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Nachteulen sterben früher

Wer lange wach bleibt, stirbt früher - zumindest in einer Gesellschaft, in der die meisten
Schulen, Unis oder Jobs zwischen sieben und neun Uhr beginnen. Eine Studie belegt:
Menschen, die spät ins Bett gehen und dementsprechend länger schlafen würden, sterben
früher als Frühaufsteher.
Es geht in der Studie um die sogenannten Eulen und Lerchen. Eulen sind diejenigen, die
spät ins Bett gehen und länger schlafen. Lerchen sind Menschen, die früh ins Bett gehen
und dementsprechend früher aus den Federn kommen. Forscher der University of Surrey
in Großbritannien haben herausgefunden, dass Eulen ein höheres Risiko haben, früher zu
sterben als Lerchen. Und dieses höhere Risiko liegt bei 10 Prozent.

Eine große Studie hat Eulen und Lerchen untersucht

400.000 Probanden im Alter von Ende 30 bis Anfang 79 Jahren haben an der Studie
teilgenommen. Über einen Zeitraum von sechs Jahren wurden sie immer wieder zu ihren
Lebensgewohnheiten und Lebensumständen befragt. Es ging dabei um Schlaf, aber auch
um Essgewohnheiten, Tabak- und Alkoholkonsum. Gut 10.000 Probanden sind in dem
Zeitraum der Studie dann auch gestorben - darunter mehr Nachteulen als Frühaufsteher.
"The biggest problem here is sleep deprivation, because the night owls have to
live in a world which is designed for morning types."

Malcolm von Schantz, Mitautor der Studie


Die Forscher vermuten, dass der permanente Kampf gegen die innere Uhr der Grund
dafür ist, dass die Nachteulen nicht so alt werden: Schuld ist der chronischen
Schlafmangel. Malcolm von Schantz, Professor und Mitautor der Studie, erklärt, dass die
Nachteulen sich ständig einer Welt anpassen müssen, die eigentlich für Frühaufsteher
gemacht ist.
Chronischer Schlafmangel ist nachgewiesenermaßen nicht gut für den Körper. Er erhöht
zum Beispiel das Risiko für Herzkreislauferkrankungen. Andere Forschungen haben
bereits ergeben, dass Spätaufsteher, die jahrelang gegen ihren natürlichen Biorhythmus
leben, auch häufiger an chronischem Stress leiden und dass sie sich tendenziell
ungesünder ernähren.
Ändern können wir selber daran wenig, denn, ob wir eine Lerche oder Eule sind, liegt in
unseren Genen. Und diese innere, angeborene Uhr lässt sich nur schwer umstellen. Die
Forscher der Studie sagen, es wäre ideal, wenn auch Spätaufsteher nach ihrem
natürlichen Biorhythmus leben könnten. Dazu müsste in der Gesellschaft allerdings ein
Umdenken stattfinden.
"It is a sort of taboo subject in our society. Because somehow we have this idea
that night owls live an immoral life and that people, who need to sleep in the
morning, are lazy."

Malcolm von Schantz, Mitautor der Studie


Forderungen der Wissenschaftler für die Nachteulen:
• Arbeitgeber sollten mehr Rücksicht darauf nehmen, ob ihre Mitarbeiter Früh- oder
Spätaufsteher sind.
• Flexible Arbeitszeiten oder Home Office könnten helfen.
• Manche Forscher sagen auch, dass die Schule später anfangen sollte, denn vor
allem Pubertierende sind eher Eulen – und wären leistungsfähiger, wenn sie etwas
länger schlafen könnten.
Bis sich die gesellschaftlichen Strukturen ändern, wird es wohl noch ein bisschen dauern,
deswegen hat Malcolm von Schantz noch ein paar Tipps für die Eulen, die sich täglich in
einen für Lerchen gemachten Alltag quälen:
• Licht hilft, sagt Malcolm von Schantz. Der Körper reagiert morgens und abends
ganz besonders sensibel auf Licht. Spätaufsteher sollten deswegen morgens für
möglichst helles Licht sorgen, dann kommt der Körper in Schwung.
• Eine kalte Dusche, frische Luft und Bewegung helfen auch.
• Abends sollten Eulen das Licht möglichst dimmen, PC- oder Handybildschirme
dunkler machen oder am besten ganz ausmachen, damit sie früher müde werden.

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