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Sokrates: Der Klügste ist derjenige, der weiß, dass er nicht(s) weiß ...

Wer war Sokrates?


Sokrates (geb. 470 – gest. 399 v. Chr. in Athen) ist eine der faszinierendsten Personen
in der gesamten Geschichte der Philosophie. Er gehört zu denen, die den
allergrößten Einfluss auf das europäische Denken ausgeübt haben. Dass man ihn
auch dann kennt, wenn man sich nicht besonders für Philosophie interessiert, hängt
wahrscheinlich mit seinem dramatischen Tod zusammen.
Über den Charakter von Sokrates weiß man erstaunlich gut Bescheid. Er war
vermutlich sehr abgehärtet, da er das ganze Jahr über barfuß ging und dünn
bekleidet war. Der Grund dafür war wahrscheinlich, dass er jeglichen Luxus ablehnte,
auch wenn er sich ihn hätte leisten können. Als er einmal über den Markt von Athen
ging, rief er aus: „Wie zahlreich sind doch die Dinge, derer ich nicht bedarf.“
Sokrates war gern auf den Straßen und auf dem Marktplatz von Athen unterwegs. Er
liebte es, sich mit allen möglichen Leuten zu unterhalten und über philosophische Themen zu diskutieren. Die
Felder und Bäume auf dem Land könnten ihn nicht lehren, meinte er. Sokrates konnte auch viele Stunden lang
in tiefes Nachdenken versunken dastehen.
Sokrates war klein und dick. Er hatte Glubschaugen und eine Himmelfahrtsnase. Aber so hässlich wie sein
Äußeres auch gewesen sein mag, sein Inneres war vollkommen herrlich, wie es hieß. Man könne in der
Gegenwart und in der Vergangenheit suchen, aber einen wie Sokrates werde man nirgends finden. Warum
wurde Sokrates dann aber wegen seiner philosophischen Aktivitäten zum Tode verurteilt?
Sokrates selbst hat nichts geschrieben. Alles, was wir über ihn wissen, erfahren wir durch die Werke seiner
Schüler: Xenophanes´ „Erinnerungen an Sokrates“ und Platons Dialoge, philosophische Gespräche, die Sokrates
mit verschiedenen Menschen geführt hat.

Die sokratische Hebammenkunst


Sokrates hatte zwar viele Schüler, aber er war kein gewöhnlicher Lehrer. Der eigentliche Kern in Sokrates’ Wirken
war, dass er die Menschen gerade nicht belehren wollte. Stattdessen vermittelte er den Eindruck, selber von
seinem Gesprächspartner lernen zu wollen. Er unterrichtete also nicht wie ein normaler Lehrer – Nein, er führte
Gespräche.
Vor allem am Anfang eines Gespräches stellte Sokrates nur Fragen. So gab er gern vor, nicht(s) zu wissen („Ich
weiß, dass ich nicht(s) weiß“). Im Laufe des Gesprächs brachte er dann oft seinen Gesprächspartner dazu, die
Schwächen seiner Überlegungen einzusehen. Meistens musste er dann am Ende einsehen, dass er Unrecht hat.
Sokrates Mutter war Hebamme, und Sokrates verglich seine eigene Tätigkeit mit der Hebammenkunst
(„Mäeutik“). Es ist ja nicht die Hebamme, die ein Kind bekommt. Sie ist nur dabei und hilft während der Geburt.

„Von meiner Hebammenkunst gilt dasselbe. Ich bringe keinen klugen Gedanken, keine Weisheit selbst hervor.
Da ich selbst eben keine Klugheit besitze, haben meine Kritiker mit diesem Vorwurf in gewisser Weise auch Recht.
Der Grund dafür ist: Es ist der Gott, der mich zwingt, nur die Geburtshilfe zu leisten. Er hat es mir aber nicht
möglich gemacht selbst etwas zu gebären. Daher bin ich selbst überhaupt nicht weise (sophós). Die aber mit mir
zusammenkommen, zeigen sich zwar zunächst teilweise als sehr ungelehrig, dann aber, nach einer längeren
Unterhaltung, kommen sie wunderbar voran. Und dies geschieht offenbar, ohne dass sie je etwas von mir lernen,
sondern sie finden selber viele hervorragende Wahrheiten bei sich und bringen sie hervor. Urheber der Geburt
aber sind der Gott und ich.“ (aus: Platon, Theaitetos)

Sokrates sah seine Aufgabe also darin, den Menschen bei der Geburt der richtigen Erkenntnis zu helfen. Denn
wirkliche Erkenntnis muss von innen kommen. Sie kann anderen Menschen nicht einfach aufgepfropft werden.
Nur die Erkenntnis, die von innen kommt, ist wirklich „Einsicht“.
Sokrates war überzeugt, dass alle Menschen in der Lage sind, philosophische Wahrheiten einzusehen, wenn sie
nur ihre Vernunft anwenden. Wenn ein Mensch „Vernunft annimmt“, dann holt er gewissermaßen etwas aus
sich heraus.
Sokrates: Der Klügste ist derjenige, der weiß, dass er nicht(s) weiß ...

Die sokratische Methode der Gesprächsführung

Sokrates traf seine Gesprächspartner hauptsächlich auf dem


Markt von Athen, der Agora. In den Dialogen, die Platon von
Sokrates überliefert, verlangt Sokrates dabei meist die
Definition eines bestimmten moralischen Begriffs. Häufig
nennen die Gesprächspartner dann irgendein besonderes
Beispiel.
Aber Sokrates gibt sich nicht damit zufrieden, sondern besteht
auf einer universaleren Definition:

SOKRATES: »Kannst du mir sagen, o Menon, was die Tugend ist?«


MENON: »Was soll daran schwierig sein? Die Tugend des Mannes besteht darin, dass er die staatlichen
Angelegenheiten gut verwaltet, den Freunden hilft und den Feinden schadet. Die Tugend der Frau
dagegen besteht darin, das Haus in Ordnung zu halten und ihrem Manne treu zu sein. Dann gibt es da
noch die Tugend des Kindes, die des Greises, die...«
SOKRATES: »Sieh mal an, welch ein Glück ich heute früh habe! Ich suchte nur eine einzige Tugend und habe einen
ganzen Schwarm gefunden ... Apropos Schwarm, gibt es deiner Meinung nach viele Arten von Bienen?«
MENON: »Ja natürlich, und jede Art unterscheidet sich von der anderen durch Größe, Schönheit und Farbe.«
SOKRATES: »Und bei all dieser Verschiedenheit gibt es aber etwas, das dich veranlasst zu sagen: ‚Oh, hier habe ich
eine Biene?’«
MENON: »Ja, und zwar die Tatsache, dass sie eine Biene ist und sich darin von den anderen Bienen nicht sehr
unterscheidet.«
SOKRATES: »Also bist du fähig, eine Biene, egal welcher Art, als eine solche zu erkennen. Und wenn ich dich nun
fragte, was zum Beispiel Güte1 ist?«
MENON: »Dann würde ich dir antworten, Güte ist, wenn man seinem Nächsten hilft und einem Freund Geld gibt,
wenn er keines hat.«
SOKRATES: »Ach, aber wenn du einem hilfst, der nicht dein Freund ist, bist du nicht gut?«
MENON: »Doch, doch, auch wenn ich einem helfe, der nicht mein Freund ist, vollbringe ich eine gute Tat.«
SOKRATES: »Und wenn du wüsstest, dass der Freund, dem du Geld gibst, dieses Geld für eine böse Tat verwendet,
hättest du auch dann noch eine gute Tat vollbracht?«
MENON: »Nein, in dem Fall sicher nicht.«
SOKRATES: »Also fassen wir zusammen: Einem Freund Geld zu geben, kann eine gute Tat sein oder auch keine
gute Tat, während es eine gute Tat sein könnte, einem Geld zu geben, der kein Freund ist.«
MENON: »Ich fürchte, so scheint es!“ « (aus: Platon, Menon)
1 Güte = Anteilnahme, Zuwendung, Freundlichkeit, Aufmerksamkeit, Liebenswürdigkeit

Da kann sich der arme Menon nur noch geschlagen geben, während Sokrates erst so richtig in Fahrt kommt und
immer neue Beispiele anführt, um zu beweisen, dass alle möglichen und vorstellbaren guten Taten etwas
gemeinsam haben und dass dieses Gemeinsame „Güte“ ist.

Die sokratische Methode kann dabei helfen, fehlerhafte Ansichten – „Scheinwissen“ – zu widerlegen, von deren
Richtigkeit man fest überzeugt war. Die sokratische Methode führt vielleicht nicht direkt zur Erkenntnis; aber sie
öffnet zumindest die Augen für die Wahrheit. Erst indem wir uns von der Unhaltbarkeit unserer gängigen
Meinungen überzeugen, erhalten wir die Möglichkeit zu sehen, wie die Wirklichkeit eigentlich beschaffen ist.

Sokrates geht es in seinen Gesprächen vor allem darum, universale Definitionen für die Begriffe zu finden, die
für das Zusammenleben der Menschen von entscheidender Wichtigkeit sind: Gerechtigkeit, Besonnenheit,
Tapferkeit, Frömmigkeit, Schönheit. Es ging Sokrates bei der Philosophie nicht mehr um die Natur und den
Kosmos, sondern vor allem um die Bereiche der praktischen Philosophie, also die Ethik und Politik. Später sagte
man, Sokrates habe die Philosophie aus dem Himmel auf die Erde geholt.
Sokrates: Der Klügste ist derjenige, der weiß, dass er nicht(s) weiß ...

Sokrates, die Bremse – Sokrates, der Zitterrochen


Sokrates selbst bezeichnete sich auch als „Bremse“ (span. tábano), die das Pferd der griechischen Gesellschaft
auf Trab bringt. Von seinem Gesprächspartner Menon wurde er auch als Zitterrochen (span. torpedo)
bezeichnet, als ein Fisch also, der anderen einen elektrischen Schlag versetzt. So klagt Menon:

MENON: »O Sokrates, schon bevor ich mit dir zusammengekommen bin, habe ich bereits gehört, dass du andere
stets in Verwirrung bringt. Auch jetzt kommt es mir so vor, als ob du mich verzauberst, so dass ich keinen
Ausweg mehr sehe. Du scheinst dem Zitterrochen ähnlich, der auch jeden erstarren lässt, sobald er ihn
berührt. Und auch ich bin ganz starr geworden und weiß dir nicht zu antworten, obwohl ich doch schon
tausende von Reden über die Tugend gehalten habe, vor vielen Leuten – sehr gute Reden wie ich meine.
Jetzt aber kann ich überhaupt nicht mehr sagen, was eigentlich Tugend ist ... «
SOKRATES: »Es ist richtig was du sagst, Menon. Ich stürze andere Menschen in Aporien.1 Aber ich mache das
nicht, weil es mir Vergnügen bereitet. Vielmehr bin auch ich verwirrt. So eben auch, was die Tugend
betrifft. Ich weiß nicht, was sie ist. Du hast es vielleicht früher gewusst, bevor du mir begegnetest. Nun
bist du auch verwirrt. Dann lass uns doch beide darüber nachdenken und prüfen, was Tugend wohl ist.«
1
Aporie = wörtlich: Un – Durchgang = Sackgasse, Ausweglosigkeit, in denen es keine Hilfe gibt, Ratlosigkeit. Sokrates ist jemand,
der durch sein Fragen solche Aporien erzeugt und dadurch seine Gesprächspartner zunächst in Verlegenheit und schließlich in
die Sachgasse ihres Denkens führt.

Die Weisheit des Sokrates: „Erkenne dich selbst“


Das berühmte Orakel in Delphi hatte verkündet, Sokrates sei der weiseste
Mann von allen. War das wirklich so? Kann denn jemand weise sein, der von
sich sagte: „Ich weiß, dass ich nicht(s) weiß!“?
Sokrates machte sich auf die Suche nach Menschen, von denen er annahm,
dass sie weiser als er sein müssten. Er sprach mit Dichtern, Politikern,
Handwerkern, Künstlern ... aber egal mit wem er sprach, er kam immer zum
gleichen Ergebnis: Alle überschätzten ihr Wissen.
„Ich ging zu einem von denen (es war einer von unseren Politikern), die in dem
Ruf standen, weise zu sein, um so (...) den Spruch des Orakels zu widerlegen und zu zeigen: »Dieser Mann ist
weiser als ich; du aber hast gesagt, ich sei der weiseste.« Als ich ihn nun prüfte, da gewann ich den Eindruck, dass
dieser Mann wohl weise zu sein schien - nach dem Urteil vieler anderer Leute und vor allem nach seinem eigenen
-, ohne es aber wirklich zu sein. Ich versuchte ihm klarzumachen, dass er sich zwar einbildete, weise zu sein, dass
er es jedoch gar nicht war. So kam es, dass ich mich bei ihm und bei vielen der Anwesenden verhasst machte. (...)
Daraufhin suchte ich planmäßig einen nach dem anderen auf, und ich bemerkte zu meinem Kummer und
Schrecken, dass ich mich stets nur verhasst machte. Trotzdem (...) musste ich, um die Bedeutung des Orakels zu
ergründen, alle Leute aufsuchen, die in dem Ruf standen, dass sie etwas wüssten. Und beim Hunde, ihr Männer
von Athen (ich muss euch ja die Wahrheit sagen), was ich jetzt erlebte, war dies: diejenigen, die den allerbesten
Ruf genossen, schienen mir so ziemlich die armseligsten Burschen zu sein, als ich sie der göttlichen Weisung
gemäß prüfte (...) Nach den Politikern suchte ich nämlich die Dichter auf (...) Schließlich ging ich zu den
Handwerkern. (...) Und nun sind die, die ich geprüft habe, böse auf mich, nicht auf sich selber, und sie sagen, da
sei ein gewisser Sokrates, ein ganz widerlicher Mensch, der die jungen Leute verderbe. Und wenn sie jemand
fragt, wie er das mache und was er lehre, dann wissen sie nichts zu erwidern und sind ahnungslos; (...) um sich
jedoch ihre Verlegenheit nicht anmerken zu lassen, bringen sie das bekannte Zeug vor, das gegen alle zur Hand
ist, die Philosophie treiben (...) Denn die Wahrheit zu sagen sind sie wohl kaum bereit: dass sie sich als Leute
erwiesen haben, die etwas zu wissen beanspruchen, obwohl sie ganz unwissend sind.
So war Sokrates wohl deshalb der Weiseste, weil er sein Wissen auch richtig einzuschätzen wusste:
Bei mir selbst aber bedachte ich, als ich wegging: »Im Vergleich zu diesen Menschen bin ich der Weisere. Denn
wahrscheinlich weiß ja keiner von uns etwas Ordentliches und Rechtes; sie aber bilden sich ein, etwas zu wissen,
obwohl sie nichts wissen, während ich, der ich nicht(s) weiß, mir auch nichts zu wissen einbilde. Offenbar bin ich
im Vergleich zu diesen Menschen um diese eine Kleinigkeit weiser, eben darum, dass ich, was ich nicht weiß, auch
nicht zu wissen glaube.« (aus: Platon, Apologie des Sokrates)
Sokrates: Der Klügste ist derjenige, der weiß, dass er nicht(s) weiß ...

Über dem Eingang zum Orakel in Delphi stand der Spruch „Erkenne dich selbst.“ Vielleicht bestand Sokrates
Weisheit gerade darin, dass er „sich selbst erkannt“ hatte. Er hatte keine Angst vor Selbstreflexion und
Selbsterkenntnis.
Erst wenn man bereit ist, über sich selbst nachzudenken, wird man ein wahrer Mensch, ein Mensch wie er sein
soll. Die meisten Menschen leben einfach aus, was andere ihnen sagen, oder sie sagen, was ihnen gerade so
einfällt oder sie tun, weil sie sich irgendwie dazu getrieben fühlen. Sokrates sagt: Zuerst kommt das Nachdenken.
Nur bei Menschen die nachdenken, bildet sich das heraus, was man Bewusstsein nennt.

Der Logos
In Platons Dialog Kriton formuliert Sokrates folgenden Grundsatz: „Denn nicht nur jetzt, sondern schon immer
folge ich dem Grundsatz, dass ich nichts anderem gehorche als dem Logos, der sich mir bei der Untersuchung
als der beste zeigt.“
Das griechische Wort Logos ist eigentlich kaum zu übersetzen. Es kann Wort, Satz, Gedanken, Behauptung, Rede,
Gespräch, Sprache, vernünftiger Grund, Bedeutung, Denkvermögen, Vernunft oder auch Weltgesetz bedeuten.
Sokrates will damit sagen: Bevor ich handle, muss meine Vernunft diesen beabsichtigen Schritt genau prüfen:
Die Prüfung, wie wir uns verhalten sollen, muss nüchtern und der Sache angemessen erfolgen, unabhängig von
Gefühlen, von der eigenen Befindlichkeit und Zufälligkeiten. Die Überprüfung erfolgt gemeinsam, im
vernünftigen, argumentierenden Gespräch miteinander.

Richtiges Wissen führt zum richtigen Handeln


Wer weiß, was richtig und gut ist, der tut auch das Gute, meinte Sokrates. Er war überzeugt, dass die richtige
Erkenntnis auch zum richtigen Handeln führt. Niemand tut wissentlich Unrecht! Wenn wir falsch handeln, dann
tun wir das deshalb, weil wir es nicht besser wissen: „Ist es nicht auch so, dass niemand aus freier Wahl dem
Bösen nachgeht oder dem, was er für böse hält? Und dass es nicht in der Natur des Menschen liegt, dem Bösen
nachzugehen anstatt dem Guten?“
Sokrates ging es um den grundsätzlichen Zusammenhang von Denken und Handeln: Unser Handeln soll die
Konsequenz unseres Denkens sein. Diese von Sokrates geforderte Einheit von Denken und Tun, von Theorie und
Praxis setzt natürlich den Willen zur Selbsterkenntnis bzw. –reflexion voraus.
Das heißt: Der Mensch ist ein vernünftiges Lebewesen, das unterscheidet ihn vom Tier. Er ist am Logos orientiert,
vom Logos bestimmt. Das ist die Grundidee der antiken griechischen Aufklärung.

Der Tod des Sokrates


Gerade dadurch, dass Sokrates den Unwissenden spielte oder
sich dümmer stellte, als er war (das nennen wir die sokratische
Ironie), zwang er die Menschen dazu, ihre Vernunft anzu-
wenden. Das geschah in der Öffentlichkeit. Eine Begegnung mit
Sokrates konnte bedeuten, dass man vor großem Publikum
lächerlich gemacht wurde. Es ist deshalb kein großes Wunder,
dass er schließlich „störte“ – vor allem die Mächtigen in der
Gesellschaft.
Aber Sokrates ließ sich nicht einschüchtern. In ihm steckte etwas, das ihm keine andere Wahl ließ. Er sagte
immer, er höre in seinem Inneren eine göttliche Stimme.
Im Jahre 399 v.Chr. wurde er angeklagt, „die Jugend zu verderben“ und „die Götter nicht anzuerkennen“. Mit
knapper Mehrheit wurde er in Athen vom damaligen „Gericht der 500“ zum Tod verurteilt. Er hätte um Gnade
bitten können. Er hätte sein Leben retten können, wenn er bereit gewesen wäre, Athen zu verlassen. Aber er
wäre nicht Sokrates gewesen, wenn er sich auf diesen Handel eingelassen hätte. Die Wahrheit, die göttliche
Stimme in ihm hielt er für wichtiger als sein eigenes Leben. Er war überzeugt, nur zum Besten des Staates und
seiner Menschen gehandelt zu haben. Unmittelbar nach der Gerichtsverhandlung leerte er in Anwesenheit
seiner engsten Freunde einen Becher mit Gift, den Schierlingsbecher ...

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