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Forum Stadtpark, in der ab 1964 erste Handke-

Texte veröffentlicht wurden. Weitere


Bekanntschaften, so mit dem Maler und
Schriftsteller Peter Pongratz, machte der junge
Autor im Forum Stadtpark und schloss sich 1963
der Grazer Gruppe an. Am 21. Jänner 1964 wurden
dort zum ersten Mal Texte von Handke vorgelesen.

1964 begann Handke seinen Erstlingsroman Die


Hornissen. Im Juli und August dieses Jahres hielt
er sich mit einem alten Schulfreund auf der
jugoslawischen Insel Krk auf und verfasste dort
große Teile einer ersten Version, die er im Herbst
50 Jahre manuskripte: Peter Handke und Alfred
1964 an Radio Klagenfurt sandte, aber im Jänner
Kolleritsch, 2010
1965 nochmals überarbeitete. Nachdem der
Luchterhand Verlag abgelehnt hatte, nahm der
Suhrkamp Verlag nach Empfehlung von Lektor Chris Bezzel im Sommer 1965 das Manuskript zur
Veröffentlichung an. Wenig später brach Handke sein Studium vor der dritten Staatsprüfung ab, um
sich ganz der Tätigkeit als Schriftsteller zu widmen. Nach Ausscheiden Bezzels 1967 wurde Urs
Widmer, später Raimund Fellinger sein Lektor.

1966 – Jahr des Durchbruchs

Vor der Auslieferung seines Erstlingsromans im Frühjahr 1966 machte Handke, der damals eine
Pilzkopf-Frisur im Stil der Beatles trug, durch einen spektakulären Auftritt auf einer Tagung der
Gruppe 47 in Princeton auf sich aufmerksam. Nach stundenlangen Lesungen zeigte er sich angewidert
von den Werken seiner etablierten Kollegen und hielt eine längere Schmährede, in der er die
„Beschreibungsimpotenz“ der Autoren beklagte und auch die Literaturkritik nicht verschonte, „die
ebenso läppisch ist wie diese läppische Literatur“. Mit dieser Rede hatte er zugleich einen Tabubruch
begangen, da es auf den Treffen der Gruppe 47 unüblich war, allgemeine Grundsatzdebatten über
literarische Themen anzuzetteln. Grundlage der Gespräche sollte immer der jeweilige Text bleiben,
nicht das Wesen von Literatur an sich. Eine erhaltene Tonbandaufnahme zeugt davon, dass Handke
Gelächter, Gemurmel und Zwischenrufe erntete, und obwohl er einige Kollegen, unter ihnen Günter
Grass – wie sich an deren späteren Kommentaren zeigte – durchaus getroffen hatte, wurde seine
Kritik von anderen Teilnehmern vereinnahmt, umformuliert und – etwas abgeschwächt – wiederholt.
Handke hatte das literarische Establishment ins Mark getroffen; für die Feuilletons war sein Auftritt
zu einem Diskussionsthema geworden.

Im selben Jahr wurde Handkes Sprechstück Publikumsbeschimpfung in der Regie von Claus
Peymann uraufgeführt. Die Verbundenheit mit Peymann als Freund und Regisseur blieb erhalten. Die
Theaterkritik feierte das provokante, neuartige Stück.[4] Handke war nun der Durchbruch als Autor
gelungen, und sein Ruf als Enfant terrible wurde weiter genährt. Auch die früher geschriebenen
Sprechstücke Weissagung (von 1964) und Selbstbezichtigung (von 1965) wurden 1966 unter der
Regie von Günther Büch, dem anderen großen Förderer Handkes, am Theater Oberhausen
uraufgeführt und durchweg positiv von der Kritik aufgenommen. Der dreiundzwanzigjährige Peter
Handke war innerhalb von Monaten zu einer Art Popstar der deutschen Literaturszene geworden.

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