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Lo necesitaba estoTatort ist eine Kriminalfilm-Reihe, deren Ausstrahlung 1970 im

westdeutschen Fernsehen begann. Ursprünglich als Produktion des Deutschen Fernsehens


gestartet, ist sie nunmehr eine Gemeinschaftsproduktion von ARD, ORF und SRF. Bislang
erschienen über 1200 Tatort-Filme. Jeder Film erzählt in der Regel eine in sich abgeschlossene
Geschichte, in der wechselnd und wiederkehrend ein Ermittler oder ein Team aus Ermittlern in
einem Kriminalfall an deutschen, schweizerischen oder österreichischen, meist
großstädtischen Schauplätzen ermittelt.

In den ersten Jahren erschien durchschnittlich ein neuer Film pro Monat. Ab den frühen
1990er Jahren erhöhte sich die Häufigkeit der Erstsendungen und liegt mittlerweile bei etwa
35 pro Jahr mit einem Rekord von 40 neuen Folgen im Jahr 2015. Ein neuer Teil wird in der
Regel sonntags zur Hauptsendezeit im Ersten, im ORF 2 und im SRF 1 erstmals gezeigt.

Tatort ist die langlebigste und – mit teils über 10 Millionen Zuschauern bei der
Erstausstrahlung – beliebteste Krimireihe im deutschsprachigen Raum. Etliche Filme aus der
Reihe erhielten Nominierungen und Prämierungen für bekannte Film- und Fernsehpreise,
darunter den Grimme-Preis, den Deutschen Fernsehpreis, die Goldene Kamera und die Romy.

Von Beginn der Reihe an stand der jeweilige Polizist im Mittelpunkt einer Folge. Die erzählten
Geschichten sollen realitätsnah und vorstellbar sein.[2] Diese beiden Aspekte gehören neben
der gemeinsamen Gestaltung von Vor- und Abspann zu den wichtigen Klammerelementen, die
die Tatort-Filmreihe definieren.[3] Die einzelnen Filme der Reihe Tatort sind als in sich
geschlossene, selbständige Filme mit Auflösung des Falles in der jeweiligen Folge konzipiert.[4]
Es wurden aber auch einige Doppelfolgen produziert oder Filme, die einen alten
Handlungsstrang nach ein paar Jahren neu aufnehmen.

Im Gegensatz zu anderen Fernsehkrimireihen sind bei ihren Tatort-Produktionen die einzelnen


Rundfunkanstalten der ARD jeweils für ihr Sendegebiet zuständig. Jede Rundfunkanstalt
verfügt über mindestens ein Ermittlerteam (Ausnahme: Bis zur Fusion von SFB und ORB zum
RBB produzierte der ORB keine Tatorte – s. u.). Dadurch, dass nicht in jeder Folge dieselben
Ermittler zu sehen sind, wird für Abwechslung gesorgt. Zum Konzept der Reihe gehört das
Lokalkolorit: Die jeweiligen regionalen Besonderheiten der Stadt oder Gegend, in der ermittelt
wird, sollen in die Handlung mit eingearbeitet werden. Beliebt sind in Hamburger Tatorten
etwa die St. Pauli-Landungsbrücken oder Brückenfahrten über den Rhein im Kölner Tatort.

Zu Beginn war keine Reihe mit festen Darstellern geplant. Man wollte einen für Krimis
reservierten Programmplatz am Sonntagabend, den die beteiligten Sender in Eigenregie füllen
sollten. Lediglich das Lokalkolorit sowie, als Abgrenzung zur ZDF-Krimiserie Der Kommissar,
Schauplätze außerhalb des Studios wurden vorgegeben. Während in der Anfangszeit die
einzelnen Folgen unterschiedliche Längen von teilweise bis zu knapp zwei Stunden aufwiesen,
hat sich seit Ende der 1980er Jahre eine einheitliche Länge von etwa 90 Minuten pro Folge
durchgesetzt.
Die Idee zur Reihe stammt von Gunther Witte, der im Auftrag von Günter Rohrbach für den
WDR eine neue Krimiserie entwickeln sollte, als Nachfolge der Stahlnetz-Krimis der ARD und
als Antwort auf die Konkurrenz im Unterhaltungsbereich durch die ZDF-Krimiserie Der
Kommissar.[5] Die Anregung lieferte eine ältere Rundfunkserie des RIAS mit dem Titel Es
geschah in Berlin, die dokumentarisch und spannend echte, mit dem Ort Berlin verknüpfte
Kriminalfälle behandelte. Witte wählte den Titel Tatort, der ursprünglich um den Namen des
jeweiligen Handlungsortes ergänzt werden sollte. Um die finanzielle Last einer großen
Krimiserie zu verteilen, wollte er die anderen regionalen ARD-Anstalten beteiligen, die jeweils
ihre im eigenen Sendegebiet spielenden Folgen produzieren sollten. Wittes Konzept stieß bei
einer der vierteljährlichen Sitzungen der ARD-Fernsehspielchefs zunächst auf wenig Interesse.
Im zweiten Anlauf wurde es aber 1970 bei der nächsten Sitzung genehmigt und sollte so
kurzfristig umgesetzt werden, dass keine Zeit mehr blieb, eigene Filme für die Reihe zu
produzieren.[2][6]

Die erste Folge Taxi nach Leipzig wurde am 29. November 1970 mit Walter Richter als
Kommissar Trimmel im Deutschen Fernsehen ausgestrahlt. Der vom NDR produzierte Film war
zum Zeitpunkt der Entscheidung für den Tatort-Start bereits fertiggestellt und wurde erst
nachträglich als Auftaktfilm in die Reihe integriert.[2] Bereits 1969 war der Fernsehfilm
Exklusiv!, ebenfalls mit Kommissar Trimmel, ausgestrahlt worden; dieser wurde 1971 (und
auch danach) als Tatort, Folge 9, wiederholt und ist als Produktion der älteste Tatort. Auch
andere Sender zeigten in der Reihe zunächst Filme, die ursprünglich nicht als Tatort geplant
waren.

Produktion

Die derzeit ca. 35 neuen Tatort-Folgen pro Jahr (siehe Liste der Tatort-Folgen) werden nur zum
Teil im eigenen Produktionsbetrieb der einzelnen Rundfunkanstalten erstellt. Zum größeren
Teil erfolgt die Produktion als Auftragsproduktion durch Filmproduktionsgesellschaften für die
Rundfunkanstalten,[7] oft sind dies deren eigene Tochtergesellschaften. Das durchschnittliche
Produktionsbudget eines Tatorts betrug 2003/2004 noch 1,43 Millionen Euro und sank bis
2011 auf 1,27 Millionen Euro pro Folge.[8] 2015 gab Das Erste die durchschnittlichen Kosten
eines 90-minütigen Tatorts mit 1,395 Millionen Euro (15.500 Euro/Minute) an.[9] Die
tatsächlichen Kosten variieren aber stark nach Produktionsart und der jeweiligen
Rundfunkanstalt.[10] Das Schweizer Fernsehen gab im Jahr 2015 Produktionskosten von 2,1
Millionen Franken für die eigenen Tatorte an.[11]

Die Gagen der Kommissar-Darsteller betragen bei etablierten Schauspielern schätzungsweise


zwischen 80.000 und 120.000 € pro Folge.[12] Pro Folge werden 21 bis 30 Drehtage angesetzt,
[13] wobei in jüngerer Zeit die Zahl der Drehtage sich deutlich an die untere Begrenzung
entwickelt.[14] Die durchschnittliche Zahl der Drehtage sank im Laufe der 2000er Jahre von 28
auf 23 im Jahr 2011, auch aufwändige Stuntszenen wurden seltener.[8] Die durchschnittlichen
Produktionskosten einer Auftragsproduktion verteilen sich nach Angaben der ARD vom
Oktober 2013 folgendermaßen: 30 % und damit der größte Anteil entfällt auf die Gagen und
Honorare des Stabes, 20 % auf Gagen und Honorare der Darsteller, 12 % auf den
Produzentenzuschlag (Gewinn und Handlungskosten des Produzenten), 10 % auf
Außenaufnahmen, 10 % auf allgemeine Kosten, 6 % auf die Umsatzsteuer, 5 % auf Ausstattung,
4 % auf Bild-/Tonmaterial und Bearbeitung und 3 % auf Rechte.[15] Im Jahr 2015 entfielen
beim Rundfunkbeitrag von 17,50 Euro monatlich rund 14 Cent auf die Produktion der
Sonntagskrimis Tatort und Polizeiruf 110.[15]

Unter anderem um Reise- und Übernachtungskosten für die umfangreichen Filmcrews zu


sparen, werden viele Szenen nicht an Originalschauplätzen gedreht, sondern an den
Standorten der Produktionsfirmen und Sender. So werden beispielsweise für den WDR-Tatort
Münster regelmäßig nur Außenszenen in Münster aufgenommen, während die übrigen Szenen
in der Regel in Köln und Umgebung entstehen, dem Sitz des WDR und der Produktionsfirma
Colonia Media.[16]

Der Südwestrundfunk stellt einen Großteil der Aufnahmen seiner in Konstanz, Ludwigshafen
und Stuttgart spielenden Tatorte in Baden-Baden und Umgebung sowie im nahe gelegenen
Karlsruhe her. Am Produktionssitz Baden-Baden ließ der Sender zum Jahr 2006 eine ehemalige
Schule umbauen und richtete dort die Kulissen aller drei Kommissariate sowie eine
gemeinsame Pathologie ein, die mit einem gebrauchten Seziertisch und Leichenkühlschrank
ausgestattet ist. 2011 fanden durchschnittlich vier bis fünf von ungefähr 25 Drehtagen eines
SWR-Tatorts am Originalschauplatz statt.[17][18][19]

Wo Handlungs- und Produktionsstandort übereinstimmen, wird häufig auf außerhalb gelegene


Filmmotive zurückgegriffen, beispielsweise um eine gehäufte Verwendung der Motive zu
vermeiden oder wegen schwierig zu erhaltender Drehgenehmigungen vor Ort. Daraus ergeben
sich Brüche der geographischen Gegebenheiten, sodass das im Film präsentierte Bild der Stadt
nicht zwangsläufig der Realität entspricht, was beispielsweise Entfernungen, Lage und
Beziehungen zwischen Objekten anbelangt.[20]

Langjähriger Tatort-Koordinator war der WDR-Fernsehfilmchef Gebhard Henke. Nachdem


zahlreiche Frauen, darunter Regisseurinnen und Schauspielerinnen, Henke sexuelle
Belästigung vorgeworfen hatten, wurde Henke entlassen.[21]

Tatort-Handlungsorte und Dreharbeiten

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