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Deutsch als
Zweitsprache fördern
Studie zur mündlichen Erzählfähigkeit
von Grundschulkindern
Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Heinz Mandl
Raphaela Schätz
München, Deutschland
Die Dissertation von Raphaela Schätz leistet für diese Diskussion einen wichti-
gen Beitrag, indem sie untersucht, inwieweit eine theoriebasierte zweijährige
Sprachförderung die sprachlichen Fähigkeiten von Grundschulkindern mit Mig-
rationshintergrund in der Zweitsprache Deutsch fördert. Dabei wird die mündli-
che Erzählfähigkeit, die relevante sprachliche Fähigkeiten in ihrer Anwendung
integriert, als Förderziel in den Mittelpunkt gerückt. Dazu entwickelt Raphaela
Schätz ein theoriebasiertes Rahmenmodell der mündlichen Erzählfähigkeit, das
die Grundlage für die empirische Studie bildet. Das Modell beinhaltet als zentra-
le Aspekte, die basalen sprachlichen und die spezifischen pragmatischen Fähig-
keiten, die die sprachliche Komponente bilden, sowie die personale Komponente
und situative Bedingungen. Besonders hervorzuheben ist, dass dieses Rahmen-
modell der mündlichen Erzählfähigkeit mit den Aspekten der Zweisprachigkeit
ergänzt wird. Auf der Basis vorhandener Ansätze wird ein didaktischer Ansatz
zur Förderung der mündlichen Erzählfähigkeit von Kindern mit Deutsch als
Zweitsprache vorgestellt. Dieser didaktische Ansatz zeichnet sich dadurch aus,
dass sich kommunikationsorientierte und sprachstrukturelle Aspekte sinnvoll
ergänzen. Anerkennung verdient die Konzeption und Durchführung der Feldstu-
8 Geleitwort
Die Arbeit ist für die Praxis relevant. Sie zeigt erfolgreich die Förderung der
Erzählfähigkeit entsprechend den didaktischen Prinzipien für Schulanfänger mit
intensivem Förderbedarf in der Zweitsprache Deutsch auf. Das untersuchte
Sprachförderprogramm stößt sowohl bei pädagogischen Fachkräften als auch bei
den geförderten Kindern und deren Eltern auf hohe Akzeptanz, was für die er-
folgreiche Umsetzung, Wirkung und Verbreitung eine wichtige Voraussetzung
ist.
Ich möchte mich ganz herzlich bei allen bedanken, die mich auf dem Weg zu
meiner Promotion gefördert und unterstützt haben.
Großer Dank gilt meinem Doktorvater Prof. Dr. Heinz Mandl, der mir von Be-
ginn an dieses Vorhaben zutraute, mir stets mit konstruktiven Diskussionen
wichtige Denkanstöße geben konnte und mich mit seinem fachlichen Rat jeder-
zeit unterstützte. Auch Herrn Prof. Dr. Frank Fischer möchte ich für seine hilf-
reichen Anregungen und die Übernahme des Zweitgutachtens danken.
Besonders bedanken möchte ich mich bei der Stiftung Fairchance, der Familie
Schöwel und allen Beteiligten des Projekts MITsprache, insbesondere bei Katrin
Baumhöver und Fahri Baykara, die mich an ihrem Engagement und ihrer Lei-
denschaft für ihre Arbeit teilhaben ließen und mich so in die Welt der Weddinger
Grundschulen einführten. Ebenso danke ich allen Förderkräften, die für die
Durchführung der Studie viel zusätzliche Zeit und Mühe aufbrachten.
Zudem möchte ich mich auch bei meinen (ehemaligen) Kollegen der Arbeits-
gruppe Mandl bedanken, die mir mit fachlichem und freundschaftlichem Rat
stets zur Seite standen.
Mein besonderer Dank gilt meiner Familie. Meinen Eltern, die es mir als eine
Selbstverständlichkeit ermöglichten, diesen Weg zu gehen. Meinen Geschwis-
tern für das fleißige Korrekturlesen und die hilfreichen Anmerkungen. Und mei-
nem Freund Josef für die viele positive Bestärkung und verständnisvolle Unter-
stützung während der gesamten Zeit.
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort ............................................................................................................ 7
Danksagung ......................................................................................................... 9
Abbildungsverzeichnis...................................................................................... 17
Tabellenverzeichnis .......................................................................................... 19
Abkürzungsverzeichnis .................................................................................... 21
Zusammenfassung ............................................................................................ 23
6.2.2 Kontext zur Realisierung der Qualifizierung der Förderkräfte ..... 245
6.2.3 Kontext zur Realisierung der Elternarbeit ..................................... 246
Tabelle 17: Post-hoc Analyse für 'Satzbau mit Wortschatz' mit Bonferroni-
Korrektur ....................................................................................... 290
Tabelle 25: Post-hoc Analyse für ‚Konnektoren' mit Bonferroni-Korrektur .... 303
Abkürzungsverzeichnis
bzw. beziehungsweise
FG Fördergruppe
ggf. gegebenenfalls
Kap. Kapitel
L1 Erstsprache
L2 Zweitsprache
L3 Drittsprache
VG Vergleichsgruppe
vgl. vergleiche
Die Bedeutung von Sprache ist unumstritten. Insbesondere das mündliche Erzäh-
len gilt aufgrund der Betonung der Pragmatik, also der Anwendung von Sprache,
als relevantes Förderziel für Grundschulkinder mit intensivem Förderbedarf in
der Zweitsprache Deutsch. Trotzdem mangelt es an empirischen Nachweisen für
wirksame Fördermaßnahmen. Daher ist es Ziel dieser Arbeit, die Förderung der
mündlichen Erzählfähigkeit von Grundschulkindern mit Deutsch als Zweitspra-
che theoretisch zu erörtern und empirisch zu untersuchen.
Die Arbeit bringt damit einen empirischen Nachweis für die Wirksamkeit einer
theoriebasierten zweijährigen Sprachförderung, die die Schaffung authentischer
Kommunikationssituation und die bewusste Gestaltung des sprachlichen Inputs
realisiert. Dabei zeigt sich auch, dass sich das theoretisch entwickelte Modell zur
mündlichen Erzählfähigkeit, das den Aspekt der Zweisprachigkeit berücksich-
tigt, empirisch bewährt. Zukünftige Untersuchungen sollten vor allem personale
und kontextuelle Einflussfaktoren sowie die konkrete Umsetzung von didakti-
schen Prinzipien in der Sprachförderung fokussiert betrachten.
1 Problemstellung und Ziel der Arbeit
Die Bedeutung von Sprache ist für die Bildung aber auch für die persönliche
Entwicklung und die gesellschaftliche Teilhabe unumstritten. In der Schule
übernimmt die Sprache eine Schlüsselfunktion, indem Wissen und Inhalte in
erster Linie mithilfe von Sprache vermittelt und auch wieder angewendet wer-
den. Damit ist Sprache unweigerlich mit dem Bildungserfolg und beruflichen
Chancen verbunden. Auf der sozialen Ebene nehmen die sprachlichen Fähigkei-
ten eine ebenso wichtige Rolle ein. So sind für die direkte Interaktion und den
Aufbau von Beziehungen mit Gleichaltrigen und Erwachsenen altersgerechte
sprachliche Fähigkeiten nötig. Gelingt die Bewältigung dieser elementaren sozia-
len Bedürfnisse aufgrund sprachlicher Defizite nicht, kann dies zu sozial-
emotionalen Auffälligkeiten führen (Albers, 2009; Petermann, 2015). Fasst man
die Bedeutung von Sprache weiter, befähigt Sprache auch ganz wesentlich zur
Teilhabe an der demokratischen Wissensgesellschaft, die hauptsächlich ver-
sprachlichtes Wissen nutzt (Ehlich, Valtin & Lütke, 2012). Die Sprache der
Mehrheitsgesellschaft zu beherrschen, ist elementar, um sich informieren und
gesellschaftliche Belange verstehen zu können. Darüber hinaus sind sprachliche
Fähigkeiten nötig, um eigene Ansichten, Einschätzungen, Meinungen und
Standpunkte differenziert äußern zu können (Leu, 2007). Denn nur so kann an
gesellschaftlichen Diskursen partizipiert werden.
bedarf ermittelt. Ähnliches können Chilla, Rothweiler und Babur (2010) für
Hamburg belegen. Die Leistungsvergleichsstudie IGLU zeigt repräsentativ für
ganz Deutschland, dass Grundschulkinder mit Migrationshintergrund im Lesen
mindestens ein Lernjahr gegenüber ihren Mitschülern1 zurückliegen (Schwippert,
Wendt & Tarelli, 2012). Im Forschungsprojekt KEIMS kann ebenso einen Nach-
teil der Grundschüler mit Migrationshintergrund in der sprachlichen Entwick-
lung von mittlerer Effektstärke gegenüber Gleichaltrigen festgestellt werden
(Chudaske, Hentschel, John, Lindner-Müller & Arnold, 2009).
Dieser Nachteil ist auch für andere Altersstufen belegt. Die Leistungsvergleichs-
studie PISA zeigt für 15-Jährige mit Migrationshintergrund eine bedeutsam ge-
ringere Lesekompetenz als für Gleichaltrige, deren Eltern in Deutschland gebo-
ren sind (Stanat, Rauch & Segeritz, 2010). Ähnliches ergibt sich auch für die
Kompetenzbereiche Mathematik und Naturwissenschaften. Diese Unterschiede
bleiben auch unter Kontrolle des sozioökonomischen Status und der Motivation
der Schüler bedeutsam. Darüber hinaus zeigt sich, dass insbesondere die Gruppe
der untersten Kompetenzstufen unter den Schülern mit Migrationshintergrund
bedeutend größer ist als unter den übrigen Mitschülern (Prenzel, Sälzer, Klieme
& Köller, 2013).
die Schule ohne Abschluss. Davon hatten 46 % eine andere Familiensprache als
Deutsch (Senatsverwaltung für Bildung Jugend und Wissenschaft Berlin, 2014),
was die Ungleichheit nochmals verdeutlicht.
Bedarf an Sprachförderung
Aus diesen genannten Punkten, den geringeren sprachlichen Fähigkeiten im
Deutschen von Kindern, die aufgrund ihrer Migrationsgeschichte zwei- oder
mehrsprachig aufwachsen und dadurch Nachteile in der Bildungsbeteiligung, in
der gesellschaftlichen Teilhabe und in der sozial-emotionalen Entwicklung erfah-
ren können, leitet sich ein großer Bedarf an Sprachförderung ab. Es ist notwen-
dig, die sprachlichen Fähigkeiten dieser Kinder in der Unterrichts- und Mehr-
heitssprache Deutsch zu fördern, damit sie die gleichen Chancen für eine erfolg-
reiche Schulkarriere haben und in ihrer persönlichen Entwicklung nicht beein-
trächtigt werden.
Dieser Forderung wurde in den letzten Jahren mit mehreren Initiativen zur
Sprachförderung begegnet (Lisker, 2011; Redder et al., 2011). Die Mehrheit der
verfügbaren Sprachfördermaßnahmen ist dem elementarpädagogischen Bereich
zuzuschreiben (Paetsch, Wolf, Stanat & Darsow, 2014; Redder et al., 2011).
Dass Sprachförderung während der Kindergartenzeit vollumfänglich ausreicht,
damit zweisprachig aufwachsende Kinder mit einem sozial schwachen Hinter-
grund Chancengleichheit erfahren, ist allerdings ein Trugschluss. An Grundschu-
len wird das Thema der Förderung von Deutsch als Zweitsprache zum Teil aber
immer noch als Sonderaufgabe wahrgenommen. Dies kann man daran erkennen,
dass die Entwicklung von Lehrplan und Lehrmittel im Vergleich zu anderen
Fächern weniger professionalisiert sind (Rost-Roth, 2014). Gleichzeitig ist es
allerdings die besondere Aufgabe der Schule, alle Kinder entsprechend ihren
Fähigkeiten zu fördern (Holler, 2007), wozu auch die mehrsprachigen Kinder
zählen. Um diesem Defizit zu begegnen, gibt es zwar neuere Anstrengungen wie
beispielsweise die Bund-Länder Initiative ‚Bildung durch Sprache und Schrift
(BISS)‘, die auch Deutsch als Zweitsprache in der Grundschule thematisiert
(Becker-Mrotzek, Hasselhorn, Roth & Stanat, 2016). Aktuell liegen allerdings
28 Problemstellung und Ziel der Arbeit
nur wenige Maßnahmen für Vor- und Grundschüler vor, die ihre Wirkung empi-
risch nachweisen können (Hofmann, Polotzek, Roos & Schöler, 2008; Paetsch et
al., 2014; Rost-Roth, 2014; Schneider et al., 2012).
Insgesamt hat das Erzählen eine hohe Relevanz für die persönliche Entwicklung.
Beim Erzählen ist der Einzelne gefordert, seine Erfahrungen zu strukturieren.
Man geht davon aus, dass das Erzählen persönlicher Erlebnisse die Entwicklung
des Selbstkonzepts fördert (List, 2011). So kann das Erlebte in der Interaktion
mit den Zuhörern mitgeteilt, eingeordnet und reflektiert werden. Auf diese Weise
ist auch die Entwicklung des autobiographischen Gedächtnisses mit dem Erzäh-
len verknüpft (Welzer, 2011). Erzählwürdige Ereignisse, die sich vom Alltag
durch besondere Gegebenheiten unterscheiden, sind häufig Gegenstand von
Erzählungen. Diese selbst erlebten Ereignisse gehen in das autobiographische
Gedächtnis ein, was für die persönliche Entwicklung relevant ist (Kapica, Klages
30 Problemstellung und Ziel der Arbeit
& Pagonis, 2014). Zusätzlich ist das mündliche Erzählen auch ein wichtiger
Bestandteil des Soziallebens. So unterstützt das Erzählen nicht nur die Ausbil-
dung des Selbst sondern auch von sozialen Beziehungen (Merkelbach, 2004).
Darüber hinaus ist mit dem Erzählen auch das Unterscheidenkönnen der eigenen
und der fremden Perspektive verbunden (Wieler, 2007), was letztlich einen wich-
tigen Aspekt in der kognitiven Entwicklung darstellt.
Auch können mehrere Studien zeigen, dass die ausgeprägte Erzählfähigkeit ein
positiver Prädiktor für spätere schulische Leistungen ist. Sowohl das Lesever-
ständnis (Griffin, Hemphill, Camp & Wolf, 2004), als auch Fähigkeiten im Be-
richten (Chang, 2006) und sogar mathematischen Fähigkeiten (O'Neill, Pearce &
Pick, 2004) können durch die mündliche Erzählfähigkeit im Vorschulalter vor-
hergesagt werden. Dieser Zusammenhang kann mitunter dadurch erklärt werden,
dass sich das mündliche Erzählen bereits in Teilen an der Schriftsprache orien-
tiert, indem man sich durch das Erzählen vom unmittelbaren Kontext löst und
allein durch Sprache den Kontext der Erzählung schafft (Fried, Hoeft, Isele,
Stude & Wexeler, 2012; Quasthoff et al., 2011).
Die mündliche Erzählfähigkeit von Kindern, die Deutsch als Zweitsprache er-
werben, in der Grundschule zu fördern, ist also ein erstrebenswertes Ziel, insbe-
sondere für Kinder mit einem intensiven Förderbedarf. Erzählen ist in der Regel
auch Bestandteil des Curriculums in der Grundschule. Dabei liegt der Fokus
allerdings auf der Schriftlichkeit, was für zweisprachige Kinder häufig eine zu-
sätzliche Hürde darstellt. Gleichzeitig fehlt es an passenden didaktischen Ansät-
zen für die Grundschule, die das mündliche Erzählen fördern, insbesondere unter
dem Aspekt des Zweitspracherwerbs (Becker & Wieler, 2013). Es ist also weit-
gehend unklar, wie die mündliche Erzählfähigkeit bei Kindern mit Deutsch als
Zweitsprache in der Grundschule gefördert werden kann.
Die darauf folgenden fünf Kapitel enthalten den empirischen Teil der Arbeit. In
Kapitel 6 wird der Gegenstand der Untersuchung beschrieben. Diesen stellt das
Problemstellung und Ziel der Arbeit 33
Anschließend wird in Kapitel 8 die Methode der Studie erklärt. Dazu wird das
Untersuchungsdesign, die Stichprobe, der Sprachstandstest und die damit erho-
benen Variablen sowie die Durchführung der Sprachförderung detailliert be-
schrieben. Abschließend werden Anmerkungen zur statistischen Analyse aufge-
führt.
Kapitel 9 enthält die Ergebnisse der Studie. Diese werden gegliedert nach den
formulierten Fragestellungen dargestellt.
Kapitel 10 stellt die Diskussion der Ergebnisse dar. Zunächst werden die Einzel-
ergebnisse gegliedert nach den basalen sprachlichen und spezifischen pragmati-
schen Fähigkeiten des mündlichen Erzählens diskutiert. Anschließend folgt eine
Gesamtdiskussion, in der die Ergebnisse in den aktuellen Forschungsstand ein-
geordnet werden, Einschränkungen vorgenommen werden und weiterer For-
schungsbedarf abgeleitet wird. Abschließend werden Implikationen für die For-
schung und die Praxis festgehalten und ein Ausblick gegeben.
2 Grundlagen des Zweitspracherwerbs
Die drei folgenden Abschnitte bestimmen zentrale Begriffe für den Zweitsprach-
erwerb. Zuerst wird ausgeführt, was unter dem Begriff Sprache im Rahmen die-
ser Arbeit zu verstehen ist und welche wichtigen Bestandteile Sprache besitzt.
Danach werden Bedeutung und Verwendung von Entwickelung, Erwerb und
Lernen differenziert dargestellt. Anschließend folgt eine Klärung des Begriffs
Mehrsprachigkeit, indem auch Muttersprache, Erstsprache und Zweitsprache
definiert werden.
2.1.1 Sprache
Sprache ist ein System, das aus Symbolen und Regeln besteht und der Kommu-
nikation dient (Beller & Bender, 2010). Bei der Verwendung von Sprache kann
zwischen Produktion und Rezeption unterschieden werden, was sowohl die
mündlichen (Sprechen und Hören) als auch die schriftlichen Bereiche (Schreiben
und Lesen) einbezieht (Hopp, Thoma & Tracy, 2010, S. 615). Sprache zeichnet
sich nach Hockett (1960) besonders durch ihre Produktivität aus. Das bedeutet,
dass ein kompetenter Sprecher unendlich viele Äußerungen erzeugen kann, in-
dem er die Symbole entsprechend den Regeln der Sprache kombiniert. So kön-
nen völlig neue Äußerungen produziert und verstanden werden, ohne diese Äu-
ßerungen vorher gelernt zu haben.
Unter Symbolen, die einen wesentlichen Bestandteil von Sprache darstellen, wird
in erster Linie Gesprochenes, also kombinierte Laute bzw. Phoneme 2, verstan-
den. Zusätzlich zählen auch Gebärden oder Schrift zu Symbolen der Sprache
(Beller & Bender, 2010). Diese werden aber im Folgenden vernachlässigt, da der
Fokus der Arbeit auf der Mündlichkeit liegt.
Zu den Symbolen der gesprochenen Sprache zählen vorrangig Wörter, die aus
Morphemen3 zusammengesetzt und zu Sätzen kombiniert werden. Wörter kön-
nen grob in Funktions- und Inhaltswörter unterschieden werden (Beller & Ben-
der, 2010). Funktionswörter übernehmen vor allem grammatische Funktionen
und haben dabei ohne Kontext eher wenig inhaltliche Bedeutung. Beispiele dafür
sind Konjunktionen, Artikel oder Präpositionen (Römer, 2010). Inhaltswörter
hingegen haben auch ohne Kontext eine ziemlich klare inhaltliche Bedeutung.
Klassische Beispiele dafür sind Substantive, Verben, Adjektive und Adverbien
(Káňa, 2010). Aus mehreren Wörtern können schließlich Sätze gebildet werden.
Sie bestehen in der Regel mindestens aus einem Subjekt und einem Prädikat.
Wichtig bei der Kombination der Wörter zu einem Satz sind die dazugehörigen
Regeln, die neben Symbolen den zweiten wesentlichen Bestandteil von Sprache
darstellen (Beller & Bender, 2010).
Die Regeln einer Sprache sind auch unter dem Begriff Grammatik bekannt (Bar-
kowski, 2010). Für das Verstehen einer Sprache sind die Regeln mindestens so
2
Laute, die in einer Sprache vorkommen und innerhalb dieser Sprache die kleinste bedeutungsun-
terscheidende Einheit bilden, werden als Phoneme bezeichnet (Hirschfeld (2010a) . So ist es z.B.
im Deutschen nicht relevant, ob das Wort „rot“ mit einem vorderem, gerolltem „r“ oder einem
hinterem, weniger gerolltem „r“ gesprochen wird. Es wird zwar ein unterschiedlicher Laut gebil-
det, die Bedeutung bleibt allerdings gleich. Somit handelt es sich dabei im Deutschen um das
gleiche Phonem.
3
Morpheme sind die kleinsten bedeutungstragenden Einheiten einer Sprache. Man kann zwischen
lexikalischen und grammatischen Elementen unterscheiden, die zur Wortbildung genutzt werden
(Fiuza da Silva Regis (2010a). So besteht z.B. das Wort „Freunde“ aus dem lexikalischen Ele-
ment „Freund-“ und dem grammatischen Element „-e“, das den Plural markiert.
Grundlegende Begriffsbestimmungen 37
bedeutend wie die Symbole. Das verdeutlicht das Beispiel bei Beller und Bender
(2010), das die nahezu unlösbare Aufgabe formuliert, einen Satz aus einer frem-
den Sprache mithilfe eines Wörterbuchs zu verstehen, ohne die Grammatik der
Sprache zu kennen. Es ist also auch für die Semantik entscheidend, welche Re-
geln vor allem für den Satzbau und die Wortbildung gelten. Die erste Kategorie
von Regeln wird als Syntax bezeichnet und bezieht sich auf die Strukturen in-
nerhalb von Sätzen (Beyer & Gerlach, 2011). Vor allem die Anordnung der
Wörter übernimmt in vielen Sprachen, wie auch dem Deutschen, eine wichtige
Rolle, da sie allein die Bedeutung von Sätzen verändern kann. Dies zeigt das
Beispiel „Ulla liebt Tom“ im Vergleich zu „Tom liebt Ulla“ (Weinert & Grimm,
2008). Die zweite Kategorie von Regeln kann unter Flexion zusammengefasst
werden. Diese bezieht sich auf die Veränderung eines Wortes, um grammatikali-
sche Kategorien auszudrücken. Dazu zählen im Deutschen z.B. Tempus, Nume-
rus, Genus und Kasus. Insbesondere das Deutsche weist starke morphologische
Ausprägungen auf, was für das Lernen der Sprache von hoher Relevanz ist
(Fiuza da Silva Regis, 2010b).
Aus psychologischer Perspektive ist neben der Beschreibung der beiden wesent-
lichen Bestandteile von Sprache, den Symbolen und Regeln, ihre kognitive Re-
präsentation von Interesse. Beller und Bender (2010) unterscheiden drei Arten
von Wissensbeständen:
Lexikalisches Wissen
Grammatikalisches Wissen
Pragmatisches Wissen
Das lexikalische Wissen bezeichnet den Wortschatz, der die Wörter einer Spra-
che umfasst (Köster, 2010b). Neben der Semantik der Wörter sind auch ihre
phonologischen, morphologischen und syntaktischen Eigenschaften gespeichert
(Beyer & Gerlach, 2011). Somit stellt das Lexikon eine Querverbindung zu den
anderen sprachlichen Komponenten dar. Das grammatikalische und pragmati-
sche Wissen ist in der Regel als prozedurales Wissen gespeichert (Beller & Ben-
der, 2010). Das pragmatische Wissen ist entscheidend für den Sprachgebrauch.
38 Grundlagen des Zweitspracherwerbs
Rhythmisch-prosodische Komponente
Phonologische Komponente
Morphologische Komponente
Syntaktische Komponente
Lexikalisch-semantische Komponente
Pragmatische Komponente
Dabei ist eine besondere Eigenschaft von Sprache, dass das, worüber gesprochen
wird, nicht in der Situation verfügbar sein muss. Kommunikation kann also mit-
hilfe von Sprache losgelöst vom realen Gegenstand bzw. Sachverhalt stattfinden
(Beyer & Gerlach, 2011). Durch die Kommunikation erfüllt Sprache auch eine
soziale Funktion, da durch den Austausch mit Anderen einem grundlegenden
menschlichen Bedürfnis begegnet wird, sich sozial eingebunden zu fühlen (Jam-
pert, Best, Guadatiello, Holler & Zehnbauer, 2007). Vygotskij (2002) bezeichnet
dies auch als interpersonale Funktion von Sprache.
Darüber hinaus hat Sprache auch eine gesellschaftliche Funktion und gilt mit
seinen umfangreichen Komponenten als gesellschaftliches Handlungsmittel
(Redder et al., 2011).
Sprache übernimmt aber auch Funktionen, die mehr die innere Welt des Spre-
chenden betreffen, wie Jampert et al. (2007) es bezeichnen. Sprache ist eng mit
dem Denken verwoben. So übernimmt Sprache eine wichtige Rolle beim Spei-
chern, Aufbauen, Organisieren und Abrufen von Wissen (Kany & Schöler, 2010)
sowie beim Problemlösen (Weinert, 2006). Je nach Situation gehen Sprache und
Denken eine wechselseitige Beziehung ein und beeinflussen sich gegenseitig
(Beller & Bender, 2010; Beyer & Gerlach, 2011).
Eng mit dem Entwicklungsbegriff ist auch der Begriff des Erwerbs verbunden.
So werden in der Entwicklungspsychologie beide Begriffe zur Beschreibung der
Sprachentwicklung ohne weitere Differenzierung nahezu synonym verwendet
(Weinert, 2006; Weinert & Grimm, 2008). Eine Abgrenzung des Begriffs Er-
werb erfolgt hier gegenüber vererbt bzw. angeboren. Inwiefern sprachliche Fä-
higkeiten angeboren oder erworben sind, wird in den folgenden Abschnitten
diskutiert (vgl. Kap. 2.2).
Darüber hinaus wird im Zusammenhang mit Sprache häufig versucht, den Er-
werbsbegriff gegenüber Lernen abzugrenzen. Aus Perspektive der pädagogi-
schen Psychologie wird Lernen als Veränderung von Verhalten oder Verhaltens-
potenzial definiert. Diese Veränderung erfolgt aufgrund von Erfahrung, womit
nicht nur Wissen sondern auch emotionale und situative Elemente gemeint sind,
und ist von Vererbung, Reifung und momentanen Zuständen abzugrenzen (Pren-
zel & Schiefele, 1993). Auch ist damit die Idee verbunden, dass Lernprozesse
durch die entsprechende Gestaltung von Lernumgebungen gesteuert, initiiert und
unterstützt werden können. Eben dies greifen auch einige Autoren auf, indem sie
zwischen Language Acquisition und Language Learning unterscheiden (Krashen,
2009; Mitchell & Myles, 2004). So gilt der Erwerb von Sprache als ungesteuer-
ter Prozess, der außerhalb von Unterrichtssituationen stattfindet. Demgegenüber
wird das Lernen von Sprache als gesteuerter Prozess im Rahmen von Unterricht
Grundlegende Begriffsbestimmungen 41
Ferner scheint der Unterschied der Begriffe in der Wahl der Perspektive zu lie-
gen. So ist für die Entwicklungspsychologie der Aspekt des ungesteuerten Er-
werbs bzw. der Sprachentwicklung, die eine Reihe von Veränderungen zu einer
bestimmten Lebenszeit beinhaltet, von besonderem Interesse. Daher sind hier die
Begriffe Entwicklung und Erwerb häufig passender. Die pädagogische Psycho-
logie hingegen hat einen besonderen Fokus auf mögliche Interventions- und
Unterstützungsmöglichkeiten und sucht daher nach Mechanismen, mit deren
Hilfe der Lernprozess gefördert bzw. gesteuert werden kann, was eher dem Be-
griff des Lernens näher kommt. Im Rahmen dieser Arbeit werden daher die bei-
den Begriffe, Erwerben und Lernen, eben entsprechend dieser Perspektiven ver-
wendet.
die andere Sprache in der Schule. Dann entwickeln sich die beiden Sprachen nur
für die Verwendung im jeweiligen Kontext weiter, jedoch fällt es der Person
schwer die andere Sprache auch im anderen Kontext kompetent einzusetzen.
Apeltauer (2001) betont, dass dies kein neues Phänomen ist, sondern bereits in
den 1930er Jahren beobachtet und beschrieben wurde. Ebenso warnt er davor,
kein defizitäres Bild durch die Bezeichnung Semilingualismus zu befördern.
Würde man den Wortschatz und die morphosyntaktischen Regeln beider Spra-
chen einer solchen Person zusammenzählen, käme man mindestens auf den glei-
chen Umfang wie bei einsprachigen Personen.
zu können (Ahrenholz, 2014a). Gleichzeitig steht der Begriff Deutsch als Zweit-
sprache (DaZ) auch für ein Unterrichtsfach, das ab der Grundschule beginnt, ein
vom jeweiligen Bundesland definiertes Curriculum aufweist und den Erwerb der
Unterrichtssprache Deutsch bei zwei- und mehrsprachigen Kindern fördern soll
(Jeuk, 2010). Wie diese Förderung realisiert werden kann und welche didakti-
schen Ansätze verfolget werden, wird in Kapitel 5 näher erläutert. Ein anderer
Kontext für Zweitspracherwerb ist beispielsweise ein Auslandsaufenthalt, was
häufig im Erwachsenenalter relevant ist. Im Kontrast dazu steht der Fremdspra-
chenerwerb, der in formalen Lernsituationen stattfindet, also im Unterricht oder
Sprachkurs mit dem Ziel eine Sprache, die nicht die Umgebungssprache ist, zu
erlernen (Overwien, 2005). Ein typisches Beispiel dafür ist der Spanischunter-
richt an deutschen Sekundarschulen. Eine klare Abgrenzung ist in der Praxis
allerdings kaum möglich. So erwerben insbesondere Migranten eine zweite
Sprache in der Regel in informellen Lernsituationen, besuchen aber zusätzlich
dazu oftmals Sprachkurse, die vor allem Elemente des Fremdsprachenerwerbs
aufweisen (Ahrenholz, 2014a).
Mehrsprachigkeit ist natürlich nicht auf zwei Sprachen begrenzt, sondern bein-
haltet auch Personen, die drei oder mehr Sprachen beherrschen. Zur Differenzie-
rung der Sprachen nach Beginn des Erwerbsprozesses werden die Bezeichnun-
gen L1 für Erstsprache, L2 für Zweitsprache, L3 für Drittsprache usw. verwen-
det. Zur einfacheren Lesbarkeit werden diese Abkürzungen auch im Rahmen der
vorliegenden Arbeit genutzt.
Was sich eine Person im Zuge des Spracherwerbs alles aneignet, wurde in einem
vorherigen Abschnitt bereits allgemein dargestellt (vgl. Kap. 2.1.1). Wie der
Spracherwerb abläuft, ist in keiner übergeordneten Theorie für den gesamten
Sprachentwicklungsprozess vollständig abgebildet und erklärt (Weinert &
Grimm, 2008). Weinert und Ebert (2013) bezeichnen den Spracherwerb sogar
„als eines der großen Geheimnisse der Psychologie“ (S. 305). Jedoch existieren
Theoretische Ansätze des Spracherwerbs 45
Der behavioristische Ansatz, die Entwicklung und Lernen in erster Linie durch
Reiz-Reaktions-Mechanismen erklären, setzt sprachliches Verhalten mit jeder
anderen Form von Verhalten gleich. Damit gilt aus behavioristischer Perspektive
auch der Spracherwerb in höchstem Maße von der Umwelt abhängig (Oksaar,
2003). Imitation und Verstärkung sind für Skinner (1957) die zentralen Erklä-
rungsansätze für Spracherwerb. So imitieren Kinder ihre Eltern oder andere
kompetente Sprecher. Dabei werden zielsprachliche Äußerungen verstärkt, was
den Erwerb begünstigt. Die allgemeine Kritik an dieser Lerntheorie gilt auch für
den Spracherwerb. So werden innerpsychische Vorgänge, wie Emotion, Kogniti-
on und Motivation, bei der Erklärung von Verhalten und Verhaltensänderung
nicht berücksichtigt. Spezifisch für den Spracherwerb lässt die behavioristische
Perspektive offen, warum Kinder Äußerungen produzieren, die sie vorher noch
nie gehört haben und auch trotz nicht immer korrekten Inputs innerhalb kurzer
Zeit ihre Muttersprache erwerben. Darüber hinaus ist fraglich, inwiefern eine
nicht-zielsprachliche Äußerung eines Kindes zu Bestrafungen im Sinne des Be-
haviorismus führt. Denn auch nicht-zielsprachliche Äußerungen können ihr
kommunikatives Ziel erreichen und werden damit aus Perspektive des Behavio-
rismus belohnt (Jeuk, 2010). Ein Beispiel dafür sind kindliche Äußerungen wie
‚Mama trinken‘. Trotz aller Kritik und der Ablehnung des Behaviorismus als
universale Erklärung des Spracherwerbs ist dieser theoretische Ansatz dahinge-
hend bedeutend, dass die Reaktion auf kindliche Äußerungen und ihre Wirkun-
gen auf die Entwicklung im Fokus stehen.
Als kritische Antwort und direkte Reaktion auf die behavioristische Position
kann der nativistische Ansatz gesehen werden, dessen Hauptvertreter und Be-
46 Grundlagen des Zweitspracherwerbs
gründer der Linguist Noam Chomsky ist. Dieser prägte die Vorstellung, dass
jeder Mensch von Geburt an über ein Spracherwerbsystem, das Language Acqui-
sition Device (LAD), verfügt. Dieses besteht aus einer sogenannten Universal-
grammatik, in der allgemeine Sprachprinzipien verankert sind, sowie einem
Hypothesenbildungs- und Hypothesenprüfverfahren. Der sprachliche Input, dem
Kinder ausgesetzt sind, gilt demnach eher als Auslöser, um auf Grundlage der
angeborenen universalen Sprachfähigkeiten Hypothesen zu Regeln der Gramma-
tik der entsprechenden Muttersprache zu bilden und zu prüfen (Klann-Delius,
1999; Weinert & Grimm, 2008). So werden aus nativistischer Position beim
Spracherwerb in erster Linie Regeln erworben. Dabei sollen allgemeine kogniti-
ve Fähigkeiten eine eher untergeordnete Rolle spielen (Pinker, 2007). Der Nati-
vismus stellt damit einen Erklärungsansatz für den raschen kindlichen Spracher-
werb dar, der allein durch Imitation und Verstärkung nicht erklärbar zu sein
scheint. Daher wirkt die Annahme, dass wichtige Komponenten des Spracher-
werbs angeboren sind, logisch. Kritisch lässt sich anmerken, dass der Fokus vor
allem auf den grammatikalischen Regeln liegt und Funktionen der Sprache eher
außer Acht gelassen werden. Ebenso werden mögliche Einflussfaktoren weitest-
gehend vernachlässigt, wie die individuelle Entwicklung oder Wirkungen der
Umwelt (Klann-Delius, 1999).
Der kognitive Ansatz, der vor allem die innerpsychischen Vorgänge beim Lernen
in den Fokus nimmt und damit die Blackbox des Behaviorismus öffnet, nimmt
auch in der theoretischen Auseinandersetzung mit Spracherwerb eine zentrale
Rolle ein. So sind vor allem Jean Piagets Überlegungen bedeutend, der die Vor-
gänge und Voraussetzungen der Sprachentwicklung grundsätzlich nicht von
denen der allgemeinen kognitiven Entwicklung unterscheidet (Weinert &
Grimm, 2008). So wird der Spracherwerb als eine Folge der kognitiven Entwick-
lung betrachtet. Auch geht die kognitive Position im Gegensatz zum Nativismus
nicht davon aus, dass es angeborene sprachspezifische Disposition gibt, sondern
führt den Spracherwerb auf grundlegende kognitive Fähigkeiten zurück. Indem
sich das Kind mithilfe seiner Wahrnehmung aktiv mit seiner Umwelt auseinan-
dersetzt, wird die Entwicklung angeregt (Jeuk, 2010; Klann-Delius, 1999). Die
Theoretische Ansätze des Spracherwerbs 47
Kritik an diesem Ansatz weist vor allem zurück, dass die Sprachentwicklung
ausschließlich mit allgemeinen kognitiven Entwicklungsprozessen zu erklären
ist. Auch sind interindividuelle oder auch u-förmige Entwicklungsverläufe durch
den kognitiven Ansatz kaum zu erklären (Klann-Delius, 1999).
von Sprachentwicklung gestaltet werden kann (Rapp, 2013). Kritik an der inter-
aktionistischen Position bezieht sich häufig darauf, dass diese Ansätze sich aus-
schließlich auf Bedingungen des Spracherwerbs beziehen und die eigentlichen
Prozesse außer Acht lassen (Lisker, 2011). Als Verdienst dieser Position kann
aber hervorgehoben werden, dass sowohl angeborenen Dispositionen als auch
dem Einfluss, vor allem durch die Bezugspersonen in der Interaktion mit dem
Kind, entsprechende Bedeutung für den Spracherwerb zugeschrieben wird.
sowohl sprachspezifischen Dispositionen als auch der Umwelt eine große Bedeu-
tung zugeschrieben wird (Weinert & Grimm, 2008).
Der Fokus dieser vorgestellten theoretischen Ansätze liegt zwar darauf, den
Erstspracherwerb und damit auch die Entwicklung der Fähigkeiten zu erklären,
Sprache zu produzieren und zu verstehen. Diese Überlegungen sind aber auch
elementar, um den Erwerb weiterer Sprachen nachzuvollziehen und schließlich
zu fördern. Im folgenden Abschnitt werden diese wichtigen theoretischen Über-
50 Grundlagen des Zweitspracherwerbs
legungen weiter auf die Ziele der Arbeit zugespitzt, indem theoretische Ansätze
zum Zweitspracherwerb diskutiert werden.
2.3.1 Kontrastivhypothese
Die Entwicklung der Kontrastivhypothese geht auf Beobachtungen Anfang der
1940er Jahre in den USA zurück, wo viele Erwachsene aufgrund des Weltkriegs
eine zweite Sprache lernten, die dem Englischen nicht sehr ähnlich war, wie z.B.
Japanisch (Grießhaber, 2010). Die Beobachtungen, die hauptsächlich im Kontext
von Unterricht stattfanden, führten zu dem Schluss, dass die Ähnlichkeit bzw.
der Unterschied zwischen Erst- und Zweitsprache den Spracherwerb beeinflusst
(Klein, 1992).
Diese These, die von den Linguisten Charles Fries und Robert Lado geprägt
wurde, kann der behavioristischen Position des Spracherwerbs zugeordnet wer-
den. Ihr liegt die Idee zugrunde, dass beim Zweitspracherwerb im Sinne des
Reiz-Reaktions-Mechanismus eine neue Reaktion erlernt werden muss, die der
Zweitsprache entspricht (Grießhaber, 2010). Umso ähnlicher sich Erst- und
Zweitsprache sind, desto einfacher erfolgt das Erlernen dieser neuen Reaktion
der Zweitsprache. Der Erwerb der Zweitsprache basiert also auf den bereits er-
worbenen Strukturen der Erstsprache, was durch eine Ähnlichkeit der Strukturen
vereinfacht wird bzw. zu Problemen bei unterschiedlichen Strukturen führt
Theoretische Ansätze des Zweitspracherwerbs 51
(Klein, 1992). So wird der Transfer zwischen Erst- und Zweitsprache als positiv
bezeichnet, wenn die Strukturen von Erst- und Zweitsprache gleich sind und
somit der Transfer zu einer zielsprachlichen Äußerung in der Zweitsprache führt.
Ein Transfer ist hingegen negativ, wenn sich die Strukturen von Erst- und Zweit-
sprache stark unterscheiden und somit ein Transfer zu Fehlern in den Äußerun-
gen der Zweitsprache führt (Grießhaber, 2010).
Ein typisches Beispiel für einen negativen Transfer im Bereich Wortschatz sind
die sogenannten ‚false friends‘ von deutschen Englischlernern, wozu z.B. das
englische Wort ‚actual‘ zählt, das im Sinne eines negativen Transfers für die
Bedeutung des deutschen Wortes ‚aktuell‘ benutzt wird, wofür stattdessen ziel-
sprachlich ‚current‘ zu benutzen wäre. Ähnliche Beispiele existieren auch für
grammatische Strukturen (Grießhaber, 2010). Dass solche Äußerungen beim
Erwerb einer Zweitsprache existieren, ist also unumstritten. Fraglich ist, inwie-
fern diese Phänomene auch durch die beschriebenen Mechanismen umfassend
erklärt und anhand kontrastiver Analysen prognostiziert werden können, was der
Anspruch der starken kontrastiv-analytischen Hypothese ist (Bausch & Kasper,
1979). Die Kritik daran führen Bausch und Kasper (1979) differenziert aus und
kommen zu dem Schluss, dass diese Hypothese in ihrer starken Version nicht
haltbar ist, worin sie mit Klein (1992) übereinstimmen. So wird vor allem die
Tatsache kritisiert, dass die Kontrastivhypothese mithilfe von linguistischen
Unterschieden in der Struktur von Erst- und Zweitsprache psychologische Pro-
zesse, wie Transfer und Schwierigkeiten im Erwerb, vorhersagen möchte. Dabei
wird allerdings ignoriert, dass es sich beim Zweitspracherwerb um einen länge-
ren dynamischen Prozess handelt und daher eine Analyse statischer Sprachstruk-
turen wichtige Aspekte ausblendet. So können weitere sprachliche Faktoren auf
den Erwerb der Zweitsprache wirken wie z.B. bereits erworbene Strukturen der
Zweitsprache (Bausch & Kasper, 1979).
Auch empirisch lässt sich der Einfluss der Erstsprache auf den Zweitspracher-
werb nicht in der postulierten Weise bestätigen. Untersuchungen zeigen, dass
Erwerbsschwierigkeiten nicht nur bei Unterschieden zwischen den Strukturen
52 Grundlagen des Zweitspracherwerbs
der Erst- und Zweitsprache, sondern auch bei fehlenden deutlichen Unterschie-
den auftreten (Juhász, 1970). Demnach ist die Argumentation der Kontrastivhy-
pothese nicht bestätigt. Somit müssen noch andere Mechanismen im Zweit-
spracherwerb wirken, die den Prozess beeinflussen und nicht zielsprachige
Lerneräußerungen und Lernschwierigkeiten erklären. Schlussendlich stellt der
Einfluss der Erstsprache auf den Zweitspracherwerb zwar einen wichtigen Erklä-
rungsansatz dar, der allerdings den Zweitspracherwerb nicht umfassend be-
schreibt, sondern nur einen Teilaspekt herausgreift.
2.3.2 Identitätshypothese
Die Identitätshypothese, die auf die theoretische Position des Nativismus zu-
rückgeht, ist eine Reaktion auf die behavioristisch geprägte Kontrastivhypothese
und wurde Ende der 1960er Jahre von Stephen Pit Corder begründet. Sie postu-
liert im Sinne des angeborenen LAD, dass der Zweitspracherwerb den gleichen
Prozessen unterliegt wie der Erstspracherwerb (Oksaar, 2003). Gleichzeitig wird
ein Einfluss der Erstsprache auf den Zweitspracherwerb abgestritten. Daher
werden nicht-zielsprachliche Äußerungen in der Zweitsprache, wie beim Erst-
spracherwerb auch, nur auf die Struktur der zu erlernenden Sprache zurückge-
führt. Sie sind vielmehr als produktive Zwischenschritte im Spracherwerb zu
verstehen (Bausch & Kasper, 1979; Jeuk, 2010). Damit zeigt sich bereits der
wesentliche Unterschied zur Kontrastivhypothese (vgl. Kap. 2.3.1).
Schlussendlich greift dieser theoretische Ansatz die nativistische Idee auf, dass
für den Spracherwerb, sei es nun die erste oder zweite Sprache, ein angeborenes
Spracherwerbssystem verantwortlich ist. Auch wenn man diesem theoretischen
Ansatz folgt, bleibt zu kritisieren, dass sich die Identitätshypothese zu wenig mit
der Erklärung interindividueller Unterschiede im Zweitspracherwerb und damit
mit möglichen Einflussfaktoren beschäftigt.
2.3.3 Interlanguagehypothese
Ein weiterer theoretischer Ansatz, der versucht Zweitspracherwerb zu erklären,
wählt einen neuen Weg, indem er sich intensiv mit der Lernersprache (engl.
Interlanguage) als eigenes System beschäftigt (Oksaar, 2003). Dieser Ansatz
geht auf den Linguisten Larry Selinker zurück, der Anfang der 1970er Jahre die
Ausführungen der Identitätshypothese als Grundlage nahm, um die Interlangu-
agehypothese zu entwickeln (Selinker, 1972). Die Lernersprache bildet sich
demnach beim Erwerb einer Zweitsprache und hat Merkmale der Erst- und
Zweitsprache. Sie ist also zwischen den Systemen der Erst- und Zweitsprache zu
verorten und wird als ein eigenständiges Sprachsystem angesehen, die sich in
mehreren Zwischenschritten entwickelt (Jeuk, 2010). Trotzdem hat sie eine ge-
wisse Variabilität, was bedeutet, dass neben scheinbar bereits erworbenen Struk-
turen auch nicht-zielsprachliche Strukturen verwendet werden. Als wesentliche
Neuerung dieses Ansatzes innerhalb der theoretischen Diskussion um den Zweit-
54 Grundlagen des Zweitspracherwerbs
spracherwerb gilt, dass die Lernersprache und mit ihr die scheinbaren Fehler der
sprachlichen Äußerungen nicht mehr als defizitär, sondern als Teil des regulären
Erwerbsprozesses betrachtet werden. Auch sehen die Vertreter dieser Hypothese
trotz aller Variabilität eine gewisse Systematik im Zweitspracherwerb, der sich
durch systematische Übergänge immer weiter der Zielsprache annähert (Klein,
1992). Erreich ein Lerner nicht das Niveau der Zielsprache bzw. verharrt längere
Zeit auf einem Niveau der Interlanguage, spricht man von Fossilierung (Jeuk,
2010).
Selinker (1972) definiert auch fünf zentrale Prozesse, die während des Zweit-
spracherwerbs ablaufen. Ganz wesentlich sind dabei die Strategien, die der Ler-
ner anwendet. Zum einen, um Regeln der Zweitsprache zu erwerben, indem
Hypothesen aufgestellt und überprüft werden, was an die nativistische Position
angelehnt ist. Zum anderen zählen dazu auch Kommunikationsstrategien, um mit
Personen zu kommunizieren, die die zu erlernende Zweitsprache sprechen. Dazu
zählt beispielsweise auch das Vermeiden, indem schwierige sprachliche Kon-
struktionen durch einfache ersetzt werden, oder auch das Ausweichen auf para-
und nonverbale Mittel wie Modulation, Mimik und Gestik. Bausch und Kasper
(1979) differenzieren eine Reihe weiterer Kommunikationsstrategien, die zum
Teil auch empirisch ermittelt wurden. Als weiteren Prozess beschreibt Selinker
(1972) das Übergeneralisieren von Regeln. Hier werden bereits erworbene Re-
geln der Zielsprache auf Bereiche übertragen, für die sie nicht gelten. Dies kann
beispielsweise bei der Beugung starker Verben passieren, wenn entsprechend der
Regel für schwache Verben anstatt ‚sie ging‘ ‚sie gehte‘ gebildet wird, da die
bereits erworbene Regel für alle Verben übergeneralisiert wird. Der Transfer aus
Trainings bzw. der Lernumgebung bezeichnet die Resultate, die aufgrund von
Übung entstanden. Beispielsweise können aufgrund von zu wenig Differenzie-
rung in der Lernumgebung Äußerungen nicht mit der Zielsprache übereinstim-
men. Darüber hinaus gehört dazu der Transfer von Regeln und Symbolen aus
anderen Sprachen, was in aller Regel die Erstsprache des Lernenden ist. Das
Zusammenwirken dieser Prozesse soll die interindividuellen Unterschiede und
Theoretische Ansätze des Zweitspracherwerbs 55
In der Forschung fand dieser theoretische Ansatz große Resonanz, da man sich
nicht mehr auf einzelne Aspekte wie den Einfluss der Erstsprache (vgl. Kap.
2.3.1) oder den Erwerbsmechanismus an sich (vgl. Kap. 2.3.2) konzentriert,
sondern versucht die Situation des Zweitsprachenlerners umfassender zu erklä-
ren, indem vor allem die Prozesse in den Fokus rücken (Grießhaber, 2010). Kri-
tik richtet sich eher an unklare Begriffsbestimmungen. So verwendet Selinker
(1972) die Begriffe Prozesse und Strategien nahezu äquivalent, was im Rahmen
von empirischen Untersuchungen auf Kritik bzw. Widersprüche stößt (Grießha-
ber, 2010).
Dies greift die Interdependenzhypothese mit ihrer Hauptaussage auf, dass der
Erwerb einer weiteren Sprache und die Fähigkeiten in der Erstsprache sich ge-
genseitig beeinflussen und damit voneinander abhängig sind (Cummins, 1979).
Die Schwellenniveauhypothese definiert darauf aufbauend zwei Schwellen, die
jeweils die Art der Beeinflussung beschreiben. Zudem werden auch die kogniti-
56 Grundlagen des Zweitspracherwerbs
Damit können die Ergebnisse der UNESCO Untersuchung erklärt werden, da die
Kinder, die in Schweden geboren wurden, ihre Erstsprache Finnisch nur inner-
halb der Familie entwickelten und Schwedisch ab dem Kindergarten in Bil-
dungseinrichtungen erwarben, was eher zum Semilingualismus führte. Hingegen
war die Erstsprache der Kinder, die im Schulalter aus Finnland migrierten, be-
reits durch Kindergarten- und Schulbesuch auf einem zielsprachlichen Niveau,
sodass die Zweitsprache Schwedisch einfacher erworben werden konnte.
Auch konnte in weiteren Studien gezeigt werden, dass Kinder, die aufgrund von
später Migration ihre Erstsprache zunächst im Herkunftsland und den dortigen
Bildungseinrichtungen erwerben, weniger Schwierigkeiten beim Erwerb der
Zweitsprache aufweisen als Migranten der zweiten Generation, die bereits im
Zielland Kindergarten und Schule besuchen und dort keine Förderung der Erst-
sprache erhalten (Knapp, 1997). Den Zusammenhang mit kognitiven Fähigkeiten
Theoretische Ansätze des Zweitspracherwerbs 57
versuchten weitere Studien zu bestätigen, die zeigten, dass die Förderung der
Erstsprache im Zielland den Bildungserfolg steigert (Siebert-Ott, 2003). Jedoch
fassen Paetsch et al. (2014) kritisch zusammen, dass die bisher gefundenen Zu-
sammenhänge auch durch bisher nicht kontrollierte Faktoren erklärbar wären
und sehen daher den Einfluss von Fähigkeiten in der Erstsprache auf die Zweit-
sprache als empirisch nicht bestätigt.
Die Inputhypothese geht in ihrer starken Version davon aus, dass verständlicher,
sprachlicher Input der alleinige, notwendige Faktor für erfolgreichen Zweit-
spracherwerb ist (Mitchell & Myles, 2004). Dem liegen Beobachtungen im Erst-
58 Grundlagen des Zweitspracherwerbs
spracherwerb zugrunde, die das sogenannte Motherese (vgl. Kap. 2.2) als zentra-
le Quelle des Spracherwerbs ausmachen. Dabei wird der sprachliche Input an
den Lerner, das Baby oder Kleinkind, angepasst. Demnach erfolgt der Zweit-
spracherwerb im Sinne der Inputhypothese folgendermaßen. Der Input in der
Zweitsprache muss für den Lerner verständlich sein und er sollte ein gewisses
Maß über dem Niveau der aktuellen Lernersprache sein. Wenn genügend Input
präsentiert wird, integriert der Zweitsprachenlerner diese neue Form automatisch
und nähert so seine Lernersprache ein Stück weit mehr an die Zielsprache an
(Mitchell & Myles, 2004).
Der Linguist Michael Long ergänzt die Idee des Inputs um einen wichtigen As-
pekt, indem er die Interaktionshypothese formulierte. Die Ergänzung besteht
darin, dass der Input in der Zweitsprache durch eine sich anschließende Interak-
tion verständlicher gemacht werden kann. Es geht also vor allem um Nachfragen
und Aushandeln von Bedeutungen, um das Verständnis zu sichern. Schließlich
führt dann der verständliche Input im Sinne der Inputhypothese zum erfolgrei-
chen Zweitspracherwerb (Mitchell & Myles, 2004). Anhand einiger experimen-
teller Studien wurde versucht die Interaktionshypothese zu überprüfen, die Mit-
chell und Myles (2004) in einem Überblick zusammenfassen. Darin finden sich
vor allem Hinweise dafür, dass die Interaktion das Verständnis des Inputs för-
dert. Allerdings liefert einzig die Studie von Mackey (1999) Belege dafür, dass
die verständnisfördernde Interaktion auch den Zweitspracherwerb begünstigt.
Eine umfassende empirische Bestätigung steht also noch aus.
chell & Myles, 2004). Wird das kommunikative Ziel nicht erreicht, oder erhält
man direktes Feedback vom Interaktionspartner, ist dies wiederum ein Anlass die
eigene Lernersprache zu reflektieren und Lernprozesse anzustoßen. Damit kon-
zentriert sich diese zweite Erweiterung der Inputhypothese bereits sehr auf be-
wusste Lernprozesse im Zweitspracherwerb. Dies kann für eine ältere Zielgruppe
sicher ein wichtiger Aspekt sein, jedoch lässt die Outputhypothese offen, welche
kognitiven Fähigkeiten dafür vorausgesetzt werden und ob sie dadurch auch
schon für Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter gelten kann. Positiv ist
dennoch anzumerken, dass die Aktivität des Lerners dadurch in den Fokus ge-
rückt wird, was vorherige Ansätze eher vernachlässigten.
tiert ein eher behavioristisches Bild, das weitere Einflussfaktoren auf Erwerbs-
prozesse überwiegend ausblendet.
Die Identitätshypothese nimmt eine ähnlich extreme Position ein, indem der
Erwerbsprozess, ganz im Sinne des Nativismus, überwiegend von angeborenen
Faktoren bestimmt wird und damit nicht auf Unterschiede zwischen Erst- und
Zweitspracherwerb eingegangen wird. Der Fokus dieses theoretischen Ansatzes
liegt hier auf dem Erwerbsprozess selbst. Jedoch bleibt dabei die wichtige Frage
offen, wie die zahlreich beobachteten Unterschiede in Erwerbsverläufen zu er-
klären sind.
Die Input- und Interaktionshypothese fokussiert sich auf den sprachlichen Input
und sich daran anschließende Interaktionen. Dabei nehmen auch der produzierte
Output und damit die Aktivität des Lerners eine wichtige Rolle ein. Insgesamt
sind also die Einflüsse der Umwelt im Zentrum der Aufmerksamkeit und wie
diese für den Zweitspracherwerb gestaltet sein sollten.
Theoretische Ansätze des Zweitspracherwerbs 61
Was bleibt nun nach Betrachtung dieser theoretischen Ansätze zum Zweit-
spracherwerb? Letztlich ist der Zweitspracherwerb ein vielschichtiger Prozess.
Zum einen besteht Sprache aus mehreren Komponenten bzw. Wissensbeständen
(vgl. Kap. 2.1.1). Darüber hinaus ist der Erwerb als langfristiger Prozess zu se-
hen, der mehrere Jahre dauert, und nicht nur deswegen von vielfältigen persona-
len und kontextuellen Faktoren beeinflusst wird. Dadurch scheint es beinahe
unmöglich eine einheitliche Theorie für den Zweitspracherwerb zu formulieren.
Trotz dieser Herausforderung kritisiert Oksaar (2003) die bisherige Theoriebil-
dung in diesem Feld, da zahlreiche theoretischen Ansätze bestehen, die aller-
dings häufig nur Phänomene beschreiben und nicht erklären. Ebenso fehlt es an
einer Synthese der bestehenden Ansätze, die zum Teil sehr spezifische Aspekte
beschreiben, um zu einer umfassenderen Theorie zu gelangen. Auch ist das Vor-
gehen der bisherigen theoretischen Hypothesenbildung kritisch zu hinterfragen,
da häufig nicht-zielsprachliche Äußerungen der Zweitsprachenlerner als Aus-
gangspunkt dienen und dadurch eher eine rekursive Fehleranalyse stattfindet.
Dieses eher induktive Vorgehen hat seine Berechtigung, insofern eine weitere
empirische Überprüfung stattfindet. Hier findet sich jedoch die zweite Schwach-
stelle der bisherigen theoretischen Ansätze zum Zweitspracherwerb. So basieren
viele Studien auf sehr geringen Fallzahlen, was für die Linguistik als durchaus
typisch gilt, aber für inferenzstatistische Verfahren zur Überprüfung von Hypo-
thesen häufig unzureichend ist. Daher gibt es zwar ausführliche Fallbeschreibun-
gen, die aber aufgrund der vielfältigen personalen und kontextuellen Faktoren
häufig nicht verallgemeinerbar sind. Jedoch werden vor allem in den letzten
Jahren mehrere Anstrengungen unternommen, dieses Feld auch empirisch zu
erschließen, wie es z.B. Webersik und Paetsch (2014) anstreben und Vorschläge
dazu bringen. Trotzdem stellt Rost-Roth (2014) fest, dass es insbesondere für
den Zweitspracherwerb von Kindern im Vor- und Grundschulalter eher wenige
Untersuchungen gibt, die den Standards einer empirischen Lehr-Lernforschung
entsprechen.
Dennoch lassen sich als Essenz der bisherigen theoretischen Ansätze folgende
wichtige Punkte des Zweitsprachenerwerbs für die weiteren Ausführungen fest-
62 Grundlagen des Zweitspracherwerbs
Der Antrieb umfasst nach Klein (1992) alle affektiv-motivationalen Faktoren, die
in unterschiedlicher Intensität auf die verschiedenen Komponenten des Sprach-
erwerbs wirken. Neben den Einstellungen gegenüber einer zu erwerbenden
Zweitsprache sind die kommunikativen Bedürfnisse und die soziale Integration,
die mit einer Sprache erfüllt werden können, entscheidend (Gardner, 2006).
Dieser Aspekt wird vor allem in den sprachwissenschaftlich geprägten Ansätzen
zum Zweitspracherwerb kaum explizit angesprochen. Aus Perspektive der päda-
gogischen Psychologie ist es allerdings unerlässlich, personale Aspekte wie die
affektiv-motivationalen Faktoren beim Erwerb oder Lernen von Fähigkeiten zu
berücksichtigen (Krapp, Geyer & Lewalter, 2014).
Der Zugang zur Sprache wird von Klein (1992) als dritter wichtiger Einflussfak-
tor angeführt. Dazu zählt im Sinne der Input- und Interaktionshypothese (vgl.
Kap. 2.3.5) der sprachliche Input, der sich aus dem bloßen Schallstrom sowie
bedeutenden Informationen zusammensetzt, die parallel dargeboten werden wie
Mimik, Gestik aber auch der Kontext. Diese Informationen helfen, der wahrge-
nommenen Sprache Bedeutung zuzuschreiben. Ebenfalls zum Sprachzugang
wird die Kommunikation bzw. Interaktion gezählt (Ahrenholz, 2014c). Hier
kann der Zweitsprachenlerner selbst Sprache produzieren und erhält direkte
Rückmeldung dazu. Er testet gewissermaßen sein bisher erworbenes Sprachsys-
tem und kann es gegebenenfalls modifizieren (Klein, 1992).
Diese drei Aspekte, Antrieb, Sprachvermögen und Zugang zur Sprache, können
sehr unterschiedlich ausgeprägt sein, sich im Laufe des Zweitspracherwerbs
verändern und daher auch verschiedenartige Einflüsse auf den Erwerbsverlauf
nehmen. Um den Erwerbsverlauf zu beschreiben, nennen Klein (1992) und
Ahrenholz (2014c) drei wesentliche Merkmale: die Struktur, die Geschwindig-
keit und letztlich den Endzustand des Zweitspracherwerbs. Die Struktur des
Erwerbverlaufs ist oberflächlich nur durch das Hinzuerwerben neuer sprachli-
cher Formen in der Zweitsprache zu beobachten, was häufig als Phasen, Schritte
oder Stufen beschrieben wird. Dahinter stecken jedoch komplexe Vorgänge, die
das individuelle Sprachsystem verändern, da die einzelnen Sprachkomponenten
nur in Abhängigkeit voneinander funktionieren und daher nur in dieser Weise
erworben werden können. Klein (1992) bezeichnet dies als Synchronisierung der
einzelnen Sprachkomponenten. Gleichzeitig ist die Struktur des Zweitspracher-
werbs durch eine gewisse Variabilität charakterisiert, die jeweils von den oben
beschriebenen Faktoren beeinflusst wird. Trotz aller Unterschiede lassen sich
Gruppen identifizieren, die ähnlichen individuellen und kontextuellen Einfluss-
faktoren unterliegen und daher ähnliche Verläufe im Zweitspracherwerb aufwei-
sen, was sich in der Lernersprache zeigt (vgl. Kap. 2.3.3). Auch geht man davon
aus, dass der Spracherwerb allgemein und damit auch der Zweitspracherwerb auf
grundlegenden Regeln basieren (vgl. Kap. 2.3.2), die nicht beliebig manipulier-
bar sind. Neben der Struktur ist die Geschwindigkeit ein markantes Merkmal zur
64 Grundlagen des Zweitspracherwerbs
Kap. 4.1 und Kap. 1.1). Der Zugang zur Sprache, der auch als sprachlicher Input
bekannt ist, fließt bei der Betrachtung des Erwerbsverlaufs der mündlichen Er-
zählfähigkeit als wichtige situative Bedingung mit ein (vgl. Kap. 1.1). Darüber
hinaus beschäftigt sich Kapitel 5 ausführlich damit, wie der sprachliche Input zu
gestalten ist, damit er positiv auf den Erwerb der mündlichen Erzählfähigkeit
wirkt.
Wie bereits beschrieben (vgl. Kap. 2.1.1), dient Sprache in erster Linie der
Kommunikation, wozu lexikalisches und grammatikalisches Wissen, aber auch
vor allem die Pragmatik von hoher Bedeutung ist. Neben dem Beschreiben, Be-
richten und Argumentieren ist das Erzählen eine grundlegende Kommunikations-
form (Rank, 1995) und findet stets im Rahmen von Interaktion statt (Becker,
2011b). Erzählen umfasst das sprachliche Wiedergeben eines realen oder ausge-
dachten Ereignisses (Quasthoff et al., 2011) und kann daher als rekonstruktiv
bezeichnet werden (Becker, 2011b). Das erzählte Ereignis zeichnet sich dadurch
aus, dass es eine zeitliche Abfolge enthält (Labov & Waletzky, 1997) und vom
Erzähler für erzählwürdig gehalten und entsprechend sprachlich dargestellt wird.
Als erzählwürdig gilt häufig etwas Unerwartetes oder Ungewöhnliches (Carroll
& Timm, 2003), was die unterschiedlichen Autoren auch als Planbruch (Hoff-
mann, 1984), Komplikation (Labov & Waletzky, 1997) oder Höhepunkt (Peter-
son & MacCabe, 1983) bezeichnen. Der Unterschied zum Berichten liegt insbe-
sondere in der persönlichen Bewertung und emotionalen Involviertheit des Er-
zählers. Diese betonen den subjektiven und evaluativen Charakter des Erzählens.
Erzählt wird, was den Erzähler emotional berührt (Schröder, 2005; Wagner &
Steinsträter, 1989).
Im Laufe der kindlichen Entwicklung ist das Erzählen eine der ersten Sprach-
verwendungsweisen, deren Inhalt in der Regel losgelöst von der Situation ist, in
der gerade erzählt wird (Reich, 2013). Um den Inhalt trotzdem verständlich ver-
mitteln zu können, muss mithilfe von Sprache der entsprechende Kontext ge-
schaffen werden. Dazu ist ein komplexes Bündel an Fähigkeiten erforderlich
(Becker, 2011a), das sich natürlich aus sprachlichen, aber auch sozialen, kogniti-
ven und affektiv-motivationalen Bestandteilen zusammensetzt. Zudem hat Er-
zählen auch immer einen situativen Charakter. Auch wenn sich Erzähler und
Zuhörer mithilfe der Sprache inhaltlich von der Situation lösen können, so findet
es in einer sozialen Situation statt und wird von dieser auch beeinflusst. Wie
diese Aspekte der mündlichen Erzählfähigkeit zusammenhängen, wird im An-
schluss an die theoretischen Grundlagen näher erläutert (vgl. Kap. 3.2).
Erzählen ist also das sprachliche Wiedergeben eines realen oder ausgedachten
Ereignisses, das der Erzähler für erzählwürdig hält, und findet im Rahmen von
Interaktion in einer sozialen Situation statt. Besonders ist dabei, dass der Erzäh-
ler eine persönliche Bewertung des Ereignisses vornimmt. Zudem können mithil-
fe von Sprache Inhalte vermittelt werden, die von der aktuellen Situation losge-
löst sind. Das Ergebnis von Erzählen ist schließlich die Erzählung, die eine
sprachliche Einheit aus zusammenhängenden Sätzen mit einer spezifischen über-
Theoretische Grundlagen des Erzählens 69
Textstrukturelle Perspektive
Kognitive Perspektive
Interaktive Perspektive
Die textstrukturelle Perspektive hat in erster Linie die Erzählung als abgeschlos-
senes Produkt zum Gegenstand und lässt den Prozess des Erzählens überwiegend
außer Acht. Als prominenteste Vertreter gelten hier Labov und Waletzky (1997),
die in den 1960er Jahren mündliche Erlebniserzählungen aus dem Alltag von
US-Amerikanern verschiedener Altersgruppen untersuchten, die im Rahmen von
Interviews entstanden. Diese Daten bilden die Grundlage für ihr „Höhepunkt-
strukturmodell“, das die wesentlichen Strukturelemente einer Erzählung be-
schreibt:
Orientierung führt in Ort und Zeit ein und stellt die Akteure vor.
Komplikation stellt den Hauptteil der Erzählung als Abfolge von Ereig-
nissen dar und macht die Erzählwürdigkeit deutlich, indem etwas Un-
erwartetes passiert.
Evaluation gibt eine subjektive Bewertung der Komplikation ab.
Auflösung klärt die Komplikation des Hauptteils.
Coda stellt wieder den Bezug zur aktuellen Situation her und macht das
Ende der Erzählung deutlich.
1983; Quasthoff, 1980; Quasthoff et al., 2011), was die Bedeutsamkeit für Theo-
rie und Empirie verdeutlicht. Es liefert ein anschauliches Modell, wie Erzählun-
gen aufgebaut sind. Gleichzeitig gibt es einen Rahmen, um die Vollständigkeit
und Qualität einer Erzählung zu bewerten. Dies ist insbesondere für den Erwerb
von Erzählfähigkeit von Bedeutung, sowohl für Entwicklungsaspekte als auch
im Zusammenhang mit Interventionen. Zudem zeichnet sich das Modell durch
seinen induktiven Ansatz aus, da es aus der Empirie heraus entwickelt wurde,
indem alltägliche, mündliche Erzählungen untersucht wurden. Hier liegen auch
die Grenzen des Analysemodells, da es in erster Linie auf Grundlage persönli-
cher Erlebniserzählungen entwickelt wurde. So kann die vollständige Übertrag-
barkeit aller Strukturelemente auf andere Erzählformen wie Bildergeschichten
oder Nacherzählungen in Frage gestellt werden.
Mit der kognitiven Wende, die im Kontext von Sprache vor allem mit Chomsky
(1971) verbunden ist, gewinnt auch innerhalb der Erzähltheorien die kognitive
Perspektive an Bedeutung. Dadurch rücken kognitive Prozesse des Erzählens,
also das Produzieren und vor allem das Verstehen von Erzählungen, in den Fo-
kus (Hoppe-Graff, 1984). Die zentrale Annahme ist, dass dem Erzählen ein so-
genanntes Erzählschema zugrunde liegt, das kognitiv repräsentiert ist (Merkt,
2013). Es ist beim Verstehen, aber auch Produzieren von Erzählungen aktiviert
und erleichtert so die kognitiven Prozesse beim Erzählen. Ein Schema wird all-
gemein als ein aktives Netzwerk verstanden, in dem Wissen und Zusammenhän-
ge aufgrund von Erfahrung hierarchisch organisiert sind (Ballstaedt, Mandl,
Schnotz & Tergan, 1981). Schemata kommen beim Erzählen also zweierlei zum
Tragen: einerseits als Erzählschema, wie eine typische Erzählung organisiert ist,
und andererseits hinsichtlich der Inhalte der Erzählung, die z.B. bei einer Erzäh-
lung über einen Spaziergang mit einem Hund entsprechende Schemata aktiveren.
Führt man diese kognitive Perspektive weiter, sind Erzählungen hierarchisch
organisiert und ähnlich wie Sätze nach entsprechenden Regeln aufgebaut, was
Rumelhart (1975) in einer syntaktischen Struktur grafisch abbildet (vgl. Abbil-
dung 1).
Theoretische Grundlagen des Erzählens 71
Abb. 1
Story
Setting Episode
Event Reaction
Event Event
Demnach kann eine Geschichte in zwei Oberkategorien, das Setting und die
Episode, unterteilt werden. Im Setting, das am Beginn steht, werden die Akteure
eingeführt und beschrieben. Die Episode gliedert sich in Ereignisse und Reaktio-
nen, die sowohl internal als auch external verlaufen können. Dieses Gerüst wur-
de in zahlreichen Modellen weiterentwickelt, die unter dem Begriff Story
Grammar bekannt wurden (Stein & Glenn, 1979). Die hierarchische Organisati-
on einer Erzählung und die Gliederung in einzelne Episoden, die relativ unab-
hängig voneinander reproduziert werden können, konnte auch in mehreren Expe-
rimenten nachgewiesen werden (Black & Bower, 1979). Auch Mandler und
Goodman (1982) zeigten in Experimenten mit Studenten, dass Erzählschemata
zum Verstehen von Erzählungen genutzt werden.
Die Fokussierung kognitiver Aspekte beim Erzählen kann als wichtiger Mehr-
wert innerhalb der Erzähltheorie eingeordnet werden, was durch die empirische
72 Mündliche Erzählfähigkeit
Bestätigung bekräftigt wird. Auch wenn die frühen Modelle der Erzählgramma-
tik vor allem dazu dienen, das Verstehen von Erzählungen zu analysieren (Hop-
pe-Graff, 1984), liefern spätere Versionen auch Ansätze, um den Erwerb von
Erzählfähigkeit zu erfassen und zu beschreiben (Boueke, Schülein, Büscher,
Terhorst & Wolf, 1995). Ein häufiger Kritikpunkt an den frühen Modellen der
Erzählgrammatik ist, dass der Planbruch bzw. die Komplikation innerhalb der
Erzählstruktur missachtet wurde. Dieser Aspekt steht häufig mit der Erzählwür-
digkeit in Verbindung und macht damit ein Kernmerkmal von Erzählungen aus.
Dies ist neben der hierarchischen Ordnung auch ein wesentlicher Unterschied
zum Höhepunktstrukturmodell von Labov und Waletzky (1997).
Der erste Job besteht darin, deutlich zu machen, dass nun eine Erzählung (Form)
mit entsprechendem Inhalt folgt, und dafür innerhalb der Interaktion einen pas-
senden Rahmen zu setzen. Das Thematisieren gibt einen inhaltlichen Überblick
oder Ausblick auf das Kommende und stellt eine Art Zugzwang her, damit im
Folgenden eine Person erzählt, also die weiteren Jobs inhaltlich übernimmt.
Beim Elaborieren bzw. Dramatisieren wird das Erzählwürdige genauer darge-
stellt, was in unterschiedlicher Qualität passieren kann. Dieser Job stellt den
Theoretische Grundlagen des Erzählens 73
klassischen Hauptteil der Erzählung dar. Das Abschließen meint, das inhaltliche
Ende der Erzählung darzustellen. Das Überleiten beschreibt den Job, einen An-
schluss zur weiteren Kommunikation zu ermöglichen. Zur Bewältigung dieser
Jobs stehen Erzähler und Zuhörer entsprechende „Mittel“ zur Verfügung, die je
nach Rolle unterschiedlich ausfallen. Der Zuhörer, der im Rahmen der interakti-
ven Perspektive neu in den Fokus rückt, tritt vor allem durch Nachfragen, Auf-
fordern und dem Zeigen von Interesse in Aktion. Dabei kann er während aller
fünf Jobs aktiv werden.
Die Bedeutung der interaktiven Perspektive für die Erzähltheorie liegt offen-
sichtlich in der Ausweitung des Blickwinkels auf die Interaktion, die neben dem
Erzähler den Zuhörer miteinbezieht. Dass dem Zuhörer ebenso wie dem Erzähler
wichtige Aufgaben im Rahmen des Erzählens zugeschrieben werden, betont den
Interaktionsgedanken und kommt der theoriegeleiteten Beschreibung einer Er-
zählung im Alltag näher. Auch wird durch die Beschreibung der Jobs der Fokus
vielmehr auf den Prozess des Erzählens gelenkt. In der Empirie findet das Mo-
dell insofern Anklang, da es ermöglicht Erzählsituationen jenseits des Labors
detailliert zu analysieren, indem die Interaktion mit dem Zuhörer berücksichtigt
wird. Dies realisiert beispielsweise Meng (1992) in einer längsschnittlichen Un-
tersuchung einer Kindergartengruppe, in der sie das Zusammenspiel von Zuhörer
und Erzähler beobachtet, und bestätigt darin die Bedeutung der interaktiven
Perspektive. Genauso hilft das Modell, authentische Erzählsituationen für stan-
dardisierte Beobachtungen zu entwickeln, um die Entwicklung der Erzählfähig-
keit zu untersuchen (Hausendorf & Quasthoff, 1989). Darüber hinaus lassen sich
Implikationen für Förderansätze hinsichtlich der Erzählfähigkeit ableiten (Quast-
hoff et al., 2011).
Wie bereits deutlich wurde, hat jede der drei Perspektiven seinen Schwerpunkt,
vernachlässigt dadurch aber andere wichtige Aspekte des Erzählens. Daher ist es
nicht unüblich, dass insbesondere empirische Arbeiten eine Kombination der
Ansätze verfolgen. So haben bereits Peterson und MacCabe (1983) bei ihrer
Analyse von Kindererzählungen u.a. das Höhepunktstrukturmodell (Labov &
74 Mündliche Erzählfähigkeit
Waletzky, 1997) und die Erzählgrammatik (Stein & Glenn, 1979) angewendet,
um die Vorzüge jedes Analyseansatzes einzubeziehen. Auch Boueke et al.
(1995) entwickeln auf Grundlage der verschiedenen Perspektiven ein eigenes
Modell, das versucht die für sie relevanten Elemente zu integrieren. Dies führt
letztlich zu einem hohen Komplexitätsgrad, der empirisch kaum mehr abbildbar
ist. Trotzdem leistet ihre Untersuchung einen wichtigen Beitrag, um den Erwerb
der mündlichen Erzählfähigkeit nachzuvollziehen, und wird daher im nächsten
Kapitel (vgl. Kap. 4) detaillierter aufgegriffen.
Betrachtet man den interaktiven Charakter von Erzählen, können darüber hinaus
drei grundlegende soziale Konstellationen für Erzählen unterschieden werden
(Claussen, 2004):
Komponenten der mündlichen Erzählfähigkeit 75
Vor allem Formen des dialogischen Erzählens haben auch ohne etwas Unge-
wöhnlichem für die Erzähler einen erzählwürdigen Charakter. In sogenannten
Geflechterzählungen erzählen mehrere Personen abwechselnd von gemeinsamen
Erlebnissen, um sich gegenseitig kollektiver Erfahrungen zu vergewissern
(Andresen, 2013). Erzählungen nehmen also in unterschiedlichen Situationen
unterschiedliche Formen mit entsprechenden Aufgaben an.
Um nun konkret fassbar zu machen, was der Einzelne zum Erzählen benötigt,
wird der Begriff der Erzählfähigkeit eingeführt. Fähigkeiten sind in der pädago-
gischen Psychologie als Bedingungen definiert, die innerhalb der Person liegen
und nötig sind, um eine bestimmte Leistung zu erbringen (Häcker, 2013). Diese
können sowohl genetisch veranlagt als auch erworben sein (Tenorth & Tippelt,
2007). Fähigkeiten können nicht direkt erfasst werden, sondern werden aufgrund
76 Mündliche Erzählfähigkeit
von Verhalten z.B. in Tests operationalisiert (Häcker, 2013). Es kann also ausge-
hend von Verhalten auf zugrundeliegende Fähigkeiten geschlossen werden. Da-
bei wird bereits deutlich, dass auch die Situation und der jeweilige Kontext eine
maßgebliche Rolle für die Beschreibung von Fähigkeiten spielen. So lässt sich
im Sinne des Situated-Cognition Ansatzes Handeln und damit auch sprachliches
Handeln nur im jeweiligen Kontext verstehen (Reinmann & Mandl, 2006), was
die Bedeutung von Situation und Kontext für das mündliche Erzählen bestärkt.
Sprachliche Komponente
sprach- sprach-
spezifisch spezifisch
Basale Spezifische Personale
sprachliche pragmatische Komponente
Fähigkeiten Fähigkeiten
allgemein-
sprachlich
Situative Bedingungen
Die für das Erzählen elementare sprachliche Komponente kann in basale sprach-
liche Fähigkeiten und spezifische pragmatische Fähigkeiten unterteilt werden.
Denn alleine durch das Beherrschen basaler sprachlicher Fähigkeiten in Wort-
schatz und Grammatik, ist das erfolgreiche Erzählen noch nicht gewährleistet.
Daher bedarf es innerhalb der sprachlichen Komponente für das Erzählen zusätz-
Komponenten der mündlichen Erzählfähigkeit 77
Darüber hinaus ist die Situation, in der sich das Verhalten zeigt, also erzählt
wird, ein entscheidender Aspekt beim Betrachten der mündlichen Erzählfähig-
keit (Jampert et al., 2007). Jede Situation hat auch einen bestimmten Kontext,
der ebenfalls das Erzählen beeinflusst. Diese Aspekte werden unter dem Begriff
situative Bedingungen der mündlichen Erzählfähigkeit zusammengefasst.
78 Mündliche Erzählfähigkeit
Diese Komponente der Erzählfähigkeit ist sprachspezifisch, also stark von der
jeweiligen Sprache abhängig. Da im Rahmen dieser Arbeit die Erzählfähigkeit
im Deutschen analysiert wird, beziehen sich die folgenden genaueren Ausfüh-
rungen in Beispielen auf das Deutsche. Die grundlegende Struktur der basalen
sprachlichen Fähigkeiten für die Erzählfähigkeit soll aber sprachunspezifisch
gelten.
Auch für die Mündlichkeit ist die Ebene der Phonetik und Phonologie essentiell
(Lisker, 2011). Phonetische Fähigkeiten beziehen sich in erster Linie auf die
Wahrnehmung, Unterscheidung und Produktion der Laute einer Sprache. Mithil-
fe phonologischer Fähigkeiten werden den verschiedenen Lauten unterschiedli-
che Bedeutungen zugeschrieben. Somit werden die Laute einer Sprache richtig
verwendet und verstanden (Kany & Schöler, 2010).
Das Lexikon einer Sprache beschreibt alle Wörter einer Sprache (Köster, 2010b)
und kann synonym zum Begriff Wortschatz verwendet werden (Köster, 2010a).
Das Beherrschen von Wörtern ist die Grundlage für alle kommunikativen Fähig-
keiten (Komor, 2008) und damit auch für das Erzählen. Bevor erste morphologi-
sche und syntaktische Regeln realisiert werden können, kann bereits mithilfe
einzelner Wörter Kommunikation entstehen. Was aber wirklich unter dem Be-
herrschen von Wörtern zu verstehen ist, bzw. wie es vor allem auch messbar
gemacht werden kann, ist weitestgehend offen (Bargmann, 2011). Die Schwie-
rigkeit liegt u.a. in den unterschiedlichen Dimensionen des Lexikons, die Daller,
Milton und Treffers-Daller (2007) als ‚breadth‘, ‚depth‘ und ‚fluency‘ beschrei-
ben. Darunter ist zunächst der Umfang, die Quantität, des Wortschatzes zu ver-
stehen, also die bloße Anzahl der Wörter, über die eine Person verfügt. Der zwei-
te Aspekt meint die Tiefe, also die Qualität des Wortschatzes, wie präzise und
umfassend ein Wort den Begriff abbildet. Der dritte Aspekt bezieht sich auf das
flüssige Verwenden des Wortschatzes. Dazu zählt das rasche Verstehen und
Produzieren von Wörtern (Bargmann, 2011). Das Lexikon bildet somit das Fun-
dament der basalen sprachlichen Fähigkeiten für das Erzählen.
Komponenten der mündlichen Erzählfähigkeit 81
Abhängig von Umfang und Tiefe des verfügbaren Wortschatzes können jedoch
qualitative Unterschiede entstehen, zum Beispiel bei der Beschreibung einer
Handlung mit einem treffenden oder auch weniger treffenden Verb.
Die Syntax einer Sprache bezieht sich auf die Strukturen innerhalb von Sätzen
(Beyer & Gerlach, 2011). Unter Zuhilfenahme von syntaktischen Regeln werden
Wörter zu Sätzen kombiniert. Im Deutschen besteht ein vollständiger Satz aus
einem Subjekt und einem Prädikat und kann bzw. muss zum Teil durch Objekte
oder adverbielle Bestimmungen ergänzt werden. Darüber hinaus sind ganz im
Sinne der Produktivität von Sprache zahlreiche andere Erweiterungen möglich
(Gadler, 1998). Zu den wichtigsten syntaktischen Regeln zählt im Deutschen die
Verbzweitstellung, also dass das finite Verb im Hauptsatz an der zweiten Stelle
steht (Settinieri & Spaude, 2014). Damit gehen weitere wichtige Regeln einher,
wie die Subjekt-Verb-Kongruenz. Diese beinhaltet, dass das finite Verb in Nu-
merus und Person dem Subjekt entspricht. Diese Kongruenz wird wiederum
durch morphologische Veränderungen am Verb markiert („du gehst“ und „wir
gehen“), was die Verschränkung von Morphologie und Syntax verdeutlicht. Eine
weitere wichtige Regel, die mit der Verbzweitstellung verbunden ist, ist die
Satzklammer. Sie beinhaltet die sogenannte Verbendstellung, also dass der infi-
nite Teil eines Verbs am Satzende steht. Dieser infinite Teil kann ein Partizip
(„er ist nach Hause gegangen“), ein Infinitiv („der Hund kann bellen“) oder das
Präfix eines trennbaren Verbs („sie holt ihn ab“) sein (Albers, 2009).
82 Mündliche Erzählfähigkeit
Die Morphologie einer Sprache bezeichnet die Form und innere Struktur von
Wörtern (Fiuza da Silva Regis, 2010b). Es geht also um die Wortbildung, die zur
grammatischen Markierung vor allem die Flexion von Substantiven, Adjektiven
und Verben umfasst. Darüber hinaus werden im Deutschen aber auch Artikel,
Pronomina und manche Adverbien flektiert. Markiert werden dabei in erster
Linie Kasus, Numerus und Genus. Bei Verben sind es u.a. Person, Numerus,
Tempus und Modus (Matthey, 2010). Darüber hinaus zählen auch die Regeln zur
Bildung neuer Wörter zur Morphologie. Im Deutschen haben hier Komposita,
also zusammengesetzte Wörter, einen besonderen Stellenwert.
Der Fokus liegt bei den spezifischen pragmatischen Fähigkeiten vor allem auf
der Verwendung von Sprache innerhalb einer Interaktion, um eine mündliche
Erzählung zu realisieren. Was genau darunter zu verstehen ist, wird in diesem
Abschnitt erläutert. Nichtsdestotrotz ist eine klare Trennung zwischen den Wis-
sensbeständen bzw. Sprachkomponenten hinsichtlich basaler sprachlicher und
Komponenten der mündlichen Erzählfähigkeit 83
Die Kohäsion einer Erzählung hingegen bezieht sich auf spezifische sprachliche
Markierungen bzw. Mittel, die einzelne Sätze innerhalb zusammenhalten und sie
auch untereinander verbinden (Karmiloff & Karmiloff-Smith, 2001). Kohäsion
bezieht sich also nicht nur auf einzelne Äußerungen, sondern vor allem auch auf
die äußerungsübergreifende Ebene, um logische Verbindungen zwischen den
Äußerungen herzustellen (Hickmann, 2003). Diese sprachlichen Markierungen
bzw. Mittel sind vor allem Pronomen (z.B. sie, dieser, jenes), Konnektoren (z.B.
als, dann, weil, darum), aber z.B. auch Tempusänderungen und die Wortstellung
innerhalb eines Satzes (Karmiloff & Karmiloff-Smith, 2001).
Prozessorientierung
Hoffmann (1989) fokussiert sich eher auf den Prozess hinsichtlich der spezifi-
schen pragmatischen Fähigkeiten, indem er einzelne Elemente im Erzählprozess
identifiziert, denen letztlich die spezifischen pragmatischen Fähigkeiten zugrun-
de liegen. Die Basis dafür bildet eine idealtypische Erzählung. Um diese zu rea-
lisieren, unterscheidet er zwei Hauptprozesse des Erzählens: Die kommunikative
Einbettung ist sowohl zu Beginn als auch am Ende der Erzählung notwendig.
Das Etablieren und Füllen eines szenischen Vorstellungsraums betrifft die ei-
gentliche Erzählung.
Ausgangspunkt für das mündliche Erzählen ist eine Interaktion. Innerhalb dieser
muss der Erzähler einschätzen können, ob und wie eine Erzählung zu platzieren
ist. Auch muss er das Wissen und Interesse des Zuhörers beurteilen können, um
die Erzählung entsprechend danach auszurichten. Dazu muss der Erzähler bereits
vor dem eigentlichen Erzählen den Inhalt in einer groben Struktur kognitiv re-
präsentiert haben. Daraufhin muss innerhalb der Interaktion zur Erzählung über-
geleitet werden. Diese Vorgänge zählen zur kommunikativen Einbettung.
Erzählung müssen dargestellt werden. Dazu ist es nötig, den Bezug zu bereits
Eingeführtem herzustellen, was Hoffmann (1989) als kontinuierliche Referenz
bezeichnet, aber auch unter dem Aspekt der Kohäsion bekannt ist. Hierzu sollte
der Erzähler über besondere sprachliche Mittel verfügen und sie entsprechend
einsetzen können. Für das Einführen z.B. eines bisher nicht bekannten Akteurs
werden indefinite Nominalphrasen verwendet. Um dann wieder darauf Bezug zu
nehmen, werden definite Nominalphrasen oder auch Pronomina verwendet (z.B.
„Ein Mädchen ging spazieren. Da sah das Mädchen eine Blume, die sie pflück-
te.“) (Ahrenholz, 2006).
Neben dem Darstellen der Akteure, Gegenstände, Orte und Zeiten, beschreibt
Hoffmann (1989) Aufgaben, die sich den Handlungen der Erzählung widmen,
also dem eigentlichen Gegenstand der Erzählung. Die Handlungen müssen aus-
gewählt und beschrieben werden. Zudem müssen Verbindungen zwischen den
Handlungen, Akteuren, Gegenständen, Orten und Zeiten geschaffen werden.
Auch muss die Beziehung zwischen den einzelnen Handlungen deutlich gemacht
werden. Dazu gehört auch, die Umstände der Handlungen sowie Ergebnisse und
Folgen darzustellen. Zusätzlich muss Entscheidendes innerhalb der Handlungen
entsprechend betont werden. Eine besondere Rolle nehmen die Akteure als
Handlungsträger ein. Ihnen müssen auch innere Zustände, wie Absichten, Be-
dürfnisse und Wünsche, zugeschrieben werden. Als weitere Aufgabe nennt
Hoffmann (1989) das Bewerten auf verschiedenen Ebenen. So können sowohl
die ganze Erzählung als auch einzelne Handlungen sowie die Akteure eine Eva-
luation durch den Erzähler erhalten.
Am Ende der Erzählung muss diese auch wieder in die Kommunikation einge-
bettet werden. Dies erfolgt, indem die Erzählung deutlich abgeschlossen wird
und zur Folgeinteraktion übergeleitet wird. Parallel zum gesamten Erzählprozess
muss der Erzähler auch kontinuierlich überprüfen, inwiefern das Gesagte ver-
standen wurde und ggf. Korrekturen bzw. Erläuterungen vornehmen. Dieses
Element zählt Hoffmann (1989) ebenfalls zur kommunikativen Einbettung.
86 Mündliche Erzählfähigkeit
Die Darstellung des mündlichen Erzählens von Hoffmann (1989) ist detailreich
und stellt wichtige Aspekte des Erzählprozesses dar. Sie integriert die interaktive
Perspektive der Erzähltheorie, indem das Anbahnen und Überleiten einen wich-
tigen Stellenwert einnimmt. Genauso lassen sich auch Aspekte der textstrukturel-
len und kognitiven Perspektive der Erzähltheorie finden, wie das Planen, Bewer-
ten und Verbinden. Diese theoretische Ausführung bildet auch für die Empirie
eine erste Grundlage, um spezifische pragmatische Fähigkeiten von Erzählenden
zu beschreiben, um Unterschiede zwischen Personen oder Veränderungen über
die Zeit herauszuarbeiten. Aufgrund fehlender eindeutiger Kategorien bietet sich
dieses Vorgehen vor allem für einzelne Fälle und qualitative Forschungsfragen
an.
Strukturorientierung
Weitere theoretische Modelle zur Beschreibung der spezifischen pragmatischen
Fähigkeiten lösen sich mehr von den konkreten Prozessen und setzen auf einer
abstrakteren Ebene an. So benennt Quasthoff (2006) in ihrem Modell zum Er-
zählen die drei Dimensionen, globale Struktur, globale Semantik und globale
Form. Somit nimmt sie im Vergleich zu Hoffmann (1989) eher eine strukturori-
entierte Perspektive auf die spezifischen pragmatischen Fähigkeiten ein.
Die globalsemantische Dimension bezieht sich in erster Linie auf die Fähigkeit,
die relevanten Inhalte einer Erzählung vollständig wiederzugeben und entspre-
chend kohärent aufzubauen (Quasthoff, 2006). Dabei nehmen der Einstieg und
die Darstellung des Höhepunkts einen besonderen Stellenwert ein. Ebenso zählt
Komponenten der mündlichen Erzählfähigkeit 87
hierzu die Bewertung der Ereignisse, was bei Labov und Waletzky (1997) als
Evaluation bezeichnet wird.
Die Dimension der globalen Form umfasst die Fähigkeiten, in der Erzählung
entsprechende sprachliche Formen einzusetzen, um Hervorhebungen oder Zu-
sammenhänge darzustellen. Sprachliche Hervorhebungen sind vor allem beim
Höhepunkt sowie Einstieg und Abschluss relevant, z.B. die Darstellung der Un-
vorhersehbarkeit durch das Wort „plötzlich“. Um einzelne Äußerungen sprach-
lich zu einer Einheit zu verbinden, also Kohäsion zu erzeugen, dienen beispiels-
weise Konnektoren wie „und dann“ (Quasthoff et al., 2011).
Dieses Modell nimmt im Vergleich zum Vorherigen nicht den Prozess des Er-
zählens, sondern die Struktur in den Fokus und unterscheidet dabei drei wichtige
Dimensionen an Fähigkeiten, die dafür nötig sind. Auch wenn die Beschreibung
der Dimensionen im theoretischen Modell ohne der konkreteren Operationalisie-
rung durch das dazugehörige Beobachtungsinstrument DO-BINE (Quasthoff et
al., 2011) sehr abstrakt bleibt, liefert das Modell einen wertvollen Beitrag zur
Auseinandersetzung mit der Erzählfähigkeit, sowohl auf theoretischer Ebene, als
auch durch das entwickelte Beobachtungsinstrument auf empirischer Ebene.
Kommunikative Einbettung
Darstellung von Inhalt und Struktur
Verwendung sprachlicher Mittel
Kommunikative Einbettung
Zunächst muss der Erzählende eine Erzählung im Rahmen der Kommunikation
passend integrieren. Dazu gehört, dass ein Erzählanlass innerhalb einer Interakti-
on als solcher erkannt und adäquat genutzt wird. Dafür ist ein entsprechendes
Feingefühl nötig, um die Erzählung innerhalb der sozialen Situation passend zu
platzieren (Boueke et al., 1995). Eine Erzählung kann auch eingebettet werden,
indem sie bewusst angekündigt wird (Kapica et al., 2014). Darüber hinaus wer-
den im Rahmen der kommunikativen Einbettung spezifische pragmatische Fä-
higkeiten benötigt, um den Sprecher zu wechseln und mit Rückmeldungen der
Zuhörer angemessen umzugehen, was auch unter dem Begriff sprachliche Ko-
operation bekannt ist (Guckelsberger, 2008). Dazu gehören neben des Nachfra-
gens des Zuhörers oder dem geäußerten Wunsch nach einem höheren Detailgrad
in der Erzählung auch nonverbale Rückmeldungen des Zuhörers wie Aufmerk-
samkeit oder Beifall (Boueke et al., 1995). Weiterhin muss die Erzählung im
Rahmen der Interaktion auch entsprechend abgeschlossen werden, sodass das
Ende der Erzähleinheit deutlich wird und sich weitere Kommunikation anschlie-
ßen kann.
Alles in allem muss der Erzähler den Prozess des Erzählens innerhalb einer In-
teraktion steuern können. Aus Sicht der Entwicklungspsychologie ist diese Ebe-
90 Mündliche Erzählfähigkeit
(Sozial-)kognitive Ebene
Affektiv-motivationale Ebene
Kreativität
Wahrnehmung und Motorik
92 Mündliche Erzählfähigkeit
Diese Ebenen werden im Folgenden im Hinblick auf ihre Relevanz für das
mündliche Erzählen genauer dargestellt.
(Sozial-)kognitive Ebene
Ein wichtiger Bestandteil der (sozial-)kognitiven Ebene ist das Verfügen über
eine Theory of Mind (Jungmann & Albers, 2013). Dadurch ist der Erzähler in der
Lage, anderen Personen mentale Zustände zuzuschreiben und die Perspektive
anderer Personen einzunehmen. Dies ist für das Erzählen insofern relevant, da
dem Erzählenden bewusst ist, dass der Zuhörer über ein anderes Wissen verfü-
gen kann und die Erzählung dementsprechend gestaltet werden muss (Kapica et
al., 2014). In einer Studie mit über 100 Kindern im Alter zwischen vier und neun
Jahren konnte regressionsanalytisch bestätigt werden, dass das Verfügen über
eine Theory of Mind mit der Erzählfähigkeit zusammenhängt (Fernandez, 2013).
Darüber hinaus zählt zur personalen Komponente der Erzählfähigkeit, die ein
Kind im Laufe seiner Entwicklung erwirbt, die Verfügbarkeit von Wissen, das im
Gedächtnis gespeichert und abgerufen wird. Zunächst ist Wissen zum Erzählge-
genstand nötig, also zu einem Ereignis. Dieses kann durch Erleben, Beobachten
oder Erzählungen selbst wahrgenommen worden sein (van Dijk & Kintsch,
1983) und ist im episodischen Gedächtnis gespeichert. Alternativ kann der Er-
zählgegenstand auch ausgedacht sein und der eigenen Phantasie entspringen.
Aber auch für Phantasieerzählungen ist Wissen nötig. Das sogenannte Weltwis-
sen (Schelten-Cornish, 2010) besteht u.a. aus medial vermitteltem Wissen, das
von Personen unabhängig und im semantischen Gedächtnis gespeichert ist. Zu-
sätzlich wird es durch persönliche Erlebnisse angereichert und ist daher auch mit
dem episodischen Gedächtnis verbunden (List, 2011). Das Weltwissen liefert
also die Grundlage für den Erzählgegenstand von Phantasieerzählungen. Es
umfasst aber auch die bereits erwähnten kognitiven Schemata (vgl. Kap. 3.1.1)
und Skripts, die Routinen, Abläufe und Muster für Ereignisse enthalten (Enge-
mann, 2013). Ein typisches Beispiel dafür ist der Restaurantbesuch, der in der
Regel nach einem bestimmten Muster abläuft. Das verfügbare Weltwissen ist
demnach für das Erzählen auch dahingehend relevant, da es den Erzählenden
Komponenten der mündlichen Erzählfähigkeit 93
Affektiv-motivationale Ebene
Jedes Handeln, so auch das sprachliche Handeln in Form von Erzählen, bedarf
einer entsprechenden Aktivierung auf affektiv-motivationaler Ebene. So sind
auch für das Erzählen bestimmte Motive und Emotionen sowie die daraus abge-
leitete Motivation entscheidend (Brandstätter, Schüler, Puca & Lozo, 2012;
Heckhausen & Heckhausen, 2010). Demnach ist ein gewisser Grad an emotiona-
ler Involviertheit erforderlich, um überhaupt zu erzählen (Schröder, 2005; Wag-
ner & Steinsträter, 1989). So konnte Albers (2009) zeigen, dass Kinder mehr
erzählen, wenn sie Interesse am Thema haben. Aber auch der emotionale Bezug
zu den Interaktionspartnern scheint die Qualität der sprachlichen Interaktion
positiv zu beeinflussen. Neben diesen eher intrinsischen motivationalen Aspek-
ten, die auch die persönliche Bedeutsamkeit sowie eine positive emotionale
Konnotation einschließen, sind auch extrinsische motivationale Aspekte für das
Erzählen von Bedeutung. Diese sind durch einen instrumentellen Charakter ge-
prägt, was mit negativen oder positiven Konsequenzen verbunden sein kann
(Deci & Ryan, 1985). Letztlich kann die affektiv-motivationale Ebene als ein
zentraler Faktor dafür betrachtet werden, ob die vorhandene Erzählfähigkeit
tatsächlich in eine sprachliche Handlung übergeht.
94 Mündliche Erzählfähigkeit
Kreativität
Neben den (sozial-)kognitiven und affektiv-motivationalen Ebenen nimmt die
Kreativität eine weitere wichtige Ebene der personalen Komponente für die
Erzählfähigkeit ein. So sind Erzählende in der Lage Neues darzustellen, was
zuvor in dieser Art noch nicht vorhanden war. Das kann sich auf kleinere Aspek-
te in Nacherzählungen beziehen, wie es Blaschitz (2014) in ihrer Studie aufzeigt
und als narrativ-kreatives Potenzial bezeichnet. Die Kreativität als individuelle
Voraussetzung kann sich aber auch auf die ganze Erzählung beziehen, was sich
dann vor allem in Phantasieerzählungen widerspiegelt. Mithilfe der verfügbaren
Mittel werden Erzählungen oder Teile einer Erzählung produziert, die zuvor
noch nicht produziert oder gehört wurden (Tracy, 2008).
Schröder (2005) differenziert die Funktionen des Erzählens stärker aus der Per-
spektive des Sprechers. Demnach werden Erzählungen vor allem genutzt, um die
eigene Perspektive darzustellen und damit auch den Zuhörer zu beeinflussen.
Häufig übernehmen Erzählungen mehrere Funktionen, die auch ineinander über-
gehen und daher nicht klar voneinander abgegrenzt werden können (Merkelbach,
2004). Eine eher hörerorientierte Erzählung schließt also sprecherorientierte
Funktionen zur gleichen Zeit nicht aus.
Entsprechend der intendierten Funktion muss der Erzählende in der Lage sein,
die Erzählung passend zu gestalten, was vor allem die spezifischen pragmati-
schen Fähigkeiten in Abhängigkeit von den basalen sprachlichen Fähigkeiten
und der weiteren personalen Komponente betrifft. Die Funktion der Erzählung
bedingt demnach vor allem Inhalt und Struktur der Erzählung, aber auch wie die
Erzählung kommunikativ eingebettet wird und wie sprachliche Mittel eingesetzt
werden. Letztlich hängt die gezeigte mündliche Erzählfähigkeit mit den Funktio-
nen der konkret zu realisierenden Erzählung zusammen. Daher ist die Funktion
der Erzählung innerhalb der konkreten Situation im Kontext der mündlichen
Erzählfähigkeit jeweils zu berücksichtigen.
Die Beziehung zwischen Erzähler und Zuhörer betont vor allem die interaktive
Perspektive der Erzähltheorie (vgl. Kap. 3.1.1). Sie richtet den Blick darauf, dass
Erzählen zwischen mindestens zwei Personen stattfindet, die mehr oder minder
gemeinsam die Jobs des Erzählens zu bewältigen haben (Hausendorf & Quast-
hoff, 1996). Die Beziehung zwischen diesen beiden Personen besteht schon
länger oder entsteht auch erst während des Erzählens. Der Prozess des Erzählens
trägt auch dazu bei, die Beziehung zwischen Erzähler und Zuhörer zu definieren
und zu entwickeln (Guckelsberger, 2008; Schröder, 2005). Der Aspekt der Be-
ziehung zum Zuhörer nimmt damit eine wichtige Ebene der situativen Bedin-
gungen in Bezug auf die mündliche Erzählfähigkeit ein.
Sozialer Kontext
Als zweite Ebene der situativen Bedingungen der mündlichen Erzählfähigkeit
ergibt sich der soziale Kontext der Interaktion zwischen Erzähler und Zuhörer.
Der soziale Kontext der Erzählung kann für Kinder in innerhalb und außerhalb
der Familie unterteilt werden, wobei unter außerhalb der Familie vor allem insti-
tutionelle Bildungseinrichtungen wie Kindergarten und Schule verstanden wer-
den. Der innerfamiliäre Bereich kann als erster Kontext bezeichnet werden, in
dem ein Kind dem Erzählen begegnet, und nimmt damit eine besondere Rolle ein
(Becker, 2011a). Insgesamt bestimmt der Kontext die Art und Weise des Erzäh-
lens mit, damit es letztlich zu einer Passung zwischen Erzählung und Kontext
kommt. So wird innerhalb der Familie anders von einem Erlebnis erzählt als in
der Schule. Dieser Unterschied kann hinsichtlich aller sprachlichen Ebenen (vgl.
Kap. 3.2.1 und 3.2.2) auftreten. Besonders hervorzuheben sind dabei die seman-
tisch-lexikalische Ebene sowie alle drei Ebenen der spezifischen pragmatischen
Fähigkeiten. So ist der verfügbare Wortschatz vor allem anfangs auch eng mit
dem Erwerbskontext verknüpft (Szagun, 2013) und damit auch die Wortschatz-
98 Mündliche Erzählfähigkeit
Sprachliche Komponente
Personale
Komponente
Spezifische
Basale sprachliche pragmatische (Sozial-)kognitiv
Fähigkeiten Fähigkeiten
Affektiv-
motivational
Phonetik & Phonologie Kommunikation
Kreativität
Semantik & Lexikon Inhalt & Struktur
Motorik &
Morphologie & Syntax Sprachliche Mittel Wahrnehmung
Situative Bedingungen
Anforderungen der
Sozialer Kontext
unmittelbaren Situation
In diesem Modell liegt die Betonung auf den einzelnen Elementen, die für er-
folgreiches Erzählen innerhalb der Person und in der Situation vorhanden sein
müssen. Dies ist im Rahmen dieser Arbeit wichtig, um im nächsten Schritt den
Erwerbsverlauf der mündlichen Erzählfähigkeit genau zu betrachten (vgl. Kap.
4) und daran anschließend Möglichkeiten für die Förderung der mündlichen
Erzählfähigkeit abzuleiten (vgl. Kap. 5). Auch ist die detaillierte theoretische
Auseinandersetzung mit der Erzählfähigkeit eine wichtige Basis für den empiri-
schen Teil dieser Arbeit, um die mündliche Erzählfähigkeit entsprechend zu
erfassen (vgl. Kap. 8).
keiten sowie der personalen Komponente und den situativen Bedingungen für
das erfolgreiche Erzählen elementar.
Die enge Verbindung zwischen Kognition und Sprache wurde schon vielfach
betont (Beller & Bender, 2010; Beyer & Gerlach, 2011). Ein Rückstand in der
sprachlichen Entwicklung geht beispielsweise häufig mit einer verzögerten kog-
nitiven Entwicklung einher (Albers, 2009). Dabei sind besonders die sozial-
kognitiven Voraussetzungen wie das Verfügen über eine Theory of Mind, und
die basalen sprachlichen Fähigkeiten relevant, um für den Zuhörer verständliche
Äußerungen produzieren zu können.
Aber auch zwischen den basalen sprachlichen und den spezifischen pragmati-
schen Fähigkeiten ist aus einer entwicklungspsychologischen Perspektive ein
Zusammenhang vorhanden, da beide Bereiche für erfolgreiches sprachliches
Handeln benötigt werden (Becker, 2011a). Dies bestätigen auch aktuelle Studien,
indem sie einen starken positiven Zusammenhang zwischen den basalen sprach-
lichen und den spezifischen pragmatischen Fähigkeiten nachweisen (Dollnick &
Pfaff, 2013; Meindl & Jungmann, 2014; Quasthoff et al., 2011). Knapp (1997)
zeigt in seiner Untersuchung, dass Kinder mit geringen basalen sprachlichen
Fähigkeiten vor allem Schwierigkeiten haben, Inhalt und Struktur der Erzählung
kohärent darzustellen sowie mithilfe sprachlicher Mittel eine entsprechende
Kohäsion zu erzeugen.
Die theoretischen Überlegungen zum mündlichen Erzählen (vgl. Kap. 3.1) sowie
die Darstellung der Komponenten der mündlichen Erzählfähigkeit (vgl. Kap.
3.2) bilden den grundlegenden Orientierungsrahmen für die weiteren Ausführun-
gen in dieser Arbeit, sowohl theoretisch als auch für die empirische Untersu-
chung. Im nächsten Kapitel wird dafür zunächst der Erwerbsverlauf der mündli-
chen Erzählfähigkeit bei mehrsprachigen Kindern betrachtet. Zu diesem Zweck
Komponenten der mündlichen Erzählfähigkeit 101
wird das bereits in diesem Abschnitt dargestellte Modell zur mündlichen Erzähl-
fähigkeit hinsichtlich der sprachlichen Komponente noch differenziert (vgl. Kap.
1.1). In Kapitel 5 erfolgen dann theoretische Ausführungen, wie die mündliche
Erzählfähigkeit bei mehrsprachigen Kindern gefördert werden kann, was im
anschließenden empirischen Teil der Arbeit untersucht wird.
4 Erwerbsverlauf der mündlichen Erzählfähigkeit
zweisprachiger Kinder
nen Phonetik und Phonologie, Semantik und Lexikon sowie Morphologie und
Syntax gegliedert (vgl. Kap. 3.2.1).
Die Produktion von Lauten beginnt mit der Geburt und wird als vorsprachliche
Phase bezeichnet, die nach circa sechs bis achten Monaten durch die Bildung
sprachlicher Laute erweitert wird. Die vorsprachliche Phase verläuft für Kinder
jeglicher Erstsprache ähnlich, indem das Schreien nach und nach mit Gurren,
Lachen und Lallen ergänzt wird. Die verbale Phase verläuft spätestens mit der
Bildung der ersten Wörter mit circa zwölf Monaten sprachspezifisch, da das
System der jeweiligen Sprachen erworben wird (Weinert & Grimm, 2008). Für
alle Sprachen gilt aber, dass vor dem Konsonanten- das Vokalsystem erworben
wird (Kany & Schöler, 2010; Weinert & Grimm, 2008). Detaillierte Ausführun-
gen zur Erwerbsreihenfolge der phonetischen und phonologischen Fähigkeiten in
der Erstsprache Deutsch können beispielsweise Kany und Schöler (2010) ent-
nommen werden.
vollständig für die Zweitsprache anpassbar. Für den Erwerb phonetischer Fähig-
keiten in der Zweitsprache ergibt sich also eine kritische Zeitspanne (Lisker,
2011).
text, in dem es erworben wurde, gelöst werden und in weiteren Kontexten ange-
wendet werden. Darüber hinaus wird das Wort mit anderen Wörtern vernetzt.
Ober- und Unterbegriffe werden gebildet und zueinander in Beziehung gesetzt
(Apeltauer, 2005). Vor allem beim sukzessiven Zweitspracherwerb ergibt sich
die Besonderheit, dass der Lernende auf bereits erworbene Begriffe in der Erst-
sprache zurückgreifen kann und diese ebenfalls mit dem neuen Wort in der
Zweitsprache in Verbindung bringen kann (Ehlich et al., 2012). Zusätzlich wird
mit dem neuen Wort auch morphologisches und syntaktisches Wissen erworben.
Dies verdeutlicht wieder die starke Verknüpfung der verschiedenen sprachlichen
Ebenen. Wenn eine Automatisierung stattgefunden hat, kann dieser Erwerbspro-
zess als abgeschlossen bezeichnet werden. Es zeigt sich also, dass der Erwerb
semantischer und lexikalischer Fähigkeiten ein komplexer und längerer Prozess
ist. Auch ist Vorsicht geboten von einmaligen zielsprachigen Wortverwendungen
darauf zu schließen, dass ein Kind das Wort mit seinen Bedeutungen vollständig
erworben hat und entsprechend flexibel verwenden kann (Apeltauer, 2007b).
Mehrere Studien versuchen den Wortschatz von Kindern mit Deutsch als Zweit-
sprache zu beschreiben und mit dem von monolingualen Kindern zu vergleichen.
Im Rahmen der BiKS-3-8 Studie zeigt sich für zweisprachige, etwa dreieinhalb-
jährige Kindergartenkinder ein deutlicher Rückstand zu einsprachigen Altersge-
nossen im Verstehen und Produzieren des Wortschatzes im Deutschen (Dubowy,
Ebert, von Maurice & Weinert, 2008). Auch für Grundschulkinder bleibt dieser
Unterschied bestehen. So untersucht Limbird (2007) in einer Längsschnittstudie
den Wortschatz im Deutschen von 169 einsprachigen und zweisprachigen
Grundschülern mit Türkisch als Erstsprache. Dabei ergibt sich, dass die zwei-
sprachigen Schüler über einen signifikant kleineren Wortschatz im Deutschen
verfügen als die einsprachigen Altersgenossen, was auch über die Zeit stabil
bleibt. Diese Ergebnisse bestätigt auch die DESI-Studie, die u.a. den Wortschatz
der Neuntklässler über alle Schulformen in Deutschland hinweg erfasst. Dem-
nach haben zwei- bzw. mehrsprachige Schüler, unabhängig von der Schulform,
einen kleineren Wortschatz im Deutschen als ihre einsprachigen Mitschüler
(Willenberg, 2008).
110 Erwerbsverlauf der mündlichen Erzählfähigkeit
Die erste Stufe wird mit der Produktion der ersten Wörter erreicht, also mit etwa
zwölf Monaten. Zwischen anderthalb und zwei Jahren, nach Erreichen der 50-
Wörter-Marke, werden auf der zweiten Stufe auch Zwei- und Dreiwortäußerun-
gen gebildet, die noch häufig auf Funktionswörter verzichten, unflektierte Wör-
ter nutzen und eine Verbendstellung aufweisen. Durch die Kombination von
mindestens zwei Wörtern spricht man vom Erwerb des syntaktischen Prinzips,
da Wörter zueinander in Bezug gesetzt werden. Die Sprache zeichnet sich in
dieser Phase durch ihren telegraphischen Stil und eine hohe Kontextabhängigkeit
aus (Jungmann & Albers, 2013). So produziert das Kind nur die wichtigsten
Satzelemente und lässt die übrigen aus. Auch sind die Äußerungen nur mit dem
entsprechenden Kontext verständlich, da morphologische Markierungen und
weitere syntaktische Elemente noch weitestgehend fehlen. Mit etwa zweieinhalb
Jahren beginnt nach Clahsen (1982) die dritte Stufe des Syntaxerwerbs. Diese
zeichnet sich durch Mehrwortäußerungen aus, in denen bereits die Verbzweit-
stellung und zum Teil die Subjekt-Verb-Kongruenz realisiert werden. Zudem
werden neben Nomen und Verben weitere Wortarten verwendet, wie Adjektive,
Präpositionen und Konjunktionen. Der telegraphische Stil mit seinen zahlreichen
Auslassungen gilt als überwunden. Die vierte Stufe erreicht ein Kind mit etwa
drei Jahren. Damit ist die Subjekt-Verb-Kongruenz vollständig erworben. Auch
die Satzklammer und erste Nebensätze werden gebildet. Mit etwa dreieinhalb
Jahren hat das einsprachige Kind mit der fünften Stufe komplexe Strukturen
erworben, indem Teil- und Nebensätze gebildet werden (Clahsen, 1982). Eine
112 Erwerbsverlauf der mündlichen Erzählfähigkeit
auch argumentiert werden, dass die Verbstellung ein wesentliches Element dar-
stellt und damit das Modell eine sinnvolle Reduktion aufweist. So befasst sich
auch Haberzettl (2005) in einer umfassenden, längsschnittlichen Fallanalyse mit
der Verbstellung im frühen Zweitspracherwerb und kann einen ähnlichen Er-
werbsverlauf nachweisen.
Die Flexion, also die Wortbeugung, beginnt mit etwa zwei Jahren und ist in ihren
Grundzügen mit etwa sechs Jahren abgeschlossen. Jedoch gibt es einige Formen,
die erst später vollständig erworben werden, wie die Flexion unregelmäßiger
Verben (Kany & Schöler, 2010). Das Kasussystem bei Substantiven, Adjektiven,
Artikeln, Pronomen und Präpositionen stellt eine der schwierigsten und langfris-
tigsten Erwerbsaufgaben im Deutschen dar. Der Erwerb beginnt mit etwa zwei
Jahren. Mit ungefähr zweieinhalb Jahren werden bereits Artikel in Verbindung
mit Substantiven verwendet (Kemp & Bredel, 2008). Auch gibt es eine feste
Erwerbsreihenfolge für das Kasussystem (Kany & Schöler, 2010). Zuerst wird
der Nominativ als sogenannter Subjektkasus erworben. Dieser wird später um
den Akkusativ ergänzt, der als Objektkasus fungiert und damit nicht immer ziel-
sprachlich verwendet wird. Das verändert sich, sobald der Objektkasus mithilfe
des Dativerwerbs differenziert werden kann. Der Genitiv tritt bereits früh bei
Eigennamen auf. Vollständig erworben ist er häufig aber erst im Grundschulalter
(Kemp & Bredel, 2008). Der Genuserwerb scheint bei einsprachigen Kindern
mit dem Erlernen des Wortschatzes einherzugehen (Kany & Schöler, 2010).
Jedoch gibt es auch Forschungsergebnisse, die darauf hinweisen, dass auch beim
Erstspracherwerb phonologische Regeln für den Genuserwerb genutzt werden
(Szagun, Stumper, Sondag & Franik, 2007). Für den Erwerb des Numerus wird
ebenfalls angenommen, dass er zum Teil mit jedem Wort entsprechend erlernt
wird. Gleichzeitig gibt es Regeln, die aus der Lautstruktur ableitbar sind, die den
Numeruserwerb unterstützen könnten. Dieses Prozess ist etwa mit Beginn der
Schulzeit abgeschlossen (Kany & Schöler, 2010).
(Haberzettl, 2005). Hinsichtlich des Tempus ist die Datenlage ziemlich deutlich,
dass zunächst das Präsens und anschließend das Perfekt erworben wird (Landua
et al., 2008). Weitere Formen sind dann das Präteritum und Futur.
Die bisher dargestellten Stufenmodelle legen den Schluss nahe, dass der Sprach-
erwerb linear verläuft, was aber nicht für alle Bereiche zutrifft. Vor allem bei
morphologischen Fähigkeiten, aber auch in anderen Bereichen, kommt es häufig
zu u-förmigen Entwicklungen (Lisker, 2011). Diese lassen sich auf das Überge-
neralisieren erworbener Regeln zurückführen, was häufig bei der Pluralbildung
von Substantiven oder der Flexion unregelmäßiger Verben zu beobachten ist.
Das lässt sich dadurch erklären, dass ein Kind zunächst die zielsprachliche Form
produziert ohne das dahinterstehende Regelsystem erworben zu haben. Manche
Autoren sprechen auch von auswendig gelernten Wortformen (Kany & Schöler,
2010). Sobald erste Regeln für die Wortbildung erworben sind, werden diese für
alle Wörter verwendet, also übergeneralisiert. Dadurch entstehen für zuvor ziel-
sprachliche Äußerungen wieder nicht korrekte Wortformen. Dies ist allerdings
nicht als Rückschritt zu interpretieren, sondern ist im Sinne der Übergeneralisie-
rung ein wichtiger Schritt im Erwerbsverlauf. Das Kind hat eine Regel erkannt
und wendet diese an. Treten zu einem späteren Zeitpunkt wieder zielsprachliche
Äußerungen auf, kann von einem vollständig erworbenen Regelsystem ausge-
gangen werden. Dieser Aspekt ist ein wichtiger Punkt bei der Bewertung sprach-
licher Fähigkeiten. So besteht die Gefahr, dass bei einmaligen, kurzfristigen
Beobachtungen falsche Schlüsse gezogen werden, da eine zielsprachliche Äuße-
rung bereits als vollständig erworbenes Regelsystem interpretiert werden könnte.
Bisher wurden vor allem produktive Fähigkeiten auf der Ebene der Morphologie
und Syntax beschrieben. Weinert und Grimm (2008) stellen in einem Studien-
überblick dar, dass das Verstehen der syntaktischen und morphologischen Ebene
bereits vor den ersten produktiven Fähigkeiten erworben wird. Ab der Grund-
schule wird diese Fähigkeit u.a. durch den Schriftspracherwerb ausdifferenziert
(Kotzerke, Ebert & Weinert, 2014). So ergaben Analysen im Rahmen der längs-
schnittlichen BiKS-Studie, dass einsprachige Schüler der ersten Klasse einfache
Satzstrukturen verstehen, die beispielsweise Präpositionen oder Pluralformen
enthalten. Auch eine höhere Schwierigkeitsstufe mit Passivkonstruktionen oder
Personalpronomen im Akkusativ oder Dativ bereitet der Mehrheit keine Ver-
ständnisschwierigkeiten. Komplexere Satzstrukturen mit dem Konnektor „dass“
Basale sprachliche Fähigkeiten 117
oder mit Relativsätzen, die ein Pronomen als Objekt aufweisen, sind hingegen
für einen großen Teil der ersten Klasse noch eine Herausforderung. Hier zeigt
sich allerdings eine kontinuierliche Entwicklung, so dass in der dritten Klasse
fast alle Kinder auch hier keine Verständnisprobleme mehr aufweisen (Kotzerke
et al., 2014).
Für den frühen Zweitspracherwerb ergibt die Analyse von Daten des Nationalen
Bildungspanels von fünfjährigen zweisprachigen Kindern, dass diese im Ver-
gleich zu monolingualen Kindern geringere Fähigkeiten im Grammatikverständ-
nis haben. Besonders lange Sätze mit Teilsätzen und Präpositionalphrasen berei-
ten den zweisprachigen Kindern Verständnisschwierigkeiten (Berendes, Wagner,
Meurers & Trautwein, 2015). Die Ergebnisse in Bezug auf die Satzlänge bestä-
tigt auch eine Studie mit älteren Kindern der dritten Grundschulklasse (Haag,
Heppt, Stanat, Kuhl & Pant, 2013). Eine weitere Studie zum Hörverstehen, in der
u.a. das Verständnis grammatischer Strukturen, wie Nebensätze und Passivkon-
struktionen, von zweisprachigen Kindern der zweiten und dritten Klasse mit
einsprachigen Gleichaltrigen verglichen wird, kommt zu einem ähnlichen Ergeb-
nis. Kinder mit Deutsch als Zweitsprache weisen geringere Fähigkeiten in den
geprüften grammatikalischen Bereichen auf (Heppt, Stanat, Dragon, Berendes &
Weinert, 2014). Die bereits erwähnte längsschnittliche BiKS-Studie (Kotzerke et
al., 2014) zeigt ebenfalls einen Rückstand der zweisprachigen Grundschulkinder
gegenüber monolingualen Gleichaltrigen in allen drei untersuchten Klassenstu-
fen. Jedoch versteht auch eine große Mehrheit der zweisprachigen Kinder bereits
in der ersten Klasse einfache Satzstrukturen, die zum Beispiel Präpositionen oder
Pluralformen enthalten. Ebenso bereitet auch die höhere Schwierigkeitsstufe mit
Passivkonstruktionen oder Personalpronomen im Akkusativ oder Dativ der
Mehrheit der zweisprachigen Kinder keine Verständnisschwierigkeiten. Hin-
sichtlich der komplexen Satzstrukturen, die beispielsweise den Konnektor „dass“
oder Relativsätze enthalten, erreichen die zweisprachigen Schüler nach zwei
Jahren, also in der dritten Klasse, das Niveau der einsprachigen Mitschüler in der
ersten Klasse (Kotzerke et al., 2014).
118 Erwerbsverlauf der mündlichen Erzählfähigkeit
Zusammenfassung
Insgesamt zeigt sich für die Kindergarten- und Grundschulzeit ein Rückstand der
zweisprachigen Kinder in den morphologischen und syntaktischen Fähigkeiten
des Deutschen gegenüber einsprachigen Gleichaltrigen, ähnlich wie für die Ebe-
ne der Semantik und des Lexikons (Dubowy et al., 2008). Auch wenn vor allem
in den letzten Jahren mehrere Studien mit größeren Stichproben durchgeführt
wurden, die sowohl im Querschnitt ein- mit zweisprachigen Kindern verglei-
chen, als auch im Längsschnitt den Erwerbsverlauf zweisprachiger Kinder erfas-
sen, besteht weiterhin ein großer Forschungsbedarf in diesem Feld. So fehlen
fundierte Erkenntnisse zum frühen Zweitspracherwerb vor allem für die produk-
tiven morphologischen und syntaktischen Fähigkeiten im Deutschen, die auf
einer breiten empirischen Basis stehen, indem auch relevante Einflussfaktoren
wie Kontaktdauer, Erstsprache, sowie weitere individuelle, familiäre und institu-
tionelle Faktoren systematisch erfasst werden. Da die Kinder mit frühem Zweit-
spracherwerb eine besonders heterogene Gruppe darstellen, sind vor allem die
genannten Einflussfaktoren von hoher Bedeutung.
2013). Dies relativiert also die einfache Übertragbarkeit von der Erst- in die
Zweitsprache.
Im Alter von etwa zwei bis drei Jahren beginnen Kinder in der Regel zu erzählen
(Berman, 2012; Guckelsberger, 2008). Allerdings werden viele wichtige Jobs
des Erzählens im Sinne der interaktiven Perspektive (Hausendorf & Quasthoff,
1996) noch vom kompetenteren und älteren Zuhörer übernommen. So gibt in
diesem Alter häufig der Zuhörer den Erzählanlass, indem er konkret nach einem
Ereignis frägt, und unterstützt auch die Verständnissicherung, indem er relevante
Informationen ergänzt (Guckelsberger, 2008). In diesem Alter kann also noch
nicht von einem autonomen, kompetenten Erzähler hinsichtlich der kommunika-
tiven Einbettung gesprochen werden. Die Untersuchung von Meng (1991), die
Alltagssituationen von Kindergartenkindern hinsichtlich der Erzählfähigkeit
analysiert, findet erst bei dreieinhalbjährigen Kindern Erzählungen, die das An-
bahnen und Abschließen innerhalb einer Interaktion beinhalten. Jedoch realisiert
diese Altersgruppe auch bereits wichtige Elemente, wie das Abstimmen mit dem
erwachsenen Zuhörer in der Einleitungsphase über das Thema oder auch die
Verständnissicherung des Zuhörers in der Abschlussphase.
der Erzählung und das Überleiten zur weiteren Kommunikation nur wenigen
Kindern bereits eigenständig gelingen. Hier zeigt sich also trotz anderer Untersu-
chungs- und Erzählbedingungen ein ähnliches Ergebnis wie bei Becker (2011b).
Fünfjährige Erzähler benötigen also noch häufig die Unterstützung von erwach-
senen Zuhörern, vor allem in primär produzierten Erzählungen, um die kommu-
nikative Einbettung in eine Interaktion zu bewältigen.
Mit Beginn des Schulalters zwischen sechs und sieben Jahren verändern sich die
Erzählfähigkeiten hinsichtlich der kommunikativen Einbettung merklich. Meng
(1991) entdeckt bei den von ihr untersuchten Sechsjährigen eine kompetente
kommunikative Einbettung der Erzählungen in die laufende Interaktion. Auch
Becker (2011b) findet bei einer weiteren Teilstichprobe von 19 Siebenjährigen
keine Zuhörerunterstützung mehr beim Erzählen von Bildergeschichten, Nacher-
zählungen und den primär produzierten Phantasieerzählungen. Einzig die Erleb-
niserzählung bedient sich weiterhin der Zuhörerunterstützung innerhalb der In-
teraktion. Hausendorf und Quasthoff (1996) untersuchen ebenfalls 19 siebenjäh-
rige Kinder und können feststellen, dass eine Mehrheit im Vergleich zu den
Jüngeren die Notwendigkeit der kommunikativen Einbettung innerhalb der In-
teraktion erkennt und diese auch in Ansätzen durch das Anbahnen und Überlei-
ten sowie die Verständnissicherung realisiert.
Für ältere Grundschulkinder (19 Neunjährige) findet Becker (2011b) nur noch
vereinzelt den Bedarf durch den Zuhörer unterstützt zu werden. Auch Hausen-
dorf und Quasthoff (1996) berichten auf Grundlage der 20 untersuchten Zehnjäh-
rigen und den 17 14-Jährigen, dass ab etwa zehn Jahren Kinder in der Lage sind,
eine Erzählung kompetent abzuschließen und erfolgreich in die weitere Interak-
tion überzuleiten, was ein wichtiger Aspekt der kommunikativen Einbettung ist.
Auch Berman (2012) hält ab dem Alter von zehn Jahren das eigenständige Er-
zählen als abgeschlossene sprachliche Einheit, eingebettet in eine Interaktion, für
erreicht, auch wenn sie den Entwicklungsprozess insgesamt noch nicht als abge-
schlossen betrachtet. So werden bestimmte Ausdrucksfähigkeiten zum Teil erst
122 Erwerbsverlauf der mündlichen Erzählfähigkeit
einzelt auch bereits ab dem Alter von sieben Jahren finden. Am häufigsten ver-
wenden dies allerdings die elf- und zwölfjährigen Kinder. Ein weiteres markan-
tes Ergebnis dieser Untersuchung ist, dass einfache Strukturen in jeder Alters-
gruppe auftauchen. Genauso verwenden einige Fünfjährige bereits episodische
Strukturen, wie auch die Mehrheit der neunjährigen Probanden. Dies zeigt eine
hohe interindividuelle Variabilität hinsichtlich Alter und Komplexität der Er-
zählstruktur. Direkte Aussagen zum Entwicklungsverlauf sind aufgrund der
querschnittlichen Untersuchung zu einem Messzeitpunkt nicht eindeutig mög-
lich. So könnte sowohl ein u-förmiger Entwicklungsverlauf als auch eine starke
Variabilität in der Erwerbsgeschwindigkeit dafür verantwortlich sein. Hervorzu-
heben an dieser Untersuchung ist, dass sie auf einer relativ großen Stichprobe
basiert und auch interferenzstatistische Verfahren zur Berechnung von Korrelati-
onen verwendet. Damit ist eine empirisch fundierte Aussage zu den Erzählfähig-
keiten hinsichtlich der Darstellung von Inhalt und Struktur in den untersuchten
Altersgruppen möglich.
fähigkeit relevant, wenn auf Grundlage einer Geschichte auf die vorhandenen
Fähigkeiten geschlossen wird.
Ein ähnliches Untersuchungsdesign wählen auch Boueke et al. (1995) für eine
größere und zum Teil ältere Stichprobe. Sie lassen insgesamt 96 Kinder, verteilt
auf drei Altersgruppen, Fünfjährige, Siebenjährige und Neunjährige, auch je-
weils drei Bildergeschichten auf Deutsch erzählen. Erzähltheoretisch orientiert
sich diese Arbeit jedoch eher an der kognitiven Perspektive, weshalb vorab vier
Arten von Erzählstrukturen definiert wurden, anhand derer die erzählten Ge-
schichten analysiert werden. Die Ergebnisse zeigen, dass von den fünfjährigen
Kindern bereits alle vier Typen der Erzählstruktur, isoliert, linear, episodisch und
narrativ, realisieret werden. Am häufigsten bilden sie jedoch isolierte und lineare
Strukturen, was mit den Ergebnissen von Bartl et al. (2011) konform ist, die auch
eine geringe Komplexität in der Erzählstruktur für diese Altersgruppe feststellen.
Darüber hinaus liefert diese Studie auch Ergebnisse zu älteren Kindern (Boueke
et al., 1995). Die Siebenjährigen erzählen am häufigsten in linearen und episodi-
schen Strukturen. In der ältesten Gruppe mit neun Jahren dominiert die narrative
Struktur, gefolgt von episodischen Strukturen, wobei isolierte Erzählungen nicht
mehr auftreten. Die Untersuchungsergebnisse lassen also einen stufenweisen
Erwerbsverlauf in der Erzählstruktur vermuten.
In einer weiteren Studie vergleichen Wolf, Boueke und Schülein (2007) ihre
Ergebnisse aus erzählten Bildergeschichten (Boueke et al., 1995) mit freiem
Erzählen. Insgesamt werden von 16 Kindern der drei gleichen Altersgruppen
Erlebniserzählungen elizitiert. Die Ergebnisse zeigen, dass auch bei dieser Er-
zählform ein stufenweiser Erwerbsverlauf der Erzählstruktur zu vermuten ist.
Die Fünfjährigen produzieren vor allem isolierte Strukturen und zum Teil auch
lineare. Fast alle Siebenjährigen bilden lineare Strukturen. Die neunjährigen
Kinder erzählen in episodischer und in narrativer Struktur. Im Vergleich zu den
Bildergeschichten realisieren die Kinder der zweiten Studie also häufiger den
weniger komplexeren Strukturtyp. Zwar kann dies auch mit der bedeutend klei-
neren Stichprobe zusammenhängen. Es lässt sich aber auch durch die Schwierig-
Spezifische pragmatische Fähigkeiten 127
Detaillierter setzt sich mit diesem Thema Becker (2011b) auseinander, die von
ihrer Stichprobe vier Erzählformen in Deutsch produzieren lässt, eine Bilderge-
schichte, eine Phantasieerzählung, eine Erlebniserzählung und eine Nacherzäh-
lung eines bekannten Märchens. Insgesamt werden 55 Kinder verteilt auf die drei
bekannten Altersstufen, fünf, sieben und neun Jahre, untersucht. Die Ergebnisse
können grundsätzlich bestätigen, dass es vermutlich einen stufenweisen Er-
werbsverlauf hinsichtlich der Erzählstruktur gibt. Die Ergebnisse von Boueke et
al. (1995) hinsichtlich der Erzählstruktur bei Bildergeschichten kann Becker
(2011b) bestätigen. Der Vergleich mit der freien Erlebniserzählung kann jedoch
die Ergebnisse von Wolf et al. (2007) nicht vollständig bestätigen. So verfügt bei
Becker (2011b) die Mehrheit der Fünfjährigen bereits über eine lineare Erzähl-
struktur und ein Viertel der Fünfjährigen erzählt sogar in episodischer Struktur.
Jedoch ist die Entwicklung zu den Sieben- und Neunjährigen nicht so groß wie
in den anderen Erzählformen, sodass bei den Neunjährigen die Erlebniserzählung
im Vergleich zu den anderen Erzählformen den geringsten Komplexitätsgrad in
ihrer Struktur aufweist. Diese uneindeutigen Ergebnisse können auf methodische
Probleme zurückzuführen sein, da auch hier wieder nur eine Querschnitt durch
die verschiedenen Altersgruppen vorliegt. Auch ist die Stichprobe von Becker
(2011b) eher als klein zu beurteilen. Hinzu kommt, dass die Kinder aus jeweils
einer Bildungseinrichtung stammen, was zu systematischen unentdeckten Ein-
flussfaktoren führen kann, z.B. durch eine besonders hohe Qualität des Kinder-
gartens der Fünfjährigen.
Die Studie von Marjanovic-Umek, Kranjc und Fekonja (2002) erfasst ein mithil-
fe eines Bilderbuchs nacherzähltes Märchen von 45 slowenischen Kindern im
Alter von vier, sechs und acht Jahren. Die Analyse der Erzählstruktur ergibt
128 Erwerbsverlauf der mündlichen Erzählfähigkeit
Auch die Untersuchung von Hausendorf und Quasthoff (1996), die der interakti-
ven Erzählperspektive zuzuschreiben ist, findet bei ihrem Querschnitt durch vier
Altersgruppen mit insgesamt 75 Kindern einen ähnlichen Entwicklungsverlauf
hinsichtlich Struktur und Inhalt von Erzählungen. Die jüngste Altersgruppe, die
Fünfjährigen, können noch keine inhaltlich und strukturell kohärente Erzählung
darstellen. Die Siebenjährigen produzieren hingegen schon übersatzmäßige Ein-
heiten und auch inhaltlich wird der Erzählgegenstand kohärent wiedergegeben.
Bei den Zehn- und 14-Jährigen sprechen Hausendorf und Quasthoff (1996) von
vollständigen Erzählungen, sowohl inhaltlich als auch strukturell. Auch sie sehen
aus der interaktiven Perspektive einen deutliche Entwicklung zwischen den
Fünf- und Siebenjährigen hinsichtlich dieser Ebene der spezifischen pragmati-
schen Fähigkeiten des Erzählens. Ähnliche Ergebnisse berichtet auch Samara-
Kateeb (2014) für eine arabische Stichprobe, die eine jüngere Altersgruppe ab-
deckt.
Erzählung. Genauso ist der Detailgrad der Erzählungen bereits deutlich höher,
was auch zu komplexeren Strukturen der Erzählungen führt. Das Ergebnis dieser
zwar kleinen dafür aber im Längsschnitt untersuchten Stichprobe deutet auf eine
Bestätigung der zuvor bereits berichteten Ergebnisse zum Erwerbsverlauf dieser
Ebene der spezifischen pragmatischen Fähigkeiten des Erzählens hin. Die Studie
von Meng (1991) beschreibt zwar den Entwicklungsverlauf in erster Linie nur
deskriptiv. Allerdings ist die Güte der Ergebnisse durch die sehr authentische
Datenerfassung in Alltagssituationen und das Längsschnittdesign als hoch einzu-
schätzen.
komplexere Strukturen aus, die eine kohärente Darstellung mit relevanten inhalt-
lichen Details ermöglichen. Ab etwa neun Jahren spätestens mit 14 Jahren be-
herrschen Kinder in der Regel das kohärente Darstellen von Inhalt und Struktur
einer Erzählung. Festzuhalten bleibt, dass die gezeigten Fähigkeiten je nach
Geschichte und Erzählform variieren können. Auch ist nicht per se von einem
kontinuierlichen Erwerbsverlauf auszugehen, sondern es werden auch für diesen
Bereich der Erzählfähigkeit u-förmige Entwicklungen vermutet. Dies ist auch
konform mit der Kritik von Andresen (2013) an den verbreiteten Stufenmodellen
im Sinn von Boueke et al. (1995).
Eine wichtige Studie in diesem Bereich (Thierhoff, 1986) vergleicht fünf mono-
linguale deutschsprachige Kinder im Alter zwischen zwölf und 13 Jahren mit
zehn zweisprachigen Kindern, die in zwei Gruppen unterteilt sind. Fünf 13- und
14-jährige Kinder sind in Deutschland aufgewachsen, sprechen Türkisch als
Erstsprache und kamen mit Deutsch in der Grundschule in Kontakt. Die anderen
fünf Kinder sind 14 und 15 Jahre alt, sind allerdings erst mit elf Jahren nach
Deutschland gekommen und sprechen auch Türkisch als Erstsprache. Im Rah-
men der Studie erzählen alle 15 Kinder einen Stummfilm in Deutsch nach. Die
Ergebnisse zeigen, dass die monolingualen Kinder mehr Inhalt produzieren.
132 Erwerbsverlauf der mündlichen Erzählfähigkeit
Diese Vermutung stützt auch die Studie von Dollnick und Pfaff (2013). Sie un-
tersuchen unter anderem die mündlichen Erzählungen von fünf neun- und zehn-
jährige Kindern, in Türkisch als ihre Erstsprache, Deutsch als ihre Zweitsprache
sowie Englisch als erste Fremdsprache. Die erfassten Erlebniserzählungen wer-
den durch einen Stummfilm stimuliert. Die Fallanalysen zeigen, dass die Struk-
tur in allen Sprachen auf einem ähnlichen Niveau realisiert wird, das dem Alter
entspricht. Die englischen Erzählungen sind aber weniger komplex strukturiert,
was die Autorinnen auf geringere basale sprachliche Fähigkeiten hinsichtlich
Wortschatz sowie Morphologie und Syntax zurückführen.
Mehr Aufschluss zu der Frage, wie sich die spezifischen pragmatischen Fähig-
keiten in dem Bereich Darstellung von Inhalt und Struktur einer Erzählung bei
monolingualen von bilingualen Kindern unterscheiden, gibt die Studie von Hipf-
ner-Boucher et al. (2015). Die größere Stichprobe von insgesamt 75 Kindern im
Alter von viereinhalb Jahren unterteilt sich in drei gleichgroße Gruppen: eine
monolinguale Gruppe, die Englisch als Erstsprache spricht, eine zweisprachige
Gruppe, die Englisch als Zweitsprache erwirbt, aber zu Hause viel Kontakt mit
Englisch hat, und eine weitere zweisprachige Gruppe, die Englisch als Zweit-
sprache erwirbt und zu Hause kaum Kontakt mit Englisch hat. Alle Kinder besu-
Spezifische pragmatische Fähigkeiten 133
chen etwa seit ihrem zweiten Lebensjahr den Kindergarten. Die analysierten
englischen Erzählungen sind Nacherzählungen unter Zuhilfenahme eines Bilder-
buchs. Die Ergebnisse zeigen keinen bedeutsamen Unterschied zwischen den
monolingualen und bilingualen Kindern mit viel Englischkontakt hinsichtlich der
Darstellung von Inhalt und Struktur der Erzählung. Die Kinder, die wenig Eng-
lischkontakt haben, realisieren jedoch bedeutsam weniger Inhalt in ihren Erzäh-
lungen. Hinsichtlich der Struktur der Erzählungen ergibt die Varianzanalyse
keine signifikanten Unterschiede (Hipfner-Boucher et al., 2015). Die Analyse der
Erzählstruktur orientiert sich an der kognitiven erzähltheoretischen Perspektive
(vgl. Kap. 3.1.1). Die Erwerbssituation der zweiten Gruppe, die auch zu Hause
viel Kontakt mit Englisch hat, kann mit simultanem Zweitspracherwerb um-
schrieben werden. Die Ergebnisse zeigen, dass es hierfür keinen Unterschied in
der Darstellung von Inhalt und Struktur gibt. Jedoch muss angemerkt werden,
dass die Fähigkeiten zur Strukturdarstellung in diesem Alter auch bei monolin-
gualen Kindern noch nicht stark ausgeprägt sind, wie bereits dargestellt wurde.
Um mögliche Unterschiede im Erwerbsverlauf zu finden, müssten daher auch
ältere Kinder untersucht werden. Für den frühen sukzessiven Zweitspracherwerb,
der an den zweisprachigen Kindern mit wenig Englischkontakt untersucht wird,
unterscheiden sich die Fähigkeiten in dieser Altersgruppe hinsichtlich der Dar-
stellung der Inhalte (Hipfner-Boucher et al., 2015). Dies könnte, wie auch bereits
bei den zuvor berichteten Studien, mit den geringeren basalen sprachlichen Fä-
higkeiten zusammenhängen.
Eine in Teilen bereits berichtete Studie von Almgren et al. (2008) (vgl. Kap.
4.2.1) vergleicht 59 fünfjährige Kinder, die Spanisch mehr oder weniger in ihrem
Umfeld erwerben und im Kindergarten Baskisch sprechen. Die Ergebnisse zei-
gen, dass 63 % der Kinder, die häufig in Kontakt mit Spanisch sind, Inhalt und
Struktur der Bildergeschichte vollständig nacherzählen können, hingegen nur 22
% der Kinder, die nur wenig Kontakt mit Spanisch haben. Von dieser Gruppe
realisieren 56 % der Kinder eine in allen Teilen unvollständige Erzählung. Für
die Analyse orientiert sich die Studie an der textstrukturellen Erzählperspektive
(vgl. Kap. 3.1.1). Auch die Einführung der Akteure gelingt nur 11 % dieser
134 Erwerbsverlauf der mündlichen Erzählfähigkeit
Die Studie von Manterola et al. (2013), die in Teilen bereits berichtet wurde (vgl.
Kap. 4.2.1), belegt im Vergleich zu den eben berichteten Resultaten einen ra-
scheren Entwicklungsverlauf von zweisprachigen Kindern. Die Ergebnisse zei-
gen, dass zweisprachige Kinder mit fünf Jahren die Erzählstruktur in ihrer
Zweitsprache noch nicht in dem Maße realisieren können wie gleichaltrige ein-
sprachige Kinder. Mit acht Jahren haben die zweisprachigen Kinder jedoch auch
das Niveau der Einsprachigen erreicht. Bei der Darstellung des Settings ergibt
sich für die einsprachige Gruppe sogar eine negative Entwicklung, was die Auto-
136 Erwerbsverlauf der mündlichen Erzählfähigkeit
rinnen zwar nicht erklären, aber ein Hinweis auf eine u-förmige Entwicklung in
diesem Bereich sein kann. Diese Interpretation wird auch durch die gewählte
Elizitationsmethode gestützt, da die Kinder Erzählungen von Erwachsenen nach-
erzählen. Damit wird ein genaues sprachliches Modell vorgegeben, was die Kin-
der mit fünf Jahren noch unreflektiert übernehmen und erst später selbst konstru-
ieren können, was oberflächlich wie eine negative Entwicklung erscheint. Frag-
lich bleibt, ob dieser u-förmige Erwerbsverlauf auch bei zweisprachigen Kindern
relevant ist.
Die bereits zuvor erwähnte Studie von Marjanovic-Umek et al. (2002) (vgl. Kap.
4.2.2) befasst sich ebenfalls mit der Verwendung sprachlicher Mittel zur Herstel-
lung von Referenz, allerdings für Slowenisch. Dabei zeigt sich eine deutliche
Entwicklung über alle drei untersuchten Altersstufen hinweg, die Vierjährigen,
Sechsjährigen und Achtjährigen. Insbesondere zwischen der Gruppe der Vierjäh-
rigen und der Sechsjährigen scheint ein großer Sprung im Erwerbsverlauf zu
erfolgen. Also auch im Slowenischen ist dieses Alter eine wichtige Entwick-
lungsphase, ähnlich wie es Bamberg (1987) für das Deutsche zeigt.
138 Erwerbsverlauf der mündlichen Erzählfähigkeit
Die in Teilen bereits berichtete Studie von Becker (2011b) (vgl. Kap. 4.2.1 und
Kap. 4.2.2) erfasst ebenfalls Aspekte der Referenzherstellung und -erhaltung bei
einsprachigen Kindern verschiedener Altersgruppen und orientiert sich dabei an
Bamberg (1997). Die Querschnittsdaten lassen vermuten, dass es eine deutliche
Entwicklung zwischen fünf und sieben Jahren bei der angemessenen Verwen-
dung von Pronomen gibt, sodass mit sieben Jahren zwischen 85 % und 97 % der
Pronomen angemessen verwendet werden. Mit neun Jahren treten kaum mehr
unangemessene Verwendungsweisen auf. Die Besonderheit in dieser Untersu-
chung liegt darin, dass verschiedene Erzählformen verglichen werden. Dies
zeigt, dass der angemessene Gebrauch von Pronomen, der ein entscheidendes
sprachliches Mittel zur Herstellung von Kohäsion darstellt, zunächst bei produk-
tiven Erzählungen für die Selbstreferenz beginnt. In Erlebniserzählungen ver-
wenden die fünfjährigen Kinder bereits 91 % der Pronomen angemessen, die in
erster Linie selbstreferenziell eingesetzt werden. Später funktioniert dies auch für
die Fremdreferenz, was die Daten der Siebenjährigen Kinder in Phantasie- und
Nacherzählungen zeigen (93 % und 89 % der Pronomen angemessen gebraucht).
In Bildergeschichten bereitet vor allem den Fünfjährigen, aber auch noch den
älteren Kindern, die Kohäsionserzeugung mithilfe von Pronomen die größten
Schwierigkeiten. Diese besondere Art der reproduktiven Erzählung scheint die
Herstellung von Kohäsion mithilfe von Pronomen gegenüber den anderen Er-
zählformen deutlich zu erschweren. Dies kann dadurch erklärt werden, dass das
zu Erzählende zur gleichen Zeit mit Bildern präsentiert wird. Dies erfordert eine
besondere kognitive Leistung, damit das erzählende Kind angemessene sprachli-
che Mittel verwendet und die Perspektive des Zuhörers, der die Bilder nicht
kennt, entsprechend berücksichtigt. Vergleicht man dieses Ergebnis mit Bam-
berg (1987) und Marjanovic-Umek et al. (2002), lässt sich zwischen fünfeinhalb
und sieben Jahren eine wichtige Phase für den monolingualen Erwerb sprachli-
cher Mittel zur Referenzherstellung festlegen.
So berichtet Bamberg (1994) die Ergebnisse für die deutsche Sprache, die auf
einer Stichprobe von 48 Personen basieren. In diesem Fall wurden keine vierjäh-
rigen Kinder untersucht. Hinsichtlich der temporalen Konnektoren, insbesondere
der Subjunktionen wie ‚als‘ oder ‚nachdem‘ ergibt sich, dass diese im Deutschen
eher spät erworben werden. Weitere Formen der temporalen Markierungen ent-
wickeln sich mit dem Alter. Im Vergleich zu anderen Sprachen werden deikti-
sche Adverbien im Deutschen häufiger genutzt, reihende und temporale Adver-
bien dafür deutlich weniger.
Für das Englische, das dem Deutschen linguistisch ähnlich ist, analysieren Ber-
man und Slobin (1994a) Erzählungen von 60 Personen. Hinsichtlich der
Konnektoren ergibt sich, dass die Drei- und Vierjährigen diese nicht nutzen. Die
fünf- und neunjährigen Kinder hingegen nutzen aneinanderreihende
Konnektoren wie ‚und dann‘ bereits sehr häufig. Einzig die erwachsenen Erzäh-
ler dieser Stichprobe verwenden auch andere Konnektoren, die einen größeren
inhaltlichen Zusammenhang herstellen, wie ‚schließlich‘.
Im Kontext von Migration in Deutschland hat vor allem das Türkische eine hohe
Bedeutung. Hierfür untersucht Aksu-Koç (1994) türkische Erzählungen von 40
Personen. In diesem Fall wurden keine vierjährigen Kinder untersucht. Die Er-
gebnisse zeigen, dass sich der Erwerb sprachlicher Mittel in Form von
Konnektoren über das Alter hinweg positiv entwickelt. Die Dreijährigen nutzen
Spezifische pragmatische Fähigkeiten 141
überwiegend keine Konnektoren oder zum Teil nur einfache Partikel wie ‚aber‘
und ‚auch‘. Die fünfjährigen Kinder hingegen verwenden bereits temporale Ad-
verbien wie ‚dann‘ sowie ‚und dann‘ und auch unterordnende Konnektoren des
Türkischen. Die Neunjährigen nutzen immer komplexere Konnektoren, gleich-
zeitig nehmen die aneinanderreihenden Konnektoren ab.
dem verwenden die Kinder schon erste wichtige sprachliche Mittel, die ein Be-
standteil der mündlichen Erzählfähigkeit sind.
Die Längsschnittstudie von Fried et al. (2012) mit 437 deutschsprechenden Kin-
dern, die zu Beginn der zweijährigen Studie fünf Jahre alt waren, wurde in Tei-
len bereits berichtet (vgl. Kap. 4.2.2). Bei dieser Studie wird auch die Verwen-
dung sprachlicher Mittel, explizit der Einsatz von wörtlicher Rede, erfasst. Die
Ergebnisse bei Phantasieerzählungen zeigen eine positive Entwicklung über die
zwei Jahre hinweg. Bei Nacherzählungen zeigt sich dies nur im ersten Jahr. Zwi-
schen sechs und sieben Jahren gibt es keinen Anstieg mehr. Insgesamt wird bei
der Nacherzählung aber deutlich häufiger die wörtliche Rede verwendet, was
sich auch bereits bei den Ergebnissen von Becker (2011b) zeigt.
werden diese auch unterordnend eingesetzt. Es zeigt sich auch, dass in der Regel
temporale vor kausalen Konnektoren erworben werden. Insgesamt treten einige
relevante sprachliche Mittel bereits früh im Kindergartenalter auf. Jedoch werden
erst im Laufe der Zeit alle zielsprachlichen Verwendungsweisen erworben (Ber-
man, 2012), was in Bezug auf den spezifischen pragmatischen Bereich häufig
erkennbar ist. Dies ist auch eine Erklärung für die häufig beobachtbare u-förmige
Entwicklung.
Der in Teilen bereits berichtete Überblick von Viberg (2001) (vgl. Kap. 4.2.2) zu
vier Longitudinalstudien, der den Erst- und Zweitspracherwerb im Schwedischen
vergleicht, liefert auch Ergebnisse zum Erwerbsverlauf von Konnektoren als
sprachliche Mittel zur Herstellung von Kohäsion. Allerdings gibt es keine Anga-
ben dazu, wie lange die zweisprachigen Kinder bereits Schwedisch erwerben.
Für das temporale Adverb ‚dann‘ gibt es im Schwedischen insgesamt drei äqui-
valente Wörter, die ähnlich häufig verwendet werden. Dies zeigen auch die Er-
gebnisse für den Erwerbsverlauf der einsprachigen Kinder. Für die zweisprachi-
gen Kinder nähert sich die Nutzung temporaler Konnektoren erst im erhobenen
Zeitraum von Schulbeginn bis Ende der vierten Klasse dem der erstsprachlichen
Nutzung an. Erst Ende der zweiten Klasse verwenden auch alle zweisprachigen
Kinder alle drei temporalen Adverbien. Auch die ausgeglichene Häufigkeitsver-
teilung haben Ende der vierten Klasse bereits einige zweisprachige Kinder er-
worben. Die Ergebnisse zeigen, dass die zweisprachigen Kinder mehrere Jahre
benötigen, um temporale Konnektoren zielsprachlich zu verwenden. An diesem
Beispiel wird auch deutlich, dass ein einmaliges Auftreten eines sprachlichen
Mittels noch keine zielsprachliche Verwendung bedeutet. Darüber hinaus zeigen
die Ergebnisse, dass der Erwerb dieser spezifischen pragmatischen Fähigkeiten
in der Zweitsprache entsprechende Zeit benötigt.
Spezifische pragmatische Fähigkeiten 145
Die ebenfalls schon in Teilen berichtete Studie von Ahrenholz (2006) (vgl. Kap.
4.2.2) berichtet auch Ergebnisse zur Referenzherstellung in Erzählungen. Die
zweisprachigen neunjährigen Kinder beherrschen bereits zum ersten Erhebungs-
zeitpunkt überwiegend die eindeutige Referenzherstellung mithilfe von Prono-
men. Detailliertere Informationen zur Verwendung sprachlicher Mittel, die sich
auf die gesamte Stichprobe beziehen, liefert die Studie allerdings nicht.
Als grobe Richtlinie für die Erwerbsgeschwindigkeit lässt sich festhalten, dass
die basalen sprachlichen Fähigkeiten für die einfache Kommunikation in der
Zweitsprache innerhalb von durchschnittlich zwei Jahren erworben werden kön-
nen. Der Erwerb sogenannter schriftsprachlicher Fähigkeiten, die vor allem für
den Bildungserfolg entscheidend sind, dauert hingegen mit fünf bis sieben Jahren
deutlich länger (Cummins, 1977; Cummins, 1984). Vergleicht man die Fähigkei-
ten von ein- und zweisprachigen Kindern, so können zweisprachige Kinder nach
etwa zwei bis drei Jahren über die sprachlichen Fähigkeiten in der Zweitsprache
verfügen, die vier- oder fünfjährige, einsprachige Kinder aufweisen (Apeltauer,
2007b). Dass sich diese Entwicklung häufig aber nicht in der Empirie zeigt,
Zwischenfazit zur sprachlichen Komponente 147
von Relevanz, da hier noch einmal bedeutend mehr Einflussfaktoren zum Tragen
kommen, die die häufig durchgeführten Fallanalysen allerdings nicht systema-
tisch berücksichtigen können. Aufgrund dieser Limitationen sind die berichteten
Ergebnisse in diesem Feld entsprechend vorsichtig zu interpretieren. Allerdings
gibt es vor allem in den letzten Jahren auch Studien, die das Thema Erzählen
wieder aufgreifen und auch mit adäquaten Forschungsstrategien vorgehen, wie
das Verbundprojekt TransKiGs (Fried et al., 2012). Auch kleinere Untersuchun-
gen liefern mit dem entsprechenden Detailgrad wertvolle Erkenntnisse, wie die
Arbeit von Becker (2011b).
Für den Erwerbsverlauf der kommunikativen Einbettung zeigt sich, dass diese ab
Beginn des Schulalters sehr gut selbstständig umgesetzt werden kann. Fehlen
dem zweisprachigen Kind jedoch entsprechende basale sprachliche Mittel, wird
vor allem die Hilfe des Zuhörers beansprucht. Ein ähnliches Bild ergibt sich für
die Darstellung von Inhalt und Struktur, die ebenfalls ab dem Grundschulalter
bereits in komplexer Weise gelingt. Allerdings zieht sich der Erwerbsverlauf
dieser Ebene über einen viel längeren Zeitraum und gilt erst im Laufe des Ju-
gendalters als vollständig erworben (Morek, 2013). Der Einfluss des Zweit-
spracherwerbs auf die Erwerbsgeschwindigkeit ist hier ebenso geringer einzu-
schätzen, vorausgesetzt die benötigten basalen sprachlichen Fähigkeiten sind
vorhanden. Der Erwerbsverlauf zur Verwendung sprachlicher Mittel ist hingegen
Zwischenfazit zur sprachlichen Komponente 149
mehr von der jeweiligen Sprache geprägt als die beiden anderen Ebenen der
spezifischen pragmatischen Fähigkeiten. Jedoch lassen sich auch hier sprach-
übergreifende Gemeinsamkeiten, z.B. für den Erwerbsverlauf von Konnektoren,
beobachten. Die Verwendung sprachlicher Mittel wird selbst im Erstspracher-
werb erst im Laufe der Grundschulzeit erworben. Diese Ebene der spezifischen
pragmatischen Fähigkeiten wird also später als die beiden anderen Ebenen er-
worben. Insgesamt gilt jedoch das Alter zwischen sechs und sieben Jahren als
bedeutsam für den Erwerbsverlauf spezifischer pragmatischer Fähigkeiten (Ohl-
hus, 2013).
Darüber hinaus lässt sich festhalten, dass die jeweils beobachtbare Erzählleistung
auch oft von der gewählten Erzählform und den Elizitationsbedingungen ab-
hängt, was auch die Bedeutung der situativen Bedingungen nochmal hervorhebt
(vgl. Kap. 3.2.4). Es lässt sich jedoch nicht global eine einfachere und eine an-
spruchsvollere Erzählform bestimmen. Dies hängt wiederum von der betrachte-
ten sprachlichen Ebene ab. So geben reproduktive Erzählformen bereits ein Mo-
dell der Erzählung vor, was Vorteile für die Darstellung von Inhalt und Struktur
haben kann. Für die Verwendung sprachlicher Mittel, insbesondere der Refe-
renzherstellung, zeigen sich erste Realisierungen hingegen bei Erlebniserzählun-
gen. Bildergeschichten wiederum sind hier eine besondere Herausforderung. Zu
diesem Aspekt trägt vor allem die Studie von Becker (2011b) einen enormen
Erkenntnisgewinn bei, indem mehrere Erzählformen im Sinne eines within-
subject Designs vergleichend analysiert werden.
Auch für die spezifischen pragmatischen Fähigkeiten lassen sich u-förmige oder
auch andere diskontinuierliche Entwicklungen beobachten. Ähnlich wie bei den
basalen sprachlichen Fähigkeiten soll dies allerdings nicht zum Anlass genom-
men werden, die zugrundeliegenden Erwerbstheorien grundsätzlich zu hinterfra-
gen. Vielmehr werden auch hier Prozesse der Übergeneralisierung bzw. der
zunächst unreflektierten Verwendungsweise vermutet. Stude (2013) stellt hierzu
eine Überblick empirischer Studien zusammen, die solch diskontinuierliche
Entwicklungsverläufe beschreiben, und kennzeichnet dies damit auch für den
150 Erwerbsverlauf der mündlichen Erzählfähigkeit
Erzählerwerb als relevantes Phänomen. Dies hat sowohl für die Erfassung als
auch für die Förderung der Erzählfähigkeit wichtige Konsequenzen. So ist dies
ein weiteres Argument für eine längsschnittliche Erfassung sprachlicher Fähig-
keiten über einen längeren Zeitraum, um solche diskontinuierliche Entwick-
lungsverläufe möglichst vollständig erfassen zu können. Jedoch bleibt immer die
Gefahr, dass der untersuchte Ausschnitt den Erwerbsverlauf nicht umfassend
darstellt. Für die Förderung ist es gleichermaßen wichtig den Erwerbsverlauf
entsprechend zu interpretieren und scheinbare Rückschritte adäquat einordnen zu
können.
Sprachliche Komponente
L2 - L1- L1- L2-
spezifisch spezifisch spezifisch spezifisch
Spezifische
Basale sprachliche pragmatische
Fähigkeiten Fähigkeiten
Insgesamt ist davon auszugehen, dass zweisprachige Kinder sowohl über sprach-
spezifisches als auch über allgemeinsprachliches Wissen auf allen Ebenen der
sprachlichen Komponente verfügen (vgl. Kap. 3.2). Ein zweisprachiger Sprecher
verfügt also über sprachspezifisches Wissen in seiner Erstsprache und in seiner
Zweitsprache sowie über allgemeinsprachliches Wissen, das in allen Sprachen
verfügbar ist. Für die basalen sprachlichen Fähigkeiten, also auf den Ebenen von
Phonetik und Phonologie, Semantik und Lexikon sowie Morphologie und Syn-
tax, scheint die Bedeutung des allgemeinsprachlichen Wissens für die Zweit-
sprache eine untergeordnete Rolle zu spielen. Die unterschiedlichen theoreti-
schen Ansätze zum Zweitspracherwerb (vgl. Kap. 2.3) beziehen diesen Aspekt
zwar mehr oder weniger mit ein, jedoch scheint der Fokus jeweils auf dem
sprachspezifischen Wissen zu liegen.
152 Erwerbsverlauf der mündlichen Erzählfähigkeit
Unter dem Aspekt der Zwei- bzw. Mehrsprachigkeit gewinnt auch der Zusam-
menhang zwischen basalen sprachlichen und spezifischen pragmatischen Fähig-
keiten an Bedeutung.
Personale Komponente 153
Neben der sprachlichen Komponente sind für das mündliche Erzählen auch wei-
tere personale Aspekte wichtig, die im Rahmen dieser Arbeit als personale
Komponente der Erzählfähigkeit zusammengefasst sind (vgl. Kap. 3.2.3). Im
Folgenden wird dargestellt, welche Rolle die personale Komponente im Er-
werbsverlauf der mündlichen Erzählfähigkeit bei zweisprachigen Kindern spielt.
Dabei liegt der Fokus auf zweisprachigen Kindern im Vor- und Grundschulalter.
Die Darstellung erfolgt entsprechend der als relevant für das Erzählen identifi-
zierten Ebenen der personalen Komponente:
154 Erwerbsverlauf der mündlichen Erzählfähigkeit
(Sozial-)kognitive Ebene
Affektiv-motivationale Ebene
Kreativität
Wahrnehmung und Motorik
Mit etwa vier Jahren haben Kinder in der Regel wichtige Aspekte der Theory of
Mind bereits erworben. Sie sind in der Lage sich in die Gefühlszustände Anderer
hineinzuversetzen, verstehen einfache Zusammenhänge zwischen Wünschen,
Emotionen sowie Handlungen und können Perspektiven Anderer übernehmen,
indem sie verstehen, dass sie selbst etwas anderes sehen und wissen können als
Andere (Denker, 2012). Die Relevanz dieser Fähigkeiten für das Erzählen belegt
die Studie von Fernandez (2013) (vgl. Kap. 3.2.3). Für zwei- und mehrsprachige
Kinder zeigt die Mehrheit der Studien in einem Review, dass sie diese Entwick-
lungsschritte früher vollziehen als einsprachige Kinder (Barac, Bialystok, Castro
& Sanchez, 2014). Dieser Vorteil wird u.a. damit begründet, dass mehrsprachige
Kinder ihre Sprache entsprechend den Fähigkeiten des Interaktionspartners wäh-
len müssen und daher früh gezwungen sind, die eigene Perspektive zu wechseln
(List, 2007; Riehl, 2014). So gilt Zwei- und Mehrsprachigkeit eher als positiver
Einflussfaktor für die Entwicklung der Theory of Mind. Damit ist diesem Aspekt
der (sozial-)kognitiven Ebene kein negativer Einfluss auf den Erwerbsverlauf der
Erzählfähigkeit bei zweisprachigen Kindern im Vergleich zu monolingualen
Kindern zu unterstellen.
Müller, 2012), was innerhalb der Familie die Eltern und ggf. ältere und jüngere
Geschwister sind. Im Folgenden wird nun dargestellt, wie sich der sprachliche
Input im familiären Kontext ausgestaltet, wodurch er beeinflusst wird und wie er
damit auf den Erwerbsverlauf der mündlichen Erzählfähigkeit wirkt. Dabei ste-
hen zweisprachige Vor- und Grundschulkinder, die sozial benachteiligt sind, im
Fokus.
Der sprachliche Input bei zweisprachigen Kindern zeichnet sich dadurch aus,
dass er häufig nicht im Umfang größer ist, allerdings mindestens zwei Sprachen
beinhaltet. Dies hat zur Folge, dass in Summe für den Erwerb einer Sprache
weniger Sprachinput möglich ist, was sich negativ auf die sprachlichen Fähigkei-
ten auswirken kann (Haag, Böhme & Stanat, 2012). So berichten Fernald und
Weisleder (2011) von Ergebnissen longitudinaler Beobachtungen, in denen hohe
Qualität und Quantität des sprachlichen Inputs von der Bezugsperson in den
ersten Lebensjahren das Sprachverständnis und damit auch den Wortschatzer-
werb der Kinder fördert. Mierau, Lee und Tietze (2008) identifizieren für die
pädagogische Qualität innerhalb der Familie konkrete sprachförderliche Aktivi-
täten. Dazu gehören das Erzählen von Geschichten, Ansehen von Bilderbüchern,
Raten und Reimen, musikalische Aktivitäten sowie das Sprechen über Probleme
und Konflikte.
Kuger (2012) weißt für die sprachlichen Anregungen innerhalb der Familie eine
bedeutsamen Einfluss auf den Wortschatzerwerb nach. Demnach korrelieren die
selbsteingeschätzten Deutschkenntnisse der Eltern mit denen ihrer dreijährigen
Kinder. Zusammenfassend zeigt sich also, dass Qualität und Quantität des
sprachlichen Inputs innerhalb der Familie wichtige situative bzw. kontextuelle
Bedingungen im Erwerbsverlauf der mündlichen Erzählfähigkeit zweisprachiger
Kinder sind, wobei bisher vor allem die Auswirkungen auf die basalen sprachli-
chen Fähigkeiten untersucht sind.
Im Folgenden wird nun betrachtet, welche Rolle der soziale Hintergrund der
Familien dabei einnimmt. Der Begriff sozialer Hintergrund fasst eine Reihe von
Indikatoren zusammen, die die Lebensbedingungen innerhalb einer Gesellschaft
beschreiben. Diese beziehen sich auf ökonomische Aspekte, wie Einkommen
und Eigentum, sowie bildungsbezogene Aspekte, wie Bildungsabschluss und
Bildungserfahrung. Aber auch der damit verbundene soziale Status innerhalb der
Gesellschaft ist Bestandteil des sozialen Hintergrunds (Tenorth & Tippelt, 2007).
Die großen Leistungsvergleichsstudien (Autorengruppe Bildungsberichterstat-
tung, 2014; Müller & Ehmke, 2013; Wendt et al., 2012) belegen bereits seit
mehreren Jahren einen Nachteil der Kinder, die aus sozial schwachen Familien
stammen. Analysen von knapp 250 Kindergärten in Essen legen ebenfalls die
Vermutung nahe, dass der soziale Hintergrund ein wichtiger Einflussfaktor auch
im Zweitspracherwerb ist (Micheel, Nieding, Ratermann & Stöbe-Blossey,
2013). Ebenso können Weinert und Ebert (2013) für den Spracherwerb im Vor-
schulalter zeigen, dass der soziale Hintergrund auf die basalen sprachlichen Fä-
higkeiten hinsichtlich Wortschatz und auch Grammatik wirkt. Dabei erfassen sie
sowohl den sozioökonomischen Status, als auch die Bildungserfahrung der Mut-
ter. Auch wenn dabei nur der monolinguale Erwerb betrachtet wird, ist dabei
interessant, dass die sprachliche Förderung innerhalb der Familie die Differenzen
der grammatikalischen Fähigkeiten nicht erklären kann (Weinert & Ebert, 2013).
Dies weist darauf hin, dass der soziale Hintergrund nicht vollständig durch den
sprachlichen Input mediiert wird, sondern noch weitere Aspekte für den Sprach-
erwerb wichtig sind. Die Studie von Berendes et al. (2015) zeigt ebenfalls den
164 Erwerbsverlauf der mündlichen Erzählfähigkeit
Insgesamt kann also der soziale Hintergrund als wichtiger familiärer Kontextfak-
tor im Spracherwerb allgemein und auch für den Zweitspracherwerb im speziel-
len bewertet werden. Allerdings beziehen sich die meisten Untersuchungen auf
den Erwerbsverlauf der basalen sprachlichen Fähigkeiten. Details zu den spezifi-
schen pragmatischen Fähigkeiten des Erzählens untersuchen Fried und Stude
(2011) bei einsprachigen Kindern im Übergang vom Kindergarten in die Grund-
schule. Ihre Ergebnisse zeigen, dass die familiäre Unterstützung des Lernens zu
Hause auch die Entwicklung der spezifischen pragmatischen Fähigkeiten positiv
beeinflusst.
Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Betrachtung des familiären Kontexts beim
Erwerbsverlauf der mündlichen Erzählfähigkeit zweisprachiger Kinder ist der
kulturelle Hintergrund der Familien. Darunter wird im Rahmen eines erweiterten
Kulturbegriffs das Zusammenspiel von Wertorientierungen, Einstellungen und
sozialisiertes Verhalten verstanden, das kulturspezifisch ist (Tenorth & Tippelt,
2007). Da im Fokus der Arbeit zweisprachige Kinder stehen, die in erster Linie
aufgrund von Migration Deutsch als Zweitsprache erwerben, soll der kulturelle
Hintergrund, der durch das Herkunftsland operationalisiert ist, im Folgenden
genauer betrachtet werden. In diesem Zusammenhang ist die von Studie Tietze et
al. (2013) interessant. Darin zeigt sich, dass sich die pädagogische Qualität in-
nerhalb der Familie bei Kindern mit und ohne Migrationshintergrund bedeutsam
unterscheidet. So ist in Familien mit russischem und türkischem Migrationshin-
tergrund vor allem die häusliche Entwicklungsumgebung, aber auch die von der
Mutter wahrgenommene Beziehungsqualität sowie die Häufigkeit entwicklungs-
fördernder kindlicher Aktivitäten niedriger als in Familien ohne Migrationshin-
tergrund. Diese Faktoren werden zwar vom sozialen Hintergrund beeinflusst,
lassen sich aber nicht vollständig dadurch erklären, was auf einen Einfluss des
kulturellen Hintergrunds schließen lässt. Dies wirkt sich auch auf die sprachli-
chen Fähigkeiten aus. Insgesamt zeigen die Kindergartenkinder mit Migrations-
Situative Bedingungen 165
Die Studie von Relikowski, Schneider und Linberg (2015) untersucht die sprach-
lichen Fähigkeiten verschiedener Migrationsgruppen. Sie unterscheidet zwischen
Kindern, deren Eltern in der Türkei geboren sind, und Kindern, deren Eltern im
Gebiet der ehemaligen Sowjetunion geboren sind, also jeweils Migranten der
zweiten Generation. Die Ergebnisse zeigen trotz Kontrolle der sozialen Herkunft
einen Unterschied der basalen sprachlichen Fähigkeiten zum Nachteil der türki-
schen Migranten. Allerdings lassen sich diese gefunden Differenzen weitestge-
hend durch die Kontrolle des Sprachgebrauchs innerhalb der Familie erklären.
Dies deutet darauf hin, dass der kulturelle Hintergrund wiederum nur durch die
zentralen Einflussgrößen, Qualität und Quantität des sprachlichen Inputs, medi-
iert wird.
Neben den bereits ausgeführten Punkten sind nach Bainski (2008b) weitere kon-
textuelle Aspekte für den Spracherwerbsverlauf wichtig, die für junge Kinder auf
familiärer Ebene angesiedelt werden können. Dazu zählen Hintergründe und
Auslöser für die Migration, die häufig mit den Integrationserfahrungen innerhalb
Deutschlands zusammenhängen. So ist zu vermuten, dass sich die unterschiedli-
chen Erfahrungen von politischen Flüchtlingen und von Migranten, die aus öko-
nomischen oder familiären Gründen nach Deutschland kommen, auch auf den
Erwerbsverlauf der sprachlichen Fähigkeiten auswirken können.
Auch wenn Weinert et al. (2012) keinen Effekt der Struktur- und Prozessqualität
des Kindergartens auf den monolingualen Wortschatzerwerb feststellen können,
gibt es andere Studien, die vor allem einen positiven Effekt von institutionellen
Betreuungseinrichtungen für zweisprachige Kinder feststellen. So können Beckh,
Mayer, Berkic und Becker-Stoll (2014) bereits für zweijährige zweisprachige
Kinder einen Effekt der Betreuungsqualität feststellen. Demnach profitieren
zweisprachige Kinder in den basalen sprachlichen Fähigkeiten nur von einer
hohen Betreuungsqualität. Andernfalls gibt es keinen Unterschied zwischen einer
Betreuung zu Hause und einer frühkindlichen Einrichtung mit geringer oder
mittlerer Qualität.
Ebenso für die spezifischen pragmatischen Fähigkeiten kann mit einer sloweni-
schen Stichprobe der positive Effekt des Kindergartenbesuchs nachgewiesen
werden (Fekonja-Peklaj, Marjanovic-Umek & Kranjc, 2010). So sind sechsjähri-
ge einsprachige Kinder, die drei Jahre einen Kindergarten besuchten, den Kin-
dern, die keinen Kindergarten besuchten, darin überlegen, Inhalt und Struktur der
Erzählung darzustellen sowie mithilfe sprachlicher Mittel die Kohäsion der Er-
zählung zu stärken. Eine nordirische Untersuchung kann auch die Langzeiteffek-
te von qualitativ hochwertigen Kindergärten auf sprachliche Fähigkeiten nach-
weisen (Melhuish et al., 2013). Mierau et al. (2008) können in ihrer Qualitäts-
analyse von Kindergärten zeigen, was sprachförderliche Bedingungen innerhalb
der Institution ausmacht. Dazu gehören ähnlich wie innerhalb der Familie klassi-
sche sprachintensive Alltagsaktivitäten, wie Erzählen von Geschichten, sprach-
lich begleitetes Ansehen von Bilderbüchern, Raten und Reimen, Lieder singen
und weitere musikalische Aktivitäten verbunden mit Sprache sowie Rollenspiele.
Zusätzlich sind auch organisationale Aspekte innerhalb des Kindergartens rele-
vant, die sich durch eine entsprechende Zielorientierung und bewusste pädagogi-
sche Reflexion innerhalb des Teams auszeichnen.
Situative Bedingungen 169
Für den Schuleintritt vermutet Guckelsberger (2008) einen positiven Effekt auf
die spezifischen pragmatischen Fähigkeiten, da dadurch mehr kommunikative
Erfahrungen möglich sind. Der Forschungsstand zum Erwerbsverlauf der spezi-
fischen pragmatischen Fähigkeiten zeigt auch eine deutliche Entwicklung dieses
Bereichs im Alter von sechs und sieben Jahren (vgl. Kap. 1.1), was einen Zu-
sammenhang nahelegt. Jedoch nimmt die Autorin keine empirische Überprüfung
dieser These vor.
tersuchungen zu prüfen. Dennoch ist vor allem einer hohen Qualität von Bil-
dungseinrichtungen für zweisprachige Kinder nichts entgegenzustellen.
Der Erwerbsverlauf der spezifischen pragmatischen Fähigkeiten ist vor allem für
einsprachige Kinder erforscht (vgl. Kap. 1.1). Gleichzeitig ist die Einschränkung
vorzunehmen, dass hier in erster Linie auf Querschnitts- und Fallanalysen zu-
rückgegriffen wird, die Mängel in der Beschreibung von Erwerbsverläufen und
der Verallgemeinerbarkeit nach sich ziehen. Vor- und Grundschulkinder mit
Deutsch als Zweitsprache sind nur vereinzelt Gegenstand dieses Forschungsbe-
reichs, weshalb die Erkenntnisse hierzu vor allem auf theoretischen Überlegun-
gen und vereinzelten Forschungsergebnissen aus unterschiedlichen Sprachkom-
binationen und Altersgruppen basieren. Eine umfassende längsschnittliche Un-
tersuchung, wie Vor- und Grundschulkinder im frühen Zweitspracherwerb die
spezifischen pragmatischen Fähigkeiten erwerben, ist nicht bekannt.
Zusammenfassung des Erwerbsverlaufs zweisprachiger Kinder 171
Ein großer Teil der innerhalb der Person verankerten Faktoren bezieht sich im
weitesten Sinn auf allgemeine Fähigkeiten. Dazu zählt die (sozial-)kognitive
Ebene, die Kreativität sowie Wahrnehmung und Motorik, die explizit als perso-
nale Komponente der mündlichen Erzählfähigkeit beschrieben sind (vgl. Kap.
3.2.3 und 1.1). Ebenso zählen dazu auch die sprachliche Fähigkeiten in der Erst-
sprache sowie die Beschaffenheit der Erstsprache selbst (Apeltauer, 2007a;
Tunç, 2012). Weiterer Bestandteil der personalen Komponente, die den Er-
werbsverlauf beeinflusst, ist die affektiv-motivationale Ebene (Dörnyei, 2001),
die ebenfalls explizit als personale Komponente der mündlichen Erzählfähigkeit
beschrieben ist (vgl. Kap. 3.2.3 und 1.1).
Die Faktoren, die außerhalb der Person liegen, und den Erwerbsverlauf beein-
flussen, sind als situative Bedingungen der mündlichen Erzählfähigkeit beschrie-
ben (vgl. Kap. 3.2.4 und 1.1). Hier wirkt vor allem der familiäre und institutio-
nelle Kontext auf die Geschwindigkeit des Erwerbsverlaufs der sprachlichen
Komponente. Dabei nehmen die vorhandenen Studien meistens einzelne Ebenen
der basalen sprachlichen Fähigkeiten in den Fokus. Sie können belegen, dass
hohe Qualität und Quantität des Sprachinputs, sei es innerhalb der Familie oder
in Bildungseinrichtungen, den Erwerbsverlauf der mündlichen Erzählfähigkeit
positiv beeinflussen können. Zusätzlich sind für das Erzählen an sich auch im-
mer Anforderungen der unmittelbaren Situation wichtig. Dabei sind jeweils die
Funktion der Erzählung und die Beziehung zwischen Zuhörer und Erzähler zu
berücksichtigen, die jeweils Einfluss auf das Erzählen nehmen können.
nicht ausreichend. Mit Sprachinput ist dabei nicht nur das inaktive ‚konsumie-
ren‘ von Sprache gemeint, sondern eine aktive sprachliche Interaktion. Um die-
sen Rückstand von mehrsprachigen Kindern auszugleichen, ist die Idee von
Sprachförderung, den Sprachinput, also auch die Interaktion, hinsichtlich Quanti-
tät und vor allem Qualität so zu gestalten, dass der Spracherwerb gefördert wird.
Sprachförderung hat demnach grob gefasst zum Ziel, eine Lernumgebung zu
schaffen, in der auf Basis der vorhandenen Fähigkeiten die sprachlichen Fähig-
keiten weiter ausgebaut werden (Hopp et al., 2010). Dabei sind die wesentlichen
Unterscheidungsmerkmale, wie die Lernumgebung gestaltet ist und welche
sprachlichen Fähigkeiten ausgebaut werden. So ist Sprachförderung auch von
der Sprachtherapie abzugrenzen, die für Kinder mit Sprachentwicklungsstörun-
gen und anderen logopädischen Therapieindikationen vorgesehen ist (Chilla et
al., 2010; Kucharz, Mackowiak & Beckerle, 2015). Sprachförderung hingegen
zielt auf Kinder ab, die bisher aufgrund ungünstiger Erwerbsbedingungen einen
Rückstand in ihrer sprachlichen Entwicklung gegenüber Gleichaltrigen aufwei-
sen.
Submersion
Gestützte Submersion
Immersion
Transition
Eine weitere Form bildet die Immersion. Diese umfasst ebenfalls ausschließlich
Unterricht in der Zweitsprache. Der Unterschied zur Submersion besteht darin,
dass alle Kinder zweisprachig sind und über ein homogenes sprachliches Aus-
gangsniveau verfügen. Ein weiterer wichtiger Unterschied ist, dass sich der ge-
samte Unterricht am sprachlichen Niveau der Kinder orientiert, was sprachför-
derlich wirken soll (Paetsch et al., 2014). Umgesetzt wird diese Form der
Sprachförderung vor allem in bilingualen Ländern, wie Kanada oder Schweiz.
Im sogenannten ‚French Immersion Program‘ werden Kinder, die im englisch-
sprechenden Teil Kanadas aufwachsen, in Französisch unterrichtet. Häufig spre-
chen die Lehrer beide Sprachen, um die Kommunikation zu vereinfachen (Jeuk,
2010). Eine weitere Form der Sprachförderung, die Ähnlichkeiten zur Immersion
aufweist, stellen sogenannte Willkommensklassen dar (March & Severin, 2016).
Diese werden beispielsweise in Berlin für neuzugewanderte Kinder eingerichtet.
Daher ist davon auszugehen, dass das sprachliche Ausgangsniveau in der Zweit-
sprache Deutsch homogen ist, worin eine Gemeinsamkeit zwischen Willkom-
mensklassen und anderen Immersionsprogrammen besteht. Die Erstsprachen der
Kinder können sich allerdings stark unterscheiden, weswegen eine Kommunika-
tion in der Erstsprache häufig nicht möglich ist. Ziel der Willkommensklassen ist
vor allem die Förderung der sprachlichen Fähigkeiten im Deutschen, um die
Teilnahme am Regelunterricht zu ermöglichen.
Die Transition ist eine zweisprachige Form der Sprachförderung. Der Unterricht
erfolgt sowohl in der Erst- als auch in der Zweitsprache. Jedoch soll damit in
erster Linie nicht die Mehrsprachigkeit gefördert werden, sondern der Übergang
in die Zweitsprache erleichtert werden. Der Anteil der Zweitsprache wird mit
dem Erwerbsverlauf sukzessive erhöht, bis die Erstsprache nicht mehr benötigt
wird (Paetsch et al., 2014). Eine wichtige Voraussetzung dabei ist, dass die Kin-
178 Förderung der mündlichen Erzählfähigkeit in DaZ
der über die gleichen Erst- und Zweitsprachen verfügen, was eine Realisierung
häufig erschwert.
Darüber hinaus gibt es auch durchgängige zweisprachige Formen, die die Mehr-
sprachigkeit zum Ziel haben. Einen Überblick dazu, auch welche Formen in
Deutschland realisiert werden, liefern Limbird und Stanat (2006). Da diese For-
men allerdings nicht im Fokus dieser Arbeit stehen, sollen sie hier nicht weiter
ausgeführt werden.
Zunächst können drei Orte der Sprachförderung in der Altersgruppe der Vor-
und Grundschulkinder unterschieden werden: Sprachförderung im Kindergarten,
in der Grundschule (Redder et al., 2011; Schneider et al., 2013) und außerhalb
von öffentlichen Bildungsinstitutionen wie Feriencamps (Kowoll, Strietholt &
Bos, 2013). Gleichzeitig gibt es auch Mischformen, indem Kindergarten und
Grundschule für die Sprachförderung der Vorschulkinder kooperieren (Lisker,
2011).
Darüber hinaus ist die Häufigkeit der Sprachförderung ein wichtiges Merkmal
der Realisierungsformen. Die Häufigkeit kann als Kontinuum betrachtet werden,
das an einem Ende durch alltagsintegrierte Sprachförderung beschrieben werden
kann. Diese findet sich vor allem in Kindergärten. In Schulen ist dieser Ansatz
auch zu finden, indem der Unterricht entsprechend der sprachlichen Fähigkeiten
der Kinder gestaltet wird. Das andere Ende bildet die additive, punktuelle
Sprachförderung, die zu bestimmten Zeitpunkten stattfindet, was sich in der
Theoretische Grundlagen der Sprachförderung 179
Auch der Zeitraum der Sprachförderung ist ein weiteres wichtiges Merkmal.
Einerseits in Hinblick auf das Kind, in welchem Alter es gefördert wird. Ande-
rerseits in Hinblick auf die Dauer, wie lange die Sprachförderung stattfindet.
Auch hier können Redder et al. (2011) in ihrer Bilanz zur Sprachförderung in-
nerhalb Deutschlands eine breite Varianz finden. Es gibt Konzepte für wenige
Monaten bis hin zu zwei Jahren. Inzwischen existieren nahezu für jedes Alter
Sprachförderkonzepte. Mit der Bund-Länder-Initiative BISS, die Sprachförde-
rung nach Elementar-, Primar- und Sekundarbereich gliedert, gibt es auch eine
deutschlandweite Strategie die vorhandenen Konzepte für alle Altersbereiche
systematisch zu erfassen (Becker-Mrotzek et al., 2016). Im Fokus dieser Arbeit
stehen jedoch die Kinder im Vor- und Grundschulalter.
Ein weiteres Merkmal ist die Zielgruppe der Sprachförderung. Hier können
zunächst primäre und sekundäre Zielgruppen unterschieden werden. Die primäre
Zielgruppe der Sprachförderung bilden jeweils die Personen, deren Spracher-
werb gefördert werden soll, also im Rahmen dieser Arbeit Kinder im Vor- und
Grundschulalter. Als sekundäre Zielgruppe kann bezeichnet werden, an wen sich
die Maßnahmen richten, um letztlich die primäre Zielgruppe zu erreichen. So
gibt es Trainings für Eltern (Buschmann, 2011) oder auch für pädagogische
Fachkräfte (Buschmann, Simon, Jooss & Sachse, 2013; Roth, Hopp & Thoma,
2015), um dadurch den Spracherwerb der Kinder zu fördern. Letztlich ist vor
allem die Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte eine Forderung vieler
Experten und auch ein wesentlicher Bestandteil in den meisten Sprachförderkon-
zepten (Schneider et al., 2013). Die primäre Zielgruppe lässt sich noch näher
beschreiben. Hier können sich Förderkonzepte für alle Kinder von Konzepten für
eine als förderbedürftig identifizierte Gruppe unterscheiden, was der Differenzie-
rung von universeller und selektiver Prävention entspricht (vgl. Kap. 5.1). Mit
diesem Merkmal ist letztlich auch die Gruppengröße verbunden. So findet eine
Förderung für alle Kinder selten in der Kleingruppe statt. Die Gruppengröße ist
180 Förderung der mündlichen Erzählfähigkeit in DaZ
Darüber hinaus lässt sich die Förderkraft der Sprachförderung als weiteres
Merkmal der Realisierungsformen beschreiben. Diese können darin unterschie-
den werden, ob sie interne Mitarbeiter der Bildungseinrichtung sind oder ob sie
zum Zweck der Sprachförderung als externe Kräfte in die Einrichtung kommen.
Auch die Qualifizierung der Förderkräfte kann variieren. Hier ist zunächst die
grundlegende Ausbildung zu unterscheiden, die als Berufsausbildung an Fach-
schulen oder an Hochschulen mit Studium abgeschlossen werden. Grundsätzlich
gilt das Thema Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache inzwischen in
allen relevanten Ausbildungen als Lerninhalt (Lisker, 2011). Zusätzlich können
auch spezifische Qualifikationen im Bereich Sprachförderung differenziert wer-
den. Hier ergibt eine Befragung, dass frühpädagogische Fachkräfte zwar eine
hohe Weiterbildungsbereitschaft zeigen und auch an vielen, aber eher kurzen
Weiterbildungen zum Thema Sprache teilnehmen, jedoch variieren Umfang und
Qualität stark (Beher, Leygraf, Stadler, Walter & Vogelfänger, 2012). Eine Be-
fragung von Lehrkräften ergibt hingegen, dass eine deutliche Mehrheit sowohl
während der Ausbildung als auch im letzten Jahr in Form einer Weiterbildung
nicht mit dem Thema Sprachförderung in Kontakt kam (Becker-Mrotzeck, Hent-
schel, Hippmann & Linnemann, 2012). Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass
die Unterscheidung der Förderkräfte hinsichtlich ihrer Qualifizierung sinnvoll zu
sein scheint. Insgesamt werden unterschiedlich qualifizierte Fachkräfte aus dem
pädagogischen, (sprach-)therapeutischen und sprachwissenschaftlichen Bereich
als Förderkräfte eingesetzt. Auch ihre Einsatzform kann auf unterschiedliche Art
Theoretische Grundlagen der Sprachförderung 181
Implizites Lernen
Mit der Idee des impliziten Lernens ist die theoretische Annahme verbunden,
dass vor allem der frühe Zweitspracherwerb, ähnlich wie der Erstspracherwerb,
unbewusst verläuft und daher eine explizite Regelvermittlung nicht förderlich ist.
Dies ist vor allem den nativistischen Ansätzen zum Spracherwerb und in Teilen
auch den interaktionistischen Ansätzen zuzuschreiben (vgl. Kap. 2.2). Hinsicht-
lich der theoretischen Hypothesen zum Zweitspracherwerb stimmt die Idee des
impliziten Lernens innerhalb der Sprachförderung mit der Identitätshypothese
(vgl. Kap. 2.3.2) und auch in Ansätzen mit der Inputhypothese (vgl. Kap. 2.3.5)
überein.
Implizites Lernen zeichnet sich dadurch aus, dass dem Lernenden das Lernziel
und auch der Lernprozess als solcher nicht bewusst sind (Hulstijn, 2005). Für die
Sprachförderung bedeutet dies, dass die Aufmerksamkeit des Lernenden nicht
auf sprachliche Regeln gerichtet wird (Rösch & Stanat, 2011), sondern die
Kommunikation und deren Inhalte im Vordergrund stehen (Ennemoser &
Krajewski, 2014). Die Idee ist, dass der Spracherwerb beiläufig stattfindet, in-
dem sich der Lernende sprachliche Symbole und Regeln ohne explizite Anlei-
tung implizit erschließt. Die Förderkraft verzichtet also darauf, Ziele der Sprach-
förderung und sprachliche Regeln explizit zu machen. Auch findet dadurch keine
bewusste Kontrolle des Lernprozesses durch den Lerner statt (Krapp & Seidel,
2014).
Die Metaanalyse von Norris und Ortega (2000), die die Wirksamkeit des implizi-
ten Lernens im Zweit- bzw. Fremdspracherwerb in 49 Studien mit expliziten
Ansätzen vergleicht, bestätigt dem impliziten Lernen als Vermittlungsstrategie
einen mittleren Effekt gegenüber Vergleichs- und Kontrollgruppen. Jedoch bleibt
kritisch anzumerken, dass die Datenqualität in manchen einbezogenen Studien
Theoretische Grundlagen der Sprachförderung 183
fraglich ist (Shin, 2010). Auch werden stark unterschiedliche Designs ohne Dif-
ferenzierung aufgenommen. Insgesamt beruhen die Ergebnisse vor allem auf
experimentellen Studien, deren externe Validität als gering einzuschätzen ist.
Auch die Operationalisierung des Konstrukts implizites Lernen ist erwartungs-
gemäß in den einbezogenen Studien äußerst heterogen. Dies schmälert die Aus-
sagekraft der Metaanalyse erheblich. Eine aktuellere Metaanalyse von Spada und
Tomita (2010) versucht mit einer strengeren Auswahl der 41 einbezogenen Stu-
dien eine höhere Aussagekraft zu erreichen. Ihrem Ergebnis nach weist implizi-
tes Lernen nur einen kleinen Effekt auf. Jedoch ist auch hier zu kritisieren, dass
sowohl die Dauer der Intervention mit maximal zehn Stunden als auch die Aus-
wahl der Stichprobe mit überwiegend älteren Lernern erhebliche Einschränkun-
gen mit sich bringt (Paetsch et al., 2014). So ist die Übertragbarkeit der Erkennt-
nisse auf die Sprachförderung von Vor- und Grundschulkinder fraglich. Denn die
theoretischen Überlegungen sprechen sich insbesondere für das implizite Lernen
bei jüngeren Kindern aus, die die Zweitsprache ähnlich wie die Erstsprache er-
werben können. Dies mag auch ein Grund dafür sein, warum vor allem im Kin-
dergartenbereich Sprachförderansätze vorherrschen, die das implizite Lernen in
den Vordergrund stellen (Hofmann et al., 2008).
Dafür ist vor allem die Interaktion zwischen Kind und Erwachsenen geeignet, da
sie eine höhere Qualität liefert als die Interaktion zwischen gleichaltrigen Kin-
dern (Dickinson, 2002). Die Studie von Tabors, Snow und Dickinson (2001)
belegt auch einen Zusammenhang zwischen dem Interaktionsverhalten von Er-
wachsenen mit Kindern und den späteren sprachlichen Fähigkeiten der Kinder.
184 Förderung der mündlichen Erzählfähigkeit in DaZ
Beller und Beller (2009) stellen in diesem Kontext eine Liste an Verhaltenswei-
sen zusammen, die auf theoretischen Überlegungen zum Zweitspracherwerb
basieren und innerhalb der Interaktion mit Kindern als sprachförderlich gelten. In
Verbindung mit Ennemoser und Krajewski (2014) lassen sich dafür zwei Kate-
gorien bilden:
Als weiteren wichtigen Punkt bei Dialogen und Interaktionen zwischen Förder-
kraft und Kind nennen Ennemoser und Krajewski (2014) die Motivation des
Kindes. Die Inhalte sollten sich daher an den Interessen des Kindes orientieren.
Auch kann bewusstes Loben der Förderkraft motivationsfördernd für das Kind
sein.
Darüber hinaus ist innerhalb des Dialogs und der Interaktion nicht nur das
sprachliche Verhalten relevant, sondern es können auch Handlungen, Mimik und
Gestik bewusst eingesetzt werden. So betonen Fuchs und Miosga (2014) die
Bedeutung der Kongruenz zwischen den vermittelten Informationen auf allen
Ebenen der Interaktion, also der Sprache, der Handlung, der Mimik und der
Gestik. So wird dem Kind erleichtert, die Inhalte innerhalb der Interaktion mit
der Förderkraft zu erfassen.
Das dialogische Lesen stellt eine besondere Situation dar, in der diese sprachför-
derlichen Verhaltensweisen besonders zum Tragen kommen und gleichzeitig der
Aspekt des Erzählens in den Vordergrund rückt, da eine Erzählung zum Gegen-
stand der Interaktion wird. Das dialogische Lesen kann als Mischform zwischen
freiem Erzählen und Vorlesen verstanden werden, da über den Inhalt des Buches
hinaus Dialoge und Interaktionen entstehen (Fuchs & Miosga, 2014). Dabei ist
die Förderkraft gefordert, die oben genannten sprachförderlichen Verhaltenswei-
186 Förderung der mündlichen Erzählfähigkeit in DaZ
Ein weiterer Aspekt, um die Prinzipien von Dialog und Interaktion im Rahmen
von Sprachförderung zu realisieren, ist die Interaktion unter Gleichaltrigen. Im
Kindergarten kann dies häufig über das freie Spiel realisiert werden. In der
Theoretische Grundlagen der Sprachförderung 187
Bedeutungsfokussierung
Eine Präzisierung der bereits dargestellten Aspekte kommunikationsorientierter
Ansätze zur Sprachförderung, stellt die Bedeutungsfokussierung dar, die auch
unter dem Begriff ‚Focus on Meaning‘ bekannt ist. Sie rückt ebenfalls das impli-
zite Lernen in den Vordergrund, indem Sprache als Kommunikationsmittel und
nicht als Lerngegenstand verstanden wird (Paetsch et al., 2014). Die Zweitspra-
che soll also wie die Erstsprache implizit erworben werden. Dies hat auch zur
Folge, dass die Sprache selbst, also ihre Strukturen und Regeln, kein Thema der
Sprachförderung ist. Die Sprache dient ausschließlich dazu, sich über Inhalte
auszutauschen und wird dabei beiläufig erworben (Darsow et al., 2012). Im
Zentrum dieses Ansatzes steht also das Verstehen von Bedeutungen und die
erfolgreiche Kommunikation, um Sprache zu erwerben (Rösch & Stanat, 2011).
(Paetsch et al., 2014). Weitere Details zu diesen beiden Studien werden in Kapi-
tel 5.2 dargestellt und entsprechend eingeordnet.
Situationsorientierung
Die Situationsorientierung betont im Rahmen der in diesem Abschnitt dargestell-
ten kommunikationsorientierten Ansätze zur Sprachförderung, dass der Sprach-
erwerb nicht auf punktuelle Fördereinheiten begrenzt ist, sondern innerhalb be-
deutungsvoller Situationen im Alltag stattfindet (Jungmann & Albers, 2013).
Diese Auffassung ist auch unter dem Begriff der ganzheitlichen Sprachförderung
bekannt (Lisker, 2011; Zehnbauer & Jampert, 2007). Dabei wird der Gegensatz
zu festen Förderprogrammen betont, die zu bestimmten Zeitpunkten mit be-
stimmten Inhalten realisiert werden. Bei der Situationsorientierung gelten alle
Interaktionen im Alltag als Möglichkeit zur Sprachförderung (Jeuk, 2010). Die
Förderkraft folgt also nicht einem vorgegebenen Plan, sondern nutzt situativ
Aktionen im Alltag, um diese sprachförderlich zu gestalten. Dabei ist es wichtig,
sich inhaltlich an den Bedürfnissen und Interessen des Kindes zu orientieren. So
kann die Motivation der Kinder hochgehalten werden (Jungmann & Albers,
2013). Dies stellt an die Förderkraft allerdings auch hohe Anforderungen. So
sollte jede Alltagssituation sprachförderlich entsprechend den kindlichen Be-
dürfnissen genutzt werden. Dies setzt auch eine hohe Qualifikation und Erfah-
rung auf Seiten der Förderkraft voraus. Schneider et al. (2013) geben daher zu
bedenken, dass dieser Ansatz der Sprachförderung auch zur Überforderung der
Förderkraft führen kann, da man ständig gefordert ist. Damit steht auch eine
weitere mögliche Gefahr im Zusammenhang. So befürchtet Jeuk (2010), dass
Kinder mit intensivem Sprachförderbedarf nicht die entsprechende Unterstüt-
zung erhalten, die sie benötigen, da sie im Alltag aus dem Blick der Förderkraft
geraten. Nichtsdestotrotz bedient sich der situationsorientierte Ansatz ebenfalls
an einem zentralen Aspekt der Lerntheorie des gemäßigten Konstruktivismus.
Demnach ist Lernen ein situativer Prozess, der immer mit der jeweiligen Situati-
on und deren spezifischen Kontext verbunden ist (Reinmann & Mandl, 2006).
190 Förderung der mündlichen Erzählfähigkeit in DaZ
Das Projekt EvaniK setzt sich mit sprachförderlichen Settings im Alltag näher
auseinander, indem in niedersächsischen Kindergärten zunächst deskriptiv er-
fasst wird, wie die Interaktionen in unterschiedlichen Alltagssituationen zwi-
schen Förderkraft und Kind gestaltet sind (Koch & Hormann, 2014). Dabei wer-
den drei Arten von alltäglichen Situationen unterschieden. In kommunikations-
bezogenen Situationen dient die Sprache in erster Linie der Mitteilung. Eine
typische Situation dafür sind zum Beispiel Gespräche während des Essens. In
bildungsbezogenen Situationen wird Sprache eingesetzt, um Wissen zu vermit-
teln, zum Beispiel beim Betrachten eines Buchs. Die dritte Art von Situationen
nutzt Sprache handlungsbegleitend. Ein Beispiel dafür ist das freie Spiel. Koch
und Hormann (2014) können zeigen, dass die kommunikations- und bildungsbe-
zogenen Situationen im Kindergartenalltag im Sinne einer dialogischen Kom-
munikation als sprachförderlich gelten können. Sie zeichnen sich durch häufige
Sprecherwechsel und eine ausgewogene Sprechzeit zwischen Förderkraft und
Kind aus. Hingegen ist die eher freie Situation, in der Sprache vor allem hand-
lungsbegleitend eingesetzt wird, in geringerem Maße als sprachförderlich zu
bezeichnen. Demnach zeichnen sich vor allem kommunikations- und bildungs-
bezogene Situationen im Alltag als sprachförderlich aus.
das implizite Lernen, indem man sich über Inhalte austauscht. Als viertes Merk-
mal lässt sich die Situationsorientierung festhalten. Sie betont, dass Sprachförde-
rung in allen Interaktionen des Alltags stattfinden kann. Als besonders sprach-
förderlich gelten dabei Situationen, die mehrere Sprecherwechsel und eine Aus-
gewogenheit der Sprechzeiten aufweisen. Diese vier Merkmale können den
kommunikationsorientierten Ansätzen der Sprachförderung zugeschrieben wer-
den.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass alle vier Merkmale theoretisch begründet sind
und in der praktischen Anwendung für bestimmte Formen ihre Berechtigung
haben. Allerdings fehlt es häufig an einer systematischen empirischen Überprü-
fung dieser Merkmale, um eine fundierte Einschätzung zu treffen für welche
Konstellation welches Merkmal didaktisch wirksam eingesetzt werden sollte.
Explizites Lernen
Explizites Lernen ist dadurch gekennzeichnet, dass dem Lernenden der Lernge-
genstand bewusst ist. Er kennt also das konkrete Lernziel der Fördereinheit
(Hulstijn, 2005). Inhalt der Sprachfördereinheit ist vor allem die zu erwerbende
Sprache selbst mit ihren Formen und Strukturen, was ausdrücklich thematisiert
wird. Durch die Förderkraft werden Regeln und Strukturen der Sprache bewusst
gemacht und erklärt (Ennemoser & Krajewski, 2014). Insbesondere Wortschatz
und Grammatik stehen dabei im Fokus (Paetsch et al., 2014). Dazu gehört nach
Norris und Ortega (2000) auch, dass die Förderkraft dazu auffordert, bestimmte
sprachliche Formen zu verwenden. Auch der bewusste und angeleitete Vergleich
zwischen der Erst- und Zweitsprache ist ein Merkmal expliziten Lernens (Spada
& Tomita, 2010). Diese Aktivitäten auf Seiten der Förderkraft, die explizites
Lernen ermöglichen, führen auch dazu, dass der Lernende bewusst über den
Lerngegenstand reflektiert (Hofmann et al., 2008). Insgesamt stellt explizites
Lernen den Gegenpol zum impliziten Lernen dar, was bereits im vorangegangen
Abschnitt dargestellt wurde (vgl. Kap. 5.1.2).
Die bereits erwähnte Metaanalyse von Norris und Ortega (2000) fasst die Ergeb-
nisse aus 49 Studien zum impliziten und expliziten Lernen von Zweit- und
Fremdsprachen zusammen. Für das explizite Lernen ergibt sich dabei ein großer
Effekt. Dieses Ergebnis können Spada und Tomita (2010) in ihrer aktuelleren
Theoretische Grundlagen der Sprachförderung 193
Systematischer Sprachinput
Aus einer sprachstrukturellen Perspektive ist der systematische Sprachinput von
besonderer Bedeutung. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass er sich an der
sprachlichen Progression des Kindes orientiert (Jampert et al., 2007). Im Sinn
Vygotskijs (2002) wird systematischer Sprachinput aus der Zone der nächsten
Entwicklung angeboten. Dies soll vor allem den Erwerb sprachlicher Strukturen
befördern (Hopp et al., 2010). Jedoch ist ein systematischer Sprachinput nicht
per se mit expliziten Lernprozessen verbunden. Beide Aspekte können jedoch
den sprachstrukturellen didaktischen Ansätzen der Sprachförderung zugeschrie-
ben werden.
sprachlich erwerben. Die Vergleichsgruppe, die erst im letzten Drittel des Kurses
mit diesen Strukturen im Sprachinput konfrontiert wird, kann diese nicht im
gleichen Umfang erwerben. Kaltenbacher (2013) betont die Bedeutung des
Sprachinputs auch für junge Zweitsprachenlerner im Vor- und Grundschulalter.
Mit wenigen Variationen, aber häufigen Wiederholungen soll es dem Lernenden
vereinfacht werden, sprachliche Strukturen zu erkennen, Regeln draus abzuleiten
und diese selbst zu verwenden. Diese Erkenntnis basiert auf Erprobungen und
praktische Erfahrungen in der Sprachförderung. Studien mit (quasi-
)experimentellen Designs, die verschiedene didaktische Varianten vergleichen,
sind dazu im frühen Zweitspracherwerb nicht bekannt.
Der systematische Sprachinput grenzt sich von den Schwerpunkten Dialog und
Interaktion, die der kommunikationsorientierten Perspektive zuzuordnen sind
(vgl. Kap. 5.1.2), dahingehend ab, dass weniger die Verhaltensweise der Förder-
kraft (Beller & Beller, 2009; Buschmann et al., 2013), sondern vor allem der
Inhalt des Sprachinputs im Fokus steht. Dabei soll im besten Fall entsprechend
dem kindlichen Sprachstand geplant werden, welchen Wortschatz und vor allem
welche grammatischen Strukturen im Sprachinput systematisch angeboten wer-
den. So soll der natürliche Spracherwerbsprozess unterstützt werden (Piene-
mann, 1989). Dieser Ansatz ist also kaum in jeder Alltagssituation anzuwenden,
wie es die kommunikationsorientierte Perspektive mit der Betonung von Interak-
tion und Dialog vorsieht, sondern ist vor allem für systematisch geplante Sprach-
fördereinheiten praktikabel. Dazu ist es wichtig, den Sprachstand der Lernenden
zu kennen, um eine Passung zwischen individuellem Sprachstand und angebote-
nem Sprachinput im Sinne einer entwicklungsproximalen Förderung herzustel-
len. Dieser Ansatz von Sprachförderung verlangt also auch nach einem diagnos-
tischen Element (Chilla et al., 2010). In diesem Zusammenhang ist auch ein
homogener Sprachstand innerhalb der Gruppe von Lernenden sinnvoll, woran
sich der systematische Sprachinput einheitlich orientieren kann. Wie aber genau
der Sprachinput zu gestalten ist, um sprachförderlich zu wirken, ist empirisch
weitgehend unbeantwortet. So gibt es zwar Untersuchungen, die deskriptiv das
sprachliche Verhalten von Förderkräften beschreiben und auch theoriegeleitet
Theoretische Grundlagen der Sprachförderung 195
eine Bewertung dessen vornehmen (Koch & Hormann, 2014). Jedoch fehlt eine
empirische Bestätigung anhand quasiexperimenteller Designs, um zu beurteilen,
welches sprachliche Verhalten zu bevorzugen ist. Hierzu wären sowohl quantita-
tive Aspekte relevant, also wie viele bestimmte Äußerungen sinnvoll sind oder
wie groß der Redeanteil der Förderkraft insgesamt zu sein hat, als auch qualitati-
ve Aspekte, die verschiedene Formen des sprachlichen Inputs auf ihre Wirksam-
keit überprüfen (Müller, 2014).
Diese Idee verfolgen auch Reime und Lieder, die auch als sprachlicher Input
gelten. Diese werden sowohl von der Förderkraft aber auch vom lernenden Kind
selbst häufig wiederholt, was positiv auf den Erwerbsverlauf wirken soll. Zudem
wird beim Wiederholen durch den Lernenden selbst vor allem die Artikulation
geübt (Apeltauer, 2007b). Für den Erwerb semantischer Aspekte ist allerdings
die anwendende Wiederholung in verschiedenen Kontexten besonders erfolgs-
versprechend (Apeltauer, 2007b; Hopp et al., 2010).
Formfokussierung
Unter dem Begriff der Formfokussierung lassen sich zwei Ausprägungen unter-
scheiden. Der eher traditionellere sprachstrukturelle Ansatz zur Sprachförderung
ist unter dem Begriff ‚Focus on FormS‘ bekannt und geht auf den Fremdspra-
chenunterricht zurück (Darsow et al., 2012). Die zweite Ausrichtung, die auch
Aspekte des kommunikationsorientierten Ansatzes zur Sprachförderung beinhal-
tet, wird unter dem Begriff ‚Focus on Form‘ zusammengefasst (Rösch & Stanat,
196 Förderung der mündlichen Erzählfähigkeit in DaZ
Bei ‚Focus on FormS‘ steht das explizite Lernen im Vordergrund, indem die
Sprache mit ihren grammatikalischen Regeln Thema der Sprachförderung ist und
bewusst erworben werden soll. Der Inhalt und die Bedeutungsebene innerhalb
der Sprachförderung sind eher zweitrangig. Im Fokus stehen die sprachlichen
Formen und Strukturen (Rösch & Rotter, 2010).
Die Progression der Fördereinheiten richtet sich nach der Systematik der Sprache
und nicht nach dem natürlichen Erwerbsverlauf. So werden auf Grundlage einer
sprachwissenschaftlichen Analyse häufige vor weniger häufigen Regeln und
Strukturen vermittelt, genauso wie regelmäßige vor unregelmäßigen Formen. So
können Regeln und Strukturen der Sprache sukzessiv erworben werden (Darsow
et al., 2012; Rösch & Stanat, 2011). Dies kann auf unterschiedliche Weise erfol-
gen. So kann die Förderkraft die zu erwerbende Regel deduktiv vorstellen. Ge-
nauso können die Lernenden die Regeln auch induktiv anhand sprachlichen
Inputs ableiten, was allerdings anschließend bewusst als zu erwerbende Regel
formuliert wird.
Danach erfolgt ein intensives Üben, um die neu zu erwerbende Regel anzuwen-
den und zu automatisieren. Die Übungen erfüllen dabei keine kommunikative
Funktion, sondern dienen lediglich dem Trainieren der sprachlichen Regel, wo-
rauf die ganze Aufmerksamkeit gerichtet ist (Rösch & Rotter, 2010). Dabei ist
jedoch zu beachten, dass der sprachliche Inhalt und Kontext gezielt konstruiert
sind, um dieses eine Lernziel zu erreichen. Daher findet das Üben in dieser Aus-
prägung der formfokussierten Sprachförderung häufig in einem einfacheren
sprachlichen Kontext statt, als es der natürliche sprachliche Input ist (Darsow et
al., 2012). Es kommen also weniger kommunikative Übungen zum Einsatz,
sondern sie zielen bewusst auf die Regelvermittlung ab. Dadurch erwirbt der
Lernende vor allem explizites Wissen über die Sprache. Mithilfe der Übungen
Theoretische Grundlagen der Sprachförderung 197
wird zwar auch der Anwendung Rechnung getragen, inwiefern das eher explizite
Wissen aber auch in echten Kommunikationssituationen angewendet werden
kann, muss kritisch betrachtet werden. So formulieren diesen Aspekt auch Dar-
sow et al. (2012) als Kritik und merken darüber hinaus an, dass sich die Erwerbs-
reihenfolge nicht am natürlichen Spracherwerb orientiert, was aus theoretischer
Perspektive (vgl. Kap. 2.3.3) dem Spracherwerb nicht förderlich ist.
Befürworter von ‚Focus on FormS‘ merken jedoch an, dass eine rein implizite
Sprachförderung auch beim Zweitspracherwerb das Lernen unnötig erschweren
kann. So wird im Rahmen von ‚Focus on FormS‘ die Aufmerksamkeit bewusst
auf bestimmte sprachliche Aspekte gerichtet, was den Erwerb erleichtern soll
(Rösch & Rotter, 2010). Insbesondere bei großen Unterschieden zwischen Erst-
und Zweitsprache kann die Fokussierung von bestimmten sprachlichen Formen,
wie beispielsweise Deklinationsendungen, hilfreich sein. Andernfalls werden
kleine Unterschiede der Wortformen, die allerdings bedeutungsrelevant sind, erst
spät bemerkt und mühsam erworben.
Konkrete Förderziele
Ein weiterer Aspekt, wie sich sprachstrukturelle Ansätze von kommunikationso-
rientierten Ansätzen zur Sprachförderung unterscheiden, ist das Vorhandensein
konkreter Förderziele. So sind in eher situationsorientierten Ansätzen, die jede
Interaktion als Förderanlass wahrnehmen und nutzen, kaum konkrete Förderziele
zu formulieren. Sprachstrukturelle Ansätze hingegen formulieren oft konkrete
Förderziele. So richten sich diese bei ‚Focus on FormS‘ Ansätzen eher nach der
Sprache selbst, indem zunächst einfache und häufige Formen und später schwie-
rigere und seltenere Formen gefördert werden (Darsow et al., 2012).
(Pienemann, 1989). Jedoch wird damit nicht die Absicht verfolgt, dass die För-
derziele nach einer Fördereinheit erreicht sind. Förderansätze, die sich am natür-
lichen Spracherwerb orientieren, vertiefen die Förderziele häufig spiral-
curricular. Das bedeutet, dass der Sprachinput die Förderziele immer wieder
aufgreift und dabei unterstützt, das Förderziel über einen längeren Zeitraum zu
erreichen (Darsow et al., 2012).
Beim eher expliziten Lernen werden die Förderziele auch bewusst gemacht und
die Aufmerksamkeit des Lernenden darauf gelenkt (Rösch & Stanat, 2011).
Darüber hinaus müssen Aktivitäten innerhalb der Sprachförderung genauer ge-
plant, vorbereitet und auf die Förderziele abgestimmt werden.
Dazu lässt sich als Fazit festhalten, dass alle vier beschriebenen Merkmale theo-
retisch erklärt werden können und auch in der Praxis für bestimmte Zielgruppen
und Anwendungen eine Berechtigung haben. Um eine fundierte Einschätzung zu
treffen, welche Merkmale für Vor- und Grundschulkinder im frühen Zweit-
spracherwerb didaktisch sinnvoll eingesetzt werden können, fehlt es aber häufig
an einer systematischen empirischen Überprüfung dieser Merkmale für die ent-
sprechende Zielgruppe.
Die didaktischen Ansätze zur Sprachförderung lassen sich auf theoretischer Ebe-
ne hinsichtlich zwei Richtungen grob unterscheiden, kommunikationsorientiert
und sprachstrukturell. Dabei sind Erstere vor allem durch implizites Lernen, eine
Betonung der Interaktion und des Dialogs, in der die Sprachanregung und die
Modellierung der Lerneräußerungen eine wichtige Rolle spielen, die Bedeu-
tungsfokussierung sowie eine hohe Situationsorientierung gekennzeichnet. Rea-
lisiert werden diese Formen der Sprachförderung vor allem im Elementarbereich.
Diese didaktischen Ansätze zur Sprachförderung sind in erster Linie pädagogisch
geprägt und werden in Reinform häufig alltagsintegriert umgesetzt.
Neben den theoretischen Überlegungen ist für die Sprachförderung ein empiri-
scher Nachweis der Wirksamkeit wichtig. Dass es auf diesem Gebiet besondere
Herausforderungen gibt, wurde bereits angedeutet (vgl. Kap. 0). Um daraus
Schlussfolgerungen für die eigene Forschung zu ziehen, wird im Folgenden ein
Überblick zum Forschungsstand der Sprachförderung gegeben. Dabei werden in
Hinblick auf das Ziel der Arbeit additive Sprachförderungen für Vor- und
Grundschulkinder in den Fokus genommen.
202 Förderung der mündlichen Erzählfähigkeit in DaZ
EVAS Studie
Eine der ersten Studien, die in diesem Bereich maßgeblich zur Diskussion bei-
trägt, ist die wissenschaftliche Begleitung der Sprachfördermaßnahmen im Pro-
gramm ‚Sag mal was‘, die im Auftrag der Landesstiftung Baden-Württemberg
durchgeführt wurde (Roos, Polotzek & Schöler, 2010). Dafür wurden die drei
Sprachförderprogramme Konlab (Penner, 2003), Deutsch für den Schulstart in
der Version von 2005 (Kaltenbacher & Klages, 2005) sowie das Programm von
Tracy (2003) evaluiert. Alle drei Sprachförderprogramme orientieren sich am
natürlichen Spracherwerb und versuchen durch die gezielte Gestaltung der Ler-
numgebung den Spracherwerb zu fördern. Hinsichtlich der Förderziele unter-
scheiden sie sich, insofern Penner (2003) vor allem das Sprachverständnis und
die beiden anderen Programme (Kaltenbacher & Klages, 2005; Tracy, 2003) vor
allem die Sprachproduktion fördern. Die didaktischen Ansätze sind sich dahin-
gehend ähnlich, indem alle drei eher auf das implizite Lernen abzielen und durch
eine bewusste und strukturierte Gestaltung des Sprachinputs die Förderziele
erreichen wollen. Detaillierte Beschreibungen dazu können dem Bericht von
Schakib-Ekbatan et al. (2006) entnommen werden. Umgesetzt werden die För-
Forschungsstand zur Wirksamkeit additiver Sprachförderung 203
derprogramme in Kleingruppen von sechs bis zehn Kindern durch eigens qualifi-
zierte Förderkräfte.
Das Prä-Post-Design mit Erhebungen vor Beginn der Sprachförderung als auch
direkt danach zum Ende des Kindergartenjahres wird um zwei Follow-up Erhe-
bungen in den zwei darauffolgenden Jahren ergänzt, was insgesamt vier Mess-
zeitpunkte ergibt. Erfasst werden neben den sprachlichen Leistungen auch Intel-
ligenz, Fähigkeitsselbstkonzept, schulische Leistungen, Personenmerkmale und
der familiäre Hintergrund.
Die Ergebnisse zeigen eine Entwicklung der sprachlichen Leistungen für alle
fünf untersuchten Gruppen. Für die drei Fördergruppen und die Vergleichsgrup-
pe mit Förderbedarf ergeben sich allerdings keine bedeutsamen Unterschiede.
Alle diese vier Gruppen erreichen zu keinem Zeitpunkt das Niveau der Ver-
gleichsgruppe ohne Förderbedarf. Daraus schließen die Autoren, dass die spezi-
fische additive Sprachförderung keine besondere Wirkung auf die sprachliche
Entwicklung im Vergleich zur unspezifischen Sprachbildung im Rahmen des
Kindergartenalltags hat (Roos et al., 2010). Als Konsequenz schlagen Hofmann
et al. (2008) kleinere Fördergruppen vor, damit die Kinder mehr Redeanteile
erhalten, eine Sprachförderung, die früher beginnt und länger dauert, sowie mehr
204 Förderung der mündlichen Erzählfähigkeit in DaZ
explizites Lernen für mehrsprachige Kinder. Darüber hinaus wird auch eine
intensivere Qualifizierung der Förderkräfte vorgeschlagen.
Darüber hinaus ist fraglich, wie zielführend ein Vergleich zwischen überwiegend
mehrsprachigen Kindern mit Förderbedarf (Fördergruppen) und überwiegend
einsprachigen Kindern ohne Förderbedarf (Vergleichsgruppe) ist. Dadurch wer-
den die sprachlichen Fähigkeiten einsprachiger Kinder als zu erreichende Norm
Forschungsstand zur Wirksamkeit additiver Sprachförderung 205
Zusammenfassend kann diese Studie als Replikation der EVAS Studie gesehen
werden (Roos et al., 2010), indem das gleiche Förderprogramm in einem ähnli-
chen Design mit unspezifischer Förderung verglichen wird. Das Fehlen einer
Kontrollgruppe ohne Förderung lässt aber keine Aussage über die grundsätzliche
Wirksamkeit von Sprachförderung dieser Art zu. Zudem fehlen auch in dieser
Studie Sprachstandsverfahren zur Erfassung größerer sprachlicher Einheiten der
Kinder, die vor allem unter der kommunikationsorientierten Perspektive von
Bedeutung sind.
EkoS Studie
In dieser Studie wird das Sprachförderprogramm ‚Handlung und Sprache‘ (Häu-
ser & Jülisch, 2006) analysiert, das in Brandenburger Kindergärten angeboten
wird (Wolf, Felbrich, Stanat & Wendt, 2011). Das Förderprogramm zeichnet
sich durch eine hohe Strukturierung aus, die allerdings in natürlich wirkenden
Interaktionen realisiert werden soll, also auch auf das implizite Lernen setzt. Es
kombiniert also kommunikationsorientierte und sprachstrukturelle Ansätze. För-
derziele sind in erster Linie basale sprachliche Fähigkeiten. Das Programm wird
additiv in Kleingruppen von sechs Kindern täglich über 14 Wochen jeweils 20
Forschungsstand zur Wirksamkeit additiver Sprachförderung 207
Minuten durchgeführt. Dies ergibt eine Förderzeit von insgesamt 20 bis 25 Stun-
den.
Die Studie verfolgt ein quasiexperimentelles Design, indem 150 Kinder im Vor-
schulalter mit Förderbedarf per Zufallsauswahl der Fördergruppe und 136 weite-
re Kinder mit Förderbedarf der Vergleichsgruppe zugeordnet werden. Letztere
erhalten keine Sprachförderung, da das Programm in ihren Kindergärten noch
nicht implementiert ist. Wie viele Kinder der Stichprobe tatsächlich Deutsch als
Zweitsprache erwerben, geht aus der Studie nicht eindeutig hervor. Die Quote ist
allerdings eher gering, da 7 % bzw. 6 % der Kinder mit ihrer Mutter bzw. ihrem
Vater nicht Deutsch sprechen. Die Studie ist im Längsschnitt angelegt, sodass
vor, nach und ein Jahr nach Ende der Sprachförderung eine Erhebung erfolgt. Zu
den ersten zwei Messzeitpunkten wird zur Erfassung des Sprachstands der Kin-
dersprachtest für das Vorschulalter (KISTE) eingesetzt. Zum dritten Messzeit-
punkt werden die Dekodierfähigkeit und das Hörverstehen erfasst (Wolf et al.,
2011).
Die Ergebnisse zeigen für die Fähigkeit ‚Satzbildung‘ einen signifikanten mittle-
ren Effekt der Sprachförderung unmittelbar nach Ende der Förderung. Für die
Fähigkeit ‚Wortschatz‘ ergibt sich kein Effekt. Ebenso ergeben sich keine Lang-
zeiteffekte zum dritten Messzeitpunkt für die Dekodierfähigkeit und das Hörver-
stehen. Wolf et al. (2011) sehen die Ursachen diese erwartungswidrigen Ergeb-
nisse einerseits in methodischen Einschränkungen begründet. So liegt die Ver-
mutung nahe, dass der verwendete Sprachstandstest KISTE nicht die entspre-
chende Validität aufweist. Auch kann die konzepttreue Umsetzung des Sprach-
förderprogramms nicht nachgewiesen werden, was ein weiterer Grund für den
fehlenden eindeutigen Nachweis der Wirksamkeit sein kann. Andererseits kön-
nen die Ursachen auch im Programm selbst begründet sein. So stellen die Auto-
rinnen die hohe Strukturiertheit in Frage, die insbesondere von unerfahrenen
Förderkräften, nicht in natürlich wirkenden Interaktionen realisiert werden, wie
es das Konzept vorsieht. Darüber hinaus ist auch die Dauer des Sprachförderpro-
gramms mit etwa 20 Stunden als sehr kurz einzuschätzen.
208 Förderung der mündlichen Erzählfähigkeit in DaZ
Zusammenfassend kann diese Studie auch als erster Hinweis für einen Förderef-
fekt im Bereich Syntax interpretiert werden. Die kurze und in der Qualität nicht
überprüfte Umsetzung deutet darauf hin, dass ein additiver, impliziter Förderan-
satz der sowohl kommunikationsorientierte als auch sprachstrukturelle Aspekte
integriert in einer längerfristigen Realisierung wirksam sein kann.
Die Ergebnisse zeigen für die Gruppe mit der Kombination aus impliziter und
expliziter Förderung im Vergleich zur Kontrollgruppe einen großen bedeutsamen
Effekt für die basalen sprachlichen Fähigkeiten. Insbesondere die grammatikali-
schen Fähigkeiten werden gefördert. Die ausschließlich implizit geförderte
Gruppe zeigt hierfür keinen bedeutsamen Effekt. Der Follow-up Test drei Mona-
te nach dem Sommercamp ergibt keine bedeutsamen Effekte mehr. Deskriptiv
sind die Ergebnisse der beiden Fördergruppen weiterhin höher als der Kontroll-
gruppe. Stanat et al. (2012) schließen daraus, dass die Kombination aus implizi-
ter und expliziter Sprachförderung für diese Zielgruppe von Drittklässlern er-
Forschungsstand zur Wirksamkeit additiver Sprachförderung 209
Zusammenfassend ist diese Studie ein wichtiger Hinweis für die didaktische
Gestaltung von Sprachförderungen. So können erstmals Aussagen zur Wirksam-
keit unterschiedlicher Förderansätze für diese Zielgruppe getroffen werden. Je-
doch bleibt fraglich, welches theoretische Konstrukt die Kombination aus zwei
verschiedenen Sprachförderansätzen operationalisiert. So könnte die Integration
des impliziten und expliziten Lernens in einem didaktischen Ansatz mehr Er-
kenntnisgewinn erzielen. Diesen Aspekt versucht auch die im nächsten Abschnitt
beschriebene BeFo Studie umzusetzen.
BeFo Studie
Eine Studie, die an den Erkenntnissen der Jacobs Sommercamp Studie (Stanat et
al., 2012) anschließt, ist die BeFo Interventionsstudie (Felbrich, Darsow, Paetsch
& Stanat, 2012). Hier werden auch mehrsprachige Drittklässler mit zwei ver-
schiedenen didaktischen Ansätzen gefördert, was mit einer Wartekontrollgruppe
verglichen wird. Der bedeutungsfokussierte Ansatz kann der kommunikationso-
rientierten Richtung zugeschrieben werden. Der formfokussierte Ansatz im Sinn
von Focus on Form stellt eine Kombination aus kommunikationsorientierten und
sprachstrukturellen Aspekten dar (Rösch & Rotter, 2010).
Insgesamt werden 372 Kinder zufällig auf die drei Gruppen verteilt. Die Förde-
rung wird von qualifizierten Lehramtsstudenten am Nachmittag in Gruppen von
bis zu zehn Kindern über ein Schuljahr hinweg durchgeführt. Die Umsetzung
wird mit stichprobenartigen Beobachtungen erfasst (Felbrich et al., 2012).
Betrachtet man die dargestellten Studien zusammenfassend (vgl. Tabelle 1), lässt
sich festhalten, dass die untersuchten additiven Sprachförderungen für Vor- und
Grundschulkinder jeweils eine Kombination aus kommunikationsorientierten
und sprachstrukturellen Ansätzen aufweisen. Alle Programme für Vorschulkin-
der setzen auf implizites Lernen. Dies scheint also ein für die Praxis relevanter
didaktischer Ansatz zu sein, wie auch bereits dargestellt wurde (vgl. Kap. 5.1).
Das explizite
Studie Förderprogramm Didaktischer Ansatz N Alter Sprachen Förderdauer Design Ergebnis
Kaltenbacher und Kombination aus kommu- 544 Vorschule ein- und 6 Monate / 3 FG, 2 VG (unspezi- kein Effekt
Klages (2005) DfdS nikationsorientiert und mehrsprachig 88 Stunden fische Förderung,
Penner (2003) sprachstrukturell, implizit kein Förderbedarf)
EVAS
KonLab Prä-, Post-, 2 Follow-
Tracy (2003) up-Tests
Kaltenbacher und Kombination aus kommu- 125 Vorschule mehrsprachig 1 Jahr / 1 FG, 1 VG (unspezi- kein Effekt
Klages (2011) DfdS nikationsorientiert und 82 Einheiten fische Förderung)
sprachstrukturell, implizit Prä-, Post-, Follow-
Sprache
up-Tests
Schwerpunkt
Häuser und Jülisch Kombination aus kommu- 286 Vorschule überwiegend 14 Wochen / 1FG, 1 KG unmittelbarer
(2006) ‚Handlung nikationsorientiert und einsprachig 20 Stunden Prä-, Post-, Follow- Effekt auf Satzbil-
und Sprache‘ sprachstrukturell, implizit dung
EkoS
up-Tests
Stanat et al. (2005) implizit vs. Kombination 149 3. Klasse mehrsprachig 3 Wochen / 2 FG, 1 KG unmittelbarer
aus implizit und explizit 68 Stunden Prä-, Post-, Follow- Effekt für Kombi-
up-Tests nation aus implizit
Jacobs
und explizit
Sommercamp
Rösch und Rotter Bedeutungsfokussiert 372 3. Klasse mehrsprachig 1 Jahr 2 FG, 1 KG unmittelbarer
(2010) (FoM) vs. Formfokussiert Prä-,Intermediate-, Effekt für beide
(FoF) Ansätze auf Wort-
BeFo
Post-, Follow-up-
Tests schatz
Forschungsstand zur Wirksamkeit additiver Sprachförderung
Lernen wird erst in den Studien für Drittklässler umgesetzt, was auch aus theore-
tischer Sicht für diese Altersgruppe passend erscheint (vgl. Kap. 5.1.3). Insge-
samt wurden bisher vor allem im Vorschulbereich und im zweiten Teil der
Grundschulzeit additive Sprachförderungen analysiert. Da insbesondere der
Schulbeginn eine wichtige Phase für die kindliche Entwicklung darstellt (Oerter,
2008), sollte diese Altersgruppe besonders im Fokus der Forschung stehen.
Gleichzeitig ist aus dem Erwerbsverlauf mehrsprachiger Kinder bekannt, dass sie
selbst bei einem regelmäßigen Kindergartenbesuch als Schulanfänger häufig
noch einen Förderbedarf aufweisen (vgl. Kap. 4). Somit ist eine Fokussierung
auf die Sprachförderung von Schulanfängern ein wichtiger Aspekt, der empirisch
noch nicht ausreichend untersucht ist.
Die Dauer der untersuchten Sprachförderungen variiert von drei Wochen bis zu
einem Jahr, wobei sich hier auch die Intensität von täglich 20 Minuten bis vier-
einhalb Stunden sowie die Regelmäßigkeit stark unterscheidet. Die Dauer von
einem Jahr überschreiten bisherige Studien aber nicht. Jedoch wird von theoreti-
scher Seite häufig betont, dass der erfolgreiche Spracherwerb vor allem auch Zeit
brauche (vgl. Kap. 4). So stellt die Untersuchung längerer Sprachfördermaßnah-
men, die über ein Jahr hinausgehen, eine weitere Forschungslücke in diesem
Bereich dar.
Die Designs der berichteten Studien variieren dahingehend, dass zum Teil keine
Kontrollgruppen ohne Sprachförderung, sondern nur Vergleichsgruppen heran-
gezogen werden, die eine sogenannte unspezifische Sprachförderung erhalten.
Da in den Studien weitestgehend unklar bleibt, was unter unspezifischer Sprach-
förderung zu verstehen ist, gestaltet es sich auch methodisch schwierig, einen
Effekt der genauer beschriebenen spezifischen Sprachfördermaßnahmen abzulei-
Forschungsstand zur Wirksamkeit additiver Sprachförderung 213
ten. Darüber hinaus wird nicht in jeder der berichteten Studien die Umsetzung
der Sprachförderung auf angemessene Weise erfasst, was wiederum die Verbin-
dung mit Sprachstandsergebnissen und der in der Theorie beschriebenen För-
dermaßnahmen erschwert. Positiv zu bewerten ist, dass der Sprachstand jeweils
zu mehreren Messzeitpunkten erhoben wird. Allerdings werden hier nicht immer
vergleichbare Sprachstandsverfahren verwendet, was wiederum die Aussagekraft
einschränken kann. Insgesamt stellt der Einsatz eines geeigneten Sprachstands-
verfahren eine besondere Herausforderung dar (Redder et al., 2011). Diese me-
thodischen Mängel werden bei der Mehrheit der berichteten Studien auch be-
rücksichtigt und hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Ergebnisse diskutiert.
dereffekte. Auch stellt die Untersuchung von Schulanfängern, die länger als ein
Jahr an einer theoriebasierten Sprachförderung teilnehmen, eine Forschungslücke
dar. Gleichzeitig sieht man sich bei der Untersuchung von Sprachfördermaß-
nahmen mit einer Menge an methodischen Herausforderungen konfrontiert,
denen häufig nur mit einem entsprechenden Aufwand begegnet werden kann.
Darüber hinaus sind die spezifischen pragmatischen Fähigkeiten des mündlichen
Erzählens bisher kaum Gegenstand von Untersuchungen zur Förderung von
Deutsch als Zweitsprache bei Vor- und Grundschulkindern.
Konzentriert man sich auf die Förderung der mündlichen Erzählfähigkeit bei
mehrsprachigen Kindern, steht vor allem die sprachliche Komponente im Vor-
dergrund, da hier auch der größte Bedarf bei mehrsprachigen Kindern zu vermu-
ten ist (vgl. Kap. 1.1). Aber auch die Motivation als Teil der personalen Kompo-
nente darf bei der Sprachförderung nicht außer Acht gelassen werden. Folgt man
dabei dem Grundsatz von Reich (2011), dass Sprachförderung für Vor- und
Grundschulkinder vor allem eine bewusste Gestaltung der Interaktion und
Kommunikation erfordert, können für die Förderung der mündlichen Erzählfä-
higkeit zwei wichtige didaktische Prinzipien formuliert werden:
Authentische Kommunikationssituation
Bewusste Gestaltung des Sprachinputs
Förderung der Komponenten mündlicher Erzählfähigkeit 215
Diese beiden Prinzipien stellen eine Synthese aus den bereits vorgestellten
kommunikationsorientierten und sprachstrukturellen Ansätzen zur Sprachförde-
rung dar, was sich auch aus dem aktuellen Forschungsstand als sinnvolle
Schlussfolgerung ableiten lässt. Was genau darunter zu verstehen ist, wird im
Folgenden näher erläutert. Vorab ist zu erwähnen, dass mithilfe dieser beiden
Prinzipien das implizite Lernen ermöglicht werden soll, was sich aus der Theorie
heraus für den frühen Zweitspracherwerb als sinnvoll erweist (vgl. Kap. 5.1.2).
Authentische Kommunikationssituationen
Eine Lernumgebung ist so zu gestalten, dass Kinder zum kommunikativ sinnvol-
len Gebrauch von Sprache angeregt werden. Dies erfolgt in authentischen Kom-
munikationssituationen, die vom Kind sprachliche Äußerungen erfordern, um ein
bestimmtes Ziel zu erreichen (Kaltenbacher, Klages & Pagonis, 2009). Bezogen
auf die Funktionen von Sprache und Kommunikation kann dieses Ziel unter-
schiedlich beschaffen sein. Das Kind möchte etwas über sich selbst mitteilen
(Ausdrucksfunktion), etwas über einen Gegenstand oder einen Sachverhalt mit-
teilen (Darstellungsfunktion) oder etwas beim Zuhörer erreichen (Appellfunkti-
on) (Bühler, 1982) (vgl. Kap. 2.1.1). Die authentische Kommunikationssituation
soll die Motivation steigern, sich zielsprachlich zu äußern, da nur so das Kom-
munikationsziel erreicht wird.
Zur bewussten Gestaltung des Sprachinputs zählt auch die Modellierung kindli-
cher Äußerungen durch die Förderkraft (vgl. Kap. 5.1.2). Das Modellieren
stammt aus der Sprachtherapie (Dannenbauer, 2002) und basiert dabei ebenfalls
auf dem Ansatz zur Zone der nächsten Entwicklung (Vygotskij, 2002). Dabei
sind vor allem Strategien zum korrigierenden Feedback, bei dem nichtzielsprach-
liche Äußerungen des Kindes von der Förderkraft korrekt wiederholt werden,
sowie Reformulierungen und Expansionen der Lerneräußerungen durch die För-
218 Förderung der mündlichen Erzählfähigkeit in DaZ
Als weiteres wichtiges sprachliches Verhalten der Förderkraft gelten offene Fra-
gen. Diese produzieren nachweislich mehr sprachliche Äußerungen auf Lerner-
seite als geschlossene Fragen. Auch sind Fragen produktiver, wenn sie auf ein
Beschreiben oder Erklären in der Antwort erfordern im Vergleich zum einfachen
Benennen (Röhner, Li & Hövelbrinks, 2010). Darüber hinaus ist es wichtig für
das Verhalten der Förderkraft, dass diese die sprachliche Äußerung der Lernen-
den abwartet und nicht zu früh die eigene Frage paraphrasiert (Rost-Roth, 2014).
Insgesamt gibt es bereits Studien, die das Verhalten von Förderkräften im Rah-
men von Sprachfördersituationen untersuchen (Beller & Beller, 2009; Koch &
Hormann, 2014; Kucharz et al., 2014) und diese zum Teil auch in den Zusam-
menhang mit dem Spracherwerb der Kinder stellen können. So gelingt es bei-
spielsweise Kucharz et al. (2015) durch ein intensives Training der Förderkräfte,
den Spracherwerb der Kinder zu fördern, was mit einem quasiexperimentellen
Design nachgewiesen wird. Jedoch gestaltet sich die Interpretation der Wirk-
samkeit schwierig, da bei der Ergebnisdarstellung keine deskriptiven Werte und
Effektstärken berichtet werden.
In den nächsten Abschnitten wird nun dargestellt, wie die einzelnen Komponen-
ten und deren Ebenen der mündlichen Erzählfähigkeit entsprechend dieser bei-
den Prinzipien gefördert werden können. Dabei wird eine bewusst geplante
Sprachförderung, die mehrmals pro Woche additiv zum regulären Angebot der
Bildungseinrichtung stattfindet, als Rahmen gesetzt, da dies eine Planung und
Umsetzung nach den oben genannten Prinzipien erleichtern soll.
Für die Förderung von Phonetik und Phonologie mehrsprachiger Kinder vertritt
Apeltauer (2007b) den Standpunkt, dass diese in der starken Sprache, also häufig
der Erstsprache, vollzogen werden sollte, vor allem wenn die sprachlichen Fä-
higkeiten in der Zweitsprache noch sehr gering sind. Eine Studie von Weber,
Marx und Schneider (2007) konnte allerdings eine ähnliche Wirksamkeit des
etablierten Würzburger Trainingsprogramms ‚Hören, Lauschen, Lernen‘ (Küs-
220 Förderung der mündlichen Erzählfähigkeit in DaZ
pert & Schneider, 2006) für Kinder mit Deutsch als Erst- und Zweitsprache fest-
stellen.
Die Ansätze zur Förderung der Phonetik und Phonologie bzw. vor allem der
phonologischen Bewusstheit zielen darauf ab, die Phoneme von Wörtern zu
analysieren sowie Wörter aus den verfügbaren Phonemen zu bilden. Dazu ist es
erforderlich die einzelnen Phoneme wahrzunehmen und produzieren zu können
(Bertschi-Kaufmann, Gyger, Käser, Schneider & Weiss, 2006). Methoden, wie
diese Ziele gefördert werden können, sind dabei meist spielerisch verpackt, um
die Motivation der Kinder zu begünstigen. Dazu gehören Lauschspiele, bei de-
nen Laute und Geräusche bewusst wahrgenommen werden sollen, Reime, um
ähnliche Laute zu identifizieren, sowie der spielerische Umgang mit Silben und
Anlauten. Außerdem gelten Reime und auch Lieder als hilfreiche Methode, um
die Aussprache sowie Rhythmus und Melodie der Sprache zu üben (Apeltauer,
2007b). Aber auch die Quantität des Sprachinputs ist für die Ebene der Phonetik
und Phonologie im Zweitspracherwerb entscheidend, wie der Review von Flege
(2009) zeigt. Dies fordert auch von der Förderkraft eine deutliche und klare Aus-
sprache, so dass sie als passendes Sprachvorbild dient (Knapp, Roos, Gasteiger-
Klicpera, Kucharz & Schöler, 2011).
Für die Förderung des Wortschatzerwerbs ist es wichtig, dass sich Förderkraft
und Lernender gemeinsam auf etwas beziehen können. Diese Referenz kann ein
Objekt sein, das innerhalb der Interaktion präsent ist, eine Handlung, die ausge-
führt wird oder eine Visualisierung dessen z.B. in Form eines Bildes (Krcmar,
Grela & Lin, 2007). So kann der Sprachinput der Förderkraft gemeinsam mit der
Referenz dargeboten werden, was den Wortschatzerwerb unterstützen soll. Eine
besondere Form davon ist das sprachbegleitende Handeln (Hopp et al., 2010).
Dabei versprachlicht die Förderkraft ihre Handlungen, was die Quantität des
Sprachinputs erhöht und gleichzeitig eine gemeinsame Referenz für den Wort-
schatzerwerb darstellt. Dieser Verwendungskontext kann den Spracherwerb
schneller befördern als eine eher passive Situation, beispielsweise beim Fernse-
hen (Krcmar et al., 2007). Auch das Vorlesen oder dialogische Lesen (vgl. Kap.
5.1.2) ermöglicht eine gemeinsame Referenz für Förderkraft und Kind. Die Stu-
die von Damhuis, Segers und Verhoeven (2014) kann zeigen, dass das wiederho-
lende Vorlesen eines Kinderbuchs, den Wortschatzerwerb im Vergleich zu einer
Kontrollgruppe fördert. Diese Ergebnisse basieren allerdings auf einer einspra-
chigen Stichprobe, was eine Generalisierung auf die Förderung von Deutsch als
Zweitsprache einschränkt, aber wertvolle Hinweise gibt. So kann also auch die
wiederholende Darbietung des Sprachinputs einen wichtigen Faktor darstellen.
Zur Förderung dieser sprachlichen Ebene ist allerdings nicht nur der systemati-
sche Sprachinput sondern auch die sprachliche Produktion auf Seiten der Kinder
erforderlich. Um Lernende dazu anzuregen, gibt es wichtige Hinweise für das
Förderung der Komponenten mündlicher Erzählfähigkeit 223
Wichtige Förderziele innerhalb von Morphologie und Syntax sind das Genus-
und Kasussystem, das im Deutschen insbesondere durch die Artikel markiert
wird, sowie komplexere Satzstrukturen (Kaltenbacher & Klages, 2011). Für
beide Bereiche gilt der systematische Sprachinput mit seinen dargestellten
Merkmalen als entscheidend für den Spracherwerb. Die Annahme dahinter ist,
dass Kinder mit Migrationshintergrund, die Deutsch als Zweitsprache erwerben,
in ihrer Umgebung zu wenig Input im Deutschen erhalten, um diese Systemati-
ken rasch zu erwerben. Daher soll der gesteuerte systematische Sprachinput
diese Erwerbsprozesse befördern. Berichte über den Erwerb von Artikel und
Satzbau mit einem gesteuerten Sprachinput lassen eine Wirkung vermuten (Kalt-
enbacher, Ermonies-Jargielo & Vasylyeva, 2010; Kaltenbacher et al., 2009).
Aufgrund fehlender Kontrollgruppen ist allerdings der Zusammenhang zwischen
dem gesteuerten systematischen Sprachinput und dem positiven Erwerbsverlauf
nicht eindeutig zu bestätigen.
224 Förderung der mündlichen Erzählfähigkeit in DaZ
Auch wird die Annahme vertreten, dass für Schulanfänger das implizite Lernen
auch für Syntax und Morphologie der geeignete Ansatz ist. Für den Erwerb des
Genussystems von Artikeln argumentiert Pagonis (2014) auf einer theoretischen
Ebene, dass die häufig verwendete Explizitmachung des dreigliedrigen Genus-
systems im Deutschen durch farbliche Markierungen, die Aufmerksamkeit und
kognitive Kapazität des Lernens unnötig belastet und so den Erwerb des Artikel-
systems nicht befördert. Dieses Argument scheint plausibel, da im Deutschen das
Genus der meisten Substantive durch eine phonologische Regel erklärt werden
kann und nicht auf Einzelwortbasis erlernt werden muss (vgl. Kap. 4.1.3). Diese
Systematik kann demnach eher durch rhythmischen Sprachinput, beispielsweise
mithilfe von Reimen, unterstützt werden (Kaltenbacher & Klages, 2011). Auf
eine Explizitmachung bzw. explizite Formfokussierung soll dabei verzichtet
werden. Eine empirische Überprüfung dieser Annahme, die beide Ansätze mitei-
nander vergleicht, ist allerdings nicht bekannt. Allerdings gibt es Untersuchun-
gen, die einen Zusammenhang zwischen einem gesteuerten, systematischen
Sprachinput und dem Zweitspracherwerb bei Kindern nachweisen (Rothweiler,
2007).
zählt und eigene Inhalte und Themen einbringt, was gleichzeitig die eigene Mo-
tivation fördern kann (vgl. Kap. 5.1.2). Für Kinder aus sozial benachteiligten
Familien kann dies eine besondere Herausforderung darstellen, da ihre Erfah-
rungs- und Lebenswelt aufgrund materieller Armut stark eingeschränkt sein
kann. So betont auch Claussen (2004), dass sich Kinder hinsichtlich ihrer Le-
benswelten stark unterscheiden. Dies ist bei der Aktivierung der Kinder durch
gezielte Fragen nach ihren Erlebnissen zu berücksichtigen.
Die Eigenaktivität des Kindes nimmt also eine zentrale Rolle ein, was auch
Zehnbauer und Jampert (2007) für die Sprachförderung sowie Reinmann und
Mandl (2006) für das Lernen allgemein betonen. Gleichzeitig ist die Förderkraft
gefordert aktiv zuzuhören, um gegebenenfalls passende Unterstützung anzubie-
ten (Merkelbach, 2004). Dieses Unterstützungsangebot soll sich dabei ebenfalls
nach dem natürlichen Erwerbsverlauf richten (vgl. Kap. 4.2.1) und sich in der
Zone der nächsten Entwicklung bewegen (Vygotskij, 2002). Die Förderkraft
kann die sprachlichen Äußerungen im Rahmen von Erzählungen unterstützen,
indem sie bei Jobs der kommunikativen Einbettung behilflich ist oder sie selbst
übernimmt und damit ein Modell vorgibt (Hausendorf & Quasthoff, 1996). Die
Unterstützung kann auch in Form von Modellierungen erfolgen, indem die kind-
lichen Äußerungen mit Expansion oder Reformulierungen ergänzt werden (Dan-
nenbauer, 2002). Der Fokus liegt hier auf der Anbahnung und dem Abschließen
der Erzählung sowie dem passenden Platzieren innerhalb einer Interaktion.
Darüber hinaus ist auch das sprachliche Modell, das die Förderkraft durch eigene
Erzählungen gibt, ein wichtiges Mittel zur Förderung der kommunikativen Ein-
bettung. Insgesamt eignen sich nach den Schlussfolgerungen von Becker (2011b)
aus ihrer eigenen Untersuchung vor allem Erlebniserzählungen für die Förderung
der kommunikativen Einbettung, da sie viel Interkation ermöglichen. Eine dafür
häufig verwendete Methodik ist der sogenannte Erzählkreis. Morek (2013) kriti-
siert daran, dass diese Interaktionsform zu sehr institutionalisiert sei und daher
keine authentische Kommunikationssituation schaffe. Dieser Kritik ist entgegen-
zuhalten, dass nicht das Setting, also ein Kreis aus einer Gruppe von Kindern in
226 Förderung der mündlichen Erzählfähigkeit in DaZ
der man von seinen Erlebnissen erzählt, sondern vielmehr der Rahmen und die
Haltung der Förderkraft wichtig sind. So ist einerseits ein echtes Interesse an den
Erzählungen der Kinder wichtig. Andererseits sollten auch erzählwürdige Erleb-
nisse berichtet werden, so dass kein Zwang zum Erzählen entsteht, was einer
authentischen Kommunikationssituation widersprechen würde. Somit kann auch
der Erzählkreis einen geeigneten Rahmen bieten, um zu üben, die eigene Erzäh-
lung kommunikativ einzubetten.
Der Sprachinput kann in diesem Bereich ein wichtiges Modell für die Kinder
geben, indem die Förderkraft in ansprechenden Erzählungen Inhalt und Struktur
entsprechend darstellt. Die Erzählform, die Lernende dann selbst produzieren
sollten, ist eine Nacherzählung. Diese eignet sich besonders, um die eigenen
Fähigkeiten auszubilden, wie Becker (2011b) aus ihrer Untersuchung schließt.
Als primäre Produktion, die nacherzählt wird, können verschiedene Erzählfor-
men passend sein. Wichtig ist auch hier wieder den natürlichen Erwerbsverlauf
und die Zone der nächsten Entwicklung zu berücksichtigen, indem vor allem die
Strukturen für Vor- und Grundschulkindern noch nicht zu große Komplexität
aufweisen (vgl. Kap. 4.2.2). Darüber hinaus müssen Erzählungen, die nacher-
zählt werden sollen, die Aufmerksamkeit und das Interesse der Kinder wecken.
Bildergeschichten werden zwar häufig vor allem innerhalb von Unterricht einge-
setzt, scheinen in manchen Fällen aber weniger passend zu sein. Sind die Bilder
während der Erzählung präsent, wird vor allem von Kindern mit weniger ausge-
prägten basalen sprachlichen Fähigkeiten eine deiktische Sprache verwendet, die
nicht den Anforderungen einer kohärenten Erzählung entspricht (Becker, 2011b).
Die naheliegende Vermutung, dass die Repräsentation der Erzählung durch die
Bilder die sprachliche Produktion unterstützt, scheint für die von Becker (2011b)
Förderung der Komponenten mündlicher Erzählfähigkeit 227
Eine weitere Methode zur Förderung der kohärenten Darstellung von Inhalt und
Struktur ist das Anregen zu sprachlichen Äußerungen. Dies kann in Form von
direkten Aufforderungen bestimmte Inhalte zu erzählen oder mit offenen Fragen
erfolgen. So kann die Förderkraft die Zuhörerwartungen an Inhalt und Struktur
der Erzählung deutlich machen (Stude, 2013).
Letztlich spielt natürlich auch das selbst Ausprobieren und Üben beim Erzählen
eine wichtige Rolle. Dies können Hausendorf und Quasthoff (1996) auch empi-
risch nachweisen, indem sie die gleiche Geschichte an drei Tagen nacheinander
erzählen lassen und dabei einen Lerneffekt für die Darstellung von Inhalt und
Struktur finden können.
Die Bedeutung des sprachlichen Inputs wird von Müller (2012) betont. Sie
schreibt dem Vorlesen einen besonderen Stellenwert zur Förderung der Verwen-
dung sprachlicher Mittel zu. Dadurch erhalten die Kinder einen schriftsprachli-
chen Input, der in der Regel mehr kohäsive Mittel aufweist, als die mündliche
Sprache. Hier greift also wieder das Prinzip von Quantität und Qualität des
Sprachinputs.
228 Förderung der mündlichen Erzählfähigkeit in DaZ
Insgesamt lässt sich festhalten, dass bisherige Untersuchungen zeigen, dass in-
nerhalb von Sprachförderung wenig komplexe Sprachäußerungen der Kinder
erfolgen (Knapp et al., 2011). Daher scheint die Fokussierung von Erzählungen
sehr geeignet zu sein, sowohl als Förderziel aber auch als Methode, um eben
komplexe Sprachäußerungen zu produzieren. Dabei können auf Basis der Unter-
suchungsergebnisse von Becker (2011b) verschiede Erzählformen für unter-
schiedliche Förderziele eingesetzt werden. Wichtig dabei ist wiederum der be-
wusste Gestaltung des Sprachinputs im Rahmen authentischer Kommunikations-
situationen.
Betrachtet man nun den Erwerbsverlauf dieser Ebenen bei mehrsprachigen Kin-
dern (vgl. Kap. 1.1), zeigt sich, dass Kinder mit Deutsch als Zweitsprache für die
(sozial-) kognitive Ebene und die Kreativität in der Regel keinen besonderen
Förderbedarf aufweisen. Vielmehr ergibt sich eher ein Vorteil gegenüber ein-
sprachigen Kindern in manchen Bereichen dieser Ebenen. Da Sprache und Kog-
nition sehr eng miteinander verbunden sind, kann allerdings vermutet werden,
dass bei der Förderung der sprachlichen Komponente auch kognitive Bereiche
profitieren.
So ist vor allem die affektiv-motivatonale Ebene ein wichtiger Bereich der im
Rahmen der mündlichen Erzählfähigkeit gefördert werden sollte. In den voran-
gegangen Abschnitten zur Förderung der sprachlichen Komponente wurde be-
reits angedeutet, dass Motivation und Interesse wichtige Aspekte beim Sprach-
erwerb und damit auch bei der Sprachförderung sind (Klein, 1992). So muss bei
der Gestaltung der Sprachförderung auch jeweils die affektiv-motivationale
Ebene beachtet werden. Berücksichtigt man hier wieder die beiden Aspekte der
bewussten Gestaltung des Sprachinputs in authentische Kommunikationssituati-
on, übernimmt bereits der zweite Punkt eine wichtige motivationale Aufgabe
(Kaltenbacher et al., 2009). Dadurch sollen kommunikativ sinnvolle Äußerungen
bei den Lernenden veranlasst werden, was per se als motivierend gilt. Der Ein-
satz von Handpuppen kann dabei unterstützend wirken, wie bereits im vorange-
gangenen Abschnitt angesprochen wurde (vgl. Kap. 5.3). Gleichzeitig haben
Handpuppen das Potential für sich allein motivierend zu sein, da sie insbesonde-
re Kinder ansprechen (Schroeder-Zobel, 2012).
Darüber hinaus hat auch das Erzählen selbst ein Motivationspotential, beispiels-
weise indem von eigenen Erlebnissen oder auch von Phantasien und Träumen
erzählt wird. Das kommunikative Ziel, sich mitzuteilen, kann dadurch erfüllt
werden (Bühler, 1982). Wichtig dabei ist das Verhalten der Förderkraft, das
230 Förderung der mündlichen Erzählfähigkeit in DaZ
durch eine gute Beziehung zu den Lernenden geprägt ist und das Interesse an den
kindlichen Äußerungen vermittelt. Dies kann, wie bereits erwähnt (vgl. Kap.
5.1.2), sowohl verbal als auch durch para- und nonverbales Verhalten vermittelt
werden.
Eine besondere Form des sprachlichen Verhaltens ist die lobende Rückmeldung
der Förderkraft. Diese kann auf die Kinder motivierend wirken, so dass mehr
sprachliche Äußerungen produziert werden (Knapp et al., 2011). Dabei sollten
die Regeln für Feedback beachtet werden, indem spezifisch beschrieben wird,
welches konkretes Verhalten des Kindes wie auf die Förderkraft gewirkt hat.
Zusätzlich nehmen auch Spiele eine wichtige Rolle bei der Förderung der affek-
tiv-motivationalen Ebene ein. So ist Spielen für Kinder vor allem innerhalb ihrer
Entwicklung von besondere Bedeutung (Oerter, 2008). Gleichzeitig können
spielerische Elemente die Motivation fördern (Sailer, Hense, Mandl & Klevers,
2013). Daher ist der Einsatz spielerischer Elemente bei der Gestaltung der
Sprachförderung ein zentraler Aspekt zur Förderung der affektiv-motivationalen
Ebene. Dadurch kann auch das implizite Lernen betont werden, da nicht die
Sprache im Vordergrund steht, sondern ein Spiel, wozu sprachliches Handeln
erforderlich ist. So kann der bewusst geplante Sprachinput mit einem spieleri-
schen Rahmen und weiteren spielerischen Elementen versehen werden.
Abschließend sollte vor allem zur Förderung affektiver Bereiche auch die Mehr-
sprachigkeit der Kinder in der Sprachförderung ihren Platz finden. Dies kann
auch in einsprachigen Förderangeboten durch punktuelle Aktionen erfolgen. So
sollen erstsprachliche Äußerungen der Kinder wertgeschätzt werden. Auch kann
bewusst nach Übersetzungen in der Erstsprache gefragt werden (Knapp et al.,
2011). So kann in kleinem Maße dazu beigetragen werden, dass auch die Famili-
ensprache der Kinder eine entsprechende Wertschätzung erfährt, was das Selbst-
konzept der Kinder fördern kann.
Förderung der Komponenten mündlicher Erzählfähigkeit 231
Ein weiterer Aspekt ist, wie die Sprachförderung organisational gestaltet werden
kann. Hier wurde bereits angedeutet, dass die Realisierung der beiden didakti-
schen Prinzipien hohe Anforderungen an die Förderkraft stellen. Unterstützung
kann in Form von Qualifizierungsmaßnahmen, aber auch durch angemessene
Sprachstandsverfahren und ausgearbeitetes Fördermaterial angeboten werden.
Das Fördermaterial ist grundsätzlich als Unterstützung der Förderkraft zur Ge-
staltung der Sprachförderung zu verstehen (Jampert et al., 2007). Wie dieses
ausgestaltet ist, hängt damit in großem Maße vom didaktischen Ansatz ab, der
dem Fördermaterial zugrunde liegt. Zur Realisierung der bereits dargestellten
didaktischen Prinzipien zur Förderung der mündlichen Erzählfähigkeit bietet
sich ein ebenso strukturiertes Fördermaterial an, das diese Prinzipien verinner-
licht. Mithilfe eines detailliert ausgearbeiteten Fördermaterials kann sich der
Sprachinput gezielt am natürlichen Erwerbsverlauf orientieren und auch die
weiteren dargestellten Kriterien erfüllen. Dies unterstützt die Förderkraft maß-
geblich in der Vorbereitung und Gestaltung der Sprachförderung. Darüber hinaus
existieren auch sogenannte Materialsammlungen, die eher punktuell mit hoher
Expertise der Förderkraft für die entsprechenden Förderziele ausgewählt werden
müssen (Lisker, 2011).
So bietet es sich für die Förderung der mündlichen Erzählfähigkeit nach den
genannten didaktischen Prinzipien und für Kinder mit intensivem Förderbedarf
an, diese additiv zum regulären Angebot der Bildungseinrichtung zu installieren.
Zwar gibt es seit mehreren Evaluationsstudien, die die Wirksamkeit additiver
234 Förderung der mündlichen Erzählfähigkeit in DaZ
(Kaltenbacher & Klages, 2011). Dies ermöglicht die Einbeziehung der Familien-
sprache, was für die Wertschätzung der Mehrsprachigkeit wichtig sein kann und
auch aus theoretischer Perspektive im Sinne Cummins (1979) förderlich sein
kann (vgl. Kap. 2.3.4).
Andere Ansätze, die einen Schritt weitergehen, beziehen auch die Eltern oder
anderer Bezugspersonen des Kindes ein, damit diese das Kind aktiv im Sprach-
erwerb innerhalb des familiären Kontextes unterstützen können (Jungmann &
Albers, 2013). Dies beginnt bei der Information und Beratung der Eltern zum
Spracherwerb ihres Kindes und wie dieser unterstützt werden kann. Die Gestal-
tung der Maßnahmen kann hier stark variieren. So kann Information und Bera-
tung für eine Gruppe von Eltern angeboten werden, im eher formellen Rahmen
bei Elternabenden sowie eher informell bei sogenannten Elterncafés. Individuelle
Angebote können in Form von Beratungsgesprächen oder Hausbesuchen reali-
siert werden. Auch können Informationen in schriftlicher Form durch Broschü-
ren oder ähnliches zur Verfügung gestellt werden.
Dass insgesamt in der Einbeziehung des familiären Kontextes ein großes Poten-
tial steckt, zeigen die Ergebnisse zum Erwerbsverlauf der mündlichen Erzählfä-
higkeit (vgl. Kap. 1.1). Jedoch müssen dabei auch die verfügbaren familiären
Ressourcen und Bedingungen berücksichtigt werden, so dass nicht alle Eltern für
ein Training zur Verfügung stehen, um das eigene sprachförderliche Verhalten
weiterzuentwickeln.
Die Förderung der basalen sprachlichen Fähigkeiten beinhaltet dabei die Ebenen
der Phonetik und Phonologie, von Semantik und Lexikon sowie von Morpholo-
gie und Syntax. Für die Förderung der Phonetik und Phonologie stehen spieleri-
sche Ansätze im Vordergrund, um einzelne Phoneme wahrnehmen und produzie-
ren zu können. In diesem Zusammenhang sind bereits einige Programme zur
Förderung der phonologischen Bewusstheit verbreitet. Die Förderung von Sem-
antik und Lexikon stellt einen Schwerpunkt im Bereich der Sprachförderung dar.
Dazu sind insbesondere eine gemeinsame Referenz, worauf sich Förderkraft und
Lernender beziehen können, und kommunikativ sinnvolle Anwendungsmöglich-
keiten zur Wiederholung und Festigung wichtig. Bei der Förderung von Morpho-
logie und Syntax kommt vor allem das Prinzip der bewussten Gestaltung des
Sprachinputs zum Tragen, indem sich der Sprachinput im Sinne Vygotskijs
(2002) an der Zone der nächsten Entwicklung orientiert. Neben dem Input steht
auch die Anregung des Lernenden zur Sprachproduktion im Vordergrund. In
diesem Zusammenhang ist auch die Modellierung der Lerneräußerungen wichtig.
Gleichzeitig kann mit offenen Fragen die Produktion des Lernenden unterstützt
werden. Grundsätzlich ist es auch hier wichtig, zur Eigenaktivität anzuregen und
diese dann zu unterstützen. Für die Förderung der Verwendung sprachlicher
Mittel eignet sich sprachlicher Input, der sich verstärkt an der Schriftsprache
orientiert, da sie die entsprechenden sprachlichen Mittel verstärkt enthält. Dabei
ist darauf zu achten, dass die vorhandenen basalen sprachlichen Fähigkeiten
ausreichen, um den Inhalt zu verstehen. Für diesen Bereich der spezifischen
pragmatischen Fähigkeiten bietet es sich ähnlich wie für Morphologie und Syn-
tax als Ebene der basalen sprachlichen Fähigkeiten an, zunächst wenige Variati-
onen im Sprachinput zu verwenden und erst später verschiedenartige sprachliche
Mittel anzubieten.
Die Förderung der personalen Komponente als Teil der mündlichen Erzählfähig-
keit nimmt vor allem die affektiv-motivationale Ebene in den Fokus. Dazu dient
ganz wesentlich die Gestaltung authentischer Kommunikationssituationen, die
den Lernenden zu kommunikativ sinnvollen Äußerungen veranlasst, wo u.a.
auch die Handpuppen eine wichtige Rolle übernehmen. Darüber hinaus sind das
Erzählen eigener Geschichten, Lob und Rückmeldung durch die Förderkraft
sowie spielerische Elemente wichtig für die Förderung der affektiv-
motivationalen Ebene.
Die Rolle der situativen Bedingungen bei der Förderung der mündlichen Erzähl-
fähigkeit lässt sich in die unmittelbare Situation sowie den institutionellen und
familiären Kontext unterscheiden. Die unmittelbare Situation wird in erster Linie
entsprechend dem didaktischen Ansatz gestaltet. Damit dies allerdings auch
passend erfolgen kann, sind gewisse Bedingungen erforderlich, wie Qualifizie-
rungsmaßnahmen, angemessene Sprachstandsverfahren und entsprechendes
Fördermaterial. Darüber hinaus spielen auch für die Förderung der institutionelle
sowie der familiäre Kontext immer eine Rolle und sollten daher nicht vernach-
lässigt werden.
6 Untersuchungsgegenstand
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es zu untersuchen, inwieweit eine theorieba-
sierte zweijährige Sprachförderung die mündliche Erzählfähigkeit von Grund-
schülern in ihrer Zweitsprache Deutsch fördert. Im Folgenden wird zunächst das
Konzept des Sprachförderprogramms MITsprache vorgestellt. Anschließend
wird der Kontext beschrieben, in dem dieses Programm umgesetzt und schließ-
lich untersucht wird.
6.1.1 Sprachförderung
Die Sprachförderung hat zum Ziel, die mündliche Erzählfähigkeit der Kinder im
Deutschen zu fördern. Dabei ist der Fokus neben den spezifischen pragmatischen
Fähigkeiten auch auf den basalen sprachlichen Fähigkeiten des mündlichen Er-
zählens. Insgesamt richtet sich die Förderung nach dem sprachlichen Entwick-
lungsstand der Kinder. Dazu ist ein Sprachstandstest und entsprechendes För-
dermaterial vorhanden.
Der didaktische Ansatz der Sprachförderung realisiert dabei vor allem die zwei
Prinzipien, authentische Kommunikationssituation zu schaffen und den Sprach-
input bewusst zu gestalten, die bereits im theoretischen Teil der Arbeit ausge-
führt wurden (vgl. Kap. 5.3). Es werden also Merkmale der kommunikationsori-
entierten und sprachstrukturellen didaktischen Ansätze kombiniert. Diese beiden
Grundprinzipien lassen sich durch weitere Merkmale des didaktischen Ansatzes
präzisieren (Kaltenbacher & Klages, 2011):
Interaktiv erzählen.
Offene Fragen verwenden.
Kurze Reime und regelmäßige Rhythmen anbieten.
Implizites Lernen ermöglichen.
Reihenfolge der Fördermaterialien einhalten.
Äußerungen modellieren.
schichten zu verstehen als auch aktiv zu erzählen. Sie sollen herangeführt wer-
den, Inhalt und Struktur der Erzählung kohärent aufzubauen und mit entspre-
chenden sprachlichen Mittel die Kohäsion einer Erzählung herzustellen.
Der Sprachstandstest DfdS (Klages & Kaltenbacher, 2010b) ist vor Förderbeginn
durchzuführen, um eine homogene Fördergruppen mit ähnlichen sprachlichen
Fähigkeiten zu bilden. Zusätzlich gibt der festgestellte Sprachstand der Förder-
kinder den Einsatz des Fördermaterials vor, so dass eine Passung zwischen
sprachlichen Entwicklungsstand der Kinder und Sprachinput erfolgen kann. Der
Test kann auch wiederholend zur Überprüfung des Lernfortschritts verwendet
werden.
Der Einsatz der Sprachförderung ist für die ersten zwei Schulbesuchsjahre vor-
gesehen4, so dass jedes teilnehmende Kind zwei Jahre Sprachförderung erhält.
Dies erfolgt additiv zum regulären Unterricht. Die Sprachförderung wird drei bis
vier Mal pro Woche in einer Kleingruppe von fünf bis sieben Kindern in Einhei-
ten von 45 Minuten durchgeführt. Die Förderkinder sind jeweils die schwächsten
Kinder des Jahrgangs. Die Förderkräfte sind eigens dafür qualifizierte pädagogi-
sche Fachkräfte, die an der Grundschule als Lehrer oder Erzieher arbeiten.
6.1.3 Elternarbeit
Zusätzlich zur Sprachförderung wird im Rahmen von MITsprache Elternarbeit
angeboten. Diese wird durch einen Sozialpädagogen realisiert, der mehrere
Grundschulen im Verbund betreut. Die Elternarbeit hat zum Ziel, die Sensibilität
für den Umgang mit Sprachen innerhalb der Familie zu fördern sowie sprachför-
derliche Rahmenbedingungen auch im familiären Umfeld anzuregen. Insgesamt
sollen die Eltern für eine erfolgreiche Sprachentwicklung ihrer Kinder gestärkt
werden. Dafür werden in Zusammenarbeit mit der Förderkraft pro Jahr zwei bis
drei Elterntreffen für die jeweiligen Fördergruppen angeboten, bei denen über
die Sprachförderung informiert wird und Möglichkeiten für sprachförderliches
Verhalten der Eltern zu Hause aufgezeigt werden. Zusätzlich werden wöchent-
lich Elternsprechstunden an der Grundschule und Hausbesuche durch den Sozi-
alpädagogen angeboten. Dies soll eine niedrigschwellige Beratung ermöglichen.
Dabei können auch Themen zur Sprache kommen, die über die Sprachförderung
hinausgehen. Zusätzlich sollen zu relevanten Themen bedarfsgerechte Veranstal-
tungen angeboten werden.
Die fünf Grundschulen gestalten die ersten Schuljahre jeweils als flexible Schul-
anfangsphase, die von Schulanfängern innerhalb von einem, zwei oder drei Jah-
ren durchlaufen werden kann. Dabei werden vor allem Ansätze des jahrgangs-
übergreifenden Lernens realisiert. Unterricht und Lernen in Kleingruppen ist in
diesen Grundschulen also nicht ungewöhnlich. Nach der Schulanfangsphase
rücken die Schüler in die dritte Klasse vor. Innerhalb dieser Schulanfangsphase
wird die Sprachförderung additiv zum regulären Unterricht umgesetzt. Die För-
derung findet immer vormittags statt.
Mithilfe des Sprachstandstests DfdS (Klages & Kaltenbacher, 2010b) werden die
schwächsten Kinder eines Jahrgangs identifiziert, die in leistungshomogene
Kleingruppen von fünf bis sieben Kindern zusammengefasst werden. Jede
Sprachfördergruppe wird von einer Förderkraft geleitet, die die Gruppe mindes-
tens ein Schuljahr oder häufig auch über die gesamten zwei Förderjahre beglei-
tet. Pro Schule werden jeweils ein oder zwei Sprachfördergruppen gebildet.
Insgesamt sind vier Sprachfördereinheiten á 45 Minuten drei bis vier Mal pro
Woche im Rahmen des Sprachförderprogramms MITsprache vorgesehen. Davon
finden in allen zwölf Sprachfördergruppen, die letztlich in die Stichprobe der
Untersuchung eingehen, im Mittel 76 % statt. In den Sprachfördereinheiten kann
nach Einschätzung der Förderkräfte der didaktische Ansatz der Förderung, der
eine Synthese aus kommunikations- und sprachstruktureller Orientierung dar-
stellt, gut umgesetzt werden. Auch entspricht das Fördermaterial nach Einschät-
zung der Förderkräfte dem sprachlichen und kognitiven Entwicklungsstand der
Kinder. Insgesamt findet die Sprachförderung nach Einschätzung der Förderkräf-
te sowohl auf Seiten der Förderkräfte als auch bei den Kindern hohe Akzeptanz.
So gilt die Teilnahme an der additiven Sprachförderung nach Wahrnehmung der
Förderkräfte unter den Grundschulkindern als Privileg.
Die Qualifizierung der Förderkräfte erfolgt entsprechend dem Konzept von MIT-
sprache, indem vor Beginn der Sprachförderung eine anderthalbtägige grundle-
gende Fortbildung realisiert wird, die durch regelmäßige Begleittreffen im Ab-
stand von etwa acht Wochen ergänzt wird. Dabei wird vor allem die Möglichkeit
zum Austausch zwischen den Förderkräften genutzt und die Diskussion schulor-
ganisatorischer Aspekte, die die Sprachförderung betreffen. Aus Sicht der För-
derkräfte werden sowohl die grundlegende Fortbildung als auch die Begleittref-
fen als hilfreich für die Arbeit in der Sprachfördergruppe eingeschätzt.
Nach einer mehrmonatigen Kontaktanbahnung mit den Eltern können die ge-
planten Angebote der Elternarbeit realisiert werden. Dazu gehören Elterntreffen
für die Sprachfördergruppen, regelmäßige Sprechstunden, Hausbesuche und
bedarfsgerechte Veranstaltungen, wie ein Expertenvortrag zur Nutzung von
Medien, eine Einführung in die örtliche Bibliothek oder ein Spielenachmittag mit
Eltern und Kindern. Nach Angaben des Sozialpädagogen schwankt die Beteili-
Kontext des Sprachförderprogramms MITsprache 247
gung der Eltern zwischen 50 und 90 % an den verschiedenen Angeboten. Für die
Förderkräfte stellte die Elternarbeit eine Entlastung dar, da sie durch den Sozial-
pädagogen mehr über die familiäre Situation der Kinder erfahren aber gleichzei-
tig selbst wenig in der Elternarbeit involviert sind.
7 Fragestellungen
Im Rahmen dieser Arbeit wurde bisher erörtert, dass die Förderung der mündli-
chen Erzählfähigkeit ein relevantes Ziel für Schulanfänger mit intensivem För-
derbedarf in Deutsch als Zweitsprache darstellt. Es konnte gezeigt werden, wie
der Erwerb einer Zweitsprache bei Kindern auf theoretischer Ebene erklärt wer-
den kann. Darüber hinaus konnte die mündliche Erzählfähigkeit in einem theore-
tischen Modell in mehrere Komponenten unterteilt werden, bei dem die sprachli-
che Komponente mit den basalen sprachlichen und spezifischen pragmatischen
Fähigkeiten einen wesentlichen Baustein ausmacht. Darauf aufbauend wurde der
Erwerbsverlauf der mündlichen Erzählfähigkeit im frühen ungesteuerten Zweit-
spracherwerb dargestellt. Da die Frage nach einer wirksamen Sprachförderung
für Vor- und Grundschulkinder mit Deutsch als Zweitsprache empirisch bisher
nicht zufriedenstellend beantworten werden kann, stellt dies weiterhin eine For-
schungslücke dar (Paetsch et al., 2014; Redder et al., 2011; Roos et al., 2010;
Sachse et al., 2012; Stanat et al., 2012; Wolf et al., 2011). Als didaktischer An-
satz zur Förderung der mündlichen Erzählfähigkeit von Schulanfängern mit
intensivem Förderbedarf in Deutsch als Zweitsprache wurden auf Grundlage
theoretischer Überlegungen und empirischer Ergebnisse kommunikationsorien-
tierte und sprachstrukturelle Ansätze der Sprachförderung kombiniert.
Das übergeordnete Ziel der Arbeit ist es, Erkenntnisse zu gewinnen, inwieweit
die mündliche Erzählfähigkeit von Grundschulkindern mit intensivem Förderbe-
darf in der Zweitsprache Deutsch gefördert werden kann. Dazu soll der bereits
dargestellte und theoretisch begründete Ansatz zur Förderung der mündlichen
Erzählfähigkeit (vgl. Kap. 5.3), der im Sprachförderprogramm MITsprache reali-
siert wird und in einem herausforderndem Kontext umgesetzt wird (vgl. Kap. 6),
auf seine Wirksamkeit überprüft werden. Entsprechend des theoretischen Hinter-
grunds der Arbeit soll dabei die Wirkung der Sprachförderung auf die einzelnen
Komponenten der mündlichen Erzählfähigkeit betrachtet werden. Die mündliche
Aus diesem Ziel leiten sich mehrere Fragestellungen ab, die im Folgenden ge-
gliedert nach basalen sprachlichen Fähigkeiten und spezifischen pragmatischen
Fähigkeiten näher erläutert werden.
Die Förderung der basalen sprachlichen Fähigkeiten stellt für Kinder mit einem
intensiven Förderbedarf in Deutsch als Zweitsprache auch zu Beginn der Grund-
schulzeit noch ein relevantes Förderziel dar (Apeltauer, 2007b). Zusätzlich gel-
ten die basalen sprachlichen Fähigkeiten als eine wichtige Voraussetzung für das
mündliche Erzählen, wie in den Kapiteln 4.1 und 1.1 theoretisch und empirisch
begründet wurde. Bisher fehlt es allerdings an sichtbaren Nachweisen, dass die
basalen sprachlichen Fähigkeiten, die unter anderem die Ebene von Semantik
und Lexikon sowie von Morphologie und Syntax umfassen, von Schulanfängern
mit intensivem Förderbedarf in Deutsch als Zweitsprache gefördert werden kön-
nen (Paetsch et al., 2014) (vgl. Kap. 5.2). Führt man dies mit den theoretischen
Überlegungen zur Förderung der mündlichen Erzählfähigkeit mit einem didakti-
schen Ansatz zusammen, der kommunikationsorientierte und sprachstrukturelle
Prinzipien kombiniert, lässt sich folgende Fragestellung ableiten:
Förderung der basalen sprachlichen Fähigkeiten 251
Fragestellung 1:
Inwieweit fördert die theoriebasierte Sprachförderung die basalen
sprachlichen Fähigkeiten für das mündliche Erzählen von Grundschülern
mit intensivem Förderbedarf in Deutsch als Zweitsprache?
Hypothese 1a: Die Fördergruppe hat über zwei Jahre einen größeren
Zuwachs in Wortschatzvielfalt als die Vergleichsgruppe ohne theorieba-
sierter Sprachförderung.
Hypothese 1b: Die Fördergruppe hat über zwei Jahre einen größeren
Zuwachs in Satzbau mit Wortschatz als die Vergleichsgruppe ohne theo-
riebasierter Sprachförderung.
Hypothese 1c: Die Fördergruppe hat über zwei Jahre einen größeren
Zuwachs in Artikel im Nominativ als die Vergleichsgruppe ohne theorie-
basierter Sprachförderung.
Gestützt werden diese Annahmen zur ersten Fragestellung zum einen durch die
theoretischen Überlegungen und empirischen Erkenntnisse zum Erwerbsverlauf
der basalen sprachlichen Fähigkeiten in der Zweitsprache, wie in den Kapiteln
3.2.1, 4.1.2 und 4.1.3 dargestellt. Zum anderen gibt es erste empirische Hinwei-
se, dass eine additive Sprachförderung, die kommunikationsorientierte und
sprachstrukturelle Ansätze in ihrer Didaktik verbindet, die basalen sprachlichen
252 Fragestellungen
Neben den basalen sprachlichen Fähigkeiten ist die Förderung der spezifischen
pragmatischen Fähigkeiten für das mündliche Erzählen elementar (Quasthoff et
al., 2011). Welche Bedeutung die spezifischen pragmatischen Fähigkeiten für
das mündliche Erzählen einnehmen, wurde im theoretischen Teil der Arbeit
deutlich dargestellt (vgl. Kap. 3.2.2, Kap. 1.1 und Kap. 1.1). Gleichzeitig fehlt es
an theoriebasierten Ansätzen zur Förderung der spezifischen pragmatischen
Fähigkeiten, deren Wirksamkeit für diesen Bereich nachgewiesen ist, insbeson-
dere für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache (vgl. Kap. 5.3).
Fragestellung 2:
Inwieweit fördert die theoriebasierte Sprachförderung die spezifischen
pragmatischen Fähigkeiten von Grundschülern mit intensivem Förderbe-
darf in Deutsch als Zweitsprache, Inhalt und Struktur in einer mündlichen
Erzählung darzustellen?
Förderung der spezifischen pragmatischen Fähigkeiten 253
Hypothese 2a: Die Fördergruppe hat über zwei Jahre einen größeren
Zuwachs in der kohärenten Inhaltsdarstellung als die Vergleichsgruppe
ohne theoriebasierter Sprachförderung.
Hypothese 2b: Die Fördergruppe hat über zwei Jahre einen größeren
Zuwachs in der kohärenten Strukturdarstellung als die Vergleichsgruppe
ohne theoriebasierter Sprachförderung.
Gestützt werden diese Annahmen zur zweiten Fragestellung durch die theoreti-
schen Überlegungen und empirischen Erkenntnisse zum Erwerbsverlauf der
spezifischen pragmatischen Fähigkeit in der Zweitsprache, Inhalt und Struktur
einer Erzählung kohärent darzustellen, wie in Kapitel 3.2.2 und 4.2.2 ausgeführt.
Auch die theoretischen Überlegungen zur Förderung der spezifischen pragmati-
schen Fähigkeiten, indem kommunikationsorientierte und sprachstrukturelle
Didaktikansätze kombiniert werden (vgl. Kap. 5.3.2), stützen diese Annahmen.
Fragestellung 3:
Inwieweit fördert die theoriebasierte Sprachförderung die spezifischen
pragmatischen Fähigkeiten von Grundschülern mit intensivem Förderbe-
darf in Deutsch als Zweitsprache, sprachliche Mittel für das mündliche
Erzählen zu verwenden?
Hypothese 3: Die Fördergruppe hat über zwei Jahre einen größeren Zu-
wachs in der Verwendung von Konnektoren in einer Erzählung als die
Vergleichsgruppe ohne theoriebasierter Sprachförderung.
Diese Annahme zur dritten Fragestellung wird durch die theoretischen Überle-
gungen und empirischen Erkenntnisse zum Erwerbsverlauf der spezifischen
pragmatischen Fähigkeit in der Zweitsprache sprachliche Mittel zur Stärkung der
Kohäsion einer Erzählung zu verwenden gestützt, wie in Kapitel 3.2.2 und 4.2.3
dargestellt. Auch die theoretischen Überlegungen zur Förderung der spezifischen
pragmatischen Fähigkeiten, indem kommunikationsorientierte und sprachstruk-
turelle Didaktikansätze kombiniert werden (vgl. Kap. 5.3.2), stützen diese An-
nahmen.
8 Methode
In diesem Kapitel wird das methodische Vorgehen der empirischen Studie be-
schrieben. Dazu werden zunächst das Untersuchungsdesign und die Stichprobe
dargestellt. Daraufhin wird der eingesetzte Sprachstandstest hinsichtlich seines
Ablaufs, den erfassten Variablen und deren Auswertung erläutert. Abschließend
werden die Durchführung der theoriebasierten Sprachförderung sowie die statis-
tische Analyse beschrieben.
8.1 Untersuchungsdesign
In der Fördergruppe wurden die Kinder nach dem theoriebasierten Ansatz des
Sprachförderprogramms MITsprache (vgl. Kap. 6) additiv zum regulären Schul-
unterricht gefördert. MITsprache realisiert die im theoretischen Teil der Arbeit
bereits dargestellten zentralen didaktischen Prinzipien, die Schaffung authenti-
scher Kommunikationssituation sowie die bewusste Gestaltung des Sprachin-
puts, indem die natürliche Spracherwerbsreihenfolge berücksichtigt wird, um die
mündliche Erzählfähigkeit in Deutsch als Zweitsprache zu fördern. Die Kinder
der Fördergruppe wurden in Kleingruppen von fünf bis sieben Kindern aufge-
teilt, die von qualifizierten Förderkräften geleitet wurden.
2. Kohorte
8.2 Stichprobe
Im Folgenden werden zunächst die Auswahl der Stichprobe und ihre Zusammen-
setzung anhand zentraler Merkmale beschrieben. Abschließend wird die Reprä-
sentativität der Stichprobe bewertet.
Für die Auswahl der Stichprobe wurde ein zweistufiges Verfahren verwendet
(vgl. Abbildung 6). Als erste Stufe wurden an den fünf Grundschulen alle Schul-
anfänger mit einem intensiven Sprachförderbedarf identifiziert. Dafür wurden
die Ergebnisse der Berliner Sprachstandserhebung ‚Bärenstark‘ (Senatsverwal-
tung für Bildung, Jugend und Sport, 2002) verwendet, die im Frühjahr im Jahr
der Einschulung mit allen künftigen Schulanfängern an den Grundschulen
durchgeführt wurde. Zusätzlich wurde die fachliche Einschätzung der pädagogi-
schen Fachkräfte als Kriterium zur Feststellung eines intensiven Förderbedarfs
herangezogen, da aufgrund organisatorischer Schwierigkeiten nicht alle Schulan-
fänger im Frühjahr an der Sprachstandserhebung teilnahmen. Damit konnten für
jede der fünf Grundschulen die Schulanfänger der Jahre 2011/12 sowie 2012/13
identifiziert werden, die einen intensiven Sprachförderbedarf aufwiesen.
258 Methode
In der zweiten Stufe der Stichprobenauswahl wurden alle Kinder mithilfe des
Sprachstandstests DfdS (Klages & Kaltenbacher, 2010b) getestet, die auf Grund-
lage der Sprachstandserhebung ‚Bärenstark‘ bzw. der persönlichen Einschätzung
einer Fachkraft einen intensiven Sprachförderbedarf aufwiesen. Diese zweite
Stufe stellte gleichzeitig den ersten Messzeitpunkt t0 der Studie dar (vgl.
Kap. 8.1). Anhand der Sprachstandsergebnisse wurden die Kinder der Förder-
und Vergleichsgruppe zugeteilt, sodass die schwächsten Kinder an der Sprach-
förderung teilnahmen, also die Fördergruppe bildeten, und die nächstschwächs-
ten Kinder die Vergleichsgruppe darstellten. Als6 Auswahlkriterium dienten die
Abb.
Ergebnisse der Skala ‚Satzbau mit Wortschatz‘ (vgl. Kap. 8.3.2). Jede Schule
definierte vorab, ob sie in einem Jahrgang eine oder zwei Sprachfördergruppen
bildete. Entsprechend wurden auch Vergleichsgruppen gebildet.
Vorgehen wurde nach Abwägen aller Vor- und Nachteile für diese Studie als
geeignet eingeschätzt.
Aus den zwei Kohorten gingen jeweils 64 Kinder in die Stichprobe ein, so dass
letztlich 128 Kinder untersucht wurden. Im Verlauf der Studie mussten insge-
samt 65 Kinder ausgeschlossen werden, die ursprünglich mithilfe des beschrie-
benen zweistufigen Verfahrens gezogen wurden. Dies ergibt eine Dropout Quote
von 34 %, die sich auf Förder- und Vergleichsgruppe mit 34 % und 33 % ähnlich
verteilt. Der eher große Anteil an Ausfällen ist durch die langfristige Untersu-
chung im Feld zu begründen. So wechselten einige Kinder die Schule oder es
ergaben sich organisatorische Veränderungen innerhalb der Schulen, weshalb
Kinder nicht die vollen zwei Jahre an der Sprachförderung teilnehmen bzw. nicht
in die Vergleichsgruppe ohne Sprachförderung eingehen konnten. Zudem wur-
den Kinder aus der Stichprobe ausgeschlossen, wenn die Sprachstandstestung
nicht zu allen drei Messzeitpunkten durchgeführt wurde. In Summe flossen also
die Daten von N = 128 Kindern in die Auswertung ein.
5
Version 3.1.9.2
260 Methode
Die Anonymität der teilnehmenden Kinder war durch die Zuweisung von ver-
schlüsselten Codes ständig gewährleistet. So ist zwar eine Zuordnung von Test-
werten über die Zeit und zur Gruppe möglich allerdings nicht zu konkreten Per-
sonen.
N in % M (SD)
FG 33 51.5 48.5 71.8 (2.3) 44.2 (16.0) 44.0 (21.1)
1. Kohorte
Die gesamte Stichprobe von 128 Kindern setzt sich aus 62 Mädchen und
66 Jungen zusammen. Die Geschlechterverteilung zwischen Förder- und Ver-
gleichsgruppe unterscheidet sich für die gesamte Stichprobe sowie für die beiden
Kohorten nicht statistisch bedeutsam (vgl. Tabelle 3). Jedoch sind in der ersten
Kohorte mehr Jungen als Mädchen, was in der zweiten Kohorte umgekehrt ist.
Dieser Unterschied zwischen der ersten und zweiten Kohorte ist allerdings nicht
statistisch bedeutsam, U = 1.06, p = .377.
Alle Kinder waren zu Beginn der Sprachförderung, also im Oktober 2011 bzw.
2012, im Mittel 6 Jahre und 1 Monat (6;1) alt. Die Altersunterschiede zwischen
Förder- und Vergleichsgruppe sind in der zweiten Kohorte und der gesamten
Stichprobe nicht statistisch bedeutsam (vgl. Tabelle 3). Für die erste Kohorte
ergibt sich jedoch ein bedeutsamer Unterschied, da die Kinder der Vergleichs-
gruppe älter sind (vgl. Tabelle 3). Dieser Unterschied nivelliert sich jedoch für
die gesamte Stichprobe, da auch in der zweiten Kohorte die Kinder der Förder-
gruppe etwas älter sind. Insgesamt ist der Unterschied zwischen der ersten und
zweiten Kohorte hinsichtlich des Alters nicht statistisch bedeutsam,
t(103.84) = .02, p = .984.
Zum Messzeitpunkt t0 waren die Kinder durchschnittlich bereits 3;4 Jahre mit
Deutsch in Kontakt. Dieses Merkmal wurde durch den Eintritt in einen deutsch-
sprachigen Kindergarten erfasst. Für die Kontaktdauer gibt es keine statistisch
bedeutsamen Unterschiede zwischen Förder- und Vergleichsgruppe in den bei-
den Kohorten sowie für die gesamte Stichprobe (vgl. Tabelle 3). Auch zwischen
den beiden Kohorten unterscheidet sich die Kontaktdauer der Kinder nicht statis-
tisch bedeutsam, t(76) = 1.75, p = .085.
Der sprachliche Hintergrund der Stichprobe gestaltet sich sehr vielfältig. Insge-
samt sind neben dem Deutschen 21 verschiedene Sprachen innerhalb der Stich-
probe vertreten. 17 % der Fördergruppe erwirbt neben dem Deutschen zwei
weitere Sprachen und gilt damit als dreisprachig. In der Vergleichsgruppe sind
dies nur 3 %, was auch ein statistisch bedeutsamer Unterschied ist, U = 2.63,
p = .009. Etwa zwei Drittel der Kinder sprechen Türkisch oder Arabisch in der
Familie. In der Fördergruppe überwiegt dabei deutlich das Türkische, während
das Verhältnis in der Vergleichsgruppe ausgewogen ist. Insgesamt sind die Un-
terschiede hinsichtlich der ersten Familiensprache zwischen der Förder- und
Vergleichsgruppe aber nicht statistisch bedeutsam, U = .23, p = .819. Die weite-
ren Sprachen stammen überwiegend aus dem südosteuropäischen Raum sowie
aus Russland und Südasien (vgl. Tabelle 4).
Stichprobe 263
6
Bosnisch, Bulgarisch, Polnisch, Russisch, Serbisch
7
Bengalisch, Urdu, Panjabi
8
Albanisch, Darginisch, Englisch, Griechisch, Kumykisch, Rumänisch, Thai, Tschetschenisch,
Twi, Sprache unbekannt
264 Methode
weiteren Details zur Herkunft der Stichprobe können Tabelle 5 entnommen wer-
den.
9
Senegal, Herkunftsland unbekannt
Sprachstandstest 265
Die ausgewählten Schulen und ihre Schülerschaft können jedoch als repräsenta-
tiv für andere Stadtteile Berlins und andere Städte gelten, die hinsichtlich des
sozioökonomischen Status und des Anteils an Bewohnern mit Migrationshinter-
grund ähnlich herausfordernd sind. Einschränkungen in Bezug auf die Schulen
ergeben sich wiederum durch die unterschiedlichen Bildungssysteme in den
verschiedenen Bundesländern. Für eine Schülerschaft, die einen der Stichprobe
ähnlichen demographischen, sprachlichen und sozialen Hintergrund aufweist,
kann diese Gelegenheitsstichprobe allerdings als repräsentativ gelten.
8.3 Sprachstandstest
Der Test besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil umfasst 17 Bilder, die überwie-
gend irreale Situationen darstellen, wie ‚die Sonne wäscht das Auto‘, damit das
Kind nicht auf vorhandene Phrasen zurückgreift, sondern mithilfe seiner sprach-
lichen Fähigkeiten den Satz konstruiert. Die Auswertung des ersten Teils des
Sprachstandstests erfolgt entsprechend den Vorgaben des Testmanuals (Klages
& Kaltenbacher, 2010b) (vgl. Kap 8.3.2).
Der zweite Teil des Sprachstandstests besteht aus dem Nacherzählen einer Bil-
dergeschichte, die in einem Bilderbuch mit sechs Bildern dargestellt ist. Die
Präsentation einer Bildergeschichte in Buchform hat sich bereits in ähnlichen
Testsituationen als vorteilhaft gegenüber einer losen Bilderfolge erwiesen (Mül-
ler, 2012). Die Geschichte handelt von einem Mädchen und ihrem Hund, die bei
266 Methode
ihrem gemeinsamen Spaziergang etwas erleben, und zu Hause treffen sie auf die
Mutter des Mädchens.
Die Auswertung des zweiten Teils des Sprachstandstests basiert auf den Vorga-
ben des Testmanuals (Klages & Kaltenbacher, 2010b) und anderen etablierten
Kodierschemata (Petersen et al., 2008), wurde aber im Rahmen dieser Studie
entsprechend ergänzt und angepasst (vgl. Kap 8.3.2 und 8.3.3).
Im Folgenden werden der Ablauf des Sprachstandstests und die erhobenen Vari-
ablen genauer beschrieben.
Ende des ersten Jahres Sprachförderung und nach Ende des zweiten Jahres
Sprachförderung (vgl. Tabelle 2).
Der Test fand jeweils an einem ruhigen Ort statt und dauerte insgesamt etwa 15
Minuten pro Kind. Die gesamte Situation wurde mit einem Audiogerät aufge-
zeichnet und später für die Auswertung transkribiert. Dafür wurden in einem
ersten Schritt alle Äußerungen transkribiert, sowohl die Äußerungen des Kindes
als auch der Testleitung. Dabei wurde durch mehrmalige Abgleiche zwischen
Transkript und Audioaufnahme besonders auf eine wortgetreue Transkription
geachtet. Das Resultat stellt das vollständige Transkript dar. Anschließend wurde
das Transkript um alle Äußerungen der Testleitung sowie die Äußerungen des
Kindes bereinigt, die einer Selbstkorrektur oder Wiederholung vorausgehen. Das
bereinigte Transkript enthält somit nur noch die letztlich beabsichtigen Äußerun-
gen des Kindes. Das bereinigte Transkript ist jeweils die Grundalge für die wei-
teren Analysen der mündlichen Erzählfähigkeit.
Im ersten Teil des Tests, der die 17 Bilder umfasst, gab der Testleiter zuerst zwei
Modelle vor, indem er dem Kind jeweils ein Bild zeigte und selbst versprachlich-
te, was auf dem Bild passiert. Anschließend fragte er zu jedem der weiteren 15
Bilder das Kind, was hier passiert (Bild 1-11) bzw. was hier passiert ist (Bild 12-
15). So wurde ein Satz mit Subjekt, Verb und ggf. Objekt elizitiert und nicht nur
268 Methode
Im zweiten Teil des Tests zeigte der Testleiter dem Kind ein Bilderbuch und
forderte es auf, die Geschichte mithilfe des Buchs zu erzählen. Die Interaktion
zwischen Testleiter und Kind waren währenddessen auf Aufforderungen (z.B.
‚erzähl doch mal!‘), unbestimmte Fragen (z.B. ‚was passiert denn hier?‘) und
Äußerungen des aktiven Zuhörens (z.B. ‚aha‘ oder ‚mhm‘) begrenzt. Anschlie-
ßend wurde das Bilderbuch beiseitegelegt und der Testleiter brachte eine Hand-
puppe in Aktion. Die Handpuppe diente als Sprechanlass, damit das Kind der
Handpuppe die Geschichte aus dem Gedächtnis nacherzählte. Diese zweite Er-
zählung des Kindes ging in die Datenanalyse ein. Nach Einschätzung der Testlei-
ter wurde der Einsatz der Handpuppe von den Kindern sehr gut angenommen
und motivierte die Kinder die Geschichte nachzuerzählen.
Insgesamt wurde der Sprachstandstest für jede Kohorte im Zeitraum von zwei
Jahren zu drei Messzeitpunkten eingesetzt. Da von Seiten des Testleiters keine
Korrektur oder eine Auflösung erfolgte und der Zeitraum zwischen den Tests als
eher lang einzuschätzen ist, wird ein sogenanntes Testlernen ausgeschlossen.
Zudem war die Situation für alle Kinder gleich. Die Testmaterialien, die Bilder
sowie das Bilderbuch, wurden zu keinem Zeitpunkt in der Sprachförderung ein-
gesetzt, so dass dahingehend kein Vorteil für die Fördergruppe entstand.
tert (vgl. Kap. 3.2.1, 4.1.2 und 4.1.3). In den nächsten Abschnitten wird darge-
stellt, wie die drei Variablen erfasst und ausgewertet wurden. Der Überblick in
Tabelle 6 zeigt, welche Variablen mit welchem Teil des Sprachstandstests erfasst
wurden, nach welchen Kriterien sie ausgewertet wurden und welche Skalen sich
daraus ergeben.
Wortschatzvielfalt
Die Variable ‚Wortschatzvielfalt‘ wurde im zweiten Teil des Sprachstandstests
DfdS bei der Nacherzählung der Bildergeschichte erfasst. Die Variable gibt an,
wie viele verschiedene Verben, Adjektive und Konnektoren das Kind in seiner
Erzählung benutzt, was ein Maß für die basalen sprachlichen Fähigkeiten im
Bereich Semantik und Lexikon des mündlichen Erzählens darstellt (vgl. Kap.
3.2.1 und 4.1.2).
Die Variable setzt sich aus der Kodierung von zwölf Äußerungen entsprechend
der zwölf Bilder des Sprachstandstests zusammen. Beispiele dafür lauten ‚der
Stuhl isst die Banane‘ oder ‚der Mann zieht die Hose an‘. Drei der insgesamt 15
Bildäußerungen wurden für diese Variable nicht berücksichtigt, da sie nur
Zweiwortsätze elizitieren. Jede der zwölf Äußerungen wurde mit null, ein oder
zwei Punkten kodiert. Zwei Punkte wurden vergeben, wenn die kindliche Äuße-
rung mit der Zieläußerung übereinstimmt oder sie inhaltlich und sprachlich an-
gemessen ist. Die richtige Verwendung des Artikels und die korrekte Bildung
der Verbform wurden allerdings nicht berücksichtigt. Ein Punkt wurde vergeben,
wenn es bezüglich des Satzbaus oder des Wortschatzes eine oder zwei kleinere
Abweichungen gibt. Null Punkte wurden vergeben, wenn mehr als zwei kleinere
Abweichungen oder eine gravierende Abweichung in Satzbau oder Wortschatz
vorliegt. Das detaillierte Kodierschema mit Beispielen für kleinere und gravie-
rende Abweichungen kann Klages und Kaltenbacher (2010b) entnommen wer-
den.
Aus der Kodierung der zwölf Äußerungen und deren Addition ergibt sich eine
Skala von 0 bis 24, deren Intervallskalierung angenommen wird. Die Objektivi-
tät dieser Variable ist durch den standardisierten Sprachstandstest und das aus-
Sprachstandstest 271
Artikel im Nominativ
Die Variable ‚Artikel im Nominativ‘ wurde im ersten Teil des Sprachstandstests
DfdS erfasst. Sie gibt an, inwieweit das Kind in der Lage ist, Artikel im Nomina-
tiv zielsprachlich zu gebrauchen. Damit ist die Variable ein Maß für die basalen
sprachlichen Fähigkeiten im Bereich Morphologie und Syntax des mündlichen
Erzählens (vgl. Kap. 3.2.1 und 4.1.3).
Die Variable setzt sich aus der Kodierung der 15 Bildäußerungen des Sprach-
standstests zusammen. Darunter sind sechs Äußerungen, die eine Artikelverwen-
dung nach dem natürlichen Geschlechtsprinzip (NGP) verlangen, indem das
entsprechende Subjekt ein natürliches Geschlecht hat. Beispiele dafür lauten ‚der
Mann schläft‘ oder ‚die Frau packt das Geschenk ein‘. Die weiteren neun Äuße-
rungen erfassen die zielsprachliche Verwendung von Artikeln im Nominativ
nach dem grammatischen Geschlechtsprinzip (GGP), indem je drei Äußerungen,
‚die‘, ‚der‘ und ‚das‘ elizitieren. Beispiele dafür lauten ‚die Mütze lacht‘, ‚der
Stuhl isst die Banane‘ oder ‚das Auto fährt den Berg runter‘. Alle 15 Äußerun-
gen wurden in Summe nach dem folgenden Kodierschema bewertet (vgl. Tabelle
7), woraus sich eine Einteilung in eine der fünf Stufen ergibt.
272 Methode
Aus der Kodierung der insgesamt 15 Äußerungen ergibt sich eine Skala von eins
bis fünf, deren Intervallskalierung angenommen wird. Die Objektivität dieser
Variable ist durch den standardisierten Sprachstandstest und das ausführliche
Kodierschema gewährleistet. Eine Überprüfung der Auswertungsobjektivität
durch eine Doppelkodierung von 20 % der Daten ergibt eine hohe Objektivität,
Cohens = .81. Eine Reliabilitätsbestimmung mithilfe der Überprüfung der
internen Konsistenz ist aufgrund der Beschaffenheit des Kodierschemas in die-
sem Fall nicht möglich.
von Inhalt und Struktur einer Erzählung sowie die Verwendung sprachlicher
Mittel der spezifischen pragmatischen Fähigkeiten ab. Deren Bedeutung für das
mündliche Erzählen, vor allem zur Herstellung von Kohärenz und Kohäsion
einer Erzählung, wurden im theoretischen Teil der Arbeit bereits erläutert (vgl.
Kap. 3.2.2, 4.2.2 und 4.2.3). Im Folgenden wird dargestellt, wie die drei Variab-
len erfasst und ausgewertet wurden.
Der Überblick in Tabelle 8 zeigt, welche Variablen mit welchem Teil des
Sprachstandstests erfasst wurden, nach welchen Kriterien sie ausgewertet wur-
den und welche Skalen sich daraus ergeben.
Inhaltsdarstellung
Die Variable ‚Inhaltsdarstellung‘ wurde im zweiten Teil des Sprachstandstests
DfdS erfasst. Sie gibt an, inwieweit das Kind in der Lage ist, den Inhalt einer
Erzählung darzustellen. Dies ist ein Maß für die spezifischen pragmatischen
Fähigkeiten des mündlichen Erzählens im Bereich Darstellung von Inhalt und
Struktur einer Erzählung (vgl. Kap. 3.2.2 und 4.2.2).
2010). Die Proposition gilt als Analyseeinheit. Jede Proposition wird überprüft,
ob sie den Inhalt einer der sechs Szenen enthält, die in Tabelle 9 aufgeführt sind.
Die Szenen orientieren sich am Auswertungsschema von Klages und Kaltenba-
cher (2010b).
Bei der Codierung einer Proposition ist zu beachten, dass mindestens ein Akteur
und der entsprechende Sachverhalt erwähnt werden. Abweichungen vom durch
die Bildergeschichte vorgegebenen Inhalt werden im Rahmen dieser Variable
nicht codiert. Doppelnennungen werden ebenfalls nicht berücksichtigt und gehen
damit nicht in diese Variable ein. Insgesamt wird jede Erzählung mit null bis
sechs Punkten bewertet. Daraus ergibt sich eine Skala von null bis sechs, deren
Intervallskalierung angenommen wird. Die Objektivität dieser Variable kann
durch die Doppelkodierung von 20 % der Daten als sehr gut eingeschätzt wer-
den, Cohens = .85. Eine Reliabilitätsbestimmung mithilfe der Überprüfung der
internen Konsistenz ist aufgrund der Beschaffenheit der Variable in diesem Fall
nicht sinnvoll.
Strukturdarstellung
Die Variable ‚Strukturdarstellung‘ wurde im zweiten Teil des Sprachstandstests
DfdS erfasst. Sie gibt an, inwieweit das Kind in der Lage ist, die Struktur einer
Erzählung darzustellen. Dies ist ein Maß für die spezifischen pragmatischen
Sprachstandstest 275
Diese Skala umfasst Werte von null bis drei und es wird eine Intervallskalierung
angenommen. Die Objektivität dieser Variable kann durch die Doppelkodierung
von 20 % der Daten als sehr gut eingeschätzt werden, Cohens = .81. Die Reli-
abilität dieser Skala ist mit Cronbachs = .72 akzeptabel.
276 Methode
Konnektoren
Die Variable ‚Konnektoren‘ wurde im zweiten Teil des Sprachstandstests DfdS
erfasst. Sie gibt an, inwieweit das Kind in der Lage ist, Konnektoren als sprach-
liche Mittel zur Stärkung der Kohäsion der Erzählung zu verwenden. Damit ist
die Variable ein Maß für die spezifischen pragmatischen Fähigkeiten des münd-
lichen Erzählens im Bereich Verwendung sprachlicher Mittel (vgl. Kap. 3.2.2
und 4.2.3). Zur Erfassung dieser Variable werden zwei Werte berechnet.
Der erste Wert basiert auf der Anzahl der verschiedenen Konnektoren, die in der
Erzählung verwendet werden (Sum_verKon). Dieser Wert reicht von null bis
vier. Werden mehr als vier verschiedene Konnektoren verwendet, wird trotzdem
der Wert vier vergeben. Dieser Wert gibt an, wie groß die Vielfalt an Konnektor-
en ist, die ein Kind verwendet.
Der zweite Wert basiert auf der Anzahl aller verwendeter Konnektoren, also
auch gleiche Konnektoren, in Relation zu allen verwendeten Wörtern in der
Erzählung (Rel_Kon). Dieser Wert reicht von 0 bis 0.33. Er gibt in Relation an,
wie häufig ein Kind Konnektoren in seiner Erzählung nutzt.
Die Kombination dieser beiden Werte geht auf Ergebnisse anderer Untersuchun-
gen zurück (Berman & Slobin, 1994b; Lanza, 2001). Diese Studien können zei-
gen, dass nicht die bloße Häufigkeit von Konnektoren die Entwicklung dieses
Bereichs spezifischer pragmatischer Fähigkeiten abbildet, sondern auch qualita-
tive Aspekte, wie die Verwendung unterschiedlicher Konnektoren relevant sind.
Daher werden beide Maße durch Multiplikation entsprechender Faktoren gleich
gewichtet und der Mittelwert aus beiden Werten ergibt eine Skala von null bis
drei, die die Variable ‚Konnektoren‘ abbildet.
Aufgrund des objektiven Verfahrens wurde auf eine Doppelkodierung zur Über-
prüfung der Auswertungsobjektivität verzichtet. Die Reliabilität dieser Skala
kann als gut eingeschätzt werden, Cronbachs = .80.
Durchführung der theoriebasierten Sprachförderung 279
Durch die Verwendung der verschlüsselten Codes konnte auch hier die Anony-
mität gewährleistet werden.
Eine Sprachfördergruppe setzte sich aus einer Kleingruppe von fünf bis sieben
Kindern mit intensivem Sprachförderbedarf zusammen, deren sprachliche Fä-
higkeiten ähnlich waren. Die Durchführung war für drei bis vier Einheiten á
45 Minuten pro Woche geplant. Die Sprachförderung fand zusätzlich zum regu-
lären Unterricht jeweils am Vormittag zu festen Zeiten in der Schule statt.
Das Signifikanzniveau wird für die Tests aller Hypothesen zu den formulierten
Forschungsfragen auf 5 % festgelegt.
Varianzanalyse mit Messwiederholung werden jeweils geprüft und mit den Er-
gebnissen berichtet. Die Prüfung auf Spharizität mithilfe des Mauchly-Tests wird
übergangen, da dieser Test als nicht ausreichend robust angesehen wird (Bühner
& Ziegler, 2009; Field, 2009). Stattdessen wird für jede Varianzanalyse die
Greenhouse-Geisser Korrektur angewendet.
Als Maß für die Effektstärke wird für die Varianzanalysen das partielle 2 be-
richtet. Im Rahmen der post-hoc Analysen wird für die paarweisen Vergleiche
Cohens d als Effektstärkemaß verwendet. In Anlehnung an Cohen (1988) wird
die Effektstärke entsprechend folgenden Richtwerten interpretiert (vgl. Tabelle
13).
Alle statistischen Analysen werden mit der Software IBM SPSS Statistics 10
durchgeführt.
Wie bereits berichtet (vgl. Kap. 8.2.1) wurde eine a-priori Poweranalyse durch-
geführt. Diese ergab, dass mit der vorhandenen Stichprobengröße und einer
guten Teststärke von .90 auch noch kleine Effekte erfasst werden können. Das
Risiko eines Fehlers zweiter Art bei der Überprüfung der Hypothesen ist daher
als gering einzuschätzen.
10
Version 22.0.0.0
9 Ergebnisse
In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der empirischen Studie berichtet. Diese
gliedern sich nach den formulierten Fragestellungen in Ergebnisse zur Förderung
der basalen sprachlichen Fähigkeiten (Fragestellung 1) und Ergebnisse zur För-
derung der spezifischen pragmatischen Fähigkeiten (Fragestellung 2 und 3).
Wie in der Beschreibung der Methode in Kapitel 8.2 dargestellt, beziehen sich
alle Ergebnisse auf die Stichprobe von N = 128 Kindern, die nach dem beschrie-
benen Verfahren der Förder- und Vergleichsgruppe zugeteilt wurden. Für alle
128 Kinder liegen die Daten zu allen drei Messzeitpunkten vor.
In diesem Abschnitt werden die Ergebnisse zur Beantwortung der ersten Frage-
stellung präsentiert. Die erste Fragestellung thematisiert, inwieweit die theorie-
basierte Sprachförderung die basalen sprachlichen Fähigkeiten für das mündliche
Erzählen von Grundschülern mit intensivem Förderbedarf in Deutsch als Zweit-
sprache fördert. Dazu werden die drei formulierten Hypothesen (1a, 1b und 1c)
auf einem Signifikanzniveau von 5 % getestet. Die detaillierten Ergebnisse kön-
nen den folgenden Abschnitten entnommen werden.
9.1.1 Wortschatzvielfalt
Hypothese 1a: Die Fördergruppe hat über zwei Jahre einen größeren
Zuwachs in Wortschatzvielfalt als die Vergleichsgruppe ohne theorieba-
sierter Sprachförderung.
dass sich die Variable ‚Wortschatzvielfalt‘ als Teil der basalen sprachlichen
Fähigkeiten innerhalb der gesamten Stichprobe über die Zeit stark entwickelt.
Der Haupteffekt für den Faktor Gruppe ist nicht signifikant, F(1; 126) = 1.89,
p = .172, partielles 2 = .02. Daher wird von weiteren Ausführungen abgesehen.
10
8
Gruppe
6
Fördergruppe
4 Vergleichsgruppe
0
t0 t1 t2
Messzeitpunkt
Eine post-hoc Analyse mit Bonferroni-Korrektur zeigt (vgl. Tabelle 15), dass die
Fördergruppe in ‚Wortschatzvielfalt‘ als Teil der basalen sprachlichen Fähigkei-
ten in jeweils beiden Jahren der Sprachförderung also von Messzeitpunkt t 0 zu t1
sowie von Messzeitpunkt t1 zu t2 signifikante Zuwächse verzeichnet. Im ersten
Förderjahr ergibt sich eine mittlere Effektstärke von d = .76. Im zweiten Förder-
jahr nur noch eine kleine Effektstärke von d = .24. Für die Vergleichsgruppe
ergibt sich nur im zweiten Jahr von Messzeitpunkt t1 zu t2 ein signifikanter Zu-
wachs mit einer kleinen Effektstärke von d = .33. Im ersten Förderjahr kann die
Vergleichsgruppe keine signifikanten Zuwächse in der Wortschatzvielfalt auf-
zeigen. Insgesamt zeigt sich auch hier der größere Zuwachs der Fördergruppe im
Vergleich zur Vergleichsgruppe.
Ergebnisse zur Förderung der basalen sprachlichen Fähigkeiten 287
Tabelle 16: Mittelwerte und Standardabweichung für die Variable 'Satzbau mit
Wortschatz'
t0 t1 t2
Gruppe N M (SD) M (SD) M (SD)
FG 64 9.11 (3.86) 13.89 (2.95) 17.25 (3.23)
VG 64 13.34 (3.84) 16.31 (2.89) 17.73 (3.03)
p2 = .18 zeigt, dass sich Förder- und Vergleichsgruppe insgesamt in der Variab-
le ‚Satzbau mit Wortschatz‘ bedeutsam voneinander unterscheiden. Dies liegt
vor allem in der Auswahl der Stichprobe begründet, da die Kinder mit dem
schwächeren Ausgangsniveau der Fördergruppe zugewiesen wurden.
Beginn stärkere Vergleichsgruppe. So haben sich die beiden Gruppen zum drit-
ten Messzeitpunkt t2 angeglichen.
18
16
14
12
Gruppe
10
Fördergruppe
8
Vergleichsgruppe
6
4
2
0
t0 t1 t2
Messzeitpunkt
Eine post-hoc Analyse mit Bonferroni-Korrektur zeigt (vgl. Tabelle 17), dass die
Fördergruppe in der basalen sprachlichen Fähigkeit ‚Satzbau mit Wortschatz‘ in
jeweils beiden Jahren der Sprachförderung also von Messzeitpunkt t 0 zu t1 sowie
von Messzeitpunkt t1 zu t2 signifikante Zuwächse mit jeweils sehr großer Effekt-
stärke verzeichnet. Für die Vergleichsgruppe ergeben sich ebenfalls für beide
Jahre signifikante Zuwächse. Jedoch ist die Effektstärke mit d = .87 und d = .48
vergleichsweise geringer, da die Mittelwertdifferenzen entsprechend kleiner
ausfallen. Dies belegt nochmals die stärkere Entwicklung der Fördergruppe für
beide Jahre. Insgesamt ergibt sich für beide Gruppen im ersten Jahr eine größere
290 Ergebnisse
Effektstärke als im zweiten Jahr, sodass hier von einem größeren Zuwachs ge-
sprochen werden kann.
Tabelle 17: Post-hoc Analyse für 'Satzbau mit Wortschatz' mit Bonferroni-
Korrektur
95 % Konfidenzintervall
MII – MI (SD) p d
Untergrenze Obergrenze
t0 zu t1 4.78 (.43) < .001 1.39 3.93 5.64
FG
t1 zu t2 3.36 (.43) < .001 1.09 2.50 4.22
t0 zu t1 2.97 (.49) < .001 .87 2.00 3.94
VG
t1 zu t2 1.42 (.32) < .001 .48 .79 2.05
Der Haupteffekt für den Faktor Gruppe wird ebenfalls signifikant, F(1; 126) =
27.39, p < .001, partielles 2 = .18. Die große Effektstärke von p2 = .18 zeigt,
dass sich Förder- und Vergleichsgruppe insgesamt bedeutsam voneinander un-
terscheiden. Dies liegt vor allem in der Auswahl der Stichprobe begründet, da
die Kinder mit dem schwächeren Ausgangsniveau der Fördergruppe zugewiesen
wurden.
292 Ergebnisse
Gruppe
3
Fördergruppe
Vergleichsgruppe
2
1
t0 t1 t2
Messzeitpunkt
als Teil der basalen sprachlichen Fähigkeiten in jeweils beiden Jahren der
Sprachförderung also von Messzeitpunkt t0 zu t1 sowie von Messzeitpunkt t1 zu
t2 signifikante Zuwächse verzeichnet. Dabei ergibt sich für die Fördergruppe im
ersten Jahr eine mittlere und für das zweite Jahr eine kleine Effektstärke. Für die
Vergleichsgruppe ergeben sich für die beiden untersuchten Jahre jeweils signifi-
kante Zuwächse mit kleiner Effektstärke. Diese nahezu ähnliche Entwicklung in
beiden Gruppen belegt nochmals die parallele Entwicklung der beiden Gruppen.
Insgesamt ergibt sich für die Fördergruppe aber auch in abgeschwächter Form
für die Vergleichsgruppe im ersten Jahr eine größere Effektstärke als im zweiten
Jahr, sodass hier von einem größeren Zuwachs gesprochen werden kann.
In diesem Abschnitt werden die Ergebnisse zur Beantwortung der zweiten und
dritten Fragestellung präsentiert. Die zweite Fragestellung thematisiert, inwie-
weit die theoriebasierte Sprachförderung die spezifischen pragmatischen Fähig-
keiten Inhalt und Struktur in einer mündlichen Erzählung darzustellen von
Grundschülern mit intensivem Förderbedarf in Deutsch als Zweitsprache fördert.
Die dritte Fragestellung geht dem Thema nach, inwieweit die theoriebasierte
Sprachförderung die spezifischen pragmatischen Fähigkeiten sprachliche Mittel
294 Ergebnisse
Dazu werden die drei formulierten Hypothesen (2a, 2b und 3) auf einem Signifi-
kanzniveau von 5 % getestet. Die detaillierten Ergebnisse können den folgenden
Abschnitten entnommen werden.
9.2.1 Inhaltsdarstellung
Hypothese 2a: Die Fördergruppe hat über zwei Jahre einen größeren
Zuwachs in der kohärenten Inhaltsdarstellung als die Vergleichsgruppe
ohne theoriebasierter Sprachförderung.
Der Haupteffekt für den Faktor Gruppe ist nicht signifikant, F(1; 126) = 2.79,
p = .097, partielles 2 = .02. Daher wird von weiteren Ausführungen abgesehen.
p2 = .05 zeigt, dass sich die Variable ‚Inhaltsdarstellung‘ als Teil der spezifi-
schen pragmatischen Fähigkeiten in den beiden Gruppen über die Zeit unter-
schiedlich entwickelt. Der Vergleich der Mittelwerte zeigt (vgl. Abbildung 10),
dass die zu Anfang schwächere Fördergruppe bis zum Ende der Sprachförderung
in ‚Inhaltsdarstellung‘ einen stärkeren Zuwachs verzeichnet als die zu Beginn
stärkere Vergleichsgruppe.
3,5
3,0
2,5 Gruppe
2,0 Fördergruppe
1,5 Vergleichsgruppe
1,0
0,5
0,0
t0 t1 t2
Messzeitpunkt
Eine post-hoc Analyse mit Bonferroni-Korrektur zeigt (vgl. Tabelle 21), dass die
Fördergruppe in ‚Inhaltsdarstellung‘ als Teil der spezifischen pragmatischen
Fähigkeiten in jeweils beiden Jahre der Sprachförderung also von Messzeitpunkt
t0 zu t1 sowie von Messzeitpunkt t1 zu t2 signifikante Zuwächse verzeichnet. Im
ersten Förderjahr ergibt sich eine große Effektstärke, im zweiten Jahr eine kleine
Effektstärke. Für die Vergleichsgruppe ergibt sich nur im ersten Jahr von Mess-
zeitpunkt t0 zu t1 ein signifikanter Zuwachs mit kleiner Effektstärke. Dies bestä-
tigt nochmals die stärkere Entwicklung der Fördergruppe. Insgesamt ergibt sich
für beide Gruppen im ersten Jahr ein größerer Zuwachs als im zweiten Jahr.
Zur Förderung der spezifischen pragmatischen Fähigkeiten 297
9.2.2 Strukturdarstellung
Hypothese 2b: Die Fördergruppe hat über zwei Jahre einen größeren
Zuwachs in der kohärenten Strukturdarstellung als die Vergleichsgruppe
ohne theoriebasierter Sprachförderung.
Der Haupteffekt für den Faktor Gruppe ist nicht signifikant, F(1; 126) = .43,
p = .516, partielles 2 = .00. Daher wird von weiteren Ausführungen abgesehen.
schiedlich entwickelt. Der Vergleich der Mittelwerte zeigt (vgl. Abbildung 11),
dass die zu Anfang schwächere Fördergruppe bis zum Ende der Sprachförderung
in ‚Strukturdarstellung‘ einen stärkeren Zuwachs verzeichnet als die zu Beginn
stärkere Vergleichsgruppe.
1,6
1,4
1,2
Gruppe
1,0
Fördergruppe
0,8
Vergleichsgruppe
0,6
0,4
0,2
0,0
t0 t1 t2
Messzeitpunkt
Eine post-hoc Analyse mit Bonferroni-Korrektur zeigt (vgl. Tabelle 23), dass die
Fördergruppe in ‚Strukturdarstellung‘ als Teil der spezifischen pragmatischen
Fähigkeiten in jeweils beiden Jahren der Sprachförderung also von Messzeit-
punkt t0 zu t1 sowie von Messzeitpunkt t1 zu t2 signifikante Zuwächse verzeich-
net. Im ersten Förderjahr ergibt sich eine große Effektstärke, im zweiten Jahr
eine kleine Effektstärke. Für die Vergleichsgruppe ergibt sich für keines der
Jahre in der Einzelbetrachtung ein signifikanter Zuwachs. Dies bestätigt noch-
mals die stärkere Entwicklung der Fördergruppe.
300 Ergebnisse
9.2.3 Konnektoren
Hypothese 3: Die Fördergruppe hat über zwei Jahre einen größeren Zu-
wachs in der Verwendung von Konnektoren in einer Erzählung als die
Vergleichsgruppe ohne theoriebasierter Sprachförderung.
Der Haupteffekt für den Faktor Gruppe ist nicht signifikant, F(1; 126) = .04,
p = .837, partielles 2 = .00. Daher wird von weiteren Ausführungen abgesehen.
p2 = .04 zeigt, dass sich die Variable ‚Konnektoren‘ als Teil der spezifischen
pragmatischen Fähigkeiten in den beiden Gruppen über die Zeit unterschiedlich
302 Ergebnisse
entwickelt. Der Vergleich der Mittelwerte zeigt (vgl. Abbildung 12), dass die zu
Anfang schwächere Fördergruppe bis zum Ende der Sprachförderung in ‚Struk-
turdarstellung‘ einen stärkeren Zuwachs verzeichnet als die zu Beginn stärkere
Vergleichsgruppe.
1,2
1,0
Gruppe
0,8
Fördergruppe
0,6
Vergleichsgruppe
0,4
0,2
0,0
t0 t1 t2
Messzeitpunkt
Eine post-hoc Analyse mit Bonferroni-Korrektur zeigt (vgl. Tabelle 25), dass die
Fördergruppe in ‚Konnektoren‘ als Teil der spezifischen pragmatischen Fähig-
keiten in jeweils beiden Jahren der Sprachförderung also von Messzeitpunkt t 0 zu
t1 sowie von Messzeitpunkt t1 zu t2 signifikante Zuwächse verzeichnet. In beiden
Förderjahren ergibt sich jeweils eine kleine Effektstärke. Für die Vergleichs-
gruppe ergibt sich für keines der Jahre in der Einzelbetrachtung ein signifikanter
Zuwachs. Im ersten Jahr weist die Vergleichsgruppe sogar eine Stagnation auf.
Dies bestätigt nochmals die stärkere Entwicklung der Fördergruppe.
Zur Förderung der spezifischen pragmatischen Fähigkeiten 303
In diesem Abschnitt werden die Ergebnisse zur Förderung der basalen sprachli-
chen Fähigkeiten (Fragestellung 1) zusammengefasst und diskutiert.
10.1.1 Wortschatzvielfalt
In der Hypothese 1a wird angenommen, dass die Fördergruppe über zwei Jahre
einen größeren Zuwachs in Wortschatzvielfalt hat als die Vergleichsgruppe ohne
theoriebasierter Sprachförderung.
Damit bestätigt dieses Ergebnis Befunde aus anderen Studien, die ebenfalls die
Wirkung von Sprachförderung auf den Wortschatz belegen, die auch kommuni-
kations- und sprachstrukturelle Ansätze der Didaktik verbindet. Dazu gehört die
kurzfristige Intensivförderung in der Jacobs Sommercamp Studie (Stanat et al.,
2012) sowie erste Ergebnisse der BeFo Studie (Paetsch et al., 2014), die jeweils
mehrsprachige Drittklässler in den Blick nehmen. Damit zeigen die Ergebnisse
der vorliegenden Studie, dass auch jüngere Grundschulkinder von dieser Art der
additiven Sprachförderung im Bereich Wortschatzvielfalt profitieren können.
Allerdings gibt es auch andere Studien, die insgesamt keinen Wirkungsnachweis
für diese Art von Sprachförderung belegen können (vgl. Kap. 5.2). Gründe für
diese unterschiedliche Befundlage werden gesammelt in Kapitel 10.3.1 disku-
tiert.
Zusätzlich zeigt der signifikante Haupteffekt für den Faktor Messzeitpunkt mit
großer Effektstärke, dass sich die gesamte Stichprobe über den Zeitraum von
zwei Jahren im Bereich Wortschatzvielfalt stark entwickelt. Dies kann durch die
noch nicht abgeschlossene sprachliche Entwicklung im Bereich Semantik und
Lexikon von Kindern im frühen Grundschulalter, die Deutsch als Zweitsprache
erwerben, erklärt werden.
Darüber hinaus zeigt auch die post-hoc Analyse für die Fördergruppe vor allem
im ersten Jahr der Sprachförderung einen starken Zuwachs in der Wort-
schatzvielfalt. Dies entspricht auch dem didaktischen Ansatz, der zunächst auf
Zur Förderung der basalen sprachlichen Fähigkeiten 307
Die Variable ‚Satzbau mit Wortschatz‘ beschreibt, inwieweit ein Kind in der
Lage ist, seine Fähigkeiten hinsichtlich Satzbau und Wortschatz zielsprachlich
einzusetzen. Damit bezieht sich diese Variable auf die basalen sprachlichen Fä-
higkeiten in den Bereichen Morphologie und Syntax sowie Semantik und Lexi-
kon des mündlichen Erzählens. Da diese beiden Bereiche stark miteinander ver-
bunden sind, ist eine gemeinsame Erfassung sinnvoll. Umso größer der Wert der
Variable, desto weniger zielsprachliche Abweichungen hinsichtlich Satzbau und
Wortschatz produziert das Kind.
Dieses Ergebnis ist zum Teil konform mit Befunden aus anderen Untersuchun-
gen, die auch die Wirkung von Sprachförderung mit einer Didaktik, die kommu-
nikations- und sprachstrukturelle Ansätze kombinieren, auf diese basalen sprach-
lichen Fähigkeiten belegen (vgl. Kap. 5.2). Dazu zählt die Ekos Studie von Wolf
et al. (2011), die auf die Satzbildung einen signifikanten mittleren Effekt nach-
weisen kann. Jedoch werden in der Ekos Studie hinsichtlich der Fähigkeit Wort-
schatz keine Effekte gefunden, die auch separiert von der Satzbildung erfasst
wird. Mögliche Gründe können in der deutlich kürzeren Durchführungsdauer der
untersuchten Sprachförderung liegen. Außerdem werden in der Stichprobe vor
allem einsprachige Kinder untersucht, die bei Defiziten im Wortschatz in diesem
Alter vor anderen Herausforderungen in der Sprachentwicklung stehen als zwei-
sprachige Kinder. So müssen einsprachige Kinder beim Wortschatzerwerb noch
das Konzept, für das ein Wort steht, erwerben. Es ist davon auszugehen, dass
Kinder, die sukzessiv Deutsch als Zweitsprache erwerben, das Wort bereits in
ihrer Muttersprache erworben haben und können daher auf bestehende Konzepte
und Begriffe für den Zweitspracherwerb zurückgreifen (Ehlich et al., 2012) (vgl.
Kap. 4.1.2). Daher ist der Erwerb und auch die Förderung insbesondere im Be-
reich Wortschatz von ein- und zweisprachigen Kindern nicht direkt zu verglei-
chen. Es ist anzunehmen, dass für die Förderung des Wortschatzerwerbs einspra-
chiger Kinder in diesem Alter mehr Zeit und auch eine andere Form der Unter-
stützung angemessen ist. Damit können die Unterschiede der Ekos Studie (Wolf
et al., 2011) und der eigenen Ergebnisse erklärt werden.
Die Jacobs Sommercamp Studie (Stanat et al., 2012) berichtet große und mittlere
Effekte für die kombinierte Sprachförderung auf sprachliche Fähigkeiten in
Grammatik und Wortschatz von zweisprachigen Drittklässlern. Stellt man diese
Ergebnisse der vorliegenden Studie gegenüber, kann der Schluss gezogen wer-
den, dass auch jüngere Grundschulkinder von dieser Art der additiven Sprach-
förderung im Bereich Satzbau mit Wortschatz profitieren können. Die untersuch-
ten Sprachförderungen unterscheiden sich allerdings erheblich in der Dauer der
Durchführung. Da bei Stanat et al. (2012) der Follow-up-Test nach drei Monaten
für Grammatik und Wortschatz keine signifikanten Effekte mehr ergibt, kann
Zur Förderung der basalen sprachlichen Fähigkeiten 309
Neben den beiden erwähnten Studien gibt es auch andere Untersuchungen, die
insgesamt keinen Wirkungsnachweis für diese Art von Sprachförderung belegen
können (vgl. Kap. 5.2). Gründe für diese unterschiedliche Befundlage werden
gesammelt in Kapitel 10.3.1 diskutiert.
Der signifikante Haupteffekt für den Faktor Gruppe mit großer Effektstärke
zeigt, dass sich die Förder- und Vergleichsgruppe insgesamt in Satzbau mit
Wortschatz bedeutsam unterscheiden. Dies ist auf die Auswahl der Stichprobe
zurückzuführen, da die Kinder mit dem schwächeren Ausgangsniveau der För-
dergruppe zugewiesen wurden. Dies ist zwar methodisch zu kritisieren, war aber
im Rahmen der Untersuchung die bestmögliche Alternative. Zusätzlich gleicht
sich das Niveau der Fördergruppe über die zwei Jahre hinweg zwar an die an-
fangs stärkere Vergleichsgruppe an. Jedoch überschreitet sie zu keinem Mess-
zeitpunkt das Niveau der Vergleichsgruppe.
310 Diskussion
Die post-hoc Analyse zeigt für die Fördergruppe in beiden Jahren der Sprachför-
derung einen starken Zuwachs in Satzbau mit Wortschatz. In der Vergleichs-
gruppe ist der Zuwachs im zweiten Förderjahr bereits deutlich geringer.
Die Variable ‚Artikel im Nominativ‘ beschreibt, inwieweit das Kind in der Lage
ist, Artikel im Nominativ zielsprachlich zu gebrauchen. Damit ist die Variable
ein Maß für die basalen sprachlichen Fähigkeiten im Bereich Morphologie und
Syntax des mündlichen Erzählens. Umso größer der Wert der Variable, desto
mehr gleicht das vorhandene Artikelsystem des Kindes dem zielsprachlichen
System.
Ein weiterer Grund für diesen Befund kann in der Erfassung der basalen sprach-
lichen Fähigkeit, Artikel im Nominativ zielsprachlich zu verwenden, liegen. So
liegt zwar ein theoriebasiertes Kodierschema für die kindlichen Äußerungen im
Rahmen des Sprachstandstests vor, dessen Objektivität gegeben ist (vgl. Kap.
8.3.2). Inwiefern damit die Variable reliabel und valide gemessen werden kann,
ist jedoch im Rahmen dieser Studie nicht eindeutig zu bewerten. Zur Prüfung
dieser wichtigen Testgütekriterien könnte mit einer anderen Stichprobe und zwei
Messungen kurz hintereinander die Retest-Reliabilität festgestellt werden. Ein
Paralleltest mit einem Verfahren, das ebenfalls diese Fähigkeit erfasst, ist
schwierig durchzuführen, da bisher kaum andere reliable und valide Tests vor-
handen sind, die sich auf den Artikelerwerb in ähnlicher Weise fokussieren
(Böhme & Hoffmann, 2014; Redder et al., 2011). Eine systematische Beobach-
tung des natürlichen Sprachverhaltens wäre eine weitere, aber auch aufwändige
Alternative. Festzuhalten bleibt, dass hier noch ein Bedarf an Instrumenten be-
steht, die die Fähigkeit, Artikel zielsprachlich zu verwenden, erfasst und deren
Testgütekriterien nachgewiesen sowie zufriedenstellend sind. Insbesondere für
Kinder, die Deutsch als Zweitsprache erwerben, ist der Artikelerwerb eine be-
sondere Herausforderung und sollte daher entsprechend erfasst werden.
An diese beiden aufgeführten Gründe fügt sich eine weitere mögliche Ursache
für den nicht hypothesenkonformen Befund an. So ist für eine adäquate Umset-
zung des didaktischen Ansatzes erforderlich, das sprachliche Niveau der Kinder
312 Diskussion
genau zu kennen. Denn nur so kann der strukturierte Input entsprechend inner-
halb der Zone der nächsten Entwicklung angeboten werden (Vygotskij, 2002)
(vgl. Kap. 5.3.1). Dies kann durch regelmäßige Sprachstandstests erfolgen, aber
vor allem auch durch eine hohe Diagnosefähigkeit der Förderkraft, die im Rah-
men der Sprachförderung den Sprachstand der Kinder hinsichtlich des Arti-
kelerwerbs zuverlässig einschätzen kann. Darauf basierend kann die Förderkraft
den passenden Sprachinput anbieten. Hier unterstützt zwar das verfügbare För-
dermaterial. Allerdings können bei Kindern aus unterschiedlichen Gründen ver-
schiedene Erwerbsgeschwindigkeiten auftreten, die dann die Förderkraft mit
einem angepassten Sprachinput entsprechend ausgleichen kann. Ob diese genaue
Abstimmung im Rahmen der untersuchten Sprachförderung erfolgte, ist eben-
falls aufgrund fehlender Beobachtungen der Durchführung nicht zu beurteilen.
Aus diesen drei genannten Gründen soll auf Grundlage des vorliegenden Be-
funds die Wirkung des theoriebasierten didaktischen Ansatzes der Sprachförde-
rung auf den Artikelerwerb im Nominativ nicht vollständig in Frage gestellt
werden. Vielmehr sollte zuvor eine detailliertere Erfassung der Umsetzung der
Didaktik in der Sprachförderung durchgeführt werden, bevor dieser Ansatz zur
Förderung des Artikelerwerbs verworfen wird.
10.2.1 Inhaltsdarstellung
In der Hypothese 2a wird angenommen, dass die Fördergruppe über zwei Jahre
einen größeren Zuwachs in Inhaltsdarstellung hat als die Vergleichsgruppe ohne
theoriebasierter Sprachförderung.
Zur Förderung der spezifischen pragmatischen Fähigkeiten 313
Inhaltsdarstellung bezieht sich darauf, inwieweit das Kind in der Lage ist, den
Inhalt einer Erzählung darzustellen. Damit ist die Variable ein Maß für die spezi-
fischen pragmatischen Fähigkeiten des mündlichen Erzählens im Bereich Dar-
stellung von Inhalt und Struktur einer Erzählung. Umso größer der Wert der
Variable ist, desto mehr Inhalte stellt das Kind in seiner Erzählung dar.
Zusätzlich zeigt der signifikante Haupteffekt für den Faktor Messzeitpunkt mit
großer Effektstärke, dass sich die gesamte Stichprobe über den Zeitraum von
zwei Jahren stark entwickelt. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die Entwicklung
der spezifischen pragmatischen Fähigkeiten im Bereich Darstellung des Inhalts
einer Erzählung sowohl für die Fördergruppe aber auch für die von Beginn an
314 Diskussion
stärkere Vergleichsgruppe noch nicht abgeschlossen ist. Dies belegen auch ande-
re Studien zum Erwerbsverlauf der spezifischen pragmatischen Fähigkeiten,
sowohl für einsprachige (Fried et al., 2012; Hausendorf & Quasthoff, 1996;
Meng, 1991) als auch für zweisprachige Kinder (Ahrenholz, 2006; Thierhoff,
1986) (vgl. Kap. 4.2.2). Jedoch zeigen die Ergebnisse der vorliegenden Studie,
dass mithilfe der theoriebasierten Sprachförderung die Entwicklung in diesem
Bereich gefördert wird.
Die post-hoc Analyse zeigt für die Fördergruppe vor allem im ersten Jahr der
Sprachförderung einen starken Zuwachs in der Inhaltsdarstellung. Für die Ver-
gleichsgruppe ergibt sich parallel dazu nur ein kleiner Zuwachs im ersten Jahr.
Im zweiten Jahr zeigt auch die Entwicklung der Fördergruppe nur noch eine
kleine Effektstärke. In der Vergleichsgruppe gibt es zur gleichen Zeit keine sig-
nifikante Entwicklung mehr. Dies untermauert nochmals die stärkere Entwick-
lung in der Fördergruppe.
10.2.2 Strukturdarstellung
In der Hypothese 2b wird angenommen, dass die Fördergruppe über zwei Jahre
einen größeren Zuwachs in Strukturdarstellung hat als die Vergleichsgruppe
ohne theoriebasierter Sprachförderung.
Strukturdarstellung bezieht sich darauf, inwieweit das Kind in der Lage ist, die
Struktur einer Erzählung darzustellen. Die Variable ist damit ein Maß für die
spezifischen pragmatischen Fähigkeiten des mündlichen Erzählens im Bereich
Darstellung von Inhalt und Struktur einer Erzählung. Umso größer der Wert der
Variable ist, desto mehr wesentliche Strukturelemente in entsprechender Qualität
verwendet das Kind in seiner Erzählung.
Ergänzend zeigt der signifikante Haupteffekt für den Faktor Messzeitpunkt mit
großer Effektstärke, dass sich die gesamte Stichprobe über den Zeitraum von
zwei Jahren stark entwickelt. Dies kann als Hinweis für die noch nicht abge-
schlossene Entwicklung dieser spezifischen pragmatischen Fähigkeiten im Be-
reich Strukturdarstellung einer Erzählung interpretiert werden, was sowohl für
die Fördergruppe aber auch für die von Beginn an stärkere Vergleichsgruppe gilt.
Dies belegen auch andere Studien zum Erwerbsverlauf der spezifischen pragma-
tischen Fähigkeiten, sowohl für Kinder, die nur eine Sprache erwerben (Bartl et
al., 2011; Becker, 2011b; Botvin & Sutton-Smith, 1977; Boueke et al., 1995;
Strutzmann et al., 2011), als auch für Zweisprachige (Manterola et al., 2013;
Marjanovic-Umek et al., 2002) (vgl. Kap. 4.2.2). Die Ergebnisse der vorliegen-
den Studie zeigen also, dass mithilfe der theoriebasierten Sprachförderung die
Entwicklung in diesem Bereich der spezifischen pragmatischen Fähigkeiten
gefördert wird.
Die post-hoc Analyse ergibt für die Fördergruppe vor allem im ersten Jahr der
Sprachförderung einen starken Zuwachs in der Inhaltsdarstellung. Im zweiten
Jahr ergibt sich nur noch ein kleiner Zuwachs. Für die Vergleichsgruppe zeigen
sich in beiden Förderjahren keine signifikanten Zuwächse. Dies betont nochmals
316 Diskussion
10.2.3 Konnektoren
In der Hypothese 3 wird angenommen, dass die Fördergruppe über zwei Jahre
einen größeren Zuwachs in der Verwendung von Konnektoren hat als die Ver-
gleichsgruppe ohne theoriebasierter Sprachförderung.
Die Variable ‚Konnektoren‘ beschreibt, inwieweit ein Kind in der Lage ist,
Konnektoren als sprachliche Mittel zur Stärkung der Kohäsion der Erzählung zu
verwenden. Damit ist die Variable ein Maß für die spezifischen pragmatischen
Fähigkeiten des mündlichen Erzählens im Bereich Verwendung sprachlicher
Mittel. Ein hoher Wert der Variable gibt an, dass ein Kind in der Erzählung häu-
fig vielfältige Konnektoren verwendet.
Zusätzlich zeigt der signifikante Haupteffekt für den Faktor Messzeitpunkt mit
mittlerer Effektstärke, dass sich die gesamte Stichprobe über den Zeitraum von
zwei Jahren entwickelt. Allerdings belegt die post-hoc Analyse, dass sich vor
allem die Fördergruppe im ersten und auch im zweiten Förderjahr entwickeln.
Gesamtdiskussion 317
Der Zuwachs hat aber nur eine kleine Effektstärke. Im Kontrast dazu zeigt die
Vergleichsgruppe in beiden Jahren keine signifikante Entwicklung. Dies verdeut-
licht die Notwendigkeit der Sprachförderung, um einen Zuwachs der spezifi-
schen sprachlichen Fähigkeiten im Bereich Verwendung sprachlicher Mittel
beim Zweitspracherwerb zu erzielen. Andere Studien belegen, dass die Entwick-
lung der Verwendung von Konnektoren als sprachliches Mittel selbst bei ein-
sprachigen Kindern über die untersuchte Altersspanne hinausgeht (Berman &
Slobin, 1994b). Dies kann die nur kleinen Effekte in diesem Bereich erklären.
10.3 Gesamtdiskussion
Zunächst kann festgehalten werden, dass alle Hypothesen mit Ausnahme der
Hypothese 1c zur Förderung des Artikels im Nominativ bestätigt werden können.
Daraus lässt sich schließen, dass die theoriebasierte zweijährige Sprachförde-
rung, die basalen sprachlichen Fähigkeiten hinsichtlich Wortschatzvielfalt und
Satzbau mit Wortschatz sowie die spezifischen pragmatischen Fähigkeiten im
Bereich Inhaltsdarstellung, Strukturdarstellung sowie Verwendung von Konnek-
toren fördert. Der didaktische Ansatz, der eine Synthese aus kommunikations-
und sprachstruktureller Orientierung darstellt, fördert also wesentliche Bestand-
teile der mündlichen Erzählfähigkeit von Grundschülern in Deutsch als Zweit-
sprache. Dabei liegt auf didaktischer Seite der Fokus vor allem auf der Schaffung
authentischer Kommunikationssituation und der bewussten Gestaltung des
Sprachinputs.
318 Diskussion
Betrachtet man die Ergebnisse der vorliegenden Studie differenziert nach erstem
und zweitem Förderjahr, zeigt sich, dass für die Fördergruppe im ersten Jahr
jeweils größere Effekte erzielt werden können als im zweiten Jahr der Sprach-
förderung. Eine mögliche Begründung könnte darin liegen, dass im ersten Jahr
der Untersuchung neben der Sprachförderung auch der Eintritt in die Schule
bedeutend auf die sprachliche Entwicklung wirkt. Im Vergleich zum vorherigen
Kindergartenbesuch, der zum Teil vielleicht sogar unregelmäßig stattfand, ge-
nießen die Kinder in der Schule einen Sprachinput der den Erwerb von Deutsch
als Zweitsprache zusätzlich befördert. Da die untersuchte Stichprobe aus Kindern
mit intensivem Förderbedarf besteht, ist dieser zusätzliche Effekt der Schule vor
allem im ersten Schulbesuchsjahr sichtbar. Ein Argument, das diese Begründung
stützt, ist die ähnliche Entwicklung in der Vergleichsgruppe ohne Sprachförde-
rung. Auch hier finden sich in fast allen erfassten Bereichen der sprachlichen
Fähigkeiten im ersten Jahr größere Effekte als im zweiten Jahr.
Darüber hinaus sind auch andere Ursachen denkbar. Wenn man vor allem von
der unterschiedlichen Entwicklung der beiden untersuchten Schuljahre in der
Fördergruppe ausgeht, kann dies auch in der Sprachförderung selbst begründet
liegen. So basiert das erste Jahr der Sprachförderung auf der Vorschulversion
von DfdS (Klages & Kaltenbacher, 2010a). Im zweiten Jahr wird die Grund-
schulversion (Ermonies-Jargielo & Kaltenbacher, 2011) als Grundlage der
Sprachförderung genutzt. Jedoch wird in beiden Jahren das Prinzip des implizi-
ten Lernens verfolgt. Eine mögliche Erklärung des Unterschieds im ersten und
zweiten Jahr könnte also auch darin liegen, dass das implizite Lernen bei den
älteren Kindern im zweiten Förderjahr für sich allein nicht mehr im gleichen
Maße wirksam ist, wie im ersten Förderjahr. Dies wäre auch konform mit Er-
gebnisse aus anderen Studien zur Kombination impliziter und expliziter Förde-
rung bzw. formfokussierter Förderung nach dem ‚Focus on Form‘ Ansatz mit
Kindern der dritten Jahrgangsstufe (Paetsch et al., 2014; Stanat et al., 2012).
Gesamtdiskussion 319
Das Studiendesign von Roos et al. (2010) und Sachse et al. (2012) unterscheidet
sich ebenfalls in wesentlichen Punkten von der vorliegenden Studie. So werden
die Fördergruppen, in denen die Kinder nach dem zu untersuchenden didakti-
schen Ansatz gefördert werden, mit Gruppen verglichen, in denen eine soge-
nannte unspezifische Sprachförderung erfolgt. Damit wird ein bestimmter didak-
tischer Ansatz mit einem nicht weiter beschriebenen Sprachförderansatz vergli-
chen, der vermutlich in hohem Maße von der jeweiligen Förderkraft abhängt und
damit interindividuell stark variiert. Sachse et al. (2012) führen diesen Aspekt
selbst als Kritikpunkt auf. Damit ist mit diesem Design keine Aussage zur grund-
320 Diskussion
sätzlichen Wirksamkeit von Sprachförderung dieser Art möglich. Die nicht ge-
fundenen Effekte beschreiben zunächst nur, dass es keinen Unterschied zwischen
den verschiedenen untersuchten Sprachförderungen gibt, wobei weitestgehend
unklar bleibt, worin sich die untersuchten Sprachförderungen unterscheiden.
Die Erfassung der sprachlichen Fähigkeiten findet bei Roos et al. (2010) und
Sachse et al. (2012) mit Sprachstandsverfahren statt, die keine größeren sprachli-
chen Einheiten der Kinder analysieren, was insbesondere unter der kommunika-
tionsorientierten Perspektive von Bedeutung wäre. Der Fokus liegt in der EVAS
und ‚Schwerpunkt Sprache‘ Studie jeweils auf Ebenen der basalen sprachlichen
Fähigkeiten. Aspekte der spezifischen pragmatischen Fähigkeiten werden nicht
berücksichtigt, obwohl das mündliche Erzählen ein ausdrückliches Ziel des un-
tersuchten Sprachförderprogramms DfdS ist.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass die interne Validität der durchgeführten
Felduntersuchung eher gering einzuschätzen ist (Bortz & Schuster, 2010). Zu-
sätzlich trägt die Dauer der Untersuchung von knapp zwei Jahren je Teilnehmer
zu einer eher gering einzuschätzenden internen Validität bei, da während dieses
langen Zeitraums eine Reihe an Einflussfaktoren unkontrolliert auf die erfassten
sprachlichen Fähigkeiten wirken können. In der Felduntersuchung war es auf-
grund beschränkter Ressourcen auch nicht realisierbar, mögliche Einflussfakto-
ren systematisch zu erheben und somit statistisch zu kontrollieren. Dies ist ein
wichtiges Anliegen für weitere Forschungsvorhaben, indem nicht nur die sprach-
lichen Fähigkeiten, sondern auch weitere individuelle Merkmale auf kognitiver
und auch affektiv-motivationaler Ebene erfasst werden. Dass diese Aspekte als
personale Komponente auch wichtig für die mündliche Erzählfähigkeit sind,
wurde bereits im theoretischen Teil der Arbeit erläutert (vgl. Kap. 3.2.3 und 1.1).
322 Diskussion
Die externe Validität ist für diese Untersuchung eher hoch einzuschätzen. Der
entscheidende Vorteil der durchgeführten Studie besteht darin, dass der zu über-
prüfende didaktische Ansatz der Sprachförderung, der eine Kombination aus
kommunikations- und sprachstruktureller Orientierung darstellt, in einer authen-
tischen Feldsituation analysiert wurde. Auch wurde die Studie in fünf verschie-
denen Grundschulen durchgeführt, was ebenfalls die Robustheit der Ergebnisse
sichert und zur Übertragbarkeit der Ergebnisse auf ähnliche Kontexte beiträgt.
Allerdings ist die Einschränkung vorzunehmen, dass sich die Gültigkeit der Er-
gebnisse auf ähnlich herausfordernde Kontexte beschränkt. Diese zeichnen sich
durch einen geringen sozioökonomischen Status und hohen Migrationsanteil
unter der Schülerschaft aus. Inwiefern der untersuchte Sprachförderansatz auch
in anderen Kontexten wirksam ist, müssen weitere Studien zeigen.
Darüber hinaus stellt die eher hohe Dropout Quote bzw. Stichprobenmortalität
eine weitere Einschränkung dar. Durch eine a-priori Poweranalyse mit guter
Teststärke und entsprechendem Signifikanzniveau konnte mit der letztlich reali-
sierten Stichprobe immer noch die Erfassung kleiner Effekte sichergestellt wer-
den, was positiv einzuschätzen ist. Jedoch ist durch die Stichprobenmortalität
eine Verzerrung der Ergebnisse nicht auszuschließen. Mögliche Ansätze, um
fehlende Werte statistisch zu kompensieren, stellt Spieß (2010) in einem Über-
blicksartikel vor. Diese sind vor allem sinnvoll, wenn die Wahrscheinlichkeit für
fehlende Werte nicht unabhängig von den gemessenen Variablen ist. In weiteren
Analysen könnte für die vorliegenden Daten geprüft werden, welches statistische
Verfahren zum Ersetzen der fehlenden Werte geeignet ist. Bei einer entspre-
chenden Anwendung könnten mögliche Verzerrungen durch die Dropouts statis-
tisch abgeschwächt werden. Die Problematik der Dropouts diskutieren auch
Böhm-Kasper und Weishaupt (2008) spezifisch für den Bereich der Schulfor-
schung. So sollte dem Aspekt der Stichprobenmortalität schon in der Anlage der
Studie entsprechend Aufmerksamkeit geschenkt werden, um mögliche Dropouts
bereits präventiv zu verhindern. Dass in einer zweijährigen Studie mit mehreren
Messzeitpunkten im Längsschnitt mit einer eher höheren Dropout Quote zu
324 Diskussion
rechnen ist, zeigen allerdings auch andere Studien, die im gleichen Forschungs-
feld mit einem ähnlichen Design arbeiten. So waren Sachse et al. (2012) mit
ähnlichen hohen Dropout Quote konfrontiert. Dies ist ein Hinweis darauf, dass
die hohe Dropout Quote eher dem Forschungsfeld zuzurechnen ist und es keine
für die vorliegende Studie spezifische Besonderheit darstellt. Eine weitere Ein-
schränkung der Studie muss aufgrund des eingesetzten Sprachstandstests vorge-
nommen werden. Dieser zeichnet sich zwar dadurch aus, dass er standardisiert ist
und gleichzeitig längere produzierte sprachliche Einheiten in einer interaktiven
Situation elizitiert. Jedoch steht eine umfassende testtheoretische Überprüfung
bisher noch aus. So sollte in zukünftigen Studien eine Analyse der Validität
beispielsweise durch Paralleltests vorgenommen werden. Dass dies eine notwen-
diger Schritt ist, zeigt beispielsweise die Untersuchung von Bartl et al. (2011), in
der die mündliche Erzählfähigkeit anhand von drei verschiedenen Geschichten
erfasst wird. Daraus ergibt sich, dass insbesondere zur Darstellung der Struktur
die Fähigkeiten je nach Geschichte unterschiedlich eingeschätzt werden. Die
erzählte Geschichte selbst scheint also eine wesentliche Rolle zu spielen, was für
zukünftige Untersuchungen zu berücksichtigen wäre. Zudem liegt der Fokus des
Sprachstandstests auf der Produktion. Sprachliche Fähigkeiten und das mündli-
che Erzählen umfassen allerdings auch das Verständnis von Sprache. Inwieweit
mit dem bereits untersuchten didaktischen Ansatz auch Erfolge in der Förderung
des Sprachverständnisses erzielt werden können, kann ebenso in weiteren Stu-
dien überprüft werden. Der eingesetzte Sprachstandstest begrenzte sich auf die
basalen sprachlichen Ebenen von Semantik und Lexikon sowie Morphologie und
Syntax. Die ebenso wichtige Ebene der Phonetik und Phonologie wurde nicht
untersucht. Hier gibt es jedoch bereits mehrere Studien, die die Förderung dieses
Aspekts der sprachlichen Fähigkeiten besonders in den Fokus stellen (Fischer &
Pfost, 2015; Weber et al., 2007; Wolf et al., 2016). Hinsichtlich der spezifischen
pragmatischen Fähigkeiten wird im Rahmen des Sprachstandstests die kommu-
nikative Einbettung außer Acht gelassen. Wie dieser Aspekt auch standardisiert
erfasst werden kann, dazu liefern Quasthoff et al. (2011) interessante Ansätze,
die für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache übertragen werden können.
Gesamtdiskussion 325
Letztlich gilt auch zu erwähnen, dass im Rahmen dieser Studie nur ein Gesamt-
paket hinsichtlich seiner Wirkung auf die sprachlichen Komponenten der münd-
lichen Erzählfähigkeit untersucht wurde. Welche Rolle einzelne theoriegeleitete
didaktische Prinzipien, die dazugehörende Qualifizierung der Förderkräfte sowie
Elemente der sozialpädagogischen Zusammenarbeit mit den Eltern im Detail
spielen und wie diese zusammen interagieren, ist auf Grundlage der vorliegenden
Untersuchung nicht im Einzelnen einzuschätzen. Dazu wären weitere quasiexpe-
326 Diskussion
Theoretische Perspektive
Insgesamt lässt sich aus theoretischer Perspektive festhalten, dass die vorliegen-
de Arbeit einen Beitrag dazu leistet, das wichtige Konzept des Erzählens und
insbesondere der mündlichen Erzählfähigkeit wieder mehr in den Fokus der
Forschung zu rücken. So war in den 1960er Jahren vor allem die Erzählung
selbst Gegenstand der Forschung, indem eine textstrukturelle Perspektive einge-
nommen wurde (Labov & Waletzky, 1997). Mit der kognitiven Wende rückte
dann auch das Verstehen und Produzieren von Erzählungen sowie die damit
verbundenen kognitiven Prozesse in den Vordergrund (Hoppe-Graff, 1984). Erst
in den 1990er Jahren wurde auch der interaktive Aspekt des Erzählens mehr und
Gesamtdiskussion 327
Das Modell der mündlichen Erzählfähigkeit wurde im Rahmen dieser Arbeit mit
dem Aspekt der Zweisprachigkeit ergänzt. Dazu wurde der Erwerbsverlauf der
sprachlichen und personalen Komponenten sowie die Rolle der situativen Bedin-
gungen auf den Erwerbsverlauf anhand empirischer Ergebnisse dargestellt und
diskutiert. Die Ergänzung der Zweisprachigkeit beim mündlichen Erzählen stellt
in dieser Form einen neuen und relevanten Aspekt im Rahmen der Theoriebil-
dung dar. Die Fokussierung auf die mündliche Erzählfähigkeit von Vor- und
Grundschulkindern nimmt dabei eine Altersgruppe in den Blick, in der sich die
mündliche Erzählfähigkeit bedeutsam entwickelt und gleichzeitig ein hohes
Potential für die Förderung erkennbar ist.
Zusätzlich wurde daher auf theoretischer Ebene auch erörtert, mit welchem di-
daktischen Ansatz die mündliche Erzählfähigkeit in der Zweitsprache gefördert
werden kann. Dazu wurden vorhandene theoretische Ansätze gegenübergestellt
und entsprechende empirische Erkenntnisse diskutiert und miteinbezogen. Da-
rauf aufbauend wurde ein didaktischer Ansatz zur Förderung der mündlichen
Erzählfähigkeit von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache abgeleitet. Dieser
didaktische Ansatz zeichnet sich dadurch aus, dass er kommunikationsorientierte
und sprachstrukturelle Aspekte kombiniert und damit vor allem die Schaffung
authentischer Kommunikationssituation sowie die bewusste Gestaltung des
Sprachinputs betont. Besonders daran ist, dass nicht nur basale sprachliche Fä-
higkeiten im Vordergrund stehen, sondern ebenso die spezifischen pragmati-
328 Diskussion
schen Fähigkeiten des mündlichen Erzählens. Damit wird die Verwendung und
Anwendung von Sprache besonders in den Fokus gerückt.
Die Ergebnisse der empirischen Studie konnten zeigen, dass dieser theoriebasier-
te Förderansatz über einen Zeitraum von zwei Jahren wesentliche Elemente der
mündlichen Erzählfähigkeit von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache fördert.
Dabei steht neben den basalen sprachlichen Fähigkeiten, die bereits in anderen
Studien erfasst wurden, auch die Förderung der spezifischen pragmatischen
Fähigkeiten des mündlichen Erzählens im Fokus, wozu bisher keine anderen
systematischen Untersuchungen für diese Zielgruppe bekannt sind. Damit konnte
ein erster Beitrag dazu geleistet werden, diese Forschungslücke zu bearbeiten.
Somit hat sich der theoretisch abgeleitete didaktische Ansatz für die untersuchte
Zielgruppe, Kinder mit Migrationshintergrund und geringem sozioökonomischen
Status, auch empirisch bewährt. Einschränkungen sind nur hinsichtlich des Arti-
kelerwerbs vorzunehmen. Ebenso zeigen die Ergebnisse der Studie, dass die
Betonung der mündlichen Erzählfähigkeit relevant ist, da neben den wichtigen
basalen sprachlichen Fähigkeiten besonders die Pragmatik in den Fokus gerückt
wird. Insgesamt konnte also ein wesentlicher Beitrag zur Theoriebildung im
Bereich der Förderung der mündlichen Erzählfähigkeit von Kindern mit Deutsch
als Zweitsprache geleistet werden, indem ein theoriebasierter Förderansatz empi-
risch überprüft wurde.
Methodische Perspektive
Aus methodischer Perspektive lässt sich als Erkenntnisgewinn und Implikationen
für die Forschung festhalten, dass es mit der vorliegenden Studie gelungen ist,
die Entwicklung der mündlichen Erzählfähigkeit von Kindern mit Deutsch als
Zweitsprache über einen Zeitraum von zwei Jahren im Feld zu erfassen. Die
Studie fand in einem herausfordernden Kontext statt, der sich durch einen hohen
Migrationsanteil und einen geringen sozioökonomischen Status auszeichnet.
Daher mussten zwar Einschränkungen in der Sprachstandserfassung und Kon-
Gesamtdiskussion 329
So sind bisher kaum Studien bekannt, die bei einer entsprechend großen Stich-
probe die Erzählfähigkeit in der Zweitsprache Deutsch bei dieser Altersgruppe
im Längsschnitt von knapp zwei Jahren erfassen. Durch das gewählte Design
konnte der Effekt der theoriebasierten Sprachförderung im Feld untersucht wer-
den. Neben einer Fördergruppe wurde gleichzeitig eine Gruppe ohne Sprachför-
derung untersucht, in der der ungesteuerte Erwerb der mündlichen Erzählfähig-
keit in der Zweitsprache Deutsch nachvollzogen werden kann. Dieser Vergleich
zwischen einer Gruppe mit und ohne Sprachförderung trägt trotz der fehlenden
Randomisierung zum Erkenntnisgewinn bei, inwiefern diese Form additiver
Sprachförderung wirksam ist.
Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen, dass die additive Förderung
entsprechend den beschriebenen didaktischen Prinzipien für Schulanfänger mit
intensivem Förderbedarf die mündliche Erzählfähigkeit in der Zweitsprache
Deutsch fördert. Dies hat für die Praxis hohe Bedeutung. Nachdem einige Stu-
dien bisher keinen Wirksamkeitsnachweis für diese Form der Sprachförderung
erbringen konnten (Roos et al., 2010; Sachse et al., 2012), bestätigen die Ergeb-
nisse der vorliegenden Studie, dass sie für eine bestimmte Zielgruppe eine hilf-
reiche Fördermöglichkeit sein kann. So lässt sich ableiten, dass die leistungsho-
mogene Kleingruppe, in der die Sprachförderung realisiert wird, einen geeigne-
ten Rahmen bietet, um mithilfe von didaktischen Prinzipien die schwächsten
Kinder eines Jahrgangs in ihrer sprachlichen Entwicklung zu unterstützen. Da
die Studie im Feld durchgeführt wurde, ist dies ein starker Hinweis darauf, dass
diese positiven Ergebnisse auch in der Praxis erzielt werden können.
Die Ergebnisse der Studie zeigen auch, dass zwar eine Förderung der mündli-
chen Erzählfähigkeit erfolgt. Jedoch ist damit auch nach zwei Jahren noch kein
zielsprachliches Niveau erreicht. Dies untermauert die Forderung nach einer
Kombination verschiedener Förderangebote, die im besten Fall ineinandergrei-
fen und sich ergänzen. Hier bedarf es noch weiterer Forschung, um zu analysie-
ren, wie das Zusammenspiel verschiedener Sprachförderangebote ideal gestaltet
werden kann.
Gleichzeitig sind die Ergebnisse dieser Studie auch ein Hinweis darauf, dass die
Dauer von Sprachförderangeboten noch ausgedehnt werden sollte. Zwar konn-
ten mit der langfristig angelegten Studie bereits knapp zwei Jahre im Spracher-
werb einer angemessenen Stichprobe begleitet werden. Jedoch erstreckt sich die
sprachliche Entwicklung auf einen bedeutend längeren Zeitraum. Daher sollte
Sprachförderung vor allem vor dem Schuleintritt, aber auch danach verstärkt
angeboten werden. Denn insbesondere Kinder, die außerhalb des Unterrichts
kaum Deutsch sprechen, benötigen über die gesamte Schullaufbahn eine entspre-
chende Unterstützung, damit sie ihre Mehrsprachigkeit auch entsprechend entfal-
ten und nutzen können.
Darüber hinaus ist zu vermuten, dass die Effekte einer mehrjährigen Sprachför-
derung noch größer sein könnten. Ein wichtiges Element scheint dabei die Quali-
fizierung der Förderkräfte zu sein. Zwar kann die Umsetzung der Sprachförde-
rung mit einem detail- und umfangreichen Material maßgeblich erleichtert und
unterstützt werden. Jedoch ist ein weiterer wichtiger Baustein die Qualifikation
der Förderkräfte, wie dies auch in der vorliegenden Studie umgesetzt wurde. Die
Qualifikation soll dazu befähigen, die Sprachförderung entsprechend der didakti-
schen Prinzipien situationsgerecht umzusetzen. Zwar erhielten die Förderkräfte
332 Diskussion
Abschließend ist als wichtiger Aspekt anzumerken, dass die Umsetzung und
Implementation von Sprachförderung, vor allem in herausfordernden Kontexten,
nicht zu vernachlässigen ist (Durlak & DuPre, 2008). Das bedeutet, dass neben
einem förderlichen didaktischen Konzept und qualifizierten Förderkräften auch
die entsprechenden Rahmenbedingungen vorhanden sein müssen, damit die
Realisierung erfolgen kann. Dazu zählen nach Gräsel (2010) im schulischen
Kontext hauptsächlich die Unterstützung der Schulleitung und die Kooperation
des Kollegiums. Darüber hinaus können auch schulübergreifende Netzwerke die
Ausblick 333
10.4 Ausblick
In der vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden, dass der ausgeführte didakti-
sche Ansatz Grundschulkinder mit intensivem Sprachförderbedarf in Deutsch als
Zweitsprache dabei unterstützt, ihre mündliche Erzählfähigkeit im Deutschen zu
verbessern. Wagt man nun einen Ausblick, ist unter einem Praxisaspekt die Aus-
weitung des untersuchten Sprachförderprogramms MITsprache anzustreben ist.
Die Ausweitung des Sprachförderprogramms MITsprache, das die theoriegelei-
teten didaktischen Prinzipien zur Förderung der mündlichen Erzählfähigkeit in
Deutsch als Zweitsprache realisiert, ist auf Grundlage der Erkenntnisse der vor-
liegenden Arbeit zu empfehlen. Entsprechend des Modells von Kruppa, Mandl
und Hense (2004) zur Nachhaltigkeit von Modellversuchsprogrammen im Bil-
dungskontext ist sowohl innerhalb der Bildungseinrichtung als auch außerhalb
davon eine Ausweitung möglich. Innerhalb der bereits involvierten Grundschu-
len ist ein sogenannter ‚near-Transfer‘ wichtig, um das Sprachförderprogramm
auf mehrere Personen auszuweiten. So können alle Schüler mit intensivem För-
derbedarf erreicht werden. Gleichzeitig bleibt das Wissen nicht an einer kleinen
Personengruppe gebunden, sondern wird in das Kollegium weitergegeben und
sollte dort auch verankert werden. Dazu sind Qualifizierungsmaßnahmen, regel-
mäßige Austauschtreffen und die Schaffung entsprechender organisationaler
Rahmenbedingungen wichtig.
Als zweites für die Zukunft wichtiges Themenfeld der Sprachförderung lässt sich
die Ausweitung der Zielgruppe identifizieren. Aufgrund politischer und ökono-
mischer Ursachen ist davon auszugehen, dass in den nächsten Jahren weiterhin
viele Menschen nach Europa und Deutschland zuwandern werden (Schimany,
2016; Wilkens, 2016). Damit dehnt sich die Zielgruppe weiter aus, die Deutsch
als Zweitsprache erwirbt. Es rücken verstärkt Migranten der ersten Generation in
den Fokus von Sprachförderung. Gleichzeitig betrifft dieses Thema nicht nur
Kinder, die zu Hause nicht Deutsch sprechen, sondern sämtliche Altersgruppen
inklusive Erwachsene, die erst seit kurzem in Deutschland leben. Hier ist es auch
Aufgabe der Forschung, dieses Themenfeld zu bearbeiten und entsprechend
theoretisch und empirisch fundierte Möglichkeiten zur Förderung dieser ausge-
weiteten Zielgruppe mit Berücksichtigung ihrer Besonderheiten zu entwickeln.
Schlägt man hier den Bogen zu der anfangs beschriebenen Bedeutung von Spra-
che für die persönliche Entwicklung und Bildung und den damit verbundenen
beruflichen Chancen, ist die Relevanz dieses Themas auch für die Zukunft nicht
zu unterschätzen.
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