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Zeitschrift für Kunst- und Kulturwissenschaften Mitteilungsorgan des Ulmer Vereins -

Verband für Kunst- und Kulturwissenschaften e V

kritische berichte Heft3 zo11 Jahrganggg

kritische Zeitschrift †"ı.ir Kunst-


berichte und Kulturwissenschaften
Mitteilungsorgan des Ulmer Vereins -
Verband für Kunst- und Kulturwissenschaften e.V.
http:i.~'www.ulmer-verein.deikb
kritische-berichte@ulmer-verein.de Die Kunst und die Dinge. Robert Felfe Editorial
Redaktion Robert Felfe, Ulrike Gehring, Perspektiven einer Allison Stielau The Case of the Case for Early Modern
Joseph lmorde, Anne Still schwierigen Beziehung Objects and Images
Beirat Gabi Dolff-Bonekämper, Horst Bredekamp, Philipp Eitzlsperger Zur Wirklichkeit der Dinge im Bild.
Roland Günther, Klaus Herding, Gottfried Kerscher,
Wolfgang Ruppert, Norbert Schneider,
Frühneuzeitliche Differenzen
Klaus Weschenfelder zwischen Alltag und Darstellung
Verlag Jonas Verlag für Kunst und Literatur GmbH Monika Wagner Ein materialistischer Butades.
Weidenhäuserstraße BB, D-3503? Marburg Berliner Plädoyer für Kunst und Gewerbe
+A9 EA21 25132 Renate Flagmeier Über das <Entzeichnen› und das <Bezeichnen>
http:Hwww.jonas-verlag.de
der Dinge. Das Werkbundarchiv - Museum
jonas@jonas-verIag.cle
Lavoutkonzept blotto design, Berlin der Dinge
Herstellung Jonas Verlag für Kunst und Literatur GmbH Rebecca Zorach Fireplug, Flower, Baboon: The Democratic
Druck Elbe Druckerei Wittenberg Thing in late 196os Chicago
Printed in Germany Knut Eckstein box image and wire. about the self
ISSN 03A0-?A03
Bezug VierAusgaben prolahr, Einzelheft 12 Euro,
of an object
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Jahresabonnement Studierende (mit Kerstin Schankweiler, Kunstgeschichte nach George Kubler
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riılf - - Sarah Maupeu, Kerstin Schankweiler, Stefanie Stallschus
«Die begehrenswerten Dinge››.
Kunstgeschichte nach George Kubler

Keine andere kunsthistorische Theorie hat die Kunst derart explizit im Kontext
einer erweiterten Geschichte der Dinge verankert, wie diejenige des amerikani-
schen Kunsthistorikers George Kubler. Sein weit über die engeren Fachgrenzen
der Kunstgeschichte hinaus rezipíerter theoretischer Essay The Shape of Time von
1962 weist schon im Untertitel darauf hin, dass sich die weiteren Ausführungen
als remorks on the history of things verstanden wissen wo1len.1 Und programme-
tisch brechen die ersten Sätze mit geläufigen Vorstellungen, welche Gegenstän-
de in die Zuständigkeit der Kunstgeschichte fallen:
Nehmen wir einmal an, die Idee cler Kunst könnte dahin erweitert werden, dass sie alle
von Menschen geschaffenen Dinge umfasste, einschließlich aller Werkzeuge und alles
Geschriebenen, das zu den nutzlosen, den schönen und poetischen Dingen der Welt hin-
zukäme. Unter diesem Blickwinkel würde das Universum der von Menschen geschaffenen
Dinge ganz einfach mit der Geschichte der Kunst identisch sein.2
Mit diesem Gedankenspiel hatte Kubler einen Nerv der Zeit getroffen, umschrieb
es doch gewissermaßen die Expansion des Kunstbegriffes seit Ausgang der fünf-
ziger jahre, die in den Grenzüberschreitungen zwischen Kunst und Wissenschaft,
zwischen hoher und angewandter Kunst, aber auch zwischen Kunst und Alltags-
leben der zeitgenössischen Kunstbewegungen - von Fluxus über Intermedia bis
zur Pop Art - anschaulich wurde. Das mag einer der Gründe dafür sein, warum
das Buch besonders in verschiedenen künstlerischen Kreisen der USA auf ein be-
merkenswertes Interesse gestoßen ist.3
Die Entgrenzung des Gegenstandsbereiches bildete für Kubler jedoch nur ei-
nen Ausgangspunkt, um grundsätzlichen methodischen Fragen der Kunstge-
schichte nachzugehen, die ihn aus der eigenen Forschungsarbeit heraus beschäf-
tigten. Zur Antwort wurde ihm die theoretische Aufwertung der Dinge - in ähnli-
cher Weise wie auch die heutigen Theoriebíldungen zu Dingen und Artefakten
von dem Bedürfnis nach methodischen Aktualisierungen angetrieben sind. Kub-
ler begann sein Studium Ende der 1920er jahre an der Universität in Yale. Er ab-
solvierte einen Auslandsaufenthalt ín Berlin und München, später studierte er
hauptsächlich bei den aus Europa emigrierten Wissenschaftlern Henri Focillon
und Erwin Panofsky, die ihm das methodische Rüstzeug für seine spätere Arbeit
lieferten. Forschungsreisen nach Mexiko mündeten zunächst in eine Dissertation
über die dortige religiöse Architektur. Später arbeitete er zur Kunst und Architek-
tur der prähistorischen Kulturen in Mexiko und Mittelamerika, zur Kunstent-
wicklung in Lateinamerika mit ihren Verbindungen von indigenen und europä-
ischen Traditionen während der Kolonialzeit sowie zur Kunst und Kunsttheorie
der Koloníalmächte Spanien und Portugal. Ivlít dieser Etablierung neuer For-
schungsgebiete wurde für Kubler auch die Reflexion kunsthistorischer Methoden

StScSaregnge»
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enheraefnaskwhMaupeuKer
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di-ängender, die, ursprünglich am europäischen Kulturraum entwickelt, nach ei-
ner Anpassung und interdisziplinären Erweiterung verlangten.
"l Nach Kubler hat die historische Überlieferung der Dinge ihren Ursprung in
der Begierde nach den Dingen. Denn die Dinge werden von Menschen nur des-
betfšiâíåıšıílgšpfitgílêíl Schwielıiigkeit, auf die Kubler in seiner Forschungsarbeit stieli, halb geschaffen, verbreitet und überdauern lange Zeiträume, weil sie begehrens-
der kunsthistürischeen Zn. Ihre Auswertung bildet die Basis fur einen Großteil wert sind: «Tatsächlich sind doch die einzigen Zeichen der Geschichte, die in un-
serer Vorstellung erhalten bleiben, die begehrenswerten Dinge, die Menschen
lichen_ Überlieferun
_ n gibt?
gen E: Ü Denn
en' Wa?
mitaber' W-en-n Esweıt
den zeitlich mflr zuruck
Weıöıgeliegenden
inder kemeEpochen
schnü- geschaffen haben›:»_12 Die Begierde nach den Dingen bildet die Quelle für die ma-
reduziert sich deren Mengef* einige Kulturen kennen überhaupt keine Literatur im terielle Überlieferung, die das Nachzeichnen der Zeitläufe durch die Geschichts-
engeren Sinne;5 in den Kolonialgesellschaften wiederum überliefern die Herr- schreibung erlaubt, denn:
schaftsschichtñen zumeist nur wenige und wenn sehr einseitige Berichte von den Solche [begehrenswerten] Dinge kennzeichnen den Lauf der Zeit rnit weit größerer Ge-
Kolonısierten. Ikonologische, biograiische und kulturgeschichtliche Ansätze, die nauigkeit, als wir bisher wissen, und sie erfüllen Zeitabschnitte mit Formen von begrenz-
ohne die Auswertung schriftlicher Zeugnisse nicht auskommen, sind in solchen Zu- ter Variationsbreites_13
šíılëıpšíıjıllšäiglen Ilçaum anwendbar. Ahnliche methodische Probleme ergeben sich Kubler unterteilt die begehrenswerten Dinge später in erfreuliche, für die emo-
turen die midi: mıštrílrsucshtlänglund Bewertung von kulturellen Artefakten aus Kul- tionale Erfahrung geschaffene Dinge (Kunstwerke) einerseits und nützliche Din-
KünSt›1ersub_ k _ en c a onen vom isingularen Kunstwerlo und taurgngmen ge (Werkzeuge] andererseits, um ihre jeweilige Lang- und Kurzlebigkeit in Hin-
_ je ti in Einklang zu bringen sindfi In allen diesen Fallen ist die Kunst- blick auf die historische Überlieferung zu begründen. Auf Grund des überwie-
geschichte zurückgeworfen auf die Gegenstände und Fragmente, die auf Grund ih- gend funktionalen Wertes altern die Werkzeuge mit den Bedürfnissen und wer-
1:21; Iíväiiıterialitat die Zeit uberdauert haben, als bewährte Objekte von der Existenz den sehr viel schneller abgelegt und zerstört. Die künstlerischen Produkte dage-
besitzešfl:eBE~°;1:II;§:'ëfä1teI:1und vor .íllıšm einen eigenständigen Informationswert gen werden mit mehr Sorgfalt aufbewahrt, da sich symbolische Rahmenbedin-
ler auf dáe Suche nach Buäc acus wort 1; verstehen in dern Sinne, dass sıcli'Kub- gungen weniger schnell verändern.“ In der Perspektive des Begehrens verbin-
liegt und nicht einem H: eu ung mac t,' ie in der Faktizitat der Dinge begründet den sich zwei unterschiedliche Aspekte: einerseits die Affektionskraft ausgehend
chgeordneten historischen Wissen entspringt. von den besonderen Eigenschaften des materiellen Gegenstandes, andererseits
die Affektzusclireibung und Symbolbildung in der sozialen Praxis. Heute würde
Warum eine Geschichte der Dinge? man sagen, dass aus diesem Zusammenspiel die Wirkungskräfte (rıgencies) be-
ıL1eeÄszD:ni;gg51ít1ıl:ei Iåubler weitaus mehr als seine reinstoffliche und greifbare Exis- stimmter Dinge hervorgehen, die zu ihrer Dauer in der Zeit und Geschichtswirk-
1 1 -er en von der Anthropologie eingeführten Ausdruck der materiel- samkeit beitragen - ein Beispiel dafür, wie Kubler die konzeptuell angestrebte
en u tur dezıdıert ablehnte, der seiner Auffassung nach die Dıchotomıe von Ge- Zusammenführung von Gegenstand und Idee konkret umsetzt.
genstand und Idee aufrecht erhält. Kubler plädiert stattdessen für eine Geschich- Ein weiteres Beispiel dafür ist Kublers theoretische Kopplung von Ding und
teder Dinge, die es erlaubt Materielles und Geistiges vereint unter dem Oberbe- Handlung. Beim Verhältnis von Ding und Handlung denkt man zumeist als erstes
griff der visuellen Form im Zusammenhang zu denkenfi Prägnant fasst er im Vor- an die Frage, wie Gegenstände in die sozialen Praktiken eingebunden sind und
šifldlëlft11:F:rflT::ıIe1n, «cjais keine Bedeutung ohne Form“verm_ittelt werden kann. jede ihre vielfältigen Nutz- und Gebrauchsformen ausfallen. Kubler hingegen richtet
lösun d S d Ang einen Trager [...]››. Was aber lasst 'sich genau unter der Auf- sein Augenmerk darauf, wie sich die Dinge in Raum und Zeit verbreiten. Aus die-
g er ualıstischen Fassung verstehen? Und worin besteht der von Kubler sem Grund ist ein eigenes Hauptkapitel den Vorgängen der Erfindung, Wiederho-
D
renswerten
nge»
§21'5P1'flchene Zusatzwert? Bei geiiaueiii Lesen finden sich mehrere Angebote im lung und Zerstörung von Dingen gewidmet. Dabei entwickelt Kubler eine für die
xt, wie der Begriff Ding in diesem Sinne ausgedeutet und produktiv gemacht damalige Zeit recht eigenwillige Perspektive, indem er sich neben den Mensch-
werden kann. begeh
e
«D
Ding-Zusammenhängen auf die Relationen zwischen den Dingen konzentriert
_ Kubler spricht in seinem Essay öfter vom Ding als vom Artefakt, ohne die da- und diese wesentlich aufwertet:
11:; lfåíılílenfedfiutungsunterscliiede - naturgegebenes Ding versus künstlich Zusätzlich zu dieser Korrespondenz zwischen Bedürfnissen und Dingen bestehen andere
Kunästhistoíke aktt- ııšiniıer prazise zu beachten.“ Gleichwohl geht es ihm als Beziehungen zwischen den Dingen untereinander. Es ist so, als ob die Dinge selbst ande-
Sta
schus
die Fürmufierun ers er ınıe um menschliche Erzeugnisse-, so dass er haufig auf re Dinge nach ihrem Vorbild hervorbrächten, wobei Menschen die Vermittlung überneh-
._ _ g «vom Menschen geschaffenes Ding» zuruckgreift als eine der men [__.].15
moglıchen Umschreibungen für den Begriff Artefakt. Es gibt also eine soziologi- Auch hier trifft man wieder auf den Gedanken der Wirkungskraft der Dinge, wo-
Steer,
efan
sche Perspektive in Kublers díngtheoretischer Geschichtsauffassung, die an ein- durch das komplexe Zusammenspiel subjektiver und objektiver Ursachen von
zelnen Stellen immer wieder zum Tragen kommt. Aber es wäre ein Missverständ- Handlungen stärker in den Vordergrund rückt. Ein wenig missverständlich er-
:Ã í::íä:::Zug;hen, dass bei ihm die Einbindung der Gegenstände in die sozia- scheint die an späterer Stelle vorgeschlagene pragmatische Gleichsetzung von
D _ 1' _ im entrum steht bzw. Ziel des wissenschaftlichen Interesses ist. Scnhankwe
Dingen und Handlungen:
arin iegt einer der wesentlichen Unterschiede von Kublers Ansatz im Vergleich 3.2011 KE
FSI Da wir uns hier auf die Dinge beschränken, ist unser Forschungsfeld weitgehend verein-
zu jenen Theorien der Dinge, die im Umkreis der Sozialwissenschaften und der te facht, da es auf die gegenständlichen Produkte von Verhaltensweisen reduziert ist, die es
Ethnologie entstanden sind.11 uns gestatten, Dinge für Handlungen zu substituieren.1'5
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ber
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T6 Irrıt
sc SarahMaupeu TT
Man könnte meinen, dass Kubler hier die Dinge lediglich als Materialisierungen ¬T torisierung in den Vordergrund alles ist vermittelt und deshalb Ergebnis von
von Handlungen versteht und als behelfsweisen Ersatz wertschätzt, durch den Übersetzungs- und Interpretationsprozessen.
sich Kenntnisse über soziale Praktiken vergangener Kulturen erweitern. Die Pas-
sage steht jedocli im Kontext einer ausholenden Reflexion darüber, wie es zur
Die Zeit der Sequenz
âlištââílišiåšurílâíešëıšsiišIlı<;m5i:1tı.dI:IuIl:l:lr interäsåiert sich für die Erfindung, nicht
Wie bereits erwähnt, interessiert Kubler die Frage, welche Beziehungen die Din-
ge untereinander ausbilden. Ihre Relationen spielen bei Kublers Konzeption von
im Rückgriff
damit, auf Vorhandeiies
dass jede und seinseedíedl
Wiederhülte Handlun _ ie är lfrfntıeue RE-pmdukuüni
o ung herstellt. dm ölch
Erıargumentiert Zeit und Geschichte eine entscheidende Rolle, denn es sind diese Zusammenhän-
tualisiert _ von der vürhergehenden abä ui se; sie noch so routiniert oder ri- ge, die die Geschichte strukturieren. Die Einheiten dieser Struktur nennt Kubler
und Schw allein dadurch eine varíatizvıflâ t iíuutšruiiid der zeitlichen' Differenz «Sequenz». Doch was genau versteht er darunter?
In Kublers Verständnis sind die vom Menschen hergestellten Dinge stets Ant-
Veränderungen durch geringfü i e Abw âífi E t_ 1-rıtızukommen die kleinen
Summierenı Ganz ähnl_ h h__1ä S _ E111 ungen, die sich im Laufe -der Zeit worten auf ein zu lösendes Problem. Als Beispiel nennt er die Umsetzung von
te _ _ _ ic ver a t es sich auch mit den Dingen. Auf der f_-men sei- Rippengewölben, die in der Architektur das Problem lösen, Kathedralen mit re-
gibt es die radikalen Erfindungen, die Kubler <~:Primärobjekte» nennt, und auf
gelmäßiger Pfeílerstruktur und gleichzeitig maximaler Raumhöhe zu schaffen.“
gâåíiíšfí låäfíríåegffalšípiılíâåë ;1;ı1;eb§rach_ı<:1mmeEschaft,
aut-ai weiche die Doch nicht nur handwerkliche oder technische Probleme hat Kubler im Sinn, son-
dern auch gestalterische und ästhetische.25 jedes Kunstwerk stellt also die for-
nicht überliefert sein sollte.“ Aus der Verbinvdiing :öíi Dviriínínsıe ånšrtonsch gar
male Lösung eines wie auch immer gearteten künstlerischen Problems dar, für
geht bei Kubler das Konzept der Reproduktion hervor, dasgeineušenaâzfiläšíí
das es bereits andere Lösungen gegeben hat und weitere geben wird. Führt man
gli“
šíıliågsäšhšsaıs aiif tjıšnbefriedigenaa stiitegriff. sei» alle Lösungen eines Problems zusammen, so entsteht eine Kette von Problemlö-
menhängenden Abfol _ __ SWS E1 t,_vden Gedanken einer zusam- sungen: die Sequenzßfi Die Hauptaufgabe von Kunsthistorikerlnnen besteht laut
ge von primaren Werken und ihren Replıken zu entwickeln, Kubler darin, die Dinge bzw. Lösungen zueinander in Beziehung zu setzen und
die sich
E üb er d'ie Zeit
` verteilen
' -
und immer -
erkennbar sind .. oder späte
als fruhe
die jeweiligen Sequenzen eines Problems zu extrahieren. So entsteht die Kunst-
Versionen desselben Handluiigstypus»_1fl
geschichte als eine Geschichte von Problemen und deren künstlerischen Lösun-
gen, die an den Dingen ablesbar wird.
Die Dinglichkeit der Zeit
Die Sequenz stellt eine «offene und expandierende Kategorie» dar, eine zum
felızëíi:ššâëllfišigtäıågıšiıtpíjg Eåägsffišgäaítlsich aus seinem grundlegenden In- Anfang und zum Endeunabgeschlossene Folge von Ereignissen." Dies liegt zum
Einen daran, dass die Lösungen für ein Problem in unterschiedlichen Medien und
sen. Historische Zeit oder Geschichte an si lil ıêgânídıe (Form der Zelt, zu erfas-
Gattungen realisiert werden können. Zudem kann ein bestimmtes Problem zu
lassen sich immer
del Erfassenμ nur Dingen
An den indirekttıfiederum
durch dieWE;
B C bsuh nicht
ac dtung vonWahrnöhnμl-ar, Sundern
Kontinuität und Wan_ unterschiedlichen Zeiten und in diversen Kulturen bearbeitet werden und ver-
nge» schiedene Lösungen provozieren. Eine Sequenz ist also nicht auf einen Kultur-
mäßigkeiten konkret sichtbar- «Die Geschichfnd1Ese'Verandemngenund Reg-el-
raum, einen Zeitabschnitt oder ein Medium beschränkt, sondern kann sich po-
len Gegenständen, die bei weitem reifbar Ü der1Dm'ge hšndelt von äaterlel- tenD
der Menschheits h_ zu 8 er sin a s die Geısterbeschworungen I1
tentiell über alle Grenzen hinweg erstreckenßfl Zum Anderen verläuft der Entste-
gesc ichte»_
hungsprozess von Sequenzen diskontinuierlích, denn die Lösungen tauchen in
tersüäårlííií:E52š7111å1š§eHfå:I(_?i<ëeGI;1s1:l:1:;r1eErlEe aulfgrund ihres fnutzlosem Charak- den seltensten Fällen in regelmäßigen Abständen auf. Manchmal gibt es zu ei-
hegehrenswe nem gewissen Zeitpunkt eine Häufung von Lösungen, in anderen Fällen kann es
Wie alle Dinge
' sind auch
_ sie tiartefaktischessrsc ungdie
ignalen, 'von
aufbesüldde-rem-Interesse'
Ereignisse in vergan- zu längeren «Perioden der Inaktivität» kommen, bei denen teilweise mehrere
Igeılenı Zeiten verweisen.“ Kunstwerke sind jedoch nicht nur das Resultat von
jahrhunderte lang keine neue Lösung für ein bestimmtes Problem entstehtfiä
iåsdzílšilšflåaíffišíšeflëßåílšn sšıåıšlrerå1:t;lEl;.=±n sâljzrst «kategoriale Erschütterungen» Kunstgeschichte wird in Kublers Modell der Sequenz zu einer Problemgeschichte
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eigener Logik, denn sein Ansatz führt eine neue Form der Zeitlichkeit ein, die un-
wieder transformiert werden uåd bis in e jetztzeitUSED Pau? Slgnale aus, die Immer
reichen?? abhängig von der kalendarischen Zeit funktioniert.
d(K|1.ıiJnst-)Geschichte wird bei Kubler so zu einer Abfolge von Erschütterungen
Mit der Konzeption des tsystematischen Alters› strukturiert Kubler die Se-
un u ermittelten ` ' ' " - .
quenzen in frühe Phasen, in denen ein Problem erstmals thematisiert wird, und
dassder
me dieSignale
SignaleOder
absiöåfliâinodßölftuıiíäílzíiöılfölšIfı
Dinge die die Ge En ict Idíbfarmlífflung bestem
e ormiert werden. thedie
Uber gefahr,
Sum- spätere Phasen, in denen schon zahlreiche Lösungen realisiert worden sind. Frü-
ler versuchen, das turspnín Hcheı Ergi war erríichen, kann der Wissenschaft- he -› oder wie Kubler es nennt promorphe - Lösungen sind technisch einfach, un-
aufwendig und klar in der Aussage. Späte oder neomorphe Lösungen zeichnen
chen sind demnach
schíchflichkeit in sich
Ergibt der tG§schichte dgl-IDS' zu ri__ sine
vielmehr Ersteäusiiâgeı (`)n5tmı?rE'n. Hlstürösghe
natürlichen Entitateii,EPD-
Ge-
StSceer
Sta rstn
ehafnakwne
sich dagegen durch einen höheren Grad an Komplexität, Undurchschaubarkeit
einer vergangenen Zeit 23 Weil jedes histüri ei1:uEeriiiittelten Signalen (Dingen) 2|2|11
3 und Beweglichkeit aus. Während frühe Lösungen das Problem vollständig zu be-
antworten versuchen, konzentrieren sich spätere Lösungen nur noch auf einzel-
Ereignisse (Din g e . Pe rsonen,
I etc.) ubermittelt
" ' scwird, ruckt die
F TE?-gms Medıalitat
Üıelfacll u.b?r der His-
Weitere
ne Aspekte eines Problems und bleiben damit fragmentarisch. Für die Analyse
bersche
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73 T9
krit Ke
SarahMaupeu,
von Kunstwerken nach Kubler ist nicht so sehr das Entstehungsdatum eines SiC1'l bflífi'-PíE1SWEíSB mit Øystein Ore aus, einem Mathematiker und führenden
Kunstwerkes relevant, sondern sein systematisches Alter, d.h. seine Position in- Netzwerkforscher an der Universität von Yale, hinsichtlich seiner Adaption der
nerhalb der Sequenz." Ein chronologisch früher datiertes Artefakt kann inner- mathematischen Begriffe Reihen (series) und Folgen (sequences) zur Klassifizie-
halb der Sequenz eine spate Losung darstellen, ein aktuelles Kunstwerk dagegen rung der Ding-Relationen.“ Neben dieser interdisziplinären Arbeitsweise gibt
eine fruhe Lösung. es noch einen weiteren Grund für das Interesse von Seiten der Wissenschaftsge-
Mit dein systematischen Alter führt Kubler eine Zeit der Dinge ein. Im Gegen- schichte: In seinem Essay betont Kubler die großen Ähnlichkeiten zwischen
satz zur linearen Geschichtsvorstellung, die dem kunsthistorischen Stilbegriff Künstlern und Wissenschaftlern in der Arbeitsweise - trotz der unterschiedli-
zugrunde liegt, handelt es sich hier um eine nicht-lineare Form der Zeitlichkeit. chen Funktionszusammenhänge - und plädiert für eine «Annäherung von
Erst die.Kuristhistorikerlnnen, die die verschiedenen Lösungen sammeln, brin- Kunstgeschichte und Wissenschaftsgeschichtes, um übergreifende Innovations-
gen sie in eine neue Ordnung: die systematische Struktur der Sequenz. momente näher zu bestimnienßg Ellen Levy hat an diesem Punkt angesetzt, um
hDıe Zuordnung der -Dinge zu bestimmten Sequenzen gestaltet sich mitunter einerseits die inhaltliche Nähe zu Thomas S. Kuhn darzulegen, dessen Haupt-
SE 1' k0_1T1P1_E'X, da sich in den Dingen verschiedene Zeitebenen kreuzen können: werk Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen ebenfalls im ]ahr 1962 erschien,
Jedes Ding ist einerseits Teil einer bestimmten Formenklasse, andererseits beste- und andererseits auf die antizipatorische Leistung Kublers hinsichtlich des in-
hen Dinge aus Bundelungen von Einzelmerkmalen, die verschiedenen Sequenzen terdisziplinären Forschungsfeldes der komplexen Systeme hinzuweisen, das in
angehoren und deshalb unterschiedliche systematische Alter haben können.31]e der Folgezeit nicht nur die Wissenschaften, sondern auch die Künste umgetrie-
Eiací Fokus verandert sich deshalb die Form der Zeit: Im Längsschnitt, d.h. mit ben hat.“ Es ist aber vor allem die in der Wissenschaftsgeschichte zu beobach-
ic 'auf die gesamte Sequenz, erscheint sie als «faserartíge Strukturs, im Quer- tende Trendumkehr weg von der Diskursanalvse hin zu den Dingen und mate-
SCh1¬-111. ih. init Blick auf das Einzelding, sieht die Zeit dagegen wie ein «Ma- riell verankerten sozialen Praxen, die Kublers Essay Aktualität verleiht. So
schenwerk, ein Geflecht oder eine Bündelung» aus.“ Kublers Interesse für Histo- kommt Hans-Jörg Rheinberger auf Kublers Projektierung von Geschichte(n) an-
riographie setzt den Schwerpunkt jedoch auf die Perspektive des Längsschnitts. hand von Dingreihen zurück im Zusammenhang mit seinem viel diskutierten
Seine Vorstellung der «Form der Zeit» fasst Kubler am Ende seiner Ausführungen Konzept der epistemischen Dinge, anhand derer sich Wissen in den modernen
wie folgt zusammen: «[_..] stellen wir uns den Fluß der Zeit so vor daß er die Laboratorien herausbildet.“
Form von Faserbündeln annimmt [___] ››_33
Medientheorie und Geschichte der Medienkunst
Kubler im aktuellen Ding-Diskurs Auch in der Medientheörie und Medienkunstgeschichte gibt es verschiedene An-
Bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stieg ausgehend von der franzö- läufe an Kublers Essay anzuschließen. Auf den ersten Blick mag das überraschen,
sischen Ethnologıe und den -Sozialwissenschaften das Interesse an der materiel- da die Materialität der Dingwelt antithetisch zu den Abstraktionsleistungen der
len Kultur und unterschiedlichen Konzeptionen von Dingen. Marcel Mauss bei- Medien zu stehen scheint. Kubler selbst hat die Grenzen seines Ding-Begriffs in
spielsweise untersuchte 1924 das Konzept der Gabe.“ In den 1960er Jahren gab einem Interview von 1973 anhand der technischen Medien und der performati-
es mit Michel Foucault, Jean Baudrillard u.a. eine Beschäftigung mit Dingen, die +1

D
ri
nge» ven Künste diskutiert: Die Fernsehübertragung oder die musikalische Auffüh-
in der Regel im Kontext der Auseinandersetzung mit der Semiotik und dem Struk- rung würde er nicht mehr als Dinge bezeichnen, da für ihn ein wesentliches Kri-
turalısmus stand.“ Doch vor allem seit den 1980er Jahren lässt sich eine kontinu- terium in der physischen Materialität im Sinne der Greifbarkeit liege.“ In der Me-
ıerliche Theoriebildung beobachten, die die Dinge und ihre fogerıcyi explizit 1115 dientheorie ist eine solche Beschränkung der Materialität von Kommunikation
Zentrum des Interesses stellt, und zu deren wichtigen Vertretern Arjun Appadu- auf die physische Greifbarkeit eher unüblich, da gerade die Interdependenzen
rai und Bruno Latourgehörenfiä Kublers Fokussierung auf die Dinge, gepäärı; mit ,__

zwischen Materialität und Medialität interessieren. wenn dort Dinge und Arte-
beg«Ile
ehrenswerte
der Abkehr vom Subjekt des Kunstlers und seinem Geniestatus, korrespondiert fakte in den Blickpunkt rücken, dann vor allem hinsichtlich der Bedingungen ih-
mit der Aufwertung der Gegenstände als Akteure. Die gegenwärtige Konjunktur chus rer Wahrnehmung, ihrer Übermittlung über Räume und Zeiten hinweg und ihrer
dieser Ansatze in den Geisteswissenschaften rückt nicht nur frühere Bezugnah- Einbindung in Mediendispositive - wie auch die Adaptionen der Akteur-Netz-
men auf Kubler ins Blickfeld, sondern befördert auch eine neue Rezeption seines werk-Theorie nach Latour in den letzten Jahren belegen.“ Dass die Beschäfti-
theoretischen Ansatzes.“ Es ergeben sich eine Vielzahl von Forschungszusam- gung mit Kubler in medientheoretischen Zusammenhängen jedoch ein großes,
menhangen, fur die Kubler Impulse gegeben hat oder geben könnte. Drei Berei- Sta
Stseefan
noch längst nicht ausgeschöpftes Potential birgt, verdeutlicht die Rezeption sei-
che (von vielen möglichen) seien im Folgenden skizziert: nes Essays bei Siegfried Kracauer. In seiner letzten, unvollendet gebliebenen Pu-
blikation zur Theorie der Geschichte bespricht Kracauer ausführlich Kublers Rela-
Wissenschaftsgeschichte tivíerung einer chronologischen Zeitauffassung, die er ausgehend von den kon-
wiederholt wurde Kubler in wissenschaftshistorischen Zusammenhängen rezi- y kreten Dingen und seinem Konzept der Sequenzklassen entwickelt.'*** Kracauer
piert. Erheblich dazu beigetragen hat eine Besonderheit, die in der Offenheit für 201
svmpathisiert mit dieser Loslösung von der Vorstellung, es gebe die eine Allge-
naturwissenschaftliche Methoden und Erkenntnisse begründet liegt und Kubler meingeschichte. Er baut seine Geschichtstheorie auf einer Analogie zu den foto-
zu einer Ausnahmeerscheinung in der Kunstgeschichte macht. So tauschte er ScKerer
nhupeu,
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grafischen Medien auf, deren historiografische Leistung er genau in der Orientie-
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rung am konkreten Ding verbürgt sieht.“ Die Besonderheit von Kublers Zeitauf- tig abzeichnenden relativ späten Aufnahme der Postcolonial Studies in die insti-
fassung und die Forcierung der Verflechtung verschiedener Zeitebenen durch tutionelle Kunstgeschichte in Deutschland, lohnt sich eine Revision von The Sho-
neue Medientechnologien hat auch in der zeitgenössischen Medienkunst und pe of Time und der Konzeption einer Geschichte der Dinge. In den Kontext postko-
Medienkunstgeschichte Kublers Rezeption befördert.“-'1 Eine konsequente Inter- lonialer Fragestellungen ist die Publikation jedoch bisher noch nicht systema-
pretation seiner Konstruktion des Geschichtsprozesses als ein Apparat der Über- tisch gestellt worden.52 Zwar findet Kubler aufgrund seiner Ausdehnung des
mllífll-lng 111161 llbersetzung - gemeint ist die Rede von der Übermittlung des ver- Kunstbegriffes auf alle kulturellen Artefakte auch in gegenwärtigen kulturwis-
gangenen Ereignisses als Signal, dessen Transformation im Relais, die netzwerk-
senschaftlichen Ansätzen der Kunstgeschichte Erwähnung. Bei diesen Bezugnah-
artige bzw. faserige Struktur der Zeit - ist bislang aber Desiderat geblieben.
men sind jedoch bislang keine ausführliche Auseinandersetzung mit seiner Theo-
rie oder eine politische Perspektivierung seines Ansatzes zu erkennen.53
Postcolonial Studies
Aus einer postkolonialen Perspektive ist insbesondere Kublers frühe Beschäfti-
Leerstelle
gung mit außereuropäischer Kunst von Bedeutung, in der er die Rolle des Kolo-
Dies führt uns zu einer wesentlichen Leerstelle des Buches: So anregend und rele-
nialismus explizit thematisiert und als brutalen Eingriff in die kolonisierten Kul-
vant The Shape ofTime heute ist, so sehr verwundert, dass auch Kubler selbst eine
turen beschreibt (Kubler spricht von Sequenzen oder Klassen, die ablgçlçieq-t››
politische Dimension seiner Theorie konsequent ausblendet. Im Rückblick ist The
werdenl.“ Die Marginalisierung außereuropäischer Kunst innerhalb der euro-
Shape offime noch unberührt von einer einsetzenden Welle der Politisierung, die
zentristisch geprägten Kunstgeschichte macht er am methodischen Fixiertsein
am Ende der 1960er Jahre ihren Höhepunkt erreichen sollte und auch die Wissen-
auf schriftliche Zeugnisse für die Analyse von Kunstwerken fest, die Kulturräume
schaften ergriff. Die Leerstelle des Politischen unterscheidet Kubler signifikant
ohne_Schriftkultur herausfallen lässt. Dies bildet den Ausgangspunkt für Kublers
von späteren ideologiekritischen Ansätzen bis hin zu Bruno Latour, der gar eine
Relativierung von Panofskys Ikonologie sowie für die generelle Einsicht, dass der
Dingpolitik ausruft.5'*
an der <westlichen› Welt entwickelte Methodenkatalog der Kunstgeschichte er-
Wenn Kubler von der fiMenschheitsgeschichteii als iiGeisterbeschwörung››
weitert oder modifiziert werden muss.“ Aus diesem Blickwinkel erscheint seine
spricht und die Übersetzungsleistungen der Historiker im Prozess des Erklärens
Theorie als ein Versuch, über die basale Kategorien der Form und der Problemlö-
kritisch in den Blick nimmt,55 dann zeigt sich darin dennoch ein grundlegender
sung eine Art uníversale Methodik für die Analyse von kulturellen Produktionen
Zweifel an der von Ideologie durchsetzten Geschichtsschreibung, den er durch
zu generieren, die nicht auf der Einbeziehung literarischer Quellen beruht. Dies
die Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus und seinen Erfahrungen in
erreicht er, indem er die materials Verfasstheit von Wissen(sproduktion) betont.
Deutschland 1933, als er in München die Anfänge des Nationalsozialismus miter-
Wenn auch der Universalismus in Kublers Methode und seine aus heutiger Per-
lebt hatte, herausgebildet haben mag. Eine Geschichte der Dinge erschien ihm in
spektive zuweilen kulturimperialistisch erscheinenden Äußerungen einer kriti-
diesem Lichte <<greifbareri›.5f'
schen Prüfung unterzogen werden müssen, so bleibt doch festzuhalten, dass er
Trotzdem blendet er in seiner Kunstgeschichte als Problemgeschichte die ge-
als erster Kunsthistoriker in einer methodischen Schrift den Versuch unternom-
nge» sellschaftlichen Dimensionen aus und geht stattdessen vor allem von künstle-
men hat, die Kunstgeschichte transkulturell zu denken. Diese Öffnung erreicht er
risch-technischen Herausforderungen aus. An dieser Stelle muss sein Ansatz also
auch durch den Einsatz des Ding-Begriffes, der einen westlich geprägten hege-
weitergedacht werden. Die heutigen Perspektiven und Problematiken in den Dis-
monialen Kunstbegriff ersetzt beziehungsweise dessen Rahmen er sprengt.'*"=' Das
kussionen über Dinge schärfen den Blick dafür, was Kublers Essay ausmacht und
Konzept der Diachronizität in Kublers Geschichtsmodell sorgt zusätzlich dafür,
was er singulär beitragen kann, insbesondere für die Kunstgeschichte.
dass der Diskriminierung anderer Kulturen als «weiter zurück› und «weniger ent-
wickelti die Grundlage entzogen wird. Es ermöglicht eine alternative Geschichts-
beg«De
ehrenswertenD Kubler und die Kunstgeschichte heute
schreibung ohne die Vorstellung einer teleologischen Entwicklung.
George Kubler hat sich als erster im Fach explizit mit :Dingen: beschäftigt und
H In der aktuellen Globalisierungsdebatte und der verstärkten Aufmerksamkeit
entwickelte die Idee einer von den Dingen her verstandenen Geschichte. Ansatz-
fur .kulturelle Transferleistungen innerhalb eines globalen Kunst- und Kommuni-
punkt für seine Vorgehensweise ist stets der konkrete Gegenstand und damit ei-
kationssystems stellt sich die Frage nach einer Theorie der Kunstgeschichts- Sta
e
schus ne werkimmanente, formalästhetische Analyse. Trotzdem ist er kein Formalist,
schreibung noch einmal grundsätzlicher. Dies betrifft vor allem das Verhältnis
als der er auf Grund seiner zentralen Verwendung des Form-Begriffs oft missver-
von Mikro- und Makroanalysen und die mögliche Perspektivierung einer Globali-
standen wird.5l" Ausgehend vom Einzel-Ding werden nämlich in einem zweiten
sierungs- oder Weltgeschichte, die die eurozentristische Perspektive überwindet
Schritt Vernetzungen zu anderen Dingen und damit vielfältige (sozio-kulturelle)
und verstärkt die Rolle außereuropäischer Gesellschaften berücksichtigt.“ So be-
Kontextualisierungen geschaffen. Mit der Aufliebung der Dichotomie von ästhe-
zieht sich David Summers in seinem Vorschlag einer «World .Art Hi'story› wesent-
tischen und kontextualistischen Herangehensweisen sowie der Erweiterung des
lich auf Kublers Buch (jedoch weniger im Hinblick auf Kublers Ding-Begriff, als
Gegenstandsbereiches führt Kubler mehrere Hauptrichtungen der kunsthistori-
vielmehr auf dessen Ablehnung einer absoluten Chronologie als Ordnungssche- 3.2011 schen Forschung zusammen: eine formanalytische Vorgehensweise in der Nach-
mata der Kunstgeschichtsschreibung).51 Für eine kritische Diskussion dieser Per-
folge Heinrich Wölfilins und ähnlicher Vertreter, einen hermeneutischen, auf die
spektiven in der Kunstgeschichte und vor dem Hintergrund einer sich gegenwär- StSIfcer
upeu,
n
ehanrstfkawne
Rekonstruktion von Bedeutung angelegten Ansatz nach Erwin Panofsky und ei-
ı_
I-

B2 lilie
r'ücschthee SarahMa 83
nen kulturwissenscha ' - . .
Anmerkungen führte und das Konzept der Formenklas sen ent-
samt als ästhet' . _ E 111589' wickelte, sind hier zu erwähnen. (Vgl. Kublei
_h________ _______s__________1:f51:-_':___1"i:`_l_f:_f____'šI_1<:__râ__í_iu__if_ tå;e___âgg_e_íist_ändigkeit der Kunst und 1 George Kubler, The Shape of Time. Remarks issz (wie nam. 2), Fussiiaie i, s. 2o3.}
on the History of Things, New Haven 1962. Im 12 Kubler 1982 (wie Anm. 2), S. 32.
dass Kublerfi 1°11111e8@1'1í1n Kern ein kunsthistofischesi 111 In E1115 fallt. DIES Zeıgtl Mai 2010 fand in Köln die internationale Ta- 13 Ebtl.
gischen und kulturwissenschaftlichen Sichtweisen udti Wa111ı1m vun amh1rÜpÜlÜ1 gung Die Bntgrenzung der Kunstgeschichte statt, 1lı- Ebd., S. 133-134.
schickt für ein kunsthistorisches Anliegen miteinanderešsc eıdšt bzw. d1ESE ge- in deren Zentrum Eine Revision von George Kuh- 15 Ebd., 5.108.
D-ie Auseinandersetzun
_ _t K _ lers «The Shape of Timer stand. Die Autorinnen
- u - verbinden weiß.
16 Ebd., S. 124.
1 dieses Aufsatzes hatten diese Veranstaltung 1? Ebd., S. 78-85. Eine Auseinandersetzung
R__________ ____________g ________ ___ ___________Z.8___1_11Z1__ ___El_:g_l_e_fs_slšJii_:i____ggl::_e__grí._ff. die im deutschsprachigen
konzipiert und bereiten derzeit die Publikation mit Kublers Konzept des Primärobjekts findet
tigung und Anwendung aktueller Ding- und Netzwerk--ane 5_tfirk_ere Berucksich_
- 1 u H " '
der Beiträge vor. sich in Avinoam Shalem, eHistories of Belon-
2 George Kubler, Die Form der Zeit. Anmerkun- ging and George Kubler's Prime Objectii, in: Get-
schichte anfifi Dies ist in Zeiten des wachsenden Intere eünlfin der Kunstge- ty Research journal, 2011, Nr. 3, S. 1-14.
gen zu einer Ge schichte der Dinge. Übersetzt von
zessen und kulturellen Kontaktzonen aktuell ' sses an o iisierun g s pm - Bettina Blumenberg. Mit einer Einleitung von 18 Kubler 1982 (wie Anm. 2), S. 202.
. er denn je. Zum Einen k '
thodischer Aufriss dabei d A -- - ann Sem me" Gottfried Boehm, Frankfurt am Main 1982, S. 32. 19 Ebd., S. 41'.
________ __ _ _ EI' Llsgangspunkt fur eine theoretische Aufarbeitun 3 Vgl. dazu George Kubler, eThe Shape of 20 Ebd., S. 138.
nterschiedlichen Konzeptionen von Dingen und tl N g
Time Reconsideredv, in: Studies in Ancient Ame- 21 Ebd., S. 56, 54.
schichtei
________ ____ _ innerhalb des Fa 11 : _ _em i etzwerk der
__ c e_s sein. Zum anderen ist sein Essay richtungswei- Ge- rican and European Art. The Collected Essays of 22 Ebd., S. 56.
ur ein neues Versta d <1 George Kubler, hg. v. Thomas F. Reese, New Ha- 23 Ebd., S. 57.
D. D. 11 111S_ E1' DIESE. deren Handlungsmacht betont wird: ven,-'London 1985, S. 424-430; Pamela M. Lee, 2l|- Ebd., S. 'F5-T6.
111' 11'189 Sfllbfit machen Geschichte. 25 Vgl. ebd., S. 89-90, 113-114, 192.
<<Ultramoderne. Or, How George Kubler Stole
the Time in Sixties Arta, in: Chronophobia. On 26 Ebd., S. T1.
Time in the Art ofthe 19605, hg. v. dies., Cambridge] 2? Ebd., S. T2. Diese potentielle Fortsetzbar-
London 1990, S. 218-256. keit der Sequenz in beide Richtungen relativiert
Ii Kubler 1982 (wie Anm. 2), S. 64. die Vorstellung von sogenannten Primärobjek-
5 Ebd., S. 198. ten, die lediglich als Denkmodell fungieren,
6 Ebd., S. 174. aber niemals fixe Setzungen sein können.
7 Zur Methodenkritik bei Kubler allgemein, 28 Ebd., S. 90-91.
vor allem an der Ikonologie und Stilgeschichte, 29 Ebd., S. 73.
vgl. die Ausführungen bei Gottfried Böhm, 30 Ebd., S. 99-101.
«Kunst versus Geschichte. Ein unerledigtes Pro- 31 Ebd., S. 159.
blem. Zur Einleitung in George Kublers «Die 32 Ebd., S- 76.
Form der Zeitm, in: Kubler 1982 (wie Anm. 2), 33 Ebd., S. 190.
S. 7-26; Ulrich Pfisterer, «George Kubler 31+ Marcel Mauss. Die Gabe: Form und Funktion
(1912-1996)›i, in: Klassiker der Kunstgeschichte, des Austauschs in archaischen Gesellschafien
Bd. 2: Von Panofsky his Greenberg, hg. v. dems., (1925), Frankfurt am Main 1990.
l'lgE'¦* München 2008, S. 203-216. 35 Michel Foucault, Die Ordnung der Dinge. Ei-
8 Kubler 1982 [wie Anm. 2), S. 41-42. ne Archäologie cler Humanwissenschaftenll966),
9 Ebd., S. 29. Frankfurt am Main 19'?4; Jean Baudrillard, Das
10 Eine kurze übersichtliche Klärung der Be- System der Dinge. Über unser Verhältnis zu den
griffe Ding, Sache, Artefakt und materielle Kultur alltäglichen Gegenständen (1968), Frankfurt am
unter Berücksichtigung des aktuellen For- Main 1991.
schungsstandes findet sich bei Gottfried Korff, 36 Arjun Appadurai, vlntroduction. Commodi-
«Sieben Fragen zu den Alltagsdingenii, in: Alltags- ties and the Politics of Valueii, in: The social life
beg«De
ehrenswertenD dinge. Erkundungen der materiellen Kultur, hg. v. of things. Commodities in Cultural Perspective,
Gudrun M. König, Tübingen 2005 {Studien und hg. v. ders., Cambridge 1986, S. 3-63; Bruno La-
Materialien des Ludwig-Uhlaiid-Instituts der tour, Eine neue Soziologie für eine neue Gesell-
Universität Tübingen, Bd. 2'?, Tübinger Kultur- schaft. Einführung in die Akteur-I~Ietzi›verl:-Theo-
Sta
e
schus wissenschaftliche Gespräche, Bd. 1], S. 29-42, rie, Frankfurt am Main 2007; ders., Von der Real-
hier S. 35 if. politilt zur Dingpolitik, Berlin 2005.
11 Dabei war Kublers Essay ursprünglich 37 Zur Konjunktur der Dinge siehe Anke te
stark beeinflusst von der Ethnologie bzw. Kul- Heesen u. Petra Lutz, eEinleitungii, in: Dingwel-
Stn
er,
efa
turanthropologie. Aufgrund der Schwierigkei- ten. Das Museum als Erkenntnisort, hg. v. dies.,
ten, einen methodischen Zugang für sein For- Köln,lWeimar,lWien 2005 (Schriften des Deut-
schungsfeld zu finden, das außerhalb des klas- schen Hygiene-Museums Dresden, Bd. 4), S.
sischen lcunsthistorischen Gegenstandsberei- 11-23, hier v.a. S. 14-15. Für Kubler im Kontext
._ ches lag und liegt, hat sich Kubler sehr stark der Material Culture Studies allgemein siehe
3.12o mit ethnologischen Theorien und Methoden Hans Peter Hahn, Materielle Kultur. Eine Einfiih-
auseinander gesetzt- Insbesondere die Arbeiten rung, Berlin 2005, S. 14?.
von Alfred L. Kroeber, der kulturanthropologi- 38 Ebd., S. T2, 206-207, Anm. 3. Vgl. dazu Ma-
sche und archäologische Ansätze zusammen ximilian Schich, Rezeption und Tradierung als
81|-
ScMaupeu,
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ankwe lterst
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komplexes Netzwerk. Der CENSUS und visuelle Do- 53 Anke te Heesen u. E. C. Spai-y, «sammem 315
kumente zu den Thermen in Rom, München 2009, Susanne Küchler
Wissens, in: Sammeln als Wissen. Das Sammeln
S. 156-160, PDF,lDissertation, http:,I,fai-.«;];1i-,;_ und seine wissenschajisgeschichtliche Bedeutung Ten Years after Art and Agency: What are the big questions today?
ub.uni-heidelberg.del artdoklvolltextej' 2009 Ron hg. v. dies., Göttingen 2001, S, 'F-21,
lpdf)'Schich_RezTra__2009.pdf, Zugriff am 9, 5h Latour 2005 (wie Anm. 36),
April 2011.
55 Kubler 1982 (wie Anm. 2], S, 133,
39 1<“1=1Ef 1932 (wie Anm. 2], s. 42 ff. 56 Ebd-
1'111 E111'11 K- 1jE"-"ih fifilflääífiying Kubler. Between _F;?_bK_1.ütermann bspw. verortet Kubler inner-
1119 ÜJTHPI'-Hıty of Science and Arts, in; grtyflur- &___ her formanalytischen Schule der Kunstge-
nal, 2009, Bd. 68, H. 4, 5, 33_9g_
SC 111 111- 1181. Udo Kultermann, Geschichte der
:__ __1'_1_f?'_l_fl:__:_,l_'_:__g___Iäi__ia_1_:nlíi__erger, Experimen_tals}'ste- Kunstgeschichte. Der Weg einer Wissenschaft.
ProI?eI'i'i5}'IIfl'le'Se 1 E mg-E1 Eine Gesch-1ch-re der MUHCAEHKNHW Yvrk 1996. s. irs 219-220
2001 S “___ 111 Rfiflšflflfiglas, Gottingen 58 Bisher hat sich im Anschluss an I(ub1a;› nur
› - 1 1- 83 ff.. 9? ff.. 226 ni; vgl. außer- die amerikanische Kunsthistorikeriii Esther The possibility to argue, on theoretical grounds, for manufactured artefacts to
f1E1'f1 ÜETS-I fffilles, was überhaupt zu einer In-
P1152191? :i1l~lSf1_-lhrlı_cher mit der Einführung des assume person like agency will be forever associated with Alfred Gell's posthu-
51'11`fPl11fl11 fuhren kanns, in: Wissensbilder. Stra-
1111118bE8I`1ffs in die Kunstgeschichte beschäf-
tegien der Uberlieferung, 1-ig, v, U11-ich Rau1ffu_ tigt. Pasztory 2005 [wie Anm. 49)- mously published work on Art and Agency (1998), a work which redefined objects
GBIY Smith, BEIl111 1999, S. 265-2'173; de~1'5,¦
«Wissenschaftsgeschichte mit George Kub-
as bodily prostheses and as mobile props suitable to the distribution of social
cognition in time and space.1 His writing captured the rethinking of networks
111-i}iš_I:i.TEX11 Z”" Kulm- 19- Js. 2009. H. rs. and connectivities in terms of object based ontologies in the wake of a gener-
112 “A Talk 1111111 GEÜTSE Kubler. An Interview alized, cross disciplinary and experimental inquiry into the nature of «epistemic
by Rüben; -1115111311 110111112“. in: Reese 1985 (wie objects:-.2 At the time of the publication of Art and Agency, a number of theorists
1111111- 31. s. -iis-iir, hier s. =iis.
__1_F___3_______:-:gi bspw. Nick Couldry, iiAkt_eur-Netz- pursued the emergence of a ipost-sociali regime of knowledge in which social re-
EUTIE und Medien. Uber Bedingungen lations and, most importantly, knowledge processes are taken over by objects-a
und Grenzen von Konnektivitäten und Verbin- iiotion that projects the idea of a sociality that once existed without objects but
__'1š1___1_1_1š___1i'___1:;- 11_'_1- åünnektivitat, Netzwerk und Fluss.
which now needs to be extended through «sociological imagination and vocabu-
_________ _______8_8 Wfltfiger Medien-, Kommunikati-
_ n u turtheorie, hg. v. Andreas Hepp u_a„ lary» so as to encompass objectsfi Others, like Bruno Latour, argued that the ob-
Wiesbaden 2006, S. 'P9-1no_ ject-worlds able to command regimes of knowledge had in fact existed all the
1111 51E8f1`íEd Kracauer, Geschichte - vor den while in a kind of parallel universe of forward-looking experimentation, in
í_f_1_í1"1__1:___D$å'_1_1_1 118- Ingrid Belke, Frank- university and other laboratories, each with its own specific culture and links to
Bd ___ S ____________ __l51E8fI`Ied Kracauer. Werke,
industry.“ Gell contributed to this debate by forcing us to reconcile object based
as' siiiian im-ihoiii 6511614691101' - - capacities in the form of a material aesthetics, which is not domesticated (not re-
letztes Buch über er, 1lSpatE SE1t15faku-Un. Em
Kracauers untersch`1iÜI etzte--Dıngfl sıegfned ducible to subject centred explanations, but to logical reasoning), and thus is not
- Vor den letzten D' H 2165 Spat1WE]1k Geschmhre readily possessed by corporate institutionsfi
ausgabe
_ seiner S c 11131“ ErSc*hemt
riftens, In der
in: Cargo. werk-
Filmjmg- Ten years on, it is time to ask whether the proposed theoretical framework
dien,i'-Kultur, 2009, H. 4, S. 80-85.
for the analysis of agency in the vicinity of artworks and most importantly, its
methodological grounding in anthropology, are still resonant with current
____________ ____E__ ______ 8_;__________ 1: _ei_tphanomenen in der
tb'g
oquest
day? ons issues and debates. My answer as I develop it here is a complex inoi and tyesi
Museum für Išeue Kr 11 In- Kunst 111.1 G.Egenw'1m' in that I will argue that the central assumption of a production based aes-
Müncheıi,-'New
_________ _____________________________Yorkwišgthgi
__________ _, S._ 11138-50;
Hemnch-
LorisHD1111
Gre- à.
thetics has been surpassed by the emergence of new materials and new tech-
† _ _ estinations. Volume 1. Text
by Daniel Birnbaum, Berlin 2009. nologies that have uprooted the major tenets of industrial production and the
li-7 Kubler 1982 (w'ie mim. 2), s. ioi-io-i,
___2________ very premise of object based knowledgefi We may, however, be ill advised to
put this book on the shelf, as hidden in the second part of Art and Agency,
lı-B Ebd., S. 64.
much ignored and ill understood, we find the kernels for a new description of
5__ _____g_ ______________ c________ Esion OfArt, _Aust_in 2005. objectification beyond production, one grounded not in the spatial logic of
substitution, but in the temporal logic of sequence as it asserts itself from
in Global
_ PersP1111111-
' ra118-Bumm' Hıstflrmgmphy
V- Eckhardt Fuchs u. within the operation of laboratories and spaces and places of post-production
Ee11Ed1111 5111511199, Lanham, MD u.a. 2002. assemblage. That this new modus of understanding the epistemic nature of
âlístgafld âummefsi 115111 5Paces. World Art
ry an the Rise of Western Modernism, '_
things protrudes from Gell's long term research in Melanesia and interest in
London 2003, S. 16ff_ the
Agency:
Art
Ten'
ae
afrterfWaerhats
and ethnographic collections will come as no surprise to the anthropologist, but
S2 Vgl- auch Pfisterer 2008 (wie Anm. 7),
may guide others to rethink the potential inherent in idistanti things to com-
3

:.203-204.
berclite3,291 prehend things close to home.
86 87
lir'tsche Suesan eKüch
___?
Anmerkungen 1? Susanne Küchler and Andrea Eimke Tivai- Autorinnen dieses Heftes 5lIS~'='Ifll1E Küchler (*195?} is Professor of An-
vai: The Social Pabric ofthe Cook Islands London th1`ÜPÜ1Ü8F Et University College London- She
1 Alfred Ge1l,ArtandAgeney, Ugfm-d 1993_ 2009. hi-'IS Cflfiflutted ethnographic research in both
Knut Eckstein P1968) lebt und arbeitet in
2 Hans-Jörg Rheinberger, Toward a History of Papua New Giıinea and Polynesia over the last
13 Rflfiflllffi Parker. The Subversive Stitch: Em- Berlin; Studium der Malerei an der Hochschule
Epistemic Things, Stanford 199'?; Lorraine Das- broiderjr and the Mal-ring of the Feminine, Lem- 25 years on issues ranging from ritual, exchan-
für Künste, Bremen, und am Hunter College,
ton, 1-:The Glass Flowersv, in: Things that Talk. don 1996. ge, art and memory in political economies of
Dbriect Lessons from Art and Science, ed. by Le;-i New York, bei Robert Morris. Artist-in-residem
19 Susanne Küchler, «Why al-E there Quflts in ce Akureyri, Island (2009), DAAD Stipendiat, kfiflwlfidäfi. to innovation and the take up of
raine Daston, New York 2004, p. 223-257- Horst new materials and new technologies. Over the
9-redekamp, Die Fenster der Monade: Gdtiftied Pflllffififilfle. iii: Clothing as Material Culture ed New York (1997-98]. Ausstellungen u.a. From
by Susanne Küchler and Daniel Miller, Onferd Page to Space, Weserburg I Museum für moder- last 5 years she has begun to research on the re-
Wilhelm Leibniz' Theater der Natur und Kunst 2 2005. 11. l'?5-193, lation between innovation in materials science,
tun., Berlin zoos. ' ' ne Kunst, Bremen (2011); Lichticunsibiennale
2" RÜT1 Eälflfihr J- Croissant and G Di C1111-Ü Ruhr 2010 «open light in private space» (2010); design and societv. Selected recent publications
1 Karin Knorr-Cretina, rseeiamy “gth Üb_ are: Malanggan: Art, Memory and Sacrifice
fiPPf0Pl`lflfíug Technology: lfernacular Science: Mair I-letzler, Berlin (2009); zwöh°einhalb1de'-
_Ect_5: _5Üüa_1 relatiflnfi in Postsocial knowledge and Social Power, Minneapelis 2004. Phih E tournment (constructing situation) Kunsthalle (2002). eTechnological Materiality: Beyond the
'ücıetlesm ln: Theülllr Culture and Society, 199? Descola and Gilsi Palsson, Nature urid Socišfy. Gießen (2009); Living art museum, Reykjavik Dualist Paradigmv, in: Theory, Culture and Socie-
rol. 14, no. 4, p_ 1_3ı3_ ' ry, vol. z5{1), zoos.
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or The Love ofTech noi- Amhrüpflfflåífflf Pffflpcctives. London 1996. (2004); kuratierte Ausstellungen u.a. you are li-
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ject 11 blossorns ofthe cherry tree - Access All Areas - Frankreich- und Frankophonieforschung an der
inGlobal Political Economy}; Edward Tenner, Universität zu Köln und Doktorandin an der in-
y Things Bite Back: Technology ene the Galerie Max Hetzler Berlin, 2009. 12 Shinbashi An,
141 E 22"“ street between, Lex. and 3"* Ave, üct. terdisziplinären Forschungsschule a.r.t.e.s. an
šgëflgc of Unintended Consequences, New ver-1; der Universität zu Köln. Zu ihren Forschungs-
22"“, 1995 (infrared flash). 13 sketch preps Linie
überschreiten. Eine Zeichnungsausstellurig, 2011. 14 schwerpunkten gehören museale Inszenie-
B - _ , rungsstrategien, die frühe Weltkunstfor-
el-fladette EEn5a“dE'V111CEfit. Le liberer de setup-probe im Studio 2011. 15 Pentograrn Distor-
i matiere? Fantasmes autour de la nouvelles schung, Geschichte und Methoden der Kunstge-
tion im Atelier, Skizze, 2011. 16 Perıtagrarn Distor-
ffihflfllflsiee. Ihre 2oo=i. tion-Detail, Skizze, 2011. 1? Pentagrarn Distortion, schichte. Znletzt erschienen: «Die Rezeption
äšhp Bit;-_ M991' ffl measure. Oxford 1999. Skizze. 18 Distorted Pentagram, Aufbauanleitung. 19 iprimitiver Kunsti im kunstwissenschaftlichen
anne uchler, vTechnological Materiality: Diskurs um 1900››, in: Wilde Weiten. Aneignung
eyond the Dualist Paradigmr, 111; Theory Culture sketch preps Linie überschreiten. 110 Studie Linie
überschreiten. 111 Richard Belloniy - overlooking the des Fremden in der Moderne, hg. v. Ursel Berger,
'ld 5°C“-'W› 20Ü3› V01- 25. no. 1 p 101-1,20 kids, Installation Eisenbahnstraße, Berlin, 2010. Christiane' Wanken (Leipzig 2010)-
The Artificial and the Naturdl- an evolvingpO_
112 Idee sunset bridge at gallery Suvi Lethinen in
I'íi]f. Ed. by Bernadette Bensaude-Vincent and Kerstin Schankweiier (*19'76} ist wissen-
iilliaiii R. Newmann, Cambridge Mess 2007 The DEATHANDDADA ofE.'verj,iday Life, 2011. 113 Aus-
arbeitung sunset bridge, 2011, installation instruc- schaftliche Mitarbeiterin am Kunsthistorischen
tions 215, 2011. 114 Island 2009. Institut, Abteilung für die Kunst Afrikas, an der
:'eaIhI¬i1- .Eyëng Kim' Am“-itf. That Elusive Freien Universität Berlin. Zu ihren Forschungs-
_. ` 'ífnefilügy of the Chemical revol-
-1Ü“- Cfimbflflgc Mass. 2003. Robert Felfe (*1969] ist derzeit Research Fel- schwerpunkten gehören moderne und zeitge-
Bruno Latour, We Have Never Been Modern nössische Kunst aus Afrika und der Diaspora,
ımbi'idge Mass. u. a. 1993. 3 low an der Kolleg-Forschergruppe Biidaict und
Verkörperung an der Humboldt-Universität zu Künstlermythen, Postcolonial und Gender Stu-
_ U1-§ula_KlEm and E-Ü SPHTY. Materials and Berlin. Forschungsschwerpunkte: Bildpraxis und dies sowie methodische Fragen der Kunstge-
.pertise in Early Modern Europe: Between schichte im globalen Kontext. Die Publikation
arkets and laboratory, Chicago 2010- Ra id Naturkunde in der Frühen Neuzeit, Sainmlungs-
geschichte, Geschichte der Druckgrafik. Ausge- der Dissertation zu dem zeitgenössischen
im-lfflctiiring: An Industrial revolutiod forlfhe Künstler Georges Adéagbo aus Benin ist in vor-
wählte Publikationen: (Mthg.), Ludi Naturae. Spie-
51'331 -452, Ed. by Neil Hopkinson Richard bereitung (Bielefeld 2012].
ıgne and Phill Dickens, Cambridge 2005 le der Natur in Kunst und Wissenschaft (München
2010). (lv1thg.} Afiektive Dinge. Objektberiihrungen
in Wissenschaft und Kunst (Göttingen 2011). Stefanie Stallschus (*19'?6} ist wissen-
GEIL The Anthrüpüíüåy Üf TÜTIE. ÜX-
schaftliche Mitarbeiterin au der Kunsthoch-
_ Susanne Küchler and Graeme Were, rfirnpe- schule für Medien Köln. Zu ihren Forschungs-
ie avec la Matièrer,i1-1; TEL-hnflfggies Ed by Lu Renate Flagmeier ist leitende Kuratorin am
Werkbundarchiv - Museum der Dinge Berlin. schwerpunkten gehören die Geschichte der Me-
vlc cüupay and Laurence D01-11'111. Techniques Nach dem Studium der Kunstwissenschaft und dienkunst, Bildwissenschaften und Kunstsozio-
Cultures, 2009, Vol. 52-53 p 190-212- Su logie. Die Publikation der Dissertation Zwischen
ine Küchler, «Wee Dinge Tun- Eine anthfo o Romanischen Literaturen in Berlin und Paris
(MA.) begann sie 1991 ihre wissenschaftliche Tä- den Bildern. Der Film als Experimentalfeld der Pop
tische Kritik medialer Dingtlıerıı-i,¬=_.„ in. gie Art ist in vorbereitung. Zuletzt erschienen:
ecke des Dbjelctes. ifoni Umgang mit den Din- tigkeit am Werkbundarchiv. 200? Leitende Kura-
torin der Eröffnurigsausstellung am neuen Stand- "Das Artefakt und die Signale aus der Vergan-
I. hg. v. Katharina Ferus und Dietmar Rübel genheit. Über die ehemalige NS-Ordensburg vo-
.'l'in 2009 (Schriftenreihe
' - der Isa Lohmann-' ort Kampfder Dinge F eine Ausstellung im 100. jahr
des Deutschen Werkbunds. Ein weiteres Arbeits- gelsang und die Notwendigkeit künstlerischer
H: Slíifnlfiå Bd- 2). P. zso-249. feld ist die Museologische Bildungsarbeit und Intervention", in: 2009-10-16113. Vogelsang In ter-
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Lehraufträge an der Fachhochschule Joanneum
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Graz und der Universität der Künste Berlin. (Köln 2011).
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