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Inhaltsverzeichnis
Pharmakologische Grundlagen Thyreostatika
Antihypertensiva (Allgemein Antihistaminika
RAAS-Inhibitoren Immunsuppressiva
Beta-Blocker Glucocorticoide
Calciumantagonisten Chemotherapeutika
Thiaziddiuretika Radiotherapie
Schleifendiuretika Antidiabetika
Kaliumsparende Diuretika Insuline
Antikoagulation Antibiotika
Thrombozytenaggregationshemmer Antimykotika
Antiarrhythmika Antidepressiva
Herzglykoside Parkinson-Medikamente
Schmerztherapie Antikonvulsiva
Protonenpumpenhemmer Antipsychotika
Lipidsenker Benzodiazepine
Sympathomimetika Inhalationsanästhetika
Parasympathomimetika Intoxikation
Parasympatholytika Phosphodiesterase-Hemmer
β2-Sympathomimetika Nebenniere
Optimale Einstellungen von Drucker
Übersicht
Pharmakokinetik: „LADME“ ist ein Akronym, das die Phasen der Pharmakokinetik umfasst. Es
kann weiter in Invasion und Elimination unterteilt werden und steht für:
Invasion (Anfluten)
Liberation (Freisetzung)
Absorption (Resorption)
Distribution (Verteilung)
Elimination (Abfluten)
Metabolisierung
Exkretion
Pharmakodynamik: Wichtig in diesem Zusammenhang sind
Rezeptortypen und ihre Interaktion mit dem Pharmakon
Dosis-Wirkungs-Beziehungen
Pharmakogenetik: Befasst sich mit den genetisch bedingten Unterschieden in
Arzneimittelmetabolismus und -wirkung.
Pharmakokinetik
! Die Pharmakokinetik beschreibt, wie ein Pharmakon vom Körper aufgenommen, verteilt,
metabolisiert und ausgeschieden wird!
Liberation (Freisetzung)
Beschreibt die Freisetzung des Wirkstoffs aus der Darreichungsform, was vor allem für feste Formen
(Kapsel, Tablette oder Zäpfchen) relevant ist
Generell kommen viele Applikationswege zur Anwendung
Intravenös (i.v.)
Intramuskulär (i.m.)
Subkutan (s.c.)
Inhalativ
Oral
Dermal
Rektal
Seltenere Formen sind z.B. buccal (auf Wangenschleimhaut), sublingual (unter die Zunge), intraartikulär (in
ein Gelenk)
Absorption (Resorption)
Zur Beschreibung der Resorption sind unterschiedliche Größen relevant:
Bioverfügbarkeit: Beschreibt, in welcher Geschwindigkeit und Konzentration ein Pharmakon im
systemischen Kreislauf erscheint. Die Angabe erfolgt in Prozent der Ausgangskonzentration
Die Bioverfügbarkeit ist zum großen Teil von zwei Mechanismen abhängig
First-Pass-Effekt: Oral verabreichte Pharmaka sind beim Durchtritt der Leber einer ersten
Verstoffwechselung unterworfen, die zu einer geringeren Bioverfügbarkeit führen kann
Fähigkeit zur Passage von Membranen: Abhängig vom Substanzcharakter (siehe Tabelle)
Bioäquivalenz: Zwei Pharmaka, die sich in ihrer Bioverfügbarkeit bei Anwendung gleicher Dosis
nicht unterscheiden
! Nachdem das Pharmakon in die Blutbahn gelangt ist, erfolgt die initiale Verteilung zuerst in
die am stärksten durchbluteten(!) Organe!
Wichtig zur Einschätzung der Verteilung in den Geweben sind:
Verteilungskoeffizient = C (Konzentration in organischem Lösungsmittel) / C (Konzentration in
Wasser)
Maß für die Polarität/Hydrophilie eines Stoffes
Verteilungsvolumen (V in Liter/kg) = M (Menge des Pharmakons) / C (Plasmakonzentration des
Pharmakons)
Beschreibt die Verteilung eines Pharmakons zwischen Plasma und Gewebe
Lipophile Stoffe haben meistens ein großes Verteilungsvolumen
Plasmaproteinbindung: Pharmaka haben eine unterschiedliche Affinität, an Plasmaproteine (wie
z.B. Albumin) zu binden.
Wirksam ist nur der freie, ungebundene Anteil eines Pharmakons
Pharmaka können um die Plasmaproteinbindung konkurrieren
Metabolisierung (Biotransformation)
Die Biotransformation ist eine Reaktion, der sowohl körpereigene als auch körperfremde Stoffe
unterworfen sind und die vorwiegend in der Leber abläuft. Die hauptsächliche Aufgabe der
Biotransformation ist es, Stoffe zu entgiften und durch chemischen Umbau die nachfolgende Exkretion
zu ermöglichen.
Kinetik: Im Rahmen der Metabolisierung und Exkretion können bestimmte zeitliche Abläufe
(Kinetiken) beobachtet werden:
Kinetik nullter Ordnung: Die Reaktion läuft mit konstanter Geschwindigkeit und ist unabhängig
von der Substratkonzentration (z.B. Abbau von Alkohol)
Kinetik erster Ordnung: Die Reaktion verläuft proportional zur Substratkonzentration (gilt für
die meisten Pharmaka)
Ablauf: Die Biotransformation kann in zwei Phasen unterteilt werden
Phase-I-Reaktion: Entstehung eines polaren Metaboliten (vorwiegend mittels Oxidation durch
Cytochrom-P450-System) → Ermöglicht Phase-II-Reaktion
Phase-II-Reaktion: Konjugationsreaktion → Kopplungen des Metaboliten mit Glucuronsäure
(häufigste Kopplungsreaktion), aktivierter Essigsäure, Schwefelsäure, Aminosäuren oder
Glutathion
Bedeutung: Die Metabolisierung kann zu folgenden Effekten am Metabolit führen
Entgiftung: In den meisten Fällen führen die Reaktionen zu einer Deaktivierung des Pharmakons
mit Steigerung der Hydrophilie → Ermöglicht Ausscheidung über Niere oder Galle
Aktivierung: Überführung von Prodrugs in ihre aktive Wirkform
Giftung: Entstehung von toxischen Metaboliten
! Die Biotransformation ist nicht grundsätzlich eine nützliche Reaktion für den Organismus!
Exkretion
Clearance: Maß für Eliminationsleistung = fiktives Plasmavolumen, das innerhalb eines bestimmten
Zeitraums vollständig von einer gegebenen Substanz befreit wird (→ z.B. Kreatinin-Clearance)
Halbwertszeit (HWZ): Zeitraum, in dem die Plasmakonzentration eines Pharmakons die Hälfte der
Ursprungskonzentration erreicht hat
Kontextsensitive Halbwertszeit: Von der Applikationsdauer abhängige Halbwertszeit eines
[1] [2]
Pharmakons
Pharmakodynamik
Rezeptortypen
Jedes Molekül mit Funktion im Organismus kann ein Angriffspunkt für Pharmaka sein:
Wirkung an Rezeptoren im engeren Sinne
Membranständig
G-Protein-gekoppelte Rezeptoren
Ionenkanäle
Rezeptorproteinkinasen
Intrazellulär
Wirkung an Enzymen
Wirkung auf DNA (z.B. Zytostatika)
Wirkung durch physikalischen/chemischen Einfluss (z.B. osmotische Diuretika, Antazida)
Interaktion zwischen Rezeptor und Pharmakon
Affinität: Die Stärke der Bindung eines Pharmakons an den Rezeptor
Bindungen meist leicht lösbar
Seltener kovalente Bindungen die nahezu irreversibel sind (z.B. ASS-Bindung an die
Cyclooxygenase)
Agonist: Das gebundene Pharmakon hat einen ähnlichen Effekt wie der natürliche Transmitter (z.B.
β2-Agonisten)
Antagonist : Das Pharmakon reduziert oder hemmt die Wirkung eines Agonisten
Kompetitiv: Agonist und Antagonist konkurrieren um den gleichen Rezeptor (Bsp.: Acetylcholin
und nicht-depolarisierende Muskelrelaxantien)
Nicht-kompetitiv: Bindung außerhalb des Rezeptorareals führt zu einer Änderung der räumlichen
Struktur des Rezeptors
Funktionell: Unterschiedliche Wirkorte zweier Transmitter, die in ihrer Funktion gegensätzlich sind
Partialagonist: Entfaltet eine agonistische Wirkung am Rezeptor, die aber geringer als die Wirkung
eines reinen Agonisten ist
Dosis-Wirkungs-Beziehung
Die Zusammenhänge zwischen Wirkstoffkonzentration und Wirkung eines Pharmakons werden mit den
folgenden Begriffen beschrieben:
Efficacy/Effektivdosis (ED): Menge an verabreichtem Wirkstoff, bei dem ein bestimmtes
Wirkungsausmaß (Effektivität in %) erreicht wird
Schreibweise: Bspw. ED50= 50% der maximalen Wirkstärke
Letale Dosis (LD): Gibt die im Tierversuch ermittelte letale Dosis eines Wirkstoffs an
Therapeutische Breite (Quotient LD50/ED50): Dosisspanne zwischen therapeutischer und tödlicher
Wirkung; je größer die therapeutische Breite, desto sicherer ist ein Medikament
Große therapeutische Breite: z.B. Glucocorticoide oder Penicillin
Geringe therapeutische Breite: z.B. Lithium oder Theophyllin
Potenz (Potency): Maß für die Wirkstärke eines Pharmakons bezogen auf die Dosis
Gemessen wird, welche Menge eines Pharmakons benötigt wird, um die ED50 zu erreichen
Non-Response: Nicht-Ansprechen eines Patienten auf eine medikamentöse Therapie, trotz
adäquater Dosierung und Dauer
Bei wiederholter Gabe kann sich die Wirkung eines Pharmakons verringern:
Toleranz
Mechanismen der Toleranzentwicklung umfassen z.B. die Down-Regulation von Rezeptoren oder
die Induktion von metabolisierenden Enzymen
Durch Dosissteigerung meist zu durchbrechen
Tachyphylaxie
Der zugrunde liegende Mechanismus ist die Leerung von körpereigenen Speichern
Keine Durchbrechung durch Dosissteigerung möglich
Pharmakogenetik
Die Pharmakogenetik befasst sich mit den genetisch bedingten Unterschieden in Enzymen, die zu
Veränderungen von Arzneimittelmetabolismus und -wirkung führen.
Ist das betroffene Enzym am Abbau des Pharmakons beteiligt, kommt es bei:
Hyperaktiven Varianten des Enzyms zu einer verringerten Wirkung
Hypoaktiven Varianten des Enzyms zu einer Kumulationsneigung mit verstärkten Nebenwirkungen
Ist das betroffene Enzym an der Aktivierung des Medikaments beteiligt, sind die Auswirkungen
entsprechend umgekehrt.
Beispiele für klinisch relevante Genvarianten sind
CYP2D6-Polymorphismus
Es kommen hyper- und hypoaktive Varianten des Enzyms vor
An der Metabolisierung vieler Pharmaka beteiligt
Es sind geschlechtsspezifische Unterschiede in der Metabolisation über CYP2D6 bekannt
N-Acetyltransferase-Polymorphismus
Es kommen hyper- und hypoaktive Varianten des Enzyms vor
Baut unter anderem Isoniazid, Sulfasalazin und Hydralazin ab
Atypische Pseudocholinesterase
Pseudocholinesterase ist zuständig für den Abbau von Succinylcholin durch Esterhydrolyse
Thiopurin-Methyltransferase-Polymorphismus (TPMT)
Die TPMT ist am Abbau von Azathioprin beteiligt
Interaktionen
Interaktionen präsentieren sich durch Wirkungsverstärkungen bzw. -abschwächungen sowie
Nebenwirkungen
Pharmaka↑ ≈ Interaktionen↑
Größtes Interaktionspotential bei Enzyminduktoren des Cytochrom-P450-Systems
Cytochrom-P450-System
Grundlagen
Eine CYP-Induktion führt zu einer beschleunigten Umsetzung der Substrate, eine CYP-Inhibition
zu einer verlangsamten
→ Wird ein Substrat über CYP abgebaut, so kommt es durch eine Induktion zu einer
Wirkungsabschwächung, und durch eine Inhibition zu einer Wirkungsverstärkung
→ Wird ein Substrat über CYP aktiviert , so kommt es durch eine Induktion zu einer
Wirkungsverstärkung und durch eine Inhibition zu einer Wirkungsabschwächung
Pharmakogenetik: CYP2D6
Ultrarapid metabolizer → Bei CYP2D6 kann es aufgrund einer Genduplikation auf Chromosom 22
zu einer Überaktivität des Enzyms kommen. Bei diesen Patienten müssen deutlich höhere Dosen
für die gleiche Wirkung eingesetzt werden!
! Rifampicin und Carbamazepin gehören zu den stärksten Induktoren, sodass mit zahlreichen
Interaktionen zu rechnen ist!
KLINIK ARZT
•••••
Définition
Das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation des
Blutdrucks. In der Therapie der arteriellen Hypertonie stellt es einen Angriffspunkt für die ACE-Hemmer
und Sartane dar. Durch Verminderung der Bildung oder Antagonisierung von Angiotensin II wird unter
anderem der Blutdruck gesenkt – andere Indikationen sind die medikamentöse Therapie nach
Myokardinfarkt und die chronische Herzinsuffizienz. Aufgrund ihrer nephroprotektiven Wirkung werden
ACE-Hemmer und Sartane bei Vorschädigung der Nieren (v.a. bei Diabetes mellitus) eingesetzt, sind
jedoch bspw. bei chronischer Niereninsuffizienz relativ kontraindiziert.
Übersicht
Wirkstoffe günstig ungünstig
(Auswahl)
Direkte Aliskiren Zulassung bislang nur zur Therapie des arteriellen Hypertonus
Renin-
Inhibitoren
Wirkung
Nebenwirkung ••
Diabetische Nephropathie
Kontraindikation
Kontraindikationen von ACE-Hemmern und Sartanen
Absolute Kontraindikationen
Angioödem
Schwangerschaft: Teratogen
Stillzeit
Relative Kontraindikationen
[1][2][3]
Aortenklappenstenose
Störungen der Nierenfunktion, ab einer GFR <60 mL/min sollte eine Dosisanpassung erfolgen
Beidseitige Nierenarterienstenose sowie Einzelniere
Kontraindikationen von direkten Renin-Inhibitoren
Aliskiren
Die Kombination mit potenten P-Glycoprotein-Inhibitoren (bspw. Ciclosporin, Itraconazol, Chinidin)
Die Kombination mit ACE-Hemmern oder Sartanen bei :
Diabetes mellitus (Typ I oder Typ II)
Nierenfunktionsstörung (GFR <60 mL/min)
Interaktion
Auswahl der Interaktionen bei ACE-Hemmern und Sartanen
Kombination mit Antihypertensiva → Hypotonien↑
Kombination mit NSAIDs → Abschwächung der antihypertensiven Wirkung
Kaliumsparende Diuretika oder Kalium erhöhende Pharmaka → Vermehrte Hyperkaliämie↑
Lithiumspiegel↑ durch verminderte renale Ausscheidung
Kombination mit Allopurinol → Erhöhtes Risiko von immunologischen Reaktionen oder
Leukopenien
Direkte Renin-Inhibitoren
Kombination mit moderaten P-Glykoprotein-Inhibitoren (bspw. Ketoconazol, Verapamil,
Clarithromycin, Erythromycin, Amiodaron) → Zunahme der Aliskiren-Plasmaspiegel
Therapieempfehlungen
Um schwere Hypotonien zu vermeiden, sollte mit niedriger Dosierung (am besten unter
kontrollierten Bedingungen in der Praxis) begonnen werden!
Beta-Blocker
Abstract
Beta-Blocker (oder β-Blocker) spielen eine zentrale Rolle in der Therapie des arteriellen Hypertonus
sowie in der Behandlung von Herzerkrankungen, wie Herzinsuffizienz und KHK
Übersicht
Kardioselektive Beta-Blocker
Hauptindikationen
KHK
Arterielle Hypertonie
Chronische Herzinsuffizienz
!
Hypoglykämie- und Hyperglykämieneigung: Da sowohl die Glykogenolyse, die Lipolyse als auch
die sympathische Gegenregulation (Maskierung der Hypoglykämie-Symptome) einerseits und die
Insulinsekretion andererseits gehemmt werden, kann es zu Hypoglykämien und Hyperglykämien
kommen!Klinisch bedeutsamer ist die Gefahr der symptomarmen Hypoglykämie!
Nebenwirkung •
! Die β -Selektivität von kardioselektiven Beta-Blockern lässt mit steigender Dosierung nach!
1
! Eine β2-Hemmung kann zur Bronchokonstriktion und somit zur Zunahme der Symptomatik
eines Asthma bronchiale führen!
Indikation Indikation im Herz-Kreislauf-System
Koronare Herzkrankheit
Arterieller Hypertonus
Akutes Koronarsyndrom
Supraventrikuläre Herzrhythmusstörungen
Kompensierte chronische Herzinsuffizienz
Statistisch nachweislich lebensverlängernde Effekte bei einschleichender, sukzessiver
Dosissteigerung über Wochen
Weitere Indikationen
Portale Hypertension: Propranolol (unselektiver Beta-Blocker) senkt den Pfortaderdruck
Hyperthyreose/thyreotoxische Krise: Behandlung der sympathomimetischen Symptome, Propranolol
hemmt zudem die Konversion von T4 zu T3
Migräne: Einsatz zur Anfallsprophylaxe
Essentieller Tremor
Glaukom: β-Rezeptorblockade → Kammerwasserproduktion↓
Kontraindikation
Absolute Kontraindikationen
Deutliche Bradykardie bzw. bestehender AV-Block/Sinusknotensyndrom
Hypotonie
Phäochromozytom (unbehandelt)
Kardiale Dekompensation
Asthma bronchiale
Kombination mit Calciumantagonisten vom Diltiazem- oder Verapamil-Typ → Gefahr des AV-Blocks
Unselektive Beta-Blocker: Akutes Koronarsyndrom
Relative Kontraindikationen
Psoriasis
Raynaud-Syndrom, pAVK
(Schwangerschaft)
Unter Kontrollen sollte die Dosis über mindestens 10-14 Tagen schrittweise reduziert werden
Calciumantagonisten
Übersicht
Diltiazem-Typ Diltiazem ↓ ↓ ↓ ↓
Wirkung
Nifedipin-Typ
Vorwiegend periphere Vasodilatation
Diltiazem-Typ
Negativ inotrop, chronotrop, dromotrop sowie periphere Gefäßdilatation, jedoch verhältnismäßig
geringerer Effekt als Nifedipin- bzw. Verapamil-Typ
Verapamil-Typ
Vorwiegend negativ inotrop, chronotrop und dromotrop
Nebenwirkung •
Diltiazem- Alle Nebenwirkungen wie bei Nifedipin- und Verapamil-Typ, jedoch in geringerem
Typ Ausmaß
CYP3A4-Substrat
Verapamil- AV-Block I (selten AV-Block III möglich)
Typ Herzstolpern
Bradykardie
Obstipationen
CYP3A4-Substrat
! Verapamil wirkt primär auf die Ca2+-Kanäle im Herzen und ist durch die negative Wirkung auf
die Kontraktion des Myokards bei einer Herzinsuffizienz kontraindiziert!
Indikation
Arterielle Hypertonie
Stabile Angina pectoris
Herzrhythmusstörungen: Supraventrikuläre Tachykardie
Raynaud-Syndrom (Nifedipin)
HOCM (nur Verapamil)
Prophylaxe bei Clusterkopfschmerz (nur Verapamil)
Vasospasmusprophylaxe bei Subarachnoidalblutung (nur Nimodipin)
Kontraindikation
Alle Calciumantagonisten Hypotension Akutes Koronarsyndrom Schwangerschaft
Carboanhydrase-Hemmer
Leitsubstanz: Acetazolamid
Wirkung: Hemmung der Carboanhydrase
Im Auge → Kammerwasserproduktion↓
Im proximalen Tubulus → Geringer diuretischer Effekt , führt zu starker
Bikarbonatausscheidung
Liquorproduktion↓
Indikation
Akutes Glaukom (Applikation lokal, systemisch)
Idiopathische intrakranielle Hypertension (Pseudotumor cerebri)
Nebenwirkung: Metabolische Azidose
Osmodiuretika
KLINIK ARZT
Abstract •••••
Thiaziddiuretika kommen insbesondere zur Behandlung der arteriellen Hypertonie sowie einer
chronischen Herzinsuffizienz zum Einsatz
Übersicht
Leitsubstanz: Hydrochlorothiazid (HCT)
Weitere Vertreter: Xipamid, Chlortalidon
Wirkung •
Nebenwirkung
Wirkung auf Serumelektrolyte
Kalium, Magnesium↓
Hyponatriämie
Calcium↑ → Günstig bei Osteoporose
Hyperglykämieneigung → Ungünstig bei Diabetes mellitus
Anstieg LDL-Cholesterin → Ungünstig bei Patienten mit metabolischem Syndrom,
Hypercholesterinämie
Hyperurikämie
Schwartz-Bartter-Syndrom
Indikation
Arterielle Hypertonie → Gehört zu den Mitteln der 1. Wahl sowohl in der Mono- als auch in der
Kombinationstherapie
Behandlung von chronischen Ödemen
Kardial → Chronische Herzinsuffizienz
Renal → Nephrotisches Syndrom
(Zur Behandlung von Aszites nicht empfohlen)
Sequentielle Nephronblockade
Urolithiasis durch calciumhaltige Steine bzw. Hyperkalzurie
(Renaler Diabetes insipidus )
Kontraindikation
Niereninsuffizienz: Kreatinin >2 mg/dL
Hypokaliämie oder Hyponatriämie
Hyperkalzämie
Exsikkose
Interaktion
Hypokaliämie → Verstärkte Digitalis-Wirkung
Verstärkung der Hypokaliämie durch additive Wirkung: Vor allem bei Laxantien und
Glucocorticoiden (mineralocorticoide Wirkung)
NSAR führen zur Abschwächung der antihypertensiven Wirkung durch verstärkte Natrium- und
Wasserretention → Blutdrucksteigerung
Kompetitiver Antagonismus am Anionentransporter im proximalen Tubulus → Wirkungsverstärkung
verschiedener Zytostatika und depolarisierender Muskelrelaxanzien
Verstärkung der Lithium-Wirkung
Schleifendiuretika
KLINIK ARZT
Abstract •••••
Schleifendiuretika sind aufgrund ihrer schnellen und starken Wirkung ein potentes Mittel in der
Akuttherapie jeglicher Art von Ödemen. Sie finden sich in jedem Notarztkoffer, da sie bei einer
kardialen Dekompensation mit Lungenödem rasch eine Linderung bewirken. Weitere Indikationen ist
die Niereninsuffizienz
Übersicht
Wirkstoffe
Hauptvertreter: Furosemid, Torasemid
Weitere: Bumetanid, Piretanid, Etacrynsäure, Etozolin
Wirkung
Blockade des Na+-K+-2Cl--Kotransporters
Siehe: Wirkprofil der Diuretika
Furosemid intravenös bewirkt eine Venodilatation (schnelles venöses Pooling) → Vorlastsenkung
Beruht auf einer verstärkten Prostaglandinsynthese, die auch zu einer Steigerung der renalen
Perfusion führt
Nebenwirkung
Elektrolytverlust
Hypokaliämie
Verlust von Calcium , Magnesium und Chlorid
Hyperglykämieneigung
Hyperurikämie
Ototoxizität mit möglichen Hörschäden
Insbesondere bei Niereninsuffizienz führen hohe Furosemiddosierungen zu einer Akkumulation
und damit zu einer erhöhten Ototoxizität
Hypovolämie → Thromboseprophylaxe bei intravenöser Therapie durchführen!
Exsikkose
Eine zeitgleiche Gabe von Schleifendiuretika und Flüssigkeit zur „Nierenspülung“ soll im
akuten Nierenversagen nicht erfolgen. (DGIM - Klug entscheiden in der Nephrologie)
Die Gabe von Schleifendiuretika bei Oligurie bzw. Anurie bei Patienten mit akutem
Nierenversagen soll nicht erfolgen. (DGIM - Klug entscheiden in der Nephrologie)
Kontraindikation
Anurie
Elektrolytstörungen
Hypokaliämie
Hyponatriämie
a m
Hypovolämie
A yh
Allergie gegen Sulfonamide
Pharmakokinetik
Furosemid intravenös wirkt für etwa 6 Stunden → Gabe sollte morgens und mittags erfolgen
Kaliumsparende Diuretika
Abstract
Aldosteron ist das wichtigste Mineralcorticoid im menschlichen Organismus.. Neben einem primären
Hyperaldosteronismus führen Herzinsuffizienz sowie Leberzirrhose zu einer sekundären Erhöhung
dieses Hormons
Übersicht
Wirkung
Gemeinsame Endstrecke: Na+-Kanäle im distalen Tubulus und den proximalen Sammelrohren
Triamteren und Amilorid hemmen diese Kanäle direkt (Wirkung luminal, also über den Harn )
Schneller Eintritt der Wirkung
Aldosteronantagonisten hemmen über die Bindung am Aldosteronrezeptor die Expression dieser
Kanäle sowie basolateraler Na+-K+-ATPasen (Wirkung über den Blutweg)
(Verzögerter Eintritt der Wirkung (Beginn nach ≥24 Stunden, volle Wirkung nach einigen Tagen
Wirkung ist abhängig von der Anwesenheit von Aldosteron
Auswirkung
Verminderte Natrium-Resorption führt zu einer geringeren Kalium-Sekretion: Serumnatrium↓,
Serumkalium↑ Geringer diuretischer Effekt
Nebenwirkung
Hyperkaliämie
Hyponatriämie
Gastrointestinale Nebenwirkungen
Spironolacton zeigt nicht selten endokrine Nebenwirkungen → Bei Auftreten Umstellung auf
Eplerenon (spezifischer Aldosteronantagonist)
Bei Männern: Gynäkomastie, Impotenz
Bei Frauen: Amenorrhö
Indikation
Aldosteronantagonisten
Mittel der Wahl beim primären und sekundären Hyperaldosteronismus
1. Primärer Hyperaldosteronismus (nur Spironolacton zugelassen)
2. Sekundärer Hyperaldosteronismus
Herzinsuffizienz
Ab Stadium II indiziert, Verbesserung der Prognose
Geringe Dosierung, um Hyperkaliämie zu vermeiden
Leberzirrhose mit Aszites bzw. Ödemen (nur Spironolacton zugelassen)
Ggf. zur Behandlung einer chronischen Neigung zur Hypokaliämie
Kontraindikation •
Niereninsuffizienz
Spironolacton ist ab einem Kreatinin von 1,8 mg/dL und einer GFR <30 mL/min kontraindiziert
Eplerenon ist ab einer GFR <30 mL/min kontraindiziert
Hyperkaliämie
Hyponatriämie
Triamteren und Amilorid sollten nicht mit ACE-Hemmern bzw. AT1-Rezeptorblockern kombiniert
werden
m
ha
Ay
Nicht-orale Antikoagulation
(Heparine)
Übersicht
Siehe auch: Therapeutische Antikoagulation - klinische Anwendung
aPTT Anti-FXa-
Aktivität
Hirudin
!
Die Wirkung der meisten nicht-oralen Antikoagulantien ist abhängig von Antithrombin.
Demnach ist bei Antithrombin-III-Mangel (z.B. aufgrund eines nephrotischen Syndroms) mit
einem Wirkverlust zu rechnen!
Nebenwirkung •••
! Die deutliche Zunahme des Blutungsrisikos ist die zentrale gemeinsame Nebenwirkung aller
Antikoagulantien!
Spezifische Nebenwirkungen
! Bei einer Therapie mit Heparinen sollte die Thrombozytenzahl regelmäßig sowie einmalig vor
Therapiebeginn (Ausgangswert) bestimmt werden!
HIT I HIT II
Ausmaß der Eher moderat: >100.000/μL Massiver Abfall: <100.000/μL (bzw. unter
Thrombopenie 50% des Ausgangswertes)
! Bei einer HIT II muss die bisherige Heparintherapie sofort abgesetzt und durch eine
Antikoagulation mit Danaparoid, Argatr
Argatroban Fondaparinux (Off-Label) ersetzt werden!
! Bei Patienten, die schon zuvor Heparin erhalten haben, kann die HIT II auch direkt nach
erneuter Applikation (aufgrund von vorbestehenden Antikörpern) auftreten!
Indikation •
Anwendungsempfehlungen
Unfraktioniertes Heparin: Subkutane Anwendung alle 8–12 h
Niedermolekulares Heparin: Bei niedermolekularen Heparinen reicht i.d.R. die Gabe einmal pro
Tag (subkutan) aus
Menge richtet sich nach Risiko, Nierenfunktion und Körpergewicht
Medikamentenauswahl, Dosierung und Praxishinweise siehe: Medikamentöse
Thromboseprophylaxe
Besondere Patientengruppen
Schwangerschaft
Unfraktioniertes Heparin und niedermolekulares Heparin können während der Schwangerschaft
eingesetzt werden
Weder plazenta- noch muttermilchgängig
Weniger Nebenwirkungen unter NMH
Vor- & Applikation Bei therapeutischem Subkutane Anwendung für jede Indikation
Nachteile Einsatz Perfusor
notwendig
Häufiger schwere
Blutungsereignisse
i
Vorteile Nachteile
Orale direkte Dabigatran Selektiver Gute Steuerbarkeit (ähnlich wie Bisher noch wenig
Thrombin- Thrombin- Heparine) bei oraler Applikation Erfahrung mit den
Inhibitoren Antagonismus I.d.R. keine regelmäßige Kontrolle Substanzen,
der Gerinnungsparameter notwendig kostenintensiv
→ u.a. verbesserte Patienten- Bei lebensbedrohlichen
Compliance (kein Blutabnehmen Blutungen → Bisher
mehr!) keine etablierten
Geringeres Risiko für intrakranielle diagnostischen
Blutungen [1] Verfahren
Weitere Indikation: Auch zur akuten Bei valvulärem
Orale direkte Apixaban Selektive direkte Therapie einer Lungenembolie und Vorhofflimmern bzw.
Faktor-Xa- Hemmung von tiefen Beinvenenthrombose als künstlichen Herzklappen
Rivaroxaban
Inhibitoren Faktor Xa Alternative zu Heparinen zugelassen nicht empfohlen
Edoxaban (Apixaban, Rivaroxaban)
bzw. sogar
kontraindiziert
(Dabigatran)
Regelmäßige
Laborkontrollen
(Nierenfunktion ,
Leberfunktion .,
Blutbild)
Generelle Hinweise für eine orale Antikoagulation
Indikationen aller oralen Thromboembolieprophylaxe:
Wichtigste Nebenwirkung aller Dosisabhängige Erhöhung des Blutungsrisikos! (Insb. in Kombination mit weiteren
oralen Antikoagulantien! Substanzen, die die Hämostase beeinträchtigen, z.B. ASS, Clopidogrel, Ticagrelor)
Gemeinsame Konstellationen, die die Wahrscheinlichkeit für lebensbedrohliche Blutungskomplikationen
Kontraindikationen erhöhen
Schwere Niereninsuffizienz
Schwangerschaft und Stillzeit
Nebenwirkung •
Cumarine
Dosisabhängige Erhöhung des Blutungsrisikos (insb. in Kombination mit weiteren Substanzen, die die Hämostase
beeinträchtigen, z.B. ASS, Clopidogrel, Ticagrelor)
Gegenmaßnahmen bei Blutungen
Bei kleinen Wunden können zwar verstärkte Blutungen auftreten, mit einer Abheilung ist aber auch ohne antagonisierende
Maßnahmen zu rechnen
Bei schweren oder lebensbedrohlichen Blutungen → Absetzen der Cumarine, Gabe von Vitamin K und
Prothrombinkonzentrat (PPSB)
Thromboembolie-Neigung zu Beginn einer Therapie: Sowohl die Synthese gerinnungsfördernder als auch
gerinnungshemmender Faktoren ist Vitamin-K-abhängig
Pathophysiologie : die gerinnungshemmenden Faktoren Protein S und Protein C weisen eine kürzere
Halbwertszeit (6–10 Stunden) auf als die Gerinnungsfaktoren II, IX und X (2–4 Tage). Dies bedingt zunächst eine erhöhte
.Gerinnungsneigung, die im schlimmsten Fall zu ausgeprägten Cumarin-Nekrosen (infolge Mikroembolien) führen kann
Cumarin-Nekrose: Nekrose zumeist kutan und/oder in subkutanem Fettgewebe mit Prädilektionsstellen an Hüfte, Gesäß,
Oberschenkeln sowie der weiblichen Brust
Verminderung des Risikos durch überbrückende Gabe von Heparin zur sofortigen Antikoagulation zu Beginn einer
Phenprocoumontherapie indiziert
Kontraindikation •
! Jegliche Konstellation, die die Wahrscheinlichkeit für lebensbedrohliche Blutungskomplikationen erhöht, stellt eine
Kontraindikation für eine orale Antikoagulation dar!
Spezielle Kontraindikationen für orale Antikoagulantien
Cumarine Phenprocoumon Schwangerschaft (Aufgrund nachgewiesener teratogener Wirkung, während der Stillzeit dürfen
Cumarine nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung eingesetzt werden. Da die Substanzen
Warfarin
muttermilchgängig sind, müssen die gestillten Säuglinge prophylaktisch Vitamin K erhalten)
Direkte Dabigatran Schwere Beeinträchtigung der Nierenfunktion (GFR <30 mL/min): Substanz wird renal
Thrombin- eliminiert → Gefahr der Kumulation
Inhibitoren Antikoagulation nach Herzklappenersatz
Gleichzeitige Gabe von Ketoconazol, Itraconazol, Ciclosporin, Tacrolimus und Dronedaron
Schwangerschaft und Stillzeit A yh
Direkte Apixaban Sehr schwere Beeinträchtigung der Nierenfunktion (GFR <15ml/min) am
Faktor-Xa- Schwangerschaft und Stillzeit wa
Inhibitoren
Rivaroxaban li
Edoxaban
Interaktion
Phenprocoumontherapie - Interaktionen
Die Wirkung von Phenprocoumon kann durch zahlreiche Interaktionen mit Wirkstoffen und anderen Substanzen beeinflusst werden.
Wirkungsverstärkung
Konkurrenz um metabolischen Abbau (über CYP3A4 und CYP2C9) in der Leber: Z.B. durch zahlreiche Antidepressiva, einige
Protonen-Pumpen-Inhibitoren, einige Antiarrhythmika (z.B. Amiodaron), zahlreiche Antibiotika (z.B. Cotrimoxazol), Grapefruit
und viele mehr
Konkurrenz und Verdrängung aus der Plasmaeiweißbindung: Z.B. durch einige NSAR, Sulfonamide, Sulfonylharnstoffe
Schädigung der Darmflora (z.B. durch antibiotische Therapie): Geringere bakterielle Vitamin-K-Synthese
Wirkungsabschwächung
Induktion des metabolischen Abbaus (CYP3A4, CYP2C9): z.B. durch Rifampicin, Carbamazepin, Johanniskraut, Ingwer,
Lakritze
Direkter Antagonismus durch erhöhte Vitamin-K-Aufnahme, z.B. Vitamin-K-haltige Lebensmittel: Grünkohl, Spinat, Brokkoli,
Rosenkohl und weiteres grünes Gemüse
Aufnahmehemmung von Phenprocoumon: Z.B. durch Magensäurehemmung (PPI), Colestyramin
Therapieempfehlungen •
Bridging (Antikoagulation)
Da die Cumarinwirkung mehrere Tage anhält, ist bei gegebenem hohen Blutungsrisiko bei Operationen und Interventionen eine
Umstellung auf Heparin (bevorzugt niedermolekulare Heparine) vorzunehmen. Die Cumaringabe wird unter engmaschigen
Kontrollen des Quick-/INR-Wertes unterbrochen. Bei einem INR von <2,0 erhält der Patient (niedermolekulares) Heparin in
therapeutischer Dosis . Beim Wiedereinschleichen des Cumarins erfolgt dieser Vorgang in umgekehrter Reihenfolge: Bis zum
Erreichen des gewünschten Quick-/INR-Wertes wird Heparin verabreicht.
Aussetzen der Heparine direkt vor der Operation
Wiederansetzen der Heparine direkt postoperativ und Wiedereinstellung auf Phenprocoumon
CAVE! Zunächst erhöhte Gerinnungsneigung! Bei der Einstellung auf Phenprocoumon muss zunächst weiter heparinisiert
werden, da sowohl die Synthese gerinnungsfördernder Faktoren (Faktoren II, VII, IX und X) als auch gerinnungshemmender
(Protein C und S) Vitamin-K-abhängig ist. Die gerinnungshemmenden Faktoren Protein S und C weisen dabei eine kürzere
Halbwertszeit (6–10 Stunden) als die Gerinnungsfaktoren II, VII, IX und X (2–4 Tage) auf.
Kritik am Bridging-Konzept
In einer 2015 im New England Journal of Medicine publizierten Studie zeigte sich bei Patienten mit Vorhofflimmern, dass
wahrscheinlich bei den meisten elektiven Eingriffen ein Verzicht auf das Bridging möglich ist, ohne dass thrombembolische
Komplikationen zunehmen. Blutungskomplikationen waren in der Gruppe ohne Bridging sogar signifikant seltener. [2]
! Die Entscheidung für oder gegen ein Bridging bei antikoagulierten Patienten ist zwischen Hausarzt/Internist und
Operateur nach individueller Risiko-Nutzen-Abwägung zu treffen!
Gegenüberstellung gebräuchlicher Antikoagulantien Medikamente hemmen die plasmatische Gerinnung hemme
Niedermolekulare Heparine (NMH) Subkutan Ca. Kontraindiziert Kein Keine vollständige Seltener
3–4 bei GFR <30 Monitoring Antagonisierung Nebenwirkungen als
h mL/min notwendig möglich UFH (z.B. HIT)
Kritische Kumulation
bei
Niereninsuffizienz
möglich
Siehe auch Vor- &
Nachteile von UFH
und NMH
Direkte orale Rivaroxaban Nur oral Ca. Kontraindiziert Kein Spezifische Kritische Kumulation
Antikoagulantien (z.B. --------) 5–9 bei GFR <15 Monitoring Antagonisierung mit bei
h mL/min notwendig Andexanet alfa. Niereninsuffizienz
Unspezifisch durch möglich
Apixaban (z.B. -- Im Kontraindiziert Gabe von PPSB Keine
------) Mittel bei GFR <15 antagonisierbar Langzeiterfahrung
ca. mL/min
Aufgrund der kurzen
13 h
HWZ kann sich ein
Vergessen der
Dabigatran (z.B. Ca. Kontraindiziert Seit 2015 gibt es mit
Medikation schnell
--------) 13– bei GFR <30 Idarucizumab (z.B. -
negativ auswirken
18 h mL/min --------) einen
zugelassenen, sehr
teuren Antikörper als
spezifisches Antidot
Unspezifisch werden
Faktorenkonzentrate
wie PPSB
verabreicht
Thrombozytenaggregationshemmer
Übersicht
Wirkstoffgruppe Wirkstoffe Indikation
Irreversible Acetylsalicylsäure Primärprophylaxe eines akuten Koronarsyndroms bei
Cyclooxygenase-1- (ASS) koronarer Herzkrankheit
Hemmer (ASS) Sekundärprophylaxe zerebraler Ischämien, pAVK
und der KHK
In Kombination mit ADP-Rezeptor-Antagonist
Bei akutem Koronarsyndrom
Als Sekundärprophylaxe nach Stentimplantation
ADP-Rezeptor- Clopidogrel Als Alternative zu ASS bei ASS-Unverträglichkeit
Hemmer (z.B. zur Primärprophylaxe eines akuten
Koronarsyndroms bei koronarer Herzkrankheit)
In Kombination mit ASS
Bei akutem Koronarsyndrom
Als Sekundärprophylaxe nach Stentimplantation
ADP-Rezeptor-Hemmer
Wirkung über Hemmung der ADP-abhängigen Thrombozytenaktivierung
Wirkungseintritt mit Verzögerung
Glykoprotein-IIb/IIIa-Antagonisten
Über eine Blockierung der GP-IIb/IIIa-Rezeptoren auf der Oberfläche der Thrombozyten gelingt eine
Hemmung der Aggregation.
Rascher Wirkungseintritt
Nebenwirkung
Gemeinsame Nebenwirkungen
Blutungen
Spezielle Nebenwirkungen
Acetylsalicylsäure (ASS)
ASS-Unverträglichkeit
Pathogenese: Immunologisch vermittelt, am ehesten über eine Störung des Leukotrien-
Stoffwechsels
Klinik : Morbus Widal
Symptomtrias (sog. "Samter-Trias"):
ASS- oder NSAR-Unverträglichkeit
Asthmatische Beschwerden, insb. Verschlimmerung eines bestehenden Asthma bronchiale
(siehe auch: Analgetika-Asthma)
Sinusitis und Polyposis nasi
Urtikaria
Angioödeme
Anaphylaxie
Problem: ASS ist Mittel der Wahl zur Prophylaxe kardiovaskulärer Ereignisse
Therapie: Adaptive ASS-Desaktivierung
Prinzip: Toleranzinduktion durch wiederholte Gabe geringer ASS-Dosen (30mg 3*/Tag)
Indikation: Bei ASS-Intoleranz und wichtiger ASS-Indikation
Durchführung (Beispiel)[4][2
Stationäre Überwachung
Langsame Aufdosierung
Langfristige Erhaltungstherapie (dauerhafte ASS-Einnahme)
Reye-Syndrom
Definition: ASS-assoziierte akute Enzephalopathie und Leberfunktionsstörung
Ätiologie: Unklar
Auftreten im Kindesalter bei Virusinfektion und Einnahme von Acetylsalicylsäure
Pathologie: Diffuse Schädigung der Mitochondrien
Klinik
Gastrointestinal: Übelkeit, heftiges Erbrechen
Neuropsychiatrisch: Bewusstseinsstörungen, Persönlichkeitsveränderungen im Rahmen einer
hepatischen Enzephalopathie
Diagnostik Fettleberhepatitis AST/ALT↑, Ammoniak↑ Therapie: Symptomatisch
! Bei Kindern unter 15 Jahren darf wegen der Gefahr eines Reye-Syndroms im Rahmen eines
fieberhaften Infekts kein ASS gegeben werden!
ADP-Rezeptor-Hemmer
Gelegentlich
Gastrointestinale Nebenwirkungen
Hautausschläge
Thrombozytopenie
Leukozytopenie
Glykoprotein-IIb/IIIa-Antagonisten
Vereinzelt
Allergische Reaktionen
Thrombozytopenien
Kontraindikation
Alle Thrombozytenaggregationshemmer bewirken je nach Potenz eine mehr oder weniger verlängerte
Blutungszeit. Diese Substanzen dürfen daher bei folgenden Erkrankungen bzw. Konstellationen nur mit
Vorsicht angewandt werden bzw. sind ggf. sogar kontraindiziert:
Akute pathologische Blutung (z.B. bei Magenulzera oder intrakraniellen Blutungen)
Schwere lebensbedrohliche Blutungen in der Anamnese
Schwere Hypertonie
Schwere Leberinsuffizienz
Schwere Niereninsuffizienz
Interaktion
NSAR (bspw. Ibuprofen ) können die Hemmung der Thrombozytenaggregation durch Acetylsalicylsäure
abschwächen
Alle NSAR außer ASS sind reversible(!) Hemmer der Cyclooxygenase → Erfolgt zunächst die Einnahme
eines NSAR und anschließend von ASS, sind die Bindungsstellen an der Cyclooxygenase besetzt und ASS
kann nicht binden → Geringere irreversible Hemmung der Cyclooxygenase
Ist eine Medikation sowohl mit ASS (bspw. Erkrankung an KHK) als auch mit NSAR (bspw. Erkrankung an
Arthritis) indiziert, wird empfohlen, das NSAR erst 2 Stunden nach Einnahme von ASS einzunehmen!
Clopidogrel: Die Wirkung von Clopidogrel kann durch die gleichzeitige Gabe von Protonenpumpenhemmern (wie
bspw. Omeprazol) abgeschwächt werden
"ASS-Prophylaxe"
Eine Studienanalyse verschiedener randomisierter Studien zur ASS-Kardioprotektion konnte einen
protektiven Effekt einer Langzeittherapie mit Acetylsalicylsäure (≥75mg/Tag) gegenüber
Ösophagus-, Pankreas-, Lungen-, Magen-, Prostata-, und kolorektalen Karzinomen belegen. Eine
Ay
Définition
Nitrate bewirken pharmakologisch die vermehrte Freisetzung von Stickstoffmonoxid (NO) durch die
Endothelzellen der Blutgefäße. Es resultieren eine Erweiterung der Koronarien sowie eine systemische
Vasodilatation mit Senkung der kardialen Vorlast
Wirkung
Exogene Zufuhr von NO durch Nitrate oder Molsidomin → Aktivierung der Guanylatcyclase → cGMP
→ Intrazelluläres Calcium↓ → Relaxation der glatten Muskulatur → Verbesserte Myokardperfusion
mit günstigerer O2-Bilanz
Periphere Vasodilatation →
Vorlastsenkung durch Weitstellung der Kapazitätsgefäße (venöses „Pooling“)
Nachlastsenkung erst in höherer Dosierung durch Weitstellung der arteriellen Gefäße
Koronardilatation: Insgesamt kommt es dadurch zu einer verbesserten Myokardperfusion
Wirkstoffe
Wirkstoffe, die NO enzymatisch freisetzen
Nitroglycerin (Glyceroltrinitrat)
Isosorbidmononitrat (ISMN)
Isosorbiddinitrat (ISDN)
Pentaerithrityltetranitrat (PETN)
Wirkstoffe, die NO nicht-enzymatisch freisetzen
Molsidomin
Nebenwirkung
Kreislaufdysregulation: Hypotonie, reflektorische Tachykardie → Nitratsynkope
Nitratkopfschmerz: Hirngefäßdilatation → Intrakranieller Druck↑
Gastroösophagealer Reflux: Relaxation des unteren Ösophagussphinkters
Toleranzentwicklung
Indikation
Kontraindikationen
Hypotonie Stenosen des linksventrikulären Auswurftraktes (Aortenstenose, HOCM
Myokardinfarkt mit Rechtsherzversagen Erhöhter intrakranieller Druck
Probleme der Langzeitanwendung
Langzeittherapie bessert die Prognose nicht
PETN ist das einzige Nitrat, welches bei einer Langzeittherapie die Prognose von Patienten mit
einer KHK nicht verschlechtert.
Nitrattoleranz: Eine Langzeittherapie mit Nitraten führt zu einem Gewöhnungseffekt des
Organismus mit nachlassender Wirkung.
Theorien zur Entstehung
Verbrauch von SH-Gruppen-Spendern wie Glutathion und Cystatin bei Verwendung von
enzymatisch NO-freisetzenden Wirkstoffen
Entstehung von Sauerstoffradikalen (ROS) und Induktion einer endothelialen Dysfunktion unter
Langzeitanwendung aller Nitrate außer PETN (Toleranzentwicklung auch unter Molsidomin
beschrieben)
Strategien zur Vermeidung
Nitratpause zur Nacht
Molsidomin zur Nacht bei Therapie mit ISMN oder ISDN
Verwendung von PETN als Nitrat zur Langzeittherapie
Interaktion
Nach Einnahme von Sildenafil: Mindestens 24-stündige Karenzzeit in Hinblick auf Nitrate
Gefahr: Lebensbedrohliche Blutdruckabfälle (Kontraindikation: RRsys < 90 mmHg)
! Auch bei Myokardinfarkt oder Angina pectoris gilt die vorherige Einnahme von Sildenafil als
Kontraindikation für den Einsatz von Nitraten!
Ay
Pharmakokinetik ha
m
Notfallsituation: Zumeist sublinguale Gabe (1–2 Hübe – nur Nitrate!)
Buccale, transkutane oder intravenöse Applikation möglich
Antiarrhythmika
Einteilung der Antiarrhythmika nach Vaughan-Williams
Die Einteilung der Antiarrhythmika nach Vaughan-Williams stammt aus dem Jahre 1970 und wird
heutzutage zunehmend problematischer, da die neueren spezifischen Kanal- und Rezeptorblocker
nicht berücksichtigt werden.
Klasse Wirkmechanismus Beispiel- Indikation
Wirkstoff
Définition
Amiodaron wird als Klasse-III-Antiarrhythmikum im Rahmen von akuten ventrikulären Tachykardien
sowie bei Kammerflimmern (kardiopulmonale Reanimation) nach frustraner Defibrillation eingesetzt
Wirkung
Hauptwirkung: Blockade von spannungsabhängigen K+-Kanälen
Zudem Inhibierung von β-Rezeptoren sowie Na+- und Ca2+-Kanälen
Wirkt als einziges Antiarrhythmikum (fast) nicht negativ inotrop → Einsatz auch bei eingeschränkter
kardialer Ejektionsfraktion möglich
Nebenwirkung
Häufige und starke Nebenwirkungen bei langdauernder Anwendung
Einlagerung in die Kornea → reversible Beeinträchtigung des Sehvermögens (in ca. 90% der
Fälle)
Photosensibilität der Haut (Hyperpigmentierung der Haut)
Lungenfibrose : Schwerwiegendste, aber eher seltene Nebenwirkung
Schwere Leberfunktionsstörungen
Verlängerung der QT-Zeit
Periphere Neuropathie
Schilddrüsenfunktionsstörungen (Hyperthyreose oder Hypothyreose)
Vor Therapie mit Amiodaron Schilddrüsenfunktion testen
! Amiodaron kann sowohl in der Akut- als auch in der Dauertherapie bei fortgeschrittener
Einschränkung der linksventrikulären Pumpfunktion eingesetzt werden!
Kontraindikation
Hyper- und Hypothyreose, genauso wie Allergien gegen Jod
Lungenerkrankungen
Es werden die wichtigsten Kontraindikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Interaktion
CYP3A4-abhängige Metabolisierung
Hemmung mehrerer CYP-Enzyme (u.a. CYP3A4, CYP2D6, CYP2C9) → Amiodaron verstärkt die
Wirkung u.a. von Vitamin-K-Antagonisten (Blutungsrisiko!), Simvastatin (erhöhtes Risiko für eine
Rhabdomyolyse), Digoxin, Ciclosporin (→ siehe auch Pharmakologische Grundlagen)
Pharmakokinetik
Amiodaron ist sehr lipophil
Mit dem Blut zirkulierendes Amiodaron verteilt sich zunächst in Myokard und Muskulatur (innerhalb
von Stunden bis Tagen)
Nach wenigen Wochen bis Monaten kommt es zur Einlagerung in das Fettgewebe → Von dort
sehr langsame Freisetzung
Lange Wirkdauer
Nachweis geringer Konzentrationen noch Monate bis Jahre nach Therapieende möglich
Geringer Anteil wird hepatisch metabolisiert und biliär ausgeschieden
Abstract
Digitoxin und Digoxin sind Herzglykoside, die eine Hemmung der Natrium/Kalium-ATPase in den
Kardiomyozyten bedingen. Dadurch steigt der intrazelluläre Natriumgehalt, wodurch sich der
Wirkgradient des Natrium/Calcium-Antiporters verringert und der Calciumgehalt intrazellulär steigt. Dies
führt zu einer Kontraktionskraftsteigerung (positiv inotrop) und einer Verlangsamung der
Erregungsleitung im Herzen (negativ dromotrop). Da eine geringe therapeutische Breite besteht, muss
der Blutspiegel streng kontrolliert werden. Eingesetzt werden Herzglykoside insb. zur
Frequenzkontrolle bei tachykardem Vorhofflimmern, vor allem bei gleichzeitig bestehender
Herzinsuffizienz. Zur Therapie der chronischen Herzinsuffizienz bei Patienten im Sinusrhythmus
werden Digitalisglykoside nicht mehr allgemein empfohlen und gelten als Medikamente der ferneren
Wahl.
Übersicht
Wirkbeginn Charakteristika
Digoxin oral: 2–3 h hydrophil Ausschließliche renale Elimination → Kumulation bei
i.v.: Niereninsuffizienz
10–30 min Therapie bei Digitalisintoxikation: Digitalisantikörper
Digitoxin oral: 3–4 h lipophil Hepatische Metabolisierung → Bevorzugter Einsatz bei
i.v.: Niereninsuffizienz
30–120 min Therapie bei Digitalisintoxikation
Digitalisantikörper
Colestyramin
Hämoperfusion
"Digit"-oxin wie "lipid" ist lipophil und wird daher hepatisch eliminiert! Digoxin ist hydrophil und
wird ausschließlich renal eliminiert!
"Großer Name (Digitoxin) = großes Organ (Leber), kleiner Name (Digoxin) = kleines Organ
(Niere)"
Wirkung
Positiv inotrop und negativ dromotrop:
Hemmung der Natrium/Kalium-ATPase in den Kardiomyozyten → Steigerung des intrazellulären
Natriumgehalts → Verringerter Wirkgradient des Natrium/Calcium-Antiporters → Anstieg des
intrazellulären Calciumgehalts → Kontraktionskraftsteigerung (positiv inotrop) und Verlangsamung
der Erregungsleitung im Herzen (negativ dromotrop)
Negativ dromotrope Wirkung erfolgt zudem über direkte Aktivierung des Parasympathikus durch
zentrale Aktivierung der Vaguskerne
Negativ chronotrop:
Zentrale Aktivierung der Vaguskerne → Erhöhung des Vagotonus → reflektorische Senkung des
Sympathikotonus → Herzfrequenz↓
Nebenwirkung
Kontraindikation
Elektrolyte: Hypokaliämie und Hyperkalzämie → verstärkte Wirkung der Glykoside
Herz
AV-Block ≥II°
Sick-Sinus-Syndrom
Wolff-Parkinson-White-Syndrom
Hypertrophische Obstruktive Kardiomyopathie (HOCM)
Niere: Digoxin ist kontraindiziert bei Niereninsuffizienz
Interaktion
Wirkungsverstärkend
Erythromycin
Butylscopolamin
Nitrendipin
Wirkungsmindernd
Anionenaustauscherharze (Colestipol, Colestyramin)
Dosierungsempfehlungen
Digoxin Digitoxin
Aufdosierung Grundsätzlich wird bei der Frequenzkontroll-Therapie mit Digitalis zunächst zur
Aufsättigung eine höhere Dosis verabreicht, welche dann im Verlauf (nach
2–5 Tagen) auf eine geringere Erhaltungsdosis reduziert und dann beibehalten
wird.
Digitoxin und Digoxin können auch durch sofortige Therapie mit der Erhaltungsdosis langsam aufgesättigt *
werden, wodurch die Vollwirkdosis nach 5 Halbwertszeiten (HWZ) erreicht wird (Digoxin: HWZ von 1,6 Tage →
(nach 8 Tagen Vollwirkung; Digitoxin: HWZ von 6 Tagen → nach 30 Tagen Vollwirkung
!
Wegen der geringen therapeutischen Breite oder der starken interindividuellen
Schwankungen ist auf eine regelmäßige Kontrolle des Serumglykosidspiegels zu achten.
Insbesondere ältere und/oder Patienten mit geringem Körpergewicht benötigen oftmals eine
geringere Dosis!
Schmerztherapie
Prinzip Erläuterung
„By the mouth“ Orale Applikation bevorzugen
Langwirksame (retardierte) Analgetika
„By the clock“ Regelmäßiges und festgelegtes Einnahme-Zeitschema
„By the ladder“ Entsprechend des WHO-Stufenschemas symptomorientierte Schmerzmedikation
Merkwort für die Prinzipien der Schmerztherapie: „DNA“ – „Durch den Mund“ - „Nach der
Uhr“ – „Auf der Leiter“!
WHO-Stufenschema
Stufe I Nicht-Opioid-Analgetikum (± Koanalgetikum ± Adjuvans)
Stufe II Nicht-Opioid-Analgetikum + niedrig-potente Opioide (± Koanalgetikum ± Adjuvans)
Die Therapie chronischer Schmerzen sollte sich am WHO-Stufenschema orientieren. Die Medikation
besteht aus einer Basistherapie (retardierte Präparate, die nach festem Schema und Dosierung
eingenommen werden) und einer adäquaten Bedarfsmedikation (unretardierte Analgetika, die
Schmerzspitzen therapieren). Weiterhin kann eine Begleitmedikation mit Koanalgetika und
Adjuvanzien erfolgen, um spezielle Schmerzformen wirkungsvoller zu behandeln bzw. um
Nebenwirkungen der Therapie entgegenzuwirken. Ist der Patient nicht schmerzfrei, muss in die nächst
höhere Stufe übergegangen werden.
!
Ein häufiger „Fehler“ in der Schmerztherapie ist die Durchführung einer analgetischen
Therapie mittels alleiniger Gabe eines Opioids. Um eine effektive und ausbalancierte
Analgesie zu erreichen, sollte in jeder Behandlungsstufe die (zusätzliche) Gabe eines Nicht-
Opioid-Analgetikums sowie ggf. eines Koanalgetikums erfolgen!
Bedarfsmedikation
Um Schmerzspitzen und Durchbruchschmerzen adäquat zu behandeln, sollte jedem Schmerzpatienten
eine Bedarfsmedikation bereitgestellt werden. Für diese gilt:
Unretardiertes, schnellwirksames Analgetikum bevorzugen
Bei bereits bestehender Opioidtherapie der WHO-Stufe III: Bedarfsdosis 1/6 der Opioid-
Gesamttagesdosis
Bei Einsatz der Bedarfsmedikation ≥3×/d oder unzureichender Analgesie durch diese sollte die
Basismedikation überprüft und ggf. eine höhere Stufe nach dem WHO-Stufenschema oder eine
Dosiserhöhung der Basistherapie erwogen werden.
Koanalgetika
Koanalgetika können in jeder Stufe des WHO-Stufenschemas als Begleitmedikation gegeben werden.
Neuropathische Schmerzen (Bspw. diabetische Neuropathie, Post-Zoster-Neuralgie)
Trizyklische Antidepressiva: Amitriptylin, Doxepin, Clomipramin, Imipramin
Antikonvulsiva: Carbamazepin, Gabapentin, Pregabalin
Hirndruck und Nervenkompression
Glucocorticoide
Knochenmetastasen und -schmerzen
Bisphosphonate (z.B. Pamidronat)
Adjuvanzien
Mit Adjuvanzien wird den Nebenwirkungen der Therapie mit Analgetika sowohl prophylaktisch als auch
therapeutisch entgegengewirkt.
Laxantien
Ay
Antiemetika
ha
Protonenpumpeninhibitoren
m
Weitere Verfahren der Schmerztherapie
Supportiv können zahlreiche Verfahren eine Schmerzreduktion erzielen. Die Erfolge können dabei
interindividuell sehr unterschiedlich sein.
Regionalanästhesie-Verfahren: Lokalanästhetika
Z.B. bei myofaszialem Schmerzsyndrom: Lokal begrenzte, schmerzhafte Funktionsstörungen der
Muskulatur, die als Schmerz-/Triggerpunkte fungieren.
Therapie: Wärme, Benzodiazepine und Lokalanästhetika
Physikalische Maßnahmen: Massagen, Thermotherapie, Physiotherapie, Desensibilisierung etc.
Psychotherapie
Entspannungsverfahren
Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson
Autogenes Training
Biofeedback
Kognitive Verhaltenstherapie
Patientenedukation
Hypnose
Akupunktur
Phantomsensationen
Ätiologie: Phantomsensationen sind eine wichtige und häufige Komplikation nach Amputation
Mehr als 50% der Patienten haben Empfindungen in den Bereichen, die amputiert wurden
Definition
Phantomschmerz
Schmerzqualität: Intermittierender Schmerz, der verschiedene Qualitäten haben kann, z.B.
brennend, kribbelnd, juckend, quetschend
Phantomempfindung
Telescoping
Ursache: „Erlernen eines Schmerzes“ durch Sensibilisierung nozizeptiver Strukturen in peripheren,
spinalen und supraspinalen Strukturen → Übererregung an glutamatergen NMDA-Rezeptoren
Prophylaxe bzw. spezielle Therapie
Frühzeitige Regionalanästhesie: Eine perioperative Regionalanästhesie senkt die
Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Phantomschmerzen
NMDA-Antagonisten
Koanalgetika: Z.B. trizyklische Antidepressiva
Spiegeltherapie
Durchführung
Nicht-Opioid-Analgetika
(WHO Stufe 1 Analgetika)
Übersicht
Wirkprofil Applikation Bedeutende
Nebenwirkungen
Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR, NSAID) - Unselektive COX-Hemmer
Diclofenac Analgetisch Per os Magen- und
Antipyretisch Rektal Darmulzera
Antiphlogistisch Intramuskulär Indometacin > ASS,
Hemmung der Topisch Diclofenac >
Thrombozytenaggregation Ibuprofen
Renale
Ibuprofen Per os
Nebenwirkungen
Rektal
Akutes
Topisch
Nierenversagen
Verschlechterung
Indometacin Per os
eines chronischen
Rektal
Nierenversagens
Topisch
Chronische
Analgetikaniere
Acetylsalicylsäure (ASS) Per os Erhöhung des
Intravenös kardiovaskulären
Risikos (außer ASS
Naproxen Per os
und Naproxen)
Nicht-steroidale Antirheumatika - Selektive COX-2-Hemmer (Coxibe)
Kaum gastrointestinale
Nebenwirkungen!
Weitere Nicht-Opioid-Analgetika
Paracetamol Analgetisch Per os Hepatotoxizität
Antipyretisch Rektal Akutes
Intravenös Leberversagen bei
Intoxikation
Begrenzte
Nephrotoxizität
Wirkung •
Nebenwirkung •••
Nicht-steroidale Antirheumatika
Magen: Magen- und Duodenalulzera mit Gefahr für gastrointestinale Blutung und Perforation
Unter NSAR-Gabe ist je nach Dosierung das Ulkusrisiko etwa 5-fach erhöht
Seltener treten gastrointestinale Nebenwirkungen bei selektiven COX-2-Inhibitoren auf
Bei jeder längeren NSAR-Therapie sollte eine Begleittherapie mit Protonenpumpen-Inhibitoren in
Erwägung gezogen werden
Kombinationstherapie: NSAR und Protonenpumpen-Inhibitoren [1]
Indikation: Erhöhtes Risiko für eine gastroduodenale Ulkusblutung
Alter: ≥65 Jahre
Positive Ulkusanamnese
Helicobacter-pylori-Infektion
Schwerer Verlauf einer Grunderkrankung
Gleichzeitige Therapie mit Glucocorticoiden, SSRI oder gerinnungshemmenden
Medikamenten
! Die gleichzeitige Gabe von NSAR und eines Glucocorticoids erhöht das Ulkusrisiko etwa um
den Faktor 10–15!
Niere: Besteht eine Niereninsuffizienz, ist die Nierendurchblutung in verstärktem Maße von der
Wirkung von Prostaglandinen abhängig; da NSAR eine Hemmung der Prostaglandinsynthese
bewirken, kann ihre Einnahme zu einer schädigenden Minderdurchblutung der Nieren führen
Folgen: Vermehrte Natrium- und Wasserretention, Ödeme, Anstieg von Blutdruck, Hyperkaliämie,
selten akutes Nierenversagen
Nicht-steroidale Antiphlogistika sollen nicht regelmäßig eingesetzt werden bei Patienten mit
Hypertonie oder CKD jeder Genese, inklusive Diabetes. (DGIM - Klug entscheiden in der
Nephrologie)
Pseudoallergische Reaktionen
Analgetika-Asthma
Angioödem
Morbus Widal
Definition: Unverträglichkeitsreaktion nach Einnahme von ASS oder anderen nicht-steroidalen
Antiphlogistika
Symptomtrias (sog. "Samter-Trias"): Symptome setzen zumeist nicht gleichzeitig, sondern über
mehrere Jahre zeitversetzt ein
ASS- oder NSAR-Unverträglichkeit Polyposis nasi Asthma bronchiale
Weitere Nicht-Opioid-Analgetika
Paracetamol
Gute Verträglichkeit
Bei Paracetamol-Überdosierung: Hepatotoxisch und nephrotoxisch!
Hepatotoxizität ab 4 g/d möglich; Letaldosis zwischen 12 und 20 g (in Einzelfällen 7 g)
Das Antidot von Paracetamol ist Acetylcystein!
Metamizol
Allergische Reaktion (Exanthem bis anaphylaktischer Schock)
Agranulozytose
Hypotension
In Kombination mit sympathikolytischen Medikamenten (z.B. Betablocker, Opioide) verstärkt sich
die blutdrucksenkende Wirkung
Flupirtin
CAVE: Die Zulassung in Deutschland wurde aufgrund erhöhter Hepatotoxizität 2018 aufgehoben!
Unspezifische gastrointestinale Nebenwirkungen, Kopfschmerzen und Müdigkeit
Leberenzymerhöhung und grüner Urin
Fieber
Insbesondere Paracetamol, Ibuprofen und Metamizol
Kontraindikation
Ergeben sich aus den Wirkungen und Nebenwirkungen
NSAR: Gastroduodenale Ulkuskrankheit, akute Blutung, Niereninsuffizienz
Diclofenac: Herzinsuffizienz NYHA II–IV, KHK, pAVK, zerebrovaskuläre Erkrankungen
Paracetamol: Leberinsuffizienz
Weiterhin keine NSAR während des 3. Trimenons der Schwangerschaft (während der übrigen
Schwangerschaft und Stillzeit nur nach strenger Indikation) und kein ASS bei Kindern mit
fieberhaftem Infekt unter 15 Jahren (Reye-Syndrom)
Ay
ha
m
wa
li
Opioide
(WHO Stufe 2 und 3 Analgetika)
Übersicht
Gebräuchliche Opioid-Analgetika in der Schmerztherapie
niedrig-potente Opioide (WHO hoch-potente Opioide (WHO
Stufe II) Stufe III)
Reine Agonisten Tramadol Morphin
Tilidin Oxycodon
Dihydrocodein Levomethadon
Fentanyl
Piritramid
Pethidin
Gemischte Buprenorphin (höchste
Agonisten/Antagonisten Rezeptoraffinität)
!
Buprenorphin hat eine höhere Rezeptoraffinität als Opioide mit einer höheren Potenz (z.B.
Fentanyl), so dass bei gleichzeitiger Gabe die Wirkung des höher-potenten Opioids
ausbleiben würde! Naloxon und Naltrexon können Buprenorphin nicht antagonisieren, da es
die höchste Rezeptoraffinität hat!
Begrifflichkeiten
Maximal erreichbare Analgesie
Analgetische Potenz
Sufentanil (ca.1000) >Fentanyl (ca.125) >Levomethadon (2–4) >Oxycodon (2) >Morphin (1) >Codein (0,2)
>Tramadol (0,1–0,2)
Opioid-Analgetika in der Anästhesie
Rezeptorbindung Wirkung
μ-Rezeptor Starke Analgesie
Atemdepression
Obstipation
Miosis
Bradykardie
Starke Abhängigkeit
Euphorie
κ-Rezeptor Analgesie
Dysphorie
Sedierung
δ-Rezeptor Analgesie
Atemdepression
Toleranz
Abhängigkeit
Nebenwirkung •
!
Während sich im Verlauf der Opioidtherapie die Nebenwirkungen Sedierung, orthostatische
Dysregulation, Übelkeit und Erbrechen bessern, ist dies bei der Obstipation nicht der Fall!
Indikation
Schwere Schmerzzustände
Intravenös: Bspw. Piritramid und Pethidin bei Harnleiterkoliken
Oral: Bspw. Fentanyl-Sublingualtablette bei Tumordurchbruchschmerzen
Définition
Protonenpumpeninhibitoren sind die wirksamsten magensäurereduzierenden Medikamente und haben
H2-Antihistaminika wie Ranitidin weitestgehend abgelöst.
+
Standarddosen
PPI Standarddosis
Omeprazol 20 mg
Pantoprazol 40 mg
Lansoprazol 30 mg
Rabeprazol 20 mg
Esomeprazol 20 mg (kontrovers)
! Die max. Reduktion der Säurebildung ist bei allen PPI gleich! Daher kann die Auswahl des
Wirkstoffes nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten erfolgen.
Wirkung
Irreversible Hemmung der H+/K+-ATPase der Parietalzellen mit resultierendem pH-Anstieg im Magen
Indikation
Ulcus ventriculi und duodeni
Refluxkrankheit
Kombinationstherapie bei Helicobacter-pylori-Eradikation
Zollinger-Ellison-Syndrom
Gastropathien durch nicht-steroidale Antirheumatika
Besondere Indikation: MALT-Lymphom (Stadium I und II)
Kontraindikationen
Abstract
Lipidsenker werden in der Therapie von Dyslipidämien sowie in der Prävention kardiovaskulärer
Erkrankungen eingesetzt. Eine zentrale Rolle nehmen die Statine ein, andere Lipidsenker kommen in
speziellen Indikationen, als zusätzliche Therapie bei unzureichender Wirkung der Statine oder bei
Statinunverträglichkeit zum Einsatz.
Statine •••
Statine gehören zum führenden medikamentösen Therapieprinzip der Hyperlipidämie, wenn eine
Lifestyle-Änderung (Ernährungsumstellung, Bewegung etc.) nicht ausreichend ist. Die lipidsenkende
Wirkung erfolgt über eine Hemmung der HMG-CoA-Reduktase, dem Schlüsselenzym der
Cholesterinbiosynthese, und führt zu einer verminderten Bildung von LDL-Cholesterin bei gleichzeitig
kompensatorisch erhöhter Expression von hepatischen LDL-Rezeptoren. Dadurch senken Statine v.a.
das Gesamt- und LDL-Cholesterin um bis zu 60%, weshalb sie bevorzugt in der Therapie der
Hypercholesterinämie eingesetzt werden.
Wirkung
Wirkmechanismus
Kompetitive Hemmung der HMG-CoA-Reduktase
Kompensatorisch erhöhte Expression der LDL-Rezeptoren
Effekte
Effekte auf den Lipidhaushalt (prozentuale Effekte unterscheiden sich je nach gewähltem Statin
und Dosierung)
HDL-Cholesterin↑
LDL-Cholesterin↓↓
Triglyceridkonzentration↓
Weitere Effekte : C-reaktives Protein↓, Plaquestabilität↑
! Die benötigte Dosis, um eine bestimmte LDL-Senkung zu erreichen, variiert je nach Statin!
Nebenwirkungen
Allgemeine Nebenwirkungen
Häufig Kopfschmerzen und gastrointestinale Beschwerden
Leicht erhöhtes Risiko für einen Diabetes mellitus Typ 2
Leber
Transaminasen↑ : In bis zu 2% der Fälle
Indikationen
Statine sind bei der Behandlung der Hypercholesterinämie essentieller Bestandteil der Primär- und
Sekundärprävention von kardiovaskulären Erkrankungen.
Primärprävention: Patienten mit einem hohen kardiovaskulären Risiko
Sekundärprävention: Manifeste kardiovaskuläre Erkrankung, z.B. KHK , pAVK, ischämischer
Schlaganfall, Aortenaneurysma
Siehe auch: Therapie arteriosklerotisch bedingter Erkrankungen und Kardiovaskuläre Risiko-Scoring-
Systeme
! Statine sind die medikamentöse Therapie der ersten Wahl bei Hypercholesterinämie und
hohem kardiovaskulärem Risiko!
Kontraindikationen •••
Lebererkrankungen
Muskelerkrankungen
Schwangerschaft, Stillzeit
Interaktionen •••
!
Im Rahmen einer Statintherapie sollte, insb. bei Muskelschmerzen, immer das Risiko für eine
Rhabdomyolyse bedacht werden!
Allgemeine Therapieempfehlungen
Abendliche Einnahme (v.a. bei Simvastatin ): Körpereigene Cholesterinsynthese ist abends am
höchsten
Kombinationstherapie mit Colestyramin
Wirkung
Hemmung der Osteoklasten
Antiresorptive Freisetzung aus dem Knochen
Nebenwirkung •
!
Bisphosphonate sollten morgens und mindestens 30 Minuten vor dem Essen (Verhindern der
Komplexbildung mit Calcium) mit reichlich Leitungswasser in aufrechter Körperhaltung
(Verhindern von Ösophagitis) eingenommen werden!
Indikation
Osteoporose
Tumorinduzierte Hyperkalzämie sowie tumorbedingte Osteolysen
Supportive Therapie beim multiplen Myelom
Morbus Paget
Koanalgetisch zur Therapie von Metastasen-bedingten Knochenschmerzen
Kontraindikation
Alendronat: GFR unter 35 mL/min
Schwere Hypokalzämie
Erkrankungen des Ösophagus (vorwiegend Alendronat)
Schwangerschaft/Stillzeit
Ay
ha
m
Sympathomimetika
Définition
Sympathomimetika sind Substanzen, die ähnlich wie Adrenalin oder Noradrenalin zu einer Aktivierung
des sympathischen/adrenergen Systems führen. Dem Wirkmechanismus nach werden direkte von
indirekten Sympathomimetika unterschieden. Grundsätzlich vermitteln die Substanzen über α- und β-
Rezeptoren eine Aktivierung des Körpers im Sinne einer "fight-or-flight"-Situation, wobei unter anderem
Blutdruck, Herzfrequenz sowie die muskuläre Kontraktilität gesteigert und sowohl digestive als auch
sekretorische Funktionen supprimiert werden. Bei Verabreichung sind hypertensive Krisen und
tachykarde Herz-Rhythmus-Störungen zu berücksichtigen.
Übersicht •
Dobutamin ↑ ↑↑↑↑ ↑↑ ∅ ∅
Wirkung
Einteilung
Direkte Sympathomimetika: Stimulation von Adrenorezeptoren
Indirekte Sympathomimetika: Vermehrte präsynaptische Freisetzung von Noradrenalin
Applikation: Bevorzugt intravenös, aber auch intraossäre (oder endotracheale ) Gabe möglich
Sympathomimetische Wirkung
Organ Rezeptoren Wirkung
Auge α1 Mydriasis
Fernakkommodation
Bronchien β2 Bronchodilatation
Herz β1 Herzfrequenz↑ (positiv chronotrop)
Kontraktilität↑ (positiv inotrop)
Überleitung↑ (positiv dromotrop)
Erschlaffungsgeschwindigkeit↑ (positiv lusitrop)
Gefäße α1 Kontraktion von renalen und dermalen Gefäßen (führend)
β2 Periphere Gefäßdilatation
Magen-Darm-Trakt α1 Sphinkterkontraktion
Sekretion↓
β2 Peristaltik↓
Harnblase α1 Sphinkterkontraktion
β2 Detrusorerschlaffung
Skelettmuskulatur β2 Kontraktion↑
Glykogenolyse↑
Fettgewebe β1 Lipolyse↑
β2
β3
Niere β1 Reninfreisetzung↑
Nebenwirkung
Hypertensive Episoden
Notwendigkeit einer intraarteriellen Blutdruckmessung bei hochdosierter Katecholamin-Gabe
Downregulation von β-Rezeptoren bei dauerhafter Katecholamin-Gabe
Notwendigkeit einer Dosissteigerung im Verlauf
!
Indikation
Aufgrund der potentiell lebensbedrohlichen Nebenwirkungen sollte eine i.v.-Gabe von
Adrenalin nur von erfahrenen Ärzten und unter Monitoring durchgeführt werden!
KLINIK
•••••
Abstract
Übersicht
Wirkmechanismus Wirkstoffe
Direkte Bindung an M-Cholinorezeptoren Pilocarpin
Parasympathomimetika Carbachol
Bethanechol
Indirekte Reversible Hemmung der Neostigmin
Parasympathomimetika Acetylcholinesterase Pyridostigmin
Distigmin
Physostigmin (ZNS-
gängig!)
Edrophonium
Antidementiva
Donepezil
Rivastigmin
Galantamin
Irreversible Hemmung der Alkylphosphate
Acetylcholinesterase
Wirkung
Organ Wirkung
Auge Miosis → Erweiterung des Kammerwinkels
Nahakkommodation
Bronchialsystem Bronchokonstriktion
Bronchiale Sekretion↑
Herz Bradykardie
Verlängerung der AV-Überleitung (AV-Blockade möglich!)
Gefäße Leichte Senkung des Blutdrucks
Magen-Darm-Trakt Peristaltik↑
Speichel- und Magensaftsekretion↑
Schweißdrüsen Sekretion↑
Harnblase Muskeltonus↑
Relaxation des Sphinkters
Nebenwirkung
Direkte Parasympathomimetika
Sehstörung durch Miosis
Indirekte Parasympathomimetika
Bradykardie und Herzrhythmusstörungen Diarrhö Schweißausbrüche
Vermehrter Speichel und Magensaft Übelkeit
KLINIK
Abstract •••••
Antisympathotonika und Sympatholytika senken die Aktivität des Sympathikus. Während Sympatholytika die
(Nor‑)Adrenalin-Rezeptoren an den Erfolgsorganen blockieren, hemmen Antisympathotonika die Synthese,
Speicherung oder Freisetzung von Noradrenalin. Beide Substanzgruppen werden vorwiegend in der
Kombinationstherapie der arteriellen Hypertonie eingesetzt, sind dabei jedoch (mit Ausnahme der
Betablocker) nicht Mittel der ersten Wahl.
Allgemeine Wirkmechanismen
Der Sympathikus kann über zwei Mechanismen auf direkte Weise gehemmt werden :
Sympatholytika: Vermindern die Wirkung sympathischer Hormone und Neurotransmitter (die endogenen
Katecholamine Adrenalin und Noradrenalin) durch Blockade der wirkungsvermittelnden Rezeptoren
Alpha-Blocker
Beta-Blocker
Antisympathotonika: Verringern den Sympathikotonus durch Senkung der Produktion, Speicherung
und Freisetzung der endogenen Katecholamine (vorwiegend Noradrenalin)
!
Alle drei Medikamentengruppen der direkten Sympathikus-Hemmung, α-Blocker, β-Blocker und
Antisympathotonika, können zur Therapie der arteriellen Hypertonie eingesetzt werden.
Autoimmune
hämolytische
Anämie
Prolaktinerhöhung
Urapidil Postsynaptische Blockade Hypertensive Krise bzw. Seltener:
des α1-Rezeptors Notfall (insbesondere wenn ein Orthostatische
Stimulation zentraler Phäochromozytom Dysregulation
Serotoninrezeptoren zugrundeliegt ) Kopfschmerzen
Gastrointestinale
Nebenwirkungen
!
Alle Antisympathotonika können als Reservemedikamente in der Kombinationstherapie der
Hypertonie eingesetzt werden! Moxonidin wird dabei aufgrund von guter Verträglichkeit zunehmend
bedeutsamer!
Alpha-Blocker •
! α-Blocker sind in der Behandlung der Hypertonie nur Mittel der 2. Wahl, da für sie bisher keine
Verbesserung der Prognose nachgewiesen werden konnte. i
wa
l
a m
A yh
Parasympatholytika
(anticholinerge Wirkung)
Abstract
Parasympatholytika (Anticholinergika) heben über eine kompetitive Hemmung die Wirkung von
Parasympathomimetika am M-Cholinorezeptor auf. Acetylcholin wird postganglionär verdrängt, wobei
alle Parasympatholytika ähnliche Eigenschaften wie Atropin, dem Leitpharmakon der
Medikamentengruppe, aufweisen.
Übersicht
Substanz Chemische Wichtige Fakten
Eigenschaften
Auge Mydriasis
Akkommodationslähmung
Verengung des Kammerwinkels
Bronchialsystem Bronchodilatation
Abnahme der bronchialen Sekretion
Herz Zunahme der Herzfrequenz
Verkürzung der AV-Überleitung
Der Blutdruck wird nur in höheren Dosierungen beeinflusst
Gefäße Aufhebung der parasympathomimetischen Wirkung
Magen-Darm-Trakt Abnahme der Peristaltik
Speichel- und Magensaftsekretion↓
Schweißdrüsen Verminderte Sekretion
Harnblase Tonusabnahme
•
Nebenwirkung
Anticholinerge Nebenwirkungen
Nebenwirkungen Kontraindikationen
Kontraindikation
Die Kontraindikationen leiten sich im Wesentlichen von den typischen anticholinergen Nebenwirkungen
ab (siehe Abschnitt Nebenwirkungen).
Es werden die wichtigsten Kontraindikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Ay
ha
m
wa
li
β2-Sympathomimetika
(Beta-2-Agonisten)
Abstract
β2-Sympathomimetika werden in der Pulmonologie als Bronchospasmolytikum und in der Geburtshilfe
als Tokolytikum eingesetzt 2
1
Wirkung
Alle β2-Sympathomimetika haben eine selektive Stimulation am β2-Rezeptor gemein!
Bronchodilatation
Tokolyse
Dilatation der Gefäße
Hemmung der Histaminfreisetzung
Indikation
Asthma bronchiale und COPD
Spasmolyse der Bronchien
Vorzeitige Wehen in der Geburtshilfe
Tokolyse
Kontraindikation
Phäochromozytom
Glaukom
Ausgeprägte Hyperthyreose
Hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie
Ay
ha
m
Thyreostatika
Übersicht
Wirkstoffe Wirkmechanismus
Jodid (in Kombination mit Hemmung der proteolytischen Abspaltung von T3 und T4 von Thyreoglobulin
Thionamiden) → Freisetzung von T3 und T4↓
Siehe auch: Jod-
Plummerung
Wirkung
Thionamide
Hemmung der Thyreoperoxidase → Inhibierung der Jodisation → Schilddrüsenhormone↓
(Wirkungseintritt mit einer Latenz von 6–8 Tagen)
Konversion von T4 zu T3 wird durch Propylthiouracil zusätzlich gehemmt
Perchlorate
Hemmung der Aufnahme von Jodid in die Schilddrüse (rascher Wirkungseintritt)
Sonstige
Lithium: Inhibierung der Freisetzung von Schilddrüsenhormonen
Jodid: In hohen Dosen >5 mg/d hemmt Jod die Freisetzung von T3/T4. Es kann daher auch zur präoperativen
Nebenwirkung •
Thionamide
Schilddrüse: Diffuse Struma durch TSH-induzierten Wachstumsreiz für die Schilddrüse
Kombination von Thionamiden und L-Thyroxin nach Erreichen einer Euthyreose sinnvoll, um die
Entstehung einer Struma zu verhindern
Geschmacksstörungen
Allergie/Überempfindlichkeit: Häufig Hauterscheinungen (Exanthem, Pruritus) nach Therapie mit
Carbimazol/Thiamazol
Vorgehen: Umstellung auf Propylthiouracil
Knochenmark: Reversible Knochenmarksuppression (aplastische Anämie, Thrombozytopenie) und
Agranulozytose
Leber: Transaminasen↑, Cholestaseparameter↑, cholestatischer Ikterus, akutes Leberversagen
Siehe auch: Therapiemonitoring der Thionamid-Thyreostatika
Perchlorate
Viele und häufige Nebenwirkungen wie Gastritis, Allergien, Struma oder Lymphadenopathie
Es werden die wichtigsten Nebenwirkungen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Indikation
Thionamide
Hyperthyreose
Thyreotoxische Krise
Vor Radiojod-Therapie und Thyreoidektomie
Perchlorate
Hyperthyreose
Protektiv vor Kontrastmittelgabe oder Szintigraphie bei speziellen Indikationen
Siehe auch: Thyreostatische Therapie (inkl. Dosierungen und Verordnungshinweisen)
Antihistaminika
Abstract
H1-Antihistaminika lassen sich in zwei Generationen unterteilen. Während die erste Generation aufgrund
ihrer Lipophilie und der daraus folgenden ZNS-Gängigkeit mit einer sedierenden Nebenwirkung belastet
ist, sind Antihistaminika der zweiten Generation vergleichsweise nebenwirkungsarm. Das Einsatzgebiet
der H1-Antihistaminika ist vorwiegend die Therapie allergischer Reaktionen (z.B. allergische Rhinitis),
wobei sie auch bei Kinetosen und als Schlafmittel gegeben werden.
Übersicht
Gruppe Generation Antihistaminikum Indikation Charakteristika
Wirkung
H1-Antihistaminika
Kompetitiver Antagonismus am Histamin-H1-Rezeptor:
Hemmung einer allergischen Bronchokonstriktion
Hemmung einer Erhöhung der Gefäßpermeabilität
Indikation •
H1-Antihistaminika
Kompetitiver Antagonismus am Histamin-H1-Rezeptor
H2-Antihistaminika
Therapie von Magen- und Zwölf ngerdarmgeschwüren durch Senkung der Salzsäureproduktion (z.B.
Ranitidin).
Zusätzlich zu H1-Antihistaminika bei anaphylaktischem Schock
Kontraindikation •
H1-Antihistaminika
Anticholinerg-wirkende Antihistaminika (die meisten aus der 1. Generation)
Prostatahyperplasie Glaukom Pylorusstenose
Die meisten Antihistaminika der 2. Generation dürfen aufgrund von unzureichenden Erfahrungswerten
in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei kleinen Kindern nicht gegeben werden.
Loratadin ist hierbei eine Ausnahme, da es eines der am besten untersuchten Antihistaminika der 2.
Immunsuppressiva
Abstract
Immunsuppressiva senken auf unterschiedliche Arten die Immunabwehr des Körpers. Zur
Immunsuppression kommen verschiedene Substanzen zum Einsatz, die mit uneinheitlichen
Wirkmechanismen Einfluss auf die zelluläre und humorale Immunantwort nehmen. Einsatzgebiet sind
vorwiegend Organtransplantationen, Autoimmunerkrankungen sowie die zytostatische Therapie. Eine
erhöhte Infektanfälligkeit ist allen Immunsuppressiva als Nebenwirkung gemein.
Übersicht
Ciclosporin A Immunsuppression
Hemmung der Interleukin-2-Produktion → Aktivierung zytotoxischer T-
Lymphozyten wird gemindert
Cytochrom-P450-abhängige Metabolisierung → Aufgrund der geringen
therapeutischen Breite muss in Abhängigkeit von der weiteren Medikation die
Dosierung individuell gefunden werden
Zytostatische Therapie
Bindung an Multidrug Resistance Glykoprotein P-170
Daclizumab humanisiert α-Kette (CD25- Keine Zulassung mehr (Marktrücknahme für die
Antigen) des IL-2- Indikation Multiple Sklerose im März 2018)
Rezeptors von T-
Lymphozyten
Trastuzumab humanisiert HER2/neu HER2/neu-positives Mammakarzinom
Magenkarzinom mit HER2/neu-
Überexpression
Bevacizumab humanisiert VEGF Onkologie: Als Targeted therapy möglicher
Bestandteil zytostatischer Therapien bei
Kolonkarzinom
Mammakarzinom
Lungenkarzinom
Ovarialkarzinom
Nierenzellkarzinom
Zervixkarzinom
einer Vielzahl von Malignomen im Rahmen
von Studien
Augenheilkunde: Altersbedingte
Makuladegeneration (intravitreal)
! Eine immunsuppressive Therapie geht ihrem Wirkprinzip entsprechend mit dem Risiko einer
erhöhten Infektanfälligkeit einher!
Bei allen Patienten unter immunsuppressiver Therapie soll regelmäßig der Impfstatus geprüft
und Impfungen gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO)
aufgefrischt werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Rheumatologie)
Ciclosporin A
Nephrotoxisch
RR↑
Neurotoxisch
Fibröse Gingivahyperplasie
Hirsutismus und/oder Hypertrichose
Diabetogene Wirkung (insb. nach Organtransplantationen) → Strenge Indikationsstellung bei:
Hyperurikämie
Hyperlipidämie
Leberenzymerhöhungen
Zunahme von Malignomen und Infektionserkrankungen
Beispiel: Erhöhung des Risikos für Plattenepithelkarzinome um 50% bei vorausgegangener oder
gleichzeitiger PUVA (im Rahmen einer Psoriasis-Therapie)
Tacrolimus
Nebenwirkungen ähnlich wie Ciclosporin A (allerdings kaum Gingivahyperplasie und Hirsutismus),
zusätzlich Haarausfall → Keine Kombination von Tacrolimus und Ciclosporin
„Rescue-Therapie“ („------------Rescue“)
Durch die Gabe von Folsäure kann die Wirkung von Methotrexat bzw. die Nebenwirkungsrate
abgeschwächt werden
Eingesetzt werden Folsäure und Folinsäure (aktive Folsäure, -----------=Calciumfolinat)
Indikation
Prophylaktisch mit 24–48h Latenz bei Dauermedikation (bspw. Therapie einer rheumatoiden
Arthritis) → Folsäure
Methotrexat-Intoxikation, hochdosierte MTX-Gabe (Beginn: 24h nach Applikation; Dauer:
Solange MTX-Spiegel in kritischer Höhe) → Folinsäure
Biologicals
Allgemeine Nebenwirkungen
Grippeähnliche Beschwerden
Leukozytose oder Leukopenie
Thrombozytopenie, Anämie
Allergische Reaktionen
GPT, GOT und AP↑
Spezielle Kontraindikationen einer Anti-TNF-α-Therapie (Infliximab, Adalimumab, Etanercept)
Schwangerschaft
Immunsupprimierte Personen
Akute klinisch-manifeste Infektion
Chronische Infektionen (insb. Tuberkulose), da Reaktivierung einer latenten Tuberkulose möglich
! Zum Ausschluss einer latenten Tuberkulose bzw. um die Aktivierung zu vermeiden, muss vor
Einsatz ein Quantiferon-Test (früher Tuberkulintest) durchgeführt werden!
Indikation
Erkrankungen mit autoimmuner Komponente
Rheumatoide Arthritis
Kollagenosen (Dermatomyositis/Polymyositis, systemischer Lupus erythematodes)
Blasenbildende Hauterkrankungen (Bullöses Pemphigoid, Pemphigus vulgaris)
Vaskulitiden (Granulomatose mit Polyangiitis)
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
Autoimmunhepatitis
Lungenfibrose, Sarkoidose
Multiple Sklerose
Myasthenia gravis
Glomerulonephritis
Zytostatische Therapie
Immunsuppression nach Organtransplantation
Interaktion
Azathioprin
Allopurinol: Hemmung der Xanthinoxidase , was zu einer erhöhten Knochenmarkstoxizität des
Azathioprins führt
Vermeiden einer gleichzeitigen Gabe
Bei notwendiger Komedikation: Senkung der Azathioprin-Dosis auf etwa 25% der
Normaldosierung
! Allopurinol bewirkt eine toxische Kumulation von Azathioprin! Die benötigte Wirkstoffmenge
reduziert sich auf ca. 1/4 der Dosis und muss unbedingt angepasst werden!
Ay
ha
m
wa
li
Glucocorticoide
Définition
Glucocorticoide sind die Medikamente mit den meisten Indikationen in der Medizin. Durch ihre
multiplen Eigenschaften, deren Pathophysiologie häufig noch unbekannt ist, werden sie sowohl in der
Akuttherapie (z.B. Anaphylaxie) als auch in der Langzeittherapie chronischer Erkrankungen eingesetzt.
Übersicht
Wichtige Vertreter mit gut zu merkenden Eigenschaften
Dexamethason 1 mg 30 -
oder
Betamethason
relative relative
glucocorticoide mineralcorticoide
Wirkung Wirkung
Wirkung
Antiinflammatorische und immunsuppressive Wirkung
Akute Wirkung (Minuten): Nicht gänzlich geklärt, ein membranstabilisierender Effekt wird
angenommen
Langfristige Wirkung (Stunden und Folgezeit): Genomischer Effekt
Hemmung des intrazellulären NF-κB → Multiple Entzündungs- und Immunmediatoren werden
gehemmt → Zelluläre und humorale Immunantwort↓
Nebenwirkung ••••
!
Selbst wenn in der Akuttherapie im Rahmen eines anaphylaktischen Schocks beispielsweise
sehr hohe Dosierungen von Glucocorticoiden gegeben werden (z.B. Prednisolon 250 mg im
Schuss), sind in der Regel keine relevanten Nebenwirkungen zu erwarten!
! Viele der hier aufgeführten Nebenwirkungen sind zugleich Symptome bzw. diagnostische
Befunde eines Cushing-Syndroms!
Kutan-applizierte Glucocorticoide
Nebenwirkungen
Hautatrophie (häufig irreversibel), die sich klinisch als Zigarettenpapier-artige, atrophe Haut
mit multiplen Teleangiektasien äußert
!
In besonders Glucocorticoid-sensitiven Hautbereichen (Gesicht, intertriginöse Regionen und
Anogenitalbereich) sollte eine möglichst kurzfristige Anwendung von nur schwach wirksamen
Glucocorticoiden erfolgen!
Indikation
Substitutionstherapie
Nebennierenrindeninsuffizienz (Morbus Addison)
Adrenogenitales Syndrom
Symptomatische Therapie
Akuttherapie
Allergische Reaktionen und anaphylaktischer Schock
Antiemetische Therapie (z.B. perioperativ oder im Rahmen von Zytostatika-Behandlungen)
Akuter Asthmaanfall (Asthma bronchiale)
Toxisches Lungenödem
Akuter Schub einer autoimmunogenen Erkrankung (z.B. Multiple Sklerose)
Hirnödem
Dauerhafte Therapie
Chronische, entzündliche Erkrankungen (z.B. Asthma bronchiale, COPD)
Rheumatologische Erkrankungen (z.B. Sarkoidose, Sjögren-Syndrom)
Endokrine Orbitopathie bei Morbus Basedow
Lokale Therapie
Multiple Verwendung in Salben, Tropfen, Injektionslösungen usw.
Schwangerschaft: Betamethason-Therapie zur fetalen Lungenreife-Induktion
Kontraindikation
Relative Kontraindikationen
Die relativen Kontraindikationen leiten sich weitestgehend aus den Nebenwirkungen ab.
Gastroduodenale Ulkuskrankheit
Osteoporose
Infektionserkrankungen
Glaukom
Schwangerschaft
Thromboseneigung (z.B. bei hereditärer Thrombophilie)
Ay
ha
m
wa
li
Therapieempfehlungen
Systemische Therapie
Gabe möglichst einmalig morgens vor 8 Uhr
Grundsätzlich keine i.m. Applikation
!
Wird die Cushingschwelle über einen längeren Therapiezeitraum überschritten, so muss die
Glucocorticoiddosis schrittweise reduziert werden, um die Gefahr des Auftretens einer
Nebennierenrindeninsuffizienz zu minimieren!
Lokale Therapie
Intraartikuläre Injektion mit Kristallsuspensionen von Hydrocortison, Prednisolon oder
Triamcinolon (Triamcinolonhexacetonid) : Z.B. bei Arthrose, juveniler idiopathischer Arthritis
Bei Tendinitis
Fächerförmige Infiltration in Sehnennähe
Eine intratendinöse Injektion ist unbedingt zu vermeiden (Gefahr der Sehnenruptur!)
! Bei einer intraartikulären Injektion besteht stets die Gefahr der Keimverschleppung und einer
iatrogenen bakteriellen Arthritis!
Zytostatika
(Chemotherapeutika)
Abstract
Unter den Oberbegriff Zytostatika fallen zunehmend mehr heterogene Pharmaka. Sie alle haben das Ziel gemein, direkt oder indirekt zur Reduktion von schne
proliferierenden Zellen (meist im Rahmen von Malignomen) beizutragen. Um dieses Ziel zu erreichen, werden multiple Nebenwirkungen in Kauf genommen.
Während sich im Rahmen der Zytostatika-Therapie häufig klassische Befunde wie z.B. Übelkeit, Erbrechen, Neutropenie mit erhöhter Infektanfälligkeit oder ein
Beeinflussung von schnell-teilenden Zellen (Haarausfall, Mukositis) zeigen, sind nach Abschluss der Behandlung vorwiegend Zweitneoplasien (z.B. AML)
gefürchtet. Die moderne Zytostatika-Therapie wird zwar wegen angemessener Begleitmedikation immer verträglicher, aufgrund möglicher Langzeitkomplikatio
ist jedoch eine strenge Indikationsstellung notwendig.
Übersicht
Die einzelnen Bestandteile der Tabelle finden sich ebenfalls in den entsprechenden Abschnitten dieses Kapitels
Alkylsulfonate Busulfan
N-Lost-Derivate Chlorambucil
Melphalan
Alkylsulfonate Busulfan
Hydrazine Temozolomid
Dacarbazin
Procarbazin
Topoisomerase- Anthrazykline Doxorubicin Interkalierung in die DNA → Hemmung der Topoisomerase II → DNA-
Hemmstoffe Daunorubicin Replikation↓
Idarubicin
Epirubicin
Antimetabolite Folsäure-Antagonisten Methotrexat Hemmung der Dihydrofolatreduktase u.a. durch Verdrängung der
Pemetrexed Dihydrofolsäure → Bildung von Purinnukleotiden↓
Enzyme L-Asparaginase Spaltung der Aminosäure L-Asparagin, die z.B. für ALL-Zellpopulationen
essentiell ist
Nebenwirkung
Allgemeine Nebenwirkungen
Zytostatika schädigen vor allem schnell wachsendes Gewebe
Magen- und Darmschleimhaut: Mukositis, Ösophagitis, Enteritis mit Durchfall
Hämatopoese (Myelosuppression)
Granulozytopenie und Lymphozytopenie
Thrombozytopenie
Anämie
Haarfollikel: Haarausfall
Zentral induziertes Erbrechen
Gonadenschädigung (bei Kinderwunsch: Prophylaktische Kryokonservierung von Eizellen/Ovarialgewebe oder Spermien)
Temozolomid Emetogen
Dacarbazin Myelotoxisch
Procarbazin
Cisplatin Emetogen
Carboplatin Nephrotoxisch
Oxaliplatin Ototoxisch
Neurotoxisch (zentrale und periphere Neuropathien)
Mitosehemmstoffe Vincristin Neurotoxisch (vor allem Vincristin führt zur (peripheren) Neuropathie)
(Spindelgifte) Vinblastin
Docetaxel Myelosuppression
Paclitaxel Lungenfibrose
Periphere Neuropathie
Hydroxyurea Myelosuppression
(Hydroxycarbamid) Hyperurikämie
Indikation
Generelle Indikationen
Neoadjuvante Zytostatikatherapie: Präoperativ zur Reduktion der Tumormasse
Adjuvante Zytostatikatherapie: Postoperativ zur Senkung des Rezidivrisikos und/oder Verbesserung der Prognose
Palliative Zytostatikatherapie: Fehlende Kurabilität – Einsatz aus unterschiedlichen Gründen (Verlängerung der Lebenszeit, Minderung der tumorbedingte
Symptomatik, usw.)
Konditionierung: High-Dose-Zytostatikatherapie (manchmal in Kombination mit Ganzkörperbestrahlung) zur Ausschaltung des eigenen Knochenmarks vor
Knochenmark- oder Stammzelltransplantation
Spezielle Indikationen
Temozolomid Glioblastom
Cisplatin Urothelkarzinom
Carboplatin Lungenkarzinom
Oxaliplatin Ovarialkarzinom
Irinotecan Ovarialkarzinom
Topotecan Kolorektales Karzinom
Etoposid Bronchialkarzinom
Ovarialkarzinom
Hodenkarzinom
Lymphome
Docetaxel Mammakarzinom
Paclitaxel Ovarialkarzinom
Prostatakarzinom
Magenkarzinom
Antimetabolite Methotrexat Immunsuppression
Osteosarkom
Cytarabin Mammakarzinom
5-FU Urothelkarzinom
Gemcitabin Kolorektales Karzinom
Capecitabin Pankreaskarzinom
Azathioprin Immunsuppression
6-Mercaptopurin Akute Leukämien
Hydroxyurea CML
Essentielle Thrombozythämie
Polycythämia vera
Andere Bleomycin Hodenkarzinom
Actinomycin D Wilms-Tumor
Therapieempfehlungen
Mögliche supportive Therapie unter Radiochemotherapie
Antiemetische Therapie: z.B. Ondansetron, Granisetron
Prophylaxe einer Pneumocystis-jirovecii-Pneumonie: Cotrimoxazol
Prophylaxe von Schleimhautmykosen: Antimykotikagabe
Prophylaxe von Hyperurikämie und Tumorlysesyndrom
Flüssigkeitsgabe
Harnalkalisierung
Allopurinol oder Rasburicase
Antibakterielle Prophylaxe: Bspw. mit Levofloxacin
Förderung der Leukozytenproliferation bei Neutropenie: G-CSF (Granulocyte-Colony Stimulating Factor)
Indikation: Zytostatika-Regime mit hohem Risiko der febrilen Neutropenie
Eine antiemetische Behandlung unter Einschluss von NK1-Rezeptor-Antagonisten, welche für hoch emetogene Chemotherapie einschließlich
Carboplatin vorgesehen ist, soll unterlassen werden bei Patienten, welche eine Chemotherapie mit niedrigem oder moderatem Risiko für Übelkeit un
Erbrechen erhalten (DGIM - Klug entscheiden in der Hämatologie und medizinischen Onkologie).
Auf die Anwendung von G-CSF im Kontext einer Chemotherapie-induzierten Neutropenie soll in Situationen ohne belegten klinischen Nutzen verzich
werden. Dies gilt insb. bei manifester Neutropenie (außer bei Infekt mit zusätzlichen Risikofaktoren) und prophylaktisch bei niedrigem Risiko einer
febrilen Neutropenie (<20%) (DGIM - Klug entscheiden in der Hämatologie und medizinischen Onkologie).
Strahlentherapie
(Radiotherapie)
KLINIK
•••••
Abstract
Neben der operativen Behandlung und dem Einsatz von Chemotherapeutika stellt die Strahlentherapie
den dritten großen Therapieansatz in der Behandlung von bösartigen Tumorerkrankungen dar. Zum
Einsatz kommt sie dabei sowohl in Ergänzung zur kurativen Behandlung (seltener auch als alleiniger
Behandlungsansatz) oder aber bei palliativer Situation: Insbesondere die Bestrahlung von
Knochenmetastasen ist effektiv bezüglich einer Schmerzlinderung und Stabilisierung des Knochens zur
Verhinderung von Frakturen.
Außerhalb der Onkologie besitzt die Strahlentherapie auch Einsatzgebiete. So kann bspw. zur
Behandlung einer endokrinen Orbitopathie eine Bestrahlung des Retrobulbärraumes erfolgen.
Indikation
Malignome
Kurativ
Neoadjuvante Strahlentherapie zum Downstaging (bspw. Rektumkarzinom)
Adjuvante Strahlentherapie, um postoperativ verbliebene Tumorzellen abzutöten (bspw.
Mammakarzinom)
Die Strahlentherapie kann auch intraoperativ zum Einsatz kommen
Primäre (alleinige) Strahlentherapie (bspw. bei Prostatakarzinom möglich)
Kombination mit Chemotherapie (Radiochemotherapie) → Durch die Chemotherapie ist es
möglich, die Strahlensensibilität des Tumors zu vergrößern
Palliativ
Präventive lokale Bestrahlung von osteolytischen Knochenmetastasen → Ziel der
Remineralisierung, Prophylaxe von Frakturen
Strahlentherapie schmerzender Knochenmetastasen zur Symptomlinderung
Behandlung einer Einflussstauung bei Tumoren des Mediastinums
Weitere
Endokrine Orbitopathie, Arthrose, ggf. Morbus Cushing u.a.
Ablauf/Durchführung
Grundlagen der Strahlentherapie
Grundprinzip: Einsatz von ionisierender Strahlung → Hemmung der Zellteilung, Zellzerstörung
Begriffe
Konventionelle Strahlentherapie: Konventionelle Fraktionierung
Fraktionierung: Die Gesamtdosis wird auf tägliche kleine Einzeldosen aufgeteilt (meistens 1,5-
2,5Gy)
Hypofraktionierung
Erklärung: Höhere Dosis pro Fraktion → Kürzere Gesamtbestrahlungszeit
Indikation: Z.B. Wunsch des Patienten → Palliativsituation, in der die Liegezeit im
Krankenhaus vermindert werden soll
Hyperfraktionierung
Erklärung: Weitere Aufteilung einer Tages-/Wochenfraktion in mehrere Unterfraktionen
geringerer Dosis bei gleicher Gesamtbestrahlungszeit → Höhere Gesamtstrahlendosis
möglich
Indikation: Tumoren mit hoher Teilungsrate
Akzelerierung
Erklärung: Erhöhung der Fraktionsfrequenz bei gleichbleibender Dosis → Kürzere
Gesamtbestrahlungszeit und stärkerer Effekt bei mehr Nebenwirkungen
Indikation: Tumoren mit schneller Entwicklung einer Strahlenresistenz
Boost-Therapie (Dosisaufsättigung)
Erklärung: Nach der initialen Strahlentherapie wird die Strahlendosis in dem Bereich erhöht,
aus dem der Tumor entfernt wurde
Ziel: Verringerung der Lokalrezidivrate
Durchführung: Applikation der Dosis über externe Strahlenquelle (Photonen- oder
Elektronentherapie) oder als Brachytherapie
Indikation
U.a. Mamma-Karzinom, Prostata-Karzinom, Kopf-Hals-Tumoren, Rektumkarzinom,
Ösophaguskarzinom
Ein Boost wird häufig bei neoadjuvanten Konzepten durchgeführt
Teletherapie (Perkutane Strahlentherapie): Strahlentherapie von außen
Durchführung: Bestrahlung des Zielgewebes aus mehreren Winkeln zur Schonung des
umliegenden Gewebes
Varianten
"Konventionelle" hochenergetische Teletherapie: Bestrahlung innerer Organe und ZNS
Weichstrahltherapie (Nahstrahltherapie): Bestrahlung von dermatologischen Krankheitsbildern
(z.B. Basaliom, Keloide, Psoriasis)
Brachytherapie: Strahlentherapie von innen
Bspw. Einbringen von radioaktiven Seeds (reiskorngroße Strahlenquellen) in ein Zielorgan
Low-Dose-Bestrahlung möglich
Komplikationen •
Akute Strahlenreaktion
Übelkeit, Schwächegefühl, Dysphagie, Erbrechen unmittelbar nach Bestrahlung
Hautrötung
Schleimhautentzündung (Stomatitis, Ösophagitis, Enteritis, etc.), Infekte
Knochenbestrahlung (blutbildendes Knochenmark): Anämie, Thrombozytopenie und
Leukozytopenie
Strahlenpneumonitis: Mehrere Wochen nach Bestrahlung kommt es zu Dyspnoe, trockenem
Reizhusten, Hämoptysen und evtl. Fieber
Frühes Zeichen ist eine respiratorische Partialinsuffizienz
Chronische Strahlenschäden
Gewebefibrosierung im Bereich des bestrahlten Tumors
Bspw. Lungenfibrose (streifenförmig-retikuläre Zeichnungsvermehrung im Röntgen)
Knochenmark: Anämie, Thrombozytopenie und Leukozytopenie
Herz: Erhöhte Gefahr eines Myokardinfarkts
Darm: Funktionsstörung
Schilddrüsenfunktionsstörungen (Hypothyreose)
Fertilitätsstörung
Fibrosierung der Ovarien mit Amenorrhö
Azoospermie
Schädelbestrahlung
Leukenzephalopathie: Krankhafte Veränderung der weißen Substanz
Wachstumsstörung → Wachstumshormonmangel → Substitution mit rekombinantem
Somatotropin (rhGH)
Xerostomie (Bestrahlung der Speicheldrüsen, Funktionsverlust) → Erhöhte Häufigkeit von
Strahlenkaries (Caries radiatio)
Malignom (Lymphom, Schilddrüsenkarzinom u.a.)
Ay
ha
m
wa
li
Antidiabetika
Définition
Antidiabetika sind alle pharmakologischen Wirkstoffe außer Insulin, die zur „blutzuckersenkenden“ Therapie im
Rahmen eines Diabetes mellitus Typ 2 verwendet werden können
Übersicht ••••
!
Siehe auch: Diabetes mellitus - Stationäres Blutzuckermanagement
Sulfonylharnstoffe weisen das höchste Risiko für das Auftreten einer Hypoglykämie auf. Alle anderen
Substanzen haben in der Monotherapie kein wesentliches Hypoglykämie-Risiko. Bei
Kombinationstherapien, insb. mit Sulfonylharnstoffen, erhöht sich das Hypoglykämie-Risiko deutlich!
! Insb. im hohen Alter ist jede Therapie mit Antidiabetika unter genauer Beachtung möglicher
Kontraindikationen und Interaktionen einzusetzen.
Wirkung
Von entscheidender Bedeutung ist, den prinzipiellen Wirkungsmechanismus zu verstehen, um keine falsche
Indikation für den Einsatz der Antidiabetika zu stellen. Insulinotrope Substanzen bewirken eine vermehrte
Freisetzung von Insulin aus den β-Zellen des Pankreas. Demnach sind sie auf die (Rest‑)Funktion des
Pankreas angewiesen. Nicht-insulinotrope Wirkprinzipien wirken unabhängig von einer etwaigen endogenen
Insulinsekretion und sind daher auch bei erloschener endokriner Pankreasfunktion noch wirksam.
Insulinotrope Wirkungsmechanismen
Glucoseunabhängige Steigerung der Insulinsekretion
Sulfonylharnstoffe: Stimulierung der Insulinsekretion durch Blockade der Kalium-Kanäle der β-Zellen des
Pankreas → Depolarisation der Zellmembran → Calciumeinstrom↑ → Insulinsekretion↑
Extrapankreatisch: Hepatische Gluconeogenese↓ und Insulinsensibilität↑
Glinide: Führen über den gleichen Wirkungsmechanismus wie Sulfonylharnstoffe zu einer Verstärkung der
Insulinsekretion, besitzen jedoch eine andere chemische Struktur und Rezeptorbindungsstelle
Glucoseabhängige Steigerung der Insulinsekretion
Ansatzpunkt Inkretin-Effekt: Nahrungsaufnahme → Aktivierung enteroendokriner Zellen im
Gastrointestinaltrakt → Freisetzung von Glucagon-like Peptide 1 (GLP-1) → Stimulation der
Insulinsekretion aus den β-Zellen des Pankreas durch GLP-1 → Hemmung der Glucagonsekretion →
Verlangsamung der Magenentleerung (Sättigungsgefühl↑, Gewicht↓) → Abbau von GLP-1 durch das
Enzym Dipeptidylpeptidase-4 → Inkretin-Effekt endet
Indirekte Verstärkung des Inkretin-Effekts durch die Dipeptidyl-Peptidase-4-Hemmer (Gliptine):
Verstärkung des endogenen Inkretin-Effekts durch Hemmung der Dipeptidylpeptidase-4 → Verminderter
Abbau und somit verstärkte Wirkung von GLP-1 → Insulinsekretion wird verstärkt↑
Direkte Verstärkung des Inkretin-Effekts durch GLP-1-Rezeptoragonisten: Aktivierende Bindung an
GLP-1-Rezeptoren → Stimulation der glucoseabhängigen Insulinsekretion
Nicht-insulinotrope Wirkprinzipien
Nicht-insulinotrope Wirkprinzipien wirken unabhängig von einer etwaigen endogenen Insulinsekretion. Sie sind
daher auch bei erloschener endokriner Pankreasfunktion noch wirksam.
Biguanide: Verminderung der Insulinresistenz durch Modifikation der Glucosestoffwechselwege → Senkung
des Blutzuckerspiegels
Aktivität der Atmungskette in den Mitochondrien↓ → Anaerober Glucosestoffwechsel↑ → Aktivierung der
AMP-abhängigen Phosphokinase (AMPK) → Hemmung der hepatischen Produktion von Glucose und
Lipiden (Hemmung der hepatischen Gluconeogenese) → Blutzuckerspiegel↓, LDL↓, Triglyceride↓
Insulinbedarf↓ → Hyperinsulinämie↓ → Appetit↓→ Besonders geeignet bei übergewichtigen Diabetikern
Steigerung der Glucoseaufnahme in Muskelzellen und Fettgewebe → Verbesserung der Glucosetoleranz
nach akuter Glucosebelastung
SGLT-2-Inhibitoren: Reversible Inhibition des Natrium-Glucose-Kotransporters SGLT-2 im proximalen
Tubulus der Niere → Glucose-Rückresorption in der Niere↓ → Glucoseausscheidung↑ und Polyurie
Abhängigkeit von der Nierenfunktion: Eine reduzierte Nierenfunktion setzt die Effektivität der Wirkung
herab
Glitazone: Aktivierung des Transkriptionsfaktors PPARγ im Zellkern → Induktion von Genen, die am
Glucose- und Lipidstoffwechsel beteiligt sind → Speicherung von Triglyceriden↑ → Freisetzung von
Insulinresistenz-steigernden Produkten (z.B. freien Fettsäuren)↓→ Insulinresistenz↓ → Vermehrter
Glucoseverbrauch und verminderte hepatische Glucosefreisetzung
α-Glucosidasehemmer: Verzögerung der Glucoseresorption in Intestinum durch Hemmung der Disaccharid-
Spaltung durch die α-Glucosidase am Bürstensaum der Darmepithelzellen.
Hierdurch wird insb. ein postprandialer Blutglucoseanstieg vermindert
Biguanide (Metformin)
Wirkstoff
Wirkstoff Metformin (z.B. -----------)
Applikation p.o.
Indikation
Biguanide: Mittel der ersten Wahl für alle Typ-2-Diabetiker ab Stufe II
Alle weiteren Substanzen: Bestandteil alternativer und individualisierter Therapiekonzepte ab Stufe II
Kontraindikation
Siehe: Übersicht der Antidiabetika-Gruppen
Ay
Interaktion
h
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Définition
Insulin ist ein anaboles Hormon und wird physiologisch bei Hyperglykämien freigesetzt. Durch die
Bindung von Glucose oder GLP-1 (Glucagon-like Peptid 1) an entsprechende Rezeptoren kommt es
kaliumabhängig zur Depolarisation der β-Zellen der Langerhans-Inseln des Pankreas. Die folgende
Insulinfreisetzung senkt vorwiegend den erhöhten Blutzuckerspiegel und ermöglicht eine intrazelluläre
Metabolisierung der Glucose.
Übersicht ••
Gemeinsame Hypoglykämien
Nebenwirkungen Gewichtszunahme
Lipodystrophie an der Injektionsstelle
Allergische Reaktionen (selten)
Indikation
Typ-1-Diabetes
Typ-2-Diabetes, wenn Gewichtsnormalisierung und körperliche Aktivität sowie der Einsatz von oralen
Antidiabetika zu keiner zufriedenstellenden Einstellung des Blutzuckers führen
Gestationsdiabetes, wenn eine Ernährungsumstellung nicht ausreicht
Intensivmedizinische Behandlung, akutes Nierenversagen oder perioperativ
Bedrohliche Hyperkaliämie: Senkung des Serumkaliums durch Infusion von Normalinsulin
zusammen mit Glucoselösung
Interaktion
Insb. Patienten mit einem Typ-2-Diabetes weisen häufig Begleitmedikationen auf, die im Rahmen einer
antihyperglykämischen Therapie zu bedenken sind. Die Zusammenhänge sind komplex und es
bestehen zahlreiche Fallberichte zu einer Vielzahl von Medikamentengruppen. Bei Hyperglykämien
und Hypoglykämien eines ansonsten stabil eingestellten Patienten ist die Begleitmedikation immer zu
prüfen!
Erhöhter Insulinbedarf
Betablocker Trizyklische Antidepressiva
Diuretika aus der Gruppe der Thiazide und Schleifendiuretika Neuroleptika Lithium
Heparin HIV-Proteasehemmer
Glucocorticoide Schilddrüsenhormone
Immunsuppressiva (Calcineurin-Inhibitoren) (Östrogene (Kontrazeptiva
Pharmakokinetik
Resorption: Wirkungseintritt, -maximum und -dauer hängen entscheidend von der Resorptionszeit
ab
Verlängerte Resorptionszeit
Kälte
Adipositas
Peripherer Injektionsort
Ay
!
Einige Hersteller vergeben den gleichen Handelsnamen sowohl für das Normalinsulin als
li
auch für die Mischinsuline mit einem variablen Anteil von NPH-Insulinen. Die Fachinformation
sollte aufmerksam gelesen werden!
Antibiotika
Antibiotika werden gegen bakterielle und einige parasitäre Infektionen eingesetzt. Sie zeigen
entweder eine bakterizide oder eine bakteriostatische Wirkung
Übersicht
Penicilline
Beispielmedikamente Erregerspektrum Wirkung Wirkmechanismus Wichtige Nebenwirkungen Wichtige
Kontraindikatio
Generation (3a)
Carbapeneme
Beispielmedikamente Erregerspektrum Wirkung Wirkmechanismus Wichtige Wichtige
Nebenwirkungen Kontraindikatio
Fluorchinolone
Beispielmedikamente Erregerspektrum Wirkung Wirkmechanismus Wichtige Nebenwirkungen Wichtige
Kontraindikatio
Fluorchinolone Norfloxacin (I) Insb. gramnegativ bakterizid Hemmung der Hepatotoxizität Schwangersc
Gruppe I und II Ciprofloxacin (II) Ciprofloxacin auch bakteriellen Gyrase Neurotoxizität Stillzeit
Pseudomonas Hyper-/Hypoglykämien Kinder/Jugend
QT-Zeit-Verlängerung Krampfleiden
Fluorchinolone Levofloxacin (III) Gramnegativ Arthropathien und
Gruppe III und IV Moxifloxacin (IV) Grampositiv Knorpelschäden
Moxifloxacin: Muskuläre Beschwerden,
Anaerobier Tendinitis, Sehnenruptur
Photosensibilität
Makrolide
Beispielmedikamente Erregerspektrum Wirkung Wirkmechanismus Wichtige Wichtige
Nebenwirkungen Kontraindikatio
Erythromycin Intrazelluläre Erreger (bspw. Chlamydien, bakteriostatisch Hemmung der bakteriellen Hepatotoxizität Makrolid-Allerg
Azithromycin Mykoplasmen, Rickettsien) Proteinsynthese QT-Zeit- Schwere
Roxithromycin Einige grampositive Erreger und Verlängerung Leberinsuffizie
Clarithromycin gramnegative Erreger CYP3A4- (relativ)
Keine Wirkung auf Enterobacteriaceae Inhibition
Aminoglykoside
Beispielmedikamente Erregerspektrum Wirkung Wirkmechanismus Wichtige Nebenwirkungen Wichtige
Kontraindikatione
Gentamicin Eingeschränkt bakterizid Hemmung der Nephrotoxizität → Vorsicht bei der Schwangerschaft,
Glykopeptide
Beispielmedikamente Erregerspektrum Wirkung Wirkmechanismus Wichtige Nebenwirkungen Wichtige
Kontraindikatio
Vancomycin Nur(!) bakterizid Hemmung der Nephrotoxizität → Vorsicht bei der Kombination mit NSAR, Schwangersc
Teicoplanin grampositiv Zellwandsynthese Aminoglykosiden, Furosemid, etc. Stillzeit
Ototoxizität Niereninsuffiz
Vancomycin: Bei rascher Infusion Gefahr der Entwicklung
einer anaphylaktoiden Reaktion ("red man syndrome" bzw.
"red neck syndrome")
Tetracycline Doxycyclin Penicillin-ähnlich bakteriostatisch Hemmung der bakteriellen Nephro- und Schwangersc
Tetracyclin Einige grampositive Proteinsynthese Hepatotoxizität Stillzeit
Erreger Einlagerung in Kinder bis zum
Einzelne gramnegative Knochen und Zähne Lebensjahr
Erreger Schwere Nier
Intrazelluläre Erreger Schleimhautschäden und
(Bspw. Chlamydien, Leberinsuffizi
Mykoplasmen, Photosensibilisierung
Rickettsien)
Zyklische Lipopeptide Daptomycin Nur grampositiv bakterizid Einbau von Kopfschmerzen Schwangerscha
Ionenkanälen, die Gastrointestinale und Stillzeit
zur Depolarisation Nebenwirkungen Kinder <18 Jahr
der Zelle führen Myopathie
Therapieempfehlungen
Kalkulierte Antibiotika-Therapie
Unter kalkulierter (bzw. empirischer) Antibiotika-Therapie versteht man die Behandlung mit einem Antibiotikum, bevor bzw. ohne dass ein Antibiogramm vorlieg
Hierbei wird versucht, das angenommene Erregerspektrum bestmöglich abzudecken. Zu berücksichtigen sind:
Entstehungsort der Infektion
Ambulant erworben vs. nosokomial, Normal- vs. Intensivstation
Siehe auch: Nosokomiale Infektion
Geographische Unterschiede (betrifft auch die Erregersituation im Krankenhaus)
Lokale Erreger- und Resistenzsituation
Antibiotische Vorbehandlung des Patienten
Grund- bzw. Vorerkrankungen des Patienten (auch Allergien, Interaktionen mit Medikamenten)
Siehe auch: Risikofaktoren einer Infektion mit MRE
Darreichungsform, Toxizität und Kosten des Antibiotikums
Bei dem klinischen Bild einer schweren bakteriellen Infektion sollen rasch Antibiotika nach der Probenasservierung verabreicht und das Regime
regelmäßig reevaluiert werden (DGIM - Klug entscheiden in der Infektiologie).
Bei fehlender klinischer Kontraindikation sollen orale statt intravenöse Antibiotika mit guter oraler Bioverfügbarkeit appliziert werden (DGIM - Klug
entscheiden in der Infektiologie).
Weitere Therapieprinzipien
Gezielte Antibiotika-Therapie: Antibiotische Therapie nach Antibiogramm
Eskalation der Antibiotika-Therapie: Erweiterung der Therapie, indiziert bei Ausbleiben von Besserung und fortbestehendem Infektionsverdacht
Deeskalation der Antibiotika-Therapie: Adjustieren auf ein weniger breites antibiotisches Regime nach genauerer Erregerkenntnis (Antibiogramm)
Auf eine unnötig lange Antibiotikatherapie soll verzichtet werden (DGIM - Klug entscheiden in der internistischen Intensivmedizin).
Antibiogramm
Definition: Befundbericht zur Empfindlichkeit eines kulturell nachgewiesenen bakteriellen Erregers gegenüber Antibiotika [2]
Antibiotikaresistenzen: Standardisierte Angabe der Empfindlichkeit eines Erregers nach standardisierter Testung der minimalen Hemmkonzentrationen (MH
definierter Antibiotika
Grenzwerte: I.d.R. nach EUCAST-Grenzwerttabellen
S/I/R-Befundkategorien [3]
Seit 01.01.2019 gilt die Definition der Kategorien S/I/R nach EUCAST [4]
I Sensibel bei erhöhter Exposition Wirksamkeit zu erwarten bei erhöhter Einwirkung des getesteten Antibiotikums am Ort der Infektion
I bedeutet im Antibiogramm NICHT mehr „intermediär“, sondern wirksam bei erhöhter Exposition – somit ist I kein Zeichen für Resistenz, sondern für
Wirksamkeit unter Optimierung der Wirkstoffeinwirkung am Ort der Infektion!
Ay
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am
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Antimykotika
Abstract
Die Antimykotika sind hauptsächlich in vier Gruppen unterteilt und unterscheiden sich neben ihrer chemischen Struktur u.a. auch im spezifischen W
Antimykotika (wie z.B. Fluconazol oder lipidformuliertes Amphotericin B) beinahe alle bekannten Pilze einschließen, sind topische Pharmaka (wie z
Wirkspektrum häufig eingeschränkter.
Übersicht
Substanzklasse Wirkstoffe Charakteristika Bevorzugte Applikationsformen Wichtige
Einsatzgebiete Kontraindikationen
Polyene Amphotericin Intravenös: Sehr Hefen lokal Schwere Nieren- oder
B nebenwirkungsreich Invasive intravenös Leberfunktionsstörungen
Auch als lipidformuliertes Candidose Schwangerschaft und
Amphotericin vorhanden Kryptokokkose Stillzeit
Sehr breites Wirkspektrum Schimmelpilze:
Aspergillose
Nystatin Prophylaktische Gabe bei Hefen: Candidose lokal (Haut und Während
Immunsuppression Schleimhaut) Schwangerschaft und
Stillzeit nur unter
sorgfältiger Nutzen-
Risiko-Abwägung
Ay
ha
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Virustatika
(Virostatika)
Définition
Virustatika sind gegen Viren gerichtete Medikamente, die ihre Wirkung an verschiedenen Punkten des
viralen Vermehrungszyklus entfalten. Durch die enge Verknüpfung der Viren mit ihrer Wirtszelle ist eine
Selektivität der Medikamente nicht immer zu erreichen, was zu ausgeprägter Toxizität für den
Menschen führen kann. Ziel ist es, durch eine frühzeitige Therapie mit Virustatika Symptome sowie
Infektiosität zu mindern und die Krankheitsdauer zu verkürzen.
Grundlagen
Der Vermehrungszyklus von Viren ist obligat an die Leistungen der Wirtszelle gebunden. Die meisten
antiviralen Medikamente greifen an Schlüsselproteinen der viralen Vermehrung an, mit dem Versuch
eine möglichst große Selektivität zu erreichen. Da der Höhepunkt der viralen Vermehrung meist mit
Einsetzen der klinischen Symptomatik schon erreicht ist, muss eine rasche Diagnostik erfolgen, um die
Virustatika rechtzeitig einsetzen zu können.
Seit der Entdeckung des HI-Virus wurde eine Vielzahl an wirksamen Medikamenten mit
unterschiedlichsten Angriffszielen zur antiviralen Therapie entwickelt. Der Einsatz der Medikamente
erfolgt als sogenannte cART (früher HAART).
Antivirale Pharmaka gegen Herpesviridae
Kopfschmerzen
Verwirrung
Parästhesien
Blutbildveränderungen
Zu beachten I.v.-Gabe: Immer langsame Kurzinfusion über min. 60 Min: Bei Paravasat
kann es zu Hautnekrosen kommen!
Kurze Wirkdauer bei oraler Gabe: Mindestens 4 Gaben pro Tag sind
erforderlich
Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr während der Therapie achten (insb. bei
älteren und/oder niereninsuffizienten Patienten)
Selektive Monoamin-Wiederaufnahmehemmer
Substanzgruppe Substanzen Wichtige Nebenwirkungen Indikation und Besonderheiten
Selektive Serotonin- Citalopram Antriebssteigernd → Unruhe Bei antriebsgeminderten, depressiven Episoden:
Wiederaufnahme- Escitalopram Kopfschmerzen, Schwindel Mittel der 1. Wahl
Hemmer (SSRI) Sertralin Sexualstörungen (außer bei Bupropion) Weitere Indikationen: Angst- und
Fluvoxamin, Übelkeit, Erbrechen sowie weitere Zwangsstörungen, somatoforme Störungen und
Fluoxetin gastrointestinale Nebenwirkungen weitere psychiatrische Erkrankungen
Paroxetin Bei SSRI: Erhöhtes Blutungsrisiko Duloxetin: Einsatz auch bei Stressinkontinenz
Merkspruch: "Ein Bei SSRI und SSNRI: In Kombination mit
depressives Paar anderen Substanzen, die den Serotonin-
zittert sehr flugs" Spiegel steigern: Gefahr eines Serotonin-
Syndroms
Bei SSRI, Venlafaxin u. Bupropion: QT-Zeit-
Selektive Serotonin- Venlafaxin
Verlängerung
Noradrenalin- Duloxetin
Wiederaufnahme-
Hemmer (SSNRI)
Wirkung
Allgemeines
Serotoninspiegel-Erhöhung: Vor allem stimmungsaufhellend (nach 2–3 Wochen Verzögerung)
Noradrenalinspiegel-Erhöhung: Vor allem antriebssteigernd (deutlich früher als die Stimmungsaufhellung)
Spezielle Wirkprinzipien
Trizyklische Antidepressiva
Kurzfristig: Wiederaufnahmehemmung von Serotonin, Dopamin und Noradrenalin
Langfristig: Zentrale Dämpfung über eine Verstärkung der GABA-Aktivität bei Senkung der Adrenorezeptorendichte
Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI): Hemmung der Wiederaufnahme des Serotonins aus dem synaptischen Spalt
Präsynaptische α-Blocker (Tetrazyklische Antidepressiva)
Stimmungsaufhellende Wirkung durch indirekte Erhöhung des Serotonin- und Noradrenalinspiegels durch präsynaptische α2-Blockade
Sedierende Wirkung durch Blockade von Histamin-H1-Rezeptoren
MAO-Hemmer: Erhöhung des Serotoninspiegels durch Hemmung des Serotonin- und Noradrenalin-Abbaus durch die Monoaminooxidase (MAO)
Tranylcypromin: Irreversible Hemmung
Moclobemid: Reversible Hemmung
Melatonin-Analoga
Agomelatin: Das Melatonin-Analogon Agomelatin ist eine neuere Substanz, die nicht den gängigen neurophysiologischen Prinzipien der
antidepressiven Wirkung folgt
Wirkung
Agonistische Wirkung auf die melatoninergen MT1- und MT2-Rezeptoren im Nucleus suprachiasmaticus → Beeinflussung der zirkadianen
Rhythmik → Verbesserung der Schlafarchitektur → Verringerung von Schlafstörungen (aber keine Schlafinduktion)
Antagonistische Wirkung auf serotoninerge 5-HT2C-Rezeptoren → Indirekte Erhöhung der Noradrenalin- und Dopaminspiegel
Das Zusammenspiel der beiden Mechanismen wirkt antidepressiv
Nebenwirkung ••••
Mirtazapin -- ++ ++
MAO-Hemmer + + +++
! Trizyklische Antidepressiva vom Desipramin-Typ sind bei Suizidalität kontraindiziert, da die antriebssteigernde Wirkung vor der
Stimmungsaufhellung (erst nach 2–3 Wochen) einsetzt und somit ein Suizid provoziert werden kann!
Spezifische Nebenwirkungen
Trizyklische Antidepressiva
Hemmung der präsynaptischen Wiederaufnahme von Monoaminen → Wirkungsverstärkung von Katecholaminen (z.B. adrenalinhaltiger
Lokalanästhetika) → Tachykardie, hypertensive Krise
Bei Demenzen sollte aufgrund der anticholinergen Wirkung auf die Gabe von trizyklischen Antidepressiva verzichtet werden
Geringe therapeutische Breite → Anticholinerges Syndrom und anticholinerges Delir
Desipramin: Geringste anticholinerge Wirkung unter den trizyklischen Antidepressiva
Kardiotoxizität (Herzrhythmusstörungen)
Reduktion der Krampfschwelle
Orthostatische Hypotonie
SSRI
Sexualstörungen
Durchfälle, Übelkeit, Erbrechen
Schlafstörungen
Kopfschmerzen
Störungen der Hämostase mit erhöhtem Blutungsrisiko
SSNRI
Gastrointestinale Beschwerden (Übelkeit), Hypertonie
Präsynaptische α-Blocker
Ausgeprägte Gewichtszunahme durch Appetitsteigerung (insb. Mirtazapin)
Sedierung über eine gleichzeitige Blockade der Histamin-H1-Rezeptoren
Mianserin: Agranulozytose
MAO-Hemmer
Tranylcypromin: Der Abbau von Tyramin (vermehrt in Käse, Rotwein) wird durch Tranylcypromin gehemmt → Tyramin kann RR-Anstiege bis zur
hypertensiven Krise verursachen (sog. Cheese-Effekt) → Bei Tranylcypromin-Einnahme ist eine tyraminarme Diät einzuhalten
Es werden die wichtigsten Nebenwirkungen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Indikation
Trizyklische Antidepressiva: Depression, Ko-Analgetikum (Schmerztherapie)
SSRI, SSNRI: Depression, Angststörungen, Zwangsstörungen, somatoforme Störungen
Duloxetin: Wird sowohl als Antidepressivum als auch in der Behandlung der Belastungsinkontinenz bei Frauen eingesetzt
Mirtazapin: Ängstlich-agitierte Depressionen, Schlaf- und Angststörungen
MAO-Hemmer: Bedeutung heutzutage aufgrund des ungünstigen Wirkungs-/Nebenwirkungsprofils stark zurückgegangen
Interaktion •
Serotoninerges Syndrom
Kurzbeschreibung: Bei Überdosierung eines Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmers bzw. bei Kombination mit Serotonin-Abbau-Hemmern (MAO-
Hemmer: Tranylcypromin) kann es zu einer lebensbedrohlichen serotonergen Überaktivität kommen. Typischerweise kommt es ähnlich wie bei
einem malignen neuroleptischen Syndrom (Differentialdiagnose) zu Fieber sowie zu neuromuskulären (Hyperreflexie, Tremor, Ataxie) und
psychiatrischen Symptomen (Delir, psychomotorische Unruhe).
Auslöser: Meistens Tranylcypromin (irreversible MAO-Hemmung) in Kombination mit anderen Antidepressiva (vor allem SSRI oder Clomipramin)
Antidepressiva sollten deswegen grundsätzlich nur als Monotherapie eingesetzt werden!
Vor einer Umstellung von Tranylcypromin auf ein anderes Antidepressivum sollte aufgrund der irreversiblen MAO-Hemmung mindestens zwei
Wochen gewartet werden, bis die blockierte MAO wieder regeneriert ist
Antidepressiva in Komedikation mit Tramadol oder Triptanen
Klinik
Vegetativ: Fieber, Hypertonie, Schwitzen
Gastrointestinal: Übelkeit, Erbrechen und Diarrhöen
Psychiatrisch: Delir, psychomotorische Unruhe, Angst
Neurologisch: Hyperreflexie, Myoklonien, Tremor, Ataxie
Therapie
Absetzen der Medikamente
Symptomatisch zur Beruhigung und Reduzierung der vegetativen Symptome: Lorazepam, Propranolol
Ay
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Anticholinerges Delir m
Auslöser: Therapie mit trizyklischen Antidepressiva (z.B. Amitriptylin)
wa
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Klinik und Therapie → siehe Parasympatholytika: Anticholinerges Delir
Parkinson-Medikamente
Abstract
Die medikamentöse Therapie des Morbus Parkinson richtet sich nach dem Alter des Patienten. Bei
jungen Patienten werden zunächst bevorzugt Dopaminagonisten eingesetzt, um das Auftreten späterer
motorischer Komplikationen hinauszuzögern. L-Dopa ist aber an sich wirkungsstärker und
nebenwirkungsärmer. Die Therapie kann in frühen Stadien eine Reihe der Symptome abmildern,
wodurch sich die Patienten deutlich besser fühlen (sog. Honeymoon-Phase).
Übersicht •
Wirkung
Pharmakokinetik
L-Dopa passiert als Dopamin-Vorstufe (Prodrug) im Gegensatz zu Dopamin die Blut-Hirn-
Schranke
Im ZNS Umwandlung von L-Dopa in wirksames Dopamin
Effekte
Erhöhung der Dopaminkonzentration im ZNS
Wirkung auf Akinese > Rigor > Tremor
Wirksamste Einzelsubstanz beim Parkinson-Syndrom (Goldstandard)
Wirkverstärkung: Kombination mit einem peripheren Decarboxylasehemmer
Periphere Decarboxylasehemmer hemmen die periphere Umwandlung von L-Dopa in Dopamin
Dies führt zu einer Erhöhung der zentralen Verfügbarkeit von L-Dopa und ermöglicht eine
Dosisreduktion von L-Dopa
Des Weiteren werden periphere Dopamin-Nebenwirkungen gesenkt
Wichtige Nebenwirkungen
Motorisch: Hypo- oder hyperkinetische Wirkungsfluktuationen
Hypokinetisch
End-of-Dose-Akinesie / Wearing Off Freezing On-Off-Phänomen
Hyperkinetisch
On-Dyskinesie / Peak-Dose-Dyskinesie Off-Dyskinesie Biphasische Dyskinesien
! L-Dopa wird optimalerweise zwischen Mahlzeiten eingenommen (z.B. 30 min vor einer
Mahlzeit). Eine hohe Eiweißbindung führt zu verminderter Wirkung!
Indikationen
Therapie des Morbus Parkinson: Goldstandard
Patienten >70. Lebensjahr bzw. multimorbide Patienten jeden Alters: 1. Wahl für Monotherapie
Patienten <70. Lebensjahr ohne wesentliche Komorbidität: In Kombinationstherapie mit
Dopaminagonisten, wenn eine ausreichende Symptomkontrolle durch Dopaminagonisten nicht
mehr gewährleistet ist
Siehe: Allgemeine Behandlungsprinzipien beim idiopathischen Parkinson-Syndrom
Siehe: Stadienabhängige Therapie des idiopathischen Parkinson-Syndroms
Abklärung eines Parkinson-Syndroms: Siehe L-Dopa-Test
Symptomatische Parkinson-Syndrome (außer: Medikamenten-induzierte Parkinson-
Syndrome, siehe hierzu: Parkinsonoid)
Restless-Legs-Syndrom
Kontraindikationen
Kontraindikation bei Patienten <25. Lebensjahr
Schwere Leber- und Niereninsuffizienz
Gravidität und Stillzeit
Dopaminagonisten •
Wirkstoffe
Non-Ergot-Dopaminagonisten
Ropinirol
Pramipexol
Apomorphin
Rotigotin
Piribedil
Ergot-Dopaminagonisten
Bromocriptin
Pergolid
Lisurid
Cabergolin
Wirkung
Agonistische Wirkung an postsynaptischen Dopaminrezeptoren → Direkte dopaminerge Wirkung,
unabhängig vom Funktionszustand der präsynaptischen striatalen Neurone
Wirkung auf Akinese > Rigor > Tremor
Wichtige Nebenwirkungen
Alle Dopaminagonisten
Vegetativ: Übelkeit, Erbrechen, orthostatische Hypotension, Schwindel
Motorisch: Dyskinesien (selten)
Psychisch: Unruhe, Impulskontrollstörung (gesteigerte Libido, zwanghaftes Einkaufen,
Glücksspielsucht), Halluzinationen bis hin zur Psychose,(siehe hierzu: Therapie psychotischer
Episoden bei M. Parkinson) vermehrte Tagesmüdigkeit und Schlafattacken
Speziell für Ergot-Derivate: Fibrosen (bspw. Herzklappenfibrosen), Raynaud-Syndrom,
pulmopleurale und retroperitoneale Fibrosen
Bei IPS-Patienten mit kognitiver Leistungseinschränkung, Demenz und/oder psychotischem Erleben
.sollten Dopaminagonisten nicht eingesetzt werden
Indikationen
Therapie des Morbus Parkinson
Medikamentöse Therapie des Prolaktinoms und zum Abstillen: Cabergolin, Bromocriptin
Medikamentöse Therapie der Akromegalie
Ay
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Antikonvulsiva(Antikonvulsivum )
Abstract Dauerbehandlung von Krampfanfällen (v.a. der verschiedenen Epilepsieformen
Substanz Wirkmechanismus
Zonisamid
(Teilwirkung)
! Die meisten Antiepileptika (vor allem die klassischen) wirken über eine Blockade von
spannungsabhängigen Natriumkanälen!
Nebenwirkung
ZNS: Dosisabhängige Nebenwirkungen bei allen Wirkstoffen
Schwindel, Gangunsicherheit, Doppelbilder
Weitere wichtige Nebenwirkung siehe: Sektion Übersicht
Therapieempfehlungen
Auswahl des Medikaments: Insb. abhängig vom Nebenwirkungsprofil und der individuellen
Lebenssituation der Patienten
Valproat ist bei Frauen und Mädchen aufgrund von Teratogenität möglichst zu vermeiden
Zunächst möglichst Monotherapie
Enzyminduktion/-Hemmung: Insb. Carbamazepin und Phenytoin
Gefahr zahlreicher Arzneimittelinteraktionen
Dosisanpassungen: Häufig sowohl bei Leber- als auch Niereninsuffizienz nötig
Elimination/Ausscheidung häufig über Leber und Nieren (bspw. bei Valproat, Lamotrigin,
Carbamazepin, Phenytoin)
Ausnahme: Gabapentin und Levetiracetam werden hauptsächlich über die Niere eliminiert, daher
Dosisanpassung „nur“ bei Niereninsuffizienz
Bindung an Plasmaproteine: Z.B. Valproat, Phenytoin
Dadurch Beeinflussung der Pharmakokinetik bei Hypalbuminämie
Ggf. Blutspiegelmessungen
Für ein dezidiertes, therapeutisches Vorgehen bei Anfall bzw. Epilepsie siehe: Therapie der Epilepsien
Besondere Patientengruppen
Schwangerschaft und Stillzeit
Klassische Antikonvulsiva: Kontraindiziert aufgrund ihres embryotoxischen Potenzials
Neuere Antikonvulsiva: Kontraindiziert aufgrund einer nicht ausreichenden Studienlage zum Einsatz in
der Schwangerschaft (Ausnahme: Lamotrigin)
Mittel der Wahl: Lamotrigin (strenge Indikationsstellung beachten!) → Siehe Tipps & Links („Embryotox“)
Ayha
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Antipsychotika
(Neuroleptika)
•
Wirkung
Begriffe
Der Begriff "Neuroleptika" ("Nerven-beruhigendes Medikament") wird zunehmend durch den Begriff
"Antipsychotika" ersetzt. In den deutschen Leitlinien sowie in der englischen und amerikanischen
Literatur wird der Begriff "Antipsychotika" bzw. "Antipsychotic Drugs" inzwischen ausschließlich
verwendet. Einzige Ausnahme ist das "maligne neuroleptische Syndrom" (MNS), da es sich hierbei
um eine feststehende Diagnose handelt.
Die klassische Einteilung in "typische" und "atypische" Antipsychotika wird immer weiter verlassen,
da eine strikte Abgrenzung nicht ohne Weiteres möglich ist. Nichtsdestotrotz ist diese Einteilung
didaktisch sinnvoll und wird deswegen an dieser Stelle noch verwendet.
Typische Antipsychotika
Wirkmechanismus: Dopaminantagonismus am D2-Rezeptor
Hochpotente Antipsychotika sind reine Dopaminantagonisten und wirken schon in relativ niedriger
Dosis stark antipsychotisch
Niedrigpotente Antipsychotika wirken antidopaminerg, antihistaminerg und anticholinerg – und
damit insg. vor allem sedierend
Bei Phenothiazinen (Chlorpromazin, Levomepromazin, Perphenazin) ist im Vergleich zu
Butyrophenonen (Melperon, Benperidol, Pipamperon) neben der sedierenden, antihistaminergen
Wirkung vermehrt mit vegetativen, anticholinergen Nebenwirkungen zu rechnen
Substanzen Antipsychotische Sedierende und
Wirkung antiemetische Wirkung
Hochpotente Haloperidol ↑↑↑ ↑
Antipsychotika Benperidol
Flupentixol
Fluspirilen
Fluphenazin
Perphenazin
Mittelpotente Chlorpromazin ↑↑ ↑↑
Antipsychotika
Nebenwirkung •••
Typische Antipsychotika
Das Nebenwirkungsprofil ist je nach Substanz sehr unterschiedlich. Zu beachten sind vor allem
metabolische und kardiale Nebenwirkungen (QT-Zeit-Verlängerung).
Wirkstoff Nebenwirkungen
Clozapin Agranulozytose (i.d.R. innerhalb von vier Monaten nach Therapiebeginn)
Regelmäßige Blutbildkontrollen sind zu empfehlen
Beeinträchtigung des Stoffwechsels: Metabolisches Syndrom, Hyperglykämien
(Diabetes mellitus), Hypercholesterinämie, Gewichtszunahme
Das einzige Antipsychotikum, unter dem keine EPS und keine
Hyperprolaktinämien beschrieben sind
Olanzapin Beeinträchtigung des Stoffwechsels: Metabolisches Syndrom, Hyperglykämien
(Diabetes mellitus), Hypercholesterinämie, Gewichtszunahme
Anticholinerge Nebenwirkungen: Mundtrockenheit, Obstipation
Orthostatische Hypotonie
Quetiapin Sedierung
Beeinträchtigung des Stoffwechsels: Metabolisches Syndrom, Hyperglykämien,
Hypercholesterinämie, Gewichtszunahme
Risperidon Im Vergleich zu anderen atypischen Substanzen: Vermehrt EPS
Im Vergleich zu anderen atypischen Substanzen: Prolaktinerhöhung
Amisulprid Im Vergleich zu anderen atypischen Substanzen: Vermehrt EPS
Im Vergleich zu anderen atypischen Substanzen: Prolaktinerhöhung
Quetiapin Sedierung
Beeinträchtigung des Stoffwechsels: Metabolisches Syndrom, Hyperglykämien,
Hypercholesterinämie, Gewichtszunahme
Risperidon Im Vergleich zu anderen atypischen Substanzen: Vermehrt EPS
Im Vergleich zu anderen atypischen Substanzen: Prolaktinerhöhung
Amisulprid Im Vergleich zu anderen atypischen Substanzen: Vermehrt EPS
Im Vergleich zu anderen atypischen Substanzen: Prolaktinerhöhung
Malignes neuroleptisches Syndrom (MNS)
Beim MNS handelt es sich um eine lebensbedrohliche neurologische Störung, die in den meisten
Fällen mit der Einnahme von Antipsychotika assoziiert ist und sich in extrapyramidal-motorischen,
vegetativen und psychopathologischen Symptomen äußert. Wichtigste therapeutische Maßnahme ist
das Absetzen des auslösenden Wirkstoffes. Dopaminagonisten und Dantrolen werden supportiv
eingesetzt.
Ätiologie
Meistens innerhalb von vier Wochen nach Beginn der Einnahme von Antipsychotika (aber auch
anderer ZNS-wirksamer Stoffe wie Carbamazepin, Lithium, Venlafaxin)
Der genaue Mechanismus ist ungeklärt, eine Abhängigkeit von der Therapiedauer oder der
Dosierung konnte nicht gezeigt werden
Pathophysiologie: Es wird vermutet, dass die auslösenden Substanzen bei prädisponierten
Menschen zu einer Dopaminmangelsituation führen können
Klinik
Vegetative Symptome: Hohes Fieber, Tachykardie, Tachypnoe
Psychiatrische Symptome: Vigilanzminderung, Stupor, Verwirrtheitszustände, Mutismus
CAVE: Katatones Dilemma! → Siehe: Differentialdiagnosen
Extrapyramidal-motorische Symptome: Akinese, Tremor, Rigor
!
Bei älteren Menschen sollten bevorzugt höherpotente Substanzen (z.B. Haloperidol oder
Risperidon) oder Melperon eingesetzt werden, da diese weniger/keine anticholinergen
Nebenwirkungen zeigen!
Wirkungen Indikationen
Anxiolytisch Angst- und Panikattacken
Spannungszustände
Akute paranoide Episoden (z.B. bei Schizophrenie)
Hypnotisch Sedierend Prämedikation (Midazolam) im perioperativen Management
Schwere Schlafstörungen
Spannungs- und Unruhezustände
Amnestisch Prämedikation (Midazolam) im perioperativen Management
Analgosedierung bei interventionellen Maßnahmen
Zentral Spastik
muskelrelaxierend Muskelverspannungen
Antikonvulsiv Epileptische Anfälle (Akutbehandlung)
Wegen Sedation, Abhängigkeit und Toleranzentwicklung
(antikonvulsiver Wirkverlust) kein Einsatz in der Dauertherapie
Nebenwirkung
Affektabflachung Hang-over am Folgetag Atemdepression
Muskelschwäche Amnesie Sturzrisiko bei älteren Patienten erhöht Paradoxe Erregung
Appetitsteigerung Libidoverlust
Benzodiazepin-ähnliche Substanzen
Substanzen
Zolpidem (Imidazopyridin)
Zopiclon (Cyclopyrrolon): Kann zu Übererregbarkeit führen
Zaleplon (Pyrazolopyrimidin)
Kontraindikation
Neuromuskuläre Erkrankungen
Myasthenia gravis
Ataxie
Engwinkelglaukom
Schwangerschaft
Atemdepression
COPD, respiratorische Insuffizienz
Schlafapnoe-Syndrom
Akute Vergiftungen mit Alkohol, Schlaftabletten, Schmerzmitteln oder Psychopharmaka
(Neuroleptika, Antidepressiva, Lithiumsalze)
Bekannte Abhängigkeit
Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenmissbrauch sowie Polytoxikomanie (Ausnahme: Behandlung
von akuten Entzugserscheinungen wie Tremor und Angstzustände bei Alkoholikern)
Intravenöse Narkotika
(Intravenöse Hypnotika)
Abstract
Intravenöse Anästhetika sind Pharmaka, die bei der Einleitung einer Narkose zur Herstellung eines
hypnotischen Zustandes verwendet werden. Die Anzahl der dafür gebräuchlichen Medikamente ist
übersichtlich: Während Propofol das Standardmedikament der Narkoseeinleitung darstellt, kommt bei
kardiovaskulären Risikosituationen vor allem Etomidat zum Einsatz. Ketamin wird aufgrund seiner
sympathomimetischen und ausgeprägten analgetischen Komponente bevorzugt in der Notfallmedizin
verwendet. Das Barbiturat Thiopental kann den Hirndruck senken und ist deshalb bei erhöhtem
kraniellen Druck von Nutzen. Alle Pharmaka weisen zwar spezifische Nebenwirkungen und
Charakteristika auf, haben aber eine stark hypnotische Wirkung gemein.
Übersicht •
Propofol Hypnotisch
Keine Analgesie
Keine Muskelrelaxation
Etomidat Hypnotisch
Keine Analgesie
Keine Muskelrelaxation
Ketamin Dissoziative Anästhesie
Sympathomimetisch
Bronchodilatation
Blutdruck- und frequenzsteigernd
Barbiturate Hypnotisch
Keine Analgesie
Keine Muskelrelaxation
! Unter den intravenösen Narkotika ist Ketamin das einzige, das analgetisch wirkt!
Indikation
Abstract
Inhalationsanästhetika können zur Einleitung und Aufrechterhaltung einer Narkose eingesetzt werden.
Ihre Wirkweise ist hypnotisch. Unterschiede finden sich in den spezifischen Charakteristika wie
beispielsweise Löslichkeit im Blut, An- und Abflutung im Organismus, Metabolisierung,
Nebenwirkungen und Kontraindikationen. Eine Sonderrolle nimmt das Lachgas ein, welches
heutzutage nur noch selten angewendet wird.
Übersicht
Blut/Gas- Charakteristika
Verteilungskoeffizient
Muskelrelaxierend + ∅ +
Metabolisierung - - +
Kumulation - - ++
Postoperative Analgesie - - +
Steuerbarkeit ++ ++ +
Charakteristische Wirkungen
Desfluran: Geringste Löslichkeit im Blut → Gute Steuerbarkeit
Sevofluran: Keine Atemwegsirritation
Isofluran: Beste muskelrelaxierende Wirkung
Lachgas: Gute Analgesie, aber nur schwach hypnotisch - Keine Muskelrelaxierung
Nebenwirkung
Allgemeine Nebenwirkungen
Emetogene Wirkung: Kontraindiziert bei Nicht-Nüchternheit (→ siehe Rapid Sequence Induction)
Exzitationen im Exzitationsstadium
Postoperatives Shivering
Vasodilatation
Spezielle Nebenwirkungen [1]
Lachgas
Diffusionshypoxie
Aber nur geringe Wirkung auf renale, kardiovaskuläre, respiratorische und hepatische Funktionen
Desfluran
Sympathoadrenerge Reaktion → Blutdruckanstieg und Tachykardie
Reizung der Atemwege → Gefahr des Bronchospasmus bei hyperreagiblem Bronchialsystem
Sevofluran: Interaktion mit Atemkalk → Bei zu niedriger Frischgaszufuhr entstehen nephrotoxische
Abbauprodukte, die als Compound A - E bezeichnet werden
Isofluran: Senkung der Herzfrequenz → Blutdruckabfall in Abhängigkeit von der Dosierung
Abstract
Eine Vielzahl von Pflanzen, Medikamenten, Haushalts- oder Industriechemikalien kann bei oraler oder
inhalativer Aufnahme zur Vergiftung führen. Im Zweifel sollte der Erste-Hilfe-Leistende, aber auch der
behandelnde Arzt die Giftzentrale anrufen, um Handlungs- und Therapieempfehlungen zu bekommen.
Gifte •
α-Amanitin (Knollenblätterpilzvergiftung)
Fliegenpilzvergiftung (Pantherina-Syndrom)
Eisenvergiftung
Medikamenten-Intoxikation
Trizyklische Antidepressiva
Wirkung: Wiederaufnahmehemmung von Noradrenalin, Dopamin und Serotonin, sowie u.a. eine
Hemmung kardialer Natriumkanäle
Klinik: Bei leichten Vergiftungen steht die zentrale anticholinerge Symptomatik im Vordergrund, bei
höheren Dosierungen folgen v.a. Vigilanzstörungen, Krampfanfälle und Herzrhythmusstörungen
Anticholinerge Symptomatik: Obstipation, Mundtrockenheit, Tremor, Tachykardie, Mydriasis
ZNS: Reflexveränderungen, Verwirrung, Halluzinationen, Sedierung bis hin zu Koma,
Krampfanfälle
Herz und Kreislauf: Sinustachykardie, Reizleitungsstörungen, Hypotension, ventrikuläre
Tachykardie (bis hin zu Kammerflimmern)
Diagnostik
EKG: Zur Einschätzung der Herzrhythmusstörungen
Labor
Vitalparameter (u.a. besonders auf Hypotension achten)
Therapie
Supportive Maßnahmen: Atemwege sichern, Oxygenierung, evtl. Volumengabe und
Kreislaufstabilisierung
Dekontamination
Aktivkohle und ggf. Magenspülung
In seltenen Fällen: Endoskopische Dekontamination
Medikamentöse Therapie
Antidot: Bicarbonat
Bei schwerem anticholinergen Syndrom und Ausschluss einer QRS-Verbreiterung: Physostigmin
Bei Arrhythmien: Antiarrhythmika (ausgenommen Klasse IA) und Defibrillation möglich
Bei QRS ≥100 ms: Natriumbicarbonat
Bei Krampfanfällen: Benzodiazepine
Barbiturate
Wirkung
Agonismus an GABAA-Rezeptoren
Überwiegen der inhibitorischen Neurone im ZNS
Zentrale Atemlähmung
Benzodiazepine
Klinik
Bewusstseinsstörung
Atemdepression
Hypotonie
Antidot: Flumazenil
!
Flumazenil hat nur eine Halbwertszeit von unter einer Stunde und muss daher
gegebenenfalls nachinjiziert werden!
Lithium
Klinik
Ataxie
Krämpfe
Dysarthrie
Therapie
Sofortiges Absetzen von Lithium
Magenspülung ohne anschließende Aktivkohlebehandlung
Intravenöse Gabe isotoner Flüssigkeit zum Erhalt der renalen Clearance
Hämodialyse
Lokalanästhetika
Klinik
Übelkeit, Schwindel
Metallischer Geschmack
Benommenheit, Verwirrung, Koma
Krämpfe, Herzrhythmusstörungen
Therapie
Lipidinfusion
Adrenalin (bei malignen Herzrhythmusstörungen)
Diazepam (zur Behandlung der ZNS-Störungen)
Opioide
Klinik: Miosis, Atemdepression, Koma, Hypothermie, Hypotonie
Antidot: Naloxon i.v.
! Naloxon hat nur eine Halbwertszeit von etwa 30 Minuten und muss daher gegebenenfalls
nachinjiziert werden!
Paracetamol
Ay
Klinik: Leberzellnekrose ha
m
Antidot: ACC wa
li
Antidote - Überblick
Benzodiazepin-Intoxikation
Allgemein
Große therapeutische Breite → Lebensbedrohliche Verläufe bei Benzodiazepin-Monointoxikation
selten
Aber: Bei Mischintoxikationen Gefahr von Atemdepression oder Kreislaufversagen
Symptome
Muskelrelaxation: Gangunsicherheit und Stürze
Sedation: Vigilanz↓
Koordinationsstörungen, Ataxie
Hypotonie und Schwindel
Kognitive Störungen (Konzentrationsstörungen, Orientierungsstörungen, gestörter Denkablauf)
Paradoxe Erregung möglich
Bradypnoe
Therapie
Bei starker Intoxikation: Notfallmedizinische Maßnahmen zur Sicherung der Vitalfunktionen
Ggf. Gabe des Benzodiazepin-Antagonisten Flumazenil
Bei Intoxikation im Kindes- oder Jugendalter siehe auch: Flumazenil (pädiatrisch)
Benzodiazepin-Abhängigkeit
Épidémiologie
Prävalenz der Benzodiazepinabhängigkeit: Ca. 1,1–1,2 Millionen Menschen in Deutschland [1]
Prävalenz der Medikamentenabhängigkeit über alle Substanzgruppen: Ca. 1,5 Millionen Menschen
in Deutschland [1]
Zweithäufigste Abhängigkeitserkrankung nach Nikotinabhängigkeit
Risikogruppen mit erhöhten Prävalenzzahlen [2]
Menschen mit psychiatrischen Vorerkrankungen, insb. Abhängigkeitserkrankungen
Ältere Menschen
Frauen
Diagnosekriterien
Entsprechend den allgemeinen Kriterien des Abhängigkeitssyndroms (ICD-10) bzw. der
Substanzgebrauchsstörung (DSM-5)
Benzodiazepin-Entzugssyndrom
Es handelt sich beim Benzodiazepin-Entzugssyndrom um ein sog. Rebound-Phänomen mit
entgegengesetzten Symptomen nach Absetzen der Medikamente.
Psychiatrisch
Irritabilität, Angst, depressive Verstimmung
Schlafstörungen
Benzodiazepinentzugsdelir u.a. mit:
Bewusstseinsstörungen
Psychosen mit optischen und akustischen Halluzinationen
Mnestischen Störungen
Zerebralen Krampfanfällen
Neurologisch
Schwindel
Tremor
Motorische Unruhe
Vegetativ
Hypertonie, Tachykardie
Schwitzen
Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit
Kopfschmerzen
! Der durch die Laxantientherapie entstehende Kaliumverlust führt zur Hypokaliämie, die
ihrerseits wiederum eine verminderte Darmaktivität bedingt!
Wirkung
! PDE-V-Hemmer werden (zur Therapie der erektilen Dysfunktion) derzeit nicht von der
gesetzlichen Krankenkasse bezahlt!
Nebenwirkung •
Phosphodiesterase-III-Hemmer
Positiv chrono- und dromotrop sowie arrhythmogen
Hypotension
Gastrointestinale Nebenwirkungen
Phosphodiesterase-IV-Hemmer
Gastrointestinale Nebenwirkungen
Gewichtsverlust
Psychische Störungen (Schlafstörungen, Angst, Depressionen)
Phosphodiesterase-V-Hemmer
Häufig
Kopfschmerzen und Schwindel
(Farb‑)Sehstörungen
Flush
Schnupfen, verstopfte Nase
Exanthem
Selten: Myokardinfarkt, Schlaganfall
!
Patienten, die Phosphodiesterase-V-Hemmer eingenommen haben, dürfen bei instabiler
Angina pectoris, akutem Koronarsyndrom und Myokardinfarkt keine Nitrate erhalten
(lebensbedrohliche Blutdruckabfälle)!
Ay
ha
Indikation m
Phosphodiesterase-III-Hemmer: Gabe bei der Kurzzeittherapie der schweren Herzinsuffizienz
Phosphodiesterase-IV-Hemmer: Dauertherapie bei schwerer COPD
Phosphodiesterase-V-Hemmer: Gabe bei erektiler Dysfunktion und pulmonal-arterieller Hypertonie
Nebenniere
Définition
Die Nebennieren sind endokrine Drüsen. In der Rinde entstehen Cortisol, das z.B. den Blutzuckerspiegel
erhöhen kann, Aldosteron, welches den Salz- und Flüssigkeitshaushalt des Körpers über die Nieren
reguliert, und in geringem Maße Androgene. Im Nebennierenmark wird wiederum das Stresshormon
Adrenalin gebildet
Makroskopische Anatomie
Steckbrief
Funktion: Biosynthese und Sekretion der Steroidhormone (Rinde) und Katecholamine (Mark)
Lage: Auf dem oberen Nierenpol
Aufbau
Die Nebenniere ist von einer zarten Bindegewebskapsel umgeben. Makroskopisch wird sie in Mark und
Rinde unterteilt, wobei die Rinde den Großteil des Organs ausmacht.
Topographie
Die Nebennieren sitzen auf den oberen Nierenpolen und haben eine primär retroperitoneale Lage. Sie
befinden sich innerhalb der renalen Fettkapsel.
Lagebeziehungen
Gefäßversorgung und Innervation
Leitungsbahnen der Nebennieren
Gefäßversorgung
! Die linke Nebennierenvene mündet in die linke Nierenvene, die rechte Nebennierenvene mündet
hingegen direkt in die Vena cava inferior!
Mikroskopische Anatomie ••
Nebennierenrinde
Schichten der Nebennierenrinde (von außen nach innen)
Schicht Hormonbildung Zellanordnung Gemeinsame histologische Merkmale
! Der lateinische Begriff für die Anordnung der Zellen verleiht den Zonen der Nebennierenrinde ihre
Namen: glomerulosa (= knäuelartig), fasciculata (= strangartig) und reticularis (= netzartig)!
"Salt, sugar, sex, the deeper you go, the better it gets!"
Nebennierenmark
Histologische Bestandteile
Modifizierte Sympathicusneurone
Nervenfasern
Histologische Zellmerkmale
Große, chromaffine Zellen mit vielen Sekretgranula (zur Katecholaminspeicherung)
Drosselvenen
Cholesterin ist die Ausgangssubstanz aller in der Nebennierenrinde produzierten Hormone und besitzt ein
Sterangerüst. Dieses verleiht den Rindenhormonen ihren Namen: Steroidhormone. Aufgrund ihres lipophilen
Charakters sind sie membrangängig und entfalten ihre Wirkung intrazellulär durch die Beeinflussung der
Transkription.
"GFR, von außen nach innen" (G = Zona glomerulosa, F = Zona fasciculata, R = Zona reticularis).
Mineralocorticoide gehören zur Gruppe der Steroidhormone und werden in der Zona glomerulosa der
Nebennierenrinde synthetisiert. Ihr wichtigster Vertreter ist Aldosteron, das der Regulation des Wasser- und
Elektrolythaushalts dient und sich damit vor allem auf den Blutdruck auswirkt.
Aldosteronsynthese
Aldosteronstruktur: Steroidhormon mit 21 C-Atomen
Ausgangsstoff: Pregnenolon
Syntheseort: Zona glomerulosa der Nebennierenrinde
Ablauf : Pregnenolon → Progesteron → 11-Desoxycorticosteron → Aldosteron
Syntheseschritte
Die Aldosteronsynthese erfolgt über zahlreiche Zwischenschritte. An dieser Stelle wird nur auf die
relevanten Schritte eingegangen.
Aldosteronbiosynthese
Reaktionsschritt Substrat Enzym Produkt
1. Oxidation und Umlagerung Pregnenolon (21 C) 3β-Hydroxysteroid- Progesteron (21 C)
der Doppelbindung Dehydrogenase
2. Hydroxylierung Progesteron 21-Hydroxylase 11-
Desoxycorticosteron
(21 C)
3. 18-Hydroxylierung, 11-β- 11- Aldosteronsynthase Aldosteron (21 C)
Hydroxylierung, Oxidation Desoxycorticosteron
!
Die an der Steroidsynthese beteiligten Hydroxylasen werden in der Literatur teilweise auch
"Monooxygenasen" genannt. Das IMPP benutzt beide Begriffe. Hier wird allerdings einheitlich der
Begriff "Hydroxylase" verwendet!
Aldosteronstoffwechsel
Aldosteron ist ein Teil des sog. Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS), das der Regulierung des
Natrium-, Kalium- und Flüssigkeitshaushalts dient.
Regulation
Stimulation der Sekretion
Angiotensin II↑
Kaliumkonzentration im Blutplasma↑
Inhibition der Sekretion: ANP
Wirkung
Wirkort: Tubuluszelle im distalen Tubulus, Verbindungstubulus und Sammelrohr der Niere
Molekularer Wirkmechanismus
Rezeptor: Zytosolischer Mineralocorticoidrezeptor
Gehört zu den ligandenaktivierten Transkriptionsfaktoren
Vermittlung früher Effekte (nach ca. 30 min): Über die Expression der Serum- and Glucocorticoid-
Inducible Kinase (SGK)
Vermittlung später Effekte (nach einigen Stunden): Stimulation der Biosynthese der betroffenen
Moleküle (s.u.)
Effekte beider Wege
Einbau der Na+/K+-ATPase in die basolaterale Membran → Transportiert Na+ aus und K+ in die
Tubuluszelle
Einbau der Na+-Kanäle ENaC (Epithelial Natrium Channel) und K+-Kanäle ROMK (Renal Outer
Medullary Potassium Channel) in die luminale Membran
Einbau einer apikalen H+-ATPase
Wirkung: Natrium- und Wasserresorption↑ sowie Kalium- und Protonenausscheidung↑
Glucocorticoide sind Steroidhormone mit vielfältigen lebensnotwendigen Wirkungen. Sie werden auch
"Stresshormone" genannt, weil sie den Körper in Momenten besonderer Belastung (z.B. schwerer
körperlicher Anstrengung oder psychischem Stress) unterstützen, etwa durch Anheben der
Blutglucosekonzentration oder Steigerung des Blutdrucks. In der Klinik finden synthetische Glucocorticoide
als Medikamente häufige Verwendung. Der wichtigste Vertreter beim Menschen ist das Cortisol. Cortison
bezeichnet die inaktivierte Form des Cortisols.
Cortisolbiosynthese
Cortisolstruktur: Steroidhormon mit 21 C-Atomen
Ausgangsstoff: Cholesterin
Schlüsselenzym: 21-Hydroxylase
Wichtiger Cofaktor: Vitamin C
Syntheseort: Zona fasciculata der Nebennierenrinde
Syntheseschritte (verkürzt): Cholesterin → Pregnenolon → 17α-Hydroxyprogesteron → Cortisol
Syntheseschritte
Cortisol wird wie alle Steroidhormone aus Cholesterin über das Zwischenprodukt Pregnenolon gebildet.
Pregnenolon wird entweder in Progesteron oder in 17α-Hydroxypregnenolon umgewandelt. Beide
Synthesewege bringen das Produkt 17α-Hydroxyprogesteron hervor, das von der 21-Hydroxylase in 11-
Desoxycortisol umgewandelt wird, aus dem dann das Cortisol entsteht.
Cortisolstoffwechsel
Interkonversion: Überführung des aktiven Cortisols in das inaktive Cortison durch Oxidation an der
Position 11
Ablauf
11β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase 2 (11β-HSD2) katalysiert die Reaktion von Cortisol zu Cortison
!
Circadiane Rhythmik: Morgendlich hohe CRH-Konzentrationen bedingen hohe Cortisolspiegel am Morgen
Die Regulation der Synthese und Sekretion der Glucocorticoide unterliegt dem hypothalamisch-
hypophysären Regelkreislauf. Über negative Rückkopplung hemmt Cortisol die Ausschüttung von CRH
undACTH aus Hypothalamus und Hypophyse, was zu einer vermindertenCortisolausschüttung führt!
Wirkungen der Glucocorticoide
Wirkung von Glucocorticoiden auf den Stoffwechsel
Cortisol hilft dem Körper, in einer Stresssituation oder bei Nahrungskarenz Energiereserven zu mobilisieren.
Insbesondere dient es der Erhöhung der Blutglucosekonzentration durch Induktion der folgenden Enzyme:
Immunsuppressive Wirkung
Hemmung der Cytokinbildung und -freisetzung
Minderung der T- und B-Zellantwort
Weitere hämatologische Wirkungen
Lymphozytopenie, Eosinopenie und Monozytopenie
Katecholaminstoffwechsel
Stimulation durch
Sympathicusaktivierung ("fight and flight") → Stimulation des Nebennierenmarks über cholinerge
Synapsen → Induktion der Tyrosin- und Dopaminhydroxylase
Cortisol aus der benachbarten Nebennierenrinde → Induktion der N-Methyltransferase und
Tyrosinhydroxylase
! Adrenalin sorgt für die rasche Bereitstellung von Energiereserven und hat im Allgemeinen die
kürzeste Plasmahalbwertzeit in der Gruppe der Katecholamine!
Pankreas Insulinfreisetzung↓
β1 Gs Stimulation cAMP↑ Herz Herzfrequenz↑
Adenylatcyclase Kontraktionskraft↑
Reizleitungsgeschwindigkeit↑
Niere Reninausschüttung↑
β2 Gefäße Kontraktion der glatten
(Herzkranzgefäße, Muskulatur↓ →
Skelettmuskulatur), Vasodilatation,
Bronchien Bronchodilatation
Leber, Glycogenolyse↑
Skelettmuskulatur
Weißes Fettgewebe Lipolyse↑
Pankreas Insulinfreisetzung↑
Uterus Wehenhemmung
β3 Braunes Fettgewebe Lipolyse↑
Abbau
Das aus sympathischen Nervenendigungen freigesetzte Noradrenalin wird größtenteils wieder ins Axon
aufgenommen (Reuptake-Mechanismus). Die im Blut zirkulierenden Hormone Adrenalin und Noradrenalin
werden durch die COMT und MAO zu Vanillinmandelsäure abgebaut. Hier erfolgt eine Übersicht des
Adrenalinabbaus; der Abbau von Noradrenalin erfolgt analog.
! Das gemeinsame Abbauprodukt von Adrenalin und Noradrenalin ist die Vanillinmandelsäure; sie
wird mit dem Urin ausgeschieden!
! Die Katecholamine Adrenalin und Noradrenalin werden durch die COMT (Katecholamin-O-
Methyltransferase) methyliert und durch die MAO (Monoaminooxidase) oxidiert!
Ay
ha
m
wa
li