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KREATIVITÄT ALS PÄDAGOGISCHE HALTUNG

CREATIVITATEA CA ATITUDINE EDUCAȚIONALĂ

Filimon Flavia Diana

Liceul Teoretic German „Friedrich Schiller”, Oradea, Bihor

Kreativität bezeichnet sowohl einen Denkprozess als auch dessen Umsetzung, von der Idee zu einem sichtbaren Ergebnis.
Hierzu bedarf es kreativer Fähigkeiten, die in der Welt der Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft aber auch in der persönlichen
Alltagsbewältigung notwendig sind. Was aber sind kreative Fähigkeiten und was bedeuten sie für eine kreative
Persönlichkeitsbildung in der Schule? Manfred Spitzer, ein bedeutender Neurologe, schreibt in seinem Buch „Das (un)soziale
Gehirn“: „Der Handwerker wird kreativ, wenn das passende Teil oder das richtige Werkzeug fehlt. Er weiß dabei, worauf es
ankommt, kennt das Material ebenso wie das zu lösende Problem und verwendet sein Expertenwissen und Können, um eine
Aufgabe auf eine andere, neue Art kreativ zu lösen . Überträgt man dieses Zitat auf die Lebenswelt eines Kindes, lassen sich die
wesentlichen Merkmale kreativen Verhaltens ableiten. Zunächst hat das Kind ein konkretes Problem oder eine Aufgabe und ist
motiviert, diese zu lösen. Die dafür notwendige Motivation wird auch als „Motor der Neugierde“ bezeichnet. Aufgrund dieser
vom Kind ausgehenden Motivation wird das Problem nicht delegiert, sondern erfolgs- und zielorientiert in einer spontanen und
flexiblen Art und Weise bearbeitet. Zur Lösung dieses Problems bedarf es Expertenwissens. Fehlende Informationen müssen
zunächst beschafft werden. Dabei sind auch Informationen, die man vielleicht gar nicht direkt braucht, die aber bei späteren
Gelegenheiten, bei neuen Problemlösungen dienlich sein werden, von großer Bedeutung. Unkonventionell, fantasievoll und mutig
experimentiert das Kind mit vorhandenem, bekanntem Material und kreiert aus bestehenden Wissenselementen eine neue Lösung.
Dieser Prozess geht nicht ohne Konflikt- und Frustrationstoleranz, Kritikfähigkeit und Durchhaltevermögen. Kreatives Verhalten
heißt also, sich einem Problem selbstbewusst und aus eigenem Antrieb zu stellen, es neugierig als Herausforderung anzunehmen,
sich zielgerichtet Informationen und Kenntnisse zu beschaffen, mutig neue Wege und Lösungsmöglichkeiten zu beschreiten und
selbstkritisch durchzuhalten, bis ein persönliches Ziel erreicht ist. Zunächst sollen die Raumgestaltung und das Materialangebot
im Sinne eines kreativen Bildungsraumes betrachtet werden. Der direkte Einfluss des Raumes und seiner Gestaltung auf die darin
stattfindenden Prozesse muss deshalb auch bei der Kreativitätsförderung genauer betrachtet werden. Im Vorfeld ist zu klären:

 Wo befinden sich wahrnehmungsfördernde Elemente wie ein Spiegel zur Selbstwahrnehmung oder ein Podest für den
Blick nach draußen?;
 Wo können die Kinder ihren Fragen nachgehen und sich informieren? Sind Fachbücher, PC oder anderes
Informationsmaterial vorhanden? Bestehen Gesprächsstrukturen, bei denen gefragt, nachgedacht, philosophiert wird?;
 Wo können die Kinder forschen und experimentieren? Gibt es ausreichend Platz, ihre Gedanken auch in großen
Formen/Objekten auszudrücken? Ist eine Werkstatt oder ein Forscherbereich vorhanden?;
 Wo hat das Kind Platz, seine Entdeckungen zu präsentieren?;
 Wo kann das Kind sich zurückziehen und seiner Fantasie nachgehen? Interessante Erkenntnisse aus dem Bereich der
Wohnkultur können auf die Raumgestaltung von sozialen Einrichtungen übertragen werden;
 Die Akustik im Raum sollte stimmen. Zu laute Räume behindern eine kreative Spiel- und Lernatmosphäre;
 Gute Luft ist wichtig, daher ausreichend lüften;
 Wärme trägt zum Wohlbefinden bei;
 Die Beschaffenheit der Möbel und Spielsachen - ob Holz oder Plastik - hat großen Einfluss auf die Raumatmosphäre und
das Werteempfinden;
 Achten Sie möglichst auch auf flexibles Mobiliar, welches die Kinder je nach Bedarf umstellen können. Um ausreichend
Freiraum zu schaffen, sollte sowohl bei der Einrichtung wie beim Materialangebot immer ein ausgewogenes Spiel von
Gegensätzen, eine Balance von gegensätzlichen Kräften erreicht werden, beispielsweise zwischen Nähe und Distanz,
Einfachheit und Vielfalt, Inspiration und Wiederholung sowie Logik und Fantasie. Driftet ein kreativer Prozess zu sehr
in die Fantasie ab, bleibt ein Ergebnis aus, wohingegen zu viel Logik und Ergebnisorientiertheit die Kreativität hemmt.
Des Weiteren empfiehlt es sich darauf zu achten, dass das Material zum Experimentieren, Gestalten, Kombinieren oder
Bewegen einlädt und dabei interessante Sinneserfahrungen mit dem Material gemacht werden können. Wichtig ist ein
strukturiertes, übersichtliches Angebot. Bei der Auswahl von Material und Werkzeug sollten die Fachkräfte auch immer
darauf achten, womit sich die Kinder gerne beschäftigen und welche Dinge sie gerne nutzen;

Begleiten im kreativen Prozess heißt zuerst einmal hinzuhören und hinzuschauen, was die Kinder eigentlich bewegt und
welches Interesse sie mit ihrem Tun verfolgen. Aktiv zu beobachten bedeutet aber auch, als Gesprächspartner/in, Helfer/in und
Partner/in in pädagogischen Prozessen bereitzustehen, Fragen zum Weiterdenken zu stellen oder Impulse zu setzen. Durch
Reflexionsfragen können die Kinder zu eigenen Erklärungsversuchen und zum Nachforschen angeregt werden. Die innere
Neugierde und die Lust am Forschen und Bewegen werden als Motor für Lernen begriffen. Aktiv beobachten steht nicht nur am
Anfang kreativer Prozesse, sondern ist permanent als Wegbegleitung gefragt. Dabei ist eine Sprachkultur der Wertschätzung, des
Ermutigens, Lobens und konstruktiver Kritik sehr wichtig. Gerade in den ersten Lebensjahren, Kreativität sich mit der
unbegrenzten Explosion neuronaler Strukturen im menschlichen Hirn entfaltet. Jeder Lernakt ist ein kreativer Akt, nicht weil
dabei notwendigerweise etwas Neues entsteht, sondern weil dem Individuum im Lernen etwas Neues begegnet. Das Auge schläft
bis es der Geist mit einer Frage weckt. Ob sich ein Kind zu einer gesunden und eigenständigen Persönlichkeit entwickelt hat also
sehr viel damit zu tun, ob und wie es seine individuellen schöpferischen Kräfte entwickeln darf. Dabei sollten ästhetische
Bildungsangebote in der Schule nicht als ein „zusätzliches Förderangebot“ betrachtet werden, sondern als ein ganz natürliches
Bedürfnis der Kinder dem man schon mit wenig Aufwand und Materialien entgegenkommen kann und das uns hilft dass sich die
Kinder in der Schule wohl fühlen. Wir alle sind mehr oder weniger von den Bildungsvorstellungen des 20sten Jahrhunderts
geprägt worden. Doch Technisierung und Globalisierung schreiten stetig voran und haben schon jetzt so einiges an unserem
Lebens- und Berufsalltag verändert. Unsere Kinder, die in 10 oder 20 Jahren ihr Leben selbstständig meistern sollen, werden
sicherlich mit noch ganz anderen Herausforderungen konfrontiert sein als wir selbst heute. Darum ist jetzt der richtige Augenblick
sich nochmals Gedanken über unser aktuelles Bildungssystem zu machen, darüber: was Kinder in ihrer
Persönlichkeitsentwicklung stärkt, was sie gesund erhält und was ihre Freude am Lernen und Forschen unterstützt. Das Wissen
über den Wert von Kreativität ist nicht neu. Schon Fröbel hat sich in seinem Gesamtkonzept auch mit der Ästhetischen Bildung
beschäftigt und entwickelte dazu die „10 Beschäftigungen“, er nannte es auch: „der Seele Nahrung geben“. Maria Montessori
sagte über ganzheitliches Lernen : „Bildung braucht Herz, Kopf und Hand! Starr auswendig gelerntes Faktenwissen ist spätestens
seit Google und Co. deflationär und reicht nicht mehr. Vielmehr geht es heute darum, den Begriff Bildung weiter zu sehen. Und
ihn auch vermehrt mit der Stärkung der sozialen Fähigkeiten zu verbinden. Es geht um Fantasie, Empathie, Gemeinschaftsgeist
und ein stabiles Vertrauen in sich selbst und in die Welt und nicht zuletzt auch um das Erlernen von praktischen Fähigkeiten. All
das wird durch das eigenhändige Gestalten, durch kreatives Schaffen erreicht.
Das freie Erkunden und Experimentieren sind das Herzstück des kreativen Prozesses. Diese Phase kann nicht übersprungen
oder ersetzt werden. Darf das Kind frei experimentieren - ohne Erklärungsnot und Produktorientierung -, werden weiterführende
Ideen geweckt und führen direkt zur Gestaltung und Umsetzung der im experimentellen Spiel entstandenen Erfahrungen. Auch
bei Misserfolgen hat das Experimentieren seinen eigenen Wert. Die gewonnenen Erfahrungen können zu einem späteren
Zeitpunkt mit anderen Dingen kreativ verknüpft werden. Während des kreativen Prozesses sollte die Fachkraft lediglich die
Rahmenbedingungen gestalten. Die Regeln der Einrichtungen und im Spielraum sollten genug Freiraum bieten, um ein offenes
Experimentieren zu ermöglichen. Auch hierbei sollte auf eine Ausgewogenheit zwischen Struktur und Freiheit geachtet werden.
Kinderfragen und Fantasie müssen Raum haben! Hierzu müssen auch eine entsprechende Gesprächskultur und ein offener und
toleranter Umgang miteinander gepflegt werden. Herrscht keine Atmosphäre des Vertrauens, in der positive Wertschätzung,
Anerkennung der unterschiedlichen Bedürfnisse und Offenheit gegenüber Neuem Usus sind, wird die Kreativität gebremst. Doch
auch im kreativen Prozess können Probleme auftauchen. Diese Krisen gilt es aufmerksam im Hintergrund zu verfolgen.
Gegebenenfalls kann mit entsprechendem Material unterstützt, weiterführende Fragen gestellt oder die Wahrnehmung der Kinder
für bestimmte Zusammenhänge sensibilisiert werden. Krisen sind Chancen der Weiterentwicklung. Für jedes Problem gibt es
verschiedenste Lösungsmöglichkeiten, die man zwar gemeinsam sammeln kann, aber dem Kind die Entscheidung überlassen
sollte. Wichtig ist ein für das Kind vollendetes und zufriedenstellendes Ergebnis. Erfolgreich angewandte, kreative Fähigkeiten
verhelfen Kindern nicht nur zu einem hohen Maß an Zufriedenheit, sondern stärken das Selbstbewusstsein und sind somit eine
wichtige Komponente in einer gesunden Persönlichkeitsentwicklung. Diese Fähigkeiten müssen jedoch gefördert und trainiert
werden. Um kreative Bildungsprozesse in der Schule zu ermöglichen, muss zunächst auf ein förderliches Umfeld geachtet
werden. Hierzu zählen insbesondere die Raumgestaltung als auch die Auswahl an zu kreativem Schaffen einladenden Materialien.
Das aktive Beobachten und Wahrnehmen der Wünsche von Kindern ist ein Schlüssel zum Initiieren von kreativen Projekten und
Lernprozessen, als deren Zentrum das ergebnisoffene Experimentieren gilt.

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