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David C.

Hooper

140 Bakterielle Resistenzen gegen Antibiotika


Für die deutsche Ausgabe Veit-Simon Eckle und Norbert Suttorp

DEFINITION VON RESISTENZ auf das Medikament kommen wird. Die jeweiligen klinischen MHK-
Die Wirkung von Antibiotika auf verschiedenste Zielstrukturen in- Grenzwerte (breakpoints), die ein Bakterium als empfindlich, inter-
nerhalb der Bakterienzelle kann in der Hemmung des Bakterien- mediär oder resistent einstufen, werden im Allgemeinen von Zulas-
wachstums oder deren Abtötung resultieren (Kap. 139). Die Vermin- sungsbehörden und Expertengruppen (EUCAST – European Com-
derung oder der Verlust der antibakteriellen Eigenschaften einer Sub- mittee on Antimicrobial Susceptibility Testing) festgelegt und beru-
stanz wird als Resistenz bezeichnet, und die Eigenschaften oder Ver- hen im Allgemeinen auf der Verteilung der MHK-Werte eines großen
änderungen des Bakteriums, die zur verminderten Aktivität des Kollektivs aktueller klinischer Bakterienisolate. Studien zu Mechanis-
Antibiotikums führen, stellen Resistenzmechanismen dar. Bakterien men und Epidemiologie von Resistenzen verwenden gelegentlich an-
können gegen ein einziges Antibiotikum oder gegen mehrere Antibio- dere, weniger strenge Definitionen, die beispielsweise auf einem An-
tika resistent sein. Auftreten und Ausmaß von Resistenzen werden in stieg eines MHK-Werts relativ zu einem Ausgangswert beruhen, un-
klinisch-mikrobiologischen Laboren durch die Messung der minima- abhängig von klinischen MHK-Grenzwerten.
len Medikamentenkonzentration bestimmt, die bei einem standardi-
sierten Inokulum und unter standardisierten Bedingungen das MOLEKULARE RESISTENZMECHANISMEN
Wachstum einer bestimmten Bakterienspezies hemmt (minimale Bakterien können eine große Bandbreite von Mechanismen aufweisen,
Hemmkonzentration, MHK). MHK-Werte werden klinisch in emp- mit deren Hilfe sie die Aktivität von Antibiotika blockieren oder umge-
findlich, intermediär empfindlich oder resistent eingruppiert. Für die- hen (Tab. 140-1, Abb. 140-1). Obwohl es unzählige molekulare Mecha-
se Einteilung werden die MHK-Werte zusammen mit den pharmako- nismen gibt, können diese in drei grundlegende Prinzipien eingeteilt
kinetischen Eigenschaften des jeweiligen Antibiotikums, dessen Pene- werden: (1) Veränderung der Zielstrukturen des Antibiotikums mit
tration zum Ort der Infektion sowie mit Daten aus klinischen Studien letztlich verminderter Bindung des Medikaments im Bakterium, (2) ver-
bewertet. So wird zum Beispiel ein Patient mit einer Infektion durch minderte Aufnahme des Antibiotikums in die Zelle oder verstärkter
ein als empfindlich klassifiziertes Bakterium klinisch wahrscheinlich aktiver Transport aus der Zelle mit resultierendem Schutz der eigentli-
auf ein adäquat dosiertes Antibiotikum ansprechen, während es bei chen bakteriellen Zielstruktur und (3) Modifikation des Antibiotikums
resistenten Erregern zu einem schlechten oder fehlenden Ansprechen mit aufgehobener oder herabgesetzter Aktivität in der Bakterienzelle.

Gramnegatives Bakterium
Antibiotikum

Betalaktamasen im Überexpression von


Verlust der Porine periplasmatischen Raum transmembranösen Effluxpumpen
– Carbapeneme – Betalaktame (einschließlich – Betalaktame (Meropenem)
(Imipenem) Carbapenemen bei einigen – Chinolone
Betalaktamasen) – Aminoglykoside
Porin
– Tetrazykline (Tigecyclin)
– Chloramphenicol

Antibiotikum

Antibiotikum
Plasmid mit Antibiotika-
resistenz-vermittelnden Genen
Zielstrukturen für Antibiotika-Bypass
Antibiotika-modifizierende
– Trimethoprim (Dihydrofolat-Reduktase)
Enzyme
Sulfonamide (Dihydropteroat-Synthetase)
– Aminoglykoside
Ribosomen – Ciprofloxacin

Mutationen der Zielstruktur


Proteine – Chinolone (DNS-Gyrase und
Ribosomen-Mutationen oder -Modifikationen DNS-Topoisomerase IV)
– Tetrazykline (Schutzproteine TetM oder TetO)
– Aminoglykoside (Methylierung der rRNS)

Mutationen der Lipopoly-


saccharid-Struktur
– Polymyxine Protein Lipopolysaccharid

Abbildung 140-1 Resistenzmechanismen gegen Antibiotika am Beispiel eines gramnegativen Bakteriums. Ähnliche Mechanismen finden sich bei
grampositiven Bakterien, aber bei Letzteren führt das Fehlen einer äußeren Membran dazu, dass Betalaktamasen nach außen statt in den periplasmatischen Raum
zwischen innerer und äußerer Zellmembran sezerniert werden. Ebenso wird die Wirksamkeit von Effluxpumpen reduziert, weil hinaustransportierte Antibiotika
erneut in die Zelle eindringen können und dabei nur eine einzige Membran – statt zwei Membranen bei gramnegativen Bakterien – passieren müssen. Die roten
Punkte symbolisieren Antibiotika. (Aus Peleg AY, Hooper DC: Hospital-acquired infections due to gram-negative bacteria. N Engl J Med 2010;362:1084. © 2010
Massachusetts Medical Society. Abdruck mit freundicher Genehmigung.)
1314 Aus: Harrisons Innere Medizin • 20. Auflage, deutsche Ausgabe • In Zusammenarbeit mit der Charité • Herausgegeben von
N. Suttorp, M. Möckel, B. Siegmund, M. Dietel • © ABW Wissenschaftsverlag GmbH, Altensteinstraße 42, D-14195 Berlin • www.abw-verlag.de
Bakterielle Resistenzen gegen Antibiotika 140

TABELLE 140-1 Die häufigsten Resistenzmechanismen gegen Antibiotika

Antibiotika Zielstruktur Wirkungsmechanismus Resistenzmechanismus


Betalaktame (Penicilline, Ce- Zellwandsynthese Bindung an die für die Quervernetzungen in 1. Inaktivierung durch Betalaktamasen
phalosporine, Monobactame, der Zellwand verantwortlichen Enzyme (PBPs, 2. Alternative Proteine (PBP2a)
Carbapeneme) Transpeptidasen)
3. Verminderte Diffusion durch Porinkanäle

Glykopeptide und Lipoglykopep- Zellwandsynthese Bindung an das D-Alanin-D-Alanin-Ende am 1. Zielmutation (Substitution von D-Alanin-D-Alanin durch
tide (Vancomycin, Teicoplanin, Peptidoglykan-Stammpeptid und Hemmung D-Alanin-D-Lactat)
Telavancin, Dalbavancin, Orita- der Zellwand-Transglykosylasen 2. Überproduktion von Zielstrukturen (D-Alanin-D-Alanin)
vancin) Teicoplanin, Telavancin, Dalbavancin, an anderen, von den Enzymen der Zellwandsynthese
Oritavancin: Veränderung der Membranfunktion entfernten Zellbereichen

Bacitracin Zellwandsynthese Blockiert das Lipidcarrier-Molekül, das Vorläufer Aktive Effluxpumpe


der Zellwandbausteine transportiert

Fosfomycin Zellwandsynthese Blockiert die Enoyltransferase (Bindung des 1. Überproduktion des Zielenzyms
Stammpeptids an NAG) 2. Enzymatische Modifikation des Antibiotikums

Aminoglykoside (Gentamicin, Proteinsynthese Binden an die ribosomale 30S-Untereinheit 1. Enzymatische Modifikation des Antibiotikums
Tobramycin, Amikacin) Hemmen die Translokation der Peptidkette 2. Methylierung der Bindungsstelle am Ribosom
am Ribosom 3. Verminderte Antibiotikumkonzentration an
Fehlerhafte Ablesung der mRNS Zielstruktur durch aktive Effluxpumpe

Tetrazykline (Tetracyclin, Proteinsynthese Binden an die ribosomale 30S-Untereinheit 1. Aktive Effluxpumpe


Doxycyclin, Minocyclin) Verhindern die Peptidelongation 2. Proteine zum Schutz der Ribosomen

Tigecyclin Proteinsynthese Wie Tetrazykline Aktive Effluxpumpe (unterscheidet sich von der gegen
Tetrazykline gerichteten)

Makrolide (Erythromycin, Proteinsynthese Binden an die ribosomale 50S-Untereinheit 1. Methylierung der Bindungsstelle am Ribosom
Clarithromycin, Azithromycin) Verhindern Ablösung der fertigen Peptidkette 2. Aktive Effluxpumpe
und Ketolide (Telithromycin) vom Ribosom

Lincosamide (Clindamycin) Proteinsynthese Binden an die ribosomale 50S-Untereinheit Methylierung der Bindungsstelle am Ribosom
Hemmen die Bildung von Peptidbindungen

Streptogramine (Quinupristin/ Proteinsynthese Wie Makrolide 1. Wie Makrolide


Dalfopristin) 2. Enzymatische Modifikation des Antibiotikums

Chloramphenicol Proteinsynthese Bindet an die ribosomale 50S-Untereinheit Enzymatische Modifikation des Antibiotikums
Verhindertdie Bindung der Aminoacyl-tRNS
an das Ribosom

Oxazolidinone (Linezolid, Proteinsynthese Binden an die ribosomale 50S-Untereinheit 1. Modifikation der rRNS-Bindungsstelle
Tedazolid) Verhindern Beginn der Peptidsynthese 2. Methylierung der Bindungsstelle am Ribosom

Mupirocin Proteinsynthese Hemmt Isoleucyl-tRNS-Synthetase 1. Erworbene Resistenz durch Veränderung der


tRNS-Synthetase (Antibiotika-Bypass)
2. Veränderung der nativen tRNS-Synthetase

Sulfonamide (Sulfadiazin, Sulfi- Folsäuresynthese Hemmung der Dihydropteroat-Synthetase Erworbene Resistenz der Dihydropteroat-Synthetase
soxazol, Sulfamethoxazol) (Antibiotika-Bypass)

Trimethoprim Folsäuresynthese Hemmung der Dihydrofolat-Reduktase Erworbene Resistenz der Dihydrofolat-Reduktase


(Antibiotika-Bypass)

Chinolone (Norfloxacin, Ciproflo- DNS-Synthese Hemmen die DNS-Gyrase und die DNS- 1. Veränderung der Zielstruktur
xacin, Ofloxacin, Levofloxacin, Topoisomerase Typ IV 2. Aktive Effluxpumpe
Moxifloxacin, Gemifloxacin, Komplex aus Enzym, DNS und Antibiotikum 3. Schutz der Zielstruktur vor dem Antibiotikum
Delafloxacin) blockiert DNS-Replikationsapparat 4. Enzymatische Modifikation des Antibiotikums
(Ciprofloxacin)

Rifamyzine (Rifampicin, Rifabu- RNS-Synthese Hemmung der RNS-Polymerase Veränderung der Zielstruktur
tin, Rifapentin)

Nitrofurantoin Nukleinsäuresyn- Durch Reduktion entstehen reaktive Derivate Veränderung der Antibiotika-aktivierenden Enzyme
these des Antibiotikums, die die DNS schädigen

Metronidazol Nukleinsäuresyn- Durch Reduktion entstehen reaktive Derivate 1. Veränderung der Antibiotika-aktivierenden Enzyme
these des Antibiotikums, die die DNS schädigen 2. Erworbene Entgiftungsenzyme
3. Aktive Effluxpumpen

Aus: Harrisons Innere Medizin • 20. Auflage, deutsche Ausgabe • In Zusammenarbeit mit der Charité • Herausgegeben von 1315
N. Suttorp, M. Möckel, B. Siegmund, M. Dietel • © ABW Wissenschaftsverlag GmbH, Altensteinstraße 42, D-14195 Berlin • www.abw-verlag.de
Teil 5 Infektionskrankheiten

Tabelle 140-1 (Fortsetzung)

Antibiotika Zielstruktur Wirkungsmechanismus Resistenzmechanismus


Polymyxine (Polymyxin B, Poly- Zellmembran Binden LPS und zerstören die innere und äußere Verminderte Antibiotikabindung durch Veränderung der
myxin E [Colistin]) Plasmamembran Membranladung
Daptomycin Zellmembran Erzeugt Leckagen der Zellmembran und der Mem- Verminderte Antibiotikabindung durch Veränderung der
brankanäle Membranladung

Abkürzungen: LPS = Lipopolysaccharid; NAG = N-Acetyl-Glucosamin; PBP = Penicillin-bindendes Protein; mRNS = messenger Ribonukleinsäure; tRNS = Transfer-Ribonukleinsäure,
rRNS = ribosomale Ribonukleinsäure.

Diese molekularen Mechanismen beruhen entweder auf Spontan- die enzymatische Betalaktamasen-Aktivität physiologisch durch Ex-
mutationen von Genen des Bakterienchromosoms während der bak- position gegenüber bestimmten Betalaktamen induziert wird. Weiter
teriellen DNS-Replikation, auf dem Erwerb neuer Gene durch einen können auch Mutationen in übergeordneten Genen, die die Expressi-
DNS-Transfer von anderen Bakterien oder auf der Aufnahme exo- on eines Betalaktamase-Gens regulieren, zu einer konstanten (konsti-
gener DNS. Am häufigsten werden neue Gene von sich unabhängig tutiven) Enzymaktivität führen.
replizierenden Plasmiden oder sonstigen DNS-Elementen aus ande- Andere Betalaktamasen, die auf genetischem Material erworbener
ren Bakterien übertragen. Jedoch können einige pathogene Keime wie Plasmide kodiert sind, werden in der Regel konstitutiv exprimiert.
z. B. Streptococcus pneumoniae und Neisseria gonorrhoeae auch DNS- Plasmidvermittelte Resistenzen können zu unterschiedlichen Resis-
Fragmente verwandter Arten aus der Umgebung aufnehmen und sie tenzprofilen innerhalb eines Bakterienstammes führen – abhängig da-
direkt mit ihrem eigenen Chromosom rekombinieren; dieser Prozess von, welches genetische Material der jeweilige Stamm über Plasmide
wird als Transformation bezeichnet. Nicht selten weisen resistente erworben hat. Bei grampositiven Bakterien werden Betalaktamasen in
Bakterien eine Kombination von Resistenzmechanismen mit unter- den Extrazellulärraum abgegeben. Gramnegative Bakterien dagegen
schiedlichen zugrunde liegenden Resistenzprinzipien auf. Des Wei- sezernieren die Enzyme in den periplasmatischen Raum zwischen
teren enthalten häufig Plasmide mehr als ein Resistenzgen. So kann Plasmamembran und äußerer Zellmembran, sodass in diesem be-
der Erwerb von Plasmiden in vielen Fällen zu Resistenzen gegenüber grenzten Raum hohe Konzentrationen der Betalaktamasen erzielt
verschiedenen antibakteriellen Substanzen führen. Resistenzen gegen werden können. Daher werden bei gramnegativen Erregern, bei de-
unterschiedliche, strukturell nicht miteinander verwandte Antibiotika nen Betalaktame auf dem Weg zu ihren Ziel-PBPs durch die äußere
können auch durch Mutationen bedingt sein, die zu einer vermehrten Membran – meist über Porinkanäle – hindurchdiffundieren müssen,
Expression bestimmter bakterieller Effluxpumpen mit einem breiten durch Betalaktamasen angreifbar. Eine Verminderung dieser Kanäle
Substratspektrum führen. in der äußeren Membran aufgrund einer Mutation kann die Wirkung
Viele Antibiotika werden von Bakterien produziert. Einige Gene, der Betalaktamasen weiter verstärken: Die verlangsamte Diffusion
die eine Resistenz gegen diese antibakteriellen Substanzen kodieren, steigert so zusammen mit der hohen Enzymkonzentration im peri-
haben sich in den Mikroorganismen selbst als Schutzmechanismus plasmatischen Raum den Abbau des Antibiotikums und damit die
vor ihren eigenen Produkten entwickelt und wurden in der Folge auf Resistenz.
Plasmide mobilisiert und somit an andere Mikroorganismen weiter- Die meisten Stämme von Staphylococcus aureus produzieren eine
gegeben. Man geht davon aus, dass unter natürlichem Antibiotika- auf einem Plasmid kodierte Betalaktamase, die natürlich vorkommen-
Einfluss stehende Bakterien ohne Schutzmechanismen unter diesem des Penicillin abbaut, nicht aber semisynthetische Penicilline wie
Selektionsdruck Resistenzen gegen die jeweiligen bakteriellen Sub- Oxacillin und Nafcillin. Die größte Diversität von Betalaktamasen fin-
stanzen entwickelt haben. Eine Exposition gegenüber natürlich vor- det sich bei gramnegativen Bakterien. Die häufigsten – und am längs-
kommenden oder medizinisch eingesetzten antibakteriellen Substan- ten bekannten – plasmidkodierten Betalaktamasen gramnegativer
zen führt so zu einer Selektion von resistenten Stämmen innerhalb ei- Bakterien können alle Penicilline und die meisten Cephalosporine der
ner ansonsten empfindlichen Bakterienpopulation. ersten und zweiten Generation inaktivieren. Mittlerweile haben sich
Bei manchen Mikroorganismen bringen Resistenzmechanismen je- darüber hinaus Varianten der frühen Betalaktamasen mit erweitertem
doch auch Nachteile mit sich, die im Vergleich zu empfindlichen Spektrum (ESBL – extended-spectrum β-lactamases) entwickelt und
Stämmen ein beeinträchtigtes bakterielles Wachstum oder eine redu- ausgebreitet, die auch Cephalosporine der dritten Generation (Cef-
zierte Überlebensfähigkeit bedeuten. In einigen Fällen konnte jedoch triaxon, Cefotaxim, Ceftazidim) ebenso wie das Monobactam Aztreo-
gezeigt werden, dass sich solche Beeinträchtigungen im Lauf der Zeit nam abbauen können. Manche ESBLs inaktivieren außerdem Cepha-
durch kompensatorische Mutationen abschwächen, die diese Bakte- losporine der vierten Generation wie Cefepim. Carbapeneme (Imipe-
rien resistent und überlebensfähig machen und somit ihre Über- nem, Meropenem, Ertapenem, Doripenem) werden im Allgemeinen
lebenswahrscheinlichkeit sogar bei Fehlen eines anhaltenden antimi- nicht von ESBLs inaktiviert, jedoch von anderen Betalaktamasen, den
krobiellen Selektionsdrucks erhöhen. Im Folgenden werden die Carbapenemasen. Diese Enzyme wirken gegen Carbapeneme und die
Hauptklassen der Antibiotika, die derzeit eingesetzt werden, und die meisten, wenn nicht sogar alle anderen Betalaktame, und nehmen in
wichtigsten Resistenzmechanismen klinischer Infektionen vorgestellt. ihrer Prävalenz immer weiter zu.
In den USA und Europa sind Klebsiella-pneumoniae-Carbapene-
& BETALAKTAME masen (KPCs), die normalerweise in Stämmen von Escherichia coli
Betalaktame bilden die größte Gruppe unter den Antibiotika. Sie und K. pneumoniae gefunden werden, am weitesten verbreitet. Jedoch
hemmen die bakterielle Zellwandsynthese, indem sie an Transpepti- sind mittlerweile auch New-Delhi-Metallo-Betalaktamasen (NDM-
dasen binden, die Quervernetzungen in der Zellwand enzymatisch er- Carbapenemasen), die ursprünglich auf dem indischen Subkontinent
möglichen. Diese Enzyme werden auch als penicillinbindende Protei- beschränkt auftraten, auf der ganzen Welt nachweisbar, ebenso wie
ne (PBP) bezeichnet. In Säugerzellen gibt es kein ähnliches Protein, Carbapenemasen mit einer Oxacillin-Gruppe (OXA48). In einigen
sodass PBPs nur in Bakterien vorkommen. Fällen kann auch die hochgradige Expression einer ESBL oder einer
Vor allem bei gramnegativen Erregern ist der häufigste Resistenz- AmpC-Betalaktamase (siehe unten) zusammen mit einer verminder-
mechanismus gegen Betalaktame ihr Abbau durch Betalaktamasen. ten Zahl von Porinkanälen zur Resistenz gegenüber Carbapenemen
Diese Enzyme brechen den zentralen Betalaktamring auf und verhin- führen. In Pseudomonas-aeruginosa-Stämmen kann eine Resistenz
dern so die antibakterielle Wirkung des Medikaments. Das Spektrum gegen Carbapeneme durch Mutationen entstehen, die eine Reduktion
der Betalaktamasen ist auf bestimmte Betalaktame begrenzt. Einige des OprD-Diffusionskanals für Imipenem verursachen, oder durch
Betalaktamasen sind auf dem bakteriellen Chromosom kodiert und die verstärkte Expression von Effluxpumpen, die Meropenem aus der
ihre Aktivität beeinflusst die klinischen MHK-Grenzwerte einer be- Bakterienzelle hinaustransportieren.
stimmten Spezies: Diese chromosomal kodierten Betalaktamasen Die chromosomal kodierte Betalaktamase von Klebsiella pneumo-
können nämlich in unterschiedlichen Mengen produziert werden und niae baut vorzugsweise Penicilline ab, nicht aber Cephalosporine. Im
bestimmen so das Ausmaß der Resistenz. Es ist auch möglich, dass Gegensatz dazu inaktiviert die chromosomale AmpC-Betalaktamase

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Bakterielle Resistenzen gegen Antibiotika 140
von Enterobacter und verwandten Gattungen nahezu alle Cephalo- dieser Situation bestand ein Selektionsvorteil für die multiplen Muta-
sporine. Die AmpC-Betalaktamase wird aber normalerweise nur in tionen, die für die Synthese der modifizierten Zellwand notwendig
geringen Mengen gebildet. Mutationen in regulatorischen Genen, die sind. Wegen des Energieaufwands, den eine dickere Zellwand bedeu-
die Produktion von AmpC erhöhen, tragen zur vollständigen Resis- tet, ist dieser intermediäre Resistenztyp weniger stabil: In Abwesen-
tenz gegen Penicilline und Cephalosporine bei. Ausgenommen davon heit von Vancomycin und damit unter fehlendem Selektionsdruck
sind Cefoxitin und Cefepim, die relativ stabil gegenüber dieser Beta- wurden bereits Stämme beschrieben, die wieder gegen das Antibioti-
laktamase sind. Eine Resistenz gegen Cefepim kann sich jedoch durch kum sensibel wurden. Ebenso ist die Empfindlichkeit gegen Telavan-
die Kombination von verstärkter AmpC-Produktion und verminder- cin, Dalbavancin und Oritavancin in solchen Stämmen vermindert,
ter Porinkanal-Expression entwickeln. AmpC-kodierende Gene wur- die resistent oder intermediär gegen Vancomycin sind, obwohl diese
den auch auf Plasmiden gefunden, jedoch seltener als plasmidkodierte Antibiotika gelegentlich noch ausreichend aktiv sind, um den Stamm
ESBLs. auf Basis von Laborkriterien als empfindlich zu klassifizieren.
Um die Wirkung der Betalaktamasen aufzuheben, wurden Betalak-
tamase-Inhibitoren wie beispielsweise Clavulansäure, Sulbactam, Taz- & AMINOGLYKOSIDE
obactam, Avibactam und Vaborbactam entwickelt, und mit Amoxicil- Aminoglykoside stellen eine von mehreren Antibiotikagruppen dar,
lin oder Ticarcillin (Clavulansäure), Ampicillin (Sulbactam), Pipera- die in Bakterien an ribosomale Untereinheiten, die sich von denen
cillin oder Ceftolozan (Tazobactam), Ceftazidim (Avibactam) und der Eukaryontenzelle unterscheiden, binden und so die Proteinsyn-
Meropenem (Vaborbactam) kombiniert. Die Inhibitoren selbst weisen these hemmen. Daraus folgt eine selektive antibakterielle Aktivität.
keine oder nur geringe antibakterielle Aktivität auf, hemmen aber die Aminoglykoside binden an die 30S-Untereinheit des bakteriellen
plasmidkodierten Betalaktamasen, einschließlich der ESBLs. Nur Avi- Ribosoms. Der häufigste Resistenzmechanismus gegen Aminoglykosi-
bactam und Vaborbactam hemmen AmpC-Betalaktamasen und eini- de bei gramnegativen Bakterien geht auf den Erwerb von Plasmidge-
ge Carbapenemasen (KPCs, nicht aber NDM-Carbapenemasen). nen für Transferasen zurück, die Aminoglykoside durch Übertragung
Eine Resistenz gegen Betalaktame kann auch durch Veränderungen von Azetyl-, Adenyl- oder Phosphatgruppen modifizieren. Diese an-
in ihren Zielstrukturen entstehen, den PBPs, die als Transpeptidasen gefügten Gruppen vermindern die Bindung der Medikamente an ihre
bei der Quervernetzung der Peptidoglykanstruktur der Bakterienzell- ribosomale Zielstruktur. Die Transferasen unterscheiden sich je nach
wand eine Rolle spielen. Bei Streptococcus pneumoniae, Neisseria go- Aminoglykosid, das sie modifizieren. So tritt eine Amikacinresistenz
norrhoeae und Neisseria meningitidis tritt eine Resistenz gegen Peni- seltener auf als eine Resistenz gegen Gentamicin oder Tobramycin.
cillin durch die Rekombination übertragener DNS aus verwandten Vor Kurzem wurde ein weiterer Mechanismus der plasmidvermittel-
Arten auf, die zur Entstehung von Mosaik-PBPs mit geringerer Affi- ten Resistenz entdeckt, bei dem Methylasen den Ort der Aminoglyko-
nität für Penicillin führt. Ebenso kann bei N. gonorrhoeae die Kom- sidbindung an der 16S-rRNS an der 30S-Untereinheit des Ribosoms
bination aus vermehrter Expression einer Effluxpumpe und einer Po- verändern und so die Bindung des Medikaments an seine ribosomale
rinkanalmutation eine Penicillinresistenz erzeugen. Bei Staphylokok- Zielstruktur reduzieren. Dadurch kommt es zu einer Resistenz gegen-
ken entwickelt sich eine Resistenz gegen Methicillin (MRSA – methi- über allen Aminoglykosiden. Im Fall von Streptomycin kann eine ein-
cillinresistenter Staphylococcus aureus) und andere Betalaktame zelne Mutation im Gen für das Ribosomenprotein ebenfalls eine Re-
durch den Erwerb des mec-Gens, das ein penicillinbindendes Protein sistenz hervorrufen. Bei Pseudomonas aeruginosa können Resistenzen
(PBP2a) mit verminderter Affinität für die Antibiotika kodiert. Da durch Mutationen in regulatorischen Genen verursacht werden, die
PBP2a in Anwesenheit von Betalaktamen weiterhin seine Funktion zu einer vermehrten Expression der MexXY Effluxpumpe führen. In
für die Zellwandsynthese behält, wird damit die Bindung an PBPs der Folge kommt es zu einer reduzierten intrazellulären Medikamen-
durch Bildung eines alternativen Proteins umgangen. Ceftarolin ist tenkonzentration.
das einzige Betalaktam, das auch an PBP2a bindet und somit gegen
methicillinresistente Staphylokokkenstämme aktiv ist. Mutationen im & TETRAZYKLINE UND GLYZYLZYKLINE
PBP2a Gen können die Affinität gegenüber dem Antibiotikum ver- Tetrazykline hemmen die bakterielle Proteinsynthese, indem sie an ei-
mindern und so zu einer Resistenz gegen Ceftarolin führen. ner anderen Stelle als Aminoglykoside an die 16S-rRNS der 30S-Ri-
bosomenuntereinheit binden. Resistenzen gegenüber Tetrazyklinen
& GLYKOPEPTIDE UND LIPOGLYKOPEPTIDE sind oft plasmidvermittelt und gehen entweder auf aktive Effluxpum-
Glykopeptide und Lipoglykopeptide hemmen die bakterielle Zell- pen zurück, die normalerweise spezifisch für Tetrazykline sind, oder
wandsynthese durch Bindung an die beiden terminalen D-Alanin- auf Proteine, die das Ribosom vor der Wirkung der Antibiotika schüt-
Reste des Peptidoglykan-Stammpeptids, die an der Quervernetzung zen. Eine Reihe von chromosomal kodierten Breitspektrum-Efflux-
des Peptidoglykans beteiligt sind. Dadurch werden die Transpepti- pumpen kann auch Tetrazykline als Substrat entfernen. Ebenso kön-
dasen, die an der Quervernetzung des Peptidoglykangerüsts beteiligt nen Mutationen an regulatorischen Genen, die zu einer Überexpressi-
sind, inaktiv und die Zellwandsynthese wird gehemmt. on der Effluxpumpen führen, eine Resistenz gegen Tetrazykline sowie
Eine Resistenz gegen Vancomycin bei Enterokokken geht auf den weitere Antibiotika verursachen. Resistenzen gegen das Glyzylzyklin
Erwerb einer Gruppe von van-Genen zurück, mit dem Ergebnis Tigecyclin, das von den üblichen, gegen Tetrazykline gerichteten Re-
(1) der Synthese von D-Alanin-D-Laktat – statt des üblichen D-Ala- sistenzmechanismen nicht betroffen ist, können vor allem bei Proteus
nin-D-Alanin – am Ende des Peptidoglykan-Stammpeptids und spp. durch Mutationen entstehen, die zu einer Überexpression von
(2) der Verminderung der schon vorhandenen, D-Alanin-D-Alanin- bestimmten Breitspektrum-Effluxpumpen führen. Plasmidkodierte
enthaltenden Peptide. Vancomycin bindet an D-Alanin-D-Laktat mit Modifizierungen von Tetrazyklinen als Resistenzmechanismus wur-
einer um den Faktor 1000 geringeren Affinität als an D-Alanin-D- den bei Bacteroides spp. beschrieben, sind jedoch selten.
Alanin. Die van-Gene stammen ursprünglich aus Organismen, die
natürlicherweise Vancomycin produzieren. Sie wurden auf Trans- & MAKROLIDE, KETOLIDE, LINCOSAMIDE UND STREPTOGRAMINE
posonen – als mobile genetische Elemente – und auf Plasmide, die Makrolide binden an die 23S-rRNS der 50S-Untereinheit des bakte-
zwischen Enterokokken übertragen werden können, mobilisiert und riellen Ribosoms und stellen ebenfalls Inhibitoren der bakteriellen
reorganisiert. In einigen wenigen Fällen wurden die van-Gen-Kasset- Proteinsynthese dar. Sie sind im Allgemeinen aktiv gegen grampositi-
ten von Enterokokken auf Staphylococcus aureus übertragen, was zu ve Bakterien. Resistenzen gegen Makrolide, Clindamycin und Quinu-
einer vollständigen Vancomycinresistenz führte. Bei S. aureus ist eine pristin gehen am häufigsten auf durch Plasmide erworbene Methyla-
intermediäre Resistenz gegen Vancomycin jedoch häufiger als eine sen zurück, die die Bindungsstelle der Antibiotika am Ribosom modi-
vollständige Resistenz. Sie geht auf eine Reihe von verschiedenen fizieren und so die Bindung des Antibiotikums vermindern. Die
Chromosomenmutationen zurück, die zu einer verdickten und durch diesen Mechanismus bedingte Resistenz gegen Quinupristin
schlecht vernetzten Zellwand führen. Diese modifizierte Zellwand führt dazu, dass die Kombination Quinupristin-Dalfopristin eher
enthält zusätzliche Stammpeptide mit terminalen D-Alanin-D-Ala- bakteriostatisch als bakterizid wirkt. Das Ketolid Telithromycin, das
nin-Resten, die Vancomycin an einer weiter entfernt liegenden Stelle strukturell mit den Makroliden verwandt ist, bindet über eine zusätz-
bindet und so seinen Zugang zu den proximalen Bindungsstellen ver- liche Stelle am Ribosom und bleibt auch in Gegenwart mancher Me-
hindert, wo die Synthese einer neuen Zellwand blockiert werden wür- thylasen aktiv. Die Exposition gegenüber den meisten Makroliden
de. Dieser Phänotyp einer intermediären Resistenz wurde bei Patien- (ausgenommen von Ketoliden) induziert die Expression genkodierter
ten, die Vancomycin über längere Zeit erhielten, erstmals erkannt. In Methylasen. Bakterienstämme, die Methylasen konstitutiv exprimie-
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ren, können sowohl eine Resistenz gegen Makrolide als auch gegen der Synthese kompetitiv die Dihydropteroat-Synthetase, indem sie die
Ketolide aufweisen. Erworbene Gene für aktive Effluxpumpen können Kopplung von PABS an Pteridin und damit die Bildung von Dihy-
auch zur Makrolidresistenz bei Streptokokken und zu Resistenzen ge- dropteroat, einen Vorläufer von Dihydrofolat, verhindern. Trimetho-
gen Makrolide, Clindamycin und Dalfopristin bei Staphylokokken prim hemmt die Dihydrofolat-Reduktase in einem späteren Schritt,
beitragen. Durch Plasmide erworbene Antibiotika-modifizierende bei dem das Endprodukt Tetrahydrofolat gebildet wird. Klinisch wird
Enzyme bei Staphylokokken können ebenfalls zur Resistenz gegen am häufigsten eine Kombination aus Sulfamethoxazol und Trimetho-
Quinupristin und Dalfopristin führen. Eine Makrolidresistenz durch prim eingesetzt. Selten werden Trimethoprim oder verschiedene Sul-
Mutationen der 23S-rRNS-Gene ist bei Staphylokokken und Strepto- fonamide als Monotherapien verabreicht. Die Resistenz gegenüber
kokken wegen der multiplen Kopien der rRNS-Gene auf dem Chro- den beiden Antimetaboliten kann aus Mutationen in den Genen der
mosom dieser Arten selten. Solche Resistenzen können jedoch bei Zielenzyme resultieren oder auf erworbene Plasmidgene zurück-
Mykobakterien, Helicobacter pylori und Treponema spp. häufiger auf- gehen, die die Hemmung der nativen Synthetase umgehen, indem ei-
treten, die nur ein oder zwei chromosomale Kopien der rRNS-Gene ne resistente Dihydropteroat-Synthetase im Fall der Sulfonamide und
aufweisen. Aufgrund einer unzureichenden Permeation in die Zelle eine resistente Dihydrofolat-Reduktase im Fall von Trimethoprim ge-
sind die derzeit verfügbaren Makrolide bei gramnegative Bakterien bildet wird. Resistenzen gegen die Kombination aus Sulfamethoxazol
unwirksam. Es wurden jedoch auch Stämme mit erworbenen Genen und Trimethoprim erfordern Resistenzmechanismen gegen beide
für Makrolid-modifizierende Enzyme beschrieben. Substanzen. Trotzdem sind diese in Bakterien nicht selten. Resisten-
zen aufgrund von Effluxpumpen oder Medikamentenmodifikationen
& CHLORAMPHENICOL spielen für Sulfonamide oder Trimethoprim keine Rolle.
Durch Bindung an die 23S-rRNS der ribosomalen 50S-Untereinheit
hemmt Chloramphenicol die bakterielle Proteinsynthese an der Bin- & CHINOLONE
dungsstelle, die sich mit der der Makrolide überlappt. Chlorampheni- Chinolone (Synonym: Gyrase-Hemmer) werden synthetisch her-
col wird in der Humanmedizin wegen der seltenen, aber potenziell gestellt und inhibieren die bakterielle DNS-Synthese. Sie binden an
schweren Knochenmarktoxizität kaum noch eingesetzt. Eine Resistenz zwei dafür wesentliche Enzyme, die DNS-Gyrase und die DNS-Topoi-
gegen Chloramphenicol ist am häufigsten auf plasmidkodierte Azetyl- somerase Typ IV. Zusätzlich zur Hemmung dieser Enzyme, die die
transferasen zurückzuführen, die sowohl bei grampositiven als auch DNS-Topologie verändern, stabilisieren sie Enzym-DNS-Komplexe,
bei gramnegativen Bakterien gefunden wurden und deren Expression die als Barriere für den DNS-Replikationsapparat wirken und einen
durch die Exposition gegenüber dem Medikament induziert werden Vorläufer der letalen DNS-Doppelstrang-Brüche darstellen. In Säu-
kann. Bei Staphylokokken wurde bei einigen resistenten Stämmen ei- gerzellen existieren verwandte Topoisomerasen, die an der DNS-Syn-
ne plasmidkodierte ribosomale Methylase nachgewiesen, die Resistenz these beteiligt sind. Diese unterscheiden sich aber ausreichend von
gegen Chloramphenicol, Clindamycin und Oxazolidinone vermittelt. denen der Bakterienzelle, sodass Chinolone selektiv antibakteriell
Wie bei Makroliden sind ribosomale Mutationen, die eine Resistenz wirksam sind. Chinolonresistenzen entstehen am häufigsten durch
gegen Chloramphenicol verursachen, wegen der zahlreichen Kopien chromosomale Mutationen der Zielenzyme, mit einer verminderten
der rRNS-Gene bei den meisten humanpathogenen Erregern selten. Bindungsfähigkeit der Antibiotika an die DNS-Gyrase und DNS-To-
Plasmidkodierte Effluxpumpen, die spezifisch Chloramphenicol be- poisomerase Typ IV. Ebenfalls können Mutationen zu einer verstärk-
treffen, wurden bei gramnegativen Bakterien gefunden. Weitere Ef- ten Expression nativer Breitspektrum-Effluxpumpen führen, für die
fluxpumpen mit Wirkung auf Chloramphenicol und Oxazolidinone Chinolone (unter anderem) Substrate darstellen. Zusätzlich können
kommen bei grampositiven Erregern vor. drei genvermittelte Mechanismen zu einer verminderten Empfind-
lichkeit oder niedriggradigen Resistenz beitragen: der Schutz von
& OXAZOLIDINONE Zielenzymen, Modifizierung einiger Chinolone (vor allem Ciprofloxa-
Linezolid und Tedizolid sind die einzigen klinisch eingesetzten Oxa- cin und Norfloxacin), um deren Aktivität zu vermindern, und die
zolidinon-Antibiotika und wirken nur im grampositiven Bereich. Die Entfernung von Chinolonen aus der Zelle mittels Effluxpumpen. Die-
mangelnde Aktivität gegen gramnegative Erreger beruht auf deren se Gene kommen auf Mehrfachresistenz-Plasmiden vor, die sich mitt-
nativen Effluxpumpen, die den Zugang der Antibiotika zu ribosoma- lerweile weltweit ausgebreitet haben. Ihr Vorhandensein kann die Se-
len Zielstrukturen im Zytoplasma verhindern. Oxazolidinone hem- lektion höhergradiger Chinolonresistenzen fördern: Mehrfachplasmi-
men die Proteinsynthese durch Bindung an die 23S-rRNS der riboso- de verstärken bei Exposition gegenüber Chinolonen die Mutationen
malen 50S-Untereinheit an einer Stelle, die mit der Chloramphenicol- in den chromosomalen Zielgenen und verbinden so Chinolonresis-
Bindungsstelle überlappt. Resistenzen wurden bei Enterokokken häu- tenzen mit Resistenzen gegen weitere Antibiotika, die auf dem glei-
figer beobachtet als bei Staphylokokken. Diese gehen in beiden Spe- chen Plasmid kodiert sind.
zies auf Mutationen multipler Kopien der 23S-rRNS-Gene zurück, die
die Medikamentenbindung an das Ribosom vermindern. Ein plas- & RIFAMPICIN UND RIFABUTIN
midvermitteltes Gen für eine ribosomale Methylase kann diese so ver- Antibiotika aus der Gruppe der Rifamyzine greifen an der bakteriel-
ändern, dass Resistenzen sowohl gegen Chloramphenicol als auch ge- len RNS-Polymerase an: Durch Hemmung der messenger-RNS-Tran-
gen Linezolid auftreten. Dieses Gen wurde in einigen Staphylokok- skription wird die Genexpression unterbunden. Die Aktivität von Ri-
kenstämmen (S. aureus und Koagulase-negativen Staphylokokken) ge- famyzinen beschränkt sich grundsätzlich auf grampositive Bakterien,
funden, ist aber noch nicht weit verbreitet. Eine plasmidkodierte da in den meisten gramnegativen Bakterien native Effluxpumpen den
aktive Effluxpumpe, die Resistenzen gegenüber Oxazolidinonen (so- Zugang der Medikamente zum Zielenzym im Zytoplasma verhindern.
wohl Linezolid als auch Tedizolid) und Chloramphenicol erzeugt, Einzelne Mutationen im Gen für die Beta-Untereinheit der RNS-Poly-
wurde in tierischen und wenigen menschlichen Isolaten von Entero- merase stellen bei der erworbenen hochgradigen Resistenz gegen Ri-
coccus faecalis beschrieben. fampicin den wesentlichen Mechanismus dar. Daher werden Rifampi-
cin und andere Rifamyzine zur Behandlung von Infektionen nur in
& MUPIROCIN Kombination mit anderen antibakteriellen Medikamenten verwendet,
Mupirocin wird zur nasalen Dekolonisation von Staphylococcus-au- um die Wahrscheinlichkeit einer Selektion von hochgradig resistenten
reus-Trägern ausschließlich topisch appliziert. Es greift an der bakte- Bakterien zu verhindern.
riellen Leucyl-tRNS Synthetase an und hemmt so die Proteinsynthese.
Eine Resistenz gegen Mupirocin tritt entweder durch Mutation der & METRONIDAZOL
Zielstruktur, der Leucyl-tRNS-Synthetase, auf (niedergradige Resis- Metronidazol wird von den meisten anaeroben Bakterien aktiv auf-
tenz) oder durch den Erwerb einer plasmidkodierten resistenten genommen und dann zum aktiven Wirkstoff umgewandelt, der un-
tRNS-Synthetase (hochgradige Resistenz), die die Inaktivierung der spezifisch Zytoplasmaproteine und Nukleinsäuren schädigt. Metroni-
nativen, empfindlichen Synthetase umgeht. dazol fehlt damit ein spezifischer Angriffspunkt. Erworbene Resisten-
zen gegen Metronidazol sind bei Bacteroides spp. selten. Sie wurden
& SULFONAMIDE UND TRIMETHOPRIM bei Stämmen beschrieben, denen die endogene aktivierende Nitrore-
Sulfonamide und Trimethoprim hemmen unterschiedliche Schritte duktase fehlt oder die nim-Gene erworben haben, die die DNS-schä-
der Folat-Biosynthese: Sulfonamide sind der Para-Amino-Benzoesäu- digenden Nitroso-Verbindungen weiter zu inaktiven Derivaten ab-
re (PABS) strukturell ähnlich und hemmen in einem frühen Schritt
1318 Aus: Harrisons Innere Medizin • 20. Auflage, deutsche Ausgabe • In Zusammenarbeit mit der Charité • Herausgegeben von
N. Suttorp, M. Möckel, B. Siegmund, M. Dietel • © ABW Wissenschaftsverlag GmbH, Altensteinstraße 42, D-14195 Berlin • www.abw-verlag.de
Bakterielle Resistenzen gegen Antibiotika 140
bauen. Aktive Effluxpumpen und die beschleunigte Reparatur der nahme von geeignetem Probenmaterial für Kultivierung und antibio-
DNS wurden ebenfalls mit Resistenzen in Zusammenhang gebracht. tische Empfindlichkeitstestung, nach Möglichkeit vor Beginn einer
Antibiotikatherapie. Sie verdeutlichen außerdem die Wichtigkeit
& NITROFURANTOIN schneller und sensitiver mikrobiologischer Methoden und die schnelle
Nitrofurantoin wird ausschließlich zur Behandlung von Infektionen Übermittlung der Ergebnisse an die behandelnden Kliniker, um eine
des unteren Harntrakts verwendet, da nur im Urin adäquate Wirk- effektive Antibiotikatherapie zu ermöglichen.
stoffkonzentrationen erreicht werden. Die Wirkungsweise von Nitro- Die Gesamtprävalenz von Resistenzen wird von folgenden Faktoren
furantoin ist bislang nicht vollständig geklärt. Man geht davon aus, beeinflusst: (1) dem Erregerreservoir in der Patientenpopulation,
dass die Bildung reaktiver Moleküle (ähnlich wie bei Metronidazol) (2) dem Einsatz von Antibiotika, der den Selektionsdruck resistenter
die bakterielle DNS und Ribosomen schädigen. Eine Resistenz gegen gegenüber empfindlichen Stämmen begünstigt, und (3) dem Ausmaß
Nitrofurantoin kann sich bei Escherichia coli durch eine Reihe von der Übertragung, durch das resistente Stämme umweltbedingt oder
Mutationen entwickeln, die zu einer abnehmenden Nitroreduktase- von anderen Menschen auf Patienten übertragen werden. Die Über-
Aktivität führen, die zur Bildung aktiver Nitrofuranmetabolite benö- tragung kann entweder direkt oder indirekt über kontaminierte Hän-
tigt wird. Bei diesen Mutationen kommt es ebenfalls zu einer bakte- de von medizinischem Personal erfolgen, wenn Handhygiene und an-
riellen Wachstumshemmung, was das seltene Auftreten von Resisten- dere Maßnahmen zur Infektionskontrolle nicht oder nur einge-
zen gegenüber Nitrofurantoin erklärt. schränkt befolgt werden. Auch die medizinische Vorgeschichte eines
Patienten ist relevant: So erhöhen frühere Antibiotikatherapien,
& POLYMYXINE durchgemachte Infektionen mit resistenten Erregern und stattgehabte
Wegen der zunehmenden Mehrfachresistenzen im gramnegativen Be- stationäre Aufenthalte die Wahrscheinlichkeit, ob sich ein Patient mit
reich werden Colistin und Polymyxin B immer häufiger bei Infektio- resistenten Keimen infiziert.
nen durch resistente Enterobacteriaceae, Pseudomonas aeruginosa Diese Faktoren verdeutlichen den Stellenwert des adäquaten Einsat-
und Acinetobacter spp. eingesetzt. Polymyxine sind kationische zykli- zes von Antibiotika: Dazu gehören die strenge Indikationsstellung von
sche Peptide, die an die negativ geladenen Lipopolysaccharide der äu- Antibiotikatherapien, die Beendigung der Antibiotikatherapie nach
ßeren Zellmembran gramnegativer Erreger binden. Dadurch kommt angemessener Behandlungsdauer, die Implementierung von Anti-
es zu einer Störung der Membraneigenschaften mit einer vermehrten biotic-Stewardship-Programmen in den klinischen Alltag (Kap. 139)
Durchlässigkeit der Zellmembranen und in der Folge zu einem Zell- und sorgfältige Infektionskontrollmaßnahmen in Akutkrankenhäu-
untergang. Polymyxine wirken somit bakterizid. Resistenzen sind bis- sern und Langzeit-Pflegeeinrichtungen. Im Gegensatz zu den meisten
her selten, können aber unter der Therapie durch Mutationen auftre- anderen Medikamentengruppen in der Humanmedizin hängt die zu-
ten, die eine Verminderung der negativen Ladung an der Zelloberflä- künftige Nutzbarkeit von Antibiotika – aufgrund von Resistenzbil-
che der gramnegativen Bakterien bewirken und somit die Bindung dung – entscheidend vom Ausmaß ihrer Verwendung ab. Die bemer-
des positiv geladenen Colistins verhindern. Vor Kurzem wurde auch kenswerte Fähigkeit von Bakterien zum Erwerb von Resistenzen un-
eine plasmidvermittelte mcr-1-Colistinresistenz beschrieben. Dieses terstreicht für Kliniker und Institutionen die Notwendigkeit für einen
mcr-1-Gen kodiert eine Phosphoethanolamin-Transferase, die eben- rationalen Antibiotikaeinsatz und für konsequente Infektionskontroll-
falls negative Ladung an der bakteriellen Zelloberfläche vermindert. und -präventionsmaßnahmen.
mcr-1-enthaltende Darmbakterien wurden mittlerweile in Asien, Eu- Im europäischen Raum gab es nach aktuellen Schätzungen
ropa und den USA nachgewiesen. 671.689 Infektionen mit Antibiotika-resistenten Erregern mit 33.110
Todesfällen im Jahr 2015. Inzwischen gibt es weltweit Anstrengungen,
& DAPTOMYCIN die Prävalenz von Resistenzen einzudämmen. Die Weltgesundheits-
Daptomycin ist gegen grampositive Bakterien bakterizid wirksam, in- organisation (WHO) hat eine Liste resistenter Keime erstellt, die we-
dem in Anwesenheit von Kalzium die Zytoplasmamembran zerstört gen ihrer Gesamtwirkungen auf die öffentliche Gesundheit globale
wird. Die Resistenzmechanismen gegen Daptomycin sind komplex Gefahren darstellen (Tab. 140-2). Die Anzahl an Carbapenem-resis-
und beinhalten Mutationen in mehreren Genen, die die Ladung und tenten Enterobakterien wie Escherischia coli, Klebsiella pneumoniae
Struktur der Zellmembran verändern und so die Bindung von Dapto- und Enterobacter spp. nimmt weltweit zu und es bestehen oft hoch-
mycin beeinträchtigen. Eine Resistenz gegen Daptomycin ist selten, gradige Resistenzen gegen mehrere Antibiotikagruppen, sodass nur
trat aber bei Staphylococcus aureus mit intermediärer Empfindlichkeit wenige wirksame Antibiotika für die Behandlung zur Verfügung ste-
gegenüber Vancomycin unter einer Therapie mit Vancomycin ohne
Daptomycin-Exposition auf. Bei einigen methicillinresistenten Stäm-
men von Staphylococcus aureus wurde die Resistenz gegen Daptomy- TABELLE 140-2 Die WHO-Prioritätenliste resistenter Bakterien für
cin mit einer erworbenen Empfindlichkeit gegen Betalaktame in Ver- Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika
bindung gebracht. Kombinationstherapien von Daptomycin mit Naf-
Ausmaß der Organismen
cillin oder Ceftarolin wurden erfolgreich zur Behandlung von Patien-
Bedrohung
ten mit Infektion durch resistente Stämme eingesetzt, bei denen
Daptomycin allein oder in Kombination mit anderen Substanzen ver- Priorität 1: Carbapenemresistenter Acinetobacter baumannii
sagt hatte. Der Mechanismus dieser Wirkung ist bislang unklar. Es hoch
wird jedoch angenommen, dass Veränderungen der Zellmembranla- Carbapenemresistenter Pseudomonas aeruginosa
dung und eine verbesserte Bindung von Daptomycin in Gegenwart
Carbapenemresistente, ESBL-bildende Enterobacteriaceae*
von Betalaktamen dazu beitragen. Daptomycinresistenzen sind auch
bei Enterokokken beschrieben. Priorität 2: Vancomycinresistenter Enterococcus faecium
kritisch
EPIDEMIOLOGIE VON RESISTENZEN UND MAßNAHMEN ZUR INFEKTIONSPRÄ- Methicillinresistenter, vancomycinresistenter Staphylococcus aureus
VENTION Clarithromycinresistenter Helicobacter pylori
Mehrfachresistenzen haben bei Erregern menschlicher bakterieller In-
fektionen in den vergangenen Jahren insgesamt zugenommen und li- Chinolonresistente Campylobacter spp.
mitieren dadurch die Anzahl der für die Behandlung einer Infektion
Chinolonresistente Salmonellae
geeigneten Antibiotika deutlich. Die Prävalenz von Resistenzen ge-
genüber Antibiotika schwankt jedoch stark zwischen unterschiedli- Cephalosporinresistente, chinolonresistente Neisseria gonorrhoeae
chen geografischen Regionen und sogar zwischen unterschiedlichen
Einrichtungen einer Region. Daher liefern lokale Resistenzdatenban- Priorität 3: Penicillinunempfindlicher Streptococcus pneumoniae
ken wichtige Auswahlkriterien, um bei bakteriellen Infektionen eine mittel
Ampicillinresistenter Haemophilus influenzae
empirische Antibiotikatherapie zu beginnen, bevor der verantwort-
liche Erreger identifiziert und seine Empfindlichkeit im mikrobiologi- Chinolonresistente Shigella spp.
schen Labor bestimmt wurde. Die umgehende Anpassung der Anti-
biose nach Antibiogramm ist für eine gezielte Therapie elementar * Enterobacteriaceae umfassen Klebsiella pneumoniae, Escherichia coli, Enterobacter spp.,
wichtig. Diese Prinzipien betonen die Bedeutung der sorgfältigen Ent- Serratia spp., Proteus spp., Providencia spp und Morganella spp.

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Teil 5 Infektionskrankheiten
hen. 3-MRGN (multiresistent gramnegativ) bezeichnet gramnegative WEITERFÜHRENDE LITERATUR
Stäbchen mit zum Teil unterschiedlichen Eigenschaften, die als ge- CASSINI A, HÖGBERG LD, PLACHOURAS D et al: Attributable deaths and
meinsames Merkmal multiresistent gegen 3 Antibiotikagruppen sind, disability-adjusted life-years caused by infections with antibiotic-
während 4-MRGN Resistenzen gegenüber allen 4 Antibiotikagruppen resistant bacteria in the EU and the European Economic Area in
(Penicilline, Cephalosporine, Carbapeneme, Chinolone) aufweisen. 2015: a population-level modelling analysis. The Lancet Infect Dis
Die anderen genannten resistenten Keime sind häufig und wirken 19:56–66, 2019
sich auf die klinische Versorgung aus, da sie oft den Einsatz von weni- DIE BUNDESREGIERUNG (Hrsg.): DART 2020 – Antibiotika-Resistenzen
ger wirksamen und weniger verträglichen Alternativantibiotika erfor- bekämpfen zum Wohl von Mensch und Tier. Verfügbar unter
dern und das eigentliche Mittel der Wahl nicht mehr wirksam ist. Im https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Broschueren/
Mai 2015 wurde die Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie 2020 DART 2020.pdf?__blob = publicationFile
durch die Bundesregierung beschlossen. Ziel ist die Verhinderung der FRENCH GL: Antimicrobial resistance and healthcare-associated in-
Verbreitung und Entstehung von Resistenzen sowie die Förderung fections, in Hospital Epidemiology and Infection Control, 4th ed.
von Forschung und Entwicklung von neuen Antibiotika. Dazu wer- Ge Mayhall (ed). Philadelphia, Lippincott Williams & Wilkins,
den folgende Maßnahmen gefördert: (1) One-Health-Ansatz national 2012, pp 1297–310
und international stärken. Da Antibiotika sowohl in der Humanmedi-
RICE LB: Mechanisms of resistance and clinical relevance of resistance
zin als auch in der Tierzucht eingesetzt werden, sollen diese Bereiche
to β-lactams, glycopeptides, and fluoroquinolones. Mayo Clin Proc
ressortübergreifend auf nationaler und internationaler Ebene zusam- 87:198, 2012
menarbeiten. (2) Resistenz-Entwicklungen frühzeitig erkennen. Mithil-
fe von Überwachungssystemen (Surveillance-Systeme) auf regionaler SILVER LL, BUSH K (eds): Antibiotics and Antibiotic Resistance. Cold
Spring Harbor Perspectives in Medicine. New York. Cold Spring
und nationaler Ebene sollen Resistenzen frühzeitig erfasst und mikro-
Harbor Laboratory Press, 2016, 404 pp
biologisch analysiert werden, um eine weitere Ausbreitung durch ge-
eignete Maßnahmen zu verhindern. (3) Therapie-Optionen erhalten TACCONELLI E, CARRARA E, SAVOLDI A et al: Discovery, research, and
und verbessern. In bis zu 50 % der Antibiotikatherapien sind die Do- development of new antibiotics: the WHO priority list of antibio-
sierungen oder Therapiedauer inadäquat, sodass Leitlinien im ambu- tic-resistant bacteria and tuberculosis. Lancet Infect Dis 18:318–27,
lanten und stationären Bereich erarbeitet werden sollen. (4) Infektions- 2018
ketten frühzeitig unterbrechen und Infektionen vermeiden. Infektions- THE EUROPEAN COMMITTEE ON ANTIMICROBIAL SUSCEPTIBILITY TESTING:
ketten müssen identifiziert werden und eine weitere Ausbreitung Breakpoint tables for interpretation of MICs and zone diameters.
durch geeignete Hygienemaßnahmen unterbunden werden. (5) Be- Version 9.0, 2019. Verfügbar unter http://www.eucast.org
wusstsein fördern und Kompetenzen stärken. Die Erarbeitung von
Leitlinien, Weiterbildungen zum Thema Antibiotic Stewardship und
die Aufnahme von Infektionskrankheiten mit resistenten Erregern in
den nationalen Lernzielkatalog des Studienfachs Humanmedizin sol-
len gefördert werden. (6) Forschung und Entwicklung unterstützen.
Die Erforschung von Mechanismen der Antibiotikaresistenz soll neue
mögliche Therapieprinzipien identifizieren.

1320 Aus: Harrisons Innere Medizin • 20. Auflage, deutsche Ausgabe • In Zusammenarbeit mit der Charité • Herausgegeben von
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