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Für Wendy, Tony und June

Zuschriften und Kritik an:


Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag, Lektorat Medizin, Karlstraße 45, 80333 München
E-Mail: medizin@elsevier.com

Titel der Originalausgabe:


Peripheral Vascular Ultrasound – How, why and when
© 2005 Elsevier Limited

Wichtiger Hinweis für den Benutzer


Die Erkenntnisse in der Medizin unterliegen laufendem Wandel durch Forschung und klinische Erfahrungen. Die Au-
toren dieses Werkes haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass die in diesem Werk gemachten therapeutischen Angaben
(insbesondere hinsichtlich Indikation, Dosierung und unerwünschten Wirkungen) dem derzeitigen Wissensstand
entsprechen. Das entbindet den Nutzer dieses Werkes aber nicht von der Verpflichtung, anhand der Beipackzettel zu ver-
schreibender Präparate zu überprüfen, ob die dort gemachten Angaben von denen in diesem Buch abweichen und seine
Verordnung in eigener Verantwortung zu treffen.

Wie allgemein üblich wurden Warenzeichen bzw. Namen (z.B. bei Pharmapräparaten) nicht besonders gekennzeichnet.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek


Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte biblio-
grafische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten


1. Auflage 2007
© Elsevier GmbH, München
Der Urban & Fischer Verlag ist ein Imprint der Elsevier GmbH.

06 07 08 09 10 5 4 3 2 1

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen
des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Verviel-
fältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Um den Textfluss nicht zu stören, wurde bei Patienten und Berufsbezeichnungen die grammatikalisch maskuline Form
gewählt. Selbstverständlich sind in diesen Fällen immer Frauen und Männer gemeint.

Planung: Dr. med. Bernadette Aulinger, München


Lektorat: Elisa Imbery, München
Übersetzung, Redaktion und Register: Karin Beifuss, Ohmden-Grubäcker
Herstellung: Petra Laurer, München
Satz: Kösel, Krugzell
Druck und Bindung: Printer Trento, Trento, Italien
Covergestaltung: Spieszdesign Büro für Gestaltung, Neu-Ulm

Printed in Italy

ISBN-13: 978-3-437-24140-6
ISBN-10: 3-437-24140-0

Aktuelle Informationen finden Sie im Internet unter www.elsevier.de und www.elsevier.com


Danksagung
Unser Dank gilt David Evans, Hayley Handford, Pouran Khodabakhsh, Nick London, Salvatore Luca,
May Naylor, Ross Naylor, Yvonne Sensier und Jo Walker für ihre Hilfe und Unterstützung bei den Vor-
bereitungen zu diesem Buch.
Vorwort
Die Gefäßsonographie repräsentiert ein ganz ei- fakte unbedingt erkennen. Auch die Kenntnis
genes Fachgebiet, und Gefäßchirurgen verlassen und das Verständnis von potenziellen Fehler-
sich im Hinblick auf die Untersuchung von Pati- quellen bei sonographischen Messungen sind
enten mit peripheren Gefäßerkrankungen immer unerlässlich. Die Darstellung umfasst auch spe-
stärker auf die Fertigkeiten von angiologisch ver- zifische Erkrankungen des arteriellen und des
sierten Sonographeuren. Das vorliegende Buch venösen Systems, und die zu ihrer Diagnostik an-
will einen Beitrag zum Verständnis der Prinzipien gewandten Techniken werden beschrieben. Es
und praktischen Vorgehensweisen des Gefäß- werden Beispiele für normale und pathologische
ultraschalls leisten. Ultraschallbefunde und Dopplerspektren vorge-
Eine Einführung in die theoretischen Grund- stellt und ihre Auswertungen erörtert.
lagen der Wissenschaft und Technik des Ultra- Wir hoffen, dass dieses Buch noch unerfahrenen
schalls soll den Anwendern helfen, die Funk- Sonographeuren als nützliches Nachschlagewerk
tionen der Bedienelemente zu verstehen, und sie dienen wird.
dazu befähigen, optimale Aufnahmen und Dopp-
lerspektren zu gewinnen. Da B-Bilder sowie Farb-
und Spektraldopplerbilder allesamt für Artefakte London, 2005 Abigail Thrush
anfällig sind, sollte der Untersucher solche Arte- Leicester, 2005 Timothy Hartshorne

Abigail Thrush MSc


Medical Physicist, Institut für Medizinische Physik,
St Bartholomew’s Hospital, Bart’s and The London NHS Trust, London, Großbritannien

Timothy Hartshorne
Vascular Technologist, Chirurgische Abteilung,
Leicester Royal Infirmary, University Hospitals of Leicester NHS Trust, Leicester, Großbritannien
1 Einleitung

Seit der ersten englischen Ausgabe dieses Buches gramme zu erstellen, bleibt dem Gefäßradiologen
haben sich hinsichtlich Ultraschalltechnologie, so auch mehr Zeit für die Durchführung thera-
Magnetresonanztomographie (MRT) und Magnet- peutischer Maßnahmen, wie z. B. der Angioplas-
resonanzangiographie (MRA), Computertomo- tie.
graphie (CT) und vaskulären sowie endovasku- Gefäßsonographische Untersuchungen beruhen
lären Operationstechniken signifikante Entwick- auf der Anwendung von Ultraschall zur Erzeu-
lungen vollzogen. Die jüngste Generation von gung morphologischer Schwarz-Weiß-Bilder, mit
Duplexsystemen liefert, vor allem beim Einsatz denen sich pathologische Prozesse entlang von
von Techniken wie dem Harmonic Imaging und Arterienwänden oder venöse Thromben nachwei-
dem Compound Imaging, noch deutlichere Auf- sen lassen. In Form eines Farbdopplerbildes lie-
nahmen. Mittlerweile verfügen die Geräte auch fert der Dopplerultraschall eine funktionelle Dar-
über eine höhere Empfindlichkeit für den Nach- stellung des Blutflusses in Arterien und Venen.
weis eines Blutflusses in den arteriellen und ve- Mittels Spektraldoppleranalyse lassen sich aus
nösen Gefäßsystemen. Die MRA liefert fantas- den Gefäßen Doppler-Wellenformen ableiten.
tische Aufnahmen, und es steht zu vermuten, Auf diese Weise können Änderungen der Strö-
dass MRA und Spiral-CT die Duplexuntersuchung mungsverhältnisse in den Gefäßen nachgewie-
zukünftig ablösen könnten, wenngleich letztere sen und Strömungsgeschwindigkeiten berechnet
nach wie vor viele Vorteile bietet. Abgesehen von werden, die es dem Sonographeur erlauben, den
Verbesserungen in der Bildauflösung sind es vor Schweregrad von Gefäßerkrankungen zu beurtei-
allem die Möglichkeiten, den Blutfluss in Echtzeit len (Abb. 1.1).
darzustellen, quantitative Messungen der Blut-
flussgeschwindigkeit durchzuführen und die Fluss-
richtung zu ermitteln, die dafür sorgen werden,
dass die Duplexsonographie ihren Stellenwert als
Bildgebungsverfahren in absehbarer Zukunft wird
behalten können. Ebenfalls zu den relevanten
Faktoren gehören die Auswirkungen auf Kosten
und Ressourcen. So gilt das Screening von Pati-
enten auf Erkrankungen der A. carotis oder Aor-
tenaneurysmen mit der MRT nicht als kostenef-
fektiv. Essenziell dagegen sind MRT- oder CT-Un-
tersuchungen für die Planung der endovaskulären
Therapie von Aortenaneurysmen. So hat jede
Untersuchungsmodalität bei der Behandlung von
Gefäßerkrankungen ihren ganz eigenen Stellen-
wert. In vielen Zentren haben duplexsonographi-
sche Untersuchungen die diagnostische Angiogra-
phie und Phlebographie weitgehend ersetzt. Dies
hat für Chirurgen und nicht operativ tätige Ärzte
den Vorteil, die Auswahl der Patienten für die Abb. 1.1 Dieses Beispiel eines Ultraschallbildes der
chirurgische oder konservative Behandlung ohne A. carotis demonstriert, wie B-Bildtechnik, Farb- und
Durchführung invasiver Untersuchungen vor- Spektraldopplersonographie zur Untersuchung von
nehmen zu können. Statt diagnostische Angio- Stenosen eingesetzt werden können.

1
1 Einleitung

In den Industriestaaten gehören Arterienerkran- Langzeitergebnis endovaskulärer Maßnahmen ist


kungen zu den wichtigsten Morbiditäts- und zwar noch nicht bekannt, doch kommt der Du-
Mortalitätsursachen. Mit der Entstehung von Ar- plexsonographie eine Rolle in der Nachbeobach-
terienerkrankungen sind zwar zahlreiche Risiko- tung von Patienten zu, die sich einem solchen
faktoren assoziiert; als weithin akzeptiert gilt je- Eingriff unterzogen haben.
doch, dass das Rauchen zu den Hauptursachen Darüber hinaus hat der Ultraschall einen signifi-
zählt. Denn bei Rauchern bilden sich im Laufe kanten Einfluss auf die Untersuchung venöser Er-
der Zeit atherosklerotische Plaques, die zum Arte- krankungen. So lassen sich etwa tiefe Venenthrom-
rienverschluss oder zur Embolisation führen. Zur bosen nachweisen, die zu tödlichen pulmonalen
Behandlung von Arterienerkrankungen steht Embolien führen können. Im Rahmen der Beur-
dem Radiologen und Chirurgen mittlerweile eine teilung von Patienten mit Varizen und venösen
Vielzahl von Interventionen zur Verfügung. Bei Ulzera erweist sich die Untersuchung von Venen-
der Angioplastie etwa wird unter angiographi- insuffizienzen im oberflächlichen und tiefen Ve-
scher Kontrolle ein am Ende eines Katheters be- nensystem als ausgesprochen nützlich, sodass
festigter Ballon in den stenosierten (verengten) Chirurgen die für Venenoperationen oder nicht-
oder verschlossenen (blockierten) Gefäßabschnitt operative Behandlungen (z. B. Kompressionsverbän-
eingebracht, positioniert und für kurze Zeit auf- de) geeigneten Patienten auswählen können.
gepumpt, um die Läsionsstelle zu dilatieren und Dem Leser wird empfohlen, sich auch einen
dadurch den Durchmesser des Gefäßlumens zu Überblick über die übrigen Bildgebungsmodalitä-
erhöhen (Abb. 1.2). Ist eine Angioplastie nicht ten zu verschaffen, um die Rolle des Gefäßultra-
möglich oder zur Behandlung spezifischer Proble- schalls in Relation zu den anderen zur Untersu-
me ungeeignet, kommen Bypass-Operationen oder chung von Gefäßerkrankungen angewandten
Endarteriektomien in Betracht. Heutzutage kön- Techniken besser zu verstehen. Darüber hinaus
nen zur Behandlung verschiedener Gefäßerkran- sind auch Kenntnisse der verschiedenen radiolo-
kungen, etwa zur Versorgung von Aortenaneu- gischen und chirurgischen Verfahren zur Be-
rysmen, auch endovaskuläre oder minimal-in- handlung peripherer Gefäßerkrankungen uner-
vasive Verfahren eingesetzt werden, die für den lässlich.
Patienten weniger traumatisierend sind. Das

A BB
Abb. 1.2 A: Das Angiogramm zeigt eine signifikante Stenose in der rechten A. iliaca communis (Pfeil). B: Die Stenose
wurde mittels perkutaner Ballonangioplastie dilatiert.

2
2 Ultraschall und Bildtechnik

2.1 Einleitung kal zu Druckänderungen, d. h. zu einer Zu- und


Abnahme des Drucks an einem bestimmten Ort
Um Ultraschallbilder interpretieren und Arte- (Abb. 2.1D).
fakte erkennen zu können, ist es wichtig, die
Wechselwirkungen zwischen Ultraschallwellen
und dem Körpergewebe zu verstehen. Zu wissen, Wellenlänge und Frequenz
wie ein Ultraschallbild entsteht, hilft bei der
optimalen Ausnutzung der Geräteparameter. Ziel Ultraschall wird im Allgemeinen durch seine Fre-
dieses und der nächsten beiden Kapitel ist es, auf quenz beschrieben, die mit der Länge der er-
einfache Weise zu erklären, welche Prozesse der zeugten Welle in Zusammenhang steht. Als Wel-
Erzeugung von Ultraschallbildern und dem Prin-
zip der Blutflussmessung zugrunde liegen.
Schallkopf aus

2.2 Natur des Ultraschalls


Beim Ultraschall handelt es sich, wie der Name A

bereits andeutet, um hochfrequente Schallwel- Schallkopf ein


len. Schallwellen breiten sich in einem Medium
durch Auslenkung seiner Teilchen aus ihrer Ru-
helage aus; das Medium bewegt sich dabei nicht.
Im Gegensatz zu Lichtwellen können Schallwel- B
len sich nicht im Vakuum ausbreiten, da sie dazu
ein Trägermedium benötigen. Stellen Sie sich ein-
fach ein Seil vor, das an beiden Enden festgehal- Auslenkung
ten wird: Bewegt man das eine Ende kurz hin und der Teilchen Tiefe
her, pflanzen sich die dadurch verursachten
Schwingungen entlang des Seils fort und über- λ
C
tragen dabei Energie von einem Seilende auf das
andere. In einem solchen Fall spricht man von

einer Transversalwelle, denn die Bewegung des
Seils findet senkrecht zur Ausbreitungsrichtung
Wechsel-
der Welle statt. Ultraschall ist eine Longitudinal- druck Tiefe
welle, da die Schwingung der Teilchen im Me-
dium in derselben Richtung erfolgt wie die Aus- ⫺
breitung der Welle. Abbildung 2.1 zeigt ein Me-
D
dium mit gleichmäßig verteilten Teilchen. Die
Lage der Teilchen ändert sich, wenn eine Schall- Abb. 2.1 A: Ein Medium, in dem die Teilchen gleich-
welle durch das Medium tritt und dabei lokal mäßig verteilt sind. B: Die Position der Teilchen (hier
eine periodische Auslenkung dieser Teilchen her- als ein bestimmter Punkt zu einer bestimmten Zeit dar-
beiführt (Abb. 2.1B). Die Größe oder Amplitude gestellt) ändert sich, wenn die Ultraschallwelle das Me-
der Schwingungen zeigt Abbildung 2.1C. Da sich dium durchdringt. C: Auslenkungsamplitude. D: Ände-
die Teilchen im Medium bewegen, kommt es lo- rung des Drucks.

3
2 Ultraschall und Bildtechnik

lenlänge einer Schallwelle (durch das Symbol  in allen Geweben gleich ist, nämlich 1540 m/s.
wiedergegeben) bezeichnet man den Abstand Da sich die Schallausbreitungsgeschwindigkeit in
zwischen zwei aufeinander folgenden Punkten, den verschiedenen Gewebearten jedoch unter-
bei denen Größe und Richtung der Auslenkung scheidet, kann diese Annahme zu geringfügigen
sowie die Ausbreitungsrichtung der Teilchen Fehlern bei der Abschätzung der Laufzeit von
identisch sind (siehe Abb. 2.1C). Die Zeit, die die Schallwellen führen.
Welle benötigt, um sich im Medium um eine
Wellenlänge fortzupflanzen, bezeichnet man als
Periode (). Die Frequenz f ist definiert als die An-
zahl der Schwingungen durch einen Punkt in
2.3 Erzeugung von
einem Medium während 1 Sekunde (s). Dabei Ultraschallwellen
gilt:
Ein Schallkopf (Transducer, Sonde, Wandler) ist
f= 1

(2.1) einfach ein Gerät, mit dem Energie von einer
Form in eine andere umgewandelt wird. Im Falle
Die Einheit der Frequenz ist Hertz (Hz), wobei von Ultraschallköpfen wird elektrische Energie
1 Hz einer vollen Schwingung pro Sekunde ent- in Schwingungsenergie umgewandelt. Die zur Ge-
spricht. Hörbare Schallwellen haben Frequenzen nerierung medizinisch genutzter Ultraschallwel-
im Bereich zwischen 20 Hz und 20 kHz. Me- len am häufigsten verwendete Methode ist der
dizinische Ultraschallgeräte arbeiten üblicher- piezoelektrische oder Piezoeffekt. Piezoelektrische
weise im hochfrequenten Bereich zwischen 2 Materialien werden zu mechanischen Schwin-
und 15 MHz (d. h. zwischen 2 000 000 und gungen angeregt, wenn sie einer Wechselspan-
15 000 000 Hz). nung ausgesetzt werden. Die Frequenz der ange-
legten Spannung beeinflusst die Frequenz, mit
der die Materie schwingt. Die Dicke des piezoelektri-
Ausbreitungsgeschwindigkeit schen Elements bestimmt die Frequenz, mit der
das Element am effizientesten schwingt; sie wird
Schall breitet sich in verschiedenen Medien un- als Resonanzfrequenz des Schallkopfes bezeich-
terschiedlich schnell aus (im Wasser z. B. schnel- net. Die Schallgeschwindigkeit im Piezoelement
ler als in der Luft). Die Geschwindigkeit einer hängt von seinem Material ab. Eine Resonanzfre-
Schallwelle c ergibt sich aus der Strecke, die eine quenz tritt auf, wenn die Dicke des Piezoelements
Schallwelle während einer bestimmten Zeit zu- der halben Wellenlänge der erzeugten Schallwel-
rücklegt; sie ist für jedes Material konstant. Die le entspricht. Bei dieser Frequenz verstärken sich
Geschwindigkeit wird durch Multiplikation der die an der Vorder- und Rückseite des Elements re-
Frequenz mit der Wellenlänge bestimmt und flektierten Schallwellen gegenseitig und erhöhen
gewöhnlich in Metern pro Sekunde angegeben
[m/s]:
c = f (2.2) Tab. 2.1 Schallausbreitungsgeschwindigkeit in ver-
schiedenen Geweben
Die Geschwindigkeit, mit der sich der Schall fort-
pflanzt, hängt sowohl von der Dichte als auch Medium Schallausbreitungs-
von der Kompressibilität des Mediums ab. Je geschwindigkeit [m/s]
höher seine Dichte und Kompressibilität, umso Luft 330
langsamer breitet sich der Schall darin aus. In
den verschiedenen Körpergeweben breitet sich Wasser (20 °C) 1480
der Schall mit unterschiedlicher Geschwindigkeit Fettgewebe 1450
aus (Tabelle 2.1). Um bestimmen zu können, wie
Blut 1570
weit sich eine Ultraschallwelle fortgepflanzt hat,
muss man die Schallgeschwindigkeit kennen. Muskelgewebe 1580
Das gilt sowohl für die B-Bildtechnik als auch für Knochen 3500
das gepulste Dopplerverfahren (wie wir später
Weichteilgewebe 1540
sehen werden). Ultraschallgeräte gehen üblicher-
(gemittelt)
weise davon aus, dass die Schallgeschwindigkeit

4
Erzeugung von Ultraschallwellen 2.3

so die Stärke der erzeugten Schwingung. Bei Ver- Gepulster Dopplerultraschall


wendung eines geeigneten Kopplungsmediums
(z. B. Ultraschallgel) werden diese Schwingungen Einfache Dopplersysteme werden mit einer kon-
in ein umgebendes Medium wie etwa den Körper tinuierlichen Anregungsspannung bei einheit-
abgestrahlt. Die Nenn- oder Sendefrequenz des licher Frequenz betrieben, während alle B-Bild-
Schallkopfes ist seine Resonanzfrequenz. Das be- verfahren und gepulsten Dopplersysteme ge-
deutet aber nicht, dass der Schallkopf nicht auch pulste Anregungssignale verwenden. Wenn sich
mit einer anderen Frequenz betrieben werden Ultraschallwellen entlang der Schallachse konti-
kann, sondern lediglich, dass er bei diesen Fre- nuierlich ausbreiten, dann wird die Energie von
quenzen weniger leistungsfähig ist. Viele moder- jeder Grenzfläche auf dem Schallweg auch konti-
ne Schallköpfe sind als Breitbandsonden ausge- nuierlich reflektiert, und es kann nicht vorher-
legt und können über einen breiten Frequenzbe- gesagt werden, aus welcher Tiefe die reflektierten
reich, der auf dem Gerät angegeben ist, effizient Echos stammen. Wird dagegen ein Ultraschall-
betrieben werden (z. B. 4 – 7 MHz). Abbildung 2.2 puls gesendet, ist es möglich, den Abstand (d)
zeigt die Unterschiede in den Ausgangsleistun- zwischen einer reflektierenden Fläche und dem
gen von schmal- und breitbandigen Schallköpfen Schallkopf zu bestimmen, wenn die Zeit (t) zwi-
in Abhängigkeit von der Frequenz ihrer Anre- schen dem Aussenden und Empfangen des Pulses
gungsspannung. Im Vergleich zu Schmalband- gemessen wird und die Geschwindigkeit (c) des
schallköpfen erstreckt sich die Leistungsfähigkeit Ultraschalls entlang seines Schallweges bekannt
von Breitbandschallköpfen über einen größeren ist. Dabei gilt:
Frequenzbereich. Ultraschallköpfe nutzen den
Piezoeffekt auch, um die zurückkommenden Ul- d = tc (2.3)
2
traschallwellen wieder in elektrische Signale um-
zuwandeln, die verstärkt, analysiert und dargestellt Der Faktor 2 im Nenner ist darauf zurückzu-
werden können und sowohl morphologische Bil- führen, dass der Puls denselben Weg zweimal zu-
der als auch Strömungsinformationen liefern. rücklegt, einmal beim Senden und einmal beim
Rücklauf des Signals. Mit dieser Gleichung lässt
sich berechnen, in welcher Tiefe die Echos im
Körper entstanden sind.

Breitbandschallkopf Frequenzverteilung von Pulsen


Ausgangsleistung
des Schallkopfes

Schmalbandschallkopf
Typischerweise sind die in der Ultraschallbildge-
bung verwendeten Pulse sehr kurz und enthalten
nur 1 bis 3 Puls-Echo-Zyklen, um Reflexionen
von eng benachbarten Grenzflächen leichter dif-
Maximum ferenzieren zu können. Gepulste Dopplersignale
sind länger und umfassen mehrere Puls-Echo-
Zyklen. Tatsächlich besteht ein Puls nicht aus
Wellen einer einzigen Frequenz, sondern mehre-
rer Frequenzen mit unterschiedlichen Amplitu-
den. Unterschiedlich geformte Pulse haben eine
unterschiedliche Frequenzverteilung. Abbildung
Frequenz 2.3 verdeutlicht, wie sich ein Signal aus der
Resonanzfrequenz Summe mehrerer verschiedener Frequenzen zu-
sammensetzen kann. Die Frequenzverteilung
Abb. 2.2 Die Ausgangsleistungen eines Schallkopfes eines Signals lässt sich graphisch in einem sog.
sind hier gegen die Frequenz eines breit- und eines Frequenzspektrum darstellen (siehe Abb. 2.4,
schmalbandigen Schallkopfes abgetragen. Im Ver- rechte Spalte). Im Frequenzspektrum werden die
gleich zu Schmalbandschallköpfen erstreckt sich die im Signal enthaltenen Frequenzen gegen ihre re-
Leistungsfähigkeit von Breitbandschallköpfen über ei- lativen Amplituden abgetragen. Abbildung 2.4A
nen größeren Frequenzbereich. gibt ein Beispiel für ein kontinuierliches, aus

5
2 Ultraschall und Bildtechnik

einer Frequenz bestehendes Signal, dessen Fre- Form seines Piezoelements bzw. seiner Piezo-
quenzspektrum bei dieser Frequenz eine einzige elemente, der Sendefrequenz und einer etwaigen
Linie zeigt (Abb. 2.4B). Die Abbildungen 2.4C, E Fokussierung des Schallstrahls. Die Form des
und G enthalten Beispiele für drei unterschied- Schallfeldes beeinflusst die beschallte Gewebe-
lich geformte Signale und ihre jeweiligen Fre- region, von der die Signalechos wieder zurück-
quenzspektren (Abb. 2.4D, F und H), die die kehren. Mehrelementwandler verwenden zur Er-
ganze Bandbreite der in jedem der verschiedenen zeugung des Schallfeldes, wie wir später noch
Signale enthaltenen Frequenzen widerspiegeln. sehen werden, mehrere Piezoelemente.
Da in der Ultraschallbildgebung mit gepulsten
Schallwellen gearbeitet wird, emittiert der Schall-
kopf nicht nur Schallwellen einer einzigen Fre-
quenz, sondern eines bestimmten Frequenzbe-
reiches.

Zeit
Die Form des Schallfeldes
Die Form des vom Schallkopf generierten Schall-
feldes (auch Schallkeule) richtet sich nach der
A B Frequenz

⫹ Zeit

⫹ C D Frequenz


Zeit


E F Frequenz

Zeit

G H Frequenz

Abb. 2.4 Vier verschiedene Signale (Amplitude gegen


die Zeit aufgetragen) und ihre entsprechenden Fre-
quenzspektren (Leistung gegen die Frequenz aufge-
tragen). A, B: Kontinuierliche Welle einheitlicher Fre-
Abb. 2.3 Ein Signal besteht aus Sinuswellen unter- quenz. C, D: Signal aus Abbildung 2.3. E, F: Langer
schiedlicher Frequenzen, Amplituden und Phasen bzw. Puls. G, H: Kurzer Puls. Je kürzer der Puls, desto größer
kann in solche zerlegt werden (aus Fish 1990, mit die Bandbreite seiner Frequenzen (in Anlehnung an
freundlicher Genehmigung). Fish 1990, mit freundlicher Genehmigung).

6
Wechselwirkungen zwischen Ultraschall und Grenzflächen 2.4

2.4 Wechselwirkungen Grenzflächen rufen starke Reflexionen hervor.


Dies ist der Grund dafür, warum Ultraschall – von
zwischen Ultraschall wenigen Ausnahmen einmal abgesehen – sich
und Grenzflächen nicht zur Darstellung von Strukturen hinter
Lunge oder Knochen eignet, da hier nur ein ge-
Die Erzeugung eines Ultraschallbildes hängt von ringer Anteil der Ultraschallwellen transmittiert
den Wechselwirkungen zwischen der Ultraschall- wird. Deshalb kommt es auch sowohl bei der B-
energie und dem beschallten Körpergewebe ab. Bildtechnik als auch bei Dopplerverfahren hinter
Trifft eine Ultraschallwelle auf eine große glatte kalzifizierten Arterienwänden (Abb. 8.26), Kno-
Grenzfläche zwischen zwei verschiedenen Me- chen (Abb. 10.12) und Darmgasen durch die Ent-
dien, wird ein Teil der Energie reflektiert; dieses stehung von akustischen Schatten zu Informa-
Phänomen wird als spiegelnde Reflexion bezeich- tionsverlusten. Tabelle 2.2 zeigt für einige reflek-
net. Die relativen Anteile der reflektierten und tierende Grenzflächen das Verhältnis zwischen
der transmittierten Energie richten sich nach der den Amplituden der reflektierten und der einfal-
Änderung der akustischen Impedanz zwischen lenden Wellen.
den beiden Medien (Abb. 2.5). Unter der akusti- Der Weg des reflektierten Ultraschallstrahls be-
schen Impedanz eines Mediums versteht man einflusst auch die Amplitude des vom Schallkopf
den Widerstand, den ein Medium der Schall- detektierten Signals. Trifft der Schallstrahl senk-
wellenausbreitung entgegensetzt; er hängt von recht auf die Grenzfläche, läuft der Ultraschall-
der Dichte und Kompressibilität des Mediums ab. strahl auf demselben Weg zum Schallkopf zurück.
Je größer der Impedanzsprung, umso größer ist Trifft der Strahl dagegen in einem Winkel von
auch der Anteil des reflektierten Ultraschalls. So < 90 ° auf die Grenzfläche, nimmt der reflektierte
besteht beispielsweise zwischen Weichteilgewebe Strahl einen anderen Weg. Abbildung 2.6 zeigt,
und Knochen oder zwischen Weichteilgewebe dass Einfallswinkel (i) und Reflexionswinkel (r)
und Luft ein großer Impedanzunterschied; derlei – gemessen an einer Linie senkrecht zur Grenz-
fläche – gleich groß sind. Das bedeutet: Fällt der
Strahl in einem 90 °-Winkel zur Grenzfläche ein,
läuft der gesamte reflektierte Ultraschall zum
Schallkopf zurück. Bei einem kleineren Einfalls-
winkel erfolgt die Reflexion jedoch auf einem an-
deren Weg, sodass der Schallkopf nur einen Teil
des reflektierten Ultraschalls empfängt. Am bes-
ten wird eine Grenzfläche abgebildet, die im
Gewebegrenze zwischen rechten Winkel zum Schallstrahl angeordnet ist.
Geweben mit ähnlicher
akustischer Impedanz
A
Tab. 2.2 Das Verhältnis von reflektierten zu ein-
fallenden Wellenamplituden bei einem Ultraschall-
strahl, der senkrecht zu den verschiedenen reflektie-
renden Grenzflächen einfällt (nach McDicken 1981,
mit freundlicher Genehmigung)

Reflektierende Verhältnis zwischen


Gewebegrenze zwischen
Geweben mit unterschiedlicher
Grenzfläche reflektierter und ein-
akustischer Impedanz fallender Wellen-
B amplitude

Abb. 2.5 Trifft der Ultraschallstrahl auf eine Grenzflä- Muskelgewebe/Blut 0,03
che, wird der Strahl teils transmittiert, teils reflektiert. Weichteilgewebe/Wasser 0,05
A: Bei zwei Medien ähnlicher akustischer Impedanz
wird der Großteil der Schallwellen über diese Grenzflä- Fett-/Muskelgewebe 0,10
che hinweg transmittiert. B: Bei zwei Medien unter- Knochen/Muskelgewebe 0,64
schiedlicher akustischer Impedanz wird der größte An-
Weichteilgewebe/Luft 0,9995
teil reflektiert.

7
2 Ultraschall und Bildtechnik

Am schlechtesten ist die Bildqualität, wenn die detektierte Signal von einem anderen Punkt im
Grenzfläche parallel zum Strahl verläuft. Wird Gewebe als dem im Bild dargestellten. Dies ist
beispielsweise eine Arterie im Querschnitt darge- vor allem dann relevant, wenn sich die Schall-
stellt, so sind Vorder- und Hinterwand deutlicher geschwindigkeit zwischen den Medien stark än-
zu erkennen als die parallel zum Schallstrahl dert, wie z. B. an der Grenze zwischen Uterus und
verlaufenden Seitenwände (vgl. Abb. 8.5). Fruchtwasser. Beim Gefäßultraschall stellt dies
Wenn der Ultraschallstrahl nicht senkrecht auf normalerweise kein schwerwiegendes Problem
die Grenzfläche trifft und sich die Schallausbrei- dar. Eine Ausnahme bildet der Schädelknochen
tungsgeschwindigkeit in den Medien auf beiden bei der transkraniellen Dopplersonographie.
Seiten der Grenzfläche unterscheidet, wird der Obwohl es an großen glatten Grenzflächen zu
Strahl abgelenkt. Dieses Phänomen bezeichnet spiegelnden Reflexionen kommt, besteht die
man als Brechung (siehe Abb. 2.7). Brechung (re- Mehrzahl der aus dem Gewebe zurückkehrenden
fraction) führt dazu, dass der Strahl seine Rich- Signale aus Ultraschallenergie, die von rauen
tung ändert, was zum Auftreten von Artefakten Oberflächen oder kleinen Strukturen im Gewebe
führen kann. Dabei stammt das vom Schallkopf zurückgestreut wird. Trifft der Ultraschallstrahl
auf eine raue Oberfläche oder kleine Struktur,
wird er nicht reflektiert, sondern diffus in alle
Richtungen abgelenkt. Abbildung 2.8 zeigt den
Unterschied zwischen einer spiegelnden Reflexi-
on und einer Streuung an rauen Oberflächen und
kleinen Strukturen. Zur Streuung (scattering)
kommt es, wenn die kleinen Strukturen ähnlich
groß oder kleiner sind als die Wellenlänge des
Ultraschalls. Die Streuung führt dazu, dass ein
␪i ⫽ ␪r ⫽ 0° geringerer Anteil des Ultraschalls auf dem ur-
sprünglichen Schallweg zum Schallkopf zurück-
läuft. Die Höhe des streuungsbedingten Energie-
verlusts hängt in hohem Maße von der Frequenz
Gewebegrenze ab [proportional zur 4. Potenz der Frequenz (d. h.

␪i ⫽ ␪ r

Geringere
gesendet Schallgeschwindigkeit
reflektiert Gewebegrenze

Höhere
Schallgeschwindigkeit
Gewebegrenze
B

Abb. 2.6 A: Trifft ein Schallstrahl senkrecht auf eine


Grenzfläche, läuft der reflektierte Ultraschall auf dem- Abb. 2.7 Brechung. Durchdringt der Schallstrahl eine
selben Weg zurück. B: Liegt die Grenzfläche nicht senk- Grenzfläche zwischen zwei Medien unterschiedlicher
recht zum Schallstrahl, nimmt der reflektierte Ultra- Schallgeschwindigkeit und befindet sich der Strahl
schall einen anderen Weg. Der Einfallswinkel des Strahls nicht senkrecht zu dieser Grenzfläche, wird er abge-
(ui) ist gleich dem Reflexionswinkel (ur). lenkt.

8
Verlust von Ultraschallenergie im Gewebe 2.5

gie der Schallwellen durch das Gewebe abge-


schwächt wird, umso weniger Energie kann zum
Schallkopf zurückkehren bzw. tiefer in das Ge-
webe eindringen. Dämpfung ist auf unterschied-
A liche Prozesse zurückzuführen, nämlich Absorp-
tion, Streuung, Reflexion und Strahlendivergenz.
Absorption führt dazu, dass Ultraschallenergie
beim Durchdringen des Gewebes in Wärme um-
gewandelt wird. Unterschiedliche Gewebe haben
eine unterschiedliche Absorptionsrate. Ultraschall-
energie kann auch durch Streuung an kleinen
Strukturen innerhalb des Gewebes oder durch
B Reflexion an großen Grenzflächen verloren ge-
hen, die nicht senkrecht zum Ultraschallstrahl
angeordnet sind und verhindern, dass das Ultra-
schallsignal zum Schallkopf zurückkehrt. Die
Dämpfungskoeffizienten der verschiedenen Ge-
webe sind Tabelle 2.3 zu entnehmen. Daraus lässt
sich ersehen, dass Muskelgewebe das Ultra-
schallsignal stärker dämpft als Fettgewebe. Der
Dämpfungskoeffizient wird in der Einheit
dBMHz1 cm1 angegeben; dies zeigt, dass die
Dämpfungsgeschwindigkeit von der Frequenz
des Ultraschalls abhängt, wobei höhere Fre-
C quenzen stärker gedämpft werden als niedrigere
Frequenzen. Dies ist der Grund, warum höher-
Abb. 2.8 Spiegelnde Reflexionen treten an großen
frequente Ultraschallwellen Gewebe schlechter
glatten Grenzflächen auf (A); an rauen Oberflächen
penetrieren als Ultraschallwellen niedrigerer Fre-
(B) und kleinen Strukturen (C) wird der Ultraschall-
quenzen und deshalb nur zur Abbildung ober-
strahl dagegen gestreut.
flächennaher Strukturen verwendet werden kön-
nen. Dies ist etwa damit vergleichbar, dass man
die Bässe der HiFi-Anlage seines Nachbarn durch
f 4) bei Strukturen, die deutlich kleiner sind als die die Zimmerwand besser hören kann als die hohen
Wellenlänge des Ultraschalls]. Beim Ultraschall Töne.
peripherer Gefäße kommt es an den Gefäßwän-
den, die häufig senkrecht zum einfallenden Ul-
traschallstrahl verlaufen, zu einer spiegelnden
Reflexion und großen reflektierten Signalen. In
jedem Fall werden Ultraschallwellen aber durch
Gruppen von Erythrozyten im Gefäßlumen ge- Tab. 2.3 Dämpfungskoeffizienten unterschiedlicher
streut, sodass die zurücklaufenden Signale sehr Gewebe
viel kleiner und im Ultraschallbild normalerwei- Medium Dämpfungskoeffizient
se nicht sichtbar sind. bei 1 MHz (dB cm1)

Wasser (20 °C) 0,2


Fettgewebe 60
2.5 Verlust von Ultraschall-
Blut 20
energie im Gewebe
Muskelgewebe 150
Als Dämpfung oder Schallabschwächung (at- Knochen 1000
tenuation) bezeichnet man die Minderung der
Intensität eines Ultraschallstrahls auf seinem Weichteilgewebe 70
(gemittelt)
Weg durch die Körpergewebe. Je mehr die Ener-

9
2 Ultraschall und Bildtechnik

2.6 Erzeugung eines B-Bildes kann das von diesem zweiten Puls erzeugte B-
Bild, wie in Abbildung 2.9A zu sehen ist, neben
Die B-Bildtechnik benutzt Informationen, die in dem des ersten Pulses dargestellt werden. Bei die-
den reflektierten und gestreuten und vom Schall- ser Art Darstellung wird die Laufzeit des Pulses als
kopf empfangenen Signalen enthalten sind. Strecke auf der y-Achse angegeben und die Zeit
Wenn wir davon ausgehen, dass die Schallaus- zwischen den aufeinander folgenden Pulsen auf
breitungsgeschwindigkeit im Gewebe konstant der x-Achse abgetragen, wobei die Amplitude des
ist, dann kann man den Abstand zwischen einer Empfangssignals durch die Helligkeit des Bild-
reflektierenden Grenzfläche bzw. einem streu- punktes auf dem Bildschirm repräsentiert wird.
enden Partikel und dem Schallkopf bestimmen. Diese Form der Darstellung bezeichnet man als
Kehrt ein Ultraschallpuls zum Schallkopf zurück, M-mode (oder Motion-mode). In Abbildung 2.9A
versetzt er diesen in Schwingung. Diese Schwin- ist die Bewegung der Mitralklappe dargestellt; um
gungen erzeugen am Piezokristall ihrerseits eine ein solches Bild zu gewinnen, muss die Sonde
Spannung. Die Amplitude des rückläufigen Pulses über dem Herzen aufgesetzt werden (Abb. 2.9B).
hängt zum einem vom Anteil des reflektierten Wird der Schallkopf jetzt leicht bewegt, sodass
oder zum Schallkopf zurückgestreuten Ultra- der Weg des Schallstrahls neben dem des ersten
schalls, zum anderen von der Dämpfung ab, die Strahls verläuft und das zurückkehrende Signal
das Signal auf dem Schallweg erfahren hat. Die neben dem des ersten Pulses abgebildet wird,
Amplitude des vom Schallkopf empfangenen kann – wie schematisch in Abbildung 2.10A dar-
Pulses lässt sich gegen die Zeit abtragen. Diese gestellt – ein B-Bild erzeugt werden. Bei dieser
Darstellung kann so kalibriert werden, dass die Darstellungsweise kann die vom Puls zurückge-
zeitliche Verzögerung des zurückkehrenden legte Entfernung auf der y-Achse und der Abstand
Pulses den Abstand zwischen Grenzfläche und zwischen den benachbarten Pulsen auf der x-
Schallkopf angibt und damit die Tiefenlokalisa- Achse abgelesen werden; die Amplitude des Emp-
tion der Grenzfläche im Gewebe. Die sich än- fangssignals wird auf dem Monitor durch die
dernde Amplitude des Signals lässt sich als Bild- Helligkeit der Bildpunkte wiedergegeben. Abbil-
punkt unterschiedlicher Helligkeit darstellen, der dung 2.10B zeigt ein Beispiel für das B-Bild einer
sich zeitabhängig über den Monitor bewegt. Arterienbifurkation.
Diese Art der Darstellung bezeichnet man als B- Tatsächlich verwenden moderne Geräte elektro-
Bild oder Helligkeitsbild. Sendet man auf dem- nische Schallköpfe mit zumeist 128 Piezoelemen-
selben Weg einen zweiten Puls in das Gewebe, ten, die viele benachbarte Schallstrahlen oder

Aortenklappensegel Aorta Anteriores


Mitralklappensegel
Thoraxwand

Linker
Thoraxwand
Vorhof
Rechter Ventrikel
Septum
Tiefe

Anteriores Posteriores
Mitralklappen- Mitralklappen-
segel segel
Posteriores Hinterwand
Mitralklappen-
segel Linker Ventrikel
Septum interventriculare
Perikard Rechter Ventrikel
Zeit
Helligkeit proportional zur Amplitude der Echos
A B

Abb. 2.9 Werden aufeinander folgende Ultraschallpulse auf derselben Strecke ausgesendet und ihre zurücklau-
fenden Echos als benachbarte Bildlinien angezeigt, wird ein Motion-mode- oder M-mode-Bild (A) erzeugt, das
sich zur Darstellung von Bewegungen (z. B. Herzklappenbewegung) eignet (B).

10
Verstärkung empfangener Ultraschallechos 2.7

Haut

Gewebegrenze

ACI

ACC
Arterien- ACE
wände
Tiefe

Helligkeit proportional
zur Amplitude der Echos

(A) Entfernung (B)

Abb. 2.10 Werden aufeinander folgende Ultraschallpulse auf benachbarten Strecken ausgesendet (A) und im
Helligkeitsmodus als benachbarte Bildlinien angezeigt, entsteht ein B-Bild (B).

Bildlinien erzeugen, ohne dass dazu der Schall- 2.7 Verstärkung empfangener
kopf selbst bewegt werden muss. Die Bildqualität
hängt dabei offensichtlich von der Liniendichte, Ultraschallechos
d. h. der Entfernung zwischen den benachbarten
Schallwegen ab. Je enger die Anordnung der Bild- Es gibt zwei Möglichkeiten, um die Amplitude
linien, desto länger dauert es, bis ein Bild von des reflektierten Echosignals zu verstärken, und
einer bestimmten Größe erzeugt ist. Dies hat zwar die Erhöhung der Sendeleistung und die Er-
auch einen Einfluss auf die Geschwindigkeit, mit höhung der Empfangsverstärkung. Die Erhöhung
der das Bild neu aufgebaut wird. Bei der Darstel- der Spannung des Anregungspulses am Schall-
lung stationärer Objekte würde dieser Aspekt kopf führt dazu, dass der Schallkopf einen hö-
zwar kaum eine Rolle spielen, doch die meisten heramplitudigen Ultraschallpuls aussendet, wo-
Körperstrukturen sind infolge von Herz- und durch auch die Amplitude der reflektierten Sig-
Atembewegungen ständig in Bewegung. Die nale erhöht wird. Allerdings setzt man den
Geschwindigkeit, mit der vollständige Bilder pro Patienten durch Erhöhung der Sendeleistung
Sekunde erzeugt werden, nennt man die Bildwie- auch einer höheren Ultraschallenergie aus. Alter-
derholungsrate (Frame Rate). Sie wird durch die nativ dazu kann – dies allerdings nur bis zu einer
Anzahl der Bildlinien sowie die Breite und Tiefe gewissen Grenze – auch das Empfangssignal ver-
der abzubildenden Geweberegion beeinflusst. Je stärkt werden. Diese Grenze ist dann erreicht,
tiefer das zu untersuchende Gewebe liegt, desto wenn die Amplitude des Empfangssignals das
länger dauert es, bis das zurückkehrende Signal Hintergrundrauschen nicht mehr übersteigt und
den Schallkopf erreicht und der nächste Puls aus- keine noch so große Verstärkung mehr zur Un-
gesandt werden kann. Die Erzeugung von Bildern terscheidung zwischen Signal und Rauschen bei-
mit genügend hoher Liniendichte und Auflösung trägt. Bei einer gegebenen Frequenz des Schall-
stellt für die B-Bildtechnik kaum ein Problem kopfes wird die Tiefe, bei der sich die reflektierten
dar. oder zurückgestreuten Signale nicht mehr vom
Rauschen abheben, als Eindringtiefe bezeichnet.

11
2 Ultraschall und Bildtechnik

Durch Erhöhung der Gesamtverstärkung (gain) tektierbare Signal, das sich vom Rauschpegel des
des Empfangssignals werden sowohl die hoch- Ultraschallgerätes abhebt. Am besten lässt sich
amplitudigen Signale verstärkt, die nahe am dieser große Bereich von Signalamplituden mit
Schallkopf detektiert werden, als auch die nie- der Dezibelskala (siehe Anhang A) als 100 dB be-
deramplitudigen Signale, die aus tieferliegenden schreiben. Da der auf dem Monitor des Ultra-
Geweben stammen und stärker abgeschwächt schallgerätes darstellbare Signalumfang deutlich
wurden. kleiner ist als 100 dB – üblicherweise liegt er bei
Es ist von Vorteil, die Reflexionen ähnlicher ca. 20 dB –, muss der Bereich der Signalamplitu-
Grenzflächen mit gleicher Helligkeit abzubilden,
auch wenn diese aus unterschiedlichen Tiefen
stammen. Sinnvoll ist auch, die aus Gewebe-
schichten unterschiedlicher Tiefe zurückgestreu-
ten Signale im B-Bild mit einem ähnlichen Grau-
wert darzustellen. Die Abbildungen 2.11A und B
zeigen Signale von vier identischen Grenzflä-
chen, die sich in einem dämpfenden Medium in A
unterschiedlicher Tiefe befinden. Man kann er-
kennen, dass die Echos der tieferliegenden Grenz-
flächen stärker gedämpft werden als die der
weiter oben liegenden Grenzflächen. Erhöht man
Amplitude
den Gain entsprechend der Zeit, die der Puls der Echos
benötigt, um zum Schallkopf zurückzukehren
(Abb. 2.11C), dann kann man für das von tie-
B
feren Grenzflächen empfangene Signal eine hö-
here Verstärkung einstellen. Durch die zeitab-
hängige Änderung der Verstärkung gelingt es, die
von den vier verschiedenen Grenzflächen zu-
rückkehrenden Echos nun mit ähnlicher Hellig- Ver-
keit abzubilden (Abb. 2.11E). Beim Aussenden stärkung
des nächsten Pulses wird die Verstärkung wieder
auf ihren Ausgangswert zurückgesetzt und dann Zeit oder Tiefe
wie zuvor zeitabhängig erhöht. Diese Methode C
der zeitabhängigen Verstärkung wird als Tiefen-
ausgleich [Time Gain Compensation (TGC) oder Einstel-
Depth Gain Compensation (DGC)] bezeichnet. lung der
Verstär-
Die TGC-Funktion lässt sich meist über eine kungs-
Reihe von Schiebereglern einstellen, damit die regler
aus verschiedenen Tiefen eintreffenden Signale
D
unterschiedlich verstärkt werden können (siehe
Abb. 2.11D).

Amplitude
des abzu-
2.8 Signaldynamik, bildenden
Kompressionskurven und Signals
E
Grauwertskalen
Abb. 2.11 Echos, die von ähnlichen Grenzflächen
Verglichen mit den von kleinen Strukturen im aus unterschiedlichen Tiefen zurückkehren (A), ha-
Gewebe zurückgestreuten niederamplitudigen ben aufgrund unterschiedlicher Dämpfungseffekte
Signalen erzeugen Grenzschichten zwischen Ge- unterschiedliche Amplituden (B). Die Empfangsver-
webe und Luft oder Gewebe und Knochen starke stärkung kann während des Echoempfangs (C) mit-
Echos. Höhere Signalamplituden sind etwa hilfe der Verstärkungsregler erhöht werden (D), um
100 000-mal größer als das schwächste noch de- Signale mit ähnlicher Amplitude zu erzeugen (E).

12
Schallkopfdesign und Generierung des Schallfeldes (Beamforming) 2.9

den aus Gründen der Darstellbarkeit verringert 2.9 Schallkopfdesign und


werden. Dies gelingt dadurch, dass man entwe-
der die intensitätsschwächsten bzw. intensitäts- Generierung des Schall-
stärksten Signale nicht darstellt, oder dadurch, feldes (Beamforming)
dass man sie komprimiert. Letzteres kann durch
einen nichtlinearen Verstärker bewirkt werden, Um ein zweidimensionales (2D-)Bild zu erzeu-
der niederamplitudige Signale mehr verstärkt als gen, muss der Ultraschallstrahl benachbarte Ge-
höheramplitudige Signale und die Signaldyna- webeareale durchdringen. Dies kann entweder
mik des abzubildenden Signals auf diese Weise
verringert. In Abbildung 2.12A ist ein Beispiel für
eine Kompressionskurve dargestellt, aus der sich

Dargestelltes Signal
die Beziehung zwischen der Amplitude des ab-
zubildenden Signals und der des ankommenden
Signals ablesen lässt. Das ankommende Signal ist
das durch Tiefenausgleich bereits verstärkte Emp-
fangssignal. Eine solche Kompressionskurve be-
tont die Unterschiede zwischen niederampli-
tudigen Signalen und Signalen mittlerer Am-
Ankommendes Signal
plitude. Welche Kompressionskurve ausgewählt
wird, richtet sich danach, welche Aspekte des A
Ultraschallbildes für eine bestimmte Applikation
wichtig sind, z. B. die feineren Details der
Rückstreusignale aus Gewebeschichten oder das
Vorhandensein großer Grenzflächen (z. B. Ge-
fäßwände). Bei modernen Ultraschallgeräten
stehen üblicherweise mehrere verschiedene Kom-
pressionskurven zur Verfügung, aus denen das
Gerät – je nach gewünschter Anwendung (z. B.
Gefäß- oder Abdominalultraschall) – häufig auto-
matisch auswählt. Abbildung 2.12B und C zeigen
dieselbe Karotisplaque, dargestellt mithilfe zwei-
er verschiedener Kompressionskurven. Der Dyna- B
mikbereich der am Schallkopf ankommenden
Signale (Signaldynamik), die angezeigt werden
können, ist definiert als das Verhältnis zwischen
dem Echo mit der größten Amplitude, das keine
Sättigung verursacht und als Spitzenweiß dar-
gestellt wird, und dem kleinsten Echo, das sich
gerade noch vom Rauschen unterscheiden lässt.
Einige moderne Geräte geben eine Signaldyna-
mik von 150 dB an.
Und schließlich verwenden alle Scanner zur Er-
zeugung von Grauwerten eine Grauwertskala,
mit der jedem verstärkten Signal in Abhängigkeit
von seiner Amplitude ein bestimmter Grauwert C
zugewiesen wird. Einige Systeme bieten für un- Abb. 2.12 A: Die Kompressionskurve zeigt den Zu-
terschiedliche Applikationen verschiedene Grau- sammenhang zwischen der Amplitude des darzustel-
wertskalen an, die das Aussehen des Ultraschall- lenden Signals und der Amplitude des ankommenden
bildes beeinflussen. Jeder Untersucher sollte sich Signals. Sie betont die Unterschiede zwischen nie-
in der Bedienungsanleitung des Gerätes darüber deramplitudigen Signalen und Signalen mittlerer
informieren, welchen Einfluss die verschiedenen Amplitude. B und C zeigen dieselbe Karotisplaque,
Kompressionskurven und Grauswertskalen auf dargestellt mithilfe zweier verschiedener Kompres-
das erzeugte Ultraschallbild ausüben. sionskurven.

13
2 Ultraschall und Bildtechnik

durch Bewegung des Schallkopfes geschehen; in zwischen den einzelnen Gruppen von Anre-
frühen Echtzeit-Scannern wurde das Schall- gungspulsen kann man den Schallstrahl unter
kopfelement zu diesem Zweck geschwenkt oder verschiedenen Winkeln von links nach rechts
gedreht. Moderne elektronische Schallköpfe be- lenken.
stehen üblicherweise aus 128 Piezoelementen, Phased-Array- oder Sektorschallköpfe haben eine
die in einer meist ca. 4 cm langen Reihe geschal- kleinere Ankopplungsfläche und steuern den
tet sind (Abb. 2.13A). Ein solcher Schallkopftyp
wird als Linearschallkopf (Linear-Array-Trans-
ducer) bezeichnet. Wird eine Gruppe von Piezo-
elementen gleichzeitig angeregt (Abb. 2.14A),
kommt es zur Wechselwirkung der einzelnen
Wellen, und senkrecht zur Stirnfläche des Schall-
kopfes entsteht ein Wellenstrahl. Die Piezoele-
mente in diesem Schallkopf können zu unter-
schiedlichen Gruppen zusammengeschaltet wer-
den, um Ultraschallstrahlen zu erzeugen, die sich Bildausschnitt
parallel zueinander ausbreiten (Abb. 2.14B). So (Field of View)
generieren z. B. die Elemente 1 – 5 den ersten
A
Strahl, 2 – 6 den zweiten, 3 – 7 den dritten usw.
Ein Linearschallkopf erzeugt ein rechteckiges
Bild, bei dem der Bildausschnitt (Field of View,
FOV) in der Tiefe die gleiche Größe hat wie nahe
am Schallkopf (Abb. 12.13A).
Ein Sektorbild wird durch Anordnung der Piezo-
elemente in einer konvex gekrümmten Anord-
nung generiert (Abb. 2.13B). Da die Strahlenwege
divergieren, breitet sich das Bild fächerförmig
aus, weshalb die Bildlinien in Schallkopfnähe
(Nahbereich) enger beieinander liegen als die Li-
nien in der Tiefe (Fernbereich). Dies führt zwar
zu einem gewissen Verlust an Bildqualität im B
Fernbereich, ermöglicht jedoch im Vergleich zu
dem mit einem Linearschallkopf generierten Bild
ein größeres FOV. Solche Konvexschallköpfe wer-
den hauptsächlich zur Darstellung abdominaler
Strukturen eingesetzt.
Dadurch, dass zur Generierung des Ultraschall-
strahls mehrere Piezoelemente verwendet wer-
den, kann die Form des Schallfeldes verändert
werden. Werden die betreffenden Piezoelemente
mit geringfügiger Zeitverzögerung angeregt, in-
terferieren die dadurch erzeugten Wellenfronten
anders, als wenn sie alle zur selben Zeit angeregt
C
werden. Wenn z. B. das rechts außen angeordnete
Element (Abb. 2.15A) als erstes und das nächste Abb. 2.13 A: Ein Linearschallkopf besteht typischer-
mit einer kurzen Verzögerung angeregt wird usw., weise aus 128 in Reihe angeordneten Piezoelementen;
treten die erzeugten Wellenfronten so miteinan- er generiert einen rechteckigen Bildausschnitt (Field of
der in Wechselwirkung, dass der Schallstrahl View). B: Ein Konvexschallkopf produziert ein fächer-
nicht mehr senkrecht zur Stirnfläche des Schall- förmiges Bild mit einem im Fernbereich divergierenden
kopfes austritt. Der Winkel, in dem der Strahl er- Bildausschnitt. C: Ein Phased-Array- oder Sektorschall-
zeugt wird, hängt von der Verzögerung zwischen kopf enthält weniger Piezoelemente; der Schallstrahl
den Anregungspulsen der verschiedenen Ele- wird elektronisch gelenkt und generiert ein sektorför-
mente ab. Durch Veränderung der Verzögerung miges Bild.

14
Schallkopfdesign und Generierung des Schallfeldes (Beamforming) 2.9

Wellen

Wellen
Wellenfront
A Wellenfront
A
1 2 3 4 5 6 7 8 9

1. Strahl: Elemente 1 − 5

2. Strahl: Elemente 2 − 6

3. Strahl: Elemente 3 − 7
B

Wellen
Abb. 2.14 A: In Gruppen geschaltete Piezoelemente
können gleichzeitig angeregt werden. Es kommt zur
Wellenfront
Interferenz der entstehenden Wellen, wobei senkrecht
zur Stirnfläche des Schallkopfes eine Wellenfront gene-
riert wird. B: Die Gruppierung der Piezoelemente ist
Fokus
variabel, sodass Strahlen erzeugt werden, die parallel
zueinander auf benachbarten Schallwegen verlaufen.

Strahl elektronisch, sodass ein sektorförmiges


Schnittbild generiert wird (Abb. 2.13C). Dieser
Schallkopftyp erzeugt ein im Verhältnis zur B
Stirnfläche des Schallkopfes großes FOV, was
Abb. 2.15 A: Durch die zeitlich verzögerte Anregung
man auch als den Footprint des Schallkopfes
der linear angeordneten Piezoelemente kommt es zur
bezeichnet. Phased-Array-Schallköpfe kommen
Interferenz der entstehenden Wellen, sodass der
vor allem in der Echokardiographie zur Anwen-
Schallstrahl nicht mehr senkrecht zur Stirnfläche des
dung, da das Herz nur durch die schmalen In-
Schallkopfes, sondern rechts oder links davon austritt.
terkostalräume dargestellt werden kann, wozu
B: Die verzögerte Anregung der einzelnen Piezoele-
ein Schallkopf mit einem kleinen Footprint und
mente dient u. a. der Fokussierung des Schallstrahls.
einem großen Field of View im Fernbereich er-
forderlich ist. Das sog. Beamsteering oder Beam-
forming (Steuerung des Schallstrahls) kann auch
in Linearschallköpfen eingesetzt werden, wenn Stirnfläche des Schallkopfes liegen (z. B. Gefäß-
man einen Strahl erzeugen will, der nicht senk- seitenwände), und reduziert Rauschen sowie
recht zur Stirnfläche des Schallkopfes verläuft, Speckle-Effekte. Am Beispiel der Darstellung der
etwa beim Doppler-Ultraschall (siehe Kap. 3 und Karotisplaque (Abb. 2.17) lässt sich zeigen, wel-
4) und beim Compound Imaging. Beim Com- che Bildverbesserung möglich ist, wenn man an-
pound Imaging wird das Zielgewebe mehrfach stelle eines konventionellen Bildgebungsverfah-
und aus unterschiedlichen Winkeln beschallt rens das Compound Imaging einsetzt.
(Abb. 2.16). Die Echos dieser verschiedenen Ul-
traschallstrahlen werden zu einem einzigen Bild
verarbeitet. Dies ermöglicht eine verbesserte Dar-
stellung von Grenzflächen, die nicht parallel zur

15
2 Ultraschall und Bildtechnik

2.10 Fokussierung des weite verwendet usw. Der Vorteil liegt in der Ver-
besserung der Gesamtbildqualität. Nachteilig ist,
Schallstrahls dass sich die Bildwiederholungsrate (Frame Rate)
um den Faktor 1/(Anzahl der Fokuszonen) ver-
Um die Bildqualität innerhalb der Fokuszone zu ringert.
verbessern, kann der Ultraschallstrahl durch die Der Fokus des Ultraschallstrahls kann auch wäh-
zeitverzögerte Anregung mehrerer Piezoelemente rend des Empfangs verändert werden, was als dy-
fokussiert werden. Wenn – wie Abbildung 2.15B namische Fokussierung bezeichnet wird. In die-
zeigt – die Piezoelemente zuerst an den beiden sem Fall wird die Zeitverzögerung nicht beim
Enden einer Gruppe aktiver Schallkopfelemente
angeregt werden und dann nach einer kurzen
Verzögerung die nächsten beiden Elemente usw.,
interferieren die Wellen so, dass sich eine konkav
gekrümmte Wellenfront ergibt, was letztlich dazu
führt, dass der Schallstrahl im Fokus konvergiert.
Der Abstand zwischen dem Fokus und der Stirn-
fläche des Schallkopfes richtet sich nach der
Dauer der Zeitverzögerung, wobei längere Verzö-
gerungen zu einer kürzeren Brennweite führen.
Viele moderne Ultraschallgeräte arbeiten mit
einer mehrdimensionalen Fokussierung (Mul-
tiple Zone Focussing), wobei das Ultraschallbild
dadurch, dass für unterschiedliche Tiefen ver-
schiedene Brennweiten verwendet werden, in
mehreren Zonen generiert wird. Der obere schall-
kopfnahe Anteil des Bildes entsteht durch Ver-
wendung einer kurzen Brennweite; für die Erzeu-
gung der nächsten Bildzone wird eine zweite
Gruppe von Bildlinien mit einer längeren Brenn-
A

Ultraschallstrahlen

Gefäßwand

Abb. 2.16 Beim Compound Imaging werden mehrere


Bilder, die durch ein Schallfeld mit geringfügig verän- B
derten Beschallungswinkeln erzeugt wurden, addiert, Abb. 2.17 Der Vergleich der Aufnahmen einer Karo-
um die Darstellung von senkrecht zur Stirnfläche des tisplaque zeigt die Verbesserung, die sich durch die
Schallkopfes liegenden Grenzgeweben zu verbessern Darstellung mittels Compound Imaging (B) gegen-
und Rauschen sowie Speckle-Effekte zu vermindern. über der konventionellen B-Bildgebung erzielen lässt

16
Bildauflösung 2.11

Senden, sondern beim Empfang vor der Summa- schwach fokussierter Strahl ausgesendet. Das
tion der eingehenden Signale eingesetzt. Wie Ab- empfangene Signal, das von diesem Strahl gene-
bildung 2.18 zeigt, gelingt es mittels dynamischer riert wird, kann dann mithilfe verschiedener Ver-
Fokussierung, die Signale, die entlang der länge- zögerungen bearbeitet werden, um – wie in Ab-
ren Strecke B laufen, zu dem entlang der kürzeren bildung 2.19 gezeigt – gleichzeitig zwei oder mehr
Strecke A verlaufenden Signal zu addieren. Dies verschiedene Empfangsstrahlen zu erzeugen
geschieht dadurch, dass das vom mittleren Piezo- (Whittingham 2003). Dadurch ergeben sich zwei
element empfangene Signal verzögert wird, bevor oder mehr Empfangssignale, die für jeden ausge-
es mit den von den äußeren Schallkopfelementen sendeten Puls zwei oder mehr Bildlinien erzeugen
empfangenen Signalen summiert wird. Der Fokus und so eine höhere Bildwiederholungsrate ermög-
des Empfangssignals hängt wiederum von der lichen.
Länge der verwendeten Verzögerungen ab. Da
man die Verzögerung variieren kann, während
die Signale aus verschiedenen Tiefen empfangen 2.11 Bildauflösung
werden, lässt sich der Fokus über die gesamte
Bildtiefe optimieren, ohne dass die Bildwieder- Die Auflösung eines Systems ist definiert als seine
holungsrate reduziert werden muss. Fähigkeit, zwischen zwei benachbarten Objekten
Um die Bildwiederholungsrate (d. h. die Anzahl zu unterscheiden. Abbildung 2.20 zeigt zum
der pro Sekunde generierten Bilder) zu erhö- einen die Auflösung zweier Echos von zwei re-
hen, kann das sog. parallele Beamforming einge- flektierenden Grenzflächen, zum anderen wird
setzt werden. Bei dieser Technik wird ein breiter, deutlich, dass zwei Objekte nicht mehr vonein-
ander unterschieden werden können, wenn sie
zu nahe beieinander liegen. Beim Ultraschallbild
unterscheiden wir die axiale (entlang der Schall-
achse), die laterale (quer zur Ausbreitungsrich-
tung) und die Schichtdickenauflösung (Abb.
} zeitverzögerte
Strahlsteuerung 2.21). Die axiale Auflösung richtet sich nach der
Länge des Anregungspulses, die wiederum von
der Sendefrequenz des Schallkopfes abhängt. Je

B A B Zeitverzögerte Zeitverzögerte
für rücklaufende Strahlen
Strahlsteuerung Strahlsteuerung

rücklaufende Strahlen

Abb. 2.18 Eine Zeitverzögerung vor der Summation ausgesendeter Strahl


der von verschiedenen Piezoelementen empfangenen
Signale ermöglicht eine dynamische Fokussierung des Zwei Bildlinien
zurückkehrenden Schallstrahls. In diesem Fall können
die Signale, die auf Strecke B einen weiteren Weg zu- Abb. 2.19 Durch paralleles Beamforming zweier oder
rücklegen müssen, zum Signal auf der kürzeren Strecke mehrerer Strahlen, die von einem einzigen breiten aus-
A addiert werden, indem man das vom mittleren Pie- gesendeten Strahl zurückkehren, lässt sich die Bildwie-
zoelement empfangene Signal verzögert, bevor es zu derholungsrate (Frame Rate) erhöhen (in Anlehnung
den Empfangssignalen an den äußeren Elementen ad- an Whittingham 2003, mit freundlicher Genehmi-
diert wird. gung).

17
2 Ultraschall und Bildtechnik

Echo-
amplitude
lateral

B Tiefe
Schicht-
dicke

axial

Echo-
amplitude

D Tiefe

Abb. 2.20 Die von zwei Grenzflächen zurücklaufen- Abb. 2.21 Die Auflösung eines Schallkopfes lässt sich
den Echos (A) werden aufgelöst (B). Liegen die Grenz- in verschiedenen Ebenen beschreiben: axial und la-
flächen jedoch zu nahe beieinander (C), sind die von teral. Die Dicke des Schallstrahls bezieht sich auf die
ihnen reflektierten Signale nicht mehr als unterschied- Strahlbreite außerhalb der Darstellungsebene und be-
liche Echos erkennbar (D). stimmt die Dicke der darzustellenden Gewebeschicht.

höher die Frequenz, desto besser die Auflösung. auch als 1½D-Array, da verglichen mit der Länge
Allerdings muss ein Kompromiss gefunden wer- in der Breite des Schallkopfes nur vergleichsweise
den, da eine höhere Frequenz eine stärkere wenige Elemente angeordnet sind.
Dämpfung und infolgedessen eine geringere Ge- Die Auflösung eines Ultraschallsystems kann
webepenetration bedingt. Die laterale Auflösung mithilfe eines Testobjekts bewertet werden, das
hängt von Faktoren wie der Dichte der Bildlinien aus feinen Drähten besteht, die in ein Gewebe-
und der Fokussierung des Schallstrahls ab und ist imitierendes Material eingebettet sind. Die Grup-
schlechter als die axiale Auflösung. pen von jeweils sechs Drähten werden in unter-
Die Dicke des Schallstrahls außerhalb der Dar- schiedlicher Entfernung voneinander angeord-
stellungsebene (auch Schichtdicke genannt) be- net. Auf diese Weise lässt sich der kleinste Abstand
einflusst den Bereich, der senkrecht zur Scan- bestimmen, bei dem man die Drähte noch von-
ebene liegt, über die die Echos zurückkehren. Zur einander unterscheiden kann. Das Gewebe-imi-
Aufrechterhaltung der Bildqualität sollte die tierende Material ist so ausgelegt, dass es eine
Schichtdicke so gering wie möglich sein. Daher ähnliche Abschwächung aufweist wie Gewebe
wird sowohl in dieser Ebene als auch in der Dar- und ein ähnliches Rückstreusignal erzeugt. Ab-
stellungsebene häufig eine Fokussierung durch- bildung 2.22A stellt die Drähte im Testobjekt
geführt. Dies geschieht entweder durch Einbau schematisch dar, die Abbildungen 2.22B und C
einer festen Linse in die Stirnfläche des Schall- zeigen die Bilder des Testobjekts, die mit einem
kopfes oder durch elektronische Fokussierung 2,25-MHz-Sektor- bzw. einem 10-MHz-Linear-
mittels einer zweidimensionalen Anordnung der schallkopf gewonnen wurden. Man kann sehen,
Schallkopfelemente, die eine Fokussierung so- dass mit dem 10-MHz-Schallkopf eine höhere
wohl in der Darstellungsebene als auch in der im axiale Auflösung erzielt werden kann, da alle
rechten Winkel dazu liegenden Ebene ermögli- sechs Drähte erkennbar sind, während der 2,25-
cht. Diese 2D-Anordnung bezeichnet man oft MHz-Schallkopf eine bessere Gewebepenetration

18
Tissue Harmonic Imaging 2.12

(12 cm im Vergleich zu 3 cm beim 10-MHz-


Schallkopf) erlaubt. Die Entscheidung, welche
Schallkopffrequenz für eine bestimmte Unter-
suchung gewählt wird, beruht auf einem Kom-
promiss zwischen der Tiefe der darzustellenden
Geweberegion und der gewünschten axialen Auf-
Gewebe-
ähnliches lösung. Empfohlen wird, einen Schallkopf mit
Gel möglichst hoher Frequenz und ausreichender
Eindringtiefe zu wählen. Die Möglichkeit zur
sechs
bildlichen Darstellung von Objekten hängt auch
feine
Drähte von der richtigen Einstellung der Geräteparame-
ter (z. B. der Gesamtverstärkung) ab.

cm-Skala
2.12 Tissue Harmonic Imaging
2,25 MHz
Durch Tissue Harmonic Imaging (THI) kann die
Bildqualität bei der Untersuchung schwierig zu
schallender Patienten verbessert werden. Bei gut
fünf zu schallenden Patienten kann sich die Bildqua-
Drähte Eindring-
tiefe lität im Vergleich zu konventionellen Bildge-
erkennbar
12 cm bungsverfahren allerdings verschlechtern. THI
macht sich die Tatsache zunutze, dass sich hoch-
amplitudige Ultraschallpulse nichtlinear fort-
pflanzen, wodurch der Puls beim Durchdringen
des Gewebes zunehmend verzerrt wird [Abb.
B 2.23A und B (Whittingham 1999)]. Diese Verzer-
rung des Impulses führt dazu, dass sich die Fre-
cm-Skala
quenzverteilung des zurücklaufenden Impulses
10 MHz
gegenüber dem gesendeten Impuls signifikant
ändert. Abbildung 2.23D zeigt, dass das Energie-
Eindring- spektrum des verzerrten Impulses harmonische
sechs tiefe
Drähte Frequenzen (2f, 3f etc.) enthält, die ein Vielfaches
3 cm
erkennbar der ursprünglichen Sendefrequenz f darstellen.
Im THI-Modus wird der Empfänger auf eine Mit-
tenfrequenz abgestimmt, die, wie Abbildung 2.24
veranschaulicht, doppelt so hoch ist wie die Mit-
tenfrequenz des gesendeten Impulses. Üblicher-
weise hat der Sendeimpuls im THI-Modus eine
niedrigere Frequenz als in der konventionellen
C
Bildgebung. Bei Anwendungen z. B. im Abdomi-
Abb. 2.22 Überprüfung der axialen Auflösung des Ul- nalbereich würde man in der konventionellen
traschalls. A: Schematische Darstellung zweier Grup- Bildgebung typischerweise eine Mittenfrequenz
pen von je sechs Drähten in einem Testobjekt, die in von 3,5 MHz anwenden, während im THI-Modus
unterschiedlichen Abständen zueinander angeordnet eine Mittenfrequenz von 1,75 MHz zum Einsatz
sind. B, C: Aufnahmen des Testobjekts in (A) mit einem kommt, die eine zweite harmonische Frequenz
2,25- bzw. 10-MHz-Schallkopf. Der 10-MHz-Schallkopf bei 3,5 MHz erzeugt. Im Laufe der Jahre erzielte
erzielt eine höhere axiale Auflösung, die 2,25-MHz- Verbesserungen der Schallkopfempfindlichkeit
Sonde eine bessere Penetration. haben die Herstellung breitbandiger Schallköpfe
mit großen Bandbereichen ermöglicht, mit de-
nen man Ultraschall mit einer Mittenfrequenz f
senden und die zurücklaufenden harmonischen
Frequenzen mit einer Mittenfrequenz von 2f se-

19
2 Ultraschall und Bildtechnik

Energie
Druck

A B
Zeit f Frequenz

Energie
Druck

Grundfrequenz

Erste Harmonische Frequenz


Zweite Harmonische
Frequenz
C D
Zeit f 2f 3f Frequenz

Abb. 2.23 A: Ein unverzerrter Impuls und sein Frequenzspektrum mit der dazugehörigen Mittenfrequenz f (B). C:
Hochamplitudige Signale werden beim Durchtritt durch Gewebeschichten zunehmend verzerrt. D: Der verzerrte
Impuls enthält die harmonischen Frequenzen 2f, 3f etc. der Grundfrequenz f (in Anlehnung an Whittingham T A
1999, Tissue harmonic imaging. European Radiology 9 [Suppl 3]: S323 – S326. © Springer, mit freundlicher Ge-
nehmigung).

Abb. 2.24 Tissue Harmonic Imaging. Schallköpfe mit


Sendeimpuls
großen Bandbreiten können Pulse mit der Mittenfre-
Bandbreite
des Schallkopfes
quenz f aussenden und verwenden zur Darstellung des
Bildes nur die eingehenden harmonischen Frequenzen
(Mittenfrequenz 2f) (in Anlehnung an Whittingham T
A 1999, Tissue harmonic imaging. European Radiology
9 [Suppl 3]: S323 – S326. © Springer, mit freundlicher
A Genehmigung).
f Frequenz

lektiv empfangen kann. Da sich nur hochampli-


tudige Impulse nichtlinear ausbreiten, enthalten
Empfangsecho niederamplitudige Echos, die z. B. durch mehr-
fach reflektierte Impulse, Rückstrahlungen, zu-
sätzliche oder Nebenkeulen (sog. grating lobes)
B
f 2f Frequenz entstehen, keine harmonischen Frequenzen. Bei
der konventionellen Bildgebung sind es eben
diese Scheinechos, die Bildrauschen verursachen.
Da Scheinechos nur wenige oder gar keine har-
Die zur Bilderzeugung
monischen Frequenzen enthalten, werden sie
verwendete zweite im THI-Modus nicht detektiert. Abbildung 2.25
harmonische zeigt, wie sich die Darstellung einer Aorta durch
Schwingung Anwendung von Harmonic Imaging gegenüber
C
2f Frequenz der konventionellen Bildgebung verbessern lässt.

20
Literatur 2.13

A B
Abb. 2.25 Tissue Harmonic Imaging (THI) kann die Bildqualität verbessern. Dies zeigt der Vergleich zwischen der
konventionellen Bildgebung einer Aorta (A) und der Darstellung im THI-Modus (B).

Literatur Weiterführende Literatur


Fish P 1990 Physics and instrumentation of diagnostic Hendrick W R, Hykes D L, Starchman D E 1995 Ultra-
medical ultrasound. Wiley, Chichester sound: physics and instrumentation. Mosby, St Louis
McDicken W N 1981 Diagnostic ultrasonics: principles Kremkau F W 1998 Diagnostic ultrasound – principles and
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Whittingham T A 1999 Tissue harmonic imaging. Euro- Whittingham T A 1997 New and future developments in
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Whittingham T A 2003 Transducers and beam-forming. S119 – S132
In: Hoskins P R, Thrush A, Martin K, Whittingham T A Whittingham T A 1999 Section I: New transducers. Euro-
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Greenwich Medical Media Ltd, London, 23 – 48 Whittingham T A 1999 Section II: Digital technology. Eu-
ropean Radiology 9 (Suppl 3): S307 – S311

21
3 Dopplersonographie

3.1 Der Dopplereffekt die Wellenfronten in größeren Abständen, und


die von ihm wahrgenommene ist dann niedriger
Der Nachweis und die Quantifizierung von Ge- als die gesendete Frequenz. Abbildung 3.1D zeigt
fäßerkrankungen mittels Ultraschall beruhen
größtenteils auf der Anwendung des sog. Dopp-
lereffekts. Als Dopplereffekt bezeichnet man die Schallquelle Beobachter detektierte
Änderung der wahrgenommenen Frequenz auf- ft Frequenz
grund einer relativen Bewegung der Schallquelle
gegenüber dem Beobachter. Dieser Effekt ist hör-
bar. Wenn sich z. B. ein Polizeifahrzeug mit ein-
geschalteter Sirene auf einen Beobachter zube-  ft
wegt und sich dann wieder von ihm entfernt, so
ändert sich dabei die von ihm wahrgenommene
Tonhöhe der Sirene. Abbildung 3.1 macht diesen A
Effekt deutlich. In Abbildung 3.1A sind sowohl
Schallquelle als auch Beobachter ortsfest: Wahr-
genommener und gesendeter Ton haben die glei-
che Frequenz. In Abbildung 3.1B bewegt sich der v
 ft
Beobachter auf die stationäre Schallquelle zu und
trifft so schneller auf die Wellenfronten der emit-
tierten Schallwelle, als wenn er sich in Ruhe be- B
findet. Die von ihm wahrgenommene Frequenz
der Wellen ist dabei höher als die des gesendeten
Schalls. Wenn sich der Beobachter dagegen von
der Schallquelle entfernt (Abb. 3.1C), kreuzt er v
 ft
t

Abb. 3.1 Unter dem Dopplereffekt versteht man die C


Änderung der beobachteten Frequenz aufgrund einer
Relativbewegung zwischen Schallquelle und Beobach-
ter. A: Sind Schallquelle und Beobachter beide ortsfest,
hat der vom Beobachter wahrgenommene Ton diesel-
be Frequenz wie der von der Schallquelle ausgesendete  ft
Ton. B: Bewegt sich der Beobachter (mit einer Geschwin-
digkeit v) auf eine ruhende Schallquelle zu, ist die von D
ihm wahrgenommene höher als die abgestrahlte Fre-
quenz. C: Entfernt sich der Beobachter von der Schall-
quelle, ist die wahrgenommene Frequenz (Empfangs-
frequenz) niedriger als die abgestrahlte Frequenz (Sen-
defrequenz). D: Bewegt sich die Schallquelle auf einen  ft
ruhenden Beobachter zu, nimmt die Empfangsfre-
quenz zu. E: Entfernt sich die Schallquelle vom Beobach-
E
ter; nimmt die Empfangsfrequenz folglich ab.

23
3 Dopplersonographie

den umgekehrten Fall, in dem die Schallquelle gesendet und mit dem anderen werden die Echos
sich auf einen ruhenden Beobachter zubewegt. empfangen, die von den beweglichen Blutbe-
Zwischen der Emission der einzelnen Schallwel- standteilen zurückgestreut werden (Abb. 3.2).
len bewegt sich die Schallquelle ein Stück auf den Dabei tritt der Dopplereffekt gleich zweimal auf.
Beobachter zu. Dabei wird die Wellenlänge kür- Zum einen fungiert der Schallkopf als stationäre
zer, sodass der Beobachter eine höhere Frequenz Quelle und die Erythrozyten als bewegliche Emp-
wahrnimmt. Ähnliches gilt, wenn sich die Schall- fänger der Ultraschallwellen (Abb. 3.1B). Zum
quelle vom Beobachter entfernt: Die zunehmen- anderen wird der Ultraschall von den Erythro-
de Wellenlänge wird als niedrigere Frequenz zyten, die jetzt als bewegliche Schallquelle wir-
wahrgenommen (Abb. 3.1E). Die daraus resultie- ken, zum stationären Beobachter/Empfänger,
rende Änderung der beobachteten Frequenz be- also dem Schallkopf, zurückgestreut (Abb. 3.1D).
zeichnet man als Dopplerverschiebung (Doppler Die dabei beobachtete Dopplerverschiebung ist
Shift). Die Größe der Doppler(verschiebungs)- abhängig von der Frequenz des vom Schallkopf
frequenz verhält sich proportional zu den relati- emittierten Ultraschalls sowie der Geschwindig-
ven Geschwindigkeiten von Schallquelle und Be- keit der Erythrozyten, von denen der Ultraschall
obachter. zurückgestreut wird. Die wahrgenommene Fre-
quenz hängt auch von dem Winkel ab, aus dem
der Blutfluss beobachtet wird (d. h. vom Winkel
Die Geschichte der Entdeckung zwischen dem Ultraschallstrahl und der Strö-
des Dopplereffekts mungsrichtung des Blutes). Die Frequenz der
Dopplerverschiebung fd (d. h. der Unterschied
1842 beschrieb der österreichische Physiker zwischen der Sendefrequenz ft und der Empfangs-
Christian Doppler erstmals diesen nach ihm frequenz fr) ergibt sich aus folgender Gleichung:
benannten Effekt, mit dem er das „farbige Licht
2ft cos 
der Doppelsterne“ zu erklären versuchte. Um fd = fr ft = 
c
Dopplers Theorie zu widerlegen, mietete ein zeit-
genössischer niederländischer Wissenschaftler Dabei gilt: v = Blutflussgeschwindigkeit,  = Win-
für ein Gegenexperiment einen Zug und zwei kel zwischen Ultraschallstrahl und Strömungs-
Trompeter an. Ein Trompeter stand auf dem Zug, richtung (auch Beschallungs-, Einfalls- oder Ein-
der andere neben den Gleisen. Ein Beobachter strahlwinkel) und c = Schallausbreitungsgeschwin-
sollte die Höhe der Töne, die der im Zug vorbei- digkeit im Gewebe. Der Faktor 2 im Zähler der
fahrende Trompeter hervorbrachte, mit der Höhe Dopplergleichung beruht darauf, dass der Dopp-
der vom stationären Trompeter erzeugten Töne lereffekt, wie oben erläutert, zweimal auftritt.
vergleichen. Wider Erwarten wurde Dopplers
Theorie durch dieses Experiment bestätigt, auch
wenn seine Erklärung des „farbigen Lichts der
Doppelsterne“ falsch war. Eine besondere Bedeu-
tung kommt dem Dopplereffekt heutzutage in
der modernen Kosmologie zu, wo er zur Berech- Sender
nung der Geschwindigkeit von Sternen benutzt Gewebe Gel
Empfänger
wird und zeigt, dass das Universum expandiert.

Beschallungswinkel θ
3.2 Dopplereffekt und
Blutfluss
Gefäßultraschall
In der Gefäßsonographie wird der Dopplereffekt
zur Untersuchung des Blutflusses eingesetzt. Die Abb. 3.2 Einfache Dopplergeräte verwenden Schall-
einfachsten Dopplergeräte arbeiten mit Schall- köpfe mit zwei piezoelektrischen Elementen. Das eine
köpfen, die aus zwei piezoelektrischen Elementen dient dem Aussenden des Ultraschalls, das andere dem
(Piezoelementen oder Piezokristallen) bestehen. Empfang der Echoreflexionen, die von den beweg-
Mit dem einen werden die Ultraschallstrahlen lichen Blutkörperchen zurückgestreut werden.

24
Dopplereffekt und Gefäßultraschall 3.2

Nehmen wir einmal an, zur Untersuchung eines Schallkopf in Strömungsrichtung, resultiert eine
Blutgefäßes mit einer Strömungsgeschwindigkeit positive Frequenzverschiebung, gegen die Strö-
von 50 cm/s wird ein 5-MHz-Schallkopf mit mungsrichtung ergibt sich eine negative Frequenz-
einem Beschallungswinkel von 60 ° eingesetzt. verschiebung. Je kleiner der Beschallungswinkel,
Wenn wir davon ausgehen, dass die Schallaus- desto größer ist die detektierbare Frequenzver-
breitungsgeschwindigkeit im Gewebe 1540 m/s schiebung. Nähert sich der Beschallungswinkel
beträgt, so ergibt sich aus der Dopplerformel für 90 °, werden nur noch sehr kleine Frequenzver-
die Frequenz der dabei entstehenden Doppler- schiebungen abgeleitet.
verschiebung ein Wert von 1,6 kHz. Tatsächlich
ist es ein glücklicher Zufall, dass die typischen
Werte für die Blutflussgeschwindigkeit im mensch- Streuung des Schalls an Blutzellen
lichen Körper und die von medizinischen Ultra-
schallgeräten benutzten Sendefrequenzen zu Blut besteht aus roten Blutkörperchen (Erythro-
einer Dopplerverschiebung im hörbaren Bereich zyten), weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und
(zwischen 20 Hz und 20 kHz) führen. Die ein- im Plasma gelösten Blutplättchen (Thrombo-
fachsten Dopplersysteme können die Doppler- zyten). Der Anteil der Erythrozyten am Gesamt-
frequenz ableiten und sie über einen Lautspre- blutvolumen beträgt zwischen 36 % und 54 %.
cher akustisch wiedergeben. Dadurch wird die Erythrozyten haben die Form einer bikonkaven
vom Blutfluss erzeugte Dopplerverschiebung für Scheibe mit einem Durchmesser von 7 μm. Sie
den Sonographeur hörbar. sind damit also sehr viel kleiner als die Wellen-
Aus der Dopplergleichung folgt, dass die detek- länge des zur Untersuchung des Blutflusses ein-
tierte Dopplerverschiebung vom Beschallungs- gesetzten Ultraschalls. Das bedeutet, dass Grup-
winkel  abhängig ist, der als Kosinus (cos) in die pen von Erythrozyten sich gegenüber den Ultra-
Gleichung eingeht. Tabelle 3.1 zeigt die Änderung schallwellen als Streukörper verhalten (siehe Abb.
des cos, der je nach Beschallungswinkel (0 ° bis 2.8).
90 °) Werte zwischen 0 und 1 annimmt. Beträgt Der von den Erythrozyten zurückgestreute Schall
der Beschallungswinkel 90 °, ist der cos = 0, so- wird vom Schallkopf als schwaches Signal emp-
dass praktisch keine Dopplerverschiebung de- fangen. Dies ist einesteils darauf zurückzuführen,
tektiert wird. Beträgt der Beschallungswinkel 0 ° dass die Rückstreuenergie – anders als bei spie-
(d. h. verläuft der Dopplerstrahl parallel zur Strö- gelnden Reflexionen – in alle Richtungen abge-
mungsrichtung), ist der cos = 1. Bei einer ge- strahlt wird, und teilweise darauf, dass die Blut-
gebenen Blutflussgeschwindigkeit und Sendefre- körperchen einen im Vergleich zur Breite des
quenz entspricht dieser Wert der maximal (feh- Schallstrahls kleinen effektiven Querschnitt auf-
lerfrei) erfassbaren Dopplerfrequenz. Abbildung weisen. Die Rückstreuenergie verhält sich pro-
3.3 zeigt, wie sich die Dopplerfrequenzen in Ab- portional zur 4. Potenz der Frequenz (d. h. f 4).
hängigkeit vom Dopplerwinkel ändern. Zeigt der Daraus folgt, dass die Rückstreuenergie zunimmt,

Tab. 3.1 Änderung der cos -Werte der Dopplerglei-


chung in Abhängigkeit vom Beschallungswinkel

 [ °] cos

0 1
30 0,87
45 0,71
60 0,5
Blutfluss
75 0,26
90 0

Abb. 3.3 Die detektierte Dopplerfrequenz ändert sich


in Abhängigkeit vom Beschallungswinkel.

25
3 Dopplersonographie

wenn die zur Untersuchung des Blutflusses ge- ausgewertet werden (Abb. 3.5). Ein geübter Un-
wählte Sendefrequenz erhöht wird. Dieser Effekt tersucher ist imstande, zwischen den von gesun-
wird allerdings dadurch aufgehoben, dass mit den und kranken Gefäßen erzeugten Tönen zu
steigender Frequenz auch die Abschwächung unterscheiden.
oder Dämpfung durch überlagernde Gewebe- Die Geräte, von denen wir bislang gesprochen
schichten zunimmt. Ultraschallgeräte verwen- haben, liefern keine Informationen über die Strö-
den für die Dopplersonographie daher häufig mungsrichtung des Blutes im Verhältnis zum
eine niedrigere Sendefrequenz als für die B-Bild- Schallkopf. Diese Informationen lassen sich aus
technik. (In beiden Fällen werden die Sende- dem zurücklaufenden Signal ablesen, da Objekte,
frequenzen meist auf dem Bild angegeben.) Bei die sich auf den Schallkopf zubewegen, zu einem
niedrigen Blutflussgeschwindigkeiten oder statio- Anstieg der detektierten Frequenz führen, wäh-
nären Blutkörperchen (was z. B. für Aneurysmen rend Objekte, die sich vom Schallkopf entfernen,
oder venösen Fluss gilt) können die Zellen ver- eine Abnahme der detektierten Frequenz bewir-
klumpen, sodass die Amplitude der dadurch ge- ken. Die Erhebung von Informationen über die
legentlich entstehenden Rückstreuechos hoch Strömungsrichtung aus dem empfangenen Dopp-
genug ist, um sie im B-Bild sichtbar zu machen lersignal erfordert eine anspruchsvollere Elektro-
(siehe Abb. 12.19). nik oder Software, auf die im vorliegenden Buch
allerdings nicht eingegangen wird. Wenn das
Gerät die Fließrichtungen unterscheiden kann,
3.3 Ableitung des
Dopplersignals
Spannung
des Sende-
Die einfachsten Dopplersysteme bestehen aus signals Zeit
einem Schallkopf mit zwei Piezoelementen (Abb.
3.2), von denen das eine kontinuierliche Ultra- A
multipliziert mit
schallwellen aussendet, während das andere kon-
tinuierlich die Signale empfängt, die vom statio- Spannung
nären Gewebe sowie vom strömenden Blut zu- des
rückgestreut werden. Das Empfangssignal besteht Empfangs- Zeit
signals
daher sowohl aus der von den stationären Ob-
jekten reflektierten Sendefrequenz, als auch aus B entspricht
den dopplerverschobenen Frequenzen, die von
den beweglichen Blutkörperchen zurückgestreut
werden. Da die zurücklaufenden Echos eine klei- Produkt
Zeit
ne Amplitude aufweisen, müssen sie verstärkt
werden. Anschließend kann die Dopplerfrequenz
dann durch Demodulation aus dem Empfangs-
signal abgeleitet werden. Eine in Dopplersyste- Filter
men verwendete Demodulationsmethode ist in
Abbildung 3.4 dargestellt. Hier wird das Emp- C

fangssignal mit dem Sendesignal multipliziert


und das Produkt gefiltert, um die hohen Fre- Spannung
des
quenzen zu entfernen. Auf diese Weise erhält Doppler- Zeit
man die Dopplerfrequenz. Aufgrund des Dopp- signals
lereffekts hat das Empfangssignal eine andere D
Frequenz als das Sendesignal und wegen der Ab-
schwächung des Signals durch überlagernde Ge- Abb. 3.4 Demodulation zur Ableitung der Doppler-
webeschichten auch eine niedrigere Amplitude. frequenz, in diesem Fall durch Multiplikation des Sen-
Wie bereits erwähnt, kann die (durch Demodula- designals (A) mit dem Empfangssignal (B) und Filte-
tion) abgeleitete und dann verstärkte Doppler- rung der hochfrequenten Anteile (C). Übrig bleibt das
frequenz einfach über einen Lautsprecher ausge- Dopplersignal (D) (in Anlehnung an Fish 1990, mit
geben oder mithilfe eines Frequenzanalysators freundlicher Genehmigung).

26
Ableitung des Dopplersignals 3.3

Richtungs-
trennung

Filter und
Oszillator Demodulator Lautsprecher
Verstärker

Sender
Frequenz-
Verstärker
analysator

Empfindlicher Empfänger
Bereich

Abb. 3.5 Elemente eines einfachen CW-Dopplers.

kann man Stereolautsprecher einsetzen, wobei Normal


den beiden Flussrichtungen (Vor- bzw. Rück-
wärtsfluss) jeweils ein Kanal zugeordnet wird. VEIN

Sinnvoller ist es, die Dopplersignale der Vorwärts- ARTERY Nulllinie

und der Rückwärtsströmung gleichzeitig im sel-


ben Spektrum abzubilden. Dabei werden die Sig-
A
nale auf beiden Seiten einer Nulllinie registriert.
Flüsse „auf den Schallkopf zu“ werden oberhalb
und Flüsse „vom Schallkopf weg“ unterhalb der Änderung
Nulllinie erfasst. Abbildung 3.6A zeigt die spek- der Rich-
tungs-
trale Darstellung der unterschiedlichen Strö- anzeige
VEIN
mungsrichtungen in der A. und V. vertebralis. Bei
ARTERY Nulllinie
den meisten Dopplergeräten lässt sich diese Rich-
tungsanzeige auch so einstellen, dass die Strö-
mung des Blutes vom Schallkopf weg oberhalb B
der Nulllinie registriert wird. Wichtig ist nur, dass
sich der Untersucher dieser Möglichkeit bewusst
ist, damit er die Ergebnisse korrekt interpretieren
kann. Die Umstellung der Richtungsanzeige wird
normalerweise auf dem Bildschirm angezeigt
(Abb. 3.6B). Zur optimalen Ausnutzung des Mo-
nitors lässt sich darüber hinaus auch noch die
Nulllinie nach oben oder unten verschieben
(Abb. 3.6C). Nulllinie
C
Aus dem Blutfluss werden aber nicht nur Dopp-
lerfrequenzen abgeleitet. Außer den von den Abb. 3.6 Durch Verwendung einer Basis- oder Null-
Erythrozyten reflektierten hochfrequenten, nie- linie können sowohl Vorwärts- als auch Rückwärtsflüsse
deramplitudigen Schallwellen werden von den im selben Spektrum dargestellt werden (A). Bei Bedarf
sich langsam bewegenden Gefäßwänden, die als kann die Richtungsanzeige geändert werden (B). Fer-
große reflektierende Flächen wirken, auch nie- ner lässt sich die Nulllinie verschieben, um die Ablese-
derfrequente, hochamplitudige Dopplerverschie- genauigkeit zu maximieren (C). Häufig werden die
bungssignale erzeugt. Diese Signale, die sich Werte für die Sende- und die Dopplerfrequenzen auf
durch Hochpassfilter entfernen lassen, nennt man dem Monitor angezeigt.

27
3 Dopplersonographie

wegen des Tons, den sie bei der akustischen Wie-


dergabe erzeugen, auch „wall thump“ („Wand-
klopfen“). Hochpassfilter schneiden alle Signale Wandfilter
mit einer Frequenz unterhalb der vom Sono- 50 Hz
grapheur einstellbaren Grenzfrequenz (Cutoff-
Frequenz) des Filters ab. Bei einer zu niedrigen
Grenzfrequenz wird das durch die Wandbewe-
gungen erzeugte Signal (Abb. 3.7A) nicht abge-
schnitten; ist sie zu hoch, gehen wichtige Dopp-
lerinformationen verloren, was unter Umständen
zu einer Änderung der Wellenform (Abb. 3.7C)
führt (z. B. kann dadurch das Fehlen des diasto-
lischen Flusses suggeriert werden). Die ideale Fil- A Wandbewegung
teranordnung (Abb. 3.7B) sollte unerwünschte
Signale wie das Wandklopfen entfernen, ohne
dass wichtige Informationen über den Blutfluss
Wandfilter
verloren gehen. 75 Hz

3.4 Analyse des Doppler-


signals
Mittels Spektral- oder Frequenzanalyse können
die Dopplersignale ausgewertet, die Wellenfor- B
men dargestellt (wie in Abb. 3.6) und die Strö-
mungsgeschwindigkeiten bestimmt werden. Die
Blutkörperchen bewegen sich in den Gefäßen Wandfilter
550 Hz
mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Erythro-
zyten in Gefäßwandnähe etwa bewegen sich
langsamer als Blutzellen in der Gefäßmitte (siehe
Kap. 5). Aufgrund des pulsatilen Charakters des
arteriellen Blutflusses ändert sich die Flussge-
schwindigkeit der Blutkörperchen mit der Zeit.
Das bedeutet, dass das vom Blutfluss erzeugte
Dopplersignal aufgrund der unterschiedlichen C
Geschwindigkeiten aus einem Frequenzgemisch
besteht und die Verteilung dieser Frequenzen Abb. 3.7 A: Wandbewegungen (wall thump) erzeu-
sich zeitabhängig ändert. In Kapitel 2 (Abb. 2.3 gen ein niederfrequentes Signal hoher Amplitude. B:
und 2.4) wurde bereits erläutert, dass ein Signal Um die durch Wandbewegungen erzeugten Signale
aus Sinuswellen unterschiedlicher Frequenzen vom Dopplersignal abzuschneiden, kann ein Filter ein-
besteht. Mithilfe der Frequenzanalyse kann das gesetzt werden; eine zu hoch eingestellte Grenzfre-
Dopplersignal nun in seine Frequenzbestandteile quenz des Filters (wie in C) kann das Erscheinungsbild
zerlegt und veranschaulicht werden, wie diese der Wellenform aber verändern.
sich mit der Zeit ändern. Abbildung 3.8 zeigt ein
solches Frequenzspektrum, wobei die Zeit auf der
x-Achse und die Dopplerfrequenz auf der y-Achse
abgetragen werden. Die dritte Achse (Helligkeit mathematische Verfahren wie die Fast Fourier
des Bildes) zeigt für jede Frequenz die Rückstreu- Transformation (FFT) verwendet. Abbildung 3.6C
energie des Signals an (d. h. den Anteil der sich zeigt ein typisches von einem Dopplergerät
mit einer bestimmten Geschwindigkeit bewe- erzeugtes Spektrum. In diesem Fall wurde alle
genden Blutkörperchen). Die Frequenzanalyse 5 – 10 ms eine vertikale Datenlinie erzeugt (d. h.
wird mittels Computer durchgeführt, der dazu 100 – 200 Datenlinien pro Sekunde).

28
Analyse des Dopplersignals 3.4

Gepulster Doppler
Der schlechten axialen Auflösung des CW-Dopp-
10 ms 10 ms 10 ms 10 ms 10 ms 10 ms lers kann dadurch entgegengewirkt werden, dass
gepulste Ultraschallenergie verwendet wird und
nur die Signale erfasst werden, die zu einem be-
stimmten Zeitpunkt nach Ausstrahlung des Pulses
Dopplerfrequenz

zurückkehren. Dadurch, dass die Schallausbrei-


tungsgeschwindigkeit im Gewebe bekannt ist,
kann die Tiefe, aus der das Signal stammt, ebenso
berechnet werden wie bei der Bildgebung nach
dem Echo-Impuls-Verfahren (Gleichung 2.3). Da
Alle 5 – 10 ms der Piezokristall Ultraschallwellen nur für jeweils
Generierung einer kurze Zeit aussendet, kann dasselbe Schallkopf-
neuen Linie im element auch zur Registrierung des zurückkeh-
Dopplerspektrum
renden Signals verwendet werden. In Abbildung
}

3.9 wird gezeigt, wie der Ultraschallpuls ausge-


sendet wird und der Empfänger dann nach einer
bestimmten Wartezeit innerhalb einer kurzen
Zeitspanne das zurückkommende Signal erfasst.
Obwohl das System keine weiteren Signale auf-
Zeit
Helligkeit der als Lichtpunkte dargestellten zeichnet, muss es vor dem Senden des nächsten
Dopplerfrequenzen proportional zur Pulses den Rücklauf der Echos aus den tieferen
Rückstreuenergie des Dopplersignals Gewebeschichten abwarten. Die Zeit, während
Abb. 3.8 Mithilfe der Frequenzanalyse von Doppler-
signalen können die in den Signalen enthaltenen Fre-
quenzen als fortlaufendes Spektrum abgebildet und so
Senden
die Änderung der Blutflussgeschwindigkeit mit der Zeit
dargestellt werden. A

CW-Doppler Warten

B
Von einem Continuous-Wave-(CW-)Doppler wer-
den kontinuierlich Schallstrahlen einer einheit-
lichen Frequenz gesendet, während das Emp-
fangselement alle Echos aus der empfindlichen Empfangen

Zone des Schallstrahls kontinuierlich detektiert C


(d. h. aus dem Bereich, in dem gesendete und re-
flektierte Strahlen überlappen; schraffierte Fläche
in Abb. 3.5). Gemeint ist damit im Allgemeinen
Warten
eine Region in einer Tiefe von einigen Zenti-
metern, in der alle Strömungsbewegungen regis- D
triert werden. Das bedeutet, dass ein CW-Doppler
keine Informationen darüber liefern kann, aus
welcher Tiefe das Dopplersignal zurückkehrt. Abb. 3.9 Gepulster Dopplerultraschall. Das Gerät sen-
Man spricht deshalb auch von einer schlechten det einen Puls aus (A), wartet eine bestimmte Zeit (B)
axialen Auflösung des CW-Dopplers. Da Venen und empfängt dann nur Signale, die aus einer vorge-
häufig in unmittelbarer Nachbarschaft zu Arte- gebenen Tiefe kommen (C); dann wartet es bei aus-
rien lokalisiert sind, werden vom CW-Doppler in geschaltetem Empfänger erneut (D), bis alle Echos aus
vielen Fällen arterielle und venöse Flusssignale noch tieferen Gewebeschichten eingelaufen sind, be-
gleichzeitig detektiert. vor der nächste Puls gesendet wird.

29
3 Dopplersonographie

der das Empfangssignal registriert wird, nennt

ls
man Range Gate. Es kann vom Untersucher ver-

pu
m
ändert werden, um die Größe des Messfensters,

ei
nd
Se
Mess- oder Informationsvolumens (Sample Volu-
me) zu definieren. Als Messfenster oder Messvo-
lumen bezeichnet man den Bereich, in dem die
zurückkehrenden Signale detektiert werden kön-
nen. Die Größe des Messfensters hängt nicht nur
von der Größe des Range Gate ab, sondern auch
von der Form des gesendeten Pulses sowie der
Form der Schallkeule, die zuweilen als tränen-
Messfenster
förmig beschrieben wird (Abb. 3.10). Die Tiefe
oder empfindlicher
des Messfensters ist abhängig von der Zeit, die Bereich
die elektronische Torschaltung abwartet, bevor
das Signal registriert wird. Auch diese Zeit kann
vom Sonographeur eingestellt werden. Die Größe
des Messfensters hat einen signifikanten Einfluss
Abb. 3.10 Das Messfenster oder der empfindliche Be-
auf das erzeugte Dopplerspektrum. Wenn z. B.
reich eines gepulsten Dopplersystems, das aus einem
nicht nur das schnell fließende Blut in der Gefäß-
einzigen Schallkopfelement besteht, hat die Form ei-
mitte, sondern auch das langsamer strömende
ner Träne.
Blut in Gefäßwandnähe untersucht werden soll,
ist ein großes Messfenster erforderlich (siehe hier-
zu die weitere Diskussion in Kap. 6). ße des Messfensters und Eindringtiefe werden
Um die Frequenzen der vom Blutfluss erzeugten wie in Abbildung 3.11 üblicherweise am seitli-
Signale messen zu können, werden entlang der chen Bildrand angezeigt. Der gepulste Doppler
Schallachse pro Sekunde Tausende von Pulsen zeichnet sich durch eine gute axiale Auflösung
ausgesandt. Die Sendefrequenz dieser Pulse nennt aus, hat aber den Nachteil des sog. Alias-Effekts
man die Pulswiederhol-, Pulsfolge- oder Puls- (Aliasing). Dieses Artefakt setzt der maximal de-
repetitionsfrequenz (PRF) mit Werten im kHz-Be- tektierbaren Dopplerfrequenz eine obere Grenze.
reich. Die obere PRF-Grenze ergibt sich aus der
Einschränkung, dass vor dem Senden eines neuen
Alias-Effekte
Pulses die Rückkehr der Echos des letzten Pulses
abgewartet werden muss. Im Gegensatz zu den Als Aliasing bezeichnet man die falsche Zuord-
CW-Dopplersystemen wird beim gepulsten Dopp- nung einer Signalfrequenz, die auf das unzurei-
lerverfahren zwar nicht die Dopplerverschiebung chende Abtasten des Signals zurückzuführen ist.
gemessen. Da die Form des detektierten Signals Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Uhr, die nur
aber Ähnlichkeiten mit dem von einem CW- über einen Minutenzeiger verfügt, und Sie möch-
Doppler erfassten dopplerverschobenen Signal ten die Geschwindigkeit ermitteln, mit der sich
aufweist, lässt es sich mit der Dopplergleichung dieser Zeiger bewegt. Wenn Sie das Zifferblatt der
beschreiben und wird typischerweise auch als Uhr alle 45 min (Abb. 3.12) ansehen und damit
Dopplersignal bezeichnet. Die Änderung der Blut- zur vollen Stunde beginnen, dann steht der Zei-
flussgeschwindigkeit kann mithilfe der Ultraschall- ger als erstes auf der 12, 45 Minuten später zeigt
pulse erfasst und das erzeugte Signal mittels FFT er auf die 9, dann auf die 6, auf die 3 und schließ-
ausgewertet werden. Auf diese Weise erhält man lich wieder auf die 12. Dabei entsteht der Ein-
ein Frequenzspektrum. Um eine Linie eines sol- druck, als ob sich der Zeiger langsam gegen den
chen Spektrums zu erzeugen, benötigt das Fast- Uhrzeigersinn bewegte. Es hat den Anschein, als
Fourier-Verfahren 64 oder 128 konsekutive Pulse. würde der Zeiger für eine volle Umdrehung
Dopplersysteme können diese Daten so schnell 3 Stunden benötigen anstatt wie erwartet nur
verarbeiten, dass Dopplerspektren in Echtzeit er- 1 Stunde. Um die Geschwindigkeit des Zeigers
halten werden können. korrekt zu bestimmen, müsste man sich die Uhr
Der vom Dopplerstrahl zurückgelegte Weg sowie pro voller Zeigerdrehung mindestens zweimal
die Größe und Lage des Messfensters werden auf ansehen (d. h. mindestens zweimal pro Stunde).
dem Impuls-Echo-Bild angezeigt. PRF-Werte, Grö- Abbildung 3.13 zeigt, dass man die Frequenz

30
Analyse des Dopplersignals 3.4

Bandbreite der Bildfrequenz


Dopplerfrequenz
Größe des Messfensters
Winkel-
korrektur- Tiefe des Messfensters
Cursor

Abb. 3.11 Im Bild


Mess- werden der vom
fenster Dopplerstrahl zu-
rückgelegte Weg so-
Schallweg
wie die Größe und
Lage des Messfens-
ters angezeigt.

einer einfachen Sinuswelle (durchgezogene Linie) ling Rate) erhöht werden (d. h. in diesem Fall z. B.
unterschätzen kann (gestrichelte Linie), wenn durch Erhöhung der PRF von 2500 [Abb. 3.14A]
das Signal in einem vollständigen Zyklus weniger auf 3704 Hz [Abb. 3.14B]). Allerdings ist die PRF
als zweimal abgetastet wird. Wenn die Punkte (•) nach oben begrenzt, denn das Gerät muss vor der
diejenigen Zeitpunkte repräsentieren, an denen Aussendung eines neuen Pulses auf die Rückkehr
das Signal abgetastet wurde, dann entspräche die früher ausgesendeter Pulse warten. Nur so ist die
Sinuswelle mit der niedrigsten Frequenz, die zu eindeutige Zuordnung der jeweiligen Echos ge-
den erhobenen Daten passen würde, der gestri- währleistet. Dadurch wird auch die maximal
chelten Kurve. Würde das Signal stattdessen in detektierbare Dopplerfrequenz begrenzt. Die Be-
einem vollständigen Zyklus zweimal abgetastet, grenzung der maximal detektierbaren Doppler-
wie durch die Kreuze (x) angezeigt, wäre es nicht frequenz (fdmax) und Geschwindigkeit (Vmax) lässt
mehr möglich, die erhobenen Daten an eine Si- sich wie folgt bestimmen:
nuswelle mit niedrigerer Frequenz anzupassen.
PRF max 2V max ft cos θ
In diesem Fall würde die korrekte Frequenz ge- f dmax = = (3.2)
messen werden. Der Alias-Effekt oder das Aliasing 2 c
tritt auf, wenn die Abtastfrequenz weniger als Gleichung 3.2 kann umgeformt werden zu:
zweimal so groß ist wie die zu berechnende Fre- PRF max c
quenz; diese Frequenzgrenze wird auch als Vmax = (3.3)
4 ft cos θ
Nyquist-Frequenz bezeichnet.
Ein Beispiel für den Alias-Effekt eines Doppler- Für eine gegebene Eindringtiefe d und Schallaus-
signals zeigt Abbildung 3.14A. Hier wurde die breitungsgeschwindigkeit c gilt:
während der maximalen Systole detektierte Fre-
c
quenz unterschätzt und unterhalb der Nulllinie PRFmax = (3.4)
des Spektrums aufgezeichnet. Zur Vermeidung 2d
des Alias-Phänomens kann die Abtastrate (Samp- Der Faktor 2 im Nenner der obigen Gleichung ist

12

9 3

A B 45 Minuten später C 90 Minuten später D 135 Minuten später

Abb. 3.12 Alias-Effekt. Beobachtet man die Geschwindigkeit eines Minutenzeigers alle 45 Minuten einmal, ent-
steht der Eindruck, als bewege sich der Zeiger langsam gegen den Uhrzeigersinn.

31
3 Dopplersonographie

Sendefrequenz ergäbe sich eine niedrigere Dopp-


lerfrequenz. Um einem Alias-Effekt vorzubeugen,
wäre in diesem Fall keine so hohe PRF erforder-
lich. Eine Senkung der Sendefrequenz würde
daher zu einer Erhöhung der maximal messbaren
Geschwindigkeit führen.

Abb. 3.13 Alias-Effekt. Die Frequenz einer einfachen Limitationen des CW-Dopplers im
Sinuswelle (durchgezogene Linie) kann unterschätzt Vergleich zum gepulsten Doppler
werden (gestrichelte Linie), wenn das Signal in einem
vollständigen Zyklus weniger als zweimal abgetastet CW-Doppler und gepulster Doppler unterliegen
wird. unterschiedlichen Limitationen. Für die mit ei-
nem CW-Doppler detektierbare Blutflussgeschwin-
darauf zurückzuführen, dass der Puls das Zielge- digkeit gibt es zwar keine Obergrenze, doch sind
webe erreichen und von dort wieder zurückkeh- keine Informationen über die Tiefe des Echosig-
ren muss. Daraus ergibt sich: nals verfügbar, und es ist nicht immer möglich,
c2 den arteriellen Fluss zu bestimmen, ohne gleich-
Vmax = (3.5) zeitig auch den Fluss einer nahe gelegenen Vene
8dft cos θ
zu erfassen. Die kontinuierliche Dopplertechnik
Die maximale Geschwindigkeit, die ohne Alias- kommt am häufigsten in einfachen Handgeräten
ing erfasst werden kann, hängt deshalb von der zum Abhören von Strömungsgeräuschen zum
Tiefe des zu untersuchenden Gefäßes ab. Bei der Einsatz, mit denen der Knöchelblutdruck gemes-
Messung sehr hoher Blutflussgeschwindigkeiten, sen (siehe Kap. 9) oder die fetale Herzaktion
vor allem in tieferliegenden Gefäßen, können nachgewiesen werden kann. In der Kardiologie
manche Geräte im Modus „hohe PRF“ betrieben werden CW-Doppler auch zur Messung hoher
werden. So ist es möglich, dass zu einer bestimm- Strömungsgeschwindigkeiten über den Herzklap-
ten Zeit mehr als ein Puls „unterwegs“ ist. Mit pen eingesetzt. Gepulste Doppler liefern Informa-
einer höheren PRF können höhere Geschwindig- tionen über die Signalherkunft und ermöglichen
keiten gemessen werden, es kommt aber auch zu so detaillierte Untersuchungen eines spezifischen
einer gewissen Unsicherheit bezüglich der Her- Gefäßes. Allerdings wird dadurch die maximal
kunft des Dopplersignals (range ambiguity, mehr- erfassbare Geschwindigkeit eingeschränkt. Das
deutige Zuordnungen). In diesem Modus zeigt gepulste Dopplerverfahren wird in Duplexsyste-
der Scanner typischerweise mehr als ein Mess- men sowohl für die spektral- als auch farbdopp-
fenster auf der Scanlinie an. Bei einer niedrigeren lersonographische Untersuchungen eingesetzt.

PRF 2500
PRF 3704

A B

Abb. 3.14 A: Der Alias-Effekt führt dazu, dass die hohen Frequenzen im Signal unterschätzt und unterhalb der
Nulllinie des Spektrums angezeigt werden. B: Aliasing lässt sich durch Erhöhung der PRF vermeiden.

32
Duplexsonographie 3.5

3.5 Duplexsonographie liegt also in einem Kompromiss zwischen dem zu


wählenden Dopplerwinkel und der Schallkopf-
Duplex-Ultraschallsysteme, die das Impuls-Echo- sensitivität.
Verfahren mit der Dopplersonographie kombi-
nieren, sind seit ca. 25 Jahren auf dem Markt. Die
Kombination der beiden Verfahren ermöglicht Duplexsonographische
die Untersuchung von Gefäßen mit bekannter Geschwindigkeitsmessungen
Lokalisation und die gründliche Untersuchung
der Hämodynamik von im Bild sichtbaren Athe- Ein wichtiges Ergebnis der Duplexsonographie
romen. Um eine gute Darstellung von einer Ge- besteht darin, dass sich der Beschallungswinkel
fäßwand zu erhalten, sollte das Gefäß idealer- zwischen Dopplerstrahl und Gefäß mithilfe des
weise im rechten Winkel zum Schallstrahl liegen. Gefäßbildes bestimmen lässt. Anhand der Dopp-
Dies trifft mehrheitlich auf die peripheren Ge- lerformel kann die detektierte Dopplerfrequenz
fäße zu, da diese hauptsächlich hautparallel ver- in einen Geschwindigkeitswert umgewandelt
laufen. Die Dopplergleichung macht jedoch werden (Gleichung 3.1). Abbildung 3.11 veran-
deutlich, dass kein Dopplersignal registriert wer- schaulicht, wie man den Winkelkorrektur-Cursor
den kann, wenn sich der Beschallungswinkel im (der in der Mitte des angezeigten Messfensters
rechten Winkel zur Strömungsrichtung befindet positioniert wird) mithilfe des Gefäßbildes an der
(da cos  = 0). Die größte Dopplerverschiebung Gefäßwand ausrichten und so den Beschallungs-
wird gemessen, wenn der Schallstrahl parallel zur winkel ermitteln kann. Eine falsche Ausrichtung
Strömungsrichtung verläuft. Daher besteht ein des Doppler-Cursors kann erhebliche Fehler bei
Widerspruch zwischen dem für das B-Bild idea- der Geschwindigkeitsmessung verursachen. Doch
len Beschallungswinkel und dem zur Erfassung auch wenn die dopplersonographische Bestim-
von Dopplersignalen idealen Beschallungswin- mung der Blutflussgeschwindigkeit potenziell
kel. Einen Kompromiss würde es bedeuten, wenn mit zahlreichen Fehlerquellen behaftet ist (siehe
sich der Dopplerstrahl unabhängig vom B-Bild- Kap. 6), so stellt sie doch ein leistungsfähiges Ver-
strahl schräg oder abgewinkelt aussenden ließe. fahren für den Nachweis von Gefäßerkrankungen
In einigen frühen Duplexsystemen wurde zu die- und die Quantifizierung ihres Schweregrades
sem Zweck neben dem Bildgebungselement ein dar.
getrenntes Dopplerelement mit einstellbarem
Winkel montiert. Bei modernen Linear- und Sek-
torschallköpfen gelingt dies, wie in Kapitel 2 be- Literatur
schrieben, mittels Strahlsteuerung (Beamsteering
oder Beamforming), d. h. schräger Auslenkung Fish P 1990 Physics and instrumentation of diagnostic
medical Ultraschall. Wiley, Chichester
der Abtastimpulse (siehe Abb. 2.15). Die Schall-
kopfelemente sind für die Echosignale, die recht-
winklig zur Stirnseite des Schallkopfes eintreffen, Weiterführende Literatur
am empfindlichsten. Das bedeutet, dass sich die
Sensitivität des Dopplerschallkopfes durch Beam- Evans D H, McDicken W N 2000 Doppler Ultraschall:
physics, instrumentation and signal processing. Wiley,
steering verringert; aus diesem Grund kann der
Chichester
Dopplerstrahl rechts und links der Mitte nur um Zagzebski J A 1996 Essentials of Ultraschall physics. Mos-
jeweils ca. 20 ° abgelenkt werden. Die Lösung by, St Louis

33
4 Erzeugung von Farbdoppler-
bildern

4.1 Einleitung den des Signals eine andere Zeitverzögerung auf


und stammt deshalb aus leicht unterschiedlichen
Ultraschallgeräte benutzen den Dopplereffekt Gewebstiefen. Die Tiefe, aus der das Signal zu-
auch, um den Blutfluss in einem Farbbild dar- rückgekehrt ist, lässt sich aus dieser Zeitverzöge-
zustellen, welches das mittels Impuls-Echo-Ver- rung berechnen, wobei die Schallausbreitungs-
fahren erzeugte morphologische Bild (B-Bild) geschwindigkeit im Gewebe eine ähnliche Rolle
überlagert. Dieses Bild ermöglicht die rasche Un- spielt wie beim Impuls-Echo-Verfahren. Um das
tersuchung der sog. Region of Interest (ROI), des Blutströmungsverhalten darstellen zu können,
Messbereiches für die Flussgeschwindigkeitsana- müssen mehrere Pulse entlang der Bildlinie ge-
lyse, und bietet dem Untersucher die Möglich- sendet und empfangen werden. Nachdem für
keit, die Punkte für die Ableitung der Spektral- jede Messprobe so viele Werte erfasst wurden,
dopplerinformationen selektiv auszuwählen. Die dass die Blutflussgeschwindigkeit relativ zum
Entwicklung der farbkodierten Sonographie hat Schallstrahl berechnet werden kann, wird eine
die Möglichkeiten zur Darstellung kleiner Gefäße der ersten benachbarte zweite Bildlinie erzeugt.
bedeutend erweitert und auch zur Verkürzung Um ein zweidimensionales Farbdopplerbild zu
der Untersuchungszeit geführt, sodass der Gefäß-
ultraschall sehr stark an Bedeutung gewonnen
hat. Die 1985 erstmals in Echtzeit gewonnenen
Farbdopplerbilder waren nur aufgrund der An-
wendung verschiedener mathematischer Metho-
den zur Ableitung der mittleren Flussgeschwin- Schallkopf
digkeit relativ zum Schallstrahl möglich (mittlere
Dopplerfrequenz). Damit konnten die Doppler-
frequenzdaten schnell genug erhoben und aus-
gewertet werden, um Farbdopplerbilder zu erzeu-
gen, mit denen die Darstellung des pulsatilen
Blutflusses in Echtzeit gelang. Farbfenster

4.2 Erhebung zwei-


Hunderte
dimensionaler Doppler- von Mess-
informationen proben

Das zweidimensionale (2D-) farbkodierte Bild


entsteht durch Detektion der zurückgestreuten
B-Bild
Signale aus hunderten von Messproben entlang
jeder Bildlinie und durch Verwendung von hun- Hunderte von Bildlinien
derten von Bildlinien, mit denen die ROI, wie in
Abbildung 4.1 zu sehen, erfasst wird. Der Schall- Abb. 4.1 Das Farbdopplerbild wird durch die Detek-
kopf unterteilt das zurücklaufende Signal entlang tion der zurückgestreuten Signale aus hunderten von
der Bildlinie in hunderte von Messproben. Jede Messproben entlang von mehreren hundert verschie-
dieser Messproben weist dabei nach dem Aussen- denen Bildlinien erzeugt.

35
4 Erzeugung von Farbdopplerbildern

generieren, sind mehrere hundert Bildlinien nö-


tig. Die berechnete mittlere Relativgeschwindig-
keit (äquivalent zur Dopplerfrequenz) jeder Mess-
probe im Gewebe lässt sich farbig darstellen
(siehe Abb. 4.2). In dieser Darstellung einer neben A
Nulllinie
einer Vene liegenden Arterie werden die durch
die Strömung in Richtung Schallkopf erzeugten V
Dopplerfrequenzen rot, die Dopplerfrequenzen
des vom Schallkopf wegströmenden Blutes blau
dargestellt. Höhere relative Flussgeschwindig-
keiten werden gelb und türkis, niedrigere dunkel- Abb. 4.2 Das Farbdopplerbild stellt die für jede einzel-
rot und dunkelblau wiedergegeben. ne Messprobe erfasste mittlere Flussgeschwindigkeit
relativ zum Schallstrahl dar (äquivalent zur Dopplerfre-
quenz). In dieser Aufnahme einer Arterie (A), die eine
4.3 Methoden zur Vene (V) überlagert, ist erkennbar, wie sich Blutflussge-
schwindigkeit und Strömungsrichtung in den beiden
Bestimmung der Blutfluss- Gefäßen unterscheiden. Die Farbskala zeigt, dass das
geschwindigkeit Blut in der Arterie auf den Schallkopf zufließt und rot
kodiert ist und das Blut in der Vene vom Schallkopf
Spektraldopplersysteme verwenden die Fast Fou- wegfließt und blau dargestellt wird.
rier Transformation (FFT), um detaillierte Infor-
mationen über die Frequenzverteilung des Dopp-
lersignals zu gewinnen. Allerdings würde man kaum. Abbildung 4.3 zeigt die Signale dreier auf-
für die Erhebung einer Datenmenge, die aus- einander folgender zurückkehrender Pulse, die
reicht, um eine FFT der aus mehreren Bildlinien bei der Passage einer Zellgruppe durch das Mess-
erhaltenen Signale durchführen zu können, so fenster detektiert wurden. In dem von einer be-
viel Zeit benötigen, dass die Erzeugung der ein- stimmten Zellgruppe reflektierten Signal wird
zelnen Farbdopplerbilder mehrere Sekunden dau- eine kurze Zeitverzögerung erzeugt, während sie
ern würde. Eine solche Methode ist zur Darstel- sich zwischen den einzelnen Pulsen weiter vom
lung des pulsatilen Blutflusses nicht geeignet. Die Schallkopf entfernt. Die Blutflussgeschwindigkeit
FFT würde darüber hinaus auch mehr Informati- lässt sich durch die Detektion dieser Verzögerung
onen erzeugen, als sich auf einem solchen Bild im Echokomplex bestimmen. Eine solche Ver-
problemlos darstellen ließen, denn jeder Farb- schiebung in der Wellenform lässt sich auf zwei-
pixel kann an einem beliebigen Punkt im Farb- erlei Weise erklären. Erstens kann sie als Zeit-
dopplerbild nur jeweils einen Frequenzwert dar- verzögerung aufgefasst werden, die zwischen den
stellen, im Gegensatz zum Frequenzbereich, der rückläufigen Pulsen durch die Bewegung der Zell-
im Spektralbild wiedergegeben werden kann. Die gruppen entsteht. Zweitens kann sie als Phasen-
Farbdopplersonographie in Echtzeit wurde dadurch verschiebung eines von derselben Messprobe ge-
möglich, dass für die Bestimmung der mittleren streuten Signals zwischen zwei Pulsen verstanden
Blutflussgeschwindigkeit relativ zum Schallstrahl werden.
ein alternatives Verfahren entwickelt wurde, das Um das Konzept der Phasenverschiebung zu ver-
schneller durchführbar ist, da es nur wenige Pulse stehen, stellen Sie sich zwei Uhren vor. Wenn
benötigt. Die Methode beruht darauf, dass der beide Uhren so eingestellt werden, dass sie diesel-
Ultraschall von Blutzellgruppen, die in der für be Zeit anzeigen, müssen sich beide Minuten-
die Bestimmung der Flussgeschwindigkeit be- zeiger mit derselben Geschwindigkeit bewegen,
nötigten Zeit ihre Formation nicht verändern, woraus sich die Frequenz für eine vollständige
zurückgestreut wird und sich das Echointensi- Umdrehung auf dem Zifferblatt während einer
tätsmuster für verschiedene Gruppen von Zellen Stunde ergibt. Beide Uhren stimmen bezüglich
unterscheidet. Dadurch lässt sich nachverfolgen, ihrer Phase also miteinander überein (d. h. der
wie sich eine Zellgruppe innerhalb der Mess- Minutenzeiger steht auf beiden Uhren zur selben
probe bewegt. Die Geschwindigkeit dieser Zell- Zeit auf der „12“), was einer Phasenverschiebung
gruppen ändert sich in der kurzen Zeit, während von Null entspricht. Ist der Minutenzeiger der
der die Blutflussgeschwindigkeit gemessen wird, einen Uhr gegenüber der anderen jedoch um

36
Bestandteile eines Farbdopplers 4.4

lerfrequenz nach dem sog. Autokorrelationsverfah-


ren bestimmt wird. Dabei werden zwei aufeinan-
Puls 1 der folgende Pulse, die von einer bestimmten
Messprobe zurückkehren, zueinander in Bezie-
hung gesetzt. Man erhält so ein Ergebnis, das von
der Phasenverschiebung (also der Dopplerfre-
Puls 2
quenz) abhängig ist. Kehren die Echos von statio-
nären Objekten zurück, beobachtet man keine
Phasenverschiebung. Zur Bestimmung der Fre-
quenz werden die Phasenverschiebungen zwi-
schen vier oder mehr Pulsen herangezogen. Je
Puls 3
mehr Pulse benutzt werden, desto genauer ist das
Ergebnis, solange dazu nicht so viel Zeit benötigt
wird, dass sich die Strömungsgeschwindigkeit
Abb. 4.3 Signale dreier konsekutiver Pulse, die von der Blutkörperchen ändert. Da zur Bestimmung
einer sich vom Schallkopf entfernenden Zellgruppe der mittleren Relativgeschwindigkeit (Doppler-
reflektiert werden. Achten Sie auf die kurze Zeitver- frequenz) nur vergleichsweise wenige Pulse be-
zögerung (in Anlehnung an Ferrara & DeAngelis 1997, nötigt werden, können pro Sekunde mehrere
mit freundlicher Genehmigung). Farbbilder generiert werden.
Eine weitere Methode, die von den Herstellern
von Ultraschallgeräten derzeit aber nicht einge-
30 min verzögert, dann benötigen die Minuten- setzt wird, stellt das Time-Domain-Verfahren dar;
zeiger für eine vollständige Umdrehung auf dem dabei wird zur Bestimmung der Blutflussgeschwin-
Zifferblatt zwar noch immer eine Stunde, doch digkeit statt der Phasenverschiebung die Zeitver-
sind die beiden Uhren nun nicht mehr in Phase, zögerung eingesetzt. Für den Sonographeur spielt
sodass sich die Stundenzeiger auf dem Zifferblatt das kaum eine Rolle: Sowohl das Frequenz- als
in unterschiedlichen Positionen befinden. Die auch das Time-Domain-Verfahren ergeben ähn-
Zeitverzögerung zwischen den beiden Uhren be- liche Farbbilder.
trägt 30 min; alternativ könnte diese Verzöge-
rung auch als Phasenverschiebung angegeben
werden, die in diesem Fall einer halben Umdre-
hung auf dem Zifferblatt entspräche.
4.4 Bestandteile eines
Die Verzögerung zwischen den zurücklaufenden Farbdopplers
Signalen des ersten und zweiten Pulses (siehe
Abb. 4.3) kann als Phasenverschiebung gemessen Abbildung 4.4 zeigt die wichtigsten Bestandteile
werden. Die Abbildung zeigt, dass das zweite Sig- eines Farbdopplergerätes. Bevor die zurücklau-
nal dieselbe Form hat wie das erste, nur zeitver- fenden Echos ausgewertet werden können, wird
zögert eintrifft. Dies entspricht dem Beispiel, in das Signal durch ein Clutter-Filter geleitet, um
dem die beiden Uhrzeiger sich zwar mit dersel- die hochamplitudigen Signale, die vom umge-
ben Geschwindigkeit, aber mit einer Verzögerung benden stationären Gewebe und den sich lang-
des Zeigers der zweiten Uhr um eine halbe Um- sam bewegenden Gefäßwänden (sog. Clutter-Ar-
drehung bewegen. Zu einer ähnlichen Phasen- tefakte) zurückkehren, zu entfernen und gleich-
verschiebung kommt es zwischen den Signalen 2 zeitig die niederamplitudigen Signale des Blutes
und 3. Mithilfe dieser Phasenverschiebungen durchzulassen. Das gefilterte Signal wird an-
kann die Blutflussgeschwindigkeit bestimmt wer- schließend analysiert, um wie oben beschrieben
den. Auf diese Weise wird zwar nicht die Dopp- für jede Messprobe die mittlere Relativgeschwin-
lerfrequenz gemessen, aber die Wellenform des digkeit (Dopplerfrequenz) mithilfe der Doppler-
detektierten Signals ähnelt der Wellenform der berechnungsfunktion zu bestimmen. Bei der
Dopplerfrequenz, die mit einem CW-Doppler ge- Nachbearbeitung der Bilder (Postprocessing) wer-
messen wird und sich mithilfe der Dopplerglei- den die Daten geglättet, um ein möglichst rausch-
chung berechnen lässt. armes Farbbild zu erzeugen. Dies geschieht durch
Moderne Farbdoppler benutzen die Methode der Kombination der Daten aus konsekutiven Bil-
Phasenverschiebung, bei der die mittlere Dopp- dern, das sog. Frame Averaging. Da jedem Bild-

37
4 Erzeugung von Farbdopplerbildern

Demodulator Hochpassfilter Frequenzrechner

B-Bild-Prozessor

Clutter-Filter Dopplerberechnungsfunktion Bildnachbearbeitung Blut-/Gewebeunterscheidung

Demodulator
Sendeelement für B-Bild

Sendeelement für Dopplerbild Kombinierte B-Bild- und Farbdoppleranzeige Spektral-


doppler-
anzeige

Empfangener Gesendeter
Ultraschallstrahl Ultraschallstrahl
Blutfluss

Abb. 4.4 Die wichtigsten Bestandteile eines Farbdopplers.

punkt nur ein spezifischer Farb- oder Grauwert tektiert wird, die Grauwerte von den Farbwer-
zugeordnet werden kann, muss entschieden wer- ten überschrieben werden. Will der Untersucher
den, ob die Impuls-Echo-Information oder die z. B. den Blutfluss in einem kleinen Gefäß dar-
Informationen über das Strömungsverhalten dar- stellen, das im B-Bild kein echofreies Lumen auf-
gestellt werden sollen. Dazu gehört auch der sog. weist, muss der Grenzwert für die Darstellung
Blut-Gewebe-Kontrast. der Grauwertinformationen erhöht werden, wo-
durch der Farbkodierung der Vorzug eingeräumt
wird.
Blut-Gewebe-Kontrast Die meisten Ultraschallgeräte verfügen über ein
Flash-Filter, mit dem Farbreflexe, die sog. Flash-
Generell weisen die aus dem Gefäßlumen stam- Artefakte, entfernt werden sollen, die durch
menden Impuls-Echo-Signale im Vergleich zu schnelle Bewegungen zwischen Schallkopf und
den von Gefäßwänden und umgebendem Gewe- Gewebe verursacht werden, etwa wenn der Un-
be reflektierten Signalen eine sehr geringe Am- tersucher den Schallkopf während des Scanvor-
plitude auf. Außerdem werden vom schnell strö- gangs bewegt.
menden Blut höhere Dopplerfrequenzen abge-
leitet als von den sich langsam bewegenden
Gefäßwänden. Das stationäre umgebende Ge- Farbkodierung der
webe bewirkt keine Dopplerverschiebung. Ultra- Dopplerinformationen
schallgeräte verfügen über eine vom Untersucher
einstellbare Funktion, mit der sich die Farb- Nachdem der Wert für die mittlere Doppler-
kodierung zuschalten (Color Write Enable) bzw. frequenz aus mehreren Messproben ermittelt
priorisieren lässt (Color Write Priority). Mit diesem wurde, müssen diese Daten bildlich dargestellt
Regler kann der Sonographeur die Signalintensität werden. Dies geschieht durch Farbkodierung der
auswählen, oberhalb derer statt der Farbinfor- Dopplerinformationen. Die Farbwerte auf dem
mation das Grauwertbild erzeugt wird. Wird ein Monitor haben drei Eigenschaften: Luminanz
Dopplersignal von einem Bereich registriert, in (Helligkeit), Farbtönung und Farbsättigung. Als
dem das Grauwertsignal den vom Anwender fest- Luminanz bezeichnet man den Anteil von Hel-
gelegten Wert übersteigt, nimmt der Scanner an, ligkeit oder Schatten an der dargestellten Farbe;
dass das Dopplersignal von sich bewegendem die Farbtönung ist die Wellenlänge (d. h. der tat-
Gewebe erzeugt wurde, und zeichnet es deshalb sächlich wiedergegebene Farbwert von Violett bis
nicht auf. Vorausgesetzt, es existiert eine ad- Rot), und als Sättigung bezeichnet man den Grad,
äquate Dopplerfrequenz, wird unterhalb dieses in dem die Farbe mit weißem Licht gemischt ist
Grauwertes davon ausgegangen, dass alle Dopp- (z. B. von Rot bis hin zu Hellrosa bis zu 20 ver-
lersignale aus dem Blut stammen, sodass in schiedene Farbtöne). Aufgrund dieser drei Eigen-
den Bereichen, in denen ein Dopplersignal de- schaften kann, wie in Abbildung 4.5 gezeigt, eine

38
Einfluss des Beschallungswinkels auf das Farbdopplerbild 4.5

für das Spektrum von Strömungsgeschwindig-


keiten innerhalb einer Messprobe und kann auf
das Vorhandensein einer gestörten Strömung
hindeuten. Die Varianz lässt sich bei Verwendung
einer Rot- und Blauskala zusammen mit der mitt-
leren Frequenz darstellen, wobei mit steigender
Varianz die Gelb- oder Grüntöne zunehmen;
A B C D E
diese Form der Darstellung ist allerdings nicht
sehr weit verbreitet. Eine andere Form der Farb-
Abb. 4.5 A, B, C, D: Beispiele für verschiedene Farb-
kodierung verwendet eine ansteigende Luminanz
skalen zur Hervorhebung der verschiedenen Anteile
der Farbe Orange, um eine Zunahme der detek-
der in unterschiedlichen klinischen Situationen detek-
tierten Echointensität darzustellen. Dieses Ver-
tierten Geschwindigkeitsbereiche. E: Die Umkehrung
fahren bezeichnet man als Powerdoppler, mit
der Farbskala zeigt an, dass Blutflüsse in Richtung
dem wir uns in diesem Kapitel später befassen
Schallkopf im Bild blau dargestellt sind. Die Pfeile bei D
werden.
und E zeigen, wie der Scanner die gewählte Einstel-
lung „Color Write Priority“ anzeigt. Mit der in D ge-
wählten Einstellung wird die Farbe in Gegenwart eines
helleren B-Bild-Echos angezeigt, als mit der in E ge- 4.5 Einfluss des Beschallungs-
wählten Einstellung. winkels auf das Farb-
dopplerbild
Vielzahl von Farbskalen erzeugt werden, die sich
am Bildrand als Farbbalken abbilden lassen. Eine Die zur Darstellung des Blutflusses verwendeten
solche Skala besteht normalerweise aus mehreren Farben sind von den detektierten Dopplerfre-
Farben, die die unterschiedlichen Strömungs- quenzen und diese wiederum vom Winkel zwi-
richtungen anzeigen, wobei Rot meist zur Dar- schen Blutfluss und Farbdopplerstrahl abhängig.
stellung des Blutflusses auf den Schallkopf zu und Damit hängt das Aussehen des Farbdopplerbildes
Blau für den Blutfluss vom Schallkopf weg ver- also in hohem Maße vom Beschallungswinkel
wendet wird. Bei den meisten Ultraschallgeräten ab. Viele periphere Gefäße verlaufen parallel zur
kann der Untersucher die Farbskala umkehren. Haut, also senkrecht zum Schallstrahl. Damit ein
In diesem Fall wird der Blutfluss in Richtung Dopplersignal abgeleitet werden kann, sollte der
Schallkopf blau und vom Schallkopf weg rot Farbdopplerstrahl idealerweise in einem Winkel
angezeigt (Abb. 4.5E). Der Sonographeur muss von < 70 ° einfallen. Ist der Beschallungswinkel
unbedingt wissen, welche Strömungsrichtung nahe 90 °, ist nur eine geringe Dopplerverschie-
durch welche Farbe dargestellt wird, da es an- bung detektierbar, die von einem Hochpassfilter
dernfalls zu schwerwiegenden diagnostischen (auch als Clutter-Filter bezeichnet) entfernt wird,
Fehlern kommen kann. Ultraschallgeräte ver- sodass auf dem Monitor kein Signal erscheint.
fügen über mehrere Farbskalen, und manche Bei Verwendung eines Linearschallkopfes kann
Farbskalen sind für bestimmte Untersuchungen der Schallstrahl gesteuert werden (Beamsteering),
besser geeignet als andere. Es können verschie- um auf diese Weise das Farbbild von links oder
dene Farbskalen ausgewählt werden, um unter- rechts, wie in Kapitel 2 beschrieben (siehe Abb.
schiedliche Bereiche der detektierten relativen 2.15), aufzubauen. Der Farbdopplerstrahl verläuft
Strömungsgeschwindigkeiten, wie sie in den ver- parallel zu den Seiten des im Bild dargestellten
schiedenen klinischen Settings anzutreffen sind, Farbfensters. Abbildung 4.6 zeigt die Verände-
zu betonen. Bei der Untersuchung von Arterien rung im Farbbild, wenn das Farbfenster (auch
beispielsweise können mithilfe der Farbskala Un- Farbbox) relativ zum Blutfluss in drei verschie-
terschiede im oberen Skalenbereich akzentuiert dene Richtungen geschwenkt wird. Der Schall-
werden, um Änderungen im Bereich der höheren strahl kann entweder nur links oder nur rechts
Geschwindigkeiten hervorzuheben. um maximal 20 – 25 ° gekippt werden, da die
Mit der Berechnungsfunktion „Velocity Estima- Schallkopfempfindlichkeit beim Schwenken des
tor“ kann nicht nur die mittlere relative Strö- Schallstrahls abnimmt. Aus diesem Grund ver-
mungsgeschwindigkeit, sondern auch die Vari- sucht man einen Kompromiss zwischen der
anz berechnet werden. Die Varianz ist ein Maß Optimierung des Beschallungswinkels und der

39
4 Erzeugung von Farbdopplerbildern

A B C
Abb. 4.6 Auswirkungen einer (im Bild dargestellten) Änderung des Beschallungswinkels auf das erzeugte Bild
durch Kippen des Farbfensters. A: Ein flacher Winkel erzeugt ein gutes Bild. B: Ein mittlerer Winkel stellt den Blut-
fluss dar, ist aber nicht optimal. C: Ein großer Winkel erzeugt ein nicht verwertbares Bild.

Empfindlichkeit des Gerätes zu finden. Bei der Gefäß. Abbildung 4.7 zeigt die Aufnahme einer
Darstellung großer Gefäße mit gutem Blutfluss A. carotis interna an der Stelle, an der sie in die
ist dies normalerweise nicht erkennbar, kann Tiefe des Halses hinabzieht. Die Pfeile im Bild zei-
aber bei der Darstellung kleiner erkrankter Ge- gen, wie sich die Strömungsrichtung des Blutes
fäße mit geringerem Blutfluss zum Problem wer- im Verhältnis zum Farbdopplerstrahl ändert und
den, da die Intensität des Dopplersignals sehr dadurch eine Änderung der registrierten Dopp-
schwach sein kann und das Gefäß in einem Win- lerfrequenz hervorgerufen wird. Dies führt im
kel > 70 ° beschallt werden muss, um die Sensiti- Bild zu einem Farbumschlag von Rot nach Oran-
vität des Schallkopfes nicht herabzusetzen. Falls ge und Gelb und schließlich infolge von Aliasing
die Farbfüllung eines solchen Gefäßes sich als zu Türkisblau, obwohl die Strömungsgeschwin-
schwierig erweisen sollte, lohnt es sich mitunter, digkeit im Gefäß unverändert geblieben ist.
den Beschallungswinkel des Farbdopplerstrahls Konvex- und Phased-Array-Schallköpfe erzeugen
zu verändern, um den besten Kompromiss zwi- Bildlinien, die sich über das Sektorbild auf-
schen Beschallungswinkel und Sensitivität zu er- fächern. Diese Art Schallkopf verfügt normaler-
zielen. weise nicht über die unabhängig von der Rich-
Bei der Darstellung geschlängelter Gefäße ist es tung der Bildlinien bestehende Möglichkeit zur
hilfreich, wenn das Farbfenster für die Aufnah- Steuerung des Dopplerstrahls. Wird ein gerade
men in verschiedene Richtungen geschwenkt verlaufendes Gefäß mit einem Konvex- oder Pha-
wird, um so den Blutfluss im gesamten Gefäß- sed-Array-Schallkopf dargestellt, ändert sich der
verlauf darzustellen. Wenn sich die Strömungs- Beschallungswinkel entlang des Gefäßes, es sei
richtung des Blutes im Verhältnis zum Doppler- denn, das Gefäß verläuft parallel zum Doppler-
strahl ändert, wird selbst bei gleicher Strömungs- strahl. Dadurch ändern sich die registrierten
geschwindigkeit eine andere Dopplerfrequenz Dopplerfrequenzen und es kommt auf dem Mo-
registriert. Im Farbdopplerbild erscheint bei Än- nitor zu einem Farbumschlag (siehe Abb. 4.8).
derung des Gefäßverlaufs ein Farbumschlag im Links im Bild werden Dopplerfrequenzen detek-
tiert, da hier ein geeigneter Beschallungswinkel
vorliegt und das Blut auf die Sonde zuströmt. Ge-
Abb. 4.7 Aufnahme einer A. ca- nau in der Mitte beträgt der Beschallungswinkel
rotis interna an der Stelle, an der ca. 90 °, sodass nur eine geringe oder gar keine
sie in die Tiefe des Halses hinab- Dopplerfrequenz registriert oder angezeigt wird.
zieht. Wenn sich der Arterien- Unter dem Beschallungswinkel auf der rechten
verlauf relativ zum Dopplerstrahl Bildseite fließt das Blut vom Schallkopf weg und
(Pfeil) ändert, ändert sich auch die wird deshalb in Blau dargestellt.
detektierte relative Strömungsge- Bei der Auswertung eines Farbdopplerbildes soll-
schwindigkeit (Dopplerfrequenz). te unbedingt daran gedacht werden, dass hier die
Trotz unveränderter Blutflussge- Dopplerfrequenz (Geschwindigkeit relativ zum
schwindigkeit kommt es zum Schallstrahl) angezeigt wird. Entscheidend ist
Farbumschlag. auch die Berücksichtigung des zur Generierung

40
Alias-Effekte in der Farbdopplersonographie 4.6

4.6 Alias-Effekte in der Farb-


dopplersonographie
Der durch die Farbskala angezeigte Frequenz-
bereich richtet sich nach der Pulsrepetitions-
frequenz (PRF), die zur Ableitung der Doppler-
frequenzen benutzt wird. Die mit der Farbdopp-
lersonographie maximal detektierbare Frequenz
wird ebenso durch die Abtasthäufigkeit begrenzt
wie beim Spektraldoppler (siehe Kap. 3). Durch
eine zu niedrige Abtastrate bedingte Alias-Effekte
grenzen die fehlerfrei detektierbare maximale
Frequenz ein, was dazu führt, dass Frequenzen
oberhalb dieses Grenzwertes als Signale unterhalb
Abb. 4.8 Da die Bildlinien eines konvexen Schallkopfes
der Nulllinie aufgezeichnet werden. Ein Beispiel
divergieren, ändert sich der Winkel zwischen dem ge-
für Aliasing in einem Farbdopplerbild ist in Ab-
rade verlaufenden Gefäß und dem Schallstrahl. Dies
bildung 4.9A zu sehen. In der Mitte des Gefäßes
führt dazu, dass im Verhältnis zum Schallstrahl eine an-
sind die Blutflussgeschwindigkeiten am höchs-
dere Blutflussgeschwindigkeit (Dopplerfrequenz) de-
ten, aufgrund von Alias-Effekten werden sie aber
tektiert und damit eine andere Farbe angezeigt wird.
statt in Gelb (d. h. im oberen Bereich der Farb-
In der Bildmitte, in der sich das Gefäß im rechten Win-
skala) in Türkis dargestellt (d. h. als hohe Blut-
kel zum Schallstrahl befindet, wird kein Fluss ange-
flussgeschwindigkeiten in der entgegengesetzten
zeigt.
Richtung). Aliasing kann durch Erhöhung der
PRF vermieden werden, sodass der Blutfluss in der
der einzelnen Bildpunkte verwendeten Beschal- richtigen Farbe angezeigt wird (Abb. 4.9B). Ist die
lungswinkels. Um die vorhandenen Blutfluss- PRF dagegen zu hoch eingestellt, sind die gerin-
geschwindigkeiten zu verifizieren, kann ein Spek- geren Geschwindigkeiten, etwa in Gefäßwand-
traldoppler verwendet werden, da dieser über die nähe oder während der Diastole, nicht mehr
Möglichkeit verfügt, für die Geschwindigkeits- nachweisbar (Abb. 4.9C). Die Unterscheidung
messwerte eine Winkelbestimmung vorzuneh- zwischen Aliasing und einem echten Wechsel der
men. Für die Diagnosestellung sollte eine Kom- Strömungsrichtung stellt potenziell ein Problem
bination aus Farb- und Spektraldoppleruntersu- dar. Eine echte Strömungsumkehr, die im Gefäß
chungen herangezogen werden. als Farbumschlag (d. h. als Farbänderung von Rot
nach Blau) dargestellt wird, liegt vor, wenn in

PRF 1500HZ PRF 4000HZ PRF 14000HZ


A B C

Abb. 4.9 Alias-Effekt. A: Aliasing führt bei der Darstellung der in einem Gefäß vorherrschenden Blutflussgeschwin-
digkeit zur Zuordnung der falschen Farbe, hier Blau. B: Alias-Effekte können durch Heraufsetzen der PRF vermie-
den werden. C: Ist die PRF zu hoch eingestellt, sind die geringeren Geschwindigkeiten in Gefäßwandnähe mög-
licherweise nicht mehr detektierbar.

41
4 Erzeugung von Farbdopplerbildern

ACC
R
A
R

ACI
Abb. 4.10 Aufnahme einer Biegung der A. carotis. Der
Fluss auf den Schallkopf zu und vom Schallkopf weg
wird in unterschiedlichen Farben dargestellt. Die Pfeile Abb. 4.11 Die Aufnahme zeigt einen Alias-Effekt (A)
geben den Strömungsverlauf an. In der Bildmitte, wo und eine Strömungsumkehr (R) in einer A. carotis
der Winkel zwischen Strömung und Schallstrahl 90 ° interna. Aliasing lässt sich daran erkennen, dass sich
beträgt, wird kein Fluss angezeigt. der Farbumschlag im Bereich der äußeren Enden der
Farbskala abspielt. Eine Farbänderung infolge einer re-
lativen Richtungsänderung ist als Farbumschlag über
einem Gefäß infolge eines hämodynamischen Schwarz mit Überschreiten der Nulllinie in der Mitte
Effekts sowohl ein Vor- als auch Rückwärtsfluss der Farbskala erkennbar (siehe Farbskala am rechten
vorhanden ist. Wie in Kapitel 5 beschrieben, lässt Bildrand).
sich eine Strömungsumkehr häufiger in einem
normalen Karotisbulbus beobachten. Eine sicht-
bare Strömungsumkehr kann durch ein Artefakt 4.7 Ober- und Untergrenzen
verursacht sein; dazu kann es kommen, wenn ein
Gefäß seine Richtung im Verhältnis zum Dopp- der angezeigten
lerstrahl ändert, obwohl die Strömungsrichtung Geschwindigkeit
im Gefäß unverändert geblieben ist.
Abbildung 4.10 zeigt die Aufnahme einer leicht Die höchste, ohne Aliasing messbare Frequenz
geschlängelten A. carotis; der Fluss vom Schall- entspricht – wie auch beim Spektraldoppler – der
kopf weg wird auf der rechten Seite (in Blau) und halben Pulsrepetitionsfrequenz (PRF). Im Ge-
der Fluss auf den Schallkopf zu auf der linken gensatz zu Spektraldoppleraufnahmen führt das
Seite (in Rot) dargestellt. Die Pfeile im Bild zeigen Auftreten von Alias-Artefakten aber nicht unbe-
die Änderung der Strömungsrichtung im Ver- dingt zu einer erschwerten Bildauswertung, son-
hältnis zum Schallstrahl an. In der Mitte des Bil- dern kann manchmal zur Hervorhebung plötz-
des, wo der Winkel zwischen Strömung und licher Geschwindigkeitszunahmen wie etwa bei
Schallstrahl fast 90 ° beträgt, werden niedrige Fre- einer Stenose sogar nützlich sein. Bis zu einem
quenzen detektiert. Da diese durch Hochpass- gewissen Punkt können Alias-Artefakte durch Er-
filter aus dem Signal entfernt werden, wird in höhung der PRF, Verwendung eines größeren
diesem Bereich keine Farbe angezeigt. Dopplerwinkels oder einer niedrigeren Sendefre-
Man kann Alias-Effekte von einer Strömungsum- quenz vermieden werden.
kehr im Verhältnis zum Schallkopf dadurch un- Bei der Untersuchung niedrigerer Blutflussge-
terscheiden, dass sich der beim Aliasing zu be- schwindigkeiten wie im venösen System richtet
obachtende Farbumschlag an den äußeren Enden sich die untere Grenze der detektierbaren Fluss-
der Farbskala abspielt. Bei einer Strömungsum- geschwindigkeit nach der für die Untersuchung
kehr befinden sich die Farben dagegen nahe der des Blutflusses benötigten Zeit. Angenommen,
Nulllinie; der Farbumschlag erfolgt an dem Sie wollen die Geschwindigkeit bestimmen, mit
Punkt, an dem keine oder nur niedrige Doppler- der sich die Zeiger einer Uhr bewegen. Um die Ge-
frequenzen detektiert werden, über Schwarz. Ab- schwindigkeit des Stundenzeigers abzuschätzen,
bildung 4.11 zeigt die Aufnahme einer Karotis, in müssten Sie die Uhr sehr viel länger beobachten,
der neben einer Strömungsumkehr auch ein als wenn Sie die Geschwindigkeit des Minuten-
Alias-Artefakt zu beobachten ist. Der in beiden zeigers bestimmen wollten. Dasselbe trifft auch
Fällen erfolgende Farbumschlag ist der Farbskala auf den Farbdoppler zu (d. h. je langsamer der zu
zu entnehmen. detektierende Blutfluss, desto länger die benötig-

42
Ober- und Untergrenzen der angezeigten Geschwindigkeit 4.7

1 2 3 4 7 8

Puls-
zug
Nächste
Bildlinie

PRF

Verweilzeit (Dwell Time)

Abb. 4.12 Als Dwell Time (Verweilzeit) bezeichnet man die Zeit, die der Schallstrahl zum Aufbau einer Bildlinie für
das Abtasten des Blutflusses benötigt. Diese Zeit richtet sich nach der Anzahl der Pulse, dem sog. Pulspaket, das für
die Frequenzanalyse herangezogen wird, sowie der Pulsrepetitionsfrequenz (PRF) des Signals.

te Messzeit). Die Zeit, während der entlang einer rigsten darstellbaren Frequenzen. Das Hochpass-
Bildlinie Pulse ausgesendet werden, um die Fre- filter lässt nur Frequenzen durch, die größer sind
quenz zu bestimmen, bezeichnet man als Dwell als die Grenzfrequenz, sodass die aus dem lang-
Time (Verweilzeit) (Abb. 4.12). Wird eine niedrige sameren Blutfluss abgeleiteten Dopplerfrequen-
PRF gewählt, dauert es länger, um die acht bis zen unterdrückt werden, wenn das Hochpassfil-
zehn Pulse auszusenden, und folglich ist die ter zu hoch eingestellt ist. Die Einstellung des
Dwell Time höher als bei einer höheren PRF. Aus Hochpassfilters wird normalerweise auf der Farb-
diesem Grund ist es sehr wichtig, die PRF an die skala angegeben (Abb. 4.13). Bei falscher Filter-
darzustellenden Flussbedingungen anzupassen. einstellung kommt es zur Unterdrückung der
Ist die PRF für die Darstellung schnellerer Blut- niedrigen Flussgeschwindigkeiten im Bereich der
flüsse zu niedrig, kommt es zu Alias-Effekten, ist Gefäßwände oder der langsamen Strömung wäh-
die für die Darstellung langsamerer Blutflüsse ge- rend der Diastole. Das Hochpassfilter ist an die
wählte PRF zu hoch, ist unter Umständen gar kein PRF gekoppelt. Deshalb wird bei Erhöhung der
Blutfluss nachweisbar, da die Dwell Time zu kurz PRF auch das Hochpassfilter automatisch höher
ist (Abb. 4.9C). Im Idealfall sollte die PRF so ge- eingestellt. Bei manchen Geräten ist es allerdings
wählt werden, dass die höchsten vorhandenen möglich, die Filtereinstellung auch unabhängig
Geschwindigkeiten durch Farben aus dem oberen von der PRF zu ändern; in diesem Fall sollte auch
Bereich der Farbskala dargestellt werden. an die Einstellung des Hochpassfilters gedacht
Die Grenz- oder Cutoff-Frequenz des Hochpass- werden, wenn die PRF zur Darstellung langsame-
filters (Clutter-Filter) beeinflusst auch die nied- rer Blutflussgeschwindigkeiten abgesenkt wird.

A B
Abb. 4.13 Filtereffekte. A: Das Filter ist zu hoch eingestellt; es entfernt die Signale der langsameren Flussge-
schwindigkeiten in Gefäßwandnähe (senkrechte Pfeile). B: Die Filtereinstellung wird reduziert, um die in Gefäß-
wandnähe detektierten niedrigen Frequenzen anzeigen zu können. Die Filtereinstellung kann auf der Farbskala
angezeigt werden (waagerechte Pfeile).

43
4 Erzeugung von Farbdopplerbildern

4.8 Bildaufbaurate
Als Bildaufbaurate (Frame Rate) bezeichnet man
die Anzahl der pro Sekunde neu aufgebauten Bil- Schallkopf
B-Bild
der. Um die Farbdopplersonographie zur Dar-
stellung des pulsatilen Blutflusses sinnvoll zu
nutzen, bedarf es einer recht hohen Bildaufbau- Farb-
rate. Allein beim Impuls-Echo-Verfahren kann fenster-ROI
die Bildaufbaurate mehr als 50 Bilder pro Sekun-
de betragen. Der Aufbau eines Farbbildes dauert
Blutfluss
deutlich länger, weshalb die Bildaufbauraten
auch sehr viel niedriger sind. Bei der Farbdopp- A
lersonographie ist die Bildaufbaurate von mehre-
ren Faktoren abhängig (Abb. 4.14). Die ROI ent-
spricht dem Farbfenster, das zur Untersuchung
des Blutflusses im Bild beliebig platziert werden
kann. Größe und Position der ROI haben einen
signifikanten Einfluss auf die Bildaufbaurate. Vor
allem die Breite des Farbfensters ist relevant.
Denn je breiter die ROI, desto mehr Bildlinien
werden benötigt und desto länger dauert die Da-
tenakquisition für den Aufbau eines Bildes. Auch
die Liniendichte (die Anzahl der Bildlinien pro
Zentimeter im Bildbereich) beeinflusst die zum
Aufbau eines Bildes benötigte Zeit, da die Pulse B
für jede Bildlinie erst zurückkehren müssen,
bevor die nächste erzeugt werden kann. Weniger
bedeutsam ist die Länge des Farbfensters. Das
liegt daran, dass der Scanner die Rückkehr aller
Echos abwarten muss, bevor der nächste Puls
ausgesandt werden kann, um mehrdeutige räum-
liche Zuordnungen (Range Ambiguity) zu ver-
meiden, auch wenn nicht alle zurückkehrenden
Informationen für den Bildaufbau verwendet
werden.
Ein relevanter Faktor ist allerdings die Tiefe der 1 2
3 4
ROI. Um eine tiefliegende Struktur darzustellen, 5 6
wird niederfrequenter Ultraschall verwendet, der
C Reihenfolge der Bildlinienakquisition
tiefer in das Gewebe eindringt und damit die
Platzierung der ROI in größerer Tiefe ermöglicht.
Abb. 4.14 Die Bildaufbaurate des Farbdopplerbildes
Deshalb muss das Ultraschallgerät länger warten,
kann verbessert werden, indem (A) die Größe der farb-
bis die Echos aus einer größeren Tiefe zurück-
kodierten Region of Interest (ROI) oder (B) die Dichte
gekehrt sind, und die Erzeugung jeder einzelnen
der farbkodierten Bildlinien reduziert wird. (C) Die
Bildlinie dauert längert, sodass die Bildaufbaurate
Bildaufbaurate kann auch verbessert werden, indem
abnimmt.
die aus verschiedenen Teilen der ROI akquirierten Da-
Durch Verschiebung der akquirierten Daten aus
ten verschoben werden (sog. Interleaving) (in Anleh-
verschiedenen, räumlich getrennten Bildlinien
nung an Ferrara & DeAngelis 1997, mit freundlicher
(Interleaving) kann mehr als ein Puls gleichzeitig
Genehmigung).
gesendet werden. Dadurch kann die Frequenz-
berechnung verbessert werden, ohne die Bildauf-
baurate zu reduzieren. Abbildung 4.14C zeigt,
wie die Daten aus Bildlinie 2 akquiriert werden
können, während die Daten aus Bildlinie 1 erho-

44
Powerdoppler 4.10

ben werden, da Bildlinie 1 keine auf Bildlinie 2 fluss jedoch dynamisch ist, spielt auch die zeit-
ausgesandten Pulse detektiert. Dasselbe gilt für liche Auflösung (d. h. die Fähigkeit, Veränderun-
die Bildlinien 3 und 4 usw. Durch Mittelung gen darzustellen, die sich innerhalb eines kurzen
zweier benachbarter Linien können zusätzliche Zeitraums ereignen) eine wichtige Rolle. Die axi-
Datenlinien erzeugt werden, um zwischen bei- ale Auflösung des farbkodierten Bildes richtet
den eine Bildlinie zu generieren. Weil dafür keine sich nach der Länge der einzelnen Messproben
neuen Informationen erhoben werden, ändert entlang jeder Bildlinie. Die laterale Auflösung des
sich die Bildaufbaurate nicht. farbkodierten Bildes hängt von der Breite des
Die Anzahl der zum Aufbau jeder einzelnen Bild- Schallfeldes und der Dichte der Bildlinien im sog.
linie des farbkodierten Bildes verwendeten Pulse Field of View (FOV) ab. Die Fähigkeit, Strömungs-
bezeichnet man als Pulspaket. Zur Bestimmung änderungen im farbkodierten Bild mit der Zeit
der Dopplerfrequenz benutzt man typischerwei- präzise nachzuverfolgen, ist davon abhängig, ob
se ein aus 2 bis 16 Pulsen bestehendes Pulspaket. das System über eine ausreichende Bildaufbau-
Je mehr Pulse verwendet werden, umso genauer rate verfügt. Zur effektiven Darstellung des arte-
ist der Frequenzwert. Bei einem nur schwachen riellen Flusses bedarf es im Allgemeinen einer
rückläufigen Dopplersignal ist eine hohe Anzahl höheren Bildaufbaurate als zur Darstelllung des
von Pulsen erforderlich. Erstrebenswert ist daher venösen Flusses, da sich der arterielle Fluss sehr
ein Kompromiss zwischen der Genauigkeit der viel rascher ändert.
Frequenzbestimmung und der Bildaufbaurate. Die Sensitivität gegenüber Bewegungen (Blut-
Die für das Aussenden und die Rückkehr dieser fluss) ist ein weiterer Indikator für die Qualität
2 bis 16 Pulse benötigte Zeit (Dwell Time, Verweil- eines Ultraschallgerätes, und sie ist von zahl-
zeit) hängt offensichtlich von der Häufigkeit ab, reichen Faktoren abhängig. Zunächst müssen
mit der die Pulse gesendet werden (d. h. von der die Ultraschallfrequenz und die Ausgangsleis-
PRF). Bei Verwendung einer niedrigen PRF dauert tung korrekt eingestellt sein, um eine ausrei-
das Aussenden des Pulspaketes länger; die Konse- chende Durchdringung zu gewährleisten. Zwei-
quenz ist eine niedrigere Bildaufbaurate. tens muss die zur Detektion des Blutflusses auf-
Diese verschiedenen Einschränkungen verlangen gewendete Zeit ausreichend groß sein, um den
nach einem Kompromiss zwischen dem interes- Blutfluss von stationärem Gewebe unterschei-
sierenden Untersuchungsbereich, in dem die den zu können. Die Filter zur Unterdrückung
Farbdopplerinformationen erhoben werden, der von Wand- und anderen Gewebebewegungen
Genauigkeit der berechneten Dopplerfrequenz müssen so eingestellt sein, dass nicht gleichzei-
und der dazu benötigten Messzeit. Die Auswahl tig auch die Blutflusssignale entfernt werden.
der PRF, die Lage der ROI und die Frequenz des Auflösung und Sensitivität der modernen Farb-
Schallkopfes richten sich nach der zu untersu- dopplersysteme konnten im Laufe der letzten
chenden Körperregion und der Art des Blutflusses zehn Jahren rapide gesteigert werden, wodurch
in diesem Bereich. Es ist jedoch möglich, die Bild- letztlich auch die Bandbreite und die Qualität
aufbaurate zu optimieren, wenn für die Untersu- von Gefäßuntersuchungen verbessert wurden.
chung eine möglichst schmale ROI verwendet
wird. Verbessern lässt sich die Qualität des Farb-
dopplerbildes durch Mittelung konsekutiver Bil- 4.10 Powerdoppler
der, um so das Rauschen zu reduzieren, sowie
durch eine zeitlich längere Bilddarstellung. Diese Bislang haben wir uns in diesem Kapitel damit
Einstellung wird gelegentlich als Persistenz be- befasst, wie die Dopplerfrequenz als ein das Grau-
zeichnet. wertbild überlagerndes Farbbild dargestellt wer-
den kann. Anstatt aber die detektierte Frequenz-
verschiebung anzuzeigen, kann auch die Echoin-
tensität des Dopplersignals dargestellt werden.
4.9 Auflösung und Sensitivität Die dazu verwendete Farbskala zeigt bei höherer
von Farbdopplern Echointensität eine stärkere Luminanz. Dadurch
kann das Ultraschallgerät das Vorhandensein
Die räumliche Auflösung des Farbdopplerbildes eines Blutflusses darstellen, nicht aber die rela-
kann man sich wie bei der B-Bildtechnik in drei tive Blutflussgeschwindigkeit oder die Strömungs-
Ebenen vorstellen (siehe Abb. 2.21). Da der Blut- richtung des Blutes angeben (siehe Abb. 4.15).

45
4 Erzeugung von Farbdopplerbildern

sonographie auch keine Alias-Artefakte auf. Die


Echointensität wird jedoch von der Abschwä-
chung durch das Gewebe beeinflusst, das der
Ultraschallstrahl durchdringt und die bei tiefer-
liegenden Gefäßen geringer ist als bei oberflä-
chennahen Gefäßen.
An den Gefäßwänden, an denen das Messfenster
vom Gefäß nur teilweise ausgefüllt ist, ist die de-
tektierte Echointensität niedriger, und der Power-
doppler zeigt dunklere Pixel an als in der Gefäß-

Abb. 4.15 Powerdoppler-Bild einer erkrankten A. ca-


rotis interna mit engem Flusskanal.

Eine solche Darstellungsmethode hat mehrere


Vorteile. Zum einen ist die Darstellung mit dem
Powerdoppler unabhängig vom Beschallungs-
winkel, zum anderen ist die Sensitivität dieses
Gerätes im Vergleich zu herkömmlichen Dopp-
lerfrequenz-Darstellungen höher. Das Diagramm
in Abbildung 4.16A zeigt, wie der zum Aufbau Gefäß
der Bildlinien benutzte Schallstrahl aufgrund der
Anordnung der Schallkopfelemente im Gefäß
eigentlich verschiedene Beschallungswinkel er-
zeugt. Liegt die Mitte der Schallkeule in einem
90 °-Winkel zum Gefäß, dann erzeugen Teile A
davon tatsächlich einen Beschallungswinkel Amplitude
< 90 °. Das bedeutet, das Blut fließt auf einen Teil
der Schallkeule zu und von anderen Teilen der
Schallkeule weg. Deshalb sieht der detektierte
Frequenzbereich wie in Abbildung 4.16B aus,
wobei das Blut scheinbar sowohl auf den Schall-
strahl zuzufließen (Erzeugung einer positiven
Dopplerverschiebung) als auch vom Schallstrahl
wegzufließen scheint (Erzeugung einer negativen
Dopplerverschiebung). Der Mittelwert dieses Dopp-
lerfrequenzbereichs ist Null, und damit würde in ⫺ ⫹
einem farbkodierten Dopplerfrequenzspektrum
kein Fluss angezeigt werden. Wird dagegen die Dopplerfrequenz
B
Gesamtenergie dargestellt (d. h. die Fläche unter
den Kurven in Abb. 4.16B), ist diese einem Sig- Abb. 4.16 A: Das zum Nachweis von Blutfluss verwen-
nal, das unter einem flacheren Beschallungswin- dete Schallfeld erzeugt eine ganze Reihe von Beschal-
kel abgeleitet würde, gar nicht so unähnlich. Die lungswinkeln. B: Beträgt der Winkel zwischen Schall-
Darstellung der Echointensität ist damit prak- strahl und Blutgefäß 90 °, finden sich innerhalb des
tisch winkelunabhängig. Da nicht die Frequenz Signals sowohl negative als auch positive Dopplerfre-
dargestellt wird, treten bei der Powerdoppler- quenzen.

46
Kontrastmittelverstärkte Farbdopplersonographie und Harmonic Imaging 4.11

mitte. In der Farbdopplersonographie wird die von den Blutkörperchen zurückgestreuten Schall-
mittlere in einer Messprobe detektierte Frequenz wellen sehr viel niedriger ist als die Intensität der
dargestellt. Sie ist also nicht davon abhängig, ob Schallwellen, die vom umgebenden Gewebe re-
das Messfenster vollständig oder nur teilweise flektiert werden. Eine Erhöhung der Sendeleis-
durch den Blutfluss gefüllt ist. Mit dem Power- tung des Ultraschallgerätes kann dieses Problem
doppler lassen sich die Gefäßgrenzen also besser nicht beseitigen, da mit den aus dem Blut ab-
bestimmen als mit dem Farbdoppler. geleiteten Signalen gleichzeitig auch die Signale
Die verbesserte Sensitivität des Powerdopplers des umgebenden Gewebes verstärkt würden. Das
beruht auf dem Zusammenhang zwischen Bild- hinter der Anwendung von Kontrastmitteln in
rauschen und Dopplersignal. Wenn die Farbver- der Sonographie stehende Prinzip umfasst das
stärkung zur Visualisierung des Hintergrund- Einbringen einer Substanz in das Blut, die eine
rauschens erhöht wird, sieht der Untersucher das höhere Intensität des zurückgestreuten Signals
Rauschen als Speckle-Muster (körnige Struktur) liefert als alleiniges Blut. Die derzeit zur klini-
aller Farben innerhalb des Farbfensters. Das liegt schen Anwendung kommenden Kontrastmittel
daran, dass das gerätebedingte Rauschen ein nie- bestehen aus Mikropartikeln, an die luftgefüllte
deramplitudiges Signal ist, das alle Frequenzen Mikrobläschen binden. Diese Mikrogasbläschen
enthält. Das Rauschen lässt sich auch nicht durch verstärken die Intensität der zurückgestreuten
ein Hochpassfilter entfernen, da es in allen Fre- Signale. Man unterscheidet zwei Arten von Kon-
quenzen auftritt. Powerdoppler stellen nicht die trastmitteln: Rechts- und Linksherzkontrastmit-
Frequenz dar, sondern die Echointensität (Am- tel. Rechtsherzkontrastmittel werden bei der Pas-
plitude), weshalb sie für dieses niederamplitudige sage durch die Lunge zerstört und eignen sich
Rauschen weniger anfällig sind, denn es wird deshalb bei intravenöser Verabreichung nur für
entweder als dunklere Farbe oder gar nicht wie- die Darstellung des rechten Herzens. Linksherz-
dergegeben. oder transpulmonale Kontrastmittel sind lungen-
Der Hauptnachteil des Powerdopplers besteht gängig und können deshalb benutzt werden, um
darin, dass zur Erhöhung der Sensitivität ein star- die von peripheren Arterien zurückgestreuten
kes Frame Averaging verwendet wird. Das bedeu- Signale zu verstärken. Die effektive Verstärkung
tet, der Untersucher muss den Schallkopf ruhig- des Dopplersignals durch diese Kontrastmittel
halten, um ein gutes Bild zu gewinnen. Deshalb hält ca. 5 – 10 min an, sodass sie sich eigentlich
ist diese Modalität für das schnelle Abtasten von nur für Untersuchungen eignen, die in dieser
Gefäßen weniger gut geeignet. Aufgrund seiner kurzen Zeit durchgeführt werden können.
Winkelunabhängigkeit bietet der Powerdoppler Mit Ultraschallwellen beschallte Bläschen oszil-
allerdings Vorteile bei der Darstellung geschlän- lieren und streuen die Ultraschallwellen sowohl
gelter Gefäße. Ferner eignen sich Powerdoppler- mit der Frequenz, mit der sie beschallt wurden,
Geräte besser zur Identifizierung von Begren- als auch mit höheren Frequenzen zurück. Diese
zungen (etwa im Bereich von Plaques). Manche höheren Frequenzen sind harmonische Frequen-
Ultraschallsysteme verfügen auch über eine Farb- zen der ursprünglichen Frequenz (d. h. Vielfache
flussanzeige, bei der die Powerdoppler-Daten mit der Grundfrequenz) (siehe Kap. 2). Wird bei-
Informationen über die Strömungsrichtung kom- spielsweise ein Breitbandschallkopf verwendet,
biniert werden. In diesem Modus wird die Signal- um das Kontrastmittel mit einer Frequenz von
intensität für Blutflüsse in Richtung Schallkopf 3 MHz zu beschallen, kann das Ultraschallgerät
rot und die für Blutflüsse vom Schallkopf weg ein von den Mikrobläschen zurückgestreutes
blau dargestellt. Geschwindigkeitswerte werden Signal mit einer Frequenz von 6 MHz detektieren.
in diesem Modus nicht angegeben. Weil das umgebende Gewebe nicht im gleichen
Maße oszilliert, erzeugt es auch kein so starkes
Echosignal in der höheren harmonischen Fre-
4.11 Kontrastmittelverstärkte quenz. Die der harmonischen Frequenz überla-
gerte Dopplerverschiebung kann extrahiert und
Farbdopplersonographie in einem farbkodierten Bild oder als Doppler-
und Harmonic Imaging spektrum dargestellt werden. Durch dieses als
Harmonic Imaging bezeichnete Verfahren, das in
Ein limitierender Faktor in der Ultraschalldia- Kombination mit einem Kontrastmittel ange-
gnostik des Blutflusses ist, dass die Intensität der wendet werden kann, lässt sich die Sensitivität

47
4 Erzeugung von Farbdopplerbildern

der Dopplersonographie verbessern. Zu den ne- Weiterführende Literatur


gativen Aspekten der Kontrastmittelanwendung
gehört, dass die Ultraschalluntersuchung damit Evans D H, McDicken W N 2000 Doppler ultrasound:
zu einem invasiven Verfahren wird. physics, instrumentation and signal processing. Wiley,
Chichester
Hoskins P R, Thrush A, Martin K, Whittingham T (eds)
2003 Diagnostic ultrasound: physics and equipment.
Literatur Greenwich Medical Media, London
Zagzebski J A 1996 Essentials of ultrasound physics. Mos-
Ferrara K, DeAngelis G 1997 Color flow mapping. Ultra- by, St Louis
sound in Medicine und Biology 23 (3): 321 – 345

48
5 Blutfluss und Farbdopplerbefunde

5.1 Einleitung Arterien und Venen bestehen aus drei Gewebe-


schichten, wobei Venen dünnere Gefäßwände
Der arterielle Blutfluss ist komplex und besteht haben als Arterien. Die äußere, als Tunica ad-
aus dem pulsatilen Fluss einer inhomogenen ventitia (kurz: Adventitia) bezeichnete Schicht
Flüssigkeit durch viskoelastische Arterien, die besteht vorwiegend aus Bindegewebe (Kollagen
sich verzweigen, in Bögen verlaufen und verjün- und Elastin). Die mittlere Schicht, die sog. Tunica
gen. Für ein besseres Verständnis der Hämodyna- media (kurz: Media), ist am dicksten und besteht
mik reicht es, wenn wir uns zunächst ein ein- aus glatten Muskelfasern und elastischem Gewe-
faches Modell wie die stationäre Strömung in be. Als Tunica intima (kurz: Intima) bezeichnet
einer starren Röhre vorstellen. Berücksichtigt man die Innenschicht, die das Gefäßlumen mit
werden dabei auch Faktoren, die den venösen Endothel auskleidet, welches eine elastische Mem-
Fluss beeinflussen. Dies macht die Interpretation bran überlagert. Die Kapillaren bestehen dagegen
von Spektraldoppler- und Farbdopplerbildern aus einer einzigen Endothelschicht, die den Aus-
leichter. Bei der Auswertung von Farbdopplerbil- tausch von Molekülen durch die Kapillarwand
dern ist jedoch unbedingt daran zu denken, dass ermöglicht. Die Wandstruktur größerer Gefäße
die Farbe die aus dem Messfenster (oder Mess- kann mittels Ultraschall dargestellt werden; da-
volumen) abgeleitete mittlere Dopplerfrequenz durch lassen sich Arterienerkrankungen im Früh-
repräsentiert und diese vom Winkel zwischen stadium (etwa die Verdickung der Intima) visua-
Schallstrahl und Blutfluss abhängig ist. Auch die lisieren.
verwendete Pulsrepetitionsfrequenz (PRF) und Das arterielle System besteht aus Arterien vom
Filtereinstellung sowie die Entstehungszeit des elastischen und muskulären Typ sowie Arterio-
Ultraschallbildes können das Aussehen des Bildes len. Die Aorta und die A. subclavia sind Beispiele
beeinflussen. Ferner müssen auch Artefakte be- für elastische oder Leitungsarterien. Sie enthalten
rücksichtigt werden, bevor Schlussfolgerungen elastische Fasern und einen hohen Anteil an Kol-
über den Blutfluss gezogen werden. lagenfasern, die den Dehnungsgrad bestimmen.
Elastische Arterien dienen als Druckreservoir, da
das elastische Gewebe in der Gefäßwand einen
5.2 Gefäßwandstruktur Teil der hohen Energie, die das Herz während der
Systole erzeugt, absorbieren kann. Dadurch wird
Das arterielle und das venöse System stellt man der enddiastolische Druck aufrechterhalten und
sich häufig als hintereinander geschaltete Röh- die Linksherzbelastung verringert. Die Verteiler-
ren vor, in denen Blut von und zu den Organen arterien vom muskulären Typ wie die A. radialis
und Geweben befördert wird. In Wahrheit han- enthalten in der Media einen großen Anteil an
delt es sich bei den Blutgefäßen aber um hoch- glatten Muskelzellen. Diese Arterien sind inner-
komplexe Strukturen, die auf Nervenreize an- viert und können dilatieren oder kontrahieren.
sprechen, mit den chemischen Bestandteilen im Die Arterien vom muskulären Typ sind für die re-
Blut interagieren und so den Blutfluss durch den gionale Verteilung des Blutes verantwortlich. Die
Körper regulieren. Entscheidende Einflussfaktoren kleinsten Arterien sind die Arteriolen, deren
auf den Blutfluss sind Änderungen des Herzzeit- Media fast ausschließlich aus glatten Muskelzel-
volumens und des Tonus der glatten Muskelzellen len besteht. Arteriolen spielen eine wichtige Rolle
in den Arterienwänden. Die Gefäßwandstruktur bei der Regulierung des Blutdrucks und des Blut-
variiert je nach Lage der jeweiligen Gefäße im flusses und können sich nach sympathischer
Gefäßsystem beträchtlich. Nerven- oder chemischer Stimulation zusammen-

49
5 Blutfluss und Farbdopplerbefunde

ziehen oder erweitern. Die Arteriolen verteilen liegt, ist der hydrostatische Druck negativ,
das Blut an spezifische Kapillarsysteme und kön- was dazu führt, dass die Venen kollabieren.
nen – den Erfordernissen der einzelnen Organe Dann ist der Druck in den Armarterien nied-
oder Gewebe im ganzen Körper angepasst – selek- riger als der Druck in Höhe des Herzens.
tiv dilatieren oder kontrahieren. Die gesamte Flüssigkeitsenergie errechnet sich
aus:
Gesamte Flüssig- = Druckenergie
5.3 Warum fließt das Blut? keitsenergie + kinetische Energie
+ potenzielle Energie
Durch die Kontraktion des Herzmuskels wird En-
der Schwere
ergie erzeugt, die das Blut durch den Körper be-
1
fördert. Der Blutfluss in den Arterien ist von zwei Etot = p + ρV 2 + ( − ρgh) (5.2)
Faktoren abhängig: 1.) von der verfügbaren Ener- 2
gie, die den Blutfluss antreibt und 2.) vom Strö-
Abbildung 5.2 veranschaulicht, wie Gesamtener-
mungswiderstand des Gefäßsystems.
gie, kinetische Energie und Druck sich mit konti-
Der Naturwissenschaftler Daniel Bernoulli
nuierlichem Fluss durch eine idealisierte Stenose
(1700 – 1782) konnte zeigen, dass die gesamte
ändern. Normalerweise ist der Anteil der kineti-
Flüssigkeitsenergie, die Flüssigkeiten bewegt, aus
schen Energie an der Gesamtenergie im Vergleich
folgenden drei Komponenten besteht:
zur Druckenergie klein. Fließt eine Flüssigkeit
n der Druckenergie (p): der (hydrostatische)
durch ein Rohr mit einer Verengung, bewegt sie
Druck in einer Flüssigkeit, der – im Falle von
sich im verengten Abschnitt schneller. Da die Strö-
Blut – in Abhängigkeit von der Herzmuskel-
mungsgeschwindigkeit in einem verengten Ab-
kontraktion und der Dehnung der Aorta
schwankt;
n der kinetischen Energie (Ekin), die darauf Mittlerer Hydro-
beruht, dass es sich bei Flüssigkeiten um arterieller statischer
eine bewegte Masse handelt. Die kinetische Druck Druck
45 50
(dynamische) Energie hängt von der Dichte
(ρ) und von der Geschwindigkeit (V) der
Flüssigkeit ab: Mittlerer
venöser Druck
6 100 0
Ekin = 1 ρV2 (5.1)
2
n der (potenziellen) Energie der Schwere
(Schweredruck): Darunter versteht man die
Fähigkeit eines Blutvolumens, infolge der
auf eine Flüssigkeitssäule der Dichte (ρ) auf-
grund ihrer Höhe (h) oberhalb eines Bezugs- 100 195 100
punktes (typischerweise das Herz) ausge- mmHg
übten Schwerkraft (g) Arbeit zu verrichten. A
Die potenzielle Energie der Schwere (ρgh) ist
dem hydrostatischen Druck äquivalent,
aber mit umgekehrtem Vorzeichen (d. h.
– ρgh). Im Stehen lastet die Blutsäule – Höhe 95 100 Mittlerer arterieller
des Herzens hierbei oberhalb der Füße – auf Druck
dem Blut in den Gefäßen des Fußes (Abb. 140 130 Typischer maximaler
mmHg systolischer Arterien-
5.1A) und verursacht, infolge des hydrosta- B druck
tischen Drucks, einen höheren Druck als im
Liegen (Abb. 5.1B). Da das Herz als Bezugs- Abb. 5.1 Schematische Darstellung des in Arterien
punkt gewählt wird und die Füße unterhalb und Venen vorherrschenden typischen Drucks im Ste-
des Herzens lokalisiert sind, ist der hydro- hen (A) und Liegen (B). Der beim aufrecht stehenden
statische Druck positiv. Wenn der Arm ange- Menschen relevante hydrostatische Druck ist in Bild A
hoben wird und damit oberhalb des Herzens rechts dargestellt.

50
Änderung der Blutflussgeschwindigkeit in Stenosen 5.5

1
Ekin  2 V2
5.4 Strömungswiderstand
Energie

Gesamtenergie
1840 stellte der Physiker Poiseuille einen Zu-
Eintrittsverlust sammenhang her zwischen der Strömung, dem
Stenosebedingter
Druckgradienten in einem Rohr und dem Rohr-
Viskositätsverlust durchmesser. Dieser Zusammenhang lässt sich
einfach darstellen als:
KE Austrittsverlust Druckabfall = Fluss  Widerstand (5.3)
Der Strömungswiderstand wird berechnet durch:

wiedergewonnene R = Viskosität der Flüssigkeit Rohrlänge 8 (5.4)


Druckenergie Druckenergie     r 4
Gefäßstrecke mit Stenose wobei r = Rohrradius.

Fluss Viskosität bewirkt Reibung zwischen den sich be-


wegenden Flüssigkeitsschichten. Melasse ist z. B.
eine hochviskose, Wasser hingegen eine nieder-
Abb. 5.2 Das Schaubild verdeutlicht das Auftreten von viskose Flüssigkeit, die beim Durchfließen eines
Energieverlusten in einer Stenose (in Anlehnung an engen Rohres deshalb einen geringeren Strömungs-
Oates 2001, mit freundlicher Genehmigung). widerstand verursacht. Das Hagen-Poiseuille‘sche
Gesetz zeigt, dass der Strömungswiderstand in
hohem Maße von Änderungen des Radius (r4) ab-
schnitt zunimmt, nimmt die kinetische Energie hängt. Man geht davon aus, dass im normalen
zu und die potenzielle Energie (d. h. der Druck) Kreislauf der größte Widerstand auf der Ebene der
ab. Innerhalb der Verengung ist der Druck des- Arteriolen auftritt. Die Gewebeperfusion wird
halb niedriger als im Gefäßanteil vor der Veren- durch Änderungen des Arteriolendurchmessers
gung. Hinter der Verengung nimmt die Ge- gesteuert. Durch Arterienerkrankungen wie etwa
schwindigkeit wieder ab; die kinetische Energie Stenosen oder Verschlüsse kann sich der Strö-
wird in potenzielle Energie (Druck) umgewan- mungswiderstand beträchtlich ändern, wobei die
delt. Letztere nimmt zu. Beim Durchfließen der Verringerung des Gefäßdurchmessers eine rele-
Verengung geht Energie verloren (Abb. 5.2), wo- vante Auswirkung auf die Änderung des auftreten-
bei sich die Höhe der Ein- und Austrittsverluste den Widerstands hat. Bei schweren Erkrankungen
nach den anatomischen Verhältnissen und dem können die Arteriolen distal des Erkrankungsortes
Stenosegrad richtet (Oates 2001). In normalen maximal dilatieren, um den peripheren Gefäß-
Arterien ist der Energieverlust sehr gering, da das widerstand zu reduzieren, damit der Blutfluss
Blut vom Herzen weg in Richtung Extremitäten zur Aufrechterhaltung der Gewebeperfusion zu-
und Organe strömt. Der mittlere Druck in den nimmt. Da Poiseuille den nichtpulsatilen Fluss
kleinen distalen Gefäßen ist nur geringfügig in einem starren Rohr beschrieben hat, stellt seine
niedriger als in der Aorta. Bei Vorliegen einer sig- Gleichung zwar keine völlige Entsprechung des
nifikanten Arterienerkrankung kann jedoch beim arteriellen Blutflusses dar, sie vermittelt uns aber
Durchfließen ausgeprägter Stenosen oder kleiner einen Eindruck vom Zusammenhang zwischen
Kollateralgefäße im Bereich von Verschlüssen Druckabfall, Widerstand und Strömung.
Energie aus dem Blut verloren gehen, was einen
stärkeren Druckabfall verursacht, als man es in
einer gesunden Arterie erwarten würde. Distal 5.5 Änderung der Blut-
kann dies zu verminderter Durchblutung und
verminderter Gewebeperfusion führen. Da für
flussgeschwindigkeit
einen Großteil des Druckverlusts die Ein- und in Stenosen
Austrittsverluste verantwortlich sind, ist es wahr-
scheinlich, dass zwei hintereinander geschaltete Wir haben bereits gesehen, dass die Strömungs-
Stenosen eine stärkere Wirkung haben als eine geschwindigkeit einer Flüssigkeit in einem ver-
lange Stenose (Oates 2001). engten Rohrabschnitt zunimmt. Die theoretischen

51
5 Blutfluss und Farbdopplerbefunde

Annahmen, die der Bestimmung veränderter beschreibt, so erhalten wir doch eine Vorstellung
Strömungsgeschwindigkeiten zugrunde liegen, davon, wie sich die Strömungsgeschwindigkeit
werden weiter unten beschrieben. Der Volumen- in einer arteriellen Stenose ändert.
fluss durch ein solches Rohr wird wie folgt be- Abbildung 5.4 zeigt die Änderungen des Blut-
rechnet: flusses und der Strömungsgeschwindigkeit in
einer idealisierten Stenose in Abhängigkeit von
Fluss = Geschwindigkeit der Flüssigkeit  Quer-
der stenosebedingten Durchmesserverringerung
schnittsfläche
auf der Grundlage der Vorhersagen eines verein-
Q=VA (5.5) fachten theoretischen Modells. Auf der rechten
Seite des Graphen, auf der die Verringerung des
wobei V die mittlere Strömungsgeschwindigkeit Durchmessers weniger als 70 – 80 % beträgt, bleibt
im gesamten Gefäß im zeitlichen Mittel bezeich- der Blutfluss vergleichsweise unverändert, wäh-
net und A den Rohrquerschnitt. Wenn das Rohr rend der Gefäßdurchmesser abnimmt. Das liegt
keinerlei Auslässe oder Verzweigungen hat, durch daran, dass der Anteil des stenosebedingten Strö-
die Flüssigkeit austreten kann, bleibt der Fluss im mungswiderstands im Vergleich zum Gesamt-
Rohrverlauf konstant. Deshalb richtet sich die widerstand des von diesem Blutgefäß versorgten
Strömungsgeschwindigkeit an einem beliebigen Gefäßbetts klein ist. Nimmt der Durchmesser je-
Punkt des Rohres nach der Querschnittsfläche doch weiter ab, steigt der Anteil des stenose-
des Rohres. Abbildung 5.3 zeigt ein Rohr mit sich bedingten Widerstands am Gesamtwiderstand
ändernder Querschnittsfläche (A1, A2); nun gilt, deutlich an, und die Stenose beginnt den Blut-
da der Fluss (Q) entlang des Rohres konstant ist:
Q = V1  A1 = V2  A2 (5.6)
Verringerung der Querschnittsfläche
Diese Gleichung lässt sich umstellen, damit ge- 96 84 64 36
zeigt werden kann, dass die Änderung der Strö-
mungsgeschwindigkeit mit der Änderung der
600
Querschnittsfläche in Zusammenhang steht:
Geschwindigkeit [cm/s] des Blutflusses [ml/min]

V2 A1
= (5.7)
V1 A2 500

Da der Querschnitt vom Radius r des Rohres


abhängt (A = r 2), gilt: 400
V2 A1 r 12
= = (5.8)
V1 A2 r 2 2 Blutfluss
300
Auch wenn dieser Zusammenhang tatsächlich
die stationäre Strömung in einem starren Rohr
200

Q
100 Strömungs-
geschwindigkeit

0
A1 A2 80 60 40 30 20
V1 V2
Verringerung des Durchmessers
r2
r1
Abb. 5.4 Änderungen des Blutflusses und der Strö-
mungsgeschwindigkeit mit sich änderndem Stenose-
grad, vorhergesagt durch ein einfaches Modell einer
Abb. 5.3 Änderung der Querschnittsfläche. Da der glatten, symmetrischen Stenose (in Anlehnung an Spen-
Fluss im Rohr konstant ist, nimmt die Strömungs- cer & Reid 1979, Quantitation of carotid stenosis with
geschwindigkeit der Flüssigkeit von V1 zu V2 zu, wäh- continuous-wave [C-W] Doppler ultrasound. Stroke 10
rend der Querschnitt von A1 zu A2 abnimmt. [3]: 326 – 330, mit freundlicher Genehmigung).

52
Strömungsprofile in gesunden Arterien 5.6

fluss zu beeinträchtigen. In diesem Fall spricht 5.6 Strömungsprofile in


man von einer hämodynamisch relevanten Ste-
nose. An einem solchen Punkt nimmt der Blut- gesunden Arterien
fluss rasch ab, da sich der Gefäßdurchmesser ver-
ringert. In Arterien sind drei verschiedene Arten von
Die Kurve sagt auch das Verhalten der Strömungs- Strömungen zu beobachten:
geschwindigkeit bei Abnahme des Gefäßdurch- n laminare Strömung
messers vorher und zeigt, dass die Strömungs- n gestörte Strömung
geschwindigkeit bei Verringerung des Durchmes- n turbulente Strömung.
sers zunimmt. Zu erheblichen Änderungen der Der Begriff „laminare Strömung“ bezeichnet den
Strömungsgeschwindigkeit kommt es bereits bei Umstand, dass die Blutzellen sich schichtweise
viel kleineren Durchmesserreduktionen als de- bewegen, wobei eine Schicht die andere überla-
nen, die eine Flussminderung verursachen wür- gert und die verschiedenen Schichten (Laminae)
den. Deshalb ist die Bestimmung von Geschwin- sich mit unterschiedlicher Geschwindigkeit be-
digkeitsänderungen eine sensitivere Methode für wegen. Im laminaren Strömungszustand verblei-
den Nachweis einer Lumenreduktion in kleinen ben die Blutzellen in ihren Schichten. Von einer
Gefäßen als die Messung des Blutflusses. Dopp- turbulenten Strömung spricht man, wenn die
lersonographische Messungen der Strömungs- laminare Strömung zusammenbricht, was in ge-
geschwindigkeit sind außerdem genauer als Blut- sunden Arterien normalerweise nicht vorkommt,
flussmessungen, wie später (siehe Kap. 6) noch aber bei Vorliegen von stenosebedingten hohen
zu zeigen sein wird. Aus diesem Grund wird die Strömungsgeschwindigkeiten zu beobachten ist,
Änderung der Strömungsgeschwindigkeit in wie wir später in diesem Kapitel noch sehen wer-
einer erkrankten Arterie häufig zur Quantifizie- den.
rung des Stenosegrades herangezogen. Schließ- In Abbildung 5.5 ist schematisch dargestellt, wie
lich wird der stenosebedingte Strömungswider- sich das Strömungsprofil erwartungsgemäß ver-
stand so groß, dass der Blutfluss stark abnimmt. ändert, wenn Flüssigkeit in ein Gefäß eintritt. Er-
Die Strömungsgeschwindigkeit beginnt, wie links folgt der Zufluss aus einem Reservoir (beim Blut-
im Schaubild erkennbar, stark abzunehmen, und fluss ist dies das Herz), bewegt sich die gesamte
der Blutfluss kommt fast zum Erliegen. Im Gefäß Flüssigkeit mit derselben Geschwindigkeit und
ist dies als „Rinnsal“ oder „tröpfelnder Durch- erzeugt dabei ein flaches Strömungsprofil. Dies
fluss“ (trickle flow) zu beobachten. Besonders bedeutet, dass die Flussgeschwindigkeit in Gefäß-
wichtig ist, ein solches „Rinnsal“ innerhalb einer wandnähe der in der Gefäßmitte ähnelt. Strömt
Stenose zu identifizieren, da die hier beobachteten die Flüssigkeit durch das Gefäß, führt die von den
maximalen Strömungsgeschwindigkeiten denen Wänden ausgeübte Bremswirkung (viscous drag)
in gesunden Gefäßen ähneln können. Als nicht dazu, dass die Flüssigkeit an der Gefäßwand be-
normal erscheinen allerdings das Farbdoppler- wegungslos bleibt, weshalb es zwischen der Strö-
bild und die Wellenform. mungsgeschwindigkeit in der Mitte des Gefäßes
Da der Blutfluss pulsatil ist und es sich bei Arte- und an den Gefäßwänden zu einem Druckgefälle
rien nicht um starre Gefäße handelt, ist es schwie- kommt. Da der gesamte Fluss konstant bleiben
rig, den Anstieg der Strömungsgeschwindigkeit, muss (denn unser imaginäres Rohr weist keine
der bei einer bestimmten Durchmesserverringe-
rung zu beobachten wäre, theoretisch vorherzu-
sagen. Stattdessen werden Geschwindigkeitskrite-
rien aufgestellt, um den Verengungsgrad zu quan-
tifizieren. Dies geschieht durch Vergleich der
dopplersonographisch gewonnenen Geschwin-
digkeitswerte mit den Ergebnissen des Arterio-
gramms, da die Arteriographie in der Diagnostik
von Arterienerkrankungen als „Goldstandard“
gilt. Abb. 5.5 Die Veränderung des Geschwindigkeitsprofils
im Gefäßverlauf von einer abgeflachten zu einer para-
bolischen Form (in Anlehnung an Caro et al. 1978, mit
freundlicher Genehmigung).

53
5 Blutfluss und Farbdopplerbefunde

Verzweigungen auf), nimmt die Strömungsge-


schwindigkeit in der Gefäßmitte zu, um die ge-
ringere Geschwindigkeit an der Gefäßwand zu
AFS
kompensieren. Dies führt zu einer Änderung des
Strömungsprofils von einem anfänglich abge-
flachten hin zu einem parabolförmigen Strö-
mungsprofil, was häufig auch als Einlaufeffekt
bezeichnet wird. Die Strecke, die nötig ist, damit
sich das Geschwindigkeitsprofil vom Kolben- hin Abb. 5.6 Das Farbdopplerbild zeigt hohe Flussge-
zum parabolischen Profil ändert, hängt von Ge- schwindigkeiten (gelb) in der Mitte einer normalen
fäßdurchmesser und Flussgeschwindigkeit ab, A. femoralis superficialis (AFS); in Gefäßwandnähe sind
beträgt normalerweise aber ein Mehrfaches des niedrigere Geschwindigkeiten (rot) beobachtbar.
Gefäßdurchmessers. Beim Blutfluss werden die
Geschwindigkeitsprofile noch durch die pulsa-
tilen Strömungseigenschaften kompliziert. samer, sistiert und ändert dann die Flussrichtung.
Abbildung 5.6 zeigt ein Farbdopplerbild, das Bei allmählicher Oszillation bleibt das parabo-
während der Systole von einer A. femoralis su- lische Geschwindigkeitsprofil erhalten; wechselt
perficialis aufgenommen wurde, mit hohen Fluss- der Druckgradient dagegen häufiger, nimmt die
geschwindigkeiten in der Mitte der A. femoralis Komplexität des Geschwindigkeitsprofils weiter
superficialis und niedrigeren Geschwindigkeiten zu.
nahe der Arterienwand. Da die Schichten (Laminae) des strömenden
Blutes in Gefäßwandnähe (infolge des Viskositäts-
effektes) zu einer geringeren Geschwindigkeit
Pulsatile Strömung tendieren und damit auch eine geringere Trieb-
kraft haben, nehmen sie leichter eine umgekehr-
Die Strömungsprofile in Abbildung 5.5 beschrei- te Richtung an, wenn sich der Druckgradient im
ben eine stationäre Strömung, der arterielle Fluss Gefäßverlauf umkehrt. Dies kann dazu führen,
dagegen ist eindeutig pulsatil. Wie also wirkt sich dass das Blut nahe der Gefäßwand in eine andere
dies auf das Geschwindigkeitsprofil im Gefäß-
verlauf aus? Das mittlere Geschwindigkeitsprofil
des pulsatilen Flusses entwickelt sich wie für die a b
stationäre Strömung beschrieben, wird aber von
einer pulsatilen Komponente überlagert. Strö-
Druck

mungsrichtung und -geschwindigkeit werden


durch das Druckgefälle im Gefäß bestimmt. Der
vom Herzen erzeugte Druckpuls wird entlang des
arteriellen Gefäßbaums weitergeleitet und durch Zeit
die vom distalen Gefäßbett reflektierten Druck- A
wellen verändert. Abbildung 5.7A zeigt die typi-
Druckdifferenz ab

scherweise in den Femoralarterien zu beobach-


tenden Druckwellenformen – von zwei verschie-
denen Punkten „a“ und „b“ im Gefäßverlauf aus
betrachtet. Der Druckunterschied zwischen die- Zeit
sen beiden Punkten wird durch die Differenz a – b
ausgedrückt, wie in Abbildung 5.7B gezeigt, so-
dass in bestimmten Phasen des Herzzyklus ein
B
negativer Druckgradient erzeugt wird. Dies führt
zu Phasen mit Rückwärtsfluss, wie sie im ty- Abb. 5.7 A: Idealisierte Druckwellenform, von zwei
pischen, aus einer normalen A. femoralis super- Punkten (a und b) im Verlauf der A. femoralis aus be-
ficialis abgeleiteten Dopplerspektrum zu sehen trachtet. B: Zwischen „a“ und „b“ wird die Strömungs-
sind (Abb. 5.8). Wenn wir einen langsam oszillie- richtung durch den Druckunterschied gesteuert, aus-
renden Druckgradienten betrachten, der auf den gedrückt als „a – b“ (in Anlehnung an Nichols &
Blutfluss angewendet wird, so wird dieser lang- O‘Rourke 1990, mit freundlicher Genehmigung).

54
Strömungsprofile in gesunden Arterien 5.6

AFS

Abb. 5.9 Das Farbdopplerbild zeigt den in einer ge-


sunden A. femoralis superficialis gleichzeitig vorliegen-
den Vor- und Rückwärtsfluss. Rot kodiert den Vorwärts-
fluss nahe der Gefäßwand, Blau zeigt den Rückfluss in
der Gefäßmitte an.

te überlagert. Dies hängt wesentlich vom distalen


Gefäßbett ab. Die totale Umkehr der Strömungs-
richtung ist in der gesunden A. renalis oder A. ca-
rotis interna, die beide stark durchblutete Gefäß-
betten mit geringem Strömungswiderstand ver-
sorgen, nur selten zu sehen. Zu hämodynamischen
Effekten kommt es jedoch an Bifurkationen und
Verzweigungen, die lokal eine Strömungsumkehr
bewirken können. Das Aussehen der Wellenfor-
Abb. 5.8 Geschwindigkeitsspektrum einer normalen
men von Gefäßen, die ein Gefäßbett mit gerin-
A. femoralis superficialis (AFS). Die Pfeile weisen auf
gem Strömungswiderstand versorgen (d. h. Orga-
Punkte im Herzzyklus, an denen Vorwärts- und Rück-
wärtsfluss gleichzeitig zu sehen sind.

Systolischer
Richtung fließt als in der Gefäßmitte. Abbildung Gipfel
5.9 zeigt ein Farbdopplerbild, das während der
Diastole von einer gesunden A. femoralis super-
ficialis (AFS) gewonnen wurde. Das Bild zeigt
nahe der Gefäßwand einen Vorwärtsfluss, in der
Mitte des Gefäßes strömt das Blut dagegen in
umgekehrter Richtung. Dieses Phänomen tritt
typischerweise an einem Punkt im Herzzyklus
auf, der durch den langen Pfeil in Abbildung 5.8
gekennzeichnet ist. Der kurze Pfeil zeigt einen
weiteren Punkt, an dem sowohl ein Vor- als auch
ein Rückwärtsfluss gleichzeitig zu beobachten
sind. Abbildung 5.10 zeigt die sich im Verlauf des
Herzzyklus ändernden Geschwindigkeitsprofile
für die A. femoralis communis (Abb. 5.10A) und
die A. carotis communis (Abb. 5.10B), die aus den
Wellenformen der mittleren Strömungsgeschwin- Endsystole
digkeit errechnet wurden. Sie zeigen, dass eine A B
Strömungsumkehr in der A. femoralis communis
zu erkennen ist, nicht jedoch – trotz pulsatilen Abb. 5.10 Geschwindigkeitsprofile einer A. femoralis
Flusses – in der gesunden A. carotis communis. communis (AFC) (A) und einer A. carotis communis
Die Umkehrung der Strömungsrichtung ist nur (ACC) (B), berechnet aus den Spektren der mittleren
zu beobachten, wenn der Anteil des umgekehr- Flussgeschwindigkeiten (in Anlehnung an Evans &
ten pulsatilen Flusses größer ist als der Anteil des McDickens et al. 1999, mit freundlicher Genehmi-
stationären Flusses, den die pulsatile Komponen- gung).

55
5 Blutfluss und Farbdopplerbefunde

ne wie Gehirn und Nieren), unterscheidet sich


von dem der Wellenformen der peripheren Ge-
fäße in Armen und Beinen, die Gefäßbetten mit
hohem Strömungswiderstand versorgen.
Änderungen des peripheren Widerstandes führen
zur Änderung des Strömungsmusters. So ändert
sich z. B. die Wellenform in der A. dorsalis pedis
im Fuß von einem bidirektionalen Fluss im Ru-
hezustand (Abb. 5.11A) nach Belastung zu einem
hyperämischen monophasischen Fluss (d. h. zu
einem Fluss in stets dieselbe Richtung; Abb.
5.11B). Ein hyperämischer Fluss kann auch durch
einen mittels Blutdruckmanschette erzielten A
temporären Verschluss der Wadenarterien her-
vorgerufen werden. Die mangelhafte Durchblu-
tung während des arteriellen Verschlusses durch
die Manschette oder der erhöhte Bedarf unter Be-
lastung führen zur Dilatation der distalen Ge-
fäße, um so den peripheren Widerstand zu ver-
ringern und den Blutfluss zu maximieren. Dies
zeigt sich in der Veränderung der Wellenform,
die unmittelbar nach Lösen der Blutdruckman-
schette zu beobachten ist. Der hyperämische
Fluss wird bald nach Wiederherstellung einer
adäquaten Durchblutung wieder bidirektional.
Eine solche Veränderung kann auch beobachtet B
werden, wenn der hyperämische Fluss durch eine
Infektion hervorgerufen wird. Ein monophasi-
scher Fluss ist auch in der unteren Extremität
distal ausgeprägter Stenosen oder Verschlüsse zu
sehen (Abb. 5.11C). Eine solche Wellenform ist
ebenfalls durch eine distale Vasodilatation be-
dingt, hervorgerufen durch den Versuch, den
Blutfluss distal des erkrankten Gefäßes zu maxi-
mieren. Diese Erscheinung lässt sich gewöhnlich
aber vom hyperämischen Fluss unterscheiden, da
die Strömungsgeschwindigkeit geringer und die
systolische Anstiegszeit länger sein kann. Als sy-
stolische Anstiegszeit bezeichnet man die Zeit
C
zwischen Beginn und Maximum der Systole.
Abb. 5.11 Die von einer normalen A. dorsalis pedis im
Fuß abgeleiteten Dopplerspektren zeigen in Ruhe
Strömung an Bifurkationen einen bidirektionalen Fluss (A) und nach Belastung
und Ästen einen monophasischen hyperämischen Fluss (B). (C)
zeigt distal eines Verschlusses im Fuß einen monopha-
Der arterielle Gefäßbaum teilt sich viele Male, sischen Blutfluss mit geringem Flussvolumen.
und jeder Zweig beeinflusst die Geschwindig-
keitsprofile. Die Hämodynamik der Karotisbifur-
kation wurde mit mehrkanaligen gepulsten Dopp- der Karotisbifurkation zu sehen ist. Abbildung
lersystemen und in neuerer Zeit auch Farbdopp- 5.12A zeigt einen durch Ablösung (Separation)
lersystemen bereits ausgiebig untersucht, und des Blutflusses bedingten Rückfluss am Abgang
diese Untersuchungen zeigen, dass auch bei ge- einer gesunden A. carotis interna. Die schema-
sunden Probanden ein lokalisierter Rückfluss an tische Darstellung in Abbildung 5.13 zeigt an,

56
Strömungsprofile in gesunden Arterien 5.6

ACI
ACE
Vene
ACC

ACI Strömungs-
teiler

B
Abb. 5.12 A: Das Farbdopplerbild zeigt einen Rück-
wärtsfluss am Abgang einer normalen A. carotis inter-
na. B: Eine aus der Ablösezone abgeleitete Spektral-
dopplerkurve (Pfeil in A).

wie das asymmetrische Strömungsprofil in einer


normalen proximalen A. carotis interna entsteht,
wobei die schnelle Strömung in Richtung Strö-
mungsteiler und der Rückfluss nahe der Gefäß- ACC
wand weg vom Ursprung der A. carotis externa
auftreten. Dieser Effekt ist in erster Linie auf eine Abb. 5.13 Schematische Darstellung der an der ge-
Kombination aus pulsatilem Fluss, relativen Ge- sunden Karotisbifurkation häufig zu beobachtenden
fäßdurchmessern, Bifurkationswinkel und Bie- Geschwindigkeitsmuster. Das Geschwindigkeitsprofil
gung der Gefäßwände zurückzuführen, was eine ist in der A. carotis communis (ACC) flach und symmet-
Vorhersage solcher Profile auch so schwierig risch, in der A. carotis interna (ACI) flach, aber leicht
macht. Abbildung 5.12B zeigt ein Spektraldopp- asymmetrisch. Im Karotisbulbus sind die Flussgeschwin-
lersignal, das aus dem durch einen Pfeil in Abbil- digkeiten in der Nähe des Strömungsteilers am höchs-
dung 5.12A gekennzeichneten Bereich der Strö- ten. Eine Strömungsablösung mit Strömungsumkehr
mungsablösung abgeleitet wurde und den Rück- (Rückwärtsfluss) ist an der gegenüberliegenden Seite
wärtsfluss während der Systole in diesem Teil des des Strömungsteilers zu beobachten (aus Reneman et
Gefäßes veranschaulicht. Dieser Normalbefund al. 1985, Flow velocity patterns in and distensibility of
kann, wenn nicht die gesamte Bifurkation unter- the carotid artery bulb in subjects of various ages. Cir-
sucht wird, irreführend sein. Wenn das Vorliegen culation 71 [3]: 500 – 509, mit freundlicher Genehmi-
einer Erkrankung nichts anderes indiziert, wer- gung).
den Spektraldopplerbilder typischerweise jenseits
der Bifurkation aufgenommen (siehe Kap. 8). Strömung im Bereich von
Zu einer Strömungsumkehr kann es auch kom- Gefäßbiegungen
men, wenn ein Tochtergefäß im rechten Winkel
vom Muttergefäß abzweigt. Abbildung 5.14 fasst Auch Gefäßbiegungen können das Geschwindig-
die Ergebnisse eines Versuchs zur stationären keitsprofil beeinflussen. Fließt eine Flüssigkeit
Strömung mit eingefärbtem Wasser in einem durch ein gekrümmtes Rohr, ist sie Zentrifugal-
Rohr mit rechtwinkliger Verzweigung schema- kräften ebenso ausgesetzt wie den Reibungskräf-
tisch zusammen. Die Abbildung veranschaulicht, ten an der Gefäßwand, und die Kombination
wie der Fluss zwischen dem Hauptgefäß und sei- dieser Kräfte führt zu einer Sekundärströmung in
nem Ast aufgeteilt wird. Man kann sehen, wie Form zweier schraubenförmiger Wirbel (Oates
sich der Fluss von der Innenwand der Abzwei- 2003). Beim parabolischen Fluss fließt die Flüs-
gung ablöst und eine Rückflusszone entsteht, die sigkeit in der Gefäßmitte am schnellsten und ist
primär durch die scharfe Kurve zu erklären ist. damit den stärksten Kräften ausgesetzt. Die Wir-

57
5 Blutfluss und Farbdopplerbefunde

Strömungsteiler
Innenwand

B C

Abb. 5.14 Strömung an einer rechtwinkligen Abzwei-


gung. Die gestrichelte Linie markiert die Fläche, an der
sich die Flüssigkeit, die in die seitliche Verzweigung
strömt, von der Flüssigkeit trennt, die ihren Weg durch
das Muttergefäß fortsetzt (in Anlehnung an Caro et al.
A
1978, mit freundlicher Genehmigung).

A
B

Innenkurve Außenkurve
B

Abb. 5.15 A: Verzerrung des parabolischen Flusspro-


fils infolge einer Rohrkrümmung. B: Sekundäre Strö-
mung in Form zweier schraubenförmiger Wirbel (in C
Anlehnung an Caro et al. 1978, mit freundlicher Ge- Abb. 5.16 A: Das Farbdopplerbild einer Biegung in
nehmigung). der A. carotis interna (Fluss von rechts nach links) zeigt
die höchsten Geschwindigkeiten jenseits der Biegung
(links), die infolge eines Alias-Effekts in Orange darge-
bel sorgen dafür, dass die schnelle Strömung sich stellt sind und in Richtung Außenseite ziehen. Spektral-
auf die Außenwand des Gefäßes zubewegt, wie in dopplerspektren zeigen, dass die maximale an der
Abbildung 5.15 zu erkennen ist. Das Farbdopp- Außenseite der Biegung registrierte Geschwindigkeit
lerbild in Abbildung 5.16, das aus der Biegung (B) 70 cm/s betrug, im Vergleich zur maximalen Ge-
einer A. carotis interna abgeleitet wurde, zeigt schwindigkeit an der Innenseite der Biegung (C) von
einen Fluss von rechts nach links. Die Aufnahme 55 cm/s.
zeigt die höchsten Geschwindigkeiten jenseits
der Krümmung (links), die infolge eines Alias-
Effekts in Orange dargestellt sind und in Rich- (Abb. 5.16C) im Vergleich dazu nur 55 cm/s. Ist
tung Außenseite der Biegung ziehen. Bestätigt das Strömungsprofil beim Eintritt in eine Gefäß-
wird diese Interpretation durch Spektraldoppler- biegung abgeflacht (wie bei der Aorta ascendens
bilder, die zeigen, dass die maximale an der Au- zu sehen), wird es in die entgegengesetzte Rich-
ßenseite der Biegung registrierte Geschwindigkeit tung (d. h. zur Innenseite der Kurve hin) gezogen.
(Abb. 5.16B) 70 cm/s betrug, die maximale Ge- Zu einer schraubenförmigen Sekundärströmung
schwindigkeit an der Innenseite der Biegung kommt es auch an Bifurkationen, an denen das

58
Blutfluss durch Stenosen 5.7

Tochtergefäß vom Muttergefäß abzweigt, was zu sen. Mit zunehmendem Stenosegrad nimmt die
verzerrten Geschwindigkeitsprofilen in den Toch- Flussgeschwindigkeit im Gefäß zu; das Zusam-
tergefäßen führt (Abb. 5.13). menbrechen der laminaren Strömung und das
Entstehen einer turbulenten Strömung werden
wahrscheinlicher. Die turbulente Strömung kann
5.7 Blutfluss durch Stenosen plötzlich auftretenden geometrischen Verände-
rungen besser widerstehen als die laminare Strö-
Eine zu Rückwärtsfluss führende Strömungs- mung, sodass Strömungsablösungen jenseits von
ablösung ist auch in erkrankten Arterien zu be- Stenosen, die eine turbulente Strömung erzeu-
obachten. Im Bereich einer Arterienstenose muss gen, seltener zu beobachten sind.
die Strömungsgeschwindigkeit des Blutes zu-
nehmen, da dasselbe Blutvolumen eine geringere
Querschnittsfläche passieren muss. Erreicht das Übergang von laminarem zu
Gefäßlumen poststenotisch rasch wieder seinen turbulentem Fluss
normalen Durchmesser, kann es zu einer Strö-
mungsablösung kommen. Während die Blutfluss- Eine turbulente Strömung tritt auf, wenn der la-
geschwindigkeit intrastenotisch zunimmt, fällt minare Fluss zusammenbricht und die Partikel in
der Druck innerhalb der Stenose ab. Distal der der Flüssigkeit sich nach dem Zufallsprinzip mit
Stenose steigt der Druck mit größerwerdendem unterschiedlicher Geschwindigkeit in alle Rich-
Lumen wieder an, was eine Strömungsverlang- tungen bewegen. Den Übergang von laminarer
samung zur Folge hat. Da das Blut in Gefäßwand- zu gestörter und dann turbulenter Strömung
nähe langsamer fließt und daher träger ist, kehrt veranschaulicht Abbildung 5.19. Zu einer turbu-
es seine Richtung um. In Gefäßmitte dagegen lenten Strömung kommt es eher bei hohen Fluss-
verringert sich zwar die Flussgeschwindigkeit, es geschwindigkeiten (V). Die kritische Geschwin-
kommt allerdings nicht zu einer Strömungsum- digkeit, bei der der Fluss turbulent wird, richtet
kehr. Dieser Effekt ist in Abbildung 5.17 schema- sich nach der Viskosität () und der Flüssigkeits-
tisch dargestellt. Das Farbdopplerbild in Abbil- dichte () sowie dem Gefäßdurchmesser (d). Die-
dung 5.18 zeigt, dass die Geschwindigkeit des ser Zusammenhang wurde von Reynolds be-
Blutes beim Durchfließen des Engpasses ansteigt, schrieben. Die einzelnen Parameter sind in der
wobei es jenseits der Stenose nach der Normali- sog. Reynoldszahl (Re) zusammengefasst:
sierung des Gefäßlumens an der distalen Gefäß- dVρ
wand zum Rückwärtsfluss kommt. Re = (5.9)
μ
Die Geometrie von Stenosen kann sehr unter-
schiedlich beschaffen sein. Häufig sind Veren- Übersteigt die Reynoldszahl den kritischen Wert
gungen nicht symmetrisch; zuweilen erzeugen von ca. 2000, liegt eine turbulente Strömung vor.
sie exzentrische Jets, sodass sich die typischen Tabelle 5.1 enthält typische Werte der Reynolds-
Geschwindigkeitsprofile nicht vorhersagen las- zahl für verschiedene Körperarterien und zeigt,

Vene

ACC
ACI

Abb. 5.17 Schematische Darstellung einer Strömung Abb. 5.18 Die Zunahme der Strömungsgeschwindig-
durch eine Verengung, die sich stromabwärts rasch keit beim Durchfließen einer Stenose (Pfeil) von rechts
wieder erweitert. Hier sind Zonen mit Strömungs- nach links führt zu einem Farbumschlag von Rot zu
umkehr erkennbar. Die Strömungsgeschwindigkeit des Türkis (infolge von Aliasing). Jenseits der Stenose
Blutes nimmt beim Durchfließen einer Stenose zu (von kommt es entlang der Hinterwand nach der Norma-
rechts nach links). Jenseits der Stenose kommt es zu lisierung des Gefäßlumens zu einer Strömungsumkehr
einer Strömungsumkehr (in Anlehnung an Caro et al. (an der dunkelblauen Farbe zu erkennen).
1978, mit freundlicher Genehmigung).

59
5 Blutfluss und Farbdopplerbefunde

Tab. 5.1 Typische Werte für die Reynoldszahl in


verschiedenen Körperarterien (in Anlehnung an
Evans & McDicken 1999, mit freundlicher Geneh-
migung).

Arterie Reynoldszahl

Aorta ascendens 1500


A Aorta abdominalis 640
A. carotis communis 217*
A. femoralis superficialis 200
A. tibialis posterior 35*
* Schätzwerte

B
Druckabfall im Bereich der Stenose hervorruft.
Man nimmt an, dass Gefäßgeräusche im stenose-
nahen Gewebe (siehe Abb. 11.18A) möglicher-
weise auf die durch die Turbulenzen verursachten
Schwingungen im perivaskulären Gewebe zu-
rückgehen, die auch zu einer poststenotischen
Gefäßerweiterung führen können. Korrekter-
weise sollten Wirbel oder unregelmäßige Bewe-
C gungen eines großen Flüssigkeitsanteils nicht als
turbulente, sondern als gestörte Strömung be-
Abb. 5.19 A: Laminare Strömung. B: Gestörte Strö- zeichnet werden.
mung. C: Turbulente Strömung (in Anlehnung an Tay-
lor et al. 1995, mit freundlicher Genehmigung).
5.8 Venöser Fluss
dass die Strömungsgeschwindigkeit in gesunden Das venöse System fungiert für das zum Herzen
Gefäßen normalerweise nicht zu einer turbulen- zurückkehrende Blut als Strombett mit niedrigem
ten Strömung führt. Ausgenommen hiervon ist Gefäßwiderstand. Venen sind kollabierfähige,
der proximale Aortenfluss unter starker Belas- dünnwandige Gefäße, die sich zu einer größeren
tung, bei der das Herzzeitvolumen erhöht ist. Querschnittsfläche dehnen können als die jewei-
Eine Erhöhung der Blutflussgeschwindigkeit in-
folge einer Arterienerkrankung kann eine turbu-
lente Strömung hervorrufen. Die Dopplerkurve
in Abbildung 5.20 zeigt eine solche turbulente
Strömung. Wenn Wirbel (Turbulenzen) vorhan-
den sind, fließt nicht alles Blut in eine Richtung.
Dies führt dazu, dass der Beschallungswinkel in
manchen Gefäßbereichen flacher ist. Im Dopp-
lerspektrum sind in diesem Fall turbulente Za-
cken zu erkennen. Es ist möglich, dass eine tur-
bulente Strömung nur während der systolischen
Phase des Herzzyklus auftritt, wenn der systo-
lische Fluss die kritische Geschwindigkeit über-
schreitet und der diastolische nicht.
Das Vorliegen einer turbulenten Strömung führt Abb. 5.20 Dopplerspektrum mit turbulenter Strö-
zu einem Energieverlust, der einen erhöhten mung.

60
Venöser Fluss 5.8

ligen Arterien, sodass sie als Blutspeichersystem Auswirkungen der Atmung auf den
wirken, das bei der Regulierung des Herzminu- venösen Fluss
tenvolumens eine wichtige Rolle spielt. Ferner
kommt ihnen auch eine Rolle bei der Tempera- Aufgrund von Volumenänderungen im Thorax,
turregulation zu, wobei Blut in die oberflächen- die durch Bewegungen des Zwerchfells und der
nahen Venen umgeleitet wird, um die Körper- Rippen hervorgerufen werden, hat die Atmung
temperatur herabzusetzen. Das venöse System eine wichtige Wirkung auf den Venendruck und
wird unterteilt in das zentrale Venensystem (in den venösen Fluss. In der Inspiration in Ruhe
Thorax und Abdomen) sowie das tiefe und ober- dehnt sich der Thorax aus. Das venöse Volumen
flächliche periphere Venensystem. in der Brust nimmt zu, der Druck in den intra-
Ein wichtiges Strukturmerkmal von Venen ist das thorakalen Venen wiederum sinkt. Dadurch ent-
Vorhandensein sehr dünner, aber starker bikuspi- steht ein Druckgefälle zwischen den Venen in
der Klappen, die den Rückstrom von Blut verhin- den oberen Extremitäten und im Kopf und den
dern. Die V. cava und die Vv. iliacae communes Venen im Thorax, und der Blutfluss in den Tho-
(siehe Abb. 12.3) haben keine Klappen. Bei einem raxraum nimmt zu. In der Exspirationsphase
gewissen Anteil der Bevölkerung finden sich auch nimmt der Blutfluss ab, da sich das Thoraxvolu-
Klappen in den Vv. iliacae externae oder femora- men verringert, was zu einem Anstieg des zentra-
les communes. Generell gilt: je distaler die Vene, len Venendrucks führt.
desto größer die Anzahl der Klappen. Die umgekehrte Situation lässt sich im Abdo-
Der venöse Rückstrom zum Herzen wird durch menbereich beobachten, da das Zwerchfell wäh-
Atmung, Herzzyklus und Lageänderungen beein- rend der Inspiration absinkt und so den intra-
flusst. abdominellen Druck erhöht. Dies führt zu einer
Abnahme des Druckgefälles zwischen den peri-
pheren und den abdominellen Venen und damit
Durch den Herzzyklus bedingte zu einer Verringerung des Blutflusses. Während
Flussänderungen der Exspiration steigt das Zwerchfell, bewirkt da-
durch eine Verringerung des intraabdominellen
Zu den zentralen Venen gehören die thorakalen Drucks, und das Druckgefälle zwischen den
und abdominellen Venen, die über die V. cava in- abdominellen und den peripheren Venen steigt,
ferior und die V. cava superior zum rechten Her- sodass der Rückfluss des Blutes zum Herzen zu-
zen führen. Strömungsmuster und Druck im zen- nimmt. Die Wirkungen der Atmung sind in den
tralen Venensystem werden durch Änderungen proximalen tiefen peripheren Venen als Phasen-
des Volumens im rechten Vorhof beeinflusst, die änderungen erkennbar (Abb. 5.22). Bei der Unter-
während des Herzzyklus auftreten. Zum Rück- suchung von Venenerkrankungen dienen Atem-
fluss in die thorakalen Venen kommt es, wenn manöver häufig der Verstärkung des Blutflusses
der rechte Vorhof kontrahiert, da die V. cava in den Venen (siehe Kap. 12).
keine Klappe aufweist. Dieser Rückfluss kann –
wegen der Thoraxnähe – auch in den proximalen
Venen von Arm und Hals beobachtet werden
(Abb. 5.21). Während der Ventrikelkontraktion
dehnt sich das Atrium, wodurch der venöse Fluss
in den rechten Vorhof zunimmt. Während der
Diastole nimmt der Fluss allmählich ab und steigt
nur kurz an, wenn sich die Trikuspidalklappe öff-
net. Die Strömungsmuster in den Venen der un-
teren Extremität und in den peripheren Arm-
venen werden durch den Herzzyklus nicht nach-
haltig beeinflusst. Die Gründe dafür sind die
Dehnbarkeit (Compliance) des venösen Systems
(wodurch Druckänderungen abgefangen werden
können), das Vorhandensein von Klappen sowie Abb. 5.21 Das Dopplerspektrum zeigt die Auswir-
Änderungen des intraabdominellen Drucks beim kungen von Druckänderungen im rechten Vorhof auf
Einatmen. den Blutfluss in der V. jugularis.

61
5 Blutfluss und Farbdopplerbefunde

venen und die Hauptverbindungen zwischen


dem oberflächlichen und dem tiefen Venensys-
tem. Die Klappen in den Vv. perforantes verhin-
dern, dass das Blut aus den tiefen in die ober-
flächlichen Venen strömt. Unter größeren Belas-
tungen wie beim Wandern oder Laufen kann die
Waden(muskel)pumpe eine signifikante Senkung
des Drucks im tiefen und oberflächlichen Venen-
system auf ca. 30 mmHg bewirken. Die unter kör-
perlicher Belastung auftretende Druckänderung
Abb. 5.22 Das Dopplerspektrum veranschaulicht die nennt man den ambulatorischen Venendruck
Wirkung der Atmung auf den Blutfluss in der V. femo- (AVP). Da der hydrostatische Druck sowohl auf
ralis communis (VFC). Der große Pfeil markiert das Sis- der arteriellen als auch auf der venösen Seite im
tieren des Flusses während der Inspiration, und die Ruhezustand gleich groß ist, ist der Druckabfall
kleinen Pfeile weisen auf geringfügige Flussänderungen im Kapillarbett im Liegen und Stehen derselbe.
innerhalb eines Herzzyklus, die in der V. femoralis com- Nach Belastung jedoch fällt der Druck auf der ve-
munis nicht immer zu sehen sind. nösen Seite des Kapillarbetts, während er auf der
arteriellen Seite gleich bleibt. Dadurch entsteht
ein Druckabfall im Kapillarbett, der den Rück-
Durch Lageänderungen und Waden- transport des Blutes zum Herzen begünstigt. Mit
muskelpumpe bedingte Änderungen dem Ende der Muskelkontraktionen beginnt der
des venösen Blutdrucks Venendruck im Unterschenkel zu steigen, da das
venöse System über die Kapillaren aus dem arte-
Infolge der Wirkungen des durch die Körperhal- riellen System gespeist wird.
tung erzeugten hydrostatischen Drucks treten im Der ambulatorische Venendruck kann durch eine
venösen System große Druckänderungen auf kleine Kanüle gemessen werden, die in eine Vene
(Abb. 5.1). In Rückenlage z. B. besteht nur ein auf dem Fußrücken eingeführt und anschließend
vergleichsweise geringer Druckunterschied zwi- an einen Druckwandler und ein Druckaufnahme-
schen dem venösen Druck am Sprunggelenk und gerät angeschlossen wird. Zunächst wird der
dem im rechten Vorhof. Im Stehen jedoch steht Druck in der Vene im Stehen erfasst. Dazu sollte
eine Blutsäule zwischen dem rechten Vorhof und sich der Patient zehnmal auf die Zehenspitzen
den Venen am Sprunggelenk. Geht man davon stellen und dann stillstehen. Die erfassten Werte
aus, dass der hydrostatische Druck im rechten zeigen die Abnahme des Drucks unter Belastung.
Vorhof Null beträgt, entspricht der hydrosta- Auch die venöse Wiederauffüllzeit lässt sich
tische Druck am Sprunggelenk dem Abstand zwi- damit berechnen. Bei gesunden Venen erfolgt die
schen beiden Punkten. Dieser Abstand richtet Wiederauffüllung des Venensystems allmählich
sich gewöhnlich nach der Körpergröße und liegt durch Zulauf aus den Kapillaren, und es dauert
im Allgemeinen zwischen 80 und 100 mmHg. Im  18 Sekunden, um die vor der Belastung beste-
Stehen muss also ein beträchtliches Druckgefälle henden Drücke wiederherzustellen (Abb. 5.23A).
überwunden werden, um das Blut zum Herzen Liegt eine signifikante Insuffizienz der Venen-
zurückzupumpen. Der hierbei wirksame Mecha- klappen im oberflächlichen oder im tiefen Ve-
nismus ist die sog. Waden(muskel)pumpe, die nensystem vor, entsteht ein Rückfluss, der zu
von den Venenklappen unterstützt wird. einer kürzeren Wiederauffüllzeit und einem hö-
Die Muskellogen in der Wade enthalten die tief- heren Druck nach Belastung führt (Abb. 5.23B).
liegenden Venen und die venösen Sinus, die als Der Reflux in die tiefen und/oder oberflächen-
Blutspeicher fungieren. Regelmäßige kleine Kon- nahen Beinvenen kann eine chronische venöse
traktionen in den tiefen Wadenmuskeln führen Hypertonie im Unterschenkel verursachen und
zur Kompression der Venen, durch die das Blut die Entwicklung venöser Ulzera mit sich bringen.
aus den Beinen getrieben wird. Der Rückfluss des Ein Versagen der Wadenmuskelpumpe infolge
Blutes wird durch die Venenklappen verhindert. einer ungenügenden Flexion des Sprunggelenks
Auch dies erzeugt ein Druckgefälle zwischen den und einer unzureichenden Kontraktion der Wa-
oberflächennahen und den tiefen Venen in der denmuskulatur kann eine Verringerung des aus
Wade, und das Blut fließt durch die Perforans- der Wade ausgeworfenen Blutvolumens bewir-

62
Literatur 5.10

auf Zehenspitzen im Stehen 5.9 Pathologischer venöser


100
mmHg Fluss
Venenerkrankungen können die venösen Strö-
mungsmuster drastisch verändern. Durch Klap-
Druck peninsuffizienz kann es in den Venen zu einem
nach Be- Rückfluss kommen, der sich farb- und spektral-
lastung 0
dopplersonographisch problemlos nachweisen
0 10 20 30 Zeit [s]
lässt (siehe Abb. 12.15 und 12.16). Eine venöse
Wiederauffüllzeit Ausflussobstruktion führt zum Verlust der atem-
A
bedingten spontanen phasischen Strömung in
100 gesunden Venen. Eine kongestive Herzinsuffi-
mmHg zienz kann in der V. femoralis und iliaca eine er-
höhte Pulsatilität des Blutflusses bewirken (siehe
Abb. 13.17). Für die Diagnostik von Venener-
Druck
krankungen, mit der wir uns in den Kapiteln 12
nach Be-
lastung und 13 näher befassen werden, gewinnt der Ul-
0 traschall zunehmend an Bedeutung.
0 10 20 30 Zeit [s]
Wiederauffüllzeit
B Literatur
Abb. 5.23 Typische ambulatorische Venendrücke. A: Caro C G, Pedley T J, Schroter R C, Seed W A 1978 The
Normale Wiederauffüllung der Venen. B: Insuffiziente mechanics of the circulation. Oxford University Press,
Oxford
Venen verursachen eine kürzere Wiederauffüllzeit. Evans D H, McDicken W N 1999 Doppler ultrasound:
physics, instrumentation, and signal processing. Wiley,
Chichester
Nichols W N, O‘Rourke M F 1990 McDonald‘s blood flow
in arteries. Edward Arnold, London
Oates C P 2001 Cardiovascular haemodynamics and Dopp-
ler waveforms explained. Greenwich Medical Media,
ken. Dies kann dazu führen, dass der Venendruck London
Reneman R S, van Merode T, Hick P, Hooks A P G 1985
nicht ausreichend gesenkt werden kann, und
Flow velocity patterns in and distensibility of the caro-
eine chronische venöse Hypertonie verursachen. tid artery bulb in subjects of various ages. Circulation 71
Das größte durch eine unzureichende Wirkung (3): 500 – 509
der Wadenmuskelpumpe bedingte Risiko haben Spencer M P, Reid J M 1979 Quantitation of carotid steno-
sis with continuous-wave (C-W) Doppler ultrasound.
Patienten mit eingeschränkter Sprunggelenk-
Stroke 10(3): 326 – 330
flexion infolge chronischer Traumata, Osteoar- Taylor K J W, Burns P N, Wells P N T 1995 Clinical applica-
thritis oder rheumatoider Arthritis. tions of Doppler ultrasound. Raven Press, New York

63
6 Einflussfaktoren auf das
Dopplerspektrum

6.1 Einleitung Strömungsprofil (Kolbenprofil), dann bewegt


sich die Mehrzahl der Blutkörperchen mit dersel-
Die Form des Dopplerspektrums liefert nützliche ben Geschwindigkeit, und das Spektrum weist
Informationen über das Vorliegen einer Erkran- nur einen kleinen Frequenzbereich auf (Abb.
kung und ermöglicht es dem Sonographeur, Mes- 6.1A – C). Ergibt sich jedoch ein parabolförmiges
sungen vorzunehmen, mit denen er den Grad der Strömungsprofil, so fließt das Blut in der Mitte
Gefäßverengung quantifizieren kann. Allerdings des Gefäßes schneller als in Gefäßwandnähe, so-
hängt die Form des Spektrums auch von anderen dass das Dopplerspektrum einen breiten Fre-
Faktoren wie etwa dem Geschwindigkeitsprofil quenzbereich abdeckt (Abb. 6.1D – F).
des untersuchten Blutflusses und von der gleich- Die Bandbreite der im Spektrum zu einem be-
mäßigen Beschallung des Blutgefäßes ab. Aber stimmten Zeitpunkt vorhandenen Frequenzen
nicht nur der Blutfluss, sondern auch gerätespezi- bezeichnet man als den Grad der Spektralverbrei-
fische Faktoren können die Form des Spektrums terung. Abbildung 6.1 zeigt, wie sich der Grad
beeinflussen. Man muss unbedingt verstehen, der Spektralverbreiterung mit dem Geschwindig-
wie sich die einzelnen Faktoren auf die Wellen- keitsprofil des untersuchten Blutflusses ändert,
form auswirken, um das Dopplerspektrum richtig wobei Abbildung 6.1F eine stärkere Spektralver-
auswerten zu können. Ferner sollte sich der Un- breiterung zeigt als 6.1C. Das Vorliegen einer tur-
tersucher auch der potenziellen Fehlerquellen bulenten Strömung (etwa infolge einer Stenose)
jeder Ultraschalluntersuchung bewusst sein. verstärkt die Spektralverbreiterung, da sich die
Blutkörperchen mit unterschiedlichen Geschwin-
digkeiten in alle Richtungen bewegen (siehe Abb.
5.20). Eine stärkere Spektralverbreiterung kann
6.2 Einflussfaktoren auf das daher auf das Vorliegen einer Erkrankung hin-
Dopplerspektrum weisen. Das Ausmaß der Spektralverbreiterung
kann aber auch durch das Dopplergerät beein-
Strömungsprofil flusst sein; in diesem Fall sprechen wir von einer
intrinsischen Spektralverbreiterung (die weiter
Im Dopplerspektrum wird die Frequenzvertei- unten noch erörtert wird).
lung des Signals auf der y-Achse aufgetragen,
wobei die relative Helligkeit auf dem Monitor für
jede Frequenz den Anteil der zurückgestreuten Ungleichmäßige Gefäßbeschallung
Energie anzeigt. Die Zeit wird gegen die x-Achse
abgetragen. Die in Arterien beobachteten Ge- Die Beispiele mit den idealisierten Spektren in
schwindigkeitsprofile können recht komplex Abbildung 6.1 gehen davon aus, dass der Schall-
ausfallen und, wie in Kapitel 5 erläutert, mit der strahl den gesamten Querschnitt des Blutgefäßes
Zeit variieren. Der im Dopplerspektrum regis- gleichmäßig erfasst, um die verschiedenen An-
trierte Frequenzgehalt richtet sich nach den teile der vorhandenen Blutflussgeschwindigkei-
Geschwindigkeiten der im Blut vorhandenen ten korrekt wiedergeben zu können. Eine solche
Zellen. Wenn wir von einer gleichmäßigen Be- Annahme ist jedoch unrealistisch, da der Dopp-
schallung des Gefäßes durch den Dopplerstrahl lerstrahl recht schmal (in der Größenordnung
ausgehen, so werden sämtliche Flussgeschwin- von 1 bis 2 mm) sein kann und deshalb mögli-
digkeiten in diesem Gefäß registriert und im cherweise nur ein Teil der Arterie oder Vene be-
Spektrum repräsentiert. Entsteht ein abgeflachtes schallt wird. Verläuft der Strahl durch die Gefäß-

65
6 Einflussfaktoren auf das Dopplerspektrum

Breite der
Schallkeule

A B C

Schnelle Strömung
im Zentrum
Langsamer fließendes
Blut an den Gefäßwänden

D E F

Abb. 6.1 A, D: Strömung mit einem abgeflachten (A) bzw. parabolischen (D) Geschwindigkeitsprofil. B, E: Wird
zur Beschallung des Gefäßes eine breite Schallkeule eingesetzt, werden alle vorhandenen Geschwindigkeiten er-
fasst. C, F: Idealisierte Dopplerspektren, abgeleitet bei vollständiger Beschallung des Blutflusses mit einem abge-
flachten (C) bzw. parabolischen (F) Geschwindigkeitsprofil.

mitte (Abb. 6.2A), wird nur ein Teil des Blutflusses


Breite
in Gefäßwandnähe (d. h. nahe der Vorder- und der
Hinterwand) erfasst. Nicht registriert wird der Schallkeule
Blutfluss entlang der Seitenwände, da diese nicht
vom Dopplerstrahl getroffen werden. Bei Vorlie-
gen eines parabolischen Strömungsprofils wer- Länge
den langsamere Blutflüsse in der Nähe der Gefäß- des
Mess-
wände nur teilweise erfasst. Deshalb stellt das
fensters
Dopplerspektrum auch keine wirklichkeitsge-
treue Abbildung der im Gefäß vorhandenen lang-
sameren Flussanteile dar. A B

Größe des Messfensters


Auch die vom Untersucher regelbare Größe und Länge
des
Lage des Messfensters (Sample Volume, Messvo- Mess-
lumen) beeinflusst den Anteil des beschallten Ge- fensters
fäßareals. Mit einem kleinen, im Zentrum eines
großen Gefäßes platzierten Messfenster lassen
sich Blutflüsse in Gefäßwandnähe möglicher- C D
weise überhaupt nicht darstellen (Abb. 6.2C und
Abb. 6.2 Zur unvollständigen Beschallung des Ge-
D). Ein größeres Messvolumen hingegen, welches
fäßes kommt es bei Verwendung einer schmalen
das Gefäß in seiner ganzen Tiefe abdeckt (Abb.
Schallkeule. A, B: Langes Messfenster. C, D: Kurzes
6.2A und B), würde den Blutfluss in der Nähe der
Messfenster.
Vorder- und Hinterwand, nicht aber an den Sei-
tenwänden erfassen. Die Größe des Messfensters
(d. h. der Empfindlichkeitsbereich des Schall-

66
Einflussfaktoren auf das Dopplerspektrum 6.2

strahls) beeinflusst daher den Bereich der regis-


trierten Dopplerfrequenzen und sollte bei der
Interpretation der Spektralverbreiterung deshalb
mitberücksichtigt werden. Eine schmale Schall-
keule mit einem kleinen, in Gefäßmitte platzier-
ten Messfenster detektiert möglicherweise nur
die schnell strömenden Blutpartikel und würde
deshalb unter normalen Umständen keine starke
Spektralverbreiterung ergeben. Bei Gefäßerkran-
kungen ist wegen des Vorliegens von turbulenten
Strömungen dagegen eine stärkere Spektralver-
breiterung zu beobachten.

Pulsrepetitionsfrequenz, Hochpass- Abb. 6.3 Im Dopplerspektrum erscheint unterhalb der


filter und Empfangsverstärkung Nulllinie ein Spiegelbild, wenn die Verstärkung (Gain)
des Dopplergerätes zu hoch eingestellt ist.
Die im Dopplersignal vorhandenen hohen Fre-
quenzen werden im Dopplerspektrum fehlerhaft
wiedergegeben, wenn es infolge einer niedrigen Dopplerspektrums, die eher mit dem Gerät selbst
Pulsrepetitionsfrequenz (Pulse Repetition Frequen- als mit dem untersuchten Blutfluss zusammen-
cy, PRF, auch: Pulswiederholfrequenz) zu einem hängt. Linearschallköpfe verwenden zur Erzeu-
Alias-Effekt gekommen sein sollte (siehe Abb. gung des Schallfeldes mehrere Piezoelemente
3.14A). Dieser bewirkt eine irreführende Kurven- (siehe Kap. 2). Abbildung 6.4 zeigt, dass der
form und Fehler bei der Messung der Flussge- Schallstrahl eines Linearschallkopfes eine ganze
schwindigkeiten. Ein solches Aliasing lässt sich Reihe von Beschallungswinkeln erzeugen kann,
leicht darstellen, da die Dopplerkurve sich von
oben bis unten um das Spektrum zu „hüllen“
scheint. Der Alias-Effekt lässt sich durch Erhö-
hung der PRF korrigieren.
Die Form des Dopplerspektrums kann sich auch
ändern, wenn das Hochpassfilter zu hoch einge-
stellt ist und deshalb wichtige Informationen wie
etwa das Vorliegen eines langsamen diastolischen φ
Flusses aus dem Spektrum ausblendet (siehe Abb.
3.7C). Auch die Gesamt- oder Empfangsverstär-
kung (Gain), mit der das Dopplersignal verstärkt
wird, kann das Aussehen des Spektrums verän-
dern. Bei einer zu niedrigen Einstellung lässt sich
unter Umständen kein Blutfluss nachweisen.
θ1 θ2 θ3
Eine Gain-Erhöhung kann das Auftreten einer
Spektralverbreiterung bewirken. Ein zu hoher
Gain kann zur Überlastung des Gerätes und Abb. 6.4 Die schematische Darstellung zeigt die
damit zu einer ungenügenden Richtungsunter- verschiedenen, von einem Linearschallkopf bei der
scheidung führen, was wiederum bewirkt, dass Messung der Blutflussgeschwindigkeit erzeugten Be-
auf dem Monitor in umgekehrter Richtung ein schallungswinkel. T1 und T3 stellen den kleinsten bzw.
Spiegelbild des Spektrums erscheint (Abb. 6.3). größten von einem solchen Schallkopf generierten
Beschallungswinkel dar und T2 den vom mittleren der
aktiven Piezoelemente erzeugten Winkel. I ist der Win-
Intrinsische Spektralverbreiterung kel, der durch die Apertur der aktiven, den Doppler-
strahl generierenden Piezoelemente erzeugt wird. Der
Als intrinsische Spektralverbreiterung (ISB) be- Pfeil gibt die Strömungsrichtung an (aus Thrush &
zeichnet man die artifizielle Verbreiterung des Evans 1995, mit freundlicher Genehmigung).

67
6 Einflussfaktoren auf das Dopplerspektrum

sodass die Dopplersignale aus vielen verschie-


denen Winkeln detektiert werden. Da die detek-
tierte Dopplerfrequenz proportional zum Cosi-
nus des Beschallungswinkels T ist, werden selbst
bei Vorliegen nur eines einzigen Zielobjekts eine
ganze Reihe von Frequenzen erfasst. Zur Unter-
suchung dieses Effekts betrachten wir einen Ver-
such mit einer Saite, die über einem Motor mit
einer konstanten Geschwindigkeit bewegt wird
(Abb. 6.5A). Das dabei abgeleitete Spektrum zeigt,
dass eine große Bandbreite von Dopplerfrequen-
zen aufgezeichnet wird, obwohl das Untersu-
chungsobjekt lediglich ein einzelner Gegenstand
ist, der sich mit konstanter Geschwindigkeit be-
wegt (Abb. 6.5B). Dies ist auf die unterschied-
lichen Beschallungswinkel zurückzuführen, die
von den verschiedenen Piezoelementen im akti-
ven Teil des Schallkopfes erzeugt werden. Diesen
Effekt bezeichnet man als intrinsische Spektral-
verbreiterung (ISB). Der Grad der ISB ist abhängig
von der Bandbreite der Winkel, unter denen die A
zurückgestreuten Echos von der Apertur des Schall-
kopfes empfangen werden (I in Abb. 6.4), und
vom Beschallungswinkel des Schallstrahls (T).

6.3 Messung der Blutfluss-


geschwindigkeit
Umwandlung der Dopplerfrequenzen
in Geschwindigkeitswerte
Durch die Kombination von B-Bildtechnik und
Spektraldoppler kann der Beschallungswinkel (T) B
zwischen dem Dopplerstrahl und dem Blutfluss
Abb. 6.5 A: Eine im Wasserbad im Winkel von 45 °
bestimmt werden. Der Beschallungswinkel wird
zum Schallkopf montierte bewegliche Saite. B: Das ty-
gemessen, indem der Winkelkorrektur-Cursor an
pische, von der sich bewegenden Saite abgeleitete
der ermittelten Strömungsrichtung ausgerichtet
Spektrum zeigt die Breite der registrierten Frequenzen
wird.
(aus Thrush & Evans 1995, mit freundlicher Genehmi-
Zur Bestimmung der Blutflussgeschwindigkeit
gung).
(V) aus der gemessenen Dopplerfrequenz (fd)
kann die Dopplerformel (Gleichung 3.1) heran-
gezogen werden, da die Sendefrequenz des Dopp- schwindigkeit eigentlich nicht ein einzelner Wert
lerstrahls (ft) bekannt ist und davon ausgegangen angegeben werden kann. Daher muss entschie-
wird, dass die Schallausbreitungsgeschwindigkeit den werden, welcher der Werte als repräsentativ
im Gewebe (c) konstant ist (1540 m/s). Da die gelten soll. Der im Gefäßultraschall am häu-
Flussgeschwindigkeit im Gefäßverlauf üblicher- figsten verwendete Wert ist die maximale systo-
weise variiert, werden zu bestimmten Zeitpunk- lische Spitzengeschwindigkeit. Darunter versteht
ten verschiedene Geschwindigkeiten aufgezeich- man die im Spektrum zu einem bestimmten Zeit-
net. Bedingt durch die Pumpleistung des Herzens punkt gemessene Maximalgeschwindigkeit, die
ändert sich die Blutflussgeschwindigkeit mit der dem systolischen Spitzenfluss zugeordnet wer-
Zeit. Das bedeutet, dass für die Strömungsge- den kann, wie das Sonogramm in Abbildung 6.6A

68
Messung der Blutflussgeschwindigkeit 6.3

alle registrierten Strömungsgeschwindigkeiten


zu einem bestimmten Zeitpunkt gemittelt wer-
den (in Abb. 6.6B als eine die Dopplerkurve über-
lagernde schwarze Linie dargestellt). Ebenso wie
die Spitzengeschwindigkeit ändert sich auch die
mittlere Strömungsgeschwindigkeit während
eines Herzzyklus. Wird die mittlere Strömungs-
S
geschwindigkeit für jede Bildlinie über einen
vollständigen Herzzyklus gemittelt, ergibt sich
D daraus die sog. Time Averaged Velocity (TAV), der
zeitliche Mittelwert der Geschwindigkeit, aus
dem sich der Volumenfluss berechnen lässt (siehe
A weiter unten in diesem Kapitel).
Viele diagnostische Kriterien stützen sich eher
auf Geschwindigkeitsverhältnisse als auf absolu-
te Geschwindigkeitswerte. So können Stenosen
beispielsweise nach dem Quotienten der intra-
stenotisch registrierten maximalen systolischen
Spitzengeschwindigkeit Vsten und der maximalen
systolischen Spitzengeschwindigkeit im gesun-
den proximalen Gefäß Vprox eingeteilt werden:
Vsten
Geschwindigkeitsverhältnis = (6.1)
Vprox

B
Winkelabhängige Fehler bei der
Abb. 6.6 A: Das Dopplerspektrum zeigt die Messung
Messung der Maximalgeschwindigkeit
der maximalen systolischen Spitzengeschwindigkeit S
und der maximalen enddiastolischen Geschwindigkeit
Um die aufgezeichnete Dopplerfrequenz in
D. B: Die mittlere Strömungsgeschwindigkeit (darge-
einen Geschwindigkeitswert umwandeln zu kön-
stellt durch die schwarze Linie) lässt sich aus dem Dopp-
nen, muss der Beschallungswinkel bestimmt
lerspektrum errechnen. Mit einem großen Messfenster
werden. Ist der Doppler-Cursor nicht genau pa-
kann die Flussgeschwindigkeit sowohl an der Vorder-
rallel zur Strömungsrichtung positioniert, wird
und Hinterwand als auch in der Gefäßmitte, nicht aber
der Beschallungswinkel falsch berechnet. Dies
entlang der Seitenwände erfasst werden. Als Time Ave-
wiederum führt zu Fehlern bei der Berechnung
raged Mean Velocity (TAM) bezeichnet man den Mit-
der Strömungsgeschwindigkeit, die auf dem
telwert sämtlicher über einen oder mehrere Herzzyklen
cos T beruht, sodass die Größe des Fehlers bei
ermittelten Werte für die mittlere Strömungsgeschwin-
größeren Beschallungswinkeln zunimmt. Abbil-
digkeit. Der Volumenfluss (VF) entspricht dem Produkt
dung 6.7 zeigt den Zusammenhang zwischen
aus den TAM-Messwerten und der Querschnittsfläche
dem prozentualen Fehler bei der Bestimmung
des Gefäßes (links unten angezeigt).
der Strömungsgeschwindigkeit und dem zuneh-
menden Beschallungswinkel am Beispiel eines
zeigt. Dieser Wert gibt die Geschwindigkeit des Einstellfehlers von 5 ° bei der Positionierung des
am schnellsten strömenden Blutes im Gefäß wie- Doppler-Cursors. So zeigt Abbildung 6.7 bei-
der. Ähnlich lässt sich auch die maximale enddia- spielsweise, dass bei einem Beschallungswinkel
stolische Geschwindigkeit bestimmen. Bei diesen von 65 ° ein 5 °-Fehler bei der Einstellung des
Messungen werden die geringeren Blutflussge- Cursors einen Fehler bei der Geschwindigkeits-
schwindigkeiten in Gefäßwandnähe nicht berück- bestimmung von 23 % verursacht. Um solche
sichtigt. Fehler zu vermeiden, sollten Beschallungswinkel
Alternativ könnte man mit dem Ultraschallgerät von > 60 ° vermieden werden. Allerdings ist die
auch die mittlere Strömungsgeschwindigkeit zu Bestimmung des Beschallungswinkels – vor al-
einem beliebigen Zeitpunkt berechnen, indem lem bei pathologischen Gefäßprozessen – nicht

69
6 Einflussfaktoren auf das Dopplerspektrum

der Winkel zwischen dem Dopplerstrahl und der


Prozentualer Fehler bei der Bestimmung

Strömungsrichtung am flachsten ist. Daran sollte


der Strömungsgeschwindigkeit

35 unbedingt gedacht werden, wenn man den Ort


30 der maximalen Strömungsgeschwindigkeit und
25 die Strömungsrichtung aus dem Farbdopplerbild
20 erschließen will. Möglicherweise muss die Strö-
15 mungsgeschwindigkeit an mehreren Punkten in
10 und außerhalb der Stenose gemessen werden, um
5 sicherzustellen, dass auch die höchste Geschwin-
0 digkeit registriert wird.
0 20 40 60 80
Beschallungswinkel
Durch Beschallungswinkel außerhalb
Abb. 6.7 Die Kurve veranschaulicht den Zusammen- der Darstellungsebene bedingte Fehler
hang zwischen dem prozentualen Fehler bei der Be-
stimmung der Strömungsgeschwindigkeit und dem Es sollte unbedingt bedacht werden, dass das
zunehmenden Beschallungswinkel am Beispiel eines Aufeinandertreffen von Ultraschallstrahl und
Einstellfehlers von 5 ° bei der Positionierung des Dopp- Blutfluss im dreidimensionalen Raum erfolgt und
ler-Cursors (in Anlehnung an Evans D H & McDicken nicht bloß in der im Bild dargestellten zwei-
W N 2000, Doppler ultrasound: physics, instrumenta- dimensionalen Ebene. Die wahre Geschwindigkeit
tion, and signal processing. © John Wiley & Sons Limi- wird unterschätzt, wenn der Beschallungswinkel
ted, mit freundlicher Genehmigung). außerhalb der Darstellungsebene nicht nahe 0 °
ist. Der Schallkopf sollte deshalb auf eine sinn-
volle Gefäßlänge ausgerichtet werden, um – wie
immer problemlos möglich. Einige Einschrän- im Bild zu sehen – diesen Fehler möglichst gering
kungen sind weiter unten aufgelistet. zu halten.

Durch die Strömungsrichtung relativ Erzeugung verschiedener


zur Gefäßwand bedingte Fehler Beschallungswinkel durch die
Dopplerstrahl-Apertur
Der Blutfluss muss nicht unbedingt parallel zur
Gefäßwand verlaufen. Dies gilt vor allem für das Die von Linearschallköpfen verwendete große
Vorliegen von Stenosen, Verwirbelungen oder Apertur führt nicht nur zur intrinsischen Spek-
helikalen Strömungen. In diesen Fällen kann das tralverbreiterung (ISB), sondern wirft auch noch
Ausrichten des Cursors an der Gefäßwand zu ein weiteres Problem auf. Um die Strömungs-
großen Messfehlern führen. Wenn sich der Fluss- geschwindigkeit aus der Dopplerfrequenz berech-
kanal in der Verengung deutlich darstellen lässt, nen zu können, benötigt man den Cosinus des
kann der Doppler-Cursor am Flusskanal ausge- Winkels T; aber natürlich kann für den Winkel
richtet werden. Die maximale Strömungsge- nur ein Wert herangezogen werden. Würde man,
schwindigkeit liegt aber eventuell unmittelbar wie in Abbildung 6.4, zwei Extremwerte (T1 und
hinter der Stenose an einem Punkt, an dem die T3) für den Winkel in die Dopplergleichung ein-
Strömungsrichtung unter Umständen weniger setzen, ergäben sich für die Geschwindigkeit
eindeutig ist. Zur Identifizierung des Punktes mit zweifellos unterschiedliche Werte. Es muss also
der höchsten Strömungsgeschwindigkeit kann entschieden werden, welcher Winkel sich für die
die Farbkodierung zugeschaltet werden, obwohl Umwandlung der registrierten Dopplerfrequenz
diese auch irreführend sein kann, da das Farb- in einen Geschwindigkeitswert am besten eignet.
dopplerbild nicht die tatsächliche Blutflussge- Ultraschallgeräte benutzen üblicherweise den
schwindigkeit wiedergibt, sondern die mittlere Winkel zwischen dem mittleren der aktiven Pie-
Frequenz, die mit der Bewegung des Blutes in zoelemente und der Strömungsrichtung (d. h.
Richtung Schallachse in Beziehung steht. Was im den Winkel T2). Dieser Winkel wäre für die Be-
Bild als maximale Strömungsgeschwindigkeit er- rechnung der mittleren Strömungsgeschwindig-
scheint, kann stattdessen der Ort sein, an dem keit geeignet, führt aber zu einer Überschätzung

70
Messung der Blutflussgeschwindigkeit 6.3

der berechneten Maximalgeschwindigkeit. Um Fehlerpotenzial bei Geschwindigkeitsmessungen.


aus dem Frequenzspektrum also einen korrekten Daher sollten Dopplerwinkel > 60 ° unbedingt ver-
Wert für die maximale Geschwindigkeit abzu- mieden werden. Derlei Überschätzungen bei der
leiten, sollte der kleinstmögliche Beschallungs- Bestimmung der Spitzengeschwindigkeit könnten
winkel (d. h. T1) verwendet werden. Dieser kann eine Überschätzung des Stenosegrades zur Folge
vom Untersucher allerdings nicht eingestellt wer- haben, wenn die vom jeweiligen Ultraschallgerät
den. Die Kurven in Abbildung 6.8 zeigen ein Bei- erzeugte intrinsische Spektralverbreiterung bei
spiel für mögliche Fehler, die unter Verwendung der Definition der Geschwindigkeitskriterien zur
eines typischen Ultraschallgerätes bei der Be- Quantifizierung der Erkrankung unberücksich-
stimmung der maximalen Strömungsgeschwin- tigt bleibt. In den frühen Duplexgeräten aus den
digkeit ISB-bedingt entstehen können. Je größer Zeiten vor der Entwicklung von Linearschall-
der Beschallungswinkel, desto größer ist auch das köpfen wurden aus einem einzigen Piezoelement
bestehende Dopplersonden verwendet, die nur
eine geringe ISB erzeugten. Die mit diesen älteren
Geräten durchgeführten Geschwindigkeitsmes-
sungen waren für ISB-Fehler nicht anfällig. Des-
Vom Ultraschallgerät gemessene

halb können sich die mit diesen Geräten gene-


rierten Geschwindigkeitskriterien auch von den
Spitzengeschwindigkeit

durch Linearschallköpfe erzeugten unterschei-


den. Durch Spektralverbreiterung bedingte Feh-
ler können bei unterschiedlicher aktiver Apertur,
die mit Änderungen der Messfenstertiefe einher-
geht, variieren. Diese Art Fehler ist auch von Her-
steller zu Hersteller verschieden. Deshalb wird
empfohlen, die Ultraschallergebnisse mit den
Ergebnissen angiographischer Untersuchungen
oder anderer Bildgebungsverfahren zu verglei-
chen.
A Wahre Geschwindigkeit
Die Diagnose einer Gefäßerkrankung hängt oft-
mals auch von der Bestimmung der PVR ab. Diese
60 wird von den ISB-bedingten Fehlern nicht be-
einflusst, solange die beiden zur Berechnung des
Geschwindigkeitsverhältnisses verwendeten Mes-
Prozentualer Fehler

sungen unter einem ähnlichen Beschallungs-


winkel durchgeführt wurden. Beruhen die Ge-
30
schwindigkeitsverhältnisse auf Messungen mit
stark unterschiedlichen Beschallungswinkeln, kön-
nen signifikante Fehler die Folge sein.

Optimierung des Beschallungswinkels


0
30 50 70
B Beschallungswinkel
Um Fehler zu minimieren, sollte der Beschal-
lungswinkel bei der Bestimmung der Blutfluss-
Abb. 6.8 A: Beispiel für die Überschätzung der bei geschwindigkeit im Idealfall 0 ° betragen. Da pe-
einem bestimmten Beschallungswinkel von einem ty- riphere Gefäße aber häufig hautparallel verlau-
pischen Linearschallkopf gemessenen Spitzengeschwin- fen, ist ein solches Vorgehen nicht möglich. Es
digkeit infolge intrinsischer Spektralverbreiterung (durch- gibt keinen Beschallungswinkel, der uneinge-
gezogene Linie). Die gestrichelte Linie zeigt den kor- schränkt befriedigende Ergebnisse liefert. Dies
rekten Geschwindigkeitswert. B: Die Kurve zeigt, wie gilt vor allem dann, wenn Geschwindigkeitswerte
der Fehler bei der Bestimmung der Spitzengeschwin- miteinander verglichen werden sollen. Die ver-
digkeit mit größerwerdendem Beschallungswinkel schiedenen Möglichkeiten werden nachfolgend
weiter zunimmt. erörtert.

71
6 Einflussfaktoren auf das Dopplerspektrum

Bestimmung von Geschwindigkeits- Sonstige potenzielle Fehlerquellen


verhältnissen bei der Bestimmung der maximalen
Im Idealfall werden für die Bestimmung der Strö- Strömungsgeschwindigkeit
mungsgeschwindigkeit proximal und in der Ste-
In Abbildung 3.7 wurde bereits veranschaulicht,
nose ähnliche Beschallungswinkel benutzt. Sol-
wie unerwünschte Signale mittels Hochpassfilter
che Messungen ergeben zwei Geschwindigkeits-
eliminiert werden können. Die Einstellung des
werte mit ähnlichen Fehlern, die sich bei der
Hochpassfilters hat zwar keinen Einfluss auf die
Berechnung des Verhältnisses der beiden Ge-
Bestimmung der systolischen Spitzengeschwin-
schwindigkeiten aufheben.
digkeit, doch kann die Form der Umhüllenden
oder Hüllkurve (der Umriss des Spektrums) be-
Absolute Geschwindigkeitsmessungen
einflusst werden, wenn das Filter so hoch ein-
Im Zusammenhang mit absoluten Geschwindig- gestellt ist, dass es die Signale des diastolischen
keitsmessungen sind bei der Wahl des Beschal- Flusses abschneidet. Dies würde zu dem falschen
lungswinkels zwei verschiedene Vorgehenswei- Befund führen, dass die enddiastolische Ge-
sen unterscheidbar: schwindigkeit gleich Null ist. Abbildung 3.14
n Den Beschallungswinkel immer auf 60 ° ein- zeigt, auf welche Weise Aliasing infolge einer
stellen. falschen Beurteilung der im Signal vorhandenen
Dieser Ansatz gewährleistet, dass jeder Fehler bei hohen Frequenzen zur Unterschätzung der mitt-
der Einstellung des Doppler-Cursors nur einen leren und der maximalen Flussgeschwindigkeit
mittelschweren Fehler bei der Bestimmung der führt. Ferner kann es zu Rauschen kommen. Dies
Geschwindigkeit verursacht (Abb. 6.7) und dass gilt vor allem dann, wenn das Dopplersignal in
die ISB-bedingten Fehler zwischen den einzelnen tieferliegendem Gewebe registriert wird und ent-
Messungen ähnlich groß sind. Die Beschallung sprechend verstärkt werden muss. Bei starkem
sämtlicher Gefäße unter einem fixen Winkel von Rauschen lässt sich die maximale Dopplerfre-
60 ° kann sich jedoch als schwierig erweisen. quenz unter Umständen nur schwer definieren.
n Stets einen möglichst kleinen Beschallungs-
winkel wählen.
Dadurch wird sichergestellt, dass Fehler bei der
Ausrichtung des Doppler-Cursors geringstmög-
6.4 Messung des Volumen-
liche Fehler bei der Bestimmung der Geschwin- flusses
digkeit nach sich ziehen. Auch ISB-bedingte Feh-
ler werden auf diese Weise minimiert. Allerdings Der Volumenfluss ist ein potenziell nützlicher
treten bei Messungen mit unterschiedlichem Be- physiologischer Parameter (siehe Abb. 5.4), der
schallungswinkel auch unterschiedliche Fehler sich mittels Ultraschall messen lässt; allerdings
auf, was dazu führt, dass Vergleiche zwischen den birgt die Messung auch mehrere mögliche Feh-
bei verschiedenen Beschallungswinkeln durchge- lerquellen (Evans & McDicken 2000). Der Volu-
führten Messungen weniger aussagekräftig sind. menfluss lässt sich berechnen, wenn die Quer-
Die im Laufe der Zeit formulierten Dopplerkri- schnittsfläche des untersuchten Gefäßes und die
terien wurden möglicherweise entwickelt, ohne Strömungsgeschwindigkeit durch dieses Gefäß
dass die erwähnten Fehlerquellen vollständig bekannt sind. Normalerweise können Volumen-
verstanden wurden. Es kann vorkommen, dass flussmessungen mithilfe von Ultraschallgeräten
man mit unterschiedlichen Modellen von Ultra- durchgeführt werden. Dazu kann der Untersu-
schallgeräten bei demselben Blutfluss zu unter- cher den Durchmesser oder die Querschnittsflä-
schiedlichen Ergebnissen gelangt. Ungeachtet che aus dem Bild bestimmen und dann die TAV
dieser Fehlerquellen sind Geschwindigkeitsmes- aus dem Dopplerspektrum ermitteln. Der Volu-
sungen in den letzten zwei Jahrzehnten aber menfluss wird wie folgt berechnet:
erfolgreich zur Quantifizierung von Gefäßerkran-
Volumenfluss = Querschnittsfläche u TAV (6.2)
kungen eingesetzt worden. Ein tieferes Verständ-
nis der Fehlerquellen bei Geschwindigkeitsmes- Am einfachsten lässt sich die Querschnittsfläche
sungen kann zu einer erhöhten Messgenauigkeit des Gefäßes mithilfe des Gefäßdurchmessers d
beitragen. bestimmen und nach folgender Formel berech-
nen:

72
Messung des Volumenflusses 6.4

Sd2 Eichung des Calipers auf die Schall-


A= (6.3)
4 ausbreitungsgeschwindigkeit
Bei einigen Geräten kann der Sonographeur den Die präzise Bestimmung des Durchmessers hängt
Umfang des im Querschnitt dargestellten Ge- von der ordnungsgemäßen Kalibrierung des Ca-
fäßes auch mithilfe des Cursors bestimmen. Die- lipers auf die Schallausbreitungsgeschwindigkeit
ses Verfahren ist aber nicht besonders zuverlässig, (d. h. von der Calipergenauigkeit) ab. Bei den
da hierfür eine ruhige Hand und eine gute Dar- meisten Scannern geht man von einer mittleren
stellung der Gefäßseitenwände erforderlich sind. Schallausbreitungsgeschwindigkeit im Gewebe
Das Produkt aus Querschnittsfläche und TAV er- von 1540 m/s aus; tatsächlich breitet sich der
gibt dann, wie in Abbildung 6.6B gezeigt, den Schall im Blut aber mit 1580 m/s aus. Dies führt
Volumenfluss. bei der Bestimmung des Gefäßdurchmessers zu
einer systematischen Unterschätzung in der Grö-
ßenordnung von 2,6 %, was wiederum einen 5 %-
Fehlerquellen bei der Bestimmung igen Fehler bei der Bestimmung der Querschnitts-
des Gefäßdurchmessers fläche mit sich bringt.
Fehler bei der Messung der Strömungsgeschwin-
digkeit oder des Gefäßdurchmessers ziehen Feh- Variable Gefäßdurchmesser
ler bei der Bestimmung des Volumenflusses nach Der Arteriendurchmesser ist nicht konstant, son-
sich. Da sich der Volumenfluss proportional zur dern ändert sich während eines Herzzyklus auf-
Querschnittsfläche des Gefäßes verhält, die wie- grund der im Gefäß vorherrschenden Druck-
derum vom Quadrat des Radius abhängt, führen änderungen. Das bedeutet, dass eine einmalige
Fehler bei der Durchmesserberechnung zwangs- Messung des Durchmessers für den mittleren Ge-
läufig auch zu einem relativen Fehler bei der Vo- fäßdurchmesser nicht unbedingt repräsentativ
lumenflussmessung, der doppelt so groß ist wie ist. Es konnte nachgewiesen werden, dass die Pul-
der relative Fehler bezüglich des Radius. Die po- satilität der Gefäßwände eine Änderung des Ge-
tenziellen Fehlerquellen bei der Bestimmung des fäßdurchmessers zwischen Systole und Diastole
Gefäßdurchmessers werden weiter unten erör- von bis zu 10 % bewirken kann. Diese zyklisch be-
tert. dingten Unterschiede im Durchmesser können
zu Fehlern bei der Bestimmung des Volumen-
Bildauflösung flusses führen, die sich jedoch minimieren lassen,
wenn man zur Bestimmung des Durchmessers
Die Darstellbarkeit eines Objektes hängt, wie in mehrere Messungen durchführt und daraus einen
Kapitel 2 beschrieben, von der Auflösung des Ul- Mittelwert bildet. Um den Volumenfluss präziser
traschallgerätes ab. Die Auflösung entlang der zu bestimmen, sollte im Idealfall das Produkt aus
Strahlachse ist besser als die entlang des Bildes den Messwerten für Durchmesser und mittlere
(d. h. der lateralen Auflösung). Die axiale Auf- Flussgeschwindigkeit gebildet werden, die zum
lösung bewegt sich in der Größenordnung der selben Zeitpunkt erhoben wurden. Ein solches
Wellenlänge des Ultraschalls. So beträgt etwa die Verfahren ist aber für die handelsüblichen Ultra-
Wellenlänge einer 3-MHz-Sonde 0,5 mm, die schallgeräte derzeit noch nicht verfügbar.
einer 10-MHz-Sonde dagegen 0,15 mm, weshalb
letztere auch präzisere Entfernungsmessungen
vornehmen kann. Laterale Messungen sind Unrunder Gefäßquerschnitt
wegen der schlechteren Bildauflösung und der Bei der Berechnung der Querschnittsfläche aus
verminderten Bildqualität infolge des Strahlver- dem Durchmesser wird von einem runden Ge-
laufs parallel zur Gefäßwand sehr viel ungenauer. fäßlumen ausgegangen, was aber vor allem bei
Im Krankheitsfall ist vor allem der Gefäßdurch- Vorliegen einer Gefäßerkrankung nicht unbe-
messer sehr viel schwieriger zu bestimmen. dingt zutreffen muss.

Fehler bei der Bestimmung der TAV


Eine unzureichende Beschallung des Gefäßes
führt zu einer Unterschätzung des Anteils des

73
6 Einflussfaktoren auf das Dopplerspektrum

sich in Gefäßwandnähe langsamer bewegenden 6.5 Analyse der Wellenform


Blutes, was wiederum Fehler bei der Messung der
mittleren Strömungsgeschwindigkeit bedingt. So wie sich Blutflussgeschwindigkeit und Blut-
Wenn z. B. mit einer schmalen Schallkeule ein fluss bei Vorliegen einer signifikanten Erkran-
Dopplersignal aus einem Gefäß mit paraboli- kung ändern, so ändert sich im Spektrum auch
schem Geschwindigkeitsprofil abgeleitet wird die Wellenform (Erklärung siehe Kap. 5). Die
(wie in Abb. 6.2A und B), werden die höheren Wellenform kann einen Hinweis darauf geben,
Flussgeschwindigkeiten in der Gefäßmitte aus- ob die Erkrankung proximal oder distal des Mess-
reichend erfasst. Dies trifft jedoch auf einen ortes liegt, an dem das Dopplersignal abgeleitet
Großteil des in Gefäßwandnähe langsamer strö- wurde. Im Laufe der Jahre haben mehrere For-
menden Blutes nicht zu. Wird die mittlere Fluss- scher versucht, diese Änderungen der Kurven-
geschwindigkeit aus dem Dopplerspektrum be- form durch Definition verschiedener Indizes zu
rechnet, überschätzt dieser Wert die wahre mitt- quantifizieren, und viele moderne Ultraschall-
lere Geschwindigkeit aufgrund der zu geringen geräte verfügen mittlerweile über Möglichkeiten
Abtastrate (Undersampling) des Flusses an den zur Berechnung solcher Größen, von denen
seitlichen Gefäßrändern. Dies gilt auch, wenn nachstehend einige aufgeführt sind.
das Messfenster so eingestellt ist, dass es die pro-
ximalen und distalen Gefäßwände erfasst, da der
Fluss außerhalb der Darstellungsebene nicht ab- Pulsatilitäts-Index
getastet wird. Die unzureichende Beschallung des
Gefäßes kann bei der Berechnung der TAV zu Der Pulsatilitäts-Index (PI) gehört wahrschein-
Fehlern von bis zu 30 % führen (Evans & Mc- lich zu den am häufigsten verwendeten Indizes.
Dicken 2000). Er eignet sich zur Quantifizierung des Dämp-
Alternativ dazu kann die mittlere TAV aus der fungsgrades einer Pulswelle an verschiedenen
maximalen TAV errechnet werden, wenn der Messorten und ist definiert als Quotient aus der
Blutfluss in angemessener Entfernung von etwai- Differenz zwischen der maximalen Höhe der
gen geometrischen Änderungen (z. B. Bifurka- Wellenform S und der minimalen diastolischen
tionen oder Stenosen) gemessen wird und die Strömungsgeschwindigkeit D (die negativ sein
Form des Strömungsprofils im untersuchten kann) und der mittleren Höhe M, wie in Abbil-
Gefäß bekannt ist. Bei einem Kolbenprofil ist die dung 6.9A und B dargestellt:
maximale gleich der mittleren Flussgeschwindig-
S–D
keit im Gefäßverlauf. Ist das Geschwindigkeits- PI = (6.4)
M
profil dagegen parabolisch, dann ist die maxi-
male Flussgeschwindigkeit doppelt so hoch wie Ein abgeschwächter Fluss jenseits ausgeprägter
der Mittelwert. Ein Vorteil bei der Bestimmung Stenosen bzw. Verschlüsse hat einen niedrigeren
der Maximalgeschwindigkeit liegt darin, dass sie PI-Wert als eine normale pulsatile Wellenform.
nicht von der Breite des Schallstrahls beeinflusst
wird. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass
der Schallstrahl durch die Gefäßmitte verläuft. Resistance-Index nach Pourcelot
Ist das Wandfilter zu hoch eingestellt, werden die
niederfrequenten Signale des langsamer fließen- Der Resistance-Index (RI) wurde erstmals im Zu-
den Blutes abgeschnitten, was in einer Überschät- sammenhang mit Wellenformen der A. carotis
zung der mittleren Strömungsgeschwindigkeit communis als Indikator des peripheren Gefäß-
resultiert. Alias-Effekte würden aufgrund einer widerstands benutzt und kommt auch bei der
falschen Beurteilung der hohen Frequenzen des Untersuchung der zerebralen Hämodynamik von
Signals zur Unterschätzung der mittleren Fluss- Neugeborenen zur Anwendung. Er ist wie folgt
geschwindigkeit führen. Das Vorhandensein definiert (Abb. 6.8A):
eines hochamplitudigen Rauschens verzerrt den
S–E
Schätzwert der mittleren Flussgeschwindigkeit, RI = (6.5)
S
da das Dopplersystem nicht zwischen Rauschen
und Dopplersignalen unterscheiden kann. Dabei gibt E die enddiastolische Geschwindigkeit
an. Der RI-Wert kann vom Ultraschallgerät berech-
net und auf dem Bildschirm angezeigt werden.

74
Messung des Volumenflusses 6.4

Spektralverbreiterung Pulswellengeschwindigkeit
In dem Versuch, die Verteilung der in einem Der Puls der Druckwelle und die damit verbunde-
Spektrum vorhandenen Frequenzen zu quanti- ne Geschwindigkeitswelle breiten sich im Gefäß
fizieren, sind im Laufe der Jahre mehrere Defini- mit einer anderen Geschwindigkeit aus als der
tionen des Begriffs Spektralverbreiterung (SB) Blutfluss. Die Geschwindigkeit, mit der sich eine
aufgestellt worden. Eine dieser Definitionen lau- Pulswelle im Gefäß fortpflanzt, richtet sich nach
tet wie folgt: der Elastizität der Gefäßwand. So breitet sich die
fmax – fmin Pulswelle in der steifwandigen Arterie eines Dia-
SB = (6.6) betikers sehr viel schneller aus als in der norma-
fmax
len Arterie eines gesunden jüngeren Menschen.
Eine verstärkte Spektralverbreiterung deutet auf Die Pulswellengeschwindigkeit kann mithilfe
das Vorliegen einer arteriellen Erkrankung hin, von zwei Doppler-Schallköpfen ermittelt werden,
kann in gewissem Maße aber auch – wie im Falle mit denen die Laufzeit des Pulses entlang einer
der intrinsischen Spektralverbreiterung (ISB; Be- bekannten Gefäßstrecke aufgezeichnet wird. Die
schreibung siehe oben) – durch das Gerät selbst Laufzeit errechnet sich aus der zeitlichen Verzö-
bedingt sein. gerung zwischen dem Beginn des distal erfassten
Pulses und dem vom proximal positionierten
Schallkopf detektierten Puls (Abb. 6.10). Die Puls-
wellengeschwindigkeit ist gleich dem Quotienten
aus der Pulslaufstrecke (Gefäßstrecke zwischen
den beiden Schallköpfen) und der Laufzeit des
Pulses. Messungen der Pulswellengeschwindig-
keit dienen Forschern häufig zur Untersuchung
M von Veränderungen der Gefäßelastizität (z. B. im
Alter oder bei Diabetes).
S

D E
A A

S
Lauf-
D zeit

Abb. 6.9 Pulsatilitäts-Index (A & B) und Resistance-


d
Index (A) lassen sich aus der maximalen systolischen
(S), der minimalen diastolischen (D), der enddiasto- Abb. 6.10 Die Pulswellengeschwindigkeit kann mit-
lischen (E) und der mittleren Geschwindigkeit oder hilfe von zwei Schallköpfen berechnet werden, die im
Frequenz (M) errechnen und sind hier in zwei verschie- Abstand d entlang des Gefäßes die Laufzeit des Pulses
denen Wellenformen dargestellt. messen.

75
6 Einflussfaktoren auf das Dopplerspektrum

Subjektive Interpretation Selbst wenn diese verschiedenen Indizes nicht


quantifiziert werden, kann das Verständnis des
Die subjektive Auswertung des Dopplerspektrums zugrunde liegenden Konzepts bei der Interpreta-
kann zahlreiche Hinweise auf den Schweregrad tion der Wellenformen helfen.
und das Ausmaß einer Erkrankung geben. So
können z. B. Änderungen der Pulsatilität der
Wellenform zur Identifizierung einer Erkrankung Literatur
beitragen. Die systolische Anstiegszeit der Wel-
lenform wird durch Änderungen in Bezug auf die Evans D H, McDicken W N 2000 Doppler ultrasound:
Kontraktion des Herzmuskels und den Blutkreis- physics, instrumentation, and signal processing. Wiley,
Chichester
lauf proximal des Messortes beeinflusst, wohin- Thrush A J, Evans D H 1995 Intrinsic spectral broadening:
gegen die Abnahme der Geschwindigkeit eher a potential cause of misdiagnosis of carotid artery dis-
mit dem distalen Blutkreislauf zusammenhängt. ease. Journal of Vascular Investigation 1 (4): 187 – 192

76
7 Optimierung der sonogra-
phischen Untersuchung

7.1 Einleitung rungen verwechselt oder fälschlicherweise als pa-


thologisch interpretiert werden, was schwerwie-
In den vorangehenden Kapiteln wurden einige gende diagnostische Fehler nach sich zieht. Ziel
wissenschaftliche Grundlagen – Dopplereffekt dieses Kapitels ist es, den Untersucher mit den
und Hämodynamik – des Ultraschalls vorgestellt. praktischen Aspekten der Ultraschalltechnik ver-
Damit sollte der Leser nun über eine deutlichere traut zu machen. Dazu werden die elementaren
Vorstellung darüber verfügen, wie ein B-Bild er- Bedienelemente vorgestellt und einige der in den
zeugt wird und die Farbdopplersonographie zur vorausgehenden Kapiteln erörterten Prinzipien
zügigen Untersuchung des Blutflusses in Gefäßen wiederholt. Ferner werden Bildartefakte erörtert,
eingesetzt werden kann, um so den Blutfluss in um dem Sonographeur bei der Interpretation der
ausgewählten Bereichen spektraldopplersono- Aufnahmen Hilfestellung zu leisten. Ebenso rele-
graphisch zu beurteilen. Im Rahmen der Unter- vant ist, dass der Untersucher sich mit den Prin-
suchung von Patienten mit Gefäßerkrankungen zipien vertraut macht, die der Ultraschallsicher-
ist die Duplexsonographie damit zu einem leis- heit zugrunde liegen, um die Expositionsrisiken
tungsfähigen Verfahren avanciert, und viele Ge- für den Patienten zu minimieren.
fäßchirurgen treffen klinische Entscheidungen
allein auf der Grundlage duplexsonographischer
Befunde. Aus diesem Grund ist es außerordent- 7.2 Der Patient
lich wichtig, dass der Untersucher die Geräteein-
stellungen zu benutzen versteht und sich der Es ist eine ironische Tatsache, dass ein Untersu-
Limitationen des Ultraschallverfahrens bewusst cher ein hochmodernes Duplexsystem verwen-
ist. Manche Hersteller haben zwar schon auto- den kann, ohne damit verwertbare diagnostische
matische Optimierungsregler entwickelt, doch Informationen abzuleiten, nur weil seine Heran-
immer noch müssen die Regler in zahlreichen gehensweise an die jeweilige Untersuchung und
Untersuchungssituationen manuell adjustiert den jeweiligen Patienten unangemessen ist. Oft-
werden. Ferner verwenden die Hersteller oftmals mals kann bereits eine einführende und einfache
auch unterschiedliche Namen oder Bezeichnun- Erklärung der bevorstehenden Untersuchung
gen für dieselben Einstellparameter oder -funk- den Patienten beruhigen und seine Kooperations-
tionen, wie z. B. Power Imaging und farbkodierte bereitschaft fördern, vor allem, wenn er nervös
Angiographie, die sich beide auf die Power- ist und sich unwohl fühlt. Auch starre und unfle-
dopplersonographie beziehen. Wenn Zweifel xible lokale Vorschriften können Probleme ver-
über die Funktion eines Reglers bestehen, sollte ursachen. Ein Untersuchungsprotokoll etwa, das
unbedingt das jeweilige Bedienungshandbuch zu dem Patienten abverlangt, während einer Karo-
Rate gezogen oder der Hersteller kontaktiert wer- tis-Untersuchung mit ausgestrecktem Kopf voll-
den. kommen flach zu liegen, kann Patienten mit
Moderne Duplexgeräte verfügen über eine Reihe Atemproblemen, Schwindel, Angina pectoris
von Voreinstellungen (Presets), die das jeweilige oder HWS-Spondylose ernsthafte Beschwerden
Gerät für eine spezifische Untersuchung optimie- bereiten. Möglicherweise können solche Patien-
ren. Um krankhafte Prozesse nachweisen zu kön- ten eine derartige Untersuchung überhaupt nicht
nen, müssen diese Presets in vielen Fällen jedoch tolerieren. Alternativ dazu könnte die Unter-
korrigiert oder optimiert werden. Darüber hinaus suchung so durchgeführt werden, dass der Pati-
kann es vorkommen, dass eine Reihe von B-Bild- ent dabei aufrecht auf einem niedrigen Stuhl
und Dopplerartefakten mit signifikanten Stö- sitzt. Auch aus dieser Position lassen sich gute

77
7 Optimierung der sonographischen Untersuchung

Aufnahmen gewinnen. Erfahrungsgemäß lassen se können Größe und Lage des Untersuchungs-
sich die meisten Probleme mit ein wenig Um- bereichs vom Sonographeur vergrößert werden.
sicht und gelegentlichem Einfallsreichtum besei- Die meisten Geräte verfügen über eine Write-
tigen. Zoom-Einstellung, mit der sich die Bildauflösung
verbessern lässt. Beim Gefäßultraschall bevor-
zugen viele Untersucher B-Bilder mit einem ver-
7.3 Beginn der Untersuchung nünftigen Kontrast bei geringerer Signaldyna-
mik. Duplexsysteme verfügen über optimierte
Die Untersuchung sollte in einem schwach be- untersuchungsspezifische Voreinstellungen, um
leuchteten Raum durchgeführt werden, um die die bestmöglichen Aufnahmen von Gefäßstruk-
Visualisierung des Schwarz-Weiß-Bildes zu op- turen erzielen zu können. Gelegentlich lohnt es
timieren. Wählen Sie einen Schallkopf mit der sich auch, verschiedene Einstellungen für die
höchsten Frequenz, die eine angemessene Durch- Vor- und Nachbearbeitung (Pre- und Postproces-
dringung des Untersuchungsbereichs garantiert. sing) auszuprobieren, um ein besseres Verständ-
Die meisten Duplexsysteme verwenden einen nis für die Funktionsweise der einzelnen Regler
Breitbandschallkopf, und bei einigen Geräten zu erlangen. Probieren Sie dies einmal aus, wenn
kann der Untersucher die Sendefrequenzen von Sie eine Karotisplaque darstellen und achten Sie
B-Bildgebung, Farbdoppler und Spektraldoppler dabei auf die Unterschiede im Aussehen des Ul-
verändern, um das Bild zu optimieren oder eine traschallbildes. Optimieren Sie auch die Gesamt-
bessere Gewebedurchdringung zu ermöglichen. verstärkung (Gain) und die TGC-/DGC-Regler für
Wichtig ist, beim Scannen logisch vorzugehen. den Tiefenausgleich, damit die zurückkommen-
Ein systematisches Vorgehen verkürzt die Unter- den Echos über das ganze Bild eine vergleichs-
suchungszeit und gewährleistet, dass patholo- weise einheitliche Intensität haben. Generell
gische Veränderungen weniger leicht übersehen sollte der Gain-Regler so eingestellt sein, dass das
werden. Die Sonographie beginnt am besten mit Lumen eines großen gesunden Gefäßes deutlich
der Untersuchung des interessierenden Bereichs, bzw. schwarz dargestellt wird. Eine weitere Er-
der sog. Region of Interest (ROI), im alleinigen höhung des Gain würde jedoch Bildrauschen
B-mode, um die relevanten Strukturen zu identi- oder Speckle-Effekte verursachen. Harmonic Ima-
fizieren. Generell sollte vor einer Längsaufnahme ging kann besonders zur Darstellung des Abdo-
eine orientierende Querschnittübersicht erstellt mens vorteilhaft sein und erzeugt möglicher-
werden, da sich so die Strukturen einander besser weise deutlichere Bilder mit geringerem Bildrau-
zuordnen lassen. Schalten Sie, wenn dies für die schen. Auch der Einsatz von Compound Imaging,
Identifizierung von Gefäßen nicht unbedingt er- falls vorhanden, kann die Gesamtbildqualität
forderlich ist, nicht gleich den Farb- oder Spek- steigern.
traldoppler zu, da dies die Bildaufbaurate verrin-
gert. Außerdem führt es zu Verwirrung, wenn die
anatomischen Strukturen noch nicht eindeutig 7.5 Bildartefakte
identifiziert wurden.
Im Rahmen der Bildgebung versteht man unter
einem Artefakt Bildmerkmale, die sich einer
7.4 B-Bild-Einstellungen Struktur im untersuchten Gewebe nicht genau
zuordnen lassen. Ursache hierfür kann ein im
Stellen Sie auf der Aufnahme immer den Fokus- Bild falsch platziertes Merkmal sein, das Erschei-
bereich in der gewünschten Tiefe ein. Die Bild- nen eines im Gewebe gar nicht vorhandenen
aufbauraten von B-mode-Scannern sind gewöhn- Merkmals oder eine vorhandene, aber im Bild
lich auch dann hoch, wenn mehrere Fokusbe- nicht dargestellte Struktur. Die Erzeugung eines
reiche ausgewählt wurden. Eine Reduktion der Bildes beruht auf der Annahme, dass sich der
Anzahl der Fokusbereiche führt jedoch zu einer Ultraschallstrahl auf geradem Wege zwischen
weiteren Steigerung der Bildaufbaurate. Ist die Schallkopf und Gewebestrukturen ausbreitet und
ROI im B-mode sehr klein oder liegt sie sehr tief, der reflektierte Strahl auf demselben Weg wieder
sollten Sie die Verwendung der Zoom-Funktion zurückkehrt. Ferner geht man von einer konstan-
erwägen, um den Bereich zu vergrößern. Dadurch ten Gewebeabschwächung aus. Jeder Prozess, der
verbessert sich die Bildaufbaurate. Normalerwei- diese Annahmen verändert, kann zur falschen

78
Bildartefakte 7.5

Zuordnung oder zum Fehlen von Informationen zwischen zwei Medien passiert, in denen
führen. Dafür lassen sich folgende Gründe an- sich der Schall mit unterschiedlicher Ge-
führen: schwindigkeit ausbreitet (siehe Abb. 2.7).
n Mehrfachreflexionen können zu Reverbera- n Range Ambiguity (mehrdeutige Zuordnung)
tionsartefakten führen, die als mehrere tritt auf, wenn am Schallkopf ein von einer
äquidistante Echos zu sehen sind, deren tiefergelegenen Grenzfläche zurückkom-
Helligkeit mit der Tiefe abnimmt. Der Grund mendes Echo eines früher ausgesendeten
dafür sind mehrere Reflexionen auf dem- Pulses eingeht, nachdem bereits ein neuer
selben Weg zwischen dem Schallkopf und Puls gesendet wurde. Das Ultraschallgerät
einer stark reflektierenden Grenzfläche nimmt in diesem Fall an, dass das Echo vom
(Abb. 7.1A) oder zwischen zwei stark reflek- aktuellen Puls stammt und lokalisiert es
tierenden parallelen Grenzflächen (Abb. näher an der Bildoberkante, als es der tat-
7.1B). Kehren diese Mehrfachreflexionen sächlichen Tiefe seines Reflexionsortes ent-
nicht auf derselben Strecke zurück, kann es spricht.
im Bild zu einer falschen Zuordnung der n Nebenkeulen sind Bereiche von Ultraschall-
Struktur kommen (Abb. 7.1C). wellen niederer Intensität außerhalb der
n An stark reflektierenden Grenzflächen kann eigentlichen Hauptkeule, die aufgrund der
das Spiegelbild einer Struktur erzeugt wer- Multielement-Anordnung von Array-Schall-
den. Abbildung 7.1D veranschaulicht, wie köpfen auftreten können. Diese Neben-
die wahre Position einer Struktur zusammen keulen können dazu führen, dass stark re-
mit einer zweiten Struktur angezeigt wird flektierende Grenzflächen außerhalb der
(Ghost-Artefakt). Dieses Spiegelbild wurde Hauptkeule im Bild dargestellt werden.
durch einen Ultraschallstrahl erfasst, der an Das Bild in Abbildung 7.2 zeigt, wie ein Artefakt
einer stark reflektierenden Grenzfläche eine Dissektion oder einen Riss der Karotiswand
mehrfach reflektiert wurde. vortäuschen kann. Liegt ein Verdacht auf ein Ar-
n Brechung kann zur Ablenkung des Schall- tefakt nahe, sollte das Gefäß in verschiedenen
strahls führen, wenn er eine Grenzfläche Ebenen oder aus verschiedenen Winkeln darge-

Abb. 7.1 Artefakte können durch


Mehrfachreflexionen an stark reflek-
tierenden Grenzflächen entstehen.
Die durchgezogene Linie zeigt den
tatsächlichen Weg des Ultraschalls.
Die gestrichelten Linien geben die
A C vom Ultraschallgerät angenommene
Laufstrecke und die in den Bildern
angenommenen Grenzflächen wie-
der. A: Mehrfachreflexionen zwischen
Schallkopf und einer stark reflektie-
renden Grenzfläche. B: Mehrfach-
reflexionen zwischen zwei parallel
Stark reflektierende zueinander liegenden stark reflektie-
Tatsächli- Grenzfläche renden Grenzflächen. C: Mehrfach-
ches Objekt
reflexionen, die nicht auf demselben
Weg zurücklaufen. D: Erzeugung
B D Doppelbild
eines Spiegelbildes an einer stark re-
(Ghost-Objekt)
flektierenden Grenzfläche.

79
7 Optimierung der sonographischen Untersuchung

Abb. 7.3 In diesem Bild eines künstlichen Bypasses


sind Unterschiede in der Abschwächung zu erkennen.
Abb. 7.2 Die Aufnahme zeigt, wie ein Artefakt (Pfeil)
Der Bypass wird von außen in bestimmten Abständen
den Eindruck einer Dissektion oder eines Risses der Ka-
durch Ringe gestützt, die zu einer vermehrten Ab-
rotiswand verursachen kann.
schwächung in dem unter diesen Stützringen liegen-
den Gewebe führen (Pfeile).

stellt werden. Das Artefakt taucht dann im Ver- (Hz) an. Manche Geräte geben die PRF aber auch
hältnis zum Gefäß an einer anderen Position nur als mittlere Geschwindigkeit (in cm/s) auf
oder gar nicht mehr auf. Dies ist der Nachweis, der Farbskala an oder spezifizieren die Abtastrate
dass es sich bei der dargestellten Struktur nicht als schnelle, mittlere oder langsame Strömungs-
um eine echte Struktur handelt. Meist ist es leich- geschwindigkeit. Die untersuchungsspezifische
ter, Artefakte in Echtzeitbildern nachzuweisen als Voreinstellung (Preset) wählt zu Beginn der ent-
auf einem eingefrorenen Bild. Liegen bei unter- sprechenden Untersuchung eine nominelle PRF
schiedlichen Bildlinien signifikante Abschwä- aus. Zur Darstellung des normalen arteriellen
chungsunterschiede vor, erscheint tieferliegendes Flusses wird die PRF im Allgemeinen mittelhoch
Gewebe trotz ähnlicher Rückstreueigenschaften eingestellt (typische PRF-Werte liegen zwischen
möglicherweise in unterschiedlichen Graustufen 3000 und 4000 Hz), sodass die Phase der systo-
(Abb. 7.3). So erscheint Gewebe unterhalb einer lischen Spitzengeschwindigkeit des Herzzyklus
echofreien Zone mit geringer Abschwächung im oberen Anteil der Farbskala ohne Aliasing er-
(beispielsweise eine Zyste) unter Umständen hel- scheint (siehe dazu Abbildung 4.9B). Ist die PRF
ler als die benachbarten Bereiche. Gewebe hoher zu niedrig eingestellt, kommt es bei der Dar-
Abschwächung wie kalzifizierte Plaques hinge- stellung eines normalen Gefäßes während der
gen können zum Verlust von Ultraschallinforma- Phase der systolischen Spitzengeschwindigkeit
tionen unterhalb dieser Region führen und einen zu einem Alias-Effekt, der die Identifizierung von
Schatten erzeugen (siehe Abb. 9.12). Gefäßabschnitten mit echten Flussstörungen er-
schwert. Bei zu hoher PRF erscheint die Phase der
systolischen Spitzengeschwindigkeit des Herz-
7.6 Farbdoppler-Einstellungen zyklus im unteren Bereich der Farbskala. Ände-
rungen des Strömungsverhaltens werden im Bild
Farb-PRF weniger gut unterschieden, und geringfügigere
Flussstörungen können eher übersehen werden.
Die Pulswiederhol- oder Pulsrepetitionsfrequenz Auch langsamere Flüsse während der Diastole
(PRF) sollte so eingestellt werden, dass eine bleiben unter Umständen unentdeckt.
optimale Darstellung des Blutflusses in dem zu Bei Vorliegen eines signifikanten Krankheitspro-
untersuchenden Gefäß gewährleistet wird. Viele zesses können die Strömungsgeschwindigkeiten
Duplexsysteme zeigen den PRF-Wert in Hertz deutlich niedrigere Werte aufweisen als normal.

80
Farbdoppler-Einstellungen 7.6

So kann etwa die Blutflussgeschwindigkeit in zengeschwindigkeit sollte trotz der Richtungsän-


einer Wadenarterie distal eines langen Verschlus- derung des Gefäßes dieselbe bleiben.
ses der A. femoralis superficialis und A. poplitea Die im venösen System erfassten Strömungs-
sehr niedrig sein. Bei einer werkseitigen PRF-Ein- geschwindigkeiten sind niedriger als die des arte-
stellung von 3000 Hz ist die langsame Fluss- riellen Systems, weshalb die PRF abgesenkt wer-
geschwindigkeit in der offenen Wadenarterie den muss. Ein typischer Ausgangswert für viele
möglicherweise nicht nachweisbar, weil die Ab- Venenuntersuchungen ist eine PRF-Einstellung
tastrate zu hoch ist (Abb. 7.4). Zur Darstellung von 1000 Hz. Die meisten Ultraschallsysteme ver-
langsamer Flüsse sollte die PRF verringert wer- knüpfen den Hochpassfilter mit der PRF, sodass
den; dabei erscheint die systolische Phase im eine Adjustierung der Filtereinstellungen bei den
oberen Teil der Farbskala (Abb. 7.4C). Um die meisten Untersuchungen kaum erforderlich
Darstellung des Blutflusses zu optimieren, kann wird. In Situationen jedoch, in denen möglicher-
alternativ zur Änderung der PRF auch die Farb- weise ein sehr langsamer Fluss vorliegt, wie etwa
Nulllinie verschoben werden, um den Bereich in einer A. carotis interna mit subtotalem Ver-
der in einer Richtung dargestellten Geschwindig- schluss, sollte die Filtereinstellung so weit wie
keiten entweder zu erweitern oder zu verkleinern. möglich herabgesetzt werden, um zu vermeiden,
Durch Optimierung der PRF im Hinblick auf die dass ein vorhandener Blutfluss nicht nachgewie-
Strömungsgeschwindigkeiten in einem Gefäß sen werden kann. Umgekehrt kann das Farbfilter
können längere Arterienabschnitte mittels Farb- verstärkt werden, um niederfrequentes Bildrau-
doppler untersucht werden, wodurch die für die schen, wie z. B. das durch Darmbewegungen ver-
Durchführung von Spektraldopplermessungen ursachte Rauschen, bei der Untersuchung der Ilia-
benötigte Zeit verkürzt werden kann, vorausge- kalarterien auszublenden. In der Praxis wissen
setzt natürlich, dass die Farbanzeige unverändert erfahrene Untersucher mit zusätzlichem Farbrau-
bleibt. Farb-Aliasing ist ein Artefakt und nicht die schen im Bild gut umzugehen.
Repräsentation einer tatsächlich geänderten Strö-
mungsrichtung. Wenn ein Gefäß seine Richtung
ändert, kann dies eine Änderung des Beschal- Winkel und Größe des Farbfensters
lungswinkels (und damit der detektierten Fre-
quenz) bewirken, was zu einem Farbumschlag Bei Verwendung von Linearschallköpfen kann
führt. In einer solchen Situation sollte der Spek- das Farbfenster je nach Gerät um 20 bis 25 ° nach
traldoppler mit Winkelkorrektur eingesetzt wer- links oder rechts gekippt werden. So kann der
den, um die Strömungsgeschwindigkeiten in die- Winkel zwischen Farbfenster und Strömungs-
sem Gefäß zu erfassen und um das Fehlen einer richtung optimiert werden, um die höchsten
Stenose zu bestätigen, denn die systolische Spit- Dopplerfrequenzen ableiten zu können. Für un-

A B C
Abb. 7.4 A: In der A. tibialis posterior ist distal eines langen arteriellen Verschlusses eine schlechte Farbfüllung zu
beobachten, da die PRF mit 2500 Hz zu hoch eingestellt ist und die Farbeinstellung nicht optimiert wurde. B: Das
Dopplerspektrum bestätigt einen langsamen gedämpften Fluss mit einer systolischen Spitzengeschwindigkeit von
10 cm/s. C: Um das Farbdopplerbild zu verbessern, wurde die PRF auf 1000 Hz gesenkt und die Farbpriorität
sowie die Farbsensitivität erhöht. Beachten Sie, dass es in Bild C nur einer Farbverstärkung von 79 % bedarf, ver-
glichen mit 85 % in Bild A.

81
7 Optimierung der sonographischen Untersuchung

erfahrene Untersucher, die die Farbdopplertech- zahl der Pulse entlang der einzelnen Bildlinien
nik gerade erst erlernen, ist dies einer der verwir- gesteigert werden kann. Dies kann das Farbbild
rendsten Aspekte der Duplexsonographie, und verbessern, verringert aber die Gesamt-Bildauf-
mitunter helfen nur Versuch und Irrtum, um sich baurate. In bestimmten Situationen kann man
mit der optimalen Darstellung des Farbbildes ver- den pulsatilen Blutfluss mit geringem Flussvolu-
traut zu machen. Eine schlechte Farbfüllung men in einem Gefäß als kurzen Farbblitz im Bild
kann durch einen ungünstigen Beschallungswin- erkennen, und es kann schwierig sein, den Ge-
kel bedingt sein, der die Detektion des Signals fäßverlauf zu verfolgen. Eine Erhöhung der Farb-
verhindert. Mitunter muss das Farbfenster bei der Persistanz zeigt die Farbe im Gefäß über einen
Darstellung eines Gefäßes auch in mehr als nur längeren Zeitraum an, wodurch sich das Gefäß
eine Richtung verschoben werden, um in allen leichter verfolgen lässt. Um B-Bilder, bei denen
Gefäßbereichen einen Blutfluss nachweisen zu eine starke Verstärkung erforderlich ist, einzufär-
können (Abb. 7.5). Bei Konvexschallköpfen müs- ben, kann die Farbpriorität eingestellt werden
sen die Positionen von Schallkopf und Farbfens- (siehe unten).
ter im fächerförmigen Bild optimiert werden, um
geeignete Dopplerwinkel zu ermöglichen. Ein
Beispiel ist in Abbildung 9.8B wiedergegeben. 7.7 Farbdoppler-Artefakte
Wichtig ist, die Größe des Farbfensters und den
darin interessierenden Bereich durch Adjustie- Farbdoppler-Artefakte können dazu führen, dass
rung des Farbfensters oder der Schallkopfposition ein tatsächlich vorhandener Blutfluss, wie in Ab-
recht klein zu halten. Das Farbfenster zu verbrei- bildung 7.5 gezeigt, nicht detektiert wird. Es kann
tern, würde bedeuten, dass mehr Zeit auf die Er- vorkommen, dass statt der farbkodierten Strö-
stellung des Farbdopplerbildes entfällt und die mungsdaten ein helles, schwarz-weißes B-Bild-
Bildaufbaurate folglich abnimmt. Dies stellt bei Artefakt (wie in Abb. 7.2) dargestellt wird. Da-
modernen Duplexsystemen allerdings kaum noch durch erscheint im Gefäßlumen eine Struktur, in
ein Problem dar. Da sich die für die Bildgenerie- deren Umkreis ein Blutfluss dargestellt wird. Ist
rung benötigte Zeit verlängert, vor allem bei Dar- die Farbpriorität in Gegenwart eines verrausch-
stellungen mit großem Farbfenster oder in großer ten Schwarz-Weiß-Bildes zu niedrig eingestellt,
Tiefe, kann eine Zeitverzögerung zwischen den kann es dazu kommen, dass der detektierte Fluss
von den verschiedenen Seiten des Bildes detek- nicht dargestellt wird, da das Gefäßlumen nicht
tierten Signalen auftreten. Dies kann dazu füh- deutlich erkennbar ist. Der farbkodierten Darstel-
ren, dass das Farbbild Blutflussinformationen aus lung den Vorzug zu geben, bedeutet, dass das B-
unterschiedlichen Phasen des Herzzyklus dar- Bild ziemlich hell sein kann, ohne dass Farbin-
stellt. So können etwa der enddiastolische und formationen auf dem Monitor verloren gehen.
der maximale systolische Fluss in einem Gefäß Eine stark reflektierende Grenzfläche kann zum
auf unterschiedlichen Bildseiten dargestellt wer- Verlust von Ultraschallsignalen hinter dieser
den. Viele Geräte verfügen über einen Regler zur Grenzfläche führen. So können beispielsweise
Erhöhung der Farbsensitivität, mit dem die An- Verkalkungen in der Gefäßwand oder Darmgase

Abb. 7.5 Die Aufnahmen


der A. carotis zeigen, dass
ein Gefäß möglicherweise
durch Steuerung des Farb-
fensters in mehr als eine
Richtung dargestellt wer-
den muss, um im gesam-
ten Gefäß einen Blutfluss
nachweisen zu können.

82
Optimierung der Spektraldoppleruntersuchung 7.8

sowohl im Schwarz-Weiß- als auch im Farbbild schalls, der direkt vom Blut zum Schallkopf zu-
einen Schallschatten hervorrufen und die Ge- rückgestreut wird. Die für das Spiegelbild detek-
winnung von Spektraldopplerinformationen ver- tierte und registrierte Dopplerfrequenz ist deshalb
hindern (siehe Abb. 8.26). nicht unbedingt die gleiche wie für das Gefäß
Artefakte können im Farbbild auch auftreten, selbst. Das im Farbdopplerbild dargestellte artifi-
wenn Farbe angezeigt wird, obwohl kein Blut- zielle Dopplersignal ist auch mit dem Spektral-
fluss vorhanden ist. Dies kann passieren, wenn doppler detektierbar, wenn das Messfenster über
die Farb-Verstärkung (Gain) zu hoch eingestellt dem Spiegelbild liegt.
ist und es den Anschein hat, als „blute“ die Farbe Das Farbdopplerbild liefert unter Umständen
aus dem Gefäß aus (Abb. 7.6). Alternativ können keine wahre Darstellung der relativen Strömungs-
in echofreien Bereichen infolge von Rauschen geschwindigkeit im Blutgefäß. Durch eine Rich-
auch Farbsprenkel zu sehen sein, wenn der Gain tungsänderung des Gefäßes bedingte Änderun-
zu hoch eingestellt ist oder wenn langsame Ge- gen des Beschallungswinkels können im farbko-
websbewegungen vorhanden sind (z. B. atmungs- dierten Ultraschallbild zu Artefakten führen, die
bedingt). Gewebsgeräusche (z. B. in Stenosenähe) eine Änderung der Strömungsgeschwindigkeit
können etwa dazu führen, dass auch außerhalb vortäuschen (siehe Abb. 4.7). Auch Alias-Arte-
der Gefäßwand Farbe nachweisbar ist (siehe Abb. fakte ändern das Aussehen des Farbdopplerbildes
11.18A). (siehe Abb. 4.9A und 4.11).
Mehrfachreflexionen können Farbdoppler-Arte-
fakte erzeugen. Abbildung 7.7 zeigt das Spiegel-
bild der A. subclavia, das durch Mehrfachrefle-
xionen der die Lunge überlagernden Pleura ent-
7.8 Optimierung der Spek-
standen ist. Dieses Spiegelartefakt ist dort zu traldoppleruntersuchung
beobachten, wo ein Gefäß eine stark reflektie-
rende Grenzfläche überlagert, wie etwa die Ge- Die PRF des Spektraldopplers sollte so gewählt
webe-Luft-Grenzfläche an der Pleura. Ein solches werden, dass Alias-Artefakte vermieden werden,
Artefakt kann auch an den tibialen Gefäßen oder und das Hochpassfilter so eingestellt sein, dass es
an Bypässen auftreten, die über Knochen liegen. zwar Wandbewegungsartefakte („Wandklopfen“)
Der Weg eines mehrfach reflektierten Ultraschall- entfernt, nicht aber die verwertbaren Dopplersig-
strahls unterscheidet sich von dem des Ultra- nale. Bei manchen Geräten wird die PRF des

P
A

SB

Abb. 7.6 Bei zu hoch eingestelltem Farb-Gain vermit-


telt das Farbdopplerbild den Eindruck, als „blute“ es Abb. 7.7 Farbdopplerbild der A. subclavia (A) mit
aus dem Gefäß heraus (Pfeil zeigt die Lage der einem Spiegelbild (SB) unterhalb der Pleura (P).
Arterienhinterwand an).

83
7 Optimierung der sonographischen Untersuchung

Spektraldopplers als „Skala“ oder „Flussrate“ be- drehbar sein und eine verstellbare Rückenlehne
zeichnet. Die Größe des Messfensters muss sorg- haben. Sonographeure sollten ihre Arbeitsbelas-
fältig überlegt sein. Wenn eine detaillierte Unter- tung und die während des Tages durchgeführten
suchung eines intrastenotischen Blutflusses Ultraschalluntersuchungen variieren sowie re-
durchgeführt werden soll, ist ein kleines Mess- gelmäßige Pausen einhalten. Die einseitige Belas-
fenster erforderlich. Das Messfenster sollte in der tung kann auch gesenkt werden, wenn man in
Mitte des Gefäßes oder an dem farbdoppler- der Lage ist, beidseitig zu scannen. Der Schallkopf
sonographisch identifizierten Ort der maximalen sollte nicht zu fest umfasst und beim Kontakt
Strömungsgeschwindigkeit platziert werden. Soll zwischen Patient und Schallkopf übermäßiger
jedoch das Vorhandensein eines Blutflusses in Druck vermieden werden. Bei den meisten Gefäß-
einer Vene nachgewiesen werden, ist ein großes untersuchungen reicht ein vergleichsweise gerin-
Messfenster besser geeignet. Die Frage der Win- ger Sondenkontakt aus. Treten beim Untersucher
kelkorrektur beim Spektraldoppler wird nach wie gesundheitliche Probleme auf, sollten diese früh-
vor kontrovers diskutiert. In einigen Einrich- zeitig behandelt werden, da chronische Langzeit-
tungen wird darauf bestanden, alle Messungen beschwerden nur schwer therapierbar sind. Vor-
so durchzuführen, dass der Cursor in einem fixen sicht ist auch beim Transport der Geräte durch
Winkel von 60 ° an der Strömungsrichtung orien- das Krankenhaus geboten, da es hierbei leicht zu
tiert wird, während andere den kleinstmöglichen Muskelzerrungen kommen, die Hand zwischen
Beschallungswinkel empfehlen (siehe Kap. 6). In Gerät und Türrahmen eingeklemmt oder das
der Praxis hängt die Entscheidung darüber meist Gerät über den Fuß gerollt werden kann.
von lokalen Protokollen ab. Um winkelabhän-
gige Fehler zu minimieren, sollte der Doppler-
Cursor sorgfältig an der Gefäßwand oder an der
Strömungsrichtung ausgerichtet werden. Es gibt
7.10 Sicherheit des dia-
drei mögliche Gründe dafür, warum ein Doppler- gnostischen Ultraschalls
signal sowohl ober- als auch unterhalb der Null-
linie dargestellt wird, und der Untersucher sollte Da der Patient während der sonographischen
in der Lage sein, diese zu erkennen: Untersuchung Ultraschallenergie ausgesetzt ist,
n Aliasing (siehe Abb. 3.14A) muss der Untersucher die möglichen Risiken
n Spiegelartefakte infolge eines zu hoch ein- kennen und wissen, wie er diese minimieren
gestellten Gain (siehe Abb. 6.3) kann. Im Laufe der Jahre wurde die von Ultra-
n Wechsel der Strömungsrichtung während schallsystemen erzeugte Ausgangsleistung stetig
des Herzzyklus (siehe Abb. 5.8). erhöht. Die davon ausgehenden potenziellen
Risiken werden regelmäßig von verschiedenen
Sicherheitskommissionen, darunter auch der
7.9 Repetitive Stress- World Federation of Ultrasound in Medicine and
Biology (WFUMB 1998), beurteilt. Informationen
verletzungen und zu Sicherheitsfragen finden sich auf der Website
Berufsrisiken der European Federation of Societies for Ultra-
sound in Medicine and Biology (EFSUMB 2002).
Sonographeure haben ein hohes Risiko für be- Auch die British Medical Ultrasound Society
rufsbedingte Traumata, die durch längere Arbeits- (BMUS) hat eine Erklärung über die sichere An-
phasen in ungünstiger Körperhaltung während wendung sowie die potenziellen Risiken diagno-
der Ultraschalluntersuchungen verursacht wer- stischer Ultraschallgeräte abgegeben (BMUS Safe-
den. Rückenprobleme und repetitive Stressverlet- ty Group 2002).
zungen des Handgelenks und der Schulter treten Als die beiden potenziellen Hauptrisiken in Bezug
zunehmend häufiger auf. Um dieses Risiko zu mi- auf ultraschallinduzierte Gewebeschädigungen
nimieren, sollten Gefäßultraschall-Abteilungen gelten Gewebserwärmung und Kavitation. Unter
über höhenverstellbare Untersuchungsliegen mit Kavitation versteht man Bildung, Wachstum, Os-
verstellbarem Kopf- und Fußteil verfügen. Idea- zillation und den heftigen Kollaps kleiner gasge-
lerweise sollte die Liege, vor allem für Untersu- füllter Hohlräume im Ultraschallstrahl. Oberhalb
chungen der Venen, kippbar sein. Auch der Stuhl eines bestimmten Schwellenwertes des negativen
des Untersuchers sollte höhenverstellbar und Schalldrucks kommt es zu einer passageren Kavi-

84
Sicherheit des diagnostischen Ultraschalls 7.10

tation, d. h. zu einer starken Größenvariation Der thermische Index TI wurde entwickelt, um


und möglicherweise zum heftigen Kollaps von das potenzielle Risiko für thermische Effekte bei
Kavitationsblasen (Duck & Shaw 2003). sonographischen Untersuchungen anzugeben.
Dabei handelt es sich um das Verhältnis zwischen
der zu einem bestimmten Zeitpunkt ausgesen-
Ultraschallintensität deten Schallenergie zu der Energie, die benötigt
wird, um das Gewebe um 1 °C zu erwärmen. Ein
Als Intensität bezeichnet man die Energie pro TI von 1 steht also für das Potenzial, das vom
Fläche (normalerweise 1 cm2) pro Zeiteinheit. Schallstrahl passierte Gewebe um 1 °C zu erwär-
Unter der zeitlich gemittelten räumlichen Spit- men. Ein TI von 2 gibt einen potenziellen An-
zenintensität ISPTA (Spatial Peak Temporal Ave- stieg um 2 °C an usw. Bei Ultraschallexpositionen,
rage Intensity) versteht man das über die Zeit die nicht zu einem Temperaturanstieg von mehr
gemittelte Intensitätsmaximum des Strahls. Ein als 1,5 °C oberhalb der normalen Körpertempera-
anderer Intensitätswert ist die Spatial Peak Pulse tur von 37 °C führen, wird nicht von einem Risi-
Average Intensity ISPPA, bei der es sich um die ko thermischer Schäden ausgegangen. Die Ener-
über die Pulsdauer gemittelte räumliche Spitzen- gie, die man zur Erwärmung des Gewebes benö-
intensität handelt. Beide werden von der Food tigt, hängt in hohem Maße davon ab, welches
and Drug Administration (FDA) in den Vereinig- Gewebe der Ultraschallstrahl auf seinem Weg
ten Staaten zur Festlegung der oberen Expositions- passiert, und wird insbesondere durch Knochen
grenzwerte für diagnostische Ultraschallgeräte beeinflusst, da Knochen als stark absorbierendes
herangezogen (Tabelle 7.1). Herstellerangaben zu Medium gelten. Aus diesem Grund wurden drei
maximalen ISPTA- und ISPPA-Werten sind häufig verschiedene thermische Indizes entwickelt:
dem Bedienungshandbuch zu entnehmen. n TIS: thermischer Index für Weichteilgewebe
n TIB: thermischer Index für Gewebe mit
Knochen im Fokus
Mechanische und thermische Indizes n TIC: thermischer Index für Schädelkno-
chen, der bei der transkraniellen Dopplerso-
Die von einem Schallgerät erzeugte Sendeleis- nographie Anwendung findet.
tung ist von der verwendeten (Untersuchungs-) Je nach untersuchungsspezifischen Einstellun-
Modalität und den Geräteeinstellungen abhän- gen sollte der jeweilige thermische Index auf dem
gig. Damit sich der Sonographeur ein Bild von Monitor richtig angezeigt werden. Allerdings un-
den potenziellen Risiken bestimmter Werksein- terliegen diese Indizes gewissen Limitationen, da
stellungen machen kann, wurden zwei neue, po- der Wärmeverlust der verschiedenen beschallten
tenziell bedeutsamere Indizes entwickelt, näm- Körperregionen nicht direkt bestimmt werden
lich der thermische Index (TI) und der mecha- kann.
nische Index (MI). Moderne Ultraschallgeräte Der mechanische Index (MI) gibt die Wahr-
zeigen diese Indizes auf dem Monitor in Echtzeit scheinlichkeit für das Auftreten von passagerer
an und weisen bei veränderten Scanner-Modali- Kavitation an. Er bezieht sich auf den negativen
täten oder -Einstellungen auf eine Änderung des Spitzendruck der zu einer bestimmten Zeit appli-
potenziellen Risikos hin. zierten Ultraschallpulse. Bei einem MI < 0,7 sind

Tab. 7.1 Obere Expositionsgrenzwerte gemäß der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA)

Anwendung Herabgesetzte Herabgesetzte MI TI


ISPTA-Werte ISPPA-Werte
[mW cm2] [W cm2]

Alle, außer Augenheilkunde 720 190 1,9 (6,0)*


Augenheilkunde 50 kA 0,23 1,0
* Zu empfehlen ist ein oberer Grenzwert von 6,0. Mindestens eine der Größen MI und ISPPA muss unter dem angegebenen
Grenzwert liegen. Abkürzungen: kA: keine Angaben; MI = Mechanischer Index; TI = Thermischer Index.

85
7 Optimierung der sonographischen Untersuchung

die physikalischen Bedingungen für Wachstum Infektionskontrolle


und Kollaps der Kavitationsblasen wahrschein-
lich gar nicht gegeben (Duck & Shaw 2003). Ein Da Kreuzinfektionen von Patienten durch einen
Überschreiten dieses Schwellenwertes bedeutet Ultraschallkopf ein potenzielles Risiko darstellen,
jedoch nicht, dass tatsächlich kavitationsbe- sollte der Schallkopf zwischen den Untersuchun-
dingte Bioeffekte auftreten. Je höher der MI-Wert gen gereinigt werden. Die Stirnfläche des Schall-
über diesem Schwellenwert liegt, desto größer ist kopfes kann aus empfindlichen Materialien be-
das potenzielle Risiko. Derzeit liegt keine Evi- stehen, weshalb die Anwendung starker Reini-
denz vor, dass diagnostischer Ultraschall (außer gungsflüssigkeiten nicht empfehlenswert ist.
bei Vorhandensein von Gasen wie beispielsweise Lesen Sie im Bedienungshandbuch nach oder
in Lunge und Darm sowie bei Kontrastmitteln) lassen Sie sich vom Hersteller über geeignete Rei-
im Weichteilgewebe Kavitationen verursacht. nigungsverfahren beraten. Bei einem bekannten
Ein weiteres potenzielles thermisches Risiko, Risiko ist die beste Methode, um dieses Problem
dessen sich der Untersucher bewusst sein sollte, zu umgehen, eine Einweg-Schutzhülle über den
stellt die Erwärmung des Schallkopfes selbst dar; Schallkopf zu ziehen. Wird die Untersuchung in
ein solches Risiko besteht bei Verwendung eines Nähe einer offenen Wunde durchgeführt, sind
schadhaften Schallkopfes. Funktionsstörungen eine sterile Schutzhülle und steriles Gel ratsam.
des Gerätes können potenziell zu einer höheren Alternativ dazu kann die Wunde auch mit einem
Sendeleistung führen als erwartet. sterilen transparenten Folienverband abgedeckt
werden. Vergewissern Sie sich, dass unter dem
Wundverband keine Luftblasen eingeschlossen
Verantwortung des Untersuchers sind, die die sonographische Untersuchung ver-
hindern würden. Bei der Untersuchung infizierter
Die diagnostische Ultraschallbildgebung wird seit oder sezernierender Körperregionen sollten stets
vielen Jahren angewendet, ohne dass schädliche Einmalhandschuhe getragen werden.
Wirkungen nachgewiesen wurden. Die Patienten-
exposition sollte vernünftigerweise aber auf das
zur Erzielung eines optimalen diagnostischen Literatur
Ergebnisses notwendige Minimum beschränkt
werden. Dies kann dadurch geschehen, dass die Duck F A, Shaw A 2003 Safety of diagnostic ultrasound. In:
Hoskins P R, Thrush A, Martin K, Whittingham T A (eds)
Untersuchungszeit für den jeweiligen Körperbe- Diagnostic ultrasound: physics and instrumentation.
reich minimiert wird. Dies gilt vor allem für die Greenwich Medical Media, London, pp 179 – 203
Farb- und Spektraldopplersonographie, da diese BMUS Safety Group 2000 British Medical Ultrasound So-
Betriebsarten eher zur Erwärmung des Gewebes ciety Statement on the safe use, and potential hazards of
diagnostic ultrasound www.bmus.org
führen. Vor der Erhöhung der Sendeleistung soll- EFSUMB 2002 Clinical safety statement for diagnostic ul-
ten Einstellparameter wie die Gesamtverstärkung trasound (2002) www.efsumb.org/safstat.htm
(Gain) optimiert werden. Werden die Geräteein- WFUMB 1998 Conclusions and recommendations on the
thermal und non-thermal mechanisms for biological ef-
stellungen modifiziert, sollte auf entsprechende
fects. Ultrasound in Medicine and Biology 24 (Suppl 1):
Änderungen der thermischen und mechanischen xv – xvi
Indizes geachtet werden. Wichtig ist, die aktu-
ellen Leitlinien für den sicheren Gebrauch des
diagnostischen Ultraschalls zu kennen (BMUS Weiterführende Literatur
Safety Group 2000, EFSUMB).
Das größte Risiko der Sonographie stellt wahr- ter Harr G, Duck F A (eds) 2000 The safe use of ultrasound
scheinlich die Fehldiagnose dar, und deshalb ist in medical diagnosis. BMUS/BIR, London
European Committee for Medical Ultrasound Safety
die Erstellung adäquater Sonogramme unerläss-
(ECMUS) Tutorials on behalf of the European Federa-
lich. Der Untersucher sollte auch über neue tion for Societies of Ultrasound in Medicine and Biology
Technologien und Entwicklungen im Bereich (EFSUMB) www.efsumb.org
der Bildgebungsverfahren informiert sein. Beste-
hen am Ende der Sonographie irgendwelche
Zweifel am Untersuchungsbefund, sollten die Li-
mitationen der sonographischen Untersuchung
dokumentiert werden.

86
Ultraschalldiagnostik

8 der extrakraniellen
hirnversorgenden Gefäße

8.1 Einleitung 8.2 Anatomie


Im Rahmen der Untersuchung von Patienten mit Das Gehirn wird von vier Gefäßen – den Aa. ca-
einem Schlaganfallrisiko oder stattgehabtem rotides internae und vertebrales rechts und
Hirninfarkt kann der Ultraschall zur Beurteilung links – versorgt und erhält 15 % des Herzzeitvolu-
der extrakraniellen hirnversorgenden Gefäße ein- mens. Der Begriff extrakranielle Hirnarterien be-
gesetzt werden. Hirninfarkte stellen in Groß- zieht sich auf alle Arterien, die Blut vom Herzen
britannien die dritthäufigste Todesursache dar; zur Schädelbasis befördern. Die linke und die
die jährliche Schlaganfallrate beträgt ca. 2/1000. rechte Seite der extrakraniellen Zirkulation sind
Etwa 80 % der Schlaganfälle sind ischämisch (d. h. nicht symmetrisch (Abb. 8.1). Auf der linken
thrombotisch oder embolisch oder beides) und Seite gehen die A. carotis communis (ACC) und
20 % hämorrhagisch. Bis zu 80 % der ischämi- die Aa. subclaviae direkt aus dem Aortenbogen
schen Insulte ereignen sich im Karotisstromgebiet, ab, während auf der rechten Seite der Truncus
der von den Karotiden versorgten Hirnregion. brachiocephalicus, auch als A. anonyma bezeich-
Neuere Studien haben gezeigt, dass Patienten mit net, aus der Aorta hervorgeht und sich in die
signifikanter Karotisstenose und relevanten Sym- A. subclavia und die ACC teilt. Die ACC, die
ptomen von einer Operation profitieren können, keine Abgänge hat, teilt sich in die A. carotis in-
mit der ein Schlaganfall verhindert werden soll. terna und A. carotis externa, wobei die Höhe der
Die Mehrzahl der Karotiserkrankungen entsteht Karotisbifurkation im Halsbereich stark variieren
an der Karotisbifurkation, und bei Vorliegen einer kann. In ca. 90 % der Fälle liegt die A. carotis in-
signifikanten Stenose kann eine Karotisendarteri- terna (ACI) posterolateral oder lateral der A. caro-
ektomie durchgeführt werden. Dabei wird die tis externa (ACE) und gibt im Gegensatz zur ACE
Innenwand der durch Plaque verengten Arterie unterhalb des Schädels keine Äste ab. Die proxi-
entfernt und damit eine potenzielle Embolie- malen Äste der ACE sind die A. thyroidea supe-
quelle oder flusslimitierende Stenose beseitigt.
Die Karotissonographie eignet sich vor Durch-
führung einer Angiographie auch für das Screen-
A. cerebri anterior
ing auf Karotiserkrankungen. Alternativ dazu
A. cerebri media
setzen viele Zentren Ultraschalluntersuchungen
ein, um Patienten für den direkten Eingriff ohne
präoperative Angiographie auszuwählen, da letz- A. ophthalmica
tere bekanntermaßen eigene Risiken für passa- A. cerebri posterior
Rechts A. basilaris
gere und permanente neurologische Defizite A. carotis externa
birgt. Dank der Entwicklungen in der Magnet-
A. carotis interna
resonanzangiographie (MRA) ist diese verglichen Karotisbulbus

mit der Röntgenangiographie zur Bestätigung A. carotis communis


A. vertebralis
von nur eingeschränkt verwertbaren Ultraschall- A. subclavia
befunden vor einer Operation oder weiteren Un- Truncus brachiocepha- A. subclavia
tersuchungen eine womöglich sicherere Alterna- licus (auch A. anonyma)
Aorta
tive.

Abb. 8.1 Schematische Darstellung der zerebrovasku-


lären Anatomie.

87
8 Ultraschalldiagnostik der extrakraniellen hirnversorgenden Gefäße

rior, A. lingualis, A. facialis und A. maxillaris. Die Über die A. communicans posterior des Circulus
Karotis erweitert sich in Höhe der Karotisbifur- arteriosus Willisii kann die ACM auch von den
kation zum Karotisbulbus. In einigen Fällen um- Vertebralarterien versorgt werden. Bei einem gut
fasst der Karotisbulbus auch nur die proximale entwickelten Willisius-Gefäßring kann eine ein-
ACI und nicht die distale ACC, und der Ausdeh- zelne extrakranielle Arterie eine ausreichende
nungsgrad ist individuell sehr variabel. Innerhalb Hirnperfusion gewährleisten. Bei etwa 75 % der
des Schädels nimmt der distale Abschnitt der ACI Bevölkerung sind Teile dieses Willisius-Gefäß-
einen gekrümmten Verlauf (sog. Karotissiphon). ringes jedoch hypoplastisch (sehr klein) oder
Der wichtigste Ast aus der ACI ist die das Auge nicht vorhanden. Ein solch unvollständiger Wil-
versorgende A. ophthalmica. Die terminalen Äste lisius-Gefäßring verhindert die Ausbildung eines
der A. ophthalmica, die A. supratrochlearis und guten Kollateralflusses (von Reutern & von Bü-
die A. supraorbitalis, vereinigen sich mit den ter- dingen 1993), was mitunter aber nur bei Vorlie-
minalen Ästen der ACE. Die ACI teilt sich schließ- gen einer schweren Erkrankung erkennbar wird.
lich in die A. cerebri media (ACM) und die A. ce- Bei langsamer Krankheitsentstehung besteht eine
rebri anterior (ACA) auf. höhere Chance, dass sich adäquate Kollateral-
wege entwickeln.
Wenn es zu einem Verschluss der ACC und zur
Kollateralen und anatomische Strömungsumkehr in der proximalen ACE
Varianten kommt, kann sich zur Versorgung einer offenen
ACI ein ungewöhnlicher Kollateralweg ausbil-
Bei Vorliegen einer schweren Gefäßerkrankung
verfügt der Hirnkreislauf sowohl extra- als auch
intrakraniell über zahlreiche mögliche Kollate-
ralwege (Alternativwege), die sich aber nicht alle
Rechts
sonographisch darstellen lassen. Eine Ausnahme A. communicans anterior
bilden die beiden folgenden Kollateralen: A. cerebri anterior
n A. ophthalmica. Die ACE tragen normaler- A. cerebri media
weise nicht zur Blutversorgung des Gehirns A. carotis interna
bei, doch bei Vorliegen einer schweren Er-
krankung der ACI können Äste der ACE als A. communicans
wichtige Kollateralwege fungieren. Eine posterior
A. cerebri posterior
wichtige Kollaterale verläuft über die End-
äste der ACE, die mit den terminalen Ästen A. basilaris
der A. ophthalmica kommunizieren. Dieser A
ophthalmische Kollateralweg lässt sich mit-
tels kontinuierlichem (CW-)Doppler dar-
stellen, um eine Strömungsumkehr in der
A. supraorbitalis, einem terminalen Ast der Rechts
A. ophthalmica, als retrograden Fluss von
den Ästen der ACE zum Gehirn nachzuwei-
sen.
Verschluss
n Circulus arteriosus Willisii. Im normalen Blut-
der linken ACI
kreislauf fließt durch die Aa. communican-
tes im Circulus arteriosus Willisii nur wenig
Blut. Im Falle einer schweren Gefäßerkran-
kung übernehmen sie jedoch bei der Blut-
verteilung eine wichtige Funktion. Bei Vor- B
liegen eines ACI-Verschlusses links kann die
rechte ACI zum Beispiel die linke ACM über Abb. 8.2 Schematische Darstellung des Circulus arte-
die rechte ACA, die A. communicans ante- riosus Willisii. A: Die Pfeile zeigen die normale Strö-
rior und die linke ACA versorgen, wobei es mungsrichtung an. B: Die Pfeile markieren einen Um-
zur Strömungsumkehr in der linken ACA gehungskreislauf von der rechten ACI in die linke ACM
kommt (Abb. 8.2B). bei Vorliegen eines Verschlusses der linken ACI.

88
Erkrankungen der A. carotis und vertebralis und ihre potenziellen Symptome 8.3

den, der durch retrograden Fluss in einem Ast der 8.3 Erkrankungen der
ACE versorgt wird. Eine hochgradige Verengung
oder ein Verschluss der proximalen A. subclavia A. carotis und vertebra-
oder des Truncus brachiocephalicus kann zur lis und ihre potenziellen
Ausbildung eines Kollateralweges führen, der
dem Gehirn Blut „abzapft“, um den Arm zu ver-
Symptome
sorgen. In diesem Fall ist eine Strömungsumkehr
in der ipsilateralen A. vertebralis nachweisbar, Patienten mit Karotisstenose können an tran-
die die Versorgung der distalen A. subclavia jen- sienten ischämischen Attacken (TIA) oder Amau-
seits des erkrankten Abschnitts übernimmt (Abb. rosis fugax, einer Art Sehstörung, leiden. Die
8.3). Dieses Phänomen bezeichnet man als Sub- Symptome einer TIA dauern mitunter nur weni-
clavian-steal-Syndrom. ge Minuten, und der Patient erholt sich innerhalb
Wir kennen einige anatomische Varianten der von 24 h vollständig, während die Symptome bei
extrakraniellen Gefäße. In seltenen Fällen haben Patienten mit einem Schlaganfall länger als 24 h
die linke ACC und die A. subclavia einen gemein- anhalten und es unter Umständen nicht zur voll-
samen Ursprung oder einen einzigen Stamm. ständigen Genesung kommt. Zu den Symptomen
Weitere Anomalien betreffen das direkte Abzwei- gehören einzelne oder mehrere Episoden von
gen der linken A. vertebralis vom Aortenbogen Kraftverlust oder Sensibilitätsstörungen in einem
und, was noch ungewöhnlicher ist, das Abzwei- Arm oder Bein (Monoparese), in beiden Armen
gen der rechten A. vertebralis vom Aortenbogen. oder Beinen (Hemiparese) oder auf einer Ge-
sichtsseite; undeutlicher Sprache oder Sprachver-
lust (Dysphasie) oder visuell-räumlichen Wahr-
nehmungsstörungen (Kasten 8.1). Da die rechte
Hirnhälfte die linke Körperseite steuert und um-
gekehrt, weisen die Symptome auf die kontra-
laterale Karotis. Die Sprache wird gewöhnlich
Rechts von der dominanten Hirnhälfte gesteuert (d. h.
bei einem Rechtshänder typischerweise von der
linken Hirnhälfte). An Amaurosis fugax leidende
Aa. verte-
Patienten klagen oftmals über „einen Vorhang,
brales der vor das Auge fällt“. Dieses ein paar Minuten
andauernde Phänomen ist auf Thrombenbildung
in den Retinagefäßen zurückzuführen. In diesem
Fall sind die Symptome im Auge mit der ipsilate-
ralen Karotis verbunden. Typische Symptome bei
Beteiligung des vertebrobasilären Stromgebiets
sind in Kasten 8.1 aufgeführt. Vage Symptome
wie Schwindel und Ohnmacht sind normaler-
weise nicht mit Karotisstenosen assoziiert. Das
Subclavian-steal-Syndrom verursacht meist keine
Proximaler signifikanten Symptome. Bei Patienten mit TIA-
Verschluss
der A. sub- Symptomatik geht man in den ersten 2 – 3 Jahren
clavia nach einer TIA von einem Schlaganfallrisiko in
der Größenordnung von 7 – 8 % p. a. aus. Crescen-
do-TIAs (d. h. sehr häufige TIAs) stellen mögli-
cherweise eine Indikation zur Notoperation dar.
Um den Schweregrad einer potenziellen Karotis-
Abb. 8.3 Pfeile zeigen die Richtung des kollateralen stenose zu bestimmen, sollten diese Patienten
Flusses beim Subclavian-steal-Syndrom (Subclavia-An- umgehend sonographisch untersucht werden.
zapfsyndrom) an, bei dem es bei einer proximalen TIA-ähnliche Symptome können auch durch an-
Subclavia-Stenose oder eines proximalen Subclavia-Ver- dere neurologische Erkrankungen (z. B. Epilepsie,
schlusses zu einer Strömungsumkehr in der den Arm intrakranieller Tumor, Multiple Sklerose oder
versorgenden A. vertebralis kommt. Migräne) hervorgerufen werden. Asymptomati-

89
8 Ultraschalldiagnostik der extrakraniellen hirnversorgenden Gefäße

Halstraumen können zur Dissektion der Karotis-


Kasten 8.1 Typische Symptome bei Störungen
wand führen, wodurch möglicherweise ein Ge-
im Karotis- und vertebrobasilären Stromgebiet
fäßverschluss entsteht. Ein solcher Verdacht soll-
(in Anlehnung an Naylor et al. 1998, mit freund-
te bei Patienten aufkommen, die im Anschluss
licher Genehmigung)
an eine Halsverletzung einen Schlaganfall er-
leiden. Eine Ultraschalluntersuchung kann auch
Typische Symptome bei Beteiligung des Ka- bei Vorliegen einer pulsierenden Schwellung im
rotisstromgebiets Halsbereich erforderlich sein, um das Vorliegen
n Motorische/sensible Hemisymptomatik eines Karotisaneurysmas oder eines Glomus-
n Transitorische monokuläre Blindheit (Amau- tumors nachzuweisen, die beide aber recht selten
rosis fugax) vorkommen.
n Störungen höherer kortikaler Funktionen
(Dysphasie – unvollständiger Sprachverlust,
visuell-räumliche Wahrnehmungsstörungen
etc.). 8.4 Sonographische
Typische Symptome bei Beteiligung des ver- Untersuchung
tebrobasilären Stromgebiets
n Bilaterale Blindheit Ziele und Vorbereitung
n Gang- und Haltungsstörungen
n Hemi- oder bilaterale motorische/sensible Ziel einer Karotisuntersuchung ist es, das Ausmaß
Ausfälle eines etwaigen Atheroms in der ACC und der ex-
n Dysarthrie trakraniellen ACI und ACE festzustellen und den
n Homonyme Hemianopsie (beidseitiger Ge- Stenosegrad der Gefäße zu bestimmen. Bei der
sichtsfeldverlust) Untersuchung sollte auch das Vorhandensein
n Diplopie, Vertigo und Nystagmus (voraus- und die Richtung des Blutflusses in den Verte-
gesetzt, es handelt sich nicht um das einzige bralarterien nachgewiesen werden. Eine beson-
Symptom). dere Vorbereitung ist nicht erforderlich, der Pa-
tient muss jedoch während der Untersuchung
stillliegen oder stillsitzen können. Am besten
sche Karotisstenosen lassen sich klinisch meist sitzt der Sonographeur bei der Karotissonographie
durch das Vorhandensein eines Karotisgeräusches hinter dem Patienten am Kopfende. In dieser Po-
nachweisen, das durch Auskultation mit dem Ste- sition ist der Hals des Patienten gut zugänglich,
thoskop am Hals hörbar ist. Das Vorliegen eines und der Sonographeur kann seinen Arm wäh-
Karotisgeräusches muss aber nicht durch eine In- rend der Sonographie auf der Untersuchungslie-
terna-Stenose verursacht sein, sondern könnte ge abstützen (Abb. 8.4). Alternativ kann der Un-
stattdessen auch durch eine ACE- oder Aorten- tersucher auch seitlich vom Patienten sitzen und
stenose oder überhaupt nicht durch eine Stenose seinen Arm auf den Thorax des Patienten legen.
bedingt sein. Ein Großteil der Patienten mit einer Der Patient sollte auf dem Rücken liegen; sein
70 %igen Stenose weist über der Karotis keine Ge- Kopf ruht auf einem Kissen. Der Hals sollte ge-
räusche auf. Deshalb ist das Vorhandensein oder streckt und der Kopf in die zur untersuchenden
die Abwesenheit von Strömungsgeräuschen auch Seite entgegengesetzte Richtung gedreht sein. Bei
nicht genau genug, um das Vorliegen einer Erkran- Atem- oder Rückenproblemen ist eine Höher-
kung vorhersagen zu können. lagerung möglicherweise vorteilhafter. Sitzt der
Nur etwa 15 % der Patienten weisen vor einem Patient im Rollstuhl (z. B. nach einem behin-
Schlaganfall TIA-Symptome auf. 50 % der isch- dernden Schlaganfall), verbleibt er während der
ämischen Insulte werden durch eine Thrombo- Untersuchung besser im Rollstuhl; um unnötige
embolie der ACI oder ACM oder beider Arterien Bewegungen zu vermeiden, sollte der Kopf des
ausgelöst, wohingegen 25 % auf Erkrankungen Patienten durch ein Kissen gestützt werden.
kleiner Gefäße zurückgehen und 15 % auf Throm- Die Untersuchung kann mit einem flachen Li-
ben, die aus dem Herzen stammen. Nur 1 – 2 % nearschallkopf mittlerer bis hoher Frequenz (z. B.
aller Schlaganfälle sind hämodynamische (d. h. eine Breitbandsonde mit 4 – 7 oder 5 – 12 MHz)
durch flusslimitierende Stenosen bedingte) In- durchgeführt werden. Je höher die Frequenz,
farkte (Naylor et al 1998). desto besser ist die Auflösung der Gefäßwand-

90
Sonographische Untersuchung 8.4

digkeiten nachweisen zu können. Zur Spektral-


doppleruntersuchung der Karotiden wird ge-
wöhnlich ein kleines Messvolumen benutzt, da
die selektive Untersuchung von Bereichen mit
beschleunigter oder gestörter Strömung so eher
möglich ist.

Technik

Die Karotiden lassen sich am besten durch den


M. sternocleidomastoideus darstellen, der ein
gutes Ultraschallfenster abgibt. Statt eines ante-
rioren wird besser der laterale Zugang gewählt.
Abb. 8.4 Optimale Lage für die Karotissonographie. Dabei wird wie folgt vorgegangen:
n Bei alleiniger Darstellung durch die B-Bild-
technik sollte die ACC im Querschnitt – be-
struktur. In einigen Fällen liegt die Karotisbifur- ginnend an der Halsbasis – aufgesucht wer-
kation jedoch so tief im Hals, dass ein Schallkopf den (Abb. 8.5A). Auf der rechten Seite kann
mit einer niedrigeren Frequenz besser zur Dar- man gewöhnlich den distalen Truncus bra-
stellung geeignet erscheint. Die Strömungsge- chiocephalicus und den Abgang der ACC
schwindigkeiten, die in der Mehrzahl der nor- und der A. subclavia (AS) darstellen. Auf der
malen und erkrankten Karotiden detektiert wer- linken Seite ist der Abgang der ACC nicht
den, sind recht hoch, sodass der Scanner auf die darstellbar, da er zu tief im Thoraxraum
Darstellung des schnelleren pulsatilen Blutflusses liegt. Die ACC sollte im Querschnitt der
eingestellt werden sollte. Die meisten Ultraschall- Länge nach bis zur Karotisgabelung und
geräte verfügen zwar über Voreinstellungen, die entlang der ACI und ACE (Abb. 8.5B) bis
für die Mehrzahl der Karotisuntersuchung ge- hinauf zum Hals abgefahren werden. Dies
eignet sind, doch müssen diese Parameter zu- gestattet dem Sonographeur, sich einen Ein-
weilen geändert werden, um zur Unterscheidung druck von der Höhe und Orientierung der
zwischen einem totalen und einem subtotalen Karotisbifurkation zu verschaffen und lie-
Karotisverschluss auch langsamere Flussgeschwin- fert ihm bereits erste Hinweise auf das Vor-

Muskel
Muskel

VENE
ACI
VENE

ACC

ACE

A B
Abb. 8.5 B-Bilder im Querschnitt. A: ACC und V. jugularis. B: ACI und ACE direkt oberhalb der Karotisbifur-
kation.

91
8 Ultraschalldiagnostik der extrakraniellen hirnversorgenden Gefäße

liegen und die Lokalisation einer etwaigen und der obere Schallkopfteil in einem klei-
Arterienerkrankung. Die V. jugularis liegt nen Winkel langsam gedreht, um zuerst die
über der ACC (Abb. 8.5A) und ist meist ACI und dann die ACE oder umgekehrt dar-
leicht komprimierbar. Beim Sonographieren zustellen. Für die Darstellung von ACI und
der Karotiden sollte jedoch nicht zu viel ACE muss der Schallkopf nur geringfügig
Druck mit dem Schallkopf ausgeübt werden, bewegt werden, da die beiden Gefäße meist
da die Möglichkeit besteht, dadurch einen eng beieinander liegen.
Embolus von der Gefäßwand zu lösen. n Nachdem der Untersucher die drei Gefäße
n In B-Bildtechnik wird die ACC anschließend lokalisiert und auf dem B-Bild nach Hinwei-
im Längsschnitt dargestellt, wieder an der sen auf pathologische Prozesse gesucht hat,
Halsbasis beginnend. Ein Längsbild der ACC kann er den Farbmodus zuschalten, um den
erhält man problemlos, wenn man die ACC Blutfluss von der proximalen ACC hinauf in
im Querschnitt darstellt, sie in der Bildmitte ACI und ACE zu untersuchen. Die Identifi-
fixiert und dann den Schallkopf so dreht, zierung der Äste der ACE (entweder im B-
dass die ACC zunächst als Ellipse erscheint oder im Farbdopplerbild) dient als weiterer
und schließlich im Längsschnitt zu sehen Hinweis darauf, bei welchem Gefäß es sich
ist. Die bei transversaler Schnittführung ge- um die ACE handelt, da die ACI unterhalb
wonnenen Vorkenntnisse über die Orientie- des Unterkiefers keine Abgänge hat (Abb.
rung von ACI und ACE sind bei der Darstel- 8.8). Mittels Farbdopplersonographie kön-
lung der Karotisbifurkation zur Platzierung nen Störungen wie stenosebedingte Ge-
der richtigen Longitudinalebene von Vor- schwindigkeitsveränderungen, Abschnitte
teil. Um die Karotiden sichtbar zu machen, mit Füllungsdefekten infolge eines Athe-
sind vor allem an der Karotisgabelung in roms und das verschlussbedingte Fehlen
Längsrichtung mehrere Scanebenen erfor- eines Blutflusses nachgewiesen werden. Die
derlich (Abb. 8.6). Typischerweise liegt die Diagnose sollte zwar nicht allein auf der
ACI posterolateral oder lateral der ACE und Grundlage der Farbdopplersonographie ge-
ist meist größer als diese. Bei einem gerin- stellt werden, unterstützt den Sonographeur
gen Prozentsatz der Patienten hat die Karo- aber bei der Auswahl der Bereiche, die einer
tisbifurkation die Form einer Stimmgabel gründlicheren Untersuchung mittels Spek-
(Abb. 8.7), in der Mehrzahl der Fälle sind traldopplersonographie bedürfen.
ACE und ACI aber nicht in derselben Ebene n Nun wird mittels Spektraldopplersonogra-
sichtbar, sondern müssen getrennt darge- phie der Blutzufluss in die Karotiden be-
stellt werden. Dazu wird der untere Teil der obachtet. Dazu wird das Messfenster in der
Kontaktfläche über der ACC beibehalten proximalen ACC an der Halsbasis platziert.

ACI

ACC
C ACE

Abb. 8.7 B-Bild (Längsschnitt) der Karotisbifurkation


Abb. 8.6 Longitudinale Schnittführungen zur Darstel- mit ACI und ACE in derselben Ebene. Die Pfeile mar-
lung der Karotiden. A: Posterior. B: Lateral. C: Ante- kieren die Stelle, an der die Intima-Media-Schicht zu
rior. sehen ist.

92
Sonographische Untersuchung 8.4

möglicherweise einer Angiographie, um das


Stenoseende zu bestätigen.
n Die maximale systolische und enddiastoli-
sche Flussgeschwindigkeit in der ACC, ACI
und ACE sowie am Ort der maximalen Fluss-
Vene ACC beschleunigung in der Stenose sollten spek-
traldopplersonographisch bestimmt wer-
den, um den Stenosegrad abzuklären. Dabei

ACE

Abb. 8.8 B-Bild der ACE mit Abzweigung der A. thyro-


idea superior (Pfeil).

Die Form der Dopplerkurve kann Hinweise


auf das Vorliegen einer proximalen oder dis-
talen Störung, wie z. B. einen Interna-Ver-
schluss, geben. Wenn keine signifikanten dis-
talen oder proximalen Krankheitsprozesse
vorliegen, sollten die Spektraldopplerkur-
A
ven der linken und rechten Karotis symmet-
risch sein.
n Die Untersuchung hat soweit zahlreiche
Hinweise darauf ergeben, bei welchem der
beiden Gefäße oberhalb der Bifurkation es
sich um die ACI handelt, etwa die relative
Größe und Lage der beiden Gefäße und das
Vorhandensein von ACE-Ästen. Die Identi-
fikation der ACI bzw. ACE kann nun spek-
traldopplersonographisch bestätigt werden,
da die aus der ACI abgeleitete Dopplerkurve
weniger pulsatil ist und höhere diastolische
Flusssignale zeigt als die ACE (Abb. 8.9). Die B
Unterscheidung der Gefäße wird durch
rhythmische Kompression der A. tempora-
lis, einen Ast der ACE (die vor dem oberen
Teil des Ohres verläuft), erleichtert, da die
Kompression zwar Änderungen des Flusses
in der ACE während der Diastole evoziert
(Abb. 8.9C), auf die ACI aber kaum Auswir-
kungen zeigt. Die korrekte Identifizierung
von ACI und ACE ist unerlässlich, da Krank-
heitsprozesse in der Karotisbifurkation und
der ACI, nicht aber der ACE, die mögliche
Ursache von Karotissymptomen sein kön-
nen. Bei Vorliegen einer signifikanten Stö- C
rung in der ACI sollte die obere Grenze des Abb. 8.9 Typische normale, aus der ACC (A), der ACI
Krankheitsprozesses in Beziehung zur Höhe (B) und der ACE (C) abgeleitete Dopplerspektren. Die
des Unterkiefers bestimmt werden. Ist das Auswirkungen der rhythmischen Kompression der ACE
Gefäß distal der Stenose nicht frei, bedarf es auf den diastolischen Fluss sind durch Pfeile markiert.

93
8 Ultraschalldiagnostik der extrakraniellen hirnversorgenden Gefäße

WF Low
PRF 1500Hz
Flow Opt: Med V

ACI
ACC

Abb. 8.11 Das Farbdopplerbild zeigt einen engen


ACE Flusskanal mit geringer Flussgeschwindigkeit in einem
subtotalen Verschluss der ACI. Um geringe Flussge-
schwindigkeiten nachweisen zu können, ist eine nied-
A rige PRF (Pfeil) erforderlich.

n Zum Abschluss des ersten Teils der Untersu-


chung sollte die A. vertebralis mittels B-Bild-
technik oder Farbdopplersonographie loka-
B
lisiert werden. Der Kopf des Patienten sollte
Abb. 8.10 A: Das Farbdopplerbild eines ACI-Ver- dazu leicht zu einer Seite gedreht sein. Als
schlusses zeigt einen Blutfluss in der ACC mit retro- erstes wird die mittlere ACC im Längsschnitt
gradem Fluss im verschlossenen ACI-Stumpf und feh- aufgesucht und der Schallkopf dann leicht
lendem Blutfluss in der ACI jenseits des Verschlusses. B: in eine mehr anteroposteriore Richtung
Das aus einer ACC proximal eines ACI-Verschlusses ab- gedreht. Die als helle Echos erkennbaren
geleitete Dopplerspektrum zeigt einen Hochwider- Wirbelfortsätze kommen dabei allmählich
standsfluss und ein geringes Flussvolumen. ins Bild. In dieser Ebene sind nur kurze Ab-
schnitte der A. und V. vertebralis sichtbar,
da sie in den Foramina transversaria der
sollte auch auf untypische Dopplerkurven Wirbelkörper verlaufen. Im B-Bild sind oft-
geachtet werden. mals die Wände der Vertebralgefäße er-
n Lässt sich in der ACI oder ACC mit den Ein- kennbar, im Farbdopplermodus können
stellungen für hohe Flussgeschwindigkeiten aber auch die Gefäße selbst dargestellt wer-
kein Fluss nachweisen (Abb. 8.10), muss den (Abb. 8.12). Mit dem Spektraldoppler
ausgeschlossen werden, dass das geringe können dann Richtung und Qualität des
Blutflussvolumen durch eine kritische Ste- Blutflusses in der A. vertebralis bestätigt
nose oder einen subtotalen Verschluss be- werden.
dingt ist (Abb. 8.11), bevor ein Gefäßver- n Nach Beendigung der Untersuchung auf der
schluss diagnostiziert wird. Dies gelingt einen Seite wird der Patient gebeten, seinen
durch Optimierung der Geräteeinstellungen Kopf in die entgegengesetzte Richtung zu
für die Detektion von geringen Flussge- drehen, sodass auf die gleiche Weise auch
schwindigkeiten (d. h. durch Reduktion der die andere Seite untersucht werden kann.
PRF und der Hochpassfilter-Einstellung). Denken Sie unbedingt daran, dass Karoti-
Werden verminderte Strömungsgeschwin- den und Vertebralarterien auf beiden Seiten
digkeiten registriert, sollte die Ursache er- über mehrere mögliche Kollateralen mit-
mittelt werden. Geringe Flussgeschwindig- einander verbunden sein können und dass
keiten sind z. B. in der ACC aufgrund eines eine schwere Störung in einem extrakra-
Interna-Verschlusses nachweisbar (Abb. niellen Gefäß, das einen Kollateralweg ver-
8.10B), oder in der ACI aufgrund einer sorgt, auch den Fluss in einem anderen ex-
schweren Stenose am Abgang der ACI. trakraniellen Gefäß beeinträchtigen kann.

94
B-Bildtechnik 8.5

Pathologische Befunde
Karotiserkrankungen im Frühstadium imponie-
ren sonographisch als Verdickung der Intima-
Media-Schicht. Mit fortschreitender Erkrankung
lassen sich auch substrathaltigere Bereiche eines
Atheroms darstellen, das am ehesten an der Karo-
tisbifurkation auftritt. Bei einem kleinen Anteil
der Patienten sind signifikante Krankheitspro-
zesse aber auch in der ACC zu sehen; manchmal
ist sogar der Abgang der ACC betroffen. Man
V sollte sich stets die Wechselwirkungen zwischen
Ultraschallwellen und Gewebe sowie die Aus-
A wirkungen der Geräteparameter wie etwa die Ver-
stärkung (Gain) und die Wahl der Kompressions-
kurve (Kap. 2) vor Augen halten, bevor man
Schlussfolgerungen über das Erscheinungsbild
der Plaqueoberfläche oder die Plaquezusammen-
setzung zieht. Zur Beurteilung von Plaquestruk-
Abb. 8.12 Farbdopplerbild der A. vertebralis (A) und turen sollte ein Hochfrequenzschallkopf verwen-
der V. vertebralis (V) zwischen den Wirbelfortsätzen det werden. In vielen Studien wurde das sonogra-
der Wirbelsäule (Pfeilmarkierungen). phische Erscheinungsbild atheromatöser Plaques
mit den während einer Karotisendarteriektomie
entnommenen histologischen Proben (Abb. 8.13)
verglichen, um vorherzusagen, welche Plaques
am ehesten als Emboliequelle gelten können.
8.5 B-Bildtechnik
Normalbefunde
Im Längsschnitt erscheinen normale Gefäßwän-
de – vor allem bei Verwendung eines hochfre-
quenten Schallkopfes – oftmals als zweischich-
tige Struktur (Abb. 8.7), welche die Intima-Media-
Schicht und die Adventitia darstellt (Kap. 5). Am
deutlichsten ist dies an der Hinterwand der A. ca-
rotis communis zu erkennen, wo sich das Gefäß
im rechten Winkel zum Schallstrahl befindet. Die
Dicke der Intima-Media-Schicht bewegt sich nor-
malerweise in einer Größenordnung von 0,5 mm
(Pignoli et al 1986). Ein normales Gefäßlumen
imponiert im Allgemeinen echofrei, der Untersu-
cher kann im Lumen registrierte Echos aber durch
Verringerung der Tiefenausgleichsregelung (TGC)
entfernen (Kap. 2). Es kommt also auf eine sorg-
fältige Einstellung der Geräteparameter an. Auch
Reverberationsartefakte können Strukturen im
Gefäßinnern vortäuschen. Adäquate B-Bilder der
Karotisbifurkation können mitunter nur schwer
erhalten werden. In diesen Fällen kann der Farb-
doppler bei der Gefäßlokalisation und der Durch-
führung der Spektraldopplermessungen behilf- Abb. 8.13 Während einer Karotisendarteriektomie
lich sein. von der Karotisbifurkation entferntes Atherom.

95
8 Ultraschalldiagnostik der extrakraniellen hirnversorgenden Gefäße

Mehrere dieser Studien zeigen eine Assoziation gestuft (Tiefe > 0,2 mm; Länge 2 mm mit an der
zwischen den Symptomen und dem Vorliegen Basis gut definierter Hinterwand und im Farb-
einer Intraplaque-Hämorrhagie (d. h. einer Ein- dopplerbild sichtbaren Verwirbelungen). Die in
blutung in die Plaque) (Merrit & Bluth 1992). Abbildung 8.14 erkennbare heterogene Plaque
Wenn die Oberfläche der Plaque Einblutungen mit einem blutgefüllten Krater lässt auf ein Ulkus
oder Lipidpools enthält und rupturiert, gelangt schließen.
der Plaqueinhalt in das Gefäßlumen. Dadurch Eine etwas andere Methode zur Beurteilung im
kann es zur distalen Embolisation und zu Sym- Längsschnitt dargestellter Plaques stammt von
ptomen einer TIA oder eines Schlaganfalls kom- Bock & Lusby (1992), die die Plaque, wie in Ab-
men. Eine europäische Multicenter-Studie (Euro- bildung 8.15 gezeigt, in vier verschiedene Typen
pean Carotid Plaque Study Group 1995) ergab, einteilen. Typ 1 erscheint als echofreier Bereich
dass die Echogenität im B-Bild im umgekehrten mit einer dünnen Kappe (Abb. 8.16A). Es konnte
Verhältnis zur Zusammensetzung des Weichteil- gezeigt werden, dass echofreie Zonen entweder
gewebes (einschl. Einblutungen oder Lipidein- mit Lipidpools oder Intraplaque-Hämorrhagien
lagerungen) und in direktem Zusammenhang assoziiert sind. Echogene Plaques werden als Typ
zum Vorhandensein von Kalzifikationen stand. 4 charakterisiert und gelten als eher benigne.
In dieser Studie wurde die Plaque anhand einer Abbildung 8.16D zeigt eine stärker echogene Pla-
Skala von 1 bis 3 beschrieben (1 = starke Echos; que. Die Typen 2 und 3 sind heterogene Plaques
3 = echoarme oder echofreie Zonen). Ferner wur- (Abb. 8.16B und C), wobei Typ 3 stärker echogen
den die Plaques als homogen oder heterogen ein- erscheint als Typ 2. Die Plaquetypen 1 und 2
gestuft. Eine gute Korrelation zwischen einer irre- waren signifikant häufiger bei symptomatischen
gulären Plaqueoberfläche und dem Vorhanden- Patienten nachzuweisen, wohingegen die Typen
sein von Ulzerationen war nicht nachweisbar. 3 und 4 öfter bei asymptomatischen Patienten
Auf einer internationalen Konsensuskonferenz gefunden wurden.
(de Bray et al 1997) wurde eine ähnliche Methode Diese und viele andere im Laufe der letzten Jahre
zur Beschreibung von Plaquemerkmalen verwen- durchgeführte Studien lassen darauf schließen,
det: Echogenität (von echofrei bis echodicht), dass das aussagekräftigste Kriterium zur Beurtei-
Oberfläche (von glatt bis eingebuchtet) und Tex- lung von Plaques im B-Bild der Anteil der echo-
tur (von homogen bis heterogen). Es wurde vor- freien oder echoarmen Bereiche innerhalb der
geschlagen, Echogenität gegen Blut (echofrei), Plaque ist. Die Qualität der Plaquedarstellung
M. sternocleidomastoideus (isoechogen) oder hängt natürlich davon ab, ob das Ultraschallge-
Knochen (echodichte Halswirbelkörper) zu stan-
dardisieren. Die Lumenoberfläche wurde als re-
gulär, irregulär (0,4 – 2 mm) und ulzeriert ein- Echofrei Echogen

Typ 1 Typ 3
A C

ACI ACC

Typ 2 Typ 4
B D

Abb. 8.15 Plaquekategorisierung auf sonographischer


Abb. 8.14 Aufnahme einer heterogenen Plaque mit Grundlage nach Bock & Lusby (aus Bock & Lusby
Kraterbildung (Pfeil) als Hinweis auf ein Ulkus. 1992, mit freundlicher Genehmigung.)

96
Farbdopplersonographie 8.6

ACI ACC
ACI
ACC

A B

ACI ACC
ACC

ACI

C D
Abb. 8.16 A: Echofreie Plaque (Pfeil) mit einer dünnen Kappe, Typ 1. B: Typ-2-Plaque. C: Typ-3-Plaque. Die Typen
2 und 3 sind heterogen, wobei Typ 3 stärker echogen erscheint als Typ 2. D: Homogene echogene Plaque, Typ 4.

rät optimal eingestellt ist. In Studien wurde eine 8.6 Farbdopplersonographie


Korrelation zwischen histologischem Erschei-
nungsbild und einem erhöhten Risiko für isch- Normalbefunde
ämische zerebrovaskuläre Ereignisse festgestellt
(Mathiesen et al. 2001); ausgehend vom Erschei- Der Blutfluss in normalen Karotiden ist pulsie-
nungsbild der Plaques konnte jedoch nicht nach- rend, mit konstantem Vorwärtsfluss während des
gewiesen werden, dass eine Operation zur Be- gesamten Herzzyklus. Mit der richtigen PRF soll-
handlung von asymptomatischen Patienten vor- te das Gefäßlumen bis zu den Wänden kontinu-
teilhafter ist als die medikamentöse Therapie. In ierlich mit Farbe gefüllt sein. Der Fluss in der
mehreren Forschungszentren wurde mithilfe von A. carotis externa kann dabei stärker pulsatil
Bildanalyseverfahren versucht, das sonographi- erscheinen als in der A. carotis interna und der
sche Erscheinungsbild von Plaques objektiv zu A. carotis communis. An der Karotisgabel führen
quantifizieren, was die Plaquecharakterisierung Veränderungen der Gefäßgeometrie in der Gabel
mit der Zeit vielleicht verbessern hilft. oftmals zu Bereichen mit einer Flussumkehr auf
Große atheromatöse Bereiche sind häufig im Ab- der dem Abgang der Externa gegenüberliegenden
gangsbereich einer verschlossenen A. carotis in- Seite, was in einem normalen Erscheinungsbild
terna zu sehen. Bei länger bestehendem Ver- wie in Abbildung 5.12A, Kapitel 5 resultiert.
schluss kann die verschlossene ACI viel kleiner
erscheinen, da das Gefäßlumen mit der Zeit
schrumpft (siehe Abb. 8.18). Pathologische Befunde

Die fehlende Farbfüllung in der Gefäßwand-


region kann auf das Vorhandensein eines Athe-
roms hindeuten. Es muss jedoch sichergestellt
werden, dass die Füllungsdefekte nicht auf einen

97
8 Ultraschalldiagnostik der extrakraniellen hirnversorgenden Gefäße

schlechten Dopplerwinkel, eine unangemessen mithilfe des Farbdopplerbildes eine präzise Win-
hohe PRF- oder Hochpassfilter-Einstellung oder kelkorrektur für die Geschwindigkeitsmessungen
auf das Vorhandensein eines Bildartefaktes zu- vorgenommen werden. Das vollständige Fehlen
rückzuführen sind, das die Farbanzeige verhin- einer Farbfüllung in einem Gefäß kann auf einen
dert. Das Vorliegen eines Füllungsdefekts an der Gefäßverschluss hindeuten. Ein solcher Befund
Gefäßwand – ohne dass im B-Bild ein Atherom sollte jedoch durch Optimierung der Farbeinstel-
sichtbar ist – kann auf einen echoarmen Bezirk lungen zum Nachweis geringerer Geschwindig-
eines Atheroms hinweisen. keiten bestätigt werden, um das Vorliegen einer
Eine intrastenotische Beschleunigung der Strö- sehr ausgeprägten Stenose irgendwo im Gefäß-
mungsgeschwindigkeit verursacht normalerwei- verlauf auszuschließen. Eine in der ACC oder
se einen Farbumschlag, der häufig mit Aliasing ACI während der Diastole offenkundig fehlende
(Abb. 8.17A) und manchmal mit einer Flussum- Farbfüllung lässt möglicherweise auf einen ho-
kehr (siehe Abb. 5.18) assoziiert ist. Das Farb- hen Strömungswiderstand (Hochwiderstandsfluss,
dopplerbild kann bei der Lokalisation des am High-resistance flow) infolge eines Verschlusses
stärksten verengten Bereichs im erkrankten Ge- oder einer hochgradigen Stenose distal schließen.
fäßabschnitt helfen, der dann mit einem Spek- Der fehlende diastolische Fluss sollte mittels
traldoppler untersucht werden sollte (Abb. 8.17B). Spektraldoppler bestätigt werden; die gründliche
Intra- und unmittelbar poststenotisch sind mög- Untersuchung der distalen Gefäße gelingt durch
licherweise sehr schnelle Jetströme zu sehen, und den kombinierten Einsatz von Farb- und Spek-
die Strömung verläuft unter Umständen nicht traldoppler.
mehr parallel zur Gefäßwand. In diesem Fall kann

8.7 Spektraldopplerkurven
Normalbefunde
Im Vergleich zu den in der ACI zu beobachten-
den Wellenformen mit niedrigem Widerstand
ACC
ACI (Abb. 8.9B) zeigen aus der ACE abgeleitete Spek-
traldopplerkurven Flussmuster mit hohem Wider-
stand bei pulsatiler Wellenform und niedrigem
A diastolischem Fluss (Abb. 8.9C). Die normale
Dopplerkurve der ACC (Abb. 8.9A) liegt irgend-
wo zwischen der Wellenform der ACI und der
ACE. Die in den Karotiden abgeleiteten systoli-
schen Spitzengeschwindigkeiten hängen von der

B ACC
Vene
Abb. 8.17 A: Das Farbdopplerbild zeigt eine verengte
proximale ACI. B: Das aus der Verengung abgeleitete
Dopplersignal zeigt eine signifikante Geschwindig- ACI
keitszunahme (systolische Spitzengeschwindigkeit
500 cm/s, enddiastolische Geschwindigkeit 300 cm/s)
mit erhöhter Spektralverbreiterung, die auf eine signi-
fikante Stenose schließen lässt (Durchmesserverringe- Abb. 8.18 Über längere Zeit bestehender Verschluss
rung > 80 %). der A. carotis interna.

98
Spektraldopplerkurven 8.7

Abb. 8.19 Aus dem nicht erkrankten Abgang der ACI Abb. 8.20 Aus der ACC abgeleitete Dopplerkurve mit
proximal eines ACM-Verschlusses abgeleitetes Dopp- diastolischer Strömungsumkehr bei Aortenklappenin-
lerspektrum mit hohem Widerstand. suffizienz.

relativen Größe des Gefäßes ab, liegen in der ge- Beispiel für eine Flusskurve mit hohem Wider-
sunden ACI typischerweise aber unter 110 cm/s. stand, die aus einem gesunden ACI-Abgang pro-
Die mittels Farbdoppler erstellten Flussprofile in ximal eines ACM-Verschlusses abgeleitet wurde.
der normalen Bifurkation (siehe Abb. 5.12) be- Eine Strömungsumkehr in den Karotiden wäh-
einflussen die Form der im Abgang der ACI abge- rend der gesamten Diastole (Abb. 8.20) kann auf
leiteten Spektraldopplerkurven, die eine gestörte ein Herzproblem, wie z. B. eine Aortenklappen-
Strömung oder Bereiche mit Strömungsumkehr insuffizienz, hindeuten (Malaterre et al 2001). In
zeigen können. Distal der Karotisgabel sollten diesem Fall ist das pathologische Erscheinungs-
keine gestörten Wellenformen mehr registriert bild nicht auf eine Seite beschränkt, sondern
werden. sowohl in den rechten als auch linken Karotiden
zu beobachten.
Das Spektrum der distal einer sehr schweren,
Pathologische Befunde flusslimitierenden Stenose detektierten Signale
zeigt häufig eine turbulente Strömung mit er-
Das Vorliegen einer Verengung in den Karotiden höhter systolischer Anstiegszeit (Abb. 8.21). Diese
führt zu einer Zunahme der Strömungsgeschwin- untypischen Kurvenformen können dem Unter-
digkeit in der Stenose, die mittels Spektraldopp- sucher nützliche Hinweise auf das Vorliegen
ler bestimmt werden kann. Signifikante Ände- eines signifikanten Krankheitsprozesses geben.
rungen der Strömungsgeschwindigkeit intra- und Das farbdopplersonographisch nachweisbare voll-
unmittelbar poststenotisch sind nachweisbar, ständige Fehlen des Flusses (Nullfluss) in einem
wenn der Gefäßdurchmesser um mehr als 50 % Gefäß kann durch eine Spektraldopplerunter-
verringert ist. Die Zunahme der Strömungsge- suchung bestätigt werden. Manchmal können
schwindigkeit steht mit dem Stenosegrad in Zu-
sammenhang (siehe Kap. 5), der anhand der Ge-
schwindigkeitsunterschiede bestimmt werden
kann. Bei signifikanten Stenosen zeigen die intra-
oder unmittelbar poststenotisch abgeleiteten
Dopplerkurven auch eine Zunahme der Spek-
tralverbreiterung (Abb. 8.17B).
Ungewöhnlich niedrige Geschwindigkeiten kön-
nen auf das Vorliegen eines Krankheitsprozesses
proximal oder distal des Messortes hindeuten.
Von der ACC abgeleitete Dopplerspektren mit
hohen Widerstand anzeigenden Wellenformen
und fehlendem Fluss während der Diastole lassen
möglicherweise auf eine schwere Carotis-interna-
Stenose oder einen Interna-Verschluss schließen Abb. 8.21 Dopplerspektrum mit turbulenter Strö-
(Abb. 8.10B). Abbildung 8.19 zeigt ein weiteres mung jenseits einer signifikanten Stenose.

99
8 Ultraschalldiagnostik der extrakraniellen hirnversorgenden Gefäße

jedoch innerhalb des verschlossenen Gefäßes kompliziert. Die ECST-Studie ergab, dass eine
langsame Flussgeschwindigkeiten detektiert wer- Operation bei Patienten mit ECST70- bis 99 %iger
den, die auf Wandbewegungen zurückzuführen Stenose das Schlaganfallrisiko verringerte. Ähnli-
sind. Auch kleine Venen im Bereich der Karotis- che Ergebnisse wurden aber auch in der NASCET-
gabel können irreführende Dopplersignale er- Studie für Patienten mit NASCET70- bis 99 %iger Ste-
zeugen, so kann etwa der venöse Fluss im Halsbe- nose berichtet, die einer Stenose von ECST80 – 99 %
reich pulsatil erscheinen. entspricht. Die Ergebnisse beider Studien kombi-
nierend, kommt Rothwell (2000) zu dem Schluss,
dass die Karotisendarteriektomie das Gesamt-
8.8 Stenosegraduierung schlaganfallrisiko von Patienten mit einer rezen-
ten symptomatischen ECST70- bis 99 %igen Steno-
Inzwischen wurden die Ergebnisse zweier großer se (NASCET50 – 99 %) senkt. Rothwell führt aus, dass
multizentrischer Studien veröffentlicht, und zwar bei Anwendung dieser Kriterien acht bis zehn
die Studien der North American Symptomatic Patienten operiert werden müssten, um im Laufe
Carotid Endarterectomy Trial Collaborators der folgenden drei Jahre einen Schlaganfall zu
(NASCET) (1991, 1998) und der European Caro- verhindern. In einer weiteren Studie [Asym-
tid Surgery Trialists‘ Collaborative Group (ECST) ptomatic Carotid Atherosclerosis Study (ACAS),
(1998). Darin wurden die Vorteile der Karotis- 1995], in der Patienten mit einer signifikanten
chirurgie, die ein gewisses Mortalitäts- und Mor- (60 – 99 %) asymptomatischen Stenose untersucht
biditätsrisiko birgt, mit der besten medikamentö- wurden, wurde in dieser Gruppe ein begrenzter
sen Therapie für Patienten mit symptomatischen Nutzen der Karotischirurgie nachgewiesen. Ver-
Karotiserkrankungen verglichen. Die Karotiser- besserungen im Rahmen der Patientenselektion
krankungen wurden mittels Angiographie quan- könnten zukünftig dazu beitragen, dass die Grup-
tifiziert. In der europäischen und der nordame- pe der Patienten mit hohem Schlaganfallrisiko
rikanischen Studie wurden zur Bestimmung des
Stenosegrades mit Angiogrammen unterschied-
liche Methoden angewendet. In der ECST-Studie ACI
wurde der Stenosegrad durch den Vergleich
zwischen dem Restlumendurchmesser und dem A
geschätzten Durchmesser des Karotisbulbus be-
stimmt. Dagegen wurde in der NASCET-Studie,
ACE
wie in Abbildung 8.22 gezeigt, der Restlumen-
Geschätzte Position
durchmesser mit dem Durchmesser der normalen der Gefäßwand
B
distalen ACI verglichen. Die Anwendung dieser C
beiden unterschiedlichen Methoden kann zu
signifikanten Unterschieden bei der Stadienein-
teilung führen. So wurde etwa die Verengung in NASCET ECST
Abbildung 8.22 nach dem in der europäischen 30 65
Studie angewandten Verfahren als eine Lumen- 40 70
einengung von 70 % angegeben; nach der ameri- 50 75
60 80
kanischen Methode waren es lediglich 50 %. In 70 85
Abbildung 8.22 wird auch der ungefähre äquiva- 80 91
CCA 90 97
lente Stenosegrad angegeben, der (für dieselben
Stenosen) nach den beiden verschiedenen in der Ungefährer äquivalenter
A⫺B Stenosegrad der A. carotis
NASCET- und der ECST-Studie verwendeten Kri- NASCET
A interna (ACI) gemäß
terien bestimmt wurde. Als eine möglicherweise
C⫺B NASCET- und ECST-
bessere Methode zur Bestimmung des Stenose- ECST
C Messmethoden
grades wurde ein Vergleich des Restlumens mit
dem Durchmesser der distalen ACC vorgeschla- Abb. 8.22 Die NASCET- und die ECST-Studie be-
gen. nutzten unterschiedliche Methoden zur Graduierung
Die Verwendung unterschiedlicher Methoden der im Karotisangiogramm erkennbaren Stenosen (in
zur Stenosegraduierung machen den Vergleich Anlehnung an Donnan et al. 1998, mit freundlicher
der NASCET- und der ECST-Studienergebnisse Genehmigung).

100
Stenosegraduierung 8.8

gezielter ermittelt werden kann. Die Tatsache,


Tab. 8.1 Zusammenhang zwischen Durchmesser-
dass die Symptome eher mit embolischen als
verringerung und Reduktion der Querschnittsfläche,
hämodynamischen Phänomenen assoziiert sind,
ausgehend von einer konzentrischen Stenose
bedeutet, dass klinisch noch immer strittig ist, ob
hinsichtlich der Schlaganfallursachen Plaquetyp Durchmesser- Reduktion der Quer-
und -größe zusammen mit dem Stenosegrad als verringerung [ %] schnittsfläche [ %]
kritische Faktoren gelten müssen. 30 50
Als Alternative zur Endarteriektomie kommen
auch Angioplastie und Stenting zur Behandlung 50 75
von Karotisstenosen in Betracht, doch aufgrund 70 90
der damit verbundenen Risiken bleibt dies wei-
terhin ein umstrittenes Verfahren. Um die beiden
Behandlungsmethoden miteinander vergleichen
zu können, bedarf es weiterer randomisierter, Die prozentuale Lumeneinengung lässt sich wie
kontrollierter Studien (Rothwell 2000). Stents folgt aus der Bestimmung des Gefäßdurchmes-
sind dehnbare maschenartige Metallröhrchen, sers abschätzen:
die angewendet werden, um das erkrankte Gefäß
offen zu halten. Obwohl die Stenteinlage im Ge- ⎛ ⎡ Durchmesser des ⎤ ⎞
⎜ ⎢ ⎥⎟
gensatz zur Karotisendarteriektomie keine All- % Durchmesser- = ⎜ 1 − ⎢ offenen Lumens ⎥ ⎟ × 100
gemeinanästhesie erforderlich macht, birgt das verringerung ⎜ ⎢ Gesamtdurchmesser ⎥⎟
⎜ ⎢⎣ des Gefäßes ⎥⎦ ⎟⎠
Verfahren ein potenzielles Schlaganfallrisiko. ⎝

Die farbkodierte Dopplersonographie kann bei


B-Bildtechnik der Identifizierung von Lumeneinengungen von
Vorteil sein. Farbdopplerbilder lassen sich sowohl
Angiographisch werden Karotiserkrankungen wie im Längs- als auch Querschnitt gewinnen. Dadurch
auch andere arterielle Gefäßerkrankungen gemäß kann zwar der Stenosegrad bestimmt werden,
der Lumeneinengung eingeteilt. Deshalb wird doch hat diese Methode auch potenzielle Schwach-
die Durchmesserverringerung auch zur sono- stellen. Ein ungünstiger Beschallungswinkel oder
graphischen Stenosegradeinteilung angewendet, unangemessene PRF- oder Filtereinstellungen
obwohl die Reduktion der Querschnittsfläche, können falsche Signalauslöschungen hervorru-
vor allem bei Vorliegen exzentrischer Stenosen, fen, was eine Überschätzung des Stenosegrades
angemessener wäre. Tabelle 8.1 gibt die pro- zur Folge haben kann. Ist die Farbverstärkung zu
zentuale Reduktion der Querschnittsfläche in hoch eingestellt, kann der Anschein erweckt wer-
Verbindung mit einer bestimmten prozentualen den, dass die Farbe aus dem Gefäßlumen „ausblu-
Durchmesserverringerung an, wobei von einer tet“, was wiederum zu einer Unterschätzung des
symmetrischen Lumeneinengung ausgegangen Stenosegrades führen kann (Abb. 7.6).
wird; diese Werte gelten allerdings nicht für ex-
zentrische Stenosen. Zur Beurteilung des Steno-
segrades ist die B-Bildgebung am besten geeignet, Spektraldoppler
wenn die Lumeneinengung weniger als 50 % be-
trägt. Bei exzentrischen Stenosen wird der Ste- Wenn die Größe des Atheroms im Gefäß zu-
nosegrad aber möglicherweise überschätzt, wenn nimmt, wird es schwieriger, den Stenosegrad auf
das Atherom im Längsschnitt an der Vorder- oder Grundlage des Ultraschallbildes abzuschätzen.
Hinterwand liegt. Ebenso ist es möglich, dass der Dies gilt vor allem bei Vorliegen eines kalzifi-
Stenosegrad im Längsschnitt unterschätzt wird, zierten oder echofreien Atheroms. Beträgt die
wenn die Plaque an den Seitenwänden lokalisiert Durchmesserverringerung jedoch mehr als 50 %,
ist (Abb. 8.23). Deshalb sollte das erkrankte Ge- können zur Stenosegraduierung Geschwindig-
fäß zunächst im Querschnitt dargestellt werden, keitskriterien herangezogen werden. Im Laufe
um die optimale Längsschnittebene zu ermit- der Jahre wurden mehrere Kriterien zur Ein-
teln. Allerdings wird diese Option offensichtlich teilung von Karotisstenosen entwickelt, deren
durch die Anzahl der verfügbaren longitudinalen Veröffentlichung zahlreiche Diskrepanzen offen-
Schnittebenen eingeschränkt. gelegt hat.

101
8 Ultraschalldiagnostik der extrakraniellen hirnversorgenden Gefäße

1 5

D
1
2

6
2 6

3 E
3
7

B F

Abb. 8.23 Darstellungen im Longitudinalschnitt können zu einer Über- und Unterschätzung exzentrischer Steno-
sen führen. Die schematischen Abbildungen zeigen Beispiele erkrankter Gefäße, die im Quer- und Längsschnitt
aus den nummerierten Schallkopfpositionen sonographiert wurden. A: Im Längsschnitt kann ein Atherom mögli-
cherweise übersehen werden (1), das sich in einer anderen Schnittebene deutlicher darstellen lässt (2). B: Athe-
rome an den Seitenwänden können in die Gefäßmitte hineinragen und den Eindruck eines im Gefäß flottierenden
Atheroms vermitteln. C, D: Diese Längsschnittbilder zeigen trotz starker Unterschiede im Stenosegrad ein ähn-
liches Erscheinungsbild. Je nach Darstellungsebene erweckt das Längsschnittbild den Eindruck eines Gefäßver-
schlusses (E) bzw. eines stenosierten Gefäßes (F).

Für die verschiedenen Kriterien wurden Doppler- metrie des Karotisbulbus erschwert. Der Quotient
werte mit dem Goldstandard, d. h. in diesem Fall von PSVACI und PSVACC hängt zum Teil von den
den Ergebnissen der Angiographie verglichen, relativen Abmessungen der ACC und der ACI ab.
die eigenen Limitationen unterliegt. Eine weitere Schwierigkeit stellt die unterschied-
Die Mehrzahl der Kriterien zur Graduierung von liche Geometrie des Karotisbulbus dar. Viele Kri-
Karotisstenosen beruht auf der systolischen Spit- terien verwenden zur Stenosegraduierung auch
zengeschwindigkeit (PSV) und der enddiasto- absolute Geschwindigkeiten. Eine Kombination
lischen Geschwindigkeit (EDV) in der A. carotis aus absoluten Geschwindigkeitswerten und Ge-
interna (ACI) sowie dem Verhältnis zwischen der schwindigkeitsverhältnissen kann jedoch die
PSV in der ACI und der PSV in der ACC. Im Fallstricke, die mit der alleinigen Verwendung
Gegensatz zur Stenosegraduierung in anderen von Geschwindigkeitskriterien verbunden sind,
Bereichen des arteriellen Systems, in denen es potenziell verringern. So kann z. B. eine Zunahme
häufig einen proximalen Abschnitt in einem der PSV durch Hypertonie, altersbedingte Ände-
gesunden Gefäß gibt, der zur Berechnung eines rungen hinsichtlich der Dehnbarkeit der Gefäß-
Geschwindigkeitsverhältnisses herangezogen wer- wände (Compliance) oder vermehrten Blutfluss
den kann, wird die Situation hier durch die Geo- zur Versorgung eines Kollateralweges bedingt

102
Die Kombination von B-Bild-, Farb- und Spektraldopplerinformationen 8.9

sein. Allerdings wäre eine solche Zunahme so- (1997) vorgeschlagenen Kriterien beruhen auf
wohl in der ACC als auch ACI zu beobachten, den von Moneta et al. (1993, 1995) berichteten
und das Fehlen einer signifikanten Strömungs- Ergebnissen. Tabelle 8.2 enthält die im Anschluss
beschleunigung würde den Untersucher dahin- an die Carotid Artery Stenosis Consensus Con-
gehend beruhigen, dass keine signifikante Evi- ference veröffentlichten Kriterien (Grant et al.
denz für eine Stenose vorliegt. Umgekehrt kann 2003). Die Konsensuskonferenz sprach zahlreiche
ein pathologisches Geschwindigkeitsverhältnis Empfehlungen aus, darunter neben PSVACI-Krite-
bei Ableitung niedriger Flussgeschwindigkeiten, rien als Primärparameter auch die Plaquebestim-
die möglicherweise durch ein zu geringes Herz- mung (Durchmesserverringerung in %) mittels
zeitvolumen bedingt sind, zur Identifizierung B-Bildgebung und Farbdopplersonographie. Als
einer Stenose beitragen. Zusatzparameter werden der PSVACI-/PSCACC-Quo-
Tabelle 8.2 nennt einige Beispiele für Kriterien tient und EDVACI empfohlen. Nicolaides et al.
zur Einteilung des Stenosegrades in der Karotis, (1996) beschreiben ein anderes Geschwindig-
die in verschiedenen Einrichtungen im Laufe der keitsverhältnis, den PSVACI/EDVACC-Quotienten
Jahre von Sonographeuren entwickelt wurden. (siehe Tabelle 8.3). Ein wichtiger Faktor, der die
Diese Zentren haben die Stenosegrade in ver- zur Stenosegradeinteilung ausgewählten Krite-
schiedene Bereiche unterteilt. Gemäß der ECST- rien beeinflussen könnte, ist die Frage, ob die
und NASCET-Studie ist es besonders hilfreich, sonographische Untersuchung als Screeningtest
zwischen Stenosen von < 70 % und t 70 % zu un- vor einer Angiographie durchgeführt werden
terscheiden, um die Patientengruppe zu selek- sollte, wofür eine hohe Sensitivität erforderlich
tieren, die bei gegebener Symptomatik von einer ist (siehe Anhang B), oder für die Auswahl von
Operation profitieren würde. Bluth et al. (1988) Patienten für einen chirurgischen Eingriff ohne
entwickelten ihre Kriterien anstatt mit einem Li- Angiographie, was eine gleichermaßen hohe Sen-
nearschallkopf mit einem frühen Duplex-Scan- sitivität und Spezifität verlangt, um die Anzahl
ner mit separater Doppler-Einheit. Diese älteren der falsch-positiven Ergebnisse möglichst gering
Systeme waren weniger anfällig für eine intrin- zu halten. Die Veröffentlichungen, in denen die
sische Spektralverbreiterung (ISB) und führten in Tabelle 8.2 aufgeführten Kriterien beschrieben
deshalb zu anderen Ergebnissen als viele moder- sind, enthalten nähere Angaben zu der anhand
ne Systeme mit Linearschallköpfen, die eher zur dieser Kriterien zu erzielenden Sensitivität und
Überschätzung der Spitzengeschwindigkeiten nei- Spezifität. Jedes Zentrum sollte durch Vergleich
gen. Intrinsische Spektralverbreiterung (siehe von Ultraschallbefunden mit angiographischen
Kap. 6) kann zu Fehlern bei der Bestimmung der oder MRA-Befunden seine eigenen Kriterien ve-
Flussgeschwindigkeiten führen, die durch den rifizieren. Verfügt eine Abteilung über mehr als
Beschallungswinkel bedingt sind. Um diese win- ein Ultraschallgerät, müssen die bei jedem Gerät
kelabhängigen Messwertschwankungen auszu- angewandten Kriterien überprüft werden, da ver-
schalten, haben einige Zentren sich deshalb zur schiedene Scanner-Modelle auch unterschied-
Benutzung eines fixen Beschallungswinkels von liche Ergebnisse erzielen können. Wichtig ist,
60 ° entschlossen. dass der Untersucher weiß, wofür die chirur-
Die meisten der in Tabelle 8.2 aufgeführten Kri- gischen oder internistischen Teams die Ergeb-
terien wurden gegen die Angiographie korreliert, nisse der Ultraschalluntersuchungen benutzen,
wobei zur Darstellung der angiographischen und dass diese Teams wissen, nach welcher Me-
Befunde die NASCET-Methode herangezogen thode der Untersucher den Krankheitsschwere-
wurde. Danach entspräche eine Stenose > 70 % grad bestimmt hat.
diesen Kriterien zufolge einer nach der ECST-
Messmethode bestimmten Durchmesserverringe-
rung von > 80 %. Staikov et al. (2002) haben die 8.9 Die Kombination von B-
Ultraschallkriterien zum Nachweis von Stenosen
sowohl anhand der NASCET- als auch ECST-Mess- Bild-, Farb- und Spektral-
methode verglichen und gezeigt, dass die nach dopplerinformationen
der NASCET-Methode entwickelten Geschwindig-
keitskriterien für eine Stenose > 70 % den nach Zur Bestimmung des Stenosegrades sollten die
der ECST-Methode erstellten Kriterien für eine mit allen drei Modalitäten erhobenen Informa-
> 80 %ige Stenose ähneln. Die von Sidhu & Allan tionen herangezogen werden, da alle drei ihre

103
8 Ultraschalldiagnostik der extrakraniellen hirnversorgenden Gefäße

Tab. 8.2 Zusammenfassung einer Auswahl an Doppler-Ultraschallkriterien für die Stenosediagnostik

Autoren Durchmesser- PSVACI EDVACI Quotient


reduktion in % [cm/s] [cm/s] PSVACI/PSVACC

Bluth et al. (1988) 40 – 59 < 130 40* < 1,8


60 – 79 > 130 > 40* < 1,8
80 – 99 > 250 > 100* > 3,7

Robinson et al. < 50 < 150 < 50 <2


(1988) (NASCET)
> 50 > 150 > 50 >2
> 70 > 225 > 75 >3
Hunik et al. (1993) 70 – 99 t 230
(NASCET)
Fraught et al. 50 – 69 < 130 d 100
(1994) (NASCET)
70 – 99 > 130 > 100
Sidhu & Allan 50 – 59 > 130 < 40 < 3,2
(1997)
60 – 69 > 130 40 – 110 3,2 – 4
70 – 79 > 230 110 – 140 >4
80 – 95 > 230 > 140 >4
96 – 99 Pendelfluss
100 Nullfluss
Filis et al. (2002) < 50 < 150 < 50 < 1,8
(NASCET)
50 – 59 150 – 200 50 – 70 < 2,2
60 – 69 200 – 250 70 – 90 2,2 – 2,8
70 – 79 250 – 330 90 – 130 2,8 – 3,8
80 – 89 330 – 400 130 – 180 3,8 – 5
90 – 99 > 400 > 180 >5
Verschluss Durch PW/CDI mit sensitiven Skaleneinstellungen kein Fluss in
der ACI nachweisbar. Einseitig reduzierter Fluss in der ACC
Staikov et al. 70 – 99 (NASCET) t 220 t 80
(2002)
70 – 99 (ECST & t 190 t 65
CC**)
t 215 t 90
80 – 99 (ECST)
Grant et al. (2003) < 50 < 125 < 40 < 2,0
(NASCET)
50 – 69 125 – 230 40 – 100 2,0 – 4,0
70, aber weniger > 230 > 100 > 4,0
als subtotaler Ver-
schluss

Subtotaler Ver- Hoch, niedrig oder variabel variabel


schluss nicht detektierbar

Totaler Verschluss nicht detektierbar Nicht zutreffend Nicht zutreffend


* diastolische Spitzengeschwindigkeit; ** ACC-Methode.

104
Die Kombination von B-Bild-, Farb- und Spektraldopplerinformationen 8.9

Stärken und Schwächen haben. Abbildung 8.24


Tab. 8.3 Systolische Spitzengeschwindigkeit in der
zeigt an einem Beispiel, wie man sich das vor-
ACI im Verhältnis zur enddiastolischen Geschwin-
zustellen hat. Abbildung 8.24A zeigt den Quer-
digkeit in der ACC (in Anlehnung an Nicolaides et al.
schnitt einer erkrankten ACI mit Hinweisen auf
1996 © International Society of Endovascular Speci-
ein kalzifiziertes Atherom (angezeigt durch den
alists, mit freundlicher Genehmigung)
Pfeil). Dieses Bild lässt auf eine Lumeneinengung
Angiographisch bestimmter PSVACI/EDVACC- von 50 – 70 % schließen. Abbildung 8.24B zeigt
Stenosedurchmesser in % Quotient dasselbe Gefäß im Längsschnitt bei fehlendem
NASCET ECST Fluss in der proximalen ACI. Wird das Gefäß je-
doch in einer anderen Schnittebene dargestellt
d 11 d 50 <7 (Abb. 8.24C), ist der Fluss darin sichtbar. Auch
11 – 60 50 – 77 7 – 10 wenn das Gefäßlumen im Farbbild nur gering-
fügig stenosiert wirkt, sollte eine Strömungsbe-
60 – 70 77 – 83 10 – 15 schleunigung, die durch Aliasing nachweisbar
70 – 82 83 – 90 15 – 25 ist, den Untersucher auf die Möglichkeit einer
höhergradigen Verengung aufmerksam machen.
> 82 t 90 > 25
Geschwindigkeitsmessungen per Spektraldoppler
(Abb. 8.24D) ergeben in der ACI eine PSV von
200 cm/s und eine EDV von 75 cm/s. Bei Anwen-
dung der Geschwindigkeitskriterien von Filis et
al. (2002) (Tabelle 8.2) würden diese Werte einer
Lumeneinengung von 60 – 69 % (NASCET) ent-
sprechen. Aufgrund des Aussehens sowohl der

ACI

ACE ACI ACE


A

ACI B

ACE

C D
Abb. 8.24 Zur Bewertung von Karotiserkrankungen eignet sich eine Kombination aus B-Bild-, Farbdoppler- und
Spektraldopplersonographie. A: Der Querschnitt einer erkrankten ACI mit einem kalzifizierten Atherom (Pfeil) lässt
auf eine 50- bis 70 %ige Durchmesserverringerung schließen. B: Längsschnitt des Gefäßes mit fehlendem Fluss in
der proximalen ACI. C: Wird das Gefäß in einer anderen Ebene dargestellt, ist der Blutfluss darin sichtbar. Auch
wenn das Gefäßlumen in dieser Schnittebene nur geringfügig stenosiert wirkt, ist eine Strömungsbeschleunigung,
die durch Aliasing nachweisbar ist, zu erkennen. D: Geschwindigkeitsmessungen per Spektraldoppler ergeben in
der ACI eine PSV von 200 cm/s und eine EDV von 75 cm/s, was auf eine Durchmesserverringerung von 60 – 69 %
(NASCET) hindeutet.

105
8 Ultraschalldiagnostik der extrakraniellen hirnversorgenden Gefäße

B- als auch der Farbdopplerbilder im Querschnitt werden. Alternativ kann ein Blutdruckmessgerät
sowie in einer Reihe von Longitudinalebenen benutzt werden. Zur Erzeugung einer Hyperämie
und der Geschwindigkeitswerte kann der Unter- wird die Manschette um den Oberarm gelegt und
sucher den Stenosegrad bestimmen. Es gibt je- für 2 – 3 Minuten auf oberhalb des systolischen
doch auch Situationen, in denen Bildgebung und Drucks aufgepumpt. Danach wird die Druck-
Geschwindigkeitsmessungen eingeschränkt sind, manschette wieder gelöst. Sowohl die Bewegungs-
sodass der Sonographeur den Schweregrad der übung als auch die Hyperämie führen zu einer
Erkrankung nicht beurteilen kann. Auch darauf vermehrten Durchblutung des Arms und bewir-
sollte im Untersuchungsbericht deutlich hinge- ken in der Vertebralarterie eine Strömungsum-
wiesen werden. kehr während des gesamten Herzzyklus. Die
A. vertebralis über ihre gesamte Länge zu sono-
graphieren, ist nicht möglich, da einzelne Ab-
8.10 Normale und patho- schnitte von den Wirbelfortsätzen verdeckt wer-
logische Befunde der den; bei gegebener Indikation können manchmal
jedoch die Abgänge der Vertebralarterien in der
Strömungsverhältnisse in Nackenbasis dargestellt werden, obwohl dies
der A. vertebralis recht schwierig sein kann.

Die A. und V. vertebralis sind zwischen den Wir-


belfortsätzen zu sehen. Die Vene liegt normaler-
weise über der Arterie, und der Blutfluss in der
Arterie ist im Allgemeinen schädelwärts gerichtet
(nach kranial) (Abb. 8.12 und 8.25A). Nicht sel-
ten sieht man auf der einen Halsseite (meist der
linken) eine im Vergleich zur Gegenseite größere
Vertebralarterie oder höhere Geschwindigkeiten.
Gelegentlich kann man nur eine der Vertebral-
arterien darstellen. Das aus der A. vertebralis ab-
geleitete Dopplerspektrum zeigt eine Wellenform
mit geringem Widerstand und hohem diasto-
lischem Fluss (Abb. 8.25A).
Eine Strömungsumkehr (d. h. Fluss vom Kopf A
weg) in einer der Vertebralarterien lässt auf ein
Subclavian-steal-Syndrom schließen (Abb. 8.25B
und 8.3). Aus der ipsilateralen distalen A. sub-
clavia abgeleitete Dopplersignale erscheinen ge-
dämpft (siehe Kap. 10), und manchmal wird in
der proximalen A. subclavia ein Stenosejet regis-
triert. In einigen Fällen kann das Erscheinungs-
bild des Flusses in der A. vertebralis sehr verwir-
B
rend sein, wenn, wie in Abbildung 8.25C zu
sehen, der Fluss während der Systole vom Kopf
weg und während der Diastole auf den Kopf zu
gerichtet ist. Hier ist der Druckabfall in der er-
krankten Subclavia nicht groß genug, um wäh-
rend der gesamten Herzperiode eine Flussumkehr
in der A. vertebralis zu bewirken. Um sicherzu-
gehen, dass das pathologische Strömungsverhal-
ten auf ein Subclavian-steal-Syndrom zurück- C
geht, sollte der Patient den Arm auf der Seite des Abb. 8.25 A: Der Blutfluss in einer normalen Verte-
pathologischen vertebralen Flusses bewegen. bralarterie. B: Vollständige Strömungsumkehr. C: Par-
Dazu muss der Unterarm eine Minute lang ein- tielle Strömungsumkehr in der A. vertebralis infolge
mal pro Sekunde in Richtung Schulter gebeugt eines Subclavian-steal-Syndroms.

106
Probleme bei der Darstellung der Strömungsverhältnisse in der A. carotis 8.11

8.11 Probleme bei der


Darstellung der ACC
Strömungsverhältnisse
ACI
in der A. carotis
A
Kalzifizierte Atherome
Ausgedehnte kalzifizierte Plaques in der Karotis-
bifurkation, die zu einer signifikanten Verschat-
tung im Bild führen, können die Bestimmung
ACI ACC
des Stenosegrades erschweren. Kalzifikationen
können dazu führen, dass mittels B-Bildgebung,
Farb- oder Spektraldoppler keinerlei Signale aus
dem Gefäß abgeleitet werden. Der anfängliche B
Eindruck eines farbdopplersonographisch nach- Abb. 8.26 Eine Kalzifikation an der Arterienvorder-
gewiesenen Nullflusses kann den Untersucher wand kann die Ableitung eines B-Bildes, eines Farb-
dazu verleiten, einen Gefäßverschluss anzuneh- und Spektraldopplerspektrums aus dem kalzifizierten
men. Helle Bildpunkte an der Vorderwand und Gefäßabschnitt verhindern. A: Das Farbdopplerbild
das Fehlen von Echosignalen aus dem darunter- lässt nicht auf eine signifikante Änderung der Ge-
liegenden Bereich sollten an eine Kalzifikation schwindigkeit im kalzifizierten Gefäßabschnitt schlie-
denken lassen (Abb. 8.26). In diesem Fall sollten ßen. B: Jenseits der kalzifizierten Zone ist eine deutliche
Aufnahmen des Gefäßes distal der Kalzifikation Strömungsstörung (Flussbeschleunigung und Strö-
gewonnen und das Vorhandensein eines Blut- mungsumkehr) zu erkennen.
flusses abgeklärt werden. Wenn das distale Gefäß,
ohne Hinweise auf weitere Kalzifizierungen,
deutlich zu sehen ist und kein Fluss nachgewie- Geschwindigkeiten (Abb. 8.17B) jenseits einer
sen werden kann, obwohl das Gerät optimal für Stenose, poststenotische Strömungsstörungen
die Detektion von niedrigen Flussgeschwindig- (Abb. 8.21) oder ein langsamer, gedämpfter Fluss
keiten eingestellt wurde, ist das Gefäß wahr- lassen allesamt eine signifikante Stenose vermu-
scheinlich verschlossen. Wird distal eines kalzi- ten. Besteht am Ende der Untersuchung irgendein
fizierten Bereichs ein Blutfluss nachgewiesen, Zweifel über das Vorliegen oder das Fehlen eines
kann der Stenosegrad in der kalzifizierten Zone signifikanten Krankheitsprozesses, sollte der Un-
mithilfe des Spektraldopplerspektrums bestimmt tersucher in seinem Bericht in aller Deutlichkeit
werden. darauf aufmerksam machen, da die Abklärung
Das Vorhandensein eines ausgedehnten verkalk- des Stenosegrades in diesem Fall eine Angiogra-
ten Atheroms muss nicht unbedingt mit einer phie erforderlich machen könnte. Bei leichteren
signifikanten Stenose in Zusammenhang stehen. Kalzifizierungen gelingt in einer anderen Ebene
Wenn sich das kalzifizierte Atherom nur über möglicherweise eine bessere Darstellung des Ge-
einen kurzen Abschnitt der Gefäßwand ausdehnt, fäßes (Abb. 8.24).
würde ein normales Dopplerspektrum distal die-
ser Zone darauf schließen lassen, dass es keine
hochgradige Stenose verursacht. Dehnt sich die Gefäßschlängelung
Verkalkung jedoch mehr als 1 cm aus, bedeutet
ein normales Spektrum jenseits davon nicht das Die Darstellung eines geschlängelten Gefäßes
Fehlen einer signifikanten Stenose, denn distal kann problematisch sein, da es möglicherweise
einer Stenose kann bereits in geringem Abstand nicht in einer einzigen Ebene sichtbar ist. Es kann
ein normaler Fluss nachweisbar sein. Wird jen- parallel zum Schallstrahl verlaufen. In diesem
seits der Kalzifikation eine pathologische Wellen- Fall sind die Gefäßwände nur schlecht darstell-
form abgeleitet, lässt sich das Vorhandensein bar. Um den Verlauf von geschlängelten Gefäßen
einer signifikanten Stenose mit großer Zuver- zu verfolgen, kann ein Farbdoppler eingesetzt
lässigkeit vorhersagen. Durch einen Jet erzeugte werden (Abb. 8.27). Um aber den Blutfluss dar-
hohe maximale systolische und enddiastolische stellen zu können, muss wegen der Richtungs-

107
8 Ultraschalldiagnostik der extrakraniellen hirnversorgenden Gefäße

ten. Das Untersuchungsverfahren ist dasselbe wie


bereits beschrieben, doch bestehen geringfügige
Unterschiede zwischen dem normalen und dem
Vene postoperativen Erscheinungsbild der Karotisbi-
ACC furkation. Zunächst einmal hat die Gefäßwand
ACI an den Stellen, an denen die Plaque entfernt
wurde, ihre Doppelschicht eingebüßt. Häufig
kann man am Anfang des endarteriektomierten
Bereiches in der schallkopffernen Wand der ACC
eine Stufe erkennen (Abb. 8.28). Die Zugangsstel-
le der Arterie wird mit einem Venen- oder Kunst-
Abb. 8.27 Farbdopplerbild einer geschlängelten ACI. stoffpatch verschlossen, da man davon ausgeht,
dass dies das Risiko einer frühen postoperativen
Thrombose oder einer späten Restenose senken
änderungen des Gefäßes unter Umständen das kann. Wenn zur Aufweitung des Gefäßes ein
Farbfenster regelmäßig angepasst werden. Un- Patch verwendet wurde, bewirkt dieser eine im
günstige Dopplerwinkel können die Anwendung Vergleich zum gesunden Gefäß leicht dilatierte
der Farbdopplersonographie einschränken. In Bifurkation. Ein Kunststoffpatch erzeugt ein hel-
einer solchen Situation kann die (amplituden- leres Echo als ein Venenpatch oder die benach-
gewichtete) Powerdoppler-Sonographie zum Ein- barte Arterienwand, und ist daher auf dem Bild
satz kommen, um das Gefäß darzustellen und meist problemlos zu sehen. Venenpatches kön-
atherombedingte Füllungsdefekte im Gefäß aus- nen rupturanfällig sein, Kunststoffpatches dage-
zuschließen. gen anfälliger für Infektionen. Mittels Ultraschall
kann man die Abmessungen des endarteriekto-
mierten Gefäßbereiches bestimmen und auf Re-
8.12 Sonographisches Erschei- zidive untersuchen; ferner wird der Ultraschall
auch zur Nachbeobachtung von Patienten mit
nungsbild der A. carotis Karotisstenose eingesetzt, die mit Angioplastie
nach Karotischirurgie und Stenting behandelt wurden. In Abbildung
und Angioplastie 8.29 ist der Stent in der Karotis deutlich zu erken-
nen.
Nur ein geringer Prozentsatz von Patienten ent-
wickelt nach einer Operation eine schwere Re-
stenose oder einen erneuten Verschluss, und von Nicht-atheromatöse
diesen weisen nur wenige überhaupt Symptome Karotiserkrankungen
auf. Es konnte gezeigt werden, dass die routine-
mäßige postoperative Ultraschallkontrolle keinen Zu den nicht-atheromatösen extrakraniellen Ka-
signifikanten Einfluss auf das Patientenmanage- rotiserkrankungen zählt man Aneurysmen, Glo-
ment hat; die Patienten werden häufig nur dann mustumoren und Karotisdissektionen, die aber
erneut gescannt, wenn wieder Symptome auftre- alle relativ selten vorkommen. Die Patienten

ACC
Vene Abb. 8.28 Bildmontage nach Karo-
tisendarteriektomie. Die kleinen Pfei-
le markieren den betroffenen Gefäß-
ACI abschnitt. Der große Pfeil zeigt auf
die Intima-Media-Schicht proximal
der endarteriektomierten Stelle.

108
Sonographisches Erscheinungsbild der A. carotis nach Karotischirurgie und Angioplastie 8.12

ACE

ACI

Abb. 8.29 Farbdopplerbild einer Karotis nach Angio- Abb. 8.30 Querschnitt eines zwischen ACI und ACE
plastie und Stenting. lokalisierten Glomustumors.

können eine pulsierende Schwellung am Hals Linie im Gefäßlumen auch ein infolge des pul-
aufweisen, die mittels Ultraschall untersucht satilen Blutflusses beweglicher Intimalappen er-
werden kann, um ein Aneurysma auszuschlie- kennbar; eine Darstellung dieses Phänomens
ßen. Die Karotiden sollten in ihrer gesamten kann sich aber sehr schwierig gestalten.
Länge, vor allem aber im Schwellungsbereich be-
schallt und der Durchmesser der Querschnitts-
fläche bestimmt werden. Alle ungewöhnlichen
Erscheinungen an den Arterien sollten dokumen-
tiert werden. In vielen Fällen ist die „pulsierende
Schwellung“ durch eine oberflächennahe Gabe-
lung des Truncus brachiocephalicus oder die Ka-
rotisbifurkation bedingt, die häufig mit Gefäß-
schlängelungen einhergehen, weshalb das Gefäß
leicht palpierbar ist. Eine weitere mögliche Ur-
sache einer pulsierenden Schwellung ist das Vor-
liegen eines Glomustumors. Beim Glomus caro-
ticum handelt es sich um eine kleine, in der
Karotisbifurkation gelegene Struktur in der Ge-
fäßwand, die für die Detektion von Blutgasen
und pH-Werten verantwortlich ist. Ein wachsen-
der Glomustumor bewirkt ein Spreizen von ACI A
und ACE, und im Tumor lassen sich farbdoppler-
sonographisch oftmals kleine geschlängelte Ge-
fäße darstellen (Abb. 8.30). Um etwaige Ultra-
schallbefunde zu bestätigen, können allerdings
weitere Untersuchungen erforderlich sein. Durch
eine möglicherweise traumatisch bedingte Dis- ACC
sektion der Karotiswand kann in den Karotiden ACI
ein falsches Lumen entstehen (Abb. 8.31). Dieses
kann offen bleiben und in der Farbdopplersono-
graphie als zweites Lumen sichtbar sein. Es kann
aber auch zum Verschluss des falschen Lumens B
kommen, was eine Verringerung des Restlumens Abb. 8.31 Das B-Bild einer Karotisdissektion zeigt im
oder potenziell auch einen vollständigen Gefäß- Querschnitt (A) und im Längsschnitt (B) ein falsches
verschluss bewirken kann. Im Bild ist als feine Lumen.

109
8 Ultraschalldiagnostik der extrakraniellen hirnversorgenden Gefäße

Transkranieller Dopplerultraschall Bei Verwendung des Dopplerultraschalls sind am


Ort der Endarteriektomie entstehende Luft- und
Im Allgemeinen können Ultraschallwellen Kno- partikuläre Emboli nachweisbar, da sie die ACM
chen nicht so leicht durchdringen, was die Dar- passieren. Emboli erzeugen ein charakteristisches
stellung des Schädelinnern erschwert. Da aber hörbares Dopplersignal, ein Zirpen, das im Spek-
das Os temporale dünner ist als die übrigen Schä- traldopplerspektrum als hellere Linie erscheint.
delknochen, können mit niederfrequenten Ultra- Für die transkranielle Farbdopplersonographie
schallgeräten (z. B. 2 MHz) von einzelnen Ab- werden niederfrequente Phased-Array-Schallköp-
schnitten einiger intrakranieller Gefäße sowohl fe benutzt, die partielle oder komplette Farbbilder
Farbdoppler- als auch Spektraldopplerbilder ab- von ACM, ACA, PCA und Circulus arteriosus
geleitet werden. Bei Karotisoperationen wird der Willisii erzeugen (Abb. 8.32). Gelegentlich ist die
nichtbildgebende transkranielle Doppler schon Bildgebung aber aufgrund der vom Schläfenbein
seit vielen Jahren zur Kontrolle des Blutflusses in verursachten Abschwächung begrenzt. Die Dar-
der ACM eingesetzt. Karotisendarteriektomien stellung mittels transkranieller Farbdoppler-
umfassen die Freilegung der Karotisbifurkation sonographie verlangt profunde Kenntnisse der
und das Abklemmen von ACC, ACI und ACE. potenziellen Kollateralwege. Im Rahmen der
Dies kann zur Beeinträchtigung der Hirnper- routinemäßigen sonographischen Evaluation der
fusion führen. Bei Bedarf kann der Blutfluss zwi- Hirngefäße kommt diesem Bildgebungsverfahren
schen ACC und ACI durch einen temporären bislang aber noch keine eindeutige Rolle zu. Da
Kunststoff-Shunt aufrechterhalten werden, wäh- die bei der transkraniellen Dopplersonographie
rend die Plaque operativ entfernt wird. Die Strö- eingesetzten Techniken den Rahmen dieses
mungsgeschwindigkeit in der ACM lässt sich Buches sprengen würden, wird der Leser an die
mittels transkraniellem Doppler bestimmen, wo- im Abschnitt „Weitergehende Literatur“ am Ende
durch ein Shuntversagen detektiert werden kann. dieses Kapitels aufgeführten Werke verwiesen.

8.13 Dokumentation
Im sonographischen Befund sollten Vorhanden-
sein, Lokalisation und Aussehen etwaiger Athe-
rome in der ACC und ACI beschrieben werden.
Jede signifikante Flussbeschleunigung entlang
RACM der Karotiden sollte erfasst und ausgewertet wer-
den, um den jeweiligen Stenosegrad abschätzen
RACP zu können. Ferner sollten aus der ACC, ACI oder
P1 ACE abgeleitete abnorme Wellenformen beschrie-
ben werden, zusammen mit einem Diagnosevor-
RACA P2 schlag. Erfasst werden auch das Vorhandensein
und die Richtung des Blutflusses in den Verte-
bralarterien. Auch etwaige Limitationen der Ka-
LACA rotisuntersuchung sollten deutlich hervorgeho-
LACP ben werden, z. B.:
LACM n unklare Identifizierung eines Verschlusses
bzw. subtotalen Verschlusses
n das Gefäß verdeckende Kalzifikationen
> 1 cm
Abb. 8.32 Die transkranielle Farbdopplersonographie n kein erkennbares Ende des pathologischen
kann zur Untersuchung der intrazerebralen Gefäße Gefäßprozesses in der ACI
eingesetzt werden (siehe Abb. 8.2A). n ob die sonographische Untersuchung an-
Abkürzungen: RACM = A. cerebri media rechts; RACP = sonsten suboptimal war.
A. cerebri posterior rechts; RACA = A. cerebri anterior Dient die sonographische Untersuchung der Aus-
rechts; LACA = A. cerebri links; LACM = A. cerebri wahl von Patienten für eine Operation ohne
media links; LACP = A. cerebri posterior links. präoperative Angiographie, sind bei der Unter-

110
Literatur 8.14

Kasten 8.2 Im Protokoll einer Karotissonogra- Literatur


phie zu berücksichtigende Informationen, vor
Asymptomatic Carotid Atherosclerosis Study Group 1995
allem bei Durchführung einer chirurgischen In- Carotid endarterectomy for patients with asymptomatic
tervention auf alleiniger Grundlage der Ultra- internal carotid artery stenosis. Journal of the American
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Abb. 8.33 Beispiel für die schematische Darstellung Malaterre H R, Kallee K, Giusiano B, et al 2001 Holo-
eines sonographischen Karotisbefundes. diastolic reversal flow in the common carotid: another
indicator of the severity of aortic regurgitation. Interna-
tional Journal of Cardiovascular Imaging 17: 333 – 337
Mathiesen E B, Bonaa K H, Joakimsen O 2001 Echolucent
suchung und im Untersuchungsprotokoll un- plaques are associated with high risk of ischemic cere-
bedingt die in Kasten 8.2 aufgeführten Punkte zu brovascular events in carotid stenosis. Circulation 103:
berücksichtigen. Das Protokoll kann aus einem 2171
Merrit C R B, Bluth E I 1992 Ultrasound identification of
alleinigen schriftlichen Bericht bestehen oder plaque composition. In: Labs K H, Jager K A, Fitzgerald
Aufnahmen des Atheroms sowie Spektren ent- D E (eds) Diagnostic vascular ultrasound. Edward Ar-
halten. Alternativ dazu kann der Befund auch nold, London, pp 213 – 224
Moneta G L, Edwards J M, Chitwood R W, et al 1993 Cor-
graphisch dargestellt werden. Abbildung 8.33
relation of North American Symptomatic Carotid End-
zeigt ein Beispiel für ein solches graphisches Be- arterectomy Trial (NASCET) angiographic definition of
fundschema. Wichtig ist, dass die Abteilung über 70 % to 99 % internal carotid stenosis with duplex scan-
ein schriftliches Protokoll verfügt, in dem u. a. ning. Journal of Vascular Surgery 17:152 – 159
Moneta G L, Edwards J M, Papanicolaou G, et al 1995
auch die bei der Auswertung der Dopplerbefunde
Screening for asymptomatic internal carotid artery ste-
zugrunde gelegten Kriterien und das Dokumen- nosis: duplex criteria for discriminating 60 % to 99 % ste-
tationsverfahren beschrieben werden. nosis. Journal of Vascular Surgery 21: 989 – 994

111
8 Ultraschalldiagnostik der extrakraniellen hirnversorgenden Gefäße

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112
Duplexsonographische Dia-

9 gnostik arterieller Erkrankun-


gen der unteren Extremität

9.1 Einleitung in diesen Fällen ist die Iliacabifurkation in Aor-


tennähe lokalisiert. An dieser tief im Becken lie-
Die Duplexsonographie der Beinarterien gehört genden Gabel teilt sich die AIC in die A. iliaca
zu den etablierten Verfahren und liefert ähnliche externa und die A. iliaca interna. Letztere ver-
Ergebnisse wie die Arteriographie (Legemate et al. sorgt das Becken und die Beckenorgane. Die
1989, Pemberton & London 1997). In den meis- Länge der A. iliaca externa variiert zwischen
ten Fällen ermöglicht dies dem Gefäßchirurgen 6 und 12 cm. Von ihr gehen die A. circumflexa
oder Allgemeinarzt, einen Behandlungsplan auf- ilium profunda und die A. epigastrica inferior ab,
zustellen, ohne auf diagnostische Arteriogramme bevor sie in Höhe des Ligamentum inguinale in
zurückgreifen zu müssen, die bekanntlich mit die A. femoralis communis (AFC) übergeht. Die
einer Komplikationsrate von 1 – 2 % behaftet sind Aorta und die Iliakalarterien liegen hinter dem
(Egglin et al. 1995). So kann sich der Arzt zum Peritoneum, das den Darm enthält, was die Ge-
Beispiel ohne weitere Untersuchungen für eine fäßdarstellung durch Darmgasüberlagerung er-
konservative Therapie entscheiden. Der Verzicht schweren kann. Ein sonographisch oftmals gut
auf die Durchführung diagnostischer Arterio- zu identifizierender Ast der AFC ist die A. epiga-
gramme spart Zeit, sodass der Gefäßradiologe strica superficialis.
sich auf die Behandlung mittels Ballonangiopla- In Leistenhöhe teilt sich die AFC in die A. pro-
stie konzentrieren kann. In einigen Zentren wer- funda femoris und die A. femoralis superficialis
den Operationen allein auf der Grundlage der (AFS). Die A. profunda femoris verläuft gewöhn-
Befunde der diagnostischen Duplexsonographie lich posterolateral der AFS und versorgt den
durchgeführt (McCarthy et al. 1999, Proia et al. Oberschenkel mit Blut. Ferner fungiert sie bei
2001). Das vorliegende Kapitel gibt einen Über- einem Verschluss der AFS als wichtiger Kollateral-
blick über die Arterienerkrankungen der unteren weg. Kurz hinter ihrem Abgang gibt die A. pro-
Extremität und enthält praktische Hinweise zur funda femoris normalerweise die A. circumflexa
Farbduplexsonographie der peripheren Arterien. femoris medialis und die A. circumflexa femoris
lateralis ab. Die AFS folgt schenkelabwärts einem
medialen Verlauf und geht oberhalb des Knies in
9.2 Anatomie des Arterien- Höhe des Adduktorenkanals in die A. poplitea
über. Von der AFS gehen vergleichsweise wenige
systems der unteren Äste ab, obwohl die A. genus descendens als
Extremität wichtige Kollaterale fungieren kann. Die A. po-
plitea verläuft dann hinter dem Knie bzw. in der
Abbildung 9.1 veranschaulicht die Anatomie des Fossa poplitea und gabelt sich unterhalb des
arteriellen Systems der Beine. In diesem Abschnitt Knies in die A. tibialis anterior (ATA) und den
wurde auch die Bauchaorta berücksichtigt, da sie Truncus tibiofibularis. Die A. poplitea gibt eine
Symptome im Bereich der unteren Extremität Reihe von Ästen (Aa. genus und surales) ab, die
verursachen kann. das Kniegelenk sowie den M. gastrocnemius und
Die links der Mittellinie im Bauchraum liegende den M. soleus versorgen. Die proximale A. tibialis
Aorta abdominalis gabelt sich im Bereich des Na- anterior zieht in anterolateraler Richtung durch
bels in Höhe des vierten Lendenwirbels in die die Membrana interossea in den anterolateralen
linke und die rechte A. iliaca communis (AIC). Anteil der proximalen Wade, setzt sich in die dis-
Die Länge der AIC ist variabel (3,5 – 12 cm). Bei tale Wade fort und geht dort über dem Fußrücken
manchen Patienten kann sie sogar sehr kurz sein; in die A. dorsalis pedis über. Der in der Länge va-

113
9 Duplexsonographische Diagnostik arterieller Erkrankungen der unteren Extremität

Nierenarterie
Aorta

Lumbalarterie
A. iliaca communis
A. iliaca interna
A. circumflexa iliaca
profunda A. epigastrica inferior
A. femoralis communis A. epigastrica superficialis

A. circumflexa A. circumflexa femoris medialis


femoris lateralis
A. profunda femoris

Adduktorenkanal
A. femoralis superficialis
A. poplitea Pars I
(oberhalb des
Kniegelenks)
A. genus descendens
A. genus superior
lateralis
A. poplitea
A. suralis A. genus inferior
A. genus inferior lateralis
medialis
A. recurrens Proximale
tibialis anterior Truncus A. tibialis anterior
tibiofibularis
A. fibularis
A. tibialis anterior A. tibialis
posterior

A. dorsalis pedis

A B

Abb. 9.1 A: Anatomie der Arterien im aortoiliakalen Bereich und der unteren Extremität in anteriorer Ansicht.
B: Arterienanatomie der unteren Extremität in der posterioren Ansicht.

riable Truncus tibiofibularis gabelt sich in die Der distale Fuß wird hauptsächlich von der
A. tibialis posterior (ATP) und die Aa. fibulares A. dorsalis pedis sowie der A. plantaris medialis
(Abb. 9.1B). Die A. tibialis posterior verläuft me- und der A. plantaris lateralis versorgt, den End-
dial entlang der Wade und zieht hinter dem ästen der A. tibialis anterior. Die A. dorsalis pedis
Malleolus medialis (oder Innenknöchel) in des- und die Aa. plantares anastomosieren zum Arcus
sen distalen Abschnitt. Die A. fibularis zieht tie- plantaris, der die Zehenarterien versorgt.
fer als die A. tibialis posterior am Fibularand ent-
lang und läuft in Richtung des lateralen Malleo-
lus (Außenknöchel) in dessen distales Segment. Kollateralwege und anatomische
Unbedingt zu beachten ist, dass die A. fibularis Varianten
bei Erkrankungen der A. tibialis häufig verschont
bleibt. Aus diesem Grund kann die Identifikation Tritt in einem Arterienabschnitt eine hochgra-
der A. fibularis von Vorteil sein, wenn eine dista- dige Stenose oder ein Verschluss auf, gibt es oft-
le Bypass-Operation erwogen wird. mals alternative Wege, die so genannten Kolla-

114
Anatomie des Arteriensystems der unteren Extremität 9.2

teralen, in denen das Blut unter Umgehung des


erkrankten Abschnitts fließt. In einem solchen
Fall ist genau distal eines stark geschädigten Ge-
fäßabschnitts in den Hauptästen der Arterie ein O
Rückfluss zu beobachten, der die Versorgung des
Hauptgefäßes sicherstellen soll. Ein Beispiel dafür
ist die Strömungsumkehr in der A. iliaca interna,
die bei einem Verschluss der AIC die A. iliaca ex-
terna versorgt (Abb. 9.2). Tatsächlich ist es – vor
allem im Beckenbereich – sehr schwierig, Kolla-
teralgefäße in ihrem gesamten Verlauf duplex-
sonographisch darzustellen, was eigentlich aber
unproblematisch ist, da es dem Untersucher vor
Abb. 9.2 Beispiel für einen Kollateralfluss. Die AIC ist
allem darauf ankommt, Länge und Schweregrad
verschlossen (O); in der A. iliaca interna ist eine Fluss-
von Stenosen in den Hauptgefäßen zu doku-
umkehr (blau) nachzuweisen, da sie die A. iliaca exter-
mentieren. Von großer Bedeutung ist jedoch die
na (rot) versorgt.
Qualität des Kollateralkreislaufs, die durch die
klinische Untersuchung des Patienten und die
Bestimmung des Knöchel-Arm-Index (Ankle/Bra- Das Arteriensystem der unteren Extremität kennt
chial Pressure Index, ABPI) beurteilt werden eine Reihe von anatomischen Varianten, die ge-
kann. Die häufigsten Kollateralwege sind in Ta- legentlich bei Routineuntersuchungen festge-
belle 9.1 zusammengefasst. stellt werden. Die häufigsten Varianten sind in
Tabelle 9.2 zusammengefasst.

Tab. 9.1 Häufige Kollateralwege der Beinarterien

Erkrankte Gesunde Üblicher Kollateralweg


Arterie distale Arterie

A. iliaca A. iliaca Lumbalarterien kommunizieren mit den Aa. iliolumbales der ipsilateralen
communis externa A. iliaca interna, welche die A. iliaca externa durch retrograden Fluss ver-
sorgen; denkbar ist auch die Kommunikation zwischen der kontralateralen
A. iliaca interna und der ipsilateralen A. iliaca interna

A. iliaca A. femoralis Ipsilaterale A. iliaca interna über pelvine Verbindungen zur A. circumflexa
externa communis iliaca profunda oder A. epigastrica inferior

A. femoralis Femoralis- Ipsilaterale Beckenarterien speisen die A. profunda femoris über die
communis bifurkation Aa. circumflexae femoris, die die A. femoralis superficialis durch einen
retrograden Fluss versorgen

A. femoralis A. poplitea Fluss über die A. profunda femoris (oder bei Durchgängigkeit auch Äste
superficialis Pars I der proximalen A. femoralis superficialis) zur A. genus descendens oder
A. genus superior, je nach Länge des Verschlusses der A. femoralis super-
ficialis

A. femoralis A. poplitea A. profunda femoris verzweigt sich zu den Ästen der A. poplitea unterhalb
superficialis Pars III (unter- des Kniegelenks
halb des Knie-
gelenks)

A. poplitea Distale Fluss über die oberen zu den unteren Kniearterien, je nach Höhe des Ver-
A. poplitea schlusses

Proximale Distale In der Wade gibt es zahlreiche arterielle Kollateralverbindungen, die


Aa. tibiales Aa. tibiales jedoch möglicherweise nicht groß genug sind, um den Fuß ausreichend
zu versorgen

115
9 Duplexsonographische Diagnostik arterieller Erkrankungen der unteren Extremität

auf mindestens 30 mmHg oberhalb des Drucks


Tab. 9.2 Anatomische Varianten im Arteriensystem
aufgepumpt werden, der für den Verschluss der
der unteren Extremität
Arterie erforderlich ist. Anschließend wird die
Arterie Variation Luft langsam abgelassen und der Druck regis-
triert, bei dem das arterielle Signal, entsprechend
Bifurkation der Manchmal kann die Bifurka-
dem systolischen Druck an der Manschettenposi-
A. femoralis tion sehr hoch lokalisiert sein;
communis die A. profunda femoris zeigt tion wieder auftritt. In gleicher Weise wird dann
im proximalen Verlauf gele- auch – falls die Gefäße der oberen Extremität be-
gentlich große Unterschiede troffen sind – an beiden Armen der systolische
und liegt in 5 % der Fälle po- Armarteriendruck gemessen. Zur Berechnung des
steromedial der A. femoralis Knöchel-Arm-Index wird der höchste registrierte
superficialis Knöcheldruck dann durch den höchsten regis-
trierten Brachialisdruck dividiert. Dieser Index
A. tibialis anterior Hoher Abgang über dem
Kniegelenk ist unabhängig vom systemischen Blutdruck
des Patienten und kann, wie in Tabelle 9.3 ge-
A. tibialis anterior Kann klein oder hypoplastisch zeigt, herangezogen werden, um den Schweregrad
sein der arteriellen Verschlusskrankheit abzuschätzen
A. fibularis Abgang aus der A. tibialis (AbuRahma 2000). Bedingt durch die Verstär-
kann eher anterior als am kung der arteriellen Pulswelle entlang der jewei-
Truncus tibiofibularis lokali- ligen Extremität ist der Index beim gesunden
siert sein

9.3 Messung des Knöchel-


Arm-Index und
Belastungstests
Zu den einfachsten und am häufigsten angewen-
deten Methoden für den Nachweis und die Grad-
einteilung arterieller Erkrankungen im Gefäß-
labor gehört die Bestimmung des Knöchel-Arm-
Index (Ankle-Brachial Pressure Index, ABPI)
mittels kontinuierlichem Doppler. Die Untersu-
chung dauert normalerweise 10 – 15 min und
wird wie folgt durchgeführt: Während der Patient
entspannt auf dem Rücken liegt, um den Einfluss
des hydrostatischen Drucks zu eliminieren, wird
eine Blutdruckmanschette um seinen Knöchel
gelegt. Zum Abhören der Dopplersignale in der
A. dorsalis pedis und der A. tibialis posterior am
Sprunggelenk wird, wie in Abbildung 9.3 gezeigt,
eine hochfrequente (8 – 10 MHz) CW-Doppler-
sonde verwendet. Manchmal muss auch die A. fi-
bularis untersucht werden, da sie bei Patienten
mit schwerer arterieller Verschlusskrankheit oft-
mals das einzige Gefäß ist, das den Fuß versorgt. Abb. 9.3 Bestimmung des Knöchel-Arm-Index. Das
An jedem der markierten Punkte wird der systo- Bild zeigt die Schallkopfpositionen, an denen der Fluss
lische Blutdruck gemessen. Dazu wird die Man- in der A. dorsalis pedis (Sonde) und der A. tibialis po-
schette zunächst bis oberhalb des systolischen sterior (dicker Pfeil) detektiert werden kann. Die A. fibu-
Blutdrucks straff aufgepumpt, bis der arterielle laris ist am Außenknöchel (kleiner Pfeil) lokalisiert. Der
Blutstrom unterbrochen wird und kein Pulssig- Blutdruck kann auch am Arcus plantaris (gebogener
nal mehr detektierbar ist. Die Manschette sollte Pfeil) gemessen werden.

116
Messung des Knöchel-Arm-Index und Belastungstests 9.3

Tab. 9.3 Gradeinteilung der peripheren arteriellen


Verschlusskrankheit (PAVK) anhand des Knöchel-
Arm-Index (ABPI)

ABPI Kommentar

>1 Normalbefund

> 0,9 – < 1 Leichte periphere arterielle


Verschlusskrankheit

0,5 – 0,9 Claudicatio

0,3 – 0,5 Schwere periphere arterielle


Verschlusskrankheit

< 0,3 Ischämie Abb. 9.4 Farbdopplerbild der A. tibialis anterior eines
diabetischen Patienten. Die starken Reflexionen (Pfeile)
lassen eine deutliche Kalzifizierung der Gefäßwände
erkennen. Zu beachten ist das perlenförmige Aussehen
Menschen t 1. Umgekehrt lässt ein Index von im Farbdopplerbild, das auf die Gefäßerkrankung und
0,25 auf eine schwere Ischämie und einen mög- die verkalkungsbedingte Abschwächung zurückzufüh-
lichen Ruheschmerz schließen. Bei der Auswer- ren ist.
tung der Messwerte von Diabetikern ist Vorsicht
geboten, da die Gefäßwände ihrer Wadenarterien
häufig kalzifiziert und starr sind (Abb. 9.4). Das Stenose. Schließlich wird ein Punkt erreicht, an
bedeutet, dass die Gefäße unter dem Druck der dem die Stenose eine weitere Zunahme des Blut-
aufgepumpten Blutdruckmanschette möglicher- flusses verhindert und der Patient das Einsetzen
weise nicht kollabieren, woraus sich falsch er- der Claudicatio in der Muskelgruppe distal des
höhte Messwerte ergeben. Ein Beispiel hierfür pathologischen Gefäßprozesses spürt. Wichtig
wäre etwa ein Knöcheldruck von 280 mmHg und ist, die Patienten während dieses Belastungstests
ein Brachialisdruck von 120 mmHg (Knöchel- engmaschig zu überwachen, da die Claudicatio
Arm-Index = 2,3). Abnorme Messwerte können bei vielen Patienten mit einer koronaren Herz-
das Vorliegen einer arteriellen Verschlusskrank- krankheit einhergeht. Eine Notrufanlage sollte
heit bestätigen, geben über die Lokalisation des unbedingt zur Hand sein. Ist kein Laufband vor-
Verschlusses im Bein aber keinen Aufschluss. Die handen, kann der Patient auch eine bekannte
segmentale Druckmessung mithilfe von mehre- Strecke, etwa den Korridor der Praxisräume, zu-
ren am Sprunggelenk, unterhalb und oberhalb rücklegen. Alternativ kann auch ein handels-
des Kniegelenks sowie am proximalen Ober- übliches Gerät zur Fußbeugung benutzt werden,
schenkel angelegten Manschetten kann bei der mit dem die Wadenmuskeln belastet werden,
Identifizierung des erkrankten Gefäßabschnitts während der Patient auf der Untersuchungsliege
helfen. Signifikante Druckunterschiede zeigen sitzt. Das verringert die Herzbelastung. Belastungs-
den zwischen den jeweiligen Gefäßabschnitten tests stellen auch ein sehr nützliches Screen-
bestehenden Krankheitsprozess auf. inginstrument dar, da die Claudicatio-Symptome
ABPI-Ruhemessungen können bei Patienten mit bei einigen Patienten möglicherweise durch an-
leichter bis mäßig schwerer Claudicatio unauffäl- dere Erkrankungen (z. B. Spinalkanalstenose, Is-
lig sein. Allerdings können die Messungen auch chias oder muskuloskelettale Probleme) bedingt
vor und nach Belastung des Patienten auf dem sein können. In diesen Fällen sind die nach Belas-
Laufband durchgeführt werden, um die Gehstre- tung gemessenen Drücke normal. Leider benut-
cke von Claudicatio-Patienten zu messen und die zen die verschiedenen Gefäßlabors unterschied-
Höhe des Druckabfalls nach Belastung zu bestim- lichste Belastungsprotokolle (z. B. Geschwindig-
men. Das liegt daran, dass Muskeln unter Belas- keit 2 – 4 km/h, Belastungsdauer 2 – 5 min und
tung einen gesteigerten Durchblutungsbedarf Steigung des Laufbandes 10 – 12 %), was den Ver-
haben. Bei erhöhtem Blutfluss kommt es über der gleich der Ergebnisse verschiedener Einrich-
Stenose jedoch zu einem erhöhten Druckabfall tungen erschweren kann. Zur Überwachung der
bei gleichzeitiger Senkung des Drucks distal der Therapie oder des Behandlungserfolgs kann bei

117
9 Duplexsonographische Diagnostik arterieller Erkrankungen der unteren Extremität

aufeinander folgenden Arztbesuchen aber im- schränken die Menge an Blut, das den Muskeln
merhin die individuelle Leistung des Patienten zusätzlich zugeführt werden kann, so ein, dass
gemessen werden. eine Claudicatio entsteht.
Viele Patienten mit Claudicatio intermittens
werden konservativ behandelt. Dazu zählt die
9.4 Symptome der periphe- Reduktion oder Ausschaltung der mit Atheroskle-
ren arteriellen Verschluss- rose assoziierten Risikofaktoren (z. B. Einstellung
des Rauchens). Ferner wird den Patienten ein
krankheit der unteren kontrolliertes Bewegungsprogramm empfohlen,
Extremität um rund um das erkrankte Gefäß einen Kolla-
teralkreislauf aufzubauen, der die Symptome im
Claudicatio intermittens Laufe der Zeit lindern kann. Zur Überwachung
des Behandlungsfortschritts können bei Bedarf
Die Atherosklerose stellt in den Industrieländern, serielle ABPI-Messungen oder Belastungstests
in denen bestimmte Lifestyle-Faktoren wie Er- durchgeführt werden. Die interventionelle Be-
nährung und Rauchen die Krankheitsprogredienz handlung besteht hauptsächlich in der perku-
beschleunigen können, ein relevantes Gesund- tanen Ballonangioplastie mit Dilatation der Ste-
heitsproblem dar. Man schätzt, dass ca. 4,5 % der nosen bzw. Verschlüsse mittels Ballonkatheter
Bevölkerung im Alter zwischen 55 und 74 Jahren (siehe Kap. 1). Zur Verhütung von Restenosen
von Claudicatio intermittens betroffen sind, und werden manchmal Arterienstents implantiert,
es gibt Hinweise darauf, dass Patienten mit Clau- obwohl bekannt ist, dass es bei einem Teil der
dicatio eine signifikant höhere kardiale Morta- Patienten infolge von Intimahyperplasien zu In-
lität aufweisen als Patienten ohne Claudicatio Stent-Stenosen kommt (siehe Abb. 9.21). Gele-
(Fowkes et al. 1991). Die Claudicatio intermittens gentlich ist der betroffene Arterienabschnitt so
wird durch eine Verengung in den unteren Bein- hart, dass sich der Stent nicht vollständig aus-
arterien hervorgerufen, und ihre Symptome kön- dehnen kann und eine Reststenose verbleibt. In-
nen sich über eine Reihe von Monaten oder Stent-Stenosen können duplexsonographisch
Jahren entwickeln. Typische Kennzeichen der erkannt und überwacht werden. Auf Bypass-
Claudicatio sind Schmerzen und Krämpfe in den Operationen wird, wenn der Patient nicht an
Beinmuskeln beim Gehen. Die Schmerzen zwin- einer schweren Claudicatio leidet, meist verzich-
gen den Patienten gewöhnlich, anzuhalten, und tet, da ein potenzielles, wenn auch geringes Ri-
er muss ausruhen, damit seine Beschwerden siko besteht, dass sich während oder nach der
nachlassen. Die Stärke der Schmerzen und die Operation Komplikationen entwickeln, die im
vom Patienten bewältigte Gehstrecke können Extremfall zur Amputation oder sogar zum Tod
von Tag zu Tag variieren. Im Allgemeinen führt führen können.
aber forsches Gehen oder das Gehen an einer
Steigung rasch zum Einsetzen der Symptome. Die
Schmerzlokalisation (d. h. Waden-, Gesäß- oder Chronisch kritische Beinischämie
Oberschenkelmuskulatur) gibt oftmals Hinweise
auf den Krankheitsbefall. So treten bei aortoilia- Die chronisch kritische Beinischämie entsteht,
kaler Erkrankung die Schmerzen im Oberschen- wenn der Blutfluss jenseits einer arteriellen Ste-
kel, Gesäß und letztlich in der Wade auf, wohin- nose oder eines arteriellen Verschlusses so stark
gegen ein femoropoplitealer Krankheitsprozess abnimmt, dass der Patient im Ruhezustand
mit Wadenschmerzen assoziiert ist. Gelegentlich Schmerzen im betroffenen Bein verspürt, da die
treten die körperlichen Zeichen einer Durchblu- metabolischen Anforderungen der distalen Ge-
tungsstörung am Unterschenkel auf, beispiels- webe nicht erfüllt werden können. Typisch dafür
weise Haarausfall an der Wade und fehlendes ist ein starker nächtlicher Ruheschmerz, der den
Nagelwachstum. Eine Claudicatio tritt nur unter Patienten dazu zwingt, in einem Sessel zu schla-
Belastung auf, da die Muskelgruppen distal einer fen oder das Bein über die Bettkante hängen zu
Stenose oder eines Verschlusses in Ruhe ausrei- lassen. Durch den erhöhten hydrostatischen
chend gut durchblutet bleiben. Unter Belastung Druck verbessert sich der Blutfluss. Auch Ulzera-
jedoch steigt der metabolische Bedarf der Mus- tionen und Gangrän sind zu beobachten (Abb.
keln rasch an. Die Stenose bzw. der Verschluss 9.5). Die European Working Group (1992) on

118
Symptome der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit der unteren Extremität 9.4

kann. Die akute Ischämie hat zwei Hauptursa-


chen:
Erstens kann sich bei vorbestehender arterieller
Läsion ein akuter thrombotischer Verschluss ent-
wickeln, die sog. „acute-on-chronic disease“,
wenn der Blutfluss in einem erkrankten Arterien-
abschnitt so langsam ist, dass es zur spontanen
Thrombosierung kommt. In diesem Fall können
sich lange Arterienabschnitte verschließen. Die
Wahrscheinlichkeit einer akuten Ischämie ist
höher, wenn der Kollateralkreislauf im Bereich
des Krankheitsprozesses kaum entwickelt ist. Ge-
legentlich leiden Patienten an prädisponierenden
Gerinnungsstörungen, die zu einer spontanen
arteriellen Thrombose führen.
Zweitens kann sich in anderen Bereichen des
Körpers, etwa aus dem Herzen oder einem Aneu-
rysma, ein Embolus lösen und eine Beinarterie
blockieren. Emboli setzen sich häufig in Arterien-
gabelungen wie etwa der Bifurkation der A. fe-
moralis communis oder der distalen A. poplitea
und im Truncus tibiofibularis fest. Ein weiteres
Beispiel ist der Verschluss der Aortenbifurkation
Abb. 9.5 Kritische Beinischämie mit Gangrän des klei-
durch einen sog. Sattelembolus, der in beide AIC-
nen Zehs.
Abgänge hineinragt. Dem Körper bleibt für die
Ausbildung eines Kollateralkreislaufs im Bereich
Critical Limb Ischaemia (CLI) definiert die kri- der embolischen Verschlüsse nur sehr wenig Zeit,
tische Beinischämie als: sodass das Bein stark ischämisch werden kann.
… einen periodisch wiederkehrenden ischämischen Die Symptome der akuten Ischämie setzen rasch
Ruheschmerz, der für mehr als zwei Wochen eine ein, und der Patient wird typischerweise mit
regelmäßige Schmerztherapie erforderlich macht, einem kalten, schmerzhaften, pulslosen und par-
mit einem systolischen Knöcheldruck < 50 mmHg ästhetischen Bein vorstellig. In dieser Situation
und/oder einem systolischen Zehendruck < 30 mmHg; sollte eine Notfallintervention (chirurgische Em-
oder eine Ulzeration oder Gangrän des Fußes oder bolektomie, Bypass-Operation oder Thrombo-
der Zehen mit einem systolischen Knöcheldruck lyse) durchgeführt werden. Voraussetzung ist
< 50 mmHg und/oder einem systolischen Zehen- aber, dass der Patient für die Behandlung stabil
druck < 30 mmHg.
genug ist. Unbehandelt kann die akute Ischämie
Dabei handelt es sich um eine strenge Definition zum Absterben des Muskelgewebes (Nekrose)
der kritischen Beinischämie, denn im Gefäßlabor führen. Dadurch kommt es zur Schwellung der
finden sich häufig auch Patienten mit Ulzera- Wadenmuskulatur, die durch die den Muskel um-
tionen und Knöcheldrücken über 50 mmHg. Die gebenden Faszien begrenzt wird, und zu einem
Behandlung der Beinischämie umfasst die Angio- Druckanstieg in den Muskellogen (sog. Kom-
plastie oder arterielle Bypass-Operation. Leider part(i)mentsyndrom). Der erhöhte intrakompar-
kommen manche Patienten nicht als Kandidaten timentelle Druck kann die Muskelischämie wei-
für einen Extremitätenerhalt in Frage; in diesen ter verstärken. Wenn das Bein erhalten werden
Fällen ist eine Amputation unausweichlich. kann, muss zur Druckentlastung möglicherweise
eine Fasziotomie, d. h. eine operative Spaltung
der Muskelfaszie, durchgeführt werden.
Akute Ischämie Bei schweren Muskelischämien können Toxine
gebildet werden. Toxine verursachen systemische
Eine akute Ischämie ist, wie der Name andeutet, Symptome, die zum Organversagen und zum Tod
auf einen plötzlichen Beinarterienverschluss zu- führen können. Wenn die Blutversorgung des be-
rückzuführen, der unterschiedlich lokalisiert sein troffenen Beins nicht wiederhergestellt werden

119
9 Duplexsonographische Diagnostik arterieller Erkrankungen der unteren Extremität

kann, wird meist eine Notfallamputation durch- weniger Unbehagen bereitet, wenn mit der Sonde
geführt. Akute Ischämien können auch infolge Druck ausgeübt werden muss. Zur Vermeidung
einer Mikroembolisation des Fußes auftreten, die einer peripheren Vasokonstriktion sollte der Un-
einen Verschluss der kleinen Gefäße bewirkt. tersuchungsraum angenehm temperiert sein
Diese Mikroemboli können aus dem Herzen, aus (> 20 °C).
atherosklerotischen Plaques oder aus einem Aneu-
rysma herrühren. Nicht selten ist in diesem Fall
ein Popliteapuls tastbar. Geräteeinstellungen
Mikroembolisationen im Fuß werden häufig als
„trash foot“ bezeichnet. Dabei können lokalisier- Zunächst sollte das Ultraschallgerät für die Un-
te Gewebsnekrosen auftreten. Ist ein großes Ge- tersuchung der peripheren Arterien konfiguriert
webeareal betroffen, muss mit einem ungünsti- werden, allerdings kann bei Vorliegen signifi-
gen Ergebnis gerechnet werden. kanter Krankheitsprozesse im weiteren Verlauf
der Untersuchung eine Adjustierung der Geräte-
einstellungen erforderlich werden (siehe Kap. 7).
9.5 Praktische Tipps für die Zur Darstellung mittlerer Flussgeschwindigkeiten
duplexsonographische wird die Farb-PRF normalerweise auf einen Wert
zwischen 2,5 und 3 kHz eingestellt.
Untersuchung der
unteren Extremität
Ziel der Untersuchung ist es, den Krankheitspro-
9.6 Beginn der sonographi-
zess im arteriellen System des Beines zu lokali- schen Untersuchung
sieren und seinen Schweregrad abzuschätzen.
Wie viel Zeit für diese Untersuchung aufgewendet Die Sonographie beginnt sinnvollerweise mit der
werden muss, richtet sich nach der Anzahl der zu Untersuchung der A. femoralis communis (AFC)
untersuchenden Gefäßabschnitte. Im Normalfall im Leistenbereich, da die auf dieser Höhe be-
dauert die Untersuchung des femoropoplitealen obachteten Blutflussmuster Auskunft über den
Segments in beiden Beinen eine halbe Stunde. Zustand der aortoiliakalen Arterien und Hinwei-
Für die beidseitige Untersuchung des Gesamt- se auf den Zustand der A. femoralis superficialis
bereichs von der aortoiliakalen Region bis zum (AFS) geben können (d. h. Abgangsverschluss
Sprunggelenk müssen je nach Erfahrung des Un- oder Hochwiderstandsfluss infolge eines proxi-
tersuchers dagegen bis zu eineinhalb Stunden malen Verschlusses). Wichtig sind gute anato-
veranschlagt werden. Normalerweise erfordert mische Kenntnisse über die Arterien und Venen
die Duplexsonographie der unteren Extremität in Leistenhöhe. Ferner sollte der Untersucher in
keine besondere Vorbereitung. Dennoch ver- der Lage sein, die wichtigsten Äste und Mün-
langen manche angiologischen Einrichtungen, dungsbereiche sowie ihre Beziehung zueinander
dass der Patient am Abend vor einer Untersu- zu identifizieren (Abb. 9.6). Ein 5-MHz-Linear-
chung der aortoiliakalen Arterien nüchtern bleibt, schallkopf oder eine entsprechende Breitband-
um die Darstellung dieser Region zu verbessern. sonde sind für das Sonographieren der Femoral-,
Unserer Erfahrung nach ist das Fasten, vor allem Popliteal- und Wadenarterie am besten geeignet.
bei kurzfristig angesetzten sonographischen Un- Für den aortoiliakalen Abschnitt wird eine Cur-
tersuchungen, allerdings wenig hilfreich. Eine ved-Linear-Array- (Abdominalsonde mit 3,5 MHz)
Darmvorbereitung hat sich als sinnvoll erwiesen, oder eine entsprechende Breitbandsonde ver-
obwohl eine solche Maßnahme in der Praxis ge- wendet. Die segmentalen Leitstrukturen können
rade bei älteren oder diabetischen Patienten nur in beliebiger Reihenfolge untersucht werden.
schwer durchführbar ist und sich bei einem ein- Während der gesamten Untersuchung sollte eine
maligen Klinikaufenthalt auch als sinnlos er- Kombination aus B-Bild-, Farb- und Spektral-
weist. dopplersonographie eingesetzt werden. Die farb-
Die Blase des Patienten sollte vor der Untersu- kodierte Darstellung ist für die Identifizierung
chung der aortoiliakalen Gefäße geleert werden, der aortoiliakalen und der Wadenarterien von
da dies die Darstellung der interessierenden Ge- entscheidender Bedeutung. Die Geschwindig-
fäßabschnitte verbessert und es dem Patienten keitsmessungen mittels Spektraldoppler sollten

120
Beginn der sonographischen Untersuchung 9.6

SmC

AFC V AFC
V

1 2
3

4
5 AFS
6
AFS 7
VFS
APF V
APF

VP

Abb. 9.6 Anatomie der rechten A. und V. femoralis in der Leiste, mit entsprechender B-mode-Sonographie in
transversaler Schnittführung in vier verschiedenen Ebenen. Die Zahlen im Schaubild bezeichnen folgende Gefäße:
1 = A. femoralis communis, 2 = V. femoralis communis, 3 = V.-saphena-magna-Crosse, 4 = A. femoralis superficia-
lis, 5 = A. profunda femoris, 6 = V. femoralis superficialis, 7 = V. profunda femoris. Die auf den Schnittbildern dar-
gestellten Gefäße sind die V. femoralis communis (V), A. femoralis communis (AFC), V.-saphena-magna-Crosse
(SmC), A. femoralis superficialis (AFS), A. profunda femoris (APF), V. femoralis superficialis (VFS) und V. profunda
femoris (VPF). Zu beachten ist, dass die Femoralisbifurkation manchmal oberhalb der V.-saphena-magna-Crosse
lokalisiert ist. Wie im B-Bild zu sehen, neigt die A. femoralis superficialis außerdem dazu, den oberen Bereich der
V. femoralis superficialis zu überlagern.

unter einem Beschallungswinkel d 60 ° durchge- n Benutzen Sie einen Linearschallkopf mit


führt werden (siehe S. 69). 5 MHz oder eine entsprechende Breitband-
sonde. Die AFC wird im Querschnitt in
Höhe der Leiste aufgesucht, wo sie lateral
Beurteilung der aortoiliakalen Arte- der V. femoralis communis lokalisiert ist
rien und der A. femoralis communis (Abb. 9.6 und 9.7A), und dann im Längs-
schnitt nach proximal verfolgt, bis sie tief
Der Patient sollte entspannt auf dem Rücken lie- unter das Ligamentum inguinale taucht
gen; sein Kopf wird durch ein Kissen gestützt. Die und mit dieser Sonde nicht mehr auffindbar
Bauchmuskeln sind entspannt, die Arme liegen ist. An diesem Punkt sollten Sie auf einen
seitlich am Körper. Abbildung 9.7 zeigt die Schall- Konvexschallkopf mit 3,5 MHz wechseln.
kopfpositionen für die Beurteilung der arteriellen Etwaige Darmgase mit der Sonde nach kra-
Zuflussgefäße, und Abbildung 9.8 ein Farbdopp- nial zu drücken und das Farbfenster an den
lerbild der Arterien. Bei der Untersuchung gehen Rand des Sektorbildes zu verschieben, kann
Sie wie folgt vor: helfen, die aortoiliakale Region darzustellen

121
9 Duplexsonographische Diagnostik arterieller Erkrankungen der unteren Extremität

und geeignete Spektraldopplerwinkel zu er- Aorta


zeugen (Abb. 9.7D).
n Anschließend wird die A. iliaca externa im AIC AIC
C
Längsschnitt aufgesucht und mittels farb-
AIC AIE
kodierter Darstellung proximal in Richtung B
AII AII
Abgang verfolgt. Manchmal wird die Dar-
AIE
stellung im Bereich von Darmgasen durch
Kippen oder Rollen des Schallkopfes und A AFC
AFC
eine schräge und koronare Sondenführung Vene
entlang der Bauchwand erleichtert.
n Suchen Sie die Gabelung der A. iliaca com-
munis (AIC) auf, indem Sie den Abgang der
A. iliaca externa (AIE) und der A. iliaca in- Aorta AFS
D
terna (AII) lokalisieren. Dies kann im Längs-
schnitt geschehen; bei ausreichender Bild-
qualität kann aber auch die transversale
Schnittführung zur Bestätigung hilfreich AFC
AIC AIE
sein, da die A. iliaca interna normalerweise
in posteromedialer Richtung abgeht (Abb.
AII
9.7B). Bei der Lokalisation von Krankheits-
prozessen im aortoiliakalen System dient
dieser Bereich als wichtiger anatomischer
Bezugspunkt. Manchmal gelingt die Identi-
Abb. 9.7 Schallkopfpositionen zur Darstellung der
fizierung der A. iliaca interna nicht, sodass
A. femoralis communis (AFC) und der aortoiliakalen
man auf die Lage der Iliacagabel schließen
Arterien. A: AFC im Querschnitt. B: Abgang der A. ilia-
muss, da sie, wie im Querschnitt zu erken-
ca externa und der A. iliaca interna im Transver-
nen, meist im tiefsten Teil des Beckens
salschnitt. C: Aortenbifurkation im Querschnitt. D: Ar-
liegt.
terien in Längsschnittebene. In der Leiste zu beginnen
n Verfolgen Sie die AIC im Längsschnitt dann
und etwaige Darmgase mit der Sonde (Pfeil) nach kra-
zurück bis zur Aortenbifurkation (Abb.
nial zu drücken, kann die Darstellung erleichtern. Die
9.7D). An diesem Punkt sollte man die Höhe
Platzierung des Farbfensters am Rand des Sektorbildes
der Aortenbifurkation in der Transversal-
kann beim Spektraldoppler den Beschallungswinkel
ebene bestätigen (Abb. 9.7C). Die Abgänge
verbessern.
der AIC werden im Längsschnitt beurteilt.
Auch die Aorta sollte im Quer- und Längs-
schnitt untersucht werden, um ein Aorten- wird die AFC in der Leiste mit einem flachen
aneurysma oder eine Aortenstenose auszu- 5-MHz-Linearschallkopf oder einer entspre-
schließen (siehe Kap. 11). chenden Breitbandsonde im Querschnitt
aufgesucht und nach distal verfolgt (Abb.
9.6 und 9.10A). Die AFC liegt lateral der
Beurteilung der A. femoralis und der V. femoralis communis (Abb. 9.6).
A. poplitea n Im Längsschnitt wird nun die Femoralis-
bifurkation untersucht (Abb. 9.10B). Die
Zu Beginn der Untersuchung sollte der Patient A. profunda femoris liegt meist posterolate-
ziemlich flach liegen. Das Bein ist nach außen ge- ral der A. femoralis superficialis (AFS), was
dreht, das Knie leicht angewinkelt und unter- eine leichte Außendrehung des Schallkopfes
polstert. Abbildung 9.9A zeigt ein Farbdoppler- erforderlich macht. Häufig kann die A. pro-
bild der femoropoplitealen und der Wadenar- funda femoris über eine beträchtliche Stre-
terie. Die Schallkopfpositionen für die Darstellung cke verfolgt werden, vor allem wenn die AFS
der femoropoplitealen Arterien sind Abbildung verschlossen ist und die A. profunda femoris
9.10 zu entnehmen. Zur Beurteilung dieser Ar- einen Kollateralweg im unteren Oberschen-
terien gehen Sie wie folgt vor: kel versorgt. Der Abgang der AFS lässt sich
n Zur Darstellung der Femoralisbifurkation gewöhnlich anteromedial der A. profunda

122
Beginn der sonographischen Untersuchung 9.6

AFC

AIE

AIC
AII

A B
Abb. 9.8 A: Die Farbbildmontage der Zuflussarterien zeigt die AIC, die A. iliaca externa (AIE) und die A. iliaca in-
terna (AII) sowie die AFC. Achten Sie auf die Stenose an der Iliacabifurkation (Pfeil), die am Alias-Effekt erkennbar
ist. B: Das Spektraldopplerbild zeigt eine hochgradige Stenose der AIE, erkennbar an hoher systolischer Flussge-
schwindigkeit, Aliasing und Spektralverbreiterung. Zur Verbesserung des Beschallungswinkels wurde das Farbfens-
ter am Rand des Sektorbildes platziert.

femoris lokalisieren. Drehen Sie den Schall- n Zur Untersuchung der A. poplitea dreht sich
kopf dazu leicht nach innen. der Patient auf die Seite. Alternativ ist auch
n Anschließend wird die AFS im Längsschnitt die Bauchlage möglich, der Fuß wird unter-
entlang des medialen Oberschenkelanteils, polstert. Von vielen älteren Patienten wird
wo sie über der V. femoralis superficialis diese Lage allerdings nicht gut toleriert. Die
liegt, nach distal verfolgt (Abb. 9.10C). Ver- A. poplitea kann auch dargestellt werden,
liert sich die AFS im Bild, ist sie im Quer- wenn die Beine über den Rand der Untersu-
schnitt leichter wiederzufinden (Abb. 9.10D). chungsliege hängen und der Fuß auf einem
In ihrem distalen Abschnitt verläuft die AFS Stuhl ruht. Für welche Lagerung Sie sich
in der Tiefe und tritt in den Adduktorenka- auch entscheiden: Wichtig ist, das Kniege-
nal ein. Von hier an wird sie als A. poplitea lenk auf keinen Fall zu überstrecken, da dies
bezeichnet. Meist kann aus dieser Position die Darstellung der A. poplitea erschwert.
die proximale A. poplitea knapp über dem n Wenn Sie in der Mitte der Kniekehle be-
Knie dargestellt werden (siehe Abb. 9.10E). ginnen, liegt die A. poplitea im Querschnitt
Bei Patienten mit kräftigen Oberschenkeln hinter der V. poplitea (Abb. 9.10F). Im Längs-
gelingt die Darstellung dieser Arterie mit schnitt wird die A. poplitea dann oberhalb
einer 3,5-MHz-Sonde oftmals besser. der Kniekehle nach proximal verfolgt; so

AFS
ATP
APF

APF TTF
POP

AF

ATA

Abb. 9.9 Eine Farbbildmontage der femoropoplitealen und der Wadenarterien. Das Bild zeigt die A. profunda fe-
moris (APF), die A. femoralis superficialis (AFS), die A. poplitea (POP), den Truncus tibiofibularis (TTF), die A. tibia-
lis posterior (ATP), A. tibialis anterior (ATA) und die A. fibularis (AF).

123
9 Duplexsonographische Diagnostik arterieller Erkrankungen der unteren Extremität

Tibialarterien in der distalen Wade aufzusuchen


AFC AFS
und sie dann nach kranial zur proximalen Wade
A A. profunda zu verfolgen. Unsere Beschreibung der Unter-
APF V. femoralis femoris suchung setzt allerdings knapp unter dem Knie-
gelenk an. Einfacher gelingt die Darstellung der
distalen Tibialarterien am Knöchel oftmals mit
AFS
Arterie einem hochfrequenten flachen Linearschallkopf
(mit 10 MHz) oder einer entsprechenden Breit-
D bandsonde.
Vene

POP A. tibialis anterior


Vene
F Sonde in transversaler n Der Abgang der A. tibialis anterior (ATA)
Position hinter dem Knie wird bei nach außen gedrehtem Bein und
Arterie in der Fossa poplitea
leicht angewinkeltem Knie aus einer po-
steromedialen Position knapp unter dem
Kniegelenk dargestellt, wo sie direkt von der
B
A. poplitea abgeht (Abb. 9.10H). Häufig sind
aus dieser Position von der A. tibialis ante-
C
AFC E rior nur die ersten 1 – 2 cm zu sehen. Distal
AFS ATA
des Abgangs der A. tibialis anterior ist der
Oberschenkel von medial TTF
POP Truncus tibiofibularis (TTF) als direkte Fort-
H
G setzung der A. poplitea zu erkennen.
n Vom anterolateralen Anteil der proximalen
Wade aus wird knapp unter dem Knie an-
schließend die proximale A. tibialis anterior
Abb. 9.10 Schallkopfpositionen zur Darstellung der dargestellt. Man kann sehen, dass sie durch
femoropoplitealen Arterien. A: Die Femoralisgabel im die Membrana interossea in einem Bogen
Querschnitt. B: Femoralisbifurkation im Längsschnitt. zum Schallkopf hochsteigt. Im Querschnitt
C: A. femoralis superficialis (AFS) im Längsschnitt. D: ist die Membran als helle echogene Linie
A. femoralis superficialis (AFS) im Querschnitt. E: Proxi- zwischen Tibia (T) und Fibula (F) erkennbar.
male A. poplitea Pars I im Längsschnitt. F: A. poplitea Die Arterie liegt auf der Membran. Der Ver-
im Querschnitt. G: Längsschnitt der A. poplitea von lauf der A. tibialis anterior wird dann nach
der Fossa poplitea. H: Abgang der A. tibialis anterior distal entlang der anterolateralen Waden-
(ATA). grenze verfolgt, bis sie auf dem Fußrücken
in die A. dorsalis pedis übergeht.
überlappt dieser Untersuchungsbereich mit
der zuvor vom unteren medialen Ober-
A. tibialis posterior
schenkel aus untersuchten Region (Abb.
9.10G). n Bei nach außen gedrehtem Bein und ange-
n Anschließend wird die A. poplitea im Längs- winkeltem Knie wird der Abgang der A. tibia-
schnitt in und unterhalb der Kniekehle un- lis posterior (ATP) aus einer medialen Posi-
tersucht, wobei es möglich ist, direkt mit tion unterhalb des Kniegelenks dargestellt,
dem Truncus tibiofibularis fortzufahren, der wo der Truncus tibiofibularis sich in die
sich aus mehreren Positionen darstellen A. tibialis posterior und die A. fibularis teilt.
lässt. Die proximale A. tibialis posterior steigt
sanft in Richtung Schallkopf auf; als nütz-
liche Orientierungspunkte dienen die Be-
Beurteilung der Tibialarterien gleitvenen. In dieser Ebene ist oftmals der
Abgang der A. fibularis sichtbar, der hinter
Die Tibialarterien lassen sich, wie in Abbildung dem der A. tibialis posterior liegt.
9.11 gezeigt, aus verschiedenen Schallkopf- n Die A. tibialis posterior wird dann entlang
positionen darstellen. Häufig ist es einfacher, die der medialen Wade in Richtung Innenknö-

124
Beginn der sonographischen Untersuchung 9.6

ATA

ATA ⴞ AF

L M
A E
T ATA D L M
T A E
E I
R A T D
ATA
A L E I
R T A
L F
A L
L F
TTF
TPT AF ATP
ATP
AF

TTF
TTF
AF

A B

Abb. 9.11 Die beiden Wadenquerschnitte zeigen die Schallkopfpositionen für die Darstellung der Tibialarterien
und -venen in der Wade im Längsschnitt. A: Zur Darstellung der Gefäße in der oberen Wade proximal der Bifurka-
tion des Truncus tibiofibularis (TTF) eignen sich mehrere Positionen. B: Tibialarterien für die Darstellung von A. ti-
bialis posterior (ATP), A. tibialis anterior (ATA) und A. fibularis (AF) in der mittleren und unteren Wade. Achten Sie
darauf, dass es – wie im Bild gezeigt – möglich ist, aus einer ähnlichen Position heraus zwei Gefäße darzustellen.

chel oder Malleolus medialis verfolgt. Bei kopf im Längsschnitt möglicherweise leicht nach
der Darstellung von der medialen Wade aus anterior oder posterior kippen.
liegt diese Arterie über der A. fibularis. Ansicht 2 Die A. fibularis kann ab ihrem Abgang
n Der Abgang und ein kurzer Abschnitt der unterhalb des Knies und entlang der Wade distal
A. tibialis posterior sind häufig auch aus auch aus einer posterolateralen Position nachver-
einer posterolateralen Position unterhalb folgt werden.
des Kniegelenks darstellbar; hier ist zu se- Ansicht 3 Manchmal lässt sich die A. fibularis
hen, dass sie nach ihrem Abgang vom Trun- von der anterolateralen Seite der Wade aus dar-
cus tibiofibularis in die Tiefe zieht. stellen. Hier ist sie tief unter der A. tibialis ante-
rior zu sehen. Aus dieser Position lassen sich die
Bilder der A. fibularis am schwierigsten erhalten.
A. fibularis
Die A. fibularis muss möglicherweise aus mehre-
ren verschiedenen Positionen dargestellt werden Beurteilung von Aa. tibiales und Arcus
(Abb. 9.11B). Die optimale Position ist von Pa- plantaris vor Bypass-Operationen
tient zu Patient verschieden.
Ansicht 1 Die A. fibularis kann ab ihrem Abgang Mithilfe der mit einem CW-Doppler kombinier-
entlang der Wade aus derselben medialen Waden- ten Duplexsonographie kann vor einer distalen
position verfolgt werden, wie wir es für die Dar- Bypass-Operation festgestellt werden, welche Wa-
stellung der A. tibialis posterior beschrieben denarterie die distale Fußregion mit der größten
haben. Aus dieser Position ist zu sehen, dass die Blutmenge versorgt (McCarthy et al. 1999), um
A. fibularis am Fibularand tiefer liegt als die A. ti- so das Zielgefäß für die distale Anastomose aus-
bialis posterior und von den größeren Vv. fibu- zuwählen. Dies ist wichtig, da es einer arteriellen
lares umgeben ist. Um den Verlauf der A. fibularis Blutbahn zum Fuß mit niedrigem Widerstand
nach distal zu verfolgen, müssen Sie den Schall- distal des Gefäßimplantats bedarf, damit gewähr-

125
9 Duplexsonographische Diagnostik arterieller Erkrankungen der unteren Extremität

leistet ist, dass das Implantat durchgängig und ausgeübt, um das Gefäß am Knöchel zu verschlie-
der Fuß durchblutet bleibt. Die drei Tibialarterien ßen. Kommt es während der Kompression zu
der Wade weisen Verbindungen zum Arcus plan- einer deutlichen Verringerung oder zum Sistieren
taris auf, der am Ende des Fußes lokalisiert ist. des Blutflusses am Arcus plantaris, lässt dies dar-
Die A. tibialis posterior und die A. dorsalis pedis auf schließen, dass die ausgewählte Tibialarterie
haben über die Aa. plantares den größten Anteil sich im Arcus plantaris fortsetzt. Diese Art der Be-
an der Versorgung des Arcus plantaris, der die urteilung kann sehr kompliziert sein, da der Arcus
plantaren Metatarsalarterien und die kleinen Ze- plantaris möglicherweise von mehr als einer of-
henarterien versorgt. Das Bein des Patienten soll- fenen Tibialarterie versorgt wird. Auch die A. fi-
te bei der Untersuchung herabhängen, um den bularis kann über ihre Äste die distale A. tibialis
Blutfluss distal der erkrankten Gefäßabschnitte anterior oder die A. dorsalis pedis versorgen, die
zu maximieren. Mit einem Duplexscanner kön- wiederum die Versorgung des Arcus plantaris
nen Durchgängigkeit und Qualität der einzelnen übernehmen können.
Tibialarterien bis in Knöchelhöhe beurteilt wer-
den. Anschließend werden mit einer CW-Dopp-
lersonde die Dopplersignale aus dem Arcus plan- Häufig auftretende Probleme
taris ausgewertet. Abbildung 9.3 veranschaulicht
die Schallkopfposition für die Untersuchung des Bei der Duplexsonographie der unteren Extremi-
Blutflusses am Arcus plantaris. Über der am bes- tät können verschiedene Probleme und Fehler
ten geeigneten Tibialarterie, die zuvor durch Dup- auftreten. Einige der häufiger vorkommenden
lexsonographie des Zielgefäßes bestimmt wurde, Probleme sind in Tabelle 9.4 zusammengefasst.
wird dann ein selektiver Druck mit dem Finger

Tab. 9.4 Bei der Duplexsonographie der Beinarterien häufiger auftretende Probleme

Segment Problem Lösungen

Aortoiliakale Darmgase verdecken Probieren Sie verschiedene Schallkopfpositionen aus (mediale,


Arterien einen Teil des Bildes laterale oder koronare Positionen); verlassen Sie dieses Segment
oder das gesamte und starten Sie ein paar Minuten später einen neuen Versuch
Bild

Aortoiliakale Geschlängelte Schalten Sie den Farbmodus hinzu, um den Arterienverlauf


Arterien Arterien nachzuverfolgen; häufig muss die Schallkopfposition beträcht-
lich korrigiert werden

Femoropopliteale Starke Kalzifikationen Probieren Sie verschiedene Schallkopfpositionen aus, um die


Arterien der Arterie führen zur Kalzifikation zu umgehen
Auslöschung des
Farbdopplersignals

Femoropopliteale Adipöser Patient mit Wenn Sie zur besseren Durchdringung eine Breitbandsonde
Arterien starkem Oberschenkel verwenden, verringern Sie die Sendefrequenz des Farb- und
Spektraldopplers; erwägen Sie in sehr schwierigen Situationen
auch den Wechsel zu einem Curved-Linear-Array-Schallkopf
von 3,5 MHz

Tibialarterien Starke Wade mit Beginnen Sie die Untersuchung am Knöchel und arbeiten Sie
großem Ödem sich nach proximal vor; zur proximalen Darstellung dieser
Gefäße können Sie einen 3,5-MHz-Linearschallkopf benutzen

Tibialarterien Extrem geringer Fluss Reduzieren Sie die Pulswiederholfrequenz und die Wandfilterein-
infolge proximaler stellungen; zur Erhöhung des distalen Blutflusses sollte der Pati-
Verschlüsse ent das Bein von der Untersuchungsliege herabhängen lassen

126
Sonographische Befunde 9.7

9.7 Sonographische Befunde dieses Phänomen in der AFS und der A. poplitea
zu beobachten. In Kombination mit der farb-
kodierten Dopplersonographie gelingt mit der B-
B-Bildgebung Bildtechnik auch die Identifizierung von akuten
Verschlüssen der AFS oder A. poplitea. Mögli-
Normalbefunde
cherweise ist im Gefäßinnern ein frischer Throm-
Wie bei den Karotiden sollte das Lumen einer bus vorhanden. Das Lumen erscheint zwar deut-
normalen peripheren Arterie deutlich sichtbar lich oder zeigt im Bild nur minimale Reflexionen,
sein, und die Wände sollten in jedem arteriellen da Thromben eine ähnliche Echogenität aufwei-
Segment einheitlich aussehen, obwohl das Bild sen wie Blut (Abb. 9.13). Doch das Farbdoppler-
des Gefäßes auch Speckle-Rauschen aufweisen spektrum zeigt das Fehlen eines Blutflusses im
kann. Manchmal ist in normalen Femoral- und verschlossenen Gefäßabschnitt an. Der Ver-
Poplitealarterien die Intima-Media-Schicht der schluss setzt oftmals sehr abrupt ein, wobei pro-
Arterienwand zu sehen. Die deutliche Darstel- ximal kaum pathologische Prozesse zu sehen
lung der Gefäße im aortoiliakalen Segment, im sind.
Bereich des Adduktorenkanals und der Wade ge- Abnorme Dilatationen oder arterielle Aneurys-
staltet sich ohne Farbkodierung in der Praxis men sollten, wie in Kapitel 11 beschrieben, mit-
häufig schwierig. hilfe des B-Bildes vermessen werden.

Pathologische Befunde Farbdopplersonographie


Im Gefäßlumen sind atheromatöse Areale zu
Normalbefunde
sehen, vor allem, wenn diese kalzifiziert sind.
Atherome können, insbesondere in der A. femo- Mithilfe der Farbdopplersonographie können
ralis superficialis (AFS), ausgedehnt und diffus normale Arteriensegmente zügig untersucht wer-
verteilt sein (Abb. 9.12). Große Plaques an der den. Gesunde Arterien sollten bis an die Gefäß-
Bifurkation der A. femoralis communis sind ver- wände mit Farbe ausgefüllt sein. Das Farbbild
gleichsweise leicht darstellbar; sie können sich zeigt normalerweise ein pulsatiles Strömungs-
auch auf die proximale A. profunda oder AFS muster, wobei die Farbe infolge der Strömungs-
erstrecken. Kalzifikationen der Arterienwand er- umkehr während der diastolischen Phase zwi-
zeugen, vor allem bei Diabetikern, starke Schall- schen Rot und Blau wechselt (siehe Kap. 5). Es
reflexionen, und die Wände der Wadenarterien gibt allerdings Situationen, in denen der Blutfluss
können besonders hervortreten (Abb. 9.4). Be- in nicht erkrankten Beinarterien eine verminder-
steht ein Verschluss in einem Arterienabschnitt
schon längere Zeit, kann das Gefäß kontrahieren
und neben der entsprechenden Vene als kleiner
Strang in Erscheinung treten. Am häufigsten ist

KALZIFIKATION A POP

Abb. 9.13 Akuter Verschluss der A. poplitea. Das Ge-


fäß ist bis zu dem von den beiden Pfeilen markierten
Bereich offen. Der Verschluss ist durch die vergleichswei-
Abb. 9.12 Ein kalzifiziertes Atherom (Pfeile) in der AFS se intensitätsschwachen Echos im distalen Lumen nach-
führt in Teilen des Gefäßlumens zur Auslöschung des weisbar. Beachten Sie, dass im verschlossenen Abschnitt
Farbdopplersignals. noch Intimaanteile sichtbar sind (gebogener Pfeil).

127
9 Duplexsonographische Diagnostik arterieller Erkrankungen der unteren Extremität

te Pulsatilität aufweisen oder sogar kontinuier-


lich sein kann. Beispiele dafür sind ein vermehr-
ter Blutfluss (Hyperämie) infolge einer Infektion
im Bereich der unteren Extremität oder das Vor-
handensein arteriovenöser Fisteln. Ein hyper-
ämischer Fluss zeigt sich als kontinuierlicher
Fluss in einer Farbe; es sollten jedoch keine Hin-
weise auf eine Arterienstenose vorliegen.

Pathologische Befunde
Abb. 9.14 Zwei hochgradige Stenosen in der AFS sind
Mithilfe der in Kapitel 7 beschriebenen Farbein- an den Bereichen mit gestörtem Farbdopplerfluss und
stellungen sind Arterienstenosen als Bereiche mit Aliasing erkennbar (Pfeile).
gestörter Strömung oder Aliasing nachweisbar.
Hochgradige Stenosen erzeugen im Farbmodus
oftmals ein gestörtes Strömungsmuster, das sich Segmentmitte vor. Ist der Verschluss am Arterien-
distal der Läsion auf einer Länge vom 3- bis 4fa- abgang in Höhe einer wichtigen Bifurkation lo-
chen des Gefäßdurchmessers erstreckt (Abb. 9.8 kalisiert, ist normalerweise im Nebenast noch ein
und 9.14). Zur Abschätzung des Stenosegrades Blutfluss nachweisbar. So ist etwa bei einem Ver-
sollten alle Bereiche mit gestörtem Farbfluss mit- schluss der AFS meist noch die A. profunda femo-
tels winkelkorrigiertem Spektraldoppler abgefah- ris offen (Abb. 9.15). Ist der Arterienverschluss im
ren werden. Darüber hinaus kann das farbko- Mittelsegment lokalisiert, kann man im Allge-
dierte Dopplerbild des Blutflusses in einer nicht meinen sehen, dass am Anfang des Verschlusses
erkrankten Arterie distal eines signifikanten pro- vom Hauptstamm Kollateralen abgehen. Ebenso
ximalen Gefäßprozesses einen gedämpften Fluss sorgen Kollateralgefäße auch am distalen Ver-
und geringe Flussgeschwindigkeiten zeigen, der schlussende für die Wiederherstellung des Blut-
als kontinuierlicher Fluss in eine Richtung ange- flusses in der Arterie (Abb. 9.16). Vom Haupt-
zeigt wird. stamm abzweigende Kollateralen können einen
Von Verschlüssen in den Beinarterien sind am geschlängelten Verlauf aufweisen, und manch-
häufigsten die AFS und die A. poplitea betroffen. mal sind sie nur zu sehen, wenn die Hauptarterie
Ein Verschluss ist durch einen vollständigen im Querschnitt dargestellt wird. Daher ist es sinn-
Farbflussausfall im Gefäß nachweisbar. Verschlüs- voll, das Gefäß bei Verdacht auf einen Verschluss
se kommen an den Arterienabgängen oder in der sowohl im Längs- als auch im Querschnitt zu

AIC
VIC

AIE
APF

AII

A B
Abb. 9.15 A: Farbdopplerbild der Femoralisbifurkation mit Verschluss des AFS-Abgangs (Pfeil). Die A. profunda
femoris (APF) ist offen. B: Farbdopplerbild eines Verschlusses der A. iliaca externa (AIE) (Pfeil). Die AIC und A. iliaca
interna (AII) sind offen. Sichtbar ist auf diesem Bild auch die V. iliaca communis (VIC).

128
Sonographische Befunde 9.7

Abb. 9.16 Ein kurzer Verschluss im


mittleren Abschnitt der AFS ist am
Farbflussausfall erkennbar (großer
Pfeil). An beiden Enden des Ver-
schlusses sind große Kollateralen
zu sehen (kleine Pfeile).

untersuchen. Häufig muss die PRF distal eines interpretiert werden, da das Blut infolge der Ent-
Verschlusses reduziert werden (typischerweise wicklung eines guten Kollateralflusses um den er-
auf 1 kHz), um die Sensitivität des Ultraschall- krankten Gefäßabschnitt nur sehr langsam durch
gerätes für niedrigere Flussgeschwindigkeiten zu die Verengung strömt. Um niedrige Flussgeschwin-
erhöhen. Distal eines Verschlusses zeigt das Farb- digkeiten im Bereich dieser Läsionen zu untersu-
dopplerbild oftmals einen kontinuierlichen Vor- chen, sollte die PRF reduziert werden.
wärtsfluss mit verminderter Pulsatilität, was auf
die Dämpfung des normalen Blutflussmusters zu-
rückzuführen ist. Ferner kann sich der Blutfluss Spektraldopplersonographie
in der Hauptarterie distal eines Verschlusses im
Normalbefunde
Laufe der ersten paar Zentimeter zunehmend
verbessern, da sich mehr Kollateralen mit dem In Ruhe zeigt der arterielle Blutfluss in der un-
Hauptstamm vereinigen. Dieser Effekt ist im teren Extremität in der normalen Spektraldopp-
Farbdopplerbild erkennbar (Abb. 9.17). Bei ho- lerkurve ein triphasisches Flussmuster mit einem
hen Flussgeschwindigkeiten in einem Kollateral- deutlichen Spektralfenster (Abb. 9.18). Bei gesun-
gefäß zeigen sich an dem Punkt, an dem die Kol- den jungen Erwachsenen kann man gelegentlich
lateralen wieder einmünden, in der Hauptarterie sogar vier Phasen sehen. Bei älteren Patienten
Bereiche mit deutlich gestörter Strömung, die oder Patienten mit einem verminderten Herzzeit-
fälschlicherweise als Stenosen gedeutet werden volumen kann die Kurvenform biphasisch oder
können. Zur gründlichen Untersuchung solcher sogar monophasisch sein. Die mittlere systolische
Abschnitte sollte ein Spektraldoppler eingesetzt Spitzengeschwindigkeit in der A. iliaca externa,
werden. Ebenso kann es vorkommen, dass lange der A. femoralis superficialis und der A. poplitea
Stenoseabschnitte fälschlicherweise als Verschluss beträgt 119, 90 bzw. 68 cm/s (Jager et al. 1985).

Abb. 9.17 Eine Farbbildmontage zeigt den Fluss in der A. poplitea distal eines Verschlusses (O). Der Fluss nimmt
distal des Verschlusses progressiv zu, da mehr Kollateralgefäße in die Hauptarterie münden (Pfeile). An den Stellen,
an denen die Hauptarterie von Kollateralen versorgt wird, kann es zu deutlichen Flussstörungen kommen, die man
fälschlicherweise für Stenosen halten kann.

129
9 Duplexsonographische Diagnostik arterieller Erkrankungen der unteren Extremität

A
B

A B
Abb. 9.18 Ein aus der AFS abgeleitetes normales
triphasisches Dopplerspektrum.

Während der Untersuchung sollten die Spektral-


dopplerkurven zur Bestätigung eines normalen Abb. 9.19 Eine AFS-Stenose wird mittels Spektral-
Flussmusters in kurzen Intervallen abgeleitet doppler beurteilt. A: Bestimmung der systolischen
werden. Bei Patienten mit einer Infektion (z. B. Spitzengeschwindigkeit genau proximal der Stenose.
Zellulitis) zeigen die Spektraldopplerkurven B: Bestimmung der systolischen Spitzengeschwindig-
manchmal einen hyperämischen Fluss mit ver- keit über der Stenose. Das Verhältnis der beiden sy-
minderter Pulsatilität. stolischen Spitzengeschwindigkeiten wird berechnet,
indem man den Wert aus B durch den Wert aus A divi-
diert; in diesem Fall ergibt sich ein Geschwindigkeits-
Pathologische Befunde und
quotient von 5. Dieser Wert lässt auf eine hochgradige
Stenosegraduierung
Stenose schließen.
Störungen im Farbfluss sollten stets mit dem
Spektraldoppler untersucht werden. Wählen Sie
dazu ein kleines Messfenster und führen Sie die von t 2 (Cossman et al. 1989, Sensier et al 1996),
Messungen genau proximal, über und distal der andere Zentren hingegen einen Quotienten von
Läsion durch. Bei Vorliegen einer signifikanten 2,5 (Legemate et al. 1991). Wichtig ist, die in
Stenose kommt es im Bereich der Läsion zu einer Ihrer Einrichtung angewendeten Kriterien gegen
Zunahme der Flussgeschwindigkeit, die mit Spek- die Befunde anderer Bildgebungsverfahren wie
trumverbreiterung und Turbulenzen genau distal der Angiographie oder der MRA zu überprüfen
der Läsion einhergeht. Wie bereits erwähnt, er- und auszuwerten. Tabelle 9.5 zeigt, wie man den
gibt eine konzentrische Durchmesserverringe- Geschwindigkeitsquotienten zur Beurteilung des
rung des arteriellen Lumens um 50 % eine Ver- Stenosegrades heranziehen kann (Hennerici &
ringerung der Querschnittsfläche um 75 %. Da- Neuerburg-Heusler 1998). Geschwindigkeitsver-
raus ergeben sich signifikante Flussänderungen. hältnisse können auch zur Stenosegraduierung
Als Hauptkriterium für den Stenosegrad in einer eingesetzt werden, wenn mehrere Arterienseg-
Beinarterie gilt die Bestimmung des Verhältnisses mente betroffen sind. Die Bestimmung anderer
der maximalen systolischen Geschwindigkeiten Messwerte, darunter auch des Pulsatilitätsindex
(Peak Velocity Ratio, PVR). Dieser Wert berech- (PI), erfolgt meist in Zusammenhang mit dem
net sich aus dem Quotienten der maximalen CW-Doppler und ist bei der Duplexsonographie,
systolischen Geschwindigkeit im Stenosebereich mit der sich Geschwindigkeitsänderungen direkt
(Vs) und der in einem normalen Arterienab- messen lassen, wahrscheinlich weniger sinnvoll.
schnitt proximal der Stenose registrierten ma-
ximalen systolischen Geschwindigkeit (Vp), wie
Pathologische Wellenformen
in Abbildung 9.19 veranschaulicht. Für die De-
finition einer Durchmesserreduktion in den Ar- Die Form der Spektraldopplerkurve kann wich-
terien der unteren Extremität um t 50 % sind tige Informationen über den Zustand der Bein-
verschiedene Protokolle veröffentlicht worden. arterien liefern. Gedämpfte monophasische Wel-
Zahlreiche Gefäßzentren verwenden eine PVR lenformen mit einer erhöhten systolischen An-

130
Sonographische Befunde 9.7

Tab. 9.5 Vorschläge für Kriterien zur Graduierung von Beinarterienerkrankungen der unteren Extremität an-
hand von Geschwindigkeitsverhältnissen (siehe im Text zitierte Literaturhinweise)

Durchmesser- Geschwindig- Kommentar


reduktion keitsquotient
(Vs/Vp)

0 – 49 % <2 Die Wellenform ist triphasisch, aber bei Erreichen eines Stenose-
grades von 49 % zeigen sich eine leichte Spektrumverbreiterung
sowie eine Zunahme der enddiastolischen Geschwindigkeiten

50 – 74 % >2 Die Wellenformen werden tendenziell biphasisch oder monopha-


sisch; die enddiastolische Geschwindigkeit nimmt zu; Spektrumver-
breiterung vorhanden; distal der Stenose werden Strömungsstörun-
gen und gewisse Dämpfungseffekte registriert

75 – 99 % >4 Die Wellenform ist meist monophasisch mit einer signifikanten


Zunahme der enddiastolischen Geschwindigkeit; nachweisbar sind
deutliche Turbulenzen und Spektrumverbreiterung; der Fluss ist
distal der Stenose gedämpft

Verschluss Kein Fluss nach- Proximal eines Verschlusses zeigen die Dopplerspektren oftmals ein
weisbar Hochwiderstandsflussmuster

stiegszeit sind typisch für Gefäßprozesse proximal


des Messortes (Abb. 9.20B). Umgekehrt geben
Kurvenformen von Flüssen mit hohem Wider-
stand und geringem Flussvolumen häufig Hin-
weise auf signifikante Erkrankungen distal des
Messortes. Ein Beispiel dafür ist der systolische
Kurvenabfall mit der charakteristischen Schulter A
in einem aus der AFS abgeleiteten Spektrum pro-
ximal eines ausgeprägten pathologischen Prozes-
ses in diesem Gefäß (Abb. 9.20A), die durch eine
von der distalen Stenose oder dem distalen Ver-
schluss reflektierte Welle bedingt ist. Auch starke
Kalzifikationen der Arterienwand können durch
die Veränderung der Gefäßdehnbarkeit die Form
des Dopplerspektrums beeinflussen. Dieses Phä-
B
nomen ist häufiger in den Tibialgefäßen diabe-
tischer Patienten zu beobachten; in diesen Fällen Abb. 9.20 Wellenformen können nützliche Informa-
kann die Kurvenform monophasisch werden. tionen über den Zustand der proximalen und distalen
Die Form des aus der AFC abgeleiteten Spektrums Arterien geben. A: Aus der AFS proximal eines Ver-
als Indikator für eine Erkrankung der A. iliaca schlusses abgeleitetes Spektrum. Achten Sie auf die
oder der arteriellen Zuflussgefäße zu werten, hat Flusskurve mit hohem Widerstand und geringem Fluss-
zahlreiche Debatten ausgelöst. Wie die Studie volumen und den systolischen Kurvenabfall mit der
von Sensier et al. (1998) ergab, hat die qualitative charakteristischen Schulter (Pfeil), die durch die Puls-
Auswertung des AFC-Dopplerspektrums eine Sen- wellenreflexion des distalen Gefäßprozesses bedingt
sitivität von 95 %, eine Spezifität von 80 % und ist. B: Die Dämpfung der AFC-Kurve bei erhöhter sy-
eine Genauigkeit von 87 % für die Vorhersage stolischer Anstiegszeit und der Verlust der Pulsatilität
einer signifikanten Erkrankung der aortoiliakalen deuten auf einen signifikanten proximalen Gefäßpro-
Arterien. Die Autoren gehen deshalb davon aus, zess hin.
dass die Auswertung der Form des AFC-Doppler-
spektrums bei der Untersuchung der Zufluss-
gefäße auf pathologische Prozesse sinnvoll ist.

131
9 Duplexsonographische Diagnostik arterieller Erkrankungen der unteren Extremität

Ein triphasischer Fluss mit einer kurzen systo-


lischen Anstiegszeit ist ein Indikator für einen
normalen arteriellen Zufluss. Vorsicht ist jedoch
bei der Untersuchung jüngerer Patienten gebo-
ten, bei denen womöglich eine sehr kurze Stenose
der proximalen A. iliaca vorliegt, da sich die arte-
rielle Wellenform in Höhe der AFC bereits wieder
erholt haben kann und normal erscheint. Eine
deutliche Dämpfung der AFC-Dopplersignale mit
einer erhöhten systolischen Anstiegszeit ist ein
guter Indikator für eine schwerwiegende Störung
der Zuflussgefäße. Sehr verwirrend sind Situa- Abb. 9.21 Das Farbdopplerbild zeigt eine lange, durch
tionen, in denen die arteriellen Zuflussgefäße eine Intimahyperplasie hervorgerufene Verengung in
normal, aber die AFS verschlossen und die A. pro- einem AFC-Stent. Die Stentwände sind deutlich sicht-
funda femoris hochgradig stenosiert sind. Dies bar (Pfeile).
kann eine monophasische Wellenform in der
AFC mit einer hohen enddiastolischen Geschwin- phisch beurteilt werden (Abb. 9.21). Nicht selten
digkeit hervorrufen, obwohl die systolische Akze- finden sich im Stentbereich lokalisierte Strö-
lerationszeit kurz bleibt. In diesem Fall sollte auf mungsstörungen, die durch die Stufe zwischen
die Auswertung der Flussmuster allergrößte Sorg- der Arterienwand und dem proximalen und di-
falt verwendet werden. stalen Ende des Stents hervorgerufen werden.
Abschnitte mit aneurysmatischer Dilatation wei- Der Schweregrad von In-Stent-Stenosen kann
sen typischerweise eine verminderte systolische mithilfe des Spektraldopplers nach denselben
Spitzengeschwindigkeit auf, die häufig mit einem Kriterien bestimmt werden, die für die Graduie-
gestörten Flussmuster einhergeht. rung von Stenosen in der unteren Extremität gel-
ten. In Gelenknähe (z. B. in der AFC oder A. po-
plitea) eingesetzte arterielle Stents können durch
Gelenkbewegungen belastet werden und abkni-
9.8 Untersuchung arterieller cken oder verbiegen. Die Entstehung lokalisierter
Stents Aneurysmen kann durch Einlage einer Stentpro-
these über dem Aneurysma vermieden werden
Arterielle Stents werden zur Vermeidung von Re- (siehe die Diskussion in Kap. 11).
stenosen implantiert, obwohl die dazu publi-
zierten Arbeiten nur begrenzt aussagekräftige Be-
lege dafür liefern, dass sie zur Aufrechterhaltung
einer langfristigen Gefäßdurchgängigkeit wirk-
9.9 Sonstige Anomalien und
samer sind als die Standardangioplastie. Haupt- Syndrome
sächlich werden Stents in die aortoiliakalen Arte-
rien und die proximale AFC implantiert, obwohl Symptome im Bereich der unteren Extremität
sie auch schon in die AFS und A. poplitea einge- sind bei jüngeren Patienten gelegentlich auf ent-
setzt worden sind. Stents sind in unterschied- zündliche Prozesse oder Erkrankungen der klei-
lichen Längen und Größen erhältlich; bei ausge- nen Gefäße (z. B. Morbus Bürger) zurückzufüh-
dehnten pathologischen Gefäßprozessen können ren. Die Flussmessungen in den größeren proxi-
auch mehrere Stents implantiert werden. Im All- malen Arterien sind zwar unauffällig, doch kann
gemeinen sind Stents im B-Bild sichtbar, wo sie sich in den Spektren der distalen Wadenarterien
im Verhältnis zur Arterienwand eine stärkere Re- ein geringes Flussvolumen bei hohem Gefäß-
flexion verursachen. Häufig ist auch die gitter- widerstand zeigen.
artige Metallstruktur erkennbar. Manchmal ist
auch ein leichtes Abknicken des Stents zu sehen,
wenn das Atherom in der Arterie stark kalzifiziert Popliteales Entrapment-Syndrom
oder fibrös ist und nicht vollständig an der Ge-
fäßwand anliegt. Der Blutfluss über dem Stent Das popliteale Entrapment-Syndrom ist ebenfalls
kann farbdoppler- und spektraldopplersonogra- eine seltene, aber mögliche Ursache der Claudi-

132
Dokumentation 9.10

catio und einer potenziellen distalen Embolisa-


AIC-Stenose,
tion infolge einer Schädigung der Arterienwand. 8fach erhöhte
In diesem Fall folgt die A. poplitea einem aty- Fluss-
pischen Verlauf unterhalb des Knies und wird geschwindigkeit
während der Plantarflexion durch die Köpfe des AIC-Verschluss
M. gastrocnemius eingeengt. Ferner kann die
A. poplitea auch durch fibröse Bänder in diesem
Bereich eingeengt werden. Bei der Untersuchung
auf ein popliteales Entrapment-Syndrom liegt
der Patient mit leicht angewinkelten Beinen auf
dem Bauch, die Füße ragen über die Untersu-
chungsliege. Die A. poplitea Pars III (infragenua-
ler Abschnitt) sollte in Höhe der Muskelköpfe des
Gastrocnemius dargestellt werden. Dazu beugt
der Patient seinen Fuß gegen Widerstand (An-
wendung eines mittleren Drucks gegen den Fuß) AFS-
nach unten (Plantarflexion). Eine Verengung Verschluss
oder ein Verschluss der A. poplitea während die-
ses Manövers kann auf ein Popliteakompres- Hochgradig
sionssyndrom hindeuten. Allerdings gibt es An- diffuser
haltspunkte dafür, dass es im Rahmen dieser Un- Gefäßprozess
in der AFS
tersuchung auch bei gesunden Probanden zu
einer signifikanten Kompression der A. poplitea
kommen kann, was gewisse Zweifel am Nutzen
dieses Tests aufkommen lässt (Erdoes et al. 1994).

Zystische Adventitia-Degeneration
der A. poplitea
Diese seltene Erkrankung wird durch eine zysti-
sche Schwellung der Arterienwand hervorgeru-
fen, die das Lumen der A. poplitea beeinträchtigt
Stenosen bzw.
und letztlich zum Verschluss führt. Häufig ist Verschlüsse
diese Läsion supragenual lokalisiert und sollte der Tibialarterien
beim jungen Patienten – vor allem in Abwesen-
heit anderer Krankheitsprozesse – als potenzielle
Symptomursache in Betracht gezogen werden.
Behandelt wird durch Exzision und lokale Ver-
sorgung des Gefäßabschnitts oder durch Anlage
eines Bypasses.
Abb. 9.22 Die einfachste Methode zur Dokumenta-
tion von sonographischen Befunden der unteren Ex-
9.10 Dokumentation tremität stellt die graphische Dokumentation auf Be-
fundbögen dar. In ein solches Gefäßschema können
Unserer Erfahrung nach ist die einfachste Metho- stenotische Bereiche eingezeichnet und die entspre-
de zur Dokumentation sonographischer Befunde chenden Geschwindigkeitswerte angegeben werden.
die Verwendung von Gefäßschemata (wie in Verschlüsse werden durch Schwärzen der betreffenden
Abbildung 9.22), in denen die Lokalisation des Regionen markiert.
Gefäßprozesses eingezeichnet und die entspre-
chenden Geschwindigkeitsmesswerte und -quo-
tienten eingetragen werden können. Einer Be-
urteilung nicht zugängliche Bereiche können

133
9 Duplexsonographische Diagnostik arterieller Erkrankungen der unteren Extremität

schraffiert dargestellt werden. Auch für Chirur- Hennerici M, Neuerburg-Heusler D 1998 Vascular dia-
gen und Ärzte ist diese Form der Befunddoku- gnosis with ultrasound. Thieme, Stuttgart, pp 179 – 180
Jager K A, Ricketts H J, Strandness D E Jr 1985 Duplex scan-
mentation hilfreich, da sie sich mit derlei Befun- ning for the evaluation of lower limb arterial disease. In:
den häufig im arbeitsreichen Klinikalltag befas- Bernstein E F (ed) Noninvasive diagnostic techniques in
sen müssen und das Lesen mehrerer Seiten Text vascular disease. C V Mosby, St Louis, pp 619 – 631
Legemate D A, Teeuwen C, Hoeneveld H, et al 1989 The
sehr zeitaufwändig sein kann. Bei Überweisungen
potential of duplex scanning to replace aortoiliac and
zur Angiographie oder Angioplastie können Ko- femoro-popliteal angiography. European Journal of Vas-
pien des Berichts an den Radiologen geschickt cular Surgery 3 (1): 49 – 54
werden, sodass dieser die Punktionsstellen vorab Legemate D A, Teeuwen C, Hoeneveld H, et al 1991 Spec-
tral analysis criteria in duplex scanning of aortoiliac and
planen kann. In vielen Fällen kann eine Angio- femoropopliteal arterial disease. Ultrasound in Medicine
plastie ohne ein diagnostisches Arteriogramm and Biology 17 (8): 769 – 776
durchgeführt werden. McCarthy M J, Nydahl S, Hartshorne T, et al 1999 Color-
coded duplex imaging and dependent Doppler ultra-
sonography in the assessment of cruropedal vessels.
British Journal of Surgery 86 (1): 33 – 37
Literatur Pemberton M, London N J 1997 Color flow duplex imag-
ing of occlusive arterial disease of the lower limb. British
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134
Duplexsonographische Dia-

10 gnostik arterieller Erkrankungen


der oberen Extremität

10.1 Einleitung bezeichnet, an der die A. subclavia, die V. sub-


clavia und das Nervengeflecht des Plexus brachia-
Anders als bei den Beinarterien sind athero- lis den Thorax verlassen. Die A. subclavia verläuft
sklerotische Erkrankungen der Armarterien mit in der vom M. scalenus anterior und medius ge-
einem Gesamtanteil von ca. 5 % aller Extremitä- bildeten Skalenuslücke zwischen Clavicula und
tenerkrankungen eher selten (Abou-Zamzam et 1. Rippe und geht in die A. axillaris über. Der
al. 2000). Am häufigsten kommen Erkrankungen Durchmesser der A. subclavia variiert zwischen
der A. subclavia und der A. axillaris vor, die gele- 0,6 und 1,1 cm. Die A. subclavia gibt eine Reihe
gentlich mit einer Erkrankung der extrakraniellen wichtiger Äste ab, darunter auch die A. vertebra-
Karotiden assoziiert sind. Auch eine Radiotherapie lis und die A. thoracica interna (auch A. mamma-
in dieser Körperregion mit Fibrose- und Narben- ria genannt), die häufig für Koronarbypässe ver-
bildung kann die A. subclavia und die A. axillaris wendet wird.
schädigen. Ferner können Kompressionen der Die A. axillaris (Durchmesser 0,6 – 0,8 cm) kreuzt
A. subclavia im Bereich der oberen Thoraxaper- den unteren Rand der Sehne des M. teres major
tur (thoracic outlet), die unter der Bezeichnung und geht am Oberarm in die A. brachialis über.
Thoracic-outlet-Syndrom (TOS) zusammengefasst Als A. brachialis verläuft sie dann nach distal an
werden, in der oberen Extremität signifikante der medialen oder Innenseite des Arms in einer
Symptome verursachen. Vertiefung zwischen dem M. triceps brachii und
Zu einem akuten Verschluss der A. axillaris oder dem M. biceps brachii. Die A. profunda brachii
der A. brachialis kann es auch infolge einer vom zweigt vom Hauptstamm der A. brachialis im
Herzen ausgehenden Embolie oder aufgrund von Oberarm ab und fungiert, wenn die distale A. bra-
Aneurysmen in der A. subclavia kommen. In die- chialis verschlossen ist, als wichtige Kollaterale
sen Fällen können Länge und Lokalisation des
Verschlusses duplexsonographisch festgestellt
werden. Mikrovaskuläre Störungen wie das Ray- A. carotis communis dextra A. carotis communis sinistra
naud-Phänomen können signifikante Symptome
A. vertebralis dextra A. subclavia sinistra
in den Händen hervorrufen, die mit einer athero-
sklerotischen Erkrankung verwechselt werden A. vertebralis sinistra
A. subclavia
können. dextra Truncus
thyreocervicalis

10.2 Anatomie der


Armarterien A. thoracica
interna
Die Anatomie der Arterien der oberen Extremität Truncus
ist in den Abbildungen 10.1 und 10.2 veran- brachiocephalicus
schaulicht. Die A. subclavia sinistra entspringt
direkt aus dem Aortenbogen, die A. subclavia Aortenbogen
dextra hingegen zweigt vom Truncus brachio-
cephalicus (auch A. anonyma genannt) ab. Als
„thoracic outlet“ (obere Thoraxapertur) wird im Abb. 10.1 Die Arterienanatomie des Aortenbogens
angloamerikanischen Sprachgebrauch die Stelle und der A. subclavia.

135
10 Duplexsonographische Diagnostik arterieller Erkrankungen der oberen Extremität

1. Rippe der Radial- und Ulnararterien als Kollaterale fun-


(Projektion hinter giert. In der Hand versorgt die A. radialis den
A. axillaris Clavicula die Seite) Arcus palmaris profundus und die A. ulnaris den
A. sub- Arcus palmaris superficialis. Im Normalfall kom-
A. circumflexa clavia munizieren die beiden Systeme miteinander. Bei
humeri anterior
bzw. posterior
manchen Menschen versorgt nur eine der Hand-
gelenkarterien das System des Arcus palmaris.
Die Versorgung der Finger übernehmen die Aa.
digitales palmares. Wir kennen verschiedene
Sternum
anatomische Varianten der Armarterien, von de-
nen die wichtigsten in Tabelle 10.1 zusammen-
A. profunda
brachii
gestellt sind. In den Armen entwickelt sich um
erkrankte Gefäßabschnitte gewöhnlich ein soli-
der Kollateralkreislauf. Die wichtigsten Kollate-
A. brachialis ralwege des Armes fasst Tabelle 10.2 zusammen.

10.3 Symptome und Therapie


A. recurrens
radialis A. recurrens ulnaris arterieller Erkrankungen
der oberen Extremität
A. interossea
communis
Die Hauptursachen von Gefäßerkrankungen der
A. radialis oberen Extremität sind in Kasten 10.1 aufgeführt.
A. ulnaris
Viele Patienten mit chronischen Verschluss-
krankheiten der Schulter- und Armarterien wei-
Arcus palmaris sen aufgrund des gut ausgebildeten Kollateral-
profundus kreislaufs im Arm nur wenige Symptome auf.
Manche Patienten klagen nach längerer Bean-
spruchung oder Belastung über Schmerzen und
Arcus palmaris Schweregefühl im Arm. Patienten mit signifikan-
superficialis ten chronischen Symptomen können mit einer
Angioplastie behandelt werden. Voraussetzung
Aa. digitales Aa. digitales ist aber, dass das Gefäß an der Läsionsstelle dila-
propriae communes tierbar ist. Arterielle Bypass-Operationen werden
in den oberen Extremitäten nur selten durchge-
Abb. 10.2 Die Arterienanatomie des Armes und der führt. Akute Verschlüsse können eine ausgeprägte
Hand.

im Bereich des Ellenbogens. Die A. brachialis Tab. 10.1 Anatomische Varianten der Schulter- und
folgt einem medialen bis lateralen Verlauf über Armarterien
dem inneren Ellenbogen (Fossa cubitalis) und
teilt sich dann, 1 – 2 cm unterhalb des Ellen- Arterie Varianten
bogens, in die A. radialis und die A. ulnaris. Die
A. subclavia Gemeinsamer Abgang mit der A. ca-
Ulnararterie zieht unter den Beugesehnen in der sinistra rotis communis vom Aortenbogen
Tiefe in den proximalen Unterarm. Die A. radialis
verläuft entlang der lateralen Unterarmseite in A. brachialis Hohe Bifurkation der
Richtung Daumen und ist am Handgelenk palpa- A. brachialis
bel. Gelegentlich tritt die entlang der medialen A. radialis Hoher Abgang von der
Unterarmseite verlaufende A. ulnaris als domi- A. axillaris
nante Unterarmarterie auf. Ein wichtiger Ast der
A. ulnaris im proximalen Unterarm ist die A. in- A. ulnaris Hoher Abgang von der
A. axillaris
terossea communis, da sie bei einem Verschluss

136
Praktische Tipps für die duplexsonographische Diagnostik 10.4

distale Ischämie hervorrufen, und im Unterarm


Tab. 10.2 Wichtige Kollateralwege des Oberarms
und in der Hand können Kältegefühl und
Erkranktes Normale di- Mögliche Schmerzen auftreten. In vielen Fällen einer aku-
Segment stale Arterie Kollaterale ten Ischämie bessert sich der Zustand von Arm
und Hand unter einer entsprechenden Antiko-
Proximale Distale A. vertebralis,
agulationstherapie. Bei persistierender distaler
A. subclavia A. subclavia A. thoracica inter-
na und Truncus
Ischämie können jedoch auch eine Embolekto-
thyreocervicalis mie, Thrombolyse oder Bypass-Operation durch-
geführt werden. Traumatische oder Stichver-
Distale Distale Kollateralfluss zu letzungen des Arms oder der Schulter können zu
A. subclavia A. axillaris den Aa. circum- Arterienverletzungen führen, die eine lokale Ver-
oder flexae humeri sorgung oder Bypass-Operation erforderlich ma-
proximale
chen. Aneurysmen der A. subclavia oder A. axil-
A. axillaris
laris können durch Gefäßprothesen umgangen
A. brachialis Distale Von A. profunda werden; in einigen Fällen kann eine Stentpro-
A. brachialis brachii zu A. re- these eingesetzt werden, um einen Blutfluss in
oder proxima- currens radialis den Aneurysmasack auszuschließen. Gelegent-
le A. radialis und A. recurrens lich werden auch Patienten mit arteriovenösen
und ulnaris ulnaris Fisteln vorstellig. Diese Fisteln variieren in Größe
Radial- Distale A. interossea und und Verteilung, und sowohl Hand als auch Arm
und Ulnar- A. radialis und Äste der A. recur- können davon betroffen sein.
arterien A. ulnaris rens radialis und
der A. recurrens
ulnaris
10.4 Praktische Tipps für die
duplexsonographische
Kasten 10.1 Häufige Symptomursachen im
Diagnostik arterieller
Zusammenhang mit der arteriellen und mikro- Erkrankungen der
vaskulären Blutversorgung von Armen und oberen Extremität
Händen:
Ziel der sonographischen Untersuchung ist die
n Atherosklerose Identifizierung von arteriellen Erkrankungen der
n Akuter Verschluss durch vom Herzen ausge- oberen Extremität und die Bestimmung ihres
hende Emboli Schweregrades. Darüber hinaus kann der Bereich
n Aneurysmen der oberen Thoraxapertur auf eine etwaige Kom-
n Strahlenfibrose der A. subclavia und A. axilla- pression der A. subclavia untersucht werden. Für
ris diese Untersuchung sollte mindestens eine halbe
n Luxation der Schulter- und Armgelenke Stunde veranschlagt werden.
n Trauma oder Stichverletzungen Die Sonographie erfordert keine besondere Vor-
n Durch arterielle Zugänge und blutige Druck- bereitung; für die Untersuchung der distalen
messung verursachte Schäden A. subclavia und A. axillaris muss der Patient
n Thoracic-outlet-Syndrom allerdings Schulter und Oberarm freilegen. Zur
n Raynaud-Phänomen Vermeidung einer Engstellung der distalen Ar-
n Sympathische Reflexdystrophie (Sudeck-Syn- terien sollte der Untersuchungsraum eine an-
drom) genehme Raumtemperatur haben (> 20 °C). Der
n Vibrationsbedingte Weißfingerkrankheit Patient liegt entspannt auf dem Rücken; sein
(Vibrationssyndrom) Kopf wird durch ein flaches Kissen gestützt. Beim
n Takayasu-Arteriitis. Scannen der A. subclavia und der proximalen
A. axillaris sitzt der Sonographeur am besten hin-
ter dem Patienten, was meist bequemer ist als das
Scannen aus seitlicher Position. Zur Darstellung
der distalen A. axillaris und A. brachialis wird die

137
10 Duplexsonographische Diagnostik arterieller Erkrankungen der oberen Extremität

Untersuchung von der Seite der Untersuchungs- einen guten Kontakt zwischen Haut und flachem
liege aus durchgeführt. Der Arm des Patienten ist Schallkopf muss die Vertiefung der Fossa supra-
dazu abduziert und nach außen rotiert und liegt clavicularis eventuell mit zusätzlichem Kupp-
auf einer Armlehne oder einer anderen geeig- lungsgel aufgefüllt werden. Anschließend wird
neten Stütze. Bei der Untersuchung der distalen die A. subclavia im Längsschnitt nach lateral ver-
A. brachialis sowie der Radial- und Ulnararterien folgt, wobei sie unter die Clavicula taucht, wo
ruht die Hand mit der Innenseite nach oben auf ein großer Schallschatten erkennbar ist (siehe
einem Polster. Das Ultraschallgerät sollte für die Abb. 10.12). Häufig ist ein durch die Thoraxwand
Untersuchung der peripheren Arterien konfigu- unterhalb der Arterie hervorgerufenes Spiegel-
riert sein; sind keine spezifischen Voreinstellun- artefakt der A. subclavia zu sehen (siehe Abb.
gen für die obere Extremität verfügbar, sollten Sie 7.7).
die Einstellung für Beinarterienuntersuchungen Die A. subclavia taucht unterhalb des Schlüssel-
wählen. beins wieder auf und wird nach distal weiterver-
folgt, wo sie in die A. axillaris übergeht. Um die
A. axillaris in ihrem Längsverlauf darzustellen,
10.5 Untersuchungstechniken
Für die Untersuchung der A. subclavia und der
A. axillaris ist ein flacher 5-MHz-Linearschallkopf
oder eine entsprechende Breitbandsonde am bes- Fossa supraclavicularis
ten geeignet. Im Falle der A. brachialis, der Radi-
Clavicula
al- und Ulnararterien werden die besten Aufnah-
men mit einem flachen 10-MHz-Linearschallkopf
oder einer entsprechenden Breitbandsonde er- Fossa infra-
clavicularis
zielt, da die Radial- und Ulnararterien vor allem
A. axillaris A. subclavia
am Handgelenk sehr oberflächennah verlaufen.
Zur Darstellung der proximalen A. subclavia in
Höhe der Fossa supraclavicularis kann auch ein
Konvexschallkopf (5 – 7 MHz) von Vorteil sein,
A. brachialis
da er sich den Körperkonturen in diesem Bereich
besser anpasst. Die Schallkopfpositionen zur Dar-
stellung der Arm- und Schulterarterien sind Ab-
bildung 10.3 zu entnehmen. Eine Farbbildmon-
tage der Arterien der oberen Extremität zeigt Ab-
bildung 10.4.

Arteria subclavia und Arteria axillaris A. radialis A. ulnaris

Zunächst wird die A. subclavia im Querschnitt in


der Fossa supraclavicularis aufgesucht, wo sie
über der V. subclavia liegt. Dann wird die Arterie
im Längsschnitt eingestellt und nach proximal
bis zu ihrem Abgang verfolgt. Der Abgang der
A. subclavia sinistra kann meist nicht dargestellt
werden, da das Gefäß aus dem Aortenbogen ent-
springt. Manchmal gelingt dies jedoch mit einem
Phased-Array-Schallkopf von 2 – 2,5 MHz, der
sich auch bei der Darstellung des Truncus bra-
chiocephalicus als vorteilhaft erweisen kann. Fer-
ner ist der Abgang der A. subclavia dextra bis-
weilen nur schwer darstellbar, vor allem bei Pa- Abb. 10.3 Schallkopfpositionen zur Darstellung der
tienten mit einem dicken oder kurzen Hals. Für Arterien der oberen Extremität.

138
Untersuchungstechniken 10.5

eignen sich zwei Positionen. Beim anterioren Zu- nach distal in Richtung A. brachialis verfolgt wer-
gang sieht man, dass die A. axillaris tief unter der den.
Schultermuskulatur verläuft. Für die Verfolgung Interessanterweise lässt sich oftmals auch der
der distalen A. axillaris aus dieser Position ist proximale Abschnitt der A. thoracica interna, ein
manchmal auch ein 3,5-MHz-Konvexschallkopf proximaler Ast der A. subclavia, darstellen. Diese
von Nutzen. Zum anderen kann die A. axillaris Arterie wird häufig für Koronarbypass-Opera-
von der Axilla (Achselhöhle) aus dargestellt und tionen verwendet und operativ mit dem Herzen
anastomosiert. Sie zweigt in einem 90 °-Winkel
vom inferioren Anteil der A. subclavia ab und
zieht die Thoraxwand hinunter. Die Durchgän-
gigkeit des Implantats kann durch Nachweis
AS eines Blutflusses in der proximalen A. thoracica
jenseits ihres Abgangs bestätigt werden. Das
Flussmuster in der das Herz versorgenden Arterie
zeigt eine ungewöhnliche Wellenform mit einem
AA hohen diastolischen Strömungsanteil.

Arteria brachialis
Die A. brachialis wird als Fortsetzung der A. axil-
laris entlang der Arminnenseite bis zum Ellenbo-
gen verfolgt, wo sie zur Fossa cubitalis herüber-
DB zieht und oberflächennah verläuft.
AB Die distale A. brachialis wird über dem Ellenbo-
gen bis zu dem Punkt abgefahren, an dem sie sich
im proximalen Unterarm in die Radial- und Ul-
nararterie teilt.

Arteria radialis und Arteria ulnaris


Die Stelle, an der sich die A. brachialis in die
A. radialis und die A. ulnaris gabelt, ist leichter
im Querschnitt zu lokalisieren. Anschließend
werden die beiden Arterien im Längsschnitt nach
distal bis zum Handgelenk verfolgt. In ihrem pro-
ximalen Abschnitt zieht die A. ulnaris unter der
A. radialis in die Tiefe, bevor sie in der Mitte des
Unterarms wieder näher an der Oberfläche ver-
läuft. Oftmals ist es einfacher, die Radial- und
I
Ulnararterien am Handgelenk aufzusuchen und
dann zum Ellenbogen zurückzuverfolgen.

AU
Arcus palmaris und Digitalarterien
AR
Die Darstellung des Arcus palmaris und der Fin-
Abb. 10.4 Farbbildmontage der Arterien der oberen gerarterien gelingt mittels Duplexsonographie,
Extremität, links, mit Darstellung von A. subclavia (AS), obschon der kontinuierliche Doppler bei der De-
A. axillaris (AA), A. brachialis (AB), A. profunda brachii tektion arterieller Signale, und hier insbesondere
(DB), A. radialis (AR), A. interossea communis (I) und der Fingerarterien, deutlich schneller und leich-
A. ulnaris (AU). ter zu handhaben ist. Gelegentlich wird die A. ra-

139
10 Duplexsonographische Diagnostik arterieller Erkrankungen der oberen Extremität

dialis im Rahmen koronarer Bypass-Operationen des peripheren Widerstands und einen ver-
als Transplantat verwendet. Mit dem CW-Dopp- mehrten Blutfluss. In dieser Situation können die
ler können die Flusssignale der Fingerarterien Wellen der Radial- und Ulnararterien ein hyper-
und des Arcus palmaris hörbar gemacht werden, ämisches Bild zeigen. Eine Vasokonstriktion er-
während die A. radialis manuell komprimiert höht den peripheren Widerstand, vermindert
wird, um sicherzustellen, dass die Durchblutung damit den Blutfluss, und die Wellenform wird bi-
von Hand und Fingern durch die A. ulnaris auf- phasisch. Die Angaben für normale systolische
rechterhalten bleibt. Ist dies nicht der Fall, könnte Spitzengeschwindigkeiten in der A. subclavia
das operative Entfernen der A. radialis zu einer schwanken zwischen 80 – 120 cm/s (Edwards &
Handischämie führen. Zierler 1992). Häufig wird davon ausgegangen,
dass die A. radialis die dominante Unterarm-
arterie ist, da sie am Handgelenk leichter zu pal-
Häufig auftretende Probleme pieren ist. In vielen Fällen ist aber der Fluss in der
A. ulnaris stärker.
Die meisten Probleme entstehen aufgrund einer
schlechten Bildqualität, vor allem bei überge-
wichtigen Patienten, bei denen die proximalen Pathologische Befunde
Arterien mitunter nur sehr schwer darstellbar
sind. Vor allem die A. subclavia im Bereich der Da für die Stenosegraduierung in den arteriellen
Fossa supraclavicularis kann schwer zu lokalisie- Gefäßen der oberen Extremität keine spezifischen
ren sein. Die Farbdopplersonographie zeigt mit- Kriterien vorliegen, empfehlen wir, dieselben Kri-
unter ein verwirrendes Bild, da häufig die be- terien anzuwenden wie für die Schweregradein-
nachbarte V. subclavia starke Signale erzeugt, die teilung der arteriellen Verschlusskrankheit des
infolge der Nähe zum rechten Herzen pulsatil er- Beines. Demnach zeigt eine gegenüber dem Ge-
scheinen können. Die Darstellung der A. axillaris schwindigkeitswert des normalen proximalen
kann an den Stellen Probleme bereiten, an denen Gefäßabschnitts verdoppelte systolische Spitzen-
sie tief unter den Schultermuskeln verläuft. Ab- geschwindigkeit im Bereich einer Stenose eine
hilfe können hier der Zugang von der Axilla oder Durchmesserreduktion von > 50 % an. Allerdings
ein Schallkopf mit einer geringeren Sendefre- sind Stenosen bzw. Verschlüsse im Bereich der
quenz schaffen. oberen Extremität am Abgang der A. subclavia lo-
kalisiert, was proximale Messungen am Aorten-
bogen oder am Truncus brachiocephalicus wegen
10.6 Ultraschallbefunde ihrer Tiefe, Größe und Geometrie unzuverlässig
oder gar unmöglich macht. In dieser Situation
Normalbefunde wird die Diagnose gewöhnlich anhand von indi-
rekten Zeichen gestellt, etwa aufgrund von sehr
Die Normalbefunde der Schulter- und Armarte- schnellen Jetströmen, Turbulenzen oder post-
rien ähneln denen der duplexsonographischen stenotischer Signalabschwächung (Abb. 10.6).
Normalbefunde der Beinarterien (siehe Kap. 9). Zusätzlich sollte die ipsilaterale A. vertebralis
Die Spektraldopplerkurve ist in Ruhe norma- nach Hinweisen auf Strömungsänderungen un-
lerweise triphasisch, wird nach Belastung aber
hyperämisch mit einem hohen diastolischen
Strömungsanteil. Änderungen der Außentempe-
ratur können das Flussmuster der distalen Arte-
rien signifikant beeinflussen. Bedingt durch Fak-
toren wie die Körpertemperaturregelung besteht
ein zyklischer Effekt auf das Erscheinungsbild der
Flussmuster in den distalen Arterien. Dieser zy-
klische Effekt kann dazu führen, dass sich die
Wellenform innerhalb von ein bis zwei Minuten Abb. 10.5 Die Normalbefunde der Radial- und Ulnar-
von einem Hochwiderstandsfluss zu einem hyper- arterie zeigen zyklisch modulierte Flussmuster. Diese
ämischen Fluss wandelt (Abb. 10.5). Die peri- zyklischen Veränderungen sind auf Faktoren, wie z. B.
phere Vasodilatation bewirkt eine Verringerung die Körpertemperaturregelung, zurückzuführen.

140
Thoracic-outlet-Syndrom (TOS) 10.7

Abb. 10.7 Ein Embolus aus dem Herzen hat zu einem


akuten Verschluss der A. brachialis am Ellenbogen ge-
führt. Das arterielle Lumen erscheint deutlich, da der
Embolus eine ähnliche Echogenität aufweist wie Blut;
am Anfang des Verschlusses ist plötzlich jedoch kein
Blutfluss mehr nachweisbar (Pfeil).

Embolien aus der A. subclavia auf, die ihrerseits


durch TOS-bedingte Schäden ausgelöst werden.
Große arteriovenöse Malformationen sind farb-
dopplersonographisch direkt als stark vaskula-
risierte Bereiche erkennbar. Mit dem Spektral-
doppler können im Bereich der Malformation
Flusskurven mit niedrigem Widerstand und
Abb. 10.6 Eine hochgradige Stenose der proximalen
hohem Flussvolumen abgeleitet werden.
A. subclavia (Pfeil) lässt sich durch ausgeprägte Strö-
mungsstörungen und Aliasing, eine hohe systolische
Spitzengeschwindigkeit (389 cm/s), eine abnorme
Kurvenform und Spektrumverbreiterung nachweisen. 10.7 Thoracic-outlet-Syndrom
(TOS)
tersucht werden, die sich in Signalabschwächung
oder Strömungsumkehr äußern (siehe Kap. 8). Im Gefäßlabor müssen häufiger Patienten mit
Auch Plaques am Abgang zur A. subclavia sind Verdacht auf TOS untersucht werden. Als „thora-
häufig nur sehr schwer darstellbar. Ein Verschluss cic outlet“ oder obere Thoraxapertur bezeichnet
der proximalen A. subclavia ist manchmal nur man die Region, in der die A. subclavia und der
schwer von einer hochgradigen Stenose zu unter- Plexus brachialis aus dem Brustkorb treten und
scheiden (von Reutern & von Büdingen 1993), zwischen dem M. scalenus anterior und dem
und jegliche Ungewissheiten sollten im Befund- M. scalenus medius über der 1. Rippe und unter
bogen hervorgehoben werden. Zu einer Dissek- dem Schlüsselbein entlangziehen (Abb. 10.8).
tion der Radial-, Brachial- oder Axillararterien Hierbei handelt es sich um einen kompakten
kann es infolge von Gefäßwandverletzungen anatomischen Bereich, und ein durch verschie-
nach Katheteranlage kommen. Möglicherweise denste Mechanismen ausgelöster Druck auf Ner-
sind auch Intimalappen, ein doppeltes Lumen ven oder Arterien kann sowohl in der Hand als
oder akute Strombahnhindernisse zu sehen. auch im Arm Empfindungsstörungen hervorru-
Akute Verschlüsse im Bereich der Arm- oder fen. Kompressionserscheinungen treten haupt-
Schulterarterien werden häufig durch Embolien sächlich in drei Bereichen auf. Eine Kompression
aus dem Herzen verursacht. Am häufigsten davon kann erstens an dem Punkt auftreten, an dem die
betroffen sind die Brachial-, Radial- und Ulnar- A. subclavia zwischen den beiden Scalenusmus-
arterien. Das arterielle Lumen kann vergleichs- keln verläuft. Ätiologisch kommen eine Muskel-
weise deutlich erscheinen, farbdopplersonogra- hypertrophie oder fibröse Bänder oder das Vor-
phisch lässt sich jedoch das Fehlen eines Blut- handensein einer vom siebten Halswirbel ausge-
flusses im betreffenden Gefäß nachweisen (Abb. henden Exostose, der sog. Halsrippe, in Betracht
10.7). Einige akute Verschlüsse treten infolge von (Abb. 10.9). Halsrippen finden sich bei weniger

141
10 Duplexsonographische Diagnostik arterieller Erkrankungen der oberen Extremität

M. scalenus M. scalenus Halsrippe 7. Halswirbel


anterior medius
1. Rippe
Clavicula
1. Brust-
Clavicula wirbel
M. sterno-
cleido-
mastoideus

Plexus
brachialis
A. subclavia
Sternum
Obere Thorax- A. subclavia
Sternum 1. Rippe apertur

Abb. 10.8 Anatomie der oberen Thoraxapertur (Tho-


racic outlet).

Abb. 10.9 Eine vom 7. Halswirbel ausgehende zusätz-


als 1 % der Bevölkerung (Makhoul & Machleder liche Rippe, die sog. Halsrippe, kann eine Kompression
1992). Zweitens kann es an der Stelle, an der die des Plexus brachialis und der A. subclavia hervorrufen.
Arterie zwischen der 1. Rippe und der Clavicula
verläuft, zu einer Kompression kommen. Auch
fibröse Bänder oder durch Verletzungen (z. B. ptome eines TOS – die Quelle distaler Emboli in
Schlüsselbeinfrakturen) bedingte Fibrosen in die- den Fingern sein. Diagnostik und Therapie des
ser Region können eine Kompression der Arterie TOS sind noch immer umstritten; oftmals um-
hervorrufen. Und drittens kann es in seltenen fasst die Behandlung zur Druckentlastung die
Fällen zu einer Kompression unter dem Processus chirurgische Resektion der Halsrippe und gele-
coracoideus kommen, wo die A. axillaris unter gentlich auch der 1. Rippe, mit Spaltung etwaiger
dem M. pectoralis minor und nahe am Processus fibröser Bänder. Obwohl die Mehrzahl der ope-
coracoideus der Scapula verläuft. rierten Patienten eine Besserung der Symptome
Typischerweise werden die Gefäße und Nerven aufweist, zeigen einige keinerlei Zeichen einer
in bestimmten Armpositionen komprimiert. Zu Verbesserung und müssen zur weiteren Abklä-
den Symptomen gehören Sensibilitätsstörungen rung erneut im Gefäßlabor vorstellig werden.
wie Schmerzen, Kribbelgefühl in der Hand, Hand-
muskelschwäche und andere neurologische Er-
scheinungen. Das TOS kann – infolge einer al- Manöver im Rahmen der
leinigen Kompression des Plexus brachialis – rein TOS-Diagnostik
neurogener Natur sein (was auf ca. 90 % aller Fälle
zutrifft). Das neurogene TOS verursacht häufig Die CW-dopplersonographische Ableitung von
abnorme Werte bei der Messung der Nervenleit- Signalen aus der A. radialis in unterschiedlichen
geschwindigkeit und kann mit Muskelschwäche Armpositionen kann die Duplexuntersuchung
und Muskelabbau im Unterarm oder in der Hand einleiten (Abb. 10.10). In diesem Zusammenhang
assoziiert sein. kann man eine Reihe von Provokationsmanö-
Das arterielle und venöse TOS ist seltener und für vern durchführen, von denen die am häufigsten
ca. 10 % der TOS-Fälle verantwortlich, obschon angewendeten nachstehend vorgestellt werden.
gelegentlich auch eine Kombination aus neuro-
gener und vaskulärer Kompression vorkommt.
Hyperabduktionstest
Distal des Kompressionspunktes finden sich in-
folge einer poststenotischen Erweiterung manch- Der Patient sollte bequem sitzen und der Arm
mal aneurysmatische Dilatationen der A. subcla- langsam nach außen gestreckt (abduziert) wer-
via. Diese Aneurysmen können – als erste Sym- den. Bei vollständig abduziertem Arm wird der

142
Thoracic-outlet-Syndrom (TOS) 10.7

5 6
1
3
2

4
2

A B
Abb. 10.10 Provokationsmanöver im Rahmen der TOS-Diagnostik. A: Hyperabduktionstest. Der Arm wird abdu-
ziert (1) und nach außen gedreht (2). Der Arm kann während des Tests auch angehoben oder abgesenkt werden
(3 und 4); der Kopf wird auf die eine oder andere Seite gedreht (5 und 6). B: Kostoklavikularmanöver. Der Patient
atmet tief ein (1); dabei werden die Brust nach vorn (2) und die angewinkelten Arme nach hinten gedrückt (3).
Der Kopf wird von einer auf die andere Seite gedreht (4).

Unterarm so gedreht, dass die Handinnenfläche Tiefe Inspiration


nach oben und der Ellenbogen nach unten zei-
Während der Patient tief einatmet, soll er den
gen (externe Rotation). In dieser Position wird
Hals strecken und den Kopf zunächst auf die be-
der Arm angehoben und abgesenkt; der Kopf des
troffene Seite, anschließend auf die andere Seite
Patienten wird in die zur untersuchten Seite
drehen. Dabei wird am Handgelenk der Puls
entgegengesetzte Richtung gedreht. Mit diesem
geprüft. Ein positiver Test deutet auf eine mög-
Manöver kann auf eine Kompression zwischen
liche Kompression zwischen den Scalenusmus-
Clavicula und 1. Rippe oder im Korakoidbereich
keln oder das Vorhandensein einer Halsrippe
getestet werden.
hin.
Schließlich wird der Patient noch gebeten, den
Kostoklavikularmanöver Arm in eine Position zu bringen, in der die Sym-
ptome ausgelöst werden, etwa durch Anheben
Bei diesem Manöver soll der Patient die Brust
des Armes über den Kopf. Jegliche Veränderung
nach vorn drücken, während er seine Schultern
oder gar der Verlust des Dopplersignals während
beim tiefen Einatmen nach hinten zieht, also
dieser Manöver lässt auf eine Kompression der
eine „militärische Haltung“ einnimmt, da sich
A. subclavia schließen. Bitten Sie den Patienten,
auf diese Weise eine arterielle Kompression zwi-
alle Symptome zu benennen, die während der
schen Clavicula und 1. Rippe nachweisen lässt.
Armmanöver auftreten, da ein normales Dopp-
lersignal beim Vorliegen von Symptomen auf
eine nichtvaskuläre Ursache seiner Beschwerden
hindeuten kann.

143
10 Duplexsonographische Diagnostik arterieller Erkrankungen der oberen Extremität

Duplexsonographische
TOS-Diagnostik
Für die duplexsonographische TOS-Untersu-
chung liegt der Patient auf dem Rücken; die Arme
ruhen seitlich am Körper. Damit bestimmte Pro-
vokationstests durchgeführt werden können,
müssen die Arterien manchmal im Sitzen darge-
stellt werden. Die A. subclavia wird zunächst von
supraklavikulär und infraklavikulär untersucht.
Dabei werden die Flussgeschwindigkeiten regis-
triert und etwaige Auffälligkeiten wie eine Schlän-
gelung oder aneurysmatische Dilatation festge-
halten. Anschließend kann die A. subclavia unter
Anwendung derjenigen Provokationsmanöver Abb. 10.11 Sonographische Untersuchung auf TOS.
untersucht werden, bei denen das aus der A. radia- Die A. subclavia sollte von der Fossa supraclavicularis
lis abgeleitete Signal beim Beschallen mit dem und der Fossa infraclavicularis aus untersucht werden;
Stift-Doppler schwächer oder ausgelöscht wurde. der Arm befindet sich dabei in Abduktionsstellung (sie-
Ein sehr nützliches Manöver umfasst das Beschal- he Text).
len der A. subclavia von infraklavikulär bei voll
abduziertem Arm (Abb. 10.11). Die Hand kann in (Abb. 10.12). Es gibt keine klar definierten Kri-
Richtung Hinterkopf gezogen und hinter den terien, ab welchem Wert von einem TOS ausge-
Kopf gelegt werden. Anschließend wird der Arm gangen werden kann; aber eine Verdoppelung
mit sanftem Druck nach hinten gedrückt. Alle der systolischen Spitzengeschwindigkeit an einer
während der Provokationstests auftretenden Ver- Stelle lässt auf einen signifikanten hämodyna-
änderungen im Flussmuster bzw. alle Bereiche mischen Effekt schließen. Bei Patienten mit
mit einer signifikanten Strömungsbeschleuni- schwerwiegenden vaskulären Symptomen zeigt
gung entlang der A. subclavia sollten erfasst wer- sich während der Provokationsmanöver ein voll-
den. Typischerweise werden die schnellsten Jet- ständiger Verschluss der A. subclavia, was keine
ströme in der Schlüsselbeinregion registriert besonderen diagnostischen Probleme bereitet.

C C

A B
Abb. 10.12 A: Ein normales Farbdopplerbild der A. subclavia (S) an der Stelle, an der sie unter der Clavicula (C)
hindurchzieht; der Arm befindet sich in Ruheposition. B: Nach der Abduktion des Armes kommt es zu einer mit
Farb-Aliasing (Pfeil) einhergehenden starken Kompression der A. subclavia, was auf ein TOS schließen lässt. Achten
Sie auf den großen Schallschatten unter der Clavicula.

144
Sonstige Durchblutungsstörungen der oberen Extremität 10.10

10.8 Aneurysmen urteilung des arteriellen und venösen Zustroms


kann ebenfalls Ultraschall eingesetzt werden. Da
Aneurysmen im Bereich der oberen Extremität eine tiefergehende Erörterung dieser Scan-Tech-
sind selten und meist in Verbindung mit einem niken den Rahmen dieses Buches sprengen
TOS in der A. subclavia anzutreffen. Ein Aneurys- würde, sei der Leser auf die von Landwehr (1995)
ma spurium (falsches oder Pseudo-Aneurysma) und Deane & Goss (2001) veröffentlichten Arbei-
ist nach einer Arterienpunktion (Katheteranlage) ten verwiesen.
am häufigsten in der A. radialis, A. brachialis oder
A. axillaris zu finden. Einige Patienten werden
mit einer sichtbaren pulsierenden Schwellung in 10.10 Sonstige Durchblu-
der Fossa supraclavicularis vorstellig, die gewöhn-
lich auf der rechten Halsseite lokalisiert ist. Diese tungsstörungen der
Schwellung ist ausnahmslos auf die Schlängelung oberen Extremität
des distalen Truncus brachiocephalicus, der pro-
ximalen A. carotis communis oder der proxima- Einige Hand- und Armsymptome sind auf
len A. subclavia zurückzuführen. Gelegentlich mikrovaskuläre oder neurologische Störungen
finden sich pulsierende Schwellungen auch im zurückzuführen. Eine Erkrankung der großen
Bereich der A. radialis oder A. ulnaris am Hand- Gefäße kann mittels Duplexsonographie zwar
gelenk. Ursache kann ein Ganglion sein, das ausgeschlossen werden, am besten werden die an
nahe der Arterie lokalisiert ist und deren Verlauf diesen Anomalien leidenden Patienten jedoch in
verändert. Ein solches Ganglion kann operativ Einrichtungen untersucht, die auf mikrovaskuläre
entfernt werden. Erkrankungen spezialisiert sind.
Das Raynaud-Phänomen ist eine mikrovaskuläre
Erkrankung, die als Reaktion auf Änderungen der
10.9 Sonographische Unter- Umgebungstemperatur und des Gefühlszustands
suchung von Hämo- Symptome einer Fingerischämie auslösen kann.
Die Fingerischämie ist an einer kältebedingten
dialyseshunts und arterio- weißlichen oder bläulichen Verfärbung der Finger
venösen Fisteln (AVF) erkennbar. Dem Weißwerden folgt mit Warmwer-
den der Finger Hyperämie-bedingt eine Phase der
Bei Patienten, die eine Langzeitdialyse benötigen, Rötung. Die Zeichen können fälschlicherweise
werden Hämodialyseshunts und arteriovenöse als atherosklerotische Verschlusskrankheit ge-
Fisteln (AVF) operativ angelegt, um ein oberflä-
chennahes Blutgefäß mit hohem Flussvolumen
und niedrigem Widerstand verfügbar zu haben
(Abb. 10.13), das regelmäßig punktiert werden
kann. Normalerweise werden diese Shunts im
Ober- oder Unterarm angelegt; aber auch der
Oberschenkel bietet sich an. Ein Shuntversagen
ist unbedingt zu vermeiden, da die Anzahl der
Stellen für eine mögliche Shuntanlage begrenzt
ist. Um eine adäquate Dialyse zu gewährleisten,
kann der Zustand der AVF oder des Hämodia-
lyseshunts, vor allem bei Auftreten eines klini-
schen Problems (z. B. unzureichender Fluss in
Shunt oder Fistel), sonographisch untersucht
werden. Mittels Ultraschall kann auch der Volu-
menfluss im Shunt oder im Zugangsbereich von
AVFs bestimmt werden. Ferner können auf diese
Weise Verschlüsse, Stenosen, Thrombusbildun- Abb. 10.13 Typisches monophasisches Spektrum mit
gen sowie echte oder falsche Aneurysmen in der hohem Volumenfluss aus einem Hämodialyseshunt.
AV-Fistel oder in der Gefäßprothese sonogra- Achten Sie im Farbbild auf den trotz einer PRF von
phisch festgestellt werden. Zur präoperativen Be- 7000 Hz auftretenden Alias-Effekt.

145
10 Duplexsonographische Diagnostik arterieller Erkrankungen der oberen Extremität

deutet werden. Mit dem Stift-Doppler lassen sich Allgemeinen aber pulsatile arterielle Signale
allerdings pulsatile Flusssignale in den Radial- nachweisen. Auch die unteren Extremitäten kön-
und Ulnararterien registrieren; der systolische nen vom Sudeck-Syndrom betroffen sein.
Armdruck sollte in beiden Armen gleich sein.
Die vibrationsbedingte Weißfingerkrankheit (Vib-
rationssyndrom) wird durch das berufsmäßige 10.11 Dokumentation
Bedienen von Bohrmaschinen und anderen vib-
rierenden Geräten ausgelöst, also Tätigkeiten, die Die einfachste Form der Befunddokumentation
eine Schädigung der Nerven und der Mikroper- bei Untersuchungen der oberen Extremität sind
fusion von Fingern und Hand bewirken. Diese Gefäßschemata, die wir bereits im Zusammen-
Störung kann zum Weißwerden einiger oder aller hang mit der peripheren arteriellen Verschluss-
Finger sowie zum Sensibilitäts- und Geschicklich- krankheit vorgestellt haben. Ein solcher Befund-
keitsverlust führen. Auch hier können die Dopp- bogen kann durch einen Kurzbericht ergänzt
lersignale in Höhe des Handgelenks normal sein. werden. Im Falle eines TOS genügt womöglich
Allerdings zeigen die Dopplerwerte einen Hoch- ein schriftlicher Befund.
widerstandsfluss in den Fingerarterien, der auf
den erhöhten Strömungswiderstand durch die
geschädigten Arteriolen und Kapillarbetten zu- Literatur
rückzuführen ist. Bei schweren Schädigungen ist
bei der Doppleruntersuchung keinerlei Fluss Abou-Zamzam A M Jr, Edwards J M, Porter J M 2000 Non-
nachweisbar. invasive diagnosis of upper extremity disease. In: Abu-
Die sympathische Reflexdystrophie (RSD oder Rahma A F, Bergan J J (eds) Noninvasive vascular dia-
gnosis. Springer, London, p 269
auch Sudeck-Syndrom) ist eine nur unzureichend Deane C R, Goss D E 2001 Limb arteries. In: Meire H B,
verstandene Krankheit, die gewöhnlich nach Cosgrove D, Dewbury K (eds) Clinical ultrasound, 2nd
einem lokalen, zuweilen geringfügigen Trauma edn. Churchill Livingstone, Edinburgh, pp 1001 – 1034
Edwards J M, Zierler R E 1992 Duplex ultrasound assess-
der Hand oder des Arms auftritt und starke
ment of upper extremity arteries. In: Zwiebel W J (ed)
Schmerzen, Hypersensitivität und Bewegungs- Introduction to vascular ultrasonography, 3rd edn. W B
einschränkungen im betroffenen Bereich hervor- Saunders, Philadelphia, p 228
ruft. Die Patienten berichten oftmals über Landwehr P 1995 Hemodialysis shunt. In: Wolf K J, Fobbe
F (eds) Color duplex sonography. Thieme, Stuttgart, pp
Schmerzen, die in keinem Verhältnis zur Schwere
92 – 109
der ursächlichen Verletzung stehen, bei der es Makhoul R G, Machleder H I 1992 Developmental anoma-
sich um eine bloße Verstauchung oder ein Häma- lies at the thoracic outlet: an analysis of 200 consecutive
tom handeln kann. Die Beschwerden können cases. Journal of Vascular Surgery 16 (4): 534 – 545
von Reutern G M, von Büdingen H J 1993 Ultrasound dia-
viele Monate andauern, und manchmal ist eine gnosis of cerebrovascular disease. Thieme, Stuttgart, pp
intensive Behandlung erforderlich, um die Ge- 249 – 250
brauchsfähigkeit der Extremität wiederherzustel-
len. Von der Krankheit können junge Erwachse-
ne und Kinder betroffen sein. Die Hand oder der Weiterführende Literatur
Arm fühlen sich kalt an und sehen verfärbt oder
zyanotisch aus. In der Brachial-, Radial- und Ul- Hennerici M, Neuerburg-Heusler D 1998 Vascular dia-
nararterie lassen sich dopplersonographisch im gnosis with ultrasound. Thieme, Stuttgart

146
11 Duplexsonographische
Aneurysmadiagnostik

11.1 Einleitung len altersentsprechenden Wertes. Dabei sollte


nicht vergessen werden, dass sich die normalen
Beim Aneurysma verum oder einem echten Arteriendurchmesser von Mensch zu Mensch be-
Aneurysma handelt es sich um eine krankhafte trächtlich unterscheiden und von verschiedenen
Arterienerweiterung. Mit dem Begriff Ektasie be- Faktoren wie Körpergröße, Geschlecht und Alter
zeichnet man oftmals eine mäßig ausgeprägte abhängen.
Arteriendilatation. Eine der häufigsten Lokalisa-
tionen von Aneurysmen ist die Bauchaorta. Zu
den häufigen Todesursachen bei Männern über 11.3 Anatomie der
65 Jahren zählt die Ruptur eines abdominalen
Aortenaneurysmas (AAA). Der Ultraschall ist eine
Bauchaorta
einfache nichtinvasive Methode zum Nachweis
Die Aorta abdominalis beginnt in Höhe des
von Aneurysmen und eignet sich für Verlaufsun-
Zwerchfells und steigt links der Mittellinie auf
tersuchungen zur Überwachung einer Größen-
die Höhe des vierten Lendenwirbels ab, wo sie
zunahme. Wird jedoch eine chirurgische Inter-
sich in die linke und die rechte A. iliaca commu-
vention erwogen, bedarf es möglicherweise an-
nis teilt (Abb. 11.1). Nach kaudal verjüngt sich
derer Bildgebungsverfahren wie der CT und der
die Aorta ein wenig, da sie große Äste abgibt. Zu
MRT, um die Beziehung zwischen einem Aneu-
den sonographisch leicht zu identifizierenden
rysma und den Hauptästen der Aorta sowie ande-
Hauptästen der Aorta gehören der Truncus coe-
ren Strukturen im Körper darzustellen. Im Laufe
liacus, die A. mesenterica superior (AMS) und die
der letzten paar Jahre konnten signifikante Fort-
Nierenarterien, die bei der Bestimmung der Ober-
schritte in der Aneurysmabehandlung erzielt
grenze eines Aneurysmas als wichtige Referenz-
werden, so etwa durch die Einführung von endo-
punkte dienen.
vaskulären Prothesen zur Versorgung von Aor-
tenaneurysmen und Stentprothesen, durch die
der Blutfluss in Aneurysmen in anderen Körper-
regionen ausgeschaltet werden kann. Dieses Ka-
pitel befasst sich hauptsächlich mit der sono-
Truncus
graphischen Untersuchung von Aortenaneurys- Zwerchfell coeliacus
men, berücksichtigt aber auch die Diagnostik (Achse)
von Aneurysmen in anderen, peripheren Gefä- Aorta
ßen. abdominalis A. mesenterica
suprarenalis superior
A. renalis A. renalis
dextra sinistra
11.2 Definition des Aorta Aorta abdominalis
abdominalis
Aneurysmas infrarenalis A. mesenterica
inferior
Einem Definitionsvorschlag zufolge ist ein Aneu- Bifurcatio aortae
rysma eine dauerhafte lokalisierte Dilatation
A. iliaca communis A. iliaca communis
einer Arterie um mindestens 50 % ihres normalen dextra sinistra
altersentsprechenden Durchmessers (Johnston et
al. 1991). Eine Ektasie ist charakterisiert als Zu- Abb. 11.1 Anatomie der Aorta abdominalis und ihrer
nahme des Durchmessers um < 50 % des norma- wichtigsten Äste.

147
11 Duplexsonographische Aneurysmadiagnostik

11.4 Pathologie des 11.5 Symptome und Therapie


Aneurysmas des Aortenaneurysmas
Der Mechanismus der Entstehung von Aneurys- Der normale Durchmesser der Bauchaorta beträgt
men ist noch unklar; wahrscheinlich handelt es zwischen 1,4 und 2,5 cm (Johnston et al. 1991)
sich aber um einen multifaktoriellen Prozess, der (Abb. 11.2). Ein Aortendurchmesser knapp über
zur Zerstörung des Bindegewebes der Aorten- 2,5 cm gilt als leicht abnorm oder ektatisch. Eine
wand führt. Es gibt Hinweise darauf, dass neben Aorta mit einem Durchmesser von 3 – 3,5 cm
einer erhöhten lokalen Produktion von Enzy- wird im Allgemeinen als kleines Aortenaneurys-
men, die elastische Fasern abbauen können, auch ma betrachtet, und viele Chirurgen ordnen seri-
interstitielle Kollagene mit Bauchaortenaneurys- elle Screeningaufnahmen erst an, wenn der Aor-
men assoziiert sind (Wassef et al. 2001). Das tendurchmesser diesen Wert erreicht. In man-
Lumen eines Aneurysmas ist häufig mit großen chen angiologischen Abteilungen jedoch werden
Mengen thrombotischen Materials ausgekleidet, (vor allem junge) Patienten mit schon leicht er-
das eine potenzielle Emboliequelle darstellen weiterter Aorta überwacht. Da die Aorta an Um-
kann. Dies ist auch ein Grund dafür, dass Arterio- fang zunimmt, besteht aufgrund der erhöhten
gramme, die nur das durchflossene Lumen zei- Spannung in der Arterienwand eine potenzielle
gen, nicht genau genug sind, um den wahren Rupturgefahr. Die Teilnehmer des UK Small Aneu-
Durchmesser eines Aneurysmas abschätzen zu rysm Trial (1998) haben gezeigt, dass Aneurys-
können, da das durchflossene Lumen deutlich men mit einer Größe zwischen 4 und 5,5 cm im
kleiner sein kann als der Durchmesser des gesam- Jahresdurchschnitt 0,33 cm wachsen. Allerdings
ten Gefäßes. Zur Dissektion eines Aneurysmas unterscheiden sich diese Raten von Patient zu
(Aneurysma dissecans) kann es infolge eines Inti- Patient und sind auch von der Größe des Aneu-
maeinrisses kommen, wodurch Blut in den Raum rysmas abhängig. Die Prävalenz des Aortenaneu-
zwischen Intima und Media eindringen und rysmas ist bei Männern sechsmal höher als bei
manchmal ein falsches Lumen ausbilden kann. Frauen (Vardulaki et al 2000). Darüber hinaus
Aortenaneurysmen können sich auch auf die Ilia- scheint eine starke familiäre Assoziation zu beste-
kalarterien ausdehnen. Manche Aortenaneurys- hen, wobei Geschwister von Aneurysmapatien-
men gehen mit einem Entzündungsprozess ein- ten ein höheres Risiko für die Ausbildung eines
her, der durch eine ausgeprägte periaortale Fi- Aneurysmas haben als die Allgemeinbevölke-
brose gekennzeichnet ist, die eine chirurgische rung.
Resektion erschwert. Durch Infektionen (etwa Mit der Ausbildung eines Aortenaneurysmas
bakterielle Endokarditiden) verursachte Aneurys- gehen gewöhnlich keine klinischen Symptome
men werden als mykotische Aneurysmen be- einher. Viele Aortenaneurysmen werden bei Rou-
zeichnet, die überall im Körper lokalisiert sein
können.
Poplitealaneurysmen können eine distale Embo-
liequelle darstellen. Kommt es zu einem Ver-
schluss, treten Symptome einer akuten Beinisch-
ämie auf. Vor allem bei Patienten ohne andere
offensichtliche Risikofaktoren sollten sie stets als
potenzielle Ursache von akuten Beinischämien VCI
in Erwägung gezogen werden. A

Falsche Aneursymen (Aneurysma spurium) ent-


stehen vorwiegend in der A. femoralis nach einer
Punktion der Arterienwand (z. B. bei Katheter-
anlage). In einer solchen Situation kommt es an
der Punktionsstelle zum Pendelfluss in eine au- Abb. 11.2 Querschnitt einer normalen Bauchaorta
ßerhalb der Arterie entstandene Gewebshöhle. (A). Rechts von der Aorta ist die V. cava inferior (VCI)
zu erkennen. (Achtung: Die Ausrichtung der Sonde be-
deutet, dass die rechte Körperseite des Patienten im
Bild links erscheint.)

148
Symptome und Therapie des Aortenaneurysmas 11.5

tineuntersuchungen oder in abdominalen Nativ- bei Frauen mit Aneurysmen in der Größenord-
Röntgenaufnahmen als Zufallsbefunde entdeckt. nung von 5 – 5,9 cm bis zu viermal höher ist als
Gelegentlich werden Patienten mit den Symp- bei Männern mit einem Aneurysma ähnlicher
tomen einer Hydronephrose vorstellig, die durch Größe (Brown et al. 2003). Die Ergebnisse wei-
Kompression eines Ureters durch den Aneu- terer Studien könnten Anlass geben, den Schwel-
rysmasack verursacht wird und am häufigsten lenwert für die Aneurysmabehandlung bei Frau-
auf der linken Seite auftritt. Zu den mit einem en zu senken.
Aneurysmaleck oder einer Aneurysmaruptur ver-
bundenen Symptomen gehören Rücken- oder
Bauchschmerzen und akuter Schock. In der Not- Chirurgische Verfahren zur Versor-
aufnahme wird die Diagnose manchmal sono- gung eines Aortenaneurysmas
graphisch bestätigt, obwohl die Symptome meist
Offene Operation
so akut sind, dass eine Notoperation durchge-
führt werden muss. Mit 65 – 85 % ist die mit einer Die offene Ausschaltung von Aortenaneurysmen
akuten Ruptur des Aortenaneurysmas verbunde- wird seit mehr als 20 Jahren praktiziert. Die Frei-
ne Mortalität sehr hoch (Kniemeyer et al. 2000), legung der Aorta erfolgt über einen großen Ab-
und viele Patienten versterben bereits vor Errei- dominalschnitt und eine Darmmobilisation.
chen des Krankenhauses. Glücklicherweise handelt es sich bei der Mehr-
Das Risiko einer Aortenaneurysmaruptur steigt zahl der abdominales Aneurysmen (ca. 95 %) um
mit seiner Größe. Im UK Small Aneurysm Trial infrarenale Aneurysmen. Das bedeutet, dass chir-
(1998) wurde festgestellt, dass das mittlere Rup- urgische Klemmen zur Ausschaltung des Aneu-
turrisiko bei Aneurysmen mit einer Größe von rysmas unterhalb der Nierenarterien platziert wer-
4 – 5,5 cm pro Jahr 1 % beträgt. Größere Aneurys- den können, sodass die renale Durchblutung
men weisen jedoch eine höhere Rupturrate auf, während des Eingriffs gewährleistet bleibt. Über
und eine neuere Studie hat gezeigt, dass das die Nierenarterien hinausgehende Aortenaneu-
durchschnittliche Rupturrisiko von männlichen rysmen (suprarenale Aneurysmen) weisen eine
Patienten mit einem Aneurysma > 6 cm bei jähr- höhere peri- und postoperative Komplikationsra-
lich 14 % liegt (Brown et al. 2003). te auf, da die Aorta oberhalb der Nierenarterien
Die Vorteile der Früherkennung von Aneurys- abgeklemmt werden muss und eine Nierenarte-
men liegen auf der Hand, sodass Kontrollunter- rien-Reimplantation erforderlich wird. Die Folge
suchungen und eine elektive Behandlung durch- kann eine Niereninsuffizienz sein. Darum ist es
geführt werden können, wenn das Aneurysma zu so wichtig, dass der Chirurg vor der Durchfüh-
groß wird. Im UK Small Aneurysm Trial (1998) rung der Operation Kenntnis über die Höhe des
konnte für die offene Operation von Aneurysmen proximalen Aneurysmahalses gewinnt. Aorten-
mit einem Durchmesser < 5,5 cm im Vergleich aneurysmen werden mit geraden Röhrenprothe-
zur sonographischen Überwachung kein Über- sen versorgt, es sei denn, sie erstrecken sich auf
lebensvorteil nachgewiesen werden. In dieser die Iliakalarterien. In diesem Fall wird eine Bifur-
Studie führten Alter, Geschlecht oder die Aus- kationsprothese verwendet. Die Gefäßprothese
gangsgröße des Aneurysmas nicht zu einer Modi- wird in Position gebracht, vernäht und die sack-
fikation der Gesamt-Hazard-Ratio. Deshalb füh- förmige Erweiterung um das Implantat geschlos-
ren viele Chirurgen eine elektive Operation nur sen. Im Allgemeinen verbringen die Patienten
durch, wenn das Aneurysma einen Durchmesser postoperativ einen oder zwei Tage auf der Inten-
t 5,5 cm aufweist oder Hinweise darauf vorlie- sivstation und können das Krankenhaus meist
gen, dass kleinere Aneurysmen symptomatisch 10 – 14 Tage nach dem Eingriff wieder verlassen.
werden und eine Ruptur droht. Mittlerweile liegt Die Mortalität der elektiven offenen Operation
fundierte Evidenz vor, dass Screeningprogramme liegt im Bereich von 5 % (Akkersdijk et al. 1994).
mit einer einzigen Ultraschalluntersuchung bei Für eine Operation nicht geeignete Patienten
Männern ab 65 Jahren vorteilhaft und hinsicht- weisen dagegen eine deutlich höhere Morbidität
lich einer Reduktion der Aneurysma-bedingten und Mortalität auf.
Mortalität kosteneffektiv sind (Ashton et al. 2002).
Obwohl die Prävalenz von Aortenaneurysmen
bei Männern deutlich höher ist, gibt es Hinweise
darauf, dass die Wahrscheinlichkeit einer Ruptur

149
11 Duplexsonographische Aneurysmadiagnostik

Endovaskuläre Behandlung rend des Eingriffs wird die A. femoralis freigelegt,


das Einführungsbesteck mit dem Hauptstück
Die endovaskuläre Ausschaltung von Aorten- über einen Führungsdraht vorgeschoben und mit-
aneurysmen wurde erstmals in den frühen 1990er hilfe eines Bildwandlers so positioniert, dass die
Jahren beschrieben. Seitdem sind auf diesem Ge- Spitze der Prothese knapp unterhalb der Nieren-
biet bedeutende technische Fortschritte erzielt arterien im proximalen Aneurysmahals zu liegen
worden, und mittlerweile stehen verschiedene kommt. Viele dieser Prothesen haben blanke Me-
Gefäßprothesensysteme zur Verfügung. Die Stent- tallstents, die sich über die Nierenarterien erstre-
prothese wird durch eine Arteriotomie in die cken (suprarenale Fixierung), damit die Prothese
A. femoralis eingebracht und in der Aorta plat- nicht wandert. Die Gefäßprothese wird durch
ziert, um den Blutfluss in den Aneurysmasack zu langsames Zurückziehen der Schleuse positio-
unterbinden. Die Gefäßprothesen werden aus niert. Ein weicher Ballon wird aufgepumpt, um
synthetischen Materialien wie Dacron und Poly- sicherzustellen, dass der Stent im proximalen
tetrafluoroethylen (PTFE) hergestellt und durch Aneurysmahals genau über dem Aneurysmasack
ein dehnbares Drahtgerüst oder ein Skelett aus vollständig expandiert. Einige Prothesen haben
Nitonol oder Edelstahl verstärkt, um Abknickun- an der Spitze zusätzliche Häkchen, die sich in der
gen und Verdrehungen der Prothese vorzubeu- Aortenwand verankern. Anschließend wird der
gen. Heutzutage sind fast alle endovaskulären zweite Prothesenschenkel mit einem zweiten Ka-
Prothesen Y-förmig (Abb. 11.3). Diese Modular- theter über die kontralaterale Femoralarterie ein-
systeme setzen sich aus zwei Teilen zusammen, gebracht. Unter Röntgenkontrolle wird er so po-
dem Prothesenkörper mit einem kompletten Pro- sitioniert, dass er in den kurzen Schenkel am
thesenschenkel und einem kurzen Stumpf sowie Hauptstück passt, und anschließend zur Abdich-
dem zweiten Schenkel, der separat durch eine Ar- tung der Prothese mithilfe eines Ballons voll-
teriotomie der gegenseitigen A. femoralis com- ständig expandiert. Danach wird das distale Ende
munis eingeführt wird. Die Y-Prothesen werden in der A. iliaca communis verankert.
schon bei der Herstellung auf den Einführkathe- Da es sich um Modularsysteme handelt, können
ter aufgesetzt und bis zur Freisetzung in der Aorta die Prothesenschenkel zur Ausschaltung langer
durch eine Schleuse in Position gehalten. Wäh- Iliakalaneurysmen verlängert werden. In der

Abb. 11.3 Beispiel für die endovaskuläre Versorgung eines Aortenaneurysmas. Beachten Sie, dass der linke Pro-
thesenschenkel durch einen separaten Kathether eingeführt wird. Das Bild wurde freundlicherweise von W L Gore
& Associates (UK) Ltd. zur Verfügung gestellt.

150
Formen und Typen von Aneurysmen 11.6

Regel erholen sich die Patienten sehr schnell von diesen Themen befassen sich verschiedene in
der Operation; manche können schon nach 3 bis Europa und den Vereinigten Staaten laufende
5 Tagen entlassen werden. Allerdings eignen sich aktuelle Studien.
nicht alle Aneurysmen für die endovaskuläre Ver-
sorgung. Die Gründe dafür können die Schlän-
gelung des Aneurysmas sein, ein übermäßiger
Durchmesser des proximalen Aneurysmahalses,
11.6 Formen und Typen von
eine zu geringe proximale Halslänge, eine hoch- Aneurysmen
gradige Iliakalstenose sowie eine ausgeprägte
Schlängelung der A. iliaca. Obschon die endo- Aneurysmen unterscheiden sich hinsichtlich
vaskuläre Versorgung für den Patienten anschei- ihrer Größe und Form beträchtlich voneinander
nend weniger traumatisch ist, kann eine Reihe (Abb. 11.4). Die meisten Aneurysmen haben eine
von Komplikationen, wie z. B. Endoleaks, auftre- spindelförmige Gestalt (Aneurysma fusiforme),
ten. Von einem Endoleak spricht man, wenn Blut wobei sich die Dilatation einheitlich über den ge-
aus der Gefäßprothese oder einer anderen Quelle samten Gefäßquerschnitt erstreckt. Sackförmige
(z. B. einer Lumbalarterie oder der A. mesenterica Aneurysmen zeigen eine typische lokalisierte
inferior) in den Aneurysmasack austritt. In dieser Ausbuchtung der Gefäßwand (Aneurysma sac-
Situation kann der Aneurysmasack weiter expan- culare). Disseziierende Aneurysmen entstehen
dieren und platzen (van Marrewijk et al. 2002). durch einen Riss in der Intimaauskleidung des
Die verschiedenen Endoleaktypen und ihr sono- Gefäßes, durch den Blut in den subintimalen
graphisches Erscheinungsbild werden weiter Raum sickert (Aneurysma dissecans). Dies kann
unten vorgestellt. Einige Prothesensysteme sind zur Ablösung der Intima und manchmal auch
aufgrund von Problemen mit gebrochenen Fixie- der Media von der Arterienwand führen. Kommt
rungshaken und Materialversagen mittlerweile es zu einer partiellen Dissektion der Aorta, sind
nicht mehr in Gebrauch. Zum Zeitpunkt der Ent- im subintimalen Raum große Thrombusmengen
stehung dieses Buches waren das Langzeitverhal- zu sehen (Abb. 11.4F). Bei vollständiger Dissek-
ten von Endoprothesen und die Langzeitergeb- tion entsteht ein falsches Gefäßlumen, und man
nisse der endovaskulären Behandlung im Ver- kann erkennen, dass sich die eingerissene Inti-
gleich zur offenen Operation nicht bekannt; mit ma-Media-Schicht entsprechend der arteriellen

A B C D E F G H I

EL FL EL

Abb. 11.4 Aneurysmen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Größe und Form beträchtlich voneinander. A: Spin-
delförmiges infrarenales Aortenaneurysma (Aneurysma fusiforme). B: Geschlängeltes elongiertes Aortenaneurys-
ma mit Verlagerung des Aneurysmasacks nach links der Mittellinie. C: Sakkuläres Aortenaneurysma. D: Infrarenales
Aortenaneurysma, das sich auf die Iliakalarterien erstreckt. E: Suprarenales Aortenaneurysma mit Beteiligung der
Nierenarterien. F: Disseziierendes Aortenaneurysma mit einem Riss zwischen Intima und Media, durch den Blut in
den subintimalen Raum sickert. G: Disseziierendes Aortenaneurysma (Aneurysma dissecans) mit vollständiger Dis-
sektion der Intima oder Media und Entstehung eines falschen Lumens. H: Doppelaneurysma der Aorta mit „han-
telförmigem“ Erscheinungsbild. I: Aneurysma spurium der A. femoralis communis nach Arterienpunktion (EL =
echtes Lumen; FL = falsches Lumen).

151
11 Duplexsonographische Aneurysmadiagnostik

Pulsation im Lumen frei bewegt (Abb. 11.4G). Ei- tät kann die Harmonic-Imaging-Technologie von
nige nicht mit Aneurysmen assoziierte Aorten- Vorteil sein. Bei stark adipösen Patienten kann
dissektionen können im Brustraum beginnen die Aorta mit einem Phased-Array-Schallkopf von
und sich über die Aorta bis in die Iliakalarterien 2 – 4 MHz möglicherweise leichter identifiziert
ausdehnen. Gelegentlich sind entlang der Ge- werden.
fäßstrecke der Bauchaorta auch zwei aneurys-
matische Dilatationen zu sehen, die durch einen
normalen Aortenabschnitt getrennt sind. In die- 11.8 Untersuchungstechnik
sen Fällen kann man im Längsschnitt die ty-
pische „Hantelform“ beobachten (Abb. 11.4H). Im Folgenden wird eine umfassende Untersu-
Wenn die Aorta dilatiert, neigt sie auch dazu, sich chung der Aorta beschrieben. In manchen Ein-
in Längsrichtung auszudehnen. Dadurch kommt richtungen werden allerdings nur Screeningun-
es oftmals zu einem geschlängelten Verlauf, tersuchungen durchgeführt, in deren Rahmen
wobei sich die Aorta nach links von der Mittel- lediglich der maximale Aortendurchmesser be-
linie verlagert oder in anteriorer Richtung davon stimmt wird. Der Durchmesser der Aorta sollte
abweicht. aus verschiedenen Positionen gemessen werden.
Darüber hinaus sollten die Form des Aneurysmas
und seine Eigenschaften wie geschlängelter Ver-
11.7 Praktische Tipps für die lauf oder Dissektion dokumentiert werden. Die
zur Darstellung der Aorta angewendete Unter-
Duplexsonographie des suchungstechnik ist in Abbildung 11.5 wieder-
Aortenaneurysmas gegeben. Das Untersuchungsverfahren umfasst
folgende Schritte:
Ziel der Ultraschalluntersuchung ist es, zu be-
stimmen, ob ein Aneurysma vorliegt, an dem die
Aorta oder die peripheren Arterien beteiligt sind,
und seine Größe gegebenenfalls durch Verlaufs-
kontrollen zu überwachen. Eine Screeningunter-
suchung nimmt 5 bis 10 min in Anspruch,
detaillierte Untersuchungen oder Verlaufskon-
trollen von Endoprothesen können dagegen
20 – 30 min dauern.
Es bedarf zwar keiner besonderen Vorbereitung,
Aorta
doch führen einige Zentren eine Darmvorbe-
reitung durch, um die Darstellung der Aorta zu
verbessern. Zu Screeningzwecken ist dies aber
nur selten erforderlich. Für die Untersuchung
liegt der Patient am besten auf dem Rücken. Der B
Kopf wird durch ein Kissen gestützt, die Arme C
ruhen seitlich am Körper. Zur besseren Darstel- A
lung muss sich der Patient manchmal auf die
Seite drehen. Das Ultraschallgerät sollte für eine
Aortenuntersuchung konfiguriert sein; ist eine
derartige Voreinstellung nicht verfügbar, wählen
Sie die Einstellparameter für eine allgemeine Ab-
domenuntersuchung. Vergewissern Sie sich, dass
die Bildtiefenregelung nicht zu flach oder zu tief
eingestellt ist. Eine Bildtiefe von 10 – 12 cm ist für
einen durchschnittlich großen Patienten ge- Abb. 11.5 Schallkopfpositionen für die Untersuchung
wöhnlich ausreichend. Am besten eignet sich für der Aorta abdominalis. A: Transversal. B: Sagittal oder
diese Untersuchung ein Curved-Linear-Array- longitudinal. C: Koronar. Die koronare Ansicht dient
Schallkopf von 3,5 MHz oder eine entsprechende dem Vermessen des seitlichen Durchmessers der Aorta
Breitbandsonde. Zur Verbesserung der Bildquali- (d. h. von Seite zu Seite).

152
Ultraschallbefunde 11.9

n Das Auffinden der Aorta gelingt meist am Stenose verwechselt werden kann. Knickt das
besten im Querschnitt, ca. 3 – 4 cm oberhalb Aneurysma nach anterior ab, ist die Darstellung
des Nabels. Die Aorta wird über ihre gesamte in Höhe der Nierenarterien sehr schwierig, und
sichtbare Länge vom oberen Abdomen ab der proximale Abschnitt der Bauchaorta kann ge-
dem Truncus coeliacus oder der Arteria schlängelt verlaufen – ein Erscheinungsbild, das
mesenterica superior (AMS) bis zur Aorten- gelegentlich als „Schwanenhals“ beschrieben
bifurkation dargestellt. Gegebenenfalls kann wird.
durch Zuschaltung des Farbmodus auch die Thromben können je nach Alter und Organisa-
Höhe der Nierenarterien identifiziert wer- tionsgrad als konzentrische Schichten von unter-
den (siehe dazu die Beschreibung weiter un- schiedlicher Echogenität dargestellt werden.
ten). Bei Vorliegen eines großen Aneurys- Manchmal kommt es zu einer lokalisierten „Ver-
mas ist die Darstellung dieser Gefäße häufig flüssigung“ (liquefaction) des Thrombus, die als
jedoch nicht möglich. echoarmer Bereich innerhalb des Thrombus im-
n In longitudinaler oder sagittaler Schnittfüh- poniert. Dieses Erscheinungsbild kann mit einer
rung wird die Bauchaorta von der Mittel- Dissektion verwechselt werden. Allerdings ist der
linie aus anschließend der Länge nach bis
zur Aortenbifurkation visualisiert.
n Dann wird die Aorta der Länge nach in der
koronaren Schnittebene in Längsrichtung
dargestellt, um genauere Messwerte des seit-
lichen Durchmessers der Aorta (von Seite zu
Seite) zu erhalten.
n Es gilt als gute Praxis, auch die proximalen
Iliakalarterien im Quer- und Längsschnitt
zu untersuchen (siehe Kap. 9), um ein iso-
liertes Iliakalaneurysma auszuschließen
oder die untere Begrenzung des Aneurysmas
zu bestimmen, falls es sich auf die Iliakal-
arterien erstreckt (siehe Abb. 11.16). 8.03cm
A

11.9 Ultraschallbefunde
Normalbefunde
Der maximale Durchmesser der Aorta sollte we-
niger als 2,5 cm betragen (Abb. 11.2), und nor-
malerweise verjüngt er sich von proximal nach
distal geringfügig. Im Längsschnitt ist manchmal
erkennbar, dass die Aorta im Bereich der Lenden-
wirbelsäule in einem leicht konvexen Bogen ver-
läuft.
7.47cm
7.52cm
B
Pathologische Befunde Abb. 11.6 Ein großes abdominales Aneurysma in zwei
verschiedenen Schnittebenen. A: Transversalbild. Der
Die Aorta erscheint abnorm vergrößert, wie auf anteroposteriore Durchmesser wird von Außenwand
dem B-Bild in Abbildung 11.6 zu erkennen ist. zu Außenwand bestimmt (siehe Messpunkte). B: Das
Die Form des Aneurysmas kann variieren (Abb. Sagittalbild desselben Aneurysmas zeigt die Positionen
11.4). Infolge der Elongation der Aorta kommt es der Messpunkte zur Bestimmung der Aneurysmagröße
an der Hinterwand in Höhe des proximalen An- in dieser Bildebene. Bedenken Sie bei diesem Beispiel,
eurysmahalses zu einer ausgeprägten Knickbil- dass der im Querschnitt (A) gemessene Durchmesser
dung (Kinking), die mit einer atherosklerotischen wegen der Schrägstellung größer ist.

153
11 Duplexsonographische Aneurysmadiagnostik

L E

GL

Abb. 11.7 Das Transversalbild eines Aortenaneurys-


mas zeigt einen lokalisierten Bereich der Thrombusver-
flüssigung (L), der mit einer Dissektion verwechselt
werden kann. Große Thrombusbereiche (Pfeile) tren-
nen den verflüssigten Bereich vom Gefäßlumen (GL).

verflüssigte Bereich meist durch eine dicke Throm-


busschicht vom Gefäßlumen getrennt (Abb. 11.7).
Eine Dissektion kann übersehen werden, wenn
das in die Gefäßwand gesickerte Blut mit einem B
wandständigen Thrombus verwechselt wird. Bei
einer vollständigen Dissektion ist ein Blutfluss im
falschen Lumen nachweisbar, das vom echten
Lumen durch einen Intima- und gelegentlich
auch Medialappen getrennt ist (Abb. 11.8).
Inflammatorische Aneurysmen imponieren im
B-Bild durch einen echoarmen Bereich einer
schlecht umschriebenen Fibrose um die Aorta,
aber dieses Phänomen kann mit periaortalen
Lymphknoten verwechselt werden. Ein Aneu-
rysmaleck sonographisch zu diagnostizieren, ist
ausgesprochen schwierig, auch wenn manchmal
C
in Verbindung mit dem Aneurysma Bereiche mit
frischem Blut oder Hämatome als echoarme Abb. 11.8 A: B-Bild eines disseziierenden Aorten-
Bezirke im Retroperitonealraum identifizierbar aneurysmas. In diesem Beispiel sind das echte (E) und
sind. Die Beurteilung eines solchen Phänomens das falsche (F) Lumen zu sehen. B: Im farbkodierten
sollte einem erfahrenen Untersucher vorbehal- Bild ist ein Blutfluss im falschen Lumen (Pfeil) nachweis-
ten bleiben; besser geeignet sind für diese Unter- bar. C: In diesem Beispiel betrifft die Dissektion den
suchung andere Bildgebungsverfahren wie die Thrombus und die Gefäßwand (Pfeil).
CT und MRT.

bei einem Patienten Verlaufskontrollen zur Über-


wachung der Aneurysmagröße durchgeführt wer-
11.10 Vermessung des den. Den Ergebnissen des UK Small Aneurysm
Aneurysmas Trial (1998) zufolge bewegen sich die Messfehler
von Untersucher zu Untersucher bei Aneurys-
Die Bestimmung des genauen Aortendurchmes- men mit einem Durchmesser von 4 – 5,5 cm in
sers ist von großer Bedeutung, vor allem wenn einer Größenordnung von 0,2 cm. In diesem

154
Vermessung des Aneurysmas 11.10

Abschnitt wird die Messung des Aortendurch- werden. Man kann auch feststellen, ob das Aneu-
messers erklärt und auf damit verbundene po- rysma unterhalb der Nierenarterienabgänge be-
tenzielle Fehlerquellen aufmerksam gemacht. Zu ginnt, indem man durch Zuschalten des Farb-
beachten ist, dass einige dieser Messungen im modus den Aortendurchmesser auf dieser Höhe
Rahmen von Screeninguntersuchungen nicht er- bestimmt. Wird der Schallkopf im Querschnitt
forderlich sind. auf das obere Abdomen aufgesetzt, kann man
normalerweise sehen, wie die rechte Nierenarte-
rie in 10-Uhr-Position und die linke Nierenarterie
Aortendurchmesser in 4-Uhr-Position von der Aorta abzweigen (Abb.
11.10). In der Praxis sind die Nierenarterienab-
Transversale Schnittebene
gänge manchmal aber sehr schwer darstellbar;
Der maximale Aortendurchmesser sollte in ante- dies gilt vor allem dann, wenn das Aneurysma
roposteriorer (AP) Richtung von der äußeren Vor- geschlängelt ist, nach oben zeigt oder geknickt
derwand zur äußeren Hinterwand gemessen wer- ist.
den (Abb. 11.6). Die Größe eines Aneurysmas
kann überschätzt werden, wenn die Messungen
Longitudinale Schnittebene mit sagittaler
infolge einer Schlängelung oder Faltung der Aorta
und koronarer Orientierung
schräg durchgeführt werden (Abb. 11.6 und 11.9).
Messungen des seitlichen Durchmessers des Aneu- Messungen des Aortendurchmessers in sagittaler
rysmas (d. h. von Seitenwand zu Seitenwand) im und koronarer Schnittführung sind häufig ge-
Querschnitt sind fehleranfällig, da die Seiten- nauer als Messungen im Querschnitt, weil durch
wände parallel zum Ultraschallstrahl verlaufen schräge Ansichten der Aorta bedingte Messfehler
und das erzeugte Bild qualitativ sehr schlecht ist so besser vermieden werden können. Zur Ermitt-
(siehe Kap. 2). Auch die Dicke eines Thrombus lung des maximalen Aortendurchmessers sollte
kann in anteroposteriorer Richtung gemessen der Schallkopf seitlich über die Aorta geschwenkt

B A

RR
Wirbel- A LR
säule

Abb. 11.9 Der in anteroposteriorer Richtung ge-


messene Durchmesser einer geschlängelten Aorta kann
überschätzt werden, wenn die Messung in der falschen
Schnittebene erfolgt. In diesem Beispiel ist die Aorta in
anteriorer Richtung verlagert. Eine im Querschnitt ent- Abb. 11.10 Das im Querschnitt gewonnene Bild der
lang Linie A durchgeführte Untersuchung ergibt ein Aorta (A) zeigt die Lage der linken (LR) und rechten
schräges Bild der Aorta, sodass es zu einer Überschät- (RR) A. renalis. Der Aortendurchmesser ist in Höhe der
zung des anteroposterioren Durchmessers kommt. Der Nierenarterien normal. Man kann sehen, dass die linke
Schallkopf sollte gekippt werden, um die Messung ent- Nierenvene (V) auf derselben Höhe wie die Nierenarte-
lang der korrekten Linie B durchführen zu können. Ab- rien über der Aorta verläuft. Auch die A. mesenterica
bildung 11.6 veranschaulicht dieses Problem. superior (S) ist auf diesem Bild zu erkennen.

155
11 Duplexsonographische Aneurysmadiagnostik

werden, bis die breiteste Stelle zu sehen ist (Abb. Lage der Nierenarterien kann abgeschätzt wer-
11.6 und 11.11). Zur Bestimmung des seitlichen den, indem die A. mesenterica superior (AMS) im
Durchmessers des Aneurysmas hat sich auch die Längsschnitt identifiziert wird; die Nierenarte-
koronare Bildebene bewährt, da einige Aneurys- rien sollten ca. 1,5 cm unter dem Abgang der
men in der seitlichen Ansicht größer sind als in AMS liegen (Abb. 11.11). Deutlich unterhalb die-
anteroposteriorer Richtung. Ferner sollte in lon- ses Punktes können auch akzessorische Nieren-
gitudinaler Schnittebene die Länge des Aneurys- arterien auftreten. Als weiterer nützlicher Orien-
masacks vermessen werden (Abb. 11.11). Das tierungspunkt dient die linke Nierenvene, wenn
Vorhandensein und die Dicke eines Thrombus sie sich im Querschnitt in Höhe der Nierenarte-
lassen sich in einem schlechten B-Bild manchmal rien auffinden lässt (Abb. 11.10). Im Längsschnitt
nur schwer beurteilen. Bei der Darstellung des ist auch die Nierenvene identifizierbar, die die
Lumens erweist sich der Einsatz der Farbkodie- Aorta überkreuzt (Abb. 11.11). Um bei großen
rung als nützlich, da bei Vorliegen einer großen Aneurysmen die Lage der Nierenarterien zu be-
Thrombuslast nur eine geringe Farbfüllung er- stimmen, werden im Allgemeinen andere Bild-
zielt werden kann. gebungsverfahren wie die CT, MRT oder Arterio-
graphie angewendet, vor allem da zur Ausschal-
tung von Aneurysmen zunehmend endovaskuläre
Abstand zwischen Nierenarterien und Techniken gewählt werden.
oberer Aneurysmabegrenzung
Bei Bedarf kann auch der Abstand zwischen den 11.11 Limitationen und Fehler
Nierenarterien und der oberen Begrenzung des der sonographischen
Aneurysmas bestimmt werden. In der Praxis kann
sich diese Messung aber bisweilen als äußerst Untersuchung von
schwierig oder nahezu unmöglich erweisen. Zu- Aortenaneurysmen
nächst einmal kann das Aneurysma den Blick auf
die obere Bauchaorta behindern. Zweitens lassen Die wichtigste Einschränkung bei der sonogra-
sich die Nierenarterien gewöhnlich nicht darstel- phischen Untersuchung der Aorta stellt die durch
len, wenn der Schallkopf – wie für diese Messung Darmgasüberlagerungen oder Adipositas beding-
erforderlich – in Längsrichtung geführt wird. Die te schlechte Darstellungsqualität dar. Wenn die

AMS
VR B
E

Abb. 11.11 Vermessung eines Aortenaneurysmas im Längsschnitt. Der maximale Aortendurchmesser wird ent-
lang Linie A bestimmt, die Länge des Aneurysmasacks entlang Linie B. Der Abstand zwischen dem Abgang der
A. mesenterica superior (AMS) und der ungefähren Höhe der Nierenarterienabgänge wird entlang Linie C gemes-
sen. Im Transversalschnitt ist auch zu sehen, wie die linke V. renalis (VR) in Höhe der Nierenarterien die Aorta
überkreuzt. Die Entfernung zwischen dem Abgang der AMS und dem Aneurysmasack wird entlang Linie D be-
stimmt. Der Aortendurchmesser zwischen dem Aneurysma und der Höhe der Nierenarterien wird entlang Linie E
gemessen.

156
Überwachung der endovaskulären Aneurysmabehandlung 11.12

Gewebe zwischen Lendenwirbelsäule und Hin-


terwand scheinbar miteinander verschmelzen,
was das Positionieren der Messmarken sehr er-
schwert, lässt sich die Hinterwand eines Aneurys- A
mas manchmal nur schwer abgrenzen. Jegliche V
Limitationen oder Zweifel sollten dokumentiert
werden. Eine Hauptfehlerquelle bei der Untersu-
chung dünner Patienten stellt eine zu stark ein- S
gestellte Bildtiefe dar; in einem solchen Fall kann
es vorkommen, dass die Lendenwirbelsäule für
die Aorta gehalten wird (Abb. 11.12).

11.12 Überwachung der


endovaskulären
Aneurysmabehandlung Abb. 11.12 In diesem Bild wurde bei einem dünnen
Patienten die Untersuchungstiefe zu tief gewählt und
Die Duplexsonographie ist ein genaues Verfah- die Lendenwirbelsäule (S) für ein Aneurysma gehalten.
ren, mit dem sich nach einer endovaskulären Die Aorta (A) weist einen normalen Durchmesser auf.
Aneurysmabehandlung Endoleaks nachweisen Rechts von der Aorta ist die V. cava (V) zu sehen.
lassen (McLafferty et al. 2002). Wichtig ist dabei
die Optimierung der Geräteeinstellungen, damit
das System für die Detektion von langsamen kann man auch das obere Prothesenende
Flüssen empfindlich genug ist. Dies gelingt durch und gelegentlich auch die Aorta in Höhe
Senkung der PRF auf 1 – 1,5 kHz und Erhöhung der Nierenarterien darstellen.
der Farbempfindlichkeit. Die Wandfilter sollten n Als nächstes werden Aneurysma und Gefäß-
auf einen minimalen Wert eingestellt sein und prothese nach distal bis zur Aortenbifurka-
zur Darstellung der Region of Interest (ROI) die tion verfolgt. Hier sollte erkennbar sein,
Write-Zoom-Einstellung verwendet werden, da- dass die beiden Prothesenschenkel in die
mit die Bildaufbaurate erhalten werden kann. Iliakalarterien hineinreichen. Im Aneurys-
Dadurch kann zwar ein verrauschtes Fabbild ent- masack sollte auf echofreie Bereiche geach-
stehen, doch ohne Optimierung der Einstellun- tet werden, da diese Bereiche mit einem
gen können Endoleaks unserer Erfahrung nach Blutfluss repräsentieren können und daher
leicht übersehen werden. farbdopplersonographisch sorgfältig unter-
sucht werden sollten. Manche Prothesen
erscheinen aufgrund der ausgeprägten Be-
Untersuchungstechnik wegung der Prothesenwände als stark pul-
sierend.
n Am einfachsten beginnt die Untersuchung n Anschließend wird die Aorta farbdoppler-
mittels B-Bildtechnik bei transversaler sonographisch im Querschnitt untersucht.
Schnittführung mit der Darstellung der Die Prothese sollte mit Farbe gefüllt, außer-
Aorta in der Mitte des Aneurysmasacks. In halb der Prothese im Aneurysmasack aber
dieser Ebene sind beide Prothesenschenkel kein Blutfluss nachweisbar sein (Abb.
zu sehen, die meist nebeneinanderliegen 11.13A). Um bei Verlaufsuntersuchungen et-
(Abb. 11.13A). In einigen Fällen sieht man waige Größenveränderungen beurteilen zu
auch, dass sie sich spiralförmig umeinander- können, sollte der maximale Durchmesser
winden, wenn die Sonde nach superior oder des Aneurysmasacks bestimmt werden. Eine
inferior bewegt wird. progredient zunehmende Größe könnte auf
n Die Gefäßprothese wird dann im Quer- ein unentdecktes Endoleak oder eine En-
schnitt nach proximal durch den Aneurys- dotension hindeuten. Um den maximalen
masack weiterverfolgt. Die Gabelung der Durchmesser zu erfassen, bedarf es unter
Prothese sollte klar erkennbar sein. Meist Umständen mehrerer Schnittebenen, darun-

157
11 Duplexsonographische Aneurysmadiagnostik

A B
B
Abb. 11.13 A: Farbiges Transversalbild einer erfolgreich implantierten endovaskulären Aortenprothese, das von
unterhalb der Prothesengabel aufgenommen wurde. In beiden Schenkeln ist ein Blutfluss nachweisbar, im Aneu-
rysmasack dagegen ist kein Fluss zu erkennen. B: Farbiges Longitudinalbild einer endovaskulären Prothese. In
diesem Bild liegen die Prothesenschenkel übereinander, in vielen anderen Fällen liegen sie jedoch wie in Beispiel A
nebeneinander. Um beide Schenkel im selben Bild darzustellen, müsste jedoch eine koronare Schnittführung ge-
wählt werden.

ter auch einer koronaren Projektionsebene. nicht vergessen werden, dass bei manchen Pati-
Manche Einrichtungen messen auch den enten mehr als ein Typ auftreten kann.
Durchmesser des proximalen Aneurysma-
halses, um eine durch die Progredienz der
aneurysmatischen Erkrankung bedingte
Größenzunahme überwachen zu können.
Zu Forschungszwecken können auch ande-
re Messungen durchgeführt werden. II
n Die farbkodierte Sonographie dient bei sa- III
I
gittaler und koronarer Schnittführung der III
Untersuchung des Blutflusses durch die Pro- II
these in Längsrichtung und der Identifizie- I
rung von Bezirken mit gestörter Strömung
oder Stenosen, die durch ein Abknicken der
Prothese verursacht sein könnten; dies gilt
vor allem für die Prothesenschenkel, die
durch die Iliakalarterien verlaufen (Abb.
11.13B). Auch Endoleaks können im Längs- Abb. 11.14 Schematische Darstellung der verschie-
schnitt untersucht werden, da dies helfen denen Typen von Endoleaks, die nach endovaskulärer
kann, die Quelle der Leckage zu finden. Behandlung eines Aortenaneurysmas auftreten können
(siehe die Beschreibung im Text). A: Typ I: Undichtig-
keit der proximalen oder distalen Anastomosennaht.
Typen von Endoleaks B: Typ II: Perfusion des Aneurysmasacks durch eine of-
fene A. lumbalis oder A. mesenterica inferior. C: Typ III:
Endoleaks werden in verschiedene Typen einge- Versagen der Versiegelung am modularen Prothesen-
teilt (Veith et al 2002; siehe Abbildung 11.14). schenkel oder Perforation und Risse im Prothesenma-
Das sonographische Erscheinungsbild einiger terial. Ein Endoleak vom Typ IV ist in dieser Abbildung
dieser Typen zeigt Abbildung 11.15. Dabei sollte nicht darstellbar.

158
Überwachung der endovaskulären Aneurysmabehandlung 11.12

Typ I Zu sog. Verankerungsleckagen am oberen und C). Sonographisch sind sie manchmal nur
oder unteren Prothesenende kommt es bei schwer nachweisbar. Viele Typ-II-Endoleaks schlie-
Nahtinsuffizienz zwischen Prothese und Aorten- ßen sich nach einem oder zwei Monaten spontan
wand bzw. zwischen der Prothese und der Wand (Veith et al 2002). Bei persistierenden Leckagen
der Iliakalarterie. Die farbkodierte Sonographie kann eine Embolisation erforderlich werden.
zeigt an der Leckagestelle einen Jetstrom, der Typ III Leckagen zwischen Prothesenschenkel
einen Teil des Aneurysmasacks füllt (Abb. und Prothesenkörper oder Risse in der Gefäß-
11.15A). Der Fluss im Aneurysmasack kann vari- prothese (Abb. 11.15D). Diese Art Endoleak ist
ieren; in einigen Fällen kann es zur vollständigen seltener anzutreffen.
Perfusion des Aneurysmasacks kommen. Typ IV Leckagen, die vermutlich durch die Po-
Typ II Bei Leckagen durch Kollateralarterien rosität oder das „Ausschwitzen“ des Prothesen-
kommt es zu einer Füllung des Aneurysmasacks materials bedingt sind und die innerhalb des ers-
durch Lumbalgefäße, die A. mesenterica inferior ten Monats zu einer progredienten Zunahme des
oder akzessorische Nierenarterien (Abb. 11.15B Aneurysmasacks führen. Dieser Typ des Endo-

LECK

BYPASS

ENDO-
R SCHENKEL LEAK

LUMBAL-
ARTERIE

A C

R
ANEURYSMA-
L SACK

B D
Abb. 11.15 Farbkodierte und B-Bildaufnahmen verschiedener Typen von Endoleaks. A: Längsschnitt eines Typ-I-
Endoleaks (Pfeil), vom distalen Prothesenende in den Aneurysmasack aufgenommen. B: Der Querschnitt eines
Typ-II-Endoleaks zeigt die Perfusion des Aneurysmasacks über eine offene A. mesenterica inferior (Pfeil). C: Quer-
schnitt eines Typ-II-Endoleaks aus einer offenen Lumbalarterie. D: Das Leck am Übergang zwischen Prothesen-
schenkel und Prothesenkörper (Pfeil) lässt auf ein Typ-III-Endoleak schließen.

159
11 Duplexsonographische Aneurysmadiagnostik

leaks lässt sich zwar nicht in Echtzeit darstellen, 11.13 Sonstige echte
doch ist eine progrediente Zunahme im Durch-
messer des Aneurysmasacks durch serielle Kon- Aneurysmen
trollaufnahmen nachweisbar.
Iliakalaneurysmen
Zusätzlich wurde das Konzept der Endotension
entwickelt. Darunter versteht man eine ohne Der normale Durchmesser der A. iliaca commu-
sichtbares Endoleak persistierende oder rezidivie- nis beträgt zwischen 1,1 und 1,4 cm (Johnston et
rende Druckübertragung auf den Aneurysmasack, al. 1991). Iliakalaneurysmen treten meist als Ex-
die zu seiner Erweiterung und potenziell zur Rup- tension eines Aortenaneurysmas oder in Ver-
tur führen kann. Die Ursachen der Endotension bindung mit einem solchen auf. Isolierte Iliakal-
sind unklar, man vermutet jedoch, dass der Aneu- aneurysmen sind vergleichsweise selten, ihre
rysmasack durch Mechanismen wie eine über- Ruptur kann jedoch tödlich sein, sodass bei Aneu-
mäßige Pulsation der Endoprothese, Osmose in rysmen t 3,5 cm eine elektive Operation erwo-
den Aneurysmasack oder Druckübertragung vom gen werden sollte (Santilli et al. 2000) (Abb.
Thrombus unter Druck gerät. Denkbar ist auch, 11.16). Der Gang der sonographischen Unter-
dass eine Endotension in der Praxis auf winzige, suchung der Iliakalarterien wird in Kapitel 9 be-
unentdeckte Endoleaks zurückgeht. schrieben. Das Ausmessen von Iliakalaneurys-
Die richtige Behandlung von Endoleaks bleibt men gelingt im Längsschnitt mit größerer Ge-
ungewiss; die Evidenz lässt jedoch darauf schlie- nauigkeit, da sich in der Transversalebene eine
ßen, dass Typ-I- und Typ-III-Endoleaks behandelt schräge Schnittführung kaum vermeiden lässt.
werden sollten, da sie eher mit einer Zunahme Die klinische Diagnose des Iliakalaneurysmas ist
des Aneurysmasacks und damit einer drohenden schwierig, sodass als diagnostische Verfahren Ul-
Ruptur assoziiert sind. traschall, CT und MRT in Betracht kommen.

Beurteilung von Aneurysmen Poplitealaneurysmen


nach ihrer Ausschaltung durch
Stentprothesen Patienten mit einem Aortenaneurysma haben
eine höhere Inzidenz von Poplitealaneurysmen
Der Blutfluss in Aneurysmen, die in anderen Be- als Patienten ohne solche Aneurysmen. Der nor-
reichen des arteriellen Gefäßsystems lokalisiert male Durchmesser der A. poplitea schwankt zwi-
sind, kann durch Implantation einer Stentpro- schen 0,4 und 0,9 cm, und ein popliteales Aneu-
these im Aneurysmabereich ausgeschaltet wer-
den. Die proximalen und distalen Stentenden
werden dabei oberhalb und unterhalb des Aneu-
rysmas platziert. Diese Art Stent wird am häufigs-
ten zur Ausschaltung echter Aneurysmen in den
Iliakalarterien angewendet, eignet sich aber auch
zur Unterbindung des Blutflusses in falsche Aneu-
rysmen nach einer Gefäßperforation oder Gefäß- I
ruptur während einer Angioplastie. Gelegentlich A
werden sie auch in die A. subclavia eingesetzt.
Für gewöhnlich ist der Stent im Ultraschallbild
sichtbar. Der Fluss im Bereich des Stents sollte be-
urteilt und das Aneurysma dann sonographisch
untersucht werden; dazu sollten die Einstellun-
gen für niedrige Flussgeschwindigkeiten gewählt
werden, um eine potenzielle Auffüllung des Aneu-
rysmasacks nachweisen zu können. Abb. 11.16 Im Längsschnitt eines distalen Aorten-
aneurysmas (A) und der rechten A. iliaca communis (I)
sind zwischen den Pfeilen zwei große Iliakalaneurys-
men erkennbar.

160
Aneurysma spurium 11.14

rysma wird häufig als ein Gefäßdurchmesser Aneurysmen sind durch einen Farbflussausfall im
> 1,5 cm definiert (Abb. 11.17). Zu den mit po- Lumen nachweisbar. Die V. poplitea sollte auf
plitealen Aneurysmen assoziierten Komplika- Durchgängigkeit untersucht werden. Typisches
tionen zählen die Embolisation, der akute Ver- Merkmal von Baker-Zysten ist die Verbindung zwi-
schluss oder gelegentlich auch die Ruptur. Als schen der Zyste und der Gelenkkapsel; außerdem
Symptome eines Poplitealaneurysmas können sind Baker-Zysten aufgrund der Synovialflüssig-
Schmerzen oder eine Art Völlegefühl in der Knie- keit in ihrem Innern echoarm (siehe Kap. 13).
kehle auftreten. Manchmal werden die Patienten
mit einer tiefen Venenthrombose vorstellig, die
durch eine Aneurysma-bedingte Kompression Femoralaneurysmen
der V. poplitea hervorgerufen wird. Ultraschall
gilt in der Diagnostik der Poplitealaneurysmen Echte Aneurysmen der Femoralarterie kommen
als wichtigstes Bildgebungsverfahren. Eine rele- seltener vor und gehen meist mit einer anderwei-
vante diagnostische Fehlerquelle stellt die Fehl- tigen aneurysmatischen Erkrankung einher. Zu
diagnose einer Baker-Zyste als popliteales Aneu- aneurysmatischen Erweiterungen kann es jedoch
rysma dar. im Bereich von Graft-Anastomosen kommen.

Sonographische Untersuchung von


Poplitealaneurysmen
11.14 Aneurysma spurium
Mit einem flachen Linearschallkopf von 5 MHz Das Aneurysma spurium (falsches oder Pseudo-
oder einer entsprechenden Breitbandsonde wird aneurysma) tritt primär nach einer Arterienpunk-
die A. poplitea von der Kniekehle und vom me- tion im Rahmen einer Katheteruntersuchung auf
dialen Anteil des distalen Oberschenkels im Ad- und ist durch eine ungenügende Kontrolle der
duktorenkanal aus im Quer- und Längsschnitt arteriellen Blutung nach dem Eingriff bedingt.
untersucht, da manche Aneurysmen supragenual Meist liegt die Ursache darin begründet, dass
lokalisiert sein können. In B-Bildtechnik werden über der Punktionsstelle nicht genügend Druck
Größe, Länge und Thrombusmenge im Aneurys- oder der Druck nicht lange genug ausgeübt wird.
ma untersucht. Ist die Qualität des B-Bildes zu Es kann auch die Folge eines Traumas sein. Das
schlecht, wird die Größe des Gefäßlumens farb- Blut pendelt durch ein Loch in der Arterienwand
sonographisch dargestellt. Verschlossene popliteale zwischen Arterie und umgebendem Gewebe;

V V

AP
AP

A B
Abb. 11.17 A: Transversalbild eines Aneurysmas der A. poplitea (AP), das unter dem Pfeil einen Thrombus (T)
enthält. In diesem Beispiel wird die V. poplitea (V) komprimiert. B: Das Longitudinalbild zeigt den Thrombus im
Gefäßlumen. Oberhalb der Arterie ist die V. poplitea zu sehen.

161
11 Duplexsonographische Aneurysmadiagnostik

dabei bildet sich in dem der Arterie benachbarten Sonographische Untersuchung


Gewebe eine Höhle. Das falsche Lumen enthält falscher Femoralaneurysmen
oftmals einen Thrombus, der aus mehreren
Schichten bestehen kann. Falsche Aneurysmen Der Patient sollte möglichst flach liegen. Die Un-
können im Laufe der Zeit wachsen. Der Nachweis tersuchung beginnt mit dem Beschallen der
eines Blutflusses im falschen Lumen sollte farb- A. femoralis communis im Querschnitt. Ein adä-
sonographisch erbracht werden. Das Farbdopp- quates Bild lässt sich mit einem flachen Linear-
lerbild zeigt typischerweise einen sehr schnellen schallkopf mittlerer Frequenz (5 MHz) oder einer
Jetstrom, der von einem Wanddefekt herrührt entsprechenden Breitbandsonde gewinnen. In
und mit einem dem „Yin-Yang“-Zeichen ähnli- einigen Fällen kann jedoch der Einsatz eines
chen Wirbelmuster im falschen Lumen assoziiert Konvexschallkopfes (Abdominalsonde) erforder-
ist. Mittels Spektraldopplersonographie lässt sich lich sein, vor allem bei adipösen Patienten oder
im arteriellen Jetstrom gewöhnlich ein gleich sehr hoher Punktionsstelle. Manchmal wird die
starker Vorwärts- und Rückwärtsstrom nachwei- Darstellung durch Hämatome erschwert, die mit
sen, wenn während der Systole Blut in das falsche der Punktionsstelle assoziiert sind und über dem
Aneurysma strömt und es während der Diastole Gefäß liegen. Die A. femoralis communis sollte
wieder verlässt (Abb. 11.18). Sehr charakteristisch aufgesucht und der Länge nach farbsonogra-
ist das hörbare Dopplersignal; am Aneurysma- phisch im Querschnitt verfolgt werden. Auch die
hals sind in der Phase der Vorwärts- und Rück- wenigen proximalen Zentimeter der A. femoralis
wärtsströmung die hochfrequenten Signale der superficialis und der A. profunda femoris sollten
Frequenzverschiebung zu hören. untersucht werden, da tiefe Punktionsstellen
Hauptsächlich treten falsche Aneurysmen in der auch in diesen Gefäßen zur Ausbildung falscher
A. femoralis communis auf, da dieses Gefäß am Aneurysmen führen können. Eine potenziell ver-
häufigsten für Katheteruntersuchungen verwen- wirrende Situation entsteht, wenn die A. epiga-
det wird. Ein falsches Femoralaneurysma kann strica inferior, ein oberflächennaher Ast der A.
sehr groß werden, und Blutungen in das Retro- femoralis communis, in der Nähe des Hämatoms
peritoneum können eine schwerwiegende Kom- oder der Schwellung verläuft, da sie mit einem
plikation darstellen, die zum Schock und zum kleinen Leck verwechselt werden kann. Die aus
Tod führen kann. der A. epigastrica inferior abgeleiteten Spektral-

FL

A B
Abb. 11.18 A: Querschnitt eines falschen Femoralaneurysmas und die entsprechende, aus dem kommunizie-
renden Jetstrom abgeleitete Spektraldopplerkurve. Der Pfeil zeigt auf den arteriellen Jetstrom zwischen der Femo-
ralarterie (A) und dem falschen Lumen (FL). Mit dem arteriellen Jetstrom ist in diesem Beispiel eine deutliche peri-
vaskuläre Gewebeschwingung assoziiert. B: Das falsche Aneurysma wurde mittels sonographisch gesteuerter
Kompression erfolgreich thrombosiert (T).

162
Literatur 11.16

dopplersignale zeigen das für periphere Arterien vorgekommen, dass die Messorte nicht eindeutig
typische Spektrum mit einem deutlichen Vor- benannt wurden und die Gesamtlänge eines
wärtsfluss, im Gegensatz zu den hohen Vor- und Aneurysmas fälschlicherweise als der Durchmes-
Rückflussanteilen, die man im Hals falscher Aneu- ser des Aneurysmas gedeutet wurde.
rysmen beobachten kann (Abb. 11.18).

Literatur
Behandlung falscher Femoral-
aneurysmen Akkersdijk G J, van der Graaf Y, van Bockel J H, et al 1994
Mortality rates associated with operative treatment of
infrarenal abdominal aortic aneurysms in The Nether-
Herkömmlich wurden falsche Aneurysmen chir- lands. British Journal of Surgery 81 (5): 706 – 709
urgisch versorgt, doch hat sich die sonographisch Ashton H A, Buxton M J, Day N E, et al 2002 The Multi-
gesteuerte Kompressionsbehandlung solcher Pseu- centre Aneurysm Screening Study (MASS) into the effect
of abdominal aortic aneurysm screening on mortality
doaneurysmen als sicheres und wirkungsvolles in men: a randomised control trial. Lancet 360:
Verfahren zur Thrombosierung falscher Aneurys- 1531 – 1539
men erwiesen. Dazu liegt der Patient auf dem Brown P M, Zelt D T, Sobolev B 2003 The risk of rupture in
Rücken. Da dieses Verfahren sehr unangenehm untreated aneurysms: the impact of size, gender, and ex-
pansion rates. Journal of Vascular Surgery 37 (2):
sein kann, ist irgendeine Form der Analgesie oder 280 – 284
Sedierung notwendig. Die distalen Knöchelarte- Johnston K W, Rutherford R B, Tilson M D, et al 1991 Sug-
riensignale sollten mittels kontinuierlichem gested standards for reporting on arterial aneurysms.
Subcommittee on Reporting Standards for Arterial Aneu-
Doppler abgeleitet werden, um vor Beginn der
rysms, Ad Hoc Committee on Reporting Standards, So-
Maßnahme sicherzustellen, dass das Bein distal ciety for Vascular Surgery and North American Chapter,
gut durchblutet wird. Anschließend wird mit International Society for Cardiovascular Surgery. Jour-
dem Schallkopf fester Druck auf den Verbin- nal of Vascular Surgery 13 (3): 452 – 458
Kniemeyer H W, Kessler T, Reber P U, et al 2000 Treatment
dungsstiel zwischen dem echten und dem of ruptured abdominal aortic aneurysm, a permanent
falschen Lumen ausgeübt, um den arteriellen Jet challenge or a waste of resources? Prediction of outcome
in das Aneurysma zu hemmen. Der Druck wird using a multi-organ dysfunction score. European Jour-
in 10-min-Intervallen aufrechterhalten und nur nal of Vascular and Endovascular Surgery 19: 190 – 196
McLafferty R B, McCrary B S, Mattos M A, et al 2002 The
kurzfristig ausgesetzt, um die distale Perfusion use of color-flow duplex scan for the detection of en-
des Beins zu gewährleisten. Die erfolgreiche doleaks. Journal of Vascular Surgery 36 (1): 100 – 104
Thrombosierung des Aneurysmas kann mehr als Olsen D M, Rodriguez J A, Vranic M, et al 2002 A prospec-
eine Stunde beanspruchen. tive study of ultrasound scan-guided thrombin injection
of femoral pseudoaneurysm: a trend towards minimal
Neuerdings hat sich auch die sonographisch ge- mediation. Journal of Vascular Surgery 36 (4): 779 – 782
steuerte Injektion von humanem Thrombin in Santilli S M, Wernsing S E, Lee E S 2000 Expansion rates
das falsche Lumen als hochwirksame Methode and outcomes for iliac artery aneurysms. Journal of Vas-
zur Behandlung des Aneurysma spurium erwie- cular Surgery 31(1):114 – 121
The UK Small Aneurysm Trial Participants 1998 Mortality
sen. Das Blut im falschen Lumen gerinnt inner- results for randomised controlled trial of early elective
halb von 1 bis 2 Sekunden nach der Injektion, surgery or ultrasonographic surveillance for small abdo-
was im Ultraschallbild verfolgt werden kann. Die minal aortic aneurysms. Lancet 352 (9141): 1649 – 1655
van Marrewijk C, Buth J, Harris P L, et al 2002 Significance
Thrombininjektion könnte sich bei falschen Fe-
of endoleaks after endovascular repair of abdominal
moralaneurysmen zur wichtigsten Behandlungs- aortic aneurysms: The EUROSTAR experience. Journal
methode entwickeln (Olsen et al. 2002). of Vascular Surgery 35 (3): 461 – 473
Vardulaki K A, Walker N M, Day N E, et al 2000 Quantify-
ing the risks of hypertension, age, sex and smoking in
patients with abdominal aortic aneurysm. British Jour-
11.15 Dokumentation nal of Surgery 87 (2): 195 – 200
Veith F J, Baum R A, Ohki T, et al 2002 Nature and signifi-
Die Dokumentation erfolgt meist in Form eines cance of endoleaks and endotension: summary of opin-
ions expressed at an international conference. Journal
schriftlichen Befundberichts, der durch geeignete of Vascular Surgery 35 (5): 1029 – 1035
Ultraschallbilder ergänzt wird. Wichtig ist der Wassef M, Baxter B T, Chisholm R L, et al 2001 Patho-
Hinweis auf etwaige Limitationen der sono- genesis of abdominal aortic aneurysms: a multidiscipli-
graphischen Untersuchung und die eindeutige nary research program supported by the National Heart,
Lung, Blood Institute. Journal of Vascular Surgery 34
Beschreibung, aus welchen Positionen welche (4): 730 – 738
Messungen durchgeführt wurden. Es ist schon

163
11 Duplexsonographische Aneurysmadiagnostik

Weiterführende Literatur Tooke J E, Lowe G D O (eds) 1996 A textbook of vascular


medicine. Arnold, London
Hennerici M, Neuerburg-Heusler D 1998 Vascular dia- Zwiebel W J 1992 Introduction to vascular ultrasonogra-
gnosis with ultrasound. Thieme, Stuttgart phy, 3rd edn. W B Saunders, Philadelphia

164
Anatomie des Venensystems

12 der unteren Extremität und


Veneninsuffizienz-Diagnostik

12.1 Einleitung schallbild gewöhnlich als Schicht sichtbar (Abb.


12.2). Über die Vv. perforantes (Perforansvenen
Venöse Erkrankungen sind ein häufiges Gesund- oder Perforatoren) bestehen zahlreiche Verbin-
heitsproblem und beanspruchen einen beträcht- dungen zwischen den tiefen und den oberfläch-
lichen Anteil der Ressourcen unserer Gesund- lichen Venen.
heitssysteme. Etwa 20 – 25 % aller Frauen und
10 – 15 % aller Männer haben sichtbare Krampf-
adern (Varizen) (Callam 1994). Schwere Venen-
erkrankungen können venöse Ulzera verursa-
12.3 Das tiefe Beinvenen-
chen, die zu einem deutlichen Verlust an Lebens- system
qualität führen. Die Duplexsonographie hat die
nichtinvasive Beurteilung des venösen Systems Die Anatomie der tiefen Venen ist in Abbildung
entscheidend beeinflusst und ist heutzutage das 12.3 dargestellt. Zu den wichtigsten tiefen Venen
am häufigsten angewandte Verfahren zur detail- des Oberschenkels und der Wade gehören:
lierten Untersuchung der Veneninsuffizienz im n V. femoralis communis
Bereich der unteren Extremität. Die Duplexsono- n V. profunda femoris
graphie der Beinvenen kann zur Beurteilung von n V. femoralis superficialis
Patienten mit primärer oder sekundärer Varikosis n V. poplitea Pars I (supragenual)
oder zur Untersuchung von Patienten mit Haut- n V. poplitea Pars III (infragenual)
veränderungen und venösen Ulzera eingesetzt n Vv. tibiales posteriores
werden. Im Vergleich zur arteriellen kann die n Vv. peroneales
venöse Duplexsonographie wegen des breiten n Vv. tibiales anteriores
Spektrums an anatomischen Varianten des ve- n Gastrocnemiusvenen
nösen Systems eine technische Herausforderung n Soleusvenen und -sinus.
darstellen. Dieses Kapitel befasst sich mit den Die V. tibialis posterior und die V. fibularis sind
anatomischen Grundlagen des Venensystems normalerweise paarig angelegt und begleiten ihre
sowie den im Rahmen der Diagnostik der Bein- entsprechenden Arterien, die häufig zwischen
veneninsuffizienz angewandten Untersuchungs- den Venenpaaren verlaufen. Die paarweise ange-
techniken.

Haut
12.2 Anatomie SL
Oberflächlicher
Ast der V. saphena
magna
Das Venensystem der unteren Extremität kann in V. saphena magna
das System der tiefen und der oberflächlichen DP
Muskelfaszie

Venen unterteilt werden, die in zwei Hauptkom- Tiefe Vene


partimenten lokalisiert sind. Das tiefe Komparti-
ment enthält alle tiefen Venen und wird durch Perforans-
vene
die Faszie begrenzt. Die oberflächlichen Venen
liegen im oberflächlichen Kompartiment und Abb. 12.1 Schematische Darstellung des tiefen und
werden in der Tiefe durch die Faszie und nach des oberflächlichen Venensystems. Der Hauptstamm
oben durch die Haut begrenzt (Caggiati et al. der V. saphena liegt in der Saphena-Loge (SL), die zum
2002) (Abb. 12.1). Die Muskelfaszie ist im Ultra- oberflächlichen Venensystem gehört (siehe Text).

165
12 Anatomie des Venensystems der unteren Extremität und Veneninsuffizienz-Diagnostik

V. renalis dextra

V. cava inferior

V
V. iliaca communis
dextra
V. iliaca externa
dextra

V. femoralis
communis dextra
V.-saphena-
A magna-Crosse
V. profunda
femoris

V V. femoralis
superficialis dextra

GL
MG

V.-saphena-
parva-Crosse
Gastrocnemius-
vene
V. poplitea
B
Abb. 12.2 Querschnitt der Hauptstämme der ober-
flächlichen Venen. A: Die V. saphena magna (V) liegt Soleusvenen
und -sinus
im oberflächlichen Venensystem und wird durch die
Fascia profunda (nach oben zeigende Pfeile) und die Fas- Vv. tibiales
cia saphena (nach unten zeigende Pfeile) begrenzt. B: anteriores
Auch die V. saphena parva (V) wird durch die Fascia Vv. peroneales
Vv. tibiales
profunda (nach oben zeigende Pfeile) und die Fascia posteriores
saphena (nach unten zeigende Pfeile) begrenzt. Das Bild
des rechten Beines zeigt auch den M. gastrocnemius
medialis (MG) und den M. gastrocnemius lateralis
(GL).

Abb. 12.3 Anatomie des tiefen Venensystems, einschl.


legten Venen vereinigen sich in der oberen Wa- Iliakalvenen und V. cava.
denhälfte zu gemeinsamen Stämmen, wo sie die
V. poplitea Pars III bilden. Die Soleusvenen sind
die tiefen venösen Sinus und Venen des Soleus- renkanal und geht im medialen Anteil des dista-
muskels, die in die V. poplitea münden. Sie sind len Oberschenkels in die V. femoralis superficialis
ein wichtiger Bestandteil des Mechanismus der über. Der Name ist irreführend, da es sich nicht
Wadenmuskelpumpe (siehe Kap. 5). Die Gastro- um eine oberflächliche Vene handelt, sondern
cnemiusvenen drainieren die medialen und late- um einen Teil des tiefen Venensystems. Die V. fe-
ralen Seiten des M. gastrocnemius und sind auf moralis superficialis zieht in Richtung Leiste, wo
der Medialseite meist größer. Der Hauptstamm sie sich mit der V. profunda femoris zur V. femo-
der Gastrocnemiusvene mündet in die V. po- ralis communis vereinigt. Dieser Mündungs-
plitea unterhalb der Vena-saphena-parva-Crosse. punkt liegt unterhalb der Vena-saphena-magna-
Die V. tibialis anterior ist die Begleitvene der Crosse und der Bifurkation der A. femoralis com-
A. tibialis anterior. Sie mündet in die V. poplitea. munis (siehe Abb. 9.6). Die V. femoralis communis
Die V. poplitea Pars I zieht durch den Addukto- liegt medial der Arterie und geht oberhalb des

166
Die Anatomie des oberflächlichen Venensystems 12.4

Leistenbandes in die V. iliaca externa über (Abb.


V. femoralis
12.3). Die V. iliaca externa verläuft in der Tiefe communis
und vereinigt sich mit der V. iliaca interna, die V.-saphena-
das Blut aus den Beckengefäßen ableitet und in magna-Crosse
die V. iliaca communis übergeht. Die linke V. ilia-
ca communis verläuft unter der rechten A. iliaca
communis und mündet in die rechts der Aorta Antero- Höhe der
liegende V. cava. lateraler Dodd-Vene
Ast Posteromedialer
Ast

12.4 Die Anatomie des ober- V. saphena magna


flächlichen Venensystems
V. communicans
Die wichtigsten oberflächlichen Venen der un- posterior (zur
teren Extremität sind die V. saphena magna V. saphena parva)
Boyd-Vene
(VSM) und die V. saphena parva (VSP) (Abb. Antero-
12.4). Zu beachten ist, dass das oberflächliche Ve- medialer
Ast
nensystem noch eine eigene Saphena-Loge um-
fasst, die nach oben durch die echodichte Saphe-
na-Faszie und in der Tiefe durch die Muskelfaszie
begrenzt wird. Die Saphena-Loge enthält die Höhe der Cockett-
Hauptstämme der V. saphena magna bzw. parva Perforatoren
sowie Begleitnerven. Äste, Nebenäste und kom-
munizierende Venen liegen außerhalb dieser Malleolus medialis
Loge (Caggiati et al. 2002) (Abb. 12.1). Häufig Arcus venosus
können die Saphena-Loge und die Faszienschich- dorsalis pedis
A
ten im Ultraschallbild dargestellt werden (Abb.
12.2). Die distale VSM liegt vor dem Malleolus
medialis (Innenknöchel), zieht nach kranial zum
medialen Anteil der Wade und zum Oberschen- V. poplitea
V.-saphena-
kel und hat verschiedene oberflächliche Neben- parva-Crosse
äste. Das System der V. saphena magna umfasst
Gastrocnemiusvene
wichtige Perforansvenen, die manchmal sono-
graphisch darstellbar sind. Zu beachten ist, dass Gemeinsamer
Stamm der
viele Perforatoren nicht direkt mit den Haupt- V. saphena parva Vv. fibulares
stämmen der V. saphena magna oder parva
verbunden sind, sondern über die Seitenäste der
Hauptstämme kommunizieren. Die Cockett-Ve-
nen sind in der distalen medialen Wade in Ab-
ständen von ca. 6, 13 und 18 cm oberhalb des
Malleolus medialis lokalisiert und verbinden Äste
der V. saphena magna mit den Vv. tibiales po-
steriores. Die Boyd-Venen liegen in der oberen Malleolus lateralis
Wade, ca. 10 cm unterhalb des Kniegelenks, und
verlaufen zwischen der V. saphena magna bzw.
ihren Ästen zum System der Vv. tibiales poste- B
riores. Die Dodd-Venen schließlich sind im mitt-
Abb. 12.4 Anatomie der oberflächlichen Venen. A: V.
leren Drittel des Oberschenkels lokalisiert und
saphena magna. B: V. saphena parva.
ziehen zwischen der V. saphena magna bzw.
ihren Ästen zur V. femoralis superficialis. Die
V. saphena magna mündet ca. 2,5 cm unterhalb
des Leistenbandes an der Vena-saphena-magna-

167
12 Anatomie des Venensystems der unteren Extremität und Veneninsuffizienz-Diagnostik

Crosse in die V. femoralis communis. Detaillierte schen den Köpfen des M. gastrocnemius. Im Be-
anatomische Kenntnisse dieser Region sind un- reich der Vena-saphena-parva-Crosse in der Knie-
verzichtbar, da es mindestens sechs weitere Ne- kehle mündet sie oberhalb des Abgangs der Gast-
benäste gibt, die in Höhe der Vena-saphena- rocnemiusvene in die V. poplitea. Etwa 60 % aller
magna-Crosse in die V. saphena magna münden Gefäße der V. saphena parva vereinigen sich 8 cm
(Abb. 12.5) und die Quelle primärer Varizen oder vom Kniegelenk entfernt in der Fossa poplitea
von Varizenrezidiven sein können. Es sollte be- mit der V. poplitea (Browse et al. 1999). Die Anato-
achtet werden, dass nicht alle dieser Zuflüsse so- mie der V. saphena parva kann jedoch stark va-
nographisch auffindbar sind. Die anterolaterale riieren, und auch die Vena-saphena-parva-Crosse
Oberschenkelvene, die manchmal auch als V. sa- kann deutlich über der Kniekehle lokalisiert sein,
phena accessoria anterior bezeichnet wird, drai- wo sie in die V. poplitea Pars I oder die V. femo-
niert die Gefäße im lateralen Anteil des Knies ralis superficialis mündet. Alternativ kann die
und verläuft schräg über den ventralen Anteil des V. saphena parva auch direkt aus der Gastro-
Oberschenkels in die Vena-saphena-magna-Crosse cnemiusvene entspringen oder aus einem ge-
(Abb. 12.5). Allerdings vereinigt sie sich manch- meinsamen Ursprung mit dieser hervorgehen
mal mit der V. saphena magna unterhalb der (Abb. 12.6). Darüber hinaus ist bei manchen
Crosse; die Höhe der Mündung kann variieren. Menschen eine Vene nachzuweisen, die wie in
Die anterolaterale V. femoralis ist sonographisch Abbildung 12.6 als Fortsetzung der V. saphena
meist leicht zu identifizieren (siehe Abb. 12.2B). parva entlang des dorsalen Oberschenkels über
Die posteromediale V. femoralis drainiert die Ge- der Vena-saphena-parva-Crosse verläuft. Diese
fäße im posteromedialen und posterioren Bereich Vene wird Giacominivene genannt; sie findet in
des distalen Oberschenkels und vereinigt sich im chirurgischen Lehrbüchern aber nur selten Er-
proximalen Oberschenkel mit dem Hauptstamm wähnung (Georgiev et al. 2003). Manchmal be-
der V. saphena magna. Gelegentlich bestehen zeichnet man sie auch als Extension der V. saphe-
Verbindungen zwischen der proximalen V. saphe- na parva im proximalen Oberschenkel. Das Ende
na parva (oder ihrer Äste) und der posteromedi- der Giacominivene ist variabel; über eine poste-
alen Vene im distalen Oberschenkel oder in der romediale Oberschenkelvene mündet sie entwe-
proximalen Wade. der im Oberschenkel oder in der Leiste in die V.
Die distale V. saphena parva entspringt hinter saphena magna. Sie kann am posterioren Ober-
dem Malleolus lateralis (Außenknöchel) und schenkel verlaufen und direkt in die V. femoralis
zieht an der Oberfläche bis hinauf in die hintere oder Äste der V. iliaca interna münden, etwa in
Wade in der Saphena-Loge (siehe Abb. 12.2B). die V. glutealis inferior (Abb. 12.6). Manchmal
Normalerweise stehen eine Reihe von Perforans- besteht Verwirrung hinsichtlich der Frage, ob es
venen, vor allem aus den Gastrocnemiusvenen sich bei einer posterioren Oberschenkelvene um
in der Wadenmitte, mit der V. saphena parva in die Giacominivene handelt oder lediglich um
Verbindung. Die V. saphena parva perforiert die einen posteromedialen Ast der V. saphena magna.
Faszie in der proximalen Wade und verläuft zwi- Im Allgemeinen scheint die Giacominivene in
einem oberflächlichen Faszien-Kompartiment im
distalen Oberschenkel zu verlaufen (ähnlich wie
die V. saphena magna und parva), wohingegen
V. femoralis
communis posteromediale Äste der V. saphena magna eher
V. epigastrica
superficialis inferior oberhalb der Saphena-Faszie liegen. Und schließ-
V. pudenda lich finden sich meist in der proximalen Wade
V. circum- externa profunda sog. kommunizierende Venen, die zwischen V. sa-
flexa ilium phena magna und parva verlaufen.
superficialis V. pudenda
externa
superficialis
Anterolaterale
V. femoralis
V. saphena Anatomische Varianten
accessoria
medialis
Das Venensystem der unteren Extremität kennt
Hauptstamm der
V. saphena magna zahlreiche anatomische Varianten, und selbst
erfahrene Untersucher treffen von Zeit zu Zeit
Abb. 12.5 Anatomie der Vena-saphena-magna-Crosse. auf immer neue Möglichkeiten. Paarig angelegte

168
Die Anatomie des oberflächlichen Venensystems 12.4

V. femoralis
communis
6
V.-saphena-
magna-Crosse
5
V. saphena
magna

4
Giaco-
minivene A
V
3

V
V. poplitea
1

2
Gastro-
cnemius- Abb. 12.7 Querschnitt einer doppelt angelegten oder
vene zweigeteilten V. femoralis superficialis; die Arterie (A)
V. saphena liegt neben den paarig angeordneten Venen (V).
parva

ficialis. In einem solchen Fall kann die V. femora-


lis superficialis im Vergleich zur A. femoralis su-
perficialis klein ausfallen – ein Phänomen, das
fälschlicherweise mit einem Venenverschluss
Abb. 12.6 Die Höhe des Abgangs der V. saphena par- verwechselt werden kann. Allerdings lässt sich
va kann stark variieren; die potenziellen Lokalisationen durch Wadenkompression in der V. femoralis
sind durch Zahlen gekennzeichnet. Die V. saphena communis knapp unterhalb der Vena-saphena-
parva mündet in der Kniekehle in Höhe der Vena- magna-Crosse ein verstärkter Abfluss nachwei-
saphena-parva-Crosse normalerweise in die V. poplitea sen. Bei der gründlichen duplexsonographischen
(Position 1). Sie kann aber auch von der Gastro- Untersuchung ist die größere V. profunda femo-
cnemiusvene (GV) abzweigen (Position 2). Manchmal ris im Allgemeinen aber darstellbar. Um diese
hat sie einen hohen Abgang von der V. poplitea (Posi- Vene aufzufinden, ist unter Umständen ein nie-
tion 3). Falls vorhanden, verläuft die Giacominivene derfrequenter Konvexschallkopf von 3,5 MHz er-
oberhalb der Vena-saphena-parva-Crosse; ihr Abgang forderlich. Eine sehr seltene Anomalie kann in
ist variabel. Sie kann entweder in die V. saphena mag- Höhe der Vena-saphena-magna-Crosse auftreten;
na, die V. femoralis oder in die Äste der V. iliaca interna in diesem Fall verläuft die V. saphena magna
münden (Positionen 4, 5 bzw. 6). Cave: Der postero- zwischen der A. femoralis superficialis und der
mediale Ast der V. saphena magna kann mit der Giaco- A. profunda femoris und mündet in die Vena-
minivene verwechselt werden (siehe Text). saphena-magna-Crosse.

oder zweigeteilte Venen kommen vergleichswei-


se häufig vor und betreffen hauptsächlich die Venenklappen
V. saphena magna, die V. femoralis superficialis
und die V. poplitea (Abb. 12.7). Eine potenziell Venen enthalten Klappen, die den Rückstrom des
verwirrende anatomische Variante kommt bei Blutes in die Extremitäten verhindern. Venen-
Patienten vor, die eine große V. profunda femoris klappen sind bikuspidal. Im Klappenbereich be-
im Oberschenkel aufweisen. Diese Vene verläuft steht häufig eine charakteristische Venendilata-
zwischen der V. poplitea und der V. profunda fe- tion, die sonographisch gelegentlich dargestellt
moris und liegt tief unter der V. femoralis super- werden kann (Abb. 12.8). Venenklappen können

169
12 Anatomie des Venensystems der unteren Extremität und Veneninsuffizienz-Diagnostik

hohen Gegendrücken standhalten, typischerwei- Venen und Klappen, die die vielen Perforans-
se über 250 – 300 mmHg. Die Anzahl der Klappen venen schützen, sodass der Blutfluss vom ober-
pro Venenabschnitt ist individuell verschieden; flächlichen zum tiefen Venensystem gelenkt
die distalen Venen enthalten jedoch mehr Klap- wird. In sehr seltenen Fällen können die Venen-
pen als die proximalen Venen, da sie höheren klappen infolge einer kongenitalen Venenklap-
hydrostatischen Drücken standhalten müssen. penaplasie fehlen (Eifert et al. 2000), die bei sehr
Die V. cava inferior und die V. iliaca communis jungen Patienten die Ursache eines Refluxes im
verfügen nicht über Klappen; auch in der V. iliaca tiefen Venensystem sein kann.
externa oder V. femoralis communis weisen die
meisten Menschen keine Klappen auf. Gewöhn-
lich befindet sich eine Klappe am Abgang der Flussmuster des venösen Systems
V. femoralis superficialis, und durchschnittlich
drei bis vier Klappen finden sich im Verlauf der Die Flussmuster in den normalen tiefen Venen
V. femoralis superficialis und der V. poplitea bis werden in Kapitel 5 beschrieben. Je nach Patien-
zum Knie; ihre Anzahl kann jedoch variieren. Die tenlagerung und externen Faktoren wie der Um-
meisten Menschen haben eine Klappe in der in- gebungstemperatur können die venösen Fluss-
fragenual verlaufenden V. poplitea, die manch- muster in den oberflächlichen Venen variieren.
mal als „Gatekeeper“ (Pförtner) bezeichnet wird, Im Stehen oder Sitzen sollte normalerweise kein
da sie den venösen Rückstrom in die proximale oder nur ein sehr spontaner Fluss in der V. saphe-
Wade verhindert. Die tiefen Venen in der Wade na magna und der V. saphena parva nachweisbar
enthalten zahlreiche Klappen. In der V. saphena sein. Bei hohen Raumtemperaturen kann die Va-
magna und der V. saphena parva kommen im sodilatation in den oberflächlichen Venen einen
Verlauf ihrer Hauptstämme ca. 8 – 10 Klappen vor erhöhten Fluss hervorrufen. Lässt sich im Ruhe-
(Browse et al. 1999). Darüber hinaus befinden zustand ein spontaner hoher Volumenfluss oder
sich normalerweise Klappen an den Verbindun- ein kontinuierlicher Fluss in den oberflächlichen
gen zwischen den oberflächlichen und den tiefen Venen nachweisen, so ist Vorsicht geboten, da
dies auf einen tiefen Venenverschluss hindeuten
oder durch eine Infektion (z. B. Zellulitis) bedingt
sein könnte (Abb. 12.9).

Abb. 12.9 Bei einem Patienten mit Verschluss der


Abb. 12.8 Darstellung einer Venenklappe in der V. sa- V. poplitea und der V. femoralis superficialis ist in der
phena magna. Die Pfeile zeigen auf die beiden Klap- V. saphena magna ein spontaner venöser Blutfluss mit
pensegel. hohem Flussvolumen nachweisbar.

170
Venöse Erkrankungen der unteren Extremität 12.5

12.5 Venöse Erkrankungen Insuffizienz an der Vena-saphena-magna-Crosse


entwickelt und absteigend zu progredienter Klap-
der unteren Extremität peninsuffizienz führt. Das Modell der progre-
dient aufsteigenden Klappeninsuffizienz würde
Die tiefe Venenthrombose wird in Kapitel 13 be- auch erklären, warum man einen segmentalen
handelt. Reflux im Bereich der V. saphena magna des di-
stalen Oberschenkels beobachten kann, die Vene
im proximalen Oberschenkel und an der Vena-
Varizen saphena-magna-Crosse aber suffizient ist (Abu-
Own et al. 1994). Zu den durch Varizen hervor-
Die Ursache von varikös veränderten Venen (Va- gerufenen Symptomen und Beschwerdebildern
rizen) ist ungewiss, es gibt aber Hinweise darauf, gehören Schmerzen, Pulsieren, Brennen, venöse
dass fortgeschrittenes Alter, weibliches Ge- Ekzeme, Blutungen und Ulzera. Manche Patien-
schlecht und Schwangerschaft zu den Risikofak- ten klagen über Symptome, die in keinem Ver-
toren gezählt werden müssen (Callam 1994). In hältnis zur Größe der oftmals nur leicht varikös
anderen Studien wurde allerdings festgestellt, veränderten Venen stehen. Bei einigen Patienten
dass chronische Veneninsuffizienz und leichte mit oberflächlichen Varizen kann gleichzeitig
Varizen bei Männern häufiger auftreten als bei eine tiefe Veneninsuffizienz vorliegen.
Frauen (Evans et al. 1999). Varizen imponieren
auf der Hautoberfläche – vor allem im Bereich
der Wade – als dilatierte, geschlängelte, elongiert Behandlung oberflächlicher
verlaufende Gefäße. Abnorme oberflächliche Venenerkrankungen
Venen werden entsprechend ihrer Größe einge-
teilt. Von vielen Ärzten wird zur Klassifikation Je nach Krankheitsschweregrad bieten sich für
und Stadieneinteilung der chronisch-venösen In- pathologische Venenbefunde unterschiedliche
suffizienz das an klinischen, ätiologischen, ana- Therapien an (Browse et al. 1999). Besenreiser
tomischen und pathophysiologischen Kriterien können mittels Sklerotherapie beseitigt und an-
orientierte CEAP-Klassifikationssystem angewen- schließend mit lokaler Kompressionstherapie be-
det (Porter & Moneta 1995). handelt werden, um die Vene zu verschließen.
Kleinere, nur kosmetisch störende Krampfadern Eine weitere Option stellt die Lasertherapie dar.
oder Besenreiser (Teleangiektasien) sind im Ultra- Größere Varizen können chirurgisch entfernt
schallbild nicht darstellbar. Auch kleine dilatierte werden (Venenstripping). Im Fall der V. saphena
intradermale (retikuläre) Venen lassen sich sono- magna werden die Vena-saphena-magna-Crosse
graphisch nur schwer darstellen. Die größeren, und ihre Zuflussvenen in der Leiste ligiert, und
oftmals die Hauptstämme der oberflächlichen der Hauptstamm wird mit einem Venenstripper
Venen betreffenden Varizen können mittels Ul- bis auf Höhe des Knies oder darunter exstirpiert.
traschall dagegen problemlos untersucht werden. Ist die V. saphena parva betroffen, erfolgt die Li-
Am häufigsten entstehen Varizen infolge einer gatur an der Vena-saphena-parva-Crosse. Man-
Insuffizienz der V. saphena magna oder parva che Chirurgen exstirpieren die Vene, andere be-
oder auch beider Leitvenen. Wichtig ist, den lassen sie intakt, um Verletzungen des N. suralis
Blutfluss zu den varikös erweiterten Bereichen zu vermeiden, der eng mit der Vene verbunden
und den Insuffizienzgrad der V. saphena magna ist. Wieder andere Chirurgen ligieren die großen
oder parva zu bestimmen. Letzterer kann zwar Perforansvenen, die vor dem Eingriff duplex-
stark variieren, umfasst häufig aber einen Reflux sonographisch markiert werden können. Die ver-
aus der Vena-saphena-magna- oder -parva-Crosse. bleibenden Venen werden dann entfernt oder
In manchen Fällen können die Varizen aber auch durch kleine Mikroinzisionen extrahiert. Es lohnt
unabhängig von den Systemen dieser beiden sich, einer Varizenoperation beizuwohnen, da
Leitvenen auftreten. Die Varizenentstehung ist dies ein besseres Verständnis der anatomischen
ein vieldiskutiertes Thema, es scheint jedoch, Verhältnisse vermittelt, mit denen der Untersu-
dass die Insuffizienz in den Hauptstämmen di- cher im Rahmen duplexsonographischer Unter-
stal, also im Unterschenkel, entsteht und im suchungen konfrontiert ist.
Laufe der Zeit aszendiert. Dies steht im Gegensatz Inzwischen wurde eine vergleichsweise neue
zur klassischen Lehrmeinung, derzufolge sich die Therapie, die sog. endovenöse Obliteration der

171
12 Anatomie des Venensystems der unteren Extremität und Veneninsuffizienz-Diagnostik

V. saphena, entwickelt, die vielversprechende Er- Flüssigkeit aus dem Geweberaum führt. In Kom-
gebnisse zeigt. Dabei wird eine mittels Radio- bination mit einer Schädigung der Kapillarwände
frequenzenergie erhitzte Katheterspitze in die kann daraus eine lokalisierte Gewebehypoxie re-
Vene eingeführt; das Gefäß schrumpft durch das sultieren. Das Austreten von Erythrozyten durch
Erwärmen der Venenwand. Die Positionierung die geschädigte Kapillarwand in den interstitiel-
der Katheter erfolgt unter duplexsonographischer len Raum verursacht die mit vielen Ulzera assozi-
Kontrolle. ierte braune Pigmentierung, die durch die mit
dem Abbau der Erythrozyten verbundene Abla-
gerung von Hämosiderin entsteht. Venöse Ulzera
Hautveränderungen und venöse sind meist recht flach und von unterschiedlicher
Ulzera Größe; gelegentlich ist zirkulär der gesamte Un-
terschenkel betroffen (sog. „Gamaschenulkus“).
Als schwerwiegende Komplikation der oberfläch- Es kann zu Infektionen mit verschiedenen Arten
lichen oder tiefen Veneninsuffizienz gilt die von Bakterien kommen, und die Wunde kann
chronische venöse Hypertonie der unteren Extre- ausgesprochen schmerzhaft sein.
mität als Folge venöser Ulzera (Abb. 12.10). Zu Die ersten körperlichen Zeichen einer venösen
den mit Ulzera assoziierten Risikofaktoren gehö- Hypertonie sind Hautveränderungen im Bereich
ren das postthrombotische Syndrom, Adipositas, des Knöchels oder der distalen Wade, die typi-
Immobilität und arthritische Beschwerden, die scherweise als venöse Ekzeme und Pigmentver-
eine Bewegungseinschränkung des Knöchels be- änderungen imponieren und häufig mit lokalen
wirken und damit zum Versagen der Wadenmus- Hautreizungen oder Juckreiz einhergehen. Oft-
kelpumpe beitragen. Unbedingt zu bedenken ist, mals entwickelt sich auch eine Lipodermato-
dass manche Ulzera, deren Ursache venöser sklerose mit einer Verhärtung des subkutanen
Natur zu sein scheint, auch durch andere Erkran- Gewebes im Bereich der distalen Wade und des
kungen wie Vaskulitis, rheumatoide Arthritis Knöchels. Der betroffene Bereich fühlt sich hart
oder Hautkrankheiten bedingt sein können. Die und „hölzern“ an. Die Entstehung eines Ulcus
zugrunde liegende Ursache von venösen Ulzera cruris venosum beginnt manchmal mit einer
ist noch ungeklärt, man geht jedoch davon aus, geringfügigen Verletzung oder nicht heilenden
dass Veränderungen der Mikrozirkulation der Abschürfung. Nicht vergessen werden darf dabei,
Haut und subkutaner Gewebe als Reaktion auf dass einige venöse Ulzera auch mit Arterien-
eine lokale venöse Hypertonie an der Ätiologie erkrankungen assoziiert sein können; gerade Pa-
beteiligt sind. Die venöse Hypertonie ruft einen tienten mit gemischten venösen und arteriellen
Druckanstieg in Venolen und Kapillaren hervor, Ulzerationen stellen eine besondere diagnosti-
was zu lokaler Ödembildung und verringerter sche Herausforderung für das Gefäßlabor dar. Es
Rückresorption von Proteinen und interstitieller gehört daher zur Praxisroutine, bei allen Patien-
ten mit venösen Ulzera den Knöchel-Arm-Index
(ABPI) zu messen, um eine signifikante arterielle
Beteiligung auszuschließen. Gelegentlich kann
der ABPI aufgrund starker Schmerzen nicht be-
stimmt werden, sodass hier eine subjektive Aus-
wertung der aus dem Fuß abgeleiteten Doppler-
signale genügen muss. Zum Schutz von Ulkus-
und Blutdruckmanschette hat sich ein Folienver-
band zur Abdeckung der ulzerierten Areale be-
währt.
Traditionell wurde davon ausgegangen, dass ve-
nöse Ulzera primär durch eine tiefe Veneninsuf-
fizienz im Gefolge einer Klappeninsuffizienz,
eines postthrombotischen Syndroms oder eines
Abb. 12.10 Aufnahme eines Ulcus cruris venosum im Versagens der Wadenmuskelpumpe bedingt sind,
distalen Anteil der medialen Wade und im Knöchel- die in einer venösen Hypertonie der tiefen Bein-
bereich. Im Stromgebiet der V. saphena magna sind in venen resultiert. Neuere Studien haben jedoch
der Wadenmitte auch Varizen zu erkennen. gezeigt (Scriven et al 1997, Magnusson et al.

172
Praktische Tipps für die duplexsonographische Untersuchung von Varizen 12.6

2001), dass eine signifikante Anzahl von Patien- n Sind Sie schon einmal wegen Krampfadern be-
ten mit einem Ulcus cruris nur an einem ober- handelt worden, entweder chirurgisch oder mit-
flächlichen Reflux leiden, ohne dass die tiefen tels Sklerotherapie? Nicht selten wird man
Venen beeinträchtigt wären. Daher führt eine Li- feststellen, dass in der Krankenakte ana-
gatur des relevanten oberflächlichen Venenmün- mnestische Details fehlen, und möglicher-
dungsgebietes, mit oder ohne Stripping der ober- weise hat sich der Patient in der Vergangen-
flächlichen Venen, aufgrund einer verringerten heit bereits einer Behandlung unterzogen,
venösen Hypertonie auch zur Abheilung der die sich duplexsonographisch nachweisen
meisten Ulzera. Die Rolle einer Ligatur der Per- lässt.
foransvenen bleibt umstritten, es gibt jedoch n Hatten Sie schon einmal eine tiefe Venenthrom-
Hinweise darauf, dass die chronische Venenin- bose oder eine starke Beinschwellung? Hat der
suffizienz mit einer Zunahme der Anzahl und des Patient bereits eine tiefe Venenthrombose
Durchmessers der Perforatoren in der medialen durchgemacht, kann es zu einer chroni-
Wade assoziiert ist (Stuart et al 2000). Manche schen Schädigung des tiefen Venensystems
Gefäßlabors werden deshalb vor einer Operation gekommen sein, die eine tiefe Veneninsuffi-
auch um eine duplexsonographische Markierung zienz oder einen Venenverschluss ausgelöst
der insuffizienten Perforansvenen ersucht. hat, welche(r) die Ursache der gegenwärti-
Bei den durch eine signifikante tiefe Venen- gen Symptome sein könnte.
insuffizienz verursachten varikösen Ulzera wird Der Untersucher sollte Lage und Verteilung der
eine Ligatur oder ein Stripping der oberfläch- Varizen auch inspizieren, da dies Hinweise auf
lichen Varizen gewöhnlich nicht durchgeführt, ihre Blutversorgung geben könnte. Die Untersu-
da sich die zugrunde liegende Hypertonie des tie- chung erfordert keine besondere Vorbereitung;
fen Venensystems auf diese Weise nicht korrigie- nur die Beine sollten von der Leiste bis zum Knö-
ren lässt. Stattdessen hat sich bei diesen Ulzera chel frei zugänglich sein. Die Füße des Patienten
die Anwendung von Kompressionsverbänden zur sollten deutlich tiefer liegen als das Herz, um
Reduktion von Ödemen und venöser Hypertonie einen ausreichenden hydrostatischen Druck zu
als wirkungsvolle Heilmethode bewährt. Je nach erzeugen und so die Funktionstüchtigkeit der
klinischem Bild können Verbände mit unter- Venenklappen beurteilen zu können. Wenn der
schiedlichen Druckwerten angelegt werden (Lam- Patient ganz flach liegt, ist das Druckgefälle zwi-
bourne et al. 1996). Für die Anlage eines Vier- schen dem zentralen Venensystem und den Bei-
lagensystems ist jedoch ein ABPI > 0,8 erforder- nen zu gering. In diesem Falle wäre die Reflux-
lich, um eine Beeinträchtigung der Arterien im geschwindigkeit nach distaler Wadenkompres-
Gewebe unter dem Verband zu vermeiden – eine sion zu gering, um nachweisbar zu sein. Oftmals
schwerwiegende Komplikation, die im Extrem- liegt der Patient während der Untersuchung auf
fall zum Verlust des Beines führen kann. dem Rücken; die Untersuchungsliege wird dazu
in einem Winkel von mindestens 30 ° nach unten
geschwenkt (umgekehrte Trendelenburg-Position).
12.6 Praktische Tipps für die Alternativ kann der Patient auch am Rand der
Untersuchungsliege sitzen und die Füße auf
duplexsonographische einen Stuhl stellen. Viele Einrichtungen führen
Untersuchung von die Untersuchung am stehenden Patienten durch.
Varizen Das zu untersuchende Bein sollte jedoch nicht
belastet werden; zum Abstützen kann der Patient
Ziel der duplexsonographischen Untersuchung einen Handlauf oder eine andere geeignete Stüt-
ist es, die Suffizienz des oberflächlichen und des ze benutzen. Denken Sie daran, dass manchen
tiefen Venensystems zu beurteilen und die Vari- (vor allem jüngeren) Patienten während der
zenursache zu ermitteln. Für die beidseitige Un- Untersuchung häufig schwindelig wird. Bei Un-
tersuchung der Venen muss mindestens eine wohlsein sollte sich der Patient sofort hinlegen;
halbe Stunde veranschlagt werden. Ein logisches bei Bedarf ist entsprechender ärztlicher Rat einzu-
Vorgehen bei der Untersuchung ist sinnvoll, da holen.
sich die Untersuchungszeit dadurch verringert.
Stellen Sie dem Patienten vor der Untersuchung
folgende Fragen:

173
12 Anatomie des Venensystems der unteren Extremität und Veneninsuffizienz-Diagnostik

12.7 Provokationsmanöver kompression ist die Flussverstärkung womöglich


zu schwach – ein Grund für widersprüchliche Er-
und venöser Reflux gebnisse verschiedener Untersucher. Deshalb be-
vorzugen manche Einrichtungen ein Gerät zum
Bevor man sich mit den praktischen Techniken schnellen Aufblasen der Blutdruckmanschette,
der Untersuchung des Venensystems befasst, soll- die um Wade oder Oberschenkel angelegt wird.
te man sich unbedingt mit den Methoden ver- Das System bläst die Manschette auf einen vorge-
traut machen, die bei der Beurteilung der Venen- gebenen Druck auf, um eine reproduzierbare
klappenkompetenz am häufigsten angewendet Kompression zu erzeugen; anschließend wird die
werden. Dies sind die Wadenkompression zur Luft rasch abgelassen. Der Nachteil dieser Metho-
Verstärkung des Blutflusses zum Herzen und das de besteht darin, dass das Anlegen der Manschet-
Valsalva-Manöver zur Untersuchung der Suffi- te sehr zeitaufwändig und mühsam sein kann.
zienz der Venen in der Leistenregion. Die pro-
ximale Kompression dient zur Beurteilung des
Blutflusses in den Perforansvenen. Valsalva-Manöver
Die Suffizienz der proximalen tiefen Venen und
Wadenkompression der Vena-saphena-magna-Crosse kann mithilfe
eines Valsalva-Manövers beurteilt werden. Dazu
Zur Beurteilung der Venenklappenkompetenz sollte der Patient tief einatmen, die Luft dann aus
sollte der herzwärts gerichtete Blutfluss in den der Lunge ausstoßen und die Wangen aufblähen,
Venen zeitweise erhöht oder verstärkt werden. ohne auszuatmen, während gleichzeitig Druck
Am einfachsten gelingt dies, indem man eine auf das Abdomen ausgeübt wird. Dadurch erhöht
Hand um die hintere Wade legt, sie fest drückt sich der intraabdominelle Druck, was wiederum
und dann schnell wieder loslässt. Unserer Erfah- zu einem Anstieg des venösen Blutdrucks in den
rung nach sollte die Flussverstärkung intensiv Iliakal- und Femoralvenen führt. Gewöhnlich
genug sein, um in den Hauptstämmen des ober- kann man sehen, wie sich die V. femoralis com-
flächlichen Venensystems vorübergehend eine munis während eines Valsalva-Manövers erwei-
Spitzengeschwindigkeit von > 30 cm/s zu erzeu- tert. Die Suffizienz der Venenklappen einmal vor-
gen, sodass sich die Venenklappen bei nach- ausgesetzt, sollte während des Valsalva-Manövers
lassendem Wadendruck rasch schließen (Abb. kein Reflux im Bereich der Vena-saphena-magna-
12.11). In sehr kleinen Venen lässt sich diese Crosse oder der proximalen V. femoralis superfi-
Flussgeschwindigkeit manchmal aber nur sehr cialis auftreten (Abb. 12.12). Das normale spon-
schwer erzeugen. Bei nicht ausreichender Waden- tane phasische Flussmuster in der V. femoralis

ANFANG
VALSALVA ENDE

Abb. 12.11 Flussverstärkung in der V. saphena magna


nach Wadenkompression. Beim Schließen der Venen- Abb. 12.12 Mit dem Valsalva-Manöver lässt sich die
klappen zeigt sich unterhalb der Nulllinie eine kurze Suffizienz der proximalen V. femoralis superficialis nach-
Phase mit normalen retrograden Strömungssignalen weisen. Während des Valsalva-Manövers ist der norma-
(Pfeile). le phasische Blutfluss unterbrochen; während der Ex-
spiration kommt es zu einem Flussanstieg (END).

174
Gradeinteilung des Refluxes im oberflächlichen und tiefen Venensystem 12.8

superficialis und V. femoralis communis sollte


kurzfristig sistieren. Bei einer insuffizienten Vena-
REFLUX
saphena-magna-Crosse erzeugt der retrograd ge-
richtete Druck in den Venen im Mündungsbe-
reich einen signifikanten Reflux (Abb. 12.13).
Eine potenzielle Fehlerquelle kann durch das Val-
salva-Manöver, das zur Beurteilung des proxima-
len Refluxes durchgeführt wird, bei Patienten
auftreten, die eine kompetente Venenklappe im
normalerweise klappenfreien System der V. iliaca
aufweisen. In dieser Situation schützt die proxi-
male Klappe eine inkompetente Vena-saphena-
magna-Crosse oder die proximale V. femoralis
superficialis, und es ist kein Reflux nachweisbar. Abb. 12.13 Die Insuffizienz der Vena-saphena-magna-
Zur Beurteilung mehr distaler Venen wird das Crosse zeigt sich durch einen Reflux mit hohem Fluss-
Valsalva-Manöver nicht angewendet. volumen während eines Valsalva-Manövers (der Pfeil
markiert den Beginn des Valsalva-Manövers).

12.8 Gradeinteilung des


Refluxes im oberfläch- daher unbedingt der Spektraldoppler hinzugezo-
gen werden (Abb. 12.16). Das Messfenster des
lichen und tiefen Venen- Spektraldopplers sollte groß genug sein, um das
system Venenlumen zu erfassen, und der Beschallungs-
winkel gleich oder kleiner als 60 ° betragen, um
Die Gradeinteilung des venösen Refluxes ist nicht gute Spektraldopplersignale ableiten zu können.
unumstritten, vor allem weil im venösen System Tabelle 12.1 beschreibt die verschiedenen Grade
unterschiedliche Refluxmuster zu beobachten des venösen Refluxes. Dieselben Kriterien gelten
sind. Unsere Klinik wendet das folgende Proto- auch für die Gradeinteilung des venösen Refluxes
koll an. Bei der Darstellung des relevanten Ve- mittels Wadenkompression oder Valsalva-Manö-
nenabschnitts im Längsschnitt wird das Farb- ver. Auch wenn die Einteilung des venösen Re-
fenster so platziert, dass der Schallstrahl die Vene fluxes gelegentlich subjektiv ist, gilt in zahlrei-
optimal trifft. Anschließend wird ein Waden- chen aktuellen Publikationen eine Refluxdauer
kompressionstest (Thompson-Test) durchgeführt > 0,5 s als Hinweis auf eine insuffiziente Klap-
und die Flussverstärkung mittels farbkodiertem penfunktion (Sarin et al. 1994, Evans et al. 1998,
Ultraschall nachgewiesen. Häufig lässt sich schon Ruckley et al. 2002). In manchen Fällen kann der
anhand der Farbkodierung sagen, ob die Vene Reflux so schwer sein, dass die retrograde Strö-
normal oder insuffizient ist. Eine kompetente mung länger als 4 Sekunden anhält. Und schließ-
Vene zeigt während der Wadenkompression herz- lich kann es vorkommen, dass ein suffizienter
wärts einen deutlichen Flussanstieg, dem nach Gefäßabschnitt einer großen Vene, bedingt durch
Dekompression ein abrupter Strömungsstillstand die helikale Strömungsbewegung während der
folgt, obwohl beim Klappenschluss sehr kurz
auch ein retrograder Fluss nachweisbar ist. Ein
signifikanter venöser Reflux zeigt sich durch an-
Tab. 12.1 Einteilung des Reflux-Schweregrades
haltenden retrograden Fluss nach dem Loslassen
der Wade (Abb. 12.14 und 12.15). Den Grad des Grad Refluxdauer
venösen Refluxes allein auf der Grundlage des
farbkodierten Ultraschallbefundes zu beurteilen, Normale Klap- Refluxdauer 0,5 s, rascher Ver-
kann zu schwerwiegenden Fehlern führen. Das penfunktion schluss der Venenklappen
liegt daran, dass das farbkodierte Ultraschallbild Mäßiger Reflux Refluxdauer 0,5 – 1 s, leichter
nur einen unvollständigen Eindruck vom Fluss- bis mäßiger retrograder Fluss
volumen vermittelt oder einen geringfügigen Re-
flux gar nicht erst erfasst. Um den Grad und die Schwerer Reflux Refluxdauer > 1 s, erhöhtes
retrogrades Flussvolumen
Dauer des venösen Refluxes zu beurteilen, sollte

175
12 Anatomie des Venensystems der unteren Extremität und Veneninsuffizienz-Diagnostik

A B

Abb. 12.14 A: In diesem farbkodierten Bild der Vena-saphena-parva-Crosse strömt das Blut in der V. saphena
parva (S) und der V. poplitea (blau kodiert) während des distalen Provokationsmanövers in Richtung Herz. B: Nach
dem Loslassen der Wade ist oberhalb des Mündungsbereichs ein signifikanter retrograder Fluss (rot kodiert) in der
V. saphena parva und der V. poplitea zu erkennen, der auf die Insuffizienz der Vena-saphena-parva-Crosse hindeu-
tet. Unterhalb der Vena-saphena-parva-Crosse ist in der V. poplitea dagegen kein retrograder Fluss nachweisbar,
was auf die Kompetenz der V. poplitea in dieser Höhe schließen lässt (Pfeil).

Flussverstärkung, fälschlich als insuffizient ge- beeinträchtigen (Walsh et al. 1994). Ein weiteres
deutet wird. Dies gilt insbesondere für die V. po- Problem stellt sich, wenn eine Vene sehr groß
plitea knapp oberhalb des Kniegelenks, da die oder dilatiert und die Refluxdauer relativ kurz ist,
Vene in dieser Höhe über und direkt unterhalb das Refluxvolumen aufgrund des großen Venen-
des Knies sich mit einer ganzen Reihe von Venen durchmessers aber sehr groß sein kann. In dieser
vereinigt und daher sehr groß ist. Situation kann der Verdacht auf einen schweren
Reflux aufkommen, wenn das Refluxmuster in
der Spektraldopplerkurve dieselbe Form zeigt wie
Probleme der Reflux-Klassifikation das Flussverstärkungsmuster (Abb. 12.18). Bei Pa-
tienten mit ausgeprägter venöser Stase kann sich
Da manche Refluxmuster schwer zu interpretie- die Verstärkung des venösen Blutflusses als
ren sind, wurde versucht, das Refluxvolumen mit- schwierig erweisen, weil es nach dem Loslassen
tels sonographischer Volumenflussmessungen zu der distalen Wade nur zu einem sehr geringen
bestimmen. In der Praxis erweist sich ein solches Reflux kommt. Im B-Bild allerdings erscheint die
Vorgehen als viel zu zeitaufwändig, um routine- Aggregation von Blut in der dilatierten Vene häu-
mäßig angewendet werden zu können; allerdings fig als Speckle-Muster (Abb. 12.19). Während der
ist die subjektive Beurteilung des Refluxvolumens Wadenkompression ist nur eine minimale Be-
nicht ohne Nutzen. Zu einem geringfügigen oder wegung im Speckle-Muster erkennbar. Die tiefen
sehr langsamen Reflux kann es infolge partiell in- venösen Sinus in der Wade können erweitert und
suffizienter Venenklappen kommen (Abb. 12.17). vermehrt mit Blut gefüllt sein, was mit einer tie-
Dieses Phänomen ist in vielen Venen zu be- fen Venenthrombose verwechselt werden kann
obachten, besonders häufig jedoch in der V. po- (siehe Kap. 13). Der überweisende Arzt sollte über
plitea Pars III. Man vermutet, dass eine ursprüng- solche Probleme in Kenntnis gesetzt werden,
lich tiefe Veneninsuffizienz aufgrund einer vari- indem dem Befund ein Ausdruck der relevanten
kösen Veränderung der oberflächlichen Venen Flussmuster beigefügt wird. In einigen Fällen
entsteht, was zu einer Überlastung des tiefen Ve- kann es erforderlich werden, die Duplexuntersu-
nensystems führt. In gewissem Maße kann dies chung durch weitere diagnostische Tests (z. B.
eine Dilatation der tiefen Venen im Unterschen- Messung des ambulatorischen Venendrucks oder
kel bewirken und die normale Klappenfunktion Plethysmographie) zu ergänzen.

176
Gradeinteilung des Refluxes im oberflächlichen und tiefen Venensystem 12.8

1 2

Abb. 12.15 Die Insuffizienz der Vena-saphena-


magna-Crosse und der V. saphena magna ist
mittels farbkodiertem Ultraschall nachweisbar.
3 4 Die Bilder 1 bis 4 zeigen die Strömung im Be-
reich der Crosse (Pfeil) während 3 Sekunden
am Ende des distalen Provokationsmanövers.
In Bild 1 strömt das Blut kurz vor dem Loslas-
sen herzwärts (rot kodiert). In den Bildern 2
und 3 ist ein erhöhter retrograder Fluss erkenn-
bar. In Bild 4 ist im Bereich der Crosse ein Re-
flux (blau kodiert) zu sehen. Bild 5 zeigt die V.
saphena magna mit während des Provokati-
onsmanövers herzwärts gerichtetem Fluss. Bild
5 6 6 zeigt nach dem Loslassen der Wade einen
deutlichen Reflux.

R R
A B
Abb. 12.16 Dauer und Schweregrad des venösen Refluxes lassen sich mittels Spektraldopplersonographie beur-
teilen. A: Mäßiger venöser Reflux von 0,55 s Dauer (R) im Bereich der Vena-saphena-magna-Crosse nach distaler
Flussverstärkung. B: Schwerer venöser Reflux (R) von > 2 Sekunden Dauer im Bereich der Vena-saphena-magna-
Crosse.

177
12 Anatomie des Venensystems der unteren Extremität und Veneninsuffizienz-Diagnostik

Map 2
150dB/C3
Insuffiziente Persist Med
Klappe 2D Opt:Gen
Fr Rate:Max

KOMPRESSION
A

DEKOMPRESSION
A  45.4cm/s
B  39.8cm/s A
0.80cm

R Abb. 12.18 Bei der Quantifizierung des venösen Re-


fluxes können Probleme auftreten. Im vorliegenden
Beispiel war die V. saphena magna sehr groß (Durch-
messer 8 mm), die Refluxdauer (0,9 s) jedoch kürzer
S
als in Abbildung 12.16B. Das Refluxvolumen ist aber
ähnlich groß wie während der Flussverstärkung. In die-
B
sem Beispiel ist das Flussvolumen während des Refluxes
Abb. 12.17 A: Die partielle Insuffizienz einer Venen-
aufgrund der Venengröße wahrscheinlich sehr hoch.
klappe ist am retrograden Flussanteil (Pfeil) zwischen
Allerdings gehören Berechnungen des Volumenflusses
den beiden Klappensegeln erkennbar. B: Das Spek-
bei Venenuntersuchungen nicht zur Routine.
traldopplerspektrum lässt nach distalem Provokations-
manöver einen langsamen Reflux (R) in der V. poplitea
(S) erkennen. 12.9 Protokoll für Unter-
suchungen des Bein-
venensystems
Für die Duplexsonographie sollten die Vorein-
stellungen für die Venenuntersuchung gewählt
werden. Dadurch wird die PRF typischerweise auf
1000 Hz festgelegt. Auch die Wandfiltereinstel-
lung im Farbmodus sollte niedrig gewählt wer-
S
den. Normalerweise wird für die Untersuchung
von oberflächlichen Varizen ein 10-MHz- oder
ein entsprechender Breitbandschallkopf verwen-
det. Für die Darstellung der tiefen Venen und der
Mündungsbereiche wird meist jedoch ein 5-MHz-
oder entsprechender Breitbandschallkopf benö-
tigt. Für die gesamte Untersuchung ist eine Kom-
bination aus B-Bildtechnik, Farbdoppler und
Abb. 12.19 In diesem B-Bild einer tiefen Wadenvene Spektraldoppler zu empfehlen. Zur Beurteilung
ist die venöse Stase (S) als echogenes Speckle-Muster des venösen Refluxes wird der Schallkopf längs
nachweisbar. zur Vene geführt. Um den Verlauf der Perforans-

178
Protokoll für Untersuchungen des Beinvenensystems 12.9

venen verfolgen und ihre Suffizienz beurteilen zu


können, muss die Darstellung gegebenenfalls
auch in anderen Schnittebenen erfolgen. Zur
Evaluation der oberflächlichen Venen gehört
auch die Untersuchung der Femoralvenen und
A J
der V. poplitea, um die Suffizienz dieser Gefäße
abschätzen zu können. Außerdem können die V
oberflächlichen Venen bei Verschluss der tiefen
Venen auch als Kollateralen fungieren; in diesem
Fall wäre ein chirurgischer Eingriff an den ober-
flächlichen Venen kontraindiziert und potenziell
schädlich. Die Untersuchungstechnik zur Be- A
urteilung varikös erweiterter Venen wird weiter
unten beschrieben, häufig geht es aber schneller,
die Varizen von distal darzustellen und sie bis zu
ihrem Beginn zurückzuverfolgen.
L

Beurteilung der V. saphena magna


sowie der tiefen Venen in Oberschen-
kel und Knie
n Um die Vena-saphena-magna-Crosse zu lo- A
kalisieren, wird im Querschnitt zunächst
die V. femoralis communis direkt unterhalb
des Leistenbandes aufgesucht. Die anato-
mischen Verhältnisse in dieser Region sind V
Abbildung 9.6 zu entnehmen. Die V. femo-
ralis communis liegt medial der gleichna-
migen Arterie und ist normalerweise größer
als diese. Bewegt man den Schallkopf an- B
schließend nach distal, wird an der me- Abb. 12.20 A: Der Querschnitt der rechten V. femora-
dialen anterioren Seite der V. femoralis lis communis zeigt die Lage der Vena-saphena-magna-
communis die Vena-saphena-magna-Crosse Crosse (C), die V. femoralis communis (V) und die
sichtbar (Abb. 12.20). Meist können auch gleichnamige Arterie (A). Aus offensichtlichen Grün-
noch andere, von dort abzweigende Äste den wird diese Ansicht manchmal als „Mickey Mouse“
dargestellt werden. Denken Sie daran, dass bezeichnet. In diesem Beispiel sind die Mündungsklap-
diese Äste die Hauptzuflüsse der Varizen pen wahrscheinlich insuffizient, da die V. saphena mag-
darstellen können. na sehr groß ist. Zu beachten ist, dass einige kleine
n Als nächstes sollte der Schallkopf gedreht Äste von der Crosse (Pfeil) abzweigen. B: Der aus dem
werden, sodass die V. femoralis communis proximalen Oberschenkel gewonnene Querschnitt
und die Vena-saphena-magna-Crosse im zeigt die V. saphena magna (L), einen anterolateralen
Längsschnitt sichtbar werden (Abb. 12.21). Ast (Pfeil), die V. femoralis superficialis (V) und die
Die Suffizienz von V. femoralis communis, gleichnamige Arterie (A).
Vena-saphena-magna-Crosse und proxima-
ler V. saphena magna lässt sich durch distale
Kompression und Valsalvamanöver beurtei- Kompetenz überprüft werden; dies gilt ins-
len. Der Abgang der V. femoralis superficialis, besondere für den anterolateralen Stamm,
der unterhalb der Vena-saphena-magna- der häufig die varikös veränderten Gefäße
Crosse lokalisiert ist, sollte ebenfalls auf sei- im ventralen Oberschenkel und der Wade
ne Suffizienz untersucht werden. Auch die versorgt. Auch die medialen Äste der antero-
großen sichtbaren Äste, die von der Saphe- lateralen Vene im Bereich des proximalen
na-magna-Crosse abgehen, können auf ihre und medialen Oberschenkels können die

179
12 Anatomie des Venensystems der unteren Extremität und Veneninsuffizienz-Diagnostik

varikös veränderten Gefäße im medialen zum Knie untersucht. In dieser Schnittebe-


Oberschenkel versorgen. Wenn sie aber ne ist häufig zu sehen, wie die V. saphena
direkt in den Hauptstamm der V. saphena magna direkt in variköse Gefäßareale zieht.
magna münden, könnte der proximale Große Perforansvenen, Seitenäste und zwei-
Hauptstamm der V. saphena magna suffi- geteilte Venenabschnitte sind im transver-
zient sein. salen B-Bild relativ leicht zu identifizieren.
n Die V. saphena magna wird im Querschnitt Auch große Perforansvenen im Oberschen-
entlang des medialen Oberschenkels bis kel sollten auf ihre Kompetenz untersucht
werden. Danach wird die V. saphena magna
von der Saphena-magna-Crosse bis zum
Knie im Längsschnitt verfolgt und in kurzen
Abständen auf ihre Suffizienz geprüft. Denn
auch wenn Saphena-magna-Crosse und
proximale V. saphena magna funktions-
tüchtig sind, kann es jenseits insuffizienter
Klappen in den Perforansvenen oder Ästen
S
des proximalen, medialen oder distalen
Oberschenkels segmental zu einem Reflux
C kommen. Und auch wenn die Seitenäste,
die die oberflächlichen Varizen in Ober-
schenkel oder Wade versorgen, eine isolierte
VFC Insuffizienz zeigen, kann der Hauptstamm
der V. saphena magna kompetent sein. Wei-
terhin findet sich gelegentlich eine Insuffi-
zienz der proximalen V. saphena magna in
A Höhe eines insuffizienten oberflächlichen
Astes im ventralen oder dorsalen Ober-
schenkel. Der Hauptstamm der V. saphena
magna kann jenseits eines inkompetenten
Astes durchaus suffizient sein.
n Die SFV und die proximale V. poplitea ober-
halb des Knies sollten auf Durchgängigkeit
und Suffizienz untersucht werden. Dazu
J werden sie vom medialen Oberschenkel aus
im Längsschnitt dargestellt. Bei der Darstel-
lung aus dieser Position liegen die V. femo-
ralis superficialis und die V. poplitea tief un-
ter ihren gleichnamigen Arterien.
n Die V. saphena magna wird dann im Quer-
schnitt über das Knie hinweg entlang des
medialen Wadenanteils bis zum Knöchel
verfolgt. Üblicherweise sieht man in der
B Wade die großen, vom Hauptstamm der
Abb. 12.21 A: Längsschnitt der distalen V. femoralis V. saphena magna abzweigenden Äste. Vari-
communis (VFC), der Vena-saphena-magna-Crosse (C) kös erweiterte posteromediale Äste der V. sa-
und der proximalen V. saphena magna (S). Darüber ist phena magna in der proximalen Wade sind
ein Nebenast zu sehen, der unmittelbar proximal des manchmal mit dem System der V. saphena
Mündungsbereiches in die V. saphena magna mündet parva in der dorsalen Wade verbunden, was
(Pfeil). Häufig lässt sich die distal der Saphena-magna- unterhalb dieser Etage zu einer Insuffizienz
Crosse liegende VFC nicht in derselben Ebene darstel- der V. saphena parva führt (Abb. 12.22). Die
len. B: Aufnahme einer für insuffizient befundenen, V. saphena magna und ihre Hauptäste wer-
pathologisch vergrößerten Saphena-magna-Crosse den dann – bei Verstärkung des venösen
(C). Flusses durch distale Kompression – im

180
Protokoll für Untersuchungen des Beinvenensystems 12.9

Längsschnitt bewertet. Allerdings können lung aus der Kniekehle liegt die V. poplitea
die Varizen in der Wade so deutlich sichtbar über der gleichnamigen Arterie. Manche
sein, dass für die Beurteilung der V. saphena Ärzte fordern auch eine Beurteilung der
magna in dieser Ebene kaum Zeit aufgewen- Gastrocnemiusvenen an. Anschließend wird
det werden muss, wenn es sich dabei um die Untersuchung mit der Beurteilung der
das Versorgungsgefäß der Varizen handelt. V. saphena parva fortgesetzt.
Die V. saphena magna kann über insuffi-
ziente Äste, die über das vordere Schienbein
verlaufen, auch Varizen im lateralen Wa- Beurteilung der V. saphena parva
denanteil versorgen. Viel diskutiert wird die
Frage, ob es notwendig ist, alle Perforans- n Auch wenn ihre Lage stark variieren kann,
venen der Wade duplexsonographisch zu ist die Vena-saphena-parva-Crosse meist
untersuchen und ob diese Entscheidung knapp oberhalb der Hautfalte in der Knie-
von lokalen Untersuchungsprotokollen ab- kehle lokalisiert. Im Querschnitt kann die
hängt. In vielen Fällen sind die Perforans- V. saphena parva knapp unterhalb der Knie-
venen mit den Seitenästen der V. saphena kehle, wo man sie in der oberflächlichen
magna und nicht mit dem Hauptstamm Saphena-Loge sehen kann, problemlos iden-
verbunden. tifiziert werden (Abb. 12.2B und 12.23).
n Die supra- und infragenuale V. poplitea wird Manchmal ist diese Vene aber auch sehr
von der Kniekehle aus auf Durchgängigkeit klein und wird leicht übersehen. Die V. sa-
und Suffizienz untersucht. Bei der Darstel- phena parva wird im Querschnitt nach pro-
ximal bis in die Kniekehle verfolgt, wo sie
die Faszie perforiert und in die Tiefe zieht,
um sich an der Saphena-parva-Crosse mit
V. poplitea
der V. poplitea zu vereinigen. Zu beachten
ist, dass die V. saphena parva die Muskel-
VSM
VSM
VSP

VSP
VSP

GV
MÄ GV

VSM

VP

AP
A B

Abb. 12.22 A: Varikös veränderte posteriore Äste (PÄ)


der V. saphena magna (VSM) können mit dem Strom-
gebiet der V. saphena parva (VSP) in der dorsalen Wade Abb. 12.23 Das unmittelbar infragenual abgeleitete
verbunden sein, was unterhalb der Kommunikations- B-Bild zeigt im Querschnitt die Lage der V. saphena
stelle zur Insuffizienz der VSP führen kann (n = suffizien- parva (VSP) in der oberflächlichen Saphena-Loge. Die
te Venen; p = insuffiziente Venen.) B: Varikös verän- V. poplitea (VP) und die Gastrocnemiusvene (GV) sind
derte mediale Äste (MÄ) der VSP können mit der VSM unter der Faszie zu sehen. Aus dieser Position betrach-
in der Wade verbunden sein, was in Abschnitten der tet liegt die V. poplitea (VP) über der gleichnamigen
VSM eine segmentale Insuffizienz auslösen kann. Arterie (AP).

181
12 Anatomie des Venensystems der unteren Extremität und Veneninsuffizienz-Diagnostik

faszie gelegentlich auch unterhalb der Knie- parva verwechselt, wenn sie oberhalb des
kehle durchdringt. Manchmal zieht die pro- M. gastrocnemius verlaufen. Bei der Abklä-
ximale V. saphena parva auch medial oder rung der anatomischen Verhältnisse in die-
lateral in einem Bogen in Richtung Saphe- sem Bereich ist Vorsicht geboten. Und
na-parva-Crosse (Abb. 12.24). Aus der Knie- schließlich finden sich, getrennt von der
kehle betrachtet kann der tatsächliche V. saphena parva, manchmal auch große
Mündungsbereich im ventralen, medialen, Perforansvenen in der Kniekehle, die vari-
lateralen oder gelegentlich auch dorsalen kös veränderte oberflächliche Venen versor-
Anteil der V. poplitea lokalisiert sein. In gen.
manchen Fällen können Crosse und proxi- n Die Darstellung der Saphena-parva-Crosse
male V. saphena parva stark geschlängelt und der proximalen V. saphena parva er-
verlaufen, wobei die Vene im Längsschnitt folgt im Längsschnitt (Abb. 12.25). Manch-
S-förmig auf sich selbst zurückläuft, wäh- mal verläuft die Crosse aber auch geschlän-
rend sie in medialer oder lateraler Richtung gelt, sodass der Schallkopf gedreht werden
einen geschlängelten Verlauf nimmt. Dies muss. Die Saphena-parva-Crosse und die
ergibt ein sehr verwirrendes Bild, auf dem in proximale V. saphena parva sollten dann
derselben Schnittebene sogar verschiedene unter starker Wadenkompression auf ve-
Abschnitte der proximalen V. saphena par- nösen Reflux untersucht werden. Wenn
va zu sehen sind. Um die Vene zur V. po- nicht bereits geschehen, sollte auch die Suf-
plitea zurückzuverfolgen, sollte der Schall- fizienz der supra- und infragenualen V. po-
kopf langsam und vorsichtig bewegt werden. plitea beurteilt werden.
Es kann auch vorkommen, dass man Äste n Im Gegensatz zur Saphena-magna-Crosse ist
der Gastrocnemiusvene mit der V. saphena die anatomische Lage der Saphena-parva-

VSP
S

C
V VP

AP
A

Abb. 12.25 Der Längsschnitt der Kniekehle zeigt eine


Abb. 12.24 Der Querschnitt der linken Kniekehle zeigt dilatierte Vena-saphena-parva-Crosse und proximale
eine auffällig vergrößerte Vena-saphena-parva-Crosse V. saphena parva. In Höhe der Crosse (C) mündet eine
(Pfeil), proximale V. saphena parva (S), V. poplitea (V) kleine tiefe Vene (Pfeil) zusammen mit der V. saphena
und A. poplitea (A). Zu beachten ist, dass die Crosse in parva in die V. poplitea (VP). Die A. poplitea (AP) liegt
diesem Beispiel medial der V. poplitea lokalisiert ist; unterhalb der Vene. Der Mündungsbereich ist in dieser
diese Position ist allerdings variabel. Ebene nicht immer oder so deutlich zu sehen; dies gilt
vor allem dann, wenn sie wie in Abbildung 12.24 me-
dial oder lateral der V. poplitea liegt.

182
Protokoll für Untersuchungen des Beinvenensystems 12.9

Crosse ausgesprochen variabel (Abb. 12.6


und 12.26). Ist der Mündungsbereich im
dorsalen Oberschenkel zu hoch angelegt, ist
er womöglich nicht identifizierbar. Falls
vorhanden, kann für die Insuffizienz der
V. saphena parva die Giacominivene ver- G S
antwortlich sein. Diese Verbindungsvene ist
als Fortsetzung der V. saphena parva zu se-
hen und kann im Querschnitt in den dorsa- GV
len Oberschenkel bis zu ihrem Ursprung
verfolgt werden. Der Ursprung kann varia-
bel sein (etwa die V. saphena magna, eine
Perforansvene im dorsalen Oberschenkel J
oder Venen im oberen Anteil des dorsalen PV
Oberschenkels). Ist letzteres der Fall, kann
der Abgang möglicherweise nicht identifi-
ziert werden, da er dem Stromgebiet der
V. iliaca interna angehört. Die Giacomini-
vene verläuft meist in einer Faszienschicht,
die bei der Identifizierung helfen kann. Es
kann vorkommen, dass die sehr oberflä-
chennah verlaufenden Vena-saphena-mag- Abb. 12.26 Eine anatomische Variante der proximalen
na-Äste im dorsalen Oberschenkel fälsch- V. saphena parva. In diesem Bild setzt sich die V. saphe-
licherweise für die Giacominivene gehalten na parva (S) im dorsalen Oberschenkel als Giacomini-
werden. vene fort (G). Auch eine Gastrocnemiusvene (VG)
n Im Querschnitt wird die V. saphena parva mündet unmittelbar proximal der Vena-saphena-par-
von der Kniekehle nach distal verfolgt, ent- va-Crosse (C) in die V. saphena parva. Die Popliteal-
lang des dorsalen Wadenanteils, wo sie zum vene (PV) ist in dieser Aufnahme ebenfalls sichtbar.
dorsolateralen Anteil des Sprunggelenks
zieht. Im Längsschnitt wird die V. saphena
parva dann in ihrer gesamten Länge auf Markierung über der V. saphena parva ge-
Reflux untersucht. Manchmal ist die Vene nau distal der Crosse, sodass sie die Vene auf
allerdings so klein, dass ein Fluss während diese Weise identifizieren und zur Crosse
der Wadenkompression nur schwer nach- zurückverfolgen können. Alternativ kann
weisbar ist. Die großen Perforansvenen kön- die Crosse auch durch ein Kreuz gekenn-
nen auf ihre Suffizienz überprüft werden. zeichnet werden, und eine von dort aus ge-
Manchmal kann man erkennen, dass vari- zogene Linie deutet den Weg an, den die
kös veränderte Äste der V. saphena magna V. saphena parva bis zu dem Punkt nimmt,
mit dem System der V. saphena parva ver- an dem sie an die Oberfläche tritt. Wichtig
bunden sind. Umgekehrt können auch vari- ist, dass Chirurg und Untersucher sich auf
kös veränderte mediale Äste der V. saphena ein Markierungssystem einigen, um etwai-
parva mit dem System der V. saphena ma- gen Missverständnissen vorzubeugen.
gna in Verbindung stehen (Abb. 12.22). Die
V. saphena parva kann über ihre Äste auch
Varizen im lateralen und anterioren Anteil Abschluss der Untersuchung
der Wade versorgen.
n Manchmal wird der Abgang der Vena-saphe- Unter bestimmten Umständen können Varizen
na-parva-Crosse wegen seiner variablen Lo- auch in eher ungewöhnlichen Stromgebieten lie-
kalisation präoperativ mittels Duplexso- gen, etwa im anterioren Anteil der Wade oder im
nographie markiert. Manche Chirurgen lateralen Anteil des Oberschenkels. In diesen Fäl-
beauftragen das Gefäßlabor damit, die Crosse len müssen die varikös veränderten Areale im
auf der Haut des Patienten zu kennzeich- Querschnitt unbedingt nach proximal verfolgt
nen. Andere wiederum bevorzugen eine werden, um ihre Blutversorgung abzuklären.

183
12 Anatomie des Venensystems der unteren Extremität und Veneninsuffizienz-Diagnostik

Häufig werden diese Areale je nach Lokalisation


durch varikös veränderte Äste der V. saphena
magna oder parva versorgt. Ein solches Beispiel
ist die Insuffizienz der von der Saphena-magna-
Crosse anterolateral abgehenden Vene, von der
häufig variköse Areale im ventralen Anteil des
Oberschenkels und der lateralen Wade versorgt
werden. Der proximale Hauptstamm der V. sa-
phena magna kann in diesem Fall sowohl suffi-
zient als auch insuffizient sein. In bestimmten
Situationen können entlang des lateralen Anteils Abb. 12.27 Querschnitt geschlängelter dilatierter Va-
von Oberschenkel und Wade verlaufende Varizen rizen.
mit isolierten Perforansvenen im lateralen Anteil
des proximalen Oberschenkels verbunden sein.
Varizen im distalen Anteil des dorsalen und nicht sichtbar. Gelegentlich ist im Hauptstamm
dorsomedialen Oberschenkels können von der eine große lokalisierte Dilatation, ein sog. Varix-
Giacominivene versorgt werden. In dieser unge- knoten, zu sehen. Manchmal kann die Blut zu-
wöhnlichen Situation fließt das Blut in einer führende Vene auch recht klein erscheinen, der
Schleife über eine insuffiziente Saphena-parva- Reflux ist aber mittels Farb- und Spektraldoppler
Crosse hinauf in die Giacominivene, von der die nachweisbar. Am einfachsten lassen sich Perfo-
das Bein hinabziehenden varikös veränderten ransvenen lokalisieren, wenn man den Schallkopf
Oberflächenvenen versorgt werden – eine para- im Querschnitt am Stamm der oberflächlichen
doxe Situation, in der die Oberschenkelvenen Vene gleichmäßig entlang bewegt. Wo die Perfo-
durch einen gegen die Schwerkraft gerichteten ransvene zwischen den subkutanen und den sub-
Fluss gefüllt werden, der über die insuffizienten faszialen Bereichen verläuft, ist im B-Bild eine
Venen seinen Weg in die Wade dann aber doch Lücke in der Faszie zu erkennen (Abb. 12.28).
in der richtigen, der Schwerkraft gehorchenden
Richtung nimmt (Georgiev et al. 2003). In diesem
Fall kann der Hauptstamm der V. saphena parva
sowohl suffizient als auch insuffizient sein. Bei
12.10 Untersuchung von
manchen Patienten lässt sich der Ursprung der Varizenrezidiven
Varizen nicht eindeutig bestimmen; dies gilt vor
allem dann, wenn die Venen sehr klein und dif- Manche Patienten entwickeln in unterschied-
fus verteilt sind und generell in sehr kleine ober- lichen Zeitabständen nach einer Varizenopera-
flächliche Nebenäste münden. tion eine sekundäre oder rezidivierende Varikosis.
Das Vorgehen bei der Untersuchung von Vari-
zenrezidiven ist dem bei der Untersuchung pri-
Erscheinungsbild von varikös verän- märer variköser Venen sehr ähnlich. Wichtig ist
derten Venen und Perforansvenen jedoch, bezüglich der Ursache des Varizenrezidivs
Unvoreingenommenheit zu bewahren, da die
Varizen lassen sich im B-Bild vergleichsweise pro- Blutversorgung der Varizen nicht unbedingt vor-
blemlos identifizieren. Wird die Sonde über das hersagbar ist. Meist ist es einfacher, die Untersu-
varikös veränderte Areal bewegt, imponieren sie chung in Höhe dieser varikös veränderten Areale
als singuläre oder multiple, dilatierte und ge- im Querschnitt zu beginnen und sich nach pro-
schlängelt verlaufende Gefäße mit zufällig vari- ximal bis zur Blutversorgungsquelle vorzuarbei-
ierendem Durchmesser (Abb. 12.27). Sie sind ein ten. Bei schlechter B-Bildqualität können wäh-
Oberflächenphänomen und können sowohl am rend der Wadenkompression kleinere varikös
Oberschenkel als auch im Wadenbereich loka- veränderte Venen mithilfe der Farbkodierung
lisiert sein. Der die varikös veränderten Venen nach proximal verfolgt werden. Einige der wich-
versorgende Hauptstamm (z. B. die V. saphena tigsten Ursachen für Varizenrezidive sind weiter
magna im Oberschenkel) kann dilatiert sein, unten aufgeführt. Es kann geraume Zeit dauern,
weist oftmals aber ein recht gleichmäßiges Kali- bis sich der unerfahrene Untersucher mit allen
ber auf und ist auf der Hautoberfläche häufig gar Varianten vertraut gemacht hat.

184
Untersuchung von Varizenrezidiven 12.10

ligiert wird. Die Ebene der Saphena-magna-Crosse


sollte im Querschnitt untersucht werden, da sich
eine große offene Crosse auf diese Weise pro-
blemlos identifizieren lässt. Manchmal zeigt das
Sonogramm, dass der Hauptstamm der V. saphe-
na magna unmittelbar distal der Saphena-magna-
TV Crosse zwar ligiert wurde, ein Nebenast versehent-
lich aber intakt geblieben ist. Dieser Nebenast
versorgt nun die Varizen oder, falls kein Stripping
P durchgeführt wurde, den intakten Stamm der
V. saphena magna. Dies trifft häufig genau dann
zu, wenn die anterolaterale V. saphena in Höhe
der Saphena-magna-Crosse für intakt befunden
wird. Oft versorgt sie Varizen im Bereich des
ventralen und medialen Oberschenkels, die ih-
VV
rerseits in die Wade hinunterziehen (Abb. 12.30).
A
Gelegentlich kann erneut eine sehr kleine Crosse
entstehen, die sich ohne Farbkodierung mögli-
cherweise nur schwer identifizieren lässt (Abb.
OV 12.29B).

Insuffiziente Nebenäste
P
In manchen Fällen ist die Vena-saphena-magna-
Crosse zwar ligiert worden, die kleinen Neben-
äste aus dem inneren Anteil der Leiste versorgen
DV jedoch die varikösen Areale im Stromgebiet der
V. saphena magna oder im Bereich des Haupt-
stamms der V. saphena magna, falls kein Venen-
B stripping erfolgt ist. Häufig werden diese Neben-
Abb. 12.28 A: Das Phlebogramm zeigt eine zwischen äste von der V. pudenda und der V. perinealis
einer tiefen Vene (TV) und einer oberflächlichen vari- versorgt. Das Sonogramm zeigt typischerweise
kös veränderten Vene (VV) verlaufende Perforansvene varikös veränderte Venen oder einen intakten
(P). B: Das B-Bild zeigt eine große Perforansvene (P). Stamm (falls dieser im proximalen Oberschenkel
Die Pfeile zeigen auf die Faszie, und wo die Perforans- nicht extrahiert wurde), der sich in kleine Ne-
vene zwischen der tiefen Vene (TV) und der oberfläch- benäste aufteilt, bevor er in Richtung des inneren
lichen Vene (OV) verläuft, ist in der Faszie eine deut- Bereichs der Leiste verschwindet. Diese Neben-
liche Lücke zu erkennen. äste sind im farbkodierten Bild gewöhnlich als
feines, diffuses Netz von Venen zu erkennen.
Manchmal verlaufen diese Nebenäste nahe der
Femoralvene, ohne dass sich eine direkte Verbin-
Mögliche Ursachen von Varizenrezi- dung nachweisen ließe (Abb. 12.29C). Varizen-
diven im Stromgebiet der V. saphena rezidive können auch durch Venen von der un-
magna teren Bauchwand versorgt werden.
Unvollständige Ligatur der
Vena-saphena-magna-Crosse Neovaskularisierung
Normalerweise wird die Crosse ligiert, und etwai- Man vermutet, dass es nach einer Ligatur der
ge Nebenäste werden abgetrennt (Abb. 12.29A). Vena-saphena-magna-Crosse zwischen der Femo-
Bei fehlerhafter Gefäßidentifizierung oder inadä- ralvene und varikös veränderten Oberflächen-
quater Dissektion kann es jedoch vorkommen, venen in der Leiste zu einer Neovaskularisierung
dass während der Operation statt der Crosse oder einem erneuten Gefäßwachstum kommen
selbst möglicherweise nur ein kleiner Nebenast kann (Jones et al. 1996) (Abb. 12.31). Diese klei-

185
12 Anatomie des Venensystems der unteren Extremität und Veneninsuffizienz-Diagnostik

Abb. 12.29 Drei Beispiele für Ultraschallbefunde in


Höhe der Vena-saphena-magna-Crosse nach Varizen-
operation. Auf allen drei Bildern ist die Femoralvene
(V) zu sehen. A: Die Vena-saphena-magna-Crosse
(Pfeil) wurde chirurgisch komplett ligiert. B: Zu sehen
ist eine kleine erneut entstandene Crosse (Pfeil), durch
die ein diffuses Netzwerk kleiner Venen versorgt wird.
C: Die Saphena-magna-Crosse wurde zwar ligiert,
V doch hat sich nahe der Vene ein diffuses Netz kleiner
Venen gebildet (Pfeil).

t
V. femoralis
A communis

V.
profunda

ALTV

VFS

B
VSM
Varizen

Abb. 12.30 Eine unvollständige Ligatur der Vena-


saphena-magna-Crosse kann die Ursache von Varizen-
rezidiven sein. In diesem Beispiel ist die anterolaterale
Oberschenkelvene (ALTV) nach unvollständiger Ligatur
der Crosse intakt geblieben (Pfeil) und versorgt nun die
im Schaubild eingezeichneten varikös veränderten Ve-
nen.

geschlängelter Venen in der Leiste, mit einer klei-


V
nen Verbindung zur Femoralvene, das ohne Zu-
schaltung der Farbkodierung möglicherweise
nicht verfolgt werden kann.
C

Perforansvenen in Oberschenkel oder Wade


nen Venen sind es, die die V. saphena magna,
falls diese nicht extrahiert wurde, oder proximale Rezidivierende Varizen können von den Per-
Sekundärvarizen dann versorgen. Duplexsono- foransvenen des Oberschenkels oder der Wade
graphisch imponiert ein diffuses Netz kleiner versorgt werden (Abb. 12.28). Die großen Perfo-

186
Untersuchung von Varizenrezidiven 12.10

teilt, die aus unterschiedlichen Quellen versorgt


werden.

Neovaskularisierung
an der V.-saphena- Sekundärvarizen
magna-Crosse
Nicht selten entwickeln sich in Oberschenkel
und Wade Sekundärvarizen, die beim ursprüng-
lichen Eingriff nicht sichtbar waren. Oftmals sind
sie als zahlreich geschlängelte Varizen darstellbar,
VSM die im Stromgebiet der V. saphena magna sehr
oberflächennah lokalisiert sind. Meist ist ihre
Blutversorgung recht diffus; gelegentlich sind die
oberflächlichen Nebenäste in der Leiste beteiligt.

Insuffizienz der V. saphena parva


Abb. 12.31 Schematische Darstellung einer Neovas-
kularisierung. Zwischen der Femoralvene und einem Im Saphena-magna-Stromgebiet in der Wade
diffusen Venennetzwerk in der Leiste und im proxima- können sich Varizen aufgrund einer insuffizien-
len Oberschenkel ist erneut eine kleine Verbindung ten V. saphena parva entwickeln. In diesem Fall
entstanden. In diesem Beispiel wurde der Hauptstamm besteht eine Verbindung zwischen den varikös
der V. saphena magna nicht extrahiert und wird nun veränderten posteromedialen Ästen der V. saphe-
durch die kleinen diffusen Venen versorgt. Der Ultra- na parva und dem Stromgebiet der V. saphena
schallbefund in Höhe der Femoralvene sieht ähnlich magna (Abb. 12.22B).
aus wie in Abbildung 12.29B.

ransvenen des Oberschenkels sind relativ leicht Mögliche Ursachen von Varizen-
zu identifizieren, wenn man im Querschnitt den rezidiven im Stromgebiet der Vena
varikös veränderten Stamm bis zum medialen saphena parva
Oberschenkel verfolgt, der, wie man sehen kann,
entweder direkt oder über Seitenäste mit den Per- Unvollständige Ligatur der
foransvenen verbunden ist. Die Verbindungs- Vena-saphena-parva-Crosse
venen zu den tiefen Venen können einen stark Ein Varizenrezidiv kann auftreten, wenn die
geschlängelten Verlauf nehmen. Werden die va- Vena-saphena-parva-Crosse bei einer Varizen-
rikös veränderten Gefäße in erster Linie von einer operation nur unvollständig ligiert oder falsch
Perforansvene im medialen Oberschenkel ver- identifiziert wurde. Die V. saphena parva kann
sorgt, dann sind oberhalb dieser Perforansvene im Querschnitt nach proximal verfolgt werden,
womöglich nur kleine oder überhaupt keine vari- wo die Vena-saphena-parva-Crosse deutlich zu
kös veränderten Venen zu sehen. Die Lokalisa- sehen sein sollte.
tion der Perforansvenen kann vor einem Eingriff
duplexsonographisch markiert werden.
Insuffizienz der Giacominivene
In manchen Fällen kann eine große insuffiziente
Unvollständiges Stripping des Vena-saphena-
Giacominivene direkt in die V. saphena parva
magna-Stamms im Oberschenkel
oder varikös veränderte Venen in der Kniekehle
Manchmal wird die Saphena-magna-Crosse zwar münden. Die V. saphena parva wird im Quer-
ligiert, der Venenstripper dabei aber in nur einen schnitt unterhalb der Kniekehle aufgesucht und
Ast eines doppelt angelegten Stamms der V. sa- nach proximal verfolgt. Bei korrekt durchgeführ-
phena magna eingeführt, sodass ein Großteil des ter Ligatur sollte die Vena-saphena-parva-Crosse
Hauptstamms intakt bleibt. In diesem Fall lässt nicht zu sehen sein. Die V. saphena parva dage-
sich im Ultraschallbild ein insuffizienter Saphe- gen zieht als Giacominivene nach oben in den
na-magna-Stamm nachweisen, der sich, wie in dorsalen Oberschenkel. Alternativ können die
einigen der oben vorgestellten Beispiele beschrie- oberflächlichen Varizen auch direkt durch die
ben, in Richtung Leiste in kleine Nebenäste auf- Giacominivene versorgt werden. Die Giacomini-

187
12 Anatomie des Venensystems der unteren Extremität und Veneninsuffizienz-Diagnostik

vene selbst kann, wie bereits erwähnt, von ver- 12.11 Beurteilung von
schiedenen Gefäßen versorgt werden.
Patienten mit Haut-
Insuffizienz der Perforansvenen veränderungen und
Insuffiziente Perforansvenen können an unter-
venösen Ulzera
schiedlichen Stellen auftreten. Sie sind oberhalb
oder in der Kniekehle zu finden oder zweigen Bei vielen Patienten mit einem Ulcus cruris ve-
von der Vene des Gastrocnemius in der proxima- nosum wurde noch nie eine Varizenoperation
len oder mittleren Wade ab. Die Perforansvenen durchgeführt, während andere bereits mehrfach
im Kniekehlenbereich können einen stark ge- operiert wurden. Das Vorgehen bei der Beurtei-
schlängelten Verlauf nehmen. Perforansvenen, lung von Patienten mit einem Ulcus cruris ähnelt
die Varizen im Stromgebiet der V. saphena parva im Wesentlichen dem zur Varizendiagnostik
versorgen, lassen sich am einfachsten im Quer- angewendeten Verfahren. Viele Patienten sind
schnitt aufsuchen. schon älter und können eine Untersuchung im
Stehen nicht so gut tolerieren; um den venösen
Reflux beurteilen zu können, sollte das betrof-
Insuffizienz der V. saphena magna
fene Bein aber am besten von der Untersuchungs-
Varizen im Stromgebiet der V. saphena parva liege herabhängen. Der Fuß ruht auf einem Ho-
können aufgrund einer Insuffizienz der V. saphe- cker. Etwaige Druck- oder Kompressionsverbände
na magna entstehen. Insuffiziente posterior ver- müssen entfernt werden, da dies den venösen Re-
laufende Venen im Stromgebiet der V. saphena flux vermindern und damit zu falschen Ergeb-
magna, die an der Hautoberfläche nicht sichtbar nissen führen kann. Patienten mit einem Ulcus
sind, können in der proximalen posterioren cruris weisen eher eine Insuffizienz oder einen
Wade in das System der V. saphena parva mün- Verschluss der tiefen Venen auf als Patienten mit
den, wo die Venen stärker hervortreten. Mögli- einfachen Varizen. Eine sorgfältige Untersuchung
cherweise ist der Operateur bei einem früheren der tiefen Venen ist deshalb unverzichtbar. Am
Eingriff von einer Inkompetenz der Vena-saphe- besten beginnt man mit der Untersuchung der
na-parva-Crosse als Ursache der Varikosis ausge- V. poplitea von der Kniekehle aus, denn viele
gangen und hat den Mündungsbereich ligiert, Chirurgen führen keine oberflächliche Varizen-
obwohl die V. saphena parva oberhalb der Kom- operation durch, wenn in der supra- und infra-
munikationsstelle zwischen V. saphena magna genualen V. poplitea ein starker Reflux nach-
und V. saphena parva in Wirklichkeit suffizient weisbar ist; demnach braucht das oberflächliche
war, sodass die Varizen durch die Crossenligatur Venensystem wahrscheinlich nicht mehr so
nicht beseitigt wurden (Abb. 12.22A). gründlich untersucht zu werden.
Bei der Beurteilung von Patienten mit einem
Ulcus cruris venosum können verschiedene Pro-
Diffuse Varizen in der Kniekehle
bleme auftreten. So kann sich etwa die Darstel-
Diffuse Varizen in der Fossa poplitea können die lung der tiefen Venen von adipösen Patienten
V. saphena parva neu versorgen. In diesem Fall mit dicken Beinen als problematisch erweisen.
wird der Stamm der V. saphena parva trotz Liga- Lohnenswert erscheint in einem solchen Fall der
tur der Vena-saphena-parva-Crosse von zahl- Versuch, die tiefen Venen mit einer 3,5-MHz-Ab-
reichen kleinen oberflächlichen Nebenästen ver- dominalsonde darzustellen. Manchmal ist die
sorgt, deren Verlauf nur schwer nachverfolgt Wade auch zu stark ulzeriert oder zu wund, um
werden kann. die Wadenkompression zur Beurteilung des ve-
nösen Refluxes durchzuführen. Verlagern Sie in
einer solchen Situation die Kompression in den
proximalen Anteil der Wade, wo Ulzeration oder
Hautveränderungen möglicherweise weniger aus-
geprägt sind. Wenn Sie sich nicht sicher sind,
warnen Sie den Patienten vor, dass der Kompres-
sionstest schmerzhaft sein kann, da viele Patien-
ten zwar kooperationswillig sind, aber besorgt

188
Sonstige Erkrankungen des venösen Systems 12.12

reagieren, wenn sie vorher nicht auf mögliche oberflächlichen Venen (siehe Kap. 13), die par-
Unannehmlichkeiten während der Untersuchung tiell oder vollständig thrombosieren können. Ty-
hingewiesen werden. In seltenen Fällen kann pischerweise ist der von der Phlebitis betroffene
eine Analgesie erforderlich werden. Bei Patienten Bereich gerötet, druckempfindlich und heiß. Die
mit einem infektionsbedingten kontinuierlichen oberflächlichen Venen können geschwollen und
starken Volumenfluss (hyperämischen Fluss) in hart sein. Phlebitiden werden normalerweise mit
den oberflächlichen und tiefen Venen gelingt die Analgetika und entzündungshemmenden Medi-
Beurteilung der Venensuffizienz nicht immer kamenten behandelt. Gegebenenfalls muss die
problemlos. Der starke Volumenfluss in Richtung oberflächliche Vene extrahiert werden (Venen-
Herz kann zu einer Verringerung der Refluxdauer stripping), vor allem wenn die Thrombusspitze
führen (Abb. 12.32). Unter diesen Umständen ist in die Vena-saphena-magna-Crosse oder Vena-
es mitunter sehr schwierig, die Venenfunktion zu saphena-parva-Crosse hineinreicht.
untersuchen, sie kann aber ein Hinweis auf eine
Infektion des Beines sein. Möglicherweise müs-
sen zur Reduktion von Infektion oder Zellulitis Klippel-Trénaunay-Syndrom (KTS)
dann entsprechende Maßnahmen wie eine Anti-
biotikatherapie und Hochlagerung des Beines er- Das Klippel-Trénaunay-Syndrom ist eine konge-
griffen werden. Nach Abklingen der Hyperämie nitale Erkrankung und bezeichnet verschiedene
kann das Bein erneut beurteilt werden. Fehlbildungen, die die Hautkapillaren umfassen
können, die häufig Naevi (Feuermale oder Port-
weinflecken) verursachen. Ferner geht es auch
mit einer Knochen- und Weichteilhypertrophie
12.12 Sonstige Erkrankungen (übermäßiges Extremitätenwachstum) sowie Va-
des venösen Systems rizen einher. Jeder KTS-Fall ist einzigartig; oftmals
ist nur eine Extremität betroffen, aber auch an-
Oberflächliche Thrombophlebitis dere Körperregionen können beteiligt sein. An-
omalien des venösen Systems variieren in ihrem
Bei der oberflächlichen Thrombophlebitis han- Schweregrad (Browse et al 1999). Bei den sicht-
delt es sich um einen entzündlichen Prozess der baren varikösen Venen kann man geringfügige
bis schwere Veränderungen unterscheiden, die
sich über das ganze Bein verteilen können. Ge-
wöhnlich treten Varizen am lateralen Anteil des
Oberschenkels und der Wade auf. In einigen KTS-
Fällen können auch die tiefen Venen patholo-
gische Veränderungen aufweisen. Die Anomalien
umfassen das Fehlen von Teilen des tiefen Ve-
nensystems, ungewöhnlich kleine tiefe Venen
oder große, dilatierte tiefe Venen mit insuffi-
zienten Klappen. Vor der chirurgischen Therapie
großer oberflächlicher Varizen sollte daher bei
allen Patienten mit KTS unbedingt das gesamte
tiefe Venensystem untersucht werden, um etwai-
ge Anomalien der tiefen Venen auszuschließen
(Eifert et al 2000).

Abb. 12.32 Beispiel für ein hyperämisches Flussmuster Venöse Hämangiome


in der A. und V. femoralis superficialis infolge einer Un-
terschenkelinfektion. Das arterielle Signal oberhalb der Venöse Malformationen können im ganzen Kör-
Nulllinie zeigt während des gesamten Herzzyklus einen per vorkommen. Dieses abnorme Venennetzwerk
starken Volumenfluss. Unterhalb der Nulllinie ist der ist in seiner Größe variabel und kann große Aus-
kontinuierlich starke Volumenfluss in der Vene darge- maße annehmen. Venöse Hämangiome können
stellt. in oberflächlichen Geweben, Muskeln oder Or-

189
12 Anatomie des Venensystems der unteren Extremität und Veneninsuffizienz-Diagnostik

ganen auftreten und Schmerzen und Schwel-


lungen verursachen. Vor allem oberflächennahe Venensonographiebefund
Hämangiome können sehr entstellend wirken. Rechts Links
Zur Darstellung venöser Malformationen kann
die Duplexsonographie eingesetzt werden, um
arteriovenöse Fisteln auszuschließen. Vor allem
VSM: VSM:
bei tiefen Hämangiomen oder Gelenkbeteiligung normaler Reflux
kann das genaue Ausmaß der Läsion manchmal Fluss

nur sehr schwer bestimmt werden. Bei der Dar-


stellung oberflächlicher Läsionen darf mit der
Sonde nicht zu viel Druck ausgeübt werden, da
sich die Venen sonst verschließen können. Um
das Ausmaß der Fehlbildung abzuklären, werden
häufig auch andere Bildgebungsverfahren wie die Tiefe Tiefe Vene:
Vene: normaler
MRT eingesetzt. Dies gilt vor allem bei einer dif- Reflux Fluss
fusen Verteilung in den Muskeln.
VSP:
VSP: normaler
Reflux Fluss

12.13 Dokumentation
Bei der duplexsonographischen Beurteilung vari-
köser Venen handelt es sich um ein dynamisches
Verfahren; allerdings kann diese Dynamik in Abb. 12.33 Die Benutzung von graphischen Befund-
einem Ausdruck nur schwer wiedergegeben wer- schemata erleichtert dem Arzt die Auswertung der Be-
den, auch wenn die Aufzeichnungen von Reflux- funde einer venösen Duplexuntersuchung (siehe Text).
mustern, wie sie etwa auf dem Monitor des Spek-
traldopplers zu sehen sind, nicht ohne Nutzen
sind. Leichter ist es, mit einer topographischen disciplinary consensus statement. Journal of Vascular
Surgery 36 (2): 416 – 422
Karte des Venensystems zu arbeiten (siehe Abb. Callam M J 1994 Epidemiology of varicose veins. British
12.33). Die oberflächlichen Venen können in Journal of Surgery 81 (2): 167 – 173
den graphischen Befundbogen eingezeichnet Eifert S, Villavicencio J L, Kao T C, et al 2000 Prevalence of
deep venous anomalies in congenital vascular malfor-
werden; in Richtung Herz zeigende schwarze
mations of venous predominance. Journal of Vascular
Pfeile zeigen normale suffiziente Venen an. Nach Surgery 31 (3): 462 – 471
kaudal zeigende rote Pfeile sind ein Zeichen für Evans C J, Allan P L, Lee A J, et al 1998 Prevalence of ve-
venösen Reflux. Ein graphisches Befundschema nous reflux in the general population on duplex scan-
ning: the Edinburgh Vene Study. Journal of Vascular
kann durch einen kurzen schriftlichen Bericht er- Surgery 28 (5): 767 – 776
gänzt werden, in dem auf etwaige Limitationen Evans C J, Fowkes F G, Ruckley C V, et al 1999 Prevalence
der sonographischen Untersuchung hingewiesen of varicose veins and chronic venous insufficiency in
wird. Für den in einer Ambulanz tätigen vielbe- men und women in the general population: Edinburgh
Vene Study. Journal of Epidemiology und Community
schäftigten Chirurgen ist ein solcher Bericht Health 53 (3): 149 – 153
leicht zu interpretieren und erweist sich auch im Georgiev M, Myers K A, Belcaro G 2003 The thigh exten-
Gespräch mit dem Patienten als nützliche Erklä- sion of the lesser saphenous vein: from Giacomini‘s ob-
rungshilfe. servations to ultrasound scan imaging. Journal of Vascu-
lar Surgery 37 (3): 558 – 563
Jones L, Braithwaite B D, Selwyn D, et al 1996 Neovascu-
larisation is the principal cause of varicose vein recur-
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saphenous vein. European Journal of Vascular and En-
Abu-Own A, Scurr J H, Coleridge Smith P D 1994 Saphe- dovascular Surgery 12 (4): 442 – 445
nous vein reflux without incompetence at the sapheno- Lambourne L A, Moffatt C J, Jones A C, et al 1996 Clinical
femoral junction. British Journal of Surgery 81 (10): audit and effective change in leg ulcer services. Journal
1452 – 1454 of Wound Care 5 (8): 348 – 351
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Porter J M, Moneta G L 1995 Reporting standards on ve- ship between the number, competence, and diameter of
nous disease: an update. An international consensus medial calf perforating veins and the clinical status in
committee on chronic venous disease. Journal of Vascu- healthy subjects and patients with lower-limb venous
lar Surgery 21 (4): 635 – 645 disease. Journal of Vascular Surgery 32 (1): 138 – 143
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Stuart W P, Adam D J, Allan P L, et al 2000 The relation- the veins, 2nd edn. Arnold, London

191
Duplexsonographische Diagnostik

13 tiefer Venenthrombosen und venöser


Erkrankungen der oberen Extremität

13.1 Einleitung zu sein. Ein neuerer systematischer Review von


Fowkes et al. (2003) lässt auf eine jährliche TVT-
Die tiefe Venenthrombose (TVT) ist eine häufig Inzidenz in der Allgemeinbevölkerung von ca. 5
vorkommende Erkrankung, die zu einer tödlich pro 10 000 schließen. Diese Angabe war jedoch
verlaufenden Lungenembolie führen kann. Als stark altersabhängig und stieg von 2 – 3 pro 10 000
Methode der Wahl zur Darstellung der TVT gilt Personenjahre in der Altersgruppe der 30- bis 49-
die Duplexsonographie, wobei die Phlebographie Jährigen auf 20 pro 10 000 Personenjahre bei den
Fällen vorbehalten bleibt, in denen Duplexunter- 70- bis 79-Jährigen. Etwa 40 % der TVT-Fälle
suchungen technisch unvollständig oder schwie- waren idiopathisch (unbekannter Genese). Die
rig durchzuführen sind. Die Duplexsonographie jährliche Lungenembolierate bewegt sich in der
kann auch für serielle Untersuchungen eingesetzt Allgemeinbevölkerung in einer Größenordnung
werden, um die Progredienz und das Ergebnis von 6 Fällen pro 10 000 (Nicolaides et al. 1994).
von Thrombosen zu überwachen. Darüber hinaus Ein Übersichtsartikel von White (2003) lässt er-
kann der Einsatz der Duplexsonographie bei der kennen, dass in ca. 12 % der Lungenemboliefälle
Beurteilung der Venen und der Venenklappen- der Tod innerhalb von einem Monat nach
funktion im Hinblick auf Langzeitschäden als Diagnosestellung eintritt. Offene oder abgeheilte
Folge eines chronischen postthrombotischen Syn- venöse Ulzera kommen bei etwa 1 % der erwach-
droms sinnvoll sein (Haenen et al. 2002), da sich senen Allgemeinbevölkerung vor, wobei ein Teil
daraus eine venöse Hypertonie im Bereich der davon dem postthrombotischen Syndrom zuzu-
unteren Extremität und Beinulzerationen ent- rechnen ist (Fowkes et al. 2001). Der frühzeitige
wickeln können. Dieses Kapitel beschreibt die in Nachweis und die frühzeitige Behandlung der
der TVT-Diagnostik eingesetzten duplexsonogra- TVT können also das daraus entstehende Mor-
phischen Untersuchungstechniken und befasst talitätsrisiko oder das Risiko für eine Langzeit-
sich darüber hinaus mit anderen Erkrankungen, morbidität verringern.
die die Symptome einer Venenthrombose nach- Virchow (1846) hat den Zusammenhang zwi-
ahmen können. schen einer Thrombose in den Beinen und Em-
boli in der Lunge beschrieben. Die für eine
Thrombose prädisponierenden Faktoren werden
in der berühmten Virchow-Trias (erhöhte Gerin-
13.2 Epidemiologie und nungsneigung, Gefäßwand- oder Endothelschä-
Pathologie der TVT den und venöse Stase) zusammengefasst. Man
geht davon aus, dass venöse Thromben im Be-
Von einer TVT sind meist die Beinvenen betrof- reich der taschenförmigen Venenklappen (Abb.
fen, sie kann aber auch, vor allem in Verbindung 13.1) oder in den tiefen venösen Sinus in den
mit Katheterisierungen oder malignen Erkran- Muskeln wie etwa den Soleusvenen entstehen.
kungen, in der oberen Extremität auftreten. Die TVTs kommen am häufigsten in den Waden-
über die Epidemiologie von TVT und Lungen- venen vor und können sich in die proximalen
embolien veröffentlichten Daten deuten auf eine Venen ausbreiten. Damit es zu einer Ausbreitung
gewisse Variabilität hin, und die angegebenen nach proximal kommt, müssen nicht unbedingt
TVT- und Thromboembolieraten scheinen zum alle Wadenvenen betroffen sein. Man glaubt,
Teil von den Datenerhebungsmethoden (Autop- dass ca. 10 – 20 % der Wadenvenenthrombosen
sieunterlagen, Entlassungsdiagnosen usw.) und sich auf die tiefen Venen im und über dem Knie
der untersuchten Patientenpopulation abhängig ausdehnen (Khaw 2002, Labropoulos et al. 2002)

193
13 Duplexsonographische Diagnostik tiefer Venenthrombosen und venöser Erkrankungen …

Kasten 13.1 Risikofaktoren für die Entstehung


einer tiefen Venenthrombose

n Gerinnungsstörungen
n Immobilisation
n Operation und Trauma
n Maligne Tumorerkrankung
n Septikämie
n Orale Kontrazeptiva
n Fortgeschrittenes Alter
n Schlaganfall
n Herzinsuffizienz
n Früher durchgemachte tiefe Venenthrom-
bose
n Langstreckenflüge.

Abb. 13.1 B-Bild der V. poplitea Pars III im Longitu-


dinalschnitt. Man kann sehen, wie sich ein Thrombus
(Pfeil) von der Venenklappe an der Hinterwand aus-
dehnt.

und dass diese Ausdehnung mit einem erhöhten Zeichen, Symptome und Therapie der
Lungenembolierisiko assoziiert ist. Seltener kommt TVT
es zu isolierten Thrombosen der proximalen
Venen wie den Femoral- oder Iliakalvenen; sie Die klinische TVT-Diagnostik ist in bis zu 50 %
können durch Trauma, Operation, Schwanger- der Fälle unzuverlässig und ungenau (Cranley et
schaft oder Tumorerkrankung ausgelöst werden. al. 1976). Zu den typischen Symptomen zählen
In dieser Situation kann es zur Ausbreitung des jedoch akute Wadenschmerzen in Verbindung
Thrombus nach proximal und distal kommen. mit lokalisierter Druckempfindlichkeit, Wärme-
Auch eine venöse Stase kann eine TVT verursa- gefühl und Schwellung. Auch die oberflächlichen
chen – ein Grund, warum Patienten, die längere Venen können dilatiert sein. Bei Beteiligung der
Zeit das Bett hüten müssen, oder immobile Pa- proximalen Venen kann der Oberschenkel stark
tienten ein höheres Thromboserisiko aufweisen. geschwollen sein. Leider können auch andere
Die Belege dafür, dass Langstreckenflüge mit Erkrankungen wie die Zellulitis und Ödeme die
einem erhöhten TVT-Risiko einhergehen, meh- Symptome einer TVT vortäuschen. In einigen
ren sich. Die wichtigsten mit der Entstehung TVT-Fällen kann der Patient – vor allem bei einem
von Venenthrombosen assoziierten Risikofak- kleinen Thrombus – auch asymptomatisch sein.
toren sind in Kasten 13.1 zusammengestellt. Im In extremen TVT-Fällen ist der venöse Abstrom
Frühstadium einer TVT haftet ein Großteil des aus dem Bein so stark reduziert, dass der arterielle
Thrombus nicht unbedingt an der Venenwand. Zustrom behindert wird und eine venöse Gan-
In diesem Fall, in dem wir von einem frei flot- grän entsteht. Dieses Krankheitsbild bezeichnet
tierenden Thrombus sprechen, besteht ein Risiko man als Phlegmasia caerulea dolens. Der Fuß wird
der Loslösung des Thrombus mit nachfolgen- schwarz, das Bein ist auch bei Hochlagerung blau
der Lungenembolie. Mit zunehmendem Alter und geschwollen.
(7 – 10 Tage) steigt der Organisationsgrad des frei Zu einer Lungenembolie kommt es, wenn sich
flottierenden Thrombus, und der Thrombus hef- ein Teil des Blutgerinnsels löst, die rechte Herz-
tet sich an die Venenwand. kammer passiert und sich in einem Ast der Lun-
genarterie festsetzt. Dies führt zu einem Perfu-
sionsdefekt im arteriellen Gefäßbett der Lunge.
Als Symptome einer Lungenembolie können auf-
treten:

194
Epidemiologie und Pathologie der TVT 13.2

n plötzliche Atemnot genwärtig gilt die Duplexsonographie als wich-


n pleuritische Thoraxschmerzen tigste Methode zur Darstellung der TVT; in defi-
n Bluthusten nierten Therapieschemata oder Behandlungspro-
n Rechtsherzinsuffizienz oder kardiovaskulä- tokollen sind dieser Untersuchung häufig aber
rer Kollaps noch andere Tests vorgeschaltet. Die Entwick-
n Tod. lung solcher Protokolle ist das Resultat der er-
Häufig werden zur Abklärung von Perfusions- höhten Arbeitsbelastung und gestiegener Kosten,
und Ventilationsdefekten in der Lunge Radioiso- mit denen die meisten Ultraschallabteilungen
topenuntersuchungen durchgeführt. Die Präven- heutzutage konfrontiert sind. Diese Protokolle
tion der TVT umfasst die Anwendung von elasti- können recht komplexer Natur sein; ein Beispiel
schen Stützstrümpfen, die den venösen Abstrom dafür zeigt Abbildung 13.2. Die Untersuchung
unterstützen und damit das Risiko einer venösen beginnt häufig mit der klinischen Untersuchung
Stase verringern. Hochrisikopatienten kann die und umfasst meist auch die Ermittlung eines Ri-
Einnahme von Aspirin empfohlen oder nieder- sikowahrscheinlichkeits-Scores, der sich anhand
molekulares Heparin verabreicht werden, wenn verschiedener Standardfragen berechnen lässt. Je
sie Aktivitäten planen oder sich einer Therapie niedriger der Score, desto höher ist die Wahr-
unterziehen, die das Risiko einer TVT erhöhen scheinlichkeit einer TVT. Die nächste Stufe um-
können. Eine TVT wird gewöhnlich mit Antiko- fasst meist ein biochemisches Assay zur Bestim-
agulanzien behandelt. Die Therapie beginnt mit mung der D-Dimer-Konzentration im Blut. Als
einer intravenösen Heparininfusion; anschlie- D-Dimer bezeichnet man ein Spaltprodukt des
ßend wird auf eine Langzeittherapie mit oralen Fibrins, das in Thromben enthalten ist, und das
Antikoagulanzien wie Warfarin umgestellt. Gele-
gentlich werden Vena-cava-Filter implantiert, um
bei einem Lungenembolierisiko Blutgerinnsel in
der unteren Hohlvene aufzufangen. Manchmal Verdacht auf TVT
werden Thromben aus den Femoral- und Iliakal-
venen auch operativ entfernt. Die Untersuchung Risikowahrscheinlichkeit
D-Dimer-Test
und Therapie der isolierten Wadenvenenthrom-
bose wird kontrovers diskutiert (Lohr et al. 1991,
Kompressionssonographie
Meissner et al. 1997). Eine detaillierte Wieder-
gabe dieser Diskussion würde den Rahmen dieses Positiver US-Befund Negativer US-Befund
Buches sprengen, doch sollten sich Untersucher
der Kontroversen auf diesem Gebiet bewusst sein. Behandeln Hohes Risiko Mittleres Risiko Geringes Risiko
Manche Ärzte untersuchen und behandeln eine
Waden-TVT in jedem Fall, während andere keine Pos. D-Dimer-Test
Pos./Neg.
spezifische Untersuchung der Wadenvenen an- D-Dimer-Test oder Vorgeschichte
ordnen. In manchen Einrichtungen werden über einer TVT/LE

einen Zeitraum von 3 – 5 Tagen serielle Ultra- NMH Erneuter US


nach 48 h/1 Woche Erneuter US Neg.
schalluntersuchungen der V. poplitea durchge- nach 1 Woche D-Dimer-Test
führt, um eine etwaige Ausdehnung der Waden-
Pos.
venenthromben in die V. poplitea abzuklären. Neg.

Behandeln
Entlassung
TVT-Diagnostik Empfehlungsschreiben
an den Hausarzt
Im Rahmen der TVT-Diagnostik stellte die Phle-
BRW: Bewertung der Risikowahrscheinlichkeit
bographie traditionell die Hauptuntersuchung LE: Lungenembolie
dar. Dabei wird über eine Fußrückenvene ein NMH: Niedermolekulares Heparin
TVT: Tiefe Venenthrombose
Kontrastmittel in das Venensystem injiziert. In US: Ultraschall
einigen Fällen erweist sich die Punktion einer
Fußvene als unmöglich, und manchmal füllen Abb. 13.2 Beispiel für ein Ultraschallprotokoll im Rah-
sich die durchgängigen tiefen Wadenvenen nicht men der TVT-Diagnostik (in Anlehnung an Khaw 2002,
mit dem Kontrastmittel (Bjorgell et al. 2000). Ge- mit freundlicher Genehmigung).

195
13 Duplexsonographische Diagnostik tiefer Venenthrombosen und venöser Erkrankungen …

durch Plasmin gespaltet wird. Erhöhte D-Dimer- andere Erkrankungen, die eine TVT nachahmen,
Werte sind mit dem Vorliegen einer TVT assozi- lassen sich sonographisch identifizieren. Das
iert. Leider können die D-Dimer-Werte aber auch wichtigste diagnostische Kriterium zum Aus-
bei anderen Erkrankungen erhöht sein (z. B. bei schluss einer TVT ist der vollständige Kollaps der
malignen Tumorerkrankungen, Infektionen und Venen unter Sondenkompression. Farbkodierte
Traumata). Deshalb hat der D-Dimer-Test für das und Spektraldopplersonographie können im
Vorliegen einer TVT zwar eine hohe Sensitivität, Rahmen der TVT-Diagnostik ebenfalls zur An-
aber nur eine geringe Spezifität. Doch trotz der wendung kommen. Für eine komplette Untersu-
geringen Spezifität wurden schon negative Vor- chung, einschließlich der Wadenvenen, sollten
hersagewerte von nicht weniger als 98 % berich- 30 min veranschlagt werden.
tet (Bradley et al. 2000). Ein negativer prädiktiver Die Beine sollten frei zugänglich sein und der
Wert sagt aus, mit welcher Wahrscheinlichkeit Patient möglichst bequem liegen. Bei starken
der Patient bei einem negativen Testergebnis tat- Schmerzen im Bein kann in sehr seltenen Fällen
sächlich nicht erkrankt ist. Man geht davon aus, vor Untersuchungsbeginn eine Sedierung oder
dass eine niedrige Risikowahrscheinlichkeit in Analgesie erforderlich werden. Hilfreich ist, wenn
Kombination mit einem negativen D-Dimer-Test der Patient vor allem in der Wade die Bereiche
ein nützliches Vorauswahlinstrument darstellt, benennt, die Beschwerden verursachen oder
mit dem sich unnötige Duplexuntersuchungen druckempfindlich sind, da diese häufig über der
vermeiden lassen (Aschwanden et al. 1999). Zum Thrombose lokalisiert sind. Dieses Areal sollte
Nachweis der Venendurchgängigkeit wird bei duplexsonographisch besonders gründlich un-
den meisten Ultraschalluntersuchungen die Ve- tersucht werden. Um eine Vasokonstriktion zu
nenkompression angewendet. Dazu gehört nor- vermeiden, sollte das Untersuchungszimmer an-
malerweise die vollständige Untersuchung der genehm temperiert sein (> 20 °C). Die Untersu-
tiefen Venen von der Leiste bis zur Wade. Es liegt chung wird möglichst am herabhängenden Bein
jedoch Evidenz vor, dass ein Kompressionstest, durchgeführt, um für eine ausreichende Füllung
der sich auf zwei bis drei Punkte an der V. fe- und Dilatation der Venen zu sorgen. Im Idealfall
moralis communis, V. poplitea und der distalen wird der Patient in Anti-Trendelenburg-Position
V. poplitea (als drittem Kompressionspunkt) be- untersucht (Fußtieflage in einem Winkel von
schränkt, eine sichere und rasche Methode zum mindestens 30 °). Alternativ kann die Untersu-
Ausschluss einer TVT darstellt (Cogo et al. 1998, chung auch im Stehen durchgeführt werden;
Khaw 2002). dabei sollte das zu untersuchende Bein aber nicht
Zur Darstellung der Iliakalvenen und der V. cava belastet werden. Zu diesem Zweck kann sich der
werden Magnetresonanz- und Computertomogra- Patient an einem Handlauf o. Ä. festhalten. Die
phie angewendet, wenn die Durchführung ande- Wadenvenen und die Kniekehle sind bei gestreck-
rer Bildgebungsverfahren sich als unangemessen tem Bein leichter zu untersuchen, wobei das Bein
oder unmöglich erweist. Aufgrund der damit ver- seitlich über die Untersuchungsliege hängt und
bundenen hohen Kosten ist in naher Zukunft je- der Fuß auf einem Stuhl ruht. Wichtig ist, das
doch nicht damit zu rechnen, dass diese beiden Knie bei der Untersuchung der V. poplitea nicht
Verfahren im ambulanten Setting zum routine- zu überstrecken, da dies zum Kollaps oder Ver-
mäßigen TVT-Screening eingesetzt werden. schluss der Vene führen kann. Immobile oder
kranke Patienten sollten möglichst in Anti-Tren-
delenburg-Position gebracht werden; allerdings
13.3 Praktische Tipps für die gibt es auch Situationen, wie etwa auf der Intensiv-
station, in denen der Patient nicht bewegt wer-
duplexsonographische den kann.
TVT-Diagnostik
Ziel der sonographischen Untersuchung ist es,
das tiefe Venensystem auf seine Durchgängigkeit
13.4 Untersuchung der tiefen
zu überprüfen und das Vorliegen einer TVT aus- Venen auf akute TVT
zuschließen. Wichtig ist auch, abzuklären, ob die
Thrombose proximal lokalisiert ist, da dies die Zur Untersuchung der Femoral-, Popliteal- und
nachfolgende Therapie beeinflussen kann. Auch Wadenvenen wird am besten ein flacher 5-MHz-

196
Untersuchung der tiefen Venen auf akute TVT 13.4

Linearschallkopf oder eine entsprechende Breit-


bandsonde verwendet. Die Iliakalvenen werden
mit einer Curved-Linear-Array-Sonde von 3,5 MHz AFC
AFC
untersucht. Das Ultraschallgerät sollte für die Ve- VFC
nenuntersuchung konfiguriert sein. Zum Nach-
weis langsamer Flussgeschwindigkeiten sollte die
PRF im Farbmodus auf einen niedrigen Wert (ty-
pischerweise 1000 Hz) eingestellt werden. Das
Gleiche gilt für den Wandfilter. Bei der Spektral-
A B
doppleruntersuchung sollte das Messfenster ver-
größert werden, damit das ganze Gefäß erfasst Abb. 13.3 A: Querschnitt der rechten V. femoralis
und Blutflusssignale aus dem Lumenquerschnitt communis (VFC) und der gleichnamigen Arterie (AFC).
abgeleitet werden können. B: Die Durchgängigkeit der VFC ist durch den vollstän-
Das wichtigste Verfahren zur Bestätigung der digen Kollaps der Vene (Pfeil) unter Sondenkompres-
Venendurchgängigkeit ist die Kompressionssono- sion nachweisbar.
graphie. Wenn mit dem Schallkopf über einer
Vene direkt Druck ausgeübt wird, kollabiert die druck erhöht wird, um den Teilverschluss der
Vene, da der Blutdruck in den tiefen Venen – an- Vene nachzuweisen. Anstatt im Längsschnitt
ders als in der benachbarten Arterie – niedrig ist. sollte die Kompressionssonographie in transver-
Man kann sehen, wie sich die Gefäßwände be- saler Schnittebene durchgeführt werden, denn
rühren (Koaptation). Die benachbarte Arterie bei der Anwendung von Druck in der Longitudi-
lässt nur eine geringe oder gar keine Verformung nalebene kann man leicht auf eine Venenseite
erkennen. Die Vene kollabiert dagegen nicht, abrutschen, und dies kann im B-Bildmodus eine
wenn sich darin ein Thrombus entwickelt hat Kompression der Vene vortäuschen. Leider liegen
(siehe Abb. 13.3 und 13.4). Zu bedenken ist, dass die Venen in einigen Bereichen zu tief, um für die
ein frischer, weicher Thrombus zum Teil noch Kompressionssonographie zugänglich zu sein, so
verformbar ist. Um die Durchgängigkeit der Vene etwa im Becken und manchmal auch am Adduk-
zu bestätigen, sollte mit dem Schallkopf entlang torenkanal oder in der Wade. Der Nachweis der
der gesamten Gefäßstrecke in kleineren Abstän- Gefäßdurchgängigkeit gelingt in einem solchen
den Druck auf die Vene ausgeübt werden. Ein Fall besser mit der farbkodierten Sonographie.
partieller Venenkollaps lässt auf das Vorliegen Die folgenden Anweisungen sind je nach Unter-
eines nicht okkludierenden Thrombus schließen. suchungsbereich in beliebiger Reihenfolge an-
In diesem Fall kann man sehen, wie sich die be- wendbar. Manchmal ist es einfacher, eine spezi-
nachbarte Arterie verformt, wenn der Sonden- fische Vene zu lokalisieren, indem man zunächst

Abb. 13.4 A: Der Quer-


schnitt der Wade zeigt
A die Vv. tibiales posterio-
A res (V) und die A. tibialis
posterior (TP) und die Aa.
V
PT (A) und Vv. (V) fibulares
V (FIB). B: Unter Sonden-
kompression kommt es
zum vollständigen Kol-
laps der Venen, während
die Arterien noch sicht-
V bar sind. Manchmal kann
FIB es allerdings sehr schwie-
A rig sein, die Venen im
V A Bild vom umgebenden
A B Gewebe abzugrenzen.

197
13 Duplexsonographische Diagnostik tiefer Venenthrombosen und venöser Erkrankungen …

die benachbarte Arterie aufsucht; dies trifft vor n Zur Untersuchung der V. poplitea wird die
allem auf die Venen in der Wade zu. Zu weiteren Kniekehle im Querschnitt sonographiert. In
Einzelheiten über die Schallkkopfpositionen zur der Mitte der Kniekehle beginnend wird die
Darstellung der Wadengefäße sowie der Haupt- Vene so weit wie möglich nach proximal
gefäße im Oberschenkel- und Beckenbereich sei verfolgt, damit das Untersuchungsgebiet
der Leser auf Kapitel 9 verwiesen. mit dem vom medialen Anteil des distalen
n Die Darstellung der V. femoralis communis Oberschenkels erfassten Bereich überlappt.
beginnt in Leistenhöhe. Im Querschnitt Von der Kniekehle aus betrachtet liegt die
liegt sie medial der A. femoralis communis V. poplitea oberhalb der A. poplitea. Die
(Abb. 13.3A und 9.6). Komprimieren Sie die V. poplitea Pars III und die Gastrocnemius-
V. femoralis communis, um ihre Durchgän- Äste werden dann im Querschnitt darge-
gigkeit zu überprüfen, und verfolgen Sie sie stellt. Auch die V. poplitea kann paarig an-
nach distal bis über die Vena-saphena-ma- gelegt sein.
gna-Crosse hinaus, dem Mündungsbereich n Die Wadenvenen sind von distal oft leichter
von V. femoralis superficialis und V. profun- zu identifizieren. Sie werden dann nach
da femoris. Wenn möglich, sollte auch der proximal bis zum oberen Anteil der Wade
proximale Abschnitt der V. profunda femo- verfolgt. Die Vv. tibiales posteriores und die
ris auf Durchgängigkeit untersucht werden. Vv. fibulares lassen sich im Querschnitt vom
Das Flussmuster in der V. femoralis commu- medialen Anteil der Wade aus darstellen
nis wird mittels Farb- und Spektraldoppler- (Abb. 13.4A). Von dieser Ebene aus betrach-
sonographie im Längsschnitt beurteilt. Ist tet liegen die Vv. fibulares tief unter den
kein Abstromhindernis vorhanden, sollte Vv. tibiales posteriores. Manchmal sind die
die Strömung in dieser Höhe spontan und Vv. fibulares aus dieser Position nur schwer
phasisch erfolgen. Mit einem Wadenkom- komprimierbar. Zum Nachweis der Venen-
pressionstest kann eine gute Verstärkung durchgängigkeit kann auch der Einsatz der
des Flusses in der proximalen V. femoralis Farbdopplersonographie im Längsschnitt
superficialis nachgewiesen werden – ein von Nutzen sein (Abb. 13.5). Die Vv. fibula-
nützlicher Indikator, der auf die wahrschein- res sind häufig vom posterolateralen Anteil
liche Durchgängigkeit der V. femoralis su- der Wade darstellbar (Abb. 9.11). Der ge-
perficialis und V. poplitea schließen lässt. meinsame Stamm der Vv. tibiales posterio-
Alternativ lässt sich der venöse Fluss auch res und fibulares kann ebenfalls sehr schwie-
durch starke Fußflexion verstärken. rig darzustellen sein. Um diese Region im
n Um die Durchgängigkeit der V. femoralis su- oberen Teil der Wade zu untersuchen, kann
perficialis zu bestätigen, wird das Gefäß als mitunter eine mediale und posterolaterale
nächstes unter Anwendung von Druck im Sondenführung erforderlich sein.
Querschnitt entlang des medialen Ober- n Die Untersuchung der Vv. tibiales anteriores
schenkels bis zum Knie abgefahren. Norma- wird nicht sehr oft angefordert, da eine iso-
lerweise liegt die Vene in der Tiefe unter der lierte Thrombose dieser Venen selten ist
A. femoralis superficialis. Im Adduktorenka- (Mattos et al. 1996). Die Beurteilung der
nal ist die Vene mitunter nur schwer kom- Vv. tibiales anteriores gestaltet sich farbdopp-
primierbar. Manchmal hilft es, wenn der lersonographisch im Längsschnitt meist
Patient eine Hand unter den distalen Ober- aber einfacher, da die Venen klein sind und
schenkel legt und den Muskel in Richtung in B-Bildtechnik nur schwer darstellbar
Schallkopf schiebt; dadurch gelangen Vene sind.
und Arterie näher an den Schallkopf heran. n Auf Anfrage wird die Untersuchung der
Auch die Farbdopplersonographie kann zur Wade durch die Beurteilung der Soleus-
Bestätigung der Venendurchgängigkeit in venen und der im Soleusmuskel lokalisier-
diesem Segment eingesetzt werden, aller- ten Sinus ergänzt. Diese Venen werden von
dings könnten nicht okkludierende Throm- der dorsalen Wade aus dargestellt (Abb.
ben übersehen werden. Vergessen Sie nicht, 13.6). In der Praxis sind sie – vor allem beim
dass die Duplikation der V. femoralis super- Gefäßgesunden – mitunter sehr schwierig
ficialis relativ häufig vorkommt, sodass bei- aufzufinden.
de Stämme untersucht werden sollten. n Die Iliakalvenen werden in Rückenlage un-

198
Ultraschallbefunde in der Diagnostik der akuten TVT 13.5

F
GV VSP MG
MG
VTP
MF
ATP SM
SM
VTP

SV

V FIB
A FIB
Abb. 13.6 Das B-Bild des posterioren Anteils der mitt-
leren bis oberen Wade im Querschnitt zeigt die Lage
V FIB
des Soleusmuskels (SM) und einer Soleusvene (SV).
Der M. gastrocnemius (MG) liegt über dem Soleus-
muskel und ist von diesem durch ein Band echogener
Muskelfaszien (MF) getrennt. Im Muskel ist eine Gast-
rocnemiusvene (GV) zu sehen. In der über der Faszie
Abb. 13.5 Das Farbdopplerbild der medialen Wade
(F) liegenden oberflächlichen Loge ist auch die V.
weist die Durchgängigkeit der Vv. tibiales posteriores
saphena parva (VSP) sichtbar.
(VTP) nach, die zu beiden Seiten der gleichnamigen
Arterie liegen (ATP). Es wurde eine vollständige Farb-
füllung bis an die Venenwände erzielt. Die Vv. fibulares
auch farbdoppler- und spektraldopplerso-
(V FIB) und die A. fibularis (A FIB) liegen tief unter den
nographisch untersucht werden. Die Unter-
Vv. tibiales posteriores. Nicht immer sind die Vv. fibu-
suchung dieses Bereichs sollte aber von
lares in derselben Schnittebene sichtbar.
einem sehr erfahrenen Untersucher durch-
geführt werden. Generell sind andere Bild-
gebungsmodalitäten vorzuziehen.
tersucht, da sie hinter dem Darm liegen. Die
Iliakalvenen liegen etwas tiefer als und me-
dial der Iliakalarterien. Die Kompression
dieser Venen ist nicht möglich. Ihre Durch- 13.5 Ultraschallbefunde
gängigkeit sollte farbdopplersonographisch in der Diagnostik der
bestätigt werden. Zusätzlich kann der Spek-
traldoppler eingesetzt werden, um die Fluss-
akuten TVT
muster unter Anwendung von Provokations-
manövern zu untersuchen. Die wichtigste
B-Bildtechnik
Einschränkung bei der Untersuchung dieses
Normalbefunde
Bereichs ist die unvollständige Darstellung
infolge von Darmgasüberlagerung und da- Die Vene sollte deutlich zu sehen sein, und es
mit die Möglichkeit, partiell okkludierende dürfen keine Echos darin nachweisbar sein. In
Thromben zu übersehen. der Praxis enthält das Bild oftmals Speckle-Rau-
n In einigen Fällen muss auch die V. cava un- schen und Reverberationsartefakte; ihre Identi-
tersucht werden. Bei Darstellung im Quer- fizierung sollte dem geübten Untersucher aber
schnitt liegt dieses Gefäß rechts der Aorta keine Probleme bereiten. Kleinere Venen sind
(siehe Abb. 11.2). In der Transversalebene manchmal schwer gegen Gewebeschichten ab-
kann die Farbdopplersonographie für die zugrenzen. Gelegentlich kann es vorkommen,
Suche nach Füllungsdefekten eingesetzt dass stehendes oder langsam strömendes Blut
werden; dazu muss der Schallkopf mögli- im Gefäßlumen aufgrund von Erythrozytenaggre-
cherweise aber etwas quer gekippt werden, gation als Speckle-Muster dargestellt wird, die
um einen günstigen Dopplerwinkel zu er- Vene sollte unter Sondendruck jedoch kollabie-
zeugen. Der Blutfluss sollte im Längsschnitt ren (Abb. 13.3 und 13.4). Ohne Zuhilfenahme

199
13 Duplexsonographische Diagnostik tiefer Venenthrombosen und venöser Erkrankungen …

des Farbdopplers sind die tiefen Wadenvenen vollständigen Kollaps der Vene unter Kompres-
manchmal nur schwer zu identifizieren. Die sion nachweisen. Ältere (> 2 Wochen) Thromben
V. femoralis communis sollte sich durch Valsal- werden echodichter.
va-Manöver normalerweise erweitern, wenn der
venöse Abstrom durch die Iliakalvenen nicht be-
hindert ist. Farbdopplersonographie
Normalbefunde
Pathologische Befunde
In den größeren proximalen Venen ist gewöhn-
Bei Vorliegen eines Thrombus ist die Vene nicht
lich ein spontaner, phasischer Blutfluss nach-
komprimierbar (Abb. 13.7). In sehr frühen
weisbar. Sowohl im Längs- als auch Querschnitt
Thrombosestadien ist das Gerinnsel aufgrund der
sollte das Gefäßlumen während eines Waden-
Erythrozytenaggregation im Thrombus noch zu
kompressionstests vollständig mit Farbe gefüllt
einem bestimmten Grad echogen. Innerhalb von
sein. Gelegentlich können Farb-Aliaseffekte be-
1 oder 2 Tagen wird das Gerinnsel infolge von
obachtet werden, wenn die distale Flussverstär-
Veränderungen im Thrombus jedoch echoärmer
kung vorübergehend eine signifikante Zunahme
und lässt sich im B-Bild möglicherweise auch nur
des venösen Flusses verursacht. Wenn der Wa-
schwer identifizieren. In der Praxis können
denkompressionstest wegen der Größe oder
jedoch mit modernerer Schallkopftechnologie
Druckempfindlichkeit der Wade Probleme be-
häufig auch schwache Echos sichtbar gemacht
reitet, bitten Sie den Patienten, den Fuß zu heben
werden. Ist die Vene in der akuten Phase kom-
und zu beugen, um die Wadenmuskelpumpe zu
plett verschlossen, kann sie auch dilatiert ausse-
aktivieren. Die Vv. tibiales posteriores und fibu-
hen (Abb. 13.8). Der Thrombus kann frei flottie-
ren, wobei große Anteile nicht an der Venenwand
haften. Gewöhnlich lässt sich die obere Abgren-
zung der Thrombose ermitteln, und die Gerinn-
selspitze zeigt oftmals eine geringfügig erhöhte
Echogenität (Abb. 13.9). Die Thrombusspitze ist
sehr viel einfacher zu identifizieren, wenn sie in
die V. poplitea oder V. femoralis hineinreicht. Bei
frei flottierenden Thromben sollte die Sonden-
kompression vorsichtig angewandt werden, um
eine Loslösung des Thrombus zu vermeiden.
Kleinere Anteile eines nicht okkludierenden
Thrombus bewirken unter Umständen zwar keine
Dilatation der Vene, lassen sich aber durch un-

A A
V
V

A B
Abb. 13.7 A: Querschnitt der V. femoralis communis Abb. 13.8 B-Bild (Querschnitt) einer Thrombose in
(V) und A. femoralis communis (A). Die V. femoralis der V. fibularis (Pfeil). Das Bild stammt aus dem poste-
communis sieht dilatiert aus; es sind einige schwache rolateralen Anteil der Wade. Ein Stamm der Vene ist
Echos nachweisbar. B: Die V. femoralis communis er- stark dilatiert, während der andere im Bild nur schwer
scheint verformt, kollabiert aber nicht unter starkem abzugrenzen ist. Die Venen liegen neben der Fibula
Sondendruck, was die TVT-Diagnose bestätigt. (F).

200
Ultraschallbefunde in der Diagnostik der akuten TVT 13.5

Abb. 13.9 Proximales Ende eines frei flottierenden


Thrombus (Pfeil) in der V. femoralis superficialis. Der
Abb. 13.10 Farbdopplerbild von Abbildung 13.9.
Thrombus ist vergleichsweise echoarm; die Thrombus-
Zwischen Thrombus und Venenwand (Pfeile) ist ein
spitze berührt eine Venenklappe (gebogener Pfeil).
Blutfluss nachweisbar. Die A. femoralis superficialis (A)
liegt über der Vene.

lares sind normalerweise paarig angelegt, was im weisbar. Die Diagnose einer partiell okkludieren-
Farbdopplerbild eindeutig nachweisbar sein soll- den Thrombose sollte allerdings nicht allein auf
te (Abb. 13.5). Allerdings können auch hier ana- der Basis der farbdopplersonographischen Be-
tomische Varianten auftreten. Die farbdopplerso- funde gestellt werden; wenn möglich sollte zur
nographische Darstellung der Gastrocnemius- Bestätigung die Kompressionssonographie hin-
und Soleusvenen kann wegen der nach einem zugezogen werden.
Provokationsmanöver zu beobachtenden gerin-
gen Flussgeschwindigkeiten problematisch sein;
dies gilt insbesondere bei Vorliegen einer gewis- Spektraldopplersonographie
sen venösen Stase.
Normalbefunde
Die Spektraldopplersonographie wird in der Dia-
Pathologische Befunde
gnostik der Venenthrombose am seltensten
In verschlossenen Venen kann selbst bei Anwen- angewendet und sollte auch nicht das einzige
dung eines distalen Provokationsmanövers keine Untersuchungsverfahren darstellen. Durchgän-
Farbfüllung erzeugt werden. Außerdem sind im gige Venen zeigen normale venöse Flussmuster.
Bereich des Venenverschlusses Kollateralvenen Unserer Erfahrung nach sollte es möglich sein,
zu sehen. Ein charakteristisches Farbflussmuster die Flussgeschwindigkeit in den Hauptstämmen
zeigt sich im Bereich um einen flottierenden durch eine distal des Messortes angewandte Wa-
Thrombus: Sowohl im Längs- als auch im Quer- denkompression um mindestens 100 % zu ver-
schnitt ist zwischen dem Thrombus und der Ve- stärken. So sollte sich etwa der Fluss in der V. fe-
nenwand ein Blutfluss nachweisbar. Die Zuschal- moralis superficialis durch distale Wadenkom-
tung des Farbmodus kann sinnvoll sein, um die pression verstärken lassen (siehe Kap. 12); das
Lage der proximalen Thrombusspitze darzustel- Vorliegen kleiner nicht okkludierender Gerinn-
len, da eine vollständige Farbfüllung des Gefäß- selbereiche kann dadurch jedoch nicht unbe-
lumens unmittelbar proximal der Gerinnselspitze dingt ausgeschlossen werden. Das Dopplersignal
zu erkennen ist (Abb. 13.10). Kleinere Anteile in Höhe der V. femoralis communis sollte ein
eines nicht okkludierenden Thrombus sind als spontanes phasisches Flussmuster erkennen las-
Signalauslöschung (flow void) im Lumen nach- sen, das während einer tiefen Inspiration oder

201
13 Duplexsonographische Diagnostik tiefer Venenthrombosen und venöser Erkrankungen …

bei Duchführung des Valsalva-Manövers zeitwei-


lig sistiert. Dies lässt darauf schließen, dass der
venöse Abstrom durch die Iliakalvenen in die
V. cava nicht behindert ist. Das Vorliegen kleine-
rer Anteile eines nicht verschließenden Thrombus
kann auf Basis der spektraldopplersonographi-
schen Untersuchung allein aber nicht ausge-
schlossen werden.

Pathologische Befunde
Bei komplettem Venenverschluss ist kein Spek-
traldopplersignal ableitbar. Das Vorliegen eines
Abb. 13.11 Die Dopplerkurve aus der Femoralvene
größeren partiell okkludierenden oder frei flottie-
distal eines Iliakaverschlusses zeigt häufig einen konti-
renden Thrombus in der Vene ist normalerweise
nuierlichen langsamen Blutfluss mit einem Verlust an
an einer reduzierten Flussgeschwindigkeit zu er-
phasischen Oszillationen.
kennen, wobei die distale Wadenkompression
nur zu einer geringfügigen oder zu keiner Ver-
stärkung des Blutflusses führt. Die Anwendung rige Situation ergibt sich, wenn zwischen V. po-
dieses Kriteriums birgt potenzielle Fehler, da sich plitea und V. profunda femoris eine große tiefe
zwischen dem Ort der distalen Wadenkompres- Femoralvene verläuft, da die V. femoralis superfi-
sion und der Sondenposition ein guter Kollate- cialis dann ungewöhnlich klein sein kann. Sowohl
ralkreislauf entwickelt haben kann. Eine okklu- die V. femoralis superficialis als auch die tiefere
dierende Thrombose im iliakalen Venensystem Vene sollten gründlich auf etwaige Defekte un-
führt gewöhnlich zu einem kontinuierlichen tersucht werden. Außerdem kann es vorkommen,
Flussmuster mit geringem Volumen in der V. fe- dass Venen im tiefen Venensystem falsch identi-
moralis communis, das auf ein Valsalva-Manöver fiziert und sogar mit oberflächlichen Venen ver-
nur wenig oder gar nicht anspricht (Abb. 13.11). wechselt werden. Das passiert am häufigsten in
Kniekehle und proximaler Wade. Die Gastrocne-
miusvene kann mit der V. poplitea oder der
Diagnostische Probleme V. saphena parva verwechselt werden. Wichtig
ist, dass man die Faszienschicht identifizieren
Die Untersuchung der TVT kann sich sehr schwie- kann, die das oberflächliche vom tiefen Venen-
rig gestalten. Deshalb ist es wichtig, bei der system trennt, damit solcherlei Irrtümer vermie-
Durchführung der Untersuchung nach einem den werden (siehe Abb. 12.1 und 12.2).
sinnvollen Protokoll vorzugehen. Die Anatomie Als ausgesprochen schwierig kann sich die Unter-
des Venensystems weist, wie in Kapitel 12 ausge- suchung der Iliakalvenen erweisen. Dies trifft vor
führt, beträchtliche Variationen auf. Nicht selten allem auf Situationen zu, in denen die Vene
sind V. femoralis superficialis und V. poplitea durch Beckenstrukturen oder Tumoren kompri-
doppelt angelegt. Einer Studie von Gordon et al. miert wird, da solche Phänomene fälschlicher-
(1996) zufolge wurde die Duplikation der V. fe- weise als partiell okkludierende Thromben ge-
moralis superficialis bei 25 % der gesunden Pro- deutet werden können. Eine Kompression der
banden gefunden. Dies könnte zu diagnostischen Iliakalvene kann auch in der Schwangerschaft
Irrtümern führen, wenn die eine Hälfte des Sy- vorkommen und wird häufiger linksseitig fest-
stems verschlossen und die andere durchgängig gestellt. Die Folge kann eine einseitige Extre-
ist, weil das verschlossene System bei der Unter- mitätenschwellung und eine Veringerung des
suchung potenziell übersehen werden könnte. normalen venösen Flusses in der Femoralvene
Doppelt angelegte Venensysteme sollten aber bei sein.
gründlicher Auswertung des Querschnittbildes
nachweisbar sein. Sehr verdächtig sind Venen,
die ein kleines Kaliber aufweisen oder im Verhält-
nis zu ihren entsprechenden Arterien auffällig
positioniert sind. Eine weitere potenziell schwie-

202
Natürlicher Verlauf der TVT 13.7

13.6 Genauigkeit der Duplex- Aktivität vollständig auflösen. In diesem Fall be-
obachtet man eine komplette Rekanalisation der
sonographie zum Nach- Vene, und das Lumen erscheint im Ultraschall-
weis einer TVT bild normal. Unter diesen Umständen kann die
Klappenfunktion erhalten werden. Bei einer
In vielen Studien wurde die Genauigkeit der Dup- großen Thrombuslast kann die Rekanalisation
lexsonographie im Vergleich zur Genauigkeit der mehrere Wochen dauern. Die Echogenität des
Phlebographie – allerdings mit unterschiedlichen Thrombus nimmt mit steigendem Organisations-
Ergebnissen – untersucht. Baxter et al. (1992) grad im Laufe der Zeit zu (Abb. 13.12A). Wenn
geben für die Femoral- und Poplitealvenen eine der Thrombus schrumpft, wird die Vene häufig
Sensitivität und Spezifität von 100 % und für die kleiner. Mit beginnender Rekanalisation kann
Wadenvenen eine 95 %ige Spezifität und 100 %ige der venöse Flusskanal im Venenlumen aufgrund
Sensitivität. Miller et al. (1996) erreichten für die der ungleichmäßigen Thrombolyse einen ge-
supragenualen Gefäße Sensitivitäten und Spezi- schlängelten Verlauf nehmen. Manchmal sind
fitäten von 98,7 % bzw. 100 % und für die infra- sogar mehrere Flusskanäle in einem Gefäß zu
genualen Venen Werte von 85,2 % bzw. 99,2 %. sehen. Bei partieller Rekanalisation kann man
Im Gegensatz dazu wurden in einer Studie von
Jongbloets et al. (1994), in denen ein Screening
asymptomatischer postoperativer Patienten mit
hohem TVT-Risiko durchgeführt wurde, für Ober-
schenkel- und Wadenvenen Sensitivitäten von
nur 38 % bzw. 50 % nachgewiesen.
Möglicherweise spiegeln sich in diesen hetero-
genen Ergebnissen Faktoren wie unterschiedliche
Patientenpopulationen, Erfahrungen des Unter-
suchers oder Geräteausstattung wider. Um hoch-
wertige Sonographieleistungen erzielen zu kön-
nen, müssen das Personal angemessen geschult
und klar definierte Behandlungsprotokolle ver-
fügbar sein. Ferner sollten hausinterne Vergleiche
mit anderen Bildgebungsverfahren und -ergeb- A
nissen oder Qualitätskontrollen durchgeführt
werden, um die Genauigkeit der sonographischen
Leistungen sicherstellen zu können.

13.7 Natürlicher Verlauf der


TVT
T

Der natürliche Verlauf einer TVT ist variabel und


richtet sich nach der Lage und dem Ausmaß der
Thromben (O’Shaughnessy & Fitzgerald 2001).
Darüber hinaus haben auch das Alter und der
Gesundheitszustand des Patienten einen signifi- B
kanten Einfluss auf das endgültige Ergebnis. Der Abb. 13.12 Die beiden B-Bilder der V. femoralis super-
Thrombus kann: ficialis im Längsschnitt zeigen unterschiedliche Organi-
n spontan lysieren, sationsstufen. A: Der Thrombus in diesem Bild ist älter
n sich ausdehnen oder embolisieren, als 10 Tage und echogen geworden. Innerhalb des
n im Laufe der Zeit rekanalisieren, Thrombus sind Lysebereiche (Pfeile) zu erkennen. B:
n die Vene permanent verschließen. Hier zeigt sich eine partielle Rekanalisation der Vene
Kleinere Thromben können sich in vergleichs- mit einem alten Thrombus (T), der fibrosiert erscheint
weise kurzer Zeit aufgrund von fibrinolytischer und an der Vorderwand haftet.

203
13 Duplexsonographische Diagnostik tiefer Venenthrombosen und venöser Erkrankungen …

Reste des alten Thrombus an der Venenwand er- verursacht erhebliche diagnostische Probleme.
kennen, was ein vernarbtes Aussehen hervorruft Liegen die Ergebnisse einer früheren Ultraschall-
(Abb. 13.12B). Gelegentlich kann man auch fi- untersuchung oder Phlebographie vor, kann das
brosierte Klappensegel sehen, die im B-Bild un- Ausmaß der Thrombose im letzten Befund mit
beweglich und echogen erscheinen. Zu den häu- dem aktuellen Ultraschallbild verglichen werden.
figen Langzeitfolgen einer langsamen oder nur Häufig sind ältere Befunde jedoch nicht verfüg-
partiellen Rekanalisation gehört die tiefe Venen- bar, oder bei einem Patienten wurden früher
insuffizienz. keine entsprechenden Untersuchungen durchge-
Bleibt die Vene permanent verschlossen, wird der führt. In diesen Fällen sollte die Vene gründlich
Thrombus aufgrund einer Fibrosierung echogen. mit der B-Bildtechnik und Farbdopplersonogra-
Im Laufe der Zeit schrumpft der Thrombus und phie untersucht werden, um nach frischen Ge-
damit auch die Vene, die zuweilen wie eine klei- rinnseln zu suchen. Im B-Bild imponieren sie als
ne Schnur neben der entsprechenden Arterie echoarme Bereiche, und farbdopplersonogra-
aussieht, und in manchen Fällen ist die Vene phisch sind Füllungsdefekte nachweisbar. In der
nur schwer von den umgebenden Gewebeschich- Praxis kann sich die Durchführung einer solchen
ten unterscheidbar. Farbdopplersonographisch Untersuchung als ausgesprochen schwierig er-
ist häufig die Entwicklung von Kollateralvenen weisen. Bei einem starken Rezidivverdacht kann
im Verschlussbereich nachweisbar. Im Fall eines die Ultraschalluntersuchung ein paar Tage später
chronischen Verschlusses der V. femoralis com- wiederholt werden, um festzustellen, ob sich das
munis und der V. iliaca communis sind über dem Aussehen der Vene verändert oder das Gerinnsel
Becken und der unteren Abdominalwand oftmals möglicherweise ausgedehnt hat.
erweiterte Oberflächenvenen sichtbar, die als
Kollateralen fungieren. Bei Vorliegen eines Ver-
schlusses der V. femoralis superficialis oder der
V. poplitea wird mitunter die V. saphena magna
13.8 Andere, eine TVT imitie-
zum Kollateralweg. Ein starker kontinuierlicher rende Erkrankungen
Volumenfluss in der V. saphena magna ist stets
verdächtig (siehe Abb. 12.9). Da eine Reihe von Krankheitsbildern Symptome
Die Genauigkeit der Duplexsonographie zur Be- hervorruft, die denen einer TVT ähneln, sollte
stimmung des Thrombusalters ist zwar um- der Untersucher in der Lage sein, diese Erkran-
stritten, als allgemein akzeptiert gilt aber, dass kungen zu erkennen.
sich damit die akute Phase (innerhalb der ersten
oder zweiten Woche) von der subakuten und der
chronischen Phase einer Venenthrombose ab- Thrombophlebitis
grenzen lässt. Sehr viel weniger Sicherheit besteht
dagegen hinsichtlich der Unterscheidung zwi- Eine Thrombophlebitis entsteht durch eine Ent-
schen einem subakuten und einem chronischen zündung der oberflächlichen Venen mit Throm-
Thrombus, was auf den Umstand zurückzufüh- busbildung im Venensystem der V. saphena
ren ist, dass der Prozess der Thrombusbildung magna oder parva (Abb. 13.13). Die betroffene
möglicherweise nicht homogen verläuft; ferner Vene ist im oberflächlichen Gewebe als harter
können auch Unregelmäßigkeiten bei der Lyse Strang zu spüren, häufig in Verbindung mit loka-
und Fibrose im Thrombus zu einem heterogenen lisierter Überwärmung, Schmerzen und Druck-
Erscheinungsbild beitragen. Viele Untersucher empfindlichkeit. Verglichen mit einer TVT wird
vermeiden deshalb bei der schriftlichen Befun- eine oberflächliche Thrombose im Allgemeinen
dung die Verwendung des Begriffs „subakut“. nicht als schwerwiegende Erkrankung erachtet.
Es gibt jedoch Situationen, in denen die Throm-
busspitze sich entlang der proximalen V. saphena
Thromboserezidive magna ausdehnt und über die Crosse in die V. fe-
moralis communis hineinragt. Eine ähnliche
Rezidivierende thrombotische Ereignisse treten Situation kann auch in der V. saphena parva ent-
häufig nach einer akuten TVT auf (Meissner et al. stehen, wenn sich die Gerinnselspitze über die
1995). Der Nachweis eines frischen Thrombus in Vena-saphena-parva-Crosse ausdehnt. Berichten
einer durch eine frühere TVT geschädigten Vene zufolge kann von einer solchen Thrombusspitze

204
Andere, eine TVT imitierende Erkrankungen 13.8

Abb. 13.13 Dieser Querschnitt der V. saphena magna


enthält Hinweise auf eine Thrombophlebitis. Die Vene Abb. 13.14 Dieses Bild zeigt ein verletzungsbedingtes
ist erweitert und enthält einen Thrombus (Pfeil). Hämatom (H) im Wadenmuskel. Hämatome können
mit einer TVT verwechselt werden.

auch ein Risiko für eine proximale Embolisation Lymphödem


ausgehen, weshalb bei der Untersuchung von
Thromben in dieser Position vorsichtig vorge- Lymphödeme imponieren als chronische Extre-
gangen werden muss (Blumenberg et al. 1998). mitätenschwellung infolge einer verminderten
Diese Befundkonstellation sollte schnellstmög- Effizienz oder eines Versagens des lymphatischen
lich weitergeleitet werden, da die Entfernung des Abflusssystems, die durch eine primäre Anomalie
Thrombus manchmal einen chirurgischen Ein- des Lymphsystems oder durch sekundäre Ur-
griff erforderlich macht. sachen bedingt sein kann. Die Folge ist eine
Schädigung der Lymphknoten und des Drainage-
systems in der Leiste, u. a. nach einem chirur-
Hämatom gischen Eingriff, Trauma, maligner Tumorerkran-
kung und Radiotherapie in der Leistenregion.
Als Hämatom bezeichnet man eine Blutansamm- Besonders häufig sind Lymphödeme in der Wade,
lung im Gewebe, die gerinnen und eine solide sie können sich aber auch auf das ganze Bein
Schwellung verursachen kann. Hämatome kön- ausdehnen. In zwei Dritteln der Fälle tritt das
nen durch äußere Verletzungen oder andere Me- Lymphödem einseitig auf. Auch andere Bereiche,
chanismen wie Muskelrisse entstehen, extrem u. a. die Arme, können betroffen sein. Das B-Bild
schmerzhaft sein und vor allem in der Wade eine eines Lymphödems zeigt eine Verdickung der
Beinschwellung auslösen. Blut aus dem Häma- subkutanen Schicht; und in diesem Bereich ist
tom kann sich auch entlang der Faszienschichten ein schwaches B-Bildrauschen zu beobachten,
ausbreiten. Das sonographische Erscheinungs- das dem Bild ein körniges Aussehen verleiht
bild eines Hämatoms ist das eines recht gut um- (Abb. 13.15). Im Allgemeinen unterscheidet sich
schriebenen echofreien Bereiches im Weichteil- das Ultraschallbild eines Lymphödems von dem
oder Muskelgewebe (Abb. 13.14). Form und eines einfachen Flüssigkeitsödems. Die Durch-
Größe eines Hämatoms sind variabel. Manchmal gängigkeit der tiefen Venen kann sonographisch
lassen sich die Venen in unmittelbarer Nachbar- bestätigt werden, doch leider mindert das Vorlie-
schaft zu einem Hämatom aufgrund seiner Größe gen eines Lymphödems die Qualität des Ultra-
oder der Schmerzen, die es dem Patienten verur- schallbildes und lässt die sonographische Dar-
sacht, nicht darstellen. Ein Hämatom kann auch stellung vieler tiefer Venen zu einer technischen
zu einer Kompression der tiefen Venen in lokaler Herausforderung werden.
Nachbarschaft führen.

205
13 Duplexsonographische Diagnostik tiefer Venenthrombosen und venöser Erkrankungen …

Abb. 13.16 Flüssigkeitsansammlungen sind im Subku-


tangewebe als zahlreiche echofreie Kanäle (Pfeile)
Abb. 13.15 Lymphödeme verursachen im Subkutan- nachweisbar, die sich im Gewebe ausbreiten.
gewebe ein körniges Erscheinungsbild, wie auf diesem
im Querschnitt aufgenommenen B-Bild erkennbar
pulsatile Flussmuster, das häufig in den proxima-
wird. Das oberflächliche Gewebe ist relativ dick. Der
len tiefen Venen zu beobachten ist und fälsch-
Pfeil deutet auf die Muskelfaszie. Achten Sie auf die für
licherweise für einen arteriellen Fluss gehalten
diese Erkrankung typische verminderte Bildqualität.
werden kann (Abb. 13.17). Die Flussrichtung lässt
sich durch sorgfältige Beobachtung der Farbko-
dierung überprüfen.
Zellulitis
Die Ursache der Zellulitis ist eine Infektion des Baker-Zyste
Subkutangewebes und der Haut, die eine diffuse
Schwellung der unteren Extremität hervorruft Eine Baker-Zyste ist eine Aussackung der dorsalen
und häufig mit Schmerzen, Druckempfindlich- Kniegelenkkapsel mit stielartiger Verbindung
keit und Rötung assoziiert ist. Im Bereich der zum Gelenk, die normalerweise auf der medialen
Schwellung ist gewöhnlich auch ein Ödem nach- Seite des Knies zwischen dem medialen Kopf des
weisbar. Die Durchgängigkeit der tiefen Venen M. gastrocnemius und den semimembranösen
kann duplexsonographisch bestätigt werden. Fer- Sehnen entsteht. Eine Baker-Zyste ist meist die
ner ist infektionsbedingt gelegentlich ein hyper- Folge einer Kniebinnenerkrankung, z. B. einer
ämischer Fluss in den Venen und Arterien der chronischen Meniskusschädigung, bei der es zu
betroffenen Extremität zu beobachten. einer vermehrten Produktion von Gelenkflüssig-
keit kommt und damit zu einer chronischen Er-
höhung des Gelenkinnendrucks. Dies führt zu
Ödem einer dauerhaften Aussackung am Ort des ge-
ringsten Widerstandes mit Ausbildung einer
Ödeme können sich in der Wade aufgrund einer Baker-Zyste an oben genannter Stelle.
Infektion, eines Ulcus cruris, eines lokalen Trau-
mas oder als Folge einer signifikanten Veneninsuf-
fizienz bilden und sind durch eine Flüssigkeits-
ansammlung oder ein Ödem im oberflächlichen
Gewebe charakterisiert. Das sonographische Bild
eines Ödems zeigt eine Flüssigkeitsausbreitung in
das Gewebe über zahlreiche interstitielle Kanäle
(Abb. 13.16). Patienten mit kongestiver Herz-
insuffizienz entwickeln infolge eines erhöhten
Drucks im venösen System und im rechten Her- Abb. 13.17 Die aus der V. femoralis communis eines
zen häufig Beinödeme. Ein weiteres Charakteris- Patienten mit kongestiver Herzinsuffizienz abgeleiteten
tikum der kongestiven Herzinsuffizienz ist das venösen Flusssignale zeigen ein pulsatiles Flussmuster.

206
Andere, eine TVT imitierende Erkrankungen 13.8

Baker-Zysten können rupturieren; die Ruptur ver- Vergrößerte Lymphknoten


ursacht starke Schmerzen und Symptome, die
denen einer akuten Venenthrombose ähneln. Vergrößerte Lymphknoten können eine durch
Große Baker-Zysten können die V. poplitea oder den verminderten Lymphabfluss bedingte Extre-
die tiefen Venen in der Kniekehle komprimieren mitätenschwellung hervorrufen. Die Vergröße-
und eine TVT auslösen. Auch wenn die Diagnose rung der Lymphknoten ist das Ergebnis patholo-
Baker-Zyste gestellt wurde, muss die Durchgän- gischer Prozesse, u. a. von Infektionen oder ma-
gigkeit der tiefen Venen in der Kniekehle geprüft lignen Erkrankungen. Am häufigsten betroffen
und bestätigt werden, da die Baker-Zyste ein Zu- ist die Leisten- oder Achselregion. Die Lymph-
fallsbefund im Gefolge einer Venenthrombose knoten können so groß werden, dass es zur
sein kann. Eine Baker-Zyste kann fälschlich auch Kompression der benachbarten Vene kommt.
als popliteales Aneurysma diagnostiziert werden. Vergrößerte Lymphknoten können druckemp-
Baker-Zysten sind am leichtesten im Transver- findlich sein, ferner können eine lokalisierte Rö-
salschnitt in der Kniekehle darzustellen. Auf- tung und Überwärmung (Erythem) auftreten. Es
grund der Flüssigkeitsansammlung in der Zyste kann vorkommen, dass vergrößerte Lymphkno-
sind sie normalerweise echofrei, können aber ten klinisch als Aneurysmen der Femoralarterie
auch echogene Zelltrümmer und Knochen-Knor- fehldiagnostiziert werden, wenn die Pulsation
pel-Fragmente enthalten. Viele Baker-Zysten der Arterie durch den vergrößerten Lymphkno-
weisen eine typische ovale oder halbmondartige ten auf die Hautoberfläche übertragen wird.
Form auf, wobei der Zystenstiel von der Haupt- Vergrößerte Lymphknoten werden als in Grup-
kammer der Zyste weg in den Gelenkspalt ragt pen auftretende ovale oder kugelförmige Raum-
(Abb. 13.18). Wird die Zyste übermäßig groß, forderungen dargestellt (Abb. 13.19). Sie impo-
kann sie die anatomischen Strukturen in der nieren hauptsächlich als echoarme Strukturen,
Kniekehle beeinträchtigen. Die Erkennung einer können im Zentrum jedoch stärkere Reflexe
rupturierten Baker-Zyste mittels Ultraschall ist erzeugen und mit einer thrombosierten Vene
schwierig. verwechselt werden. Farbdopplersonographisch
lässt sich – vor allem bei Vorliegen einer Infek-
tion – in größeren Knoten meist ein Blutfluss
nachweisen.

BC

Abb. 13.19 Dieses Querschnittbild zeigt in der oberen


A
Leistenregion einen vergrößerten Lymphknoten (Pfeil),
in dem ein Blutfluss nachweisbar ist. Unterhalb des
Knotens liegen die A. femoralis communis (A) und ihre
Abb. 13.18 In diesem Querschnitt der Kniekehle ist gleichnamige Vene (V).
eine Baker-Zyste (BC) nachweisbar. Auch die Popliteal-
arterie (A) und -vene (V) sind auf dieser Aufnahme zu
sehen.

207
13 Duplexsonographische Diagnostik tiefer Venenthrombosen und venöser Erkrankungen …

Sonstige pathologische Läsionen


V. subclavia
Weitere pathologische Zustände, die klinisch V. jugularis
interna
eine TVT nachahmen können, sind Abszesse, ar-
teriovenöse Fisteln, Muskelrisse und das Hyper-
V. brachio-
perfusionssyndrom im Gefolge einer arteriellen cephalica
Bypass-Operation wegen Beinischämie.

V. axillaris
13.9 Venen der oberen V. cephalica

Extremität
Anatomie der tiefen Armvenen
V. brachialis
Die Venen der oberen Extremität können eben-
V. mediana
falls in tiefe und oberflächliche Venen unterteilt V. basilica
cubiti
werden (Abb. 13.20), und auch hier sind ver-
schiedene anatomische Varianten anzutreffen.
Meist sind paarig angelegte Venen mit den Ra-
dial- und Ulnararterien assoziiert. Normalerweise
vereinigen sie sich am Ellenbogen zur V. brachia-
lis, können aber auch getrennt verlaufen und erst
im Oberarm in die V. brachialis übergehen. Die V. cephalica
V. brachialis ist meist paarig angelegt und mit der
A. brachialis assoziiert. Am oberen Ende des Arms
geht die V. brachialis in die V. axillaris über, die
meist aus einem Stamm besteht. An der 1. Rippe V. radialis V. ulnaris
geht die V. axillaris in die V. subclavia über. Die
V. subclavia zieht durch die obere Thoraxapertur,
verläuft aber getrennt von der Arterie vor dem
M. scalenus anterior. Die vom Hals kommende
V. jugularis interna mündet in die proximale
V. subclavia, deren Blut dann über die V. brachio-
cephalica in die V. cava superior abfließt. Die
linke V. brachiocephalica ist länger als die rechte. Abb. 13.20 Anatomie der Armvenen.
Eine deutliche sonographische Darstellung der
Vv. brachiocephalicae ist ausgesprochen schwie-
rig. M. pectoralis, und durchdringt dann die Fascia
clavipectoralis, um sich in der Subklavikular-
region mit der V. axillaris zu vereinigen. Die
Anatomie der oberflächlichen V. basilica sammelt das Blut aus der Handinnen-
Armvenen fläche und den ventralen Anteilen der Hand und
verläuft entlang der medialen Unterarmseite zum
Zwei wichtige oberflächliche Venen im Arm sind medialen Anteil der Fossa cubitalis. Danach pe-
die V. cephalica und die V. basilica (Abb. 13.20). netriert sie die Faszie im distalen Anteil des Ober-
Die V. cephalica sammelt das Blut aus dem Hand- arms, wo sie in die V. brachialis mündet. Ihr Ab-
rücken, zieht entlang des lateralen Unterarms in gang kann jedoch variabel sein, und manchmal
die Fossa cubitalis am Ellenbogen und setzt ihren mündet die V. basilica direkt in die distale V. axil-
Weg subkutan entlang des lateralen Anteils des laris.
Bizepsmuskels fort. In Richtung Schulter verläuft
sie im Trigonum deltoideopectorale, der Ver-
tiefung zwischen dem M. deltoideus und dem

208
Methoden zur Beurteilung der V. brachialis, V. axillaris und V. subclavia 13.10

Armvenenthrombosen proximalen V. subclavia wegen der Nähe zu an-


deren Gefäßen oftmals sehr verwirrend und
Die TVT zählt zu den wichtigsten Erkrankungen „überfüllt“ aussieht und das venöse Flussmuster
des Venensystems der oberen Extremität. Am aufgrund der Vorhofkontraktionen häufig von
häufigsten sind Thrombosen in der V. subclavia einem pulsatilen Muster überlagert zu sein
und V. axillaris lokalisiert. Thrombosen können scheint.
eine Armschwellung mit einer Erweiterung der n Der Arm befindet sich in Abduktionsstel-
oberflächlichen Venen hervorrufen. Venenthrom- lung und ruht auf einem bequemen Polster.
bosen der oberen Extremität haben ganz ähn- Es ist einfacher, die Untersuchung distal
liche Ursachen wie die tiefe Beinvenenthrom- über der V. brachialis zu beginnen, die im
bose. Außerdem können Langzeitkatheter zur Oberarm neben der A. brachialis lokalisiert
parenteralen Ernährung und Arzneimittelverab- ist.
reichung die V. axillaris und V. subclavia schädi- n Die V. brachialis wird im Querschnitt dar-
gen. Auch das venöse Thoracic-outlet-Syndrom gestellt und sollte unter relativ sanftem Son-
kann eine Thrombose der V. subclavia auslösen. dendruck komprimierbar sein. Im Farb- und
Die belastungsinduzierte Thrombose der V. sub- Spektraldopplerspektrum sollte sich unter
clavia, auch als Paget-von-Schroetter-Syndrom manueller Kompression des Unterarms ein
bezeichnet, ist mit einer starken Oberkörperbe- verstärkter venöser Fluss zeigen.
lastung oder wiederholten Bewegungen assoziiert n Die V. axillaris lässt sich mit einer Kombina-
und häufig bei jungen Patienten zu beobachten. tion aus transaxillärer und infraklavikulärer
Das Erscheinungsbild einer Armvenenthrombose Sondenführung darstellen (siehe Kap. 10).
ähnelt dem der Beinvenenthrombose. Zum Nach- Die Vene ist neben der gleichnamigen Arte-
weis der Venendurchgängigkeit bedarf es einer rie zu sehen; vor allem bei schlechter B-Bild-
Kombination aus Kompressions-, Farbdoppler- qualität kann die Farbdopplersonographie
und Spektraldopplersonographie, da es – vor al- bei der Identifizierung der Vene helfen. Zum
lem in der Fossa supraclavicularis – manchmal Nachweis der Durchgängigkeit in dieser Re-
schwierig ist, einen ausreichenden Sondendruck gion bedarf es möglicherweise einer Kombi-
zu erzielen. In Regionen, in denen Druck ausge- nation aus Kompressions- und Farbdoppler-
übt werden kann, liefert die Duplexsonographie sonographie. Bei Vorliegen einer Thrombose
dagegen im Vergleich zur Phlebographie gute Er- der distalen V. axillaris kann die V. cephali-
gebnisse. Bei dem Versuch, eine TVT auf der Basis ca als Kollateralweg zur V. subclavia fungie-
von Dopplerflussmustern zu diagnostizieren, ist ren.
allerdings Vorsicht geboten (Baarslag et al. 2002). n Das distale Ende der V. subclavia wird im
Im Gefolge einer Mastektomie mit Dissektion der Querschnitt zunächst in der Fossa infra-
axillären Lymphknoten und als Folgen der Radio- clavicularis dargestellt, wo sie unter der
therapie können Armschwellungen auch durch A. subclavia liegt. Die Darstellung des mitt-
Lymphödeme hervorgerufen werden. leren Abschnitts der V. subclavia erfolgt von
der Fossa supraclavicularis aus. An der Stel-
le, an der die V. subclavia unter der Clavi-
13.10 Methoden zur Beurtei- cula verläuft, ist ein großer Schallschatten
zu sehen. Die Kompression der V. subclavia
lung der V. brachialis, gestaltet sich wegen der Halskonturen und
V. axillaris und V. sub- des Schlüsselbeins äußerst schwierig; der
clavia Nachweis der Durchgängigkeit wird daher
farbdopplersonographisch in transversaler
Der Patient liegt auf dem Rücken, sodass die und longitudinaler Schnittebene erbracht.
V. subclavia und V. axillaris erweitert werden. Die Liegt kein Abstromhindernis vor, sollte das
Sonographie dauert pro Arm normalerweise Spektraldopplerspektrum außerdem einen
10 – 15 min. Denken Sie daran, dass es bei einem spontanen atemmodulierten phasischen
Verdacht auf eine einseitige Thrombose sinnvoll Fluss zeigen. Häufig ist auch ein das pha-
sein kann, die Ultraschallbilder beider Seiten mit- sische Flussmuster überlagerndes pulsatiles
einander zu vergleichen. Nützlich ist auch der Flussmuster zu beobachten, das auf die Vor-
Hinweis, dass das farbkodierte Ultraschallbild der hofkontraktionen zurückzuführen ist (siehe

209
13 Duplexsonographische Diagnostik tiefer Venenthrombosen und venöser Erkrankungen …

Kap. 5). Eine proximale Thrombose in der 13.11 Dokumentation


V. subclavia kann sehr leicht übersehen
werden, da dieser Bereich schlecht dar- Der Befundbericht sollte das Ergebnis der Sono-
stellbar ist; das gilt insbesondere für partiell graphie als normal oder pathologisch einstufen,
okkludierende Thromben. Auch die Dar- und bei auffälligem Befund Höhe und Ausmaß
stellung von Verweilkathetern in der V. sub- der Thrombose angeben. Ferner sollte genau spe-
clavia (z. B. Hickman-Katheter) gelingt. Alle zifiziert werden, welche Venen untersucht und
Limitationen oder Zweifel bezüglich der welche aufgrund technischer Einschränkungen
sonographischen Untersuchung in diesem ausgelassen wurden. Das beugt Verwirrung oder
Bereich sollten unbedingt im Befundbogen der Annahme vor, dass die Nichterwähnung von
festgehalten werden, da möglicherweise Venen auf einen Normalbefund schließen lässt.
weitere Bildgebungsverfahren wie die Phle- Auch andere Erkrankungen, die die Symptome
bographie durchgeführt werden müssen. einer TVT nachahmen können, sollten erwähnt
n Zur Beurteilung des Flusses in der V. subcla- werden. Der Befund einer positiven TVT sollte
via können zwei Atemmanöver eingesetzt dem betreuenden/überweisenden Arzt schnellst-
werden. Das erste ist ein Valsalva-Manöver, möglich zur Kenntnis gebracht werden, damit
in dessen Verlauf der Blutfluss sistieren oder eine angemessene Behandlung eingeleitet wer-
eine Strömungsumkehr zu beobachten sein den kann.
sollte, gefolgt von einer Verstärkung des
Flusses in Richtung Herz während der Ex-
spiration. Beim zweiten Manöver atmet der Literatur
Patient mehrmals kurz durch die Nase.
Während des fortgesetzten „Schnüffelns“ Aschwanden M, Labs K H, Jeanneret C, et al 1999 The
value of rapid D-dimer testing combined with structured
kann man sehen, wie die V. subclavia kon- clinical evaluation for the diagnosis of deep vein throm-
trahiert. Durch keines dieser Manöver kann bosis. Journal of Vascular Surgery 30 (5): 929 – 935
eine TVT ausgeschlossen werden, da ein Baarslag H J, Van Beek E J, Koopman M M, et al 2002 Pro-
nicht okkludierender Thrombus vorhanden spective study of color duplex ultrasonography com-
pared with contrast venography in patients suspected of
sein könnte. Wird jedoch ein auffälliges having deep venous thrombosis of the upper extremi-
Flussmuster oder eine auffällige Reaktion re- ties. Annals of Internal Medicine 136 (12): 865 – 872
gistriert, kann dies auf eine potenzielle Er- Baxter G M, Duffy P, Partridge E 1992 Color flow imaging
krankung hindeuten. of calf vein thrombosis. Clinical Radiology 46 (3):
198 – 201
n Gelegentlich kann von einer Thrombose Bjorgell O, Nilsson P E, Jarenros H 2000 Isolated nonfilling
auch die V. jugularis interna im Hals betrof- of contrast in deep leg vein segments seen on phlebo-
fen sein. Die Darstellung erfolgt in diesem graphy, and a comparison with color Doppler ultra-
sound, to assess the incidence of deep leg vein thrombo-
Fall im Querschnitt.
sis. Angiology 51 (6): 451 – 461
n Die Vv. brachiocephalicae lassen sich meist Blumenberg R M, Barton E, Gelfand M L, et al 1998 Occult
nicht darstellen; indirekte Hinweise auf eine deep venous thrombosis complicating superficial
Thrombose ergeben sich aber bei auffälligen thrombophlebitis. Journal of Vascular Surgery 27 (2):
338 – 343
Flussmustern in der V. subclavia und V. axil-
Bradley M, Bladon J, Barker H 2000 D-dimer assay for deep
laris. vein thrombosis: its role with color Doppler sonography.
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Cogo A, Lensing A W, Koopman M M, et al 1998 Compres-
sion ultrasonography for diagnostic management of pa-
Sonstige Venenerkrankungen der tients with clinically suspected deep vein thrombosis:
oberen Extremität prospective cohort study. British Medical Journal 316:
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Eine Phlebitis der oberflächlichen Venen kann Cranley J J, Canos A J, Sull W J 1976 The diagnosis of deep
vein thrombosis: fallibility of clinical symptoms and
infolge wiederholter Katheterisierungen oder signs. Archives of Surgery 111 (1): 34 – 36
nach intravenösem Drogenabusus auftreten. Fowkes F G, Evans C J, Lee A J 2001 Prevalence and risk
Manchmal finden sich in Armen und Händen factors of chronic venous insufficiency. Angiology Suppl
auch arteriovenöse Malformationen, die in eini- 1: S5 – S15
Fowkes F J, Price J F, Fowkes F G 2003 Incidence of dia-
gen Fällen so ausgeprägt sind, dass sie zu Schwel- gnosed deep vein thrombosis in the general population:
lungen im Bereich der oberen Extremität führen. systematic review. European Journal of Vascular and En-
dovascular Surgery 25 (1): 1 – 5

210
Literatur 13.12

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tion at 2 years after the onset of deep venous thrombo- Meissner M H, Caps M T, Bergelin R O, et al 1997 Early
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211
Postoperative Bypass-

14 Kontrolle und Venenmapping


vor Bypass-Operationen

14.1 Einleitung zu überbrückenden arteriellen Gefäßprozesses.


Künstliche (alloplastische) Bypässe werden meist
In der Regel müssen sich Patienten mit signifi- zur Behandlung von Stenosen bzw. Verschlüssen
kanter Beinischämie oder drohendem Extremi- im Bereich der Iliakalgefäße (inflow disease) ver-
tätenverlust einer arteriellen Bypass-Operation wendet, autologe Venenbypässe hingegen zur
unterziehen, wenn andere Möglichkeiten zur Überbrückung von distalen Gefäßen unterhalb
Verbesserung der Durchblutung des Beines aus- des Ligamentum inguinale. Abbildung 14.1 zeigt
geschlossen sind. Gefäßchirurgen beherrschen die verschiedenen, bei Bypass-Kontrollen häufig
eine ganze Reihe von Operationstechniken, mit zu sehenden Bypass-Arten.
denen sich die Blutversorgung der Extremität
wiederherstellen lässt. Bypässe können aus künst-
lichen Materialien [z. B. aus Polytetrafluorethylen Venenbypässe
(PTFE)] hergestellt sein oder aus einer nativen
Vene bestehen, die anhand bestimmter Verfah- Wenn möglich, werden zur Anlage femorodistaler
ren, die am Ende dieses Kapitels beschrieben wer- Bypässe native Venen verwendet, da hierfür gute
den, vor dem Eingriff beurteilt und markiert wer- Langzeit-Offenheitsraten berichtet werden. Die
den kann. Ein Bypass-Versagen infolge einer Vene der Wahl für infrainguinale Bypass-Opera-
Bypass-Stenose ist eine schwerwiegende Kompli- tionen ist die V. saphena magna, obwohl auch
kation, die zur Amputation führen kann, wenn Armvenen und die V. saphena parva Verwendung
es nicht gelingt, den Bypass zu rekanalisieren. finden, wenn die Saphena magna partiell oder
Deshalb gehört es in Gefäßlabors zur gängigen insgesamt als Bypass-Gefäß nicht zur Verfügung
Praxis, zum Nachweis von Bypass-Defekten re- steht. Venenbypässe, die aus mehr als einem Ve-
gelmäßige sonographische Kontrollen der Gefäß- nenabschnitt bestehen, werden als Composite-
prothese durchzuführen. Die Mehrzahl der Kon- Bypässe bezeichnet. Für die Anlage femorodi-
trollsonographien erfolgt im Zusammenhang mit staler Bypässe haben sich zwei chirurgische Ver-
nativen Venenbypässen unterhalb der Leiste (in- fahren bewährt.
frainguinale Bypässe). Die Kontrolle künstlicher Das erste ist die sog. In-situ-Technik. Dabei wird
Bypässe wird noch verbreitet praktiziert, es gibt die V. saphena magna freigelegt, aber in ihrer
jedoch Hinweise darauf, dass die Vorteile dies- nativen Position belassen. Ihre Seitenäste werden
bezüglich weniger eindeutig sind (Lundell et al. ligiert, um den Blutfluss aus dem Bypass in das
1995). Der Ultraschall lässt sich nach einer By- Venensystem zu verhindern. Da die Vene Klap-
pass-Operation auch zur Darstellung potenziell pen enthält, die den Blutfluss nach kaudal ver-
infizierter Areale einsetzen, um zu überprüfen, hindern, müssen sie entfernt oder mithilfe eines
ob zwischen dem Infektionsgebiet und dem By- Valvulotoms herausgetrennt werden. Bei einem
pass ein Kontakt besteht. Im Mittelpunkt dieses In-situ-Bypass liegt der Hauptkörper der Gefäß-
Kapitels steht die Überwachung infrainguinaler prothese oberflächennah im Bereich des media-
Venenbypässe. len Oberschenkels. Die Position der proximalen
Anastomose eines femorodistalen Bypasses ist
zwar variabel, häufig jedoch an der A. femoralis
14.2 Anatomie communis lokalisiert. Auch die Position des di-
stalen Anschlussendes kann variieren und richtet
Der Bypassverlauf kann beträchtlich variieren sich nach der distalen Ausdehnung der erkrank-
und richtet sich nach Höhe und Ausmaß des ten Arterienabschnitte. Vor allem wenn der By-

213
14 Postoperative Bypass-Kontrolle und Venenmapping vor Bypass-Operationen

VENE PTFE

Abb. 14.2 Beispiel für einen aus PTFE und Vene beste-
henden Composite-Bypass.

A
deshalb nicht entfernt werden müssen. Häufig
werden reversierte Venenbypässe im Oberschen-
kel in der Tiefe neben dem M. sartorius getunnelt
F
angelegt, was die sonographische Darstellung er-
schweren kann. Da die Vene gedreht wird, ist der
Durchmesser des proximalen Bypass-Abschnitts
meist geringer als der des distalen Segments. Dies
B
kann zu einer im Ultraschallbild erkennbaren
E
Lumeninkongruenz zwischen der proximalen
Zustromarterie und dem proximalen Bypass füh-
ren. Steht keine ausreichend lange native Vene
zur Verfügung, wird die Vene mit künstlichem
Material zu einem Composite-Bypass kombiniert
(Abb. 14.2).

Abb. 14.1 Beispiele für Bypässe. A: Femoropoplitealer Künstliche Bypässe


Bypass (supragenual). B: Bypass von der A. femoralis
zur A. tibialis posterior. C: Aortobifemoraler Bypass. D: Kunststoffprothesen werden für aortobifemorale,
Iliofemoraler Crossover-Bypass. E: Bypass von der A. iliofemorale, axillofemorale und femorofemorale
femoralis superficialis zur A. fibularis. F: Poplitealer By- Crossover-Bypässe verwendet. Künstliche PTFE-
pass zur Behandlung eines thrombosierten Popliteal- Prothesen werden auch für femoropopliteale
aneurysmas. Bypässe eingesetzt, doch sind die Langzeit-Offen-
heitsraten schlechter als bei den aus autologen
Venen angelegten Bypässen (Klinkert et al. 2003).
pass mit dem Truncus tibiofibularis oder der A. fi- Um das distale Ende einer femorodistalen Gefäß-
bularis anastomisiert ist, kann die distale Ana- prothese mit der nativen Arterie zu verbinden,
stomose sehr tief im Bein liegen. Die natürliche werden manchmal Venenmanschetten verwen-
Verjüngung der Vene entlang des Beines ent- det. Dadurch wird an der Anastomose eine loka-
spricht der physiologischen Abnahme des Arte- lisierte Dilatation erzeugt, die das Stenoserisiko
riendurchmessers in Richtung Peripherie. verringern soll (Abb. 14.3).
Beim zweiten Verfahren wird die V. saphena
magna vollständig entnommen und um 180 ° ge-
dreht, sodass das distale Ende der Vene die pro-
ximale Anastomose bildet. In diesem Fall spricht
man von einem reversierten oder Umkehrbypass.
Ein besonderer Vorteil dieser Technik besteht
darin, dass die Venenklappen in dieser Richtung
den Blutfluss nach kaudal nicht verhindern und

214
Zweck der Bypass-Kontrolle 14.3

BYPASS

MANSCHETTE

A. POPLITEA

Abb. 14.3 Eine Venenmanschette (Pfeil) an der dista-


len Anastomose zwischen einem PTFE-Bypass und der
A. poplitea.

14.3 Zweck der Bypass-


A B
Kontrolle Abb. 14.4 A: Im Angiogramm ist eine signifikante By-
pass-Stenose (Pfeil) an der distalen Anastomose eines
Venenbypässe
Venenbypasses zu erkennen. B: Die Stenose wurde
mittels Ballonangioplastie erfolgreich dilatiert.
Hauptursache eines Venenbypass-Versagens ist
die Entstehung einer intrinsischen Venenbypass-
Stenose. Abbildung 14.4 zeigt ein Angiogramm Im Normalfall werden die Patienten 1, 3, 6, 9 und
zum Nachweis einer Bypass-Stenose. Wie Studien 12 Monate nach einer Bypass-Operation sono-
gezeigt haben, stenosiert ein signifikanter Anteil graphiert (Kasten 14.1). Viele Gefäßzentren set-
der Venenbypässe oder weist Defekte auf (Grigg zen die sonographischen Kontrollen nach dem
et al. 1988, Caps et al. 1995). Ein frühes Bypass- ersten Jahr in halbjährlichen Intervallen zur Fest-
versagen (innerhalb des ersten Monats) wird stellung möglicher Spätstörungen unbegrenzt
technischen Defekten oder einer ungünstigen fort (Erikson et al. 1996). Wenn sich Hinweise auf
Patientenselektion zugeschrieben. Ein Beispiel die Entwicklung einer mittelschweren Stenose
dafür wäre etwa die Auswahl eines Patienten mit ergeben, wird der Abstand zwischen den Unter-
einem unterhalb des Bypasses sehr schlechten
peripheren arteriellen Abstrom (Run-off), der zu
einem erhöhten Flusswiderstand und letztend-
lich zu einer Bypass-Thrombose führt. Ein By- Kasten 14.1 Vorschlag für ein Bypass-Überwa-
pass-Versagen nach einem Monat ist durch eine chungsprogramm nach Krankenhausentlas-
Intimahyperplasie bedingt, die durch Schäden sung; die Zeitintervalle sind in Monaten (M)
am Gefäßwandendothel entsteht. Dabei kommt angegeben
es zu einer Proliferation der glatten Muskelzellen
in das Gefäßlumen und in ihrem Gefolge zu einer Programm für Patienten ohne Nachweis sig-
Verengung. Stenosen können an jeder Stelle des nifikanter Auffälligkeiten, Quotient der systo-
Bypasses auftreten; manchmal kann es sich um lischen Spitzengeschwindigkeiten (PVR, Peak
extrem kurze netzartige Läsionen handeln. Im Velocity Ratio) < 2
Rahmen einer In-situ-Bypass-Operation kann n 1 M, 3 M, 6 M, 9 M, 12 M, Programm endet
auch die unvollständige Destruktion der Venen- nach 12 M oder wird alle 6 M fortgesetzt
klappensegel lokalisierte Strömungsstörungen Programm bei Stenosenachweis:
und Stenosierungen verursachen. Ein spätes By- n PVR 2 – 2,5: Kontrollintervalle auf 2 Monate
pass-Versagen (nach 12 Monaten) kann auch verringern
durch die Progredienz eines atherosklerotischen n PVR 2,6 – 2,9: Kontrollintervalle auf 4 – 6 Wo-
Krankheitsprozesses in den zu- oder abführenden chen verringern
nativen Arterien ober- und unterhalb des By- n PVR > 3, Angioplastie oder Bypass-Revision
passes bedingt sein.

215
14 Postoperative Bypass-Kontrolle und Venenmapping vor Bypass-Operationen

suchungen auf 1 – 2 Monate verkürzt. Bei Pa- das sich auch auf den Fuß erstreckt. In dieser
tienten, die sich einer Angioplastie oder einer Situation ist zur Vermeidung eines Bypass-Ver-
chirurgischen Revision eines signifikanten By- schlusses eine dringliche Intervention erforder-
pass-Defektes unterziehen müssen, werden die lich. Die meisten Bypass-Defekte lassen sich zwar
Kontrollen von Anfang an durchgeführt. Solche durch Überwachungsprogramme erkennen; es ist
Überwachungsprogramme setzen ein erhebliches jedoch sinnvoll, dass Patienten eine Karte mit
Engagement des Gefäßlabors voraus, und die sich führen, auf der Informationen über ihre
Frage nach dem Nutzen und der Kosteneffekti- Therapie und für den Notfall nützliche Telefon-
vität von Überwachungsprogrammen hat heftige nummern vermerkt sind. Die meisten Bypass-
Diskussionen ausgelöst. Es gibt jedoch durchaus Stenosen lassen sich erfolgreich mittels Ballon-
Hinweise darauf, dass Verlaufskontrollen zur Auf- angioplastie behandeln (siehe Kap. 1). Manchmal
rechterhaltung der Bypass-Durchgängigkeit wirk- machen Restenosen jedoch auch eine chirur-
sam sind und geringere Kosten verursachen als gische Revision erforderlich, wobei der Defekt
die chirurgische Revision nach einer Bypass- durch eine lokalisierte Patch-Plastik versorgt oder
Thrombose oder die Rehabilitation nach einer ein Teil des Bypasses durch ein neues Venen-
Amputation (Lundell et al. 1995, Wixon et al. segment ersetzt wird. Frühzeitige Bypass-Ver-
2000). schlüsse können mittels Thrombolyse oder By-
pass-Thrombektomie behandelt werden. Häufig
liegen dem Verschluss korrekturpflichtige Ursa-
Künstliche Bypässe chen wie eine Bypass-Stenose, eine Stenose im
Bluteinstrombereich oder ein Verschluss im Blut-
Die Überwachung von Kunststoff-Bypässen bleibt abstrombereich zugrunde. Umgekehrt kann sich
umstritten, da viele Verschlüsse infolge einer in manchen Bypässen ein lokales Aneurysma
spontanen Bypass-Thrombose auftreten. In man- entwickeln, das so groß werden kann, dass ein
chen Gefäßzentren werden iliofemorale Cross- Prothesenabschnitt ersetzt werden muss.
over- und aortobifemorale Bypässe vor allem
dann kontrolliert, wenn Probleme mit den zu-
oder abführenden Arterien auftreten. Kunststoff- 14.5 Praktische Tipps für die
Bypässe weisen eine höhere Infektionsanfälligkeit
auf, und manchmal finden sich an der Infek- sonographische Unter-
tionsstelle – häufig in der Leistenregion – Flüssig- suchung von Bypässen
keitsansammlungen oder Eiter im Bereich der
Gefäßprothese. Die Bypass-Infektion ist eine Ziel der sonographischen Untersuchung ist die
schwerwiegende Komplikation, die zur Anasto- Erkennung möglicher Bypass-Defekte, die den
mosenzerstörung und somit zu unbeherrschbaren Blutfluss beeinträchtigen und zu einem Bypass-
Blutungen führen kann. Die Duplexsonographie Verschluss führen können. Im Allgemeinen wer-
hat sich als nützliche Methode zur Erkennung den die blutzuführenden und -abführenden Arte-
und Überwachung potenzieller Bypass-Infektio- rien ober- und unterhalb des Bypasses untersucht.
nen bewährt. Eine spezielle Vorbereitung ist nicht erforderlich,
und die große Mehrzahl der Bypass-Untersu-
chungen dauert nicht länger als eine halbe Stun-
14.4 Symptome und Behand- de. Die meisten Bypass-Kontrollen werden in
Rückenlage oder Lagerung mit erhöhtem Ober-
lung von Bypass-Stenosen körper durchgeführt. Beim Sonographieren von
oder Bypass-Versagen Venenbypässen sollte das Bein nach außen ro-
tiert sein und das leicht angewinkelte Knie unter-
Viele Patienten verspüren keine Symptome, polstert werden. Ist der Bypass mit der A. poplitea
wenn sich eine Bypass-Stenose entwickelt, und anastomosiert, muss sich der Patient manchmal
ein Bypass kann auch ohne vorherige Warnzei- auf eine Seite drehen, damit posteriorer distaler
chen versagen. Zu den Symptomen, die einem Oberschenkel, Kniekehle oder posteriore proxi-
drohenden Bypass-Versagen zuzuordnen sind, male Wade untersucht werden können. Die Po-
können der plötzliche Beginn einer schweren sitionen für die Sonographie der Tibialarterien
Claudicatio oder ein Kältegefühl gezählt werden, werden in Kapitel 9 erläutert. Das Ultraschallge-

216
Sonographische Untersuchungstechniken 14.6

rät sollte für die Bypass-Sonographie oder, wenn 14.6 Sonographische Unter-
entsprechende Voreinstellungsoptionen nicht
verfügbar sind, für die Untersuchung der Bein- suchungstechniken
arterien konfiguriert sein. Eine Korrektur der Ein-
stellparameter ist häufig vor allem bei geringem In-situ-Venenbypässe
Volumenfluss in der Gefäßprothese erforderlich
(siehe Kap. 7). Das Hauptstück eines In-situ-Venenbypasses liegt
Vor Beginn der Untersuchung müssen Position im Bein nahe an der Oberfläche und verläuft ent-
und Art des zu untersuchenden Bypasses bekannt lang des medialen Oberschenkels (Abb. 14.5).
sein. Entsprechende Informationen sollten auf Häufig ist es einfacher, den Bypass im proxima-
der Untersuchungsanforderung oder im Opera- len medialen Oberschenkel im Querschnitt auf-
tionsbericht vermerkt sein. Eine potenziell ver- zusuchen und dann bis zur proximalen Anasto-
wirrende Situation kann beim Verschluss eines mose zu verfolgen (Abb. 14.5A).
zu einem früheren Zeitpunkt angelegten Bypasses An der proximalen Anastomose wird der Schall-
entstehen. Ein alter thrombosierter Bypass kopf in eine longitudinale Schnittebene gedreht
könnte mit dem neuen Bypass verwechselt und (Abb. 14.5B). Zum Ausschluss einer Erkrankung
fälschlicherweise als verschlossen diagnostiziert sollte die blutzuführende Arterie im Idealfall auf
werden. Zur Bypass-Kontrolle in Oberschenkel einer Länge von mindestens 5 cm oberhalb des
und Wade eignet sich am besten eine Kombi- Bypassanfangs untersucht werden. So lassen etwa
nation aus flachen Linearschallköpfen mit 5 und gedämpfte Wellenformen in dieser Höhe wahr-
10 MHz oder einer entsprechenden Breitband- scheinlich auf eine signifikante Iliakalarterien-
sonde. Für die Darstellung von suprainguinalen erkrankung schließen. Die proximale Anastomose
oder sehr tief im Oberschenkel getunnelt ange- sollte sowohl farb- als auch spektraldopplersono-
legten Bypässen benötigt man einen 3,5-MHz- graphisch sorgfältig auf Stenosezeichen unter-
Schallkopf. sucht werden.

B Bypass
verschlossene
AFC AFS
A A. profunda

C Bypass
SFA
VFC
Bypass
C

TTF

Bypass

Abb. 14.5 Schallkopfpositionen zur Beurteilung eines In-situ-Venenbypasses von der A. femoralis zum Truncus
tibiofibularis (TTF). A: Querschnitt eines proximalen Bypasses. B: Proximale Anastomose im Längsschnitt. C:
Hauptstück des Bypasses im Längsschnitt. D: Längsschnitt der distalen Anastomose unterhalb der Kniekehle. Auch
bei der Sonographie aus einer medialen Position unterhalb des Knies kann man ein gutes Bild der distalen Anasto-
mose gewinnen.

217
14 Postoperative Bypass-Kontrolle und Venenmapping vor Bypass-Operationen

Der Bypass wird dann entlang des Oberschenkels


im Längsschnitt gründlich untersucht (Abb. Venen-
14.5C), wobei die Pulswiederholungsrate (PRF) bypass
im Farbmodus so optimiert wird, dass zum Nach-
weis etwaiger Strömungsstörungen die gesamte
Farbskala ausgenutzt wird. Das beste Bild vom
Bypass-Hauptstück erzeugt ein 10-MHz-(oder ent- Fibula Tibia
spechender Breitband-)Schallkopf. Entlang der Bypass
verläuft durch
gesamten Bypass-Führung sollten in häufigen In- die Membrana
tervallen Spektraldopplersignale abgeleitet wer- Distale interossea
den, um veränderte Wellenformen aufzuspüren. Anastomose
Beim Sonographieren oberflächennaher Venen-
bypässe ist es oftmals schwierig, günstige Dopp- A. tibialis
lerwinkel zu erzeugen, sodass der Schallkopf anterior
eventuell in einer Art „Spitze-Hacke-Technik“ be-
wegt werden muss. Dabei darf mit dem Schall-
kopf jedoch nicht zu viel Druck ausgeübt werden,
da dies zur Kompression oberflächennaher In-
situ-Bypässe führen und den Eindruck einer Ste-
nose vermitteln kann, vor allem wenn der Bypass
eine knöcherne Oberfläche überkreuzt. In diesem Abb. 14.6 Gewöhnlich verlaufen Bypässe zur A. tibia-
Fall kann ein Keil aus Kopplungsgel helfen, wenn lis anterior zwischen Tibia und Fibula getunnelt durch
ein bestimmter Bereich oberflächennah unter- die Membrana interossea.
sucht werden muss.
Der distale Anteil vieler In-situ-Bypässe zieht in Bypässen. Da Umkehrbypässe häufig aber tief im
die Tiefe, um am distalen Anastomosenende in Oberschenkel liegen, sind sie auch schwerer dar-
eine native Arterie zu münden (Abb. 14.5D). Dies stellbar. Gewöhnlich benötigt man für solche
gilt insbesondere für Bypässe zur A. poplitea oder Bypässe einen 5-MHz-Schallkopf. Der Bypass
A. fibularis. Häufig muss in dieser Region eine
5-MHz-Sonde benutzt werden. Die distale Ana-
stomose sollte farb- und spektraldopplersono- Tab. 14.1 Übliche Schallkopfpositionen für die Dar-
graphisch sehr gründlich untersucht werden. Mit stellung der distalen Anastomose eines infra-
der A. tibialis anterior anastomosierte Bypässe inguinalen Bypasses
werden im Allgemeinen getunnelt durch die
Membrana interossea verlegt (Abb. 14.6). Die Ge- Höhe der Ana- Schallkopfposition
fäßprothese wird am medialen oder posterome- stomose
dialen Anteil der Wade dargestellt, wo man sehen A. poplitea Medialer Anteil des distalen
kann, wie sie plötzlich steil nach unten zieht und Pars I Oberschenkels oder dorsaler
durch die Membran verschwindet. Über dem an- (supragenual) distaler Oberschenkel knapp
terolateralen Anteil der Wade, wo sie wieder in über der Kniekehle
Richtung Schallkopf aufsteigt, kann sie erneut
A. poplitea Kniekehle oder dorsaler und
ausfindig gemacht und nach distal bis zur Ana-
Pars III medialer Anteil der proximalen
stomose verfolgt werden. Im Anastomosenbe-
(infragenual) Wade
reich findet sich am anterioren Anteil der Wade und Truncus
eine Längsnarbe. Die Schallkopfpositionen zur tibiofibularis
Lokalisation der distalen Anastomose sind Tabel-
le 14.1 zu entnehmen. A. tibialis Medialer Anteil der Wade
posterior

A. fibularis Medialer Anteil der Wade oder


Reversierte Venenbypässe aus dorsolateraler Position

A. tibialis Anterolateraler Anteil der Wade


Die Techniken zur Darstellung von reversierten
anterior
oder Umkehrbypässen ähneln denen von In-situ-

218
B-Bildtechnik 14.7

wird am besten im Querschnitt dargestellt, da er distalen Anastomose in Höhe der Femoralarterie


von der nativen Arterie abzweigt. Er kann von beginnt und den Bypass zur proximalen Anasto-
der proximalen Anastomose steil nach unten mose in der kontralateralen A. iliaca zurückver-
wegziehen. Ist die proximale Anastomose an der folgt. Dafür eignet sich eine Kombination aus
A. femoralis communis lokalisiert, kann der By- 5- und 3,5-MHz-Schallköpfen. Um eine(n) mög-
pass mit der A. profunda femoris oder umgekehrt liche(n) Stenose/Verschluss der Zustrombahn zu
verwechselt werden. Liegt der Bypass in der Tiefe, erkennen, lohnt es sich, auch die A. iliaca ober-
kann es sehr schwer sein, seinem Verlauf vom halb der proximalen Anastomose zu sonogra-
medialen Anteil des Oberschenkels aus zu folgen. phieren.
Einfacher ist in diesem Fall womöglich der Zu- Axillobifemorale Bypässe. Im Allgemeinen ver-
gang von einer posterioren Oberschenkelposi- laufen diese Bypässe über ihre gesamte Länge ver-
tion. Wenn sich die Gefäßprothese nur sehr gleichsweise nahe an der Oberfläche. Der Cross-
schwer im Oberschenkel auffinden lässt, lohnt over-Abschnitt des Gefäßimplantats kann von
der Versuch, in einem mehr distalen Abschnitt in der distalen Anastomose an der Femoralarterie
der Kniekehle zu beginnen und sich dann nach bis zu seiner Abzweigung vom Hauptstück des
kranial vorzuarbeiten. Um einen tiefliegenden Gefäßimplantats auf der gegenüberliegenden
Bypass-Abschnitt im Oberschenkel zu lokalisie- Körperseite beschallt werden. Der Rest der Gefäß-
ren, muss im Extremfall möglicherweise auf prothese wird dann aus der ipsilateralen Leiste
einen 3,5-MHz-Schallkopf zurückgegriffen wer- entlang der seitlichen Bauchwand und des Tho-
den. rax bis zur Fossa infraclavicularis sonographiert,
wo die Anastomose zur A. axillaris dargestellt
werden kann.
Künstliche Bypässe
Die Mehrzahl der Probleme, die im Zusammen- 14.7 B-Bildtechnik
hang mit alloplastischen Gefäßprothesen auf-
treten, sind an der proximalen oder distalen Normalbefunde
Anastomose lokalisiert. Da der Hauptprothesen-
Venenbypässe
körper nur selten betroffen ist, kann sich die
sonographische Kontrolluntersuchung nach ge- Das Bypasslumen sollte frei und von einiger-
nauerer Untersuchung der Anastomosen oftmals maßen gleichmäßigem Kaliber sein. Im unteren
auf die stichprobenartige Prüfung der Durchgän- Anteil eines In-situ-Bypasses lässt sich häufig eine
gigkeit beschränken. Wird ein auffälliger Fluss im leichte Verjüngung feststellen, da die native
Bypass registriert, ohne dass ein offensichtlicher V. saphena magna im Unterschenkel kleiner ist.
Bypass-Defekt vorliegt, müssen Zu- und Abstrom Im Gegensatz dazu kann das proximale Lumen
des Bypasses gründlich untersucht werden. eines reversierten Bypasses ein geringeres Kaliber
Femoropopliteale PTFE-Bypässe. Sie werden aufweisen als das distale Implantat. Nicht selten
ähnlich sonographiert wie autologe Venen- sieht man im Verlauf eines Venenbypasses an
bypässe und sind häufig tief getunnelt im Bein den Stellen, die den Venenklappenlokalisationen
angelegt. entsprechen, leicht dilatierte Zonen (Abb. 14.7).
Aortobifemorale Bypässe. Die Gefäßprothesen Wegen des umgebenden Narbengewebes oder der
werden in Höhe der Leiste aufgesucht und nach
proximal zur Aorta verfolgt. Für die Untersu-
chung dieser Bypässe eignet sich eine Kombina-
tion aus 5- und 3,5-MHz-Schallköpfen.
Femorofemorale Crossover-Bypässe. Ihre Dar-
stellung beginnt in einer der beiden Leisten; die
Bypässe werden über die Regio pubica zur ge-
genüberliegenden Seite verfolgt. Normalerweise
gelingt die Darstellung mit einem 5-MHz-Schall-
kopf. Abb. 14.7 Normales B-Bild eines In-situ-Bypasses.
Iliofemorale Crossover-Bypässe. Diese Bypässe Achten Sie auf die dem Sitz einer Venenklappe entspre-
lassen sich leichter darstellen, wenn man an der chende leicht dilatierte Zone (Pfeil).

219
14 Postoperative Bypass-Kontrolle und Venenmapping vor Bypass-Operationen

Untersuchungstiefe ist eine eindeutige Darstel- flattern sehen. Streckenweise können Venenby-
lung der proximalen und distalen Anastomose pässe mit der Zeit auch geschlängelt verlaufen
nicht immer einfach. Die Darstellung eines tief und dilatieren. Etwaige Veränderungen des By-
angelegten reversierten Venenbypasses gelingt pass-Durchmessers sollten dokumentiert werden.
ohne Farbkodierung nur selten. In manchen Fällen sind in aneurysmatischen Ab-
schnitten Thrombus- oder Hyperplasiezonen zu
sehen. Das B-Bild zeigt in diesen Bereichen unter
Künstliche Bypässe
Umständen eine partielle Stagnation oder Stase
Künstliche Bypässe aus PTFE erzeugen ein cha- des Blutflusses, wobei sich in der dilatierten Zone
rakteristisches Bild, wobei Vorder- und Hinter- ein Wirbel ausbildet, der starke Spiegelreflexio-
wand aufgrund der starken Reflexion der Ultra- nen hervorruft und pulssynchron oszilliert. Die
schallwellen wie eine „Doppellinie“ aussehen leicht erkennbaren echten und falschen Aneu-
(Abb. 14.2). Manche PTFE-Bypässe werden außen rysmen in autologen oder alloplastischen Bypäs-
durch Ringe verstärkt, die im Bild auch zu sehen sen werden weiter unten erörtert.
sind (siehe Abb. 7.3). Die gewellte Struktur der
hauptsächlich für aortobifemorale Bypass-Ope-
rationen verwendeten Dacron-Prothesen ist ge- 14.8 Farbdopplersonographie
wöhnlich leicht erkennbar (siehe Abb. 14.16).
Wenn Venenmanschetten verwendet werden, Normalbefunde bei Venenbypässen
um das Implantat mit der distalen nativen Arte-
rie zu verbinden, sind diese häufig als kurzstre- Die Montage des Ultraschallbildes in Abbildung
ckige Dilatation an der Anastomose zu erkennen 14.9 zeigt einen In-situ-Bypass. Im farbkodierten
(Abb. 14.3). Bild sind deutliche Strömungsstörungen und
eine Strömungsumkehr an der proximalen Ana-
stomose erkennbar, die durch Größe, Geometrie
Pathologische Befunde und Richtung des Anschlusses des Implantats an
die native Arterie bedingt sind. Dieses Phänomen
Viele Venenbypass-Stenosen sind mit alleiniger ist auch in Höhe der distalen Anastomose zu be-
B-Bildtechnik nur schwer zu erkennen, da sie obachten und sollte, wenn das Spektraldoppler-
sehr kurz oder netzartig und nur schwach echo- spektrum keine signifikant veränderte Strömungs-
gen sein können. Ausgedehntere Hyperplasie- geschwindigkeit erkennen lässt, nicht als An-
zonen können als mäßig echogene Bezirke im omalie gewertet werden. Jenseits der proximalen
Gefäßlumen erscheinen (Abb. 14.8). Bei unzu- Anastomose sollte das Farbdopplerbild ein unge-
länglicher Klappendestruktion mit dem Valvu- störtes Strömungsmuster zeigen. Gefäßimplantate
lotom kann man gelegentlich auch die Reste der mit einem soliden bi- oder triphasischen Fluss-
Klappensegel im Lumen von In-situ-Bypässen profil weisen während der Diastole eine physio-
logische Strömungsumkehr (von Rot nach Blau
oder umgekehrt) auf. Neue Implantate können
einen hyperämischen Fluss aufweisen, der auf die
periphere Dilatation und die Durchblutungs-
erfordernisse des heilenden Gewebes zurückzu-
führen ist und sich im Herzzyklus als konstanter
Vorwärtsfluss darstellt. Hat das Implantat ein
großes Lumen, kann die Strömungsgeschwindig-
keit sehr gering sein, sodass die PRF möglicher-
weise deutlich herabgesetzt werden muss, um
eine Farbfüllung des Gefäßes erzielen zu können.
In den Zonen der Venenbypässe, die dem Sitz
von Venenklappen entsprechen, ist mitunter
eine Flussumkehr zu beobachten. In seltenen Fäl-
Abb. 14.8 Das vergrößerte B-Bild zeigt eine ausge- len, in denen die Vene über einen kurzen Ab-
dehnte Intimahyperplasie (Pfeil) in einem Venenby- schnitt zweigeteilt ist, kann man zwei Fluss-
pass. lumina erkennen. Die distale Anastomose eines

220
Farbdopplersonographie 14.8

Abb. 14.9 Farbdoppler-Bildmontage eines In-situ-Bypasses. Zonen mit Farb-Aliasing und gestörter Strömung im
Hauptstück des Gefäßimplantats können auf eine Bypass-Stenose hindeuten (Pfeil). Diese Zonen sollten spektral-
dopplersonographisch sorgfältig geprüft werden. Über der distalen Anastomose ist in einem kurzen Abschnitt der
A. poplitea ein retrograder Fluss erkennbar (gebogener Pfeil).

femorodistalen Bypasses ist farbdopplersonogra- obachten, da die Gefäßprothese mit der nativen
phisch meist einfacher zu identifizieren als mit Arterie häufig im rechten Winkel verbunden ist.
der B-Bildtechnik. Nicht selten sieht man auch,
dass der Bypass ein offenes Segment der nativen
Arterie sowohl oberhalb der Anastomose als auch Pathologische Befunde bei
distal versorgt, und im nativen Gefäß ist über der Venenbypässen
Anastomose ein retrograder Fluss nachweisbar,
der einen Y-förmigen Mündungsbereich erzeugt Eine signifikante Bypass-Stenose führt zu einer
(Abb. 14.9). Häufig besteht ein erheblicher Ka- deutlichen Strömungsstörung, die im Farbmodus
libersprung zwischen dem distalen (unter Um- gewöhnlich mit einem Alias-Effekt assoziiert ist
ständen sehr großen) Ende eines Venenbypasses (Abb. 14.9; siehe Abb. 14.12), und auch der Blut-
und der Abstromarterie, bei der es sich um ein fluss jenseits der Stenose kann erheblich gestört
kleineres Tibialgefäß handeln kann. Dabei kommt sein. Bei einem Bypass-Versagen beobachtet man
es infolge des Kalibersprungs zu einer natürlichen mitunter ein sehr geringes Flussvolumen, das
Flussbeschleunigung, die am Ort der Anastomose sich farbdopplersonographisch manchmal nur
und dem proximalen Abstromgefäß möglicher- schwer darstellen lässt, sodass fälschlich ein By-
weise ein Farb-Aliasing erzeugt. Ohne gründliche pass-Verschluss diagnostiziert wird. Ist in der Ge-
Spektraldoppleruntersuchung sollte man daraus fäßprothese kein Blutfluss nachweisbar, sollten
jedoch nicht auf eine signifikante Stenose schlie- die PRF- und Hochpassfilter-Einstellungen im
ßen. Farbmodus reduziert werden, um so den Ver-
schluss zu bestätigen. Darüber hinaus sollte der
Befund aber auch noch durch eine Spektraldopp-
Normalbefunde bei künstlichen lermessung überprüft werden. Andere farbdopp-
Bypässen lersonographisch nachweisbare Prothesendefekte
sind arteriovenöse Fisteln und Aneurysmen, die
Manchmal ist der Blutfluss in künstlichen By- weiter unten vorgestellt werden.
pässen mittels Farbdopplersonographie nur sehr
schwer nachweisbar, weil das Bypassmaterial das
Dopplersignal abschwächt, sodass eine höhere
Farbverstärkung gewählt werden muss. Am An-
fang und Ende künstlicher iliofemoraler oder fe-
morofemoraler Crossover-Bypässe ist gelegent-
lich eine signifikant gestörte Strömung zu be-

221
14 Postoperative Bypass-Kontrolle und Venenmapping vor Bypass-Operationen

14.9 Spektraldopplerkurven Bypass-Durchmessers führen zu Änderungen der


systolischen Spitzengeschwindigkeit (PSV, Peak
Normalbefunde Systolic Velocity), von denen aber nicht automa-
tisch auf das Vorliegen einer Stenose geschlossen
Die Wellenformen normaler Venenbypässe kön- werden kann. In einer solchen Situation sollten
nen je nach Alter des Implantats stark variieren. die Strömungsgeschwindigkeiten in benachbar-
Neue Bypässe können wegen der nachhaltigen ten Bereichen mit ähnlichem Gefäßdurchmesser
peripheren Vasodilatation, die durch das Zu- miteinander verglichen werden. Die vermutlich
sammenspiel von früherer Ischämie und Ge- schwierigste Beurteilung bei der Bypass-Kontrolle
webeheilung bedingt sein kann, ein hyper- ist die Abschätzung des Stenosegrades an der di-
ämisches, monophasisches Flussprofil erzeugen stalen Anastomose, weil häufig ein großkalibriges
(Abb. 14.10A). Im Laufe der Zeit sollte der Blut- Venenimplantat an eine kleinere Abstromarterie
fluss aber ein pulsatiles Muster annehmen; meist anschließt und dadurch eine natürliche Strö-
werden biphasische oder triphasische Wellen- mungsbeschleunigung ausgelöst wird. In einem
formen registriert (Abb. 14.10B). Als gute Praxis solchen Fall kann es, ohne dass eine Stenose vor-
gilt, selbst bei einem normalen Farbdopplerspek- liegt, zu einem signifikanten Anstieg der systo-
trum in regelmäßigen Abständen entlang des By- lischen Spitzengeschwindigkeit kommen (Abb.
passes Spektraldopplersignale abzuleiten, da Än- 14.11). Bei gleichem Gefäßdurchmesser sollten
derungen der Wellenform bedeuten können, dass
sich eine Störung entwickelt. Strömungsstörun-
gen (einschl. Flussumkehr) begegnet man ge-
wöhnlich im Bereich der proximalen Anasto-
mose. Es sollte jedoch kein signifikanter Anstieg
der systolischen Strömungsgeschwindigkeit zu
verzeichnen sein. Natürliche Änderungen des
A B
C

Abb. 14.11 Probleme bei der Auswertung der Fluss-


geschwindigkeiten in einem Venenbypass, der mit der
A. tibialis posterior anastomosiert ist. Am Punkt A be-
trägt die PSV im distalen Bypass 65 cm/s, an Punkt B in
A
der A. tibialis posterior genau distal der Anastomose
liegt die PSV bei 120 cm/s. Das bedeutet nahezu eine
Verdopplung der Strömungsgeschwindigkeit, was auf
eine Stenose schließen lässt. Da der Durchmesser der
A. tibialis posterior aber signifikant geringer ist als der
des distalen Bypasses, kommt es zu einer natürlichen
Zunahme der systolischen Geschwindigkeit, die in um-
gekehrtem Verhältnis zur Querschnittsfläche steht. In
diesem Beispiel liegt also keine Verengung vor. Aller-
dings besteht an Punkt C 2 cm distal der Anastomose
in der A. tibialis posterior eine signifikante Stenose, die
B im Farbmodus am Alias-Phänomen und einer signifi-
Abb. 14.10 A: In der frühen postoperativen Phase be- kanten Zunahme der PSV (> 400 cm/s) zu erkennen
obachtet man oftmals einen hyperämischen Blutfluss. ist. Im Bild zeigt sich im Bereich der Anastomose (ge-
B: Im Laufe der Zeit entwickelt sich normalerweise ein bogener Pfeil) eine retrograde Füllung des nativen Ge-
pulsatiles Flussprofil. fäßes.

222
Spektraldopplerkurven 14.9

knapp unter der distalen Anastomose ähnliche


Tab. 14.2 Spektraldoppler-Kriterien zur Graduie-
Strömungsgeschwindigkeiten registriert werden
rung von Bypass-Stenosen
wie einige Zentimeter stromabwärts. Wenn die
an der Anastomose gemessenen Geschwindig- Durchmesser- Spektraldoppler-Kriterien
keiten deutlich (d. h. 3- bis 4-mal) höher sind als reduktion
die distal registrierten Geschwindigkeiten, muss
< 50 % PVR < 2
mit einer signifikanten Stenose gerechnet wer-
den. Es ist unbedingt darauf zu achten, dass der 50 – 70 % PVR 2 – 3; unmittelbar poststeno-
Spektraldopplerwinkel an der distalen Anasto- tisch verstärkte Spektrumverbrei-
mose korrekt eingestellt ist, da der Blutfluss nicht terung und Turbulenzen; Wellen-
immer parallel zur Gefäßwand verläuft. Ansons- form wird eher monophasisch
ten kann es zu Fehlern bei der Bestimmung der 70 – 99 % PVR > 3; ausgeprägte Turbulen-
Strömungsgeschwindigkeit kommen. zen distal der Stenose; Wellen-
form kann monophasisch sein

Pathologische Befunde Verschluss Kein Flusssignal vorhanden

Der Schweregrad von Bypass-Stenosen wird nach


einer ähnlichen Methode eingeteilt wie die ar- (London et al. 1993, Olojugba et al. 1998, Landry
terielle Verschlusskrankheit der unteren Extremi- et al. 2002). Stenosen, die zu einer PVR von
tät. Die PSV im Stenosebereich wird durch die 2 – 2,9 führen, werden engmaschig überwacht.
PSV in einem normalen Bypass-Abschnitt genau Ferner geht man davon aus, dass eine PSV von
proximal der Stenose dividiert (Abb. 14.12). Die < 45 cm/s im Gefäßimplantat auf einen Bypass-
Kriterien für die Gradeinteilung von Bypass-Ste- Defekt hindeutet (Mills et al. 1990). Bei der An-
nosen sind in Tabelle 14.2 aufgeführt. Eine An- wendung dieses Kriteriums ist jedoch Vorsicht
gioplastie oder chirurgische Revision wird ge- geboten, denn bei Patienten mit großkalibrigen
wöhnlich bei einer PVR von t 3 durchgeführt Bypässen kann die Flussgeschwindigkeit inner-
halb des Implantats vergleichsweise gering aus-
fallen, weil die Geschwindigkeit sich umgekehrt
proportional zur Querschnittsfläche verhält. Wir
haben die Erfahrung gemacht, dass es bei vielen
normalen Bypässen mit Flussgeschwindigkeiten
unterhalb dieses Wertes nicht zu einem Ver-
schluss kommt. Ungünstige Spektraldopplerwin-
A kel können bei Einpunktmessungen zu erheb-
lichen Fehlern führen. Deshalb muss für die Mes-
sung unbedingt ein Bypass-Abschnitt ausgewählt
werden, in dem ein geeigneter Dopplerwinkel
B C
erreicht werden kann, mit dem sich die Strö-
mungsgeschwindigkeit präzise bestimmen lässt.
Gedämpfte Signale aus der Arterie proximal der
proximalen Anastomose deuten oftmals auf eine
Stenose in der Zustrombahn hin, die doppler-
sonographisch untersucht werden sollte, da ein
Abb. 14.12 Die PVR wird zur Bestimmung des Steno- mangelhafter Zustrom zu einem Bypass-Ver-
segrades im Bereich eines Bypasses herangezogen. A: schluss führen kann. Auch eine Stenose des ar-
Farbdopplersonographisch ist eine schwere Bypass- teriellen Abstromgefäßes unterhalb der distalen
Stenose nachweisbar. B: Die PSV unmittelbar proximal Anastomose kann den Bypassfluss durch Erhö-
der Stenose beträgt 16,4 cm/s. C: Die intrastenotische hung des distalen Widerstands dramatisch ver-
PSV liegt bei 319 cm/s und geht mit einer ausge- ringern. Aus diesem Grund müssen in jedem Fall
prägten Spektrumverbreiterung einher. Dies entspricht die Abstromarterien unterhalb des Bypasses so-
einer um den Faktor 19 erhöhten Geschwindigkeits- nographiert werden. Zu bedenken ist jedoch,
ratio und lässt auf eine kritische Stenose schließen. dass manche Bypässe trotz eines verschlossenen

223
14 Postoperative Bypass-Kontrolle und Venenmapping vor Bypass-Operationen

Abstromgefäßes jahrelang offen bleiben. Der als Speckle-Muster in Erscheinung tritt. Ein sol-
Grund dafür ist ein retrograder Fluss in einen of- cher Befund deutet auf einen drohenden Bypass-
fenen Abschnitt der Arterie über der Anastomose, Verschluss und sollte umgehend weitergeleitet
durch den Kollateralen versorgt werden (Abb. werden. Umgekehrt lässt eine gedämpfte Wellen-
14.13). form mit geringem Flussvolumen im proximalen
Bypass auf eine Stenose in der Einstrombahn
schließen.
14.10 Bypass-Versagen und
Bypass-Verschluss 14.11 Häufig auftretende
In manchen Fällen kommt es trotz aggressivster Probleme
Überwachungsprogramme zu einem Bypass-Ver-
schluss. Die Gründe dafür sind vielfältig. Mit der Die Untersuchung kräftigerer und adipöser Pa-
B-Bildtechnik lassen sich vor allem tiefliegende tienten kann sich schwierig gestalten; unter Um-
verschlossene Venenbypässe mitunter nur schwer ständen ist in einer solchen Situation ein Wech-
erkennen, da sie mit den Gewebsschichten ver- sel zu einem Schallkopf mit einer niedrigeren
schmelzen können. Kann ein solcher Bypass den- Sendefrequenz indiziert. Bei noch nicht abge-
noch identifiziert werden, ist im Lumen meist schlossener Wundheilung können frühzeitige
ein Thrombus zu sehen. In der Regel lässt sich postoperative Untersuchungen Schwierigkeiten
ein verschlossener Bypass am einfachsten in bereiten. In diesen Fällen hat sich das Sono-
Höhe der proximalen Anastomose identifizieren. graphieren über einem sterilen Folienverband
Die deutlichsten Zeichen für einen Bypass-Ver- bewährt. Fehlende Kenntnisse über die Art und
schluss sind das Fehlen eines Farbflusses und von Lage des Bypasses können beträchtliche Pro-
Spektraldopplersignalen. Auch der Knöchel-Arm- bleme verursachen. So ist etwa, wenn für einen
Blutdruck-Index ist verringert. Ein thrombosier- popliteotibialen Bypass die V. saphena magna
ter Bypass kann am distalen Ende ein Gerinnsel aus dem Oberschenkel verwendet wurde, da sie
enthalten, und die Spektraldopplersignale zeigen in dieser Etage größer ist, am Oberschenkel eine
im offenen Lumen in diesem Bereich ein charak- große Narbe zu sehen, auch wenn der Bypass
teristisches Hochwiderstandsflussmuster mit ge- nicht in dieser Etage lokalisiert ist. Es kann also
ringem Flussvolumen ohne Nettofluss (Abb. vorkommen, dass der Sonographeur automatisch
14.14). In einem solchen Fall zeigt das B-Bild davon ausgeht, dass diese Lokalisation der Po-
unter Umständen einen leichten Pendelfluss, der sition des proximalen Bypasses entspricht. Eine

Abb. 14.13 Das Farbdopplerbild vom distalen Ende Abb. 14.14 Das aus einem In-situ-Bypass abgeleitete
eines Venenbypasses zeigt einen Verschluss der A. ti- Spektrum zeigt ein extrem geringes Flussvolumen, was
bialis posterior (Pfeile) an der distalen Anastomose. We- für einen drohenden Bypass-Verschluss spricht. In die-
gen des retrograden Flusses (R), der einen nativen Ge- sem Beispiel war das distale Bypass-Ende bereits throm-
fäßabschnitt über der Anastomose versorgt, bleibt der bosiert, und das Dopplerspektrum zeigt keinen Netto-
Bypass jedoch offen. fluss.

224
Entrapment von Bypässen 14.13

FA G

Abb. 14.16 Am distalen Ende eines femorofemoralen


Crossover-Bypasses (G) hat sich infolge einer Anasto-
moseninsuffizienz ein Aneurysma (FA) ausgebildet.
Abb. 14.15 Aneurysmatische Zone in einem Venenby- Achten Sie auf das gewellte Aussehen der Dacronpro-
pass, die der Lokalisation einer Venenklappe entspricht. these.
Achten Sie auf die Hyperplasie oder den Thrombus
(Pfeil) im Dilatationsbereich.

Abschrift des Operationsberichts könnte die Lo- Falsche Aneurysmen entstehen dadurch, dass
kalisierung des Bypasses erleichtern. durch eine defekte Gefäßwand Blut ein- und aus-
Außerdem werden Bypässe mitunter in unge- treten kann (siehe Kap. 11). Typisch ist ein Wir-
wöhnlichen Richtungen eingesetzt, etwa entlang belfluss in einem abgeschlossenen Hohlraum au-
dem anterolateralen Oberschenkel zur A. tibialis ßerhalb des echten Flusslumens, der auch einen
anterior in der Wade. Bei einigen Patienten Thrombus enthalten kann. Zur Ausbildung eines
könnte ein früher angelegter, jetzt aber verschlos- falschen Aneurysmas kann es kommen, wenn die
sener Bypass mit dem neuen, noch durchgän- Anastomosennaht undicht wird; oder es entsteht
gigen Bypass verwechselt werden. Auch native als Komplikation einer Ballonangioplastie infolge
Gefäße wie etwa die A. femoralis superficialis, die eines Risses der Bypasswand durch den hohen
abschnittsweise offen sein können, können für Druck, der zum Aufblasen des Ballons angewen-
Verwirrung sorgen oder fälschlich sogar für den det wird (Abb. 14.16). Auch im Bereich von Ka-
Bypass gehalten werden. theter-Punktionsstellen können falsche Aneurys-
men entstehen (siehe Kap. 11).

14.12 Echte und falsche


Aneurysmen 14.13 Entrapment von
Bypässen
Mit der Zeit können Venenbypässe vor allem im
Venenklappenbereich oder an den Anastomosen Zum Entrapment eines Bypasses kann es in Höhe
(Abb. 14.15) aneurysmatisch dilatieren, wenn die des Knies kommen, vor allem dort, wo ein In-
Venenwand strukturell geschwächt ist. Eine lo- situ-Bypass von der Oberfläche in die Tiefe durch
kalisierte Verdopplung des Bypass-Durchmessers einen Tunnel im Muskelgewebe verläuft. Nicht
lässt auf die Entwicklung eines Aneurysmas selten wird in einer solchen Situation bei ge-
schließen und sollte dokumentiert und zur Über- strecktem Bein zwar ein normaler Blutfluss regis-
wachung der Progredienz regelmäßig kontrolliert triert, bei leichter bis mäßiger Flexion des Knie-
werden. Nicht selten finden sich in aneurys- gelenks wird die Gefäßprothese jedoch zwischen
matischen Zonen auch Thromben. Farb- und den Muskelgruppen eingeklemmt und damit
spektraldopplersonographisch lassen sich in eine passagere Stenose herbeigeführt (Abb.
der aneurysmatischen Zone Gefäßbereiche mit 14.17). Im umgekehrten Fall kann es bei voll-
Strömungsumkehr nachweisen. Große echte An- ständiger Streckung des Knies auch zu einem
eurysmen werden operativ versorgt, wobei der zeitweiligen Verschluss der Gefäßprothese kom-
aneurysmatische Abschnitt durch ein neues Ve- men. Auch wenn es sich dabei um ein relativ sel-
nensegment ersetzt wird. tenes Problem handelt, so kommt es in gut aus-

225
14 Postoperative Bypass-Kontrolle und Venenmapping vor Bypass-Operationen

BYPASS
GRAFT GRAFT
BYPASS

A B
Abb. 14.17 Beispiel für das Entrapment eines Bypasses. A: Zwischen zwei Muskeln im distalen Oberschenkel ver-
läuft ein Venenbypass; der Pfeil deutet auf eine mittelgradige Bypass-Stenose. B: Bei der Beugung des Beins wird
der Bypass zwischen den Muskeln komprimiert, was einen Beinahe-Verschluss (Pfeil) verursacht.

gelasteten Gefäßlabors von Zeit zu Zeit dennoch


vor. Bei einem ausgeprägten Entrapment kann
der Muskel geteilt oder der Bypass verlegt wer-
den.

G
14.14 Arteriovenöse Fisteln V

Arteriovenöse Fisteln entstehen in In-situ-Venen-


bypässen, in denen ein Seitenast der V. saphena
magna unvollständig ligiert wurde, sodass das
Blut aus dem Bypass direkt in das venöse System
fließen kann (Abb. 14.18). Kennzeichen einer
arteriovenösen Fistel ist ein hyperämischer Fluss
bzw. ein hohes Flussvolumen im Bypass proximal
der Fistel, wobei der Farbmodus eine deutlich ge-
störte Strömung im Fistelbereich erkennen lässt
(Abb. 14.19). Spektraldopplersonographisch ist
an dieser Stelle auch ein turbulenter Blutfluss mit
hohem Flussvolumen bei geringem Widerstand
nachweisbar. Auch die von der Fistel wegfüh-
renden Venen zeigen ein Strömungsmuster mit
hohem Flussvolumen. Der Blutfluss im Bypass
distal der Fistel hat meist ein geringeres Volumen
und ist stärker pulsierend. Unter bestimmten Abb. 14.18 Das Arteriogramm zeigt eine arteriovenö-
Umständen kann der Bypass unterhalb des Fistel- se Fistel (Pfeil) zwischen einem Venenbypass (G) und
bereichs vollständig verschlossen sein. Arterio- dem venösen System (V).
venöse Fisteln können ligiert oder embolisiert
werden. Die Höhe des Defekts sollte duplexsono-
graphisch markiert werden, damit der Chirurg
die Fistel problemlos lokalisieren kann.

226
Serome, Flüssigkeitsansammlungen und Bypass-Infektionen 14.15

VB

Abb. 14.19 Das im Querschnitt gewonnene Farb-


dopplerbild eines Venenbypasses stellt eine arterio-
venöse Fistel dar (Pfeil). Das Dopplerspektrum zeigt im
Bereich der Fistel ein hohes Flussvolumen bei geringem
Widerstand.
Abb. 14.20 Ein mit Flüssigkeit gefülltes Serom (S) ne-
ben einem Venenbypass (VB).

14.15 Serome, Flüssigkeits- Wundinfektionen von Vorteil sein, da das B-Bild


zeigen kann, ob der Bypass in direktem Kontakt
ansammlungen und mit suspekten Infektionsherden steht, vor allem,
Bypass-Infektionen wenn die verdächtige Region zu sezernierenden
Wunden oder Öffnungen an der Hautoberflä-
Als Serome bezeichnet man Ansammlungen von che führt (Abb. 14.21). Suspekte Infektionsherde
Wundflüssigkeit, die – insbesondere in Höhe der müssen im Querschnitt dargestellt werden, um
Leiste – gelegentlich in der Nachbarschaft von zu prüfen, welche Beziehungen zum Bypass und
Venenbypässen zu finden sind. Im B-Bild können zu umgebenden Strukturen bestehen. Infektions-
sie zwar mit falschen Aneurysmen verwechselt herde lassen sich manchmal nur schwer von ein-
werden; farbdopplersonographisch ist aber das fachen Hämatomen abgrenzen, und häufig müs-
Fehlen eines Blutflusses nachweisbar (Abb. sen zur Isolierung der Erreger Bakterienkulturen
14.20). Flüssigkeitsansammlungen im Bereich angelegt werden. Die Entnahme von Wundflüs-
künstlicher Bypässe können sowohl durch eine sigkeit kann unter sonographischer Kontrolle
lokalisierte Reaktion des umgebenden Gewebes erfolgen, um eine versehentliche Punktion des
als auch eine Bypass-Infektion bedingt sein. By- Bypasses zu vermeiden. Zur Abklärung von By-
pass-Infektionen stellen eine schwerwiegende pass-Infektionen, vor allem im Abdominalbe-
Komplikation dar und sind häufiger mit allo- reich, werden häufig auch die CT und MRT ein-
plastischen Bypässen assoziiert. Bei Infektionen gesetzt. Der methicillinresistente Staphylococcus
künstlicher Bypässe muss mit einem ungünstigen aureus (MRSA) ist in den meisten Krankenhäu-
Ergebnis gerechnet werden (Mertens et al. 1995). sern mittlerweile endemisch. Durch MRSA verur-
Infektionen in Höhe der Leiste kommen wegen sachte Bypass-Infektionen sind schwer zu behan-
des Bakterienreichtums in dieser Region häufig deln und machen die prolongierte Gabe potenter
vor; besonders gefährdet sind aortobifemorale, Antibiotika erforderlich. Um den Infektionsherd
iliofemorale und axillobifemorale Bypässe. In- auszuschalten, muss in manchen Fällen der By-
fektionskomplikationen können zur Disintegra- pass entfernt werden, was bei schlechten Durch-
tion einer Bypass-Anastomose und im Gefolge zu blutungsverhältnissen zwangsläufig aber zur
schweren Blutungen führen. Auch Wundheilungs- Amputation des Beines führt. In Extremfällen
störungen sind eine häufige Komplikation. Der nimmt die Infektion einen foudroyanten Verlauf,
Ultraschall kann bei der Untersuchung von sodass der Patient verstirbt.

227
14 Postoperative Bypass-Kontrolle und Venenmapping vor Bypass-Operationen

In-situ-
Venen-
bypass

Stenose,
4fache
G
Strömungsbe-
schleunigung

A
Stenose,
4fache
Strömungs-
beschleunigung

Abb. 14.22 Graphische Befundbögen sind die ein-


G
fachste Methode zur Dokumentation der Ergebnisse
sonographischer Bypass-Kontrollen.

keit und andere relevante Informationen ergänzt


B werden kann (Abb. 14.22). Es ist sinnvoll, für
Abb. 14.21 A: Der Querschnitt einer PTFE-Prothese jeden Patienten des Bypass-Überwachungspro-
(G) zeigt einen Echobereich (I), der zur Hautoberfläche gramms im Gefäßlabor eine separate Kranken-
führt, die mit dem Bypass in Kontakt steht. An dieser akte zu führen, da dies den Vergleich zwischen
Stelle wird an der Hautoberfläche Eiter abgesondert, den einzelnen Verlaufskontrollen erleichtert. Alle
was auf eine potenzielle Bypass-Infektion hindeutet. B: im Zusammenhang mit dem Bypass auftretenden
Der Längsschnitt derselben Prothese lässt auf eine ver- signifikanten Probleme müssen dem zuständigen
dächtige Zone (I) über der Gefäßprothese (G) schlie- Arzt unverzüglich mitgeteilt werden. Darüber hi-
ßen. In diesem Bild sind auch die Ringstützen der Pro- naus wird die Duplexuntersuchung in vielen Ge-
these zu sehen. fäßlabors mit der Bestimmung des Knöchel-Arm-
Blutdruck-Index (ABPI) kombiniert. Ein ABPI < 1
kann auf ein Problem hindeuten. Eine Reduktion
14.16 Dokumentation der bei Verlaufskontrollen bestimmten ABPI-
Werte um > 0,1 ist ein Indikator für eine signifi-
Die sonographischen Befunde werden am besten kante Störung (Brennan et al. 1991). In manchen
in einem graphischen Befundschema dokumen- Gefäßzentren werden die ABPI-Messungen mit
tiert, in das die Position des Bypasses eingezeichnet einem Gehtest kombiniert, um weniger signifi-
und durch Angaben zur Strömungsgeschwindig- kante Stenosen demaskieren zu können.

228
Mapping des oberflächlichen Venensystems für arterielle Bypass-Operationen 14.17

14.17 Mapping des oberfläch- tiefen Venensystems sicherzustellen. Denn die


V. saphena magna kann bei einem Verschluss der
lichen Venensystems für tiefen Beinvenen als wichtiger Kollateralweg fun-
arterielle Bypass-Opera- gieren und darf unter diesen Umständen nicht
als Bypass-Material verwendet werden. In diesem
tionen Fall können andere Venen auf ihre Eignung ge-
prüft werden.
Die Eignung einer oberflächlichen Vene als By-
pass-Material kann durch eine präoperative Du-
plexuntersuchung festgestellt werden (Bagi et al.
1989). Die sorgfältige Markierung des Gefäßver-
Armvenenmapping
laufs verhindert nicht nur die Unterhöhlung von
Nicht selten muss man feststellen, dass sich die
Hautlappen während der Operation, sondern
V. saphena magna teilweise oder in Gänze als By-
auch potenzielle Wundnekrosen. In der arteriel-
pass-Material nicht eignet, weil sie entweder zu
len Bypass-Chirurgie wird wegen ihrer Länge am
klein oder varikös verändert ist, weil die tiefen
häufigsten die V. saphena magna verwendet.
Venen verschlossen sind oder die V. saphena
Aber auch die Armvenen und die V. saphena
magna bereits für einen aortokoronaren Venen-
parva kommen als autologes Bypass-Material in
bypass verwendet wurde. In diesen Fällen kom-
Betracht, vorausgesetzt ihr Lumendurchmesser
men als Bypass-Material die V. cephalica oder
ist ausreichend groß.
V. basilica des Arms in Frage; Voraussetzung ist
allerdings ein ausreichender Venendurchmesser.
Verfahren zur Beurteilung der Die Vene der Wahl ist die V. cephalica, da sie län-
V. saphena magna ger ist als die V. basilica und die Anatomie der
V. basilica in ihrem proximalen Abschnitt stärker
Um die Venen zu dilatieren, sollte der Patient auf variiert. Um die Venen darzustellen, sollte der
einer Untersuchungsliege mit nach unten abge- Arm bequem herabhängen und die Handinnen-
winkeltem Fußteil gelagert werden. Zur Darstel- fläche nach oben zeigen. Die V. cephalica wird
lung der Venen sollte ein flacher, hochfrequenter im Querschnitt am äußeren Unterarm 2 – 3 cm
Linearschallkopf mit 10 MHz oder eine entspre- über dem Handgelenk lateral der A. radialis auf-
chende Breitbandsonde verwendet werden. Die gesucht und nach proximal verfolgt. Alternativ
Untersuchung beginnt am oberen Bein. Dabei kann sie auch im anterioren Anteil des Oberarms
wird die V. saphena magna im Querschnitt in über dem Bizepsmuskel lokalisiert, nach proxi-
Höhe der Vena-saphena-magna-Crosse aufge- mal in Richtung Schulter und dann nach distal
sucht und nach distal den Oberschenkel hinab in den Unterarm abgefahren werden. Beim Que-
bis zur Wade verfolgt. Die Querschnittsunter- ren der Fossa cubitalis lässt sich die Vene nur
suchung ist wichtig, weil es so einfacher ist, den schwer nachverfolgen, da in diesem Bereich ver-
Gefäßdurchmesser zu bestimmen und etwaige schiedene oberflächliche Venen kreuzen. Die
große, von der Leitvene abzweigende Äste oder V. basilica ist am leichtesten bei nach außen
doppelt angelegte bzw. zweigeteilte Systeme zu gestrecktem (abduziertem) Arm und nach oben
identifizieren. Der Venendurchmesser sollte über zeigender Handinnenfläche zu lokalisieren. Der
die gesamte Länge der Vene in häufigen Interval- Schallkopf wird 2 – 3 cm oberhalb des Ellen-
len erfasst werden. Um als Bypass-Material in bogengelenks auf den medialen Anteil des Arms
Frage zu kommen, sollte der Durchmesser im aufgesetzt. Bei der Darstellung im Querschnitt
Idealfall > 3 mm betragen. Venen mit einem sollte die V. basilica getrennt von der A. brachia-
Durchmesser von < 2 mm gelten als zu klein und lis zu sehen sein (Abb. 14.23). Die Vene kann
kommen für eine femorodistale Bypass-Opera- dann nach proximal verfolgt werden, wo sie ge-
tion nicht in Betracht. Auch übermäßig große wöhnlich in Richtung proximale V. brachialis
(Durchmesser > 0,8 cm) oder varikös veränderte oder V. axillaris verläuft. Allerdings können die
Venen eignen sich meist nicht, sodass der Chir- Venen in dieser Region auch anatomische Va-
urg davon in Kenntnis gesetzt werden sollte. Die rianten aufweisen. Dem Verlauf der V. basilica
V. femoralis communis, V. femoralis superficialis nach distal in den Unterarm zu folgen, kann ver-
und V. poplitea sollten beim Venenmapping stets wirrend sein, da sie im Unterarm manchmal über
untersucht werden, um die Durchgängigkeit des die V. mediana cubiti in die V. cephalica mündet;

229
14 Postoperative Bypass-Kontrolle und Venenmapping vor Bypass-Operationen

Punkte mit einem Filzstift zu einer fortlaufenden


Linie.
C Beim zweiten Verfahren werden Position und
Größe der Vene im Querschnitt beurteilt; Dar-
stellung und Markierung der Vene erfolgen dann
in longitudinaler Schnittführung. Am Ende des
Schallkopfes werden Lage und Richtung der Vene
durch einen Punkt markiert. Dieses Verfahren ist
schwieriger durchzuführen, da man leicht von
der Vene „abrutschen“ und eine Gewebsschicht
verfolgen kann, es scheint aber eine präzisere
H
A Venenkartierung zu ermöglichen. Nachdem die
Position der Vene auf diese Weise gekennzeich-
net wurde, sollte die im Längsschnitt durchge-
B
führte Markierung der Länge nach noch in trans-
versaler Schnittführung abgefahren werden, um
sicherzustellen, dass die Punkte auch dem Ver-
Abb. 14.23 Die Bildmontage (B-Bildtechnik, Quer- lauf des Hauptstammes folgen, für den Fall, dass
schnitt) des linken Oberarms zeigt die Position der
V. basilica (B), der V. cephalica (C) sowie der A. (A) und
V. brachialis. Der Arm wurde mit der Handinnenfläche
nach oben gelagert, sodass die V. cephalica im ante-
rioren Anteil des Armes und die V. basilica sowie die
A. und V. brachialis im medialen Anteil liegen. Zu se-
hen ist auch der Humerus (H).

normalerweise zieht sie aber zum medialen (ul- X


naren) Anteil des Handgelenks. Beim Mapping X
der V. basilica kann es unabsichtlich zur Ver-
V
wechslung mit der A. brachialis kommen. Ein
solcher Irrtum lässt sich aber durch Sondenkom-
pression (Vene kollabiert unter Druck) und Zu-
schaltung des Farbmodus vermeiden. A

Verfahren zur Venenmarkierung


Zur Markierung der Bein- oder Armvenen kom-
men zwei Verfahren in Betracht (Abb. 14.24). Bei
der ersten Methode wird die betreffende Vene im
Querschnitt dargestellt; dazu wird sie in der Bild- X
mitte positioniert. Mit einem Markierstift wird
X
nun auf der Hautoberfläche (etwa in der Mitte
des Schallkopfes) ein Punkt angezeichnet. Es ist V
leichter, mit der Markierung der Vene im pro-
ximalen Oberschenkel zu beginnen, anstatt in
Höhe der Vena-saphena-magna-Crosse, und sich B
dann in Richtung Crosse vorzuarbeiten. In gerin-
gem Abstand werden entlang Oberschenkel und Abb. 14.24 Für das Venenmapping bieten sich zwei
Wade zur Markierung der Vene mehrere Punkte Methoden an. A: Die Vene (V) kann im Querschnitt (X)
abgetragen. Anschließend entfernt man das markiert werden. B: Alternativ ist auch die Markierung
Kopplungsgel vollständig und verbindet die der Vene im Längsschnitt denkbar.

230
Literatur 14.18

im Längsschnitt versehentlich ein kleinerer Sei- Literatur


tenast im Unterschenkel weiterverfolgt wurde.
Bagi P, Schroeder T, Sillesen H, et al 1989 Real time B-mode
mapping of the greater saphenous vein. European Jour-
nal of Vascular Surgery 3 (2): 103 – 105
Beim Venenmapping auftretende Brennan J A, Walsh A K, Beard J D, et al 1991 The role of
Probleme simple non-invasive testing in infrainguinal graft sur-
veillance. European Journal of Vascular Surgery 5 (1):
13 – 17
Ein relevantes praktisches Problem beim Venen- Caps M T, Cantwell-Gab K, Bergelin R O, et al 1995 Vein
mapping tritt beim Markieren der Venenposition graft lesions: time of onset and rate of progression. Jour-
mit einem Filzstift auf, da der Stift wegen des Ul- nal of Vascular Surgery 22 (4): 466 – 475
traschallgels leicht verstopft und nicht mehr Erickson C A, Towne J B, Seabrook G R, et al 1996 Ongoing
vascular laboratory surveillance is essential to maximize
schreibt. Viele Gefäßabteilungen haben für die- long-term in situ saphenous vein bypass patency. Jour-
ses Problem ihre eigenen Strategien entwickelt. nal of Vascular Surgery 23 (1): 18 – 27
So kann man die Position der Vene etwa mit Grigg M J, Nicolaides A N, Wolfe J H 1988 Femorodistal
vein bypass graft stenoses. British Journal of Surgery 75
einem Kohlestift punktweise markieren und die
(8): 737 – 740
Punkte nach Entfernen des Gels mit einem Filz- Klinkert P, Schepers A, Burger D H C, et al 2003 Vein versus
stift zu einer Linie verbinden. Alternativ können polytetrafluoroethylene in above-knee femoropopliteal
auch nur geringe Mengen Gel aufgetragen und bypass grafting: five-year results of a randomized con-
trolled trial. Journal of Vascular Surgery 37 (1):
das Gel vor dem Markieren öfter vom Sonden- 149 – 155
rand abgewischt werden, um zu verhindern, dass Landry G J, Moneta G L, Taylor L M, et al 2002 Long-term
sich die Spitze des Filzschreibers mit Gel vollsaugt. outcome of revised lower-extremity bypass grafts. Jour-
Vorteilhaft beim Venenmapping ist auch die Ab- nal of Vascular Surgery 35 (1): 56 – 63
London N J M, Sayers R D, Thompson M M, et al 1993 In-
deckung des Schallkopfes mit einer unsterilen terventional radiology in the maintenance of infra-
Hülle, da diese verhindert, dass aus dem Markier- inguinal vein graft patency. British Journal of Surgery 80
stift austretende Tinte den Schallkopf verun- (2): 187 – 193
reinigt. Lundell A, Lindblad B, Bergqvist D, et al 1995 Femoropop-
liteal-crural graft patency is improved by an intensive
Bei geringer Muskelmasse und schlaffem Ober- surveillance program: a prospective randomized study.
flächengewebe kann sich das Anbringen einer Journal of Vascular Surgery 21 (1): 26 – 34
genauen Markierung als ausgesprochen schwie- Mertens R A, O‘Hara P J, Hertzer N R, et al 1995 Surgical
rig erweisen. Der Chirurg sollte von etwaigen management of infrainguinal arterial prosthetic graft
infections: review of a thirty-five-year experience. Jour-
Unsicherheiten in Kenntnis gesetzt werden. Bei nal of Vascular Surgery 21 (5): 782 – 791
adipösen Patienten, bei denen die Vene mögli- Mills J L, Harris E J, Taylor L M Jr, et al 1990 The impor-
cherweise sehr tief liegt, kann die Markierung in tance of routine surveillance of distal bypass grafts with
duplex scanning: a study of 379 reversed vein grafts.
der richtigen Schnittebene Probleme bereiten.
Journal of Vascular Surgery 12 (4): 379 – 389
Olojugba D H, McCarthy M J, Naylor A R, et al 1998 At
what peak velocity ratio should duplex-detected infrain-
guinal vein graft stenoses be revised? European Journal
of Vascular and Endovascular Surgery 15 (3): 258 – 260
Wixon C L, Mills J L, Westerband A, et al 2000 An eco-
nomic appraisal of lower extremity bypass graft mainte-
nance. Journal of Vascular Surgery 32 (1): 1 – 12

231
A Anhang
Dezibelskala

Die Dezibelskala dient dazu, den großen Werte-


Tab. A.1 Anwendung der Dezibelskala auf Inten-
bereich von Ultraschallintensitäten oder Signal-
sität und Spannung (bzw. Echoamplitude)
spannungen, wie aus Tabelle A.1 zu ersehen ist,
durch einen kleineren Zahlenbereich auszudrü- Intensitätsver- Dezibel (dB) Amplituden-
cken. Sie gibt die Verhältnisse von Intensitäten hältnis verhältnis
oder Spannungen mithilfe einer logarithmischen (I / I0) (V/V0)
Skala an. Man benutzt die Dezibelskala, um die 1 000 000 60 1000
Abschwächung (Dämpfung) des Ultraschalls und
die Gesamtverstärkung (Gain) zu beschreiben. 10 000 40 100

100 20 0

10 10 3

2 3 1,4

0,5 −3 0,7

0,1 − 10 0,3

0,01 − 20 0,1

0,0001 − 40 0,01

0,000001 − 60 0,001

Intensität I (relativ zu I0) in dB = 10 log10 (I / I0).


Gesamtverstärkung (Gain) in dB = 20 log10 (V / V0)

233
B Anhang
Sensitivität und Spezifität

Wenn ein neuer diagnostischer Test entwickelt Die Werte der Sensitivität und Spezifität ändern
wird, muss ein Schwellen- oder Grenzwert festge- sich, wenn der Schwellenwert des jeweiligen Tests
legt werden, ab welchem die Testergebnisse auf geändert wird. Wird der Schwellenwert beispiels-
das Vorhandensein bzw. die Abwesenheit einer weise geändert, um die Sensitivität zu erhöhen,
Erkrankung schließen lassen. Zu diesem Zweck verringert sich die Spezifität. Durch Änderung
werden die Testergebnisse mit einer anderen des Schwellenwertes und Berechnung der Spezi-
Nachweismethode, dem sog. Goldstandard, ver- fität und Sensitivität kann der optimale Schwel-
glichen. Leider überlappen die Ergebnisse, die bei lenwert bestimmt und der Nutzen des betref-
Vorliegen einer Krankheit erzielt werden, meist fenden diagnostischen Tests beurteilt werden.
mit den Testergebnissen bei Abwesenheit der Weitere, damit eng verwandte Testeigenschaften,
fraglichen Erkrankung. Das bedeutet, dass man- die in der Literatur häufig angegeben werden,
che Patienten hinsichtlich der betreffenden sind der positive prädiktive Wert (positiver Vor-
Krankheit fälschlicherweise als erkrankt und an- hersagewert), der negative prädiktive Wert (nega-
dere fälschlicherweise als gesund diagnostiziert tiver Vorhersagewert) und die Genauigkeit. Der
werden. Die Auswahl des für den jeweiligen Test positive prädiktive Wert bezeichnet die Wahr-
am besten geeigneten Schwellenwertes hängt scheinlichkeit, dass ein Patient mit einem posi-
zum Teil von der Krankheitsprävalenz in der un- tiven Testergebnis (d. h. die Krankheit wurde
tersuchten Gruppe ab, zum anderen aber auch nachgewiesen) auch tatsächlich erkrankt ist.
von den Folgen einer falschen Klassifikation (d. h. Unter dem negativen prädiktiven Wert versteht
dem Übersehen der Erkrankung oder der fehler- man die Wahrscheinlichkeit, dass ein testnega-
haften Diagnose der Erkrankung bei einem ge- tiver Patient (d. h. die Krankheit wurde nicht
sunden Patienten). Die Leistungsfähigkeit eines nachgewiesen) auch wirklich nicht erkrankt ist.
diagnostischen Tests lässt sich durch seine Sen-
sitivität und Spezifität bestimmen, die wie folgt
definiert sind: Weiterführende Literatur
Anzahl der Patienten mit Bland M 1995 An introduction to medical statistics.
der korrekt diagnostizierten Oxford University Press, Oxford
Erkrankung
Sensitivität =
Anzahl der Patienten mit der
Erkrankung

Anzahl der korrekt diagnostizierten


Patienten ohne die Erkrankung
Spezifität =
Anzahl der Patienten ohne die
Erkrankung

234
R Register

A – Geschwindigkeitsprofile 57 – zystische Adventitia-


– Glomustumoren 109 Degeneration 133
Aa. carotides – Hochwiderstandsfluss 99 A. profunda femoris 113, 115, 116,
– Anatomie 87 – 88 – Powerdoppler 46 121, 122, 123, 128, 132
– Aneurysma 90 – Spektraldoppler 93 A. radialis
– B-Bildbefunde 95 – 97 – systolische Spitzengeschwindig- – Anatomie 136
– Dissektion 79, 80, 90, 109 keit 102 – Aneurysma spurium 145
– Erkrankungen siehe A. cerebri anterior (ACA) 88, 110 – Dissektion 141
Karotiserkrankungen A. cerebri media (ACM) 88, 110 – sonographische Untersuchung 139
– Farbdopplerbefunde 97 – 98 A. dorsalis pedis 116, 124 A. subclavia (AS)
– Farbfenster-Einstellungen 82 – Anatomie 113, 114 – Anatomie 87, 91, 135 – 136, 141
– geschlängelte 107 – 108 – sonographische Untersuchung – Aneurysmen 137, 144
– ipsilaterale 89 126 – Farbdopplerbild 144
– postoperatives Erscheinungs- – Strömungsprofile 56 – Kompression (Thoracic-outlet-
bild 109 A. femoralis communis (AFC) Syndrom, TOS) 141 – 143
siehe auch A. carotis communis – Anatomie 113 – 114, 121 – sonographische
(ACC), A. carotis externa (ACE), – Beurteilung 123 Untersuchung 138 – 139
A. carotis interna (ACI) – Geschwindigkeitsprofile 55 – Stenosen 141
– Spektraldopplerbefunde 98 – 100 – Wellenform 131 – systolische Spitzengeschwindig-
– Strömungsverhältnisse 107 – 108 A. femoralis superficialis (AFS) keit 140
– Untersuchungstechnik 91 – 94 – Anatomie 113 – 114, 121 – Verschlüsse 140
A. anonyma 135 – Atherom 127 A. tibialis anterior (ATA) 113, 114,
A. axillaris 139 – Beurteilung 124 123
– Anatomie 135 – Geschwindigkeitsspektrum 55 – anatomische Varianten 116
– Aneurysma spurium 145 – schnelle Blutflüsse – Farbdopplerbild 117
– Aneurysmen 137 (Farbdopplerbild) 54 – sonographische Untersuchung 81,
– Dissektion 141 – Stenosen 128 124
– Verschlüsse 135 – Verschlüsse 113, 115, 120, 128, A. tibialis posterior (ATP) 114, 116,
A. brachialis 129 123, 125
– Anatomie 135 – Vorwärts- und Rückwärtsfluss – Knöchel-Arm-Index (ABPI) 116
– Aneurysma spurium 145 (Farbdopplerbild) 55 – sonographische Unter-
– Dissektion 141 A. fibularis 114, 116, 125 suchung 81,125
– Sonographie 139 A. iliaca communis (AIC) 115 A. ulnaris
– Verschlüsse 135 – Anatomie 113 – 114 – Anatomie 136
A. carotis communis (ACC) – Aneurysma 160 – sonographische Untersuchung 139
– Anatomie 87 – Durchmesser 160 A. vertebralis
– diastolische Strömungsumkehr – Emboli 119 – Anatomie 88
99 – sonographische Untersuchung – Blutfluss 106
– Farbdopplersonographie 94 122 – Farbdopplerbild 95
– Geschwindigkeitsprofile 55, 57 – Stenose 2 – ipsilaterale 140
– Spektraldopplersonographie 92 A. iliaca externa (AIE) 115 – Kollateralfluss 89
A. carotis externa (ACE) – Anatomie 113 – 114 – Krankheitssymptome 90
– Anatomie 87 – sonographische Untersuchung 122 – Strömungsumkehr 106
– B-Bilder 92 – Verschlüsse 128 – Strömungsverhältnisse 106
– Farbdopplerbild 94 A. iliaca interna (AII) 115 – Subclavian-steal-Syndrom 89, 106
– Glomustumor 109 A. interossea communis 136, 139 Aa. plantares 114
– Spektraldoppler 93 A. mesenterica superior (AMS) 147, abdominales Aortenaneurysma siehe
– typisches Dopplerspektrum 93 153,155, 156 Aortenaneursyma
A. carotis interna (ACI) A. ophthalmica 88 ABPI siehe Knöchel-Arm-Index
– Anatomie 87 A. poplitea Absorption 9
– B-Bildtechnik 92 – Anatomie 113 – 114 Acute-on-chronic disease 119
– Dopplerfrequenzen 40 – Aneurysma 160 – 161 Adventitia-Degeneration, zystische 133
– Farbdopplerbild 58, 98 – sonographische akustische Impedanz 7
– geschlängelte 108 Untersuchung 122 – 124 akute Ischämie 120

235
R Register

akzessorische Nierenarterien 156, 159 – Pathologie 148 B


Alias-Effekte – sakkuläres 151
– Farbdopplersonographie 42, 221 siehe auch Aneurysma
– gepulster Dopplerultraschall – Symptome und Therapie 148 – 151 B-Bildtechnik 3 – 21
(PW-Doppler) 32 – Ultraschallbefunde 153 – 154 – Anregungssignale 5
– Geschwindigkeitsmessungen 74 – Untersuchungstechnik 152, 158 – Bilderzeugung 10 – 11
– PRF-Einstellungen 41 – Vermessung 155 – 156 – Einstellungen 78
Aliasing siehe Alias-Effekte Aortenbifurkation – Schallausbreitungsgeschwindig-
Amaurosis fugax 89, 90 – Anatomie 113 keit 4
ambulatorischer Venendruck – sonographische Untersuchung 122 Baker-Zyste 161, 206 – 207
(AVP) 62, 63, 176 – Verschlüsse 119 Ballonangioplastie 2, 215, 216, 225
Amplitudendopplerverfahren siehe aortobifemorale Bypässe 214 Beamforming
Powerdopplersonographie – Kontrolle 216 – (Beamsteering) 15
Aneurysma – Struktur 220 – paralleles 17
– A. femoralis 161 – Untersuchung 219 Beinischämie, akute 148
– A. subclavia 137, 142 Aortoiliakalarterien, Beurteilung 123 Beinvenensystem 170
– Beurteilung 160 Arcus palmaris 136 – anatomische Varianten 168 – 169
– Bypässe 225 – und Digitalarterien, sonogra- – Duplexsonographie 173
– Definition 147 phische Untersuchung 140 – Erkrankungen siehe Venen-
– Diagnostik 147 – 164 Arcus plantaris erkrankungen
– dissecans (disseziierendes) 148, 151 – präoperative Beurteilung 126 – Flussmuster 170
– Dokumentation 163 Armvenenmapping 230 – oberflächliches (Anato-
– echtes siehe Aneurysma verum Artefakte 3, 78 – 80 mie) 167 – 168, 169
– endovaskuläre Versorgung 160 – B-Bildtechnik 80 – tiefes (Anatomie) 165 – 167
– falsches siehe Aneurysma spurium – Brechung 8, 79 – Untersuchungsprotokoll 178 – 185
– Femoralaneurysma 162, 163 – Farbdopplersonographie 83 Belastungstests 118
– Formen und Typen 151 – 152 – Mehrfachreflexionen 79 Bernoulli-Gleichung 51
– fusiforme (spindelförmiges) 151 – Nebenkeulen 79 Berufsrisiken 84
– Iliakalaneurysma 150, 153, 160 – Range Ambiguity 79 Beschallung
– inflammatorisches 154 – Spektraldopplersonographie 84 – ungleichmäßige 66
– Leck 149, 154, 158 – 160 – Spiegelartefakte 79, 83 – Winkel siehe Beschallungswinkel
– Limitationen der Sonogra- Arterien Beschallungswinkel 15, 16, 175
phie 156 – 157 – Bifurkation 10 – Dopplerverschiebung 24, 25, 33
– mykotisches 148 – Embolus siehe Emboli – Farbdopplerbild 82
– obere Extremität 145 – Erkrankungen 1, siehe Arterien- – Messfehler 70
– Pathologie 148 erkrankungen – Winkeloptimierung 72
– Poplitealaneurysma 148, 161 – Stenting 101, 108, 118, 132, 160 Besenreiser 171
– Ruptur 147, 148, 149, 160 – Strömungsprofile 54 bikuspide Klappen 61
– sacculare (sakkuläres) 151 – Struktur 50 Bildaufbaurate (Frame Rate) 45
siehe auch Aortenaneurysma – Thrombose 119 Bildauflösung 11, 17 – 19, 73
– spurium (falsches) 145, 161 – 163, – variabler Gefäßdurchmesser 73 – axiale 17, 45
225 – vom elastischen Typ 49 – Definition 17
– Stentprothesen 160 – vom muskulären Typ 49 – Farbdopplersonographie 45
– Ultraschallbefunde 153 – 154 Arterienbifurkation 10 – laterale 17, 45
– Untersuchungstechnik 152 – 153 Arterienerkrankungen – Schichtdickenauflösung 17
– Venenbypässe 225 – obere Extremität siehe daselbst Bildnachbearbeitung 37
– Vermessung 154 – 156 – untere Extremität siehe daselbst Bildwiederholungsrate 11, 16, 17
– verum (echtes) 147, 160 – 161 Arterienstents, Untersuchung 132 Blut
Angiographie, Karotis- Arteriensystem – Streuung des Schalls 26
erkrankungen 1, 71, 110 – obere Extremität 135 – 136 Blut-Gewebe-Kontrast 38
Angioplastie 1, 2, 101, 108, 109, 119, – untere Extremität 113 – 116 Blutfluss 63
134, 136 Arteriolen 50, 51, 146 – Dopplereffekt 25
anterolaterale Oberschenkelvene 168, arteriovenöse Fisteln (AVF) 137, 145, – durch Stenosen 51 – 53, 59 – 60
179 190, 208 – Farbdopplerbefunde 49 – 63
Antikoagulation 195 – Bypässe 221 – Kontrastmittel-verstärkte Farb-
Aorta abdominalis – Venenbypässe 226 – 227 dopplersonographie 48
– Anatomie 113, 147 arteriovenöse Malformationen 141, – physikalische Grundlagen
– Aneurysmen siehe Aneurysma, 210 50 – 51
Aortenaneurysma Atherom 95, 97, 98, 101, 102, 105, – Strömungsprofile 53 – 59, 63, 65,
– Durchmesser 153, 155 – 156 111, 127 66
Aortenaneurysma – kalzifiziertes 107, 127, 132 – Strömungsumkehr 56, 115
– Abstand zu Nierenarterien 156 Atherosklerose 2, 118, 137 – Strömungswiderstand 51
– disseziierendes 151, 154 Atmung, venöser Fluss 62 – Vertebralarterien 88
– Duplexsonographie 152 Auflösung siehe Bildauflösung – Volumenflussmessung 74
– endovaskuläre Versorgung 1, 2, Ausbreitungsgeschwindigkeit 4 Blutflussgeschwindigkeit
150 – 151, 160 Autokorrelationsverfahren 37 – Analyse des Dopplersignals 29
– offene Operation 149 axiale Auflösung 17, 45 – Änderung in Stenosen 53

236
Register R

– Bestimmung durch Duplexsono- – Stenosen, Symptome und Behand- DGC siehe Depth Gain Compensation
graphie 33 lung 216 Diabetes mellitus 117, 120, 131
– Bestimmung durch Farbdoppler- – Überwachung 215 – 216 Digitalarterien, Darstellung 140
sonographie 43 – Venenbypässe siehe daselbst Dodd-Venen 167
– Bestimmung durch Umwandlung – Venendurchmesser 229 Dopplereffekt 23 – 24
von Dopplerfrequenzen 68 – 69, 73, – Venenmapping 229 – 231 – Entdeckung 24
74, 75 Bypass-Infektionen 216, 227, 228 – und Gefäßultraschall 24 – 26
– Bestimmung, Fehlerquellen 69 – 71, – durch MRSA 227 Doppler Shift siehe Dopplerverschie-
72 Bypass-Kontrolle bung
– Bestimmung, Methoden 36 – 37 – autologe Bypässe 215 – 216 Dopplersonographie 1, 23 – 33
– Bestimmung, Optimierung des – Dokumentation 228 – Ableitung des Dopplersignals
Beschallungswinkels 71 – 72 – künstliche Bypässe 216 26 – 28
– Geschwindigkeitsverhältnisse, – Zweck 215 – 216 – Alias-Effekte 32
Bestimmung 69, 71 – 72, 130 – 131 Bypass-Stenosen – Analyse des Dopplersignals 29
– langsame Blutflüsse 43, 80, 81 – Symptome 216 – CW-Doppler 29
– mittlere 36 – Graduierung 223 – Dopplereffekt siehe daselbst
Blutgefäße Bypass-Versagen 213, 221 – farbkodierte (FKDS) 32
– Gefäßdurchmesser, Bestimmung 74 – frühes 215 – gepulster Doppler 31
– Gefäßwandstruktur 50 – Hauptursachen 215 Dopplerspektrum, Einflussfaktoren
– geschlängelte, Darstellung 40 – sonographische Zeichen 224 65 – 68
Boyd-Venen 167 – spätes 215 Dopplerverschiebung 24 – 25
Brechung 8, 79 – Symptome und Behandlung 216 Druckenergie 50
Breitbandschallkopf 5, 19, 90 – Verschluss 216, 221, 223, 224 Duplexsonographie 2, 33
British Medical Ultrasound Society – Aneurysmadiagnostik 147 – 164
(BMUS) 84 – Armarterien 135 – 146, 208 – 210
Bypass – Beinarterien 113 – 134
– alloplastischer siehe künstliche C – Geschwindigkeitsmessungen 33
Bypässe – Probleme 126
– Anatomie 213 – 215 Caliper, Kalibrierung 73 – TVT-Diagnostik 193 – 208
– Aneurysmen 225 CEAP-Klassifikation 171 – Varizen 173 – 191
– aortobifemoraler siehe aortobi- chronisch kritische Bein- Dwell Time 43
femorale Bypässe ischämie 118 – 119 Dynamikbereich siehe Signaldynamik
– Arten 214, 219 Circulus arteriosus Willisii dynamische Fokussierung 16, 17
– arteriovenöse Fisteln 221, 226 – 227 – Anatomie 88 Dysphasie 89, 90
– autologer 213 – Umgehungskreisläufe 88
– axillobifemoraler 219, 227 Claudicatio intermittens
– B-Bilder 219, 220 – ABPI 117
– Bypass-Kontrolle, Zweck 215 – 216 – Belastungstests 118 E
– Bypass-Versagen siehe daselbst – Bypass-Versagen 216
– Composite-Bypass 213 – 214 – Therapie 118 ECST-Studie 100, 103
– Crossover-Bypass 214 – Ursachen 118, 132 – 133 Eindringtiefe 11, 19
– Dokumentation 228 Clutter-Artefakte 37 Einfallswinkel siehe Beschallungs-
– Entrapment 225 – 226 Clutter-Filter 37, 39 winkel
– Farbdopplerbilder 220 – 221 Cockett-Venen 167 Einfluss des Beschallungswinkels auf
– femorodistaler siehe femorodistale Composite-Bypass 213, 214 das Farbdopplerbild 41
Bypässe Compound Imaging 15, 16 Einlaufeffekt 54
– femorofemoraler Crossover- Computertomographie (CT) 1, 196 Ektasie 147
Bypass 219, 225 Continuous-Wave-Doppler siehe elastische Arterien 49
– femoropoplitealer PTFE- CW-Doppler Emboli 119, 137
Bypass 214, 219 CT siehe Computertomographie akute Ischämie 119 – 120
– Flüssigkeitsansammlungen 227 – 228 CW-Doppler 29, 139, 140 Aneursymen 142
– Hämodialyseshunts 145 – Auflösung 29 Arterienerkrankungen 135
– häufig auftretende Probleme 225 – Bestandteile 27 pulmonale 193
– iliofemoraler Crossover- – Limitationen 32 Thromboembolie der Arterien 90
Bypass 214, 216, 219, – vs. gepulster Doppler 32 Endarteriektomie siehe Karotisend-
221, 227 arteriektomie
– In-situ-Technik 218 Endoleak, Typen 151, 158 – 160
– Infektionen 216, 227 – 228 Endoprothesen, Verlaufskontrollen
– Kontrollsonographie 213 D 152
– künstlicher 215, 219 – 220 Endotension 157, 160
– reversierter (Umkehr-) 2w14, D-Dimer-Test 196 Endothel 49
218 – 219 Dämpfung 9, 18 endovaskuläre Aneurysma-
– Serome 227 – 228 Dämpfungskoeffizienten 9 behandlung 2, 160
– sonographische Untersuchung, Demodulation 26 endovaskuläre Operations-
Praxis 217 Depth Gain Compensation (DGC) 12 techniken 1
– Spektraldopplerkurven 222 – 224 – Optimierung 78 endovenöse Obliteration der
– Stenosen, Graduierung 223 Dezibelskala 12 V. saphena 171 – 172

237
R Register

Energie der Schwere Farbpriorität 38, 81, 82 G


(Schweredruck) 50 Farbskala 38
Entrapment-Syndrom, – Aliasing 42 Gain siehe Gesamtverstärkung (Gain)
popliteales 132 – 133 – Auswahl 39 Gallenblasensteinleiden siehe
European Carotid Plaque Study – Beispiele 39 Cholezystolithiasis
Group 96 – Farbumschlag 42 Ganglion 145
European Federation of Societies for – Filtereinstellung 43 Gangrän 118, 119, 194
Ultrasound in Medicine and – Frequenzbereich 41 Gastrocnemiusvene 165, 166, 168,
Biology (EFSUMB) 84 – Powerdoppler 45 169, 181 – 182
European Working Group on Critical – Strömungsrichtung 36, 39 – Anatomie 183
Limb Ischaemia 119 – Umkehrung 39 Gefäßdurchmesser
extrakranielle hirnversorgenden Fast Fourier Transformation (FFT) 28, – Bestimmung 73
Gefäße 30, 36 – Fehlerquellen 73 – 79
– Anatomie 87 – 88 Femoralaneurysmen Gefäßprothesen
– B-Bildbefunde 95 – 97 – Behandlung 163 – endovaskuläre Aneurysma-
– Dokumentation 110 – 111 siehe auch die einzelnen Femoral- versorgung 151, 158
– Erkrankungen 89 – 90 arterien Gefäßschlängelung 107 – 108
– Farbdopplerbefunde 97 – 98 – Sonographie 124, 148, 163, 207 Gefäßwandstruktur 49 – 50
– Kollateralen u. anatom. Varianten – Ursachen 162 gepulster Dopplerultraschall
88 – 89 Femoralarterien – Alias-Effekte 30 – 32
– Spektraldopplerbefunde 98 – 100 siehe auch A. femoralis communis – Grundlagen 5, 29 – 31
– Stenosediagnostik, sonogr. (AFC), A. femoralis superficialis – Limitationen 32
Kriterien 98 – 100 (AFS) Gesamtverstärkung (Gain) 12, 233
– Stenosegraduierung 100 – 103 – Aneurysma spurium 148, – Einstellungen 12, 67
– Ultraschalldiagnostik 87 – 112 161 – 163 – Optimierung 78
– Untersuchungstechnik 90 – 96 – Sonographie 122 – 124 Geschwindigkeitsverhältnisse
Femoralisbifurkation 115, 122 – Berechnung 130
– B-Bild 124 – Stenosegraduierung 130 – 131
– Farbdopplerbild 128 Gewebserwärmung 84, 86
F Ghost-Artefakte 79, 83
– Verschlüsse 119
Farb-Aliasing 200, 221 femorodistale Bypässe Giacominivene 183, 184, 188
Farbdoppler-Einstellungen – Farbdopplerbild 221 – Anatomie 168, 169, 183
80 – 82 – präoperative Beurteilung 126 – Insuffizienz 187 – 188
Farbdopplersonographie 1, 35 – 48, – Stenosen 222, 223 Glomustumoren 108, 109
92 – Venenbypässe 213 Grauwertskalen 12, 13
– Alias-Effekte 41 – 42 – Verfahren 213
– Artefakte 82 – 83 femorofemorale Crossover-
– Auflösung und Sensitivität 45 Bypässe 214, 219, 221, H
– Beschallungswinkel 39 – 41 225 Hagen-Poiseuille’sches Gesetz 51
– Bildaufbaurate 44 – 45 femoropopliteale PTFE-Bypässe 214, Halsrippe 142, 143
– Bildrauschen 78, 81 219 Halstraumen 90
– Blutflussgeschwindigkeit, FFT siehe Fast Fourier Trans- Hämangiom, venöses 189 – 190
Bestimmung 36 – 37 formation Hämatom 146, 162, 205, 227
– Blut-Gewebe-Kontrast 38 FKDS siehe Dopplersonographie, Hämodialyseshunts 145
– Dwell Time 43 farbkodierte oder Farbdoppler- Harmonic Imaging 48, 78, 152
– Farbkodierung 38 – 39 sonographie Hemiparese 89
– Farbsättigung 38 Flash-Filter 38 Heparin 195
– Farbtönung 38 Flüssigkeitsansammlungen bei Hertz 4
– Gerätebestandteile 37 – 38 Bypässen 228 Herzzyklus, Blutfluss 55, 60, 61
– Harmonic Imaging 47 – 48 Flüssigkeitsenergie 50 Hochpassfilter 27, 28, 39, 42, 43
– Kontrastmittelverstärkte Fokusbereich, Einstellungen 78 – Einstellungen 67, 72, 221
47 – 48 Fokussierung 6, 15, 17, 18 – Grenzfrequenz 43
– langsame Blutflüsse 43 – dynamische 16, 17
hydrostatischer Druck 50, 118,
– Luminanz 38, 39 – elektronische 18
173
– Powerdoppler 45 – 47 – mehrdimensionale 16
Hyperabduktionstest 142 – 143
siehe auch Dopplersonographie, Fossa poplitea 113, 168 hyperämischer Fluss 189, 206, 220,
farbkodierte – diffuse Varizen 188
222, 226
– transkranieller Ultraschall 110 Frame Averaging 47 Hyperperfusionssyndrom 208
– zweidimensionale Informationen Frame Rate siehe Bildaufbaurate
35 – 36 frei flottierende Thromben 194, 200,
Farbfenster; Winkel und 201, 202
I
Größe 81 – 82 Frequenz 3 – 4
Farbkodierung – gepulster Ultraschall 5 Iliakalaneurysma 153
– „Color Write Enable“ 38 – harmonische 47 Iliakalarterien
– „Color Write Priority“ 38 Frequenzanalyse 26, 28, 29 – Aneurysmen 150, 153, 160
– Priorisierung 38 Frequenzspektrum 5, 6 – Erkrankungen 128, 131
Farb-PRF 80 Frequenzverteilung 5 – 6 – Iliacabifurkation 113

238
Register R

Iliakalvenen 195, 200 – Spektraldopplerbefunde 98 – 100, M


– Darstellung 196, 197, 199 105
– Kompression durch Schwanger- – Stenosegraduierung 100 – 101 M-mode 10
schaft 202 – Stenosen siehe Karotisstenosen M. sternocleidomastoideus 91
– Untersuchung 202 – Subclavian-steal-Syndrom 89 Magnetresonanzangiographie
iliofemorale Crossover-Bypässe 214, – Symptome 90 (MRA) 1, 87
216, 219, 221, 227 – Therapie 101 Magnetresonanztomographie
Impedanz, akustische 7 – TIA 89 (MRT) 1, 196
In-situ-Technik 218, 219 – Ziele und Vorbereitung der sono- maximale systolische Spitzen-
In-Stent-Stenosen 118, 132 graphischen Untersuchung 90 – 91 geschwindigkeit 69, 75
Infektionen Karotisgeräusch 90 Mechanischer Index (MI) 86
– Bypässe 216, 228 Karotisplaque mehrdimensionale Fokussierung 16
– Infektionskontrolle 86 – Compound Imaging 16 Mehrfachreflexionen 79
Informationsvolumen siehe Mess- – Kompressionskurven 13 Messfenster 30
fenster Karotisstenosen 1 – Größe 66 – 67, 84
Inspiration, tiefe 143 – Aliasing und Strömungsumkehr 42 – Optimierung 84
Intensität des Ultraschalls 85 – Farbdopplersonographie 98 Methicillinresistente Staphylococcus
Intimahyperplasie 220 – Spektraldopplerkurven 99 aureus (MRSA) 227
Intrinsische Spektralverbreiterung – Stenosegraduierung 105 Mikroemboli 120
(ISB) 67 – 68, 70, 71, 103 – Symptome 90 mittlere Strömungsgeschwindigkeit
ipsilaterale A. carotis 89 Kavitation 84, 85, 86 – Bestimmung 69, 70, 74
ipsilaterale A. vertebralis 140 kinetische Energie 50, 51 – Messfehler 74
Ischämien Klippel-Trénaunay-Syndrom – Überschätzung 74
– akute 120, 137 (KTS) 189 Monoparese 89
– Beinischämie 148 Knöchel-Arm-Index (ABPI) 116 – 118, Morbus Bürger 132
– Fingerischämie 145 172 Motion-mode siehe M-mode
– Handischämie 140 – Bypässe 224 MRA siehe Magnetresonanzangio-
– obere Extremität 137 – Bypass-Kontrolle 228 graphie
– untere Extremität 120 – venöse Ulzera 172 MRT siehe Magnetresonanztomo-
Kollateralarterien, Lecks 159 graphie
kommunizierende Venen 168 muskuläre Arterien 49
K Kompressionskurven 13
Kompressionssonographie 197, 201,
kalzifiziertes Atherom 105, 107, 209 N
127 Kompressionstests 174, 196
Kapillaren 49, 50, 62 Kompressionsverbände 173, 188 Nachbearbeitung 78
Karotisbifurkation 88 kongestive Herzinsuffizienz NASCET-Studie 100, 103
– Atherom 95 – Ödeme 206 Nebenkeulen (grating lobes) 79
– B-Bild 92 – pathologischer venöser Fluss 63 negativer prädiktiver Wert 235
– Farbdopplerbild 94 Kontrastmittel 48 Neovaskularisierung 185 – 187
– pulsierende Schwellung 109 Konvexschallkopf 14, 138, 162, 169 Nierenarterien 147, 149, 150, 151,
– Strömungsprofile 56, 57 Kostoklavikularmanöver 143 153, 155, 156
Karotisbulbus 42, 88, 100, 102 künstliche Bypässe 214 – Abstand zum Aneurysma 156
Karotisendarteriektomie 2, 87, 95, – Arten 219 – akzessorische 156, 159
100, 101, 108 – B-Bilder 220 Nyquist-Frequenz 31
– Atherom 95 – Farbdopplerbilder 221
– postoperatives Erscheinungs- – Kontrolle 216
bild 109 – Untersuchung 215 O
Karotiserkrankungen – Untersuchungstechniken 219
– Amaurosis fugax 89 obere Extremität, Arterien-
– Angiographie 87, 93, 100, 101, erkrankungen 135 – 146
107 L – Aneurysmen 145
– asymptomatische 90, 100 – arteriovenöse Fisteln (AVF) 145
– Atherom 90, 95, 97, 101, 102, 105, langsame Blutflüsse 80, 81 – Dokumentation 146
107 – Filtereinstellungen 43 – duplexsonographische
– B-Bildbefunde 95 – 97, 102 – PRF-Einstellungen 43 Diagnostik 137 – 138
– Dokumentation 111 Langstreckenflüge 194 – Hämodialyseshunts 145
– Farbdopplerbefunde 97 – 98 laterale Auflösung 17, 45 – Kollateralwege 137
– Kollateralwege 89 Laufbandergometer 117 – sonstige Durchblutungs-
– kombinierte sonographische Linearschallkopf 14, 81, 90, 229 störungen 145 – 146
Befunde 105 Liniendichte 11 – Symptome und Therapie 136 – 137
– nicht-atheromatöse 108 – 109 – B-Bildtechnik 11 – Thoracic-outlet-Syndrom
– Probleme bei der Darstellung – Farbdoppler 44 (TOS) 141 – 144
108 Lipodermatosklerose 172 – Ultraschallbefunde 140 – 141
– Schlaganfall 87, 89, 90 Lungenembolie 193, 194 – 195 – Untersuchungstechniken 138 – 140
– sonographische Untersuchung- Lymphknotenvergrößerung 207 obere Extremität, Arteriensystem und
stechnik 91 – 94 Lymphödeme 205, 206, 209 anatomische Varianten 135 – 136

239
R Register

obere Extremität, Venenerkrankungen – langsame Blutflüsse 43 – Sendefrequenz 5


– Armvenenthrombosen 209 – Obergrenze 30, 31 – Typen 14
– Dokumentation 210 – Optimierung 81, 218 Schallstrahl
siehe auch Venenerkrankungen Pulswellengeschwindigkeit 75 – Beschallungswinkel 7, 8
– sonstige Venenerkrankungen 210 Pulswiederholfrequenz siehe Puls- – Fokussierung 6, 16 – 17
obere Extremität, Venen- repetitionsfrequenz (PRF) – Form des Schallfeldes 6
system 208 – 209 – Steuerung (Beamforming,
– oberflächliche Armvenen 208 Beamsteering) 15, 41
– sonographische R Schallwellen 3
Beurteilung 209 – 210 Schichtdicke 18
– tiefe Armvenen 208 Range Ambiguity 79 Schichtdickenauflösung 17
Ödeme 173, 194, 206 Range Gate 30 Schlaganfall 90, 96, 100
Operation, Aneurysma- Ratio (PVR) 130 – 131 Schwangerschaft, Thrombosen 194,
versorgung 149, 151 Rauschen 72, 74 202
Optimierung der Spektraldoppler- Raynaud-Phänomen 135, 137, 145 Sektorschallkopf 14
analyse 84 Rechtsherzkontrastmittel 47 Sekundärvarizen 187
Reflexdystrophie, sympathische siehe Sensitivität
Sudeck-Syndrom – diagnostischer Untersuchungen
P Reflexion 196, 235
– spiegelnde 7, 8, 9 – Farbdoppler 45
Paget-von-Schroetter-Syndrom 209 Reflexionswinkel 7 Serome 227 – 228
paralleles Beamforming 17 Reflux, venöser Shuntversagen 145
Patienten, Untersuchung 78 – Graduierung 175 – 176 Sicherheit des Ultraschalls 84 – 86
Perforansvenen 165 – Klassifikationsprobleme 176 – 178 – Infektionskontrolle 86
– B-Bild 185 – Provokationsmanöver 174 – 175 – mechanische und thermische
– Beurteilung 174 – Quantifizierung 178 Indizes 85 – 86
– im Oberschenkel 180 Region of Interest (ROI) – Ultraschallintensität 85
– insuffiziente 173, 188 – Darstellung 35, 44 – Verantwortung des Untersuchers
– Varizenrezidiv 187 – Lage 45 86
– Wade 181 repetitive Stressverletzungen 84 Signaldynamik 12 – 13
perkutane Ballonangioplastie 2, 101, Resistance-Index nach Pourcelot 74, Soleusvenen 193, 199
118, 216, 225 75 – Anatomie 166
Persistanz 45, 82 Resonanzfrequenz 4, 5 – Beurteilung 198
Phased-Array-Schallkopf 14 Reverberationsartefakte 79, 95, 199 – Darstellung 201
Phasenverschiebung 36, 37 reversierte Bypässe 214, 219 Spatial Peak Pulse Average Intensity
Phlebitis 210 Reynoldszahl 59, 60 (ISPPA) 85
Phlebographie 1, 193, 195, 203, 204, ROI siehe Region of Interest (ROI) Spatial Peak Temporal Average Inten-
209, 210 RSD siehe Sudeck-Syndrom sity (ISPTA) 85
Phlegmasia cerulea dolens 194 Rückstreuung 36 Speckle-Muster 199, 224
Piezoeffekt 4 – Kontrastmittel 48 Spektraldoppleranalyse 1, 29, 83 – 84
piezoelektrischer Effekt siehe Piezo- – Powerdoppler 47 Spektrumverbreiterung 65, 67, 75,
effekt 99
Poplitealaneurysmen 148, 160 – 161, – intrinsische (ISB) 68, 103
207 S Spezifität diagnostischer Unter-
popliteales Entrapment-Syndrom suchungen 196, 235
132 – 133 Saphena-Loge 165, 167, 168, 181 Spiegelartefakte 83, 84, 138
positiver prädiktiver Wert 235 Schall Spiegelbilder 79
posteromediale Oberschenkelvene – Ausbreitungsgeschwindigkeit 4 spiegelnde Reflexion 7, 8, 9
168 – Schallwellen 3 Stenose
postthrombotisches Syndrom 193 Schallabschwächung siehe Dämpfung – Änderung der Flussgeschwindig-
Powerdopplersonographie 45 – 47 Schallausbreitungsgeschwindigkeit 4 keit 53
PRF siehe Pulsrepetitionsfrequenz Schallfeld – der A. carotis siehe Karotisstenose
(PRF) – Form 6, 66 – der A. iliaca communis 2
PSV siehe systolische Spitzen- – Generierung 13 – 16 – Geschwindigkeitsverhältnisse 69,
geschwindigkeit – Schallkopfdesign 13 – 16 130 – 131
PTFE-Bypässe 150, 214, 219, 220, 228 Schallkeule siehe Schallfeld – Graduierung 100 – 103, 130 – 132;
Pulsatilitäts-Index 74 Schallkopf 4 siehe auch Stenosegraduierung
PVR (Peak Velocity Ratio) 223 – Breitbandsonde 5, 47 – In-Stent-Stenosen 118, 132
PW-Doppler siehe gepulster Doppler- – Infektionskontrolle 86 – Strömungsprofile 60
ultraschall – Konvexschallkopf 14, 40, 82 – „trickle flow“ 53
pulsierende Schwellung 109, 145 – Linear-Array 14, 33, 39, 67, 70, 71, Stenosegraduierung
Pulsrepetitionsfrequenz (PRF) 30, 41, 81, 90 – B-Bildverfahren 101
42, 43, 49, 67, 80 – 81, 197 – Phased-Array- oder Sektorschall- – ECST-Kriterien 100
– Aliasing 32 kopf 14, 33, 40 – NASCET-Kriterien 100
– Dwell Time 43 – Resonanzfrequenz 4, 5 – Spektraldoppler 101 – 103
– Hochpassfilter 43 – Schallkopfdesign und Generierung Stressverletzungen, repetitive 84
– Höhe 32 des Schallfeldes 16 Streuung des Schalls 8, 9, 26

240
Register R

Strömungsgeschwindigkeit siehe – diagnostische Untersuchungen – Erzeugung von Schallwellen 4 – 5


Blutflussgeschwindigkeit 196 – 199 – Intensität 85
Strömungsprofile 65 – Dokumentation 210 – Natur 4
– abgeflacht (Kolbenprofil) 53, 54, – Epidemiologie 193 – 194 – Schallwellen 3
58, 65, 66 – Farbdopplerbefunde 200 – 201 – Sicherheit 84 – 86
– an Bifurkationen und Ästen 56 – 57 – frei flottierender Thrombus 201, – technologische Entwicklungen 1
– Dopplerspektrum 65 202 – Verstärkung (Gain) 12
– gestört 53, 59, 60 – imitierende Erkrankungen – Wechselwirkungen mit Grenz-
– hyperämisch 56, 106, 128, 130, 204 – 208 flächen 7 – 9
189, 222 – Inzidenz 193 – Wellenlänge 4
– im Bereich von Gefäßbiegungen – Kollateralvenen 201, 204, 209 Ultraschallstrahl siehe Schallstrahl
57 – 59 – natürlicher Verlauf 203 – 204 Ulzerationen 118, 119, 172
– in gesunden Arterien 54 – obere Extremität 209 untere Extremität
– laminar 53 – 54, 59 – 60 – Pathologie 193 – 194 – Arterienerkrankungen 87 – 112,
– monophasisch 56, 222 – Phlebographie 195 113 – 134, 135 – 146
– parabolisch 53, 54, 57, 58, 66 – Rekanalisation 203 – Hämatome 205
– pulsatil 54 – 56 – Rezidive 204 – Lymphödeme 206
– turbulent 53, 59 – 60, 65, 99 – Risikofaktoren 194 – oberflächliches Beinvenensystem
– venöser Fluss 63, 170 – Screening 196 169
Strömungsumkehr 42, 56, 57, 59, 141 – duplexsonographische TVT-Dia- – Ödeme 206
– A. vertebralis 89 gnostik 196 – 199, 203 – tiefes Beinvenensystem 167
– an Bifurkationen und Verzweigun- – Spektraldopplerbefunde 201 – 202 – Venenerkrankungen 165 – 191,
gen 55 – Symptome 194 – 195 193 – 211
– Bypässe 220, 225 – Therapie 195 untere Extremität, Arterien-
– echte 42 – Ultraschallbefunde 199 – 202 erkrankungen 113 – 134
– venöser Fluss 60 – 63 – Ultraschallprotokoll 195 – 196 – arterielle Stents 132
Strömungswiderstand 50, 51 Time-Domain-Verfahren 37 – B-Bilder 127
Subclavian-steal-Syndrom („Subcla- Time Averaged Mean Velocity – Chronisch kritische Bein-
via-Anzapfsyndrom“) 89, 106 (TAM) 69 ischämie 118 – 119
Sudeck-Syndrom 137, 146 Time Averaged Velocity (TAV) 69, 72, – Claudicatio intermittens 118,
systolische Spitzengeschwindigkeit 73 132 – 133
(PSV) 80, 102, 105, 132 – Fehler bei der Bestimmung 74 – Diabetes 117, 127, 131
– Bestimmung 130 Time Gain Compensation (TGC) 12 – Dokumentation 133 – 134
– Bypässe 222 Tissue Harmonic Imaging – duplexsonographische Unter-
– Stenosegraduierung 223 (THI) 19 – 21 suchung 120 – 126
TOS siehe Thoracic-outlet-Syndrom – Farbdopplerbefunde 127 – 129
(TOS) – Ischämie, akute 119 – 120
T TOS-Diagnostik 144 – Knöchel-Arm-Index 116 – 118
Transducer siehe Schallkopf – Kollateralwege 114 – 116
Teleangiektasien 171 transiente ischämische Attacke – PAVK 118 – 120
Testobjekte zur Beurteilung der Bild- (TIA) 89, 96 – sonstige Anomalien und
auflösung 19 transkranieller Dopplerultra- Syndrome 132 – 133
TGC siehe Time Gain Compensation schall 110 – Spektraldopplerbefunde 129 – 132
Thermischer Index (TI) 86 Transversalwelle 3 untere Extremität, Arterien-
THI siehe Tissue Harmonic Imaging Trickle Flow 53 system 113 – 116
Thompson-Test 175 Truncus brachiocephalicus 87, 89, 91, untere Extremität, Venen-
Thoracic-outlet-Syndrom (TOS) 135, 135, 138 erkrankungen 165 – 191
137, 141 – 144, 209 – pulsierende Schwellung 90, 109 – Behandlung oberflächlicher V.
– duplexsonographische Diagnos- Truncus coeliacus 147 172
tik 144 Truncus tibiofibularis 113, 114, 116, – Dokumentation 190
– neurogenes 142 119, 123, 124, 125, 214, 217, 218 – Duplexsonographie 173
– Provokationsmanöver im Rahmen TVT siehe tiefe Venenthrombose – Hautveränderungen 172 – 173
der TOS-Diagnostik 142 – 143 (TVT) – Klippel-Trénaunay-Syndrom
Thoraxapertur, obere (thoracic outlet) TX siehe Schallkopf (KTS) 189
135 – oberflächliche V., Behandlung
– Anatomie 141, 142 171 – 172
– sonographische Beurteilung 137 U – Provokationsmanöver 174 – 175
Thrombininjektion 163 – Reflux, Graduierung 175 – 178
Thrombophlebitis 189, 204 – 205 UK Small Aneurysm Trial Participants – sonstige Erkrankungen 189 – 190
TIA siehe transiente ischämische (1998) 148, 149, 154 – tiefe Venenthrombose
Attacke (TIA) Ulcus cruris venosum 172 – 173, 188, (TVT) 193 – 204
Tibialarterien, Beurteilung 124 – 126 193 – Untersuchungsprotokolle 178 – 184
tiefe Inspiration 143, 201 Ultraschallwellen – Varizen 168,170
Tiefenausgleich siehe DGC, TGC – Ausbreitungsgeschwindigkeit 4 – Varizenrezidive 184 – 188
tiefe Venenthrombose (TVT) 173, 176 – Energieverlust (Dämpfung) 8 – 9 – venöse Hämangiome 190
– B-Bildbefunde 199 – 200 – Erzeugung eines Ultraschall- – venöser Reflux 176
– diagnostische Probleme 202 bildes 11 – venöse Ulzera 172 – 173

241
R Register

untere Extremität, Venensystem – Beurteilung 179 – 181 – Aneurysma spurium 225


– anatomische Varianten 168 – 169 – Bypass-Material 229 – B-Bildbefunde 219 – 220
– Flussmuster 170 – hohes Flussvolumen 170 – Bypass-Stenosen 216, 221
– oberflächliches 167 – 169 – Ligatur 171 – Bypass-Versagen 224
– tiefes 165 – 167 – Thrombophlebitis 205 – Entrapment 225 – 226
– Venenerkrankungen siehe daselbst – Varizen 172, 187, 188 – Farbdopplerbefunde 220 – 221
– Venenklappen 169 – 170 V. saphena parva (VSP) – In-situ-Bypässe 217 – 218
– Anatomie 166, 167, 168 – Kontrolle 215 – 228
– anatomische Varianten 183 – reversierte (Umkehr-) 218 – 219
V – Beurteilung 181 – 183 – Spektraldopplerbefunde 222 – 224
– Insuffizienz 171, 180, 183, 187 – Stenosen 213
V. axillaris – Ligatur 171 – Untersuchungstechniken 219
– Anatomie 208 – Thrombophlebitis 205 Venenerkrankungen, obere Extremi-
– Beurteilung 210 – Varizenrezidiven 188 tät 208 – 210
– Thrombose 209 V. subclavia 140 – Armvenenthrombosen 209
V. basilica – Anatomie 208 – Dokumentation 219
– Anatomie 208 – Beurteilung 210 – sonstige 210
– B-Bild 230 – Kompression 209 Venenerkrankungen, untere Extremi-
– Bypass-Material 229 – Thrombose 209 tät 165 – 191
– Venenmapping 229 V. tibialis anterior 166, 198 – Dokumentation 190
V. brachialis V. tibialis posterior – Duplexsonographie 173
– Anatomie 208 – Anatomie 165 – Hautveränderungen 172 – 173
– Beurteilung 210 – Darstellung 198 – oberflächliche V., Behand-
V. cava 166, 170 – Querschnitt 197 lung 171 – 172
– Untersuchung 196, 199 Valsalva-Manöver 174, 175, 179, – Provokationsmanöver 174 – 175
V. cephalica 200 – 201, 210 – Reflux, Graduierung 175 – 178
– Anatomie 208 Valvulotom 213, 220 – sonstige Erkrankungen 189 – 190
– B-Bild 230 Varianz 39 – tiefe Venenthrombose
– Bypass-Material 229 variköse Ulzera 173 (TVT) 193 – 204
– Venenmapping 229 Varikosis, sekundäre 184 – 188 – Untersuchungsprotokolle 178 – 184
V. femoralis communis (VFC) Varixknoten 184 – Varizen 170
– Anatomie 165, 166 Varizen – Varizenrezidive 184 – 188
– Beurteilung 179 – B-Bildbefunde 185 – Ulcus cruris veno-
– Querschnitt 197 – Behandlung 171 – 172 sum 172 – 173,188, 193
– sonographische Darstellung 198 – Duplexsonographie, Durch- Veneninsuffizienz-Diagnos-
– Wirkungen der Atmung 61, 62 führung 173 tik 165 – 191
V. femoralis superficialis – Rezidive 184 – 188 Venenklappen
– Untersuchung 198 – Sekundärvarizen 187 – Beurteilung der Suffizienz 173, 175
V. femoralis superficialis (VFS) – Symptome 171 – bikuspidale 169
– Anatomie 166, 167, 169, 170 – Ursachen 171 – Funktion 169 – 170
– B-Bilder 203 Varizenrezidive – pathologischer venöser Fluss 63
– Beurteilung der Suffizienz 174 – Untersuchung 184 – 188 Venenklappenaplasie, kongeni-
– hyperämischer Fluss 189 – Ursachen 185 – 188 tale 170
V. fibularis Velocity Estimator 39 Venenmanschetten 214, 215, 220
– Anatomie 165, 199 Vena-cava-Filter 195 Venenmapping 229 – 231
– B-Bild 197 Vena-saphena-magna-Crosse 121, – Armvenen 229 – 230
– Thrombose, B-Bild 200 168 – Probleme 230 – 231
V. iliaca communis 167, 170 – Anatomie 168 – Verfahren 229, 230 – 231
V. iliaca externa 167, 170 – Beurteilung 174, 179 – V. saphena magna 229
V. iliaca interna 167, 168, 169, 183 – Insuffizienz 171, 175, 177, 180 Venenstripping 171 – 172, 189
V. jugularis – Ligatur 171 Venensystem, obere Extremität
– transversales B-Bild 91 – unvollständige Ligatur 186 – Erkrankungen siehe Venen-
V. jugularis interna 208, 210 Vena-saphena-parva-Crosse erkrankungen
V. poplitea – Beurteilung 183 – oberflächliche Armvenen 208
– Anatomie 165, 166, 167, 169, 170 – Farbdopplerbild 176 – sonographische
– Beurteilung 180, 181 – unvollständige Ligatur 187 Beurteilung 209 – 210
– doppelt angelegt/zweigeteilt 169 Vena cava 61 – tiefe Armvenen 208
– Farbdopplerbild 176 Vena-cava-Filter 195 Venensystem, untere Extremi-
– insuffiziente 176 Venen tät 165 – 167
– Thrombus 194 – Blutfluss 63 – anatomische Varianten 168 – 169
– Untersuchung 198 – kommunizierende 168 – Erkrankungen siehe Venen-
– Verschluss 170 – Struktur 49 erkrankungen
V. profunda femoris 121, 165, 166, – varikös veränderte siehe Varizen – Flussmuster 170
169 – Venenmapping für Bypass- – oberflächliches 167 – 168
V. saphena magna (VSM) Operationen 231 – tiefes 165 – 166
– Anatomie 166, 167, 168 Venenbypässe 213 – 231 – Venenklappen 169 – 170
– anatomische Varianten 183 – Anatomie 213 – 214 venöse Hämangiome 190

242
Register R

venöse Hypertonie 172, 173, 193 visuell-räumliche Wahr- Wandfilter 74, 126, 157, 178, 197
venöser Fluss, Einflussfaktoren nehmungsstörungen 89, 90 Warfarin 195
– Atmung 61 – 62 Volumenfluss (VF) Weißfingerkrankheit, vibrations-
– Herzzyklus 61 – Definition 69 bedingte 146
– Wadenmuskelpumpe 62 – 63 – Messung 72 – 74 Wellenformen
venöser Reflux – Analyse 74 – 76
– Graduierung 175 – 176 – pathologische 130 – 132
– Klassifikationsprobleme 176 – 178 W Wellenlänge 3 – 4
– Provokationsmanöver 174 – 175 Widerstandsindex nach Pourcelot 74
– Quantifizierung 178 Wadenkompression 169, 173, 174, World Federation of Ultrasound in
venöse Ulzera 198, 201 Medicine and Biology (WFUMB) 84
– Behandlung 173 Wadenmuskelpumpe 62 – 63, 166, „Write Zoom“ 157
– Beurteilung von Patienten 189 172, 200
– Symptome 172 Waden-TVT 195
– Ursachen 172 Wadenvenen Z
Verankerungsleckage 159 – Sonographie 198
Verstärkung 12 – Thrombosen 193, 195 Zellulitis 170, 189, 206
Vibrationssyndrom 137 wall thump siehe Wandbewegungen zystische Adventitia-Degeneration, A.
Virchow-Trias 193 Wandbewegungen 28, 73, 100 poplitea 133

243

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