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Januar/Februar 2010 - Nr. 4, Jg.

2,

di schwarzi chatz
Zeitung der Freien ArbeiterInnen Union in der Schweiz
www.faubern.ch | zeitung@faubern.ch

Ein Jahr nach dem Aufstand


In den Massenmedien hiess es, die Wiege
der Demokratie liege zerstört am Boden.
Der griechische Staat gilt für die beiden
Parteien als ein riesiger Ausverkaufsladen,
Editorial
Bei den Bilder, welche einem die Medien in welchem man versucht die grössten Die Welt gleicht in den letzten Monaten
aus Griechenland zeigen, könnte man die- Pfründe für sich zu behalten. An irgendei- immer mehr einem Dampfkochtopf: An
sem Kommentar, auf den ersten Eindruck nen gutbezahlten Posten im Staat kommt verschiedenen Orten steigt der Druck.
recht geben. Strassenschlachten zwischen man nur, wenn man entweder, der Partei an Es gibt mehr Massenentlassungen. Seit
vermummten DemonstrantInnen und der der Macht beitritt oder ein hohes Parteitier Generationen bestehende Firmen wer-
Polizei, brennende Barrikaden und Bom- zu seinem Bekanntenkreis zählen darf. den von den Banken fallengelassen und
benanschläge auf Börsengebäude und auch Firmen die trotz Krise Gewinne
Banken. einfahren entlassen Dutzende bis Hun-
In der Tat - die bürgerliche Demokratie derte Menschen. Gleichzeitig muss
liegt am Boden. „Väterchen“ Staat Geld sparen, da die-
ses in irgendwelche dubiosen Kanäle
noch dubioserer Leute verschwunden
Blockdenken im Parlament
ist. Das heisst dann, dass die Entlas-
Seit mehr als 50 Jahren wechselt sich die
senen immer weniger Unterstützung
Macht zwischen zwei Blöcken ab. Die so-
durch den Staat bekommen. Das allein
zialdemokratische Partei PASOK (Panhel-
wäre noch nicht das Problem, da sich
lenistische Sozialistische Bewegung) um die Menschen viel besser untereinan-
den Famililenclan der Papandreou. Der der helfen könnten. Doch: Gleichzeitig
Vater des heutigen Ministerpräsidenten nimmt auch die Repression zu. Auf der
Giorgos Andrea Papandreou hat nach der ganzen Welt werden vermehrt kritische
Militärdiktatur die PASOK gegründet. und radikale Menschen verhaftet. Ge-
Und ähnlich verhält es sich mit der kon- sellschaftlich nützliche Alternativpro-
servativen Nea Dimokratia, welche vom jekte, wie die Autonome Schule Zürich
Onkel des im Sommer 2009 abgewählten werden geschlossen. Der Staat will sich
Kostas Karamanlis gegründet wurde. schliesslich nicht selber überflüssig ma-
chen und lenkt den Blick auf die klassi-
In Griechenland zeigen sich die Gegensät- schen Sündenböcke: Die Anderen. Ob
ze zwischen den angeblich zum Wohle der TerroristInnen, AnarchistInnen, Aus-
Bevölkerung gewählten und der in Wirk- länderInnen ist nicht wichtig - Hauptsa-
lichkeit für sich selbst wirtschaftenden Po- che ist, dass der Druck am „richtigen“
litikerInnen, wie in keinem anderen Land Ort entweicht und sich nicht soziale
in Europa. Kämpfe vermehren. Ob diese Strategie
wieder einmal erfolgreich sein wird,
Übersetzung Transparent: Staat und werden wir sehen. Und dann wird es
Aus dem Inhalt Kapital morden jeden Tag, nicht nur mit ungemütlich, dann werden wir wie-
Kugeln! Wir leben die Ursachen und der einmal entfesselter Nationalismus,
• Ein Jahr nach dem Aufstand
warten nicht auf Gelegenheiten! Für staatlicher Chauvinismus und Krieg
• Streik am Genfer Flughafen Würde, für Freiheit und für Anarchie! erleben. Lassen wir uns also nicht von
• Update zu den „Belgrade 6“ Nationalfarben blenden und blockieren
Auch lassen sich gerne die Regierun- dieses Ventil und kämpfen für Solidari-
• Zenzl Mühsam in der Sowjet- gen von ausländischen Grosskonzernen tät, Freiheit und mit den Anderen.
union (Teil 2) schmieren, wie zum Beispiel bei den all- Unsere Berichte über tot geschwiegene
jährlich stattfindenden Waldbränden. Es Ereignisse, wie dem Streik am Genfer
• Von Streiks, Bikes und Bars - werden bewusst, mit Rückendeckung der Flughafen, der Repression gegen Ge-
Geschichte der FAU Bern (Teil 1) MachthaberInnen, Brände gelegt, um dann werkschafterInnen oder eine andere
die zerstörten Waldstücke billig an auslän- Sicht über bekanntes wie über Grie-
• An den Unis tut sich etwas dische InvestorInnen und lokale Kapitalis- chenland ein Jahr nach dem Aufstand
• Kultur tInnen zu verkaufen. oder über die Studierendenbewegung
können euch hoffentlich helfen.
• Rechtliches: Der Lohn (weiter auf Seite 2)
Eure FAUistas
Nach dem Aufstand (von Seite 1) te dieser Solidaritätsaktionen, waren der bungen von Tausenden von Unzufriede-
Sturm auf die Botschaft in London und die nen, welche meist Ausschreitungen und
Besetzung des Konsulates in Berlin. zerstörte Banken zur Folge hatten.
Bei so grosser Dreistigkeit auf Seiten der Am darauffolgenden Tag gab es grosse
„Volksvertreter“, ist es verständlich, dass Ein Jahr nach dem Beginn SchülerInnen- und StudentInnendemons-
vielen GriechInnen das Vertrauen in den Zum Jahrestag der Ermordung von Ale- trationen in ganz Griechenland, welche
Staat verloren haben. Sprüche wie „was xandros wollte die soziale Bewegung an wieder in heftigen Ausschreitungen mit
geht mich der Staat etwas an, ich will ein- die Ereignisse des Vorjahres anknüpfen der Polizei endeten.
fach zufrieden mein Leben führen“, sind und besetzte deshalb schon im Voraus über Der besetzte Teil der polytechnischen
in der griechischen Bevölkerung keine 400 Schulen und Universitäten um den Re- Hochschule war beide Tage lang in ei-
Seltenheit. voltierenden einen Freiraum zu bieten, in nem belagerungsähnlichem Zustand. Kurz
Auch zeigt sich die Staatsgewalt besonders welchem über das weitere Vorgehen und bevor man von Tränengas ausgeräuchert
abwägig gegenüber der Bevölkerung. Be- allgemein über das Geschehen diskutiert worden wäre - Tränengas in geschlossenen
schimpfungen bei Kontrollen sind keine werden kann. Räumen kann tödlich enden - haben die
Seltenheit. Ein Ausflug zur näheren Abklä- AktivistInnen in einem koordinierten Aus-
rung auf eine Wache, kann in Androhung Am Jahrestag selbst waren Demonstratio- bruchsversuch das Gebäude aufgegeben.
von Gewalt und Einschüchterungsversu- nen in allen grösseren Städten Griechen- Nach den ersten beiden Tagen, ist der Auf-
chen enden. lands geplant. stand, auch in den anderen Teilen Grie-
Besonders gefährlich wird es, als Illega- Athen glich hierbei wie ein von 10‘000 chenlands, abgeflaut und an der extremen
leR oder DunkelhäutigeR von der Polizei PolizistInnen besetztes Territorium. Im Repression der Polizei gescheitert.
angehalten zu werden. Auf der Wache zu- anarchistisch geprägten Stadtteil Exarchia
sammengeschlagen zu werden, gehört für und allgemein in der Innenstadt, standen Starke anarchistische Bewegung
diesen Bevölkerungsteil in Griechenland an jeder Ecke MAT-Einheiten (Aufstands- Im Athener Vorort Keratsini wurde am
leider fast zum Alltag. bekämpfungseinheiten der Polizei). Vorabend des Todestages das soziale Zen-
Alles Umstände die es einem leichter ver- Viele Leute kamen zudem nicht an die trum Resalto von der Polizei angegriffen
stehen lassen, was in den beiden heissen Grossdemonstration aus Angst vor Aus- und alle Personen die sich darin befanden
Dezemberwochen 2008 geschehen ist. schreitungen, welche die Massenmedien festgenommen. Interessant ist hierbei, dass
in einer hetzerischen Kampagne heraufbe- sich die Kommunalregierung sofort in ei-
Heisser Dezember 2008 schworen hatten. Es wurde behauptet, dass ner öffentlichen Mitteilung mit den Inhaf-
Nach dem der junge Anarchist Alexandros ausländische KrawalltouristInnen nach tierten solidarisch erklärte und den Poli-
Grigoropoulos am 06.12.08 im alternativ Athen kommen würden, um die Stadt in zeieinsatz aufs Schärfste krtisierte. Dieses
geprägten Stadtteil Exarchia Athens, von Schutt und Asche zu legen. für die Schweiz fast nicht vorstellbare Ver-
einem Polizisten kaltblütig niedergeschos- Zudem wurde der öffentliche Nahver- halten einer lokalen Regierung, spiegelt
sen wurde, ergriff als spontane Reakti- kehrsbetrieb eingestellt. Bei einer Drei- doch die Verankerung der anarchistischen
on darauf eine soziale Revolte das ganze millionenstadt ist nicht jedem zuzutrauen Bewegung in der Bevölkerung sehr gut
Land. einen Zweistundenmarsch zu der Demons- wieder.
Es gab in den meisten Städten offensive tration hin und auch wieder zurück zu be- Dies hat historische Hintergründe. So
Demonstrationen, welche über 500 Ban- wältigen. war es der Aufstand der StudentInnen
ken, Ministerien, Polizeiwachen und all- Zum Vorabend hin wurden willkürlich und AnarchistInnen, gegen welche die
gemein kapitalistische Symbolik angriffen hunderte von Leuten vor anarchistischen Militär-Junta Panzer auffahren liess und
und zerstörten. Auch wurden mehrere hun- Treffpunkten und allgemein in der Stadt das Regime in der öffentlichen Meinung
dert Schulen, Rathäuser und das Gebäude von der Polizei angegriffen, verhaftet und nicht mehr tolerierbar werden liess. Dieser
des Gewerkschaftsdachverband besetzt. zum Teil die Gebäude selbst angegriffen. Umstand bringt den AnarchistInnen recht
Ein Generalstreik wurde aus Protest und viel Sympathie aus breiten Bevölkerungs-
zur Unterstützung der Bewegung ausge- Der anarchistische Block, sammelte sich schichten hervor.
rufen. um 14.00 Uhr am Verwaltungssitz der Während den Unruhen 2008 und allgemein
Vorallem die Polizei, als die den Staat Universität, besetzte diesen und hisste die solidarisiert sich die Bevölkerung mit den
durchsetzende Gewalt, wurde gezielt an- schwarzrote Flagge der Anarchie. Angrei- Militanten. So wird während Demonstrati-
gegriffen. Wachen wurden zu dutzend- fende PolizistInnen wurden schnell zu- onen in brenzligen Situationen nicht selten
weise angegriffen und zum Teil in Brand rückgeschlagen. Dann formierte man sich eine Tür als Fluchtweg aufgehalten.
gesetzt. Die Polizei und somit der Staat zum Demonstrationsblock und lief zur Oder als ein Gebäude von einer staatlichen
bekamen die Unruhen erst nach zwei Wo- Grossdemonstration heraus. Sofort griff Versicherungsgesellschaft, im selben Ge-
chen in den Griff; es musste sogar Tränen- die Polizei an und spaltete den Block. Der bäude gab es zudem eine Niederlassung
gasnachschub aus Deutschland und Israel eine Teil verteidigte den besetzten Verwal- der griechischen Nationalbank, von ei-
organisiert werden! tungssitz gegen die Polizei und der andere nem Bombenanschlag erheblich beschä-
folgte der Demonstration, welche weiter- digt wurde, bejubelten und beklatschten
Das Gespenst des Aufstandes in Eu- hin von der Polizei angegriffen wurde. PassantInnen die Aktion, so dass sich die
ropa Die daraus folgenden Geplänkel zwischen Polizei genötigt sah MAT-Einheiten aufzu-
Die Ausläufer des Aufstandes, welche Demonstranten und der Polizei zogen sich fahren.
hauptsächlich von der Jugend und den An- den Tag hindurch bis in die Nacht hinein. Es existiert zudem eine Bewegung gegen
archistInnen getragen wurde, wurde auch Es sollen bis zu 40 000 Teilnehmende an Autobahn-Mautstellen, die während einer
im restlichen Europa spürbar. Meist wa- der Manifestation in Athen gezählt worden Vollversammlung beschloss, nach mona-
ren es spontane Demonstrationen in einer sein. In den anderen Städten Griechenland telangen Kampagnen und Kundgebungen
Vielzahl europäischer Städte. Höhepunk- gab es nicht weniger offensive Kundge- (weiter auf Seite 3)
Streik! ASI-Update
Um den Gesamarbeitsvertragsverhandlun- Da warf sich der Staat mit seinen Schlä- Solidaritäts-
gen am Flughafen Genf den nötigen Druck gern der Genfer Polizei in die Bresche, um plakat der
zu geben. Streikten ca. 150 Arbeiter vom die Streikenden mit „sanfter“ Gewalt zu Katalonischen
Bodenabfertigungspersonal von Swissport überzeugen, dass in der Schweiz nur die CNT-AIT
und Dnata. Während die Dnata Arbeiter Interessen des Kapitals gelten und wer die-
nach billigen Versprechungen für bessere se versucht zu beschneiden, eins mit dem
Arbeitsbedingungen den Streik abbrachen, Tonfa übergebraten bekommt.
gingen die Swissportangestellten kämpfe- Die Streikenden bereiten sich trotzdem
risch in den zweiten Streiktag. auf eine längere Auseinandersetzung vor.
Jetzt wo die Streikfront gebrochen war, Vor dem Flughafen wurde ein für den

Die mittlerweile seit drei Monaten in U-


Haft sitzenden „Belgrade 6“ – sechs ser-
bische AnarchosyndikalistInnen – erwar-
tet ein Verfahren wegen „internationalem
Terrorismus.“ Hintergrund war ein Brand-
anschlag am 25. August 2009 auf die grie-
chische Botschaft in Belgrad, bei welchem
äusserst geringfügiger Sachschaden (ein
Brandfleck und eine geborstene Scheibe)
entstand.
Mit der Anklage auf „internationaler Ter-
rorismus“ ist das worst-case-Szenario
eingetreten. Wenn sie deswegen verurteilt
Streiktag 1 am Genfer Flughafen werden, erwartet die sechs eine Gefäng-
fing Swissport an mit massiven Einsatz von Winter gerechtes Zelt aufgebaut, welches nisstrafe von fünfzehn Jahren. Im Februar
Streikbrechern den Streik zu unterlaufen. als Streikposten dient. Es wurde zudem 2008 wurde von Nationalisten ein ungleich
Die Streikbrecher wurden aus der Flugha- versucht, den Protest durch eine Demons- schwererer Anschlag auf die US-Botschaft
fenfeuerwehr und von der Temporärfirma tration in die Stadt zu tragen. Zu Redakti- verübt, bei dem ein Angreifer umkam. Von
Adecco rekrutiert. onsschluss war der Streik schon über eine den damals Beteiligten wurde gerade mal
Die Streikenden wollten sich diese Frech- Woche alt. eine Person gefasst und wegen „Gefähr-
heit nicht bieten lassen und versperrten dung der öffentlichen Sicherheit“ verurteilt.
den Streikbrechern den Weg zur Arbeit. Im Netz: ssp-greve.ch/ Weil die Schwere der beiden Anschläge und
ihre Bestrafung in keinem Verhältnis steht
Nach dem Aufstand (von Seite 1) Für den Staat ist dies ein riesiges Problem, (respektive stehen soll), überwacht eine
denn tieferes Rating bedeutet, dass der Gruppe von 23 serbischen Intellektuellen
die von der Obrigkeit ignoriert wurden, die Staat von weniger Banken Geld belkommt das Verfahren. In einem offenen Brief vom
Mautstellen kurzerhand zu zerstören. und das nur zu hohen Zinsen. 10. Dezember 2009 beschreiben sie aus-
Diese direkte Aktion wurde daraufhin in Um den Staatsbankrott zu vermeiden ist führlich die Zunahme des Revisionismus
einem Autokorso durch das Stadtviertel in und wird die hellenische Regierung von in Serbien. Das heisst in Serbien werden
Volkfeststimmung gefeiert. Dies war für der EU gezwungen, ihren Staatsbankrott Nazi-Kollaborateure begnadigt, Rechtsex-
die Polizei nicht tolerierbar, welche meh- durch neoliberale Massnahmen auszuglei- tremismus wird mit „Links“extremismus
rere Kastenwagen voll MAT schickte um chen: gleichgesetzt. Also die Forderung andere
gegen die Leute vorzugehen. Mit dieser Si- Das Staatseigentum, wie Post, Bahn, und Menschen zu töten mit der Forderung eine
tuation konfrontiert sagte eine ältere Frau, Infrastruktur privatisieren, Renten und Welt für alle zu errichten. In diesem offe-
dass es unter der Militärdiktatur mehr Frei- soziale Staatsausgaben kürzen und den nen Brief bringen sie auch gleich mehrere
heiten gegeben hätte als im heutigen Grie- Staatsangestellten den Lohn kürzen oder Beispiele von Rechten die Straffrei ausge-
chenland. sie ganz rauschmeissen. gangen sind und AnarchistInnen, die für
Die sozialen Kämpfe, die aus diesen An- kleinere Delikte oder Vergehen massiv be-
Von Buchhaltertricks zu sozialen griffen auf die Arbeitenden enstehen, wer- straft wurden. Aufgrund diesen Tatsachen
Kämpfen den richtungsweisend für Griechenland kommen die Intellektuellen zum Schluss,
Um in die EU und damit in die Euro-Wäh- sein. dass dieses Verfahren wohl vor allem po-
rungsunion zu kommen, hatte der griechi- Für die AnarchistInnen wird es entschei- litisch motiviert sei und fordern deswegen
sche Staat seine Bilanzen gefälscht. Dieser dend sein, wie weit ihre Ideen Einfluss auf die Einstellung dieses Verfahrens.
Buchhaltertrick kommt der europäischen diese Kämpfe und somit allgemein auf die
Im Netz: asi.zsp.pl
Union noch teuer zu stehen. Arbeitenden nehmen kann. Denn ohne Un-
belgradesolidarity.org
Denn Ende Dezember haben die mächtigs- terstützung der ArbeiterInnen, kann auch
ten Institute der Welt, die Ratingagenturen, die am besten organisierte und schlagkräf-
die Kreditwürdigkeit Griechenlands von tigste anarchistische Szene der Welt keine
A- auf BBB+ herabgestuft. Revolution machen.
Zenzl Mühsam in der Sowjetunion (Teil 2)

Im erstenTeil dieses Artikels der in den wäre. Ermordet wurde mein Mann in Frau, 1941 an die Gestapo ausgeliefert
der Ausgabe vom November/De- der Nacht vom 9. auf den 10. Juli 1934 habe. Wir veröffentlichten am 7. April
zember 2009 erschien ging es um in Oranienburg. Die Mörder sind der SS- einen Brief von Zensl Mühsam, die sich
die politischen Ränkespiele um Erich Kommandant von Eicke und Rottenführer in der Sowjet-Union befindet. Wir erhal-
Werner. Erich Mühsam war nicht nur ein ten heute die Zuschrift von Frau Gertrud
Mühsams Nachlass in deren Mitte
aufrechter und tapferer Revolutionär, Steier, Berlin, in der es heisst: „Ich lese
sich Zenzl Mühsam sah, um Zenzls sondern auch ein Dichter, der für die Zu- im heutigen Sozialdemokrat einen Arti-
Flucht vor den Nazis über Prag nach kunft bleiben wird. Ich lebe für diese Auf- kel: Wo ist Zensl Mühsam? Ich erhielt ge-
Moskau und über ihren Leidensweg gabe weiter. Ich bin Erbin vom Nachlass rade diese Tage von einer Genossin eine
in der Sowjetunion. und meines Mannes Wunsch war, dass ich Postkarte aus der Sowjet-Union, auf der
von dem, was er hinterlassen hat, lebe. auch die Genossin Zensl Mühsam einen
Wo ist Zenzl Mühsam? Seine ungedruckten Arbeiten befinden Gruss für mich schrieb. Wie unverschämt
Am 6. April 1948 – dem 70. Geburts- sich im Gorki-Museum in Moskau (Tage- lügt doch der Sozialdemokrat.“
tag Erich Mühsams – stellte der Berli- bücher 1905-1925). Diese Sachen habe
ner „Sozialdemokrat“ Die ND-Redaktion dazu:
eine Frage, die zu ei- „Wir fragen heute, wann
nem heftigen medialen wird der Sozialdemokrat
Schlagabtausch mit der der Wahrheit die Ehre
Redaktion des „Neues geben? Warten wir noch
Deutschland“ (ND), der einige Tage.“
Zeitung der Sozialis- Schnell verstummte die
tischen Einheitspartei Polemik des ND, als der
führte: „WO IST ZENZL Sozialdemokrat mehr-
MÜHSAM?“. Abge- mals die Überprüfung
druckt wurde ein Brief des Mühsam-Briefes
von Walter Hanke, den verlangte und ihn Per-
er an die ND geschickt sonen vorlegen lassen
hatte, der aber nicht ab- wollte, die Zensls Schrift
gedruckt wurde – die kannten. Nach vergebli-
ND-Redaktion behaup- chem Bemühen warf der
tete gar, er sei gar nicht Sozialdemokrat der ND
nie angekommen. Hanke Fälschung vor. Briefe-
wollte wissen, was aus schreiber Hanke, der die
Mühsam geworden war ganze Auseinanderset-
und erwähnte auch das zung auslöste, verlangte
Erlebnis von Margarete vom ND die Anschrift
Buber-Neumann. von Getrud Steier, die
Das Neue Deutschland angeblich die Postkarte
protestierte tags darauf von Mühsam erhalten
gegen die Redaktion haben wollte. Margare-
des Sozialdemokrat und te Buber-Neumann do-
warf dieser vor, sich kumentierte später den
durch „den angeblichen Briefwechsel zwischen
Brief eines Walter Han- Hanke und Steier in ih-
ke dazu verleiten liess, rem Sozialdemokrat-
die niederträchtigsten Zenzl Mühsam nach ihrer Odyssee Artikel „Tote Seelen
Verdächtigungen gegen im 20. Jahrhundert“
die Sowjetunion auszusprechen.“ Nach ich aus Deutschland gebracht und die (31.5.1949). Steier beantwortete mit je-
weiteren Vorwürfen trumpfte die ND auf Russen haben sie über den Krieg gerettet. weils grosser Verspätung Hankes Briefe
und behauptete, aus der Sowjetunion von Ich grüsse Sie und den Genossen Schlim- und behauptete sogar Mühsam komme
Zenzl Mühsam einen Brief erhalten zu me mit vielem Dank für das Gedenken bald nach Deutschland. Mit der Zeit ver-
haben und zitiert aus diesem: meines Mannes sandeten die Briefwechsel. Von Dr. Fritz
Eure Genossin Zensl Mühsam“ Löwenthal, Autor der 1948 in Berlin er-
„Ich habe in der Zeitung „Neues schienenen Schrift „Ihr Schicksal in der
Deutschland“ vom 18. September 1947 Am 8. April doppelte das ND nach: Sowjet-Union (Deutsche Kommunisten
gelesen, dass meinem Mann Erich Müh- als Opfer der NKWD)“, erfuhren Rocker
sam in Britz ein Gedenkstein gesetzt wur- „Zum Weitersagen.. Der 70. Geburtstag und Hanke im April 1949 neben teilweise
de. Da ich dadurch erfahren habe, dass des Dichters Erich Mühsam war bekannt- schon Bekanntem auch folgendes:
mein Mann nicht vergessen ist, möchte lich für den Sozialdemokrat gut genug,
ich sie darauf aufmerksam machen, dass die freche Behauptung aufzustellen, dass „Zensl Mühsam, (...) wurde gleichfalls
er am 6. April siebzig Jahre alt gewor- die Sowjet-Union Zensl Mühsam, seine 1936 in Moskau verhaftet, wahrschein-
lich, weil sie mit einem Bekannten von bezweifle ich lebhaft. Übrigens ist diese für Kaderfragen des Zentralkomitees
München her, Erich Wollenberg, dem die Freiheit schlimmer als ein Gefängnis im durchleuchtete sie und sie erhielt wie vie-
Flucht aus Moskau ins Ausland gelungen Westen.“ le andere ein Schweigegebot – über das
war, noch im Briefwechsel stand. Nach in der Sowjetunion Erlebte durfte nicht
einigen Monaten Haft wurde sie freige- Zenzl Mühsam war unterdessen im Fe- gesprochen werden. Finanziell ging es ihr
lassen; als sie aber den Wunsch äusserte, bruar 1949 zum dritten Mal verhaftet gut, neben einer NS-Verfolgten-Rente be-
Freunde in Amerika zu besuchen wurde worden, wieder wegen „Zugehörigkeit zu kam sie auch Erich Mühsams Ehrenrente.
sie neuerdings festgenommen und nach einer antisowjetischen trotzkistischen Or- Der Kampf um den Mühsam-Nachlass
Karaganda verschleppt. Erst Anfang ganisation“. Sie wurde zu „spezieller Ver- ging auch in der DDR weiter – 12‘000 im
1947 kam sie aus der Verbannung wieder bannung“ und zu Zwangsarbeit in einer Moskauer Maxim-Gorki-Institut ange-
nach Moskau zurück, völlig ausgezehrt Kolchose in einer „speziellen Siedlung“ fertigte Mikrofilmaufnahmen68 wurden
und über und über mit Schwären bedeckt. (Jelenka bei Nowosibirsk) verurteilt. 1956 nicht ihr, sondern dem ZK der SED,
Wie Paul Försterling, der in Moskau zu- Im August 1949 erschien in der BRD Abteilung für Wissenschaft und Propa-
rückgebliebene deutsche Verbindungs- Rudolfs Rockers Broschüre „Erich und ganda ausgehändigt. Die anarchistischen
mann zwischen KP/SEP, bolschewis- Zensl Mühsam – Gefangene bei Hitler Hintergründe von Mühsams Werk wur-
tischer Partei und NKWD, von seinen und Stalin. Der Leidensweg des berühm- den vom Regime gekonnt vernebelt. Mit
Parteigenossen Finsterling getauft, in ten anarchistischen Dichters und seiner ein Grund wieso sich Zenzl weigerte, der
einem Brief an Walter Ulbricht berich- Frau“ und wirft unangenehme Fragen Akademie der Künste testamentarisch die
tete, traf Zenzl Mühsam in schlechtem auf. Urheberrechte zu übereignen. Ab 1959
körperlichem und seelischem Zustand versuchte die Staatssicherheit Zenzl un-
in Moskau ein, wo Helene Stassova sich Freiheit im proletarischen Käfig ter Druck zu setzen. Kurz vor ihrem Tod
persönlich um sie bemühte. Försterling Im Juli 1954 – 17 Monate nach Stalins im Jahre 1962 überschrieb sie unerwartet
erbat besondere Direktiven, was mit ihr Tod – durfte Zenzl „auf Veranlassung des alle Urheberrechte Erich Mühsams an die
geschehen solle und liess durchblicken, Roten Kreuzes“ nach Iwanowo zurück- Akademie der Künste. Weder die Ansprü-
dass er ihre Entlassung nach Deutsch- kehren und bemühte sich dort um ihre che von Erichs Geschwistern in Palästina
land nicht befürworten könne. Offenbar Ausreise. Im März 1955 bekam sie nach noch Erichs Verfügung in seinem ver-
tat der Uriasbrief seine Wirkung. We- langen bürokratischen Auseinanderset- schwundenen Testament aus den 1930er
nigstens ist mir von einer Rückkehr Zensl zungen einen deutschen Pass, erholte sich Jahren, in dem er Zenzl und Rudolf Ro-
Mühsams nichts bekannt geworden. Dass in einem Moskauer Sanatorium und traf cker als Herausgeber wünschte, wurden
sie sich in Moskau in Freiheit befinde, im Juni 1955 in Berlin ein. Die Abteilung berücksichtigt.

Von Streiks, Bikes und Bars


Geschichte der FAU Bern - Teil 1
Die Geschichte des „Neo-Anarchosyndika- in Biel und Thun. Die Erfahrungen, die da- offene Differenzen auf, die an den Treffen
lismus“ beginnt 1999 mit der Gründung der bei gemacht wurden, waren gemischt. Als teilweise zu Unverständnis und Streit führen.
Freien Arbeiterinnen und Arbeiter Union im Sommer 2005 ein Grossteil der Aktiven Die Berner warfen den Zürchern Beliebig-
Schweiz, besser bekannt als FAUCH. Die den Gymer hinter sich liessen, hörte das Bil- keit und „Anarcho-Ghettopolitik“ vor: Sie
von v.a. jungen Leuten getragene Organisati- dungssyndikat auf zu existieren. benutzten den Namen FAUCH wahlweise als
on hat zeitweise Ortsgruppen in acht schwei- Mit dem Abklingen der grösseren sozialen Kürzel für „Für Anarchie Und Chaos“ oder
zer Städten. Die FAUCH ist in der Antigloba- Bewegungen und der zunehmenden Resig- „Fraue, Alti Und Chind.“
lisierungs- und der Sans-Papier-Bewegung, nation in der Folgezeit gingen auch die Ak-
später auch in der Antikriegsbewegung aktiv.
Es wird eine eigene Zeitung mit dem Namen
„Die Aktion“ herausgegeben. Höhepunkte
in Sachen Arbeitskampf sind ein erfolgrei-
cher Streik gegen die Kündingung von drei
Lehrlingen in einer Baumschule bei Thun
und der Streik der ArbeiterInnen der Zent-
ralwäscherei Basel, der aber später von der
Unia „geklaut“ wurde. In Bern organisieren
GymnasiastInnen zusammen mit Leuten der
FAUCH 2003 innert kaum 2 Wochen einen
eintägigen Schülerstreik, an dem sich 3‘000
junge Leute beteiligen. Vor allem dank der
Aufbruchstimmung der Antikriegsbewegung
war dies 2004 möglich. GymelerInnen, die
Büchertisch der FAU Bern am Denk:mal-Fest 2008
sich in diesem Zusammenhang politisiert
hatten, versuchten im Schuljahr 2004/05 tivitäten der FAUCH zurück und viele Orts- Zur Bekräftigung ihres nach wie vor ge-
eine unabhängige Gewerkschaft für Schüle- gruppen lösten sich auf. 2005 bestehen noch werkschaftlichen Anspruchs nennt sich die
rInnen aufzubauen. Das „Bildungssyndikat“ in Zürich, Basel und Bern eine Gruppe. Berner Gruppe seitdem nur noch FAU. Per-
hatte Mitglieder in mehreren Gymer und sonell hat sich auch die Gruppe mehrmals
Berufsschulen vor allem in Bern, aber auch Zwischen Bern und Zürich treten mit der Zeit verändert, mittlerweile besteht sie aus jungen
Lehrlingen, ArbeiterInnen und Studis. Die schäftigten, die ohne Sozialplan entlassen
Aktivitäten in dieser Zeit bestehen vor allem wurden, haben die Fabrik besetzt. Im Zusam- FAU-Bars mit jeweiligem Programm
aus Teilnahme an Demonstrationen und Or- menspiel mit den Leuten der FAU Hamburg • 21. Dezember 2007 – Strike Bike
ganisation von Veranstaltungen und Bücher- ensteht die Idee, in dem besetzten Betrieb • 18. Januar 2008 – Vortrag und Diskussion
zur Anti-WEF-Bewegung
tischen. Die FAU ist zeitweise auch einfach wieder Fahrräder herzustellen. Die Kosten
• 08. Februar 2008 – Konzert mit Paul Gei-
nur ein Stammtisch in der Brass Lorraine, der geplanten 2‘000 „Strike Bikes“ müssen
gerzähler (FAU Berlin)
ein lockerer Treffpunkt zum gemütlichen Zu- aber zuerst durch Bestellungen vorfinanziert
• 21. März 2008 – Vortrag und Diskussion
sammensein, plaudern und Bier trinken. werden. Die Aktion wird ein Erfolg und er- zum Thema Anarchafeminismus
2006 engagieren sich einige FAUistas stark hält international viel Aufmerksamkeit. Die • 18. April 2008 – Party und Konzert mit Em-
in der intensiven Auseinandersetzung der Mitglieder der FAU Bern fragen bei Freun- bryo Terror, NRK und Fritz der Traktorist
Gassenküche der SchülerInnenkoordination dinnen und Kollegen herum geben dann eine • 23. Mai 2008 – Diskussion zum Thema
Bern (SIKB) gegen die „soziale Säuberung“ Bestellung von 15 Strike Bikes auf. „Syndikalismus“
des Stadtzentrums. Die Diskussion in der FAU Bern über ihre • 25. Juli 2008 – „Liedermacher und
Durch den Eintritt neuer Mitglieder im Präsenz in der Öffentlichkeit trägt weite- Schrummelkracher“ Konzert mit Old Dirty
Frühling 2007 kommt in der FAU eine neue re Früchte: Ende November findet die erste Baschi und MC Rüfi
Dynamik auf. Es wird viel diskutiert – über FAU-Bar in der autonomen Schule Denk- • 22. August 2008 – „Auf glühenden Koh-
unsere eigenen Arbeitsbedingungen und da- Mal im Wankdorf statt: len“ Dokfilmabend über die selbstverwal-
rüber, wie wir Öffentlichkeit erzeugen und tete Kohlemine Tower Colliery in England
Sympathisanten erreichen können. Nachdem „Ab dem 21. Dezember gestalten wir jeden drit- • 19. September 2008 - „Liedermacher und
ein Mitglied während seiner Arbeitszeit (sie ten Freitag im Monat einen Abend im Denk:Mal. Schrummelkracher strikes back“ Konzert
Als anarcho-syndikalistische Gewerkschaft wol- mit Brooms und Kopfnuss
gaben dem Lehrling wenig zu tun...) lan-
len wir mit dieser Bar einen Ort für lockeren • 17. Oktober 2008 – Filmabend zu Arbeits-
ge daran gebastelt hat, kommt im April die Austausch über Arbeitssituationen bieten. Neben kämpfen
faubern.ch-Seite ins Internet. Die Seite wird Filmen und Vorträgen werden wir auch Konzerte • 21. November 2008 – Konzert mit Oli
seitdem regelmässig mit lokalen und inter- organisieren.“ Second, Delaya, Floro Rough und Joegg.
nationalen News aktualisiert und enthält da- (aus dem Flyer zur 1. FAU-Bar) Rund 500.- gehen an die israelischen „An-
mals auch einen Onlineshop. archists Against the Wall“
Anfang Juni wird von der FAU eine Demo Diese Idee wurde bis Ende 2009 durchgezo- • 12. Dezember 2008 – „Trash before Chris-
gegen die Polizeigewalt und die verleum- gen; Ausnahmen gibt es in Situationen wie mas“ Bad-Taste Party mit 90er Disco.
derische Berichterstattung am G8-Gipfel in Ferienzeit. Im Moment wird über ein neues • 16. Januar 2009 – Konzert mit Undisco-
Rostock organisiert. Konzept diskutiert. vered Soul und Tomorrows Ashes
• 20. Februar 2009 – „Leute aus der Sans-
Im Herbst 2007 unterstützt die FAU Bern Im nächsten Teil folgt in der nächsten Aus- Papier Bewegungen Zürich erzählen“
einen ungewöhnlichen Arbeitskampf. Im gabe, dabei geht es um Starbucks, um einen • 21. März 2009 – Konzert mit Enraged Mi-
thüringischen Nordhausen ist die Fahrrad- Callcenter-Arbeitskampf, Nestlé, die globale nority und Kopfnuss
fabrik Bike Systems in Insolvenz getrieben Krise und Selbstkritik. • 17. April 2009 – Konzert mit Alex und
und geschlossen worden, und die 135 Be- Mer2we
• 22. Mai 2009 – Vortrag und Diskussion zu

An den Unis geht etwas


Arbeitskämpfen und Gewerkschaften in
Polen, Serbien und Kroatien, dann Disco &
Vodka
Was war da nur an den Unis los? Von denken und zu hin- • 19. Juni 2009 – Konzert mit Old Dirty Ba-
Wien ausgehend, über Deutschland bis in terfragen – die lee- shi, Grimmelshauser und Kavaliersdelikt.
die Schweiz sind die Studierenden aufge- ren Räume wurden, Die Einnahmen gehen an AnarchistInnen in
standen und sagten „Genug!“ Genug hat- wie es der Rektor Philippinen.
ten sie von einer zunehmenden Kontrol- der Innsbrucker • 17. Juli 2009 – Film „Un pueblo en armas“
le, von marktwirtschaftlichem Denken an Uni nannte, mit ei- über die CNT und den spanischen Bürger-
den Unis, von der Belastung von Vollzeit- ner „Universität im krieg
studium und Arbeit (rund 80% der Stu- besten Sinne“ gefüllt. • 20. November 2009 Konzert mit Jungle Ur-
dierenden an den Schweizer Unis arbei- In den besetzten Räumen machten ver- baine und Taliband
ten nebenher). Selbst in der Schweiz, wo schiedene Leute auch ihre ersten Erfah- • 18. Dezember 2009 – „Trash before
radikale Antworten auf dringende Fragen rungen mit aktiver Mitgestaltung und Chrismas“-Disco
oft niemandem in den Sinn kommen, Konsensdemokratie. Vor allem die Ber-
wurden fünf Unis unterschiedlich lange nerInnen entscheiden alles ohne Abstim- Sonstige von der FAU (mit-)organi-
besetzt. Die Studis organisierten in den mungen sondern per Konsens – und es sierte Veranstaltungen:
besetzten Räumen (meistens die grössten funktioniert! • 16. Oktober 2008 - dagongmei. Arbei-
der Uni) selbst die nötige Infrastruktur, Über die Semesterferien ist die Bewe- terinnen aus Chinas Weltmarktfabriken
wie Essen und Schlafgelegenheiten. Die gung sehr abgeflaut, da viele in den Feri- erzählen. Buchvorstellung und Diskussion
Räume wurden aber nicht nur sinnleer en oder in anderen Winkeln der Schweiz • 24. April 2009 – Ralf Dreis über die ak-
besetzt gehalten, sondern dienten teilwei- bei den Eltern sind. Es bleibt für die tuelle soziale Revolte in Griechenland und
se fast rund um die Uhr als Arbeitsräu- Studis und eigentlich die gesamte Ge- über die libertäre Schriftstellerin Lily Zo-
me um Forderungskataloge zu erarbei- sellschaft zu hoffen, dass die Bewegung grafou.
ten. In diesen Räumen entstanden freie Ende Februar, wenn der Unterricht an • 22., 23., 26., 28. und 29. April 2009 –
Denkräume (so nannten die BernerInnen den Unis wieder beginnt, mit gleichviel Selbstverwaltete Fabriken? Ein Mitglied
ihre Aula), es fanden kritische Veranstal- Elan wieder beginnt und für alle zugäng- der FAU Bern stellt in einem Vortrag ak-
tungen und Workshops statt. Die Studis liche kritische Veranstaltungen anbietet. tuelle Erfahrungen mit Fabrikbesetzungen
begannen selber zu organisieren, nachzu- vor.
Gedichte
Leer
Die Leere herrscht absolut
Sie hat uns völlig eingenommen
Sie herrscht in den Fernsehkanälen
Lächelt von Werbewänden
Und von Wahlplakaten

Nichts ist mehr wahr


An nichts mehr zu glauben
Religion ist überholt
Ethik der Karriere hinderlich
Und Ideologie verstaubt

Um sich ein bisschen zu füllen


Leeren sie Promille in sich hinein
Und ohne dies zu wissen
Betrinken sie sich zu vielt
Um sich weniger einsam zu fühlen

Die Leere ist ein Monster


Verschlingt Liebe und produziert Hass
Tauscht Frieden gegen Krieg
Glauben gegen Sektenwahn
Lässt Politiker grinsend eines sagen
Und von Egoismus beseelt das Andere tun

Hoffentlich werde ich nicht so wie sie


Hoffentlich wehre ich mich dagegen
Ich kann mich doch auch morgen noch wehren
Und bin damit schon wie sie

Wandel
Von einem Rausch zum nächsten
Von einem Einkauf zum nächsten
Von einer Frau zur nächsten

Von einer Arbeit zur nächsten


Cami - Der letzte Stuhlgang
Von einer Meinung zur nächsten
Von einer Partei zur nächsten

Immer schneller ändert sich alles


Chaos im Herzen
Und deswegen bleibt alles gleich Ich habe genug
Genug mich zu erklären
Strukturwandel (V. Roll) Genug von der Zukunft zu erzählen Zur Kulturseite
Genug mich auszuweisen
Trübes Grau bedeckt den ganzen Platz Genug mich zu bescheissen Wir haben uns vorgenommen in jeder
Zeigt des Strukturwandels hässliche Fratz’ Genug von Doppelmoral Ausgabe auch etwas Kultur zu bringen
Die Arbeitsplätze sind wegrationalisiert Genug von Wahlqual und werden hier Kurzgeschichten,
Die Täter wurden nicht mal kritisiert Ich habe genug Gedichte und grafischer Kunst einen
Platz geben. Wir versuchen möglichst
Die Industriebrache liegt ruhig da Ich will Entordnung Unverönventlichtes abzudrucken und
Der Himmel ist blau und klar Freiheit von für Freiheit zu freuen uns natürlich wenn du uns deine
Hier haben Generationen gearbeitet Gewalt gegen und dann keine mehr Werke zur Verfügung stellst (schreib
Der Dampfrösser Weg bereitet Panische Gesichter von Zukunftsphlegmatikern an zeitung@faubern.ch)
Freude und Euphorie auf der Strasse
Noch stehen die trostlosen Ruinen Freude in den Hütten Falls wir einmal nicht genügend zu-
Doch tiefe Spalten zeigen sich in ihnen Griesgram in den Palästen gesendet bekommen, werden wir auch
Das einzige das mich freudig stimmen kann Gesundes Chaos im Herzen auf schon bereits veröffentlichte Kunst
Ist ein einsam blühender Löwenzahn Chaos im Herzen ist gesund zurückgreifen.
Über uns... §§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§
Das Ziel der AnarchosyndikalistInnen
ist eine ausbeutungsfreie, herrschafts-
Der Lohn
lose und auf Selbstverwaltung begrün- Es gilt: Zuerst die Arbeit, dann der Lohn. werden:
dete Gesellschaft. Es ist eine Auszahlung pro Stunde, Tag
oder Monat möglich. Wenn ein Stunden- Krankentaggeldversicherung 0.5-2.1%
Wir denken, dass es unmöglich ist, lohn vereinbart wird, muss der Ferienan- Gewerkschaftsbeitrag 0.5-1%
unsere Interessen mit StellvertreterIn- teil separat vom Bruttolohn ausgewiesen (In Branchen mit GAV)
nen-Politik, wie sie zum Beispiel von werden.
Parteien, Kirchen und reformistischen Quellensteuer: Abhängig vom Einkom-
Gewerkschaften betrieben wird, durch- Mindestlohn men und familiären Pflichten, für alle
zusetzen. Daher lehnen wir die Vertre- Ausländer ohne Bewilligung C (Ausnah-
tung unserer Interessen in zentralistisch Es gibt keinen gesetzlichen Mindestlohn, me: Ehegatten von Personen mit Bewilli-
aufgebauten Organisationen ab, da es aber es gelten folgende Regeln: gung C oder SchweizerInnen)
in solchen Organisationen immer ein • In jedem Kanton gibt es „tripartite Asylkostenabzug: Auch Sicherheitskon-
Machtgefälle zwischen „einfachen“ Komissionen“, welche den Arbeits- to genannt; Während dem Asylverfahren
Mitgliedern und der Zentrale gibt. markt beobachtet und bei Miss- werden 10% vom Brutto-Lohn abgezogen
Uns schwebt viel mehr eine lokal ver- bräuchen (z.B. zu tiefe Löhne) aktiv und für allfällige Fürsorgekosten, Rück-
ankerte Gewerkschaft ohne Funktionä- wird. Informationen geben kantona- führungskosten, etc. reserviert. Seit dem
rInnen vor, die allen, die ihre Dienste le Wirtschaftsdepartemente (z.B. in neuen Asylgesetz (2008) werden solange
nötig haben, Hilfe zur Selbsthilfe bietet. Bern das Beco) Abzüge gemacht, bis das Konto 15‘000.-
• In den Gesamtarbeitsverträgen enthält (Stand 2009) oder die Person eine
Um unsere Ziele durchzusetzen, dienen (GAV) werden oft Mindestlöhne andere Bewilligung bekommt. Es gibt
uns die Mittel der Direkten Aktion, wie festgelegt (z.B. Bau, Gastgewerbe, keine Auszahlung der nicht verwendeten
z.B. Streiks, Besetzungen, Boykotte, Reinigung), ebenso in Normalar- Überschüsse mehr!
etc. Im Gegensatz dazu lehnen wir die beitsverträgen (NAV, z.B. Hausan-
parlamentarische Tätigkeit ab. gestellte). 13. Monatslohn
• Frauen und Männer müssen für
Das gegenwärtige kapitalistische Wirt- gleichwertige oder gleiche Arbeit Der 13. Monatslohn ist nicht vom Ge-
schaftssystem zieht seine Macht aus der denselben Lohn erhalten setz her vorgeschrieben. Wo es ihn aber
Kontrolle über die Produktionsmittel gibt, ist er ein fester Lohnbestandteil. Die
und aus der tagtäglichen Ausbeutung Nützliche Adressen: Gratifikation ist eine freiwillige Leistung.
der Arbeitenden. Revolutionäre Arbeit Berechnung branchenüblicher Löhne unter: Wenn sie regelmässig ausbezahlt wird,
in den Betrieben trifft den Kapitalismus www.lohn-sgb.ch oder www.lohngleichheit. kann es aber aus Gewohnheitsrecht zu
ch (Vergleich Löhne Frauen-Männer) einem Anspruch kommen.
an seiner Wurzel. Damit die Kämpfe
Erfolg haben können, müssen sie aber
Lohnabzüge Teuerungsausgleich
mit Kämpfen in anderen gesellschaftli-
chen Bereichen verknüpft werden.
Folgende Lohnabzüge müssen obligato- Die Erhöhung der Lebenshaltungskosten
risch vom Bruttolohn abgezogen werden: wird oft durch eine Anpassung der Löh-
Wir freuen uns über Kommentare,
Rückmeldungen und Kontakte an: ne ausgeglichen. Allerdings besteht nur
AHV/IV/EO 5.05% dann eine Verpflichtung, wenn dies im
info@faubern.ch.
Arbeitslosenversicherung (ALV) 1% GAV oder im Arbeitsvertrag festgehalten
Kommentare und Ähnliches, was die
Unfallversicherung (UVG [BU/NBU]) ist. Einige GAV erlauben es den Arbeits-
Zeitung betrifft an: zeitung@faubern.
1.42-2% gebern, je nach wirtschaftlicher Situation
ch.
Pensionskasse (2. Säule) BVG nur einen Teil des Teuerungsausgleichs
je nach Kasse und Alter weiterzugeben.
Schwarze Katze?
Die schwarze Katze als Symbol für
ALV: keine Abzüge auf dem Teil des
selbstorganisierte Arbeitskämpfe wur-
Einkommens, das mehr als 126‘000.- be-
de im frühen 20. Jahrhundert vom
trägt.
IWW-Mitglied Ralph Chaplin erschaf-
BU/NBU: je nach Branche und
fen. Die Katze, auch „Sab Cat“ ge-
Geschlecht
nannt, wird heute von libertären Ge-
werkschaften auf der ganzen Welt als
Je nach Vertrag und Branche können
Symbol benutzt.
zusätzlich folgende Beträge abgezogen

Kontakt
FAU Bern FAU Zürich di schwarzi chatz/DA-Abos
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