und
vorau sgesagt hat. Wann wäre das?
238 „DIE WAHRHEIT wmn EUCH FREI MACHEN"

Nicht eher, als bis über den symbolischen


Baum „sieben Zeiten" dahingegangen waren, konnte
Gott - seinem Beschluß gemäß - die Königs"
herrschaft über die Menschen errichten, und zwar
durch einen gerechten, unsichtbaren Oberherrn.
Der prophetische Traum deutet nicht an, daß die
,,sieben Zeiten" schon in Eden begannen, unmit:::
telbar nachdem Luzifer rebelliert und das Recht
und die Vollmacht verloren hatte, die gerechte
Oberherrschaft auszuüben. Sie begannen nicht da:::
mals, wie in der Erfüllung aus den Tatsachen her:::
vorgeht. Der Traum kündet nur an, daß im Ge:::
samterlebnis des Wurzelstocks auch eine Periode
von „sieben Zeiten" verstreicht, die seinem Los:::
binden und seinem erneuten freien Wachstum un:::
mittelbar vorhergeht. Im kleinen Maßstab erfüllte
sich der Traum an Nebukadnezar, indem dieser
für sieben Jahre wie ein Tier wurde, ohne mensch:::
liehen Verstand, worauf er seinen Verstand wieder:::
erlangte und die Herrschaft über sein Reich erneut
ausübte.
Dadurch wird verständlich, daß die „sieben
Zeiten" begannen, als Nebukadnezar im Jahre
607 v. Chr. die Vorbild:::Theokratie Jehovas in Je"
rusalem umstürzte. So lange im Vorbild eine gött:::
liehe Verwaltung in Jerusalem überhaupt noch
wirksam war - wenn auch unvollkommen, so doch
in Jehovas Namen ausgeübt - , so lange gab es
auf nationalem Gebiet noch etwas gesunden Ver::
stand und eine teilweise Darstellung richtigen
Regierens unter den Nationen dieser Erde. Aber
mit dem Umsturz der Vorbild::Theokratie waren
die Unvernunft und Bestialität der menschlichen
Herrscher und der Menschheit überhaupt nicht
mehr eingeschränkt. Die heidnischen Mächte oder
Regierungen beherrschten jetzt das Feld ganz allein.
,, SIEBEN ZEITEN" 239

Gottes· Bundesvolk hatte nun inmitten dieser Welt


keinerlei Landeshoheit mehr für sich, war nicht
mehr unabhängig von den heidnischen Nationen.
Alle Nationen, die nun Herrschaft ausübten, waren
heidnisch, und Babylon hatte die Vormachtstellung
inne. Also begannen ausschließlich „heidnische"
Zeiten, und von diesen muß] esus in Lukas 21 : 24 ge:::
sprochen haben als von den „Zeiten der Nationen".
Wann sollte nun das Ende dieser „Zeiten", die
607 v. Chr. begannen und sieben Zeiten betragen,
herbeikommen und die gerechte Oberherrschaft
des Königreiches Gottes errichtet werden?
In Offenbarung 12: 6, 14 wird von 1260 Tagen
gesprochen, und derselbe Zeitraum von Tagen ist
später beschrieben als „eine Zeit und Zeiten und
eine halbe Zeit", oder dreieinhalb Zeiten, was die
Hälfte von sieben Zeiten ausmacht. ,,Sieben Zeiten"
wären also zweimal 1260 Tage, das heißt 2520
Tage. In der Arche zählte Noah während der Sint:::
flut 150 Tage, wo die Wasser auf Erden die Ober:::
hand hatten, ehe sich die Flut verlief, und diese
Tage waren gleich 5 Monaten, so daß sich ein
Monatsdurchschnitt von 30 Tagen ergibt. (1. Mose
7: 11, 24; 8: 3, 4) Deshalb sind 2520 Tage gleich
84 Monaten oder 7 Jahren. Das stimmt mit der Er"
füllung des Traum es im Kleinen überein, wo Ne~
bukadnezars Wahnsinn von „sieben Zeiten" sieben
Jahre dauerte.
In der größeren oder vollständigen Erfüllung
müssen die „sieben Zeiten" mehr umfassen als
2520 buchstäbliche Tage. Hesekiel, der zur selben
Zeit weissagte wie Daniel, wurde ebenfalls dazu
inspiriert, ein Zeitmaß anzugeben, und erwähnte
zur Berechnung der Zeit die folgende göttliche
Regel: ,,Je einen Tag für ein Jahr habe ich dir auf„
erlegt." Auch er war gebunden bis zum Ablauf des
240 „DII<:; WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Zeitmaßes. (Hesekiel 4: 6, 8) Daher ist jeder dieser


2520 Tage, gemäß der Berechnung in Daniels Pro•
phezeiung, gleich einem Jahr, einem Sonnenjahr.
Nach derselben Regel betragen die „sieben Zeiten"
oder „Zeiten der Nationen' ' 2520 Jahre. Zur Zeit
Nebukadnezars wurde das Jahr vom Herbst an
gerechnet, ungefähr vom 1. Oktober unserer Zeit
an. Da er Jerusalem im Sommer 607 v. Chr. zer,
störte, fiel der Beginn jenes Jahres auf den Herbst
608 v. Chr. und endete im Herbst 607 v. Chr.
Es ist einfach zu berechnen, wann die heid ,
nischen „sieben Zeiten" endeten, weil ihr erstes
Jahr im Herbst 607 v. Chr. begann. Vom Herbst
607 v. Chr. bis zum Herbst 1 v. Chr. sind es genau
606 Jahre. Man übersehe nicht, daß auch vom
Herbst 1 v. Chr. bis Herbst 1 n. Chr. ein Jahr ver~
floß. Deshalb sind es vom Herbst 1 v. Chr. bis
zum Herbst 1914 n. Chr. 1914 Jahre. Zählt man
606 Jahre und 1914 Jahre zusammen, so erhält man
insgesamt 2520 Jahre, die im Herbst 1914 n. Chr.
e11deten. Auf diese Weise sagte Tehova, der bei sei,
nem Vorhaben die Zeit genau einhält, symbolisch
voraus, daß die „Zeiten der Nationen", das heißt
die „sieben Zeiten", fortdauern und sich bis zum
Herbst des Jahres 1914 n.Chr. erstrecken werden.
Vor diesem Datum konnte also die wahre theo,
kratische Regierung des .Messias, die durch die
Vorbild, Theokratie in Jerusalem vorgeschattet war,
nicht aufgerichtet werden.
Als Daniel vor Nebukadnezar auslegte, was
der gefesselte \"Vurzelstock zu bedeuten hat, er,
klärte er: ,, Und daß man gesagt hat, den \X' urzel~
stock des Baumes zu lassen - dein Königtum wird
dir wieder werden, sobald du erkannt haben wirst,
daß die Himmel herrschen." (Daniel 4: 26) Das
veranschaulicht, daß Gott sein ursprüngliches Vor"
,, SIEBEN ZEITEN" 241

haben einer gerechten Oberherrschaft über gerechte


Menschen nicht preisgegeben hat. Statt dessen
wurde die unsichtbare Oberherrschaft eines von
Jehova Ernannten einstweilen nicht tatsächlich aus~
geübt, bis die „sieben Zeiten" der Nationenherr~
schaft auf der Erde abliefen. Dann sollte der von
Jehova Gott neu Ernannte die unbesetzte Ober~
herrschaft an Stelle des untreuen Luzifer überneh•
men und sie auszuüben beginnen. Das bedeutet, daß
das „Königreich der Himmel", Gottes Königtum
durch seinen gesalbten König, aufgerichtet und
herbeigekommen ist, ganz gleich ob die heidnischen
Mächte diese Tatsache begreifen und anerkennen
oder nicht. Es bedeutet, daß es für sie an der Zeit
ist, ihre Macht abzutreten und der theokratischen
Herrschaft über die ganze Erde Platz zu machen.
Wem übergab Jehova im Jahre 1914 die himm~
lische Oberherrschaft über alle Menschen guten
Willens? Daniel 4:: 17 antwortet: ,,Daß die Leben~
den erkennen, daß der Höchste über das König,
turn der Menschen herrscht und es verleiht, wem er
will, und den Niedrigsten der Menschen darüber
bestellt." Gott hat das „Königtum der Menschen"
nicht totalitären und religiösen Diktatoren gegeben,
die gottlose, dämonisierte Menschen sind. Jehova
Gott übergab das himmlische Königtum der neuen
Welt demjenigen, den Politiker, Geschäftemacher
und Religionsgeistliche verachten als den „Nied~
rigsten der Menschen", nämlich Christus Jesus, der
zwischen zwei Räubern an einen Stamm genagelt
wurde. (Jesaja 53: 1-12) Dieser sagte voraus, wie
am Ef:1de der Welt, das im Jahre 1914 begann, seine
wahren Nachfolger „von allen Nationen gehaßt
werden um meines Namens willen". Das trifft auf
Jehovas Zeugen heute zu. (Matthäus 24: 9) Was
die Regierung der neuen Welt der Gerechtigkeit
242 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

betrifft, erfüllte sich im Jahre 1914, am Ende der


,,sieben Zeiten", die Prophezeiung aus Offen-
barung 11: 15-18:
„Das Königtum der Welt ist das Königtum
unseres Herrn und seines Christus geworden: und
er wird herrschen immer und ewiglich . . . \'("l ir
danken dir, Herr, Gott, Allmächtiier, der da ist
und der da war, weil du deine groüe Macht ange"
nommen und geherrscht hast. Und die Nationen
sind zornig gewesen, und dein Zorn kam." ( Amcr.
revid. übers.) Jetzt können wir daher verstehen,
warum Christus, der Jvlessias, das Königreich Got-
tes nicht schon bei seinem ersten Kommen oder
gleich nach seiner Himmelfahrt aufrichtete.
DER KÖNIG DER FREIHEIT
ERSCHEINT

[fil
IE Zeit für d. as Erscheinen des Messias
oder Christus wurde dem Daniel im
voraus verkündigt und von ihm Hun"
derte von Jahren vor dem Kommen
des Gesalbten aufgezeichnet. Der En"
gel Gabriel teilte Daniel zum Troste mit: ,,So wisse
denn und verstehe: Vom Ausgehen des Wortes,
Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis
auf den Messias, den Fürsten, sind sieben Wochen
und zweiundsechzig Wochen. Straßen und Gräben
werden wiederhergestellt und gebaut werden, und
zwar in Drangsal der Zeiten. Und nach den zwei"
undsechzig Wochen wird der Messias weggetan
werden und nichts haben (aber nicht wegen seiner
selbst, v. Eß)." (Daniel 9: 25, 26) Solch ein Gebot
für den Wiederaufbau Jerusalems wurde N ehemia
im Jahre 454 v. Chr. erteilt, und 69 Wochen von
Jahren (oder 483 Jahre) weisen von jenem Zeit"
punkt an auf das Jahr 29 n. Chr. als das Jahr,
worauf es zu achten gilt. Würde der Messias dann
auftreten? - Nehemia 1: 1-3; 2:1-8.
Ein paar Jahrhunderte später wurde derselbe
Engel Gabriel nach dem wiederaufgebauten J eru"
salem gesandt, um dem treuen Priester Zacharias
im Tempel die Geburt eines Sohnes anzukündigen,
der vor dem Messias einhergehen und sein Er"
scheinen im voraus bekanntmachen sollte. Sechs
Monate später „wurde der Engel Gabriel von Gott
gesandt in eine Stadt von Galiläa, mit dem Namen
N azareth, zu einer Jungfrau, die einem Manne ver"
244 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

lobt war mit Namen Joseph, aus dem Hause Da„


vids; und der Name der Jungfrau war Maria".
Gabriel sagte diesem Abkömmling des Königs
David aus dem Stamme Juda: ,,Und siehe, du
wirst im Leibe empfangen und einen Sohn gebären,
und du sollst seinen Namen Jesus heißen. Dieser
wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt
werden; und der Herr, Gott, wird ihm den Thron
seines Vaters David geben; und er wird über das
Haus Jakobs herrschen ewiglich, und seines
Reiches wird kein Ende sein." Maria fragte: ,,\Vie
wird dies sein, dieweil ich keinen Mann kenne?"
Gabriel enviderte: ,, Der heilige Geist wird über
dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird
dich überschatten; darum wird auch das Heilige,
das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt
werden ... ; denn von seiten Gottes wird kein
\Xlort unmöglich [kraftlos] sein." (Lukas 1: 5-37,
Fußnote) Damit sagte der Bote Gottes, obgleich
.Maria es nicht verstand, daß durch Gottes wunder~
wirkende Macht das Leben des geliebten und
einziggezeugten Sohnes Jehovas vom himmlischen
Reich und der himmlischen Herrlichkeit in den
Schoß dieser jüdischen Jungfrau übertragen werde.
Einige Tage danach setzte der Engel des Herrn
Marias Verlobten, Joseph, in einem Traume von
der Sache in Kenntnis und sagte: ,,Fürchte dich
nicht, Maria, dein \'XI eib, zu dir zu nehmen; denn
das in ihr Gezeugte ist von dem heiligen Geiste.
Und sie wird einen Sohn gebären, und du sollst
seinen Namen }esu.s heißen; denn er wird sein Volk
erretten von ihren Sünden." (Matthäus 1: 20, 21)
.Mit diesem Ereignis sollte sich erfüllen, was in Je"
saja 7: 14 geweissagt wurde: ,,Dies alles geschah
aber, auf daß erfüllt würde, was von dem Herrn
geredet ist durch den Propheten, welcher spricht:
DER KöNIG DER FREIHEIT ERSCHEINT 245

,Siehe, die Jungfrau wird schwanger sein und einen


Sohn gebären, und sie werden seinen Namen Ern"
manuel heißen', was verdolmetscht ist: Gott mit
uns." - Matthäus 1: 22, 23.
Joseph und Maria waren genötigt, nach Betb
lehem im Lande . Juda zu gehen, ehe dieses Ereig"
nis stattfand, und dort wurde das Kind eines
Nachts geboren und in eine Krippe gelegt. Dies
geschah dreißig Jahre vor dem prophetischen Da"
turn des Jahres 29 n. Chr. Es war ungefähr sechs
Monate nach dem Passahfest im Frühling des Jah"
res 2 v. Chr., also etwa am 1. Oktober, wo der
Winterregen noch nicht begonnen hatte und die
Hirten draußen auf den nahen Feldern waren und
des Nachts ihre Herden hüteten. Die Hirten sahen
keinen sogenannten „Stern von Bethlehem" oder
,,Stern des Ostens", der sie auf das wichtige Ereig"
nis aufmerksam gemacht hätte. Sie waren keine
Astrologen, wie die Magier oder ,,\Veisen aus dem
Morgenlande", die Dämonenanbeter. Diese jüdi"
sehen Hirten fürchteten den Gott Abrahams und
Davids.
,,Und siehe, ein Engel des Herrn stand bei ihnen,
und die Herrlichkeit des Herrn . umleuchtete sie,
und sie fürchteten sich mit großer Furcht. Und der
Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn
siehe, ich verkündige euch große Freude, die für
das ganze Volk sein wird; derin euch ist heute, in
Davids Stadt, ein Erretter geboren, welcher ist
Christus, der Herr. Und dies sei euch das Zeichen:
Ihr werdet ein Kind finden, in Windeln gewickelt
und in einer Krippe liegend. Und plötzlich war bei
dem Engel eine Menge der himmlischen Heer"
scharen, welche Gott lobten und sprachen: Herr"
lichkeit Gott in der Höhe, und Friede auf Erden,
246 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

an den Menschen ein \"'XI ohlgefallen (Friede auf


Erden den Menschen, die eines guten \"'Xlillens sind,
van Eß) !" - Lukas 2: 9-14:.
Als „Trinitarier" bezeichnete Religionisten sa~
gen, dies sei die Inkarnation oder Fleischesüber~
kleidung Gottes gewesen, und damit sei der so~
genannte „Gottmensch" geboren worden. Auf
diese unbiblische Lehre ist der religiöse Brauch
zurückzuführen, daß Maria „ die Mutter Gottes"
genannt wird, was eine Lästerung des allmächtigen
Gottes ist, der weder Anfang oder Ursprung noch
eine Mutter hat. Maria wurde nicht gesagt, sie
werde die „Mutter Gottes" sein, sondern der Engel
Gabriel sagte ihr: ,,Darum wird auch das Heilige,
das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt
werden." (Lukas 1: 35) \"'Xläre für den Sohn Gottes
nur eine Fleischesüberkleidung beabsichtigt gewe~
sen, dann hätte sein Leben übrigens gar nicht als
Embryo in den Schoß einer Tungfrau übertragen
werden müssen, um sich dort zu entwickeln bis zur
schließlichen Geburt als hilfloses Kind. Er hätte
weiterhin eine Geistperson bleiben, einen vollent~
wickelten Fleischesleib formen und sich damit über~
kleiden können, geradeso wie die Söhne Gottes es
in Noahs Tagen taten, und wie der Engel Gabriel
es tat, als er 1\1.aria sichtbar erschien.
Statt eine Fleischesüberkleidung zu beschreiben,
sagt die Heilige Schrift in Johannes 1 Vers 14:
„Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns
(und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine
Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater)
voller Gnade und Wahrheit." Er sollte nur für eine
Zeit einen Auftrag auf der Erde haben, und dannn
wird gesagt, er „wohnte" oder zeltete unter uns,
geradeso wie der Apostel Petrus von sich als „in
dieser Hütte" befindlich spricht, obwohl er nicht
DER KöNIG DER FREIHEIT ERSCHEINT 24 7

einfach mit Fleisch überkleidet war. (2; Petrus 1: 13,


14) Daß es sich bei dem auf Erden geborenen Sohn
Gottes nicht um eine mächtige Geistperson han"
delte, die sich in die fleischliche Form eines Kindes
gekleidet hatte und vorgab, absolut unwissend wie
ein neugeborenes Kind zu sein, wird durch ,die
Bibel (Philipper 2: 5-8) bewiesen, die zeigt, daß
er sein geistiges Dasein vollständig niederlegte:
„Christo Jesu ... , welcher, da er in Gestalt Gottes
war, nicht daran dachte, das Gottgleichsein räu"
berisch sich anzueignen (Reinhardt), sondern sich
selbst zu nichts machte und Knechtsgestalt annahm,
indem er in Gleichheit der Menschen geworden ist,
und, in seiner Gestalt wie ein Mensch erfunden,
sich selbst erniedrigte, indem er gehorsam ward
bis zum Tode, ja, zum Tode am Kreuze."
Es wird behauptet, die Schriftstelle: ,,Und sie
werden seinen Namen EmmanueJ heißen, was ver"
dolmetscht ist: Gott mit uns", beweise, daß dieses
Kind „Gott in Fleischesverkleidung" gewesen sei.
Das ist jedoch eine Verdre_h ung der Heiligen
Schrift und widerspricht allen andern Bibeltexten,
die von diesem Thema handeln. Der Name „Em"
manuel" bedeutete lediglich, daß Gottes Vertret~r
und Diener mit seinem Bundesvolke war, und so
war Jehova Gott vertretungsweise bei ihnen, trat
für sie ein, stand auf ihrer Seite, begünstigte sie und
half ihnen, wie dies in Jesaja 8: 10 vorhergesagt
wurde. Auch die Tatsache, daß der Name „Jesus"
die Bedeutung von „Jehova rettet" hat, besagt nicht,
daß Jesus und Jehova Gott ein und dieselbe Person
seien. Jesus ist einfach die griechische Form des
hebräischen Namens „Josua", und der Umstand,
daß Moses Nachfolger den Namen Josua trug, be;S
deutet ja auch nicht, er sei Jehova Gott gewesen. -
4. Mose 13: 16, 17; Apostelgeschichte 7: 45.
248 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Als Beweis dafür, daß Jesus Jehova Gott sei


und mit ihm ein und dieselbe Person bilde, kann
auch nicht die vielzitierte Prophezeiung aus J ere•
mia 23: 5, 6 herangezogen werden, wo es heißt:
„Siehe, Tage kommen, spricht Jehova, da ich dem
David einen gerechten Sproß erwecken werde; und
er wird als König regieren und verständig handeln
und Recht und Gerechtigkeit üben im Lande. In
seinen Tagen wird Juda gerettet werden, und Is•
rael in Sicherheit wohnen; und dies wird sein Name
sein, mit dem man ihn nennen wird: Jehova, unsere
Gerechtigkeit." Wenn ein Geschöpf einen Beinamen
erhält, worin das Wort Jehova vorkommt, bedeu•
tet das nicht, jenes Geschöpf sei die gleiche Person
wie Jehova. Das beweist die Schriftstelle J eremia
33: 16: ,,In jenen Tagen wird Juda gerettet werden
und Jerusalem in Sicherheit wohnen; und dies wird
der Name sein, mit welchem man es nennen wird:
Jehova, unsere Gerechtigkeit." Sicherlich ist J eru•
salem nicht personengleich mit Jehova und ist ihm
nicht gleich an .Macht und Herrlichkeit und ist kein
Glied einer vermeintlichen „Dreieinigkeit".
Auch die Schriftstelle L Timotheus 3: 16 wird
von Religionisten angeführt, um zu beweisen, daß
Jesus „Gott im Fleische" gewesen sei. Diese Be•
hauptung macht der revidierte Wortlaut dieses
Textes zunichte, wie er in allen neuzeitlichen über•
setzungen zu finden ist, nämlich: ,,Und anerkannter•
maßen groß ist das Geheimnis der Frömmigkeit
[Gottseligkeit]: Der geoffenbart worden ist im
Fleisch, als gerecht erwiesen im Geist, erschienen
ist den Engeln, gepredigt unter den Heiden, ge::
glaubt in der Welt, hinaufgenommen in Herrlich::
keit." (1. Timotheus 3: 16, rev. Zürcher Bibel, Weiz-
säcker, Menge, Schlauer, Rießler, Rösch) An der
obigen Stelle lauten fast alle alten .Manuskripte und
DER KöNIG DER FREIHEIT ERSCHEINT 249

Übersetzungen, einschließlich der lateinischen Vul~


gata, ,,Er, der", anstatt „Gott". übrigens hält auch
die religiöse Vorstellung über „Gottes Blut", die sich
auf Pauli Worte in Apostelgeschichte 20: 28 stützt,
den betonten Wiedergaben des griechischen Grund"
textes nicht stand, wie man sie in der Diaglott, bei
Rotherham, sowie in der Elberfelder Übersetzung
findet, nämlich: ,,Habet nun acht auf euch selbst
und auf die ganze Herde, in welcher der . heilige
Geist euch als Aufseher gesetzt hat, die Versamm"
lung Gottes zu hüten, welche er sich erworben hat
durch das Blut seines Eigenen" [nicht: ,,durch sein
eigenes Blut"]. Jehova Gott erkaufte sich seine
Kirche durch das Blut seines eignen Sohnes, des
Lammes Gottes.
Joseph und Maria waren ermächtigt, das Kind
„Josua" oder „Jesus" zu nennen; denn, so sagte der
Engel, ,,er wird sein Volk erretten von ihren Sün"
den". (Matthäus 1: 21) Erretten wird er nur die"
jenigen, die zu seinem treuen und gehorsamen
Volke zählen, nicht aber jene, die willentlich Un"
gläubige und Empörer bleiben. Wäre Jesus der all"
mächtige Gott Jehova selbst gewesen, dann hätte
er sein Volk nicht durch sein Blut von ihren Sün"
den erretten können, weil Jehova Gott unsterblich
ist, ,,von Ewigkeit zu Ewigkeit". ,,Der allein Un"
sterblichkeit hat, der ein unzugängliches Licht be"
wohnt, den keiner der Menschen gesehen hat noch
sehen kann, welchem Ehre sei und ewige Macht."
(1. Timotheus 6: 16) Der allmächtige Gott kann
nicht sterben; Jesus aber konnte sterben, und er
starb, wie die Heilige Schrift es bezeugt. Daher
kann er nicht Gott, sein Vater, gewesen sein, son"
dern war Gottes sterblicher Sohn. Nachdem der
Sohn seine Treue bis zum Tode bewiesen und die
Erlösung von Sünde bewirkt hatte, wurde er zur
250 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

bestimmten Zeit mit Unsterblichkeit belohnt, wie


er sagte: ,,Denn gleichwie der Vater Leben in sich
selbst hat, also hat er auch dem Sohne gegeben,
Leben zu haben in sich selbst." - Johannes 5: 26.
Der göttliche Beschluß lautet: ,,Der Lohn der
Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber
ewiges Leben in Christo Jesu, unserem Herrn."
(Römer 6: 23) Damit Jesus sein Volk von ihren
Sünden erretten möchte, war es notwendig, daß
dieser Sohn Gottes als menschliches Geschöpf ge,
boren wurde und zu ,dem Menschen Christus Jesus'
heranwuchs. (1. Timotheus 2: 5, 6) So wurde er
dem vollkommenen Adam in Eden völlig gleich,
war sündlos und besaß das Recht auf vollkommenes
menschliches Leben im Erdenparadiese. Gottes Ge,
setz zeigt das vollkommene Gleichgewicht der gött,
liehen Gerechtigkeit und sagt: ,,Wenn aber Schaden
geschieht, so sollst du geben Leben um Leben,
Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand,
Fuß um Fuß." (2. Mose 21: 23, 24) Der vollkom,
m·ene .Mensch Adam sündigte, verursachte Schaden
und wurde zum Tode verurteilt. Er verwirkte sein
Recht auf Leben und konnte deshalb seinen Kin,
dern kein Recht auf ewiges Leben vermachen.
Um jenen Nachkommen Adams, die an Gott
glauben und ihm gehorchen, das Recht auf Leben
wieder zu beschaffen, muß ein anderer vollkom"
mener Mensch sein menschliches Leben und sein
Anrecht darauf Gott als Loskaufspreis darbringen.
Dadurch wird von ihm das Lebensrecht, das Adam
durch Sünde verwirkte, für die Gläubigen zurück"
gewonnen oder wiedererlangt und kann hernach
denen gewährt werden, die sich gemäß den gött"
liehen Bedingungen würdig erweisen. Da keiner
der Nachkommen Adams sündlos ist oder ein
Recht auf Leben als Lösegeld anzubieten hat, mußte
DER KöNIG DER FREIHEIT ERSCHEINT 251

der Sohn Gottes notwendigerweise sein geistiges·


Dasein niederlegen und jener vollkommene Mensch
werden, dessen es bedurfte. Um der Genauigkeit
des vollkommenen Gesetzes Gottes zu entsprechen,
mußte Jesus ein vollkommener Mensch sein, nicht
mehr und nicht weniger. So konnte er für die er"
lösungsbedürftige Menschheit sterben, nicht als
ein Geistgeschöpf, sondern als ein vollkommenes
menschliches Geschöpf. Aus diesen und anderen
Gründen war Jesus nicht ein „Gottmensch", denn
das wäre mehr als der erforderliche Loskaufspreis.
Er hätte sein Leben nicht hingeben können, wenn
er der unsterbliche Gott oder eine unsterbliche
Seele gewesen wäre. Den biblischen Tatsachen
gemäß war er auf Erden sterblich, und es erfüllte
sich durch ihn die Prophezeiung aus Jesaja 53
Vers 12: ,,Er hat seine Seele ausgeschüttet in den
Tod und ist den Übertretern beigezählt worden;
er aber hat die Sünde vieler getragen und für die
Übertreter Fürbitte getan." Seine Seele war damals
,,sehr betrübt bis zum Tode". - Matthäus 26: 38.
Da Jesus sein Leben nicht von dem Sünder
Adam durch den unvollkommenen Mann Joseph
empfing, war er kein Sohn Adams. Daß er von
einem Weibe geboren wurde, ging durch Gottes
Macht vor sich, und so wurde er ein vollkommener
Mensch, sündlos und unbefleckt, der genaue Ge:=
genwert des vollkommenen Menschen in Eden.
Deshalb hieß er richtigerweise „der Sohn des Men"
sehen" ( wie es wörtlich im Griechischen lautet).
Mit seinem Lösegeldopfer erkaufte er das Recht
auf Leben und alle irdischen Vorrechte, die der
vollkommene Mensch in Eden besessen hatte.
Damit stimmt die Schrift überein, die da sagt: ,,Als
aber die Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott
seinen Sohn, geboren von einem Weibe, geboren
252 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

unter Gesetz, auf daß er die, welche unter Gesetz


waren, loskaufte, auf daß wir die Sohnschaft emp,
fingen." ,,Gleichwie der Sohn des Menschen nicht
gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um
zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld
für viele." - Galater 4: 4, 5; Matthäus 20: 28.
Joseph und .Maria wurden nicht ange..,viesen,
das Kind Christus zu nennen; denn dieser Titel be,
deutet Gesalbter. Das Kind war jedoch dazu be,
stimmt, der Christus oder Messias zu werden. Dies
sollte stattfinden, wenn Gott ihn zum königlichen
Fürsten salbt. Erst zur Zeit jener Salbung sollte der -
,,Messias, der Fürst", kommen und erscheinen.
Gerade die Bestimmung Jesu zum l\1essias oder
Christus beweist, daß der Hauptzweck seines Kom,
mens auf die Erde nicht darin bestand, die Mensch,
heit zu erlösen und zu erretten. \"Xl ohl ist diese Er,
rettung menschlicher Geschöpfe wichtig für die
Menschen selbst, die ewiges Leben suchen, doch
ist sie in Gottes erhabenem Ratschluß von unter,
geordneter Bedeutung. Dieser Ratschluß oder Vor,
satz Jehovas läuft nämlich darauf hinaus, eine
gerechte Regierung, eine theokratische Regierung
zu errichten, die auf den Schultern seines treuen
Sohnes ruhen wird, und durch diese Regierung
seinen Namen vor allen lebenden Geschöpfen des
Universums zu rechtfertigen. Dadurch wird der
T eufcl als Verleumder und Lügner und falscher
Gott enviesen sein . Der Titel Messias oder Christus
bezeichnet nicht den Erlöser, sondern den herr~
liehen König, den Jehova salbt, um in jener Theo,
krati~ oder dem Königreich Gottes der Herrscher
zu sem.
Daß Gottes Sohn zur Erde kam, diente haupt,
sächlich dem Zweck, Satans falschen Anklagen enh
gegenzutreten und eindeutig zu widerlegen, was er
DER KöNIG DER FREIHEIT ERSCHEINT 253

behauptet hatte, nämlich daß Gott auf der Erde


kein Geschöpf haben könne, das seine Lauterkeit
bewahrt und bis zum Tode treu bleibt, wenn es
durch Verfolgung seitens des Teufels und seiner
Dämonen auf die Probe gestellt wird. (Hiob 1 : 8-
12; 2: 3-5) Der Schlange mußte erlaubt werden,
dem Samen des „Weibes" Gottes die Ferse zu zer:=
malmen. Indem Christus Jesus seine Lauterkeit
auch in der heftigsten Erprobung bewahrte, recht:=
fertigte er den Namen seines Vaters und erwies sich
als würdig, der Same oder König Zions, der Haupt•
organisation Gottes zu sein.
Als Jesus im Jahre 29 n. Chr. dreißig Jahre alt
wurde, weihte er sich dem Vorhaben Jehovas und
symbolisierte öffentlich, daß er dem eigenen Willen
gestorben war und dem Willen Gottes lebte, indem
er im Wasser des Jordan durch Untertauchen
getauft und dann wieder aus den Wassern empor:=
gehoben wurde. Unmittelbar danach sah Johannes
der Täufer eine Darstellung des Geistes oder der
wirksamen Kraft Gottes sich auf Jesus herabsen"
ken, und zwar in Gestalt einer Taube. (Lukas
3: 21-23) Religionisten vertreten die kindische Auf:=
fassung, das sei Beweis für eine „Dreieinigkeit",
Vater, Sohn und heiliger Geist. In Wirklichkeit
waren nur zwei Personen dabei, eine jede deutlich
für sich unterscheidbar; und ferner war dort eine
Taube als Zeichen für Johannes den Täufer, daß
Gottes unsichtbare Macht auf den Sohn Gottes
ausgegossen wurde.
Johannes hörte Gottes Stimme, die Jesus als
Gottes Sohn bekanntmachte. Dies beweist, daß
Jesus dort von Gott durch seinen Geist oder seine
wirksame Kraft gezeugt wurde, wodurch er nun der
geistliche Sohn Gottes war und das Recht auf gei:=
stiges Leben im Himmel besaß. Auf solche Weise
254 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

zeugte Gott ihn, weil Jesu Recht auf menschliches


Leben hinfort der Erlösung der Menschheit geweiht
war. Sein irdisches Leben sollte als Lösegeld für
bußfertige Sünder niedergelegt werden. Dies be,
deutet, daß Jesus von Gott in den ,Bund beim
Opfer' aufgenommen wurde. (Psalm 50: 5) Sein
menschliches Leben war unwiderruflich geweiht,
um für gläubige Menschen das Recht auf ewiges
Leben zurückzukaufen, das für sie verloren gegan•
gen war, weil sie als Sünder geboren wurden.
Aus diesem Grunde konnte Tesus später einem
gelähmten Manne, der ihm zur Heilung gebracht
wurde, sagen: ,,Mensch, deine Sünden sind dir ver•
geben." Und über eine Sünderin, die seine Füße
mit Tränen benetzte und sie mit ihrem Haar trocb
nete, sagte Jesus: ,,Ihre vielen Sünden sind verge,
ben." ,,Er aber sprach zu ihr: Deine Sünden sind
vergeben." Die religiösen Schriftgelehrten und Pha,
risäer beschuldigten Jesus, durch das V ergeben von
Sünden gebe er vor, Gott selbst oder Gott eben•
bürtig zu sein. (Lukas 5: 18-24; 7: 37-50) Solche
Sündenvergebung konnte Jesus gewähren, weil er
das Wort Gottes war und ist und sich damals mit
Gott im Opferbund befand. Deshalb war er ver,
traglich gebunden, sein vollkommenes, sündloses
l\'lenschenleben zum Loskauf der Bußfertigen,
Gläubigen zu verwenden und sie von der Unfähig,
keit zu befreien, die infolge der Sünde auf ihnen
lastet. Aus demselben Grunde konnte Jesus später
seinen treuen Aposteln den Auftrag erteilen: ,,Wel,
chen irgend ihr die Sünden vergebet, denen sind
sie vergeben, welchen irgend ihr sie behaltet, sind
sie behalten." (Johannes 20: 23) Die Apostel waren
seine Vertreter auf der Erde. ·
An Jesus richtete sich Gottes Weissagung in
Psalm 2, Vers 7: ,, Du bist mein Sohn, heute habe
DER KöNIG DER FREIHEIT ·ERSCHEINT 255

ich dich gezeugt." Als Jehova den getauften Jesus


zeugte und ihn zum geistlichen Sohne Gottes
machte, der Anrecht auf Leben im himmlischen
Reich der Geister hatte, wurde Jesus ein „neues
Geschöpf". Dann nahm Jehova seinen gezeugten
Sohn in den Bund für das Königtum auf, wie es

durch den Königtumsbund veranschaulicht wird,


den Gott vor Jahrhunderten mit dem König David
geschlossen hatte. Jesus wurde der Erbe des mes~
sianischen Königreiches und war in Wahrheit „der
Sohn Davids", den zu vernichten die Schlange auf
der Lauer lag. In Übereinstimmung damit wurde
Jesus von Jehova mit dem heiligen Geist oder der
göttlichen Kraft gesalbt, wie das Herabkommen der
Taube auf das Haupt J esu es veranschaulichte. Er
war gesalbt, um der König, der „Friedefürst", der
Same des „Weibes" Gottes, Zions zu sein. Kraft
dieser Salbung wurde er der Messias, Christus.
Hinfort war er Christus Jesus oder der gesalbte
Jesus. - Apostelgeschichte 10: 36-38.
256 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Bei jenem Ereignis kam „Messias, der Fürst",


und die in Daniel 9: 25 vorhergesagten neun und:::
sechzig Wochen von Jahren fanden ihr Ende.
\Varum war Messias, der Fürst, gekommen? Das
beantwortete Christus Jesus selbst, als der Land,
pfleger Pontius Pilatus ihn fragte: ,,Also du bist ein
König?" ,,Jesus antwortete: Du sagst es, daß ich
ein König bin. Ich bin dazu geboren und dazu in
die \V elt aekommen, auf daß ich der Wahrheit
Zeugnis gelie. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört
meine Stimme." (Johannes 18: 37) Die Errettung _
des Menschen ist diesem Zeugniswerk für . die
Rechtfertigung des Namens Gottes untergeordnet.
Dem Königtumsbund und
seiner Salbung zum Predigen
des Königreiches getreu, wi::: ~fil!Wl!~fll
derstand Jesus den V ersu" ~~t_ß
chungen des Teufels wäh::: ijl11flJ4/ßf 'fZw#//2

rend der vierzig Tage in der ;i,;71_
\~'/üste. Er lehnte es ab, vom -,.,.
Teufel die Reiche dieser \'X/ elt
~!~¾

entgegenzunehmen und ihn


dafür anzubeten. Jesus war ,,1, :
entschlossen, das Königreich
zu gewinnen, um dann mit L
Königreichsmacht den Kopf
der „alten Schlange, welche der Teufel und der
Satan ist", zu zermalmen und dadurch Gottes
Namen zu rechtfertigen. (Matthäus 4: 1-11) Der
Messias ist der König der Freiheit; denn durch
seine glorreiche Herrschaft bringt er dem Menschen
für immer die ersehnte Freiheit.
20. KAPITEL

VOM TODE ZU UNSTERBLICHKEIT

IR haben den Messias gefunden ( was


verdolmetscht ist: Christus) ." Eilends
kam Andreas, ein jüdischer Fischer, zu
seinem Bruder Simon ·Petrus, um ihm
diese Entdeckung zu berichten. (Johan::
nes I: 40, 41) Andreas hatte gehört, wie Johannes
der Täufer Jesus als „das Lamm Gottes, welches
die Sünde der \"o/ elt wegnimmt", bezeichnete, und
dann folgte er Jesus und hörte ihn das messianische
Königreich predigen.
Christus Jesus sagte seinen Jüngern, zuerst das
Königreich Gottes und seine Gerechtigkeit zu su::
chen. Er selbst handelte genau so. Er mischte sich
nicht in die politischen Angelegenheiten dieser
Welt ein, sondern widmete sich ausschließlich der
Verkündigung des Königreiches der neuen Welt
der Gerechtigkeit. In der Synagoge seiner Heimat::
stadt Nazareth in Galiläa gab er öffentlich seinen
göttlichen Predigtauftrag bekannt, und er war stets
beflissen, seiner Verpflichtung nachzukommen und
die bedeutendste Wahrheit des geschriebenen W or::
tes Gottes, das Königreich, zu bezeugen. (Lukas
4: 16-21) Er war der gesalbte Herrscher dieser
theokratischen Regierung; und da er anwesend
war, predigte er mit Recht: ,,Tut Buße, denn das
Reich der Himmel ist nahe gekommen." (Matthäus
4: 17) Er errichtete keine Synagoge oder ein Reli.i
gionsgebäude, um sich dort als Pastor seßhaft zu
machen, im Turm eine Glocke zu läuten und die
Leute dadurch herbeizurufen, damit sie ihn predi,
258 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

gen hörten und er sich durch eine Kollekte Geld


verschaffen konnte. Vielmehr ging er zum Volke
und predigte ihnen bereitwillig, in ihren W ohnun:::
gen und in den Synagogen, wo sie zusammen:::
kamen, wie auch im Tempel zu Jerusalem. ,,Und
es geschah danach, daß er nacheinander Stadt und
Dorf durchzog, indem er predigte und das Evan:::
gelium vom Reiche Gottes verkündigte; und die
Zwölfe mit ihm." - Lukas 8: 1.
Unter denen, die Christus Jesus hörten und
nachfolgten, erwählte und ernannte er zwölf Apo:::
stel. Er wählte sich keine gebildeten Schrift::: und
Rechtsgelehrten, keine schlauen Gesetzeskundigen
und Pharisäer und Sadduzäer aus. Statt Gottes Ge:::
bote lehrten diese Männer die Oberlieferungen von
Menschen und übten das, was einer von ihnen „die
jüdische Religion" nannte. Sie fochten J esu V oll:::
macht und seinen Dienstauftrag an und verwarfen
ihn. Jesus sagte, neuen Wein könne man nicht ohne
Mißgeschick in alte Schläuche füllen. Er wählte
demütige, lernbereite, aufrichtige und gottesfürch:::
tige Männer. Er kam im Namen seines Vaters und
verkündigte ihnen deshalb Jehovas Namen. Er
lehrte sie, daß die Rechtfertigung des Namens
Gottes durch sein Königreich von größter Wich:::
tigkeit ist. So lehrte er sie beten: ,, Unser Vater, der
du bist in den Himmeln, geheiligt werde dein
Name; dein Reich komme, dein Wille geschehe,
wie im Himmel, also auch auf Erden." (Matthäus
6: 9, 10) Er beauftragte sie und sandte sie aus, um
von Stadt zu Stadt und von Haus zu Haus zu pre:::
digen. Seine Anweisungen lauteten: ,,Indem ihr
aber hingehet, prediget und sprechet: Das Reich der
Himmel ist nahe gekommen ... Wenn ihr aber in
das Haus eintretet, so grüßet es. Und wenn nun das
Haus würdig ist, so komme euer Friede auf das:::
VOM TODE ZUR UNSTERBLICHKEIT 259

selbe; wenn es aber nicht würdig ist, so wende sich


euer Friede zu euch zurück ... Und ihr werdet von
allen gehaßt werden um meines Namens willen.
Wer aber ausharrt · bis ans Ende, dieser wird er.-
rettet werden. Wenn sie euch aber verfolgen in
dieser Stadt, so fliehet in die andere." - Matthäus
10: 1-23; ebenso Lukas 9: 1-6; 10: 1-16.
Satan, der Teufel, erkannte, daß Jesus der Erbe
Gottes für das von ihm gepredigte Königreich war.
Er war der vorhergesagte Same des „Weibes" Got,
tes und auch der verheißene Same Abrahams. Sa"
tans Feindschaft kannte keine Grenzen, und er war
entschlossen, Jesus zu vernichten und die Herr,
schaft über die gottlose Welt selbst beizubehalten.
Wiederum bediente er sich der Religion als Vor•
wand zur Bekämpfung eines Zeugen J ehovas, dies•
mal des Hauptzeugen. Die Religionsgeistlichen
traten gegen Jesus auf, verleumdeten ihn und such,
ten ihn zu töten. Die Ursache davon nannte Jesus,
indem er ihnen sagte: ,,Ihr seid aus dem Vater, dem
Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun.
Jener war ein Menschenmörder von Anfang und ist
in der Wahrheit nicht bestanden." (Johannes 8: 44)
Jene Religionsgeistlichen des Judentums nährten
in bezug auf das messianische Königreich selbst,
süchtige Hoffnungen in ihren Herzen. Sie waren
neidisch auf J esu Verkündigung des Königreiches
und weigerten sich, die Früchte des Königreiches
mit :m dem gewöhnlichen Volke zu tragen, das
Jesus gern hörte. - Markus 12: 37.
Dreieinhalb Jahre nach seiner Salbung als Kö,
nig am Jordan ritt Jesus im Triumphzug auf einem
Eselsfüllen, inmitten einer jubelnden Menge, die
das Königreich Gottes begrüßte. Er ritt in Jerusa,
lern ein und ging zum Tempel, wo vor alters die
260 „DIE WAHRHEIT WIBD EUCH FREI MACHEN"

Könige der Nation Israel gesalbt und vom Volke


begrüßt worden waren. Im Tempel hielt Christus
Jesus, der gesalbte König, über die Nation Gericht,
indem er sich bei dieser Gelegenheit als den von
Gott ernannten König anbot. Die jüdischen Reli"
gionsführer verschmähten diese -Gelegenheit und
erhoben Einwand gegen die Volkskundgebungen.
Dadurch verwarfen sie ihn bei diesem Gericht im
Tempel als König. Deshalb sagte Jesus zu ihnen:
,,Habt ihr nie in den Schriften gelesen: ,Der Stein,
den die Bauleute verwarfen haben, dieser ist zum
Eckstein geworden; von dem Herrn her ist er dies
geworden, und er ist wunderbar in unseren Augen'?
Deswegen sage ich euch: Das Reich Gottes wird
von euch weggenommen und einer Nation gegeben
werden, welche dessen Früchte bringen wird. Und
wer auf diesen Stein fällt, wird zerschmettert wer::i
den; aber auf welchen irgend er fallen wird, den
wird er zermalmen." (Matthäus 21: 23-4:6) Die
Religionisten verschworen sich nun, ihn zu töten.
Ein paar Tage später war das Passahf est des
Jahres 33 n. Chr., und Jesus versammelte sich mit
seinen Aposteln, um das Passah zu essen. Bei dieser
Gelegenheit nahm er auch Brot und Wein und
setzte ein Gedächtnismahl für den Namen Gottes
ein, das zugleich ein Sinnbild für den treuen Lauf
sein sollte, den er zur Rechtfertigung des Namens
Gottes bis zum Ende zurücklegte. Den elf treuen
Aposteln, die das Gedächtnismahl nahmen, sagte
Tesus: ,,Ihr aber seid es, die mit mir ausgeharrt
haben in meinen Versuchungen; und ich verordne
euch, gleichwie mein Vater mir verordnet hat, ein
Reich, auf daß ihr esset und trinket an meinem
Tische in meinem Reiche und auf Thronen sitzet,
richtend die zwölf Stämme Israels." - Lukas
22: 28-30.
VOM TODE ZUR UNSTERBLICHKEIT 261

Dann betonte er, daß er seinen Vater ' Jehova


als sein Zeuge auf Erden treu vertreten hatte, indem
er ihnen sagte: ,,Wer mich gesehen hat, hat den
Vater gesehen." (Johannes 14: 9) Er gab ihnen zu
verstehen, daß sein Fortgehen zum Vater Ursache
zur Freude sei: ,,Denn [mein] Vater ist größer als
ich." (Johannes 14: 28) Bei einer früheren Gelegen~
heit hatte er erklärt, daß er im Vorhaben und im
Werke J ehovas mit ihm völlig übereinstimme, in~
dem er sagte: ,,Ich und der Vater sind eins." Jetzt,
in dieser Passahnacht, betete Jesus seinen Jüngern
vor und erflehte iin Gebet, daß durch die \'Vahrheit
unter seinen Jüngern doch eine gleichartige über~
einstimmung und Einheit hergestellt werden möge.
Er sprach zu Gott: ,,Sie sind nicht von der Welt,
gleichwie ich nicht von der Welt bin. Heilige sie
durch die· Wahrheit: dein Wort ist Wahrheit ...
Aber nicht für diese allein bitte ich, sondern auch
für die, welche durch ihr Wort an mich glauben;
auf daß sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in
mir und ich in dir, auf daß auch sie in uns eins
seien, auf daß die Welt glaube, daß du mich ge~
sandt hast. Und die Herrlichkeit, die du mir gege~
ben hast, habe ich ihnen gegeben, auf daß sie eins
seien, gleichwie wir eins sind; ich in ihnen und du
in mir, au(daß sie in eins vollendet seien ... Und
ich habe ihnen deinen Namen kundgetan, und
werde ihn kundtun, auf daß die Liebe, womit du
mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen."
- Johannes 17_: 16-26.
Nachdem Jesus so gesprochen hatte, führte er
sie hinaus in den Garten Gethsemane. Rasch auf.
einander folgten dann der Verrat durch Judas, das
V erhör vor dem jüdischen Religionsgericht, darauf
ein Verhör vor Pontius Pilatus und König Herodes
und schließlich ein nochmaliges Verhör vor Pilatus.
262 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Während all dieser Zeit forderten die jüdischen


Hauptpriester und andere Geistliche an der Spitze
der Volksmasse für Jesus stürmisch den Tod durch
Hinrichtung am Stamme. ,,Euren König soll ich
kreuzigen?", fragte Pilatus. ,,Die Hohenpriester
antworteten: Wir haben keinen König, als nur den
Kaiser." - Johannes 19: 6, 15.
Um welche strittige Sache ging es also beim
V erhör und dem Gerichtsverfahren gegen Christus
Jesus? In welcher Angelegenheit trafen die jüdi~
VOM TODE ZUR UNSTERBLICHKEIT 263

sehen Religionisten für sich eine Entscheidung?


Betraf es die Errettung der Menschheit? Nein, nicht
in erster Linie; es betraf Gottes Königreich, dessen
König Gottes Namen rechtfertigen mußte durch
Bewahrung seiner Lauterkeit vor Gott, selbst bis
zum schmachvollsten Tode. Gottes Königreich ist
das Wichtigste;- es steht an erster Stelle, weil Got~
tes heiliger Name und seine Universalherrschaft da~
mit verknüpft sind. Deshalb unterwarf sich Jesus
dem Tode am Stamm, wobei sein Königtum durch
die Aufschrift über seinem Haupte verspottet
wurde: Außerlich besehen, wie · es sich dem . Blick
der Religionisten und Politiker darbot, starb er in
Schande, in Wirklichkeit aber starb er für die Kö,
nigreichswahrheit. Sein Tod war der eines freien
Menschen. Er starb mit reinen Händen, nicht ·ge~
· knechtet von Mensch, Teufel oder Religion. Sein
Sterben ehrte Jehova Gott. In dem Kampf, den der
Teufel führte, um J esu Lauterkeit zu brechen, hatte
Jesus gewonnen 1
,,Und Jesus rid mit lauter Stimme und sprach:
Vater,. in deine Hände übergebe ich meinen Geist!
Und mit diesen Worten hörte er auf zu atmen."
(Lukas 23: 46, Roth., Diaglott) Er wußte, daß er in
Treue starb und daher würdig war, seine Lebens,
kraft dem großen Lebengeber anzubefehlen, eine
Auferstehung erhoff end. Er kannte das Schriftwort
aus Psalm 16: 10, wo es heißt: ,,Denn meine Seele
wirst du dem Scheol nicht lassen, wirst nicht zu~
' geben, daß dein Frommer die Verwesung sehe."
Er war nie beunruhigt, während er im Fleische lebte
und diesem Tod entgegensah, sondern sein Fleisch
ruhte in Hoffnung und war unbeschwert. Er wußte,
daß er eine Auferstehung zum Leben im Geiste
erfahren werde, zu dem er am Jordan gezeugt
w0rden war.
264 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Satan, der Teufel, hatte Jesus im engen Kreis der


Jünger von seiner Auferstehung und der Rückkehr
zu seinem Vater sprechen hören. Er fühlte sich un,
behaglich und ließ seine religiösen Handlanger eine
\Vache beschaffen, die vor der Gruft aufgestellt
wurde, wo Jesu Leichnam lag; außerdem wurde
der große Stein am Eingang amtlich versiegelt.
(Matthäus 27: 57--66) \XI elch törichte Vorsichts,
maßregel 1 Am dritten Tage vom Begräbnis an fand
das mächtigste \V und er Jehovas statt, die Auf,
erweckung seines lieben Sohnes zum göttlichen
Leben, zur Unsterblichkeit.
Kein menschliches Auge sah diese Auferstehung
in der Frühe des ersten \Vochentages. Die Grabes,
wächter spürten ein Erdbeben und waren entsetzt
beim Anblick eines blendenden Engels, der den
Stein wegwälzte und dadurch das Innere der leeren
Grabstätte sichtbar machte. Den auferstandenen
Jesus sahen sie nicht, und auch nachher wurde kein
einziger Teufelsknecht zu einem Zeugen der Tat,
sache gemacht, daß Jesus auferstanden war. \Vas
geschah mit dem Fleischesleib Jesu? Er wurde nicht
„vergeistigt"; denn das ist unmöglich, weil Jesus
selbst erklärte: ,,\Vas aus dem Fleische geboren ist,
ist Fleisch, und was aus dem Geiste geboren ist, ist
Geist." (Johannes 3: 6) Auch Paulus, der ein Ge,
sieht von dem auferstandenen Jesus hatte, erklärt:
„Dies aber sage ich, Brüder, daß Fleisch und Blut
das Reich Gottes nicht ererben können." (1. Korin,
ther 15: 50) Nach Psalm 16: 10 und Apostelge,
schichte 2: 27-31 wurde keine Verwesung des Lei,
bes zugelassen. Demnach verfügte Jehova Gott
über ihn auf seine Art, wie er es ja auch mit dem
Leib .Moses getan hatte, der ein Vorbild von Chri,
stus Jesus war. \Xlie das geschah, weiß niemand. -
5. .Mose 34-: 5, 6.
VOM TODE ZUR UNSTERBLICHKEIT 265

Bei der Auferstehung erhörte der allmächtige


Gott das Gebet Jesu: ,,Und nun verherrliche du,
Vater, mich bei dir selbst mit der Herrlichkeit,
die ich bei dir hatte, ehe die Welt war." (Johannes
17: 5) Das war die Herrlichkeit im Himmel, dem
unsichtbaren Reiche, in einem Geistesleib, dessen
Glanz nicht verschleiert oder verhüllt war durch
einen fleischlichen Körper mit einem Speerstich
in der Hüfte, Nägelmalen an Händen und Füßen,
Dorneswunden auf der Stirn und den Schwielen
und Striemen der Geißelhiebe auf dem Rücken. Der
Fleischesleib ist der, in welchem. Jesus sich selbst
erniedrigte, wie ein Knecht; es ist nicht der Leib
seiner Herrlichkeit, nicht der Leib seiner Auf„
erstehung. Der Apostel Petrus, der ihn nach seiner
Auferstehung sah, bezeugte: ,,Denn es hat ja
Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte
für .die Ungerechten, auf daß er uns zu Gott
führe, getötet in dem Fleische, aber lebendig ge-
macht in dem Geiste, in welchem er auch hinging
und predigte den Geistern, die im Gefängnis sind."
(1. Petrus 3: 18, 19, Fußnote) Er wurde zu göfü
lichem Leben in einem geistigen Leib auferweckt.
Die Auferstehung seiner treuen Jünger wird gleich
seiner eigenen sein. Darüber steht geschrieben:
„Wenn wir mit ihm einsgemacht worden sind in
der Gleichheit seines Todes, so werden wir es
auch in der seiner Auferstehung sein." ,,Es wird
gesät ein natürlicher Leib, es wird auferweckt ein
geistiger Leib ... , wir werden verwandelt werden.
Denn dieses Verwesliche muß U nverweslichkeit
anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit-an~
ziehen." - Römer 6: 5; 1. Korinther 15: 44, 52-54.
Vom Tage seiner Auferstehung an zeigte sich
Jesus während vierzig Tagen verschiedene Male
seinen Jüngern als Lebender. Wie erschien Jesus
266 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN''

denn? Wie machte er sich ihnen sichtbar, da ein


Geist doch nicht Fleisch und Bein hat? Er tat es,
indem er sich bei Gelegenheit seiner Erscheinungen
in Fleischesleibern verkörperte, mit voller Beklei,
dung, nicht angetan mit seine'n Grabesgewändern,
sondern mit Kleidern, die der Zeit und dem Zweck
seines Erscheinens entsprachen. Das war nichts
Neues oder Ungewöhnliches; auch der Engel Ga,
briel war dem Priester Zacharias im Innern des
Tempels erschienen, und sechs Monate später
der Maria, Jesu Mutter. Noch -am Auferstehungs~
morgen erschienen zwei Engel in weißen Kleidern
der Maria Magdalena an der Grabstätte. So machte
Jesus nun den Jüngern seine Gegenwart sichtbar,
sogar im Zimmer hinter verschlossenen Türen.
Wenn jeder Bericht über seine Auferstehungs~
erscheinungen nachgeprüft wird, findet man, daß
er Körper von unterschiedlicher Gestalt annahm
und sich deshalb durch verschiedene Zeichen und
Merkmale zu erkennen geben mußte.
In Markus 16: 12 lesen wir: ,,Nach diesem aber
offenbarte er sich zweien aus ihnen in einer an-
deren Gestalt, während sie wandelten, als sie aufs
Land gingen." Man nimmt heute an, daß dieser
Vers nicht im Urtext des Markusbuches steht,
doch geht aus den maßgebenden Berichten anderer
Zeugen hervor, daß der auferstandene Christus,
dem „alle Gewalt im Himmel und auf Erden"
gehört, von dieser Gewalt Gebrauch machte, um
in verschiedenerlei Körpergestalt zu erscheinen
und dadurch zu beweisen, daß er kein irdisches,
fleischliches Geschöpf mehr ist, sondern sich in
Herrlichkeit befindet. Mindestens einmal, wahr~
scheinlich sogar bei z,vei Gelegenheiten, erschien
er in einer Gestalt gleich dem Leibe, in welchem
er gekreuzigt worden war, um sich dem zweifelnden
VOM TODE ZUR UNSTERBLICHKEIT 267

Thomas zu erkennen zu geben. - Lukas 24: 36-43;


Johannes 20: 19-30.
Gerade wegen dieses unterschiedlichen Aus"
sehens verwechselte Maria Magdalena ihren auf,
erstandenen Herrn mit einem Gärtner. Die zwei
Jünger, denen sich Jesus auf dem Wege nach
Emmaus anschloß, erkannten ihn erst, als er sich
in ihrem Heim bei der Mahlzeit offenbarte. Als
er in einer vertrauten Gestalt erschien, um Thomas
zufriedenzustellen, stieß dieser Jünger, nunmehr
überzeugt, voller Staunen hervor: ,,Mein Herr
und mein Gott I" Damit wollte Thomas nicht be,
haupten, Jesus sei der allmächtige Gott, Jehova
selbst. ,,Diese [Zeichen] aber sind geschrieben,
auf daß ihr glaubet, daß Jesus der Christus ist,
der Sohn Gottes." - Johannes 20: 28-31.
Als Jesus sich einmal sieben Jüngern am See
von Galiläa beim Fischfang zeigte und sie zu
einem Fischfrühstück, das er ihnen durch Wunder,
wirkung bereitete, ans Ufer kamen, ,,wußten die
Jünger [zuerst] nicht, daß es Jesus sei". Nach dem
Wunder heißt es: ,,Keiner aber von den Jüngern
wagte ihn zu fragen: Wer bist du? da sie wußten,
daß es der Herr sei." (Johannes 21: 4, 12) Als er
später auf einem Berge in Galiläa erschien, ,,warfen
sie sich vor ihm nieder; einige aber zweifelten".
(Matthäus 28: 16, 17) Nach Jahren erschien er
Saul von Tarsus, dem nachmaligen Apostel Paulus,
ohne Fleischesleib; denn Sauls Gefährten sahen
niemand, hörten aber den Schall der Stimme.
Jesus ließ Saulus durch ein Wunder etwas von
seiner himmlischen Herrlichkeit als göttlicher Geist
sehen; und auf seine Frage erhielt Saulus, der den
Herrn nicht an ,Nägelmalen in seinen Händen und
Füßen' erkannte, die Antwort: ,,Ich bin Jesus,
den du verfolgst." Diese Vision kostete Saul drei
268 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Tage lang das Augenlicht. Deshalb war Jesus


während der vierzig Tage nach seiner Auferstehung
den Jüngern nicht in solcher \'XI eise, sondern in
fleischlicher Gestalt erschienen.
Christus Jesus ist wahrhaftig auferstanden. In
der Auferstehungsherrlichkeit sagte er: ,,Ich bin
der Lebendige, und ich war tot, und siehe, ich
bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit", weil
nunmehr mit Unsterblichkeit bekleidet. (Offen"
barung 1: 5, 18) Er ist der „Erstgeborene aus den
Toten", der „Erstling der Entschlafenen". (Ko"
losser 1: 18; 1. Korinther 15: 20) Er wurde als
erster zu ewigem Leben auferweckt. Mit ihm be"
ginnt die „erste Auferstehung", an der seinen
treuen Jüngern ein Anteil verheißen ist. (Offen~
barung 20: 5, 6) Er ist die feste, unverwesliche
Grundlage, die Gott fi.ir eine neue und freie Welt
ohne Ende g~legt hat.
21; KAPITEL

DIE KIRCHE FREIER MENSCHEN

IE PFORTEN der Hölle (des Hades)

@] konnten J ehovas größten Märtyrer


nicht überwältigen, von dem es heißt:
„Den hat Gott auferweckt, nachdem er
die Wehen des Todes (der Hölle,
Douay) aufgelöst hatte, wie es denn nicht möglich
war, daß er von demselben behalten würde."
(Apostelgeschichte 2: 24) Dies bestärkt die Er:0
klärung, die Christus Jesus seinen Jüngern gab:
,,Und auf diesem Felsen werde ich meine Ver"
sammlung [Kirche] bauen, und des Hades Pforten
werden sie nicht überwältigen." (Matthäus 16: 18)
Nach seiner Auferstehung verkündete Jesus :
,,Siehe, ich bin lebendig in die Zeitalter der Zeit"
alter und habe die Schlüssel des Todes und des
Hades." Dies gibt seinen Jüngern die Zusage,
daß genau so, wie seine Seele oder sein Leben
nicht für immer der Hölle, dem Hades, dem Bereich
der Toten als Beute überlassen wurde, so auch
die Seelen seiner treuen Nachfolger nicht für immer
dem Grabe preisgegeben werden. Christus Jesus
hat die Macht, von der „Hölle" [dem Hades] und
dem „Tode" zu befreien, und er erklärt, ,,daß
jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges
Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am
letzten Tage", - Johannes 6: 40.
Der Fels, auf dem die Kirche gegründet ist, ist
himmlisch. Es ist Christus Jesus. Vierzig Tage
nach seiner Auferstehung zum Leben als himm"
lisches „neues Geschöpf" fuhr er zum Himmel auf,
270 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

nicht um sofort seine Herrschaft zu beginnen,


sondern um sich zur Rechten der Macht Gottes
zu setzen und seine Kirche zu bauen. (Apostel•
geschichte 1: 1-9; Hebräer 10: 12, 13; 12:2) Sein
Vater, Jehova, ist selbst der gewaltige himmlische
Fels, auf dem die ganze Schöpfung ruht: ,,Denn
den Namen J ehovas will ich ausrufen : Gebet
Majestät unserem Gott 1 Der Fels: vollkommen
ist sein Tun." (5. Mose 32: 3, 4) Jehovas Sohn,
Christus Jesus, ist „der Abdruck seines Wesens ... ,
alle Dinge durch das Wort seiner Macht tragend".
über seinen Sohn und dessen wichtige Stellung
in der himmlischen Organisation Zion sagte Je:::
hova: ,,So spricht der Herr, Jehova: Siehe, ich
gründe einen Stein in Zion, einen bewährten Stein,
einen kostbaren Eckstein, aufs festeste gegründet;
wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen." (Hebräer
1:3; Kolosser 1: 15; Jesaja 28: 16) Christus Jesus
baut seine königliche Organisation, die Kirche, auf
sich selbst als den gesalbten König und Sohn des
lebendigen Gottes. Der Apostel Petrus, der an den
„Felsen" glaubte, erklärte freimütig den Feinden
wie auch der Kirche, daß Christus Jesus den
Grundstein, den Fels bildet, auf dem die Kirche
Christi aufgebaut ist. - Apostelgeschichte 4: 8-12;
1. Petrus 2: 3-10.
„Kirche" bedeutet eine Versammlung, die für
Gottes Zwecke aus der Welt herausgerufen ist,
und als solche war die Versammlung der zwölf
Stämme Israel unter Mose als Prophet eine
„Kirche". (Apostelgeschichte 7: 37, 38) Die ersten
Glieder der auf Christus Jesus gegründeten Kirche
wurden aus der „Kirche" solcher natürlichen ls:::
raeliten, also aus „Israel nach dem Fleische" ge•
nommen. Anderseits werden alle Glieder der
Christus:::Kirche Gottes eine neue Schöpfung und
DIE KIRCHE FREIER MENSCHEN 271

sind demnach geistliche Israeliten, ,, das Israel


Gottes". (1. Korinther 10: 18; Galater 6: 15, 16)
Als Jakob, dessen Namen Gott in Israel um~
änderte, vor seinem Tode seine zwölf Söhne seg~
nete, hinterließ er zwölf Grundpfeiler, auf denen
das Vorbildvolk Israel ruhen konnte. Als Christus
Jesus zum Grundstein in Zion gelegt wurde, er~
richtete auch er zwölf Grundpf eil er für die Orga~
nisation seiner Kirche, nämlich seine zwölf Apostel,
von denen Petrus einer war. Dies ist in Offen~
barung 21: 14 sinnbildlich dargestellt: ,,Und die
Mauer der Stadt hatte zwölf Grundlagen, und auf
denselben zwölf Namen der zwölf Apostel des
Lammes." (Galater 2: 9) Die schließliche Anzahl
der himmlischen Kirche wird gemäß dem göfö
liehen Beschluß nur 144 000 betragen. Diese Kirche
Gottes wird mit zwölf Stämmen von je 12 000
Gliedern verglichen, weil sie durch die Treuen aus
den zwölf Stämmen Israels vorgeschattet wurde.
(Offenbarung 7: 4-8; 14: 1, 3) Sie befindet sich
unter einem „neuen Bunde", der durch den grö~
ßeren Mose, Christus Jesus, vermittelt worden ist.
Durch den neuen Bund ist der alte Gesetzesbund,
der für das natürliche Israel galt, beiseite gesetzt.
- Hebräer 8: 6-13. ·
Christus Jesus setzte, als er auf Erden war,
die Errettung menschlicher Geschöpfe nicht an
erste Stelle, noch war er darauf versessen, die
Welt zu bekehren. Er beschränkte sein Predigen
und seine Wirksamkeit auf die Nation Israel und
gebot seinen Jüngern damals dasselbe: ,,Ich bin
nicht gesandt, als nur zu den verlorenen Schafen
des Hauses Israel." ,,Gebet nicht auf einen Weg
der Nationen, und geh et nicht in eine Stadt der
Samariter; gehet aber vielmehr zu den verlorenen
Schafen des Hauses Israel." (Matthäus 15: 24;
272 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

10: 5, 6) Hätten eine genügende Anzahl Juden


die „jüdische Religion" aufgegeben, Glauben an
Gottes Wort bewiesen und sich Jesus zugewandt,
von welchem in Gottes Wort geweissagt worden
war, dann wäre die ganze Körperschaft der Kirche
aus der jüdischen Nation auserwählt worden. Die
Bibel sagte jedoch voraus, daß es nicht so sein
werde, sondern daß die Häuser Israel über Christus
Jesus als den Felsen straucheln und nur ein über~
rest natürlicher Israeliten ihn annehmen und unter
Christus in die Kirche eingefügt werden. Der Herr
Jesus wußte dies durch die Prophezeiungen vor~
her und sagte zu Petrus: ,, Und ich werde dir die
Schlüssel . des Reiches der Himmel geben; und
was irgend du auf der Erde binden wirst, wird
in den Himmeln gebunden sein, und was irgend
du auf der Erde lösen wirst, wird in den Himmeln
gelöst sein." (Matthäus 16: 19) Wie benutzte denn
Petrus diese beiden Schlüssel?
Vor seiner Auffahrt zum Himmel sagte Jesus
seinen Jüngern: ,,Also mußte der Christus leiden
und am dritten Tage auferstehen aus den Toten,
und in seinem Namen Buße und Vergebung der
Sünden gepredigt werden allen Nationen, an~
fangend von Jerusalem. Ihr aber seid Zeugen hier~
von." (Lukas 24: 46-48; Apostelgeschichte 1: 7, 8)
Zehn Tage nach seiner Auffahrt, zu Pfingsten,
begann in Jerusalem das Zeugnisgeben. Jesus hatte
seinen Jüngern früher gesagt: ,,Fürchte dich nicht,
du kleine Herde, denn es hat eurem Vater wohl~
gefallen, euch das Reich zu geben"; und er nahm
damals seine treuen Apostel mit sich in den
Königreichsbund auf. (Lukas 12: 32; 22: 28-30)
Zu Pfingsten war es an der Zeit, daß andere Juden
die Gelegenheit zur Aufnahme in den Bund für
das Königreich der Himmel erhielten. Wie sollte
DIE KIRCHE FREIER MENSCHEN 273

sich ihnen diese Gelegenheit auftun? Durch den


„Schlüssel der Erkenntnis"; und diese Erkenntnis
war durch die Predigt zu übermitteln. - Lukas
11: 52; Apostelgeschichte 2: 21; Römer 10: 11-17.
Am Tage der Pfingsten wurde vom Himmel
her die Gelegenheit „gdöst", und Petrus benutzte
den ersten ,Schlüssel des Reiches der Himmel',
um zu „lösen". Als die Apostel und andere Jünger
an jenem Tage in Jerusalem versammelt waren,
geschah ein Brausen vom Himmel, und Gottes
Geist oder unsichtbare Kraft wurde auf die treuen
Jünger ausgegossen. Sie wurden durch des Vaters
Macht gezeugt und durch seinen Geist für das
Königreich gesalbt. Damit waren sie endgültig
beauftragt, das Königreich zu predigen oder zu
bezeugen. Das Schauspiel, das all diese in fremden
Sprachen redenden Jünger boten, zog eine Menge
Pfingstfestteilnehmer aus vielen Ländern und Spra:1
chen an, die sich draußen ansammelten. Dann stand
Petrus, der die Königreichsschlüssel empfangen
hatte, auf und verkündigte ihnen Christus, den
König. Zum Schluß sagte er: ,,Denn nicht David
ist in die Himmel aufgefahren; er sagt aber selbst:
,Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu
meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege zum
Schemel deiner Füße.' Das ganze Haus Israel
wisse nun zuverlässig, daß Gott ihn sowohl zum
Herrn als auch zum Christus gemacht hat, diesen
Jesus, den ihr gekreuzigt habt." (Apostelgesch.
2: 34-36) Mit dieser Einleitung des Königreichs"
zeugnisses machte Petrus vom ersten der beiden
„Schlüssel" Gebrauch, und es wurde an jenem
Tage Tausenden Zutritt gewährt zu den König:1
reichsvorrechten. ,,Die nun sein Wort aufnahmen,
wurden getauft; und es wurden an jenem Tage
hinzugetan bei dreitausend Seelen." Dann begannen
274 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

sie die Predigttätigkeit von Haus zu Haus und


fanden beim Volk gute Aufnahme. - Apostelge,
schichte 2: 41, 46, 47.
Die Prophezeiung aus Daniel 9: 26, 27 weist
darauf hin daß nach diesem Pfingsttage die Hälfte
ein er W o~he von Jahren verging, also dreieinhalb

Jahre, währenddem die Bekehrung zum Christen,


turn auf Juden und Samariter beschränkt blieb,
wie Jesus gesagt hatte: ,,Ihr werdet meine Zeugen
sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa
und Samaria", ehe ihr bis an die Enden der Erde
geht. (Apostelgeschichte 1: 8) In dieser Zeitspanne
waren die Königreichsvorrechte vom Himmel aus
an diesen Personenkreis gebunden und von den
heidnischen Nationen im allgemeinen ferngehalten.
Daher war Petrus gebunden oder daran gehindert,
DIE KIRCHE FREIER MENSCHEN 275

den zweiten der Königreichs .. ,,Schlüssel" irgendwie


zu gebrauchen.
Schließlich langte man an der Zeitgrenze an.
Bis dahin hatte nur ein Überrest der Juden, zu"
sammen mit einigen Samaritern, die Königreichs"
gelegenheiten wahrgenommen. Dann löste der
Himmel das Vorrecht für die Heiden, und Petrus
wurde der Einschränkungen in diesem Dienst ent"
bunden. Sogleich machte er vom zweiten Schlüssel
Gebrauch. Sandte Gott ihn zu diesem Zwecke
nach Rom? Nein; sondern zu einem Italiener, der
vom . Heidentum zum Glauben an Jehova Gott
bekehrt' worden war und in Cäsarea am Mittel"
ländischen Meer wohnte, etwa 110 km von Jeru"
salem . entfernt. Diesem Kornelius ließ Gott in der
Vision einen Engel erscheinen, der ihn hieß, Simon
Petrus holen zu lassen, der gerade in der Nähe
war, in Joppe. Gerade um die Zeit, wo die Boten
des Kornelius ankamen, sandte Gott dem Petrus
ein Gesicht und zeigte ihm, daß der Weg jetzt
den andern Nationen wie den Juden off enstand,
und so ging Petrus mit den Boten nach dem Hause
des Kornelius, wo er diesem und seinen versam"
melten Verwandten und Freunden von Christus,
dem Gesalbten Jesus predigte: ,, Und wir sind
Zeugen alles dessen, was er ... getan hat ... Und
er hat uns befohlen, dem Volke zu predigen und
ernstlich zu bezeugen, . . . daß jeder, der an ihn
glaubt, Vergebung der Sünden empfängt durch
seinen Namen." - Apostelgeschichte 10: 1-43. .
Bestätigte der Himmel, was Petrus mit dem
zweiten „Schlüssel der Erkenntnis" tat? ,,Während
Petrus noch diese Worte redete, fiel der heilige
Geist auf alle, die das Wort hörten. Und die
Gläubigen aus der Beschneidung [Juden], so viele
ihrer mit Petrus gekommen waren, gerieten außer
276 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

sich, daß auch auf die Nationen die Gabe des


heiligen Geistes ausgegossen worden war; denn
sie hörten sie in Sprachen reden und Gott erheben."
Kornelius und andere Gläubige aus den Heiden
wurden hernach getauft, nicht mit der Taufe Jo"
hannes des Täufers, die für die Juden war, sondern
,,getauft ... in dem Namen des Herrn". (Apostel:::
geschichte 10: 4:4-48) Dadurch wurden Gläubige
aus den Heiden in den Bund für das Königreich
aufgenommen. Jetzt hatte Petrus seinen Sonder:::
auftrag mit den „ Schlüsseln des Reiches der
Himmel" beendet. Er brauchte für diese Arbeit
keinen Nachfolger, und Gott hat auch keinen er"
weckt oder ernannt. Die Tür bleibt für die Na:::
tionen offen. - Apostelgeschichte 14: 27; 1. Ko"
rinther 16: 9.
Warum suchte Jehova Gott diese Nichtjuden
mit seiner Königreichsgunst heim, indem er sich
des Simon Petrus bediente? Nachdem dieser hier"
über berichtet hatte, sagte der Apostel Jakobus:
„Simon hat erzählt, wie Gott zuerst die Nationen
heimgesucht hat, um aus ihnen ein Volk zu nehmen
für seinen Namen." (Apostelgeschichte 15: 7-14:)
Das ist der Zweck des ;,neuen Bundes", nämlich
ein solches Volk herauszunehmen und hervorzu:::
bringen. Die Christen sowohl aus den heidnischen
Nationen als auch aus den Juden müssen zusam:::
men ein „Volk für seinen Namen" bilden, das heißt
für Gottes Namen, Jehova. Es gibt nun keine
Rassen::: oder Nationalunterschiede mehr ; alle
müssen eins sein in Christus, ihrem Haupte, eine
ungeteilte Kirche, ohne Spaltung. ,,Denn gleichwie
wir in einem Leibe viele Glieder haben, aber die
Glieder nicht alle dieselbe Verrichtung haben, also
sind wir, die Vielen, ein Leib in Christo, einzeln
aber Glieder voneinander." (Römer 12: 4, 5) ,,Denn
DIE KIRCHE FREIER MENSCHEN 277

so viele euer auf Christum getauft worden sind,


ihr habt Christum angezogen. Da ist nicht Jude
noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier,
da ist nicht Mann und Weib; denn ihr alle seid
einer in Christo Jesu. Wenn ihr aber Christi seid,
so seid ihr denn Abrahams Same und nach Ver"
heißung Erben." (Galater 3: 27-29) ,,Daher kennen
wir von nun an niemand nach dem FJeis'che; wenn
wir aber auch Christum [vor seiner ,Auferstehung
als Geist] nach dem Fleische gekannt haben, so
kennen wir ihn doch jetzt nicht mehr also. Daher,
wenn jemand in Christo ist, da ist eine neue
Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, alles ist
neu geworden." - 2. Korinther 5: 16, 17; auch
1. Korinther 12: 12, 13, 18, 27.
Jesus ist als Glied der Kirche ihr Haupt.
Die andern Glieder bilden den Leib der Kirche.
,, Und er ist das Haupt des Leibes, der V er"
sammlung.': _(Kolosser 1: 18; Epheser 1: 22, 23)
An die Leibesglieder der Kirche Christi steht ge"
schrieben: ,,Daß ihr wandeln solltet würdig des
Gottes, der euch zu seinem eigenen Reiche und
seiner eigenen Herrlichkeit beruft.'' (1. Thessalo::i
nicher 2: 12) Wie können aber Menschengeschöpfe
in Gottes Königreich unter Christus Eingang
finden, da es doch himmlisch ist und von Fleisch
und Blut nicht ererbt werden kann? Dies ist
möglich durch folgende in der Heiligen Schrift
dargelegten Schritte:
Da das menschliche Geschöpf in Sünde emp::1
fangen und in Ungerechtigkeit geboren worden
ist und deshalb von Geburt an unter Verdammnis
steht, muß zuerst eine Rechtmachung oder Recht"
fertigung erfolgen, um es der göttlichen V erdamm::i
nis zu entheben. Das wird bewirkt, nachdem der
Mensch Glauben bekundet, nicht nur indem er
278 „DIE WAHRHEIT WffiD EUCH FREI MACHEN"

;:m Jehova .als Gott und an Christus Jesus als das


Lösegeldopf er für Sünden glaubt, sondern außer"
dem bekennt, durch das ·Opfer Christi J esu er"
kauft zu sein, und sich Gott völlig weiht, um ihm
zu gehören und immerdar seinen Willen zu tun.
Der Glaubende symbolisieli seine Weihung durch
die Taufe im Wasser. Es bietet sich sowohl für
das Königreich als auch für einen Anteil am „Bund
beim Opfer" mit Christus Jesus Gelegenheit, und
so rechtfertigt Jehova Gott den Menschen und
läßt ihn als Inhaber des Rechtes auf menschliches
Leben gelten. Dieses menschliche Lebensrecht wird
jedoch sofort geopfert, damit der Geweihte in den
„Bund beim Opfer" aufgenommen werde. Gott
zeugt den Gerechtfertigten durch sein Wort ( durch
Wasser versinnbildet) und durch seinen Geist
und bringt ihn auf solche \v' eise als geistlichen
Sohn Gottes hervor. Indem dieser anerkannte Sohn
Gottes sich als treu erweist, beruft ihn Gott zum
Königreich und nimmt ihn in den Bund für diese
theokratische Regierung auf, und dann salbt er
ihn mit seinem heiligen Geiste. Durch diese Sal"
bung wird ein Geweihter in den „Leib Christi"
getauft.
\v' enn Sie die unten 1 angeführten Schriftstellen
der Reihe nach lesen, werden Sie selbst feststellen,
daß das soeben Gesagte der biblischen Ordnung
entspricht.
Alle in dieser Weise Gesalbten sind Amvärter
auf das Königreich. Obwohl ihr Leib noch von
Fleisch ist, sind sie eine „neue Schöpfung". Sie
müssen jetzt ihr Haupt, ihren König Christus Jesus
1 Römer 4: 24, 25; 5: 1, 9, 12, 16; 8 : 1, 33; Jakobus 1: 18;
Johannes 3: 3, 5; 1. Petrus 1: 3; Titus 3: 5-7; 1. Korinther
1: 9; 2. Thessalonicher 2: H; 2. Korinther 1: 21; 1. Johannes
2: 20, 27; Römer 6: 3, 4; 1. Korinther 12: 12, 13.
DIE KIRCHE FREIER MENSCHEN 279

nachahmen und Zeugnis für Gottes Königreich


geben, wie er es tat. Sie müssen ihre Lauterkeit vor
Gott bewahren und bei allen Schmähungen und
Verfolgungen, die sie erdulden, den Bund mit ihm
halten, selbst bis zum Tode. Ihre „Errettung" zu
ewigem Leben erfolgt nicht, sobald sie glauben
und Christus Jesus nachzufolgen beginnen, sondern
erst, nachdem sie ihre Treue bis zum Tode bewie"
sen haben. Sie müssen allen Fleiß anwenden, ihre
Berufung und Erwählung festzumachen. Wenn sie
vor ihrem Tode abtrünnig werden und sich als
untreu erweisen, dann verdienen sie die ewige
Vernichtung. Aber getreulich auszuharren bis ans
Ende, bedeutet für sie die schließliche Errettung.
Die biblischen Wahrheiten der unten angeführten
Stellen beweisen die Richtigkeit dieser Darlegungen.1
Die Betreffenden sind noch nicht unsterblich;
sonst könnten sie nicht den „Bund beim Opfer"
halten, den Tod der Treue sterben und dem Tode
· Christi gleichgestaltet werden. Durch ihre Lauter"
keit und Gesinnungsfestigkeit bis zum Tode haben
sie mit Christus Jesus Anteil an der Rechtfertigung
des Namens seines Vaters. Deshalb wird Gott,
,,denen, die mit Ausharren in gutem Werke Herr"
lichkeit und Ehre und Unverweslichkeit suchen,
ewiges Leben" geben. - Philipper 3: 10, 14; Rö:o
mer 2: 6, 7.
Wann empfangen sie Unsterblichkeit? Die vor
der Aufrichtung des Königreiches Gottes und dem
Kommen des Königs zuin Tempel starben, mußten
im Tode schlafen, bewußtlos und untätig dieser
Ereignisse harrend. Erst als der König zum Gericht
12 .. Korinther 5: 17; 1. Petrus 2: 21; Römer 8: 16-18,
28-30; 2. Timotheus 2: 11, 12; 2. Petrus 1: 4-11; Hebräer
10: 38, 39; Römer 1: 31, 32; Offenbarung 2: 10; Matthäus
10: 22; 24: 13.
280 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

im Tempel erschien, empfingen die schlafenden


Glieder des Leibes Christi, der Kirche, die „Krone
des Lebens". Ober die Auferstehung des Leibes
der Kirche schrieb der Apostel Paulus: ,,Es wird
gesät ein natürlicher Leib, es wird auf erweckt ein
geistiger Leib ... Siehe, ich sage euch ein Geheim::s
nis: Wir werden zwar nicht alle entschlafen (schla::s
fen, engl. Bibel), wir werden aber alle verwandelt
werden, in einem Nu, in einem Augenblick, bei der
letzten Posaune; denn posaunen wird es, und die
Toten werden auferweckt werden unverweslich,
und ·wir werden verwandelt werden. Denn dieses
Verwesliche muß Unverweslichkeit anziehen und
dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen. Wenn
aber dieses Verwesliche Unverweslichkeit anziehen
und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen
wird, dann wird das \X' ort erfüllt werden, das ge::s
schrieben steht: ,Verschlungen ist der Tod in
Sieg.'" (1. Korinther 15: 4:2-54) Den Gliedern des
Leibes Christi wird eine geistige Auferstehung zu~
teil, zu himmlischem Leben im Geiste, im König::s
reich.
Die Oberrestglieder dieser Klasse, die beim
Kommen des Königs zum Tempel noch im Fleische
auf der Erde weilen, müssen den Bund beim Opfer
durch Treue bis zum Tode erfüllen, doch schlafen
sie nicht im Tode, sondern werden sofoli zu himm~
lischen Ebenbildern ihres gegenwärtigen Königs
und Hauptes „verwandelt". (1. Johannes 3: 2; Ko::s
losser 3: 1-4) Die auf den Felsen gegründete Kirche
Gottes wird von den „Pforten der Hölle [des
Hades]" nicht überwältigt.
Der Apostel Paulus kündigte an, daß unmittel::s
bar nach seinem Tode unter den Menschen ein
Abfall vom wahren Glauben zur Religion statt..
finden werde. Der Apostel Johannes warnte eben"
DIE KIRCHE FREIER MENSCHEN 281

falls vor diesen Auswirkungen der Geschäftigkeit


Satans. (Apostelgeschichte 20: 29-31; 2. Thessa:::
lonicher 2: 1-3; 1. Johannes 2: 18-23) Der Apostel
Petrus sagte von solchen: ,,Ihnen Freiheit verspre"
chend, während sie selbst Sklaven des Verderbens
sind; denn von wem jemand überwältigt ist, diesem
ist er auch als Sklave unterworfen." (2. Petrus 2:
1-3, 19) Genau so geschah es. Weniger als hundert
Jahre nach dem Tode Johannes' stand ein gewisser
Tertullian (155-222 n. Chr.) auf, der eine Drei:::
einigkeit lehrte: drei Personen ein und desselben
Wesens als einen Gott. Um dieser Lehre einen
scheinbaren Rückhalt in der Bibel zu verschaffen,
fügte ein Religionist ein paar Jahrhunderte später
zu Unrecht den Text in 1. Johannes 5: 7 hinzu. 1
Dann bot Augustin (354-430 n. Chr.) seinen ge"'
waltigen Einfluß auf, um den Religionsgemeinden
die heidnische Lehre von der „Unsterblichkeit der
Menschenseele" anzugewöhnen, die der Bibellehre
vom Lösegeldopf er Christi widerspricht. Auf dieser
Grundlage wurden andere lästerliche Irrtümer ein:::
geführt und angenommen, wie eine ewige Qual der
Seelen in einer Feuerhölle, Fegfeuer, Gebete für die
Toten, die Messe usw.
1 Kenyon.s , ,,Handbook to the Textual Criticism of the
New Testament", Seite 270 und Fußnote; auch Seite 133
Abs. 3 u. Seite 138 Abs. 4. Siehe Diaglott, Amer. rev. übers.,
Luther zu 1. Johannes 5: 7, 8. Die Hinzufügung ist in drm
meiRten deutschen Übersetzungen nicht mehr enthalten.
22. KAPITEL

,,DIE ZEIT DES ENDES''

AISER Konstantin berief als Pontifex

[E] maximus (Oberpriester) des Römischen


Reiches im Jahre 325 n. Chr. das erste
ökumenische Konzil nach Nizäa in
Kleinasien ein. Er war damals noch
nicht getauft. Im darauffolgenden Jahre (326) ord,
nete er die Hinrichtung seines ältesten Sohnes und
dann seiner Gemahlin an. Konstantin mischte sich
bei dem vermeintlich „christlichen" Konzil ein und
verfügte, daß von da an die „Dreieinigkeits"~Lehre
ein Glaubensbestandteil der Religionsgemeinschaft
zu sein hatte. Dem verschaffte er Geltung mit dem
Schwert des Staates. Das Konzil von Nizäa ließ
s~ch darauf ein, daß der Staat seinen weltlichen
Arm zur Gleichschaltung bekennender „Christen"
des Römischen Reiches mit dem neuen Glaubens"
system gebrauchen dürfe. Das war kennzeichnend
für die Entwicklung der sogenannten „Staatskir~
ehe". Es legte den Grund für die Errichtung jener
,,organisierten Religion", die fälschlich „Christen~
turn" genannt wird.
Im Gleichnis vom \X1 eizen und Unkraut sagte
Christus Jesus diese Massenerzeugung unechter
Christen voraus und verglich sie mit Unkraut oder
Scheinweizen. Dann erklärte er: ,,Der den guten
Samen sät, ist der Sohn des Menschen, der Acker
aber ist die Welt; der gute Same aber, dies sind
die Söhne des Reiches, das Unkraut aber sind die
Söhne des Bösen; der Feind aber, der es gesät hat,
ist der Teufel; die Ernte aber ist die Vollendung des
,,DIE ZEIT DES ENDES" 283

Zeitalters, die Schnitter aber sind Engel. Gleichwie


nun das Unkraut zusammengelesen und im Feuer
verbrannt wird, also wird es in der Vollendung des
Zeitalters sein." (Matthäus 13: 24:-30, 36-43) In
clieser Bildersprache sagte Jesus das Offenbar:::
werden und die Trennung der ·unechten von den
wahren Christen voraus, worauf die Vernichtung
der heuchlerischen Religionisten folgen werde.
Dieses Gleichnis benutzte die Geistlichkeit für ihre
Lehre; daß unsere buchstäbliche Erde und die
Sonne, der Mond und die Sterne von einem all:::
umfassenden Feuer zerstört werden.
Um diese Auffassung vom „Weltende" noch
besser zu stützen, führen die Religionisten J esu
Worte an: ,,Bis der Himmel und die Erde vergehen,
soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem
Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist." ,,Der
Himmel und die Erde werden vergehen, meine
Worte aber sollen nicht vergehen." (Matthäus 5: 18;
24:: 35) Dem werden die Worte des Apostels Petrus
hinzugefügt: ,,Die jetzigen Himmel aber und die
Erde sind durch sein Wort aufbewahrt, für das
Feuer behalten auf den Tag des Gerichts und des
Verderbens der gottlosen Menschen. Es wird aber
der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb, an wel:,
ehern die Himmel vergehen werden mit gewaltigem
Geräusch, die Elemente aber im Brande werden auf:::
gelöst und die Erde und die Werke auf ihr ver:::
brannt werden. Da nun dies alles aufgelöst wird,
welche solltet ihr dann sein in heiligem Wandel
und Gottseligkeit 1indem ihr erwartet und beschleu:::
niget die Ankunft des Tages Gottes, dessentwegen
die Himmel, in Feuer geraten, werden aufgelöst
und die Elemente im Brande zerschmelzen werden."
(2. Petrus 3: 7, 10-12) So meinen die Religionisten:
,In Noahs Tagen kam das Weltende durch buch:::
284 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

stäbliches Wasser herbei, und das Ende der jetzigen


Welt erfolgt durch buchstäbliches Feuer, das alles
Materielle verzehren und nur das Geistige übrig
lassen wird.'
Solch „ private Auslegung" der \X' eissagung
läßt außer Betracht, daß wohl die \'7 asser der Flut
buchstäblich waren, die buchstäbliche Erde aber
nicht zerstört wurde, während die Sonne und die
Sterne von der Flut nicht einmal berührt, ge,
schweige denn ihre Gluten dadurch ausgelöscht
wurden. Es hieße dem winzigen sterblichen Men,
sehen viel zu viel Wichtigkeit beimessen, wollte
man geltend machen, daß Gott d.er Schöpf er wegen
Adams Fall und wegen der Gottlosigkeit der Nach,
kommen Adams die wunderbaren \'7 erke seiner
Hände: Erde, Mond, Sonne, Sterne und Sternen,
nebel, auf deren Erschaffung er unzählbare Jahr,
tausende venvendete, zerstören werde. Der Mensch
ist unwichtig. Gott hätte leicht das untreue Paar
in Eden beseitigen und mit einem neuen, vollkom,
menen Geschlecht beginnen können.
,,Siehe, die Nationen sind geachtet ,vie ein T rop ~
fen am Eimer und wie ein Sandkorn auf der \X' aag~
schale ... Alle Nationen sind wie nichts vor ihm
und werden von ihm geachtet ,vie Nichtigkeit und
Leere." Jehova wird das herrliche \'7erk seiner
Hände, die Erde, nicht zerstören um all dieser Na~
tionen willen; statt dessen wird er die Nationen
vernichten, damit sein Kunstwerk sich dafür eigne,
von seinen gerechten Dienern in Besitz genommen
zu werden. ,,Er hat sie bereitet; nicht als eine Ode
hat er sie geschaffen; um bewohnt zu werden, hat
er sie gebildet.'' (Jesaja 40:15-17; 45:12,18) ,,So
spricht Jehova: Der Himmel ist mein Thron, und
die Erde der Schemel meiner Füße." Daß die Theo-
kratie, die Gottesherrschaft, gerade zu diesem
,,DIE ZEIT DES ENDES" 285

Schemel seiner Füße kommen möge, darum lehrte


Christus Jesus seine Jünger beten, mit den Worten:
„Dein Reich komme; dein Wille geschehe, wie im
Himmel so auch auf Erden." - Jesaja 66: 1; Lukas
11: 2, Anhang Elberf. übers.
Obgleich viele Bibelstellen andeuten, daß beim
endgültigen Abschluß „dieser Welt'' buchstäbliches
Feuer auf der Erde und in der Atmosphäre, dem
Himmelsgewölbe rund um die Erde, eine große
Rolle spielt, erklärt die Bibel immerhin ganz deut"
lieh, daß , die Erde ewiglich bestehe', und daß
überlebende wohlbehalten durch diese W eltkata"
Strophe hindurchgebracht werden, so gewiß wie
Noah und seine Familie durch das Ende der alten
Welt hindurchgebracht wurden. Die gottlose Welt
vor· der Sintflut bestand aus der sichtbaren irdi"
sehen Organisation der Menschheit und der bösen
himmlischen Dämonen:::Organisation, die die ver"
derbte Menschheit in der Gewalt hatte. Das waren
die „Erde" und die „Himmel", welche die „damalige
Welt'' ausmachten und die in der Flut vernichtet
wurden. - 2. Petrus 3: 6.
Die Fluten des eingestürzten Wasserdaches
gaben der Oberfläche unserer buchstäblichen Erde
ein ganz anderes Aussehen; aber auf dieser selben
Erde wurde eine andere sichtbare Organisation
gottloser Menschen errichtet. Sie nahm, genau ge"
nommen, ihren Anfang mit der Gründung des
Reiches Nimrods in Babel oder Babylon und brei:1
tete sich über die ganze Erde aus. Diese sichtbare,
menschliche Organisation von Religion, Handel
und Politik bildet die symbolische „Erde", von
der einige meinen, sie werde ebensolange bestehen
wie unser Planet Erde. Dieser Planet ist von einer
unsichtbaren Luftmasse, dem „Firmament" oder
der atmosphärischen · Ausdehnung umgeben, ' die
286 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

sich mehr als 200 km über den Menschen erhebt.


In gleicher Weise sind unsichtbare geistige Mächte
über der bildlichen „Erde", nämlich die machtha,
benden Dämonen unter Satan, dem Teufel. Diese
Organisation böser Geister, mit Satan als ihrem
Fürsten, ist höher als der Mensch und ist ihm auch
unsichtbar. Im Verhältnis zur jetzigen irdischen
Organisation des Menschen bildet jene Dämonen,
Organisation also die „Himmel". So wie sich der
Mensch nicht durch Flugzeuge oder Raketen oder
andere Mittel über die Lufthülle hinaus erheben
kann, die den Erdball rings umgibt und in der wir
atmen, ebensowenig kann er sich von jenen dämo,
nischen „Himmeln" frei machen. Gott allein kann
und wird die Menschheit von diesen dämonischen
Gewalthabern befreien.
Die bildiichen „jetzigen Himmel ... und die
Erde" machen „diese Welt'' und ihre „Elemente"
und „Werke" aus. Christus Jesus sagte: ,,Mein
Reich ist nicht von dieser \Velt." Er nannte Satan,
-den Teufel, wiederhölt den „Fürst dieser Welt".
- Johannes 18: 36; 12: 31; 14: 30; 16: 11.
Die von Petrus beschriebene Vernichtung der
Welt betrifft die „Himmel" und die „Erde" im
bildlichen Sinne. Daher muß das „Feuer", das die
unsichtbaren und sichtbaren Teile der Welt Satans
auflösen und verbrennen wird, eher sinnbildlich als
buchstäblich sein. Da buchstäbliches Feuer brenn,
bare Dinge vernichtet und Reinigungsprozessen
dient, veranschaulicht das „Feuer", in dem die ge,
genwärtige Welt „mit gewaltigem Geräusch" ver,
gehen wird, die Vernichtung, die Gott in seinem
glühenden Zorn über Satans mächtige Organi,
sation, die sichtbare und die unsichtbare, bringt,
wodurch er das Universum von gottlosen Dämonen
und gottlosen Menschen reinigt.
.,DIE ZEIT DES ENDES" 287

Es steht geschrieben: ,,Unser Gott ,ist ein ver::s


zehrendes Feuer'." (Hebräer 12: 29) Zur religiösen
„Christenheit", die das Christentum entstellt und
Gottes Namen verunglimpft, sagt Gott: ,,Darum
harret auf mich, spricht Jehova, auf den Tag, da ich
mich aufmache zur Beute 1 Denn mein Rechtsspruch
ist, die Nationen zu versammeln, die Königreiche
zusammenzubringen, um meinen Grimm über sie
auszugießen, die ganze Glut meines Zornes; denn
durch das Feuer meines Eifers wird die ganze Erde
verzehrt werden." (Zephanja 3: 8) Zu der großen
babylonischen Organisation unter dem untreuen
Luzifer sagt Gott: ,,Und ich werde an dem Erdkreis
heimsuchen die Bosheit, und an den Gesetzlosen
ihre Missetat ... Darum werde ich die Himmel er"
zittern machen, und die Erde wird aufheben von
ihrer Stelle: beim Grimme J ehovas der Heerscharen
und am Tage seiner Zornglut." (Jesaja 13: 1, 11-13;
14: 4, 12) Das Ende der Welt wird durch Gottes
Eingreifen herbeigeführt.
Es ist also klar, daß die Vernichtung dieser
dämonenbeherrschten „Welf' nicht die Vernich"
tung der Erde bedeutet, die Jehova Gott während
,,sechs Tagen" zur Wohnstätte des Menschen zu"
bereitete. Wie erfahren wir es dann, daß wir am
Ende der Welt angelangt sind? Durch Zeichen,
durch bezeugenden Augenschein oder Beweise,
die unsern Sinnen sichtbar oder wahrnehmbar sind.
In seiner erstaunlichen Prophezeiung über das
Weltende sagte Jesus: ,,Also auch ihr, wenn ihr
alles dieses sehet, so erkennet, daß es nahe an der
Tür ist." (Matthäus 24: 33) ,,So auch ihr, wenn ihr
dies geschehen sehet, erkennet, daß das Reich
Gottes nahe ist." (Lukas 21: 31) Die Aufrichtung
des Königreiches Gottes bezeichnet das Ende der
Welt Satans; denn Jesus sagte, daß sein messiani::s
288 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

sches Königreich kein Teil dieser satanischen


Welt ist.
Daniel, Kapitel vier, wies nach, daß Gottes
Königreich nicht vor Ablauf der „sieben Zeiten"
aufgerichtet werde, die den heidnischen Nationen
unter ihrem unsichtbaren Oberherrn Satan einge,
räumt wurden. \Y/ egen des Rechtsstreites über Je,
hovas Oberhoheit und Universalherrschaft wurde
Satan dem Teufel von Gott ein Zeitabschnitt zu,
gemessen, während dem der \X,'idersacher Gottes
ununterbrochen über die Welt herrschen könne.
Dieser von Gott nicht unterbrochene Zeitraum
werde mit dem Ende der „sieben Zeiten" der heid,
nischen Mächte abschließen, und dieses Ende muß
daher den Abschluß oder die Vollendung der \Velt
ununterbrochener Satansherrschaft bezeichnen. Im
griechischen Bibeltext ist das \'v ort aion (Aon)
verwendet, um Satans ununterbrochene Herrschaft
zu bezeichnen, die mit Ablauf der „sieben Zeiten"
enden muß. Diese „sieben Zeiten" gingen im
Herbst des Jahres 1914 n. Chr. zu Ende.
Der Abschluß von Satans aion oder ununter,
brochener Herrschaft bedeutet jedoch nicht die
sofortige Vernichtung seiner sichtbaren und un,
sichtbaren Organisation. Er bedeutet einfach den
Beginn der „Zeit des Endes" für seine Organisa,
0

tion. Daniel 11: 40 sagte vorher, was „zur Z eit des


Endes" stattfinden werde. Von da an werde die
dämonisch„menschliche Organisation Satans ihrem
Ende in völliger Vernichtung entgegeneilen. Das
ist das endgültige Ende von Satans W eltorganisa"
tion, die der griechische Bibeltext kosmos (mit
,,\Y/ elt'' übersetzt) nennt. über dieses endgültige
Ende sagt Daniels Prophezeiung: ,,Denn das Ende
wird erst kommen zur bestimmten Zeit." (Daniel
,,DIE ZEIT DES ENDES" 289

8: 19; 11 : 27, Schlachter) Jehova Gott hat den Tag


und die Stunde für den endgültigen Schluß be~
stimmt, worüber Jesus sagte: ,,Von jenem Tage
aber und von der Stunde hat niemand Kenntnis,
auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn
nicht, sondern ganz allein mein Vater." (Matthäus
24: 36, Menge; Markus 13: 32) Diese Worte be~
weisen übrigens, daß Jesus und sein• Yater nicht
ein und dieselbe Person sind. Jesus _betonte, daß
wir auf die Zeichen der Zeit achtgeben müßten,
um feststellen zu können, ob wir bald am endgül,
tigen Ende angelangt sind. Jehova Gott kennt die
bestimmte Zeit und gibt uns durch die Zeichen
eine Vorankündigung, damit wir den rechten Weg
einschlagen und von jenem Tage und jener Stunde
nicht in einem Zustand der Sünde überrascht
werden.
Als Christus Jesus zum Himmel auffuhr, in die
Gegenwart Gottes, mußten von den „sieben Zeiten"
noch über 1800 Jahre verstreichen. Natürlich mußte
er zur Rechten Gottes warten, bis zur Zeit des Be~
ginns seiner Herrschaft und des Vorgehens gegen
Satans Weltorganisation (oder kosmos). Wenn der
Zeitraum der ununterbrochenen Herrschaft Satans
zu Ende sei, wollte Gott Jesus dazu ermächtigen,
gegen die Organisation des Feindes einzuschreiten.
Es mußte sich erfüllen, was in Psalm 110: 1, 2 pro~
phezeit wurde: ,,Jehova sprach zu meinem Herrn:
Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde
lege [mache] zum Schemel deiner Füße! Den Stab
deiner -Macht wird Jehova aus Zion senden;
herrsche inmitten deiner Feinde!" ,,Er aber, nach~
dem er ein Schlachtopfer für Sünden dargebracht,
hat sich auf immerdar gesetzt zur Rechten Gottes,
fortan wartend, bis seine Feinde gelegt [gemacht]
sind zum Schemel seiner Füße." (Hebräer 10: 12, 13)
290 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

So muß das Ende der ununterbrochenen Herrschaft


Satans den „Anfang der Wehen" über seine Welt"
organisation bezeichnen.
Haben wir diesen „Anfang der Wehen" schon
hinter uns, und nähern wir uns jetzt dem endgiil-
tigen Ende der Organisation (kosmos) Satans? Die
Antwort auf diese Frage ist von größter Wichtig,
keit und verdient ganz ernsthafte Erwägung. Satan,
der Teufel, ist unsichtbar; und da Gottes König,
reich als etwas Himmlisches ebenfalls unsichtbar ist,
so fragen wir: \Velche Beweise gibt es, daß die
,,sieben Zeiten" und Satans ununterbrochene Herr,
schaft im Jahre 1914: endeten und J ehovas theo,
~ratische Herrschaft durch Christus zu jener Zeit
auf gerichtet wurde? J ehovas großer Prophet, Chri,
stus Jesus, sagte die sichtbaren Beweise oder Zei,
chen voraus.
Jesus hatte gerade die Zerstörung Jerusalems
und seines Tempels vorhergesagt. Dann kamen
ei~ige seiner Jünger in vertraulicher Weise zu ihm
und stellten ihm die Frage: ,,\Vann wird dieses
sein, und was ist das Zeichen deiner Ankunft und
der Vollendung des Zeitalters [aion] ?" (Matthäus
24:: 3; Markus 13: 3, 4) Jesus sagte dann kurz einige
Ereignisse voraus, die sich vor dem Ende der un"
unterbrochenen Herrschaft Satans und der Geburt
des Königreiches Gottes zutragen, und fügte hinzu:
„Aber es ist noch nicht das Ende." Was sollte nun
eigentlich den Anfang der \V ehen am Ende der un"
gehinderten Herrschaft Satans über die Menschheit
kennzeichnen? Jesus antwortete: ,,Denn es wird
sich Nation ,vider Nation erheben und Königreich
wider Königreich, und es werden Hungersnöte und
Seuchen sein und Erdbeben an verschiedenen Or~
ten. Alles dieses aber ist der Anfang der \XI ehen.
Dann werden sie euch in Drangsal überliefern und
,,DIE ZEIT DES ENDES" 291

euch töten; und ihr werdet von allen Nationen ge,


haßt werden um meines Namens willen." - Mat,
thäus 24: 7-9.
Das Jahr 1914, in welchem die „sieben Zeiten"
endeten, brachte den Beginn des ersten Welt•
krieges, eines Kampfes, der sich von allen früheren
dadurch unterschied, daß erstmals ganze Völker
und Reiche für Kriegszwecke zwangsorganisiert
wurden. Hungersnöte und Lebensmittelknappheit
plagten die Welt, und man mußte Hilfsmaßnahmen
für die betroffenen Gebiete organisieren, um Re•
volutionen und Anarchie zu verhindern. Es brachen
Seuchen aus, .vor allem die sogenannte „spanische
Grippe". In den paar Monaten, wo diese Seuche
von den eisigen Polargegenden bis zu den Aquator,
Tropen wütete, raffte sie viele Millionen Menschen
mehr hinweg, als in den viereinhalb Jahren des
ersten Weltkrieges umgekommen waren. Erdbeben,
zum Beispiel jenes, das Japan im Jahre 1923 heim,
suchte und den Tod von 99 331 Personen verur,
sachte, vergrößerten noch die Verwüstung und das
Menschenelend. In den paar Jahren seit 1914 sind
mehr solcher Erderschütterungen registriert worden
als in der ganzen früheren Geschichte des Menschen.
Während dieser ganzen Zeit brachten alle welt,
liehen Nationen gegen J ehovas Volk Haß zum
Ausdruck, indem sie es wegen der Verkündigung
des Königreiches Christi verfolgten.
Der erste .Weltkrieg war nicht von Gott. Je,
hovas Bundesvolk hatte nichts damit zu tun. Er
war jedoch der sichtbare, handgreifliche Beweis
dafür, daß Jehova durch seinen jetzt auf den Thron
erhobenen König die entsprechenden Schritte gegen
die unsichtbare Organisation Satans unternommen
hatte, dessen ununterbrochene Herrschaft damals
ablief. Es war für die Menschen ein Tatsachenbe•
292 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

weis dafür, daß Jesu Weissagung sich erfüllt hatte:


,,Die Kräfte der Himmel werden erschüttert wer~
den." (Matthäus 24: 29; Lukas 21: 26) Es bedeu~
tete, daß Jehova seinem König nun befohlen hatte:
„Herrsche inmitten deiner Feinde." Es bewies, daß
Christus Jesus so handelte und gegen die un~
sichtbare Dämonenorganisation jener alten Schlan~
ge, des Teufels, vorging. Satan und seine Dämonen
sollten nicht mehr ungehindert in ihrer himmlischen
Stellung geduldet werden, und Christus Jesus, der
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,. DIE ZEIT DES ENDES" 293

Same des „Weibes" Gottes, führte gegen die Dä~


monenorganisation Krieg. Es folgte ein Kampf im
Himmel, unsichtbar für Menschen, und Satan und
seine gottlosen Engel wurden geschlagen. Sie wur~
den aus dem Himmel hinaus in den Umkreis der
Erde hinabgeworfen, wo sich der sichtbare Teil der
Organisation Satans in den Wehen des ersten
Weltkrieges befand. Jehova Gott, der Christus
Jesus zu diesem Sieg über seine mächtigen Fein de
befähigte, erfüllte damit seinem König die Verhei~
ßung, ,seine Feinde zum Schemel seiner Füße zu
legen [machen]'. - Offenbarung 12: 7-13; Psalm
110: 1.
So wurden die Himmel der Organisation Satans
aus ihrer hohen Machtstellung hinausgeschüttelt
und nicht mehr inmitten der heiligen Himmel Got~
tes geduldet. Vor lauter Sorgen darüber wurde
Satan ganz wütend. Seine „Welt'' ( aion) der un~
unterbrochenen Herrschaft war zu Ende . Die Ver~
nichtung seiner Weltorganisation ( lwsmos) muß
bald folgen. Dieser endgültige Abschluß wird zu
Gottes unausbleiblicher, bestimmter Zeit sein.
23. KAPITEL

WIE DER KONIG KOMMT

NTER den bedeutungsvollen Ereignis"

@] sen zur Kennzeichnung der „Zeit des


Endes", die 1914 begann, wies Jesus
im voraus auf folgendes hin: ,,Und die
Kräfte der Himmel werden erschüttert
werden. Und dann wird das Zeichen des Sohnes
des Menschen in dem Himmel erscheinen; und
dann werden wehklagen alle Stämme des Landes,
und sie werden den Sohn des .M enschen kommen
sehen auf den Wolken des Himmels mit Macht
und großer Herrlichkeit." (Matthäus 24: 29, 30)
Dies widerlegt die Behauptung, daß die Bekehrung
der \'7 elt zu Christus und die Zubereitung der Erde
zu einer geeigneten Stätte für den wiederkommen~
den Christus vor dem endgiilti,gen Ende der \'7 elt:1 ·
organisation (lwsmos) Satans erfolgen soll. \Xl arum
müßten sonst ,alle Stämme des Landes wehklagen'
anstatt frohlocken? \Xlie kommt denn der König?
Daß Christus Jesus aus dieser \'7 elt Satans hin"
ausgehen und zur bestimmten Zeit wiederkommen
werde, hat er öffentlich erklärt. Seinen Jüngern
sagte er nach der Einsetzung des Gedächtnismahles
an seinen Tod zum Troste: ,,In dem Hause meines
Vaters sind viele \XI ohnungen; wenn es nicht so
wäre, würde ich es euch gesagt haben; denn ich
gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten [was beweist,
daß .M.ose, David, Johannes der Täufer und andere
nicht in den Himmel gegangen waren]. Und wenn
ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme
ich wieder und werde euch zu nür nelünen, auf daß,
WIE DER KöNIG KOMMT 295

wo ich bin, auch ihr seiet." (Johannes 14: 2, 3) Als


ein paar Stunden später der jüdische Hohepriester
von Jesus verlangte: ,,Ich beschwöre dich bei dem
lebendigen Gott, daß du uns sagest, ob du der
Christus bist, der Sohn Gottes1", da antwortete er:
„Du hast es gesagt. Doch ich sage euch: Von nun
an werdet ihr den Sohn des Menschen sitzen sehen
zur Rechten der Macht und kommen auf den
Wolken des Himmels." - Matthäus 26: 63, 64.
Bedeutet dies, daß der König Christus Jesus
körperlich wiederkommen und in fleischlicher Ge•
stalt erscheinen wird, so daß alle Stämme der Erde
ihn am Himmel sehen können? Das wird bejaht
von Religionisten, die eine Zerstörung unseres
Erdballs durch buchstäbliches · Feuer beim Welt,
ende lehren. Sie führen die Worte des Engels an,
der bei J esu Himmelfahrt erschien: ,,Männer von
Galiläa, was stehet ihr und sehet hinauf gen Hirn•
mel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Hirn•
mel auf genommen worden ist, wird also (in der,
selben Weise, Menge) kommen, wie ihr ihn habt
hingehen sehen in den Himmel." (Apostelgeschichte
1 : 11) Damals ,nahm eine Wolke ihn auf von ihren
Augen hinweg'. Da die Wolke ihn einhüllte, konn,
ten die Jünger ihn nicht mehr sehen . Die Worte des
Engels: ,,in derselben Weise", besagen oder bedeu,
ten nicht: ,,in gleicher Gestalt". Die Gestalt, in der
man Christus Jesus gen Himmel fahren sah, war
nicht der an den Stamm genagelte Leib . Es war ein
Leib, in dem er .sich zeitweilig verkörpert hatte,
um seinen Jüngern zu erscheinen. Als die Wolke
ihn vor ihren Augen verbarg, löst,e er jenen Leib
auf, wie er es mit den andern Körpern getan hatte,
die er in den vorhergehenden vierzig Tagen an,
nahm. Bei seiner Auferstehung wurde er „lebendig
gemacht nach dem Geiste"; und jetzt ist er Geist
296 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

und daher unsichtbar. ,,Der Herr aber ist der Geist;


wo aber der Geist des Herrn ist, ist Freiheit." -
2. Korinther 3: 17.
Was die „Beweise" seiner Auffahrt betrifft,
sollte nicht übersehen werden, daß er sich nicht
„allen Stämmen des Landes" offenbarte, sondern
nur seinen geweihten Jüngern. Als er später auf dem
Weg nach Damaskus auf wunderbare Weise ein
Gesicht seiner Herrlichkeit gab, war dies nur für
Saul, der hernach sein Apostel Paulus wurde. Kei,
nem der religiösen Leute, die bei Saul waren, wurde
es zuteil. Sie hörten den Schall der Stimme, sahen
aber keinen Sprecher. (Apostelgeschichte 9: 7) Das
war alles völlig in Übereinstimmung mit dem, was
Jesus vor seinem Tode gesagt hatte: ,,Noch ein
Kleines, und die \Xi' elt sieht mich nicht mehr; ihr
aber sehet mich: weil ich lebe, werdet auch ihr le,
ben." (Johannes 14-: 19) Es ist daher eine festste,
hende biblische W' ahrheit, daß Menschenaugen ihn
bei seinem zweiten Kommen nicht sehen werden,
noch wird er in einem Fleischesleibe kommen. Als
er· bei seiner ersten Gegenwart unter Menschen im
Fleische kam, war dies eine Erniedrigung, da er
,,sich selbst entäußerte und Knechtsgestalt annahm,
indem er in Gleichheit der Menschen geworden ist".
Das Fleisch war notwendig, damit er ein vollkom,
mener Mensch sei und das Lösegeld, oder Sünd~
opfer beschaffe. Bei seinem herrlichen zweiten
Kommen ist es jedoch anders. ,,Also wird auch der
Christus, nachdem er einmal geopfert worden ist,
um vieler Sünden zu tragen, zum zweiten Male
denen, die ihn erwarten, ohne Sünde ( ohne Sünd-
opfer, Allioli) erscheinen zur Seligkeit." (Hebräer
9: 28) Auch seinen Jüngern erschien Jesus nur wäh,
rend der vierzig Tage nach seiner Auferstehung,
vor seiner Himmelfahrt, in fleischlicher Gestalt.
WIE DER KöNIG KOMMT 297

Demgemäß wird sein zweites Kommen von


menschlichen Augen nicht bemerkt, außer daß es
Ereignisse gibt, die als sichtbare Zeichen mit seinem
Kommen in Verbindung stehen, um seine gläubigen
Nachfolger von seiner unsichtbaren Gegenwart zu
unterrichten. In der Beschreibung seines Kommens
zur Zeit der Schlacht von Harmagedon sagte der
verherrlichte Jesus: ,,. . . zu dem Kriege [jenes]
großen Tages Gottes, des Allmächtigen. (Siehe, ich
komme wie ein Dieb. Glückselig, der da wacht und
seine Kleider bewahrt, auf daß er nicht nackt
wandle und man seine Schande sehe!)" (Offen~
barung 16: 14-16) Ein Dieb kommt ohne Voran~
kündigung, unangemeldet, still; er läßt sich von
denen im Hause nicht sehen. Das beweist ebenfalls,
daß Christus unsichtbar kommt, als ein Geist, und
daß sein Kommen durch Zeichen oder Beweise
ermittelt werden muß.
Zieht man alle Umstände in Betracht, so bleibt
für Menschen auf der Erde nur die Möglichkeit,
Christus bei seinem Kommen in Herrlichkeit mit
den Augen des Verständnisses oder dem geistigen
Unterscheidungsvermögen zu sehen. Das wird
auch durch die Worte in Offenbarung 1: 7 unter~
stützt, gemäß einem Gesicht an den Apostel .Johan~
nes: ,,Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes
Auge wird ihn sehen, auch die ihn durchstochen
haben, und wehklagen werden seinetwegen alle
Stämme des Landes. Ja, Amen." Wie er bei seiner
Auffahrt vor den Augen seiner Jünger in einer
Wolke verschwand, so machen ihn auch hier die
Wolken unsichtbar, sind aber gleichzeitig ein Sym~
bol seiner unsichtbaren Gegenwart. Als die Israe~
liten einst vierzig .Jahre lang durch die Wüste
wanderten, wurde die unsichtbare Gegenwart des
Herrn durch eine Wolkensäule, die vor ihnen her"
298 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

ging, versinnbildlicht und dargestellt. - 2. Mose


13: 21, 22.
So werden im obigen prophetischen Text die
Machtbekundungen, wodurch er seine unsichtbare
Gegenwart wahrnehmen läßt, durch die „Wolken"
versinnbildet. Er ist zugegen, ehe seine Gegenwart
von seinen treuen Nachfolgern, die nach seinem
Kommen ausschauen, überhaupt erst wahrgenom,
men wird. Für sie bezeichnen die „Wolken" seine
Gegenwart in dem Sinne, daß reiche Segensströme
auf sie ausgegossen werden. Die Welt im allge,
meinen wird die Ankündigung seiner Gegenwart
nicht glauben, sondern alle Nationen werden seine
treuen Fußstapfen•Nachfolger hassen und sie
,,durchstechen", wodurch sie Christus Jesus durch,
stechen; denn sagte er nicht, daß, was sie dem ge,
ringsten seiner Brüder tun, sie ihm selbst antun?
Durch den großen Drangsals• und Vernichtungs,
sturm, der hernach aus den „\Y/ olken" gegen diese
gottlosen, ungläubigen Stämme der Erde losbricht,
,wird jedes Auge ihn sehen', das heißt ihn wahr,
nehmen. Da sie sich ihrer Schuld und der Strafe der
Vernichtung, die ihrer wartet, bewußt werden,
,wehklagen sie seinetwegen'.
Was ist nun das ,;Zeichen des Sohnes des
Menschen", von dem Jesus sagte, daß es „in dem
Himmel" erscheine, nachdem „die Kräfte der Hirn,
mel werden erschüttert ,:verden"? Offenbarung
12: 1-10 beschreibt es wie folgt: ,,Und ein großes
Zeichen erschien in dem Himmel: Ein Weib, be,
kleidet mit der Sonne, und der .Mond unter ihren
Füßen, und auf ihrem Haupte eine Krone von
zwölf Sternen. Und sie ist schwanger und schreit
in Geburtswehen und in Schmerzen zu gebären .
Und es erschien ein anderes Zeichen in dem Him,
mel: und siehe, ein großer, feuerroter Drache,
WIE DER KöNIG KOMMT 299

welcher sieben Köpfe und zehn Hörner hatte, und


auf seinen Köpfen sieben Diademe; und sein
Schwanz zieht den dritten Teil der Sterne des
Hi~mels mit sich fort; und er warf sie auf die
Erde. Und der Drache stand vor dem Weibe, das
im Begriff war, zu gebären, auf daß er, wenn sie
geboren hätte, ihr Kind verschlänge. Und sie gebar
einen männlichen Sohn, der alle Nationen weiden
soll mit eiserner Rute; und ihr Kind wurde entrückt
zu Gott und zu seinem Throne ... Und es entstand
ein Kampf in dem Himmel: Michael und seine
Engel kämpften mit dem Drachen. Und der Drache
kämpfte und seine Engel; und sie siegten nicht ob,
· auch wurde ihre Stätte nicht mehr .in dem Himmel
gefunden. Und es wurde geworfen der große
Drache, die alte Schlange, welcher Teufel und
Satan genannt wird, der den ganzen Erdkreis ver,
führt, geworfen wurde er auf die Erde, und seine
Engel wurden mit ihm hinabgeworfen. Und ich
hörte eine laute Stimme in dem Himmel sagen:
Nun ist das Heil und die Macht und das Reich
unseres Gottes und die Gewalt seines Christus
gekommen."
Indem wir ,Geistliches mit Geistlichem ver,
gleichen' und Gottes Wort sich selbst auslegen
lassen; wird ersichtlich, was das Zeichen des Sohnes
des Menschen ist, nämlich der aus Gottes Wort und
seiner Erfüllung erbrachte Beweis dafür, daß Gottes
,,Weib" Zion, seine heilige Universalorganisation,
das Königreich Gottes geboren oder hervorgebracht
hat. Es war die Absicht der Organisation des T eu,
fels, diese Herrschaft bei ihrer Geburt im Jahre
·1914 n.Chr., am Ende der „sieben Zeiten", zu ver"
hindern oder zu vernichten. Dennoch wurde Chri,
stus Jesus, der Same des „Weibes", als der „männ"
liehe Sohn" im Königsrang hervorgebracht, sofort
300 „DIE WAHRHEIT WffiD EUCH FREI MACHEN"

unversehrt auf den Thron erhoben und von Jehova


Gott beauftragt, inmitten seiner Feinde zu herr,
sehen. Unmittelbar darauf folgte ein Krieg im Hirn,
mel, und der Teufel wurde hinausgeworfen. Erst
nach der Hinauswerfung Satans und seiner Dämo,
nen, nämlich erst nach 1918, wurde dieses Zeichen
gesehen. 1 Dann wurde es nur von denen wahrge,
nommen, die ein geistliches Gesicht der Dinge in
den Himmeln hatten. Die Religionisten sahen es
nicht, ebensowenig wie ihre religiösen Vorbilder in
Jesu Tagen ihn als den König gesehen und erkannt
hatten, daß das Königreich herbeigekommen war.
Deshalb sagte Jesus zu ihnen: ,,Das Reich Gottes
kommt nicht so, daß man es beobachten könnte;
noch wird man sagen: Siehe hier 1 oder: Siehe dort 1
denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch."
(Lukas 17: 20, 21) Der König war unter ihnen,
und ihre selbstsüchtigen Augen konnten diese Tat,
sache nicht wahrnehmen, weil keine äußere Schau:::
stellung erfolgte. Ebenso wurde das Königreich
Gottes im Jahre 1914 geboren und in Tätigkeit ge,
setzt, ohne daß die Religionsgeistlichkeit das Zei,
eben im Himmel sieht oder wahrnimmt. So ent,
schied sie sich statt dessen für „Cäsar" als König.
Die Zeit wird kommen, wo sie sehen werden, je:::
doch dann nur, um zu wehklagen.
Jerusalem war die Hauptstadt der Vorbild:::
Theokratie J ehovas in Israel. Als die Heiden es im
Jahre 607 v . Chr. niederzutreten begannen, setzte
die Erfüllung des göttlichen Wortes ein, das da
lautet: ,,Umgestürzt, umgestürzt, umgestürzt will
ich sie machen; auch dies wird nicht mehr sein -
bis der kommt, welchem das Recht gehört: dem
werde ich's geben." (Hesekiel 21: 32) Im Jahre

1 Siehe „Wachtturm", Ausga be vom 1. April 1925.


WIE DER KöNIG KOMMT 301

1914 n. Chr., am Ende der „sieben Zeiten" der


Heiden oder Nationen, kam Christus Jesus, dessen
Recht es ist, in der wahren, ewigwährenden Theo"
kratie des Himmels der von Gott bestimmte König
zu sein, und ihm verlieh Gott den Thron der theo"
kratischen Regierung. Diese wahre Theokratie läßt
sich von den Nationen nicht mit Füßen treten. Statt
dessen sind der Teufel und seine Dämonen aus
dem Himmel geworfen und alle Feinde der Theo"
kratie zum Fußschemel des Königs, des göttlichen
,,\'o/ eibes""Samens, gemacht worden. Auf diese
Weise kam Christus Jesus im Jahre 1914 zum Kö"
nigreich, aber unsichtbar für Menschen.
Durch einen andern Propheten weissagte Jehova
ferner: ,,Siehe, ich sende meinen Boten, daß er den
Weg bereite vor mir her. Und plötzlich wird zu
seinem Tempel kommen der Herr, den ihr suchet;
und der Engel des Bundes, den ihr begehret: siehe,
er kommt, spricht Jehova der Heerscharen." (Ma"
leachi 3: 1) Als Jesus auf dem Eselsfüllen in Jerusa"
lern einritt, zum Tempel ging, die Geldwechsler und
Händler hinaustrieb und sich der jüdischen Nation
dann als König anbot, war. dies eine halbe Woche
von Jahren oder dreieinhalb Jahre nachdem er mit
Gottes Geist gesalbt worden war, um König zu sein
und zu predigen: ,,Das Reich der Himmel ist nahe
gekommen." Damit war Maleachis Prophezeiung
lediglich in kleinem Maßstabe erfüllt. Die größere
oder vollständige Erfüllung findet an dem großen
,,Tag Jehovas" statt, der im Jahre 1914 begann.
Wann kommt daher der große Priester"König,
gleich Melchisedek, zum Tempel?-
Man halte in Erinnerung, daß der Herbst des
Jahres 1914, wo Christus Jesus das Königreich
empfing, dem Herbst des Jahres 29 n. Chr. ent"
spricht, wo Jesus am Jordan für das Königtum ge"
302 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

salbt wurde. Da er dreieinhalb Jahre später zum


Tempel kam, bezeichnen dreieinhalb Jahre nach
dem Herbst des Jahres 1914 die Zeit, wo er als
König zum Tempel gekommen ist. Nachher muß
über die „Christenheit" Gericht gehalten werden,
um festzustellen, ob sie ihn als König annehmen
oder statt seiner lieber „Cäsar" (die weltliche Poli"
tik) wählen möchte. Durch diese Übereinstimmung
zwischen der kleinen und der größeren Erfüllung
der Prophetie Maleachis wird die Zeit, wo der
König Christus Jesus zum Tempel kam, auf den
Frühling des Jahres 1918 n. Chr. festgesetzt. Das
WIE DER KöNIG KOMMT 303

stimmt auch damit überein, daß Salomo im vierten


Jahre seiner Regierung, also weniger als vier Jahre
nach seiner Salbung und Krönung, an die Grund:::
legung des Tempels schritt und mit dem Bau be:::
gann. Das Kommen Christi zum Tempel im Jahre
1918 erfolgte gänzlich unerwartet, sogar für seine ·
geweihten, treuen Nachfolger. Die Wahrheit über
sein damaliges Kommen wurde erst nach diesem
Ereignis, erst 1922, aus der Heiligen Schrift und
den Erfüllungen der Prophetie erkannt.
Alle Gewalt im Himmel und auf Erden ist dem
verherrlichten Christus zuteil geworden. Für eine
göttliche Person, gleich ihm, ist ein persönliches,
körperliches Kommen zur Erde nicht notwendig,
um die Prophezeiungen und die Verheißung seiner
Wiederkunft zu erfüllen. Die Bibel spricht oftmals
von Jehovas Herniederkommen zur Erde, meint
damit jedoch nicht, daß er buchstäblich seinen
himmlischen Thron verlasse, körperlich hernieder:::
komme und auf unserm kleinen Planeten stehe.
,,Erfülle ich nicht den fiimme1 und die Erde?
spricht Jehova." (J eremia 23: 24) überall, wohin
Jehova sein Augenmerk und seine Aufmerksam:::
keit lenkt und wohin er dann seine wirksame Kraft
richtet, dort ist er in der Tat gegenwärtig oder macht
eine Heimsuchung. Ebenso ist es mit Christus Je:::
sus, ,,welcher das Bild des unsichtbaren Gottes ist".
Er wirkt geradeso wie sein Vater. Einmal heilte er
den Sohn eines königlichen Beamten durch Fern:::
wirkung, ohne sich dem Hause des Beamten zu
nähern. Jesus war damals in Kana und das sterben:::
de Kind in Kapernaum. (Johannes 4: 46-54) Ein
andermal heilte er den kranken Knecht eines heid"
nischen Hauptmannes gleichfalls aus einer gewissen
Entfernung vom Hause des Hauptmanns. (Lukas
7: 1-10) Auch die dämonisierte Tochter eines syro::
304 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

phönizischen Weibes heilte er, indem er seine


Macht in die Weite sandte. - Markus 7:24-30.
Vor der Himmelfahrt sagte Jesus seinen J ün,
gern: ,,Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis
zur Vollendung des Zeitalters." (Matthäus 28: 20)
Er werde bei ihnen sein, nicht körperlich, sondern
durch seine ständige Hilfe und Fürsorge und seine
lenkende Kraft. Im Jahre 1918 kam er also auf die
Weise zum Tempel, daß er seine Aufmerksamkeit
dem auszuführenden T empelwerk zuwandte und
dann seine Macht wirksam werden ließ. Daß er
dort zugegen ist, was als erste seine wachsamen
Jünger wahrnahmen, wird nicht geheimgehalten.
Gleich dem Blitz, der vom einen Ende des Himmels
bis zum andern aufstrahlt, läßt der Herr den er•
leuchtenden Aufschluß über sein Kommen und
seine Gegenwart im Tempel durch seine Jünger
zu allen auf der Erde hinausstrahlen. - Matthäus
24: 27; Lukas 17: 24.
Im Lichte dieser biblischen Enthüllungen ist
l. Thessalonicher 4: 15-17 zu verstehen: ,,Wir, die
Lebenden, die übrigbleiben bis zur Ankunft
(Griechisch: parousia; Gegenwart) des Herrn,
[werden] den Entschlafenen keineswegs zuvor,
kommen. Denn der Herr selbst wird mit gebie,
tendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und
mit der Posaune Gottes herniederkommen vom
Himmel, und die Toten in Christo werden zuerst
auferstehen; danach werden wir, die Lebenden,
die übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt wer,
den in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft."
Dieses tröstliche Schriftwort beweist, daß so
wie Christus Jesus, sieben Tage nachdem er sich
im Tempel zu Jerusalem als König dargestellt
hatte, von den Toten auferweckt wurde, er durch
Gottes Macht jene treuen Christen, die bei seinem
WIE DER KöNIG KOMMT 305

Kommen zum Tempel im Tode schlafen, aus dem


Todesschlaf auferwecken wird. Da der Leib der
Kirche Christi ,gesät wird als ein natürlicher Leib,
auferweckt wird als ein geistiger Leib', erfolgte
die Auferweckung jener Schlafenden zu Leben
im Geiste. Deshalb war dies für menschliche Augen
unsichtbar, genau so wie bei Jesu eigener Auf:::
erstehung. Sie sind jetzt bei ihm im Tempel, das
heißt befinden sich im Zustand der Einheit mit
ihm an dem Platz, der für Menschenaugen unsicht:::
bar ist, versinnbildet durch die „Luft". - Ver:::
gleiche Epheser 2: 2.
Jene geistgezeugten- Christen, die nach Christi
Kommen zum Tempel in Treue sterben, brauchen
nicht im Todesschlaf auf sein Kommen zu warten.
Sie werden beim Tode „verwandelt werden, in
einem Nu, in einem Augenblick", vom Menschen
zum Geist. (1. Korinther 15: 51, 52) Der nach der
Ankunft des Herrn im Tempel noch auf Erden
lebende Überrest wird „entrückt" oder von der
Weltorganisation getrennt. Unter Beweisen seiner
gesegneten Gegenwart ( der „Wolken") werden
sie in den T empelzustand der Einheit mit ihm
gebracht, jenen Zustand, der für natürliche Men:::
sehen äußerlich nicht wahrnehmbar ist. Dort
müssen sie ihre „Verwandlung" erwarten, nach:::
dem ihr Werk auf der Erde getan ist. Hierüber
folgt weiteres auf den nächsten Seiten.
24. KAPITEL

FREIHEITLIEBENDE ZEUGEN

[ill
NTER den verschiedenen Zeichen,
deren Erscheinen während der „Zeit
des Endes" und nachdem „die Kräfte
der Himmel erschüttert" sind, fällig
ist, erwähnte Christus Jesus auch fol„
gendes: ,,Und er wird seine Engel aussenden mit
starkem Posaunenschall, und sie werden seine
Auserwählten versammeln von den vier -W inden
her, von dem einen Ende der Himmel bis zu ihrem
anderen Ende." (Matthäus 24: 31; Markus 13: 27)
Mögen irdische Regierungen dieses Werk des
Sammelns auch verbieten und die V erfi.igung tref„
fen, daß die zusammengebrachten Auserwählten
„eine illegale Organisation" seien, so können sie
das Sammeln doch nicht verhindern, weil es auf
Befehl des regierenden Königs durch seine Engel
ausgeführt wird. Daß fiir Jehovas König bei der
Ausübung seiner königlichen Tätigkeit im Tempel
Engel als Diener am \\l erke sein werden, zeigt er
klar in den \V orten: ,,\,V:,1 enn aber der Sohn des
Menschen kommen wird in seiner Herrlichkeit,
und alle Engel mit ihm, dann wird er auf seinem
Throne der Herrlichkeit sitzen; und vor ihm wer"
den versammelt werden alle Nationen." (Matthäus
25: 31, 32) Um dieses Einsammlungsvverk zu ver„
richten, brauchen diese Engel den Menschen nicht
sichtbar zu sein.
Christus Jesus ist der, den Gott für das König"
tum auserwählte. ,,Siehe, mein Knecht, den ich
stütze, mein Auserwählter, an welchem meine Seele
FREIHEITLIEBENDE ZEUGEN 307

Wohlgefallen hat: Ich habe meinen Geist auf ihn


gelegt, er wird den Nationen das- Recht kundtun."
(Jesaja 42: 1) Matthäus wendet diese Prophezeiung
auf Gottes geliebten Sohn an. (Matthäus 12: 15-21)
Die Tatsache, daß Gott ihn als seinen Knecht be~
zeichnet, zeigt, daß der Sohn nicht „gleiche Macht
und Herrlichkeit" wie der Vater hat, sondern daß
Jehova Gott die höchste Macht ist, und daß er
und Christus Jesus, sein Sohn, zusammen die
,.obrigkeitlichen Gewalten" bilden. (Römer 13: 1)
Die Leibesglieder der Kirche des großen Knechtes
befinden sich mit ihm im Bunde für das . König~
reich und sind demgemäß mit ihm auserwählt.
,,Auserwählt nach Vorkenntnis Gottes, des Vaters,
durch Heiligung des Geistes, zum Gehorsam und
zur Blutbesprengung . Jesu Christi." (1. Petrus 1: 2)
Warum soll er den auserwählten Überrest seines
Leibes, der bei seinem Kommen zum Tempel, im
Jahre 1918 n. Chr., noch auf der Erde ist, zusam~
menbringen?
Die Notwendigkeit des Sammelns zeigt an, daß
die Treuen seiner Auserwählten infolge des ersten
Weltkrieges zerstreut worden waren, weil die
,,Christenheit" sie verfolgte, wie Jesus es voraus~
gesagt hatte: ,,Dann werden sie . euch in Drangsal
überliefern und euch töten; und ihr werdet von
allen Nationen gehaßt werden um meines Namens
willen. Und dann werden viele geärgert werden
und werden einander überliefern und einander
hassen; und viele falsche · Propheten werden auf~
stehen und werden viele verführen; und wegen
des Überhandnehmens der Gesetzlosigkeit wird
die Liebe der Vielen erkalten; wer aber ausharrt
bis ans Ende, dieser wird errettet werden." (Mat~
thäus 24: 9-13) Diese kriegszeitliche Verfolgung
erreichte ihren Höhepunkt im Jahre 1918, wo der
308 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Herr zum Zwecke des Gerichts zum Tempel kam,


ehe der Weltkrieg endete. In den Vereinigten
Staaten entlud sich der von Religionisten geschürte
Haß gegen J ehovas Bundesvolk, indem man diese
Christen überfiel, einkerkerte, ihre Literatur verbot
und ihre Zusammenarbeit rriit Jehovas Volk in
andern Ländern unterbrach. Unter diesem großen
Druck und der Lauterkeitserprobung bewahrte
nur ein Überrest den Glauben, blieb seinen Bundes~
verpflichtungen dem Herrn gegenüber treu und
hoffte auf eine Wiedereröffnung des Werkes
Gottes auf der Erde.
Wer bildete diesen Überrest? Wahre geistliche
Israeliten. Sie hatten sich Gott, dem Höchsten,
geweiht und waren von ihm hernach als ein „Volk
für seinen Namen" in den neuen Bund gebracht
worden, wie auch mit dem „König der Könige und
Herrn der Herren" in den Königreichsbund. Von
Liebe zur Wahrheit getrieben, begannen sie sich
zu versammeln, besonders seit etwa dem Jahre 1878.
Sie erfaßten, daß die ganze „Christenheit'' dem
Aberglauben, der Religion und dem Pfaffentrug
versklavt ist und brachen zur Freiheit durch, indem
sie aus allen Religionssekten, den katholischen,
protestantischen, jüdischen und anderen, heraus~
kamen. Sie versammelten sich ungezwungen, um
die Wahrheiten, die des Herrn großer „Engel des
Bundes" dann bekanntzumachen begann, zu er~
Örtern und darin unterwiesen zu werden. Im Juli
1879 wurde zu diesem Zwecke die Zeitschrift
„Der Wachtturm" (in Englisch) herausgegeben
und im Jahre 1884: die \Vatch Tower Bible and
Tract Society im Staate Pennsylvanien gesetzlich
eingetragen und beurkundet. Die Wahrheiten, die
sie aus der Schatzkammer der Wahrheit, der Hei~
ligen Schrift, lernten, verkündeten sie andern in
FREIHEITLIEBENDE ZEUGEN 309

vielen Ländern und Sprachen durch Bücher, Gratis"


traktate, unentgeltliche öffentliche Vorträge und
alle andern wirksamen Mittel.
Tausende wurden frei durch die Wahrheiten,
die die V erkehrtheit religiöser Lehren, wie über
eine Feuerhölle bewußter Qual für Menschen"
seelen, über F egfeuer, göttliche Ordination der
Geistlichen, Dreieinigkeit usw., bloßstellten. Die
Geistlichen aller Konfessionen wurden beunruhigt
und mit Bitterkeit erfüllt. Sie verschworen sich,
dieses Schulungswerk zugrunde zu richten und das
Volk daran zu hindern, daß es die Wahrheit er"
fahre und von ihrer Macht frei werde. Dann kam
das Jahr 1914 und mit ihm der Ausbruch des Welt"
krieges. Diesen Notstand machte sich die Religions"
geistlichkeit zunutze, um gegen die Verkündiger
der Wahrheit und der Freiheit falsche Anschuldi"
gungen vorzubringen, worauf deren öffentliche
Tätigkeit in allen Nationen so gut wie lahmgelegt
wurde.
Dessenungeachtet mußte das größte Werk des
Bundesvolkes J ehovas erst noch getan werden. Die
,,Zeit des Endes" hatte im Jahre 1914 begonnen;
des Teufels Weltorganisation war zum Untergang
verurteilt und trieb ihrem endgültigen Ende ent"
gegen, und das Volk stand in Gefahr, im kom"
menden „Kriege [jenes] großen Tages Gottes, des
Allmächtigen", vernichtet zu werden. Nach den
Grundsätzen des göttlichen Handelns vor der Flut,
auch vor Jerusalems Zerstörung im Jahre 607
v. Chr. und ebenso im Jahre 70 n. Chr., wird
Gott die Menschen vor der drohenden Welt"
katastrophe warnen und ihnen Gelegenheit geben,
nicht mit den Nationen umzukommen. Das König"
reich ist als die „neuen Himmel" im Jahre 1914
aufgerichtet worden und muß bekanntgemacht
310 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

werden. Gerechtigkeits::: und Wahrheitsliebenden


muß der Weg gezeigt werden, durch Flucht zum
Königreich Befreiung und Rettung zu finden.
Jesus prophezeite, daß dieses Werk zu tun ist.
Als er den Weltkrieg und die Verfolgung seiner
treuen Auserwählten vorhersagte, erklärte er un"
mittelbar hinterher ganz deutlich, welches Werk
sie nach jenem weltweiten Ringen unbedingt tun
müßten. Sein Ausspruch ist sowohl P.ine Weissagung
als auch ein Befehl, nämlich: ,,Und dieses Evan:::
gelium des Reiches wird gepredigt werden auf
dem ganzen Erdkreis, allen Nationen zu einem
Zeugnis, und dann wird das Ende kommen." -
Matthäus 24:: 14:.
Da Jesus auf der Erde in treuer Weise, selbst
bis zum Märtyrertod, Zeugnis gegeben hatte, er"
hielt er den Ehrentitel „Der Amen, der treue und
wahrhaftige Zeuge". (Offenbarung 1: 5; 3: 14-;
19: 11) Als auserwähltem Knecht seines Vaters
liegt es ihm ob, dafür zu sorgen, daß vor dem
schließlichen Ende der bedrückenden Organisation
Satans das Königreichszeugnis gegeben wird. Er
hatte den unsichtbaren Teil jenes gesetzlosen Sy:::
stems aus dem Himmel auf die Erde hinabgeworf en,
und so galt jetzt, was prophezeit worden ist:
,,\V/ ehe der Erde und dem Meere! denn der Teufel
ist zu euch hinabgekommen und hat große Wut,
da er weiß, .daß er wenig Zeit hat." (Offenbarung
12: 12) Es kann nur noch kurze Zeit dauern, bis
auf der Erde die Entscheidungsschlacht geschlagen
wird, die die siebenköpfige Drachenorganisation
hinwegf egt. Gottes Königreich wird triumphieren;
nur das bietet dem Menschen Hoffnung auf Erret"
tung. Das leidgebeugte Volk muß Zeugnis erhalten.
Aus diesen zwingenden Gründen brach der
mächtige König Christus Jesus nach seiner Ankunft
.FREIHEITLIEBENDE ZEUGEN 311

im Tempel die Fesseln seines treuen Überrestes


von Auserwählten, ,,um blinde Augen aufzutun,
um Gefangene aus dem Kerker herauszuführen,
und aus dem Gefängnis, die in der Finsternis
sitzen". (Jesaja 42: l, 6, 7; 49: 9) Beim Sammeln
der zerstreuten Auserwählten gebrauchte er seine
Engel, und dies ging durch die laute, weitschallende
Verkündigung der Aufrichtung des Königreiches
vor sich, gleich einem „starken Posaunenschall".
Er sammelte diese Auserwählten und brachte sie
zur Einheit mit sich im Tempel, mdem er ihnen
bekanntgab, daß er sich zum Gericht im Tempel
befinde, und ihnen deutlich Gottes \Y/illen und
das Werk vor Augen hielt, das sie vor dem end-
gültigen Ende zu tun hätten. Er offenbarte ihnen,
daß die Streitfrage den Namen und die Oberhoheit
Gottes · betrifft:
Dann wurde der Auftrag der Christen gemäß
ihrer im Tempel empfangenen Salbung klarge"
macht. ,,Ihr seid meine Zeugen, spricht Jehova, und
mein Knecht, den ich erwählt habe: damit ihr er"
kennet und mir glaubet und einsehet, daß ich der"
selbe bin. Vor mir ward kein Gott gebildet, und
nach mir wird keiner sein. Ich, ich bin Jehova, und
außer mir ist kein Heiland. Ich habe verkündigt und
gerettet und vernehmen lassen, und kein fremder
Gott war unter euch; und ihr seid meine Zeugen,
spricht Jehova, und ich bin Gott." (Jesaja 43:
10-12) Nachdem der auserwählte Überrest lange
arbeitsreiche Jahre hindurch von Jehova in diesem
verordneten Werk gebraucht und dabei überall
auf Erden gehaßt und verfolgt worden war, be"
merkte er, daß Gott ihm einen „neuen Namen"
verliehen hatte, der sich unterscheidet von all den
schmähenden, herabwürdigenden unbiblischen Na"
men, womit die Feinde den Überrest benannten.
312 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Dieser „neue Name", den Gottes Mund selbst be"


stimmte, war und ist „Jehovas Zeugen". (Jesaja
62: 2; 65: 15; Offenbarung 2: 17) Furchtlos und
freudig nahmen sie im Juli 1931 diesen Namen an
und ließen dies alle Nationen wissen. Sie bemühen
sich weiter, diesem von Gott verliehenen Namen
nachzuleben.
Während des ersten Weltkrieges kamen jene
geistlichen Israeliten in körperlicher Weise unter
die Gewalt der babylonischen politischen Systeme
dieser Welt. Es war wie damals, wo die Vorbild"
Israeliten die Verwüstung ihres Landes erlebten
und für siebzig Jahre als Gefangene nach Baby:1
lon weggeführt wurden. Im Jahre 1918 n. Chr. lie"
ßen die geistlichen lsraeiiten eine politische Ein:::
mischung der Welt in ihre christliche Tätigkeit zu.
Sie zogen sich von ihrem öffentlichen Unterrichts:::
werk zurück, großenteils wegen der immer noch
herrschenden religiösen Ansicht, daß die politischen
Behörden der sichtbaren Organisation Satans die
,,obrigkeitlichen Gewalten" seien, denen alle Chri:::
stenseelen, wie in Römer 13: 1 befohlen, untertan
sein sollten. Durch solche Bibelverdrehung ver:::
mochte die gewalthabende Religionshierarchie als
„geistlicher Berater" der politischen Mächte zu
handeln und mittels der Staatsgewalt die Rede:::,
Preß:::, Versammlungs::: und Gottesdienstfreiheit
zu beseitigen und zu unterdrücken. Solch religiöse
Falschanwendung der Bibelaussagen über die
,,obrigkeitlichen Gewalten" hat lange Zeit verur:::
sacht, daß bekennende Christen sich unwissentlich
in der Knechtschaft weltlicher Amtsstellen befanden,
auf Kosten der Interessen des Werkes Gottes und
wahrer Freiheit.
Nachdem der Herr zum Tempel gekommen war
und den treuen Überrest geistlicher Israeliten aus
FREIHEITLIEBENDE ZEUGEN 313

der Gefangenschaft des neuzeitlichen Babylon be:::


freit hatte, begann er ihren Augen allmählich die
Wahrheit zu erschließen. Im Jahre 1929 brach das
helle Licht hervor. In jenem Jahre veröffentlichte
„Der Wachtturm" die biblische Erklärung über
Römer, Kapitel 13. Er zeigte, daß nicht weltliche
Herrscher und Regenten, sondern Jehova Gott und
Christus Jesus „die obrigkeitlichen Gewalten" sind,
und daß die christlichen Seelen ,Gott mehr gehor:::
chen müssen als M.enschen', sowie daß ,alle
menschliche Einrichtung', der sie untertan sein
müssen, alle schriftgemäße Einrichtung jener Men:::
sehen ·ist, die unter dem König Christus Jesus in
Gottes Organisation als Diener tätig sind. (1. Pe:::
trus 2: 13) Diese Enthüllung einer ungemein wich:::
tigen Wahrheit machte den Geist des geweihten
Volkes Gottes frei wie nie zuvor.
Diese \XI ahrheit befähigte sie, ,,Freie des Herrn"
zu bleiben, selbst wenn sie körperlich von welt:::
liehen Beamten gepackt, eingekerkert und auf ein
Sklavendasein beschränkt wurden. Mit dieser
Wahrheit gewappnet, konnten sie Gott unbedingt
ergeben bleiben, ohne ihren Nacken vor irgend::
einem Teil der Organisation Satans auf religiösem,
kommerziellem oder politischem Gebiet zu beugen
und ihm dienstbar zu sein. Durch diese Wahrheit
begriffen sie ihre von Gott bestätigte Freiheit, in
seinem „befremdenden Werk" des Zeugnisgebens
für das Königreich voranzugehen, ungeachtet aller
Anfeindung und alles ,Frevels, durchs Gesetz gegen
sie geschmiedet'. (Psalm 94: 20-,22) Für sie steht
geschrieben: ,,Denn ihr seid zur Freiheit berufen
worden, Brüder"; und sie gebrauchen diese Frei"
heit nicht zur selbstischen Befriedigung des Flei"
sches durch weltliche Vergnügungen, sondern um
Gott hingebungsvoll zu dienen und seinen Namen
314 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

und das messianische Königreich zu verkündigen.


- Galater 5: 13.
Die Oberrestglieder der Zeugen Jehovas be,
miihen sich, den Geist der Freiheit auf der ganzen
Erde zu verbreiten. Das tun sie durch die Aus,
breitung der \Vahrheit, wie sie in Gottes Wort
niedergeschrieben ist. Ihr Führer, Christus Jesus,
sagte: ,,Wenn ihr in meinem W olie bleibet, so seid
ihr wahrhaft meine Jünger; und ihr werdet die
Wahrheit erkennen, und die \XI ahrheit wird eucl1
frei machen." Indem sie als seine Jünger in seinem
Worte blieben und Täter des Wortes waren, kamen
sie durch Gottes Gnade zur Erkenntnis der \V ahr,
heit. Sie gelangten in die Freiheit, der sich die
wahren Christen in den Tagen der Apostel erfreu,
ten. Christi Apostel waren es, die den weltlichen
Herrschern erklärten: ,,Ob es vor Gott recht ist,
auf euch mehr zu hören als auf Gott, urteilet ihr;
denn es ist uns unmöglich, von dem, was wir gc,
sehen und gehört haben, nicht zu reden ... Man
muß Gott mehr gehorchen als l\1enschen." -
Apostelgeschichte 4: 19, 20; 5: 29.
So weigern sich Jehovas Zeugen heute, Gottes
Gabe der Freiheit aufzugeben. Sie sprechen weiter,
hin über das, was sie aus Gottes \Vort erkennen,
trotz allen dämonischen und menschlichen Ein,
mischungsversuchen. Bei der Art und \XI eise, die
Königreichsbotschaft zu verkündigen, folgen sie
dem Beispiel Christi J esu und seiner Apostel, in,
dem sie sowohl von Haus zu Haus gehen, als auch
auf öffentlichen Plätzen sich nicht scheuen, den
ganzen Ratschluß Gottes zu erklären. Gleich dem
~poste} Paulus können sie sagen: ,, Ich [habe]
mchts zurückgehalten ... von dem, ,,,as nützlich ist,
daß ich es euch nicht verkündigt und euch gelehrt
hätte, öffentlich und in den Häusern ( von Haus zu
FREIHEITLIEBENDE ZEUGEN 315

Haus, Zürcher Bibel), indem ich sowohl Juden als


Griechen bezeugte." (Apostelgeschichte 20: 20, 21,
27; auch 2:46; 5:42; Lukas 9:4----6; 10:5-9) Da
dies nicht die bequeme „rechtgläubige" Predigt"
methode der Religionsgeistlichkeit ist, die vorn
Volke verlangt, sich in Religionsgebäude zu
begeben und von einer Kanzel herab predigen zu
hören, wird die Botschaft und die Erziehungs:::
tätigkeit der Zeugen Jehovas von Religionisten als
ein „befremdendes Werk" betrachtet. Man beachtet
nicht die Warnung, daß auf dieses „befremdende
Werk" unmittelbar Jehovas „befremdender Akt"
in Harrnagedon folgen wird. - Jesaja 28: 21.
Viele aufrichtige Menschen bleiben unter der
.,organisierten Religion" geknechtet, weil ihre Geist:::
liehen ihnen die verkehrte Meinung beibrachten,
daß die Religion der „Christenheit" und das Chri"
stenturn ein und dasselbe seien. Zur bestimmten
Zeit wurde dies aufgedeckt. Im Jahre 1928 wurde
folgende Erklärung veröffentlicht und in der gan:::
zen „Christenheit" verbreitet: ,,Satan ist der Gott
dieser Welt, und darum können die Nationen der
Welt nicht mit Recht als christliche Nationen be:s
zeichnet werden. Es gibt ein solches Ding wie eine
christliche Religion überhaupt nicht, weil wahres
Christentum keine Religion ist." (Im Buch „Regie"
rung", Seite 138, Absatz 1, 1928 veröffentlicht.)
Diese Wahrheit wurde von 1936 an stark in den
Vordergrund gerückt, und über diese Bloßstellung
und die öffentliche Erklärung, daß ,Religion eine
Schlinge und ein Racket' (Gimpelfang) ist, zeigten
sich die Religionisten überall sehr entrüstet. Doch
sind die vorstehend gemachten Erklärungen sowohl
durch die Geschichte der letzten sechzehnhundert
Jahre als auch durch den jetzigen Kurs der Reli"
gion als wahr erwiesen.
316 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Wie in all den vergangenen Jahrhunderten, ist


der Überrest der Zeugen J ehovas an Zahl verhält,
nismäßig gering und schwach in sich selbst. Diese
Schar ist also nur wegen der machtvollen Wahr,
heiten gefürchtet, die sie besitzt und gemäß dem
göttlichen Auftrag furchtlos verkündigt. Religio,
nisten sind boshaft bemüht, sie und ihre Botschaft
christlicher Freiheit zu beseitigen. Offenbarung
12: 13, 17 zeigt deutlich, daß der Überrest der
Zeugen J ehovas das Hauptziel der Angriffe Satans
und seiner Dämonen ist. Mit den Dämonen, nicht
mit Geschöpfen von Fleisch und Blut, ringt und
kämpft der Überrest, der die „Lenden umgürtet mit
Wahrheit", und blitzartig schwingt er das „Schwert
des Geistes, welches Gottes \\'l ort ist". - Epheser
6: 12-17.
Satans verruchter Plan besteht darin, alle Men~
sehen auf Erden einer totalitären Art Weltregierung
unterzuordnen und dadurch alle Menschen in
Knechtschaft zu halten, unwissend über die frei,
machende Wahrheit, fern von Jehova Gott und sei,
nem Königreich der neuen Welt der Gerechtigkeit.
Zu diesem Zwecke benutzte er Religionisten, um
im Jahre 1922 die Aufrichtung des Faschismus und
im Jahre 1933 des Nazismus zu fördern, die beide
durch Konkordate mit der Vatikanstadt zusammen,
arbeiteten. In Deutschland wurden J ehovas Zeugen
von dem Nazidiktator ungesäumt als „umstürz,
lerische Organisation" unterdrückt und ihre Ver,
sammlungen aufgelöst. Schließlich waren 6000 von
ihnen in Konzentrationslager gesperrt, von andern
abgesondert, durch ein violettes Abzeichen kennb
lieh gemacht; und sie wurden so brutal wie möglich
behandelt. Doch immer noch blieben sie frei im
Geiste und weigerten sich, von der Totalherrschaft
versklavt zu werden. Auch in demokratischen
FREIHEITLIEBENDE ZEUGEN 317

Ländern müssen Jehovas Zeugen totalitär„religiösen


Angriffen widerstehen und für die Gottesdienst"
freiheit kämpfen.
25. KAPITEL

,,MENSCHEN GUTEN WILLENS"

ER Marsch zu vollkommener Freiheit

[fil geht vor sich 1 Nichts, was die ver,


zweifelte Orga~isation .Satans in ihr~n
,,letzten Tagen unternimmt, kann die,
sen Vormarsch zum Stillstand bringen .
An der Spitze des Zuges befindet sich der unwider,
stehliche Anführer, auf den Gott der Herr hinweist
in der Ankündigung: ,.Siehe, ich habe ihn zu einem
Zeugen für Völkerschaften gesetzt, zum Fürsten
(Führer, engl. B.) und Gebieter von Völker,
schaften. Siehe, du wirst eine Nation herbeirufen,
die du nicht kanntest; und eine Nation, die dich
nicht kannte, wird dir zulaufen, um Jehovas willen,
deines Gottes, und wegen des Heiligen Israels;
denn er hat dich herrlich gemacht. Suchet Jehova,
während er sich finden läßt; rufet ihn an, während
er nahe ist." - Jesaja 55: 4-6.
Als der von Gott ernannte Führer im Jahre
1918 zum Tempel kam, fand er das Bundesvolk
Jehovas in betrüblicher Gefangenschaft innerhalb
der Tore des neuzeitlichen Babylon. Er gebot:
„Ziehet, ziehet durch die Tore, bereitet den Weg
des Volkes; bahnet, bahnet die Straße, reiniget
sie von Steinen; erheb et ein Panier über die
Völkerl" (Jesaja 62: 10) Die Steine, die den Marsch
auf der Straße der \lVahrheit behindern, müssen
weggeräumt werden; das Panier der Königreichs,
wahrheit, das Freiheitsbanner, muß hoch erhoben
sein, damit alle Gefangenen es sehen und ihm
folgen können in die Sicherheit, die Wohlfahrt
.,MENSCHEN GUTEN WILLENS" 319

und den Frieden de-s Königreiches, über das Gottes


Sohn herrscht. Ehe der König zum Tempel kam,
wurde der Krieg im Himmel ausgefochten, und
Satan der Teufel erlitt einen gewaltigen Sturz von
seinem hohen Machtsitz im Himmel herab. Nun
steht seiner Organisation, dem großen Babylon,
die Vernichtung im Schlußkampf von Harmagedon
bevor. Wer als freier Bürger Gottes unter seiner
theokratischen Regierung leben möchte, muß un"
gesäumt zur Freiheit durchbrechen, indem er den
himmlischen Warnruf beachtet:
„Gefallen, gefallen ist Babylon, die große, und
ist eine Behausung von Dämonen geworden und
ein Gewahrsam jedes unreinen Geistes und ein
Gewahrsam jedes unreinen und gehaßten Vogels.
Denn von dem Weine der Wut ihrer Hurerei
haben alle Nationen getrunken, und die Könige
der Erde haben Hurerei mit ihr getrieben, und die
Kaufleute der Erde sind durch die Macht ihrer
Üppigkeit reich geworden ... Gehet aus ihr hin"
aus, mein Volk, auf daß ihr nicht ihrer Sünden
mitteilhaftig werdet, und auf daß ihr nicht emp"_
fanget von ihren Plagen." - Offenbarung 18: 1-4.
Nationen, Könige und Kaufleute, die alle zu"
sammen Verbindungen und Beziehungen zum re"
ligiösen Babylon haben, sind dazu verurteilt, mit
ihm zu stürzen. Viele ehrliche Menschen, die Gott
und seinem Königreich gegenüber guten Willens
sind, werden von Babylon gefangen gehalten und
kennen die Wahrheit nicht, die ihnen den Weg
des Entrinnens zeigt. In Babylon zu verbleiben
bedeutet, in Versklavung zu sterben, den Sünden
Babylons geistig beizupflichten und sie zu ver"
teidigen und darum mit ihm zusammen die von
Gott ausgeteilten Plagen schmecken zu müssen.
Gottes Königreich ist die einzige Zuflucht, in der
320 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

man sich vor der abschließenden Vernichtung ber:::


gen kann.
Als der Erretter, der in jener theokratischen
Regierung König sein sollte, als Mensch geboren
wurde, erschien eine große Heerschar des Himmels,
pries Gott und sagte: ,,Ehre sei Gott in der Höhe,
und Friede auf Erden den Menschen, die eines guten
Willens sind." (Lukas 2: 14, v. Eß, Allioli) Das Kö"
nigreich ist nun in den Himmeln auf gerichtet wor"
den, und es muß eine Wahl getroffen werden zwi"
sehen jener gerechten Regierung und dem weltlichen
Babylon. Nur solche, die Babylon als zum Unter:::
gang vermieilt verlassen, furchtlos herauskommen
und ihren guten \Xlillen Jehova und seinem König:::
reich gegenüber bekunden, genießen den Frieden
Gottes, der in dieser ruhelosen, notleidenden \Velt
allen menschlichen V erstand übersteigt. Solche er"
freuen sich des Freiseins von Furcht schon jetzt,
wo es heißt: ,,Auf der Erde Bedrängnis der Nati:::
onen in Ratlosigkeit bei brausendem Meer und
\Vasserwogen; indem die Menschen verschmachten
vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über den
Erdkreis kommen, denn die Kräfte der Himmel
werden erschüttert werden." - Lukas 21: 25, 26.
Wer sich mit dem Hin wegräumen der Stein:::
hindernisse religiöser Irrtümer und menschlicher
Überlieferungen beschäftigt und J ehovas Panier
der Wahrheit hochhält, ist kein Feind des Volkes,
sei dieses nun katholisch, protestantisch, jüdisch
oder heidnisch. Als die Religionisten den Apostel
als Gefahr für die Interessen des Volkes brand:::
markten, fragte er: ,,Bin ich also euer Feind gewor"
den, weil ich euch die Wahrheit sage?" ( Galater
4: 16) Er legte eindringlich dar, daß es in der jet:::
zigen Welt stets nötig sein werde, die kostbare
Freiheit ängstlich zu hüten und gegen alle babylo"
,;MENSCHEN GUTEN WILLENS" 321

nischen übergriffe zu verteidigen. Er stellte die


religiöse „fünfte Kolonne" jener Zeit bloß und
schrieb: ,,Es war aber der nebeneingeführten fal~
sehen Brüder wegen, die nebeneingekommen waren,
um unsere Freiheit auszukundschaften, welche wir
in Christo J esu haben, auf daß sie uns in Knecht~
schaft brächten; denen wir auch nicht eine Stunde
durch Unterwürfigkeit nachgegeben haben, auf daß
die Wahrheit des Evangeliums bei euch verbliebe."
- Galater 2: 4, 5.
Seit 1918 hat die religiöse „fünfte Kolonne" alle
demokratischen, freiheitlichen Nationen durchsetzt
und belästigt auf Schleichwegen die demokratisch
gesinnten Menschen in ihren Vorrechten, Befug~
nissen und unantastbaren Rechten. Ihr Endziel ist,
das Volk zu versklaven und die Wahrheit der Bot~
schaft vom Königreich Gottes zu unterdrücken.
Mit zwingender Kraft ertönen deshalb in der jet,
zigen gefahrvollen Zeit die Worte des Apostels:
;,Für die Freiheit hat Christus uns freigemacht;
steh et nun fest und lasset euch nicht wiederum
unter einem Joche der Knechtschaft halten." (Ga~
.later 5: 1) Der Kampf gegen religiöse übergriffe
und für die Freiheit der Anbetung Jehovas muß
fortgesetzt werden, wie zur Zeit des Richters
Jephtha. ·
Jephthas T echter, sein einziges Kind, trat aus
seinem Hause als erste heraus, um Jehova Gott
dafür zu preisen, daß die totalitären ammonitischen
Angreifer besiegt und aus dem Herrschaftsgebiet
der Vorbildtheokratie Jehovas hinausgetrieben
worden waren. (Richter 11: 34-36) In letzter Zeit
macht sich eine Klasse von Menschen bemerkbar,
die genau so denken und handeln wie Jephthas
Tochter. Das ist besonders seit 1938 der Fall. In
diesem Jahre wurde in der sichtbaren Organisation
322 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

des Bundesvolkes Gottes auf der Erde, die einem


hervorragenderen Kämpfer als J ephtha, nämlich
Christus Jesus untersteht, die theokratische Regel
und Verfahrungsweise wirksam. Seit Christi Korn"
men zum Tempel ist die Klasse herangewachsen,
die der Tochter J ephthas entspricht. Die ihr ange"
hören, bemerkten, wie der Überrest der Leibes"
gliecler Christi ,dieses Evangelium des Reiches auf
dem ganzen Erdkreis, allen Nationen zu einem
Zeugnis', predigte und in allen Ländern von reli"
giöser Seite angefeindet und verfolgt wurde. Auch
beobachteten sie, wie die treuen Oberrestglieder
sich weigern, ihre Freiheit als Diener Gottes des
Höchsten beeinträchtigen zu lassen, sondern im
Gegenteil jene religiös"politischen Feinde der Got"
tesdienstfreiheit zurückschlagen und siegreich
weiterhin den Tag der Rache Go~es gegen Babylon
verkündigen und alle Trauernden trösten. Dieser
Kampf um die Freiheit der Anbetung J ehovas ist
besonders seit Ausbruch des totalen Krieges im
Jahre 1939 äußerst ungestüm geworden; durch
Christus Jesus triumphieren J ehovas Zeugen jedoch
über jeden Widerstand .. Hierüber ist die Klasse
derer, die heutzutage der Tochter Jephthas ent"
sprechen, hoch erfreut; sie begrüßen J ehovas Rich"
ter und König, Christus Jesus, und stellen sich auf
seine Seite. Er bringt sie Gott dar, wie J ephtha es
mit seiner Tochter tat, und läßt sie mit seiner T em"
pelschar tätig sein. - Offenbarung 7: 15.
Diesen Menschen · guten \X'illens schenkt der
große Lebengeber nicht die Hoffnung auf Leben im
Himmel und auf einen Platz im Königreiche, der
theokratischen Regierung. Ihnen wird das Leben
auf der Erde in der neuen Welt zur Hoffnung ge"
macht. Es ist des himmlischen Vaters Wohlgefallen,
das Königreich der „kleinen Herde" der Leibes"
.,MENSCHEN GUTEN WILLENS" 323

glieder Christi zu geben, während der gute Hirte von


jenen Menschen guten Willens sagt: ,,Und ich habe
andere Schafe, die nicht aus diesem Hofe sind;
auch diese muß ich bringen, und sie werden meine
Stimme hören, und es wird eine Herde, ein Hirte
sein." (Johannes 10: 16) Die Stimme des guten
Hirten wird von denen, die hernach zu den „andern
Schafen" zählen, in der Königreichsbotschaft ver::o
nommen, die der Überrest J ehovas verkündigt. Sie
erkennen diese Botschaft als echte biblische Wahr"
heit und kommen zu Christus Jesus als ihrem Füh::o
rer, Leiter und Erlöser. Durch sein verdienstvolles
Opfer übergeben sie sich in völliger Weihung J e::o
hova Gott, um seinen Willen zu tun und hinfort
stets seinem Königreich zu dienen. Gleich ihrem
Führer symbolisieren sie ihren Herzensschritt der
Weihung ·für Gott in öffentlicher Weise durch die
W assertauf e. Gottes Wille für seine Geweihten ist
nun aber, seinen Namen auf der ganzen Erde zu ver"
kündigen und die frohe Botschaft von seinem
Königreich bekanntzumachen. Deshalb schließen
sich die „andern Schafe" dem Überrest der „kleinen
Herde" an, weil dieser tatsächlich dieses Werk tut.
Dadurch werden die beiden Gruppen „eine Herde"
unter „einem Hirten". Der Überrest gehört zur
T empelklasse, da er zu Christus Jesus eingesammelt
wurde, um unter ihm, dem Haupteckstein, ,,leben"
dige Steine" des Tempels zu bilden. Wenn sich die
„andern Schafe" dem Überrest anschließen, dienen
-sie also beim Tempel Gottes, wie es bei J ephthas
Tochter der Fall war.
Treu an ihrer Lauterkeit vor Gott festhaltend,
werden die „andern Schafe" die „große Volks"
menge" ausmachen, wie sie gemäß Offenbarung
7: 9-17 vorgesehen ist. In dieser Vision sah der
Apostel Johannes zuerst die versammelten 144 000
324 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Glieder der zwölf Stämme des geistlichen Israel


und sagte dann: ,,Nach diesem sah ich: und siehe,
eine große Volksmenge, welche niemand zählen
konnte, aus jeder Nation und aus Stämmen und
Völkern und Sprachen, und sie standen vor dem
Throne und vor dem Lamme, bekleidet mit weißen
Gewändern, und Palmen waren in ihren Händen.
Und sie rufen mit lauter Stimme und sagen: Das
Heil unserem Gott, der auf dem Throne sitzt, und
dem Lamme! . . . Dies sind die, welche aus der
großen Drangsal kommen, und sie haben ihre Ge"
wänder gewaschen und haben sie weiß gemacht in
dem Blute des Lammes . Darum sind sie vor dem
Throne Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in
seinem Tempel; und der auf dem Throne sitzt,
wird sein Zelt über ihnen errichten." Zusammen
mit solcher Freiheit der Gottesanbetung wird ihnen
auch das Freisein von Furcht und das Freisein von
Not zuteil: ,,Sie werden nicht mehr hungern, auch
werden sie nicht mehr dürsten, noch wird je die
Sonne auf sie fallen, noch irgend eine Glut; denn
das Lamm, das in der .Mitte des Thrones ist, wird
sie weiden und sie leiten zu Quellen der Wasser des
Lebens, und Gott wird jede Träne von ihren Au"
gen abwischen."
Diese Vision bietet Gewähr dafür, daß es eine
irdische Klasse gibt, die in der Schlußdrangsal der
Welt, durch die Flut in Noahs Tagen vorgeschattet,
am Leben bleibt. In seiner Prophezeiung über das
Weltende zog Jesus unter anderem folgenden Ver:1
gleich: ,,Aber gleichwie die Tage Noahs waren,
also wird auch die Ankunft (Griech.: parousia, d. h.
Gegenwart) des Sohnes des .Menschen sein." (Mat"
thäus 24:: 37; Roth., Diaglott) ~lährend der vorsint:1
flutlichen Gege1nvart oder parou.sia Noahs war nicht
nur zügellose Genußsucht im Volke vorhanden,
,,MENSCHEN GUTEN WILLENS" 325

nebst großer Gewalttätigkeit auf der Erde, sondern


es wurde auch Gerechtigkeit gepredigt, und zwar
von Noah, der daneben auf Jehovas Geheiß die
Arche baute. Noahs drei Söhne und ihre Frauen
hörten auf seine Predigt und bauten mit ihm ge,
meinsam das große Schiff. Ist es jetzt wie in den
'Tagen Noahs? Am besten wird das durch die Tat.
sachen beantwortet.
Die Gegenwart oder parousia des Königs be,
gann im Jahre 1914, und dann folgte 1918 sein Er,
scheinen oder die epiphaneia im Tempel. Seither
baut der größere Noah, Christus Jesus, an der theo,
kratischen Sicherheits, und Schutz,Organisation.
Auch ließ er durch den Überrest seiner Auser•
wählten auf der ganzen Erde Gerechtigkeit predigen
und das Kommen des Zornes Gottes ankündigen.
Die selbstsüchtigen \Veltmenschen sind ihre ge,
wohnte Bahn weitergegangen, und die Gewalttat
hat auf der Erde zugenommen; die Gerechtigkeits,
liebenden jedoch nahmen sich die Königreichsbot,
schaft zu Herzen. Viele sind bereits aus dem verur,
teilten Babylon herausgekommen, und eine unge,
zählte Menge wird noch herauskommen, um unter
Jehovas theokratischer Regierung Zuflucht und
Sicherheit zu suchen und sich dem König dieser
Regierung zu unterwerfen. Dadurch werden sie auf
den größeren Noah, Christus Jesus, getauft. (1. Pe,
trus 3: 20, 21) Sie werden im überbringen des
Zeugnisses an alle Nationen zu treuen Gefährten
des Überrests und teilen auch dessen Leiden.
Sieben Tage vor dem Hereinbrechen der Flut
über die „damalige Welt'' gebot Jehova Noah und
seinen Söhnen und deren Frauen, in die fertig,
gestellte Arche zu gehen und auch die , Tiere mit
sich hineinzunehmen. Daß des Herrn „andere
Schafe" in die „eine Herde" unter dem „einen I-Iir,
326 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

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ten" hineingelangen, geht jetzt vor sich und ist eines
der zuverlässigsten sichtbaren Zeichen, die bewei~
sen, daß Satans ungestörte Herrschaft oder Welt
(aion) im Jahre 1914: zu Ende ging und nun die
Zeit heranrückt, wo es mit seiner unsichtbaren und
sichtbaren Organisation endgültig aus sein wird.
Die „andern Schafe" geben, zusammen mit dem
Überrest, auf ihren \XI eg acht, um sich von dieser
,,MENSCHEN GUTEN WILLENS" 327

Welt unbefleckt zu erhalten, damit nicht „jener Tag


plötzlich über euch hereinbreche; denn wie ein Fall~
strick wird et kommen über alle, die auf dem gan,
zen Erdboden ansässig sind. Wach et nun, zu aller
Zeit betend, auf daß ihr würdig geachtet werdet,
diesem allem, was geschehen soll, zu entfliehen und
vo~· dem Sohne .des Menschen zu stehen." (Lukas
21: 34-36) Es gibt für sie keinen andern Weg, um
der nahenden \V/ eltkatastrophe der Vernichtung
seitens des Scharfrichters J ehovas zu entrinnen.
Noahs Tage und seine Gegenwart ( oder parou-
sia) waren mit dem Ende der Flut nicht vorbei,
sondern er und die anderen überlebenden der Flut
traten aus der Arche heraus auf die gereinigte Erde
und beteten Jehova Gott in völliger Freiheit und
völligem Frie~en an. Man vernahm dann die Worte
des göttlichen ·Auftrags, sich zu mehren und die
Erde zu füllen; Noahs Söhne und ihre Gattinnen
hatten das Vorrecht, diesem Auftrag zu entsprechen
und ihn im kleinen Maßstabe zu erfüllen. Wenn
nun in der entsprechenden heutigen Zeit der Ge,
genwart oder parousia des Menschensohnes letzten
Endes die furchtbare Taufe feuriger Vernichtung
über die gottlose Welt gekommen sein wird, dann
werden der Überrest und die „andern Schafe" aus
dem von Gott bereiteten Zufluchtsort der Sicher~
heit und der Bewahrung hervortreten. Sie werden
seinem Gebot gehorcht haben: ,,Ehe denn über euch
komme der Tag des Zornes Jehovas 1 Suchet Jeho,
va, alle ihr Sanftmütigen des Landes, die ihr sein
Recht gewirkt habt; suchet Gerechtigkeit, suchet
Demut; vielleicht werdet ihr geborgen am Tage des
Zornes Jehovas." (Zephanja 2: 2, 3) Sie werden sich
ungesäumt der Anbetung ihres göttlichen Erretters
und Beschützers widmen, ohne irgendwie Belästi,
gungen oder Behinderungen fürchten zu müssen.
328 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Dann wird der „großen Volksmenge" der


„andern Schafe" des Herrn, durch Noahs Söhne
und ihre Frauen vorgeschattet, eine unaussprech~
lieh beglückende Belohnung zuteil werden. Es wird
der göttliche Auftrag an sie ergehen , sich zu mehren
und die Erde mit gerechten Nachkommen zu füllen.
Der gerechte unsichtbare Oberherr, Christus Jesus ,
wird volle Gewalt ausüben und ihr „Ewigvater"
werden. Dann wird ihre Erneuerung zu vollkom"
menem menschlichem Leben beginnen. Auf Grund
ihres Glaubens und Gehorsams gegen Gott, bei
ungetrübter Lauterkeit, sind sie als gerecht gerech~
net worden . Demnach werden ihre Nachkommen in
Gerechtigkeit gezeugt und geboren. Auf der Erde
wird das Paradies wiederhergestellt und über den
ganzen Erdball ausgedehnt werden, und dies soll
die ewige \Vohnstätte treuer Männer und Frauen
sein. - Jesaja 9: 6; Matthäus 19: 28.
26. KAPITEL

DER „GREUEL DER VER WDSTUNG"

IE Verkündigung der frohen Botschaft,

[fil daß Gottes Königreich aufgerichtet


~orden ist unq ewig bestehen bleibt,
1st von Jesus vorhergesagt worden.
Diese Verkündigung soll durch jene
erfolgen, die von . allen Nationen gehaßt werden
um seines Namens willen. (Matthäus 24: 9, 14)
Da die Verkündiger in den Augen der Nationen
ein Greuel sind, ist es natürlich mit der verkün"'
digten Botschaft ebenso, weil sie den Namen oder
das Amt Jesu als König verherrlicht. Die Nationen
der Welt lehnen es ab, einen andern König zu
haben als „Cäsar". Dementsprechend ist das hoch"'
mütige Verhalten der Nationen gegenüber der
Verkündigung der Königsherrschaft qottes durch
Christus für Jehova Gott ein Greuel. ,,Jeder Hoch"'
mütige ist Jehova ein Greuel; die Hand darauf!
er wird nicht für schuldlos gehalten werden." ,,Wer
den Gesetzlosen rechtfertigt, und wer den Ge„
rechten verdammt, sie alle beide sind Jehova ein
Greuel." - Sprüche 16: 5; 17: 15.
Als vor langer Zeit, in der Vorbildtheokratie,
König David seinen Regierungssitz auf dem Berge
Zion errichtet und die heilige Lade des Bundes
J ehovas in das Zelt gebracht hatte, das er dort
aufschlug, wurde der Berg Zion Jehova . heilig,
und Gott inspirierte David hierauf zu folgenden
Worten: ,,J ehovas ist die Erde und ihre Fülle,
der Erdkreis und die darauf wohnen ... Wer wird
steigen auf den Berg Jehovas, und wer wird stehen
330 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

an seiner heiligen Stätte? Der unschuldiger Hände


und reinen Herzens ist, der nicht zur Falschheit
erhebt seine Seele und nicht schwört zum Truge."
(Psalm 24:: 1-4) Entsprechen die Herrscher und
Regenten der „Christenheit" diesen göttlichen An•
forderungen? Das wird von der "\'V elt• und Reli,
gionsgeschichte verneint; und wenn der Herrscher
der Vatikanstadt im Jahre 1936 den Aufstand
gegen die spanische Republik „segnete" und den
trügerisch schwörenden Verräter an der Demo,
kratie einen „christlichen Gentleman" nannte, so
ändert das an obiger Antwort gar nichts. Die Herr:::
scher und Regenten, die ihre Ohren von der guten
Botschaft über Gottes aufgerichtetes Königreich
abwenden, während sie gleichzeitig in religiöser
\X1 eise Gott Gebete und Opfer darbringen, ent:::
sprechen nicht seinen Anforderungen. Sondern
,,wer sein Ohr abwendet vom Hören des Gesetzes:
selbst sein Gebet ist ein Greuel." ,,Das Opfer der
Gesetzlosen ist Jehova ein Greuel, aber das Gebet
der Aufrichtigen sein \"'Xl ohlgefallen. Der \'Veg des
Gesetzlosen ist Tehova ein Greuel; wer aber der
Gerechtigkeit nachjagt, den liebt er." - Sprüche
28:9; 15:8, 9.
Der Berg Zion des Altertums war mit seiner
heiligen Bundeslade und seinem gesalbten König,
der als theokratischer Vertreter „auf dem Thron
Jehovas saß", die „heilige Stätte". Sein König
mußte den heiligen Anforderungen Gottes, des
Herrn, entsprechen. Der Berg Zion stellte als
„heilige Stätte" das Königreich Gottes dar. Christus
Jesus stieg zu dieser heiligen Stätte des messiani::
sehen Königtums empor, weil er die göttlichen
Anforderungen in vollkommener \XI eise erfüllte.
So gab ihm sein Vater im Jahre 29 n. Chr. bei
seiner Salbung das Anrecht hierauf. Im Jalu-e 1914:
DER „ GREUEL DER VERW-OSTUNG" 331

n. Chr., am Ende der „sieben Zeiten", gab er ihm


das Königreich. Die schlichten Menschen, die
Christus in seinen Fußstapfen nachfolgen, halten
ihre Hände rein und unbefleckt von dieser Welt
der Politik, des Handels und der Religion und
halten ihre Herzen rein in der Ergebenheit gegen•
über der gerechten Regierung Gottes. Mit ihrem
Haupte Christus Jesus steigen sie auf den könig•
liehen Berg des großen Königs der Ewigkeit und
dürfen als .Bewährte an der heiligen Stätte seines
Königreiches stehen und „Erben Gottes und Mit•
erben Christi Jesu" sein. (Offenbarung 2: 10; 3:21;
14: 1; 20: 4, 6) Ihre Berufung und Erwählung
machen sie fest, indem sie den in 2. Petrus 1: 5-11
aufgezählten Anforderungen entsprechen. Bei ihrer
Auferweckung aus dem Tode wird ihnen ein
reichlicher Eingang in das himmlische Königreich
gewährt.
Der Apostel Paulus, der sich im Königreichs•
bunde befand, sprach von Bekenntnischristen, die
jene prüfenden Anforderungen beiseitesetzen, Gott
vorgreifen und schon hier auf der Erde, vor Gottes
Zeit, ohne Christus Jesus zu herrschen beginnen
wollten. Diese Hoffärtigen und überheblichen ta•
delte er mit den Worten: ,,Schon seid ihr gesättigt,
schon seid ihr reich geworden; ihr habt ohne uns
geherrscht, und ich wollte wohl, daß ihr herrschtet,
auf daß auch wir mit euch herrschen möchten ...
Denn das Reich Gottes besteht nicht im Worte,
sondern in Kraft." - 1. Korinther 4: 8-20.
Wenn angebliche Christen die Regeln und die
Zeit, wie sie vom Herrn festgesetzt sind, außer
acht zu lassen und sich im Namen Jehovas, aber
ohne seinen gesalbten König selber als Könige
einzusetzen suchen, dann ist das ein Versuch, den
Berg Zion zu besteigen und an heiliger Stätte zu
332 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

stehen. Es ist antichristlich, weil es bedeutet, an


Stelle des wahren Königreiches des Christus Je"
hovas eine Fälschung des Königreiches Gottes zu
errichten. So etwas schafft Verwirrung und macht
die Menschen blind für die Wahrheit. Es hindert
sie daran, zu glauben und zu hoffen, daß Gottes
Macht seine verheißene Regierung errichten wird,
und führt darum zur Vernichtung. Es bringt auf
Gottes Namen und sein Königreich Schimpf und
Verachtung und ist in Gottes Augen durchaus ein
Greuel der Verwüstung. Aus diesem Grunde wird
der „Christenheit'', wie einst dem untreuen J eru"
salem, gesagt: ,,Siehe, euer Haus wird euch öde
gelassen." (Matthäus 23: 38) Sie ist keine heilige
Stätte.
Daß nach dem Jahre 1914 n. Chr., in der „Zeit
des Endes", gerade ein solcher „verwüstender
Greuel" aufgestellt wird, ist von dem Propheten
Daniel vorhergesagt worden. (Daniel 11: 31; 12: 11)
Christus Jesus erklärte, die Weissagung Daniels
werde nach dem ersten Weltkrieg in Erfüllung
gehen, und das werde zu den Beweisen für das
Ende der Welt (aion) gehören. Ferner sagte er,
der Greuel werde trotz dem Predigen der frohen
Botschaft vom Königreich aufgestellt, so daß er
ein Gradmesser für den Unglauben und die V er"
achtung gegenüber der frohen Botschaft ist. Nach"
dem Jesus vorhergesagt hatte, wie das Königreichs"
evangelium auf der ganzen bewohnbaren Erd"
oberfläche zu einem Zeugnis für die Nationen.
gepredigt werden wird, erklärte er unmittelbar
hinterher: ,,Wenn ihr nun den Greuel der Ver"
wüstung, von welchem durch Daniel, den Pro"
pheten, geredet ist, stehen sehet an heiligem Orte
(wer es liest, der beachte [verstehe; Fußnote] es),
daß alsdann, die in Judäa sind, auf die Berge
DER „ GREUEL DER VERWÜSTUNG" 333

fliehen." (Matthäus 24: 15, 16) ,,Wenn ihr aber


den Greuel der Verwüstung stehen sehet, wo er
nicht sollte ( wer es liest, der beachte [verstehe; Fuß„
note] es), daß alsdann, die in Judäa sind, auf die
Berge fliehen." - Markus 13: 14.
Haben wir heute diesen zusätzlichen Beweis
dafür, daß Satans Organisation, was die „Christen„
heit" einschließt, bald endgültig ihr Ende finden
wird, und daß es darum höchste Zeit ist, zu Gottes
Königreichs::,,Berg" zu fliehen und dort Zuflucht
zu suchen? Wer die Tatsachen aufrichtig erwägt,
wird zugeben, daß dies der Fall ist. Schon in seiner
Nummer vom Juni 1880 (Seite 6) wies der „Watch"
tower" auf das Jahr 1914 als das Ende der „sieben
Zeiten" der Nationen hin. Nachdem dieser Zeit"
pünkt erreicht worden und der erste Weltkrieg
eingetreten war, was bewies, <;laß die Zeit erreicht
ist, wo die messianische Herrschaft beginnen muß
und alle menschlichen Regierungen ihre Macht
und Gewalt an den rechtmäßigen Herrscher ab"
zu treten haben, ließ Jehovas Volk das Zeugnis
hierüber noch kräftiger und offener erschallen
denn je. Als Antwort auf dieses Zeugnis bekun.s
deten die Nationen der „Christenheit" nur Haß
und Unglauben und ließen den Zeugen Verfolgung,
Einkerkerung, Verbot ihrer Literatur und Still.s
legung ihrer christlichen Tätigkeit widerfahren.
Das Werk der Geweihten Jehovas wurde tatsäch"
lieh so zugerichtet, wie es die „zwei Zeugen" oder
„zwei Propheten" in Offenbarung 11:3-10 als
Sinnbilder darstellen. ,,Und wenn sie ihr Zeugnis
vollendet haben werden, . so wird das Tier, das
aus dem Abgrund heraufsteigt, Krieg mit ihnen
führen, und wird sie überwinden und sie töten."
Ein paar Tage später wurden die ,toten Zeugen'
wiederbelebt und das Werk begann von neuem.
334 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Kurz nach dem Ende des Weltkrieges im Jahre


1918 wurde der Überrest der treuen Zeugen des
Herrn wiederbelebt und für den Dienst des Herrn
zusammengebracht. Hernach wurde für die Herr"
schaft des Sohnes Gottes noch eifriger und nach?
drücklicher Zeugnis gegeben. Das bemerkten die
herrschenden Kreise der „Christenheit'' mit Er"
staunen. Auf der Versailler Friedenskonferenz
wurde ein Völkerbund angeregt und den Nationen
dringend empfohlen, vor allem von dem anwesen"
den Präsidenten der Vereinigten Staaten. Der Vor"
schlag wurde angenommen und dem Friedensver"
trag eingefügt, worauf man diesen Vertrag den Re"
gierungen der siegreichen Alliierten unterbreitete.
Weil er die Bestimmung über den Völkerbund
enthielt, lehnte der Senat der Vereinigten Staaten
seine Ratifiziemng ab.

Während die Debatten über den Völkerbund


auf der Friedenskonferenz und auch in den gesetz"
gebenden Versammlungen der einzelnen Staaten
noch lebhaft im Gange waren, predigte die Reli?
gionsgeistlichkeit der „Christenheit" zugunsten die"
ser internationalen Organisation und des Inter><
nationalen Ständigen Gerichtshofes, der damit ver"
bunden ist. Sie bezeichnete diese Einrichtungen als
einzige Mittel zur Aufrechterhaltung des Friedens,
der Sicherheit und der Wohlfahrt der Welt. Am
9. Mai 1919 gab die sogenannte „Synode des
Bundes der Kirchen Christi in Amerika" einen
Bericht heraus, worin der Völkerbund befürwoliet
und marktschreierisch erklärt wurde: ,,Der Völker"
bund ist der politische Ausdruck des Köüigreiches
Gottes auf Erden." Der römische Papst suchte im
Völkerbund, als äußerst günstigem Mittel zum
Fortkommen, obenauf zu gelangen, was ihm jedoch
DER „ GREUEL DER VERW-OSTUNG" 335

nicht glückte. Am 16. Januar 1920 hielt der Völker"


bund in Genf seine erste Sitzung ab.
Das war die erste Aufstellung und Kundgebung
des vorhergesagten „Greuels der Verwüstung". Es
war eine Nachahmung des Königreiches Gottes,
die in anmaße11der Weise die Regierung des
„Friedefürsten'' ersetzen sollte. Die amerikanische
Geistlichkeit bemühte sich jahrelang mit aller Ge"
walt, die Vereinigten Staaten da hineinzudrängen;
und eine amerikanische Vereinigung, die sich
„Völkerbund, Inkorporiert" nannte, befürwortete
dringend den Beitritt Amerikas und sagte: ,,Warum
soll das einz'ge Licht noch ausgeblasen werden,
wenn es schon so finster ist auf Erden?" An diesen
lästerlichen Notbehelf für die göttliche Regierung,
die von Gott aus dem Himmel herniederkommt,
klammerte die „Christenheit" ihre Hoffnungen. Mit
der Zeit schlossen sich dieser überstaatlichen Ge"
walt 57 Nationen an. Durch Ablehnung der Bot"
schaft über das Ende der Zeiten der Nationen
und ·die Aufrichtung des messianischen König"
reiches verwarf die „Christenheit" Christus als
König und brachte einem Gebilde ihrer eigenen
Hände, als dem Abbild des göttlichen Reiches, An"
betung dar. In Wirklichkeit war dies jedoch kein
Abbild jener Gottesherrschaft. Die Vorbildtheo"
kratie in den Tagen der Könige David und Salomo
stellte als prophetisches Bild dar, wie Jehova Gott
durch seinen· Sohn herrschen wird, wohingegen
das ungeheuerliche Machwerk der „Christenheit"
ein „Bild des Tieres" war. (Offenbarung 13: 14, 15)
Sie stellte es auf der Erde, die des Herrn ist, auf,
damit es die Stelle der theokratischen Regierung
Jehovas einnehme. Sie ließ es also stehen „wo es
nicht sollte". Wo ist das? ,,An heiligem Orte",
an Ort und Stelle der theokratischen Herrschaft
336 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

durch den Messias Gottes. Welch ein „Greuel"


ist das doch 1
Der Völkerbund war bestimmt nicht die Herr•
schaft des „Löwen aus dem Stamme Juda". Als
Sammelorganisation von mehr als fünfzig Staaten
der \"V elt des Teufels, einer Organisation, die auch
Vertreter jener sieben 'X' eltmächte umfaßt, die
vom Agypten des Altertums an bis zur jetzigen
„Zeit des Endes" nacheinander die Weltherrschaft
innehatten, wird der Völkerbund in der Heiligen
Schrift verglichen mit einem „scharlachroten Tiere,
... voll Namen der Lästerung, das sieben Köpfe
und zehn Hörner hatte". Um einen Schlüssel zum
Verständnis dieser sinnbildlichen Vision zu bieten,
sagte Gottes Engel erklärend: ,,Es sind sieben
Könige: fünf von ihnen sind gefallen, der eine ist,
der andere ist noch nicht gekommen; und wenn
er kommt, muß er eine kleine Weile bleiben. Und
das Tier, welches ·war und nicht ist, er ist auch
ein achter und ist von den sieben und geht ins
Verderben." (Offenbarung 17:3, 10, 11) Als im
Jahre 1914 die „sieben Zeiten" der Nationen zu
Ende gingen, war der siebente „König" oder die
siebente vorherrschende Weltmacht gekommen.
\Vie aus der Weltgeschichte ersichtlich, handelt
es sich um den anglo::amerikanischen W eltimperia::
lismus, das Bollwerk des Protestantismus.
Da das siebenköpfige „Tier" das achte Herr::
schaftsgebilde darstellt und von den sieben her"
kommt, aus denen es sich zusammensetzt und die
es einschließt, ist es die prophetische V eranschau::
lichung des Völkerbundes. Es gehört nicht zur
Organisation Jehovas; denn dieses Tier mit der
königlichen Farbe ist voller Namen der Lästerung.
Es stammt vom „Gott dieser Welf' und ist anti::
christlich. Es macht die Menschen für die Wahr::
DER „GREUEL DER VERWÜSTUNG" 337

heit blind und hält sie in Knechtschaft des Schein~


gottes, fern von Jehova und seinem herrlichen
Königreich. Wer sich über das Tier verwundert
und es - unter Mißachtung des warnenden Wortes
Gottes - bewundert, wird nicht zu Leben in der
neuen Welt gelangen. (Offenbarung 13: 8) Jesus
sagte: ,,Was unter den Menschen hoch ist, ist ein
Greuel vor Gott." - Lukas 16: 15.
Den „Greuel der Verwüstung" entgegen dem
göttlichen Gesetz an dem Orte stehen zu sehen,
der „heilig", das heißt der gerechten Regierung
Gottes vorbehalten ist, sei ein Zeichen - so sagte
Jesus; ein Zeichen davon, daß die große Drangsal
gefährlich nahe ist. Es ist ein Signal, eiligst aus
der Gefahrenzone zu fliehen. In der „Wachtturm""
Nummer vom 1. Januar 1921 (englisch) wurde der
Völkerbund als das ;,Bild des Tieres" und auch als
der „Greuel der Verwüstung" nachgewieseh. Von
da an benutzten die Zeugen Jehovas jedes Be:::
kanntmachungsmittel, um die Aufmerksamkeit der
Off entlichkeit auf das W arnungssignal, den . ver"
wüstenden Greuel, zu lenken und das Volk zu
alarmieren, damit es aus der babylonischen „Chri:::
stenheit" und aus allen andern Teilen der sieht:::
baren Organisation Satans fliehe und auf dem
Berge der Organisation Gottes Zuflucht nehme.
Die „andern Schafe" des Herrn beachteten die
Warnung und flohen zu seinem theokratischen
Berge, der nie erschüttert werden wird. Sie betei"
ligen sich daran, die Warnung erschallen zu lassen.
Je deutlicher der „Greuel" in seinen Umrissen er"
kennbar wird, desto beschleunigter geht die Flucht
der „andern Schafe" vor sich.
Das Flickwerk des siebenköpfigen „Greuels"
soll der Welt den Frieden und die Sicherheit er"
halten, damit Satan der Teufel weiterhin über sie
338 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

herrsche. über das wechselnde Geschick des


Greuels sagt der prophetische Bericht: ,,Das Tier,
welches du sahest, war und ist nicht und wird aus
dem Abgrund heraufsteigen und ins Verderben
gehen; und die auf der Erde wohnen, deren Namen
nicht in dem Buche des Lebens geschrieben sind
von Grundlegung der Welt an, werden sich ver~
wundern, wenn sie das Tier sehen, daß es war und
nicht ist und da sein -wird." (Offenbarung 17: 8)
Die Zeit, wo dieses „Friede~und~Sicherheits"~Tier
„nicht ist", fällt auf die Jahre, wo es in den Abgrund
der Untätigkeit und Unwirksamkeit und der Ver~
eitelung dessen, was als sein Zweck bekanntgegeben
worden war, hinabstieg. Im Jahre 1928 suchten die
Staaten dieser Welt, unter Einschluß Amerikas,
durch Abschluß des Pariser Friedenspaktes, der den
Krieg für ungesetzlich erklärte, die „Friedens~und~
Sicherheits"~Rüstung des Völkerbundes zu verstär~
ken. Solch menschliche Kunstgriffe verhinderten je~
d_o ch nicht die Erfüllung der göttlichen Prophetie.
Da sich der päpstliche Vatikan nicht auf den Rüb
ken dieses Völkerbund~,,Tieres" schwingen konnte,
bei welchem das protestantische Britannien vorherr~
sehend war, wurden vom Papsttum totalitäre Be~
wegungen gefördert, um ein sogenanntes „Schwert
der Kirche" zu schmieden, den Völkerbund umzu~
gestalten und ihm eine Forin ·zu geben, die sich den
päpstlichen \Veltherrschaftsplänen anpaßt.
Seinen ehrgeizigen Intrigen gemäß verschaffte
sich der Vatikan im Jahre 1929 die Stellung eines
anerkannten Staatswesens mit der Bezeichnung
,,Vatikanstadt". Er schloß Konkordate mit den to~
talitären Diktatoren und hieß am päpstlichen Hof
alle Länder, einschließlich Japans, willkommen, die
nach nazi~faschistischem Muster totalitär wurden.
Im Gefolge davon begannen die Angriffe der
DER „GREUEL DER VERWÜSTUNG" 339

Totalitären, ohne daß der Vatikan sie irgendwie


tadelte oder verurteilte. Im September 1939 brach
der totale Krieg aus. Ober dreißig Mitgliedstaaten
des Völkerbundes (also die Mehrheit) wurden
hernach direkt in den Kampf zwischen den totali"
tären und den demokratischen Mächten verwickelt,
der in Daniel 11 : 40-43 sinnbildlich als Krieg
zwischen dem „König des Nordens'_', unter der
Vorherrschaft Roms, und dem „König des Südens",
unter anglo„amerikanischer Vorherrschaft, beschrie"
ben wird. Unterm Zwang dieses Krieges hörten die
wichtigsten Verrichtungen des Völkerbundes und
seines Ständigen Schiedsgerichtshof es zeitweilig
auf und das siebenköpfige „Tier" stürzte in den
Abgrund hinab, wo es aber nicht bleiben sollte.
Die Prophezeiung sagt, das internationale „Kol"
lektivsicherheits",.Tier werde „aus dem Abgrund
heraufsteigen", so daß es „da sein wird". (Offen"
barung 17: 8) Das muß eintreten, wenn der totale
Krieg abgeschlossen ist und internationale Anstren"
gungen gemacht werden, danach Frieden und Si"
cherheit wiederherzustellen. Sogar in den dunklen
Stunden des totalen Krieges wurde die Wiederbe"
lebung eines solchen Mechanismus internationaler
Zusammenarbeit in weiten Kreisen ernsthaft be"
sprechen, besonders unter den Vereinigten Nati"
onen, und es wurde vorgeschlagen, durch eine in"
ternationale Polizeimacht den Frieden zu schützen
· und den Beschlüssen des „Tieres" Geltung zu ver"
schaffen. Demnach muß das Tier Hörner haben,
und wie die Prophezeiung in der Offenbarung zeigt,
hat es deren „zehn", was eine Zahl irdischer alles"
umfassender Vollständigkeit ist. Diese Polizei"
macht wird die Erde umgeben, im besondern aber
die „Christenheit", wie sie vom untreuen Jerusalem
vorgeschattet wird, das Christus Jesus als König
340 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

verwarf und dessen Haus ihm öde gelassen wurde.


Im totalen Krieg war die Erde von Armeen um:1
geben. Man hält es für notwendig, den Erdball
auch nach dem totalen Krieg dauernd in solcher
\Veise mit Armeen zu umlagern, um sich durch
diese Vorkehrung gegen Angreif er und Störer des
von 1\-lenschen geschaffenen Friedens zu schützen.
Mit dem scheinbar guten Vorwand, die „vier Frei:1
heiten" aufrechterhalten zu wollen, wird die Ver:1
wirklichung dieser Pläne eifrig betrieben; doch
zeigt die Prophezeiung, im Gegensatz hierzu, daß
auf die Menschen ein starker politischer Druck
ausgeübt werden wird, um durch vielerlei Anord:1
nungen alle dahin zu bringen, die politisch„religiöse
,,neue \V eltordnung" zu unterstützen.
Es steht geschrieben: ,,[Es] bewirkte, daß alle
getötet wurden, die das Bild des Tieres nicht an:1
beteten. Und es bringt alle dahin, die Kleinen und
die Großen, und die Reichen und die Armen, und
die Freien und die Knechte, daß sie ein Malzeichen
annehmen an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn;
und daß niemand kaufen oder verkaufen kann, als
nur der, welcher das J\1alzeichen hat, den Namen
des Tieres oder die Zahl seines Namens." (Offen:1
barung 13: 15-17) \V enngleich das eine gewisse
Anwendung schon vor der Zeit fand, wo das schar:1
lachrote Tier, das „Bild des Tieres", in den Ab:1
grund ging, wird dies weit stärker der Fall sein,
nachdem es daraus hervorgestiegen ist. Im Verlauf
des totalen Krieges hat dieses Tier eine ganze An:1
zahl totalitärer Kniffe gelernt, die es in der Nach=-
kriegs~,,N euordnung" sicher nicht verlernt oder
beiseite läßt.
Das „Friede,tmd,Sicherheits"~Tier steigt aus
dem Abgrund herauf, aber nicht in die Freiheit;
denn ein bluttrunkenes ,,\Veib" schwingt sich ihm·
DER „GREUEL DER VERWOSTUNG" 341

obenauf, reitet es und beherrscht es als Herrin. So


schreibt der Apostel Johannes: ,,Ich sah ein Weib
auf einem scharlachroten Tiere sitzen, voll Namen
der Lästerung, das sieben Köpfe und zehn Hörner
hatte." Das Weib empfindet beim Reiten dieses
„Greuels der Verwüstung" keinerlei Ekel. Es hat
der Beschreibung nach selber „einen goldenen
Becher in der Hand, voll Greuel und Unreinigkeit
ihrer Hurerei; und an ihrer Stirn einen Namen ge:::
schrieben: Geheimnis, Babylon, die große, die Mutter
der Huren und der Greuel der Erde." - Offenbarung
17:1-5.
Das „Weib" ist die „große Hure'' mit ihren
internationalen Beziehungen. Sie stellt sinnbildlich
Satans Sprößling, die „organisierte Religion" dar,
die auf der Erde am läst~rlichsten, trügerischsten
und mächtigsten ihren Ausdruck in der Religion
der „Christenheit" findet, worin wiederum die rö:::
misch:::katholische Hierarchie führend und vorherr:::
sehend ist. Bei den vielen selbstsüchtigen Bestand:::
teilen, die nicht miteinander übereinstimmen, aber
die Völkervereinigung der Nachkriegszeit aus:::
machen, wird die babylonische Religion unter der
Führung des Vatikans als verknüpfendes Band
dienen, aber nur eine Zeitlang. Der Vatikan wird
bei der Nachkriegs:::Völkerverbindung als über:::
nationale Macht handeln. Er wird sich anmaßen,
zwischen Gott und dem Menschen vermitteln und
der internationalen Kontroll::: und Ausglcichsorgani:::
sation da_durch den Segen von oben sichern zu
wollen.
Das „Weib" wird auf dem „Greuel der Verwü1
shing" reiten und diese Einrichtung als „Wieder:::
herstellung des Königreiches Christi auf Erden"
bezeichnen. Durch die „Christenheit" wird der
Greuel also wiederum dahin zu stehen kommen,
342 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

.,wo er nicht sollte", ,,an heiligem Orte". Wegen


dieses lästerlichen, gegen Christus gerichteten
Greuels wird die „Christenheit" zuerst einmal sich
selber eine nicht wieder gutzumachende Verwü"
stung zuziehen und kurz danach, in Harmagedon,
alle Nationen der Erde in dasselbe Geschick hinein"
reißen.
27. KAPITEL

DER SCHLUSSKAMPF UM
DIE FREIHEIT

ER Schlußkampf wird ganz plötzlich und

@] völlig. überraschend eintreten. Christus


Jesus verglich ihn mit dem Hereinbre"
chen der Flut über die regenlose Erde
in den Tagen Noahs und auch mit dem
Herabfallen des Feuers und Schwefels vom Hirn"
mel, wie es in den Tagen Lots den St~idten Sodom
und Gomorra widerfuhr, an einem Tage und zu
einer Stunde, wo die W elhnenschen beim Essen
und Trinken waren und ihrer üblichen eigennüt"
zigen Beschäftigung nachgingen. (Lukas 17: 26-30)
Dessenungeachtet ist das Auftreten des ,verwü"
stenden Greuels an heiligem Orte' unfehlbar ein
Beweis dafür, daß der Tag und die Stunde für den
Beginn des Schlußkampf es, obwohl unbekannt,
doch gefährlich nahe sind. Angesichts der Entwicb
lungen in der \XI elt hat man keine Zeit, seine Flucht
zu · den von Gott geschaffenen „Bergen", seinem
Königreich, hinauszuschieben. Bezieht jetzt ohne
Schwanken Stellung für Jehova und seine Theo"
kratie l \Y/arum? Hierauf antwortet die Prophe"
zeiung Jesu: ,,Denn alsdann wird große Drangsal
sein, dergleichen von Anfang der Welt bis jetzt"
hin nicht gewesen ist, noch je sein wird; und wenn
jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein
Fleisch gerettet werden; aber um der Auserwählten.
willen werden jene Tage verkürzt werden." -
Matthäus 24: 21, 22.
Um die Menschen zur Verehrung des abgöt"
tischen „Greuels der Verwüstung" zu veranlassen,
344 „DIE WAHRHEIT WffiD EUCH FREI MACHEN"

wird die „Christenheit'' sie nach dem Kriege be"


stürmen, in diesem menschlichen Bauwerk, das
Religionsfreiheit und Freisein von Not und Furcht
bringen soll, wie in einem Heiligtum Zuflucht zu
nehmen. Im Gegensatz hierzu ermahnt uns Gottes
Wort der \Xlahrheit: ,,Fürchtet nicht ihre Furcht,
und erschrecket nicht davor. .Jehova der Heer"
scharen, den sollt ihr heiligen; und er sei eure
Furcht, und er sei euer Schrecken. Und er wird
zum Heiligtum sein." (Jesaja 8: 12-14:) Es ist
grobe Torheit, sein Vertrauen auf die „Christen"
heit" zu setzen. Diese wurde in ihrer Ablehnung
des Königi-eiches Gottes vom rebellischen J erusa"
lem mit seinem Tempel vorgeschattet, denen Jesus
sagte: ,,Euer Haus wird euch öde gelassen." Auch
die „Christenheit" ist, ,vie Jerusalem, dazu verur"
teilt, verödet zu werden, nachdem das Tier des
,,Friede ~und~Sicherheits"~Gebildes aus dem Ab"
grund des totalen Krieges heraufgestiegen ist. Das
sagte Jesus vorher mit den \'X/ orten: ,,Wenn ihr
aber Jerusalem von Heerscharen umzingelt sehet,
alsdann erkennet, daß ihre Verwüstung nahe ge"
kommen ist." - Lukas 21: 20.
In d er Nachkriegs",,Neuordnung" wird sich
das neuzeitliche Gegenstück Jerusalems, d~e „Chri"
stenheit", mit den Armeen einer internationalen
Polizeistreitkraft umgeben, um weiterhin die \XI elt
zu beherrschen. Die römisch~katholische Hierarchie
wird für die ganze Erde als geistliche Polizeimacht
zu handeln suchen. Die „Christenheit" wird das
Empfinden haben, nun „Frieden und Sicherheit"
rufen zu können. Damit sich der „Greuel der Ver"
wüstung" an der „heiligen Stätte" behaupte, schafft
man jene internationale Polizeimacht oder stellt
in gemeinsamem Einvernehmen der alliierten N ati"
onrn jene Ordnungsstreitkräfte auf. Demnach un"
DER SCHLUSSKAMPF UM DIE FREIHEIT 345

terhält man diese Heere in Wirklichkeit gegen Gott


und sein Königreich. Und wenn ihr das seht, sagte
Jesus, könnt ihr sicher sein, daß die erstaunliche
„Verwüstung" der „Christenheit" nahe ist. Die
Religion wird sie nicht retten.
Die organisierte Religion wird alle Nationen
direkt in den Schlußkampf mit Gott und seinem
gesalbten König hineinführen. Dadurch wird sie
Venvüstung und Verderben über alle Nationen
bringen. Zum Beweis beachte man, was das schar~
lachrote Tier unternimmt, nachdem es aus dem
Abgrund heraufgestiegen ist und das „Weib" Ba~
bylon sich auf seinen Rücken geschwungen hat.
„Und das Tier, welches war und nicht ist, er ist
. auch ein achter und ist von den sieben und geht ins
Verderben. Und die zehn Hörner, die du sahst,
sind zehn Könige, welche noch kein Königreich
empfangen haben, aber Gewalt wie Könige empfan~
gen eine Stunde mit dem Tiere. Diese haben einen
Sinn und geben ihre Macht und Gewalt dem Tiere.
Diese werden mit dem Lamme Krieg führen, und
das Lamm wird sie überwinden; denn er ist Herr
der Herren und König der Könige, und die mit ihm
sind Berufene und Auserwählte und Treue." (Of~
fenbarung 17: 11-14) Wie hieraus ersichtlich, heißt
die organisierte Religion eine lästerliche, gegen
Christus gerichtete Anordnung gut und wird des~
wegen mit dem „Tiere·•, worauf sie reitet, ins V er~
derben gehen.
Da die Religion und das Tier die Erde unter
Ausschluß des ,Herrn der Herren und Königs der
'Könige' zu beherrschen suchen, verfolgen sie jene,
die für Christi Königreich einstehen, nämlich die
,Berufenen und Auserwählten und Treuen', die mit
ihm sind. Diese bilden den Überrest der Zeugen
Jehovas; sie machen geltend, daß Christus Jesus
346 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

der rechtmäßige Herrscher ist, und verkündigen


Jehovas Regierung, durch Christus ausgeübt. Die
organisierte Religion und ihr politisches Lieblings~
tier erweisen sich einwandfrei als gegen Gott und
Christus kämpfend, nicht nur indem sie an Stelle
Christi Jesu zu herrschen trachten, sondern auch
indem sie das Werk der gesalbten Zeugen Jehovas
auf der Erde zugrundezurichten und ihr Königreichs~
zeugnis zum Schweigen zu bringen suchen. (Mat~
thäus 25: 40; Apostelgeschichte 5: 39) Ehe sich die
zehn Hörner des siebenköpfigen Tieres vergeltungs~
weise gegen die organisierte Religion wenden, wird
diese die Hörner gegen Jehovas Zeugen richten
lassen und wird das Tier zu einem letzten wütenden
Angriff auf sie reiten.

Die „ Christenheit" wird ihre N achkriegs~,,N eu~


ordnung" und ihre ringsum stehenden Heere (jesu~
itischer wie auch militärischer Art) also zur Unter~
drückung der Königreichsbotschaft benutzen, von
der sie behaupten wird, sie sei ein Verrat an der
DER SCHLUSSKAMPF UM DIE FREIHEIT 347

· Nachkriegsherrschaft, störe sie und mache sie un:::


sicher. Doch wird Jehova sein „befremdendes
Werk", das er durch seine Zeugen ausführt, nicht
eher aufhören lassen, als bis es beendigt ist und
alle seine „andern Schafe" aus dieser Welt heraus
in die Sicherheit der „einen Hürde" eingesammelt
sind. Danach wird er das „Weib" und das Tier
scheinbar triumphieren lassen, als ob sie das Werk
stillgelegt hätten. (Johannes 19: 11) Erst in jenem
Entwicklungsstadium wird die „Christenheit", auf
ihrem tierischen Greuel reitend, ausrufen, daß sie
endlich im vollständigen Sinne Frieden und Sicher:::
heit habe. Was dann? Jehovas treue Zeugen wissen,
was hierauf zu erwarten ist: ,,Denn ihr selbst wis:::
set genau, daß der Tag des Herrn also kommt wie
ein Dieb in der Nacht. Wenn sie sagen: Friede
und Sicherheit 1 dann kommt ein plötzliches V er:::
derben über sie, gleichwie .die Geburtswehen über
die Schwangere; und sie werden nicht entfliehen.
Ihr aber, Brüder, seid nicht in Finsternis, daß euch
der Tag wie ein Dieb ergreife." (1. Thessalonicher
5: 1-4) Der Dauerfrieden:::Religionsmechanismus
der „ Christenheit" wird unheilvoll versagen. Was
sie i~m als Geschick prophezeit, wird sich als falsch
erweisen.
Auf diesen Weg, der für sie selbst und die
übrige sichtbare Organisation Satans entsetzliche
Verwüstung bedeutet, wird die „Christenheit" un:::
widerstehlich getrieben. Wie ist das möglich? Weil
sie sich durch Religion den Dämonen preisgab, die
Satan, dem „Obersten der Dämonen", unterstehen.
Sie und alle Führer des bewohnten Erdkreises wer:::
den durch die Dämonen zu einer Verschwörung
und einer Front gegen den einzigen rechtmäßigen
Herrscher der Erde, die des Herrn ist, zusammen:::
gebracht. Die Dämonen sind der unsichtbare Teil
348 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

der großen Drachenorganisation Satans. Die Offen,


barung der unsichtbaren Dinge enthüllt uns das
Folgende: ,,Und ich sah aus dem Munde des Dra~
chen und aus dem .M unde des Tieres und aus dem
Munde des falschen Propheten drei unreine Geister
kommen, wie Frösche; denn es sind Geister von
Dämonen, die Zeichen tun, welche zu den Königen
des ganzen Erdkreises ausgehen, sie zu versammeln
zu dem Kriege [jenes] großen Tages Gottes, des
Allmächtigen. (Siehe, ich komme wie ein 'Dieb.
Gli.ickselig, der da wacht und seine Kleider be,
wahrt, auf daß er nicht nackt wandle, und man seine
Schande sehe!) Und er versammelte (sie versam~
meln; Rösch) sie an den Ort, der auf hebräisch
Armagedon heißt." - Offenbarung 16: 13-16.
Harmagedon oder Armagcdrm bedeutet „Berg
der Truppensammlung". Es ist von den hebräischen
Wörtern „har", das heißt „Berg", und „gadad", das
heißt „truppbilden" ( Davies) abgeleitet. In .Micha
5: 1 (Elberf. B.: 4:: 14) wird Gottes Organisation
Zion wie folgt angeredet: ,,So sammle nun deinen
Kriegshaufen (gadad; engl. B.: sammle dich in
Truppen), du Tochter des Kriegshaufens! Es ist
eine Belagerung um uns gelegt; sie werden den
Richter Israels mit dem Stabe auf den Backen schla,
gen." (Zii.rcher B.) In seiner heiligen Hauptorgani,
sation Zion hat Jehova Gott seinen König Christus
Jesus auf den Thron gesetzt, und gegen diese
Königreichsorganisation versammeln sich die dä,
monenbeherrschten Nationen und Pi.ihrer der Erde
in lärmender \X' eise, um Jehovas gesalbten König
zu entthronen und somit ohne einengende Bande
selbst die Herrschaft auszuüben. über diese gegen
Christus gerichtete Bewegung sagt Psalm 2: 1-6:
,,\X' arum toben die Nationen und sinnen Eitles die
Völkerschaften? Es treten auf die Könige der Erde,
DER SCHLUSSKAMPF UM DIE FREIHEIT 349

und die Fürsten ratschlagen miteinander wider J e:i


hova und wider seinen Gesalbten: ,Lasset uns zer:i
reißen ihre Bande und von uns werfen ihre Seile l'
Der im Himmel thront, lacht, der Herr spottet ihrer.
Dann wird er zu ihnen reden in seinem Zorn, und
in seiner Zornglut wird er sie schrecken. ,Habe
doch ich meinen König gesalbt auf Zion, meinem
heiligen Berge 1'"
In biblischer Auslegung bedeutet „Harmage:i
don" also keinen buchstäblichen Ort in Palästina
namens „Megiddo", sondern bezieht sich auf Jeho:1
vas Königreich, zu welchem sein Herrscher, Chri:1
stus Jesus, mit seinen himmlischen Truppen gekom:1
men ist, um gegen Satans Weltorganisation Krieg
zu führen. Dieser Truppen bediente er sich, als er
Satan und dessen Dämonen aus dem Himmel hin:1
auswarf. Bei seinem Kommen zum Tempel erweckt
er die schlafenden Heiliß.en und vereinigt sie mit
sich in himmlischer Herrlichkeit. Den treuen über:i
rest, der noch auf der Erde ist, versammelt er zu
sich, in den T empelzustand der Einheit und Ge:1
meinschaft mit ihm in Gottes Dienst. Das hat sich
demnach seit dem Jahre 1918 zugetragen; und Got:1
tes Bundesvolk steht jetzt vor Harmagedon und
erwartet den Schlußkampf. Es hat seitdem jahre::=
lang das Versammeln der Nationen gegen Gottes
König und sein Königreich beobachtet. ,,Wenn
aber der Sohn des Menschen kommen wird in
seiner Herrlichkeit, und alle Engel mit ihm, dann
wird er auf seinem Throne der Herrlichkeit sitzen;
und vor ihm werden versammelt werden alle Nati::=
onen." (Matthäus 25: 31, 32) Bezüglich des Vw
sammelns der gottlosen Nationen erhebt sich die
Frage: ,,Wird dich zum Bundesgenossen haben
der Richterstuhl des Frevels, welcher Unheil berei::=
tet auf Grund ( unter Vorwand) des Rechts? Sie
350 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

tun sich zusammen wider das Leben des Gerechten


und verdammen unschuldig Blut." - Psalm 94,
Vers 20 (Schlachter) und 21 (Menge).
Da die herannahende Schlacht am heiligen Sam~
melplatz der Truppen Gottes, Harmagedon, ausge~
fochten werden wird , heißt der „Krieg jenes großen
Tages Gottes, des Allmächtigen", gewöhnlich „die
Schlacht von Hannagedon" oder der Kürze wegen
einfach „Harmagedon". Dort, auf der Seite des
Herrn, ist der Ort der Sicherheit und Bewahrung,
wohin seine „andern Schafe" fliehen müssen, wenn~
gleich der Feind ihn bestürmt. Sie müssen sich dort
dem Überrest der „kleinen Herde" ,Berufener, Aus,
erwählter und Treuer' darin anschließen, um dem
Feind :.:um Trotz Jehova Gott und seinem König,
reich zu lobsingen.
\Xl enn der Tag und die Stunde gekommen sind,
die Gott erwählte, beginnt sein König den Schluß,
kampf gegen Satan und dessen Dämonen, die bei
de-r Erde sind, sowie gegen alle Nationen auf der
Erde. Der darauffolgende Zusammenstoß ist nicht
einfach ein gegenseitiger Kampf demokratischer
und totalitärer Mächte des Erdballs, also lediglich
eine internationale Auseinandersetzung. Es ist ein
Kampf zwischen Gottes Königreich, mit Christus
Jesus als Führer, und der unsichtbaren und sieht,
baren Organisation Satans. In Offenbarung 19:
11-21 sind die beiden g~gnerischen Fronten sinn,
bildlich beschrieben. In den hebräischen Büchern
der Bibel stehen viele Schlachten verzeichnet, die
Jehova schlug, wobei er gegen die gewalttätigen
Feinde seines Bundesvolkes in übernatürlicher
\XI eise seine .l\hcht entfaltete. Jene Schlachten
schatteten seinen wunderbaren Sieg in Harmagedon
vor. ,,Dann aber ,vird der Herr ausziehen und
gegen jene Heidenvölker kämpfen, wie er auch
DER SCHLUSSKAMPF UM DIE FREIHEIT 351

sonst an Schlachttagen gekämpft hat." (Sacharja


14: 3, Menge) Jehovas Zeugen auf der Erde werden
an dieser ungestümen Schlacht keinen Anteil haben.
Warum nicht? ,,Denn nicht euer ist der Streit,
sondern Gottes!" - 2. Chronika 20: 15.
Gott wird die „Christenheit" verwüsten lassen,
weil ihr verwüstender Greuel dann anmaßender"
weise am heiligen Orte steht. Die Reihen des
Feindes wird er mit Verwirrung schlagen. Die bis
dahin fügsamen politischen und kommerziellen
Mächte werden aufwachen und wahrnehmen, wie
die organisierte Religion sie genarrt hat. Sie werden
sich an der Religionsorganisation rächen. ,,Und
die zehn Hörner, die du sahst, und das Tier, diese
werden -die Hure hassen und werden sie öde und
nackt machen und werden ihr Fleisch fressen und
sie mit Feuer verbrennen. Denn Gott hat in ihre
Herzen gegeben, seinen Sinn zu tun und in einem
Sinne zu handeln und ihr Königreich dem Tiere
zu geben, bis die Worte Gottes vollbracht sein
werden." (Offenbarung 17: 16, 17) So wird die
Verwüstung der organisierten Religion zuerst
drankommen.
Als Nächstes erfolgt die Verwüstung der be"
drückenden politischen Mächte, der habgierigen
Geschäftemacher und der trügerischen Führer der
Menschheit. Ihre Vernichtung ,wird bleibend sein,
als ob sie ,lebendig in einen Feuersee, der mit
Schwefel brennt', geworfen würden; und zusammen
mit ihnen werden alie Menschen vernichtet, welche
die göttliche Mahnung, auf die Seite des König"
reiches Gottes zu fliehen, mißachteten. (Offen"
barung 19: 19-21) Jeremias Prophezeiung sagt in
Kapitel 25 vorher, daß keine einzige Nation dem
Trinken des verdienten göttlichen Zornbechers
wird ausweichen können, und daß „die Erschla~
352 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

genen J ehovas an jenem Tage liegen werden von


einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der
Erde". Jesus erklärte, daß kein Fleisch Rettung
fände, sofern jene Tage der Schlußdrangsal nicht
um der Auserwählten willen verkürzt würden.
Jehova hat diese Schlußdrangsal abgekürzt, indem
er seit dem Jahre 1918, wo der Herr zum Tempel
kam , die Königreichsbotschaft verkündigen ließ,
so daß alles Fleisch, das seine Billigung findet,
durch die Schlacht von Harmagedon hindurch~
gerettet werden und in die neue, nachfolgende
Welt hin überleben wird.
Zuallerletzt wird J ehovas König der neuen
Welt in Harmagedon die Schlange Satan und ihren
Dämonen~,,Samen", die aus dem Himmel auf die
Erde hinabgeworfen wurden, zermalmen. ,,Und er
griff den Drachen, die alte Schlange, welche der
Teufel und der Satan ist; und er band ihn tausend
Jahre und warf ihn in den Abgrund und schloß
zu und versiegelte über ihm, auf daß er nicht
mehr die Nationen verführe, bis die tausend Jahre
vollendet wären. Nach diesem muß er eine kleine
Zeit gelöst werden." (Offenbarung 20: 1-3) Als
Satan und seine Dämonen vorzeiten die Religio~
nisten dazu angestachelt hatten, Christus Jesus
umzubringen, und dieser in den Tiefen des Todes
lag, sagte Gottes Wort: ,,Sprich nicht in deinem
Herzen: ,\Xler wird in den Himmel hinaufsteigen?'
das ist, um Christus herabzuführen; oder ,Wer wird
in den Abgrund hinabsteigen?' das ist, um Christum
aus den Toten heraufzuführen." Diesem Text in
Römer 10: 6, 7 ist demnach zu entnehmen, daß
der Abgrund, in welchen Satan der Teufel tausend
Jahre lang hinab geworfen wird, derselbe Zustand
ist, in welchem sich Christus Jesus drei Tage lang
befand, nämlich der Tod. - Hebräer 2: 14.
DER SCHLUSSKAMPF UM DIE FREIHEIT 353

So sieht der große Tag der Rechtfertigung


J ehovas aus, ,.an welchem die Himmel vergehen
werden mit gewaltigem Geräusch, die Elemente
aber im Brande werden aufgelöst und die Erde
und die Werke auf ihr verbrannt werden". (2. Pe" ·
trus 3: 10) Im Schatten der Hand Gottes zu ihrem
Schutz _geborgen, werden die Glieder seines glau"
bensvollen Überrestes zusammen mit ihren treuen
Gefährten von den „andern Schafen" schauen und
diese herrliche, aber schreckenerregende Kund"
gebung der Macht Jehovas durch Christus Jesus
sehen. Sie werden über diese Rechtfertigung des
heiligen Namens Gottes frohlocken. - Jesaja 26:
20, 2J; Habakuk 2: 14; 3: 2-16.
28. KAPITEL

FORSTEN EINER FREIEN ERDE

IR erwarten aber, nach seiner Verhei~


ßung, neue Himmel und eine neue Erde,
in welchen Gerechtigkeit wohnt." Die~
sen herrlichen Ausblick verleiht der
Gott der Wahrheit denen, die seinem
Verheißungsworte trauen. Die Erfüllung dieses
Versprechens wird an Großartigkeit und Seligkeit
alles, was wir uns mit den Augen des Glaubens
jetzt vorstellen können, bei weitem übertreffen. -
2. Petrus 3: 13.
Der Apostel Johannes schrieb, nachdem er in
sinnbildlicher Schau die Vernichtung „der Himmel
und der Erde, welche jetzt sind", gesehen hatte:
„Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue
Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde
waren vergangen, und das Meer ist nicht mehr.
Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem,
aus dem Himmel herniederkommen von Gott, be~
reitet wie -eine für ihren .M.ann geschmückte Braut'.
Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel
sagen: Siehe, die_ Hütte Gottes bei den Menschen 1
Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden
sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein,
ihr Gott. Und er wird jede Träne von ihren Augen
abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch
Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr
sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem
Throne saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu. Und
er spricht [zu mir]: Schreibe, denn diese Worte sind
gewiß und wahrhaftig." - Offenbarung 21: 1-5.
FüRSTEN EINER FREIEN ERDE 355

Politische und religiöse Versprechungen, eine


neue, bessere, freie Welt durch Menschenhände
zu errichten, sind deshalb lächerlich und anmaßend;
sie beweisen, daß jene, die so etwas versprechen,
Gott vergessen und sein Wort als unwahr ansehen.
Aber gerade ihre sogenannte „Neuordnung" wird
in Harmagedon vergehen und Gottes Wort als
wahrhaftig dastehen. Die neue Welt der Gerech~
tigkeit wird von dem allmächtigen Gott durch
seinen Werkmeister, das Wort, Christus Jesus,
.gebildet. ,,Denn siehe, ich schaffe einen neuen
Himmel und eine neue Erde; und der früheren
wird man nicht mehr gedenken, und sie werden
nicht mehr in den Sinn kommen. Sondern freuet
euch und frohlocket für und für über das, was
ich schaffe ... Denn ... der neue Himmel und die
neue Erde, die ich mache, [werden] vor mir be~
stehen, spricht Jehova." - Jesaja 65: 17, 18; 66: 22.
Bei der Thronbesteigung seines Königs am
Ende der „sieben Zeiten", im Jahre 1914 n. Chr.,
schuf der große Schöpfer die „neuen Himmel",
die Hauptorganisation seines Weltalls. Der darauL
folgende „Krieg im Himmel" endete mit dem Um~
sturz der gottlosen Himmel Satans und seiner Dä~
monen, obgleich die Vernichtung dieser gesetzlosen
Geschöpfe nicht sofort nach ihrer Erniedrigung
zur Erde durchgeführt wurde, sondern erst beim
schließlichen Ende der Organisation Satans in
Harmagedon stattfindet. Die „neuen Himmel"
werden durch das „neue Jerusalem" versinnbildet,
das vom Himmel herniederkommt. Das heißt, es
dehnt seine Macht vom Himmel her auf die Erde
aus, um eine neue Regierungseinrichtung zu schaL
fen, die als „die neue Erde" versinnbildet wird .
Das „neue Jerusalem" herrscht inmitten seiner
Feinde, bis Harmagedon geschlagen ist und die
356 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Feinde vernichtet sind. Der gerechte Herrscher


des „ neuen Jerusalem" ist das Lamm Gottes :
,,Und ich sah einen großen weißen Thron und .
den, der darauf saß, vor dessen Angesicht die
Erde entfloh und der . Himmel, und keine Stätte
wurde für sie gefunden." (Offenbarung 20: 11;
3: 21) Dann herrschen der König und die Stadt,
die seine ,Braut, des Lammes Weib' darstellt, als
die „neuen Himmel" über den gereinigten Erdball,
und die Errichtung der „neuen Erde" findet statt.
Wer wird diese neue irdische Organisation aus"
machen? _ '
Die „neue Erde" wird aus den offiziellen sieht"
baren Vertretern des unsichtbaren himmlischen
Herrschers, des neuen gerechten Oberherrn der
Menschheit, bestehen. Die „andern Schafe" des
Herrn werden erst seit Erschaffung der „neuen
Himmel" in die „eine Hürde" gesammelt und
werden deshalb nicht zu irdischen Vertretern ihres
unsichtbaren Oberherrn gemacht, obschon sie die
große Drangsal am Ende der Welt überleben.
Dieses Vertretungsamt wird den treuen Menschen
verliehen, die vor der Zeit lebten, wo Jesus im
Fleische auf der Erde diente. Jene Menschen waren
bevorrechtet, ihn und seinen treuen Lauf und sein
Opfer durch ihre eigenen Glaubenstaten und ihre
Gottergebenheit vorzuschatten. Viele davon ge"
hörten der menschlichen Geschlechtslinie an, die
bis zu J esu Geburt im Fleische führt, waren also
dem Fleische nach seine Vorfahren. Nachdem sie
einst als Zeugen J ehovas und als prophetische Dar"
stellungen des zukünftigen Königs J ehovas dienten,
werden sie im tatsächlich aufgerichteten König"
reich wiederum als seine zuverlässigen Vertreter
auf der Erde dienen. Das ist keine ungerecht"
fertigte Hintansetzung der „andern Schafe" und
FORSTEN EINER FREIEN ERDE 357

gibt ihnen keinen Grund zur Klage. Alles ge~


schieht nach Gottes Barmherzigkeit und Güte und
dient der Verherrlichung dessen, der alles seinem
uneigennützigen Willen gemäß hinausführt. -
Römer 9: 14-16; 11: 29.
Einer dieser treuen Männer der Vorzeit weis~
sagte den Zt.1sammenbruch der totalitären Welt~
einrichtung, dargestellt durch den König von As~
syrien und seine Fürsten. Dann sagte er: ,,Siehe,
ein König wird regieren in Gerechtigkeit; und die
Fürsten, sie werden nach Recht herrschen. Und
ein Mann wird sein wie ein Bergungsort vor dem
Winde." (Jesaja 31: 6-9; 32: 1, 2) Christus Jesus,
,,de·r Sohn des Menschen", wird als König in Zion,
dem „neuen Jerusalem" regieren; und die 144 000
Glieder seines Leibes, der Kirche, ,,werden Priester
Gottes _und des Christus sein und mit ihm herr~
sehen tausend Jahre". (Offenbarung 20: 4, 6) Sie
herrschen mit ihm in den unsichtbaren Himmeln,
aber die treuen Männer alter Zeit werden, dem
Königshaus unterstellt, auf der Erde sein und dort
nach Recht herrschen. Sie empfangen ihr Leben
von Christus Jesus, dem König. In Amtsstellungen
auf der E,rde eingesetzt, werden sie als Söhne des
Königs sichtbar die „Fürsten" der Menschheit sein.
In Psalm 45, der sich an Gottes König richtet,
ist dies ausdrücklich erklärt.
Nachdem neben dem König die Königin, ,das
Weib des Lammes', und dann ihre jungfräulichen
Gefährten, des Herrn „andere Schafe", beschrieben
wurden, sagt Psalm 45: 16 zum König: ,,An deiner
Väter Statt werden deine Söhne sein; zu Fürsten
wirst du sie einsetzen im ganzen Lande." Darunter
befinden sich Mose und Johannes der Täufer,
die beide vor dem Pfingsttage starben und dem~
nach nicht geistgezeugt waren. Als Beweis, daß
358 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

diese hervorragendsten Propheten der alten Zeit


nicht mit Christus im . Himmel herrschen, sondern
als Fürsten auf der Erde dem Königshaus unter~
stellt sein werden, sagte Jesus dementsprechend:
„Wahrlich, ich sage euch, unter den von Weibern
Geborenen ist kein Größerer aufgestanden als
Johannes der Täufer; der Kleinste aber im Reiche
der Himmel ist größer als er." - Matthäus 11: 11.
Wo sind diese zukünftigen „Fürsten" jetzt?
Nicht an einem Phantasie~Ort namens „Limbus"
oder „Vorhölle", noch im Himmel. Sie sind tot,
im Scheol oder der Hölle, dem Ort der Bewußt~
losigkeit oder des Nichtseins im Tode. Dorthin
erwartete der treue Jakob zu gehen und dachte,
sein lieber Sohn Joseph sei auch schon dort. Nach
1. Mose 37: 35 sagte Jakob: ,,Leidtragend werde
ich zu meinem Sohne hinabfahren in den Scheol
(die Hölle, Douay) !" Oder: ,,Ich werde mit Leid
hinunterfahren in die Grube, zu meinem Sohn."
(Luther) Oder: ,,Ich werde trauernd hinabfahren
in das Grab zu meinem Sohn." (Engl. Autor. übers.)
Auch der geduldige Hiob betete damm, in die
Totenstätte zu kommen, während der Teufel ihn
mit Körperqualen bedrängte; er sagte: ,,0 daß
du in dem Scheol mich verstecktest." (Hiob 14: 13)
Oder: ,,Wer gibt es mir, daß du mich schinnest
in der Hölle?" (Allioli) Oder: ,,0 daß du mich in
dem Grabe verbergen würdest!" (Engl.Autor. übers.)
Die Verklärungsszene auf dem heiligen Berge,
wo Mose und Elia erschienen und mit Jesus spra~
eben, stellt nicht in Abrede, daß sie tot sind.
Jesus sagte seinen Jüngern, sie hätten ein „Gesicht"
gesehen, geradeso wie Johannes beim Empfang
der Offenbarung Gesichte hatte, bei denen er selbst
redete und auch andere sah und sie reden hörte.
Derartige Gesichte waren aber keine Wirklich"'
FORSTEN EINER FREIEN ERDE 359

keiten. (Matthäus 17: 9; Apostelgeschichte 12: 9)


Wären die Propheten Mose und Elia wirklich von
den Toten auferweckt worden und bei jenem
V erklärungsvorgang in Fleischesleibern erschienen,
dann wäre damit die biblische Wahrheit be,
stritten, daß Christus Jesus „der Erstgeborene der
Toten" ist. (Offenbarung 1: 5; Kolosser 1: 18)
Einige Zeit vor dieser Verklärung sagte Jesus
deutlich: ,,Niemand ist hinaufgestiegen in den
Himmel als nur, der aus dem Himmel herabge,
stiegen ist, der Sohn des Menschen." (.T ohannes
3: 13) Und dieser Tatsache stimmte Petrus am
Pfingsttage zu. - Apostelgeschichte 2: 34.
Jene Männer der alten Zeit bedürfen einer Auf,
erstehung. Diese erwarteten sie durch den Weibes,
samen zu empfangen, welcher der Schlange den
Kopf zermalmen wird. Der Apostel Paulus schreibt
an die Christen, die sich im Bunde für das Reich
der Himmel befinden, und schildert ihnen jene
treuen Menschen der Vorzeit, von Abel bis zu
Johannes dem Täufer. Er spricht von ihrer Wei,
gerung, Kompromisse zu schließen und sich von
Leiden freizukaufen, und fügt hinzu: ,,Andere aber
wurden gefoltert, da sie die Befreiung nicht an,
nahmen, auf daß sie eine bessere Auferstehung
erlangten." (Hebräer 11: 35) Obgleich sie nicht
des Lohnes der „ersten Auferstehung" teilhaftig
werden, wie die Klasse des „Königreiches der
Himmel", erlangen sie doch eine bessere Aufer,
stehung als die übrige erlöste Menschheit. Warum?
Weil sie ihren Bund mit Gott hielten und den
Anläufen Satans gegenüber ihre Lauterkeit be,
wahrten, wodurch sie „das Gute getan" haben.
Deshalb, sagte Jesus, kommen sie zu einer „Auf,
erstehung des Lebens" hervor und werden die
Stellung von ,Fürsten auf der ganzen Erde' ein,
360 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

nehmen. - Johannes 5: 28, 29.


Diese Auferstehung konnten sie jedoch nicht
vor dem Kommen Christi zum Tempel erlangen,
zu welcher Zeit zuerst die „Toten in Christo" auf„
erstehen mußten. Hierüber schreibt der Apostel an
Christen, die zur himmlischen Berufung und zur
„ersten Auferstehung" berufen sind: ,,Und diese
alle, die durch den Glauben ein Zeugnis erlangl:en,
haben die Verheißung nicht empfangen, da Gott
für uns etwas Besseres vorgesehen hat, auf da:ß sie
nicht ohne uns vollkommen gemacht würden."
(Hebräer 11: 39, 4:0) Jetzt, wo der König zum T em:s
pel gekommen ist, die schlafenden Heiligen auf:::
erweckt und seinen treuen Überrest in den Tempel:::
zustand der Einheit mit sich gebracht hat, besteht
die Hoffnung, daß jene treuen Menschen der alten
Zeit in naher Zukunft auferweckt werden mögen,
Einige Bibelaussagen und prophetische Dramen
deuten an, daß sie noch vor der Schlacht von Har:s
magedon zum Leben erweckt werden, mit dem
treuen geistlichen Überrest zusammentreffen und
mit ihm die gewaltige Schlacht und den herrlichen
Sieg sehen mögen, wovon sie weissagten. Die Of„
fenbarung sagt über die Vernichtung des „Weibes"
Satans, Babylons: ,,Sei fröhlich über sie, du Hirn:::
mel, und ihr Heiligen und ihr Apostel und ihr
Prophetenl denn Gott hat euer Urteil an ihr voll:::
zogen." (Offenbarung 18: 20) Die Glieder des
treuen Überrestes haben die Hoffnung, daß, gleich:::
wie Joseph vor Ablauf der siebenjährigen Hungers:::
not in Agypten seinem betagten Vater Jakob begeg"
nete, so auch ihnen vielleicht die Freude zuteil wird,
jene treuen Propheten und Zeugen der alten Zeit
nach ihrer Rückkehr aus dem Grabe zu begrüßen,
noch ehe die schreckliche Zeit geistlicher Hungers"
not im „Kriege [jenes] großen Tages" endet. -
FüRSTEN EINER FREIEN ERDE 361

1. Mose 4:6: 26-30.


Christus Jesus ist die Grundlage der neuen
Welt der Gerechtigkeit. ,,Und man nennt seinen
Namen: Wunderbarer, Berater, starker Gott, Vater
der Ewigkeit, Friedefürst. Die Mehrung der Herr:::
schaft und der Friede werden kein Ende haben."
(Jesaja 9: 6, 7) Wenn er diese alten Zeugen aus
dem Tode erweckt, indem er ihnen Leben gibt und
dadurch ihr „Ewigvater" wird, und wenn er sie
nach I-Iarmagedon in ihr Amt als „Fürsten auf der
ganzen Erde" einsetzt, dann werden die „neue Erde"
und auch die „neuen Himmel" tatsächlich gekom:::
men sein. Diese neue Welt wird so feststehen, daß
sie nie ins Wanken gebracht werden kann. Deshalb
ergeht jetzt der göttliche Befehl: ,,Saget unter den
Nationen: Jehova regiert l auch steht der Erdkreis
fest, er wird nicht wanken. Er wird die Völker
richten in Geradheit. Es freue sich der Himmel
und es frohlocke die Erde I es brause das Meer und
seine Fülle l Es frohlocke das Gefilde und alles, was
darauf istl Dann werden jubeln alle Bäume des
Waldes - vor Jehova; denn er kommt, denn er
kommt, die Erde zu richten: er wird den Erdkreis
richten in Gerechtigkeit und die Völker in seiner
Treue." - Psalm 96: 10-13.
29. KAPITEL

DIE TAUSENDJAHRHERRSCHAFT

N huldvoller Weise läßt uns das Buch

l[] der Wahrheit ein paar flüchtige Blicke


auf das irdische Leben in der neuen
Welt der Gerechtigkeit werfen. Nach
einem Siegeslied, wie Mose und die
Israeliten am östlichen Gestade des Roten Meeres
sangen, nachdem Jehova die Heerscharen des
Pharao in ihren Untergang gestürzt hatte, wird
die „große Volksmenge" der „andern Schafe" des
Herrn darüber unterwiesen werden, was zu tun ist
„Denn von Zion wird ausgehen das Gesetz, und
das \X'ort Jehovas von [dem neuen] Jerusalem; und
er wird richten zwischen vielen Völkern und ent,
scheiden i.iber mächtige Nationen in der Ferne", in
der Schlacht von Harmagedon. (Am.er. Rev. Obers.)
Die überlebenden Harmagedons werden die mör,
derischen Kampfwaffen der vernichteten Nationen
solchen Zwecken zuwenden, die Gott verherrlichen.
„Und sie werden ihre Schwerter zu Pflugmessern
schmieden und ihre Speere zu \Vinzermessern;
nicht wird Nation wider Nation das Schwert er~
heben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen.
Und sie werden sitzen, ein jeder unter seinem
\Veinstock und unter seinem Feigenbaum, und
niemand wird sie aufschrecken. Denn der Mund
Jehovas der Heerscharen hat geredet. Denn alle
Völker werden wandeln, ein jedes im Namen
seines Gottes; wir aber werden wandeln im Namen
Jehovas, unseres Gottes, immer und ewiglich.". -
Micha 4:: 2-5.
DIE TAUSENDJAHRRERRSCHAFT 363

Hesekiels Prophezeiung bietet in den Kapiteln


38 und 39 einen anschaulichen Bericht über den
allumfassenden Schlußkampf, den Satans Organi,
sation unter seinem obersten Geistfürsten Gog in
Harmagedon gegen J ehovas treuen Überrest geist,
lieber Israeliten und dessen Gefährten führen wird.
Mit einer furchteinflößenden Kundgebung seiner
Allgewalt vernichtet Gott der Höchste die gottlosen
Feinde unter Geistern und Menschen und recht,
fertigt seinen Namen. ,,Und ich werde meinen
heiligen Namen kundtun inmitten meines Volkes
Israel, und werde meinen heiligen Namen nicht
mehr entweihen lassen. Und die Nationen werden
wissen, daß ich Jehova bin, der Heilige in Israel."
(l--Iesekiel 39: 7) Dann beschreibt die Prophezeiung,
wie das überlebende Volk Gottes das blutbefleckte
brennbare Material der Feinde beseitigen, ihre zer,
streuten Gebeine wegräumen und so die Erde
reinigen wird.
Der Gott der Gerechtigkeit und Heiligkeit wird
nicht mehr den Erdboden verfluchen. Es wird keine
sofortige Wiederherstellung des Paradieses auf der
ganzen Erde erfolgen, aber die „andern Schafe" des
Herrn werden darangehen, sich unter göttlicher
Leitung - von seinem Segen begleitet - die Erde
untertan zu machen. ,,Wahrheit wird sprossen aus
der Erde, und Gerechtigkeit herniederschauen vom
Himmel. Auch wird Jehova das Gute geben, und
unser Land wird darreichen seinen Ertrag." ,,Die
Erde gibt ihren Ertrag; Gott, unser Gott, wird uns
segnen." (Psalm 85: 11, 12; 67: 6) Verwüstung des
Landes durch Krieg erfolgt nicht mehr; und so
wird die Erde rasch ein Paradies werden, genau das,
was Jesus in seinen Trostworten dem freundlich
gesinnten Übeltäter am Stamm neben sich voraus•
sagte: ,,Wahrlich, ich sage dir heute: Mit mir wirst
364 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

du im Paradiese sein." (Lukas 23: 43, Reinhardt)


Auf dieser gesegneten Erde wird die „große Volks,
menge" ,,anderer Schafe" aus allen Nationen unter
der Königreichsherrschaft sich des Friedens und
der Gemeinschaft mit den treuen Menschen der
alten Zeit, den fürstlichen Vertretern des König•
reiches der Himmel, erfreuen. (Matthäus 8: 11 ;
Lukas 13: 28, 29) Dem göttlichen Auftrag gehor•
chend, werden diese gerechten Kinder des ,Vaters
der Ewigkeit, des Friedefürsten', heiraten und Kin,
der hervorbringen, nicht für Drangsal und mör,
derischen Krieg, sondern um die Erde zu füllen.
Sie werden sie aufziehen „in der Zucht und Er"
mahnung des Herrn", völli~ frei von Furcht. (Je,
saja 65: 20-25; Epheser 6: 4) Es wird keine übw
füllung der Erde stattfinden. Wie lange es dauert,
um die Erde in richtiger Weise zu füllen, ist
nicht genau angegeben. Von der Sintflut bis zu
Gottes Bund mit Abraham verstrichen 427 Jahre,
und die Vorbild,Erfüllung des göttlichen Auftrages
durch Noahs Söhne war schon lange vor diesem
Bunde durchgeführt.
Die Wahrheit über . den göttlichen Auftrag
wurde im Jahre 1938 offenbart. Nun entsteht eine
Frage mit Bezug auf jene „andern Schafe" des
Herrn, die vor der Schlacht von Harmagedon ster,
ben. Gar manche von ihnen starben in den totali,
tären nazi,faschistischen Ländern um des Namens
J ehovas willen als treue Märtyrer, und in andern
Ländern starben viele von ihnen anderer Ursachen
wegen; aber sie alle bestanden die Erprobung
der Treue und bewahrten ihre Lauterkeit Gott und
seiner Theokratie gegenüber. \Verden diese an der
Ausführung des göttlichen Auftrages. in der neuen
Welt beteiligt sein?
Vernünftig erscheint die Annahme, daß, weil
DIE TAUSENDJAHRHERRSCHAFT 365

Gott ihnen diese Hoffnung vor Augen hielt und sie


als treu und untadelig ihm gegenüber starben, er
ihnen das Vorrecht des göttlichen Auftrages nicht
vorenthalten wird. über das göttliche Gericht sagte
Christus Jesus: ,,Er hat ihm Gewalt gegeben, Ge"
richt zu halten, weil er des Menschen Sohn ist.
Wundert euch darüber nicht, denn es kommt die
Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind,
seine Stimme hören und hervorkommen werden:
die das Gute getan haben, zur Auferstehung des
Lebens, die aber das Böse verübt haben, zur Auf„
erstehung des Gerichts." - Johannes 5: 27-29.
Die treuen Zeugen und Propheten der alten
Zeit erlangen eine frühe Auferstehung zum Leben,
weil sie das Gute getan haben und im Gericht die
Billigung Gottes erhielten. Jene „andern Schafe",
die ihre Lauterkeit vor Gott bewiesen, seit der Herr
zum Gericht im Tempel ist, und dann in Treue
starben, haben ebenfalls „das Gute getan" und
scheinen darum für eine „Auferstehung zum Leben"
in Betracht zu kommen. Seit 1918 richtet Christus
Jesus von seinem Thron im Tempel aus die Na"
tionen und scheidet die Menschen in „Schafe" und
,,Böcke". Sein Urteil fällt zugunsten der „Schafe"
aus, und er führt sie ein in das ewige Leben unter
der Königreichsherrschaft. Die „andern Schafe"
kommen nicht ins Gericht mit der übrigen Mensch~
heit, die „das Böse verübt" hat. Vernünftig übw
legt, werden also jene „andern Schafe", die in der
Gerichtsprüfung in Treue sterben, ehe Harmagedon
völlig geschlagen ist, gleich den treuen Menschen
vor alters begünstigt sein und eine frühe Auf erste::
hung ,zum Leben' erhalten, bevor der göttliche Auf::
trag völlig ausgeführt ist. So wird ihnen das Vor::
recht geschenkt, an dieser freudevollen Hoffnung
und diesem Dienste teilzuhaben. Diese Gunst für
366 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

die auferstandenen „andern Schafe" wird nicht im


Gegensatz zu Matthäus 22: 28-32 stehen. Es wird
nichts mit dem Hervorkommen der Ungerechten
zu einer „Auferstehung des Gerichts" zu tun haben,
weil solche Ungerechten ,das Böse verübten'.
In Sprii.che 10: 7 steht geschrieben: ,,Das Ge,
dächtnis des Gerechten ist zum Segen, aber der
Name der Gesetzlosen verwest." Die rebellischen
Gesetzlosen haben ihren Platz nicht im Gedächtnis
Gottes, sondern in der Gehenna, versinnbildet
durch den „See, der mit Feuer und Schwefel brennt",
wo der allmächtige Gott sowohl ihre Seele als auch
ihren Leib vernichtet. (Matthäus 10: 28; Offenbg .
21: 8) Ihr ewiger Tod ist nicht auf die Verdammnis
und den Tod zurückzuführen, die von Adam ererbt
wurden, sondern erfolgt wegen eigener, willent~
licher Gesetzlosigkeit gegen Gott. Deshalb wird
ihr Sterben als „zweiter Tod" bezeichnet, zum Un,
tei:schied von dem ererbten. Aus diesem Grunde
wird von ihnen nicht als ;,in den Gräbern" befind,
lieh gesprochen; denn das besagt, im Gedächtnis
Gottes zu sein und eine Gelegenheit zur Erlösung
durch das Blut Christi zu haben. Sie können nicht
,,dem Gericht der Hölle [Gehenna] entfliehen".
· (Matthäus 23: 33) Gott wird sich also in der Zeit
der „Auferstehung der Toten, der Gerechten und
Ungerechten", ihrer nicht erinnern. (Apostelge,
schichte 24: 15, Luther) Er wird der Erlösbaren ge,
denken, wie des Übeltäters, der vor seinem Sterben
als Ungerechter am Stamme darum bat, daß Jesus
im Königreiche seiner gedenken möge.
Der göttliche Auftrag wird ausgeführt werden,
um zu beweisen, daß Gottes \Vort nicht leer zu ihm
zurückkehrt und daß man seine Vorsätze niemals
vereiteln oder zunichte machen kann. Danach wer,
den die übrigen der Toten in den Gräbern die
DIE TAUSENDJAHRHERRSCHAFT 367

Stimme des Königs hören und zur „Auferstehung


des Gerichts" hervorkommen.
Die sinnbildliche Vision dieser Auferstehung
wird wie folgt beschrieben: ,,Ich sah die Toten, die
Großen und die Kleinen, vor dem Throne stehen,
,und Bücher wurden aufgetan; und ein anderes
368 „DIE WAHRHEIT wmo EUCH FREI MACHEN"

Buch ward aufgetan, welches das des Lebens ist.


Und die Toten wurden gerichtet nach dem, was in
den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken.
Und das Meer gab die Toten, die in ihm waren, und
der Tod und der Hades ( die Hölle, Lur,her; das
Grab, Reinhardt) gaben die Toten, die in ihnen
waren, und sie wurden gerichtet, ein jeder nach
seinen Werken. Und der Tod und der Hades wur,
den in den Feuersee geworfen. Dies ist der zweite
Tod, der Feuersee. Und wenn jemand nicht ge,
schrieben gefunden wurde in dem Buche des Le,
bens, so wurde er in den Feuersee geworfen ." -
Offenbarung 20: 12-15.
Sie kommen nicht alle an einem Vierundzwan•
zigstunden~Tag hervor, also nicht zu einem Ge•
richtstag von vierundzwanzig Stunden Dauer. Die
Herrschaft Christi dauert tausend Jahre und bietet
genug Zeit, um die Menschen nach den Werken zu
richten, die sie nach ihrer Auferweckung aus dem
T_ode auf der Erde vollbringen. Der Apostel Petrus
spricht von dem „Tag des Gerichts und des Ver•
derbens der gottlosen Menschen" und sagt: ,,Dies
eine aber sei euch nicht . verborgen, Geliebte, daß
ein Tag bei dem Herrn ist wie tausend Tahre, und
tausend Jahre wie ein Tag." (2. Petrus 3:7,8)
Demzufolge ist dieser Gerichtstag nicht so lang ·
wie einer der Schöpfungstage Gottes. Er fällt auf
die letzten tausend Jahre des „siebenten Tages··,
des Tages der Ruhe oder des Sabbats Gottes. -
1. Mose 2: 1-4.
Jene, die im jetzigen Leben „das Böse verübt"
haben, weil sie in Sünde empfangen und in Unge•
rechtigkeit geboren wurden, kommen nicht zu einer
Belohnung, sondern infolge der Bannherzigkeit
hervor, die Gott ihnen durch Christus, den Erlöser,
erweist. Sie kommen nicht hervor, um den gÖtt•
DIE TAUSENDJAHRHERRSCHAFT 369

liehen Auftrag mit auszuführen; denn das werden


die „andern Schafe" des Herrn schon völlig getan
haben. Auf sie beziehen sich deshalb die Worte
Christi Jesu in Lukas 20: 34-38. Er sagt dort, daß
Abraham, Isaak und Jakob leben, soweit es Gottes
Vorsatz betrifft, was beweist, daß es für sie und
andere eine Auferstehung geben wird. ,,Und Jesus
sprach zu ihnen: Die Söhne dieser Welt heiraten
und werden verheiratet; die aber würdig geachtet
werden, jener Welt teilhaftig zu sein und der Auf"'
erstehung aus den Toten, heiraten nicht, noch
werden sie verheiratet; denn sie können auch nicht
mehr sterben, denn sie sind Engeln gleich und sind
Söhne Gottes, da sie Söhne der Auferstehung sind."
Das bedeutet nicht, daß sie Unsterblichkeit er"
langen. Die Engel sind nicht unsterblich, sondern
sind Christus Jesus untertan, der mit Unsterblich"'
keit belohnt worden ist. Der Mensch ist „ein wenig
geringer gemacht als die Engel". ,,Engeln gleich"
zu sein bedeutet hier also, daß diese auferstandenen
Menschen nicht heiraten. (Psalm 8: 5, Fußnote)
Durch Christus Jesus, den „Vater der Ewigkeit",
wird ihnen eine Wiedergeburt zuteil, weil sie am
Gerichtstage gehorsam und treu sind. Dann billigt
und rechtfertigt sie Gott und gewährt ihnen das
Recht auf ewiges Leben im Paradies auf Erden.
Deshalb können sie von Rechts wegen „nicht mehr
sterben", weil sie treu bleiben. Sie werden „jener
Welt" teilhaftig, der neuen Welt, einer „Welt ohne
Ende" . Gott verbürgt ihnen endloses Leben und
schützt ihr Recht darauf. Diese Rechtfertigung
und dieses Lebensrecht erlangen sie nicht vor dem
Ende der Tausendjahrherrschaft Christi, wie ge"'
schrieben steht: ,,Die übrigen der Toten wurden
nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet
waren." - Offenbarung 20: 5.
370 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Christus Jesus, der König, dem die „Schlüssel


des Todes und des Hades" anvertraut sind, ent,
ledigt sich der Verantwortung, die damit verbunden
ist. Er läßt die in der Hölle oder dem Hades Be,
findlichen frei durch Auferweckung der Toten und
macht dann bei den Würdigen und Gehorsamen
die Wirkungen des Todes zunichte, der wegen der
Sünde des einen Menschen in Eden zu jedermann
durchgedrungen- ist. Auf diese Weise vernichtet er
„den Tod und den Hades", indem er sie in den
,,See, der mit Feuer und Schwefel brennt", wirft,
das heißt sie beseitigt oder abschafft. ,,Denn er muß
herrschen, bis er alle Feinde unter seine Füße gelegt
hat. Der letzte Feind, der weggetan wird, ist der
Tod." Dies bewirkt Gottes Macht, indem er Chri,
stus damit beauftragt. (1. Korinther 15: 25-27)
Dann werden die Auswirkungen der Sünde Adams,
die seinen Nachkommen eine Erbschaft des Todes
einbrachte, für immer völlig ausgelöscht sein. Dies•
bezüglich wird „der Tod ... nicht mehr sein, noch
Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr
sein; denn das Erste ist vergangen". - Offenba,
rung 21: 4.
Jene, die während oder am Ende des tausend,
jährigen Gerichtstages sterben, werden nicht wegen
einer Ererbung des Todes, sondern deswegen
umkommen, weil sie nach eigener Wahl ungehor•
sam, gesetzlos und rebellisch gegen Jehova Und
seinen regierenden König gewesen sind. Ihre Hin,
richtung durch J ehovas gerechten Richter, Christus
Jesus, wird - als wohlverdiente Vernichtung in der
Gehenna - bei den Gerechten keinerlei Trauer,
Geschrei oder Schmerz auslösen; denn diese unter,
stützen den gerechten Urteilsspruch Christi. Solche
Empörer erleiden den „zweiten Tod", die Vernich~
tung wie in einem „Feuersee". Sie gehen nicht in die
DIE TAUSENDJAHRHERRSCHAFT 371

Hölle [den Hades] hinab, wofür Christus als Rich~


ter den Schlüssel hat, sondern in die Gehenna, die
,,ewige Strafe", weil der „zweite Tod" ewige Ver~
nichtung bedeutet. - Matthäus 25: 46.
über jene, die „zur Auferstehung des Gerichts"
hervorgebracht werden, kommt die abschließende
Gerichtsprüfung am Ende der tausend Jahre. Dann
„wird der Satan aus seinem Gefängnis losgelassen
werden und wird ausgehen, die Nationen zu ver~
führen, die an den vier Ecken der Erde sind,
den Gog · und den Magog, sie zum Kriege zu
versammeln, deren Zahl wie der . Sand des Meeres
ist. Und sie zogen herauf auf die Breite der Erde
und umzingelten das Heerlager der Heiligen und
die geliebte Stadt; und Feuer kam [von Gott]
hernieder aus dem Himmel und verschlang sie.
Und der Teufel, der sie verführte, wurde in den
Feuer~ und Schwefelsee geworfen." - Offenbarung
20: 7-10.
Die tausend Jahre der Einsperrung im Abgrund
werden Satan nicht bessern, noch seine Errettung
bewirken. Obgleich sein Haupt tausend Jahre vor~
her in der Schlacht von Harmagedon vom Samen
des „Weibes" Gottes zermalmt worden ist, trotzt
er Gott immer noch und ist darauf versessen,
Jehovas theokratische Regierung, ,,die geliebte
Stadt" oder „das neue Jerusalem", zu stürzen.
Immer noch treibt ihn sein habsüchtiges Verlangen
nach Beherrschung des Weltalls zu einem Angriff
auf die Regierung und ihre Untertanen auf der
Erde und ihre fürstlichen Vertreter. Während er
im Abgrund festgehalten war, gab es auf der Erde
keine Religion, keinen Dämonismus. Die Wahrheit
herrschte auf Erden uneingeschränkt und machte
die Menschen frei von der Knechtschaft des Irr~
tums und der Sünde und frei von Furcht und Not.
372 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Satan, der Teufel, sucht dann, nach seinem


stets gleichbleibenden Verfahren, auf der Erde
wieder Religion einzuführen und geht deshalb auf
Täuschung aus; er möchte, wenn möglich, jeder"
mann verführen, bis an die vier Ecken der Erde.
„Gog und .Magog" veranschaulichen die äußersten
Enden der Erde. Sie alle werden ohne Ausnahme
in diese gründliche Erprobung der Lauterkeit hin:1
einkommen. Die sich selbstsüchtigerweise täuschen
lassen und die \.Vahrheit darangeben, werden in
der Gehenna Vernichtung erleiden. Die ihre Lau=-
terkeit Gott und . seiner „geliebten Stadt" gegen"
über bewahren, werden beweisen, daß Gott auf
der Erde Menschen haben kann, die in der arg:1
listigen Prüfung durch Satan, den Teufel, sich
Gott gegenüber als treu und walu·haftig erweisen.
Sie werden mit dem Recht auf ewiges Leben be:1
schenkt.
\.Viederum wird Satan keinen Erfolg haben,
und diese endgültige Rechtfertigung wird Jehova
Gott zuteil. Der Böse wird dann nicht in einen
Abgrund, sondern in die ewige Vernichtung, die
Gehenna geworfen, wo er und seine verlogene,
tierische Organisation bleiben und „in den Zeit"
altern der Zeitalter" verabscheut werden. (Offen"
barung 20: 10; Hesekiel 28: 19) Der Gerechte,
Jehovas geliebter Sohn Christus Jesus, wird in
unsterblichen, Leben herrschen und immerdar das
Licht und die Herrlichkeit seines Vaters auf alle
Geschöpfe, die da leben, zurückstrahlen. Dann ist
der Triumph der Wahrheit vollständig, und die
Freiheit der neuen Welt wird ungetrübt gewahrt
bleiben und kein Ende haben.
30. KAPITEL

FREIHEIT SCHON JETZT l

[fil
IESER Ausblick auf eine freie Welt
ohne Ende ist allein Jehova Gott zu
verdanken. Er wurde von Christus
Jesus, dem im Tempel herrschenden
König J ehovas, klar gemacht. Seine
wunderbaren. Einzelheiten sind im göttlichen „Wort
der Wahrheit" niedergeschrieben, das jetzt in
· hellem Glanze aufleuchtet, was beweist, daß wir
in der „Zeit des Endes" leben, der Zeit, wo die
Bedeutung der biblischen Darlegungen jenen ent"
siegelt werden soll, die sie durchforschen. _; Da.s
niel 12: 4.
Du hast Zeit und Kraft darauf verwendet,
deinen Sinn mit dem Studium dieses Ausblickes
zu beschäftigen, und hast dadurch viel Wahrheit
gekauft. (Sprüche 23: 23) Verkaufe diese Wahr"
heit nun um keinen ·Preis, was immer auch diese
Welt und ihre „neue Weltordnung" anbieten magl
Die Wahrheit ist dein kostbarster Besitz; denn die
Wahrheit ist das, was dich frei macht. Die Freiheit,
die der große Meister Christus Jesus den Schülern
der Wahrheit verhieß, ist nicht die Bürgerfreiheit
dieser Welt. Jedwede Staatsbürgerfreiheit dieser
Welt ist jetzt stark gefährdet, denn sie wird in
schnellem Tempo von totalitären Regelungen ver"
schlungen und wird völlig verschwinden in jener
gleichartigen Nachkriegs„Ordnung, die ihre Er"
schaffer als ein Bollwerk der „vier Freiheiten"
ausgeben. Alle dadurch Getäuschten werden bitter"
lieh enttäuscht sein.
374 „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN"

Die Freiheit, welche die Wahrheit durch Chri::s


stus dir schenkt, ist immerwährend. Wenn du in
seinem Worte bleibst, kann dir keine Macht der
Menschen oder der Dämonen die wahre Freiheit
enhvinden. Sie ist ein Vorgeschmack jener neuen,
von Gott gebildeten Welt, worin „die Schöpfung
freigemacht werden wird von der Knechtschaft des
Verderbnisses zu der Freiheit der Herrlichkeit der
Kinder Gottes. Denn wir wissen, daß die ganze
Schöpfung zusammen seufzt und zusammen in Ge„
burts'\vehen liegt bis jetzt." Besitzest du die Wahr"
heit und lebst du ihrem Lichte gemäß, dann beginnt
deine Freiheit schon jetzt! - Römer 8: 21, 22.
Jene, die sich der Freiheiten dieser Welt rühmen,
sind Sklaven, ohne es zu merken oder ohne es
ehrlich einzugestehen: Sklaven der Sünde. Sie sind
Sklaven des Irrtums, des Aberglaubens und der
Religion. Sie sind Sklaven der unsichtbaren, über::s
menschlichen Dämonen, die über die Finsternis
dieser Welt herrschen; und alle Entdeckungen der
„fälschlich sogenannten Wissenschaft" können
diese bösen geistigen Kräfte nicht der mensch::s
liehen Gewalt unterwerfen. Die Welt ist organi::s
sierte Sünde und Irrtum; sie ist organisierte Auf„
lehnung gegen Gott und untersteht hoffnungslos
der Dämonenherrschaft. ,Die Freundschaft der
Welt ist Feindschaft wider Gott. Wer nun irgend
ein Freund der Welt sein will, stellt sich als Feind
Gottes dar.' (Jakobus 4:4) Diese \Velt kann
niemals frei sein. Ihre Freunde müssen, eng mit
ihr verbunden, den Zorn Gottes über sie miters:
leiden und - an sie gekettet - bei ihrer Zer::s
störung mitsterben.
Diktatorische und totalitäre Mächte mögen
dich der persönlichen Freiheit sowie der Freiheiten
als Bürger berauben, können dir aber nicht die
FREIHEIT SCHON JETZT! 375

Freiheit nehmen, womit die Wahrheit dich frei


macht. Die Wahrheit macht dich frei von Sünde,
Furcht, Religion und Dämonenherrschaft. Die
Wahrheit macht dich frei, Jehova Gott zu dienen
und seinem Christus nachzufolgen. Das ist der
Weg zu ewigem Leben in der neuen Welt der
Gerechtigkeit. Die Wahrheit befreit dich von
Leichtgläubigkeit, Ungewißheit und Unbeständig"
keit, ,,auf daß wir nicht mehr Unmündige seien,
hin . und her geworfen und umhergetrieben von
jedem Winde der Lehre, die da kommt durch die
Betrügerei der Menschen, durch ihre V erschlagen"
heit zu listig ersonnenem Irrtum ; sondern die
Wahrheit festhaltend in Liebe, laßt uns in allem
heranwachsen zu ihm hin, der das Haupt ist, der
Christus." - Epheser 4: 14, 15.
Nachdem du nun begonnen hast, mußt du im
Worte Christi bleiben. Du mußt ein Täter des
Wortes sein und das Gesetz der Wahrheit halten.
„Wer aber in das vollkommene Gesetz, das der
Freiheit, nahe hineingeschaut hat und darin bl'eibt,
indem er nicht ein vergeßlicher Hörer, sondern ein
Täter des Werkes ist, dieser wird glückselig sein
in seinem Tun." (Jakobus 1:25) Wenn du die
Wahrheit hast, schenkt Gott dir die Freiheit, sie
andern zu verkündigen. Die \Vahrheit und die
Freiheit bewahrt man sich nicht dadurch, daß man
sie für sich behält, sondern daß man von ihr
spricht, damit andere „wieder nüchtern werden
aus dem Fallstrick des Teufels, die von ihm ge"
fangen sind, für seinen Willen". (2. Timotheus 2:
25, 26) Um die Wahrheit festzuhalten, mußt du
„in der Wahrheit wandeln", was bedeutet, darin
Fortschritte zu machen und in Übereinstimmung
mit den gerechten Vorschriften des göttlichen
Wortes der Wahrheit zu leben.
376 „DIE WAHRHEIT WffiD EUCH FREI MACHEN"

Die größte Wahrheit handelt von Jehovas


Königreich und von der Rechtfertigung seines
heiligen Namens durch dieses Reich. Sein Sohn,
der König, verkündete furchtlos diese Königreichs,$
wahrheit und blieb frei; er beugte sich niemand
als Knecht, außer Gott. Um Freiheit zu genießen,
mußt du ebenso handeln. Suche Gemeinschaft mit
denen, die die Wahrheit studieren und sie dann
verkündigen 1 Schließ dich ihnen an in der freimü=<
tigen Verkündigung der Königreichswahrheit 1
Sie sind die einzigen freien Menschen auf der Erde,
und das sind sie geworden durch den Gott der
Freiheit. Lobsinge Jehova Gott, seinem König und
seinem Königreich; kämpfe für seine neue W eJt
und erfreue dich ihrer Freiheit!
WIE MAN DIESES BUCH
STUDIEREN SOLL

Die Wahrheiten des Wortes Gottes, worauf


dieses Buch aufmerksam macht, sind für dich jetzt
so wichtig, daß du sie unauslöschlich in Herz und
Sinn einprägen solltest. Das kannst du durch ein
regelmäßiges Studium dieses Buches tun, zusam::1
men mit deiner Bibel, den „heiligen Schriften ...,
die vermögend sind, dich weise zu machen zur
Seligkeit durch den Glauben, der in Christo Jesu
ist". - 2.Timotheus 3: 15.
Ein solches Studium kannst du für dich allein
betreiben. Doch wäre es für dich anregender, den
geistigen Horizont erweiternder - und zudem wäre
es uneigennützig -, dich bei diesem ungemein
wichtigen Studium mit anderen zusammenzutun.
Ein weiser Spruch lautet: ,,Eisen wird scharf durch
Eisen, und ein Mann schärft das Angesicht des
anderen." ,,Zwei sind besser daran als einer, weil
sie eine gute Belohnung für ihre Mühe haben." -
Sprüche 27: 17; Prediger 4: 9-12.
Bist du Vater oder Mutter oder das Glied einer
Familie? Könnte man da nicht ein Studium im
Familienkreis durchführen? Oder wenn keine Fa"
milienangehörigen da sind, könntest du vielleicht
einen Freund oder Nachbarn einladen, mit dir ge::1
meinsam dieses höchst nützliche und anregende
Schürfen nach Wahrheit zu betreiben?
Die Herausgeber dieses Buches liefern ein wert"
volles Fragenheft für Suchende, das über jeden
Buchabschnitt der Reihe nach eine oder mehrere
Fragen enthält, die den forschenden Geist getreu"
lieh auf den Kernpunkt oder Grundgedanken jedes
Abschnittes hinlenken. Nach jeder Frage wird dir
außerdem mit einem oder mehreren Bibeltexten an
die Hand gegangen, um dir zu helfen, weitere Be::1
weise für das im Abschnitt Gesagte zu finden, ,,mit•
teilend geistliche Dinge durch geistliche Mittel".
(1. Korinther 2: 13) Damit wird jede Privataus•
legung vermieden.
Wenn du allein studierst, lies zuerst den Ab•
schnitt in diesem Buch „Die Wahrheit wird euch frei
machen"! Prüfe dann, wieviel du davon behalten
und ob du das Wesentliche erfaßt hast, indem du
in dem Büchlein die Fragen zu dem betreff enden
Abschnitt liest und sie aus dem Gedächtnis zu be•
antworten suchst 1 Hernach lies in deiner Bibel die
Stellen, die im Abschnitt angeführt, aber nicht mit
ihrem Wortlaut wiedergegeben sind, und darauf
die in dem Büchlein nach den Fragen vermerkten
Bibeltexte 1 Ergründe, welche Beziehung sie zu dem
im Abschnitt Gesagten haben und wie sie das
biblisch unterstützen und beleuchten 1 Nachdem ein
Abschnitt so durchgenommen wurde, gehe zum
nächsten über und setze dies eine Stunde lang fort 1
Tue dies regelmäßig jede Woche, dann wirst du
mit Freuden bemerken, wie du an Erkenntnis und
Verständnis zunimmst 1
Wenn du jedoch mit andern zusammen eine
Studiengruppe bildest, so gibt das Vorwort zum
Fragenbüchlein an, wie ein
solches Gruppenstudium
„DIE \V/\11 RII EIT
\~'IRD EUCII
am besten durchzuführen
Fr:E"I i'\/\CIIEN" ist. Um dieses Gruppen~
S1uJ11.,:1,l
1.1)-!1.·n
und Privatstudium zu för•
dem, wird das nebenste•
hend abgebildete, gefällig
ausgestattete Fragenheft
allen Suchenden für einen
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stelle es beim
W atch Tower:::Verlag
Bern, Allmendstr. 39
Schriftstellenverzeichnis

l. l\loso Seite 6 : 1-3 133 5: 2 1!16


Kap.1 56, 72, 136 6: 3 141 6: 2, 3 33
1:1 25, 29, 55 6: 4 130, 134 9: 16 196
1: 2 61 6: 9, 10 134 12: 40-43 148
1: 3-5 61 7:6 147 13: 21, 22 298
1: 3, 6, 9, 11, 14, 7: 6, 16 139 15: 1, 2 198
20, 24, 26 45 7: 11, 24 239 16: 26, 30 199
1: 6-8 62 8: 1 109 17: 14 202
1: 9, 10 63 8: 3, 4 139, 239 19: 4-6 199
1: 11-13 63 8 : 13-16 140 20 : 2-5 37
1: 14-19 64 8: 20, 21 143 20: 4, 5 11
1: 20, 21, 24, 30 73 8: 22 140 21: 23, 24 ' 250
1: 20-23 66 9: 1, 7 144 24: 12 206
1: 24, 25 67 9: 3-6 145 25: 18-22 51
1: 26-28 70 9: 4, 5 76 31: 17 72
1: 28 78 9: 12-17 146 31: 18 87, 206
1: 29-31 70 9: 18, 19 154 33: 20 35
1: 30 75 9 : 20-22 156 34: 27 202
Kap. 2 72 9: 23 156 3. Mose
2: 1-3 56, 71, 72 9: 26, 27 157 17: 7 131
2: 1-4 368 Kap . 10 144 17: 11 76
2:4 32, 34 10: 8-10 144, 158 4. l\:lose
2: 4-6 68 10: 11, 12 160 1: 1 149
2: 5, 6 106 10: 22 155 4:5 51
2:7 73, 108 10: 32 144 10: 11, 12 149
2: 8-15 73 11 : 1-4 161 12: 16 149
2:9 77 11 : 5-9 164 13: 1-30 149
2: 16, 17 75 11 : 10 144, 155 13: 16, 17 247
2: 18-25 78 11 : 10-32 148 13: 33 132
2: 19, 20 74 11: 26, 32 167 35: 33 141
3: l, ·2 82 12 : 1-3 167 5. Mose
3: 2, 3 85 12: 1-7 148 4: 15-19 38
3: 4, 5 86 12: 4 167 6: 4, 5 32
3: 6 90 14: 18-20 170 7: 16, 25 38
3: 7, 8 91 15: 2, 7. 8 32 8: 3 192
3: 9-12 97 17: 1 33 18: 15-19 220
3: 13 frl 18: 9-14 117 29: 29 41
3: 14, 15 97 18: 19 174, 204 30: 19, 20 39
3: 15 118 22: 15-18 175 31: 21 159
3: 16 104 24: 50, 51, 60 178 32: 3, 4 41, 270
3: 17-19 105 24: 66, 67 178 32: 17 131
3: 20, 21 110 25: 21-23 181 32: 47 39
3: 22, 23 110 25: 27-34 182 34 : 5, 6 60, 264
3: 24 51, 111 26 : 1-6 182 Josua
4: 1 32, 116 27: 27,-29 182 1:8 206
4: 2 118 Kap. 28 185 8: 31-35 206
4 : 2-5 120 35: 10, 11 189 9: 3-27 l!i8
4: 16-24 123 35: 29 186 14: 5-10 1-19
4: 25 123 37: 35 358 24: 15 221
4: 26 124 Kap. 37-47 191 24: 26 206
5:1 204 46: 26-30 361 Richter
5: 3-5 115 49: 9, 10 193 11: 34-36 321
5: 3-29 147 49 : 10 230 13: 2-5 117
6: 5 111 49: 28 193 21: 25 222
6:6 124 2. Mose 1. Samuel
5: 18, 21-24 125 3: 13-15 31 1: 11, 19, 20 117
5: 28, 29 129 3: 14-16 195 8: 7, 8 223
380 SCHRIFTSTELLENVERZEICHNIS

10: 1 223 38: 31, 32 55 29: 25 160


12: 3, 5 223 Kap. 38-41 28 30: 19 84
13:13,14 223 41: 7 109 Prediger
16: 29 109 42 : 5, 6 :!8 1: 4, 5 56
2. Samuel Psalmen 3:1 146
5: 14 229 2 : 1-6 348 3: 19-21 109
7: 1-16 227 2: 1-7 226 4: 9-12 877
8 : 17 206 2: 7 254 5:7 39
20: 25 206 8: 3, 4 28 12: 6, 7 108
1. l{önige 8:5 369 Jesaja
4: 20-25 229 9 : 10 87 6: 1-7 61
6: 1 227 16: 10 263, 264 7: 14 244
6: 1, 2 149, 150 18: 10 51 8: 10 247
8: 9-21 228 19: 1-6 28 8 : 12-14 344
11: 42 149 24 : 1-4 330 9:6 47, 328
14: 19, 29 206 33: 6, 9 54 9:6,7 193, 361
17: 21, 22 76 33: 12 221 13: 1, 11-13 287
19: 18 39 Ps. 45 357 14: 4, 12 287
2. Könige 45: 16 357 14: 4, 12, 24, 27 166
4: 27 75 50: 5 254 14: 4-14 235
1. Chronika 53: 1, 2 25 14: 12 62
14: 8 159 67: 6 363 14: 12-14 84
16: 31, 33 226 78': 69 56 24 : 3-6 143
28: 9 87 80: 1 51 26 : 20, 21 853
29: 23 227 82 : 6 47 28: 16 270
29: 29 206 84: 11 38 28: 21 315
2. Chronika 85 : 11, 12 363 31: 6-9 357
11: 15 131 89: 6 133 32: 1, 2 357
Kap. 12-36 151 90 : 2 26 40: 7, 8 211
14: 10 159 91: 4 82 40: 8 204
15: 2 87 94: 20, 21 350 40: 15-17 284
16: 11 206 94: 20-22 313 40: 28, 22 72
17: 4 87 95: 7-11 56 42: 1 307
20:·12 159 96 : 10-13 361 42: 1, 6, 7 311
20: 15 851 99: 1 51 42: 8 32
26: 22 206 104: 4 52 43: 10-12 311
32: 32 206 104: 4-6 57 45: 12, 18 284
35: 4 206 104 : 29 "/5 45: 18 56
36: 19-23 151 106 : 37 131 46: 9 29
Esra 110: 1 293 49: 9 311
1: 1-6 151 110: 1, 2 289 53 : 1-12 241
4:8 206 110: 4 171 53: 12 251
7: 1, 6, 10-12 207 111: 2, 3, 7, 8 42 54: 6, 13 98
7: 11, 12, 21 206 111: 10 160 55: 4-6 318
Nehemia 119: 160 45 55: 8, 9 26
1: 1-3 243 146 : 3,4 107 59: 4, 14, 15 21
2: 1-8 243 Sprüche 62: 2 312
Hiob 1:7 26 62: 10 318
1: 6, 7 130 2:6 42 65: 15 312
1: 8-12 253 8: 22-24, 25-31 42 65: 17, 18 355
1: 19 109 10: 7 366 65: 20-25 364
2 : 3-6 253 14: 27 26 66: 1 285
9:9 66 15: 8, 9 330 66: 22 865
9 : 10 64 16: 5 329 Jeremia
14: 4 116 17: 15 329 1 : 4, 5 117
14: 13 358 22: 20, 21 23 7: 18 37
31: 24-28 39 23: 23 23, 373 10: 10 53
38: 4-9 57 27: 17 377 23: 5, 6 248
38: 7 52 28: 9 330 23: 24 303
SCHRIFTSTELLENVERZEICHNIS 381

Kap. 25 551 3: 8 287 24 : 29, 30 294


25 : 9 2a2 Sacharja 24: 31 306
27 : 6 232 14 : 3 351 24 : 33 287
31: 31-33 208 24 : 35 283
33 : 16 248 Maleachi 24: 36 289
36: 2, 27 206 1: 2, 3 182 24: 37 324
43: 10 232 3:1 301 24: 38, 39 138
44 : 17-25 37 3 : 6 77, 209 25: 31, 32 306, ::149
51: 34 102 4 : 6 143 25 : 40 346
51 : 60 206 Matthäus 25: 46 371
Hesekiel 1 : 1 227 26: 38 251
4: 6, 8 240 1 : 18-25 117 26:63,64 295
18 : 4, 20 75, 77, 107 1: 20, 21 244 27: 57-66 264
21: 30-32 230 1: 21 219 28: 16, 17 267
21: 32 300 1 : 22, 23 245 28 : 19, 20 211
28: 11-15 84 4: 1-11 256 28 : 20 304
28: 13, 14 51 4 : 3, 4 192 Markus
28: 13-15 235 4: 17 257 7: 1-13 22
28: 19 372 5 : 18 283 7: 24-30 304
37 : 16 206 6: 1-18 14 12: 37 259
Kap. 38, 39 363 6: 9, 10 258 13: 3, 4 290
39: 7 363 7: 28, 29 22 13: 14 333
8 : 11 364 13 : 27 806
Daniel 10 : 1-23 259 13 : 32 289
Kap. 4 288 10: 5, 6 272 16: 12 266
4: 1- 3 233 10 : .22
4: 10-17 234 10: 28 279 Lukas
4 : 17 241 11: 11 366 1: 5-20 117
4: 26 240 358 1: 5-37 244
5: 28 151 12: 15-21
12: 24, 27, 28
307 1: 26-37 117
6: 1 151 12: 131 1: 35 246
42 228 2 : 9-14 246
7 : 9, 10 53
8: 19 289 13 : 24-30, 36-43
15: 2-9
283 2: 14 320
9: 2 206 15: 13 3: 21, 22, 31 229
9 : 25 256 16: 24 271 3: 21-23 253
9: 25, 26 243 16: 18 19
269 3: 38 81
9: 26, 27 274 17: 1-9 272 4 : 16-21 257
10 : 13, 21 50 219 4: 17 207
10: 21 206 17:
17:
9
10-13
359 6: 18-24 254
11 : 27 289 19 : 28 207 7: 1-10 303
11: 31 332 20: 28 328 7 : 37-50 254
11: 40 288 21: 23-46 252 8: 1 258
11: 40-43 339 22: 28- 32 260 9: 1-6 269
12: 1 50 366 9 : 4-6 315
12: 4 373 23:
23 :
33
34-36
366 10 : 1-16 259
12 : 11 332 23 : 38 122 10: 5-9 315
332 11: 2 285
IIosca 24: 3 290 11 : 52 273
13: 2 39 24 : 3-14 ~6 12 : 32 272
Micha 24: 3, 21, 22 50 13: 28, 29 364
4: 2-5 362 24: 7-9 291 16 : 15 337
4: 14 348 24 : 9 241 17 : 20, 21 300
Nahnm 24: 9-13 307 17: 24 304
1: 1 206 24: 9, 14 329 17 : 26-30 152, 343
Habakuk 24: 13 279 20 : 34-38 369
2:2 206 24: 14 310 21: 20 344
2: 14 363 24: 15, 16 333 21: 24 239
3 : 2-16 353 24: 21, 22 343 21: 25, 26 320
Zephanja 24 : 27 304 21: 26 292
2: 2, 3 327 24: 29 292 21 : 31 287
382 SCHRIFTSTELLENVERZEICHNIS

21: 34-36 327 Apostelgeschichte 9: 10-13 182


22: 28-30 260,272 1 : 1-9 270 9: 11 183
23: 43 364 1: 7, 8 272 9: 14-16 357
23: 46 109, 263 1:8 211,274 10: 6, 7 352
24: 36-43 267 1: 11 295 10: 11-17 273
24 : 46-48 272 2 : 1-11 211 11: 29 357
Johannes 2: 21 273 12: 4, 5 276
1: 1-3 44, 45, 47 2 : 24 269 Kap. 13 313
1:3 48 2: 27-31 264 13: 1 54,307,312
1: 11-13 124 2: 34 359 15: 4 202
1: 12, 13 117 2: 34-36 273 16: 20 98
1: 14 48, 246 2: 41, 46, 47 274 1. Korinther
1: 18 35, 48 2 : 46 315 1:9 278
1: 29, 36 197 3: 20-23 220 2: 13 378
1: 40, 41 257 4: 8-12 270 4: 8-20 331
1: 41 226 4: 19, 20 314 10: 11 203
3: 3, 5 278 4: 24-28 226 10: 18 271
3: 6 264 5: 29 314 11: 3 53, 179
3: 13 35, 108, 359 5: 39 346 12: 12, 13 278
3: 16 176 5: 42 315 12: 12, 13, 18, 27 277
4: 23, 24 25 6: 1 211 14 : 33 27
4: 46-54 303 7: 2-4 167 15: 20 268
5: 26 44,250 7 :37,38 270 15 : 21, 22 115
5: 27-29 365 7: 45 221, 247 15: 25-27 370
5: 28, 29 360 7: 48-50 36 15: 28 53
6: 40 269 8: 26-39 211 15: 42-54 280
7: 16, 17 23 9:7 296 15: 44, 52-54 265
7: 26, 37, 40, 41 15 10 : 1-43 275 15 : 47 107
7: 32, 45-49 16 10 : 36-38 255 15 : 50 264
8: 24-59 19 10 : 44-48 276 15: 51, 52 305
8: 28, 29 16 12: 9 359 16: 9 276
8: 43, 45, 47 22 13: 19-22 149 2. Korinther
8: ·44 86, 259 14: 27 276 1: 21 278
8: 56 188 15: 7-14 276 3 : 6-15 208
10: 16 323 15: 21 207 3: 17 296
10: 30 50 17: 24-30 36 4: 4 231
10: 34-36 47 17 : 26, 27 154 5: 16, 17 277
12: 31 286 17: 29 34 5: 17 279
14: 2, 3 295 20 : 20, 21, 27 315 11: 3, 14 82
14: 9 261 20: 28 249 12 : 1-4 127
14 : 17,26 205 20: 29-31 281 Galater
14: 19 296 24: 15 366 2 : 4, 5 321
14: 24 23 26: 5 88 2: 9 271
14: 28 261 Römer 3:7,8,16 180
14: 30 286 1: 20 34 3: 17 148
16: 11 286 1: 31, 32 279 3: 26-29 180
17: 3 21 2: 6, 7 279 3: 27-29 277
17: 5 265 4: 16, 17 168 4: 4, 5 146, 252
17: 16-26 261 4: 17-21 117 4: 16 320
17: 17 23 4 : 17-22 173 4: 26, 28, 31 180
18: 36 286 4: 24, 25 278 4:28,29 117, 173
18: 37 256 5: 1, 9, 12, 16 278 5:1 321
19 : 6, 15 262' 5: 12 91, 115 5: 13 314
19: 11 347 6: 3, 4 278 6: 15, 16 271
20: 17 36 6:5 265 Epheser
20: 19-30 267 6: 23 39, 77,250 1: 22, 23 277
20: 23 254 8: 1, 33 278 2:2 305
20: 28-31 267 8: 16-18, 28-30 279 3:9 49
21: 4, 12 267 8:21,22 374 4:14,15 375
SCHRIFTSTELLENVERZEICHNIS 383

6:4 364 11: 7 136 Offenbarung


6: 12-17 ':116 11: 8-10, 13-16 188 1:3 210
Philipper 11: 32-34 222 1:5 310, 359
2: 5-8 247 11 : 35 359 1: 5, 18 268
2:6 43 11: 39, 40 360 1:7 297
3: 10, 14 279 12: 1 123, 188, 222 1: 11, 19 21()
Iiolosser 12: 2 270 2: 1, 8, 12, 18 210
1: 16 270 12 : 29 287 2: 10 279, 331
1: 15-17 49 Jakobue 2: 17 312
1: 18 268, 277, 359 1: 18 278 3:1,7,14 210
2:16,17 201 1 : 25 376 3: 14 49, 310
2: 18 88 1: 26, 27 38, 87, S8 3: 21 331, 356
3: 1-4 280 4:4 374 4: 11 27
1. Theesalonicher 1. Petrus 5:5 193
2: 12 277 1:2 307 7: 4-8 180, 193, 271
4: 15-17 304 1:3 278 7: 9-17 323
50 1: 25 204 7: 15 322
4: 16 11: 3-10
5: 1-4 347 2 : 3-10 270 333
2: 4-9 228 11: 15-18 226, 242
2. Thessalonieher 12 : 1 99
2: 1-3 281 2: 13 313 12: 1-10
2: 14 278 2: 21 279 298
3: 18, 19 265 12: 3, 4 102, 142
1. Timotheue 12 : 6, 14 239
1: 9, 10 79 3 : 19, 20 142 12: 7-9
250 3: 20, 21 325 50
2: 5, 6 12 : 7-13 293
2: 13, 14 90 2. Petrus 12: 12 310
3: 14-5: 13 215 1 :3,4 35 12: 13, 17 316
3: 16 248 1: 4-11 279 13: 8 337
6: 16 27,249 1: 5-11 331 13: 14, 15 335
2. Timotheus 1 : 13, 14 247 13: 15-17 340
2: 11, 12 279 1: 15 209 14: 1 331
2: 15 24 1: 21 205 14: 1, 3 180, 271
2 : 25, 26 375 2:1-3,19 281 14: 13 210
3:7 24 2: 3, 4 132 16: 13-16 348
3: 15 377 2: 5 140 16: 14-16 297
Titus 3:5 134 17: 1-5 311
3: 5-7 278 3: 5, 6 140 17: 3, 10, 11 336
Hebräer 3:6 285 17: 8 338, 339
1:3 270 3: 7, 8 368 17: 11-14 345
1:7 52 3: 7, 10-12 283 17: 16, 17 351
2: 14 352 3:8 112 18: 1-4 319
3: 15-19 56 3: 10 353 18: 20 360
4: 1-11 56 3: 13 354 19: 9 210
4:8 221 3: 15, 16 209 19: 11 :no
6: 7, 8 106 1. Johannes 19: 11-21 350
· 6: 19, 20 171 1:1 49 19: 19-21 351
7: 1-4 171 2: 18-23 281 20: 1-3 352
8: 5-13 208 2: 20, 27 278 20: 4, 6 331, 357
8: 6-13 271 3:2 2S0 20: 5 3E9
9: 27 78 3:8 !l6 20: 5, 6 268
9: 28 296 3 : 12 121 20 : 7-10 371
10: 1 201 4: 13-5 : 16 213 20: 10 3'i2
10: 12, 13 270, 289 4: 16 39 20: 11 356
10: 16, 17 208 5: 7, 8 281 20 : 12-15 368
10: 38, 39 279 5: 20 21, 3S 21: 1-5 354
Kap, 11 124 Judas 21: 4 370
11: 4 121 6 (Vers) 132 21 : 5 21()
11: 5, 6 126 9 60, 219 21: 8 366
11: 6 26 14, 15 126 21: 14 271
Hauptbüro und offizielle Adresse der
WATCH TOWER BIBLE & TRACT SOCIETY
WATCHTOWER BIBLE AND TRACT SOCIETY, INC.
INTERNATIONAL BIBLE STUDENTS ASSOCIATION
· 124 Columbia Heights, Brooklyn 2, N. Y.

Adressen von Druckereien und Herausgebern:


Amerika, 117 Adams St., Brooklyn l, N. Y.
Argentinien, Calle Honduras 5646-48, Buenos Aires
Australien, 7 Beresford Road, Strathfield, N .S. \V.
Belgien, 28, av. Gen. Eisenhower, Schaerbeek-Bruxelles
Brasilien, Rua Licinio Cardoso 330, Rio de Janeiro
Britisch-Guayana, 5 Croal St., Georgetown, Demerara
Britisch-Honduras Box 257 Belize
Br. W.-Indien, 64 Frederick St., Port of Spain, Trinidad
Chile, Avenida Lyon 3004, Santiago
China, Post Box 1903, Schanghai
Dänemark, S0ndre Fasanvej 54, Kopenhagen-Valby
Dominikanische Republik, Apartado 996, Ciudad Trujillo
EI Salvador, Apartado 401, San Salvador
England, 84, Craven Terrace, London, W. 2
Finnland, Väinämöisenkatu 27, Helsinki
Griechenland, 16 Tenedou St., Athen
Guatemala, 16a Calle Poniente Nr. 5A, Guatemala
Haiti, Place Jeremie, Port-au-Prince
Hawai, 1228 Pensacola St,, Honolulu 34
Holland, Koningslaan 1 Amsterdam-Z
Honduras, Apartado 147, Tegucigalpa
Indien, 167 Love Lane, Bombay 27
Jamaika, 151 King St., Kingston
Kanada, 40 Irwin Ave., Toronto 5, Ontario
Kolumbien, Avenida 32, No 18-24. Bogota
Kostarika, Apartado 2043 San Jose
Kuba, C y 82, La Sierra, Marianao, Habana
Mexiko, Calzada Melchor Ocampo 71, Mexiko, D. F.
Neufundland, Post Box 521, St. John's
Neuseeland, 177 Daniell St., Wellington, S. 1
Nikaragua, Apartado 183, Managua, C. A.
Norwegen, Inkognitogaten 28, b., Oslo
österreich, Florianigasse 58117, Wien VIII;65
Panama, Box 274 Ancon, C. Z.
Philippinen, 1219-B Oroquieta St., Manila
Polen, Ul. Rzgowska 24, Lodz 7
Portoriko, 49 Lutz Ave., Santurce
Rumänien, Strada Basarabia No. 88, Bukarest 2
Schweden, Luntmakaregatan 94, Stockholm
Schweiz, Allmendstr. 39, Bern
Südafrika, 623 Boston House, Kapstadt
Surinam, 6 Keizerstraat, Paramaribo
Ungarn, Baross ucca 4 Budapest
Uruguay, Joaquin de Salterain 1264, Montevideo
Westafrika, 71 Broad St., Lagos, Nigeria

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