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Alexander Esser Freitag, 14.

Oktober
2011
Stufe 11
Deutsch

S. 18-24 Gespräch zwischen Kriminalinspektor Voß und Newton

Friedrich Dürrenmatts Komödie „Die Physiker“ – in Form einer Neufassung

erschienen 1980 in der Diogenes Verlag AG, Zürich – handelt von der

Verantwortung der Wissenschaftler für die Menschheit. Die Hauptpersonen

sind drei angeblich geistig verwirrte, in einem Sanatorium lebende Physiker.

Weitere wichtige Rollen spielen zudem Kriminalinspektor Richard Voß und die

Anstaltsleiterin Dr. h.c. Dr. med. Mathilde von Zahnd.

Die Komödie ist – entgegen der üblichen Form eines Dramas – in zwei Akte

mit jeweils fünf Szenen unterteilt. Das Geschehen spielt sich vollständig im

Salon der Irrenanstalt ab.

In der vorliegenden Szene, der zweiten Szene im ersten Akt, führt

Kriminalinspektor Richard Voß ein Gespräch mit Herbert Georg Beutler alias

Newton. Kurz zuvor hatte Ernst Heinrich Ernesti, der vorgibt Einstein zu sein,

Schwester Irene Straub erdrosselt. Zwar hatte der Inspektor Einstein nicht

verhaften können, da dieser zumindest scheinbar geistig verwirrt ist, jedoch

hatte er der Oberschwester unmissverständlich klargemacht, dass nach dem

bereits zweiten Mord in der Anstalt höhere Sicherheitsmaßnahmen von Nöten

seien. Newton den Lärm der Ermittlungen hörend gesellt sich zu der Runde.

Es folgt eine Unterhaltung zwischen Voß und Newton. Dabei steht der Inhalt

des Dialogs – wie im Drama üblich - im Vordergrund. Jedoch kommen auch

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die Emotionen Inspektor Voß’ im Gespräch gut zum Ausdruck. Voß’ Erregung

in Wut hat eine kurze, abgehackte Sprechweise zur Folge.

Die Unterhaltung der beiden beinhaltet fünf große Themen. Somit kann man

den Textabschnitt inhaltlich gliedern.

Im ersten Teil des Textes klärt Voß Newton über den vorangegangenen Mord

auf (S. 18, 3. Absatz – S. 19, 2. Absatz).

Anschließend beginnt Newton die Unordnung im Zimmer zu beseitigen und

kommt so auf sich zu sprechen. Er als Physiker könne keine Unordnung

ertragen (S. 19, 3. Absatz – S. 19, 4. Absatz).

Im dritten Abschnitt äußert Newton schließlich seine Bestürzung über den

Mord an Schwester Straub. Inspektor Voß macht ihn darauf aufmerksam, dass

er selber auch schon eine Schwester erdrosselt habe. Newton sieht jedoch

einen unterschied zwischen den Morden und betont: „Ich bin schließlich nicht

verrückt.“ (S. 19, 5. Absatz – S. 20, 5. Absatz)

Im vorletzten Abschnitt offenbart Newton Inspektor Voß, dass er in

Wirklichkeit Einstein sei und sich nur für Newton ausgebe um Ernst Heinrich

Ernesti nicht unnötig zu verwirren (S. 20, 6. Absatz – S. 21, 6. Absatz).

Im fünften Abschnitt bessert sich die bis dahin schlechte Laune des

Inspektors schließlich leicht und die beiden führen in schon etwas

vertrauterer Atmosphäre Gespräche über Musik und Elektrizität (S. 21, 7.

Absatz – S. 23, 1. Absatz).

Newton verlässt den Salon wieder und es folgt eine Unterhaltung zwischen

dem Inspektor und der Anstaltsleiterin Dr. Mathilde von Zahnd.

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Vor allem in den Abschnitten 1-4 weist der Satzbau viele Ellipsen auf. Der

Inspektor ist wütend, dass er Einstein nicht verhaften darf und antwortet so

stets nur sehr kurz und in unvollständigen Sätzen. Dies wird vor allem

deutlich, als Newton den Inspektor nach dem Mord fragt. Newton fragt nach,

ob der Inspektor wirklich von der Landesmeisterin des nationalen

Judoverbandes spreche. Daraufhin antwortet dieser nur einsilbig: „Die

Landesmeistern.“ Als Newton sein Entsetzen über den Mord ausdrückt, fährt

Voß fort: „Von Ernst Heinrich Ernesti.“

Nicht wenige der Sätze sind zudem abgebrochen, da vor allem Einstein

seinen Gesprächspartner oftmals unterbricht. Dies zeigt, dass Newton in

einer besseren, mächtigeren Position ist als der Inspektor. Der Inspektor

kann Newton aufgrund dessen Irrsinnigkeit nicht verhaften.

Erst im fünften Abschnitt ändert sich die Einstellung des Inspektors. Er ist

wieder besser gelaunt und antwortet so auch wieder in längeren,

vollständigen Sätzen.

Um der Gattung einer Komödie zu entsprechen benutzt Dürrenmatt das

Motiv der verkehrten Welt. Er bringt teilweise versteckte Witze und Ironie mit

in den Text ein. So dürfen im Salon lediglich Patienten, nicht jedoch Besucher

rauchen. Newtons Aussage „ich bin schließlich nicht verrückt“ (S. 20, Z. 5) ist

als Ironie zu verstehen. Zwar wird in der vorletzten Szene bekannt, dass

Newton nicht wirklich verrückt ist, doch hält ihn der Rezipient zu dem

Zeitpunkt noch dafür.

Weiterhin ist zur Syntax der Sprache zu bemerken, dass Newton in Abschnitt

vier eine Inversion benutzt („Der berühmte Physiker und Begründer der

Relativitätstheorie bin ich.“, S. 21, Z. 13), um sein Geheimnis, er sei Einstein,

zu verdeutlichen.

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Schließlich folgt im letzten Abschnitt noch eine Erläuterung Newtons zur

Elektrizität. Er möchte den Inspektor mit seinem Fachwissen beeindrucken. Er

beweist somit, dass er trotz seiner Verrücktheit, doch über das Fachwissen

eines Wissenschaftlers verfügt.

Während Newton zu Beginn des Textes zunächst einmal nur den Sachverhalt

über den Mord klären möchte, versucht er später zunehmend den Professor

davon zu überzeugen, dass er nicht verrückt sei. Jedoch macht er dies –

vermutlich absichtlich – auf so abstrusem Weg, dass gerade dadurch der

Anschein entsteht, er sei verrückt.

Ein Beispiel dafür bietet die Situation, in der der Inspektor Newton nach

seinem Alter fragt. Newton vergisst auf den ersten Moment scheinbar sein

Pseudonym und ist verwirrt, als Voß ihn für 200 Jahre alt hält. Diese

unangenehme Szene klärt er jedoch, indem er vorgibt Einstein zu sein.

Sobald der Anschein erweckt werden könnte, er sei nicht verrückt, macht er

so eine Äußerung, die ihn doch wieder für verrückt gelten lässt.

Voß macht während der Unterhaltung auch einen Wandel durch. Dies wird vor

allem – wie schon oben beschrieben – an der Länge seiner Antworten

deutlich. Als er am Ende eine Unterhaltung mit Newton führt, ist er schon

weitaus ruhiger und gelassener als noch zu Beginn der Szene.

Die Szene zeigt, dass die Aufregung des Inspektors über den Mord schon

geringer geworden ist. Dies hat insofern Relevanz für den Fortgang der

Geschichte, da er sich bei dem folgenden, dritten Mord gar nicht mehr

aufregt.

Newton währenddessen wirkt auf den Zuschauer mit seinem

vorschriftsmäßigem und ordnungsliebenden Verhalten zunächst nicht

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verrückt. Erst als er zu gibt, sich für Einstein zu halten, ändert sich diese

Ansicht. Ich vermute, er gibt vor Einstein zu sein, um den Inspektor nicht

auch auf die Idee zu bringen, er sei nicht verrückt. Auch das Verhalten

Newtons ist wichtig für den weiteren Verlauf des Dramas. Am Ende stellt sich

heraus, dass die drei Physiker nicht wirklich verrückt sind. Dieser Dialog ist

als Vorrausdeutung zu sehen. Schon zu diesem früher Zeitpunkt zeigt sich,

dass Newton neben seinem angeblichen Irrsinn auch durchaus noch seine

Vernunft besitzt und Herr über diese ist. So erklärt er dem Inspektor

beispielsweise die Elektrizität und verhält sich über weite Strecken auch sehr

normal.

Letztendlich wird deutlich, dass die untersuchte Szene eine Schlüsselszene

nicht nur für den Fortgang des Stücks, sondern auch für das Ende ist.

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