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Reichtum als Risikofaktor

Stand / Letzte Aktualisierung durch Elisabeth Rieping 01.10.2006

Dass Kinder reicher Leute oder auch reiche Erwachsene unter den noch unausgegorenen Fortschritten der Medizin als Erste zu leiden haben, sieht
man nicht nur an der Brustkrebsepidemie und den anderen Spätfolgen, mit denen man als ehemaliges Flaschenkind rechnen muss.

Ein anderes sehr bekanntes und schreckliches Beispiel ist das Contergan. Es wurde als besonders harmloses und gutes Schlafmittel vertrieben und
war relativ teuer, so dass bevorzugt Privatpatientinnen in den Genuss dieser Neuerung kamen. Als Hemmer der Entwicklung von Blutgefäßen führte
das Mittel bei schwangeren Patientinnen aber zu schweren Schädigungen ihrer Kinder. Sie wurden mit verkürzten Gliedmaßen oder ganz ohne
solche geboren. Erst nachdem Widukind Lenz, ein Kinderarzt, den Zusammenhang erkannte, wurde das Medikament schließlich vom Markt
genommen. In den vorher gelaufenen Studien war diese Nebenwirkung nicht aufgefallen, weil an denen vermutlich keine Schwangeren
teilgenommen hatten.

Ich sehe heute fast täglich auf die Prospekte einer Firma, die für andere Firmen Studien zur Testung von Medikamenten durchführt. Gesucht werden
gesunde Probanden bis etwa fünfzig. Bekommen werden das Medikament hinterher natürlich viele alte kranke Leute. Ein Problem, für das keine
Lösung in Sicht ist.

Neue Eingriffe in die Entwicklung unserer Jüngsten

Einmal ist das der Buggy, eine sehr praktische Einrichtung, die aber dazu beiträgt, dass ein Kind in dem Alter, in dem es eigentlich den ganzen Tag
in Bewegung wäre, viele Stunden angeschnallt und bewegungslos verbringt, sogar wenn es zu so gut gemeinten Aktivitäten wie dem
Babyschwimmen unterwegs ist. Wir kommen gar nicht auf die Idee, dass diese Erfindung ein neues Marterinstrument für Kinder in finanziell guten
Verhältnissen ist, denn in unserer Gesellschaft sind mittlerweile alle reich genug, um an einen Buggy zu kommen.

Künstliche Säuglingsernährung vor Nestle

Auch vor der Erfindung der Kindermehle aus Milch waren besonders Kinder reicher Eltern und von Ärzten von den Neuerungen der Medizin
betroffen. (mehr s. Künstliche Säuglingsernährung vor Nestle)
Text im Archiv der Library of Congress:
http://web.archive.org/web/*/http://www.erieping.de/reichtum_als_risikofaktor.htm

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