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Zuger
Neujahrsblatt
1975

Herausgegeben von der


Gemeinnützigen Gesellschaft
des Kantons Zug

Druck und Verlag: Kalt-Zehnder Zug


Zur Einführung

Das Zuger Neujahrsblatt 1975 wird mit einem bedeutsamen Beitrag von alt Bundesrat Philipp Etter beehrt:
Versuch einer Bilanz. Die Erinnerungen eines Vierteljahrhunderts als Bundesrat werden zu einem Stück
Landes geschieht e in schicksalhafter Zeit. Darin leuchtet der Feuerschein des Zweiten Weltkrieges um unser
Land und im Innern auf. Die Selbstbesinnung der Schweiz auf ihr großes geistiges Erbe wird lebendig, in
unseren Sprachen, unserer Kultur und der verklärenden Kraft durch die Kunst.
Im Beitrag: Vom Handwerksbetrieb zum Branchenleader wird das erfolgreiche Zuger Industrieunterneh-
men der Verzinkerei von den führenden Mitarbeitern in den wichtigsten Aspekten vorgestellt, als Rückblick
auf 60 Jahre des Bestehens und mit dem breiten Spektrum ihrer qualitätsvollen Produkte von heute.
Als Auftakt zum baldigen Einzug in das neue Schulgebäude in der Luegeten entwirft MarkusFrigo ein sach-
lich informierendes Bild der Zuger Kantonsschule im Spannungsfeld der Traditionen.
Die Zuger Zeit des berühmten Bildhauers Fritz Wotruba von 1938 bis 1945 wird vom Redaktor in einer
umfassenden Dokumentation dargestellt. Es werden die Kontakte und Freundschaften Wotrubas mit den
Zuger Künstlern und Kunstfreunden in die Erinnerung gerufen und die starke Wirkung seines Schaffens in
Zug. Die eminente Bedeutung der Zuger Zeit Wotrubas wird an seinen Werken dieser Jahre sichtbar.
Heidi Nußbaumer-Leuthard führt als Direktorin der Sprachheilschule Unterägeri den Leser in die Entste-
hung und zehnjährige Tätigkeit dieses humanitären Werkes ein, als ergreifendes Dokument der Hingabe,
Geduld und Einfühlung, verbunden mit den neuesten Erkenntnissen der Heilpädagogik und Logopädie.
Die bedeutende Bibliothek des Barons und Generals Beat Fidel Zurlauben (1720-1799) befindet sich zum
größten und wertvollsten Teil in der Kantonsbibliothek in Aarau. Über ihre Erschließung berichten die in
Aarau arbeitenden Historiker Kurt-Werner Meier, Josef Schenker und Rainer Stöckli. - Mit dem geologi-
schen Exkurs über die Seespiegelstände des Aegerisees von Josef Kopp wird der Hauptteil abgeschlossen. -
Der Anhang enthält wiederum die Zuger Kulturchronik, die Chronik des Kantons Zug und das Goldene
Buch.

Für den Redaktor bleibt noch ein nobile officium zu erfüllen, einen tiefen und herzlichen Dank abzustatten.
Herr alt Rektor Max Kamer tritt als Präsident der Neujahrsblattkommission zurück. Seit 1952, beinahe ein
Vierteljahrhundert, hat er dieses beratende Gremium der Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons Zug,
dessen Vorstand er ebensolange angehört, geleitet, mit Umsicht, anregend, fördernd, geistvoll. Ja, geistvoll,
den hohen Werten der Kultur verpflichtet, aus dem großen Fundus seines Wissens urteilend, den Kräften
zugerischer Tradition verbunden, aber immer für das Neue, den sinnvollen Fortschritt offen. In diesem Zei-
chen standen alle Sitzungen der Kommission seit 1952, alle unsere Gespräche und Beratungen. Sie waren
nie durch den kleinsten Mißton getrübt. Das waren auch die Voraussetzungen für den Redaktor, die ihm
die Schriftleitung des Neujahrsblattes zur anregenden Arbeit und zur Freude machten. Das Verhältnis des
Präsidenten Max Kamer zum Redaktor war freundschaftlich anregend und stand immer im Zeichen der
Loyalität und des Vertrauens. Dafür danke ich dem scheidenden Präsidenten ganz besonders herzlich.
Als Nachfolger von Herrn alt Rektor Max Kamer hat die Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Zug
Herrn Dr. Paul Aschwanden gewählt. Sein großes Verständnis für die kulturellen Belange unseres Kantons
bietet die Gewähr für die Kontinuität im Sinne seines Vorgängers.
Der verantwortliche Redaktor
Josef Brunner
Versuch einer Bilanz
Erinnerungen von alt Bundesrat Philipp Etter

Dem Schriftleiter unseres «Zuger Neujahrsblattes», ersten Worte, mit denen er mich begrüßte, erinnere
Herrn Dr. Josef Brunner, danke ich herzlich dafür, ich mich auch heute noch genau. «Jetzt, Herr Stände-
daß er mir die Gelegenheit schenkt, in dem von ihm rat, hat Ihre Stunde geschlagen, und Sie dürfen dem
inhaltlich und in der Form so hochwertig geleiteten Land den Dienst, den es von Ihnen verlangt, nicht
Jahrbuch das Wort zu ergreifen. Auch die Wahl des verweigern!» Und dann legte er mir in bewegten
zu bearbeitenden Gegenstandes hat er mir freigestellt. Worten die Gründe dar, die nach seiner Überzeu-
Ich entschied mich für Erinnerungen aus den langen gung die Wahl einer jungen und unverbrauchten
Jahren meines bundesrätlichen Wirkens. Erlebnisse, Kraft in den Bundesrat eine absolute Notwendigkeit
die wie ein vielfältiges Gezweig um den Stamm der darstellen würden. Die Vorsprache des von mir hoch-
Geschichte sich ranken. Je älter man wird und je kür- verehrten Bundesrates überraschte mich nicht. Denn
zer die Flucht der noch zu erwartenden Jahre, desto Wochen früher schon hatten Bundesrat Pilet und an-
behaglicher und unbeschwerter lebt der Mensch in die dere Persönlichkeiten mir gegenüber ähnliche Be-
Vergangenheit zurück. Die alten Zeiten werden wie- merkungen fallen lassen. Sehr ernst hatte ich solche
der lebendig, längst verstorbene Freunde kehren zu- Bemerkungen und Vorstöße nie genommen. Aber sie
rück; freudig erinnert man sich beglückender Erfolge, veranlaßten mich doch, in stillen Stunden über die
und die Sorgen vergangener Jahre bereiten dem grei- Dinge nachzudenken, ohne mich darüber mit irgend
sen Kämpfer keine schlaflosen Nächte mehr. Ich bin jemandem, auch nicht mit meiner Frau, zu bespre-
mir bewußt, daß meine «Erinnerungen» nicht als chen. Und diese verschwiegenen Überlegungen hat-
«Literatur» angespochen werden können. Immerhin ten immer wieder zum zwingenden Schluß geführt,
sind sie ein Stück Landesgeschichte im Spiegel per- daß von einer Wahl in den Bundesrat und der damit
sönlicher Erlebnisse. verbundenen Übersiedelung nach Bern für mich nie-
mals ernstlich die Rede sein könnte. In Zug hatte ich
mein eigenes Haus am alten Graben, in dessen drei
Stockwerken alle meine zehn Kinder gut und recht
Introitus — Meine Wahl in den Bundesrat bei Tag und Nacht untergebracht waren. Das jüngste
Töchterchen zählte zur Zeit, in der wir dann, mehr
Der Märzsession der Eidgenössischen Räte des Jah- oder weniger aus moralischem Zwang, doch nach
res 1934 war eine besonders bewegte Atmosphäre Bern ziehen mußten, erst sieben Monate! Wie sollte
beschieden. Und zwar standen nicht etwa Probleme ich in Bern für meine Großfamilie standesgemäß Un-
der Gesetzgebung oder der Verwaltung im Blickfeld terkunft finden, und zu welchem Preis? Auch der
des öffentlichen Interesses, sondern zwei Ersatzwah- Übertritt unserer schulpflichtigen Kinder in die Ber-
len in den Bundesrat. Am 12. März erklärte Heinz nerschulen mußte uns notwendigerweise Sorgen berei-
Häberlin seinen Rücktritt als Mitglied des Bundes- ten. Mit Reichtümern waren wir nicht gesegnet. Und
rates. Am 22. März wählte die Bundesversammlung dann hingen wir mit der ganzen Kraft der Seele an
zu seinem Nachfolger den Appenzeller Ständerat und unserer zugerischen Heimat, hatten hier unsere
Landammann Johannes Baumann. Gleichen Tages Freunde und Verwandten und fühlten uns wohl und
aber trat auch Bundesrat Jean Marie Musy aus der überglücklich. Alle diese Gründe gegen eine Wahl
Landesregierung zurück. Kurze Zeit, nachdem diese in den Bundesrat legte ich nun Herrn Bundesrat Motta
Meldung im Ständeratssaal eingetroffen war und, dar und verhehlte ihm auch noch ein weiteres Beden-
wenngleich nicht völlig unerwartet, doch eine be- ken nicht, das mir erst jetzt in dieser Stunde aufgestie-
wegte Reaktion auslöste, wurde ich durch den Wei- gen war: Ich sollte die Nachfolge Musys überneh-
bel ins Vorzimmer gerufen, wo Bundesrat Motta men. Musy hatte das Finanzdepartement verwaltet,
mich erwartete. Er war etwas aufgeregt, und an die und ausgerechnet in Finanzgeschäften war ich nie be-
sonders stark. Freund Motta hatte mir ruhig zugehört, det hatten. Dann aber, nachdem wir uns gestärkt, gilt zwei verschiedenen Prinzipien: Sie gilt dem Ver- lichem Garten zu guten Bedingungen mieten kön-
wollte sich aber nicht überzeugen lassen. Was meine eröffnete ich ihr unser Anliegen und unsere Sorge. treter der jungen Generation und gleichzeitig dem nen. Am 1. Mai nahm ich zum ersten Mal an der
Bedenken in bezug auf die Übernahme des Finanz- Sie hielt mit ihrer Meinung nicht zurück und faßte Träger der innerschweizerischen Tradition. Als Ver- Bundesratssitzung teil, und hier erst erfuhr ich, völlig
departementes anbetraf, meinte er, das Departement sie in drei Punkte zusammen. Zum ersten erklärte sie, treter der jungen Generation bringe ich eines mit: überrascht, daß Bundesrat Meyer sich bereit erklärt
verfüge über ausgezeichnete und in der Finanzpolitik für mich als Zuger Regierungsrat habe meine Intelli- Den unerschütterlichen Glauben an die Zukunft un- hatte, das verwaiste Finanzdepartement zu überneh-
wohlbewanderte Beamte, auf deren Mitarbeit der genz gerade noch ausgereicht. Aber für einen Bun- seres Landes und den Glauben auch an die Möglich- men, wonach mir, dem Jüngsten, das Departement
Chef ruhig bauen könne. Motta war großherzig und desrat reiche sie bei Gott bei weitem nicht! Zum keit neuer Lösungen und neuer Wege. Als Inner- des Innern zugeteilt wurde. Und in jener Stunde fiel
verständnisvoll genug, in dieser Stunde nicht weiter zweiten: In Zug und im Kanton hätten mich alle schweizer aber, meine sehr verehrten Herren, stehe mir ein großer Stein vom Herzen!
in mich zu dringen, bat mich nur, mir die Angelegen- Leute gern. Ich hätte wohl politische Gegner, aber ich mit beiden Füßen auf dem Boden der guten alt-
heit ruhig und ohne vorgefaßte Meinung weiter zu keine persönlichen Feinde. In Bern aber gäbe es viele eidgenössischen Tradition. Als Vertreter der jungen
überlegen, und gab seiner persönlichen Überzeugung böse Leute! Und nun zum dritten: Von Zug hätte Generation gehe ich mit der Auffassung einig, daß
Ausdruck, daß ich zu gutem Schluß doch zu einer ich sie fast jede Woche einmal besucht — von Bern auch unser Schweizerhaus erneuert werden muß. Der Franken wird abgewertet
positiven Lösung vorstoßen werde. Als ich in den aus wäre mir das nicht mehr möglich! (Diese Be- Aber diese Erneuerung kann und darf nur kommen
Ständeratssaal zurückkehrte, fand ich auf meinem merkung trieb mir die Tränen in die Augen.) Nach unter Wahrung der geistigen und politischen Eigen- In der Bundesratssitzung vom 25. September 1936
Pult ein Billet meines Freundes, des Nationalrats einer guten Stunde nahmen wir Abschied und fuhren art unseres Landes und namentlich unter Wahrung (Freitag) teilte der Bundespräsident Meyer den Mit-
Heinrich Walther, der mich ersuchte, zu bestimmter mit dem Zug der elektrischen Straßenbahn in die des Heiligsten und Schönsten, das wir haben, der Zu- gliedern des Rates mit, daß am Vorabend spät der
Zeit zu einer Aussprache mit ihm ins Hotel Bristol zu Heimatstadt zurück. sammenarbeit dreier verschiedener Kulturen und französische Wirtschaftsminister, Herr Spinasse, in
kommen. Selbstverständlich leistete ich dieser Ein- Am folgenden Sonntag hatten wir ziemlich viel dreier verschiedener Sprachen. Was ich noch mit- Bern eingetroffen sei, um dem Bundesrat in der Per-
ladung Folge. Unsere Besprechung glich im allge- Besuch von Freunden geistlichen und weltlichen bringe, das ist der gute Wille zur aufrichtigen und son dessen Präsidenten mitzuteilen, daß Frankreich
meinen jener mit Bundesrat Motta, nur sprach mir Standes. Daß ich für die Wahl in den Bundesrat in treuen Mitarbeit. Ich hoffe zu Gott, daß er mir die sich unter Berufung auf die internationale Finanz-
Freund Walther noch erheblich entschiedener und Frage kommen könnte, hatte sich herumgesprochen, Kraft gebe, das Amt, das Sie mir übertragen, so zu lage gezwungen sehe, den Franken neuerdings um
wärmer zu als Motta und forderte mich auf, über das und sämtliche unserer Gäste waren übereinstimmend verwalten und dem Lande so zu dienen, wie es im ca. 30 % abzuwerten. An dieser Besprechung in spä-
Wochenende daheim das ganze Problem noch allen der Meinung, daß ich mich der Wahl stellen sollte. Sinne meines guten Willens ist. In dieser Hoffnung ter Abendstunde hatten außer dem Bundespräsiden-
Ernstes weiter zu überlegen. Er erwarte von mir am So kehrte ich denn montags nach Bern zurück und erkläre ich Annahme der Wahl.» ten auch der Präsident der Generaldirektion der Na-
Montag entschieden eine zusagende und positive teilte meinen Freunden mit, daß ich mich, widerwil- Gleichen Tages, am 28. März, begleiteten mich tionalbank, Herr Bachmann, und der Chef der Ab-
Antwort. Ich versprach ihm, ihn am Montag recht- lig nur und sozusagen gezwungen, einer allfälligen viele Mitglieder der Eidgenössischen Räte im Extra- teilung für Auswärtiges, Herr Minister Bonna, teil-
zeitig über meinen Entschluß zu unterrichten. Auf Wahl nicht mehr widersetzen werde. zug in meine zugerische Heimat, wo sich auf dem genommen. Herr Spinasse hatte erklärt, daß die ge-
der Heimfahrt am Freitag ermutigten mich noch Mittwoch, am 28. März, wurde ich von der Ver- Postplatz zu meinem Empfang wohl an die fünftau- plante Abwertungsmaßnahme in Übereinstimmung
Ständerat Hildebrand und Nationalrat Stutz, meinen einigten Bundesversammlung bei einem absoluten send Männer, Frauen und Kinder versammelt hatten. mit der englischen und der nordamerikanischen Re-
Freunden keine Enttäuschung zu bereiten. Die erste Mehr von 104 Stimmen mit deren 115 in den Bun- In meiner Dank- und Grußansprache galt mein erstes gierung erfolgen soll, im Sinne einer Ermöglichung
Meldung in der Presse, die mich als den gegebenen desrat gewählt. Ich verdankte die Wahl mit folgen- Gedenken dem Grab meines Vaters, den ich in sei- der internationalen Stabilisierung der Währung.
Nachfolger Musys im Bundesrat begrüßte, stammte den Worten: «Ich danke Ihnen für das Vertrauen, nem einundachtzigsten Altersjahr verloren hatte. Der Bundesrat nahm von dieser Mitteilung Kennt-
vom Bundesstadtredaktor der «Neuen Zürcher Zei- das Sie mir entgegengebracht, und insbesondere Meine Mutter starb am Ostertag nach meiner Wahl, nis und begann schon während der Vormittagssit-
tung», Karl Weber. danke ich für die Ehre, die Sie meiner kleinen zuge- in ihrem dreiundachtzigsten Lebensjahr. Die hundert zung des Freitags die Aussprache, die nachmittags
Daheim angekommen und die «Lage» mit meiner rischen Heimat erwiesen. Der Bundesratssitz, den Sie Kanonenschüsse, die am Tag meiner Wahl vom Lin- und Samstag vormittags unter strengster Verschwie-
Frau besprochen, beschlossen wir, Samstagvormittag mir anvertraut, gehört ja eigentlich der romanischen denberg her ins Dorf hcrunterdonnerten, die vielen genheit nach außen fortgesetzt wurde. Den Verhand-
zu Fuß miteinander auf den Gubel zu wandern, um Schweiz. Die romanische Schweiz, für die ich immer Glückwunschbesuche und die Freude ob der Wahl lungen wohnte zeitweise auch der Präsident der Na-
dort im Muttergottesheiligtum Rat und Hilfe zu ho- ganz besonders herzliche Sympathie empfunden ha- ihres Jüngsten in den Bundesrat hatten ihr altes Herz tionalbank, Herr Bachmann, bei. Er vertrat die
len. Vom Gubel zogen wir übers Bolzli und den be, hat auf den Sitz aus freien Stücken diesmal ver- gebrochen. Überzeugung, daß für unser Land keine Veranlas-
Bumbachhof in unser Heimatdorf Menzingen, um zichtet, um zum ersten Mal einem Vertreter der klei- Ende April fuhren Vettern und Freunde mit etli- sung bestehe, den Franken abzuwerten. Unsere Wäh-
dort im Vaterhaus meine greise Mutter zu besuchen. nen Kantone der Innerschweiz den Eintritt in den chen Karossen die junge Bundesratsfamilie durchs rung sei durchaus gesund. Bundespräsident Meyer
Sie nahm uns wie immer freudig auf und bewirtete Bundesrat zu ermöglichen. Ich danke der welschen Entlebuch und Emmenthal nach Bern. Hier hatten als Chef des Finanzdepartementes und Bundesrat
uns wie üblich zu Mittag, ohne daß wir uns angemel- Schweiz für dieses Entgegenkommen. - Meine Wahl wir inzwischen ein wohnliches Haus mit freund- Baumann schlössen sich im Verlauf der Verhandlun-

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gen dieser Auffassung an, während die übrigen fünf tung überzeugt worden war, und zwar nicht durch derte mir: «Mais, ä cause du change!» Und dann eine höchst beunruhigende innere Abwertung des
Mitglieder des Bundesrates, darunter auch ich, den Worte oder wissenschaftliche Überlegungen, sondern mußte ich auch noch zur Kenntnis nehmen, daß ein Frankens sorgt!
gegenteiligen Standpunkt vertraten. Wir alle waren durch Tatsachen. Unsere älteste Tochter, Marili, Schü- Hotel im Wallis, in dem sie schon wiederholt abge-
uns bewußt, daß es sich um ein Problem handelte, lerin am Mädchenpensionat der Lehrschwestern in stiegen waren, sogar während der besten Ferien-
dessen Lösung mit einer schweren Verantwortung Menzingen, war von der Mutter oder Großmutter monate Türen und Fenster geschlossen hätte! Wir Um Recht und Freiheit der Muttersprache
nicht nur wirtschaftlicher, sondern auch moralischer einer Mitschülerin, einer italienischen Markgräfin, unterhielten uns noch weiter, bis ich zur Abfahrt
Art verbunden sein mußte. Während unserer Ver- zu Ferienwochen in deren Schloß am Mittelmeer süd- meines Zuges die liebwerten Tischnachbarn verlas- «Einer der fundamentalsten Rechtsgrundsätze, die
handlungen - sie dauerten insgesamt nicht weniger lich von Genua eingeladen worden. Ich gab meiner sen mußte. - Auf der Heimfahrt hatte ich stunden- den eidgenössischen Staatsgedanken begründen, liegt
als dreizehn Stunden! - kamen wir denn auch im- Tochter in der Bahn bis an ihren Bestimmungsort, lang Zeit, über das Vernommene nachzudenken. im Prinzip der Gleichberechtigung unserer nationa-
mer wieder auf alle möglichen Auswirkungen einer Stadt und Schloß Viareggio, das Geleite. Am Bahn- Und jetzt dachte auch ich wirklich daran, daß die len Sprachen. Die schweizerische Nation ist nicht
Abwertung in den verschiedensten Bezirken und Be- hof von Viareggio, wo sie ihren Feriengast erwartete, größten und besten Hotels unseres Landes Türen das Produkt der Gemeinschaft der Sprache. Sie ist
ziehungen unserer Wirtschaft zurück und wogen sie lud mich die Gräfin in ihr Schloß zum Übernachten und Fensterläden geschlossen hatten. Und weiter vielmehr eine Gemeinschaft des Geistes, getragen
gewissenhaft am Gesamtinteresse des Landes. In der ein. Ich entschuldigte mich und verzichtete, weil ich stieg in mir auch die Erinnerung wieder auf an einen vom Willen verschiedensprachiger Völkerschaften,
Samstags-Sitzung beschloß der Bundesrat mit fünf am nächsten Morgen mit dem ersten Frühzug von Tag während der Sommerferien des vergangenen als eine Nation zusammenzuleben und die in ge-
gegen zwei Stimmen (Meyer und Baumann) die Ab- Genua in unser Ferienheim im Bauernhaus «Wyßen- Jahres, da wir telephonisch und telegraphisch zu schichtlicher Schicksalsgemeinschaft erworbene Frei-
wertung des Frankens und unterbreitete den Eidge- schwändi» in Unterägeri zurückkehren wollte. Die einer Sondersitzung nach Bern aufgeboten worden heit und Zusammengehörigkeit gemeinsam zu be-
nössischen Räten diesen Beschluß zur Kenntnisnah- Gräfin verstand mich und gab mir auf die Heimfahrt waren, weil die Neuenburger Kantonalbank in Zah- wahren und zu verteidigen. Das friedliche Zusam-
me in zustimmendem Sinne. Es sollte jedoch der ihre besten Wünsche mit. Im nächstgelegenen Hotel lungsschwierigkeiten und die großen Jura-Uhrendör- menleben dieser verschiedensprachigen Völkerschaf-
Öffentlichkeit nicht zur Kenntnis kommen, daß der erkundigte ich mich nach einem Nachtquartier. «Un- fer in ernste finanzielle Notlagen geraten waren. Der ten in einer Nation wird im Bundesstaat gewährlei-
Bundesrat in dieser bedeutungsvollen und schwer- möglich, alles besetzt!» Auf meine Bitte hin fragte man Bund mußte mit etlichen Millionen an Vorschüssen stet durch den Grundsatz, daß jede unserer nationa-
wiegenden Angelegenheit getrennter Meinung ge- telephonisch auch noch bei der Kurzentrale an. «Im- eingreifen, um über die schwersten finanziellen Eng- len Sprachen in voller Freiheit ihre Reinheit und
wesen war. Deshalb baten wir den Bundespräsiden- possibile! Tutto occupato!» Aus dem Orario stellte pässe hinwegzuhelfen. Trug vielleicht auch damals Eigenart entfalten soll. Die drei Hauptsprachen des
ten Meyer, den Beschluß des Bundesrates in den Eid- ich fest, daß um Mitternacht herum ein Zug nach schon le change, der Wechselkurs, an der augenblick- Landes, das Deutsche, Französische und Italienische,
genössischen Räten zu vertreten, und nach etlichen Genua abdampfen würde, und daß ich dort in den lichen Notlage einer der Edelindustrien unseres Lan- sind in der Bundesverfassung ausdrücklich als Natio-
und durchaus verständlichen Bedenken erklärte sich des die Hauptschuld? nalsprachen anerkannt. Das eidgenössische Staats-
ersten Morgenzug zum Gotthard umsteigen könnte.
der Bundespräsident bereit, unserem Wunsch und un- Das waren die Überlegungen und Sorgen, die mich recht kennt den Begriff des sprachlichen Minder-
Und so beschloß ich denn auch. Um mir die Zwi-
sern Bitten zu entsprechen. Der Bundespräsident ver- schenzeit zu vertreiben, suchte ich Viareggios Kur- auf der ganzen Heimfahrt von Viareggio begleiteten heitsschutzes nicht. Es kennt nur den Rechtsbegriff
trat die Abwertung vor den Eidgenössischen Räten und beunruhigten. Und so kam es vielleicht auch der Gleichberechtigung der Sprachen. Diese freiheit-
saal auf. Alles bis auf den letzten Platz besetzt! Im-
und in einer Radioansprache ans Volk, und zwar nicht von ungefähr, daß der Bundesrat mich beauf- liche Ordnung entspricht nicht nur der natürlichen
merhin, an einem runden Tischchen saß ein Ehepaar
derart überzeugend, daß jedermann annehmen muß- tragte, den Abwertungsbeschluß vor der ständerät- Zusammensetzung unseres Volkskörpers und der
mit zwei Töchtern, die siebzehn bis neunzehn Jahre
te, er hätte als Chef des Finanzdepartementes den lichen Kommission zu vertreten und zu verteidigen. föderalistischen Struktur unseres Bundesstaates. Sie
zählen mochten. Die Mutter ließ durch die ältere
Antrag auf die Abwertung selbst eingebracht. Der Am Montag, als die Eidgenössischen Räte im Bun- besitzt noch eine tiefere Wurzel in einem jener We-
der Töchter einen freien Sessel herholen und lud
Ständerat nahm in der Nachmittagssitzung vom deshaus zusammentraten, begrüßte mich ein be- senszüge, die das geistige Antlitz der schweizerischen
mich ein, an ihrem Tischchen Platz zu nehmen.
28. September, der Nationalrat in der Vormittagssit- freundeter Nationalrat aus dem Aargau mit dem Demokratie bestimmen: In der Ehrfurcht vor dem
Meine Tischgenossen waren Franzosen, und als ich
zung vom 29. September vom Beschluß des Bundes- Ausruf: «Endlich, endlich!» Und ich gestand ihm, Recht und der Freiheit der menschlichen Persönlich-
mich als Schweizer vorstellte, gerieten wir unverzüg-
rates zustimmend Kenntnis. Die loyale und nahezu daß ich trotz für mich klarer Ausgangsposition drei keit und damit in der Ehrfurcht vor dem Recht der
lich in ein anregend-freundschaftliches Gespräch.
heroische Haltung des Bundespräsidenten hatte mit Nächte lang keinen Schlaf mehr gefunden hätte! Muttersprache. Ohne Freiheit der Muttersprache ist
Die ganze Familie kannte die Schweiz fast besser als
Sicherheit die Stellungnahme der beiden Eidgenössi- ich. In Graubünden, im Wallis, im Berner Oberland, Handels- und wirtschaftspolitische Schwierigkei- eine wirkliche Freiheit des Geistes undenkbar.»
schen Räte wesentlich erleichtert. ten durch Manipulationen an der Währung beruhi- Diese Sätze stammen aus der von mir im Auftrag
am Vierwaldstättersee, überall hatten sie früher
Und nun darf ich vielleicht doch noch kurz erzäh- gen zu wollen, würde die maßgebenden Instanzen des Bundesrates verfaßten Botschaft an die Eidge-
schon Ferien gemacht, auf Rigi Kulm, Pilatus, auch
len, weshalb ich selbst schon Monate vor der auch heute noch und jederzeit vor schwerste Gewis- nössischen Räte betreffend die verfassungsrechtliche
auf Jungfraujoch waren sie schon gewesen. Beschei-
verantwortungsbelastenden Entscheidung der zustän- senskonflikte stellen, namentlich auch im Blick dar- Anerkennung des Rätoromanischen als vierter Na-
den fragte ich sie, warum sie denn jetzt nicht mehr
digen Behörden von der Notwendigkeit der Abwer- zu Ferien in die Schweiz kämen. Die Dame erwi- auf, daß ja die schwelende Inflation ohnehin schon für tionalsprache.
Der Kleine Rat des Kantons Graubünden hatte Aufsatz im Mai 1974 - habe ich das Bundesarchiv klingen all jener Sprachen zu finden, die mit der einer erfrischenden Flucht romanischer Lieder. Als
durch eine wohlbegründete Eingabe vom 21. Sep- in Bern gebeten, mir die Botschaft betreffend die An- schweizerischen Erde verwachsen sind und zum sie das Lied «Bei lungatg de mia Mamma» sangen,
tember 1935 den Bundesrat ersucht, den Eidgenös- erkennung des Rätoromanischen als vierter eidgenös- sprachlichen Erbgut unserer Nation gehören. Der rannen mir die Tränen über die Wangen, und als ich
sischen Räten Bericht und Antrag zu unterbreiten, sischer Nationalsprache zur Verfügung zu stellen. Reichtum unseres nationalen Lebens wurzelt in der mich verstohlen nach meinen Mitgästen umsah,
um in der Bundesverfassung auch das Rätoroma- Und wie staunte ich, als ich feststellen durfte, daß Vielgestaltigkeit unseres geistigen Besitzes und in der schämte ich mich nicht; denn kein einziges Auge war
nische als vierte Nationalsprache zu verankern. Zur ich die ganze Botschaft und die entsprechenden An- freien Entfaltung der verschiedenartigen Kräfte, die trocken geblieben! Meine Leser werden begreifen
Begründung dieses Begehrens berief er sich zunächst träge an die Bundesversammlung eigenhändig nieder- das Geistesleben unseres Landes befruchten. Des- und es mir sicher nicht einmal übelnehmen, wenn
auf die historische Bedeutung des Rätoromanischen geschrieben hatte! halb liegt es in der geraden Linie des eidgenössischen ich darauf verzichte, alle reichen Erlebnisse jener
in der vielhundertjährigen Geschichte des Freistaates Darf ich meine Leser noch mit der wörtlichen Staatsgedankens, auch dem kleinsten schweizeri- Tage zu schildern. Nur auf ein einziges Intermezzo
Graubünden, auf die bewährte und opferfreudige Wiedergabe eines weiteren wesentlichen Abschnittes schen Sprachgebiet die gleiche Freiheit und das glei- möchte ich noch zurückkommen. In Disentis, auch
Treue des romanischen Volksteils zu seiner Mutter- meines Botschaftsentwurfes behelligen? Er behandelt che Recht einzuräumen wie den ändern Sprachen des hier wurden wir von Behörden, vom Abt und von
sprache und den Einsatz bedeutender Männer, na- den Kern des ganzen bündnerischen Anliegens. Landes.» den Patres des Benediktinerstiftes wie vom Berg-
mentlich der Ligia Romontscha, für die Erhaltung «Nachdem feststeht, daß das Rätoromanische eine Der Bundesrat pflichtete diesen Überlegungen bei volk mit flammender Begeisterung empfangen (Na-
und Förderung dieses uralten, bodenständigen und selbständige Sprache eigener Prägung darstellt, er- und unterbreitete den Eidgenössischen Räten mit tionalrat Sepp Condrau, der Mistral der Landschaft,
eigenartigen Sprachgutes. Der bündnerische Regie- scheint es nicht mehr schwer, aus dieser Tatsache die entsprechender Botschaft vom 1. Juni 1937 den An- hatte übrigens vor Jahren schon im Nationalrat ein
rungsrat vergaß auch nicht, an die vielen und zum folgerichtigen Schlüsse zu ziehen. Der Umstand, daß trag auf folgende neue Fassung des Artikels 116 der Postulat betreffend Anerkennung des Rätoromani-
Teil recht kostspieligen Anstrengungen heimatlieben- nur 44 000 Schweizer, also kaum ein Hundertstel Bundesverfassung: schen eingebracht). Der Pater Bibliothekar des Klo-
der Männer und Vereinigungen zu erinnern, die sich unserer Gesamtbevölkerung, der rätoromanischen «Das Deutsche, Französische, Italienische und Rä- sters hatte in dessen Bücherei eine Ausstellung räto-
mit bewunderungswürdiger Hingabe für die Erhal- Sprache angehören, darf uns nicht veranlassen, die- toromanische sind die Nationalsprachen der Schweiz. romanischer Literatur zusammengestellt, und mit
tung und Entfaltung des wertvollen Sprachgutes ein- ser Sprache das von ihr geforderte Recht der verfas- Als Amtssprachen des Bundes werden das Deut- einem etwas unbenediktinischen Stolz zeigte er uns
setzen. Eine freilich fast diskrete, für die Würdigung sungsmäßigen Anerkennung vorzuenthalten. Für uns sche, Französische und Italienische erklärt.» (Auf ein Buch, das er als das nachweisbar älteste Impri-
des bündnerischen Anliegens aber doch nicht un- kann nur die Tatsache maßgebend sein, daß ein eid- die Erklärung des Rätoromanischen zur Amtssprache mat sämtlicher rätoromanischer Literatur bezeich-
wesentliche Bemerkung wies darauf hin, daß ein- genössischer Volksstamm das Rätoromanische als des Bundes hatte die Bündner Regierung von Anfang nete. Nachdem wir uns bewundernd mit den hübsch
zelne italienische Sprachwissenschafter aus gewissen seine Muttersprache spricht, und daß diese seine an verzichtet.) ausgestellten Schätzen romanischen Schrifttums aus-
unterschwelligen Gründen - nicht zu vergessen, wir Muttersprache mit einem Stück schweizerischer Erde Die während der gleichen Juni-Session des Jahres einandergesetzt, wollte einer unserer eidgenössischen
standen in den dreißiger Jahren! - wissenschaftlich wurzelstark verbunden ist. Die Erscheinung, daß ein 1937 von beiden Eidgenössischen Räten bestellten Ratsherren das Unikum rätoromanischen Schrifttums
zu beweisen versuchten, das Rätoromanische sei gar kleines Volk in den Bündnerbergen durch lange Jahr- Kommissionen zur Prüfung des bundesrätlichen An- noch einmal besichtigen. Das wertvollste Stück der
keine Sprache eigenen Rechtes, vielmehr ein italieni- hunderte die Kraft aufbrachte, ohne Anschluß an trages beschlossen, in den bündnerischen Landen rä- Sammlung fehlte, es war verschwunden. Uns alle
scher Dialekt! Mit Genugtuung aber durfte Grau- eine große Kultur - und Weltsprache - sein eigenes toromanischer Sprache und Kultur eine gemeinsame überfiel ein bedrückendes Unbehagen, konnten wir
bündens Kleiner Rat feststellen, daß andere und auch Idiom zu behaupten und erfolgreich zu verteidigen, Augenscheinfahrt durchzuführen und diesem Unter- uns doch das Verschwinden des kostbaren Schatzes
bedeutende italienische Sprachforscher diese poli- ja sogar zu hochentwickelter Schriftsprache und Lite- nehmen drei Tage zu «opfern». Der Verfasser der nicht erklären. Da zog der Bibliothekar aus seiner
tisch verfänglichen und wissenschaftlich unhaltbaren ratur auszubauen, fordert zur Bewunderung heraus. bundesrätlichen Botschaft hat diese drei Tage mit- Kutte tiefster Tasche den Schatz seiner Sammlung
Theorien mit allem Nachdruck zurückwiesen. Diese Sprache anzuerkennen und ihre Erhaltung zu erlebt. Der Augenschein in all den Tälern rätoroma- hervor mit der uns alle überraschenden Erklärung:
Daß der Bundesrat mit der Prüfung der Eingabe fördern, entspricht einer Forderung vornehmsten gei- nischer Sprache und Kultur beider Idiome entwickel- Dieses Bijou seiner Sammlung lasse er nicht auf
des Kleinen Rates von Graubünden und der Antrag- stigen Heimatschutzes. Gerade die Tatsache, daß es te sich zu einer eigentlichen Triumphfahrt durch Alt dem Tisch liegen! Jetzt löste sich der Bann unserer
stellung an Bundesrat und Eidgenössische Räte das sich um die Erhaltung einer Sprache handelt, die nur Fry Rhätien. Überall, wo wir hinkamen, gingen die verdutzten Gesichter, und schallendes und befreites
Departement des Innern beauftragte - er hätte ja mit von einem kleinen Teil unseres Volkes gesprochen Wellen der Begeisterung hoch. In Zuoz begrüßten Lachen quittierte des Schatzhüters freundeidgenös-
gleichem Recht auch das Justizdepartement dazu wird, erscheint uns als Grund besonderer Verpflich- uns von den Söllern der malerischen Häuser stricken- sische und pflichtbewußte Vorsicht!
begrüßen können - empfand ich als eine Sternstunde tung des Landes. Wenn andere Staaten aus der Ge- de und stickende Frauen in ihrer leuchtend roten Der Schluß läßt sich kurz fassen. Der Nationalrat
meiner ersten bundesrätlichen Jahre. Mit der mei- meinschaft der Sprache eine Säule ihrer Kraft erblik- Tracht. Der Gemeindepräsident von Planta begrüßte behandelte die bundesrätliche Vorlage in zwei Sit-
nem Departement anvertrauten Aufgabe befaßte ich ken, so entspricht es der Eigenart unseres eidgenössi- uns in einer herzlichen Ansprache, romontsch und zungen vom 6. und 7. Dezember 1937. Das Wort
mich persönlich und mit der Lust eines politischen schen Staatsgedankens, seine Größe in der Zusam- deutsch! In Savognin, wo wir Nachtquartier bezogen, ergriffen der Neuenburger Krügel und der Zuger
Füllens. Vor einigen Wochen — ich schreibe diesen menfassung, im Zusammenleben und im Zusammen- wurden wir von einem großen Chor empfangen, mit Meyer als Berichterstatter. Schmid - Oberentfelden,
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Walter - Ölten, Schmutz - Bern, der Tessiner Zeli ner Beziehung zum Bürger und Menschen grundsätz- stiger Landesverteidigung. - Der Zweck des Staates Am 9. Dezember 1938 unterbreitete der Bundes-
und die Bündner Vonmoos, Bossi - Chur und zu gu- lich zuwider. Und sie mußte auf die Dauer nicht nur erschöpft sich nicht darin, die materielle Wohlfahrt rat Botschaft und Antrag den Eidgenössischen Rä-
tem Schluß Sepp Condrau, der mit Bewilligung des unserer freiheitlichen und demokratischen Ordnung seiner Bürger durch die Gesetzgebung, durch die ten, und schon am 5. April 1939 wurde der «Bun-
Präsidenten seine ganze Rede gleich in Romanisch der Staatsgewalt, sondern auch dem friedlichen Zu- Rechtspflege und durch soziale Einrichtungen zu för- desbeschluß über Schweizerische Kulturwahrung und
hielt! Es war eigentlich mehr eine Art von Fest- und sammenleben von Völkerschaften verschiedener dern und die materielle Wohlfahrt durch die militä- Kulturwerbung» mit der Gründung der Stiftung Pro
Feiersitzung denn eine ordnungsgemäße Verhand- Sprachen und Kulturen im gemeinsamen Staatsge- rische Landesverteidigung gegen jeden Angriff von Helvetia vom National- und Ständerat verabschie-
lungstagung! bilde gefährlich werden. außen sicherzustellen. Eine solche materialistische det. Der Pro Helvetia stellte der Bundesbeschluß
Mit 114 Stimmen (Einstimmigkeit) beschloß der Zu gleicher Zeit aber wurden in eidgenössischen Auffassung vom Staat müßte auf die Dauer die Ge- einen jährlichen Kredit von 500 000 Franken zur
Rat die Annahme der bundesrätlichen Vorlage. Landen auch die Geister des Widerstandes wach. fahr in sich schließen, namentlich in Zeiten wirt- Verfügung. Viele meiner Leser werden ob dieser be-
Der Ständerat folgte in seiner Sitzung vom 15. De- Man erkannte die dem freiheitlichen Urgrund schaftlichen Niederganges oder wirtschaftlicher Not- scheidenen Ausrüstung unseres frischgeborenen Kin-
zember 1937 dem Nationalrat in ähnlich gehobener schweizerischer Geschichte und Verfassung drohen- lage, den Bestand einzelner, bestimmter Staaten in des den Kopf schütteln, und ich stimme ihnen gern
Stimmung. Als Referent waltete Martin — Genf, und den Gefahren und stieg auf die Schanzen, sie recht- Frage zu stellen. Jeder Staat lebt vielmehr aus der oder ungern zu. Doch wir dürfen nicht vergessen,
ihn sekundierten der Bündner Willi und der Zürcher zeitig abzuwehren. Dichter und Schriftsteller, Histo- Kraft der geistigen Grundlagen, die ihn geboren und daß der Bund in jenen Jahren sich keine finanziellen
Wettstein. Mit 36 Stimmen, auch hier Einstimmig- riker, Staatsphilosophen und Politiker aus allen La- im Laufe seiner Geschichte organisch weiter gestaltet Fettpolster angeschnallt hatte. Für den Ausbau der
keit, schloß sich der Ständerat der ändern Kammer gern der Parteien und Weltanschauungen riefen das haben. Der Staat wird getragen von einer einigenden, bewaffneten Landesverteidigung waren in jenen Jah-
an. Volk zu geistigem Widerstand auf. Mehr als ein Dut- alles Trennende und Differenzierende überschatten- ren von den Eidgenössischen Räten - die Arglist
In der Volksabstimmung vom 29. April 1938 wur- zend parlamentarischer Vorstösse, Postulate und Mo- den Idee, die in der Staatsform ihren wesensgleichen, der Zeit ins Auge fassend — über eine Milliarde an
de die Vorlage betreffend die Anerkennung des Rä- tionen, unterstützt von der Presse der verschieden- organischen Ausdruck und ihre natürliche Erfüllung neuen Mitteln bewilligt worden! Und dann sollen wir
toromanischen als Nationalsprache mit 574 991 ge- sten politischen und sozialen Farben, legten dem findet. auch die Tatsache nicht außer acht lassen, daß wir in
gen 52 827 Stimmen angenommen, und kein einziger Bundesrat nahe, Maßnahmen zu wirksamer geistiger Die Aufgabe der geistigen Verteidigung besteht jener Gründungszeit der Pro Helvetia gar nicht zu-
der eidgenössischen Stände war aus der geschlosse- Landesverteidigung in Angriff zu nehmen. Und so darin, in unserem eigenen Volk die geistigen Grund- gemutet hatten, ihre bescheidenen Mittel für selb-
nen Phalanx der Zustimmung ausgebrochen. Von beauftragte denn der Bundesrat das Eidgenössische lagen der schweizerischen Eidgenossenschaft, die ständige Aktionen einzusetzen. Sie sollte vielmehr ge-
den Bündnerbergen her aber grüßten Höhenfeuer Departement des Innern, zuhanden der Eidgenössi- geistige Eigenart unseres Landes und unseres Staa- wisse Initialzündungen in Gang bringen, Einzel- oder
und Glockengeläute das Unterland! schen Räte eine Vorlage auszuarbeiten, die berufen tes neu ins Bewußtsein zu rufen und den Glauben Gemeinschaftsinitiativen geistigen Einsatzes fördern
sein könnte, den abwehrbereiten Kräften des Landes, an die erhaltende und schöpferische Kraft unseres und ihre bescheidenen Mittel nur dort einsetzen, wo
soweit möglich, eine Mitte und ein zentrales Organ schweizerischen Geistes zu festigen.» ein kulturelles Unternehmen ohne ihre Hilfe mora-
zur Verfügung zu stellen. Kein anderer Auftrag hätte Die Botschaft bemüht sich dann, in breiter Aus- lischer oder materieller Natur nicht gestartet werden
Pro Helvetia konnte. Nach dem Ausbruch des Krieges wurde übri-
mir größere Freude und Genugtuung bereiten kön- legeordnung darzutun, was das Volk der Eidgenos-
Während der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre ver- nen! sen auf den verschiedensten Gebieten der Wissen- gens die finanzielle Basis der Stiftung noch bedeu-
dunkelten sich die geistigen Strömungen im Norden Vor mir liegt der handgeschriebene Entwurf zur schaft, der schönen Künste und des kulturellen Le- tend schmäler. Durch einen Beschluß des Bundes-
und Süden unseres Landes zusehends. Die Bedeu- bundesrätlichen Botschaft an die Eidgenössischen bens insgesamt in ungehemmter Freiheit geleistet rates hatte die Pro Helvetia der neu ins Leben geru-
tung der Einheit der Sprache als staatsbildende Kraft Räte. Ich greife auch hier auf einige wenige und ein- hat, und daß es sich ureigentlich heute nur darum fenen Abteilung der Armee «Heer und Haus» die
wurde überbetont, die demokratische und freiheit- leitende Kernsätze der Vorlage zurück. handle, die Freiheit des geistigen Schaffens gegen Hälfte ihres Jahreskredites zur Verfügung zu stellen.
liche Gestaltung des Staates abgelehnt und durch «Das Wensentliche unserer Abwehr gegen un- von außen drohende Gefahren zu verteidigen und zu «Heer und Haus» erfüllte jedoch für die Hunderttau-
eine diktatorische Zwangsherrschaft ersetzt. Dieser schweizerisches Gedankengut erblicken wir in der diesem Zweck ein zentrales Organ ins Leben zu ru- sende der Soldaten unseres Heeres und ihre Familien
geistigen bzw. ungeistigen Entwicklung gesellte sich positiven Besinnung auf die geistigen Grundlagen fen, eben unsere Stiftung Pro Helvetia. (Diese Be- genau die gleichen Aufgaben, wie sie der Pro Hel-
eine bewaffnete Aufrüstung von bislang unerhörtem unserer schweizerischen Eigenart, unseres schweize- nennung der Stiftung war das Kind einer schlaflosen vetia in den Zeiten des Friedens für das Volksganze
Ausmaß. In bedrohlichem Ton machten sich in rischen Wesens und unseres schweizerischen Staates mitternächtlichen Stunde! Das zentrale Organ der zugedacht waren.
Deutschland auch politische Machtansprüche gegen- in den großen Komponenten seiner Geschichte, sei- geistigen Landesverteidigung, denn als solches war Heute dürfen wir feststellen, daß die Pro Helvetia
über benachbarten Staaten im Osten des Reichs gel- nes Volkstums, seines Geistes und seiner Einrichtun- die Stiftung ureigentlich gedacht, sollte auf einen in all den Jahren seit ihrer Gründung die ihr gestellte
tend. Diese sich von Jahr zu Jahr noch verschärfende gen. In der Wahrung schweizerischer Kulturwerte Namen getauft werden, der in allen unsern Landes- Aufgabe treu und von Erfolgen reich gesegnet erfüllt
Entwicklung lief namentlich im geistigen Bereich un- und der Werbung für diese im In- und Ausland liegt sprachen und auch weitum in fremden Landen ohne hat. Die Bundesbehörden haben mit den Jahren die
serer eidgenössischen Auffassung vom Staat und sei- unseres Erachtens der eigentliche Sinn wirklicher gei- Übersetzung verstanden werden konnte.) von ihr benötigten finanziellen Beiträge wiederholt

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und wesentlich erhöht (heute fünf Millionen Fran- lauschten am Rundfunk meiner Ansprache. Ich sah stung, und oft finster und schmucklos die Fassaden, ter und Gesandte aller in Bern vertretenen Staaten,
ken). Die Stiftung hat diese im In- wie im Ausland sie nicht, aber ich spürte ihren Atem. Während der aber desto kraftvoller, desto mächtiger, wie für die die führenden Männer wirtschaftlicher und kulturel-
zu fruchtbarer Ernte eingesetzt. Manch wertvolle Be- folgenden Woche überbrachte mir die eidgenössische Ewigkeit gebaut! Treu der Familie, treu dem Land, ler Verbände des Landes, kurz und gut, alles, was
reicherung unseres geistigen Besitzes wäre ohne ihr Post mehr als tausend handgeschriebene Brieflein treu dem Herrgott! Ihr Helden von Laupen, Kämpfer im Land etwas zu bedeuten hatte, zog in geschlosse-
Zutun unmöglich gewesen, und auf die beglückende junger und jüngster Eidgenossen und zukünftiger und Sieger, erhaltet in uns die Kraft, daß jeder von nen Reihen unter den Klängen und Fanfaren der
Ausstrahlung eidgenössischen Geistes in die Welt Frauen und Mütter. Was mir da alles an kindlicher uns, so wie Ihr es getan, im Frieden und in der Ge- Musikkorps durch die beflaggten Straßen der Stadt.
weit entfernter Zentren des kulturellen Lebens hät- Treue, Freundschaft, Einladungen und guten Vor- fahr seine Pflicht erfülle!» Ein wahrer Platzregen von Blumen ergoß sich aus
ten wir ohne ihren Einsatz verzichten müssen. sätzen für dereinst, wenn sie «groß und erwachsen» Am 1. August des Jahres, wir zählen immer noch den Fenstern und Baikonen der städtischen Häuser-
sein würden, zugesichert wurde, ergriff mich derart, 1939, folgte in Zürich die größte Bundesfeier, die fronten auf die marschierende Heerschar. Unsere
daß ich mich entschloß, sämtliche mir zugegangenen unser Land in seinen Annalen zu verzeichnen hatte. Bundesweibel hatten die größte Mühe, die Flut der
1939 — mein erstes Briefchen eigenhändig zu beantworten. Zu diesem Mehr als Hunderttausende von Männern und Frauen beglückenden Blumengrüße uns nachzutragen. Kein
und bewegtestes Präsidialjahr Zweck ging ich jeden Morgen eine Stunde früher ins versammelten sich auf einem der größten freien Zweifel, eine Hochflut vaterländischer Begeisterung
Bundeshaus und des Abends eine Stunde später Plätze am Rande der Stadt. Dieser gewaltige Auf- war aufgebrochen, wie wir sie vordem noch nie ge-
In der Sitzung der Vereinigten Bundesversammlung heim. Und wie freute es mich, als ich später, wenn marsch galt jedoch nicht dem bundesrätlichen Red- sehen und erlebt hatten. Und die Flamme erlosch
vom 15. Dezember 1938 wurde ich zum ersten Mal ich als Schlachtenbummler Manöver unserer Armee ner, sondern der Waffenschau, deren Zweck darin während all der kommenden Wochen nie. Die «Lan-
als Bundespräsident der schweizerischen Eidgenos- begleitete und in Bauernhäuser Einkehr hielt, an der bestand, in unserem Volk das Vertrauen in die di« wurde zu einem eigentlichen Sammelbecken
senschaft gewählt. Ich wußte, daß ein bewegtes Jahr Stubenwand eingerahmt mein Dankesbrieflein wie- Schlagkraft und Bereitschaft unserer bewaffneten vaterländischer Begeisterung und gemeinsamer hei-
meiner wartete, aber alles ahnte ich noch nicht. Mei- dersah! Landesverteidigung zu erhalten und zu stärken. Das matlicher Freude. Darf ich vielleicht einige Erleb-
nem Rückblick und meinen Betrachtungen lasse ich Das Eidgenössische Schützenfest in Luzern stand ungewohnte Schauspiel stand unter der Leitung des nisse erzählen, die bis auf den heutigen Tag in mei-
ein kurzes Verzeichnis der Anlässe folgen, die der irgendwie schon im Schatten unheilträchtiger kom- nachmaligen Oberstkorpskommandanten Ulrich Wil- ner Seele so wach geblieben sind, als wären sie mir
Bundespräsident 1939 mit offiziellen Ansprachen mender Ereignisse. le, und der junge Hauptmann, der die unter dem gestern begegnet. Etwa zum Beispiel jenes gemein-
zu begleiten hatte. Bei allem Frohsinn und freundschaftlich-heiterem Schutz der Artilleriedeckung vorrückende Infanterie same Mittagessen mit dem Zürcher Trämler in der
Wiedersehen alter Schützenfreunde, da vom Schieß- kommandierte, war einer seiner Söhne. Artillerie und Fischerhütte! Als meine Frau und ich dort zum Mit-
23. Februar: Radioansprache an die schweizerische platz her die Schüsse knallten und an den langen Infanterie schössen mit scharfer Munition auf die tagessen einkehrten und im überfüllten Saal nur noch
Schuljugend. Tischen der Festhütte bewährle Freundschaften er- den Gegner darstellenden Scheiben. Es war nicht zu Platz fanden an jenem Fenstertischchen, an dem
6. Mai: Eröffnung der Schweizerischen neuert und neue geschlossen wurden, drehte sich halt verwundern, daß nicht selten aus der riesigen Masse schon vor uns eben unser Trämler als einziger Platz
Landesausstellung. doch auch manch Zwiegespräch um den Ernst der der Zuschauer laute Angstrufe in die Lüfte stiegen. genommen hatte und gleich mit uns ein angeregtes
10. Juni: Einweihung des neuen Universitäts- sichtlich sich verdunkelnden internationalen Lage. Der Zweck der Übung wurde, wie ich unmittelbar Gespräch eröffnete. Den ganzen Morgen hatte er
gebäudes Basel. Das Schlußwort meiner Ansprache wurde von Freun- hernach durch Gespräche mit einer Reihe von Zu- sich schon in der «Landi» herumgetrieben, und
den in großer Auflage vervielfältigt und ins Volk schauern, Männern und Frauen, feststellen konnte, nachmittags wolle er noch den Escher-Wyß-Stand
22. Juni: Offizieller Tag des Eidgenössischen
geworfen: «Nie wird der Schweizer sich trennen von erreicht. Unsere Armee wird sich, wenn es sein soll- besuchen, den sein Sohn betreute. Da plötzlich, wie
Schützenfestes in Luzern.
seinem Gewehr, Zeichen und Schutz seiner Freiheit te, ihrer Aufgabe gewachsen zeigen! er sich so heimelig mit uns unterhielt, faßte er mich
25. Juni: Sechshundert-Jahr-Feier der Schlacht und seiner Unabhängigkeit!» schärfer ins Auge und platzte heraus: «Gott verr
Den stärksten geistigen Auftrieb und die nachhal-
bei Laupen. Nur drei Tage später, am 25. Juni, versammelte seid Ihr nicht der Bundespräsident?» Ich suchte aus-
tigste Kraft zum Durchstehen der drohenden inter-
l. August: Riescnbundesfeier in Zürich. sich wieder ein mächtiger Harst von Eidgenossen zur nationalen Katastrophe aber verdankten wir der zuweichen, mußte aber schließlich der Wahrheit die
28. August: Aufgebot der Grenztruppen angesichts Sechshundert-Jahr-Feier der Schlacht bei Laupen. Schweizerischen Landesausstellung, der «Landi», die Zügel freigeben. Wir bestellten gebackenen Hecht
des unmittelbar bevorstehenden Aus- Hier galt das Wort des Bundespräsidenten nament- ich am 6. Mai 1939 durch mein vaterländisch-eid- mit entsprechenden Zulagen und einen Halben Dole.
bruchs des Zweiten Weltkrieges. lich der bewunderungswürdigen Tapferkeit der alten genössisch Wort eröffnen durfte. Schon der Festzug Er bestellte das gleiche und einen Dreier Dole. Wir
Berner und der Bundestreue ihrer eidgenössischen vom Bahnhof zum Kongreßhaus gestaltete sich zu unterhielten uns mit ihm sehr gut und in vaterlän-
Den Reigen all dieser Veranstaltungen und Bege- Freunde aus den Urständen der jungen Eidgenossen- einem wahrhaft triumphalen und tiefsten Erlebnis. discher Gemeinschaft. Zu gutem Schluß erklärte er
benheiten eröffnete wie recht und billig ein bundesvä- schaft. Und es galt den alten Bernerfamilien, deren Bundesrat, National- und Ständeräte, die Regierun- uns, jetzt verzichte er auf den Besuch beim Sohn
terliches Wort des Bundespräsidenten an die Schul- innere Haltung schon aufklingt in der Architektur gen sämtlicher eidgenössischer Stände, Abordnun- und Escher-Wyß-Stand und gehe direkt heim zu sei-
jugend der deutschsprachigen Schweiz. Zehntausende der alten Berner Kramgasse! «Jedes Haus eine Fe- gen städtischer und ländlicher Gemeinden, Botschaf- ner «Alten», ihr zu melden, mit dem Bundespräsi-

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denten und dessen Frau gespeist zu haben, und zwar Genua, und in sichtlich tiefer Bewegung reichte er «Liebe Eidgenossen! Die schweren Spannungen, unseres Landes unserer wackeren Armee, von der
genau dasselbe wie diese. So verabschiedete er sich mir die Hand mit den Worten: «Es isch halt doch die heute über den Völkern Europas lasten, haben wir wissen, daß sie vom General bis zum letzten Sol-
von uns, kam aber gleich wieder zurück und bat schön, e Schwizer z'si!» Seinen kräftigen Handdruck den Bundesrat veranlaßt, in seiner heutigen Sitzung daten ruhig, mutig und treu ihre Pflicht erfüllen wird.
mich, ihm schriftlich zu bestätigen, daß er mit uns zu spürte ich noch stundenlang, denn er war ein Hüne die für den Schutz unseres Landes erforderlichen Wir vertrauen auf unsere Armee, auf unser Volk und
Mittag gegessen hätte und so weiter, sonst glaube es von Gestalt! vorsorglichen Maßnahmen zu treffen. Es scheint auf Gott den Allmächtigen, dessen Schutz und Segen
seine «Alte» ihm nicht. Von solchen und ähnlichen Begegnungen könnte zwar nicht ausgeschlossen, daß die Spannungen, von wir unser Land und Volk unterstellen, mit dem hei-
Oder etwa jenen Nachmittagsplausch nach einer ich noch manches erzählen. Und so gestaltete sich denen ich eben sprach, noch auf friedlichem Wege ßen Gebet, daß er den europäischen Völkern und un-
Sitzung der Gleyrestiftung oben im Turmrestaurant denn die «Landi» zu einem dauernden Hochfest va- gelöst werden können. Wir hegen die Hoffnung, daß serem Lande auch in diesen schweren Zeiten den
mit meinen Freunden Oskar Reinhart, Hermann Hu- terländischer Wärme und Schultergerneinschaft. Tag die Bestrebungen jener, die sich um die Erhaltung Frieden erhalten möge!»
bacher und dem Genfer Baud-Bovy. Während wir für Tag kamen hier Tausende aus allen Himmelsstri- des Friedens bemühen, von Erfolg gekrönt sein mö- Am 29. August wählte die Vereinigte Bundesver-
uns gemütlich unterhielten, trat plötzlich aus dem chen des Landes zusammen und teilten sich in die gen. Auf alle Fälle besteht nach wie vor keine unmit- sammlung Henri Guisan zum General und beschloß,
äußeren Rundgang des Turmrestaurants ein Mann gemeinsame Freude am Leben und am Land. Hier telbare Bedrohung unseres Landes. Der Bundesrat da sich inzwischen die Lage noch verschlimmert hat-
zu uns herein, begrüßte uns und erklärte mir, sie und in all jenen Wochen vollzog sich ein eigentlicher ist entschlossen, die aus der Neutralität des Landes te, die Generalmobilisation der gesamten schweizeri-
seien da draußen im anstoßenden Gastzimmer zehn Aufbruch vaterländischer und eidgenössischer Ver- sich ergebenden Pflichten in jeder Situation und mit schen Armee. Am 1. September überschritten die
«Büezer» von der Firma Sulzer, Winterthur, und hät- bundenheit. Ich übertreibe nicht, wenn ich der Über- allen Mitteln zu erfüllen. Im Hinblick darauf, daß ersten deutschen Truppen die polnischen Grenzen.
ten eine Wette abgeschlossen darüber, ob ich der zeugung Ausdruck gebe, daß wir noch während des die Kriegsmobilmachung in unsern Nachbarländern Am 3. September erklärten England und Frankreich
Bundespräsident sei oder nicht. Als ich diese Frage ganzen langen Krieges aus dem Feuer lebten, das die schon weitgehend fortgeschritten ist, könnte der Bun- als Polens Verbündete und Garanten Deutschland den
von «offenbar nationaler Bedeutung» bejahte, brach «Landi» in den Herzen der Eidgenossen entzündet desrat die Verantwortung dafür nicht übernehmen, Krieg. Und damit begann jenes jahrelange Völker-
der «Büezer» enttäuscht in die Worte aus: «Oh, und wachgehalten hatte. unsere Grenzen ohne verstärkten Grenzschutz zu morden, das Millionen von Menschen ins frühe Grab
verr . ., jetzt händ mier verspielt.» Ich zahlte die ge- lassen. Er hat deshalb heute beschlossen, ein Auf- riß und von dessen Folgen sich die Völker Europas
wetteten zehn großen Bier, und unsere Turmnach- gebot für die gesamten Grenzschutztruppen zu erlas- nur langsam zu erholen vermochten. Ein Glück aber
barn kamen in geschlossener Front zu uns herein sen. Das Ausmaß dieses Aufgebotes und die Un- war es, daß die Niederlage der deutschen Heere auf
und tranken auf unser Wohl. Hornstoss und Paukenschlag sicherheit der Lage haben den Bundesrat überdies allen Fronten auch das Ende des Hitlerschen Wahn-
Und dann jene Überraschung, als ich wieder ein- veranlaßt, die Eidgenössischen Räte auf Mittwoch anspruchs auf die Beherrschung ganz Europas her-
mal mitten im Volk der «Landi» unerkannt mich Indes aber hatte sich der Himmel über den europä- nachmittag zu einer außerordentlichen Sitzung ein- beiführte.
umtat. Da stürzte urplötzlich aus dem dichtgedräng- ischen Landen wesentlich verdunkelt. Hitler schlug zuberufen, um den General zu wählen und dem Bun- Am zweiten Mobilmachungstag fuhr ich mit mei-
ten Kreis eine mir völlig unbekannte Tessinerin auf alle Bemühungen um die Erhaltung des Friedens in desrat die erforderlichen außerordentlichen Voll- ner Frau nach Zug, um dort in diesen geschichtlich
mich zu und wie eine Wildkatze an mir herauf, küßte den Wind. Das erste Opfer seiner weit- und hochge- machten zu erteilen. — Im Namen des Bundesrates bedeutungsvollen Stunden meiner engsten Heimat
mich auf die Wangen links und rechts und ver- stellten Eroberungsziele sollte Polen werden. Wäh- fordere ich das Schweizervolk auf, auch in dieser nahe zu bleiben. Auch wollte ich dem Territorial-
schwand im Getümmel der mich nun auch entdek- rend der dem Ausbruch des Krieges vorgelagerten ernsten Stunde ruhiges Blut zu bewahren und den bataillon, dessen Kommandant ich bis zu meinem
kenden Nachbarn grad so geheimnisvoll wie sie mich Woche hatte sich der Bundesrat fast jeden Tag zu Maßnahmen der Regierung unbedingtes Vertrauen Eintritt in den Bundesrat gewesen war, meine besten
angelaufen hatte. außerordentlichen Sitzungen zusammengefunden, die entgegenzubringen. Wir haben alle Vorbereitungen Wünsche in den Grenzwachtdienst mitgeben. Ich traf
Ernster war die Begegnung mit einem Italien- Entwicklung der bedrohlichen Lage aufmerksam zu getroffen, um die Sicherheit des Landes in jeder Be- die Mannen alle in bester Verfassung und frohen
schweizer, der zu gleicher Zeit wie ich die Fahnen- beobachten und, für den Fall eines Kriegsausbruchs, ziehung sicherzustellen. Insbesondere bitte ich das Mutes, und nicht wenige der alten Garde waren da-
halle besucht hatte. Er war mir aufgefallen, weil er unverzüglich die sich aufdrängenden Maßnahmen zu Volk, sich von Gerüchtemacherei jeglicher Art fern- mals schon mit braven Barten eingerückt.
mit eigentlicher Inbrunst diese oder jene der Fahnen ergreifen. Ich bitte, es mir nicht als Egozentrik anzu- zuhalten und von unbedachten Geldabhebungen bei Auf der Heimfahrt durchs Entlebuch und Emmen-
mit den Händen streichelte. Mich musterte er wieder- rechnen, wenn ich mir gestatte, auf die Rundflink- den Banken abzusehen, da alle Vorkehren dafür ge- thal begegneten uns schon Batterien fahrender Ar-
holt mit scheuen Blicken, verließ dann aber auf der ansprache zurückzugreifen, die ich als damaliger troffen sind, daß die Lebensmittelversorgung des tillerie. Kein Wunder, daß mich während der näch-
Abstiegrampe das Heiligtum. Als ich ihm nach etli- Bundespräsident am Abend des 28. August 1939 im Volkes und der Geldverkehr sich ruhig und ungestört sten Tage mehrere Gesandte ausländischer Staaten
chen Minuten folgte, hatte er mich unten erwartet Auftrag des Bundesrates ans Schweizervolk zu rich- abwickeln können. Sollte der Krieg wirklich über aufsuchten, um ihrer Bewunderung für die Raschheit
und stellte mich mit der Frage, ob er nicht den Bun- ten hatte. Es war eine jener ernsten Stunden unserer Europa hereinbrechen, was Gott verhüten möge, so und Ruhe unserer Mobilmachung Ausdruck zu ge-
despräsidenten vor sich hätte. Und als ich dies vaterländischen Geschichte, während deren jedes übergeben wir den Schutz unserer Grenzen zur Si- ben und mir zu bestätigen, daß seitens ihrer Länder
bejahte, stellte er sich vor als ein Eidgenosse aus Herz unseres Volkes höher schlagen mußte. cherung unserer Neutralität und der Unabhängigkeit der Schweiz keine Gefahr drohe.

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Oskar Reinhart — und sein Vermächtnis fels, Winterthur, Sion, Stein am Rhein, Romainmö- Oder die Geschichte, wie er, der Herr des Hauses, Am 31. Mai 1958 versammelte sich auf der Ka-
tier und so weiter - überall fanden wir uns heimelig sich zur Führung einer zur Besichtigung seiner Samm- stanienterrasse des Schlosses Spiez eine Festgemeinde
Meine Erinnerungen an Oskar Reinhart reichen von zusammen. In Romainmötier wurden wir sogar von lung angemeldeten Familie als Portier des Hauses ganz besonderer Art. Sozusagen alles, was in der
1934 bis zu seinem Tod am 16. September 1965. - einem Regimentsspiel begrüßt, es war in einem der verkleidete, den «leider» abwesenden Herrn des Stadt Bern und in deren Gesellschaft einen Namen
Die einzelnen Begebenheiten entsprechen nicht im- Kriegsjahre. Hauses entschuldigte, seine Gäste jedoch einlud, sich hatte, war da, insbesondere auch ein stattlicher Harst
mer ihrer zeitlichen Reihenfolge. In allen den genannten Institutionen wirkte Oskar seiner eigenen Führung anzuvertrauen und die Gäste Vertreter und Vertreterinnen des alten Stadtadels,
Reinhart jahrelang als Mitglied - in der Gottfried- durch seine souveräne Sachkenntnis in Erstaunen dessen Gruß der alte Forstmeister Fritz von Erlach
Freund Oskar war einer der Söhne der weltbekann- Keller-Stiftung immer wieder als deren Präsident setzte, sie aber hernach im Auftrag seines Herrn, der «im ene guete Bärndütsch» überbrachte. Die Feier-
ten Winterthurer Großkaufmanns-Famüie Reinhart. oder Vizepräsident - mit, und seinem Urteil kam bald heimkommen und sie begrüßen werde, zu einem stunde galt der Einweihung des Bubenbergdenkmals
Dieses Handelshaus hatte das Schwergewicht seines meistens auch entscheidendes Gewicht zu. - Nach «bescheidenen» Imbiß einlud und sie dann verließ auf der dem Schloß vorgelagerten Terrasse. Das
Einsatzes nach dem aufstrebenden Indien verlegt, des Tages Sorgen und Mühen und gesegneter Mahl- und das ihm offerierte Trinkgeld dankend und Denkmal hatte seine Geschichte. Und diese möchte
und ich erinnere mich noch daran, wie der eigent- zeit aber blieb man noch zwei oder drei Stündchen schmunzelnd in die Tasche steckte. Und wie dann ich hier in aller Kürze festhalten. Unser Freund Os-
liche Schöpfer von Neu-Indien, Pandit Nehru, an- am Kaminfeuer beieinander, und hier offenbarte nun nach einiger Zeit der Herr des Hauses selbst erschien, kar hatte sich in Karl Stauffers im seinerzeitigen
läßlich seines Schweizer Besuches mir erklärte, daß gelegentlich Freund Oskar derart frohe Seiten seines geschniegelt und gescheitelt, die Gäste herrschaftlich Wettbewerb durchgefallenen Entwurf ureigentlich
der Name Reinhart ihm nicht unbekannt sei. Auch innersten Wesens, daß auch seine vertrautesten begrüßte, sich entschuldigend, daß er durch die (und mit Recht!) verliebt. Jahre später, nach Stauf-
unser Jungmann Oskar wurde während seiner jungen Freunde nur staunen und die seelische Gelöstheit des Teilnahme an einer Konferenz verhindert gewesen fers Enttäuschung und tragischem Tod, stellte Os-
Jahre im indischen Handel eingesetzt, aber nicht all- sonst nach außen eher Verschlossenen bewundern sei, sie selbst durch die Sammlung zu führen, kar in der Gottfried-Keller-Stiftung den Antrag,
zulange. Denn Buchhaltung und Kontor wurden ihm mußten. So erzählte er uns zum Beispiel, wie er einst und sich von seinen Gästen über ihre Eindrücke Stauffers Maquette in Bronze ausführen zu lassen
nicht zu einem Paradies. Er suchte seine Welt in än- eines Morgens um neun Uhr einem Freund in Win- berichten ließ, bis dann endlich eine der Töchter und das Bildwerk auf der Spiezer Schloßterrasse auf-
dern Bezirken. Bezeichnend aber ist es doch, daß terthur, auch einem Kunstsammler, telephonisch mit- das lang verhaltene Lachen nicht mehr zu beherr- zustellen. Der Stiftungsrat stimmte einstimmig und
nicht nur Oskar, sondern auch eine Reihe anderer Ver- teilte, in Paris wäre an einer Auktion ein «Stribin- schen vermochte, weil ihr die Stimme des Herrn mit Begeisterung zu, und gleicherweise auch die
treter des Hauses Reinhart die Stadt Winterthur auf sky» zu kaufen, ein Meisterwerk des bekannten Po- jener des Portiers je länger desto ähnlicher aufge- Spiezer Schloßverwaltung. Und so wurde denn am
den verschiedensten Gebieten des geistigen Lebens, lenmalers, und zwar zum unerhört billigen Preis von dämmert hatte. oben genannten Sonntag in Spiez das Denkmal feier-
insbesondere der Musik und der schönen Künste, zu nur 17 000 Franken, aber man müßte heute noch Solche und ähnliche Schnurren gab Freund Oskar lich eingeweiht. Und da war nun eben unser Vier-
einem weithin ausstrahlenden Zentrum des kulturel- telegraphisch zugreifen. Er selbst, Oskar, müsse auf uns zum besten. War es da zu verwundern, daß sich bund in geschlossener Front wieder vertreten. Oskar
len Lebens von europäischer Bedeutung zu gestalten den Ankauf verzichten, weil das Werk sich in seine aus unserem Kollegium mit der Zeit ein eigentlicher Reinhart als der eigentliche Anreger und Stifter, Her-
wußten. Sammlung nicht organisch einfügen lasse. Der An- Freundschaftsbund entwickelte, zusammengeschmie- mann Hubacher, der Bildhauer, als sachverständiger
Die freundschaftlichen Beziehungen, die mich mit gerufene dankte herzlich für diesen Hinweis, er wolle det durch im Lauf der Jahre erhärtete gegenseitige Berater bei der Verwirklichung des großen Vorha-
Oskar Reinhart bis zu seinem Heimgang aufs engste sich aber mit seinen Freunden noch besprechen und Treue und Verehrung: Der Bildhauer Hermann Hu- bens, Michael Stettier als klassischer und meisterhaf-
verbanden, verdanke ich im Wesentlichen dem Um- werde am frühen Nachmittag telephonisch auf die bacher, der Architekt und Schriftsteller Michael ter Festredner, und der Schreibende als oberhoheit-
stand, daß dem Eidgenössischen Departement des In- Angelegenheit zurückkommen. So um drei Uhr Stettier, Oskar Reinhart selbst und der eidgenössi- licher Beisitzer. Für mich persönlich wurde die Feier
nern auch Aufgaben auf dem Gebiet der Pflege und des Nachmittags teilte der Kunstfreund telephonisch sche Kunstwart Philipp Etter. Mit Freund Oskar in einer der schönsten Tage meiner letzten zwei Jahre
Förderung der schönen Künste anvertraut waren. mit, er und seine «Mithaften» seien mit dem Kauf der Mitte. Und alle vier Doctores honoris causa! bundesrätlichen Wirkens.
Drei Organe standen dem Departement zur Erfül- einverstanden. Nun lud Reinhart den Kauflustigen Es wäre aber verfehlt und grundfalsch, die Freund- Jetzt aber, so meine ich, wäre es endlich an der
lung dieses mich persönlich beglückenden Pflicht- auf nachmittags fünf Uhr ins Klubhaus zur «Ge- schaft, die uns mit Oskar Reinhart auf Lebenszeit Zeit, unsern Freund in seinem stattlichen Heim «am
kreises zur Verfügung: Die Eidgenössische Kunst- duld» zur endgültigen Erledigung des Geschäftes ein. zusammenschmiedete, nur gerade auf jene Stunden Römerholz» auf der Höhe ob Winterthur persön-
kommission; die Gottfried-Keller-Stiftung und die Das Telegramm wurde in aller Eile redigiert, und am frohen und gemütlichen Beisammenseins zurückzu- lich aufzusuchen. Wie oft bin ich dort zu Gast ge-
vom Departementschef selbst zu präsidierende Schluß diktierte Freund Oskar: «Winterthur, am führen. Aus unserer Freundschaft, die uns gegensei- wesen, welch herrliche und unvergeßliche Stunden
Gleyre-Stiftung. An vielen Sitzungen dieser Arbeits- 1. April 19 ... und so und so.» Da stutzte der Kunst- tig beschenkte und beglückte, erwuchsen im Lauf durfte ich dort in schöner Gesellschaft erleben,
gemeinschaften habe ich während meiner langen freund, und beide brachen in ein helles und befreien- der Jahre für unser nationales Geistesleben und ins- und welch tiefe Eindrücke immer wieder mit heim-
Bundesratsjahre teilgenommen, und zwar, um es ganz des Gelächter aus. Ein Maler Stribinsky existierte besondere für den Einsatz schöpferischer Kräfte im nehmen.
offen zu gestehen, nicht nur der Geschäfte, sondern selbstverständlich nicht, wohl aber Reinharts in Dienste des Landes bleibende Werte. Ein einziges Unter Oskar Reinharts höchstpersönlicher Beglei-
ebenso sehr der Gesellschaft wegen. Landeron, Nä- Kunstsachen unbestreitbare Autorität! Beispiel soll dafür Zeuge stehen. tung konnte ich mich mit jedem seiner Bilder und

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mit den großen und größten Meistern der Kunstge- Schuß anzutragen gedenkt, auflauert, bis der be- Schluß der Bilanz — und Abschied gen nur 202 863 bejahenden Stimmen. Ich selbst
schichte unterhalten - mit Lukas Cranach, Pieter freiende Schuß endlich fallen kann. hatte in den Kommissionssitzungen vor den meines
Bruegel, Grünewald, Tintoretto, El Greco, Rubens, Doch dann kamen langsam aber stetig die Jahre, «Versuch einer Bilanz» - so habe ich meinen Auf- Erachtens zu weit gehenden Obligatorien gewarnt,
Frans Hals, Poussain, Lorrain, Chardin, Daumier, da Freund Oskar sich die Frage stellen mußte, was satz überschrieben. Aber eine Bilanz verzeichnet, soll doch ohne Erfolg. Während der Abstimmungskam-
Delacroix, Corot, van Gogh, Cezanne und so weiter aus seiner Sammlung werden sollte, wenn er nicht sie rechtsgültig sein, nicht nur Positives, sondern pagne war ich immerhin in etlichen Vorträgen für
bis Picasso! Und so manch andere noch! Einen bes- mehr am Leben sein würde. Ihr hatte er das Beste auch Negatives, sogenannte Nieten oder Mißerfolge. die Annahme der Vorlage eingetreten. Doch dem
seren Lehrer in Kunstgeschichte hätte ich keinen fin- seines langen Lebens geschenkt, ihr und ihrem Wei- Und auch solche blieben mir nicht erspart. Mit be- Propheten fehlte die überzeugende Durchschlags-
den können, und auch keinen liebenswürdigeren. terbestand fühlte er sich wie ein Vater verpflichtet. rechtigtem Unbehagen denke ich heute noch an kraft.
Oskar Reinhart öffnete mir den Blick für die Eigen- Und gerade in jenen letzten Jahren rückten wir als «mein» Tuberkulose-Gesetz zurück. Das Gesund- Glücklicherweise ist dann in der Folge die Tuber-
art jedes Meisters und für seinen Standort in der Ket- alte Freunde noch enger zusammen und berieten uns heitsamt hatte einen flotten Gesetzesentwurf ausge- kulose ohne oberhoheitliches Zutun derart stark zu-
te der Jahrhunderte, und wie der eine den ändern darüber, was geschehen sollte. Während etlicher Zeit arbeitet, und in gemeinsamer ernster Arbeit zwischen rückgefallen, daß eine Reihe von Sanatorien ge-
schöpferisch befruchtete, dann wieder wie die Kunst dachten wir an die Errichtung einer Stiftung. Auch dem Amt und dem Departement strählten wir ihn zu schlossen bzw. ändern gesundheitspolitischen Zwek-
ein ganzes Jahrhundert mit dem Geist ihrer Eigenart die Übergabe an die Stadt Winterthur kam zur Spra- einer vertretbaren Vorlage zusammen, von der wir ken dienstbar gemacht werden konnten.
und mit der Kraft ihres Wollens zu erfüllen vermoch- che. Schließlich aber einigten wir uns auf den Plan, hoffen durften, daß sie in beiden Eidgenössischen Mit ganz ändern Gefühlen darf ich auf die Ein-
te. Ich wage zu behaupten, daß kein kunstgeschicht- die ganze Sammlung der Eidgenossenschaft zu ver- Räten die Probe bestehen würde. Doch, wie so oft, es führung der Invalidenversicherung zurückblicken.
liches Seminar mir hätte mehr schenken können, als machen. Mich ergriff bei diesen Verhandlungen und kam anders als wir dachten. Die Kommissionen der Hier handelte es sich um eine Vorlage aus dem Be-
ich es meinem Freund und Mentor zu verdanken Besprechungen die Sorge, die er um seine langjähri- Eidgenössischen Räte verlegten ihre Sitzungen nach reich des Bundesamtes für Sozialversicherung, das
habe. Freilich muß ich auch aufrichtig bekennen, gen und alternden Dienerinnen trug. Selbstverständ- Davos, dem Zentrum der Tuberkulose-Spitäler und um die Mitte der fünfziger Jahre meinem Departe-
daß ich heute nicht mehr in der Lage wäre, alle Fra- lich dachte er auch an seine nächsten Verwandten. -Heilstätten, und dem geistigen Einfluß des Ortes er- ment zugegliedert worden war. Die Übernahme die-
gen, die mir mein damaliger Meister stellen würde, Stundenlang schritten wir eines Tages die ganze gro- liegend, belasteten sie unseren Gesetzesentwurf durch ses Amtes in meine Obhut habe ich nie als eine
zu beantworten. Wäre mir aber noch einmal ein Be- ße Liegenschaft ab, und Freund Oskar teilte alles das verschiedene gutgemeinte, für das Überleben des Ge- Mehrbelastung empfunden, vielmehr begrüßte ich
such am Römerholz beschieden, so würde wohl, nein an Boden und Gebäulichkeiten ab, was den Ver- setzes aber gefährliche Ergänzungen. So wurde z. B. sie als Möglichkeit persönlichen Einsatzes zugunsten
sicher, vieles und manches wieder lebendig werden, wandten zukommen sollte. Darunter befand sich, in Art. l der Vorlage der Bundesrat ermächtigt und notleidender und hilfsbedürftiger Menschen und Fa-
was ich vor vielen Jahren mit meinem Freund und wenn ich mich nicht täusche, z. B. auch ein Bad, von beauftragt, zur rechtzeitigen Erkennung und Betreu- milien. Die Alters- und Hinterbliebenenversicherung
Lehrer beim Gang durch seine reiche Sammlung ler- dem er mir sagte, daß die Kinder sich oft und gerne ung tuberkuloser Personen schrittweise nach Be- konnte den Anforderungen der wechselnden Bedürf-
nen und erfahren durfte. darin tummelten, und das sollte ihnen auch verblei- völkerungsgruppen die periodische obligatorische nisse immer wieder und stetig angepaßt werden. Als
Oft erzählte mir Oskar auch die Geschichte, wie ben. Ich glaube nicht, daß ich der einzige war, den Untersuchung der gesamten Bevölkerung anzuord- neue und mich persönlich unerhört ansprechende
er in den Besitz dieses oder jenes Kunstwerks seiner Reinhart in diesem ihn seelisch so tief bewegenden nen. Und in Art. 3 des Gesetzesentwurfes wurden die Aufgabe aber empfand ich die Mitarbeit des Depar-
Sammlung gekommen war. Aufmerksam verfolgte Anliegen und in der Sorge um die Erhaltung seiner Kantone ermächtigt, zur Deckung der Kosten der tementschefs an der Einführung der Invalidenversi-
er alle Ausstellungskataloge, deren er habhaft wer- Sammlung zu Rate zog. Ich bin vielmehr überzeugt, einfachen Reihenuntersuchungen Gebühren zu erhe- cherung. Dankbar gedenke ich in diesem Zusammen-
den konnte. Und sicher gab es kaum eine einzige daß er sich auch andernorts noch beraten ließ. Am ben, die bei unselbständig Erwerbenden ganz oder hang der ganz wesentlichen und zuständigen Vor-
Veranstaltung dieser Art, unter Einschluß von Auk- 26. Febuar 1958 wurde der Schenkungsvertrag zwi- teilweise dem Arbeitgeber Überbunden werden kön- arbeit des Chefs des Eidgenössischen Amtes für So-
tionen, die seinem scharfen Auge entgangen wäre. schen Dr. h. c. Oskar Reinhart und der Eidgenossen- nen. Ich wiederhole, diese und andere Anträge wa- zialversicherung, Dr. Arnold Saxer, und seiner Mit-
Entdeckte er im Titelverzeichnis ein Bild, dessen schaft abgeschlossen. Mit dem Tod Oskars am ren gutgemeint - man wollte der Tuberkulose durch arbeiter, wie auch der verschiedenen Arbeitsgruppen
Meister oder Epoche in seiner Sammlung noch fehlte 16. September 1965 ging die Liegenschaft am Rö- solche und ähnliche Vorkehren mit äusserstem Ein- Sachverständiger, die dem großen Sozialwerk zu Ge-
oder das ihm sonst, zum Beispiel für einen Austausch merholz mit der unschätzbaren Sammlung in den satz entgegenwirken. Die Eidgenössischen Räte vatter standen. An allen Sitzungen der parlamenta-
dienlich werden könnte, so verfolgte er dieses von Besitz des Bundes über. Mir ward das Privileg zuteil, stimmten den Anträgen der Kommission zu, in bester rischen Kommissionen, deren vier des Nationalrates
einer Ausstellung zur ändern, bis ein Kauf zu günsti- meinem verstorbenen Freund die Grabrede zu hal- Absicht, die damals noch verheerende Pestilenz so- und zwei des Ständerates, habe ich persönlich teil-
gen Bedingungen reif und fällig werden mußte. Sol- ten. Der Auftrag ist mir schwer genug gefallen. weit möglich zum Erliegen zu bringen. Aber sie hat- genommen, schon deshalb, weil ich ja die Vorlage
che Erinnerungen erzählte er gerne und oft mit viel Oskar Reinharts Vermächtnis aber, seine Samm- ten die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Gegen die in den Eidgenössischen Kammern als zuständiger
Humor. Dann glich er, wie ich mir dachte, einem Jä- lung, wird von der Kunsthistorikerin Frau Lisbeth Gesetzesvorlage wurde das Referendum ergriffen, Departementschef zu vertreten hatte. Allen diesen
ger, der in des Morgens erster Frühe und bei des Stähelin in treuer Obhut, mit souveräner Zuständig- und in der Volksabstimmung vom 22. Mai 1949 Sitzungen, in Lugano, Davos Platz, Basel (zweimal),
Abends letztem Verglimmen dem Wild, dem er den keit und ganz im Geiste des Stifters verwaltet. unterlag das Gesetz mit 613 552 verneinenden ge- Brissago und im Bundeshaus, bewahre ich heute

20 21
Vom Handwerksbetrieb
zum Branchenleader...
60 Jahre Verzinkerei Zug AG
noch ein bestes Andenken, und manche dauernde Freunde dem Präsidenten und der ganzen Bundes-
Freundschaften gehen auf jene oft nächtlichen Stun- versammlung für das Vertrauen, das sie uns entge-
den zurück. Es wurde ernste und zuverlässige Arbeit gengebracht, zu danken. Durum officium! Es war
geleistet, und wir dachten immer daran, daß wir vor eine der ergreifendsten Stunden meines Lebens . . . R B B ta K u:: m r «ri n
den Räten unser Tun zu verantworten haben wür-
den. Mir persönlich wurde es zu Lust und Freude, Zu gleicher Zeit wurde auch der Zürcher Bundes-
doch auch zu innerer Genugtuung, daß ich in den rat Hans Streuli unter bester Verdankung der dem
National- und Ständeratssälen wiederholt in die sach- Land treu geschenkten Jahre aus dem hohen Amt
lichen Verhandlungen eingreifen mußte (oder durf- verabschiedet.
te), um Bedenken und Zweifel zu beschwichtigen.
Am 18. Juni 1959 wurde das Bundesgesetz betref- Es liegt mir am Herzen, mit einem Wort warmen
fend Invalidenversicherung vom Ständerat mit 38 Dankes meiner Kollegen zu gedenken, die mit mir
Stimmen (einstimmig) und am Tage darauf vom die Sorgen um Land und Volk teilten. Es waren
Nationalrat mit 155 Stimmen (einstimmig) ange- nicht weniger als dreiundzwanzig! Fünf davon leben
nommen. Da kein Referendum ergriffen wurde, trat noch: Enrico Celio - Paul Chaudet - Max Petit-
das Gesetz am 1. Januar 1960 in Kraft. Die Ver- pierre - Fritz Traugott Wahlen - Max Weber.
sicherung hat seither für Invalide und deren An- In Ehrfurcht sei jener gedacht, die schon hinüber-
gehörige viel Gutes gestiftet, manchen körperlich gegangen sind dorthin, wo es keine Sorgen und keine
oder seelisch Behinderten geholfen und sie in sinn- Enttäuschungen mehr gibt. Ich nenne sie in alpha-
voller Weise in irgendein geeignetes Berufsfeld ein- betischer Reihenfolge: Baumann - Escher - Feld-
gegliedert. Familienhilfe bester Art! Wir können die- mann - Holenstein - Kobelt - Lepori - Meyer -
ses große Sozialwerk aus unserem nationalen Leben Minger - Motta - Nobs - Obrecht - Pilez-Golat -
gar nicht mehr wegdenken. Gruß und Dank vor Rubattel - Stampfli - von Steiger - Streuli - Schult- Stolz auf die Verzinkerei Zug AG
allem aber den Menschen, die sich in bewunderungs- heß - Wetter. Wie Soldaten den Fahneneid, haben
auch sie alle den Schwur der Treue, den sie dem Dr. Hans Sträub, Präsident des Verwaltungsratcs
würdiger Hingabe in den Dienst des großen Hilfs-
werkes stellen. Land gelobt, in gewissenhafter Pflichterfüllung
durchgehaltcn. Und für das Vertrauen, das sie mir Im Stolz über die erfreuliche Entwicklung der Vcr- te, und als er ihn in der Folge durch alle Fährnisse
Auf Ende des Jahres 1959 hatte ich meinen Rück- persönlich entgegengebracht, danke ich ihnen! zinkerei Zug AG in den vergangenen 60 Jahren zweier Weltkriege und der großen Wirtschaftskrise
tritt aus dem Bundesrat erklärt, nach mehr als fünf- schwingt bei mir aus eigenem Erleben heraus immer hindurchführte. Unter seiner Leitung wurde der
undzwanzig Jahren bundesrätlichen Wirkens. Auf ein Gefühl enger familienmäßiger und persönlicher Grundstein zur heutigen Position als Branchenleader
den gleichen Zeitpunkt hatten aber auch meine «Versuch einer Bilanz» - dieser Versuch war von Verbundenheit mit. der Haushaltapparate gelegt, zu der auch mein Bru-
Freunde, die Bundesräte Thomas Holenstein und Anfang an dazu verurteilt, ein Torso zu bleiben. Zeit Unter diesem einschränkenden Gesichtspunkt möch- der Oskar während seiner 30jährigen Tätigkeit als
Giuseppe Lepori, aus hartem gesundheitlichem und Raum stießen an bestimmte Grenzen, die nicht te ich hier zwei Namen nennen, die das verdeut- technischer Direktor Wesentliches beigetragen hat.
Zwang die Bundesversammlung gebeten, sie aus dem überschritten werden konnten. Dafür hoffe ich auf lichen sollen. Damit werden die hervorragenden Lei- Ich bin dankbar, daß ich diesen erfolgreichen Auf-
Dienst am Land zu entlassen. In der Sitzung der Ver- das Verständnis der Schriftleitung und meiner Leser, stungen und Verdienste aller anderen Beteiligten, und Ausbau sowohl von der Familie und der Firma
einigten Bundesversammlung vom 17. Dezember und beiden danke ich für die meinen Erinnerungen ohne die weder die Entstehung noch der Aufstieg aus, wie später aber auch als kantonaler Finanz-
1959 wurden wir alle drei in feierlicher Stunde aus geschenkte Aufmerksamkeit. der Firma möglich gewesen wären, in keiner Weise direktor miterleben und «mitnutznicßen» durfte. In
dem Bundesdienst entlassen. Der Präsident der Bun- geschmälert. Doch durfte ich von Kindheit an mit- der letzteren Eigenschaft und aus allgemeiner volks-
desversammlung, der Neuenburger Nationalrat Clot- erleben, wie sich das Schicksal und das tägliche Le- wirtschaftlicher Sicht heraus darf ich hier mit Stolz
Nachschrift und Freude feststellen, daß die Verzinkerei Zug AG
tu, verdankte in bewegten Worten uns dreien unser ben unserer Familie stark und direkt mit demjenigen
Wirken im Dienste des Landes und des Volkes. Mir der Firma identifizierte, nachdem mein Vater im als eines jener zielstrebigen, dynamischen Unterneh-
Dem Bundesarchiv und meiner Tochter Monika Etter
aber war es beschieden, nicht nur für mich selbst, son- danke ich herzlich für die mir geschenkte wertvolle Mit- Jahre 1913 den damals handwerklichen Blechbear- men geschätzt wird, das die Entwicklung der zugc-
dern auch im Namen meiner zwei abwesenden arbeit. beitungs- und Verzinkungsbetrieb mitbegründet hat- rischen Volkswirtschaft mitgeprägt hat und heute

22 23
über die Grenzen des Kantons hinaus für Zug wirbt. der Waschtrog . . ., und 1929 war die klassische
Möge die VZ die Probleme der Gegenwart und Zu- Waschküche komplett Oder mit anderen Worten:
kunft im gleichen Sinn und Geist meistern wie in der Der Waschtag war für die Hausfrau und Mutter
Vergangenheit. Ich danke der Geschäftsleitung und zwar noch kein Tag wie ein anderer, aber die klas-
den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aller Stufen sische Waschküche bedeutete doch einen ersten be-
für ihren Einsat/ und wünsche ihnen alles Gute. deutenden Schritt auf dem Weg zur Automation des
Haushaltes. Und auch die Waschfrau atmete auf,
nachdem ihr nun Geräte zur Verfügung standen,
60 Jahre im Dienste der Hausfrau welche ihr die Arbeit ganz wesentlich erleichterten.
Kurz: Mit dem Schrecken des Waschtages war es
Heinz Wihler, Marketing Direktor fürs erste vorbei.
Apparaten mit Wasserantrieb folgten elektrisch
60 Jahre im Dienste der Hausfrau. Das darf man betriebene, Waschherde mit Holzfeuerung wurden
wohl sagen, denn bereits 1915 trat der geradezu durch elektrisch beheizte abgelöst. Die klassische
legendär gewordene Zugcr Waschherd seinen Sieges- Waschküche aus Zug wurde moderner, sah sich
zug an. Zwar ist die Verzinkerei Zug AG 1913 als aber schliesslich nach dem Zweiten Weltkrieg trotz-
handwerkliche Lohnverzinkerei gegründet worden, dem bedroht durch das Aufkommen von Geräten
doch bestand von Anfang an die Absicht, der j u n - aus den USA, die alle Waschoperationen automa-
gen Firma bald auch einen Fabrikationsbetrieb an- tisch ausführten. Was diesen Modellen glücklicher-
zugliedern. Aus dieser Zielsetzung heraus entschied weise abging, war der Zuschnitt auf schweizerische Schweizer Frau, den Alltag zu verschönern. Die Ver- Doch es gab kein Verschnaufen. Die Ansprüche
sich die damalige Geschäftsleitung für die Herstel- Verhältnisse, auf die Waschgewohnheiten der zinkerei Zug AG reagierte rasch. Schon 1949 lan- der Hausfrau wurden noch höher, ja sie war ge-
lung von Produkten zur Erleichterung der haus- Schweizer Hausfrau. cierte sie mit der «Tempo» die erste schweizerische wissermaßen durch ihre vermehrte Berufstätigkeit
fraulichen Arbeit. Das war «gentlemanlike». So be- Hier öffnete sich eine Marktlücke, die es für die Haushaltmaschine in modernem Kleid und nur ein auf weitere Entlastung ganz einfach angewiesen.
gann es mit dem Waschherd. So folgten die Zentri- Verzinkcrci Zug AG zu schließen galt, wollte sie Jahr später den Zuger Waschautomaten «Unimatic». Und weil es sich zeigte, daß sie neben dem Waschen
fuge «Rigi», die Vorwaschmaschine «Unica» und ihrer Zielsetzung nachleben, der Hausfrau, der Und als dieser nicht gerade auf Anhieb den Komfort das Abwaschen als weitaus unangenehmste Haus-
bot, den die Hausfrau erwartete, ruhten die Kon- arbeit empfand, war die Frage nach dem neuen
strukteure nicht, bis 1954 mit dem verbesserten Mo- Pflichtenheft für die Konstrukteure der Verzinkcrci
dell «Unimatic Favorite» ein Gerät angeboten wer- Zug AG bald beantwortet. Schon 1962 war es so
den konnte, das nun die Hausfrau vollends vom so weit. Aus Zug kam nun auch ein Gcschirrspülauto-
lästigen Waschen von Hand befreite. mat, der inzwischen bereits in Zehntausenden von
Aber das Waschen allein war es ja nicht. Die Wä- Haushalten Eingang gefunden hat.
sche muß schließlich auch noch aufgehängt, getrock- 60 Jahre im Dienste der Hausfrau . . . Die An-
net, abgenommen und gebügelt werden. Das Ziel strengungen der Verzinkerci Zug AG beschränkten
war also nur mit dem Wasch-Vollautomaten nicht sich aber nicht nur auf den Bau von Haushaltappa-
erreicht. Dazu kam das Ausstcrben der Haushalthil- ratcn. 1969 entstand auf ihrem Fabrikareal ein mo-
fen, welches nach noch perfekteren Lösungen rief. dernes Kochgcschirrwerk, welches sie ab Mitte 1970
Es konnte daher nur eine Frage der Zeit sein, bis in die Lage versetzte, Kochgeschirr für den Haus-
auch das Trocknen und Bügeln maschinell erledigt halt, aus Inox oder Aluminium, blank oder farbig,
werden konnten. Der Waschautomat wurde 1959 für Gas oder Elektrisch, uni oder dekoriert. . . anzu-
durch den Wäschetrockner «Adora» und drei Jahre bieten. Und da sie ebenfalls den Verkauf der von
später durch die Bügelmangc «Adora» ergänzt. Das ihrer Schwestergesellschaft, der Metallwarenfabrik
Problem «Waschen» war damit gemeistert, die Hy- Zug, hergestellten Spezialitäten wie Bräter, Friture-
pothek des Waschtages endgültig abgelöst. pfannen und Fondue-Caquelons übernahm, gehört

24
1915 1925 1945 1955 1965 1970 1974

1950 1955 1960 l')7i) 1974


Umsatzanteil der
L-in/.clnen Warengrup

Kochgeschirr
4grjrmf\1f\
die Verzinkerei Zug AG heute zu den vielseitigsten • Haushallapparate
und leistungsfähigsten Lieferanten von Kochgeschirr, Konventionelle A r t i k e l
das sich neben seiner Vielfalt und selbstverständlich l olinviT/.inkiing
perfekten Kocheigenschaften vor allem durch ein ge- "
•!• .RxlrajWitertigungen
l
konntes Design und ein unverkennbares, exklusives
Styling auszeichnet. Es ist Kochgeschirr aus Zug. onHaushaltapparaten 1950 1955 I9(,o 1965 1970 1974
Geschirr, mit dem die Haufrau mit noch mehr Lust
kocht und die von ihr sorgfältig zubereiteten Speisen Die Verzinkerei Zug AG heute
mit Stolz und Freude zu Tische trägt.
In Verwirklichung der Zielsetzung «Ladies first» Dr. A.A.Müller
wird sich die Verzinkerei Zug AG ebenfalls in den
kommenden Jahren und Jahrzehnten in den Dienst Die Verzinkerei Zug AG ist - rein statistisch be-
der Frau stellen. Sie wird durch die Fertigung von trachtet - sicher kein Großbetrieb, aber doch eine
sinnvollen Geräten auch in Zukunft ihren wirkungs- der bedeutendsten Unternehmungen des Kantons
vollen Beitrag an die Automation des Haushaltes und somit für einen weiten Umkreis von vitalem
und damit an die Erleichterung des hauswirtschaft- wirtschaftlichen Interesse.
lichen Alltags der Frau leisten, so daß diese wohlver- Aus den 14 000 m2 Fabrikareal wurden bis zum
dientermaßen mehr Zeit für ihre Familie, ihre Hob- heutigen Zeitpunkt über 66 000 irr, die Belegschaft
bies und ihren Beruf übrig hat. wuchs von 10 auf 950 Mitarbeiter und der Umsatz

26
von Fr. 159 000.- im Jahre 1913 auf über 80 Mio. nen sozialen Institutionen für die Belegschaft ins Le- gestiegenen Lohnaufwendungen, die Verteuerung
Franken im Jahre 1974. Aus Zug kommt heute eine ben zu rufen. Heute beträgt der jährliche Sozialauf- der Rohstoffe und eine immer stärkere Beanspru-
breite Palette von Produkten: Außer Haushaltappa- wand u. a. für Pensionskasse und Fürsorgestiftung, chung des Kapitals stellen höchste Anforderungen.
raten und Kochgeschirren, die bereits auch in 15 für Gratifikationen und Versicherungen über 6 Mio. Die Verzinkerei Zug AG ist somit mehr denn je und
Länder exportiert werden, ebenfalls Kehricht-Con- Franken. Darüber hinaus stehen z. B. den Mitarbei- auf allen Stufen auf aktive und leistungsbereite Mit-
tainer, Rohrschellen zur Installation von Rohrleitun- tern 330 betriebseigene Wohnungen zur Verfügung. arbeiter angewiesen, welche die harte, aber dankbare
gen, Boiler- und Isoliermantelböden. Und daneben Sicher ist es bereits ein Erfolg, wenn eine Firma Aufgabe nicht scheuen, unter den aktuellen volks-
gewinnen die Lohnvcrzinkung und Extraanfertigun- über sechs Jahrzehnte hinweg Bestand gehabt hat. Es wirtschaftlichen Randbedingungen, wie der Inflation,
gen - absolut gesehen - ständig an Boden. ist ja keineswegs selbstverständlich, daß Kriegsjahre, der permanent steigenden Kosten und der nur be-
Die Bedeutung der Verzinkerei Zug AG erschöpft Zeiten schwieriger volkswirtschaftlicher Rahmenbc- schränkten Möglichkeit, diese auch auf die Preise zu
sich natürlich nicht einfach in Herstellung und Ver- dingungen, Strukturwandlungen, interne und externe überwälzen, zu arbeiten.
trieb von Produkten; vielmehr ist sie, was einem Auseinandersetzungen, auch wenn solche wohl aus
heute mehr denn je bewußt wird, engstens mit der keiner Unternehmungsgeschichte wegzudenken sind,
Volkswirtschaft und ihrer gesamten Umwelt verbun- ohne weiteres heil überstanden werden.
den. Besonders eng sind naturgemäß die Beziehun- Es braucht neben einer gesunden Grundlage eine
gen zur Region, zu Kanton und Stadt, durch die Ver- ebenso sorgfältige wie realistische Planung, eine ziel-
kaufsbüros in Genf, Lausanne, Biel, Basel, St. Gal- strebige Führung der Geschäfte, Gespür für das
len, Chur und Bellinzona sowie die dezentralisierten Richtige, Geschick und Durchhaltewillcn und vor
Servicestellen aber auch zu den übrigen Landestei- allem auch den ungebrochenen Glauben an die
len. eigene Stärke und damit an den Erfolg, um vom klei-
Die Verzinkerei Zug AG ist nach Landis & Gyr nen Handwerksbetrieb mit 10 Beschäftigten zum
AG die zweitgrößte Unternehmung im Kanton Zug. Branchenleader aufzusteigen. Als solcher stellt die
Ihr volkswirtschaftliches Gewicht zeigt sich ganz Verzinkcrei Zug AG allein mehr als 40 % der in der
speziell darin, daß die insgesamt 950 beschäftigten Schweiz produzierten Waschautomaten her. Und
Mitarbeiter, rund 800 in Zug und 150 im Felde, noch höher ist der Anteil bei Geschirrspülautomaten.
durch ihren Verdienst die wirtschaftliche Kraft von Nicht etwa, daß die Wettbewerbslage besonders
gegen 3000 Personen sicherstellen. leicht wäre. Ganz im Gegenteil. Die Anforderungen
Die 1974 ausbezahlten Gehälter und Löhne wer- an die Kreativität des Managements nehmen viel-
den die Summe von 20 Mio. Franken überschreiten. mehr stetig zu, nicht zuletzt auch wegen der großen
Diese Gelder erscheinen zu einem großen Teil wie- Zahl von importierten Produkten, welche die Argu-
der als Kaufkraft im zugerischen Detailhandel, als mentation für das preislich höhere, qualitativ starke
Steuern im zugerischen Staatshaushalt und kommen schweizerische Produkt nicht immer einfach machen.
nicht zuletzt wiederum ändern Industrien zugute. So Zuversichtlich stimmt, daß es dennoch immer wieder
schließt sich der volkswirtschaftliche Kreislauf. gelang, mit dem Qualitätsdenken schweizerischer
Die regionalwirtschaftliche Ausstrahlung der Vcr- Prägung sich auf dem Markt erfolgreich behaupten
zinkerei Zug AG äußert sich auch in der Herkunft und durchsetzen zu können.
der Mitarbeiter, die aus allen Gemeinden des Kan- Die Bedingungen werden jedoch nicht nur von der
tons und zum Teil auch aus den Kantonen Aargau, Wettbewerbsseite her härter. Es ist allgemein be-
Luzern, Zürich und Schwyz den Weg nach Zug täg- kannt, daß die Schwierigkeiten auch von der Kosten-
lich auf sich nehmen. seite her für alle schweizerischen Industriebetriebe
Schon früh - eine erste Fürsorgestiftung wurde Jahr für Jahr wachsen, qualitativ Hervorragendes zu
bereits 1920 geschaffen - ging die Verzinkerei Zug leisten, ohne die Preise überdurchschnittlich anheben
AG daran, die ihrer inneren Erstarkung angcmcsse- zu müssen. Die in den letzten Jahren cxponentiell
am Kunden vor dem Kauf, nach dem Kauf, im- ganzen Schweiz laufend in Betrieb genommen wer-
mer ... ist neben dem guten Produkt eine der tra- den, einen 24-Stunden-Service zu garantieren. Heute
genden Säulen, auf denen der Erfolg der Vcrzinkcrei sind über 120 fabrikeigene Serviccfachleute in allen
Zug AG gründet. Landesgegenden um die permanente Funktionstüch-
Zuger Qualität beginnt mit dem sorgfältigen und tigkeit von Zuger Automaten aller Gattungen be-
methodischen Versuch, die Probleme des Marktes - sorgt. Sie haben wesentlichen Anteil daran, daß
soweit das eben möglich ist - klar zu erkennen, weil «Zug» neben Adora und Unimatic zu einem eigent-
nur dann von Entwicklung, Konstruktion, Anwen- lichen Qualitätsbegriff, die Verzinkerei Zug AG zum
dungstechnik und Fertigung auf die Bedürfnisse des Marktlcader geworden ist. «Aus Zug kommt Zuver-
Handels und des Konsumenten zugeschnittene Pro- lässigkeit, Sicherheit, Qualität . . . Zuger Qualität»
dukte realisierbar sind. Zuger Qualität soll sich im ist also nicht nur Headline der Werbung. Ganz im Ge-
Angebot von echten kompletten Problemlösungen, genteil. Für die Unternehmung bedeutet dieser Slo-
von sinnvoller Sortimentsticfe und -breite, wie es gan mehr denn je Vorrecht und Verpflichtung, für
sich für einen Branchenleadcr geziemt, ausdrücken, den Konsumenten Garantie und reelle Lösung seiner
in der individuellen fachkundigen Beratung des po- Probleme.
tentiellen Käufers, im Angebot von Geräten zur Er-
leichterung der täglichen Arbeit in der Hauswirt-
schaft, die sich durch überdurchschnittlichen Ge- Werbung für Zug
brauchswert und Nutzen abheben und ökonomische
und ökologische Anforderungen bestmöglich erfül- Hans Looser
len. Daher wird in Zug auf die Beachtung der neue- ~

sten Erkenntnisse der führenden Wäschercifor- Man war sich bei der Verzinkerei Zug AG seit ehe-
schungsinstitute, eine abgewogene Auswahl von Ma- dem bewußt, daß der Werbung gerade bei techni-
terial und Lieferanten sowie eine gewissenhafte Ver- schen Produkten eine bedeutende Mittlerrolle zu-
arbeitung und eine gründliche Endkontrolle größter kommt und daß heute, wo Konstruktion und Fcrti-
Wert gelegt. Zuger Automaten leben deshalb länger. gungsqualität vom Laien kaum mehr überprüfbar
Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes langlebige sind, nur seriöse Information Vertrauen in Produkt
Konsumgüter und müssen nicht schon nach wenigen und Hersteller schaffen kann. In diesem Sinne ist in
Jahren wieder ersetzt werden. Zugcr Qualität bedeu- langjähriger Aufbauarbeit jenes Image geschaffen
tet also gleichsam auch Umweltfreundlichkeit. worden, welches den Erfolg der Zuger Produkte be-
Zuger Produkte leben auch deshalb länger, weil gründet.
eine effiziente Service-Organisation hinter ihnen Basis bildete eine klare Zielsetzung. Die Positio-
Zuger Qualität Politik. «Zug» versteht unter Qualität nicht nur die steht. Schlußendlich hängen ja die effektive Güte nierung der Zuger Haushaltautomaten als Erzeug-
Heinz Wihler, Marketing Direktor spezifische Güte des Produktes selbst und etwa sei- und Lebensdauer auch des besten Produktes wenn nisse moderner Konzeption und höchster Qualität, als
ner formalen Gestaltung, sondern Zuger Qualität nicht einzig und allein, so doch weitgehendst von der Produkt eines Herstellers, für den Qualität nicht eine
steht vor allem auch für einen erstklassigen Kunden- Qualität des Services ab. Diese Abhängigkeit hat die leere Werbephrase, sondern Ideal und Verpflichtung
Seit Jahrzehnten bringt die Verzinkerei Zug AG, ge- dienst, für Dienst am Kunden im weitesten Sinne. Vcrzinkerei Zug AG beim seinerzeitigen Übergang zugleich ist.
treu ihrer Devise «Qualität ist unsere Zukunft», Pro- Mit anderen Worten: Zuger Produkte sollen eben- zum Bau von relativ komplizierten modernen Wasch- Dieser Unternehmungspolitik entspricht auch die
dukte auf den Haushaltgerätemarkt, die sich durch falls optimalen Zusatznutzen bieten, angefangen bei automaten rasch erkannt und sich entsprechend ein- Werbung der Verzinkerei Zug AG. Informative
einen unverkennbar ausgeprägt hohen Qualitätsstan- einer ersten zuvorkommenden Kontaktnahme mit gestellt. Der ständige, insbesondere qualitative Aus- Sachlichkeit, Klarheit und formale Eleganz sind cha-
dard auszeichnen. Über 300 000 Wasch- und Ge- dem Marktpartner, beim ersten Dialog über die Fra- bau des Servicenetzes erlaubt es der Verzinkerei Zug rakteristisch. Werbliche Übertreibungen passen nicht
schirrspülautomaten, teilweise schon über zwei Jahr- ge seiner Bedürfnisse und aufgehört bei einer zuver- AG, dem Kunden trotz der raschen Zunahme von ins Konzept. Von Anfang an war man sich seiner
zehnte in Betrieb, sind beredtes Zeugnis von dieser lässigen Wartung des gelieferten Produktes. Dienst Zuger Wasch- und Geschirrspülautomaten, die in der Sache sicher. Man leistete sich den Luxus des Under-
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Statements. Man war leise, wenn die Konkurrenz gend auch leistungsfähige Industrien angesiedelt ha- eine Wachstum-Null-Hysterie zu verwandeln dro-
lautstark um Marktanteile rang. Man ließ sich Zeit ben, und daß Bevölkerung und Behörden, neben hen. Die Industrie, die auch in unserem Lande we-
" Aus Zug kommt und verzichtete auf allzuschnellc Eroberungen. Alles allem traditionellen Streben, einer modernen Ent- sentlich zu dem so eindrücklich gestiegenen allgemei-
mit dem Ziel, ein starkes Image und eine sichere Po- wicklung gegenüber aufgeschlossen sind. nen Lebensstandard beigetragen hat, ist heute im
sition im Schweizer Markt auf- und auszubauen. Schußfeld der Kritik und der Prügelknabe aller Pro-
Hardselling ist nicht der Stil der Leute von «Zug». bleme, die neu oder in neuen Dimensionen auf uns
Dem Erfolg auf lange Sicht und dem Vertrauensver- Zukunftsperspektiven zukommen: Inflation, Überfremdung, Umweltver-
hältnis zu Handel und Endverbraucher galt und gilt schmutzung usw. So gilt es, mit unaufhaltsam stei-
Dr. Hans Letsch, Direktionspräsident
noch heute das ganze Bemühen. So kann es uns nicht genden Kosten, mit einem stets schärferen Konkur-
erstaunen, daß solches Denken auch in der äußeren renzdruck aus dem In- und Ausland, in einem sozial-
Form der Gestaltung seinen Niederschlag fand. Seit Eine stolze Geschichte und ein gutes Image in der politisch rauheren Klima sowie mit strengeren staat-
Jahren zeichnet sich die Werbung für die Zugcr Pro- Gegenwart sind Ansporn und Verpflichtung zu- lichen Vorschriften und höheren Abgaben verschie-
Sicherheit dukte durch einen gepflegten Stil aus. Auf dem Ge- gleich: Ansporn, weil sie zeigen, daß es mit Einsatz denster Art fertig zu werden. Diese allgemeinen wirt-
biet der Bildgestaltung hatte man den Mut zu und Dynamik möglich ist, auch schwierige Zeiten zu schaftlichen und politischen Randbedingungen engen
Neuem. Die Photos für Prospekte, Inserate und Pla- meistern - in die Geschichte der Verzinkerei Zug auch die Bewegungsfreiheit der Verzinkerei Zug AG
kate waren zu ihrer Zeit echte Avantgarde-Leistun- AG fallen zwei Weltkriege und die Weltwirtschafts- mehr und mehr ein. Ja es ist wohl nicht übertrieben,
gen. krise der 1930er Jahre -; Verpflichtung, weil Erfolge den für sie so wichtigen Markt der «Weißen Ware»
Von manchen «kommerziell denkenden» Kriti- nicht wie «Manna vom Himmel» fallen, sondern als besonders hart zu bezeichnen. Die Hauptanstren-
kern wurde der Zuger Stil als «l'art pour Fart» bezeich- stets neu erkämpft sein wollen. Welches sind die gungen richten sich deshalb in erster Linie auf wei-
net. Zu Unrecht. Diese Werbung ist so erfolgreich Ziele der Verzinkerei Zug AG, die sie auch in Zu- tere Rationalisierungen im eigenen Unternehmen so-
wie die Produkte selbst. Sie hat dazu beigetragen, kunft unentwegt anstreben wird? Sie will sich lang- wie innerhalb der Metallwaren-Holding AG, zu der
daß «Zug» zum Begriff und Maßstab wurde für fristig im Wettbewerb behaupten und einen mög- auf dem Platze Zug außer der Verzinkerei die Me-
Zuverlässigkeit höchste Qualität auf dem Gebiet von Haushaltgerä- lichst hohen Ertrag erarbeiten. Der «Gewinn» einer tallwarenfabrik Zug gehört. Durch vermehrte Zu-
ten. privatwirtschaftlichen Unternehmung ist nicht bloß sammenarbeit und die längerfristig geplante Zusam-
Seit Beginn ihrer Werbetätigkeit hat die Verzinke- besser als sein Ruf, sondern Existenz-Erfordernis. Er menführung der beiden artverwandten Betriebe kön-
rei Zug AG die Zugehörigkeit zu ihrer Wahlheimat dient ja nur zum kleinen Teil der viel geschmähten nen Rationalisierungsrcserven besser ausgenützt und
betont. Nicht nur im Firmennamen, in der Marke Dividendenausschüttung, obwohl auch diese als Ver- die Marktposition gefestigt werden. Dem selben Ziel
und in den Hausfarbcn Blau/Weiß, sondern auch in zinsung und Risiko-Prämie des Aktienkapitals nötig dient der Ausbau der partnerschaftlichen Beziehun-
der Gestaltung der Werbemittel. In Filmen, Insera- ist. In weit größerem Maß erlaubt er es, ein fort- gen zu Dritten, insbesondere zur AEG (Allgemeine
ten, Prospekten finden sich immer wieder Bezüge zu schrittlicher, aufgeschlossener Arbeitgeber zu sein, Elektrizitäts-Gesellschaft). Die Ergänzung des eige-
Stadt und Landschaft Zug. So lebt die ganze Wer- Entwicklung und Forschung im Interesse zeitgemä- nen Fabrikationsprogramms durch preisgünstige
bung von einem reizvollen Wechsel aus ortsgebun- ßer Produktegcstaltung zu fördern, sowie eine aus- AEG-Modelle erlaubt einerseits die Straffung und
Qualität dener Tradition und progressivem Unternehmertum. reichende Selbstfinanzierung sicherzustellen bzw. Re- damit weitere Rationalisierung der Eigenfabrikation,
Der Slogan «aus Zug kommt Sicherheit, Zuverläs- serven anzulegen, um Ertragsschwankungen aufzu- anderseits aber das Angebot eines umfassenden
sigkeit, Qualität. . . Zuger Qualität» ist heute tief im fangen und ein gesundes Wachstum zu gewährlei- Haushaltapparate-Sortiments. So ist die Geschäftslei-
Bewußtsein des Schweizer Publikums verankert. So sten. tung zuversichtlich, trotz der aufgezeigten Schwierig-
ist es auch verständlich, daß dieses positive und tech- Auf dem Weg zu diesen '/Aelen werden Schwierig- keiten und Hindernisse die Zukunft zu meistern.
nisch orientierte Image Einfluß auf die Vorstellung keiten und Hindernisse zu überwinden sein, die sich Diese Zuversicht soll und darf auch alle Mitarbeite-
von Stadt und Kanton Zug haben konnte. Für die von jenen der Vergangenheit zum Teil unterschei- rinnen und Mitarbeiter erfüllen. Sie ist die beste Vor-
meisten ist das inncrschweizerischc Zug keineswegs den. Die Überforderung der wirtschaftlichen Pro- aussetzung für ein gutes Betriebsklima, eine Atmo-
ein Industriekanton. Durch die Werbung der Ver- duktivkräfte haben in den letzten Jahren Grenzen sphäre der gegenseitigen Achtung, des gegenseitigen
zinkerei Zug AG wurde einer breiten Öffentlichkeit des Wachstums aufgezeigt und näherrücken lassen, Verstehens und für die so wichtige Freude an der
Zuger Qualität bewußt gemacht, daß sich in dieser lieblichen Ge- die den Wahn der unbegrenzten Möglichkeiten in täglichen Arbeit.

32 33
Die Kantonsschule
im Spannungsfeld der Traditionen

Zwei der neun Schulpuvillons der Kantonsschule an der Hol'straße Nach dem Schulgesetz für die Volksschule von 1968, behalten. Der maßgebliche Erlaß für die Kantons-
das ein fast 70 Jahre altes Gesetzeswerk ablöste, trat schulgründung war das Gesetz über die Errichtung
im Mai 1974 das neue Kantonsschulgesetz als Nach- von Sekundärschulen und einer Industrieschule vom
folger des Kantonsschulgesetzes von 1934 in Kraft. 14. Juni 1860. Die vier 1861 eröffneten Sekundär-
Den äußeren Rahmen in bczug auf die Beratungen schulen Zug, Baar, Cham und Ägeri übernahmen zu-
im Kantonsrat prägten sowohl 1934 als auch 1973/74 gleich die Funktion des Untergymnasiums, indem
zwei für die Geschichte des Kantons Zug bedeutungs- den Kandidaten für die Kantonsschule Lateinunter-
volle Ereignisse. Genau gleich wie 1934, als der da- richt erteilt wurde. Die Gründung der Kantonsschule
malige Zuger Erziehungsdirektor und Ständerat Phi- wird nur verständlich, wenn sie auf dem zeitge-
lipp Etter nach erfolgreicher erster Beratung der schichtlichen Hintergrunde gesehen wird. Das 19.
Vorlage zum neuen Kantonsschulgesetz von der Jahrhundert mit seinem Glauben an die Macht der
Schweizerischen Bundesversammlung zum Bundes- Bildung war wie kein anderes ein Zeitalter der Schul-
rat gewählt wurde, so kam auch 1973 dem Zuger gründungen. Zwei weitere Elemente begünstigten un-
Erziehungsdirektor und Ständerat Dr. Hans Hürli- sere Schulgründung: Das Verlangen nach Laisierung
mann im Zeitraum zwischen der ersten und zweiten des Schulwesens und der Ruf nach realistischer Bil-
Beratung der Kantonsschulgesetzesvorlage die Ehre dung (Technik, Handel, Industrie).
zu, von der Zuger Erziehungsdirektion als neuerko- Die Industrieschule baute auf zwei Klassen Se-
rener Zuger Bundesrat ins Eidgenössische Departe- kundärschule auf, was wir heute den gebrochenen
ment des Innern hinüber zu wechseln. Bildungsgang nennen, und dauerte drei, später vier
Eine Hauptaufgabe dieses Aufsatzes wird es sein, Jahre, so daß sie mit dem Gymnasium koordiniert
die Vorgeschichte dieser zwei wesentlichen Gesetzes- war. Die Bildungsziele der Industrieschule waren so-
revisionen und die Entwicklungstendenzen aufzuzei- wohl technischer als auch merkantiler Art, weshalb
gen. Man wird bald feststellen können, daß sich so- man sie in etwa mit den heutigen Typen C und E
wohl in der angeführten Zeitspanne als auch in der und der Handelsdiplomabteilung vergleichen kann.
Anfangszeit der Schule die Grundsatzdiskussionen Das Gymnasium erfuhr eine gewisse Angleichung
gleichen oder ähnlichen Hintergründen entstammen. an die Industrieschule, ohne jedoch das humanisti-
sche Bildungsziel zu vernachlässigen; eine hohe Stun-
denzahl für die Schüler war die Folge. Die Verquik-
kung dieser beiden Elemente führte bald - nicht nur
in Zug - zu Spannungen. Die Schule vermochte das
Der innere Wandel Vertrauen des Volkes nicht zu gewinnen, was eine
schwache Frequenz zur Folge hatte. Dazu kam noch,
Die Anfänge der Kantonsschule
daß die Schule immer mehr in den parteipolitischen
Streit hineingezogen wurde.
Nur summarisch sei auf die Gründung und Anfänge Nach einer Reform im Jahre 1870, die in beiden
der Kantonsschule hingewiesen1. Auszugehen ist Schulabteilungen eine geringe Entlastung ergab,
vom Stadtzugerischen Gymnasium, das nach der tauchte 1872 ein Problem auf, das die für die Schule
Gründung der Kantonsschule, die anfänglich nur die verantwortlichen Organe die nächsten hundert Jahre
Industrieschule umfaßte (heutiger Typus C), beste- immer wieder beschäftigte, nämlich die Forderungen
hen blieb. Die Gründung erfolgte, weil die Stadt der Abnehmerschulen (Hochschulen), die an die
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nicht in der Lage war, auch die Industrieschule der Mittelschule gestellt werden, damit ein prüfungs-
bisherigen Schule einzugliedern. Bis 1920 blieb der freier Übertritt möglich ist. 1873 wurde dann ein
Stadt ein Mitspracherecht bezüglich Gymnasium vor- Gesetz angenommen, das die Sekundärschule um

35
eine Klasse erweiterte. Das Gesetz blieb jedoch größ- war die Verselbständigung der Handelsabteilung. verantwortlichen Instanzen trotz zweier abgelehnter erweiterte die Handelsabteilung um eine dreisemestri-
tenteils auf dem Papier, und zwar wegen der Wider- Durch Gesetz vorn 22. Juli 1909 wurde eine drei- Reformvorlagen daran machen, der Schule ein neues ge Maturitätsabteilung 4 ; somit konnte die Schule ne-
stände der Kantonsschulprofessoren, die einen wei- klassige Handelsabteilung mit Diplomabschluß ge- Gesicht zu geben. ben der praktischen Ausbildung zum kaufmänni-
teren Rückgang der Schülerzahlen befürchteten. schaffen und noch im gleichen Jahr mit 25 Schülern schen Beruf auch den Zugang zum wirtschaftswissen-
1882 fanden an der Kantonsschule für die Gymna- eröffnet. Weniger stand die Vorbereitung für höhere schaftlichen Hochschulstudium anbieten. Die Kom-
siasten die ersten Maturitätsprüfungen mit eidgenös- Handelsschulen im Vordergrund als vielmehr die petenz, die Gymnasial- und Realabteilung auf 7'/2
sischer Anerkennung statt. Für die Industrieschüler Schaffung einer praktischen Berufsschule. Die In- Das Kantonsschulgesetz von 1934 Jahre auszudehnen und an die fünfte Primarklasse
war ein prüfungsfreier Übertritt an die Eidgenös- dustrieschule, die in den Anfängen sowohl Handels- anzuschließen, was dem ursprünglichen Anliegen
sische Technische Hochschule noch nicht möglich, als auch technische Realschule war, bekam dadurch Es war das Verdienst des damaligen Erziehungsdi- Philipp Etters entsprach, und der Handelsabteilung
da die Schuldauer für zu kurz beurteilt wurde. Die eindeutig das Gepräge einer technischen Schulabtei- rektors Philipp Etter, die Schule aus diesen Schwie- eine Verkehrsabteilung anzugliedern, blieb unange-
von den kantonalen Behörden geplante und beschlos- lung. Die Eröffnung einer Handelsabteilung ent- rigkeiten herausgeführt zu haben. Neben einer Er- tastet. Im übrigen wies sich das Gesetz durch eine
sene Verlängerung der Schulzeit um ein Jahr wurde sprach einem wirklichen Bedürfnis; am sofortigen neuerung und Erweiterung des Lehrkörpers gelangen knappe Formulierung der Organisation, des Schul-
1886 vom Regierungsrat angenommen, von der Ansteigen der Schülerzahlen hatte der Regierungs- ihm, nicht ohne ständige Widerstände verschieden- eintrittes, der Stellung des Lehrkörpers und der
Stadt Zug jedoch abgelehnt. Damit war ein Ausbau ratsbeschluß vom 25. März 1912, der den Mädchen ster Natur, die notwendigen organisatorischen Refor- Aufsichtsregelung aus und hatte eigentlich die Ge-
um Jahrzehnte hinausgeschoben. Ein Kompromiß, den Zutritt zur Kantonsschule gestattete, maßgeb- men. Nachdem sein Vorschlag, Gymnasium und In- stalt eines Rahmengesetzes.
lautend auf eine Erweiterung um ein Semester vom lichen Anteil. Um das Jahr 1912 waren auch Schul- dustrieschule auf 7/a Jahre auszubauen und an die Der im gleichen Jahr erlassenen Vollziehungsver-
Frühling bis zum Sommer, wurde dann angenom- leiter und Behörden wieder intensiv mit Reform- fünfte Primarklasse anzuschließen, abgelehnt wurde, ordnung kam eigentlich der Charakter einer internen
men. Seit 1895 wurden auch die Maturitätsprüfun- und Ausbauproblemcn beschäftigt. Wie schon 1886 gelang ihm dann mit vehementem und aufopferndem Schulordnung zu; sie wurde 1948 revidiert. Die Ver-
gen der Industrieschüler für die Aufnahme an das sah die Reformvorlage einen siebenjährigen ungebro- Einsatz3 die erfolgreiche Gesetzesrevision. Zwar wur- ordnung legte Bildungsziel und Unterrichtsfächer
Polytechnikum (ETH) anerkannt; es handelte sich chenen Lehrgang sowie Übernahme des Gymnasiums de der 1931 vorgelegte Entwurf, der eine 6/2jährige fest und regelte das Aufnahmeverfahren, die Promo-
jedoch nicht um eine formelle Anerkennung, sondern durch den Kanton vor. Doch das Projekt, dem von Schuldauer im Anschluß an die sechste Primarklasse tion, die Betätigung des Schülers, sodann die Rechte
eher um eine Anerkennung auf Zusehen hin. Die Seiten der Landgemeinden Gegner erwuchsen, wurde vorsah, nochmals an den Regierungsrat zuhanden und Pflichten des Rektors und der Lehrerschaft. Auf
Erweiterung der Schuldauer wurde immer wieder während des Ersten Weltkrieges nicht mehr weiter der Aufsichtskommission der Kantonsschule und den der Verordnung von 1948 basierte auch der Lehr-
bei den Zuger Behörden anbegehrt. verfolgt. Wohl ging 1919 das städtische Gymnasium Erziehungsrat zurückgewiesen. Wiederholte Gesuche plan, der für jedes Fach das Lehrziel und den auf
an den Kanton über 2 , doch die innere Reform unter- der mit Schulplanungsproblemen beschäftigten Stadt- die einzelnen Klassen zu verteilende Stoff vorschrieb.
blieb. In dieser Zeit vermehrte sich auch die Kritik gemeinde Zug, die Gesetzesvorlage endlich zu ver- Im gleichen Jahr wie das Kantonsschulgesetz erließ
Bewährung und Anpassung aus dem Zugervolk an der Schule. In den zwanziger abschieden und den geplanten Ausbau der Kantons- der Erziehungsrat eine Disziplinarverordnung, die mit
Jahren wurden zwei Gesetzesvorlagen nacheinander schule voranzutreiben, führten dazu, daß endlich am zum Teil stark den Privatbereich der Schüler betref-
Interkantonale Auseinandersetzungen bildungs- und vom Gesetzgeber abgelehnt. Der geplante frühere 28. Juni 1934 das neue Gesetz über die Kantons- fenden Normen heute nicht mehr aufrecht erhalten
auch parteipolitischer Art, Streben nach Berücksich- Übergang aus der zweiten Sekundärschule (l. Seme- schule in Kraft gesetzt wurde. Mit der Schaffung werden könnte; sie wurde jedoch erst 1973 von einer
tigung der neueren Bildungstendenzen ganz allge- ster) wurde von der Sekundarlehrerschaft bekämpft. eines von der Sekundärschule unabhängigen Gymna- moderneren Regelung abgelöst. Die in der Vollzugs-
mein und der Kampf um die Anerkennung der Schul- In dieser Zeit (1925) trat das neue Eidgenössische siums blieben die gemeindlichen Sekundärschulen verordnung von 1948 enthaltenen Promotionsbcstim-
diplome waren die hervorragenden Merkmale, wel- Maturitätsreglement in Kraft, das nur Schulen mit unangetastet, wenn auch diesen inskünftig viele der mungen wurden 1957 und dann wieder 1972 geän-
che die ersten Jahrzehnte der Zuger Kantonsschule einem ungebrochenen Lehrgang von mindestens talentiertesten Schüler an die Kantonsschule verloren dert und als selbständige Verordnung in die Geset-
prägten. Die 1881 gesicherte Maturität des Gymna- sechs Jahren die Anerkennung verlieh. Am 12. No- gingen. Der Übergang von der Primarschule an die zessammlung aufgenommen.
siums war acht Jahre später wieder in Gefahr. Neben vember 1927 sprach der Bundesrat dem Kanton Zug im Spätsommer beginnenden Gymnasial- und Real- Diese Erlasse bildeten die gesetzliche Basis, auf
einem zu largen Prüfungsreglement und der zu ge- die Berechtigung zur Ausstellung des Eidgenössi- abteilungen erfolgte mittels dreimonatigem Vorkurs, der die Schule rund vier Jahrzehnte lang lebte, mit-
ringen Lehrerzahl war es der gebrochene Lehrgang, schen Maturitätsausweiscs wieder zu, jedoch unter der unschlüssigen Schülern die Möglichkeit gab, je getragen von einem flexiblen Lehrerteam und fort-
der Anstoß erregte, also ein organisatorischer Fak- der Bedingung, daß der Ausbau im Sinne eines unge- nach Neigung einen Gymnasialtyp (A oder B) zu schrittlichen Behörden, die immer wieder Impulse
tor, die Qualität des Unterrichtes war nicht bemän- brochenen Lehrganges bald erfolgen werde. wählen oder sich in der Realabteilung (technische von innen und außen aufnahmen, mit Weisungen,
gelt worden. Erst 1911 wurde unser Gymnasium Deswegen, aber auch weil der zugegebenermaßen Abteilung, Typus C) einzuschreiben. Schon drei Richtlinien und Beschlüssen jede Erstarrung vermie-
wieder auf der bereinigten Liste der anerkannten krisenhafte Zustand eine immer geringere Popularität Jahre später machte der Regierungsrat von dem den und die Schule den Forderungen der Zeit anzu-
Maturitätsschulen aufgeführt. Ein nächster Schritt der zugerischen Mittelschule zeitigte, mußten sich die ihm gesetzlich zugewiesenen Recht Gebrauch und passen vermochten.

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Das Kantonsschulgesetz von 1974 Erziehungsdirektor Dr. Hans Hürlimann wies dar- breit angelegten Vernehmlassungsverfahren der Öf- halten wir es für zweckmäßig, das neue Mittelschulgesetz
auf hin, daß mit dem neugeschaffenen Ubergangs- fentlichkeit vorgestellt. Wieder wurden in den ver- möglichst flexibel zu gestalten und auf Detailvorschriften
zu verzichten. Subsidiär gilt das Schulgesetz vom 31. Ok-
Während der Vorarbeiten für ein neues Schulgesetz kurs für begabte Sekundarschüler sowie mit der ge- schiedenen Stellungnahmen die schon bei der Volks- tober 1968 auch für die Kantonsschule. Die Schulord-
(Volksschule) wurde Mitte der sechziger Jahre von planten Reorganisation der Handelsschule (Einfüh- schulgesetzesrevision erwähnten Anliegen bezüglich nung, die Aufnahme- und Promotionsvorschriften, das
verschiedener Seite angeregt, das Kantonsschulgcsetz rung des Sozial- oder Wirtschaftsgymnasiums mit der Schaffung eines alle Schulen umfassenden Unter- Verhältnis der Schule zur Elternschaft, das konkrete
ebenfalls einer Revision zu unterziehen und ein inte- Anschluß an die zweite Sekundarklasse) in der richtsgesetzes und des gebrochenen Bildungsganges Mitspracherecht der Schüler und die Organisation der
grales Unterrichtsgesetz zu erlassen. grundsätzlichen Kontroverse «gebrochener oder un- zur Diskussion gestellt; daneben wurden u. a. eine Schulleitung, selbst die Dauer der Schulzeit, wurden auf
den Vollzugsweg verwiesen. Der vorliegende Gesetzes-
Daß die Mittelschulgesetzgebung gleichzeitig zur gebrochener Lehrgang» ein annehmbarer Kompro- genauere Umschreibung der Schülerrechte, die Ab- entwurf umfaßt daher die allgemeinen Grundsätze des
Sprache kam, war das Verdienst von Kantonsrat miß gefunden worden sei. Die kantonsrätliche Kom- stimmung der Lehrpläne an der Unterstufe der Kan- Schulaufbaus, die Stellung der Lehrer und Schüler, die
Dr. Fred Zuber, der am 9. Juni 1962 mit einer Mo- mission nahm aus Lehrerkreisen davon Kenntnis, tonsschule mit denjenigen der Sekundärschule sowie allgemeinen Prinzipien für die Organisation der Schule
tion im Kantonsrat verlangte, daß das bestehende daß der weitaus größte Teil die Vorlage des Regie- ein Elternmitspracherecht postuliert. Zu einem we- und den Aufgabenbereich des Kantonsschulrates.»
Gesetz über die Kantonsschule in dem Sinne abge- rungsrates bejahe. Damit war aber die von einzelnen sentlichen Teil konnten diese Forderungen erfüllt
ändert werde, daß begabte Sekundarschüler aus der Lehrern verfochtene Idee, die Sekundärschulen als werden; das integrale Unterrichtsgesetz hingegen, Neben dem gebrochenen Bildungsgang für den
zweiten Sekundarklasse ohne Verlust von Schuljah- Untergymnasium aufzubauen, fallengelassen7. das von einer Partei nicht konkret im jetzigen Zeit- Typus E und dem ungebrochenen für die Typen A,
ren in die technische Abteilung (Typus C) der Kan- Am l. April 1969 trat das neue Schulgesetz für den punkt sondern für die Zukunft gewünscht wurde, so- B und C sah die Vorlage wie im Schulgesetz als
tonsschule eintreten können. Diese Motion wurde Kanton Zug in Kraft. In bezug auf die Kantonsschule wie die Einführung des gebrochenen Bildungsganges dritte Variante ausdrücklich vor, mittels Übergangs-
vom Kantonsrat auf Antrag des Regierungsrates er- ist darin bei der Aufzählung der Schultypen kurz ge- für alle Maturitätstypen ließen sich mit dem Konzept kurs von der Sekundärschule an die Typen A, B und
heblich erklärt. Mitten in den Gesetzesberatungen sagt, daß eine Kantonsschulc gemäß besonderem Ge- des Rcgierungsrates nicht vereinbaren. C zu gelangen, so daß man mit Fug von einem brei-
beschloß der Erziehungsrat am 11. Oktober 1966, setz existiere; im übrigen behandelt das Schulgesetz Nachdem der Bundesrat dem bereits an verschie- ten Angebot an den lernbegierigen Discipulus spre-
diesem Anliegen schon vor dem Inkraftsetzen des nur die Volksschulen, eingeschlossen die zugerischen denen Schweizerschulen geführten wirtschaftswissen- chen darf.
Schulgesetzes Rechnung zu tragen, und er errichtete Privatschulen. Fast gleichzeitig ist auf Bundesebene schaftlichen Typus E die eidgenössische Anerken- Die Kompetenz zur Einführung allenfalls neuent-
an der Kantonsschule einen Übergangskurs für be- die Eidgenössische Maturitätsanerkennungsverord- nung verliehen hatte, beschloß der Zuger Regierungs- wickelter Maturitätstypen wurde dem Regierungsrat
gabte Sekundarschüler, der in der Folge auch im nung von 1925 einer Totalrevision unterzogen wor- rat am 22. September 1972, gestützt auf das Kan- zuerteilt. Mit der Schaffung einer aus Eltern, Schü-
Schulgesetz von 1968 verankert wurde 5 . Damit wur- den. Hervorstechendstes Merkmal dieser Revision tonsschulgesetz von 1934, die Einführung dieses lern und Lehrern zusammengesetzten Kontaktgruppe
de wieder ein kleiner Schritt zum traditionellen ge- war die Aufwertung des Typus C (technischer Ty- Typus' an der Kantonsschule auf den Sommer 1973. erhofft man, eine bessere Transparenz an der Schule
brochenen Bildungsgang (dreigeteilter Schulbesuch pus) auf die Stufen der Typen A und B, was zur Fol- Der Kantonsrat genehmigte am 1. Februar 1973 die- zu ermöglichen. In der Absicht, flexible Lösungen
bis zur Matura) getan. Die Frage «gebrochener oder ge hatte, daß Typus-C-Absolventen ab 1968 der prü- sen Beschluß. Der Typus E oder das Wirtschafts- einem starren Modell vorzuziehen, wurde das Füh-
ungebrochener Bildungsgang» war denn auch ein fungsfreie Zugang zum Medizinstudium gewährt gymnasium löst die bisherige Handelsmatura ab und rungskonzept in ein vom Regierungsrat zu erlassen-
zentrales Thema bei den Vernehmlassungen zum wird. Bereits vier Jahre später wurden wesentliche unterscheidet sich von dieser durch eine vermehrte den Organisationsreglement gewiesen. Sowohl für
Schulgesetz. Damit verbunden, standen aber auch Änderungen und Ergänzungen an dieser Verordnung Angleichung an die Typen B und C. Statt Latein wie Lehrer als auch für Schüler wurden die Mitsprache-
die insbesondere vom kantonalen Lehrerverein ver- vorgenommen8. Die wesentlichen Neuerungen waren am Typus B und vermehrter Physik und Mathematik möglichkeiten bei Entscheiden von Behörden bzw.
tretenen Erwägungen zur Diskussion, die Mittelschul- die eidgenössische Anerkennung der Maturitätsty- wie am Typus C führen die Stundentafeln des Ty- Schulleitung und Lehrerschaft entschieden verstärkt.
gesetzgebung sei in die geplante Volksschulrevision pen D (neusprachlicher Typus) und E (wirtschafts- pus E Handelsfächer auf, zum Unterschied der än- Schließlich erfuhr auch die Stellung der bisherigen
einzugliedern. Die von Erziehungsdirektor Dr. Hans wissenschaftlicher Typus) sowie die Aufnahme der dern Typen hier mit dem vom Bund geforderten ge- Aufsichtskommission, die dem Erziehungsrat unter-
Hürlimann einleuchtend dargelegte Dringlichkeit der Musik als gleichberechtigtes Maturitätsfach neben brochenen Bildungsweg. Er schließt an die zweite stellt war, eine Aufwertung, indem sie nun als Kan-
Gesetzesrevision veranlaßte die kantonsrätliche Kom- dem Zeichnen. Die Erziehungsdirektion ihrerseits Sekundarklasse an und dauert fünf Jahre. tonsschulrat direkt dem Regierungsrat gegenüber
mission, von einem Einbezug der Mittelschulgesetz- nahm im Jahre 1970 die Revision des Kantonsschul- Am 4. Juni 1973 legte der Regierungsrat dem verantwortlich ist.
revision in die laufende Neugestaltung des Volks- gesetzes von 1934 an die Hand". Die von der Kan- Kantonsrat Bericht und Antrag zum neuen Kantons- Mit viel Interesse und großer Sachkenntnis unter-
schulwesens abzusehen. Insbesondere wurde festge- tonsschullehrerschaft ausgearbeiteten Thesen wur- schulgesetz vor. Zum Aufbau der Gesetzesvorlage zog die kantonsrätliche Kommission unter dem Vor-
halten, daß die Mittelschulreform gesamtschweize- den unter Beizug eines Experten für Organisations- schrieb der Regierungsrat: sitz von Dr. D. Pfister, Oberägeri, die regierungsrät-
risch noch zuwenig ausgereift sei und zudem eine und Führungsfragen in der Aufsichtskommission der liche Vorlage einer genauen Überprüfung und be-
«Das Schulwesen wird seit einiger Zeit von einer wahren antragte dem Kantonsrat folgende Änderungen, die
Änderung der Eidgenössischen Maturitätsanerken- Kantonsschule und im Erziehungsrat eingehend Sturzflut von Ideen und Projekten für Reformen und
nungsverordnung bevorstehe0. durchberaten und am 9. November 1972 in einem Neugestaltungen überschwemmt. Aus diesem Grunde alle von diesem übernommen wurden:

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- Grundsätzliche Einführung des Typus D (neu- Schulpolitik nicht verantworten. Der Wert des Ge- fallene Wahl in der Nachfolge von Bundesrat Hürli- Ein weiterer in Kürze zu behandelnder Vollzugs-
sprachlicher Typus), der vom Bundesrat gleich- setzes sei mit politischen und pädagogischen Maßstä- mann wurde gleichentags vom Kantonsrat offiziell erlaß wird die Festlegung der Schuldauer sein, die
zeitig mit dem Typus E die eidgenössische Aner- ben zu messen. Kantonsrat Iten stellte dabei fest, daß genehmigt. Die Direktionszuteilung konnte jedoch der Kantonsrat durch einfachen Kantonsratsbeschluß
kennung erhielt, wobei die konkrete Einführungs- eine echte Partizipation, eine vertretbare Demokrati- erst nach der Kantonsratssitzung erfolgen. bestimmen wird. Bereits der Antrag des Regierungs-
zeit der regierungsrätlichen Entscheidung überlas- sierung, eine Mitbeteiligung der Interessierten an der Außer geringfügigen Änderungen, meist gemäß rates im Bericht zur Gesetzesvorlage sah eine Verlän-
sen wurde. (Dieser Typus dürfte sich inskünftig Schule möglich sei. Auch attestierte er dem Gesetz, Anträgen der Redaktionskommission, wurde am Er- gerung von 6'/3 auf 7 Jahre vor. Wegen der Vorver-
bei den Schülern großer Beliebtheit erfreuen.) einen Beitrag zu einer Vermehrung der Chancen- gebnis der ersten Lesung nichts mehr geändert. Mehr legung des Schuleintrittsalters bliebe das Durch-
- Verpflichtende Einführung einer Diplomprüfung gleichheit zu leisten; letztere sei vorab mit der Errei- der Kuriosität halber sei die Ersetzung des Professo- schnittsalter der Maturanden bei einem siebenjähri-
für Absolventen des Untergymnasiums; chung der Maturität über die Sekundärschule, aber rentitels für Kantonsschullehrer durch die Bezeich- gen Gymnasium ungefähr gleich. Diese Verlänge-
- Vermehrtes Mitspracherecht der Eltern in Diszi- auch mit dem Ausbau des Kern- und Wahlfach- nung «Hauptlehrer» erwähnt11. rung dränge sich aus folgenden Gründen auf:
plinarsachen; systems gewahrt. Abschließend bemerkte er, daß das Am 11. Mai 1974, nach unbenutzt abgelaufener - Die Anforderungen an den Hochschulen sind, vor
- Vermehrtes Mitspracherecht von Eltern und Schü- Gesetz die Grundlagen für eine optimalere Förde- Referendumsfrist, trat das neue Kantonsschulgesetz allem in den naturwissenschaftlichen Fächern,
lern in der postulierten Kontaktgruppe, insbeson- rung der Schülerbegabungen schaffe. Als wichtige in Kraft. Zu diesem Zeitpunkt lagen bereits erste merklich gestiegen.
dere im Gesetzesvollzug. Instanz erwähnte er den Klassenlehrer, der insbeson- Entwürfe zum Organisationsreglement der Kantons- - Die Durchlässigkeit in den unteren Klassen erfor-
dere mit wohlwollender Betreuung der Schüler aus schule vor. Die Ideen zur neuen Führungsstruktur dert eine neue Stoffverteilung.
Die kantonsrätliche Kommission beurteilte die soziokulturell weniger günstigen Milieus diesen das wurden schon bei der Gesetzesbehandlung entwik- - In den obersten Klassen ist eine größere Flexibili-
Vorlage in formeller und materieller Hinsicht und schulische Vorankommen erleichtern könne. kelt, doch wurde diese von allen beratenden und ent- tät im Fächerangebot (Kern- und Wahlfächer;
insbesondere die Kompetenzabgrenzung zwischen Regierungsrat Dr. Hans Hürlimann wies in seinem scheidenden Gremien einhellig auf den Vollzugsweg frühzeitiger Abschluß in einzelnen Maturafä-
Legislative und Exekutive als ausgewogen; trotz der abschließenden Eintretensvotum auf die Eckpfeiler verwiesen. Der Regierungsrat muß in der Lage sein, chern) nur durch eine Verlängerung der Schulzeit
prägnanten, knappen Fassung komme dem Gesetz des neuen Gesetzeswerkes hin und hob in bczug auf bei veränderten Verhältnissen die Strukturen selb- möglich.
mehr als nur Rahmengesetzcharakter zu. Die Exeku- das Mitspracherecht hervor, daß der Schüler vom ständig festzulegen und zu ändern.
tive werde aufgerufen, die Schule nach dem Willen Lehrer in seiner personellen Entwicklung gefördert Anfangs Juli 1974 verabschiedete der Kantons- Das Untergymnasium wird dann drei, das Ober-
des Gesetzgebers zu gestalten, wobei letzterer ver- und zu Leistungen in Freude und Freiheit ange- schulrat das Organisationsreglement als Antrag an gymnasium vier und das an die zweite Sekundär-
schiedentlich verbindliche Grundsätze aufstellte, so spornt werden solle. Die Qualität der Schule müsse den Regierungsrat; es sieht einen Rektor und einen schule anschließende Wirtschaftsgymnasium (Ty-
z. B. in bezug auf die erwähnten Mitbestimmungs- gewährleistet bleiben, da es darum gehe, die eidge- stellvertretenden Rektor, dem die gesamte Admini- pus E) fünf Jahre dauern.
und Mitverantwortungsrechte der von der Schule nössische Anerkennung als Maturitätsschule weiter- stration untersteht, an der Spitze einer fünfgliedrigen Während sich die bisher genannten Erlasse haupt-
engagierten Personenkreise, auf die Organisation hin zu erhalten. Schulleitung, die durch die Vorsteher des Obergym- sächlich auf organisatorische Belange beschränkten,
und Gliederung der Schule und hinsichtlich des Die Detailberatung ging ohne nennenswerte Ände- nasiums, des Untergymnasiums und der Handels- wird die im Kantonsschulgesetz dem Kantonsschul-
Schulleitungs- und Aufsichtskonzeptes 10 . rungen mit grundsätzlicher Zustimmung zu den schule im Range von Prorektoren ergänzt wird. Dem rat zum Erlaß übertragene Schulordnung das in-
Am 26. November 1974 hielt der Kantonsrat eine Kommissionsanträgen über die Bühne. Schulleitungskollektiv kommen gemäß Antrag des terne Schulleben, das Nebeneinander von Lehrer
erste Lesung ab. In einem bemerkenswerten Eintre- Neun Tage nach dieser Kantonsratssitzung durfte Kantonsschulrates vor allem Planungs- und Bera- und Schüler sowie die konkreten Mitbestimmungs-
tensreferat würdigte der freisinnige Kantonsrat An- der Zuger Erziehungsdirektor und Ständerat Dr. Hans tungsfunktionen zu; die eigentliche Entscheidungs- rechte aller Beteiligten regeln; hier wird auch die
dreas Iten, Schul- und Gemeindepräsident von Un- Hürlimann mit der Wahl in die oberste Landesbe- gewalt liegt bei den Rektoren und den Abteilungs- Mitwirkung der Eltern am Schulgeschehen und die
terägeri, der sich mit großer Hingabe und aufbauen- hörde die verdiente Ehrung und Anerkennung für vorstehern kraft ihrer individuellen Stellung. Im wei- Tätigkeit der im Gesetz verankerten Kontaktgruppe
der Kritik in der vorbereitenden Kommission ein- sein kluges, aufopferndes Schaffen und sein Engage- teren werden alle Führungschargen über die einzel- festgelegt.
setzte, die Gesetzesvorlage, die eine realistische Mitte ment als Regierungsrat im Dienste des Kantons Zug nen Konferenzen und dem Klassenlehrer bis zur un- Das neue Kantonsschulgesetz ist geschaffen. Mit den
zwischen einem veralteten Zustand und neueren und als Parlamentarier im Dienste des Schweizer tersten Führungseinheit, der Klasse mit einem Klas- Vollzugserlassen der nächsten Zeit zusammen sind
schulreformerischen Tendenzen einschlage. Zu Recht Volkes entgegennehmen. senchef, umschrieben. Die Darstellung der besonde- die Grundlagen für ein erfolgreiches Bewältigen der
sei der Erziehungsdirektor den Kommissionsmit- Am 11. März 1974 befaßte sich der Kantonsrat ren Schuldienste, so die Schülerberatungsstelle, die sich der Kantonsschule stellenden Aufgaben vorhan-
gliedern, die einen größeren Tribut an die Reform- ein zweites Mal mit dem neuen Kantonsschulgesetz; akademische Berufsberatung und das Bibliotheken- den. Der Erfolg der Schule jedoch hängt von Um-
bestrebungen des 20. Jahrhunderts forderten, ent- die Vorlage wurde vom stellvertretenden Erziehungs- wesen, ergänzen das Organisationsreglement, das ständen ab, ohne die das beste Gesetz bloßes Papier
gegengetreten. Ein Bruch mit der Tradition, in der direktor Carl Staub vertreten. Die am 17. Februar beim Erscheinen dieses Aufsatzes wohl bereits in bleiben würde, nämlich vom Willen der Schüler
die Schule gewachsen sei, könne eine realistische auf Dr. phil. Anton Scherer, Kantonsschullehrer, ge- Kraft gesetzt sein dürfte. etwas zu leisten, von der Bereitschaft der Lehrer,

40 41
Die «Athene», das alte Schulgcbäudc der Kantonsschule
nebst der Wissensvermittlung für die Schüler ver- 1968 43 Hauptlehrer und 12 Lehrbeauftragte
an der Hofstraße von 1919 bis 1975
ständnisvolle Partner und Berater zu sein sowie vom 1970 46 Hauptlehrer und 18 Lehrbeauftragte
Geschick der Schulleitung und politischen Behörden, 1972 54 Hauptlehrer und 31 Lehrbeauftragte
berechtigte Anliegen aller Schulorgane gebührend zu 1974 56 Hauptlehrer und 19 Lehrbeauftragte
berücksichtigen. Daneben muß die Schule vom
Goodwill der Öffentlichkeit und vor allem vom Ver- Als Vorsteher der Schule amtete seit Beginn ein
trauen der Eltern, die ihr die Kinder übergeben, ge- Rektor; mit dem Gesetz von 1934 wurde zusätzlich
tragen sein. die Prorektorenstelle geschaffen. Im Jahre 1968 bil-
dete der Regierungsrat auf Antrag der Aufsichtskom-
mission und des Erziehungsrates eine fünfgliederige
Schulleitung mit einem Rektor und vier Abteilungs-
leitern. Die im Vollzug des Kantonsschulgesetzes von
Der äussere Wandel 1974 geplante Führungsstruktur sieht eine ähnlich
gegliederte Schulleitung vor.
Neben den Struktur-, Stoff- und allgemein normati- Während in den Anfangsjahren der Schule Lehr-
ven Änderungen, welche die Kantonsschule im Laufe körper und Rektorat einem ständigen Wandel unter-
der Jahrzehnte erlebt hatte, machte unsere Schule worfen waren, zeichnete sich die nachfolgende Zeit
zwangsläufig einen sichtbaren Wandel durch, der durch lange Rektoratsamtszeiten aus: Als fünfter
sich im Ansteigen der Schüler- und Lehrerzahlen so- Rektor Heinrich Alois Keiser von 1870 bis 1905,
wie in der Umgestaltung und Verlegung der Schul- dann Rektor Karl Bütler von 1905 bis 1927, Rektor
räume manifestierte. Zur Abrundung dieser Arbeit Dr. Alois Rüdisüle von 1927 bis 1948, Rektor Dr.
seien im folgenden einige Entwicklungstendenzen Ernst Herbener von 1948 bis 1965, gefolgt von Rek-
aufgezeigt. tor Dr. Rudolf Heß.

Lehrkörper Schüler

Das erste Jahrzehnt war durch einen «fast katastro- Eine Durchsicht der Jahresberichte zeigt bezüglich
phalen» Lehrerwechsel gekennzeichnet 12 ; 15 Lehrer Frequenz unserer Kantonsschule eine unterschied-
hatten im ersten Dezennium nur eine ein- bis vier- liche Ausschöpfung der Bildungsreserven in den ein-
jährige Amtszeit. 1872, rund 11 Jahre nach Schul- zelnen Gemeinden 1 ". Eine klare Übervertretung der
eröffnung, zählte die Lehranstalt 5 Hauptlehrer, da- Stadt Zug war bis in die jüngste Zeit vorhanden. Die
von l Handelslehrer. Erst nach weiteren sechs Jah- Begründung dürfte nicht zu sehr in den «gescheite-
ren war der Lehrkörper verdoppelt, wobei allerdings ren Köpfen» der Stadtkinder als vielmehr darin lie-
noch zusätzlich sieben Hilfslehrer an der Schule un- gen, daß die Schule auf Stadtgemeindegebiet steht.
terrichteten. Die weitere Entwicklung der Lehrstel- Eindeutig untervertreten waren die vier Bergge-
len sieht wie folgt aus: meinden Oberägeri, Unterägeri, Menzingen und Neu-
heim, die auch die ungünstigsten Verkehrsverbindun-
1934 14 Hauptlehrer und 4 Lehrbeauftragte gen zur Kantonshauptstadt hatten. Dank verbesser-
1945 15 Hauptlehrer und 7 Lehrbeauftragte ten Verkehrsverhältnissen, aber auch durch das neue
1953 17 Hauptlehrer und 6 Lehrbeauftragte Ubertrittsverfahren von der sechsten Primarklasse in
1960 23 Hauptlehrer und 11 Lehrbeauftragte die Oberstufe, fand in den letzten Jahren ein gewis-
1966 35 Hauptlehrer und 12 Lehrbeauftragte ser Ausgleich statt.

42
Der Hauptlrakt der neuen Kantonsschulc in der Lueuelen
Begann die Schule im Jahre 1861 mit total 22 Der zunehmende Andrang in den fünfziger und
Schülern, so war nach einem anfänglichen Anwach- sechziger Jahren brachte gravierende Raumproble-
sen der Schülerzahl ein Stagnieren und zeitweise so- me, die man nur durch die Erstellung von Schul-
gar ein Rückgang feststellbar. 1909, vor Einführung pavillons fürs erste meistern konnte. 1956 wurde der
der Handelsschule, stand die Schülerzahl bei 76. erste Pavillon mit zwei Schulzimmern erstellt. Pe-
Hierauf schwankte sie bis 1930 zwischen 85 und riodisch mußte der bestehende Schulraum in den
110, ehe sie dann stieg, doch immer wieder mit ein- nächsten 16 Jahren erweitert werden. Heute stehen
zelnen Rückschlägen, auf 200 im Jahre 1935 (neues neben dem Hauptgebäude und der Turnhalle mit to-
Kantonsschulgesetz mit Strukturwechsel) und 269 tal 19 Schulräumcn neun Pavillons mit 33 Unter-
im Jahre 1940 anstieg. richtszimmern, wobei diese zum Teil auf kantons-
Kriegs- und erste Nachkriegszeit sowie eine all- fremdem Land stehen. Da die Neubauprojcktierung
mähliche Ausschaltung zu vieler auswärtiger Schüler bereits Ende der fünfziger Jahre langsam aber stetig
und eine schärfere Auslese brachten nochmals einen voranschritt, unterließ man eine Totalrevision des
gewissen Rückgang. Hierauf stieg die Schülerzahl alten Gebäudes und gab sich der schicksalhaften
kontinuierlich an, was die nachfolgende Tabelle11 Hoffnung hin, das Gebäude werde die Einweihung
belegt: der neuen Kantonsschule überdauern . . .
Am 9. Januar 1964 bestimmte der Kantonsrat als
1940 269 Schüler 1963 461 Schüler Standort der neuen Kantonsschule die Luegeten im
1945 229 Schüler 1966 585 Schüler Norden der Stadtgemeinde Zug und bewilligte einen
1950 225 Schüler 1969 649 Schüler Kredit von Fr. 600 000.- für die Bearbeitung des
1955 274 Schüler 1972 747 Schüler Bauprojektes und des detaillierten Kostenvoran-
1960 356 Schüler 1974 636 Schüler schlages. Der Projektierungsauftrag ging an das
Architekturbüro Hafner und Wiederkehr in Zug,
das am 15. März 1962 beim Wettbewerb für
Räumliche Umgestaltung ein neues Kantonsschulgebäude den ersten Preis
errang.
Die 1861 gegründete Kantonsschule war an der Am 4. März 1968 orientierte der Regierungsrat
Oswaldsgasse, im späteren Sekundarschulhaus und den Kantonsrat umfassend über den Stand der Pla-
heutigen Bauamt der Stadt Zug, beheimatet. Dieses nung und beantragte aufgrund eingehender Unter-
Gebäude, das anfänglich auch den Stadtzugcr Pri- suchungen, die Kapazität der Schule von bisher 750
mär- und Sekundärschulen zur Verfügung stand, ver- gemäß erster Planung auf 1100 Schüler zu erwei-
mochte bis 1919 den Raumanforderungen zu genü- tern. Gemäß Projektbeschrieb liegt das Hauptge-
gen. In diesem Jahr bot sich dem Kanton die Gele- wicht der Baumasse, das siebengeschossige Gymna-
genheit die Institutsliegenschaft «Athene» an der sium, im Zentrum des Baugeländes; etwas vorgela-
Hofstraße zu übernehmen, da das bisherige Privat- gert gegen die Stadt erhebt sich der sogenannte Han-
institut seine Pforten schloß. delstrakt 15 , zurückversetzt sind die Turnhallen. Das
Mit dem Ausbau des Gymnasiums und der Han- Raumprogramm sieht 431/2 Schulunterrichtszimmer
delsschule wurde die Baufrage vordringlich, weshalb im Gymnasium und 21/2 im zweiten Trakt vor. Mit
der Kantonsrat im Jahre 1938 den Bau einer Turn- den zwei Musikzimmern im Turnhallenkomplex
halle mit Aula und zwei Schulräumen beschloß. Be- werden der Schule 67 Unterrichtsräume zur Verfü-
reits ein Jahr später konnte das vom damaligen Zei- gung stehen.
chenlehrer Walter Wilhelm entworfene Gebäude sei- Am 28. November 1968 stimmte der Kantonsrat
ner Bestimmung übergeben werden. den Anträgen des Regierungsrates zu und bewilligte

45
Der Bildhauer Fritz Wotruba in Zug
1938—1945
Dokumentation, Berichte

den angeforderten Kredit in der Höhe von 24 Millio- ANMERKUNGEN


Kontakte, Freundschaften, Wirkungen truba von einem mehrmonatigen Aufenthalt in Genf
nen Franken für die Ausführung des Projektes. 1 zurückgekehrt sei. Dort war die «Venus» entstanden,
Vgl. Festschrift von Dr. Albert Renner, 100 Jahre Kantons-
Nach anfänglichen Schwierigkeiten in bezug auf schule Zug 1861 bis 1961, Verlag M. Kündig, Zug Nach dem Einmarsch der Deutschen in Österreich, jene Plastik, die mit ändern Werken an den Ausstel-
den zusätzlichen Landerwerb konnte die Bauausfüh- 2
Vertrag zwischen dem Regicrungsrat des Kantons Zug und am 10. März 1938, planen Wotruba und seine Frau, lungen in Zug sein damaliges Schaffen repräsentierte.
rung programmgemäß begonnen und vorangetrieben dem Einwohncrrat der Stadtgemeinde Zug vom 13. September zusammen mit dem Dichter Robert Musil und Gat- In Genf lebte Wotruba in freundschaftlicher Verbun-
1919 (GS I Seite 296)
werden; Ende Mai 1973 fand die Aufrichte statt. An tin, in die Schweiz zu fliehen. Vorerst weichen sie denheit mit dem Dichter Robert Musil, dem Schick-
3
der Kantonsratssitzung vom 1. Juli 1974 konnte Als Kuriosum sei erwähnt, daß er als Erziehungsdirektor nicht salsgenossen aus Wien. «Sein Aufenthalt in der
nur den Bericht des Regierungsrates an den Kantonsrat, son- nach Düsseldorf und Berlin aus. Im Sommer sind
Baudirektor Dr. Alois Hürlimann im Zusammen- dern auch den Bericht der kantonsrätlichen Kommission an sie wieder in Wien, die Lage wird äußerst kritisch. Schweiz wurde zu einer Kette an Enttäuschungen
hang mit der Beantwortung einer Interpellation be- das Parlament selbst verfaßt hatte, ein Unterfangen, das heu- und Mißerfolgen. Zu den Kämpfen um das tägliche
te dem Kantonsrat kaum mehr genehm wäre. «Die letzten Wochen vor meinem Abflug in die
treffend finanzielle Liquidität des Kantons mitteilen, 4 Schweiz sind von einer scheußlichen Dramatik . . . Leben und den Schwierigkeiten mit der Fremden-
daß der Baukredit für die Kantonsschule unter Be- Regierungsratsbeschluß vom 10. Februar 1937 (GS 13, Seite
475) 1938 im September fliege ich vorerst allein nach Zü- polizei und den Behörden kam der Mißerfolg des
rücksichtigung der Bauteuerung nicht überschritten rich. Mein Wehrausweis ist gefälscht. Zehn Mark Dichters - Das Erniedrigende und Beleidigende wur-
•' Bis heute wurden insgesamt 7 Ubertrittskurse mit durch-
werde. Man rechne mit Baukosten von 37 bis 38 Mil- schnittlich 10 Schülern durchgeführt, wobei rund % davon sind mein Vermögen. Da meine Frau Jüdin war, de durch das verständnisvolle Verhalten eines einzel-
lionen Franken, während der durch die Teuerung ohne Klasscnverlust den Schulgang an der Kantonsschule fort- nen Mannes gemildert, durch den Pfarrer Robert
setzen konnten. erhielt sie keine Einreiseerlaubnis. Nach Wochen
veränderte Kredit rund 39,2 Millionen Franken be- 11 und knapp vor ihrer Verschickung nach Erythräa, Lejeune. Als ich meinem Freund Lejeune schilderte,
trage. Akten zur Schulgesetzrevision 1967/68 im Kantonsarchiv.
kann ich meiner Frau den begrenzten Aufenthalt in welchen Verhältnissen Robert und Martha Musil
7
Ende August 1975 wird die neue Kantonsschul- Der Zuger Sekundarlehrer Dr. A. A. Steiner hat in diesem erwirken.» Wotruba, Autobiographie, Salzburg 1959 lebten, hat er alles in Bewegung gesetzt, um ihnen zu
Zusammenhang ein 25seitiges Expose verfaßt: «Kantonale
anlage ihrer Bestimmung übergeben. Möge dieses Schulgesetzgebung und Bauplanung als materielle Einheit.» Zürich hat den Bildhauer Fritz Wotruba abgewie- helfen. Bis zum Tode Musils (1942) sorgte er für sie
Werk dem Zuger Kantonsrat und damit der gesam- Dabei hat er sich vehement für den sogenannt gebrochenen sen, ihm die Aufenthaltsbewilligung verweigert. Zug und war ihr Ratgeber und ihr Freund.»
Bildungsgang eingesetzt.
ten Zuger Bevölkerung, Stadt und Land, die diesen In diesem Zusammenhang ließen sich auch die Kantonsschul- hat ihn aufgenommen.1 Hier konnte er arbeiten, sein Wotruba, Robert Musil, Wien 1960
Neubau dank ihrer Großzügigkeit und Einsicht in lehrer in einem 42seitigen Diskussionsbeitrag zur Schulgesetz- schöpferisches Werk weiterführen. Zug wurde für Robert Musil steht hier als Beispiel für viele Emi-
revision vernehmen (Sommer 1967).
bezug auf die Anliegen im Dienste der Jugendbil- Wotruba nicht zum «Exil», zum Ausschluß, zur Iso- granten. Fritz Wotruba bildet eine Ausnahme, einen
8
dung ermöglichten, zur Ehre - und der Zuger Ju- Obwohl die Mittelschule gemäß Bundesverfassung der kanto-
nalen Hoheit untersteht, ist sie gleichwohl vom Bunde be- lierung wie für so viele emigrierte Künstler, Musiker, glücklichen Sonderfall. In Zug findet Wotruba bei
gend zum Wohle gereichen. einflußt, weil dieser durch die eidgenössische Maturitätsaner- Schriftsteller der Aufenthalt in der Schweiz während den Künstlern und einem Kreis von Kunstfreunden
Markus Frigo kennungsverordnung die Bedingungen für die Bundesanerken-
nung der Matura und somit für den Eintritt in die Hochschu- des Zweiten Weltkrieges. Verständnis, Bewunderung, Verehrung. Um 1941
len festsetzt. Will also ein Kanton für seine Schulen die eid- Bundesrat Philipp Etter hat dies mit seinem ent- beginnen die Kontakte mit den Zuger Künstlern.
genössische Maturitätsanerkennung erwerben, so hat er sich
getreulich an die Verordnungsvorschriften zu halten. Mit dem scheidenden Einsatz ermöglicht - der Maler Fritz Diese hatten sich nach der ersten gemeinsamen Aus-
im März 1973 von den Kantonen abgelehnten neuen Bildungs- Thalmann hat sich als Mittelsmann dafür eingesetzt. stellung anläßlich der «Tage der Kunst» 1940 zur
artikel hätte diese rechtsstaatlich fragliche Lösung, wonach
die Kompetenz zwischen der kantonalen Legislative und der Als erster Helfer und Freund Wotrubas in der Vereinigung «Freie Zuger Künstler» zusammenge-
Bundesexekutive geteilt wird, eliminiert und neben den Kanto- Schweiz ist Pfarrer Robert Lejeune zu nennen, er hat schlossen. An der nächsten Ausstellung im Hotel
nen der Bundeslegislative, welche die Kantonsinteressen besser
vertritt als die Exekutive, Rechtsetzungskompetenz im Mittel- sich in Zürich bemüht, ohne Erfolg, er hat Wotruba «Löwen» finden die ersten Kontakte statt, Wotruba
schulwesen zugewiesen werden können. nach Zug gewiesen. besucht mit seiner Frau Marian die Vernissage. Der
0
Bericht und Antrag des Regierungsrates an den Kantonsrat Nach verschiedenen Provisorien beziehen Fritz große Künstler mag diese Ausstellung im November
vom 4. Juni 1973 (Vorlage Nr. 3471) Wotruba und seine Frau Marian im Januar 1939 die 1941 ähnlich erlebt haben, wie sie der Zürcher
10
Bericht der kantonsrätlichen Kommission vom 8. November Wohnung in einem Chalethaus an der Weinberg- Kunstkritiker Max Eichenberger in der «Tat»
1973 (Vorlage Nr. 3510)
straße 4. Vorerst arbeitet der Künstler in einem (21. November 1941) beschrieben hat: «Junge
11
Bei der Thcsenbearbeitung zum Kantonsschulgesetz hat aller- Werkraum an der Industriestraße (auf dem Areal Kunst in Zug. Will der Titel eine bewußte Irrefüh-
dings bereits eine knappe Mehrheit der Kantonsschullehrer für
die Abschaffung de;; Professorentitels gestimmt. des heutigen Guthirt-Schulhauses). Dann richtet er rung? Er ist fast wahrer als wahr und eigentlich
12
Vgl. Renner Seite 49 über die Entwicklung im Detail. die geräumige Garage des Wohnhauses als Atelier müßte nicht nur von junger, sondern von jüngster
13
Vgl. Steiner Seite 13 über das Schuljahr 1966. ein. Der Garten kann einbezogcn werden und dient Kunst in Zug die Rede sein. Während es in Zürich,
14
Detaillierte Angaben bei Renner Seite 91 ff.
zur Aufstellung der Plastiken. das sonst eher im Geruch einer Kunststadt steht als
Ul Während der «Tage der Kunst in Zug» im Dezem- die kleine Kapitale des kleinsten Kantons, keine ge-
Voraussichtlich wird dieser Trakt jedoch dem Untergymna-
siuni dienen. ber 1940 vernahmen wir, daß der Bildhauer Wo- schlossene Gruppe junger Künstler und Kunst gibt,

46 47
Ausstellung «Löwen» Zug
1943
Links:
Einführung von Dr. Josef
Brunner in das Schaffen
Wotrubas an der Vernissage

Rechts:
Marian Wotruba
Die Cellistin Jehanne Rauch-
Godot und Musikdirektor
Hans Flury spielen an der
Vernissage

die eine entschlossene Opposition oder doch Sezes- Entgeisterungen nicht vergraben, sondern immer auf sehr ausführliche und einfühlende Würdigung der Wotruba intensiviert. Schon 1942 begannen die per-
sion gegen die verschimmelten Schnäuze bilden wür- den Lippen und in den Blicken haben.» einzelnen Künstler und ihrer Werke.2 Im «Zuger sönlichen Beziehungen Hans Potthof s zum Bildhauer.
de, ist das in Zug der Fall. Vielleicht kommt das da- An dieser Ausstellung von 1941 waren folgende Volksblatt» schreibt Max Busch (Max Schumacher Die Mutter seiner Frau Brigit, Mathilde Sohn-Rethel,
von, daß es da keine staatliche oder städtische Kunst- Künstler beteiligt: Werner Andermatt, Eugen Hotz, von Baar) ein geistreiches Feuilleton über die Aus- stand seit 1941 in Verbindung mit den Wotrubas.
hilfe gibt und sich die öffentliche Förderung der Hans Potthof, Josef von Rotz, Christian Staub, Fritz stellung.3 Wir zitieren seine Ausführungen über Wo- Ihre Herkunft aus Berlin hatte den Kontakt herge-
Kunst auf das möglichste Minimum beschränkt und Thalmann. truba: «Mit unsern Zuger Malern stellt dieses Jahr stellt. Sie fuhr oft von Ebikon, ihrem Wohnsitz bis
so die Künstler weniger nach der gleichen Krippe Vom 15. bis 23. Mai 1943 findet im «Löwen»- ein Plastiker von internationalem Rang aus, der 36- zur Heirat der Tochter mit Potthof 1942, nach Zug
und Strippe streben. Vielleicht auch davon, daß da Saal die zweite Ausstellung der Freien Zuger Künst- jährige, in Zug wohnhafte Österreicher Fritz Wotru- und erhielt in den Gesprächen mit dem Bildhauer
keine großen Kritiker über jeden Künstler die ewig ler statt. Zu den Malern der Ausstellung von 1941 ba. Er darf zu den größten Steinbildhauern unserer Anregungen für ihre künstlerischen Versuche im
gleichen Gesätzlein und Mätzlein schreiben, die ist Walther F. Wilhelm gestoßen. Ihr besonderes Ge- Zeit gerechnet werden. Es ist für unsere Stadt eine Modellieren. Durch Frau Sohn-Rethel und ihre
unterschiedslos und gespenstisch zwischen halblau- wicht erhält sie durch die Beteiligung Wotrubas. Der Ehre und für ihr Kunstleben ein Ereignis besonderer Tochter wird Hans Potthof bei den Wotrubas einge-
tem Loben und halbleisem Tadeln schweben und das Bildhauer ist mit der «Genfer Venus» von 1940 und Art, wenn er uns hier seine Werke zeigt. Sein eigent- führt. In den Jahren 1942 bis 1945 ist der Maler
Große wie das Kleine mit der gleichen Sauce servie- mit einigen Statuetten in Terrakotta vertreten. An der liches Gebiet, die große Steinplastik, ist durch die häufiger Gast im Weinberg. Die Freundschaft mit
ren, so daß zuletzt jeder Geschmack und jeder Sinn Vernissage (s. Aufnahmen) wird der Bildhauer Fritz «Genfer Venus» vertreten, von der ein Abguß im dem großen Bildhauer wird zu einer anregenden und
für das Scheidende und Entscheidende verwischt Wotruba und sein Schaffen in einer Ansprache erst- Museum Winterthur steht. Das Original unserer Aus- erregenden Kraft für seine Kunst. Oft hat er im Gar-
wird und verloren geht. Wie es auch sei, auf alle mals den Zuger Kunstfreunden vorgestellt. Den fest- stellung zeigt die unerhört gedrängte Kraft und die ten skizziert und Bilder mit Plastiken gemalt. Wo-
Fälle gibt es in Zug, was es in Zürich nicht gibt: eine lichen Rahmen schaffen die Cellistin Frau Jehanne Ruhe, die von Wotrubas Werken ausstrahlt und seine truba besitzt eines dieser Garten-Plastiken-Bilder. In
ebenso geschlossene wie aufgeschlossene Gruppe jun- Rauch-Godot aus Baisthal und Musikdirektor Hans besondere Art, trotz sicherer Realistik Figuren von kurzen Bemerkungen hat der Bildhauer die Malerei
ger Künstler. Nicht daß nun diese jungen Zuger Flury am Flügel mit Werken von J. S. Bach, G. F. symbolhafter Bedeutung zu schaffen. Wir danken Potthofs beurteilt, u. a. «Du mußt eini hauen, mußt
Künstler alle große Begabungen wären - in einem Händel und Max Reger. Die Ausstellung findet den Organisatoren der Ausstellung, die uns die Be- saftiger werden.» Solche Anstöße verstand der Maler
nur sind sie begabter, als die meisten Jüngern Zür- große Beachtung bei den vielen Besuchern und in der kanntschaft mit diesem Meister ermöglicht haben.» und realisierte sie in einer bestimmteren und ein-
cher Künstler, darin, daß sie sich eben jugendlich Zuger, Zürcher und Luzerner Presse. In den «Zuger Mit der Ausstellung von 1943 werden die Kontak- deutigeren Malerei. Dann die Gespräche und Dis-
geben und selbst vergeben, ihre Begeisterungen und Nachrichten»bringt Redaktor Heinrich Bütlcr eine te der Zuger Künstler und einiger Kunstfreunde mit pute über Kunst, Politik, Philosophie im Kreise von

48 49
großzügige Komposition, die frechen Farben und die der Ausstellung von 1972 festgehalten: «Im Frühling Armin Haab, Christian Staub u. a.) können wir auf
«unergründlich geheimnisvollen Titel» Aufsehen er- 1943 lernte ich durch Christian Staub, Baar, der da- die veröffentlichten Mitteilungen von Armin Haab
regt. Von 1943 an setzt er sein künstlerisches Talent mals wie ich Schüler an der Photoklasse der Kunst- verweisen.8
mehr und mehr als Photograph ein.. Er wird für die gewerbeschule Zürich war, Fritz Wotruba kennen.
In ähnlicher künstlerischer Beziehung zu Wotruba
Zuger Zeit und die folgenden Wiener Jahre nach Aus der ersten Begegnung entstand bald ein freund-
wie Potthof stand von 1943 an Leo Hafner. Schon
1945 der photographische Dokumentator des Schaf- schaftliches Verhältnis. Kurz darauf stellte ich Fritz
als Schüler der Kantonsschule und verstärkt in den
fens von Fritz Wotruba. Sein künstlerisches Scnso- und Marianne Wotruba meinem Vater vor. In den
Jahren als Architekturstudent an der ETH hat Leo
rium und eine hochentwickelte Phototechnik ermög- folgenden zwei Jahren waren Herr und Frau Wotru-
Hafner künstlerisch gestaltet, viel gemalt und model-
lichen Aufnahmen von faszinierender Wirkung, in ba einige Male bei meinem Vater, Ernst Haab, in
liert. An den Jeux Academiques 1944 in Lausanne
den Atelieraufnahmen und den Wiedergaben der seinem Hause in Baar zu Gast. Ich wiederum besuch- wurde er Preisträger in Malerei. Seine Beziehungen
Einzelwerke von lebendiger Unmittelbarkeit und te Fritz Wotruba, wenn immer es die Umstände er- zu Wotruba faßt er im Rückblick so zusammen:
werkgemäßer Darstellung. Die Aufnahmen der Zu- laubten, und suchte soviel als möglich über ihn, über
«Häufige Atelierbesuche während der Arbeit Wotru-
ger Werke Wotrubas in unserer Reihe belegen diese sein Schaffen, über sein Denken zu erfahren. Ich bas. Ich saß da, er meißelte. Er war nicht sehr ge-
hohen Qualitäten." hatte mich schon von Kindsbeinen an immer leiden- sprächig. Bei der großen <Stürzenden>, als der Rük-
Den Einsatz Fritz Thalmanns für die Aufenthalts- schaftlich mit der Kunst auseinandergesetzt. Diese ken sich umrißmäßig abzuzeichnen begann, sagte er
und Arbeitsbewilligung Wotrubas in Zug haben wir Zeit prägte sich mir deshalb «wie in Stein gehauen»
lediglich: (Verstehst du, das muß so rauskommen wie
schon erwähnt. Er hat den Bildhauer oft im Atelier ein, weil dies meine erste Bekanntschaft mit einem
ein Gebirge.> Dies war alles an jenem Tage. — Ich
besucht und Wotruba mit Marian als Gast in sein internationalen Künstler war. Mein freundschaftli- habe vielmals geholfen beim Abladen roher Stein-
Heim im Großhaus eingeladen. Durch die Ausstel- ches Verhältnis zu Fritz Wotruba wurde durch seine blöcke oder Verladen fertiger Figuren. Die häufigen
lung von 1943 sind auch die ändern Zuger Künstler: Rückkehr nach Wien 1945 unterbrochen. Doch
Besuche an Wochenenden im obern Stock, meist in
Werner Andermatt, Eugen Hotz, Josef von Rotz, selbst vom neuen Aufenthaltsort her sandte der
Gästen - das Zuschauen beim Herausschlagen der der Küche, bei vielen Leuten im Wohnzimmer, wa-
Walther F. Wilhelm in persönliche Beziehungen zu Künstler meinem Vater alle Jahre eine von Hand
Figuren aus dem Stein, oft stundenlang, ohne daß ren eindrückliche erste Kontakte mit der großen
Wotruba getreten. gezeichnete Neujahrskarte. Auch habe ich sein
ein Wort fällt. All dies hat Potthof beeindruckt, an- Welt: Maria Fein, Maria Becker, Fritz Hochwälder
Dann hat Christian Staub seinem Baarer Freund Schaffen während der dazwischen liegenden Jahr- u. a. — Auf Grund vorgelegter Arbeiten fragte mich
geregt, beunruhigt und ein kräftiges Stück weiterge- Armin Haab die Bekanntschaft mit Wotruba vermit- zehnte stets mit größtem Interesse verfolgt und habe
bracht in seiner Malerei.-Wotruba hat den Sammler Wotruba schon 1943, ob ich Lust hätte, bei ihm im
telt. Diese Beziehungen hat Armin Haab anläßlich praktisch alle seine Ausstellungen in der Schweiz be-
Atelier zu arbeiten. Ich habe mit Freuden zugesagt.
Oskar Reinhart in Winterthur auf den Maler Potthof sucht.»5 Im gleichen Beitrag dokumentiert Armin
aufmerksam gemacht. 1945 und 1946 hat Reinhart Es entstand dort ein Mädchenkopf in Lothenbacher
Ausstellung «Löwen» Zug 1943 Haab auch die Beziehungen seines Vater, Ernst
im Atelier Potthofs auf dem Brüschenrain folgende Vernissage: Hans Potthof, Sandstein, 54 cm, frei aus dem Stein geschlagen, in
Haab, zu Wotrubas Schaffen und den Ankauf der einem halben Jahr. Anschließend schuf ich einen
Bilder angekauft: L'heure de l'apero 1945, Zerschos- Brigit Potthof, Marian Wotruba
Plastik in rotem Schleifstein: Stehender junger Mann
weiblichen Torso, 142 cm, in Lothenbacher Sand-
senes Fort in der Bretagne 1946, Frau im Restau- («Fischerknabe»). 0 Das Erinnerungsbild an den stein, ebenfalls frei herausgemeißelt. Der Stein wurde
rant 1946. - Zwei Plastiken als Geschenke Wotru- kunstfreundlichen Müllereibesitzer Ernst Haab in im Steinbruch von Wotruba ausgesucht. Der Trans-
bas bewahrt Potthof als die schönsten Zeugen seiner Baar soll hier noch durch den Hinweis auf eine an- port erfolgte durch meinen Freund Gregor Theiler
Freundschaft mit dem Bildhauer: den Torso eines dere große «Kunsttat» ergänzt werden: Zwei Monate vom Rosenberg, mit dem Mistwagen und der Kuh.-
Frauenaktes und den Entwurf in Stein zum Kopf nach der Gründung der Zuger Kunstgesellschaft
von 1941. Das tektonische Erleben einer Form verdanke ich
1957 hat er mich, den damaligen Präsidenten der
zweifellos Wotruba.»
1943 hat Potthof den Maler und Photographen ZK, mehrmals zu sich gebeten und mit mir die Frage
Christian Staub aus Baar mit Wotruba bekannt ge- eines künftigen Kunsthauses besprochen. Das Ergeb- Zusammenfassend kann gesagt werden: Alle Zu-
macht. Beide Zuger Künstler waren sich 1938 in Pa- nis dieser Besprechungen: Das Geschenk von ger Künstler haben von der Anwesenheit Wotrubas
ris begegnet. Christian Staub hat in den Ausstellun- Fr. 50 000.- an die Zuger Kunstgesellschaft als in Zug, von seiner Persönlichkeit und seinem Schaf-
gen der Freien Zuger Künstler 1941 und 1943 Fu- Grundfonds für den Bau eines Kunsthauses. 7 fen viel für ihr eigenes Kunstschaffen gewonnen. Es
rore gemacht. Er war der Revolutionär der Gruppe. Für die Beziehungen Wotrubas zur sogenannten ist so, wie Eugen Hotz es kürzlich formuliert hat:
Seine expressionistischen Bilder haben durch die «Baarer Zentrale» (Max Schumacher, Eugen Hotz, «Für uns, noch sehr junge Zuger Künstler war Wo-

50 51
Ausstellung in der Burg Zug 1945
Oben:
Wotruba, Mädchenfigur, Jurakalk,
1942 Zug
Unten:
Wotruba, Genfer Venus, Seifen-
stein, 1940 Genf
truba ein verständnisvoller, großer Anreger und unter Vertreter der städtischen Behörden, in schöner
Lehrmeister.» VEREINIGUNG . F R E I E - U i . i i - KÜNSTLER
Zahl eingefunden hatten.»"
In unserer Dokumentation der Kontakte und Wir geben jenen Teil der Eröffnungsworte (etwas
AVSSTELLV/NQ IN DER BWRQ 3.-11. NOV.
Freundschaften mit Wotruba in Zug erwähne ich gekürzt) wieder, der sich auf Wotruba bezieht:
zum Schluß zwei Menschen, die wohl von allen «Fritz Wotruba wurde 1907 in Wien geboren. Er
ANDERMATT
Schweizer Freunden in tiefster Verbundenheit mit HOTZ
STAUB
THALMANN
hatte durch seine Herkunft slawisches und ungari-
Fritz und Marian Wotruba standen und über die Zu- KÜDERLI WILHELM sches Erbe zu übernehmen und es im deutschen Kul-
ger Zeit hinaus mit ihnen verbunden blieben: Fritz POTTHOF WOTRUBA turraum zu verwalten. Wien bot ihm die Möglichkeit,
und Editha Kamm. Die Herkunft von Editha Kamm die Spannungen der verschiedenartigen Erbmassen
G E M Ä L D E / PLASTIK / Z E t C H N U N Q E N / A Q U A R E L L E
aus Wien hat die natürliche Basis der schon in den SONNTAQ. DEN *.NOV.1»«5. V O R M I T T A Q S 11.UUHR, EROFFNUNCSWORT auszugleichen. Zugleich empfing er von ihnen starke
ersten Jahren des Zuger Aufenthaltes gebildeten künstlerische Impulse, die ihn zum Gestalten trieben.
Freundschaft geschaffen. Ich weiß von Marian Wo- Vom 14. bis 18. Jahre machte er die Lehre als Gra-
truba, wieviel ihnen diese Freundschaft bedeutet hat, veur. In die ersten Jahre dieser Lehrzeit fällt ein
wie groß das Verständnis für das künstlerische Schaf- bedeutungsvolles künstlerisches Erlebnis, man kann
fen und wie selbstverständlich und uneigennützig die Einladungskarte zur Ausstellung es Michelangelo-Erlebnis nennen. Ein Buch mit Re-
Hilfe des Ehepaares Kamm für Fritz und Marian der Freien Zuger Künstler in produktionen von Werken Michelangelos gab ihm
Wotruba war. In den Äußerungen Wotrubas stehen der Burg 1945 eine entscheidende Anregung und drängte ihn zum
von den Freunden in der Schweiz immer wieder Fritz plastischen Gestalten. Als Lehrling besuchte er mit
und Editha Kamm an erster Stelle. Zwischen 1940 zum 11. November dauernde Ausstellung der Freien 15 und 16 Jahren die Abend-Akte der Wiener Kunst-
und 1942 kaufte Fritz Kamm zwei Plastiken Wotru- Zuger Künstler eröffnet mit einer Ansprache von gewerbeschule und lernte so schon früh den mensch-
bas: Liegendes Mädchen, Jurakalk 120 cm, um Professor Dr. Josef Brunner. Er wies dabei besonders lichen Körper zeichnerisch beherrschen. Im Jahre
1939, Liegendes Mädchen, Kleinplastik in Jurakalk, auf das reiche Schaffen des bedeutenden in Zug le- 1926, erst 19jährig, wird er in die Bildhauerklasse
um 1941. - Die Freundschaft dauert nach 1945 an. benden Bildhauers Fritz Wotruba hin, wobei er eine von Anton Hanak aufgenommen. Zwei Jahre arbei-
Gegenbesuche in Wien und Zug vertiefen die Ver- Analyse dieser Werke gab und in gewählter Form tet er hier, dann legt er die Fesseln der Führung ab
bundenheit beider Ehepaare. Der Tod Marians 1951 das Wollen und Wesen des Künstlers an den Werken und geht den Weg seiner künstlerischen Entwicklung
erfüllt auch die Schweizer Freunde mit tiefer Trauer. erschloß. So wurde diese Eröffnungsfeier zugleich allein weiter. Schon mit 20 Jahren wird er in die
Und am Grab des 1967 verstorbenen Fritz Kamm eine Ehrung Wotrubas, der seit 1938 in Zug sein Wiener Kunstschau aufgenommen. Als erstes bedeu-
steht erschüttert auch Fritz Wotruba. Der in Trauer Atelier hat und die bedeutendsten Ausstellungen in tendes Werk entsteht 1929 eine männliche Figur aus
versunkene «Hockende» Wotrubas hält Grabwache, den Weltstädten mit seinen Plastiken bereicherte. Blei, die von der Stadt Wien erworben und auf hoher
als Ausdruck unvergänglicher Freundschaft und Wenn Wotruba zum Leiter der Meisterklasse für Säule aufgestellt wurde. Später ist dieses Werk als
Dankbarkeit. Plastik der Wiener Akademie der bildenden Künste Kriegsopfer eingeschmolzen worden. Von 1929 an
Den äußern Höhepunkt der öffentlichen Resonanz ernannt wurde, so bedeutet das eine höchste künst- stellte Wotruba regelmäßig in der Wiener Sezession
im Aufenthalt Wotrubas in Zug bildet die Ausstel- lerische Würdigung und Anerkennung seiner Heimat aus. Die erste Ausstellung seines Gesamtwerkes im
lung der Freien Zuger Künstler in der Burg 1945. und der Kunstwelt überhaupt. Die intime Feier in der Museum Folkwang Essen 1931 wurde ein großer
Es stellen aus: Werner Andermatt, Eugen Hotz, Jo- Burg wurde feinsinnig umrahmt durch das Chamer Erfolg. Dann beteiligte er sich, z. T. repräsentativ
hann Küderli, Hans Potthof, Christian Staub, Fritz Streichquartett. Mitwirkende waren Ciaire Reggiori, für Österreich, an Ausstellungen in Zürich, an der
Thalmann, Walther F. Wilhelm, Fritz Wotruba. Jo- Armin Schmidle, Violine, Annemarie Baumgartner, Biennale in Venedig, in London, Paris und Bern. In
sef von Rotz ist nach Samen weggezogen, neu in der Bratsche, Heinrich Baumgartner, Violoncello. Das der Schweiz war Wotruba zum erstenmal an der In-
Gruppe ist Johann Küderli. Zu Ehren Wotrubas fin- Allegretto aus dem Streichquartett in D-dur (K.V. ternationalen Plastik-Ausstellung im Herbst 1931 in
det eine festliche Eröffnung der Ausstellung statt, 575) von W. A. Mozart und das Menuette aus dem Zürich vertreten. 1930 machte der Künstler Reisen
Sonntag, den 4. November 1945. Dazu ein Presse- Streichquartett in D-dur vermochten eine gediegene, nach Deutschland, Holland, Italien. 1934 lebte er
bericht: «Eröffnungsfeier der Kunstausstellung in feine Stimmung zu schaffen in den Aufstiegen und 7 Monate in der Schweiz. 1938 siedelte er von Wien
der Burg. - Gestern Sonntag mittag wurde die bis Gängen der alten Burg, wo sich die Besucher, dar- nach Zug über, wo er bis heute lebt. Im Jahre 1939

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war er mit neun Werken an der Kunstausstellung in Augenblick an Rodin, an irgendeine Gestalt, etwa Wotruba, Mädchenkopf (Marian), Jurakalk, 1941 Zug
Winterthur vertreten. Im Sommer 1942 stellte er im den Balzac, an die Bürger von Calais! Hier ist alles
Zürcher Kunsthaus fünf Werke aus, 1944 zusammen Bewegung, Leidenschaft, alles ist zur Gebärde ge-
mit d'Altri, Marini, Richier im Kunstmuseum Basel worden. Wir werden hineingezogen in die Schick-
und in diesem Jahre in der Kunsthalle Bern mit Ma- sale. Bei Wotruba werden wir nicht mit nach außen
rini und Richier. gerichteten Gebärden angesprochen. Denn nicht
Wotrubas Skulpturen sind von Anfang bis Ende Einzelschicksale sind dargestellt, sondern das Leben
sein Werk. Er ist sein eigener Steinmetz, ja, er ist in an sich.»10
erster Linie Steinmetz in des Wortes tiefer Bedeu- Von Wotruba sind vier Plastiken und Zeichnungen
tung. Denn er lockt seinem Material, vor allem ausgestellt: «Genfer Venus» 1940 und Mädchen-
Jurakalk und Buntsandstein, die ihm gemäßen Schön- figur 1942 im Garten der Burg, «Genius» 1928 und
heiten ab. Oft arbeitet er ohne Vorrnodell und holt Weibliche Büste 1944 im Innern, ergänzt durch
die Figuren frei aus dem Stein heraus. Dieser Weg sechs Zeichnungen der letzten Jahre. Die Gesamtzahl
vom Schaffen nach dem Modell zum Schöpfer aus der ausgestellten Werke beträgt 124. Die Ausstel-
der Vorstellung setzt ein intensives anatomisches lung in der Burg wird von den Zuger und auswärti-
Studium voraus. Es ist wie eine Besitznahme des kör- gen Kunstfreunden stark beachtet, an den acht Aus-
perlichen Seins an sich, ein unverlierbares Einprägen stellungstagen werden mehr als 1400 Besucher re-
im Vorstellungsgewebe des Künstlers. gistriert. Neben den Werken Wotrubas finden auch
Wotrubas Entwicklung führt von einer naturnahen die Bilder, Zeichnungen und «Photobilder» (Chri-
Auffassung zu stilstrenger Gestaltung. Man könnte stian Staub) der Zuger Künstler große Beachtung.
es auch den Weg vom Organischen zum Kristallini- Wiederum erscheinen in der Zürcher und Luzerner
schen nennen. Zuerst ist sein Kunstwollen durch Mi- Presse Berichte über die «reiche und gewichtige
chelangelo bestimmt worden, dann war auch Rodin Kunstschau» der Zuger. Die «Zuger Nachrichten»
in der Vermittlung durch Hanak da. Aber rasch ent- und das «Zuger Volksblatt» setzen sich in eingehen- Marian Fleck stammte aus einer Düsseldorfer doppelt ehrgeizig. Die Zeit, wo er entdeckt wurde,
zog er sich diesen Einflüssen, er erkannte die Gefahr, den Würdigungen mit den Künstlern und ihren Wer- Bankiersfamilie. Als Zwanzigjährige ist sie in Wien wo es Krach gab und die öffentliche Aufmerksamkeit
hier zum bloßen Epigonen zu werden. Seit etwa 10 ken auseinander.11 zur Ausbildung als Metallbildhauerin. In der Bild- sich ihm zuwandte, ist ihr heute noch vorbildlich.»
Jahren erkennt er in den Griechen die Meister der Nach dem Abschluß der Ausstellung in der Burg hauerklasse von Prof. Anton Hanak lernt Marian Robert Musil, Tagebuchnotizen12
plastischen Formung. Wotruba hat diese klassische, finden sich Mitte November die Künstler mit ihren 1926 Fritz Wotruba kennen. Bei den Auseinander- Während der Februar-Unruhen 1934 in Wien ver-
die kristallinische Form erstmals im <Großen stehen- Frauen zu einem gemeinsamen Nachtessen im Hotel setzungen Wotrubas mit Prof. Hanak nimmt sie Par- lassen Fritz und Marian Wotruba Österreich für sie-
den Mann> gefunden. Der Wille zur Vereinfachung «Pilatus» zusammen. Das festliche Mahl wird zum tei für den jungen, erst 19jährigen Bildhauer und ben Monate. Sie ziehen nach Zürich. Wotruba arbei-
bestimmt seine Formgebung immer stärker. Die For- unvergeßlichen Künstlerfest. Es ist zugleich der Ab- verläßt mit ihm die Schule. Sie arbeiten kurze Zeit tet in einer offenen Steinmetzbaracke am See. Hier
men werden von den naturalischen Zufälligkeiten ge- schied von Fritz und Marian Wotruba. In den näch- bei Prof. Steinhof weiter und heiraten 1929. entstehen der «Liegende Jüngling» und der «Große
reinigt, seine Figuren werden immer wesentlicher, sten Wochen bereiten sie den Aufbruch vor und keh- «Marian, das Mädchen aus wohlhabendem Haus, stehende Mann». 1936 begegnen sie in Venedig erst-
seinshafter. ren im Dezember 1945 nach Wien zurück. das die Gefährtin des um zwei Jahre jüngeren noch mals Robert und Martha Musil. Sie bleiben dem
Die im Garten vor der Burg ausgestellten Plasti- in der Kunstgewerbeschule befindlichen Fritz wird Dichter bis zu seinem Tod im Jahre 1942 in Freund-
ken (Genfer Venus> von 1940 und die Mädchenfigur und in sein Elternhaus zieht, bei den Schwestern schaft verbunden. Die ergreifenden Zeugnisse Ro-
von 1942 mögen als Werke der Mitte die Kunstform schneidern lernt und so beiträgt. - Sie hat seinen bert Musils für Marian in seinem Tagebuch weisen
Wotrubas veranschaulichen. Wir erkennen den archi- Marian Wotruba 1905—1951 Aufstieg von da an mitgemacht, wo er fast noch auf ihr tiefes Verständnis und die Hilfe in seiner in-
tektonischen Aufbau und die ausgeprägte plastische Lehrbub war. Sie hat das Leben seiner Familie ge- nern und äußern Not.
Vitalität. Kaum ein Pathos, kaum eine Gebärde, Sie war eine außergewöhnliche Frau. Alle, die sie führt und das seiner Freunde. - Nichts natürlicher, In Zug ist Marian Wotruba die Seele des Hauses
kaum eine Bewegung und doch wie lebendig, leben- kannten, die Künstler und die Kunstfreunde, wissen, daß sie Züge von dem hat, was Adler die Psycholo- im Weinberg. «Marian hielt vortrefflich Haus, koch-
dig, weil diese Mädchen so ganz sind, dem Sein, den wieviel Wotruba ihr verdankt und wie entscheidend gie des Jüngsten nennt. Sie hat sie für ihren Mann. te, flickte, bügelte, kümmerte sich um diverse Hilfs-
Ursprüngen des Lebens verbunden. Denken Sie einen sie die Kontakte mit dem großen Bildhauer förderte. Ihre eigene Plastik hat sie ganz aufgegeben. Sie ist bedürftige und verstand es zudem, die abgelegene

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Behausung zum Treffpunkt interessanter Leute zu von Dramen, von der Übertragung fremdsprachiger Orff, der damals in Salzburg einen Kurs gab und die nen plastischen Formvorstellungen anzugleichen.
machen.»13 Ihr Leben steht ganz im Dienste des Werke ins Deutsche. Ein anderes Mal war auch Ma- «neue Musik», wie sie Gottfried von Einem vertritt. Das Zeichnen kann auch zu einem Akt der Befreiung
künstlerischen Werkes ihres Mannes. Die große phy- ria Becker zugegen. Dann bleibt mir besonders ein Beim Abschied sagte er: «Marian ist sehr krank.» werden und so zu einer Lösung von fixen Ideen, Ver-
sische Beanspruchung in der Bewältigung aller Haus- heftiges Streitgespräch in einem größern Kreis in Er- Ein Jahr später, am 31. August 1951, ist sie gestor- ranntheiten und Sackgassen der Vorstellung führen.
arbeiten durch die ehemalige Bankierstochter ist er- innerung, über die gegenwärtige Kunst, die Rolle des ben. Ihre 46 Jahre waren ein voll erfülltes Leben. Da die Konturen einer Skulptur unendlich sind, ist
staunlich, bewundernswert. Aber für Marian ist alles Staates, die Zukunft der Kunst. Wie in seinem Schaf- Erfüllt für die Kunst ihres Mannes, erfüllt für andere. die Beschränkung auf eine Dimension zuerst einmal
selbstverständlich, es ist das ihr zugemessene Schick- fen zeigte sich Fritz Wotruba auch im Disput uner- ein großes Hindernis und keine Lust. Mein Ziel ist
sal an der Seite des großen Bildhauers. Sie ist immer bittlich, konsequent, absolut in seinen Forderungen. - es, in einer Zeichnung mir selbst Rechenschaft über
für ihn und andere da. Sie macht das Haus im Wein- Etwas ist bezeichnend für Marian gewesen: Ich hörte die Möglichkeiten zu geben, über die ich verfüge
berg trotz der bescheidenen Mittel zu einem gast- sie nie ein Wort der Klage, des Vorwurfes, der Bitter- und aus dem Überfluß zur exaktesten Vorstellung
lichen Haus, eröffnet neue Beziehungen für ihren
Die Werke der Zuger Zeit zu kommen. Dies gelingt nur auf dem mühseligen
nis gegen andere aussprechen. Und nie sprach sie
Mann, lädt sie von Zürich, aus ändern Städten ein: von sich. In den Illustrationen unseres Beitrages sind bedeu- Weg kleinster Änderungen, geringster Verrückun-
die Bildhauer Marino Marini, Germaine Richier, die Im Sommer 1950 habe ich Marian Wotruba zum tendste Werke von 1938 bis 1945 bildlich dokumen- •gen.
Schauspielerinnen Maria Fein und Maria Becker, letztenmal gesehen. Ich weilte einige Wochen in Salz- tiert: «Genfer Venus» 1940, Kopf (Marian) 1941, Neben diesen fixierten Bildern eines Bildhauers
Pfarrer Robert Lejeune, J. R. von Salis, den Deuter burg. Im Carabinieri-Saal der Residenz wurde im Stehender Mann 1941, Gestalt einer Frau 1942, gibt es jene Durchbrüche, in der die Zeichnung nach
des Werkes14, den Kunstkritiker Manuel Gasser, be- Juli eine Gesamtausstellung der Werke Wotrubas Mädchenfigur 1942, Liegender, «Pan im Garten» ihrem eigenen Gesetz entsteht und besteht, und da
kannte und unbekannte Emigranten, wie den Drama- durchgeführt. Es war die erste größere Schau von 1943, Torso einer Frau 1943, Torso weiblich 1944, kann sie zu einer großen Kraft und Schönheit wer-
tiker Fritz Hochwälder, den monatelangen Gast im Plastiken Wotrubas in Österreich nach dem Krieg. ir> Stürzende 1944, Sitzende 1945. Zu den Werken die- den, unbekümmert, nobel, verrückt, elegant, brutal,
Hause. Der Inhaber der Galerie Welz 10 begrüßte die Anwe- ser Zeit fügen wir einige Hinweise an. gemein und göttlich.
Für manche Zuger Künstler, die an den Zusam- senden, unter ihnen den Landeshauptmann Dr. Klaus. Doch zuvor ein Wort über die Zeichnungen Wo- Ja, in der Zeichnung liegt eine seltsame geheime
menkünften im Weinberg, an den nachmittäglichen Dr. Alfred Mautner-Markhof 17 gab eine substantielle trubas. In den Zuger Jahren hat der Bildhauer fast Kraft, denn es ist die Macht des Zeichens, die ihr
und nächtlichen Gesprächen und Disputen teilneh- Einführung in das Leben und Werk des Bildhauers. nie modelliert. Er hat in Zeichnungen seine Innern verliehen ist; doch zu solchen Höhepunkten kommt
men, bedeutet dies, wie es Leo Hafner formuliert hat, Er hob auch die eminente Bedeutung des Schaffens Vorstellungen entwickelt. Sie stellen die vorbereiten- es selten, gewöhnlich ist sie nur geschwätzig. Wenn
«eindrückliche erste Kontakte mit der großen Welt». während der Kriegsjahre in der Schweiz hervor und den Phasen der Gestaltung dar. Neben diesen Werk- ein Bildhauer zeichnet, so bedeutet das nicht unbe-
Ich erinnere mich noch sehr lebhaft an meinen wertete sie als Aufstieg zu internationaler Bedeutung. studien und Atelierzeichnungen entstehen auch dingt, daß seine Zeichnungen nur als Übungen anzu-
ersten Kontakt mit Wotruba im Winter 1942. Der Es waren einige Werke aus der Zuger Zeit, größten- «Zeichnungen nach ihrem eigenen Gesetz», oft von sehen sind; ich glaube doch mehr daran, daß in ge-
Besuch wurde zu einem zweistündigen Gespräch mit teils aber die neuen Plastiken von 1946 bis 1950 aus- «einer großen Kraft und Schönheit» (Wotruba), wie wissen Lebenslagen, die wiederum bestimmten Cha-
Marian und einem kurzen Blick ins Atelier, wo ich gestellt: «Birnbaumfrau» 1939, «Weibliche Kathe- die lavierte Tuschzeichnung unserer Bildreihe. rakterhaltungen entsprechen, auch die Zeichnungen
den unaufhörlich meißelnden Bildhauer an der Ar- drale» 1946, «Ruine» (Kopf) 1946, «Sitzende» Zum Wesen der Zeichnung des Bildhauers hat sich des Bildhauers, wie der Schriftzug des Schreibenden,
beit sah. Im Frühling 1943 bereiteten wir die Aus- 1948, «Hockender», «Liegende», «Roc feminin» Wotruba mehrmals geäußert. Im Vorwort zu einem sehr präzise den Standpunkt des Verfassers kenn-
stellung im «Löwen» vor. Für meine Einführungs- 1950, gesamthaft ein Dutzend Werke.18 Gleichzeitig Band Zeichnungen 10 schreibt Wotruba: «Die ersten zeichnen: immer voraussetzend, daß jemand da ist,
worte erzählte mir Marian stundenlang von den waren in der Kunstbuchhandlung Welz in der Sig- Zeichnungen machte ich im Alter von vierzehn Jah- der eine Zeichnung zu lesen imstande ist.»
ersten Jahren in Wien, den Kämpfen und Wirren mund-Haffner-Gasse kleine Bronzeplastiken, Atelier- ren nach gedruckten Vorlagen von Michelangelo, Am Schluß des zitierten Vorwortes zum Band
nach 1934, von der Entstehung, vom Schicksal ein- skizzen und Werkstudien ausgestellt. Marian hat dann folgten die üblichen Aktzeichnungen. Dieses Zeichnungen steht das für den Bildhauer Wotruba
zelner Werke. Dann sah ich Wotruba lange im Ate- mich nach der Vernissage im Carabinieri-Saal darauf Modellzeichnen nach dem Schulschema war mir bald grundlegende Bekenntnis:
lier bei der Arbeit zu, gesprochen wurde nichts. Erst aufmerksam gemacht. Auf den folgenden Tag haben zuwider. «Zur Realisierung meiner Vorstellungen brauche
später auf dem Balkon erhielt ich Antwort auf meine wir uns dort verabredet. Mit Marian erschien der Ich versuchte auf verschiedenen Wegen eine ich ein Material, das mir Widerstand entgegensetzt,
offenen Fragen. Im Mai 1943, nach der Ausstellung, Komponist Gottfried von Einem, der mit Wotruba Zeichnung so zu machen, daß sie mir als Plan für das sich nur langsam überwinden läßt. Deswegen
besuchten Fritz und Marian Wotruba einen Musik- seit der Rückkehr nach Wien befreundet war. Nach eine Figur nützlich wäre. Von den Schwierigkeiten, kehre ich immer wieder zum Stein zurück. Er steht
abend des Kantonsschulorchesters in der Aula. der Besichtigung der Ausstellung mußte Marian zu die damit anfingen, daß ich mir dieses Ziel gesteckt wie der Mensch am Anfang der Schöpfung; ein zä-
Von den «Geprächen mit Gästen» bei den Wo- einer Verabredung in den Carabinieri-Saal. Der hatte, will ich nicht reden; sie haben nie mehr aufge- hes und elementares Material.»
trubas erinnere ich mich gern an jenes mit Maria Komponist und ich verbrachten noch eine Stunde hört, und es hat lange Jahre gedauert, bis ich im- In allen meinen Gesprächen mit Fritz Wotruba
Fein und Marian. Wir sprachen über Inszenierungen in einer nahegelegenen Weinstube und sprachen über stande war, eine Zeichnung auch nur annähernd mei- sind immer wieder die Worte «Ich bin Steinmetz,

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von allem Anfang an und bis zum Ende mein eigener erlegt; wer sie verletzt, gefährdet mehr als nur einen
Steinmetz», wiedergekehrt. Ein tiefgründiges Wort ästhetischen Begriff. Wer den Stein durchlöchert,
zum Stein als Material seiner Plastiken hat Wotruba vernichtet den Bildsinn, der im Stein lebt. Das Loch
im Katalog der Ausstellung in der Graphischen im Block einer Figur ist meist nichts anderes als ein
Sammlung Albertina in Wien veröffentlicht20: «Das Ausdruck von Schwäche und Hilflosigkeit.
Material für den Bildhauer ist der Stein. Das Uralte Die Gewalt und Macht des Steines ist seine Masse,
in ihm, das in Jahrtausenden gewachsen ist und vie- sein Gewicht und seine Dichte.»
len Verwandlungen unterworfen war, zwingt zur Kon- Wotruba schließt dieses Bekenntnis zum Stein als
zentration und zum Eigentlichen. Die Vorstellung Material des Bildhauers mit den Worten: «Doch hal-
einer Kunst, die Gesetz, Maß und Harmonie höher te ich daran fest, im Stein das einzig wahre, weil
als andere Eigenschaften stellt, kommt durch den echte Material des Bildhauers zu sehen. Alles andere,
Stein ihrer Realisierung näher. Natürlich kann man Blech, Pappendeckel, Eisenstangen, Konservenbüch-
auch den Stein vergewaltigen, es gibt ja nichts, was sen und Spiralfedern, sind doch nur armselige Surro-
der Penetranz des menschlichen Willens auf die gate, die einen eitlen Anspruch darauf erheben, das
Dauer widerstehen kann. <Material des Jahrhunderts) zu sein.»
Deswegen soll in diesem Material nur jemand ar- Die Verbundenheit mit dem Material, das «Proji-
beiten, der die Kraft aufbringt, die räumlichen Gren- zieren» der bildnerischen Visionen in den Stein und
zen, die ihm gesetzt sind, in seine Formvorstellung das Herausschlagen, Herauskristallisieren der Figu-
einzubeziehen. ren ist einer der Gründe für die Echtheit und Größe
Ein Rezept der Behandlung gibt es nicht, aber es der Kunstwerke Wotrubas. Man erkennt, fühlt es
gibt ein Prinzip: die Direktheit in der Auseinander- vor seinen Gestalten. Von der ersten bedeutenden
setzung von Vorstellung und Ausformung. Der Plastik in Zug, der «Birnbaumfrau» 1939 bis zu den
Wunsch nach dem Absoluten muß bei dieser Arbeits- letzten Werken, der Stürzenden 1944 und der Sitzen-
weise lange unterdrückt werden, denn das Absolute den 1945.
und das Orthodoxe setzen Reduktion und Askese Zur Stürzenden zitiere ich Jean-R. von Salis aus
voraus, vielleicht das letzte Mittel, Kunst zum Blühen seinem schon erwähnten Buch von 1948 21 : «Jedem
zu bringen. großen Künstler gelingt ein- oder einige Male ein
Für mich ist der Stein ein Geheimnis geblieben, Werk, das als ein <Meisterstück> sich aus dem übri-
ich weiß, daß trotz seiner Härte, Starre, Dürre, all gen Schaffen heraushebt durch seine Einprägsamkeit,
dieser grausamen Eigenschaften, die sich nur schwer wie eine berühmte Arie oder ein vollkommenes Ge-
dem Willen beugen, noch tausend Welten der Ge- dicht. Vielleicht ist die schon erwähnte Stürzende
staltung in ihm verborgen sind. ausersehen, eine derartige Vorzugsstellung in Wo-
Kein Material und kein noch so zielsicherer präzi- trubas Oeuvre einzunehmen. Sie wirkt anschaulich
ser Formwille sind imstande, Geist und Genie zu er- und verständlich, als Form und als Idee. Hier ist
setzen. Zuletzt ist es die Bestimmung des Materials, eine Steigerung von höchster tragischer Kraft er-
ein untergeordnetes Hilfsmittel zu bleiben, gut ge- reicht, die sich dem erschütterten Beschauer spontan
nug, dem Lallenden zum Sprechen zu verhelfen. Erst mitteilt. Die Figur stellt den Sturz einer von Schmerz
in den Händen eines Gottes wird selbst Dreck zu be- überwältigten Frau dar, ihre Knie und Arme berüh-
seelter Form. ren den Boden, der Rücken verbindet die liegenden
Der Sinn des direkt in Stein Hauens ist: durch Gliedmaßen wie ein niederes unregelmäßig ge-
selbstgewählte Beschränkung und Enge die Bildvor- schwungenes Gewölbe, der Kopf ruht seitlich auf
stellung zur Klarheit und Einfachheit zu zwingen. dem einen Arm, während der andere noch das Ge- Wotruba, Akt, lavierte Tuschzeichnung,
Auch glaube ich an Gesetze, die der Stein uns auf- wicht des hinstürzenden Körpers stützt, dessen voll- 1943 Zug

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Garten des Ateliers in Zug mit Werken Wotrubas: Atelier Wotrubas in Zug
Stehender Mann, Jurakalk, 1941 Zug Hinten: Torso einer Frau, Jurakalk, 1943 Zug
Liegender Jüngling, Jurakalk, 1943 Zug Mitte: Stürzende, Jurakalk, 1944 Zug
Genfer Venus, Seifenstein, 1940 Genf Vorne: Gestalt einer Frau, Jurakalk, 1942 Zug
Blick in das Atelier Wotrubas in Zug
Vorne: Gestalt einer Frau, Jurakalk, 1942 Zug
Im Atelier: Sitzende, Jurakalk, 1945 Zug Wotruba, Torso weiblich, Jurakalk, 1944 Zug
Unten: Wotruba, Stürzende, Jurakalk, 1944 Zug
Rechts: Wotruba, Sitzende, Jurakalk, 1945 Zug
ständigen Zusammenbruch verhindernd und mit die- Alois Hürlimann, Dr. Hans Hürlimann, der Stadt- Wotruba, Torso, Bronze, 1954 Wien
ser sanft widerstehenden Kraft andeutend, daß Mög- räte Walther A. Hegglin, Emil Hagenbuch, Heinrich
lichkeit und Wille zur Wiederaufrichtung vorhanden Gysin, alter und neuer Freunde des Bildhauers und
sind.» zahlreicher Kunstfreunde die Eröffnung statt, in de-
In der überlebensgroßen Figur der Sitzenden 1945 ren Mittelpunkt die Lesung der Erinnerungen «Der
ist das Gegenthema der Stürzenden zu höchster bild- Ankauf» aus der Zuger Zeit von Fritz Hochwälder
nerischer Kraft gesteigert. Als ich die Figur entste- stand. Der Abend vereinigte die Gäste zu einem
hen, sich aus dem Stein lösen und dann vollendet Nachtessen im Festsaal des Zurlaubenhofes. Aus An-
sah, war ich ergriffen, erschüttert. Alles an dieser laß der Ausstellung hat die Zuger Kunstgescllschaft
Plastik ist erfüllt von der zum letzten gespannten eine Lithographie mit einer Auflage von 100 Stück
Kraft des Sich-Aufrichtens. Von den Füßen in den herausgegeben. Als Einführung war das Mitteilungs-
Höhlungen des Grundes zu den angestemmten Beinen blatt erschienen, mit einem kleinen Beitrag über
über die gespannten Oberschenkel durch den aus- «Wotruba in Zug» 22 und dem Abdruck der Rede von
schwellenden Rumpf hinauf zu dem nach hinten ge- Dr. Wieland Schmid anläßlich der Wotruba-Ausstel-
rissenen Kopf. Die Gestalt scheint aus einer unsicht- lung 1969 in der Galerie Erker St. Gallen. Für die
baren Dimension des Dunkeln, aus Bereichen tragi- Ausstellung erschien eine von Eugen Hotz gestaltete
scher Gewalten zu kommen und in ihrer sichtbaren Bilderreihe mit dem Porträt des Künstlers, 11 Plasti-
Erscheinung einem neuen Leben entgegenzustreben, ken Wotrubas und einer Kurzbiographie.
das Gesicht nach oben, ganz dem Lichte zugeöffnet. Die Wotruba-Ausstellung wurde in jeder Hinsicht
Die Klage des Vergangenen ist verstummt, der Auf- zu einem großen Erfolg. Die Presse brachte ausführ-
schrei des geschauten Schreckens im Licht gemildert, liche Berichte und Würdigungen des Schaffens Wo-
das Antlitz in der Sehnsucht verklärt. - So empfand trubas.23
ich im ersten Eindruck und immer wieder diese Pla- An der Ausstellung wurden 12 Werke angekauft 21 :
stik. Ich halte sie in der vollen Kongruenz des For- Figur 1961/62, Bronze, 178 cm, Kanton Zug. -
malen und Expressiven, in der Kraft des Ausdruckes, Torso 1971, Bronze, 50 x 29 cm, Stadt Zug. - Torso Die leerstehende Garage diente als Atelier, das Gärt-
der Unmittelbarkeit und Gewalt ihrer Wirkung für 1954, Bronze, 80 cm, Schweizerischer Bankverein, chen hinter dem Haus war von Skulpturen nackter
eines der großen Kunstwerke unserer Zeit. Zug, als Geschenk an die Zuger Kunstgesellschaft. - Männer und Frauen bevölkert, die allesamt, katho-
Stehende Figur mit erhobenen Armen 1958, Bronze, lischer Kantonssitte entsprechend, irgendwelche
40 cm, Zuger Kunstgesellschaft. Stoffreste um die Hüften geschlungen trugen - ein
Von privaten Käufern: Stehende 1971, Bronze, geradezu gegenreformatorischer Anblick. Sonst je-
50 cm. - Torso 1969, Bronze, 64 cm. - Liegende doch ging es im Hause Wotruba wenig gegenrefor-
Die Wotruba-Ausstellung 1972 in Zug 1952, Bronze, 34 cm. - Stehende Figur mit erhobe- matorisch zu, wenngleich die finanzielle Situation
Zu Ehren des 65. Geburtstages des Bildhauers Fritz nen Armen 1958, Bronze, 40 cm. Torso 1971, Bron- mehr als angespannt war; ein in Winterthur behei-
Wotruba hat die Zuger Kunstgesellschaft (Präsident: ze, 50 x 29 cm. — 2 Bleistiftzeichnungen, signiert. - mateter Gönner spendete allmonatlich 300 Franken,
Rainer Peikert) im Burgbachkeller-Theater vom l Radierung, signiert, 745 x 547 mm. und davon zehrten nicht bloß die Begünstigten, son-
2. Juni bis 9. Juli 1972 eine Ausstellung von 48 Wer- dern zuzeiten auch deren Logiergäste, wie noch dar-
ken (Bronzen, l Steinplastik, Zeichnungen in Blei «Der Ankauf» 2B von Fritz Hochwälder zutun sein wird. - Marian hielt vortrefflich Haus,
und Tusche, Radierungen, Lithos) durchgeführt. Am «Als ich im Spätherbst 1942 durch Vermittlung kochte, flickte, bügelte, kümmerte sich um diverse
frühen Abend des 2. Juni fand im Theater Burg- einer gemeinsamen Freundin namens Giuditta den Hilfsbedürftige und verstand es zudem, die abgele-
bachkeller in Anwesenheit des Künstlers und seiner Bildhauer Fritz Wotruba und seine Frau Marian gene Behausung zum Treffpunkt interessanter Leute
Gattin Lucy (geb. Vorel, seit 1955), des Land- kennenlernte, lebte das Künstlerpaar in der Parterre- zu machen; man sah dort Jean de Salis, Manuel Gas- I
ammanns Dr. Hans Sträub, des Zuger Stadtpräsiden- wohnung eines oberhalb der Stadt Zug gelegenen ser, Franz und Maria Fein, Wout van Wijk, Fran-
ten Dr. Philipp Schneider, der Regierungsräte Dr. Einfamilienhauses, unweit der Bahnlinie nach Aegeri. cois Bondy, Robert Jungk, Rene König, Herbert Lü-

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Wotruba, Stehende Figur, Bronze, 1958 Wien Wotruba, Figur, Bronze, 1961/62 Wien

thy, um nur einige Namen zu nennen. - Wahrhaftig, einer spitzwegischen Mansarde des Zürcher Nieder-
für diese Frau, der Robert Musil in seinen Tagebü- dorfes, als Inhaber einer fremdenpolizeilichen Tole-
chern ein schönes Denkmal setzte, konnte der Spruch ranzbewilligung, in der mit roter Tinte vermerkt
auf Pestalozzis Grab im aargauischen Birr gelten: war: es sei mir jedwede bezahlte oder unbezahlte
Alles für andere, nichts für sich. Arbeit sowohl im Inland als auch im Ausland streng
Zu den ändern zählte bald auch ich, der unbe- untersagt. - Da fand unsere Giuditta den rettenden
kannte Bühnenschreiber, und wie es dazu kam, soll Ausweg: Auf zu den Wotrubas!
der Anekdote vom Ankauf einer Wotrubaschen Pla- Am Zuger Bahnhof erwartete Marian den Wild-
stik vorausgeschickt werden. Wenige Wochen vor fremden, der sich schüchtern präsentierte; doch rasch
diesem Ereignis wurde ich vom Arbeitslager der wich alle Scheu der herzerwärmenden Empfindung,
Emigranten dispensiert, unter der Bedingung, je- von einem frohmütigen, gütigen Menschen aufge-
mand müsse für meinen Lebensunterhalt sorgen. Die nommen zu werden. Der junge Meister in seinem
nötige Bürgschaft leistete ein Zürcher Arzt, der eine Atelier gab sich zurückhaltender, die Staubmaske
eher lockere Verbindung zum Mäzenatentum hatte, vor Nase und Mund, meißelte er schweigsam an einer
denn er forderte eine Gegenbescheinigung, daß die Steinfigur. Beim Nachtmahl, nach einigen Gläschen
Garantie bloß formell aufzufassen sei und zu keinem Trester, dem Hausgetränk, das von einem nahen
materiellen Anspruch berechtige. Um der Freiheit Bauern stammte, lösten sich die Zungen, und der
eine Gasse zu bahnen, unterschrieb ich den fatalen gemeinsame Wiener Dialekt beschleunigte das Auf-
Wisch und saß alsbald hungernd und frierend in kommen eines Gefühls der Brüderlichkeit, an dem

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sich auch im Verlauf eines Vierteljahrhunderts rian als böswillig und verhetzt, bis wir uns bereit daß der Ankömmling mit dem in der Nähe wohn-
nichts geändert hat. erklärten, dem Visitator den Status eines Titanen zu- haften Maler Potthof identisch war. Diesem zum Zu-
Anderntags erwies es sich, daß düsteres Gewölk zubilligen. ger Freundeskreis gehörenden Künstler war die Ar-
materieller Sorge über dem gastfreundlichen Haus Der Besuchstag brach an, ein Freitag überdies, beit heute verleidet gewesen, und da hatte er ge-
hing. Der Zins der verhältnismäßig komfortablen was von übler Vorbedeutung sein mochte. Das Pro- dacht . . . Ehe er sich erklären konnte, wurde ihm
Wohnung, die Marian, vor allem ob der idealen tokoll war festgelegt: Ungezwungen, jedoch mit wohl- bedeutet, das Feld zu räumen und des Abends wie-
Werkstattmöglichkeit, in kühnem Alleinentschluß gesetzten Worten würde der Hausherr den Eintref- der vorzusprechen, jetzt erwarte man einen wichtigen
gemietet hatte, verschlang mehr als die Hälfte der fenden begrüßen, entgegen legerer Alltagsgewohn- Besuch. Verdutzt entfernte sich der Brave, und wir
monatlichen Subsistenzmittel. So konnte es nicht heit im Sakko und selbstverständlich mit Krawatte. verharrten in zunehmender Resignation.
weitergehen, ein Käufer für eine der vorrätigen Ich hatte vorgeschlagen, dem Gast die verkaufshem- Als die Abenddämmerung hereinbrach, fiel die
Skulpturen mußte gefunden werden; die keineswegs mende Begegnung mit mir zu ersparen; ich würde in Stimmung vollends auf den Nullpunkt; bedrückt sa-
selbstverständliche Voraussetzung hierfür schuf die mein Zimmerchen verschwinden und abwarten, bis hen wir in der Küche Marian zu, die das Nachtmahl
vielbestaunte Tatsache, daß dem Bildhauer, der sonst alles vorüber sei. - Marian heizte das um diese Jah- vorbereitete: mit Kümmel bestreute, im Ofen ge-
den allgemeinen prekären Emigrationsvorschriften reszeit sonst nicht mehr benützte Wohnzimmer, trug backene Schalenkartoffeln. Während wir das dennoch
unterstand, der freie Verkauf seiner Arbeiten gestat- Mokkatäßchen und leichtes Gebäck auf; bis der leckere Mahl verzehrten, ertönte sacht die Hausklin-
tet war. Schön und gut, aber wie und wo in der Kauflustige ungeduldig zur Werkbesichtigung drän- gel. Wotruba erhob sich, brummte: <Das wird der
kriegsumtobten, kleinen und etwas kleinlichen gen würde. Wie gewöhnlich aßen wir in der Küche Potthof sein>, begab sich hemdsärmelig und in Haus-
Schweiz einen Kaufwilligen auftreiben? - In dieser zu Mittag; im Nu wars vierzehn Uhr. Einige Minu- schuhen zur Tür, öffnete - draußen stand ein hünen-
Lage überredete Wotrubas Freund und Kollege, Alt- ten noch, und der sehnlich Erwartete, der im Ruf hafter Fremdling, der sich durch Nennung des be-
meister Hermann Haller, einen Zürcher Großindu- ausnehmender Pünktlichkeit stand, würde die Haus- rühmten Familiennamens als längst Erwarteter zu
striellen, der als Kunstsammler legendären Ruf ge- klingel drücken. Es wurde halb drei, und nichts rühr- erkennen gab. Vor Überraschung keiner wohlgesetz-
noß, eine Besichtigungsfahrt nach Zug zu unterneh- te sich. Vorsichtshalber überprüften wir das Funktio- ten Worte mächtig, begrüßt ihn Wotruba mit dem
men. Fürs Wochenende war der Mann angemeldet, nieren der Klingel, allein daran lag es nicht. Jetzt unwilligen Ausruf: <Was, jetzt kommen S'daher?>
und je näher dieses rückte, um so unruhiger wurde bloß nicht ungeduldig werden: Auch der Pünktlich- Die weiteren Ereignisse des Abends trugen mär-
die Stimmung im Haus: Es ging um die Existenz, ste kann sich um eine halbe Stunde verspäten, sogar chenhafte Züge. Es erwies sich, daß der Spätgast
und das Schicksal wollte es, daß die meine inbegrif- um eine ganze. Als nach Ablauf dieser Frist noch durch die ad hoc vorgenommene Inspektion einer Im Lauf der nächsten Monate kamen Käufer und
fen war. immer niemand auftauchte, wurde die Sache aller- kürzlich erworbenen Kirschwasserfabrik aufgehalten Verkäufer sich auch menschlich näher, und es ge-
Die nächsten Abende verbrachten wir diskutie- dings bedenklich. - Sollte man sich telefonisch am worden war. Vom ungespreizten, herzhaften Emp- schah, daß der Industriekapitän den Künstler übers
rend, der Konsum des in Chiantiflaschen abgefüllten Wohnort des Überfälligen erkundigen? Nein, dies fang angenehm berührt, schritt er bei künstlichem Wochenende nach St. Moritz einlud. Beide Herren
Tresters stieg beträchtlich, die Meinungen gingen käme dem Eingeständnis seiner Unentbehrlichkeit Licht zur Skulpturbesichtigung, um sich auf den legten die kurze Strecke vom Bahnhof zum Hotel zu
auseinander: Wird der Erwartete angesichts der in gleich, die zwar Tatsache war, aber nicht zugestan- ersten Blick in einen Frauentorso zu verlieben, eine Fuß zurück, der Eingeladene freilich in Begleitung
Atelier und Garten ausgestellten Werke Bewunde- den werden durfte. Wahl übrigens, die seinem außergewöhnlichen eines Dienstmannes, dem er das Gepäck übergeben
rung oder Abneigung empfinden? - und wenn, was Mittlerweile ersetzte Marian die gesellschaftlich Kunstverständnis alle Ehre machte. Die Erwerbung hatte, was der Titan, der seine Koffer selbst trug,
anzunehmen war, ersteres zutraf: Wird er sich zu überholte Mokkagarnitur durch ein Schnäpse-Arran- war beschlossene Sache, und bald zierte die Figur mißbilligend kommentierte: <Wotruba, Sie werden es
raschem Ankauf entschließen oder nicht? - Marian, gement, und dieses wiederum, der vorgerückten Ta- das Werkgelände des Gewaltigen in Zürich-Oerli- nie zu etwas bringen.)
die einer Düsseldorfer Bankiersfamilie entstammte, geszeit entsprechend, durch eine Jause samt Gugel- kon.26 Vor einem Jahrdutzend starb der Industrielle, im
ergriff unbesehen Partei für den Kapitalisten: ein hupf. — Während wir die vermutlichen Ursachen des Als die erste Rate der Kaufsumme eintraf, zweigte besten Mannesalter noch, in einer Zürcher Föhn-
letzter Großer der freien Wirtschaft, ebenso verant- Nichteintreffens zu ergründen trachteten, schellte es Marian sogleich für mich drei funkelnagelneue Hun- nacht, das Herz hielt nicht durch. Er hinterließ eine
wortungsbewußt wie kunstliebend, infolgedessen eo plötzlich energisch. Wotruba fuhr ins Sakko, ich ver- derternoten ab, während Wotruba einen Tag nichts großzügige Stiftung erlesener Kunstschätze, Hunder-
ipso schätzenswert. — Wir Arbeitersöhne meldeten schwand in mein Zimmer und legte mich aufatmend anderes tat, als im Sessel sitzen und die noblen te von Meistergemälden, die er mit Liebe und Ver-
Bedenken an: Was, wenn sich der mit Vorschußlor- auf die Couch. Einige Sekunden später wurde ich schwarzen Lackpantoffel bewundern, die ihm Ma- ständnis gesammelt hatte. - Wotruba, der Sechziger,
beeren Bedachte der Ankaufsverpflichtung schnöde herausgerufen. In der Annahme, dem Titanen vorge- rian, einem längst gehegten Wunsch zufolge, im fein- ist unablässig in seinem Prateratelier am Werk, und
entziehen sollte? - Daraufhin bezeichnete uns Ma- stellt zu werden, erschien ich, mußte aber erkennen, sten Zuger Schuhgeschäft gekauft hatte. ich behaupte: Er hat es doch zu etwas gebracht.»
Josef Brunner
70 71
10 Jahre Sprachheilschule
Unterägeri

ANMERKUNGEN Als die im Jahre 1884 auf Empfehlung der «Gesell- rich beauftragt, eine Projektstudie auszuarbeiten. Die
1
Die anfängliche Zurückhaltung und das Zögern der Zuger 24
Mitteilung von Fräulein Christa Kamm, Mitglied des Vorstan- schaft der Ärzte von Zürich und Umgebung» von innert nützlicher Frist erstellte Studie fand beim Ko-
Regierung und der Fremdenpolizei sind aus der damaligen des der Zuger Kunstgesellschaft. Frau Editha Kamm und ihre einigen weitsichtigen Persönlichkeiten ins Leben ge- mitee — nach geringfügigen Änderungen — einhellige
politischen Lage heraus zu verstehen. Das Entscheidende Tochter Christa waren am Zustandekommen der Ausstellung
bleibt doch die Gewährung der Niederlassung in Zug, die und der Durchführung der Eröffnung mit dem festlichen rufene und am 16. Juli 1885 eröffnete Zürcher Kin- Zustimmung, so daß die notwendigen Vorarbeiten
Arbeitsbewilligung und die Erlaubnis des Verkaufs von Wer- Nachtessen maßgeblich und verdienstvoll beteiligt. derheilstätte in Unterägeri auf Ende des Jahres 1951 ohne Verzug in die Wege geleitet werden konnten.
ken. Erst dadurch wird der Schweizer Aufenthalt von 1938 ar
' Vgl. Anmerkung 13. Zum Thema «Ankäufe» ist ergänzend zu
bis 1945 für den Bildhauer Fritz Wotruba zu einer eminent registrieren: In der Zuger Zeit von 1938 bis 1945 sind in den wegen Überalterung der Gebäulichkeiten ihre Tore Was wäre aber eine Sprachheilschule ohne Lei-
wichtigen Phase seiner Kunstentfaltung. Jahren 1940-1945 mindestens 11 Ankäufe von Plastiken Wo- schließen mußte, wußte man noch nicht, was an- tung und ohne Fachpersonal? Gleichzeitig mit Bau-
2
Zuger Nachrichten 19. 5. 1943, Nr. 59 trubas nachgewiesen. Vgl. dazu: Armin Haab, Fritz Wotruba
3
Zuger Volksblatt 21. 5. 1943, Nr. 60 in Zug, in: Zuger Nachrichten 31. 5.1972, Nr. 64, mit Abbil- stelle dieses während vielen Jahrzehnten mit gutem beschluß und B au Vorbereitungen wurden denn auch
4
Vgl. auch die Photos von Christian Staub im Buch: Jean-R. dungen der wichtigsten angekauften Werke. Erfolg und segensreich wirkendem Unternehmen die Personalfragen, vor allem die Wahl einer gut
de Salis, Fritz Wotruba, graphis, Zürich 1948 - 6 Die von Emil Georg Bührle angekaufte Steinplastik: Torso aufgebaut werden sollte. ausgewiesenen Heimleiterin erwogen.
5
Zuger Nachrichten 31. 5.1972, Nr. 64 einer Frau 1943, Jurakalk, wurde im Garten des Wohlfahrts-
hauses der Maschinenfabrik Oerlikon aufgestellt. 1965 hat der Vorerst dachte man an einen Neubau und an eine Glück muß man in solchen Dingen haben - und
" Die Plastik ist seit dem Tode von Ernst Haab im Besitz von
Armin Haab, sie steht im Garten seines Hauses über Ascona
Kanton Zug diese Skulptur angekauft, 1970 wurde sie nach Fortführung der «Heilstätte bei Ägeri für scrofulöse . Glück hatten wir, indem der unermüdlich tätige
Zug überführt und im Garten des Bürgerspitals provisorisch
7
in der Via Collina 43. aufgestellt. und rachitische Kinder», doch mußte man diesen Präsident durch Zufall und gerade zur rechten Zeit
Der Donator verlangte ausdrücklich, bis zu seinem Tod un- Gedanken - da eine Notwendigkeit nicht mehr ge- in Fräulein Heidi Leuthard, Lehrerin, stud. phil. I,
genannt zu bleiben. Seine großzügige Schenkung sollte vor
allem «als Ansporn für die großen Industrieunternehmen un- sehen werden konnte - wieder fallen lassen. So wur- eine Persönlichkeit kennenlernte, die als Heilpädago-
seres Kantons» wirken. den denn während Jahren alle nur irgendwie mög- gin/Logopädin/Absehlehrerin u. a. ausgebildet war
8
Zuger Nachrichten 31. 5.1972, Nr. 64
« Zuger Nachrichten 5. 11. 1945, Nr. 133
lich scheinenden Lösungen geprüft, Verhandlungen und sich für die Leitung einer Sprachheilschule in-
LITER ATU RHINWEISE
10
Veröffentlicht im: Buch vom Lande Zug 1952, S. 209 mit vielen sozialen Institutionen und amtlichen Stellen teressierte. Die Wahl von Fräulein Heidi Leuthard
11
Zuger Nachrichten (Heinrich Bütler) 7.11.1945, Nr. 134 Vor allem sei auf die Literaturangaben im Text und in den An- geführt, bis dann gegen Ende der fünfziger Jahre als Leiterin der geplanten Schule erfolgte unverzüg-
Zuger Volksblatt (Max Schumacher) 9. 11. 1945, Nr. 135 merkungen verwiesen. sich ein dringendes Bedürfnis für ein Heim für lich, d. h. noch vor dem ersten Spatenstich, nämlich
12
Veröffentlicht 1955: Robert Musil, Tagebücher, Hamburg Fritz Wotruba, Überlegungen, Gedanken zur Kunst, Verlag Op- bereits am 14. Juni 1962. Dadurch konnte erwirkt
13
Fritz Hochwälder, Der Ankauf: Lesung an der Eröffnung der recht Zürich-New York 1945 schwer sprachgeschädigte Kinder geltend machte.
Wotruba-Ausstellung in Zug 1972, abgedruckt im letzten Ka- Otto Breicha, Um Wotruba, Schriften zum Werk, Europa Verlag Nach vielen Umfragen und Abklärungen konnte werden, daß der zu schaffenden Sprachheilschule
pitel unseres Beitrages. «Der Ankauf» ist 1967 erschienen in: Wien-Frankfurt-Zürich 1967 dann am 18. Oktober 1960 eine neue Zweckbestim- diese Persönlichkeit nicht verloren ging.
Otto Breicha, Um Wotruba, Schriften zum Werk, Europa Ver- Jean-R. de Salis, Fritz Wotruba, Photos von Christian Staub,
lag Wien. Frankfurt. Zürich. Editions graphis, Amstutz und Herdeg Zürich 1948 mung festgelegt und bereits am 17. November 1960 Was Fräulein Heidi Leuthard - heute Frau Heidi
14
Jean-R. de Salis, Fritz Wotruba, Editions graphis, Amstutz & Josef Brunner, Wiederbegegnung mit Wotruba, in: Zuger Volks- vom Komitee der Beschluß gefaßt werden, eine Nußbaumer-Leuthard, amtierende Direktorin der
Herdeg, Zürich 1948 blatt 15. 8. 1950, Nr. 111
15 Sprachheilschule ins Leben zu rufen. Sprachheilschule, während der Bauzeit der Schule,
Die wichtige Ausstellung ist in keinem Katalog der Ausstel- - Wotruba in Zug, in: Buch vom Lande Zug 1952, S. 208/209
lungen in der Schweiz erwähnt. - Zum 60. Geburtstag Fritz Wotrubas, in: Zuger Neujahrsblatt Dieser im damaligen Zeitpunkt mutige Entschluß ungeachtet in der Folge auftretenden diversen
10
Herausgeber von: Wotruba, Salzburg 1959 1968, S. 93 ist nach vielen arbeitsintensiven und zeitraubenden Schwierigkeiten bis zur Bauvollendung alles ge-
17
Ein fördernder Freund Wotrubas von 1951 an. - Der Maler Hans Potthof, Zug 1970, S. 22-26
18 - Der Maler Fritz Thalmann, in: Zuger Neujahrsblatt 1973, S. 64 Abklärungen durch den ehemaligen Präsidenten, leistet hat, ist kaum zu beschreiben. Mit dem
Über die «Eindrücke von den Salzburger Festspielen 1950» ist
im Zuger Volksblatt ein Feuilleton in vier Folgen erschienen, Christine Kyburz, Wotruba in Zug, in: Mitteilungen der Zuger Herrn Dr. med. Walter Trachsler, Zürich, zustande Gewicht ihrer ganzen Persönlichkeit hat sie sich für
Kunstgesellschaft, Nr. 18, Mai 1972
davon am 15.8.1950, Nr. 111 das Kapitel «Wiederbegegnung
Armin Haab, Fritz Wotruba in Zug, in: Zuger Nachrichten
gekommen, der von Herrn Dr. med. K. Kistler, Ohren- dieses Unternehmen eingesetzt, bestens ausgewiesene
mit Wotruba».
18
Wotruba, Salzburg 1959 31. 5.1972, Nr. 64 arzt und Präsident des Bundes Schweizerischer Mitarbeiterinnen gesucht und auch gefunden - und
2
° Wien 1965 Schwerhörigenvereine (BSSV), Zürich, tatkräftig der entstehenden Sprachheilschule vor der Eröffnung
21
Wotruba, graphis, Zürich 1948, S. 16 unterstützt wurde. So begann für die «Zürcher Kin- schon Achtung und Ansehen verschafft. Wesentlich
22
Armin Haab hat die Angaben berichtigt, ergänzt und mit derheilstätte in Unterägeri» ein vollständig neuer langsamer als vorgesehen jedoch schritten die Bau-
einer bebilderten Dokumentation der Verkäufe von Werken
Wotrubas in der Zuger Zeit von 1938-1945 versehen: Zuger Zeitabschnitt. arbeiten voran. Die vom Architekten auf Ende des
Nachrichten 31. 5.1972, Nr. 64 PHOTONACHWEISE Mit Elan wurde nun die neue Aufgabe ange- Jahres 1963 versprochene Fertigstellung bezugsbe-
23
Mehrfach wurde von Fachleuten und in der Presse das Be- packt und darüber beraten, ob ein öffentlicher Wett- reiter Bauten war verschiedener Umstände wegen
dauern ausgedrückt, daß nicht die originalen Steinplastiken, Foto-Studio Räber, Zug: Aufnahmen Ausstellung «Löwen» 1943.
sondern die Bronze-Abgüsse ausgestellt waren. So etwa Theo Foto M. A. Wyß, Luzern: Aufnahmen Ausstellung «Burg» 1945. bewerb ausgeschrieben werden oder ob man durch nicht möglich, und mit einer auf den 1. Januar 1964
Kneubühler im «Vaterland» (19. 6. 1972, Nr. 140): «Die mei- Christian Staub, Baar: Aufnahme Steinplastik Kopf, im Textteil, einen berufenen Architekten eine Projektstudie er- geplanten Eröffnung der Sprachheilschule konnte
sten Skulpturen schuf Wotruba in Stein. Seit einigen Jahren
läßt er diese in Bronze abgießen. Was manchmal einen zwie- Aufnahmen in der Bildreihe der Seiten 2 bis 7. stellen lassen sollte. demzufolge nicht mehr gerechnet werden. Lehr- und
spältigen Eindruck schafft. Denn die Konzeption einer Stein- Archivbiloer Wotruba, Wien: Aufnahmen in der Bildreihe der Um nicht wertvolle Zeit verstreichen zu lassen, Dienstpersonal waren aber auf jenen Zeitpunkt be-
skulptur ist von der einer Bronzeplastik prinzipiell verschie- Seiten 8, 9, 10, reproduziert im Ausstellungskatalog der Zuger
den.» Kunstgesellschaft. wurde Herr Architekt Hans-Walter Hauser in Zü- reits engagiert und einer Anzahl sprach gestörter Kin-

72 73
der die Aufnahme zugesichert. Die Heimleiterin hat Nachdem durch die Gründung und Inbetriebnah- sich die Kinder der drei Pavillons in der Eingangs- gesablauf bleibt sich, mit wenigen Ausnahmen, jahr-
aber auch diese Schwierigkeit gemeistert, und dank me dieser Schule die Zweckbestimmung der ursprüng- halle der Sprachheilschule und werden da von der ein, jahraus gleich. Ausnahmen sind jene Tage, an
dem Entgegenkommen der Familie Dr. K. Bossard lichen «Stiftung Zürcher Kinderheilstätte in Unter- Kindergärtnerin und den beiden Lehrerinnen zur welchen wir alle vom Alltag genug haben und einmal
in Unterägeri (Herr Dr. K. Bossard war während ägeri» eine grundlegende Änderung erfahren hat, täglichen Schularbeit geholt. Der Schultag beginnt etwas grundlegend anderes unternehmen möchten.
vielen Jahren ärztlicher Betreuer der vorherigen Kin- wurde in der Folge auch eine Statutenrevision vor- mit einer halbstündigen Lektion. Drei bis vier Kin- Ein Besuch im Kinderzoo, ein ganzer Basteltag, eine
derheilstätte) konnte die Sprachheilschule am 6. Ja- genommen und die bisherige Stiftung auf Ende des der üben in einer kleinen Gruppe gemeinsame, Wanderung und vieles mehr geben uns den Ansporn,
nuar 1964 mit 7 Angestellten und 13 Kindern pro- Jahres 1972 in die «Stiftung Zürcher Sprachheil- sprachliche und damit verbundene Probleme, wie den Alltag wiederum neu gestärkt aufzunehmen. Ein
visorisch eröffnet werden. schule in Unterägeri» umgewandelt. z. B. Luftführung, Üben der Sprechmotorik, optische solcher Tagesablauf wird gewährleistet durch die ge-
Eine ebenfalls erst provisorische Übersiedlung ins Daß eine privatrechtlich geführte Stiftung, die sich Differenzierung und vieles mehr. Anschließend wird regelte, genau organisierte Arbeit von jedem meiner
eigene Haus, wo im Personal- und Schultrakt not- in unermüdlichem Einsatz für das sprachgeschädigte bis um 11.30 Uhr, mit einer halbstündigen Pause, Mitarbeiter. Nur Dank des Einsatzes, des Wissens,
dürftig Raum geschaffen werden konnte, erfolgte am Kind - früher während Jahrzehnten um das scrofu- das Pensum der Schule und des Kindergartens in An- der Anpassungsfähigkeit und des Humors jedes ein-
25. März 1964. Doch schon am 6. April 1964 ist die löse und rachitische - bemüht, nur gedeihen kann, griff genommen. Es ist oft für die Schüler und die zelnen, läuft dieses Uhrwerk reibungslos ab. Die
Schule dann - noch sehr eingeengt allerdings - mit wenn sie neben der sehr erfreulichen und großzügi- Lehrerinnen nicht leicht, sich trotz der großen Initiative und die Arbeitsfreudigkeit von uns allen
13 Angestellten und 20 Kindern offiziell eröffnet gen finanziellen Unterstützung durch die Invaliden- Sprachschwierigkeiten der Kinder zu verständigen. garantiert uns so viel Erfolg bei unseren schwer
worden. versicherung auch mit freiwilligen Spenden der öf- Welch enorme Geduld, welch großes Verständnis sprachgestörten Kindern.
Noch präsentierten sich die Gebäulichkeiten kei- fentlichen und privaten Hand rechnen kann, ist eine wird doch von beiden Seiten gefordert, damit das Heidi Nußbaumer-Leuthard
neswegs für eine offizielle Einweihung, und es ist Erfahrung, die schon während dem Betrieb der im normale Schulpensum eingehalten werden kann. klin. Logopädin
rückblickend kaum zu glauben, daß die Schule ne- letzten Jahrhundert erfolgten Gründung der «Kin- Nach dem Mittagessen folgt die sogenannte «Liegi» Direktorin der Sprachheilschule Unterägeri
ben den immer noch herumhantierenden Handwer- derheilstätte» immer und immer wieder gemacht - eine wirklich nicht sehr beliebte, aber notwendige
kern ordnungsgemäß geführt werden und prächtig wurde. Ruhezeit. Zwischen 14.30 und 16.45 Uhr bleibt für
gedeihen konnte. Am 1. November 1964 wurden So konnte und kann auch die seit 10 Jahren be- das freie Spiel, sei es im Hause oder auf dem eigenen
43 Kinder, im Alter von 4 bis 12 Jahren, beherbergt stehende Sprachheilschule sich auf einen großen Spielplatz, Zeit. Hier kann der Phantasie freien Lauf Beispiele von sprachgeschädigten Kindern
und behandelt, trotzdem ursprünglich mit lediglich Gönnerkreis verlassen, und es darf somit gerechnet gelassen werden - nun können alle überschüssigen
36 Zöglingen gerechnet wurde. Daß damals noch Kräfte ausgetobt und die ausgeheckten Pläne durch- Der A utounfall
werden, daß dieses Gemeinschaftswerk seine segens-
rund 100 Anmeldungen auf der Warteliste figurier- reiche Tätigkeit auch in Zukunft mit gutem Erfolg geführt werden. Meist sind es Stunden des Über- Es geschieht jeden Tag. Irgendwo in der Schweiz ver-
ten, bestätigte die Richtigkeit und die Notwendigkeit weiterführen kann. mutes, der Fröhlichkeit und des Freiseins. Um 16.45 unglückt ein Kind auf der Straße, vielleicht, weil es
des im Jahre 1960 gefaßten Entschlusses. H. Wüthrich Uhr wird, ähnlich wie am Morgen, wiederum eine einem Ball nachlief, vielleicht, weil es unachtsam
Die Sprachheilschule hat sich seither dank der Mitglied des Komitees Lektion durchgeführt und daran anschließend bis Velo fuhr, vielleicht, weil ein Automobilist zu kühn
tüchtigen Leitung und den sich voll einsetzenden der Stiftung Zürcher Sprachheilschule um 18.30 Uhr in der Schule und im Kindergarten überholte. Bei Karin war das Glatteis schuld, auf
Mitarbeiterinnen und dank den erzielten sehr guten in Unterägeri gelernt. Über die ganze Schulzeit wird mit jedem dem ein Lieferwagen ins Schleudern geriet und da-
Erfolgen zu einer Institution entwickelt, die ihres- Kind am Tag ca. 2 Stunden, in viertelstündigen Lek- bei das zwölfjährige Mädchen gegen ein Eisengitter
gleichen sucht und heute - nach erst 10 Jahren - tionen, individuell gearbeitet. Diese Therapie ver- warf. Die Folgen waren eine gebrochene Schulter,
kaum mehr wegzudenken ist. Über die bisher erziel- langt eine minutiöse, verständnisvolle und langwie- mehrere Schrammen, eine Gehirnerschütterung und
ten Erfolge geben die Jahresberichte, die von Inter- Tagesablauf in der Sprachheilschule rige Erarbeitung und Korrektur falscher Sprechme- infolge der Gehirnerschütterung ein schwerer Sprach-
essenten bei der Direktion der Sprachheilschule be- Ungefähr um 7.00 Uhr rumort es in allen drei Pa- chanismen, wird aber sofort für den Logopäden sehr fehler. Plötzlich konnte die bisher sehr redegewandte
zogen werden können, eingehend Aufschluß. Was villons. In jedem Pavillon kriechen 14 Kinder, je interessant, wenn er diese schweren Sprachstörungen Karin keinen einzigen Satz mehr fehlerfrei über die
dem Besucher der Schule auch immer wieder auf- nach Temperament pfeifend, verschlafen, fröhlich nicht gesondert, sondern im Rahmen der gesamten, Lippen bringen.
fällt, ist der frohmütige Innenausbau (Pflanzen und oder unlustig aus dem Bett. Der Alltag der Sprach- meist gestörten Persönlichkeit des Kindes sieht. Wie Diagnose: Gemischtes dysphatisches Syndrom
Bilderschmuck) und die fröhliche Atmosphäre, in heilschule beginnt. Die Kinder waschen sich, kleiden viel Arbeit steckt doch für ein Kind in einem solchen schweren Grades (Gehirnschädigung), konsekutive
der sich die Kinder wohlfühlen und nebenbei auch sich an und richten, mehr oder weniger geschickt, Tag. Nach dem Nachtessen müssen die Kleinen Alexie (Unfähigkeit zu lesen), Akalkulie (Unfähig-
hauseigene Tiere liebhaben dürfen und im eigenen ihr Bett. Anschließend treffen sich alle 14 Kinder gleich zu Bett gehen, die Großen dagegen dürfen, je keit zu rechnen), Dysgraphie (teilweise Unfähigkeit
Wald und auf idyllischem Spielplatz sich tummeln beim Frühstück, um dort auch die Pläne für den nach Witterung und Jahreszeit, sich im Freien tum- zu schreiben, d. h. die Patientin kann wohl abschrei-
können. neuen Tag zu schmieden. Um 8.00 Uhr versammeln meln, schütteln oder im Pavillon spielen. Dieser Ta- ben, versteht aber nicht, was sie abschreibt).

74 75
Behandlung: Da es sich hier um eine Gehirnschä- einem einigermaßen menschlichen Wesen erzogen
digung handelt, ist die Behandlung besonders schwie- werden könne.
rig. Karin kann wohl noch normal denken, aber sie Diagnose: Mutitas (Stummheit), unabgeklärte In-
kann das Gedachte auf keine Weise mehr ausdrük- telligenz, Verdacht auf Epilepsie, schwerste psychi-
ken, weder mündlich noch schriftlich. Zudem hört sche Verhaltensstörung.
sie nicht mehr richtig. Wenn jemand «essen» sagt, Behandlung: Wie bei allen Neuankömmlingen
versteht sie vielleicht «poliv», und wenn sie sagen werden auch bei Max umfassende Tests angestellt:
will «ich verstehe nicht», so klingt das vielleicht wie Man prüft die Motorik, das Gedächtnis, die Merk-
«baliduli». Uneingeweihte halten Karin daher für fähigkeit, die Differierungsfähigkeit von Farben und
geistesgestört. Begreiflich, daß ein solcher Zustand Formen, die Intelligenzquote usw. Die Resultate al-
jeden Menschen über kurz oder lang zur Verzweif- lerdings sind in diesem Fall unbefriedigend, denn es
lung treiben muß, d. h. Leute mit Schäden wie Ka- läßt sich nicht mehr feststellen, wie weit Maxli schon
rin werden unweigerlich neurotisch. Eine erste Er- bei der Geburt geschädigt war. Die heilpädagogische
leichterung bringt allein schon das Milieu der Sprach- Behandlung erstreckt sich hernach auf drei Ziele:
heilschule, wo man genau weiß, daß Karin nicht Eingliederung des total asozialen Buben in eine
dumm ist, und sie dementsprechend behandelt. Die Gruppe, logopädische Förderung und Hebung der
Therapie selber ist vielschichtig und umfaßt neben Intelligenz von der Stufe der Idiotie auf die Stufe der
den eigentlichen Sprechübungen auch Physiothera- Imbezillität. Gleichzeitig werden die krampfartigen
pie, Sehschulung, Rhythmik und psychiatrische Be- Zustände, von denen Maxli immer wieder befallen
treuung. wird, mit Medikamenten behandelt.
Erfolg: Nach zwei Jahren kehrt Karin als völlig Erfolg: In größeren Gruppen ist Max untragbar:
normale Schülerin in den Unterricht zurück. Ein Er schlägt um sich, pinkelt die anderen an, schreit.
Schuljahr allerdings hat sie verloren. Möglich dagegen ist die Eingliederung in ein kleines
Grüppchen von zwei oder drei besonders robusten
Kindern. Das Intelligenzniveau kann nicht gehoben
werden, immerhin lernt Maxli einiges: Knöpfe schlie-
Der Kettenhund ßen, selbständig essen und sieben Worte, darunter
Was dem 8 /2jährigen Max widerfuhr, klingt so grau- «Auto» und «Hund», nicht aber «Mama» und «Pa-
sam, daß es niemand glauben würde, stünde es nicht pa». Er wird in ein psychiatrisch geführtes Heim
in einem schweizerischen Polizeirapport. Max wuchs überwiesen.
als Kettenhund auf. Seine Eltern - beide in bedenk-
lich hohem Maße schwachsinnig - spannten im Hin-
terzimmer ihrer Wohnung einen Draht von Wand zu Hansli redet nicht mehr
Wand, ließen über den Draht eine Schnur laufen und Überspitzt könnte man sagen, am Unglück von
befestigten diese am Halsband des Kindes. Max ging Hansli seien Leute wie Herr Dürrenmatt schuld,
auf allen vieren, verrichtete seine Notdurft in einer Leute, die Menschen mit einem kleinen Sprachfehler
Ecke und lernte statt sprechen nur das Lallen von als komische Dummköpfe auf die Bühne stellen, be-
zusammenhängenden Vokalen. Nach 5/2 trostlosen ziehungsweise sie auf der Straße als Dummköpfe be-
Jahren kam das Elend dieses Kindes durch Zufall lächeln. Hansli war nämlich ein Stotterer. Übrigens
der Polizei zu Ohren, die sofort die Fürsorge be- stotterte er nicht so stark, daß die Eltern alarmiert
nachrichtigte. Dort wurde dann beschlossen, das gewesen wären, sie glaubten vielmehr an ein «Mö-
Kind in die Sprachheilschule Unterägeri einzuwei- deli» und hofften, Hansli würde dieses «Mödeli» mit
sen, in der Hoffnung, daß es dort doch noch zu der Zeit von selbst verlieren. Anders die Kinder auf Gesamtanlage mit den F'avillons

76
1 Spiegellektion
zur Einübung der
Sprechmotorik
Vorübungen
zur Beseitigung der
Lese-Rcchschreibe-
Störung

Stottererbehandlung Anwendung
des Gelernten
in der
Spontansprache
dem Spielplatz der Wohnkolonie. Sie machten den Schlaf, lernte ungefähr im richtigen Zeitpunkt das
ohnehin etwas schüchternen und linkischen Hansli Köpfchen zu heben, lächelte bald freundlich in die
bald zur Zielscheibe ihres Spottes und ihrer Bosheit. Stube und spielte mit allem, mit dem Babys zu spie-
Sie bewarfen ihn mit Sand, äfften sein Stottern nach, len pflegen. Nur mit der Sprache haperte es. Selbst
nannten ihn Du-Du-Du-Dubeli und was der Perfidi- in einem Alter, in dem andere Kinder bereits über
täten mehr sind. Und dann geschah es. Eines Tages einen ordentlichen Wortschatz verfügen, hatte es
redete Hansli überhaupt kein Wort mehr. Er schwieg, Fritzli noch immer nicht über «Dada» und «Baba»
und keine Schmeichelei, keine Drohung und keine hinausgebracht. «Es liegt eben in der Familie»,
Strafe vermochte ihn mehr dazu zu bewegen, den meinten die Nachbarn und trafen damit den Nagel
Mund zu öffnen. auf den Kopf. Sowohl Fritziis Vater als auch Fritzlis
Diagnose: Tonisches (krampfartiges), klonisches Mutter waren so einsilbig, wie es nur Bergbauern
(wiederholendes) Stottern schwersten Grades (bis zu sein können, und zudem fast dauernd mit Heugabel,
fünfzehn Minuten zum Aussprechen eines einzigen Hühnern, Kühen oder Butterfaß beschäftigt, fast nie
Wortes), psychische Verhaltensstörung (freiwilliger aber mit der Wiege. Als Fritzli auch mit drei Jahren
Schweiger). noch nicht redete, griff der Pfarrer ein.
Behandlung: Stottern ist oft psychisch bedingt Diagnose: Infolge von ungünstigem Sprachvorbild
und kommt - entgegen der allgemeinen Meinung - fehlender Wortschatz, fehlender Satzbau und univer-
bei intelligenten Kindern häufiger vor als bei unin- selles Stammeln.
telligenten. Eine rein logopädische Behandlung aller- Behandlung: In der Sprachheilschule übt Fritzli
dings kann hier kaum zum Ziel führen. So erhält achtmal täglich je eine Viertelstunde lang Konsonan-
auch Hansli eine zusätzliche psychotherapeutische ten: erst das leichte m, dann das etwas schwierigere b,
Gruppenbehandlung bei einem Facharzt. In der dann p, dann f . . . Die Reihenfolge steht genau fest,
Sprachheilschule läßt man ihn zunächst allein in und jeder erlernte Konsonant bedeutet einen kleinen
einem Raum spielen, beobachtet ihn dabei, jedoch Sieg, der gefeiert wird. Gleichzeitig lernt er die ersten
durch ein als Spiegel getarntes Fenster. So können Worte: Mama, Mappe . . . Gleichzeitig macht er vor
unauffällig Experimente durchgeführt werden: Wird einem Spiegel sprechmotorische Übungen: er spitzt
Hansli zu irgendeiner Schallplatte mitsingen? Wird den Mund zum Pfeifen, ahmt das Schnappen eines
er mit einem Kasperli reden? Oder mit einem Hund? Fisches nach oder das Züngeln einer Schlange, läßt
Mit dem Hund klappt es. Bald darauf darf Hansli die Zunge kreisen . . . Alles viele tausend Male.
bei einem Puppentheater mitwirken. Stotternde Kin- Gleichzeitig kämpfen Pädagogen und Therapeuten
der stottern nicht mehr, sobald sie Theater spielen, mit einem weiteren Problem. Wie viele sprachgestör-
denn auf der Bühne sind sie nicht sie selber. te Kinder hat sich auch Fritzli eine Geheimsprache
Erfolg: Anfänglich unbefriedigend, später, nach angewöhnt - er sagt etwa «I - O - I - O - A», was
intensiver Gruppentherapie, wesentliche Verbesse- soviel bedeuten soll wie «Ich will hinein» (I wott
rung des Sprachfehlers und Beseitigung der Sprech- inne gah), oder er macht sich durch Gesten verständ-
unfreudigkeit. lich. Nun gilt es, ihm diese für seine Bedürfnisse
recht bequeme Geheimsprache abzugewöhnen, wo-
zu gelegentlich auch die Mithilfe eines Psychiaters
notwendig ist.
Fritz lernt nicht sprechen Erfolg: Fritzli kann nach l/2 Jahren als völlig
In den ersten zwölf Monaten seines Lebens entwik- geheilt entlassen werden, was zum Teil auch seinem
kelte sich der Bauernsohn Fritzli völlig normal. Er persönlichen Einsatz und seiner überdurchschnitt-
Innenansicht eines Pavillons hatte einen gesunden Appetit und einen gesunden lichen Intelligenz zu verdanken ist.

81
Die Zurlaubiana und
ihre Erschließung
Ein Arbeitsbericht

Ohne Zunge geboren Der schriftliche Nachlaß einer der bekanntesten und
Die moderne Medizin vollbringt Wunder, und zu die- ehedem mächtigsten Zuger Ratsfamilien wird in der
sen Wundern gehört es auch, daß sie Neugeborene Bibliothekwissenschaft heute allgemein als «Zur-
selbst dann am Leben erhalten kann, wenn diese mit laubiana» bezeichnet. Der größte und wertvollste
schweren Defekten zur Welt kommen. Die kleine Teil davon befindet sich in der Kantonsbibliothek in
Alice beispielsweise hätte noch vor dreißig oder vier- Aarau. Beat Fidel (1720-1799), der letzte männ-
zig Jahren kaum gerettet werden können. Sie wurde liche Sproß der Zurlauben, mußte sie 1795, nachdem
als winziges Sechs-Monate-Kind geboren, hatte als Folge der Französischen Revolution die Pensions-
schwere Deformationen an Händen und Füßen und gelder ausblieben, der Not gehorchend, nach St. Bla-
zudem keine Zunge, sondern nur einen winzigen sien im Schwarzwald verkaufen. Doch Philipp Albert
Stumpen. So schien es zunächst ausgeschlossen, daß Stapfer (1766-1840), der helvetische Minister der
Alice jemals sprechen würde, es sei denn, es ge- Künste und Wissenschaften, erkannte den Wert der
schehe ein zweites Wunder. Sammlung, belegte sie nach Beat Fidels Tod mit
Diagnose: Universelles Stammeln, Rhinolalia Sequester und trug nicht wenig dazu bei, daß 1803
aperta leichten Grades (Näseln), psychische Verhal- die Zurlaubiana vom neu geschaffenen Kanton Aar-
tensstörungen. Band III der Turri-Laubiani Stemmatis Cartae genealogicae gau erworben werden konnte. Einiges weniges liegt
Behandlung: Der äußerst seltene Fall, daß ein
Mensch ohne Zunge geboren wird, erfordert eine
ganz spezielle Behandlung. Alice muß lernen, die
Laute auf andere Weise zu bilden, als dies normaler-
weise geschieht. Um dies zu erreichen, wird erst mit
allen Tricks die Mundmuskulatur trainiert, vor allem
auch die Mundbodenmuskulatur. Dann fordert die
Logopädin die kleine Alice auf: «Hörst du, es muß
wie <111> klingen. Versuch, ob du das irgendwie zu-
stande bringst.» Und Alice bringt es zustande. Dank
Ausdauer, überdurchschnittlicher Intelligenz und
großer Sprechfreudigkeit bildet sie für jeden einzel-
nen Laut mit Hilfe der Wangenschleimhäute oder
gar mit vom Mundboden gelösten Muskelfasern
einen Ersatzlaut, eine Leistung, die fast an ein Wun-
der grenzt und auch von Fachleuten bestaunt wird.
Die vom Mundboden gelösten Muskeln können spä-
ter operativ zu einer Ersatzzunge geformt werden.
Erfolg: Nach dreijähriger Behandlung spricht
Alice völlig korrekt. Die Behebung der psychischen
Verhaltensstörungen stellt keine großen Probleme.
Alice besucht eine normale Schule, wird eine gute
Schülerin und vergißt ihre schweren Erfahrungen
fast vollkommen.
Heidi Nußbaumer-Leuthard
Dr. Charlotte Peter

82 83
Stich des bekannten Historikers und heute rund 125000 größtenteils von ihm selber denbüchern und der Zuger Rechtsquellen häufig zu
Generals Beat Fidel Zurlauben, durchfoliierte Blätter umfassen. Die 102 Bände der Textvergleichen herangezogen wurden. In den Res
mit dessen Tod im Jahre 1799 Stemmatographia Helvetiae bergen neben den 167 Tugienses wartet in zwei Bänden noch zahlreiches
das Geschlecht im Mannesstamm aus- Quellenmaterial über den Handel mit burgundischem
starb (MscZ 35 fol, III)
wissenschaftlichen Arbeiten von Beat Fidel auch des-
sen eingehende Korrespondenz. Die rund 2800 fran- und tirolischem Salz, dessen Pacht die Zurlauben be-
zösischen, lateinischen oder in seltenen Fällen auch kanntlich wohlhabend gemacht, schließlich aber ne-
deutschen Briefe sind wegen der politischen oder ben ändern Faktoren auch zu ihrem Sturz beigetragen
geistigen Stellung ihrer Absender von hoher kultu- hat, auf seine Bearbeitung.
reller Bedeutung: Josef Anton Felix Balthasar, Er- Das Quellenmaterial des Bandes Tugiensis Tumul-
hard Dürsteier, Albrecht von Erlach, Johann Hein- tus hingegen dürfte in der Dissertation von Hans
historischer Werke, auf Auktionen aufgelöster alter rich Füßli, Martin Gerbert, Gottlieb Emanuel von Koch über den Schwarzen Schuhmacher schon weit-
Fürstenbibliotheken erworben. So begegnen wir des Haller, Johann Konrad Heidegger, Marquard Herr- gehend verarbeitet worden sein1.
öftern Doubletten aus den königlich französischen gott, Johann Rudolf Iselin, Isaak Iselin, Johann Kas- Erwähnt seien noch die 6 Bände Turri-Laubiani
Büchersälen, prachtvoll in Leder eingebunden und par Lavater, Bernard Emanuel de Lenzbourg, Jo- Stemmatis Cartae genealogicae. Absicht Beat Fidels
mit den Supralibros ihrer hohen Besitzer geschmückt. hann Jakob Leu, Moritz Hohenbaum van der Meer, war es, in dieser Sammlung alle Akten zusammenzu-
Nicht weniger zahlreich sind jene des hohen Adels, Leonhard Meister, Albrecht von Mülinen, Johannes tragen, welche irgendwie Ruhm, Ansehen und Macht
wie z. B. eines Gaston Jean-Baptiste de France, Duc von Müller, Franz Ludwig Pfyffer, Carl Ulysses von seiner Familie dokumentarisch belegten, und die ihm
d'Orleans, oder als Vertreter des Klerus Emanuele- Salis, Johann Daniel Schöpflin, Vinzenz Bernhard später als Quellenmaterial für sein geplantes groß-
-AxTOINl Theodore L, Kardinal von Bouillon. Der größte Teil Tscharner, Stephan Alexander Wurdtwein, Georg angelegtes Nobiliaire Suisse gute Dienste leisten
IV\RON DE LATOliR-CHA^nu.ON- der auf diese Weise gekauften Bände stammt jedoch Wilhelm Zapf sind Männer, die in der zweiten Hälfte könnten. In Wirklichkeit finden wir auch hier ein
-ZUR-I ,AUBE.N, COMMANDEUR aus Büchereien von Gelehrten, von denen hier bloß des 18. Jahrhunderts Rang und Namen hatten. Kein arges Sammelsurium von Adelsbestätigungen, Gül-
DK u ORDRE MU,.DE s. Louis, Wunder also, daß Biographen und Bearbeiter von ten, Offizierspatenten, Soldrechnungen, Inventaren,
LIEUTENANT-GENERAL ES deren zwei, Dionyse Francois Secousse und der
ARMEES DK s.M.T.c . Schweizer Vertreter Gottlieb Emanuel von Haller, Briefwechseln dringend wünschten, man möge ihnen Testamenten, Rechnungen, Stammtafeln, genealogi-
genannt werden sollen. den Zugang zu diesen Schätzen durch zweckmäßige schen Notizen usw. Das Material jedoch besteht zum
Den Druckwerken schließen sich 200 selbständige Erschließungsarbeiten erleichtern, ja überhaupt erst allergrößten Teil aus Originalen - so z. B. aus einem
Manuskripte, wie Chroniken, Arznei-, Pferdedressur- ermöglichen. Brief des Schweizerkönigs Ludwig Pfyffer - und
und Rechnungsbücher, Schul- und Kolleghefte, Mit gesprenkeltem Pergament überzogene stabile reicht bis tief ins 16. Jahrhundert hinein.
Schauspiele usw. von zum Teil höchstem kultur- und Kartoneinbände geben dieser Abteilung ein würdiges Die größte und zweifelsohne auch bedeutsamste
im Aargauischen Staatsarchiv und in der Zentral- sprachhistorischem Wert an. Schließlich folgen die Gepräge. Sammlung ist aber die Acta Helvetica, 186 in braune
bibliothek Luzern. Dazu gesellen sich schließlich 350 Manuskript-Sammelbände, die das eigentliche Wie schon der Name sagt, sind die 10 Folianten Pappdeckel gebundene Folianten.
noch die vielen hundert Briefe, Denkschriften, Gut- Familienarchiv beherbergen. Aus diesen wurden Miscellanea Helveticae Historiae eine wilde Samm-
achten usw., die von den zahlreichen, bedeutsamen 35 Pergamenturkunden, die das Fideikommiss der lung von weitern Briefen und Dokumenten, die zum
Politikern, Militärs und Prälaten der Familie an Per- Familie in Hembrunn und Anglikon in den Freien Teil ebensogut in andere Abteilungen hätten einge-
reiht werden können. Die Acta Helvetica
sönlichkeiten und Amtsstellen in der Eidgenossen- Ämtern betreffen, herausgetrennt und in die Be-
schaft und ganz Westeuropa gesandt wurden, und die stände des Aargauischen Staatsarchivs integriert. Die Helveticae Cartae und die Cartae Burgundi- An den Acta Helvetica, Gallica, Germanica, Hispa-
- was zumindest den Historiker Beat Fidel Zurlau- Beat Fidel versuchte im Anschluß an die beiden cae, Sabaudicae et Helveticae enthalten in ihren 3 nica, Sabaudica necnon Genealogica Stemmatis Zur-
ben anbelangt - größtenteils in geistlichen und welt- Harten- und Lindenhändel und seine langwährende respektive 2 Bänden zahlreiche Abschriften von Ur- Laubiani, wie die Abteilung mit vollem Namen
lichen Archiven erhalten geblieben sind. Ehekrise - Ereignisse, welche die mehrmalige Plün- kunden. heißt, leuchtet schlagartig die ganze Problematik
Der Bestand in Aarau umfaßt an Druckwerken derung der Sammlungen zur Folge hatten — die un- Für Zug vor allem wichtig sind die Abteilungen 7, einer sinnvollen und systematischen Erfassung und
rund 10000 Titel. Darunter befinden sich 30 Inku- zähligen lose oder bestenfalls gebündelt im Pfrund- 10, 24 und 35. In die 9 Bände der Monumenta Hel- Zuweisung einzelner Dokumente in die verschiede-
nabeln und zahlreiche Erstausgaben von hohem haus St. Konrad herumliegenden Akten zu sichten vetico-Tugiensia nahm Beat Fidel eine große An- nen Abteilungen auf. Der Ordnungstitel ist derart
Wert. Nicht wenige davon hat Beat Fidel, der große und sie chronologisch und thematisch zu ordnen. Zu zahl Abschriften von Zuger Urkunden auf, die in umfassend gewählt, daß man in diesen 186 Bänden
Schöpfer dieser einzigartigen Sammlung vorwiegend diesem Zwecke schuf er zahlreiche Abteilungen, die den letzten Jahren bei der Herausgabe von Urkun- alles unterbringen konnte und heute wirklich auch

84 85
alles entdecken kann. Das den ändern Abteilungen Schriftstücke aus den Staatskanzleien eidgenössischer Auch zur Bündnispolitik der katholischen Orte und zweitens die Notwendigkeit der Erschließung,
Zugewiesene erweckt aus diesem Blickwinkel gese- Stände, von Schultheißen und Bürgermeistern, von mit Frankreich, Savoyen, Spanien-Mailand und dem um sie dem historisch Interessierten benutzbar zu
hen, mit Ausnahme vielleicht dessen, was wir in den Landammännern und Feudalherren. Bischöfe und Hl. Stuhl, weiter zu den Bündnerwirren, dem Bau- machen.
Stemmatographia und in den Sammlungen mit doch Äbte schweizerischer und ausländischer Bistümer, ernkrieg, den Villmergerkriegen und zu all den vielen 1803 ging die Zurlaubensammlung in den Besitz
vorwiegend zugerischem Material antreffen, den Ein- Abteien und Klöster standen in regem Briefverkehr größern und kleinern Händeln, die im 17. Jahrhun- des Kantons Aargau über und bildete den Grund-
druck des Reinzufälligen, ja Willkürlichen. mit Mitgliedern der Familie Zurlauben, zu deren dert die Gemüter bewegten und an deren Entste- stock der Aargauischen Kantonsbibliothek. Während
Die Acta umfassen Dokumente aus dem 16. bis Sippe sie nicht selten selber gehörten. In den 167 hung oder Schlichtung die Zurlauben häufig selber die gedruckten Werke verhältnismäßig rasch katalo-
18. Jahrhundert mit Schwergewicht im 17. Jahrhun- Jahren Wirksamkeit in der eidgenössischen Politik aktiv beteiligt waren, findet sich umfangreiches Ma- gisiert waren, harrten die Handschriften über 100
dert. Neben Hunderten von Originalschreiben der vertraten sie auf annähernd 800 Tagsatzungen und terial. In diesem Zusammenhang dürfen auch die Jahre auf ihre Erschließung. Erste Ansätze in dieser
französischen, savoyischen, spanischen und österrei- Konferenzen die Interessen sowohl ihres Ortes als häufigen Notizen und Glossen nicht vergessen wer- Richtung unternahmen Heinrich Zschokke (1771
chischen respektive kaiserlichen Ambassadoren, Bot- auch jene ihrer Familien. Allein in den Acta sind aus den, welche vor allem Beat II. auf Tagsatzungen bis 1848) und Stadtpfarrer Georg Viktor Keller von
schafter, Gesandten, Residenten und Agenten sowie dieser Tätigkeit 429 Instruktionen erhalten geblie- und im Zuger Rat verfaßt hat und die gerade durch Aarau (1760-1827), ohne aber zu einem Erfolg zu
der päpstlichen Nuntien finden sich nicht weniger ben. Rund 90% davon haben den Charakter von ihren Witz und den träfen Ausdruck Situationen um- kommen.
Originalen, bloß von 56 gibt es dazu im Kantons- reißen, Stimmungen und Meinungen wiedergeben, Die Handschriftensammlung der Zurlaubiana be-
archiv Zug Konzepte, Kopien oder Doppel, mit än- die in ihrer Anschaulichkeit einmalig sind. schäftigte indessen die Bibliothekskommission und
Eid des Zuger Torwächters dern Worten: 373 Instruktionen von Zug sind einzig Zahlreich und vielfältig sind auch die Quellen zum die interessierten Kreise immer wieder. Dies vor
aus einem Manuskript von 1533 (AH 125, 153) in der Zurlaubiana nachweisbar. Söldnerwesen und dessen Unternehmertum: Mann- allem, als 1819 Dr. Dümge und Prof. Dr. Mone auf
Auf Standesebene hatten 7 Zurlauben zwischen schaftslisten, Soldrödel, Angaben über Verpflegung, der Suche nach unbekannten Handschriften für die
1587-1725 insgesamt während 32 Jahren als Am- Kasernierung, Bekleidung, Infanteriedrill und kriegs- Monumenta Germaniae Historica auch der Zurlau-
männer die höchste Würde des Landes inne. Im wei- mäßigen Einsatz, über die Werbung, Militärkapitu- biana einen Besuch abstatteten und hier die von
tern wirkten sie als Statthalter, Stabführer, Land- lationen, Pensionen und die Militärjustiz. P. Moritz Hohenbaum van der Meer bearbeiteten
schreiber, Truppenführer, Ratgeber von Bischöfen Die Gülten, Pacht-, Miet-, Kauf- und Tauschver- Chroniken des Hermannus Contractus und des Ber-
und Klöstern, schließlich auch als Landvögte und träge mit ihrem unübersehbaren Namen- und Zahlen- tholdus Constantiensis vorfanden. Erfreut über diese
Landschreiber in den Gemeinen Herrschaften. Viele material, weiter Testamente, Inventare usw. in gro- Funde meinten sie: «Der Aufwand für die Erhaltung
der während ihrer Amtszeit anfallenden Akten mit ßer Zahl werden zur Wirtschafts- und Sozialgeschich- dieser Schätze (durch Ankauf der Zurlaubiana) ge-
eindeutig öffentlich-politischem Charakter befinden te unseres Landes, ganz speziell aber Zugs und der reicht der Regierung des Kantons Aargau zu unver-
sich heute in ihren Sammlungen. Diese Tatsache Innerschweiz, manche neue Erkenntnisse beitragen. gänglichem Ruhme»". Weniger Erfolg hatte der Zu-
dürfte weitgehend damit zusammenhängen, daß sich Auch für Volkskundler, Sprachforscher, die Kir- ger Arzt und Geschichtsschreiber Franz Karl Stad-
das zugerische Kanzleiwesen relativ spät entwickelt chen-, Kultur-, Theater- und Kunsthistoriker sowie iin', als er für seine Geschichten der Stadtgemeinde
und verselbständigt hat' 2 . So erhielt der Landschrei- für die Erforscher der Heilkunde sind die Acta Hel- Zug die Zurlaubensammlung durcharbeitete. Obwohl
ber erst im 17. Jahrhundert ein eigenes Lokal zur vetica eine reiche Fundgrube. er auf zahlreiche Funde stieß, fand er sich dennoch
Aufbewahrung der ihm anvertrauten Papiere und in dem ungeordneten Material nicht zurecht. Deshalb
Bücher. Ähnlich gelagert dürften die Verhältnisse schlug er der Bibliothekskommission vor, die Bände
auch in den Freien Ämtern gewesen sein. Die Fa- auseinanderzutrennen und nach Sachbegriffen zu
milie Zurlauben hatte hier während Jahrzehnten die ordnen. Alois Vock (1785-1857), Pfarrer von
Landschreiberei inne, und es ist als gewiß anzuneh- Vorgeschichte der Erschließungsarbeiten Aarau und später Domdekan, griff 1823 Stadlins
men, daß sie einen Großteil ihrer Amtsgeschäfte bei Der ehemalige Kantonsbibliothekar Dr. Hans Herzog Vorschlag auf, kam jedoch bald wieder davon ab, da
sich zu Hause in der Wälismühle zu Bremgarten vor- (1858-1929) sagte über die Zurlaubensammlung: er den Umfang aber auch die Schwierigkeiten des
nahm und hier auch Akten archivierte. Hinzu kommt «Der Wust ist so groß, daß man etwelchen Humors Unternehmens unterschätzt hatte. Ähnliche Erfah-
noch, daß sich im Laufe der Jahrzehnte die Erinne- bedarf, um dieses papierne Meer auch nur rasch zu rungen wie die Vorgänger erlebten auch Franz Xa-
rung trübte, ursprünglich klar abgegrenzte Besitz- kreuzen» 3 . Dieser treffende Ausspruch beleuchtet ver Bronner (1758-1850), Aargauischer Kantons-
verhältnisse vertuschte und öffentliche Akten arglos zwei wesentliche Aspekte: erstens die ungemein rei- bibliothekar, und Dr. Hans Herzog. Bronner versuch-
Privatarchiven einverleibt wurden. che Fülle, die diese einzigartige Sammlung bietet, te von jedem Band ein Inhaltsverzeichnis anzuferti-

86 87
gen, blieb aber schon beim ersten Band der Acta Hel- (1899-1967) die Erschließung der Zurlaubiana zu Einleitung zum Stadt- und Amtsbuch von 1566 (AH 159, 3)
vetica stecken. Die Fortführung seiner Arbeit erwar- seinem eigenen Anliegen machte, wagte man einen
tete man vom Kantonsbibliothekar Dr. Hans Herzog, neuen Schritt. Den Anstoß dazu gab ihm Prof. An-
der sich jedoch in weiser Voraussicht auf eine Biogra- dre Trofimoff aus Paris, der in Aarau Material zur
phie von Beat Fidel Zurlauben beschränkte, da er er- französischen Geisteskultur des 17. und 18. Jahr-
kannte, daß die merkwürdige Einrichtung der Zurlau- hunderts zu finden hoffte, das Vorhaben aber bald
biana von einem einzigen Mann nicht zu bewältigen aufgeben mußte, da es ihm unmöglich schien, sich in
sei. Leider vermochte Herzog die Biographie nicht diesem papiernen Meer zurechtzufinden. Nold Hal-
zu Ende zu führen. der suchte für die Erschließung einen Fachmann mit
Für längere Zeit blieb es um die Zurlaubiana still. Kenntnissen in der innerschweizerischen und zugeri-
Erst nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges, als schen Geschichte, den er in der Person des Vize-
Kantonsbibliothekar und Staatsarchivar Nold Halder direktors der Schweizerischen Landesbibliothek, Dr. -
Wilhelm Josef Meyer, fand. Dieser versprach, die Er-
Ausschnitt aus dem von Beat Fidel Zurlauben errichteten schließung der Handschriften an die Hand zu neh-
Familienstammbaum {MscZ 21 fol, 14) men und Kurzregesten für die Acta Helvetica und H.JU .

die Miscellanea Helveticae Historiae zu erstellen, wo- x_~~Jt&%,<&L*~


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bei er, um rascher vorwärtszukommen, noch einen '„i, u,.„^,..Kt «•/,!//»,>./ >«J ^ vW/ p./ ,>si»if A«_/.*-»...J
jungen Historiker beizog. Diejenigen Handschriften, ,Atjv\Jt;am VmtV wv' ^. i-,fi«** Jt/fMt^tt X^MI.^«- »Vf«' Jw 1^1*'*^
A/w.w.'TSU*rt.'1V^
die für Zug von speziellem Interesse waren, die Mo- ^7 l ^ '»
•««^»m, l« J_*^> i~
numenta Helvetico Tugiensia und die Res Tugienses, ^ AW \».
bearbeitete er selbst. So kamen von 1950 bis 1954
über 22000 Kurzregesten von den Acta Helvetica
und den Miscellanea Helveticae Historiae und 1332
Regesten von den Monumenta Helvetico Tugiensia
und den Res Tugienses zustande; im weitern ein
Verzeichnis der Briefabsender und Adressaten der
Stemmatographia, das Dr. Robert Oehler von 1956
bis 1960 erarbeitete. Die bisher geschilderten Er-
schließungsarbeiten erleichterten dem Benutzer den
Zugang zur Zurlaubiana nicht wenig, was sich vor
allem in einer vermehrten Konsultierung der Quellen
für historische Arbeiten offenbarte °. Dennoch konn-
ten die erstellten Kurzregesten den Historiker nicht
voll befriedigen, zeigten doch «die Erfahrungen mit
den Regestentexten bald und eindrücklich genug,
daß jene kurzen Angaben, was ihre Richtigkeit be- Deshalb entschloß sich der 1954 an die Kantons- Masse von ca. 800 000 Registerzetteln. Dem Benutzer
traf, wie auch hinsichtlich der vollständigen Erfas- bibliothek Aarau gewählte Dr. Alfred Häberle, die ist aber nur gedient, wenn jedem Ordnungswort auch
sung ihres Inhalts, teilweise zu wünschen übrig lie- Erschließungsarbeiten auf eine andere Weise anzu- ein kurzer Regestentext oder mindestens ein Hinweis
ßen» 7. Der gutgemeinte Anlauf zur Erschließung packen und die Acta Helvetica neu zu bearbeiten. auf den Zusammenhang, in den die registrierte Stelle
des Quellenmaterials war also nicht ganz gelungen, Zuerst erstellte er für die Bände l und 2 ein voll- gehört, beigefügt wird. So kam Dr. Häberle zur Er-
ja, konnte es auch nicht, war doch nur beabsichtigt, ständiges Orts-, Personen- und Sachregister, wobei kenntnis, jedes Dokument durch einen mehr oder we-
das ungemein reiche Material raschmöglichst zu 9328 Registerzettel entstanden. Umgerechnet auf niger ausführlichen Regestentext und die Dokumen-
sichten. die 186 Bände der Acta Helvetica ergäbe dies eine te insgesamt durch ein Personen-, Orts- und Sachre-

88 89
gister zu erschließen. Auf diese Weise bearbeitete er Zug und bat sie um tatkräftige finanzielle Unterstüt- Zuger Neujahrsblatt wird sich für solche Publikatio- Schwierigkeiten scheitere. Es handelt sich bei der Er-
bis 1969 die Bände 1-8 der Acta Helvetica. 1969 zung. Erfreulicherweise stimmte der Nationalfonds nen besonders gut eignen. schließung der Acta Helvetica um Grundlagenfor-
wurde er zum Stadtarchivar von Winterthur gewählt, dem Forschungsprojekt zu und gewährte für die Nach den bisherigen Erfahrungen kann man damit schung. Derartige Arbeit, seriös geleistet, dient der
so daß die Erschließungsarbeiten erneut zu versan- ersten drei Jahre den nötigen Kredit. Auch Zug, als rechnen, daß die Erschließung der noch zu bearbei- Forschung auf Jahrzehnte hinaus. Sie ist, wenn wir so
den drohten. Heimat und Wirkungsstätte der Familie Zurlauben, tenden Bände 9-186 voraussichtlich in ca. 15 Jah- sagen dürfen, eine wertbeständige Investition.
war geneigt, sich an diesem Vorhaben zu beteiligen. ren bewältigt werden kann. Voraussetzung dafür ist
Finanziell wird das Projekt zu 5/s vom Schweizeri- eine straffe Organisation der Arbeit und die Be- Das Zurlaubenteam: Kurt-Werner Meier
schen Nationalfonds, zu 2/s vom Kanton Aargau und schränkung auf das Wichtigste. Zu diesem Zweck Josef Schenker
Erschließung der Acta Helvetica zu V« vom Kanton Zug getragen, wobei der Kanton hat das Aargauische Erziehungsdepartement in Ver- Rainer Stöckli
Dem derzeitigen Direktor der Kantonsbibliothek Aargau zusätzlich den Arbeitsraum und alle Büro- bindung mit dem Schweizerischen Nationalfonds und
Aarau, Dr. Kurt Meyer, war die Fortführung der Er- materialien zur Verfügung stellt und für sämtliche dem Kanton Zug eine Aufsichtskommission ins Leben
schließungsarbeiten nach dem Ausscheiden Dr. Hä- Sozialleistungen der Bearbeiter aufkommt. Zu ihrer gerufen, die den Fortgang der Arbeiten in gegenseiti- LITERATURVERZEICHNIS
berles ein stetes Anliegen. Daher bat er 1972 nach Befriedigung konnten die Bearbeiter mit dem Kanton gem Kontakt mit dem Team stets überwacht. Als Häberle Alfred, Collectanea Turri-Laubiana. Die Manuskript-
längeren Vorsondierungen den Regierungsrat des Aargau einen Arbeitsvertrag abschließen, der sie deren Mitglieder wurden gewählt: Sammelbände der Zurlauben-Bibliothek in der Aargauischen
Kantonsbibliothek Aarau und ihre Erschließung. Festschrift
Kantons Aargau um die Ermächtigung, in Zusam- rechtlich gesehen den Staatsangestellten gleichstellt. Prof. Dr. Gottfried Boesch, Gelfingen, Präsident Karl Schib, Thayngen 1968, 327-360 (Zit.: Häberle).
menarbeit mit einem Hochschuldozenten für Schwei- Nach Abklärung all dieser Fragen konnten zwei Dr. Paul Aschwanden, Zug Halder Nold, Die Zurlaubiana. Ein Überblick nach bibliotheka-
zer Geschichte die nötigen Verhandlungen aufzuneh- der Bearbeiter am 1. Oktober 1973 mit der Fortfüh- Dr. Georg Boner, Staatsarchivar, Aarau rischen, historiographischen und bibliographischen Gesichts-
men, um die begonnenen Arbeiten weiterzuführen. rung der Erschließungsarbeiten beginnen11, vorerst Dr. Roman W. Brüschweiler, Widen punkten. Separatabdruck aus Festgabe Otto Mittler, Aarau
1960, 262-323 (Zit.: Halder).
Vorerst galt es, für die Weiterführung des Projektes jedoch nur unter erschwerten Arbeitsbedingungen, Prof. Dr. Louis-Edouard Roulet, Neuenburg
geeignete Bearbeiter zu finden und die nötigen Geld- da bis März 1974 kein eigener Arbeitsraum zur Ver- Seit Aufnahme seiner Tätigkeit hat sich das Team
mittel zu beschaffen. Da die Zurlaubensammlung bis- fügung stand. Leider war es dem Team nicht mög- ANMERKUNGEN
vorerst tüchtig in die komplexe Materie eingearbeitet 1
her vor allem von den Studenten Prof. Dr. Gottfried lich, mit dem früheren Bearbeiter Dr. Häberle zu- und sich mit den vielschichtigen Problemen der Re- Koch Hans, Der Harten- und Lindenhandel in Zug 1728-1736.
Boeschs benutzt wurde und zugleich auch einer seiner Diss. Zug, 1940.
sammenzutreffen, um von seinen Kenntnissen und gesten und Registrierung beschäftigt. In einer zwei-
Doktoranden eine Dissertation8 über die Zurlauben-
2
Erfahrungen zu profitieren, da er seinerseits kein In- Vgl. Zumbach Ernst, Das Staatsarchiv Zug. In: ZNbl 1969, 36.
ten Phase hat es mit dem Verfassen von Regesten be- Derselbe, Das Kantonsarchiv in rechtshistorischer Sicht. In:
bibliothek in Bearbeitung hatte, war es naheliegend, teresse an einer Kontaktnahme zeigte. ZNbl 1965, 61.
gonnen, wobei in Rücksprache mit der Aufsichts-
die Frage der Bearbeiter Prof. Boesch zu übertragen. Um einerseits die Kontinuität zu den acht bereits kommission stetige Verbesserungen vorgenommen 3
Aus einem Bericht an den Gesellschaftsrat der Schweizeri-
Bei der Auswahl der Bearbeiter dachte Prof. Boesch bearbeiteten, jedoch breit kommentierten Bänden zu wurden, um dem späteren Benutzer möglichst ein- schen Geschichtsforschenden Gesellschaft vom 20. Februar
an ein Team von drei bis vier jungen Historikern, dies 1887.
gewährleisten, anderseits aber die gewünschte Straf- fache, aber dennoch klare und handliche Regesten
vor allem, um die Erschließungsarbeiten in nütz- fung der Arbeiten zu erreichen, wird jedes Akten- und Register vorzulegen. Eine erste Lieferung von
* Halder 272
licher Frist zu beenden, hatte doch Dr. Häberle er- stück der Acta Helvetica durch ein Regest zusam- ca. 18-20 Bänden ist auf Herbst 1976 zu erwarten.
5
Über die Schwierigkeiten Stadlins vgl. Haefliger Bruno, Dr.
rechnet, daß ein einzelner für die Erschließung der Franz Karl Stadiin 1777-1829. Arzt, Naturwissenschaftler, Ge-
mengefaßt, das alle wesentlichen Tatsachen und Na- In Abständen von ca. drei Jahren sollten jeweils schichtsschreiber. Zug 1973, 170 ff.
Acta Helvetica ca. 65 Jahre benötigen würde. Die men enthält. Zudem wird das gesamte Material weitere 30 Bände erscheinen. 8
Halder 279/280 nennt die wichtigsten Beispiele.
Suche nach geeigneten Bearbeitern bereitete Prof. durch ein Personen-, Orts- und Sachregister erschlos- 7
Boesch keine allzu großen Schwierigkeiten, brachte So urteilt Häberle 358.
sen. Die erarbeiteten Regesten und Register werden
6
doch Dr. Kurt-Werner Meier, der Verfasser einer jeweils auf Ende einer Gesuchsperiode - alle 3 Jahre Kurt-Werner Meier, Die Zurlaubiana. Werden - Besitzer -
Geschichte der Zurlaubenbibliothek, gute Voraus- - im Offsetverfahren vervielfältigt und allen histo- Ausblick Analyse. Diss. phil. Freiburg i. Ue. 1973. Erscheint ca. 1976
in Druck.
setzungen mit, sich dieser Aufgabe zu widmen. Zu rischen Instituten der Universitäten, wichtigen Bi- Mit viel Eifer und Mühe wagten sich seit über 150 9
Dissertation: Geschichte des Chorherrenstiftes Schönenwerd
ihm stießen noch Dr. Josef Schenker0 und Dr. Rai- bliotheken und Archiven der Schweiz angeboten. Zu- Jahren eine ganze Anzahl Historiker an die Erschlie- von 1458 bis 1600. Mit einem biographischen Abriß der Chor-
ner Stöckli10, so daß die Fortführung der Erschlie- dem ist geplant, einzelne besonders wichtige oder ßung der Zurlaubiana heran. Viele Anstrengungen herren und Kapläne dieser Zeit. Jahrbuch für Solothurnische
Geschichte 45, 1972, 5-286.
ßungsarbeiten personell gesehen als gesichert galt. In interessante Aktenstücke, die im Laufe der Bearbei- blieben erfolglos, andere unbefriedigend. So ist zu 10
Dissertation: Geschichte der Stadt Mellingen von 1500 bis
der Frage der Finanzierung gelangte der Bibliotheks- tung anfallen, in Fachzeitschriften zu publizieren, um hoffen, daß das nunmehrige, auf solide Basis gestellte Mitte des 17. Jahrhunderts. Diss. phil. Freiburg i. Ue. 1974.
direktor im Namen der aargauischen Regierung an dadurch die Zurlaubensammlung auch einem größe- Forschungsprojekt zu Ende geführt werden könne Erscheint ca. 1975 in Druck.
den Schweizerischen Nationalfonds und den Kanton ren Publikum bekannt und vertraut zu machen. Das und weder an personellen noch an finanziellen 11
Rainer Stöckli nahm die Arbeit am 1. Juni 1974 auf.

90 91
Seespiegelstände des Aegerisees

In der in den Beiträgen zur Geologischen Karte der kegel des Dorfbaches von Oberägeri sehr gut zu be-
Schweiz erschienen Veröffentlichung: Geologische obachten.
Untersuchungen zwischen Sempachersee und Oberem Südlich und östlich von Unterägeri wird das See-
Zürichsee vom Jahre 1914 weist der Geologe R. Frei ufer des Maximalstandes durch Wallmoränen des
darauf hin, daß nach dem Rückzug des Gletschereises Bremgarten-Stadiums des Reußgletschers markiert.
der Aegerisee einen ursprünglich höher gelegenen Diese Moränenwälle sind zwischen Lutischwand und
Wasserspiegel gehabt habe, der durch das Einschnei- Wissenbach in doppelter Ausbildung vorhanden.
den der Lorze sukzessive tiefer gelegt worden sei. Auch nördlich Wissenschwändi und bei Buel sind
R. Frei unterscheidet zwei Niveaus von Seebildun- mehrere Wälle zu erkennen. Im Gebiet von Rain
gen, ein höheres 23 m und niederes 13m über dem und Foren der Allmend gehen die Wälle in eine
heutigen Wasserspiegel. Er begründet seine Beob- Moränenterrasse über.
achtungen mit dem Hinweis auf Terrassen von schief In der Gegend von Unterägeri verläuft das See-
geschichteten Schottern bei Unterägeri und am süd- ufer des Maximalstandes oberhalb Bergmatt und
lichen Ende des Sees. Wilbrunnen durch und schwenkt um den Maisbüel
Die in den letzten Jahren erfolgte geologische Auf- gegen Wissenbach und Blachi hin im Talboden des
nahme des Blattes Zug der Landeskarte, wobei im Hüribaches, der seit der Zeit der maximalen See-
Gebiete von Ober- und Unterägeri Pläne l: 5000 höhe, es mögen über 10 000 Jahre her sein, erheb-
zur Verfügung standen, hat zu einer Bestätigung und lich erodiert und wieder aufgeschüttet worden ist.
Präzisierung der Beobachtungen von R. Frei geführt. Ein Seezipfel dürfte bis mindestens Buel gereicht ha-
Aus den neuen Aufnahmen ergibt sich, daß der ben.
maximale Seestand ziemlich genau bei 749 m, also Von Blachi bis über Bogenmatt hinaus zieht sich
25 m höher als der heutige Wasserspiegel lag, der ein alter Bachschuttkegel des Hüribaches hin, der
auf der Landeskarte mit 724 m angegeben ist. Der vom Nottenbach und Hüribach angeschnitten wor-
niedrigere Seestand wurde in ca. 10 m Höhe über den ist. 150 m nördlich Bogenmatt befindet sich eine
dem heutigen festgestellt. alte Kiesgrube, an deren oberem Rand, ca. in 747 m
Beim maximalen Seestand war der Aegerisee um Höhe, Sand und Kieslagen in Deltaschichtung zu
etwa die Hälfte größer als heute. Im südlichen Teil sehen sind, welche einst in den Aegerisee geschüttet
reichte er bis Letzi und bei Unterägeri bis Wissen- worden sind. Ein durch die Erosion des Hüribaches
bach und ostwärts bis ungefähr zur heutigen Ein- isolierter alter Schuttkegelrest befindet sich rechts
mündung des Rämselbaches in die Lorze. Bei Pt des Hüribaches westlich Buel. Auf der Nordseite der
754 m ragte der oberste Teil des Chilchbüel als Insel Hügel der Pte 763 m und 761 m ist eine Steilbö-
aus dem See heraus. Bei Oberägeri war die Gegend schung vorhanden, welche dem Seeufer des Höchst-
des Mitteldorfes noch unter Wasser. standes angehörte. Ein alter Schuttkegel des Hüri-
Der höchste Seestand ist nicht nur aus den heute baches erstreckte sich bis zum Helgenhüsli. Die tor-
Terrassen bildenden Deltaschüttungen desHüribachs fige Senke zwischen Buel und Pt 763 m ist wohl ein
und des Dorfbachs bei Oberägeri zu erkennen, son- verlandetes Stück Aegerisee.
dern auch aus der Übertiefung dieser und anderer Vom Helgenhüsli verläuft das Seeufer des Maxi-
Bäche in die beim Höchststand gebildeten Deltas, malstandes über Zimel in den Steilhang von Pt
wobei dem alten Schuttkegel ein neuer vorgelagert 769,8 m zur Lorze hin. Auf der rechten Seite des
worden ist. Die alten Schuttkegel sind nach der Ab- Tales zieht sich das alte Seeufer oberhalb EU durch
senkung des Aegerisees zum großen Teil wieder ab- und nun in Moräne verlaufend gegen den Dorfbach
Der nacheiszeitliche Aegerisee getragen worden, wobei stellenweise eine steile Bö- von Unterägeri, dessen oberster Teil des Schuttkegels
Höchststand des Seeufers schung entstanden ist. Dies ist z. B. am alten Schutt- oberhalb des Seeufers gelegen war. Westlich des

93
Dorfbaches ist ein durch die Erosion angeschnitte- ten Terrassenbildungen, welche er einem um ca. 13 m schungen entstanden. In der Gegend des Sagenmattli
ner Teil des alten Schuttkegels zu erkennen. Beim höheren Seestande als gegenwärtig zuschreibt. Zwi- ist es wohl durch das Einschneiden des Rämselba-
Lutisbach ist hauptsächlich auf der Ostseite der alte schen dem obern See-Ende und der Kantonsgrenze ches zu einer Schwächung der den See abschließen-
Schuttkegel wahrnehmbar. Beim Dorfbach von Mit- lassen sich in der Tat eine Reihe von Terrassenbil- den Moränenbarriere gekommen. Vielleicht hat
teldorf und demjenigen von Oberägeri ist der alte, dungen mit ca. 2 m hohen Böschungen beobachten. eine Rutschung im rechten Ufer des Rämselbaches
von der Erosion mit Bildung einer Steilböschung an- Zwei gegenüberliegende Terrassen treten bei Schor- der Lorze einen breitern, tieferen Austritt verschafft,
gefressene alte Schuttkegel links resp. rechts sehr gut nen beiderseits des Trombaches auf. Weitere Terras- der durch den eindringenden Wasserschwall aus dem
erkennbar. Die beiden bei der Sulzmatt in den See sen finden sich südlich Rieter und südwestlich Siden- See rasch eingeschnitten worden ist. Das Einschnei-
mündenden Bäche zeigen vor den alten Schuttkegeln faden. Auf dem Bach aus dem Tälchen von Eigen den der Lorze wurde dadurch begünstigt, daß von
einen großen neuen. Weitere bis über das maximale hat sich südlich Sidenfaden eine kleine Terrasse ge- Sagenmatt bis Schwell! beiderseits nur leicht erodier-
Seeniveau hinaufreichende Schuttkegel sind südlich bildet, in die er sich nun eingeschnitten hat, wie es bare Moränenablagerungen vorhanden sind.
Oberbüel, bei Teufsetzi, Haselmatt und Schönenfurt der Trombach bei Schornen gemacht hat. Ein klei- Ein Teil des Seebodens des Aegerisees beim
zu beobachten. Große alte Schuttkegel bildeten die ner Rest der Terrasse ist am Seeufer östlich Sagen zu Höchststande ist östlich Unterägeri zwischen Rain,
Bäche bei Buechwäldli und zwischen Teufi und Gi- erkennen. Da Sidenfaden 731 m hoch liegt und die Zimel und Lorze durch die Absenkung freigelegt
selmatt. Die Abgrenzung der vorgelagerten neuen Oberkante der Terrasse südwestlich davon höchstens worden. Es findet sich dort lehmige Grundmoräne
Schuttkegel ist jedoch nicht deutlich. 3 m höher liegt, entsprechen die niedriger gelegenen vor, welche von tonigen Seeablagerungen über-
Zwischen Tschupplen und Wildenen erstreckt Terrassen einem Seestand, der höchstens 10m über deckt ist. Eine Sondierbohrung bei der Lorzebrücke
sich die ca. 500 m lange Schotterterrasse von ca. dem heutigen Hegt. Die von R. Frei bei Neumatt südlich EU hat tonige Seeablagerungen von minde-
750 m Höhe, welche bereits R. Frei beschrieben hat. erwähnten Terrassen gehören bereits dem Teil des stens 22 m Mächtigkeit ergeben. Auch zwischen
Die dort in einer Kiesgrube vorgefundenen gegen Schuttkegels des Trombachs an, der über dem Maxi- Chilchbüel und Maibüel erstrecken sich tonige See-
Nordwesten geschichteten Schotter sind heute nicht malstand des Sees lag. Bei Schornen hat der Trom- ablagerungen.
mehr aufgeschlossen, da die Grube mit Kehricht auf- bach eine Höhe von 741 m bis 742 m, ist also be- Aus der neuen geologischen Erforschung des Kan-
gefüllt worden ist. Eine wohlausgeprägte Schotterter- reits etwa 7 m höher als der Seespiegel, welcher seine tons Zug ergibt sich, daß die bedeutenden Seen des
rasse zieht sich von Wart westwärts gegen Pte 736m. Erosionsbasis bildete. Zugerlandes in postglazialer Zeit erhebliche Seeab-
Sie besitzt einen nach Süden gerichteten Ausläufer Auf der Westseite des Aegerisees zwischen For- senkungen durchgemacht haben. Beim Zugersee
westlich Pt 760 m. Das Auftreten einer Schotter- bach und Bergmatt sind alte bis über den Maximal- macht es, wie früher mitgeteilt worden ist, ca. 16m
terrasse bei Tschupplen und Wildenen ist überra- stand hinaufreichende Schuttkegelbildungen der Bä- aus. Die größte Absenkung hat demnach der Aegeri-
schend, denn es ist hier ja kein Bach vorhanden, der che zu erkennen, deren vorgelagerte neue Schutt- see mitgemacht.
die Terrasse hätte aufschütten können. Eine nähere kegel meistens nicht deutlich von den alten abzutren- Mögen die idyllischen Ufer des Aegerisees, wel-
Untersuchung der Geländeverhältnisse zeigt jedoch, nen sind. che leider durch See- und Uferaufschüttungen, Stra-
daß der aus dem Eigen-Tälchen kommende Bach Vor ca. 50 Jahren waren in mehreren Gruben ßenbauten, Überbauung und Erstellung von Schiffs-
sich früher durch die Enge von Pt 762 m gegen Wil- Deltaschotter in Ausbeutung, welche heute nicht bunkern stellenweise schwer gelitten haben, zur
denen und Tschupplen ergossen hat und dabei die be- mehr aufgeschlossen sind, so am Lutisbach und Freude unserer Nachfahren in Zukunft mit größerer
schriebene Terrasse aufgeschüttet haben muß. Nach 350 m nördlich des Morgartendenkmals. Am erstem Sorgfalt erhalten und geschützt werden! ph
der Seeabsenkung schnitt er sich dann in seinen alten Ort erwähnt R. Frei mit 20 bis 25 ° nach Süden fal-
Schuttkegel ein, richtete seinen Lauf westwärts und lende Schotterschichten mit gekritzten Geschieben
zerschnitt seinen alten Schuttkegel nördlich Acher aus Moränenablagerungen.
nach Sidenfaden umschwenkend. Auf welche Ursache ist die bedeutende Absenkung
R. Frei erwähnt bei Neumatt *, Enge und Riedmat- des Aegerisees zurückzuführen? Wahrscheinlich hat
bei diesem Vorgang der Rämselbach eine bedeuten-
* Die Ortsbezeichnungen Enge und Riedmatten sind in der
neuern Ausgabe der Siegfriedkarte nicht mehr angegeben. de Rolle gespielt, der sich stark eingeschnitten hat.
Die Neumatt findet sich auf der Landeskarte nicht mehr Dadurch sind beidseitig von Spillenschür bis zur
vor. An ihrer Stelle ist der Name Schornen getreten. Einmündung in die Lorze ausgedehnte Hangrut-

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Kulturchronik
vom 1. Juli 1973 bis 30. Juni 1974

ANHANG Kunstveranstaltungen Die Schöpfung von Josef Haydn, in der St.-Michaels-


Kirche, Singkreis Zürich, Winterthurer Stadtorchester,
THEATER- UND MUSIKGESELLSCHAFT Leitung: Willy Gohl 8. 4. 74
Präsident: a. Rektor Max Kamer
Messe in C-Dur von Ludwig van Beethoven, in der St-
Theater-A ufführungen Michaels-Kirche, verstärkter Chor St. Michael, Colle-
gium Musicum Zug, Bläser aus Zug und Umgebung; So-
Cosi fan tutte, Komische Oper von W. A. Mozart. Gast- listen: Elisabeth Büchel, Sopran, Johanna Monn, Alt,
spiel Prager Kammeroper des National-Theaters Prag. Herbert Huwyler, Baß, Gesamtleitung: Paul Rohner.
8.11.73 Passacaglia in c-moll von J. S. Bach, Orgel: Peter Meier
Der Lügner, Komödie von Carlo Goldoni. Gastspiel 24. 5. 74
Bühne 64 Zürich 25. 11. 73 Konzert Stadtorchester Zug, Leitung Mario Venzago,
Alte Prager Geschichten. Schwarzes Theater Prag Werke von Mussorgski, Liszt, Mozart, Beethoven,
«Legenden des alten Prag». Gastspiel Schweizer Tour- Bruckner; Solisten: Paul Baumgartner, Klavier, Erhard
neetheater 4. 12. 73 Camenzind, Flöte 19. 6. 74
Die Hebamme, Komödie von Rolf Hochhuth. Gastspiel
Schweizer Tourneetheater 16. 1. 74 THEATER IM BURGBACHKELLER
Der Tag, an dem der Papst gekidnappt wurde, Schau- Leitung: Dr. Othmar Camenzind/Eugen Hotz
spiel von Joao Bethencourt. Gastspiel Schauspielhaus
Zürich 13. 2. 74 Hans Dieter Husch, 15 Jahre in der Schweiz, Texte und
Lieder Ö./7./8. 9. 73
Von Mäusen und Menschen, Tragödie von John Stein-
beck. Gastspiel Bühne 64 Zürich 16. 3. 74 Die Stühle, Schauspiel von E. lonesco, Gastspiel Stadt-
theater Chur 14. 9. 73
Belagerungszustand, ein Stück von Albert Camus. Gast-
spiel Stadttheater Luzern 25. 4. 74 The Roy-Pellett-Jazzband, Dixieland-Jazzband aus Eng-
land 21. 9. 73
Musikalische Aufführungen Folk-Songs, Die Zuger Mark und Roli singen Folk-
Songs, spielen Guitarre, Flöte und Mundharmonika
Orgelkonzerte in der St.-Oswalds-Kirche und Michaels- 2S./29. 9. 73
kirche Zug:
Margrit Läubli/Cesar Keiser, Das Tagebuch von Adam
Ludwig Doerr, Freiburg im Breisgau, Reger und Impro- und Eva 5. 10. 73
visationen 12. 9. 73
Josef Bucher, Zürich, Bach und französischer Barock Test, Test, Test, Schauspiel von Paul Pörtner, Gastspiel
19.9.73 Landestheater Niedersachsen 20. 10. 73
Heinrich Gurtner, Bern, Bach und süddeutscher Barock Jazzkonzert/Magog, Hans Kennel, Klaus König, Peter
26. 9. 73 Frei, Paul Haag, Peter Schmidlin, Andy Scherrer
23. 10. 73
Rosmarie Stucki, Klavier, Kurt Widmer, Bariton, Anne-
Marie Blanc, Liederzyklus «Die schöne Magelone» von Georg Kreisler, Allein wie eine Mutterseele, Neue Chan-
Johannes Brahms 25. 10. 73 sons für Fortgeschrittene 2./3. 11. 73
Monique Haas, Klavierabend, Werke von Mozart, Schu- Entmilitarisierung der Trompete, Konzertschauspiel von
mann, Debussy und Ravel 19. 11. 73 und mit Jean-Pierre Mathez 9./10. 11.73
Sestetto Chigiano, Kammermusik, Werke von Haydn, Sebastian Maroto, Spanien, Klassische Guitarre
Henze und Dvorak 31. 1. 74 20./27. 11. 73
Collegium Musicum Zug, Leitung: Jürg Iten, Werke von Puppentheater Demenga, nachmittags für Kinder: de
Tschaikowsky, Franz Tischhauser, Igor Strawinsky Gärtner Florian; abends: Das verlorene Gewissen: für
7. 3. 74 Erwachsene 24. 11. 73

97
Zuger Kunst-Markt, Gemeinschaftsveranstaltung Zuger pete, Max Helfenstein, Trompete. Werke von Mozart, STADTMUSIK ZUG KADETTENMUSIK ZUG
Kunstgesellschaft/P + P-Galerie Zug/Theater Burgbach- Gabrieli, Albrici, Moran und Bruckner 2. 12. 73 Leitung: Hans Moeckel Leitung: Sales Kleeb
keller 6./7./S./9. 12. 73 Sinfoniekonzert im Casino Zug; Mitwirkende: Paul Mitwirkung an Zuger Springkonkurrenz 26. 8. 73 Kadettenkonzerte im Casino Zug. Werke von A. Reed,
The Jazz Container, Bruno Spörri, Nik Bertschinger, Baumgartner, Klavier, Erhard Camenzind, Flöte. Werke D. Stone, G. Holst, E. Osterling, A. Luterbach, A. Hä-
Raymond Droz, Hans Foletti, Mike Herberich, Thomas von M. Mussorgski, F. Liszt, W. A. Mozart, L. v. Beet- Marschmusikkonzert anläßlich der Zuger Herbstmesse
auf 3 Plätzen 27. 10. 73 feli, H. L. Walters, J. Warrington 7./8. 6. 74
Moeckel 14. 12. 73 hoven, A. Bruckner 19. 6. 74
Marschmusikkonzert anläßlich des Eishockeyspiels EVZ 8 weitere Auftritte in Zug, musikalische Umrahmung
Cabaret Rüeblisaft, Jubiläumsprogramm: Wer lacht, lebt Mehrere Orchestermessen unter der Leitung von Paul von Feiern, Platzkonzert, Bankettkonzerte usw., Kon-
länger! Vera Furrer, Fredy Bruggmann, Oskar Hoby Rohner mit dem Kirchenchor St. Michael gegen Levski Sparta Sofia 30. 10. 73
zerte in Grindelwald und Schlierbach
3./4./S. 1. 74 Marschmusikkonzert Premiere Zirkus Knie 6. 11. 73
Übertragung von drei Radiokonzerten in der Sendereihe
Hans-Peter Treichler, Volkslieder-Troubadour, «jetzt Jahreskonzert Casino Zug. Werke von P. Huber, A. «Jugend musiziert»
wollen wir aber heben an» 17./18. 1. 74 Reed, A. Benz, G. Maasz, P. Scheffer, R. Beck, H.
COLLEGIUM MUSICUM ZUG Moeckel 24. 11. 73
OM Progressiv-Jazz, Bobby Burri, Christy Doran, Urs
Leimgruber, Fredy Studer 24. 1. 74 Leitung: Jürg Iten
Empfang von Bundesrat Dr. Hans Hürlimann 13. 11. 73 ZUGER KUNSTGESELLSCHAFT
Country-Ramblers, Country-Western-Hillibilly-Bluegrass Gastkonzert im Fürstensaal Einsiedeln, Leitung: Jürg Mitwirkung am Fackelzug der Freiw. Feuerwehr und Präsident: Rainer Peikert
Music 15. 2. 74 Iten, Solistin: Claudia Wagner. Werke von Daniel Meier, Konzert im Casino Zug 26. 1. 74
W. A. Mozart, I. Strawinsky 17. 11. 73 Ausstellung Albert Siegenthaler, Plastiken am See,Willi
Rene Quellet, Schweizer Mime, mit seinem neuen Pro- Mitwirkung am Weißen Sonntag 21. 4. 74 Müller-Brittnau, Bilder in der Altstadt 30. 6. - 18. 8. 73
gramm Le Fauteuil 28. 2./1. 3. 74 Konzert im Casino Zug, Leitung: Jürg Iten, Solisten aus
dem Orchester. Werke von Tschaikowsky, Tischhauser, Frühlingskonzert Casino Zug, Hans-Flury-Gedenkkon- Kunstfahrt nach Locarno und Ascona 20. 10. 73
Kaspar Fischer, spielt mit Kindern aus dem Publikum Strawinsky 7. 3. 74 zert 11.5.74
«Christoph Columbus» 20./23./24. 3. 74 Vortrag von Rudolf Hanhart über Appenzeller Bauern-
Orchesterpart in Beethovens C-Dur-Messe in der Kirche Konzert anläßlich des Kant. Sängertages 19. 5. 74 malerei im Burgbachkeller 13. 11. 73
I Colombaioni, die berühmten Clowns aus den Fellini- St. Michael, Leitung: Paul Rohner 19. 5. 74
Filmen «La strada» und «I Clowns» 28./29./30. 3. 74 Mitwirkung 150-Jahr-Feier Musikgesellschaft Cham Vortrag von Prof. Dr. Adolf Reinle über Schweizer
5. 6. 74 Kunst im 19. Jahrhundert im Burgbachkeller 21. 11. 73
Joana singt Chansons 3./6. 4. 74
Mitwirkung am Seenachtsfest 1974 22. 6. 74 Kunstmarkt im Burgbachkeller zusammen mit Vereini-
Mimo-Magisches Theater, Andy Erzinger, Luzern, ver- AULA-KONZERTE LORETO gung Zuger Künstler, P + P-Galerie und Theater im
bindet die Kunst der Pantomime mit den Tricks des Konzert Fischmarkt 4. 7. 74
Leitung: Musikdirektor Mario Venzago Burgbachkeller 5. 12. - 9. 12. 73
schwarzen Theaters 26. 4. 74
1. Zuger Frühlingskonzert. Paolo Bordoni, Rom, Kla- Ausstellung im Seminar St. Michael Zug «Innerschwei-
Antigone, Schauspiel von Jean Anouilh, Gastspiel Zim- vier, Mario Venzago, Klavier. Werke von F. Schubert, zer Kunst Standort 1973», Patronat: GSMBA, Sektion
mertheater Rottweil 2./3. 5. 74 Padre Antonio Soler, R. Schumann 17. 5. 74 HARMONIEMUSIK DER STADT ZUG Innerschweiz 12. 1. - 27. 1. 74
Franz Hohler, Neues Programm: Die Nachtübung Leitung: Ernst Egger
2. Zuger Frühlingskonzert. Keiko Wataya, Violine, Ma- Lichtbildervortrag von Heiny Widmer über heutige Ten-
21. 5. 74 und 4 Reprisen rio Venzago, Klavier. Werke von J. Haydn, R. Schu- Bettagskonzert in der reformierten Kirche Zug mit Wer- denzen der Schweizer Kunst, im Burgbachkeller 22. 1.74
Berner Chansonnieres, Hugo Ramseyer, Susi Tellenbach, mann, S. Prokofieff 8. 6. 74 ken von G. F. Händel (arr. G. Hawkins), H. Gehl, S. Besuch der Ausstellung in Zürich «Pompeji, Leben und
Michael Graf, Martin Hauzenberger 8. 6. 74 Trenchard, J. A. Greenwood 16. 9. 73 Kunst in den Vesuvstädten» 26. 4. 74
Jahreskonzert im Casino. Werke von J. A. Greenwood, Ausstellung im Alten Kaufhaus in der Altstadt Zug, Bil-
JEUNESSES MUSICALES, Sektion Zug M. Pool, E. Ball, C. Friedemann, T. J. Powell, A. Benz, der, Plastiken, Grafik, «Anschaffungen und Schenkun-
ZUGER SPIILLÜÜT D. Kabalevsky (arr. F. Wright), J. H. Howe, J. Fucik
Präsidentin: Eliane Brühwiler gen der Jahre 1969-1974» der Zuger Kunstgesellschaft
Leitung: Cäsar Rossi 3. 11. 73 11. 5.-2. 6. 74
Mehrere kammermusikalische Veranstaltungen in der Marschmusikkonzert zum Empfang von Bundesrat Dr.
Kabarett «Zuger Burgbach-Schnüffler», Chansons und Aula Loreto Generalversammlung. Vortrag von Hans Neuburg über
Sketchs, Autoren Cäsar Rossi, Josef Elias, Jakob Steb- Hans Hürlimann 13. 12. 73 «Ketzerische Gedanken zur Klärung der heutigen Kunst-
ler, Regie Cäsar Rossi, im Theater Burgbachkeller Musikalische Umrahmung Christmette Kapuzinerkloster szene» 17. 6. 74
Jan./Febr. 74 Zug mit bekannten Weihnachtsliedern 24. 12. 73
MÄNNERCHOR ZUG
Leitung: Dr. Emil Alig Mitwirkung beim Frühlingsfest Curlinghalle Zug
STADTORCHESTER ZUG 10./11. 5. 74 KANTONALES MUSEUM FÜR URGESCHICHTE
Leitung: Mario Venzago Laetarekonzert im Casino Zug. Mitwirkende: Männer- 150 Jahre Musikgesellschaft Cham 9. 6. 74 Vereinigung für Urgeschichtsforschung im Kanton Zug
chor Zug, verstärkter Trachtenchor Zug, Liliane Hafner,
Adventskonzert in der St.-Oswalds-Kirche Zug, Leitung: Sopran, Alfred Vökt, Tenor, Regula Frisch, Klavier Patensektion und Galakonzert anläßlich der Fahnen- Präsident: a. Rektor Max Kamer
Mario Venzago; Mitwirkende: Henri Adelbrecht, Trom- 23. 3. 74 weihe der Musikgesellschaft Silenen 23. 6. 74 Konservator: Rektor Dr. Josef Speck

98 99
Museumsführungen für Vereine, Schulen und Fachleute, Eugen Hotz, Bilder, Reliefs, Zeichnungen Okt./Nov. 73 Kammermusikabend, Ausführende: Andräs von T6- «Churzi Gschichte, chlyni Sprüüch» von und mit Myran
Betreuung der Bodendenkmalpflege, Kontrolle bekann- Pravoslav Soväk, Grafik Dez. 73/Jan. 74 szeghi, Bratsche, Anne de Dadelsen, Klavier. Werke von Meyer, anläßlich der Generalversammlung 28. 5. 74
ter Fundplätze und Nachführung der prähistorischen M. Glinka, F. Schubert, B. Bartök, J. Brahms 7. 5. 74
Fundstatistik des Kantons Zug. Hanni Villiger, Objekte, Aquarelle, Zeichnungen Die von Dr. Peter Ott unter dem Patronat der Gruppe
Febr./März 74 Tätigkeit der Stiftung Landis & Gyr: Zugerland erneut durchgeführten Sprachkurse «Schwei-
Abschluß der Notgrabung in der Klosterkirche Frauen- zerdeutsch für Fremdsprachige» fanden wiederum viel
thal. Reinzeichnung der Grabungspläne Kirche Frauen- Jals, Cartoons und Karikaturen März/April 74 Der Stiftungsrat der Landis & Gyr-Stiftung für gemein- Anklang.
thal und Zug-Grabenstraße 6 (Stadtmauer und Stadtgra- nützige, kulturelle und wissenschaftliche Zwecke konnte
ben). Auskünfte über prähistorische Siedlungsplätze zu- Autorenabende: 1973 Vergabungen im Gesamtbetrag von rund
handen der Orts- und Regionalplanung des Kantons Zug. Elias Canetti 6.11.73 Fr. 400 000.- vornehmen. Nahezu die Hälfte dieser KOLINGESELLSCHAFT
Publikation der Baugeschichte von Baar-St. Martin auf Alfred Andersch 20.11. 73 Summe entfällt auf die Förderung der bildenden Kunst Präsident: Dr. Werner Durrer
Grund der Grabungsergebnisse 1961. Paul Huber, Bild und Botschaft 2. 10. 73 und die Erhaltung historischer Bauwerke.
Die Tragödie Irlands. Lichtbildervortrag von Ruth Blum,
Edi Lanners, Illusionen 12. 3. 74 Im Rahmen der Gesamtrenovation der Stiftskirche Bero- Wilchingen 28. 9. 73
GALERIE PETER UND PAUL münster übernimmt die Stiftung Landis & Gyr die Re-
novationskosten für die sieben Altäre mit Bildern des Grundlinien christlicher Ehe- und Sexualmoral. Vortrag
Besitzer: Alfred und Charlotte Urfer Zuger Barockmalers Brandenberg im Betrage von rund von P. Josef Venetz SJ, Bern 19. 10. 73
Cenek Prazak, Bilder und Zeichnungen Sept./Okt. 73 ZUGER KANTONALBANK ZUG Fr. 150 000.-. Brasilien heute und morgen. Lichtbildervortrag von Dr.
Franz Bucher, Bilder, Zeichnungen, Grafik Nov. 73 Ausstellung Zuger Künstler in der Zuger Kantonalbank, Die Zuwendungen an gemeinnützige und karitative Wer- Leo Kunz, Zug 23. 11. 73
Einführung: Direktor Josef Iten ke betragen Fr. 100 000.-, wovon für den Ausbau des Engel und Teufel in Bibel und Tradition. Vortrag von
Arnold Kubier, Zeichnungen Dez. 73/Jan. 74 Kinderheimes Horbach Fr. 30 000- entfallen. Prof. Dr. Georg Scheiben, Fribourg 15. 1. 74
Künstler: Louis Amann, Werner Andermatt, Rolf Ank-
Anna Maria Bürgi, Bilder, Zeichnungen, Grafik März 74 1m, Hans Baggenstos, Anna Maria Bürgi, Christoph Dor- Für wissenschaftliche Bestrebungen wurden Beiträge Bibel lesen und Bibel auslegen - heute. Vortrag von Dr.
Im Rahmen dieser Ausstellung: Musik- und Filmabend nier, Ceppo Gwerder, Walter Haettenschweiler, Maria von Fr. 20 000.- ausgesetzt. Ein ähnlicher Betrag wurde Josef Pfammatter, Regens, Chur 8. 3. 74
am 29. März. Ausführende: Claudia Arnoff, Maurice E. Hafner, Otto Hellmüller, Jürg Henggeler, Peter Her- für die Förderung von Musik und Theater zur Verfü-
Dentan, Ruth Fenk, Sibylle Giger, Adrian Hürlimann, bener, Paul Hettinger, Werner Hofmann, Arnold Hol- gung gestellt.
Kurt Meyerhans, Trudy Schmid. Werke von Benhamou, lenstein, Eugen Hotz, Ursula Huber-Bavier, Gertrud Hür- LITERARISCHE GESELLSCHAFT ZUG
Brown, Cage, Feldmann, O'Major, Meyerhans. 2 Filme limann-Stiefel, Venja Iselin-Waldis, Margrith Iten, Mein-
rad Iten, Johann Küderli, Fritz Kunz, Rudolf Müller, Präsident: Dr. Johann Brändle
von Adrian Hürlimann. Zu einem nachhaltigen Erlebnis
wurde die Erstaufführung einer Komposition von Kurt Hans Potthof, Josef Rickenbacher, Josef von Rotz, Paul Das Tagebuch von Adam und Eva von Mark Twain.
Meyerhans, angeregt von den Bildern der Ausstellung. von Rotz, Robert Schieß, Armin Sigrist, Maria Stadiin, Margrit Läubli und Cesar Keiser lesen und interpretie-
Paul Stillhardt, Alex Stocker, Fritz Thalmann, Andreas ren, im Burgbachkeller 4./5. 10. 73
Waiser, Hans Zürcher, Sylvia Zumbach-Schwärzer Vortragsveranstaltungen Kulturpolitik im Kleinstaat (Dänemark unter besonderer
GALERIE SEEHOF 31. 10.-4. 11. 73
Berücksichtigung des Bibliothekwesens). Vortrag mit
Besitzer: Albert Hürlimann GEMEINNÜTZIGE GESELLSCHAFT Lichtbildern von Peter Stokholm, Kopenhagen 23. 10. 73
DES KANTONS ZUG
Ausstellungen aus der eigenen Sammlung Das Bild des Menschen im Volksmärchen. Vortrag von
STIFTUNG LANDIS & GYR Präsident: Dr. Robert Imbach Prof. Max Lüthi, Zürich 14. 11. 73
GALERIE STEINHAUSEN Präsident: Gottfried Sträub Jahresversammlung der Gemeinnützigen Gesellschaft des Jörg Steiner liest aus seinen Werken 15. 3. 74
Kantons Zug im Pfarreiheim der kath. Kirchgemeinde
Besitzer: Hans Baggenstos Kunstausstellung in der Kantine der Landis & Gyr AG, Baar. Referat von Prof. Dr. med. Paul Plattner, Spezial- Handke, ein Bewohner des Elfenbeinturms? Vortrag von
Werke von Roland Beetschen, Adligenswil, Plastiker, arzt für Psychiatrie, Münchenbuchsee: Wie sieht der see- Dr. phil. Manfred Züfle, Zürich 6. 6. 74
Xaver Schmid, Ölgemälde Juli 73 Walter F. Haettenschweiler, Zug, Grafiker, Max von lisch kranke Mensch sich selbst und seine Familie?
Armin Siegrist, Ölgemälde und Aquarelle Aug./Sept. 73 Moos, Luzern, Maler Dez. 73 15. 5. 74
Ceppo Gwerder, Malerei Febr. 74 Landis & Gyr-Förderungspreis 1974 im Betrage von MITTWOCHGESELLSCHAFT ZUG
Fr. 20 000.— an Janos Urban, Lausanne, Maler 28. 2. 74 Präsident: Dr. Alfred Stebler
BUCHHANDLUNG BALMER-AB EGG Ausstellung von Werken des Preisträgers sowie der 17 GRUPPE ZUGERLAND DES BUNDES Der globale Trend und seine Einflüsse auf Zug. Referen-
Kandidaten der engeren Wahl März 74 FÜR SCHWYZERTÜÜTSCH ten: Dr. A. Andermatt, Ständerat, G. Sträub, Präsident
Ausstellungen:
Konzert Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchester, Dirigent: Präsident: Franz Keiser der Konzernleitung LG 23. 1. 74
Mario Marotta, Zeichnungen Juli/Aug. 73 Klaus Cornell, Solisten: Martin Sulzberger, Klavier, Mar- s Land Schwyz. Wie me redt, wie me singt und wie me Was heißt ökologisches Gleichgewicht für uns? Referen-
Bibliophile Drucke und Grafiken tin S. Weber, Violoncello. Werke von Ch. W. Gluck, R. tuet. Vortrag von Wernerkarl Kälin, Einsiedeln ten: P. Frigo, dipl. Ing. ETH, R. Rittmeyer, Direktor
der Erker-Presse, St. Gallen Sept./Okt. 73 Schumann, K. Cornell, N. Rimsky-Korsakoff 18. 4. 74 27. 11. 73 20. 2. 74

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Welche Konsequenzen wirtschaftlicher Art sind zu er- ökumenische Gruppe Zug Familienausflug und Generalversammlung der TVZ bei Der Kandidat - Michael Ritchie Okt. 73
warten? Referenten: H. M. Blum, Bankverwalter, Dr. F. Leitung und Direktor: Dr. Leo Kunz der Höllgrotte, Baar 11. 5. 74 Etat de siege - Costa Gavras Nov. 73
Zweifel, Direktor 13. 3. 74 Lazarus oder die Türe. Gottesdienst mit Ausdruckstanz Quasare, Pulsare, weiße Zwerge und schwarze Löcher. Le charme discret de la bourgeoisie - Luis Bunuel
Lassen sich Folgerungen sozialer und insbesondere bil- von Silja Walter 23. 9. 73 Vortrag von Prof. Dr. M. Waldmeier, Eidgenössische Dez. 73
dungspolitischer Art ziehen? Referenten: A. Iten, Ge- Sternwarte, ETH, Zürich 11.6.74
meindepräsident, W. Kühn, prot. Pfarrer 3. 4. 74 Kurs für Eutonie und Meditation. Frl. R. Tauber, Pfar- Le chat - Pierre Granier-Deffere Jan. 74
rer Rudolf Ehrat Okt./Nov. 73 Besuch des Verkehrshauses in Luzern und Teilnahme
Besichtigung der römischen Villa in Seeb (Bachenbülach) am Tag der offenen Türe auf dem Militärflugplatz in Family Life - Kenneth Loach Jan. 74
unter der Leitung von Dr. R. Degen, Konservator am Meditation im christlichen Raum. Dr. Max Schoch, Pa-
ter Roger Moser 10. 12. 73 Emmen. Thema: 60 Jahre Schweizer Fliegertruppe II caso Mattei - Francesco Rosi März 74
Schweiz. Landesmuseum Zürich, unter spezieller Be- 29. 6. 74
achtung der mehrhundertjährigen Entwicklungsgeschich- ökumenisches Weekend: Das Vertrauen gemeinsam wie- The last picture show März 74
te 7. 6. 74 der gewinnen. Balthasar Stähelin und Pfarrer Frei, Köl- L'invitation - Claude Goretta April 74
Rundgang durch die Kehrichtverbrennungsanlage Affol- liken 19./20. 1. 74 ZUGER VEREIN FÜR HEIMATGESCHICHTE
tern a. A. mit Einführungsreferat von dipl. Ing. ETH Gottesdienst und Besinnung aus der Sicht der Jungen. Präsident: Dr. Paul Aschwanden
F. Hug unter Einbezug der ökologischen Aspekte Probleme und Möglichkeiten (Gruppe Junger aus dem
7. 6. 74 Seminar St. Michael) 13. 5. 74 Ordentliche Herbstversammlung in Zug. Referat von
cand. phil. Christian Raschle, Zug, über «Landammann VERANSTALTUNGEN IN DER AULA LORETO
Franz Josef Hegglin (1800-1861) in seiner eidgenössi-
schen Tätigkeit» 27.11. 73 Ornithologischer Verein: Film über wildlebende Vögel
TECHNISCHE VEREINIGUNG ZUG 24. 8. 73
SEKTION ROSSBERG SAC ZUG Ordentliche Generalversammlung in Zug mit Lichtbil-
UND UMGEBUNG dervortrag von cand. phil. Georg Carlen, Zug, über Evang.-ref. Kirchgemeinde: Seminar für Erwachsenen-
Präsident: Richard Eisener bildung 27. 8. 73
Präsident: F. Kilchmann «Der Zuger Barockmaler Johannes Brandenberg 1661
Spiel mit der Schwerkraft. Kurt Grüter, Oberrieden bis 1729» 31. 5. 74 Vereinigung Schweiz. Puppenspieler, Tagung 1./2. 9. 73
7. 9. 73 Wanderung im Alpstein auf dem ersten geologischen
Wandenveg der Schweiz mit Prof. Dr. Hans Heierli, Vortrag Frauenzentrale Zug 3. 9. 73
Im Spiegel der Jahreszeiten. Hans Stoll, Zug 5. 10. 73 Trogen 8. 9. 73 Vortrag Transzendentale Meditation, H. Egli 4. 9. 73
Unsere Touren 1973. Verschiedene Klubkameraden KULTURFILMGEMEINDE ZUG
Reben und Wein. Vortrag mit Degustation und Diskus- UND UMGEBUNG Jeunesses Musicales, Trioabend 7. 9. 73
9.11.73 sion von dipl. Ing. agr. ETH E. Peyer, Wädenswil
Leitung: Albert Hürlimann Probe Theater Kanti 8. 9. 73
Überlebensschulung. Martin Epp, Andermatt 18. 1. 74 4. 10. 73
Sept. 73 Vortrag Frauenzentrale 10. 9. 73
Der Zugerwald und seine heimlichen Bewohner. Franz Neue Technik der Zeitmessung. Vortrag mit Diskussion Mexiko - Land dreier Kulturen
Wiederkehr, Oberägeri 22. 2. 74 von A. Hoffmann, Neuenburg 6.11.73 Vortrag Transzendentale Meditation 11. 9. 73
Rudolf Nureyev - Ich bin Tänzer Okt. 73
Eine Reise durch Rußland. Jacob de Vries, Allenwinden Der Jemen - Land ohne Schatten. Lichtbildervortrag Nov. 73 Lehrerkonferenz 15. 9. 73
Auf freier Wildbahn
15. 3. 74 von Jakob Schmid, Winterthur 4. 12. 73 Vortrag Frauenzentrale 17. 9. 73
Jugoslawien - Land der fünf Kontinente Dez. 73
Kletterparadies Dolomiten. Herbert Becker, Tann-Rüti Voraussetzungen für ein wirtschaftliches Bauen. Vortrag Delegiertenversammlung Frauenzentrale 20. 9. 73
19. 4. 74 von dipl. Ing. ETH SIA Walter A. Schmid, Zürich Das Geheimnis der Sierra Dorada Dez. 73
15. 1. 74 Orchesteraufführung Zürich «Camerata Stromentale Ro-
Südafrika - Land des Springbocks mamca» 23. 9. 73
Praktische Wertanalyse. Kurzseminar, dargeboten von Rund um den Atlantik Jan. 74
Geschäftsführern der Firma Krehl & Ried, Karlsruhe Vortrag Frauenzentrale 24. 9. 73
SEMINAR ST. MICHAEL Schaufenster der Natur
31.1.74 Vom Indus zum Pamir Febr. 74 Konzert Musikschule 25. 9. 73
öffentliche Anlässe: Projekt-Management bei der Bauausführung. Vortrag African Elephant März 74 Robert Heim: Konzert mit Englisch-Folklore-Musik
Konzert mit dem Ensemble Alex Ettlin 30.11.73 und Film von R. Berg, Betriebswissenschaftliches Insti- 27. 9. 73
tut, Zürich 19. 2. 74 Mein Kampf April 74
Konzert mit dem Kinderchor Reinach, Alex Eckert Zivilschutz-Instruktion 1. 10. 73
4. 5. 74 Mittel und Einsatz der Flugwaffe. Vortrag und Film Arztvortrag Samariterverein Zug 2. 10. 73
Ausstellungen: von Brigadier A. Moll, Kdt der Schweizer Flugwaffe
19. 3. 74 FILMKREIS ZUG Violinkonzert Madeleine Niggli 3. 10. 73
Dritte Welt und wir / Buchausstellung Schweizer Jugend- Leitung: Albert Hürlimann
kiosk / Photoausstellung Zebede Gremper, Malters / Eindrücke aus Anatolien. Lichtbildervortrag von Anton Konzert Jörg Eichenberger 4. 10. 73
Innerschweizer Kunst, Standort / Die Behinderten im Mair, Thalwil 30. 4. 74 Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch - Caspar Liederabend Jeunesses Musicales mit Hans Gmür
Kanton Zug / Überleben (WWF) Generalversammlung der Sektion Zug des STV 3. 5. 74 Wrede Sept. 73 26. 10. 73

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Musikschule der Stadt Zug, Demonstration von Instru- Gewerkschaftskartell «Wo steht die Presse im Kt. Zug» KULTURZYKLUS CHAM-HÜNENBERG Abendmusik in der Marienkirche Unterägeri. Solisten:
menten 3. 11. 73 14. 3. 74 Verkehrsverein Cham-Hünenberg Elisabeth Iten-Lüthold, Sopran, Hans Röllin, Flöte,
Hans Bächinger, Oboe d'amore, Koni Ittensohn, Fagott,
Vortrag über Burgen und Schlösser 7. 11. 73 Vortragsübungen Musikschule 15./16./22./23./25. 3. 74 Max Müller, Cembalo 19. 7. 73
Kantonsschule: Ballets modernes du Quebec Zuger Vereinigung Schule und Elternhaus, Versamm- Cabaretabend im Pfarreisaal Cham: Cabaret Rotstift in
«s'isch haarig» 22. 9. 73 Weihnachtskonzert in der Pfarrkirche Unterägeri der
8./10. 11. 73 lung 26. 3. 74 Musikschule Unterägeri. Ausführende: Singschule Unter-
Zuger Spiillüüt 12.11.73 Musikschule 27. 3. 74 Kammermusikabend in der Kirche St. Wolfgang, Hünen- ägeri, Kinderorchester der Musikschule, Blechbläser der
Komm Totentanz, Spiel, inszeniert von S. Romer berg. Ausführende: Peter Lukas Graf, Flöte, Jörg Ewald Musikschule, Maria Bossard, Querflöte, Brigitte Kum-
Musikschule 14. 11. 73 Daehler, Cembalo. Werke von J. S. Bach, K. Fukshima, mer, Querflöte, Konrad Bossard, Orgel, Leitung: Nikiaus
28. 3. 74
Jeunesses Musicales: Virtuose Barockmusik für Bläser L. Berio 30. 9. 73 Keller 23. 12. 73
15.11.73 Musikschule 29./30. 3. 74
Vortragsabend im Singsaal, Schulhaus Städtli, Cham.
Zuger Spiillüüt 19.11.73 Musikschule 1./2./3./5./6. 4. 74 Referent: Prof. Dr. Emil Küng, St. Gallen, über das The-
Grammatikkurs der Stadtschule Zug 20. 11. 73 Vortrag über Christenverfolgung von Hilfsaktion Mär- ma: Die Qualität des Lebens, eine Neuorientierung der
tyrerkirche 8. 4. 74 Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik 8. 10. 73
Kauf m. Verein Zug: Referat Dr. Schürmann 21. 11. 73
Der stumme Diener von Harald Pinter, aufgeführt durch Klavierabend im Pfarreisaal Cham mit Michael Studer,
Samariterverein Zug: Schlußabend 22.11. 73 die Kantonsschule 9./10./17. 4. 74 Thun. Werke von J. S. Bach, W. A. Mozart, L. v. Beet-
SP des Kantons Zug: Vortrag «Geschichte der Schweiz. Vortrag Frauenzentrale, Frau Karin Barth 18. 4. 74 hoven, F. Schubert, R. Schumann 23. 11. 73
Arbeiterbewegung» 23. 11. 73
Der stumme Diener von Harald Pinter 19. 4. 74 Vortragsabend im Singsaal Schulhaus Städtli, Cham. Re-
Zuger Spiillüüt 26.11.73 ferent: dipl. nat. Ueli Nagel, Zürich, Thema: Mensch-
Coupe Suisse de l'Accordeon 27./2S. 4. 74
Germanistikkurs der Stadtschule Zug 27. 11. 73 liches und tierisches Verhalten: Gemeinsamkeiten und
Aktion «Gesundes Zug» 29. 4. - 8. 5. 74 Unterschiede 13. 12. 73
Film «Peacehorse», veranstaltet von der Kantonsschule Vortrag Bat 48, Hptm Durrer 10. 5. 74
Zug 29. 11. 73 Operettenabend im Pfarreisaal Cham. Ausführende:
Nothelferkurs Samariterverein 14./16. 5. 74 Ruth Fache, Sopran, Albert Kunz, Tenor, Peter Garst,
Personalabend Lehrerschaft der Stadt Zug 30. 11. 73 Klavier. Werke von F. Lehär, K. Millöcker, C. Zeller,
Zuger Spiillüüt 3. 12. 73 Frühlingskonzert M. Venzago 17. 5. 74 J. Strauß 8. 2. 74
SP Zug, Vortrag über Ereignisse in Chile 5. 12. 73 Jugendhauskomitee Vollversammlung 18. 5. 74
Theaterabend im Pfarreisaal Cham. Dimitri - der Clown
Zivilschutz 7. 12. 73 Nothelferkurs Samariterverein 21. 5. 74 aus Ascona mit seinem neuen Ein-Mann-Programm
Schülerforum Kanti, Popkonzert 22. 5. 74 3. 3. 74
Zuger Spiillüüt 10. 12. 73
Nothelferkurs Samariterverein 24. 5. 74 Orgelkonzert in der Pfarrkirche St. Jakob, Cham. Solist:
Aufführung Weiterbildungsschule Loreto 14. 12. 73 Pater Cornelius Winiger OSB, Stiftsorganist Kloster Ein-
Verein Pro Jugendhaus, Lear-Musik-Gruppe 25. 5. 74
Klavierkonzert, organisiert von J. Bachmann, Zug siedeln. Werke von J. S. Bach, K. Thomas, F. Schmidt
16. 12. 73 Kaufm. Verein Zug, Vortrag, nachmittags Elternabend 7. 4. 74
für 6.-Kläßler 27. 5. 74
Ballett Frau Wyler 19. 12. 73 Kammermusikabend in der Kirche St. Wolfgang, Hü-
Konzert Kantonsschule 28. 5. 74 nenberg. Barock-Ensemble Luzern. Werke von G. P.
Weihnachtsspiel der Pfadi Stadt Zug 24. 12. 73
Jeunesses Musicales 29. 5. 74 Telemann, J.Holzbauer, Karl Marx, J.C.Bach 23. 5. 74
Versammlung Türkischer Verein Zug 19. 1. 74
Zugerischer Verein Eltern behinderter Kinder, Filmvor-
Tanz Pantonomie Lehrerseminar St. Michael 24. 1. 74 trag 30. 5. 74
Cabaret Hans Dieter Husch 25. 1. 74 Tennisclub Allmend, Zug, Regelabend 31. 5. 74 KULTURKREIS ÄGERITAL
Verein Pro Jugendhaus 30. 1. 74 Jogavortrag, E. Ammann, Kriens 5. 6. 74
Türkischer Verein 2. 2. 74 Ausstellung in der Aula Unterägeri «Künstler und Kin-
Frühlingskonzert, M. Venzago 8. 6. 74 der malen das Ägerital». Mitwirkende Künstler: H. Bag-
Freisinnig-Demokratische Partei, Podiumsgespräch Unterstufenkonferenz Zug 11. 6. 74 genstos, W. Keller, O. Lötscher, F. Thalmann, O. Hell-
Film, FC Zug 18. 2. 74 müller, M. E. Hafner, J. Henggeler, V. Iselin, J. Furrer,
Ausbildungsveranstaltung Firma Landis & Gyr E. Hotz, B. Ursin, G. Tannö, G. Hofmann, W. Haetten-
Ballettfilm, Frau Scheuner 25. 2. 74 18. 6. 74 schweiler, G. Hürlimann, A. Hellmüller, E. Krauer, L.
Komm Totentanz, Spiel, arr. von S. Romer 8. 3. 74 Jungbürgerfeier 21. 6. 74 Steiner, W. Bommer, R. Müller, J. Fries, E. Schiavo
Musikschule 11./12. 3. 74 Aufführung Kinderchor der Stadt Zug 28. 6. 74 14. 7.-5. 8. 73

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Chronik des Kantons Zug
vom 1. Juli 1973 bis 30. Juni 1974

JULI 1973 Im Kanton Zug wurden 64 praktizierende Ärzte, 5. Mit 61 Jahren starb Xaver v. Rickenbach, der nach 2. Der Große Gemeinderat von Zug berät über die
26 Zahnärzte, 7 Tierärzte, 10 Apotheker und 7 He- der Brandkatastrophe im Mai 1964 die alte Gast- Neuplanung des Lorzenquartiers.
5. Der Zuger Kantonsrat beriet über Änderungen im bammen statistisch gezählt. stätte «Zum Löwen» in Sihlbrugg wieder neu auf-
baute und als «Grenz»-Gastwirt weitherum be- 6. Das religiöse Oberhaupt des von den Chinesen be-
Gesetz über den kantonalen Straßenbau. Eine durch 12. Im Tessin starb mit 93 Jahren Univ.-Prof. für Phy- setzten Tibet, der Dalai-Lama, weilt im Schloß
Dr. Hans-Ulrich Kamer eingereichte Interpellation siologie Dr. med. Walter R. Heß aus Zug. Der in kannt war.
St. Andreas in Cham auf Besuch.
löste eine große Diskussion über die verfassungs- Frauenfeld als Sohn des dort wirkenden Kantons- 10. In den Bergen stürzte der 23jährige Markus Ca-
mäßige Kompetenzverteilung zwischen Exekutive schullehrers Dr. Klemens Heß geborene Zuger wur- 15. Baar zählt nunmehr 15 120 Einwohner.
und Legislative aus. menzind aus Zug tödlich ab.
de 1949 mit dem Nobelpreis geehrt und gehörte zu
den Gründern der Hochalpinen Forschungsstation 19. Bern gibt nach langem Warten und Planen grünes
6. Während drei Tagen stand das Bergdorf Menzin- 11. Die Schweizerische Gewerbekammer tagte in Zug Licht für den Neubau der Neuen Warenhaus AG
gen im Zeichen des «Mänzinger Fäschts», das mit Jungfraujoch, welche er lange erfolgreich präsi- und Morgarten zur ordentlichen Jahresversamm-
dierte. Zürich auf dem Areal von Dr. Oskar Weber auf
dem gleichnamigen Dorf im westdeutschen Kraich- lung. dem Zuger Dreispitz.
tal gefeiert wurde. 13. In Hünenberg starb auf seinem Sitz Hubel im 12./ Der diesjährige Zuchtstiermarkt war gut besucht,
85. Altersjahr a. Kantonsrat Johann Buri, der 43 20. In Zug fand die Delegiertenversammlung der
15. Unterägeri feierte das goldene Priesterjubiläum des 13. man verzeichnete eine Besucherzahl von 5540. Auf- Schweizerischen Krankenkasse Helvetia statt.
Jahre dem Einwohnerrat angehörte und während geführt wurden 448 Tiere.
Zuger Schulinspektors und Erziehungsrates Josef Jahrzehnten als Präsident die Geschicke der Ge- In Zug konnte das Kleinschulhaus Riedmatt und
Heß, der während Jahren die Pfarreien Steinhau- meinde Hünenberg geleitet hat. die neue Leichtathletik-Anlage eingeweiht werden.
sen und Walchwil pastoriert hatte. 22. In Oberägeri wurde ein Gedenkstein zu Ehren des
15. In Zug starb mit 68 Jahren Walter Stocker, der vor einem Jahr verstorbenen Komponisten und 22. Unerwartet trat nach kurzer Pastorationszeit Pfar-
28. Die Sachsen-Vereinigung der Schweiz stattete mit sein ganzes Wirken in den Dienst der PTT gestellt Ländlermeisters Jost Ribary eingeweiht.
dem Chef des ehemaligen Königshauses, Herzog rer J. Großmann von der Pfarrei Walchwil zurück.
und als erster Dienstchef die neue Postfiliale Zug- Im Ägerital hielt der Verband Schweizerischer Mo-
M. Emmanuel, Markgraf von Meißen, der Kolin- Nord geleitet hat. torfahrer seine ordentliche Jahrestagung ab.
stadt einen Kunstbesuch ab. 27. In Zug feierten die Lebensretter ihr Jubiläum zum
22. Mit 79 Jahren starb in Zug a. Bäckermeister und 25. In Baar erfolgte ein frecher Raubüberfall auf die 25jährigen Verbandsbestehen, zu welchem Anlaß
29. Der FC Zug feierte in glanzvoller Weise unter dem Wirt August Metzger, der als Meister jahrzehnte- neue Filiale des Schweizerischen Bankvereins. lic. jur. Carl Staub im Namen der Regierung die
Ehrenpräsidenten Dr. Antonio Planzer das Jubi- lang der Bäckerzunft angehörte. Grüße überbrachte.
läum zum 50jährigen Bestehen. Nach einem öku- 26. In Zürich starb im Alter von 71 Jahren Karl We- Mit einem Volksfest wurde das vieldiskutierte «Gu-
menischen Gottesdienst zu St. Johann wurden in 25. In Unterägeri verschied im 76. Altersjahr Zimmer- ber. Der aus Zug stammende Wirtschaftsfachmann bel-Loch» in Zug dem Verkehr übergeben, und
einem Festakt die Gründungsveteranen geehrt und meister Josef Häusler-Kramis, der während Jahren war Präsident der Neuen Warenhaus AG, präsidier- man hofft in der City auf eine spürbare Verkehrs-
dem Zuger Heim für Behinderte eine Festgabe dem Kirchenrat angehörte und als konservativer te lange die Metallwaren-Holding AG. Er war auch entlastung.
überreicht. Vertreter die Gemeinde im Kantonsrat vertreten Stifter der Schweizerischen Stiftung für Alpine For- In Unterägeri starb Frl. Dr. Silvia Brodbeck, die
hat. schung, ein begeisterter Alpinist und Ruderer. von 1931 bis 1970 in Zug als beliebte Ärztin tätig
29. Auf einer Ferienfahrt verunglückte der aus Zug gewesen war.
stammende Immenseer Missionar P. Josef Landt- 26. Die Zuger Springkonkurrenz verzeichnete eine rege
Beteiligung. 29. In Zug tagte die 86. Generalversammlung der Me- Die in der Curlinghalle organisierte Herbstmesse
wing SMB im Alter von 66 Jahren tödlich. tallwaren-Holding AG, woran 109 Aktionäre teil- verzeichnete regen Besuch.
31. Das Zuger Geb Füs Bat 48 rückte in der Stärke von nahmen.
587 Mann zum diesjährigen WK ins Urnerland ein. 28. In der Zuger Volksabstimmung «Für eine zeit-
AUGUST In Zug starb mit 91 Jahren Ing. Walter Bossard, 30. Im Zugerland spendete der Einsiedler Abt Dr. Ge- gemäße Regierung» wurde die Initiative für das
der sich einst besonders um die Schiffbarmachung org Holzherr das hl. Sakrament der Firmung. Vollamt der Regierungsratsmitglieder bei einer
1. In vielen Gemeinden wurde der Bundesfeiertag der Reuß bemüht hat und seine letzten Lebens- In Menzingen setzte der Zuger Dekan Robert An- schwachen Stimmbeteiligung von 29 % mit 6725
ohne Festlichkeiten begangen. Das schlechte Wetter jahre in der Heimat verlebte. dermatt, Unterägeri, den neuen Pfarrer in sein Amt gegen 4406 Stimmen abgelehnt. Die Vorlage wur-
störte die öffentlichen Feiern stark. In Oberwil-Zug ein. Der Menzinger Pfarrer Walter Holzmann war de in allen elf Gemeinden verworfen. In der Stadt
sprach im Rahmen einer ökumenischen Feier Stadt- vorher in Luzern Vikar zu St. Paul. genehmigten die Stimmbürger den Bau eines Fried-
rat Emil Hagenbuch. In Hünenberg wandte sich als SEPTEMBER hofgebäudes mit 3673 gegen 899 Stimmen und
Vertreter der Jugend Marcel Scherer, Stadelmatt, stimmten auch der neuen Schulhausanlage Herti
an seine Mitbürger. 1. Auf dem Areal des Zuchtstierenmarktes wurde ein mit 3017 gegen 1907 Stimmen zu.
In Zug feierte der Katholische Arbeiterverein sein «Chloschter-Fäscht» zugunsten der Renovation des OKTOBER Im Alter von 77 Jahren starb in Baar der weit über
75jähriges Bestehen und ehrte das Andenken des Frauenklosters Maria-Rickenbach im Nidwaldner- die Kantonsgrenzen bekannte Metzgermeister Emil
Gründers David Schaller. land gefeiert, das einen schönen Ertrag abwarf. 1. In Risch wird eifrig über die geplante Überbauung Zürcher.
Der Rabattverein Cham konnte auf 50 Jahre erfolg- In Hünenberg starb a. Bürgerpräsident Leo Luthi- im Industriequartier von Rotkreuz diskutiert, da
reicher Tätigkeit zurückblicken, hat er doch inner- ger mit 79 Jahren. Der Verstorbene gehörte fast hier die Waro AG und die E. Göhner AG einen 29. In Zug starb mit 74 Jahren Malermeister Fritz We-
halb dieser Jahre Fr. 5 300 000.- für die gesam- 50 Jahre dem Bürgerrat an, wirkte als besorgter großen Verbrauchermarkt, ein Ladenzentrum mit semann, der in der Freiwilligen Feuerwehr der
melten Rabattmarken auszahlen können. Armenvater, als Einwohnerrat und Kantonsrat. Motel planen. Stadt lange Zeit Dienst leistete.

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31. In Steinhausen starb mit 85 Jahren Schneidermei- der Eidg. Militärverwaltung. Die Standschützen Ja gegen 6452 Nein. Auch die zwei weiteren Vor- Der Regierungsrat richtete die Restsubvention an
ster Alfred Wirz-Hofstetter, der in Zug ein be- Niederurnen GL waren Sieger, und als bester Mor- lagen wurden mit starkem Mehr gebilligt, so das das Zuger Oberstufen-Schulhaus Loreto in der
kanntes Modehaus geführt hat. Er gehörte während gartenschütze wurde Ernst Schwab, Niederurnen, Gesetz über Stabilisierungsmaßnahmen auf dem Höhe von Fr. l 311 116.- aus.
Jahrzehnten der Schreinerzunft an. proklamiert. Baumarkt mit 11 016 gegen 5718 und die Ein-
In Zug konnte Stadtrat Emil Hagenbuch erstmals schränkung steuerwirksamer Abschreibungen mit 20. Der Zuger Kantonsrat genehmigte den neuen
einen «Ritter der Straße» ehren, und zwar den 10 273 gegen 5981 Stimmen. Der neue Tierschutz- Staatsvoranschlag für 1974 und stimmte dem neuen
NOVEMBER spanischen Gastarbeiter Juan Boyabaz-Fernandez, artikel erhielt 13 934 Ja gegen 2399 Nein. Kantonalbankgesetz zu.
Zug. 3~ Die Einwohnerversammlung Steinhausen entschied
1. Der Zuger Bahnhofvorstand Hans Vögtli wurde 30. Im fernen Thailand verunglückte auf einer Ferien-
nach Luzern berufen, und an seine Stelle trat Ma- sich für den Ausbau eines Dorfzentrums. reise Frau Nice Stadlin-Cornacchini, Gattin des
24. Im Ländli, Oberägeri, konnte das bekannte Mutter- Zuger Anwaltes und Kantonsrates Dr. Paul Stadiin.
thias Nogler, der bei dem großen Umbau der Bahn- haus der Diakonissinnen auf das 50jährige Beste- 5. Das ganze Zugerland stand im Festkleid. Die Ver-
anlagen von Rotkreuz tätig gewesen. hen der Kuranstalt Ländli zurückblicken. einigte Bundesversammlung wählte im ersten Wahl- Die Öffentlichkeit nahm an diesem tragischen To-
gang für den zurückgetretenen Vertreter der CVF, desfall aufrichtigen Anteil.
6./ Der Schweizer National-Circus Knie gastierte unter Mit 61 Jahren starb in Inwil-Baar der Zunftmeister
7. dem Motto «Jung und lebendig» in Zug. 25. Der durch die Benzinkrise bedingte autofreie Sonn- Bundesrat Bonvin, den Zuger Standesherrn Dr.
tag wurde im ganzen Zugerland fröhlich begangen Hans Hürlimann von Walchwil in Zug zum neuen der Ibeler Fröschenzunft Josef Landtwing, der als
und auch geschätzt. Bundesrat. Dr. Hans Hürlimann erzielte bei einem «Freiherr von Wildenburg» im fasnächtlichen Rä-
10. Der Schweizerische Katholische Turn- und Sport- bendorf eine gewichtige Rolle spielte.
verband hielt im Beisein des St.-Diözesan-Bischofs Erstmals konzertierten drei Damen beim Jahres- absoluten Mehr von 115 Stimmen 132 Stimmen,
von St. Gallen die Delegiertenversammlung in Zug konzert der Zuger Stadtmusik. auf den parteioffiziellen Tessiner Enrico Franzoni
ab. Die Zuger Kirchgemeinde-Versammlungen verlie- entfielen 84 Stimmen.
fen meistens im Sinne der Bestätigungswahlen. In 13. Der neugewählte Bundesrat Dr. Hans Hürlimann
11. Im Zugerland waren die Bürgerratswahlen. Zug drei Gemeinden wurden neue Präsidenten bestellt:
wählte mit Willy Waller einen neuen Präsidenten, wurde in Zug offiziell von Behörden und Volk
Unterägeri: Peter Hürlimann-Koch, Menzingen: freudig empfangen. Ein Extrazug brachte den Neu-
und neues Ratsmitglied wurde Ing. ETH Ernst Albert Tönz-Staub, Neuheim: Josef Rust. JANUAR 1974
Moos. - Neu wurden in Unterägeri gewählt Frau gewählten nach Zug, begleitet vom ersten Zuger
Während des sonntäglichen Abendgottesdienstes Bundesrat Dr. Philipp Etter und Bundesrat Dr.
Annemarie Hugener-Christen und Alois Iten-Trei- starb a. Ständerat und Stadtpräsident Dr. Augustin 1. Im Kommando des Zuger FüsBat 149 wurde Ma-
nis. - Menzingen erhielt mit Alois Etter, Luege- Kurt Furgler. Bereits in Luzern wurde dem neuen jor Alphons Stadier durch Major Leo Ohnsorg von
Lusser im Alter von 78 Jahren. Der Verstorbene Bundesrat der freudige Gruß der Innerschweiz
ten, einen neuen Präsidenten und mit Erwin Staub, spielte im politischen Leben von Kanton und Eid- Steinhausen abgelöst.
Fürholz, und Karl Hegglin, Büeltli, zwei neue durch die Vertreter von Kanton und Stadt entbo-
genossenschaft eine bedeutende Rolle. Während ten. Rotkreuz und Cham waren die nächsten Sta- 2. Tierfunde im Gebiet von Neuägeri bestätigen, daß
Ratsmitglieder. - In Cham wurde Willy Baumgart- vielen Jahren war er Bundesobmann der Schweizer
ner neu gewählt. - Der neue Bürgerpräsident von tionen. Am Zuger Bahnhof entbot der Zuger Stadt- die Tollwut weiterhin im Zugerland wütet.
Jungkonservativen, gehörte dem Zuger Stadtrat von präsident Dr. Philipp Schneider den Willkomm-
Steinhausen heißt Josef Hüsler, die neuen Rats- 1931 bis 1962 an, war während 23 Jahren Zuger
herren Hans Meier und Alois Fähndrich. - Risch gruß. Auf dem alten Landsgemeindeplatz wurde 8. In Locarno starb a. Regierungsrat und Nationalrat
Stadtpräsident, gehörte dem Zuger Kantonsrat an, Bundesrat Dr. Hans Hürlimann durch Landam- Adolfe Janner von Bosco-Gurin. Der Verstorbene
bestimmte als neuen Präsidenten Josef Bossard, den er 1939 bis 1940 präsidierte. Als Vertreter von
Alznach, als Bürgerrat Josef Stuber, Dersbach, und mann Bonaventura Iten, Unterägeri, begrüßt und war der erste Kommandant des neugeschaffenen
Zug war er von 1941 bis 1970 im Ständerat, den geehrt, worauf der Neugewählte seinem Zuger Luftschutz Bataillon 28 während den Jahren 1951
als neuen Schreiber Richard Knüsel. er 1958/59 leitete. Ferner gehörte er der Schweizer
In St. Gallen starb im 87. Altersjahr Ludwig Gel- Volk Gruß und Dank abstattete. Im Casino trafen bis 1957 und bei den Zuger Milizen sehr beliebt.
Delegation im Straßburger Europarat an, präsi- sich die geladenen Gäste zum Festmahl, wo der
lere, der Seniorchef des in Zug domizilierten Groß- dierte den Verwaltungsrat der Zuger Kantonalbank 9. Das Kino Hürlimann feierte in Zug das 50-Jahr-
unternehmens im schweizerischen Straßenbau. Präsident des Kantonsrates, Stadtrat Robert Waß- Jubiläum.
und gehörte dem Verwaltungsrat der Arth-Rigi- mer, Nationalrat Dr. Alois Hürlimann, Fraktions-
13. Im 80. Altersjahr starb in Zug a. Direktor Fritz Bahn, der Zuger Wasserwerke und der Metall AG chef der CVF Dr. Antonio Planzer, Kantonsrat
an. Als Pionier des Krankenkassenwesens leitete 17. Die CVP nahm Stellung zur Ersatzwahl für den
Aeberhard, der während Jahrzehnten die Wasser- Dr. Hans-Ulrich Kamer als Sprecher der freisinni- zum Bundesrat gewählten Regierungsrat Dr. Hans
werke Zug geleitet hat. Der Verstorbene war Mit- Dr. A. Lusser während Jahrzehnten die größte gen Fraktion und Bundesrat Dr. Kurt Furgler den
Schweizer Krankenkasse Konkordia. Hürlimann. Es standen zur Wahl Stadtrat Walther
glied der Schneiderzunft. neuen Zuger Bundesrat feierten. E. Hegglin, Zug, Rektor Josef Kreienbühl, Baar,
14. Der Stadtrat von Schaffhausen weilte bei den Stadt- 16. Im Alter von 70 Jahren starb unerwartet Auto- Gemeindepräsident Adolf Schlumpf, Menzingen,
kollegen in Zug auf Besuch. unternehmer Conrad Keiser, Guggital, Zug, der seit und Prof. Dr. Anton Scherer, Gemeindepräsident
DEZEMBER 1927 im Autogewerbe tätig war und zuerst in der von Risch. Die Delegierten bestimmten Dr. A.
15. An der Morgartenfeier am Schornen hielt Hptm Innerschweiz das Funk-Taxi einführte. Der Ver- Scherer zum offiziellen Kandidaten. Um den Sitz
Ernst Waser, Inf Rgt 79, Steinhausen, die Predigt, 2. An der Eidg. Volksabstimmung beteiligten sich im storbene war Mitglied der Zuger Schreinerzunft. im Ständerat standen auch vier Kandidaten zur
Ständerat und Regierungsrat Dr. Hans Hürlimann, Kanton Zug 43 % der Stimmberechtigten. Die Wahl: Gemeinderat Markus Kündig, Zug, Dr. med.
Zug, bezeichnete in seiner Ansprache Morgarten Überwachung der Preise, Löhne und Gewinne wur- 18. In Schwyz starb im Alter von 78 Jahren der in G. Bernhart, Zug, Dr. Antonio Planzer, Zug, und
als Mahnung. An der großen Schützengemeinde im de mit 9845 Ja gegen 6947 Nein angenommen, Cham geborene a. Rektor des Kollegiums Maria Urs B. Wyß. Zum offiziellen Kandidaten wurde
Buchwäldli sprach Oberst Arnold Käch, Direktor ebenso die Maßnahmen im Kreditwesen mit 10 172 Hilf, Monsignore Dr. Gottlieb Scherer. Markus Kündig, Buchdrucker, erkoren.

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19. Der Landesring der Unabhängigen portiert Dr. phil. 12. Mit 80 Jahren starb der letzte Vertreter des einst Chamer Vikar, Kaplan Markus Fischer von Hitz- 29. In der Zuger «Münz» starb mit 79 Jahren Dr. med.
Rolf Kugler, Lehrmittelberater im Verlag Klett, so blühenden Ziegeleigewerbes von Zug, Eduard kirch, bestellt. Franz Wyß-Müller. Der verstorbene Zuger Arzt
Oberwil-Zug, als Regierungsrat. Brandenberg-Stocklin. Der Verstorbene war unter Der LG-Förderungspreis wurde an den Ungarn wirkte während drei Jahrzehnten im thurgauischen
den Gründern der Zuger Springkonkurrenz, ge- Janos Urban übergeben. Beim Festakt sprach Dr. Eschlikon als begehrter Helfer. Er beschäftigte sich
20. Bundesrat Dr. Hans Hürlimann wurde in seiner hörte der Schreinerzunft an und war ein beliebter Hans Lüthy, Direktor des Schweizer Instituts für in der Freizeit und nach seiner Rückkehr in die
Heimat Walchwil feierlich empfangen. Von seinem Tappspieler bei den Zuger Jassern. Kunstwissenschaft in Zürich, über «Neue Richtun- Heimat als Erforscher der Zuger Glasmalerei und
Elternhaus zur Schmitte bewegte sich ein Ehren- gen in der Schweizer Kunst». veröffentlichte eine Gesamtschau dieses Kunstschaf-
zug auf den Feierplatz beim neuen Schulhaus. Ge- 15. In Cham starb mit 69 Jahren Baumeister Max fens.
meindepräsident Anton Koch gratulierte im Namen Schnurrenberger, Präsident des Kantonalverbandes 6. Die durch Erdaufschüttung neuerstandene Insel,
der Gemeinde, und Bundesrat Dr. Hans Hürlimann der Zuger Musikvereine. die im Volksmund bereits als «Aloisius-Insel» be-
dankte für den heimatlichen Empfang. Beim Mahl namst wurde, erhielt bei einem Wettbewerb den
wurde der neue «Bundesrat-Hürlimann-Topf» von 16. Baar bekam in Kolumban Zürcher einen neuen Namen «Lorzenau».
den kulinarischen Künstlern der Walchwiler Wirte- Rabenvater.
schar aufgetragen. Als Vertreter der Bürgergemein- 11. In Unterägeri starb im 81. Lebensjahr Ing. Alois APRIL
de sprach Vizepräsident Josef Hürlimann, für die 17. Bei den Zuger Regierungsratswahlen wurde der
Vertreter der CVP, Prof. Dr. Anton Scherer, Ge- von Matt, welcher seit 1931 führend in dem Zuger
Korporation Präsident Placidus Rust, als Weg- Industrieunternehmen Rittmeyer AG tätig war und 1. Mit Redaktor Anton Studerus erhielt die Zuger
genosse in Zug und Bern Nationalrat Dr. Alois meindepräsident, Rotkreuz, mit 8247 Stimmen ge-
wählt. Auf den Unabhängigen, Dr. Rolf Kugler, zu den Pionieren der Fernmeßtechnik gehörte. CVP ihren ersten vollamtlichen Parteisekretär.
Hürlimann und als Vertreter der Verwandtschaft Im Kantonsrat wurde der neugewählte Regierungs- In Zug starb unerwartet Francis Niquille, a. Direk-
Dr. jur. Walter Rust, Zürich. Im Walchwiler Wald Oberwil-Zug, der auch von der Nationalen Aktion
unterstützt wurde, kamen 6642 Stimmen. Die Frei- rat Dr. Anton Scherer vereidigt. Er übernahm das tor der Schweiz. Rückversicherungs-Gesellschaft.
zeugt eine neue Föhre vom bundesrätlichen Mit- zugerische Erziehungswesen. Der Rat beschäftigte Der Verstorbene nahm am kulturellen Leben von
bürger. sinnigen und Sozialdemokraten hatten die Stimme
freigegeben. sich mit der Revision des Wahlgesetzes. Zug regen Anteil und gehörte der Schneiderzunft
Die Zuger Stadtabstimmung wies das Projekt einer an.
26. Die Zuger Feuerwehr konnte unter dem Präsiden- 10. Dem EVZ gelang der Aufstieg in die Nationalliga
ten Stadtrat Emil Hagenbuch die 95. Generalver- Tiefgarage auf dem Dreispitz mit 4141 Nein gegen 2. Mit dem Abbruch der Villa Dr. Oskar Weber be-
2215 Ja ab. des Schweizer Eishockeys.
sammlung mit Fackelzug und Mahl im Casino gann in Zug am Dreispitz der große Bau der Neuen
feiern. 12. Von dem Schlachtfeld Morgarten starteten über Warenhaus AG.
18. Mit 68 Jahren starb Gottfried Aschwandcn, der als
27. In Unterägeri fand unter der Leitung der Wyläge- Vertreter der Sozialdemokraten während Jahren 100 Infanterieaspiranten zum Hundert-Kilometer-
Lauf nach dem Berner Grauholz. 4. Erstmals wählte das Zuger Priesterkapitel seinen
rer Fasnachtsgesellschaft ein Internationales Nar- dem Kantonsrat angehört hat. Dekan selber und bestimmte als Nachfolger des zu-
rentreffen statt, das von vielen Gästen aus nah und 16. Die bekannten Weltmeister der kanadischen Curler rückgetretenen Unterägerer Pfarrherrn Robert An-
fern besucht war und viel Volk ins Ägerital lockte. 19. In Zug starb a. Bahnhofvorstand Josef Bossart mit
88 Jahren. Der Verstorbene hat sich besonders um weilten in Zug als Gäste bei ihren Sportkameraden. dermatt neu den Baarer Seelsorger von St. Martin,
die Innerschweizer Vereinigung Pro Infirmis ver- Anton Studer.
30. Die Zuger Weltfirma Landis & Gyr AG meldete
einen Reinertrag von 47 Millionen Franken. dient gemacht und gehörte zu den Veteranen der 17. Im 70. Lebensjahr starb in Zug der bekannte Pho-
tograph Eugen Grau, der als Ballonpilot bei der 5. Mit 72 Jahren starb in der Zuger Rebmatt a. Direk-
Schweizer Männerchorsänger. tor Ernst Müller, welcher über 40 Jahre führend
Schweizer Aviatik beliebt war. Der Verstorbene ge-
27. In Zug starb im 45. Altersjahr Fred Staub-Etter, hörte der Schreinerzunft und dem Lions-Club an. im Schweizer Obstverband tätig gewesen und wäh-
FEBRUAR rend Jahren Präsident der protestantischen Kirch-
Redaktor der NZN. Der Verstorbene war als Jour-
nalist weitherum bekannt, stand oft auf der Zuger 24. Die Vereinigung Schweizer Volksmusikfreunde hielt gemeinde des Kantons Zug war.
1. In Hünenberg konnte man den 1. Spatenstich zum
neuen kirchlichen und gemeindlichen Zentrum Casinobühne und wußte meisterhaft große Empfän- unter dem Vorsitz des Zugers Oskar Schärer im 8. Der Zuger Regierungsrat gab den Rücktritt von
durch Pfarrer Josef Wicki und Bauchef Josef Wer- ge für auswärtige Gäste zu veranstalten. Casino ihre Jahrestagung ab. drei Mitgliedern auf den nächsten Herbst bekannt,
der feiern. 28. Die Vereinigung Colores der Schweizer Maler und nämlich das Ausscheiden von Baudirektor Dr. Alois
25. Der Baarer Viehhändler Alois Blaser starb im Al- Hürlimann, Finanzdirektor Dr. Hans Sträub und
2. Unerwartet starb in den Ferien der bekannte, aus Gipser hielt in Zug ihre ordentliche Generalver- ter von 77 Jahren. Der Verstorbene gehörte lange
sammlung ab. Bonaventura Iten, Direktor des Innern und derzei-
Walchwil stammende Rechtsanwalt Dr. jur. Walter Zeit dem Einwohnerrat an und leitete das Schul- tiger Landammann.
Rust, Zürich, im Alter von 69 Jahren. wesen, er war auch Mitglied des Kantonsrates wäh-
rend einigen Jahren. 14. Die neue Industriestatistik kennt im Zugerland 86
5. Nach der Abendmesse in der Schutzengelkapelle, Industriebetriebe mit 10 037 Beschäftigten, wovon
Zug, wurde P. Guntram Bühler, Kapuzinerkloster MÄRZ 28. Im Alter von 76 Jahren starb Max Haupt, Zug, der 3247 Ausländer und 1981 Saisonarbeiter.
St. Anna, Zug, das Opfer eines Verkehrsunfalles. viele Jahre als Verkaufschef der Maggi AG tätig
5. Nach zehnjähriger Pastoration trat Pfarrer Josef war. Er gehörte zu den Gründern der Pfadfinder 15. Im 46. Altersjahr starb der Steinhauser Kaplan Al-
11. In Zug stellte der «Gratis-Stadtanzeiger» sein Er- Wicki, Hünenberg, von seinem Amte zurück. Zum «Stadt Zug» und war ein großer Förderer der kan- bert Andenmatten, der in seiner Walliser Heimat
scheinen ein. neuen Hüter von St. Wolfgang wurde ein früherer tonalen Pfadibewegung. zur ewigen Ruhe bestattet wurde.

110 111
Goldenes Buch 1973
Ehrentafel der Vergabungen im Kanton Zug
vom 1. Januar bis 31. Dezember 1973

22. Unter dem Kommando von Major Josef Auf der 24. Infolge eines Verkehrsunfalles starb in Cham Dr. 15. In Baar-Inwil konnten die neuen Schulanlagen nach ZUG
Maur rückte das Zuger Bataillon 48 zum WK ins med. Friedrich Kürner im Alter von 82 Jahren. Der den Plänen von Hans-Peter Ammann und Peter
Luzerner Eigental ein. Verstorbene war als Arzt im Entlebuch tätig gewe- Baumann dem Betrieb übergeben werden. Bürgergemeinde
sen und gehörte zu den Pionieren der Vereinigung für das Bürgerspital:
25. Zum 11. Schüler-Verkehrs-Wettbewerb trafen aus Schweizer Missionsärzte. 16. Die kunstvolle Kapelle St. Anton am Walchwiler-
der ganzen Schweiz 122 Schüler und Schülerinnen Dr. Oscar-Weber-Stiftung 38 000.
berg konnte nach gelungener Renovation wieder ge- Franz Heß-Fähndrich sei., Lorzen 20 000.
ein. 25. Unter der Leitung des Präsidenten, Staatsschreiber öffnet werden.
Dr. Konrad Krieger, Luzern, tagte in Zug die In- Maria und Lodovico-Winterberg-Stiftung 8 139.
27. In Hünenberg konnte die moderne Destillerie nerschweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft 19. In Zug tagte die Konferenz der Ämter für Jugend Emil Stäubli-Keller sei., Grundweg, Zug 5 000.
Landtwing eröffnet werden. zur ordentlichen Jahrestagung. und Sport. Zuger Spitalstiftung 960.
für das Altersheim:
29. Zwei Monate nach seinem 90. Geburtstag starb in 27. Im Alter von 64 Jahren starb auf St. Andreas in 20. Die CVP-Fraktion der Bundesversammlung kehrte
Zug a. Chefarzt Dr. med. Otto Zürcher-Müller. Der in der Heimat der «Walchwiler Hürlimänner» auf Emil Schwerzmann, Baar 5 000.
Zug a. Kirchenschreiber Arnold Landtwing. Wäh- Otto Spillmann sei., Oberwil l 500.-
Verstorbene hatte sich große Verdienste um den rend mehr als drei Jahrzehnten war er der pflicht- dem traditionellen Ausflug ein.
Ausbau des zugerischen Spitalwesens erworben. bewußte Chef der Zuger Kirchenkanzlei. Seine be- für die Stiftung «Schwesternschule am Bürgerspital»:
Nach Übernahme der väterlichen Praxis war Dr. sondere Liebe galt der Natur, er war wohl der be- 22. Das Seenachtsfest lockte viele auswärtige Gäste von Patienten und Freunden, total 183 706.-
Zürcher Arzt in Cham, wurde 1933 Chefarzt am kannteste Jäger im Zugerland. nach Zug.
Zuger Bürgerspital, das er bis 1950 leitete und aus-
baute. Er gehörte der Zuger Schneiderzunft an und 23. In Rotkreuz war das Zentralschweizer Akkordeon- OBERÄGERI
war ein großer Förderer des Fußballsportes. Bis zu Musiktreffen.
seinem Tode kümmerte er sich um das leibliche und Bürgergemeinde:
seelische Wohl seiner Umwelt. 25. Der Große Gemeinderat schloß nach langer Dis- Wasserwerke Zug 250.—
JUNI kussion endlich die Akten über die leidige Loreto- Kirchgemeinde:
Schulhaus-Geschichte. Vermächtnis Joh. Meier-Meier, ab Brämenegg,
1. Nach fünfjähriger Bauzeit konnten die neuen Bahn- Oberalosen 5 000 —
anlagen mit 4 Blockstellen (Zweiern-Cham, Weid- 29. Infolge Lehrermangels schloß die Handelsschule im Eduard Iten sei., Untererliberg, an die Kirchen-
Oberrüti, Brügglen-Immensee und Honau-Gisikon) Pensionat Maria vom Berge die Tore. renovation l 000.—
MAI dem Betrieb übergeben werden.
30. Volle 50 Jahre stand Direktor Xaver Iten im Dien-
2. In Cham starb im 55. Lebensjahr Kantonsrat Wer- ste des Zuger Verkehrswesens und hatte die Um- UNTERÄGERI
2. In Zug wurde eine Schau «Gesundes Zug» in den ner Bauder, der sich besondere Verdienste um den stellung von Tram und Bahn auf Autobus geleitet
Anlagen des Loreto-Schulhauses durchgeführt in Wassersport erworben hat. und den Ausbau des ganzen Verkehrswesens ge- Einwohnergemeinde:
Zusammenarbeit der Sandoz-Basel, dem Zuger fördert. Als Nachfolger übernahm Hans Bietenholz Wasserwerke Zug 250.—
Stadtrat und der Schwesternschule am Bürgerspital. 8. Am Eidg. Feldschießen 300 m im Kanton Zug be- die Leitung der Zuger Verkehrsanstalten. Spinnereien Ägeri AG 200.—
teiligten sich 1815 Schützen, was einen Rückgang
4. Die Zürcher Zunft Hottingen stattete den Zuger von 173 Schützen gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Hans Koch Bürgergemeinde:
Zünften einen freundnachbarlichen Sechseläuten- Jos. Iten-Schneider, Lehrer, Steinhausen,
Besuch ab. 9. Die Chamer Musikgesellschaft konnte das 150-Jahr- für Kinderheim St. Josef 400 —
Jubiläum feiern. Zu diesem Anlaß erschien eine Wasserwerke Zug 200.—
16. Der Zuger Kantonsrat behandelte die mannigfalti- Gedenkschrift von Karl Schönbächler.
gen Probleme des Straßenbaus, das Wahlgesetz In Zug starb Ing. ETH Florian Lusser, Rosenhof, Kirchgemeinde:
und die neue Stipendienordnung. Die Sitzung wur- im 80. Altersjahr. Der Verstorbene war während Eduard Iten sei., Untererliberg, Oberägeri
de vorzeitig abgebrochen, da von 78 Mitgliedern Jahrzehnten Direktor des Eidg. Amtes für Elektrizi- für die Marienkirche l 000.—
nur noch 40 Ratsherren anwesend waren. tätswirtschaft in Bern.
Stiftung «Altersheim Chlösterli»:
18. Die akademische Verbindung «Fryburgia», Frei- 10. In Walchwil wurde Pius Suter von Rothenburg als Eduard Iten sei., Untererliberg, Oberägeri l 000.—
burg im Uechtland, traf sich mit der Altherrenschaft Nachfolger von J. Großmann zum neuen Pfarrer
in Zug und feierte die Wahl des Zuger Bundesrates installiert.
Dr. Hans Hürlimann, der einst auch dieser Verbin- MENZINGEN
dung als Aktiver angehört hat. 12. Im Kloster Heiligkreuz-Cham starb Mutter M. Cle-
mentina Thür, welche von 1938 bis 1950 General- Kranken- und Pflegeheim «Luegeten»
23. Die Zuger Landeswallfahrt brachte wiederum viel oberin der Olivetaner-Benediktinerinnen vom Hei- Erben von Frl. M. Luthiger, Zug 2 000.—
Volk an die Gnadenstätte von Maria-Einsiedeln. ligen Kreuz war. Erben von Frl. A. Zumbach, Zug 2 000.—

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Schweiz. Mobiliarversicherungs-Ges., Zug 500 — ZUG Kranzspenden 5 095.— Kanton Zug, Alkoholzehntel l 500.—
Zuger Kantonalbank, Zug 500 Ertrag Zuger Volksfest 2 400.— Kanton Zug, aus dem Lotteriefonds 100.—
Erben von Frl. M. Kaufmann, Abtwil AG 400 Klinik Liebfrauenhof: Div. Rechnungserlasse 152.10 Zuger Kantonalbank, Zug 200.—
Erben von Frl. B. Schnurrenberger 358 Zuger Spitalstiftung 8 805.20 Wasserwerke Zug 100.—
Weitere Spenden, total 110 Spenden an Neubau «Horbach»:
Stiftung Landis & Gyr AG, Zug 30 000 — Stiftung Freizeitanlage Oberwil:
Schweiz. Gemeinnützige Gesellschaft, Zürich 30 000.— Einwohnergemeinde Zug 5 000.—
BAAR Pro Infirmis, Zentralstelle Zürich 25 000 — Pro Juventute, Zug l 000.—
GEMEINNÜTZIGE GESELLSCHAFT
Einwohnergemeinde: Evang.-reform. Kirchgemeinde Zug 20 000.— Nachbarschaft Oberwil-Gimmenen, total 111.—
DES KANTONS ZUG
Wasserwerke Zug, für Armenfürsorge 300.— Lions-Club, Zug 20 000 — Theater- und Musikgesellschaft Zug:
Zuger Kantonalbank, für Gemeindebibliothek 300.— Allgemeine Rechnung: Migros Genossenschaftsbund, Zürich 20 000.—
Fritz von Schultheß, St. Andreas, Cham 20 000.— Metall- und Rohstoff AG, Zug 10 000 —
Mitgliederbeiträge 27 097.10 Zins ab Legat Carl Bossard sei., Zug 10 000 —
Spital- und Pflegezentrum: Paul Kälin, Baugeschäft, Walchwil l 000.— Dr. O. Blöchlinger, Zug 10 000 —
Metall- und Rohstoff-AG, Zug 10 000 — Landis & Gyr AG, Zug 4 000 —
Frau M. Dahinden sei., Baar, G. Keller-Schucan, Farnbühl, Zug l 000.— Wasserwerke Zug, Zug 3 000.—
an Freibettenfonds für arme Kranke 5 000.— Hans Steiner, Isolationen, Zug l 000.— Migros Genossenschaft, Luzern 10 000.—
Schweizerischer Bankverein, Zug 10 000.— Zuger Industrieverband, Zug l 500.—
Paul Stocker sei., Baar, Wasserwerke Zug, Zug 550.— Zuger Kantonalbank, Zug l 500.—
an Freibettenfonds für arme Kranke l 000.— Landis & Gyr AG, Zug 500.— Ungenannt 5 000.—
Verzinkerei Zug AG, Zug, Jubiläumsspende 2 000.— Bürgergemeinde Zug 500.—
Verschiedene kleine Spenden Papierfabrik Cham AG, Cham 500 — Schweizerische Bankgesellschaft, Zug 500.—
an Freibettenfonds für arme Kranke 65.— Albert Zumbühl, Zug 500 — Ambassadoren Club, Zug l 400.—
Otto Felber AG, Zug l 000 — Varian AG, Zug 500 —
Löwen-Apotheke, Zürich, an Fonds zur Ungenannt 500.— Franz Rittmeyer AG, Zug 350 —
Finanzierung med. Spezialeinrichtungen 5 000.— Regierung des Kantons Zug 400.— Frau Dr. F. Gyr-Schlueter, Zug l 000 —
Paul Henggeler, Zug l 000.— Weitere Gönnerbeiträge, total 2 450.—
Geistige Kranzspenden, total 3 085.— Weitere Gönnerbeiträge 8 269.80 Mitgliederbeiträge 4 074.—
Zuger Spitalstiftung 230.— Kranzspenden l 225.— Dr. med. Robert Imbach, Zug l 000 —
Zinstreffnis Prof.-Anton-Bieler-Stiftung, Zug 7 500.— Dr. med. J. P. Mijnssen, Zug l 000.— Stiftung «Für das Alter» Zug:
Legat Arch. Hans Haering, Zug 32 901.75 Hilfsfonds Lehrer Moos sei., Zug l 000.— Herbstsammlung 24 985.30
CHAM Franz Rittmeyer AG, Zug l 000.—
Sanatorium Adelheid, Unfertigen: Beiträge von Kanton und Gemeinden, total 9 570.—
Einwohnergemeinde: Frau Dr. Rubli-Weber, Zug l 000.— Schenkungen und Legate 6 987.55
Legat von Ungenannt 5 000.— 5 Spenden ä Fr. 500.- 2 500.—
Wasserwerke Zug, für Armenpflege 300.— Legat Frau Pudelko, Zug 3 000.— Pro Juventute Zug:
Wasserwerke Zug, für Kindergärten 200.— Weitere Baubeiträge, total 7 775.—
Wasserwerke Zug, für Lesestube 100.— Legat Frau Schönbächler, Schwyz 2 000 — Wasserwerke Zug, Zug 500.—
Frauenliga des Kantons Zug 2 400.— Tuberkulose-Fürsorgesteile des Kantons Zug: Landis & Gyr AG, Zug 400 —
Zuger Kantonalbank, für Lesestube 100.— Frauenliga des Kantons Zug 10 786.40
Wasserwerke Zug 400.— Weitere Gönnerbeiträge, total 300.—
Bürgergemeinde: Diverse kleinere Spenden, total 175.— Wasserwerke Zug 600.—
Zuger Spitalstiftung, für Spital 240.— Kranzspenden l 265.— Einwohnergemeinde Zug 500.— Total Vergabungen 909 871.45
Kanton Zug, aus dem Lotteriefonds 400.—
Zuger Kinderheilstätte «Heimelt», Unterägeri: Zuger Kantonalbank, Zug 300.—
HÜNENBERG von Ungenannt 5 000.— Diverse kleinere Spenden, total 400.—
weitere Gönnerspenden, total 2 693.—
Einwohnergemeinde: Frauenliga des Kantons Zug gegen Tuberkulose
Vergabung Jos. Baumgartner-Ulrich sei., Waldschule «Horbach», Zugerberg: und Lungenkrankheiten:
Enikon 10 000- zugunsten der Betriebsrechnung Sammelaktion 1973 8 344.50
Kanton Zug, Darlehenserlaß 20 000.— Spenden der Einwohnergemeinden l 020.—
RISCH Kanton Zug, Betriebsbeitrag 10 000.— Beitrag von Frau Dr. F. Gyr, Zug 500.—
Einwohnergemeinde Zug 6 000.— Landis & Gyr AG, Zug 500 —
Kirchgemeinde: Landis & Gyr AG, Zug l 000.— Nestle-Alimentana AG, Cham 250.—
Ernst-Göhner-Stiftung, Aabach, Risch 30 000.— Metallwarenfabrik Zug AG, Zug 500 — Zuger Kantonalbank, Zug 250.—
Mittwochgesellschaft Zug 500.— Weitere Beiträge, total 4 185.—
WALCHWIL Neue Warenhaus AG Zürich, Zug 500.—
Zuger Kantonalbank, Zug 500.— Gemeinschaftszentrum «Loreto», Zug: Das Goldene Buch erhebt keinen Anspruch auf Voll-
Einwohnergemeinde: Einwohnergemeinde Baar 800.— Einwohnergemeinde Zug 58 000.— ständigkeit. In dieser Zusammenstellung sind die Schen-
Wasserwerke Zug, für Armenwesen 150.— Einwohnergemeinde Steinhausen 200.— Pro Juventute, Zug 2 500.— kungen an eine Reihe gemeinnütziger Institutionen nicht
Diverse Spenden für Stiftung «Frohes Alter» 125.— Weitere Gönnerspenden, total 2 535.75 Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Zug 3 000.— enthalten.

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INHALT Versuch einer Bilanz Philipp Euer 5
Vom Handwerksbetrieb zum Branchenleader 23
60 Jahre Verzinkerei Zug AG
Hans Sträub / Heinz Wihler / Andreas Müller / Hans Looser / Hans Letsch
Die Zuger Kantonsschule im Spannungsfeld der Traditionen Markus Frigo 35
Der Bildhauer Fritz Wotruba in Zug Josef Brunner 47
10 Jahre Sprachheilschule Unterägeri Heidi Nussbaumer-Leuthard 73
Die Zurlaubiana und ihre Erschließung 83
Kurt-Werner Meier / Josef Schenker / Rainer Stöckli
Seespiegelstände des Aegerisees Josef Kopp 93

Anhang
.Zuger Kulturchronik 1973/74 Josef Brunner 97
Chronik des Kantons Zug 1973/74 Hans Koch 106
Goldenes Buch des Kantons Zug 1973 Paul Henggeler 113

MITARBEITER Etter Philipp, Dr. phil. h. c., alt Bundesrat, Bern


Frigo Markus, Dr. iur., Regierungssekretär, Zug
Henggeler Paul, Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Zug, Zug
Koch Hans, Dr. phil., alt Stadtbibliothekar, Zug
Kopp Josef, Dr. phil., Geologe, Ebikon
Letsch Hans, Dr. oec. publ., Direktionspräsident Verzinkerei Zug AG, Aarau
Looser Hans, Werbeberater BSR, Herrliberg
Meier Kurt-Werner, Dr. phil., Historiker, Aarau
Müller Andreas A., Dr. oec. HSG, Direktionsassistent Verzinkerei Zug AG, Zug
Nussbaumer-Leuthard Heidi, Direktorin der Sprachheilschule Unterägeri,
Unterägeri
Schenker Josef, Dr. phil., Historiker, Aarau
Stöckli Rainer, Dr. phil., Historiker, Aarau
Sträub Hans, Dr. iur., Präsident des Verwaltungsrates Verzinkerei Zug AG, Zug
Wihler Heinz, Marketing Direktor Verzinkerei Zug AG, Zug

REDAKTOR Prof. Dr. Josef Brunner, Schönegg 7, Zug

Nachdruck der Beiträge und Bilder nur mit Quellenangabe gestattet.

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