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Mi 05.11.2009 • Nr.

2 • Kostenlos

U-BahnZeitung des
besetzten Audimax

Presse vom C1
Bildungsmisere
Martin Juen

Studierende härten sich ab:


Baden bei zwei grad Aussentemperatur

Bock auf Uni


Die studenten bleiben sitzen
Matthias Cremer
Martin Juen

“Mit Raunzerei kommt Die Feinde der Putztrupps im Audimax:


Die Studenten_innen machen Sauber
man nicht weit.” mündigen Gesellschaft
Ute Bock im Gespräch Ein Gastkommentar

Seite 6-8 Seite 9 Seite 3


2
Liebe Leserinnen, Inhalt
liebe Leser Besetzung ist kein Grund zum Feiern 3
Putztrupps im Audimax 3
Freie Bildung! Vom Kindergarten bis zur Uni 4
Die Proteste haben überlebt und wir auch. Realistische Forderungen? 4
Es ist etwas in Bewegung geraten. Am letz-
Essen für Alle! 4
ten Mittwoch sah Wien die größte Demo
der vergangenen Jahre. Etwa zwanzigtau- Stimmen zu Bologna 5
send Menschen gingen auf die Straße um
Wahrheit? Ansichtssache! 5
für mehr Bildung und mehr Selbstbestim-
mung bei der Bildung zu kämpfen. Und Ute Bock: “Mit Raunzerei kommt man nicht weit.” 6
heute, eine Woche später noch immer kein
Weltpremiere im besetzten Audimax 7
Stillstand. Die Studenten und Studentinnen
werden nicht müde. Ganz im Gegenteil: Großdemo am letzten Mittwoch 8
Morgen ist ein bundesweiter Aktionstag
Die Feinde der mündigen Gesellschaft 9
geplant. Auch Schüler_innen und Kinder-
gärten werden sich daran beteiligen und Ja, Panik: „Wir unterstützen den Protest.“ 9
ihrem Unmut Luft machen. Die 34 Millio-
C1-Besetzer_innen trotzen Kälte 10
nen Euro, die Hahn inzwischen locker ge-
macht hat, ändern daran nichts. Es fehlen Zivilcourage 10
immer noch Milliarden für Bildung und For-
Die Morgen Protestkarte 11
schung. Endlich kommt das einmal lautstark
zur Sprache! Die Organisation der Protest- Hinter den Kulissen: Studierende verwalten sich selbst 12
aktionen wird immer professioneller und
„Power to the Peaceful“: US-Band „Anti-Flag“
der Zusammenhalt zwischen Gruppen, die
besucht besetztes Audimax 13
eigentlich die gleichen Ziele verfolgen,
wächst. Schritt für Schritt. Als würde das Österreichs Finanzplan 2010 13
Land langsam aus einem Schockzustand
Protest: Hahn und sein Kabinett besetzen
erwachen. Vielleicht aus einem Schock-
Wiener Studentenwohnheim 14
zustand von einer fast schon vergessenen
Finanzkrise – das ist schwer zu sagen. Die Hund der Woche: Aurelio 15
Narben, die diese Krise hinterlassen hat,
Kreuzworträtsel 15
werden auf jeden Fall immer klarer sicht-
bar und sitzen tief. Sie sind die Folge von
Jahrzehnten kurzsichtiger Politik, für die
„Zukunft“ ein Fremdwort war und ist. Im
Kern richtet sich der Protest genau dage-
gen. Wenn sich etwas an dieser Denkweise Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz:
ändert, dann wird sich auch in den Kinder-
gärten, an den Schulen und Universitäten Die AG-Zeitung ist ein freier Zusammenschluss von Studenten und Stu-
und letztlich überall etwas ändern. Viel- dentinnen, welche sich zum Ziel gesetzt haben die Öffentlichkeit mit
leicht hat das Umdenken schon begon- unabhängigen Informationen zu versorgen. Sie ist frei von parteipoliti-
nen. Auf jeden Fall tut sich etwas. Was als schem Einfluss. Die AG-Zeitung finanziert sich durch Spenden, diese wer-
spontaner Protest begann wird gerade zu de ausschließlich für Druckkosten verwendet.
einer richtigen Bewegung. Und auch wir
sind längst nicht mehr das Flugblatt, das Grundlegende Ausrichtung:
wir einmal waren, sondern fast schon ei-
ne richtige Zeitung... Wir sind eine freie und unabhängige studentische Wochenzeitung mit
dem Ziel unsere Anliegen und Themen der breiten Öffentlichkeit näher
zu bringen und die öffentliche Diskussion zu fördern. Wir bieten keinen
Raum für jegliche Art der Diskriminierung und stehen für eine faire und
in eigener Sache: kritische Auseinandersetzung mit den Themen.

Da „Morgen“ kein kommerzielles Projekt Impressum:


ist und wir uns ausschließlich von Spenden
finanzieren (Werbeschaltungen wurden MedieninhaberIn & Herausgeber:
von der Redaktion einstimmig abgelehnt), Die Ag Zeitung der BesetzerInnen des Audimax
sind wir auf eure Unterstützung angewie- Dr. Karl-Lueger-Ring 1
sen. Um unsere Unabhängigkeit zu wah- 1010 Wien
ren, können wir euch für eine Spende,
außer, dass wir weiterhin erscheinen, kei- Herstellerin:
ne Gegenleistung anbieten. Falls ihr uns Druckerei Fiona, Wien
dennoch unterstützen wollt, erreicht ihr www.fiona.or.at
uns unter: spenden.morgen@gmail.com
Verlagsort & Herstellungsort: Wien
U-BahnZeitung des besetzten Audimax 3

Besetzung
ist kein Grund
zum Feiern
Seit beinahe zwei Wochen halten Student_innen das Au-
dimax Wien besetzt. Nach anfänglicher Ausgelassenheit
wird nunmehr hart gearbeitet. Auch an einem Imagewan-
del in der Öffentlichkeit. [fla]

Jeder spontane Protest be- Harte Arbeit ist


ginnt zunächst einmal im Cha- leiser als Discomusik
os. Und chaotisch waren die
Ereignisse zu Beginn der Audi- Seit diesem Wochenende wird betrieb haben Student_innen sichtige Verhalten der Politik,
maxbesetzung alle mal. An die unentwegt und mit größter An- am Infotisch für jede Frage ein allen voran die peinliche Ge-
100 Student_innen hatten sich strengung daran gearbeitet, offenes Ohr. Eine eigene Volks- sprächsverweigerung des Wis-
kurzfristig entschlossen etwas diesen „Fehlstart“ gut zu ma- küche versorgt hungrige Bäu- senschaftsministers Johannes
gegen die miserablen Verhält- chen. Durch harte Arbeit und in che und sogar ein Putztrupp Hahn. Bis dieser zu einer ver-
nisse in Österreichs Universitä- endlosen Diskussionen werden wurde organisiert, um jeden nünftigen Diskussion bereit
ten zu tun. Sie besetzten den konkrete Forderungen formu- Morgen sauber zu machen. ist, und sich den Problemen
größten Hörsaal dieses Landes liert und für mehr Verständnis Daneben arbeiten mittlerwei- und Anliegen der Student_in-
um damit ein Zeichen gegen die in der Öffentlichkeit gekämpft. le hunderte Student_innen in nen stellt, wird wohl noch wei-
seit mehr als 10 Jahren fehlge- sogenannten Arbeitsgruppen ter gearbeitet, protestiert und
leitete Bildungspolitik zu set- In Windeseile und ausschließlich bis zu 16 Stunden am Tag an besetzt werden. Party machen
zen. Da die letzte Besetzung aus eigenen Mitteln wurde ein verschiedensten Themen und sollen die anderen.
des Audimax schon viele Jahre Arbeitssystem erschaffen, das Problemen.
zurückliegt, sahen einige die- sich sehen lassen kann. Stun-
se Entscheidung zunächst ein- denlang werden Probleme dis- Kein Grund
mal als Grund zum feiern. Das kutiert und Vorträge organisiert. mehr zu feiern
taten sie auch, ein Wochenen- Ein eigenes Pressezentrum ist
de lang. Lange genug, um ein mit allen nur möglichen Me- Dass die Student_innen kei-
schlechtes Bild in der Öffent- dien in Kontakt und rund um nen Grund zum Feiern mehr
lichkeit zu erzeugen. die Uhr im Einsatz. Im Schicht- haben, dafür sorgt das unein-

Putztrupps im Audimax
Ein sauberer Protest [jil] saubere Umgebung wird zur
verbindenden Sache. Selbst-
Student_innen, Zigaretten, Bier
Verantwortung, Selbst-Organi-
und ein besetztes Audimax. Zu-
sation und Selbst-Bewusstsein
taten für ein schlechtes Image
lautet die Devise. Der Kreati-
der Besetzer_innen. Die Rea-
vität sind dabei keine Grenzen
lität zeigt sich aber von einer
gesetzt. Student_innen finden
anderen Seite. Es wird gekehrt,
jeden Tag neue Möglichkeiten
gewischt und Müll gesammelt.
Audimax und Umgebung bei
Mitglieder der Arbeitsgruppe
Vollbetrieb in Schuss zu halten.
Müllkolonne: alle. Erfolgsre-
So werden etwa Garderoben-
zept ist die Zwanglosigkeit der
ständer zweckentfremdet, um
Organisation. „Die AG Müllko-
den Gang zu sperren und auf-
lonne ist Basisdemokratie pur.
zuwischen.
Jeder und jede ist Teil davon.
Eigenverantwortung und moti-
Fazit:
vierte Leute sorgen dafür, dass
es immer sauberer wird“ (Ste- Ein sauberer Protest.
fan, besetzt das Audimax seit
22.10.). Der Appell geht an die
Mündigkeit der Menschen. Das
Bewusstsein, dass geputzt wer-
den muss, wächst mit jedem
Tag der Besetzung. Dies moti-
viert zur Eigeninitiative. Eine
4

Freie Bildung!
Vom Kindergarten
bis zur
Uni!

Foto: jari
Am Donnerstag, 5.11.2009, Bundesweiter Aktionstag am Programm
findet ein bundeswei-
ter Aktionstag statt. Da
5. November 2009 8°° Uhr Beginn Schüler_innenstreik
die Bildungsproteste nicht nur Uni-Sache sind, werden auch
11°° Uhr Treffpunkt Universität Wien
Schüler_innen in ganz Österreich streiken. Statt den üblichen
Lehrveranstaltungen wird es an der Uni Wien ein tolles Alter- 11°°–13°° Uhr Kundgebung vor der Universität Wien
nativprogramm mit Vorträgen, Workshops und weiteren Akti-
Anschließend: Programm für Schüler_innen
onen geben, an dem jede_r teilnehmen kann. Das Ende dieses
Aktionstages bildet ein Sternmarsch zum Urban-Loritz-Platz vor 16°° Uhr Sternmarsch zum Urban-Loritz-Platz
der Hauptbücherei, auf dem auch die Abschlusskundgebung
18°° Uhr Kundgebung am Urban-Loritz-Platz
stattfinden wird. [ury] [pii]
Foto: jari

Realistische Forderungen?
Wie das Audimax an der Umsetzung arbeitet.

Seit in unserer ersten Ausgabe der Forde- diverser Studienrichtungen zusammenge- tung der Studieneingangsphase, die in vie-
rungskatalog der Student_innen erschie- funden, die sich konkret mit der Umsetz- len Studienrichtungen zu finden ist“, so
nen ist, stellen sich viele Leser_innen die barkeit der Forderungen auseinandersetzt. Elias und Julian von der AG Forderungen.
Frage nach der Realisierbarkeit dieser For- Im Mittelpunkt stehen hier vor allem je-
derungen. Die Kritik geht bis hin zu dem ne Anliegen der Student_innen, die an die Auch damit, dass die Umsetzung bestimm-
Vorwurf, die Student_innen würden unre- Universität Wien selbst gerichtet werden ter Forderungen Geld kostet, beschäftigen
alistische Forderungen stellen, aber nicht können. „Das Unigesetz lässt den Universi- sich die Student_innen im Audimax. Spä-
über Verbesserungsvorschläge nachdenken. täten eine Menge Freiräume. Viele unserer testens seit dem Bankenpaket sollte aber
Forderungen können von den Uni-Gremi- klar sein, dass nicht zu wenig Geld vorhan-
Dabei hat sich in Absprache mit dem Ple- en selbst aufgenommen und umgesetzt den ist, sondern das Problem in der Um-
num schon längst eine Gruppe Studierender werden – so beispielsweise die Ausgestal- verteilung liegt. [jou] [pii]

Essen für Alle!


Gemüse schneiden, kochen und abwaschen. So kann man die Arbeit betrachtet, die die Gruppe leistet, kann man dem nur
die Aufgaben der Volxküche zusammenfassen. Rund um die zustimmen. Finanziert wird das Ganze durch Geld- und Essens-
Uhr versorgt das VoKü-Team die Besetzer_innen mit Essen. spenden, die von kleinen privaten Spenden, wie ein paar Karot-
ten, bis zu VW-Bus-Ladungen mit verschiedenstem Essen reichen.
Hier gibt es Frühstück, Mittagessen und Abendessen. Warme Das Brot wird täglich von einer Bäckerei bereitgestellt. Bio-Bau-
und kalte Speisen sorgen dafür, dass keiner Hunger leiden muss ern und Bäuerinnen und Gemüsehändler_innen sorgen für fri-
und die Besetzung weiter gehen kann. Das Team besteht aus ca. sches Obst und Gemüse. Die Spenden in den letzten Tagen waren
20 Helfer_innen, die so lange wie möglich in der Küche arbei- so enorm, dass die AG das Lager vergrößern musste. Allein an
ten und sich abwechseln. Einen festen Arbeitsplan gibt es da- mitgebrachtem Geschirr mangelt es hier noch, sodass viel Geld
bei nicht. Es ist immer jemand da und man kann sich auch auf für Plastikgeschirr verwendet wird. Daher bittet die VoKü alle,
die Unterstützung anderer Student_innen verlassen. Überall im selbst Geschirr mitzunehmen. [red]
Audimax hört man Sätze wie „Die VoKü ist einfach super!“ und
„So gut habe ich schon lange nicht mehr gegessen!“ Wenn man
U-BahnZeitung des besetzten Audimax 5

Stimmen

Christoph Liebentritt
zu
Bologna
Der Bologna-Prozess. Ein heiß diskutierter Begriff der letz-
Glossar
ten Wochen, doch welche Auswirkungen hat er auf die
einzelnen Student_innen? [biha]
Bachelor/Master Studienplan: Ersetzt das alte Diplom und
führt mit dem Bachelor ein Vordiplom ein, welches die Stu-
Im Jahre 1999 fanden sich 31 Peter ist Physiker und steht un-
dierenden schneller in den Arbeitsmarkt entlassen soll. Die
Bildungsbeauftragte aus 29 ter hohem Zeitdruck. Wenn er
wissenschaftliche Lehre wird häufig erst im anschließenden
europäischen Ländern in der nicht bald mit seinem Studium
Masterstudiengang vertieft.
italienischen Stadt Bologna fertig ist, muss er in den Bache-
zusammen, um dort über die lorstudienplan wechseln. Dabei
STEP: Verpflichtende Studieneingangsphase, bestehend aus
Zukunft der Hochschulen Eu- würde allerdings ein Teil sei-
mehreren Kursen, die als Einführung in das jeweilige Studi-
ropas zu entscheiden. Neben ner schon erbrachten Leistun-
um und die Arbeitstechniken dienen sollten. Der erfolgrei-
dem Hauptziel, die europäi- gen verloren gehen, da sie sich
che Abschluss der STEP ist für die Teilnahme vieler folgender
schen Hochschulen zu verein- nicht mit den Inhalten des neu-
Lehrveranstaltungen entscheidend. Oft sind die STEPs jedoch
heitlichen, ging es darum, die en Studienplans decken.
mit harten Prüfungen verbunden, die das Weiterkommen
Mobilität und internationale
im jeweiligen Studium erschweren.
Wettbewerbsfähigkeit zu för- Stefan hat sein Publizistik-Stu-
dern. Eigentlich eine gute Sa- dium bereits 1985 abgeschlos-
Vorraussetzungsketten: Kurse können oft nicht frei ge-
che? An den Unis nachgefragt, sen. Er erinnert sich gerne an
wählt werden. Wenn Kurs A nicht abgeschlossen wurde,
hält sich die Begeisterung in die Zeit, als es noch genug Frei-
kann Kurs B im nächsten Semester nicht besucht werden.
Grenzen: Kathi studiert Rechts- räume für Studierende gab,
wissenschaften und weiß, dass sowohl physisch, als auch im
ECTS-Punkte: „European Credit Transfer System“ – Für Kur-
oftmals bereits abgeschlossene Studienverlauf. Diese Freiheit
se werden Leistungspunkte vergeben, welche den Arbeits-
Kurse Studierender aus Salz- wurde durch den Bologna–Pro-
aufwand messbar machen sollen. Ein ECTS-Punkt entspricht
burg, die ihr Studium an der zess massiv eingeschränkt. Stu-
dabei 25 Arbeitsstunden.
Wiener Rechtswissenschaftli- dieneingangsphasen (STEPs)
chen Fakultät (Juridicum) fort- und Voraussetzungsketten sor-
Mobilität: Die Möglichkeit, zwischen Universitäten im In-
setzen wollen, nicht anerkannt gen für eine zunehmende Ver-
land und Ausland zu wechseln. Die schon abgelegten Prü-
werden. „Die Mobilität funk- schulung der Universitäten und
fungen sollen durch die einheitliche Studienpläne und die
tioniert nicht einmal national, verhindern oft die Teilnahme an
ECTS-Punkte auf allen Universitäten anerkannt werden.
wie soll sie dann grenzüber- gewünschten Kursen.
In der Praxis ist das trotzdem meist mit viel Aufwand und
greifend klappen?“
Schwierigkeiten verbunden.

Artikel aus der Kronen Zeitung, 1.11.2009

Wahrheit? Ansichtssache!
Haben die vermummten Demonstrierer [sic!] das Grafitti aus der Wand ge-
rissen und ins Audimax gestellt? Nein, der Künstler hat bewusst auf eine
Holzspanplatte gesprayt, um keinen Sachschaden zu verursachen. Warum
dann die Vermummung? Beim Sprayen entstehen feinste giftige Lackpar-
tikel, deshalb der Mundschutz. Eigentlich eine ganz einfache Erklärung…
6

Ute Bock: “Mit Raunzerei


Die Kämpferin für die Anliegen der Flüchtlinge, einer rechtlosen Bevölke- Werden Sie da nicht ver-
rungsgruppe , spricht mit “Morgen” über ihre Arbeit und eine Gesellschaft, rückt, wenn Sie sehen,
die Meister ist im Wegschauen. welche Angst diese
Menschen haben?
wenn er in a anderes Land geht, sich dort
eine Arbeit sucht und Geld heimschickt. Furchtbar, ich bin vielleicht eh schon wahn-
Das ist wesentlich besser, als er bleibt zu sinnig. Ich habe nicht geglaubt, dass sowas
Hause sitzen und wartet auf die Segnun- möglich ist. Die erklären uns in der Schu-
gen Gottes, auch wenn er grad nicht ver- le: "Die Polizei, dein Freund und Helfer",
folgt oder umgebracht wird. Verhungern und dann sind die gekommen und haben
ist auch sterben. uns die Verkehrsregeln gezeigt. Ein Poli-
zist war für mich immer was Nettes. Das
In Östererich scheinen trotz- waren menschliche Leute. Heute sehe ich
dem viele Menschen Angst das anders. Man ist sozusagen davon ab-
vor Flüchtlingen zu haben. gekommen, dass wir zu unseren Behörden
Niko Ostermann

Vertrauen haben dürfen. Wenn einer sich


Weil Angst gemacht wird. Wenn man je- nicht traut, mit der Rettung ins Spital zu
den Tag in der Zeitung liest, "die nigeria- fahren, weil er glaubt, die führen ihn in
nischen Drogendealer", "die armenischen die Schubhaft, ist das ein trauriges Zeichen.
Ladendiebe", "die russischen Mafiaange-
Frau Bock, es ist Sonntag hörigen" - , wenn man das immer liest, und Schubhaft – was bedeutet das?
Nachmittag – warum sind Sie das wird jeden Tag breitgetreten, dann
trotzdem in Ihrem Büro? fürchtet man sich halt auch. Klar gibt es Gedacht ist sie zur Sicherstellung der Ab-
auch solche Fälle, aber von den vielen Er- schiebung. In Wahrheit ist es ärger als je-
Weil ich einen schlechten Artzt hab, der freulichen hört man eben nichts. Ande- des normale Gefängnis und es ist sogar so
mich noch nicht eingewiesen hat. Und rerseits: Wenn ich Menschen mit nichts, arg, dass es manchmal den Polizisten da
weil ich soviel Arbeit hab. Ich muss mich gar nichts, keinem Geld und keiner Un- zu viel wird. Ich bin schon angerufen wor-
um die Post kümmern. Es ist ganz wichtig, terkunft, auf die Straße stelle, dann kann den, Samstag aufd' Nacht: "Bitte holts den
dass die Leute hier ihre Post kriegen, ja, ich nicht erwarten, dass sie sich still in ei- ab, der kann allein nimma gehn." Oder es
dass sie's regelmäßig kriegen und auch, ne Ecke stellen und verhungern. Sie wer- ruft einer aus dem Schubhaft-Gefängnis an:
dass man aussortiert, wer nicht mehr da den versuchen, sich selbst aus dieser Ecke "Ich darf Ihnen nicht sagen, wer ich bin,
ist. Am Sonnntag mach ich halt, was un- zu befreien, wenn man ihnen nicht hilft. aber ich muss da jetzt eine Familie raus-
ter der Woche liegen bleibt. Wie, das ist von Mensch zu Mensch ver- schmeissen [Anm. d. Red.: abschieben], viel-
schieden. leicht können Sie sich kümmern um die."
Und was machen Sie, wenn
Sie sich nicht gerade um die
Post kümmern müssen? Lebenslauf und Auszeichnungen
Ich versuche halt, das Los der Asylbewer-
ber, die sonst überall durch den Rost fallen,
irgendwie zu lindern. Zum Teil finanziell, Ute Bock wurde 1942 in Linz geboren. Nach der Matura arbeitete sie ab 1969 im
oder dadurch, dass ich versuch, Kranken- Gesellenheim Zohmanngasse im 10. Bezirk. Dort wurde sie schließlich auch Leite-
versicherungen aufzustellen oder Ärtzte rin. 1999 wurden bei einer Razzia in ihrem Heim etwa 30 afrikanische Jugendliche
zu suchen, die jemanden umsonst behan- festgenommen (Stichwort: „Operation Spring“).
deln. Ich versuche das, was hier passiert,
wie mit diesen Menschen umgegangen Ute Bock wurde wegen Bandenbildung und Drogenhandels angezeigt und kurz-
wird, ins Licht zu rücken. Die meisten Ös- fristig vom Dienst suspendiert. Die Anklage gegen Ute Bock wurde bald wieder fal-
terreicher wissen das gar nicht. Es geht um len gelassen. Allerdings legte ihr die Gemeinde Wien mit einem Verbot, Afrikaner
die, die überall hinausgeschmissen werden. in ihrem Heim zu beherbergen, ein großes Hindernis in den Weg. Sie ließ sich den-
noch nicht unterkriegen. Seitdem organisiert sie private Wohngemeinschaften für
Was treibt Menschen dazu, Flüchtlinge und betreut und finanziert diese. Für ihre Arbeit und ihr Engagement
aus ihrer Heimat zu fliehen erhielt sie unter Anderem folgende Preise:
und nach Österreich zu
kommen?
Das Hauptargument von der Regierung ist, 2000 UNHCR-Flüchtlingspreis
dass das alles Wirtschaftsflüchtlinge sind.
2000 SOS-Mitmensch Ute-Bock-Preis für Zivilcourage
Es kann schon sein, dass es Wirtschafts-
flüchtlinge gibt. Aber wenn einer in sei- 2002 Bruno-Kreisky-Preis für Menschenrechte
ner Heimat seine Familie nicht ernähren
2003 Dr. Karl-Renner-Preis und den Greinecker Seniorenpreis
kann, dann ist es legitim, dass er einen an-
deren Weg sucht. Ich finde es anständig, 2004 Preis des Österreichischen Roten Kreuzes
U-BahnZeitung des besetzten Audimax 7

kommt man nicht weit.”


Wie lange kann die
Schubhaft dauern?
Bis zehn Monate. Die helfen sich dann
mit Hungerstreik und so kommen sie frü-
her raus. Aber man darf nicht vergessen,
dass ein Hungerstreik sich auf die Ge-
sundheit auswirkt. Es ist nicht nur so, dass
Martin Juen

man sagt, dann isst er halt wieder nach-


her und es ist alles in Ordnung. Die Leute
sind krank nachher und werden verrückt.
Das ist Folter.
Haben Kinder von lichsten Umständen eine Ausbildung ge-
Werden die Menschen Asylbewerbern irgendeine macht. Dort haben die ihn nicht mit dem
dort betreut? Chance auf Bildung? Namen angeredet, sondern mit "du Arsch-
loch". Wir vergessen ganz, dass wir die
Nur ganz notdürftig. Mich hat auch schon Ja, wenn sie mit mir Kontakt haben schon. Leute für Europa erziehen müssen. Wenn
einer von den wenigen Betreuern angru- Da im Haus lebt eine armenische Familie wir mit ihnen so umgehen, wie sollen sie
fen, ob ich einen Betroffenen kenne, weil mit einem Sohn, der jezt maturiert hat. dann lernen, wie man es besser macht?
man dort eine Berufung machen müsste. Irrsinnig begabt. Kann Armenisch in Wort Wir reden von einem geeinten Europa -
Die Akte wollte er mir dann nicht faxen und Schrift, Russisch, Tschechisch, Deutsch die Grenzen sind gefallen. Und dann ma-
– das war gegen die Vorgaben. Ich ver- und noch viele andere Sprachen auch. Das chen wir so einen Blödsinn. Das wichtigste
stehe nicht, dass nicht einfach alle sagen muss man sich mal vorstellen. Und das wird ist Ausbildung. Ich zahle ganz viele Studi-
können: "Da machen wir nicht mit!". Die ihn vielleicht retten. Gegen seine Familie envorbereitungskurse. Die Studienberech-
Leute dort sind großteils Sozialarbeiter. Da läuft immer noch ein Verfahren. tigunsprüfung für Ausländer kostet ein
sind viele nicht einverstanden. Die Leitung, Schweinegeld. Das sind im Moment 410
die Regierung, die sind immer total gegen Und wie sieht es Euro. Ich muss die ganzen Bücher zahlen.
mich. Aber die Leute dort - warum sagen mit Lehrstellen aus? Ist es nicht gescheiter, jemand lernt was,
die nicht einfach: "Bis hierher und nicht als er sitzt daheim und geht irgendwann
weiter!". Und wenn das alle 10 Hanseln Ich hatte einmal einen Bosnier, der hat ei- mal aufn Strich?
dort sagen, dann ändert sich was. Wenn nen Hauptschulabschluss gemacht und war
alle zusammen schrein, dann wird man das dann Geselle und hat unter den fürchter- (Fortsetzung Seite 8)
nicht so übergehen können.

Weltpremiere im
besetzten Audimax
Am vergangenen Samstag kam es zu einer Weltpremiere im besetzten Audimax der Uni
Wien. Der Film "Ute Bock for President" über die berühmte Flüchtlingshelferin wurde
dort vor einem bis auf den letzten Platz gefüllten Hörsaal aufgeführt. Eigentlich war
die Uraufführung für Sonntag auf dem Filmfestival Viennale geplant. Die Verantwort-
lichen verlegten sie jedoch, als kleinen solidarischen Beitrag mit den protestierenden
Studenten, an die Uni. Die “Hauptdarstellerin” und die Regisseure Houchang Allahyari
Hier können sie spenden und Tom-Dariusch Allahyari besuchten unter anderen die Veranstaltung und wurden
mit tosendem Applaus empfangen. Ute Bock sprach mit "Morgen" über ihre Arbeit.
Verein Ute Bock
BAWAG

Bankleitzahl 14 000
Konto Nr. 01910 807249

Sie können mit Angabe eines Stich-


worts den Zweck ihrer Spende
Martin Juen

bestimmen. (z.B. Bildung, Flüchtlings-


beratung, Familienprojekt)
8

Großdemo
am letzten
Martin Juen

Apropos Strich:

Das ist für Flüchtlinge die einzige reale Chan-


Mittwoch
ce, hier zu arbeiten. Die kommen hierher
und müssen den Schlepper zahlen. Dann
gehn sie auf den Strich, werden erwischt
und registriert. Und dann können sie legal
dort "arbeiten". Ist das nicht abnormal?
Letzte Woche hat mich die Männerbera-
tungsstelle angerufen: Ein 15-jähriger Ru-
mäne, der hier Sexarbeiter ist und davon
weg möchte. Er darf nichts anderes ma-
chen. Is das nicht eine Schande? Reden
kann man darüber nicht. Zu mir ist einmal
ein junges Mädl gekommen. Sie hat mir
gesagt, dass sie HIV positiv ist. Der Dok-
tor bei dem sie war, hat nur gesagt, dass
es "noch ganz klein" ist. Ich hab dann bei
der Aidshilfe angerufen und dem erzählt,
dass da a Dirndl am Strich steht und unse-
re ganzen Idioten ansteckt. Sagt der: Nor-
Foto: jari

malerweise stecken die Männer die Frauen


an. Ein Mann von der Aidshilfe!

Wie halten Sie das alles aus? Mehr als zehntausend Menschen „Wir sind hier und wir sind
gehen für eine bessere Bildung auf laut, weil man uns die Bildung
Mit Raunzerei kommt man nicht weit. Ich die Straße. [ants] klaut!“ Zahlreich haben sich die
blödl einfach alle an. Das ist die einzige Protestierenden letzten Mitt-
Art, wie man das aushält. Wenn man bei woch auf den Straßen vor der Hauptuni versammelt. Auf der Uhr tickt es
so viel Elend mitraunzt, dann ist alles aus. 17.00 Uhr: Die letzten Banner werden bereit gemacht, Flyer wechseln noch
Wenn einer zu mir kommt und sagt: "Ich schnell die Hand und manch eine_r springt auf der Stelle vor Freude/Käl-
hab vier Tage nichts gegessen", dann sag te. Die Menge reicht von der Straßenbahnhaltestelle Schottentor bis zum
ich: "Gewöhn's dir nimma an". Das kommt Rathaus. Auf der Uni-Rampe werden nochmals der Forderungskatalog und
auch in dem neuen Film über mich ganz die Gründe der Demonstration verlesen.
gut rüber. Der ist ja wirklich halbwegs gut
geworden. Tausendfach ertönt Jubel und Applaus; dazu schrill Trillerpfeifen und eini-
ge Trommeln. Die Masse setzt sich Richtung Burgtor in Bewegung, wo sich
Der Film heiSSt: "Bock for noch hunderte Demonstrant_innen der TU und der Akademie anschließen.
President" Was würden Sie Immer wieder flammen Sprechchöre, wie „Wessen Uni? - Unsre Uni!“ oder
als Präsidentin als erstes „Der Hahn gehört gerupft!“, auf.
tun?
Um etwa 18.00 Uhr treffen immer mehr Demonstrant_innen am Minori-
Das wird nie passieren (lacht). Das hab ich tenplatz ein, füllen ihn vollständig aus und brüllen den Protest bis in das
mir noch nie überlegt. Nachdem der Lug- Wissenschaftsministerium hinein. Weiter strömt alles zum Schwedenplatz,
ner sich wieder aufstellen lassen will, hab um dann den Ring entlang wieder zurück vor die Uni zu gelangen, wo das
ich ja eh keine Chance. In der Politik kann Abendprogramm stattfindet. Dort spielen Louise Pop und die Band Ja, Panik
man nicht viel ändern. Erst müssen sich die auf. Und ganz nebenbei wurde auch noch der Weltrekord im Mambo-Tan-
Menschen ändern. zen gebrochen, den das Bundesheer am Nationalfeiertag aufgestellt hatte.

Sie werden nicht müde, Später beziffert die Polizei die größte Studierendendemonstration seit Jah-
Sie machen weiter? ren mit etwa 10.000 Beteiligten; die Veranstalter_innen selbst sprechen
von 50.000. Ähnliche Aktionen fanden an diesem Tag auch in Klagenfurt
Jetzt erst recht. Wenn sich a bisserl was und Salzburg statt. Durch die Verlagerung des Uni-Protests auf die Straße
bessern würde, tät ich eh aufhören. Aber hat die Bewegung klar zu einer allgemeinen, nicht auf die Universität be-
es wird nur schlimmer. [wap][ha] schränkten Debatte über Bildung aufgerufen.
U-BahnZeitung des besetzten Audimax 9

Die Feinde der ren. Ausgegangen sind die Proteste von den Forderungen jener, die genug
hatten von den untragbaren Studienbedingungen in Fächern wie Publizis-
tik. Herausgekommen ist eine Debatte um die Chancen künftiger Generati-

mündigen onen und dem Leistungsniveau der gesamten Gesellschaft. Die Wut richtet
sich gegen die neoliberale Bildungspolitik: Der Hochschulbetrieb wird öko-
nomisiert, die Bildung dem Konkurrenz- und Leistungsdruck der Wirtschaft

Gesellschaft
unterworfen. „Bildung statt Ausbildung“ stand daher auf den Transparen-
ten der Großdemonstration. Es geht nicht um einige Millionen mehr aus
dem Spendentopf des Ministers, sondern um eine neue Bildungspolitik -
nicht nur an den Universitäten. Die Student_innen wissen: Einschränkun-
Der studentische Protest richtet sich nicht nur gen der Hochschulbildung führen zu sozialer Auslese - und das ist es, was
gegen unzumutbare Studienbedingungen – er ist die konservativen Eliten wollen.
auch Ausdruck einer allgemeinen gesellschaft-
lichen Unzufriedenheit. [WR] Die politischen Parteien sind starr vor Schreck und wissen mit der Bewe-
gung nichts anzufangen. Der Protest ist auf eine neue Weise organisiert,
Als einige hundert Student_innen spontan das Au- mit denen die Parteien nicht auf traditionellem Weg umgehen können. Die
dimax der Uni Wien besetzten, hätte sich niemand Student_innen nutzen neue Mittel und Wege, ihre Inhalte zu veröffentli-
gedacht, dass daraus eine Bewegung entsteht, die chen. Der Protest ist dezentral organisiert und funktioniert über Twitter,
erreicht hat, dass im ganzen Land über Bildung dis- Facebook und Live-Übertragungen aus den besetzten Hörsälen. Was hier
kutiert wird. Die Anliegen der Studierenden finden in Wien passiert, ist erfolgreich praktizierte Basisdemokratie, die der kon-
in vielen Teilen der Bevölkerung Unterstützung. Täg- ventionellen Politik Konkurrenz macht.
lich treffen neue Solidaritätserklärungen aus dem
In- und Ausland ein. Auch viele Lehrende haben sich Mit Interesse und Hoffnung beobachten die Student_innen nun den kom-
solidarisch erklärt. Für Donnerstag ist ein bundeswei- menden „Bildungs-Protestmonat November“ in Deutschland. Dass der Pro-
ter „Bildungs-Aktionstag“ geplant, weitere Demons- test international wird, ist eine große Chance für die Student_innen, denn
trationen werden stattfinden. Nach wie vor gewinnt die Situation im Rest von Europa ist ähnlich dramatisch wie an den heimi-
die Student_innenbewegung an Momentum – nicht schen Unis.
nur in Österreich.
Eine bisher für angepasst, ängstlich und egoistisch gehaltene Generation
Was wollen die jungen Leute? Österreichs Ausgaben wird nun wohl nachhaltig politisiert werden. Plötzlich werden wieder Wor-
für Hochschulen liegen weit unter dem europäischen te wie „Solidarität“ in den Mund genommen und aktiv gelebt. Diese neue
Durchschnitt. Die aktuelle Misere an den Unis ist nicht Form der politischen Organisation wird den Parteien, die ja auch um die
nur die Schuld von Hahn, sondern sie basiert auf Feh- Gunst der jungen Wähler_innen buhlen, zu denken geben. In diesem Sin-
lern aller Parteien und Regierungen in den letzten Jah- ne hat diese Protestbewegung ihr Ziel bereits erreicht.

Ja, Panik: „Wir unterstützen den Protest.“


Am Mittwoch, dem 28.Oktober 2009, gab die ös-
terreichische Indie-Band Ja, Panik im Anschluss
an die große Demonstration der Student_in-
nen, überraschend ein Konzert auf der Uniram-
pe. Nach dem furiosen Spontan-Auftritt bat die
Morgen-Redaktion Gitarristen Thomas Schleicher
und Keyboarder Christian Treppo zum Interview.

Was war der Auslöser dafür, dass


ihr heute hierher gekommen seid, wo
ihr doch schon morgen in Nürnberg
spielt?
Thomas: Wir unterstützen den Protest. Grundsätzlich.
Protest ist ein wichtiges Element in einer funktionie-
renden Gesellschaft.

Christian: D´accord.

Kann Kunst bzw. Musik die Gesell-


schaft beeinflussen - inwiefern kann
ja panik Foto-2007 (© Julia Spitzner)

sie sie verändern?


Thomas: Wenn man die Geschichte betrachtet, dann
kann Kunst verändern. Und sie tut´s auch ständig.
Christian: Ich glaube, das liegt auf der Hand.
Thomas: Also wir werden heute zwar nicht mehr das Parla-
ment anzünden oder die Regierung stürzen, aber es wirkt.
Christian: Genau. Es wirkt ... ein bisschen Wirkung
hat´s hoffentlich gehabt. (Fortsetzung Seite 10)
10
Ja, Panik: „Wir unter- C1-Besetzer_innen
stützen den Protest.“
(Fortsetzung von Seite 9)
trotzen Kälte
Die seit Mittwochabend andauernde Besetzung des
zweitgrößten Hörsaals der Uni Wien wird vom Rek-
torat nach außen weiterhin ignoriert. So gibt es we-
der eine Ankündigung auf der Universitätshomepage,
Das hat man ja auch an der Vielzahl von
noch werden Lehrende und Studierende davon in
Menschen gesehen, die sich während eures Kenntnis gesetzt.
Auftritts vor der Universität versammelt
hat. Die Tatsache jedoch, dass uns hier Heizung und Warm-
wasser abgedreht wurden, zeigt, dass die Besetzung
Christian: Richtig. So gesehen hat´s vielleicht etwas verändert.
inoffiziell sehr wohl zur Kenntnis genommen wurde.
Im Video zur eurer Single „Alles hin, hin,
Wir lassen uns davon jedoch nicht unterkriegen und
hin“ wird ein Text verlesen, in dem es heiSSt: zeigen mit einem öffentlichen, kollektiven Bad bei 2°
„Nur eines ist lächerlicher als Geld zu besit- Celsius im Brunnen vor dem besetzten Hörsaal, dass
zen: Kein Geld zu besitzen.“ Das ist traurige wir uns durch solche Machtspielchen des Rektorats
Realität an den österreichischen Unis. Wie weder demotivieren noch entmutigen lassen.
seht ihr die Entwicklung hin zum Bildungs-
abbau? Der nicht nur physischen Kälte des Rektorats setzen
wir soziale Wärme und eine “brennende Uni“ ent-
Thomas: Generell, der Lauf der Geschichte: Umso blöder, umso gegen, denn auf eine Solidaritätserklärung aus dem
dümmer man ein Volk hält, umso blöder, umso dümmer man die Rektorat warten wir noch immer.
jungen Leute hält, umso leichter hat man´s als...
[Die Besetzer_innen des C1 am Campus]
Christian: ... als Obrigkeit. Ja, also ich stehe all dem relativ kritisch
entgegen. Also der Entwicklung des sogenannten Bildungssystems,
das sich ja nur fälschlicherweise Bildungssystem schimpft, weil´s

Zivilcourage
ja ein Aus-Bildungs- und Schulsystem ist. Und weiter zur Frage:
Ich hasse die Vereinnahmung durch die Wirtschaft (Anm.d. Red.:
gemeint ist die Vereinnahmung des Bildungssystems durch die
Wirtschaft). Ich würde mir eine konträre Entwicklung wünschen.
„Wir sind verantwortlich für das, was wir tun,
aber auch für das, was wir nicht tun.“ - schrieb
Glaubt ihr, dass wir durch die Protestbe-
einmal ein weiser Mann. [ekü]
wegung, mit der sich immer mehr Bevölke-
rungsgruppen solidarisieren, etwas zu einer Menschen werden in U-Bahn-Stationen zusammenge-
grundlegenden Veränderung im Bildungs- schlagen und niemand hilft. Menschen haben Autoun-
system beigetragen haben? fälle und niemand hilft. Menschen leiden tagtäglich
und absolut niemand hilft. Nicht irgendwo, sondern
Christian: Das weiß ich nicht ... hier, bei uns. In Österreich. Und immer wieder schreit
die Gesellschaft nach mehr Zivilcourage. Man solle
Thomas: Ganz ehrlich? Nein. Ganz einfach weil´s keinen Rück- hinsehen und helfen. Man solle etwas tun.
halt in der Gesellschaft gibt. Weil die Kronenzeitung, die gro-
ßen Medien, die erklären der Masse, was da passiert - und zwar Tausende Studierende haben in den letzten Tagen
falsch. Sie sagen eben: „Naja, schaut‘s euch die jungen Leute an, hingesehen und etwas getan, denn sie fordern be-
die wollen gar nicht studieren, die sind ja faul, die wollen eh nur dingungslos unsichtbare Werte, die Europa einst groß
saufen.“ Das ist natürlich eine infame Lüge. Aber das ist, wie es gemacht haben – Bildung, Gerechtigkeit und Demo-
den älteren Leuten erklärt wird. Dass wir jungen Leute das an- kratie. Sie kämpfen nicht nur für sich, sondern für
ders sehen und verstehen, was da alles passiert, ist klar, aber eine erstrebenswerte Zukunft. Sie fordern nicht nur
meine Großmutter weiß nicht, was da gerade los ist. Und wenn blind, sie versuchen auch Lösungen zu finden, wie al-
meiner Großmutter von der Kronenzeitung erklärt wird: „Die les möglich wird.
jungen Leute, die sind nur faul, die wollen nur Parties feiern an-
statt zu studieren“, dann glaubt meine Großmutter das. Und der Stellt sich nur die Frage, warum diese Studierenden
Großteil der Bevölkerung ist dieser Ansicht. Ich nehme an, dass verurteilt werden für jene Courage, die immer wie-
in ein oder zwei Wochen, wenn alles verklungen ist, die Leute der gefordert wird. Wollen wir frustrierte Jugendli-
rausgetragen werden und ja ... - das war´s dann. Das ist meine che, mit groben Mängeln in Erziehung und Bildung,
dunkle, schwarze Einstellung. Ich bin generell sehr pessimistisch. die Menschen zusammenschlagen? Wollen wir wei-
ter auf eine Gesellschaft zusteuern, in der man Angst
Christian: Ich sehe das nicht so pessimistisch. Ich finde, es bedarf haben muss zu helfen? Wollen wir Missstände akzep-
einer grundlegenden Reform, nicht nur bei der Studieneingangs- tieren, weil es leichter ist?
phase und den Studiengebühren – das sind jetzt nur die euch
betreffenden Aspekte einer gesellschaftlichen Krise, die schon Wer weiß, wohin die Proteste der Student_innen füh-
bei der Volksschule anfängt - das ist ja auch so ein Schwachsinn, ren werden, und ob sie sich letzten Endes als richtig
meiner Meinung nach. Da müsste eben ein Paradigmenwechsel herausstellen. Nur sollte sich in Zeiten wie diesen aus-
stattfinden. Das geht aber nicht von heute auf morgen, dazu nahmslos jede und jeder fragen, ob man lieber die
braucht es wahrscheinlich ein paar Jahrzehnte. Vielleicht habt Verantwortung fragwürdiger Taten auf sich nehmen
ihr diesen Wechsel jetzt losgetreten. [Ilc][stl] will, oder aber jene blinder Untätigkeit.
U-BahnZeitung des besetzten Audimax 11

Die Morgen Protestkarte


Auch in anderen Städten Öster-
reichs war in den letzten Tage
einiges los. Auf unserer Pro-
testkarte finden Sie alle Brenn-
punkte auf einen Blick. [red]

Durchs Reden kumman d’Leit zam!


Diese Uni ist besetzt! Das hat bildungspolitisch engagierter Besetzer_innen nicht in Orgien der bei geht es den Besetzenden gar
auch meine Oma gehört. „Geht’s Gewalt und Zerstörung, sondern veranstaltet einen friedlichen, nicht darum, seine unverdien-
dir eh gut, Kind?“ hat sie ganz kreativen Protest: Zwischen abstimmungsintensiven Plena und ten Federn zu rupfen, sie wol-
besorgt am Telefon gefragt. gesellschaftskritischem Improvisationstheater wird diskutiert, vor- len die Bildungsmilliarde und
Trotz hundertfacher Versiche- getragen, organisiert und motiviert. Ist diesen jungen Menschen Perspektiven für die Zukunft.
rung, dass die Studierenden etwa doch nicht ‚ois wurscht‘? Bestimmt nicht. Neben Aktions-
‚nur‘ streiken, um bessere Studi- und Arbeitsgruppen zu wichtigen Themen, wie beispielsweise Wieder beruhigt machte sich
enbedingungen zu bekommen, Anti-Rassismus und Anti-Sexismus, folgt diese vielseitige Bewe- auch bei Oma Unverständnis
verbindet Oma mit Besetzung gung dem Motto: Lieber einmal öfter abstimmen, damit alle ge- breit: „Wieso kommta ned?
immer noch Krieg. hört werden – und hält das Audimax besetzt. Tausende haben Waß der denn ned: Durchs Re-
ihr Leben in den letzten Tagen über den Haufen geworfen, um den kumman d‘Leit zam!“
Entgegen mancher Erwartungen – zumindest für Stunden – Teil des Protestes zu sein. Nur einer ist
ergeht sich der illustre Haufen uns seine Aufwartung schuldig geblieben: Johannes Hahn. Da- [lou]
12
Audimax-Besetzer_innen
organisieren
Sanitätsdienst!
Die Studentinnen und Studenten, die seit mehr als zehn Tagen
das Audimax besetzt halten, haben nun schon seit Längerem
auch eine eigene sanitätsdienstliche Betreuung organisiert. Der
Arbeiter-Samariterbund und andere Organisationen helfen mit.

Unter den Besetzer_innen des Audimax finden sich nicht nur klu-
ge studentische Köpfe, sondern auch voll ausgebildete Sanitä-
ter_innen. Schon kurze Zeit nach Beginn der Besetzung wurde
ein durchgehender freiwilliger Sanitätsdienst eingesetzt. Seitdem
kümmern sich Mitglieder des Roten Kreuzes, des Samariterbun-
des und anderer Rettungsorganisationen um die medizinischen
Anliegen ihrer Mitbesetzer_innen.

Zu den Stoßzeiten, wenn sehr viele Menschen im Audimax sind,


hilft auch der Arbeiter-Samariterbund offiziell mit. Außerdem
kommen immer wieder praktische Mediziner_innen, Kranken-
pfleger_innen und auch psychologische Betreuer_innen vorbei
und bieten unentgeltlich ihre Dienste an. Diese wichtige Mit-
hilfe zeigt nicht zuletzt die wachsende Zustimmung auch ande-
rer Bevölkerungsgruppen zu den Protesten der Studierenden.
Christoph Liebentritt

[sese]

„Und jetzt muss mir ein sozialdemokratischer Kanzler erklä-


ren (...),wie es möglich ist, dass (...) bei stetigem Wachsen des
gesellschaftlichen Reichtums nicht mehr finanzierbar sein soll,
was in den siebziger Jahren noch finanzierbar gewesen ist!“

(Robert Menasse, Schriftsteller)

Hinter den Kulissen: die Ergebnisse der AGs diskutiert werden. Die Versammlung ist
das Entscheidungszentrum des Protestes. Jede_r kann teilneh-

Studierende men, seine Meinung sagen und über Anträge per Handzeichen
abstimmen. Die Versammlungen können im Internet live unter
http://www.ustream.tv/channel/unsereuni verfolgt werden. Be-

verwalten wusst gibt es keine gewählte Vertretung des Protestes, sondern


alle Entscheidungen werden gemeinsam von der Basis entschie-

sich selbst
den, damit alle Stimmen gehört werden. (rxo) Organisations
AG Die „Orga“ widmet sich der Koordination und besseren Zu-
sammenarbeit der AGs untereinander. Außerdem wird der Ab-
lauf der Plenumsversammlungen verbessert. Selbstorganisierte
Lehrveranstaltung AG Diese AG stellt ein eigenes Programm an
Volksküche, Pressezentrum, Putzteams, eine ausgearbeitete Lis- Vorträgen und Filmen auf. Unter Anderem wurde die Premiere
te an Forderungen, eine Homepage, eine Demonstration, eine des Ute-Bock-Films „Bock for President“ in das Audimax verlegt.
Zeitung. All das wurde von den protestierenden Student_innen Bisher gaben Christian Felber (attac-Österreich), Klaus Werner-
in wenigen Tagen aufgebaut. Diese Liste ließe sich fortsetzen. Lobo, Robert Menasse und Isolde Charim Vorträge. Presse AG
Fazit: Die Protestbewegung ist gut organisiert! Nur wie funk- Direkt neben dem Audimax gelegen, kümmert sich die Presse
tioniert die Organisation? Vor 13 Tagen, am ersten Tag der Be- AG um den Kontakt mit den Medien, damit die Anliegen der
setzung, gründeten die Studierenden Arbeitsgruppen (AGs), um Studierenden einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht
die wichtigsten Probleme zu lösen. Mittlerweile gibt es 85 AGs, werden. Auch werden hier alle per E-Mail eingehenden Fragen
in denen sich jede_r beteiligen und einbringen kann. Die Ar- beantwortet. Button AG Viele Studenten_innen tragen weiße
beitsgruppen (siehe Details unten) treffen sich in der Nähe des Buttons um ihre Unterstützung mit dem Protest zu zeigen. Über
Audimax und beschäftigen sich intensiv mit einem bestimmten 6000 Buttons wurden hergestellt.
Thema. Zwei mal am Tag finden Versammlungen statt, in denen [red]
U-BahnZeitung des besetzten Audimax 13
„Power to the Peaceful“: „So wie sichs gehört! Viele Studentinnen und Stu-
denten, die das einzig Vernünftige sagen, nämlich:

US-Band „Anti-Flag“ „Das ist unsere Uni!“

(Peter Pilz, Nationalratsabgeordneter)


besucht besetztes Audimax
Ihre Botschaft ist deutlich: „Eure Stimmen werden gehört! Menschen, die wird. Die haben ihre Krise aber selbst verschuldet! Ös-
sich gemeinsam für eine Sache einsetzen, können Großes bewirken!“ terreichs Politiker sollten sich schämen!“

Viele staunten nicht schlecht, als am Sonntag zwei Mitglieder der US-ame- Mit den Worten „Es erfordert eine Menge Mut, sich
rikanischen Band Anti-Flag das Audimax betraten und ihre Unterstützung für seine Ziele einzusetzen! Ihr seid nicht allein!“,
zu den Student_innenprotesten kundtaten. Sänger und Gitarrist Justin Sa- schließt er seine Rede vor dem Audimax-Publikum.
ne sowie Schlagzeuger Pat Thetic hatten über Zeitungen und Freunde von Er greift zur Gitarre eines Studenten und spielt ei-
der Student_innenbewegung erfahren und waren gekommen, um sich ein nen Song der britischen Punkrock-Legende The Clash.
eigenes Bild von den Ereignissen zu machen.
Nach dem Audimax geht es für die beiden weiter ins
„Ich habe gehört, Student_innen müssen hier an den Unis auf dem Boden Gasometer, wo ein Schüler noch einmal die gemein-
sitzen, um Vorlesungen hören zu können!“, ruft Justin Sane vom Podium. samen Anliegen von Student_innen und Schüler_in-
„Immer wieder wird betont, es gäbe zu wenig Geld für die vielen Studie- nen auf der Bühne zur Sprache bringt.
renden, während gleichzeitig massenhaft Geld an die Banken verschenkt [pil]

„Es ist ein Skandal, dass der Staat für die Finanzierung der Banken vier- „Die Studierenden legen sicher mit ihren Forde-
zig mal mehr Geld zur Verfügung stellt, als für die Finanzierung der rungen einen Finger in wunde Punkte der öster-
Hochschulbildung!“ reichischen universitätspolitischen Landschaft.“

(Christian Felber, „attac“) (Christa Schnabel, Vizerektorin)

Österreichs
Die Banken und deren Krise verschlingen einen großen
Teil des Bruttoinlandsproduktes des Staates Österreich.
Durch die immer älter werdende Gesellschaft müssen
die Pensionen abgesichert werden. Hochschulabgän-

Finanzplan 2010
ger_innen können das Ansehen der heimischen Wirt-
schaft und somit ihre Leistungsfähigkeit aufwerten.

[sud]
14

Protest: Hahn und sein Kabinett


besetzen Wiener Studentenwohnheim
Wien – Eine überraschende Wende nahm Gegen 18.30 wurden auch einige Privatzim- habe um seinen Rausch auszuschlafen, so
gestern Abend die Diskussion um geplan- mer besetzt. “Es war furchtbar”, schilderte der verzweifelte Maschinenbau-Student.
te Reformen an Universitäten. Um seinen Thomas Unterleiter, ein weiterer Heimbe-
Forderungen nach kurzfristigen Zugangs- wohner. “Ich habe nur kurz aus meinem Durch Twitter Messages wie “pfeilg ge-
beschränkungen Nachdruck zu verleihen, Zimmer geschaut, da hat mich der Bürolei- hört uns!!! haben grade den kühlschrank
besetzte Wissenschaftsminister Johannes ter des Ministers mit den Worten ‘Schleich leergefressen, jetzt beginnt gleich das
Hahn mit einigen seiner Kabinettsmitarbei- di, I muaß aufs Heisl’ weggestoßen und hat playstationturnier #giorules” von Hahns
ter einen Trakt des Studentenwohnheims sich in meinem Waschbecken erleichtert.” Pressesprecher, sowie ersten Solidarisie-
Pfeilgasse in Wien. In einer ersten Aussen- Unterleiter habe aus Angst flüchten wol- rungsbekundungen aus Sektionen
dung verkündete der Spitzenpolitiker, auf len, sei aber über einen Berg leerer des Innenministeriums verbreitete
einen “langen Kampf” eingestellt zu sein. Schwechater Bierdosen gestol- sich die Kunde von der Besetzung ex-
“Hier geht es nicht nur um Bildungsfragen pert. Er könne im Moment trem rasch.
sondern um den Protest gegen die ständi- nicht in sein Zimmer
ge Einmischung der Bürger in die Regie- zurück, da der In einer ersten Stellungnahme gegen-
rungspolitik”, so Hahn. Kabinettschef über einer Standard-Reporterin ant-
sich in sein wortete Hahn angesprochen darauf,
Am späten Nachmittag war Hahn mit sei- Bett ge- dass er am Dienstag eine Ministerratssit-
nem Büroleiter, seinem Pressereferenten legt zung besuchen müsse nur trotzig: “Is mir
und einigen anderen Mitarbeitern ges- wurscht, wir bleiben hier so lange es dau-
tern unangekündigt im dritten Stock des ert”. Auch, dass er mit der Aktion einen
Wohnheims Pfeilgasse aufgetaucht und mögliche Nominierung als österreichi-
hatte den Gruppen- und Küchenraum be- scher EU-Kommissar aufs Spiel setze
setzt. “Es ist alles sehr schnell gegangen” sei dem Minister “scheißegal”. Mit
berichtete Heimbewohnerin Anna Fass- einem kräftigen Rülpser beende-
bender, die die Aktion vor Ort miter- te er das Gespräch und widmete
lebte. “Ich wollte mir gerade einen Tee sich wieder dem Playstation-Spiel
machen, als der Minister mit einigen Grand Theft Auto.
anderen Leuten den Gang entlang
kam. Sie hämmerten an alle Tü- Unterstützung bekamen die Besetzer
ren und schrien aus vollem Hals.” von der Rektorenkonferenz. Unter joh-
Laut Fassbender begannen Mit- lendem Applaus wurde Christoph Badelt
arbeiter des Ministerialbüros willkommen geheißen, der eine Kis-
begleitet von Rage Against te Bier mitbrachte und von Hahn per
the Machine Songs aus ei- Handschlag begrüßt wurde.
nem mitgebrachten Transis-
torradio, die Worte “Sektion Zur Stunde dauern die Proteste wei-
666” und “Gio rules” auf ter an, für Dienstag Mit-
die Wände der Küche zu tag hat der Minister
sprayen. “Die meisten wa- eine große Solidari-
ren schon stark angetrun- sierungskundgebung
ken”, so Fassbender. mit weiteren Minis-
terien gegen “über-
triebene Mündigkeit
der Bürger” anbe-
raumt.
U-BahnZeitung des besetzten Audimax 15
Hund der Woche:
Aurelio [dpaj]

Er stammt ursprünglich aus der Schweiz und hat


gemeinsam mit seinen Bandkollegen aus Chile
25 Länder bereist. Der klassische Berufsdemons-
trant. Wir präsentieren diese Woche: Aurelio

Kreuzworträtsel
Senkrecht:

1. Was fand am Mittwoch, den 28.10.2009 in Wien statt?

2. Wer sorgt für das leibliche Wohl der Protestierenden?

5. Nach Bildung kräht kein ______.

Waagrecht:

3. Das Ziel der Ziele.

4. Intern organisiert sich die Bewegung in ____________.

6. Wo werden die neuesten Entwicklungen vorgetra-


gen und diskutiert?

7. Wo ist das Zentrum der Bewegung?

8. Wie heisst das Motto der Bewegung an der Wie-


ner Hauptuni? „Ihr beschwert euch, dass hier (im Plenum) alle Entscheidungen so lang-
sam gehen. Klar geht in einer Diktatur alles schneller, aber Leute, wir ha-
9. Aufgrund der ___________ finden momentan im ben hier eine Basisdemokratie! Wo findet man denn sonst noch sowas?“
Audimax keine regulären Lehrveranstaltungen statt.
(Studentin)
10. Welche Abstimmungsform wird im Audimax
praktiziert?

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