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Rumänien
• Rumänisches Lied: https://www.youtube.com/watch?
v=ISEffDkH8aE&list=RD6g8Tqn6Um9w&index=4 :
◦ „zu Hause ist Rumänien“ inoffizielle Hymne der rumänischen Auswanderer
◦ Leiden an Migration thematisiert
▪ Armut im Alter, schlechte Gesundheitsversorgung,…
▪ Großeltern kümmern sich um Kinder, während Eltern im Ausland arbeiten
(zerrissene Familien)
• Westen steht für Zerstörung der Umwelt
◦ Wald wird zerstört: Wald für Rumänen wichtig
◦ https://www.addendum.org/holzmafia/ikea-auf-dem-holzweg/
▪ Artikel über Ikea in Rumänien
◦ AUR: neofaschistische Partei, die sehr beliebt ist
▪ sind nach Österreich, um Holzkonzerne anzuprangern
• Westen = Kapitalismus (aber wem wird damit in die Hände gespielt?)
◦ also auch: Westen = Meinungsfreiheit,...
◦ Sehr viele Rumänen, aber auch Ukrainer wandern aus: meist in Richtung Westen
▪ weil instabiler Rechtsstaat und schlechte Gesundheitsversorgung, schlechtes System,
… (weil schlechte Finanzierung, aber auch Abwanderung von
Gesundheitsfachkräften in Westen)
• Stefan IV: Fürst der Moldau
◦ Nationalheiliger
◦ vor allem in der Bukowina
• Nicolae Ceausescu
◦ Revolution gegen ihn 1989
◦ aber Kommunismus in Strukturen immer noch enthalten
• 1775 Bukowina
◦ Österreichisches Gebiet unter Habsburger
• https://www.youtube.com/watch?v=fpIPZhBRxlc (Rumänisches Lied 2)
◦ 2018 Demonstrationen in Rumänien
▪ gegen das unfreiwillige Auswanderung, weil Regierung & Verwaltung ein Leben in
Rumänien nicht möglich gemacht hat
▪ Polizeitgewalt: noch mehr Frustration
◦ 2019: Gedenkkundgebung & dieses Lied aufgenommen
• Orthodoxie:
◦ sehr starke Zugehörigkeit zum Christentum
◦ sehr sehr viele bezeichnen sich als gläubige Christen
◦ Rumänien gilt als christlich, nicht als sekularisiert
Westen – Osten
• Westen kann man weiter unterteilen, genauso wie man Osten weiter einteilen kann
• soll man von Osten reden?
◦ RGW: Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe
◦ Ostblock: Sowjetland in Europa
▪ Osten: sehr durch Ostblock-Vorstellung geprägt
▪ Gedanke, dass Europa nach dem Fall des eisernen Vorhangs wieder
zusammenwächst
▪ Begriff Ostblock eigentlich nicht mehr verwendet, aber 2015 wieder durch die
innereuropäische „Krise“
• Osten
◦ Orthodoxie: oft regierungsnah, von Korruption geprägt
◦ Ostslawische Systeme
▪ autokratisch autoritär (Russland)
▪ Selbstorganisation/Freiheit (Ukraine → nach Westen orientiert)
▪ Commonwealth (Polen, Litauen)
Betrachtungsraum
• welchen Raum man betrachtet
◦ aber: auch in welcher Zeit, welche Umstände?
• riesigen Raum gliedern: durch welche Fragestellungen?
Vorlesung 2 – Mentale Landkarten, Raumbegriffe,
„Osten“
Raumkonstrukte: mentale Landkarten
• Heuristisches Konstrukt
◦ Landkarten im Kopf konstruieren, indem man eigene Vorstellungen einbaut
◦ Raumkonstrukte aus rein wissenschaftlichen Kontexten: heuristisches Konstrukt
▪ im allgemeinen Kontext oft aber mit vielen Konnotationen
◦ es geht nicht darum, eine Region zu konstruieren, die genau definiert ist
▪ man muss also immer auch das außerhalb der Region betrachten
▪ keine klaren Abgrenzungen, Kontext ist wichtig
◦ z.B. auch Tirol: mentale Landkarte
▪ Südtirol & österreichisches Tirol, auch Tessin & Engadin
▪ faschistisches Italien wollte damit Eroberungen legitimieren
◦ Was macht eine mentale Landkarte aus?
▪ z.B. Osteuropa: Zugehörigkeit zu Sowjetunion-Komplex als Definitionsmerkmal,…
▪ z.B. auch mentale Grenzen innerhalb Deutschlands: auch Wahlergebnisse
▪ mentale Landkarten sind also sehr stark emotional aufgeladen mit Klischees etc.
Raumbegriffe
• welche Raumbegriffe man verwendet ist essentiell für die Forschung und den Diskurs
• Globale Ebene nicht bewältigbar, daher braucht man eine gewisse Raumeinteilung
◦ wissenschaftlich wäre es Unfug, keine Begriffe zu verwenden
• man muss sich aber bewusst sein, welche Begriffe man verwendet und was mit der
Anwendung eines Begriffes mitschwingt
• welche Alternativen gibt es?
◦ Geschichtsregion
▪ Raum, der kleiner ist als ein Kontinent und größer als ein Staat
▪ genügt bestimmten Definitionkriterien
▪ z.B. Balkan (Begriff auch sehr negativ aufgeladen)
◦ Auch andere Deutungsregionen
▪ z.B. Imperien (frühere Imperien,…)
Der Osten
• Osten ein relativ junges Konstrukt
◦ vor allem seit 19. Jahrhundert
• Russland zuerst als Norden gesehen, dann als Osten
◦ von 1700-Mitte 19. Jahrhundert: Russisches Reich als Norden gesehen
◦ mentale Landkarten wandern
• unter Peter dem Großen wurde Russland Teil des europäischen „Mächtekonzert“
• 1813 Russland als „Retter“ vor Napoleon unter Alexander I.
◦ sah sich selbst als Retter Europas
• Russland wird zu einem Gegner des Westens durch Krimkrieg 1853-1856
◦ Sardinien-Piemont gegen Russland
◦ Medien in Massengesellschaften in Frankreich & England: Feindbild Osten geschaffen
◦ früher Russland als Nordische Macht und Verbündeter gegen Napoleon, dann der böse
Osten als das Andere, der Feind des britischen Empires
◦ Dardanellen-Vertrag
◦ Krimkrieg für Österreich der Beginn einer Entfremdung Russlands
▪ Russland erwartete, dass Österreich ihnen zur Hilfe kommt unter Kaiser Franz-
Joseph, aber das Gegenteil passiert, was später zum Österreich-Russischen Krieg
führt
• Russland auch lange als Partner der traditionellen, imperialen Monarchie gesehen
• Begriff Osten oft negativ aufgeladen
◦ auch durch Begriff „Ostblock“
◦ im Gegensatz zu Westen, Süden, Norden: Osten als ausschließender Begriff
• Figuren des Westens
◦ Peter der Große als Figur des Westens in Russland
▪ unter Peter dem Großen: Russland als Norden: fortschrittlich
◦ Atatürk als Figur des Westens in der Türkei
Nordosteuropa
• baltischer Raum
• 1721 (Frieden von Nystad) – 1917
• Prägung durch Hanse, Ordensstaat
• Deutsche/schwedische Prägung; kaum polnisch-litauisch
◦ deutschsprachiger, protestantischer Adel
◦ protestantische Bauernschaft
◦ Anbindung an die Hanse
• Tradition des Ordensstaats
• „Nordosteuropa“
◦ von Historikern außerhalb der Region geprägt
◦ um zu definieren, dass es außerhalb Russlands liegt
◦ Konzept vor allem im deutschsprachigen Bereich
• „Ostseegeschichte“
◦ kaum verbreitet
• „Baltische Geschichte“
◦ Estland, Lettland, Litauen
• Provinzen waren auch lange autonom
◦ erst 19. Jahrhundert immer mehr Druck zur Gleichschaltung zu Russland
• sprachlich
◦ Estnisch mit Finnischem verwandt
◦ Lettisch & Litauisch: Indogermanische Sprachen
▪ wird oft mit Sanskrit verglichen: sehr alte Sprache
▪ eine Art Ur-Indogermanische Sprache bzw. Annäherung daran oft damit versucht
• Litauen
◦ katholisch
◦ Alteuropäischer Staat: eigentlicher Schwerpunkt Weißrussland & Teile der Ukraine
◦ heutiges Litauen eigentlich nur Resultat einer Expansion gewesen
Königsberg/Kaliningrad
• Ostpreußisch
• protestantisch: außer Ermland: katholisch
• hauptsächlich deutschsprachig, teils polnischsprachig
• Masuren (polnisch), an der Memel auch litauisch
• Vertrag von Versailles: Westpreußen fiel nach Polen
• 1920: Volksabstimmungen
◦ fast alle für Deutschland gestimmt
◦ Protestanten: haben sich als Preußen gefühlt, nicht als Polen (= katholisch)
▪ Sprache ist also nicht gleich Identität
• heute russische Enklave von EU-Gebiet umgeben
◦ Deutsche Bevölkerung fast verschwunden
◦ Suwalki-Korridor
▪ geht um russisches Gebiet herum
▪ ein strategisch heikles Gebiet Europas: Sicherheitspolitisch für EU & Nato schwierig
Vorlesung 4 – „Südosteuropa“, „Balkan“, Imperien,
Byzantinisches Reich
„Südosteuropa“/ „Balkan“
• Südosteuropa in Nationalsozialistischer Politik
◦ Hegimonialpolitik
◦ NS-Deutschland hat versucht, Vasallenstaaten daraus zu machen
• Nachkriegszeit
◦ Begriffe „Südosteuropa“/ „Balkan“ parallel verwendet
• Unesco Aiesee
◦ Internationale Vereinigung der Südosteuropastudien
◦ Initiative von Ceausescu
• Südosteuropa-Begriff außerhalb der Region konzipiert
◦ aber die Person stand der Region sehr nahe
◦ Begriff wird auch innerhalb der Region verwendet
• Balkan Begriff nach Jugoslawien-Krieg etc. eher negativ verstanden
◦ dann hat man auf Südosteuropa-Begriff zurückgegriffen
• Ungarn, Balkan
◦ zuerst Osmanisch, dann Habsburgermonarchie
▪ neue Struktur, mehr ostmitteleuropäisch
▪ Begriffe & Zugehörigkeiten zu Geschichtsräumen immer von Epoche abhängig
• „Balkan“
◦ bezogen auf Gebirge, das im heutigen Bulgarien liegt
▪ Weltenkette Catena mundi
▪ man dachte, dass das Gebirge sich von der Adria bis zum Schwarzen Meer
durchzieht (Weltenkette): deswegen lokales Gebirge als Name für ganze Region
◦ „Balkan“ steht auch für serbischen & rumänischen Hegemonialanspruch
„Westbalkan“
• mit Zerfall Jugoslawiens Chiffre für Gebiete ehem. Jugoslawiens/Albaniens, die nicht Teil
der EU waren
• diplomatisch konstruierter Begriff, der variabel ist
◦ z.B. Slowenien seit Beitritt nicht mehr Teil Westbalkans
▪ Slowenien wurde vom Objekt zum Subjekt der Westbalkanpolitik
• Künstlichkeit schon daran erkennbar, dass keiner von „Ostbalkan“ redet
◦ wäre theoretisch Bulgarien, Griechenland,…
Raumbegriffe
• Raumbegriffe auch politische & strategische Funktionen
• helfen, heuristische Räume zu schaffen
◦ aber sind keine gottgegebenen Einheiten, sondern sind konstruiert
▪ Frage, wer konstruiert und wozu
▪ gibt es konkurrierende Begriffe?
Imperium
• lateinischer Begriff z.B. auch imperator = Feldherr
• Begriff „imperialistisch“ ursprünglich politischer Kampfbegriff der Kommunisten (kein
analytischer Wert)
• was ist ein Imperium? → 2 Ansätze
◦ 1. Versuch, Beschreibung zu finden, was ein Imperium ausmacht (z.B. Wille zur
Expansion, …)
▪ Gefahr, dass etwas konstruiert wird
▪ z.B. bei 8/10 Kriterien erfüllt ist es ein Imperium?? macht keinen Sinn
◦ 2. geht vom Selbstverständnis des Staates als Imperium aus
• was macht ein Imperium aus?
◦ allumfassende Definition gibt es nicht
◦ 1. Größe
▪ alles Teil des Landes & Aufbaubestreben, oder kolonial ausgebeutet?
◦ 2. Vielfalt von Sprachen & Religionen
▪ hatten aber meist Leitkultur
◦ 3. zentrale und periphere Regionen
◦ 4. Imperiale Trägergruppen
▪ Leitkultur getragen meist von Eliten
▪ z.B. Eliten in Habsburgermonarchie: Österreicher, Deutsche, Tschechen, Polen,
Ungarn, Spanier, Italiener, Iren, Schotten, Niederländer,…
▪ z.B. Eliten im Russischen Reich: Russen, Tartaren, Bojare, Deutsche, …
◦ 5. Umgang mit Multiethnien und Multireligionen
• Was ist mit Imperien gemeint?
◦ Byzantinisches Reich (Ostrom)
▪ im Selbstverständnis an das Römische Reich angelehnt (Nea Rhome, Nova Roma)
▪ bis 1453 = Halosis = Eroberung von Konstantinopel: „das zweite Rom“
◦ Osmanisches Reich
▪ Steppenreich, Khanate
◦ Moskauer Reich
▪ „das dritte Rom“
◦ Habsburgermonarchie
▪ Expansion nach Osten
▪ Ambition: Vormacht am Balkan werden
Byzantinisches Reich
• sieht sich als direkte Weiterführung des Römischen Reiches
◦ Basileus Kai Autokrator Ton Rhomaion: Selbstherrscher der Römer
◦ Rom → Konstantinopel
• Orthodoxie
◦ Rechtgläubigkeit
◦ Distanz von Rom
◦ Symphonia
▪ harmonische Beziehung zwischen Kirche und Staat
▪ orthodoxe Staaten: Kirche passt sich meist an die weltliche Macht an
◦ Oikonomia
▪ Fähigkeit des subtilen/flexiblen Ausgleichs von Kirche gegenüber Staat
▪ Kirche tritt Staat nicht gegenüber
◦ Kaiser als Vertreter auf Erden für die Rechtgläubigkeit (auch Patriarch)
• Eliten in Byzanz
◦ Armenier (z.B. Basileios), Bulgaren, Georgier, Lateiner (Franzosen, Normannen,
Varäger…), Araber, Türken (christliche), Slawen, …
◦ wichtig war die Orthodoxie: Übertritt zur Orthodoxie
Russisches Reich
• Normannenstreit im russischen Staatsverständnis
◦ Skandinavier als Staatsgründer
• Smuta/Wirren
◦ der Moment, in dem Russland eine Adelsrepublik hätte werden können (Polen)
◦ aus russischer Sicht der absolute Tiefpunkt der eigenen Geschichte
◦ Moskauer Autokratiemodell ist nicht alternativlos gewesen
◦ russische Autokratie und Polnische Adelsrepublik: zwei absolute gegensätzliche Modelle
politischer Tradition
• Wandel von der Familienherrschaft in vielen Gebieten der Rus zur Autokratie ist nur durch
mongolische Oberherrschaft möglich gewesen
• Ukraine ist Pfahl im Fleisch Russlands
◦ weil kulturell nahestehendes, aber ziemliches politisches Gegenmodell
• Kiever Reich im 11./12. Jahrhundert stark eingebunden ins adelige Heiratsmodell Europas
◦ bis zum Fall durch den Mongolensturm
• Sammlung der rus‘ischen Erde durch Moskau
◦ unterwürfigste Vasallen der Mongolen
◦ 1478 letzter politischer Konkurrent Moskaus (Novgorod) ausgeschaltet
• Vece durch Glocke eingeläutet: von Großfürsten mit Schlitten nach Moskau verschleppt,
zusammen mit Deportation der Eliten
• Wichtige Charakteristika
◦ zuerst Zartum, dann (vom Metropoliten zum) Patriarchat
◦ Staatsgrenze und kirchliches Jurisdiktionsgebiet fallen zusammen
▪ bzw. das zweite beschränkt/bezieht sich auf das erste
Commonwealth
• Byzantinisches Commonwealth
◦ Rechristianisierung des Balkans nach Zerfall des Weströmischen Reichs
◦ Harte Gegnerschaft mit Westen, Bulgarien 864/65, 988/89
◦ politisch nicht von Byzanz abhängig, aber kulturell komplett davon durchdrungen
▪ je schwächer Byzanz politisch wurde, desto stärker hat es kulturell-orthodox auf den
Balkan ausgestrahlt
▪ vor allem außerhalb der eigenen Grenzen kulturell-ideell, aber nicht politisch
ausgestrahlt
▪ Orthodoxe Kirche dient ja auch immer den weltlichen Interessen einzelner Nationen
▪ Konzept von Staat und Kirche im Byzantinischen Verständnis von Orthodoxen
Staaten angenommen
• 3 Commonwealths
◦ Byzantinisches Commonwealth
◦ Polnisch-Litauisches Commonwealth
◦ Venezianisches Commonwealth
Sonstiges
• 1371 Schlacht an der Marica
◦ Vernichtende Niederlage des serbischen Adels gegen Osmanen
• Nationalistische Verhärtungen in der bosnischen Politik
Vorlesung 6 - Autokratie vs. Parlamentarismus, Livland,
Polen-Litauen, Moskauer Imperium/Russisches Reich
Autokratie vs. Parlamentarismus
• Altmoskau: Autokratie (ohne funktionierendes Parlament)
• andere Modelle
◦ Adelsrepublik (Novgorod): Parlamente (nicht Zar gibt Linie vor, sondern auch andere
die bestimmen)
◦ Ostslawen in Polen-Litauen (Parlament): institutionalisierte Teilhabe: Landtage
(Sejmik); Nationalversammlung (Sejm)
Polen-Litauen
• Weißrussische/Ukrainische Geschichte
◦ Ringen um Kiewer Rus
◦ heute: Weißrussland gegen Polen
• Polen-Litauen & Russland/Moskau: Beziehungen für osteuropäische Geschichte wichtig
◦ Polen-Litauen: großer Teil Osteuropas
◦ heutige Konflikte oft durch Geschichte zwischen den beiden erklärbar
◦ → Recht des stärkeren soll nicht gelten
Moskauer Imperium
• Erhebung zum Zarentum 1547
• Erhebung zum Patriarchat 1589
• Brüche
◦ Smuta (Zeit der Wirren): 1598-1613
◦ Aufhebung der Dienstbindung des Adels an den Zaren 1762
◦ Abschaffung des Patriarchats 1721
Parlamentarismus in Russland
• 1. 1598-1613 Smuta (Zeit der Wirren)
◦ verhindert durch Adel: hätten eigentlich von Duma = Parlament profitiert
• 2. 1861: Vertretung auf Regional-Provinzebene (Landtage): Zemstvo
◦ konnten fast nichts erreichen; kaum Macht
◦ Reformzeit Alexander II
• 3. 1905-1907: Revolution von 1905
◦ scheiterte schnell: „Scheinparlamentarismus“ (Max Weber)
◦ Verfassung, Parlamentswahlen
◦ unter Druck des „tiefen Staates“ (vlast; Machtapparat) gescheitert (durch konservative
Kräfte)
• 4. Februar-Oktober 1917
◦ zwischen Revolution und bolschewistischem Putsch
◦ gescheitert durch Bolschewisten
• 5. 1991-1999: Nach Zerfall Sowjetunion
◦ Präsident Boris Jelzin
◦ durch Staats- und Wirtschaftswirren untergegangen, dann Autokratie von Vladimir Putin
Aufstände in Russland
• nie gegen Zarentum, sondern gegen konkrete Personen
• Zarenmythos
◦ guter, fairer Herrscher
◦ umgeben von bösen Ratgebern
• falsche Zaren(söhne)
◦ aktuelle Macht böse, deshalb braucht es gutes Mitglied der Zarenfamilie
◦ meist ermordetes/verstorbenes/verschollenes Mitglieder der Zarenfamilie das „plötzlich
wieder auftaucht“
◦ Aufstand also legitim: stützt Zarentum
◦ z.B. Peter III
• 2 große Bauernaufstände
◦ 1670/1671 Stenka Razin
◦ 1773-1775 Pugacev
◦ bei beiden Minderheiten z.B. Muslime große Rolle gespielt
Ausdehnung Russlands
• Richtung Süden
◦ Beherrschung der Steppe
◦ mit Eroberung der Krim 1783 abgeschlossen: Krimchanat
◦ Vertrag von Andrusovo mit Polen-Litauen 1667
• Richtung Osten
◦ Sibirien ab 16. Jh
◦ 1689 Abkommen von Nercinsk mit China
◦ Handelsnetzwerk der Familie Stroganov
• Richtung Südosten
◦ Kaukasus
◦ 1801 Georgien russisch
◦ 1804-1828: Azerbaidschanische Kleinfürstentümer russisch
◦ Nordostkaukasus (= Tschetschenien & Dagestan): russischer Kolonialkrieg
◦ Zentralasien: Kasachstan, Turkmenistan, Tadschikistan, …
• Richtung Westen
◦ Ukraine, Baltikum
• bis 1552 noch andere Nachfolgestaaten der Goldenen Horde
◦ Kazan, Astrachan, Sibir, Krim
◦ Kasan & Astrachan durch Ivan der Schreckliche erobert
◦ Eroberung der Khanate bietet Zugang zum kaspischen Meer und nach Sibirien
• inwiefern ist russische Geschichte koloniale Geschichte?
◦ Süden: Steppe
◦ Sibirien
◦ Kontrolle über Kaukasus
Osmanisches Reich
• 1354: Osmanen setzen über nach Gallipoli Gelibolu
• Osmanische Eroberung des Balkans in Frage gestellt
• Bithynien
• 1243: Osmanen (Seldschuken) fallen in Anatolien ein
◦ zerstören Sultanat von Rum (Rom/Byzanz)
▪ Byzanz war geschwächt vom 4. Kreuzzug 1204
• Kriegergruppen
◦ vor allem Turkmenen, später auch Einheimische
▪ z.B. Kriegergruppe von Ertogrul & Sohn Osman
▪ Köse Mihal (Einheimischer, Christ; Mihaloglu = Michaelssöhne)
• Osmanen waren vielsprachig
◦ Menschen aus Balkan schließen sich Osmanen an
◦ 15. Jahrhundert: BKS (Balkansprachen) war eine der dominantesten Sprachen am Hof
• Christen
◦ devsirme: Islamisierung von verschleppten christlichen Jugendlichen
▪ wurden dann meist den Janitscharen (Elitetruppen) zugewiesen
◦ sehr viele Christen im Militär- und Verwaltungsapparat (in den Eliten)
◦ vor allem 15. & frühes 16. Jahrhundert
▪ Christen aus Balkan, teils Übertritt zum Islam
▪ bringen Sprachen mit
▪ Eliten, die nicht konvertieren wollen, fliehen nach Ungarn
▪ jene, die übertreten bzw. Osmanen helfen gelten später als Verräter
• Osmanisches Reich
◦ balkananatolisches Reich
◦ Eliten aus Balkan (Theorie von Lowry)
• 1517: Herrschaft über Ägypten endet
• Mehmet II (der Eroberer)
◦ eroberte Konstantinopel: bezieht sich auf Alexander der Große
▪ besucht Troja; Rächer Trojas
◦ als Nachfolger des byzantinischen Kaisers
◦ mongolische und osmanische Tradition
◦ gab sich auch als Renaissance-Herrscher
▪ Kunst,… ! Bilderverbot im Islam !
• Homosexualität & Bisexualität im Osmanischen Reich stark verbreitet
◦ Vergewaltigungen bei Eroberungen (nicht nur heterosexuelle Gewalt)
• aus Sultan wird Kalif
◦ mit Schlacht von Raydaniyya 1517 gegen Sultan Selim I der Mamluken
◦ Übernahme der Kalifatswürde (von Abbasiden zu Osmanen)
• 1521 Süleyman II
◦ große Eroberungen (Welteroberungsplan)
• neue Dynastie: Safawiden
◦ Iran: schiitisch
◦ Osmanisches Reich 16 Jh: sunnitisch
◦ Glaubenskrieg: Sunniten gegen Schiiten
• Indischer Ozean Schlachten
◦ gegen Portugal
◦ vor den Küsten Jemens & Omans & persisches Golf, bis Indien
politische Ausdeutungen
• Befreiungsthese: Widerstand gegen Osmanen als Definition der Nationalidentität
◦ Kroatien, Albaner,…
◦ Albanien
▪ Versuch, sekulare Nation zu gründen
▪ muslimisch und nur zu kleinen Teilen orthodox
▪ aber sich europäisch definieren
▪ Legitimation: Kampf gegen den Orient im Mittelalter
Osmanisches Reich
• heute noch bedeutend
◦ für heutige türkische Regierung & Politik
◦ auch bei uns noch Auswirkungen der osmanischen Expansionspolitik
• Imperiale Aspekte
◦ Selbstverständlichkeit
◦ Fortsetzung des byzantinischen Reichs, muslimischer Herrscher, Renaissancefürst
▪ 3 verschiedene Personas, die er adressatenbezogen verwendet hat
▪ Mongolisch, Islamisch, Katholisch
◦ Eroberung große Teile der arabischen Welt
▪ Syrien, Ägypten, …
▪ Übernahme Kalifenwürde (bis Ende Osmanisches Reich 1923 inne gehabt)
◦ Imperium durch Ausdehnung
▪ 16. Jahrhundert: fast ganzer nordafrikanischer Raum, Naher Osten, Anatolien, Teile
Kaukasus, Vorstoß in den heutigen Irak (Konfrontation mit Iran)
▪ Safawiden; dadurch im 30-jährigen Krieg abgelenkt: immer wieder Waffenstillstände
mit Österreich
▪ Osmanisches Reich wird dann dominant schiitisch: wird als Konfessionskrieg
geführt
◦ wie alle Imperien: Deportationen von „ungewollten“ Gruppen
▪ im Osmanischen Reich „sürgün“ genannt: vor allem Aleviten, nach Bulgarien
deportiert
◦ Vielfalt: Peripherien, Rechtspluralismus
▪ muss irgendwie zusammengehalten werden
▪ Menschen passen sich an
Rechtspluralismus
• in den Peripherien stark verbreitet
• Gegenteil: Herrschaftsverdichtung = alle Rechte konzentriert auf einen Herrscher:
Territorialherrschaft
• in einem Imperium für verschiedene Bevölkerungsgruppen unterschiedliche
Rechtstraditionen
• Osmanisches Reich
◦ Seriat/Scharia
◦ Kanun (Sultansrecht, imperiales Recht)
◦ christliche (orthodox)/jüdische Bevölkerungsgruppen
▪ eigene schriftliche Rechtstraditionen
▪ wenn ein Muslim beteiligt war, muslimisches Gericht, Muslime da bevorzugt]
◦ mündliches Gewohnheitsrecht
▪ Örf, Kanun
▪ Stichwort Blutrache Gjakmarrja: genaue Regeln, nicht chaotisch
• Regionen definieren sich über Sonderstatus
Christen x Muslime
• Neomärtyrer
◦ Christen, die Muslime geworden sind und dann zum Christentum zurückgekehrt sind
(v.a. Orthodoxe)
• Kryptochristen
◦ heimliche Christen
◦ öffentlich Muslime, aber privat Christen (oft Katholiken)
Böhmen
• Christianisierung im 9. Jh
• gute Anbindungen im Reich: z.B. Regensburg
◦ 972 Bistum eingerichtet (stand lange unter Bistum Mainz)
• wurde 1158 eigenes Königreich (Papst nicht bestätigt)
• Otakar I.: 1198: Königswürde anerkannt
• Premysliden: erste große Königsdynastie
◦ stirbt 1306 aus
◦ auch in Ungarn Dynastie verschwunden Anfang 13. Jh
• Luxemburger Dynastie
◦ z.B. Karl IV: Burg Karlstein, Goldene Bulle
• orthodoxe Einflüsse nur kurz spürbar
◦ 9. Jahrhundert: Slawenmissionen (Kyrill & Method)
◦ eindeutig westkirchlich orientiert (Regensburg, Mainz)
Polen-Litauen (Polen)
• 9. Jh: Ansätze zu eigener Herrschaftsbildung
◦ Zusammenschluss westslawischer Stämme
• Mitte 10. Jh: Entstehung erster Dynastie: Piasten (bis 1370)
• Christianisierung: 966/967
◦ in starker Ausrichtung nach Böhmen
◦ 968: eigenes Missionsbistum: Gnesen
◦ 1000 Gnesen zum Erzbistum mit Hilfe von Otto III (Reich)
• Boleslaw Chobry (1025 gestorben)
• dynastische Polyarchie
◦ Vielherrschaft durch Angehörige der Dynastie
◦ z.B. auch in Kiewer Rus
Polen-Litauen (Litauen)
• Litauer blieben Pagan
◦ multireligiös
◦ Elite pagan, Bevölkerung ostslawische Christen
◦ viele Juden nach Litauen geflüchtet, weil große Toleranz: Vilnius lange Zentrum der
jüdischen Kultur
• 1253 Mindaugas
◦ nimmt Christentum temporär an
◦ Christentum setzt sich nicht durch
• Litauer trotzdem politisch sehr erfolgreich
◦ Hauptkonkurrenten für Moskauer Reich um Kiewer Rus
• Litauische Dynastie: Gediminiden
◦ z.B. Algirdas = Olgierd 13./14. Jh
• großer europäischer Staat, obwohl er offiziell nicht christlich war
◦ 1370: fast Moskau erobert; später Smuta (16. Jahrhundert)
• Union von Krewo 1385
◦ Jogaila (Polen) heiratet Hedwig (Litauen)
◦ Dynastie der Jagiellonen
◦ 1385 Personalunion; 1569 Realunion
• 1386: Übertritt zum katholischen Christentum
◦ zuvor immer orthodoxe Bevölkerung
Kroatien
• man weiß recht wenig darüber
• ca. 7. Jahrhundert erste Besiedelung
◦ Slawen in Dalmatien deutlich später
◦ Erwähnung „Herzog der Kroaten“ (dux chroatorum) im 9. Jh
• Hinterland Kroatiens
◦ Zentren in Nin, Klis, Knin
• eigene Königsdynastie: Trpimiriden
• 1102: von Ungarn erobert
◦ Personalunion
◦ Ungarische Könige auch Könige Kroatiens = Arpaden, Luxemburger, Jagiellonen)
• Christianisierung
◦ von der Küste (spätrömisch) aus
◦ vom Frankenreich aus
◦ schwach
Serbien
• man weiß recht wenig darüber
• formieren sich im 9. Jh im zentralen Balkan
• ab ca. 1160er Jahre
◦ Dynastie Nemanjiden (bis 1371)
• politische Unabhängigkeit von Byzanz 1217
◦ Krone aus Rom
• 1219 autokephale (autonome) orthodoxe Kirche
• → Schwanken zwischen Ost und West (Rom, Byzanz)
• 1204: 4. Kreuzzug
◦ Eroberung von Byzanz durch Europäer; 1261 Rückeroberung
◦ Serbien sieht sich durch Kreuzritter bedroht & will sich an Byzanz orientieren
◦ politisch von Byzanz distanzieren (Krone aus Rom)
• heute schwankt Serbien zwischen EU, China und Russland
• entwickelt sich zum Zartum: Stefan IV. Dusan (bis 1355 Zar)
◦ für Byzantiner als Usurpator gegolten
◦ Herrscher des Balkans (slawisch & griechisches Gebiet)
◦ Herrschertitel in den beiden Sprachen verschieden: im Slawischen: nahe am römischen
Kaisertitel, im Griechischen: ganz anderer Titel
Bosnien [Exkurs]
• erst 1377 zu eigenem Königreich
◦ Tvrtko I. Kotromanic: König von Serbien & Bosnien
• Ende 12. Jh: Banat (Ban Kulin)
• bis 1463 Königreich
Zartümer
• Bulgarisches Zartum: 10. Jahrhundert
• Serbisches Zartum: 1346-71
• Russisches Zartum: 1547-1917
• alle nach Byzanz orientiert
Kolonisation
• Einwohnerdichte in Polen sehr unterschiedlich
◦ z.B. Schlesien 40EW/km2
◦ Krakau auch so 40EW/km2
◦ in Großpolen 2-4EW/km2
• koordinierte Zuwanderung
◦ Bevölkerungsdichte erhöhen
◦ qualifizierte Menschen einwandern lassen
◦ wirtschaftlich gut
• Polen, Böhmen, Ungarn: Modernisierungsprozess
◦ Kolonisation zu deutschem Recht: privilegierte Städte nach deutschen Rechtsfamilien
▪ z.B. Magdeburger Stadtrecht
▪ deutsche Bauern privilegiert gegenüber polnischen Bauern
▪ sehr viele deutsche Siedler (200% in manchen Gebieten)
◦ mittelalterliches Ungarn: war stolz darauf, viele verschiedene Sprachen zu haben
▪ Zeichen des Erfolgs
◦ Lokatoren: Organisatoren, die Siedlerfamilien angeworben haben und sie begleitet haben
▪ Rattenfänger von Hameln→ nimmt Bezug auf Lokatoren
◦ kontinuierliche Einwanderung, nicht alle auf einmal
▪ wie später in Russland
Deutscher Orden
• 1190 gegründet
• Ziel: Kampf gegen Islam im Heiligen Land und in Zypern
• Ostmitteleuropa auch wichtige Region: vor allem Siebenbürgen
◦ Teil des Königreich Ungarn
◦ Grenzgebiet zur großen Steppe
• 1225: Herzog Konrad von Masowien hat Orden in nördliches Gebiet des polnischen
Königreichs eingeladen
◦ Bulle verliehen: Prussenland (Prussia) als Teil des Heiligen Römischen Reiches
◦ Konrad wollte eigentlich Hilfstruppen, um Ostpreußen zu unterwerfen, hat nicht so gut
geklappt
• 1230: Preußen wurde dem Orden übergeben
◦ Preußen war Eigentum des Papstes
• 1237 Übernahme des Schwertbrüderordens in Livland (Ordensfusion)
• Entstehung eines eigenen Ordensstaats
◦ kämpft im Heiligen Land, aber auch gegen Novgorod
▪ Schlacht von Peipussee 1247: Orden unterliegt Russen unter Alexander Nevskij
◦ Orden regiert von Hochmeister (gewählt)
◦ eigene, zentralisierte Verwaltung
◦ keine Adelslehen/Allodbesitz im gesamten Gebiet
▪ Burgen gehörten dem Orden
◦ starkes Gewaltmonopol des Ordens: kaum Adelsfehden
◦ Kampf gegen Ungläubige: vor allem gegen Litauer
• 1410: Orden unterliegt polnisch-litauischem Heer bei Schlacht bei Tannenberg
◦ im 1. Weltkrieg: aufgegriffen: wo Deutsche gegen Russen gewonnnen haben 1914
• Reformation: viele Adelige wurden Protestanten
• 1525: sekularer protestantischer Staat (Herzogtum) aus katholischem Ordensstaat geworden
◦ Vasallenstaat der polnischen Krone
◦ Ermland blieb katholisch & Adelsstaat (westlicher Teil von Ostpreußen)
• Preußen 1701 noch kleiner Staat
◦ später sogar Bedrohung für die Habsburgermonarchie
◦ erst 1945 ist Preußen wirklich verschwunden
Livland/Kurland
• Livland: heutiges Estland und Lettland, Baltikum, Ostsee
• Ende 12. Jahrhundert
◦ Prussen, Kuren, Semgaller, Letten, Esten (baltische Völker)
◦ erste Herrschaftsstrukturen
◦ christliche Mission von Hollstein aus betrieben
◦ Städtegründungen (z.B. Riga: 1201)
◦ Mission getragen vom Schwertbrüderorden
• 1230: Dänemark setzt sich im heutigen Estland fest
◦ Reval = Tallin = „Dänenstadt“
• 1224 Dorpat gegründet
◦ deutschsprachige Uni, später russisch geschaltet: intellektuelles Zentrum
• damaliges Livland wurde Teil der Hanse: Ostsee & Nordseehandel
• Schwertbrüderorden wird Teil des Deutschen Ordens
◦ komplexes Staatengebilde entsteht
▪ Gebiete, die Orden, Bischof, Städten oder Adel gehören
◦ undeutsche Bevölkerung (nicht-deutsche Bevölkerung)
• schon im 13. Jahrhundert in Estland
◦ eigener Landesrat
◦ eigene Adelsparlamente (Manntage)
◦ Estland: dänischer Teil; Harrien & Wierland
• sehr priviligierter Adel
◦ Vorfahren der russischen Eliten, die 1721-1917 wichtig waren
◦ Privilegierung z.B. 1397
▪ jungingsche Gnade: erweitertes Erbrecht (auch in der weiblichen Folge)
◦ Bischof & Orden konnte auf Besitz nicht mehr zugreifen: starke adelige Struktur
▪ erst im 2. WK zerbrochen
• ab 1419 eigene Landtage strukturiert stattgefunden
◦ 4 Kurien
▪ Bischöfe
▪ Orden
▪ Ritterschaften
▪ Städte
◦ Landtage abwechselnd in Walk, Wenden und Wolmar
◦ zuständig für Finanzpolitik und Heerwesen
◦ eigene Beschlüsse gefasst („Rezesse“)
◦ typischer alteuropäischer Rechtsstaat
▪ Auseinandersetzungen mit Recht gelöst, das von Vertretern verschiedener Stände
kam (aber nicht demokratisch)
• deutschsprachiger skandinavisch-baltischer Raum
• 1502: Orden ist es noch einmal gelungen, Moskauer Truppen zu schlagen
◦ unter Wolter von Plettenberg
• 1558: Ivan der Schreckliche greift Baltikum an
◦ russische Expansionspolitik zum Baltikum hält bis heute an
• 1558-1581 Krieg zwischen Russischer Staat und Livländischer Ordensstaat
◦ Ordensstaat geht unter
• andere Mächte greifen ein
◦ Polen-Litauen, Schweden, Dänemark
◦ später noch wichtig in diesem Gebiet: Moskau, Preußen, Sachsen
◦ Hanse hat schon lange an Bedeutung verloren und ist im 15. Jahrhundert schon als
Machtfaktor ausgeschieden
◦ als erstes interveniert Polen-Litauen
◦ Schweden übernimmt Teile von Livland
• neues Herzogtum entsteht: Kurland
◦ Lettgallen (katholischer Teil Lettlands) wurde polnisch
▪ hat auch viele jüdische Siedler aufgenommen nach Zusammenbruch Livlands
• 1558-1721: Auseinandersetzungen um Vorherrschaft in diesem Raum
◦ 1701 Petersburg gegründet
◦ Russland gewinnt am Ende
• Frieden von Nystad
◦ Russland als europäische Macht beginnt
▪ Russland als nordische Macht wegen St. Petersburg,…
◦ Erfolg Russlands vor allem wegen Schwäche Polen-Litauens
▪ 1648 Kosakenaufstand in der Ukraine
▪ Schweden nahm Teile Polens ein
▪ Preußen griff Polen auch an
• Frieden von Oliva
◦ Livland fällt an Schweden und bleibt bis 1721 schwedisch
• baltische Provinzen hatten später lange Sonderstellung im russländischen Reich
Polen-Litauen
• Begriff des Commonwealth
◦ v.a. für Einfluss britisches Kolonialreich
◦ Gebiet, in der es kulturelle, politische Tradition gibt, aber politische Eigenständigkeit
• in Russland konnten sich Bojaren nicht durchsetzen
◦ Russland geht Weg der Autokratie
◦ dynastische Erbfolge: Romanov
◦ ohne Parlamente,…
• in Polen-Litauen
◦ Sejm wird immer stärker
◦ seit Aussterben der Jagiellonen mussten Könige den Adeligen immer mehr Privilegien
geben
◦ liberum veto
▪ jeder Abgeordneter des Sejms kann Sitzung des Sejms beenden
▪ Destabilisierung des Staates
▪ oft auch Bestechung von Abgeordneten von außen, die Sitzungen zu beenden, sodass
das Land destabilisiert ist
◦ Polen und Litauen
▪ gemeinsames Parlament, gemeinsame Münze etc.
▪ aber Rechtstruktur und Armee sind immer noch getrennt
◦ 1596: Union Brest
▪ Versuch, Orthodoxe mehr an das katholische Kirchenmodell zu binden:
▪ Papst als Oberhaupt, aber sonst Traditionen wahren
▪ orthodoxe Bevölkerung im Osten Polen-Litauens
▪ im Endeffekt Kirchenspaltung: Unierte Kirche entsteht
▪ aber einige bleiben orthodox
▪ später Unierte Kirche von Russland stark eingeschränkt etc.
▪ Unierte Kirche stark nach Westen ausgerichtet
▪ 1772 wurde Galitzien Österreichisch: also Unierte Kirche auch Problem in
Österreich
Vorlesung 11 – Commonwealth, Polen-Litauen,
Venedig, Steppe
Gegenwartsbezug
• Schweden & Finnland nicht Teil der NATO
• „mourir pour Dantzig?“
◦ 1939
◦ Frage der französischen Kommunisten, wo man Frankreich / den Westen verteidigen soll
◦ in Dantzig oder an der französischen Grenze?
• Russland ist Garantiemacht über die Neutralität Österreichs
◦ neben USA, Frankreich und Großbritannien
◦ was ist das wert?
◦ Russland hat Krim & Teile der Restukraine annektiert
• wo beginnt und wo endet Europa?
◦ ehem. Sowjetunion
◦ z.B. auch DDR: würde man als in Europa bezeichnen
Commonwealth Polen-Litauen
• Polen-Litauen (1386-1596)
• 1569: Lublin: Realunion
• 1596: Modell von Brest: Kirchenunion
◦ Integration der orthodoxen Bevölkerung in katholische Elite
◦ Umgang mit Multikonfessionalität (hohe Toleranz)
◦ Unierte Kirche
▪ Orthodox, erkennen aber Papst an
▪ stark nach Westen ausgerichtet für Orthodoxie
◦ einige nehmen Union an, manche nicht
◦ orthodoxe Kreise: vor allem in Litauen (Kosaken)
Venezianisches Commonwealth
• „Commonwealth“ für Venezianischen Staat recht neuer Begriff
• Adel: Patrizier
◦ kein großbesitzender Adel, Geschäftsleute
◦ mindestens 3 Generationen in Staatsämtern
◦ meist auch im Fernhandel aktiv
• hervorgegangen aus Randgebiet des byzantinischen Staates
◦ bis 1204 schrittweise emanzipiert
• 4. Kreuzzug: große Rolle bei Eroberung von Konstantinopel
• Gebiete
◦ Dalmatien
◦ Teile der griechischen Küste, Kreta, Zypern, Inseln der südlichen Ägäis, Insel
Negroponte Euböä
◦ 15. Jahrhundert: Bergamo bis Lombardei
• Mehrsprachigkeit in Dalmatien
◦ bis nach Nordalbanien
▪ kommunale Statuten (Stadtrechte) wie in Venedig
▪ Oberitalien & östliche Adria: kulturell vielfältig, aber in rechtlicher und
konfessioneller Sicht einheitlich
• in byzantinisches Gebiet eingedrungen: orthodox
◦ Frage der Integration großer orthodoxer Bevölkerungsgruppen
• „Commonwealth“
◦ enorme heterogenität
▪ Italiener, Slawen,Albaner, Griechen,…
▪ Orthodoxie, Katholizismus, Jüdische Gruppen, …
▪ Rechtsvielfalt
• Kreta: Kolonisten
◦ Konzept eines Kolonialreiches im Mittelalter
◦ 1211 bis Mitte 15. Jahrhundert heftiger Widerstand
◦ direkte und indirekte (Herzogtum des Archipel) Herrschaft
• Rechtspluralismus
◦ von Venedig bestätigt: nicht nur Stadtrechte
▪ auch Assisen der Romania: in Griechenland, nach Kreuzfahrerrecht von Staat
Jerusalem
▪ auch byzantinisches Recht
• Was hat das Reich zusammengehalten?
◦ Einheitlicher Währungs- (Dukat) und Wirtschaftsraum
◦ Migration: Arbeitsraum
▪ vor allem aus Balkan: Griechen & Albaner
◦ Bildungs- und Medienraum
▪ Padua: eigene Universität
▪ europäische Gelehrtenkultur: z.B. Korfu: bis in die Aufklärung Publikationen in
Italienisch
• Venedig
◦ kein Territorium, sondern ein „Maritorium“
◦ vorwiegend auf dem Meer: Küstenstädte (für Handel, Nahrung, Wasser,…)
• erst 1797 (Eroberung durch Napoleon) untergegangen
◦ ab 1814/1815: Teil Österreichs
• Begriffe für Venedig
◦ Commonwealth
◦ Adelsrepublik
◦ Kolonialreich
▪ beliebt bei französischen Forschern der 60er, inzwischen weniger verwendet
• 4. Kreuzzug von 1204
◦ Zerstörung von Byzanz, lateinisches Kaiserreich
◦ Schwarzes Meer für Handel der Stadtrepubliken geöffnet
• Genua vs. Venedig (stehen sich gegenüber)
• 1774 Friede von Kücük Kaynarca (russisch-türkischer Krieg)
• Mare Clausum 1204-1475; 1475-1774 osmanisch
• Odessa
◦ 1783 Ende des Krimchanats
▪ Ende des Sklavenhandels dort
• Genua
◦ Staaatsbank: banca di San Giorgio
◦ Gruppe von Unternehmern, die Gebiete erobert haben (Maona Chios)
◦ nördliche Ägäis kontrolliert: nicht Besitz des genuesischen Staates, aber genuesischer
Familien
▪ Chios, Lesbos, Thasos, Samothrake
▪ z.B. Gattilusio auf Lesbos
▪ Foca (Alaun-Abbau)
▪ Mastix (Baumharz auf Chios; „Kaugummi der Vormoderne“)
Commonwealth
• Commonwealths
◦ Byzanz
◦ Venedig
◦ Polen-Litauen
• Einheitlich in wirtschaftlichen/kulturellen/intellektuellen Dingen
◦ einheitlicher Wirtschaftsraum
◦ einheitlicher Bildungsraum
◦ kultureller Raum (teils)
• keine militärische Macht, aber Wirtschaftsmacht
◦ kulturelles, wirtschaftliches, intellektuelles Zentrum
• eher weichere Faktoren als bei Imperien
• Byzanz: von Imperium zu Commonwealth
• souveräne Staaten, fühlen sich aber dem Commonwealth zugehörig
◦ kultureller Raum
◦ z.B. Großbritannien: Sprache, Lebensstil, wirtschaftliche Zusammenhänge, Identität
Kosaken
• Moskauer Adel multiethnisch
◦ Tataren spielten große Rolle
• für Ostslawen: der wilde Süden; das wilde Feld („dikoe pole“)
◦ Freiheit, staatliches Niemandsland, keine Kontrolle durch Adelige
• Russland: Abzugsrecht (man durfte Grund aufgeben und abwandern)
◦ wurde immer weiter eingeschränkt & Bauern immer mehr ans Land gebunden
◦ viele sind dann in die Steppe geflohen
▪ Sklavenjäger der Goldenen Horde/Krimkhanat waren Gefahr für Flüchtlinge
◦ Wirtschaftsform des Steppenbeutergewerbes entsteht
▪ Bewohner, die sich zur Verteidigung bewaffnet hatten, lebten dann auch von Beute
▪ Selbstverteidigungsgemeinschaften
▪ Imkerei, Fischfang, Jagd und Raubbeute waren das Einkommen
• Polen-Litauen, Moskau: sesshafte Staaten
• Schaffung einer Uniierten Kirche in Polen-Litauen
◦ Druck auf die orthodoxe Kirche
▪ Orthodoxe sahen das als Versuch des Papstes, die orthodoxe Kirche zu übernehmen
▪ Uniierte als Verräter gesehen, die den Antichristen Papst unterstützen
◦ Polen-Litauen hat mit dem Versuch einer Integration eine Spaltung hervorgerufen
◦ katholische Kirche in Polen wollte eigentlich gar keine Zwischenstufe der Uniierten,
sondern Konversion zum Katholizismus
◦ Kosaken sind orthodox
▪ Orthodoxe in Polen-Litauen können sich dem Druck der Katholiken & Uniierten
erwehren aufgrund der Kosaken
◦ Polen-Litauen versucht, Kosaken zu integrieren
▪ Registerkosaken: in Soldregister eingetragen; in Grenzverteidigung eingebunden
▪ Kosaken hatten traditionelle Militärdemokratie: haben Führer = Atamane/Hetmane
selber gewählt
▪ Krieger in der Sic: zölibatär lebende Steppenkrieger, die demokratisch lebten
• großer Kosakenaufstand unter Bohdan Chmel´nic´kyj 1648
◦ für Ukrainer Held
◦ für jüdische Bevölkerung verheerend (Pogrome)
◦ für Polen: „Potop“ = Sintflut:
▪ Scheitern von Polen-Litauen, der Kirchenunion, …
▪ Polen-Litauen wurde dann noch von Schweden, Preußen und Moskau angegriffen
▪ konnte sich aber wieder erholen
▪ →Teilung der Ukraine: 1667 Vertrag von Andrusovo
• für Kosaken entstand die Frage, welchem der sesshaften Reiche man sich anschließen soll
◦ 1. gegen Polen-Litauen
◦ Verhandlungen mit Moskau um Schutz: Vertrag von Perejaslaw 1654
▪ aus russischer Sicht Vereinigung zweier slawischer Brudervölker unter Dominanz
Moskaus
▪ aus Sicht der Ukrainer: Bündnis mit stärkerem Partner Moskau, aber kein
Staatenzusammenschluss
▪ bis heute Fluchtpunkt zum Verhältnis von Russland & Ukrainer
◦ Kosaken haben sowohl Moskauer Karte gespielt, manchmal auch mit Osmanen und
manchmal sogar Polen-Litauen verhandelt
◦ 1658: Vertrag von Hadjac
▪ plötzlich Möglichkeit, dass Polen-Litauen zu einem Dreistaat umgebaut wird
(inklusive Kosaken)
▪ das wäre bikonfessionelles Litauen (lutherisch, orthodox) & katholisches Polen
gewesen
▪ kam nicht zustande: wegen polnisch-litauischer Elite, wollte lieber Konflikt mit
Russland
• Konflikt endete in Waffenstillstand von Andrusovo 1667
◦ Teilung der Ukraine: linksufrig/rechtsufrig des Njpo (Grenze Russland, Polen-Litauen)
▪ rechtsufrig = Polen-Litauen
▪ linksufrig = Russland
◦ Hetmanat Zaporozer Heer
▪ laut Russland „Kleinrussland“: 1663 Kleinrussische Kanzlei
▪ autonomer Kosakenstaat: gewählter Hetman
▪ Zollgrenze zwischen Hetmanat und Russland
▪ aber außenpolitisch beschränkt
▪ östlich des Hetmanstaats hat sich die Sloboda-Ukraine angeschlossen: Mitte 17.
Jahrhundert Kosaken & Bauern haben Besiedelung dort begonnen
• in Sic sammeln sich die wirklich freien Kosaken
◦ kein Hetman
◦ zölibatär
◦ Ablehnung großer Monarchen
◦ bis 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde noch gewählt
▪ in einer Rada = Rat
▪ jährlich ein Ataman gewählt
• rechtsufrige Ukraine (Polen-Litauen)
◦ 1699 wird Kosakenheer aufgelöst: Selbstständigkeit beseitigt
◦ Kosakenaufstand, Polen-Litauen schlägt ihn nieder
• Ivan Mazepa: Oberhaupt des Hetmanstaates
◦ hat zuerst auf Seite von Russland gedient & gekämpft
◦ brach aber mit Peter dem Großen, weil der die Rechte der Kosaken immer mehr
eingeschränkt hat & Kosaken mussten für Russland kämpfen
◦ als Schweden in die Ukraine eindringen, schlägt Mazepa sich auf ihre Seite
◦ 1709 Schlacht bei Poltava: Schweden mit Mazepa (Kosaken) stehen Russen mit anderen
Kosaken gegenüber
◦ Russische Perspektive: Verräter
◦ Ukrainische Perspektive: Held
Wichtige Kirchenunionen
• Orthodoxe & katholische Kirche getrennt
◦ Lithurgische, äußerliche Unterschiede
◦ Glaubensunterschiede gering
◦ z.B: filioque: Heiliger Geist nur von Vater oder von Vater und von Sohn?
• vor allem politische Konflikte seit Rom vs. Konstantinopel
• Papst wird anerkannt, aber orthodoxe Christen können Lithurgie/Traditionen etc. behalten
• 1274 Lyon: Papst anerkannt, um Kreuzzug zu verhindern
• 1439 Florenz
• 1596 Brest: ein Teil der Orthodoxen erkennt Papst an, ein Teil nicht
• 1698-1701 Siebenbürgen
• in allen Fällen kam es zu einer Kirchenspaltung
Vorlesung 13 – Zeit nach 1800, Russisches Imperium,
Osmanisches Reich, Imperien & Nationalstaaten
Imperien und Nationalstaaten nach 1800
• Diese Vorlesung: Strukturgeschichte der Politik im Osteuropäischen Raum
• bis jetzt: ca. bis 1800
• die letzten zwei Vorlesungen
◦ 1800-jetzt
◦ unter Prisma der Imperien (& Nationalstaaten)
• 1815: Ende der Napoleonischen Kriege
• drei Imperien
◦ Russland
◦ Österreich-Ungarn
◦ Osmanisches Reich
• Autonomer Staat Serbien (Vasallenstaat des Osmanischen Reiches), Walachei & Moldau
(Osmanisches Reich)
• 1923: komplett anders
◦ zwischen Ostsee & Schwarzes Meer: „Zwischeneuropa“
◦ baltische Staaten bis Rumänien
◦ nach dem Zerfall der Sowjetunion wiederauferstanden
• Imperien kontrollierten den osteuropäischen Raum & teils auch Autonomie der
Nationalstaaten
• Imperiale Phasen
◦ 1918: Ende des Krieges
◦ 1923: Ende Osmanisches Reich
◦ Zwischenkriegszeit: „Zwischeneuropa“
▪ baltische Staaten, Polen, Tschechoslowakei, Jugoslawien, großes Rumänien,…
◦ 2. Weltkrieg: NS Hegemonie, später Rote Armee
◦ nach 1945: meiste Teile Osteuropas verlieren Souveränität
▪ Ausnahmen: Jugoslawien, Griechenland
• Postimperiale Nationalstaaten
◦ zwischen 1918/19-1939
• Nach Ende der Sowjetunion
◦ souveräne Staaten
◦ Staaten meist der NATO beigetreten
Russländisches Imperium
• erste Hälfte 19. Jahrhundert
◦ in Osteuropa große Zeit der Imperien
• Russland in Europa
◦ 1812/1813: Napoleon geschlagen
◦ 1848/1849: aufständische Ungarn niederschlagen
◦ 1945: 2. Weltkrieg gegen Nationalsozialismus
• 1764: Reste des alten Hetmanats zerschlagen
◦ Reste der Selbstverwaltung auch zerschlagen
◦ polnisch-litauische Strukturen: weiter angedauert
◦ Russische Herrschaft in der heutigen Ukraine (& in anderen Staaten) eine relativ neue
Erscheinung: Ukraine lebte im Russischen & im Österreichischen Imperium
• 1729: Baltikum (Livland, Estland)
◦ Privilegien: deutschsprachig, protestantisch
• 1808: Finnland (vorher Schweden)
◦ bis zur Russisches Revolution
◦ schwedischsprachig, protestantisch
• Ende 19. Jahrhundert
◦ großrussischer Nationalismus im Baltikum & Finnland
• 1812: Bessarabien
◦ heutige Republik Moldau
◦ vorher Teil des Fürstentums Moldau, Osmanisches Reich
◦ starke Russifizierung, weil orthodox: Einheiraten in russischen Adel
• Rus´: Kiew, Moskau: Nachfolgestaat der Kiewer Rus´
◦ Russland = Moskau, nicht Kiew/Rus´
◦ Kiewer Rus´: Fürsten der Rurikiden
▪ Konglomerat von Fürstentümer
▪ Kiew oft als altrussisch bezeichnet, ist aber weder russisch/ukrainisch im heutigen
Sinne: beide Nationen sind aus dieser Tradition heraus entstanden
• Alexander I: Heilige Allianz
◦ nicht nur politischer Sieger
◦ Leute dachten, er hat auch religiös-mystische Funktion (Pietisten)
◦ Legenden über Alexander I
◦ 1815 Heilige Allianz geschlossen
▪ England hat sich ferngehalten
▪ Metternich spottete darüber, aber Österreich hätte Napoleon ohne Russland nicht
besiegen können
• 1825: Nikolaus I: „Gendarm Europas“
◦ Großbritannien hatte Angst, dass nach Französischer Hegemonie jetzt Russische
Hegemonie käme
• 1825: Putschversuch der Dekabristen
• 1848: Eingreifen von Russland in Österreich
• Krimkrieg 1853-1856
◦ erst 1783 wurde Krim russisch: also damals erst 70 Jahre Teil Russlands
◦ Konflikt zwischen Russland (orthodox) & Frankreich (katholisch) um Verwaltung der
christlichen Stätten in Jerusalem
◦ artet aus in einen Krieg zwischen Russland & Osmanischem Reich
▪ erster Krieg, wo Journalisten mitgereist sind: Journalismus vor Ort wurde geboren
◦ Russland verliert: Systemkrise
◦ daraus erwächst große Reformperiode unter Alexander II
▪ 1861 Aufhebung der Leibeigenschaft
▪ größere soziale Gleichsetzung & wirtschaftliche Verbesserung
▪ zemstvo (Provinzverwaltungen)
▪ Russland soll wieder konkurrenzfähige Macht werden
• Alexander III (ab 1881-1894): massive Reaktion
◦ Ende 19. Jahrhundert: Osmanisches Reich & Russisches Reich wählen Weg der
nationalistischen Ideologien (großrussischer Nationalismus)
◦ Beseitigung von Verwaltungsrechten im Baltikum & in Finnland
◦ Ukraine auch stark betroffen
▪ Slobodaukraine: russländisch-ukrainischer Nationalismus, entstanden in Charkiv
▪ Ukrainische Sprache & Nationsbewegung wird unterdrückt
▪ teils dann Orientierung nach Österreich
Osmanisches Reich
• Gemeinsamkeiten mit Russland
• nach Niederlagen versuchen, durch Reformen wieder stärker zu werden
◦ Reformen von 1839-1856 im Osmanischen Reich
◦ Reformperiode unter Alexander II in Russland
• Hauptproblem von Imperien: Umgehen mit multiethnischer & multireligiöser Bevölkerung
◦ erst 1856 Gleichstellung von Christen vor Gericht im Osmanischen Reich
▪ durch Krimkrieg: Osmanisches Reich & Westen gemeinsam gekämpft
• Nationalismus als Reaktion im Osmanischen Reich
◦ Osmanismus
▪ Reichsidentität schaffen
▪ 1869 Einführung osmanischer Staatsbürgerschaftfunktionierte aber nicht gut
◦ Panislamismus
▪ nachdem imperialen Rahmen für alle schaffen nicht funktionierte: weil Christen sich
losgelöst & osmanisches Reich verlassen haben: dann hat man sie ausgeschlossen
• Orientkrise (Balkankrise) 1875-1878: mehrere Aufstände
◦ Bulgarien, …
◦ brutal niedergeschlagen
◦ 1827 russische Intervention
• Krimkrieg
◦ Westen hilft Osmanischem Reich gegen Russland
◦ Russland wollte Herrschaft über Istanbul (auch im 1. Weltkrieg)
◦ Berliner Kongress: Frage, wer Istanbul bekommt
▪ Russland hätte fast Istanbul erobert, das hätte aber Krieg mit Großbritannien
bedeutet
• 1815: autonomer serbischer Staat (nicht souverän)
• 1830: Griechenland autonom
• 1868: Osmanische Herrschaft bricht zusammen
◦ Serbien & Montenegro & Rumänien werden souverän
• 1881: Thessalien an Griechenland (wichtige wirtschaftliche Region)
◦ Albanien, Kosovo, Nordmazedonien
• Tscherkessen
• 1878 Fürstentum Bulgarien
◦ Bulagrien erst 1908 völkerrechtlich souverän
◦ Region Ostrumelien
• Herrschaft von Sultan Abdül Hamid 1876-1908
◦ Versuch einer imperialen Homogenisierung
◦ panislamisch
◦ wie in Russland: großrussisch
• 1517: Mekka Medina Kalif: Sultan Oberhaupt aller Gläubigen auf der Welt
◦ Versuch, alle Muslime zu einer Gruppe zusammenzufügen
◦ z.B. albanische Muslime, Kurden, Araber = nichttürkische Muslime
◦ man hatte viel größere Angst vor nichttürkischen Muslimen als vor Christen im
osmansichen Reich (Bulgaren, Aromunen, Griechen, Armenier, Assyrer)
◦ muslimische Migranten (Muhacir) aus osmanischem Reich
◦ 1894-1923: immer wieder Pogrome an christlicher Bevölkerung
• Panturkismus
◦ nichttürkische Muslime wollten eigene Wege gehen
▪ man reagierte darauf mit Panturkismus
◦ muslimisch, aber auch turksprachig
▪ aber auch andere Gruppen, die sich der Bewegung angeschlossen haben
◦ mit Panislamismus schwierige Dynamik
▪ Glauben, dass es eine Heimstätte geben muss
▪ man wollte Anatolien
▪ aber dort viele Christen
◦ zwischen 1910 und 1920 Genozid an Christen in Anatolien
▪ zwischen 300 000 & 1,5 Mio Armenier starben
▪ besonders brutal: viele Opfer erstochen, nicht erschossen
▪ viele Gründer der Türkei waren aktiv an den Genoziden beteiligt
▪ deshalb wenig Aufarbeitung, oft geleugnet
• Osmanisches Reich scheitert im Endeffekt an der Herausforderung der Integration der
Christen
• Phase der Reformen, dann Nationalismus
• Russische Revolution 1905 vs. Jungtürkische Revolution 1908
◦ 1908: Versuch, einen Verfassungsstaat herbeizuzwingen
▪ schon 1876 Versuch einer Verfassung, aber durch Orientkrise gescheitert
◦ z.B. Atatürk Vertreter der Jungtürken
Osteuropa ab 1945
• 1945 weitgehende Zerschlagung imperialen Erbes
◦ zumindest durch Gebiete & Grenzen
• Verschiebungen
◦ Westverschiebung in Polen
▪ Leute aus dem Osten Polens nach ehemaliges Ostdeutschland umgesiedelt
◦ Sowjetunion: Verschiebungen durch Verschwinden der jüdischen Bevölkerung
◦ Jugoslawien
▪ Verschiebungen durch Verfolgungen von Deutschen, Slowenen, Italienern, Albanern
und Ungarn
• Ostblock entsteht: Teilung Europas
◦ Deutschland geteilt
◦ Staaten, die am Ende des 2. Weltkriegs von Sowjetunion überrollt wurden, blieben in der
Sowjetunion
◦ baltische Staaten an Sowjetunion
◦ Griechenland: Bürgerkrieg zwischen Kommunisten & Nicht-Kommunisten, dann
Mitglied der NATO, heute EU
• Kalter Krieg
◦ Jugoslawien
▪ bricht 1940 mit Sowjetunion
▪ Teil der blockfreien Staaten: ein Balkanland spielt globalpolitische Rolle
▪ bleibt kommunistischer Staat, überlebt aber militärisch und wirtschaftlich durch
westliche Hilfe
◦ Rumänien
▪ 1960/61: beginnt auf Distanz zur Sowjetunion zu gehen: möglich, weil Rote Armee
Rumänien verlassen hat
◦ Akzeptanz der kommunistischen Herrschaft in allen Staaten klein
▪ bewaffneter Widerstand bis in die 50er Jahre in baltischen Staaten, Ukraine,
Rumänien, teils auch Jugoslawien
▪ vor allem im Baltikum & der Westukraine Aufstände: große Brutalität der
Sowjetunion bei der Niederschlagung