Sie sind auf Seite 1von 10

Leitthema

Bundesgesundheitsbl 2018 · 61:1559–1568 Michael Schlander1,2,3 · Chih-Yuan Cheng1,2 · Tao Ran1


https://doi.org/10.1007/s00103-018-2839-3 1
Abteilung für Gesundheitsökonomie, Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Heidelberg,
Online publiziert: 5. November 2018 Deutschland
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil 2
Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
von Springer Nature 2018
3
Institute for Innovation & Valuation in Health Care (InnoValHC), Wiesbaden, Deutschland

Gesundheitsökonomie der
Krebsfrüherkennung in
Deutschland: Welche
Interventionen sind
kosteneffektiv bei bevölkerungs-
weiter Umsetzung?

Hintergrund einschlägig relevanter Prinzipien kon- nen bei Hochrisikopopulationen, die


ventioneller gesundheitsökonomischer sich in vielen Fällen deutlich positiver
In der jüngeren Vergangenheit hat das Analysen eine Übersicht des aktuellen darstellt. Trotz des Bemühens der Auto-
Bewusstsein für den Stellenwert der Stands des Wissens zur Kosteneffektivi- ren um eine verlässliche Darstellung des
Krebsfrüherkennung in Deutschland er- tät der wichtigsten Früherkennungsmaß- Gesamtbilds kann die vorliegende Über-
heblich zugenommen; so wurde nach nahmen für häufige Krebserkrankungen, sichtsarbeit insoweit keinen Anspruch
dem Nationalen Krebsplan von 2008 die mit einer besonders hohen Krank- auf Vollständigkeit erheben.
im Jahr 2013 das „Gesetz zur Weiter- heitslast einhergehen. Dazu gehören
entwicklung der Krebsfrüherkennung Darm-, Brust-, Lungen- und Prostata- Gesundheitsökonomische
und zur Qualitätssicherung durch kli- krebs mit einer anteiligen Krankheitslast Evaluationen
nische Krebsregister“ (kurz KFRG) ver- von nahezu 50 % aller Krebserkrankun-
abschiedet [1]. Dabei wird manchmal gen [3]; zusätzlich wird die Früherken- Zunehmende Bedeutung
unzureichend differenziert zwischen nung des Zervixkarzinoms im einlei-
Früherkennung, Screening (gruppen- tenden Teil angesprochen. Methodisch Das Rationale von Früherkennungsmaß-
bezogenen Programmen) und (Primär- handelt es sich um einen narrativen nahmen ist es, (noch) symptomlose Per-
und Sekundär-)Prävention. Den Daten Review, der sich primär auf aktuelle sys- sonen mit einem Vor- oder Frühstadium
der Gesundheitsberichterstattung des tematische Reviews der internationalen einer Krebserkrankung zu identifizieren,
Bundes folgend wurden von 356,5 Mrd. € Literatur und auf deutsche Analysen um die krebsspezifische Erkrankungs-
Ausgaben für Gesundheit in Deutsch- stützt; soweit keine aktuellen deutschen häufigkeit zu senken oder zumindest die
land im Jahr 2016 – trotz im Zeitverlauf Evaluationen vorliegen, wird primär auf Erkrankung in früheren Stadien mit bes-
deutlich steigender Tendenz – gerade Modellierungsstudien auf der Basis der seren Heilungschancen zu erkennen und
einmal 11,7 Mrd. € (oder 3,3 %) für Prä- großen prospektiven Studien zu den so die Mortalität und die Morbidität – vor
vention und 5,6 Mrd. € (oder 1,6 %) für einzelnen diskutierten Interventionen allem hinsichtlich Einbußen der Lebens-
Gesundheitsförderung sowie lediglich Bezug genommen. Zu den Limitationen qualität – zu reduzieren [4]. Die Weltge-
2,0 Mrd. € (oder 0,6 %) für die Früher- der Arbeit zählt die aus der vorge- sundheitsorganisation (WHO) hat schon
kennung von Krankheiten aufgewendet gebenen Umfangsbegrenzung (sowohl früh einen Kriterienkatalog für die Evalu-
[2]. hinsichtlich Seitenzahl als auch Zitatio- ation von Früherkennungsprogrammen
nen) resultierende sehr komprimierte vorgeschlagen. Dieser beinhaltet neben
Ziele, Methodik und Struktur Darstellung der aufgrund unserer Re- zahlreichen Aspekten zu den durchzu-
der Arbeit cherchen mit Blick auf die Situation in führenden Nutzen-Risiko-Abwägungen
Deutschland wichtigsten Ergebnisse und auch, die Verfügbarkeit der notwendigen
Die vorliegende Arbeit bietet nach einer auch der Verzicht auf eine Diskussion strukturellen Voraussetzungen zu über-
einleitenden Diskussion wesentlicher der Kosteneffektivität der Interventio- prüfen, um einem bei Einführung von

Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 12 · 2018 1559


Leitthema

Früherkennungsprogrammen veränder- Gesamtheit der Versicherten, auch bei aber wirksame2 Maßnahme zur
ten Versorgungsbedarf gerecht zu wer- Folgekostenabschätzung und Kosten- Früherkennung wie der Test nach
den, und fordert, dass die Kosten eines Nutzen-Abwägung im Vergleich zu Papanicolaou (Pap-Test), der durch
Programms in einem annehmbaren Ver- anderen Maßnahmen. mikroskopische Diagnose von Vor-
hältnis zu seinem Gesamtnutzen stehen stufen das Risiko der Erkrankung
sollen [5]. Vor diesem Hintergrund werden seit über an einem Zervixkarzinom deutlich
In Deutschland sind die offiziel- 30 Jahren international in stetig steigen- senkt, Mehrkosten von mehr als einer
len Evaluationskriterien für Früherken- dem Umfang – anders als bislang in Million US-Dollar bezogen auf das
nungsmaßnahmen in der Verfahrens- Deutschland – formale gesundheitsöko- Jahr 19903 (hochgerechnet auf 2018
ordnung des Gemeinsamen Bundesaus- nomische Evaluationen eingesetzt, um entspräche das rund dem doppelten
schusses (G-BA) niedergelegt [6]. Für wirksame Strategien der Früherkennung Dollarbetrag) je zusätzlich gewonne-
die Entscheidung, welche Leistungen (und Prävention) von schweren Erkran- nem Lebensjahr verursachen kann
von der Gesetzlichen Krankenversiche- kungen auf ihre Wirtschaftlichkeit zu – und zwar dann, wenn bei 20- bis
rung (GKV) im Einzelnen übernommen überprüfen und daraus die Entwicklung 75-jährigen amerikanischen Frauen
werden, werden demnach insbesondere von Empfehlungen für ihren optima- die Screeningfrequenz von einmal
berücksichtigt, len Einsatz zu unterstützen [7]. Diese in zwei Jahren auf einmal jährlich
4 ob es sich um eine behandelbare Analysen führen zu manchmal überra- erhöht würde. Ungeachtet dessen
Krankheit handelt (Wirksamkeit schenden Einsichten, die für informierte wurde der Pap-Test in Deutschland
unter Ideal- und unter Praxisbedin- Entscheidungen über die Aufnahme für alle Frauen ab 20 Jahren einmal
gungen: „efficacy“; „effectiveness“); von Maßnahmen etwa in den Leis- jährlich empfohlen und die Kosten
Nutzen einer frühen im Vergleich zu tungskatalog der GKV in Deutschland wurden von den Krankenkassen im
einer späteren Behandlung; und in Österreich bzw. der obligatori- Rahmen der gynäkologischen Vor-
4 die Erfassbarkeit von Vor- und schen Kranken- und Pflegeversicherung sorgeuntersuchung übernommen.
Frühstadien durch geeignete diag- (OKP) in der Schweiz äußerst hilfreich Die Situation hat sich seit Eddys
nostische Maßnahmen (Krankheits- sein können. Sie bergen aber auch das Studie insofern verändert, als dass
verlauf ohne und mit Intervention; Potenzial, bei fehlendem Verständnis mit der Entdeckung der kausalen
Aussagekraft und Effektivität der In- der zugrunde liegenden Methodik, der Rolle des Humanen Papillomvirus
tervention; Skalierbarkeit, d. h. Erhalt getroffenen Annahmen und der damit (HPV) bei der Entstehung zahl-
der Aussagekraft und Qualität bei verknüpften Limitationen zu folgen- reicher Zervixkarzinome und der
flächendeckender Anwendung); schweren Fehleinschätzungen beitragen Einführung der HPV-Impfung nun
4 die Trennschärfe von Befundkate- zu können. eine primärpräventive Maßnahme
gorien und die technische Güte des zur Verfügung steht [9], deren Kos-
Diagnoseverfahrens; Überraschende Einsichten teneffektivität sowohl für Mädchen
4 das Vorhandensein der notwendigen [10] als auch Jungen gut belegt ist [11,
Infrastruktur (erwartete Fallzahlen; Zwei frühe Beispiele für überraschende 12]. Vor diesem Hintergrund wurde
Zahl und Qualifikation der Leis- Einsichten illustrieren auf den ersten vom G-BA die empfohlene Scree-
tungserbringer; Organisation der Blick kontraintuitiv erscheinende Er- ningstrategie angepasst: bei Frauen
gesamten Screeningkette und der gebnisse, die eine genauere Analyse ab dem Alter von 35 Jahren soll bei
Behandlungspfade) sowie, verdienen, weil sie zentrale Aspekte ge- unauffälligem Test auf eine HPV-
4 für die vorliegende Arbeit von beson- sundheitsökonomischer Analysen auf Infektion eine zytologische Untersu-
derem Interesse, die Wirtschaftlich- dem Gebiet der Früherkennung und chung (kombiniert mit einem HPV-
keit: Prävention von Krebserkrankungen be- Test) nur noch im Abstand von drei
In §10, 1, 5 der Verfahrensordnung leuchten helfen: Jahren erfolgen [13]. Modellierun-
[6] konkretisiert der G-BA, dass die 1. Die Überraschung war groß, als der gen unterstützen die Sinnhaftigkeit
Einschätzung der Wirtschaftlich- amerikanische Entscheidungsanaly-
keit einer Maßnahme „möglichst“ tiker David Eddy 1990 [8] aufzeigte, 2 Die Risikoreduktion in Eddys Studie [8] war
erfolgen soll auf der Basis von Un- dass eine so wenig aufwendige1 , da-
wie folgt: Referenzfall ohne Screening: 118
terlagen zu zusätzlichen Kosten pro Todesfälle je 10.000 Frauen (bezogen auf
zusätzlich entdecktem Fall und pro einer Alterskohorte von 20 bis 75 Jahren);
verhindertem Ereignis (Erkrankung, Screening in Vierjahresabständen: 43/10.000;
Behinderung, Tod), Kosten und Ein- in Dreijahresabständen: 40/10.000; in Zwei-
1 In David Eddys Studie [8] wurde von La- jahresabständen: 34/10.000; einmal jährliches
sparung der aus der Früherkennung
borkosten von 3 US-$ pro Test ausgegangen; Screening: 28/10.000 Frauen.
resultierenden Therapie, Kosten- 3
darüber hinaus konnten weitere Kosten in Das US-amerikanische Bruttoinlandsprodukt
Nutzen-Abwägung (Patienten- oder einer Größenordnung von US-$ 62 bis US-$ 76 pro Kopf betrug im gleichen Jahr (1990)
Versichertenperspektive), Kosten- entstehen, wenn ein Arztbesuch nur wegen des ca. 24.000 US-$, im Vergleich zu ca. 57.500 US-$
Nutzen-Abwägung in Bezug auf die Früherkennungstests erfolgte. im Jahr 2016.

1560 Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 12 · 2018


Zusammenfassung · Abstract

Bundesgesundheitsbl 2018 · 61:1559–1568 https://doi.org/10.1007/s00103-018-2839-3


© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2018

M. Schlander · C.-Y. Cheng · T. Ran

Gesundheitsökonomie der Krebsfrüherkennung in Deutschland: Welche Interventionen sind


kosteneffektiv bei bevölkerungsweiter Umsetzung?
Zusammenfassung
Nur ein geringer Teil der Gesundheitsausga- marginalen oder inkrementalen Vergleichen vorliegenden Modellierungen auf ein sehr
ben in Deutschland wird für Prävention und einer Maßnahme mit ihrer (nächstbesten oder gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis (KNV) von
Früherkennung aufgewendet. Das Rationale derzeit gebräuchlichen) Alternative beruhen. Tests auf okkultes Blut und von Koloskopien
von Früherkennungsmaßnahmen ist es, Sie können wichtige, zum Teil kontraintuitive zur Früherkennung von Darmkrebs und auf ein
(noch) symptomlose Personen mit dem Einsichten liefern, benötigen aber einen günstiges KNV des Mammographiescreenings
Vor- oder Frühstadium einer Erkrankung zu begründbaren Schwellenwert zur Abgrenzung hin, während die Low Dose-Computer-
identifizieren, um die krankheitsspezifische nichtkosteneffektiver Maßnahmen und eine tomographie zur Früherkennung von
Morbidität und Mortalität zu reduzieren. Zu Ergänzung durch weitergehende Analysen, Lungenkrebs noch nicht hinreichend belegt
den anerkannten Evaluationskriterien für etwa der notwendigen Infrastruktur oder der ist und der PSA-Test beim Prostatakarzinom
Früherkennungsmaßnahmen gehört deren budgetären Auswirkungen der Implemen- aus gesundheitsökonomischer Sicht keine
Wirtschaftlichkeit, wofür unter anderem tierung eines Programms. Auch (aber nicht Unterstützung erfährt.
die zusätzlichen Kosten pro zusätzlich nur) wegen der meist langen Zeit zwischen
entdecktem Fall und pro verhindertem einer Früherkennungsmaßnahme und deren Schlüsselwörter
Ereignis sowie eine „Kosten-Nutzen- Konsequenzen bedarf deren ökonomische Kosteneffektivität · Darmkrebs · Brustkrebs ·
Abwägung“ herangezogen werden sollen. Evaluation regelmäßig der Anwendung Lungenkrebs · Prostatakrebs
Hierfür kann auf Kosteneffektivitätsanalysen von Simulationsmodellen. Bezogen auf
zurückgegriffen werden, welche auf Krebsfrüherkennungsprogramme weisen die

The health economics of cancer screening in Germany: Which population-based interventions are
cost-effective?
Abstract
Only a small proportion of German health effectiveness ratios, comparing a measure benefit ratio for the fecal occult blood test and
expenditure is spent on prevention and with its appropriate alternatives, may be colonoscopy for colorectal cancer screening
early detection (screening). The rationale for a useful tool. Their application requires and, similarly, for the use of mammography
screening is to identify persons with disease a defensible benchmark (threshold) for cost for breast cancer screening. On the other
precursors or at the early stage of diseases effectiveness and a supplementary analysis hand, the economic evidence in favor of low-
when they are still asymptomatic, in order of the necessary infrastructure and the dose computed tomography for lung cancer
to decrease disease-specific morbidity and budgetary impact associated with program screening does not yet appear sufficiently
mortality. In Germany, the economic evidence implementation. Also (albeit not only) strong, and the currently available health
is one of the evaluation criteria for screening because of the usually long time required to economic evidence does not support the use
measures, which, among other things, takes observe the clinical outcomes of a screening of PSA testing for prostate screening.
into account the additional cost per additional measure, the economic evaluation of such
case detected or per case-related event programs regularly involves the application Keywords
avoided, as well as a cost-benefit balance. of decision analytic simulation models. With Cost effectiveness · Colorectal cancer · Breast
For this purpose, cost-effectiveness analyses, regard to cancer screening programs, the cancer · Lung cancer · Prostate cancer
which report marginal or incremental cost available models indicate an excellent cost-

dieses Strategiewechsels aus gesund- im Stuhl (gFOBT) als Lehrbeispiel mit geradezu unglaublich anmuten-
heitsökonomischer Sicht, da er bei verwendet. Nachdem die American den Mehrkosten von 47 Mio. US-$
verbesserter Effektivität sogar zu Kos- Cancer Society gerade die sechsma- je extra gewonnenem Lebensjahr
tensenkungen führen könnte [14], lige Durchführung des einfachen einherginge.
wobei die Auswirkungen steigen- Tests empfohlen hatte, legten Duncan
der HPV-Vakzinationsraten auf die Neuhauser und Ann Lewicki 1975 Erklärungsansätze
Kosteneffektivität von Screeningstra- [16] eine Berechnung vor, der zufolge
tegien noch nicht berücksichtigt sind der sechste Test (nach fünf zuvor 1. Das erstgenannte Beispiel zeigt
[15]. bereits durchgeführten) nur noch die grundlegende Bedeutung des
2. In vielen gesundheitsökonomischen 0,0003 weitere Fälle bezogen auf eine Prinzips der marginalen (und in-
Seminarveranstaltungen wurde (und Kohorte von 10.000 Testpersonen krementalen) Analyse in der Ge-
wird bis heute) die Kosteneffektivität aufdecken würde – und deshalb im sundheitsökonomie eindrucksvoll
des sechsten Tests auf okkultes Blut vielzitierten Basisfall (Base Case) auf (vgl. unten und . Infobox 1).

Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 12 · 2018 1561


Leitthema

disziplinären Zusammenarbeit von


Infobox 1 Wichtige gesundheitsökonomische Begriffe und ihre
Ökonomen, Entscheidungsanalyti-
Bedeutung [18, 74]
kern, Epidemiologen und Klinikern
4 Diskontierung: Mit Diskontierung wird eine Rechenoperation bezeichnet, deren Ursprünge abhängt [17].
in der Finanzmathematik liegen: Mithilfe einer festgelegten Diskontrate wird wie bei einer
Abzinsung (unter Anwendung der Regeln der Zins- und Zinseszinsrechnung) der Wert eines
künftigen Ereignisses oder einer zukünftigen Zahlung für einen Zeitpunkt, der vor dem Grundsätze gesundheits-
des Ereignisses oder der Zahlung liegt, berechnet. Üblicherweise werden Gegenwartswerte ökonomischer Evaluationen
berechnet. Diskontierung darf nicht mit Inflationsbereinigung verwechselt werden, bei welcher
Nominalwerte um die Inflationsrate korrigiert werden, um Realwerte zu erhalten. Aus dem Vorstehenden lassen sich meh-
4 ICER: Incremental Cost Effectiveness Ratio – ein Standardmaß konventioneller Kosten- rere Implikationen ableiten:
Effektivitäts-Analysen, Quotient aus der Differenz der Kosten zweier Alternativen und der
1. Es ist für Früherkennungsmaßnah-
Differenz ihres gesundheitsbezogenen Nutzens. Als Relation gibt die ICER keine Auskunft über
die Größe von Zähler und Nenner (was die Zahl der betroffenen Personen einschließt) und men ein abnehmender Grenznutzen
damit über die Kostenfolgen einer Implementierung der betrachteten Alternativen; dies ist mit zunehmender Intensität (zum
eine von mehreren problematischen Linearitätsannahmen im Standardkalkül konventioneller Beispiel der Häufigkeit, mit der ein
gesundheitsökonomischer Evaluationen. Test durchgeführt wird) zu erwarten
4 Marginale Analyse: Das Konzept der marginalen Analyse ist das grundlegende wirtschaftliche
Entscheidungsfindungsverfahren. Es werden Grenzkosten und Grenznutzen – als die Mehr-
(„intensity margin“).
kosten für die letzte zusätzlich produzierte Einheit und der Mehrnutzen derselben verglichen. 2. Es ist mit einem abnehmenden
Das bedeutet, dass etwa beim Screening auf Zervixkarzinome (im Text illustriert anhand der Grenznutzen mit abnehmendem
Studie von D. Eddy, 1990 [8]) nicht die (durchschnittlichen) Kosten und der (durchschnittliche) Krankheitsrisiko der Testpersonen
Nutzen gegenüber der Alternative „Nichtstun“ (kein Screening) ausschlaggebend sind, sondern zu rechnen („clinical margin“),
der Vergleich mit der jeweils nächstintensiven Alternative. Werden dagegen die Differenzen
von Kosten und Nutzen zweier verschiedener Alternativen verglichen, spricht man von
woraus für die Praxis die Suche nach
„inkrementeller“ Analyse (→ ICER). identifizierbaren Hochrisikogruppen
4 Sensitivitätsanalyse: Sensitivitätsanalysen sind ein obligater Bestandteil von gesundheitsöko- und deren differenzierte Bewertung
nomischen Modellierungen. Sie erlauben die Überprüfung des Einflusses von Annahmen, aber abgeleitet wird.
auch von Parameterunsicherheit auf die Ergebnisse einer Evaluation und können univariat, 3. Eine Intervention kann niemals per
bivariat, multivariat oder probabilistisch erfolgen.
4 Skaleneffekte: Positive Skaleneffekte sind gleichbedeutend mit sinkenden Grenzkosten
se „kosteneffektiv“ sein: Eine Be-
(→ marginale Analyse) und können beispielsweise durch Fixkostendegression entstehen. Im wertung der Kosteneffektivität hat
Ergebnis wird ein Programm dann kosteneffektiver mit steigendem Einsatz (Volumen). immer nur Aussagekraft im Ver-
gleich zu der jeweils nächstbesten
geprüften Alternative; das kann
Die ausschließliche Betrachtung von 2. Im zweiten Fall wollten die Autoren eine weniger intensive Variante
Durchschnittskosten und durch- ebenfalls den Effekt des abnehmen- des gleichen Screeningprogramms
schnittlichen Effekten anstelle der den Grenznutzens eines Screening- („marginale Analyse“, Beispiel: Fre-
Mehrkosten (stets gesamthaft, nicht programms illustrieren [16]. Ihre quenz der Durchführung von Pap-
auf eine einzelne Kostenart be- im New England Journal of Medicine Tests) oder ein alternatives Verfah-
schränkt) für eine zusätzliche Einheit erschienene Arbeit hielt allerdings ren sein („inkrementale Analyse“,
des gewonnenen Gegenwerts gilt als einer Überprüfung von Kaye Brown Beispiel: unterschiedliche Strategi-
fehlerhaft; im Fall des jährlich durch- und Colin Burrows [17] nicht stand: en zur Früherkennung kolorektaler
geführten Screenings auf Vorstufen Brown und Burrows zeigten, welch Karzinome).
von Zervikalkarzinomen beliefen grobe Fehlschlüsse aufgrund von 4. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine
sich die Durchschnittskosten auf Modellierungen zustande kommen valide gesundheitsökonomische
unter 40.000 US-$ pro gerettetem können, wenn die Durchführung Analyse gelingt, ist höher, wenn
Lebensjahr [8]. Diese durchschnitt- eines Screeningprogramms – wie Ökonomen und Mediziner eng
liche Kosteneffektivität bezieht sich im vorliegenden Fall wegen einer zusammenarbeiten, als wenn eine
auf den Vergleich mit Nichtstun – parallelen statt wie modelliert se- der beiden Disziplinen in Isolation
nach dem Gesetz des abnehmen- quenziellen Testdurchführung – von arbeitet.
den Grenznutzens muss jedoch mit den Analysten missverstanden wird
zunehmender Intensität einer In- und diese überdies für ihren Basis- Generell gilt, dass gesundheitsökono-
tervention ein immer geringeres fall mit zweifelhaften Berechnungen mische Aussagen zur Kosteneffektivität
zusätzliches („marginales“) Ergebnis der Sensitivität und Spezifität des eines Programms nur dann möglich sind,
je Ressourceneinheit erwartet wer- untersuchten Tests arbeiten [17]. wenn die Personengruppe bzw. Subpo-
den. Entscheidungsrelevant ist stets Diese vielzitierte Veröffentlichung pulation eindeutig identifiziert und die
der Mehrnutzen, der mit der letzten liefert so – sicherlich unbeabsichtigt Intervention selbst einschließlich ihres
Einheit der eingesetzten Ressource – eine Demonstration, wie sehr das Settings präzise charakterisiert wird, und
noch erzielt werden kann. Gelingen gesundheitsökonomischer das immer nur im Vergleich zu einer
Simulationsstudien von einer inter- korrekt zu spezifizierenden Alternative

1562 Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 12 · 2018


Tab. 1 Exemplarische Schwellenwerte (Benchmarks) für die Kosteneffektivität medizinischer Dänemark und den USA) wird auf einen
Maßnahmen. (Eigene Darstellung, DKFZ, nach [21]) indikationsübergreifenden Benchmark
Institution, Land (offizielle Vorgabe) Schwellenwert und deshalb in der Regel auf LYGs oder
PBAC, Australien (implizit) AUS-$ 42.000–76.000/LYG QALYs Bezug genommen. Es ist aus
NICE, England und Wales (explizit) GBP 20.000–30.000/QALY wissenschaftlicher Sicht jedoch unklar,
WHO-CHOICE, international (empfohlen) (1–)3 × GDP/Capita/QALY welcher (in der Regel unter Berücksich-
tigung „weiterer Kriterien“ innerhalb
GDP/capita Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, LYG Life Year(s) Gained, NICE National Institute for Care
Excellence, PBAC Pharmaceutical Benefits Advisory Committee, QALY Quality-Adjusted Life Year(s), gewisser Grenzen variable) Benchmark
WHO World Health Organization gesetzt werden sollte. Abgesehen von Ad-
hoc-Festlegungen seitens diverser HTA-
Institutionen (. Tab. 1) reichen die ver-
Tab. 2 Häufige Merkmale der Evaluation von Screeningprogrammen auf Interventions- versus
fügbaren empirischen Schätzungen von
Programmebene (exemplarisch). HTA Health Technology Assessment. (Eigene Darstellung, DKFZ)
ca. GBP 13.000/QALY im englischen
Perspektive Interventionsebene Programmebene
National Health Service (NHS, einer
Bezugsrahmen Idealbedingungen Alltagsbedingungen
angebotsorientierten Analyse von Karl
Fokus „Interne Validität“ „Externe Validität“ Claxton et al. [20] folgend) bis hin zu
Forschungsfrage Kann die Intervention wirken? Wirkt die Intervention tatsächlich? ca. € 158.400/LYG. Die letztgenannte
Wirksamkeit Wirksamkeit unter Idealbedin- Wirksamkeit unter Praxisbedin- Zahl ist das Ergebnis einer am Deut-
gungen („efficacy“) gungen („effectiveness“) schen Krebsforschungszentrum (DKFZ)
Interdependenz – Effectiveness setzt in der Regel durchgeführten nachfrageorientierten
nachgewiesene Efficacy voraus Analyse [21], welche 41 empirische Stu-
Kosten Oftmals reine Interventionskos- Berücksichtigung aller Kosten dien aus Europa aus den Jahren 1995 bis
ten (ohne Implementierung) (einschließlich Implementierung)
2015 einbezog, die Schätzwerte der im-
Abwägung Oft primär medizinisch geprägt: Primär ökonomisch geprägt: pliziten oder expliziten Zahlungsbereit-
klinischer Nutzen/Risiko im Grenzkosten/Grenznutzen in Ver-
Studienkontext sorgungsrealität
schaft für ein „statistisches Lebensjahr“
auf der Basis des Umgangs der Studien-
Partizipation Adhärenz als unabhängige Varia- Adhärenz als abhängige Variable,
ble oft vorausgesetzt u. a. von geeigneten Maßnahmen teilnehmer mit kleinen Fatalitätsrisiken
berichteten.
Entscheidungskontext Analog Zulassung (Arzneimittel- Analog Implementierung/
bzw. Medizinprodukterecht) Kostenerstattung (HTA) Sowohl angebots- als auch nachfra-
georientierte Ansätze sind nicht frei von
Limitationen und können nicht 1:1 in
(„Komparator“). Falls die Perspektive der Years, QALYs). Eine weitere Besonderheit eine einfache Erstattungsregel übersetzt
Evaluation und alternativ verfügbare me- gesundheitsökonomischer Evaluationen werden. Allerdings geht es – anders als
thodische Ansätze für die Kostenbestim- liegt in der Diskontierung zukünftiger bei Therapieentscheidungen im Fall einer
mung einschließlich der Diskontierung Kosten und Effekte, deren negative Aus- konkreten schweren Erkrankung [22] –
zukünftiger Kosten und Ereignisse nicht wirkung auf die Kosteneffektivität von bei der Bewertung von Interventionen
bereits durch Verfahrensbestimmungen Präventions- und Früherkennungsmaß- zur Prävention und Früherkennung um
im Rahmen eines Health-Technology- nahmen umso ausgeprägter sein wird, Entscheidungen auf der Populationsebe-
Assessment(HTA)-Prozesses vorgegeben je höher der verwendete Zinssatz und je ne für kleine bis sehr kleine individuelle
sind, müssen auch diese explizit be- größer der zeitliche Abstand zwischen Risiken in der (meist) ferneren Zukunft,
nannt werden, damit eine Interpretation Intervention und Konsequenzen ist (vgl. was insoweit der Methodik der empiri-
und ein allfälliger Vergleich der Ergeb- . Infobox 1; [18]). schen ökonomischen Literatur zur Zah-
nisse verschiedener Studien überhaupt lungsbereitschaft für ein statistisch ge-
erst möglich werden. Ähnlichkeiten mit Benchmarks für Kosteneffektivität wonnenes Lebensjahr entspricht.
dem im HTA-Umfeld verbreiteten PICO-
Schema (Population, Intervention, Com- Eine Beurteilung als „kosteneffektiv“ Simulationsmodelle
parator, Outcomes) sind nicht zufällig – setzt einen Schwellenwert (Benchmark)
mit dem Unterschied, dass Gesundheits- für diese Bewertung voraus. Im deut- Ein weiteres grundlegendes Prinzip ver-
ökonomen oft auf generische (d. h. nicht schen HTA-Kontext wird derzeit emp- gleichender gesundheitsökonomischer
krankheitsspezifische) Outcomes-Maße fohlen, hierfür eine Extrapolation der Analysen besteht in der Berücksich-
rekurrieren, zum Beispiel gewonnene Le- „Effizienzgrenze(n)“ vorzunehmen [19]; tigung aller relevanten Konsequenzen
bensjahre ohne (Life Years Gained, LYG) mithin wird ein auf Entscheidungen der der Entscheidung für eine bestimmte
oder mit Berücksichtigung der – dann Vergangenheit basierender indikations- Maßnahme, und das unter den Bedin-
auf der Basis individueller Präferenzen spezifischer Benchmark verwendet. Vor gungen der realen Versorgungssituation
auf Kardinalskalenniveau zu messenden allem in angelsächsischen und skan- (. Tab. 2). Daraus folgt die Notwen-
– Lebensqualität (Quality-Adjusted Life dinavischen Ländern (nicht aber in digkeit der Modellierung, u. a. um zu-

Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 12 · 2018 1563


Leitthema

Tab. 3 Merkmale wichtiger Modellierungstechniken zur Evaluation eines Screeningprogramms ten (kolorektale Karzinome, Brustkrebs,
(eigene Darstellung, DKFZ; in Anlehnung an [23–25]) Prostata- und Lungenkrebs) skizziert
Kohortenmodelle Personenbasierte Modelle und anhand der mit Blick auf das Ziel
(Markov-Modelle) (Mikrosimulationen) der vorliegenden Übersicht relevan-
Strukturelle Flexibilität Vergleichsweise gering Deutlich größer testen Studien exemplarisch diskutiert
Komplexität der Modellent- Gering, solange die Zahl der Vergleichsweise höher werden. In allen Fällen ist eine Mo-
wicklung Gesundheitszustände gering dellierung über den durch empirische
bleibt Daten abgesicherten Zeitraum hinaus
Komplexität der Kalibrierung Gering, solange die Zahl der Vergleichsweise höher unverzichtbar (. Abb. 1; [27–51]). Daten
Gesundheitszustände gering zum klinischen Nutzen unter Studien-
bleibt
bedingungen liegen für die wichtigsten
Kommunizierbarkeit der Er- I. d. R. einfacher Komplexität erschwert Kom-
Früherkennungsmaßnahmen bislang
gebnisse munizierbarkeit
über einen Zeitraum von 17 bzw. 30 Jah-
Gedächtnis (Berücksichtigung Nein Ja
vorangegangener Ereignisse)
ren (Darmkrebs; gFOBT [27, 28] und
flexible Sigmoidoskopie [32–34]; vgl. un-
Komplexität der Modellierung Vergleichsweise höher Vergleichsweise niedriger
von Subpopulationen ten), von 29 Jahren (Brustkrebs [36–38]),
15 Jahren (Prostatakrebs [42–44]) bzw.
Verlaufsdarstellung auf Patien- Nein Ja
tenebene möglich 7 Jahren (Lungenkrebs [48]) vor.
Probabilistische Modellierun- Möglich, aber technisch an- Ja
gen spruchsvoll Früherkennung kolorektaler
Entscheidungsanalytische Ja Eingeschränkt Karzinome: FOBT und Endoskopie
Standardsoftware verfügbar?
Derzeit müssen vor allem zwei Familien
von Indikations-Interventions-Paaren
künftige Kosten und Effekte über den dungen zu treffen, wenn bzw. solange unterschieden werden: fäkal-okkulte
empirisch dokumentierten Zeitrahmen abschließende Studienergebnisse (noch) Bluttestungen (FOBT; auf welche bei po-
hinaus zu berücksichtigen. Aus diesen nicht vorliegen (können). Modellierung sitivem Ergebnis weitere diagnostische –
und weiteren Gründen gilt die Nutzung sollte als ein iterativer Prozess verstanden in der Regel zunächst eine Koloskopie –
entscheidungsanalytischer Modelle in werden, der helfen kann, komplexe Zu- und gegebenenfalls therapeutische Maß-
der angewandten Gesundheitsökonomie sammenhänge besser zu verstehen und nahmen folgen) und Darmspiegelungen
als unverzichtbar – auch wenn ihr gera- Vorhersagen im Sinne von Wenn-Dann- (in der Regel Koloskopien), die neben der
de in Deutschland vielfach mit Skepsis Aussagen abzuleiten, deren Unsicherheit Früherkennung von asymptomatischen
begegnet wird. mittels Sensitivitätsanalysen untersucht Karzinomen (Sekundärprävention) auch
Aus ökonomischer Sicht wünschens- und aus denen weitere Forschungsfragen die Detektion und Entfernung von ade-
wert wäre eine regelhafte Simulation der abgeleitet werden können. International nomatösen Veränderungen (Primärprä-
zu erwartenden Auswirkungen vor der anerkannte Standards für gute Modellie- vention) erlauben. Für das Screening
Implementierung von Programmen. An- rungspraxis liegen vor – u. a. hinsichtlich von asymptomatischen Personen mit
ders als eher reduktionistische Markov- Klarheit der Fragestellung, Modellstruk- durchschnittlichem Risiko werden in
Kohortenmodelle sind dynamische Mi- tur, Datenquellen, Transparenz, Validie- Deutschland mit Verabschiedung der
krosimulationstechniken geeignet, auch rung, Kalibrierung [23–25]. Richtlinie für organisierte Krebsfrüher-
Feedbackschleifen, Interaktionen und Einmal implementiert, sollten organi- kennungsprogramme (oKFE-RL) durch
nichtlineare Beziehungen abzubilden sierte Krebsfrüherkennungsprogramme den G-BA am 19.07.2018 und 02.08.2018
und auf dieser Basis mittels Szenario- grundsätzlich nicht nur – wie derzeit ab dem 50. Lebensjahr einmal jährlich
und Sensitivitätsanalysen Zusammen- in Deutschland vorgesehen [26] – hin- (ab dem Alter von 55 Jahren alle zwei
hänge zwischen Evidenz, getroffenen sichtlich Akzeptanz, Qualität und me- Jahre) die Kosten für Tests auf okkultes
Annahmen und den vom G-BA defi- dizinischen Outcome evaluiert, sondern Blut im Stuhl mittels immunologischer
nierten Evaluationskriterien (vgl. Einlei- auch gesundheitsökonomisch begleitet Technik (iFOBT; anstelle der bis 2016
tung) transparent zu machen bis hin zu und ausgewertet werden. üblichen guajakbasierten chemischen
Konsequenzen für die benötigte Infra- Tests, gFOBT) von der GKV erstat-
struktur und budgetären Auswirkungen Gesundheitsökonomische tet [26, 52]. Als Goldstandard gilt die
von Screeningprogrammen sowie mög- Evaluationen von Krebs- komplette qualitätsgesicherte Kolosko-
lichen Skaleneffekten (. Tab. 3; [23–25]). früherkennungsprogrammen pie, welche die höchste Sensitivität und
Selbst wenn Modelle natürlich kein Spezifität für das Auffinden von Kar-
gleichwertiger Ersatz für randomisier- Im Folgenden soll der Stand der gesund- zinomen und Adenomen aufweist. Sie
te kontrollierte Studien sind, können sie heitsökonomischen Forschung bezogen wird gemäß oKFE-RL für Personen mit
doch dabei helfen, informierte Entschei- auf die Früherkennung häufiger Krebsar- durchschnittlichem Erkrankungsrisiko

1564 Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 12 · 2018


Längste verfügbare
klinisch dokumentierte
Follow-up-Periode
Darmkrebs
30 Jahre 20 Jahre
(gFOBT) Mittels Simulation
entscheidungsanalytisch
Darmkrebs 17 Jahre 33 Jahre
modellierte Zeitspanne
(Sigmoidoskopie)

Brustkrebs 29 Jahre 31 Jahre

Prostatakrebs 15 Jahre 35 Jahre

Lungenkrebs 7 Jahre 38 Jahre

Screening-Beginn Zeithorizont (verfügbare Evidenz)

Abb. 1 8 Zeithorizont aktueller internationaler klinischer Studien zur Wirtschaftlichkeit von Krebsfrüherkennungsprogram-
men (Stand Juni 2018). Die dunkelblauen Balken zeigen jeweils die längste in klinischen Studien dokumentierte Follow-up-
Periode (Basis: Vollpublikationen in Zeitschriften mit externem Peer Review; Stand Juni 2018). Die hellblauen Balken geben die
zusätzlichenZeitspannenan,fürwelcheKostenundNutzenmittels gesundheitsökonomischerModellierungensimuliert wur-
den.DerZeithorizont dereinzelnenStudienunterscheidet sichteils beträchtlich.(Nach:Darmkrebs/gFOBT,2 klinischeStudien
[27, 28], 3 Modellierungen [29–31]; Darmkrebs/(einmalige flexible) Sigmoidoskopie, 3 klinische Studien [32–34], 2 Modellie-
rungen [31, 35]; Brustkrebs, 3 klinische Studien [36–38], 3 Modellierungen [39–41]; Prostatakrebs, 3 klinische Studien [42–44],
3 Modellierungen (davon ein systematischer Review; [45–47]); Lungenkrebs, 1 klinische Studie [48], 3 Modellierungen (davon
ein systematischer Review; [49–51])

in Deutschland zweimal im Abstand Deutschland [57]) kostensenkende Ef- als unbefriedigend angesehenen Teil-
von mindestens zehn Jahren, für Män- fekte – im Vergleich zu keinem Screening nahmeraten an Screeningprogrammen
ner beginnend mit dem 50., für Frauen [54–56]. Die Studienlage erlaubt dagegen und hier vor allem an der Kolosko-
beginnend mit dem 55. Lebensjahr, von keine eindeutige Aussage über die relati- pie als gegenwärtigen Goldstandard zu
der GKV übernommen [52]. Es ist gut ve (inkrementale) Kosteneffektivität der steigern. Es muss davon ausgegangen
belegt, dass sowohl primär gFBOT- unterschiedlichen Strategien, auch wenn werden, dass sich in Deutschland die
[27, 28] als auch sigmoidoskopiebasier- US-amerikanische Studien Koloskopi- Zehnjahresteilnahmeraten bei über 55-
te [32–34] Screeningstrategien zu ei- en im Zehnjahresabstand tendenziell Jährigen in einer Größenordnung um
ner Senkung der krankheitsspezifischen kosteneffektiver erscheinen lassen [56], 30 % bewegen. Daraus ergibt sich unter
Mortalität und (im Fall primär endosko- während umgekehrt zwei europäische Berücksichtigung von Koloskopien, die
piebasierter Strategien [53]) auch einer Studien [30, 57] Hinweise auf eine mögli- aufgrund anderer Indikationen (gastro-
deutlichen Reduktion der Inzidenz füh- che ökonomische Vorteilhaftigkeit einer intestinale Symptomatik oder positiver
ren; ein signifikanter positiver Effekt auf auf zweijährlichem iFOBT basierenden FOBT) durchgeführt werden, eine In-
das Gesamtüberleben der Screeningteil- Strategie liefern. anspruchnahme durch nur 55 % der
nehmer konnte allerdings bislang nicht Nicht alle vorliegenden gesundheits- insgesamt infrage kommenden und von
direkt nachgewiesen werden. ökonomischen Evaluationen beziehen der Untersuchung profitierenden Popu-
Systematische Reviews der gesund- die mit der Einführung neuer therapeu- lation [59].
heitsökonomischen Literatur fanden im tischer Optionen verknüpften steigenden Bemerkenswerterweise haben viele
Jahr 2002 sieben [54], 2011 bereits 32 [55] Behandlungskosten kolorektaler Karzi- der US-amerikanischen Kosteneffekti-
und 2018 in einem Update weitere 33 nome in die Modellierung ein; es ist vitätsanalysen eine Adhärenzrate von
[56] den Suchkriterien genügende Kos- zu vermuten, dass deren vollständige 100 % unterstellt [56]; sie zeigen da-
teneffektivitätsanalysen der verschiede- Berücksichtigung die durchschnittliche her, was die Intervention idealtypisch
nen Screeningstrategien. Die Ergebnisse Kosteneffektivität der wirksam die Inzi- zu leisten vermag (im Sinne von „effi-
belegen für alle relevanten Interventio- denz reduzierenden Screeningstrategien cacy“; . Tab. 1). Selbst wenn in diesen
nen (gFBOT und iFOBT jährlich oder weiter verbessert bzw. deren kosten- Modellen eine verringerte Adhärenz per
zweijährlich; flexible Sigmoidoskopie in einsparenden Effekt vergrößert, also se das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht
Fünfjahresabständen, Koloskopie und die ökonomische Vorteilhaftigkeit der signifikant verändert, bleibt unter den
auch CT-Kolonographie in Zehnjahres- Screeninginterventionen noch einmal Bedingungen der medizinischen Praxis
abständen) konsistent Kosteneffektivität deutlicher hervortreten lassen würde die Frage nach dem Verhältnis von mar-
nach herkömmlichen Kriterien (Bench- [58]. Vor diesem Hintergrund gibt es ginalem Aufwand (vorliegend: um die
marks, vgl. oben) oder sogar (auch für sehr gut begründete Bemühungen, die Inanspruchnahme zu steigern) und mar-

Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 12 · 2018 1565


Leitthema

ginalem Ergebnis („effectiveness“) offen. QALY [63] in hochentwickelten west- Früherkennung des Lungen-
Für eine belastbare gesundheitsökono- lichen (aber wahrscheinlich nicht in karzinoms: Low-Dose-
mische Bewertung der Kosteneffektivität asiatischen [63, 64]) Ländern bewegen Computertomographie (LD-CT)
von Programmen zur Früherkennung dürften – und damit unterhalb verbreitet
(nicht nur bei kolorektalen Karzinomen) angewendeter Schwellenwerte für Kos- Die Krebsfrüherkennungs-Richtlinie des
kommt es aber genau darauf an, denn teneffektivität. Die wenigen verfügbaren G-BA schließt die LD-CT zur Früher-
es wäre vollkommen unrealistisch, unter deutschen Daten bewegen sich innerhalb kennung des Lungenkarzinoms nicht
der Randbedingung autonomer Teilnah- des genannten Rahmens [66]. Die ökono- ein [52]. Deutsche und internationale
meentscheidungen der umworbenen mischen Implikationen der Anwendung Empfehlungen [68–71] stimmen da-
Bürger (und weiterer intervenierender neuerer Techniken und einer möglichen mit insofern überein, als sie – trotz
Variablen) eine Inanspruchnahme von Ausweitung vor allem der unteren Al- der in einer Langzeitstudie über sie-
100 % zu erwarten. tersgrenze sind unklar und könnten zu ben Jahre dokumentierten Reduktion
weniger günstigen Ergebnissen führen der krankheitsspezifischen Mortalität
Früherkennung des Mammakarzi- [67]. im Vergleich zu posterior-anteriorem
noms: Mammographiescreening Thoraxröntgen [48] – die Methode für
Früherkennung des Prostata- den Breiteneinsatz überwiegend noch
Die gesundheitsökonomische Diskus- karzinoms: Screening mittels nicht empfehlen und den Einsatz primär
sion der verfügbaren Optionen zur PSA-Test bei Vorhandensein von Risikofaktoren
Früherkennung des Mammakarzinoms (in erster Linie Raucheranamnese) als
in der symptom- und risikofaktorfrei- Die gesundheitsökonomischen Evalua- gerechtfertigt betrachten. Kosteneffek-
en Allgemeinbevölkerung wird hier tionen des populationsbasierten Scree- tivitätsmodellierungen legen nahe, dass
auf das Mammographiescreening (bei nings auf Frühformen des Prostatakarzi- LD-CT – stets verglichen mit keinem
Frauen im Alter von 50 bis 74 Jah- noms mittels PSA-Tests lassen sich um Screening und in Abhängigkeit vom
ren) beschränkt [60], für das die mit den Preis nur geringer Vereinfachung herangezogenen Benchmark – unter be-
Abstand beste Evidenz für einen kli- so zusammenfassen: Ohne belegte Ef- stimmten Voraussetzungen mit einem
nischen Nutzen (einschließlich einer fektivität kann es keine Kosteneffektivi- inkrementalen Kosten-Effektivitäts-Ver-
Mortalitätsreduktion [36–38]) vorliegt tät geben. Selbst wenn man einer Lang- hältnis von US-$ 81.000 pro QALY in
[61]. Eine aus Modellrechnungen ab- zeitstudie folgen wollte, die im Gegen- den USA [49, 51] beziehungsweise bei
geleitete Kosteneffektivitätsbetrachtung satz zu zwei anderen Studien über 10 (medizinisch hinterfragbarer [72]) nur
neuerer Verfahren ist bei (noch) nicht [44] bzw. 15 Jahre [42] eine Redukti- einmaliger Durchführung in England
schlüssig belegter Effektivität mit vielen on der krankheitsspezifischen Mortali- mit GBP 8466 pro QALY kosteneffektiv
Konjunktiven behaftet und übersteigt tät aufgrund einer PSA-Screeningstra- sein könnte. Mindestens solange, als für
den Rahmen dieser Übersicht. Den tegie fand [43], könnte im niedrigsten Deutschland keine ökonomischen Eva-
US-amerikanischen Empfehlungen ent- Fall einer Simulationsstudie zufolge bei luationen auf der Basis der am DKFZ seit
spricht mit Ausnahme der Altersgrenzen 55- bis 59-jährigen Männern mit ein- dem Jahr 2007 laufenden Studie „Lung
(die American Cancer Society empfiehlt maligem Screening eine Kosteneffektivi- Tumor Screening and Intervention“
zum Beispiel einen Beginn mit dem tät von ca. US-$ 31.000 je gewonnenem (LUSI; [73]) vorliegen, bieten die Mikro-
45. Lebensjahr, das National Compre- QALY erreicht werden [45]. Diese Ergeb- simulationen von Marina Treskova et al.
hensive Cancer Network sogar ab dem nisse repräsentieren einen absoluten Best [50] die derzeit aussagekräftigsten Daten
40. Lebensjahr) die aktuelle Beschluss- Case und können sich bei Berücksichti- für eine differenzierte Bewertung der
lage des G-BA, der zufolge im Einklang gung von Überdiagnosen und Überbe- Kosteneffektivität anhand von Alters-
mit der aktuellen deutschen S3-Leitlinie handlungen verschlechtern. Sie stehen in gruppen, Risikofaktoren und weiteren
[62] Frauen in Deutschland vom 50. Widerspruch zu anderen Kosteneffekti- Parametern.
bis zum 70. Lebensjahr Anspruch auf vitätsanalysen, die in ihrer Gesamtheit
eine zweijährliche qualitätsgesicherte aus gesundheitsökonomischer Sicht kei- Zusammenfassende Bewertung
Mammographie haben [52]. ne belastbaren Argumente für ein po- der Studienlage
Die vorliegenden Kosteneffektivi- pulationsbasiertes PSA-Screening liefern
tätsanalysen [39–41, 63–65] zeichnen [46, 47]. Diese Beobachtung steht erwart- Belastbare Studien, die eine gesund-
in ihrer Gesamtheit ein konsistentes bar im Einklang mit der klinischen Evi- heitsökonomische Bewertung der ver-
positives Bild, dem zufolge sich die denz [42, 44] und der Beschlusslage des schiedenen Programme zur Krebsfrüh-
Mehrkosten (immer im Vergleich zu G-BA [52]. erkennung in Deutschland erlauben,
keinem Screening) in einer Bandbreite liegen bislang nur eingeschränkt vor.
von wenigen Tausend US-Dollar bis zu Die überwiegend internationale Daten-
US-$ 45.700 (bei jährlichem Screening lage spricht trotz gewisser Lücken für das
in den USA) je gewonnenem Lebens- Angebot bevölkerungsweiter Früherken-
jahr bzw. US-$ 46.500 je gewonnenem nungsuntersuchungen auf Darmkrebs

1566 Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 12 · 2018


(iFOBT- und primär koloskopiebasierte tätigen Wissenschaftlern durchgeführt 13. Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA) (2016)
Presseerklärung Nr. 38/2016: Methodenbewer-
Strategien) sowie auf Brustkrebs (Mam- werden. tung: Eckpunkte für zukünftiges Screening auf
mographiescreening alle zwei Jahre für Gebärmutterhalskrebs geändert. https://www.
50- bis 70- oder 75-jährige Frauen). g-ba.de/institution/presse/pressemitteilungen/
Korrespondenzadresse 641/. Zugegriffen: 31.08.2018
Die meisten (in unserem systemati- 14. Petry KU, Barth C, Wasem J, Neumann A (2017)
Prof. Dr. Michael Schlander
schen Review 16 von 23 internationalen A model to evaluate the costs and clinical
Abteilung für Gesundheitsökonomie, effectiveness of human papilloma virus screening
[56]) gesundheitsökonomischen Unter- Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) compared with annual papanicolaou cytology
suchungen berücksichtigten potenzi- Im Neuenheimer Feld 280, 69120 Heidelberg, in Germany. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol
elle Schadwirkungen: für Koloskopien Deutschland 212:132–139
Überdiagnosen, Blutungen, Perforatio- m.schlander@dkfz.de 15. Malagón T, Laurie C, Franco EL (2018) Human
papillomavirus vaccination and the role of herd
nen [56]; für Mammografien die Folgen effects in future cancer control planning: a review.
falsch-positiver Befunde, welche bei Expert Rev Vaccines 17:395–409
Einbeziehung der damit assoziierten 16. Neuhauser D, Lewicki AM (1975) What do we
Einhaltung ethischer Richtlinien gain from the sixth stool Guaiac? N Engl J Med
Produktivitätsverluste die Kosteneffekti- 293:226–228
vität verschlechtern [63, 67]. Regelmäßig Interessenkonflikt. M. Schlander, C.-Y. Cheng und 17. Brown K, Burrows C (1990) The sixth stool guaiac
unberücksichtigt blieben demgegenüber T. Ran geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. test: $47 Mio. that never was. J Health Econ
9:429–445
kurzzeitige psychische Effekte wie Be- 18. Drummond MF, Sculpher MJ, Claxton K, Stoddart
Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren
sorgnis und Angst nach einem falsch- durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.
GL, Torrance GW (2015) Methods for the economic
positiven abklärungsbedürftigen Scree- evaluation of health care programmes, 4. Aufl.
Oxford University Press, Oxford
ningbefund oder die Erleichterung nach 19. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im
Mitteilung eines negativen Screeninger- Literatur Gesundheitswesen (2017) Allgemeine Methoden
gebnisses. V5.0. IQWiG, Köln
1. Bundesgesetzblatt (2013) Gesetz zur Weiter- 20. Claxton K, Martin S, Soares M et al (2015) Methods
Die Kosteneffektivität von LD-CT zur for the estimation of the National Institute for
entwicklung der Krebsfrüherkennung und zur
Früherkennung von Lungenkrebs kann Qualitätssicherung durch klinische Krebsregister Health and Care Excellence cost-effectiveness
noch nicht abschließend beurteilt wer- (Krebsfrüherkennungs- und -registergesetz – threshold. Health Technol Assess 19:1–503
KFRG). In: Bundesgesetzblatt Teil I Nr. 16 617–623 21. Schlander M, Schäfer R, Schwarz O (2017) The
den; sie dürfte unter anderem von der Ra- value of a statistical life year in Europe – report
2. Statistisches Bundeamt Gesundheitsausgaben
te falsch-positiver Befunde maßgeblich nach Leistungsarten. www.destatis.de. Zugegrif- of a systematic review. Discussion Paper No. 33.
beeinflusst werden: Der zitierten ameri- fen: 31.08.2018 Institute for Innovation & Valuation in Health Care,
3. Schlander M, Hernandez-Villafuerte K, Thielscher C Wiesbaden
kanischen Studie von Black et al. [49] fol- 22. Schlander M (2005) Kosteneffektivität und Res-
(2018) Kosten der Onkologie in Deutschland [The
gend sollte sich deren Reduktion in einer cost of cancer in Germany]. Forum (2018). https:// sourcenallokation: Gibt es einen normativen
Verbesserung der ICER von US-$ 81.000 doi.org/10.1007/s12312-018-0481-5 Anspruch der Gesundheitsökonomie. In: Kick HA,
4. Morrison A (1992) Screening in chronic disease. Taupitz J (Hrsg) Gesundheitswesen Zwischen Wirt-
pro QALY auf US-$ 45,000 pro QALY nie- schaftlichkeit Und Menschlichkeit. LIT, Münster,
Oxford University Press, Oxford, New York
derschlagen [49]. Das PSA-Screening auf 5. WilsonJ, JungnerJ(1968)Principlesandpracticeof S 37–112
Prostatakarzinome kann dagegen aus ge- screeningfordisease. JRCollGenPract16:318–318 23. Caro JJ, Briggs AH, Siebert U, Kuntz KM (2012)
6. GemeinsamerBundesausschuss(G-BA)(2017)Ver- Modeling good research practices—overview:
sundheitsökonomischer Sicht keine Un- a report of the ISPOR-SMDM Modeling Good
fahrensordnung des Gemeinsamen Bundesaus-
terstützung erfahren. schusses. https://www.g-ba.de/informationen/ Research Practices Task Force-1. Med Decis Making
Soweit noch nicht geschehen, sollten richtlinien/42/. Zugegriffen: 31.08.2018 32:667–677
7. Eddy DM (1981) The economics of cancer 24. Marshall DA, Burgos-Liz L, Mj IJ et al (2015)
bestehende und neue Screeningprogram- Applying dynamic simulation modeling methods
prevention and detection: getting more for less.
me regelmäßig von einer ökonomischen Cancer 47:1200–1209 in health care delivery research-the SIMULATE
Evaluation begleitet werden, sowohl die 8. Eddy DM (1990) Screening for cervical cancer. Ann checklist: report of the ISPOR simulation modeling
Intern Med 113:214–226 emerging good practices task force. Value Health
inkrementelle Kosten-Nutzen-Relation 18:5–16
9. Markowitz LE, Drolet M, Perez N, Jit M, Brisson M
von Bemühungen zur Erhöhung der (2018) Human papillomavirus vaccine effective- 25. Marshall DA, Burgos-Liz L, Mj IJ et al (2015)
Partizipationsraten betreffend als auch ness by number of doses: systematic review of data Selecting a dynamic simulation modeling method
from national immunization programs. Vaccine for health care delivery research-part 2: report
hinsichtlich der Optimierung von Al- of the ISPOR Dynamic Simulation Modeling
36:4806–4815
tersgrenzen oder Screeningintervallen. 10. Schobert D, Remy V, Schoeffski O (2012) Cost- Emerging Good Practices Task Force. Value Health
Das Design neuer Programme kann effectiveness of vaccination with a quadrivalent 18:147–160
HPV vaccine in Germany using a dynamic 26. Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA) (2018)
von gesundheitsökonomischen Simula- Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses
transmission model. Health Econ Rev 2(1):19.
tionsstudien erheblich profitieren [24, https://doi.org/10.1186/2191-1991-2-19 über eine Richtlinie für organisierte Krebsfrüh-
25]. Diese Studien sollten die dynami- 11. Damm O, Horn J, Mikolajczyk RT, Kretzschmar erkennungsprogramme und eine Änderung der
MEE, Kaufmann AM, Deleré Y et al (2017) Cost- Krebsfrüherkennungs-Richtlinie. Gemeinsamer
sche Entwicklung sowohl neuer Un- Bundesausschuss (G-BA), Berlin
effectivenessofhumanpapillomavirusvaccination
tersuchungsmethoden als auch neuer in Germany. Cost Eff Resour Alloc 15:18. https:// 27. Scholefield JH, Moss SM, Mangham CM, Whynes
therapeutischer Optionen und ihrer doi.org/10.1186/s12962-017-0080-9 DK, Hardcastle JD (2012) Nottingham trial of faecal
12. Ng SS, Hutubessy R, Chaiyakunapruk N (2018) occultbloodtestingforcolorectalcancer: a20-year
Kosten berücksichtigen und in enger follow-up. Gut 61:1036–1040
Systematic review of cost-effectiveness studies of
interdisziplinärer Zusammenarbeit von human papillomavirus (HPV) vaccination: 9-Valent 28. Shaukat A, Mongin SJ, Geisser MS et al (2013)
Gesundheitsökonomen, Entscheidungs- vaccine, gender-neutral and multiple age cohort Long-term mortality after screening for colorectal
vaccination. Vaccine 36:2529–2544 cancer. N Engl J Med 369:1106–1114
analytikern, Epidemiologen und klinisch

Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 12 · 2018 1567


Leitthema

29. Barzi A, Lenz HJ, Quinn DI, Sadeghi S (2017) specific antigen screening and selective treatment 64. Yoo K-B, Kwon JA, Cho E et al (2013) Is mammo-
Comparative effectiveness of screening strategies strategies. JAMA Oncol 2:890–898 graphy for breast cancer screening cost-effective
for colorectal cancer. Cancer 123:1516–1527 47. Sanghera S, Coast J, Martin RM, Donovan JL, in both western and asian countries?: results
30. Hassan C, Benamouzig R, Spada C et al (2011) Cost Mohiuddin S (2018) Cost-effectiveness of prostate of a systematic review. Asian Pac J Cancer Prev
effectiveness and projected national impact of cancer screening: a systematic review of decision- 14:4141–4149
colorectal cancer screening in France. Endoscopy analytical models. BMC Cancer 18:84 65. Arrospide A, Rue M, Van Ravesteyn NT et al
43:780–793 48. AberleDR,AdamsAM,BergCDetal(2011)Reduced (2016) Economic evaluation of the breast cancer
31. Sharp L, Tilson L, Whyte S et al (2012) Cost- lung-cancer mortality with low-dose computed screening programme in the Basque Country:
effectiveness of population-based screening for tomographic screening. N Engl J Med 365:395–409 retrospective cost-effectiveness and budget
colorectal cancer: a comparison of guaiac-based 49. Black WC, Gareen IF, Soneji SS et al (2014) Cost- impact analysis. BMC Cancer 16:344
faecal occult blood testing, faecal immunochemi- effectiveness of CT screening in the National Lung 66. Beemsterboer PM, De Koning HJ, Warmerdam PG
cal testing and flexible sigmoidoscopy. Br J Cancer Screening Trial. N Engl J Med 371:1793–1802 et al (1994) Prediction of the effects and costs of
106:805–816 50. Treskova M, Aumann I, Golpon H, Vogel-Claussen breast-cancer screening in Germany. Int J Cancer
32. Atkin W, Wooldrage K, Parkin DM et al (2017) Long J, Welte T, Kuhlmann A (2017) Trade-off between 58:623–628
term effects of once-only flexible sigmoidoscopy benefits, harms and economic efficiency of low- 67. Mittmann N, Stout NK, Tosteson ANA, Trentham-
screening after 17 years of follow-up: the UK dose CT lung cancer screening: a microsimulation Dietz A, Alagoz O, Yaffe MJ (2018) Cost-effective-
Flexible Sigmoidoscopy Screening randomised analysis of nodule management strategies in ness of mammography from a publicly funded
controlled trial. Lancet 389:1299–1311 a population-based setting. BMC Med 15:162 health care system perspective. CMAJ Open
33. Holme O, Loberg M, Kalager M et al (2014) Effect 51. Puggina A, Broumas A, Ricciardi W, Boccia S 6:E77–e86
of flexible sigmoidoscopy screening on colorectal (2016) Cost-effectiveness of screening for lung 68. Leitlinienprogramm Onkologie (2018) S3-Leitlinie:
cancer incidence and mortality: a randomized cancer with low-dose computed tomography: Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge
clinical trial. JAMA 312:606–615 a systematic literature review. Eur J Public Health desLungenkarzinoms.http://leitlinienprogramm-
34. Schoen RE, Pinsky PF, Weissfeld JL et al (2012) 26:168–175 onkologie.de/Lungenkarzinom.98.0.html. Zuge-
Colorectal-cancer incidence and mortality with 52. Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA) (2017) griffen: 10. Juni 2018
screening flexible sigmoidoscopy. N Engl J Med Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses 69. Postmus PE, Kerr KM, Oudkerk M et al (2017) Early
366:2345–2357 über die Früherkennung von Krebserkrankungen and locally advanced non-small-cell lung cancer
35. Sharaf RN, Ladabaum U (2013) Comparative (Krebsfrüherkennungs-Richtlinie/KFE-RL) (NSCLC): ESMO Clinical Practice Guidelines for
effectiveness and cost-effectiveness of screening 53. Lauby-Secretan B, Vilahur N, Bianchini F, Guha N, diagnosis, treatment and follow-up. Ann Oncol
colonoscopy vs. sigmoidoscopy and alternative Straif K (2018) The IARC perspective on colorectal 28:iv1–iv21
strategies. Am J Gastroenterol 108:120–132 cancer screening. N Engl J Med 378:1734–1740 70. Pedersen JH, Rzyman W, Veronesi G et al (2017)
36. Hofvind S, Ursin G, Tretli S, Sebuodegard S, Moller 54. Pignone M, Saha S, Hoerger T, Mandelblatt J Recommendations from the European Society of
B (2013) Breast cancer mortality in participants of (2002) Cost-effectiveness analyses of colorectal Thoracic Surgeons (ESTS) regarding computed
the Norwegian Breast Cancer Screening Program. cancer screening: a systematic review for the U.S. tomography screening for lung cancer in Europe.
Cancer 119:3106–3112 Preventive Services Task Force. Ann Intern Med Eur J Cardiothorac Surg. https://doi.org/10.1093/
37. Moss SM, Wale C, Smith R, Evans A, Cuckle H, Duffy 137:96–104 ejcts/ezw418
SW (2015) Effect of mammographic screening 55. Lansdorp-Vogelaar I, Knudsen AB, Brenner H 71. Oudkerk M, Devaraj A, Vliegenthart R et al (2017)
from age 40 years on breast cancer mortality in the (2011) Cost-effectiveness of colorectal cancer European position statement on lung cancer
UK Age trial at 17 years’ follow-up: a randomised screening. Epidemiol Rev 33:88–100 screening. Lancet Oncol 18:e754–e766
controlled trial. Lancet Oncol 16:1123–1132 56. Ran T, Cheng CY, Misselwitz B, Brenner H, Ubels J, 72. Yousaf-Khan U, Van Der Aalst C, De Jong PA et
38. Tabar L, Vitak B, Chen TH et al (2011) Swedish two- Schlander M (2018) A systematic review update on al (2017) Final screening round of the NELSON
county trial: impact of mammographic screening cost-effectiveness of colorectal cancer screening: lung cancer screening trial: the effect of a 2.5-year
on breast cancer mortality during 3 decades. identification of an optimal strategy in Europe screening interval. Thorax 72:48–56
Radiology 260:658–663 (unveröffentlichtes Manuskript) 73. Becker N, Motsch E, Gross ML et al (2015)
39. Carles M, Vilaprinyo E, Cots F et al (2011) Cost- 57. Ladabaum U, Alvarez-Osorio L, Rosch T, Brueggen- Randomized study on early detection of lung
effectiveness of early detection of breast cancer in juergen B (2014) Cost-effectiveness of colorectal cancer with MSCT in Germany: results of the first
Catalonia (Spain). BMC Cancer 11:192 cancer screening in Germany: current endosco- 3 years of follow-up after randomization. J Thorac
40. Mittmann N, Stout NK, Lee P et al (2015) Total pic and fecal testing strategies versus plasma Oncol 10:890–896
cost-effectiveness of mammography screening methylated Septin 9 DNA. Endosc Int Open 74. Schlander M (2010) Measures of efficiency in
strategies. Health Rep 26:16–25 2:E96–E104 health care: QALms about QALYs? Z Evid Fortbild
41. Sankatsing VD, Heijnsdijk EA, Van Luijt PA, Van 58. Lansdorp-Vogelaar I, Van Ballegooijen M, Zauber Qual Gesundhwes 104:214–226
Ravesteyn NT, Fracheboud J, De Koning HJ (2015) AG, Habbema JD, Kuipers EJ (2009) Effect of
Cost-effectiveness of digital mammography rising chemotherapy costs on the cost savings
screening before the age of 50 in The Netherlands. of colorectal cancer screening. J Natl Cancer Inst
Int J Cancer 137:1990–1999 101:1412–1422
42. Pinsky PF, Prorok PC, Yu K et al (2017) Extended 59. Brenner H, Zwink N, Ludwig L, Hoffmeister M
mortality results for prostate cancer screening in (2017) Should screening colonoscopy be offered
the PLCO trial with median follow-up of 15 years. from age 50? Dtsch Arztebl Int 114:94–100
Cancer 123:592–599 60. Nelson HD, Fu R, Cantor A, Pappas M, Daeges M,
43. Schröder FH, Hugosson J, Roobol MJ et al (2014) Humphrey L (2016) Effectiveness of breast cancer
Screening and prostate cancer mortality: results of screening: systematic review and meta-analysis to
the European Randomised Study of Screening for update the 2009 U.S. Preventive services task force
Prostate Cancer (ERSPC) at 13 years of follow-up. recommendation. Ann Intern Med 164:244–255
Lancet 384:2027–2035 61. Lauby-Secretan B, Scoccianti C, Loomis D et al
44. Martin RM, Donovan JL, Turner EL et al (2018) (2015) Breast-cancer screening—viewpoint of the
Effect of a low-intensity PSA-based screening IARC Working Group. N Engl J Med 372:2353–2358
intervention on prostate cancer mortality: the CAP 62. Wöckel A, Albert U-S, Janni W, Scharl A, Kreienberg
randomized clinical trial. JAMA 319:883–895 R, Stüber T (2018) The screening, diagnosis,
45. Heijnsdijk EA, De Carvalho TM, Auvinen A et treatment, and follow-up of breast cancer. Dtsch
al (2015) Cost-effectiveness of prostate cancer Arztebl Int 115:316–323
screening: asimulationstudybasedonERSPCdata. 63. Rashidian A, Barfar E, Hosseini H, Nosratnejad S,
J Natl Cancer Inst 107:366 Barooti E (2013) Cost effectiveness of breast cancer
46. Roth JA, Gulati R, Gore JL, Cooperberg MR, screening using mammography; a systematic
Etzioni R (2016) Economic analysis of prostate- review. Iran. J Public Health 42:347–357

1568 Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 12 · 2018

Das könnte Ihnen auch gefallen