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Junge Erwachsene und der Hype um Aktien und Altersvorsorge

Ein Beitrag von Dr. Henning Kulbarsch

© Adobe Stock / magele-picture


Weiterführende Medien

 https://www.deutsche-rentenversicherung.de
 https://www.youtube.com/c/Finanzfluss/videos
 https://www.youtube.com/c/FinanztipDe

„Generation U30 zieht es an die Aktienmärkte“

[…] Allein im vergangenen Jahr gab es in Deutschland etwa 49.000 neue Aktionäre, die jünger als 30 Jahre alt waren. Die
Zahl der U30-Aktienbesitzer steigt damit auf knapp 1,5 Millionen. Die Aktionäre U30 streuen ihr Geld dabei überwiegend
breit und in speziellen Indexfonds. Einige legten ihr erstes Aktiendepot an, andere erstellten Sparpläne mit Fonds oder
ETFs. Angefeuert wird der Trend von Neobrokern wie Trade Republic oder Just Trade. Über intuitive Smartphone-Apps
können sie mit ein paar Fingertipps an den Aktienmarkt gehen. […] Aber auch Volksbanken und Sparkassen melden Hun-
derttausende neue Fondssparpläne. Insgesamt haben 2021 etwa zwölf Millionen Menschen ihr Geld in Aktien, Aktienfonds
oder aktienbasierte ETFs angelegt. Viele Eltern haben zudem ETF-Sparplandepots für ihre minderjährigen Kinder angelegt
– und das entsprechende Depot auf den Namen der Kinder angemeldet, um deren Freibeträge steuerlich zu nutzen. Damit
handelt rund jeder Sechste der Deutschen ab 14 Jahren am Aktienmarkt – der dritthöchste Stand seit 1997. […]
© Jensen, Maren: „Generation U30 zieht es an die Aktienmärkte“, manager magazin, 31.01.2022, https://www.manager-maga-
zin.de/finanzen/geldanlage/boerse-statt-party-zahl-der-aktionaere-u30-waehrend-corona-stark-gestiegen-a-b73accc5-ddf0-48cc-
be9e-a928a10f8e16 [letzter Abruf 17.08.2022]

ETFs: Exchange Traded Fund

Aktienfonds werden von Managern verwaltet, die nach bestimmten Kriterien den Fonds selbst zusam- Rendite = Er-
menstellen. Beim ETF ist das anders: Dieser wird nicht aktiv gemanagt, sondern bildet einen bestimmten trag, der mit Ka-
Börsenindex ab. ETF ist Englisch und steht für „Exchange Traded Fund“, zu Deutsch: börsengehandelter pital erzielt wird
Indexfond. (meist pro Jahr).
So gibt es zum Beispiel ETFs auf den deutschen Börsenindex DAX. Kaufen Sie einen ETF auf den DAX, Sie beschreibt, in
erwerben Sie damit also Anteile von jedem Unternehmen, das im DAX vertreten ist. Es gibt ver- welchem Maß
schiedenste ETFs: zu bestimmten Branchen, bestimmten Regionen, bestimmten Unternehmensgrößen, eine Anlage fi-
aber auch Rohstoffen, Immobilen oder Anleihen. ETFs können an der Börse gekauft und verkauft werden. nanziellen Ge-
Da Sie bei einem ETF die Aktien nicht selbst zusammenstellen, spricht man hier auch vom passiven winn erbracht
Investieren. hat.

Das passive Investieren mittels ETFs hat einige Vorteile: So benötigt passives Investieren weniger Zeit Inflation = an-
und kostet weniger: es müssen weniger Fondsmanager bezahlt werden. Im Vergleich zu Einzelaktien dauernder Pro-
bietet das Investieren per ETF zudem den Vorteil der Risikostreuung. zess der Geld-

Heute gelten ETFs daher insbesondere für Börseneinsteigerinnen und -einsteiger als eine gute Möglich- entwertung, der

keit, um sich im „Börsendschungel“ schnell zurecht zu finden. Gerade für jüngere Menschen, die erst am durch Preiserhö-

Anfang des Vermögensaufbaus stehen, sind ETFs oft die erste Wahl, um mit wenig Geld und Zeitaufwand hungen sichtbar

fürs Alter vorzusorgen oder für größere Anschaffungen zu sparen. Dies gilt vor allem dann, wenn ein wird. Wird in

langer Anlagezeitraum gewählt wird. Denn eventuelle Kurseinbrüche können so wieder ausgeglichen Prozent angege-
ben, angestrebt
werden und Gewinne können wieder investiert werden. Über einen Zeitraum von 15 Jahren hat sich die
werden 2 %.
Börse in Deutschland und weltweit positiv entwickelt. Im Durchschnitt bringen ETFs Jahresrenditen von
acht bis zehn Prozent und liegen damit deutlich über der normalen Inflationsrate von zwei bis fünf
Prozent.
Neobroker – Erleichterter Börseneinstieg oder Gefahr?

Das Wort Neobroker ist eine Zusammensetzung („neo“ für neu und „Broker“). Ein Broker ist eine Person, die im Auftrag
von Anlegern Handelsobjekte wie Aktien handelt und dafür überwiegend Börsen nutzt. Ein Broker erhält üblicherweise
eine Provision für seine Dienste. Ein Neobroker ist meist eine App auf dem Smartphone.

„Angriff der Neobroker“


[…] Ein Klick in der Smartphone-App oder der Internet-Anwendung des Neobrokers und der Kauf oder Verkauf von
Aktien, Fonds oder ETFs (Indexfonds) ist perfekt. Wertpapiere einfach und schnell handelbar zu machen, ist eines der
Versprechen der neuen Generation von Brokern wie Trade Republic, Scalable Capital, Smartbroker oder Finanzen.net zero.
Entscheidend setzen sich die jungen Unternehmen aus der FinTech („Financial Technology“)-Ecke vor allem in Sachen
5 Gebühren von der Konkurrenz ab: Während die Wertpapier-Order bei der Sparkasse oder auch Direktbanken wie ING
oder Comdirect je nach Volumen mit zehn, 20 oder gar 50 Euro zu Buche schlägt, wird hier eher symbolisch pro Order
ein Euro (Trade Republic), oder eine "Monatsflat" von 2,99 Euro verlangt (Scalable Capital), oder aber der Anleger zahlt
für einen Kauf- oder Verkaufsauftrag schlicht gar nichts (etwa Finanzen.net zero). […]
Wer einen Blick in die Bedingungen und das Produktangebot der Neobroker wirft, der kann mit den Neulingen in Sachen
10 Wertpapierhandel tatsächlich viel Geld sparen, insbesondere, wenn er ein „aktiverer“ Anleger ist, also viele Trades tätigt.
Der Bundesverband der Verbraucherzentralen weist in einer aktuellen Übersicht allerdings darauf hin, dass die „scheinbar
kostenlose Möglichkeit zu kaufen und zu verkaufen auch zum Zocken verführen“ kann. „Schnelle Gewinne sind nur bei
hochriskanten Anlagen möglich“, meinen die Verbraucherschützer. […]
© Braun, Andreas: „Angriff der Neobroker“, 15.11.2021, https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/neobroker-kosten-
vergleich-101.html [letzter Abruf 17.08.2022]

Immobilien, Anleihen und Co. – Weitere Anlageklassen


Es gibt neben Aktien und Aktienfonds zahlreiche weitere Möglichkeiten, Geld gewinnbringend anzulegen. Zu den
wichtigsten zählen Immobilien, Anleihen, Gold und Kryptowährungen.

Anlageklassen – Eine Übersicht

1. Immobilien: • Hierzu zählen Wohnhäuser und Geschäftsimmobilien.


• können vermietet werden, um Einnahmen zu erzielen
Hauptvorteil:
vor allem in Großstädten hohe und sichere Einnahmen; auch Verkaufsgewinne möglich
Hauptnachteil: hoher Kapitalbedarf (meist Kredite)

2. Gold: • seit der Antike ein Wertaufbewahrungsmittel


• auch Rohstoff für Elektronikprodukte und Schmuck
Hauptvorteil:
preisunabhängiger Eigenwert und hoher Preis in Krisenlagen: gut für Vermögensabsicherung
Hauptnachteil: starke Preisschwankungen

3. Anleihen: • werden von Staaten und Unternehmen ausgegeben


• eine Form des Kredits:
Anleihen können wie Aktien weiterverkauft werden, so dass der Gläubiger wechselt.
Hauptvorteil: feste Zinseinnahmen
Hauptnachteil:
niedrige Einnahmen bei sicheren Staatsanleihen, Insolvenzgefahr bei Firmenanleihen

4. Kryptowährungen: • digitale Vermögenswerte, dezentral und fälschungssicher gespeichert


• im engeren Sinn keine Währung, sondern ein Wertaufbewahrungsmittel ohne eigenen Wert
Hauptvorteil: dezentrale, bankenferne Verwaltung
Hauptnachteil: kein realer Sachwert, pure Spekulation

Bilder: Reichstag und Münzen © Adobe Stock, restliche: Colourbox

48 RAAbits Wirtschaft Berufliche Schulen September 2022

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