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Schachtelhausen, Seilkran und Den viel zitierten Spruch «Lernen mit Kopf, Herz
Zahlenmauer 6 und Hand» verdanken wir dem Pädagogen Johann
Heinrich Pestalozzi (1746 – 1827). Heute, ca. 200
Grips, Power, Feeling 7 Jahre später, steht diese Theorie immer noch im
Zentrum der ganzheitlichen Bildung.
Wären wir überhaupt – ohne Kopf
oder ohne Herz? 8 Nicht nur die neuen Erkenntnisse aus der Hirn-
und Lernforschung, sondern auch die zuneh-
Auf «Kopf, Herz und Hand» menden Verhaltensauffälligkeiten (Bewegungs-,
reduziert 9 Wahrnehmungs- und Konzentrationsstörungen)
bei unseren Schülern erfordern ein Umdenken
beim Lernen. So, dass der Unterricht das Kind
auf allen Ebenen in seiner Ganzheit respektiert.
Unsere Kinder brauchen mehr denn je die Heraus-
AUS DER GESCHÄFTSLEITUNG 12 forderung im eigenen Denken, Fühlen, Erleben
und Handeln. Die vielfältigen, persönlichen
PAGINA GRIGIONITALIANA 15 Erfahrungen wie das Greifen, das allem Begreifen
vorausgeht, können weder durch die Medien noch
PORTRAIT durch den Computer ersetzt werden.
Reto Matossi, St. Moritz 16
Unsere Kinder haben nicht nur sprachliche und mathematische Fähigkeiten; sie
PAGINA RUMANTSCHA 18 können mehr als nur sprechen, rechnen und lesen. Sie brauchen Lernprozesse,
bei denen Erfahren, Entdecken und Erforschen im Zentrum stehen.
AGENDA 19
Das Rezept dazu ist ein handlungsorientierter Unterricht bei dem Kopf- und
DIES UND DAS 20 Handarbeit unter Beteiligung des Gefühls und aller Sinne zusammen wirken.
Doch wo haben wir optimale Möglichkeiten im Schulalltag diese Lernprozesse
AMTLICHES 26 zu fördern? Beste Bedingungen dazu finden wir im musischen Fachbereich.
Das Zusammenspiel von Kopf, Herz und Hand kann in den Fächern Textiles
IMPRESSUM 30 und Technisches Gestalten sowie Hauswirtschaft, Bildnerisches Gestalten und
Musik optimal gefördert werden. Ein Kind soll z.B. in einer Zeichnung Gefühle
ausdrücken können und in einer handwerklichen Arbeit seine eigenen Ideen
entwickeln und seine Feinmotorik verbessern.
Für eine ganzheitliche Bildung ist es wichtig, dass die verschiedenen Fachbe-
reiche in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen. Es darf nicht sein,
dass musische Fächer wegen kopflastigen gekürzt oder sogar ersetzt werden.
Jedes Kind ist anders, hat eigene Bedürfnisse und genau darum soll es von
einer ganzheitlichen Grundausbildung profitieren können und so seinen eigenen
Weg finden.
Katja Gurt
Vorstand VBHHL
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Der Kopf ... Ideen zu finden, Dinge miteinander zu sind Schülerinnen und Schüler unter-
vernetzen, neue Modelle oder Theorien oder überfordert. Aussagekräftig beim
Alle sprechen im Zusammenhang mit zu entwickeln. Urteil über die Kopflastigkeit der Schule
Schule von Leistung. Es ist einleuch- ist die Befindlichkeit einzelner Schüler
tend, dass Schulerfolg von den Denk- Wenn Lehrpersonen schwer ein- und Schülerinnen. Darin liegt wohl die
leistungen abhängig ist. Doch: Welche schätzen können, welches Kind zu fast revolutionäre Ausrichtung der heu-
Schülerinnen und Schüler sollen welche welcher Denkleistung fähig ist, dann tigen Schule, dass nicht alle Lernenden
Denkleistung erbringen?
dasselbe Lernziel erreichen müssen. die Schüler übergehen. Der Lehrer, tung gefördert, was gleichermassen
Die Schule wird so gesehen ihrem der früher salopp als «Pauker» galt, ist Herzensbildung, Gestaltungsförderung
Auf trag gerecht, jeden Lernenden mit heute als Pädagoge vor allem auch Be- und gedankliches Bereichern, also
seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten ziehungsarbeiter. Früher umschrieben Ganzheitlichkeit beinhaltet.
zu fördern. Nur dort kann die Schule zu sich die Lehrpersonen eher als Fach-
kopflastig werden, wenn sie von allen leute für Lernen und Lehren. Heute wird ... aber: Bald gibt es keine eigentlichen
die gleiche Denkleistung abverlangt. der Schule viel mehr Erziehungsarbeit Handarbeits- und Hauswirtschafts-
zugewiesen. Die meisten Lehrpersonen lehrpersonen mehr. Das Basteln, das
... aber: Die Erwartungen der Eltern, der nehmen diese Herausforderung an, es Werken droht unterzugehen, denn
Gesellschaft, der Wirtschaft, der Politik ist ihnen bewusst, dass ihr Beruf immer Mathematik und Sprache «sind ja viel
sind anders. Es wird gefordert, dass auch die Spannung zwischen Bildung wichtiger». Auch das «Lernen durch
Lernende Schulabgangszeugnisse mit und Erziehung beinhalten wird. Handeln» wird nicht mehr überall um-
guten Noten- und gleich hohen (Denk-) gesetzt – aus Zeitmangel, aus diszipli-
Leistungsbewertungen ausweisen ... aber: Die Anforderungen an die narischen Gründen, weil die Klasse
können. Schule und an die Lehrpersonen sind zu gross ist, weil Vorbereitung und
immens. Vor allem werden der Instituti- Durchführung so aufwendig sind, weil
on Schule von aussen immer neue Ein- der Stoffdruck so immens ist.
Das Herz ... griffe zugemutet, sei es von elterlichen
Einzelinteressen als auch von parteipoli-
Ganzheitlichkeit umfasst auch das tisch motivierten Interventionen. Damit Kopf, Herz und Hand?
Gemüt. Eine gute Lernatmosphäre ist wird die Ganzheitlichkeit des Erzie- ja, klar!
ein Aspekt von gutem Unterricht. Die hungsauftrages erheblich strapaziert.
Forschung kann heute belegen, dass Die Schule müsste einen Schutzraum Unsere Kinder brauchen Lernprozesse,
Humor das Gedächtnis und den Einfalls- erhalten können, um der emotionalen bei denen Erfahren, Entdecken und
reichtum der Kinder fördert. Das heiter Kompetenz im eigenen Schulzimmer Erforschen am Anfang stehen. Sie
Erlebte und Erlernte verbindet sich nachhaltig Raum zu verschaffen. brauchen Lernprozesse, die Bewegung,
intensiv mit dem Lerninhalt, die Ler- Sinneswahrnehmung und Erkenntnis
nenden erinnern sich nachhaltig daran. effektiv verknüpfen. Es ist die Aufgabe
Der Humor stärkt zudem die Persönlich- Die Hand ... von Lehrpersonen, sich immer wieder
keitsentwicklung der einzelnen Kinder. zu fragen, ob der eigene Unterricht der
Es gibt eine wunderbare, sehr aktu- geistigen, psychischen und körperlichen
Das Gemüt umfasst nicht nur den elle Strömung in der heutigen Schule: Vielfalt der Kinder entspricht.
Humor. Die ganze Gefühls- und Willens- «Schule in Bewegung». Getragen wird
welt ist damit angesprochen. Konkret diese Idee von der Vielzahl der Leh-
zeigt sich dies in der Sozialkompetenz. rerinnen und Lehrer. Sie zeigt sich Und noch eine Dimension
Die Identität, der Charakter, die Kreati- in vielen sportlichen Anlässen. Auch dazu ...
vität, die Werthaltungen, kulturelle und die «Hand» als solche findet im Schul-
emotionale Kompetenzen, die Team- alltag ihren Niederschlag: Es werden In der Sonderpädagogik hat Ganz-
fähigkeit wie auch die Fähigkeiten zu Schulgärten installiert, im Stundenplan heitlichkeit als Fachbegriff eine ganz
selbständigem Denken, Urteilen und sind Handarbeits- und Kochstunden besondere Stellung und Funktion. Der
Entscheiden, zur Reflexion, zum Lernen eingetragen, im Werken werden schöne Begriff bezieht sich sowohl auf anthro-
und Konzentrieren sind das riesige Gegenstände angefertigt, in verschie- pologische, methodische als auch
Feld, in dem sich die Lehrperson selber densten Formen Basteleien gestaltet. auf leistungsrechtliche Aspekte: Zwei
bewegt. Alle diese Fertigkeiten sollen Kreativität wird in Zeichnungsstunden konkrete Beispiele dazu werden im
in den Unterricht einfliessen und auf und Grossprojekten dieser Ausrich- Folgenden vorgestellt.
6 BÜNDNER SCHULBLATT | April 2012
Schachtelhausen
Zahlenmauern bauen
niveaus entscheiden nun, wie sie lernen, Schmunzeln ist ein Gesichtsausdruck,
1. Handeln kommt von Hand: wann sie kurz aufstehen und mit wem etwas Physisches, und gleichzeitig ein
die «Werk-Ecke» sie arbeiten. Ein paar wenige Stunden gutes Feeling. Pädagogen sprechen
Planarbeit pro Woche (in einfachen heute von «affektiver Rahmung» wenn
Selbstverständlich gilt für alle Schüler Formen hält sich der Aufwand absolut sie ausdrücken wollen, dass Schüler
und Schülerinnen, auch für diejenigen im Rahmen) bewirken dasselbe. Und: und Schülerinnen sich gut fühlen.
mit besonderen Lernbedürfnissen, Kurze Hilfestellungen der Lehrerin oder Zufrieden sind Jugendliche aber erst,
dasselbe wie für uns: Wenn wir etwas des Heilpädagogen fallen nicht auf. wenn zum Feeling auch der Stolz über
ausprobieren, aktiv sind und zupacken etwas Erreichtes dazukommt. Letzt-
statt zuhören, dann fühlen wir uns hin begegneten wir im Kino Thusis
angesprochen, machen mit und lernen 3. Gefragt sein mehreren Schülern. Ein Schulprojekt?
einfacher. Früher wurde das Niveau der Nein, aber der Film «Les Intoucha-
Oberstufenklasse, welches Praktiker Die Motivation von Jugendlichen hängt bles» schildert die Geschichte eines
schulte, «Werkschule» genannt. Wie stark davon ab, ob sie das Gefühl Menschen mit Behinderung und seines
kann der Anteil der praktischen Arbeit haben, «gefragt zu sein». Wenn wir die unvoreingenommenen Helfers power-
in einer Realschule heute gestärkt Schülerinnen miteinbeziehen und fra- voll, klug und witzig.
werden? Ein Lehrerkollege installiert gen, rutscht vielen im ersten Moment
eine kleine Werk-Ecke in seinem «kai Ahnig» heraus, aber wenn sich das
Klassenzimmer mit verschiedenen Gegenüber kurz geduldet, kommt mei- 5. Legen anstatt lösen
Werkzeugen und Materialien. Die stens noch etwas «hinterher». Zuhören
Jugendlichen können in passenden können, neugierig sein und nachfragen In der Einzelförderung ist die Ver-
Momenten dort etwas fertigstellen, sind wichtige Elemente unserer Kommu- suchung der Kopflastigkeit wie auch
schnitzen, sich handwerklich betätigen. nikation mit Schülern. Natürlich sind sie im übrigen Unterricht recht gross. Ziel
besonders wirksam, wenn die Schüler soll immer sein, dass der Schüler der
merken, dass wir darauf eingehen, Handelnde ist. Die Minimalform kann
2. Selbstbestimmung im ihnen etwas zutrauen. Ein paar Minuten sein, dass er anstatt Arbeitsblätter zu
Kleinen: Beispiel Lernraum Einzelgespräch pro Monat mit jeder lösen, Karten legen und zuordnen kann.
Schülerin und jedem Schüler, sei es im Zu verschiedenen «Basics» in Mathe hat
In der Oberstufe in Heiden sind im oder am Rande des Unterrichts, können ein Kollege Quartettkarten geschrieben
Stundenplan der Oberstufe jede Woche viel bewirken. mit verschiedenen Lege-Möglichkeiten.
drei Lektionen im «Lernraum» einge- Förder-Arbeitspläne befähigen die
plant. Die rund vierzig Schüler eines Schülerin, auch in Stunden ohne
Jahrgangs üben dort das selbständige 4. Grips, Power, Feeling Schulische Heilpädagogin ihren Weg
Arbeiten. Der Raum umfasst Arbeits- mitzubestimmen. Sie kann dann ihre
tische, Computer, eine Bibliothek, Wie könnte man die Bedeutung von eigene Rhythmisierung vornehmen,
Übungsmaterial und Lösungen dazu. «Kopf, Hand, Herz» für Jugendliche fühlt sich kompetent und lernt ganzheit-
Von ihren Fachlehrpersonen sind die deuten? Die richtige Mischung aus lich.
Arbeitsaufträge vorgegeben. Es gilt gefordert werden, Leistung zeigen
«Flüsterlautstärke»; die zwei bis drei (müssen), Bewegung und Lockerheit
anwesenden Lehrpersonen sind Lernbe- und auch Humor ist für Jugendliche
gleitende. Schülerinnen aller Leistungs- eminent wichtig. Humor ist ganzheitlich!
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schlecht ruhig sitzen konnte. Glück- gekürzt werden. Macht sich da etwas
licherweise war meine eigene Schulzeit «zu viel Kopf» breit?
geprägt von einer gesunden Mischung Da macht sich in der Tat sehr viel «zu
zwischen reinen Lernfächern wie viel Kopf» breit und das darf nicht zuge-
Sprache oder Mathematik und weichen lassen werden. Lernen heisst begreifen,
Fächern wie Schönschreiben, Singen, was ergreift. Das setzt jedoch das Er-
Zeichnen, Werken. Für mich als kin- lernen von handwerklichen Fähigkeiten
ästhetischer1 Lerntyp war dies enorm wie Zeichnen, Schreiben, Werken und
wichtig. Als Lehrerin und langjährig anderem mehr voraus. Dies bildet die
tätige Therapeutin für Kinder mit Lern- Grundvoraussetzung für einen länger-
schwächen erfuhr ich tagtäglich, wie fristigen Lernerfolg.
wichtig und notwendig es ist, alle Sinne
zu schärfen. Was ist dir dazu auch noch wichtig?
Es ist in der heutigen Leistungsgesell-
Welches ist für dich die Idealvor- schaft ungemein schwierig geworden,
stellung der Umsetzung von Kopf, Herz, Hand- und Herzfächern die notwendige
Hand in der Schule? Wird dies heute in Bedeutung und Gewichtung zu geben.
den Bündner Schulzimmern gelebt? Deshalb ist die Stimme der Lehrper-
Wir wissen es von uns selber, ein jedes sonen als Fachleute ungemein wichtig
von uns hat einen anderen Zugang zum und ich appelliere an alle, bringen Sie
Lernen. Die einen brauchen etwas zu sich dort ein, wo über Bildung bestimmt
hören und schon ist es gespeichert, wird.
die andern schreiben sich Notizen
1 Lernen durch Fühlen, Spüren und Bewegung
BÜNDNER SCHULBLATT: Pestalozzis «Kopf, dazu, um das Wichtigste zu behalten
(Red.)
Herz und Hand» wird gerne zitiert. und wieder andere haben ein fotogra-
Welche Assoziationen lösen diese fisches Gedächtnis und erinnern sich
Worte im Kontext Schule bei dir aus? an den gelesenen Text im Detail. Diesen Elisabeth Mani-Heldstab,
ELISABETH MANI-HELDSTAB: Wären wir Herausforderungen stellen sich die Davos, verheiratet, Mutter zweier
überhaupt – ohne Kopf oder ohne Herz? Lehrkräfte tagtäglich, denn Pestalozzis erwachsener Kinder.
Bildung heisst ja bekanntlich nicht Grundsatz ist und bleibt die allerwich- «Nach langjähriger Tätigkeit als Familien-
«Fässer füllen, sondern Knospen zum tigste Basis einer soliden und ganzheit- frau und Lehrerin, sowie acht Jahren in
Blühen zu bringen». Blumen sind ebenso lichen Bildung. Nur so kann man dem der Gemeindepolitik engagiere ich mich
wie Menschenkinder in ihrer Vielfältig- einzelnen Menschen in seiner Vielfältig- heute für die BDP im Grossen Rat und bin
keit nicht zu übertreffen. keit gerecht werden und nur so kann Mitglied der Kommission für Bildung und
gelernt werden, in einer Gemeinschaft Kultur. Letztere liegt mir als Präsidentin
Welchen persönlichen Bezug hast du zu leben. der Walservereinigung Graubünden na-
zu Pestalozzis Pädagogik von Kopf, türlich ebenso am Herzen. Meine Freizeit
Herz und Hand? Die Lektionen im Bereich Handarbeit/ verbringe ich so oft wie möglich in der
Ich war ein sehr quirliges Kind, das Textiles Werken könnten weiter freien Natur und beim Verfassen von
Texten im Walserdialekt.»
THEMA 9
Der Schweizer Pestalozzi machte sich auch als Philosoph, Politiker und Schul- und Sozialreformer einen
Namen. Johann Heinrich Pestalozzi ist vielleicht einer der berühmtesten Pädagogen überhaupt. Pestalozzi
wurde am 12. Januar 1746 in Zürich geboren und starb am 17. Februar 1827 in Brugg.
Als ich Reto Matossi fragte, wo er genau zu finden sei, schrieb er mir als Antwort: «Ich kann dich
abholen, du kannst aber auch, wenn du ein paar Schritte tun willst, in zehn Minuten zu Fuss ins
St. Moritzer Schulhaus Grevas kommen.» Ein guter und ein für Reto Matossi typischer Ratschlag,
der mir in schönster Engadiner Sonne zwei Mal zehn Minuten Bewegung brachte.
sonst liegt noch Schnee. Die dabei in Erlebnisse ganz anderer Art sollen die
Brüche gegangene Scheibe darf nicht Schule reicher und auch fröhlicher
dazu führen, dass gleich wieder ein Ver- machen.
Als eine meiner Aufgaben sehe Bewegung darf sich nicht auf die drei
ich, die Kopflastigkeit der Schule Lektionen Sport beschränken, in jeder
immer wieder aufzulockern und Lektion und sei es nur während der fünf
ein wenig einzudämmen. Minuten Pause, kann und darf sie einen
Teil bilden. Reto Matossi ist überzeugt,
bot ausgesprochen wird. Lehrpersonen dass dies der kognitiven Aufnahme-
sollen schlitteln gehen mit ihren Klas-
sen, sollen Schanzen springen, sollen Für Lehrpersonen ist es nicht
sie immer wieder vor neue Aufgaben immer einfach, sie müssen
stellen und diese mit ihnen gemeinsam erfinderisch sein, um immer
durchstehen, die Freude und der Stolz andere Anreize zu schaffen.
der Kinder nach der Leistung wird ihnen
recht geben. fähigkeit der Kinder zugute kommt. Aber
er weiss auch: Für die Lehrpersonen ist
Reto Matossi sieht, dass sich hier in es nicht immer einfach und sie müssen
den letzten Jahren einiges geändert hat. erfinderisch sein, immer andere Anreize
Wenn er jetzt aufruft zum Stampfen der zu schaffen, wie er einen für mich
Darin sieht denn Reto Matossi auch Sprungschanze anstatt den Mittwoch- geschaffen hat...
eine seiner Aufgaben: Die Kopflastig- nachmittag in der Schule zu verbringen,
keit der Schule immer wieder aufzu- ist er alleine am Stampfen. Zu gewissen Eine Super-Idee ist dann gut,
lockern und ein wenig einzudämmen. wenn sie die Lehrpersonen
Sein Thema ist die Bewegung; aber Erfahrungen und Erlebnisse ebenso gut finden. Wichtig ist,
er erwähnt ebenso selbstverständ- ganz anderer Art sollen dass sie von ihrer vorgesetzten
lich, dass als Beispiel auch Musik den die Schule reicher und auch Behörde Vertrauen erfahren.
gleichen Effekt haben könnte. Das fröhlicher machen.
Verhältnis «kognitiv – kreativ» geht nicht Wie erhält er sich seinen spür- und
auf. Immer wieder ist zu überdenken, Verpflichtungen der Schülerinnen und sichtbaren Enthusiasmus? Schulleiter
wie Lehrpersonen Kinder aktivieren, Schüler allerdings zögert er nicht: Die ist ja nicht immer ein einfacher Job. Er
zu körperlicher Betätigung anregen Schule St. Moritz kennt das System ist überzeugt, dass es auch eine Frage
können. Es kann nicht einfach alles ver- der Projektwochen, eine davon ist für der psychischen und physischen Konsti-
boten sein. Wo sollen denn Engadiner alle obligatorisch. Eine reiche Auswahl, tution ist. Er hat sich geschworen, dass
Kinder im April Fussball spielen, wenn davon gut ein Drittel sportlicher Natur, er nirgends bleibt, wo er nur Befehls-
nicht auf dem Pausenplatz. Überall steht zur Verfügung. Erfahrungen, empfänger ist, er will gestalten können.
PORTRAIT 17