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FÜR FREIHEIT, RECHT UND DEMOKRATIE

13017 Nr. 5/2014

Betreuungsrecht

Tod eines Liebespaares

Medizinische Versuche
an Gefangenen?

Gegründet 1991 vom BSV-Landesverband Berlin


2 Aktuell

Inhalt Solidarität nicht abkaufen lassen!


Von Rainer Wagner
Aktuell
3 Forschungsergebnisse vorgestellt Die erste organisierte Opposition, die in einem neuen Gesetz muß das Ärgernis
Gedenkort Chemnitz-Kaßberg den 80er Jahren der kommunistischen der Bedürftigkeitsprüfung fallen.
Museum für Opfer des Kommunismus Gewaltherrschaft im Ostblock entge-
Aufarbeitung von DDR-Unrecht gentrat, war die polnische Gewerkschaft Noch schlimmer aber ist, daß im überarbei-
Nationalpreis verliehen „Solidarność“ (Solidarität). Ihr Kampf teten Gesetz all die Opfer der kommunisti-
wurde zum Freiheitsfanal für alle Unter- schen Gewaltherrschaft wieder vergessen
Recht drückten im Bereich des real existierenden wurden, die bisher schon nicht berück-
4 Selbstbestimmt Sozialismus. Und ihr Name steht für ein sichtigt waren. Wir fordern die Aufnahme
Ideal, dem der Widerstand, sowohl gegen der Zersetzungsopfer und der in der DDR
International die Nazibarbarei als auch gegen die kom- Zwangsumgesiedelten in die Opferrente.
5 Drohnenkrieg über Süd-Korea munistische Zwangsherrschaft, verpflich- Wir fordern, daß die zur Zwangsarbeit
Störsender gegen Tibets freie Stimme tet war. in die Sowjetunion deportierten Frauen
China Menschenrechtsverletzer Nr. 1 endlich als politische Häftlinge anerkannt
Die große Koalition aus CDU-CSU/SPD werden. Sie waren Opfer der kommunis-
Thema hat sich zum Ziel gesetzt, die Opferrente tischen Sklavenhaltermentalität und nicht
6 Auf der Flucht erschossen? für ehemalige politische Häftlinge zu er- der Kriegsfolgen, wie von manchen Histo-
höhen und in irgendeiner Form die Aner- rikern behauptet. Da sie bisher nicht be-
Aufarbeitung kennung haftbedingter Gesundheitsschä- dacht wurden und ein hohes Alter haben,
9 „Nicht der Boxer, sondern sein Handschuh war’s“ den zu erleichtern. Dies zeigt uns, daß es wäre es angemessen, ihnen zusätzlich eine
10 „Perfekte Population“ Politiker gibt, die uns nicht vergessen. Einmalzahlung zu gewähren. Auch die Ge-
Allerdings zwingen uns die Informatio- fangenen, die weniger als sechs Monate in
Berichte nen aus dem Justizministerium, gegen politischer Haft waren, müssen zumindest
11 Ausgeliefert die bisherigen Planungen zu protestieren: anteilig in die Opferrente aufgenommen
Überlebt in Sachsenhausen Die Opferrente soll nach nunmehr sieben werden. Waren doch die ersten Wochen
12 Erschütternde Schilderungen Jahren um ca. 50 € angehoben werden und Monate die seelisch qualvollste Zeit
„Die Gedanken sind frei“ und das war‘s. Schon hört man von Be- in der Haft. Ganz wichtig ist, daß die Le-
13 Belter-Dialoge 2014 troffenen das Urteil: Schäbig und unwür- benspartner zumindest den Anteil an der
DDR-Zwangsadoptierte dig. Ursprünglich war die Opferrente als Opferpension erben, der bei der Witwen-
14 UOKG-Verbändetreffen Ehrenpension für unseren Freiheitskampf bzw. Witwerrente gewährt wird. Sie haben
gedacht. Nun aber erscheint die soge- während der Haftzeit des Partners mitge-
Verbände nannte Erhöhung mehr als Almosen denn litten oder mußten später die psychischen
15 Resolutionen als spürbare Verbesserung. Sind wir mit „Andenken“ der Häftlinge ertragen und
Gedenken im Jamlitz diesem Urteil undankbar oder maßlos? den Kindern gegenüber ausgleichen. Für
Enge Kooperation Nein! Wir fordern Gerechtigkeit und 50 € oder mehr dürfen wir uns die Soli-
Suchanzeige Wertschätzung. darität mit den bisher übersehenen Opfern
16 Bundespräsident besucht Oppositionsarchiv nicht abkaufen lassen.
UOKG-Beauftragte Die Erhöhung auf 300 € gleicht nicht
Kindheit hinter Stacheldraht im geringsten den Rentenrückstand zwi- Was können wir für eine gerechte Opfer-
Abschied schen dem Durchschnitt von uns Wider- entschädigung tun? Wir sind gefordert,
standskämpfern und dem Durchschnitt unsere demokratischen Rechte wahrzu-
Service/Bücher der Mitläufer und Träger des kommunisti- nehmen. Gehen Sie in die Bürgersprech-
17 Durch das Leben ein Riß schen Regimes aus. Viele Kameraden und stunde ihrer Bundestagsabgeordneten.
Heiligenlegende Kameradinnen werden sich trotz 50 € Reden Sie mit den Volksvertretern. Unse-
18 Der Eiserne Vorhang zwischen Prag und Wien mehr noch immer am Rand einer men- re Abgeordneten sind in der Regel nicht
schenunwürdigen Existenz durchschlagen gefühllos. Aber viele von ihnen – vor
Service/Veranstaltungen müssen. (Selbst bei einer Verdopplung allem aus den alten Bundesländern oder
19 der Opferrente wäre in vielen Fällen kein der jüngeren Generation – haben noch
wirklicher Ausgleich geschaffen.) Und nie einen politischen Widerstandskämp-
jene, die nach der friedlichen Revolution fer oder Gefangenen persönlich kennen-
die Kraft und die Möglichkeit fanden, gelernt. Vielen fehlt die Betroffenheit. Sie
Umschlagbild beruflich noch einmal durchzustarten, können sensibilisiert werden. Dies kann
Revolutionskarte. Die Wahrnehmung der Ereignisse vom müssen sich weiter einer peinlichen Be- keiner so authentisch wie wir.
Herbst 1989 in der DDR wurde im In- und Ausland vor
dürftigkeitsprüfung unterziehen. Welch
allem durch die Städte Berlin, Leipzig und Dresden ge-
prägt. Aktivitäten in vielen anderen Orten sind bis heute Armutszeugnis für unsere Demokratie. In Rainer Wagner
wenig bekannt. Deshalb ist diese Revolutionskarte für
den Zeitraum August 1989 bis April 1990 vom Archiv
Bürgerbewegung Leipzig erarbeitet worden, im Format
A1 gedruckt, ergänzt durch 12 eindrucksvolle Fotos.
Achtung: Noch bis zum 30. September 2014 können betroffene ehemalige
Bestellung über: Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V., Heimkinder der DDR ihre Ansprüche bei ihrer zuständigen Anlauf- und Beratungsstelle
Haus der Demokratie Leipzig, Bernhard-Göring-Str. 152, (www.fonds-heimerziehung.de) anmelden.
04277 Leipzig, Tel./Fax (03 41) 306 51 75
Aktuell 3

Forschungsergebnisse vorgestellt Aufarbeitung von


(st) Am 16. Juni hat die Union der Opfer- Strafgefangenen herauszuholen. Beson- DDR-Unrecht
verbände kommunistischer Gewaltherr- ders hart traf dies die politischen Gefan-
(st) Unter diesem Motto steht eine De-
schaft (UOKG) ihren Forschungsbericht genen, die erfahren mußten, daß auch
monstration mit anschließender Kund-
„Zwangsarbeit in der SBZ/DDR“ der der Westen von der Zwangsarbeit ost-
gebung des OvZ-DDR e.V. (Hilfe für die
Öffentlichkeit vorgelegt. Autor Dr. Chri- deutscher politischer Gefangener profi-
Opfer von Zwangsadoptionen) in Koope-
stian Sachse enthüllte auf der Grundlage tierte (ausführlich dazu in der nächsten
ration mit der UOKG. Der Verein will da-
hunderter Dokumente, daß die Zwangs- Ausgabe).
rauf aufmerksam machen, daß es noch
arbeit in der DDR von Anfang an als zen-
viele Opfergruppen gibt, die bisher zu
tral gesteuertes System der wirtschaftli- Die UOKG will sich in den nächsten
wenig beachtet wurden, wie z.B. Betrof-
chen Ausbeutung von Strafgefangenen Wochen an Vertreter von Wirtschaft,
fene von DDR-Zwangsadoptionen, ehe-
angelegt war. Geringfügige Entlohnung, Politik und Aufarbeitung wenden, um
malige Insassen der DDR-Spezialheime
schwerste Bestrafungen bei Verweige- Gespräche zu beginnen. Diese sollen zu
und Jugendwerkhöfe, verfolgte Schüler
rung der Arbeit, eine hohe Unfallquote einem Runden Tisch führen, der zu einer
und Studenten und Opfer von sexuellem
und schlechte Ernährung dienten dem die politischen Häftlinge befriedigenden
Mißbrauch in DDR-Einrichtungen.
Ziel, ein Maximum an Profit aus den Lösung beiträgt.
Treffpunkt: (Sa) 2.8.2014, 12.00 Uhr,
Berlin-Mitte, Pariser Platz (Vor dem Bran-
Gedenkort Chemnitz-Kaßberg denburger Tor)

(PT) Im Mai dieses Jahres hat der Stif- und graphischen Aspekten ausgewogene
tungsrat der Stiftung Sächsische Gedenk-
stätten die Gestaltung eines Gedenkortes
und würdevolle Gesamtkonzept, vor
allem den Umgang mit der historischen
Digitaler „stacheldraht“
auf einem Areal am Rande des früheren Bausubstanz und die Kontrastierung
Um Druck- und vor allem Portokosten zu sparen, soll die
Gefängnisses Chemnitz-Kaßberg, das durch ein anderes Material. Positiv wur-
Zeitschrift „der stacheldraht“ noch in diesem Jahr als pdf-
einst die größte Abschiebehaftanstalt der den auch das Angebot zum Gedenken so-
Dokument Online angeboten werden.
DDR war, beschlossen. Es soll ein Entwurf wie dessen Trennung vom Informations-
der AG Berthold Weidner/Martin Bennis angebot bewertet.
Abonnenten, die von diesem Angebot Gebrauch machen und
(Stuttgart/Berlin) realisiert werden. Dieser
auf die Papierausgabe verzichten würden, bitten wir um eine
war dem Stiftungsrat im Ergebnis eines Am 17. Juni wurde feierlich eine Tafel ent-
kurze Mitteilung per E-Mail an: der-stacheldraht@web.de
Ideenwettbewerbes von einer Empfeh- hüllt, die über das Vorhaben informiert.
lungskommission zusammen mit einem Siegfried Reiprich, Geschäftsführer der
Die Redaktion
weiteren Entwurf zur Diskussion und Ent- Stiftung Sächsische Gedenkstätten, sagte
scheidung vorgelegt worden. bei diesem Anlaß: „Am 17. Juni 1953
fiel das Tor zur deutschen Einheit zu, erst
Der Entwurf sieht vor, einen erhaltenen
Wachturm und zwei Mauersegmente um
die Friedliche Revolution im Herbst 1989
öffnete es wieder. In den Jahrzehnten da-
Nationalpreis
fünf gleich hohe Informationselemente zwischen galt es für die Bundesregierung, verliehen
aus Glas zu ergänzen. Die Kommission ihrer Verantwortung für die eingesperrten
würdigte besonders das unter räumlichen Landsleute gerecht zu werden.“ (PT) Die Deutsche Nationalstiftung hat
am 24. Juni den Pfarrern Christoph Won-
neberger, Christian Führer, dem Bürger-
rechtler Uwe Schwabe und dem Leipziger
Museum für Opfer des Kommunismus Archiv Bürgerbewegung den Deutschen
Nationalpreis verliehen. Lutz Rathenow,
(mti) In Washington könnte ein Museum Museums „Haus des Terrors“. Nachdem Sächsischer Landesbeauftragter für die
für die weltweiten Opfer des Kommunis- Ungarn mit seiner Spende eine Führungs- Stasi-Unterlagen, schrieb dazu, sie er-
mus entstehen. Dazu ist eine Online-Spen- rolle übernommen habe, hoffe sie auf die hielten diesen Preis verdient und stellver-
densammlung angelaufen, wie die unga- Beteiligung weiterer Länder. tretend für Leipzig und seine spezifische
rische Nachrichtenagentur MIT berichtet. Rolle bei der Friedlichen Revolution.
Die ungarische Regierung unterstützt das Der Historiker Lee Edwards, Präsident Aber auch für die „Verlebendigung der
Vorhaben mit einer Million US-Dollar. der Stiftung Victims of Communism Me- Geschichte danach“, dafür stehe das
morial, unterstrich, daß sich die meisten Archiv Bürgerbewegung überzeugend
Das Denkmal für die Opfer des Kom- Menschen überhaupt nicht darüber im ein, ebenso wie die Gedenkstätte „Run-
munismus in Washington befindet sich klaren seien, daß durch kommunistische de Ecke“, das Zeitgeschichtliche Forum
nahe dem Kapitol. Die Statue ist nach Diktaturen 100 Millionen Menschen ihr u.a., die jeden Tag den nachwachsenden
der „Göttin der Demokratie“ gestaltet, Leben verloren hätten. Ziel sei deshalb, Generationen Geschichte nahebrächten.
die Studenten während der Proteste am den Grundstein für das Museum 2017 Leipzig könne „trotz Berlin und bezo-
Tiananmen-Platz in Peking 1989 errichtet zu legen – 100 Jahre nach Beginn der gen auf seine Größe etwas salopp als
hatten. Es sei nun Zeit, diesem Denkmal bolschewistischen Revolution in Rußland. DDR-Aufarbeitungshauptstadt mit ost-
auch ein Museum folgen zu lassen, sagte Bereits zugänglich ist der Internetauftritt europäischer Impulssetzung“ bezeichnet
Maria Schmidt, Direktorin des Budapester www.buildthemuseum.org. werden.
4 Recht

Selbstbestimmt genheiten zu kümmern. Eine solche Voll-


macht legt den Umfang des rechtlichen
Handelns des Bevollmächtigten im Namen
Praktische Anmerkungen zum Betreuungsrecht des Vollmachtgebers im Außenverhältnis
fest (z.B. Bank, Kaufverträge), und ist nur
Es ist schon wieder passiert. Und es hat, Wie oben genannter Fall zeigt, sollte man dann uneingeschränkt brauchbar, wenn
wie bereits mehrfach, einen ehemaligen rechtzeitig vorbeugen, um gerichtlich sie an keinerlei Bedingungen geknüpft
politischen Häftling getroffen, der nach angeordneten Betreuungen, Zwangsein- ist. Keinesfalls dürfen Festlegungen ge-
einem Krankenhausaufenthalt ohne Wis- weisungen usw. zu entgehen. Das kann troffen werden wie z.B. „Wenn der Voll-
sen der nächsten Angehörigen in einer man tun: machtgeber nicht mehr in der Lage sein
geschlossenen Einrichtung verschwand. sollte, bestimmte Dinge selbst zu regeln,
Ihm wurde vom Gericht ein Betreuer 1. mit einer Betreuungsverfügung für den gilt diese Vollmacht...“ Denn wie soll
bestellt, der von nun an die „Verwal- Fall, daß eine gerichtlich angeordnete ein Außenstehender feststellen können,
tung seines Lebens“ übernahm. Viel zu Betreuung notwendig wird. Mit dieser wer wozu noch in der Lage ist. Damit hat
spät erfuhren die Angehörigen von der bestimmt man, wer mit der Betreuung die Vollmacht sich von selbst erledigt.
Zwangseinweisung und Betreuung. Es beauftragt werden soll oder auch, wer Die Vollmacht selbst bedarf immer der
war alles bereits rechtskräftig, der Be- dafür keinesfalls in Betracht kommt. Schriftform. Sie muß nicht handschriftlich
treuer wenig kooperativ und nicht aus- Diese Verfügung berechtigt aber nicht abgefaßt werden. Man kann sich auch
kunftsbereit. Nun bleibt den Angehörigen zur Vertretung bei Rechtsgeschäften. eines geeigneten Vordruckes bedienen.
nur der Gerichtsweg, um eine Unterbrin- In ihr sollten vielmehr Wünsche festge- Ort, Datum und vollständige eigenhändi-
gung in der Nähe ihres Wohnortes zu er- schrieben werden für den Fall, daß das ge Unterschrift dürfen jedoch nicht fehlen.
reichen – deutschlandweit kein Einzelfall. Gericht einen Betreuer bestellen muß,
weil keine Vorsorgevollmacht erteilt Nun nützt ja die beste Vollmacht bzw.
Unter Betreuung gestellt werden kann wurde. Verfügung nichts, wenn sie zu Hause
praktisch jeder. Die Sozialämter können in irgendwelchen Schubladen schmort.
ihre Mitarbeiter oder auch den Gesund- 2. mit einer Vollmacht zur Vorsorge, die Deshalb rate ich dringend zu einer Hin-
heitsdienst schicken, wenn sie von Nach- ein hohes Maß an Selbstbestimmung terlegung (für eine geringe Gebühr)
barn, Freunden oder Ärzten den Hinweis ermöglicht. Man benennt Personen sei- im Zentralen Vorsorgeregister bei der
erhalten, daß jemand betreuungsbe- nes Vertrauens, die bereit sind, im Be- Bundesnotarkammer. Kommt es zu
dürftig ist. Auch die Zwangseinweisung darfsfall die Geschäfte zu übernehmen. einem Betreuungsverfahren, kann das
behinderter alter Menschen in ein Heim Sie sollten bereits bei der Abfassung Betreuungsgericht durch Abfrage beim
ist nach dem Betreuungsgesetz zulässig. der Vollmacht mit einbezogen werden. Register Kenntnis vom Vorhandensein ei-
Leider fällt die gerichtliche Entscheidung Die so Bevollmächtigten können dann ner Vollmacht bzw. Betreuungsverfügung
dazu oft viel zu schnell und ohne die handeln, ohne daß es weiterer Maß- erlangen. Damit wird vermieden, daß ein
Angehörigen einzubeziehen. Muß man nahmen bedarf, und das Gericht wird Betreuer nur deshalb bestellt wird, weil
ja auch nicht, denn wann immer eine im Normalfall nicht eingeschaltet. das Betreuungsgericht von der Existenz
rechtsgeschäftliche Vertretung eines An- der Papiere nichts wußte. Das Gericht
gehörigen erforderlich ist – das heißt, Die Vorsorgevollmacht bzw. Betreuungs- kann auf Grund der registrierten Daten
rechtsverbindliche Erklärungen und Ent- verfügung greift immer dann, wenn er- mit der bevollmächtigten oder als Betreu-
scheidungen notwendig sind –, können wachsene Menschen wegen einer psychi- er gewünschten Person in Kontakt treten.
weder der Ehepartner noch die Kinder ihn schen Krankheit oder einer körperlichen,
gesetzlich vertreten. Diese Möglichkeit geistigen oder seelischen Behinderung Ich möchte wirklich allen ans Herz legen,
haben sie nur dann, wenn sie im Besitz ihre Angelegenheiten ganz oder teilwei- sich zu dieser Problematik Gedanken
einer rechtsgeschäftlichen Vollmacht se nicht mehr selbständig regeln können, zu machen und Vorsorge zu treffen. Es
oder gerichtlich bestellter Betreuer sind. und deshalb auf die Hilfe anderer ange- sollten sich auch nicht nur ältere und
wiesen sind. Darunter kranke Menschen angesprochen fühlen.
fallen aber keine Hilfen Jüngere können ebenfalls in die Lage
im Haushalt oder beim kommen, z.B. durch einen Unfall, Schlag-
Einkaufen, weil man z.B. anfall usw., daß Betreuung notwendig
seine Wohnung nicht wird. Sind die Mühlen des Gerichts erst
mehr verlassen kann. In einmal in Gang gekommen, wird es
diesen Fällen kommt es schwierig, sie zu stoppen, und Entschei-
in der Regel auf prak- dungen in diesen Angelegenheiten zie-
tische Hilfe an, für die hen sich ewig hin. Wie bereits erwähnt,
keine gesetzliche Vertre- können auch Personen als Betreuer aus-
tung notwendig ist. geschlossen werden, was bei zerrütteten
Foto: Michael Sander

Familienverhältnissen durchaus Sinn


Eine Vorsorgevollmacht macht. Das Abfordern entsprechender
sollte man einer Betreu- Vordrucke und Einholen zusätzlicher In-
ungsverfügung immer formationen ist möglich unter Telefon
dann vorziehen, wenn (030) 55 49 63 34.
eine Person bereit ist,
sich im Bedarfsfall um Elke Weise, Juristin
Pflegeheim in Ilmenau. die anstehenden Angele- BSV Förderverein für Beratungen
International 5

Drohnenkrieg über Süd-Korea Sehr bedenklich ist in diesem Zusammen-


hang, daß die nordkoreanischen Aktivitäten
Während der jüngsten Zeit wurden im punkte an den Küsten – Objekte also, im Süden überhaupt nicht bemerkt wurden.
Süden Koreas drei abgestürzte Drohnen die bei einem erneuten Kriegsüberfall der In einem Fall sichtete man eine Drohne,
aus der „Demokratischen Volksrepublik Nord-Koreaner von strategischer Wich- hielt sie aber für einen großen Vogel und
Korea“ entdeckt. Sie waren unbewaff- tigkeit sind. Eine entscheidende Rolle blieb daher völlig untätig. Äußerst kritisch
net, hatten eine Länge von 5,8 Metern bei dieser Luftspionage spielte auch das merkte Präsidentin Park an: „Unsere mili-
sowie eine Breite von 5,6 Metern und „Blaue Haus“, der Amtssitz Präsidentin tärischen Autoritäten wußten nichts von
verfügten über eine Reichweite von 120 Parks in Seoul. all dem! Wir werden nie wissen, wie viele
bis 300 Kilometern. Ihre Geschwindig- Drohnen hierher gekommen sind, vielleicht
keit belief sich auf bis zu 130 Kilometer, Die Bilder konnten indes nicht in Echtzeit 100 oder 1000!“ Hinzukommt, daß verant-
im Einzelfall sogar bis zu 400 Kilometer nach Nord-Korea übermittelt werden, wortliche Offiziere diese Vorfälle erst mit
pro Stunde. Gut informierte Stellen Se- die dortigen Streitkräfte hatten also erst tagelanger Verspätung weitermeldeten…
ouls nehmen an, daß der Norden der nach Rückkehr der Drohnen einen Zu-
Halbinsel etwa 300 solcher Drohnen griff auf die Aufnahmen. Bisher scheint In Seoul wird außerdem befürchtet, die
besitzt. diese Spionage-Technik, die auch als Drohnen könnten im Spannungsfall auch
Waffe eingesetzt werden kann, noch Sabotage auslösen oder gar bioche-
Ziel ihrer fotografischen Ausspähung nicht ausgereift, könnte aber der Beginn mische Kampfstoffe abwerfen.
waren die Militäranlagen an der innerko- einer besorgniserregenden Entwicklung
reanischen Frontlinie sowie Marinestütz- sein. Friedrich-Wilhelm Schlomann

Störsender gegen Tibets freie Stimme


Die Staatspartei Chinas hat sich nunmehr in der chinesischen KP-Zeitung „Qiushi“ Von der Sendestation des „Radios Freies
das Ziel gesetzt, den Sender „Radio Freies feierlich das Gelübde ab, „dafür zu sor- Tibet“ im indischen Dharamsia wurde die
Tibet“ zum Schweigen zu bringen. Be- gen, daß die Stimmen der feindlichen Ansicht geäußert, Peking werde massiv
kanntlich wird er als einzige freie Stimme Kräfte und der Dalai-Lama-Gruppe nicht Störsender einsetzen, um den Empfang in
auf jenem „Dach der Welt“ sehr gern ge- gehört werden“. Die KP-Stellen würden Tibet unmöglich zu machen.
hört. Chen Quangun, der Parteivorsitzen- „es sicherstellen, daß die Stimme der Par-
de der Tibet-Region, gab in einem Artikel tei in der Region gehört wird“. F.-W. Schlomann

China weiter Menschenrechtsverletzer Nr. 1


(igfm) Die Internationale Gesellschaft größten Lagersystem der Erde gefügig. werden von den chinesischen Behörden
für Menschenrechte (IGFM) hat sowohl Vage Ankündigungen von Reformen wieder nach Nord-Korea abgeschoben,
die chinesische Regierung als auch die und Lippenbekenntnisse seien in der wo ihnen Folter und Tod drohen – ob-
Haltung der europäischen Demokratien Praxis ohne substantielle Folgen geblie- wohl das demokratische Süd-Korea bereit
gegenüber China als „heuchlerisch“ kri- ben. Selbst die international bejubelte sei, alle diese Flüchtlinge aufzunehmen.
tisiert. Anlaß war der 25. Jahrestag der Abschaffung der Administrativ-Haft und
Niederschlagung der chinesischen De- der berüchtigten Laojiao-Arbeitslager sei China unterhält heute das größte Zwangs-
mokratiebewegung durch die „Volksbe- Etikettenschwindel. Viele Lager seien ein- arbeitslager-System der Welt. Zum soge-
freiungsarmee“. An der katastrophalen fach in „Drogenrehabilitationszentren“ nannten Laogai-Komplex gehören rund
Menschenrechtssituation habe es nach umbenannt worden. Folter sei zwar in 1000 Lager. Nach Angaben der IGFM
dem Urteil der IGFM nur kosmetische Än- der Verfassung verboten, werde aber zwingen die chinesischen Behörden nach
derungen gegeben. Verfolgung und Über- systematisch gegen Andersdenkende ein- verschiedenen Schätzungen zwischen drei
wachung seien perfektioniert worden. gesetzt. und sieben Millionen Menschen darin zur
Gleichzeitig ließen sich Berlin und Brüssel Zwangsarbeit – sieben Tage die Woche,
nur zu gerne „täuschen“, um nicht tat- Die Regierung in Peking unterstütze sogar zum Teil bis zu 18 Stunden am Tag. Folter
sächlich handeln zu müssen. direkt das Regime in Nord-Korea, dem die und Gewalt, ungenügende Versorgung
Vereinten Nationen erst am 17. Februar mit Wasser und Nahrungsmitteln, Schlaf-
Die chinesische Regierung verweigert ih- in einem fast 400 Seiten langen Bericht entzug und die Verweigerung medizi-
ren Bürgern auch heute noch elementare „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ nischer Versorgung gehören zum Alltag
Menschenrechte und hält sie mit dem nachwiesen. Flüchtlinge aus Nord-Korea vieler Gefangener.
Foto: Saad Akhtar

Der Pekinger Tiananmenplatz im Dezember 2004. 1989 wurde er weltweit zum Symbol der blutigen Niederschlagung
der chinesischen Demokratiebewegung.
6 Thema

Auf der Flucht erschossen? Die Botschaft an Wera Sandner war un-
mißverständlich: Man würde es nicht
hinnehmen, wenn sie zu ihrem Rolf in
Der rätselhafte Tod eines Liebespaares den Westen ginge. Wie es Wera Sandner
unmittelbar nach diesem Gespräch trotz-
Von Stefan Appelius dem gelang, ihr Reifezeugnis und ihren
Führerschein in den Westen zu schaffen,
ist völlig rätselhaft. Daß diese beiden Do-
Daß sich Männer und Frauen über die Staatssicherheit lebhaft interessierte. Rolf kumente im privaten Nachlaß des Rolf
Mauer hinweg ineinander verliebten und Kühnle war Optiker von Beruf und lebte Kühnle auftauchten, beweist, daß Wera
von einer gemeinsamen Zukunft träum- in Nürnberg. Sandner fest entschlossen war, sich nicht
ten, die es wegen der deutschen Teilung von ihrem Fluchtplan abbringen zu las-
nicht geben durfte, kam immer wieder Daß sich Rolf Kühnle für „Regina“ inte- sen. Es beweist aber auch, daß sie die
vor. Doch wie reagierte die Staatssicher- ressierte, das hatte man im MfS gehofft. Stasi unterschätzte.
heit, wenn sie bemerkte, daß eine ihrer Daß sich aber auch ihre inoffizielle Mit-
Agentinnen sich in einen Westdeutschen arbeiterin in Rolf verliebte, stand nicht Laut den vorliegenden Akten versuchte
verliebte und die Flucht nach drüben im Drehbuch der Staatssicherheit. Und Wera Sandner kurz vor ihrer Abreise
plante? sie leugnete es nicht einmal. Daß sie es nach Bulgarien, Herrn „Meißner“ zu täu-
wagte, ihre Be- schen. Sie fragte, ob sie nach ihrem Ur-
ziehung zu Rolf laub „hauptamtlich“ für das MfS arbeiten
Kühnle gegenüber dürfe. Etwa zur selben Zeit, Anfang Juni
ihrem Führungsof- 1972, traf in der Cottbuser Stasi-Zentrale
fizier als „Privat- ein Schreiben des Leiters der HA X, Oberst
sache“ zu bezeich- Willi Damm, aus Ostberlin ein. Es enthielt
nen – das grenzte die ausführliche Antwort des tschecho-
aus Stasi-Sicht an slowakischen Staatssicherheitsdienstes
Hochverrat. zur Person des BRD-Bürgers Rolf Kühnle,
einschließlich dessen zahlreichen ČSSR-
Zweimal schon Aufenthalten seit 1966 mit signifikant vie-
hatte Wera Sand- len, unterschiedlichen Pkw (BStU MfS BV
ner die Stasi hin- Cbs. AIM 1060/71, T I, Bd. 1, Bl. 0062 f u.
tergangen und sich 0078-0088). Offenbar hielten die ostdeut-
heimlich mit ihrem schen Geheimdienstler Kühnle für einen
neuen Freund ge- gegnerischen Agenten. Und offensichtlich
troffen. Zuerst auf mißtrauten sie Wera Sandner. Keine drei
der Leipziger Früh- Wochen nach der Zusammenkunft mit
jahrsmesse und we- „Meißner“ und „Hoffmann“ wurde ein
Diese Aufnahme von Wera Sandner und Rolf Kühnle entstand vermutlich im
Frühjahr 1972 in der ČSSR.
nig später, über Führungs-IM mit dem Decknamen „Ger-
Ostern, in der mano“ auf Wera Sandner angesetzt.
Im August 1972 traf eine junge Frau mit ČSSR. Doch die Stasi hatte alles heraus-
„Interflug“ via Burgas im bulgarischen gefunden. Ihr Führungsoffizier, den sie Der Spitzel verabredete sich mehrfach mit
Seebad Sonnenstrand ein (BStU MfS BV nur als Herrn „Meißner“ kannte, ein in Wera, versuchte sie vor allem hinsichtlich
Cbs. AIM 1060/71, T II, Bd. 1, Treffbe- die Jahre gekommener Unterleutnant ihres Privatlebens und ihrer Urlaubsplä-
richt 09.08.1972, MF, nicht paginiert). namens Hans Woithe, war alarmiert. ne auszuhorchen. Welche Schlüsse man
Die bulgarische Schwarzmeerküste, auch Plante seine Agentin abzuhauen? Das beim MfS daraus zog, ist jedoch nicht
„Rote Riviera“ genannt, war ein beliebtes mußte er unter allen Umständen verhin- ersichtlich. Ab Juni 1972 gibt es ein meh-
Urlaubsziel für DDR-Bürger, die sich eine dern. rere Wochen umfassendes „Loch“ in der
solche Reise leisten konnten. Doch die IM-Akte von Wera Sandner. Es scheint,
junge Frau war nicht nur Urlauberin. Am 18. Mai 1972 wurde Wera Sandner als wären Papiere aus der Akte entnom-
Wera Sandner alias „Regina“ war seit von ihm zum Gespräch bestellt. Neben men worden. Zur Rekonstruktion der
geraumer Zeit als inoffizielle Mitarbeiterin Herrn „Meißner“ war auch ein gewisser Biographien von Wera Sandner und Rolf
der Spionageabwehr des MfS tätig. Herr „Hoffmann“ aufgetaucht. Seinen Kühnle wurden durch den Verfasser im
tatsächlichen Namen, Oberleutnant Man- Zeitraum von 2005 bis 2008 zahlreiche
Wera Sandner wuchs im sächsischen Klin- fred Ebel, erfuhr Wera nicht. Die beiden Interviews durchgeführt, u.a. mit der
genthal auf. Die Frau mit den langen dunk- Stasi-Offiziere wollten die junge Frau Schwester von Wera Sandner, ihrem Ex-
len Haaren lebte als Büroangestellte in einschüchtern: „Dem IM wurde aufge- Verlobten, Freundinnen und Arbeitskol-
Cottbus (Stefan Appelius, Wera und Rolf zeigt welche Folgen für sie entstehen legen. Darüber hinaus wurden Interviews
– Die deutsch-deutsche Geschichte einer können, falls sie durch K. zu einer un- mit der Ex-Frau von Rolf Kühnle, seinen
tödlichen Flucht, in: Einsichten und Per- bedachten Handlung verleitet wird. Ihr früheren Bekannten, Arbeitskollegen und
spektiven, Bayerische Zeitschrift für Poli- wurde in diesem Zusammenhang einiges dem langjährigen Betreuer seiner Mutter
tik und Geschichte Nr. 3/2009). Sie hatte über die Sicherung der Grenzen unseres durchgeführt.
bei einem Einsatz in Prag einen jungen Lagers gesagt.“ (BStU MfS BV Cbs. AIM
Mann aus Westdeutschland kennenge- 1060/71, T II, Bd. 1, Aussprachebericht Wera Sandner wollte in Bulgarien Urlaub
lernt. Einen, für den sich die ostdeutsche 19.05.1972, MF, nicht paginiert) machen. Aber nicht allein, wie sie Herrn
Thema 7

„Meißner“ glauben machte, sondern Angeblich war das Paar mit Kühnles War die an der Schwarzmeerküste statio-
mit Rolf Kühnle. Das Paar beabsichtigte Wagen von der Schwarzmeerküste über nierte Operativgruppe des MfS in den
im Anschluß an ihren Aufenthalt an der Sofia bis kurz vor die jugoslawische Gren- Vorfall verwickelt? Auch dafür gibt es kei-
Schwarzmeerküste in den Westen zu ze gefahren. Dort habe es den Wagen ne Beweise. Überraschend ist allerdings,
fliehen. Und vermutlich hatte die Stasi abgestellt, um sich durchs Unterholz zu daß die Kaderakte von Major Günter
genau das herausgefunden. Nahelie- schlagen. Wenig später sei das Paar in Herfurth keinen Hinweis auf dessen zwei-
gend ist, daß der ostdeutsche Geheim- unmittelbarer Nähe der scharf bewach- jährigen Auslandseinsatz in der Volksre-
dienst aus diesem Grund eine Operative ten Grenzübergangsstelle „Kalotina“ publik Bulgarien enthält (BStU MfS KS
Personenkontrolle gegen Wera Sandner von einem Grenzsoldaten entdeckt wor- 21288/90). Bei allen anderen damals in
einleitete. Aktenstücke darüber gibt es den. Die GÜST „Kalotina“ war, neben der Volksrepublik Bulgarien eingesetzten
allerdings nicht. In eine solche Operative der GÜST „Flughafen Sofia“, der einzige hauptamtlichen Stasi-Mitarbeitern – ein-
Personenkontrolle wäre automatisch die bulgarische Grenzübergang, der direkt schließlich aller übrigen Leiter der Opera-
Operativgruppe des MfS in Bulgarien der Abteilung 12 der II. Hauptverwaltung tivgruppe – sind diese Angaben korrekt
einbezogen worden. Die Aufgabe dieses (Staatssicherheit) des MdI unterstand eingetragen. Nur bei Herfurth nicht.
an der Schwarzmeerküste stationierten, (BStU MfS HA II 38262, Bl. 0039). An-
seit Mitte der 1960er Jahre existierenden geblich habe Kühnle den Grenzer „durch Daran, daß Herfurth die Operativgrup-
Stasi-Kommandos bestand darin, DDR- Steinwürfe“ angegriffen, woraufhin pe 1971/72 leitete, besteht indes kein
Urlauber im Auge zu behalten, Geheim- sich dieser mit seinem Maschinenge- Zweifel. Das bestätigt auch der damalige
dienstaktivitäten des Gegners zu kontrol- wehr „wehrte“ (BStU MfS BV Cbs. AIM Verbindungsoffizier der Operativgrup-
lieren und Fluchtversuche frühzeitig zu 1060/71, T I, Bd. 1, Bl. 0090). pe des MfS in Sofia, Jürgen Rambaum
verhindern. (Interview mit Jürgen Rambaum, Berlin,
Doch warum hatte Kühnle in Nürnberg 27.05.20011). Major Herfurth habe in
Am 17. August 1972 traf Rolf Kühnle falsche Ausweispapiere für seine Ver- jenen zwei Jahren im Sofioter Stadtteil
mit seinem weißen Skoda-Cabriolet aus lobte anfertigen lassen? Diese falschen „Geo Milev“ im Lenin-Boulevard 63 über
Nürnberg kommend in Nessebar ein. In Papiere wurden später bei der Leiche ein Büro verfügt, erinnert sich Rambaum.
den folgenden Tagen wohnte er gemein- von Wera Sandner gefunden. Niemand, Er sagte dem Verfasser, daß sich damals
sam mit Wera in seinem Hotelzimmer. der über die grüne Grenze floh, brauchte im selben Haus eines der angesagtesten
Daß die am Sonnenstrand stationierten falsche Papiere. Warum trug Rolf Kühnle Sofioter Restaurants befand.
Mitarbeiter der Operativgruppe des MfS bei der angeblichen nächtlichen Flucht
unter Führung von Major Günter Herfurth durchs Unterholz ein weißes Hemd? Nach dem Tod von Kühnle und Sandner
von diesem Zusammentreffen und dem wurde Major Herfurth wieder nach Ost-
tagelangen Beisammensein des verdäch- Erst zwei Tage, nachdem das Paar er- berlin versetzt und erfreute sich 1975
tigen Paares nicht unterrichtet war, läßt schossen wurde, am 25. August 1972, einer frühzeitigen Beförderung zum
sich ausschließen. wurde Hauptmann Wolfgang Ullmann Oberstleutnant. Auffallend ist auch, daß

Am 23. August 1972 wurde das Paar


erschossen. Ein paar Tage später, Ende
August 1972, erschien in einer bulga-
rischen Wochenzeitung ein Bericht über
den Tod der beiden jungen Leute.

Heute wissen wir, daß dieser Bericht


von einem Mitarbeiter der bulgarischen
Staatssicherheit (MWR) verfaßt wurde.
In dem Bericht hieß es, daß Kühnle und
Sandner gemeinsam im Hotel „Phönix“
am Sonnenstrand gewohnt hätten. Es ist
die erste Unstimmigkeit. Ein Hotel dieses
Namens existierte in dem Touristenkom-
plex nämlich nicht. Anschließend seien
sie – so der Bericht – nach Nessebar
umgezogen. Warum sie angeblich um-
gezogen sind, bleibt völlig unklar. Heute
wissen wir allerdings, daß sich in Nes-
sebar eine Villa befand, in der sich das
Hauptquartier der Operativgruppe des
MfS befand.
Wera Sandner im Sommer 1971 in Prag.
Auch Medien in der Bundesrepublik be-
richteten über das Ereignis. In der ARD- (HA VI Linie SRT Abteilung 2, „Rück- der im Sommer 1972 direkt in Nessebar
Tagesschau war von einem vereitelten wärtige Dienste“) in Ostberlin telefo- eingesetzte Stasi-Oberleutnant Wolfgang
Fluchtversuch eines Liebespaares an der nisch über den Vorfall informiert (BStU Helfricht, zuständig für die Überwachung
bulgarisch-jugoslawischen Grenze die MfS BV Cbs. AIM 1060/71, T I, Bd. 1, der südlichen Schwarzmeerküste zwi-
Rede. Bl. 0090 f). schen Burgas und der türkischen Gren-
8 Thema

ze, ebenfalls in die DDR zurück beordert Friedhof Bakarena Fabrika organisierte unterrichtete. Erinnern kann er sich daran
wurde (BStU MfS KS 7333/90). Obwohl (BStU MfS BV Cbs. AIM 1060/71, T I, Bd. jedoch angeblich nicht.
er erst seit einem Jahr in der Volksrepu- 1, Bl. 0091).
blik stationiert war und die Einsätze von Dagegen erinnert sich der frühere Ober-
Mitgliedern der Operativgruppe norma- Eine ganz andere Erklärung hat Jürgen leutnant im Gespräch mit dem Verfasser
lerweise mehrere Jahre dauerten. Rambaum, damals Verbindungsoffizier an ein anderes Detail. Major Herfurth
der Operativgruppe des MfS in Bulgari- sei am 14. August 1972 von Schönefeld
Würden sich Hinweise auf Kühnle und en. Nach seiner Ansicht müsse sein da- nach Burgas geflogen. Das wisse er ge-
Sandner in anderen Akten finden las- maliger Chef, Major Herfurth, direkt mit nau, denn an jenem Tag entging Herfurth
sen? Der Verfasser überprüfte sämt- dem Fall befaßt gewesen sein. Der habe nur knapp dem Tode, wie er ihm erzählte.
liche Akten der im Sommer 1972 an der sich nämlich in den Sommermonaten Die ursprünglich von Major Herfurth ge-
Schwarzmeerküste eingesetzten inoffizi- „fast ausschließlich“ an der Schwarz- buchte „Interflug“-Linienmaschine vom
ellen Mitarbeiter des MfS, die als Mitar- meerküste aufgehalten (Interview mit Typ „Iljuschin IL 62“ stürzte kurz nach
beiter des „Reisebüros der DDR“ einge- Jürgen Rambaum, Berlin, 27.05.2011). Er dem Start in Königswusterhausen ab, wo-
setzt waren. Kühnle und Sandner wer- selbst, Rambaum, zu dessen vorrangigen bei alle 156 Insassen ums Leben kamen.
den darin nicht erwähnt. Trotzdem war Aufgaben die Verhinderung von Flucht- Herfurth sei daraufhin mit „der näch-
die Durchsicht nicht ohne Ergebnis. Kei- versuchen an der bulgarischen Gren- sten Maschine“ nach Burgas geflogen
ne dieser – häufig sehr ausführlichen – ze zählte, habe mit der Angelegenheit (Interview mit Jürgen Rambaum, Berlin,
Akten enthält Berichte aus dem Zeit- „nichts“ zu tun gehabt. Allerdings sei es 27.05.2001). – Es ist ein merkwürdiger
raum zwischen dem 10. und 25. August naheliegend, daß er am 25. August 1972 Zufall. Denn genau in dieser Maschine
1972, dem Zeitraum, in dem sich Kühnle über eine spezielle abhörsichere Leitung saß nachweislich auch Wera Sandner.
und Sandner in Bulgarien aufhielten. Bei im Bulgarischen Innenministerium die
den damals direkt am Sonnenstrand ein- Hauptabteilung VI des MfS telefonisch (Prof. Dr. Stefan Appelius ist Politik-
gesetzten Mitarbeitern sind die Lücken vom Tod des deutsch-deutschen Paares wissenschaftler und Hochschullehrer.)
in diesen Akten bezüglich des Sommers
1972 sogar noch deutlich größer – teil-
weise fehlen die Berichte über mehrere
Monate.

Es fehlt auch der Obduktionsbericht des


Rolf Kühnle, der sich nach seinem damals
erfolgten Rücktransport in die Bundesre-
publik bei der Nürnberger Staatsanwalt-
schaft hätte befinden müssen. Auffallend
ist auch, daß sämtliche Briefe und Post-
karten von Wera Sandner verschwanden,
die Kühnle nach Aussage seiner Ex-Frau
wie eine Art Altar in seiner Nürnberger
Wohnung verwahrte.

Und es gibt noch andere Ungereimt-


heiten. Am 31. August 1972 flog eine
Maschine des MfS von Berlin Schönefeld
nach Sofia. An Bord befand sich neben
drei Mitarbeitern der Hauptabteilung XIV
(Untersuchungshaft) auch ein Offizier der
Hauptabteilung IX (Untersuchung). Wäh-
rend diese Maschine normalerweise gan-
ze Gruppen festgenommener DDR-Bürger
zur Verurteilung zurückholte, stieg an je-
nem Tag nur eine einzelne Person ein, die
auch nicht, wie sonst im Transportbericht
üblich, namentlich erfaßt wurde. Statt
Fotos: Archiv Stefan Appelius

dessen heißt es in der Akte nur: „Über-


führt wird eine Person H I.“ (BStU MfS
Abt. XIV 134)

Der damalige DDR-Konsul in Sofia, Dr.


Peter Krause, erklärte dem Verfasser, er
könne sich nicht an den Fall des Pärchens
erinnern (Interview mit Dr. Peter Krause,
Berlin, 12.06.2006). Doch Stasi-Akten
dokumentieren, daß Krause die Beerdi- Wera Sandner mußte in Bulgarien beerdigt werden. Eine Überführung in die DDR
gung von Wera Sandner auf dem Sofioter wurde verboten. Das Bild zeigt ihre Eltern im Sommer 1973 am Grab in Sofia.
Aufarbeitung 9

„Nicht der Boxer, sondern sein Handschuh war’s“


Die Enquete-Kommission zur „Aufarbeitung der Geschichte und Bewältigung von Fol- Breite zu untersuchen, und das Aufge-
gen der SED-Diktatur und des Übergangs in einen demokratischen Rechtsstaat im Land fundene in unserem Abschlußbericht nur
Brandenburg“ des brandenburgischen Landtages legte nach vierjähriger Arbeit ihren verklärt zu benennen.
Abschlußbericht vor. Der Politikwissenschaftler Dr. Helmut Müller-Enbergs gab
dazu ein Minderheitenvotum ab – hier einige Auszüge. Der Abgeordnete Peer Jürgens (Die Linke)
befand, die Kultur des Schweigens habe
[…] Die tragende Partei in den Bezirken men – zu den Tabus zählen. Das darf als es so nicht gegeben. Der Abgeordnete
Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam Zeichen dafür gelesen werden, daß noch Dieter Dombrowski (CDU) stellte fest:
war die SED. Sie verlor mit der Herbstrevo- Akteure der SED-Diktatur auf der Bühne „Es wurde nicht geschwiegen, sondern es
lution ihre Machtstellung und vollzog in ih- stehen, deren Interesse an Reflexion ihrer gab unterschiedliche Auffassungen.“ Und
ren Reihen selbst schon einen vorsichtigen Rolle im System wohl noch zu entwickeln die Abgeordnete Susanne Melior (SPD)
Elitenwechsel. Mit Lothar Bisky, der sich
später dem Vorhalt, IM „Bienert“ gewe-
sen zu sein, zu stellen hatte, und Michael
Schumann, der auf dem außerordentlichen
SED-Parteitag 1989 die wohl anti-stalini-
stischste Rede in der Parteigeschichte ge-
halten hatte, verfügte die PDS über zwei
vorzeigbare Funktionäre, hinter denen
sich andere aus den Bezirks- und Kreislei-
tungen bequem verstecken konnten […],
so daß es im Landtag Brandenburg zu dem
Kuriosum kam, daß das ehemalige rührige
Mitglied der SED-Kreisleitung Potsdam
und der kurzzeitige 1. Sekretär der SED-
Bezirksleitung Heinz Vietze für die PDS im
Parlament saß. Trotz des Machtverlustes
blieb Fortuna den Genossen halbwegs Kein historisches Foto, sondern ein Bild, daß am 30. Oktober 2013 in Langenorla, im thüringischen
Saale-Orla-Kreis, von Baldur Haase aufgenommen wurde.
treu. Zum einen standen sie stets in der
Wählergunst und konnten die Anzahl un- ist. Bei der Aufarbeitung der SED-Diktatur schloß sich dem „ausdrücklich“ an, sie
ter den 88 Abgeordnetenmandaten von in Brandenburg werden die Zuschauer mit habe kein „Schweigekartell“ bemerken
Wahl zu Wahl steigern. Zum anderen war der Darstellung von unwahrscheinlichen können.
die Zahl der SED-Genossen mit 2,3, Mil- oder extravaganten, aber denkbaren
lionen (im Land Brandenburg 1990 mit Situationen, Verkleidungen und Ver- Sie haben recht: Es gab in der Enquete-
43 000 und 2005 mit 10 000 Mitgliedern wechslungen unterhalten – mit Humor, Kommission nicht eine Kultur des
immer noch stärkste Partei) einstmals so Wortspielen und Anspielungen. In einem Schweigens, sondern des Verschwei-
beachtlich gewesen, daß ihr beinahe je- Wort: als Komödie. Es kommt auf den gens – durch das Hinnehmen zurückge-
der fünfte Erwachsene zugehörte. Diese Standpunkt an, ob dieser Brandenburger haltener und versteckter Akten für Gut-
Konstellation erzwang die Suche nach Weg als gescheiterte Aufarbeitung oder achter durch Ministerien, das Nennen
einem Hauptschuldigen für die Mißlich- als erfolgreiche Integration von Genossen falscher Angaben zu Kooperationswil-
keiten der SED-Diktatur aufzunehmen, die und Freunden der Partei beziehungsweise ligen des MfS etwa aus dem Justizbe-
zunächst beim MfS mit lediglich 91 000 Blockparteien oder der Staatssicherheit reich, dem Ausblenden vorgesehener,
Hauptamtlichen endete. Gleichsam wurde anzusehen ist. teils beschlossener Untersuchungsfra-
damit die gefürchtete Rechte eines Boxers gen wie geschürfter Ergebnisse, das
abgestraft, nicht der Boxer selbst, der die Aber noch glimmt die Geschichte. Das hat Beschädigen des Ansehens und des
Hiebe steuerte. Von dort war es ein klei- die Arbeit der Enquete-Kommission ein- Wegstimmens von Sachverständigen
ner Schritt, um bei den zuletzt 189 000 IM drucksvoll bewiesen, und wenn es denn und Zeitzeugen – sowie eine Kultur der
anzulangen. Nicht der Boxer, sondern sein dem Landtag noch zukünftig um die Ge- „Lücken“ im Abschlußbericht.
Handschuh war´s. […] schichte der SED-Diktatur im Land gehen
sollte, wird sicherlich achtungsvoll auf die Der Historiker und als Sachverständiger
Auffallend an der Aufarbeitung der SED- Landesbeauftragte für die Aufarbeitung vor die Enquete-Kommission gebetene
Diktatur in Brandenburg ist, daß die we- der Folgen kommunistischer Diktatur, die Christian Meier sah das am 26. November
sentlichen Aktivitäten allesamt recht spät Stiftungsprofessur, die mühsam abgerun- 2010 so: „Ein wichtiger Punkt ist, daß das
erfolgten. Im Zentrum stehen sowjetische genen Verbesserungen für die Verfolgten Schweigen überwunden wird, das heute
Haftlager der frühen Jahre (also die Re- und auf die endlich gesicherte Untersu- noch weitgehend vorhanden ist, das wir
pression durch die Besatzungsmacht), chungshaftanstalt des MfS in Potsdam, ganz ähnlich in Westdeutschland mit der
während die von Deutschen getragene auf das „Linden-Hotel“ verwiesen. Die Geschichte 1945 gehabt haben, dieses
SED-Diktatur in Brandenburg selbst, also Abgeordneten haben damit, scheint zu entsetzlich quälende, lange Schweigen,
die regionale Diktaturgeschichte und die befürchten, im weiteren nichts mehr zu das für mein Empfinden sehr verständlich
Rolle der SED, Blockparteien und Staats- tun. Wir haben nicht die Kraft aufge- ist: Es braucht sehr viel Zeit, bis man sich
sicherheit, auch mehr als 20 Jahre nach bracht, das Geschehene in der SED-Dikta- selbstkritisch mit der eigenen Vergangen-
der Herbstrevolution – mit raren Ausnah- tur eindrucksvoll und in gesellschaftlicher heit auseinandersetzt.“
10 Aufarbeitung

„Perfekte Population“
Wurden in DDR-Gefängnissen medizinische Versuche durchgeführt?

Für Fortschritte in der Medizin sind wis- tige Heilbehandlungen“ des Innenmini- 1972 als reine Beobachtungsstudie ohne
senschaftliche Untersuchungen notwen- steriums (1931) formuliert. Internatio- Therapie und wurde sogar durch den öf-
dig, deren Ergebnisse im Idealfall Pati- nal bekannt geworden ist vor allem der fentlichen Gesundheitsdienst finanziert.
enten und der gesamten Gesellschaft zu- „Nuremberg Code of Medical Ethics“; er
gute kommen. Experimente am Menschen wurde im Urteil des Nürnberger Ärzte- Als Studentin der Humanmedizin, die
beinhalten für alle Beteiligten aber auch prozesses (1947) veröffentlicht. Nach sich dem hippokratischen Gedanken,
große moralische Herausforderungen. den grauenvollen Versuchen des Dritten den Kranken zu helfen und den Gesun-
Gerade medizinische Forschung in Ge- Reichs wollte man ein Regelwerk schaf- den nicht zu schaden, verpflichtet fühlt,
fängnissen wirft dabei spezielle ethische fen, das klare Anleitungen zum ethisch le- war ich entsetzt, als ich das erste Mal
Fragen auf; die Insassen „totaler Institu- gitimen Forschen festschreibt. Darin wird von diesen Versuchen las. Es erschüttert
tionen“ sollten besonders geschützt wer- insbesondere eine freiwillige Zustimmung mich noch heute, wie gerade Ärzte, die
den. In der Geschichte der Medizin sind nach Aufklärung des Versuchsteilnehmers dem Wohl der Menschen dienen soll-
hier viele Grenzüberschreitungen gesche- gefordert, aber auch ein angemessenes ten, besonders schutzbedürftige Gruppen
hen. Gefangene erschienen vermeintlich Verhältnis von Nutzen und Risiken für die wie Gefangene so mißbrauchen können.
prädestiniert für die Forschung zu sein: Forschung. Offensichtliche Gefahren bei In meiner Doktorarbeit zur Geschichte
Man hat eine Gruppe meist gesunder, jun- Experimenten wurden ausgeschlossen, und Ethik der Forschung an Gefängnis-
ger Menschen unter voller Beobachtung, um menschenverachtende oder „termi- insassen will ich den Opfern dieser Ex-
kann ihre Nahrung, täglichen Tätigkeiten nale“ Versuche, wie sie etwa in den KZs perimente gerecht werden, ihnen eine
und Sportmöglichkeiten genauestens durchgeführt wurden, zu verhindern. Stimme geben und auf die Verstöße ge-
Auch die Möglichkeit, die Teil- gen moralische Grundlagen aufmerksam
nahme an einer Studie jederzeit machen. Ich hoffe, auf diese Weise durch
ohne Nachteile abbrechen zu Anerkennung und Nennung des Leids
können, muß jedem Teilnehmer den Opfern Respekt zu zollen und einen
zugesichert werden. Diese und Beitrag zu einer gewissen „Wiedergut-
andere Regeln wurden in da- machung“ und auch zur Vorbeugung für
Foto: Gedenkstätte Bautzen

rauf folgenden Richtlinien wie die Zukunft zu leisten.


der „Deklaration von Helsinki“
des Weltärztebundes 1964 be- Es gibt viele Gerüchte, aber wenig wis-
kräftigt. senschaftliche Belege für Versuche in Ge-
fängnissen in der DDR. Da ich in meiner
Trotzdem ist es leider immer Doktorarbeit nicht nur internationale Bei-
wieder zu Verstößen gegen das spiele betrachten will, sondern vor allem
Grundrecht auf Unversehrtheit auch auf die deutsche Geschichte einge-
der Versuchspersonen gekom- hen möchte, suche ich Betroffene, die auf
Totale Institution: Einzelfreihöfe in Bautzen II. men. Schon aus der Antike deutschem Boden vielleicht Opfer von
überwachen und beeinflussen. Auf den sind erste Experimente an Gefangenen Experimenten geworden sind. Ich bin mir
ersten Blick wirkt dies wie die perfekte bekannt, bei denen man mehr über den der immensen seelischen Belastung, die
Population für Forschungsstudien, aber menschlichen Körper erfahren wollte und eine solche Erfahrung bedeutet, bewußt,
gerade Gefängnisinsassen müssen nach moralische Grenzen überschritt. In der hoffe aber, durch meine Arbeit ein wenig
heutigem Verständnis geschützt werden. jüngeren Geschichte sind die grausamen Gerechtigkeit für die Opfer zu erlangen
Da Häftlinge zu Leitung und Personal von Experimente an KZ-Insassen durch die und ihnen meinen Respekt zu zollen und
Gefängnissen in einer besonderen Abhän- Nationalsozialisten oder die Humanexpe- den Betroffenen durch meine Arbeit die
gigkeit stehen, muß ihre Sicherheit ge- rimente japanischer Militärärzte in China Anerkennung zu erbringen, die ihnen
währleistet sein. Experimente, die mit Ge- bekannt geworden. Aber auch nach dem bisher versagt wurde. Natürlich würden
fahren und Risiken einhergehen, sollten Zweiten Weltkrieg und in demokratischen alle Informationen nur im gewünschten
bei Menschen, die sich in Gefangenschaft Staaten kam es noch zu Verstößen ge- Rahmen und vertraulich benutzt. Über
Vergünstigungen durch Teilnahme an For- gen allgemeine Moralvorstellungen und Zuschriften mit Informationen oder Hin-
schung erhoffen, nicht durchgeführt wer- ärztliche Prinzipien. Vor allem aus den weisen wäre ich sehr dankbar! Gerne
den. Dieses Verständnis von Protektion USA sind einige Skandale bei Versuchen können persönliche Berichte bei Einver-
besonderer Gruppen in der wissenschaftli- bekannt. So wurden in Tuskegee in den ständnis auch in anonymer Form zitiert
chen Forschung, die auf der Anerkennung amerikanischen Südstaaten (Alabama) und Ergebnisse der Untersuchung bei
der Würde eines jeden Menschen basiert, fast 400 afroamerikanische Landarbeiter, Interesse zugesandt werden.
existiert schon lange Zeit. die an der chronischen und zum Tode
führenden Krankheit Syphilis litten, nicht Anna Maria Lehner
Erste Richtlinien zum Schutze von For- behandelt, um den „natürlichen Verlauf“
schungsteilnehmern wurden nach ethisch der Krankheit zu beobachten, obwohl seit Kontakt: Anna Maria Lehner, Adam-
problematischen Experimenten bereits Ende des Zweiten Weltkriegs mit Penicil- Klein-Straße 19, 90492 Nürnberg, E-Mail
mit den „Preußische Anweisungen“ im lin ein Mittel zur Heilung zur Verfügung anna-maria.lehner@gmx.de, Tel. (0176)
Jahr 1900 und „Richtlinien für neuar- stand. Diese Forschung lief trotzdem bis 70 98 19 01
Berichte 11

Ausgeliefert
Buchvorstellung und Ausstellungseröffnung am 19. Mai 2014 im
Amtsgericht Gardelegen

Seit 2007 beschäftigt sich die Vereinigung (Saale) und die Vereinigung der Opfer des geboren 1922,
der Opfer des Stalinismus Sachsen-Anhalt Stalinismus in Sachsen-Anhalt e.V. Geför- erschossen 1946
mit Unterstützung der Landesbeauftrag- dert wurde die Veranstaltung von der Lan- in Gardelegen;
ten für die Staatssicherheitsunterlagen desbeauftragten für die Stasi-Unterlagen Gustav Isenthal
intensiver mit dem Schicksal derjenigen, in Sachsen-Anhalt und unterstützt durch – geboren 1892,
die unter der sowjetischen Besatzung den Bundesbeauftragten für die Stasi- gestorben 1947
ums Leben kamen. Das Projekt trägt Unterlagen, Außenstelle Magdeburg. im sowjetischen
den Namen „Abgeholt und verschwun- Speziallager Mühl-
den“. Die Ergebnisse wurden jetzt in der Am gleichen Tag brachte die Vereinigung berg/Elbe; Wilhelm
Studienreihe der Landesbeauftragten der Opfer des Stalinismus in Sachsen-An- Müller – geboren
für die Staatssicherheitsunterlagen vom halt am Amtsgericht Gardelegen eine Ge- 1890, gestorben
Mitteldeutschen Verlag unter dem Titel denktafel an, die an das Unrecht unter der 1948 im Zucht-
„Edda Ahrberg, Daniel Bohse, Torsten sowjetischen Besatzungsmacht erinnert haus „Roter Ochse“ Halle/Saale; Otto
Haarseim, Jürgen Richter: Ausgeliefert. und der Opfer gedenkt. Der Text lautet: Mutz – geboren 1905, 1951 zuletzt gese-
Haft und Verfolgung im Kreis Gardelegen „In diesem Gebäude befand sich zwischen hen in der sowjetischen Kommandantur,
zwischen 1945 und 1961“ veröffentlicht. 1945 und 1992 die sowjetische Militär- also hier; Willi Oehlke – geboren 1890,
kommandantur mit ihrem Gefängnis. Hier gestorben 1948 im sowjetischen Spezi-
Die Ausstellungen „Der Verfolgung ein begann bis Mitte der 1950er Jahre für allager Mühlberg/Elbe; Gottwalt Quandt
Gesicht geben. Sozialdemokraten in der viele Menschen ein Leidensweg, der durch – geboren 1886, gestorben 1945 im so-
SBZ/DDR 1945-1961“ der Friedrich- Unrechtsurteile und Todesopfer gekenn- wjetischen Speziallager Sachsenhausen;
Ebert-Stiftung (Bonn) und „Haftschicksale zeichnet war. Im Gedenken an die Opfer Erich Schmidt – geboren 1919, hingerich-
verfolgter Sozialdemokraten im ROTEN kommunistischer Gewaltherrschaft.“ tet 1946 in Halle/Saale; Alfred Schwarz-
OCHSEN 1945-1953“ der Gedenkstät- lose – geboren 1896, gestorben 1948 im
te ROTER OCHSE Halle (Saale) bildeten Zu den Gardelegern, die die sowjetische sowjetischen Speziallager Mühlberg/Elbe;
einen geeigneten Rahmen für die Prä- Haft nicht überlebten, gehören: Josef Bar- Heinz Werner – geboren 1921, hingerich-
sentation des Buches. Veranstalter waren duhn – geboren 1926, gestorben 1950 in tet 1946 in Halle/Saale
das Amtsgericht Gardelegen, die Fried- der Strafvollzugsanstalt Torgau; Martin
rich-Ebert-Stiftung Landesbüro Sachsen- Carle – geboren 1891, gestorben 1946 Ihnen und allen anderen Verstorbenen
Anhalt, der Mitteldeutsche Verlag, die im sowjetischen Speziallager Mühlberg/ gilt das Gedenken.
Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt Elbe; Horst Hinz – geboren 1925, er-
mit der Gedenkstätte ROTER OCHSE Halle schossen 1946 in Gardelegen; Kurt Hinz – Edda Ahrberg

Überlebt in Sachsenhausen matstadt Eberswalde angekommen, hatte


er zum ersten Mal unmittelbaren Kontakt
Gerhard Taege zu Gast in der Potsdamer Leistikowstraße mit russischen Soldaten. Dabei machte er
im Freundeskreis einige abfällige Bemer-
Zu einem Zeitzeugengespräch hatte Dr. lerlehre begann, die dann in seine Einbe- kungen über deren abgerissenes Äußeres
Richard Buchner in die Gedenk- und rufung zur Wehrmacht noch in den letz- im Vergleich zu den englischen Truppen,
Begegnungsstätte des ehemaligen KGB- ten Monaten vor dem Kriegsende münde- die er kennengelernt hatte.
Gefängnisses in der Potsdamer Leisti- te. Bis dahin wenig von den politischen
kowstraße eingeladen. Mitveranstalter Verhältnissen der damaligen Zeit berührt, In dieser unmittelbaren Nachkriegszeit
war die Arbeitsgemeinschaft Lager Sach- erinnert er sich jedoch noch heute an den blühte in der SBZ das Denunziantentum,
senhausen 1945 – 1050 e.V., im Podium Abend, als die Synagogen brannten und und so wurde Gerd Taege angeschwärzt,
vertreten durch ihren Vorsitzenden Joa- ein Familienmitglied zu ihm und seinem abträgliche Bemerkungen über die Rote
chim Krüger, MdA. Den Abend bestritt Bruder sagte, das werde die Deutschen Armee gemacht zu haben und damit der
mit großem Engagement und für sein ho- teuer zu stehen kommen. Sowjetmacht seine feindliche Haltung ge-
hes Alter erstaunlicher Dynamik Gerhard zeigt und sie tief beleidigt zu haben. Dies
Taege, der als SMT-Verurteilter mehrere Nach kurzem Einsatz an einer 10,5-cm- wurde als Hetze gegen die Sowjetmacht
Jahre im Speziallager Sachsenhausen – Flak in Norddeutschland kam er in eng- eingestuft. Am 20. Dezember 1945 er-
bis zu dessen Auflösung 1950 – die da- lische Kriegsgefangenschaft, wobei er folgte seine Verhaftung; nach kurzem
maligen grauenvollen Haftbedingungen über den Umgang mit den deutschen Ge- Prozeß, der jeder Rechtsstaatlichkeit
ertrug, aber auch überlebte. fangenen nur Gutes zu berichten wußte, Hohn sprach und keine menschenwürdige
einschließlich der Fürsorge der Engländer, Verteidigung erlaubte, erfolgte die Verur-
Eindrucksvoll berichtete Gerd Taege, Jahr- bei deren Entlassung diejenigen Deutschen teilung zu zehn Jahren Zwangsarbeit.
gang 1928, über seine Zeit in Eberswalde, zu warnen, die in das Gebiet der Sowje-
wo er nach dem Schulbesuch und einer tischen Besatzungszone zu ihren Angehö- Sein Leidensweg führte über das NKWD-
recht unbeschwerten Jugend eine Tisch- rigen aufbrechen wollten. In seiner Hei- Lager Alt-Strelitz im September 1946
12 Berichte

in der Regel zum unausweichlichen Tod Tag für ihn wie der einer zweiten Geburt.
führten, weil Medikamente und ärztliches Was danach kam, war anfangs auch nicht
Personal kaum oder gar nicht vorhanden einfach: Hilfsarbeiter beim Kohlenschip-
waren. Lange Monate waren die Häftlinge pen, Zwangsverpflichtung zur Wismut
völlig isoliert, durften ihre Haftbaracke nach Aue, Flucht nach West-Berlin und
nur zum Appell verlassen und hatten kei- dann endlich Aufnahme einer Lehre mit
Foto: Joachim Krüger

nen Kontakt zur Außenwelt; ihre Familien guter Berufsperspektive, Heirat, Familie.
wußten nichts über ihren Verbleib.
Gerd Taege hatte es geschafft, aber noch
Gerd Taege hatte Glück im Unglück: Er heute kommen ihm die Tränen und er-
war jung, nicht groß gewachsen, stämmig stickt ihm die Stimme, wenn er über das
würde man heute sagen. Er konnte die Schicksal all derer berichtet, die diese
Gerd Taege (l.), mit seinem Sohn bei einem Besuch Arbeit als Träger für die Essenskanister Haftbedingungen nicht überlebten und
in Sachsenhausen. leisten und hatte damit die Chance, etwas zu den mehr als 12 000 Toten des Spe-
nach Sachsenhausen. Mit noch immer mehr Nahrung zu erhalten. Im Industrie- ziallagers Sachsenhausen zählen. Er hebt
großer emotionaler Anteilnahme berich- hof neben der Zone 1 konnte er seine hervor, daß letztendlich nur der enge
tete Gerd Taege über die dortigen Haftbe- Tischlerkenntnisse bei der Ausführung von Zusammenhalt mit einer Handvoll Kame-
dingungen: Die Menschen waren zu Dut- Aufträgen der Russen einsetzen, was ihm raden während der Lagerzeit, die sich ge-
zenden auf engstem Raum eingepfercht, weitere Überlebenschancen eröffnete. genseitig unterstützt und ermutigt haben,
die sanitären Bedingungen waren un- So manche Mohrrübe, des Nachts unter ein Überleben ermöglichte, und es mußte
beschreiblich schlecht; ein letzter Rest Lebensgefahr aus der Gärtnerei entwen- viel Glück, sehr viel Glück dazukommen!
vom Intimsphäre wurde zerstört, um den det und gargekocht, ergänzte die Tages-
Überlebenstrieb der Gefangenen zu bre- ration. Und doch war sein Körpergewicht Mit Beifall und tiefer innerer Betroffenheit
chen. Die tägliche Nahrung, so berichtete längst unter 100 Pfund gefallen, als er und Anteilnahme dankten die Anwesenden
er, war völlig unzureichend, aber schlim- – nach einer Tätigkeit im „Nachkomman- Gerd Taege für seine Ausführungen.
mer noch waren die hygienischen Bedin- do“ – Sachsenhausen am 5. März 1950
gungen, die zu Massenerkrankungen und verlassen konnte. Noch heute ist dieser Joachim Krüger

Erschütternde Schilderungen Karlsruhes Oberbürgermeister Dr. Frank


Mentrup hieß sie als gern gesehene Gäste
(hs)„Die Frauen im Gulag“ – dieses ternet-Seite (workuta.de), die von Stefan seiner Stadt willkommen. Mit einem ein-
Thema stand im Mittelpunkt der Jahres- und Margreet Krikowski gestaltet wurde. drucksvollen Grußwort würdigte er den
tagung der Lagergemeinschaft Workuta/ Stefan, dessen bereits verstorbener Vater Widerstand gegen den kommunistischen
GULag Sowjetunion, die vom 30. Mai bis politischer Häftling in Workuta war, schil- Terror, der entscheidend dazu beigetra-
1. Juni in Karlsruhe stattfand. Als Referent derte die besonderen Details dieser Seite, gen hat, daß wir in einem vereinten frei-
war der Berliner Historiker Dr. Meinhard die in dieser Form bislang ohne Beispiel heitlichen Rechtsstaat leben.
Stark, Autor mehrerer Bücher über den ist. In einem weiteren Referat berichtete
sowjetischen GULag, gewonnen worden. Edda Ahrberg über eine Gruppenreise im Die von Horst Schüler seit vielen Jahren
Sein Bericht über das Leiden der Frauen in vergangenen Jahr nach Workuta. Edda geleitete Lagergemeinschaft wird trotz des
den Gefängnissen und Straflagern führte Ahrberg und Anne Drescher, Landesbe- hohen Alters ihrer Angehörigen weiter be-
in der anschließenden Diskussion zu er- auftragte für die Stasi-Unterlagen in Me- stehen und eine wichtige Stimme unter den
schütternden Schilderungen persönlicher cklenburg-Vorpommern, unterstützen seit Opferverbänden bleiben. Im kommenden
Schicksale. Meist hatten Frauen ihre be- Jahren die Arbeit der Lagergemeinschaft. Jahr wird wahrscheinlich Hannover oder
sonderen Erfahrungen und Leiden für sich Magdeburg Ort ihres Jahrestreffens sein.
bewahrt. Daß sie hier – wohl zum ersten Über 80 ehemalige politische Häftlinge
Mal – öffentlich darüber sprachen, löste und Angehörige hatten sich im „Schloß- (In der nächsten Ausgabe wird eine Re-
tiefe Betroffenheit aus. Seit kurzem hat hotel“ zu dem von der Stiftung Aufar- portage über die Jahrestagung der Lager-
die Lagergemeinschaft eine eigene In- beitung geförderten Treffen versammelt. gemeinschaft erscheinen.)

„Die Gedanken sind frei!“ So konnte Frau Orosz unbeeinträchtigt


vom Wetter ihre Begrüßungsrede an die
Feierliche Eröffnung der Gedenkstätte Bautzner Straße in Dresden Gäste und Ehrengäste richten – unter ih-
nen Roland Jahn, Bundesbeauftragter für
Unter großer Anteilnahme wurde am 9. und wollte gerade der Oberbürgermeiste- die Stasi-Unterlagen, Jens Drews, Slicon
Mai 2014 nach längerer Umbauzeit die rin der Stadt Dresden, Helma Orosz, das Saxony, Prof. Dr. Werner Patzelt, Politiker
Gedenkstätte in der Bautzner Straße in Wort übergeben, als ein Gewittersturm und Abgeordnete des Sächsischen Land-
Dresden neu eingeweiht. (Ich sprach so- losbrach. Die symbolisch errichtete Mauer tages, die Geschäftsführer und Leiter der
gar mit einem Deutschen, der extra aus aus Pappkartons wurde diesmal vom Win- Stiftung Sächsische Gedenkstätten und
China angereist war.) Pünktlich um 16 de verweht. Ohne Verzug wurde darauf- der Landeszentrale für Politische Bildung,
Uhr begrüßte der Vorsitzende des Träger- hin das Programm im sanierten Saal des Lutz Rathenow, Landesbeauftragter für
vereins, Dr. Herbert Wagner, die große ehemaligen Objektes der Bezirksverwal- die Stasi-Unterlagen in Sachsen und der
Zahl der Gäste vor dem Haupteingang tung der Staatssicherheit weitergeführt. Vorsitzende des VOS-Landesverbandes.
Berichte 13

Das schöne Motto „Die Gedanken sind Datenweitergabe an die Geheimdienste ken nicht frei sind, können sich schöpfe-
frei!“ bildete den Rahmen für die Auftakt- Freiheit und Leben verlieren. In der De- risches Denken und Arbeiten nicht zu ho-
veranstaltung. Zunächst wurden die Gäste mokratie sind die Auswirkungen dagegen her Blüte entfalten.
zum Mittun aufgefordert und sangen das begrenzt, und Geheimdienste haben hier Bernd Müller-Kaller
alte Volkslied Strophe für Strophe. Nach keine polizeilichen Vollmachten, sie dürfen
jeder Strophe trugen der ehemalige poli- nicht verhaften und verurteilen, nicht eige-
tische Häftling Siegmar Faust und Uljana ne Haftanstalten und Straflager betreiben.
Sieber, die Leiterin der Gedenkstätte, Texte Was wäre gewesen, wenn die Stasi die
aus originalen Stasi-Akten vor. Besonders heutigen technischen Möglichkeiten, wie
interessant war dann die Diskussion im Internet, Google, Twitter, gehabt hätte,

Foto: Müller-Kaller
Forum zwischen Roland Jahn und Jens lautete eine provokative Frage. Das aber
Drews, die Prof. Patzelt sehr gekonnt mo- ist Spekulation. Tatsache ist, das System
derierte, zum Thema „Information und scheiterte letztlich an den technischen und
Datenschutz in Diktatur und Demokratie“. ökonomischen Anforderungen der Zeit.
Vor allem Roland Jahn machte den Unter- Das dogmatische und starre kommuni-
schied deutlich klar: In der Diktatur konnte stische Parteiensystem behinderte jede Losungen, die Ende 1989 auf die Mauer der Dresdner
man mit ungeschützter Informations- und freie schöpferische Kraft. Wo die Gedan- Stasi-Zentrale geschrieben wurden.

Belter-Dialoge an der Universität Leipzig


Zum 6. Mal fanden am 28. April dieses schaft in der DDR“ stand, nahmen von der gelang es vor allem dem Theologieprofes-
Jahr die Belter-Dialoge an der Universität Belter-Gruppe Peter Eberle, Werner Gum- sor Klaus Fitschen, auf diesen Tatbestand
Leipzig statt, die von der Konrad-Ade- pel und Siegfried Jenkner teil. Auch dabei mit zahlreichen Beispielen hinzuweisen.
nauer-Stiftung im Freistaat Sachsen mit- war Dr. Maria Wolf aus Freiburg im Breis-
getragen werden. An diesem Tag vor 63 gau, eine Verwandte von Herbert Belter. Von den einmal im Jahr stattfindenden
Jahren wurde Herbert Belter im Alter von Belter-Dialogen, einer Geschichtswerk-
22 Jahren in Moskau erschossen. Er hatte Der Landesbeauftragte der Konrad-Ade- statt im besten Sinne, sollte beispiel-
sich zur Gewissens-, Rede- und Presse- nauer-Stiftung, Joachim Klose, betonte gebend ein Funke überspringen auf die
freiheit bekannt. Seine Mitstreiter wurden eingangs die Selbstinszenierung der DDR Fach- und Hochschulen sowie Universi-
überwiegend zu 25 Jahren Arbeitslager als antimilitaristischer Staat, der sie zu kei- täten der ehemaligen DDR, an denen stu-
verurteilt, die sie nördlich des Polarkreises ner Zeit war. Die Militarisierung des Alltags dentischer Widerstand nachweisbar ist,
in Workuta verbringen mußten. begann bereits mit der Erziehung in den um ebenfalls einen solchen Gedenktag
staatlichen Einrichtungen und führte zu einzuführen.
An der Veranstaltung, die unter dem Mot- einer militärpolitischen Indoktrination mit
to „Militarisierung von Staat und Gesell- festen Feindbildern. Von den Referenten Gerald Wiemers

DDR-Zwangsadoptierte fordern mehr Rechte


Am 18. April und 25. Mai 2014 führte Ob der Betroffene aber seine Akte zu se- des „asozialen Verhaltens“ (§ 249 StGB-
der Verein OvZ-DDR (Hilfe für die Op- hen bekommt oder nicht, obliegt letztlich DDR) vertuscht wurden.
fer von DDR-Zwangsadoptionen) e.V. der alleinigen Entscheidung des Sachbe-
in Kooperation mit der Union der Op- arbeiters. Das erscheint den Betroffenen Daß § 249 StGB-DDR dazu mißbraucht
ferverbände Kommunistischer Gewalt- häufig als Willkür. Diese wirkt um so wurde, Personen zu kriminalisieren, die
herrschaft e.V. in Berlin Kundgebungen schlimmer, als heute noch alte Mitarbei- politisch unliebsam waren, ist inzwischen
durch. ter der DDR-Jugendhilfe in den verant- in der Wissenschaft anerkannt.
wortlichen Positionen der Adoptionsver-
Das Thema DDR-Zwangsadoptionen mittlung sitzen. Katrin Behr
wird von Politik und Behörden bislang
weitgehend ignoriert. Dies hat dazu ge- Des weiteren ist der Umgang
führt, daß die Rechte von Betroffenen mit politisch motivierten
von Zwangsadoptionen unzureichend Zwangsadoptionen nach wie
sind. Es fängt bereits damit an, daß die vor unzureichend. So wird
derzeitige Rechtslage es den Betroffenen die Tatsache, daß es solche
schwer macht, ihre eigene Geschichte überhaupt gab, häufig ge-
überhaupt aufzuarbeiten. So bekommen leugnet, bzw. die Zahl der
viele Adoptierte mit dem Verweis auf Fälle heruntergespielt. Aus
Datenschutz und Persönlichkeitsrechte den Erfahrungen in meiner
Foto Steffen Krahl

von Dritten keinerlei Kopien aus ihrer Beratungstätigkeit ergibt sich


Adoptionsvermittlungsakte ausgehän- allerdings ein ganz anderes
digt, obwohl diese leicht, wie das Bei- Bild, besonders, wenn man
spiel des Umgangs mit den Stasi-Akten die Tatsache berücksichtigt,
zeigt, durch Schwärzungen geschützt daß viele politisch motivierte
werden könnten. Tatsächlich wird in Zwangsadoptionen mit dem Zwangsadoptierte und betroffene Eltern demonstrierten am 25. Mai
Einzelfällen auch so verfahren. vorgeschobenen Strafdelikt vor dem Brandenburger Tor.
14 Berichte

Junge Wissenschaftler arbeiten DDR-Unrecht auf


UOKG-Verbändetreffen am 14. und 15. Juni in Berlin

(st) „Aufarbeitung des DDR-Unrechts Bis zur Besetzung am 5. Dezember 1989 tischen Bezug, schwere Verstöße gegen
als Gegenstand wissenschaftlicher For- befand sich in dem Gebäudekomplex eine wissenschaftliche Arbeitsweise seien
schung“ hieß diesmal das Thema des die U-Haftanstalt der Dresdner Bezirks- Standard gewesen.
Verbändetreffens. Der erste der durchweg verwaltung des MfS. Nach fünfjährigem
jungen Referenten, Hendrik von Qillfeldt, Leerstand sei Ende 1994 die U-Haft Dr. Micha Christopher Pfarr schließlich
sprach über „Dissidenten für Devisen – erstmals wieder öffentlich zugänglich widmete sich der strafrechtlichen Aufar-
Entwicklung des Häftlingshandels zwi- gemacht worden. Inzwischen sei die Ge- beitung der Mißhandlung von Gefange-
schen DDR und Bundesrepublik Deutsch- denkstätte ins sächsische Gedenkstätten- nen in den Haftanstalten der DDR. Nach
land“, dies war auch Gegenstand seiner gesetz aufgenommen und werde dadurch einer Einführung in die rechtlichen Grund-
Magisterarbeit gewesen. Der Freikauf auch gefördert. Als Besonderheiten der lagen und die Strafverfolgung in der DDR
durch die Bundesrepublik ab 1962/63 sei „Bautzner Straße“ nannte Uljana Sieber kam Pfarr zu dem Schluß, daß Gefange-
zunächst mit Bargeld, später mit Waren einen erhaltenen sowjetischen Haftkel- nenmißhandlung rechtlich zwar unter-
ler, die originale MfS- sagt war, dies der Realität jedoch nicht
U-Haft, das Büro des entsprach. Die Mißhandlungen seien
letzten Dresdner Stasi- Partei- und Staatsführung bekannt, eine
Chefs und einen MfS- Verfolgung aber nicht erwünscht gewe-
Festsaal. Das Projekt sen. Kritisch zu sehen sei bei den 79 Ver-
„Gedenken“ sei ein fahren wegen Gefangenenmißhandlung
Geschichtskurs mit 60 nach der Wiedervereinigung die pauscha-
Schülern aus mehreren le Berücksichtigung als strafmildernder
Schulen gewesen. Die- Umstand, daß die Täter keine Vorstrafen
se hätten zwei Jahre hatten. Ebenso bedenklich sei die ge-
lang in ihrer Freizeit richtliche Einstellung gewesen, Verfahren
Foto: UOKG

Zeitzeugen interviewt, wegen Mangel an öffentlichem Interesse


Kunstwerke zum The- und „Geringfügigkeit“ einzustellen. Eine
ma geschaffen und eine der „geringfügigen“ Taten bestand darin,
Ausstellung entwickelt, einen Jugendlichen 45 Minuten bei minus
Während des Vortrags von Stephan de Reese. auch ein „Raum der 15 Grad an das Anstaltstor zu ketten.
Stille“ sei entstanden. Dennoch sei die strafrechtliche Aufarbei-
erfolgt, insgesamt wurden knapp 34 000 Die Zahl von 15 000 Besuchern jährlich tung seines Erachtens gelungen. Zwar
Häftlinge freigekauft. Das erste Freikauf- wäre deutlich zu erhöhen, es gebe aller- erfaßten die 79 Verfahren in keiner Weise
geschäft sei abenteuerlich verlaufen und dings zu wenig Personal. das tatsächliche Unrecht, aber mit bun-
habe acht Personen betroffen, das Bar- desdeutschem Recht sei mehr nicht mög-
geld wurde von einem Unterhändler direkt Es folgte ein Referat über den wissen- lich gewesen. Eine Schaffung von Sonder-
über die Grenze geschafft. Ab 1964 habe schaftlichen Wert der „Dissertationen“ gesetzen hätte sich von den Grundwerten
sich ein Regelwerk für die Transaktionen an der Juristischen Hochschule des MfS entfernen müssen und damit die gesamte
etabliert, zu dem auch der durchschnitt- von Polizeirat Stephan de Reese, der Aufarbeitung angreifbar gemacht. Aller-
liche Richtsatz von ca. 40 000 D-Mark pro auf diese Problematik im Rahmen seiner dings wäre unverständlich, weshalb kei-
Person gehörte. Mit Gründung der KoKo Masterarbeit über „Einflußnahme des ne bessere Wiedergutmachung zustande
seien die aus dem Geschäft erzielten MfS auf die West-Berliner Polizei unter gekommen sei.
Waren nicht mehr in der DDR verblie- Berücksichtigung von themenspezifischen
ben, sondern auf dem Weltmarkt gegen Dissertationen an der JHS“ gestoßen Im Bericht des Vorstands gab UOKG-Vor-
Devisen veräußert worden. Der Freikauf war. Die Bezeichnungen der Abschlüsse sitzender Rainer Wagner einen Einblick
wurde von beiden Seiten zunächst strikt seien Diplomjuristen, Fachschuljuristen in die aktuelle Arbeit. Nach Abschluß der
geheim gehalten, erst ab 1973 berichte- oder Staatswissenschaftler gewesen, die wissenschaftlichen Erforschung der Haft-
te die westdeutsche Presse darüber. Die Lehrinhalte hätten sich jedoch nur zu zwangsarbeit in der DDR müßten noch
DDR habe immer wieder versucht, auch 12 Prozent auf juristische Fragen bezo- in diesem Jahr an Runden Tischen Ge-
Kriminelle einzuschmuggeln, dafür seien gen. Vielmehr habe politisch-operative spräche über Entschädigungen beginnen.
sogar Akten geändert worden. So sollten Grundlagenarbeit, Marxismus-Leninis- Zur Erhöhung der Opferrente liege ein
die ehemaligen politischen Häftlinge in mus, militärische Ausbildung, Konspirati- Gesetzentwurf vor, doch die angebote-
der Bundesrepublik diskreditiert werden. on und Führung von IMs dominiert. Statt nen 50 Euro seien Almosen und nicht ak-
Rechtswissenschaftler habe die Hoch- zeptierbar. Die Opferverbände forderten
Uljana Sieber, Leiterin der Gedenkstätte schule Geheimdienstoffiziere ausgebildet. weiterhin mit Nachdruck die Aufnahme
Bautzner Straße in Dresden, stellte an- Die insgesamt 476 Doktoranden hätten bisher nicht berücksichtigter Opfergrup-
schließend ihre Einrichtung und deren 174 Dissertationen geschrieben, manche pen, die Vererbbarkeit der Opferrente und
originelle Bildungsarbeit vor. Weil die Arbeiten seien von bis zu zehn Autoren eine Rentengerechtigkeit. Diese sei erst
Gedenkstätte erst spät und zunächst auf angefertigt worden. Eine öffentliche hergestellt, wenn die Durchschnittsrente
rein ehrenamtlicher Basis entstanden sei, Verteidigung fand nicht statt, viele Dis- ehemaliger politischer Häftlinge jener der
wäre sie bisher noch nicht sehr bekannt. sertationsthemen hätten keinerlei juris- ehemaligen Täter entspricht.
Verbände 15

Aktuelle Resolutionen der UOKG überleitungsgesetzes wurden die Über-


siedler wieder aus dem Regelungsbereich
(uokg) Die im Haus 1 der ehemaligen Stasi- Die zweite Resolution beschäftigt sich mit des Fremdrentengesetzes ausgegliedert.
Zentrale in der Berliner Normannenstraße der Rentensituation von DDR-Übersied- Durch das Rentenüberleitungsgesetz wur-
versammelten Mitglieder des Dachverbands lern: „Wir fordern die Bundesregierung den sie den DDR-Bürgern gleichgestellt.
der Opfer kommunistischer Gewaltherr- und den Deutschen Bundestag hiermit auf, Somit wurden die Übersiedler durch das
schaft verabschiedeten während ihres Tref- die Übersiedler aus der ehemaligen DDR in deutsche Rentenrecht wieder rückwirkend
fens am 14. Juni 2014 zwei Resolutionen. die Bundesrepublik Deutschland renten- zu DDR-Bürgern gemacht.
rechtlich wieder so zu stellen, wie sie vor
„Das Bundesministerium für Justiz hat dem Inkrafttreten des Rentenüberleitungs- Wir fordern ein Ende dieser Diskriminie-
kürzlich einen Referentenentwurf zur Ver- gesetzes gestanden haben. rung. Im Namen des Rechtsstaates und
besserung des Strafrechtlichen und des der Gerechtigkeit muß der rentenrecht-
Beruflichen Rehabilitierungsgesetzes vor- Die Übersiedler fielen in den Bereich des liche Status quo vor Inkrafttreten des Ren-
gelegt. Demnach soll die Besondere Zu- Fremdrentengesetzes. Mit dem Fall der tenüberleitungsgesetzes wiederhergestellt
wendung für Haftopfer um 50 Euro, die Mauer und dem Inkrafttreten des Renten- werden.“
Ausgleichsleistungen nach dem Beruflichen
Rehabilitierungsgesetz um 30 Euro erhöht
werden. Für uns, die wir unter der Willkür-
Gedenken in Jamlitz
herrschaft der kommunistischen Obrigkeit Am Sonnabend, dem 13. September der geschichtlichen Wende im Jahr 1990
gelitten haben, bedeutet dieser Entwurf 2014, um 14.00 Uhr, führen wir auf dem organisieren, bestärkt uns in unserer Ar-
eine herbe Enttäuschung. Waldfriedhof Jamlitz unsere 25. Gedenk- beit. An ihr nehmen ehemalige Internierte
veranstaltung für die Toten des Sowje- sowie viele Angehörige von Opfern und
Den Kern des Problems packt der Entwurf tischen Speziallagers Nr. 6 Jamlitz durch. eine zunehmende Zahl von interessierten
nicht an. Wesentliche Forderungen unse- Dazu laden wir herzlich ein. Bürgern teil.
rerseits, wie die Vererbbarkeit der Leistun-
gen oder die Besserstellung bisher kaum Als Initiativgruppe Internierungslager Vor unserer Feierstunde auf dem Wald-
berücksichtigter Opfergruppen, werden Jamlitz e.V. sehen wir es als unsere friedhof in Jamlitz findet um 11.00 Uhr
einfach ignoriert. wichtigste Aufgabe an, daß der mehr in der Evangelischen Landkirche zu Lie-
als 3400 Todesopfer und derer, die im berose ein Gedenkgottesdienst für die
Für verschleppte Frauen, Zwangsadop- Sowjetischen Internierungslager Nr.6 Opfer des Speziallagers Jamlitz statt, der
tierte, Zwangsausgesiedelte und Zerset- Frankfurt/Oder-Jamlitz von Mai 1945 bis in diesem Jahr von Pfarrer Hans-Wilhelm
zungsopfer ändert sich nichts. Für die ver- April 1947 gelitten haben, in würdiger Ebeling gehalten wird.
folgten Schüler und Studenten bleibt das Form gedacht wird. Unsere alljährlich am
Berufliche Rehabilitierungsgesetz ein Mu- zweiten Septembersonnabend durchge- Günther Kossatz
ster ohne Wert. Häftlinge, die weniger als führte Gedenkveranstaltung, die wir seit Vorsitzender
180 Tage Haft verbüßen mußten, bleiben
weiterhin von der Besonderen Zuwendung
für Haftopfer ausgenommen. Auch die Be-
Enge Kooperation beschlossen
dürftigkeitsklauseln bleiben unberührt. (uokg) Der Dachverband der Opferver- Der Bundesvorsitzende Rainer Wagner
bände kommunistischer Gewaltherr- erklärte: „Die enge Verbundenheit beider
Abgesehen davon ist eine Erhöhung um 50 schaft (UOKG) hat bei seinem Verbän- Verbände wird schon jetzt daran deutlich,
Euro bzw. 30 Euro viel zu niedrig angesetzt. detreffen am 14. Juni in Berlin eine daß der Bundesvorsitzende der UOKG in
Angesichts der massiv gestiegenen Lebens- enge politische Zusammenarbeit mit der Personalunion auch das Amt des Bundes-
haltungskosten seit 2003 bzw. 2007 ist Vereinigung der Opfer des Stalinismus vorsitzenden der VOS wahrnimmt. Bei
dies ein Tropfen auf den heißen Stein. Die (VOS) beschlossen, dem ältesten und den politischen Aktivitäten, besonders im
Opfer der SED-Diktatur wollen aber weder mitgliederstärksten Verband ehema- Zusammenhang mit den zu erwartenden
ein Trinkgeld noch ein Almosen. liger politischer Häftlinge aus der SBZ Gesetzen zur Verbesserung der Opferren-
und DDR. Diese Kooperation soll stetig te, der Anerkennung von Haftfolgeschä-
Wir verlangen endlich eine würdige und ausgebaut werden, bis alle Voraus- den und einer gerechten Regelung für
angemessene Anerkennung erlittenen setzungen für eine förmliche Mitglied- die DDR-Haftzwangsarbeiter, sprechen
Unrechts. Und solange die SED-Büttel aus schaft der VOS in der UOKG gegeben UOKG und VOS daher bereits jetzt mit
Justiz, Partei und Stasi immer noch besser sind. einer Stimme.“
gestellt sind als die Opfer, ist dieses Ziel
nicht einmal annähernd erreicht.
Suchanzeige
Wir sind darüber hinaus entsetzt, daß es
das BJM trotz mehrmaliger Anfragen un-
Dem Castro-Regime entkommen
sererseits und trotz einer Zusicherung aus Welcher Regisseur oder Filmproduzent hat Interesse, einen Film über das Leben
diesem Hause bis heute nicht für notwen- eines der bekanntesten kubanischen Saxophonisten, Juan de Dios, zu drehen?
dig hielt, die Opfer persönlich anzuhören. Er wurde von Fidel Castro brutal gefoltert und konnte später fliehen. Er lebt in
Dies ist ein Zeichen von mangelndem Re- Deutschland, seine Heimat wird er niemals wiedersehen. Sabine Christiansen in-
spekt gegenüber denjenigen, die unter teressierte sich bereits dafür.
der kommunistischen Herrschaft gelitten Kontakt über: Monika Bandera, Tel. (0211) 99 44 977, www.monika-bandera.de
haben.“
16 Verbände

Bundespräsident besuchte Archiv Abschied


der DDR-Opposition von Dr. Walter Schöbe
(rhg) Bundespräsident Joachim Gauck hat „Ohne daß Menschen aufstehen, fallen kei- (18.03.1929 – 17.05.2014)
mit seinem Besuch in der Robert-Have- ne Mauern“, sagte Gauck. „Mein Anliegen
mann-Gesellschaft am 17. Juni 2014 den 25 Jahre nach der Friedlichen Revolution ist Der in der Nähe von Bitterfeld aufgewach-
Volksaufstand vom 17. Juni 1953 gewür- es, unsere eigene Freiheitsgeschichte stär- sene Arzt Dr. Walter Schöbe gehörte nach
digt. Im Archiv der DDR-Opposition werde ker ins Bewußtsein zu bringen.“ dem 2. Weltkrieg zu jenen jungen Men-
gesammelt und dokumentiert, was es auch schen, die sich als 16jährige Flakhelfer
schon in frühen Zeiten an Widerstand ge- Im Gespräch mit dem Vorstand und der von den Amerikanern tatsächlich befreit
gen die SED-Diktatur gegeben habe, sagte Geschäftsleitung der Robert-Havemann- fühlten. Doch die Amerikaner zogen ab,
der Bundespräsident. Er betonte, wie wich- Gesellschaft erkundigte sich der Bundes- die Sowjets zogen ein und über die Frauen
tig die Erinnerung an diejenigen sei, die präsident nach der Zukunft des Archivs. Die her. Viel Volk haute Richtung Westen ab,
sich zur Wehr gesetzt hätten: „In diesem Regierungsparteien hatten 2013 in ihrem manche dienten sich den Russen und ihren
Land muß man mehr über die Menschen Koalitionsvertrag die dauerhafte Sicherung Statthaltern an, andere wie Walter Schöbe
reden, die Zivilcourage gezeigt haben.“ des Archivs vereinbart. Bis heute ist die gingen von Anfang an in Opposition gegen
Perspektive des Archivs jedoch unsicher. die neue Terror-Diktatur. Bis zuletzt wei-
Angesichts der zahlreichen Dokumente zur Dr. Olaf Weißbach, Geschäftsführer der Ge- gerte er sich, die DDR bei ihrem verlogenen
Revolution von 1989, die sich im Bestand sellschaft, erläuterte die schwierige Situati- Namen zu nennen. Für ihn blieb sie immer
des Archivs befinden, wies der Bundespräsi- on, besonders angesichts der wachsenden „Die Zone“.
dent auf die Bedeutung der Revolution hin: Nachfrage von Nutzern: „Allein aus Pro-
jektmitteln ist die Archivarbeit nicht mehr Schöbe hatte soeben sein Veterinärmedi-
Foto: Robert-Havemann-Gesellschaft/

zu leisten“, resümierte Weißbach. Bun- zinstudium beendet, als er im Radio vom


despräsident Gauck sicherte seine Unter- Volksaufstand am 17. Juni 1953 erfuhr
stützung zu und sagte: „Ich wünsche dem und sofort in die Innenstadt Leipzigs eilte,
Archiv, daß es auf Dauer arbeiten kann.“ um die Geschehnisse zu fotografieren. Kurz
darauf und kurz vor seinem Hochzeitster-
Zum Abschluß trug sich der Bundesprä- min mit Ursula, seiner Verlobten, wird er
Andreas Schoelzel

sident in das Gästebuch der Robert-Ha- verhaftet. Im Vernehmungskeller des so-


vemann-Gesellschaft ein. Er dankte den wjetischen Geheimdienstes muß er unter-
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für schreiben, daß er und seine Freunde die Ur-
ihr Engagement und lud einen Vertreter heber des 17. Juni gewesen seien. „Damit
des Archivs dazu ein, ihn zu den Feierlich- waren die sowjetischen KGB-Vernehmer
Vorstandsmitglied Ulrike Poppe und Geschäftsführer Dr. Olaf Weiß- keiten am 9. Oktober 2014 nach Leipzig zufrieden.“ So kam es, daß er mit „nur“
bach beim Archivrundgang mit Bundespräsident Joachim Gauck. zu begleiten. 15 Jahren Zuchthaus davon kam, während
andere sogar hingerichtet wurden. Über
sechs lange Jahre sitzt er davon in Wald-
UOKG-Beauftragte „Kindheit hinter heim ab, bevor er amnestiert wird. An-
schließend arbeitet er in einer Tierarztpra-
Durch Förderung der Beauftragten der Bun- Stacheldraht“ xis, darf zwar seinen Doktor machen, aber
desregierung für Kultur und Medien (BKM) nicht lehren oder ausbilden. Widerstand
hat die Union der Opferverbände kommu- (al) Diese Wanderausstellung der Verei- gegen das gefestigt scheinende Regime
nistischer Gewaltherrschaft (UOKG) die nigung der in Lagern/Gefängnissen der wird immer gefährlicher, vor allem, wenn
Möglichkeit erhalten, für das Jahr 2014 SBZ/DDR geborenen Kinder politischer man Vater zweier Söhne geworden ist.
die Stelle eines UOKG-Beauftragten einzu- Häftlinge wurde am 21. Juni 2014 in der
richten. Seit März teilen sich diese Aufgabe Gedenkstätte Sachsenhausen eröffnet. So beschließen die Eltern, der „Zone“
Theo Mittrup und Dr. Christian Fuchs, der 1970 den Rücken zu kehren. Doch der
durch eine mehr als 15jährige Tätigkeit im Heute ist weitgehend unbekannt, daß Fluchtversuch mißlingt. Ursula Schöbe
Bundesinnenministerium und eine fünf- auch Kinder in den sowjetischen Spezi- sitzt 53 Monate im Roten Ochsen zu Halle
jährige Arbeit im Dienst des Auswärtigen allagern eingesperrt lebten, die in der und anschließend im Frauenzuchthaus Ho-
Amts viele Erfahrungen im Bereich von Po- Haft geboren worden waren. Oft waren heneck ab. Der ältere Sohn Thomas wird
litik und Verwaltung sammeln konnte. Er die Mütter bei ihrer Verhaftung schon wegen Mitwisserschaft ebenfalls inhaftiert
ist Sohn einer Flüchtlingsfamilie aus Schle- schwanger, manche Frau wurde es erst im und Vater Walter lernt das Zuchthaus Bran-
sien, auch seine Frau stammt von dort. Lager. Die Wanderausstellung vertieft das denburg kennen. Im Dezember 1974 wird
Thema und zeigt einzelne Biographien die Familie freigekauft. Im Westen unter-
Die UOKG-Beauftragten sollen die Ge- betroffener Kinder. stützt Walter Schöbe alles, was der Aufklä-
schäftsstelle professionalisieren und den rung über die zweite deutsche Diktatur auf
UOKG-Vorstand unterstützen. Sie treten Die Ausstellung ist noch zu sehen bis zum deutschem Boden dient. Als im November
für ihn in der Öffentlichkeit auf und unter- 31. Oktober 2014 in der Gedenkstätte 1989 die Mauer fällt und 1990 die Wieder-
stützen die Vorbereitungen von Veranstal- Sachsenhausen, Sonderausstellungsraum vereinigung erreicht wird, empfindet er das
tungen anläßlich des Jubiläums der Fried- im Museum „Sowjetisches Speziallager“. als Sternstunde seines gesamten Lebens.
lichen Revolution. Öffnungszeiten; Di – So 8.30 – 18.00 Uhr
Rainer Wagner (ab 15. Oktober bis 16.30 Uhr) Menschenrechtszentrum Cottbus
Service I Bücher 17

Durch das Leben ein Riß Die DVD kann für eine Schutzgebühr von
5,00 Euro im Online-Publikationsschop
der Bundesstiftung Aufarbeitung bestellt
(bsa) Der biographische Dokumentarfilm Ausführlich und detailliert erzählt Erich werden unter: www.bundestiftung-auf-
„Erich Loest – Durch das Leben ein Riß“ Loest in dem Film von René Römer ein arbeitung.de/erinnerungskultur-1273.
über Leben und Abschied des Schriftstel- letztes Mal sein bewegtes Leben: scho- html?PAGE=artikel_detail&artikel_id=296.
lers und Chronisten der deutsch-deutschen nungslos sich und anderen gegenüber,
Geschichte ist erstmals auf DVD erschie- von den ganz frühen Erinnerungen an den
nen. Ergänzt wurde der Film durch um- Reichstagsbrand bis in die jüngste Zeit.
fangreiches didaktisches Begleitmaterial
für den Einsatz in Schulen und außerschu- Loest besucht seine Kindheitsorte im
lischen Bildungseinrichtungen. Die 2013 sächsischen Mittweida und wird von der
erschienene Dokumentation ist eine ge- Kamera bei seinem Abschiednehmen von
meinsame Produktion des Mitteldeutschen Leipzig zum Völkerschlachtdenkmal be-
Rundfunks und der Avanga Filmprodukti- gleitet. Loest berichtet von den Schäfer-
on, gefördert mit Mitteln der Bundesstif- hunden der Volkspolizei, die die Leipziger
tung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Beat-Demonstranten jagten, und der
Zerstörung der Paulinerkirche der Mes-
Im Leben des Schriftstellers Erich Loest sestadt.
manifestieren sich die Katastrophen und
Brüche der vergangenen neun Jahrzehnte Der 45minütige Film zeichnet ein Porträt
deutscher Geschichte: Loest war Hitler- der jüngeren deutschen Geschichte und
junge und Fähnleinführer, ausgebildet zugleich das Bild eines unbeugsamen
als MG-Schütze und „Werwolf“; zuerst Chronisten, der sich stets selbst in Frage
strammer SED-Kader, dann verurteilter stellte, um dann eine einmal erkannte DVD „Erich Loest – Durch das Leben ein Riß“, herausgegeben von
Konterrevolutionär und politischer Häft- Wahrheit zu verteidigen. Selbstbestimmt der Bundesstiftung Aufarbeitung 2014, produziert vom Mittel-
ling in Bautzen; in den Westen vertrie- setzte der 87jährige, schwer kranke deutschen Rundfunk und der Avanga Filmproduktion, gefördert
bener Schriftsteller und Heimkehrer in Schriftsteller das Ende: Erich Loest wählte von der Bundesstiftung Aufarbeitung 2013; das pädagogische
seine Stadt Leipzig. Dort blieb Loest Ein- nur 14 Tode nach Abschluß der Drehar- Begleitmaterial wurde entwickelt von paedigi – pädagogik digital
heimischer und kritischer Begleiter. beiten den Freitod.

32 Seiten ist für den Leser denkbar ge-


Heiligenlegende ring. Wenig erfährt er, was er nicht schon
gewußt hätte, und viel, was er überhaupt
Eine Hermann-Kant-Biographie nicht zu wissen braucht. Was zum Beispiel
soll er mit der halben Seite anfangen, auf
Es ist schon ein gewagtes Unterfangen, Den 1926 in Hamburg geborenen Her- der die Biographin Anzüge, Hemden und
ein biographisches Buch über einen Autor mann Kant, der seit 1940 in Parchim/ Schuhe ihres Helden beschreibt? Was
zu schreiben, denn man kennt, mehrmals Mecklenburg aufwuchs, entdeckte sie im bringen ihm Sätze ohne jede Aussage wie:
getroffen hat und offensichtlich schätzt. Frühstücksraum eines Genesungsheims, „Ein seltsames Gespräch. Behaftet mit der
Die Bewertungsskala verschiebt sich da- wohin sie ihren Ehemann, den Kölner Pro- Schwierigkeit, Wahrnehmungen so auszu-
nach zugunsten dessen, über den man fessor Wilhelm Salber, nach einer Opera- sprechen, daß nach dem Gespräch eine
schreibt, und das entstehende Buch tion begleitet hatte. Dort im Bücherregal andere Wahrhaftigkeit in der Welt ist.“
wird furchtbar langweilig. Erschwerend entdeckte sie des Autors dritten Roman Oder: „Das Spannungsfeld sozialistischer
kommt in diesem Fall hinzu, daß die Ver- „Der Aufenthalt“ von 1977, nahm ihn und kapitalistischer Ideologie, die sich
fasserin keine Literaturwissenschaftlerin mit aufs Zimmer und las in einem Zug die beide schwertun mit dem demokratischen
ist, sondern ausgebildete Psychologin, 600 Seiten durch. Element, ist mit Vorurteilen vermint.“
wenn auch mit Doktortitel. Was dabei Oder: „Kants Geschichte zündelt, da sie
herausgekommen ist, ist kein kritisch So steht es im ersten Kapitel, und der Le- Rückfragen an die Geschichte des Lesers
abwägendes Buch über einen politisch ser fragt sich, ob er das alles auch wissen impliziert.“ Das Auffassungsvermögen
umstrittenen Autor und sein literarisches will, denn noch geht es nicht um Hermann des Lesers ist hier hoffnungslos überfor-
Werk, sondern eine Art Gefälligkeitsgut- Kant, sondern um die Befindlichkeiten dert. Und eine letzte Stilblüte: „Kant be-
achten im Umfang von 632 Seiten. seiner Biographin Linde Salber, 1944 in handelt die Worte dergestalt, daß sich am
Tütz/Hinterpommern geboren, die nach jeweils erzählten Geschehen kristallisiert,
Schon beim Lesen des ersten Kapitels der Flucht vor der Roten Armee im Dörf- was das Leben der Leser im Ganzen tref-
„Nach dem Kalten Krieg“ merkt man, chen Darchow/Mecklenburg am Ostufer fen kann.“ Man schlägt das Buch zu und
daß die Biographin ihrem Stoff keines- der Elbe aufgewachsen ist, bis sie 1951 schüttelt verzweifelt den Kopf. Unweiger-
wegs gewachsen ist, weder als Wissen- zum Vater nach Hamburg übersiedelte, lich hat man den Eindruck, die Autorin,
schaftlerin noch, was ihre DDR-Kennt- und die Jahrzehnte später dieses Buch zu ohne jede kritische Distanz zu sich selbst,
nisse betrifft. Den Zugang findet sie nicht schreiben unternahm. schreibt hemmungslos auf, was ihr zum
durch wissenschaftliche Analyse, sondern Thema „Kant, Hermann“ alles so einfällt.
durch Sympathie für den Autor, die in Der Erkenntnisgewinn, was Leben und Und man wundert sich auch, daß ein der-
Apotheose umschlägt. Werk Hermann Kants betrifft, nur dieser art unbeholfenes Geschwafel von einem
18 Service I Bücher

angesehenen Verlag, der einen Ruf zu Das hatte praktische Folgen: Hermann diese Ausführungen überhaupt gelesen
verlieren hat, angenommen wurde. Kant mußte, um es so auszudrücken, wie hat, Schuldbefreiung suggeriert, versucht
es war, willfähriger Büttel der Staats- sie auf 29 Seiten eine Reinwaschung
Um es auf den Punkt zu bringen, an dem macht sein und gegen seine Kollegen ihres Helden. Sie leugnet einfach oder
die Biographin Linde Salber hätte anset- die politischen Forderungen der Partei interpretiert um, wenn das nicht reicht.
zen müssen mit ihrer Analyse: Die Tra- mit aller Härte durchsetzen. Er mußte, Im Juni 2011 besuchte sie die Gauck-
gik des gelernten um ein Beispiel zu nennen, die Ausbür- Behörde in Berlin und langweilte sich
Elektrikers Her- gerung Reiner Kunzes betreiben, der übri- furchtbar beim Lesen von 2000 Akten-
mann Kant, dem gens in diesem Buch nirgendwo erwähnt seiten. Hermann Kant hatte ihr großzü-
es nach Krieg und wird, wobei er ihm noch das Schmähwort gig, nachdem ihm bewußt war, daß die
vier Jahren Ge- nachrief: „Kommt Zeit, vergeht Unrat!“, harmlose Biographin eine Hagiographie
fangenschaft ver- wofür er sich nicht entschuldigt hat, auch zu schreiben gedenke, Akteneinsicht
gönnt war, 1952 nach dem Mauerfall 1989 nicht. gewährt. Danach zog sie freudig Bilanz,
an der Arbeiter- sie habe lediglich „Einblick in die Verfe-
und Bauernfakul- Selbstverständlich war Hermann Kant, stigung der Legende“ erhalten, ihr Idol
tät in Greifswald was schon zu DDR-Zeiten sämtliche sozi- und „Martin“ wären identisch gewesen.
das Abitur ab- alistische Spatzen von den volkseigenen Mitnichten! In Wirklichkeit hätte nämlich
zulegen und in Dächern pfiffen, vom 5. März 1963, ein der angebliche Führungsoffizier Rolf Pö-
Berlin bei Alfred Jahr nach Veröffentlichung seines ersten nig zwei verschiedene Vorgänge mit dem
Kantorowicz vier Buches, bis 9. April 1976 „inoffizieller Decknamen „Martin“ besetzt. Bei diesem
Jahre Germanistik Mitarbeiter“, also Zuträger der Staats- Unsinn kann der Leser jetzt nur noch in
zu studieren, be- sicherheit gewesen, unter dem Deckna- brüllendes Gelächter ausbrechen. Linde
stand darin, daß men „Martin“. Das war karrierefördernd, Salber kann nicht einmal Täter- und Op-
er, der seit 1962 wird aber von ihm bis heute bestritten, ferakten unterscheiden. Als sich nämlich
Schriftsteller war, obwohl die Beweislast erdrückend ist. 1976 abzuzeichnen begann, der zwei-
1978 in der Nach- Warum nur? Sollte es ihm nicht eine Ehre fache Nationalpreisträger werde 1978 die
Linde Salber: Hermann Kant. Nicht ohne folge von Anna gewesen sein, dem „Arbeiter- und Bau- Nachfolge von Anna Seghers antreten,
Utopie. Biographie, Bouvier-Verlag, Bonn Seghers (1900- ernstaat“ zu dienen bis zur Selbstverleug- wurde er als „inoffizieller Mitarbeiter“
2013, 632 S., 29,99 € 1983) zum Präsi- nung? Karl Corino hat in seinem Buch abgeschaltet, aber selbstredend wurde
denten des DDR- „Die Akte Kant“ (1995) auf 509 Seiten seine Akte weitergeführt, die ihn nun als
Schriftstellerverbands aufstieg. Damit entlarvendes Material versammelt, und „Opfer“ ausweist.
war ein ständiges Spannungsfeld zwi- Joachim Walther führt in seinem Doku-
schen Hermann Kant, dem Schriftsteller, mentarband „Sicherungsbereich Litera- Am 25. April 2012 ließ Hermann Kant seine
und Hermann Kant, dem Kulturfunkti- tur“ (1996) über 50 Belegstellen an. Verehrerin in einem Telefongespräch wis-
onär, eröffnet, das bis zum Mauerfall sen, was er ursprünglich über sie gedacht
1989 nicht entschärft werden konnte. Das alles freilich ficht die Schönrednerin hatte: „Die hat doch keine Ahnung, die
Denn nun war er verpflichtet, die Anwei- Linde Salber nicht an. Für sie sind alle An- weiß ja nicht einmal, wie der Himmel hier
sungen der Partei, die der Literatur einen schuldigungen bedeutungslos, weil frei schmeckt.“ Dem kann man nur zustimmen.
„gesellschaftlichen Auftrag“ zugewiesen erfunden. Im Kapitel „Spitzellegende“,
hatte, auszuführen. dessen Titel dem Leser, schon bevor er Jörg Bernhard Bilke

Der Eiserne Vorhang zwischen Prag und Wien


Die 452 Kilometer lange Grenze zwischen das später durch breite Sperrzonen, Mi- ren genaue Zahl doch auch heute noch
der Tschechoslowakei und Österreich nenfelder sowie spezielle Stacheldraht- unbekannt. Expertenschätzungen reichen
während des Kalten Krieges fand in der Zäune verstärkt wurde. von ca. 400 bis über 1600.
politischen Öffentlichkeit bisher kaum
Interesse. Dem Grazer Historiker Stefan Recht aufschlußreich und anders als im Viele Fliehende wurden von den über
Karner ist es zu verdanken, daß anhand geteilten Deutschland ist die mehrfach 20 000 Grenzsoldaten direkt getötet,
bislang unter Verschluß gehaltener Ge- überprüfte Feststellung, daß an die- oder man ließ sie an ihren Wunden
heimdienst-Archivmaterialien, Protokol- sen Grenzen 390 Zivilisten (davon 280 verbluten. Manche wurden von Minen
len österreichischer Grenzwachen und Flüchtlinge) starben, während hier sogar zerrissen oder auch von abgerichteten
Zeugenaussagen jetzt vieles aufgedeckt 648 tschechoslowakische Grenzsoldaten Grenz-Hunden. Wie in der DDR wurden
werden konnte. und Geheimdienstler – also weit mehr die Todesschützen mit einer Beförderung
als das Doppelte! – ihr Leben verloren. oder einem achttägigen Sonderurlaub
Österreichs nördliche und östliche Grenz- Lediglich in zwölf Fällen seien Auseinan- belohnt. Nach einem Geheimbefehl des
flüsse Thaya und March waren für die dersetzungen mit Fliehenden die Ursa- Prager Staatssicherheitsministeriums
Tschechen in jenen Jahren die letzten che gewesen. Zumeist starben sie durch wurden die Erschossenen bewußt in an-
Barrieren vor der Freiheit im Westen. Bald Strom- und Minenunfälle oder hätten, onymen, frisch ausgehobenen Gruben
nach dem „kalten Putsch“ 1948 mit sei- keinesfalls selten, Selbstmord begangen. verscharrt, welche sich weit vom letzten
ner endgültigen Umwälzung im Sinne ei- Die Behauptung, dies wären mehr Tote Wohnort befinden mußten: Der blutige
ner Stalinisierung derČSR entstand an der gewesen als am innerdeutschen Eisernen Vorgang sollte vertuscht, das Opfer ver-
Grenze ein gut bewachtes Sperrsystem, Vorhang, scheint indes unrichtig, ist de- gessen werden…
Service I Bücher 19

Veranstaltungen Doch selbst auf österreichischem Territo- Der BSV Berlin-Brandenburg gratu-
rium mußten die Geflohenen Verfolgung liert seinen Mitgliedern, die im Juli
und Verrat fürchten, primär in der rus- Geburtstag haben
12.7. (Sa), 18.00 Uhr: sischen Zone. Dort hatten die österrei- Siegfried Raßbach am 1. Juli, Evelyn Trunsch-
Museumsnacht „Abgesetzt und aufge-
chischen Grenzbeamten auf Befehl des ke-Krüger am 4. Juli, Asnath Boggasch,
löst“. Die Friedliche Revolution im Spie-
gel der Stasi-Akten; 18.30 Uhr: Schick- sowjetischen Bezirkskommandanten alle Werner Jahn, Michael Teltz, Otto Wienke
salsweg Ostsee, Fluchtgeschichten in aufgegriffenen Flüchtlinge auszuliefern. am 5. Juli, Hartmut Rührdanz am 7. Juli,
den Stasi-Unterlagen, Gespräch mit Dr. Den Ausgelieferten drohten hohe Haftstra- Lotte Ohnezeit am 8. Juli, Theo Mittrup am
Volker Höffer, BStU; Veranstaltung d. 14. Juli, Irene Gobereit am 17. Juli, Christel
Landeshauptstadt Dresden u.a.; Ort:
fen in groß aufgezogenen Schauprozessen.
BStU Außenstelle Dresden, Riesaer
Hofmann am 19. Juli, Sigrid Lorenz am 20.
Str. 7, Seiteneingang C, 01129 Dresden Wie Karner ermitteln konnte, verfügte die Juli, Chris Milcke am 21. Juli, Helmut Kuhn,
ČSR-Geheimpolizei bereits 1959 über Monika Munski am 24. Juli, Jürgen Kurt
16.7. (Mi), 21.30 Uhr: Wenzel am 25. Juli, Ute Görge-Waterstraat
„Sein oder Nichtsein“, Regie Ernst Lu-
41000 Spitzel, auf jeden der rund 10 000
„offiziellen“ Geheimdienstler kamen also am 26. Juli, Hans-Joachim Wolf am 28. Juli,
bitsch, Großbritannien 1942, in der
Heinz Keller am 29. Juli
Reihe Kino im Freihof; Veranstaltung mehr als vier solcher Staats-Schnüffler.
d. Gedenkstätte Bautzen; Ort: Gedenk- Auch allen nicht genannten Lesern, die Ge-
stätte Bautzen, Weigangstr. 8a, 02625 burtstag haben, gratuliert herzlich
Bautzen Die Prager Auslands-Spionage in Form
der „Ersten Verwaltung“ des Staatssi- die Redaktion
17.7. (Do), 19.00 Uhr: cherheitsministeriums besaß bis zu ihrem
„Stasi im Ostseeraum“, Vortrag und
Ende die Personalien von etwa 12 000 Herzlich danken wir allen, die für den
Ausstellungseröffnung mit Dr. Vol- STACHELDRAHT gespendet haben
ker Höffer, BStU; Veranstaltung d. Österreichern, die von ihr observiert
BStU Außenstelle Rostock u.a.; Ort: wurden oder zumeist als Spione für sie Gudrun Bär, Harmut Behle, Uwe Behne,
Dokumentations- und Gedenkstät- arbeiteten. Deren Motiv war meistens Rüdiger Bernhardt, Rudolf Bosse, Ursula
te in der ehemaligen U-Haft der Stasi Brückner, Gerold v. Busse, Erich Claus, An-
reine Geldgier, vereinzelt kam es auch zu
in Rostock (DuG), Hermannstr. 34b, gelika Dib, Dr. Karl-Heinrich Ebel, Martha
18055 Rostock Erpressungen im Hinblick auf noch in der
ČSSR lebende Verwandte. Helmut Zilk,
22.7. (Di), 19.00 Uhr: späterer Unterrichtsminister der Donau-
„Stillgestanden – Blick zur Flamme!“ UOKG-Beratungsstelle
Das Militärstrafgefängnis und die NVA-
Republik und Wiener Bürgermeister, war
„nur einer von vielen“. Dem Buch zufolge Ruschestr. 103, Haus 1, 10365 Berlin
Disziplinareinheit in Schwedt an der
Fax (030) 55 77 93 40
Oder 1968-1990, mit Autor Torsten sind sie teilweise noch heute unbekannt.
Dressler; Veranstaltung d. Gedenkbi- Florian Kresse, Jurist, Mo-Fr, 10-12 Uhr
bliothek zu Ehren der Opfer des Kom- Tel. (030) 55 77 93 53
munismus; Ort: Gedenkbibliothek, Ni- Die westlichen Besatzermächte waren E-Mail kresse@uokg.de
kolaikirchplatz 5–7, 10178 Berlin ebenfalls überaus aktiv. Es waren nicht
Carola Schulze, Mo-Fr, 12-14 Uhr
wenige Tschechen, die ihr Leben gaben Tel. (030) 55 77 93 52
29.7. (Di), 17.00 Uhr: im Kampf gegen die kommunistische E-Mail schulze@uokg.de
Schild und Schwert der Partei. Zum Wir-
ken der Staatssicherheit in der Region Diktatur und für die Freiheit ihres Landes. Katrin Behr (Thema DDR-Zwangsadoption),
Gransee, Vortrag mit Rüdiger Sielaff, Österreich selber stellte nur selten das Mo-Fr, 14-16 Uhr
BStU; Veranstaltung d. BStU Außen- Tel. (030) 55 77 93 54
eigentliche Angriffsziel westlicher Auf-
stelle Frankfurt/Oder; Ort: Heimat- E-Mail behr@uokg.de
klärung dar, das Land war mehr „Schau-
museum, Rudolf-Breitscheid-Str. 44, Für persönliche Beratungen wird die telefonische
16775 Gransee platz“ im großen Konflikt zwischen dem Anmeldung empfohlen.
Sowjetblock und der NATO.
30.7. (Mi), 21.30 Uhr: Das Projekt wird gefördert vom LStU Berlin.
„Hannas Reise“, Regie Julia von Heinz, Beratungsstelle für ehemalige DDR-Heim- und
Friedrich-Wilhelm Schlomann
Deutschland 2013, in der Reihe Kino im Jugendwerkhofkinder in enger Zusammenarbeit
Freihof; Veranstaltung d. Gedenkstätte mit der Berliner Anlauf- und Beratungsstelle
Bautzen; Ort: Gedenkstätte Bautzen, („Fonds Heimerziehung")
Weigangstr. 8a, 02625 Bautzen Tel. (030) 57 79 92 01
Telefonische Sprechzeit: Mi 10-12 Uhr
2.8. (Sa), 12.00–15.00 Uhr: E-Mail Beratung-DDR-Heimkinder@uokg.de
Demonstration „Aufarbeitung von
DDR-Unrecht“; Veranstaltung d. OvZ-
DDR e.V. in Kooperation mit d. UOKG;
Treffpunkt: Pariser Platz, vor dem Bran-
denburger Tor, Berlin-Mitte (s. auch Beratungsstelle
S. 3) des BSV-Fördervereins

5.8. (Di), 19.00 Uhr: Ruschestr. 103, Haus 1


„Wir wollten nur anders leben“. Erin- 10365 Berlin
nerungen politischer Gefangener im Tel. (030) 55 49 63 34
Zuchthaus Cottbus, mit Herausgeber Fax (030) 55 49 63 35
E-Mail bsv-beratung@gmx.de
Heiner Sylvester u. Zeitzeuge Uwe-
Carsten Günnel; Veranstaltung d. Ge-
Elke Weise, Juristin
denkbibliothek zu Ehren der Opfer des Di 11–18 Uhr, Mi u. Do 11–16 Uhr
Kommunismus; Ort: Gedenkbibliothek,
Nikolaikirchplatz 5–7, 10178 Berlin Für persönliche Beratungen wird telefonische
Stefan Karner: Halt! Tragödien am Ei- Anmeldung empfohlen.
sernen Vorhang, Ecowin Verlag, Salzburg
Das Projekt wird gefördert vom LStU Berlin.
2013, 216 S., 21,90 €
Enigk, Eduard Finger, Klaus Fischer, Ger- Redaktion DER STACHELDRAHT, Ruschestraße 103, Haus 1, 10365 Berlin
hard Gärtner, Anita Goßler, Dr. Werner PVSt., Deutsche Post AG, Entgelt bezahlt
*13017#000#0412*
Gruhn, Karl-Heinz Hager, Wilfried Härtel,
Wolfgang Heilmann, Dietrich Jacobs, Lutz
Jünemann, Hans Joachim Kaiser, Erhard
Kaufer, Dr. Eberhard Kempf, Günter Klein-
dienst, Günter Koch, Siegfried Koschwitz,
Norbert Koy, Annemarie Krause, Horst
Kreeter, Werner Lahmann, Ilse Laskowski,
Willi Leppler, Rolf Lohse, Maria Mannack,
Günter Müller-Helwig, Dietrich Nolte,
Reinhard Pappai, Engelbert Peters, An-
dreas Pfeiffer, Bodo Platt, Eike Christine
Radewahn, Rolf Raible, Siefried Rau, Ul-
rich Reiser, Klaus Peter Ruckebrod, Helga
Scharf, Dr. Walter Schöbe, Sylvia Schreiber,
Peter Schulz, Dr. Helmut u. Brigitte Schulze,
Richard Schulze, Manfred Smala, Norbert
Sommer, Dr. Heinz Steudel, Elke Straube,
Gabriele Streckfuß, Michael Teltz, Magda
Unger, Günter Völkel, Hans-Georg Wagner, Impressum
Im
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STACHELDRAHT
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Dr. Egon Weber, Dieter Weise, Dr. Weiske, Herausgegeben
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Gewaltherrschaft
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Dr. Walter Weller, Dr. Volker Wendland, und
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Wietzoreck, Horst Wolkenstein
Red
Redaktion:
daktion: Sybille Ploog, Ruschestr
Ruschestraße
st aße 103, Haus 1,, 11036
str 10365
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Tel.l (0 30)
30 555 77
7 92 30, FaxFax
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0) 55 77 92 31,
31
Stacheldraht-Konto: EE-Mail:
E-M ail: der-stacheldraht@web.de
BSV Förderverein Konto
Kon
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to für Abo und Spenden: BSV-Förderverein,
BSV-FFörderverein, Nr. 665 52 45 01, BLZ 100 7708 08 48
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IBA NDDE58
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0 084
07 08488 0665
0 5245 01,
01 BIC DEUT DE DB110
Berliner Bank AG
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BIC: DEUT DE DB110 Herstellung:
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0) 700 244 22 24,
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Verwendungszweck: E-Mail:
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E-M ail:: neymanns@satzherstellung.com,
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Haftung übernommen
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Bund der Stalinistisch Verfolgten e.V.


(BSV) LV Berlin-Brandenburg
Vorsitzender: Viktor Gorynia
Sprechzeiten: Mi 11–17 Uhr
BSV-Förderverein für Beratungen
Geschäftsstelle: Ruschestraße 103, Haus 1
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BIC DEUT DE DB110

Union der Opferverbände Kommunisti-


scher Gewaltherrschaft e.V. (UOKG)
Bundesvorsitzender: Rainer Wagner
Vorstandsbeauftragte:
Dr. Christian Fuchs, Theo Mittrup
Tel. (030) 55 77 93 51, Fax –40
Sprechzeiten der UOKG-Beratungsstelle S. 19
Ruschestraße 103, Haus 1
10365 Berlin
Internet: www.uokg.de
E-Mail: Info@uokg.de
UOKG-Spendenkonto: Nr. 7342728,
Deutsche Bank, BLZ 100 700 24
IBAN DE79 1007 0024 0734 2728 00
BIC DEUTDEDBBER

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