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Schaffhauser Nachrichten - Schaffhauser Intelligenzblatt - Die Nummer 1 der Region 14.05.

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28.04.2011

Obskure Gestalten und Ansichten

Das Büsinger Bürgerhaus: Die Gemeinde ist zur Zielscheibe geworden, weil sie angeblich nicht zu
Baden-Württemberg gehört.Bild Sonja Baumann

Büsingen ist wieder einmal zur Zielscheibe seltsamer politischer Eiferer


geworden.

BÜSINGEN Natürlich ist der Status von Büsingen als deutscher Exklave,
gänzlich von Schweizer Gebiet umgeben, ein seltsamer. Büsingen ist
aus politischer Sicht ein deutsches Dorf, indes gilt hier wirtschaftlich das
Schweizer Recht. Die Existenz «zwischen den Staaten» verschafft der
Gemeinde naturgemäss eine überdurchschnittliche Aufmerksamkeit –
und im Alltag auch durchaus handfeste Probleme.

Wahrscheinlich sorgt auch die besondere Situation dafür, dass sich in


Büsingen gelegentlich, sagen wir, originelle Personen aufhalten und
betätigen. Selbst ernannte Könige zum Beispiel oder Marschälle. Und die
komplexe Exklavenexistenz verführt natürlich auch zu abwegigen
Spekulationen. So ist die Gemeinde, insbesondere Bürgermeister
Gunnar Lang, offensichtlich zur Zielscheibe obskurer politischer Eiferer
geworden. Das wäre eigentlich nicht besonders erwähnenswert, doch
allmählich sind die Grenzen des noch tolerierbaren Unsinns nicht nur
geritzt, sondern überschritten worden. Dass in einem mysteriösen
«Büsinger Beobachter» mit einem Absender in der Schweiz (Steinmaur)
der Gemeinde abgesprochen wird, territorial zugehörig zu Baden-
Württemberg und mithin zu Deutschland zu sein, mögen einige noch mit
einem Lächeln abgetan haben. Wie gesagt, den Büsingern sind ein
wenig seltsam anmutende politisch-rechtliche Manifestationen – um es
einmal so auszudrücken – durchaus nicht fremd. Inzwischen allerdings
sollte das Mass voll sein. Vorläufiger Höhepunkt der Kampagne ist ein
Schreiben an den Bürgermeister, das ihm ein Ermittlungsverfahren in
Aussicht stellt. Weil Gunnar Lang die Bürger zur Beteiligung an der
Landtagswahl vom 27. März aufgerufen hat, wird ihm nun
«Wahlmanipulation, Wählertäuschung und Fälschung» vorgeworfen.
Perfid dabei: Das Schreiben erweckt den Eindruck, von der
Polizeidirektion Konstanz zu stammen, mit explizitem Absender
«Polizeiposten Gottmadingen». In einem «offenen Brief an Bürgermeister
Gunnar Lang» wird überdies wieder einmal der rechtliche Status
Büsingens in Frage gestellt und die Zugehörigkeit zum Land Baden-
Württemberg. Im Internet wiederum kursierten fiktive Interviews. Derart
penetrant sind diese Attacken, dass sie nun auch heute
Donnerstagabend im Büsinger Gemeinderat traktandiert sind. Lang will
darüber informieren – und der Rat wird wohl diskutieren, wie dem
lästigen Unsinn zu begegnen ist. (J. R.)

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