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an der Sdrw eizergre rrze

; Ein Bcitrag zum nadrbarlidren Yölleerreöt

DISSERTATION
der reüls- und slaalswissensöaftlidren
Fakulläl
der tlniversitätZüridr
zur

Erlangungder Würde eines Doklors beider Redrte


vorgeledl von

HANSBECtrER
von ENNENDA (Kt Glarusl
genchmlgt auf Antrag von

Herrn Prof. Dr. D. $diindlcr.

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Ein Beitrag zum n

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Vl t-1^ Professor Walther Hug
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a n d i e H o c h s c h u l eS t . G a l l e n
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von ENNI
' genehm

Herrn Prof
Die Rechtsverhältnisse
an der Schweizergrenze
Ein Beilrag zum nadrbarlidren Völkerrcdrt.

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DISSERTATION
der rechls-und staatswissenschafllichen
Fakultät
der Universität
Zürich
zur
Erlangungder Würde einesDoklors beiderReöte
vorgelegt von

HANSBECKER
von ENNENDA (Kt. Glarus)
genehmigf auf Anfrag von

Herrn Prof. Dr. D. Sdrindler.

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M+ ÄqgÜ'
L'-
Die redrts- un{ staatswissensctraftlicheFakultät gestattet
hiördurch die DrucklegungvorliegenderDissertation,ohne damit
zu den darin auigesprodrenen Anschauungen Stellung zu
nehmen.

MeinenElternin
Z ü r i d r , d e n 1 1 .J u l i 1 9 3 1 .

Der Dekander redrts-und staalsw.


Fakultäf:
Prof. Dr. M. Sailzcw.
gewidmet!
MeinenElternin Dankbarkeit
LI
Allg

Dir

H e r r n P r o f . D r . D . S c h i n d l e r d a n k ei c h a u c h a n d i e s e r
Stelle für die woh]wollende Förderung, die er der auf seine An- Oie V8tterrechtsgemein
regung hin verfassten Arbeit durch seinen Rat hat angedeihen Nebeneinanderbestehens versc
gegrenztenH err schaftssphärer
lassen.
bereich.
Ebenso danke ich für wertvolle Untersfützung der fürstlich Daraus folgt, dass kein
Gesandtschaftin Bern, den Kreisdirektionen II
liechtensteinischen dass alle Glieder der Staat
unabhängig sind. Man rvär
und III der S.B.B., der Direktion des BadischenBahnhofesin
theoretischdurchaus richtig i
Basel, der StaatskanzLeides Kantons St. Gallen, Herrn Ständerat der Unabhängigkeit, ein Sta
E. Thalmann, Basel, und Ilerrn F. Leuzinger-Becker,Dienstchef lassen kann, was er will, un1
beim Volkswirtschaftsdepartement,Bern. jure suo utitur, neminem lae
Allein dieses Frinzip ki
Der Verfasser. ein von allen andern Staaten
welches die Ausstrahlungen
voll wirksam gestalten könr
nicht so.
Die Staaten haben sich r
gemeinschaftverbunden; sie
Unabhängigkeitist in versch
Das will nicht sagen,da
die-serhalbnicht mehr innege
heute gehemmt isf, seine Hr
hat er doch ein Recht, von dr
sie diejenigen Handlungen u
fügen würden.
Aber auch diesesRecht r
wenn ein Staai das Recht ar
verfechtenwollte, so würden
Wir sehen: Die Gelten
hoheit und der absoluten In
I. Kapilel.

Allgemeines.

$1.
Die Lehre.
<On ne peut vivre sans ötre voisin>
(Fournel, Traitd du Voisinage).
Die Völkerrechtsgemeinschaft beruht auf dem Gedankendes
)iebeneinanderbestehens verschiedenerStaaten mit gegenseitigab-
gegrenztenHerrschaftssphären,mit gegenseitiganerkanntemMächt-
:ereich.
Daraus folgt, dass kein Staat den andern verletzendarf und
dass alle Glieder der Staatengemeinschaft gleichberechtigtund
:nabhängig sind. Man wäre nun versucht, anzunehmen- was
:hecretischdurchausrichtig ist - dass, inlolge des Grundsatzes
,jer Unabhängigkeit, ein Staat auf seinem Territorium tun und

',-cjl wirksam gestalten könnte. Dem


ist nun aber heutzutaqe
:licht so.
Die Staaten haben sich mehr oder weniget zu einer Staaten-
gemeinschaftverbunden; sie sind aufeinanderangewiesen;ihre
Unahhängigkeitist in verschiedener Hinsicht tangiört worden.
Das will nicht sagen,dass der Grundsatzdes Nichtverletzens
dieserhalbnicht mehr innegehaltenwürde. Wenn auch ein Staat
?.evtegehernmtist, seine Hoheit überall geltend zu machen, sg
hat er doch ein Recht, von den andern Staaten zu verlangen,dass
sie diejenigenHandlungen unterlassen,welche ihm Schädenzu-
iügen würden.
Aber auch diesesRecht scheintuns beschränktzu sein. Denn
u'enn ein Staat das Recht auf absoluteIntegrität seinesGebietes
','erfechtenwollte, so würden unausbleiblicheKonflikte entstehen.
Wir sehen: Die Geltendmachung der absolntenTerritorial-
:oheit und der absolutenIntegrität stossensich. Diese völker-
rechtlichenPrinzipien müssensich gegenseitigbeschränken.Wür-
den sie in ihrer Absolutheit geltend gemacht,so wäre eine zwi-
schenstaatlicheRechtsordnung unmöglich und ein friedtriches
Nebeneinandersein, eine Gemeinschaftder Staaten,undenkbar.1)
Auf diesen Grundsätzenberuht das Recht, welchesdie Be-
ziehungender Nachbarstaaten untereinanderregelt (zwischenstaat- 4

liches Recht). Alle Beschränkungender Souveränität,speziell


der Gebietshoheit,fallen darunter. Dazu gehörendie sogenänn-
ten Staatsservituten ( s e r v i t u t ejsu r i s g e n t i u mn a t u r a l e s ) .
,,Das Recht des Staates, auf desseneigenemGebiet aTleszu ttrn,
was ihm gut dünkt, ist aber schondurch die Pflichten beschränkt,
die aus dem Selbsterhaltungsrechte der Nachbarstaaten entstehen.
Man hat hier, wie im Privatrechte,den Begrilf von natürlichen
Servitutenoder besservon Nachbarrechten aufgestellt. Der Satz:
In suo quisquefacere non prohibitur, dum alteri non nocet (U1-
pian, I, 1 S 11 D. XXXIX 5) gilt auch für die Verhältnissezwi-
schenStaatenwie zwischenPrivaten."2)
Es wäre einfach und verlockend,alle Beschränkungender
Souveränitätan der Landesgrenzeals Servitutenzubezeichnen,als
Lasten, die von einem Staat dem andern aufgelegt werden und
ihn in bestimmten Beziehungen in seiner Bewegungsfreiheit
hemmen.
In der Volkerrechtsliteraturist aber heute der Begriff der
Servitutennoch lebhaft umstritten; zudem scheintes uns, als ob
er nichf nötig sei, das Wesen der an der Crenze sich ergebenden
Rechtsverhältnissezu erklären.
Zuvörderstseien deshalbkurz die widerstreitendenAnsichten
über den Servitubenbegriffgeschildert.
Die Anhänger diesesInstituts macheneinen Unterschied
zwischen den Servituten und den rein obligatorischenRechts- [;i-i- :-::..: >-. :
verhältnissen unler den Staaten. Sind dte letzteren an zeitlicfue
Klauseln gebunden,so führen die erstereneine von den sie be-
gründenden Verträgen unabhängigeExistenz. Die Servitut ist
dauernd, d. h. sie ist mit dem Staatsgebieteals solchem ver-
knüpft und bleibt bestehen,ohne Rücksichtdarauf, ob der ,,die-
nende" oder ,,herrschende"Staat derselbebleibt oder nicht. Es
gibt negative und atfirmative Dienstbarkeiten. Erstere bestehen
in einem non faciendo,einem UnterlasseneineseigenenHoheits-
rechtes,letztere in einem patiendo,einem Dulden eines fremden
Hoheitsrechtes. Subjekte der völkerrechtlichenServitut können
nur Staaten sein, nicht Privatpersonen. Begründet werden die
Servituten in Hauptsachedurch Vertrag; selten ist eine Begrün-
dung durch unvordenklichen BesTtz. Die Servitut geht unter
durch Verzicht des berechtigtenStaatesauf das Recht der Servitut
und durch confusio,d. h, durch Vereinigungdes herrschenden mit
dem dienendenStaate.
t) Liszt,S 7, I, 1.Schulthess, 25.
2) Rivier, 191.

6
marschsrechte durchausanal,ogzu konstruieren,indem jenes den
Ks,sprstK ast Brs\r\rsrrg bts\rsrtrs\rr $rr.lr\bralü\urrgen, ültses ürn
Anspruch auf Duldung bestimmter Staatshandlungönin einem be-
stimmten Raume bedeute etc. Ein wesentlich känstruktiver IJn-
terschied zwischen der staatsdienstbarkeitund der privatdienst-
barkeit bestehenicht.
, _v: Waldkirch (200) lässt Servituten nur gelten,wenn es sich
handelt um völkerrechtlichePflichten, die ein Staat nicht bloss
auf Grund einesRechtsverhältnisses mit einembestimmtenandern
Staate eingenommenhat, sondern gegenübereiner Mehrzahl an-
derer Staaten. Sie beruhen regelmässigauf einem allgemeinen,
zahlreiche Staaten berührenden Interesie und seien v6n unbe-

zu Bedenken Anlass qeben."


Die G_eg n e r de"r Servitutenlehresagen, dass Gegenstand
von Staatsdiänstbarkeitennur Eigentumsreöhtesein könien. Es
sei nicht haltbar bei der gegenwärtigenAusbildung, Einheitlich-
keit und Unteilbarkeit der Staatssouveränität,Einschränkungenin
Bezug auf die Ausübungoder Nichtausübungvon Hoheitsrechten
vorzunehmen. ,,Die Verpflichtung zu einer solchen Staatsdienst-
barkeit widerspricht der Souveränitätswürde eines Staates" (Bul-
merincq). Ueberdies,sagen sie, ist der sachenrechtlich'privat-
rechtliche Begriff der Servitut für das öffentliche Recht weniger
geeignet. Liszt (15i), Gegner der Servitufen,sagt, es sei völlig
irreführend, von positiven und negativen Servituten zu sprechen.
Es fehle der dingliche CharakterdieserBerechtigungen, abgesehen
davon,dassan Stelle des praediumdominansder berechtiEteStaat
trete. Von einem dinglichen oder absoluten,an dem Grundstück
haftenden Charakter des Rechtsverhältnisseskönne keine Rede
sein. Er verwirft die Tlieorie, als ob die Servitut eine dauernde
Beschränkungder Gebietshoheitsei.a)
Liszt macht dann aber noch eine andere Unterscheidung,dia
sich auch bei v. Waldkirch findet, nämlich: Wenn bei einer Ver-
pflichtung, die Ausübung von Hoheitsrechtenzu unterlassen,die
Bindung des verpfiichtebenStaatesnicht im einseitigenInteresse
seines Vertragsgegners,sondern, etwa durch einen Kollektiv-
vertrag,im allgemeinenInteresseerfolgt, dann ruht die Verpflich-
tung ailerdings auf den Gebiet,so dass sie bei Gebietsveränder-
ungen aul den Errverber übergeht; dann nimml sie dinglichen
Charakter an. Liszl (236) begründet aber die Ablehnung der
Servitut weiter wie folgt:,,Völkerrechtliche Rechtsverhältnisse
sind Rechtsverhältnisse zwischenStaaten,bei denena1sberechtigt
und verpflichtetStaateneinandergegenüberstehen. Rechtsverhä1t-
nisse sind nur dann völkerrechtlicheRechtsverhältnisse, wenn cier
Inhalt dieser tserechtigungen und Verpflichtungendie Ausübung
von Hoheitsrechtenausmacht,also von solchenRechten,die Aus-
fluss der Staatsgewaitsind. Nur soweit die Staatsgewaltselbst
als Herrschaft über Menschen,als Befehls- und Zwangsgewalt,
gebundenoder berechtigtwird, kann von einem völkerrechtlichen
Verhältnis die Rede sein, Daraus ergibt sich, dass der Begriff
der völkerrechtlichenServitut unhaltbar ist. Denn wenn es sich
wirklich nur urn die Einräumung eines dinglichen Rechtes an
fremder Sache handelt, so liegt ein völkerrechtlichesRechts-
verhäitnis überhauptnicht vor. Hat aber ein Staat dem andern
die Ausübungvon Hoheitsrechtenauf seinemGebietgestattetoder
sich in der Ausübung seiner Staatsgewaltvertragsmässigbe-
schränkt, so ist von einem dinqlichen Rechte an fremder Sache
a) Er erwähnt folgendes Beispiel: Wenn Russland auf einer fran-
zösischen Insel eine Kohlenstation eingeräumt erhält und später Eng-
land diese französische Insel err,virht, so kann durchaus nicht behauptet
werden, dass der Errverber des bestehenden Gebiets ohne l'eiteres in
die \terbindlichheiten seines Vorgängers einrücht. Es ist vielmehr in
einem solchen Falle Sache des Veräusserers, den bisher Berechtigten
zu entschädigen, wenn diescr nicht ausdrüchlich oder stillschweigend
durch vorbehaltlose Einrvilligung in dic Gebictsveränderung auf sein
Recht verzichtet.

8
:::t mehl' die Rede. Entweder Einschränkungdes Dominiums:
-.:l entfällt die Anwendung des völkerrechtegoder Einschrän-
"..:_gciesImperiums: dann entfällt der Begriff der Servitut.,.
,{enrich (Strupp, Wörterbuchdes VR und der Diplomatie,554)
--:-ri die Servituten ebenfalls ab. Die Staatsservitutenitetten
r r:::e KonstituierungdinglicherRechtedar, es sind Verträgc,wo-
--,..chsich die Staatenauf eine von der normalen vötkerröcirtiictr

'-::rg einer irreführenden,der Diplomatensprache


entlehntenTer-
-:iologieund deswegen,weil, eine der kontrahierendenparteien

- '::q des besetztenGebietes erlösche die Servitut. positive und


: -:ative Staatsservitutengebe es nicht; eventuell seien sie alle
'.-:ativ. Fleischmann
(Liszt, 131) kann sich Liszts schr,offer
,rilffiilP"'
-:-:lehnungder Staatsdienstbarkeiten nicht anschliessen.Er rneint,
: -'.-atrechtlicheEinflüsseseienim völkerrechtseit altershernach-
''--sbar; eine Identifizi,erungmit den Dienstbarkeiten
des privat-
::::tes lehne man ja ab, es würde aber überscharfsein. wenn
:' :t eine blosseParallele - wie sie der Name andeutet_. die
,::it bindet, aber doch Ergänzung bieten kann, schlechthin ver-
'.,'rrle.

--e_R_egelung des Verkehrsin d,enGrenzbahnhöfen, der Fischerei


.;rd Schiffahrt auf Grenzflüssenund -seen? Erge'bensich clabei
-ie'"vichtigenund schwerwiegenden Belastungend-esStaatsgebiets,

lilWlll
sind die Beschränkungen an der Grenzedauerndmit dem Gebiete ,isz1 12161 umschreib
verbunden.beruhen diese völkerrechtlichenPflichten auf einem .-::- :. - zu: \'erkehr: ,,äu
aligemeinen,zahlreicheStaatenberührendenInteresse? Wir glau- :.'-l:: :.;: -:- daSdie Gt::ti:'
ben nicht. Das geht ruch unzweideutig aus dem Charakter cler .::,:- .-:- Rtihi und Piiir: ,
--, ..-.. ,::igen Jtliigli.i::
Verträge hervor: Es sind Verträge, die Rechte und trflichten
der kontrahierenden Staaten festlegen, die sie zu beobachten E . - : , i - i l c i e sV e r k e h r s .
haben, wenn sie miteinander in geregeltenVerkehr treten und : - , : ' - - : a t i s c h e rB e z i t ' ' .
die nötig sind, wenn sie d'och ihre Unabhängigkeitbehauplen -.. -'- ierner die L-nir.
wollen. Geht es deshalbniclrt an, statt die umstritteneServituten- -:-.-.- S.::ler. i-: :::
theorie hier anzuwenden,die Regelung der völkerrechtlichenBe- ----":,.riiiciet. Es litgL
ziehungen an der Landesgrenzeals Vertragsrecht zu betrachten, - . -- - . - : d i e A n g e h : : : .
d a s s i c h e r g i b t a u s d e n G r u n d r e c h t edne r U n a b h ä n g i g k e i t .-=..ziiche GleichstellLii
--.. ..:;::n Staatsaigi:
und des Verkehrs, die das Völkerrechtdem Staateverliehen?
Als Vertragsrecht,welchesdie Souveränitätdes Landes tangiert, :-"---:- ,,-. \\'aldkirci t:-
ge'*'iss, aber nicht in dem Masse, wie der Begriff der Servitut :.::l \-erkehrstelii nt::
es verlangt, als Vertragsrecht,welches leicht abgeändertwerden - - - - : - , , r'-,nq
a
der
Änr Staata:.
S1=air-

kann, welchesnichts Ausserordentliches an sich hat und sich rei- - -: " _ i . ' r , : c i e r o r r r n cS
i -:
bungsloseinfügt in das übrige völkerrechtlicheVertragsrecht. r -,-
_ L r
S,laat
P L U U L
artrrd<ä+2"

Wir möchtendaher a1leVerträge,die die Schweizmit ihren Staaten zu unierhal'i.


--:i diesesRecht u::
Nachbarstaatenabgeschlossen hat und die die Souveränitätan
der Landesgrenze berühren,als Emanationendes Rechts auf Ver- =-',-erständlichbelia.
kehr und aut Unabhängigkeitbetrachten. -'
..,. Aufgabe, dia
Uebergeordnetbleibt die Staatengemeinschaft, denn ohne sie zr-innt rrrq zir tir-;'
wären Rechte auf Verkehr und Unabhängigkeitwirkungslos und
würden, in leerem Raum stehend, ihre Aufgabe nicht erfüllen Denken n'ir an :;
können. Ohne Staatengemeinschaft kein Recht auf Verkehr, kein :,::: ',, Gesaitdtschaiis- :-,:
Recht aut UnabhänEigkeit.s) Ein- undÄusir::.:-
Was bedeutetnun aber das Recht auf Verkehr? --- ':.- ',":,i Schilisverke
r:, ;
. -. ::',--:=slichder L tb,ir:
,,So11ein dem höchstenZiel des Völkerrechtsentsprechender - -. -' j i .:z der Freizügi:. .:
Verband unter Nationen bestehen,so müssensie sich auch einern
- -: - r:.Iizeiliche Nassr:::
gegenseitigen Verkehl für ihre geistigenund materiellenBeclürf-
nisse öffnen." (Heffter,74.) Jeder Staat kann vermöge cles
Grundrechtesauf internationalenVerkehr verlangen, dass sein
Interesse,mit andern Staaten in einen gewissendiplomatischen
und wirtschaftlichen Verkehr zu sfehen, rechtlich anerkannt und
gewahrt werde. Dieses Grundrecht (,,Soziabilität", jus coffi-
mercii) ist die rechtliche Voraussetzungder freien Fremden-,
Zoll- und Handelspolitik eines jeden Staates,findet aber eben in
dieser Politik auch seine Begrenzung:es steht jedem Staate frei,
Personenund Waren von seinem Gebiet ab- und auszuweisen,
welche er nicht in demselbendulden will, und kein Staat braucht
sich Vorschriften in Bezug auf seine Zollpolitik, Fremdenpolizei
etc. aufoktrogierenzu lassen,
5) ,,Das Recht auf internat. Verhehr entspringt direkt aus der Exi-
stenz der internat. Gemeinschaft und liegt dem Völkerrecht selbst zu
Grunde: fehlten die internat. Beziehungen, so wären klärlich auch keine,
auf dieselben anwendbaren Rechtsnormen vorhanden." (l\{artens I, 306).

10
Liszt (216) umschreibt folEendermassenden Begriff des
Lachtes auf Verkehr: ,,Aus dem Grundgedankendes Völker-
,:chts, durch das die Gemeinschaftder Staatenkonstituiertwird,

:en übrigen Staaten,clie im Abschlussvon Staatsverträgen ihren


-iusdruck findet. Es liegt darin endlich die Erschliessungdes
-andes für die Angehörigen der übrigen Staaten und deren
irundsätzliche Gleichstellunguntereinanderund möglichst auch
:rit den eigenenStaatsangehörigen."
Auch v. Waldkirch (214) spricht sich ähnlich aus: ,,Beim
Recht auf Verkehr steht nicht die unabhängigeExistenz und die
Gieichordnungder Staaten, sondern das Moment der Gemein-
schaft im Vordergrund. Sein wesentlicherInhalt besteht darin,
dass jeder Staat grundsätzlichberechtigtist, Beziehungenzu den
andern Staaten zu unterhaTten.Innerhalb der Völkerrechtsoemein,
sclraftwird diesesRecht und die entsprechende Pfliclrt {ercdezu
als selbstverständlich
betrachtet."
Unsere Aufgabe, die Verhältnisse an den Grenzen zu be-
trachten,zwingt uns zu einer Einschränkung,denn das Recht auf
\-erkehr ist für alle möglichen staatlichen Beziehungenvon Be-
deutung. Denken wir an den amtlichenVerkehr (das aktive und
passive Gesandtschaf ts- und Konsularrecht), an clen Handels-
'''erkehr(Ein- und Ausfuhrbewilligungen -verbote),
und den Eisen-
bahn- und Schiffsverkehr,an das Recht auf Durchgangsverkehr
t ernschliesslichder UebermittelunEvon Nachrichten), an den
Grundsatz der Freizügigkeit der Personen von Staat zu Staat
I durch polizeilicheMassnahmenzwar eingeschränkt).
Das Grundrechtauf Verkehr steht nun in engstemZusammen-
iang mit der Verkehrsfreiheit. Durch den Fortschritt der Tech-
lik, besondersder Verkehrsmittel,sind der Güteraustausch und
die Bewegungder Menschenvon Staat zu Staat stark gefördert
-*-orden.
Der Verkehr muss daher möglichst genau geordnet werden
'-inddie Ausgestaltungdesseibenmuss ins Einzelnegehen.
Des-
lialb müssenalle Schrankenfallen, die ihn hemmenkönnten (un-
ter Vorbehalt des Rechtes auf Unabhängigkeit). Das Prinzip
Cer Verkehrsfreiheitmuss daher jeder Staat postulieren,der ver-
riehrshindernde Fesseln sprengenwill. Der Verkehr mit andern
Staatenmuss gefördert,Güteraustausch und Personenverkehr über
lie Grenze.so viel als möglich begünstigt werrien.
Was tür ein Verkehr aber vollzieht sich an den Grenzstatio-
':.en,in den Grenzortschaften,
an den Grenzflüssen?

11
Der Verkehr im technischen Sinne,0) die Eisenbahnen,
Schiffe, Flugzeuge, der Verkehr der Grenzbewohner untereinan-
der, die Nachrichtenübertragung.Dieser Verkehr im technischen
Sinne (und damit das Prinzip der Verkehrsfreiheit)verrnaEsich
aber nicht schrankenlosauszuwirken. Ihm steht vor allern das
Recht auf Unabhängigkeitentgegen,das es jedem Staat als er-
'li.ünschterscheinenlässt,z) in der Staatengemeinschaft als mög-
lichst starka Persönlichkeit dazustehen und von fremden Ein-
flüssefrnur soweit berihrt zu werden. als dies mit seiner Seibstän' --a:a:, r:,,1
digkeit vereinbarist.
Dieses völkerrechtlicheGrundrechtwird, mit andern Grund-
rechten, denen auf Cleichheit,ÄchtunE, Verkehr zusammen,von
einer neuern völkerrechtlichenRichtung (Jeliinek, Triepel, Heitr' -:: l:: :1. ::, . l.-i
born u.a.) abgelehnt. Teils werden sie als ,,naturrechtliche"
Truggebilde vö11i9verworfen, teils wird nur ein einzigesGrund'
recht, das Recht auf Selbsterhaltung,gelten Eelassen. Strupp
z.B. anerkennt,dass in den Lehren von den Grundrechtenein
richtiger Kern stecke; er weist aber darauf hin, dass es sich
bei den Grundrechtssätzenufti gewisse, allgemein anerkannte
Univelsalvölkerrechtssätze handelt, an die jeder Staat mit seiner
Anerkennurrga1sVölkerrechtssubjekt gebundenist.
Das Recht auf Unabhängigkeitberuht aber unmittelbar auf
dem Begriff und auf dem Wesen des Völkerrechts. Es ist einer
der Rechtssätze,die aus dem Crundqedankender Gleichberech-
tigung folgen und durch rvelcheRechteunelFflichten cler Staaten
untereinanderbesiimmt u'erCen,die keiner besonderenvertrags-
rnässigenAnerkennungbedürfen,um binciendeKraft zu besitzen.
,,Sie bilden den festen Crundstock des unqeschrieLrenen Völker-
rechts, seinen ältesten,wichtigsten,heiligstän Besfand." (Liszt,
116). Es sind nicht ,,naturrechtliche"
Truggebilde,sondernRechts-
norruen,die der Form ausdrücklicher RechtsseLzung nicht bedürfen,
weil ohne sie ein Völkerrecht gar nicht denkbar wäre.
JedereinzelneStaat hat den Anspruch,sein eigenesstattliches
Dasein zu wahren (Recht auf Selbsterhaltung), und er hat gegen-
über andern Staaten seine Selbständiokeitzu wahren (Recht auf
Unabhängigkeit). Das Recht auf Seib"sterhaltung liegt äalin, dass
jeder Staai das Recht hat, alle Massnahmenzu treffen, die zur
M/ahrungseinerExistenzunerlässlichsind. JedemStaatesteht es
frei, die Mittel zur Selbsterhaltunsselbst zu rvählen (Organisa-
tion der militärischenKräfte uswl, a)
-,{--ll
Der Kern des Rechtesauf Unabhängigkeitaber liegt darin, lffr'l l[ t'l: -- - - : a:- :; r
dass sich der Staat selbständigorganisierenkann (VerfassunE, ;--- ; :f r-,q. S-t.t -. - - :' _ .'_
=;:.: -i:,-r::in--.i- :- - -- -:
6) ,,L'inter\rerkehr im technisciren Sinne r,r.erdenctrieEinrichtungen
zusammengefasst, die der Ueberrnittlung von Nachrichtcn, dem Aus- : - - -- - - --__
- _- :_
tausch von Gütern und der Beförderuns der trIenschen von Staat zu
Staat dienen.''(\\'aldkireh, 218). .-r-:" -l:i.:j'-,: -r. : l : ., : iri '
z) Waldkirch, 237. li:,-l--n::s:::t:t ti r---- ----- -'
8) Waldhirch, 290 ff. . . : . i i a u : : . : - : : . - : - - - - -l

12
--s.izgebung, Rechlsprechungund Verwaltung soll er frei ord_
... .;önnen). Ferner hat jeder Staat das Reiht, seine H,oheits-
-- ::r:e frei auszuüben.
DiesesRecht kann er aber dr-rrchdie Ein-
'-.ung von verträgen
mit andern Staatenin mannigfacherweise
.-scnränken. Kein Staat, eine weitere Folge des Rechtes auf
--:-abhängigkeit, unterliegt der Gerichtsbarkeiteines andern Staa-
:.s Diese Befreiung wird auch angewandt auf einzelne.sIaa?
-::e Beamte,wie z.B. auf Grenzkommissare, die sich in Aus-
. : ing ihrer amtlichenTätigkeit in das GebieteinesfremdenStaa-
-.s zLt begebenhaben.

len, die uns aber auch die Pflicht auferlegen,in den internationa,

lc
len Verträgen sowohl auf die Interessendes Verkehrs, wie auch Dic Staaisgrenzebezeic
auf die den gleichen GrundrechtenentspringendenForderungen S;..;sgen'alt und der Funkiic
der andern Staaten Rücksicht zu nehmen. -,=:::ts: u-o sie läuft, hört die .
Eine ganz reinliche Scheidung in Rechte und Pflichten, in :::gr die des andern an. (^\1
soiche,die sich aus dem Grundrechtedes Verkehrs ergebenund in Die Grenzensind entu-ed
solche, die aus den drei erwähnten Völkerrechtsgrundsätzen enl- :----:irc Grenzenkommenheu
springen, ist nicht rnöglich. Sie fliessen oft ineinander über.
Denken wir nur an die BestimmunEenin denVerträgen,welche die ts;i Gebirgenist meist di
Steilung der Landes- und der Bahnpolizei in den Grenzbahnhöfen -i-: i.jinn des 19. Jahrhunde
-
regeln etc. Sind hier die Interessendes Verkehrs oder die auf _:-- -. -:,:ilen sind, der sog.
Selbständigkeit, auf Wahrung der Staatshoheit,massgebendge- ;-: ---::ren Wassers,als Gre
wesen? Beide! Das eine Mal überwiegendie Verkehrsinteressen, .r.r- r.! ) Künstliche Grenz
=,--:essungauf der Landkari
das andereMal möchte cler Staat durch seine Organe sein Recht r-;:
wahren. Erinnern wir uns weiter an die militärischen Errvägun- Es gibt nur vertikal
,1:.:z:lächen. die sich von de
gen, die oft für das TraEe einer Bahn bestimmendsind, die da-
bei aber auch vor verkehrspolitischenBedürfnissen zurttcktreten , i . -: r .r . : , ! s : n k r e c h t s i " , ;
müssen,so dassam Ende, wenn der Bau und Betrieb einerCrenz- .----- S.-,'nderung der beicr:.
bahn vertraglicheGeslalt annimmt,der Inhalt der gefundenenRe-
'teils ='-:,r Giönzbestimmungdu
gelung bestimmt wird durch Interessendes Verkehrs,teils
durch das Interesseauf Wahrung der Unabhängigkeitdes Landes. :.1:. '--: kralt übereinstimrn
Wir verlassenso vollständigden Begriff der Servituten. Die- . l x - . i : - : ; , r i e ü b l i c h eU n t e r s
ses Institut 1ässt sich auf unsere Rechtsverhältnisse nicht an-
wenden.s)
Wir beschränkenuns daher auf die Untersuchungund Dar-
stellung der ,,kleineren minderwichtigen" Grenzfuagen,soweit sie W'unrui;r;-: hler von Grenze sp:
vertraglictr geordnet sind, die nicht grosse internationaleDis- dnr,: :I-:.-:altion und nichi ri:
wlni:.rr riäe juristische Taisri
kussionenheraufbeschurören, deren Regelungmeistensunbeachtet
]r:T :. -"--;gt, die begrüilde:,
bleibt, die aber doch von absoluter Notwendigkeit sind, einmal
ulr,:.- 3-.rger, und die ihren :
für den betreffendenStaat selbst,dann aber auch für die gesamte ;r.- .- -- . - - ii/]rm (7offi 1r^-r---
Staatengemeinschaft. Bevor wir aber die Einschränkungenund v ul ti cL
ffrfj:1:r:. nämlich zweie,rlei:
Erweiterungen der Souveränität an der Landesgrenzedarstellen,
: . _i - - . - - - p n R e c h l s d i e i i : :
haben wir uns kurz äber die Grenzeselbst zu unterhalten.
ti,:.: t i : r e S c h r a n k e ,e i n H i : -
lrr- ..-:.:c. Gesetze, Verori:'l',:
: --,- ';: Zeiten des Kriesas
.rurr
$2. , r-erstehen rvir del E
Die Grenzc.li') : , R e c h t s ,a l s e i n e : -
',
wie es der C:.:--
Theoriendarüber,was als Grenzezu gelten hat, werden hier
e r l e b t u n d d e r e i rR .
nicht zur Sprache kommen. --:;cn der Ber,vohnei l-.ri_
e) \Yir würden aber diesen Begriff anlenden, wenn wir z, Il. die -.;rrkehr erleichiert.
Hüninger Festungsservitut, die Neutralisierung von IJochsavoyen, die
Zonenfrage etc. behandeln rvollten, was wir aber in dieser Arbeit zu
tun unterlassen. Wollte man diese wichtigen völkerrechtlichen Servi- D:ese Zone, die, ge,'nes
tuten einer nur einigermassen eingehenden Betrachtung unterziehen, ;'::s chiedener Ausclehnl:-_
wtirden sie allein schon Stoff genug fär eine Dissertation ergeben. I)iese - :-n:r zn-eiiachen Recler-,
Probleme sind dazu noch so oft und so viel untersucht, beschrieben .:-r::-rr-ohner einer Gei-',zt:
und kommentiert rvorden, dass eine nochmalige Bearbeitung nicht
mehr wesentlich Neues zrtage fördern hönnte. -'
i'rrrnn \\'Ärterhr',':' ,
to) Lapradelle, La Frontiöre, Etude de. Droit internat. Paris, 1928.

74
Diese Zone' die, gernäss den internationalen Konventionen,
'on verschiedenerAusdehnunEsein kann (10, 15 km meistens),
i'ird einer zweifachenReglemöntationunteisteilt: einmal sind ore
crenzbew'ahner einer gaizen Reihe von Ernschrankung*'^irrrn,
tt) Strupp,\\rörterbuch,615.

15
Freiheit und ihrer Rechte unterworfen, die im Interessedes Grenz- .:::,:r bestandeine dauernd
dienstesunerlässlichsind.12) -.: crei rhätischentsünde l
Andererseits werden den Grenzbewohnern eine Anzahl von :,s gegenMals und Glurrrs
Erleichterungenzuteil.ra) -lhi der Unmöglichkeii
Bevor wir aber die Verträge besprechen,die die Sch'"veizmit Lii;:e nilitärische Grenze,0i
ihren Nachbarländernabgeschlossen hat, und die, im Interesse les Fags de Gex und die
des internationalen Verkehrs, das durch die starre Grenzlinie -:::.:. Teilesvon Savogen,i
notwendig gewordene Regime gemildert und solche Verhältnisse
geschaffen haben, die ein reibungslosesNebeneinanderleLren ,'-:- üenl und das Verbof
er-
möglichen,möchtenwir in aller Kirze den Verlauf der Schweizer- --:---,t:r.
Rheinseite,welche u-
1a)
grefize feststellen. -:;:rg erleichternsolllen.
Die Schweiz grenzl bei einem Flächeninhalte von 47294,93 Die GrenzverhältnisseI
kmz und einer Grenzausdehnungv,on ungefähr 1854,5 km Länge \e-renburgwurde 1857 gar
an Liechtenstein,Oesterreich,Deutschland,Frankreich und Italien. l';ng des Dappentales, 187{
:1eu geregelt, 1878 fand
Die schweizerischeGrenzlinie ist zum Teil eine sog. ,,natür'
liche", d. h. durch die höchsteKammlinie (Wasserscheide) eines Deutschlandbei Konstanzsi
her rvesentlichauf thurgau
Gebirgszuges,die Mitte ,oder einseitige Uferlinie eines Gewässers
(Flusses oder Sees) bestirnmte. Zum Teil ist sie ohne solche Deutschlandabgetreten) .
von der Natur gegebeneAnhaltspunktedurch Grenzzeichenbe- Folgeh wir nun der h
zeichnet. In einzelnenFällen, jedoch nur ganz ausnahmsweise, Die 575,3 km rnessend
gegenFrankreichverstehen r
ist sie auch eine mathematische, d. h. eine gerade Linie. 15)
halb des Dorfes Kleinhüni
Die Grenzender Schweizsind durch die l{ongressverhandlun- Pariser Vertrag vom 20. \
gen von Wien und Paris 1814115im allgemeinenin cler Aus- durch Vermarchungsprotok
dehnungwieder hergestelltworden, die sie vor dem Jahre 1.792 die alte, wie sie vor dem i
hatten. Doch umfasste das Gebiet der alten Eidgenossenschaft bez,",rr.deni FürstbisLumBa,
noch die Stadt Mühlhausen,die jetzt württembergischeStadt Rott- bernischenGebiete im \\-ar
weil am Neckar und das Veltlin nebst den beiden Grafschatten Der Doubs. der bei Les Br,
B,ormio und Chiavenna. Zeltweise gehörten zu der Eidgenossen- bis in die Nähe von Soubz
schaft ferner die savogischenProvinzen Chablais und FauciEng strömt, d.ie Crenze. \\'ir i
südlich des Genferseesund östlich bis zur Dranse und die kleine rand die Grenzebildet, d. h
LandschaftGex, welche Länder jedoch bereits am 30. Okt. 1564 lich der Hoheit eineseinzi-
durch einen Schiedsspruchan den Herzog Em. Philibert von ciie Hoheitsgrenze,Talri'eg
Savogerr zttickfielen, unter der Verpflichtung, sie nicht weiter iracht. Der gesamte\\'assr
zu veräussern;ferner das Eschental,das 1515 auf eine noch nicht Dte Grenze zieht sich in i:i
aufgeklärte Weise derelinquiert wurde und in die Hände der r'-,ribei,welches Gegenstan
Ft'anzosenüberging. Weiter stand die Eidgenossenschaft in einem bildete.16)
konfessionellenBündnis mit der Stadt Konstanz, und 1458 wurde Dieser Vertragsschlus
Waldshut der Eidgenossenschaft verpfändet. Mit der Franche- besondersinteressant,g-eii
tz; Die Grenzlinie darf nicht verwischt werden, und es müssen gingen,auf den beiderseitsr
deshalb den Bewohnern des Grenzgebietes ausserordentliche Beschrän- rischerr Werke zu errichte:
kungen auferlegt werden. Denken rvir an den Zolldienst und die Ueber- mehr damit: auch sind keine
wachung der Grenzen und an das \rerbot, in unmittelbarer Nähe der
Grenze zu bauen. 16) AS 7, 450, Fleiner, S.
tB) Es sei nur an die Massnahmen erinnert, die die Wirksamkeit angegebene Literatur.
des Zolles aufheben (Zollfreiheit), an die Freizügigkeit der Medizinal- Der Vertraq überlässt der
personen im Grenzgebiet. folgende Faucillestrasse Frank
i+; Vergl. Geographisches Lexikon der Schweiz, XVI, 628 ff., Geo- schädigung ein an Fläche gle
graphie der Schrn'eiz von J. Früh, I, S. 1 ff. des Noirmont und längs der
sprochen hat (Geogr. Lexikon
15) Hilty, II, 669 ff.

76
--_r,tö bestand.eine dauerndeSchutzverbindung,und der Freistaat
_:: drei rhätischenBünde besassden Ausgang des Münsüertales
::) gegenMals und Glurns.
-\tit- der Unmö^glichkeit,auf dem Wienerkongresseine eigent-
--:lre militärische Grenze,oder in zwelter Linie die Neutraliiaton
-ts Pags de Gex und die Beseitigung von Festungsanlagenauf
-:: Westgrenzezu erlangen, hingen zusammendie Neutralisation
;.:,es Teiles von Savogen,die bes. ZolTverhältnissean der Grenze
-:: Genf und das Verbot von Befestigungenbei Basel auf der
--:-ren Rheinseite,welche indirekt die schweizerischeGrenzvertei-
:-gung erleichternsollten.

)er Doubs, der bei Les Brenets seinen Grenzlaul beginnt, bildet
:ls in die Nähe von Soubeg(Bern), rr/o er ins Innere des Landes
s.römt, die Grenze. Wir stellen fest, dass am Doubs der Ufer-
and die Grenzebildet, d. h. das Gewässerunterstehtausschliess-
lch der Hoheit eines einzig,enuferstaates. Der uferrand bildet
-ie Hoheitsgreflze,Talweg oder Mittellinie kommen nicht in Be-
::acht. Der gesamtewasserlauf steht unter fuanzösischer Hoheit.
)te Grenzezieht sich in ihrem Laufe auch am Vallö des Dappes
r_r'bei,welches Gegenstand eines Vertrages vom g. Dez. lg52
::ldete.16)
Dieser-Vertragsschlussund seine Geschichtesind deswegen
:asondersinteressant,weil beide Staaten die Verpflichtungein-
:ingen, auf den beiderseitsabgetretenenGebietsteilönkeine mitita-
,,schen Werke zu errichten. (Wir beschäftigenuns hier nicht
:ehr damit; auch sind keine weiterenGrenzveriräge, welchedieses
16) AS_7,450,Fleiner,8,87/88,
Blumer-Morel,
III, 847und die dort
,:gegebene Literatur.
Der Vertrag überlässt den Mont des Tuffes und die dem Danoental
' - -.r e n d e
F a u c i l l e s t r a s s eF r a n k r e i c h , w ä h r e n d e r d e r s c h w e i z a t i n n t -
-:hädigung ein a! Fläche
_gleich grosses eebiet am jenseitigen Hang
:s Noirmont und längs der Strasse Les Rousses-Lös Bras5,s z.se-
iochen hat (Geogr. Lexikon der Schrveiz. XVI, 633.)

t7
worden, und dia militärischen
Gebiet betreffen, mehr abgeschlossen :-:, nl_ ,:licZürcher Kantonsgr
: --. --- r z:iänni l:r\
Bindungen spielen heute keine grosse Rolle mehr. t
D--. G:errzliniezu'ischenSr
r -:[ ';-.::isten, da der Kantor
:.- S-.-', ::l Rhein ausgencm
-=,--..-:-.- riigi und aus drei gtr
, - - . - : ; : - : - -b e i i n d e ns i c h d a z u :
:-i-l- , --rt \-erenahof, die, ohn
t -: '.'-.;.\larchsteinen abgeg
-._-.:- 3aden greitt ebenlalls:
'
das rechte Uler d
', :-:.:'-. aui
.:::3iren von 7652 mii ciernLe
;.: ,:z! Fürsten Sch$rarzenbe
ü.::-zrevisionmit Baden vo:I
italienisch, und am mittleren Teil des Sees befindet sich die Die aargauischewie bas
italienischeEnklave CamPione. : rsiiinrnung en v . 77. Okt. 1806 r
Tatsächlich,wenn auch nichi gecgraphisch,ist das Valle di -..i ier Talweg des Rheins. B
Livigno ebenfalls eine italienische Enklave. .:is ist die Schweizerorenze e'r
>.
E:-.ilar-en. und in Akterstückt
-5=5 näher beschrieben.Neis
. -: der Einmündungder Er_
r-:-.r.ze,später auch auf eine
Diese kurze, nur das \.I.
neutralesGebiet. Nebenoesterreichbildet das FürstentumLiech- -.: SchweizerGtenze möge z.
tenstein,welchesseit den Nachkriegsjahren durch eine Post- und .,.-1ungder Verhältnisse an re
Zollunion mit der Schweizverbundenist, eine Streckeweit - an- rg) Unterhalb I)iessenhofen.
grenzend.an Teile der Kantone Graubündenund St. Gallen -- die =-, beiden Seiten vom schrveiz. Ll
Grente. Der Rhein ist, soweit der Kanton St. Gallen in Betracht :- --:rdrsqerichtlichen
:r.erf Urteil r-on i
Schaffhausen das Hohel:
kommt, bis zu seiner Mündung in den BodenseeGrenzfluss,wobei --,i:e
1 8 9 7 ) .E b e n s o s i n d b e i S t r l :
die Mitte des Flussesmassgebend ist. 18) : ;E 1897, I\r, 1405).

Von GrenzpunktdesBodenseesbeginnt die nördlicheGtenze,


die sich, 343,3 km lang, bis zur Schusterinselbei Basel erstreckt,
wo wieder die Westgrenzebeginnt Die Verhältnisseam Boden-
see werden dwch zahlreicheVerträge geregelt; die Hoheitsrechte
werden von allen Anstössernbis in die Mitte des Sees ausgeübt
(vergl.unten).
DieStadtI{onstanz ist der einzigePunkt, an dem das deutsche
Territoriurn über den Rhein herüber reicht. Von der Konstanzer
Grenzeweg bildet, gemässVertrag mit Baden v'om50. Okt. 1854'
die Mitte des Unterseesund des Rheins die Landesgrenzebis da-
1?)Ueber die Frage der Neutralität des Wasserbeckens auf dem-
i e n i S e nT e i l e . a n w e l c h e " m n i c h t b e i d e U f e r s c h l v e i z e r i s c h e sG e b i e t s i n d
irnilober die rechtliche Lage von St. Gingolph, siehe unten.
18) Der Vertrag betr. die Bheinhorrektion vom 30' Dez. 1892 be-
stimmt,' dass clie L"andesgrenze auch weiterhin dem alten Rheinlauf
und niäht den diesen abkürzenden Durchstichen von Fussach und Die-
poldsau folgen solle.

.18
*

,:r, rvo die Zircher Kantonsgrenzebei dem aufgehobenenKloster


-:radies anfänEt. 1e)
Dic GrenzliniezwischenSchaffhausenund Badenist eine der
-:r.pliziertesten,da der Kanton Schaffhausen,einekleine ParzelTe
--.i Stein am Rhein ausEenommen, ganz auf dem rechtenUfer des
?.:reinesliegt und aus drei getrenntenGebietsteilenbesteht. Im
.-auptteii befinden sich dazu noch zwei badischeEnklaven,Bü-
--lgen und Verenahof,die, ohne natürlicheGrenze,nur durch eine
.=.::.zahlvon Marchsteinenabgegrenztsind. Die zürcherische Grenze
-::gen Baden greift ebenfallsan zwei Punkten, bei Eglisau und
-aufen, auf das rechte Ufer des Rheins hinüber und beruht aut
-,-erträgen
v,on7652mit dem Landgrafenvon Sulz, Gebietsvorgän-
-':r des Fürsten Schrvarzenberg und des Grossherzogtums Baden-
Grenzrevisionmit Baden vorn 20. Oktober 1858")
Die aargauischewie basellandschaftlicheGrenze (Grenz-
:estimmungen v.77. Okt. 1808resp.v. 13. Juli 1827) gegenBaden
-si der Talweg des Rheins. Bis zur Schusterinselunterhalb Ba-
.als ist die Schweizergrenze. ebenfalls kompliziert, immerhin ohne
:nklaven, und in Aktenstüökenaus den
Jahren 1827, 1850 und
-S45 näher beschrieben. Meistensbildet der Talweg des Rheins,
','on der Einmündung der
Ergolz bis zum Grenzacherhorn,die
Jrenze, später auch auf eine kleine Strecke die Wiese.
Diese kurze, nltr das Wesentliche llerührende BetrachtunE
jer Schweizer Grenze möge zum speziellen Teil, d. h. zur Dat-
.iellung der Verhältnissean der Landesgtrenze, überleiten.
19) Unterhalb Diessenhofen, bei der sog. Laag, ist aber der Rhein
-
-,rf beiden Seiten vom schweiz. Gebiet begrenzt, ebenso hat nach einem
. r n d e s g e r i c h l l i c h e nU r t e i l v o n d e r r r n t e i n l J ü s i n g e r G r e n z e b i s z u m
---rrverf lüll!{lK
'lhre SchalThausen das Hoheitsrecht über den-Rhein. (Urteil vom
1897). Ebenso sind bei Stein arn Rhein beide Ufer schweizerisch.
iiGE 1897, IV, 1405).

19
Campionewar eine Schen
:::: San Ambrogio in Mailand
ll"iXregierendenOrten der alten
:.spektiert. Campionestand nii
; :lr,ie nach schweizerischernR
II. Kapitel ;,,1 Campioneschrvieg,konsultie

BesondereGrenzverhällnisse Die Bürger von Campionen


;-: 1635, in Lugano nie als I
-_l:nD das Recht,Grundstücke,
;,i::en, ohne den sog. ,,Abzug
$3 :.:' LuganerndieselbenRechteir
.:s Lugano durften nur drei Tag
Die Enklaven. ztiten, wenn die Truppen vcn I
r.-:r,pione 1rf2 Mann zur Mlliz ,:
Es ist möglich, dass Teile des Landgebietesvollständig vom e.ren verhältnismässigenAntei a
Gebiete eines andern Staates umschlossensind, sei es vom Land- I. 594). Die Einwohner \.on
oder Wassergebiet. Diese so von andern Hoheitsgebieten um- Steuernwie die von Lugano; der
schlossenenGebietsteile sind völkerrechtliche Kuriositäten, denn :nd CampioneN{arvollständig ir
sie widersprechendem Satz, dass das, was innerhalb der Landes- iass 1800 Zschokke,der Komrn
grenze liegt, auch zum Cebiete des Staatesgehört. i:l Kantoir Tessin, die Aufmer
Die Enklaven, die uns interessieren,können daher theoretisch i-orteile, die eine Erwerbung (
nicht an der schweizerischenNeutralität pafüzipieren; tatsächlich ier Minister des Auswärtigen,!
sind sie aber in die Neutralität einbezogen. Eine vertragsmässige lie Enklave und deren Lage rer
Bestimmung darüber besteht nirgends. Würden aber die in der nachte, Indemini, im Austausc
Schweiz sich befindenden Enklaven nicht neutrales Gebiet dar- schenRepublik zu überlassen.I
stellen, so könnte der Grenzstaat nur unter der zwangsläufigen Dieser Antrag wurde von
V erletzung der schweizerischen Neutralität militärische Funktionen deiinitiver Beschlusskam aber r
in den Enklaven ausüben.
Wir treffen an der Schweizergrenzelolgende Enklaven an: 1814 verlangtedie Tessiner
Büsingen, Verenahof und Campione. i-ereinigungCampionesmit der
Die Regelung der Beziehtngen zu diesen Enklaven ist nicht an den Wiener Kongress die In
überall befriedigend;oft fehlen Bestimmungen,und es sind des- :acherd'obtenir que le village dr
halb, bes,ondersan der Südgrenze, unliebsame Zwischentälle ein- rontre toute espöcede convena
getreten (2. B. Anlockung eines Antifascistendurch italienische t:lö par le gouvernementautrich
Spitzel von Lugano nach Campioneund Verhaftung dortselbst am Campioneblieb aber öster
29. Augr-lst7928), so dass wir Hiltg beistimmen,wenn er schon iieser Frage kein Erf,olg besch
1886 sagt,1) dass die schweizerischen Enklaven mehr historisch
interessantals zweckmässigseien. 3) In schrvierigen Streitfällen
in Lugano um Auskunft und s-en
A. Campione.2) Lugano an. - Luganer Bürger ri-:
a) abgedruckt bei Graffina. S.
Am mittlern Teil desLuganerseesbefindet sich die italienische 5) 1797 war nämlich Campio
Enklave Campione, die dort bis in die Mitte des Sees hinaus r-erleibt rvorden, indem an der erstr
reicht und seit ältester Zeit italienischesGebiet ist. inr l{ärz 1797 37 Stimmen für den
pubiik und 33 Stimmen für den -
t) Hilty, I, 594. -Ä'oroen waren.
z1 2,56-km2 mit 7,1 km Grenze (12 Grenzsteine).Eistori_sch-llio- 6) Aktensammlung aus der Zr
qraphiiches Lexikon der Schweiz, 1I,482, Hilty, II, 669 1T.XVII, 117 fl.
?) Abschied, Rep. 1814/48,lI,
Graffrna, Documenti relativi al confine pra il Ct. Ticino e il Regno
d'Italia, 1928,S. 9 u. 31. 8) vergl. auch Hilty, IY, 318.

20
uarnpionewar eine SchenkungKarls des Grossen an das
:.--:
'--- San Ambrogio in Mailand und wurde daher stets von den
:egierendenOrten der alten Eidgenossenschaft
als Kirchengut
-,::..iiiert. Campionestand nie unter lornbardischem
Recht; es
..::e nach schweizerischem Recht regiert: sowie das Gesetz
-:: Campioneschwieg,konsultierteman das Rechtvon Lugano.3)
Die Bürger von Campionewurden, nach einem ,,acteformell"
.:, 1685, in Lugano nie als Fremde betrachtet; sie hatten in
- ::no das Recht, Grundstückezu kaulen und Erbschaltenzt er-

- - . LuganerndieselbenRechtein Campionezustanden.Verbannte
,-". Lugano durften nur dreiTage in Campionebleiben. trnKriegs-
:-,'.:1, wenn die Truppen von Lugano auszurückenhatten, hatte
-::'-pione |rfz Mann zur l\t\,i\izvon LuEano zu stellen und musste
. :..r verhältnismässigenAnteil an denKriegskostenzahlen (Hiltg,
. rE4). Die Einwohner von Campione zahlten die gleichen
S..uernwie die von Lugano; der HandelsverkehrzwischenLugano
-:.r Campionewar vollständigfrei. So war es wohl zu verstehen,
-.ss 1800 Zschokke,der Kömmissärder HelvetischenRegierung
- :.
- I{antoir Tessin, die Aufmerksamkeit der Regierung auf die
-:teile, die eine Erwerbung Campionesböten, lenkte, worauf
,-:r .illinister des Auswärtigen,Begos, einen langen Bericht über
-,.: Enklave und deren Lage verfasste, a) worin er den Vorschlag
-::chte, Indemini, im Austauschgegen
Campione,der Cisalpini-
, :hen Republlk zl überlassen. s)
Dieser Antrag wurde von der Regierung gutgeheissen, ein
.-initiver Beschlusskam aber nie zustande.0)
1814verlangtedie TessinerDeputationan der Tagsatzungdie
-,-.reinigung
Campionesmit der Schweiz,worauf der Deputation
::. den Wiener l(ongress die Instruktion mitgegebenwurde: ,,de
:.:rer d',obtenirque le village de Campione,enlevöinjustement et
:,.-.tretoute espöcede convenance au Ct. de Tessin,lui soit resti-
.-.J par le gouvernementautrichiende la Lombardie".7)
Campioneblieb aber österreichisch;der Delegation war in
--eser Frage kein Erfolg beschieden. s)
3) In schrvierigen Streitfällen süchten die Richter von Campione
Lugano um Auskunft und *'endeten die Gesetze des Distrikts von
,r:zlno an. - Luganer Bürger waren Gerichtsschreiber in Campione.
a) abgedruckt bei Graffina, S. 10.
5) 1797 war nämlich Campione der Cisalpinischen Republik ein-
-:leibt rvorden, indem an der ersten Versammlung der ,,freien Bürger"
: \Iärz 1797 37 Stimmen für den Anschluss an die Cisalpinische Re-
-;rlik und 33 Stimmen für den Änschluss an die Schweiz abgegeben
r,len waren.
6) Aktensammlung aus der Zeit der Helv. Republik, \rI, 335.
;) Abschied, Rep. 1814/48,II, 1100 u. 1108.
8) vergl. auch Hilty, I\r, 348.

21
i861 rvurde durch eine aus Schweizernund trtalienernzssarn- Iu der Uebereinkunltzu-is:
nengesetzieKommission die Grenze Campionesfestgesetzt. Die .--.;:iunc der Schiffahrt aui ii
scirn-eizerischeDelegation musste sich überzeugen,dass es von -- Oktober 192312)wird im le ,
Italien nicht möglich war, Campionezu erhalten. Dagegenwurde ,,\\'as den Verhehrmii ::.
eine früher zu Campione Eehörige Parzelle Land, San Martino .,':;,ttltrtgt,so bleibt cier gc1-
auf dem gegenüberliegenden Ufer, durch Vertrag vom 5. Oktober : . ::t-n, so lunge die beicll: .
1861 an die Schweizabgetreten,deren Gebietshoheit auf dem See . ': Sonderabkommen cibg,:'
sonst stellenweise gänzlich unterbrochengewesenr,väre,während Das will heissen, dass Fu- :
sie auch jetzt gegenüberCampionebis in die Seemittereicht.e) . :, ',,,'onach sich italienischeZ,
Häufig werden Enklaven,obwohl sie zum Staatsgebietihres .:- .,1 durch die schweizerisc
Lande; gehören,zollpolitischzu dem sie umgebendenStaale ge' .-..:-.itdes italienischenGebiets
rechnet: das Fehlen bestimmter Abmachungendarüber wurde , .s ihnen gestattensoilte, aur,l
schon 1855 emplunden. Die italienischeRegierung erhob Vor- -.:-, abgelehnt wurden und dzr :
stellungeninbezug aut die Zallbehandlungder Enklave Campione. r.r.altenwurde.rs)
Der Bundesratstellte ihr denAntrag, dieseBehandlungaut Grund- Es ergibt sich darausdie in
lage des status quo durch einen förmlichenAustauschvon Erklä- ir mit italienischenAmisPers
rungen testzusetzen In diesen Erklärungen sollte festgesetztwer- :rch nach CamPionezu begebe
den, dass Campionein Bezug auf Einfuhr- und Ausfuhrzöllevon r.iir mit bestirfttnten BeschränkL
den eidg Zollbehörden,wie bisher,auchferner als zum schrveize- :eshalb, um nicht unnötigerr"-
rischen Gebiete Eehörendangesehenwerde. Italien war damit z'.1Yerlelzenund wahrscheinlil:
einverstanden. eine Abmachung scheint aber trotzdem nicht zu- it1er1zü verhüten. 7923 habe:
stande gekommenzu sein.10) cen Abschlusseines LTebereir-
Dass Enklaven nicht dem sie umgebendenStaate angehören, rage der Enklave CamPionest:,
ergibt sich z.B. aus der ReklamationItaliens, dass oft schweize- rtalienischenRegierungarn 6- D
rischeSoldaten,die in den an Campioneangrenzenden Gemeinden aui deren Vorschlägeüberrair
wohnen, bewatfnet durch das Gebiet dieser Enklave gehen, um derer: Mitteilungen, denn g€:3
das Dampfschiff nach Lugano zu nehmen oder heimzukehren. ,i-ollte,kam die leidige Rossi--
Ebensopllegte ein Offizier der schweizerischen Grenzwächter,in stigenBoden lür Konferenzan:
Uniform unC bewaffnet, übet Campionezu geheft, um den Zoll. E s w ä r e z u w ü n s c l t e nd,: s .
posten von Arogno (Schweiz) zu erreichen. Der Bundesratgab s t a n d ck ä m e , r r ;ä h n l i c hd e r j r :-
darauf Weisung, r,vonachGrenzwächterund Militärpersonendas iigen wollen und die das \'e:-
Gebiet von Campionenicht rnehr betreten durften.ll) Büsingenregelt.
9) Vertrag zrvischen cler Schrveiz und Italien betr. die Feststellung
der Grenzcn zwischen der l-ombardei und clem Iit. Tessin an einigen B. BLs
Orten, wo dieselbe streitig ist, r'orn 5. Olttober 1861 (AS 7 a. F.211 tr.
BBl. 1862 I, 155) S. 247 des \Iertrages: ,,Das bisher von der Gemeinde Büsingen ist eine badisc]:
Campione als Teil ihres Gebiets besessene und Privaten gehörencle, Rhein stösst und die im übii3-
auf der entgegengesetztenrn'estlichenSeite des Luganersees gelegeneUfer
zu San llartino rvird der Schl'eiz abeetreten und nrit ihm die Ge-
ist (7,62 fttn2,$12 Ei:-'
r-rmfasst
r i c l r t s b a r k e i tb i s z u r ] I i t t e d e s d a z r v i s c l r e rI ti e g c r r d e nS e e s z u t l e n n ä m - steine).
lichen Bedingungen, welche im allgemeinen da gelten, wo von dcn bei-
den Ufern das eine italienisches, das andere schrveizerisches Eiger-rtum 12)AS 43, 300.
'I'atsache
ist. Gleichzeitig wird erklärt, dass diesc der Abtretung des 13) BBI 1923, III, 482.
Ufers zu St. Nlartino an die Schweiz nie soll angcsehen werdcn können,
um die gegenr.r'ärtigenZollverhältnissc zrvischen der Gerneinde Carnpi- t+) Geschäftsbericht 1923. l:
one und der Schrveiz zu erschu'eren." rb) Heute ist die Post in C:
t0) BBI 1885, II, 644. - Dass Campione als schrveiz. Zollinland .-,nd Telephon dagegen schrveizeii
gilt, geht aus einer Fussnote zu Art. 1 der Postzollordnung hervor t6) vergl. Thurgauische Bei,
(Blumenstein und Gassmann, Die schweiz. Zollgesetzgebung, 1927.) 3. Heft, 1926,S. 1 fT: Der Busin-r.
r r ) B B I 1 9 1 1 ,I I , 9 6 . separat erschienen.

22
In del Uebereinkunft zwischen der Schweiz und ltalien zur
3egelung der Schiffahrt auf dem Langen- und Luganerseevorn
12. Oktober 192312)wird im letztenAbsatz von Art. 2 bestimmt:
,,Was den Verleehrmit der italienischen Enhlave Campione
nnbelangt, so bleibt der gegenwdrtigeZustand unvertindertbe-
stehen,so lange die beiden vertragsschliessenden Teile hierüber
keiruSonderabkommen abgesclLlossenhaben."
Das will heissen,dass Forderungender italienischenDelega-
,ion, wonactrsich italienischeZoll- und Polizeitransporteganz all-
oemein durch die schweizerischen Gewässerhindurch von einem
Punkt des italienischenGebietszu einem andernbegebendürften,
,.r-as
ihnen gestattensollte, aucir in der Enklave Campionezu'7an-
den, abgelehntwurden und der bisherigeZustandunverändertbei-
behaltenwurde.13)
Es ergibt sich darausdie interessante Tatsache,dasses Schif-
fen mit italienischenAmtspersonenim allgemeinenverbotenist,
sich nach Campionezu begeben,oder dass dortselbst Landungen
nur mit bestimmtenBeschränkungen geduldetwerden. Dies wohl
deshalb,um nicht unnötigerweisedie schweizerische Neutralität
zu verlelzenund wahrscheinlichauch,um Schmuggelund derglei-
chen zu verhüten. 7923 haben UnterhandlunEenmit Italien für
den Abschlusseines Uebereink,ommens zLt Ordnung der Rechts-
lage der Enklave Campionestattgetunden.Der Bundesrathat der
italienischenRegierungam 6. Dezember7923einenGegenentwurt
auf deren Vorschlägeüberreichtund gewärtigt nun (bis heute!)
deren Mitteilungen, denn gerade, als man wieder verhandeln
wollte, kam die leidige Rossi-Aftäremit Italien, die keinen gün-
stigenBoden für Konferenzenbot.1+)
Es wäre zu wünschen,dass eine detaillierteVereinbatuflgzu-
standekäme,15)ähnlich derjenigen,mit der wir uns jetzt besc.hät-
tigen wollen und die das Verhältnis zwischender Schweiz und
Büsingenregelt.

B. Büsingen.16)
Büsingen ist eine badischeGemeinde,die südwärts an den
Rhein stösst und die im übrigen ganz vom Kanüon Schaffhausen
umfasstist (7,62 kmz, 872 Einwohner,1.2km Grenze,I23 March-
steine).
12)AS 13, 300.
13) BBI 1923, III, 482.
ta) Geschäftsbericht 1923, 38.
15) Ilcute ist die Post in Campione z. B. italienisch, Telegraph
und Telephon dagegen schN'cizerisch.
t6) vergl. Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte,
63. Heft, 1926,S. 1 ff: Der Büsinger Handel v. Dr. A. Leutenegger. rtuch
separat erschicnen.
Büsingenwar einst zu Schaffhausenkirchgenössig;seit 1845
hat aber Baden die Kirchenhoheit. Die kirchliche Gewalt war
aber nicht die Landeshoheit. Wohl hatte eine schaffhausische
Familie die Landeshoheit, bezw. die niedere Gerichtsbarkeit in
Büsingerrausgeübt. 1693 geriet aber ein Glied der Familie (Im-
thurn) inf,olge konfessionellerFragen mit Schaffhausenin Streit,
in derr sich Oesterreicheinmischfe. Imthurn, welchär von den
Schatfhausernschoneingekerkertworden war, musstefrei gelassen
werden, und Schaffhausenverlor die hohe Gerichtsbarkeit,welche
darauf Oesterreichausübte. 7725 gelang es Schaffhausen,das
vertroreneGebiet, zu dem u. a. auch noch Thagngen, Herblingen
und Bibern gehörte, zurückzukaufen,wegen des Imthurnhandels
aber sollte zum ,,ewigenAerger" für SchaffhausenBüsingenöster-
reichisch bleiben. Dies blieb bis heute so. nur dass 1805 Bü-
singen zu Wirttemberg und 7870 zu Baden kam.
Das Jahr 1849 brachteAufregung,weil eine hessischeTrup-
penabteilung,um in die Enklave zu gelangenund badischeRevo-
lutionäre nt verhaften, die Schweizergrenzeverletzte, indem sie,
170 Mann stark, von Konstanz aus mit einem Dampfschiff nach
Büsingenfuhr und infolge der Durchfahrt des Dampfersbei Stein
am Rhein schweizerisches Gebiet durchquertwurde.
Nachdem die Angelegenheit gehörig aufgebauscht worden
war, der Bundesrat die gesamteArmee auf Pikett stellte und man
m|t einem gewaltsamenHandstreich zur Befreiung der in Büsingen
durch die schweizerischen Truppen eingeschlossenenHessenrech-
nete, fand sie dann dennoch einen versöhnlichenund beide Teile
befriedigendenAbschluss: die deutschenTruppen konnten un-
gehindertabziehen.
Wir beschäftigenuns hier nicht näher mit dieser Angelegen-
heit, da sie eingehend durch Leuteneggerbehandelt worden ist,
und weil wir uns mit der gegenwärtigenLage an der Grenze zu
befassenhaben und das Funktionierender betreffendenVerträge
untersuchenwollen.1?)
Die Enklave Büsingen ist aus der deutschenZollinie ars-
geschtrossen,'dasie, wie schon gesagt,im Hauptteil des Kantons
Schaffhausengelegen,ganz von demselbeneingeschlossen ist, ohne
durch natürliche Grenzen (nur Marchsteine)abgemarchtzu sein.
SchweizerischeWaren gehen in das Gebiet von Büsingen zollfrei
ein, indem ein Vertrag zrvischender Eidgenossenschaft und Baden
,,über gegenseitigeZolllreiheit auf kurzen Verbindungsstrecken zu
rv Die heutigen \rerkehrszahit
Lande und über Regelungund gegenseitige Ermässigungder bei- : :.--tion nicht zur Kenntnis der Oe
derseitigenSchiffahrtsabgaben auf der Rheinstrecke"vom 27. Juli r:') In Kräft am 1. Januar 189f,
185218)in Art. 1 f,olgendes bestimmte: :tt Yertrag vom 24. Januar 1!
-:'-rn
die Person rn'ederSchs'eizer
17) vergl. zum Büsingerhandel auch Hilty, X, 483/86, II, 669 ff. , -. :en der Auslieferungsantrag gest
xvII, 133. . . :'-e. \'enn dieser den Antrag stell
18) AS B, a. F. 457,Btsl 1852,III, 101. -,.s:ellenden Staate ausliefern."

24
Bei Transporten aul nachstehendenVerbindungsstrechenzu
,/nd€ soll weder schweizerischer-noch budischerseitsDurch-
;tngszoll oder Wegegeld erhoben werden, als: 4) vom schweiz.
jebiet über Büsingen nach schweiz. Gebiet.
Die Sachewar früher erträglich;jetzt ist sie aberweniger an-
.:-.ehmgeworden, seit die schweizerischenZölle erhöht worden
:.j. Die jährliche Einfuhr von Büsinger Erzeugnissenin die
-:.\';eizbetrug 1896 ungefährFr. 2500.-, so dass also nicht von
:-:r schwerenBelastung gesprochenwerden konnte.1e)
Die Z,ollerleichterungisf die Kompensation gegenüber der
'.-en Einfuhr schweizerischer Erzeugnissein die Enklave; diese
,-lregelungfindet sich sozusagenbei allen Enklaven.
Ueber die Grenzverhältnisse und die Zollerleichterunoen
-;:de dann später noch ein besonderesAbkommenmit Deutsih-
.:.d abgeschlossen. 20)
Das Abkommen enthält die Büsingen gewährte Zoltfreiheit,
.nv. die gewährten Zallerleichtertngen, indem auf verschiedene
::zeugnisseder GemeindeBüsingen ermässigteZö\le erhobenwer-
--.n (die Ausfuhr erliegt erst bei Gewichtsmengen von über 100 kg
' ..: Zollbelastung). Weitere Bestimmungen
befassensich mit den
-:sprungszeugnissen der Waren aus Büsingenund dem Transport:
., . . . €t' hann unbeanstandetunter den von den eidg. ZoIl-
behörden angeordnetenl(ontrollmassregeln stattlinden, iedoch lil
unbesC,hadet der wegen Ausbruchs von Viehseuchenergehencl.en
Yerbotet(. (Art. i Abs. 5.)
Wichtiger ist Art. 2. Durch ihn wird den deutschenGe-
-:htsbehördengestattet, Personen anderer als schrveizerischer
S:aatsangehörigkeit,die lvegen eines strafrechtlichen Vergehens
,:- Büsingen verhaftet werden, unbeanstandetdurch das schweize-
:-scheGebiet auf den nach Randegg (Baden) führendenStrassen
'-:n aber nur in dieser
Weise transportiert werden, wenn sie wegen
.-:rer nach dem Gesetzedes deutschenReichesoder des Staates
3aden mit Strafe bedrohtenHandlunq oder auf Grund eines von
-rrem deutschenGerichteerlassenenStrafurteilsoder Haftbefehls
.:- der GemeindeBüsingenverhaftetworden sind.
Diese Bestimmungkann nicht als ein Einbruchin das Prinzip
:,n Art. 2 des deutsch-schweizerischen Auslieferungsvertragesz1)
::trachtet werden, sie bedeutetnur eine Erleichterungder Abur-
..ilung fremder Staatsangehöriger, die bereits auf deutschemGe-
1e)Die heutigen Verkehrszahlen von Büsingen will die Oberzoll-
.:ektion nicht zur Kenntnis der Oeffentlichkeit bringen.
zo) In Kräft am 1. Januar 1896. AS 75,314, BBI 1895, IV, 433.
21)
'l-enn Vertrag vom 2i[. Januar 1874, AS I, n. F. 82. Art. 2, Abs. 3.:
die Person weder Schx'eizer noch Deutscher ist, kann der Staat,
r den der Auslieferungsantrag gestellt ist, entrveder sie dem Heinat-
-.:r^ate,r,'enn dieser den Antrag stellt, oder dem verfolgenden und an-
.agstellenden Staate ausliefern."

25
biet (Büsingen) ergriffen w,ordensind und sich also schon in der -.:' -1llentallsmuss die Schrve
Polizeigewaltdes andern Staatesbefinden. :. .:tionsstücke,an Badenabtre
Für die in Büsingen verhaftetenPersonen schweizerischer .: --::raleLage Büsingensein Er
Staatsangehörigkeit giit der Auslieferungsvertrag(Art. 2 Abs. 2
des Abkommens). $
Büsingenist nach Konfession,Mundart, Sitten und Bräuchen
und natürlich nicht zuletzt in wirtschaftlicher Hinsicht ein schait- Halbenlclaven, neutra
hausischesBauerndorf; zirka 120 Büsinger finden täglich Arbeit inlernalioni
in Schaffhausen.
Schuleund Gottesdienstfolgen deutlich deutschenBräuchen; A. Valle i
da aber viele junge Leute von Büsingendie schafthausischen Real- -,i-ischender Berninagrup
und Fortbildungsschulen besuchen, macht sich schweizerischer : - r,-:ii. wird, und dem Val1ecl
Einfluss auf diesem Gebiete doch bemerkbar. --.::,: Puschlavertal einenstark e
Was den Geldverkehranbetrifft, so gilt die Schweizerwäh- , .-,-i:r Das Valle di Livigno,n-
rung, da die Mark seit der Nachkriegszeitals fremdes Geld ge' -:- -:en würde, teiit infolge seii
wertet wird. Vorher stand die Mark in gleichem Ansehenwie -.. alten Grafschaf t Bormio da
- .:sächlich,wenn auch nicht ge
--.:.rscheEnklave und wie Carnp
: -.::eschlossen.Das heisst:Lir'
.= iur von drei Seiten von der
.riich schliesstes eine Bergkei
-.- dleseHalbenklavevon der ita
- h es bestehenbesondereAbr.
- : 1 e , m i t d e n : ü b r i g c nI t a l i e n
-.s Livignotal als Zollausland;b
in schweizerischem Gelde bezahlt. -::.nstigungen betreftendWarene
Seit i926 fährt die EidE. Post nachBüsingen. Die ausgehen-
B. Finsl
den und eingehendenBüsinEerPostsachenpassierenalle Schaff-
hausen. 22) Unter diesemNamen möchi
Während früher die Anschlussgedanken über einige stati- .r,egelungen verstandenwissen,
stische Erhebungennicht hinauskamen,da Berlin und Karlsruhe .-lmmen,durch den eigentüm1i
sich abiehnendverhielten,schienenin neuesterZeit (August i930) '',-endiggewordensind.
Vorbereitungenzu \rerhandlrtngen mit Deutschlandgetroffenwor- Von Finsterminz bis zum S
den zl sein.?3) :em samnauntalekommender-l S
Natürlich müssendie Eidgenossenschaftund der Kanton zu- ;on diesentHof bis Spiessist de
sfimmen, da neben der eidgenössischen auch die kantonale Ge- :nais berührendeGrenzwegneuir
beitshoheitin Frage steht.2a) -reiheit durch keinerlei Zö||e,
Büsingenkann nur auf Grund einesfreiwilligen, die Schweiz :.emmt werden darf ; die Stras
und DeutsihlanclbefriedigendenStaatsvertrags schweizerischwer- tiet. 27)
22) Der X{ännerchor, sei nebenbei bemerkt, gehö-rt dem schaff-
Unter diesen Verhältnisse
hausisciren Kantonalverbänd an und singt mit dän Schweizern die zum Abschlusseines Vertrages
.'r-irtschaftli
che (Zoll-) Fragen
I-ieder ,,Eidgenossen, Gott zum Gruss" und den Schweizerpsalm.
za) Dreitägiger Aufenthalt von Minister Diniche-rt, Ch-qf der Abtei- 25) Ueber das rnilitärische f
lung f'r.riAusrväriiges im pol. Dep. und einiger a1d,erq1 Rea-mter der .ine Enklave militärisch zu behan l
Buriclesveru'altung'in Schaffha'seir, um an Oit und Stelle Erhebungen sicher. Im \Veltkrieg hätten rveder
über cinc in vielläicht naher Zukunft stehende Einverleibung Bäsingens B i r s i n g e nT r u p p e n l c g e n k ö n n e n .
in das schweizerische Gebiet vorzunehmen. (N. Z. Z. 25. wd 27' August ior Hitry. KvII, r25, \l\. ;1:
1930.) Ler.rzinger-Bccher,Bern, Dienstchef
za) vergl. Fleiner, B. St. R., S. 86, 88,/89. z?; Hilry, x\rII, 127i28.

26
, . Allenfalls muss die Sch',veizTeile ihres Gebieies,als Kom-
. - ,:ationsstücke,
an Baden abfieten. Es wäre zuhoffen, dass die
- - -::rale Lage BüsinEensein Ende fände.2ä)

$4.
HaLbenkXaven, neutralisierfe Grenzstrassen,
inlerna*ionale Dörfer.
A. Valle di I-ivigno.
Zwischen der Berninagruppe,welche von der Grenzedurch-
. :ritten wird, und dem Vaile di Livigno bildet das graubünclne-
. , -.ie Puschlavertaieinen stark ausspringenden Winkel gegendas
,-:iin Das Valle di Livigno, welchestopographischzur Schweiz
. -,renwürde, teilt infoige seiner historischenZugehörigkellzu
-: alten Grafschafl Bormio das politische Schicksalderselben.
..sachlich,wenn auch nicht Eeographiscir, ist es auch eine lta-
-:-ischeEnklave und wie Campioneaus der italienischenZollinie
.3eschlossen.Das heisst: Livigno ist eine Halbenklave,indem
: lLrr vorl drei Seiten rron der Schweiz eingeschlossen ist; süd'
.,-lch schliesstes eine BerEkettegegenItalien ab. Wie gesagt,
, , dieseHalbenklavevon der italienischenZolTinieausgeschlossen,
-.-esr es bestehenbesonclere Abmachungenüber den Verkehr dieses
mit dem übrigen ltalien. Die Schweizbetrachtetdagegen
.s Livignotal als Zollausland;besondereBestimmungen oder Ver-
.rstigungenbetreffendWareneinfuhrsind nicht getroffen.26)
B. Finstermünz.
Unter diesemNamen möchtenwir nur bestimmteeinzigarfige
:-:gelungen verstandenu'issen, die dem Enklavecharakternahe-
'rnrnen,durch den eigentümlichenVerlaut der Grenzeaber not-
iiidig gewordensind.
Von Finstermünzbis zum Schergenhofam Einflussedes aus
:n SamnauntalekommendenSchergenbaches in den Inn, sorvie
,rn diesemHof bis Spiessist der das schweizerischeGebietmehr-
. ais berührendeGrenzwegneutralesGebiet,auf den die Verkehrs-
. eiheit dnrch keinerlei Zö|\e, Abgaben oder Belästigungenge-
:mtnf werden darf ; die Strasse selbst ist österreichisches
Ge-
- - r e t? 7 )
Unter diesen Verhältnissendrängte sich die Notwendigkeit
--rm Abschlusseines Vertragesauf, der sich aber nicht nur auf
, rrtschaftliche(Zoll-) FraEen beschränkenmusste,sondern in-
25) Uebcr das militärischc Durchmarschsrecht, siehc $ 11. \\rie
:re ]lnhlave militärisch zu behandeln \\'äre, ist hcute noch nicht ganz
. . her Im \\reltkrieg hätten rveder Deutschland noch die Schu'eiz nach
.rsingen Truppen leqen können.
26) Hilty, XVII, 125, XIX, 513. Freundl. Mitteilungen von Hrn.
--'.izinger-ßecher, Bern, Dicnstchcf des \rolksu'irtschaftsdepartements.
zz; Hiltl', X\rII, 127/28.
f'olge der (früher wenigstens)wichtigen strategischenLage dieses Ei:re neutralisierteStrassec
GrenzgebietesinteressanteBestimmungenenthielt. ,r;-. :as andern Staatesnicht b
So lautet denn Art. 1 des Grenzvertragesmit Oesterreichüber :-:: zber, dass eidg. Militärp
die Regulierungder Grenzebei Finsterminz v. 14. Juli 1868:28) -.:i:re gelegenenTeile des ne
,,Das zwischen der Scltweiz und der get'ürstetenGralschaft - -..: -'ililitärpersonen wurden a
Tyrol streitige Gebiet am linhen Innuler, vom Novellenhole bis ,,.:::.iirn, die an bestimmten
'.:.:., nicht untersucht,da eint
zum Schergen- oder Schalhelhofe,wesllich vom Inn, u.nd vom
::: :) besagte,dass der öste
Si'ltergen- oder Schalleelhofebis zur Spiessermültle,südlich vom
Schergen- oder Schalhelbache,lällt der Schweiz zu, mit Aus- ' .. ::. rchischenZ'ol|vorschriite
nahme des sog. Schergen- oder Schalhelhot'es und der von die- ::-:--::,en Verrichtungen,Angt,
sem bis zur Altlinstermünzbrüche lührenden Strassenstreche, -:r::.: und Militärpersonenin
nebst dieser Brüche und dem Turm, wogegen clie Schweiz sich -:.-.:- Um nun allen eventuel
verbindlich macht, uut' dem ihr zut'allendenGebiete und ins- ;'-:ic der Zusatzartlkel zu Ar
besondereauf dem Novellerberge heine Befestigungen z& er' --. betreffendenschweizerisch
bau.ett." :.- ;:-ischen Zollämtern Spiesse
Neben der Verpflichtung der Schweiz, im Dappentale keine l:::iilkaf der hierzu ermächtig
militärischen Werke zu errichten, ist die hier mitgeteilte militä- :.-:schef, Kreiskommando)sicl
rische ,,Servitut" dte einzige, die der Schweiz von einer fremden .-r entrvederzur Militärdiensil
Macht auferlegt ist. Dieser Belastung hatte die Schweiz zuzu- =::i oder von äerselbenin ihre l
stimmen, um dem Rechte Oesterreichsauf Unabhängigkeitund -.: Bau der Samnaunstrasse ist
SelbsterhaltungRechnungzu tragen; sie ist dauernd und würde :--:rdings sehr verringert u'orc
vielleicht auch auf den Nachfolgerdes Gebietesübergehen.Heute Grosse Bedeutung haben L
allerdings haben Befestigungengegen Oesterreichkeinen grossen :.-gen nur, dassman mit \r,'enic
Wert mehr. Es muss aber noch bemerktwerden, dass die Ver- .;:h an strategischwichtigel C
pflichtung, keine Festungen anzulegen, nicht etwa ein aus den :- ,rassein reibungsloserVerke:
Regelungender Schweizerverhältnisseam Wiener Kongress her- ','er in diesemFalle allerding-
rührender Akt ist, sondern lediglich eine zwischen den beiden ilienzbefestigungsrecht und dir
GrenzstaatenvereinbarteVerpflichtung.2s) :-:;trales Gebiet.
Aus der Neutralität des Zollweges (er ist österreichisch,aber C. St C
geschütztvor den Eingritfen der beiden Grenzländer)ergibt sich,
dass die Verkehrsfreiheifweder durch Zöllz Abgaben oder Be- Hiltg schrieb 1905 in seir-
lästigungen gehindert werden dart (Art. 4). Zollwächfern ist die :xg der schweizerischen Grei;
Vornahme von Funktionen auf diesemWege untersagt. Um dem ,,In St.Gingolph,das sic:
Schmuggel,der sich an solchen neutralen Stätten leicht aus- ::ch getrennte,sonst'röllig zu:
breiten kann, zu begegnen,wurde Oesterreichim ZolTvefirag vom St Gingolph- Suisse und St (
';nter etwas schwierige Verhä
70. Dezember1891ao; gestattet,unbeschadetder Neutralität und
Zolllreiheit des Grenzweges,eine weitere Zollstätte (mit Zoll- S:euerfragen,Nutzungen etc., i
wächtern) beim Schergenhofezu errichten Eine Erweiterung er- sogar Beamte desselben,aui c
.ind. " 32)
fuhr dieserVertrag noch durch eineBestimmungim Handelsvertrag
mit Oesterreichvom 9. März 1906.31) Und in der Tat: aussergr
-,-or;staatsvertragliche
Regelulg
Das Dorf St. Gingolph ge:
:,'oUen,vom Jahre 1556-1a69
';569 zu Thonon zwischenden I
zog Em. Philibert von Savoge
-"lorge als Grenze der beiden L
:es Dorfes wallisisch, die and
32)Hilty, XVII, 117.

28
Eine neutralisierte Strassedarf von Militärpersonendes einen
-. des andern Staates nicht beschrittenwerden. Nun ergab es
.-.-.iete
-:- aber, dass eidg. Militärpersonen die auf österreichischem
gelegenenTeile des neutralen Weges benitzen mussten.
- -.se Militärpersonenwurden aber von den österreichischen Zoll-
::ntern, die an bestimmtenPunkten des Gebietes installiert
.:en, nicht untersucht,da eine Vorschrift im Vertragevon 1891
:.: 8) besagte,dass der österreichischenZ'ollkontrolle und den
, :rreichischen Zollvorschriften schweizerischeAmtspersonenin
- -.:-ichen Verrichtungen,Angestellte der Grenzwache,Polizei-
-_-aneund Militärpersonen in Dienstkleidung nicht unferworlen
.:i Um nun allen eventuellenSchmugglertrickszu begegnen,
, . de der Zusatzartikel zu Art. 8 geschatfen,gemäss welchem
.. betreffendenschweizerischen Militärpersonenbei den öster-
' . -:-ischenZollämtern Spiessermühleund Schalkelhof durch ein
-.::iiikat der hierzu ermächtigtenschweizerischen Organe (Sek-
' -::schef,Kreiskommando)sich darüber ausweisenmüssen,dass
. entweder zur Militärdienstleistung in die Schweiz einberufen
. - oder von derselbenin ihre Wohnstättenzwickkehren. Durch
:. Bau der Samnaunstrasse ist die BedeutungdieserBestimmung
- .:dings sehr verringert worden.
Grosse Bedeutung haben diese wenigen Artikel nicht; sie
-,len nur, dassman mit wenigenSätzennachbarlicheVerhältnisse
, . .:, an strateEischwichtigen Orten befriedigendgestaltenkann,
:ass ein reibungsloserVerkehrermöglichtwird. Voraussetzung
.. in diesem Falle allerdings der Verzicht der Schweiz auf ihr ilülffiilt
:.:lzbefestigungsrecht und die Erklärung der Grenzstrassea1s
- -;,rales Gebiet.
C. St. Gingolph.
Hiltg schrieb 1903 in sein Jahrbuchanlässlichder Beschrei-
. .; der schweizerischenGrenzverhältnissewas folgt:
,,In St. Gingolph, das sich in zwei bloss durch den Morge-
: --. getrennte,sonst völlig zusammenhängende Dorfteile scheidet
i Cingolph- Suisse und St. Gingolph- France), bestehenmit-
..: etwas schwierige Verhältnissein Bezug auf Stimmrecht,
'..:.riragen, Nutzungen etc., da die Bürger des einen Staates,
-:: Beamte desselben,auf dem Gebietedes andern wohnhaft
'l?)
_
'nd in der Tat: aussergewöhnliche Verhältnisseliegen hier
: staatsvertragliche
Regelungengibt es aber nicht.
Das Dorf St. Gingolph gehörte bis zum Jahre 7536 zu Sa-
:,::, i,om Jahre 7536-7569 zum Wallis. Der am 4. März
'- - zu Thonon zwischenden Herren von Wallis und dem Her-
. En Philibert von Savogenabgeschlossene Vertrag nahm die
, -:t a1sGrenzeder beiden Länder an, so dass die eine Hä1fte
, )orfes wallisisch, die andere savogischwurde. Diese Tei-
':r Hilt]', X\iII, 117.

29
lung war natüriich ein Fehler, sowohl in wirtschaftlicherais in
ciiptomatischerHinsicht. Die Grenze hätle logischerweisebei
Locum, d. h zwischenden GemeindenSt. Gingolph und Meillerie, :!-:- Sc lange die Güier (also
errichtet ri'erdenmüssen. Die Bewohnergewöhntensich aber an r-:. ::n Miteigentum beider G
dieses Ausnahmesgstem.Die Gemeindegüter,har"rptsächiich aus ,-: .:-, die durch ihren Kapitaii',
. . . . . : o d e r d e r G e m e i n d ed i t
Alpen und Vy'aldungenbestehend,blieben,fatalerweise,ungeteili,
" - - . . - r c h e nV e r u ' a l t u n El i e r . :
\\-as zu einer Quelle von StreitiEkeitenzwischendert getrennten
Teilen der Gemeindewirrde. So beklagtesich z. B. St. Gingolph- ,-rnd zular, da kelne
' . i , . , S c h w e i z e r s e i t ed e m Z t , ,
Wallis, dass die französischen Miteigentümerdie auf savogischem
Gebiete gelegenenGüler, die den bedeutenderenTeil des Ge- , . --. Seiteden Bestimrnilng?:
meindevermögens ausmachen, zu ihrem Vorteil aus-
ausschiiesslich - :. - 3ehördenicht eigenmäcl
- -' ,- :'. Ende setzen.ro)
beuleten. Der Bundesrat hatte sich deshalb schon in den 50er
Jahren veranlasst gesehen,sich mit der Regierung Sardiniens -'19 rvaren die Gemeindegut
ins Einvernehmenzu setzen, um eine Teilung der Gemeinde- - . - . : : l e r l u n d L i e E e n s c h a f t e ng .
güter herbeizufihren Die Verhandlungenzogen sich in die Länge -. --roiph. Ein Bürgerrat,der
und wurden schliesslichdurch die politischenEreignissedes Jah- :,: goiph l-rat und der zu gieii
res 1860 unterbrochen i9C3iA4 hat der Bundesratauf Ansuchen - : a n z o s i s c h e nB ü r g e r n b e s t i
des Walliser Staatsrates,dem cine gütliche Verständigungzwi- ..-is del Gregze liegenden C-1
schen St. Gingolph'\,Vallis und St. Gingolph- Frankreich ausEe- : - : :rllrr wird aber ciie Verwaltl:.
schlossenschien,dj.e Sachervieder an ciie Hand genommen,und :: -i iie auf Schweizer Gebiei
in der Absicht, den beiden Farteien lang'"vierigeund kostspielige ..r.'',lrrrdem Gemeinderate\'.,:
Plozessezu ersparen,machte er den Vorschlag,die Teilung auf -. .:-d die auf französischeil
administrativemWege, d. h. durch Kommissäreder beidenRegie- - einer Bürgerkorporaticn
rungen, vorzunehrflen,wenn die französischenGesetzees ge- - : .rschemRechte- der Er
statteten.:3)
Es wurde darauf eine rnternationaleKornmissionbestellt, die ',:.r, deren Wert die GLrter
die Teilung vorztnehmenhatte. 1909 hatte sie ihre Arbeit noch :.::raus und zum grossen T,.
nicltt zum Abschlussebringen können; sie führte aber zu keinem - .:: -e1gt.
Resultat,da die Schweizsich auf den Standpunktstellte, die auf lieben den StreitfraEenrin
der WalliserseiteliegendenGüter gehörtenvollständig den Bür' :::, nirn, wie es scheint,e:-i
gern des schweizerischenSt Gingolph, Frankreich aber darauf -- rirrcheund deren Eigentum?
bestand, dass die Güter zu gleichen ideellen Teilen den beiden . - nur eine Pfarrgemeinder.i
Gerneindengehören sollten.?a) . .r', der vom Bistum Anneci;
1,972(tm Juni) traten neuerdingsUnterhändierder beiden ' - uncrder Friedhof liegen .
Staaten zusammefl, um eine Lösung dieser Grenzangelegenheit - Siirger werden also im i-
herbeizuführen;aber das Resultat der Verhandlungenwar wieder- - -::::11
um negativ.35) - , 5 wollte nämlich der \\ z,
Sie wurden, wie es hiess,unter dem Drucke lokaler Interessen - - :.-::r Schrilte unternehmen, c:
nt nichte. (Glarner Nachrichtenvom 24, Januar 1918) : . -:plomatischemWege die :-
Infolge des Ausbruchsdes Weltkriegesmusstendie Verhand- ' r -: rci Eigentumsrechte der \,',
lungen sine die vertagl werden. Und so konnte auch nicht mehr : l-:gciptr am Vermögender ii.
versuchtwerden, aul einem andern Wege eine Lösung he.rbeizu : ..-:'de St. Gingolph zur Keii:r
führen. Der Bundesrat dachte närnlich daran, ob nicht einseitig ,.. Gesetzes über die Trennung
und auf Grund des bestehendeneidgenössischen und kantonalen ', -'. r'om
Jafue 7905wurde när,
Rechts dem anormalen Verhältnis, weniqstensinsolern es sich ,. Iirventaraufgenommen, dami
33) BBI 1904,I, 633, Neue Zürcher Zeitttng, No. 2497,18. Dez. 1929. .- .: (Nach französischem Rei
34) BBI 1909,II, 609.Hiltl', XXVII, 519. :. sichc z.B. Z.G.B. Art. (]ltl t
35) Hilty, XXVIII, 432.

50
. . ..er SchweizliegendenGüter handeite,ein Ende gesetzt
. :rirte. Dieser Ausweg scheint mir etwas zweifelhaft
St langedie Güter (also auchdie, die auf Schweizerseite
. . -lliteigentumbeider Gemeindeteilestehen (öffentliche
--: durch ihren Kapitalwert oder durch ihre Erträgnisse
-. oder der Gemeindedie Iinanziellen Mittel zur Führung
. .,rchenVerwaltung liefern), mithin dem Privatrecht un-
rnd z\rar, Ca keine andere "Vorschrift besteht, die
, Schweizerseite dem Zivllgesetzbuch,die Güter auf fran-
Seiteden Besbimmungen des CodeCivil, darf Cie schrvei-
3ehörde nicht eiEenrnächtig vorgehenund dernMiteiEen-
=nde setzen.36)
-: \i'Erer1die Gemeindegüter immer noch nicht geteilt. Die
.: und Liegenschaftengehören den Bürgern der beiden
-rh Ein Bürgerrat, der seinen Sitz im schvreizerischen
-oh lrat und der zu qleichen Teilen aus schr,veizerischen
::-r rsischen Bürgern bästeht, verwaltet die cliesseitsund
::r Crenze liegendenGüter. Die Sachewäre somit ein-
, : u-ird aber ciie Verwaltungder Güter dadurchvervrickeit,
, auf Schweizer Gebiet liegenden Güter ais Gemeinde-
. dem Gemeinderalevon St. Gingolph unterstellt sind,
.. jie auf französischemBoden befindlichenVermögens'
--:.el Bürgerkorporationunterstehenund deshalb- nach
, :::rem Rechte - der Einkommensteuer unterliegen. Auf
. rserseiteliegen die Schulgebäude, zahkeicheWiesen und
' reren Wert die Güter auf französischerSeite (Kirche,
-. : und zum grossen Teil bewaldetesLand) wesentlich

. '-:r den Streitfragenum Feld und Wald ging noch eine


-in, wie es scheinf, erledigte, her: Wie stand es rnit
- .r und deren Eigentum? Das internationaleDorf bildet
, r eine PfarrEerueindeund hat nur einen lranzijsischen
-?r vom Bistum AnnecEabhängigist. Die gemeinsame
. der Friedhof liegen auf französischemGebiet. Wal-
-:er werden also im Ausland getauft, verehelichtund

-",'oiltenämlich der Walliser Staatsratbei den Bundes-


Schritteunternehmen, damit der französischen Regierung
-:ratischemWeEe die nötigen Vorbehaltef ür die Wah-
.: Eigentumsrechte der Walliser GemeindeSchweizerisch'
,:li am Vermögender französisch-schweizerischen l(irch'
- St Gingolph zur Kenntnis gebracht würden. Infolge
.: - ZeSüber die Trennungvon Staat und Kirche in Frank-
. Jahre1905 nämlichin den französischen Kirchen
- ,ar aufEenommen, "r'urdedamit es dem Staatenicht entfreiridei
\ach französischem Recht sind die KirchenStaaiseigel-
. . : r z B . Z G .B . A r t . 6 4 6f f . b c s .A r t . 6 4 8A b s . 2 .

ct
tum und werden nur den sog. ,,Kultusgesellschaften" zur BenüIz' - - .i : . : - : i - s a i s a u c h u r n i l . : e
ung überlassen. Diese ,,Kultusgesellschaften" werden als einfache --...:..:ilnst, indemer dara-
Koiporationenbetrachtet.) Die Interventionging dahin,_derBun- . l : : - - - . - : d e n b e l r e l i e n d eSnc
desiat möge bei der französischenRegierungdahin wirken, dass :-- . ::2. (Die Gultigxei
in der Kirche von St. Gingolph diese Inventaraufnahme nicht ge- - .- .-:-.---,'orsteher von Si G-
macht werde, weii die Kirche im Miteigentum von Schweizerisch- - ,i -....: n'orden.) Der B:::
-'
St. Gingolphstehe.3i)
- . -; -^L^
- : . .. : S t S C n eDK^e- :g l e l u n g a - -
Iniolge Fehlens r,veitererMeldungen über diese Streitfrage, - - ;rauflösbar verknip:
und da die Kirche nach wie vor im Miteigentumbeider Dorfteile i , - - -:-.>rr1lund wies dara:-
- -:.. schweh r a l t e ,z i t - e i i r
steht, muss angenommen rvelden,dass die französischeRegierung
- ' - ' ' z i l i e r ts e i e n d
. a dic:
verzichlet hat, auch die Kirche, obwohl ganz auI französischem
Territorium stehend,als Staatseigentum zu beftachten. Ueberdies - , : - - : - " : . u n d W o h n u n gb e s ä s
wäre es sehr fragllch geu'esen,ob die Bestimmungendes fran- : :--.:. Staatsgebieten wechsl
zösischenTrennungsgesetzes auf diese Kirche hälIen angewendet i- .',;:'ien, sie könne nicht z:.
werden können, dä ein eiüseitigerStaatsakt,der ein Objekt be- r::: :- sischemGesetzals Frai:
' " . : : - ; j i i c h t i n F r a n k r e i c hb e
trifit, an u-eichemireinde Staatsangehörige Miteigentumbesrlzen,
nur Güliigkeit erlangen kann, tl'enn entweder eine direkte Ver- r. ..- :iicht französische Staat
ständigungmit den tliieigentümern stattgehabt,oder wenn eine : :::i vor französischen Ge;
internätioiale Abmachungzr,rrischen den beiden Staaten getroffen : - - r . r A u s r . V eügb r i g b l i e b , .
u'orcienist. , ...:l:en Gerichtenzum A':s
-!- .,'-,i-i dem urteilendenGe:
'.- .:-.r nicht angehörende:"
- ,' , :;sbrauch(mündlicheE:
.-:.- das zeigt das Unbei:
-.: .ile ein Kind solcherE-
J:.:-';:eichsgeborenwurden I
beide Bahnhöfe noch und alle Zige halten dort an. "::.,rhten Volljährigkeitin oe
. : . . o h n e B e w i l l i g u n gd e r
-:',',-cizerischen Armee Dienst
-,: '"',-urden vom Gericht als ..l
-: nlichesAufgebot zum .:
-.: :l und die Präfekturver\
; . .:scheinlicherachtete (\',-c
: - .:rrar eine stillschweigen
- , ::-den nicht als Franzos
i . -:.:-s eine efwas zweilelhz
r : ;'.. Stütze im Entscheid dz
.,-.i andern Bürgers, der, r
S: .-.',:iz bezahlt hatte, ais F:
i.::riung der Ersatzsteueri:r
-.-rt:ng nicht gleichgestellt ',
i.iuiung an die obernInstan
-.: Interessentinzwischenvef:
',''-:, nicht mehr auf den Orfs
würden. Der Bundesratverwandtesich für diese Leute bei der
französischen Regierung und bat sowohl um Anerkennung des Eine weitere interessan
3?)Hilty, XX, 479. :.: geteiltenGemeindezog
s8j fiasitomi."h wu", dass sich dabei auch ein Mitglied dcs
Grosse' näiö a.r Kantons'(Vallisbefand. (GlarnerNachrichten,Januar le vergl. BBI 1918,II, 37 u
1 9 1 8)

-::
,::':auchs als auch um ihre Entlassungaus dem französischen
-.-.::sdienst, indem er daraut hinwies, dass irgend eine Nach-
,.-:reit den betreffendenSchweizernnicht zur Last gelegt wer-
-,iönne.
. (Die Gültigkeit der Ausschlagserklärung war vom
:.lLndevorsteher von St. Gingolph und dessenVorgängernnie
: :Lften worden.) Der Bundesrat machte bei diesem Anlasse
-ranzösische Regierungauf die ausserordentlichen Verhältnisse
- d.ie unauflösbarverknüpftenInteressender Doppelgemeinde
:rerksam und wies darauf hin, dass es bei zahbeichen Be-
.:rernschwerhalte, zweifelsfreifestzustellen, in welchemStaate
lomiziliert seien, da dieselben beidseiiig der Grenze Grund'
,rtum und Wohnung besässenund ihr Aufenthaltzwischenden
-:n Staatsgebieten wechsle. Die französischeRegierungliess
- ,'orten, sie könne nicht zulassen,dass Personen,welche nach
'zösischemGesetzals Franzosenzu beftachfenseien,von ihrer
,:.rpflicht in Frankreich befreit würden. Die Behauptung,sie
- r nicht französischeStaatsbürger,hätten die betreffendenBe-
:ier vor französischenGerichtengeltend zu machen. Da kein
.:er Ausweg übrig blieb, kam die Angelegenheit vor den fran-
: schen Gerichten zum Austrag. Twei Schweizetbitger wut-
,.-ondem urteilendenGerichte als dem französischenStaats-
.nd nicht angehörenderkannt. Dabei wurde aber nicht auf
. Ortsbrauch(mündlicheErklärung) abgestellt,sonderndaraut
-rncidas zeigt das Unbefriedigendeder Verhältnisse-, dass
' lrne ein Kind solcher Eltern war, welche beide ausserhalb
'. .ireichs
Eeborenwurden und er selbstsich im Zeitpunkte der
'- :hten Volljährigkeit in der Schweizaufhielt,und dass der an-
. ohne Bewilligung der französischenRegierung, in der
, :izerischenArmee Dienst geleistethatte' Die übrigen Klä-
','urdenvom Gericht als
,,nonrecevables"erklärt, weil sie kein
', rliches Aufgebot zum iranzösischenHeeresdiensteerhalten
' .1 und die Präfekturverwaltungein solchesÄufgebot als un-
-:cheinlicherachtete(worin - fügt der Bundesratbei -
-:.bar eine stillschweigendeAnerkennungliege, dass die Be-
.rden nicht als Franzosenbeanspruchtwerden; meines Er-
- -:.s eine etwas zweifelhafte Supposition). Sie findet z. B.
- Stützc im Entscheid des französischenGerichts in Sachen
. andern Bürgers, der, obwohl er die Militärsteuer in der
, etz bezahlt hatte, als Franzosebetrachtetwurde, weil ,,die
-.zahlung der Ersatzsteuerin der Schweizder effektivenDienst-
stung nicht gleichgestelltwerden könne". (Leider führte die
- . Lrlungan die obern Instanzenzu keiner Entscheidungmehr, da
- Interessentinzwischenverstorbenwar.) In Zukuntt wird man
, nicht mehr auf den Ortsbrauchabstellenwollen.rle)
Eine weitere interessanteFolgerung aus den Verhältnissen
oeteilten Gemeinclezog das Wallisergesetzbetretlend das

lc'rgi. BBI 1918,II, 37 u. BBI 1919,II' 276.

6-ö
Stimmrecht, indem es den jenseits der Grenze wohnendenWalli- :':r ".s-icrrstimmtedie sardis
sern gestattete, in Kantons- und Gemeindeangelegenheiten ihr :;'--:--..:, der Walliser Regieru
Stimmrecht auszuüben. 7927 wurde diese weitgehendeLiberalität :.-:'.:.1:l zu sein" setzte da
durch eine strengere Auslegung des Stimmrechtsgesetzes ersetzt, -:-: jes Comptes)von Sardi
und damit die Stimmberechtigungder im französischen Dorf- --:-, -'-lgendesfest:
teil wohnendenKantonsbürgerverneint. Ein hiergegenbeim Bun- :':. 2): Von nun qn n:
desgericht eingereichter staatsrechtlicherRekurs wurde als un- ). -.': .l€n vorerwähnten Te;t
begründetabgewiesen.In St. Gingolph sind demgemäss nur noch - -':. nehmenund zt+'ara'
diejenigen Schweizerin kantonalen und kommunalen(und natür- ' :,, ,\'rihe des Dories Lo,
lich in eidgenössischen)Fragen stimmberechtigt,die effektiv im . : :; . ).et,. sie wird dcm \\' t
schweizerischenDorfteil wohnen.a0) : .'; : Jrts lolgen über die !
Was die Zollgrenze anbetrifft, so hat die Schweiz in den '',1,-::se bis zu einer
Quelle
Prozessverhandlungenmit Frankreich in Bezug auf die Zonen, - : Grenzlinie zwischen den
1929 und 1950, die Beibehaltungder durch den Turiner Vertrag | .;;'i bildet; von diesemI'er
von 1816 geschaffenenSonderzone von St. Gingolph verlangt, ::, Berghette verlaulen, dit
und der Internationale Ständige Gerichtshof hat in seinem Zwi- : . :: ritl, den Fuss der Dent
schenurteiivom 6. Dezemberi95041) das Recht der Schweizauf ,':-:
. ,'.'eiterdem Berghammio::
Beibehaltung grundsätzlichanerkannt. neben-der STtitzeder C
Die Sonderzonekeilt den lranzösischenTeil von St. Gingolph r '1rt. 3): In der neu so !.
zwischen zwei Mauern ein: zwischen der im Jahre 1849 errichte- Z -::beamtenheinerlei Diens:
ten, wenige Meter von dem Bache lVlorgeentfernten schweizeri-
schenZollgrenze und der französischenZollgrenze an der Grenze Sr n'urde die freie Zone ,
des Dortes Meillerie bei dem Weiler lpcum. In dem 1923 vom "--.:.:
-':::is Beziehungenzwischencie
Volke verworfenen Abkommen zwischen der Schweiz und Frank- eineNotwendigkeitri'ar,'
retch zur Regelung der Handelsbeziehungenund des freundnach- 1:::ags endgültig bestätigt. Ar
barlichenGrenzverhehrszwischen den ehemaligenFreizonenHoch- - r?s geschlossen wurde, rvie e
savouensowie der Landschaft Gex und det angtenzendenschwei- -: rer Meinung, dass es anqe
zerischenKantone vom 7. August 792142)wären die Verhältnisse , -: Si. Gingolph zu berücksich
in St. Gingolph in dem Sinne geregelt worden: Der Verlauf, den -.: :estehendenVerhältnissez
die sardische Zollgrenze von Meillerie bis zur Grenze des Kan- _ : : l e: T l a s s :
tons Wallis nehmen sollte (Länge des Sees bis nach Meillerie, ..ltt Berüchsichtigung der,
um alsdann die gegenwärtige Grenze von nächst bei St. Gingolph ::.rung von St.Gingolplr.
gelegenenOrten weiter zu verfolgen) - der sardische Teil des , ':.,: iranzösischenTeil ge:,
Genlerseeswurde auf diese Weise zwischen die Zollinie der bei- , -.,.!1!iungender beidenLär,t
den angrenzendenStaaten gestellt - gab sogleich Anlass zu -'=':. die zu ergreiien sir:j.
einer Streitigkeit über die Auslegung. Ein sardischerZollposten i. :=,i der Grenzeden kleint
war schon 1816 im Dorfe St. Gingolph aufgestelltworden. Die .:.."' :: ssendienendenVerhei:r
Walliser Regierung machte auf die ernstenUnzuträglichkeiten,die
sich aus einem Vorgehen ergebenmüssten,das ihr dem in Turin Durch die Verwerfungdes 1
(1816) abgeschtrossenen Vertrage zu widersprechenschien, auf- .;.. ',-rispr€chens unmöglichgen
merksan und vertrat die Meinung, dass der ,,nächstebei St. Gin- : - -,:',.itisch nicht befriedigendi
golph gelegenePosten" sich jedenfalls ausserhalbdieses Dorfes -.: :eutigen Sgstem durch i.
befinden müsse. Die Frage blieb während 13 Jahren offen. -.* ;brigen SavogenEehemm
. . Sxzug aui den Verkehr nac
40)Das Urteil wurde nicht veröffentlicht,vergl. aber N.Z.Z' 13.Mai -,: :r:nzösischenBewohnersc
1929. :.: -z:es Regimegeschaffen $'er
+1)Publication de la Cour Permanente de Justice Interationale,
S6rie A, No. 24, S. 16/17. S: l::golph - Frankreich die -\\
-:.: Erzeugnisse nach St.Ging
42)BBI 1921,IV, 511.

34
,-;sslich stimmte die sardischeRegi,erungunter gewissenVor-
.:-:en der Walliser
Regierung zu. ,,Um dem Kanton Wallis
".:ehm zu sein" setzte das Manifest des Rechnungshofes
,.: des Comptes)von Sardinien vom 9. SeptemberlB24 näm-
-cigendesfest:
,1rt.2): Von nun an wird die Zollinie in der Richtung
-, qtn den vorerwtihntenTeiX der Wallisergrenzesm See ihren
'
iang nehmen und zwür an dem Orten wo die erste Brücke
': cler Ntihe des Dorles Locum rlie Grenzstrassercuch Evisn
:':hneidet; sie wird dem Wege desselbenBaches von Locum
.,crgwärts t'olgen über die Spitze der Frosse und den Berg
illmise bis za einer Quelle am Fusse der Felsketfe, welche
.:!e Grenzlinie zwisclten d.en Aemeinden Novel, Bernex und
Tolon bildet; von diesem Vereinigungspunhteab wird sie lcings
':r Berghette verlaulen, d.ie, nqhe bei Tröpertaet sich hin-
.:ek.end,den Fuss der Dent d'Oche erreicht,.von da an wirrl
,:e weiter dem Berghammfolgen, dey sich mit der Dent deVil-
:.nd neben d.er Spitze der Cornette vereinigt.
(Art.3): In der neu so gebildeten Zone wircl von Seite der
.7:,!lbeamtenheinerlei Diensthandlungenvorgenommen.
So wurde die freie Zane von St. Gingolph, die infolge der
-'.3en Beziehungenzwischen den beiden Teilen ain und desselben
-.rrfes
',:tragseineNotwendigkeitwar, durch dieseÄuslegungdes Turiner
endgültig bestätigt"Art.50 des verworfienen Abkommens
das geschlossen wurde, wie es an der betreffendenStelle heisst;
'. der JYleinung,d.asses angezeigt sei, die geographische
Lage
: St. Gingolph zu berücksichtigen,um ihr die Aufrechterhaltung
,: bestehendenVerhältnissezugute kommen zu lassen", lautet
, - gemäss:
,,ln Berüchsichtigungder aussergewöhnlichenLage der Be-
-''kerung von St"GingolTth,die in einen schweizerischenund
,ten französischen Teil getrennt ist, werden sich die Zoll-
. rn,altungender beiden Länder über die .4Lussncthmen verstän-
:ien, die zu ergreifen sind, um den Bewohnern auf beiden
-..'iten der Crenze den kleinen, rein lahalen, den tägliclten Be-
' ::rinisseri.dienendenVerhehr zu erleichtern",.

Durch die Verwerfung des Vertrageswurde die Erfüllung die-


, \,'ersprechens unmöglichgemacht,und so sind die Dinge auch
rolitisch nicht befriedigendgeordnet. Ist die Gemeindeunter
- heutigen Sgstem durch keinen Zollgirtel im Verkehr mit
-. iibrigen Savogengehemmt,so bestaht
noch keine Regelung
3zzug auf den Verkehr nach der Schweiz, und der Wunsch
: :ranzösischenBewohnerschaftgeht dahin, es möchteein be-
.--:ies Regimegeschaffenwerden,welchesden Einwohnernvon
lrngolph - Frankreich die Möglichkeit gebe, beliebigeÄ\engen
' Erzeugnissenach St. Gingolph- Schweiz oder in die irbriqe
Schweizauszuführen. aB) (N.Z.Z. 18. Dez. 1929.1 Nebenbeisei
bemerkt, dass seit Aufhebung der kleinen Zone Ftanzösisch'St.
Gingolph von der französischen Regierungeine kleine Entschädig-
ung erhält, die annähernddie Hälfte der Gemeindeausgaben deckt.
Im ganzenbetrachtetliegen die Verhältnissein St. Gingolph
so, dass ein internationalesAbkommenzwischender Schweizund

Schwierig wird es sein, die Miteigentumsverhältnissean Gütern,


Kirche etc. endgültig zu ordnen. - Das Stimmrechtscheint so-
weit in Ordnung zu sein. Die Frage, ob St. Gingolph in die
schweizerische Neutralität einbezogenist, muss für den schweize-
rischen Teil des Dorfes natürlich bejaht werden. Die Schwierig-
keiten liegen nicht so sehr hier, wie hinsichtlichder internenAn-
gelegenheiten.
Wenn sich die Beteiligten an ein Sgstemgevröhnthaben, so
bedeutetdas noch lange nicht, dass es immer so bleiben müsse,
d. h. in unseremFalle, dass unsichereund unbefriedigendeZu-
ständenicht in feste,sichereund dauerndeFormen gegossenwer-
den könnten.
Zu den Enklaven, Halbenklaven,internationalenDörfern und
neutralisiertenGrenzstrassen dürfen wir noch eine andere ,,Ano-
'malie"
rechnen:das Verhältnis Liechtensteinszur Schweiz,wobei
wir von Anomalie aber nur sprechenkönnen in Bezug auf dio
Crenzverhältnisseund die dadurch sich ergebendeneigenartigen
Ausstrahlungender Souveränitätbeider Länder. Wirtschaftlich
sind nämlich die zwischen der Schweiz und Liechtenstein ab-
geschlossenen Yerträge von der glücklichstenBedeutungund po-
litisch ist das heute geltendeRegime ohne grosseTragweite'
Da aber ganz exceptionelleVerhältnisse vorliegen, rechtfer-
tigt sich eine eingehendereBetrachtung.

$5.
Liechtenstein.
Eine Erörterung der früheren Beziehungenzu Oesterreich
sind im Hinblick auf die
möge vorangehen,da sie aufschlussreich
nach dem Weltkrieg neu geschaffenenzur Schweiz.aa)
Das Fürstentum Liechtenstein stand bis zum Weltkrieg in
enger Verbindung mit dem benachbartenOesterreich. Es rvar
43) Nachdcm das Recht der Schweiz auf Bei-behaltung der-So-nder-
zone anerkannt wordcn ist (siehe Seite 34), werden künftige Verhand-
lung-en zwischen den Parteien dic wirtschaftlichen vcrhältnisse der Zone
regeln.
" 14)vergl. Zeitschrift für schweiz. Recht, n. F. 1923' S. 356.

56
lurch eine Zoll. und Währungsgemeinschaft verbunden" Die
-.:izgebungdes I-andeshatte in weitestemUmfangeösterreichi'
:s Recht vielfach wörtlich iibernommen"Oesterreichisehe Or-
.. besorgtennach österreiehischem Recht die Finanz-, Post-,
.'rhon- und Telegraphen-und die Eisenbahnverwaltung.Das
, zrreite Instanz fungierendeAppellationsgerichtund die poli-
re Rekursinslanzhatteir ihren Sitz in Wien und waren aus
-.,reichischen
Juristen zusammengeselzf.
1815 war Liechtensteindem DeutschenBunde beigetreten,
r es bis zu seiner Auflösung (1866) angehörte" Seither isi
-:lrtensteinein unabhängigersouveränerStaat. An dieserTat-
,:re änderte auch die enge Verbindung mit Oesterreichnichts,
ir diesewar keine staatsrechtliche,sondernberuhteauf freien,
:1baren,die r'ölkerrechtliche
Geschäftsfähigkeit nicht beschrän-
len Staatsverträgen, die denn auch,wie die späterenTatsachen
, iesenhaben,von Liechtensteingelöst werden konnten. Diese
: Gemeinschaftmit Oesterreichbrachteaber fur das l-and die
. ahr mit sich, in die Katastrophedes Weltkrieges mitgerissen
u'erden. Vor allem war es die Währungsgemeinschatt, die
-,lge der Entwertung der österreichischen
Krone das Land mit
:r rr,'irtschaftlichen
Ruin bedrohte. Liechtensteirwar gezwun-
., sictr eine gesicherteWährrffig zLr schaffen. Dies geschah"
2nres die Währung seineswestlichenNachbarn- den Schwei-
ranken annahm. Noch vor Ende des Krieoes war in
-:htensteindie Annahme von Kronen verweigertwörden. Der
''rveizelfrankengelangte auf verschiedenen
Wegen ins Land,
, schliesslichdie Kronenwährunoverschwundenund tatsächlich
- Schweizerwährungeingeführt war. Dieser Vorgang spielie
:- ausserhalbder Rechtsordnungab, denn juristisch war eine
.derungder Währungsgesetzgebung nicht erfolgt. Den tatsäch-
en Verhältnissentrug dann die Gesetzgebung Rechnung,indenr
denr am 1. Sept. 792Ain V./irksamkeittretendenGesetzevom
Augusl 1920 bestimmtrvurde,15)dassdie in sämtlichenliech-
steinischenSteuern' und Gebührengesetzen enthaltenen,auf
' ,:äge der KronenwährunglautendenVorschriftenso urnzuwan-
:, wären, wie wenn sie auf gleiche Beträge der Schweizer
:-::-rlienwährunElauteten. Ein besonderer Währungsvertrag
aber seitensder Schweiz mit Liechtensteinnie abgeschlossen
-.den, der gegebeneZustand ist somit juristisch nicht sank'
:,iert Eine andere Frage ist freilich die, ob durch das er-
::rrte Gesetzdie die österreichische Währung einführendenliech-
sleinischenGesetzeeinfach als aufgehobenzu betrachtensind,
ral das erwähnte Gesetz von einer Aulhebung der liechten-
--:rischenWährungsgesetzeüberhaupt nicht spricht. Da aber
. Gesetzverfügt, dass in allen Finanzgesetzen die Kronenwäh-
-.l durch die Schweizerwährung zu ersetzensei, hat es ipso jure
- die KronenwährunqeinführendenGesetzeaufsehoben,r.i"as
+ö) Liechtenstcinische Gesetze, Bl. No- u, 1920.

5V
auch durch die tatsächlichenVerhältnisse gerechtfertigt war, da
Oesterreichselber die Kronenwährungabgeschafftund die Gul-
denwährung eingeführt hatte.
Was die Steuern und Zölle anbelangt,so besorgtebis gegen
1919 Oesterreich,dessen Zollgebiet Liechtenstein angehörte,die
gesamteindirekte Besteuerung(Zölle, Staatsmonopole, Yerzehr-
ungssteuern). Die Grundlage dafür bildete der Staatsvertrag
vom 5. J:uni 1852. Liechtensteintrat damit dem österreichischen
Sgstem der Zölle, Staatsmonopole,Verzehrungssteuern und Stem-
'auf
pel Kalender, Spielkarten und Zeitungen bei. Als souveräner
Staat dagegen bestimmte Liechtensteinallein die Erhebung aller
direkten Sbeuern. Die österreichischen Gesetzeund Vorschriften
und der österreichischeZolltarlf galten in dem gleichen Umfange, : ' - r - :l a ; : ^ : ; ; : : : .: a : :
wie sic für Vorarlberg galten, auch für Liechtenstein. Die liech- - -: : : : . a . ?- . 2 . : . : : : - :
tensteinischeRegierungübernahmdie Verpflichtung,alle spätern
auf diese Materie sich beziehendenösterreichischen Gesetzeund
Verordnungenin Liechtensteinkund zu machen. Die Verwaltung
führte die Finanzbezirksdirektion in Feldkirch durch österrei-
chische Finanzorgane.- Die Zollämter in Liechtensteinwaren
gemeinsame Aemter, die die Wappen beider Staatentrugen. Die
in Liechtenstein stationierten österreichischenFinanzotgane un-
terstanden in dienstlicher Beziehung den österreichischenBe-
hörden. Sie führten neben der liechtensteinischen die österrei-
chischcKokarde. Das Reinerträgnisaus der Verwaltung wurde
nach einemvereinbartenSchlüsselzwischenOesterreichund Liech-
tensteingeteilt,jedochwurde dem Fürstentumein jährlichesRein-
einkommenverbürgt. Für die Verwaltungskostenhatte Liechten-
stein einen Pauschalbeitragzu zahlen. Die Einnahmen aus der
Zollgemeinschaft mit Oesterreich bildeten die Haupteinnahme-
posten im liechtensteinischen Budget.
Inr August 1919beschlossder Landtag- ohne Kündigung -
das Aufhören des Zollvertrages. Mit dem Kabinettsbeschluss vom
20. August 1919 wurde die Äufhebung v,on der österreichischen
Regierung zur Kenntnis genommen. Dabei wurde ausdrücklich
festgestellt, dass der Schritt Liechtensteinsnicht als Kündigung
im Sinne des Vertrages,sondernals Aufhebungdesselbenwegen
des Wegfalls eines Vertragteileserscheine. Wir haben es daher
nicht mit der völkerrechtlichenKündigung eines Vertrages,son-
dern mit dem Aufhören eines Vertragesinfolge Untergangeines
der beiden Vertragsteilezu tun (Oesterreich-Ungarn).
Da infolge des Währungszerfallsdie gesamtewirtschaftliche
Lage Oesterreichssich veränderte,führte dies zu einer wirtschaft-
lichen Neu'orientierungLiechtensteinsin der Richtung, dass das
Land nicht nur österreichische Verträge authob, sondernin enge
wirtschaftliche Beziehungenzur Schweiz trat. Denn nach Frie- r, D i e ö s t e r r e i c h i s c r - .' ' .
-. - t-lemeinde llittelber" -,-
densschlusswurde die Regierung von Liechtensteinvon der Entente . - - - . : l Z o l l s 1 - s t e ma n : e ; - r - . i :-
aufgetordert, die Souveränität des Landes stärker zu betonen, . - : i a n d i e P o , s t -u n , l Z - - l :
wenn sie auf Wahrung und Anerkennungder staatlichenSelbst- : . \ \ ' ö r t e r b . I . 2 - 1 i,

38
::rLgkeit Wert lege" Lieehtensteinwar daher gezwungen,sich
'. Jesterreichloszulösenund sich ein eigenesRecht zu schaffen.
: ) s es hierbei Anlehnung an die Schweizsuchte,war nur eine
' ..rliehe Folge seiner geographischen Lage und der Kleinheit
,, Staates.
Es kam daher zum Abschluss des Zollvertrages mit der
.''rerz. Seit der Auflösung der Zollgemeinschaft mit Oesterreich
i,rrgte Liechtensteinden Zollverkehr mit eigenen Organen, bis
- neue Regelungmit der Schweizzustandegekommenwar.
Betreffend des Verkehrs stand die einzige,das Land durch-
-:.ende Eisenbahnlinie von Feldkirch über Schaan nach
:irs - unter österreichischer
Verwaltung. DieserZustandblieb
:-,. dem Kriege unverändertfortbestehen,da die Schweiz kein
-.:esse daran hatte, noch den Bahnbetriebüber staatsfremdes
-:iet zu übernehmen und die Verträgemit Oesterreichbetreffend
,: internationalentsahnhofs Buchs nicht geändert zu werden
-.-rchten,was hätte geschehenmüssen,wenn Liechtensteinan
.. Stelle Oesterreichsgetreten wäre.
Das Postwesenwurde seif 1817 von der österreichischen
.:n-altungauf Grund fallweiser Abkommengetührt. Spätertrat
,'h das Telephon-und Telegraphenwesen hinzu. Am 4. Oktober
- - 1 wurde dann eine törmliche Uebereinkunftgeschlossen.Aul
-:;nd
derenwaren die Post und die Telegraphen-und Telephon-
sialten im Lande gemeinsameösterreichisch - liechtensteinische
: :.stalten. Die Verwaltung des Postwesenswar der Post- und
,-egraphendirektion in Innsbruck unterstellt.- Am 31. Januar
.!0 wurde das Postabkommen infolge des Währungszerfallsvom
-:rdtag gekündigt. (Interessant,dass gekündigt wurde!) Am
, November7920 schlossLiechtensteinmit dem Bundesratdas
- , stabkommenab.
Zoll- und Postanschlusskommen in den Beziehungender
Staatenetwa vor. aG) Sie werden dann vollzogen,wenn ein ver-
rältnismässigkleines mit einem grossen Gebiet für Zoll- und
ilandelssacheneine Einheit bildet. In der Regel bestehtalsdann
lie Verbindungin der Weise, dassdie Gesetzgebung des grössern
Teiles als für beide Teile massgebenderklärt wird. Der kleine
Staat begibt sich damit jeder selbständigen Handelspolitik. Wir
raben es bei den Zoll- und Postverträgennicht nur nm eine
=inschränkungder Souveränitätan der Landesgrenzezu tun,
sondern um ihre Minderung für das staatlicheImperium über-
raupt in allen ihren Auswirkungen in dem durch die Verträge ge-
egeltenGebiet.
46) Die österreichische G'cmeinde Jungholz (T-vrol) isi scit 1868
rnd die Gcmeinde Mittelberg (Vorarlberg) scit 1890 durch Vertrlg der.i.r
r e u t s c h e n Z o l l s y s t c m a n g e g l i e d c r t ( R c i c h s g e s b l .1 8 9 1 "5 9 , L i s z t , 3 2 1 , E s
.ei auch an clie Post- und Zollunion Luxemburgs mit Ilelgien etltrntt't
Strupp, Wörterb. I, 241.)
- Betrachtenwir zuerstden Postvertlag; der am 10. Nov. war. Die Verwaltung der i
t:li 1920 abgeschlossen wurde und am 1. Februar' 1927 in Kraft trat. smit für die schweiz.Behör
r,i
i,,i (Abkommen zwischen.dem schweiz; Bundesrat und der liechten- nach Art. 2 des Verhages ge
steinischenRegierung betreffend die Besorgung des Post-, Tele- Yorschriften über das Post-, 1
graphen- und Telephondienstesim Fürstentum Liechtensteindurch h die einschlägigen Verhäge r
die schweiz. Postverwaltung und die schweiz. Telegraphen- und im Fürstentum in gleid
Telephonverwaltung. +z; Cwtze enthalten aber kein
Es war klar, dass es für das Fürstentum bei einer Ausdeh- - Darum schreibt Art- 1
nung von 759 kmz und einer beinahe ausschliesslichbäuerlichen Postsparkasse in der Schwc
Bevölkerung von ungefähr 10,000 Seelen ausserordentlichschwie- besondern Postsparkgssad
rig gewesenwäre, in Bezug auf die Verkehrspolitik eine selbstän- und die hiefür geltendm
dige Stellung einzunehmen,so dass es sich mehr oder weniger hge werde gelten lassen, bis
darauf angewiesensah, die Wahrung seiner wirtschaftlichen In- ndrlhrt sei. Doch wird im lie
ter€ssenwenigstens teilweise einem Nachbarstaatezu überlassen. die schweizerischeWähruric
Da Liechtensteinals vollkommen unabhängigesStaatswesenzum bung befasst sich aber
Abschlussdes Vertrags freie Hand hatte (derFriedensvertragvon &ünung und Guthaben liechüen
St. Germain anerkennt übrigens das Fürstentum Liechtensteinals hfon Fostspar[assa-Amt in Wien
eineir von der Republik Oesterreich unabhängigen,selbständigen Die Einhelt des postalischen
,rwrrahmslos die Geltung schw
Staat, Art. 27 des Friedensvertrages),konnte der Bundesrat,ohne
irgendwelche politischen oder rechtlichen Schwierigkeiten be- Urücrtrefungen, soweit ihre gerid
fürchten zu müssen, in Vertra$sunterhandlungentreten. Das nßt, in erster Jnstanz vom fürstlid
bisherige Vertragssgsfem,welches Liechtenstein an Oesterreich uhilt werden (fremde Gerichte z
band, war, wie wir oben schon ausführten, ausser Kraft gesetzt iln schweiz. Gesetze). Berufmg
und durch rein pr,ovisorischeAbmachungenzwischenLiechtenstein him st. gallischen Kantonsgerich
und Oesterreichersetzt word,en. ertoüt erhoben werden (Art. 5).
Die Post-, Telegraphen- und
Auf Grund des Postübereinkommens wird die schweiz. Ver.
rhin unterstehen ausschliesslich
waltung den Post-, Telegraphen- und Telephonbetriebin Liech-
tenstein übernehmen. Zum Postdienst gehören nun aber auch tedoch als fürstlich-iiechtensteinis
f*gensatz zu trüher, als die Fm
Postscheck-und Postsparkassadienst, und es erhob sich hier die
üisrh-liechtensteinische Anstalts
Frage, ob die Schweiz den Postsparkassadienstin Liechtenstöin
ffikm die Kreisposf St. Gallen, b
übernehmen und weiterführen dürfe und zwar auf Rechnung
ür St. Gallen. Für Aufschriftero
I-iechtensteins. Für die Errichtung einer sog. Postsparkassefehlt grbrauchen, sind aber die liechten
in' der Schweiz.dieverfassungsmässiga Grundlage,da es sich bei ffi€n zu verwenden. {Art. 4 A
der Postsparkassenicht um ein Postgeschäfthandelt, sondern um
tnsteinischer Staatsangehörigkeit
ein Bankgeschäft. (Der Entwurf eines Gesetzesüber die Er-
futmsteinische Kokarde anzubri
richtung einer Postsparkassewurde an den Bundesrat zurick-
Werden vorübergehend, w€tr
gewiesen;vergl Ftreiner501, Anm. 10.) Da ist zu sagen,dass
fu"eizerische Beamte und Ang,sl
die Bundesverfassungin Liechtenstein nicht gilt, folglich auch
m werden sie an ihren Dienstmi
deren Schrankendort kein Hindernis bilden. So traf der Bundes-
ffialten, da nur für die liechtmstr
rat in LiechtensteinVerhältnissean, die er nicht abschaffenkonnte.
Bestimmung vorgeschrieben ist
Die Postsparkassewar eine öffentlich-rechtlicheliechtensteinische süw-eiz. Verwaltung angestellt. t
'Institution, die mit dem Postwesenso verbunden war, dass die
rccht. (Art. 7 Abs. 1.) Rechte r
Schweiz diese tale quale zu übernehmenhatte, wenn sie überhaupt
die gleichen wie in der Schweiz. (
das Postwesenübernehmenwollte, wie esin Art. 1 desVertrags vor-
der eidg. Verwaltung für die vers
' 4\ AS 37, 105.Weltpostvertragvom 23. August1924,Art.9: ,,Als rerden, sind Bundesbeamte,aueh
zurn Weltpostverein gehörend werden angesehen . . . b) Das Fürstentum
' AS 47, 5ll. {8) Betr. die Gerichtsbarkeit ve4
Liechtenstein als Teil des. schweiz. Bqndesgebietes . .
vergl. auch BBI 1920, V, 145. *rrtrag.

40
gesehenwar. Die Verwaltung der liechtensteinischen.P,ostsparkasSe
tuldet somit für die schwciz.Behörden:eineneueArt ihrer Tätigkei!
,milrenrn
Each Art. 2 des Vertrages gelten die schweizerischenGesetze
umdVorschriften über das Post:, Telegraphenrund Telephonwesen
wie die einschlägigenVerträge und Uebereinkünftamit.fremden
iiindern im Fürstentum in glöicher Weise wie.in .der.Schweiz;
dlrrcseGesetze'enXhaltenaber keine,Bestimmungen über die Post-
snerkasse. Darum schreibt Art. 10 vor, dass bis zur Errichlung
urner Postsparkassein der Schweiz die schweiz..Postverwaltung
emen besondern Postspar(assadienstim Fürstentum einrichfen
m'erdeund die hiefür geltenden liachtensteinischenVorschriften
so lange werde gelten lassen,bis in der Schweiz diese Institution
*mgefiihrt sei. Doch wird im liechtensteinischenPostsparkassa-
nrLenstdie schweizerischeWährung eingeführt. Dia schweizerische
Rrstyerwaltung befassf sich aber nicht mit der Ueb,ernahmevon
Rechnungund Guthaben liechtensteinischerEinwohner, die diese
nrim Postsparkassa-Amt in Wien besitzen.
Die Einheit des postalischen Verkehrs erfordert aber sonst
ru-snahmslos die Geltung se,hweizerischer Postgesetze, deren
ieb,ertreh'ngen,soweit ihre gerichtliche Abwandlung erforderlich
rsa in erster Jnstanz uarn fürstlichen Landesgericht in Vaduz be,
.ur.leiltwerden (fremde Gerichte zur Beurteilung von Uebertretun-
ry:r schweiz. Gesetze). Berufung und KassatiLondagegen kann
ruim st. gallischen Kantonsgericht bezw. beim schw,eiz.Bundes-
Sericht erhoben werden (Art. 5).48)
Die Post-, Telegraphen- und Telephon-Aemterin Liechten-
srein unberstehenausschliesslichder schweiz. Verwaltung, sind
.rrioch als fürstlich-iiechtensteinischezu hezeichnen(Art.-4), im
Gegensatzzu friher, als die Postanstaltengemeinsameösterrei-
qisch-liechtensteinisch€Anstalten war€n. Die Betriebsleitung
ilhren die Kreispost St. Gallen, bezw- die Kreistelegräphendirek-
tr':n St. Gallen. Für Aufschriften, Sfempel usw., die die Aemter
@rauchen, sind aber die liechtensüeinischen Wappen und Landes-
Men zu verwenden. (Art.-4 Abs. 2.) Die Angestelltenliech-
mnsteinischerStaatsangehörigkeithaben auf den Dienstmützendie
:echtensteinissheliokarde anzubringen. (Art. a Abs. 5.)
Werden vorübergehend,wenn es der Dienst erfoidert, auch
*chweizerischeBeamte und Angestellta verw ndet (Art. 7 Abs. 2),
sr: werden sie an ihren Dienstmützen die schweiz. Kokarde bei-
lphalten,da riur für die liechtensteihisehen
Beamteneine besöndere
Sestimmung vorgeschriebenist. Die Beamten werden rvon der
rCrweiz.Verwaltung angestellt. Liechtensteinhat das Vorschlags-
ruht. (Art. 7 Abs. 1.) Rechte und Pflichten der B,eamtensind

ler eidg. Verwaltung für die verschiedenenPostdiensteangestellt


m'Erden,sind Bundesbeamte,auch wenn sie dic liechtensteinische
s) Betr. die Gerichtsbarkeitvergl. weitere Ausführungen beim Zoll-
* 3r':rag.

47
Staatsangehörigkeitbesitzen,weil die Eidgenossenschaftdie Post - s , i e l - rli' o n d e r i ü r s t l i :
usw. in Liechtensteinzu besorgenübernommenhat und die Be- I :,.:,::l::.ai Verkaui liechtel
amten deshalbFunhtionender schweiz.Verwaltung ausüben,weil - r-,,'.-:.i1 t'erbleibennatüri
' - . " . - : B e i r i e b s r e c h n u negi n b e
die Verwaltung nach Bundesgesetzen (aber für RechnungLiech- 11'

tensteins) geführt wird. ae) . .-. . .-*.im Telegraphen- ur.i


Die Beamtenunterstehendem eidgenössischen Beamtenrecht. ,:.: Liechtenstein die r-e:
Den ganzen sachlichen Verwaltungsapparat für das P,ost-, -.:-.o, in dem sie erhoben'.
Telegraphen-und Telephonwesen (Bauten,Bureaux mit Inventar, - : . : r s g a b efnü r d i e a l l g e :
Fuhrwesenund -material, die Telegraphen-und Telephonanlagen) I , L . , - - : : l u n g d e s D i e n s t e sP , r'-
hat die liechtensteinischeRegierung zur Verfügung zu stellen; er i " " - . . - : : : i t t e l b a rz u m V e r b r a u c
bleibt jed,ochihr Eigentum. (Art. 15 Abs. 1.) Neuanschaffungen : . ' - , , : - : e t c ) w e r d e nd e r B e i r
und Neuerstellungenwährend der Dauer des Uebereinkommens , i ' . - 3 : : s c h b e t r a gb e l a s t e t d , er
erfolgen auf Rechnungund zuEigentum des Fürsüentums.(Art. 13 , - ' ..:'.s::inische Zwecke zu entsp
' , .:-::tchnungmit Liechtenst
Abs. 2.) In Art. 18 Abs. 1 wird nochmalsbetont,dass Liechten-
stein aufkommenmüssefür die Kosten aller Bauten und Anschaf- i:it dritten Ländern f in
fungen, die nach dem Ermessen der schweiz. Verwaltung nötig PostverkehrLiechtenste
seien. Für Bauten und grössere Anschaffungenist aber die Zu- , '- *:: Lrechtenstein so lange nii
- - . - , - . - . ; e h ri n b e i d e nR i c h t u n g e
stimmung der fürstlichen Regierung erforderlich. - -.:
Liechtenstein lässt besondereliechtensteinischePostweftzei- ' Telegraphen- und Telephc
chen herstellen, die von der eidg. Verwaltung wie eidgenössische :. " .:-dern erhält Liechtenstein:
benitzt werden (Art. 5). Einfacherwäre es, schweizerische Post- : r:: :sverkehr. Im Einoanosr e
-- - .: -ändern behält clie"Sciu'e
wertzeichenauch in Liechtensteineinzuführen,da für den Verkehr -,
zwischen der Schweiz und Liechtensteindie Taxen und Gebünren .r:::ren- und Telephonverk
- - ." t.-:.: von Durchgangsgebüh
wie für den schweizerischen Inlandverkehrgelten (Art. 6). Eben-
-'- : Die aus dem Postscheck
so gelten für den Verkehr mit dem Ausland die nämlichen Tarife
wie in der Schweiz. (Da aber LiechtensteinmonarchischerStaat .- .-' -::. zu Anlagenverwendbarent
ist, hat es wohl darauf beharrt, wenigstens auf den Briefmarken , - : s Z t z e na n z u l e g e nw, i e d i e a : ,
die monarchischeGewalt mittelst des Bildnisses des Fürsten zum " - - s : a m m e n d eGne l d e r .( A r t 1 1
Ausdruck zu bringen, neben den finanziellen Gründen, die dabei :- -;.sIicheForderung,die sich ;,:
'--':.::l ergibt,spätestens innert i-
massgebendwaren; siehe Art. 16 Abs. 2.)
GemässArt. 10 gilt in Liechtensteindie gleiche Gebühren- : - -.-:nung in Schweizerwährunz
freiheit wie in der Schweiz. : : .ine halbjährigeKündigungsfr
Die Einnahmendienen zunächstder Deckung der Betriebs- - . 1-rsseiner Auslegungentstehe
ausgaben. Ein Betriebsgewinn fällt Liechtenstein zu, ein Be- * . ...:hemWege nicht beigelegtu'e
triebsverlustist von ihm zu decken(Art. 18). Die in den Kassen : .',::.i entschieden. (Ärt.20.1so1
der liechtensbeinischen Aemter liegenden Barmittel sind Eigentum i Im April 1929 erschien eine \
der schweiz.Verwaltung (Art. 12). Die zw Kassagebarungbei : rts'icklung des liechtensteinisch.
den Post-, Telegraphen- und Telephonämternerforderliche Bar- - :::rmen: Vor der Uebernahme de
schaft wird, soweit nötig, von der Schweiz vorgeschossen;die . . ,iz bestanden in Liechtenstein 5
: : . S c h a a nu n d E s c h e n ) . D a m a l s z ä h -
schweiz. Postverwaltung ist indessen berechtigt, für den Post- I liechtensteinische. z. T. oesteri-
betrieb zunächst bis zu 20 olo der Guthaben liechtensteinischer . :rang der Post in schrvcizcri*c
Inhaber von Postscheckrechnungen und Kassabüchernzu ver- . ::, Dcr Personalbestand konnte :
wenden. (Art. 12 Abs. 2.) Art. 16 bestimmtsodann,dass die bei ,, : der Vertragszeit drei neue Post
: :.-1) entstandensind und sich der \
den liechtensteinischenPostämtern im Postverkehr eingehenden -. .hrsentwicklung bezw. Vermehru:
Taxen und Gebührenausschliesslich dem Fürstentumverbleiben, - -:.hlungen im Postcheckverkehr T2ti
dass dagegendie Taxen- und Gebühreneinnahmen der schweizeri- , ,-sbezahltenPostanwcisungen 31[)::
- :tt7294010,bei Stückscndungen ol.rn
schen Dienststellen ausschliesslichder Schweiz zukommen. Die ' rung für 1928wies denn auch bei dit
- :rng einen Einnahmenüberschuss r
re) vergl. Fleincr, 247,505.

42
Einnahmenaus dem von der fürstlichen RegierungbesondernStel-
-en übertragenenVerkauf liechtensteinischerPostwertzeichenzu
sammelzweckenverbleiben natürlich Liechtenstein und werden
:-icht in die Betriebsrechnungeinbezogen.(Art. 16 Abs. 2.) Eben-
so verbleibenim Telegraphen-und Telephonverkehrzwischender
S:hweiz und Liechtensteindie vereinnahmtenTaxen und Gebüh-
-.:l dem Land, in dem sie erhobenwerden. (Art. 16 Abs. 3.)
Die Ausgaben für die allEemeineVerwaltung (Oberleitung,
3eaufsichtigung des Dienstes, Prüfung der Rechnungen), sowie
:":r die unmittelbar zum Verbrauch bestimmtenBureaubedürfnisse
lormulare etc.) werden der B,etriebsrechnungmit einem jähr-
-il-ren Bauschbetragbelaslet,
:nen lJausctlb€trag belastet, der
der annah,ernd
annäh,ernddem
dem Aulwand
Aufwand tuf
für
:chtensteinische Zwecke
-_{lflLEllJf,srrlrDLlls
zwgL\u zu
Lu entsprechen
tsrrLJPrgLrrglr hat.
rroL. (Art.L , 15
tJ Abs.
DDJ. 2.)
2.,
=-re Abrechnung mit Liechtenstein über den\ n rPostverkehr der
::ru'eiz mit dritten Ländern findet selbstredend nicht statt.
-:ber den PostverkehrLiechtensteinsmit dritten Ländern dagegen
; -:d mit Liechtensteinso lange nicht abgerechnet,als der dahe-
--:e Verkehr in beiden Richtungen ungefähr der gleiche ist. (Art.
-
I Im Telegraphen-und TelephonverkehrLiechüensteins mit an-
:i:n Ländern erhält Liechtensteinden schweiz.Gebührenanteilim
:-:sgangsverkehr. Im Eingangsverkehr nach Liechtenstein aus
::-tten Ländern behält die Schweiz die Endgebühr. Im Post-,
-.-egraphen-
und Telephonverkehrwird beidseitig auf die An-
:.:hnung von Durchgangsgebühren veruichtet. (Art. 17 Abs. 2
- 1 3). Die aus dem Postscheck-und Postsparkassadienst flies-
i"::-den,zu Anlagen verwendbarenGelder sind nach den gleichen
-::ndsätzen anzulegen,wie die aus dem schweiz. Postscheckver-
i::r stammenden Gelder. (Art. 11.) Nach Art. 18 Abs.2 ist die
,::liessliche Forderung, die sich für die Schweizoder für Liech-
:.:stein ergibt, spätestensinnert 14 Tagen nach Anerkennungder
r---rechnung in Schweizerwährungzu begleichen. Für den Vertrag
; : eine halbjährige Kündigungsfrist (flrt. 19), und Streitigkeiten,
''. aus seiner Auslegung entstehen,werden, wenn sie auf diplo-
r::fischemWege nicht beigelegtwerden können, durchein Schieds-
:.:icht entschieden.(Art. 20.1so;
m) Im April 1929erschieneineNotitzin der N. Z. Z. Q.April) über
r: . Entwicklung des liechtensteinischen Postwesens, der wir was folgt
::rehmen: Vor der Uebernahme der Verwaltung der Post durch die
::::r-eiz bestanden in Liechtenstein 5 Poststellen (Vaduz, Triesen, Bal-
:, :s. Schaan und Eschen). Damals zählte das gesamte Personal 22 Köpfe,
I liechtensteinische, z. T. oesterreichische Staatsangehörige. Der
::frgang der Post in schweizerische \rerwaltung hat sich sehr be-
', irn. Der Personalbestand konnte herabgesetzt werden, obwohl im
i:fe der Vertragszeit
-,i:fe Postämter (Triesenberg,
Vertragszeit drei neue Postämter (Triesen Mauren und
i -,il\
--rll) entstanden asind
on+c+onrtan in,l
und osich
rrh,l i^h
der \Verkehr
.16r IaFl,ahr
sehr gesteigert
colrr rr
hat. -- Die
-i;ehrsentwicklung
-i;ehrsentwicklung bezw. bezw. Vermehrung
Vermehrung seit seit der Uebernahme beträgt
der Uebernahme beträgt bei
bei
; -iahlungenim
, iahlungenim Postcheckverkehr 7200/0,
PostcheckverkehrT200/o,im im Postanweisungsverkehr4340
Postanweisungsverkehr o,
i. -iusbezahlten
-iusbezahltenPostanweisungen
Postanweisungen 3100/0, , bei ausbezahlten
ausbezahlten Zahlungsanrlei-
Zahlungsa
L -ren 12940/0, bei Stücksendungen ohner Wertangabe
Wertanoabe 9360/0.Die Betriebs-
- , . 5:ung für 1928wies denn auch bei diesen Rekorden in der Yerkehrsver-
r: .,rung einen Einnahmenüberschuss von Fr. 232.000.- auf. L-eberall im

43
Die Souveränität Liechtensteinswird durch den Postvertlag
in ziemlichemUmfange eingeschränkt,was abgr durch den Nutzen,
den Liechtenstein(araus zrehf, gerechtfertigt ist.
Juristischinteressanterund verschiedene beachtenswerte Pro-
b l e m ea u f w e r f e n di s t d e r Z o l l v e r t r a g , d e n d i e S c h w e i zm i t
Liechtensteinabgeschlossen hat. (Vertrag zwischender Schweiz
und Liechtensteinüber den Anschlussdes FürstentumsLiechten'
stein an das schweiz.Zollgebiet vom 29. März 1923,in Kraft seit
[illllfl,lltTLLl
dem 1. Januar 192+.14t1 l|lrrüullllllll
Wie kam es zu diesemZollvertrag? i:,r
lwFlr!,1lilT
Die Einlührung des Frankens als allgemeinesZahlungsmittel llllllmirr
(sieheoben), die Reorganisationdes Gerichtswesens und die unter lllmlllllllullii
starker Anlehnung an die Schweiz erfolgten Abänderungender
prozessualen und materieTlenRechtsvorschriften brachten eine
weitereAnnäherungder Schweizgegenüber.Um so empfindlicher
wurde das liechtensteinische Wirtschaftslebenvon den im Verkehr
mit der Schweiznoch bestehenden Schrankenberührt, indem ins-
besonderedem liechtensteinischen Bauer durch die schweizerischen Ill{utrilf: i
Einfuhrbeschränkungen die Schweizals Absatzgebietfür sein Vieh lüil,
verschlossen blieb und dem liechtensteinischen Arbeiter, der einer nmlilri
Beschäftigungin der Schweiz nachgehenwollte, hemmendeEin- r
iltililllltt
reisevorschriften entgegenstanden.So war es erklärlich,dass ein WIIr i,
Vertrag mit der Schweiz, der die Zoll- und Reiseschrankenzwi- rldüXilruu'r
schenden beiden Ländern beseitigenwollte, für Liechtensteinnur iüüIllili ,,
vorteilhaft war. iluüilllluiir
i:.:r'I
Ob das Fürstentummif einer eigenenZollpolitik, d. h. indem
es vom Zollanschluss(Zollunion) Umgang genommen,gute Er-
fahrungen gemachthätte, muss bezweilelt werden, wenngleich die
diesbezüglichen Bestrebungen,die auf eine Wahrung der vollen
SelbständigkeitLiechtensteinsgerichtet waren, ernst genommen
werden mussten,obschonsie nicht viele Anhänger fanden.
Das liechtensteinische Gebiet ermangelt eigener wirtschaft-
licher Hilfsmittel allzu sehr, als dass die Aufrechterhaltungeines
eigenenZollregimesdem Anschlussan ein fremdesZoTlgebietaul
die Dauer hätte vorgezogenwerden können. Namentlichder liech-
tensteinische Vieh- und Milchtransport,die wichtigsteEinnahme-
quelle des Landes, konnte nur dann einigermassensichergestellt
werden,wenn das Land Teil einesWirtschaftsgebietes wurde, das
Gewähr für' Absatzmöglichkeiten von Vieh- und landwirtschaft-
lichen Produkten b,ot.
ganzen Lantle, heisst es da, sind die Postverbindungen verbcssert wordeu.
und die Bcsorgung der Yerrn'altung durch die Schweiz kommt Liechten-
stein ausserordentlich billig zu stehen. 1928 bctrug nämlich die Pau-
schalentschädigung (Art. 15, Abs. 2) nur Fr. 2859.-. ,,Lichtenstein hai
also den Abschluss dcr Uebereinkunft nicht zu bercuen, denn es fährt
sehr gut dabei."
51)AS 39, 551, BBI 1923, II, 374 tr. Gutachten über den Zollan-
schluss, erstattet von Dr. J. Lorenz.

+1
Um was handelt es sich im ZoTlverfuag? '. ,
Art. 2 Äns. Z des Bundesgesetzesübei-das Zollwesen vom
1. Oktober lg21bz) lautet:
,trVlit Rücksicht aüf ikre Lage h.önnen"schweizl Grenzgebiete
oder Gr enzliegenschaften, unbesch*det der Ueber wuchung du.rch
die Zollverwaltwng, vom schweiz. Zollgebiet ausgeschl.assen
werden ( Zollausschlussgebiet).
Fällt bei Grenzseendie poliiische Grenzenicht mit der Zoll-
Jrenzezusamrnen,:soverläuft die Zollgtenze tn eimemAbstirnd von
ctl0 m vom Schweizeruftet. Der Zwischenraum zwischen der ZolI-
grerze und der politischen Gfenze ist Zollausschlussgebiet, wenn
tetzterc mehr als 600 m vom Ufer ,entfernt ist und den See nicht
,;uer durchschneidet.53)
Abs. 4 des Artikels sagt:
,,Fremdes Staatsgebiet, das durch Staatsvertrag dem schweiz.
Zollgebiete angegliedert ist (Zollanschlussgebiet), gilt uls in-
nerhalb der schweiz. Zollgrenze liegend."
Liechtensteinist tgpisches Zollanschlussland. Beim Staats-
mertraghandelt es sich nicht. etwa um einen Zollvereinsvertrag,
i h. nicht um die Vereinigung'zweier mit Bezug auf die Zollpoli-
rk gleichberechtigter l(ontrahenten, sondern um einen Zoll-
mschlussvertrag,d. h; üffi eine Vereinbarung, nach welcher das
,:rössereWirtschaftsgebietdie Interessenwahrungfür das kleinere
iltrcrnimmt, wobei die Regierung des kleineren Landes vor Ab-
schlussdes Vertrages anzuhören ist. - Der Vertrag spricht es
eursdrücklichaus:
,,Das Gebiet des Fürste'ntums Liechtenstein wird an das
schweiz. Zollgebiet angeschlossenund bildet einen Bestandteil
des schweizerischenZollgebietes.
Aru der schweizerisch-iiechtenstein,ischen Grenze dürlen d.a-
her wöhrend der Dau.er des Vertrages von keiner Seite Ab-
gabenerhoben,sowie Beschränhungeiund Verboteder Ein- und
-trasfuh.rerlassen werden, sofern solcke nicht im Verhehr von
f,anton zu Kanton als zulässig erhltirt werden."
Von grosser.Wichtigkeit sind die Bestimmungendes Art. 4:
,,ZufoLge des Zollanschlusses.linden im Fürstentum Liichten-
slein in gleicfter Weise Anwendung wie in der Schweiz die zur
Zeit des Inh,rafttretens dieses Vertrages geltenden und während
dessen Dauer. in Rechtswirhsamkeit tretenden Bestimmungen:
1. der gesamten sthweizerischen Zollgesetzgebung;
2- der übrigen Bunde:sgesetzgebung, soweit dbr Zoltanschluss
ihre Anwendung bedingt.
Von diesen Bestimmungen bleiben ausgenommenalle dieieni.
gen Vorschrilteiz der Bundesgesetzgebung,durch welche eine
Beitragspflieht des Bundes begründet wird.',5a)
52)AS 42,287.
eajZottv<irördnoog, Art. 1, AS 42, 339.
il) Z. B. Art. 25 des Bundesgesetzes betr, die Bekämpfungder

1r5
GemässArt. 5 . des Vertrages wird sodann beschlqssen,dass Uebertreüungen lishalischer i
Lie,chtenstein,wenn nötig, auch die Bundesgeset2gebungüber Bundesbeschlüsse betr. Besch
gewerbliches,literarisches und künstlerischesEigentum und die werhen, das Bundesgesetzübt
betreffenden internationalen Verträge anerkenhensolle. Gemäss den Vogelschutz und die ds.
Art.7 finden sodann die von der Schweizmit Dritten abgeschlos- nungen. Alle Epidemiengese
senen Handels- und Zollverträge auch in LiechtensteinAnwend- Epidemien, i4assnahmen betr
ung, ,,wobei die Schweiz ihre aus bestehendenVerträgen sich er- Tierseuchengesetz).
gebende Verpflichtungen vorbehäIt". Für Abgaben, die in An- Das Lebensmittelgesetzunt
wendung der nach Art.7 geltenden Staatsverträgeerhoben wer- verbot, das Bundesgesetz b
den, sorvie für die uRter Anwendung cidgenössischenRechts aus- Kunstmost.
gesprochenenBussen gilt die schweiz. Währung; auch die Eid- Dann finden Anwendung
genossenschaft entrichtet die dem Fürstentum zu bezahlBnden rechts (Allg. Teil, Verbrechen
Beträge in schweizerischer Währung (Art. 2). In Ansehungder Beamte, Ftilschung von Bundt
im Fürstentum gemäss den Art. 4 und 5 anzuwendendenGesetz- des Org.-Ges. der Bundesrec
gebung kommt dem Fürstentum die gleiche Rechtsstellungzu wie Militärdepurte ments hommen
den schweizerischenKantonen (Art. 6), d.h. es übernimmt alle monopol u.. diversePulververo
Rechte und Pflichten-derselben. Dass Liechtensteinwährend der Ausfuhr verbotener militäriscrt
Dauer des Vertrages mit keinen dritten Staaten selbständigHan- ist in Liechtenstein eingelührt
dels- oder Zollverträge abschliessendarf, is! selbstredend(Art. 8). der Handeßreisenden, dann,
Die Tragweite dieser Artikel ist sehr gross. Zu Art. 4. sind das Fabrihgesetz und die bez
denn auch in zttei Beilagen ztm V'ertrage diejenigen Gesetze, chengesetz,die Phylloxeratibt
Bundesbeschlüsse, Bundesratsbeschlüsse und Verfügungenvon ein- treffend dte Ordnung des Lu,
zelnen Departementen aufgezeichnet,die auch in Liechtenstein in dung noch zirha 30 Bunde
Rechtswirksamkeittreten. und, Departementalverfügungc
, Eine kurze Zusammenstellungmöge f,olgen:rs) beschrtinhungen,die olt wech
Folgende Gesetzgebungfindet in LiechtensteinAnwendung: gefallen sind.
Einfuhr-, Ausfuhr-, Umlauf-, Austausch- und Rückzugs' In der Anluge II finden wt
bestimmungendie tl[ünzen betreffend,s0) das Bundesgesetzüber zerischen Hqndels. und Zollr
fulass und Gewieht, die Bundesbeschlüssebetr. Kontrollierung ten, die im Fürstentum Anwer
der Einfuhr von Gold-, Silber- und Platinwaren. Die Anwendung der Bunde
Gesetze und Verordnungen betr. Stempelabgabenund betr. durch die vorstehendenArtikel
Stempelabgabenaul Coupons. Das Bundesgesetzüber die ge' rungsgesetz zum Zollvertrag, er
brsnnlen,Wasser und Beschlüsseüber die Verwendung von In' welches wir kurz zu sprechenI
dustriesprit. Dann alle Gesetze und Verordnungen betref- regelt.
fend. das Zollwesen (Zollgesetz, Zolltarifgesetz, Orgunisation Es ist zu betonen, dass ins
der Zollverwaltung, das Bundesgesetz betr. Verlahren bei tonalen Ausführungsbestimmun
Tierseuc\en vom 13. Juni 1917 (AS 34, 125), der den Kantonen an die rates vorgesehenist, auch die
Ausgabe,nfür die geschädigten Tierbesitzer Beiträge von 40-500/o gewährt. derselbenGenehmigungunterlia
Wir haben zu unterscheid
a) Bestimmungen,die intolge
zuwendensind, die in der
b) Bestimmungen,die infolge
zuw'enden sind, aber erst
schlusseerlassen wurden.
c) Ergänzungenund.Abände
ten Bestimmungen.
.
liechtensteinischen Münzen (Kronen) auf, sodass es oft Verwechslungen 67) Liechtenstein, Gesetzesbl.
gab und auch liechtenstreinische Kronen als Franken ausgegeben wprden.

46
Uebertreü!1.ng9nlis,hqli;cher und. polizeilicher Bundesgesetze),
Bundesbeschlüssebetr. Beschränhung:der Einluhr von Kunst-
werhen, das Bundesgesetzüber die Fischerei und die lagd und.
den Vogelschutz und die dazu gehörigen Vollziehungsvetord.-
wtg,€tt : AlIe ETtide.miengesetze-(Gesetz betr. gemeingelährliche
Epidemien, i4assnahmen betr. Leichentransporte, Desinfehtion,
Tierseuchengesetz).
Dus Lebensmittelgesetzund seine Verordnung, das Absinth-
verbot, das Bundesgesetz betr. Verbot von l(unstwein und
Kunstmost.
Dann finden Anwendung einzelne Teile des Bundesstraf-
rechts (Allg, Teil, Verbrechenund Vergehen von Beamten, gegen
Beamte, Fälschung von Bundesahten etc.). Dann einige Ärtihet
des Org.-Ges. der Bundesrechtspflege. Aus dem Beietche des
tllilitärdepartements hommen nur das Gesetz betr: das Pulver-
monopol u. diversePulververordnungen sowie d, Verlügung betr.
Ausfuhr verbotener militürischer Wallen in Betracht. - Ebenso
ist in Liechtenstein eingeführt das Gesetz betr. die Putenttaxen
der Handelsreisenden, ddnp, was bedeutungsvoll werden hann,
das Fabrihgesetz und die bezügl. Verordnungen, das Zündhölz-
chengesetz,die Phylloxeraübereinkunft, und der Beschluss be-
trelfend die Ordnung des Laltverhehrs. Dann linden Anwen-
dung noch zirha 30 Bundesbeschlüsse,Bundesratsbeschlüsse
und. Departementalverfügungen betrellend Ein- und Ausfuhr-
beschrünhungen,'dieoft wechseln,die teils uuch schon dahin-
gelallen sind.
In der Anlage II finden wir ein Verzeichnis von iI schwei-
zerischen Handels. und Zollverträgen mit ausländischen Staa-
ten, die im Fürstentum Anwendung finden.
Die Anwendung der BundesEesetzgebungin Liechtenstein, die
lurch die vorstehendenArtikel vorgeseheqist, wird im Einfüh-
rugsgesetz zum Zsllvertrag, erlassen am 15. Mai 1924,571auf
melcheswir kutz zu sprechenkommen möchten, des nähern ge-
-egelt.
Es ist zu betonen,dass insoweit für die entsprechendenkan-
:onalenAusführungsbestimmungen die Genehmigungdes Bundes-
:ates vorggsehenist, auch die liechtensteinischenBestimmungen
:erselben Genehmigungunterliegen. (Art. 38 des Zollvertrages.)
Wir haben zu unterscheiden:

c) Ergänzungenund Abänder.ungender sub a) und b) genann-


ten Bestimmungen.
54{,i.chtenstein,G".etä".Ui.iS2A,N". li.

47
,,. Zu a): Sowie der Zollvertrag in Kraft trat, erhielten füt
.diesen lYloment.auchdie in LiechtensteinanwendbarenBestimm- nicht getroffen worden, dagegen isl
.ung€n für das Gebiet des FürstenturnsverbindlicheKraft (Art, 21 rmd.Zünch ein Abkommen über die
-Einf.-Ges.). abgeschlossenworden (Ai't. 105 Abs
Zu b): Werden später für LiechtensteinanwendbareErlasse Das Einführungsgesetzenthäll
.und Verträge.geschaffeR,so treten sie im Fürstentum zt gleicher ten, zn verschiedenenBundes!;eset
Zeit wie in der Schweizin Kraft (Art. 2 Abs, 2 Finf.-Ges.),und die eigens geschaffenwerden muss
der Bundesrat teilt sie der liechtensteinischen
Regierungmit (Art. ziehungsverordnungennicht ohne w
10 Abs. 2 des Vertrages). steinischen Verhältnisse anwenden I
In jedem Falle aber hat die liechtensteinische .Regierungzt) zn sind aber diese liechtensteinisch
.prüfen, ,obdie von zuständigenBundesbehördenals anwendbarbe- eerischen sehr ähnlich. Wir erwäl
:zei:chnetenBestimmungenzu der in Art. 4 des Zollvertrages ge-
nannten Bundesgesetzgebung gehören (Art. 5 Abs. 1 Einf.-Ges.).
Diese Bestimmungenlegt sie, nach gewalteter Prüfung, dem liech-
.tensteinischenLandtage zurKenntnisnahme v,or. Er wird nur
. dann um Wünsche gefragt, wenn der Bundesrat der liechtenstei-
,nischen Regierung mitgeteilt hat, er beabsichtige,mit Oesterreich
reinen ZolI- und Handelsvertrag abzuschliessen(Art. 5 Abs. 2 rung der Abteilung für Industrie ur
Einf.-Ges. und Art.'B Abs. 3 Zollverftagl. wirtschaftsdepartefüentsBericht unc
.- Die Regierunghai das Inkrafttretenäer anwendbarenschwei- eine industrielle Anstalt im Fürsten
zerischen Bestimmüngenin deir Landesblättern ,;unter Angabe des zu unterstellen,und ob,eine so unt
vollen Titels'i'bekannt zu gebenund den beziglichen Regierungs- verzeichnis wieder zu streichen sei.
.beschluss in däs Landesgesetzblatt aalzunehrnen (Art. 4 Einf.-
Die Hauptsacheist, classin der
.Gesetzund Art. 105 Abs. 1 und 2 Einf.-Gesetz). Verbrauchssteuerwesens, der Vorschr
Zt c): Alle Ergänzungenund Abänderungender in den An. der Fabrikgesetzgebungund der be
lagen I und II des Vertrages erwähnüenBundesgesetzgebung und werbegesetzgebung,' gewisser Vorsc
.Staatsverträgewerden vom Bundesrat der liechtensteinischenRe- sdraft, das Veterinärwesen, des Ver
.gierung mitgeteilt uhd von derselb,enöffentlich gemacht. wie betreffend des Arbeitsmarktes i
Wir gelangen zu iolgenden Schlüssen: ordnung der Dinge liegt. Natürl
Es ist weder eine Verfassungsänderung, noch ein besonderes wtze nut insoweit zur Anwendung, a
Gesetz nötig, wenn eidg. Gesetzgebungin LiechtensteinAnwen- bedingt sind. (Das Fabrikgesetz n
dung finden soll: Wird ein eidg. Gesetz etc. eingeführt, so wird, Snwendung komm€n, denn gäbe es
wenn zwischenden beidenR,egierungen Uebereinstimmungherrscht, s'äre es nicht angängig, unter vielle
dem Landtag hievon lediglich Kenntnis gegeben. rrischenVerhältnissen und Gesetzes
In der Praxis sa) erhält der Landtag damit Gelegenheit,eine dustrien den schweizerischen fu.2ügl.
gegenteilige Auffassung zur Geltung zu bringen. Die Regierung h-) Deshalb Gleichstellung mit d'
könne darauf in neue Unterhandlungentreten, wenn sie wolle, an
die Stellungnahmedes Landtages ist sie, gemäss Vertrag, nicht Dieser Grundsatz wirkt sich in i
gebunden. Bei dieser Kenntnisnahme nimmt aber mitunter der $etz betr. die Stempelabgabenund (
Landtqg dann die Gelegenheitwahr, in einem GesetzAusführungs- Nach Art. 6 des Vertrages kom
'oder
Ergänzungsbestimmungenzu erlassen. Ander.e Befugnisse Rechtsstellung a1 wie den ictrqreiz
'hat er in dieser Sachenicht. Es sei bemerkt, dass meistensauch Bezug auf das Stempelgesetzrriüt
die schweiz. Vollziehungsverordnungenmit den Gesetzen über- n$L Es kommt somit Obligationenar
'nommen
werden (wie es in manchenFällen der Text der Anlagen frell der Gemeinden ohne weiteres
zum Vertrag auch vorsieht). - lvlit einzekrcn Kantonen sind be- den schweizerischen,d.h. sie u:
'sondere
Vereinbarungenüber die Vollziehung der Bundesgesetze üensteinischeprivate Emissione
- ra) nac_hqiner freqndlichen Mittpilung dgr liechtepsteinischen Ge- 5e)
sandtschaft in Bern. .B€tr. Anwendu4g des -St. gallis
, slehe unten.

118
:--ichtgetroffen worden, dagegenist mit den Kantonen .SL Gallen
";nd Zürich ein Abkornmen über die Vollstreckung von Zivilwteilen
:bgeschlossen worden (Art. 105 Abs. 4b Einf.-Gesetz).st1
Das Einführungsgesetzenthält, um dies gleich hier anzutih-
ien, zu verschiedenenBundesgesetzenAusführungsb,estimmungen,
ie eigens geschaffenwerden mussten,da sich die schweiz.Voll-
ziehungsverordnungen nicht ohne weiüeresauch auf die liechten-
steinischenVerhältnisse anwendenliessen. Im grossen und gan-
zen sind aber diese liechtensteinischen
Besfimmungenden schwei-

n unterstellen, und ob eine so unterstellte Fabrik vom Fabrik-


,-erzeichniswieder zu streichen sei.
Die Hauptsacheist, dass in der Einheitlichkeit des Zoll- und
i'erbrauchssteuerwesens, der Vorschriften betr. die Stempelsteuern,
:er Fabrikgesetzgebungund der bestehendenund künftigen Ge-
;erbegesetzgebung,gewisser Vorschriften betr. die Landrvirt-
=chaff, das Veterinärwesen,des Verkehrs mit Lebensmitteln,so-
.-rie betrefiend des Arbeitsmarktes das Schwergewichtder Neu-
,-rdnung der Dinge liegt. Natürlich kommen alle diese Ga-
--etzenur insoweit zur Anwendung, als sie durch den Zollanschluss
Sedingt sind. (Das Fabrikgesetzmuss z. B. voll und ganz zur
.lnwendung kommen, denn gäbe es Fabriken in Liechtenstein,so
';r,-äre
es nicht angängig, unter vielleicht günstig,erenliechtenstei-
:ischen Verhältnissen und Gesetzesbestimmungen söhaffendeIn-
rustrien den schweizerischenbezigl. Handelsverträgegleichzustel-
ien.) Deshalb Gleichstellungmit den Kantonen.
Dieser Grundsatz wirkt sich in interessanterWeise beim Ge-
:ztz betr. die Stempelabgabenund Couponsteuernaus:
Nach Art. 6 des Verfrages kommt Liechtenstein die gleiche
Rechtsstellungzu wie den schweiz. Kanüonen, obwohl dies in
Eezug auf das Stempelgesetznicht expr,essisverbis ausgedrückt
:st. Es kommt somit Obligationenanleihendes Landes wie even-
.uell der Gemeindenohne.weiteres die gleiche Behandlung'zu
* ie den schweizerischen,d. h. sie unterliegen der Abgabe nicht.
Liechtensteinischeprivate Emissionen werden als sghweizerische
5e).8-etr.Anwepdung. des st. gallischen Straf- upd Strafprozess-
-
::chts. siehe unten.

4E
behandelt,wie überhaupt dem Liechtensteinerhinsichtlich des Ge- $'ar. (Sie konnte z. B. nach der I
setzes die gleiche Rechtsstellung wie dem Schweizet zukommt..6o) r.orgenommenwerden, deren Bem
Ueberäie aus dem Fürstentum auf Grund des Stempelabgabe- schien.) In Ermangelungeiner a
rungsziffer gewählt, und es wurd
stung von Fr. 20..- auf den Kopf
Abzug v'orr25 o/o für verminderte
schenBevölkerung als Grundlage
durchschnittlichenBerechnungder
rcn 7917-7921 ergab. Die Ber
Anteils komplizierle sich noch d
setzung dem Umstande Rechnung
dem Fürstentum die gemässBunr
die Kantone zu leistenden Beiträ
währt wurden. Von der Anwendrl
Bestimmungenauf Liechtensteinr
gaben werden nicht als rückwirkend etklärt ("..\.^.auf vor dem men (Art. 4), weil vorauszusehe
17. lanuar 1923 ergangeneObligationenanleih'en). !2) . zelner Abrechnungenim Verhältn
Das interne Sieueirecht Liechtensteinswird durch den Zoll- keiten ergebenwürden. Wenn m
vertrag nicht berührt. Dass die Stempel- und Couponsteuerauf träge ganz bedeutendsein können
LiechtänsteinAnwendung findet, hat seinen Grund darin, dass sie die durch die Bundesgesetzgebun
- wir erinnern nur an die Kosten
eine tgpische Verkehrssieuerist und f,olglich nicht ^nur auf das
liechteästeinischeStaatsgebietbeschränktbleibt (der Stempelwird so erschien es ger.echtfertigt,das
z.B. auf Frachturkundenerhoben). beiträge die an Liechtenstein zu
Zurückkehrend zu Art. 4 des Vertrages sind noch folgende angemessenerWeise erhöht wurd
Art. 56 bestimmt sodann,das
bemessenen Anteils v,onn,euemvor
der beiden vertragschliessenden
Ablauf einer vom Inkraft[reten de
dreijährigen Periode ein dahinge
Eine in der Natur der Sach
dann Art. 8 des Vertrages. Art. 8
nicht. Diese UnglOichheitwird behob'endurch Art. 55 des Ver-
der Geltungsdauerdes Vertrages
ständig Handels- oder Zollvertrd
ein schwerer Eingriff in die Sour
bedeutet aber nur die praktische
w-onach.fast alle von der Schweiz
nen Verträge auch in Liechtenste
noch andere Verträge Liechtenst
trlatz mehr daneben finden kör
auch die Schweiz, es bei 'Unterh
über den Abschlussvon Handels-
Dauer des Vertrages zu vertreten
samkeit auch für das Fürstentum
---60) rrit Oesterreich, dem direkten Ni
vergl. Gutachten Lorenz, S. 23.-
erj i,ä"[i. ääiu Ärt. 3 des Stempe-lst-euergesetzes,.der. nur auf die abgeschl,ossen, so ist vor dem Abs
schweizeriscften Kantone Anwendung- Iindet, femäss Art' 4, Abs' 2 des anzuhören(Art. B Abs. 2).
Vertraqes.
eä vergl. Schlussprotokoll zum Vertrag, AS 39, 563. 63)BBI 1923,II, 389/90.
rrd-- (Sie konnte z.B. nach der Konsumkraft eines jeden Staates
är:r-genomrn€n werden, der,enBemessungaber allzu schwierig et-
r:ien.) In Ermangelungeiner andern Basis wurde die Bevölke-
rrgsziffer gewählt, und es wurde dabei eine Durchschnittsbela-
sil:f,g von Fr. 20.'- auf den Kopf der schweiz.Bevölkerung unter
o:zrlg von 25 o7ofür vermindertel{onsumkraft der liechtensteini-
i;=en Bevölkerung als Grundlage genommen,welche sich aus der
:;:ehschnittlichen Berechnungder schweizerischenZolleinnahmen
wa 7917-1921 ergab. Di€ Bemessung des liechtensteinischen
n:ieils komplizierte sich noch dadurch, dass bei dessen Fest-
r{---amgdem Umstande Rechnung getragen werden musste, dass
*r.n Fürstentum die gemässBundesgesetzgebung vom Bunde an
r," Kantone zu leistenden Beiträge, wie oben gesagt, nicht ge-
mlrt wurden. Von der Anwendung der bezügl. bundesrechtlictien
i;-siimmungen auf Liechtensteinwurde deshalb Umgang genom-
nta (Art. 4), weil vorauszusehenwar, dass sich hinsichtlich ein-
:,:-rer Abrechnungenim Verhälinis zu den Kantonen Schwierig-
r r:ren ergebenwürden. Wenn man nun erwog, dass diese Bei-
:=ge ganz bedeutendsein können und ein billiges Aequivalent für
' . durch die Bundesgesetzgebung überbundenenLasten darstellen
- nir erinnern nur an die l(osten der Viehseuchenbekämpfung -
-- erschien es gerechtfertigt, dass für den Ausfall der Bundes-
:!-rträge die an Liechtenstein zu gewährendePauschalsummein
E:-Eemessener Weise erhöht wurde.63)
Art. 56 bestimmt sodann, dass die Festsetzungdes in Art. 35
:!-iressenenAnteils v,onneuem votzunehmensei, sotern von'einem
:.r beiden vertragschliessendenTeile mindestens ein Jahr vor
:i-riauf einer vom Inkrafttreten des Vertrages an zu berechnenden
-:eijährigen Periode ein dahingehendesBegehren gestellt werde.
Eine in der Natur der Sache liegende Bestimmung ist so-
::lr Art. 8 des Vertrag,es. Art. 8, wonach Liechtensteinwährend
:er Geltungsdauerdes Vertrages mit keinem drittan Staate selb-
:;ändig Handels- oder ZollverträEe abschliessenkönne, scheint
i:ri schwerer Eingriff in die Souveränität Liechtensteinszu sein,
:uzdeutetaber nur die praktische Konsequenz der Bestimmung,
a onach fast alle von der Schweiz mit dem Ausland abgeschlosse-
:en Verträge auch in Liechtenstein Geltung besitzen, und somit
roch andere Verträge Liechtensteins mit dem Auslande keinen

it Oesterreich, dem direkten Nachbar Liechtensteins,Verträge


:bgeschlossen,so ist vor dem Abschlussedie fürstliche Regierung
:rzxhslsn (Art. 8 Abs. 2).
63)BBI 1923,II, 389/90.

51r
dlese RechtsstellungLiechtelstein r
Eigenartig ist ferner die folgende Bestimmung im Schluss-
grmäss Fut. als des Vertrages in
protokoll:
&setzgebung. Die in Liechtenste
,,Zrllischen den vertragsschliessendenTeilen besteht Einver- ist aber in den Anlagen I und II
ständnis darüber, dass während der Geltungsdauer des Ver-
gezeichnet. Eine Bestimmungdie I
trages die Duldung oder Errichtung einer STtielbanh.aut' dem
erwähnt. Wenn auch im Schlussp
Gebietc des Fürstentumsausgeschlossen ist and dass die fürst-
des Vertrages, das Spielbankverbo
liche Regierung die zur Du.rchführung dieses Verbotes erforder-
Itchen Massnahmentrellen wird.u Spielbank zu enichten oder zu dul
so kommt ftotzdem Art. 6 des Ve
Die Botschaft64) bem€rkt d,azu: seil dieser nur ganz bestimmte l
,,Liechtensteinverpflichtet sich, keine Spielbank auf dem Ge- Verbot der Bundesverfassungdie
biete des Fürstentumszu errichten oder zu dulden. Dadurch ist I-erpflichtung Liechtensteinsbesteh
ein wesentlichesElement der Beunruhigung für die Schweiz aus- I"erfassungsartikels.
geschaltet; denn das Projekt einer Spielbankerrichtungin Liech- Wollte man die gegenteilige
tenstein tauchte von Zelt zt Zeit immer wieder auf, und es wäre man mit aller Gewalt Liechtenstei
fraglich, ob die fürstliche Regierung bei anhaltender wirtschaft- artikel aufzwingen, müssüeden B
licher Depressionlänger den Lockungen,die mit dem Spielbank- lassen, ,ob Liechtenstein die betr-
unternehmenfür die Bevölkerung verbunden sind, hätte Wider- dürfe, ob die Bedingungenerfüllt s
stand leisten können." einnahmenkäme dem Bunde zu.
Diese Bestimmung wurde in das Schlussprotokollaufgenom- sich Liechtensteinnicht gefallen las
men, als Art. 55 der Bundesverfassungdie Errichtung von Spiel- l"ertrage nirgends eine Stütze find
banken strikte untersagte. Am 2. Dezember 1928 ist aber durch merksam zu machen, dass im Sr
Volksabstimmungeine neue Fassung des Art. 55 BV beschlossen der Celtungsdauer des
worden, wonach die kantonalen Regierungen unter dem vom ",Während
steht das Spielbankverbot. Wollte
öffentlichen Wohl gefordertenBeschränkungenden Betrieb der bis Liechtensteinanwenden,käme dies
zum Frihjafu 1925 in den Kursälen üblich g€wesenenUnterhal- Schlussbestimmunggleich, sonden
tungsspielegestattenkönnen, sof,ernein solcher Betrieb nach dem Irerbotes fiele dahin. Allerdings
Ermessender Bewiiligungsbehördezw Erhaltung oder Förderung anders: Das Spielbankverbotgelt
des Fremdenverkehrsals n,otwendig erscheint und durch eine ganz allgemein; es solle aber nicht
Kursaalunternehmung geschieht, welche diesem Zwecke dient. Verbote in der Schweiz. In diesen
Jede kantonale Bewilligung unterliegt der bundesrätlichen Ge- des Art. 35 auf Liechtensteinzaricl
nehmigung. Ein Viertel der Roheinnahmenist dern Bunde abzu- weitgehendenInterpretation, obwo
lietern. l nicht befreunden. W€nn man ein
' Es erhebt sich die Frage, ob diese Verfassungsbestimmung so ändere man den Vertrag. Wer
auch auf LiechtensteinAnwendunq finde. Sie muss meines Er- des neuenArt. 55 in Liechtensteine
ächtens verneint werden. Einmai schon deshalb, weil schweiz. Vorschriften.
Verfassungsartikel auf Liechtenstein keine Anwendung finden, Die Aenderung könnte nur dar
weil Liechtensteinein souveränerStaat mit eigenerVerfassungist; Bestimmung im Schlussprotokollg
sollten nicht nur bestimmteBundesgesetzeeti., die sich zw{r aui neue Fassung des Art. 35 im Ei
Verfassungsartikelstützen, sondern auch die Verfassungselber in ihre Stelle gesetzt würde.
LiechtensteinAnwendung finden, so müsste dies im Vertrag aus- Eine Kontroverse hat sich bez
drücklich bestimmt werden. -Es kann aber keine Rede davori hoben. Art. 25bis der Bundesve
sein, dass durch schweiz. Verfassungsartikeldas staatliche Leben ,,Da,sSchlachten der Tiere ohn
Liechtensteins sollte bestimmt werden. Blutentzuge ist bei ieder Schh
, Nun könnte aber eingewendetwbrden, nach Art. 6 des Ver- nahmslosuntersagt."
trageS nehme Liechtenstein die gleiche Rechtsstellung ein, wie'dass
die Dieses Verbot des Schächte
schweizerischenKantone. Art. 6 sagt'laber- aüsdrüiklich,' schweizerischeTerritorium, eine au
64)BBI 1923,II, 391. fassungsbestimmungauf das Ausl

52
einnahmenkäme dem Bunde zu. Einen solchen Eingriff müsste
sich Liechtensteinnicht gefatlen lassen,er könnte auc[- im ganzen
Yertrage nirgends eine Stütze finden. Es ist ferner daraui auf-
merksam zu machen, dass im Schlusspr,otokolldeutlich steht:
,,Während der Geltungsdauer des vorliegenden Vertrages,, be-
steht das Spielbankverbot. wollte man den neuenArt. 55 BV auf

Die Aenderung könnte nur darin bestehen,dass entweder die


Bestimmungim Schlussprotokollganz abgeschafftoder dann die
neue Fassung des Art. 55 im Einverstandnis Liechtensteinsan
ihre Stelle gesetzt würde.

Dieses Verbot des Schächtens gilt natürlich nur für das


schweizerischeTerritorium, ,eineausdehnendeWirkung einer Ver-
fassungsbestimmungauf das Ausland ist undenkbar. Somit ist

53
auch die Eihfuhn von geschächtetem Vieh aus dem Auslande ge- gibt sich dies aus Art. 4 des Ve
stattet. Dia liechtensteinischeRagierung hat nun im Mtuz 7929 übrigen Bundesgesetzgebung,sol
das Schächten gestattet. ,,In welches Verhältnis," so fragt ein umdung bedingt, vorsieht und i
Einsenderin,der,,,NeuenZürcher Zeitang",65) ,,setztsich Liech- md in Beilage I enthaltenen Erl
tenstein zu uns, wenn es kraft seiner Autonomieetwas zulässt,was tm auf das Alkoholwesen sich h
in der Schweiz klar verboten ist, praktisch also, wenn .in einem die wichtigsten Bundesfatsbesc
kleinen Teil des gerneinsamenZollgebietesdas Schächtenerlaubt alle Gesetzeetc., die auf diesen I
'das mit dem Zollanschluss irgendw
wird, für den' Hauptteil strikte ,untersagt ist?" Er meint
dann, dass,gemässArt. 4 .Abs..2 und gernässArt. 1 (wonach die nicht die nackten Verfassungsa
Schweiz von allen'Beschränkungendes Verkehrs gegenüberLiech- etc., weil man auf Grund eines V
tenstein absehe)Liechtensteinnicht in der Lage sei, das Schächten dere Gesetze'erlassen könnte, die
zu gestatten in Betracht kämen. Und überdi
Ein Z$sammenhangdes Art. 25 BV mit der Gesetzgebung, die es nicht an, schweizerischeVer
durch den Zollanschluss bedingt ist, ist nicht zu leugnen. Die den, souveränenStaatswesenaufz
Einfuhr v,on geschächtetemVieh, die dem Ausland gestattet ist, redend, dass die Gesetzesbesti
sollte eigentlich von Liechtansteinh€r, welches mit dem übrigen Herstellung, den Verkauf etc. vo
Teil der Schweiz eine Zolleinheit bildet, nicht eingeführt werden den Handel mit nicht gebrannten
dürfen. Es müsste aber das Schächtverbot ganz bestimmt im politisch an die Schweiz angesch
Vertrage vorgesehen,also von Liechtanstein approbiert sein, sonst angewandt w€rden, wia in der I
kann die Verfassungsbestimmung nicht angewendetwerden. Es Uebrigens, wie schon oben r
gilt hier das Gleiche rvie beim Spielbankartikel. Uechtenstein, die neue Voilage i
Was nicht im Vertrage expressis verbis enthalten ist, ist trur von Gutem sein wird. Lied
von Liechtenstein nicht anzuwenden. Das Eeht aus folgender rung der neuen. Gesetzgebungeir
Meldung klar hervor:. Einnahmen aus der Alkoholregie
,,Da die in der Schweiz neu geschaffeneGetreideordnungin Zollanteils.
dem seinerzeit abgeschlossen€nZollvertrag mit Liechtenstein nicht
Eine vereinzelteRegelungerl
vorgesehenwerden konnte, bestand für das 'Fürstentum Liechtren-
tmsteinischen Viehs (im Schluss
stein keine Verpflichtung,'sie auch f ür sein Gebiet als anwendbar liechtensteinischemVieh in den V
aniu,etkeinen. Immerhin fragte die Schweiz Liechtenstein aä, ob
lich gestattet sein, unter Vorbeh
es bereit wäre, dieselbeebenfallszü übernöhmen,da bei ihrer Ab- demVertrage übernommenenVorsr
lehnung die Schweiz genötigt wäre, zur Ueberwachungder Mehl-
Sofern das in den Vorarlbergera
einfuhr aus dem Liechtensteinischen längs der Rheingrenzewieder
nische Sömmerungsvieh infolge r
Zbllposten aufzustellen. Der liechtensteinischeLandtag beschloss tuieb sich einer Quarantäne unt
darauf "eiristirnmiEam25.'Juni, die am 1. Juli 1929 in der Schweiz stiindnis darüber, dass diese Qua
in ,Kraft tretende vorläufige Getr,eideordnungebenfalls zu über- seuchenpolizeilichen Vorbedingun
nehmen."66) liechtensteinischem,
: " " Natürlich kann eine solchbUebernahmeäuf freiwilligem Wege Gebiet durdrr
scheint weit zu gehen, greift dor
gbschehen,gemässdem beschriebenenVerfahren, aber sonst nicht gebung in B eziehungenLiechtenste
änders. (Nur noch auf' dem \Mege^der Veitragsänderung,bem. sie konnte'nur deshalb akzeptre
Ergänzung.)
" eine üb,er die I.andesgtenzen hin
Andeis liegt die Sache bezüglich der Alkoholvorllge (Revi- erfordert; sie bleibt aber Ausna
sion der Art. 51 und, 32bis der Bundesverfassungund die Auf- ausgelegtwetden.
nahme elnesineuenAit. S2quater),welche am 6. April'1950 von
.Volk und Ständen'angenomm€nworden iSt. oz;,,Das Fürstentum Liechtens
Obwohl im Zollvertrag nirgends ausdrücklich die Aufnahme schaftseinheit bildet, muss die Alkol
auch durchführen. Wir dürfen nicl
der Verfassr:ngsaitikelbetr. das Alkoholwesenvorgeseh€flist, er; steht. durch das man den Bestimn
gebung entr:innen kann": Bundesrs
. . . oq N. Z, Z. 20.März 1929. :
: " 66)Neue Zürcher Zeitung,25.Juni, 1929. Liechtensteiner Volksblattes. Neue Z

54
gibt sich dies aus Art. 4 des Vertrages, der die Anwendung der
übrigen Bundesgesetzgebung, soweit der Zollanschluss ihre An-
rvendung bedingt, vorsieht und aus den in Art. 9 vorgesehenerl
und in Beilage I enthaltenenErlassen, worunter sich die gesam-
ten auf das Alkoholwesen sich beziehendenschweiz. Gesetzeund
die wichtigsten Bundesratsbeschlüsse befinden. Es gelten daher
z-:.7eGesetzeetc., die auf diesen Verfassungsartikelgegründet und
:it dem Zollanschluss irgendwie verbunden sind. Es gelten
:rlcht die nackten Verfassungsartikel,sondern nur die Gesetze,
:tc., weil man auf Grund eines Verfassungsartikelsauch noch an-
ere Gesetzeerlassenkönnte, die für Liechtensteinin keiner Weise
rn Betracht kämen. Und überdies, wie oben schon betont, geht
es nicht an, schweizerischeVerfassungsgrundsätzeeinen frem-
den, souveränenStaatswesenaufzuoktrogieren. Es ist aber selbst-
:edend, dass die Gesetzesbestimmungen über die Einfuhr, die
Flerstellung,den Verkauf etc. von gebranntenWassern und über
den Handel mit nicht gebrannten geistigen Getränken in dem 2o77.
politisch an die Schweiz angeschlossenen Lande in gleicher Weise
angewandt werden, wie in der Schweiz selbst.67)
Uebrigens, wie sch,onoben dargetan, ztvingt der Zollverttag
Liechtenstein,die neue Vorlage anzuwenden,was für das Land
nur v,on Gutem sein wird. Liechtensteinerhält bei der Einfüh-
rung der neuen.Gesetzgebungeinen prozentualenAnteil an den
Einnahmen aus der Alkoholregie und eine kleine Erhöhung des
Zollanteils.
Eine vereinzelteRegelung erfährt auch die Sömmerungliech-
tensteinischenViehs (im Schlussprotokoll). Die Sömmerungvon
iechtensteinischem Vieh in den Vorarlbergeralpensoll grundsätz-
üch gestattet sein, unter Vorbehalt der vom Fürstentum gemäss
demVertrage übernommenen Vorschriften der Bundesgesetzgebtng.
Sofern das in den VorarlberEeralpenuntergebrachteliechtenstei-
nische Sömmerungsviehinfolge dieser Vorschriften beim Heim-
trieb sich einer Quarantäne unlerziehen muss, besteht'Einver-
ständnis darüber, dass diese Quarantäne,wenn die erforderlichen
seuchenp,olizeilichen Vorbedingungenhierzu vorhanden sind, auf
Liechtensteinischem Gebiet durchgeführt wird. Diese Vorschrift
scheint weit zu gehen, greift doch damit schweizerischeGesetz-
gebungin BeziehrngenLiechtensteinsmit einemdritten Staate über;
sie konnte nur deshalb akzeptiert w,erden,weil der Viehverkehr
eine über die t,andesgrenzenhinaus sich erstreckendeKontrolle
erfordert; sie bleibt aber Ausnahme und darf nicht ausdehnend
ausgelegtw,erden.

55
. Nachdem wir einze.lnewichtige, und wie uns schien, grund- ten etc. werden von den eidg. B
sätzliche Fragen, die mit dem Zollvertrag zusammenhängen,er: utl.assen. Sie unterstehen in aller
örtert haben, können wft dazu übergehen,die Einzelheiten des beziglich der Disziplin,
.zollamtlichen Dienstes zu befi achten. rischenBehörden. Die liechtensteinis
Liechtenpteinwerden folgende Einschränkungen,der Schweiz aprischen Beamten und Angestellte
.folgende Ptlichten und Rechte auferlegt: rersehen (Art. 19). Liechtenstein
Del Z,ollschutz der liechtensteinisch-österreichischenGrenze in einer von der Z'ollv'etwaltung nt h
wird durch. die: schweiz. Zollverwaltung übernommen und von crischen Zolldienste angestellt werd
der Direktion des III. Zollkreises(Chur) vollzogen (Art. 11).68) heamte. Im Grenzwachtkorps dürfen
. Die liechtensbeinischeRegierung muss auf Wunsch dgr amgestellt werden (F.rt. 26). Jede
schweiz, Zollbehörden dafür Sorge trag€n, dass durch Grenz- Fersonals, muss der fürstlichen E
steine und ähnliche Hilfsmittel der Verlauf der Grenze gegen .tf,eussert diese begründete Bedenk
Vorarlberg leicht sichtbar gemachtwird. (Art. 12.) Die im Für- siles Beamten oder Angestellten im
stentum errichteten Zollämtet werden als ,,schweizetische ZolI- werden sie von der schw,eizerische,
ämter im Fürstentum Liechtenstein" bezeichnetund mit den Wap- I['rrrtscht die fürstliche Regierung
pen der beiden Staaten versehen.6e) l'ersetzunE von Beamten und Angest
Die schweiz. Oberzolldirektion setd., unter Mitteilung an die Behörden diesen Wünschen tunlichs
fürstliche Regierung, die im Fürstentum zu errichtenden Zoll- Alle Behörden'bei
des Fürstentums
ämter und Wachbposten,sowie die Zollstras5en fest (Art. 1a). wd Angestellten ihren Dienst
Für die Zollablertigung im Bahnverkehr werden auf den Sta- Eeistand gewähren,wie die kantona
tionen Schaan-Vaduz und Nendeln Zollämter errichtet. Halten gcbiet.(Art. 12). Die schweiz. Gr
Schnellzüge an diesen Stationen nicht, so findet die Zollabterttg- liechtensteinischemGebiet Uniform r
ung in Buchs statt (Art. 15). Grmzwachtkorps (Art. 20);
Art. 16 setzt die Verpflichtung Liechtensteinsfest, die er- Ueber die Steuerverhältnissedr
forderlichen Zollamtsgebäude zu beschaffen und diese in be. rnerden wir uns im Zusammenhangi
nützungsfähigem Zustande zu erhalten, während die schweize- Die liechtensteinischeRegierun
rische Z,ollverwalfung die Einrichtung, Beheizung und Beleuch- trganen (Zollpersonal und Grenzrlt
tung der Diensträumezu rtbernehmenhat. Sie trägt ebenfalls die .tusnahmeder indirekten und der G
Kosten für die Unterbringung der Grenzwache. Dem steht der Vorteil gegenü
Was die Beamten und ihre Stellung anbetrifft, so ist zu uische Volkswirtschaft aus dem Verl
unterscheidenzwischen den Zollbeamten und Angestellten,die in N Zollbeamten ziehb.7r)
den Zollbureaux ihren Dienst tun, und dem Grenzwachtkorps, Dagegen möchten wir uns noc
welches sich an der Grenze aufhält, sie überwacht und den Zoll- shrafrechtlichenVerhältnissen befas
dienst sichert, welches militärisch organisiert ist und unter dem standen sind und die ganz eigenar
Militärstrafrecht und der Militärgerichtsbarkeit steht (Zollgesetz hab€n.
Art. 737).: Beide Arten v,on Beamten sind Bundesbeamte;die Ein Teil des schweiz.Rechts mr
Grenzwächter nehrnenmeines Erachtens die gleiche Stellung ein bar erklärt werden, z. B. das Zollgt
wie die Fortwächter, die ebenfalls dem Militärregime unterstehen, Diese, und noch vielö andere hier an
Das übrige Zollperconalunterstehtdem allgemeinenBeamtenrecht. arberauchstrafrechtlicheBestimmung
Das Zollpersonal und das Grenzwachtkorpsverrichten eidg. Strafrecht auf liechtensteinischem Te
Funktionan; sie gehören dem eidg. Beamtenkorpsan. Die Zoll- sofern gegen die dort geltenden Bun
rergang€n wird, und die Widerhar
68) Die durch den Zollanschluss notwendige Vermehrung des
Mannschaftsbestandes der Grenzwachebetrug 12 Mann. Dabei muss er- gesetzgebungwerden nach schweize
wähnt werden. dass dieser Zuwachs mit den frei werdenden 38 Mann den vom Kantonsgericht St. Gallen r
reichlich genügt, um die Grenze gegen Oesterreich zu sichenn. (BBl ?5l. Es handelt sich z.B. um Uebe
1923,II, 381.) stuafbestimmungen auf liechtenstein
6e) Vor und während .des Krieges, waren die Zollämter gemein:
same Aemter; heute ist das Zollamt rein schweizerisch, obwohl auch 7o)siehe $ 22: Die Steuerhoheit.
das liechtensteinisch-eWappen daran angebracht ist. (Art. 13). 71)Verbrauch von ca. Fr. 12Q000

56
üusmtenetc. werden von den eidg. Behörden ernannt, besoldet und
rnmn+s€n. Sie unterstehen in allen Dienstangelegenheiten, ins-
hu;*r:nderebezüglich der Disziplin, ausschliesslich den schweize-
rsr:en Behörden. Die liechtensteinische Regierung hat die schweir
sl'*chen Beamten und Angestellten mit Legitimationskarten zu
rm-q€hen(Art. 19). LiechtensteinischeStaatsangehörigekönnen
ilr e::er von der Zollverwallung zu bestimmendenZahl im schwei-
us-<chen Zolldienste angestellt werden; si,ewerden damit Bundes-
ruerürnte. ImGrenztrachtkorps dürfen dagegen keine Liechtensteiner
urgestellt werden (Art. 26). Jede Aenderung.im Bestande des
Fu:sonals muss der fürstlichen Regierung mitgeteilt rverden'.
4rrry;s-rert diese begründete Bedenken gegen' die Stati,onierung
"rrm*isBeamten oder Angestellten im Gebiete des Fürstentums, so
u,{:den sie von der schweizerischenZollverwaltung berücksichtigt.
ru die fürstliche Regierung aus öffentlichen Rücksichten
'',rf;a5sl1f
r:etzung von Beamten und Angestellten, so werden die schweiz.
3"n,rrden diesen Wünschen tunlichst Rücksicht tragen (Art. 21).
Alle Behörden des Fürstentumswerden den schweiz.Beamten
r.n: Angestellten bei ihren Dienstverrichtungen den nämlichen
E-ry--tandgewähren, wie die kantonal,enBehörden auf Schweizer-
grrciet (Art. 121. Die schweiz. Grenzwächter tragen auch auf
mr,::tensteinischem Gebiet Uniform und Bewaffnung des schweiz.
lnenzwachtkorps(Art. 20) :
Ueber die Steuerverhältnisseder Beamten und Angestellten
uu:rdenwir uns im Zusammenhangaussprechen. z0)
Die liechtensteinischeRegierung gewährt den schweiz. Zoll-
rr_aflnen(Zollpersonal und Grenzwächter) die Steuerfreiheit mit
n-;=-nahme der indirekten und der Grundsteuern(fuI. 22)-
Dem steht der Vorteil gegenüber, welchen die liechtönstei-
ns:he Volkswirtschaft aus dem Verbrauchedes Einkommensvon
t+. Zollbeamten zieht.?Ll
DageEen möchten wir uns noch etwas einEehendermit den
sr:afrechtlichenVerhältnissen befassen, die vertragsgemässent'
r:=rden sind und die ganz eigenartige Formulierungen erfahren
rr,l.:€n. I i t
Ein Teil des schweiz.Rechts musstein Liechtensteinanwend-
rrti erklärt werden, z. B. das Zollgesetz, das Lebensmittelgesetz.
llese, und noch viele andere hiör angewend,etenGesetzeenthalten
-rLccr auchstrafrechtlicheBestimmungen.Also kommt schweizerisöhes
S;:afrecht auf liechtensteinischem Territorium zur Anwendung, in-
uiern g€gen die dort gelbendenBundesgeselzeund Verordnungen
rp-rgärlg€nwird, und die Widefhandlungen g€gen die Bundes-
qu:setzgebung werden nach schweizerischemRechte beurteilt wer-
itn vom Kantonsgericht St. Gallen und vom Bundesgericht (Art.
:i). Es handelt sich z.B. um Uebertretungender schweiz.Zoll-
sirafbestimmungenauf liechtensteinischömBoden. In solchen
?o)siehe $ 22: Die Steuerhoheit
71)Verbrauch von ca. Fr. 120,000bis Fr. 150,000pro Jahr.

57
Fällen wird nicht auf die Nationalität des Täters abgestellt; die geht - Dienstvergehen ausgesch
Verfolgung geschieht in jedem Fall nach den Vorschriften des schem Recht bestraft wird, ist ol
,eidg. Fiskalstrafgesetzesvon 1849, sofern in der Bundesgesetz- eine strafbare Handlung auf liet
gebung,diesesVerfahren vorgesehenist. ist folgende, einzig dastehendeI-ö
; Greift das Fiskalstrafgesetznicht Platz, z.B. bei Vergehen zer ist" im Kanüon St. Gallen zu vq
geg€n das Lebensmittelgesetz, so urteilt bei Uabertretung der er- lischen Straf- und Prozessrecht
wähnten Gesetze (auf liechtensteinischemGebiet) in erster Linie nicht die materielle Gesetzgebun
das fürstliche Landesgericht.Appellation kann an das st. gallische eines anderenStaatdsan, was, wir
Kantonsgericht und Kassation an das Schweiz. Bundesgerichter- national strafrechtliches Kuriosug
hoben werden. Es treten somit Instanzen zweier verschiedener Um die Schweizer verfolgen
souveräner Staaten im gleichen Rechtsfall in Funkti,on. Behörden (also nicht nw Zollbek
Art. 28 lautet: betreten rind dort amtliche Hanr
,,Dieienigen Widerhandlungen gegen die hraft dieses Ver- lung, die sonst internationalenMa
trages im Fürstentum Liechtenstein anwendbare Bundesgesetz-
gebung, die nicht nach frlassgabe des Bundesgesetzes vom Bezüglich des Grenzwachtko
auch eigentümlicheLösung.
30. luni 1849 zu veilolgen sind, werden durch das lürstliche
Landgericht beurteilt, sofern die Beurteilung solcher Wider- Art, 25:
handlungen entweder unmittelbar durch die Bundesgesetzgeb- ,,Strafbare Handlungen, weh
ung den kantonalen Gerichten zugewiesen ist oder durch Be- Liecltienstein von dort stationi
schluss des Bundesrutes oder einer von ihm bezeichnetenBe- Grenzwachthorps begungen wot
' schweiz" Bundesrate als zustdr
hördc dem fürstlichen Landgerichfe überwiesen wird .. ..('
. Der Staat Liechtensteinwird also auch hier wie ein schweiz. strafgericht verfolgt und beurte
Kanton behandelt, der Bundesrecht anzuwendenhat; Begnadig- Abs. 4:
ungsinstanz ist deshalb auch die eidgenössischeund nicht eine ,:,Hinsichtlich der im eidg. I
liechtensteinischeBehörde (Art. 52). lVtit dem strafrechtlichen nen stralbaten Handlungen lin
Begriffe des Realprinzips hat diese Regelung nichts zu tun, da hörigen des Grenzwackthorps /
gemässdem Real-Schutz-Prinzip nur die Strafgewalt eines Staates Dädurch wird der Grundsat
auf gewisse im Ausland ihm und seinen AngehöriEen gegenüber zips, wie es für auswärts delinq
^verübteTaten begründet wird, für deren Sanktion eigentlich das
ist, zur Anwendung gebracht. t
ausländischeRecht anwendbar wäre, obschon dann - zur Sühne sonalitätsprinzipl bringt das sog
- inländisches,eigenes Strafrecht zur Antfiendunggelangt. In
Entfaltung. Dies gilt auch gege
Liechtensteinist es aber So, dass eidg. Gesetze,die dort Anwen- territorialen Personen; ferner fär
dung finden, ver\etzt werdeni und dass dann'das eidg. Straf- recht unterstehendenPersonen,d
recht, welcheszum SchutzediesesGesetzesaufgestelltworden ist, (Militärstrafgerichtsordnung, Art
in Aktion tritt. nicht eigentliche Stellvertretung a
Was die Beamten anbetrifft, ist folgende Lösung geitroffen gung), sondern seine eigene Stra
worden. bei den liechtensteinischenGren
,,Strafbare Handlungen, die im Fürstentum Liechfenstein von nicht vor, denn eine Flucht in de
dort Stationierten schweiz. Beamte'h und Angestellten schweiz. folgendeAuslieferung sind ausge
Nationalität und von in gemeinsam,emHaushalte m.it ihnen 'der eigenen Strafgewalt des Irla
lebenden Aitgehörigen schweizeriscber Nationalittit begangen im Ausland delinquieren;denn d
. worden sind, werden von denienigeh Behörden verfolgt und be- stehen, wic die Grenzwächter, wi
. urteilt, die zur Verfolgung und Beurteilung zuständig wären, dem schweiz. Militärstrafrecht.
wenn die strufbaren Handlungen im Bezilh Werdeiberg verübt "nalstatut. Es begleitet den Mer
.' worden wären. In diesenFällen lindet das im Kanton St.Gallen sprüngliche Strafrecht, welches a
' geltende Straf- and StiafTtrozessrechtAnwendung." (4rt.24.)
bezagen wai,' ohne auf ein Tc
Begeht also ein schweiz.Beqmter oder .ä.ngestellter(dass ein (Hafter, 50, Anrn. 5.) Die Zusti
liechtensteinischer Angestellter, der eine sttafbare Handlung be- bleibt vorbehalten,soweit sie nad

58
;eht - Dienstvergehenausgeschl,ossen - gemäss liechtensteini-
=chemRecht bestraft wird, ist ohne weiteres einzusehen)irgend
iine strafbare Handlung auf liechtensteinischqmTerritorium, so
:st tblgende, einzig dastehendeLösung getroffen: Dieser Schwei-
zer ist im KanüonSt. Gallen zu verfolgen unter Anwendung st. gal-
'::chen
Straf- und Prozessrechtes. Man wendet auf seine Tat
:icht die materielle Gesetzgebungdes Tatortes, sondern diejenige
i.nes anderenStaatesan, was, wie von Cleric meint, als ein inter-
:ational strafrechtlichesKuriosum zu werten ist.
Um die Schweizer verfolgen zu können, dürfen die schweiz.
3ehörden (also nicht nur Zollbehörden) liechtensteinisches Gebiet
:etreten und dort amtliche Handlungen vornehmen, eine Rege-
-:ng, die sonst internationalenMaximen durchauswiderspricht.
Beziglich des Grenzwachtkorpsgilt wieder eine andere, aber
:-iclt eigentümlicheLösung.
Art. 25:
,,Strafbnre Handlurcgen, welche im Gebiete des Fürstentums
Liechtenstein von dort stationierten Angehörigen des schweiz.
Grenzwuchthorpsbegangenworden sind, werden von dem vom
schweiz" Bundesrate a\s zusländig erhldrten schweiz. Militär-
stralgericht verlolgt und beurteilt."
Abs. 4:
,,Hinsichtlich der im eidg. tllilittirstrafrecht nicht vorgesehe-
nen strafbaren Handlungen findet Art. 24 auch aul die Ange-
hörigen des CrenzwachtkorTts Anwendung.((
Dadurch wird der Grundsatz des aktiven Personalitätsprin-
:rps, wie es für auswärts delinquierende Militärpersonen üblich
'-sI, zrTr Anwendung gebracht. Das Heimatprinzip (aktives Per-
srnalitätsprinzip) bringt das sog. stellvertnetendeStrafr,echtzur
Sntfaltung. Dies gilt auch gegenüberden nach Völkerrecht ex-
:erritorialen Personen; ferner für die dem schweiz. Militärstraf-
:echt unterstehendenPersonen,die ihre Tat im Ausland begehen
-\1i1itärstrafgerichtsordnung,
Art. 2). Hier aber übt der Staat
richt eigentlicheStellvertretung aus (Uebernahmeder Strafverf,ol-
gung), sondern seine eigene Strafgewalt. Das ist auch der Fall
:ei den liechtensfeinischenGrenzwächtern. Stellvertretung liegt
richt vor, denn eine Flucht in den Heimatstaat und die nicht er-
:olgendeAuslieferung sind ausgeschlossen. Es tritt die Anwendung
ier eigenenStrafgewalt des Inlandes bei Militärpersonen ein, die
rm Ausland delinquieren,denn diese betr. Militärpersonen unter-
stehen,wie die Grenzwächter,währ,endihres Auslandaufenthaltes
iem schweiz. Militärstrafrecht. ,,Das Strafgesetzist hier Perso-
:ralstatut. Es begleitet den Menschen überall hin, wie das ur-
sprüngliche Strafrecht, welches auf den Kreis der Volksgenossen
, sezogen war, ohne auf ein Territorium beschränkt zu sein."
l Hafter, 50, Anm. 5.) Die Zuständigkeit des Bundesstrafgerichts
:ieibt vorbehallen,soweit sie nach Massgabeder gestützt auf Art.4

59
I
L
.itn Fürstentum Liechtenstein geltenden Bundesgesetzgebungge+ der schweiz. Vorschrilten über
geben ist (Art. 50). erscheinen."
Art. 51 regelt die Vollstreckung: In Ausführung des obgen
Schweiz in Liechtenstein in nicl
Handhabung der Fremdenpolize
Vereinbarungüber die Regelung
ungen vom 28. Dezember 1923.
Die von der Schweiz geüb
Hierunter fällt m. E. nun nicht Art. 67 der Bundesverfassung wird an die liechtensteinisch'vo
(die Bundesgesetzgebung und an der schweizerisch-liech
trifft die erforderlichen Bestimmungen
über die AuSlieferungder Angeklagten von einem Kanton an äen Grenzkontrolle mehr ausgeübt (Ar
andern). Denn diese strafrechtliche Rechtshilfepflicht tritt nur schriften betreffend Grenzübertrit
punkt der Regelung des Aufentha
€in, wenn die Kantone ihr eigeneskantonalesStrafrecht anwenden,
In Art. 31 des Vertrages heisst es aber ausdrücklich, dass in kurs haben auch für das liechtens
Frage nur kommen Strafen, welche in Anwendung der Bundes- ebensodie wesentlichenBestimm
gesetzgebungausgesprochenworden sind. Hiefür gilt Art. 5O der Verordnung des Bundesrates
des Organisationsgesetzesd.er Bundesrechtspflege: Kontrolle der Ausländer und eir
Gebührenordnung. Interessant s
,Jn den nach eidg. Gesetzen zu erledigenden Strat'sachen gende Bestimmungen: Aus der
haben die Behörden eines l(antons denienigen der andern l(an- dern, Liechtensteinernausgenom
tone sowoht lür die Untersuchung, als die Urteilsvollstrechung rung Aufenthalt und Niederlassu
Rechtshilt'ezu leisten,wie die Behörden deseigenenKantons..tzzl desratesbawilligen. Besitzensie
Auch für die Regelung der Fremdenpolizeifragesind im Ver- sie ihnen auf Gesuch des Bunde
trage Bestimmungen aufgestellt w,orden und zvvar in dem Sinhe, dem liechtensteinischenRecht zr
dass die Schweiz sich bereit erklärt, auf die Ausübung der frem- geht es den aus dem Fürsten
denpolizeilichen Grenzkontrolle an der liechtensteinisch-schweize- Schweizer ausgenommen;Aufen
rischen Grenze zt verzichten, sofern Liechtenstein dafür Sorge Kantonen Graubündenund St. Ga
trägt, dass die Umgehungder schweiz.Vorschriften über Fremden- die fürstliche Regierung damit
polizei, Niederlassung,Aufenthalt usw. vermiedenwird. Ist dies schon eine Bewilligung, so wird
der Fall, so werden die schweiz. Zollorgane darüber hinaus die geteilten gleichen, hier nur in ur
f remdenpolizeiliche l(ontrol le an der liechtensteinisch-vorarlbergi- tsedingungenenlzogen. Der Untr
schen Grenze unentgeltlich durchführen (Art. 35). Art. 54 aber Schweiz Ausgewiesenesich im r
sieht vor, dass die fremdenpolizeilicheGrenzkontrollewieder ein- stimmung des Bundesrates aufh
geführt wird, wenn die vom Fürstentum getroff,enenMassnahmen LiechtensteinAusgewiesenen nur
vom Bundesrate als ungenügenderachtet werden. Graubündenmeiden müssen,sich
Die Botschaft73) bemerkt dazu: : Schweiz aufhalten können,ohne
,,Die Handhabung der Fremdenpolizei musste aus dem Arund sagen hätte. Dies ist deshalb s
in die Vertragsbestimmungen aufgenommen werden, weil die grösse" hat und durch das Be
fremdenpolizeilichen Funhtionen den Zollorganen übertragen Kantone genügend geschütztist.
sind. Die praktisch allein richtige Lösung geht dahin, auf Beide Staaten werden sich
die Ausübung der Jremdenpolizeilichen Grenzhontrolle auf der länder nicht zuschieben. Haben
schweizerisch-liechfensteinischen Grenze zu verzichten, und Staat in den andern begeben,v
Liechtenstein indireht dazu zu verhalten, von sich aus dieienigen u-ieder aufgenommenwerden, es
' ll4assnahmenzu treffen, welche zur Vermeidung der Unigehing d-iesenunerwünschtenAusländer
bewilligf (Art. 8).
72)vergl. zum ganzenAbschnitt über Strafrecht: Hafter 50/51;
Cleric,in Juiistenzeitung, Die Vereinbarung über den
XX, 251,Fleiner,434,Anm. 7, Einf.-Ges. zum plizei traft gieichzeitig mit dem
Zollvertrag,Art. 11-17.
73)BBt 1923,II, 388/89. 74)AS 40, S. 1.

60
ier schweiz. Vorschrilten über Fremdenpoli2ei etc. als geboten
:rscheinen.'
In Ausführung des ,obgenanntenVertragis hat sich die
S-aweiz in Liechtenstein in nicht unbedeutendemUmfange der
---:ndhabung der Fremdenp'olizei ang€nommen und ,zwar in der
;.reinbarung über die Regelung der fremdenpolizeflichenBezieh-
-gen vom 28. Dezember t923.74)
Die von der Schweiz geibte fremdenpolizeiliche Kontrolle
ru':d an die liechtensteinisch-vorarlbergische Grenze vorgeschoben
,-d an der schweizerisch-liechtensteinischen Crenze wird keine
,l:enzkontrolle mehr ausgeübt(Art. 1). Die schweizerischen Vor-
*irrift en betreff end Gr enzib ertritt, We gweisung, Anmeldung, Z elt-
:"-inkt der Regelung des Aufenthaltsverhältnisses, Strafen und Re-
.:rs habenauch für das liechtensteinische GebietGeltung (Art.2),
ndnso die wesentlichenBestimmungen(auch die strafrechtlichen)
-er Verordnung des Bundesratesvom 29. November 1921 über die
:"ontrolle der Ausländer und einige Zltflern der dazu gehörigen
lebührenordnung. Interessant sind aus dieser Verordnung fol-
:ende Bestimmungen: Aus der Schweiz ausgewiesenenAuslän-
:ern, Liechtensteinernausgenommen,wird die fürstliche Regie-
::rg Aufenthalt und Niederlassungnur mit Zustimmungdes Bun-
-esratesbewilligen. Besitzen sie schon eine Bewilligung, so wird
.:e ihnen auf Gesuch des Bundestatesentzogen,wenn dies nach
-em liechtensteinischenRecht zulässig ist (Art. 6). Umgekehrt
_:eht es den aus dem Fürstentrim ausgewiesenenAusländern,
Schweizer ausgenommen;Aufenthalt und Niederlassung in den
:iantonen Graubündenund St. Gallen wird ihnen nur erteilt, wenn
:ie fürstliche Regierung damit einverstanden ist. Besitzen sie
.;hon eine Bewilligung, so'wird sie ihnen unter den oben miü-
:eteilten gleichen, hier nur in umgekehrtemVerhältnis stehenden
3edingungenentzogen. Der Unterschiedliegt darin, dass aus der
Schweiz Ausgewiesenesich im ganzen Fürstentum nur mit Zu-
-.timmung
- des Bundesrates aufhalten dürfen, währ,end die von
iechtensteinAusgewiesenennur die GrenzkantoneSt. Gallen und
rSraubündenmeiden müssen,sich sonst aber in det ganzenübrigen
Schweizaufhalten können, ohne dass Liechtensteinetwas dazu zu
sagen hätte. Dies ist deshalb so, weil Liechtenstein ,,Kantons-
:rösse" hat und durch das Betretungsverb,otder benachbarten
Kantone genügend geschützt ist.
Beide Staaten werden sich ausserdem unerwünschte Aus-
-änder nichi zuschieben. Haben sich solche aber von dem einen
Staat in den andern begeben,so sollen sie vom ersteren Staate
;cieder aufgenommenwerden, es sei denn, der ntreite Staat habe
iiesen unerwünschtenAusländern Aufenthalt und Niederlassung
:ewilligt (Art. 8)
Die Vereinbarung über den Gr'e:n2verkehr und die Fremden-
wlizei tral gleichzeitig mit dem Zollvertrag in Kraft, und eine
74)AS 40.S. 1.

6lt
Kündigung dieses Vertrages erstreckt sich auch , a.uf die beiden wohl heine grössere Garantie fi
Vereinbatungen(Art. 11). Souverönität besitzenhunn, als s
In einer Zusatzerklärung wird u. a. Liechtenstein noch ver- gerade die schu,eiz. Eidgenossa
pflichtet, dafür zu sorgen, dass durch seine Einbürgerungspraxis ist;'
die schweiz.,Bestimmungenüber die Fremdenp,olizeinicht um- In der Schweiz wurde ferner dt
gangen werden. dehnung des Zollgebiets über die L
Werur wir so nun die Bestimmungen der zweiVerfuäge (Post- Bundesverfassung nicht vorgesehe
und Zollvertrag) und der Fremdenpolizeivereinbarung duichgan- werden, dass eine solche Bestimmu
hineingehört, da die durch StaatsYe
$en haben, müssenwir konstatieren,dass tiefe und schwereEin-
schnitte in die Souveränität Liechtensteins gemacht worden sind. nisse völkerrechtlicher und niüt S
Liechtensteinhat wohl deshalb das Bedürfnis empfunden, seine sind auch bei einemZollanschlussvc
ihm verbleibendenHoheitsrechteausdrücklichund expressisverbis Staaten diejenigen'zwischenstaatl
zu wahren, was geschehenist z.B. im Ingress des Zollvertrages, staatsrechtlicher Ueber- und Untem
wo es heisst: ,, ... Der schweiz. Bundesrat und Seine Durch- tes nach schweizerischer Auffassm
laucht der regierendeFürst von Liechtcnstein ... in der Absicht, mag, dass der Wirkungskreis sc-hw
einen Vertrag über . -. unter Vorbehalt der souveränen Hoheits- Landesgrenzenhinaus sich erstredt
rechte Seiner Durchlaucht des Fürsten zu Liechtenstein zu schlies-' bar", sagt die Botschaft, ,,dass di
s e n . . . h a b e n "e t c . . . . schweizerischer Beamter nach Fon
Dazu ist zu bemerken: Der Vorbehalt zugunsten der landes- verfassung nicht im. WidersPru&e
herrlichen Hoheitsrechtewurde auf Wunsch d,erliechtensteinischen hörden die Möglichkeit gewährt sit
Regierung aufgenommen,da durch eine derartige Bestimmungdo- menschlicher Not und Bedrängnis t
kumentiert wurde, dass die volle Souveränität des Staates auch So schön auch dieser Satz tön
nach Abschluss der Verträge unbestritten war. Als Staat bleibt Bundes, solche Verträge zu schlies
Liechtensteinsouverän; denn die Souveränitätist nur in denjeni- desverfassungabgeleitet werden, d
gen Sachgebieten,welche durch die Verträge berührt werden, auf- serer Äuffassung, nur über sol&e
gehoben,und ztvar nur für die Dauer des Vertrages. Theoretisch Verträge abschliessen,über welche
besteht die Souveränität immer noch; sie lebt sofort wieder auf, sung zugestandenhat. Art. 28 BI
sowie die Verträge gekündigt werden. Bunde, und Art. 36 BV spricht ihr
. Zut Souveränität Liechtensteinsäussert sich auch die Bot- rcgal zu. Also darf der Bund üh
schaftTs)wie folgt: dem Ausland abschliessenund rya
gesehenenWeise, d. h. er kann aud
,iDie mit Rüchsicht aul eine Schmtilerung der Souvertinität kontrahenten, wi€ auch die seinil
Liechtensteins geäussertenBedenhen würde ma.n im Grunde
Gebiete betreffen, die in die Koml
genommeileher von Liechtensteinals von schweizerischerSeite
erwarten. Es ist nun offenhundig, dass sich ftegierang und
Volh von Liechtenstein volle Rechenschalt darüber geben, dass
die Uebertragung der Ausübung eines Teils der staatlichen Ho-
heitsrechtean einen andern Staat eine tatstich[icheEinschrän-
hung der Hoheitsgewalt für die^Dauer des Vertrages notwendi-
gerweise mit sich bringt. V,on einer auch nur teilweisen Aaf-
gabe des Souveränitätsrechtes selbsl hann iedoch nicht gespro-
chen werden, so lange das Vertragsverhöltnis zeitlich befristet
ist und Liechtenstein durch lrertragshündigung sich seine volle
Freiheit in der Ausübung der lraglichen, Hoheitsrechte zarüch.
gewinnen hann. - Anderseits darl auch hervorgehobenwerden,'
dass ein Staatswesen wie Liechtenstein in einem derurtigen
Vertrauensverhältnis,wie' es eine sog. ,,Zollunion. darstellt;
75)BBI 1923,II,382.

62
'.r'ohi keine grössere Garantie
für die Unantastbarkeit seiner
Souverrinität besitzen kann, als sie in dem Umstande liegt, als
Eerade die schu,eiz. Eidgenossenschaltsein Gegenhontrahent
; st."
In der Schweizwurde ferner der Einwand erhoben,eine Aus-
iitrnung des Zollgebiets über .die Landesgrenzehinaus sei in der
iindesverfassung nicht vorgesehen. Dem kann aber entgegnet
tu;.rden,dass eine solche Bestimmunggar nicht in die Verfassung
teingehört, da die durch StaatsverträgegeordnetenRechtsverhält-
-'-ise völkerrechtlicherund nicht staatsrechtlicherNatur sind. So
srd auch bei einemZollanschlussvertragdie Beziehungender beiden
iiaaten diejenigen'zwischenstaatlicherGleichstellung und nicht
=:aatsrethtlicherUeber- und Unterordnung. ,,So viel Ungewohn-
:.s nach schweizerischerAuffassung auch die Vorstellung haben
:ag, dass der Wirkungskreis schweizerischerBehörden über die
-andesgrenzenhinaus sich erstreckensoll, so ist doch unbestreit-
:ar", sagt die Botschaft, ,,dass diese Ausdehnung der Tätigkeit
=chweizerischerBeamter nach Form und Geist mit der Bundes-
;erfassung nicht im Widerspruche steht, die vielmehr den Be-
:örden die Möglichkeit gewährt, sich in den Dienst der Behebung
renschlicher Not und Bedrängnis an unsern Grenzen zu stellen."
So schön auch dieser Satz tönt, m. E. kann die Befugnis des
3undes, solche Verträge zu schliessen,ganz einfach aus der Bun-
:esverfassungabgeleitet werden, denn der Bund darf, nach un-
serer Äuffassung, nur über solche Materien mit dem Auslande
",-erträgeabschliessen,über welche zu legiferieren ihm die Verfas-
sung zugestandenhat. Art. 28 BV übergibt das Zollwesen d,em
Bunde, und Art. 36 BV spricht ihm das Post- und Telegraphen-
:egal zu. Also darf der Bund über diese Materien Verträge mit
dem Ausland abschliessenund zwar in der nach Völkerrecht vor-
gesehenenWeise, d. h. er kann auch die Hoheitsrechtedes Gegen-
iontrahenten, wie auch die seinigen, einschränken,wenn diese
Gebietebetreffen, die in die liompetenz des Bundes fallen.

6&
Die Schweiz, deren Schiffi
ein Binnenland. Folglich ware
nenstränge wichtiger als die F
neuerer ZeIt an Bedeutung g
d. h. solche, die das Gebiet me
die Grenze zwischen ihnen bilc
I I I .K a p i t e l . Rhone, Doubs und der Tessin
nicht irr Betracht, da er für die
Die füenzgewässer. Verträge bezlehen,nicht von gros
wo er schiffbar wird, liegt, ur
flusses aus dem Langensee,so d
sen Schiffahrt aber besondere
Flusschiffahrt an und für sich ni
$6. beirn Doubs die Schiffahrt kein
Die Freiheit der Schiffahrt
Söiffahrt und Fisdrerei. gernässden Friedensverträgenr
Flüsse stehen dem Handel und <
(Allgemeines.) und den Binnenstaatenan den U
Weg in das offene Meer oder vc
A. Die Schiffahrt.l) pflichtet die Staaten in der \to
verpflichtet aber auch die Schu
Die Schiffahrt steht allen Uferstaaten offen. Mit diesem
kongressakteund damit die eru
Grundsatz des Völkerrechts ist die Gebietshoheitder Uferstaaten
in Einklang zu bringen, und es erhebt sich die Frage, ob sie Sich zeichnet hat, weil diese Grundv
geworden sind.
dabei voll auswirken kann, oder ob sie Einschränkungenerleiden
InUSS.
Wenn wir von den Schiffa
Frage aufgeworfen werden, w€
Die Antwort geben wiederum Sätze des Völkerrechts, die
kann. Nach Art. 664 ZivlLgese
durclr die Praxis erhärtet sind und die wir auch in d,en zu be-
wässer, wenn der Nachweis de
sprechendenVerträgen anEewendetfinden:
werden kann, unter kantonale
Uferstaateneines internationalenGewässers(2. B. einesGrenz. Kanüone die erforderlichen B€
flusses) bilden eine Nutzungs- und Verwaltungsgemeinschaft.Der gebrauch aufstellen können, als
Grundsatz der Gleichberechtigungist in weitestem Masse durch- Fischerei ,etc. Die Kantone dür
geführt. Ebenso der Grundsatz der Solidarität. Ihm zuliebe er- die Schiffahrt auf interkantona
leidet die TerriüorialhoheitrdereinzelnenUferstaatenzum Teil be- untereinander abschliessen.
deutende Einschränkungendurch die Pflichten positiven und ne- Handelt es sich aber um in
gativen Chaiakters. der Bund kompetent, solche Ve
Positive Pflichten bestehenin dem Sinne, dass die Uferstaaten schliessen,vorbehaltenVereinba
zur VornalTmegewisser Arbeiten verpflichtet werden (Instand- einen internationalen See angren
haltung des Fahrwassers,Beseitigung natürlicher und künstlicher auf den schweizerischenTeil r
Schiffahrtshindernisse,Instandhaltung des Leinpfades,der Schiff- neht. Aber auch in einem solct
fahrtsstrassen). kantonalesRecht.
Negative Pflichten bestehenin dem Sinne, dass die Ufer- Aber nicht nur das. Da dil
staaten sich aller die Schiffahrt störenden Handlun gen zu ent- serstrassenanschliesst,hat sich
halten haben. Die Solidarität kommt dadurch noch besonders die Nutzbarmachungder Wasse
zum Ausdruck, dass gemeinsampolizeiliche Vorschriften erlassen zen vorbehalten. (Verzeichnis d
werden. wässerstreckenund daraus folE
t) vergl. Schulthess,50, Fleiner 578,726127, Gewässerstrecken Vorkehren für r
Mutzner (im politischen
Jahrbuch der Eidg.) 30, S. 284, Lapradelle, 285 u. a. m. 2) AS 33, 189,1916,Giacomett

64
'sffFf\
ilr ,.r..

Die Schwe2, deren Schiffahrtsverträge wir betrachten, ist


ein Binnenland. Folglich waren für sie lange Zeit die Schie-
nenstränge wichtiger als die Flussläufe. Doch haben diese in
neuerer ZeIt an Bedeutung gewonnen. Internationale Flüsse,
d. h. solche, die das Gebiet mehrerer Staaten durchfliessenoder
die Grenz,e zwischen ihnen bilden, sind in der Schweiz Rhein,
Rhone, Doubs und der Tessin. Letztercr kommt nachfolgend
nicht irr Betracht, da er für die Schiffahrt, auf welche sich die
Verträge beziehen,nicht von gr.osserBedeutungist, d. h. der Punkt,
wo er schiffbar wird, liegt, wenn nicht unterhalb seines Aus-
tlusses aus dem Langensee,so doch im Langenseeselbst, für des-
sen Schiffahrt aber besondere Verträge vorliegen, die mit der
Flusschiffahrt an und für sich nichts zu tun haben. Ebenso spielt
beirn Doubs die Schiffahrt keine Rolle.
Die Freiheit der Schiffahrt auf internationalen Flüssen, ge-
gernässden Friedensverträgenvori tat+7f5 (die internationalen
Flüsse stehen dem Handel und der Schiffahrt aller Staaten offen,
und den Binnenstaatenan den Ufern dieser Flüsse muss der freie
Weg in das offene Meer oder von ihm her gewährt werden), ver-
pflichtet die Staaten in der Weise, wie wir oben gesehen; sie
verpflichtet aber auch die Schweiz, obschon diese die Wiener-
n korgressakte und damit die erwähnten Vorschriften nicht unter-
I
zeichnethat, weil diese Grundsätze des allgemeinenVölkerrechts
h geworden sind.
n Wenn wir von den Schiffahrtsverträgensprechen,kann die
Frage aufgew,orfen'ü/erden, wer überhaupt solche abschliessen
e kann. Nach Art. 664 Zivilgesetzbuchstehen die öffentlichen Ge-
wässer, wenn der Nachweis des Privateigentums nicht erbracht
werden kann, unter kantonaler Hoheit. Das heisst, dass die
Kanüone die erf,orderlichen Bestimmungen über den Gemein-
gebrauctr aufstellen können, also über Schiffahrt, Flösserei und
Fischerei etc. Die Kantone dürfen interkantonale Verträge über
t- die Schiffahrt auf interkantonalen Gewässern (Zürchersee z. B.)
LJ untereinander abschliessen.
e, Handelt es sich aber um internationale Gewässer,so ist nur
der Bund kompetent, solche Verträge mit andern Staaten abzu-
en schliessen,vorbehalten Vereinbarungender Kantone, die z,B. an
d- einen internationalenSee angtenzen,wenn sich dieseVereinbarung
lef auf den schweizerischenTeil des betreffenden Gewässers be-
tf- zieht. Aber auch in einem solchen Falle gilt: Bund srecht bricht
kantonalesRecht.
It. Aber nicht nur das. Da die Schweiz an internationaleWas-
tt serstrassenanschliesst,hat sich der Bund (im Bundesgesetzübet
ers die Nutzbarmachungder Wasserkräftez) verschiedeneKompeten-
ien zen v'orbehalten. (Verzeichnis der als schiffbar zu geltenden Ge-
wässerstreckenund daraus folgend die Verpflichtung, an diesen
Gewässerstrecken Vorkehren für ungehinderteAusübung der Schiff-
z) AS 33, 189,.1916,Giacometti, 1089.

65
riltrllF-

fahrt zu treffen, Verständigung bei Errichtung von Kraftwerken eine fortdauernde Ausübung de
an Grenzgewässernmit dem Nachbarstaat,Bau der notwendigen Pflege der Fische und sonstige
Flösserei-Einrichtungen,Art. 24-29 des Gesetzes.) infolgedesseneiner schonungsl
Die Zuständigkeit des Bundes zur Gesetzgebung über die den muss.
Schiffahrt wurde ihm 1919 durch die Aufnahme des Art. 24ter Die Abkommengreifen des
der Bundesverfassungerteilt. 3) gerechtigkeitenein, die nach inr
Ebenso steht die Nutzbarmachungder Wasserkräfte unter der den, sondern sie enthalten Ma
Oberaufsicht des Bundes und ihm steht zu die Konzessionsertei. wie gegen eine die Allgemei
lung an Gewässersfrecken,die die Landesgrenzebilden, allerdings Fischerei.
unter Beiz:iehung der beteiligten Kantone. a) Wie gesagt, das Fischerei
Die Verträge, die wtr zu betrachten haben, sind alle aus- als sich seine Gebietshoheit e
schliesslichvom Bunde abgeschlossen worden, nicht nur gestützt bis zur Mitte desTalweges,bezw
auf die obgenanntenVerfassungsbestimmungen, sondern auch auf Auf Grund eines besondernTi
Art. 8 der Verfassung, gemäss welchem dem Bunde allein das das alleinige Recht des Fisch
Recht zusteht, mit dem Auslande Staatsverträge abzuschliessen, Flusses, somit auch auf dem T
wenn er dazu die nötige materielle Kompetenz hat. Staates (2.8. bei der Tresa im
Ob der Bund beim Abschluss von Verträgen auch die Kan- Die Berechtigungder Fisc
tone, als Uferanstösser, ins Einvernehmen gezngen hat, lässt sich lichen dort, das kann man all
nicht immer nachweisen,wird aber manchmal im Ingress des Ver- den Wasserlauf der Breite nach
trages gesagt. Flüsse und diejenigen Gewäss
nicht durch bestimmteZeichen'
B. Die Fischerei.s) Bestimmungen.
Ist die Grenzführung beka
Kraft seiner Souveränitäterlässt jeder Staat die Bestimmun- stens eine T,oleranzzonegewätu
gen, nach denen auf den öffantlichen Gewässernseines Gebietes
Oft besteht infolge Vertra
die Fischerei ausgeübtwerden darf. (Bundesgesetzbelt. die Fi- schaft in der Ausübung des I
'scherei vom 27. Dezember 1888.)6)
Staaten eines Grenzgewässers(
Gemässdiesem Cesetz steht die Verleihung oder Anerkennung 1854), so dass die Fischerei vr
des Rechts zum Fischfang den Kantonen zu, der Bundesgesetz- gemeinsamenGewässerteil auq
geber aber bezeichnet die Schonzeiten, die verbotenen Fangappa-
rate, die der Fischerei.entzogenenFische, er erlässt ein Fischerei- Indessen lässt sich eine s
strafrecht etc. gemeinen Grundsätzen des Vö
Nach innerstaatlichem Recht (nach kanlonalem in der nun auch gewöhnlich eine Ger
Schweiz) beurteilt sich die Frage, welchen Personendas Fischen Sinne, dass die Angehörigen b
die Souveränitätsgrenze, auf de
rgestattetist.
Dieser Grundsatz gilt auch für solche Gewässer,die in ihrer nicht besteht,so wird doch durr
Länge oder Breite das Gebiet mehr als eines Staatesberühren,sei eigentliche Verwaltungsgemein
es, dass das Gewässer untet geteilter oder ungeteilter Herrschaft der Fischerei begründet, von d
der Uferstaaten steht. Nun sind aber gtreichwohlhinsichtlich der radezu die Regel darstellt. Dn
Fischerei in Grenzseenund -flüssen oft zwischenstaatlicheAb- die Raubwirtschaft und dient d
machungengetroffenworden,die die beidenkontrahier,endenMächte Fischerei.
verpflichten,über,einstimmendeVorschriften zu erlässen.Der Grund Aus diesen Erwägungenhe
indem die Staaten erkannten,
liegt darin, dass sich bei der Ausübung der Fischerei Crenz'
überschreitungennicht vermeid'enlassen, sodann auch darin, dass Gesamtinteresseder Uferstaate
haben sie sichBeschränkungeni
a; ,,Die Gesetzgebungüber die Schiffahrt ist Bundessache." orte, Schonzeiten,Fischpässe,llt
Ei Ärt. 24bis u-hd Art 24bis, Abs. 4 der Bundesverf. rerbotene Fangarten).
s) vergleiche Schulthess,.54 ff, Strupp, Wörterbuch des VR. 311'
Fleiner, 602. Deshalb haben sie zur Ueb
6) AS 11, 62, Giacometti, S. 1076ff. besonderePolizei aufgestellt, d

66
eine fiortdauerndeAusübung der Fischerei von der Erhaltung und
Fflege der Fische und sonstiger Fangtiere abhängig ist und dass
infolgedesseneiner schonungslosen Raubfischereivorgebeugtwer-
den muss.
Die Abkommengreifen deshalbnicht in bestehendeFischerei-
gerechtigkeitenein, die nach innerstaatlichemRecht beurteilt wer-
den, sondern sie enthalten Massregeln gegen die unbefugte, so-
wie geEen eine die Allgemeinheit schädigende Ausübung der
Fischerei.
Wie gesagt, das Fischereirechtsteht jedem Staate soweit zu,
als sich seine Gebietshoheit erstreckt. Bei Grenzflüssen daher
bis zur Mitte desTalweges,bezw. bis zur Mittellinie desGewässers.
5uf Grund eines besondern Titels besitzt jeweilen ein Uferstaat
das alleinige Recht des Fischfanges in der ganzen Breite des
Flusses, somit auch auf dem Territorium des gegenüberliegenden
Staates(2.8. bei.der Tresa im Tessin).
Die Berechtigung der Fischer findet Schrankenin den staat-
lichen dort, das kann man allgemein sagen, wo die Grenzlinie
den Wasserlauf der Breite nach schneidet. Für die längsgeteilten
Flüsse und diejenigen Gewässer,in denen die Territorialgrenzen
nicht durch bestimmteZeichen festgelegt sind, gelten abweichende
Bestimmungen.
Ist die Grenzführung bekannt ,oder erkennbar, so wird mei-
stens eine T'oleranzzonegewährt.
Oft besteht infolge Vertrag oder Herkommen eine Gemein-
schaft in der Ausübung des Fischfangs unter den umliegenden
Staateneines Grenzgewässers(schweizerisch-badische Verordnung
X854), so dass die Fischerei von jedem Fischer auf dem ganzen
EemeinsamenGewässerteilausgeübt werden kann.
Indessen lässt sich eine solche Gemeinschaft aus den all-
gemeinen Grundsätzen des Völkerrechts nicht herleiten. Wenn
nun auch gewöhnlich ein,e Gemeinschaftdes Fischfangs in dem
Sinne, dass die Angehörigen beider Staaüen,ohne Rücksicht auf
die Souveränitätsgrenze, auf dem ganzen Gewässerfischen dürfen,
richt besteht,so wird doch durch die vielen Fischereiverträgeeine
eigentliche Verwaltungsgemeinschaftder Ulerstaaten hinsichtlich
der Fischerei begründet, von.der wir sage4 können, dass sie ge-
radezu die Regel darstellt. Die gemeinsameRegelung verhindert
die Raubwirtschaft und dient dem Schutz und der Förderung dar
Fischerei.
Aus diesen Erwägungenheraus sind die Verträge entstanden,
-ndem die Staaten erkannten, dass ihr Einzelinlercsse niit dem
Gesamtinteresseder Uferstaaten zusamrnenstimme.Und deshalb
raben sie sichBeschränkungen ihrerSouveränitätauferlegt(Schon-
orte, Schonzeiten,Fischpässe,Mindestmassder gefangenenFische,
rerboteneFangarten).
Deshalb haben sie zur Ueberwachungder Bestimmungeneine
resondere Polizei aufgestellt, die mit mehr oder minder umfang-

67
an den schweiz. Grenzflüssen
reichen Befugnissenausgestattetist und die sich mit der Polizei ordentlichen Verhältnisse vorli
anderer Uferstaaten in der Erfüllung ihrer Aufgabe teilt. Zur Konventionen nicht aus dem
Durchführung ihrer erlassenenStrafbestimmung€nhaben sich die machungen. Wir finden über
Vertragsmächtefast überall Rechtshilfe zugesagt. (Das Bundes- Es ist daher unsere Aufgabe, jr
gesetzbetreffend die Fischerei gibt in seinemArt. 30 dem Bundes- sondert zu behandeln und dab
iate die Vollmacht, über die Fischereipolizeiin den Grenzgewäs- die Verordnungen,Reglemente
sern mit den Nachbarstaaten Konventionen abzuschliessen,in
Wir streifen nur die Frao
welchen, soweit möglich, die Besiimmungendes Fischereigesetzes
der Gewässer?) und venveilei
fahrts- und Fischerei-Verträg
Pflichten und Rechte der kontre
können-
Die Schiffahrt auf der Rh<
stalt angenommen. 1918 wurd
Kommission zum Studium des S
polizei in den schweiz. GrenzgewässernGrenzwächterbeigezogen
stellt. In einer internationalen
werden, die ihre Instruktionen vom schweiz. Zolldepartement et'
ein Pr,ojekt über die Seeregulie
halten (Art.25, Abs. 2).
Lahrt, einztreichen. Dann will
Kant'onalesund eidgenössisches Recht stossenda zusammen.
Uferkantonenins Einvernehmen
Diejenigen Bestimmungen,die das Fischereigeseizenthält, sind an ,die internationale Kommissi
natürlich auch für die l{onventionen massgebenddann, wenn sie
expressisverbis dort enthalten sind. Die Schiffahrt auf dem Rt
in Verträgen niedergelegt, die
Wer in den Grenzgewässernfischen darf, sagt der Kanton.
dem Bodenseeund dem Unterse
Wo und wie man fischen darf, sagt, kantonale spezielle Vor- Sprache kommen.
schriften vorbehalten,der Bund.
Von einer Schiffahrt auf d
nur in einem beschränktenillass
$7. Die Fischerei in den Gren
trage geregelt wie diejenigen in
Die Grenzflüsse. die Grenzflüsse meistens in Se
Rhein,Rhone und Doubs sind schweizerische Grenzflüsse. Der der Gr'enzeliegen.
Rhein einmal v,on der liechtensteinisch-graubündnerischen Grenze
bis zu seinem Einfluss in den Bodensee,dann wieder von seinem A. Der
Ausfluss aus dem Bodensee,allerdings mit einigen Unterbrüchen, Der Doubs ist ein Grenzflu
bis zunt Grenzacherhornbei Basel. Clairbief bildet, d. h. von dort, r
Der D,oubsbildet die Grenze gegen die Kantone Neuenburg reich und dem Kanton Neuenbu
und Bern von Les Brenets an bis in die Nähe von Soubeg (Bern), bernischa Gebiet einmündet un
wo er dann in das Innere des Landesströmt. zu sein.11)
Die Rh,onebildet auf einer ganz kurzen Str cke im Kanton Für die Grenzregelungkom
Genf, bev'orsie die Schweiz verlässt, die Grenze' vention entre le Roi et le Prince
Auch der Inn folgt in seinem Laufe - von Martinsbruck bis cernant les Limites de leurs Eta
Finstermünz - der politischen Grenze. der in seinem Art. 1 u. a. sagt
Ein kleiner Grenzfluss ist sodann die Tresa im Südwesten
desKantonsTessin; unbedeuiende Grenzflüssesind ferner Doveria,
Melezza, der Spöl und andere.
Es kann sich hier nicht darum handeln, eine Darstellung des
internationalen Flussrechteszu geben; es soll lediglich versucht
werden, an Hand der leitenden Grundsätze, soweit sie sich bis
heute für das Völkerrecht ergaben,die Regelun! der Verhältnisse

68
an den schweiz. Grenzflüssenzu erforschen. Da keine äüSS€r-
ordentlichen Verhältnisse vorliegen, fallen die abgeschlossenen
Konventionen nicht aus dem allgemeinen Rahmen solcher Ab-
machungen. Wir finden überall fast dieselben Bestimmungen'
Es ist daher unsere Aufgabe, jeden der schweiz. Grenzflüssege-
sondert zu behandeln und dabei zu untersuchen, wie die Praxis
die Verordnungen,Reglementeund Verträge angewendethat.
Wir streifen nur die Fragen nach Grenze, Ausnützung etc.
der Gewässer?) und verweilen bei den abgeschlossenen Schiff-
fahrts- und Fischerei-Verträgen, da aus ihnen ganz besonders
Pflichten und Rechte der kontrahierendenStaaten ersehenwerden
können.
Die Schiffahrt auf der Rhone hat noch keine definitive Ge-
stalt angenommen. 1918 wurde eine französisch-schweizerische
Kommission zum Studium des SchiffahrtswegesGenf-Rhone be-
stellt. In einer internationalenKonferenz wurde Genf beauftragt,
ein Projekt über die Seeregulierung,die Vorbedingungder Schiff-
fahrt, einzureichen. Dann will sich der Bundesrat zuerst mit den
Uferkant'onenins Einvernehmensetzen,s)und erst hernachwieder
an,die internationale Kommission gelanEen.o)
Die Schiffahrt auf dem Rhein (Konstanz-Schaffhausen) ist
in Verträgen niedergelegt, die zugleich auch die Schiffahrt auf
dem B,odenseeund dem Unterseer,egeln. Sie wird daher dort zur
Sprache kommen.
Von einer Schitfahrt auf den schweiz. Grenzflüssenist also
nur in einem beschränktenMasse die Rede.
Die Fischerei in den Grenzflüssenist oft im gleichen Ver-
trage geregelt wie diejenigen in den Grenzseen,da in der Schweiz
die Grenzflüsse meistens in Seen münden, die selbst wieder an
der Grenze liegen.
A. Der Doubs.lo)
Der D,oubsist ein Grenzfluss,der die Grenzevon Villers bis
Clairbief bildet, d. h. von dort, wo er die GrenzezwischenFrank-
reich und dem Kanton Neuenburgbildet, bis d,ort,wo er ganz ins
bernische Gebiet einmündet und daher aufhört, ein Grenzfluss
zu sein.11).
Für die Grenzregelungkommt in Betracht ein Vertrag ,,Con-
vention entre le Roi et le Prince Evöque et l'Eglise de Basle con-
cernant les Limibes de leurs Etats .r,espectivs"vom 20. Juni 7780,
der in seinem Art. 1 u. a. sagt:
?) Dies wurde eingehendvon Schulthess behandelt.
8) Was in2rn'ischengeschehenist. (Sept. 1930)
e ) B B I 1 9 2 0 I, , 8 3 2 ; 1 9 2 7 , I I , 2 3 7 .
to) vergl. Nippold, Rechtsgutachtenüber die Grenzverhältnisseam
Doubs, 1909,und Angabenin den Werken der StaatsrechtslehrerFleiner,
Blumer-Morel, Schollenberger etc., a. a. O.
11)vergl. Fleiner, 571, Anm. 15.

69
,,Die Gränzlinie ... solle wie vor Alters gezogenund durch aufgenommen,die die Schw
das Gestaddes Doubsstrornesunabänderlichbestimmetwerden, so, Bestimmungenüber die Fisct
dass das ganze Bett und der volle Strom vollkommen unter der einmal im Uebereinhomme
l,andeshoheit von Frankreich verbleiben solle .. ." Dann besteht einem besondern Titel III
'ein
noch Grenzprotokoll zwischen Bern und dem französischen Doubs, welcher die Grenze I
Königreich v'om 12. August 1826, welches nichts Neuessagt. dass niemand in den Grenzg
Die Trennung der Gebietshoheitbei internationalen Gewäs- nicht ermächtigt sei: in Fran
sern, die zwei ader mehrereStaaten voneinanderscheiden,begeg- Schweiz durch die kantonal
net uns in verschiedenenFormen. Es kann der Uferrand die für die staatsrechtlicheAuftr
Grenze bilden, das heisst das Gewässer untersteht der äüS- bernischemRecht wird der I
schliesslichenGebietshoheiteines einzigen Staates; ferner kön- gerechnet,während das fran
nen die Mittellinie oder der Talweg die Grenze bilden. Die Punkt mit dem bernischennir
erstere Form, Uferrand als Grenze,ist seltener;es sind nur wenige Die Uebereinkunft, die
Fälle bekannt, wo er - auf längere Streckenwenigstens - die stimmungen enthält (Masch
Grenze bildet. Am Doubs ist das nun der Fall. Der rechte versen Fanggeräten, von se
Uferrand bildet die schweizerischeGrenze. Frankreich hat die Verbot des Abflusses von de
Hoheit über den ganzenFluss, d. h. auf das Flussbett und auf das Fluss, Bestimmungenüber di
Wasser und mrar bis zum jenseitigen Ufer.12) ist, über die Länge der Fisct
Anderseits kann aber kein Zwellel bestehen,dass auch der tigung zum Fischen nicht u
Nachbarstaat (die Schweiz), obschon ihm an dem Fluss selbst Rechte der Fischer, bis wohir
keinerlei Gebietshoheitzusleht, doch an seinem Ufer seine vollen sich rhancherleiKonflikte.
Hoheitsrechte ausüben kann. Allgemein anerkannte Rechts- . Die Uebertretungender
norrnen zurar, die in genügend präziser Weise die Beziehung'en den zuständigenBehörden g
zwischen den Uferstaaten an längsgeteiltenFlüssen ordnen, gibt in welchem sie begangenw<
es tnicht.13) strafen, also Territorialprinz
Nun sind aber öffentliche, wirtschaftliche und politische In- auch die Kompetenz des Ge
teressender beiden Uferstaatenmit einem Grenzflusseunter allen Gerichtsbarkeitrufen.
Wenn bei gleichenZuwir
betteten wurden, oder wenn i
die zuständigenBehörden de
die Zuwiderhandlung zur Vet
Eine weitere Bestätigun
bezw. det Kantone, am Fluss
reines besondernTitels (Vertrag, Gesetz,spezielle Uebung). betr. die Ueberwachungder
Mehr kann nicht gesagt werden. Beim Doubs ist die Lage Art. 28 sagt, dass zwei
.für die Schweiz deshalb ungünstig, weil ihr keinerlei Hoheits- und im weiteren vier Spez
rechte über den Fluss zustehen. WoIIte daher die Schweiz am französischeRegierungzwei
Flusse, der seiner Natur nach nur eine gemeinschaftlicheBe- die Regierung von Neuenbur
nulzung finden kann, irgend welche Rechte ausüben, so musste nicht nur auf die Landesteile
sie sich mit Frankreich, dem Territorialherr, ins Einvernehmen sondern die gleichzeitig beid
sietzen,denn ohne vertragliche Garantierung wäre die Benutzung ein Staat für seinen Teil r
einer Sache bezw. ein'es Gebiets in, einem fremden Staate un- Vertrag erwähnten aufstellen
zulässig. Das Abkommen von 18
Die Beslimmungen,die am Doubs die Verhältnisse regelten mehrfach abgeändert.rl) Dir
(die Fischerei insbelonder'e;die Crenzen,die ja feststanden,be- rer Bedeutung. Vom Wuns
rdurften keiner neuen Vereinbarungmehr) wurden in die Verträge 14)AS 6, 640.
tz; Mit zwei Ausnahmen, siehe Vertrag von 1929,unten. 15)Abändeflrngen vom 1
13)Huber, Zeitschrift für Völkerrecht, 1,772. 12, 523),30.Juli 1891(AS 1 3
aufgenommen,die die Schweiz rnit Frankreich über gleichartige
Bestimmungenüber die Fischerei in Grenzgewässernschloss. So
einmal im Uebereinhommenvom 28. Dezember 188014) unter
einem besondern Titel III (Bestimmunqen über den Teil des
Doubs, welcher die Grenze nilAet;, der in einem Art. 12 besagt,
dass niemand in den Grenzgewässernfischen dürfe, wenn et hiezu
nicht ermächtigt sei: in Frankreich durch den Uferb,esitzer,in d,er
Schweiz durch die kantonale Behörde. Dies ist charakteristisch
für die staatsrechtlicheAuffassung in den beiden Ländern. Nach
bernischemRecht wird der Doubs zu den öffentlichen Gewässern
gerechnet,während das französischeVerwaltungsrechtin diesem
Punkt mit dem bernischennicht übereinstimmt.
Die Uebereinkunft, die in den Art. 13125 technischeBe-
stimmungen enthält (Maschenwgite der Netze, Verbot von di-
versen Fanggeräten, von schädlichen VorrichtunEen für Fische,
Verbot des Abflusses von den Fischen schädlichenStoffen in den
Fluss, Bestimmungenüber die Zeit, zu der der Fischfang verboten
ist, über die Länge der Fische etc.), spricht sich über die Berech-
tigung zum Fischen nicht weiter aus, besonders nicht über die
Rechte der Fischer, bis wohin sie fischen dürfen. Daraus ergaben
sich rhancherleiKonflikte.

Wenn bei gleichen Zuwiderhandlungen zwei oder drei Gebiete


betretenwurden, oder wenn Zweilel harrscht, so werden sie durch

mehrfach abgeändert.t;) Die letztere Abänderungist von grösse-


rer Bedeutung. Vom Wunsche beseelt, die Unlerdrückung der
-
r-) AS 6. 640.
. _ _15)
'.{s Abänderungen vom 14.April 1S88(AS10, 7Bg),12.März 1891
12,523),30.JutilSgl (AS13,22Ö).

7l
Fischereivergehenzu sichern,wurde zu Art.10 der Uebereinkunft im DoubsgebieteGegenstande
von 1880 folgende Zusatzerklärung beschlossen: sollte.
,,Die hohen vertragschliessenden Staaten verpllichten sich Durch die Kündigung trat
gegenseitig, dieienigen ihrer Angehörigen, welche aal dem Doubs getroffenenVerein6arun
Gebiet des andern Stuutes eines der in der Uebereinhunlt von setzt durch von Frankreich u
1880 vorgesehenen Vergehen begangen hqben sollten, unter Neuenburg erlassenenautonom
Anw,e.ndungder in der Gesetzgebungdes eigenen Landes vor- im genanntenFlusslauf, d. h. .
gesehenenStrafen, in gleicher Weise gerichtlich zu verfolgen, Gutdünken. Diese autonomen
wie wenn sie sich des Vergehens im eigenen Lande schuldig auf die betreffenden,der Gebie
gemachr hätten. Es hnt iedoch keine Straf verfolgung ein- ten Gebietsteile. Verhandlung
zulreten, wenn der Delinquent den Nachweis leistet, dass er bahnt wurden, unterbtach der V
in demienigen Lande, in welchem das Vergehen stattgefunden, unbefriedigende Zustand der Fj
endgültig abgeurteilt, und im Falle der Verurteilung, dass die Les Brenets riet gebieterischna
Strafe vollzogen oder veritihrt, oder dass er begnadigt worden kompliziefien Gr enzverhältniss
sei." stalten sollte. Da zudem der
Weitere Neuerungensind, dass Bussenund Kosten dem Staate Doubs jährlich auf gegen Fr.
zufallen, in dem die Strafverfolgung durchgeführt wurde, und wirtschaftliche Bedeutung und
dass die Fischereiaufseherbefugt sein sollen, die Delinquenten in- nach einer rechtlichenRegelung
nerhalb des Ragons von 5 km über die Grenze des eigenen Landes Aus der Reihe der Vorfäl
hinaus zu verfolgen und verbotene Fische und Geräte zu requi- Zeit ereig:neten,sei nur einer I
rieren. Es wird ihnen aber verboten,ohne Begleitung eines Be- im sog. ,,Bois banel" im Doubs
anften der Lokalpolizei, dem selbst diese Befugnis zusteht, in zu lassen, hatte ein französisc
Häuser, Gebäude,Höfe und Einfriedungen einzudringen. das rechte, auf Schweizerseit
Diese Bestimmung ist eine Ausnahme vom Prinzip, dass auf schickt, und sich zur Rechtferti
staatsfremdemGebiet ein'eAmtshandlungnicht.vorgeflorflm€rw€r- gebliches,jedoch nichtbestehen
den darf (ein Rechtsbrecherdarf nur bis zur H,oheitsgrenzeyer- mit Vorbedacht beoangeneGre
folgt werden). iVlit der Ausnahmebestimmungwurde aber ein s_chenRegierung näkaänt gege
international strafrechtlichesPostulat befolgt, das sowohl im In- Verhütung weiterer Eingritte i
teresse beider Staaten an der Habhaftmachung möglichst aller treffEl. 20)
Delinquenten liegt. re; Die französische Regiarun
1904 wurde eine zweite Ue.bereinkunttabgeschlossen,lT) die Durchgangsracht nicht beÄtehe
Die Behörden des Kantons l
keine grossen Aenderungen brachte, und welche wiederum in
unter Hinweis auf die Verschied
Titel III besondereArtikel dem Doubs und (neu) der Rhone, polizeilichen Vorschriften, wiede
,,welche die Gtenze bildet", widmet. Die oben erwähnten Ab- ten im lnteresse einer gedeihlich
änderungen der l(onvention von 1880 wurden unverändert iber-
rei Schritte zur Herbeiführung
nommen, ebenfalls ist wörtlich der Art. 26, der das Verfahren
Iung getan werden.
bei Uebertretungenregelt, aus dem alten Vertrage übernommen
worden. Auch die Vorschriften betr. Aufseher und Kommissäre In den Jahren 1927,7924,1
handlungen mit den an der Do
sind dieselben. Diese Uebereinkunft wurde am 23. Dez. 7970
Bern und Neuenburg statt; ein
auf den 31. Dezember1971 gekündigt,ra; und zwar aut Begehren
aus diesen Beratungenhervorgin
der waadtländischenFischer (siehe unten).
breitet, von den französischen I
Eine neua Uebereinkunftbeschränktesich auf den Genfersee,
nete Vertragsgrundlage betrach
die Rhone und ihre Zuflüsse, während die Ausübungder Fischerei
Anrn 7926 wollte man mit
16)Im neuen Vertrag von 1929ist sie allerdings nicht mehr ent- reich dic Schonzeit für die Forel
halten.
1?)Betr. Regelung der Fischerei in den Grenzgewässernvom 9. re; BBI 1924,1I1,573.
März 1904,AS 21, 9. Wolf IV, 519. m) Geschäftsbericht1925.S.5:
18)AS 27, 32. BBI 1924,III,573. zr1Geschäftsbericht 1927;S. 4l

12
im DoubsgebieteGegenstandeines besondernAbkommens bilden
sollte. I
Durch die Kündigung traten auch die über die Fischerei im
Doubs getroff,enenVereinbarungenausserGeltung; sie wurden er-
setzt durch von Frankreich und von den Kantonen Bern und
Neuenburg erlassqnenautonomenVorschriften über die Fischerei
im genanntenFlusslauf, d. h. jedes Land handelte nach eigenem
Gutdünken. Diese autonomen Satzungen bezogen sich eben nur
auf die betrefienden,der Gebietshoheitdes best. Landesunterstell-
ten Gebietsteile. Verhandlungen,die nach der Kündigung ange-
bahnt wurden, unterbrachder Weltkrieg. Der reichlich lange und
unbefriedigende Zustand der Fischerei am Doubs und im See von
Les Brenets rief gebieberischnach einer Neuordnung,die, trotz den
komplizierten GrenzverhäItnissen,besser und gerechter sich ge-
stalten sollte. Da
'aufzudem der Ertrag der schweiz. Fischerei am
Doubs jährlich gegen Fr. 80,000 beziftert rÄrurde,war die
wirtschaftliche Bedeutung und zugleich das dringende Bedürfnis
nach einer rechtlichenRegelungder Fischereiselbstverständlich.le)
Aus der Reihe der Vorfälle, die sich in der vertragslosen
Zeit er'eigneten,sei nur einer herausgegriffen: Um Fischer, die
im sog. ,,Bois banel" im Doubs Fischereifrevelbegingen,verhaften
zu lassen, hatte ein französischer Zollollizier eine Patrouille auf
das rechte, auf Schweizerseiieliegende, Flussufer herüber ge-
schickt, und sich zur Rechtfertigung seinesVorgehensauf ein an-
gebliches,jedoch nicht bestehendes Durchoangsrechtberufcn. Diese
nrit Vorbedacht begangene Grenzv'erletzing-wur.de der französi-
schen Regierung bekannt gegeben mit der Bitte, V,orke,hrenzur
lrerhütung weiterer Eingriffe in die schweiz. Gebietshoheit zu
neffEl.20)
Die französische Regierung anerkannle darauf, dass ein
Durchgangsrechtnicht bestehe.21)
Die Behörden des Kantons Neu'enburgsprachenin der Folge,
unter Hinweis auf die Verschiedenheitder beiderseitigenfischerei-
oolizeilichen Vorschriften, wiederholt,den Wunsch aus, es möch-
ten im lnteresse einer gedeih'lichenEntwicklung der Doubsfische-
rei Schritte zur Hetbeiführung einer neuen gemeinsamenRege-
,ung getan werden.
In den Jahren 1921, 1924, 1926 und 7927 landen darauf Ver-
:andlungen mit den an der Doubsfischereibeteiligten Kantonen
tsern und Neuenburg statt; ein schweizerischerVorentwurf, der
eus diesen Beratungenhervorging, wurde 7924 Frankreich unter-
Sreitet, von den französischenBehörden jedoch nicht als geeig-
:ete Vertragsgrundlage betrachtet.
Anro 7926 wollte man mit einem Notenwechsel mit Frank-
:eich die Schonzeit für die Forelle vereinheitlichen: man nahm bei
le) BBI 7924,tI7,573.
zo)Geschäftsbericht 1925,S. 55.
zt) Geschäftsbericht1927,S. 40.

73
diesem Anlass die Celegenheitwahr, Frankreich neuerdings zum rnungen ein einheitlichesFisr
Abschlusseiner Fischerei-KonventTon zu bewegen. Fischschutzzu er zielen.
1928 endtich konnte mit Verhandlungenbegonnenwerden, die Die Art. i6 und 77 beÄ
am 15. April1929 zurlJnterceichnungder Uebereinkunftführten. z2) ses, d. h. auf den Schutz der
Die Bestimmungender Uebereinkunftsind anwendbärauf die
Fischerei in den die Grenze bildenden Strecken des Doubs, näm' Art. 16:
lich 1. von Villers bis Biaufond; 2. von Biaufond bis Clairbief; ,,Fabrihen und ander',ve
5. von Ocourt bis La Motte (Art. 1). ZwischenVillers und Biau- ist es verboten,Abgänge a,
fond verläuft die Grenze in der Mitte des Flusses, von Biaufond den Wasserpllanzenund 1l
bis Clairbief bildet das rechte Flussufer, zwischen Ocourt und ser einzubringen. Solclte I
La Motte das linke Ufer die Landesgrenze. Im Abschnitt von Kosten die nr)tigen Vorric|
Biaufonci bis Clairbief, der grössten und bedeutendstenStrecke, ihrer Abgänge zu erstellen
in dem der ganze Wasserlauf der französischen Oberhoheit unfer- stdnde, wie Blechbücksen
steht, wird den Eigentümerndes Schweizerufersdas Fischereirecht geeignet sind, die Ausüba
bis zur Mitte des Flutset zuerkannt. Mit diesendeutlichenGrenz' in dus Flussbett zu werjen.
ziehungenwird allen Reibereien, die sich infolge der komplizierten
Art. 77
Grenzverhältnisse ergaben, ein Ende gesetzt.
Art. 2 setzt ausführlich die Bedingungen fest, unter welchen ,rEs ist verboten, den Da
gefischt werden darf : für den Abschnitt von Villers bis Biaufiond Zweche des Fischlangs {r1
6edarf es einer Bewilligung d,er kantonalenBehörde (Neuenburg) -Massnahmelür andere Zw.
auf schweizerischerSeite und des Ufereigentümersauf' französi- die Erlaubnis der zustündig
scher Seite; die Fischereibewilligung gewährt das Recht zum erst erteilt wird, nachden
Fischfang nur in den Gewässern des betreff'endenStaates; für Wahrung der Fischereiintc
den Absihnitt von Biaufond bis Clairbief bedarf es auf der schwei- vertragschliessenden Geseil
zerischenwie auf der französischenSeite einer Bewilligung des huber von Wasserwerhen
Ufereigentümers. 4.,ötigenAnstalten zu treife
Die Eigentümer des Schweizerufersbesitzen in . diesem Ab- Erhaltung des Fischbestan
schnitt das Fischereirecht bis zur Mitte des Wasserlaufesgemäss
Wie weit geht der Ansp
der französischenGesetzgebungin gleicher Weise wie die Eigen-
oder Flusses? Und wo ist die Gn
tümer des französischenUfers. Weitergehende,ersessene"
frei walten kann? Und u'a
verbriefte Rechte bleiben zugunsten'der beidseitigen Ufereigen-
Verletzung der fremden pers
tümer vorbehalten.
fremden Integrität? Allgeme
Für den Abschnitt von Ocourt bis La Motte bedarf es der Be-
massenins Einzplne gehen ut
willigung der kantonalen Behörde (Bern).
' benachbartenGebietshoheiten
bie-gestimmungen diesesArtikeis schränkenin keiner Weise
recht nicht aufgestellt. Im a
die staatlichenHoheitsrechteein, wclche die StaatsverträgeFrank-
dass eben jede Einwirkung vo
reich zwischen Biaufond und Clairbief und der Schweiz zwischen
Staatsgebiethinüber, durih c
einer Weise verletzt wird, auc
sönlichkeit involviert, und dr
Unterlassung und ev. Schadl

22) Uebereinkunft zwischen der Schwei"zunif Frankröich ii,ber die


Fischerei in den Grenzgewässern"des'Döups vom 15.April 1929. Bot-
schaft vom 14. April 1929,No. 2467.. za) vergl. Nippold, S. 12.
",
,7 tl
t=
mungen ein einheitlichesFischen und einen möglichst wirksamen
Fischschutz zu er zielen.
Die Art. 16 und 77 beziehensich auf die Integrität des Flus-
ses, d.h. auf den Schutz derselben.
Art. 16:
,,Fabrihen und anderweitigenAnlagen in der Nähe des Doubs
ist es verboten,Abgänge oder sonstige Stoffe, die den Fischen,
den Wasserpt'lanzenund Wassertierenschtidlich sind, ins Was-
ser einzubringen. Solche Unternehmensind gehalten, aul ihre
Kosten die nötigen Vorrichtungen lür die wirhsame Reinigung
ihrer Abgänge zu erstellen. Es ist gletchfalls verboten,Gegen-
stände, wie Blechbüchsen,Drahtgitter; Astwerh usw., welche
geeignet sind, die Ausübung der Fischerei zu beeintrdchti.gen,
in das Flussbett zu werfen."
Art. 17:
;,Es ist verboten,den Doubs und. seine Abteitungshantilezum
Zweche des Fischfangs trochen zu legen. Wenn eine solche
ll4assnuhmelür andere Zweche nötig wird, darf sie nicht ohne
die Erlaubnis der zuständigenBehörde durchgelührt werden, die
erst erteilt wird, nackdem die geeigneten fuI,assnshmenzur
Wahrung der Fischereiinteressengetraffen sind. Die beiden
vertragschliessendenGesellschalten verTtllichten sich, die In-
haber von Wasserwerlzen nach ll4öglichhett zu verhalten, die
nötigen Anstalten zu treffen, um den Zug der Fische und die
Erhaltung des Fischbestandeszu sichern.('
Wie weit geht der Anspruch auf Schutz der Integrität des
Flusses? Und wo ist die Grenzezu ziehen,bis zu der der Staat
irei walten kann? Und wann liegt jenseits des Flusses eine
Verletzung der fremden Persönlich'keit vor, eine Verletztng der
iremden Integrität? , AllgerneineGrundsätzehierüber, die einiger-
rnassenins Einzelne gehen und die bei Konflikten zwischen den
benachbartenGebietshoheitenmassgebendwären, hat das Völker-
2
recht nicht aufgestellt. Im allgemeinenwird man sagen können,
?
dass eben jede Einwirkung von einem Staatsgebietauf ein anderes
n
Staatsgebiethinüber, durch die die fr,emde Integrität in irgend
L
einer Weise verletzt wird, auch eine Verletzung der fremden Per-
ü
r unlichkeit involviert, und dem Verletzten einen "Anspruch auf
rl -=nterlassungund ev. Schadloshaltunggibt. za;
Man unterscheideteine phgsischeund eine chemischeIntegri-
E :ai und eine Verletzung der beiden. Erstere kommt zustandebei
tr; ier Nutzung durch VergrQsserungdes natürlichen Volumens des
n- Flusses auf künstlichemWege oder durch Wässerentnahme.Die
ltu Stauung zum Zwecke der Kraftgewinnung kann daher nicht in
ß
23) vergl. Nippold, S. 12.

75
das ausschliesslicheBelieben eines Staates gestellt sein (siehe Jormulä ducil.neopposition
z.B. Art, 17 Abs. 2). mentä, 14. le Dr. ftossel r
Die chemischeIirtegrität besagt, dass ein Staat auch über die nement franpais avait Ie
chemischeBeschaffenheiteines Seeanteilsetc. verfügt, aber nur so- näcessairesd ce proiet san
däs qu,il o en maiis, par
la preuve q,ue les riieiain.
position d la därivation d
toire.(,
Es ist dazu zu sagen, da
scher Seite keine Oppösiiion
Schluss zulässt, das's'Frankr
schaltenund walten könne,w
lichen Sätzen muss zwiscire
zustande kommen, weil ein .
phgsische
anbetrifft, ist folgendes zu sagen: In einer Note vom B. lKärz _Integrität des gar
dasjenige Ufer in Mifleideisr
190024) führte die französische Regierung inbezug auf die beid- des andern Staatessteht und
seitigeri Rechte an gemeinsainenGewässern folgendes--an: Die sam ausgeübtwird, beeinfräc
Uferbesitzer könnten bis zur Mitte des Flusses Doubs alle Rechte natürlich kann Frankreich all
ausüben,welche ihnen die Gesetzeihres Landes einräumten. Jeder In diesem Zusammenha
Uferbesitzerdürfe zum Betriebe seiner Mühlen und Fabriken nicht Die GemeindeSaignelög
mehr als die Hälfte des Wassersin Anspruch nehmen,welchesder sitztum Theusseretmit äem i.,
Strom beim tiefsten Wasserstandemit sich führe. Dieses Mass konzessioniertenkleinen Kra
dürfe nicht überschrittenwerden, es sei denn, dassein ausgiebige- Kantons Bern auf die Wasse
rer Wassergebrauchden Besitzern des andern Ufers keinen Nach-
teil zufüge und die Regierung des andern Staates darein ein-
willige. - Dieser Grundsatz fand dann seine Bestätigungin einer
franz-ösisch-schweizerischen Uebereinkunft für die Gewinnung der
Wasserkräfte der Rhone zu einem Kraftwerk von La Plaine vom
4. Oktober 1913,25)worin ausdrücklichgesagt wird, dass da, wo
der Fluss die Gtenze z'*'ischenbeiden Ländern bildet, anerkannt
werde, dass der französischeStaat und der Kanton Genf gleiche
Rechte über das Wasser und das Gefäl1edes Flusses besitzen.

an demselben.zo)
Die ,,Gazettede Lausanne" schrieb damals (1908) darüber: . Die Errichtung und der Br
=och vertraglich festgelegt wa
,,Cettemine a ötö autorisö pour le gouvernementf ranEais.EIle rreden werden kann-
s'ätablit entiörementsur le territoire de nos voisins. Nous re'
mürqaons que les eaux du Doubs sont absolumetfranqaisesen Der Streit um die Anlage
cet endroit'et que les propriötaires riverains du cötö suissen'ont m'ähnteGutachtenNippold näd
:echtigung versagte,öine Anlar
%) BBI 1901.886. s:onieren,ohne sich vorher ri
25)AS 29, 131,BBI 1914,I, 1.
26)vergl. Hilty, 12, 353. 27)NeueZürcher Zeitungv.

76
formulä ducil.neopposition. Dans un mömoire fortement docu-
mentö, /14.le Dr. ftossel arrive d ln conclusioi que le gouver-
nement franEais avait le droit de donner toutes autorlsations

Es ist dazu zu sagen,dass die Tatsache,dass von schweizeri-


scher Seite_keine opposition gemacht wird, in keiner weise den
Schl-usszulässt, dass Frankreich bei der Errichtung des werkes
schaltenund walten könne, wie es ihm beliebe. Nacl völkerrecht-
Lichensätzen muss zwischen den uferstaaten eine vereinbarung
zustande kommen, weil ein Elektrizitätswerk auf jeden Fall diö
phgsische
_Integrität des ganzen Flussbettes berührt, also auch
dasjenigeufer in Mitleidenschalt zieht, welches unter der Hoheit
des andern Staatessteht und zudemdie Fischerei,welche gemein-
sarn-glggeübt wird, beeinträq4tigt. Das Recht auf wasserÄutzung
natürlich kann Frankreich allein zustehen.
In diesem Zusamntenhangist f,olgenderFall von Interesse:
Die GemeindeSaignelögierhat vor etwa 40 Jahren das Be-
--itztumTheusseretmit dem von Frankreich und dem Kanton Bern
.;onzessionierten kleinen Kraf fwerk erworben. Das Recht das

Die Errichtung und der Betrieb von Werken sollen aber dazu
:'xh vertraglich festgelegt werden, damit jedweder Konflikt ver-
rieden werden kann.
Der Streit um die Anlage am R,efrain zog das mehrfach er-
mainte GutachtenNippold nach sich, welchesFrankreich die Be-
:zchtigung versagte, eine Anlage am Refrain einseitig zu konzes-
s'ronieren,ohne sich vorher mit der bernischen Re-gierungver-
?7)Neue Zürcher Zeitungv. 22. Sept.1g28.

77'
ständigt zu haben (S. 48 des Gutachtens). Ihr Verhalten wider- oder, falls mehrereKantone bet
sprechäden Grundsätzendes Völkerrechts,das den Nachbarstaa- Willen der beteiligtenKantone
ten gewisseBeschränkungenauferlege. Nippold schlägt vor, dass Fä1lenzwar in eigenemNamen
für künftige Fälle Vorsorge zu treffen sei, indem die beiden Staa- nung der beteiligten Kantone I
ten vereinbaren,sich künttig vorher miteinander zu verständigen, 46 Abs. 5; 52; 62; 7l Abs. 2
bevor sie Konzessionenfür grössereKraftwerke am Doubs ertei- ( A S 5 5 1 8 9 ) . "2 4 ;
len, die auf das Gebiet des Nachbarstaateshinüber zu wirken ver- Kehren wir wieder zum )
Auch die Fischereipoljzei i
Art. 25:
,,Ieder Staat regelt lür si
Sonntagen und lairchlichenI
pflichtet, die Vorschrilten de;
dessen Gebiet er dem Fistl
Art. 24
denn diese Auffassung widersprächeden Grundsätzender Billig-
,,Ieder Staat ernenni Fisc
keit und der Gleichberechtigungder Uferstaaten. Ein jeder Staat und gibt deren Namen und
hat Anspruch auf gleich grosse Nutzung, auf die halbe Wasser- hannt, bei dem die Genehm
krait, ohneRücksicht darauf, ob Talweg oder Mittelweg die Gtenze Art. 26 enthaltenenBestimm
bilden und wo gerade die Hauptmassedes Flusses durchfliesst.
Diese Aufseher sind mit t
Beim Doubs allerdings bedarf es noch anderer Uebereinkünfte,um
unter der Leitung der Kornn
die Grundsätzedes Völkerrechtsanzuwenden,denn die Grenzebe-
Der Dienst wird von de
findet sich zum grössten Teil nicht in der Mitte.
Zweck einer gleicltzeitigen L-
Heute sind die Kantone nicht mehr ungehindert in der Ver-
Beziglich dieses Artiketrs
schweizerischen Unterhändlerd
der Aufsicht über die Geg'äss
aufseherin der Uebereinkunft{
Verlangen der französischenL-
kurft aber lediglich, dass die
Zahl ernannt werden sollen.
Interessendern Auslande gegenüberzu wahren. Wenn daher ein geäussertenWunsche Rechnu
Kanton eine Gewässerstreckeausnutzenwill, die nicht ausschliess- nennung der Fischereiaufsehe
lich auf schweizerischemGebiet liegt, oder die zwar ausschliess- tragsstaatesausbedungen.
lich aui schweizerischemGebiet liegt, bei der aber die andere Art. 25 setzt die Aufgabe
Uferlinie - wenn auch nur auf eine ganz kurze Strecke - die haben die Uebertretungenfestz
Grenzebildet, so bedarf es hiezu der Bewilligung des Bundesrates. und zwar ,ohneUnterscheidung
den französischenGewässern
Handelt es sich um die Ausnutzung der Gewässerstrecke
Wenn sie ihre Tätigkeit
durch ginen privaten Unternehmer,so ist der Bundesrat ntr Er-
Gewässer ausüben,die der H<
teilung der Konzession zuständig. In beiden Fällen wird der
hat, unterstehen,so dürfen sie
Bundesrat dem Gesuchenur entsprechen,wenn die vorgesehene
oder Beschlagnahmungen vorne
Kraftausnutzung den allgemeinenGrundsätzendes internationalen port zu erstatten. Zum Zu,ecL
Rechts entspricht,odersich als die Ausführung einer mit demNach-
können die Fischereiaufseher
barstaat abgeschlossenen besondernVereinbdrung darstellt.
mässig bewaffnet oder unbewa
Bevor der Bundesratdie I(gnzessionzut Ausnützungeiner in-
auf dem Flusse frei verkehren
ternationalen Gewässerstrecke erteilt, hat er die beteiligten Kan-
särebestimmendie Ausdehnun
ione anzuhören;er ist aber an ihre Vorschläge nicht gebunden.
Tatsächlichwird es indessenkaum vorkommen,dass der Bundes- 28) Mutzner. Politisches Jahr
rat eine Idonzessiongegel den Willen der beteiligten Kantone, in: Die Bundesgesetzgebungüber

78
,:der, falls,mehrereKantone beteiligt sind, gegenden gemeinsamen,
',\illen der beteiligtenKantonererteilt,dA der Bund
auch in diesen
Fällen zttrat in eigenemNamen, aber im Interesseund auf Rech-
rung der beteiligtenKantone handelt (vergl. Art.7; 58 Abs. 2;
:{.'6Abs. 5.; 52; 62; 77 Abs. 2 des Gesetzesvom 22. Dez. 1976
tAS 55 189;."zsl
Kehren wir wieder zum Fischereivertrag zurick.
Auch die Fischereipolizeiist abschliessendgeordnet worden.
Art. 25: :
,,Ieder Staat regelt'für sich die Ausübung der Fischerei an
Sonntagenund hirchlichen Feiertagen. Ieder Fischer ist ver-
pflichtet, die Vorschrilten desienigen Staates zu beobachten,uuf
dessen Gebiet er dem Fischlang obliegt."
Art. 24:
,,Ieder Staat ernennt Fiscltereiaufseherin genügender Zahl
und gibt deren Numen und Wohnort dem andern Staate be-
hannt, bei dem die Genehmigunglür die Anwendung der in
Art. 26 enthultenenBestimmungeneinzuholen ist.
Diese Aufseher sind mit der Ausübung der Fischereipolizei
unter der Leitung der l(ommissiire betraut.
Der Dienst wird von den l(ommissären eingerichtet zum
Zwech einer gleichzeitigenUeberwachungder beiden Ufer.
Bezüglich dieses Artikels ist darauf hinzuweisen, dass die
schweizerischen Unterhändler die Zahl der von beiden Staatenmit
ier Aufsicht über die Gewässer des Doubs betrauten Fischerei-
eulseherin der Uebereinkunftfestzusetzengewünschthätten. Auf
',-erlangender
französischenUnterhändler bestimmt die Ueberein-
cunft aber lediglich, dass die Fischereiaufseherin genügender
Zahl ernannt werden sollen. Um einem von französischerSeite
geäussertenWunsche Rechnung zu ttagen, wurde für die Er-
rennung der Fischereiaufseherdie Zustimmung des andern Ver-
:lagsstaatesausbedungen.
Art. 25 setzt die Aufgabe der Fischereiaufseherfest. Sie
:aben die Uebertretungenfestzustellenund ausfindig zu machen,
:nd zwar ohne Unterscheidungzwischenden schweizerischenund
ien französischenGewässern.
Wenn sie ihre Tätigkeit ausserhalb des Gebietes und der
Gewässerausüben,die der Hoheit des Staates, der sie ernannt
:-at, unteqstehen,so dürfen sie keine Zwangsmassnahmen treffen
:der Beschlagnahmungen vornehmen,sondern si,ehaben nur Rap-
:rtrL zu erstatten. Zum Zwecke der Ausübung dieser Befugnisse
r-önnendie Fischereiaufseh'erauch in Uniform und vorschrifts-
rässig bewaffnet oder unbewaffnet längs den beiden Ufern und
:uf den Flusse frei verkehren (Art. 26). Die Fischereikommis-
-iärebestimmendie Ausdehnungdes als ,,IJfer" bezeichnetenLand-
28) Mutzner, Politisches Jahrbuch der Schweiz. Eidg. XXX, S.288
-: Die Bundesgesetzgebung über die Ausnützung derWasserkräfte.

79.
wie eine Verbesserungder E
der beiden Ufer herbeizufüh
Von einer Einschränku
ist, ausgenommendie kleint
nicht die Rede; Frankreich
sich auf den ganzen Fluss e
schränkungengefallen lassen
DieindenfrüherenKonventionenenthalteneBestimmung' tioniert sind, und dazu im k
dass die wächter Delinquenten 5 km weit über die Grenze ver- lung des Fischstandesusrr.)
folgen
- dürfen, ist weggefallen.-- Wenn wir die Bestirrm
" Art 27 öndlich r"e-qeltin klarstellender Weise das Verfahren
Grenzflüssen,Rh,oneund Rhr
ftir die stratverfolgung- und den strafvollzug in einer den inter- uns kurz fassen. Sie sind c
nati,onalenVerhältnissenangepasstenWeise' lung der Fischerei in den S
bindung stehen (Genfer, ul
liche Verträgesind, z. B. inh
worden.
Vorerst sei aber die Fi:
Regelung ebenfalls in Vertri
enthalten ist, kurz erwähnt.

B. Die T
Ein erster Vertrao karn
der gleichartige Bestimmun
Staaten angehörendenGewäs
und Luganersee,sowie für r
wiire." Tresa, Maira, Br,eggia,posc
Damit wird ein überall geltendes internationalesPrinzip an- technischeBestimmungenü_
gesagt, dass zum Zwecke de
betreffendenGewässernund r
arten zu schützen und zu rel
sen w,ordensei. Andere Bes
das bei Uebertretungender i
einzuschlagenwäre,iinden u-
dass jeder Staat die nötige
seinem Gebiet die Bestimmu
zu bringen. Also war das St
innerstaatlich angewandt. geordnet, und ebensonicht c
Bussen und kosten erhält der die Strafverfolgung durchfüh- Dies kam erst hinzu in
1898.32) Es heisstda in Art
verpflichten, diejenigen ihrer
heitsgebieteine Uebertretung
ihres Landes so zu bestrafen,
im eigenenLande schuldig ge
zur Anerkennung gebrachte
30)Eine einlässliche Betra
3r)AS 7. 114.
32)AS 17, 79.
2s)BBI 1924,Ilr, 573.

80
wie eine Verbesserungder Beziehungenzwischen den Anwohnein
der beiden Ufer herbeizutihren.
Von einer Einschränkung der schweizerischenSouveränität
ist, ausgenommendie kleine Strecke von Ocourt bis La Motte,
nicht die Rede; Frankreich hingegen, obwohl seine Oberhoheit
sich auf den ganzen Fluss erstreckt, muss sich verschiedeneEin-
schränkungengefallen lassen,die aber durch das Völkerrechtsank-
tioniert sind, und dazu im Interesseder beiden Länder (Entwick-
lung des Fischstandesusw.) liegen.
Wenn wir die Bestimmungenbeft. Fischerei in den andern
Grenzflüssen,Rhone und Rhein, betrachtenwollen, so könnenwir
uns kurz fassen. Sie sind oft im Zusammenhangmit der Rege-
lung der Fischerei in den Seen, mit denen diese Flüsse in Ver-
bindung stehen (Genfer- und Bodensee) getroffen, und eigent-
liche Verträge sind, z.B. inbezug auf die Rhone, nicht geschlossen
worden.
Vorerst sei aber die Fischerei in den Tessinerflüssen,deren
Regelung ebenfalls in Verträgen, die die Tessinerseenberühr'en,
enthalten ist, kurz erwähnt.30)

B. Die Tessinerflüsse.
Ein erster Vertraq kam am 8. N,ovember18823r) zustande,

gesagt,dass zum Zwecke der Regulierungdes Fischfangsin den


beireffendenGewässernund um die als Nahrung wichtigen Fisch-
arten zu schützen:und zu vermehten,die Konvention abgeschlos-
sen worden sei. Andere Bestimmungen, z.B. über das Verfahren,
das bei Uebertretungender im Vertrag aufgestelllienVorschriften
einzuschlagenwäre, finden wir nicht. Es heisst nur in Art. XVI,
dass jeder Staat die nötigen Vorkehr'en treffen solle, um auf
seinem Gebiet die Bestimmungender Uebereinkunft zum Vollzug
zu bringen. Also war das Strafverfahrennoch nicht international
geordnet, und ebenso nicht die Fischereiaufsicht.
Dies kam erst hinzu in der Zusatzübercinkunftvom 8. Juli
1898.32) Es heisstda in Art. 1, dasssich die Staatengegenseitig
verpflichten, diejenigen ihrer Angehörigen, die auf fremd_emHo-
heitsgebieteine Uebertretungbegangenhaben, nach den Gesetzen
ihres Landes so zu bestrafen,wie wenn sie sich einer Uebertretung
irn eigenenLande schuldig gemachthätten. Diesem nun artchhier
zw Anerkennunggebrachteninternati'onalen,,Strafaushilfesatz"
30)Eine einlässliche Betrachtung der Grenzseensiehe unten, 5q8-
3r)AS 7, 114.
32)AS 17. 79.

81
schliessensich die in solchen Verträgen üblichen Bestimmungen betr. Artikel wieder aufgeh
an: der Grundsatz ne bis in idem, die Wege der UebermitUun;g 1898 dafür wieder in Kräft
der Verbalprozesse,der Anteil an den Bussen,die Beschlagnahme Kenntnis.36)
von Geräten und Fischen etc. Art. 24 der Ueberei.nk
Hier wird, wie auch in andern Verträgen, eine praesumtio mungen der Uebereinkunftr
juris et de jure aufgestellt,wenn stipuliert wird, dass die Angehö- die Gerichtsbarkeit inhezx
rigen, welche auf dem Gebiete des andern Staates ein in der in Kraft bleibe, also durd
Uebereinkunft genanntesVergehen begangen haben, im eigenen rührt werde.
Staat bestraft werden sollen: es wird angenommen,dass mit der
Consumtiondes Deliktes auf dem einen See- oder Flussgebietein Di
Delikt auf dem andern begangenwird.33) Dic Tresa ist ein Gren
1906 wurde ein neues Abkommen abgeschlossen(Ueberein- gensee fliesst; die italienist
kunft betr. gleichartige Bestimmungenüber die Fischerei in den lVlitte des Flusses, die Fisc
beiden Staaten angehörendenGewässernvom 13. Juni 1906.34) Im Vertrage von 1g61 (R
Dadurch wurde nicht nur die Uebereinkunft von 1882, sondern Lombardei und dem Kantän
auch die Zusatzbestimmung von 1898 aufgehoben. Inter'essant streitig ist) sa; heisst es inl
ist hier die Bestimmung,dass die Uebereinkunftauch Anwendung
,,Der besagte Tresailu:
finde auf die mit den betreffenden Gewässern in Verbindung gezeigten Orte nach liord
stehendenPrivatgewässerund auf die Privatfischereirechtenunler- ergiesst sich in den l_an
worfenen öffentlichen Gewässer. Vom praktischen Gesichtspunkt dend, vert'olgt er in seint
aus eine selbstverständlicheB'estimmung,da die Uebereinkunft lauf, mit seiner Hauptstt
den Schutz und die Erhaltung der Fischarten bezwecktund Art.2 hienach erwähnten Sie (t
ausdrücklich dazu sagt, dass die beiden Staaten sich verpflichten Aut' dieser Strecleev,ird
sollen, für die in die zwei Seenmündendenund die aus demselben bestehendenBrücken in pt
abfliessenden Gewässer aile ntr freien Zirkulatton der Fische Baggerung des Flussbette
nötigen und überhaupi die im Interesse der Fischerei liegenden Teilen auffallen. Der Fis
Verfügungen zu treIIen. und die Gerichtsbarh.eitdb
Der betr. Artikel der Uebereinkunft wurde aber wieder ge- her gdnzlich Sache der St
strichen in der Zusatzübereinkunftvom 8. Februar 1911.35) Es
geschahdies mit Rücksicht auf das öffentliche Recht der Schweiz; Anders ist es bei den a
gewässern. Art. 25 der Ue
denn die Fischereihoheitüber die kantonalen Gewässersteht dem
Bunde nur dann zu, wenn es sich um Gtenzgewässerhandelt ,,feder der beiden Siaott
den gemeinschat'ilichenGet
(FischereigesetzArt. 50). Unter diese Bezeichnungfielen aber
räumen, welche gegen Ent
die mit den Grenzgewässernin Verbindung stehenden Privat-
gewässer nicht. Um den Schutz der Fischerei aber nicht illu- ten ln gemeinsamemEinre,
Bewilligungsschein erhalte
sorisch zu machen, übernahm die Eidgenossenschaftdie Ver-
ungssclteine werden v,on d
pflichtung, dafür Sorge zu tragen, dass die kantonale Fischerei-
gesetzgebung in Uebereinstimmung gebracht wurde mit den kannt werden...
Demgemässwar also d
Grundsätzendes gestrichenenAbsatzes. Auf diese Weise konnte auf den beiden Seen und Flils
die Uebereinkunft doch ihren Zweck erfüllen.
anbelangt,so wurden die Ausnahmegewisser namenfli
Was die Verf,olgungsbestimmungen
die beidseitigen Anwohner.
Zusätze von 1898 fast wörtlich übernommen. Nur in Art. 26
der Fälle statt, bei denen vom 8. Februar 1911eo) wurr
Abs. 2 fand eine genauereUmschr,eibung
ben und bestimmt:
der Grundsatz des ne bis in idem in Anwendung treten sollte.
Doch in einer Zusatzerklärung vom 15. Januar 1907 wurden die 36)AS 23, 49.
3?)vergl. Il fiume Tresa n
aB)vergl. Doka, 104. II,669 tr
3 4 )A S 2 3 , 2 3 . 38)AS 7, a. F. 211. Graffln
35)AS 27, 772. 3s)^s 27, t72.

82
betr. Artikel wieder aufgehoben und die Zusatzibereinkunft von
1898 dafür wieder in Kraft erklärt. Warum, entzieht sich meiner
Kenntnis.36)
Art. 24 der Uebereinkunft Von 1906 sagt, dass die Bestim-
mungen der Uebereinkunftvon Lugano vom 5. Oktober 1861 betr.
die Gerichtsbarkeit inbezug auf den Fischfang in der T r e s a
in Kraft bleibe, also durch die neuen Bestimmungennicht be-
rührt werde.
Die Tresa.3z)
Dic Tresa ist ein Grenzfluss, der vom Luganer- in den Lan-
genseefliesst; die italienisch-schw,eizerische Grenze liegt in der
-\litte des Flusses, die Fischerei dagegen ist ganz schweizerisch.
Irn Vertrage von 1861 (Feststellung der Grenze zwischen der
Lombardei und dem Kanton Tessin an einigen Orten, wo dieselbe
streiiig ist; as; heisst es inbezug auf die Tresa:
,,Der besagte Tresafluss läuft am etwas weiter oben an-
gezeigten Orte nach Norden gönzlich auf tl4ailtindergehiet und
ergiesst sich in den Langensee,und, sich nuch Süden wen-
dend, verlolgt er in seinen l(rümmungen, gegen den Wasser-
lauf , mit seiner Hauptströmang die Grenzlinie bis zum ...
hienach erwähnten See (Luganersee), aus welchem er strömt.
Aul'dieser Strecleewird die Unterlzalt,ungder beiden zurzeit
bestehendenBrücken in Ponte Tresa und Cremenuga,sowie die
Baggerung des Flussbettes ietzt an beide Staaten zu gleichen
Teilen auffallen. Der Fischfang aber längs derselbenStrecke
und die Gerichtsbarkeitüber seine Ausübung verbleibt wie bis-
her grinzlich Sache der Schweiz.ß
Anders ist es bei den andern tessinisch-italienischenGrenz-
gewässern. Art. 25 der Uebereinkunft sagt:
,,Ieder der beiden Staaten wird das Recht zum Fischfang in
den gemeinschat'tlichen Gewiissernnur denienigenFischern ein-
räumen, welche gegen Entrichtung einer von den beiden Staa-
ten in gemeinsamemEinverstrindnisfestzustellendenTaxe einen
Bewilligungsschein erltalten haben werden. Diese Bew,illig-
ungsscheinewerden von den beiden Staaten gegenseitiguner-
hannt werden.('
Demgemässwar also die Fischerei mit Bewilligungsschein
auf den beiden Seen und Flüssenin ihrer ganzenAusdehnung(mit
-lusnahme gewisser namentlich bezeichmeterStellen) gestattet für
die beidseitigen Anwohner. Im Zusatz zu dieser Uebereinkunft
rcm 8. Februar 19113e)wurde aber in Art. VII Art.25 aufgeho-
ben und bestimmt:
36)AS 23. 49.
3?)vergl. Il fiume Tresa nella storia v. E. Pometta, 1924, Hilty,
lI.669tr
38)AS 7, a. F. 211, Graffina, 149.
3e)AS 27. 172.

85
pflichten, die durch ihre beid
,,Es bleibt iedoch den hohen vertragschliessenden Parteien
rung der freien Zirkulation d
vorbehalten,innerhalb ihres Territoriums das Recht zum Fisch-
im ganzen Umfange der obE
lang in den gemeinsamenGewiissernnur denienigen Fischern Ein FischereirechtFrank
zu gestatten, welche gegen Entriclttung einer Taxe einen Be-
da die betreffendenGewässe
willigungsscheinerhalten haben, und zwar aul Grund der von
auf einer kleinen Strecke di
iedem der beiclenvertragschliessenden Staaten eventuell zu er-
stimmungendes Titels III (D
lassenden Vor schrit'ten".
bilden) massgebendsind.) 1
Demzuiolgewurde die Fischereifreiheitwieder aufgehoben,es
erwächst aber den beiden Str
aber den beidseitigen Kontrahenten überlassen, Bewilligungen
die phgsische Integritat der
auch an die italienischen resp. schweizerischenEinwohfiet zu ar-
Bauten zu vermeiden und, solJ
teilen.
einander ins Einvernehmenz
Arn 2. Mai 1915 erliess der Bundesrat sodann eineVerordnung
Im Fischereivertragvon
betr. die Fischerei in den gemeinschaftlichena0) Gewässern,+r)
tion in dem Sinne, dass fiinzr
die alle BestimmungenaufzähIt (Art. 1), welch,efür die Fischerei
gelten (neben dem Vertrage und den Zusatzabkommendas Eidg., nahmerr zur freien Zirlrartafiq
hinderung der Verunreinigrmg
Fischereigesetzund dessenVollziehungsordnung).a2)
Dort, wo die Rhone dis
Die Verordnung des Bundasratesenthält sonst ausser Straf-
fischen, wer dazu durch die
bestimmungenbetr. Vergehen,die von den schweiz.Behörden ge-
Landes ermächtigt ist, aut des
mäss den Gesetzender Kantone Tessin und Graubündpn zl ahn-
Art. 271. Aus dieser Bes"-n
den sind, nur technische Bestimmungen.
die Mittellinie des Flusses ist
Diese Fischereiverträgebergen interessanteDetails, sind aber geschränktist durch eine Bw
in ihrer Gesamtheitnicht besondersbeachtenswert,wie die nun jenigen Landes, auf dessenTe
folgenden, die die Fischerei in der Rhone regeln.
Nach Kündigung dieser U
C. Die Rhone. des Krieges und der Nachkrie
Konvention abgeschlosscnwe
Den Fischereivertragvom 28. Dez. 1880, dessenIII. Teil die
Deren erster Teil befasst r
Verhältnisse am Doubs regelte,aa) haben wir in seinen haupt-
während die folgendenTitel a
sächlichenBestimmungen,die'sowohl für Doubs wie Rhone galten,
schonbetrachtet. Der Titel II enthält Bestimmungenbetr. die Zu' Es wird unterschiedenrui
der Arve mit ihren Zuflüsscn,
flüsse des Gentersees,die Rhone von ihrer Quelle im Wallis an
zur Gtenze, der Rhone als Gn
bis zu der französischenGrenze unterhalb Chancg, die Arve und
ihre Zuflüsse, sowie die andern G,ewässerauf dem Gebiete der dem Kanton Genf und dem De
beiden Staaten,mit Ausnahmedes Doubs. den Grenzbächen: Morge, Hm
don und Versoix.
Unter diesemTitel befindetsich aber nur ein Artikel (Art.11),
der die den beiden VertragsstaatenobliegendeVerpflichtung ent- Inbezug auf die ersteren I
hält, die Zerctörtng der Fische zu verhilen und deren Fortpflan- Verträgen, die Verpflichfung
zung zu begünstigen. Namentlich sollen sich die Staaten ver- men geg€n die Gewässerven
den Grenzgewässernbestimmt
+o)Ueber den Begriff,,gemeinschaftlich" siehe unten (Tessiner Seen).
4D AS 29, 131. ,,Niemund darf fischen, u
42) Interessant ist dabei Art. 2 des Decreto legislativo di modifi- vont Uferbesitzer in Franhrt
catione delle legge cantonale sulla pesca: All'art. 6 delle legge suddetta tonalen Behörde in der Sc
ö aggiunto il sequente paragrafo: ,,Il Dipartiqrento di Agricoltura potra Was heissen will, dass i
autorizzare le Municipalitä svizzere a rilascarc delle patenti anchi a
cittadini esteri non domicilati, e öhe. interessero esercitare Ia pesca nei
Behörde (Genf) eine Bewilligu
Laghi Maggiore e di Lugano purchö prestino garanzia sufficiante per 44) AS 21, g.
gli eventuali danni contravenzione." Das Fischen in den schweiz. Ho- ab) Uebereinkunft betr. die
heitsgewässern, bemerkt Doka (75 ff), ist also nicht mehr frei kraft in- von ihrem Ursprung bis zur Grer
ternat. Vereinbarung, sondern hängt für die auf ital. Boden. Domizil- ZPflüssen, vorn 28. Juli 1924, BB
ierten von einer Bewilligung des.Tessiner Landwirtschaftsdep. ab. nicht ratifiziert.
43) AS 6, 640.

84
pflichten, die durch ihre beiderseitigenGesetzgebungen zur Siche-
rung der fueien Zirkulation der Fische vorgesehenenMassnahmen
im ganzen Umfange der obgenanntenGewässerzu treffen.
Ein FischereirechtFrankreichs an den Flüssen besteht nicht,
da die betreffendenGewässernirgends die Grenze bilden (ausser
auf einer kleinen Strecke die Rhone, für welche aber die Be-
stimmungendes Titels III (Doubs und Rhone, wo sie die Crenze
bilden) massgebendsind.) Aus der Verpflichtung des Art. 11
erwächst aber den beiden Staaten die Pflicht, die chemischewie
die phgsische Integrität der Gewässer zu wahren, schädigende
Bauten zu vermeidenund, sollten Kraftwerke erstellt werden, mit-
einander ins Einvernehmenzu treten.
Im Fischereivertragvon 1904aa)erfuhr Art. 11 eine Redak-
tion in dem Sinne, dass hinzugefügt wurde, dass nebst den Mass-
nahmerr zur freien Zirkulation der Fische auch solche zur Ver-
hinderung der Verunreinigung der Gewässerzu treften seien.
D'ort, wo die Rhone die Grenze bildet, darf im Strome nur
fischen, wer dazu durch die zuständigen Behörden desjenigen
Landesermächtigtist, auf dessenTerritorium er fischt (Titel III,
Art. 27). Aus dieser Bestimmung geht hervor, dass die Crenze
die Mittellinie des Flusses ist und dass die Fischereifreiheitein-
geschränktist durch eine Bewilligung der Uferstaaten,bezw. des-
jenigen Landes, auf dessenTerritorium gefischt wird.
Nach Kündigung dieserUebereinkunft(1911) ging es, infolge
des Krieges und der Nachkriegszeit,15 Jahre, bis 1924 eine neue
Konvention abgeschlossenwerden konnte.a5)
Deren erster Teil'befasstsich mit der Fischereiim Genfersee,
während die folgendenTitel auf die Rhone Bezsg nehmen.
Es wird unterschieden zwischenden Zuflüssendes Genfersees,
der Arve mit ihren Zuflüssen, der Rhone von ihrem Ursprung bis
zur Grenze,der Rhone als Gr'enzfluss(die Rhonestreckezwischen
dem Kanton Genf und dem DepartementAin) und den nachfolgen-
den Grenzbächen:Morge, Hermance,Foron, Machillg, Laire, Lon-
don und Versoix.
lnbezug auf die ersteren Gewässerwird wieder, wie in allen
Verträgen, die Verpflichtung betr. Fischdurchzug und Massnah-
men gegen die Gewässerverunreinigung festgesetzt,während bei
den Grenzgewässernbestimmt wird (Art. 43):
,,Niemand darf fischen, wenn er dazu nirht vom Staat oder
vom Uferbesitzer in Frankreich und von der zuständigenkan-
tonalen Behörde in der Schweiz ermtichtigt ist.'(
Was heissen will, dass in der Schweiz nur die kantonale
Behörde (Genf) eine Bewilligung erteilen kann (an Schweizerund
44)AS 21, 9.
aQ Uebereinkunft betr. die Fischerei im Genfersee, in der Rhone
v o n i h r e m U r s p r u n g b i s z u r Grenze unterhalb Chancy, sowie in ihren
Zuflüssen,vom 28. Juli 1924,BBI 1924, III, 580. Von Frankreich noch
nicht ratiliziert.

85
Franzosen), während in Frankreich je nach den Eigentumsver- vorgelegt. Und zwar aus fo
hältnissen an dan Gewässernder Staat oder der Private die Fi- ligen Stande der Gesetzgeb
scherei den Petenten erlauben kann. nicht unter die Kategorie d
Auf die Rhone (als Grenzstrom) und die obgenanntenGrenz- konnte deshalb nicht die Ar
gewässerkommen nun auch die Art.35/41 des Vertrages zur An- dergelassenenAusländern rr
wendung, die die Polizeibestimmungenenthalten. Es heisst da- Gewässern einer Fischereiü
rin, dass dig Fischereiautsehereines jeden Staates die fehlbaren Gernäss den Bestimmungen
Fischer (die die geltendenVorschriften desjenigenStaates einzu- nun die Schweiz (Art. 4O)"
halten haben, in dessenGebiet sie den Fischfang ausüben,Art. 54 Fischereideliktesin den Cre
Abs. 2) über die Grenze in die G,ewässerdes Nachbarstaatesbis gemacht haben, zu verfolgen,
auf einen Abstand von 200 m vom Uier verfolgen und dort zur zergebiet begangen rvorden r
Beschlagnahme der Fische und Fanggeräte schreiten können. Behandlung der schweiz. S1
I{ommt diese Bestimmung für die Rhone auch zur Anwendung? in der Schweiz niedergelas
Man möchte Zweitel hegen, da es ausdrücklich heisst, dass die meiden, war es erf,orderlich
Verfolgung 2OOm vor dem fremdan Ufer (im See) einzustellen lieferung verlangt werden k<
sei, d. h. fremdes, festes Staatsgebietdarf nicht betreten werden. ermöglichen, die Bundesver
Da bei einem Strom andere Verhältnisse vorliegen, kann m. E. (Art. 48, Abs. 5 der Bundes
Art. 58 nicht angewendet werden. Er hat nur für die See-, Aus dem bisher Gesagte
nicht aber für die Flusspolizei Geltung. Diese darf augenschein- Verhältnisde am Doubs auch
lich nur auf dem Territorium des eigenen Landes ihre Funktionen fahren müssen, dass die Fi:
ausüben, und da es keine Bestimmung gibt, ginge es nicht an, Tessins und der Rhone und il
wenn sie die Delinquenten noch 200 m ins Innere des festen men solcher Fischereiabkom
Landes verfolgen wollte. Es kann dies auch per analogiam ge- staatensich Einschränkungm
schl'ossenwerden aus Art. 25 det Uebereinkunft betr. die Fische- solcher Abkommen ist die I
rei im Doubs, die von dem früher angewandten5 - km - Ragon Durch die Solidarität der Ufr
abgekommenist und bestimmt, dass die Aufseher, wenn sie sich
auf fremdem Territorium aufhalten, nur Rapporte über Contra- Diese ist, in vermehrte
ventionen etc. erstatten, abet keine Zwangshandlungenvornehmen urn noch viel grössere Wass
dürfen. Ich glaube, diese Bestimmung dürfte man auch auf die
Rhone anwenden,da Art. 58 sich in keiner Weise mit den Ver-
hältnisser an einern Flusse vereinbaren lässt.
Verdeutlichtwird auch die Strafverfolgung(Art. 40):
,,Ieder Staat verfolgt die in seinenGewässernbegangenenund
Die (
von den Fischereiuufsehern lestgestellten Uebertretungen vor
seinen eigenen Gerichfen." Die Schweiz besitzt we
Langen- und Luganersee.
Das folgt aus der Gebietshoheit (Kompetenz der Behörden
(Grenz-, Fischerei-, Schiffah
des Gebietsherrn,die seiner Gerichtsbarkeit rufen). Wurde die
fremden Staaten die Verhält
Uebertretungaber durch eine im Gebiet des andern Staateswohn-
regelt.
hafte Person begangen(Abs. 2), so verpflichüetsich dieser Staat,
die Uebertretung so zu verfolgen, wie wenn sie auf seinem eige- Wir haben hier nicht d
nen Gebiet begangenworden wäre (Prinzip der Stellvertretung, Seen zu schreiben.a8) Was
da der Rechtsbrechernicht ausgeliefert wird, wenn er nach ver- völkerrechtlichinteressanteTr
übtent Delikt sich wieder in seinen Heimatstaat begibt). Der mithin auf die Grenzen der
gleiche Grundsatz wurde schon in den Verträgen von 1891 und ztehen, darzustellen. Wenn I
1904 (Art. I bezw. 10) ausgesprochen. lo) vergl. BBI 1924,III, 580
Diese Uebereinkunftwurde, was hier beigefügt sei, im Gegen- 47)Die Verträge betr. des
satz zu den andern, der Bundesversammlungafi Genehmigung 48)vergl. Doka, Der Boden

85
vorgelegt. Und zwar aus folgendem Grunde: Nach dem dama-
ligen Stande der Gesetzgebungfielen die Fischereiübertretungen
nicht unter die Kategorie der Auslieferungsdelikte. Frankreich
konnte deshalb nicht die Auslieferung von in der Schweiz nie-
dergelassenenAusländern verlangen, die sich in französischen
Gewässern einer Fischereiübertretungschuldig gemacht hatten.
Gemäss den Bestimmungen der Uebereinkunft verpflichtet sich
nun die Schweiz (Art. 40), ihre Angehörigen, welche sich eines
Fischereideliktesin den Gewässerndes andern Staates schuldig
gemachthaben, zu verfolgen, wie wenn das Vergehenauf Schwei-
zergebiet begangenworden wäre. Um eine Ungleichhait in der
Behandlung der schweiz. Staatsangehörigeneinerseits und der
in der Schweiz niedergelassenenFremden andererseits zu ver-
meiden, war es erf,orderlich,dass bei Fischereideliktendie Aus-
lieferung verlangt werden konnte. Deshalb musste, um dies zu
ermöglichen, die Bundesversammlungden Vertrag genehmigen
(Art. 48, Abs. 5 der Bundasverfassung).+0)
Aus dem bisher Gesagten+z)ergibt sich, dass die besondern
Verhältnisse am Doubs auch eine besond,ereRegelung haben er-
fahren müssen, dass die Fischerei in den Grenzgewässerndes
Tessins und der Rhone und ihrer Nebenflüssenicht aus dem Rah-
men solcher Fischereiabkommen heraustretenund dass beide Ufer-
staatensich Einschränkungengefallen lassenmüssen. Hauptzweck
solcher Abkommen ist die Fischerei und der Schutz derselben.
Durch die Solidarität der Uferstaatenwird er err,eicht.
Diese ist, in vermehrtem Masse, notwendig, wenn es sich
um noctr viel grössere Wassermassen,die Grenzseen,handelt.

$E.
Die Grenzsccn.
Die Schweiz besitzt vier Grenzseen: B,odensee,Genfersee,
Langen- und Luganersee. Sie hat in zahlreichen Verträgen
(Grenz-, Fischerei-, Schiffahrtsabkommen)mit den angrenzenden
fremden Staaten die Verhältnisse auf diesen Wasserflächen ge-
regelt.
Wir haben hier nicht die Absicht, Monographien der vier
Seen zu schreiben.a8) Was wir an dieser Stelle wollen, ist,
völkerrechtlichinteressanteTatsachen,die sich auf diese Seenund
mithin auf die Grenzen der Schweiz und ihre Souveränität be-
Äehen, darzustellen. Wenn man die vielen abgeschl,ossenen Ver-
a6)vergl. BBI 1924,III, 580 IL
4?)Die Verträge betr. des Rheins: siehe $ 8, C.
ae)vergl. Doka, Der Bodenseeim internationalen Recht. 1927.

87
die Schiffahrt anbehifft, so
seesim allgemeinen,ohne R
grenzen, allerdings unter
treiben.
Es ist ein völkerrecht
Teile internationalar Strömc
vereinbartenGrundsätzeübe
obwohl Rhein und Rhone m
besltzen, sind sie der inte
natürlichen Beschaffenheil
geöffnet. Folglich unterlieE
der Internationalität, und r
Strecken in Verbindung steh
delsschiffen) aller Nationeu
A. De
1.(
Die Mitte des Sees bild
Einmündung der Hermance'
dung des M,orgebachesbei
trag (Schiedsspruch)I'om 3
und Bern, abgeschlossenat
,, .. . es solle die tVittc
stossender und gelegner I
in lrene Zirhh und Begri,
ten und heyteren rtIarch
Durch den Vertrag vom
Grenzverhältnisse etc. zwisd
schaft,s3) sowie durch die
Grundsatz seine Bestäti$ng
seither abgeschlossenen Verh
berührt, so dass die Mifte d
festgelegt zu betrachten isl
bestimmten Teiles, der unter
liegt nicht vor, denn es ist
angenommen,und der See z
bestimmteTeile, wie z.B- d
2.N
Wichtig und damit in Z
Neutralität des Genfersees,I
grenzseen überhaupt.
50)BBI 1904,I, 630.
5t) vergl. Hilty, II, 669
Doka. 27.
52)Eidg. Abschiede,I\', 2,
4r) te.sl' für das Folgende: Waldkirch' 263' Laband' B I' Reber' 53)Rep. trI, 817, OS I, 153
86, Strupp, Wörterbuch,l, l4l u' a' m'

88
die Schiffahrt anbetrifft, so können die Anwohner eines Grenz-
seesim allgemeinen,ohne Rücksicht auf den Verlauf der Hoheits.
grenzen, allerdings unter bestimmten Bedingungen, diese be.
treiben.
Es ist ein völkerrechtlicher Grundsatz, dass, soweit, Seen
Teile internationaler Ströme bilden, auch für sie die vertraglich
vereinbartenGrundsätzeüber die Schiffahrtsfreiheit gelten. Nun,
obwohl Rhein und Rhone unmittelbareVerbindung mit dem Meer
besltzen, sind sie der internati'onalen Schiffahrt, infolge ihrer
natürlichen Beschaffenheit, auf Schweizgrgebietnur aim Teil
geöffnet. Folglich unberliegendie nicht schiffbarenStreckennicht
der Internationalität, und deshalb stehen auch die mit diesen
Strecken in Verbindung stehendenSeen nicht den Schiffen (Han-
delsschiffen) aller Nationen otlen. 50)
A. Der Genfersee.
1. G r enze.srl
Die Mitte des Sees bildet seit altersher die Grenze, von der
Einmündung der Hermanceostwärts in den See bis zur Einmin-
dung des M,orgebachesbei St. Gingolph. Schon in einem Ver-
trag (Schiedsspruch)vom 50. Oktober 7564, zwischen Savogen
und Bern, abgeschtrossen zu Lausanne,5?)haisst es wörtlich:
:r . . . €s solle die l'titte des Seewesgegen vedentheils duran
stossenderund gelegner Lunden und Herrschaften, so wyt die
in Irene Zirh.h und Begriff richen, zu einer bestdndigenrech-
ten und heyteren ,March gesetzt und benambsetsin."
Durch den Vertrag vom 16. März 1816 betr. Gebietsabtretung,
Grenzverhältnisseetc. zwischen Sardinien und der Eidgenossen-
schaft,53)sowie durch die jahrhundertelangeUebung hat dieser
Grundsatzseine Bestätigung,gefunden. Alle über den Genfersee
seither abgeschlossenen Verträge haben die Grenzfragenicht mehr
berührt, so dass die Mitte des Sees als Grenze offensichtlich als
festgelegt zu betrachtenist. Realüeilung,d.h. Abgrenzung eines
bestimmtenTeiles, der unter die Oberhoheiteines Staateskommt,
liegt nicht vor, denn es ist die geographischeMitte als Grenze
angenommen,und der See zerfällt somit nicht in spezielle, ganz
bestimmfeTeile, wie z.B. der Bodensee.
2. Neutralität.
Wichtig und damit in Zusammenhangist die Frage nach der
Neutralität des Genfersees,wie nach der der übrigen Schweizer-
grenzseenüberhaupt.
50)BBI 1904,I, 630.
51)vergl. Hilty, II, 669, Blumer-Morel,l[l, 374, Schulthess,17,
Doka. 27.
52)Eidg. Abschiede, r \ , 2 , 1 4 7 7 .
53)Rep. trI, 817, OS I, 153.

89
Bei der Definition des Begriff'es ,,neutrale Gewässer" ist Die rechtliche Folge de
grundsätzlich zwischen neutralen Hoheitsgewässernund neutrali- Ausschlussvon Seebefestig
iierten M,eeresüeilen zu unterscheiden.5a) dergleichen Vorrichtungen r
Gemeinsam ist ihnen das negative Merkmal, dass sie nicht während im übrigen dessen
zum Kriegsschauplatzin völkerrechtlichemSinne gehören. Unter Seebeckens(von Hermance
den neutralen Hohaitsgewässern(die für uns allein in Betracht schieht
kommen) sind die Eigen- und Küstengewässerneuttaler Staaten Während des Krieges
zrt versiehen, die natürlichen Ströme und Kanäle, sowie die verstärkt, um eine Verletzrt
Binnenmeereund -se€fl. das gesamteSeegebietan de
Diesc Neutralisation kann unter den Staaten vereinbart wer- partizipierte, galt jede Verlr
den, d. h. es können vertraglich Seen, Flüsse und Kanäle ausser lelzung der schweiz. Neuh
Kampf, bezw. friedlich gesetzt werden. Flieger das Gebiet überflieE
porte auf demselben stattfir
Was den Genferseeanbetrifft, so ist einmal festzustellen,dass
Im Zusammenhangnun
lungen von Versailles 1919
NeutralisierungHochsavoge
densvertrageshiefür vorges
der Schweiz und Frankreicl:
Eine besonderevertragliche Abmachung, dass der schweizerische ausgesprochenenVerzicht d
Seeteil als solcher neütralisiert ist, besteht nicht. Die Neutrali- H,ochsavogensund auf die
sation folgt aber aus der vertraglichen Anerkenn{49 und völker-
-garantierten Befugnisse. Als Gegenleis
rechtlich Neutralität der Schweiz,s5) mit andern Anerkennungihr.er eigenenr
Worten: Signatarmächtedes Frieden
Als Teil eines weit grösseren Gebietes, das neutral erklärt Friedensvertragvom 28.Juni
worden ist, ist der schweiz. Abschnitt des Genferseesebenfalls zicht auf den Genferseeund
neutral.ne) tralisierten französischen T
Wie stand und 'wie steht es aber mit der der französischen spricht in seiner Botschaft
Staatshoheit unterliegendenandern Hälfte des Sees? vertrages zwischen den allii
Wir stossenauf diese Frage, weil wir wissen,dass durch den Deutschland niedergelegtere
wienerkongress und die Pariser Konferenz 1815 die Neutralität gierung vom 14. Oktober 19
auch auf die Provinzen Chablais und Faucigng in Hochsavogen in den Verhandlungendes N
ausgedehntworden ist. 57) Neutralität spielt die Neut
keine Rolle. Einzig Gelpke
Der tranzösische Teil des Sees bildet zugleich das Wasser-
gebiet der Provinz Chablais. Also wurde mit der Provinz ,,Dei Sprechendewünsc
Önanlais auch dieser Teil des Sees neutralisiert und somit reiclt r.vieder aulgenomm
das gesamte Becken des Genferseesals neutrales Gewässerer- Schweiz gewisse l(ompen:
klärt. Er wurde nicht etwa neutralisiert auf Grund eines angeb- weise wiiren zu lordern
gebietes und die Schaft'un
tes . . .", und Professor Zt
lisierung des Genlerseesv
barn nicht sehr an die Ehr
da an den Langenseehom
beanstandet w,orden.58) sie wissen, wie angenehm
54)Strupp, II, S, 117. pedobooteauf den See he
55)Fleiner. 708 ff. Uler bestrahlten, natürlich
56)Hiltv. XVII, 91 IL
5?)Fleiier, 7t5 ff. Hilty, IX, 202. 5e)BBt 1919,V, 165.
se) Hilty, II, 669 ff. 60)Stenogr. Bulletin, Nat.

90
Die rechtliche Folge der Neutralisation ist hauptsächlichder
Ausschlussvon Seebefestigungen, Kriegsfahrzeugen,Seeminenund
dergleichen Vorrichtungen von Seite des südlichen Grenzstaates,
während im übrigen dessenT'erritorialhoheit bis in die Mitte des
Seebeckens(von Hermance bis St. Gingolph) kein Eintrag ge-
schieht
Während des Krieges wurden natürlich alle Massnahmen
verstärkt, um eine Vetletzung der Neutralität abzuwenden. Da
das gesamteSeegebietan der perpetuellenNeutralität der Schweiz
partizipierta galt jede Verletzung des Seegebietesals eine Ver-
letzung der schweiz. Neutralität. Es durften weder feindliche
Flieger das Gebiet überfliegen, noch Waffen- und Truppentrans-
porte auf demselb,enstatttinden.
lm Zusammenhang. nun mit den Friedensvertragsunterhand-
lungen von Versailles' 1919 hat Frankreich die Beseitigung der
NeutralisierungHochsavogensverlangt. Die in Art. 435 des Frie-
densvertrageshiefür vorgesehenedirekte Verständigung zwischen
der Schweiz und Frankreich führte zu einem von den eidg. Räten
ausgespr,ochenen Verzicht der Schweiz auf die Neutralisierung
Hochsavogensund auf die ihr in jenen Provinzen zustehenden
Befugnisse. Als Gegenleistungwurde der Schweiz die erneute
Anerkennungihrer ,eigenendauerndenNeutralität durch sämtliche
Signatarmächtedes Friedensvertragesvon 1919 zuteil (Art. 435
Friedensvertragvom 28.Junil919. - Wie wirkte sich dieser Ver-
zicht auf den Genferseeund besondersauf den bisher auch neu-
tralisierten französischen Teil desselben aus? Der Bundesrat
spricht in seiner Botschaft betr. das in Art. 455 des Friedens-
lertrages zwischen den alliierten und assoziiertenMächten und
Deutschland niedergelegteAbkommen mit der französischenRe-
gierung vom 14. Oktober 19195e) nirgends vom Genfersee. Und
furden Verhandlungendes Nati'onalratesüber den Verzicht auf die
Neutralität spielt die Neutralisierung des Genierseessozusagen
keine Rolle. Einzig Gelpke (Basel) äusserte sich wie folgt:
,,Dei' Sprechendewünscht,dass die Verhandlungenmit Frank-
reiclt tvieder aulgenommercwerden in dem Sinne, duss der
Schweiz gewisse l(.ompensationengemacht werden. Beispiels-
weise wären zu. t'ordern: 1. die Neutralisierung des See-
gebietesund die Schalfung eines wirtschaltlichen Seefreigebie-
tes ...(', und ProfessorZürcher (Zürich) meinte: ,die Neatra-
lisierung des Genlerseeswäre doch gewiss dem grossenNsch-
barn nicht sehr an die Ehre gegangen. Die Herren, die hie und
da an den Langenseeleommenoder am Lago ll4aggiore wohnen,
sie wissen, wie angenelttnes w,ar, wenn die italienischen Tor-
pedobooteauf den See herauslahrenund die Scheinwerleralle
Uler bestrahlten,natürlich über die Grenze hinaus . . ." u0)
5e)BBI 1919,V, 165.
60)Stenogr. Bulletin, Nat.-Rat, 1919,S. 977 u. 981.

91
Allein diese Stimmen blieben vercinzelt. Der Rat erklärte die t'ranzösische ftegierun
den Verzicht auf die Neutralisierung, ohne sich des näheren mit von der Schweiz erhobenc
der Lage am Ganierseezu befassen. tWrichtenein anderes Abiit
Dies tat dagegenin gründlicherWeise der Ständerat.61) geeignet wäre, eben so seÄ
Dort stellte närnlicl-reine Kommissionsminderheitfolgende nügen, als der Eidgenosse
Anträge in Form eines Postulates: einen Ersatz zu bieten, ni
,rDer Bundesrat wird eingeladen,mit Frunhreich neue Ver- l. der Schweiz eine hlein
handlungen in lolgendem Sinne einzuleiten: de Ferret überlussent
a) Auf das Rechl der Schweiz zü.r militririschen Besetzung 2. Frankreich sich verpil
v.onHocltsavoyendarf nur verzichtet werden unter der Be- dem. Genfersee zu ha
dingung, duss die bisherige Verpllichtung Franhreichs, in beobachte;
der bisher neutralen Zone von Hocltsavoyen heine Be- 3. Franhreich sich dnzu l
lestigungen zu errichten, sowie aul dem ganzen Genfersee innerhalb eines bestin
leeine bewaft'netenScltilfe irgend welcher Art zu halten, Vuache, Lion und Sd
lortbestehen bletbt. Hieraaf habe der Bunt
b) Für den Verzicht der Schweiz aul ihre Rechte zur milittiri- schläge die ndtige Beruhi
schen Besetzung Hochsavoyenssind von Franhreich an- .... denn weil Frsnkreich
gemessenel(ompensationenzu erwirhen.'( desleile unter onerosemT
Aus der anschliessenden Debatte heben wir folgende Aeusse- schon auf iene angeblich
rungen hervor:62) za. Aul einem Gebiet t
Isler (Aargau): dritten Staate zustelte, und
,, . . . Aber der ganze See war bis heute überdies neutral.; cr neutraLisiert worden, dürfc
war in unsere Neutralilöt einbezogenund auf diese Neutralittit tern keine bewaffneien Sr
des Sees verzichten wir ia auch mit dem ietzigen Abhommen. werke errichtet werden."
Aucli hier würde die Scku,eizes freudig begrüssen,wenn Franh- Der Verzicht fand dage
reich.tatsächlichnoch weiter es bei dem Zustqnde beliesse,den diger, der sich wie folgt au:
es 1860 ihr ohne weiteresangebotenund seither immer belassen
hat, ndmlich h.eine Flottille auf dem französischen Teil.e des ,,Gewiss ist vom Geitht
heit von bewat'fnetenSch
Sees zu ltalten. Wir wissen ia schweizerischerseits ruohl, dass pathisches. Doch hat eint
wir eine Zusiclterungder Neutrulität bei den andern Greltzseen, Genlersee recht wenig Si
dem Bodensee,auclt tticht besitzen. Aber bei diesen andern tracht zu ziehen. Die gr
Grenzseenist uns eine Ne,utralisierung1603 und 1815 eben 13 km; mit andern lüortet
nicht gewährt worden, wiihrend wir sie beim Genlerseeerhielten. Häfen unter Feuer nehme
Zudem ltielten und hulten tatsächlich Deutschland und Oester- von Franhreich unter Feu
reiclt eine solche uns,gegenübervon ieher doch auch inne, aus
für eine ot'fensive arii!ler
freieru Stüchen. Also hollen wir hier wiederum von Franh- waft'neten Boote keine *.e
reich. dass es dem Genferseeauch hünltig aus freiem Entgegen- von Truppen aber yom :
kommen die Neutralitrit weiter gewährt, und ersuchenden Bun- würde die Begleitung du"
desrat, auch diesen Wu,nsch seinerzeit der französischen Re- besser sein, als wenn di,
gierung zu übermitleln.(' wären . . .c(
Dass aber 1860 nicht ohne weiteres die Neutralisierung zu- Das Postulat der Kono
gestanden wurde, erfahren wir aus dem Votum von Ochsner und, nachdem sich beide i
(Schwgz): zichl abgefunden hatten,ü5
,, ...Am 25. luni 1860 erliess der Bundesratin Sachen Sa- wie f,olgt: Die Neutralisier
voyerfrage die zweite Botschaft an die Bundesversammlung. gefallen inf,olge unseres Ver
Darin wird ausgeführt, durch Englund habe man ert'ahren, dass Frankreichs, auf dem franz
jenigen militärischen Massn
61) Stenogr. Bulletin, Ständerat, 1921, S. 494 ff.
62) Stenogr. Bulletin, S. 498, 504, 511. 63)AS 44, 39.

92
die französische Regierung sich bemühe, mit Urngehung der
van der Schweiz erhobenenAnsprüche (aut' Hochsavoyen) d.en
tl4iichtenein andercs Abfindungsmittel genehm zu machen,das
geeignet wtire, eben so sehr den europöischenInteressenzu ge-
nügen, als der Eidgenossenscltaft für die ihr garantiertenRechte
einen Ersatz zu bieten, nämlich dass:
1. der Schweiz eine hleine Berglinie von 'ÜIeilleriebis zum Col
de Ferret überlassenwerde;
2. Franhreich sich verpllichtet, heine bewallneten Schiffe auf
dem Cent'erseezu halten, sofern die Schweiz Gegenrecht
beobachte;
3. Frunkreich sich dnzu verstehenwürde, heine Festungswcrhe
innerhalb eines bestimmtenGebietes,das durch die Berge
Vuache, Lion und Salöve begrenzt wäre, zu errichten.
Hieraul hube der Bun,desratgeantwortet, dass diese Vor-
schltige die nötige Beru.higungnicht zu g'ewdhrenvermöchten,
.... denn weil Frunhreichdie neutralisiertensavoyischenLan'-
desleile unter onerosemTitel besitze, stehe der Schu'eiz ietzt
schon auf jene angeblichen Zugeständnisseein voll'es tlnrecht
zu. Auf einem Gebiet ndmlich, dessen Verteidigung einem
dritten Staqte zustehe,und das zugunstendiesesdritten Staates
neutralisiert worden, dürlen ohne die Einwilligung dieses letz-
tern. heine bewat'fnetenSchiffe gehalten und heine Festuttgs-
werhe errichtet werden."
Der Verzicht fand dagegenin Usteri (Znrichl einen Vertei-
diger, der sich wie folgt aussprach:
,,Oewiss ist vom Get'ü.hlsstandpunltt aus auch die An.wesen-
heit von bewallneten Schillen aul dem Genlerseenich.tsSym-
putltisches. Doch hat eine solclrc lranzösischeFlotte aul dem
Genfersee recht wenig Sinn und ist deswegen haum in Be-
tracht zu ziehen. Die grösste Breite des Genferseesbelrtigt
13 km; mit andern Worten: die Schweiz leannalle savovischen
Hälen unter Feuer nehmen, wie anderseitsalle schweiz.Htit'en
voi Franhreich unter Feuer genommen werden könncn. Also
für eine ollensive artilleristisclte Wirhung spielen diese be-
wat't'netenBoote heine wcsentliche RoUe. Für den Transport
von Truppen aber vom savoyischen Ufer nach der Schweiz
würdc die Begleitung durch bewallnete Fl,ugzeugesehr viel
besser sein, (tls wenn die Transportlahrzeuge selbst armiert
w ä r e n. . . ' (
Das Postulat der Kommissionsminderheitwurde abgelehnt,
lnd, nachdem sich beide Räte und das Volk mit dem Ver-
zicht abgefunden hatten,63) gestalüet sich die ietzige Lage
n'ie f,olgt: Die Neutralisierung des ganzen Genferseesist dahin-
gefallen inf,olge unseres Verzichtes, und es ist somit ein Recht
Frankreichs,auf dem französischenTeile des Genferseesdie-
ienigen militärischen Massnahmenzu treffen, die es als für ge-
63)AS 44, 39.
b,otenerachtet. Wir habenkein Recht mehr, dagegenzu prot@stie- Ein erstes Uebereinkom
ren. Wenn heute dieses Recht Frankreichs sicherlich ohne jeg- schlossen.an) Da es durch
liche Gefährdung der Schweiz ausgeübtwerden kann, so ist doch auf deni Genferseevom 10- I
im Falle einer dventuellenzukünftigen kriegcrischenVerwicklung und da das neue Abkommen
Frankreichs und Italiens der nicht mehr neutralisierte Teil des sei nur dieses in seinen wi
Sees nicht ohne Gefahr für die Schweiz, bezw' das gegenüber- Art. 1 lautet:
liegende Ufer und dia Stadt Genf. Es wäre bessergewesen--
,,Zur Aust'ührung eincs ,
auöh wenn direkte feindliche Einwirkungen heutzutagenicht mehr sonentransportsin den sch
zu befürchten sind - wenn Frankreich die Neutralisierung noch schift'e eines von der B,
weiterhin zugestandenhätte. sionsahtes, der die Beding
schiffahrt mit Rücksicht at
ordnung betr. den Bekieb r
5. Schiffahrt. Art. 42 ff.; oz; ,,f)ie fran
die in den t'ranzösischenG
Kraft seiner Souveräniiat erlässt jeder Staat Bestimmungen, Bestimmungen zu unleru,e
nach denen er auf seinen öffentlichen Gewässern die Schiffahrt
ausgeübt wissen v.rill. Berührt das öffentliche Gewässerin sei- Das nunmehr aufgehobe
ner Länge oder Breite das Gebiet mehr als eines Staates, so vigation sur le lac Löman voE
folgt daraus, dass eine internationale Regelung an Stelle der na- reich und Genf, Wallis und
genossenschatt abgeschlossp
tionalen treten muss. Es werden SchiffahrtsverträgeabEeschlos-
sen, die alle diejenigen Bestimmungenenthalten, welche notwen- ung. Damit wurde implicite c
dig sind, um den Verkehr auf dem internati'onal'enGewässerin Dampf schiff e schweiz.SeeEe
mehr odel weniger weitem Umfange den Untertanen der An- wie die schweizerischen,die X
gekehrt gilt für die schrrei
liegerstaaten gewähren zl könmen.
stimmungensind aufgestellt
Man kann einen Unterschied machen zwischen Schiffahrts- und anderer im ersten A-bs
verträgen und Schiffahrtsordnungen. Letdere enthalten die Aus- Segelschiffe und Ruderschit
führungsbestimmungen zu den internationalenVerträgen' Je, nach diese Fahrzeuge einer Bewil
Bedeutung eines Gäwässersenthalten aber schon die grundlegen- Art. 4a des Vertrages
den Verträge die notwendigenpolizeilichenAnordnungen.Ga) eines Dampfschiffes, welche
Neben diesen Verträgen und Verordnungen treffen wir auch Reisenden und Waren benu
des öftern reine Polizeiverordnungenan (Schiffahrtspolizei), in- kompetentenBehörde (in Fr
gestellten Schiffahrtsbewillig
dem sich bei internationalenGewässerndie Tendenz zeigt, gleich-
die selbstverständlicheBedin
uferstaaten in der ihm eir
ligung auch in den Gewäss
solle. Jeder Inhaber einer
schiffbetrieb ist z. B. gehalta
gierungeninbezug auf die Sc
ten Agenten im ganzenUmfa
kerrechtlichen verträgen, in Landesgesetzenoder in Polizeiver- unentgeltlich aufzunehmenur
ordnungen. Sie haben ztTm Gegenstand meistens die Schiffe sionär Angestellte ein (Ber
geben diese zu ernstlichenK
selbst, die Sicherheit des Wasserwegesund die Regelung des
Schiffsverkehrs,also meistenteilstechnischeBestimmungen. 65)AS 10, 111,Wolf, II, 1(
66)AS 19, 281.
Wie ist nun die Schiffahrt auf dem Genferseegeregelt? 6?)AS 19, 1.
68)vergl. Doka, S. 62.
o+) Schiffahrtsverordnung für d-en Bodensee, für den Untersee und
'Uebereinkunft 69)Ueber I(onzession Yerg
Rhein: betr. den Genfersee.

94
Ein erstes Uebereinkommenwurde am 9. Juli 1887 abge-
schlossen.6s) Da es durch das Abkommen betr. die Schiffahrt
auf dem Genferseevom 10. N,ovember1902 aufgehobenwurde,66)
und da das neue Abkommen nur technischeAenderungenenthält,
sei nur dieses in seinen wichtigsten Bestimmungenerörtert.
Art. 1 lautet:
,,Zar Ausführ,ung eines regelmtissigen und TteriodischenPcr-
sonentransportsin den schweiz.Gewdssernbedürlen die Dampf-
schiffe eines von der Bundesbehörde aulgestellten I(onzes-
sionsahtes,der die Bedingungen enthält, welchen die Dampf-
schilfahrt mit Rüchsicht auf den Bund unterworlen ist.(( (Ver-
,ordnungbetr. den Betrieb von Dampfschiffenvom 18. Mai 1896,
Art. 42ff.; 021 ,,f)ie lranzösische ftegierung behrilt sich vor,
die in den lranzösischenGewässernfahrenden Schille analogen
Bestimmungenzu unlerwerfen.'(
Das nunmehr aufgehobeneröglement international de Ia na-
vigation sur le lac Löman vom 50. November1886 zwischenFrank-
reich und Genf, Wallis und Waadt, unter Genehmigungder Eid-
genossenschaftabgeschlossen, enthielt in Art. 1 dieselbeBestimm-
ung. Damit wurde implicite anerkannt,dassauch die französischen
Dampfschiffeschweiz.Seegebietbefahr,endürfen,nur benötigensie,
wie die schweizerischen, die Konzessiond,erschweiz.Behörde. Um-
gekehrt gilt für die schweiz. Schiffe dasselbe. Besondere Be-
stimmungensind aufgestellt hinsichtlich der Vergnügungsdampfer
und anderer im ersten Abschnitt nicht erwähnten Dampfschiffe,
Segelschiffe und Ruderschiffe. Das Wesentliche ist, dass auch
diese Fahrzeuge einer Bewilligung bedürfen.68)
Art. 4a des Vertrages sagt dann, dass jeder Eigentümer
eines Dampfschiffes, welcher dasselbe f ür den Transport von
Reisendenund Waren benltzen will, im Besitze einer von der
kompetentenBehörde (in Frankr,eichdurch den Präfekten) aus-
gestellten Schiffahrtsbewilligung sein muss, und schliesst daran
die selbstverständlicheBedingung, dass die durch einen der See-
uierstaaten in der ihm eigentümlichen Form erteilte Bewil-
ligung auch in den Gewässern des anderen Staates gültig sein
=ollg.- ]eder Inhaber einer solchen Konzession6e) für Dampf-
schiffbetriebist z.B. gehalten(Art.5), die durch die beiden Re-
gierungerrinbezug auf die Schiffahrt und die Fischereibezeichne-
ren Agenten im ganzen Umfange des betr. Gebietes(Dienstbezirk)
urnentgeltlichatlzunehmen und zu befördern. Stellt der Konzes-
>ionär Angestellte ein (Bemannung eines Dampfschiffes) und
gebendiese zu ernstlichenKlagen Anlass, oder erweisen sie sich
65)AS 10,171,Wolf, II, 1020.
66)AS 19, 281.
6?)AS 19. 1.
68)vergl. Doka, S. 62.
69) Ueber Konzession vergl. Fleiner, Verw. Recht, 1922,317 tr,

95
als unfähig zur Erf üllung der Dienstobliegenheiien,so haben die 4.
Regierungender Schweiz (resp. die R,egierungender Uferkantone)
und von Frankreich (resp. die Präfektoralbehörde)das Recht, die Die Hauptfrage ist hia
Entfernung dieser Angestellten zu verlangen (Art.26). Itechte der Uferanwohner?
Neben technischenBestimmungenheben wir noch die Art. 58 Antwort geben die ren
und 40 hervor. Ein erstes Abkommen
geschlossen.zr; Grundlega
Art. 58:
, ,,Niemand darf anders
und ihre Schiffsleutemüssen im
,,Auc/t die Bootsvermieter bender Angelsch'nur uüs
Besitze einer Bewilligung sein, welche durch die hompetenten l
einer yon der hompeteit
Amtsstellen in den Ulerhantonen . . . . erteilt sein müssen." erlaubnis ist.ß
Art. 40: Daraus geht nicht heru
,,Diese Behörden setzen auch die Bedingungen fest, v,elche
zu erlüllen haben,und ordnen alles, was aul die
die .llLietsboote
Einschreibung und Eichung der Boote Bezug hut."
Diese Uebereinkunft sagt dem Juristen nicht sehr viel. Es
ist eine reine Schiffahrts- und Hafenordnung mit den unzähligen
Vorschriften über die versehiedenenArten von Schiffen, über das - - 1904, am 9. JVIärz,wr
schlossen,z+'1in die der Art
Anlaufen in den Häfen u. a. m.70)
nommen wurde, versehen m
Polizeireglemente bezüglich der auf ihrem Gebiete gelegenen
Häfen und Reeden können die betr. Regierungen natürlich er- ,,Wer wegen Fischereit
keine F ischereibewilligung
lassen, soiern diese Reglementenichts enthalten, was dem inter-
chen( glysfe verbüsst"hai-
nationalenVertrage zuwiderläuft (Art. 77), d.h. die Uferstaaten
sind in der Ausgestaltungihrer Irokalvorschriftenfrei. Sie haben
diese aber den beteiligtenRegierungenzur Kenntnis zubringen.zr)
Ausset dem Prinzip, dass der See den Angehörigen beider
Uferstaatenzur freien Schiffahrt offen steht, enthalten Abkommen
und Reglementenur technische,uns hier nicht weiter interessie-
rende Vorschriften.
?0) vergl. z. B. das Verbotsrecht in Art' 74: Die Zufahrten zu den
Landungsplätzen müssen irnrner offen gehalten werden und alles ist
zu vermeiden, was ein Hindernis für den freien Verkehr und die Ma-
növer der Dampfboote bilden könnte.

see von'den beiden Staatene,


ausgearbeitet,dessen Anwend
Kommens von 1904 wesenfli

, ^ 7 2 t _ D ad i e g l e i c h e n A b k o m r
o - e n " D o u b sG e l t u n g h a t t e n , i n s b <
\ ert o Ig^ung_von Fischereir.ergehet
73) AS 6, 640.
74)AS 21, 9.
?5) vergl. Wessel, im
\'örte

96
4. Fischerei.
Die Hauptfrage ist hier auch wiederum die: welchessind die
Rechte der Uferanwohner?
Antwort geben die verschiedenen Abkommen.T2)
Ein erstes Abkommen wurde am 28. Dezember 1880 ab-
geschlossen. ?3) Grundlegend ist Art. 1 :
,,Niemand darf anders fischen als mit ruhender und schwe-
bender Angelschnur aus freier Hand, wenn er nicht im Besitz
einer von der hompetenten Behörde ausgestellten Fischerei-
erlaubnis ist."
Daraus geht nicht hervor, ob die beidseitigen Uferanwohner
zum Fischfang auf dem ganzen See berechtigt waren; da der
Vertrag nichts anderes sagt, muss man es verneinen.
Forum delicti commissiund lex fori Eelfenauchhier (Art.10).
Die technischenBestimnungen, betreffend die Ausübung der Fi-
scherei,sind nicht von Belang.
1904, am 9. lV\ärz, wurde eine neue Uebereinkunft abge-
schl,ossen,7+) in die der Art. 1 des Abkommensvon 1880 über-
nommen wurde, versehenmit folgendem Zusatz:
,,Wer wegen Fischereivergehenbeslralt worden ist, hann
heine F ischereibewilligung erlangen, bevor er die ausgespro-
chene Strale verbüsst hat.'(
Wenn es nun heisst, dass die beiden Staaten sich verpflich-
ten, diejenigen ihrer Angehörigen, welche auf dem Gebiete des
andern Staabesein in der l-lebereinkunftvorgesehenesVerbrechen
begangenhätten, gerichtlich zu verf'olgen,und wenn gesagt wird,
dass die Fischereiaufseher befugt seien, die Delinquenten5 km
weit über die Landesgrenzezu verfolgen, so könnte man meinen,
dass auf Grund diesesArt. 10 die Fischerei von jedem Fischer
auf dem ganzen See ausgeübtw,erdenkönne..?5)
Art. 10 kann auf diesenIrrtum führen; keineBestimmungdes
Vertrages,auch nicht Art. 1, sagenetwas über die Berechtigung
zum Fischfang beider Uferbewohnerauf dem ganzen See aus.
Art. 10 hat somit nur Uebertretungen im Auge, die begangenwer-
den, wenn sich clie Uferanw,ohner,sträflicherweise, über die
Grenzebegebenhaben. Dies geht auch hervor aus dem 5 Jahre
später erfolgten Abschluss einer Spezialkonvention.Denn im
Jahre 1909 hatten die zur Ueb,erwachung der Fischereiim Genfer-
see von den beiden Staaten ernannlenKommissäreein Reglement
ausgearbeitet, dessenAnwendung zur Kündigung des Ueberein-
liommens von 1904 wesentlich beitrug. Dieses Reglement sah
zz) Da die gleichen Abkommen auch in einigen Bestimmungen I u r
'1en Doubs Geltung hatten, insbesondere die Vereinbarungen betr. d i e
von Fischereivergehen, fassen wir uns hier hurz.
"-erfolgung
73) AS 6. 640.
?4)AS 21. 9.
75) vergl. Wessel, im Wörterbuch des Völkerrechts, 311

97
;+
vor. ?6) dass die Fischer des einen Staates die Ermächtigung zum ser Ansicht widersetztensi
Eischfäng in den Gewässerndes andern Staateserlangen konnten- energisch,so dass es beim
ni* nntüinlten die Verträge von 1880 und 1904 diese Erlaubnis Die Art. 3134 enthaln
Fischereigerätschaften,ÄIi
Massnahmenzum Schutze
der Gewjisseretc.). Art
sichtspunktschon betrachte
reiaufseher eines jeden Sü
Fischern nicht beachbetwürden.?8) nennen Fischereiaufseher
in die Gewässer des Nach
2OOn vom Ufer verfolge
Fanggeräteund Fische sch
des Wassersanbelangt,so r
in andern Abkommen (fu
der Substanz eines Grena
stimmung der sämtlichen In
das Projekt auftauchte, de
Paris anzuzapfen, so hätt
Unternehmenangefragt we
Aus dem Verbot der H
stimmung der übrigen l_If
Seespiegelregulierung nur g
Dieses Prinzip ist durchbri
Genfersees1877. Infolge de
daher als unerlässlich. sen die Kantone Waadt, U
Deshalb wurde 7924 eine neue uebereinkunft betr. die Fi- traglich an die Hand neht
am 28. Juli 1924'7s)
scherei im Genferseeabgeschlossen, den Verhandlungen,surde
Unterm 17. Dezember
Uebereinkommen concerna
de l'öcoulementdes eaux dr
Nichtteilnahme Frankreichs
Iegung, dass die projektie
müsse, und fährt fort: unerheblich berührte, ande
gemeldet. Dies geschahsp
sorgung des beweglichen \
revidiert werden sollte: da
sent 'ebenfallsbeigezogenz
Schiffahrt und Fischen
hältnismässig einfache Reg
wohl deshalb, weil die Gr
'keine
stand und Veränderu
klare Verhältnissein Bezug
Viel schwieriger und vr
nisse bei den Tessinerseen,
?6)vom 20. Januar 1909,AS 25,578.
?0 AS 27. 32. 80) Hilty, V, 667.
78)BBI 7924,Ir1,573. gl) 1877,rr,139/40.
zo;BBI 1924,IIr, 580. sz;E-Bl
BBt 1895,I. 555.

98
ser Ansicht widersetztensich aber die schweizerischenDelegierten
energisch,so dass es beim reinen Territorialprinzip verblieb-.
.Dia. Art-_3134^enthalten technischeBestimmungen(zulässige
Fischereigerätschaften,Mindestgrössen der Fische, Schonzeite-n,
Massnahmenzurn Schutze gegen Verunreinigung und Vergiftung
der Gewjisseretc.). Art. Sl,-Oen wir untei e{nem anderän Gel
sichtspunkt schon betrachtethaben (Rhone) sagt, dass die Fische-
reiaufsehereines jeden Staates (Art. 55: die-beiden Staatener-
nennerLFischereiaufseher)die fehlbaren Fischer über die Grenze
in die Gewässer des Nachbarstaatesbis auf einen Abstand von
200 n vom Uf,er verfolgen und dort zur Beschlagnahmeder
Fanggeräteund Fische schreitendürfen. Was die Integrität
des Wassersanbelangt,so sind die Bestimmungendie gleichei wie
in andern Abkommen (Art. 28[Sl). Grosse Veränderungen in
der Substanz eines Grenzwasserbeckensdürfen nicht ohie Zu-
stimmungder sämtlichenInteressentenvorgenommenwerden. Als
das. Pr,ojekt auftauchte, den See für die Wasserversorgungvon
P-aris anzuzapfen, so hätte die Eidgenossenschaftübör äieses
Unternehmenangefragt werden müssen.80)
Aus dem Verbot der Hebung und Senkung des Sees ohneZu-
stimmung.der-.übrigen Uferstaatenergibt siih auch, dass eine
Jeesplegelregullerungnur gemeinsamvorgenommen
-bei werden kann.
Dieses Prinz_ipis-t durchbrochenworden der Regulierung des
Genfersees1877. lnfolge der Hochwasserkatastrophe ion 1gzllies-
sen die Kantone Waadt, Wallis und Genf die Regulierung ver-
tragliqh an die Hand nehmen. Frankreich partizi{iertre niötrt an
den Verhandlungen, wurde auch hiezu nictrt einfeladen.s1)
Unterm 17. Dezember 1884 wurde dann ein interkantonales
uebereinkommen concernant la correction er la rögularisation
de l'öcoulementdes eaux du Löman abgeschlossen.Die clamalige
Nichtteilnahme Frankreichs lässt sich erklären aus der uebei-
legung,-dass die projektierte Regulierung seine Interessennur
unerheblich berührte, anderseits hätte es sich sicher zum worle
gemeldef, Dies geschahspäter, als das Reglement über die Be-
_ -Entlastungsschleusen
sorgung des beweglichen wehres und der
revidiert werden sollbe: da wünschte Frankreich, als l[itintetur,
sent ebenfallsbeigezogenzu werden.82)
Schiffahrt und Fischerei auf dem Genferseehaben eine ver-
hältnismässig einfache R_egelunggefunden; in der Hauptsache
irohl deshalb, weil die Grenze'schon seit altersher genai fest-
stand und keine veränderung erfuhr, und weil aussörordentlich
klare Verhältnissein Bezug aut die Lage des Sees vorliegen.
schwieriger und verwickelter slnd dagegen die \ierhält-
. Vjnl
:isse bei den Tessin,erseen, denen wir uns ztw-enden.
sol Hilty, V, 667.
8D BBI 7877,II,139/40.
82)BBI 1895,I, 555.

99
! B. Die Tessinerseen. das G,ewässereidgenöss
dischen Ufern nach der .&
1. Gr enzen. mailändischenUfern (Arn
An der gemeind-eidgenössischen Tagung vom 1. Juli 1576 ländisch taxiert. Ueber
erstattete Alexander Lago von Lauis (Lugano) Bericht, wonach nicht ausdrücklich. Doct
'und dem
zwar ein, über die Landmarchen zwischen dem eidg. mentes von Varesevom 6
mailändischenGebiet getroffener Vergleich in bester Meinung ge-
Betr. des Langensee
schehen sei; trotzdem sei er nachteilig, indem dieser See ganz
Uferpunkte massgebendfi
den Eidgenossen gehöre, d. h. der Landschaft Lauis, während,
wenn man den Mailändern irgend ein Recht einräurne,der freie In der schweizerisch
stellung der Grenzen N,
Kauf verwehrt sei. Man bitte daher, den Verkauf nicht zu ak'
zeptier'en. Worauf die Mailänder Gesandten erwiderten: ,,ES an einigen Stellen, wo di
trag von Varese hingewie
seien alle Anstände zr,vischendem Herzogtum Meiland und der
LandschaftLauis, mit Ausnahmejener über den See ... . durch Diese Stipulation vor
die beidseitigen Abgeordneten vertragen worden; man möchte gültig geblieben, denn dt
nur zur Ausgleichung auch dieser beiden n,ochstr'eitigenPunkte der Bundesrat nimmt zt
Abgeordnete senden." Die Gesandtenvon Uri, Schwgz und Un- irgend welche Grenzmix
terwalden wollten aber dem Begehren von Lauis nicht ent- So schreibter z.B.:s
sprechen. ss)
,,An Hand besteltend
Wir ersehenaus diesem Bericht, dass seitens eines einzelnen von Varese und des lrt
Staates die ausschliesslicheTerritorialhoheit über einen inter- 1861 haben wir (rier tex
nationalen See behauptet worden ist, allerdings ohne Erfolg. aut' dem Luganersee di
(Vergl. auch Grenzanstandbei Tresa 1597, zwischen Mailand gemäss allgemein anerh
und der Eidgenossenschatt. Absch.V,1557, Art. 507).84) der Mitte des Sees sirt
Die Tagsata)ng vom 7. November 1604 brachte keinen we- in verschiedenem Besit
sentlichen Fortschritt bezüglich der Jurisdiktionsverhältnisseam überdies ein allgemeiner
Luganersee(Gebietshoheitund Jurisdiktion wurden nicht ausein- X|,2, S. 5) im Etnüanl
andergehalten.) Finmal heisst €S, dass die ,,Jurisdiktion auf und Flüssen die tVitte
dem Lauiserseean den Orten, wo das eine Ufer zum mailändischen, sprecltender Gegentheil
das andere zum eidg. Gebiet gehört," ietzt rnch nicht erörtert {enessen bescheinenköt
werden könne, dann wieder: ,,das streitige Gebiet ... soll bis in gehörte.'t Auf unsern I
die Mitte des Sees zur Jurisdiktion der Eidgenossenschaftge' Grenzen ebenfalls in d
hör,en85) beiden Staaten Uferans
1604 erklärte ein Abkommen, die Ausübung der Fischerei So waren die Grenz
in den ,,neutralen Gewässern" sei beiden Staaten gemeinschaft- immer noch eine Unklarhc
lich, liess aber die Frage der Gerichtsbarkeitin der Schwebe. schen schweizerischenund
Durch ein weiteresAbkommen vom 27. September1678wurde wie der Vertrag sagt, die
vereinbart, dass in diesen Gewässerndie Gerichtsbarkeitvon jeder eine Teil des Sees somit
Partei im Wechsel je eines Monats ausgeübtwerden solle. war, wurde der Beqriff de
Die schliesslicheRegelung geschahdann aber im VertraE;der bildet und gesagt, dass e
Eidgenossenschaft (resp. der regierendenStände) mit Mailand, dass auf diesem neutralisi
abgeschlossen zu Vareseam 2. August 7752.86) Verhaftung wegen Zollufu
Der Vertrag bringt eine ins Einzelne gehende Gtenzziehung
auf das Gelände,wie auf den See,w,obeidie Hoheit der Anlieger- Auch Hiltg so; sprich
dass es zweifelhaft sei, ob
staaten derart bestimmt wurde, dass bei beidseitig schweiz.Ufer
s?)AS 7, a. F. 211. (19
$) vergl. Doka, 27. 88)BBI 1897,V, 213.
8a) Schulthess. 16 IT.
85)Abschied v, 1, 1560, No. 315/16. I, No. 9g II, I
!!) _S_qJis,
eo) Hilty, IIl,76l.
a6) vergl. Graffina, S. 62 ff. Abschiede, VII, 2, 908/09' No. 471'

1m
das Gewässereidgenössisch,bei einseitig schweiz. resp' mailän-
dischen Ufern nach der Mitte geteilt sein sollte' Bei beidseitigen
mailändischenUfern (Arm von Porlezza) wurde der See als mai-
ländisch taxiert. Ueber die Gerichtsbarkeit sprach der Vertrag
nicht ausdrücklich. Doch bestätigte die Fortsetzung des Regle-
mentes von Varese vom 6. August 1754 die Abmachungvon 1678'
Betr. des Langenseeswurde vereinbart, dass die beidseitigen
Uferpunkte massgebendfür die Teilung seien.
In der schweizerisch- italienischen Uebereinkunft betr. Fest-
stellung der Grenzen zwischen der Lombardei und dem Tessin
an einigen Stellen, wo dieselbe streitig ist, wurde auf den Ver-
trag von Varese hingewiesen.s?)
Diese Stipulation von Varese ist bis auf den heutigen Tag
gültig geblieben, denn der Vertrag ist nie aufgehobenworden;
der Bundesrat nimmt zu verschiedenenMalen, wenn es sich um
irgend welche Grenzzwischenfällehandelt, auf ihn Bezug.
So schreibter z.B.:88)
,,An Hand bestehenderVerträge, insbesonderedes Vertrages
von Varese und des Vertrages über die Grenzregulierungvon

überdiesein allgemeinerTagsatzungsbeschluss von 1681(Absch'


Xl,2,5.5) im Einhlang, der sugt: ,,Dussdie '44arche in Seen
und Flüssen die tl4itte sein soll, es wtire denn, dass ein an-
sprechenderGegentheit mit Briet' und Siglen wider die Eyd'
genossenbescheinenhönnte, dass ihm selbige ganz allein zu-
gehörte.u Auf unsern l(arten, Dulour und Siegfried, sind die
Grenzen.eben\atts in der tVlitte des Sees bezeichnet,wo die
beiden Staqten Uferanstössersind.q
So waren die Grenzen klar festgelegt. Indessen bestand
immer noch eine Unklarheit betreffend den Gewässern,die zwi-
schen schweizeischenund italienischenUfern liegen. Statt dass'
wie der Vertrag sagt, die Mittellinie die Grenze bildet, und der
eine Teil des Sees somit schweizerisch,der andere italienisch
war, wurde der Begriff des ,,lago pr,omiscuo",gemischterSee,ge-
bildet und gesagt, dass er beiden Länd,ern gemeinsamsei und
dass auf diesem neutralisierten Gebiete weder Zollkontrolle noch
Verhaftung wegen Zollübefiretungen stattfinden dürften. 8e)
Auch Hiltg 0o; spricht vom ,,gemischtenGebiet" und sagt,
dass es zweifelhaft sei, ob auf diesem Seeteile die Grenze durch
87)AS 7, a. F. 211. (1861.)
esl BBt 1897,V, 213.
ee; Salis, I, No. 99, II, 394.
so; Hilty, III, 761.

101
;".-:$sfF r

eine ideelle, die Mitte des Sees durchschneidendeLinie gebildet B e i mL a n g e n s e e s


werde, odar ob der ganze See neutralesoder ,;gemischtes"Gebiet Seeteil vom grössen italir
sei. (Also noch eine weitere. Unterscheidung!) und Brissago ab. Komp
Die vertragsmässigeRegelung,obwohl eine solche eigentlich, wegen, nie ergeben.
was die Grenzeanbetrifft, nicht nötig gewesenwäre,wurde erst ge-
i{ schaffenim Schiffahrtsvertragauf demLangen-und Luganerseevom 2.
22. Okt.l925.sLl Tn diesemAbkommenwird nämlichin Art.5 gesagt, a)
i. dass jeder der vertragsschliessendenStaaten die Oberaufsicht
über die Schiffahrt in den innerhalb seiner eigenen politischen Eine erste Uebereinku
Grenzet liegenden Gewässern ausübe. Dadurch wurde der Be- Regierung am 25. April 1
griff der ,,gemischten Gewässer" beseitigt und der Grundsatz Sie drückt klar aus, d
festgelegt, dass jede Partei im Besitze der vollen Ausübung ihrer ist:
Staätshotreit über die innerhalb ihrer politischen Grenzen liegen- _ ,,Qie Schilfahrt ae dt
den Gewässernstehe, d. h. in denjenigen Teilen des Luganersees, Punkte desselbensteht a
wo ein Ufer schweizerischund das gegenüberliegendeUfer ita- überhaupt ieglichen Fat
lienisch ist, bis zu der idealen Mittellinie des Sees, die die Gtenze der EidgenossenschaftI
zwischen den beiden Staaten lildet. e2) scltit't'e des einen wie ä
Htit'en des Sees zu land
In den Einleitungsworten zur Botschaft über den Vertrag und auszuschift'en, ohnc
sagt der Bundesrat nochmals,das die betr. Vereinbarungeneiner ren oder irgend welchen
gewissenRechtsunsicherheitein Ende selzten,die ihre Ursachein
den.'( (Art. I.l
der Ungenauigkeit der alten Verträge hinsichtlich der Ausübung
Also völlige Schiffahr
der Staatshoheitüber die zu Unrecht sog. ,,gemischten"Gewässer
finde. Diese Uebereinkunft b
Uns scheint mit Doka (S. 29), dass die Rechtsunsicherheit sant, dass in Bezug auf c
vielmehr den Zoll-, Polizei- und lVlilitärdienst in den engen Ge- sich zugleich auf beide See
'wässern, keineswegs aber eine Unsicherheit über die Lage der wurden, "dass es über d{
politischen Grenze betraf, obwohl zu sagen ist, dass die acque einer allumfassendenKor
promiscue auch bei hervorragendenStaatsr'echtlern(Salis, Hiltg) Schwierigkeitenbezüglich r
eine Rolle spielten. lizeiverhältnisse auf dem
nicht dasselbeBedürfnis, ir
D i e F r a g en a c hd e r N e u t r a l i s a t i o n kannso beantwortet gen, wie für den Fischbest
werden, dass das Gebiet zwischenden beidan verschiedenenUfern Vertrag von Varesege"rrEa-
nicht neutralisiert ist, bezw. nur der schweizerischeTeil des Ge- ernruntt von 1860 ztnn gro
wässers" CrenznachbarlicheVerhäItnisse führten natürlich von Sie wurda trotzdem von ita
selbst dazu, einen zwischenstaatlichen, internationalenVerkehr auf
'dem ten angerufen,um sich ber
See einzufihren, ohne rigoros die Grenzen inne zu halten. - schen Zollverwaltung nt a
Aber festzuhalten ist: die Mittellinie bildet die Grenze, und bestritt z.B. dem ZöllAqa
nur der schweizerischeTeil ist neutrales Gebiet. ihm die Fahrplanentwürfer
So verlaufen also die Grenzenheute folgendermassen:,
Zwischen Ponte Tresa und Morcote ist der Luganerseein
der Mitte geteilt. Die Buchten von Porto Ceresio und Porlezza
sind ausschliesslichitalienisch. Am mittleren Teil des Sees be'
findet sich die von sch'uveiz. Gebiet umschlosseneitalienische En-
klave Campione. Die Bucht von Ponte Tresa diesseits der Linie
Ponte Tresa-Torr'ozzaund der ganze Seearmvon Agno sind aus-
schliesslichschw,eizerisches Gebiet.
e1)AS 43. 300.
ezrvergl.-BBl 1923,III, 482 ff. eb)vergl. BBI 1905,II, g7

702
BeimLangensee schneidetdie Grenzeden schweizerischen
Seeteil vom grossen italienischen in der Strecke zwischen Pino
und Brissago ab. I(omplikationen haben sich hier, der Grenze
wegen, nie ergeben.
2. Schif f ahrt.
a) Langensee.
Eine erste Uebereinkunftwurde mit der königlich sardinischen
Regierung am 25. April 1860 abgeschlossen. e3)
Sie drückt klar aus, dass jedermann zur Schiffahrt berechtigt
ist:
,,Die Schiffahrt auf dem Langenseeund das Landen an iedem
Punkte desselbensteht allen Dampfschilfen,Barken und F!össen,
überhaupt ieglichen Fahrzeugen der sardinischenStaaten und
der Eidgenossenschaftlrei. Infolge davon haben die Dampf'
scltille des einen wie des andern Landes das Recht, un allen
Hät'en des Sees zu landen, Reisendeand Wuren daselbst ein-
und auszuschif f en, ohne z.ur En.trichtungvon Konzessionsgebüh'
ren oder irgend welchen andern Leistungenangeltaltenzu wer-
den.'( (Art. 1.1
Also völlige Schiffahrtsfreiheit.ea)
Diese Uebereinkunftblieb bis 1905 in Kraft. Es ist interes-
sant, dass in Beztg auf den Fischfang mehrere Abkommen, die
sich zugleich auf beide Seen erstreckten,schon früh abgeschlossen
wurden, "dass es über den Schiffsverkehr aber erst 1923 zl
einer allumfassenden l(onventi,on kam. Einesteils waren die
Schwierigkeitenbezüglich der Schiffahrt, d. h. der Zoll- und Po-
lizeiverhältnisse auf dem Luganersee gross, anderseits bestand
nicht dasselbeBedürfnis, in der Weise für die Schiffahrt Zü Sor-
gen, wie für den Fischbestand;die Grenzenwaren ja deutlich im
Vertrag von Varesegezagen. Zwat war schonum 1900 die Ueber-
einkunft von 1860 zum gr,ossenTeile gegenstandslosgeworden.ss)
Sie wurde tr,otzdemvon italienischenDampfschiffahrtsgesellschaf-
ten angerufen,um sich berechtigtenForderungen der schweizeri-
schen Zollverwaltung zu entziehen. Die italienische Gesellschaft
bestritt z.B. dem Zolldepaftement das Recht, zu v'etlangen, dass
ihm die Fahrplanentwürfegemäss Art.2, letzter Absatz, der Ver-
ea) AS 6, 482, Wolf, II, 993.
9a) Als Kuriosität mag aus dem Vertrage noch folgendes vermerkt
sein: Der Bundesrat vermietet der sardinischen Regierung das Räder-
schiff,,Ticino", das eiserne Lichterschiff oder die Schleppboote und die
Schillsausrüstung (Art. II). Die Miete dauert vier Jahre (Art. VI). Der
vermietete Dampfer trägt jederzeit eine Flagge mit dem \Vappen der
schweiz. Eidgenossenschaft ,,als gesetzliche Zuständigkeit". Ein Teil der
untergebenen Mannschaft soll aus schweiz. Angehörigen genommen
werdcn (Art. XIID. Sowohl die Dampfschiffe, die der sardinischen Re-
gierung gehören, als auch die ihr vermieteten, haben die schtreizerische
Post unentgeltlich zu befördern. (XIX).
e5)vergl. BBI 1905, II, 876.

105
ordnung betr. Vorlage, Prüfung und Genehmigungder Fahrpläne Uiern enflernt wöre un:j
der Eisenbahnenund Dampfschiffevom 20. I. 1899eG)zur Prü- ten dienensottte.eT)
fung und Genehmigungvorgelegtwürden.- Als ferner die schwei-
zerische Zollverwaltung für die Zollabtertigung von Schiffsgütern . Diesen .(vernünt'tigen
der im BBI niclti ongig
ausserden reglementarischen Zollstundenund für die Ueberwach- Er war wohl der ,44eiiu-
ung von übernachtendenSchiffen eine Gebühr erhebenwollte, ver- vivendi würden genügtr:
weigerte die Gesellschaf I die Entrichtung dieser Gebühr, weil alte Herleommensnzuerl
durch dic Uebereinkunftvon 1860 freier Fahr- und Landungs- sichtlich der Ausübung
verkehr auf dem LangenseeEewährleistetsei, was zweifellos walen, es wcjre denn, dtt:
richtig war. die Gericlttspraxisorler t
Der Bundesratsah sich deshalbveranlasst,die Uebereinkunft Der Bundesrqt aber koil;
zu künden,was am 21. Mai 1903 geschah. Die italienischeRe- st.en,behaup/e/ezwar, ,i.
gierung gab mit Note vom 77. Januar 1904 von dieserKündigung cher sich die Sc/tweiz bt
Akt. seits bestrittenenHerhot;
Für den Langensee bestandalso seit 1904 keineinternationale den bestenBeweis ctalür t
Regelung der Schiffahrt mehr. Die Erklärung betreffend den f all von,l[orcote t'orti,äh,
Zolldienst von tr901 (die wir später besprechen)wird über die Argumentation isl ric/tttg
vertragsl,oseZeit haben genügenmüssen. Die Grenzverhältnisse Gewcisserneutr,alisiert.i.,
sind aber einfach,so dass Schwierigkeitenbei der Schiffahrtwohl wegen w,qr aber die yo
nicht entstandensind. Die Literatur weiss davon nichts zu mel- grüssen. Zum Sc/tmugg
den. Missliche Verhältnisseherrschüendagegen auf dem Lu- nicht ausersehe n w,ercIe"n
ganersee. gebrochen werden. _ D,
oollr".weiter aus, cless,
b) Luganersee. scnu/len, man siclt in iltr
1752 und dem mod.usri:.t
Die Fälle, die angeführtwerden, riefen nach einer Regelung
der unhaltbaren Zusfände, sowohl der Schiffahrt als des Zoll- Ilaliert war nicht iibeiz,
dienstes. Bisher bestandüberhauptkein Abkommen. meinsamenTeil nicltt n,olt
1886 verhaftetenilalienischeZollangestellteauf dem Lttganer-
see bei lWorc.otezwei italienischeUntertanen wnd sequestrierten
ihre Barke nebst den darauf befindliclten Waren. Die tessi-
nische ftegier,ung proteslierte gegen diese Verhaftung, weil
diesa in den sogenanntengemeinsamenGewässerndes Seesvor-
genommenworden sei. - Der Bundesraf, der am Verhot tl.er neu zu bestimnrcn.es)
Zollhontrolle und der Verhaltung wegen Zollübertretung in den 1896 legte der Bunclesr
gemischten Gewtissern lesthielt, richtete das Begehren nach auslü/trliclten Schreibert rt:
Ilom, es seien die sequestriertenObjelelezurüchzugeben. Ita- dar, da die tessiniscltenBr
lien schlug rundweg ab. Die italienischeQegieru.ngbeltauTttete
ntimliclt, sie habe heine Kenntnis von Uebungen,denen zut'olge
der Schmuggel auf den gemeinsamenGewässern t'reie Hand
haben sollte. (Was richtig war, aber nur, wenn mofl den Be-
grit't' der ,,freien Gewässer((ablehnte.) Dagegen ersuchte die
italienischeftegierung den Bundesrat, er möge die Verhiiltnisse
der Schit't'ahrt und der zollamtlichen Ueberwachungdes Lu.-
günerseesdurch eine Uebereinkunt'tzu regeln suchen,eventuell
in dem Sinne, dass der See im gemeinsamenTeile d.urcheine
ideelle Linie zu trennen sei, welclte gleich weit yon beiden
e ? )B B I 1 8 8 8 ,i l . 9 1 0 .
e6)AS 17, 36. e8)Bßl 1890, II; 39J.

1n!
Uiern erifernt wäre und {tls Grenze zwischen den beiden.Stan-
ten dienensollte.eT\
Diesen (vernünt'tigen) Antrag honnte der Bundesrat au.slei-
der im BBI rticht angegebenenGründen nicht genehm iind.en.
Er war wohl der tl4einung,das aLteHerkommenund der motlus
vivendi würden genügen. Itulien dagegen weigerte sich, das
alte Herhommen &nzu.erhennen, kr.at'tdessendie Gewässerhin-
sichtlich der Ausübung cler Zollpolizei neutralisiert worclen
w(rren,es wäre denn, dass die Schweiz ienes Herkomnrcnclurch
die Gerichtspraxisoder aul irgend eine andere Art beweise.-
Der Bundesrat aber honnte diesen negativen Beweis nicht lei-
sten, behauptetezwar, dass gerade die Unmöglichheit, in wel-
cher sich. die Schweiz belinde, die Existenz des italienisclter-
seits bestrittenenHerkommensmit Richtersprücherc zu belegen,
den bestenBeweis dat'iir bilde, dass dasselbebis zum Zwischen-
fall. von/lforcote t'ortweiltrendbeachtet worden sei" Auch diese
Argumentation ist richtig; waltrscheinlichwar das gem.einsame
Gewässerneutralisiert. Vertrtige darüber bestctrcden nicht. Des-
wegerc wur qber die von It(tlien ergrit't'eneInitiativc ztt be-
grüssen. Zum Schmuggelbetriebsollte dus neutralisierteGebiet
'f
nicht ausersehenw,erden. Einmal musste mi.t dieser raditictn
gebrochen werden. -- Der Bundesrut t'ührt in seinem Bericht
noclt weiter atls, dass, wollte man eine neue Uebereinhunt't
schat't'en,man sich in ihr den alten Stipulutionen von 1604 und
1752 und dem modus vi.vendi. tunlichst nähern sollte.
Italien war nicli überzeugt; mun hönne inbezug auf cl.cnge-
meinsamenTeil n.ichtwohl eine Ausnahmevon den Grund.stitzen
st,atuierlhaben, nuch welclten sich die Rechte tler Uferstuüen,
ohne Rücksichl aut' die .4usdehnungihres leweiligen Ulergebie-
tes, überall richten, und wonach eine vom Ut'er mehr oder we-
niger entfernte Linie die Grenze bezeicltne,diesseits welcher
feder einzelne Ulerstast sein eigenes Recht zur Anwendung
bringen dürfe. Es handle sich ietzt darum, diese Orenzlinie
neu zu. bestimnten.es)
1896 legte der Bundesrat der tessiniscltenftegierung in einem
nusführlichen Schreiben d.ie Rechtsverlttiltnisseam I-uganersee
dar, da die tessinischenBehdrden angenommenhatten, dass tler
Luganersee dort, wo das eine Uf er Italien, das andeve cler
Sc/tweizgehört, in dem Sinn.eneutralisiert sei, dass iiberltaapt
heine Zollltontrolle auf demselbenstattfinden dürfe uncLdaher
Barhen erst angehaltenund sequestriertwerden hönnten, wenn
sie am italienischen Uler gelandet haben. Ferner stellte die
lessinischellegierung die Behauptung aul, auch die Bucht ,,,on
Ceresiosei als gemeinsames Gewässerzu betrachteno weil ge-
genüberder Ortschat'tPorto Ceresiodas Uler von Morcote Iiege,
tlie ,,riva opposta" somit schweizerischsei. Letzteresutot' t!,1-
9;) BBI 1888,II, 949.
e8) BBI 1890,II, 395.

tuc
türlic/t unrichtig; der Seearm von Porto Ceresio verltiult aus- Die italienischeReqieru
schliesslichzwischenitulienischenUt'ern. Der Bundesrat nimmt damit der Bundesrat ben
in seinem Antwortschreibenan die tessinischeftegierung eine durch schweizerischeGeri-
Wendung insofern vor, als er mit aller Bestimmtheit und ge-
Ein Anfanq war da:
stützl'auf den Verlrag von Vareseund einen alten Tagsatzungs- Punkte die staailicheHohe
beschluss(siehe oben) als die alleinige Arenz- u.nd Jurisdih- festgestellt.
tionslinie die tWittellinie des Sees anerhennt und gibt zu, dass
er int Falle von Morcote gemeint habe, zu Unrecht, die itqlie- 1898 ereignetesich ei
nische Zollgrenze beginne erst am italienischenUler. ,,Wir ver- Nuch einem aul'Bortlaltem
t'ochtendie Ansicht oltne Erfolg, denn sie honnte iich weder aut' hielten sich an i
verlragliche Bestimmungen,noch aul das Herhommen stützen.'( verkehrenden Dampls chi i
Die damals vorgenommenenUntersuchungenförderten clen lrr- auch. in schweizerisclte
tunt zu Tage; ,,sie lassen unsern ietzigen Standpunkt sls rich- Diensl verrichteten. Dtt
tig und. unanfechtbar ersclteinen". (Grenze : Seemitte.)ee) scltw eizer ische Z oltdie nst
sorgt, mit gleichen Beiup
Trotz diesesEinverständnisses
der beidenRegierungenereig- Reisendenund Untersuc
neten sich, wohl um die Unhaltbarkeit des vertragslosen Zu- Gewässern).,,Diese Eint
standeszu dokumenlieren,noch andere Zwischenfälle. und es kann heine Rede t
Nur wollte man diesen nt
Einmal handeltees sich um die von Italien auf dem Lnganer- einen.Staatesauf dem Gt
see gehaltenenTorpedobooteund ihre freie Durchfahrt durch die Umschreibung)durclt etn
ausschliesslichschweizerischenGewässer. Der Bundesrat saqf Zweilel und Anstrincteijl
dazu: t'ugnisse beseitigt.'(rar)
,,Diese Fahrzeugesind ausrangierteTorpedoschiffe, aus denen Verhandlungen mit Ita
die Torpedoapparateentfernt worden sind, so dass sie nicltt Zolldjenst auf dem Langen
mehr uls l(riegsschiffe angesehenwerden hönnen; sie sind aber 1 9 0 1r.0 ? )
Staatssc/tiffe,die zur Zollüberwachungund zur Unterdriltkung Diese Erkläruns setzt
des Schleichhqndelsverwendetwerden, elso slaatliche Hoheits- Staatenbefugt sind, auf den
und lurisdihtionsahte auszuübenbestimmtsind." - Drei solcher Ueberwachungsdienst über c
Schift'e fuhren 1896 durch schweizerischeCewrisser von Porto das Schiffspersonalzt1 verT
Ceresio (italienisch) nach Porlezza (italienisch), ohne dass die jenseitsder Grenzlinie.die L
it,alieniscltenBeltörden vorher den schweizerischenBehördcn welche dieseDampfschiffeb
Anzeige erstattet htitten. Der Bundesr,atprotestierte und ver- desGepäcksder passaqieres
trat dia Ansicht, dass, obwohl er heineswegsdas Qecht Italiens, ginnen, sofern letzterö d.arin
derartige Schit'le in seinen Gewässernzu halten, bestreite, sie nicht in der Erklärung,\r.o
unserc Grenze nicht passieren dürt'ten, ohne an den betrel- Ansicht, dass nur die Erklä
fenden Stationen zur Erlüllung der Zolllormalitäten anzuhqlten diese extensiveInterpretatio
und ohne die schweizerischeBewilligung zur Durchfuhrt ein- nen Passagiersstellt, ob eir
geholt zu haben. Der Bundesrat denh.enicht darun, die freie in der Erklärung ausdrück
Schiffahrt aüf dem Luganersee zu beeinträchligen, er müsse werden kann. Die mit dies
aber daran festltalten, dass die betreft'end.enSchifle nicht ge- die durch ihre Reslement
wöltnliclte Handelsschiffe, sondern Staatsschit'feseien, die mit Tragen von Feuerwäffenied
Rüchsicltt aut' den Zwech, zu dem sie verwendetwürden, nicht ihres Aufenthaltes auf dän
ohne weiteres durch denienigen Teil des Sees, der der Schu,eiz Schmuggelsauf anderemWe
ausschliesslichgehöre und ihrer Gebietsltoheitunterstehe,fah- bei Staatsschiffenderari ger
ren dürften. -
.q nel 1898,II, 19.
ror;BBI 1899,II. 19.
ee)BIll 1897,II, 213. toz;AS lB, 429,Wolf, IV,

106

I,'
Die italienischeRegierungtraf dann die nötigen Anordnungen,
damit der Bundesrat benachrichtigtwerde, wenn ein Zollschiif
durch schweizerische Gewässerfahren musste.100)
Ein Anfang war damit gemacht und wenigstens in einem
Punkte die staatlicheHoheit bei der Durchfahrt von Zollschiffen
festgestellt.
1898 ereignetesich ein anderer Konflikt:
Nach einem auf ultem Herkommen'beruhendenmoclusvivendi
hielten sich an Bord dcr aul dem Luganer- und Langen.see
verkehrendenDamplschille italienischeZollwächter au.t',welclte
auclt. in schweizerischenGewiissern weihrend der Fahrt ihren
Dienst verrichteten. Das schien stossend, obgleich auch der
schweizerischeZolldienst, durch Aut'seher(Zivilangeslellle) be-
sorgt, mit gleichen Belugnissenausgestaltetwar (Belragen der
Reisendenund Untersuchungdes Gepcichsin den italienischen
Gewrissern). ,,Diese Einrichtung ist im Interessedes Fublihums
uncl es hann leeineRede davon sein, sie abzuschallent,,heisst es.
Nur tvollte mun diesen modus vivendi, der Amlshnndlungendes
e-inen. Staetesauf dem Gebietedes andern duldete (ohne nähere
Llmschreibung)durch ein.eUebereinhunlt ersetzen,,,welche all.e
Zweit'el. und Ansti)nde über die gegenseitigenflechte und Be-
c
I ugnisse beseiti gt./ rotl
Verhandiungen mit Itaiien führten zur Erklärung betreffend
Zolldienst auf dem Langen. und Luganerseevom B./18. Januar
1 9 0 11. 0 2 )
Diese Erklärung setzt fest, dass die Zoltrbeamten der beiden
Staatenbefugt sind, auf den Dampfschiffender beidenSeeneinen
Ueberwachungsdienst über die Waren und Reisenden,sowie über
das Schiffspersonalzt verrichten, und zwar sowohl diesseits als
jenseits der Grenzlinie, die beide Länder trennt. Die Zollbeamten,
welchedieseDampfschiffebegleiten,dürfen mit der Untersuchung
desGepäcksder Passagiereschonvor Ueberschreiten derGrenzebe-
ginnen, sofern letztere darin einwilligen. Dieser letzte Satz steht
nicht in der Erklärung, urohl aber rm Bundesblatt. Ich bin der
.lnsicht, dass nur die Erklärung massgebendsein soll und nicht
diese extensiveInterpretati:on,die es in das Beliebendes einzel-
nen Passagiersstellt, ob eine Amtshandlung,zu der der Beamte
in der Erklärung ausdrücklichermächtigtworden ist, verhindert
',r'erdenkann. Die mit diesem
Dienst betrautenBeamtentragen
lie durch ihre Reglementevorgeschriebene Uniform, aber das
Tragenvon Feuerwaffenjeder Ärt und Grösseist ihnen während
-rres Aufenthaltes auf den Schiffen verboten. Die Gefahr des
Schmuggelsauf anderemWeg als über einen Landungsstegist ja
rei Staatsschiffenderart gering, dass sie schlechterdings als nicht
r00)BBI 1u98.II. 19.
101)BBI 1899,II, 19.
toz)AS 18, 429,\Yolf, IV, 19, BBI 1902,II, 342.

707
vorhanden angesehenwerden muss. Deshalb lautet Artikel 1 Fahrt au/ dem See unC :.
der Erklärung: Ueberwachungder Waren auf dem Schiffe.103) '.t'ehrt werden wolle, wertr
Waren nun die Zollschwierigkeiten einigermassen geregelt,so untl periodischen TransT'
erhob sich eine andere Schwierigkeltinbezug auf die Schiffahrt Falle sei sie mit dem Burt.
an sich, welche einer umfassendenOrdnung rief. .cnlctt an die Beslimntutr'-
Die in Porto Ceresio ( italienisch) domizilierte itnlienische haiten hätten. ,,Dic itcil;e,
Dampfschiflahrtsunternehmunglührte jeden Sonntag wrihrend Fällert nicht ondars ret fi.
des Sommerszwischen Lugano und Caprino, also in schl,ci- Ein. weiterer Zwischeirt
zerischenGewüssern,einen regelmässigenTransport von Per- nisches Schill gegenüber
-in
sonett aus. Sie hatte aber noch heine Konzession eingeholt, !izeihoheit einem sch,'
wie dus in der Verordnung vom 18. IL 1896 betrelfend clen seiner Flagge und die E,
Bau und Betrieb von DamTtt'schift'en und andern mit ,44otoren nationale Recht maclzt ttbt,
versehenenSchit't'enauf den schweizerischenGewässern vor- Seen inbezug aut' die Bt::.
gesehenwar (Art. 42). Sie wurde aut'get'ordert,Art. 42 ein- iie qus der Hoheit llie ss.
zuhalten. Die Unterneh.mungbeschwertesich hierauf bei der Schiffaltrt auclt die Oeri,
itolienisclxenllegierung, weil sie behauptete,heiner Konzessiott über das Schit't', wenn €s
zu bedürlen. - Die italienische llegierung vertrat die gleiche staates belindel.) Desltt.
Ansichl, da in Ermqngclung einer Konvention zwischenden bei- und es wurde der Wunsi::
den Ländern die all.gemeinenGrundsätze des Völherrechts zu aul den Dampt'ern der b,-:
gelten hr)tten, wonqch die Schit'fahrt aul diesem See, wie aul werden. ro5)
allen gemeinsamenGewässern,lrei sei. (Was zweilellos riclttig Der Krieg unterbrach c
ist inbezugaul dielenigenFlüsse und Seen,die vom,44eere uus -.,-n rvurde nicht nur ein.'
schit't'barsind, nicht aber inbezug aut' den Luganersee.) Die -.iharfe Zoilaufsicht auch ait-
'.azu
italienische ftegieru.nglührte des weitern an, dass die Gesell' D o Ld i e E r k l ä r u n g v o :
schaft, wenn sie aul schweizerischemGebiete Agenturen uncl remde Staatsschiffe rvurde
Bureuux errichten wolle, die von den schweizerischenGeselzer .ufgefasst. Angenehm r','ai
vorgeschri.ebenen Bedingun.generlüllen müsse, die Forderung i.'erhältnissen nicht. 10c)
nach einer l{onzession verstosseaber gegen den Grundsatz der Italien war natürlich b.
Schiflahrtslreiheit. Der Bundesrat entgegneteeinmal, dass d.ie : u t s c h e i n e n d e nM a s s n a h n r e
(Jnternehmung in der Sc/tweizein Gewerbeausübeund dass un- Finwirkungen über die Grr
sern Gesetzengemässieder Ausländer,der in unseremGehiet schweizerische Hoheit v erl.eiz
ein Gewerbe ausübenwolle, sich den schweizerischenCesetzen. -en Gewässern alles zü \ei:'.'
zu unterziehen habe. Und dann verwies er daraul, dass der -ind StörunE cies natürlich : -
Grundsutz der Schit'fahrtsfreilteit nicht auf den Luganersee Dinge führen und damit clir
angewendetwerdenkönne. Uebrigensbeabsichliged.erBuncles- '-elzerr
könnte, und zudem d.
rat nicht, die Schilfahrtsfreiheil einzuschränlzen,welch.ed.arin Itaiien, irgendwelche mit i.
bestehe,dass italienische Schille d.urch schweizerischesGebiet l{andlungen unserem neutrc
transitieren clürfen, oltne an die Ert'üllung nnderer Formalifä.ten also auch nicht unsere L,:
gebundenzu sein, als an die, welche die schweizerischenZol.l- s i r a h l e n . ( W i e j a a u c h c i a , -.
gesetzcund Verordnungenvorscltreiben. Wenn aber eine italie- E e s t a t t e tw a r . )
nische Gesellschaftin dcn schweizerischenGeutässerneinen re- 1923 endlich konnte er:
gelmässigenund periodischenTransport von Personenbesorgt, - e n , w e l c h e a l l e n U n g e. : :
Itube sie die gesetzlich vorgeschriebenenBedingungen für die Ende setzte Es wurde ab:
Ausübung'dieses Gewerbeszu erfüllerc. Schiffahrt allein geschiosse
Die italienischeftegierung nahm darauf mit Bet'riedigungvott 104)BBI 1904, I, 6:t0.
der Erhlärung Aht, dass den italienischen Scltilt'en d.ie lreie 105)verql. Hiltl', XXYI. +
106)\.crgl. Votum Zrirch.r
103)ys1gl. Doka, 58.
obcn, S. 91.)

ii4li
ffi.
iil
,ßl

ifl Faltrt aai dem See und clas Anlaut'en.in den Hölen nicht ver-
wehrt werden wolLe,wenn es sich nicht um einen regelmtissi gen
untl periodischen Transport von Personen handl.e,'in diesem
FttLlesei sie mit dem Bundesrat einverstanden,dctssd,ieInteres-
sentertun.die Bestimmungender schweizerischenGeselzesich.zu
halten ltätten. ,,Die italienischeVerwaltung würde in ti.hnlichen
Fällen rcichtandcrs verfahren'( 104)
Ein weiterer Zwischenfall ereignetesich 1912, u.ls ein italic-
nisches Schill gegenüberder GeltendmachunglessinisclterPo-
lizeihoheit in einem schweizerischenHat'en die llespehtierung
seiner Flagge und die Exterritorialität verlangte. (Das inter-
nationalellecht machl aber eine AasnahmezwischenFllissen und
Seen inbezugaut' die Binnenschilluhrtnicht,.deshnlbinvolviert
die qus der Hoheit fliessende allgemeine Oberaulsicht über die
Schilt'altrl auclt die Gerichtsburkeil und die Po/izeihoh.eitetc.
über das Schill, wenft es sich in den OewässernclesHoheits-
staate:; belindet.) Deshalb erregte der Fall starhes Attfselren,
urtd es wurde der Wunsch erneuert,es mcichtedie Polizeiltoltcit
a.ut'clen Damplern cler beiden Seen durch einenVertrag geregelt
werden.ros)
Der Krieg unterbrachdie Verhandlungen. Während dessel-
ben rvurde nicht nur sin2 -spionagekontrolle, sondern eine sehr
scharfeZoilaufsichtauch auf ,,hoher" See unterhalten. Fiandhabe
dazu bot die Erklärung von 1901. Uebertretungder Grenzedurch
iremde Staatsschiffewurde als Verletzung der fremden Hoheit
aufgefasst. Angenehm war die Situation unter den gJegebenen
Verhältnissennichi.1oc)
italien war nalüriich berechtigt,auf seinemSeeteil alle itrm
gutscheinenden Massnahmenzu treffen. Eine Frage ist, ob die
Einwirkungen übe.r die Crenze hinaus (Scheinwerfer)nicht die
schweizerische Hoheit verTetzten.Der Grundsatz,an internationa-

strahlen (wie ja auch dasLleberflieEen


unseresTerritoriumsnicht
gestattetwar.)
1923 endlich konnte eine Uebereinkunft abseschlosseilwer-
den, welche allen Ungelegenheitenauf den Üeiden Seen ein
Ende setzte. Es wurde aber nicht nur ein Abkommenüher die
Schiffahrt allein geschlossen,
sondernes wurden darin aLrch,zu-
104)illll 1904. I. 630.
105)vs1sl. HiltJr, XXVJ, 494.
t96)I'ergl. \rotum Ztircher im Nat.-Rat, Sten. Bull. 1919,S.9ti1, (siche
.
obcn. S. 91.)

1C9
gunsten der Uferbevölkerung,besondereMassnahmenbetreffend Unter den gleichen Be_
Zolldienst (die Erklärung von 1901 wurde aufgehoben)und die ten wird auch die Uebe
Ausübungder Fischereivereinbart. Ueberdieswurde ein Schieds- auf Zoll- oder gewö/tn!:
verfahren vorgesehenfür den Fall, dass zwischen den Parteien Italienisclte Zolt.sch
ii i i
Meinungsverschiedenheiten über die Anwendung oder Auslegung lizeibeamteru ausfültreri,,
der Uebereinkunftund des beigeschlossenen Reglementesentstehen sern keine Amtshundlu rt,-
sollten. Die Uebereinkunftzwischender Schweizund Italien zur Gebiele nur in Ftiilen i.:
Regelungder Schiffahrt auf dem Langen- und I-uganersee wurde den. (Abs. a.)
am 22. Oktober 1923 abgeschlossen.107) Die italienisclten po/;zt
Art. 1 stellt den bisher geübten Grundsatz der Schiffahrts- der regelmlissigen du,:.
freiheit auf: durch das schweizeriscltt
,,Die Schit'lahrt steht sowohl in den schweizerischenals in iltre Reise nicht anterbre:
den italienischenAewässerndes Langen- und Luganerseesie- port von mehr qls 6 Ber;
dermann lrei, solern dabei die Bestimmungender vorliegend.en mangen dieses Artikels .
Uebereinlzunltbeachtet werden." zerischenGewrissernlrubt
Von ausschlaggebender Bedeutungist Art. 2. Er legt das len abzulegenund siclt it
politischeHoheitsrechtjedes Staatesüber die Gewässerfest, die satz 6.)
einen Teil seinesGebietesausmachen.Was diese Festlegungan- Als man dieseAusnahn
betrifft, so ist zu sagen,dass das politischeHoheitsrechteigenL- langte die italienischeDelec
lich schon durch den Vertrag von Varesebegründetworden ist. schweizerischen Gewässerä:
Die Uebereinkunftsetzt aber die aus der Floheit sich ergebenden fen. Die schweizerische Del
Folgen fest; die Gewässermüssennicht mehr abgegrenztwerden; wenn nur die Durchfahrt
die Uebereinkunftsetzt das voraus. ein entsprechendesZuqestä
Art.2 stellt zuerst den Grundsatzauf, dass Schiffe, die lVli- auf Schiffe mit rnilitärisc
Iitär-, Zoll- und Polizeizweckendienen, die politische Grenzenicht könne. Die italienischeDei
üherschreitendürfen, denn solche Schiffe sind der Ausdruck der merkte, dass Fälle eintreten I
Hoheit des Staatesund diirfen nur innerhalb des eigenenGebiets Iizeibeamten ausführen mus
Verwendungfinden. Ihl Uebertritt auf staatslremdesGebiet ist nach völliger Abklärunq de
eine Verletzung der fremden Hoheit. Die komplizierte Lage am dings zu den ob,enbesöhrie
I-uganersee,wo die gegenüberliegenden Ufer bald beide schwei-
zerisch oder italienisch sind, wo das italienische Becken Diese sind klar. Selbs
von Porlezza vom italienischen Becken von Ceresio durch die Gebiet (Seegebietin unserem
genommenwerden, selbst ri.
schweizerischen Gewässerdes mittleren Seebeckens zwischenGan-
beamter dasselbebetreten so
dria und Morcote getrennt ist, mit Ausnahmeder italienischen
Rechtsbrechervon einem G
Gewässer,die die Enklave von Campioneumspülenund sich bis
werden; die Amtshandlunqb
zut Mitte des Sees erstrecken,musste aber sofort zu Ausnahmen
der SchweizliegendenBdwa
von der Regel führen.
Sie sind in Art. 2 enthalten; Interessantist ferner die
der Waffen durch itatrienisc
Aut' dem Langensee ledoch dürlen die italienischen Zoll- sie sich in den schweizerisc
schit'fe irc Ausnahmeftillendie politische Grenze überschreiten, (?tjf) sagt, dass dies in pra
um sich vom Bechen von Porto Ceresio nach demienigen von vielleicht etwas komplizier't: i
Porlezzo und wmgeheltrtzu begeben. Diese Durcltt'nh.rtencltir- Waffen bewachenund müss
len aber nur am 7'ageund ohne Zwischenhalterfolgen und sind
spätestenseinen Tag, bevor sie stattt'indensollen, bei der Zoll- Art. 3 der tJebereinkun
direh.tionin Lugano anzumelden. Diese Transporte hönnen der die Oberaufsichtüber die Sch
schweizerischenZollkontrolLe unterworfen werden. (Abs. 2.) nen p,olitischenGrenze liegen
107)AS 43. 300 ff. Btsl 1923.III. 482 fl. 108)vergl BBI 1923, III. j8:

1ill
Unter den gleichen Bed.ingungenund den gteichen Vorbelnl-
ten wird auch die Ueberfahrt von italienischen polizeibeamten
aut' Zoll- oder gewöhnlichenSchiflen gestattet. (Abs. 3.)
Italienische Zollscltift'e und Schift'e, die Transporte von po-
lizeibeamtenausführen, dürlen in den schweizerischenGewäs-
sern keine Amtshandlungenvorneltmenund auf scltweizerischern
Gebiete nur in Ftillen von Havarie oder höherer Gewslt [an-
den. (Abs. a.)
Die italienischen Polizeibeamtendürfen auch qls passagiere
der regel.mtissigenl(urse der ölfentliclten Schiffahrtsbctiiebe
durch das schweizerischeHolteitsgewtisser|ahren, dabei ied.och
ihre Reise nicht unterbrechen. Handelt es sich um ein.enTruns-
port von mehr als 6 Beamten,so muss er gemässden Bestim-
mungen dieses Artihels angemeldet werden. In den schwei-
zerischenGewässernhaben die itqlienischenBeamtenihre Wuf -
fen abz.ulegenund sich ieder Amtshandlung zu entltatten. (Ab-
satz 6.)
Als man dieseAusnahmebestimmungen festzulegenhatte, vet-
langte die italienischeDelegationvon allem Anfang an, clurclrdie
schweizerischen GewässeramtlicheTransporteausführenzu dir-
fen. Die schweizerische Delegationdagegenerklärte zuerst,dass,
wenn nur die Durchfahrt von Zollschiffen in Frage komme,
ein entsprechendesZugeständnisaus zwingenden Gründen nicht
auf Schiffe mit militärischer Bestimmung ausgedehntwerden
könne. Die italienischeDelegationaber bestand-daraufund be-
merkte,dass Fälle eintretenkönnten,wo man Transportevon po-
lizeibeamten ausführen müsse. Diesem Verlangen konnte dann
nach völliger Abklärung der Fragen entsprochenwerden, aller-
dings zu den oben beschriebenen Bedingungen. los)
Diese sind klar. Selbstverständlich kann auf staatsfremrlem
Gebiet (Seegebietin unseremFalle) eine Amtshandlungnicht vor-
genommenwerden, selbst wenn ein fremder Zoll- oder polizei-
beamter dasselbebetreten sollte. Dies ist dann der Fall, wenn
Rechtsbrechervon einem Grenzhalen zum andern transportiert
werden; die Amtshandlungbestehtdann in der auch im Interesse
der Schweiz TiegendenBewachung.
Interessantist ferner die Bestimmunqbetreffenddas Ablegen I

der Waffen durch itatrienischeMilitär' ind Polizeibeamte.rvenn


sie sich in den schweizerischen Hoheitsqewässern befinden. Doka
(54 ff ) sagt, dass dies in praxi nicht dürctrgeführtwerde. Es ist
vielleicht etwas komplizi,ert;irgend jemand müsste die abgelegten
Waffen bewachenund müsste deshalb doch bewaffnet sein.
Art. 5 der Uebereinkunftbestimmt, dass jeder der Staaten
die Oberaufsichtüber die Schiffahrt in den innerhalb seiner aige-
nen politischenGrenze liegendenGewässernausübe. Obwohl es 'rl

108)vergl BBI 1923, III, 482 ff.

117
sich bei diesemSee (und bei den meisteninternationaleneuropä- Diese Bewilligung :.
ischenBinnenseen)um Gewässerhandelt, die kutze Distanzenvom sind, erteilt werden; ans
Heimathafen zu Iremden Landeplätzen autweisen und man des- erkannten Grundsatz cie:
wegen aus Opportunitätsgründen den Standpunktvertretenkönnte, fahrtsfreiheit in beschra
dass infolge des engen Zusammenhangsdes Schiffes mit seinem spektivedie Bewohnerc.
- Ueber das Schiflsnt-.
Heimatstaatdie Hoheit des andernStaates,wenn es sich in dessen
Gewässernbefinde, ihre Rechte (2.8. die Gerichtsbarkeit)nicht aus (Art 13). CärÄ=!':
zur Geltung bringen dürfte, so statuiert eben das internationale weitern Vorschriften be:_
Recht, dass die aus der GebietshoheitfliessendeOberaufsichtalle probung der Schiffe unc
Rechte über das Schiff in sich schliesst. lOe) Staateüberlassen. Es rr,t
Art. 3 statuiert so ganz allgemein, abet in gültiger Weise, lichkeit der Anordnungei
diese Oberhoheitdes Territorialstaates. Staatenmit verschiecieie
jedoch vereinbart,classc
In Art. 4 wird gesagt (Einbruch in die Schiffahrtsfreiheit),
dass die Unternehmungen, die der regelmässigen und periodischen diesen internen Vorschril
Beförderung von Personenund Gütern obliegen,von iedem der gebensollen. Selbstvers
beiden Staaten mit einer Konzessionausgerüstetwerden rnussen, schriften nur auf die eige
wenn sie derenF{äfenoderLandungsstellen bedienenwollen. Diese . Der Vertragenthäli s
Vereinbarungsteht mit keiner schweizerischen Vorschriii in Wi- trellend den Zolldiensf. i
derspruchund schafft eine klare Rechtslage. (Am Boden- und Art lBordnetdetiZa;
am Unterseebestehtkeine solcheBestimmung,und man vermisst und den schweizerischen L.
sie.) Die Konzessionder betrefiendenStaatenbeziehtsich natür- Armes des Luganersees
lich nur auf die Fahrten innerhalbihrer eigenenGewässer. an einen modus vivendi
Weitere Bestimmungenbeschäftigensich mit den Pflichten Zallbeamtendie von, gegi:
der Konzessionsinhaber(Cewährung freien Zuttitts an die Ueber- erst untersuchten, nachdä':
wachungsbeamten), mit Schiffsinspektionen (durch italienischeund die italienis chen Zollbean-
schweizerische Behörden),verordnendie Untersuchungder neuen menden Schiffe erst in e::
S c h i f f ea u f S t a b i l i t ä et t c . ( A r t . 5 , 8 , 9 u n d 1 0 ) . D e r j e n i g eS t a a t , schen Lifer anzuhalten u:..
an dessetrUfer der Einschreibehaien liegt, erteilt die Schiftahrts- freute sich denn auch in r
bewilligung (Art. 7). u n d e s h a t t es i c h r l i e _ : .
Del ÜnterschiedzwischenKonzessionund Schiffahrtsbervii- bestehc keine eiqentiiche
ligung bestehl.darin, dass ersterenur den regelmässigen und pe' {vergleichcoben über dii
riödisifren Schiffahrtsunternehmungen erteilt wird; cler Konzes- Der Brauch beruhte a
sionsinhabermuss gewisseBedingungenerfüllt haben,wenn ihm satzen. Nach den allgerr
die Konzessionerteiit vlerden soll. In der Konzessionist die Fällen,wo die Gervässör ..
schiffahrtsbewilligungimplicite enthalten. Konzessionsurkunden zwei verschiedenen Staate
rverden von jedem der beiclen Staaten ausgestellt,Schiffahrts- von der Mittellinie der C
bewilligungen nur von den Behördendes Einschreibehafens"
-sihlechterdings Diese die Ausübung der Gericirt
gelten für jedes Fahrzeug, beziehungsweisefür
jeden Inhaber eines solchen,llo)
Diese Einschränkungder Schiffahrtsfreiheithat eben gerade
in ihr selbstden Grund; da es jedem freigestelltist, Schitfahrt zu
betreiben,und.zwar auf dem ganzenSee, also auf schweizerischem
wie auf italienischemGebiet, muss eine gewisseKontrolle über die
Schiffahrttreibendenbestehen (Vermieter von Booten, Schiffs-
besitzer), da zwei Hoheitsgebietebetahrenwerden dürfen.
109 vergl. Doka, 54.
110)\'erg-I. dazu'schiffahrtsordnung von 1910 (AS 26, 1493), Art' 2, rrr; BBI 1923,III, 182li
33 35, 95.

'1)
8*

h
Diese Bewilligung muss aber, wenn die Bedingungen erfüllt
sind, erteilt werden; ansonstwürde man gegen den in Art. 1 an-
erkannten Grundsatz der Schiffahrtsfreiheit verstossen. (Schiff-
fahrtsfreiheit in beschränktemSinne auf die Uferanwohner.,re-
spektive die Bewohner der vertragschliesse4den Staaten bezogen.)
- Uebet das Schiffspersonal üben die Behörden eine Autsicht
aus (Art 13). GemässArt. 14 bleibt die Aufstellungder nötigen
weitern Vorschriften betreffend die Untersuchung und die Er-
probung der Schiffe und die Ueberwachungdes Personalsjedem
Staate überlassen. Es wird also in dieser Hinsicht keine Einheit-
lichkeit der Anordnungen herrsch,enund möglicherweisein beiden
Staaten mit verschiedenen Masstäbengemessenwerden. Es wurde
jedoch vereinbart,dass die beiden Staaten sich gegenseitigvon
diesen internen Vorschriften und deren Abänderunoen Kenntnis
geberrsollen. Selbstverständlichkönnen sich diese internen Vor-
schriften nur auf die eigenenSchiffe e.tc.beziehen.
Der Vertrag enthält sodanngrundsätzlicheBestimmungenbe-
treffend den Zolldienst. (Art. 16ff).
Art lBordnetdenZolldienst in denzwischenden italienischen
und den schweizerischen Ufern liegendenGewässerndes westlichen
Armes des Luganersees. Bisher hatten sich die beiden Staaten
an einen modus vivendi gehalten, wonach die schweizerischen
Z'ollbeamtendie voni gegenüberliegenden Ufer kommendenSchiffe
erst untersuchten, nachdemsie gelandethatten; umgekehrtpflegten
die italienischenZollbeamten die vom schweizerischenUfer kom-
menden Schiffe erst in einigen'Metern Entfernung vom italieni-
schen Ufer anzuhalten und zu untersuchen. Die Schiffahrt er-
freute sich denn auch in diesem Teile des Sees grosser Freiheit,
und es hatte sich die - sehr verbreitete- Meinung gebildet, es
bestehe keine eigentliche Gerichtsbarkeitüber diese Gewässer
(vergleicheoben über die,,gemeinschaftlichen Gewässer").111)
Der Brauch beruhte aber auf keinerlei vertraolichen Rechts-
sätzen. Nach den allgemeinen Rechtsgrundsätzei wird in den
Fäl1en,wo die Gewässereines Seeszwischen Ufern liegen, die zu
zwei verschiedenenStaaten gehören, die Crenze zwischen ihnen
von der Mittellinie der Gewässergebildet; jeder Staat besitzt
die Ausübung der Gerichtsbarkeitbis zu dieser Grenzlinie.
Die erstenitalienischenVorschlägezu Art. 18 nahmendeshalb
folgerichtig in Aussicht, dass jeder Staat den Zolldienst bis zur
politischen Grenze ausübensolle. Bei Annahme einer derartigen
Regelung aber hätte, so sagt die Botschaft, die Schweiz die ge-
genwärtigeUebung aufgebenund entsprechendeMassnahmentref-
fen müssen. Diese tiefgreifendeUmgestaltunghätte jedoch für
beide Teile ernstliche,prahtische Unzukömmlichkeitenim Gefolge
gehabt, die leicht verständlich werden, wenn man denkt, r.vie
schmai diese Gewässer -- 450 bis 700 m - tatsächlich sind.
BBI 1923,III, 482 II.

t13
Zollschiffen, die sich an den Grenzen der Gewässer begegnen,
wäre'gewesen,
es in der Tat, vorzüglichin FäIlen von Verfolgungen,unmög-
lich GrenzverLetzungen und alle damit verknüpften An-
stände zu vermeiden.
Ferner musste auf die Bedürfnisse und Gewohnheiten der
UferanwohnerRücksicht genommenwerden, namentlich mlt Bezug
auf die Fischerei (wichtigste Erwerbsquellefür einige Dörfer).
Hinsichtlich dieser Fischerei sind die Gewässergemeinschaftlich
(siehe unten), d.h. die Uferanrvohnerkönnen nach Beliebendies-
seits oder jenseits der Grenze fischen. Durch nachteilige Zoll-
massnahmendurfte diese Fischereibefugnis nicht gestört werden.
Deshalb kam zwischen den Delegierten eine Einigung zu-
stande,und Art. 18 erhielt folgendeFassung:
,, ... die Scltift'e in den betreft'endenSeeteilen(schweizerische
unrl italienischeUfer) dürfen von den beiderseitigenZollbeam-
ten nur innerhaLbei.nerEntfernung von nicht mehr als 150 m
vom Ufer angeltalten und antersucht werden. Im Golf von
Lavena wird diese Entfernung auf 100 m verringert. In der
Enge von Lavena findet die Untersuchung von Schiffen nur
an Land. statt.('
Die Fischerei soll durch diesen Zolldienst so wenig als mög-
lich behindert rryerden. Die Hauptsache ist, dass die Mittellinie
als Grenze jetzt vertraglich feststeht; die Abweichungen,den Zoll-
dienst betreffend, liegen in der Natur der Sachebegründet. Der
Vertrag von Varese siegt über alle Bräuche und über den modus
vivendi!
Der Uebereinkunft ist ein internationales Reolement zfl-
gehängt, welches sozusagenIauter schiffahrtstechnislheBestim-
mungen enthält.112)
3. Fischerei.
Es sei lediglich auf die Ausführungen über die Fischerei in
den Tessinerflüssenverwiesen; die gleichen Bestimmungengelten
auch für die Seen.
4. Integrität der Gewässer.
Keine Vertragsbestimmungüber die Seen spricht von der In-
tegrität des Wassers und im Zusammenhangdamit von Vorschrif-
ten bei Seeregulierungen.lls)
Bei den Tessinerseen handelt es sich meistensum die phg-
sische Integrität. Theoretisch ist zur Seespiegelregulierungzu

ttal Es sei nur die einzic-eVorschrift in Art. 15 des Vertraqes von


1923 genannt: Verpflichtungäel Stanten, die Unterhandlungen iiber
clie Korrektionsarbeiten zur Rcgulierung dcs Wasserstandes fortzusetzen.

114
sagen,dass die Frage, ob ein oder mehrerean eineminternationa-
len See beteiligte Staaten von einem andern Uferstaat, in dessen
Territoriun der Abfluss liegt, die Erstellung von Regulierungs-
werken verlangenkönnen, verneint werden muss, so lange im Völ-
kerrecht der gegenseitigeGrundsatz positiver Hilfe nicht besteht.
Allerdings kann dadurch, dass der betreffendeStaat einerseits
vorher den Seewasserstanddurch gewisse Vorkehren in für die
mitbeteiligten Staaten schädigenderWeise beeinflusst,eine pflicht
zur Herstellung solcher Regulierungswerkebegründet werden.
Sonst aber und im allgemeinenkann eine solchePflicht wiederum
nur durch Vertrag festgesetztwerden.114)

a) Langensee.
Es wurden aut' Veranlassungder tessinischenftegierung in
ftont Erkundig,ungenüber das Proieht für die Erstellung eines

dasProieht zu. NachPrüfung ham man zumschlusse,dass die


beabsichtigtenArbeiten auf die Wasserverlttiltnissedes Langen-
seesvon Nschteil sein müssten,insbesonderedurch Hoclnuasser,
und. dsss ctuch die Fischerei geschtidigt würcle. Ferner würde
dadurch auch die lreie Schilfahrt aaf dem Tessin in Froge ge-
stellt. Der l(rieg verhindertedie Ausführung des Proiehtes.fln)
Betreffend die Erstellung dieses Kanals hätte ein Vertrag
abgeschlossenwerden müssen, wenn es zur Ausführung hätte
kommensollen.- Wegen Anlage eines Wehres am Ausflussedes
Langenseestauchtensodannimmer wieder Befürchtungenauf.116)
In der neuestenZeit handelt es sich oft um die Erstellung
von Kraftanlagenam See; dazu sind ebenfallsVereinbarungen mit
dem Nachbarstaatenotwendig;auchmachensich gewichtigeSchiff-
fahrtsinteressen
geltend, so z. B. diejenigen,die auf eine Verbin-
dung Tessin-Langensee-Po tendi,eren. 11?)

b) Luganersee.
Ein Projekt zur AbTeitungeines Gewerbe-und Bewässerungs-
kanales nach der Lombardei musste der Schweiz (Gebietsherr
über einen Seeanteil) zur Genehmigungunterbreitet werden. Der
Bundesrat liess aber erklären, er habe keine Veranlassunggehabt,
114)vergl. dazu Schulthess, 72.
115)BBI 1913, II, 213.
t t o ; B B I 1 8 6 3 ,I I , 5 0 2 ; 1 8 6 8 , I I , 3 0 1 ; 1 8 8 9 ,I , 5 3 2 ; D o k a 1 1 8 .
ttz; vergl. Wasserwirtschaft, X\rI, 1924, No. 10, S. 109.

115
sich darüber a) entscheiden. (Das Projekt war von privater vertraglichenRegelung:
Seite aufgestellt worden.)11.8) sen den Talweg als Gre:
Projekt betreffendNutzbarmachung
Ein italienisches der Was- dem allgemeineniniern::
serkräfte der Tresa und des Luganersees getährdete infolge der dernisse der Internatio:
vorgesehenen Stauung tessinischeGemeindenJle) Seennicht gut in Frage ,
Studien und Verhancllungen mussten,aut Einsprachemehrerer sen Stelle die mathena:
tessinischerGemeinden hin, fortgesetzt werden.1?0) Wie verhäit es si::.
zwei Auffassungengeg.
Nach der einen lieg.
der andern besteht ain
Während die Vertreteri.
schaft übel den See annc
sie einfordert und die belrotfenen Uferan'uvohnerreklamieren' ganzeSeegebietin dei u:
Die Darstellung der Verhältnissean den Tessinerseen führt ist nichL realiter qeteilt
uns eine reichlich komplizierte Eniwicklung vor Augen, die aber Frage steht ohne Ausne
doch zu einem befriedigendenAbschluss gelangt ist. Völker- Herrschaft der Ufersraai
rechtliche Grundsätze, die die Grundlage bilden, eriauben trolz- Schriftstellerverschiecie
dem Abweichungen,um die nachbarlichenVerhältnissenicht zu Der Bodenseeu-urc
starr, sondern rationell gestalten zu können. Die gegenseiiige lich unbestrittenerAuiias
Hoheit der Staatenist gewahri. Die Einschränkungen sind durch- den Grundsätzen über i:
aus gegenseitig. abizr unter der qeteilten
e" Der Bodensee. Ausnahmebildenl Der lt
Verträge, ein solches C,
Genau in gleicherWeise, wie bei den vorangehenden Grenz- von keiner Seite erbracr,
gewässern,wenn nicht noch ausführlicher,wären die Geschichte (Darnianscher Vertrag ii:
des Bodenseesund die aul ihn Bezug nehmendenVerträge und (AS 4, 285), Protokcll c
Abkommenzu besprechen.rXllein die auslührlicheMonographie mittelbar aus Bestimmur
von Doka (Der Bodenseeim internationalenRecht, 7927) enthe.bt d a s s ,w e n n a u c hn i c h t c . :
uns dieser Pflicht. Wollien wir den Bodenseein gleichemRah- mit det SeemitteOo.rr]c
men behandelnwie den Genfer- und die Tessinerseen, so bliebe der einzelnenGebietsflä
Mitte einfach auf Eint
Grund einer Vereinbarun
oder schiedsrichterliche
Doka stellt folgendeni
see aufschlussreichsind. ,,Es wird tecltttlsch .
den gegenüberlie gend et:
i. Die Grenze. zu verbinden,.clie -TIir.
Der Bodenseeliegt im Gebiet von fünf Staaten:Oesterreich, Scltnittpunht für die i,
Bagern,Württemberg,Baden und Schweiz. linie. Dqrnach ergibr s
Wo verläuft die Grenze? see erhobene deutsc/it
Für die Flüsse gibt uns das internationaleWasserrechtdie rechtt'ertigt ist. Dle :
Antwort: in der von den beidseitigenUfern aus mathematisch marhationslinie würde :,
festgestelltenMittellinie oder im Talweg. In Ermangelungeiner den und siclt als die -1
punhte verbindenden G
11s)vcrgl. RIll 1886,I, 485 und rcrgl. rvciter über diese Fragcn:
B B I 1 8 7 4r,, 2 7 5 ; 1 8 7 5I ,I , 3 6 5 ; 1 8 7 7I ,I , 1 3 9 ; 1 8 7 8I,I , 665. 1 2 1 v) e r g l . D o k a , 2 1 , H i
_
Ito; Btsl 1914,II, 358. Fussnote.u. ä. m.
tzo;BBI 1912, II, 358; 1913, II, 221; 1914, II, 741, 766. Doka, 81, r22)z. B. Rettjch in . . t
97tr hältnissc am Bodcnsce,,.

116

t
vertraglichenRegelungbezeichnetman heute bei schifibaren Fiüs-
sen den Talweg als Grenze. l)er Binnenseeunterstehtprinzipieil
dem allgemeineninternationalenWasserrecht,wenn er die Erior-
dernisse der Internationalität erfüllt. Da ein Talweg bei den
Seennicht gut in Frage kommenkann, tritt grundsätzlichan des-
sen Stelle die mathematischeMittellinie.
Wie verhäit es sich damit beim Bodensee? Es stehensich
zwei Aullassungengegenüber. 1?1)
Nacli der einen liegt die Grenzein der Mitte des Sees,nach
der andern besteht am See ein Condominium der ljferstaaten.
Während die Verireter der ersterenAuffassungeine geteilteFlerr-
schaft über den See annelrmen, befindet sich nach der zweitendas
ganzeSeegebietin der ungeteiltenHerrschaft der Uferstaatenund
ist nichb realiter geteilt. Die schweizerische Literatur über diese
Frage steht ohne Ausnahme auf dem Standpunkt der geteilten
Herrschaft der Uferstaatenüber den Bodensee,während deutsche
Schriftstellerverschiedene Auffassungenvertreten.122))
Der Bodenseewürde aber, da, wie oben gesagt,nach ziem-
lich unbestrittener Auffassung, die Binnenmeereund -s€efl ndch
den Grundsätzen iber die Grenzflüsse behandelt werden, diese
aber unter der geteilten F{errschaft der Uferstaaten stehen, eine
Ausnahmebilden. Der Nachweisnun, dass irgendwie,z. B. durch
Verträge, ein solches Condominiumgeschaff en worden sei, ist
von keiner Seite erbracht worden. Aus verschiedenen Verträgen
(DamianscherVertrag 1785, Uebereinkommen vom 24. Juni i879
(AS 4, 285), Protokoll der BregenzerKonferenz 1867) und un-
mittelbar aus Bestimmungender Schiffahrtsverträgefolgt aber,
dass, wenn auch nicht genau gesagtist, wo die Grenzeläutt, sie
mit der Seemittedoch identisch ist. Mangels einer FeststellLrng
der einzelnenGebietsflächendrängt sich eine Teilung nach der
Mitle einfach auf. Eine genaue Demarkationsliniebesteht auf
Grund einer Vereinbarungnicht; man wird sie aut diplomatischem
oder schiedsrichterlichem Wege bestimmenmüssen.
Doka stellt folgendenVorschtragauf (S. 47):
,,Es wird. techni.schvon Vorteil sein, fe einen Fixpunkl auf
d.en gegenüberliegend.en Ut'ern durclt eine Gerade miteinander
zu verbind.en;die .,I4itteied.er dieser Geraden bildet rlann den
Schnittpunltt für die hewte lediglich virtuell bestimmte Mittel-
linie" Darnach ergibt sich, dnss cLeraul den ganzenLTeberlinger'
see erltobene deulsche Souvertinitätsunspruchzweit'ellos ge-
recltlt'ertigt ist. Die im Konstanzertrichter aulgestellte De-
marhationsliniewürde in die Seelldchehinaus fortgesetztwer-
den und sich als die tVittellinie schlechtwegmit den di.e Fix-
punkte'verbindendenGeraden schneiden. Auf diese Art ge-
121)vergl. Doka, 24, Hilty, XXIX, 587, Reber, 88, Laband, I, $ 22,
Fussnote, u. a, m.
r22) z. ß. Iiettich in ,,Die völkerrechtlichen und staatlichen Ver-
hältnisse am Bodcnscc".

117
langt man, von Westen ausgeltend,zu einer belriedigendenTei-
sce nicht zum Gegensta
lung des Seegebietesbis in die österreichischeSouveränitäts-
den dürfte etc. Erst du
zone. Die ,,Seemitte'(hann nur Gelt,ungbe,anspruchen für die schweizerischenTeils so
Wasserflächezwisch.endem Nord- und Süduler bis zur öster-
schiendie Sachenicht kli
reichischen I nteressensphäre."
Auch das deutscheReichsgerichthat sich für die Ansicht ent-
schieden,in Uebereinstimmungmit einem Urteil des Landqerichtes
Idonstanz,dass die ,,Reichs- und Zollgrenze in die Mittellinie des
B,odensees verlegt sei." 123)
In der Begründunggeht das Reichsgerichtvon dem völker-
rechtlichen Grundsatz der entsprechendenAnwendung des Fluss-
völkerrechts auf die Grenzbinnenseenaus und betont in kurzen
Ausführungen,dass die geschichtlicheEntwicklung der Rechts-
verhältnisseam Bodenseegegen die Annahme eines Condomi-
niums und für die Lehre von der Gebietsteilungspreche. Das
Reichsgerichtwendet sich dann besondersgegen die Annahme
Rettichs, die Schweiz habe zu Beginn des vorigen Jahrhunderts massregelnveranlasstseh
aut ihren Gebietsanteilam Bodenseeverzichtetund schliesstsich - wohl geschaffen
7ip v
der Auffassungan, dassdie internationaleHafen- und Schiffahrts- Jee wären allerdings aus
ordnung vom Jahre 1867 und der badisch-schweizerische Staats-
vertrag vom Jahre 1878 über die Teilung des Konstanzer Trich-
ters die Gebietsteilung nach der Mittellinie zwingend beweisen,
ebensowie die militärischePraxis der Uferstaatenwährend des
Weltkrieges.
DiesesUrteil wurde von der AppenzellerZeitung vom 24. April
1924 (Nr. 97) in einem Leitartikel angegriffen, in dem behauptet
wurde, die kaiserlicheRegierungsei bis zum Kriegsbeginn(,,aLrs
imperialistischen Hiniergedanken")auf dem Standpunktder Con-
dominiumstheoriegestanden.
Diese Auffassungkann aber durch nichts bewiesenwerden.
Nimmt man diese Teilung an, so ergibt sich inbezug auf die
Neutralitäl f,olgendes:
2. Neutralität.
Der schweizerischeSeeanteilpartizipiert an der ewigen Neu-
tralität der Schweiz, denn gcmäss der Wienerkongressaktesowie
der Londoner Erklärung des Völkerbundsratesvom 15. Februar
7920 betrilft die immerwährende Neutralität das ganze Gebiet.
Die Folge davon ist, dass eine Verletzung der Seegrenzenicht
nur die Schweiz tangiert, sondern auch die Mächte, welche die Die militärischenTatsa
Neutralität anerkannten. Das Seegebiet unter schweizerischer für allemal endgültig jeden
Hoheit unterliegt einem besondernvölkerrechtlichenStatut. Wäre an eirr blosses,,übernaiion
der See aber nicht realgeteilt, sondern Condominium, so müsste _ Die deutschenund von
ja die Erstreckungder Neutralität auf das ganze Seegebietan- litärbehörden bewachtenm
genommenwerden. Die Folge wäre, dass kein Uferstaat ohne Krieg über den See bis zur
vorgängigeZustimmungFestungenamSee anlegenund derBoden- I21) Hilty, VlI, 474.
123)R. G. E. Band 57, S.368. R. G. in Strafsachen,I. Strafsenat; r 2 5 )f l i l t y , X X , 4 5 2 .
126)vergl. Reber, I47
Rcber, 149. fl
127)Lederle, Das Recht
d
118
s€e nicht zum GegenstandmilitärischerOperationengemachtwer-
den därfte etc. Erst durch den Weltkrieg ist die Näutralität des
schweizerischenTeils so recht in Erscheinung getreten. Vorher
schien die Sachenicht klar zu sein.
So schreibt Hiltg tz+; 1892, dass die Rechtsverhältnissedes
Bodensees nicht befriedigendgeordnetseien,und er bedauert,dass
der See nicht neutralesGebiet sei, wie es der Genferseevermöge
der Neutralisationbeider Ufer bilde, und dass das Gebiet ,,Tei-
ritorium der fünf Grenzstaatenbis in die Mitte" sei.
Ein im August des Jahres 1906 im ,,Schwäbischen Merkur,,
erschienenertendenziöserArtikel erinnerte daran, dass man vor
50 Jahren beabsichtigthabe,eine deutscheFlotte auf dem Boden-
seezu schaffenmit einemKriegshafenin Lindau. Hiltg tzs; meint,
dass die Möglichkeit einer solchen Massregelkaum zu be.zweifeln
wäre, doch würden die Schweiz und Oesterreichsich zu Gegen-
massregelnveranlasstsehen. Eine Kriegsllotte hätte - im prin-
zlp - wohl geschaffenwerden können; grosse Operationenzut
See wären allerdings ausgeschl.ossen.
Jeder Zweifel, der über die Auffassung einzelnerUferstaaten
und über die Rechtsverhältnisse am Bodenseejemals geherrscht
habenmag, musstein Anbetrachtder militärischenVerhältnisseauf
demBodenseewährenddesWeltkriegesverschwinden.Nähmeman
weiter ein Condominium an, so erstreckte sich die Gebietshoheit
der Schweizüber die gesamteFläche des Seesbis zu den Hafen-
anlagen von Lindau, Bregenz, Friedrichshalenund Ueberlingen.
Dann dürften Oesterreichund Deutschlandim Kriege den Seeweg
von Bregenzund Lindau nach Konstanz in den Unterseeund auf
den Rhein nicht benützen,da sie sonst die schweizerische Neutra-
lität verTetzenwürden, dürften von ihren Ufern aus keinerlei mili-
tärischeSchutzmassnahmen treffen,wären also eineswichtiqenVer-
kehrswegesberaubt.
Deutschland und Oesterreichwürden in der militärischen
Sicherungihrer Uler ausserordentlich beschränkt,in der Schiff-
fahrt ztm grössten Teil behindert sein. Täglich wäre im [(riegs-
fall die Verletzung des schweizerischen Hoheitsgebietesund der
schweizerischenNeutralität durch Unvorsichtigkeit mit allen ihren
völkerrechtlichenFolgen zu befürchten. 126)
Die militärischenTatsachendes Weltkriegesvernichtetenein
für allemal endgültig jeden Gedankenan ein Condominiumoder
an ein blosses,,übernationales Verkehrsgebiet"auf dem Bodensee.
Die deutschenund von Bregenzaus die österreichischen Mi,
litärbehörden bewachten rnit bewaffneten Schiffen den qanzen
Krieg über den See bis zur Mittellinie als Grenze.lel)
121)Hilty, VlI, 474.
tzr) Hilty, XX, 452.
126)vergl. Rebcr, 147 ff
127)Lederle, Das Recht dcr internationalen Gcs-ässer. 1920. 37.

I rv
Ohne Unterbrechung wurde sie gegenSchmuggelvon Lebens- fahrt auf dem Bodenst:
mitteln, Kriegsgerätund andern für Deutschlandlebenswichtigen paratu_rgelegenund zu:
Waren unter Kontrolle gestellt. Schiffstransporte mit Truppen rrnreKonstanz_Bregcnz -
und Kriegsgerätgingen unter peinlicherEinhaltung der deutschen Altnau erhielt Oas Scn.
Seehälfte von Konstanz nach Lindau hin und her. Selbst militä- Seedorf,Landschlacht) s_
rische Uebungenwurden auf ihr abgehalten Die deutschenZep- fen den Dampfer im Buc
peline und Militärflugzeuge hallen den Befehl, nicht über die stört wurde. personen1
Mitte des Bodensees hinaus zu fliegen.128) ergab, dass der befehls
DeutscheWachtschiffe übtenwährend des ganzenKriegesauf habe die Schweizergren
dem See bis zur Mitte eine militärischeKontlolle aus; von keiner nähert. Es stimmte zit-a
Seite rvurde dies als Neulralitätsverlelzungbetrachtet,die Schweiz Schiff etwa 500 m vom s.
Die SchweiT glf5qhrrtrti=
erhob keinen Einspruch.1ee)
Einc ernster.ü;;t:,
Anderseits wachten Schweizer Militärboote und Kontroll- vember 1914 englischeF
schiffe auf Einhaltung der Gebiets- und Neutralitätsgrenzein der gegendie Zeppelinwerit .
Seemitte. Waren deutscheUeberläuferauf die SchweizerSee- wie auf dem Rückweges
hälfte gelangt,so waren sie auf neutralesGebiet entkommenund länge von rund 110 [m .
durften von deutschenWachtschiffennicht weiter verfolgt werden.
Am 23. Novemberi,.
Int Weltkriege ereignetensich aber trotz der genauenInne- Gesandtenin London uu,
haltung der Grenzlinie mehrfacheNeutralitätsverletzingen.Ein der britischenund der lra
besonderesAbkommen betreffend die Anerkennung und Inne- festieren und Genugtr_r
haltung der schweizerischenNeutralität wurde aber nicht ab- den Zwischenfallunä sch
geschlossett.r3o) ger. zu., Im übrigen, sag
Bezüglichdes Anhaltensschweizerischer Lastschifteauf dem mehr als je Gewicht aui
Bodenseedurch deutschePatrouillenbooteund zwar at.jr Ent- wolle, dass diese durch ii,:
fernungenvom schweizerischen Ufer, die es als sicher erscheinen um das Gebietds1 L t u ! r !.-r
trirt^
liessen,dass der Eingriff auf dem unter schweizerischem Hoheits' Luftrauniträ"är"'
recht stehendenTeil des Sees stattfand, enthält der 5. Neutrali- . ^AuchEngland spraci
tätsberichtvom 15, Mai 1916131) die Mitteilung,dassder Bundes- Del lestzustellen,dass da.
rat deswegenin Berlin vorstellig gewordenund dass hieraut den Anerkennungeines nichi :
deutschenWachtbootender Befehl erteilt worden sei. sich bei Urundsatzes befreffenddii
ihren Dienstfahrtenorundsätzlichdiesseitsder Mitteilinie des Sees zogen werden könne. _
zu halten" Ebensoüurde bei den Probefahrtender Luftschitfe die dass er bei seiner Aufia,
Seemitte als Richtlinie eingehalten. gebietebefindlicheLuf tra;-
den StaatesunterworfenLi
Ferner wird im 4. Neutralitätsberichtvom 9. Sept. 1916132) kriegführenderStaaten in
mitgeteilt, ein aui dem schweizerischen Teil des Bodenseesver- als Neutralitätsverletzun.
hafteter deutscherDeserteur sei auf Grund der vom Bundesrat
eingereichtenBeschwerdevon der deutschenRegierungnach der
Schweiz zurückgesandtworden, nachdemer vorher in der Nähe
von Arbon von zwei Deutschen unter Anwendung von Gervalt
verhaftei und auf deutschesGebiet gebrachtworden war.
Im Dezember7977 ereignetesich ein anderer Zwischentall,
indem das badischeDampfschitf ,,Kaiser Wilhelm" eine Frobe-
tzs)Rcber, 148 ff.
l2e)$f11pp, Praxis und Theorie dcs \rR, 149.
130)Hilty, XXIX, 587. tar; Nach Zeitungsmclcl:
131,\
BBI 1916.II. 533.
132) . - 1 3 4 ) - v e r g lH. i l t r . , \ \ \ - l l l
BBI 1916,III, 519. und der Krieg, 33 ff, Rebrr. I_

124

h
fahrt auf dem Bodenscemachte,nachdemes in Konstanz in Re-

133)Nach Zeitungsmeldungcn.
_ .13a)--vc'rgl. -Hilt5., XX\rIII, 427, XXX, 339, Zoller, Das Yrjllierrccht
. rn r l d e r K r i e g , 3 3 f f - R c b c r , 1 4 9 .

121
dem Erdboden an der Staatshoheit des untenliegendenStaates betreffend Staatsluftfahr
entrückt ist. Die Engländer meinten, dass die Frage, ob die Palizei- und postveru.al
Gebietshoheit des Grundstaates den ganzen Luftraum in sich behaltensich die Staate:
schliesse,oder ob sie durch eine bestimmte Höhe begrenzt sei den oder aus Gründen c
und dort ihr Ende finde, offen bleibe, Frankreich dagegenaner- gewöhnlichenUmständer
kannte die Neutralität des gesamtenLuftraumes. gewissenTeilen desselbe
England und Frankreich vertauschtendamit ihre Rollen; Dieser Uebereinkun
denn es waren in der HauptsachefranzösischeGelehrte (Des- tralen Staatensehr zurüc
ouches und Fauchille), welche die Ansicht vertraten, dass die zelabkommen zu treffer.
Staatshoheitnicht den ganzen Luftraum umfasse.135) vom 74. September 192
Standpunkt standendie englischen (AS 38, 495), mit Fran.
Auf dem entgegengesetzlen
(AS 36, 190), mit den \
Gelehrten. An den Kongressenüber Luf trecht hatte England
immer die Ansicht bekundet, dass die Staatshoheit den ganzen Nach diesem ,,Abste
zum Bodenseezurück.
Luftraum umfasse und in dieser Beziehung keine Einschränkung
vertrage.- Auch die Deutschen(Niemeger)traten der französi-
schenMeinung entgegen. 5. Schiiii
Während des Weltkrieges anerkannten aber in einer Reihe
von Fällen die RegierungenDeutschlands,Frankreichsund lta- Ueber die Reqeluno
liens, dass der Luftraum über dem Gebieteeines neutralenStaa- Bodensee- und dämit 7L
Arbeit von Doka ausführ
tes von Fliegern kriegführenderNationen nicht durchflogenwer-
den dürfe, ohne dass die betreffendenRegierungengenugtuungs- so dass wir uns mit eir:
eventuell schadenersatzpflichtigwürden. Durch diese aus dem können.13e)
Kriege sich ergebendevölkerrechtlichePraxis und durch die aus Die Schiffahrt auf di
staatspolitischer Notwendigkeit heraus getroffene Entscheidung manu gestattet. Iede \.:er
des Bundesrateswurde der englischeVorbehalt hinfä11i9und die dern Parteienzu, dass C
handeltwerden wie die e
völkerrechtlicheFrage eindeutig gelöst. Der Neutrale darf keine
gilt ebenfallsder Gruncis
kriegerischenAktionen eines Kriegführenden im Machtbereichder
sen dementsprechenddie (
neutralen Staatshoheit dulden. Zum Machtbereich gehört aber
der andern Vertraqsparre
auch der gesamteLuftraum.136) -einze
polizeilicher. Art de-r
Diesen Grundsatz enthielt schon die Neutralitätsverordnung
vom 4. August 1914.137) den Behörden und nach
Bevor also die Praxis dem nun gelfenden RechtssatzeAll- folgt, auf dessenGebiet :
gemeingeltung verlieh, war der Bundesrat in der Ver'ordnung Deutsch-schweizeris_
bahnbrechendvorangegangen. die Rhein-Bodensee-schia
Nach dem Kriege wurde die Luftschiffahrt im Anschluss an Verträgen führen, die eine
die Pariser Friedensunterhandlungen durch eine Uebereinkunft die seinerzeitiqeFortfiihru
von 27 alliierten Staatenam 75. Oktober 1919 geordnet(in Kraft Bodenseezum Gegenstan
am 10. Juli 1922). Auch die nordischen Staaten haben ein Wirri das Ziel, der Au
Uebereinkommenabgeschlossen.AlIe diese Staaten haben sich Bodensee zu einem Grcs
das Rechtzu wechselseitigem Luftverkehreingeräumt. Ausnahmen Schweiz mit Baden einen
13ö)Revue g6n6rale de Droit Int. Publ. B 8, 1901, S. 418 ff und B
Kostenverteilung,die Frist
17, 1910,55. und Seinetechnischeund
136)Strupp, 829, 850. Haager Abkommen betr. die Rechte und
-neutralen werden sollen.140)
Pflichten der Mächte und Personen im Falle eines Land-
krieges, Art. 3 und 5. I3.)vergl. Hess, Schsr.e
taz; AS 1914, S. 353. ZiIIer 17b lautete: ,,Das Eindringen von Luft- 1 3 9r, ' e r g l . a u c h S t o t f e l .
fahrzeugen jeder Art vom Auslande her in unsern Luftraum ist ver- : r - n t e rl t e r t i c k s i c h t i g r r n g r l e r a ,
boten. Vorkommendenfalls ist es mit allen Mitteln zu verhindern und Waldkirch, 203,Reberi:;t, H:
zu diesem Zwecke auch rveiter zu mclden." t 4 o )v e r g l . N e u e Z ü r c h e r

122
betreffend Staatsluftfahrzetge, Heeresluftfahrzeuge,sowie Zoll-,
Polizei- und Postverwaltungslultlahrzeugesind vorgesehen.Aucb
behaltensich die Staatendas Recht vor, ,,ausmilitärischenGrün-
den oder aus Gründen der öffentlichenSicherheit"unter ausser-
gewöhnlichenUmständenden Luftverkehr über ihrem Gebietoder
gewissenTeilen desselbenzu verbieten.
Dieser Uebereinkunftgegenüberhaben sich die ehemalsneu-
tralen Staaten sehr zurückhaltendgezeigt und es vorgezogen,Ein-
zelabkommen zu treffen (2.8. deutsch-schweizerischerVertrag
vom 74. September1920, AS 37, 25; Abkommen mit Belgien
(AS 58, 495), mit Frankreich (AS 56, 25), mit Grossbritannien
(AS 56, 190), mit den Niederlanden(AS 42, 515).138)
Nactr diesem ,,Abstecher" ins Luftrecht kehren wir wieder
zum Bodenseezurück"

3. Schif f ahrt und Fischerei.


Ueber die Regelung der Schiffahrt und der Fischerei im
Bodensee- und damit zusammenhängend im Rhein - ist in der
Arbeit von Doka ausführlichund abschliessend referiert worden,
so dass wir uns mit einer kurzen Zusammenfassungbegnügen
können.r3e)
Die Schiffahrt auf dem Bodenseewird grundsätzlichjeder-
mann gestattet. Jede Vertragspartei(5 Staaten) sichert den an-
dern Parteien zu, dass deren Schiffe und Ladungen gleich be-
handelt werden wie die eigenen. Für die Benutzung der Häfen
gilt ebenfallsder Grundsatzder Gleichbehandlung, und es müs-
sen dementsprechend die Gebührenfür Inländer und Angehörige
der andern Vertragsparteiendie gleichen sein. Uebertretungen
polizeilicherArt der einzelnenVertragsbestimmungen werden von
den Behörden und nach den GesetzendesjenigenLandes ver-
folgt, auf dessenGebiet sie begangenwerden.
Deutsch-schweizerisch-französischeVerhandlungeninbezugauf
die Rhein-Bodensee-Schiffahrtwerden, laut Zeitungsberichten,zu
Verträgen führen, die einesteilsAusbaufragenregeln, anderseits
die seinerzeitigeFortlährung der Schiffahrt von Basel bis zum
Bodenseezurr, Gegenstandhaben.
Wirci das Ziel, der Ausbau des Oberrheinsvon Basel bis zum
Bodensee zu einem Grosschiffahrtsweg erreicht, so wird die
Schweiz mit Baden ,einenVertrag abschliessen,durch den die
I{ostenverteilung, die Frist für die Ausführungdes Unternehmens
-rnd Seine technische und adminisfrative Förderung festgesetzt
'.,,'erden
sollen.140)
13!')vergl. H e s s, Sch*'eiz. Luftrecht, 1927.
139)vergl. auch Stoffel, Die Fischereiverhältnissc des Bodensees
.nter Beräcl<sicl'rtigung dcr an ihm bestehenden Hohcitsrcchte, 1906.
''-aldkirch, 263, Rcber, 271, Hiltv, XXIX, i187 fll
140)vergl. Neue Zurcher Zeitung vom 23. April 1929.

123
Die Eisenb

Die Mission der Ei_:


t i g k e i te r s c h ö p fst i c hn a r : :
staatsgebietes aufzuhürcr.

Bodenseevom 22. SePtember1887-


vom 5. Juli 1895'
5. Die Fischereiveieinbarung
4. vertrag über die Beurkundungvon Geburts-und Sterbefällen
auf dem Bodenseevom Jahre 1880.
DieSchiffahrts-undHafenordnungistmehrfach,meistin
technischenBestimmungen,abgeändertworden.
2) vcrgl. auch Gareis,
Il:
'.2'
IV.Kapitel.

Die Eisenbahnen
an der Grenze.

$e .
Allgenneines.')
Keine Verkehrsanstalthat vermöge der durch sie herbei-
EeführtenUeberwindungvotl Zeit und Raum so sehr wie gerade
die Eisenbahn dazu beigetragen,die Idee zu kräftigen. dass die
Völker nicht voneinanderabgeschlossen sein können,sonderndass
sie durch ein gemeinsamesorganischesBand miteinander ver-
knüpft sind.
Die Mission der Eisenbahnenist eine universelle. trhreTä-
tigkeit erschöpftsich naturgemässnicht darin, an der Grenzeeines
Staatsgebietesaufzuhören;sie sind ihrer innern Natur nach für die
geographischen Grenzmarkenunempfindlichund von Launen und
ZufälIigkelten politischer Abgrenzung unabhängig. Damit aber
der Zweck der Eisenbahnenerfüllt werden kann, ohne dassin das
Gebiet der einze.lnenSlaaten rechtswidrig eingegriffen wird, sind
die Staatsverträgenötig. Ueberall da, wo eln Staat in einem
andern Staateeine Eisenbahnbauenoder betreibenwill, oder da.
wo bloss das Teilstück einer EisenbahnanstaltzwischenCrenz-
gebietenzweier Staatenliegt, oder da, wo eine Eisenbahnbtoss
auf das Terrain eines Nachbarstaatesausmündet,bedarf es der
internationalenVertragsiätigkeit. Es muss der beteiligte Staat
über die Zulässigkeiider Eisenbahnbauten gefragt werden,rzsbe-
darf einer Ueberwachungder erstelltenBahn, und es ist nötig,
eine Verständigungüber die Art des TransportbetrieL,es, tiber die
verschiedenen Interessender Zolltragen, der Polizei, über die Be-
handlung der Post- und Telegraphenadministration und über an-
dere Fragen mehr zu erzielen.2)
1) r.elgl. Bulmclincq in X'IarquarrlsensIfandbuch dcs öffcntlichen
f:lci:tr_1, 2, S.!6!77; Cah'o, Droit internat. II, b14/20; Field, projct.
2ö5_,ff;Martens, \'ölkcrrecht, II, 26-l;Hcfftcr, \rölkerrccht, g241; tsluntschli.
\-rilhcrrecht, 32; tr{eili in Floltzendorffs Handbuch cles\iblkerirechts. III.
2 5 7 - 3 1 5 ; I a p r a c l e l l e , 2 6 51 T S
; t r e u l i , D i c K o m p c t c n z a u s s c h c i d u n gz s ' i s c h c i r
R u n d u n d K a n t o n a u f d e u r G c b i e t e d c s E i s c n b a h n \ \ : e s c n s ,S , - l ; . 2 1 . : : ü
-1.a. rn.
2) vcrgl. auch Gareis, Instit. des VR. S. 189.

I:C
Ohne Cooperation und gegenseitigesIn-die-Hände-atbeiten , Zuvörderst können
der Staatenin dieser Verwaltungssphärekönnen die legitimen Be- 1. VerträgeüberBau u
dürfnisse der Untertanen nicht befriedigt werden.e) flnlen.
2. Verträge über die tt
Diese mit dem Eisenbahnverkehrzusammenhängenden Rechte bahnlinien.
und Pflichten entspringen,wie wir oben schon gesehenhaben,
dem Grundrecht der Staaten auf Verkehr.a)
Die Organisationdes Eisenbahnverkehrsgeht in zwei Stadien
vor sich. Zuerct einmal wird das Netz im Innern des Landes
geschaffen, die Grenze gilt gleichsamals die vorgezeichneteUm'
rahmung diesesNqtzes. Dann aber, in einer zwelten Phase,er- In dieserArbeit hab
folgt die internationaleOrganisationdes Verkehrs; die Grenze,ob' nannten Verträgen zu be
wohl immer noch als Endpunkt des nationalen Netzes betrachtet, rolgt einteilen:
wird durchbrochen:,,est tenue pour un lieu de voisinageet de
relations".s)

herrschteund man nur das Wohl der eigenenLandesbewohnerim


Auge hatte.6)
In den ersten schweizerischenVerträgen (mit Baden vorn
Jahre 1852) ist uns ein solchesMisstrauen nicht begegnet. Wohl
wurde sehr ausführlich alles Mögliche angeführt und ange'ordnet,
aber durchaus in einem freien und offenen Geiste, und die Vor-
teile einer Zusammenarbeitmit dem Ausland werden wohl ein-
gesehen.
Inr Anfang waren es meistensVerträge, die den Zusammen'
schlussvon Eisenbahnverbindungen regelten; später wurden ge-
meinsamBahnengebaut und im Zusammenhang damit internatio-
nale Stationen geschaffen.z)
Wie gesagt,um eine Zusammenarbeitzu ermöglichen,müssen
Verträge abgeschlossen ll'erden. Wir möchten uns hier nicht in
die Streitfrage einmischen, von wem sie abgeschlossenwerden
sollen.8)
3) Martens, II, 230 und Waldkirch, 251 und 214.
+; ,,Die \rrilker der internationalen Rechtsgemeinslhqft sind ver-
o f l i c l r t e t . "d e n E i s e n b a l r n e n A n s c h l ü s s e z t t g c w ä h r e n . E s i s t d i e s e i n c
k o n r e q u e n t d e s R e c l r t s a u f i r t t e r n a t i o n a l e nY e r k e h r . M e i l i ' 2 5 7 f f '
5) Lapratlelle, 265'
a) vergl. z. B. die Yerträge zwische! Frankreich und- Belgie^nvom
26. Aug. 186"2,zrn'ischen Frankieich und Preussen vom Jahre 1862'
?) Der Gotthardvertrag bildete den A-nfang einer- Reihe solcher
Verträje. Wir werden im Folgenden die-Verträge nicht nach diesen,
mehr äusserlichen Gesichlspunkten aufzählen.
s) siehe Steuerhoheit der Beamten'

126
. Zuvörderst können wir einmal unterscheiden:e)
1. verträge über Bau und Betrieb von internationalänEisenbahn-
linien.
2. vefiräge über die technisch,eEinheit der internationalenEisen-
bahnlinien.
5. verträge über die pekuniäreunterstützung einer für den inter-
nationalen Verkehr bedeuüendenEisenbähnfinie.
4. Verträge über das internationale Eisenbahnprivatrecht.
5. verträge über den internationalenStrafrechts'schutz der Eisen-
bahnen.
In diesär Arbeit haben wir uns vor allem mit den sub 1) ge-
nannten verträgen zu befassen. Diese lassen sich wiederum wie
folgt einteilen:
1. Vedräge über.die Verbindung (Bau) des inländischenEisen-
bahnnetzes mit dem des benachbarten Staates.

4. verträge riber_uebernahrneund verwaltung eines Betriebes


auf fremdem Staatsgebiet.ro1
-. . Die .unter 5) eingereihtenVerträge lassen sich weiter spezi-
fiziercn in:
a) Verträge über die Besorgung des Zoll-,
b) des Polizei-,
c) des Post- und
d) des Sanitätsdienstesauf den Bahnhöfen.
Diese Aufzählung ist eine rcin theoretische. Wollten wir ge-
nau nach ihr verfahren,wir würden alle die erwähntenverschiede-

727
Es ist daher nicht möglich, die Verträge so einzuteilen,wie Dic Bundesversa
wir oben angedeutethaben; sie müssenhier nach andernGesichts- Eisenbahn verweigerr:
punkten dargestelltwerden. .trrdgenossenschaft ver-.
Wie war die Entr,;:
Wir werden das Gemeinsame,das aus all den vielen Ver-
. ^It Art. 2 des BC
und in einenZusammenhang
trägen ersichtlichist, zusammenstellen im GebietcOer EiOg;r_
bringen. Soweit es uns gelang,wollen wir die Praxis darstellen, der Bund das Rechtäei_
die sich im Anschlussan diese Verträgegebildet hat, indem wir nonzessionfür Eisenbi.i
die zu unserer Kenntnis gelangten ,,Fälle" an den Vertrags- r,rlvaten zunächst
bestimrnungenmessen. voi-
sund behielt sich
zu.ai
Geschichtliche Erörterungenüber die Entstehungder Verträge wre beschränktaber
cliis
und über die Eisenbahnpolitikwerden nur, wenn sie zur Erläute- vor,. der bestimmte,
das
rung der Verträge etwas beitragenkönnen,herangezogen. ob durch c:.
flflen..sel,
cre militäriscfrenin
Die Schweiz ist wie kein zweites Land in der Lage, uns te.es
oen.^ Lagen in dieser
Material zu verschaffen,sind es doch vier Staaten,die sie nm-
pflegt, d. h. mit {]rc uenehmigungtJes Ä.
geben und mit denen sie Verkehrsbeziehungen Bu
denen sie Eisenbahnverträge abgeschlossen hat. ,, _t? t,rkenntnjsder
No_twendigkeiteiner
ol9nq erst durch, als \-er
mif cjj.
DeutschenRei;:
$ 10. -dsm
von Nord nactr Suo
mii'i
Drl._h den Staatsi.c;-
Eisenbahn und Terriforialhoheit. ,^ ,
tember 1869.151ri

Der Bund hat die Terriiorialhoheit. Aus ihr leitet er die I:"f i,"it,.',
;,,#;ä.ff.:
y::9.:" demBunde
Eisenbahnhoheit ab, indem er vorschreibt,dass für den Bau und sesen
welche nach "der;r
Betrieb von Eisenbahnenauf schweizerischem Gebie[e in jedem :1,u-gnn,
einzelnen Falle eine staatliche Konzession ertorderiich sei, d h. 3i9nlt .Linien den I{ani.
öa.hnlinie, bei wetctrer i:-
neben dent Recht des Staates,selber Bahnen zu bauen und zu be' es natürljch:
treiben, kann diese Befugnis auch Privaten übergebenwerden.11) :l[n!,ging
v9n
l^u,,,r11...
rrur len Gr engen
Bei der Ordnung der Eisenbahnanschlüsse ans Ausland, so ernem_Schlage
hätte rnz
bestimmtweiter das Gesetz,hat der Bundesratdie Ansichtender trommen. 1z)
Regierungender Grenzkanlonebezüglichder festzustellenden
tragsstipulationen und der Interessen der Grenzortschaften zu
12)
Ver'
,',,?li[.Ti: äJl;;,
vernehmen. dje bisher von
ouneessacheerkJärt, de:
::].:_h,nn,
Das geschiehtin jedem Falle, ob der Bund oder ein Privater -jeJc
baut. Der Bund wird die Eisenbahnverbindungen zu entwickeln lgl-one bei den vorbcieitci
und zu vermehren suchen, ,,insbesondereden Bestrebungen,im *lT1rng wurde dem unh:
nonzessionen
Osten, Zentrum und Westen der schweizerischen Alpen die Ver- durch die I{ai
:mg durch den Bund,
kehrsverbindungender Schweiz m1t ltalien und dem Mittelländi- jcnen Interessen lr..i*
schenMeere nt verbessern, möglichsteFörderung angedeihen".. q-nKonnte,ein durch die z
(Art. 3, Abs. 1.) Der erste Satz gilt natürlich heute noch, wäh- Ende geflar
rend der zweite seine Verwirklichung mehr oder weniger gefunder j':lrnrjYnn zu ertei16n.
hat vergl.Art. 3 Äbs. II
,runtn.,
11)vergl. Art. I des BG über dcn Bau und Betrieb der Eisenbahner
auf dem Gebiete der schweizerischen Eidgenossenschaft vom 23. Dez l3) +! { a. F. 170
,r) Äs
1 8 7 2 .( A S . 1 1 , S . 1 . )
10,555.
16)
.\s 10, ;8:1.
12) Art. 2. Abs. 2. ,,t vergl. Strerrli.
. S ._ 1 2l l .
Die Bundesversammlung kann aber die Konzession erner
Eisenbahn verweigern, urelche die militärischen Interessen der
Eidgenossenschaft verletzt"rr)
Wie war die Entwicklung,die zu diesenGrundsätzenführte?
In Art. 2 des BG über den Bau und Betrieb von Eisenbahnen
im Gebieteder Eidgenossenschaft vom 28. Juli 18521a) überliess
der Bund das Recht denKantonen,indem bestimmtwurde, dassdie
Konzessionfür Eisenbahnunternehmungen von Gesellschaften oder
Privaten zunächst von den Kantonen auszugehenhätte. Der
Bund behielt sich zwar die.GenehmigungdieserKonzessionvor;
wie beschränktaber diese Genehmigungwar, ging aus Art. 7 her-
vor, der bestimmte, dass bei dieser Genehmigung vor allem zu
prüfen sei, ob durch die Erstellung der betreffendenEisenbahn
die militärischenInteressender Eidgenossenschaft verletzt wür-
den. Lagen in dieser Beziehungkeine Hindernissevor, so war
die Genehmigungdes Bundes zu ertellen.
Die Erkenninis der UnhaltbarkeitdiesesZustandesund der
Notwendigkeit einer Vermehrung der Kompetenzen des Bundes
drang erst durch, als die Schweizsich anschickte,in Verbindung
mit dem DeutschenReiche und Italien eine internationaleLinie
von Nord nach Süd mit Durchtunnelungder Alpen zu bauen.
Durch den Staatsvertragder Schweizmit Italien vom 15. Sep-
tember1869,15)dern am 28. Oktober18711{r)auch das DeLitsche
Reichbeitrat,in weichemder Bau der Gotthardbahngeregelt."vurde,
wurderrdemBundegegenüberder Gotthardbahn Kornpetenzen iber-
tragen, welche nach dem bisherigen Eisenbahngesetz gegenüber
andern Linien den Kantonen zustanden. Bei dem Bau einer
Bahnlinie, bei welcher internationale Verhältnisse in Betracht
kamen, ging es natürlich nicht an, die Regelungihrer Rechtsver-
hältnissevon den engenGrenzen der Kantone abhängigzu tnachen.
Mit einemSchlagehatte man nun ein doppeltesEisenbahnrecht be,
kommen. 17)
Durch den vorher zitierten Art. 1 des neuen Gesetzesvon
1872 wurde die Konzessionserteilung, sowie die Erneuerunqvon
solchen,die bisher von den Kantonän erteilt worden warci, zur
Bundessacheerklärt, jedoch unter Mitwirkung der beteiliEten
i{antone bei den vorbcreitendenVerhandlungen.Durch dieseBe-
:tlmmung wurde dern unhaltbaren Zustande der Erteilung der
,ionzessionendurch die l(antone und der nachherigenGenehmig-
,:ng durch den Bund, welche ja nur bei VerTetzungder militäri,
.:hen Interessendurch die zu erteilendeKonzessionversacltrver-
in konnte,ein Ende gemacht. Von jetzt an hatte cler Brlncl Cie
-rnzessionenzu erteiTen.
tB) vet-gl. .\rt. 3 Abs. II tles Gcsetzes und Artikel 21 Bunrlcsr-r:.
: r.1llg.
14)AS 4 a. F' 170.
rs) ÄS 10, 555
16)A:j 10, i)tj3.
1i) \'ergl. Streuli, S. 22 fT.

rl\)
Eisenbahnenwerden von fremden Staaten auf schweizeri- Baden den ungesto,:
schemGebietegebaut und betrieben;schweizerische Eisenbahnen scltweizeriscltem Gt :.
liegen auf dem Territorium fremder Staaten und ihre Leitung
liegt in schweizerischenHänden; Bahnverbindungenzweier Län- , .. .Baden baut die Ba.:
der treffen sich auf schweizerischem oder ausländischem Boden; orucrrlich^(Art 2) und
;
das eine Mal steht ein Bahnhof, von beiden Ländern gemeinschaft- dtschen Gebiets auf
se:
lich benutzt, auf dem Gebietedes einen, dann wieder auf dem Ge-
biete des andern Siaates. Die Botschaft beme:
Das eine Mal ist es die Schweiz,das andere Mal der fremde,
ausländischeStaat, die erhöhte Verpflichtungenauf sich nehmen,
dafür' aber auch Rechte ausüben dürfen, die sonst thre Gesetz-
gebungennicht vorsehen.
Wenn wir einmal absehen von den Einschränkungenund
Rechteninbezug auf die Steuerhoheit,die Strafhoheit,die Polizei-
hoheit etc., so bleibt vorerst einmal die Belastung des Bodens, des
Gebietes,die Einschränkung der Territorialhoheit, um negatl zu
sprechen,die durch die Erstellung von Bahnbauten,Tunnelanlagen,
Bahngebäudenentsteht. Diese Belastung schien im Zeitalter der
aufstrebendenEisenbahnpolitik der Schweiz keine allzu grossen
Inkonvenienzenzu bringen. Viel mehrwert schienderNutzen,den sie,
infolge der Bahnverbindungenmit den vier Nachbarstaaten,da- ^
Nachdem der Bundes
raus zog. Leiteten diejenigen, die diese Verbindungen mit dem oann auseinander gesetz:
Ausland zustandebrachten, vor allem wirtschaftliche Gründe (die
in dieser Arbeit nicht Erwähnung finden), so waren es auf der
andern Seite militärische Bedenken, die einer at freigebigen
Eisenbahnpolitikentgegen standen. Einmal ails dem Grnnde,
weil die Schweiz in ihrer exponierten Lage nicht noch alle ihre
Grenzen weit aufmachen sollte, um eventuellen feindlichen Ein-
brüchen des Auslandesin leichtfertiger Weise die Tore zu ötfnen.
Dann aber auch deshalb, weil der ausländischeStaat, wenn er
wichtige Bahnstreckenund Bahnanlagen,die in die Schweiz füh-
ren, in Händen hätte, jedwede Aktion von Seiten der Schweiz
unterbinden könnte.
Ueberdiesist im allgemeinenzu sagQn,dass jedes Land seine
Souveränität über sein eigenes Gebiet nicht ohne weiteres ein-
schränkenlässt und dies nur tut, wenn zwingendeGründe es dazu
veranlassen.Daher ist in der Schweiz jederzeit, sowohl vom wirt-
schaftlichenwie vom militärischen Standpunkteaus jede Bahnver-
bindung und jeder Bahnanschluss mit dem Auslandeaufs sorgfäl-
tigste geprütt und diskutiert worden. Wir wenden uns zuerst
ihnen zu.
Der erste Eisenbahnvertragra)spricht deutlich aus:
,,Die SchweizerischeEidgenossenschaft,unter ausdrüclzlicher
Wahrung ihrer Hoheitsrechte, sowie derfenigen der Kantone
Baselstadt und Schalfhausen,überlässt dem Grossherzogtum
1s)Vertrag betr. Wciterfährung der badischen Eisenbahnen über
schrveizerisches Gebiet vom 27. Juli/l1. August 1852. AS 3 a. F. 438. le) BBI 1852,l1I,
77 i82.
lCU
Baden den ungestörten und ungehinderten Betrieb der auf
schweizerischemGebiete bet'indlichen Bahnstrecken." (Art. 9.)
Baden baut die Bahn (Art. 1); es verpflichtetsich dazu aus-
drücklich (Art 2) und übt den Betrieb wie auf den Strecken ba-
dischen Gebiets auf seine I{osten aus (Art. 10).

Die Botschaft bemerkt dazu:1e)


,,Es Iiegt aut' der Hand, dass Baden nur unler dieser Bedin-
gung (unbehinderter und unbehistigter Betrieb von Seite der
Schweizl aul die Weitert'ühr,ungseiner Eisenbaltn über schwei-
zerischesGebiet(Mannheim-Basel und Basel aufwärtsnachdem
Bodenseeüber schweizerischeGebietsteile) eintreten und dass
ein derartiges Eisenbahnunternehmenlür die bqdische ftegierung
nur dann einen Sinn haben lzonnte,wenn dasselbesich sowohl
in der Ausführung als im Betrieb als ein einziges ungeteiltes
Ganzes darstellen, und wenn der Wechsel des Territoriums
nicht auch zugleich eine Stör,ung in den Bau- and Betriebs-
bedingungen mit siclt bringen würde.((

Nachdem der Bundesrat die wirtschaftlichen Vorteile dieser


Bahn auseinander gesetzt,schreibt er weiter:
,,Was die militärischen Rücksichten betrifft, so will es uns
im allgemeinenscheinen,dass solche haum in Betracht hommen
leönnen, wenn nicht ein str.ategischerP,unht, ein Festungswerk.
oder dergleiclten,in den Bereich der Bahn lällt und durch sie
wirklich geföhrdet wird. Den Werhen des Friedens gegenüber
müssengewiss die Rüchsichtenlür die Zeiten des l(rieges auf
das kleinste lllinimum beschränh,twerden, sonst wäre am Ende
iede Verbindungsbahnvon einem Staate zum andern aus slra-
tegischenGründen zu verhindern. ,Aftt Beziehunguuf den vor-
liegenden FaIl scheinen uns aber militärische Bedenhen ganz
unstatthaft zu sein, da die berührten Gebieteienseits des Rkeins
ausserhalbder Verteidigungsliniesich befinden, welche man im
Falle eines l{rieges au.s wohl gerechtfertigten mil.itärischen
Rüchsicltten sot'ort preisg.ebenwürde; dieselben iecloch trm-
gehehrt aus den gleiclten militärischen Rüchsichtender Vorteile
der Eisenbahn verluslig erhlären wollen, dus wird wohl nie-
mandemeinfailen."

Die Schweiz gab somit den Durchpass"durch die Kantone


3aselstadt und Schaffhausenfrei. wofür sie von Baden in Zoll-
="achen ein doppeltes Zugeständnis erhielt: einmal den zollfreien
Surchgang zwischen den schaffhauserischenEnklaven und an-
:ern durch badisches Gebiet getrennten schaffhauserischenGe-
:-etsteilen, und zweitens die Abschaffung der Rheinzöl1e von
le) BBI 1852, 77182.

731
Konstanzbis Schaffhausenund Basel nach Vollendungder betref- Grenze(Art. g). Aucr
fenden Bahnstrecken. 20)
k. u. k. österreichisch
Im Vertrag betreffend Weiterführung der badischenEisen- nichts an der bezeici--
bahn durch den Kanton Schaffhausenvom 30. Dezember185821) Eine weitere Ba:-:
heisst es in Art. tr: treffend die Verbini:::
,,Dia grossherzoglichbadischeftegierung verpt'lichtetsich, die grossherzoglich-badis
F ortsetzung der grossherzoglichenStaatseisenbahnvon WakJs- c:_
hut in der Richtung nach l(onstanz durch den Kznton Schaff' Art. 1:
httusen, solcrn nicht attsserordentliche Hindernissr eintrclen, ,,Die in Ausfühtt,.
innerhalb der kantonalen Grenzen binnen drei Jahren aut' ihre naclt l(reuzlingen r l.
herzustellen und in Betrieb setzen zu. lassen." derselbenmif ller E
Kostert I(onstanz in clirel::s
Art. 2:
Art. 4:
,,Der Betrieb cler I
ein einheillicher sr,,:
lässt für diesen Z:r ,
handen des I(onzess:
rische Gebiet verlassensoll." aer auf badiscltemG.
Auch dieseDurchquerungschweizerischen Gebieteslag in det . AIso das Gegente
im wrr, resp. die schu.erz
Natur der Sachebegründet. Es sind keine Bahnverbindungen
Sinne,sondern geschlosseneausländischeBahnsgs_teme, Bahnenauf ausländisch
eigentlichen
rjl Staatsvertragbetrr;:
diö aber aus notwendigentechnischenund wirtschattlichenGrün-
den ihr Trassö über Schweizergebieterstrecken rnüssen. Dass tsrsenbahnen bei Singer
dadurch auch die von der Bahn betroffenenschweizerischen Ge- Art. 1:
biete Nutzen daraus ziehen,ist augenscheinlich. ,,Beide Regierungt,
Bahnverbindungen lernenwir in folgendenVerträgenkennen: schenund die buliirit.
Irir Staatsvertragmit Oesterreichund Bagern über die Her- Wintertltur über Etzt: t
stellung einer Eisenbahn von Lindau über Bregenz nach St. Mar- einc Abzweigungrott t
grethen,sowie von Feldkirch nach Buchs (die sog. Bodenseegür- Konstqnzin unmitttlü,:
felbahn) vom 27. August 1870.22) Es soll, gemäss F'rtikel 1, Art. 5:
eine Eisenbahn von Lindan nach Bregenz und von dort nach ,,Der Betrieb cler lst
St.Margrethen zur Verbindung mit den Vereinigten Schweizer' sein. Zu diesem Zy,.
bahnenund eine Bahn von Feldkirch nach Buchs, gleichfallszum sc,hweizerisclten Bunde:
Anschlussan die Vereinigten Schweizerbahnen, herEestelltwer' ung-sgesellscltafl
liir i
den. Es handeltesich somit tm eine Verbindungder drei Boden- B0hil aurh die I(onzcs:
seeuferstaaten.23) Strecke Landesgrenze_
Der Betrieb dieser beiden Anschlussbahnen geht folgender- w eile n - Ko nstaizer _Bti
rnassenvor sich: Der Betrieb der auf schweizerischem Gebiet
gelegenenStreckenvon der schweizerisch - österreichischenGtenze
bis St.,Uiargrethen und Buchsist der Vorarlbergerbahn übertragen,
ebenso auch der bagrischeTeil: Lindau-bagrisch-österreichische
20)Vertrag zrvischen der Sch*'eiz und Baden äber- gcgenseitigo
Zollfrciheit auf--l<urzen\rcrbindungsstreclictr zu Landc und über Regc- -
Iung und gegenseitigeärnrässigung-iler beidcrseitigen schiffahrtsabgahen tr)
auf'-der Rheinstreckc von l{oi.rstanz }lis Basel cinschlicsslich vom 27. Bundesbesch
\orartberg " ;egrl . B a h n d u r c l r
Juli 1852 (BBl 1852, IIl,77. AS III, 475, \\tolf II, 79i). 1E84, I, 426.
dis
zr) RBI 1tt59,I, 85, AS 6, a. F. 204.
zz) Bnt 1869; IiI, 612, 1870,III, 905, AS 10, a. F. 380, \volf, -IL 912. ll) {l.tg, a, F. 427,\\-oi
ze)vcrgl. auch Schollcnberger, Die Schrveiz seit 181tj,S. 221. :g)P.P.l1873,
rrr,rb,.ri
27)tstsl
1875, III,',l3i. .i
grossherzoglich-badischen Staatsbahnvom 70. Dezember1870.25)
Art. 1 :
,,Die in Auslührung begriflene Eisenbahn von Romanshorn
nach l(reuzlingen (Kantonsgrenze) soll durch die Fortselzung
derselbenmit der BadischenStaatsbqhnund clem Bahnhofe zu
Konst,anzin direlete Verbindung gebracht werden.,,
Art. 4:
,,Der Betrieb der Baltn von Romqnshorn bis I{onstanz soll
ein einheillicher sein. Die grossherzoglichellegierung über-
lässt f ür diesen Zwech der scltweizerischenQeqierung zu-
handen des I(onzessians-Inltabersder Seetalbahn den Eetrieb
der aut' badischemGebiet gelegenenStrechen, samt Zugehör.(,
Also das Gegenteil zum obigen Vertrag mit Oesterreich:
wir, resp. die schweizerischeGesellschaft,bauen und betreiben
Bahnen auf ausländischem Boden. - Ebensoist dies vorgesehen
i:l Staatsvertragbetreffend die Verbindung der beiderieitigen
Eisenbahnenbei Singen und bei Konstanz vom 24. Mai 1825.26)
Art. 1 :
,,Beide llegierwngen hommen überein, dass die scltweizeri-
schettund die badischenEisenbahnendurclt eine Eisenbahnvon
Winterthur über Etzweilen and Ramsennach Sircgenund durclt
eine Abzweigung von Etzweilen aut' dem linhen Rheinafer nsch
Konstanz in unmitttlbare Verbindung gebracht werden.,i
Art.3:
,,Der Betrieb der beiden Eisenbahnen soll ein einheitticher
sein. Zu diesem Zweche wird badisclterseits der von den
schweizerischenBundesbehördenleonzessionierten{Jnternehm-
'für
ungsgesellschalt die Winterthur - Singen- I(reuzlingen-
Bahn auch die l(onzessionder auf badischemGebietegelegenen
Strecke Landesgrenze- Singen übertragen und für die Elz-
weilen-l(onstanzer - Bahn die ll4itbenutzung des I(on.stanzer
Bahnhot' s eingeräumtvyerden.,(
Eine letzte Bahnverbindung in diesem Gebiete ist diejenige
der beiderseitigenEisenbahnenbei Schaffhausenund Stühlingen
(Vertragvon27. lKai 1875).27)
Die schweizerischen und badischenEisenbahnensollen durch
eine Eisenbahnvon Bülach über Eglisau,Lottstetten,Jestettenund
24) vergl. Bundesbeschluss betr. Uebernahme d e s B e t r i e b s d e r
\ orarlberger Bahn durch die k. k. Staatsverwaltung, B B I 1882, III, 567.
1J81.I. 426.
25)45 10, a.F. 427,Wolf, II, 917,Oetiker, IV,27.
26)BBI 1873,III, 13, AS, 11, a. F. 399,Oetiker, IV. 32.
27)tstsI 1875,III, 431, AS 1, 857,Wolf, II, 944.

136
Neuhausennach Schaffhausen,und durch eine solche von Stüh- wachen und für die \i
lingen über Schleitheimnach Beringen in unmittelbareVerbindung bahn zu sorgen. Aucr
gebrachtwerden (Art. 1).
lchweiz, speziell diele:
Art. 3 regelt den Betrieb insofern,als die schweizerische Ge- lich gebunden.
sellschafl für den Betrieb der Strecke Bülach- Schaffhausenin Es kann natürlich
Betrachtkommt, also auch badischesGebiet dabeiberührt. Baden die Schweiz Fälle hoh"
behält sich aber das Recht vor, das Eigentum und den Betrieb es ist klar, dass die S
(die Schweiz hat auch die Bahn gebaut) der auf badischem eisenbahnrechtlicheHoi
Gebiet gelegenenTeile der Bahn nach vorausgegangener fünf- verwenden, um ohne zl,
jähriger Kündigung,jedoch keinesfallsvor Ablauf eines25jährigen triebes herbeizuf ühren
Betriebes, an sich zu ziehen. (Was bis heute noch nicht ein- z . B . e i n N a c h b a r s t a a rr ;
getreten ist.) Die Botschalt bemerkt zu diesem Vertrage, dass suchen wollte, welche n
die Delegation der Schweiz bestrebt gewesensei, das Territorial- trägen in Kollision trer
hoheitsprinzip möglichst rein aufrecht zu erhalten und durch Be- den grossen Tunnel aL
stimmungen des Vertrages so wenig wie möglich in das Gebiet kriegführende Macht die
der innern Gesetzgebung hinüber zu greifen.2s) wollte. Art. 6 gibt dazu
Von ganz andererArt ist der Gotthardvertrag(betreffendBau rn-teressantsein, die mi.
u n d B e t r i e be i n e rG o t t h a r d b a h n v o m 1 5 . O k t o b e r1 8 6 9 ) . ? e ) Alpenbahnzu verfolqen.
Das Bahngebietliegt sozusagengänzlich auf schweizerischem von 1869 führt darüber
Tert'itorium und tindet bei ChiassoAnschlussan dasjenigelta-
,,Es ltqndelte sic/t
liens. In fast allen Gotthardverträgenkehrt daher die Wendung Art. 7 31) des Eisenba:
wieder (Art. 6): einburheit mit den rt:
,,Fälle höherer Gewqlt vorbehalten,soll der Betrieb cl.erCott- scltaft beziehungsw,et s,
lrardbahn gegen iede Unterbreclturtgsichergestelltwerden und Dqs Gutachten des -i
in allen Teilen den Anforderungen entsprechen,welche man an
eine grosse internationale Linie zu stellen berechtigt ist. Die
Schweiz behält sich iedoch vor, die erlorderlichen /Vlassregeln
zur Aut'recltterhaltungder Neutralitrit und zttr Verteidigung des
La.ndeszu treflen."
Wenn ein schweizerischer Kanton auf irgend eine Weise die
Erstellung oder den Betrieb der Gotthardbahnerschwerensollte,
so steht der Eidgenossenschaft das Recht zu, massgebend einzu-
schreitenund von sich aus das Erforderlichezu verfügen(Ärt.15, oder nicltls zu tun. I
A b s .2 ) . so ist es einf aclt naclt
Der Vertrag enthält eine internationale Verständigung über die militririsc/ten I ntere:
eine Eisenbahnkonzession. durch welche der Staat. durch dessen ben, wenn bei clem But
Gebiet die Linie sich hinzuziehenhat, sich verpflichtet, den Ver- werke qn punhten, d:
trag als völkerrechtlicheBasis für die eisenbahnhoheitsrechtliche 9elültrt und zugleic/t
Stellung gegenüber der Bahngesellschaftbezüglich des Baues oercttung ousreichert,lr.,
dieser internationalen wichtigen Linie anzunehmen, anzuerkennen uterden. Wir schlugeti
und durchzuführen. Konzession vor:
Der Schweiz wurden daher durch den Vertrag bestimmtepo-
sitiv rechtlichePflichten und Schrankender Eisenbahnhoheit auf-
erlegt
Die Schweiz wird in dauernderWeise verpflichtet,alle im
Vertrag fixierten Vorschriften über den Betrieb genau zu iber-
zs;BBI 1875,III, 431 ff.
2e)AS 10, 555,Wolf, II, 928.
liiiiillilr

wachen und für die Nachachtungderselbendurch die Gotthard-


bahn zu sorgen. Auch dadurch ist die Eisenbahnhoheitder
Schweiz, speziell diejenige über die Betriebsaufsicht,völkerrechl-
lich gebunden.
Es kann natürlich nicht abstrakt festgestelltwerden, wann
die Schweiz Fälle höherer Gewalt geltend machendarf. Allein
es ist klar, dass die Schweiz nicht berechtigt ist, ihre interne
eisenbahnrechtliche Hoheit gegenüberder Gotthardbahndazt zu
verwenden,um ohne zwingendeGründe die Einstellung des Be-
triebes herbeizuführen. Höhere Gewalt liegt sicher vor, wenn
z.B. ein NachbarstaatkriegerischeMassnahmentreffen oder ver,
suchenwollte, welche mit den bestehendeninternationatren Ver-
trägen in Kollision treten. Dann hätte die Schweiz das Recht,
den grossen Tunnel abzusperrenoder zuzuwerfen, wenn eine
kriegführendeMacht die Gotthardbahnzu Kriegszweckenbenitzen
wollte. Art. 6 gibt dazu eine ausdrückliche Handhabe.- Es mag
interessant sein, die militärischen Bedenken bezüglich cler neuen
Alpenbahnzu verfolEen.Die Botschaft30) ztm Konzessionsvertrag
von 1869 führt darüber folgendesaus:
,,Es handelte sich zunäcltst darum,'die l(onzession nach
Art. 7 zt1 des Eisenbahngesetzes vom Cesiclttspunkleihrer Ver-
einbarlteit mit den militärischen Interessen der Eidgenossen-
schalt beziehungstueise ihrer Zulässiglzeitüberhaupt ztt prüfen"
Das Gutacltten des -Militärdepartementserhebl heine grund-
sritzlichen Einwendungen; dagegen sagt es bezüglich der zu
stelle ndert B edingungen :
Aus dem bisherigen Vorgehen bei den Ansch.lüssenu.nserer
Grenzbqhnen,wobei gar nichts, wenig oder höchst {Jngenügen-
des geschehenist, um die militärischen N,uchteileaulzuheben,
nämlich um clie sot'ortige Benutzung der Bahn von Seite des
Feindes durch defensive Anlagen zu verhincl.ern,dart' hein
Grund entnommenwerden, um auch bei den Alpenbo.hnenwenig
oder nichts zu tun. Wenn. hier etwas vernachlüssigtwurde,
so ist es einfach nachzuholen.... Unsere Ansiclzt ist, dass
die militärischenInteressender Eidgenossenschat't gewoltrt blei-
ben, wenn bei dem Bau einer ieden Alpenbahn Verteidigungs-
werhe an Punhten, clie nicht zweifelltaft sein hönnen, aus-
g'eführt und zug[eich die permanenten Anlagen fü.r die ltor-
bereitung ausreicltenderund entschiedenerZerstörung gcbaut
uterden. Wir schlagen Aulnahme lolgenden .4rtihels in die
Konzessionvor:
30)BBI 1869. II. 592.
st) Art. 7 dcs BG über den Bau und Betricb der Eisenbahnen auf
dcm Gebicte der schrveizerischcn Eidqenossenschaft vom 23. Dezember
1 8 7 2 ( A S 1 1 . a . F . S . 1 ) : , , D i e S t a t u t c n d e r E i s e n b a h n A e s e l l s c h i r f ts i r . r d
clem Bundesrate zur Gcnehmigunq vorzuleqcn und können ohne Ein-
s'illigung dcssclben nicht allqeändert werden. Der Bunclesrat qenehmigt
l i e S l a l u t e n d c r B a h n g e s e l l s c h a f l e nn, a c h d e r n e r v o r h c r d a r ü b e r r I i e
.\nsicht der kantonalen Regierung eingeholt hat."

135
,,Behuls Wahrung der rnilitärischenInteressender Eiclgenos_ lich diesen Anfot dei::
senschat'tist das det'initive Tracö der B&hn dem Bunclesrate Bestimmung cl'esseri.,
zur Genehmigungvorzulegen.- Die Geseltschalt ist rernftich- satzes im. besonc/e,r ::
tet, auf ihre I(osten im Bahnhörper oder neben'clemsetböiaie- zie-ltungen zu
lenigen Anlagen auszut'iihren,we'lcheder Bundesrat zumZweche lordct.
schen Behörden tst i:.:
der Vorbereitung ausreichenderund entschied.enerZerstöru.ng Weisungen siclt zu i;.:
anordnen wird. - Die Gesellschat'tist dem Bunde gegenübu
zu heinen Erctschädigungslorderungen berechtigt, weni die ,nli_ Cegenüber cler Fo, ,
Iitrirbehörden eine unterbrechung der Bahn ind des Betriebs Betriebs halle is6le;:,
in Fällen von l(rieg oder l(riegsgefaltr wirktich qnorclnen. - dass derselbe in ke:r.
lvacli vollendung des Baues hat die Gesettschaltcrem Bund.e gen dürf e, welche .i,.
die Baupläne der Bahn u.nd der Stationen zuhanden rtes Eid- tralitrit und zur lt e.,.:.
gercössischen Stubsbureaus einzureichen.,, sein könnte.(,
Auch die ständerätlicheKommission spricht sich in ähnlichem
S i n n ea u s : 3 2 ) . Die Wichtigkeit cJr
wrr..noch die Erri.ägunc
,,Niemand kunn im Zweilel sein, dass von ullem weiteren Sektion der Gottharäkc,.

Zu Art.6 (sieheoben) heisstes:


,,Die Schweiz überninmt gegenüberden anrlern Staaten die
Verpt'lichtung, dalür zu sorgen, dass die Gottltardbaltn wirk-
32)BBt 1869,III, 299.
. _33tDer Yorschlag des Militärdepartementsbetr.. des Artikels be-
züglich dcr Wahrung militärischer Intdressenist enthalten als Art. 4
in folsender Konzession: Bau und Betrieb der Gotthardeisenbahnauf
dern Gebiete 1. des Kantons Tessin, 2. Uri, B. Schwyz, +. iuZein und
5. Zu.g.(BBl 1869,II, 592.)
ar; BBI 1870,II, 829. ,.Nehmen wir zu ciiesen
atngungen ltinzu, welche
lich diesen Anlorder,ungenentspreclte. Dabei isl hlar, dass clie
Bestimmungdessen,u'as in Ausführung des allgemeinenCruncl_
sutzes in. besondernund einzelnennach den verschiedenenBe-
zieltungen zu t'ordern ist, ausschliesslichsache detr schweizeri-
schen Beltörden ist und d.assdie Gesellschaltihren bezügtichen
Weisungen sich zu unterziehenhut.
Gegenüberder Forderung ungestörtenund ununterbrochenen
Betriebs hatte ieCoch die Schweiz den Vorbehatt zu machen.
dass derselbein leeinerleiweise die lllassnahmenbeeinträcltti-
gen,dürfe, welche die Schweiz zur Aulreclzter/taltungder Neu-
tralittit und zur Verteidigung des Landes zu treffen itn Fqlle
sein könnte.((
. Die Wichtigkeit dieser Punkte mag es rechtfertigen,wenn
wir noch die Erwägungen anführen, mit welcher die politische
Sektion der Gotthaidkinlerenz sie beqlettet hat:

dern im l(riege belindet, so mass der Schweiz clie ,44dglicltheit


bleiben, auf der Gotthardbaltn, wie auf allen andern'Bahnen,
den Transport von Waren nach dem einen oder anclern.tlieser

nur in den unabweisbarenFällen Gebrauch machenwircl.


Nehmen wir zu diesem Vertr,agsartikeldie bezüglichen.Be-
dingungen hinzu, welche die Bundesversammlungin cten Ra-

137
t il ihationsbeschluss der Gott hal dhonzession nieder gelegt hnt, 35\ Ein erster Anschlus
so dürfen wir wohl sagen, dass in ausreichendsterWeise dalür zustande.Bs) Es hande
Vorsorge getrot'len ist, dass bei l(rieg und l(riegsgefahr die stimmung der beiden p;
Gotthqrdbahnheinemandern Lande dienen wird, als der Schweiz italienischenBahnenrnr-
allein, der Aulrechterhaltung ihrer Neutr,alitdt, der Sicherung ten, und um die Ordnuno
ihrer Freilteit und Unabhängiglaeit." -.
Station-( Chiasso)tiegt
Ztt Art. 13 des Vertrages ist zu bemerken, dass das Ver- auf italienischem' Bod"en
hältnis des Vertrageszu den kantonalenKonzessionender Bahn In Art. 8 diesesYer
völkerrechtlichdurchaus klar ist. Der Bund unterhandelt mit Regierung für die aur ::
fremden Staatenund nicht die Kantone, er ist Subjekt des Völ- feierlich vorbehaTten. t :
kerrechts,und die Bestimmungendes völkerrechtlichenVertrages Kompliziertersind c_
binden die Kantone und folglich haben sie sich mit diesen ab- zuerst aus folgenden Ari
geschlossenen Konzessionennach den Bestimmungendes völker' Art. 3:
rechtlichen Vertrages zu richten.s6) ,,Der schweizerische
Der erste Gotthardvertragund die ihm nachfolgendenhaben Grenzender an die Juil
gezeigt, dass die wichtigen Bestimmungenin den dann eingetrete- zession die notwendige
nen Kriegszeiten sich bewährt haben, und dass keinerlei wesent- lührung und den Bui ,l
liche Schwierigkeiten, dank den vorgesehenenMassnahmen,den lieniscltem Gebiel geleg
Betrieb der Bahn zu hindern vermochten. Die Schweiz konnte scltliesslich der Tei/str
während der vier Kriegsjahreihre Rechteauf die Bahn und deren T.unnelsund der Einialt,
Betrieb vollauf und ohne Störungvon dritter Seite geltendmachen. Art. 4:
Zwar hatte der Staatsvertragzwischen der Schweiz,Deutsch- ,,Die it,alienischeQeg
land und Italien vom 15. Oktober 190937) die Staatsverträge und den. Betrieb der st
von 1869 und 1871 aufgehoben,übernahmaber die massgebenden Domodossol,abis und m:
Bestimmungenunverändert(Art. 2 und 3). Art. 5 schreibtdazu der Iura-Simplonbaltngt
noch vor, dass die Schweiz die erforderlichenAnordnungentrefien zunr. Bqu und Betrieb :
wolle, damit die Züge der S.B.B.,soweit als möglich,ohne Unter- Teiles des grossen Tunn
brechungan die Züge der deutschenund italienischenBahnefl dn- schen.dem Sücl,ausgang,
schliessenkönnen, eine Forderung, die durch die besonderenAn- weiche der Station Isel!
schlussverträge ihre \ierwirklichung gefundenhat. Es handelf sich hier k
Die übrigen Bestimmungendes Vertragesvon 1909 sind im vertrag, weil nicht aussc
Rahmen dieser Arbeit nicht zu besprechen. Die im parlamentari- Anschluss von zwei auf ,
schenund öffentlichenMeinungskampfam stärkstenumstrittenen hängig voneinanderersteli
Artikel betrafen die Reduktion der Bergzuschläge(Art. 72) und tracht kommt; nein.es u'i:'
die Frage der Tarifhoheit (Art. 8). lichenBahngesellschaft, die
Der Vertrag ist ein internationalerEisenbahnbetriebsvertrag, ler Beteiligungder Schu'e
der eine nicht erst anzulegende, sonderneine bestehende, lediglich Ausdehnungauf dem Gebie
in dem Gebiet e i n e s der drei Staaten verlaufende Linie betrifft bindung durch den Simplc
und das für sie bestehendeRegime durch ein neuesersefzt. Er Anschlussfällt mitten in de
unterscheidetsich damit von andern internationalenVerträgen,die 88)Staatsvertraq betr, rl
den Bau, die Verwaltung,den Betrieb und die Tarife der mehrere italienischen Bahnen bei Chii
Gebietedurchziehenden Eisenbahnzum Gegenstande haben. A S 1 1 , a . F . 4 7 8 , B B I 1 8 7 1 ,I . .
3e)Italien hatte statt Ch
rl) Der Artikcl betr.Wahrungder militärischenInteressen(sieheoben.) dnrch. vergl. Schollenberger.
ro) vergl. BBl. 1ti70,II, S 860 tr ao) Die übrisen Bestimni
37)AS 29, 349, Hilt-v, XXIV, 432,XXVII, 493,Stenogr. tsulletin Jahr- 41)Vcrtrag ljetr. dcn Bar
gang 1913,Zentralblatt für Staats-und Gemeindeverrvaltung X, 129 und Simplon von Brig nach Donr
143,Strupp, Wörterbuch des Völkerrechts,S.431. l{artitz, in der Fest- 794, Oetiker, IV, 182, Salis, B
schrift f Hch Brunner, S. 465 u. a. m. Die Schrn'eiz seit 187.1,S 371

158
Ein erster Anschlussvertrag bei der Gotthardbahnkam 7873
zustande.3s) Es handeltesich dabei in erster Linie um die Be-
stimmung der beiden Punkte, die an der Crenze liegen, wo die
italienischenBahnen mit der Gotthardbahn zLtsarnmentreffen soll'
ten, und um die Ordnung des Abschlusses.Die eine internationale
Station (Chiasso) liegt auf schweizerischem, die andere (Luino)
auf italienischemBoden.3e)
In Art. 8 diesesVertrageswird die volle Landeshoheitjeder
Regierung für die auf ihrem Gebiete befindlichenBahnstrecken
feierlich vorbehalten. ao)
Komplizierter sind die Verhältnisseam S i m p I o n. Das geht
zuerst aus folgenden Artikeln des Vertrages+1)hervor:
Art. 5:
,,Der scltweizerischeBundesrat verplLichtet si.ch,innert den
Grenzender an die luro-Simplonbahngesellsclzaft erteilten Kon-
zession die notwendigen ,LIassnahmenzu treflen, um die Aus-
lührung und den B(ru der nördlichen Zufahrtsl.iniecles auf ita-
lienischem Gebiet gelegenen Teiles des grossen Tunnels, ein-
schliesslich der Teilstreche zwischen clem Südausgange des
T.unnelsund der Eint'altrtsweicheder Station Iselle zu sicharn.(t
Art. 4:
,,Die italienischellegierung verpflichtet sich, die Ausführu.ng
und den Betrieb der südlichen Zulahrtslinie, tton der Station
Domodossolabis und mit derienigen uon Iselle, zu sichern und
der Jurct-Simplonbahngese/lschat't die erforderliche Konzession
zunt. Bau und Betrieb des auf ilalienischem Gebiet gelegenen
Teiles des grossen Tnnnels einschliesslichcler Teilstreckezwi-
schen.dem SücLausgange des grossenTunnels und cler Einlnltrts-
weiche der St.ationI selle zu erteilen.tt
Es handelt sich hier keineswegsum einen blossenAnschluss-
vertrag, weil nicht ausschliesslichder bauliche und Betriebs-
Anschluss von zwei auf den beidseitigen Staatsgebietenunab-
hängig voneinandererstellten oder zu erstellendenLinien in Be-
tracht kommt; nein, es wird vielmehrvon der einenund der näm-
lichen Bahngesellschaft,die schweizerischist, und unter tinanziel-
ler Beteiligungder Schweizfast allein, aber ungefähr in gleicher
Ausdehnung aut dem Gebietebeider StaateneineEisenbahnver-
bindung durch den Simplon erstellt. Der eigentlichetechnische
Anschlussfällt mitten in den Tunnel,weil die Grenzesich dort be-
38)Staatsvertrag betr. dic Verbindung der Gotthardbahn nit den
t r r l i e n i s c h e nI l a h n e n b c i C h i a s s o u n d L u i n o v o m 2 3 . D e z e m b e r 1 8 7 3 .
\ S 1 1 , a . F . 4 7 8 , B B I 1 t t 7 4 ,I , 5 7 , W o l f , I I , 9 3 8 , O e t i k e r 1 1 t ,1 6 9 .
3e)Italien hatte statt Chiasso Como beansprucht, drang aber nicht
.Lrrch. vergl. Schollenberger, Die Schx.eiz seit 1874, S. 360.
a 0 )D i e ü b r i g e n B e s t i m m u n g e n d i e s e sY e r t r a g e s s i e h e r v e i t e r u n t e n ,
4 1 )Y e r t r a g b e t r . d e n B a u u n c l B e t r i c b e i n e r E i s e n b a h n d u r c h c l c n
.lmplon von Brig nach Domodossola vorn 25.Novemltcr 1895 ^\S 1il.
- ,f,
Oetiher, I\r, 182, Salis, Bundesstaatsrecht, I\r, 70, Scl.rollc.nberger.
ie Schrveiz seit 1874, S. 371 tr

.tJv
findet. Italien verpflichtet sich nur, die südliche Zulahrtslinie zu Verwaltung im allgeme:
erstellen (von Domodossolabis Iselle). Nur deshalbmussteein worfen ist, dürfen ciab.:
Vertrag abgeschlossen werden, weil sich, neben der Anschluss- - 1903ging die S.
9un.
frage, hinsichtlich Bau und Betrieb ein gemeinschaftlichesWelk das Uebereinkommen :.
ergab. Dazu kommt die Lage des Tunnels, welche zu Extra- italienischenRegierunc _
bestimmungenAnlass gab.42\ ttonzessionfür den Ba.
Wichtig ist vor allem Art. 15 des Vertrages,der den Betrieb den Bund, vom 16. .1I:_
regelt: nationalenVerhältnisse -:
,,Der Betrieb der Linie zwischenBrig und Domod.ossoluwird Die SchweizerischeI
nur von einer der beiden Anschlussbahnenbesorgt werden, und der Bahngesellschaft mi,
zwür von der Jura-Simplonbahngesellschaft, in ihrer Eigenschat't den früheren Verträgcr:,
als l(onzessioncirindes Baues und Betriebes des grossen Tun- Der Vertrag änderr.
nels, welchesden wichtigstenTeil der Linie bildet ...(' gunsten Italiens. Einn:a
Dadurch wird der Betrieb der ganzen Streckevon Brig bis Iselle- Domodossolagar;
Domodossolader schureizerischen Gesellschaftübertragen; dies bringen, was aber nich:
geschiehteinmal deshalb,weil die Gesellschaft,die den Erossen
In Art. 2 der Kon,,e:
Tunnel betreibt, aus geographischenGründen die Zulahrtslinien trieb der Linie zwischenB
in Betrieb nehmen muss, weil das enge Diveriatal den nötigen bahngesellschafi
Raum für eine grössere Station, wie sie der Betriebswechselmit übertras
dieser Betrieb zwischrr -
sich bringt, nicht bietet. Da sich die Strecke ganz aul italieni- und Zugsdienstumfasse:
schemGebiet befindet,liegt einerseitsfür Italien eine Beschrän- Kommenvon 1899ausdriic
kung seiner Gebietshoheitrror, für die Schweizandererseitseine der Stationsdienstund
Erweiterungderselben,die aber, wie wir sehenwerden, durchaus Bahnbewachung
nicht begrüsstwerden kann.a3) von der: -
und Fahrdienst von den
Der Anschlusswird dann noch näher präzisiert im Ueberein- Als die italienischeDeiec
kommenbetreffendden Anschlussdes schweizerischen Bahnnetzes den Zugs- und FahrdiJ
an das italienischedurch den Simplon, die Bezeichnungdes inter' wollte, wurde dieserAnsp
nationalen Bahnhofes und den Betrieb der BahnstreckeIselle- dass dic Bezeichnungdes l
Domodossolavom 2. Dezernber1899.aa) nalen Uebergangsbaänh
Art. 1 : ore schweizerischen Ba,.:
,,Der et'lektive Anschluss der schweizerischenEisenbahnlinie denselberr besorgen(Ari
an die italienische erfolgt bei der bergwärls gelegencn Ein- oreseendgültigeAbmaci:r
fahrtsweiche der Station Iselle.'( es geltend machte, die l
Art. 15: nichf, dass eine auslänCi
,,Die volle Ausübung d.erSouveränitätbleibt ieder Regierung Libelden Zugsdiensir.eriü
für die auf ihrem Gcbiete bet'indlichenBahnlinien vorbehslterc." Iage_vonBefestigungen, r,l
'dc.e"
Obwohl aiso die SouveränitäfItaliens gewahrt ist, so be- wendig macheu"nd
kommt doch die Schweiz auf einer nicht unbeträchtlichenStrecke beamien preisqegebell!:,..
den Betrieb einer wichtigen Verkehrsliniein die Hand und vermag Crundsatzfestl dass de E
so in bedeutsamer Weise auf fremdemStaafsgebiete Fuss zu |as- Domodossola bleibenmuss
sen. Einige Vorteile, in eisenbahnpolitischer, wirtschaftlicher und schwichtigungder besiei:
auch militärischer Hinsicht, sind erwähnenswert,Nachteile, die in slcherung,dass die dem ts
der Lage des italienischenBahnhofes Domodossolaliegen, der die Bauarbeitendes Siirll.
übrigens italienischesEigentum ist, a5) womit die schweizerische und nicht auf die italienis
42) siehe unten $ 12: Die Tunnels. das Zugangsrechtder ii:i
+3) vergl. auch BBI 1896, IV, 927 ff. zur AusfLihrungund 'Jc:.
44) AS 18, S. 207.
45)siehe unten g 13. ro),\s 20,s. 5. BBI 1r,

110

h
Verwaltung im allgemeinender italienischenGesetzgebung unter-
worfen ist, dürfen dabei aber nicht aus den Augen qelassenwer-
den. - 1903 ging die Simplonbahnan den Bund über, was durch
das Uebereinkommen betreffend die Uebertragungder von den
italienischenRegierungder Jura-Simplonbahngesellschaft erteilten
Konzessionfür den Bau und den Betrieb der Simnlonbahnauf
den Bund, vom 16. Mai 1905, geregeltwurde, soweit die inter-
nationalenVerhältnissein Betrachtkamen.a6)
Die SchweizerischeEidgenossenschaft trat damit an die Stelle
der Bahngesellschaftmit allen Rechtenund Pflichten,die sich aus
den früheren Verträgen ergaben (Art. 1 und 2).
Del Vertrag änderte aber die Verhältnissewesentlich zu-
gunsten Italiens. Einmai wollte Italien den Betrieb der Strecke
Iselle-'Domodossolaganz in die Hand der italienischenBahnen
bringen, was aber nicht gelang.
In Art. 2 der Konvention vam 22. Februar 1896 ist der Be-
trieb der Linie zwischenBrig und Domodossolader Jura-Sirnplon-
bahngesellschafi übertragenworden, mit der Beschränkung,dass
dieser Betrieb zwischc.nIselle und Domodossolanur den Fahr-
und Zugsdienstumfassensolle. Diese Bestimmungwurde im Ab'
kornmenvon 1899ausdrücklichbestätigt,so dass auf dieserStreche
der Stationsdienstund der Dienst der Bahnunterhaltungund
Bahnbewachung von den italienischenBahnen,dagegender Zugs-
und Fahrdienst von den schweizerischen Bahnen besorgt wurde.
Als die italienischeDelegalionbei den Verhandlungenanno tr899
den Zugs. und Fahrdienst den italienischenBahnen zuweisen
rvollte, wurde dieser Anspruch mit dem Hinweis daraul abge,TehnI,
Cassdie Bezeichnungdes BahnholesDomodossolazum internatio-
nalen Uebergangsbahnhof die notwendigeKonsequenzhabe, dass
die schweizerischen Bahnen den Zugs- und Fahrdienst bis in
denseibenbesorgen(Art.7 der Uebereinkunftvon 1899). Auf
diese endgültige Abmachungwollte Italien znrückkommen,indem
es geltend machte, die rnilitärischen Interessen gestattetenes
nicht, dass eine ausiändischeStaatsbahnaut italienischemGebiet
über den Zugsdienstverfüge,narnentlichmit Rücksichtauf die An-
lage von Befestigungen, welche die Verteidigungdes Lanclesnot-
rvendig mache und deren Geheimnisnicht ausländischenStaats-
bearctenpreisgegebenwerden dürfe. Der Bundesrat hietrt anr
Crundsatzfest, dass der Betrieb den schweizerischen Bahnen bis
Dornodossolableiben mässe. f)agegen erteilte,er, leider, zur Be-
schwichtigungder bestehendenmiiitärischen Bedenhen die. Zu-
sicherung.dass die dem BundesratevorbehalteneKontrolle über
iie Bauarbeitendes Simplontunnelssich nur aut die Bahnbauten
.lnd nicht auf die italienischenBefestigungsbautenbeziehen,dass
.as Zugangsrechtder italienischenMitritärbeamtenzum Tunnel
l1r AusführunE und [JEbs1\Ärachung der militärischen Äniagen
46)AS 20, S. 5. BIll 1003, I\r, 245 fI.

1,41
durclr besondereVerständigung zu rcgeln sei,a?) wobei jedoch lizeidienstesstattfinde;r.
die Wahrung der Betriebsbedürfnisse und der Betriebssicherheit zergtenzebis Domodos
und die Ueberbindung der Verantwortlichkeit f ür Unfälle und anderu Seite bis dahin
Schädigungen,die aus der Erstellung solcher Bauten entstehen, internationaleStation c.
an Italien ausdrücklichvorbehaltenwerden.a8) Wie wir Hiltg r:;-.
Die Schweiz gab also den Betrieb nicht aus der Hand; sie schaft anfänglichverla:l
gestandItalien lediglich Konzessionen
inbezugauf militärischeIn- auf ihrenr Gebiet,bei C
teressensphären zu. Der Dienst der beiden Verwaltungenwurde schen Italiens nach, tr-o_
in der Uebereinkunftvom 19. Februar 19064e) noch näher ge- jedenfalls der bedenklic
regelt; wir treten später darauf ein. entstand". Es muss bei
tigkeit zu gewähren,dass
Art. 7 des Vertragesvon 1899 sah vor, dass eine besondere
verlangteund Italien zu:
Verständigungstattzufindenhabe,wenn eine andereArt der Zugs-
auch war es hinwiederu
förderung als durch Dampflokomotiven eingelührt werde. Die
barlichenEntgegenkomr
Sachlageänderte sich dann, wenn auch langsam,mit dem Auf-
einen Bahnhof mit schri
kommerrder Elektrifikation. Vom 15. Februar 1930 an konnten
die Züge ohne Aenderung des Traktionsortesbis Iselle fahren. Einstimmiq spreche
den 1903 abgäschlosse
Der Bau der Fahrleitung Iselle-Domodossola wurde von den
S.B.B, übernommen,die Arbciten im Tunnel führte Italien aus Es waren ja verschi
(strategischeGründe). Der durchgehendeelektrische Betrieb eingetreten: Italien ha:
wurde in der ersten Hältte 1950 aufgenommen. 50) Berechtigung,dort Beies
im Tunnel Militärzüqe z.;
Zu all diesen VerträEen, die den Simplon betreffen, kann geschaffenworden,In de-
folgendesgesagtwerden:5l)
glieder haben,während o:
Das Werk ist unter sehr ungleicherBeteiligungder Staaten
zustandegekommen. Es wurde von schweizerischer Seite unter- Jura-Simpl,onbahndirek c:
Leistungenund Verpflich
nommen und liegt zum grössernTeil auf fremdem Staatsgebiet.
Bei Anständentechnische
Der internationaleBahnhof musste schon bei Beginn des Bahn-
dem der Bund dem Entsc
baus bezeichnetwerden. Da die schweizerische Verwaltung den
öffentlichenBauten unter
Betrieb, statt btrossbis an die italienischeAusmündungdes Tun-
den Rückkauf der Konze
nels bei Iselle, bis Domodossolaübernommenhatte, blieb nichis
50 auf 25 Jahre red.uzier
anderesübrig, als weit im italienischenGebietden ,,internationa-
len" Bahnhol anzulegen. Weiter wurde dazu noch vereinbart, Was die militärische
dass nur der Zugsdienstübernomrnenwerde: die Bahnlinie ge- man sie rechtlich nicht a
hört denr italienischenStaat, Bahnunterhaltungs-,Bahnbewach- unbenommen,auf seinem
ungs- und Stationsdiensthat sich Italien vorbehalten;die schwei- notwendigenJlLassnahm
zerischeBahnverwaltungdarf der italienischennur noch die Zige Trotzdem sich gegen
bis Domodossolazuführen. Und trotzdem, so schreibt Schollen- erhob, der einer ,,Untäru
berger, liess man sich Domodossolaals internationaleStation, gleichkam,wie Schollenb
als alleinige Station, gefallen, so dass hier die ganzeninternatio- vg1saryflgng nach heftige
nalen Auseinandersetzungen des Bahn-, Zoll-, Sanitäts- und Po- zirka 2h Stimmen angenon
47)siel.rc$ 12: Die Tunncls. Die Hoheitsverhältni
a8)Deshalb wurdc Art. 7 der Uebereinhunft von 1895, der nur zieft. Wenn auch gesag
der italienischen Regierung das Recht gab, die Arbciten des grosscn Tun- nicht gerade günstig rvar
ncls durch von ihf zu bezeichnende technische Delegierte besichtigen
zu lassen, im oben angegebenen Sinne crweitert. (Art. 6 des Vertrages 5 2 )H i l t y , X V I I I , S 8 0 . . ,
von 1903.) 53)Hilty, X\-II, 89, Scl
_
4e)AS 22, 264, BBI 1906, II, 199. Oetiker, IV, 252. n. u. a.
50)velgl. Neue Zürcher Zeitung:18. September 1929und 1' F'ebruar 5 4 )D i e s e B e s t i m r n u n s 'I
-
1930. auf italienisctr"- C"triäi.
51) vergl. auch Schollenberger. Die Schweiz seit 1874, S. 373 tr' 55)Stenogr. Bulletin jtrl,

1!)
lizeidienstesstattfinden, als ob die ganze Bahn von der Schwei-
zetgrenze bis Domodossola schweizerischwäre, wie sie von der
andern Seite bis dahin italienisch ist. Brig, das sich auch als
internationale Station geeignet hätte, ist damit kaltgestellt.
Wie wir Hiltg nz; entnehmen,hatte sogar die Eidgenossen-
schaft anfänglich verlangt, dass der südliche Tunnelausgangsich
auf ihrenr Gebiet, bei Gondo, befinde, gab dann aber den Wün-
schen Italiens nach, woraus ,,eine ziemlich gefährliche Situation,
jedenfalls der bedenklichstePunkt der schweizerischenGrenzen,
entstand". Es muss beigefügt werden, um Italien auch Gerech-
tigkeit zu gewähren,dass die Schweizes war, welche den Vertrag
verlangte und Italien zur Annahmedesselbennoch gedrängt hat;
auch war es hinwiederum ein nicht unbedeutenderBeweis nach-
barlichen Entgegenkommens, dass Italien auf italienischemGebiet
einen Bahnhof mit schweizerischerBedienung zuliess.
Einstimmig sprechen sich verschiedeneAutoren aber gegen
den 1903 abgeschlossenen Vertrag aus.53)
Es waren ja verschiedene VerschlechterunEen für die Schweiz
eingetreten: Italien hat iretes Zugangsrecht zum Tunnel, die
Berechtigung, dort Befestigungen anzulegenund bis zur Grenze
im Tunnel Militärzüge zu fahren; dann war eine Simplondelegation
geschaffenworden, in der Italien und die Schweiz gleichviel Mit-
glieder haben,während die Italiener im frühern Verwaltungsratder
Jura-Simptronbahndirektion, in Anbetracht der geringenitalienischen
Leistungenund Verpflichtungen,in der Minderheit gewesenwaren.
Bei Anständentechnischerund administrativerNatur muss sich zu-
dem der Bund dem Entscheidedes italienischenMinisteriums der
öffentlichen Bauten unterwerfen.5a) Ztdem wurde die Frist für
den Rückkauf der Konzession für die italienischeRegierung von
50 auf 25 Jahre redtziert,
Was die militärischen SicherungenItaliens anbetrifft, so kann
man sie rechtlich nicht anfechten, denn as bleibt jedem Staate
unbenommen,auf seinem Territorium nach seinem Ermessendie
notwendigen Massnahmen zu ergreifen.
Trotzdem sich gegen den Vertrag ein Sturm der Entrüstung
erhob, der einer ,,Unüerwerfungunter partielle Fremdherrschaft"
gleichkam,wie Schollenberger schreibt,wurde er von der Bundes-
versammlung nach heftiger Opposition in allen Fraktionen mit
zirka 2/t Stimmen angenommen. 55)
Die Hoheitsverhältnissean der Simplonstreckesind kompli-
ziert. Wenn auch gesagt werden muss, dass die Lage für uns
nicht gerade günstig war und in den Verhandlungen Italien gut
52)Hilty, XVIII, S.89, ,,Die schweizerische Eisenbahnpolitik".
53) Hilty, XVII, 89, Schollenberger, Die Schweiz seit 1874. S. 373
_
l. u. a.
54)Diese Bestimmung bezieht sich natürlich nur auf die Strecke
,uf italienischem Gebiet.
ö5) Stenogr. Bulletin 1909.

143
abschnitt,so sind doch die Befürchtungen,die z. B. Schollenberger die Erteilung der obg
äusserte,jetzt nicht mehr in dem Masse ernst zu nehmen,wie vor- teressanteBedingunge
her. Man darf zudem nicht vergessen,dass eine gehörige Ein- Art. 4:
schränkungder italienischenHoheit vorliegt und dass diesesLand ,,Die I(onzessionä
deshalb berechtigt r,var, Garantien hinsichtlich der militärischen geeigneter Stelle im I
Verhältnisse zu vetlangen, besondersmit Rücksicht darauf, dass kammern in der \l'ei
die Landesgrenzeim Tunnel liegt. die Bahn augenbticA
Rekapitulierend sei nochmals festgestellt, dass am Simplon dieselben gegenübe
folgende Lage sich vorfindet: forderung berechtigr
1. Die GebietshoheitItaliens von der Mitte desSimplontunnelsan. get'ahr die Mititdr:be
2. Die Ausübung des gesamtenBetriebesdurch die S.B.B. auf brechung der Bahn a
der italienischen Strecke im Tunnel bis zur nördlichen Ein- _ Dic Sprengung isi
-setb
fahrtsweiche der Station Iselle. der Bahnbehöräen
5. Die Besonderheitdes Betriebesder Strecke Iselle-Domodos- zubereiten.
sola, welche im Eigentum der italienischenStaatsbahnensteht. Solche Bestimmun
Dieser Betrieb rvird von den S.B.B. übernomrnen, soweit es anlagenan; sie komme
sich um den Fahr- und Zugsdienst handelt, während der Die gleiche Bestim
übrige Dienst den italienischen Staatsbahnenobliegt. dann der Bundesbesch
4. Die Einrichtung des internationalen Betriebsanschlusses im Bahn von Pruntrut bis z
Bahnhof Domodossola,wo die italienischenZüge die schwei- Delle vom 18. Heumon
zerischen.aufnehmen und umgekehrt. Wiöder eine andere
Einfacher liegen die Dinge beim jüngsten Abkommen mit Gebiet die Eisenbahn -
Italien betreffend eine elektrischeSchmalspurbahnvon Locarno Anschlüssenentgeqen.
nach Domodossola(Centovallibahn)vom 12. September1918.56) , ,,D!e Regie/uig der
Der Geleiseanschlussder schweizerisch-italienischen Strecke die Ausführung iine,
der Linie Locarno-Dornodossola rvird an der Grenze der beiden grenze, in der Richtu,
Staatenin Borgnone-Comedo vollzogen(Art. 2). Doch findet an andern Seite macht si
der Grenze kein Betriebsrvechsel statt; die von Italien kommenden lich, in den Grenzen t
Zige Iahren bis nach Locarno, die aus der Schweiz nach Domo- s"ion die Aust'ültrung
dossola (Art. a). Dieses Abhommenmacht uns wieder mit einer fr,anzösischenCrenze z
neuen Spielart bekannt: schweizerischeZüge fahren nach Italien, In diesemTone laute
italienischein die Schweiz hinein; die schweizerischen Züge wer- der EisenbahnGenf-An
den von einer schweizerischenGesellschaftbetrieben,die italieni- 74. Juni 1881, betreffe
schen von einer italienischen. bis an die französische
Dic Anschlüsse an die f r anzösischen Bahnenhabenstra- Morteau nach Besanqon
tegisch nicht die gleiche Bedeutung wie diejenigen nach Italien; einer Eisenbahn von ft
sie seien aber doch angeführt. vom 27. Februar 1gg2.
von Bosset-Vegriernactr
In der Konzession an die Schweizerische Zentralbahngesell-
schaft für eine Verbindungsbahnmit der französischenOstbahn Ebenso lauten rn aI
gleich, nach denen diei
vom 20. Oktober 185857)wird einer schweizerischen.Gesellschaft
schweizerischenund de
die Erlaubnis erteill, auf schweizerischemBoden eine Bahn zu
von einer und derselben
bauen und sie an eine sich schon auf schweizerischemBoden be-
werden sollen, so dass z
findliche Bahn anzuschiiessen (Einmündungauf baslerischem Bo- zerisches Gebiet von eir
den in die von St. Louis herkommendefranzösischeOstbahfl, Ar-
tikel 1). Im Bundesbeschluss vom 10. November1859 betreffend 58) Ueber die Geschic
) c n w e _ r zs e l t 1 8 7 4 . . . , S . 3
56)AS 40, 277. 5e) AS 8, a. F. 466.
57)AS 6. a. F. 6 und 77, BBI 1858,II, 559. oo; alle: AS 6, S. J26.
i
1 ttll

10*
die Erteilung der obgenanntenKonzession werden folgende in-
teressanteBedingungen aufgestellt:
Art. 4:
,,Dic I(onzessionäre sind verpllichtet, auf ihre Kosten nn
geeigneterStelle im Bahnhörperoder nebendemselhen1l'[i n e n '
hammern in der Weise anzulegen,dass durch d.erenSprengung
die Bahn augenbtichlichu'nterbrochenwerden hann, und es sind
dieselben gegenüber dem Bunde zu heiner Entschddigungs-
lorderung beiechtigt, w'enn in Fällen von l(rieg oder l(-riegs-
'gefahr
die lt4tLitarbehördender Eidgenossensch.aft eine Unter'
br'echungder Bahn und ihres Betriebes wirhlich anordnen."
Die Sprengungist also Sacheder Militärbehörden, nicht etwa
der Bahnbehördenselber; diese haben die Sprenganlagennur vor-
zubereiten.
Solche Bestimmungentreffen wir selten bei offenen Bahn-
ö8)
-Die an; sie kommen mehr bei Tunnelbautenvor.
anlagen
gleiche Bestimrnungbetreffend MinenanlagenenthäIt so-
dann der Bundesbeschlussbetreffend den Bau und Betrieb einer
Bahn von Pruntrut bis zur schweizerisch-französischen Gtenze bei
Delle vom 18. Heumonat (Juli) 1865, Art. 4.5e)
Wieder eine andere Variation - jeder Staat baut auf seinem
Gebiet die Eisenbahn - tritt uns in den verschiedenenGenfer
Anschlüssenentgegen.
,,Die Regierung der lronzösischenRepublih verpllichtet sich'
dii Ausftihrung einer Eisenbahn von . . . - an bis zur Schweizer-
grenze,'in dei Richtung nach . . . . , sicher zu stellen. Auf der
ändern Seite macht sich die schweizetischeRegierung verbind'
lich, in den Grenzen der von ihr dem . . - . verlieltenenKonzes-
sion die Au:sführung einer Eisenbahn von . . . . aus nach der
Ir,anzösischen Grenzezu sichern."
In diesemTone lauten fast alle Verträge:betreffendAnschluss
der EisenbahnGenf-Annemasse an das savogischeBahnnetz vom
14. Juni 1881, betreftend Anschlusseiner Eisenbahnvon Locle
bis än die französischeGrenze (über den Col des Roches und
Morteau nach BesanEon)vom 74. Juni 1881,betreffendErstellung
einer Eisenbahn von Thonon nach Bouveret über St. Gingotph
vom 27. Februar 1882, betreffend Erstellung einer Eisenbahn
von Bosset-Vegriernach Genf vom 27. Februar 1882.60)
Ebenso lauten in allen diesen Verträgen die Bestimmungen
gleich, nach denen diejenigen Strecken, welche zwischen den
ichweizerischen und den französischen Grenzstationen liegen,
von einer und derselben Gesellschaft und Verwaltung betrieben
werden sollen, so dass zum Tell französisches,zum Teil schu'ei-
zerisches Gebiet von einer fremden Bahngesellschaf t betrieben
6s)Ueber die Geschichte dieser Bahn vergl. Schollcnberger, Die
Schweiz seit 1874. . ., S. 367.
5e)AS 8, a. F. 466.
o o ;a l l e : A S 6 , S . 5 2 6 , 5 4 7 , 5 5 6u n d 5 7 2 ,BBI 1882, I, 758.

745
10x
wird (Art. 4), die dann aber vorschreiben,dass in nichts den
dass man durch diese
schwerthatte.6b)
Das Eisenbahnne
grössert, indem ein i/e
rischen Teilstückes de
wicklung des Verkehr
langenden Klagen Rede zu stehen hat. !.7. I"ti 1914 abgesch
Militärische Interessentauchen dann wieder bei der Konzes- uDernanm,die der
J.S
sionsprteilung für eine elektrische Eisenbahn von St. Cergue bis Mit dem Tage de
zur französischenGrenze auf (vom 29. September1899;.et; (16. Mai 1915) ülbern
Nach Ansicht des Militärdeparüementswar aber das projekt Strecke pontailier_Le,
zu begrüssen,weil die militärischen Vorteile dieser Bahnverbind- auf Rechnungder S.B
ung fast ausschliesslichauf schweizerischerSeite lagen, soweit trrenze und dem Bahr
solche überhaupt vorlagen. Teilstück der Linie (Ar
Endlich haben wir uns noch kurz mit den Verbindungenan Strecke den Bahnunterh
der Westgretze zu befassen. zeidienst versehen (Art
Wir erwähnenhier den Bundesbeschluss betreffend die Kon- Da die Linie pontu
zessionserteilungan die Jura-Simplonbahngesellschaft für den Bau Abkürzung Frasne_VaL
einer normalspurigen Eisenbahn von Vallorbe bis zur schweize- des internationalenVerk
risclr- französischen Grenze am Mont d'Or vom 78. Dezember
!20?:,) und den Vertrag zwischenden beiden Bahngesellschaften
(J.S.e. und P.L.M.) über den Bau und Betrieb einer Bahnlinie
durch den Mont d'Or zm Verbindung mit dem schweizerischen
Bahnnetzin Vallorbe vom 74.115.Oktober 1902.63)

trieb des schweizerisch


zubieten.
gemäss schweizerischesTerritorium, da der internationale Bahn-
hof auf schweizerischemBoden steht. Gerade umqekehrti
Betrieb des fraizösische
Andere Probleme warf der Staatsvertragbetreffend die Zu- riöres und die Mitbenui
fahrtslinien zum Simplon auf (vom 18. Junf190O;.0+;
( v o m 7 7 . J u l i 1 9 1 + )e. ; ;
Die französischeRegierung sichert die Erstellung der Abkür-
zung Frasne-Vallorbe auf französischemGebiet unä ermächtigt Die P.L.M. übernim
die P.L.M. zur Uebernahmedes Baues und Betriebes des aüf Frasne-Vallorbe wieder
schweizerischemGebiet getreg,enen T,eilstückes(Art. 1).
Es war k1ar, dass der neue Juradurchstichzwischen Frasne
und Vallorbe, wie derjenige durch die Faucille, nicht geeignet
war, die Verteidigung des Landes zu erleichlern. Den Einwänden
militärischer Natur wurde aber nicht der Vorzug vor den ökono-
mischen Erwägungen gegeben,obschon man sich nicht verhehlte,
61)AS 15,554,BBI 1999,IV, 773.
62)AS 18. 245. BBI 1909,YI. 280:.
__65)
381;Welri,.25
JahreSee, S
9?l4q ?q, 460,_Oetiker,
64)AS !V, 116.(siehe auch g 13: Grenzbahnhöfe.) aQ Eisenbahnamtliche
26, 11, Oetiker, IV, 104. 67) Eisenbahnamtliche

146
dass man durch diesen neuen Zugang die Aufgabe der Armee er-
schwerthatte.65)
Das Eisenbahnnetzan der französischenGrenze wurde ver-
grössert, indem ein Vertrag betreffend den Betrieb des schweize-
rischen Teilsiückes der Linie P,ontarlier- Vallorbe und die Ab-
wicklung des Verkehrs dieser Linie im Bahnhofe Vallorbe vom
77. JuIi 1914 abgeschlossen wurd€, indem der Bund die Pftichten
übernahm,die der J.S.B. obgelegenhatüen.66)
Mit dem Tage der Eröffnung der Linie Frasne- Vallorbe
(16. Mai 1915) übernahmdie p.L.1Vt.wiederum den Betrieb der
Strecke Pontarlier-Les Höpitaux-Jougne-schweizergrenze und
auf Rechnungder S.B.B. den Zugsdienstauf dem zwischender
Grenze und dem Bahnhofe Vallorbe gelegenen schweizerischen
Teilstück der Linie (P'rt. 2), während die S.B.B. auf der gleichen
Strecke den Bahnunterhaltungs-,Bahnbewachungs-und Bahnpoli-
zeidienst versehen(Art. 5).
Da die Linie Pontarlier-Vallorbe infolge der Eröffnung der
Abkürzung Frasne-Vallorbe, auf der sich der weitaus grösste Teil
des internationalenVerkehrs abwickelt, ihre Bedeutung verlor und
nur noch als lokalbahn galt, der grössereTeil der Strecke sowie
die an derselben sich befindlichen beiden Zwischenstationenauf
französischemGebiet gelegen sind, hatte die Bundesbahnverwal-
tung kein Interesse daran, den Betrieb von Pontarlier nach Val-
trorbeweiter zu besorgen,wie dies die l.S.B. getan hatte, und
überliess ihn deshalb der Gesellschaftder p.L.M. Da indessen
der Bahnhof Vallorbe den natürlichen Endpunkt dar Linie dar-
stellt, ergab sich so die Notwendigkeit, der P.L.M. auch den Be-
trieb des schweizerischenTeilstückesVallorbe-Landesgrenze an-
zubieten.
Gerade umgekehrt ist die Lage im Vertrag b,etreffendden
Betrieb des französischenTeilstückes der Linie Pontariier-Ver-
riöres und die Mitbenutzung des Bahnhofes Pontarlier geordnet
(vom 17.Juli 1914).oz;
Die P.L.M. ibernimmt mit dern Tag der Eröffnung der Linie
Frasne-Vallorbe wiederum den Betrieb des französischenTeil-
stückes der Strecke Pontarlier-Verriöres, während die S.B.B.,
auf Rechnungder p.L.ll/l., den Fahr- und Zugsdienst auf dem
zwischen der Schweizergrenzeund dem Bahnhof Pontarlier ge-
legenen französischenTeilstück der Linie übernehmen(Art. 2).
Dieser Vertrag wurde durch den Verwaltungsratder S.B.B. ge-
nehmigt und erhielt damit rechtsgültigenCharakter; seineZustän-
digkeit war in Art. 776 ZifIer 6 des B.G. betreffenddie Eru'er-
65)BBI 1909,VI, 280; vergl. Schollenberger,Die Schweiz seit 1871,
381: Welti. 25 Jahre SBB. S. 26.
66)Eisenbahnamtliche Sammlung 31, Beilage IV, Oetiker, I\', 129.
6z) Eisenbahnamtliche Sammlung 31, Beilage IV, Oetiker, IY, 1 3 8 .

147
bung und den Betrieb v,onEisenbahnenfür Rechnungdes Bundes Bezüglich des Betri
und die Organisationder Verwaltung der S.B.B. begründet.68) 'Betriebes
auf das fraru
Rechte und Pflichten der schweizerischenBahnverwaltung Bezüglich der inten
im Sinne von Art. 10 des Eisenbahngesetzes vom 23. Dez. 1873 Bahnhöfeauf französis
wurden durch den VertraE in keiner Weise berührt.6e) tümerin der Anlagen, s
Die verschiedenenStrecken,um die es sich hier handelt, wei- zerischen Gesellschait t
sen folgende Länge auf (es ergibt sich daraus auch die unbedeut- Endlich die Tatsac
tende Einschränkungder Gebietshoheitdör betreffenden Staaten, genwärtig der S.B.B. ü.b
wenn fremde Bahnen ihr Territorium befahren): Von der 25,94912 Zum Schlusssei n<
km langen Linie Vallorbe-P,ontarlier befinden sich 5,180r,r'2 km Staatsvertrag zwischen
auf schweizerischemund 22,769 km auf französischemGebiet, eine Eisenbahnverbind
während von der eine Gesamtlängevon 72,99112km aufweisen- erwähnt.Ta)
den Strecke Verriöres-Pontarlier nur l,7o7rf2 km auf schweize- Die deutscheRegier
rischemGebiet liegen.70) kirch über Pfetterhause
N,ochzwei weitere \rerträge, die Verbindungenmit Frankreich und die schweizerische
regeln, liegen vor: Bahn von der Landesgr
Dic normalspurigeLinie Divonne-Les Bains ist auf schwei- triebswechselfindet in d
zerischemGebieteder Gesellschaftder Ngon-Crassier-Bahn und kommendenZüge bis na
auf französischemGebieteder P.L.M. konzessioniertworden; sie menden Zige bis nach F
wird aber durch die S.B.B. hetrieben.?1) Was uns hier intere
Ein internationaler Bahnhof, der von der französischenVer- schweizerischeBahnen sc
waltung betriebenwird (er steht auf französischemBoden), wird fahren.?5)
internationaler Betriebsanschlussbahnh,of und von der Schweiz Wenn wir auch nicl
mTtbenitzt,die, wie gesagt, die französischeStreckezwischenihm haben,to) so habenwir c
und der Grenze betreibt. einen Ueberblickgewonn
Genau die gleiche Regelung ist bei einer andern Bahn ge- Das eine MaI befah
tr,offen worden, der elektrischenSchmalspurbahnMartigng-Cha- Territoriun und ausländ
monix.72) verkehr.
Auch hier fahren von der Grenze an die schweizerischenZüge Dann wieder ist der
weiter bis zu dem auf französisdhenTerritorium sich befindlichen Staaten ausschliesslich ei
BahnhofVallorcine, der ebenfalls internationalerBetriebsanschluss- Manchmal ist an de
bahnhol wird. wechsel,je nachdem die
Die beiden Linien, mit denen wir uns nicht mehr länger be- Oft werden militärisr
schäftigen,weisen, kurz gesagt, folgende Merkmale auf : zagen, müssenaber meist
Bezüglich des Eigentums, den Wechsel des Eigentümers an Es ist und bleibt die
der Grenze, wo die p.L.M. auf die schweizerischeGesellschaft len Verkehr keinerlei Sc
folgt. diesemCesichtspunkte sin
68) Art. 176, Ziffer 6: ,,Der Geschäftskreis des Verwaltungsrates
den Verpflichtunsender i
umfasst die pachtweise Inbetriebnahme von Bahnstrecken, welche dem in das Gebiet dei Nachb
Bunde nicht angehören, die Verpachtung des Betriebes eigener Bahn- tige internationale Statior
strecken, die Einrichtung von Nebengeschäften." (AS 16, 553.) Vom völkerrechtliche
6e)Art. 10 des BG betr. Bau und Betrieb der Eisenbahnen (AS 11
ihren zahlreichen und vol
a. F. 1): ,,Ohne ausdrückliche Genehmigung des Bundes darf weder
eine Konzession in ihrer Gesamtheit, noch dürfen einzelne in derselben
enthaltene Rechte oder Pflichten in irgend welcher Form an einen
Dritten übertragen werden . ."
70)BBI 1915. I. 548.
?1)AS 25, 775, Oetiker, IV, 90, BBl. 1909, I, 885, Vertrag vom 16.
xII. 08.
72) Gleiche Daten wie oben.

148
Bezüglich des Betriebes,die Ausdehnungdes schweizerischen
Betrieb,esauf das französischeGebiet.
Bezüglich der internationalenBahnhöfe, die Ersteliung dieser
Bahnhöfe auf französischemGebiet, wobei die P.L.M., als Eigen-
tümerin der Anlagen, sich in deren Benütztng mit der schwei-
zerischen Gesellschaft teilt.
Endlich die Tatsache,dass der Betrieb der beiden Linien ge-
genwärtig der S.B.B. übertragenist. ?3)
Zum Schlusssei noch der 1906, am 7. Mai, abgeschlossene
Staatsvertrag zwischen der Schweiz und Deutschland betreffend
eine Eisenbahnverbindungzwischen Pletterhausen und Bonfol
erwähnt.7a)
Die deutscheRegierung erstellt eine Eisenbahnvon Dammer-
kirch über Pfetterhausenbis an die Schweizergrenzebei Bonfol,
und die schweizerischeRegierung wird die Fortsetzung dieser
Bahn von der Landesgrenzenach Bonfol ermöglichen. Der Be-
triebswechselfindet in der Weise statt, dass die aus Deutschland
kommendenZige bis nach Bonfol und die aus der Schweiz kom-
mendenZüge bis nach Pfetterhausengefahrenwerden (Art. 5).
Was uns hier interessiert,ist wiederum, dass deutschebezw.
schweizerischeBahnen schweizerisches bezw. deutschesGebiet be-
fahren.75)
Wenn wir auch nicht alle Eisenbahnverträgehier angeführt
haben,76)so haben wir doch über die Verhältnissean der Grenze
einen Ueberblick gewonnen.
Das eine Mal befahren schweizerischeBahnen ausländisches
Territorium und ausländischeschweizerisches Gebiet im Wechsel-
verkehr.
Dann wieder ist der Fahrdienst auf dem Territorium beider
Staaten ausschliesslicheinem Staate überlassen.
Manchmal ist an der Grenze B,etriebs- und zugleich Fahr-
wechsel, je nachdem die geographischeLage es erfordert.
Oft werden militärische Erwägungen in Berücksichtigungge-
zaEen,müssenaber meistensden wirtschaftlichenweichen.
Es ist und bleibt die Aufgabe der Schweiz, dem internationa-
len Verkehr keinerlei Schranken in den Weg zu legen. Unter
diesenrGesichtspunktesind die manchmalnicht leicht zu nehmen-
den Verpflichtungen der Schweiz zu versfehen,ihre Bahnen weit
in das Gebiet des Nachbarstaateszu führen und dortselbst wich-
tige internationale Stationen zu enichten.
Vom völkerrechtlichenStandpunkteaus darf die Schweiz mit
ihren zahkeichen und vorbildlich abgeschlossenen Verträgen den
73)BBI 1909,I, 885ff
74)AS 23,855,Oetiker,IV, 44.
?5) BBI 1906.III. 827.
?6) es sei nur erinnert an die Verträge der Basler Regierung vom
16. Dezember 1922 und 29. Februar 1924 mit der Reichsbahndirektion
in Karlsruhe betr. Anschluss der Hafenbahn an badische Bahnhöfe und
,.len Betrieb der Hafenbahn durch die SBB etc.

149
ersten Platz in den Reihen derjenigen Staaten einnehmen,die 1000 tl4ann oder
durch den internationalenAusbau ihres SchienennetzesLänder und von einer l(ompag,
Völker einander näher gebracht und so nicht nur die nachbar- c) Beide l(ontrahent
rechtlichen Grenzbeziehungenerleichtert, sondern auch, darüber
Truppentransporte
hinaus, den Weltverkehr überhaupt zu fördern versucht haben.
Falls darch einen .
Das Kapitel über die Territorialhoheit wollte nur die ver-
Ein gleiches A
schiedenenSpielarten der Grenzbahnenfesthalten, um damit zu
üngen v,orbehalten
zeigen, was ob,engesagt wurde. Von da aus können wir zu spe-
zielleren Problemen übergehen. d) Die Truppen habt
C.eweltr,abgelegte
ltiegende Faltne ut
$ 11. e) Einzelne Militärs ,
M,ann hg)nnenmit
Das militärisdre Durömarsösredrf. lördert werden.
l) Die Taxen, welche
Es handelt sich unter diesem Titel nicht um die wichtige porte za entrichten
völkerrechtlicheVerpflichtung eines neutralen Staates,im Kriegs- deutschc Bundestru
falle keinc feindlichen Truppen durch sein Gebiet marschieren von Truppen über
zu lassen. Fs handelt sich hier um vertragliche Verpflichtungen, bezw. grossherzog
die statuiert werden, um Militärpei.sonenauf denjenigen Bahnen sclten in gleicher-\l
befördern zu können, die sowohl schweizerisches wie ausländisches gierang untersagt
Gebiet berühren.77) der Schweiz od.\er
Es ist klar, dass bei Militärtransporten Vorsicht geboten ist, würde..(
nicht nur um der Neutralität willen, sondern auch, weil es die
Dieser ausführlichen,
Souveränität eines Staates nicht erlaubt, dass auf seinem Staats- Ttuppen anbetrifft, doch r
gebiet der fremde Staat über militärische Machtmittel verfügt.
lung kann noch folgendes!
Zwischen der Schweiz und ihren Nachbarstaatensind in dieser ziehung hatte die Eisenba
Hinsicht folgendeRegelungengetrotfenworden: Wert, wenn es sie für Tnl
Im Vertrag betreffenddieWeiterführungder badischen Eisen- aber durch einen solchen
bahn über schweizerisches Gebi,etvom 27. Julil11. August 1852 von Seiten der Schweiz so
(der heute noch gilt inbezug auf Bau und Betrieb des Badischen
beharren, obwohl die Schn
Bahnhofes in Basel mit den Zufahrtslinien) ?8) Tautet Art. 32: dürfte, gegen 1000 Mann ü
,,Die Eisenbahn von Hal.tingen nach dem Bodensee ldann Der Vorteii liegt, was das 1
zum Transport von CeutschenBundestruppen von badischem zerischerSeite: während <
Gebiet über schweizerischesTerritori,um nach badischemGebiet
sowie von eidgenössischen Tru.ppenvon schweizerischemGebiet
über badischesTerritoriu.mna.chschweizerischemGebiet ieweils
unter folgenden Bedingungen benützt werden:
a) Die betreffende l(reis- oder l(antonsregierung, durch d.eren
Gebiet der Durchg,ang stattt'inden soll, muss in der Regel teressender Schweiz anqem
24 Stunden, in drinqenden Ftillen aber, wo twnliclt, min- gen bei Basel und Schaf-fha
destens6 Stunden vorh.erdavon in Kennlnis geselzt werden. könnten, als wenn die Bahn
hinziehen würde. Die Beu
b) Die Bahnzüge, mit welchen Truppen beJördert u,erden, von der Schweiz aus unterb
haben ohne Anhalten durch das resp. fremde Gebiet durch-
Das Recht der Sperre im I
zugehen, und es sollen mit einem Zuge nicht mehr als
Vertrage nicht vorsehenwo
?7)vergl. auch Strupp, Band I, S. 262. wegenGefährdunqder Neut
i8) AS 3. a. F. 438.
,,Für solche Fällä reichen
150
1000 ll4ann oder eine Batterie Artillerie nebst Bedeckung
v,on.einer l(ompagnie oder Schwadron belördert werden.
c) Beide l(ontrahenten behnlten sich überdies voF, solche
Truppentransporte auf ihrem resp. Gebiete gutlindenden
Falls durch einen Kommisstir begleitan zu lassen.
Ein gleichesRecht ist den betreffendenl(antonsregier-
angen v,orbehalten.
d) Die Tr,uppen haben dns fremde Gebiet mit ungeladenem
Gewehr, abgelegterM,unition, ohne aufgeTtflanztesBalonett,
lliegende Fahne und hlingendes Spiel zu passieren.
e) Einzelne ,44ilitärswnd Abteilungen von nicht mehr als 30
tl4ann kginnenmit iedem Zug, ohne weitere Anzeige, be-
fördert werden.
f) Die Taxen, welche schweizerischerseits
'in lür Truppentrans-
porte zu en.trichten sind, sollen gleicher Weise wie für
deutscheBundestrappenentrichtet werden. Der Transport
von Truppen über die Bahnstrechenauf schweizerisch.em
bezw. grossherzoglichemGebiet kann von der schweizeri-
schen in gleicher Weise wie von der grossh?rzoglichenfte-
gierung untersagt werden, wenn dadurch d.ie Neutralität
der Schweiz oder des GrossherzogtumsBuden gelährdet
würde.t(
Dieser ausführlichen, vorsichtigen und, was die Anzahl der
Truppen anbetriffi, doch wieder erstaunlich weitgehendenRege-
lung kann noch folgendesbeigefügtwerden: In militärischerBe-
ziehung hatte die Eisenbahnnatürlich für Baden nur dann einen
Wert, wenn es sie für Truppentransp,orteverwend,enkonnte. Da
aber durch einen solchen Transport eine bedeutendeKonzession
von Seiten der Schweiz vorlag, so musste sie auf Gegenseitigkeit
beharren, obwohl die Schweiz nicht gerade in die Lage kommen
dürfte, gegen 1000 Mann über badischesGebiet zu transportieren.
Der Vorteil liegt, was das Territorium anbetrifft, zwar auf schwei-
zerischer Seite: während die badischen Truppen gegebenenfalls
nur die wenig ausgedehntenvorspringendenGebietsteilebei Basel
und Schaffhausenbetreten, können schweizerischeTruppen zum
Beispiel auf der ganzen langen Strecke von Basel bis Schaff-
hausen durch badisches Gebiet instradiert werden. Im Falle
eines Krieges, so wurde damals gesagt, dürfte es den In-
teressender Schweiz angemessener sein, wenn die Bahnverbindun-
gen bei Basel und Schaffhausengesperrt und unterbrochenwerden
könnten,als wenn die Bahn sich längs des Saumesunserer Grenze
hinziehen würde. Die Bewegung von deutschenTruppen müsse
von der Schr,veizaus unterbrochenund erschwertwerden können.
Das Recht der Sperre im FaIIe ,einesKrieges hab'eman aber im
X'ertragenicht vorsehenwollen; in dem Verbot des Durchgangs
rregen Gefährdungder Neutralität habe man genügendeGarantien.
..Für solche FäIle reichen Vertragsbestimmungen überdies nicht

151
aus, und Kriegsrecht bricht jedes andere Vertragsrecht", meint Ausschluss wurde anläss
die Botschaft.Te) 1870171noch näher inter
Infolge der Auflösung des vormaligen DeutschenBundes,der Baden so ausgelegt, das
verändertenpolitischen Verhältnisse in Deutschland,war Art. 32 amten und Bediensteten<
des Vertragesvon 1852 seiner Grundlage verlustig geworden,weil herzogtums (Zollgardiste
die im Vertrage vorgesehenendeutschenBundestruppennicht mehr und umgekehrtgestaftetw
in gleicher W,eise bestanden,und weil das Grossherzoglumnun sa$t war. sz)
mit einer Mitritärmachtin ein Bündnis getreten war, deren Stel-
lung nicht sow,ohl gegenüber der Schweiz, als gegenüber allen Ueberhauptbereitete
ihren Nachbarstaateneine wesentlich andere wurde, als die des dem Bundesratewährend
frühern DeutschenBundes. Diese Tatsacheund der Hinblick auf
Verwicklungen, die dannzumalwie in Zukunft entstehenkönnten,
bewogen im Jahre 1867 den Bundesrat, einen Vertrauensmann
an die badischeRegierung abzuordnen,um einen Verzicht auf jene
Vertragsbestimmungzu erwirken.80)
Darauf wurde am 9.119. Juli 1867 folgendesProtokoll über grenze,benutztedie Bevölk
die Verzichtleistung auf Art. 52 des Vertrags von 1852 verein- Genf.) Die Behördenan d
bart:81)
Art. 1 :
,,Es wird'von der einen wie von der andern Seite lür die
Zukunlt aul iede Anwendung des Art. 32 Nür die Truppen-
tr,ansporte verzichtet, sowohl in Bezug aul die Transporte
schweizerischerTruppen mittelst der Eisenbahn über badisches
Gebiet, als inbezug auf den Transport deutscherTruppen über
schweizeris ches Gebiet.('
Art.2:
,,Das in Art. 36 des ni)mlichen Vertrags für die Zweigbahn
im Wiesent,stv,orbehalteneRecht des Transports soll ebenlalls
ausserAnwendung kommen.'3
Art. 5:
,,Der Durchzug mittelst der Eisenbuhn über das Gebiet der
beiderc St,aatenohne vorausgegüngeneAnzeige bleibt indessen
für die Zeit des Friedens zur Erleichterung des grenznachbar-
Iiclten Verhehrsfür einzelnereisendetWilitärs und hl.einereAb-
teilunge,n unter 30 il4.ann,mit ungeladenem Gewehr, ohne .ll4u-
nition und ohne aufgepfl.anztesBaionett, sotvie lür bewalt'nete
Be,amteund Bediensteteder ölfentlichen Verwaltung auch ler-
nerhin gesichert.
Einem iedem der beiden Staaten soll übrigens d.ieBefugnis
z,ur Untersag,ungdieses Durchtransports für den Fall und auf
die Zeit ausdrüchlich vorbehaltensein, wo das Interesse seiner
Sicherheit oder der Neutralität eine Einstelluns' erh.eischen AIIein er erfuhr in der
könnte '( troffgn ,worden waren, um
Der gegenseitigfreie Militärtransp,ort sank so, im Interesse durchzuleiten und dass sich
der Neutralität der Schweiz, von 1000 auf unter 30 Mann. Dieser reau etabliert hatte, um die
7e) tsBl. 1852.I11.772. vergl. Schollenberger,
80) vergl. auch Schollenberger,Die Schweiz seit 1848,5.222 tr. III, g0;?
81) AS 9. a. F. 79, BBl. 1868,1I,527, Salis, I, 391. 83) BBI 1870, III, 806.

152
Ausschluss wurde anlässlich des deutsch- französischenKrieges
1870171noin näher interpretiert, nä_mlichso: Art. 5 wurde für
Baden so ausgelegt,dass der Durchgang der bewaffnetenBe-
amten und Bedienstetender öffentlichen Verwaltung des Gross-
herzogtums (Zollgardisten, Gendarmen) durch Schweizergebiet
und umgekehrtgestattetwurde und nur,eigentlichenMilitärs unter-
sagt war. 82)
Ueberhauptbereitetendie Bahnfragen an der badischenGrenze
dem Bundesrate während des Krieges schwere Sorgen. Junge,
waffenfähige Leute, welche dem militärischen Aufgebot Folge iei-
steten, durchzogen,um sich zu ihren Stellungsplätzenzu begeben,
schweizerisches Gebiet. (Die badischeBevölkerungdes Seekreises
und des Oberrheins benutzle dazu die badischeBahn auch durch
die Kantone Schaffhausenund Baselstadt,und, an der West-
grenze,benutzledie BevölkerungSavogensdas Gebietdes Kantons
Genf.) DieBehördenan derNordgrenzetregtendiesenDurchzügen
zuerst Hindernissein den Weg, was in Baden natürlich grosse
Aufregung verursachte. Der Bundesrat glaubte daher, das Ver-
fahren an allen Orten gleichmässigordnen zu müssen,und er gab
den GrenzkantonenWeisung, Personenohne Uniform und Waffen
auf den kleinen Gebietsparzellen,über welche ihr gewöhrtlicher
und natürlicher Weg führte, frei passierenzu lassen. Damit war
wohl eine richtige Lösung getroffen worden; einmal konnte von
gegnerischerSeite nicht von einer Begünstigung des Feindes in
dem Sinne gespr,ochen werden, dass Militärtruppen durch schwei-
zerischesGebiet ziehenkonnten. Anderseitskonnte auch Deutsch-
land nicht reklamieren, die Verhinderung seiner Wehrpflichtigen
sei eine BegünstigungFrankreichs.83)
Schwieriger wurde in der Folge ein anderesverwandtesVer-
hältnis: Es fingen junge Leute aus dem Elsass an, durch die
Schweiz nach dem Süden von Frankreich zu ziehen. Ueber die
Ursache dieses Durchzugs war man nicht im Klaren. Einmal
meinte man, dass im Oberelsassinfolge des Krieges die Fabriken
stille ständenund die Arbeiter desweEenauswanderten;dann aber
hielt sich die Version aufrecht, die französischeRegierunghabe ein
Massenaufgeboterlassen,dem sich niemand entziehenkönne. Da
man nicht recht wusste,was nun galt, traf der Bundesratkeine
Massnahmen,da er weder für Deutschlandnoch für Frankreich
den Polizisten spielen wollte.
Allein er erfuhr in der Folge, dass förmliche Massregelnge-
troffen worden waren, um diese Zige durch Schweizergebiet
durchzuleitenund dass sich in Basel sogar ein französischesBu-
reau etabliert hatte, um diese Durchzüge zu organisieren. Der
82) vergl. Schollenberger,Die Schweiz seit 1874,S. 23. BBl. 1870,
III, 802.
83) B B I 1 8 7 0 I, r I , 8 0 6 .

153
Der Notenwechselst
für die Anwendung des V
tokolls von 1867 fortgelall
nis bestehe,dass dle ubn
tokolls weiter angewend
anbetrifff, so weiden erli
passierten,so unfersagteer, um die beiden kriegführenden Teile
vollsfändig gleich zu behandeln,auch diese Durchzüge.
Schon zu Anfang des Krieges hatte zudem der Bundesrat in
4nt Verordnung betreffend Handhabung der Neutralität der
Schweizvom 16. Juli 187085) verordnet,dassWaffen und Kriegs-
material, welch,evon den kriegführ,endenStaaüenauf Schweizör- geschlossene Formationen
gebiet gebrachtwürden, sei es von Flüchtlingen und Deserteuren, beamten Anwendung finde
oder in anderer Weise, mit Beschlag zu belegen sei (Art.5). Bezüglich des Strasse
Nach 'diesemkurzen Blick in die Verhältnisse zur Zeit des pflichtige fernerhin auf der
deutsch-französischenKrieges kehren wir wieder zur rJ ebereinkunrt unmittelbar zu ihrem Wol
von 1867 zurick. Deren Bestimmungenwurden durch beidseitige Die schweizerischenV
Erklärungenvom 18.124.Januar189886)auch auf die Beförderung biet ohne Aufenthalt sich a
von Militärpersonen auf der Bahnlinie Eglisau-schaffhausen und die Uniiorm tragen,
ausgedehnt. aber diejanigen schwäize
In der Folgezeit erhob sich über die Auslegung dieser Er- ihren Wohnsitz haben unc
klärung noch folgende Kontroverse: Die badilchä Regierung von da sich wieder nach I
fasste die Bestimmung des Art. 3 dahin auf, dass beim Tränsport . . Mit dem Begriffe ,,e
von Reservistenund Rekruten unter militärischem Kommando nur sorcnegemeint, die nicht
die Stärke diesesKommandosin Betracht zu kommen hätte, wäh- militärischer Führung steh
rend die unbewaffnetenund meist nicht einmal Uniform tragen- Die Polizeibeamien, tn
den Rekruten und Reservisfen nicht zählen sollten. Einzelne- der dürfen zur Besorgurg des
kantonalen Behörden vertraten dagegen die Ansicht, dass auch zur Verhütung naEe 6evors
die unbewaffnetenRekruten und Reservistenbei Bemessunoder gebrochenerpolitischer od
zulässigen Stärke eingerechnetwerden müssten. lorm oder in Zivil und u
Um die aus dieser Meinungsverschiedenheit bei Transporten nötigen Handmunition die
der bezeichneten Zusammensetzungentsteh,endenSchwierigkeiten Grenzstrassenzu Fuss oder
zu beseitigen,tauschteder Bundesrat1899 mit der badischenRe- reisenhabenaber auf dem I
gierung gleichlautende Erklärungen aus, wonach die Befrrgnis
zum-Durchtransport von Rekruten und Reservistenin beliebiger
Zahl zugestandenwird, sofern die bewaffnete Mannschaft äie
Zahl 3O nicht erreicht. Somit hatte der badische Standpunkt
gesiegt.s?)
Erst nach dem Weltkriege wurden die Bestimmungenbetref- Pr,otokollsvon 1867, Art. 3,
fend die Militärtransporte in eine neue Fassunq gebraiht, indem Auf den Strassenverk
7928 ein schweizerisch-d,eutscher Notenwechsel betreffend den der Art. 5 Abs. 2 desprotoko
Verkehr von Militär- und Polizeipersonenauf gewissenschweize- sagungdesDurchgangsverk
risch-badischenEisenbahnstrecken und Grenzstrassenstattfand.s8) heit oder der Neutralität an
Eisenbahnverkehrkeine Ge
8a)vergl. BBI 1870,III, 806,Strupp,Wörterbuchd. VR. I 262. scheinlich die Bahn für den
85)AS 22, 264.
86)AS 16, 576, BBI 1900,I, 664, Salis, I, 392. wie früher in Betracht komn
84 Erklärung von 29.August/4.September1899.AS 17, 368. _ Einschränkungen betref
88)vom 12./14.November 1928. AS 1928.No. 29. dann in der Uebereinhunftd

754
Der Notenw,echselstellt zuerst fest, dass die Voraussetzung
tür die Anwendung des Vorbehalts von Art. 5, Absatz 2 des Pro-
tokolls von 1867 fortgefallen seien,dass aber darüber Einverständ-
nis bestehe,dass die übrigen Bestimmungendes genanntenPro-
tokolls weiter angewendetwürden. Was den Eisenbahnverkehr
anbetrifft, so werden erläuternde Erklärungen dazu abgegeben;
unter dem Begriff ,,bewaffneteBeamteund Bediensteteder öffent-
Iichen Verrvaltung" seien auch die Gendarmerieund die Polizei-
beamten verstanden; ebenso werde die bisherige Auslegung des
Art. 5 weiter angewendet,wonach die vertragliche Höchstgrenze.
von 50 Mann, sowie das Verbot des Mitführens der Munition für
geschlossene Formationen auch für die Gendarmerie-und Polizei-
beamten Anwendung finde.
Bezüglich des Strassenverkehrssollen einzeln reisendeWehr-
pflichtige fernerhin auf den Strassen,die über fremdes Staatsgebiet
unmittelbar zu ihrem Wohnort führen, verkehren dürfen.
Die schweizerischen'Wehrpflichtigen, die über badischesGe-
biet ohne Aufenthalt sich auf schweizerisches Gebiet zurückbegeben
und die Unif,orm tragen, dürfen ebenfalls frei verkehren, nicht
aber diejenigen schweizerischenWehrpflichtigen, die in Baden
ihren Wohnsitz haben und von Baden aus in die Schweiz und
von da sich wieder nach Baden zurückbegebenwollen.
Mit dem Begriff,e ,,einzeln reisende Wehrpflichtige" sind
solche gemeint, die nicht im geschlossenenVerbande und unter
militärischer Führung stehen.
Die Polizeibeamten,in Ausnahmefällenauch mehrere Organe,
dürfen zur Besorgung des laufenden Dienstes (nicht der Dienst
zur Verhütung nahe bevorstehenderoder zur Unterdrückung aus-
gebrochenerpolitischer oder wirtschaftlicher Unruhen) in Uni-
form ,oder in Zivil und unter Mitnahme von Waffen und der
nötigen Handmunition die über auswärtiges Gebiet f ühr,enden
Grenzstrassenzu Fuss oder per Fahrzerge b'enützen.Diese Durch-
reisen haben aber auf dem kürzestenWege zu erlolgen und Amts-
handlungen,z.B. Gefang,enentransporte, sind ausgeschlossen. Der
blosse Dienstausweisgenügt als Legitimationspapier. Auch den
Zollbeamten und Angestellten ist die Benitzung der kurzen Aus-
landsstreckengestattet. Geschl,ossene Formationen von Polizei-
und Gendarmeriebeamtensind nlur zur Bahnfahrt, gemäss des
Protokolls von 1867,Art. 5, ermächtigt.
Auf den Strassenverkehrfindet nun aber interessanterweise
der Art. 5 Abs.2 desProtokolls wiederAnwendung,der die Unter-
sagung desDurchgangsverkehrs im Interesseder staatlichenSicher-
heit oder der Neutralität anordnet. Er scheint also nur für den
Eisenbahnverkehrkeine Geltung rnehr zu besTtzen,weil wahr-
scheinlichdie Bahn für den Tiansport nicht mehr in dem Masse
wie früher in Betracht kommt.
Einschränkungenbetreffend .lVlilitärtransp,ortefinden wir so-
dann in der Uebereinkunftder Schweiz mit Itallen betreffend die

155
Uebertragung der von der italienischen Regierung der Jura-Sim- strikten Handhabung des
plonbahngesellschaft erteilten Konzessionfür den Bau und Betrieb nahme ihre Rechtferiigun
der Simplonbahnauf den Bund, vom 16. Mai 1905.8e) Die Ausnahmenbesü
Italien behält sich darin vor (Art. 10), betreffenddes Betriebs mit Italien durch die Rüt
der auf italienischem Gebiet gelegenenStrecke diejenigen Mass- bezug auf die Anlage der
nahmen zu verlangen,die in seinem militärischen Interesseerfor- in.den Verträgenmit Bac
derlich sind, d. h. es soll u. a. das Recht haben, reine Militärzüge .brlrenntnis heraus gewac
mit italienischemPersonal und Material auf der Strecke von Do, Grenzziehungzwisclien di
modossola bis zur Landesgrenzeverkehren zu lassen. Man er- nötig gewordenenEisenba
innere sich, dass der Fahr- und Zugsdienst auf dieser Strecke reich des Möglichen ziehe
von den S.B.B. ausgeübtwird. Die italienischenMilitärtransporte geschah und geschiehtahx
berühren nun natürlich nicht, wie an der Nordgrenze, das Gebiet meidung jegiicher nach I
zweier Staaten, sondern bleiben auf italienischem Territorium. stalten, dass dieses ausn
Dennoch hat, um den Betrieb nicht unnötig zu erschwerenund fluss des Rechtes auf Verl
die Rechte der S.B.B. auf den Zugs- und Fahrdienst nicht zu der Schweiz in keiner We
schmälern, bevor die Militärzüge verkehren, aine Verständigung Während des Weltkrie
mit der schweizerischen Bahnverwaltungstattzufinden (Lokomotive litärpersonen natürlich ges
und Wagen werden von Italien geliefiert). Schaden, den diese Von militärischenüei
Militärzüge eventuell anrichten, soll den S.B.B. vergütet werden.
Italien kann aber diese Zige durch italienischeMilitär- oder Zi.
vilbeamte begleifen lassen, um die Milifärzüge zu bewachenoder
aus einem andern Grunde. Ja, die Italiener können sogar, aller-
dings nur nach Verständigung mit den schweizerischenBeamten,
einen gewöhnlichenZug an irgend einem beliebigen Punkte der
Strecke anhalten lassen, wenn dies der Militärzug erfordert. Es
soll aber, mit Rücksicht auf den geregeltenVerkehr, nur in Aus-
nahmefällengeschehen. Sonst aber ist es den italienischenStaats-
bahnenuntersagt,auf dieserStrecke(Domodossola-Iselle)eigene
Züge zu führen.eo)
Eine ganz vereinzelteBestimmunghabe ich im Vertrag betrel-
fend Weiterführung der badischen Eisenbahn durch den Kanton Anno 1891 erliess de
Schaffhausenvom 50. Dezember1858 gefunden,die der Kuriosität Betretens schweizerischen(
halber mitgeteilt sei. Art. 4 Abs. 2 schreibt vor, dass insbeson- neter und uniformierter ]ll
dere die Bahngebäudeniemals mit einer Einquartierung belastet Gesandten bei den angrenz
werden sollten.el) dern, die Aufmerksamkeit d
Der Grund dieser VerfüEunglag wohl darin, dass die Bahn- sen Punkl hinzulenken De
höfe, besondersSchaffhausen,gemeinschaftlichbetrieben wurden. gendesbei: e5)
(Sonst sind Bahnhöfe beliebte Truppenquartiere.) ,,Der Bundesrat kann t
Diese Bestimmungtreffen wir daher in keinem VertraEewie- Unter,offiziere und Soldut
der an. Andere Militärartikel haben wir nicht gefunden. ohne Erla.ubnis der Sc/nt,
Aus dem Gesagten geht hervor, dass grundsätzlich Durch- die a,uskindischenftegiert
zugsberechtigungfremder Truppen auf keiner schweizerischen ,44i I itä r per son en dul.d.e"n.
Eisenbahnlinie oder Strassenstreckebesteht. Im Interesse einer B.undesrat in den Grenzb
8e)AS 20, 2. BBI 1903,IV, 245. auch Hiltv, II,
e0)vergl. Art. 6 der Uebereinkunft der beiden \rerwaltungen betr. ??) fgtg!.
el) Die
^ häufigen Grönzr.er
den Betrieb der BahnstreckeDomodossola-Iselle vom 19.Februar I906 z . t J . a n d e r i t a l i e n i s c h e nG r e n z
(AS 22, 264.) e4) BBI 1891, I. 784.
ut; AS 6, a. F.204. e5) BBI 1892,,11,792.

loo
strikten Handhabung des Neutralitätsprinzips findet diese Mass-
nahmeihre Rechtfertigung. e2)
Die Ausnahmenbestätigen die Regel. Sind sie im Vertrage
mit Italien durch die Rücksicht auf die Lage dieses Staates in-
bentg auf die Anlage der Bahn und deren Führung bedingt, so
in den Verträgen mit Baden und dem DeutschenReiche aus der
Erkenntnis heraus gewachsen,dass die politisch-geographische
Grenzziehungzwischen diesen beiden Ländern und die dadurch
nötig gewordenenEisenbahnanlagenMilitärtransporte in den Be-
reich des Möglichen ziehen mussten. Die Ausführung derselb,en
geschah und geschieht aber mit so viel Sorgfalt und unter Ver-
meidung jegiicher nach NeutralitätsverletzungaussehenderAn-
stalten, dass dieses ausnahmsweise,,Durchzugsrecht", als Aus-
fluss des Rechtesauf Verkehr, die Sicherheit und die Neutralität
der Schweiz in keiner Weise tangiert.
Während des Weltkrieges 79l4ll8 war jeder Verkehr von Mi-
litärpersonen natürlich gesperrt.
Von militärischenVerletzrngen der Neutralität,die zei-
gen, dass die Schweiz, wo keine vertragliche Bindungen sie ver-
pflichten,jede Missachtungder Neutralität durch fremde Truppen
als völkerrechtswidrigeHandlung betrachtet, seien die folgenden
kurz erwähnt:e3)
Am Morgen des 7. Okt. 1890 passiertenbewaffnetedeutsche
Soldaten unter Anführung eines Leutnants von Leopoldshöheaus,
die sich auf den Badischen Bahnhof in Basel b,egebenwollten,
schweizerisches Gebiet,gingen durch verschiedene StrassenBasels
und hielten sich in Erwartung der Abfahrt ihres Zuges längere
Zeit in der Umgebungdes Bahnhofesauf. - Die Reichsregierung
veranlasste,auf Begehren des Bundesrates,die Bestrafung des
Leutnants.ea)
Anno 1891 erliess der Bundesrat, angesichtsdes häufigen
Betretens schweizerischenGebietes seitens ausländischerbewaff-
neter und uniformierter Militärpersonen, ein Schreiben an die
Gesandtenbei den angrenzendenStaaten, um sie darin aufzufor-
dern, die Aufm'erksamkeitder betreffendenReEierungenauf die-
sen Punkl hinzulenken Der Bundesrat fügte dieser Meldung fol-
gendesbei: e5)
,,Der Bundesr,athann nicht zugeben, dass fremde Olliziere,
Unteroffiziere und Soldaten in Uniform, bewaffnet oder nicht,
ohne Erlaubnis der Sclu.veiz,dieselbebetreten, ebensowenigals
die auskindischenftegier,ungensolches seitens schweizerische r
tl4ilitärpersonendul.den. Es versteht sich von selbst, duss cler
Bundesrat in den Arenzbeziehungeneine gewisse Duldsam.lzeit
e2)vergl. auch Hilty, II, S. 669.
93)Die häufigenGrenzverletzungen durch Einzelpersonen,rvie sie
: B. an der italienischenGrenzedes öftern vorkommen, übergehenwir.
e4)BBI 1891,I, 784.
e5)BBI 7892,I1,792.

757
nicht ausschliessenwill, aber er hält darauf, duss diese aut' das
Notwendige beschri)nkt werde, so dass ersichtlich ist, da,ss es
sich unL eine blosse
,Duldung und nicht um ein Rechl irgenrt-
welcher Art handelt.((
Hiltg berichtet,e6) dass den Olfizieren der l(onstanzer Gar-
nison der Befehl zugegangensei, die nahe schweizerische Grenze

einen B,esuchabstattete, der dieses anfänglich in nicht geringe


Aufre^g_ung versetzte,da man diese Reiter Jür deutscheTiuppen
hielt.eT)
Diese Hinweise möEen genügen. Kamen während des Welt-
krieges v'erletzungen vor, so wurden die auf unser Gebiet über-
tretendenfremden Truppen hier interniert, nachdemman sie ent-
waffnet hafte. (Man denke an den uebertritt von österreichischen
Truppenteilennach Graubünden,November1918.)

$ 12.
Die Tunnels an dcr Grenze.
Einige Bestimmungender Eisenbahnverträgereqeln Zutritts-
recht, Gerichtsbarkeitund Sicherheitsvorkehrerlzum' Schutze des

. Völkerrechflich gilt de
eines Staaües sowohl"auf
di
Luftsäule als auch auf
das ,

In der Botschaft zum Simplonvertrag von 1896 (betreffend


-den
Bau und Betrieb einer Eisenbahn durch Simplon von Brig
nach Domodossola) os) bemerkt der Bundesrat,dass, während ei
so)Hilty, VII, 423.
e?)Hilty, VI, 321.
e8)vergl. Schollenberger, Die Schweiz seit 1874, 369, Fleiner,
^^,^^
86/88.Änm.
ee)BBI 1896,IV, 927. too;Die Schweiz
seit 1g71
158
Schollenbergerroo; ist mit der Anlage der Linie bezw. des
Tunnels nicht einv,erstanden.,,Italien ü-berliessdie Mühe der
technischen, finanziellen und
_vertraglichenvorb,ereitung völlig
dem Bundesrat und der Jura-Simplonbahn, stellte einfaöh seine
Bedingungen,ohne sich auf eine Diskussion derselben€inzulassen,
und gewärtigte stolz die vorlage eines denselbendurchaus ent-

während des Baues 'des Tunnels tauchten interessantevöl-


kerrechtlicheFragen auf. Der Bau wurde nämlich von der Nord-

völkerrechtlich gilt der Satz, dass sich die Gebietshoheit


eines Staates sowohl auf die innerhalb seiner Grenze befindliche
Luftsäule als auch auf das in diesemRaum sich befindende Erd-

too;Die Schweizseit 1874.S. 373.

159
hebungenzur Feststellung des Tatbestandeszu machenund auch
richtungen im Innern d
zur Yerhaltung des oder der Urheber der Tat zu schreiten.
sei- denn, dass sie vom
Beide Regierungenhatten sich auch über einen modus vivendi
aufgefordert würden
verständigt, um die Anwendung der italienischenGesetzeauf Un- 1A
italienischen VerteidiEi
fälle zu ermöglichen, die sich im italienischen Teil des Tunnels,
Bahnbewachungs-und
vor dessenDurchbohrung,ereigneten. Das italienischeGesetzvom
uncl müssensich nach
77. Irllärz1898 über die Unfälle bei der Arbeit bestimmt nämlich,
Sicherheit desselbenricl
dass die Leiter von Unternehmungen,Industrien oder Bauten der
Ortsbehördevon jedern Arbeitsunfall, bei Strafe einer Geldbusse, lVlinenanlagenim
Nachricht zu gebenhätten etc. - Um dem Wunsch der italieni- u-runde, weil die Grenz
schen Regierung entgegenzukomrnen, wurde der Unüersuchungs- $ese.snotigenfalls sperr
u.urcnschlag
richter von Brig beauftragt, die Anzeigen von Unfällen, die im zu gewärtig
Simplontunnel, auf italienischem Gebiet, vorkamen, in Empfang 27. Juni 19b4 ge"schaffe
zu nehmenund die von dem italienischenGesetzvorgeschriebenen Würde der Tunnel ir
Untersuchungen zu machen. Die Untersuchungsaktenwurden flan$e fallen, so wäre
dann dem Staatsanwaltbeim Gericht von Domodossolazugestellt. Drochen,der als strateg
Also Beurteilung von Delikten, begangen auT italienischem einen
.F_aktorgrosser nat
Gebiet von italienischenBürgern, durch italienische Gerichte, ob- ung blldet. Eine rasche
wohl der Teil deq Staatsgebietes,wo delinquiert wurde, Italien tores.istein elementares
I
nicht direkt zugänglich war. Die Schweiz leistet Rechtshilfe. ranlgkeit, sagt die Botsc
Schweizerischedelinquierende Arbeiter werden von schweizeri- einer Sperrung
schen Gerichten abgeurteilt, da die Schweiz keinen ihrer Bürger _,_,-?u
nrcnt
_ gekornmen. Der" I
ausliefert. Beging aber ein Schweizer kein Auslieferungsdelikt, dringlich erklärt. Scholl
so unterstander m. E. der italienischenGerichtsbarkeit,da er auf
italienischem Territorium ein Vergehen oder Verbr'echenbeging. .- ,, . . . Aber also nur c
weil man die Ausmündu
Im Uebereinkommenbetreffend den Anschluss des schweizeri- o.am weiter um so notwe
schen Bahnnetzesan das italienische durch den Simplon etc. vom rlscheBesetzungseines
2. Dezember1899101)heisst es in Art. 13: Tr
. Pu. Telegraphen-un
,,Die volle Au.sübungder Souveränitritbleibt ieder ftegierung gelegt wurde, r
für die aut' ihrem Gebiete belindlichen Bahnlinien vorbehalten. l:,.l.urnnl
waltungengemeinsam. ro;;
Aul Cr,und des im ersten Alinea dieses Artikels erwähnten
und unbescltudetder durch die Sicherheit Auch im Mont d,Or
S,ouveränitiitsrechtes
'des BetriebesgebotenenEinschrtinlzungsollen die Beamten der yu.1de_die Gerichtsbarkei
r erte des Tunnels folgend
italienischen Militrirverwaltung Zutritt erhalten zu den im ita-
lienischen Teil des gr'ossenTannels befindlichen Befestigungs- In dem auf französisc
anlagen. Diese Anlagen hönnen erlorderlichenfallsmit Wachen rcnwerzerseite zugänglich
oder Wachtposten versehenwerden." zerischenBehörde]nnäi et
Un
Eine weitere Vereinbarungmit Italien betreffend militärischer are ertorderlichengesetzlic
Arbeiten im Simplontunnel,vom 17. Sept./26. Dez. 1908, wo- als notwendig erwe*isende
r
durch Italien gestattetwird, zwecks Ausführung der militärischen , , ..Djn so verhafteten pe
,,Verteidigungs"werkeim Tunnel bis zur Gr'enzefrei zu verkehren, Denorclenzu
xererungsverfahren -übergeben,oh
ist eine erweiterte Auslegung des Art. 13 des Vertrages von einzule
1899.102) ccnwerzersei. Dann
kom
Die schweizerischen Beamten dürfen unter keinenUmständen,
um das Geheimnisüber die Art der in Frage stehendenArbeiten _ _ ^ ,,ot)^Bf ndesbeschluss
_..
runnet,^AS gb. bet r
20, BBI igbl, ii,
zu wahren, das italienischePersonal bei seinenGängen oder Ver- ,u+; a. a. O.
torl Vertrag betr,
101)AS 18, S. 207. r,*m s.,r m p l o n t u n n ä vl o m Legung
102)Notenwechsel, AS 25, S. 1. ,wurt\otenaustausch M;ilö
vom
160
ll r
richtungen im Innern des Tunnels begleiten oder ihm folgen, es
sei denn, dass sie vom italienischen Personal ausdrücklich dazu
aufgefordertwürden (Abs. 5 des Art. 2 des Notenwechsels).Die
italienischen Verteidigungswerke dürfen aber den ordentlichen
Bahnbewachungs-und Unterhaltungsdienstnicht beeinträchtigen
und müssen sich nach den Bedürfnissen des Betrieb'esund der
Sicherheit desselbenrichten (Art. 4 des N,otenwechsels).
Minenanlagen im Tunnel erschienen notwendig aus dem
Grunde, weil die Grenze im Tunnel liegt, und zu dem Zwecke,
diesesnötigenfalls sperren zu können; sie wurd,en,kurz bevor der
Durchschlagzu gewärtigenstand, durch den Bundesbeschluss vom
27. Juni 1904 geschaffen. lo3)
Würde der Tunnel in kritischen Zelten betriebsfähigin frernde
Hände fallen, so wäre damit der schützendeAlpenwall durch-
brochen, der als strategischesBewegungshindernisersten Ranges
einen Faküor grosser natürlicher Stärke unserer Landesverteidig-
ung bildet. Eine rascheund gründliche Sperrung diesesEinfalls-
tores ist ein elementaresBedürfnis der Vorsorge für unsere\A/ehr-
fähigkeit, sagt die Botschaff.
Zu einer Sperrung ist es bekanntlich auch im Weltkriege
nicht gekornmen. Der betreffende Bundesbeschlusswurde als
dringlich erklärt. Schollenberger macht dazu dre Bemerkung:10a)
,, ... Aber also nur deshalbwar dieseMassnahmenotrvendig,
weil man die Ausmündungdes Tunnels an Italien preisgab,und
dann weiter um so notwendiger, als man Italien noch die militä-
rischeBesetzungseinesTunnelteilsausdrücklichgestattethat."
Das Telegraphen-und Telephonkabel,welches bald nachher
im Tunnel gelegt wurde, gehört beiden Eisenbahn-und Postver-
waltungen gemeinsam. 10b)
Auch irn Mont d 'Or - Tunnel (Zufahrtslinie zum Simplon)
wurde die Gerichtsbarkeit während des Baues im französischen
Teile des Tunnels folgendermassen geregelt.106)
In dem auf französischemGebietegelegenen,aber nur von der
SchweizerseitezugänglichenTeil des Tunnels werden die schwei-
zerischenBehörden bei Unglücksfällen,Verbrechenoder Vergehen
die erf,orderlichengesetzlichenFeststellung'enmachenund die sich
als notwendig erweisendenprovisorischenVerhaftungenvornehmen.
Die so verhaftetenPersonensind den französischenGrenz-
behörden nt ibergeben, ohne dass es notwendig wäre, das Aus-
lieferungsverfahr,eneinzuleiten, es sei denn, dass der Täter ein
Schweizersei. Dann kommt Art. 1 des schweizerisch-französi-
103)Bundesbeschlussbetr. Erstellung von Minenanlagen irn Simplon-
tunnel, AS 20, 85. BBI 1904, II, 155.
10a)a. a. O.
105)Vertrag betr. Legung eines Telcgraphen- und Telephonkabels
im Simplontunnel vom Mai 1905. AS 32, 68S.
106)Notenaustausch vom 31. Oktober 1911. BBI 1902, II, 109.

161
schenAuslieferungsvertrages zur Anwendung (vom 9. Juli 1869),
wonach die eigenen Staatsangehörigennicht ausgeliefert, wohl
aber in ihrem Lande auf Ersuchen der betreffenden Regierung
verf,olgtwerden. Also eine ähnliche Regelungwie beim Simplon-
tunnel.
Werden im in Betrieb gesetztenTunnel Verbrechen und Ver-
gehen begangen,so bestraft diese der Staat, auf dessenTerrito-
rium sie sich ereignet haben (Auslieferungsverträgevorbehalten).
Die Disziplinarvergehender Bahnangestelltenund Beamten sind
Die
nach dem Eisenbahnrecht zu behandeln.10?)
l0?) siehe unten $ 21 : Die Gesetzgebungs- und Disziplinarhoheit.

A
Die Eisenbahnvertr

1) vergl. Fleiner,
471, Ant

162
V. Kapitel.

Die Grenzbahnhöfe.

$ 1 5.
Allgemcines.l)
Die Eisenbahnverträgeenthalten regelmässigauch Bestimm-
ungen über die Änlage, den Bau und die Inbetriebsetzungvon
Bahnhöfen, die die Zige, die aus den beiden Ländern kommenn
aufztnehmenhaben. In ihnen wickeln sich alle diejenigen Funk-
tionen ab, die an einer Grenze notwendig sind: Zolldienst, Post-
und Telegraphendienst,Sanitäts- und Polizeidienst etc. Es wäre
am einfachsten, die Bahnhöfe gerade an di,e Grenze zu steTlen,
einen auf schweizerischen,den andern auf ausländischenBoden,
oder nul ein Gebäude zu errichfen, dessen beide Trakte je in
einem and'ern Land ständen (gare,frontiöre ötablie ä cheval).
Dann gäbe es einen schweizerischenund einen ausländischen
Bahnhof, und die beiden Staaten hätten sich gegenseitignicht in
dem Masse wie heute mit ihnen zu befassen.
Das ging und geht natürlich nicht; nicht nur der geographi-
schen Lage des Durchbrechungsortesder Grenze durch die Bahn
wegen (Flüsse,Berge, Tunnels), sondern auch aus ökonomischen
Gründen, um Einfachheit, Raschheitund reibungslosesFunktionie-
ren des internationalenVerkehrs zu ermöglichen.
Deswegenmusste man, sei es auf ausländischem,sei es auf
schweizerischemTerritorium, gemeinsameBahnhöfe erstellen oder
schon bestehendebenitzen,indem nationale in internationaleBahn-
höfe verwandelt wurden, in welchen beide Staaten gemeinsam
den Dienst versehen,wobei unter dieser Bezeichnung,,g€rneinsam"
alle Spielarten eines Betriebesin einem solchenBahnhof verstan-
den sein können. (Entweder besorgt ein Staat allein den Bahn-
hofsdienst und der andere fügt sich seinen Anordnungen, oder
aber beide Staaten verwalfen im gleichen Bahnhofsgebäude,aber
in voneinandergetrennten Räumen, ihren Bahndienst nach ihrem
eigenenRechte, oder es gibt ein gemeinsamesZusa:mmenarbeiten
unter gleichenBestimmungen.) Das sind aber nur Spielarten des
,jnnern Dienstes". Ebenso wichtig sind die Fragen nach dem
1) vergl. Fleiner, 471, Anm. 33. Lapradelle, 268 ff.

763
Eigentümer des Bahnhofes,nach dem Rechte, dem der Bahnhof . In beiden Fällen r
als solcher unterstelit ist. überschritten,wird eilr
Man kann nicht gut von ,,internationalen" Bahnhöfen im Iremden Staate betrieb
eigentiichen Sinne des Wortes red'en,wenn sie sich ausschliess-
lich auf dem B,odeneines Staatesbefinden. Wenn in ihnen ledig-
lich ausländischeZolI-, Post- etc.-Diensteorganisiert sind, macht
sie dies nicht zu eigentlich internationalen Bahnhöfen, denn sie
sind und bleibendabei nicht nur Eigentumdes Staates,2)sondern
stehen auch unter seiner Hoheit und unter keiner andern.
Internati,onalist meines Erachtensnur ein Bahnhof, wenn ein
Teil desselbendem einen, der andere Teil dem andern Staat ge'
hört, bezw. unter ihrer Hoheit steht und in den b'etreffendenTei-
len nur die G,esetzedes Hoheitsstaatesgelten. Mögen Betriebs- gastgebendeStaat ist E
und Dienstvorschriften,im Interessedes Verkehrs, geteilt oder ge- lichkeiten,ihm gehört c
meinsam sein, wirklich international ist nur ein solcher Bahnhof, tnternationalemVertrag
der unter der Hoheit zweier Staaten steht. Das muss man mit zu halten.
aller Schärfe festhalten.
Um ein BiId zu bekommen von den Bahnhölen an unserer
Grenze,ist es notwendig, die zwischen den Staaten abgeschlosse-
nen Verträge zu anaLgsieren,d.h. zu untersuchen,in welchem
Verhältnis. Landeshoheit und Betriebshoheit zueinander stehen.
Daraus wird sich ergeben, ob wir es mit einem wirklich inter-
nati'onalen,oder einem Gemeinschaftsbahnhof oder mit einem na-
tionalen Bahnhof zl tun haben.
Wir können hier auch der Theorie und Einteilung Lapradelle's
folgen (S. 269); die Sachekommt dabei aufs gleicheheraus.
Lapradelle unterscheidetzwischeneinem ,,gare unique" (Ein'
heitsbahnhof) und einem ,,gare double" (Doppelbahnhof) und
sagt, dass,wenn der Betrieb des zum Bahnhof hinführenden intet-
nationa'len Geleisestückeseiner einzigen Bahngesellschaft,bezw-
einem einzigen Staate übertragen sei, man von einem ,,gare uni-
que" spreclienkönne; wenn aber jede der beiden Bahngesell-
schaften auf fremdem Territorium den Betrieb bis zum inter-
nationalen Bahnhof selber aufrecht erhalte, handl'e es sich um
einen ,,gare double", um einen Doppelbahnhof, also um zwei
Bahnhöfe.
Einheitsbahnhof: Das Land A betreibt die Linie bis zum inter-
nationalen Bahnhof C über das Territorium des
' Landes B. Vom Bahnhofe an wird der Betrieb
vom Lande B, in dem der Bahnhof steht, ge-
leitet.
Doppelbahnhof: Die Streche vom Bahnhof A, der im Lande A
steht, zum Bahnhof B, der im Lande B steht,
wird vorn Lande A betrieben, die Strecke vom
Bahnhof B zum Bahnhof A vom Lande B.
2) natürlich nur. wenn die Bahn staatlich ist, und sie sich auf
dem Territorium des betreffenden Staates be{inden.n)
*) anders: Badischer Bahnhof in Basel.

764
In beiden Fällen wird von einem fremden Staate die Grenze
überschritten,wird aine Bahn durch ein fremdes Land von einem
fremden Staate betrieben.
Der Unterschiedbestehtdarin, dass das Sgstemdes doppelten
Bahnhofes der Souveränität des Staates weniger abträglich ist,
als das des Einheitsbahnhofes,und in unruhigen Zeiten nicht zu
zahllosen Zwischenfällen und Unannehmlichkeitenführt, denn
jeder Staat überlässtin seinem Bahnhof und auf seinemTerrito-
rium dem andern Staate dasjenige, was notwendig ist, um den
Verkehr reibungslos funktionieren zu lassen (Räumlichkeiten für
den Bahndienst,für den Zoll-, Post-, Polizei- und Sanitätsdienst).
Sie liegen diesseiis der Grenze, auf nationalem Territorium, der
gastgebendeStaat ist Eigentümer des Bahnhofes und der Räum-
lichkeiten, ihm gehört das Territorium; dies alles hat er gemäss
internationalemVertrag für die Zwecke des Nachbarstaatesbereit
zu halten.
Im Einheitsbahnhof,der Gemeinschaftsstation, ist alles ver-
einigt. Die Dienstzweige beider Länder arbeiten zusammen,der
Betrieb ist einheitlich geregelt - und wenn natürlich eine Ab-
grenzung zwischenden Dienstabteilungender beiden Staatenauch
vorhanden sein und eine Teilung des Bahnhofgebietes,mehr oder
weniger scharf, zwangsweisedurchgetührt werden muss - so
bestimmt doch ein Vertrag den Betrieb des Ganzenund einer
Gemeinschaftdient der Bahnhof. Er steht auf dem Boden nur
eines Staates,ist aber Gemeingutbeider Länder, nicht international
im strengenSinne, wohl aber gemeinschaftlich,und nicht national,
wie der ,,gare double".
Der Einheitsbahnhofhat vor allem aus den Vorteil, dass er,
obwohl die Souveränität desjenigenStaates, dessenGebiet einzig
und allein von einem fremden Staate befahren wird und dessen
auf seinem Gebiet stehender Bahnhof auch von einem fremden
Staat mitverwaltet wird, viel weitgehender eingeschränktist als
beim ,,gare d,ouble",für die Benitzet des internationalenVerhehrs
viel einfacher und zeitersparenderist: nur ein statt zwei Aufent-
halte und ein vereinfachterZoll-, Polizei- und Sanitätsdienst.
Wie Lapradelle ausführt, bevorz)gen alar die neuern Ver-
träge den ,,gare d'ouble", trotz der Neigung unserer Zeit, mög-
lichst viel zu vereinheitlichen. In der Schweiz ist das aber nicht
der Fall; die m'eistenBahnhöfe sind Gemeinschaftsbahnhöfe, und
nur wenige,an der französischenGrenze,sind als ,,garesdoubles"
errichtet worden. Sie kommt so auch den Intentionen des Völker-
bundesund seinerKommissionennach, indem die Commissioncon-
sultative et technique des Communicationset du Transit in ihrem
7925 inGenf der IIIiöme ConförenceGönöraledes Cornmunications'
eingereichtenEntwurf einen Art. 2 vorschlug,nach dem die Staa-
ten sich bereit erklären sollten. unter sich in freundschaftlicher
Weise die Projekte für die Errichtung eines Gemeinschaftsbahn-
hofes (gare communeunique) zu studieren und sich zu b'emihen,

165
zv einem Ziele zu gelangen. Obschon die Redaktion dieses Ar- wir extra erwähnen
tikels äusserstbehutsamwar, wurde er nicht angenommenund an gerichte etc.).a;
seine Stelle ein anderer Art. 2 gestellt, der folgenden Wortlaut .ttonstanz. Betr
hat: g_rundsätzlich und allge
,, ... Vu. I'intöröt q,ueprösente,en gönöral, poar les u.sagers allerdings über die Nät
d,u chemin de fer et en Ttartic,ulierpour les voyageurs, la röu- verschiedenenandern B,
nion en m/me point des diverses opöralions d la sortie et ci waren nicht erhälflich)
I'entröe, les Et,ats qu'estimeraientne pas en ätre empöchöspar stanz seit jeher auf bad
des considörations d'un autre ordre s'eflorceront de röaliser war und von der schwe
cette röunion; soit pour l'ätablissementde gares- lrontiäres com- verwaltung gemeinsambr
munes, ou tout au moins des gares communespour chaque di-
auch. Eine Zollgrenze geh
rectian, soit par tous autres moyens appropriös. L'Etat sur le etwa Hoheitsgrenz
territ,oire auquel se trouve La gare frontiDre commanedonnera scher Grenze zu verwech
d I'autre Etat toutes lacilitös pour l'ötablissementet Ie fonc-
tionnemenl des bure,auxnäcesssiresaux servicesindisnensables
d l'exöcution de tralic international."s\
Dieser neue Artikel drückt wohl den Wunsch auf Errichtung
gemeinsamerBahnhöfe aus, üb,erlässtaber die Verwirklichung des-
selbeu dem guten Willen der Staaten, ,,Qüi peuvent estimer en sen, die dartun, dassder
€tre empöchöspar des consid6rationsd'un autre ordr€", d. h. fügt in dem Sinne, dass den
Lapradelle hinzu, ,,que I'intöröt des vogageurs".
Die Unterscheidung,die hier getr,offen wurde (gare unique
und gare double) ist nicht so sehr wesentlich für das Folgende.
Wir haben lediglich zu untersuchen,unter welche Kategorie die
Bahnhöfe an der schweizerischenGrenze, bezw. befahren von
schweizerischenBahnen, gehören. Ueberall sind Verträge ab-
geschlossenworden. Rechtlich stellt sich die Lage so dar: Bei
zwei Grenzbahnhöfenhaben die betr'effendenStaaten, auf deren
Gebiet der Bahnh,ofsteht, die volle Hoheit über denselben,rä:u-
men aber dem Nachbarstaate für seine Bedürfnissedurch Vertrag
Räumlichkeiten etc. ein; dieser gem,einschaftliche Bahnhof steht
tnotzdem unter der Hoheit des Territorialstaates,weist aber ge-
meinschaftlichen,durch Vertrag geregeltenBetrieb auf. In einem nur aut' den Bahnhof,
,,inn
solchen Vertrag,ew,erden die Eigentumsverhältnissegeregelt, der a), Es sei noch bemerkl
Verwaltungs- und Betriebsdienst reguliert, je nach der geogra- ruarertalzur Verfügung stand
phischen und verkehrspolitischenLage des Bahnhofs. o) nach freundtichen
]ti
Beim Einheitsbahnhofist die Sacheklar: der Staat, in dessen "oh".
Gebiet ,er steht, hat auch die Hoheit über ihn. Der Nachbarstaat
ist, vertraglich, entweder Miteigentümer oder dann Mieter, Mit-
eigentümer des ganzen oder Mieter eines Teiles des Bahnhofes.
Aber auch als Miteigentümer übt er keine Hoheit über den Bahn-
h'of aus im Sinne einer allumfassenden,souveränenGewalt. Diese
steht nur dem Territofialstaate zu.
Wenn wir hier die Bahnhöfe einreihen, so verzichtenwir ein-
mal auf die Aufzählunq a I I e r Vorschriften, die sowohl Doppel-
als Gemeinschaftsbahnhöfebetreffen. Viele von ihnen werden
3) Lapradelle, S. 268 tr to) freundlich überlassen

766
wir extra erwähnen (Personalhoheit, Steuerhoheit, Schieds-
gerichte etc.).a)
K o n s tanz. Betreffend des Konstanzer Bahnhofes gilt r)
grundsätzlich und allgemein der Staatsvertrag von 7852, der
allerdings über die Natur des Bahnhofes nichts aussagt. Aus
verschiedenenandern Bestimmungen aber (weitere Mitteilungen
waren nicht erhältlich) geht hervor, dass der Bahnhof zu Kon-
stanz seit jeher auf badischem bezw. deutschemGebiet gelegen
war und von der schweizerischenals von der badischenBahn-
verwaltung gemeinsambenutzt worden ist.6)
Eine Zollgrenze geht mitten durch den Bahnhof hindurch,z)
auch etwa H,oheitsgrenzegenannt.8) was nicht etwa mit politi-
scher Grenze zÄ verwechseinist, sondern nur die Grenze bezeich-
net, die die badischen von den schweizerischenBahnhofräumen
trennt. In einem Pr,otokoll rvird dazu gesagt,dass das Zollperso-
nal zu l(onstanz im andern Hoheitsgebiet nur auf dem Bahnhof
die Uniform trage.
Es wurden in der Folgezeit noch andere Verträge geschlos'
sen, die dartun, dass der Bahnhof gemeinschaftlichverwaltet rvird
in dem Sinne, dass den beiden Verwaltungen bestimmte Räume
zugeteilt sind und der Betrieb durch Vertrag geregelt ist.0)
Schaf f hausen. DieserBahnhofist immer Gemeinschafts-
bahnhof gewesen. Ein erster Vertrag über den gemeinschaftlichen
Dienst wurde am 4.llO. Januar 1877 geschlossen, der darauf durch
den heute noch geltendenVertrag vom 5.116.Dezemb,er7902 ab-
gelöst wurde.10)
Der Bahnhof Schaffhausensteht auf Schweizer Gebiet, ist
aber gemeinschaftliches Eigentum der S.B.B. und der Badischen
Staatseisenbahnenund auf den Namen beider Verwaltungen im
Grundbuch der Stadt Schaffhauseneingetragen(Art. 1). Seine
Crenzen gegen aussen sind scharf bezeichnet,da die Ausübung
des Eigentums der beiden Verwaltungen, zumal der badischen,
nur aur den Bahnhof, ,,innerhalbseiner Grenzen",beschränktist.
a) Es sei noch bemerkt. dass uns über die Bahnhöfe nicht alles
Material zur Verfügung stand.
5) nach freundlichen Mitteilungen der Reichsbahndirektion Karls-
ruhe.
6) Vertrag betr. Verbindung der thurgauischen Seetalbahn mit der
badischen Staatsbahn vom 10. Dezember 1870 (ÄS 10, 427, Art, 3.)
Vertrag betr. Verbindung der beiderseitigen Eisenbahnen bei
Singen und bei Konstanz vom 24. Mai 1873 (AS 11, 399, Art. 3.)
z) Art. 19. Abs. 2. Vertr. 1870.
s) Art. 1, Vertrag von 1871 (AS 10, 527).
s) vergl. z. B. Vertrag betr. die zollamtliche Behandlung des Per-
sonen- und Warenverkehrs im Personenbahnhof Konstanz vom 19. tr{ai/
1. Juni 1910, und Vertrag über die Mitbenützung des Reichsbahnhofes
Konstanz durch die SBB vom 74.121.Jantar 1916.
Diese Verträge wurden uns'leider von badischer Seite nicht her-
ausgegeben und waren von der Kreisdirektion III, Zürich, nicht zu er-
Iangen.
t0) freundlich überlassen von der Kreisdirektion III, Zürich.

167
Sämtliche Anlagen des gemeinschaftlichenBahnhofes dienen der
und die Abzeichen der
gemeinsamenBenitzung durch beide Verwaltungen; die davon
der Bahnhofvorstandder
ausgenommenenObjekte müssen besonders aufgeführt werden personals. Er übt übe
(Art. 3).
den Dienstvorschriftend
Von den Gesamtliostendes Bahnhofes (berechnetaus den An- polizei ob (Art. t2).rzy
lagekosten) fallen 52 olo zu Lasten der S.B.B. und 48 o/o zu
Lasten der BadischenStaatseisenbahnen.Die Betriebskostendes Für den Gemeinsch
dienstreglement (Art. 1J
und das gemeinschaftlic
geeigneten Versicherung
nung (52 o/eund 4g oo)
Die weiteren Bestim
Bei Erweiterungs- und Umbauten,sofern die Kosten der Er- den noch angeführt (Sch
Dass die S.B.B. in
zu sorgen haben, lässt I
auf Schweizerbodensteht
ihn ausübt. Sonst aber li
verhältnis zweier Bahnve
vor, für die nur insofern
sind, als irgend eine Ben
Iichen Zweckbestimmun
Andere Gemeinscha
führlich behandelt zrr wl
ihren Dienst erforderlicheMobiliar selber anschaffen;dasjenige wiederkehren.
lqt den gemeinschaftlichenDienst besorgen die S.B.B.- Dän Basel. Bahnhof
Unterhalt des letztern Mobiliars besorgen ebenfalls die S.B.B.
und stellen dafür 10 g,'o des Mobiliarjrertes in die Betriebs-

tralbahndirekfion und der

vom 2. Dezember 1901 ab


Verwaltungen ernannt und besoldet, das im gemeinschaftlichen Für uns kommen hier
DienstestehendePersonalwird von der S.B.B. (i{reisdirektionIII) Gemeinschaftsbetrieb
in Be
angestellt und besoldet. Dieses P,ersonalträgt die Dienstkleidun(;

168
und die Abzeichender S.B.B. Betreffend Disziplinargervalt ist
der Bahnhofvorstandder S.B.B. der VorgesetztedesGemeinschafts-
personals. Er übt über dasselbe die Disziplinargewalt gemäss
den Dienstvorschriftender S.B.B. aus. Ihm liegt auch die Bahn-
Polizei ob (Art. 72\.t21
Für den Gemainschaftsdienst gilt das schweizerischeSignal-
dienstreglement(Art. 15). Die gemeinschaftlichenDienstgebäude
und das gemeinschaftliche Mobiliar werden von der S.B.B. ,,bei
geeigneten Versicherungsanstalten"für gemeinschaftlicheRech-
nung (52 o/ound a8 o/o) gegen Feuerschadenversichert.
Die weiterenBestimmungensind nicht von Belang oder wer-
den noch angeführt (Schiedsgericht, Haftpflicht).
Dass die S.B.B. in vielem massgebendsind und für vieles
zu sorgen haben, lässt sich daraus ableiten, dass der Bahnhof
auf Schweizerbodensteht und die Schweiz ihre Hoheit auch über
ihn ausübt. Sonst aber liegt ein öffentlich-rechtlichesEigentums-
verhältnis zweier Bahnverwaltungenan einer öffentlichen Sache
vor, für die nur insofern die Normen des Privatrechtes gegeben
sind, als irgend eine Benutzungshandlungausserhalbder öffent-
lichen Zweckbestimmungder Sacheliegt. ta)
Andere Gemeinschaftsverträge brauchennicht mehr so aus-
führlich behandelt zu werden, da oft dieselben B,estimmungen
wiederkehren.
B a s e l . B a h n h o f S . B . B . ( f r ü h e r E l s ä s s eB
r a h n h o ig e -
nannt).14) Infolge der Verlegungder Bahnstreckevon der Lan-
desgrenze-St.Ludwig bis zum HauptbahnhofBasel S.B.B. (da-
mals Centralbahn) und infolge der Errichtung einer Güterstation
im Bahnhof St. Johann und des Umbauesdes Personenbahnhofes
der Centralbahnin Basel wurde ein Vertrag zwischen der Cen-
tralbahndirektion und der Generaldirektion der Elsass-Lothrin-
gischenEisenbahnen in Strassburgüber die Verpachtungder neuen
Bahnstreckezwischender GüterstationSt. Johann und den Haupt-
bahnhof der Centralbahnin Basel an die Elsass-Lothringischen
Eisenbahnen,und über die gemeinschaftliche Benitzung des
Hauptbahnhofesder Centralbahnund der Güterstation St. Johann
vom 2. Dezember 1901 abgeschlossen. rs)
Für uns kommen hier nur die Bestimmungenbetreffend den
Gemeinschaftsbetrieb in Betracht. Da ist vor allem festzuhalten,
12) siehe auch $ 16: Der Polizeidienst in den Bahnhöfen.
13) vergl. auch Fleiner, Instit. S. 334.
14) Die Verträge wurden freundlicherweise von der Kreisdirektion
II der SBB, Luzern, zur Verfügung gestellt.
15)AS 16, 592. BBI 1902, II, 730. Durch diesen Vertrag wurden
aufgehoben der Vertrag vom 5. Dezember 1873 betr. Betrieb der Strecke
vom Zentralbahnhof Basel bis zur Landesgrenze bei St. Ludwig und
die Mitbenützung des Bahnhofes Basel und das Abkommen vom 20. April
1888 betr. die gemeinsame Benützung des Bahnhofes Basel.

169
Bahn befahren wird und diese in den Bundesbahnhofeinlaufen
rnuss(Art. 1).
Pläne, die als Bestandteil des Vertrages erklärt werden, be-
zeichnenden Umfang der Bahnanlage und bezeichnenzugleich die-
jenigen Objekte, die gameinschaftlich,und die, die von den betref-

Bahnhof mitbenützenden Verwaltungen eingeführten und aus-


geführten Wagenachsen,mit Ausschluss der Achsen der leeren
Güterwagen.
Auf diese Art wird auch der Beitrag der Elsass-LothrinEi-
schen Eisenbahnenan die gemeinsamenBahnh,ofskostenfür Be-
trieb und Unterhaltung der gemeinschaftlichbenutzten Anlagen
festgesetztund berechnet(Art. 18).
Die von der Centralbahn aufgewendetenKosten derjenigen
Anlagen, Gebäude und Einrichtungen, welche von den Vcrwal-
tungen ausschliesslichbenützt werden, werden ausschliesslichvon
der Verw_altungverzinst, für die sie hergestellt sind _(Art. Z).
Die Einnahmen,die durch die Vermietung einzelier Teile des
gemeinschaftlichenBahnhofes ( Gebäude,Grundstücke) erzielt w er-
den, von den Zinsen des Anlagekapitals,und soweit sie aus dem
Betrieb und der Unterhaltung herrühren, sind von den Betriebs-
t6) Infolge des Ueberganges der Zentralbahn und mithin des Bahn-
hofes an die SBB ist am Vertrage nichts wesentliches geändert worden.

170
'Unterhaltungskosten
und jeweilen vor der Repartion in Abzug
zu bringen (Art. 19).
. Künftige Erweiterungen und Neubautenhat die Centralbahn,
jetzt S.B.B., als Eigentümerin der beiden Bahnhöfe,auf eigene
Kosten auszuführen. Das gleiche gilt auch beziglich derjenigen
Erweiterungen, die von der deutschen Zollverwaltung für ihre
Räumlichkeitenverlangt werden; die Kosten für diese Erweiterun-
gen, werden zum übrigen Anlagekapital der beiden Bahnhöfe ge-
schlagenund von den Elsass-lothringischen Fisenbahnenverzinst
(Art. 8).
Die Verwaltung der Centralbahn(jetzt S.B.B.) sorgt sodann
für die Bewachung und Unterhaltung (Beleuchtung, Heizung,
Reinigung) der dem gemeinschaftlichenDienst dienenden An-
lagen, Gebäude und Einrichtüngen. Nur wenige Räume unter-
l]egen in dieser Hinsicht den deutschen (Elsass-Lothringischen)
Eisenbahnen. Ebenso liefert die Centralbahn zu Lasten der ge-
meinschaftlichenBetriebsrechnungdie für die Besorgung des Ge-
meinschaftsdienst'es notwendigen Konsummaterialien,ausser den-
jenigen, die für den Fahr- und Zugsdienstder Elsass-Lothringi-
schen Eisenbahnenerforderlich sind (Art. 14).
Wie ist nun der Betriebsdienstgeregelt? Welches ist der
Umfang der Dienstgemeinschaft?
Die Verwaltung der Centralbahn besorgt für die Bahnhof-
gemeinschaftden Betrieb im Hauptbahnhof sowie in der Güter-
station St. Johann. Sie besorgt den gesamtenäussern Stations-
dienst, d. h. die Annahme und Abgabe, den Einlad und Auslad
der Güter und Tiere, sowie des Gepäcks,den Rangierdienst,die
Abfertigung der Züge, sowie die Wagen- und Schriftenkontrolle.
Für did Zts,sammensetzung der nach dem Elsass abgehendenZige
sind aber die für die Eisenbahnenin Elsass-Irothringengeltenden
Bestimmungenüber die Sicherheitdes Betriebesmassgebend. -
Jede Verwaltung besorgt sodann die nicht zum gemeinschaftlichen
Dienste gehörenden Dienste, wie die technische Kontrolle und
Früfung der in den ankommendenund abgehendenZügen ein-
gestellten Wagen, sor,vie die Heizung, die Beleuchtung, das
Schmierenund die sonstigeBedienungund Ausrüstungder Lo-
komotiven und Wagen; ebenso das Reinigen des Wagenparkes
(Art. 10),
Die Elsass-LothringischenEisenbahnenhabenauf dem Haupt-
bahnhof natürlich ihre eigenenPersonen-,Gepäck-, Eilgut- und
Güterexpeditionenmit eig,enemKassadienst, und eine besondere
Telegraphenstation.Sie dlirfen für ihre Zige die Bahnsteigsperre
einführen durch eigene Beamte und Einrichtungen. Ihr verbleiben
die Einnahmenaus den Bahnsteigkarten(Art. 11). Die sämtlichen
Beamten und Arbeiter der Elsass-LothringischenEisenbahnen
stehen ausschliesslichunter der Disziplin der deutschenGeneral-
direktion und erhalten ihre Anweisungenin Sachenihres eigenen
Dienstes allein von dieser oder ihren Organen. Inbezug auf den

771
übrigen Betriebsdienstund die Bahnhofordnunghaben sie sich den verw_altungdas Recht de
Anordnungen und Befehlen der Vorstände der. Centralbahn zu schattlicher Dienst entn
unterziehen Dasselbe gilt auch für das Lokomotiv- und Zugs- schweizerisch;ein Bäis
personal der Elsass-LothringischenEisenbahnen für die Dauer
seines Aufenthaltes im Hauptbahnhofeoder auf der Güterstation Vor dem l(riege r
St. Johann. t'ranzr)si sclte Solctite n,
Art. 12, Abs. 5, sagt, dass Zuwiderhandlungengegen der- balt nltof es aut'g ehalren
artige Anordnungen und Befehle durch die deutsche General- s.cheinlich,weit d.ie de
hqndle sich um einen
weisung.lehlte aber ic

- BadischerBahn
g1der9. Bau und Betrie
fahrtslinien gründen sich
zwecke der Elsass-LothringischenEisenbahnenverwendet, so hat 185.2,-indem"auch das
\i
es den dienstlichenAnordnungender Beamten dieser Verwal- verhältnisseenthalten isi.
tlng Folge zu leisten. Die Disziplinargewalt über das gesamte
Gemeinschaftspefsonal aber steht ausschliesslichder Verwaltung .. In diesem VertraE ,
.]iy.Tt, ohne dass daiar
der Centralbahnzu (Art. 15). - Im Hauptbahnhofewie im Gü- sichflich wäre. e. gibt
terbahnh,ofeSt. Johann gilt das schweizerischeSignalreglement, ;
betreff_enddie Verbindu
grit der Ausnahme, dass die Züge der Elsass-Lothringischen rentralbahnhol vom 23.
EisenbahnenSignale tragen, die der deutschen Betriebsoidnung I
berrrebsvertrag vom 30.
entsprechen. I
aur dent BadischenBahnh
Die Centralbahnversichert diejenigen Objekte in den Bahn-
höfen, welche der Gemeinschaftdienen (Art. 24).r7)
Der Betrieb, der nun auf die S.B.B. übergegangenist, ist '- . Wir können aber doc
Bahnhof steht auf schwei
komplizierter gestaltet als auf dem Bahnhof Schaffhausen,da die und w*arEigentum der
S.
schenReichsbahn, indem b
nen aut die Deutsche
Rei
der Schweiz als vollende
onne.zu reagieren. Auch
ventronsänderungverlangt.
trag von 1902 ist aber noch heute gültig in seinengrundsätzlichen sache,dass ein gr.osser
Aeusserungen.(FormelleAenderungen b,erücksichtigen
wir nicht.) ur
Territorium"steht, ab
Man nennt, auch amtlicherseits,den Bahnhof Basel S.B.B., :-.19"]
tremden Staatesist. 21)
früher Central- oder Elsässerbahnhof, imnter,,Internationalerper-
sofl€n- und GüterbahnhofBasel S.B.B.", und ebenso sagt man
auch ,,InternationalerGüterbahnhofBasel-St.Johann". Diese Be- ^^ ,W.otJ gelten
genossische
daher, n,
postregal
und
zeichnungensind falsch und sachlich unzutreffend. genössjsten in Bätracht
und die Bahnpolizei f
Es handelt sich bei diesen beiden Bahnhöfenum rein schwei- wirO ä
zerische Bahnhöfe, die, wie es auch aus dem Vertrao zu ersehen geTäss_den eidgenös
ist, in schweizerischem 3:1
Eigentum und unter schweizeri'scherHoheit lgbrlg der Bahnpolizäi. S
stehen und bei denen trediglichneb,en'einemausländischen,jetd clre deutschenVorschriften
französischen, Z olldienst eine Verkehrsgemeinschaftin dem-Sinne te
besteht, dass die Schweiz, bezw. die S.B.B. einer fremden Bahn- Jreundliche
rn).FreundlicheMitteilu
o^. _,
öannh_otes Vittäil"*
17) Die tarifarischen Bestimmungen, die im Vertrag einen breiten Basel._ Betr.Zoli'
Raum einnehmen, übergehen wir, da sie mehr nur technisches Inter- ll) J.". rr^er
Kreiiairertiän
r\acttfreundlichen llitt
esse bieten und wohl längst schon abgeändert und überholt sind. Bur"l..,,

172
velwaftung das Recht der Mitbenützung, aus dem sich ein gemein-
schaftlicher Dienst entwickelt, einräumen. Aber der Batrnhof ist
schweizerisch;ein Beispiel möge das belegen:rs;
Vor dem l(riege wurden von deutscher Seite uniformierte
franz,ösischeSoldaten, die sich in einem Wartsaal des Central-
bahnhof es aut'gehalten hatten, ausdemselb en w eggewiesen, wahr -
scheinlich, weil die deutschenBeamten der tl4einungwaren, es
handle sich um einen de.utschenBaltnhof. Zu dieser Weg-
weisung lehlte aber iede rechtliche Gr,undlage.

B a d i s c h e r B a h n h o f . H i e r l i e g e nd i e V e r h ä l t n i s e
setwas
anders. Bau und Betrieb des BadischenBahnhofesmit den Zu-
fahrtslinien gründen sich auf den Vertrag mit Baden vom Jahre
7852, in dem auch das Wesentlicheüber die Personal- und Zoll-
verhältnisseenthaltenist. 1e)
In diesem VertraE wird aber nur das Grundsätzlichebe-
stimmt, ohne dass daraus die Rechtsnatur des Bahnhofes er-
sichtlich wäre. Es gibt nun keinen andern Vertrag als denjenigen
betreffend die Verbindungsbahnvom Badischen Bahnhof atm
Centralbahnh,otvom 23. Dezember 1869 und den dazu gehörigen
Betriebsvertragvom 30.131.Oktober 1875, die die Veihaltnisse
auf denr BadischenBahnhof näher präzisieren.20)
Wir können aber doch folgendes feststellen: Der Badische
Bahnhof steht auf schweizerischemTerritorium (von Klein-Basel)
und war Eigentum der S.B.B. Heute ist er Eigentum der Deut-
schenReichsbahn, indem beim Uebergangvon den BadischenBah-
nen auf die Deutsche Reichsbahndieser Wechsel von Basel und
der Schweiz als vollendete Tatsache entgegengenommen wurde,
ohne zu reagieren. Auch wurde merkwürdigerweisekeine Kon-
ventionsänderungverlangt. So haben wir die interessanteTat-
sache,dass ein grosser und wichtiger Bahnhof auf schweizeri-
,rchemTerriüorium steht, aber Eigentum der Bahnverwaltungeines
iremden Staatesist. 21)
Wohl gelten daher, was z. B. die Post anbetrifft, das eid-
genössischePostregal und im übrigen die kantonalen und eid-
3enössischenin Betracht fallenden Gesetze und Verordnungen,
-;rd die Bahnpolizei wird durch das deutschePersonal ausge*lnt,
:rer gemäss den eidgenössischen Vorschriften über die Hand-
abung der Bahnpolizei. Sonst aber gelten für den Bahndienst
-.e deutschenVorschriften.
t8) Freundliche Xfitteilung von Herrn Ständerat Thalmann, Basel.
le) Freundliche Mitteilung von der Verwaltung des Badischen
"lnhofes Basel. - Betr. Zoll und Personal: siehe $-i4 und S 20 ff.
20) Von derKreisdirektion II SBB, Luzcrn, freundlichst überlassen.
2 t : N a c h f r e u n d l i c h e n M i t t e i l u n g e n v o n H e r r n S t ä n d e r a tT l r a l m a n n ,
.
r sel.

175
Schon früher, bevor der Badische Bahnhof Eigentum der im Bahnhof der andern I
DeutschenReichsbahnwar, ereignetensich Missverständnisseaus an Ort und Stelle gelten
unrichtiger Beurteilung der ReChtsverhältnisse.zz) die Bahnpolizei w]rd, u
Iru Jahre 1889 war rJer italienische l(önig bei einem Be- Bahnkörper der Badische
suche der irrtümlichen llrleinung, der Badische Buhnhol sei teren Verwaltung ausgeü
deutsches Gebiet. Deshalb hatte er die Basler ftegierung, die
ihn zuvor am Cenlralbaltnhof begrüsst hatte, nicht z-ur Fahrt
nach dent Badischen Bahnltot' eingeladen, was iltn dann ver-
anlassle, der Baslerischenllegierung eine Entschuldigung zu
übe'rmitteln.
Anno 1902 kam der cltinesisclte,,5ühneprinz(. nach Basel,
wo ett passantüber die Formalitöten der Sühnefeier verhandelt
wurde. Die Anwesenheitder ordengeschmüchten deutscl-ten
/Wi-
litärpersonen aul dem Ba)dischenBahnhol und das Verhalten
des chinesischenSühneprinzen,der abseits von dieser Deputa-
tion ausstieg, bewiesen,dass die chinesischellegierung damals
besser orientiert war über die Rechtsverhriltnisseim ßahnhof
als die deutscheftegierung.
Obwohl jetzt der Bahnhof Eigentum des DeutschenReiches
ist, glaube ich nicht, dass dadurch die schweizerischeSouveränität
über den Bahnhof verschwundenist; es müsste schon ein for,
mell richtiger Kauf- oder Abtretungsvertrag über das schweize-
rische Territorium, auf dem der badische Bahnhof steht, erfolgt
sein, was aber bis jetzt nicht der Fall gewesenist.
Was das Verhältnis zu den S.B.B. anbetrifft, ist es geregelt _ Nach diesen etwas
in der schon erwähnten Uebereinkunft über die Verbindungsbahn Grenzbahnhöfen möchten
vom Jahre 1869 und im darauf folgendenBetriebsvertragvon 1875. wähnen, deren Betriebsve
Denen zufolge erf'olgt eine Mitbenützung der beiden Bahn- haben, die aber, nach dem
höfe mit Einschluss der gegenseitig zu überweisendenStand- l\ ganz ähnlicher Weise
räurne zum Unterstellender Lokomotiven und der Lokalitäten zum ihren. Dienst geregelt habc
Aufenthalt des Fahrpersonals(Art. a). Jede Verwaltung hat in sre erntreten, sich wiederh
ihrem Bahnhofe sodann di,e infolge der Einmündung der Verbin-
dungsbahn notwendigen Veränderungenund Einrichtungen aus-
zulihren und zwar auf eigeneKosten (Art. 4 Abs. 2).
Während der Betriebsdienst der Verbindungsbahnin allen
Teilen gerneinschaftlichist, so ist im BadischenBahnhot ein ge-
meinschaftlicherBetrieb und Dienst nicht vorhanden. Die Mit-
benitzung durch die S.B.B. ist minim. Was den Bahndienst
anbetrifft, gelten deutscheVorschriften, ausgeführtdurch deutsche
Beamte. Daran ändert nichts, dass in Art. 7 abgemachtwltrde,
dass jede der Eisenbahnverwaltung,en in ihrem Bahnhofe die auf
'der
die Leitung und BeaufsichtigungdesFahrdienstes Verbindungs-
bahn und die Abfertigung der Zige beziglichen Geschäfteunent-
geltlich besorgenlasse, v.rohl aber ist bezeichnend,dass die An-
gestellten der einen Verwaltung, welche sich zur Dienstbesorgung
22) Nach freundlichen Mitteilungen von Herrn Ständerat Thal-
manlr, Basel. Siehe auch Neue Zürcher Zeitung, 6. März 1930 (Sitzung
des Ständerates) und Basler Nachrichten vom 6. März 1930. 23) Freundlich überlasse

774
im Bahnhof der andern Verwaltung befinden, sich genau nach den
an Ort und Stelle geltendenVorschriften zu ichten haben. Auch
die Bahnpolizei wird, wenn sich die Verbindungsbahnan den
Bahnkörper der BadischenBahn anschliesst,von Beamten der letz-
teren Verwaltung ausgeübt.
Wir kommendaher zum Schluss,dass wir es in Basel mit einer
Art von Doppelbahnhölenzu tun haben, allerdings nicht im Sinne
der Beschreibung,die wir oben gegebenhaben, weil hier beide
Bahnhöfe auf dem Territorium eines Staates liegen und nicht
durch die Grenze getrennt sind. Sie stehen aber unter verschie-
denem Eigentum. Der Betrieb der sie verbindendenBahn ist ge-
meinschaftlich,d. h. grundsätzlich sollen beide Eisenbahnverwal-
tungen an der Besorgung des Fahrdienstes in gleichem Masse
beteiligt sein (Art. 6); gemässArt. 1 des Vertragesaber (Be-
triebsvertrag) besorgt die Centralbahnallein den Fahrdienst, und
es gilt auch die Signal,ordnung der Centralbahn(Art. b), so dass
man von einem ,,einseitigen"Doppelbahnhof sprechenkann, was
heissen will, dass kein gegenseitigerFahrdienst von einem Land
in das andere stattfindet, von beiden Verwaltungen ausgeführt,
sondern dass nur eine Verwaltung die Verbindungsbahnvon einem
Bahnhof zum andern besorgt. In Basel ist dies, da das Territo-
rium der einzigen Verbindungsbahnschweizerischist, selbstver-
ständlich.
Nach diesen etwas einEehender geschilderten Tgpen von
Grenzbahnhöfen möchten wir noch kurz andere Bahnhöfe er-
wähnen, deren Betriebsverträge uns zrm Teil nicht vorgelegen
haben, die aber, nach dem uns zur Verfügung stehendenMaterial,
in ganz ähnlicher Weise wie die oben-beschriebenen Bahnhöfe
ihren Dienst geregelt haben, so dass man, wollte man iäher auf.
sie eintreten, sich wiederholen würde.
Buchs und St. Margrethen sindGemeinschaftsbahnhöfe,
Tgpus Basel S.B.B., nicht Tgpus Schaffhausen.Partner sind die
Oesterreichischen Bundesballnen,früher die Vorarlbergerbahn.Die
Anschlusstation,wie sie etwa genannt wird (Protokoll vom 1. Mai
1870 betreffend Anschluss der Vorarlbergerbahnan die Vereinig-
ten SchweizerBahnen),ze; wird von den kontrahierenden Gesell-
schaftengemeinsambenutzt, d. h. die Vereinigten Schweizerbahnen
sichern der Vorarlbergerbahn das Recht der Mitbenttzung der
Bahnhöfe($ 5 und S 24).
Eigentümerin der Bahnhöfe, die auf schweizerischemBoden
liegen, ist die Gesellschaft der Vereinigten Schweizer Bahnen,
letzt die S.B.B. Ihr gehörenauch alle zu gemeinschaftlicher Be-
nutzung bestimmten Bestandteile der Anschlusstation. Ja, die
\,Iorarlbergerbahndarf ohne Zustimmung der schweizerischenGe-
sellschaft keine Bauten errichten auf schweizerischemGrund und
23) Freundlich überlassen von der Kreisdirektion III, SBB, Zärich.

775
Boden, auch wenn sie nur für ihren ausschliesslichenGebrauch Die italienische I
_
bestimmt sind. BahnhofesDomodosso
Den gesamten Dienst auf den Stationen besorgt die Ver- digen Räumlichkerten
einigte Schweizerbahn. Die l(osten für den gemeinsamenDienst Die S.B.B. haben
werden geteilt je zur Hälfte, und die Vorarlb,ergerbahnhat den
Vereinigten Schweizer Bahnen die Hälfte des Anlagekapitals,
,,welches die letzlere jeweilen auf die zu gemeinschaftlicherBe-
nutzung der beiden Gesellschaftendienenden Bestandteile der
Anschlusstati,onenverwendet haben wird", mit 5 0/o per Jahr zu
verzinsen. Und sie hat mit 7 y2 0lo zuerst und dann mit 6 oloZins
vom Anlagekapital die Bauten zu vergüten,die sie ausschliesslich
benitzen kann ($ 72). Der Gemeinschaftsbahnhof auferlegt Oester- Infolgc der besonc
-
reich (früher der Vorarlbergerbahn) auch die Verpflichtung, an beträgt der Anteil der I
alle Bauten Beiträge zt leisten.za) Wir können hier a
Das Betriebspersonalist den Vereinigten SchweizerBahnen Bahnhöfenverweisen;b
(S.B.B.) unterstellt (S 15). Es übt auch nach schweizerischen der Mitbenutzungeinge
Verordnungendie Bahnpolizei aus ($ 21). Ergentumsrechtam Bah
Inbezug auf die Tarife und Taxrepartitionen,den Güter-, Per-
sonen- und Gepäckverkehr, den Gemeinschaftsverkehr etc. wurde
noch ein Vertrag abgeschlossen(betreffend die gegenseitigenVer.
kehrsverhältnissevom 24. März 16. April 1873), welcher uns hier,
seiner technischenBestimmungenweg n, nicht interessiert.
Infolge der misslichenfinanziellen Lage der Oesterreichischen
Bundesbahnenwurde in der Nachkriegszeit der Grundsatz der
Halbierung der Bahnhofkosten aufgegebenund an dessen Stell,e
die Teilung der Kosten nach verhältnismässigenVerkehrsanteilen
eingeführt (29 o1'ofür St. Margrethen und 32 olo für Buchs, für
5 Jahrefest;.zr;
Buchs und St. Margrethen sind Einheitsbahnhöfe(gemein-
schaftlicherBetrieb) wie Basel S.B.B.
Das Nämliche ist zu sagen von den Bahnhöfen C h i a s s o
u n d D o m o d o s s o l a , n u r e b e nm i t d e m U n t e r s c h i e d a
, s se r s t e -
rer auf schweizerischemTerritorium, letzterer auf italienischem
liegt. Die S.B.B. besorg,enauf Rechnungder italienischenEisen-
bahnenden Zugsdienst v,önIselle nach Domodossola(Vertrag vom ^ _ Andererseits wird di
19. Februar 1906)za; und zwar Zugsbeförderungund Zugsbeglei. l,B.B, auf Rechnungde
tung nach beiden Richtungen. Die italienischenBahnen besorgen dienst), so dass auci- hie
dagegen den gesamten"Stations-, Bahnbewachungs-und Bahn- Bahnhof Verriöres kein
unterhaltungsdienstauf dieser Bahnstr,eche.2?)
z) vergl. Bundesrat Haab in der Sitzung des Nationalrates vom
4. Juni 1929über die Vergrösserung des Bahnhofes Buchs. N. Z. 2., 4.
Juni 1929.
z5)vergl. Niederschrift über die Besprechungen zwischen den
beiderseitigenVertretern in Wien am 16.November 1923.Diese Nierter-
schrift bildet Bestandteil des Vertrages von 1871.(Von der Kreisdir. IIf.
26)AS 22, 264.
27)vergl. auch Schollenberger, Die Schweiz seit 1874,S. 28/29.

176
12+
Die italienische Eisenbahnverwaltung ist Eigentümerin des
BahnhofesDomodossolaund stellt den S.B.B. die für sie notwen-
digen Räumlichkeitenetc. zur Verfügung.28)
Die S.B.B. haben sie selber nt unterhalten und einzurichten

Infolge der besondernVerhältnisse(Lage des Bahnhofesetc.)


beträgt der Anteil der S.B.B. an den BahnhofkostenZS 0i0.2e)
Wir können hier auf die analogen Verträge bei den andern
Bahnhöfenverweisen;bei Domodossolaist der Schweizdas Recht
der Mitbenutzung eingeräumt,während Italien die Hoheit und das
Eigentumsrechtam Bahnhof hat.
B e t r e f f e n dC h i a s s o - L u i n o i s t z u s a g e n ,d a s s L u i n o ( I t a -
lien) nicht den Anspruch erhebendarf, eine internationale Station
zt sein, da inf,olge des ganz untergeordnetenVerkehrs aut diesem
Bahnhof sowohl PoTtzei. als ZolTverwaltungschon längst dort
aufgehobensind.30)
Vallorbe, Verriöres. N u r s e h r b e d i n g tk ö n n e nw i r
bei den BahnhöfenVallorbe und Verriöres.die mit dem Bahnhof
Pontarlier verbundensind, von ,,garesdoubles" sprechen,obwohl
dies auf den ersten tslick nahe zu liegen scheint. Aber die Bahn-
verbindungensind so getroffen, dass nach der Theorie von La-
pradelle der Tgpus eines ,,gare double" nicht zustandekornmt.
Die Strecke P,ontarlier-Vallorbe hin und zurück wird nämlich
von der p.L.M. betrieben, das Teilstück Schweizerqrenze-Val-
Lorbe.(zirka 3 km) allerdings auf Kosten der S.B.B] 31) so dass
der Bahnhof Fontarlier nicht ais ein Doppelbahnhoffür diese
Linie in Betracht kommen kann, da dort keine Gemeinschaftmit
den S.B.B. besteht.
Andererseitswird die StreckePontarlier-Verriöres von der
S.B.B. auf RechnunEder p.L.ilt. betrieben (Fahr' und Zugs-
dienst), so dass auch hier kein Doppelverhältnisentsteht,da im
Bahnhof Verriöres kein qemeinsamerBetrieb und keine Mit-
28),,Eine intcrnationale Station rvird in Domodossola errichtet.
um dort den Austausch des internationalen Verkchrs, sowie die Dienstc
der Post und Telegraphen, dcr allgemeinen Polizci untl der Gesund-
heitspolizei der bciden Staaten zu vöreinigcn." (Art. 2 des Vertrages vom
2. Dezember 1899. AS 18. 207.)
2e)vergl. \rertrag betr. Bctricb des Bahnhofes Domodossola vorr
19. Februar 1906. BBI 1906. II. 199.
3 0 )A S 4 1 , 2 1 6 . B B I 1 0 1 6 , ' I , 3 3 1 ,G e s c h ä f t s b e r i c h t , 1 9 2 4S.. 2 7 1 .
at; Art. 1/2 Vertrag betr. Bctricb des schrvcizerischen Teilsttickes
der Linie Pontarlicr-Vällorbe vom 17. Juli 1914 (EAS 31, Beilage I\.

LI I
12'!
benutzung eines Teiles des Bahnhofes von Seiten Frankreichs
stattfindet, da die S.B.B. den Bahnhof allein verwalten.
Die ztvet Bahnhöie Vallorbe und Pontarlier sind dagegen
G,emeinschaftsbahnhöfe in einem beschränkterenSinne: VaIoim
ist inf'olge Eröffnung der Linie Frasne-Mont d'Or-Vallorbe (er-
öffnet am 16. Mai 1915) und derjenigenvon pontarlier her Ge-
meinschaftsbahnhofgeworden, Pontarlier infolge seiner Verbin-
dung mit Verriöres, während letzleres als internationaler tsahn-
hof ausscheidet.
Den Gemeinschaftsdienstauf dem schweizerischenBahnhof
Vallorbebesorgendie S.ts.B.,auf dem französischen Bahnhof pon-
tarlier die P.L.M. Gemeinschaftist in dem Sinne vorhanden,als
nur die notwendigstenRäumlichkeiten für denAufenthaltdesBahn-

Der Zolldicnsl

waltungen Zoll-, Post-, Polizei- und Sanitätsdienstlokalezsr Ver- Wenn wir uns ansch
nationalen Bahnhöfen ur
fügung gestellt. Ein Miteigentum besteht aber in keiner Weise. Kommefl wir nicht darüb
Der Staat bezw. dte Verwaltung, für welche die Lokale und das
Material bereitgestelltu"erdenmlssten, haben dafür die Kosten zu yngel reproduzieren zu n
aet lirenze, bezw. an de
tragen. Für die Miefe und den Betrieb des Bahnhofes Vallorbe
-eln!,grosseund wichtige
gleich die Grenze übeisc

del Hälfte beigefügt w,erden. Auch daraus ergibt sich der Cha-
rakter des Gemeinschaftsbahnh,ofes,
was den Betrieb betrifft. Ba)
Die andern, im Verlaufe dieser Darstellunq schon erwähnten
Bahnhöfe Vallorcine und Divonne- les - Bains öinO tedlglich An-
schlussbahnhöfe,ohnegrössere Bedeutung, obgleich aucü sie alle
Merkmale eines beschränkt gemeinschaftlichenBetriebes aufwei-
sen. Wir treten aber nicht näher darauf ein, um Wiederholunqen
zu vetmeiden.
Aus Vorstehendemist ersichtlich,dass diejenigenBahnhöfe,
die wir hiel berücksichtigten,die in verbindung mit ausrändischen
Bahnnetzenstehen,sog. Einheits-Gemeinschaftsbahnhöf e sind ( ga-
32)Art. 23 des Vertrages über Bau und Betrieb
-i4./15. einer Eisenbahn
durch den Mont d'Or vom Oktober 1902.
3 3 )G e n e h m i g t d u r c h B u n d e s r a t s b e s c h l u s s v o m Z. Januar 1910,
Oetiker IY. 127.
_ ., -34)-
'letlstuckes vergl. auch den Vertrag betr. Betrieb des schweizerischen
etc. vom 77. Julill. August 1914, der die gleichen Bestim-
mungen enthält. (AS 31, 113.)
36) vergl. auch Lapradell
178
res uniqueil,,mit Ausnahmedes BadischenBahnhofes,der eine
besondere Stellung einnimmt.
Die Gemeinschaftist verschiedengestaltet einmal ist der
Fahnhof Eigentum beider Bahngesellschaiten,einmal steht er nur
im Eigentum einer.Gesellschafi,aber beide Gesellschaften üben,
nach genauemPlane, den Betrieb aus, dann wieder hat etne
Gesellschaftallein fast alles in Händen und 1ässtkeine Gemein-
schaft auf dem B,oden der Gleichberechtigungaufkommen.
Tliese grundsätzlichenErörterungen mögen zu einer Einzel-
betrachtungder verhältnisse in den Grenzbatrnhöfenüber1eiten.
i5)

$ 14.
Der Zolldiensl in den Grenzbahnhöfen.

Um ein Zusammenwirken der beiderseitigen Zollorgane _


denn nur dadurch können <lie Zollvergehen"rvirksam b-ekämpft
werden - zu ermöolichen,müsseninteinationale Abkommen ab-
geschlossen,muss där Dienst, das Miteinanderarbeiten der Zoll-
posten, einheitlich festgelegt sein, damit beide Staaten davon
pr,ofitieren.

36) vergl. auch Lapradelle, S. 277.

179
Die Abkommen,die wir hier zur Darstellung bringen, finden
Anwendung auf die Grenzbahnhöfeund Eisenbahnstrecken,also Am 3. November1!
auf die Brennpunktedes Verkehrs an der Grenze.zT) zur Vereinheitlichung d
Wir können aus ihne.n zuerst zwer Dinge ,ersehen:einmal v,on 36 Staaten unterzei
finden wir viele Bestimmungen,die eine Ueb,erwachung des eige- ziellen BeziehunEennichi
nen Territoriums durch fremde OrEane anordnen (Benachrichtig- res excessives,inutiles
ung der fremden Zollorgane, Austausch von Akten, gemeinsame Zallüormalitäten in dem
Ueberwachungder Warenlager, Betreten des Staatsgebietesdurch staaten des VölkerbunC
fremde Zollorgane). Dann sind Bestimmungenda, die nicht nur Die für uns wichtigen E
eine präventive, sondern eine repressiveWirkung hab'en,wie die folgen:
Verpflichtung des einen Landes, auf das Verlangen des andern, Art. 74:
Zollvergehen zu unterdrücken mit den eigenen, ihm zur V'er- .,,Die Verlragsslaat
fügung stehendenMitteln und die Auslieferung von Personen, 0esten sind, um tlurclt
welche die Zollvorschriften verletzt haben. die Förmlichheiten, die
Die Verträge, die vor uns liegen, betreffen,auf den ersüen Untersucltungdes Reist
Blick, technischeDetails (Einrichtung von Bureauräumlichkeiten, w,aren, den Lagergebüi
innerer Dienst etc.). D'och mag man aus ihnen weiter erkennen, mrissiger und. zugleiclt
wie nicht unwichtige Regelungen,die die Souveränitätjedes der Zu Art. 14:
beiden Grenzländer berühr,en,Eetroffen worden sind, und man 1. Zur Vertneidung rt
mag ersehen, wie wichtig diese internationalen Vereinbarungen zollstellen ist es e
für eine geordneteund ihren Zweck erfüllende Zollkontrolle sind. abfertigung bei cle
Sedesmateriaeist das Bundesgesetzüber das Zollwesen vom nern des Landes
1. Oktober 7925.38) Das Gesetzauferlegtden Bundesbahnen nnd sc/zriften, die Eeiot
den konzessioniertenTransportunternehmungen, die sich mit dem W,uren dies gestoti
Personen- und Gütertransport über die Zollgrenze befassen,die Art. 18:
Pflicht, die für den Dienstbetrieb der Zollverwaltung auf den ,,Es ist erwünscht, ri
GrenzstationennotwendigenAnlagen und Räumlichkeitenmit den ltöfe auszubauenuncl ei
erforderlichen Einrichtungen etc. unentgeltlich zur Verfigung zu selbsl bestehendenversc
stellen, zuführen. Ebenso u,ürr
Vorbehältlich abweichenderBestimmungender Staatsvefiräge tatstichliche Ueberei nsti t
findet diese Vorschrift auch Anwendung auf ausländischeAn- stunden der entspreche
schlusstati,onen und auf die dort befindlichen schweizerischen ZoIl.- Zoll sfel/enzweier uneina
ämter, soweit die in Betracht fallenden Transportunternehmungen mag es sich um Land
der Bundesgesetzgebung unterstehen(Art. 49). E isenbahnstreck en hew!t
Die Zollämter, die die Schweiz im Auslande aul Grund von Art. 19:
Z ollvertr ägen erri chtet, werden als Grenzzollämterbetrachtet, auch
wenn sie sich nicht an der Grenze befinden; man erinnere sich -,,Die. Verpllic/ttungen
an Domodossola(Art. 134, Abs. 2). liele des Zotlrechls"cuf
Vereinburungen vor clen
Auch die Eisenbahnzollordnung se) vom 6. Dezember1926 werden durclt dus Inkrc
enthält einige Bestimmungenhierüber. S 5 sagt das gleichewie gehoben.,,
Art. 49 des Zollgesetzes,und $ 8 erklärt, dass die Bestimmungen
dieser Zallordnung auch auf die im Ausland gelegenenschweize- - Zu diesenBestimmun
dass man gerne wüsste,wä
rischen Bahnzollämter sinngemässeAnwendung finden, Staats- ou arbitraires,' zu versteh
verträge vorbehalten. darüberaus, und der Artike
371Zollbestimmungen an Flüssen und Seen haben r,vir schon be-
,t!)t]9n de-rBundesve
sprochen.
38)AS 42, S. 287, Giacometti, S. 423. r y . z o . I. n _ K r atf 1 ü r t l i e S e h n .
3e)AS 42, S. 731. .u^'^e^ !_angelspolitischen Bestr
ruz6,s. 74 ff,94 ff, g7, 91. La

180
Am 3. N,ovember1923 wwde ein internationalesAbkornmen
zur Vereinheitlichung der Zollförmlichkeiten geschaffena0) und
v,on 36 Staaten unlerzeichnet,die sich zusicherten,ihre kornmer-
ziellen Be.ziehungen nicht dLrrch,,formalitös douanierösou simiiai-
res excessives,inutiles ou arbitraires" zu erschwerenund die
Zolltormalitäten in dem Sinne zu rcvidieren, dass alle Mitglied-
staaten des Völkerbundesauf gleiche Weise behandeltwürden.
Die für uns wichtigen Bestimmungendieses Abkommensmögen
folgen:
Art. 74:
,,Die Vertragsstaatenwerden prüfen, welche Methoden um
besten sind, um durch einseitiges.oder gemeinsamesVorgehen
die Förmtichheiten,die mit der r,aschenWorenabt'ertigang,der
Untersuchungdes Reisegepächs,der Zollbehandlung der Lager-
warett, den Lagergebührenetc. zu vereint'achenund sie gleich-
mtissiger and zugleich gerechter zu gestalten."
Zu Art. 14: -den
1. Zur Vermeid,ungvon Stochungenbei einzelnenGrenz-
zollstellen ist es erwünscht, dass die Vornultme der Zoll-
abfertigung bei den Zollstel{en oder den Zollagern im In-
nern des Landes erl.eichtert wird, wenn die Landesvor-
schrit'ten,die Beförderungsbedingungen und die Natwr der
Waren dies gestatten."
Art. 18:
,,Es ist erwünscht, die Einrichtungen inlernation&ler Bolttt-
ltöle auszubauenund ein wirhliches Zusommenarbeitender da-
seibst bestehendenverschiedene n ncttionalenDienststellendurclt -
zuführen. Ebenso wiire es erwünscht, soweit wie rnöglich die
tuts(ichlicheUebereinstimmungder Bet'ugnisseund der Dienst-
stundert der entsprecltenden,beiderseits der Grenze liegenden
Zollstellen zweier aneinandergrenzenderLdnder herbeizuführen,
mag es sich um Lanclslrassen,tt.m Wssserstrassenoder um
E isenbahnstrechenhandelnetc."
Art. 19:
,,Die Verpflichtungen, die die Vertragsstaatenauf dem Ge-
biete des Zollrechts auf Grund von Verträgen, Ableommenund
Vereinborungenvor dent 3. Dezember 1923 eingegangensind,
werden durch das Inhrafttrelen dieses Abhommensnicht auf-
gehoben."
Zu diesen Bestimmungenist mit Jent (S. 87) zu bemerkzn,
dass man gerne wüsste,was unter ,,formalitÖsexcessives, inutiles
ou arbitraires" zrt verstehen sei: das Abkomrnen schweigt sich
darüber aus, und der Artikel mutet desweEenetwas theoretischan.
40)Von der Bundesversammlung genehmigt am 6.17. I)ezernber
1926. In Kraft für die Schv'eiz am 3. April 1927. AS 43, S. 29. Jent.
Die handelspolitischen Bestrebungen des Völherbundes, Dissertation
1926,S. 74 tr;84 ff, 87, 91. Lapradelle, 235

181
Ein unmittelbarer, grosser und praktischer Fortschritt scheint
mit denr Abkommen nicht erzielt w,orden zu sein- Es ist aber
doch ein erfreulicher Anfang, denn es ist schwierig, den Staaten
auch nur die bescheidenstenZugeständnisseabzuringen (Jent91).
Was die Schweiz anbetrifft, so bemerkt die Botschaft des
Bundesrates+r; mit Recht, dass die Uebereinkunft,wenn sie von
der Schweiz ratifiziert werde, für uns keine nennenswertenNeue-
rungen oder Aenderungenbringe, weil die aufgestelltenVerpflich-
tungen, Emplehlungen und Wünsche Erleichterungen unci Ver-
einfachunge_n betreffen würden, die in der Schweiz bereits seit
langen Jahren beständen. ungen:
Und zu Art. 14 bemerkt der Bundesrat: ,,Auf den auf sc/tu
s,chenBohnltc)t'önzu I
,,Die angeführten Vereinfachungen sind in der Scltweiz zum ( etsass_/othri ngi sche.1
weitaus grössten Teile schon seit langem eingeführt, und die
Prüfung der andern ist im Gange.,, I. Auf dem persoat
2. Eine weitere Abir
Wir scheinen dieses Abk,ommenalso nur aus Gründen der
internationalen Courtoi sie r atifiziert zu habenl ^ f.p.B. lür rten ge
3..E_i.neAblerl i gung :
a.
Betrachten wir nun die Verhältnisse an der Grenze, so kön- lrye Abt'erligungs
nen wir nicht umhin, zahlteicheVertragsbestimmungenzureptodu- baltnltol Woti.,;
zieren.
Wir beginnenmit B asel. In der Uebereinkunftbetreffend
die Erstellung einer zollamtlichenNiederiage auf dem Badischen
Bahnhofezu Basel vom 7. Juli 187042) isf vorgesehen,dass auf
dem Badischen Bahnhofe eine zollamtliche Niöderlaqe errichtet
werde (Art 1), die unter der Verwaltung der badilchen ZoIl-
behördestehe (Art.2). Da aber die Wären für den Fall des
Uebertritts aus einem Z.ollgebiet in das andere unmittelbar aus
den Händen der einen Zollverwaltung in diejenigen der andern
übergehensollen, wird in der Niederlage auch eine schweizerische
Z'ollabfertigungsstelleerrichtet, deren Räumlichkeitendie badische
Verwaltung erstellt und bezahlt (Art. 3).
Auf dem Bahnhof der Centralbahnin Basel (jetzt Basel Dass die deutschen
SB.B.) wird eine deutsche Zollabfertigungsstelle errichtet.a3) geteilteuBefugnisseamte
Hier stellt die Centralbahnunentgeltlich die Räume etc. zur Ver- t'ahnhot sich ereignende
fügung, deren Abschluss,Verwendungund Beaufsichtigungaus-
schliesslichdurch das deutschePersonalund nach deutichenAn-
ordnungen geschieht(Art. 2).
Die Bahnstreckevom Bahnhof der Centralbahnnach der
Grenze bei St. Louis gilt für den Eisenbahnverkehrzudern als
Zoll- und Uebergangsstrasse, welche die Eisenbahnwagenjederzeit
ohne Hindernis passierenkönnen (Art.5). Auf dem Bahnhofe
41)BBI 1926,I, 869.
Aui das Gesuchder bt
42)AS 10, 223, Wolf, II, 911. weg en eines Saccltarinscl
43)Uebereinhunft vom 7. August/27.September 1873, AS g, 357,
\Yolf, II, 923, BBI 1873,III, 666. *t
ä ö'u1"tnuon,oif
ä',t,]
182
kann die deutsche Zollverwaltung in dem ihr zur Vertügung ge-
stellten Teile schaltenund walten, wie sie will, die schweizerischen
Vorschriftengelten hier nicht (Art. 5, Abs. 2)
Auf dem Bahnhoi darf bewafinetesdeutschesPersonal nur
für die Bewachung der Güter und Kassen bei Nachtzeit und,zur
Begleitung der Bahnzügeverwendetwerden (Art. 10, Abs. 2).
Der diesen Vertrag aufhebendeneue zwischen der Schweiz
und Deutschland abgeschlossene,der die Errichtung deutscher
Zollabfertigungsstellen auf den linksrheinischen Bahnhöfen in
Basel zum Inhalt hat,aa) enthält noch lolgende weitere tsestimm-
ungen:
,,Auf den auf schweizerischemGebiet gelegenenlinhsrkeini-
schen.Buhnhöfen zu Basel werden folgende Eaiserlichcleutsche
(elsass-lothringische) Zollabfertigwngsstelleneruichtet:
1 . Aal dem PersonenbahnltofS.B.B. eine Abfertigungsstelle.
2 . Eine weitere Abfertigwngsslelleauf dem Personenbahnhof
S.B.B. für den gesamtenEilgutverhehr.
3 . Eine Abt'erligungsstelleauf dem Güterbahnhof St.Iohann.
4. Eine Abfertigungsstelleaul dem Güterbahnhofund llangier-
bahnhof Wolf.'(
Die deutsche Zollbehörde ist zudem befugt, Bahnsteige und
Geleise,sowie Revisionssäle,auf welchen nach Deutschlandbe-
sfimmteZige zur Abfahrt bereit stehen,absperrenzu lassen(Ar-
tikel 2). Art. 4 verpflichtet dann die Schweiz, den deutschen
Zollbehörden Rechtshilfe zu \eisten,indem die zuständigenschv;ei-
zerischenBehörden auf ihr Ersuchen wegen Uebertretungder
deutschenZ'ollgesetze Zeugenund Sachverständige vernehmenlas-
sen, amtlicheBesichtigungenvornehmenund den Befund beglau-
bigen werden,sowie Voriadungenund Erkenntnissecler deutschen
Behörden an Angeschuldigte,auch wenn sie Angehörige der
Schweiz sind, behändiEenlassen,wenn sie dies auf den obgenann-
ten vier Bahnhöfen tun müssen.
Dass die deutsch'enBe.amtennur innerhalb der ihnen zu-
geteiltenBefugnisseamten dürfen, zeigt folgendesauf dem Basler
Bahnhof sich ereignendesVorkommnis:
Ein deutscherZollaulseher aul dem Bundesbahnhot'in Basel
verlolgte nusserhalbdes Bahnhofes einen des Schmuggelsver-
dtichtigen fteisenden, holle ihn ein und t'ührte ihn nsch dem
deutschenRevisionslohalezurüclz. Er wurde einer Verletzu.ng
des schweizerischenHoheitsgebieteslür schuldig befttndenu.nd
disziplinarisch bestralt. +s)
Einen Rechtshilfefallberichtet das BBI von 1911, I, 450.
Aul das Gesucltder badisckenBehörden hin wurde ein Zeu.ge
wegen einesSaccharinschmuggels, der auf dem BadisclienBahn-
41)vonr 16. August 1905, AS 22, 95, BBI 1905,V, 59.
4 5 )B B I 1 9 0 9 I, I , 6 1 1 .

185
hole erfolgt war, durch die schweizeriscltenBeltörden einver_
nommen.
Die ZoIl- und Passkontroilein den Zitgen der Verbindungs-
bahn Basel S.B.B.-Badischer Bahnhof wuide durch Notenaus-
tausch vom 7. )anuar 1928 geregelt.+e)
Die Zoll- und Fasskontrolle übt Deutschland aus durch
deutsche Beamte, die ihre Amtshandlungen aber erst beqinnen
dürfen, nachdemsich der Zug im Bundösbahnhofin Bewägung Erst am 2g. Juti 1923
gesetzthat. Die Beamtendürfen auch ausserhalbdes Diensüs in s.en werden. Es sei hier
;
des Weltkrieges natürlich
D a n n h o ta l s a u c h a u f d e n
I

Pass- unci ZollvorschriftenGenügetun oder nicht. scilte etwa


ein Reisenderverfolgt uierden (Verhaftung und Verfolgung), so
haben sich die deutschenBehörden an die schweizerisirreä'ge-
hörden zu wenden, die nach schweizerischemHoheitsrecht und
nach MassEabeder schu,'eizerischen Gesetzeund vorschriften zu
einer etwaigen VerfolgunE allein zuständig sind.
Infolge der Kriegsereignisseund der territorialen Verände-
rungen, die der Friedensvertragvon versailles mit sich brachte,
wurde Frankreich der Nachbar der Schweiz im Bahnhof Basei
S.B.B. Die Verhandlungen,um ein Zollabkommenmit Frankreich
abzuschliessen,gingensehr mühsamvon statten. Die französische

4tj)AS 1929, No. 2.


az) Geschäftsbericht 1922. S. 16.
-_-
as) Geschäftsbericht 1923, S. 44. *) G..chäftsbericht1926.S
t
5r)versl.ner rszo.r,-äöil
ae) Gesr.häftsbericht 1924, S. 3b.
52)vergl. Botschafi
il";'b.
184
Allein zurei Jahre später schreibt der Bundesrat,wiervohl be-
reits seit 1925 zwischenden beiden RegierungenUebereinstimrn-
ung hinsichtlich des Abkommens bestehe,sei dieses noch nicht
unteneichnet worden, und die französischenDienstzweiqesetzten
inzwischen in den internationalen Basler Bahnhöfen iüre Amts-
tätigkeit gemässeiner vorläufigenAbmachungfort. 50)
Erst am 28. Juli 1928 konnte eine Uebereinkunftabqeschios-
sen werden. Es sei hier zuvörderstnoch bemerkt,dass"rvährend
des Weltkrieges natürlich der Verkehr sowohl auf dern Bundes-
bahnhofais auch auf dem Badischentsahnhofunterbrochen q731.'1)
Das neue Uebereinkoilmen(zur Regelung des französischen
Zolldienstes und anderer französischerverwaltungsdiensteirn
internationalenPersonen-und GüterbahnhofBasel S.B.B. und im
internationalenGüterbahnhofBasel-St.Johann) sowie ein anderes
Uebereinkommenüber die Errichtung eines französischenEin-
wandelungsüberwachungsdienstes im internationalen Fersonen-
bahnhof Basei S.B.B. scheinenuns wichtig genug,um näher dar-
gestellt zu werden.
Als im November1918 Elsass-I-othringen an Frankretchzu-
rückfiel, wurde die uebereinhunftbetreffenddie Errichtunq deut-
scher Zallabfertigungsstellanauf den linksrheinischengah-nhoten
zu Basel vom Jahre 1905 gegenstandslos, doch war ihre Anwen-
dung schon seit Kriegsbeginn,im gerneinsamen Einverständnis,
ausserKraft gesetzt worden. Ja, schon im Dezembertr918 er-
suchtendann die S.B 8., der Basler Regierungsratund die Basler
Handelskammerden Bundesrat, er möge Schritte unternehmen,
um die französischeRegierung zu veranlassen,in den Basler
BahnhöferiDienststelleneinzurichten,ähnlich denjenigen,welche
die deutscheVerwaltungbis 1914 unterhaltenhatte.
Da die französischeRegierung erklärte, darauf eintreten zs
r..rollen,richteten sich der französische Polizei- und Zolldienst

:igste Bestimmungenwir hier folgen lassen:52)


Die Linie von St. Louis bis Basel wird, wie früher auch. als
Zollstrassebetrachüet,d. h. es herrscht auf ihr der freie Verkehr
:er Personen-und Giterzüge zu jeder Zeit (Art. 1\.
In den Bahnhöfen zu Basel S.B.B. und Basel- St. Johann
',,,-erderl
von der Schweiz bezw. den S.B.B. dem französischen
7o11-und Polizeidienst die notwendigen Räumlichkeitenzur Ver-
5o)Geschäftsbericht
1926,S. 49, vergl.dazuauch BBI 1921,II, B.
51)vergl. BBI 1920, I, 561.
52)vergl. Botschaft vom 6. September 1929, No. 2.182.

i85
fügung gestellt, so dass also die Bahnhöfe einen zweifachenZoll-
dienst umfassen und in diesem Sinne als ,,international,, gelten halten. Diesem Artikel
können (Art" 2/31. andern Zoll übereinkuni
Weitere Bestimmungenbefassensich dann mit der innern Ein- Dor darl aber die Einfu.]
richtung dieser Räumlichkeiten,für deren Ausstattung mit Mobi- ffegrster usw.) nicht
bee
liar, wie auch für Beleuchtung, Heizung und Reinigung Frank- Gleichzeitigmit die
reich aulzukommen hat. g^enAusnahmenabgeseh
Wichtiger ist Art. 4ff : j_an_d, aqg-eschlossenenz
,,Die internatianalen Bahnhöle Busel- S.B.B. und Basel- rrankreich betreffend
die
St.I,ohann, sowie die Bahnstrecke,die diese beiden Bahnhöle uereruberwach ungsdiens
verbindet, werden unler die Aulsicht der schweizerischenZoIl- geschl,ossen. 5+l
behörde gestellt. Der lranzösischenZollverwaltung ist iedoch . . Die Einri6htungdies
das Recht vorbehalten,ihrerseits durch ihr in Base[ im Dienste reichs zurück, Cie Einwar
stehendesPersonal und unter den zwischen den beiden Verwal- wachen. Der Bundesrat
tyngen zu vereinbarendenBedingungendie zwr Wahrung ihrer war, diesesAmt kOnne
au
Interessennitige l(ontrolle und Aulsicht auszuüben.,( ,..fc!9n möchten,dienlich
Das bedeutet die Oberh,oheitder Schweiz über beide Bahn- IzindischerAus#andererz
höfe und über die betreffendeBahnlinie, da Frankreich Funk- neue Amt steht nicht
in
tionen durch seine Beamte auf Schweizergebietausübt. Die Be- Komm_en über den Zolldie
fugnisse sein'esZoll- und Folizeiamtesrichten sich nach den Vor- z,um Untetschied vcn
den
schriften, wie sie in Frankreich Geltung besitzen,und die Dienst- dieses Amt nicht in
Räu
besorgungund die zollamtlichenVerrichtungen geschehengemäss aur clerenKosten unterce
flanzösischenGesetzenund Verordnungen(Art- 5/6) das. jn Basel unter dern.
Die französischenZollämter können äusserlich durch eine tl. Räumlichkeiten,de
,ynq
nestreitef
Aufschrift und das Wappen ihres Landes gekennzeichnetsein, . Da es sich ab
und das Personalkann die französischeZolluniform traqen. Steht rlcntung in einem
Grenzb
diesesPersonal im aktiven Dienst (Ausübunq der ihm zristehenden aDgeschlossen werden, de
Aufsichf und Begleitung der Züge, die. ziliischen Basel und St. des neuen Amtes umschre
Ludwig verkehren), so kann es Waffen, ab,etunter cler Uniforrn, wre administrafiveUeUe.p
tragen (Art. 8/9). staatsangehörigen, dje bäa
Wie werden Vergehen geahndet? AnstellunE einäunehmen.
i
Die nach den französischen Gesetzen strafbaren Vergehen die.Erteilung :
;lnofl__d ,für.
rn hrankreichniederzulass
und Uebertretungen auf dem Gebietedes Zollwesensund der Ka, -
pitalausfuhr,die in den beidenBahnhöfenund auf der Bahnstrecke _o1ens.fe1 ist befugt, zur At
zwischendiesenBahnhöfenund St. Ludwig begangenwerden,sind ucs rnternationalenperson
vorn französischenZ'ollpersonalfestzustellenund zu verTolgenund treten und sich darin
frei
durch die französischenGerichte abzuurleilen. f h a u s e n
Deshalbkönnen die französischenBehördenim Bereicheder , Sgtraf u.ai
schafl:bahnhof par excellen
aben bezeichnetenOrte Untersuchungen.vornehm,en,Waren etc. iz.uid Baden)ih
zurückhalten,sie dürfen aber auf Schweizerqebietnicht zu Vet- $lI-(s.hy:
runren,ist klar nas 'gei
haftunqen schreiten. Die schweizerischenBehörden leisten aber auf
jede Rechtshilfe. (Als Zeichen der Zelt sei die Gleichstellung P::.yy .dje.Zo|abtert:ig
nausenund Thagngen
der Verletzung der Kapitalausfuhrverbotemit den Zollvergehen vcm 2
besondershervorgehoben.) _ _53)Die Bestimmr
u n d | ) i s 2 i p l i n a " h o h e i t j n g e nb e l r
Ein anderer Artikel trägt ebenfalls das Gepräge seiner Zeit: ä4) Botschaft
vom 6. Septe
Die Ein- und Ausfuhrverbote,die in der Schweiz bestehenoder t)ie- beiden Ueberei.n
von ihr erlassenwerden, sind auch fiir die Dienstsendungendes ,.o^ -o"r -in"ää ,
französischenZ,ollpersonalsvon einem Lande zlm andern einzu- ä:i".#t,:'änderat'na
66) AS 7. a. F. 882,
\yolf, I
186
halten. Diesem Artikel kann kein ähnlicher in irgencl einer der
andern Zallibereinkünfte zur Seite gestellt werdenl (Dieses ver-
bot darf aber die Einf.uhrvon Bureaugegenständen (Schreibpapier,
Register usw.) nicht beeinträchtigen.-
Art. 10.1sa;

geschlossen.5+)
Die Einrichtung diesesAmtes geht auf einen Wunsch Frank-
reichs zurück, die Einwanderung im Bahnhofe zu Basel zt iber-
wachen. Der Bundesrat willigte dazu ein, da er der Ansicht
war, diesesAmt könne auch Schweizern,die in Frankreich Arbeit

auf deren Kosten untergebrachtist, sondern in einem Gebäude,


das in Basel unter dem Namen ,,EmiErantenhaus., bekannt ist,
und in Räumlichkeiten, dercn Miefe die französischeVerwaltung
bestreifet. Da es sich aber um eine amtliche französischeEin-

S c h a f f h a u s e n w a r , v , ' i ew i r g e s e h e n
h a b e n ,e i n G e m e i n -
schaftsbahnhofpar excellence. Dass daher auch die beiden Län-
$er (Schweiz und Baden) ihren Z,olldienstgetneinschaftlichdurch-
führen, ist klar. Das geht hervor aus der Uebereinkunffin
Bezug auf die Zollabtertigungsstellenauf den,BahnhöfenSchaff-
hausettund Thagngenvorn 24. September 126. Dezember1862.56)
-53) Dle Bestimmungen betr. das Personal siehe gg 2I und 22 (Steuer-
und Disziplinarhoheit.)
5a)Botschaft vom 6. September 1929, S. 18, No. 2482.
55) Die beiden Uebereinkünfte wurden in der Frühlinsssession
1930 vom Ständerat und in der Somrnersession lg30 vom Naiionalrat
genehmigt.
66) AS 7. a. F. 382, Wolf, II, 915.

187
Da es 1862 ausschliesslich badischeBahnen waren, die den Eine spezielle Uebr
Bahnhof Schaffhausenbenützten,regierte Baden hinsichtlich der sodann wegen der \.e
Verzollungauf dem Bahnhofe,und der Schweizwaren, von Baden rahn mii der Badische
unentgeltlich zur Verfügung gestellt, Räumlichkeiten reserviert, Auf dem Bahnhof
wo sie ihre Zollgeschäfte erledigen konnte. Baden hatte auch deutschenVorschriften c
das Recht, Zollvergehenauf dem Bahnhofe zu ahnden, Waren etc., die nach der Schw
mit Beschlagzu belegen,die Vergehennach dem badischenZoll- 'ohneRücksicht auf die
:
strafgesetze abzuurtellen und auf Ordnungsstralen zu erkennen. grenze. Der Abschluss
Wurden aber Vergehenund Verbrechengegen die Gesetzeund Lokalitäten, sowie die l
Verordnungender Eidgenossenschaft und des Kantons Schaff- Zollaufsichtspersonal gr
hausen verübt, so war die Zuständigkeit der ordentlichen schwei- nungen der badischenB
zerischentrolizeibehördenund Gerichte oegeben. Ein protokoll zu dit
"Schaffhausen
Jetzf, wird. ein gemeinsamerDienst iä ausgeübt, hält einige Detailvorsc;
d. h. die beiden Zollverwzltungen arbeiten in getrenntenRäumen, sonals und seiner Ben-a
aber Hand in Hand. Das bezeugtauch ein Abkommenbetreffend
Nur technische Zol
die schweizerischeZollabfertigung der Züge in Erzingen, Schaff-
hausen-Bahnhofund Thagngenvom 3. Dezember1908lZ1. Ja-
nuar 1909.57)
Endlich sei hingewiesenauf Art. 18 des Vertragesbetreffend
derr Bahnhof Schaffhausenvom 5.116. Dezember 7902,5s1der
sagt, dass die Ein- und Ausgangsverzollung der von Schafthausen
abgehendenReise-Effektenund Transportgegenständ,e, anstatt an richtungen versehenrvel
der Grenze, auf dem Bahnhof zu Schaffhausenvoroenommen
werde, um einen Aufenthalt der badischenZüge an dön Grenz- _ ,_Aus alledemergibt s
zollstättenzu vermeiden. Für diesen Zolldienst, den Baden allein Z ollgemeinschaf t beiteht,
besorgt,wird ausschliesslich schaftenauf andern Gren
von Baden anqestelltesPersonalver-
wendef. Ebens,olchezollamt!.
Sonst bring,endie Uebereinkünfte, die sich mit dem Zolldienst Arbeit findet auf den Bah
auf dem Bahnhof Schafthausenbefassen,nichts Neues. d'ort werden beiden Verr.
BetreffendKonstanz gibt der Vertrag betreffenddie Ver- Verfügung gestellt; da si
bindunq der thurqauischenSeetalbahnmit der BadischenStaars- befinden,finden dort die t
bahn Auskunft.se) nichf ausdrücklichdie sc
Art. 11, Abs, 2: bestehendgenanntsind..:
,,Die Grenzen des l(onst,anzerBahnholes auf dem Schrueizer _ Die Einrichtung von
Gebiete sollen als beidseitige Zollgrenzen angesehenw,erd.en. deufsch- schweizeriichen r
Die EidgenössischeZollverwaltung wird uuf lenem Bahnhole Es handelt sich um die S
eine Houptzollsttitte erricltten, und es ist derselbenznm Zweche stetten der schweizerisch
der z,ollamtlichenAbt'ertigungenein passendesLokal unentgel!- und hm das Grenzacherh
lich, ied,och olzne die innere Einricht,ung, abzutreten. Das zallämter geschaffenwerdr
Cleiche tritt ein, wenn die badische Zollverwaltung auf dent
schweizerischenTeile des Bahnhols eine Zollstätte errichten
wollte. Auc,h dann müsste,gemössdem Zollgesetz, die Bshrc-
verwaltung ihr die passendenLokale unentgeltlich zur Verfüg-
ung stellen.((
57)ÄS 32. 711 (Jahrgang 1916).
58) freundlich überlassen von der Kreisdirektion III, Zürich.
5e)vom 10./30.Dezember 1870; AS 10, 427, Wolf, lI,9l7; Oetiker,
r\,27.

18E
Eine spezielleUebereinkunft über die Zollverhältnissewurde
sodann wegen der Verbindung der Romanshorn-Kreuzllngen-
Bahn mit der BadischenBahn bei Konstanz abgeschlossen.60)
Auf dem Bahnhofe finden sowohl nach schweizerischenals
deutschenVorschriften die z'ollamtlichenAbfertigungen der Waren
etc , die nach der Schweiz gehen oder von dorther kommen, statt,
,ohneRücksicht auf die sich durch denselbenhinziefuendeHoheits-
grenze. Der Abschlussder Räume aber und die Verv,rendungder
Lohalitäten, sowie die Beaufsichtigung dieser Räume durch das
Zollaufsichtspersonalgeschiehtausschliesslichnach den Anord-
nungen der badischenBehörden (Art. 1 und 4).
Ein Protokoll zu dieser Uebereinkunftvom 28. Juni 7877 ent-
hält einigc Detailvorschriften hinsichtlich der Uniform des Per-
sonals und seiner Bewaffnung etc. und ist nicht von Bedeutung.
Nur technische Zollbestimmungenenthält sodann die Be-
stimmung über die zollamtliche Behandlung des Personen' und
Wareüverkehrsim Personenbahnhof Konstanz vom 19. Mail14. Jnni
1910,61)ausserderjenigen,die besagt (Art. 1), dass das Auf-
nahmegebäude für deri schweizerischen
Personenverkehr,sowie die
dazugehörigenBahnsteigezur Wahrung der Interessender deut-
schen und schweizerischenZollverwaltung mit Absperrungsvor-
richtungen versehen werden können.
Aus alledemergibt sich, dass auf dem Bahnhof Konstanzeine
Zollgemeinschaftbesteht,die in nichts abweicht von den Gemein-
schaftenauf andern Grenzbahnhöfen.
Ebensolchezollamtliche Abfertigung durch gemeinschaftliche
Arbeit findet auf den BahnhöfenWaldshut und Singen statt; auch
dort werden beiden Verwaltungen die nötigen Räumlichkeitenzur
Verfügung gestellt; da sich die Bahnhöfe auf badischemGebiete
befinden,finden dort die badischenBestimmungen Anwendung,wo
nicht ausdrücklichdie schweizerischen Vorschriften als zu Recht
bestehendgenannt sind.62)
Die Einrichtung von schrveizerischen Nebenzollämternan der
deutsch- schweizerisch'enGrenze möge uns zuletzt beschäftigen.
Es handelt sich um die Stationen Altenburg, Jestetten und Lott-
stetten der schweizerischenEisenbahnlinieEglisau-SchaffhaLrsen
und hnr das Grenzacherhorn bei Basel, wo schweizerische Neben-
zollämter geschaffenwerden sollen.63)
60)vom 28. Juni/2. Juli 1871, AS 10, 527, Wolf, II, 919.
61)AS 32, 713.
62) vergl. Uebereinkunft betr. die zollamtliche Abfertigung auf derr
Bahnhofe zu Waldshut vom 12. Juli/20. Juli 1859 (AS 6 a. F. 315, \Yolf
II, 902) und Staatsvertrag betr. Verbindung der beiderseitigen Eisen-
bahnen bei Singen und bei Konstanz vom 24. Mai,1. August 1873 -\S
11, 399r und Veitrag vom 12. September/7. Oktober 1919 über die liit-
benützung des Reichsbahnhofes in Singen durch dic SBB. fr-on rler
Kreisdirel<tion III. Zürich. überlassen.)
63) \rertrag vom 5. Dezember 1896. In Kraft seit 17. Aprii 1897.

169
Auf den Stationen AltenburE, Jesteiten und Lottstetten er-
halten die schweizerischen Nebenzollämter, die auf deutschemTer.
ritoriuni errichtet werden, die Befugnis, alle Waren, die auf die-
sen Stationen eingeladenwerden und nach der Schweiz bestimmt
sind, sowie alle Reisenden,die sich nach der Schweiz begeben,
zollamtlich abzufertigen Und ebenso wird am Grenzacherhorn,
bei dem dort gelegenendeutschenZollposten, ein schweizerisches
4*t geschaffen, um den Warenverkehr in der Richtung von
Grenzach nach Riehen-Lörrach zu eileichtern. lJm Zolfunter-
schleifungen zu verhindern, werden die beiden ZoTlämter zu-
sammenarbeiten.
Den schweizerischenZollbehörden steht das Recht zu, Ver-
gehen gegen die schweizerische Zollgesetzgebtng, die entdeckt
werden,bei der Untersuchungauf deutschemGebietnach schwei-
zerischemRecht abzuurteiien (Strafbestimmungendes schweizeri-
schen Zollgesetzes), sowie Ordnungsbussenauszufällen und die
Waren zu konfiszieren.
An diesen kleinen Zollposten werden oft Grenzwächter zu
Zollfunktionen verwendet. Diese Grenzwächtersind aber ieder-
zeit unifrormiertund bewaffnet und stehen unter dem schwöizeri-
schen Militärrecht. Daher bestimmt der Art. V des Verfrages,
dass diese Crenzwächterihre Uniform mit Seitengewehrauch auf
deutschemGebiet (Grenzacherhorn)tragen und auch die Zige
auf der Strecke Neuhausen-Rafz in Uniform und mit Waffen
begleitendürfen; auch sei es ihnen nicht verwehrt,in ihrer Aus-
rüstung sich während des Aufenthaltes der Züge auf den deut-
schen Stationen aufzuhalten.
Die Zollverhältnisseim Bahnhof Buchs sind einlässlich
geregelt worden. Sch'on im Staatsvertrag über die Herstellung
einer Eisenbahn von Lindau über Bregenz nach St. Margrethen, . Die österreicltische GesL
(-qntq Hinweis aul eini
sowie von Feldkirch nach Buchs .vom 27. August126. Dezember 1884), dass seilen's rler
187064) wird in Art. 20 Abs. 1 grundsätzlichbestimmt,dass es
jeder Zollverwaltung frei stehe, die Züge innerhalb d,es Landes
und bis zur nächstenStation des Nachbarlandesdurch Zollbedien-
stete begleiten zu lassen, und die Eisenbahnverwaltungen werden
verpflichtet, die für die Zalldienste notwendigen Räumlichkeiten
zur Verfigung zu stellen (Art. 23). Doch wird in einem Schluss'
protokoll hinzugeligt (vom 27. August 1870), dass die Verpflich-
tung zur Herrichtung dieser Räumlichkeiten sich nur auf solche
Amtstrokalitätenerstrecke,welche aus Anlass des Bahnanschlusses
notwendiEwürden.65)
Hier treffen wir zum ersten Male einen eigentlichen Zoll-
vertrag an, nachdem die grundlegendenEisenbahnverträge nur
richiungweisendeAndeutungenüber die zukünltige Gestaltungdes
Zollverhältnissesgegeben hatten. Die Uebereinkunft zwischen
o+1AS, 10, a. F. 380.
6ö)vergl. auch Konzession für den Bau und Betrieb einer Boden-
seegürtelbahn vom 1. Dezember 1863. (BBl. 1864, I, S. 21.)

190
der Schweiz und Oesterreich- Ungarn betreffend den Zolldienst
in den Eisenbahn-Stationen Buchs und St. Marqrethen vom
2, August/19. September187266)enthält ausführlicfieVorschrit-
ten über den Zolldienst in diesen Stationen, welche wir hier
aber nicht darstellen, da sie den für andere Stationen und Bahn-
höfe geltenden Bestimmungen,die erörüert wurden, ähnlich sind.
In den Bahnhöfenstehen schweizerische und österreichische
ZollämIer; sie sind mit den Wappenschildernihres Staates und
mit der entsprechenden Aufschrilt versehen. Die Lokalitäten sind
den beiderrVerwaltungengenau zugewiesenund sind abgegrenzt.ll\
Diese Zuweisungbesorgtendamals die Vereinigten-sihweizer-
b,ghngn-als Eigentümer der beiden Bahnhöfe, heute besorgt es
die S.B.B.
Die österreichische Finanzwache (Zollpersonal) träp1t nur
dann ihre Uniform, wenn sie an der Zollstell,eDienst tut und die
Bahnzüge begleitet. Ob die Zige begleitet werden sollen, hängt
von denr freien Ermessen der Zollverwaltungen ffu ihre Zall-
gebieteab.68)
Einige Fälle, die den Zolldienst auf den beiden Stationen
betreffen,mögen hier angeführt sein; sie dienen auch der Inter-
pretation der Zolliibereinkunft.
Im Jahre 1BB9 erltielten die österreiclzischenGrenzzotltimter

Die österreichischeGesandtschaftmachte aber die //ritteitung


(unter Hinweis auf einen beslimmten Fall aus tlem !altre
1BB4), dass seitens der sl. g,allischen Behörden clen Zott-
org-aneflauf den Baltnhöfennicht das Recht z,ugestanclen
werde,
polizeiliche Funhtionen_ausz.uüben,
obschondtel tm Vertrag t,on
1870 vorgesehensei.6el

t9l
wie österreiahischeStellungspt'lichtigezu verhaflen unrl mit- duum aber wieder freige
telst Esh.orleder iächsten österreicltischenBehörde zuzut'ühren. die fehlbaren Beamten i
Eine solche Bet'ugnis war aber den österreichischenZoll- Nach dem Kriege ga
ämter.n in heiner Weise zugestandenworden, du ausländische erkennung der alten Vefl
Behörden aul schweizerischemGebiet nur die engbegrenzteTä- Die Kommission des
tigheit entfalten dürlen, die ihnen durch Vertrag zugewiesenist. Liechtensteinzu beraten
Die V,ornuhmesolcher weitgehendenpolizeilichen Handlungen ruhigung der werdenber
w,ar dem Vertrage von 1870 zuwider, w,ar natürlich auch in volgängig einer Ratifikal
Widerspr,uchzu Art. 11, der bestimmt, dass ieder llegierung sung des österreichisch
für die auf ihrem Gebiete belindliclten Bahnstreckendie volle in Buchs, bezw. die Gelt
Landeshoheit(also auch die Ausübung der Justiz- und Pol.izei- reich Oesterreichabgesc
gewalt) unbedingt und ausschliesslichvorbehaltensei. und 1872 abgeklärtrverd
Die österreichiscltenZoilämter dürfen sich daher nur mit der Ansicht war, dass der z
Fremdercpolizei im engstenSinne belassen. Dazu gehört z.B. Erledigung jener Frage ir
die Uebergabeund Uebernahmevon auszuliet'ernden Verbrechern verm,ochte,förderte nich
oder ausgewiesenenIndividuen. Auch hann den Zollbeam.ten stand mit Oesterreich c
in ihrer Eigenschalt als Polizeibeamtedie Belugnis zuerhannt gehendesEntgegenkomm
werden, sicherheitsgefrihrliche I ndividuen, sowie ausgeschriebene einesneuenSchlüsselsbe
Verbrecher innerhalb der beiden Bahnhöle polizeilich s.n.zuhal- schaftsbahnhöfe Buchs ur
ten, immerhin unler der Vor,aussetzung, dass solche Individ.uen infolge von weiteren Zug
ohne Verzug den schweizerisclten Polizeibeamtenübergebenwer- inbezug auf die Erhebun
den. Sie dürf en durch die österreichischenBe,amtenaul Schu,ei- Mehrauslagenfür das öi
zergebietnicht verhaftet uterden.T0) währt wurden, konnte di
Die österreichischeRegierung beseitigtedarauf die vom Bun- dazu bew,ogenwerden, t
desrate angefochteneBestimmungihrer Instruktion. Sie trat aber verträge, die auch den i
nicht auf den Vorschlag des Bundesrates ein, ähnlich wie in drücklich anzuerkennen.r'
Chiasso und Luino geschehen, eine Polizeiüb,ereinkunftabzu- Der Bundesratsorich
schliessen. Sie hielt dies nicht für notwendig,?1) und bis heute legung des österreichisc
(i950) ist keine solche abgeschlossen worden. in seinerBotschaft zsm lie
Dass aber dieZollbeamtenihre polizeilichenFunktionentrotz- Er meint, und trifft r
dem zu erweilern trachteten,geht hervor aus ein'erMeldung, dass legung der Zollgrenze a
im Oktober 1888 eih im internationalenBahnhof Buchs siationier- Grenzenicht der Grund q
ter österreichischerZollwächter ein des Schmuggelsverdächtiges haben bestimmt hätte. dei
Individuum bis in das Dorf Buchs hinein verfolgte. Diese Grenz- Der wahre Grund sei in
verletzung wurde der österreichischenRegierung zur Kenntnis des österreichischen Bean
gebrachtund der Fehlbaredarauf bestraft.T2) durch die Entwertung der
Anr 15. Februar 1900 hatten wiederum österreichischeZoll- den sei. Auch gehe die !
beamte auf dem Bahnhofe zu Buchs sich aines Individuums be- fach vor sich, da sich die
mächtigt und dieseseine Nacht lang eingesperrtbehalten,worauf 7870 stützen könne, der ar
sie es am Morgen nach Feldkirch verbrachten. Dieser Vorfall reichisch- schweizerische
wurde der österreichischenRegierung mitgeteilt und verlangt, Anschlusspunktender beic
dass das betreffendeIndividuum wieder dorthin verbrachtwerden reichisch- schweizerische
sollte, wo die Verhaftung stattgefunden habe. Da das Indivi- ?B)BBI 1901.I. 8Be.
ia) vergl. $ 13: Grenzbz
?0) yg1gl. BBI 1890, II, 148, siehe auch unten: $ 16, der Polizei 75)durch Notenaustaus
dienst in den Grenzbahnhöfen. richt 1923, S. 37. Betr. Anerl
71)BBI 1894, II, 67. für Elsass-Lothringen, siehe
?2) BBI 1890, II, 394. 76) BBI 1923, II, 374.

792
13*
duum aber wieder freigelassenworden war, war dies unmöglich;
die fehlbaren Beamten aber rvurden bestraft.?3)
Nach dem Kriege gab das Problem Liechtensteinund die An-
erkennungder alten Verträge zu folgendenErörterungenAnlass:
Die Kommission des Nationalrates,die den Zollanschlussvon
Liechtensteinzu beraten hatte, war der Auffassung, dass zur Be-
ruhigung der werdenbergischen Gegnerschaftdes Zollanschlusses
vorgängig einer Ratifikation des Vertrages die Frage der Belas-
sung des österreichischenZollamtes und Bahnanschlussdiensfes
in Buchs, bezur. die Geltungskraft der mit dem früheren Kaiser-

drücklich anzuerkennen.75)
Der Bundesratspricht sich nochmalsüber die drohendeVer-
legung des österreichischenzollamtes von Buchs nach Feldkirch
Zollanschlussaus.76)
iriseiäer Botschaft zum liecht,ensteinischen

Anschlusspunkten Eisenbahnen
der beiderseitigen vereinigte(öster-
z,ollämler
reichisch-'schweizerische) mit den,erforderlichen Be'
?3)BBI 1901,I, 889.
r+j vergl. $ i3i Grenzbahnhöfe,Allgqmeines, eq"^H.
zri aur-ctr'i\otenaustausch vom lg]Dezember 7922. Geschäftsbe-
rictrt 19 3, S. :tz. 9.i.. Anerkennung 3lte1-Verträge durch trrankreich
iü;-bir;#tothringen, siehe Geschaftsbericht 1920;BBI 1921,II, S' 3'
76)BBI 1923,II, 374.

793
fugnissen errichtet werden sollten. Ein Zollanschluss Liechten-
steins an die Schweiz sei, wie schon Eesagt,ohne Einfluss auf die
Beurteilung dieser Verhältnisse,da die EisenbahnlinieBuchs bis
Feldkirch nach wie vor sich im Eigentum der Oesterreichischen
Staatsbahnenbefinde, welche, wie auch die österreichischenZoll-
behörden,durch die zitierte Vertragsbestimmunggebundenblieben. Dienst der Zollbuteaux u-
Es blieb somit alles beim Alten: gemeinsameZollabfertigung den Gesetzenund Verord
in Buchs.T?) Ja, es kam sogar dazu, dass der Zollabfertigungs- beiden Z,ollbureaux habe
dienst in Feldkirch nach Buchs verlegt wurde, so dass in Feld- der Weise, wie dies irn
kirch nur noch die Abfertigung von Personen,Reisegepäck,Ex- strafrechtlichgegen jede
pressgut und Eilgut in den Personenzügender Richtungen Feld- gehen, welche auf den St
kirch-Buchs und Buchs-Feldkirch verblieb. Für die Mehrkosten schendiesen und der Gre
des nun vergrösserten österreichischen Zolldienstes in Buchs Behörden des Staates,in
wurde dann, wie schon gesagt, ein Zollgrenzzuschlag durch die haben der andern Rechts
S.B.B. erhoben. Ts) werden (Zeugen und Sa
An der italienischen Grenze (Grenzbahnhöfe)ist der Zoll- Vorladungenzustellenetc
dienst schon früh, d. h. mit Erstellung der Bahnlinien und der des einen Staates der des
Bahnhöfe, geregelt worden. Die internationalen Stationen der rium befindet,also z.B. t
G o t t h a r d b a h n( C h i a s s o u n d L u i n o ) w e r d e n s c h o n i n d e n nischen, auf gestelltesVe
ersterr Verträgen als Vereinigungspunkte'der b,eiderseitigenZoll- um den fremden Orqane
dienste angesehen,und es wird, wie in andern V,erträgen,jetzt zu
schon der übliche Grundsatz aufgestellt, dass die betreflenden .-bercchnen 1Art.1 t1,
Zollbeamten geht, zeigi t
Bahngesellschaftenden Zollverwaltungen die notwendigen Räum-
lichkeiten unentgeltlich zu iberlassen hätten. Und ebenso, wie ,,1nt Geschlllts bericht
in den Verträgen mit Oesterreich,wird vereinbart,dass die Zoll- desrst der Bundesverss
verwaltungen die Züge von der internationalen Station aus bis Scltweizerbürgerp., der
zur nächstenHaltestation jenseits der Grenze durch Zollbedien- hatte, von ilalienischen
stete begleitenlassen könnten. (Art. 11 des Vertrages betreffend die K,onvention von ll
Verbindung der Gotthardbahn mit den italienischen Bahnen bei rechtliclt, verhaftet und t
Chiasso und Luino vom 23. Dezember14. Februar 1874.?e) gelgegensttinde'nur geg
Diesen Bestimmungenfolgte darauf 7882, am 75.f 29. Dez., war. Dieser Fall erhtii
die Uebereinkunft über den Zolldienst in den internationalen rton den it,alienischenBe
Bahnhöfen Chiasso und Luino. so) haftung in AnsTtruchger
Von deren Bestimmungenlassen wir nur diejenigen folgen, tion und damit dns ltert,
denen wir bisher nicht begegnet sind: die internationalen Sta- bloss auf den internati
tionen sowie die ZwischenstationenMaccagno und Luino, wie der Gotthsrdbahn gehi
auch die Bahnstreckenzwischen denselb,enund der Gtenze, unter- Reklanntion der Sihn't
liegen der Ueberwachungder Zollbehördendes Staates,auf dessen ita.lieni schen Gr enzwdcht
'des internationalen Bah
Gebiet sie liegen (Art. 2) . Zuvörderst wird damit einmal grund-
sätzlich geschieden zwischen den b,eiden Hoheitsgebieten, was Verric htungen yor zunelir
??)-vergl. Niederschrift über eine am 16. November 1923 abge-
haltene Besprechung zwischen Vertretern der Schweizerischen und der
Es geht aus diesemI'
Oesterreichischen Bundesbahnen belr. die Anschlussverhältnisse in hof Chiasso (und wohl a
lu-chs und St. Margrethen. (Von der Kreisdirektion III, Zürich, freund- tungen durch beide ZolI,:er
lich überlassen.) gemäss Art. 9, aber ebe
z8) vergl. Brief der SBB an das Bundesfinanzamt Feldkirch (für
Rahnstrecken,abernicht di
Vorarlberg) vom 3. März 7924 (von der Kreisdirektion III, Zürich.)
7e)AS 11, a. F. 478. zu andern Verträgen, u'o
80) AS 7, 193, Woll II, 983.
81)BBI 1895,II, 649.
794
natürliclr nicht hindert, in den beiden Stationen ,,vereiniqteZoll-
bureaux"zu schaffen (A{ personar"oeisetnän tragt
9). Das
unif'orm und Bewaffnung (Seit'engewehr).
' Das Gewehr aner darf
nur zur Begleitung der Züge und. zur
der Waren und der Kassen, getragen v
Dienst derZollbweaux und dieZoilame
den Gesetzenund Verordnuncen
beiden Zollbureaux haben arich
der weise, wie dies irn betreffenden Staate vorgeschriebenist,
strafrechtlich gegen jede Verletzung der Zollvorslchriftei iorzu-
gehen, welche auf den Stationen oder auf den Bahnstreiken'zwi-
schendiesenund der G.renze.begangen werden (Art. 9i, ünO Oin
Behörden des Staates,in welche-mäie inüernationaleSiation liegt,
haben der andern Rechtshilfe zu leisten, wenn sie darum ersucht
werden (Zetgen und Sachverständigeeinvernehmen,R[ten unO
v-orladungex zustellen etc. Art. 10).-- Auch soll Äin'Zill*uonn
des einen Staatesder des andern,'die sich auf fremdem Territo-
rium befindet, also z.B. die schweizerischein Chiasso der itarie-
nischen,auf gestelltesverlange-n__ sofort einen wächter anweisen,
um den fremd'en organen lehitttrcrr zu sein, ohne dafür Kosten
zu
.-berechnen(Art. 11). Wie weit das Verhaftunqsrechtder
Lollbearnten geht, zeigt folgender Vorfall:

.,,1m Gesclztiftsbericht über dus lahr lBg48t) hatte der Bwn-


desrat der Bundesvers.ammlung zur l(enntnis gebracht, ,to.,seio
scltweizerbürggrP., der sich-clessc/tmuggels"schurdig g'eÄacht
hatte, von italienisclten Zallangesteilten ausserhalb cles rturch
die l(onvention von r8B2 bezäichnetenGebietes, oiro- iid"r-
r echtlicho verltat'tet und nach__erfo
tgter l(ont'iskatioi der schmug-
gelgegenstände nur g,egen(aution wieder
freigelassen viorcren
w,ar- Dieser Fall erhiert eine erltöhte Becteutuig cracrurch,dass
rton den italienisclten Behörclen die Berechttgunf zu diesei ver-
ltaftung genommenwurde, inde'miirn iii-koorrn_
.in..Ans.7trych
tion und damit das verltaftungsrecht, io wurde behauptit, nicltt
bloss aut' 'den internationaten Bahnhof, sonclern ouitu ou| din
der Gottlturdbahn gchörenden vorplätze erstrecke. Au'r die
Reklamation der schweiz hin erhännte Irarien nn, ,titl do,
ita'lieni schen Gr enzwtichter n ree
in cht zustehe,auf de'mv or nlntze
'des internationalen Bahnltofes fte
cltiasso irgeni *itriu' iÄ-tucne
Verrichtungen vor zunehmen.

. F geht aus diesemVorkommnishervor, dass auf dem 'ünrnut-


Bahn-
hof" Chiasso (und wohr auch auf dem Bahnhot iri"ot
tungen durch beide Zorlverwartungenkönnen vorgenommenwerden
gemäss Art. 9, aber eben nur äuf den Stafioäen und
uuf- Cnn
Bahnstrecken,ab,rirnicht clarüberhinaus. Dies steht imbeq;nsatz
zu anderr Verträgen, wo Verhaftungennicht vorgeril;;ird.
81)BBI 1885,II, 649.

195
In einer Abmachung vom 18. März 192582) werden in An- in Art. 1 ff, wo das r
betracht des Umstandes,dass der Irokalverkehrin den Zwischen- dass sowohl von der N
stationenMaccagnound Pino von ganz untergeordnetertsedeutung Bahnlinien in den Leb
ist, die schweizerischen ZoIlämter in diesen Zwischenstationenauf- porteinnahmen der ita
gehoben,und es wird der Reisendenverkehrund die Warenbeför- nur die Fahr- und Zut
derung zwischen den beiden genanntenStationen und dem Bahn- linie von den S.B.B. q
hole zu Luino schweizerischerseits von allen Zollt:ormalitätenund Dann aber wurde ein
auf der Simplonlinie m
,,Zollfesseln" befr,eit.
In Dom odossola ist der Zolldienstetwasandersgeordnet. sen,87) welches die Sir
Grundsätzlich wird allerdings in den ersten Verträgen ausgespro- tikel 1), die Bahnhöfe
chen, dass im internationalen Bahnhof ein Zolldienst errichtet sowie die Bahnstrecker,
werde.83) Aber schon im zwertenVertrag betreffend Anschluss wachung der italienisch
des schweizerischenBahnnetzes an das italienische durch den schweizerischenZ allora
Simplon . . . etc. vom 2. Dezember189984)wird in Art. 2 deutlich 4r!. a (Ueberwachung
ausgesprochen: Italien) geht hervor, d
haben, die Züge auf der
,,Die zollamtlichenVerrichtungenwerden getrennt: der schwei-
zerischeZolldienst wird in Brig eingerichtet,der italienischein denn ein Aussteiqenirn
Domodossola.... ll4it Bezug aul die Poststücheund Fahr- Umgekehrt wird äber de
poststüche,sowie den Reisendenverhehrlindet der schweize- den, dia Züge aut der a
risclte Zolldienst in Domodossolastatt." amtliche Behandlung dI
Obsch'ondie VereiniEung beider ZolIstätten wesentlich zur die von den Stationen p
Erleichterung und Beschleunigungdes Verkehrs beiträgt, und ge- sich begebenden Reisen
meinsame Z'ollstätten zugleich auch im Interesse des Zolldienstes In Domodossola,rr
selbst liegen, indem der enge Kontakt der beiden Verwaltungen Zollbureau befindet. yer
namentlich die Kontrolle und die Ueberwachungbei Verhinderung GesetzenseinesLandes
und Entdeckung von Unterschleifenerleichtert, wurde hier davon dem Bahnhof Domodos
Umgang genommen,dle Zollabtertigung seitensder beiden Staaten der schweizerischenZo
am gleichen Ofie zu etablieren. Es war einmal aus politischen haftungenvornehmen, u-
Gründen - da bekanntlich die Station Domodossolaweit im Ita' tikel 7). Die andernBe
lienischenliegt - votzuziehen,dass wenigstensdie schweizerische wieder und werden hier
Zallbehandlung auf schweizerischemGebiet, d. h. in Brig, statt-
Inr Geschäftsberich
finde, denn die Ausübung der Zollhoheit soll grundsätzlich aul gen betreffend die Neuo
dem eigenen T,erritorium des Staates, welchem dieselbe zusteht,
modossola zu einer Konl
zur Anwendung kommen. Bei einer solchen Trennung der Ver- ständigung zustande ge
zollung bleibt jeder Staat Meister für sich, keine der beiden Zoll- wird nicht gesagt,auch
stätten wird exterritorial, was für das Personal, speziell in seiner dass anzunehmenist, di
Beziehtng zu den lokalen Behörden, nur vorteilhaft sein kann. Eine Aenderung erfuhr r
Diese Einstellung des Bundesrates85) ist natürlich, wenn man die machung vom 14. Septe
excepti,onellengäographischenVerhältnisse bei der Simplonlinie Varzo und Preglia best
in Betracht zieht. bedeutendenLokalverke
Der, nun beschränkte,schweizerischeZolldienst wird näher
umschriebenzuerct einmal im Vertrag betreffend den Betrieb des Interessantsind nur
internationalenBahnhofesDomod,ossola vom 19. Februar 190686) delsvertrag zwischen de
19238e) enthalten sind,
82)AS 41, 215.
83)vergl. Vertrag betr. Bau und Betrietr einer Eisenbahn durch d,och angeführt seien.
den Simplon . . . vom- 25. November 1895(AS 16, 794)Art. 26. 8 7 ) vom 24. März 1906
84)AS 18, 207, Wolf, IV, 270. 88) AS 43, 353, siehe a
85)BBI 1899.V, 761. 8e) In Kraft seit 20. Fr
86)aS 22, 246, tsBl 1906,II, 199.

195
in Art. 1 ff, wo das eigentümliche Verhältnis festgesetzt wird,
dass sowohl von der Nord- wie von der Südseiteher italienische

auf der SimplonliniezwischenBrig und Domodossolaabgeschlos-


sen,s?) welches die Simplonbahnals Zollstrassebetrachtet(A-r'
tikel 1'), die Bahnhöfe Domodossola,PreElia, Varzo urd-Iselle,
sowie äie Bahnstreckevon der Grenzebis Domodossolader Ueber-

In Domodossola,wo sich auch ein kleines schweizerisches


Zollbtneau befindet, verrichtet dieses seine Funktionen nach den
GesetzenseinesLandes. Die dortigen Organe können auch auf
dem Bahnhof Domodossola strafrechtlich gegen jede Verletzung
der schweizerischenZollvorschriften vorgehen, also auch Ver-
haftungenvornehmen,wie in Chiassodie italienischeBehörde (Ar-
tikel 7). Die andern Bestimmungenkehten in allen Zollverttägen
wieder und werden hier nicht mehr angeführt.
Im Geschäftsbericht 1923,S. 44, lesenwir, dassVerhandlun-

bedeutendenIrokalverkehrsaufhob.
Interessant sind nun noch Bestimmungen,wie sie im Han-
delsvertrag zwischen der Schweiz und Italien vom 27. Januar
79238e) enthalten sind, die zwar nicht viel Neues bringen, aber
doch angeführt seien.
8 7 ) vom 24. März 1906.AS 22, 190,Wolf I\, 755, BBI 1906,ll, 497.
88) AS 43. 353. siehe auch Geschäftsbericht1927,s . 3 1 .
8e) In Kräft seit 20.Februar 1923.

197
der Güter und Kassen, sonc
Personenzügentragen könn

_ Sie dürfen aber, was a


Schweizergebietnicht zur \:
tersuchungen anstellen, ver
urteilen lassen.
Ein Zolldienst war eb<
aber, da wir kein Abkomme
für den schweizerischenZc
Frankreich mit, dass der sc
und Gepäck von Schnellzüg
An der französischenGrenze endrich treffen wir f,olqende stimmung nach pontarlier ,
Zollverhältnisseauf den Bahnhöfen an:
Es wird somit ein neue
einen französischen Vorschl
einem internationalen zu o,
7920 erhalten.es)
Weitere Mitteilungen di

Andere Zollbahnhöfe su
an der Strecke Nuon-Divo
wie für die italienischen Grenzbahnhöfewurde auch hier ein Strecke Martigng-Chamonlr
Zallabkommen abgeschlossen: ueber,einkommenbetreffend den Stationerrbefinden sich aul
Zolldienst im internationalen Bahnhof Vallorbe, vom 11.
Juli
1914.s3)
Der Bahnhof umfasst den französischenwie den schweizeri- _ . Man könnte glauben,da
beiden auf französischem Bor
lorcine und Divonne- les , Be
war aber damals, 1909, nich
grossen Freizone von Hochs
in der kleinen Freizone des l
schen Behörden den französischenRechtshilfe zu leisten: diese Dic Regelungder Zollve
Mitwirkung geht nicht über das hinaus, was in gleicher Weise in sie in Betracht gezogen hab
den schon besprochenenAbkommen mit den Naihbarstaatenvor- Iassen:
gesehen ist. Der Bahnhof steht natürlich unter Aufsicht der
schweizerischen Behörde, doch ist der französischen,,Douane,, a) Dasjenige Land, auf de
das Recht.vorbehalten,ihrerseits die zur wahrung ihrer Interessen hat die Hoheit über dens
und hat sowohl polizei-
lptige Kontrolle und Aufsicht auszuüben Eine Ausnahmegegen-
über andern Abkommen besteht darin, dass die französischön"Be- b) Werden in solchen Bat
amlen ihre Waffen nicht nur zur Nachtzeit und zur Bervachung so üben diese gemässiftr
eo)vergl. auch BBI 1923,I. 253. aus.
st) Hilty, IT,669ff.
ea) Geschäftsbericht für 19
9r)vergl. Vertrag über Bau und Betrieb einer Bahnliniedurch
den Mont d'Or vom 1_4./15- Oktober1902,Art. 18, Abs. 4, AS 25, 460 e5) Gescbäftsbericht für 19
und Vertrag^betr.die ZufahrtslinienzrrmSimploirvom ig. Juni '190g, e6) Art. 10 der beiden -\b
Art. 2, Abs,2, AS 26,11, BBI 1909,VI, 280. Dezember 1908/2S.Juni 1909,^\S
e3)AS 31,113,tsBl 1914,IV, 633. e?) BBI 1909, I, 885.

198
der Güter und Kassen, sondern auch im Revisionssaalund in den
Personenzügentragen können.
Sie dürfen aber, was ausdrücklichgesagtwird (Art. 9), auf
Schweizergebietnicht zur Verhattung schreiten, sondern nur Un-
tersuchungen anstellen, verfolgen und durch die Gerichte ab-
urteilen lassen.
Ein Zolldienst war ebenfalls in Les - Verriöres eingerichtet,
aber, da wir kein Abkommen gefund,enhaben, wie es scheint nur
für den schweizerischenZall. 7'923 teilte dann der Bundesrat
Frankreich mit, dass der schweizerischeZolldienst für Reisende
und Gepäck von Schnellzügenvon Les- Verriöres mit seiner Zu-
stimmung nach Pontarlier verlegt werde.oa)
Es wird somit ein neuer Z,olldienstin Pontarlier eingerichtet;
einen tranzösisch,enVorschlag, den Bahnhof von Pontarlier zu
einenr internationalen zu gestalten, hatte der Bundesrat schon
l92O erhalten.es)
Weitere Mitteilungen darüber fehlen mir.

Andere ZollbahnhöIe sind an der Grenze gegen Frankreich


an der Strecke Ngon-Divonne-Ies-Bains: Crassier und an der
Strecke Martigng-Chamonix-Chätelard: Trient. Diese beiden
e6)
Stationen befinden sich auf Schweizergebiet.

Man könnte glauben,dass es natürlicher gewesenwäre, die


beiden auf französischemBoden lieqenden AnschlusstationenVal-
lorcine und Divonne - les - tsains zr-i Zollstätten zu erheben. Das
war aber damals, 1909, nicht möElich,da Vallorcine in der sog.
grossen Frcizone von Hochsavouenlag und Divonne- les - Bains
in der kleinen Freizone des Pags de Gex liegt. sz;
Die Regelung der Zollverhältnissean der Grenze,soweit wir
sie in Betracht Eezogenhab,en,lässt sich wie tolgt zusammen-
fassen:
a) Dasjenige Land, auf dessen Territorium der Bahnhof steht,
hat die Hoheit über denselben,übt über ihn die Aufsicht aus
und hat sowohl Polizei- wie Justizhoheit auf demselben.
b) Werden in solchen Bahnhöfen fremde Zollämter errichtet,
so üben diese gemässihrem einh,eimischen Recht ihren Dienst
aus.
ea)Geschäftsberichtfür 1923.S. 35.
e5)Geschäftsberichtfür 1921,S. 46.
so)Art. 10 der beiden Abkommen über die Bahnlinien vom 16.
Dezember1908/28.Juni 1909,AS 25. 775.
e?)BBI 1909,I, 885.

799
t
r[.
.':,,
|1i
c) Eine beschränkteZusammenarbeitist möglich; die Zolloryane.
haben einander jederzeit in UntersuchungsfällenHilfe zt)
leisten und auf Verlangen Schutz zu gewihren.
d) Das Recht zur Zollablertigung im Gebiet des andern Staates
Der Posl-
schliesstbei Vergehen das Recht zur Untersuchungund Be- in deu
schlagnahmevon Waren und Effekten, nicht ab,erdas Recht
Wir können uns hie
zur Verhaltung in sich (Ausnahmen vorbehalten). Art. 6T des Bundes
e) Vergehen gegen die Zollgesetzgebungdes einen Landes, be- 2. Oktober 7924too) e:
gangenauf dem Gebietee8) des andern Landes,werden nach gesetz auch auf den po
den Vorschriften des Landes, dessenGesetzev,erTetzt
worden finde, insofern in Verträ
sind, bestraft,ee) land und den hierauf L
nichts Abweichendesent
Diese Vorschrift bez
und Gebühren,die im \:er

men.
g) Die Beaufsichtigungdieser Räume, ihr Abschlussund ihre
Verwendung geschieht ausschliesslichnach den Vorschriften
derjenigen Verwalfung, der sie zur Vefiügung gestellt wor-
den sind.
h) Je nach den örtlichen Verhältnissen haben die Zollorgane
des einen Landes das Recht, die Zige bis zur nächstenSta-
tion des andern Landes zu begleiten
i) Die Bewaffnung des fremden Zollpersonals richtet sich nacb - In Konstanz wurde i
den örtlichen Verhältnissen. für den Bahndiensteine l
k) Die Bewachungerstreckt sich nur auf die durch die Verträoe im Telegraphenbureau des
bezeichneten Orle. s,onderenApparat zu \rers
In den Bahnhöfen zu
Wir ersehenaus dieser Zusammenstellung,dass fast überall
vorsorge getroften wurde, um ein reibungsloseiFunktionieren des
Z,olldiensteszu ermöglichen. weit fortgeschritten gegenüberan-
dern Ländern (die wünsche der verkehrskommissiondes vötker-
bundes bezeugenes) sucht die Schweiz, im Verein mit den Nach-
barstaaten, die internationale Regelung des Zollwesens zu ver-
v'ollkommnenim rnteresse des inüernaiionalenverkehrs und da-
mit im Interessedes eigenenLandes.
98)Darunter ist das Gebiet des internationalen Bahnhofes und
die bezeichneten Bahnstrecken zu verstehen.

2W
$ 15.
Der Post- und Telegraphendiensl
in den Grenzbahnhöfen.
Wir können uns hier auf wenige Angaben beschränken.
Art. 67 des Bundesgesetzes betreffend den Postverkehr vom
2. Oktober 1924100) enthält die Bestimmung, dass das Post-
gesetz auch auf den Postverkehr mit dem Ausland Anwendung
finde, insofern in Verträgen und Uebereinkommenmit dem Aus-
land und den hierauf beziglichen Gesetzen und Verordnungen
nichts Abweichendesenthalten sei.
Diese Vorschrlft bezieltt sich zum grossen Teil auf die Taxen
und Gebühren,die im Verkehr mit dem Ausland in anderer Weise
geregeltsind.1o1)
Im ersten Bahnvertragmit Baden aus dem lahre 1852102)
behält sich die Eidqenossenschaft alle auf das Postregal bezüg-
lichen Rechte im Böreiche ihres Gebiets vor, was anei Oie fiä-
richtung von badischenPostbureauxin den auf schweizerischem
Gebiet befir:dlichenBahnhöfennicht ausschliessen '(Art.
solle 19).
Im selbenVertrag verpflichtetsich die grossherzogliche Regierung,
ihre,,elektromagnetische"Telegraphenverbindung auch auf jene
Teile der Bahn auszudehnen, welche auf schweizerischem Gebiete
liegen, um eine unmittelbareVerbindung mit den schweizerischer-
peits zu errichtendenTelegraphenlinienherzustellen (Art. 39).
\, In lionstanz wurde der Verwaltung der Seetalbahnerlaubt,
für\ den Bahndienst eine Telegraphenleitunganzulegenund diese
im r Telegraphenbureaudes Konstanzer Bahnhofes mit einem be-
sonderenApparat zu versehen.103)
In den Bahnhöfenzu Buchs und St. Margrethenwurden, ge-
mässVertrag von 1870 (AS 11, a. F. 478) der österreichischen Post-
und Telegraphenverwaltung Räumlichkeitenzur Verfügung gestellt.
Betreffend den Bahnhof Basel- S.B.B. wird im nenen Ab-
kommen mit Frankreich über den Zolldienst vom 28. Juli 7928 in
Art. 50 festgestellt,dass die Tätigkeit der Dienstzweigeder Post
und des Teleph,ons und der TeleEraphenin jeder Beziehungdurch
too; AS 41, 329, Blll 1921, IV, 685, Giacometti, S. 69b ff.
101)vergl. Bundesratsbeschluss vom 21. August 1925, AS .11, 505,
vom 29. April 1924,AS 40, 257, vom 12. September 1924, AS 40, 407, sie
bezieht sich aber auch auf die andern Bestimmungen der internationalen
Verträee, die wir hier zusammenstellen.
Eine gleiche Bestimmung (Art. 46) treffen rn'ir auch im Bundes-
gesetz betr. den Telegraphen- und Telephonverkehr vom 14. Ohtober
1922,AS 39, 13. Vergleiche auch dazu die vielen von der Schweiz mit
andern Staaten abgeschlossenen Abkommen betr. den Telephon- und
Telegraphenverkehr, die hier nicht zur Darstellung gelangen (Verzcichnis
bei Giacometti. 733/34.)
102)v611 27. Julilll. August 1852, AS III, a. F. 438.
103)Art. 10 des Vertrages betr. Verbindung der Seetalbahn mit
der badischen Staatsbahn vom 10./13.Dezember 1870. AS 10. a. F. 427.

201
die- Verträge, Abkommen uncl VollzugsordnunEender Weltpost- Uebergabc der Postsend
und Welttelegraphenunion,sowie durch die zwischen den post- das italienischePostamt u
verwaltungenbeider Länder g,etr,offenenSonderabkommenbedingt folgt durch schweizerisc
sei. Es wird also nicht ein besonderesAbkomm,ennur für den zerischenFostanstaltenun
Postdienst allein auf dem Bahnhof Basel abgeschlossen, wie man Die Briefeinwürfe der
es z.B. für die Bahnhöfe an der italienischenund der französi- postkurse,loz)die ihre Fi
schen Grenze als nötig erachtete. sind auf allen Stationen,r
Auch im Bereiche der Gotthardbahnwurden besonderepost- rigkeit, dem Publikßm m
abkommennicht abgeschlossen.Es ist zurar vertraqlichvorgesehen, Dte Zollb,ehandlungr
dass-die gegenseitig-enBeziehungender beiden pöstverwaltungen, förderten Sendungentindr
sowohl betreffend den Dienst auf den Bureaux der internationälen Ein solchesPostablio
Stationen, als auch denjenigen der auf den betreffenden Linien musste auch eine Ueberei
fah-rendenBahnpostbureauxdurch eine besondereVerständioung phen- und Telephondiens
sollten geregelt werden.101) werden.108)
Nach der ganzen Sachlagewerden nur schweizerischeBahn- Sie führt in kurzen Z
phenverwaltung auf dem
Telegraphenbureauund eir
Diese können von beiden
Dienstangelegenheiten zu
offen für die italienischen
besondere_Tel€graphenapparate aufzustellen; die gleiche Befugnis gestellten der Posten und
hat die italienischeVerwaltung für die StreckeSchweizergrenzebei heits- und Tier arztpolizei
Chiasso bis zu dieser internationalen Station und in dieser Sta- Auch ar der französ
tion. Die Telegraphiedient aber in diesen Fällen ausschliesslich abgeschtrossen, die sich an
dem Bahndienst(Art. 14). Ebenso erfuhr der 1
Regelung in ähnlicher Wei
Durch das Postabkorn
die Linien Frasne-Vallorl
dernden Brief- und Paket
Die französischeVerwaltun
dungen zwischen der Grer
die Bahnverwaltung,diese
Dom,odossola vom 24. März 1905.106) Es enthält folgende in- Das Bureau für die t
teressanteBestimmungen : schweizerischenBahngese
Der Austauschdes gesamtenPostverkehrs(Brief- und Fahr- Inr Telegraphenabko
post) findet in Domodossolastatt, wo die schweizerischepostver- rischeVerwaltung im Bahnh
1or) Die italienische Reg
rung eines regelmässigen P
ischen Ortschaftcn an der Sir
bahnstation Iselle (Art. 12 dei
lod) yom 18. Januar l9
II, 506.
loe) vergl. Vertrag betr.
104)Staatsvertrag betr. die Verbindung der Gotthardbahn mit den Pontarlier-Vallorbe . . etc. r-r
italienischen Bahnen bei Chiasso und Pino vom 23. Dezember 1873/4. lage 4) sowie das Uebereinkor
Februar 1874.(AS 11, a. F. 478.) Frasne-Vallorbe und Pontarlie
105)Uebereinkunft betr. Anschluss des schweizerischen Bahnnetzes hof Vallorbe vom 1I. Juli 191
an das italienische durch den Simplon, 2. Dezember 1899. (Art. 15 a.) 110)verql. Uebereinkomr
AS 18, 207. BBI 1899,V, 761. T e l e p h o n d i e n s t e sa u f d e r L i n
ro0; AS 22, 781, Wolf, IV, 749, BBI 1906, II, 488. Bahnhof Vallorbe. Daten wit

202
203
aufgabestelleerrichten solle und ebenso eine öffentliche Sprech- kann in Kriegszeiten, ja
station, die mit den entsprechendenZenftalen des Dorfes Val- fort abgewehrt werden.
lorbe verbunden werden. Damit erhält das Publikum, welches Die verschiedenenB
sich auf dem Bahnhof aufhält (Reisende,Handel), die Celegen- ihres Landes, d. h. hier n
heit, sich der daselbst befindlichen öffentlichen Telegraphen-und vereins, sofern nicht spez
Telephonstationenzu bedienen Ebenso verfährt die französische Anhangsweisesei hie
Verwaltung auf dem Bahnhof Frasne. verordnung,lrl) der Ges
Ein Vertrag über den schweizerischenTelegraphenund Fern- orten, dic einen Teil ihr
sprechdienstim BadischenPersonenbahnhof in Basel möge die zur Wirtschaftszone solc
Reihe dieser Verträge schliessen. 111)
haben, gestattet, offene E
$ 1 sagt, dass die BadischeBahntelegraphenanstalt im Ba- teilungen, die diesen aur
dischen Personenbahnhofgleichzeitig auch die Eigenschatt einer ihre Geschäftsangestellt
schweizerischenTelegraphen-und Teleph,onstellehabe mit vollem und vice versa vom Ausl
Tagesdienst,was heisst, dass diese Stellen von beiden Verwaltun- und so an der Grenzeew
gen und wohl auch vom Publikum benutzt werden können.llt)
Ueberdiesgilt auch hier Art. 6 des Weltpostvertrages:113)
,,Die Bestimmungen dieses Vertrages und der Abkommen
lnssen die Gesetzgebungiedes Landes in allem unberü.ltrt,was
darch die Vereinsbescltlüsse nicht ausdrüchlich geregelt ist." Der Polizeidiens
(Das gilt ganz besonders für die Grenzbahnhöfe.)- Die GemässArt. 31 Als
Schweizhat somit auch reichlich Gebrauchgemachtvon der Mög- Betrieb der Eisenbahnen
lichkeit, die ihr Art. 5 des Weltpostvertragesgegebenhat: die Beschädigungder Bah
schreitung bahnpolizeilicl
,,Die Verbandsländerltaben das ftecht, zur Herabsetzungder lassenwerden. Dies gesc
T,axenoder zu ieder andern Verbesserungdes PostverkeltrsSon-
derverträge bestehenzu lassen oder abzuscltliessen.Die Ver- Eisenbahngesetzes enthaltr
waltungen sind ihrerseils befugt, unter sich die erlorderlichen zunächstden Gesellschaf
Abmacltungenüber solcheAngelegenheitenzu treffen, was durch tonalen Polizei zusteheni
die Vereinsbeschlüsse betreffend die Handhab'lnc
nicht ausdrüchlich geregelt ist."
Dieses Bahnpolizeig
(Vergleiche auch die vielen Post- und Telegraphenverträge, schliften gegenüberdem i
die die Taxen regeln,für uns hier aber nicht in Betrachtkommen.) strebten nämlich eine \-eri
Andere Verträge, die mehr technisch,eBestimmungen ent- mente an, in denen sie sii.
halten, werden hier nicht b,esprochen. u4; befugnissebeilegten. Die
Zusammenfassendlässt sich sagen, dass, gleich wie bei der gehenals Eingriff in ihre (
Regelung der Zollverhältnisse, mit kleinen Ausnahmen (Domo- recht und erh,obenEinsprac
dossola)derjenigeStaat oder diejenigeVerwaltungden Postdienst zur Genehmigung vorzulec
b,esorgen,die auch den Z'olldienst verwalten. Was die Telephon- Bundesversammlung, um ei
und Telegraphenverträgeanb,etrifft, so ist der Eingriff in die lichen Vorschriften zu errs
schweizerischeHoheit nur f ür Friedenszeiten vorgesehen und das erwähnte Bundesqes
111)yom März 1914, AS 32,'740. zum Bahndienst gehöiend
1t2) sonst enthält der Vertrag nur technische Bestimmungen. bezog.- Die Beamten,-{_
113)y66 28. August 192.1,AS 17, 5ll. bezug auf ihre dienstlichen
114)vergl. z. B. Vertrag zrn'ischen der badischen Eisenbahnver-
nicht der Bahnpolizei, bei
waltung und der schweizerischen Zollverwaltung über die Durchfäh-
rung einer Telephonleitung auf Bahngebiet Singen vom 26. .Iuli 1911, betreffenden Landesoolize
AS 32, 720, Vertrag zwischen der Schweiz, Deutschland und Italien 11b)vom 8. Juni 192J. ^\
betr. den direkten telephonischen \rerkehr zwischen Deutschland und rro; AS 11, S. 1.
Italien und umgekehrt durch die Schr.veiz vom 23. Januar 1912, AS 32, ttz; AS n. F. 3. {22.
722, t. a. m. t18)vergl. auch Streuli"

204
kann in Kriegszeiten, ja schon bei kritisch werdender Lage, so-
fort abgewehrt werden.
Die verschiedenenBureaux arbeilen nach den Vorschriften
ihres Landes, d. h. hier meistens nach denjenigen des Weltpost-
vereins, sofern nicht spezielle Bestimmungenaufgestellt sind.
Anhangsweisesei hier noch hing,ewiesenauf $ 45 der Post-
ver,ordnung,115) der Geschäftshäusernin schweizerischenGrenz-
orten, dic einen Teil ihres G,eschäftsbetriebesin ausländischen,
zur Wirtschaftszone solcher Gr,enzortegehörenden Ortschaften
haben, gestattet, olfene Briefe und Karten mit schriftlichen Mit-
teilungen, die diesen ausländischenBetriebsteil betreffen, durch
ihre Geschäftsangestelltenüber die Crenze befördern zu lassen
und vice versa vom Ausland in die Schweiz auf gleiche Weise,
und so an der Grenzeeine Ausnahmevom Postreqalschafft

$ 16.
Der Polizeidiensl in den Grenzbahnhöfen.
GemässArt. 51 Abs. 6 des Bundesgesetzes über Bau und
Betrieb der Eisenbahnenvom 23. Dezember7872rre; soll über
die Beschädigungder Bahn, Gefährdungdes Verkehrsund Ueber-
schreitung bahnpolizeilicher Vorschriften ein Bundesgesetzer-
lassenwerden. Dies geschahunter Beachtungder in Art. 52 des
Eisenbahngesetzes enthaltenenBestimmung,dass die Bahnpolizei
zunächstden Gesellschaften oblieEeunter Vorbehalt der der kan-
tonalen Polizei zustehendenBefugnisse,durch das Bundesgesetz
betreffenddieHandhabungderBahnpolizeivom 18.Febr.1878.117)
Dieses Bahnpolizeigesefz enthält speziellepolizeiliche Vor-
schlitten gegenüberdem Publikum. Die Eisenbahngesellschaften
strebten nämlich eine Vereinheitlichung ihrer bezüglichenRegle-
mente an, in denen sie sich auch gegenüberdem Publikum Straf-
befugnissebeilegten. Die Kantone betrachtetenein solchesVor-
gehenals Eingriff in ihre Gesetzgebungskompetenz über dasStraf-
recht und erhobenEinsprachebeim Bundesrat,dem die Reglemente
zur Genehmigungvorzulegen u'aren. Der Erfolg war, dass die
Bundesversammlung, um 'eineeinheitlicheRegelung dieser polizei-
lichen Vorschriften zu ermöglichen,auf Vorschlag des Bundesrates
das erwähnte Bundesgesetz,erliess,das sich nur auf die nicht
zum Bahndienst gehörenden Personen, also auf das Publikum,
bezog.- Die Beamfen,Angestelltenund Arbeiter sind nämlich in-
bezug auf ihre dienstlichenVergehenihren vorgesetztenBehörden,
nicht der Bahnpolizei, bei andern Vergehen und Verbrechender
betreffenden Landespolizei unterworf,en.118)
115)vom 8. Juni 1925,AS 41, 353.
1 1 6A
) S 11, S. 1.
ttz; AS n. F.3, 422.
tta) vergl. auch Streuli, S. 40 ff.

205
Wie stellt sich der Dienst der Bahnpolizei in den Grenz- Art, 8 Abs. 2 des St
bahnhöfenund auf Grenzbahnstrecken dar? Gotthardbahnmit den ital
Die Aufgabe der Bahnpolizei ist, Störungen des Eisenbahn- vollr 23. Dezember 187J li
betriebesund der Ordnung auf den Bahnhöfendurch eigenen,un- die Bahnangestelltenausg
mittelbaren Zwang abzuwehren Handelt es sich um eine Gesell- jedem Staatsgebietekomp
schaft; so ist ihr die Ausübung dieses Zwanges konzediert. Bei daselbst gültigen allgeme
den S.B"B üben selbstredendBundesbeamteden Polizeidienstaus. Die Uebereinkunft b,
Wenn mit dem Ausland Verträge über die Bahnverbindungen auch die Dienstverpflichtu
abgeschlossen wurden, so rvurde darin auch die Bahnpolizei ge- linie und den an ihr gele
regelt. So übten die Gesellschaften,und jetzt, wo immer er an sprechen kommen.
ihre Stelle getreten ist, der Bund Polizeihoheit auch im Aus- Gemäss diesem Abko
lande aus. Umfange der Station Chia
An unsern Grenzbahnhöfenund Grenzbähnstreckentrefien bahn ausgeübt,in Luino r
wir nun hinsichtlich der Bahnpolizei folgendeVerschiedenheiten an: nen, unteL Aufsicht der ir
In frühesten diesbezüglichenVertrag, demjenigen über die hörde (Art. 3). Der poliz
Weiterführung der Badischen Eisenbahn durch schweizerisches schriften der betreffenden
Ge-biet(Vertrag von 1852) wird die Handhabung der Bahnpolizei deshoheitfür die auf ihrer
auf schweizerischemGebiet den Angestellten dei BadischenBahn Art. 1 für die beiden Staa
übertragen,ebensoist das deutschePersonal zur Handhabung der An der Simplonlinie I
Bahnpolizei im Badischen Bahnhofe zu Basel b,erechtigt,hat sie men. Wir finden nur irn
aber naclr dem schweizerisch,enBahnpolizeigesetz auszuüben, da Anschlussdes schweizeris
der Bahnhof auf schweizerischemTerritorium steht; ebensohaben den Simplon) die Bestimr
auch die Angestelltender BadischenBahn durch denKanton Schaff- auf der Linie und den S.ra
hausennach schweizerischem Rechte die Polizei ausgeübt. italienischerrEisenbahnan
Inl lionstanzerBahnhof wird die Bahnpolizeivon den badischen die schweizerischenEiseä
Beamten gehandhabt,nach badischenGesetzen.11e) Teilung, die die Folge der
In Schaffhausenübt diese der Bahnhofvorstand. S.B.B. aus, Verkehrsverhältnisseist (F
snd zwar über das ganze Bahngebiet,ausgenommen über die Teile, wird diese Vorschrift im
die für den ausschliesslichen badischen Gebrauch bestimmt sind, strecke von Domodossola
woselbst die Bahnpolizei durch den badischenDienstvorstandaus- dort gesagtwird, dass au
9eübt wird. rzol von Iselle bis Domodossol
Auf der StreckeGüterstation-St. Johann und Bahnhof Basel- haben, in den Zügen die ,
S.B.B., der 1901 an die Elsass-Lothrinsischen eidigten italienischenBea
Eisenbahnenver-
pachtetwurde, übten diese,nach den Vorlchriften der Schweiz.die italienischenBahnen beste
Bahnpolizeiaus.r21) Inr Bahnhof Vallorbe
In Buchs und St. Margrethen hatten die Vereinigten Schwei- tümerin desselben,der Jur
zetbahnenund habenjetzt die S.B.B. die Eisenbahnpolizeihoheit.rzz) ausgeübt. 125)
Der Polizeidienst an den Stationen der Gotthardbahn. da Auf dem zwischen de
deren mehrerein Betrachtk,ommen, ist in einer besonderen Ueber- gelegenenTeilstück besorg
einkunft ger'egelt. Zuv,or aber wurden in den ersten Gotthard- Im BahnhofePontarlier
verträger grundlegende Bestimmungenerlassen. wird der B ahnpolizeidiens
11e)Vertrag betr. Verbindung der Seetalbahn mit den Badischen 123)AS 71. 478.
Bahnen, 1870,Art. 8. 1%)vom 16. Februar I?.
120)Vertrag von 1902, Art. 12. 125)Vertrag t.on 1g@ r
121)Vertrag von 1901, Art. 4 Mont d'Or). Art.-8.
. -r22)Vertrag von 1870, Art. 12, und von 1871 (von der Kreisdirek- ,126)Vertrag von 191J, At
tion) S 21. 127)Vertrag von 1911, ^tt

206
Art. 8 Abs. 2 des Staatsvertrages betreffendVerbindungder
Gotthardbahnmit den italienischenBahnen bei Chiassound Pino
vom 23. Dezernber7873123)bestimmt, dass die Bahnpolizei durch
die Bahnangestelltenausgeübtwerde, unter Aufsicht der dazt in
jedem StaatsgebietekompetentenBehörde und in Gemässheitdet
daselbst gültigen allgemeinenVorschriften
Dia Uebereinkunft betrefiend den Polizeidi,enst124) umfasst
auch die Dienstverpflichtungender Landespolizeian der Gotthard'
Iinie und den an ihr gelegenenBahnhöien, auf die wir später zu
sprechenkommen.
Gemäss diesem Abkommen wird die Bahnpolizei im ganzen
Umfange der Station Chiassovon den Angestelltender Gotthard-
bahn ausgeübt,in Luino von den Beamten der italienischenBah-
nen, unteL Aufsicht der in ihrem StaatsgebietekompetentenBe-
hörde (Art. 3). Der Polizeidienstwird natürlich nach den Vor-
schriften der betreffendenStaaten vorgenommen. (Die volle Lan-
deshoheitfür die auf ihrem Gebiete befindlichen Streckenwird in
Art. 1 für die beiden Staatenausdrücklichvorbehalten.)
An der Simplonlinie besteht kein solchesBahnpolizeiabkom-
men. Wir finden nur im Uebereinkommen von 1899 (betreffend
Anschlussdes schweizerischenBahnnetzes an das italienischedurch
den Simplon) die Bestimmung,die wohl genügt, dass die Polizei
auf der Linie und den Stationen Isell,ebis Domodossoladurch die
italienischerrEisenbahnangestellten, diejenige in den Zügen durch
die schweizerischen Eisenbahnangestellten ausgeübtwerde, eine
Teilung, die die F,olge der hier herrschendenaussergewöhnlichen
Verkehrsverhältnisse ist (Art. 9 Abs. 2). Noch näher ausgeführb
wird diese Vorschrift im Vertrag betreffend Betrieb der Bahn-
streckevon D,omodossola bis Iselle von 1906, in Art. 13, indem
dort gesagt wird, dass auf dieser Strecke und auf den Stalionen
von Iselle bis Domodossoladie BeamtenItaliens die Folizei hand-
haben, in den Zügen die Schweizer, aber unter Mithilfe von be-
eidigten italienischenBeamten und nach Massgabeder bei den
italienischenBahnen bestehendenVorschriften.
Inr Bahnh'of Vallorbe wird die Bahnpolizei von der Eigen-
tümerin desselben,der Jura-Simplonbahn,jetzt durch die S.B.B.,
ausgeübt. 125)
Auf dem zwischen dem Bahnhofe Vallorbe und der Grenze
gelegenenTeilstück besorgendie S.B.B. den Polizeidienst. 126)
InrBahnhofePontarlier und auf der Strecke Cr'enze-V'erriöres
wird der Bahnpolizeidienstdurch die p.L.M. besorgt.127)
123)AS 11. 478.
1%)vom 16. Februar/l7. April 1881 (AS 5, 77.)
125)Vertrag von 1902 (Bau und Betrieb einer Linie durch den
Mont d'Or), Art. 8.
126)Vertrag von 1914, Art. 3.
12?)Vertrag von 1914, Art. 10.

207
Hier liegen die Dinge so, dass dort, wo die Schweizdie Linien ,rDer Transport von
betreibt, Fränkreich den Bahnp'olizei-, Bahnunterhaltungs- und nischert oder in l-uina
Bahnbewachungsdienst übernimmt,dort, wo Frankreich Zugs' :und werden, findet von d.e
Fahrdienst hat, die Schweiz die Polizei -etc.- Funktionen ausübt, Landesgrenze durch d
je nach den Vorschriften des eigenenLandes. Ueberlieferungert'olgt,
Besondere Bestimmungentreffen wir sodann an im Ueber- Polizeibehördeist bere
einkommen betreffend eine Bahn von Ngon nach Divonne-les- aafsichtigen,und soll, i
Bains und die gleichen im Vertrage betreffend eine Bahn von des andern Staqtes yer
Martigng nach Chamonix.128) Also Ausübungvon
Für- den Betrieb der Strecke Divonne- les - Bains - Schwei- einen Staates auf dem Gr
zergrenze (Vallorcine- Schweize r grenze),geltendie. f ranzösischen Wenn es dagegen di
Gesetzeund Reglementeüber die Bahnpolizei. Die Polizei in den so kann jede der beiden
Zügen wird abei von den Angestelltender schweizerischen Bahnen ,organedes andern Staaie
ausgeübt. und auf dasGebietdes ei
Wieder eine andere Version tritt uns im Vertrag betreffend Dieses Abkommenze
eine elektrische Schmalspurbahnvon Locarno nach Domodossola Italien; es wurde auch r
entgegen. 12e) Der in Cltiasso statit
zei verhultete1885ein
,,Die Bahnpolizei wird durch Beamte der Betriebsverwaltung selbe in den naclt Con
unter Aufsicht der zastdndigenOrgane ieder der beiden Länd'er
and gem.össder aut' iedem der beiden Gebiete geltenden Vor- w,ollte. Der Staalsrat
scltriften gehundhabt werden." Verltaftung einen Eingr
d,urch'denBandesrat in
Also zweierlei Vorschriften und zw'eierleiAufsicht, aber Aus- st,qtiert hatte, dass de
übung nur durch Beamte eines Landes. nuch der Uebereinhun
Dasselbe Doppelspiel geschah auf der Linie Pfetterhausen- hannte dar,auf, dass d
Bonfol.130) Der it,alienischePolizis
Neben der Bahnpolizei, die die Aufgabe hat, Störungen etc. Verhat'tungvornehmen
v o n d e r B a h n a n s i c ha b z u w e n d e h
na, t die Landespolizei die von der schweizerisch
allgemeinereAufgabe,für Ruhe,Sicherheit und Ordnung zrr wachen. Art. 4 der Ueberein
Diöser Pflicht hat sie auch in den internationalen Bahnhöten ,,Alle F,ormalitäten a
nachzukommen. Dazu kommt dort die ganz spezielle Verpflich- den beiden Stationen C
tung, Aus- und Einreisendezu überwachen,Verbrechertransp'orte
"ibernehnrcn, untl zwar so, dass sie
zu internationale Polizeihilte zu leisten. Eingehend senden veran'lassen.Dit
ist dieser Dienst nur in VerträEenmit Italien geregelt. Collhardbuhn und iitret
Vertrag mit Italien über den Polizeidienst in den internationa- Slationen ohne Auienr
len Stationen der Gotthardbahn131): Verweilens in den intt
Der Polizeidienst wird in den Stationen Chiasso und Luino Gebiet nicht verlsssen.A
Die italienischeGesa
Artikel, und auf Art. 1 I
zet:organeauf der Station
ken, dass von den schn-e
Personenitalienischer He:
sie regeln u. a. das Verfahren bei der Passkontroll'eund mit Va- setze ihres Heimatlande
ganten und Bettlern. Art. 9 ist wichtiger: geklagte,Refraktäre, beur
Es ldsst sich weder t
Art. 13.
128) Verträge von 1908/09, nicltt aul die in Betracl
12e) vom lf. September1918/23. Dezember1921,AS 40' 277.
130) Vertrag von 1906. AS 23, 855. Art. 10. 132)BBI 188I, I, 377.
131) Daten wie oben, Bahnpolizei-Gotthardbahn. 133)BBI 1886,I, 877.

208
,,Der Transport von Individuen, welche in Chiassoder italie-
nischen oder in Luino der schweizerischenPolizei übergeben
werden, lindet von den betrelt'endenStationen aus bis an die
Landesgrenzedurch dieienigen Age,nten statt, an welche die
Ueberlieferungerlolgt ist. Die schweizerischeres7t.itnlien[sche
Polizeibehördeist berechtigt, das Gebiet bis zur Grenze zu be-
aufsichtigen,und soll, lalls ihre Unterstützungvon den Benmten
des andern Staates verlangt wird, dieselbeangedeiltenlussen.((
Also Ausübung von Rechten und Pflichten durch Beamte des
einen Staatesauf dem Gebietedes andern Staabes.132)
Wenn es dagegen das öffentliche Interesseerheischensollte,
so kann jede der beiden Regierungenverlangen,dass die Polizer-
,organedes andern Staateszeltw,eisejedwelche Tätigkeit einstellen
und auf dasGebiet des eigenenLandes sich zuriickziehen (Art. 10).
Dieses Abkommen zeltigte eine Reihe von Verhandlungenmit
Italien; es wurde auch mehrfach abgeändert.
Der in Chiasso stalionierte Delegierte der itul.ienischenPoli-
zei verhat'tete1885 ein Individuum in dem Augenblich, wo das-
selbe in den nach Como und tl[ailund lahrenden Zug steigen
wollte. Der Staatsrqt des Kantons Tessin erblickte in dieser
Verhat'turtgeinen Eingrifi in seine Souveränitiitsrechte.Er liess
durch'den Bundesrat in Rom rehlamieren,nachdemdieser h.on-
statiert hatte, dass das Vert'ahren des Polizeidelegiertensich
nuch der Uebereinhunftnicht rechtt'ertigenlusse. Italien s.ner-
hannte dar,auf, dass das Vert'ahren ungesetzlich gewesen sei.
Der it,ulienischePolizist dart' aul schweizerischemBoden keine
Verhaftung vornehmen,es wäre denn, das Individuum wäre ihm
v,on der schweizerischenPolizei übergebenworden.rss)
Art. 4 der Uebereinkunft lautet:
,,Alle Formalittiten cl.erPass- und Fremdenpolizei soll.enin
den beiden Stutionen Chiasso und Luino vorgenommenwerd.en
und zwar so, dass sie keinen besonderenAufenthalt der Rei-
sende.nveranlassen.DieienigenReisenden,welche vermitlelstder
Cotthardbahn und ihrer Anschl,ussliniendurch eine d.er beiden
Stationen ohne Aufenthalt transitieren, dürt'en wäh.renclihres
Verweilens in den internalionalen Stationen, solerft sie deren
Gebiet nicht ver lassen, leeiner Passhonl r oI Ie unter zogen ü,?r clen."
Die italienischeGesandtschafthielt dafür, gestitzt auf diesen
Artikel, und auf Art. 1 (siehe hiev,or),die schweizerischen Poli-
zeiorganeauf der Station Chiassoseien gehalten,dabei mitzuwir-
ken, dass von den schweizerischenAuswanderungsagenturen keine
Personenitalienischer Herkunft befördert würden, denen die Ge-
setze ihres Heimatlandes die Auswanderunguntersagten (An-
geklagte,Refraktäre, b'eurlaubteSoldaten).
Es lrisst sich weder aus Art. I noch aus Art.4, der sich gar
nichl auf die in Betracht kommendenVerhriltnissebezieht, son-
132)BBI 1991, r , 3 7 7 .
133)BBI 1896, r , 8 7 7 .

209
dern int Gegenteil eine möglichst geringe Belästigu.ngd.er Rei- Individuen verständige.
senden im Aage hut, lür die schweizeriscltenP,olizeiorganedie hieraus keine Mehrbelast
Pllicltt ableiten, den italieniscltenBehörden in der Handhabung in Luino eintreten, und e:
der itslienischenAuswander.ungsgesetze behülflich zu sein, lau- über weiter zu schaftend
tet dic Antwort des Bundesrates. klärung hin liess die tr
Wss die ,,Angehlagten('betrifft, so gilt der Auslieferungs- fsllsn. rea;
vertrag, und bezüglich der llelraktäre und beurlaubten Sol- Es wurde dann aber
daten haben die Bundesbelürden seit ieher ihre Beihille zu.r der Posten in Luino aufc
Durcltt'ühr,ungausländisclterll4ilitärgesetzeversagt.rs+) zu geringfigig waren und
Infolge des je länger je grössereDimensionenannehmenden porte den tessinischenPot
Verkehrsauf der Station Chiasso(Heimschaffungsfälle, Ausliefe- übergebenwurden.13e)
rungen,Ausweisungen, Durchtransportevon aus Deutschlandaus-
gewiesenenItalienern und besondersAbschiebungenvon mittel- Auf der Simplonlini
l,osenDeutschenaus Italien über Chiasso),wobei die Bundes- Polizeidienst regeln: LIe
behörden die Pflicht hatten, unter Wahrung der schweizerischen dienstesin dem internatio
Interessen,darüb,erzu w-achen,dass bei diesem grossen Polizei- nuar 1906.140)
verkehr den Bestimmungender Staatsverträgeund Vereinbarungen Der P,olizeidienstu-ir
mit Deutschlandund Italien Rechnunggetragenwurde, wurde die dürfnissen des Dienstes i
Stelle eines tessinischenP'olizeibeamten,die bisher je nach Bedarf zerischen und italienisch
besetzt worden war, ständig eingerichfsf.rar) Ebensokann die italienis
1905 wurden bei Ckiasso zwei lranzösischeDeserteured.urclt zeris chen P olizer verlanger
die italienischeFolizei heimlicherweiseüber die Grenze gestellf Brig nicht. Die Ueberrra
und darauf im l(anton Tessin aufgegriffen, obschon in einer Dornodossolabis zur La
Erlztär,ungbetr. den Folizeidienstvom 11. Nov. 1BB4112. Iun- ausschliesslichdurch die
1885136)z,u Art. 6 des Polizeiübereinhomtnens, der vom Trans- übrigen Bestimmungenbe
portbefehl,kandelt, das Verbot uufgestellt war, Individuen heim- lizeidienstes.
lich in das Gebiet des anrler,nStqqtesüberzuse'tzen.
'Staates ,,Sie miis-
sen Stetslort von der Polizei des einen an die Polizei Durch diesesUebere
des andern Staates offen übergebenund mit einer Transport- einen Polizeiposten auf c
bewilligung begleitet sein.(' richten, der, wie derjeilig
Schweiz und umgekehr
Gegen das Vorgehen der italienischen Polizeiorgane wurde grenzpolizeilichen Massne
protestiert, und die beiden Deserteure wurden über die italie- zeipostenwurde durch z,r
nische Crenze zurückgeschoben.137) tons Wallis besetzt. Dr
Der P,olizeidienst für den Kanton Tessin auf der Station Italien her über Domodcs
Luino wurde immer durch den Stationsvorstandder Linie Luino- entschlossman sich, den
Ponte Tresa versehen. Die tessinischeRegierung beantragtewäh- d,ossolawieder auizuhebe
rend des Weltkrieges, diesen P,osüenganz atf^)heben und hinweg (1. März 1907) i
wünschte, dass die zu transp,ortier.enden Leute, welche aus Ifalien lizeip,osteneingerichtet,o
in Luino zur Weltetbeförderung nach der Schweizeintreffen, von jenigen Personenzugeiw!
den d,ort installierten italienischen Polizeiposten nach Bellinzona von Italien nach der Schn
geschafft würden. Oder ab,er, wenn man dies nicht wolle, so
den. Die,entsprechende
möge der italienischeFosten jeweilen die schweizerischenOrgane Italien wurden weiterhrl
benachrichtigen,damit man sich über die Weiterschaffung von Uebernahme durch die i
134)BBI 1892,II, 500. schweizerischen Beamten.
135)Btsl 1904, I, 492 (Der Bund sicherte die Ausrichtung der
Hälfte der Besoldungzu.) r38)B B I 1 9 1 6 I, , 3 3 1 .
136)AS 8. 65. r3e)BBI 1924iGeschä
re1 BBI 1906,I, 459. r40) AS 22, 203, \\ olf. I

210
Individuen verständige. Italien erklärte darauf, es dürfe aber
hieraus keine Mehrbelastung für den italienischen polizeiposten
in Luino ,eintreten,und es könne dieser keine B,enachrichtigungen
über weiter zu schaffendePersonen übernehmen. Auf diese Er-
klä_rung hin liess die tessinische Polizeidirektion den Anrrag
fallen.138)
Es wurde dann aber doch eine Lösung getroffeninsofern,als
der Posten in Luino aufgehobenwurde, da seine Obliegenheiten
nt geringfüqig waren und die aus Luino kommendenFolizeitrans-
porte den tessinischenPolizeipostenin Dirinella und Ranzo Gerra
übergebenwurden.13e)
Auf der Simplonlinie musste ebenfalls ein Abkommen den
Polizeidienst regeln: Uebereinkomrnenzur Regelung des polizei-
dienstesin dern internationalenBahnhof Domodossolavom 19.Ja-
nuar 1906.140)
Der Polizeidienst wird, wie in Chiasso etc,, je nach den Be-
dürfnissen des Dienstes im Einverständnis zwischen den schwei-
zerischen und italienischenPolizeibehördenausgeübt (Art. 1).
Ebensokann die italienischeRegierungden Rückzugder schwei-
zerischenPolizei verlangen;italienischeBeamtegibt es dagegenin
Brig nicht. Die Ueberwachungder Linie und der Bahnhöfe von
Domodossola bis zur Landesgrenzeim Simplontunnel geschieht
ausschliesslichdurch die italienischenBehörden (Art. 10). Die
übrigen Bestimmungenbetreffen das formelle Verfahren des po-
lizeidienstes.
Durch diesesUebereinhommen erhielt die Schweiz das Recht,
einen Polizeiposten auf dem Bahnhofe von Domodossolaeinzu-
richten, der, wie derjenige von Chiasso, die Transporte ltalien-
Schweiz und umgekehrt zu üb,ernehmenund die sonstigen
grenzpolizeilichenMassnahmen durchzuführen hatte. Der Foli-
zeipostenwurde durch zwei Mann des Landjägerkorps des Kan-
tons Wallis besetzt. Da aber äusserst wenig Transporte 'von
Italien her über Domodossolanach der Schweiz geleltet wurden,
entschlossman sich, den schweizerischenPolizeipostenin Domo-
dossola wieder aufzuheben. Deshalb wurde von diesemZeitpunkt
hinweg (1. März 1907) im Bahnhofe zu Brig ein ständiger Po-
lizeiposten eingerichtet,dem von den italienischen Behörden die-
jenigen Personenzugeführt wurd,en,welch,eauf der Simplonbahn
von Italien nach der Schweiz heimgeschafftoder ausgeliefertwur-
den. Die entsprechendenTrarisporte aber von der Schweiz nach
Italien wurden weiterhin nach Domodossola geleitet, wo ihre
Uebernahmedurch die italienische Polizei stattfand. Für die
schweizerischen Beamten,die diese Transportebegleiteten,standen
r38)B B I 1 9 1 6 I, , 3 3 1 .
l3e) BBI 1924(Geschäftsbericht) S. 271.
140)AS 22, 203, Wolf, IV, 763, BBI 1906,II, 510.

211
cc) oder sie wird
im Bahnhof DomodossolaLokale zur Verfügung, wo sie sich aus- Beamtendes ei
ruhen und ihre Waffen ablegen konnten.1ar) andern Staates
Während des Krieges wurden sowohl die Zoll- wie die Po- dessen Gebiet s
lizeiposten nach Brig und in die Eisenbahnzügezwischen Domo-
dossola und Brig zurückgezogen,und als nach dem Kriege Italien 2.Landespolizei.
den Wunsch aussprach, es möchten die schweizerischenZoll- a) Aus den wenigen I
und Grenzpolizeistellennach Domodossolaverlegt werden, wurde despolizei in den (
er aus Nützlichkeitserwägungenund aus Gründen allgemeiner erfüllen muss, die
Natur mit einem Gegenvorschlagauf Aufrechterhaltung des bis- zugewiesensind.
herigen Zustandes beantw,ortet. Eine Antw,ort der italienischen b) Bestehen keine Al
Regierung scheint noch nicht eingetroffen zu sein.L+z) So er- geschlossen;die eir
füllt also das Abkommen von 1906 seinen Zweck nicht mehr. Befugnisseaus, die
Bestimmungenüber die Tätigkeit der Landespolizei in den nungen ihres Heim
Bahnhöfen an der französischenGrenze fehlen, ebenso auch für c) Die Polizei wird du
die Bahnhöfe Buchs und St. Margrethen, ebenso auch für die Bund die Landesp
Basler Bahnhöfe. von den Kantonen i
Es ist aber anzunehmen,es geht das auch hervor aus dem spruch genommenr
über die ZollverhäItnissebei Buchs Gesagten,dass diejenige Po- dienst besonderePi
lizei sich auf dem Cr,enzbahnhofauthält, die dem Lande angehört, wählt, so dürfen si
dem der Bahnhof gehört. Es ist nicht ersiehtlich, ob auch die Gebiet des betreffe
Polizei des Nachbarstaatesin ihm Funktionen ausübt. Da keine verwendet werden-
Bestimmungenvorliegen, muss geschlossenwerden, dass der Ter- int Bahnhof zu \err
ritorialstaat die Justiz- und Polizeihoheit ausübt, also nur seine
Polizei auf dem Bahnhofe anwesendist und eventuell den ZoIl.
beamtendes andern Staatesetc. Hilfe leistet.
Aus denr Vielerlei dieser Bestimmungen(sie lassensich über- Dcr Sanitätcdier
dies beliebig vermehren,da wir nur eine Auswahl getroffen) er-
gibt sich was folgt: Die Ausübung der
1 . ' Ba h n p ' 6 l i z e i : - durch eine Kombination
mungen,die alle an der (
a) In Grenzbahnhöfen wird die Bahnpolizei jeweilen von den nale Regl'ementation ist
Beamten derjenigen Gesellschaft,bezw. desjenigenStaates aus den von fast allen
und unter deren Vorschriften ausgeübt,denen der Bahnhof auf internationalenSaniti
gehört und auf deren Territorium er steht.1a3)
nalen Abkommen gegen
b) Auf Grenzstreckenist die Bahnpolizei so g,eregelt: Tgphus, Pest etc.), dan-n
aa) sie ist geteilt, wird auf Schweizergebietdurch schweize- benachbartenStaaten a.
rische Beamte nach schweizerischenVorschriften aus- nitätsdienst an der Gren
geübt, auf ausländischem Gebiet durch ausländischeBe- regeln. Wenn auch inte
amte nach ausländischenVorschriften: men, z. B. gegen ansteck
bb) sie wird auf schweizerischemGebiet durch ausländischa trolle der Reisendenauf
Beamte, aber unter Beobachtung schweizerischerVor-
schriften, oder aber unter B'eobachtungausländischer 144)tsBl 1918, II, 22tlt 1
Vorschriften, ausgeübt,und umgekehrtauf ausländischem lizeidelegierten auf einem
die andern Bahnhöfe auch r
Gebiet durch schweizerischeBeamtenach schweizerischen Weiterschaffung der aus d
,oder ausländischenVorschriften: schobenen oder ausgewiese
beförderung der zum Tran
141) BBI 1908,I, 541. eintreffenden Ausländer, ll
r42) Geschäftsbericht1922.S. 45. transport aus der Schrr-eiz
143)Wenige Ausnahmen vorbehalten (Schaffhausenund Badischer seine Polizei oder bei der .
Bahnhof Basel.)

212
cc) oder sie wird ausgeübt auf der Bahnstreckevon den
Beamtendes einen, in den Zigen von den Beamtendes
andern Staates, nach den Vorschriften des Staates, auf
dessen Gebiet sich Strecken und Ziqe befinden.
2. Landespolizei.
a) Aus den wenigen Bestimmungenergibt sich, dass die Lan'
despolizei in den Crenzbahnhöfennur diejenigen Aufgaben
erfüllen muss, die ihr durch die internationalenAbkommen
zugewiesensind.
b) Bestehen keine Abkommen, ist die fremde Polizei aus-
geschlossen;die einheimischePolizei dagegenübt diejenigen
Befugnisseaus, die ihr gemässden Gesetzenund Verord-
nungen ihres Heimatstaateszugeschiedensind.
c) Die Polizei wird durch Beamte der Kantone ausgeübt,da der
Bund die Landespolizeihoheitnicht hat; diese Polizei kann
von den Kantonen für FahndunEenund Verhaftungenin An-
spruch genommen'uverden.Werden aber für den Bahnhof-
dienst besonderePolizelbeamte(sogenannteDelegierte) ge-
wählt, so dürfen sie nicht für den Polizeidienstim übrigen
Gebiet des betreffendenKantons oder gar im Nachbarland
verwendetwerden. Sie haben ihren Dienst ausschliesslich
inr Bahnhof zu verrichten.144)

s 17.
Dcr Sanilälsdiencl in den Grenzbahnhöfen.
Die Ausübung der Sanitätspolizei an der Grenze geschieht
durch eine Kombination von internen und internationalenBestim-
mungen,die alle an der Grenze anzuwendensind. Die internatio-
natreReglementationist wiederum doppelt. Sie besteht einmal
aus den von fast allen zivilisierten Staaten angenommenenund
auf internationalenSanitätskonlerenzenausgearbeiteten internatio-
nalen Abkommen gegen gemeingefährlicheKrankheiten (Cholera,
Tgphus, Pest etc.), dann aber besteht sie auch aus zwischen zwei.
benachbartenStaaten abgeschlossenen Abkomm,en,die den Sa-
nitätsdienst an der Grenze, und insb,es,ondere
in Grenzbahnhöfen,
regeln. Wenn auch internationale Konventionen Schutzmassnah-
men, z.B. gegen ansteckendeKrankheiten, erlassenund eine Kon-
trolle der Reisendenauf einem internationalenBahnhof verlangen,
144)tlBl 1918, II, 220 gibt eine Schilderung des Dienstes eines Po-
lizeidelegierten. auf einem internationalen Bahnhof (Chiasso), die auf
die andern Bahnhöfe auch zutrifft: Fremdenkontrolle, Uebernahme und
Weiterschaffung der aus dem Nachbarstaate nach der Schweiz abge-
schobenen odef ausgewiesenen Schweizerbürger, die Sorge um die Weiter-
beförderung der znm Transite durch die Schweiz bei der Grenzstation
eintreffenden Ausländer, Mithilfe bei der Heimschaffung und beim Ab-
transport aus der Schweiz in den Nachbarstaat, bei der Uebergabe an
seine Polizei oder bei der Abschiebung über die Grenze.

215
so müssendoch immer noch zwischen den beteiligten Gtenzstaaten Der Bundesrai anerl
besondereAbkommenabgeschlossen werden, um den internationa- vorcCholera in der S:
len Schutzdienst auf ihrem Gebiete zu verwirklichen, denn ein eigentümliclten ärzrlit :
internationales allgemeinesAbkommen kann die Hoheit der be. der lVangel einer drz,
treffenderr Staaten nicht tanEieren; es kann nur Wünsche aus- deutschenund spezie
sprechen und Forderungen aufstellen. Itabung des Gesundht
Im weitern sind hier diejenigen Massnahmeneinzweihen,die keifen bereiten mü-i-i::
das Vieh betreffen, welches die Grenze transitiert. Eigentliche Es fanden l(oniir;
Verträge hierüber treffen wir hier nicht an, indem in den all- stal{. Bqdischerse;;-<
gemeinenSanitätsabkommenauch für den Viehtransport geltende auf ihrem Rarftr-r-rid.
Bestimmungenenthalten sind. badischesGebiet gelar
Besondere Abkommen sind aber dann geschlossenworden, ach der ärztlichen' Xn
wenn es sich um Grenzweiden und deren Benutzung v,on Vieh Stör,ung des llerhehrs
aus beiden Grenzstaatenhandelte. Wir beschäftigen uns hier Der Bundesrot kdn
nicht damit, da sie den an d.er Grenze zu erfüllenden Formalitä- Qegier,ung entgegen ur
ten ganz ähnliche zur Seite stellen: Zusammenarbeitder sani- Grenzorten nach dem
tären Instanzen, urn die Ansteckung durch Viehkrankheiten,ins- und d.aselbstdurch ein
besonderedurch die Maul- und Klauenseuche,zu verhindern.14b) die Befugnis zur rrgt
Zuvörderst möchten wir aber die Entwicklung durchgehen, Pr,axis in der Schve:
die dgr sanitätspolizeiTicheDienst an der Grenze bis heute ge- Falle müsse aber d!o
nommenhat. such,ungder rutch Bs;
Im Sommer des Jahres 1884 ltatte die badische ftegier,urcg für bestimmtes,ganz ,
zwr Auslührung der von iltr angeordnetenSicherheitsmassregeln übrigen sich den -1nr
gegeil die Cholera einen deutschenArzt im BadischenBahnhol . der H,undhabungder S
in Busel inst,alliert. Die llegier,ungdes Kantons Baselstadter- beauflragten Schveizr
blichte in diesemVorgeheneinen unberechtigtenEingrif f in ihre Auf Grund diesesZ
durc/t Art. I des Eisercbaltnvertrages von 1852ausdrüclelichga- kunft zustande: Ueber
rantierten H oheitsrechle.146) wachung des von der Si
Siz unl.rtrgte dem badischenArzle die Voltziehungseiner kehrs auf dem Badische
ärztlichen und sunitätspolizeilicltenAut'träge. ausgebrochenen Seuchen
Die badiscltellegierung nzachtedie Angelegenheitbeim Bun- Die badischeRegie
desratc anhängig und verlungte, gestützt auf Art. 24 des l/er- gebr'ochenen Seucheneil,
trages,r4T)Rüchnahme'derlrerfügung der llegierung 1/onBase|.. gieren rnd zwar nach fu
Der B,undesrath.onntediesen Rechtsstandpunh.lnicht teilen, (Art. 1). Die ärztliche
denn in Art.24 ist nur von der Handhabung der Buhnpotizei den ausgedehntist, die I
die llede, und er wsr somit ungeeignet,die in Anspruth ge- in einem bestimmten un
nommenenBet'ugnissegesundheitspolizeilicherNatur zu unter- (Art. 2), den die badisc
st,ützen. Der delegierte Arzt ist nicht Bahnpolizist, wurde ge-
sagt, sondern lungiert als Organ der Gesundheitspolizei,deren In der Wahl des Au
Ausübung eines der Hoheitsrechtebildet, welche Basel und cler schriften; es ist gleichg
Eidgenossenscltaftausdrüchlich vorbehaltensind ( Art. I ). kann ,oder nicht (Art- :
nicht mehr nach Baden
145)Siehe auch Liechtenstein, Abkommen betr. Vielrrn'eiden im Vor- Basel, auf Kosten der ba
arlberg.
146)Art. 1 : ,,Die Schweizerische Eidgenossenschaft unter ausdrüch- Transportfähigkeit entsch
licher Wahrung ihrer Hoheitsrechte sowie derjenigen der Kantone Basel- cher für die Ueberrrach
Stadt und Schaffhausen überlässt dem Grossherzögtum Baden den Bau dem Bahnhofe sich befin
der Eisenbahn durch die Kantone Schaffhausen unä Basel-Stadt etc. . . "
147)Art 24; ,,Die Handhabung der Bahnpolizei auf schweizerischem tnsl AS 9, 96, \'olf II.
Gebiete wird von den Angestellten der Bahnlerrn'altung ausgeübt." 14e)vergl. auch Schol

214
Der Bundesratanerhanntezwar, dass im Falle des Aufiretens
von Cholera in der Schweiz bei dem lebhaften Verhehr und den
eigentümlicheniirztlichen Verhältnissen im Badischen Baltnltoi
der tWangel einer ärztlichen Kontrollstelle uuf dentselbenden
deutschenund slteziell den badischenBehörden in der Hand'
Itabung des Gesundheitsschutzes nicht unerheblicheSchwierig-
heiten bereiten musste.
Es fanden I(onlerenzen zur Beseitigung dieses Konllihtes
stall. Badischerseitswurde d'abeibetont,dass,wenndie Sch.u'eiz
auf ihrem Rechtsstandpunhtbeharre, die Reisenden, clie nuf
badischesGebiet gelangten,sich in Leopoldshöheund inGrenz'
ach der ärztlichen Inspehtion unterzieken müssten, was eine
Stör,ung des Verhehrs becleutenwürde.
Der Bundesr,utham deshalb den Wünschen der badischen
Qegierang entgegenund gest,atteteihr, die Inspehtion von den
Grenzorten nach dem Badischen Bahnhof in Basel zu verlegen
und d.aselbstdurch ei.nenArzt besorgenzu lassen,der sich über
die Befugnis zur regelmössigenAusübung der medizinischen
Praxis in der Sc/tweiznicht auszuweisenhabe. In diesem
F,alle müsse aber dieser Arzt seine Tätigheit aul die Unter-
suchung der nach Baden reisenden Personen und aut' ein hie-
für bestimmtes,ganz abgegrenztesLohal beschrtinhen,ttnd im
übrigen sich den Anordnungen des von der Ortsbehörde mit
' der H,andhabungder Seuchenpolizeiaul dem BadischenBahnhol
beaultragten Schweizer,arzte
s lügen.
Aul Grund dieses Ztgeständnisseskam dann eine Ueberein-
kunft zustande: Uebereinkunft betreffend die sanitäre Ueber-
wachung des von der Schweiz nach Baden gerichtetenReisever-
kehrs auf dem BadischenBahnhof zu Basel bei drohendenoder
ausgebrochenen Seuchen,vom 5. J:uni 1886.148)
Die badische Regierung darf nur bei drohenden oder aus-
gebrochenenSeucheneinen Arzt in den BadischenBahnhof dele-
gieren und zwat nach Anzeige an das Basler Sanitätsdepartement
(Art. 1). Die ärztlicheTätigkeit (die nur auf diejenigenReisen-
den ausgedehntist, die von der Schweiznach Baden reisen) geht
in einem bestimmten und genau abgegrenztenRaume vor sich
(Art. 2), den die badischeEisenbahnverwaltung herrichtet.
In der Wahl des Arztes macht die SchweizBaden keine Vor-
schriften; es ist gleichgültig, ,ob er in der Schweiz praktiziQren
kann ,oder nicht (Art. 5). Können Reisende, die krank sind,
nicht mehr nach Baden transportiert werden, so werden sie in
Basel, auf Kosten der badischenVerwaltung, verpflegt; über die
Transp,ortfähigkeitentscheidetaber der schweizerischeArzt, wel-
cher für die Ueb,erwachungder nach der Schweiz Reisendenauf
dem Bahnhofesich befindet(Art.4/5).14e)
tas;AS 9, 96, Wolf II, 194,BBI 1887,I, 529,Salis, I, No. 96, S.387.
149)vergl. auch Schollenberger,Die Schweiz seit 1874.S. 23.

215
Vallorbe und Domodosso
und Wallis.
192I wurde das Ep:
I(ostenfrage erfuhr eine n
Die Aenderung hatte
viel zu sagen, indem ledig
dere Fassung gegeben ur
desrat, wenn ausserorden
gen Massnahmentreffen k
Krankheiten auch im Inner
In den Verhandlunga
der Bund die Ueberwach
er dann auch für die Kostr
Schon die Botschaft f
- Aber erst im Jahre 1906111)schloss der Bund ein rleberein- mehr begnügenkönne,nur
kommen ab betreffend den Dienit der GesundheitspolizeifEoide- Beiträge an die Kosten zu
mien und viehseuchen) im international,enBahnhof nornöoos-
söla. 152) ,,Wir h,önnen,da inft
zieller und politischer -4
chenabwehrdienst dieser
und damit die Ceiahr t
erheblichgewacltsenisr.
damit betrauen, unser Lt
zu schützenund sie die I
Gewtihr lür eine wirhsrt
Organisation des Abn,eh
kann nur aul dem Bod.
werden.('
Der Bundesrat hatte i
als dia Umständedies eriot
Entlausungs- und Desinfe
tgphusverseuchtenGebiete
vom 18. Juni 1920 war sod
ganisation und die Kosten I
Bunde übernommenwerde
behaltung ihrer Mitarbeit" ,
tung, die ihnen aus diesem
So übernahm der Bun
die Aufgaben, die bisher dr
Massregeln,die auf den ts
derte dies nichts.
Auch die ViehseuchE
150)vom 2. Juli 1886, heitliche Regelung.
^4S91 22r BBI 1886,II, b35,Giacometti,S. 98g.
i|l 24.Juni, AS _22,208,Wotf, IV,'Epidemien.
g_g.r 7'66,'BBl'1906,
- II;si-d.- 154)
Abänderung des Ge
152)Wir sprechenhier nur von den
rea;AS 31, 113,BBI 1914,IV, 633. BBI 1920, Y, 327, Stönogr. Br
Ständerat 1921.S. 70 ff ünd 1

216
Vallorbe und Domodossola ist also Sache der Kantone Waadt
und Wallis.
192I wurde das Epidemiengesetzgeändert, und auch die
Kostenfrage erfuhr eine neue Regelung.
Die Aenderung hatte allerdings für die Grenzbahnhöfenicht
viel zu sagen, indem lediglich dem Art. 7 Abs. 5 eine etwas an-
dere Fassung gegeben und hinzugefügt wurde, dass der Bun-
desrat, wenn ausserordentlicheUmständees erforderten, die nöti-
gen Massnahmentreffen könne, um die Verbreitung epidemischer
Krankheiten auch im Innetn des Landes zu vethindern.lb4)
In den Verhandlungenwurde g,ewünscht,dass, wenn schon
der Bund die Ueberwachungder Grenze vollständig übernehme,
er dann auch für die liosten aufkomm,e.
Schon die Botschaft hatte gesagt, dass der Bund sich nicht
mehr begnügenkönne,nur dasRecht der Kontrolle und die Pflicht,
Beiträge an die Kosten zu zahlen, auszuüben.
,,Wir hönnen, da infolge der missliclten Verltöltnisseiinan-
zieller und politischer Art vieler euroTtäischerStaaten d.er Seu-
chenabweltrdienstdieser Staaten vottstrindig desorganisiert ist
und damit die Get'altr einer weitern Ausbreitung von Seuchen
erhebliclt gewachsin ist, ietzt nicht mehr einzelneGrenzkantone
damit betrauen,unser Land gegen das Eindringen von Sewhen
z,u schützenund sie die l(osten diesesSchutzes tragen zu lassen.
Gewtihr lür eine wirksame Abwehr kann nur eine einheitliche
Organisationdes Abwehrdienstesbieten,und diese Organisalion
kann nur auf dem Boden der Bundesgesetzgebung geschallen
werden.('
Der Bundesral hatte in diesem Sinne schon gehandelt dann,
als die Umständedies erf,orderüen(Massnahmengegen die Grippe,
Entlausungs- und Desinfektionsanstaltenfür Reisende aus fleck-
tgphusverseuchten Gebieten). Durch Beschlussdes Bundesrates
vom 18. Juni 1920 war sodann noch verfügt worden, dass die Or-
ganisationund die Kosten des Sanitätsdienstesan der Grenzevom
Bunde übernommenwerden, um so die Grenzkantone,unter Bei-
behaltung ihrer Mitarbeit, von den Ausgaben und der Verantwor-
tung, die ihnen aus diesem Dienste wuchsen,zu entlasten.
So übernahm der Bund durch die Erweiterung des Gesetzes
die Aufgaben, die bisher den Kantonen obgelegenhatten. An den
Massregeln,die auf den Bahnhöfen getr,offenworden waren, än-
derte dies nichts.
Auch die Viehseuchenpolizeiefiuhr an der Grenze eineein-
heitliche Regelung.
154)Abänderung des Gesetzesvom 18.Februar 1921,AS 37, 353,
BBI 1920, V, 327, Stenogr. Bulletin, Nat.-Rat 1921. S. 117 tr und 140.
Ständerat1921,S. 70 ff und 116.

217
Das erste Gesetzgegen die Viehseuchenvon 7872155)stitzte tierischen Produkte, welch
sich auf Art. 59 der B.V., welcher lautete: ,,Die Bundesbehörden nach Italien oder aus Itali
sind befugt, bei gemeingefährlichen Seuchengesundheitspolizeiliche im Bahnhof Domodossola
Verfügungenzu erlassen." den Quais zu erfolgen ha
Die Verfassung v,on 7874 erwähnte neben den Seuchen n,och hält auf seine Kosten im
die Epidemien und bestimmtein Art. 69, was die Tierkrankheiten Ihr Dienst richtet sich na
änbetrifft, im wesentlichen das gleiche wie die Verfassung von Staates, der sie angestelt
1848. arzte ist aber die Durchtü
Art. 69 der Verfassungvon 1874 Iatfiete: ,,Dem Bunde steht tung der Absonderungsst
die Gesetzgebungüber die gegen gemeingefährlicheEpidemien Weiter wurde zudens
und Viehseuchenzu treffenden gesundheitspolizeilichen Verfügun- gr enztierär ztlichen Dienst
gen zu." liche Stellung der Grenzt
1886wurde das Bundesgesetz dann abgeändert. 156) Die Ab- der Bundesrat die stänrl
änderungzog die Grenzuntersuchung des Viehs in den Pflichten- Amtsperiode;,,sie sind eir
kreis des Bundes und übertrug die Untersuchungpatentierten, nennt auch die nichtständi
vom Bundesrat zu ernennendenTierärzfen, deren StellunE zwar widerrufen werden kann. i
nicht diejenige eigentlicherBundesbeamtermit fixer Anstellung, ständigen eidgenössische
sondern diejenige speziell für den GrenzdienstberutenerExperten ärzten die Ausübung des 1
wul'de, die jeweilen nach erfüllter Pflicht wieder ihren Berufs- Die nichtständigenTierärz
geschäftenobliegen konnten.157) tigung nicht gehindert (An
Das abgeänderteBundesgesetzsah auch vor, dass aus den an die Besoldungder ständig
der Grenze für tierärztliche Untersuchungzu entrichtendenGebüh- ihr W,ohnortim Auslande
rerl vor allem aus die durch die Sanitätspolizeian der Grenze vet- ter werden die Eisenbah
ursachten Kosten zu be,streTten seien.158) verwaltungen zur Steilung
Diesem GesetzeEemässerliess der Bundesrateine Instruktion für den grenztierärdltche
fjjr Grenzlierärzte, vom 26. 1\11ärz 1891.15e) Davon interessiert 1914 wurde noch €i
uns nur Art. i8 Abs. 1, der vorschreibt,dass, damit die Llnter- fend den Veterinär- Poliz
suchungder einzuführendenTier.ein den an der Grenzegelegenen Valtrorbegeschlossen.lil)
Bahnhöfen möglichst rasch vor sich gehe, die Angestelltender är ztlicher Dienstes fildei
Bahngesellschaften die Grenztierärztein der Ausübungihrer Funk- der beiden Staatenhä1t a'.
tionerr zu unterstützen hätten. ärzte, die ihren Dienst nz
Inzwischenwurde das Sanitätsabkommen mit Italien geschlos- führen (Art. 112). Die H
sen, das auch veterinärpolizeiliche BestimmunEen enthielt und men erwachsen, sind ron c
vorschrieb,dass die Ausübung des polizeilichen grenztterfuztlichen aus dem die zurückgen-
Dienstes hinsichtlich des Viehs, der Fleischwaren und sonstigen Der Schwerpunkt de
155)Bundesgesetz über polizeiliche 1\{assregelngegen Viehseuchen diesen mehr formellen, ft
(Tierärztliche Untersuchtrng bei Vieheinfuhr) vom [i. Februar 1872. ungen, sondern in der rer
156)Bundesgesetz betr. eine Aenderung des tsG über polizeiliche ZurickweisunE von Transl
Massregeln gegen Vichseuchen vom 8. Februar 1872, Aenderung vom Das neue Tierseuch
1. Juli 1886,AS 10, 1029, 11,211,9, 274. BBI 1886, II, 509.
157)Das Organisations-Gesetzdes eidgenössischenLandwirtschafts- sich auf den neuen Art. 6
departements vom 26. März 1897 führt rnit Recht als Bundesbeamte mit Art. 51, Abs. 2 B.\'.
neben dem Vichscuchenkommissär auch die Grenztierärzte auf; es be- 1973 v'orr' Volke angenom
stimmt allerdings bezüglich der Grenztierärzte in 44. 3, Schlussatz: sung; ,,Der Bund ist bef
Die Besoldung der Grenztierärzte wird vom Bunclesrat im Verhältnis
zur geforderten Leistung festgesetzt. 160)am 30. Dezember 1:-
tr8) Auf Grund dieser Bestimmung wurden seither die Besoldungen 161)yom 11. Juli 19U. .
der Grenztierärzte, ferner alle weitern, mit der Grenzpolizei zusammen- roz; AS 34, 125, BBI 1el
hängenden Kosten an der Greqze gedeckt. (BBl 1915, I, 365.) letin, Nat.-Rat, 1916, S. 1 ff ir
löe)AS 12. 655. 1 9 1 6 .S . 1 8 8 t r , 1 9 1 7 ,S . 5 1 u n '

218
tierischen Produkte, welche auf der Simplonlinie aus der Schrveiz
nach Italien oder aus Italien nach der Schweiz befördert würden,
im Bahnhof Domodossolaoder auf den im Bahnhofgebietliegen-
den Quais zu erfolgen habe (Art. 8). Jeder der beiden Staaten
hält auf seine Kosten im Bahnh,ofeinen oder mehrere Tierärzte.
Ihr Dienst richtet sich nach den Gesetzenund Vorschriften des
Staates, der sie angestellt hat (Art. 9). Dem italienischen Tier-
arzte ist aber die Durchtührung der Desinfektion, sowie die Lei-
tung der Absonderungsstallung übertragen(Art. 1a).
Weiter wurde zudem eine neue Vefordnung betreffend den
grenzlierärztlichenDienst erlassen.160)In ihr wurde die recht-
liche Stellung der Grenztierärzte endgültig geregelt, indem nun
der Bundesrat die ständigen Aerzle wählt für die gesetzliche
Amtsperiode;,,sie sind eidgenössische B'eamte"(Art. a). Er er-
nennt auch die nichtständigenTierärzte, deren Ernenntrngiedetzeit
widerrufen w,erdenkann. Ohne ausdrücklicheZtstimmung deszu-
ständigen eidgenössischenDepartem,entsist den ständigen Tier-
ärzten die Ausübung des privaten tterärztlichen Berufes verboten.
Die nichtständigenTrerärzte sind an der Ausübung ihrer Beschäf-
tigung nicht gehindert(Art. a Abs. 5/a). Der Bundesratbestimmt
die Besoldungder ständigen Grenztierärzle;er kann ihnen, sofern
ihr Wohnort im Auslandeliegt, Zulagen gewähren(Art. 8). Wei-
ter werden die Eisenballvv-,Zoll-, Post- und Dampfschitfahrts-
verwaltungen zur Steilung von Bureaux und geeignetenAnlagen
für den grenztierärztlichenDienst verpflichtet (Art. 517).
19i4 wurde noch ein besonderesUebereinkommenbetref-
fend den Veterinär- Polizei - Dienst im internationalen Bahnhof
Vallorbe geschlossen.l6l)Die Ausübungdes polizeiiichgtenztret-
ärztlichen Dienstes findet im Bahnhof von Vallorbe statt. Jeder
der beiden Staaten hält auf seine Kosten einen oder mehrereTier-
ärzte, die ihren Dienst nach den Vorschriften ihres Landes aus-
führen (Art. 112). Die Kosten, die aus den Desinfiziermassnah-
men erwachsen,sind von demj,enigender beiden Staatenzu tragen,
aus dem die zurückgewiesenen Transporte herkommen(Art.5).
Der Schwerpunkt der ganzen Uebereinkunft liegt nicht in
diesen mehr formellen, für uns ab'er hier beachtlichenBestimm-
ungen, sondernin der vertraglichenZterkennung des Rechts zur
ZurückweisunEvon Transporten kranken und verdächtigenViehs.
Das neue Tierseuchengesetzvom 15. Juni 1917162) stntzte
sich auf den neuenArt. 69 der Bund'esverfassung, in Verbindung
mit Art. 51, Abs. 2 B.V. Diese Verfassungsvorschrilten wurden
1975 vom Volke angenommen. Art. 69 lautet in der neuen Fas-
sung: ,,Der Bund ist befugt, zur Bekämpfungübertragbareroder
160)am 30.Dezember1913,AS 30,15.Sie hob diejenigevon 1891auf'
161)vom 11.Juli 1914,AS 31, 113.BBI 1915,IV, 633.
toz;AS 34, 125,BBI 1915,I, 344,Giacometti,S. 1028,Stenogr.Bul-
letin, Nat.-Rat, 1916,'S.1 tr und 192 fr, 1917,S. 93 und 230 ff. Ständerat
1916.S. 188 ff, 1917,S.51 und 66.

219
stark verbreiteteroder bösartiger Krankheiten von Menschenund
Tier gesetzlicheBestimmungentreffen." Art. 51, Abs. 1 führt keit nimmt sie aber r
unter den Vorbehalten gegenüber der Handels- und Gewerbe, etwelcher Hinsicht a
freiheit auf : ,,d) SanitätipälizeilicheMassregelnzur Bekämpfung behandelt werden-
übertragbarer,oder stark verbreiteter oder bösartiger Krankheiten f) Die Sanitätsgesetzg
von Menschenund Tieren." lich die Verhinderunr
Mit diesen Verfassungsbestimmungen Schweiz: die dazu t
ist die Kompetenz des
Bundes wesentlicherweitert worden. Er kann nicht nur ,,g€sund- nahmen treten über
heitspolizeiliche Verfügungen gegen Viehseuch,en"im Wege der nicht hinaus und habe
Gesetzgebungaufstellen,wie die Verfassungvon 1874 vorgesehen nic Anlass gegeben.
g) Wo keine besonder
die innerstaatlichen\
gemeingültigenAbkon

setzt fest, dass der Vollzug der Gesetzeden Kantonen obliege, die
Massnahmendes Bundes an der Landesqrenzeaber ausqenommen.
Art. 35 regelt nochmals die Stellung dör Grenztierärzie: Rechts-
stellung, Befugnisse, Pflichten, Besoldung, Entschädigung. Er
entspricht sachlich dem alten Art. 20 des Gesetzesvon 1886.
Die hier getr'offenePräzisierung, wonach der Bundesrat über die
Rechtsstellung,Befugnisse und Pflichten etc. der GrenztieÄrzte
bestimmt, ist überaus wünschenswert.- Zusamrnenf.assend lässt
sich folgendes feststellen:
a) Der sanitätspolizeiliche Dienst trltt nur in Funktion, wenn
die Gefahr der Seuchenverschleppung von einem Land in das
andere entsteht.
b) Die Räumlichkeitenfür den sanitätspolizeilichenDienst stellt
immer die Bahnverwaltung,der der Bahnhof gehört.
c) Die Kostenverteilung ist verschieden.
aa) Im BadischenBahnhof amtiert der badischeAlzt auf Ko-
sten der badischenVerwaltung.
bb) In Dom,odossolaträgt für die Desinfektion etc. derjenige
Staat die Kosten, der sie angeordnethat.
cc) In Vallorbe sind die Kosten von demjenigenStaate zu be-
gleichen,zu dessenGunstenb'esondereAufwendungenge-
macht worden sind.
d) Die Aercte sind Bundesbeamte,da sie, gemässden erwähn-
ten Verträgen, vom Bunde angestellt werden.164)
e) Was die Tierseuchenpolizeianbetrifft, so ist sie ganz eid-
genössischgeregelt,die Tierärzte sind eidgen,össische
Beamte,
'ebenso auch die nichtständigen Tterärzte; ihre Amtstätig-
163)AS 44,737.
164)Siehe auch Art.7, Abs.3 des Bundesgesetzesbetr. Massnahrnen
gegen gemeingefährliche Epidemien vom 2. Juli 1886.

220
keit nimmt sie aber nicht voll in Anspruch, weswegensie in
etwelcher Hinsicht anders als die ständigen Grenztierärzte
behandeltwerden.
f ) Die Sanitätsgesetzgebung und Verträge bezw'ecken hauptsäch-
lich die Verhinderung des Eindringens von Seuchenin die
Schweiz; die dazu erforderlichen,,internationalen"Mass-
nahmen treten über den Rahmen allgemeiner Vorschriften
nicht hinaus und haben zu Reibungen,so viel wir wissen,noch
nie Anlassgegeben.
g) Wo keine b,esonderenVerträge abgeschlossensind, gelten
die innerstaatlichenVorschriften und die internationalen all-
gemeingültigenAbkommen.

221
Dritter oder durch Versch
ursacht ist."
Das Bundesgese?von
ten Geltung, also auch fiu
Wie steht es nun bei
VI. Kapitel. Die ersten Verträge :
und die soEenanntenGr:
irgend welchen Haftungsh
Besondere
Bestimmungen mizilfrage. Diese u'urde
in den Eisenbahnverträgen. desgesetzbetretfend Bau
in Art. 8: ,,Die Geselisn
nehmung berührten Kantc,r
sie von den betretienden[r
$ 1E. nen", und durch Art. 12 r
Die Haftpflidrt. den Betrieb von Eisenbah
gehoben durch Ari. 2 des
Die Haftpflicht der Bahnunternehmungensei in diesemZu- Verwaltung der S B.B- ',',
sammenhangdeshalb kurz gestreift, weil die internationalenVer- Diese Verträge besaE
träge entwederdarüber schweigen,oder aber, dem schweizerischen ,odersonstigeprivatrechtl-
Recht grundsätzlich konform,eingehendeBestimmungen aufstellen, des Betriebesder auf derr
dann auch, weil ihre Haftpflichtregelung etwa den Rahmen des Bahnstreckeerhoben n-c::
schweizerischenGesetzesüb,erschreitet. und dem Orte zuständlg :
Die Haftpflicht der Bahnen ist geregelt im Bundesgesetzbe- Sahen die ersten \:e::
trelfend die Haftpflicht der Eisenbahnenund Dampfschiffahrts- Domizil vor, so die späte
unternehmungenvom 28. März 1905.1) Verträgen mit Frankreich
Dieses G'esetzgeht vom Gedanken aus - der schon dem Wahl des Domizils den Ct:
PreussischenEisenbahngesetzvon 1858 inne wohnte - dass die ungen über die Hattung z
Eisenbahnunfernehmung, ganz abgesehenvon vertraglichem oder zu enthalten, da die betre:
ausservertraglichemVerschulden,rein aus der Tatsache des ent- die Bestimmungenihres I-
standenenSchadenshaftet. Weder durch präsumptivesVerschul- in dem Masse gemeinsch
den noch durch die Vertragstheoriewird die Zufallshaftung und späterder Fall war.
die Haltung gegenüberPersonen,welche mit der Bahngesellschaft Ueber die Auslegrrngr
in keinem vertraglichen Verhältnis stehen, in so einfacher Weise sich eine Streitfrage inbezu
erklärt. Das alte Eisenbahnhaftpflichtgesetz vom 1. Juli 1875 (in und Baden von 1852, rüe
der Schweiz gab es immer nur die Haftpflicht aus Gesetz) unter- gerichts entschiedenr-urd
schied noch zwischen der Haftpflicht aus dem Betrieb und zwi- mehrfachesDomizil in der
schender Haftpflicht aus dem Eisenbahnbau(wobei der gemein- hausenals in Basel,da di
rechtliche Grundsatz Anwendung fand, dass der Nachweis des fahren.
Verschuldensverlangtwurde). Im Gesetzv,omJahre 1905wurde Es fragte sich im betr
aber der Bau dem Betriebe gleichgestellt.2) Recht zustehe,unter den t
Art. 1 lautet daher: ,,Wenn bei dem Bau oder Betrieb einer wurde verneint mit der Bcr
Eisenbahnoder bei Hülfsarbeiten, bei denen die besondereGefahr auf zwei Kantone mii eic
des Eisenbahnbetriebesverbunden ist, ein Mensch getötet oder man es nicht mit Kurn';J
körperlich verletztwird, so haftet der Inhaber der Eisenbahnunter- stehendenGerichtsstände
nehmung für den daraus entstandenenSchaden, sofern er nicht mehr begründethier einen
beweist, dass der Unfall durch höhere Gewalt, durch Verschulden
3) Diese Haftuns ist nj
1) AS 21, 378. schulden eines Bahnoieans b
t\ BBI 1874,I, 899,III, 279. 4) AS 39. 317.

222
Dritter oder durch Verschuldendes Getoteten,oderVerlelzten ver-
ursacht ist."
Das Bundesgesetz von 1905hat für alle Eisenbahngesellschaf-
ten Geltung, also auch für die S.B.B.3)
Wie steht es nun bei den Staatsverträgen?
Die ersten Verträge mit Baden aus den Jahren 7852, 7873
und die sogenanntenGenfer- Anschlüssevon 1881 sehen von
irgend welchenHaltungsbestimmungen ab und regeln nur die Do-
miziLtrage. Diese wurde einmal vorgeschriebendurch das Bun-
desgesetzbetreffend Bau und Betrieb der Eisenbahnenvon 1.872
in Art. 8: ,,Die Geselischaften habenin jedem durch ihre Unter-
nehmung b,erührtenKanton ein Domizll zu verzeigen,an welchem
sie von den betreffendenKantonseinwohnernbelangt werden kön-
nen", und durch Art. 12 des B.G. betreffenddie ErwerbunEund
den Betrieb von Eisenbahnenfür Rechnungdes Bundes,jetzt aut.
gehobendurch Art. 2 des B.G. betreffend die Organisationund
Verwaltung der S.B.B. vom 1. Februar 7922.+)
DieseVerträgebesagen,dassfür,,Entschädigtrngsforderungen
oder sonstigeprivatrechtlicheAnsprüche,welche aus Veranlassnng
des Betriebesder auf dem Gebietedes andernStaatesbeiindlichen
Bahnstreckeerhobenwerden", die und die VerwaltunE an dem
und dem Orte zuständig sei.
Sahen die ersten Verträge von 1852 nur ein schweizerisches
Domizil vor, so die spätern Domizlle in beiden Staaten. In den
Verträgen mit Frankreich wird noch besondersgesagt,dass die
Wahl des Domizils den Gerichtsstandbedinge. Weitere Bestimm-
ungen über die Haftung z.B. brauchtendieseVerträgeauch nicht
zu enthalten,da die betreffendenStaaten für ihre Bahnen einfach
die Bestimmungenihres Landes anwendetenund man noch nicht
in dem Masse gemeinschaftlicheAnlagen erstellte, wie dies danfi
späterder Fall war.
Ueber die AusleEungeiner solchen Domizilbestimmungerhob
sich eine Streitfrage inbezug auf den Vertrag zwischender Schweiz
und Baden von 1852, die durch Urteil des SchaffhauserOber-
gerichts entschiedenwurde. Art. 40 dieses Vertrages sieht ein
mehrfachesDomizil in der Schweiz vor, sowohl im Kanton Schaff-
hausenals in Basel, da die BadischenBahnen dieseKantone be.
fahren.
Es fragte sich im betreffendenStreitfalle, ob dem Kläger das
Recht zustehe,unter den beiden Gerichtsstellennt wählen. Dies
wurde verneint mit der Begründung,dass sich hier die Wohnsitze
auf zwei Kantone mit 'eigener Gerichtshoheit verteilten, so dass
man es nicht mit Kumulation, sondern mit nebeneinanderbe-
stehendenGerichtsständenzu tun hab'e. ,,Jeder W,ohnsitz viel-
mehr begründet hier einen besonderenGerichtsstandgemässden
3) Diese Haftung ist nicht diejenige aus Art. 41 OR; das Ver-
schulden eines Bahnorgans braucht nicht nachgewiesen zu werden.
4) AS 39. 317.

225
Gesetzendes betr,effendenKantons." Dies ergebe sich auch aus nach internem Staatsrec
Art. 1 des Staatsvertrages,woselbst nicht nur die Hoheitsrechte angehört. (Schliessenc
der Eidgenossenschaft,sondern auch diejenigen der Kantone gehenden Vertrag mitei,r
Schaffhausenund Baselstadtgewahrt seien.- Das Urteil führt in den grundlegendenS
weiter aus: ,,Aus der Tatsache,dass die BadischeBahn an zwei dort nichts über weiterc
Orten, d. h. jeweils in den Kantonen, deren Gebiet sie berührt, wurde, so bildet die J
Domizil genommenhat, muss daher geschlossenwerden, dass sich durch den Bundesrat d_i
die Bahn an jedem der beiden Domizilien nur für die Vorkomm- ungen.)
nisse belangenlassenmuss, die sich auf dem Gebietedes Kantons, In den Basler Yerb
wo das Domizil liegt, ereignen." Aus diesen Gründen wird das dass jede Eisenbahnrern
Wahlrecht des Klägers verneint. ,,Ueberdies", heisst es, ,,kann cher durch Fahriässigke
nicht die Badische Bahn, die schweizerischenCesetzenunterstellt durch den vernachläss
ist, günstiger als die schweizerischenBahnen gestellt werd,en,da Bahnstrecke oder ihres
dort auch kein Wahlrecht herrscht."5) Liege 'eine solche den St
Mit diesen Erläuterungen ^im Domizilbegriff dürfte er ge- vor oder könne sie nicht
nügend und richtig interpretiert sein. durch beide Eisenbahnre
In den Verträgen mit Frankreich (Pontarlier, Vallorbe) aus ten Verhältnis zu tragen
den Jahren t914ll5 wird die Haftpflicht in der Weise geregelt, Gewalt etc.) .
dass für die Folgen von Unfällen von p,ersonen oder von Das wird ausdrückl
pachtung der Bahnstreck
Sachbeschädigungen,mit Einschluss von Brandfällen, die sich
auf den Strecken Pontarlier - Grenze ,oder Vallorbe- Grenze etc. und die Benutzungd
ereignen,diejenigeSahngesellschafthaftet, die auf diesenStrecken Jahre 1901:s)
den Betrieb leitet, sofern der Unfall durch ihr Material oder ,,Ist auf den der i
durch ihr eigenes Personal verursacht word,en ist. Sind die Ur- Anlagen ein Scltatlen i
sachen zwelfelhaft, so wird die zu zahlende Unfallentschädigung falt entstanden,so idi,:
hälftig geteilt. Ereignen sich aber die Unfälie durch Zufall bdei friebsrechnung. . .,,
durch höhere Gewalt, so haftet die Bahngesellschaftdesjenigen Die Verträge mit Oi
Landes, auf dessen Territorium sich der Unfall zugetrageniat. recht geEenAngestellte"I
CeschehenUnfälle irgend rnelcher Art in den beiden Bahnhöfen Gesellschaft entstanden
Vallorbe und Pontarlier, so haftet ausschliesslichdie Gemein- (,,Eine Haftbarkeit der (
schaftsverwaltung.6) nicht" S 22.) In den grr
Es fällt auf, dass auch die Haftunq eintritt bei höherer Ge- Linien und Bahnhöfe ti
walt und Zufall, im Gegensatzzu Art. i des Haftpflichtgesetzes. bestimmungen. So gelte
Nach Art. 21 desselbenGesetzeskönnen aber die l(onzössionen gen des betreffendenLan
eine über die Bestimmungendes G,esetzeshinausEehendeHaft- Gebiet und für die BaI-
pflicht begründen, und zudem kann der Inhalt der Staatsverträge Im Gegensatzdazu,
über innerstaatlicheGesetzehinausgehen,da die Verhältnisse,dle trag über den Bahnhoi Si
mit andernStaaten geordnetwerden müssen,oft andere sind als im haften,,die gemeinsc
Lande selbst; selbstredenddarf der Bund nur solche Gegenstände kosten" für Schaden an
in einenrStaatsvertragordnen, welche zu seiner materiefen Kom- sei er durch Verschuld
petenz gehören. ,,Dem Ausland gegenüberist aber der Bund be- 8) Uebereinkunft zrr-is
fähigt, alles zu regeln, was er in den Staatsvertragrechtlich ein- trieb einer Verbindungsbah
beziehenwill," ?) also kann er auch die Haftpflicht erweitern, da dem Bahnhof der Centrallb
e) AS 16, 592, BBI lg_r
s) SchaffhausischesObergericht,3, VlI, Amtsbericht1g03.Juristen- 10) betr. Benutzuns rtr
zeitung,1905,I, S. 120. 1871 und betr. die gegFn*
. 6)v^erg^I,
A1t._1Q und 18, EAS 31, BeilageIV, OetikerI\r, 129und Rechtsbureau der Kreßdirr
11)vom 5./16.Dezembt
138.Art. 20/21,EAS 25.460.
7) Fleiner,ts.St.R., S. 752. III überlassen.

,atl

1 5"
nach internem Staatsrechtdiese ,,der eigenen Sphäre des Bundes"
angehört. (Schliessen die Verwaltungen einen solchen weiter-
gehenden Vertrag miteinand,er,so hab,ensie die Befugnis dazu
in den grundlegendenStaatsverträgenenthalten, und wenn auch
dort nichts über weitergehendeVertragsbestimmungenausgesagt
wurde, so bildet die nachträgliche Genehmigung der Verträge
durch den Bundesrat die Approbation der betreffendenBestimm-
ungen.)
In den Basler Verträgen8) wird der Grundsatz aufgestellt,
dass jede Eisenbahnverwaltungden Schadenzt tragen habe, wel-
cher durch Fahrlässigkeit des ihr unterstehendenPersonalsoder
durch den vernachlässigtenZustand der von ihr unterhaltenen
Bahnstrecke,oder ihres Bahnhofes etc. veranlasstworden sei.
Liege 'eine solch'eden Schaden verursachendeVerschuldungnicht
vor oder könne sie nicht nachgewiesenwerden, so sei der Schaden
durch beide EisenbahnverwaltunEen in einem bestimmt festgeleg-
ten Verhältnis zu tragen (tvas heissenwill: bei Zufall, höherer
Gewalt etc.).
Das wird ausdrücklichgesagt im Vertrag betreflend die Ver-
pachtungder Bahnstreckezwischender GüterstationSt. Johann. . .
etc. und die Benutzung des Hauptbahnh,ofesder Centralbahnvom
J a h r e 1 9 0 1 s: )
,,lst ,auf den der gemeinschaftlichenBenütnmg clicnenden
Anl,agenein Scha.dendurch Verbrechen,F,ahrl.tissigheit oder Zu-
falt enlstanden,so lällt er zu Lasten der gemeinscltaftlichenBe-
triebsrechnung. . ."
Die Verträge mit Oesterreich 10) regeln nur das Rückgriffs-
recht gegen Angesüellte,durch deren VerschuldenSchadenfür die
Gesellschaftentstandenist, lehnen aber jede Haftbarkeit ab.
(,,Eine Haftbarkeit der Gesellschafüen als solchebestehtdagegen
nicht" S 22.) In den grundlegendenVerträgen inbezug auf diese
Linien und Bahnhöfe finden sich ebenfalls keine Haftnftricht-
bestimmungen.So gelten jedenfalls die gesetzlichenBestimmun-
gen des betreftendenLandesfür das von ihren Bahnenbefahrene
Gebiet und für die Bahnhöfe.
Im Gegensatzdazu sind ausführlicheBestimmungenim Ver-
trag über den Bahnh'ofSchaffhausen zu finden.11) Grundsätzlich
haften,,die gemeinschaftlichen Unterhaltungs-und Betriebs-
kosten" für Schaden an Bahnanlagen, Material und Personen,
sei er durch Verschulden des im qemeinschaftlichenoder im
s) Uebereinkunft zwischen den Verwaltunqcn betr. Bau und lle-
trieb einer Verbindunesbahn zwischen dem Badischen Bahnhof und
dem Bahnhof der Ceniralbahn von 1869 (EAS VI, 357, Oetiker, IV, 17.)
e) AS 16, 592, BBI 1902, II, 750.
10) betr. Benutzung dcr Bahnhöfc Buchs und St. Nlargrcthen von
1871 und betr. die gegenseitigen Verkehrsverhältnisse von 1873 (vom
Rechtsbureau der Kreisdircktion III überlassen.)
11)vom 5./16.Dezember 1902(vom Rcchtsbureau der Kreisdirektion
III überlassen.

225
ausschliesslichenDienste stehenden Personals, durch höhere
Gewalt, Zufall ,oder Verbrechen veranlasst, aber nur d.ann, infolge höherer Gewalt"
wenn nicht einem schuldigenAngestelltender Ersatz des Schadens also wohl immer ron I.
durch die Verwaltung auferlegt wird. Als wichtigste Ausnahme Gebiet italienisches Ter
hievon sei lediglich r,egistriert,dass bezüglichder pbrsonenbeschä, Die in diesem Ärt
grenzung der Hafhpflich
digungen jede Verwaltung dann unter allen Umständen für sich
allein haftet, w€nn der Schaden ihr im ausschliesslichen,nicht wähnt, dass, da Iseltre
gemeinschaf tlichen Dienste beschäftigtes Personal und die in Grenze sich im Tunn€l I
die Folgen der Haf@f
Richtung Schweiz, als' S
Diese hier anseführ
pchieden. Eine eü.Ueiü
ida die Hafuflicht sich d
'stati,on
und Grerzstreck
In den Simplonverträgenist charakteristisch,dass dia Haf-
tung geteilt wird, geteilt werden muss, da der Dienst auf der

Ih
In sehr vielen Eisr
über fremde Anschlüssc
Mitbenützung von Batm
Die Unfälle, die sich innerhalb der Grenzen des Bahnhofes Einsetzung von Schieds
Domodossolaereignen,betr,effendieselb,enDritte, personal, Güter sich zwischen den L'ertl
oder andere Gegenständeoder Anlag,en, fallen zu Lasten der zu schlichten haben.
gemeinschaftlichenRechnung,sofern der Unfall innerhalb der für Zusammensetzung, U
den gemeinsamenDienst bestimmten Anlagen stattgefunden hat. nigfaltig; fast kein Vert
Bei Unfällen innerhalb der für den ausschliesslichen Di,ensteiner der andere. Sie seien {
der beiden Verwaltungenb,estimmtenAnlagen trägt diejenigeVer- Die ersten Eisen_ba
waltung die Folgen,füi derenDienst dieseAnlagenbestimmtslind.la), mulierung auf:
Bafinden sich Gepäck-, Geld- und Wertsendungen,Eil- und
Frachtgüter, Fahrzeuge und Tiere auf der Stati,onDomodossola, ,,Ueber etwaige Stre
hierenden Teilen übu
w,ennsie deninternationalenVerkehrbilden,sowiew,ennsi,edeninter-, genwärtigen Vertrages
nati,onalenVerkehr Domodossola-Iselle betreffen, und nehmensie
zu welcltem beiderseit:
Schad_en, so trägt diesendie Bahnverwaltunggemeinsam(Art.17).
die zusammen eincn O
Näher ausgeführt wird die Bestimmung der Uebereinkunft
von 1899 (Art. 11) im Uebereinkommenbetreff,endBetrieb und Ebenfalls in einem E
Bau der Bahnstrecke von Domodossola bis Isell,e von 1906.1a) !i19ry9 der beiderseftige
Die Haftpflicht für Schäden,welche Dritten oder dem Dienst- Stühlingen,1875,AS 1, r
personal durch Unfälle oder Katastrophen, die sich beim Betrieb lich andere,nicht schied:
der Bahnstreckeereignen, verursachtwerden, trifft, Fälle höherer gens ganz vereinzelt das
Gewalt ausgenommen(!), jede Verwaltung nach Massgabe der stände die nach dem Br
von ihr übernommenenLeistung (Art. 20). Entsteht der Schaden von Eisenbahnenin der S
Abs. 7). Es ist der Bun
tz) Art. 11 desUebereinkommensbetr.Anschlussdesschweizerischen
Eisenbahnnetzesan das italienische durch den Simplon vom Jahre 18g9.
es wird also kein Schied
(AS18,207.) stanz ist eine rein schwe
13)Art. 27, Uebereinkunft betr. Betrieb des Bahnhofes Domodos-
sola 1906(AS 22, 246.) _ -. T) Art. 41 Yertrag m
14)AS 22, 264. Badischen Bahn durct Sc
trag, 1870.
226
infolge höherer Gewalt, so wird er vom ,,Eigentümer" getragen,
also wohl immer von Italien, da das gesamtein Frage stehende
Gebiet italienisches T,erritorium ist.
Die in diesem Artikel weiter beschriebenenFälle der Ab-
grenzung der Haftpflicht interessierenuns w,eniger;es sei nur er-
wähnt, dass, da Iselle auf italienischem Boden liegt und die
Grenze sich im Tunnel b,efindet,die Station Iselle mit Bezug auf
die Folgen der Haftpflicht der S.B.B. auf der Strecke Iselle-
Richtung Schweiz, als Station der S.B.B. betrachtetwird.
Diese hier angeführtenHaftungsbestimmungensind sehr ver-
schieden. Eine einheitliche Zusammenstellungist nicht möglich,
da die Haftpflicht sich den besondernUmständen.aufjeder Grenz-
station und Grenzstreckeanpassenmuss.

s le.
Dos Sdriedswesen.
In sehr vielen Eisenbahnverträgen,seien es Staatsverträge
über fremde Anschlüsseund Verbindungen,Betriebsverträgeüber
Mitbenützung v'on Bahnhöfen und Bahnstrecken,finden wir die
Einsetzung von Schiedsrichterngeregelt, die Streitigkeiten, die
sich zwischen den Vertragspartnern aus dem Vertrage ergeben,
zu schlichten haben.
Zusammensetzung, Wahl, Funktion dieser Gerichte sind man-
nigfaltig; fast kein Vertrag enthält dieselb'enBestimmungenwie
der andere. Sie seien trotzdem h\er kurz zasammengefasst.
Die ersten Eisenbahnverftäg'eweisen eine ganz einfacheFor-
mulierung auf:
,,Ueber etwaige Streitigheiten, welche zwischen den kontra-
hierenden Teilen über die Auslegung oder Anwendung des ge-
genwärtigen Vertragesentstehen,entscheidetein Schiedsgericht,
zu welchem beiderseitsie zwei Schiedsrichterberufen werden,
die zusammeneinen Obmann wäh[en." t5)
Ebenfalls in einem ältern Vertrage (Vertrag betreffend Ver-
bindung der beiderseitigenEisenbahnenbei Schaffhausenund bei
Stühlingen,1875,AS 1, n.F.857) tritt uns dagegeneine wesent-
lich andere,nicht schiedsrichterlicheRegelung entgegen,die übri-
gens ganz vereinzelt dasteht: Es entscheidetnämlich über An-
stände die nach dem Bundesgesetzüber den Bau und Betrieb
v,onEisenbahnenin der Schweiz zuständigeBundesbehörde(Art. 5
Abs. 7). Es ist der Bundesratund eventuelldas Bundesgericht;
es wird also kein Schiedsgerichtbestellt, die entscheidendeIn-
stanz ist eine rein schweizerische.
15) Art. 41 Vertrag mit Baden, 1852, Art. 8 Weiterführung der
Badischen Bahn durch Schaffhausen. 1858, Art. 15, Seetalbahnver-
trag, 1870.

227
Einfach gehalten ist sodann Art. 15 des Gotthardvertrages nung ist wohl die, dass
von 1909:16) sind, sondern nach Billlil
,,Ieder der vertragschliesscnden Teile hat ilas ftech.t,schied.s- nenfalls einen dritten $
gerichtliche Entscheidung zu verlangen.(( eine Entscheidungtreffe
Hier wird nichts über das Verfahren und nur sehr kwz und können sich innErh
über die Bildung des Gerichtes etwas ausgesagt und nur der nennung an, weder u-be
Grundsatz autgestellt, dass beides ,,So einfach als möglich" dritten Kollegen einigen
sein solle. Die Parteien verständigen sich auf diplomati- same Bestimmung) aut i
schem Wege, um die Richter zv ernennen; kommt es aber zu tei; vom Präsidentends
keiner Einigung, so wird die Regierung,einesunbeteiligtenStaates neü und hat dann das Är
um die Ernennung ersucht (die dann wohl endgültig ist). verfahren wird im l'ert
Ausdrücklich wird in den Verträgen oft gesagt, dass die höfe St. Margrethen unc
Schiedsrichtersowohl der einen wie der andern Partei entnommen nur mit dem Unterschie
werden müssen.17) nicht einigen können, s
Bei vielen Verträgen, ja den meisten, ist sodann die Be- aber iber die Person de
stimmung anzutreffen, dass die Schiedsrichter einen Obmann zu so bringen die st. galli.r
wählen haben. Nun kann es aber eintreten, dass sie sich über Innsbruck je eine Pers..i
die Person des Obmannesnicht einigen können. Wie stellt sich Schiedsrichter die \\-ahl
dann die Situation? diesemFalle keine Eimg
Für den Fall, dass keine EiniEung zustandekommt, ist fol- den Vcirgeschlagenen da
gendes Verfahren vorg'esehen: Der Präsident des Zivilgerichtes Zwei wesentlich rer
der Stadt Basei,18)oder nach einem anderen Vertrage,rs) der noch erwähnt: Im l'ert
Präsident des zuständigenitalienischenAppellationsgerichts(wenn sen24) (Fift. 2al ured i-r:
die italienisch,eVerwaltung Beklagte ist), oder der Präsident des Bahnstrecke St. Johann-
schyeizerischen Bundesgerichts (wenn die schweizerischeVer- gleichen Satz: Differer-:
waltung Beklagteist), macheneinen Dreiervorschlag,aus welchem Hauptwert von wenigste
der Kläger den dritten Richüer wählen muss. gericht als einzige Ins
Eine ähnliche Regelung tritt uns in einem Basler Vertragezo) Diese Bestimmung stütz
entgegen: Der Kläger hat das Recht, den Obmann aus einem gesetzes betreffend Erw
Dreiervorschlage,den das oberste Gericht des beklagten T,eiles Rechnungdes Bundes,:.
(d,eutsches Reichsgerichtoder schweizerisches Bundesgericht)ge- Für die Beltundlun.1
macht, zu wählen. tigkeilen gegen die S-
Aehnliche Bestimmungen,mit Modifikationen allerdings, fin- schen a.nd kantonalcn
den wir im Vertrag der beiden Gesellschaftenüber den Bau einer hung, dass das Bande:
Bahnlinie durch den Mont d'Or zw Verbindung mit dem Bahn- der Streitgegensidnd e:
netz in Vall,orbe(14. 115. Oktober 7902).21)' hat. zz)
Die Schiedsricht'er,die die Befugnissevon Vermittlern haben
Art. 12 Abs.6 bezte
(diese Bezeichrung wird aber nicht näher umschrieben;die A{ei-
tigkeiten g€gendie S.B
16) vom 13. Oktober, AS 29, 349. Oetiker, IV, 149.
t7) Konzession Vallorbe-Mont d'Or, 1902,Art. 24 und \rertrag betr. 22) vom Rechtsbunear
23) Eine ebensolche B
Betrieb der Linie'Pontarlier-Verriöres und Mitbenutzung des Bahnhofes
Pontarlier, 1914, Art. 3.3u. a. m. Verkehrsverhältnisse zrsisc
18)Abkommen betr. Verbindungsbahn, 1869, Art. 9. der Vorarlbergerbahn vom
19)Vertrag betreffend Bau und Betrieb des Bahnhofcs Domodos- überlassen.
24) vom Jahre 19@'
sola 1906, Art. 33, Uebereinkunft betr. Strecke Domodossola-Iselle 1906, 25) vom Jahre 1S1.
Art. 28. 26) vom 15. Oktober I
20)Vertrag betr. Anschluss der Basler Hafenbahn an den Badischen
Verschubbahnhof vom 16. Dezember 7922, $ 11. (Von der Kreisdirektion Rechtsstellung und Organil
2z) Jetzt aufgehobeo
II, Luzern, überlassen.)
2D EAS 25, 460, Oetiker, IV, 116. und Verwaltung der SBB r

228
nung ist wohl die, dass sie nicht an das strikte Recht gebunden
sind, sondern nach Bitligkeit entscheidendürfen) könneri gegebe-
nenfalls einen dritten Schiedsrichterbestimrnen. Müssen Jidaner

verfahren wird im vertrag betreffend Mitbeniitzung der Bahn-


höfe St.Marg_rethenund Buchs vom '16. Okt.ll. Näv. 1g71,zz)
nur mit dem unterschied, dass, wenn sie sich über den Entscheiä
nicht einigen können, sie selber einen Obmann wählen. Wenn

gesetzes betreffend Erwerb und B,etrieb von Eisenbahnen f ür


Rechnungdes Bundes,26)der f,olgendenWortlaut hat:

Art. 12 Abs. 6 bezieht sich aber nur auf zivilrechtliche Strei-


tigkeiten gegen die S.8.8.., während Art. 24 des Vertrages nur
22) vom Rechtsbureau der Kreisdirektion III, Zärich, überlassen.
23)Eine ebensolche.Bestimmung_im Ver.trag betr. die gegenseitigen
verkehrsverhältnisse zrvischen den vereinigteriSchweizeöätrnen üna
der vorarlbergerbahn vom März/April i8zB rÄrt. 29). vom Rechtsbureau
überlassen.
24) vom Jahre 1902.
25) vom Jahre 1901.
26) vom 15. Oktober J897, AS 16, b33, vergl. Marx, Die SBB, ihre
Rechtsstellung und Organisation, Dissertation l'StZ. S. fi.
27\ Jetzt aufgehoben durch das Bundesgesefz betr. Organisation
und Verwaltung der SBB vom 1. Februar 1928. (AS 39, 817.) "

229
' Entstehen im Scho
heiten, so kann die Er
'gerufen
werden (Art- lt
,/ Die grosse Uneinhe
kommen werden. Streng formell muss somit Art. 24 nicht ais , ungen ,erschwerteine eü
\.. All,e Streitigkeiteq "
dds Vertrages entstehm
das Schiedsgerichtent-sc
Dritter gegen die Bahnrr
Anstände bezüglichder I
,,Das Bundesgericht ist verpllichtet, clie erst- und letzt- sondere Gesetze bestehe
instanzliche Beurteilung anderer als der in den v,orhergehenden
Artiheln genannten ftechtsftille, auch wenn es sich nicht um Das von den Schied
zivilrechtliche Streitigh.eiten handelt, zu übernehmen: I . w,enn sich, so lautet ein Verfn:
dasselbe von beiden Parteien angerulen wird uncl der Streit- welchemdie beklagteVer
gegenstandeinen Hauptwert von mindestensFr.10,000 lrut ...t, d,ort zutreffen, \ry'oziFil_f
schiedenwerdenmüssen
überstehen. Sonst aber
eventuell anzuwendende

Können sich die beiden Schiedsrichterüber die Sache nicht


einigel, so müssensie einen Obrnannwählen, d,essenEntscheidung Dic Bcstcutrung
endgültig ist. Können sie sich auf einen Obmann nicht einigen,
so ernennt ihn das Bundesgericht (also nicht nur der präsident Von den Subjektsteu
des Gerichts). die Objektsteuernzu unt
Wieder ein anderes Verfahren seh,enwir in der Convention in unserem Falle ein Ez
p'our la constructionet I'exploitati'ond'un chemin d,efer ä travers die BahngesellschaftSte
le Simplon dös la fr,ontiöre italo-suisse ä Iselte v,om22. Februar
. Jede Bahnuntemehm
1896.30)
allein sind ausgeschloss
'unferliegt der Steuerhob
nehmen durchkreuzt: sie
steuer herangezogenser(
fenden.Kantonsgebieter.
,gendenSteuerobjekte.
Von jeher schon hat
das Vermögen,Einkomm
Gebietewohn€ndenPerso
schaftenzu besteuern. S
die Eisenbahngesellsch
28)AS 13, 455. 32) betr. Bau und Betl
29) Dieses strenge Verfahren scheint der Peremptorisierung im 33) vergl. BG betr. die
Zivilprozess ähnlich zü sein. gunsten der Eidgenossensch
30) EAS 14, Beilage IV, S. 28. Oetiker, IV, 200.
BG betr. Organiiation und
31)AS 20, 5. Oetiker, IY,22l. (AS 39,317) Art.3, Abs. 1, Fl

230
Entstehen im Schosseder Delegation Meinungsverschieden-
heiten, so kann die Entscheidung der beiden Regierungen an-
'gerufen
werden (Art. 15).
. Die gr'osseUneinheitlichkeit in den Schiedsgerichtsbestimm-
ungen,erschwerteine einheitlicheDarstellung.
- _AlleStreitigkeiten, ,,die über die Auslegungod,erAnwendung
des Vertrag,esentstehen", wie es meistens heisst, werden durch
das Schiedsgerichtentschieden. Davon sind natürlich die Klagen
Dritter gegen die Bahnverwaltungausgenommen;ebensoauch die
Anstände beziglich der Haftpflicht Dritten Eegenüber,da hier be-
sondere Gesetzebesteh,en.
Das von den SchiedsrichternanzuwendendeVerfahren richtet

$ 20.
Die Eesleucrung der Bahnunternehmungen.
Von den Subjektsüeuern,der Besteuerungvon Personen,sind
die Objektsteuernzu unterscheiden,di,e eine Sachebelasten,d. h.
in unserem Falle ein Bahngrundstück,eine Bahnanlage,für die
die BahngesellschaftSteuern zu entrichlen hat.
Jede Bahnunternehmungin der Schweiz - die Bundesbahnen
allein sind ausgeschlossen,33)
da sie Bundesvermögen darstellen-
unterliegt der Steuerhoheitder KanLone,der,enGebiet ihr Unter-
nehmen durchkr,euzt;sie kann ntr V,ermögens-und Einkommens-
steuer herangezogenwerden nach Massgabeder auf dem betref,
fenden.Kantonsg'ebieteunter ihrer dortigen Betriebstätigkeit lie-
genden'Steuerobjekte.
Von jeher schon hat den Kantonen das Recht zugestanden,
das Vermögen,Einkommen,die Liegenschaftenusw. dei in ihrem
GebietewohnendenPersonen,Gesellschaftenund anderenKörper-
schaftenzu bestenern. Sch,onfrüh haben auch die Kantone gegen
die Eisenbahngesellschaftenvon diesem Rechte Gebrauch-ge-
32)betr. Bau und Betrieb des Bahnhofes Domodossola.
a3)vergl. BG betr. die polizeilichen und politischen Garantien zu-
gu_nsten der Eidgenossenschaft vom 23. Dezember 18b1 (AS 3, 83) Art. Z,
BG betr. Organisation und Verwaltung der SBB vom 1. Februar 1g2B
(AS 39, 317) Art. 3, Abs. 1, Fleiner S.485, Marx, S. 24, Streuli, S. 221 ff u. a.

231
gleich verbanden. So tre
trägen v'ot 7872, Steuen
Art. 11 des Vertraqe
Eisenbahnenüber schwäiz
spricht es aus:
,,Die grossherzog{irh
der Erwerbung der L;e
gehörden, noclt ron t
betriebe irgend eine
regier,ung za entrick#n
zusteht und das Besteuerungsrechtgegenüber Eisenbahngesell- Es mag auffallen, ria
schaften den Kantonen durch das Gesetzvon lg72 nicht enlzogen rung und nicht die Kantr
worden ist, weil durch dieses, sowie durch Art. 26 der Bundes- halb, weil der Bund die:
Ausgenommenvon dir
gebühren, Gebühren frir
tonale Gebühren. Intere:
solche Gebührenzu entric
sondern dass nur in der I
Die bezüglichenBestimmungender kantonalen Konzessionen deshalb, weil der Bund :
über das Steuerrechtder Kantone mussten also vom Bunde auch und diese dem kantonalen
nach Inkrafttreten des neuen Bundesg,esetzes gemässder positiven fend Weiterführung der jri
vorschrift des Art. 41 36) anerkannt werden. Diese Vorschrift Schaffhausen,abgöschlo*
trifft hier ohne weiteres zu, denn wed,erhat das Eisenbahngesetz genossenschaftbeziehunq
das Steuerrechfgegenüberden Eisenbahnenauf d,enBund "über- dem Gr,ossherzogtumBid
tragen, noch steht die Ausübung diesesR,echtesdurch die Kantone
mit diesem Bundesgesetzin Widerspruch, weil es sich nicht um ,,Dic badische ftpg;p
ein Gebiethandelt,das Bau und Betrieb der Eisenbahnen betrifft. Liegenschaften iür dic
dem Bahnbetrieb, norfr.
,oderLeistung an die K.a
Hier wird einmal mil
gelassen;dann wird ausdr
nur Steuern, sondern auc
Bahnen, im Innern des Landes, geschah,wie viel mehr wurde dies dass darunter die BefreLu
der Fall_bei Bahnen, die die oft etwas abgeschnittenenschweize- standen werden muss.
rischen Grenzgebiete mit dem Ansland unä mit der Schweiz zu- Die gleiche Bestl'nmu
treffend Weiterführunq der
Gebiet des Kantons gäs€ts
(Art. IV).
Eine genauereAufzähl
betreffend die Verbindun
Schaffhausenund. bei Stu
37)AS III, 483, BBI 1&l:
38) Kantonale Steuern :
sein. Die l(antone regelten di
3e)AS 6,204, BBI 1&jS"
ao) Baselstädtische Gese
41) AS n. F. 1, 857, BBI
gleich verbanden. So treffen wir denn fast überall, in den Ver-
trägen vor 1872, Steuerfreiheit an.
Art. 11 des Vertragesbetreffend Weiterführung der Badischen
Eisenbahnen über schweizerischesGebietvom 17.121.März185537)
spricht es aus:
,,Die grossherzoglichbadischeBahnverwaltunghat weder von
der Erwerbung der Liegenschaftenlür die Bahn und ihre Zu-
gehörde.n,noch von deren Eigent,um, noch von dzm Bahn-
betriebe irgend eine Abgabe an die schweizerischeBundes-
regierung zu entrichten."ss)
Es mag auffallen, dass hier die schweizerischeBundesregie-
rung und nicht die Kantone genannt sind. Wahrscheinlich des-
halb, weil der Bund diesen V,ertrag abgeschl,ossen hat.
Ausgenommen von diesemSteuerprivilegsindHandänderungs-
gebühren; Gebühren für Niederlassungsbewiliigungen,also kan-
t'onale Gebühren. Interessantaber ist, dass die Verpflichtung,
solche Gebührenzu entrichten,nicht im Vertrag stipuliert wurde,
sondenrdass nur in der Botschaft davon gesprochenwird. Dies
deshalb, weil der Bund mit diesen Gebühren nichts zu tun hat
und diese dem kantonalenRecht unterstehen.- Im Vertrag betref-
fend Weiterführung der badischenEisenbahnendurch den Kanton
Schaffhausen,abgeschlossenzwischen der schweizerischenEid-
genossenschaltbeziehungsweisedem Kanton Schaffhausen und
dem Gr,ossherzogtumBaden, ist vorgeschrieben: 3e)
,,Dic badisclte ftegier,ung hat weder von dem Erwerb der
Liegenschaften
'dem t'ür die Bahn und ihre Zugehörden, noch von
Bahnbetrieb, noch überhaupt irgend eine Sleuer, Abgabe
oderLeist,ungan die Kantone oder an Gemeindenzu entrichten.('
Hier wird einmal mit Recht der Bund als Steuerherrweg-
gelassen;dann wird ausdrücklichgesagt,dass die Befreiungnicht
nur Steuern, sondern auch Abgaben od,er Leistungen trifft, so
dass darunter die Befreiung von allen und jeden Gebührenver-
standenwerden muss.
Die gleiche Bestimrnungfinden wir in der Uebereinkunftbe-
tr'effendWeiterführung der badischenRheintaleisenbahndurch das
GebietdesKantonsBaselstadtvom 19. Februar[19. März 185540)
(Art. IV)
Eine genauereAufzählung finden wir sodannim Staatsvertrag
betreffend die Verbindung der beiderseitiEen Eisenbahnen bei
Schaffhausenund bei Stühlingen vom 21. Mai 1875.41)
37) AS tII, 483, BBI 1852, III, S. 1, 77, 82.
38) Kantonale Steuern scheinen nicht ausgeschlossen gewesen zu
sern.D i e I(antone regelten diese Frage in den Konzessionen,
3e) as 6,204, BBI 1859, I, 85.
40) Baselstädtische Gesetzessammlung,I, S. 395.
4r) AS n. F. 1, 857, BBI 1875, III, 431.

233
Art. 4 Abs. 5: schem Gebiet liegt und r
lienischen Staatsbahnenc
verständlich. Wenn Ital
haben die Eigentümer d
Steuer zu entri,chten und
tionellen Gründen den Bc
Eine ähnliche Bestim
der Bahnstreckezu'ischm
dem Hauptbahnhof der C
Die Elsass- Lothring
auf die ihnen verpachte
Anlagen fallenden Steuer
lasten (Art. 5, Zitf. 5J.
In den Verträqen ü
l,orbe und Pontar[ör u-u
wir keine b,estimmtenAn-h
oder -belastung des Bahn
fend den Postdienst aut ,
lier-Vallorb€ vom 11. jlul
,,Die französischePo
ter nationalen P ostdi ens.
Ausübung dieses Betii
zugunstender Schv'eir
oder der Gemcind,el-a:
Weitere Bestirnrnuno
Es ist anzunehmem
Steuerbefreiung normiert
der Kanton und die Gen
ihrem Territorium sich he
Natürlich darf nicht
Linien einer Eisenbahngre
Vermögen und Einkomrne
bruar_790647) heisst es sodann (Art. 29), dass die italienische eine DoppelbesteuerulEei
Eisenbahnverwaltungsämtlicheden Betrieb der Bahnstreckebela- veiüaltung hat ihr beweg
stenden Steuern trage. Da die b,esagteStrecke ganz anf italieni- rata in dem Kanton, in u
4? qleiche Bestimmu_ngenim Vertrag betr. Verbindung der beider- übrigen von ihr durchfah
seitigen Eisenbahnen bei Singen und bef Konstanz vom )4. Mai lgTB besitzt - und sie muss i
(Art. 4) AS 11, a. F. 399, BBI 1873,III, 13. ,,Befreiung von allen und ieden Domizil besitzen - zu t
Steuern und Accisen ist gewährt", bemerkt die Boischaft gilt der Grundsatz, dass
steuert werden. Die Kan
von den Eisenbahngesel
sondern sie sind auch lx
aufzuerlegen. sr)
48) von der Kreisdirekt
bei Brugg bis St. Margrethen und von der lichtensteinisch-schweizeiischen 4 e )A s 3 1 , 1 1 3 , B B I l g l
Grenze am Rhein bei Buchs vom 1. Dezember 1369.(St. Gallen, Gesetzes- 50) Natürlich bezahler
sammlung, n. F. I, S. 100.) ihnen benützten Räumlichh
46)AS 11, a. F. 478, BBI 1874, I, b7. meinsame Benützung der Br
47) AS 22, 264, BBI 1906, II, 199. trägen ausführlich geregelt i
51) Art. 31. Abs. e Bun
234
schem Gebiet liegt und die Bundesbahnenauf Rechnung der ita-
lienischen Staatsbahnenden ZuEsdienst besorgen,ist dies selbst-
verständlich. Wenn Italien deir Bahnbetrieb etc. besteuert, so
haben die Eigentümer der Str,eckeund des Bahnbetriebes die
Steuer zu enfuichten und nicht die S.B.B., die lediglich aus ra-
tionellen Gründen den Betrieb jener Str,eckedurchzuführenhat.

lasten (Art. 5, Ziff. 3).


In den Verträgen über die internationalen Bahnhöfe Val-
I'orbe und Pontarlier und die b,etreffendenBahnstr,eckenfinden
wir keine bestimmtenAnhaltspunkte rnbezugauf die Steuerfreiheit
oder 'belastung des Bahnbetriebes. Einzig im Abkommen betref-
fend den Postdienst auf der Linie Frasne-Vallorbe und Pontar-
lier-Vallorbe vom 11. Juli 19144e)findet sich ein Art. 10:
,,Die t'ranzösischePostverwaltungist für den Betrieb des in-
ternationalenPostdienstesim Bahnhof Vallorbe und lür das zu.r
Ausübung dieses Betriebes dtenendelltlaterial von ieder Steuer
zugunstender Schweiz. Eid.genossenschaft, des l(antons Waadt
oder der GemeindeVqllorbe enthoben."
Weitere Bestimmungenliegen nicht vor.50)
Es ist anzunehmen,dass dort, wo nicht ausdrücklich eine
Steuerbefreiungnormiert ist, eine solche nicht besteht und somit
der Kanton und die Gemeindenihre Steuerhoheit über den auf
ihrem Territorium sich befindendenBahnbetrieb ausüben.
Natürlich darf nicht jeder Kanüon, dessen Gebiet von den
Linien einer Eisenbahngesellschaft durchkretzt wird, deren ganzes
Vermögen und Einkommen ztt Besteuerungheranziehen,da sonst
eine Doppelbesteuerung eintreten würde. Eine solche Eisenbahn-
veiwaltung hat ihr beweglichesVermögen und ihren Erwerb pro
rata in dem Kanton, in welchem sie ihren Sitz hat, und in allen
übrigen von ihr durchfahrenen,sofern sie dort Geschäftsdomizil
besltzt - und sie muss in den Kanüonen,die sie durchfährt, ein
Domizil besitzen - zu versteuern. Für Liegenschaftendagegen
gilt der Grundsatz, dass sie im Kanton der getregenen Sache be-
steuert werden. Die Kantone besitzen ab,ernicht nur das Recht,
von den Eisenbahngesellschaften allgem,eineSteuern zu erheben,
sondern sie sind auch befugt, ihnen sogenannteGewerbesteuern
aufzuerlegen. 5r)
48) von der Kreisdirektion II, Luzern, überlassen.
4e) AS 3r, 113,' BBI 1914, IV, 633
50) Natürlich bezahlen- die fremden Verwaltungen für die von
ihnen benützten Räumlichkeiten auf Schweizergebiet und für die ge-
meinsame Benützung der Bahnanlagen Mietzins, was in fast allen Ver-
trägen ausführlich geregelt ist, uns hier aber nicht näher beschäftigt.
51) Art. 31, Abs. e Bundesverfassung. vergl. Streuli, S. 225 ff.

235
Bahndienst ab,er,wie ihre
schriften unterstellt (Art-
nicht getroffen worden.
trag betreffend die Seeta
discheBahn (1870) zu fn
V I I .K a p i t e l . die Dienst- und Disziphn
stanz verwendetesPerson
Das Eisenbahn-
und Zollpersonal In den Verträgen mii
gesamte Beamten-, Dienr
an (ler urenze.
IA
und Verordnungen desje
finde, unterworfen sei lA.
zip aufgestellt wird, nä-
seinem Heimatstaat und :
Eisenbahn- und ZoTlpersonal werden zusammengenommen, in die Beamtengruppedr
einmal weil wir Zolldienst und Eisenbahndienstin dieler Arbeit findiet.l)
Der gleichen Bestirnn
u n t e r w o r f e n .A r t . 9 : , , 1
den Gesetzenund Polizeil
chem es sich befindet-":I
Ebenso lautet es i:n T
Was heisstdas? \ii
zerischenBeamten,die in l
die italienischenBearnien
ganz natirlicherweise deu
zuleben haben, rvie jeder
fremden Lande Wohnsitz :
der ausländischen Bahnl
$ 21. eine Frage, die darnit nich
Aber schonder Giur:C
Die Geselzgebungs-und Disziptinarhoheil. des Staates,in welchenrsi
I. Das Eisenbahnpersonal. Fragen und Interpretation
Welcher Behörde ist das Eisenbahnpersonalan der Grenze, Der l(anton fe-s-.;a -
deutlicher gesagt, das Personal, dessen pflichten und Rechte in Angestellten der Gorilrt
internationalenverträgen geregelt sind, in seinendienstlichenver- Deponier.ung der 'J.usn
richtungen unterstellt, unter welcher Land,eshoheitsteht es, welche wurde ihm folgende ,trn
staatsbürgerlichenRechte und Pflichten hat es zu erfüllen? Diese ,,Arl. 3 des Vertrag;:
Fragen sollen hier beantwortet werden. diensteten und Arbeiter
Wir greifen wieder zu den alten Verträgen, die oft kurz und und. Ver,ordnungen de:i
- sich befin:den,hai den Z
knapp die Verhältnisseschildern.
setzlichen Rechte des I
Nach den Vorschriften von 1852 hatten sich alle auf schwei- in welcltemdie ers'ahn:
zerischemGebiete stationi'ertenAngestellten der badischenBahn-
verwaltung bei den betreffendenkantonalen Behörden zu melden. 1) Vertrag vom 27. _\uE
2) Vertrag vom 23. Deit
und zwar sowohl die badischen wie die von Baden in seinen 3) Polizeidienst in den i:
Dienst genommenenschweizerischen Angestellten. poritischesDo- vom 16. IIl27.I,{ 1881.-\S 5.
mizil fijr die.Schweizer blieb ihr schweizerischerwohnsitz, sie a) wie beispielss-eise dj
waren den schw,eizerischen Gesetzenunterworfen, inbezug auf den Bahn.
5) BBI 1883, II, S. 855. ;

236
Bahndienst aber, wie ihre badischenKollegen, den badischenVor,
schriften unterstellt (Art. 2718). Weiter,e Bestimmungenwaren
nicht getroffen worden. Eine ähnliche Bestimmung ist im Ver-
trag betreffend die Seetalbahnund ihren Anschluss an die Ba-
{isc{e Bahn (1870) zu finden: jede Bahnverwaltungbehaltesich
die Dienst- und Disziplinargewalt über ihr im Bahnhofe zu Kon-
stanz verwendetesPersonalvor (Art. 8).
In den Verträgenmit Oesterreich(1870) heisst es, dass das
gesamte Beamten-, Diener- und Arbeiterpersonal den Gesetzen
und Verordnungen desjenigen Staates, in welchem es Sich be-
finde, unterworfensei (Art. 15 Abs. 2), w,omltein anderesprin-
zip aufgestellt wird, nämlich die Loslösung des Personals von
seinem Heimatstaat und seiner Verwaltung und seine Einreihung
in die BeamtengruppedesjenigenLandes, in dem es sich be-
findlet.1)
Der gleichen Bestimmung ist das Personal der Gotthardbahn
unterworfen. Art. 9: ,,Das gesamteBahnpersonalsteht unter
den Gesetzenund PolizeiverordnungendesjenigenStaates,in wel-
chem es sich befindet."2)
Ebenso lautet es im Polizeiabkommenmit Italien.3)
Was heisstdas? Nichts anderes,als dass diejenigenschwei-
zerischenBeamten,die in Italien Wohnsitz nehmen,und umgekehrt
die italienischenBeamten,die in die Schweizzu wohnenkomm,en,
gan'z natirlicherweise den Gesetzendieses Wohnortsstaatesnach-
zuleben haben, wie jeder andere Ausländer auch, der in einem
fremden Lande Wohnsitz nimmt. Ob sie auch den Dienstbefehlen
der ausländischen Bahnverwaltung zu gehorchen haben,a) ist
eine Frage, die damit nicht gelöst ist.
Aber sch,onder Grundsatz der Unterstellung unter die Gesetze
des Staates,in welchem sich die AnEestetrltenetc. befinden, gab zLr
Fragen und Interpretati,onenAnlass.
Der l(anton Tessin liess den Bundesrat anfragen, wie die
Angestellten der G,otthardbahninbezug aul Niederlassu.ngund
Deponierung der Ausweissch.rif ten zu beltandeln seien. Es
wurde ihm lolgende Antwort z,uteil:5)
,,Arl.3 des Vertr,agesvon 1881, wonach die Beumlen,Be-
dienstetenund Arbeiter der Gotthardbahn unter den Gesetzen
und. Verordnangen desienigen Staates stehen, in welchem sie
sich befinden, hat den Zwecle,die vert'assungsmässigenund ge-
setzlichen Rechte des St,aates,resp. des Kantons zu wahren,
in welchem.die erwdhnten Fremden sich aufltalten.
1) Vertrag vom 27.August/26,Dezember1870.AS 10, 912.
2) Vertrag vom 23.Dezember187314. Februar 1874.AS 11, a. F.478.
3) Polizeidienstin den internationalenStationender Gotthardbahn,
vom 16. IU27. I\{ 1881,AS 5, 577.
a) wie beispielsweisedie schweizerischenBeamten der Badischen
Bahn.
5) BBI 1883,II, S. 855, Ziffer 5.
Der l(anton Tessin ist daher berechtigt, seine Gesetzeund Eisenbahnangestellteat
Verordnungen über Niederlassung und Aufenthatt, soweit sie sich belrindenoLegitima
mit den bundesrechtlichen Vorschrilten in Harm'onie stehen, Unri wieder antworie
auclt uuf die Beamten, Bediensteten und Arbeiter der Gotthard.. eh. heine f,örmliche Au
bahn anzuwenden. sie auch heine Gebühr
aber cloch wieder gesa.g
lität und zum Ausweise
Bahnhol angehaltenu,er
behördesich und ihre f
d.asssie zu diesem Zv
und die ldentität iltrer
Die Auffassung des
wenn sie auch durch gani
Nirgends ist gesagt, das
den Gerichtsstandin Zivi
steht fest, dass die Auslä
Diese Antwort entspricht genau dem Wortlaut des Vertrages. in einem int'ernationalen l
Er scheint tr'otzdemnicht überall angewendetworden zu sein, d-enn Gesetzenunterstehen,alsi
in anderem Zusammenhangkommf der Bundesrat noch einmal tane inbezuq auf Niederli
9glg.ut.zu. sprechenund nimmt eine ganz andere Haltung als Das Personal der Sir
t885 ein.6) setzen und Verordnunger
findet. lo)
Dieser Grundsatz trii
- wie übrigens in fast a
Post-, Polizei' und Gesu
In gleichen Vertrag
schriften erlassen,die hie
auch die Verkehrsverhäl
Das Maschinenpersona-l ur
'
Eisenbahnverwaltunghab
Bezug auf die innern Si
Bahnhofvorstandes,souie
struktionen zu tigen- Di
dienst auf der Strecke r
hofvorstände von Domo<
Iselle, Varua und Preglia
schen Eisenbahnverwaltu
zu liefern, die sie von ifu
Der Bandesrat, im Gegensatz zu seiner Antwort vom Jahre Diese ReEelung scha
1883,erhftirte, dass Arl. 3 des Vertrages von I88l für das per- den Beamten unterstellt
'den
sonal aul internationalen Stationen nur den Gerichtsstand Angestellten haben im E
in Civil- und Strafsachent'eststellensollte und er daher dem
Begehren der italienischen ftegierung hein Hindernis in den 8) BBI 1895, II, 169.
o) Art. 3: ,,Im übriger
Weg lege. Arbeiter unter den Gesetze
Noch einmal lragte die Polizeidirektion des l(antons Tessin welchem sie sich befinden.
üfl, ob von den italienischen Staatsangehörigen,welche als 10)Mit dem ,,sich bel
nehmen verstanden. das tati
6\ BBI 1888,II, 768. schluss des schn'eizerischen
7) Betr. Gebühren und Steuern siehe $ 22. Simplon vom Dezember 1b-

238
Das Personal der Simplonbahn untersteht ebenfails den Ge-
setzen und verordnungen des Landes, in welchem es sich
be-
findet. 10)

8) BBI 1895,II, 169.


Art..3: ,,.Im ubrigen stehen sämtliche Beamte,Bedienstcteund
Ä^__
r D e.,n)
r r e ru n t e r d e n ( i c s e t z e nu n d v e r o r d n u n g e nd e s j e n i g e nS t a a t e s ,i n
welchem sie sich befinden.
-^*_l? _Yr_t^.!:+:,.ich befinden,,wird ohle rneiteresdas Wohnung_
ne-nrnenversta,nden, das tatsächliche Domizil. uebereinkunft betr. Aä_
scnluss des sch'r,"'eizerischen Bahnnetzesan das italienische ---"" durch den
Simplon vom Dezember 1899.Art. 14. (AS 18, 20i.r---

239
Vorschriften zu gehorchen,sowie sie aber denselbenmit der Bahn über das Zollpersonal be
verlassenhaben, stehen sie wi'eder unter schweizerischenRegle- lung bei den Bahnanges
menten und Ver,ordnungen. Die italienischen Vorstände ab,er Durch Art. 9 der I
stehen gewöhnlich unter italienischem Recht, sind italienische einer deutschenZollabfe
Beamte,und haben nur inbetreff des ZuEsdienstesder schweizeri- bahn in Basel vom Jahre
schen Eisenbahnverwaltungzu gehorchen. Sonst aber steht das und die dienstliche Unte
übrige Personal auf dem Bahnhof (Post, Sanität und Polizei) persönlicheVerhältnis de
unter den Dienstvorschriften des eigenen Staates.u) heisst es, wird so bestir
In Vallorbe unterstehendie Beamten, Angestellten und Ar- ihres dienstlichenAufent
beiter der p.L.M. den Weisungen des Bahnh,ofvorstandes, sowie verbande stehenden Ano
den Vorschriften der Reglemenüeder S.B.B., umgekehrt die Be- Staatszugehörigkeitbehä
amten etc. der S.B.B. im Bahnhof Pontarlier den Vorschriftender richtsbarkeit und Polizei
p.L.1Vi.12) Baselstadt insoweit unte
Gerade umgekehrtist es mit den Beamtender andern Dienste eigentlichen Dienstvorric
in Vallorbe (Post etc.). Die in Vallorbe tätigen Beamtenund An- ziplin, Dienstvergehenod,
gestellten des französischenPostbetriebessind ausschliesslichden Also Gesetzeshohe
französischenBehörden unterstellt. Ebenso untersteht das schwei- Disziplinarhoheit Deutsch
zerische Postpersonal,das sich dienstlich auf französischemBo- stehen. So ist es fast ü
den befindet, den schweizerischen Behörden.13) regelt.
Was aber die G,esetzeund VerordnunEen des Staates an- Im neuen Abkommen
betrifft, so ist ihnen das Personal untersbellt,so lange es sich im Bundesbahnhof Basel r
auf seinem Territorium befind,et. Das geht h,ervor aus Art. 12 schen Z,ollbeamten inbezu
Abs. 4 des Postüber,einkommens, der im Falle von Uebertretungen sischenBehörde unterste
von in der Schweiz oder in Frankreich b,estehenden Strafgesetzen Strafgesetzenund Polize
,oder Polizeiverordnungendas Personal beider Länder den Ge- dieser Beziehung der scL
setzen und Vorschriften des Landes unterstehenlässt, auf dessen richtsbarkeit unterstellt (
Gebiet die Uebertretung stattgetunden hat. Umgekehrt ist das sr
Dasselbe sagt Art. 14 des Vertrages betreffend die Bahn tionen Altenburg, Jestette
Ngon-Divonne-les-Bains,1a)indem er bestimmt,dassdie schwei- Jahre 1896,rz) während
zerischenAngestelltenauf der StreckeDivonne-les-Bains-schwei- biete den deutschenGese
zergtenze und im Bahnhof Divonne keinerlei Vorrecht in An- Polizeihoheit insoweit un
sehung des französischenStrafgesetzesgenössen. 15) zolldienstlichen Verrichtu
Eine weitergehende Bestimmung (dass die schweizerischen Die gleichen Bestirrn
Beamten sich allen französischenGesetzenzu ffigen hätten) war treffend die Errichtung d
hier nicht nötig, da bei dieser kleinern Bahn die schweizerischen linksrheinischenBahnhör
Beamten nicht ständig auf französischemGebiete sich befinden. In diesem Abkomme
II. Das Z,ollpersonä1. mung (Art. 8 Abs. 2), dz
Die Zollverhältnisse sind meistens in andern Verträgen als die deutschen Zollbeami*
in denjenigen über die Eisenbahnenger,eEelt. Wir finden dort Die Aufnahme dieser Be:-
auch die Vorschriften, die die Gesetzes- und Disziplinarhoheit Regierung erfolgt, mit R
lizeistrafgesetzesdes Kan
11)vergl. z. B. Postabkommen vom 24. März 1906. (AS 22, 181), der Löhnungenin ungese
Art. 18. Da auch die schwei
12)Vertrag betr. Betrieb des schweizerischen Teilstückes der Linie
Pontarlier-Vallorbe etc. vom Jahre 1914. ßAS 31, Beilage IV), Art. 17, land stati,oniertesPerson
Abs. 2. konnte gegen diesen \\'un
13)Postäbereinhommen vom Jahre 1914. (AS 31, 113), Art. 12.
14) vom Jahre 1909, (AS 25, 75.) 16)AS I, a. F., 357.
15)Die gleiche Bestimmung, Vertrag betr. Bahn Martigny-Chamonix 1?)vom 5. Dezember. .
(gleiche Daten.) 18)Art. 8 (AS 22, 95.

240
16+
über das Zollpersonal betreff,en. Sehr verschiedenvon der Rege-
lung bei den Bahnangestelltensind sie nicht.
Durch Art. 9 der Uebereinkunft betreffend die Errichtung
einer deutschenZollabfertigungsstelleim Bahnhofe der Central-
bahn in Basel vom Jahre 187310)erfährt die Staatszugehörigkeit
und die dienstliche Unterordnung eine deutliche Regelung. Das
persönliche Verhältnis der in Basel stationieften Zollbeamten, so
heisst ,es, wird so b,estimmt,dass dieselbenwährend der Dauer
ihres dienstlichenAufenthaltes daselbst nebst ihren im Familien-
verbande stehend'enAngehörigen ihre bisherige Reichs- bezw.
Staatszugehörigkeitbehalten. Sie sind den Gesetzen, der Ge-
richtsbarkeit und Polizei der Eidgenossenschaftund des Kantons
Baselstadt insoweit unterworfen, als nicht die Ausübung ihrer
eigentlichen Dienstvorrichtungenals Zollbeamte, mithin die Dis-
zrplin, Dienstvergehenoder Dienstverbrechen,in Frage stehen.
Also Gesetzeshoheit der Schweiz,wie bei allen Ausländern,
Disziplinarhoheit Deutschlands,des Staates,in dessenDienst sie
stehen. So ist es fast überall rnbezug auf die ZoTlbeamtenge-
regelt.
Im neuen Abkommen betreffend den französischenZolldienst
im BundesbahnhofBasel vom 6. September1929sind die französi-
schenZollbeamlteninbezug auf Dienst und Disziplin der franzö-
sischenBehörde unterstellt, haben ab,erden in Basel bestehenden
Strafgesetzenund Polizeiverordnungennachzuleb,enund sind in
dieser B,eziehungder schweizerischenund der baslerischenGe-
richtsbarkeit unterstellt (Art. 23).
Umgekehrt ist das schweizerischeZollperconal auf den Sta-
tionen Altenburg, Jestetten und Lottstetten, gemässVertrag vom
Jahre 1896,17)während seines Aufenthaltesauf deutschemGe-
biete den deutschenGesetzen,sowie der deutschenGerichts- und

mung (Art. 8 Abs. 2), dass die Auszahlungder Dienstbezügean


die deutschenZollbeamten in deutschemGelde erfolgen dürfe.
Die Aufnahmedieser Bestimmungwar auf Wunsch der-deutschen
Regierung erfolgt, mit Rücksicht auf eine Bestimmung des Po-
lizeistrafgesetzesdes Kantons Baselstadt,wonach die Auszahlung
der Löhnungenin ungesetzlicherMünzsorte mit Strafe bedroht ist-.
Da auch die schweizerischeBundesverwaltungihr im Aus-
land stati'oniertesPersonal in schweizerischerWährung entlöhnt,
konnte gegen diesen Wunsch der deutschenRegierung nichts ein-
16) AS I, a. F., 357.
17)vom 5. Dezember. AS 16, 132.
18)Art. ti (AS 22, 95).

241
gewendet werden. - In Buchs und St. Margrethen bleiben die Auch die in Vallorl
,,Untertans-, Heimats- und Dienstverhältnisseder bei den öster- Zollbeamten und -angest
reichischen Z'ollämlern b,esagter Stationen bediensteten österrei- Disziplin ausschliesslic
chischen Beamten und Angestellten auf eidgenössischemBoden sind sie der eidgenöss
unverändert". Sie haben aber die Strafgesetzeund Polizeivor- unterstellt.23)
schriften der Eidg nossenschaftund des Kantons St. Gallen zu Ueberblicken wir d.
b,eobachten. Sie sind schweizerisch,erGerichtsbarkeit unter- und Eisenbahnpersona:
worfen.le)
a) Die Beamten, AnE
Die Gemeindetimter St. tVargretlten und Buchs hielten gemäss behalten, wenn sie :
diesen V,orschriften die Zo[.Ibeamten,die in diesen Gemeinden Gebiete des andern
stationiert würen, an, behufs Erlangung der Niederlasumgs- keit bei.
bewilligung lür sich und ihre Angehöregen ihre Ausweis- b) Was ihre dienstlic
papiere zu hinterlegen. Die österreichischeGesandtschaftpro- arbeit, Dienstvergeh
testierte deswegenund sagte, es hönne diesen Beamten nicht der Hoheit des Sta
vorgeschriebenwerden, da sie hraft Vertrages aul schweizeri- vorb,ehalten, wo dir
schentGebietestationiert seien,noch eine besondereBewilligung Regelungerfordern.
zum Aut'enthalteaul schweizerischemGebiete nachzusuchen.
c) Die Beamten, AnEe
Der Bundesrat war mit dieser Auf f assung einverstanden. die im andern Staa
Damit aber die schweizerischeCemeindebehördeeine Kontrolle anderen Gesetze,in,
über die in ihrem Bereiche stationierten Beamten habe, wurde dem Lande, in dern
angeordnet, dass iede Versetzung der Beamten den Gemeinden Als Konsequenzel
gemeldet werden müsse, und duss überdies die betreffenden Vergehen von Bean
Funktionrire sich unldsslich ihres Dienstantrittes beim sch.wei- welchem die Betre,
zerischen Gemeindeamt unter V,orweisung ihrer Ernennu.ngs- Eine Bestätigung de
oder Versetzungspatente,sowie der über ihren Familienstand die die Uebertretun
Aushunft gebenden Zivilstandsahten anzumelden,bezw. abzu.- aut dessenGebiet si
melden htitten.20)
d) Eine Ausnahme wi
Der Bundesrat folgte mit diesar Antwort seinemStandpunkt, die die Grenze überq
den er sch,ondie Beamten in Chiasso betr,effendeingenommen wachtkorps);hier gi
hatte. Wir können ihn nicht teilen, da er uns EeEenden Vertrag zerischen Militärstnz
zu verstossenscheint (die österreichischenZollbeamten in Buchs auf alle Vergehen"
und St. Margrethen hab'en die Polizeivorschriften des Kantons Der Heimatstaatbes
St. Gallen zu beachlen). Jed'ermann,der sich in der Schweiz e) Das politischeDomi;
niederlässt, die Exterriüorialen ausgenommen(die Zollbeamten sitz des Heimatstaa
sind aber nicht exterritorial), hat eine Niederlassungsbewilligung Heimatstaate n-ohle
zu etlangen Wollte man davon absehen,so müsstees im Vertrag Ausland,so sind sie
deutlich gesagt sein, und nicht das gerad,eGegenteil dort stehen. sie nach Art. 3 des E
Gleiche Vorschriften (Dienst. und Disziplinarhoheit des Hei- 2A)Zollübereinkunft r
matstaates,Gesetzeshoheitdes Aufenthaltsstaates)im Vertrag be- z+) Domodossola un,
tr,effendZ,olldienstin Chiassound Luino vom Dezember1882.21) über den Bahnhof Schaffh
stand der SBB ist der Vorg
Ebenso im Zollveftrag die Simplonlinie und den Bahnhof bestimmten Personals. Er
Domodossola betreffend, vom ltllärz 1906.221 nach den Dienstvorschrifte
bestimmte gemeinschaftlic
le) Uebereinkunft betr. Zolldienst vom Jahre 1872 (St. Gallen, Ge- Dienst der Badischen Bahr
setze, 7, 447.) gane der letzteren Folge zt
20)BBI 1909,I, 901. 25)siehe auch-{bkomr
2D AS 7, 193.Art. 27. 26) vergl. Bundesgesel
22)AS 22,190. Art. 23. (AS 42, 287), Art. 137 und ]

242
Auch die in Vall,orbe im Dienste befindlichen französischen
Zollbeamten und -angestellten untetsteh,eninb,ezugauf Dienst und
Disziplin ausschliesslichder französischenBehdrde, sonst aber
sind sie der eidgenössischenund waadtländischenGesetzgebung
unterstellt.23)
Ueberblickenwir diese Bestimmungen,so können wir, Zoll-
und Eisenbahnpersonalzusamrnenfassend, folgendes sagen:
a) Die Beamtren,Angestellten und Arbeiter des einen Staates
behalten,w,ennsie sich in Ausübung ihres Dienstes auf dem
Gebiete des andern Staates befinden, ihre Staatsangehörig-
keit bei.
b) Was ihre dienstliche Arbeit anbetrifft (Disziplin, Dienst-
arbeit, DienstverEehenund -verbrech,en),so stehen sie unter
der Hoheit des Staates, der sie angestellt hat. Ausnahmen
vorbehalten, wo die Bedürfnisse des Dienstes eine andere
Regelung erfordern.2a)
c) Die Beamten, Angestellten und Arbeiter des einen Staates,
die im andern Staate Dienst tun, unterstehenbezüglich aller
anderen Gesetze,insbesondere der Straf- und P'olizeigesetze,
dem Lande, in dem sie sich befinden.
Als Konsequenzergibt sich daraus,dass für Verbrechenund
Vergehen von Beamten etc. dasj'enigeLand zuständig ist, in
welchem die Betreffenden sie begeh,en(T'erritorialprinzipl.
Eine Bestätigungdessensind die Verträge mit Frankreich,2s)
dic die Uebertretung durch dasjenige Land bestrafen lassen,
auf dessenGebiet sie stattgefundenhat.
d) Eine Ausnahme wird gemacht hinsichtlich der Zollorgane,
die die Grenzeüberwachenund den Zolldienst sichern(Grenz-
wachtkorps); hier giit das Heimatprinzip fjjr die dem schwei-
zerischen Militärstrafrecht unterstellten Personen miI Bezug
auf alle Vergehen, nicht nur betreffs der Dienstvergehen.
Der Heimatstaatbestraft den Täter gemässseinemRechte.26)
e) Das politischeDomizil befindet sich am zivilrechtlichenWohn-
sitz des Heimatstaates,sofern die betreffendenPersonen im
Heimatstaate wohnen. Haben sie aber ihr,en Wohnsitz im
Ausland, so sind sie in der Schweiznicht stimmberechtigt,da
sie nach Art. 5 des B.G. über die eidgenössischen Wahlen und
23)Zollübereinhunft Vom Jahre 1914. (AS 31, 113) Art.22,
2a) Domodossola und auch zum Beispiel Art. 9 des Vertrages
über den Bahnhof Schaffhausen (vom Jahre 1902): Der Bahnhofvor-
stand der SBB ist der Vorgesetzte des für den gemeinschaftlichen Dienst
bestimmten Personals. Er übt die Disziplinargelvalt äber dasselbe aus
nach den Dienst'r'orschriften der StsB. Das für den Abfertigungsdienst
bestimmte gemeinschaftliche Personal hat übrigens, insoweit es den
Dienst der Badischen Bahnen betrifft, auch den Anordnungen der Or-
gane der letzteren Folge zu leisten.
25) siehe auch Abkommen betr. Zollaml in Waldshut, 1859(ÄS 6,315).
26) vergl. Bundesgesetz ttber das Zollwesen vom 1. Oktober 1925
(AS 42, 287), Art. 137 und Militärstrafgesetzordnung, Art. 2.

243
Abstimmungen27) und nach Art. 43 der Bundesverfassung
an einem bestimmtenOrte in der Schweizeinen festen Wohn- Es ist wohl zu beac
sitz nicht erworben haben. Die Verträge brauchen daher die im fremden Staat trl:
keine BestimmunEenüb,erdas Stimmrecht etc. aufzunehm,en. nun ohne weiteres steuerpf
Uebrigenssieht Art. 4 des Stimmrechtsgesetzes vor, dass Be- denen staatlicher Befehl' ii
amten und Angestellten der P,ost-, Telegraphen- und Zoll- Wohnort angewie-spnhal
verwaltung, der Eisenbahnen,Dampfschiff,e,kantonalen An- Auf der andern Seite :
stalten und Polizeikorps Gelegenheitgeboten werden müsse, rechtigt, alle auf sein€rn '
sicti an den eidgenössischenAbstimmungen und Wahlen zu zu besteuern, also auch dir
beteiligen. Allerdings müssendiese Personenin der Schweiz geniessendie Vorteile und
als Ortsbürger, Niedergelassenecider Aufenthalter wohnen. seine eigenenBürqer.
Wenn diesem Erfordernis nicht Genüge geleistet wird, ist Beide Staaten wären I
die Stimmabgabe nicht möglich, da solche Beamte, An- der Heimatstaat und der
gestellte und Arbeiter im Ausland den Auslandschweizern Machten aber beide
gleichgestellt werden.28) würde eine krasse Doppell
Eine Ausnahme besteht hinsichtlich der im Fürstentum Um ihr zu entgehen,
-sie e
Liechtensteintätigen schweizerischenZ'ollb'eamten;sie haben entweder bestauert der
ihren zivllrechtlichenWohnsitz in Buchs.2e) staat.
f) Wohnen auch die Familienangehörigen.der Beamten etc. im Es kann aber auch ei
Ausland, so gilt für sie das gleiche wie für die letzteren.so) darin liegt, dass eine TeiI
folgt, dass fotglich nur ei
und der andere TeiI dem
$ 22. Wir haben nur zuer$
Verträge mit den Nach,ha
Dic Sleuerhoheil. Eisenbahn, und Zoll-etc--i
Da das Recht zur Besteuerungauf der Territorialhoheit be- ten Lösungen anwenden, r
ruht,31) so fragt es sich, ob die Bahn-, Post-, Telegraph-, Zoll- vom Bund.
und Polizeibeamteneines Staates, die infolge der naturgemässen Daraus folgert man oh
und für den reibungslosenVerkehr zwischen zwei Staaterr uflet- ErsenDann-,so auch die Sl
lässlichen Ordnung verpflichtet sind, auf dem Gebiete des an- Art.42 der Bundesya
dern Staates zu stationieren, als Steuersubjekte,wie alle andern denen die Ausgabendes Br
Bürger, betrachtet werd,en können, d. h. ob ihr Heimatstaat si,e, nun nichts von der Hoheit
'im
wie alle seine Innern des Landes wohnenden Bürger, zut und Erwerbssteuern,um nt
Steuerpflicht h:ercnziehenkann. arten zu nennen; dazu kon
Sie beziehenihr Einkomrnenvon ihrem Heimatstaat,sie hät- satz unsererBundesverfass
ten folglich Vermögenwie Erw,erb in ihr,emHeimatstaatezu vet- die indirekten dem Bunde
steuern. einige Ausnahmendie Rege
Nun befinden sich aber diese Personennicht auf dem Boden den verlassenwerden darT, ,
ihres Heimatstaates. Sie üb,en,für diesen Staat, Dienst aus im gewicht wahrende Finanzpo
Gebiete des andern Staates. Ihr Wohnort befindet sich im frem- So besitzen also die I
den Staat, in den Crenzorten dieses Staates. auf die direkten Steuern.
27)as 10. 915. Nun schliesstder Bund
28) BBI 1888,IV, 430. der Bundesverfassung, a3) V(
29)siehe $ 5: Liechtenstein. Zollvertrag, Art. 23. die Steuerpflicht dei oben
30)Betr. Steuern und Zölle: siehe g 22123.
31)Fleiner, B. St. R., S. 82: ,,Steuerhoheithat der Kanton, unter
dessen Schutz sich die Person und das Vermögen des Pflichtigen be-
finden". Fleiner, Verwaltungsrecht 1922,S. 391,393.

244
Es ist wohl zu beachten: es sind nicht einfach Ausländer,
die im fremden Staat Wohnsitz genommen haben und daselbst
nun ohne weiteres steuerpflichtigsind. Es sind staatlicheBeamte,
denen staatlicher Befehl ihren Dienstort und damit zugleich den
Wohnort angewiesenhat.
Auf der andern Seite scheint aber auch der Wohnsitzstaatbe-
rechtigt, alle auf seinem Terriüorium sich aufhaltendenPersonen
zu besteuetn,also auch die Beamtendes andern Staates,denn sie
geniessendie Vorteile und Institutionen des Wohnortsstaateswie
seineeigenenBürger.
Beide Staaten wären berechtigt, diese Person'enzu besteuern,
der Heimatstaat und der Wohnsitzstaat.
Machten aber beide Staaten ihre Steuerhoheit geltend, so
würde eine krasse Doppelbesteu€rungeintr,eten.
Um ihr zu entgehen,erg,ebensich prinzipiell zwei Lösungen:
entweder besteuert sie der H,eimatstaatoder aber der Wohnsitz-
staat.
Es kann ab,er auch eine Mittellösung gefunden werden, die
darin liegt, dass eine Teilung der Steuerhoheitjedes Staates er-
folgt, dass f,olglich nur ein Teil der Steuern dem Heimatstaate
und der andere Teil dem Wohnsitzstaatezu entrichten ist.
Wir haben nun zuerst von der Tatsache auszugehen,dass
Verträge mit den Nachbarstaaten(im Rahmen der allgemeinen
Eisenbahn- und Zoll-etc.-Verträge), die irgend eine der genann-
ten Lösungen anwenden, abEeschlossenworden sind und zwar
vom Bund.
Daraus folgert man ohne w,eiteres,dass d,emBunde, wie die
Eisenbahn-, so auch die Steuerhoheitgegebenist.
Art.42 der Bundesverfassungzählt die Quellen auf, aus
denen die Ausgaben des Bundes bestritten werden. Art. 42 sagt
nun nichts von der Hoheit des Bundes inbensg auf Vermögens-
und Erwerbssteuern,um nur die zwei hauptsächlichstenSteuer-
arten zu nennen; dazu ltommt, dass ein ungeschriebenerGrund-
satz unsererBundesverfassungdie direkten Steuern den Kantonen,
die indirekten dem Bunde zuweist, ein Grundsatz, der, obwohl
einige Ausnahmendie Regel bestätigen,sz) wohl nicht ohne Scha-
den verlassenwerden darf, da nur er eine ruhige und das Gleich-
gewicht wahrende Finanzpolitik verbürgen kann.
So besitzen also die Kantone die Steuerhoheit mit Bezug
auf die direkten Steuern.
Nun schliesstder Bund aber seit altersher,gestützt auf Art. B
der Bundesverfassung, s3) Verträge mit dem Ausland ab, in denen
die Steuerpflicht der oben erwähnten Beamten geregelt ist, ob-
az; Die Kriegssteuern.
33)Art.8: ,,Dem Bunde allein steht das Recht zu, Krieg zu erklären
und Frieden zu schliessen, Bündnisse und Staatsverträge, namentlich
Zoll- und Handelsverträge mit dem Auslande abzuschliessen."

245
kantonalen Hoheit unterst
dem betreffenden Kanton
Namen zu handeln.
Geschieht das nich! s
Verträge, soweit sie in di
Die einen verleihen dem Art. 8 eine einschränkende,die an- streiten. Es müssteeine h
dern eine extensive Auslegung. Fleiner z. B. sagt, dass wohl fen werd,en,um dem Bund
Art. 8 dem Bunde die Kompetenz gebe, Verträge mit dem Aus- tragliche Abmachungenin
lande abzuschliessen, nicht aber gebe er ihm die Macht, ohne Zu- sungsrechtes dan Kantone
stimmung der Kantone in Angelegenheiten,die in ihre Kompetenz So Fleiner. Seine Ansiü
fallen, von sich aus mit dem Auslande zu verhandaln. Die Ver- bach.38)
handlungen des Bundes mit dem Ausland könnten sich logisch
Eine gegenteiligeAnsir
nur beziehen auf Materien, über die der Bund gemäss der Ver-
Jcltotlenbergerund Kunder
fassung allein verfügen könne. Greife er ab,erein in kantonale
Kompetenzen,wie gerade in die Stauerhoheit, so seien die betref- Sie sagen, dass die Br
fenden Kantone vorerst anzufragen und es dürfe nicht über ihren sammenwirken von Bund r
Kopf hinaus ein Teil ihrer ihnen eigenenHoheit ohne ihren Wil-
len b'eschränkt,aufgehoben oder erweitert werd,en.
Für die Materie der kantonalenliompetenzhaben die Kantone
die Fähigkeit zum Abschlussevon Staatsverträgenbehalten,wenn
nicht etwa der Bund ein ausdrücklichesVerbot erlassenhat (Mi-
litärkapitulationen). ss;
Art. 8 dagegen,der dem Bunde das Recht gibt, allein Staats-
verträge abzuschliessen, sagt noch nichts aus über den Inhalt der
Verträge. Da ein Staatsvertrag die Kantone in gleicher Weise
bindet wie ein Bundesgesetz,so darf der Bund nicht durch einen
Staatsvertragseineihm von der Verfassungvorgeschriabenen Kom-
petenzen erweitern, indem er eingr,eift in die Hoheit der Kan-
tone, ohne sich mit ihnen zu verstär.ldigen.
Die Kantone können sich mit dem Auslande nur über min-
derwichtige Angelegenheitendirekt verständigen (Art. 9 B.V.; :0;
Mit der Erweiterung der Bundeskompelenzenist die Zahl der
Materien gewachsen,in denen der Bund zu selbständigermateriel-
ler Regelung befugt ist. 3?)
Wenn nun, gemässVölkerrecht, der Bund mit dem Ausland
Verträge abschliesst,es sich aber um eine Materie handelt, die der
34) vergl. Fleiner, 750 ff, Blumenstein, Steuerrecht, 66 ff, Schollen-
berger, 178 ff, Blumer-Morel,314 ff, Burckhardt, 116 ff, His, Zeitschrift
für schweizerisches Recht, 1929, 3l fl Schwarzenbach: Staatsverträge
der Kantone mit dern Ausland, Dissertation, 1926 a. a. O. Kundert:
*_*_^Ebgnuo sagf Kundert:
Völkerrechtlicher Vertrag und Staatsvertragsgesetz im schweizerischen rage nach aussenin jeder ,
M
Recht, Dissertation, 1919, S. 37. srert--oder der Kompetenz
35) Fleiner, 7b2. d
ao; Art. 9:' ,,Ausnahmsweise bleibt den Kantonen die Befugnis,
abschliessen.,,
az)
Verträge über Gegenstände der Staatswirtschaft, des nachbarlichen 38) S. 69 fl.
Verkehrs und der Polizei mit dem Auslande abzuschliessen; jedoch
dürfen dieselben nichts dem Bunde oder den Rechten anderer Kantone fl] purc.r<rra1dt,
*"7 S. 112fl ti
ru_no_esstaatsrecht,
Zuwiderlaufendes enthalten." r t) Schollenberger, S.'3l
a?) Fleiner, 752. Bünde*s
42) S. 37.

246
kantonalen Hoheit unüersteht, so hat sich der Bund vorher mit
dem betreffendenKanton zu vcrstähdigen und darauf in seinem
Namen zu handeln.
Geschieht das nicht, so ist die Verfassungsmässigkeitdieser
Verträge, soweit sie in die kantonale Hoheit eingreifen, zu be-
streiten. Es müssteeine b,esonder'e geschaf-
Verfassungsgrundlage
fen werd,en,um dem Bunde das Recht zu g,eben,durch staatsver-
tragliche Abmachungenin die auf Grund des geltenden Verfas-
sungsrechtesden Kantonen zust'ehendenHoheiten einzugreifen.
So Fleiner. Seine Ansicht wird unterstützt durch Schwarzen-
bach. 38)

Eine gegenteiligeAnsicht sprechenBurckhardt, Blumer-Morel,


Schollenbergerund Kundert aus.
Sie sagen, dass die Bundesv'erfassungnichts von einem Zu-
sammenwirkenvon Bund und Kantonen wissen wolle; sie gebe
ausdrücklichdas Recht zu Staatsverträgen,,dem Bunde allein".
Diese Befugnis sei keineswegsinnerlich auf gewisseMaterien be-
schränkt. Grundsätzlich seien die Kantone gar nicht kompetent
zu Staatsverträgen (mit Ausnahme derer aus Artikel 9), denn
Artikel 8 gebe ,,allein" dem Bunde das Recht, solcheabzuschlies-
sen. Die unbeschränktel(ompetenz des Bundes, Verträge einzu-
gehen,entsprechedem Bedürfnis des Landes,auch in denjenigen
Gebietennach aussenals Einheit aufzutreten,in denen die innere
GesetzgebungSache der Kantone gebliebensei.3e)
Auch Blumer-Morel a0) bemerkt, dass sich der rechtliche In-
halt der Staatsverträgekeineswegs auf jene Gegenstände,über
welche der Bund auch das Gesetzgebungsrecht habe, beschränke.
Er beruft sich dabei auf die Praxis, durch die die Souveränität
der Kantone durch die dem Bund in Art. 8 ,,vorbehaltlos" ein-
geräumteBefugnis, Staatsverträgeabzuschliessen, nicht bloss for-
mell, sondern auch materiell beschränktwerde.
,,Die Kantone sind also nicht nur völlig ausgeschlossen vom
Vertragsrecht, soweit es sich auf GeEenständ'e bezieht, di,e aus-
schliesslich Bundessach,esind, sondern sie si.nd der Regel nach
vom Vertragsrecht ausgeschlossen, selbst mit Bezug auf Gegen-
stände, die sonst zu ihrer Domäne gehören."ar1
Ebenso sagt Kundert: ,,Der Bund kann völkerrechtlichVer-
träge nach aussenin jeder Materie, sei si,einnerstaatlich zenfiali-
siert oder der Kompetenz der Kantone überlassen,rechtsgültig
a2)
abschliessen."
38)S. 69 ff.
3e)Burckhardt, S. 112 tr, 123 ff. 125.
40)Bundesstaatsrecht,S. 347.
It) Schollenberger,Bundesverfassungder Eidgenossenschaft,
S.178.
42)S. 37.

247
His nimmt eine Mittelstellung ein, indem er nicht forrnell, Tür,e zu öffnen. &an wei
wie Fleiner und Burckhardt, trennt. a3) und was eigentlich d€m I
Er kommt zu folgendem ErEeb'nis: ,,Die Art. 8 und 9 be- lrennung. Und auch die
zweckennicht bloss eine form,ell,eAusscheidungd,erVertragskom- von His gerichte! was r
petenzen,sondern eine materiell,eAusscheidung der Verhandlungs- spricht.
gebiete zwischen Bund und Kantonen.
Diese Prari,s 2giga ei
_Der l(ompetenz des Bundes sind grundsätzlich zugewiesen wurden seitens der Kärm
alle_Verträge übe1Materienvon allgemein ,,politischer"Beäeutung,
- verträgen im eigcnen hlaa
auch wenn die Gesetzgebungdarüber den Kantonen verbleibt.
Uenehmigung des Bundesr
Ausserdemsind dem Bunde zug,ewiesenalle Materien, welche
dererseitshat der Bund öl
aus historischenGründen als besondereGruppen dem Bunde zu-
kantonale Hoheit eingegrifl
stehen, weil sie im allgemeinen Interesse der Schweiz stehen
Praxis,a7)
(Zoll-, Handels-, Niederlassungs-,Freizügigkeits-, Ausli,eierungs-
und Gerichtsstandsverträge)und ebenso änabge Materien, an Es scheint mir am f6
denen ein wesentlichesBund,esinteresse besteht, auch wenn sie den Kantonen zusteh! aur
nicht in der Gesetzgebungskompetenz des Bundes stehen. Bunde zu geben,was des B
rassung anzuerkennen, die
sondern auch dem sctru
entspricht, _der die Teilung
in zweckmässigerWeise'rr
Bund zu leisten imstande i
Kantonen.

Soweit His.
Sn verdienstlich es erscheinenmag,,einenvermittelndenStand-
punk_tzwischenden beiden sich bekämpfienden Anschauungen ein-
zunehmen,so bleibt doch unsicher, was unter ,,Materie von all- Fleiner vorgeschlagenisl a
gemeiner politischer Bed,eutung", unter ,,analoge Materien, wie sung anzu€rkennen.
Toll-, Handels-, Niederlassungsverträge,an denen ein wesent-
liches Bundesinter,esse besteht", zu veritehen ist. Niemand kann
das genau sagen, und beide Richtungen können diese etwas ela-
stischen Begrifte für sich in Anspruch nehmen und damit ihren
Standpunkt stützen. Gehört z. B. die Verankerung des Steuer-
privilegs für die ausländischenBahnbeamtennicht in einen Eisen-

43)His, Die Kompetenzder Kantonezum Abschlussvon inter-


nalionalenVerträgen(bes.Doppelbesteuerungsverträge)
Zeitschrift für
schweizerischesRecht,1929,S. 31 tr
aa) Gleicher Ansicht über dieGebietsverträge auch Fleiner, S.82ff.

2r18
Tire zu öffnen. Man weiss nicht mehr recht, was den Kantonen
und was eigentlich dem Bunde zusteht, man v,ermissteine klare
Trennung. Und auch die Praxis hat sich nicht nach dem Schema
von His gerichtet, was allerdings nicht beweiskräftig dagegen
spricht.
Diese Praxis zeigt ein sehr verschiedenesBild. Einesteils
wurden s,aitensder Kantone anstandstroseine Reihe von Staats-
verträgen im ,eigenenNamen durch Vermittlung oder doch mit
Genehmigungdes Bundesratesselbständigabgeschlossen;+n) an-
die in die
dererseitshat der Bund öfters Verträge abgeschlossen,
kantonaleHoheit eingegriffen haben.a6) Also eine sehr ungleiche
Praxis,a?)
Es scheint mir am f,olgerichtigstenzu sein, dasjenige, was
den Kantonen zusteht, auch den Kantonen zu lassen, und dem
Bunde zu geben,was des Bundes ist, und so die Fleiner'scheAuf-
fassung anzuerkennen,die nicht nur eine klar,e Fassung gibt,
sondern auch dem schweizerischenVerfassungsgrundgedanken
entspricht,.der die Teilung der Aufgaben von Bund und Kantonen
in zweckmässigerWeise vorg,esehenhat, indem er das, was der
Bund zu leisten imstande ist, ihm zuweist, alles andere ab,erden
Kantonen.
So haben sie die volle Steuerhoheit,und der Bund hat bei
allen Eisenbahnverträgen,die er abzuschliessenberechtigt ist, die
Kantone dann anafiragen (auch wenn daneb,ennicht noch ihr Ge-
biet berührt wird), wenn er darin den fremden Bahnbeamten
Steuerprivilegien gewährt. Dass er das nicht immer getan hat,
kann uns nicht hindern, trotz der Praxis, die streng formelle und
doch wieder das ganze materielle Verhältnis zwischen den Kan-
tonen und dem Bund in Betracht ziehendeTeilung, wie sie von
Fleiner vorgeschlagenist, als die einzige verfassungsmässige Lö-
suno anzu€rkennen.

Bahnhof) 1870, Thurgau-Baden (Seetalbahn) 1873.


46) Vertrag mit Frankreich über Beaufsichtigung der Greqzwal-
dungen (siehe $ 27 dieser Arbeit) 1864/82, seit Inkrafttreten des Eisen-
bahngesetzes von 1872 alle Eisenbahnverträge, die aber oft Steuerbe-
stimmungen enthielten, oft auch Verträge über Gebietsabtretungen:
schweizeiisch-badische Vereinbarung 1893, Bereinigung der Grenze zrvi-
schen Baden und Baselstadt (Leopoldshöhe).

249
. In den uns vorliegen^den Verträgen finden wir die Regelung besteuerungsverbotdie glelct
.der Steuarverhältnisseauf eine zweilach,eArt und weise
öeorol zerbirger.
I net, nämlich:
Haben diese Beamten i
t. a) Gleichstellungder Beamtenetc. des einen vertragsstaatesmit ihnen aLle Rechte zu, wie
I den Angehörigen48) des andern VertragsstaateJ, was etwa wohnhaft sind (individuell
auch so formuliert wird, dass die Beamtenetc. des Vertrags- der Zutritt zu den schs
staates der Steuergesetzgebung ihres wohnortes unterstöllt tungsbehördenunter den nä
seien. Ausländern und damit wie
b) Befreiung der Beamtenetc. der vertragsstaatenvon bestimmt im Falle der Verarmung un
bezeichnetenSteuern am Wohnort. Fürsorge zuteil werden, wie
Zu a): dürfen nicht härter besteue
, . Der Bund hat, dies sei vorerst bemerkt, in einer ganzen An- Gleichen Pflichten ents
zahl votr Niederlassungs- und Handelsverträgen in ällgemeiner Sie sind ausdrücklichvr
weise die Gleichstellung der Angehörigen vön vertrajsstaaten Schweizer, die sich in Frar
mit dan Schweizerbürgernzugesichert.ae) Staatsvertrag,szl weder zun
Was die Steuern _a_nbetrifft,
sind gleiche Zusicherungen ge- in G€ld herangezogen werd
macht worden in den uebereinkünftenmit Frankreich vom la[re amten in Basel vom Militäq
1914 betreffend die Zoll-, Post-, Telegraphen-, Gesundfieits- Allerdings sind diese B
und veterinärdi,ensteim Bahnhofe vallorbe sowie auf den Linien tungen und, was die Dis;
Frasne-Vallorbe und Pontarlier-Vallorbe.b0) französischenBehörden untr
Es heisst da ausdrücklich, dass die in Vallorbe wohnhaften ihres Heimatstaat s und nicl
Beamten_undAngestellten französischerH,erkunft, die die fuanzö- staat muss darum das Rech
sischen Dienste auf jener Station besorgen, sowie die Glieder und Reglementeauf ihre A
ihrer Familien zt ke_inerpersönlichen Dienstleistung zugLrnsten halb ihrer dienstlichen Verrir
des schweizerischenStaates, des Kantons Waadt oder dier Ge- zerischenRechte. Eine Airsr
meinde Vall,orb'e,rwch zum Militärdienst herangezoqenwerden im Bahnhol Basel muss erw?
können, und dass sie keiner Taxe und keiner Ste]rerirnterworfen und Angestellten der iranzö:
werden dürfen, die nicht auch die andern Bewohner von Vallorbe lienangehörigensind von de
zu bezahlenhaben.51) Niederlassungsbewilligungbr
Daraus geht hervor, dass Frankreich auf seine Steuerhoheit Ueber diese Befreiung w
der schweiz gegenüberverzichtetund dass somit französischeBe, Durch den neuen Grund
amte-zu gleichen Steuern wie die Schweizerbürgerherangezogen eine Äufenthaltsbewilligung
werden können. In ganz gleicher Stellung böfinden sictr äie den Gebührenerteilt werden
schweizerischenPost- und Zollamgestellten, die sich im Ausland Die völlige Gleichstellu
(Pontarlier) aufzuhaltenhaben. Auch sie werden den Einwohnern schweizerischenEinw,ohnern
des Auslandstaatesin steuerlicherBeziehunggleichgestellt. Frankreich an. Reibereienu
Es folgt aus diesen Vertragsb,estimmungen, dass diese in der ser einfachenund klaren Lösr
_
Schw-eizniedergelassenen Bürgel jenes Staates mit Bezug auf die
-Doppel- Eine andere Formulieru
interkantonale Abgrenzung der Steuerhoheit und das treffen wir in den ersten Eis
48) Unter ,,Angehörigen" verstehe ich die Einwohner des andern ten werden der Steuergesetz
_
Staates.
a9) Nig^derlassungsvertrag mit Frankreich, 1882, Art. 1, mit polen,
1922, Arl. 5/6, mit Deutschland, 1909, Art. 1, 1910, Art. 2. Fli:iner. 746.
.50)AS^31, 11& BBI 1914, IV 633. (Zollübereinkunft Art. 2i, post-
übereinkunft Art. 13.)
_ __-.51) Die gleichen Bestimmungen im Uebereinkommen betr. den
Zolldienst und andere verwaltungsdienste auf dem Bahnhof Basel SBB.
Botschaft vom 6. September 1929. Art. 23, Abs, 3.

250
besteuerungsverbot die gleiche Stellung einnehmenwie die Schwei-
zerbürger.
Haben diese Beamten ihre Steuern zu entrichten, so kommen
ihnen alle Rechte zu, wie, den Ausländern, die in der Schweiz
wohnhaft sind (individuelle Freiheitsrechte); s muss ihnen
der Zutritl zu den schweizerischen Gerichten und Verwal-
tungsbehördenunter den nämlichen Bedingungenwie den andern
Ausländern und damit wie den Schweizern off,en stehen, sowie
im Falle der V,erarmungund der Erkrankung dieselbe vorläufige
Fürsorge zuteil werden, wie dem kantonsfremdenSchweizer; sie
dürfen nicht härter besteuertw,erd,enals der Inländer.
Gleichen Pflichten entsprechengleiche Rechte.
Sie sind ausdrücklichvon jedem Militärdienst befreit; da die
Schweizer, die sich in Frankreich ni,edergelassen haben, gemäss
Staatsverfrag,52) weder zum Militärdienst noch zt einem Ersatz
in GeId herang,ezogen w€rden, sind auch die französischenBe-
amten in Basel vom Militärpflichtersatz befreit.ss)
Allerdings sind diese Beamten in ihren dienstlichenVerrich-
tungerr und, was die Disziplin anb,etrifft, ausschliesslichden
französischen Behörd,en unterstellt, denn sie arbelten im Dienste
ihres Heimatstaatesund nicht des Wohnsitzlandes. Der Heimat-
staat muss darum das Recht haben, seine Gesetze,Verordnungen
und Reglementeauf ihre Arbeit anwenden zu können. Ausser-
halb ihrer dienstlichenVerrichtungenunterstehensie dem schwei-
zerischenRechte. Eine Ausnahmeim Vertrag über d,enZolldienst
im Bahnhof Basel muss erwähnt werden (Art.25\: Die Beamten
und Angestellten der französischenVerwaltung sowie ihre Fami-
lienangehörigensind von den Gebühr,enfür die Aufenthalts- und
Niederlassungsbewilligungbefreit.
Ueber diese Befreiung wurd,efrüher sch,ongestritten.5a)
Durch den neuen Grundsatzwurde klares Recht geschaffen;
eine Äufenthaltsbewilligung muss aber trotz der B'efreiung von
den Gebührenerteilt werden.
Die völlige Gleichstellung in steuerlicherBeziehung mit den
schweizerischenEinwohnern treff,en wir nur in den Verträgen mit
Frankreich an. Reibereienund Schwierigkeitenscheinenbei die-
ser einfachenund klaren Lösung nicht vorgekommenzu sein.
Eine andere Formulierung des unter a) besprochenenSatzes
treffen wir in den ersten Eisenbahnverträgen an:55) Die Beam-
ten werden der Steuergesetzgebung ihres Wohnortes unterstellt.

Art. 4, Abs. 3.

251
:

li,ensteüen
der Eisenbahn sind der aus, dass der andere
Steuerentrictrtun Staa
r,ortesunüerworfen.,, Di,eser Satz g herantÄi
ort angäben.
ähnlicher Art nicht mehr zu Lin_ Zu b):
visch,ender SchweizerischenEid- Dig weitausgrössteZah
erer Kanüone und d,emDeutschen
^.^,,
srch..auf das Dienstpersonai
Reichezw vermeidung der Dopperbesteuerung des Arbeitseinkom- dass Un uu=lä
mens vom 24. März 120. Dezember 7g23, dei in Art. 1 bestimmt, lltirrlng,
graph-, polizei_ unO
das-s^.Einkünfte,die in öffenflichem odör privatärn öin-nrtl nn- Saniür
schäftigte Personen aus dieser Beschäftigüng odä, an.iäilung, 11!ern Staafes donriziliert-#
gleichviel unter welcher Bezeichnungoder" in"welcher Foim [og'nl.- ^und Eintror-**rt
rm.betreffenden
ne- Staatebei;;
zrehen, nur in dem Staate zw Eiil<ommenssteuer herangezogen un.dy erzehrungsabgabe
werden sollen, in dem der Steuerpflichtigeseinenwohnsitz"hat.i') t{.ugg1dassdö mirnr}änää ;- ;'
wenn sowohl in Deutschrandars in der Schweizein wohnsitz sönlichenAbgaben..b"fr;;;
begründet worden ist, so ist bei deutschenoder schweizerischen
Slaatsangehörigender wohnsi tz im Heimatstaatemassgebend.Der , _Die..Angeslelttender Ba
jng/törige, sind, Otiin"i-,
wohnsitzbegriff (der in den vorerwähntenverträgen"nlctrinaner ^anton und die Stad,tbeire
umschriebenist) wird im letzten Vertrage genau bözeichnpt.bll
,,,^_,-lo
* lgis.st es im Ver-trä
-
wenn über die Steuerhoheitin den Eisenbahnverträgen keine :l::l R heinrareisennaano]i,
Bestimmung-en erlassenworden wären, so würde ich nich"t zögern,
den -Doppelbesteuerungsvertrag
-un :ffT? im Verrrag tetreffä
anrertigungsstelle
auch auf diese Beamt n u- am Baslei
qend.g1, sagt er doch deuilich, dass er sich auch beziehe auf die lnteressanf is
,,im öffentlichen Dienst beschäftigtenpersonen,,.b8) deutscher Seil
Eine ausserordentlicheBestimqung ist neuestens (im Zoll- Bezug auf das
vertrag mit Liechtensteinvom 29. Mär; lg23) ro; in Ari. iz ent- wesen und da
halten: Die im Fürstentum Liechüensteinstätionierten gämten wegen wurd,e
und Angestellten und ihre mit ihnen im gemeinsamenHaushalte Eine gan:
Angehörigen,sou,eit sie schweize"rische von 1905 (der
g:"qg staätsang-eifurige
slnd, haben ihren zivilrechtlichen wohnsitz in Buchs, woäit alöo nter erwähnenmöchten).63)
gesagt .wird, dass sie dort auch ihr poritisches und polizeiliches Art. g lautet nämlich:
Domizil haben, somit dort auch steuerpflichtig .ird- '-
,,,Dic deutschenZollbeamter
r:
f ru,:teines
ic.tt
wird. sogar ausdrücklich der Wohnsitz genannt Die en t" i it,rüä"
- Yint
_Beamten
etc. sind dort allen Steuern unterworfen,
-die 2,j::.
oaer irgend
auch von and.errüii",.
O,rtsgngehörigen zu bezahlensind; im prinzip'tom.i es auf
{9n ,,^ J]ntgl persönlichenü.t;;i
oas gtetcnewie unter a) heraus. g1e,_ojrqttenSteuern. Hi;;h"
weitere verträge enthartenexplicite diese wohnsitzbestimm- E_otschaft 6a) führt
aus, dass un
ung nicht; sie sprecüenvon vöiliger oder teilweiser (siehe unter b) 19n $eneg die Zoflwäcrrter enli
B'efreiungvon Steuern an einem-orte und setzenaänei wor,i uor- :?:^dT.direkren Steuern und Al
orese seien übrigens
5o)Blumenstein. vom perso
S. 164. worden. Wilt äan
57)wohnsitz dort, wo- sich der Steuerpflichtige mit di"* b;f;;
- der Absicht
dauernden verbleibens-aufhält. Die AbJcirl musö heruoiÄenön ou" l,nljlug,
ruchr .so soll es klar ;;d ;;;
unter
ä u s s e - rM
n erkmalenw , i e I n n e h a b u n ge i n e i e i g e " ä nW o ü n u n s ä ä ä , . i n " , der falschen piugg;",
auf_ d ie Dauer gemieteten Z i m mers,"wor,n"nä üi ä;;';iä;;.i"ii, - i ri" Vertragefestgelegtsern,
und dergl.x auch wer
fo"t. tti)oJt"ifit;f""i:1:tflffräls
hier nichtberührentlen Bestimmuns dieses vertrages eGesetze
6o) Baselstädtisch
58)D-ieStaaten haben aber meistensin ihren Eisenbahn-
verträgen.Be_stimmungen
und 'Zoll- i;i 4liiiflttrsch
5e)AS 39. 551.
betr. die Steuerhoneit aufgJn-oÄÄe;.*'-
äi$i,'ioßl,,tinu:
252
aus, dass der andere Staat die Beamten und
AngesteTltenzur
Steuerentrichtungheranziehen wird, ohne dass sie
einen Steuer-
ort angäben.
Zu b):
Die weitaus qrösste Zahl afler verträge mit dem
Ausrand, die
sich auf das Dien-stpersonar an der ciin e beziehen,
-p-ä.i',"2ää-,"'
enthalten die
Bestimmung,dass die ausländischennarrn-,
graph-, porizei- und ran-
-Sanitätsbeamten, die äuf onä cnl-iäte des
andern Staatesdomiziliert sind, von där Entrictrt*g'oiräliäi
mögens- und Einkommenssteuern,sourie von Korimunaialganen vur-
im betreffendenStaate befreit sein solren, ougngnn
- b;;noänunrn
un9 Yeruehrungsabgaben zu bezahlenhätten. üeisst n, in Vnr-
trägen, dass die betreffenclenpersonen allen ,,airnt tn", pnr_
sönlichenAbgaben" befreit seien, so *itt_vonou. oai.ärne b";;.;"".
.,'D!t Angeslellten.cterBahn(Zort)verwartung,werchebad.isc/te
Angehörige sind,^ bteiben voi
- 'ieier direktufr' Äi;r;r"äL auo
I(anton und die Stadt befreit..(
So heisst es im. Verträg betreffend Weiterführung
dischen Rheintaleisenbahnrrrirch den xänton Baserstadt-,der Ba-
1g55,60)
ebenso im vertrag -ambetreffend Errichtung einer deutsinni- zort-
abfertigungsstelte BaslerC*iiäinärrrr,ot.rSZe.rii..'^'
, . Interessant ist, dass beim Abschluss dieses Veriraqes von
deutscher Seite die völtige Exterritoriirität l,i, "äin'eäää
Bezug auf das ehelicheG-üterrecht,oästrrrectrt, *it
üärrnärchut.-
wesen und das Steuerwesenverlangt wurde. ön,
K6;;;in..nn
wegen wurde sie aber abgelehnt. azf
Eine ganz andere Bästimmung tr,effen wir an im
von 1905 (der denjenigen von rg7"3 ersetzt und Vertrage
den wir deshalb
hier erwähnenmoifrteri;.er;
Art. 8 lautet nämlich:
,,Die deutschenZottbeamtengeniessenin Baser Befreiung von
allen p ersönlichen Leistungen, äinschtiesstic h des
uit'itä)'rüän,t^
oder irgend eines andern \ltillenaienstes.ß
,. 9ntgr persönlichen_Leistungen versteht man s,onstu. a. auch
die direkten Steuern. Hier sch"eintes and,ers
ään oie
Botschaft6a)-führt aus, dass unter den personticträn "u- "'d,tlni.iungnn,
von denen die Zorrwächterentbunden seien, nicht
die tsäii,äirng
von den direkten steuern und Abgaben verstanden
werden könne;
diese seien vom personäl immer ';ie
,übrigens'diese ,,anstandslo s,, bezahlt
w,orden. Will man Befreiung nicht, im-;b igei-2ofu
vertrag, so soll es klar und deutrict gesagt werd,en,
unä-iie sort
nicht unterder farschen
Ftaggeoer ,,fr,nt.dnri.n""iäiJiriön,.i*
Vertrage festgelegt sein, aucliivenn eiä-frotenwechsel
zwischen den
6o) Baselstädtische_Gesetzessammlung,
------'ö' I, B9b,Art. IV, Abs. 2.
6l) AS 9, 357,,\rt. 10.
62)BBI 1873,III. 666.
63)AS 22, 95, Art. 8.
64)BBI 1905,V, 59.

255
beteiligtcn^Regierungen diese ,,zur Vermeidung unrichtiger Auf- tr,otz des Artihels t5 de
Igts*g" _feststellen lässt, was im speziellenFälle unter lpersön- der Gottltardbahn nit dc
lichen Leistungen" zu verstehen sei. Pino, keine Bedenhen gt
Elesserspricht dies dann die uebereinkunft mit oesterr,eich Cltiasso zur Bezahluag d
aus:65) anzuziehen. Ihr \,,orgeh
die erwähnten Beamten
chem Umlange u,ie dic c
dass speziell darch den
personals die .Aasgabene
ausseror dentli chem,f{as$r
dererseits der (itatienixi
Lasten erwachsenseien, it
zer auf ihre I(osten eim
dalter billig, die italieni
diese Weise za einer Sft
tVii Recht beharrte afu
Stan:dpanht, das prinzip
sländige, vertraglich rio
schweizerischen Beamten
steuer befreit, and diese I
ebenlalls in die italienist.
Der Bundesrat wies d,
,,Die Angestellten un:d Agenten der ZottbureauJcund d.ie Mit- Zuhunlt'dem Art. 15 dcs
glieder ihrer F,amilien sind frei von ieder Art twititärdienst oder 1?S zu verschait'en,d.h-
von irgend welcher andern persönlichen Leistung in dem Staat, Umgan{ zu neltrmen.
auf dessenGebiet sie wohnen.(( Gleichzeitig wurde von t
Auch hier muss g,efolgertwerden, dass unüerpersönlichenLei- italienischen Beamten and
stungen in diesem Falle nicht die direkten Steuern und Abgaben bühr lür die Aulenthaltsbe
verstandenwerden können, sondern nur jKilitärdienst, Feuerwehr- eines internationalen Bahn
dienst, Wachtdienste in der Gem,eindeetc. Di,e Zallbeamlen unter- und Agenten einer fremd.e
stehen ebenfalls Art. 15 des Gotthardvdrtragesvon 1825, wo die ten, schliesseohne vvetter
Steuerb,efreiungger,egeltist. der Dienstleistung lrei wol
Das Eeht hervor aus einem Zwischenfall,der d,eritalienischen Beamten in Cltiasso wedc
Regierung im November 1885 Anlass zur Beschwerdegab.?0) noch viel weniger eine Geü
Sie beha,uptete, die Tatsache, dass die italienischen Eisen-
Auch diese Beschwerde,
gierung erledigt.zr;
Eine weiüere Interpreta
Vorkommnis:
Dic tVunicipalität von C
besitzern in der Gemeind
_^_^ _66)!e!1. den Zolldienst in den Stationen Buchs und St. Margrethen, hoben. Zwei italienischeZ
1872, St. Gallische Gesetze,n. F. I, 447, Art.9.
66) siehe g 23: Die Zollfreiheit. sicht auf Art. 15 des Vertr
67)Vertrag betr. Verbindung der Gotthardbahn mit den ital. Bah-
nen bei Chiasso und Pino, 1873,AS 11, 478, Art. 15, Abs. 2. _344::icht verpftichtet
z
68) BBI 1874, t, 57. 7l) Ueber die Aufenthaltsb
6e) 1882, AS 7, 193, Art. 28. uns schon, entgegen der bundr
70) BBI 1898, II, 768. sprocnen.

254
tratz des Artihels 15 des Vertrages betreflend die Verbindung
der Gotthardbahnmit den italienischenBcthnenbei Chiassound
Pino, keine Bedenkengehabt, die italienischen Angestellten in
Cltiasso zur Bezahlung der Gemeindesteuer(etwa 11 Frs.) her-
--enzuziehen. Ihr Vorgehen suchte sie damit zu begründen, dass
die erwähnten Beamten siimtliche Gemeindenutz,ungen in glei-
chem Umfange wie die eigenen Steuerpflichtigen genössenund
'd"ass
speziell durch den Zuwachs des italienischen Bahnhof-
personalsdie Ausgabender Gemeindefür Schttlzwechein ganz
ausser,ordentlichem Masse sich gesteigert htitten, wrihrend an-
dererseits der ( italienischen) Gemeinde Luino keine grösseren
Laslen erwachsenseien,indem die in Luino wohnhaftenSchtvei-
zer,aut' ihre (,osten eine eigene Schule unterhielten. Es sei
claher billig, die italienischen Beamten und Angestellten auf
diese Weise zu einer Steuer heranzuziehen.
ll4ii Recht beharrte aber 'die italienischeftegierang aul ihrem
Standpunht, das Prinzip der fteziprozität gewrihre die voll-
ständige, vertraglich vorgesehene Steaerfreiheit. Auclt die
schweizerischenBeamten in Luino seien von ieglicher Lohul-
ste,uerbefreit, und diese hönnten, wenn sie wollten, ihre Kinder
ebenfalls in die italienische Schule schichen.
Der Bundesrat wies deshalb die Gemeinde Chiasso an, in
Zuhunft'dem Art. l5 des Vertrages von 1873 unbedingtenVoll-
zug z,u verschaffen,d.h. von der Erltebung dieser Loha.lsteuer
Umgang z,u neftmen.
Gleichzeitig w,urde v,onder italienischen R.egierunggerügt, die
italienischen Beamten und Angestellten müssten auch eine Ge-
bühr für die Aufenthaltsbewilligungentrichten. Die Errichtung
eines internationalenBahnhofes,in welchem notwendig Beamte
und Agenten einer lremden ,llacht ihre,n Dienst versehenmüss-
ten, schliesse'ohne weiteres die Ermächtigung in sich, am Orte
'der Dienstleist,ung
lrei wohnenzu hö,nnen, so dqss die fraglichen
'Aufenthaltsbewilligung
Beamten in Chiasso weder eine nc;tig,
noch viel weniger eine Cebühr d,afür zu bezahlen htitten.
Auch diese Beschwerdewurde im Sinne der italienischenRe-
gierung erledigt.zr;
Eine weitere Interpretationsfrageergab sich aus folgendem
Vorkommnis:
Die ,44,uniciTtalittit
von Chiasso hatte von srimtlichenHunde-
'der
besitzern in Cemeinde eine Hundet,axe von Fr. 3.- er-
hoben. Zwei it,qlienischeZollbeamteglaubten iedoch, mit Rüch-
sicht auf Art.15 des Vertrages von 1873, zur Bezahlungdieser
Gebühr nicht verpltichtet zu sein, d,a sie meinten,die in Art. I5
71) Ueber die Aufenthaltsbewilligungen und Gebühren haben wir
uns schon, entgegen der bundesrätlichen, Auffassung in S 21 ausge-
sprochen.

255
volgesehenesteuerfreiheit finde auch auf diese Gebühren An-
wendung.

Unter persönlichenSteue
zu v,erstehen.
gleicheprinzip finde
o^"_-P.u.
schweiz und Liechtenstein.;e)
Art. 22 sagt:
^ i:Dit ^i. Fürstentum Liet
schen. Beamlen uncl e"g;ri)
zerbürgerreclttb"si/zen,.r,i)
_

:'*'Äf,ä
b-#ET$,äi:lii
;äj+3ff'
tf in1,,l',ßb
ä
256

17'
(siehe oben) der Steuerhoheitder Schweiz unterworfen sind, so
die schweizerischePost- und Z,ollb,eamfenin Domodossola der
steuerhoheit Italiens. Es geht das hervor aus ,einer Botschaft
des Bundesratesb'etreffenddie verschieden'en verträqe über den
Dienst im Bahnhof Vallorbe.??)
Die_Verträge mit Italien sind in dieser Hinsicht gänzlichun-
klar und lassen uns im Ungewissen.Geht man auf "den. grund-
l_egenden Vertrag von 1899 zurück(Art. 17) , so muss man annöhmen,
Italien v'erzichteauf seine SüeuerhoheitschweizerischenBeamten
gegenüber,denn die Post- und Zollibereinkunft spricht nur vom
Militärdienst und von persönlichenDienstleistungen,worunter Na-
turalleistungspflichtenzu versüehensind, und änthält keine Be-
stimmung über die Steuern.
Es sollte zum rnindesten,wie in den Verträqen mit Frank-
reich, festgesetztwerden, dass Italien hier die Sleuerhoheitaus-
übt. Dies isi nicht der Fall im Vertrag, und es muss die Inter-
pretation dieserAbkornmenaus einemPassuseiner Botschaftüber
andere Verträge herausgelesen werden!
Deutlicherwird dagegendie Befreiung von den persönlichen
Steuern und vom Militärdienst
'die ausgesproihenin den Ueberein-
kommen betreffend Bahnen nalh' Divonne- 1es- Bains und
Chamonix:?8)
,,Die im Dienste der schweizeriscltenVerw,altung auf clen
BahnhölenDiv.onne- les - Bains und Vallorcine zu verwendenden
Angestellten schweizerischerN,ationalität dürfen, mit llücksicltt
aul die von ihnen daselbsl auszuübendenFunh.tionen,in Franh-
reich heiner persönlichen Steuer unterworlen werden.r,
Unter persönlichenSteuern sind hier wiederum die direkten
zu verstehen.
Das gleiche Prinzip finden wir im Zollvertrag zwischen der
Schw,eizund Liechtenstein.?e)
Art. 22 sagt:
,,Die im Fürstentum Liechtenslein st,utioniertensch.tt,ei.ze
ri-
schen Be,qmtenund Angestellten sind, solern sie clas Schwei-
zerbürgerrechtbesitzen,v.onallen Ste,uernund Personalleistun-
. ]?) Eet 1914,IV, 633: ,,Eine ähnliche Stellung nimmt das schs'ei-
zerische Postpersonalim Ausland (Postagenturenin Pontarlier und
Domodossola) ein."
78)1908,AS 25, 7,75, BBI 1909,I, 885 ff. Art. 8
7e)vom 29. März 1923,AS 39, 551.

257
17s
gen befreit, mit Ausnahme I. der indirekten Steuern; 2. .der
Grunl.dsteuern."80) den Betrieb dör auf schn-
auch auf die Anstellung rr
Wenn es daneben in Art. 25 des Vertrag,esund in Art. 10
Abs. 2 des Einführungsgesetzesheisst, dass diese im Fürstentum Bedienstete,,)Bedacht'zr.
stati,oniertenschweizerischenBeamten und Angestellten und ihre
mit ihnen im gemeinsamen Haushalte lebend,en Angehörigen
ihr'en zivTlrechtlichen Wohnsitz in Buchs hätten, so, will das
h,eissen,dass sie dort vermögens-und einkomrnenssteuerpflichtig
sind.81)
Eine etwas andere Formulierung des unter b) erwähnten - ^ Endlich möge noch
Prinzips der Befreiung v,on b,estimmt bezachnelen'steuern am Äurnahme finden, die rir
Wohnort stellt der Vertrag auf, den die Schweiz im Namen des schalt und Baden beheffe
Kantons St. Gallen mit der Republik Oesterreich abgeschlossen durch den Kanton Schat
hat.82) Bei Ausführung des Bi
Er stellt das Heimatprinzip, wenn man so sagen kann, in Regierung die im Kät""=
den Vordergrund und bestimmt, dass die Dienstbezüge der im rn. der Art geniessen,dass
Dienste der Zollverwaltung der Republik Oesterreich oder der scnweizerischen Gegerbe-
schweizerischenEidgenossenschaftstehend,enPersonen, die bei \rregendieser Verwendung
einer auf dem Gebiete d,es andern Staates g,elegenenAmtsstelle meinde- Abgabe oder
dieser Verwaltung bedienstet seien und deshalb dort wohnten, werden. "ä
zur Einkommenssteuernur im Heimatstaate tterangezogenwerden
sollten.
Diese Fassung kann als Verdeutlichung des Art. 9 des Ver-
trages betreffend Zolldienst in den Stationen Buchs und St. Mar-
grethen aufgefasstwerd,en,al; obwohl es schon vorher klar war,
dass Einkommen und Vermögen im Heimatlande versteuertwer-
den müssten. Dass dies aber ausdrücklich erwähnt, und im Ge-
gensatz_3uq Doppelbesteuerungsvertrag mit Deutschtand (siehe
g,ben),die Heimat und nicht der Wohnsitz gewählt wird, siricht
für die Aufnahme und Erwähnung dieses Vertrages an dieser
StelI,e.
Eine besondereStellung nimmt sodann der erste Eisenbahn-
vertrag mit Baden ein,8a) der in Art. 11 sagt, dass die Bahn-
angestelltenvon jeder Abgabe an die schweizeiischeBundesregie-
rung befreit seien, also eine ausdrücklicheAnerkennung der ba-
dischen Steuerh,oheit. Uebrigens durfte wohl so bestimmt wer-
den, da die Bahnangestelltenja nicht geradeAufenthalt und Woh-
nung in der Schweiz genommenhab,en,sondernnur die kurze und
vorspringende schweizerischeGebietsteitrebefahrende Bahn be-
dienten. Allerdings verpflichtete sich die badischeRegierung,für
80)Dig schweizerischen Zollbeamten unterliegen der Salz-, Ge-
{ränl5g-, Pill"J.-, Hunde- und Automobilsteuer. (Freündliche Mittdilung
der fürstlichliechtensteinischen Gesandtschaft in Bern.)
81)vergl. oben, sub. b.)
82)_Vertrag zur Vermeidung gewisser Doppelbesteuerungsfälle vorn
^-
24. Oktober 1927, AS 44, 333.
83) vom 2. August 1872.
81) betr. Weiterführung der badischen Eisenbahn über schweizer-
isches Gebiet, 1853;AS III, 439, BBI 1g52, III, 1,77, g2.

258
den Betrieb der auf schweizerischem Gebiet g'etregenen
Bahnstrecke
auch auf die Anstellung von Schweizern(Bahnwärter und ,,niedere
tsedienstete")Bedacht zu nehmen.85)
Ob diese Bahnwärter, die in der Schweiz wohnen, diesem
Artikel gemäss, von jeder schw,eizerischen Steuer befreit sind,
wissen wil nicht, vermuten es aber auch nicht, da hier vom Prin-
zip, dass das Recht zur Besteuerungauf der Territorialhoheit be-
ruhe, sicher keine Ausnahme gemacht wurde.
Endlich möge noch eine ganz singuläre B'estimmunghier
Aufnahme finden, die wir im Vertrag zwischen der Eidgenossen-
schaft und Baden betreffend Weiterführung der Badischen Bahn
durch den Kanüon Schaffhausen finden. sa)
Bei Ausführung des Baues der Bahn soll nämlich die badische
Regierung die im Kant'on Schaffhausenb,estehende G,ew,erbefreiheit
in der Art geniessen,dass auch die von ihr verwendetenn i c h t
schweizerischen Gew,erbe - Inhaber, Unternehm,er und Arbeiter
wegell dieser Verwendungeiner gewerblichenkantonalen und Ge-
meinde- Abgabe oder sonstigen Besteuerung nicht unterworfen
werden.
Einschränkungenihrer Steuerhoheitkönnen die Kantone (ne-
ben der verfassungsrechtlichen) noch durch Abschlussvon Staats-
verträgert mit fremden Staaten, gemässArt. 9 der Bundesverfas-
sung, durch Uebereinkunft mit andern Kantonen oder durch den
Beitritt zu Konkordaten, g,emässArt. 7 der Bundesverfassung,
vornehmen.sz)
Es handelt sich dabei nur um Steuerver,einbarungen mit
unterge'ordnetenInstanzen und nicht um Verträge über Bau etc.
von Eisenbahnen,nicht um Zollv,erttäge,zu deren Abschluss die
Kant'one nicht komp,etentsind, obwohl sie inbezug auf die in
diesen Verträgen abg'eschlossen,enTerritorialbelastungenund -ver-
schiebungenund festgesetztenSteuerprivitregi,en zuerst angefragt
w,erderrmüssen.- Es sind Gegenrechtserklärungen über Steuer-
befr'eiunEenAngehöriger fremder Staaten und spezi'ell Abmach'
ungerr über die steuerrechtlich,e Zugehörigl<eit, respektive den
Steuerwohnsitzim internationalenVerkehr. Uns interessierenhier
vor allem die Abkommen, die sich auf die Beamten und An-
gestellten in internationalen Bahnhöfen beziehen.
Baselstadt hat mit dem badischen Finanzministerium am
25. August/6. September1973 ein Uebereinkommen abgeschlos-
sen wegen Ablösung der Steuerfreiheit der badischenEisenbahn.
beamten mit badischer Staatsangehörigkeitim Kanton Basel-
stadt.88)
85)vergl. $ 24: Anstellungsbedingungen.
86)vory 30. Dezember 1858, AS 6, a. F. 204, Art. 5.
87) vergl. Blumenstein, S. 70 ff
8s) Baselstädtische Gesetze, B. 29, 429, Genehmigt vom Bundcsrat
am 13. November 1914. BBI 1912, I, 496, Schwarzenbach, S. 104. BBI
1914. IV. 540.

259
Wie wir ob,engesehenhaben, sind die badischenBeamtenin Einkommenssteueraus
Basel von den direkten Abgaben an den Kanton und die Gemein- Beamten und erstattet au
den befreit.8e) steuer.
Diese St'euerbefreiungscheintzu Misständengeführt zu haben, Besonders betont rr
so dass eine andere Regelung gesuchtwerden musste. an andere öffentlich - rec
So kam rnan zurn ,obEenanntenAbkommen, welches die selstadt und der Gemei
Steuerfr,eiheitdieser Beamten gänzlich aufhob. Basel zahlte als stellten ,eb,enfalls
ohne q.
Abfindung an die badische Eisenbahnverwaltungden Betrag von terliegen (2. B. hinsichil
700,000A{ark.
Eine für die Angeste
Fünf Jahre vom Tage der Zahlung dieser Summe an gerech-
net, tritt die S,beuerhoheit
von Kanton und Gemeindenso in Wirk- lng (ZifIer V) beslimn
urenstwohnungen der Bet
samkeit, dass von diesem Zeitpunkte an di,e Steuern an Kanbone
und Gemeindenzu entrichten sind. Es wird keine Rücksicht ge- - Dies,erVertrag ist du
nommen, ob der für die Veranlagung massgebende Zeltraum hin- als erfüllt betrachtet wor
der vertragschliessend
kunft noch Rechteherleit
_ Durch den Weltkrieg u
Reich
.gezwungenwordön
auch die Besoldungende
Reich Anstalten,um durc
od-er steuerähnlichenAbEaben als Folge ihrer Eigenschaft als der in Basel stationiert
NichtschweizeroderNichtbaslersind unzulässig. grosse Aus
,a_ngehörigkeit
Diese B,eamtenbezahlen nun neben den schon bisher dem Umsiedelung( 1925) sclle
180 Beamtä sich in Bas
muss ferner dafür sorgen,
z,erfrankenan Einkoämän
. dem Kanton und der
Sta
Landgemeinden des Kantr
Ihre Besoldungwird ihnen aber vom badischenStaate ent- Sorge^tragen,dass immer
richtet. oteseSummebezahlenzu I
Für die natürlichen Personen fäIlt in der Regel der Steu,er- bis zum l. Januar 7930.
wohnsitz mit dem zivilrechtlichenWohnsitz zusammen;die natir- stimmung fand wohl ledigli
lichen Personen sind an dem Orte steuerpflichtig, wo sie sich in den Vertrag, Oamit, ififi
mit der Absicht dauerndenVerbl,eibensaufhalten. Die badischen rur seine Kapitalabfindun
Beamtenhaben.ihren zivilrechtlichenWohnsitz in Basel. Damit genügendesAequivalent
e
nanme nicht mehr notwend
Staat und Gemeinden
aus der Herrschaft ab, die
Gebietesausüben (Steuerh
ubt an det Grenze immer
kommensteuer,erstattet dann aber den Beamten die Basler Kan- diese, nach praktischenGq
tonalsteuer und das ,ztwaige Mehr der Gem,eindesteuergegen- werden kann. Darum gilt
über der in Baden zulässigen
Höchstbelastungmit Gemeindesteuern,
so) die
oder aber, der einfachereWeg: Baden v,erzichletauf die badische cSchweiz
_, .einen integrierend
im Namen .ätrre"e"
8e)Ziff. IV, Abs. 3 der Uebereinhunft vom 19. Februar 1853betr. oem..deutschen Reiche
zur \
die Weiterführung der badiscn'en Rheintalbahn durch den Kanton Arbeitseinkommens vom
24. ]
Basel-Stadt;Art.5, Abs.4 der Uebereinkunftvom 26.Juni 1860betr. Her- zunch, 1925,S. 687.
e1) Schlussprotokoll
stellung einer Wiesentalbahndurch den Kanton Basel-Stadt. des '

260
Einkommenssteueraus dem Diensteinkommender betreffenden
Beamtenund erstattetausserrlem
das fragricheMehr an cemeinoe-
steuer.

Eine für die Angestelrtennicht unwesentricheDetailbestirnm-


(Zrtjer v) hestimmt, dass als süeuerlicherMietwert
rng der
ulenstwohnungender Betrag der badischenwohnungsgeldergelte.
Dieser vertrao ist durch eine Erkrärungeo) (Schlussprotokoli)
als erfüllt betrachiet worden, und es wurce erkrärt, dass
keiner
der Teile aus der bezeichnetänUiberein-
^.vertragschliessenden
kunft noch Rechteherleitenkönne.

90) die einen integ_rierenden Bestandteil


des \rertrages zwischen crer
Schweiz im Namen *ötr"erei-xu;td;lä;ä"ter
dem deurschen auch Basel-Stadt) und
Reiche ,g1 -r1"i-9ia";ä'.i.i o"öpä]t.ääi,ä"üiä 0..
Arbeitseinkommens
vom 24.
- - -m1i'ijiiiöL2"än."
--'4 -e' '/'pv'' 1928birder.Amtsbrart
Zürich, 1925. S. 637.
91)Schlussprotokoll des Vertrages von
1923.

261
benden Angehörigen Zoltl
sowie für die zu ihrem G
und Ärmaturstücke genie
nannten Gegenständö tral

Die Gruppierung der Staatsverträgenach diesen Unterschei-


dungsm,erkmalen
ist lediglich bestimmf aus Gründen der Zweck-

!9n 1e{er Eingangs_


Iüt die Zollbureaix Een
Register, Formulare etc.
Die Frage, ob auch
heimatlichenStaatsverban
$ 23. verneinen,da der Vertrag
beiden vertragschliessend
Die Zollfreiheif. dritter Staatennicht gewä
Wir haben soebendargestellt,in welcher Weise die im Dienst
der Bahn, Post, Polizei und Zoll beschäftigtenBeamten und An, Uebereinkommenbetreffen
gestelltenvon Steuernganz oder teilweise befr,eitsind. Wir haben
aber auch ,g-esehen, dass dort, wo eine Befreiung von bestimmt
genanntenAbgaben vorgesehenwar, Gr undsteu.er n, üerkehrssteuern,
Venehrungssteuernetc. nicht inbegriffen waren.
Die Zölle sind auch indirekte Steuern; man könnte sie somit
ohne weiteres denjenigen zvzäh\en,von denen die Beamten nicht
befreit sind.
Nun statuieren aber die Staatsverträge eine ausdrückliche
Ausnahme mlt Bezug auf den'Zo1l, indemlie den ausländischen
Funktionär'en und iüren Familien, wie auch den ausländischen
Verwaltungen fär ganz bestimmte Gegenstände Zolllrelheit ge- Auch in Vallorbe ist dt
währen. Allerdings erst in neuer,enVerträgen, während ältäre nationalen p,ostdienstesvon
staatsvertraglicheAbmachungen nichts von einer Zollbefreiung fr'eit,os; eb,ensodas perso
wissen. gemäss Art. 23 des Zollabkc
Der Grund zu dieser Z,ollbefreiungliegt w,ohl darin, dass die Aus letzter,emAbkomn
ausländischen und die schweizerischönBlamten, die nicht im wert, wonach Vorräüe für d
Heimatstaat ihrem Dienste obliegen müssen,kraft staatlichenBe- zollpflichtig sind.
fehls gezwungensind, im Ausland zu w,ohnen. Sie daher für ihre
. . Aehnliche Bestimmunge
Effekten noch zöllsteuerpflichtig zu erklären,wäre unbillig, da sie einkunft mit Frankreich äuf
ja nicht freiwillig in die Lage gekommensind, diese ausseiordent- Eine Erweiterung des I
lichen Auslagen zu machen. v-om8. Januar 1950 lwische
So tritt uns zum ersten Matre in der Ueb,ereinkunftbetreffend dem Vorsteher des potitiscft
denZ,olldienstin den Eisenbahnstationen Buchs und St. Margrethen
vom Jahre 1872s2) die Bestimmung entgegen,dass die Beamten :9) 4l Z. 1e3,Wolf, rr, e8
e4)
und Angestellten,sowie ihre im heimatlichenStaatsverbandeblei- AS 221,190 Woit tv,l -
e5lPostabkommen, igtd,
9 2 )S t . G a l l e n ,G e s e t z en, . F . 1 , 5 . 4 4 7 , A r t . g , A b s . 2 . e6)Zollabkommen,' lg1+,'i
e7)Botschaftvom'0. Sept
262
benden Angehörigen Zolllreiheit für ihre Uebersiedelungseffekten,
sowie für die zu ihrem Gebrauchebestimmtenfertigen Uniformer
und Ärmaturstücke geniessen. Den Zoll auf andere als die ge-
nannterr GeEenständehaben sie selbstverständlichzu entrichien.
Eine Erweiterung und Präzisierung erfuhr dieser Grundsatz
im Zollabkommenmit Italien betreffend die Bahnhöfe Chiassound
Luino vom Jahre 1882.e3) Bei Anlass ihrer ersten NiederlassunE
geniessen die Angestellten nebst ihren Famili,en Zolllreiheit für
ihre gebrauchtenund zu brauchendenMobilien und Effekten, und
für Uniform und Waffen.
Von jeder Eingangs- und Ausgangsgebührbefreit sind die
für die Zollbureaux benötigten Mobilien, Werkzeuge, Geräte,
Register, Formulare etc.
Die Frage, ob auch Familienangehörige,welche nicht im
heimatlichenStaatsverbandebleiben, Zollfueiheit geniessen,ist zu
verneinen,da der Vertrag nur gilt zwischenden Angehörigender
beiden v'ertragschliessendenLänder; Zollfr eiheit wird Angehörigen
dritter Staaten nicht gewährt.
Eine ebensolch'e,
noch ausführlichereReEelungfinden wir im
Uebereinkommenbetreffend den Zolldienst auf der Simplonlinie
vom Jahre 1906.e4) Hier wird nicht nur die Befreiung von Zoll-
gebühren gewährt, sondern noch von ,,andern Gebühren" für ge-
brauchte Möbel, Effekten und Haushaltungsgegenstände.Die
übliche Zollfueiheit wird nicht nur für Waffen und Bureaumate-
rial ötc. gewährt, sondern auch für Brennstoffie,das Schmier-
material, die Ersatzstückefür Rollmaterial und Lokomotiven, die
für den Betrieb (inbegriffen Beleuchtung,Heizung und Reinigung)
und die Führung der Züge. auf der Strecke von Domodossola
nach der italienisch- schweiz-erischenGr,enzeerforderlich sind.
Dies geschahdeshalb, weil die Schweiz diese Str,eckebefährt.
Auch in Vallorbe ist das Material für den Betrieb des inter-
nationalen Postdienstesvon den schweizerischenZollqebührenbe-
freit, eb) eb,ensodas Personal und die gesamüeZoTlverwaltung,
gemäss Art. 23 des Zollabkommens.e6)
Aus letzter,emAbkommen ist die Bestimmung erwähnens-
wert, wonach Vorräte für den Haushaltungsbedarfund Getränke
zollpflichtig sind.
Aehnliche Bestimmungenfinden sich in Art. 24 der Zollübev
einkunft mit Frankreich auf dem Bahnhof Basel S.B.B.e?)
Eine Erweiterung des Art. 24 geschahdurch N,otenaustausch
vom 8. Januar 1950 zwischen dem französischenBotschafter und
dem Vorsteher des Politischen Departements,und zwar in dem
e3)AS 7, 193,Wolf, II, 983,Art. 29.
e4)AS 22, 190,Wolf, IV, 755,Art, 24.
ebtPostabkommen.1914,AS 31. 113 ff.
e o )Z o l l a b k o m m e n1, '9 1 4 , ' A S
3 1 , - 1 1 3f f .
e7)Botschaft vom 6. September 1929.

263
schwerer Gefällsübertretun
seien, auf den im Vertrage
tigt werden dürften.
Eine ähnliche Verbots
Im Beschlussbetreffen
organen, zugute, sofern sie sich auf d,em Gebieüedes fr,emden lorbe bis zur schweizerisc
Staates niederlassenmüssen. von 1902ro+; stellt der Bu
tigt sei, jederzeit zu vetlan
unterhaltesnur Personal :
$ 24. werde.
Anslellun gsbcdingungcn. Weitere Bestimmunge
r'eich finden (die die üeb
In einigen Eisenbahnrrerträgenfinden wir etwa - sehr ver- sonal durch ,eine Bahnge
schiedenartige- Artikel, die die Nationalität des anzustelrend.en Betriebsleitungeiner Streik
Eisenbahnpersonalsbetreffen und hiefür Vorschriften zuhanden Personal französischerNat
der betreffenden Landesdirektionen aufstellen, oder eine Weg- französischemGebiet besc
l_eitungfür die Anstellung, mit Angabe der für diese geitendön des schweizerischen und r
Bedingungen,enthalten. den Staaten den Bestimmu
Den ersten Eisenbahnvertragund den diesbezüglichenArtikel stellt wird.105)
haberrwir schon erwähnt.ee) Erwähnenswert ist da
Die badischeBahnverwaltung stellt auf schw,eizerischem 15. Oküober1909 enthalten
Ge- gestellten und Arbeiter deu
biet, welches ihre Bahn befährt, Schweizer an, welche den Bahn-
wärterdienstbesorgenmüssen.100) rigkeit, die aus Anlass der
dem Dienst der Gotthardba
In der Konzessionfür die Bodenseegürtelbahn spricht sich übergetretensind, in ihren
Art. 12 über die Nationalität der Beambenund AnEestelltenaus, verpflichten, die schweizer
welchen die AusübunE der Bahnpolizei übertragen werden soll: eine Bestimmung,die einbr
es müssenmindestensdie Hälfte Schweizer sein-101) der übrigensnirgendsfestg
schen Staatsdienlt zu besi

1g 45 18,245,tslJl 1e02
105)
EAS 31, Beilage IV, i
- .^
I. 486.
stein, Art. 26.

die Gesellschaft,,un nombre öquitable" von Italienern beschätti-


gen.I02)
It Oin'die
.gleijhe Rubrik gehört eine Bestimmung im Vertrage
betreffend Herstellung einer Eisenbahn nach St. Margrethön
und nach Buchs,103)die besagt, dass personen,welche we[en ge-
meiner Verbrechen ,oder Vergehen, wegen Schleichhandelsoder
e8)Art. 24 hatte.nur die gebrauchten Möbel, _Effekten und Haus-
haltungsgegenstände als zollfrei- erklärt.
se) Seite 25819.
loo) Vcrtrag 1853, AS 3, 438.
l0l) Konzessionvom Jahre 1863,BBI 1864.t , 2 9 .
rozlEAS 14, BeilageV, S. 35, Wolll Iy, 265.
los) 1870,AS 10, 380,Art. 14.

264
schwerer Gefäl1sübertretungen (?) rechtskräftig verurteilt worden
seien, auf den im Vertrage genanntenBahnstreckennicht beschäf-
tigt werden dürften.
Eine ähnliche Verbotsnorm ist mir nicht mehr begegnet.
Im Beschlussbetreffend Konzessioneiner Eisenbahnvon Val-
lorbe bis zur schweizerisch - lranzösischenGtenze am Mont d'Or
von 1902ro+) stellt der Bundesratdie Bedingung,dass er berech-
tigt sei, jederzelt zu verlangen,dass für die Besorgungdes Bahtr-
unterhaltes nur Personal schweizerischerNationalität verwendet
werde.
Weitere Bestimmungen,die wir in den Verträgen mit Frank-
reich finden (die die Uebernahmeund Auswechslungvon Per-
sonal durch ,ein'e BahnEesellschaftinfolge Aenderung in der
Betriebsleitungeiner Strecke regeln), w,ollen verhindern, dass das
Personal französischerNationalität, welches von den S.B.B. auf
französischemGebiet beschäftigt wird, infolge der Anwendung
des schweizerischenu n d des französischenGesetzes,in den bei-
den Staaten den Bestimmungenüber die Altersversicherungunter-
stellt wird.1o5)
Erwähnenswert ist dann noch die im Gotthardvertrag vom
15. Oktober 1909 enthalteneErklärunE,dass die Schweizdie An-
gestellten und Arbeiter deutscherund italienischer Staatsangehö-
rigkeit, die aus Anlass der Verstaatlichungder Gotthardbahn aus
dem Dienst der Gottharclbahngesellschaft in denjenigender S ts.8.
übergetretensind, in ihren Stelft.lngenbelassenwill, ohne sie zu
verpflichten, die schweizerischeStaatsangehörigkeitanznnehmen,
eine Bestimmung,die einbricht in den schweizerischen Grundsatz,
der übrigensnirgends festgelegt ist, nur Schweizerim schweizeri-
schen Staatsdienstzu beschäftigen. ro0;
104)AS 18, 245, tslJl 1902,IV, 623.
t o q E A S 3 1 , B e i l a g eIV, BBI 1915,I, 504,Oetiker, IV, 138,BBI 191'1,
I, 486.
106)Gotthardvertrag, AS 29, 349; vergl. auch Zollvertrag, Liechten-
stein, Art. 26.

265
Den Kantonen steht e
noch andere bundesrechtliC
wie_sie bundesrechtlichauc
ländische Aerzte zuzula*sm
Diese dürfen aber nr.nri
tons ilrren Beruf ausüben r
V I I I .K a p i t e l . sonst Art. 1 lit. c des roreru
Zu b:
BesondereGrenzverlräCe. Wohnen die ausländisc
Schweiz und will man sie ir
sundheitsschutz,aus human
$ 25.
Dcr Medizinaldicnsl an dcr Grcnzc.')

*. _Durch den Abschlussso


Diplome in einem beschränk

wir zwei Parsonenkategorienunterscheiden:


a) AusländischeMedizin4lpersonen,die in der Schweiz domi-
ziliert sind und dort ihren Beruf ausüb,en.
b) AusländischeMedizinalpersonen,die im Auslande domiziliert
sind und in der Schweiz ihren Beruf ausüben.
Zu a; Sie hatte iolgenden kurzr

Schollenberge_r, Die Sch'weiz seit 1874 bis auf die Gegen,uvart,


882,-K-ommentar zur Bundesverfassung, 175, Liszt, Völkerrecht,*24g, La-
pradelle,.255,.{g!tt, 99, Kollbrunner: D-ie rechtliche Stellung des Ar2tes,
Disserttion 190?, 2?12?, Splnner: Oeffenilich.rechtliche Stellung des
Arztes, Dissertation 1913.2t ff. u. a. m. Diese Erklärung von 1g7
z) Die Sanitätsverträge inbezug auf die Grenzbahnhöfe haben wir
schon besprochen.
3) Kollbrunner, 20, Spinner, 19.
4) vom 19. Dezember 1877, AS n. F. 3, 379, Wolf, II, b05.
5 ) , , Z u r f r e i e n A u s ü b u n g i h r e - s B e r u f e si m G e b i e t e d e r g a n z e n
_. _
Eidgenosse-nschaft_sind befugt: c) Diejenigen Personenl der ge-
nannten Berufsarten, welche in ausländischeri Stäaten auf Grund eiri'er
,rs,og,ut e/, als in Strassbarg
lbgelegten lt-aatsprüfung ein Diplom zur unbedingten Ausübung der
Praxis im Gebiete der betreffenden Staaten erworbän haben. fall"s mit q Fleiner 384,Anm. 33.
diesen Staaten auf dem Vertragswege Gegenseitigkeit vereinbait ist . . ... 7) vom 20.129.
Septemberlgi
266.
Den Kantonen steht es frei, neben dem Befähiqunqsausweis
noch andere bundesrechflichzu.lässigeErfordernisse äu üurlängnn,
wie sie bund'esrechtlichauch nicht fehindert werden Ironrän, uu.-
ländische Aerzle zuzulassen. 6)
Diese dürfen aber nur auf dem Gebi,etedes betreffendenKan-
üons ihren Beruf ausüben und müssen dort domiziliert sein, an-
sonst Art. 1 lit. c des vorerwähntenG,esetzesgegenstandsloswäre.
Zu b:

Durch den Abschluss..sorcher^verträge


werden die auswärtigen
Diplome in ein,emb,eschränkten
Sinne aäerkannt.

Sie hatte f,olEendenkwzen Wortlaut:

Diese Erklärung von 1872 gab zu folgendem Rekurs Anlass:

6) Fleiner 384,Anm. 83.


?) vom 20./29.September1872,AS 10,a. F. 1069.

267
Colmar etc. STtrechst,unden abhalten dürf.e, er taut Grenzvertrag .
und aller Logih gemtissauch in Basel solchegebendürle. Dnss Die Medizinalpersonen
das Gesetz (beziehungsweisedie Erhlärung) sich nur aul ärzt- üben, dürfen ebenfalls nicht
liche H,aasbesuche über die Grenze bezielte,sei vollstrindig un- derlassen'oder ein Domizil
möglich, weil auch die l(antone Bern und Solothurn aulgenom- der in diesemLande geltend
men seien, die gar nicht an der Grenze ltigen. Der genannte nochmaligen Prüfung unterq
Vertrag wolle durch seinen Wortlaut den Aerzten von hüben Wenn die bezeichneten
und drüben in dem ganzen Gebiete f reies Prahtizieren ge- ihres Berufes die Grenzeübe
wiihren.'( die ihnen durch den Verhao
Der Bundesrat wies den Rehurs ab und lührte aus, dass auch haben sie sich den dort gö
Bern und Solotlturn an Elsass- Lothringen grenzten und dass die für die dortiqen Airz
der Zweck der angerufenen Erhltirung vielmehr der sei, den (Art.a)
beiderseitig in der Nähe der Grenze wohnenden Aerzten und DiesesAbkommenqilt ii
Tieriirzten das Praktizieren über der Grenzezu ermöglichen,u.nrl. Basel-Stadt,Basel-Lanä,Ra
und St. Gallen.lo)
lährt'dann t'ort: ,,Die Praxis eines Arztes ist naturgemässauf
dielenigen Entlernungen beschränht,welche er von seinemDo- Anlässlich der Genehm
mizil aas regelmrissigbesuchenhann. Es lag im Interesse d.er die Bundesversammlunq bes
Angehörigenbeider Staaten,dass der in der Nähe prahtizierencle 1884,11)folgendeMotön Bi
politische Crenze nicltt in be-
Arzt in seiner Praxis durch die 'beschriinlzt ,,Der Bundesrat u,ird. e:
engender Weise gehindert orler werd.e. Aber nie- Oesterreich tihnliche L-ebt,,
mand hat ein Interesse darun, dass ein Arzt zwischen z,wei der an der Grenze dc,m
Slddten, wie Basel und Strassburg, hin- und herreisen und. rat'saasübungonzuba.hne
heute hier, morgen dort pr,uktiziere.(( abgeschlossene.,, L?)
Die deutschellegierung stimmte der Aullassung des Bundes- Der Bundesrat nahni (
rates ausdrüchlich zu. Die gleiclte Auf f assung wurde dann" Nachbarstaaten,einschliessl
in deutlicherer Weise, als es in der Erhlärung seschah,sowohl einverstanden, eine Regeh:
in der Uebereinku.nt't mit Deatschland,wie in den andern Ver- klärte, es sei nicht mög1ich
einbar,ungenzum Ausriruch gebracht.s) einzutreten, weil eine derart
Die kwze und allgemein gehaltene, sehr liberale Erklärung Landlesgese tzen zuwid,erlauf er
wurde nämlich durch ein auf Anregung Deutschlandsabgeschlos- derlichen Erleichterunqendu
senesAbkommen ersetzt, das einer entsprechendendeutsch,öster, haltenen Vorschrif ten 6ereits
reichisch-ungarischenUebereinkunft nachgebildetzu sein scheint; benutzt. Endlich habe, mit
es bezieht sich auf A,erzte,Wundärzte, Tierärzte und Hebammen. welche die dadurch bedingte
Die Uebereinkunft über die gegenseitigeZulassung der an nicht rechtfertigenkönnten, d
der Grenze domizilierten Medizinalpersonenzur B erufsausübung.e) gelung der Materie sich bis
erteilt derr deutschen Aerzten, Wundärzten, Tierärzlen und Heb- Der Bundesratglaubte ir
ammen, die in der Nähe der deutsch- schweizerischenGrenze lehnung zu erblicken-und ver
wohnhaft sind, das Recht, ihre BerufstätiEkeit auch in den schwei- terhandlungen.- Die Ueber
zeischen, in d.er Nähe der Gr,enzegelegenen Orten in gleichem, ist derjenigenmit Deutschla
Masse auszuüben,wie ihnen dies in der H,eimatgestattetist. Um- nur folgende Aenderungeng
gekehrt Eelten die gleichen Bestimmungenfür die schweizerischen Antrag wurde Art. 2 der Ueb
Aerzte etc. für das deutscheGebiet (Art. 1). lassen, weil in Art. 4 die Me
Eine Ausnahmewird inbezug auf Oie Ausübung ihres Be- ,ohnehin verpflichtet werden,
rufes gemacht: die bezeichnetenPersonen dürf,en an die Kranken also auch inbetreff der Vcra
keine Arzneimittel selbst verschreiben,abgesehenvom Falle dro-
hender LebensEefahr(Verbot der Selbstdispensation,Art. 21. 10)BBI 1884,I, 375.
11)Salis, II, 668.
s) BBI 1885,II, 13 tr Salis,II, S. 670. 12)Postulatensammlung,
n.
e) vom 29.Februar1884,AS 7, 4{6,Wolf, IV,547. *-., _11)vom 29.Oktober 188J,
BBI 1886,11,462
268
Die Medizinalpersonen,die über die Grenze ihren Beruf aus-
üben, dürfen ebenfalls nicht im fremden Lande sich dauernd nie-
derlassen'oder ein Domizil begründen,es sei denn, dass sie sich
der in diesemLande geltendenGesetzgebungund namentlicheiner
nochmaligenPrüfung unterrverlen(Art. 3).
Wenn die bezeichneten ltledizinalpersonen bei der Ausübung
ihres Berufesdie Grenzeüberschreiten und in einer Grenzortschaft
die ihnen durch den Vertrag erlaubtenHandlungenausführen,so
haben sie sich den dort geltenden Gesetzenund Verordnung,en,
die für die dortigen A.erzte gelten, ebenfalls zu unterziehen
( Art .a) .
DiesesAbkommengilt für folgendeKantone: Bern, Solothurn,
Basel-Stadt,Basel-Land,Aargau, Zürich, Schaffhausen,Thurpiau
und St. Gallen.10)
Anlässlich der GenehmigungdiesesUebereinkommens durch
die Bundesv.ersammlung beschlossder Nationalrat am 19. Mätz
1884,11) f,olgendeMotion Bruggisseranzunehrnen:
,,Der Bundesr,atwird eingeladen,mit Franhreich, Italien und
Oesterreichtihnliclte Uebereinhünlte über gegenseitigeZulassu.n
g
der an der Grenze domizilierten ,44edizinalnersonen zur Be-
rufsa,usübunganzubahnen,wie die mit dem Deutschen ReicfL
abgeschlossene." 72)
Der Bundesrat nahrn demzufolEe Verhandlungen mit den
Nachbarstaaten,einschliesslichLiechtensteins,auf. Alle waren
einverstanden, eine Regelung zu tr,effen, einzig Italien at-
klärte, es sei nicht möglich, auf die schweizerische Proposition
einzutreten,weil eine derartige Uebereinkunftden einschlägigen
Landesgesetzenzuwiderlaufenwürde. Uebrigens seien die erf,or-
derlichen Erleichterungendurch die in den Zollreglementenent-
haltenenVorschriften bereits gewährt und würden tatsächlichauch
benutzt. Endlich habe, mit Ausnahme ganz vereinzelter FäLle,
welche die dadurchbedingtenAbänderungenin der Gesetzgebung
nicht rechtfertiEenkönnten,das Bedürfnis einer vertraglichenRe-
gelung der Materie sich bis jetzt nicht fühlbar gemacht.
Der Bundesratglaubte in dieser Antwort eine definitive Ab-
lehnung zu erblicken und verzichtetevorderhand auf weitere Un-
terhandlungen.- Die Uebereinkunffmit Oesterreich - Ungarn13)
ist derjenigenmit Deutschlandsehr ähnlich. Es wurden an ihr
nur folgende Aenderungengetroffen: Auf den österreichisch,en
Antrag wurde Art. 2 der Uebereinkunftmit Deutschlandfallen ge-
lassen,weil in Art. 4 die Medizinalpersonen des anderenLandes
ohnehin verpflichtet werden, sich bei Ausübung ihres Berufes,
also auch inbetreff der Verabfolgung von Arzneien, afi die be-
10)BBI 1894,I, 375.
tt) Salis, II, 668.
12)Postulatensammlung, n. F. 323, BBI 1886, I, 441.
13) vom 29. Oktober 1885, AS 9, 220, Wolf, I\r, 547, Salis, II, 669,
BBI 1886. Ir. 462

269
stehendengesetzlichenBestimmungenund administrativenErlasse Ermangelung öffentlicher A
zu.halten, die nichts davgn sagen, dass Aerzten, welche in der neimittel aus ihrer privatap
Schweiz sonst nicht approbiert wären, das Recht d'er Selbstdispen- Die italienische Regier
sation zustehe. 27. Juni 1887 bereit erkkrt,
_ ^ rnb'ezuga_ufdas Abhommen mit oesterreich wurde folgende Vorbehalt unwesenflicherI
Anfrage gestellt: schwe2erischen Uebereinku
diente.
So kam die italienisc
stande.16) Hier wurde Arl
Art. 5 ist neu: Die A
den andern Verträgen auch
im Nachbarstaate iiederzulz
boten, mit den G,emeindend
anget'ührten schweizerischen wundtirzten die auf Gruncl eines über ärztliche Besorgung al
schweizerischensanitötsratszeugnissesä/oss zu' verrichtungen auch, ,,so oft sie darum ange
in der niederen Chirurgie belugten personen gemeint se\en, von der zuständisen Kantb
oder ob es in der schweiz nebst diesen such besoiders zur Aus- Pr'ovinz ausgestelftenAuswe
übung der ärztlichen Praxis autorisierte oder approbiertewuncl- übung zu rechtfertigen.
ärzte gebe.
- Es fragt sich, ob jedern
verlangen,,oderob dies nur
tu,ell auch den patienten. l
9,enjenigenzu, die infolge
haben,,,jemandenanzug{he
verlangen. Eventuell k-ann
Es wird also unterschiedenzwischender ,,niederenchirurgie" Arzt den Ausweis zu verlana
und den besond,ersautorisierten Wundär.zten. Die genanntenMedizina

Bei Ueberschreitender
suchung durch die Zoltwächt
sich auf das Zollbureau zu I
pflichtige Gegenständeauf r
vor, eine Neuerung in diesen
stehen sollte, dass die Grenz
Medizinalpersonenzur Ausüi
reichischenGebiet ausübendürfen. mentlich ängeführt würden.
wünschte aber, dass von der
.. Der Vertrag mit Liechtensteinlb)enthält die gleichen Be- Cr,enzgemeindenUmgang gen
stimmungen wie der mit Oesüerreich.
Auch hier wurde Art. 2 (Verbot der Selbstdispensation)ge-
strichen, und zwar aus dem Grunde, weil die dies- und ienseits
der st. gallisch- liechtensteinischenGrenze wohnenden Aerzte rn
r+; BBI 1ggg,\r, 6g9.
_ v-o-m1. Juli 1885,AS 9, 226, Wolf, II, 5g4, Salis, II, 669, BBI
_1_5)
1886,II, 409.

270
Ermangelungöffentlicher Apotheken auf die Ordination der Arz-
neimittel aus ihrer Privatapotheke geradezuangewiesensind.
Die italienische Regierung sodann hatte sich mit Note vom
27. Juni 1887 bereit erklärt, in unterhandlungen einzutreten unter
Vorbehalt unwesentlicher Modifikationen am Text der deutsch-
schw,eizerischen Uebereinkunft, die allen Verträgen als \rorbild
diente.
So kam die italienisch- schweizerisch,eUebereinkunft zu-
stande.16) Hier wurde Art. 212) wieder aufgenommen.
Art. 5 ist neu: Die Aerzte etc. sind einmal (wie dies in
den-andern Verträgen auch vorgesehenwar) nicht'befugt, sich
im Nachbarstaateniederzulassen,dann ist ihnen aber aulh ,er-
boten, mit den Gemeindend,esandern Landes besondereverträqe
über ärztliche Besorgung abzuschliessen.Ferner haben sie siöh
auch,,,sooft sie darum_angegangen werden', (Art. 4), durch einen
von der zuständigen Kantonsregierungoder' d,em ijräfekten der
P.r,ovinzausgestelltenAusweis über ihie Befugnis zur Berufsaus-
übung zu rechtfertigen.

271
tj-enten tn steter
Behsn.dju
Kreis poschtaro, der
l5-;;.t,
Gren-zgebiet i*'
i;;r;
nonne.
Aul Grund riieser
utie folgt: dltge

- -"Einlfunflikt,würden.
ausgeschlossen
der sich erhob, musstegemässdiesemAbkommen

18)tsBl 1901,
III, 862. Salis, II,
B{.
272
tienten in steter U"r.Oo:g,ynf,.auch
Kreis Poschiavo.
g:;,:'1,rü2r rf ,z,;li,
sei sehr t'ragliclt, ob der

;ff ;,:l';1,
in
Grenzgebiet im
könne. "i:;
Jiesert(tageentschied der r(teineftat aufsneue
",,filfii:rd

nlassung aut'geforctert, schrieb


Es liege in der No
in Arzt, rJer in Tirano
Tf,i,Tuiffir:;':.::,i . ue!7e1nhunt't
harte,
grössten Teil seiner , und den
ipra.Httzreren
uerde des Dr. B. gul.
ntpraxis - der Ktiine
'xis
und sein Domizil
icltl anw e-ndenhö nne,.
,t!
.qto. Umfong, rlen
ein solcher Crenz,ar; ntcnts bestimrye, und
':lsseren
Praxis ienseits ai-A Teil seiner
in dauernde Be,sndjt zte er auclt patienten
,rner
Bandesrat, dassDrl.],.
Bandesrat. ao"_"-Ä,*", konstutierte cler
.,rrt uomtztt,, ,,r,IirTfriit'r:li;:;ri:I
18)tsBl 1901,III, 362.
Salis, II, 344.

273
stigung und werden von
aulzustellenden Liste gest
Diese Liste ist auch ei
jährlich übermittelt nämlich
gierung und umgekehrtdie f
eine Lisfe, auf der die Nan
helf.er, H,eb,ammenund Tie
nes Einkommens,den er dort verdiene,quch dort versteuere.rs)
Grenzdienstb,esorgendürfen
Aus diesemEntscheidegeht hervor, dass, so lange die Ueber- für welche Fächer der Heil
einkunft b-esteht,die italienischen Grenzärzle gleichberechtigte (Art. 5).
Kollegen d'er schw,eizerischen Aerde sind, sie aber nur nicht in Dem Abkommen ist ab
der Schweiz D'omizll nehmen dürfen. Eine Behörde kann nicht gehängt, nämlich eine Aufzä
zösischenGemeinden,auf we
Anwendung finden. Es sint
Kanton Neuenburg 29, im
Distrikte Ngon und La Vallr
St. Croix; ferner sämtlicheGe
Er darf keine Medikamente verab,reichen,was Dr. B. auch Lausanne,Morges, Rolle un
eingehaltenhat, und er darf ferner keine Verträge mit den Ge- Genf alle Gemeinden:im Ka
meinden über die Krankenbehandlung schliessen. falls eine grosseAnzahl von
Die Verhandlungen mit Frankreich behufs Abschluss eines ljegen in einem 10-km-Rago
M_edizinalvertrages
waren etwas stockend, da die Savoger Aerzte Tätigkeit genau bestimmt iit,
Widerstand leisteten, weil sie die lfunkurrenz der Genfer Kol- Präzisi,onund Vollständigke
legen fürchteten.20) Mag auch die Bestimm
ständlich erscheinen,so dürl
Es kam dann aber tr,otzdemein Abkommenzustande.zl) Es
Konflikten über das Gebiet
ist dem deutsch-schweizerischennachgebildet,weist aber doch be- Eine weitere Ergänzung
merkensw,erteAenderungenauf : es wurden einmal in Art. 1 die folgte 1894 infolge äiner Br
Geburtshelferunter das lWedizinalpersonal,eingereiht,
welchesden zerischer Arzt in Sentier (V
Dienst über die Grenze versehendarf ; ferneiist das Verbot der stossenden französischen Gr
mittel verzollen musste. De
verlangtebei der französisch
wurde gestattet, so dass das
fuhr, dass die von schweiz
bis auf 10 km von der Grenz
schrieb,enenArzneien, unter Z
frei eingeführt werden können
orte der Patienten keine Apr
In neuerer Zeit ereignete
,,Bei Zuwiderhandlungen gegen die V,orschriften der Art. 2 die besondersdas deutsch-sc
(Domizilverbot) und 3 wird den Fehlbaren bei der ersten Ueber- dieses aber Vorbild für alle
trytung die durch Art. I gewährte Vergünstigung (Grenzarzt- für di,e andern Gültigkeit.
,dienst) lür die D,auereines Jahres entzogen. 7m'Richfaile ver- Auch in Deutschland tar
'die
lieren Zuwiderhandelnden iedes Richt auf eine'Vergün- genau begrenzteZone zu sch
tel q9! 1901,III, 355,Salis,II, 670,No. 865. die badischeAerztekammerdir
20)BBI 1888,III, 239. durclr schweizerisch,e Aerüe )
_ _1)vq4 29.Mai 1889,AS 11, 180,Wolf, II, bb0,Salis,II, 669,BBI und des Mitbringens von Arz
1889,III, 333. 22)BBI 1894,II, 143.
274
stigung und werden von der nach Art. 5 dieser Konvention
aulzustellendenListe gestrichen."
Diese Liste ist auch eine Neuheit dieses Abkomm,ens. All-
jährlich übermittelt nämlich der Bundesrat der französischenRe-
gierung und umgekehrtdie französischeRegierung dem Bundesrat
eine Liste, auf der die Namen der Herzle, Wundärzte, Geburts-
helfer, Hebammen und Tierärzte aufgeführt sind, welche den
Grenzdienstb,esorgendürfen; dabei muss auch angegebenwerden,
für welche Fächer der Heilkunde der Betreff,endepatentiert ist
(Art. 5).
Dem Abkommen ist aber noch ein w,eiteresVerzeichnis an-
gehängt, nämlich eine Aufzählung der schw izerischen und fran-
zösischenGemeinden,auf welche die Bestimmungendes Vertrages
Anwendung finden. Es sind im Kanton Bern 58 Gemeinden,im
Kanton Neuenburg 29, im Kanton Waadt alle Gemeinden der
Distrikte Ngon und La Vallöe und der Kreise Vallorbe, Baulmes,
St. Cr,oix;ferner sämtlicheGemeindender Distrikte Veveg,Laroux,
Lausanne,Morges, Rolle und des Kreises Aubonne; im Kanton
Genf alle Gemeinden;im KanüonWallis 17; in Frankreicheb,en-
falls eine gr'osse Anzahl von Gemeinden. Alle diese Gemeinden
liegen in einem lO-km-Ragon, so dass die Grenze der ärztlichen
Tätigkeit genaubestimmtist, wie überhauptdiesesAbkommenan
Präzision und Vollständigkeit die andern üb,erragt.
Mag auch die BestimmungbetreffendGemeindenetwas um-
ständlich erscheinen,so dürfte sie doch dazu dienen, allfälligen
Konflikten über das Gebiet der Grenzpraxis vorzubeLrqen.
Eine weitere Ergänzung eines solöhen Aerzteabkimmefls er-
folgte 1894 infolge einer Beschwerde,laut welcher ein schwei-
zerischer Arzt in Sentier (Waadt) die an Patienten in den an,
stossenden französischen Grenzgemeindenverabfolgten Arzn'ei-
mlttel veruollen musste. Der schweizerischeGesandte in Paris
verlangtebei der französischenRegierung zollfueieEinfuhr. Diese
wurde gestattet, so dass das Abkommen noch die Ergänzung er-
fuhr, dass die von schweizerischenAeruten den in Frankreich
bis auf 10 km von der Grenze entfernt wohnendenPatienten ver-
schrieb'enenArzmeien,unter Zusicherung der Geg,enseitigkeit,zoll-
frei eingeführtwerden können (natürlich nur, wenn sich amWohn-
orte der Patienten keine Apotheke befindet\.22\
In neuererZeIt ereignetensich noch folEendeVorkommnisse,
die b,esond,ersdas deutsch-schw,eizerische
Abkommen betrafen; da
dieses ab,erVorbild für alle andern war, beanspruchensie auch
für die andern Gültigkeit.
Auch in Deutschland tauchte einmal der Wunsch auf, eine
genau begrenzteZone zu schaffen,indem am 29. Dezember7905
die badischeAerdekammerdie Frage der Gefährdungihr,erPraxis
durclr schw,eizefischeAerzte besprach,die sich der Unterbietung
und des Mitbringens von Arzneien schuldig gemachthätten. Um
22)BBI 1894,II, 143.

275
Aus diesem Urteil qeht
,diese weitgeh'endePraxis einzuschränken,wurde f,olgender An^
sich nicht in Baden nizäerle
trag dem Reichsamt des Innern unterbreitet: ,,Als in der Nähe Grenzpraxis ausubenE-i-ll-
der Gr,enzegelegeneOrte sind nur solche zu verstehen,die nicht
weiter als 5 km von der Grenze entfernt sind." Dieser Resolu- Die ltledizinanahlio,mne
ti'on wurde aber keine weitere Folge gegeben.zs) Staatenabgeschlossenen Hax
Eine Uebertretungder Uebereinkunftwurde 1907 in folgen- gänzungen. So z.B. in I-
dem Falle konstatiert: Ein Schweizer Arzt wurde von der 6. Januar 1926.rs)
Zubereitele Arzneirrarm
zepte von den laut dem Abkc
b'erufenen Personenaus bena
die genanntenSanitätspersc
lass der bezüglichenin dem
tätsvorschriftenmit sich führ
Mit der Ansicht Spinner's (S.29), dass das Interesseder werden, dürfen aber ohne jec
leidendenKranken und die Humanität vor der Buchstabendeuterei willigung über die erlaubte
prävalier'ensollten, kann man nur einverstandensein. auch auf Nebenwegen,einge
Die deutschenAerzte beschwertensich aber weiter. So heisst
Die MedizinalpersonenI
Ausübung ihres Berufes die
Tageszeitund Nachtzeit mit i
Velos etc.) überschreiten,ohr
amt.2e)
Wie sich das Verhältnis r
fragt werden, nachdemdie Z<
arlbergischeGrenze vorgesc
tenstein als schweizerische
är ztlichen Uebereinkunft zu
Herrte als schweizerischeGr
'hönnten.
Dies kann aber r
der Wille der schrveizerisc
Staate niederlassen,oder dort ein Domizil b,egründen,es sei d.enn, st. gallischenund graubündn
sie unterwerfen sich den Prüfungsbedingungendieses Staates,um wollten, in Oesterreichund i
die Approbatton zu erlangen. fen. Es besteht deshalb c
Ein schweizerischerArzt hatte in der Schweizeine Wohnung (vom Jahr,e 1885) noch zu
gemietet; er hatte ab,er ausserdemnoch in,einem badischen kommen Schweiz' Oesterreic
Grenzorte 'ein Domizil gewählt und von dort aus seine praxis be- keine Geltung, wie das scho
trieben. Es wurde Klage erhoben,und der Entscheid des badi- fiühere Zustand beibehaltenl
schen.Objrlande,sgerichtssprach sich dahin aus, dass mang,els personenkeine ,,Union" stat
einer in DeutschlanderworbenenApprobation der schweizer Arzt
sich in Deutschland weder als Arzt bezeichnen,noch die Heil- Auch im Handelsvertrag
kunde im Umherziehen- gemässdem Verbote der Gewerbeord- stimmungenwie in dem mit r
lqng _- ausübendürfe; er wurde nicht als Arzt, sondern als eine Die Medizinalpersonen
die Heilkunde gewerbsmässig ausübendePerson angesehen. z?) sicherheitbefreit, wenn sie ir
28)AS 42, 153, BBI 1926.I,
29)Zusatzbestimmungenzr
30;Freundliche Mitteilung
in Bern.
31)vom 14.Juli 1926,AS {

276
Aus diesemUrteil geht hervor, dass ein schweizerischerArzt
siclr nicht in Baden niederlassendarf, wenn,er dort als Arzt die
Grenzpraxisausübenwill.
Die Medizinalabkommen erfuhren in den mit den Nachbar-
Staatenabgeschlossenen HandelsverträgenErweiterungenund Er;
gänzungen. So z.B. im Handelsvertrag mit Oesterreich vom
6. Januar 1926.28\
Zubereitete Arzneiwaren, welche Grenzbewohnergegen Re-
zepte von den laut dem Abkommen zut Ausübung der Grenzpraxis
b'erufenen Pers,onenaus benachbarten Apothekenhaben oder welche
die genanntenSanitätspersonen(Herzte und Tierärzte) nach Zl-
lass der bezüglichenin dem betreffendenGebiet geltenden Sani-
tätsv,orschriftenmit sich führen, müssenbeim Zollamt angemeldet
werden, dürfen aber ohne jede Belastungund ohne besondereBe-
willigung über die erlaubten Z,ollstrassen,in dringenden Fällen
auch auf Neb,enwegen, eingebrachtwerden.
Die Medizinalpersonen(diesmal auch Hebammen)dürfen in
Ausübung ihres Berules die Grenze ohne Beschränkungauf die
Tageszeitund Nachtzeitmit allen Hilfsmitteln (Fuhrwerke,Autos,
Velos etc.) überschreiten,ohne jeweilige Stellung bei einem Zoll-
amt.2e)
Wie sich das Verhältnis mit Liechtensteingestaltet,könnte ge-
fragt werden, nachdemdie Zollgrenze an die liechtensteinisch-vor-
arlbergischeGrenze vorgesch,oben word,enist und folglich Liech-
tenstein als schweizerischesGebiet (Grenzbezirk) im Sinne der
ärztlichen Uebereinkunf.tzu betrachten ist und liechtensteinische
Aerzte als schweizerisch,eGrenzärzt'ein Oesterreich praktizieren
könnten. Dies kann aber nicht der Sinn der Abkommen und
der Wille der schrveizerischenBehörden gew,esensein, die den
st. gallischen und graubündnerischenAerzten die Betugnis geben
wollten, in Oesterreichund in Liechtensteinpraktizieren zu dür-
fen. Es besteht deshalb die Uebereinkunft mit Liechtenstein
(vom Jahr'e 1885) noch zu Recht, und deshalb besitzt das Ab-
kommen Schweiz- Oesterreichvom Jahre 1885 für Liechtenstein
keine Geltung, wie das sch,onimmer der Fall war, so dass der
frühere Zustand beibehaltenbleibt und mit Bezug auf Medizinal-
personenkeine,,Union" stattgefundenhat. 30)
Auch im Handelsvertrag mit Deutschland sind ähnliche Be-
stimmungenwie in dem mit Oesterreichenthalten.er)
Die Medizinalpersonensind von der Erlegung einer ZoTl-
sicherheitbefreit, wenn sie in Ausübung ihres Berufes die Grenze
28)AS 42, 153, BBI 1926.I, 89 tr.
2e)Zusatzbestimmungenzu Art. 12, g 2, Ziffer 5 und 6.
30;Freundliche Mittcilung der liechtensteinischen Gesandtschaft
in Bern.
31)vom 14.Juli 1926,AS 42,787.

277
m.it einem Fahrzeug liberschreiten. Ohne Z,ollgebührerfolgt auch Interessantist ferner c
die Ein- und Ausführung der zur Ausübung dös Berufes nbtwen- (Art. 3), G,emeindearzts
digen Instrumente. Ebenso haben sie keine Zölle fijr Medika- zu verbielen.sa\
mente zu entrichtren. Auch die Ueb,erschreitungder Grenze aul Die Zollfreiheit wird
Nebenwegen und zu nicht ,,zollregl,ementarisclier" Zeit ist ge- noch nicht in den eigentli
stattet.32) chert für Medikamente un
Aus diesenMedizinalverträgenergebensichf,olgendeSchlüsse: Verwendung finden. Rek
werden, sowohl von In- al
Während es als selbstverständlicherscheint, dass aus dem träge handelt.
Auslande Gewerbeleutesich in der Schweiz ansiedeln und d,ort
ungestört ihren Beruf ausübendürfen, wenn sie die betreff,enden
Landesgesetze'erfüllen, so ist die Freizügigkeit des Medizinal-
p,ersonalseingeschränkt. Und zwar so:
Besonderc Yt
Den Kantonen ist es gestattet, ausländischeAerzle zuzulas-
Aus der Reihe von Yr
unsern Grenzenregeln, rni.
vorheben, die wir nur fur
gewendetsehenund die sc
erfahren dürfen.
strenge und einheitliche Prüfungsbedingungenaufstellt, nur staat- Es handelt sich :- -
lich geprüfte Aerzte ausländischerNationalität, und unter Auf- fuevel zu tretten sucie:
erlegungeiner Reihe von BedingunEen, zur Berufsausübung in den Schulpfticht der an Cu G
Gr.enzgebietenzuzulassen. Der Schutz der Medizinalhoheit ist
in f'olgenderRichtung gewahrt: A. Schulrertr
Das Recht zum Praktizieren über die Grenze erwirbt sich die Bei den Rekrutenpn;
Medizinalperson durch die Niederlassung in einem der Grenze einzelne Experten Jahn f-r
Schule besuchthatten. B€
Orte und durch Zulassunq zur praxis am Domizil.
b,enachbarten
stens, dass die Betreitenc
schweizerischenGrenze,i:
trut - Freibergen im Bemr
diese l-,eutedie Schulpflich
ren Verkehrsverhältnisse" j
auf schweizerischem,bald
Ferner w,ohnten viele Ber
(manchmal steht ein \\"ohr
schweizerischem Boden), s
stimmungenbestanden,unr
biete, Rezeple, Zeugnisverweig,erung). liess, leicht war, die schul
n,ochnach Frankreich in r
lnbezug auf die Telzter'eTatsachegilt ee; das Territorialitäts- 3a)vergl. Beschr*'erde r
prinzip; die lex l,oci der ärztlichen Hilfel,eistung, beziehungsweise des Arztes für das schrveizeris
die lex domicilii der zu behandelndenKranken-sind im eitzelnen Arzt, dem das Recht, im Kar
übertragen worden sei. Ein
Falle massgeb,end;für die strafr,echtlicheVerantwortlichkeit die Stelle nicht annehmen. da Kr
lex delicti cornmissi. solche sei auch diejenige b,
da sie eine dauernde und stE
*1 Korrespontlenzblatt für Sc
32)Anlage C. Art. 3, 4 und 5. ?,5)vergl. Lapradelle, 27
a3)vergl. Spinner, 27129,mit Beispielen. 36)vergl. Fleiner, 753, J

278
Inter,essantist ferner die Bestimmungim Vertrage mit Italien
(Art. 5), Gemeindearztstellenlür Aerute aus dem Nachbarlande
zu verbieten.sa)
Die Zollfreiheit wird in den Handelsverträgen, wenn es
noch nicht in den eigentlichenAbkommen geschehenist, zugesi-
chert für Medikamente und Instrumente, die in der Grenzpraxis
Verwendung finden. Rekurs kann an den Bundesrat gerichtet
werden, sowohl von In- als Ausländern, da es sich um Staatsver-
träge handelt.

$ 26.
Bcsondere Verlräge mit Frankreidr.
Aus der Reihe von Verträgen, die rechtliche
'SchlusseVerhältnisse
an
unsern Grenzenreg'eln,möchtenwir zum mochzweiher-
vorheben, die wir nw inhezug auf die französischeGrenze an-
gewendetsehenund die schon deshalbeine besondereBehandlung
erfahren dürf,en.
Es handelt sich um Abkommen, die den Wald- und Wild-
fr,evel zu treffen suchen, und um 'eine Ueber,einkunft,die die
Schulpflicht der an der Grenze wohnenden Kinder bestimrnt.sä)
A. Schulvertrag.eo)
Bei den Rekrutenprüfungenin den Jahren vor 1888 trafen
einzelneExperten Jahr für Jahr auf junge Leute, w,elchenie eine
Schulebesuchthatten. Bei nähererUntersuchungergab sich mei-
stens, dass die Betreffenden aus Ortschaften an der französisch-
schweizerischenGrenze,insbesonder'e aus dem AmtsbezirkePrun-
trut - Freibergen im B,erner Jura stammten. Weshalb erfüllten
diese Leute die Schulpflicht nicht? Einmal waren es die b,esonde-
ren Verkehrsverhältnisse,infolge welcher sich viele Kinder bald
auf schweizerischem,bald auf französischemBoden aufhielten.
Ferner wohnten viele Berner hart an der französischenGtenze
(manchmalsteht ein Wohnhaushalb auf französischem, halb auf
schweizerischem Boden), so dass es, da noch keine näherenBe-
stimmungenbestanden,und auch die Aufsicht zu wünschenübrig
liess, leicht war, die schulpflichtigenKinder weder in die Schweiz
noch nach Frankr,eichin die Schutrezu schicken. Dann standen
34)vergl. Beschwerde der schweizerischen Aerzte, weil die Stelle
des Ärztes für das schweizerische Grenzwachtcorps an einen italienischen
Arzt, dem das Recht, im Kanton Tessin zu praktizieren, nicht zustehe,
übertragen worden sei. Eine italienische Medizinalperson dürfe diese
Stelle nicht annehmen, da Kommunalarztstellen verboten sind, und als
solche sei auch diejenige bei einem Grenzwachtcorps zu betrachten,
da sie eine dauernde und ständiqe Praxis sei,*)
*) Korrespondenzblatt für SchweiZerärzte, 1909, S. 8b7.
3ö) vergl. Lapradelle, 272.
36)vergl. Fleiner, 753, Anm. 7, BBI 1888, I, 413 fl.

279
w,ennsie sich des gleichenVt
gelassenhätten. (Art. 5).
Art. 4 trifft die Regeh
schweizerischenKinder, wel(
kantons noch schulpflichtig t
Bedingungenwie die in der
Kinder, zu den Fortbildunl
schulenoder Untcrrichtskurs
Zu diesemArtikel ist zu
ren in Frankreich nicht me
gesetzlich unmöglich, die in
Vormünder von Kindern zur
haltenden Pers,onenzur Anwendung kommen. Kinder die Schule nicht me
Doch ereignetensich in der Folge weitere gravierendeFälle:
vorsteher französischerGemeindenliössensich d-azuherab.farsche Es wurde deshalb die R
Zeugnisseauszustellen,lediglich, um schweizerischen Eltern be- schenSchulinspektorenihren
hilflich zu sein, ihre Kindei der Schulpflicht zu entzjehen. zerischenKinder im Alter r-
Nachdemvon verschiedenen tonalem Schulgesetzdie Schu
Seiten,so auch von der Konferenz
Schule aber nicht frequentie
zeigen können die in der S
münder nach der schweizeris
ge,zogenwerden.
Zu diesem'Vertragkann
ist kein reiner Grenzvertrag
Ob der Kanüon den Vertrag hätte abschliessendürfen, muss; zwischen betreffend I
im Hinblick auf Art. 9 der Bundesverfassung,b.ejaht werden. beidseitigen G'ebieten'",und
Dem Bunde stand es m. E. nicht zu, diesenVerträg über eine den Gt enzortschaften".
Sache, zu der er keine Komp,etenz hatte, abzuschlie-ssen. 88) Gestützt auf den Vertra
^." Pin hauptsächlichstenVertragsbestimmungen sind folgende:as) französischenStädten, vielch
Diö Kinder schweizerischerNatiönalität werden in Frank*reichin- dort wohnhaft waren, wegen
b'ezugauf das obligatorium des Primarunterrichtsund die rJnent- den öffentlichen Schulen zu
geltlichkeit des öffentlichen Primarunterrichts auf dem gleichen Frankreich nahm bei den Ve
Fuss wie die französischenbehandelt. Ebenso erfahren die fran- ten, wie schon vorher, Anstar
weiteres auf landesfremdeK
als durchausunsicherhin, ot
zu einer festen Rechtsprechu
Es ist e.b,enzu sagen, d
empfundenenUebelstandder
pflicht nicht kannte, weil die
Allerdings hellen einanderdie beiden Länder aus, w,enn,die den französischenFamilien I
Rec.htsbrechernicht am Orte cler Schule w,ohnen;die betreffen- b'ezüglichSchulpflicht und S
den Staaten bestrafen diese nach den Gesetzenihres Landes,wie handeltwerden. Durch das
sz) vergl. Schwarzenbach, 108. nicht aber den schweizerisch
38) Art. 27bis der.Bundesverfassung:
,,Organisation, Leitung und Streitigkeiten über die Ar
B e a u f s i c h t i g u n gd e s P r i m a r s c h u l w e s e n s ' b l e i b t S a c h e d e r ' K a n t o n e j ,
3e)Vertrag vom 14. Dezemtrer 1887, AS 10, 629, BBI 18gg; I, 412. nicht zur Kenntnis gekomm

289
wenn sie sich des gleichenVergehensim eigenenLandezuschulden
,gelassenhätten. (Art. 5).
Art. 4 trifft die Regelung, dass die über 15 Jahren alten
schweizerischenKinder, welche nach den Gesetzenihres Heimat-
kantons noch schulpflichtig wären, in Frankreich zs den gleichen
Bedingungenwie die in der Gemeindewohnhaften französischen
Kinder, zu den Fortbildungs-, gewerblichen oder Oberprimar-
schulenoder Unterrichtskursensollten zugelassenwerden.
jJber13
Zu dtesemArtikel ist zu b'emerken,dass Kinder Jah-
ren in Frankreich nicht mehr schulpflichtig sind. Es ist daher
gesetzlich unmöglich, die in Frankreich wohnenden Eltern oder
Vormünder von Kindern zur V'erantwortungzu ziehen, wenn die
Kinder die Schule nicht mehr besuchen.
E.swurde deshalbdie Regelunggetroffen,dass die französi-
schenSchulinspeküoren ihren schweizerischenKollegendie schwei-
zerischenKinder im Alter von 13-15 Jahren,welche nach kan-
tonalemSchulgesetz die Schulenbesuchenmüssen,die französische
Schuleaber nicht frequentieren,anzeigen Auf Grund dieser An-
zeigen können die in der Schweiz wohnenden Eltern oder Vor-
münder nach der schweizerischenGesetzgebungnn Verantwortung
ge,zogenwerden.
Zu diesem'Vertragkann noch folgendes gesagtwerden: Er
ist kein reiner Grenzv'ertrag;der Titel heisst: ,,Ueb,er,einkomme,n
zwischen...... betreffendDurchführungder Schulpflichtin den
beidseitigenGebieten", und hinzugefügtwird: ,,insbesondere in
den Grenzortschaften".
Gestützt auf den Vertrag konnten auch Anstände mit einig,en
französischenStädten, vrelche schweizerischeKinder, obwohl sie
dort w,ohnhaftwaren, weEen ihrer fremden Nationalität nicht zl
den öffentlichen Schulen zulasserl wollten, erledigt werden. --
Frankreich nahm bei den Verhandlungen,die zum Vertrage führ-
ten, wie schon vorher, Anstand, das französischeSchulgesetzohne
weiteres auf landesfremdeKinder anzuwenden,und es stellte es
als durchausunsicherhin, ob und wann die GerichteFrankreichs
zu einerfestenRechtsprechung in dieserMaterie gelangenwürden.
Es ist eben zt sagen; dass Frankreich den von der Schweiz
empfundenenUebelstandder absichtlichenUmgehungder Schul-
pflicht nicht kannte, weil die Kinder von in der Schweiz wohnen-
den französischenFamilien gemässden kantonalen Schulgesetzen
bezüglich Schulpflicht und Schulbesuchwie die einheimischenbe-
handeltwerden. Durch das Abkommenwurden daher Frankreich,
nicht aber den schweizerischen Kantonen,neue Pflichten auferlegt.
Streitigkeiten über die Anwendung der Konventi,on sind mir
nicht zut Kenntnis gekommen.

281.:
B. Vertrag über die Gren zwaLdungen. fen, allein Frankreich wolll
. ^-Schonam 30. Juni 1864 war mit Frankreichein Vertrag be- noch nicht Hand bieten, so
treffend die grenznachbarlichenverhältnisse und die Beauisiöhtig- zur Bekämpfungdes Jagdfr
ung der Grenzwaldungen abgeschlossenworden.a0) hang zum Ueb,ereinkomme
Vertrag folgte derjenige vom 25. Februar 1gg2.4r) konnte.az)
..Diesem
Er übernahm im wesentlichen den Wortlaut des Vertrages von Ein Gebiet von 10 km
1864, so dass wir uns mit diesemvertrage nicht mehr besc[äftigen gleichen Bestimmungenunt<
müssen. treffend Waldfrevel enthalt
Was bringt der Vertrag von 1882 in der Hauptsache? durch solche Bürger, welche
dern Staates eine Jagd ge
Ausübung der Straijustiz et
Die Ausübung der fn
stattet.a3)
42) vom 31. Septernber 1[
43)vergl. Lapradelle, S. 2

InteressantereBestimmunEensind folgende:
Wenn ein Wald, der der Schweiz, b,eziehungsweise einem
Kanton, einer Gemeind,e,einer öff,entlichen Anstaft oder einem
Privaten gehört, auf französischemGebiet gelegen ist, oder um-
Eekehrt, so können die Eigentümer Waldhütir zur Beaufsich-
tigung solcher Waldungen anstellen. Diese Waldhüfer aber müs-

Die Waldhüter haben,wenn sie die Grenzeüberschreiten,zur


Vermeidung von Verwechslunqen,ihre Abzeichenzu tragen.
Im Jahr,e 1882, beim Abschluss des Vertrag,es,suchte die
Schweiz den Jagdfrevel auf internationaler Grundläge zu bekämp-
40)AS 8. a. F. 365.
4l) AS 6, n. F. 468,Wolf, II, 1065,BBI 1882,I, 780.

282
fen, allein Frankreich wollte damals zu einer solchen Regelung
noch nicht Hand bieten, so dass erst 1886 ein Uebereinkommen
zur Bekämpfungdes Jagdfrevelsin den Grenzwaldungen,als An-
hang zum Uebereinkomrnenvom Jahre 1882, geschlossenwerden
konnte.a2)
Ein Gebiet von 10 km auf jeder Seite der Grenzewird den

Die Ausübung der freien Jagd dagegen ist nirgends ge-


stattet.a3)
f!) vom- 3_1.September 1886,AS 8, 183,BBI 1888,I, 730.
l3) vergl. Lapradelle,S. 249.

285
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Zoller . Das Völkerrecht und der Krieg 1915
Zeitsöriflen.
Historisch-BiographischesLexikon der Schweiz
GeographischesLexikon der Schweiz
Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte
Zeitschrift für Wasserwirtschaft
Zentralblatt für Staats- und Gemeindeverwaltung
Zeitschrift für SchweizerischesRecht
SchweizerischeJuristen-Zeitwg Inhalts
Rechtsfreund
Korrespondenzblatt für Schweizer Aerzte
Politisches Jahrbuch der Schweizerischen Eidgenossenschaft (zitiert I
Hilty)
Revue g6n6rale de droit international
I. Kapitel:
Zeitungen. Allgemeines
Basler Nachrichten, Neue Zürcher Zeitung, Glarner Nachrichten, Ga-
zette de Lausanne. AppenzellerZeitung, SchwäbischerMerkur,
s1
Die Lehr,e
Franc Montagnard.
s2
Die Grenze
Quellen.
Amtliche Sammlung der Bundesgesetze und Verordnunqen der Schwei- IL Kapitel:
zerisclen lidgenossenschaft, 1849-1874 alte Folgä (ziliert: AS a. Besondere Grenzverhältnisse
F.); 1874-!904 neue Folge und.seit 1904 unter döm'Titel: Eidge-
nössische Gesetzessammlung (zitiert: AS) s3
Sammlung. der aqf das schweizerische Eisenbahnwesen bezüglichen Die Enklaven
amtlichen Aktenstücke seit 1853 (zitiert: EAS)
Schweizerisches Bundesblatt seit 1849 (zitiert: BBI)
A. Campione
Geschäftsberichte des Bundesrates, seit 1921 separat B. Büsingen
Amtliches stenographisches Bulletin der Schweizerischen Bundesver-
sammlung seit 1891
s4
Postulatensammlung der eidgenössischen Räte Halbenklaven,n eutralisierteGr<
Entscheidungen des schweizerischen Bundesgerichts seit 1875 Dörfer
Reichsgericht, Entscheid in Strafsachen
Haager Abkommen betr. Rechte und Pflichten der neutralen Mächte und
s5
Liechtenstein
Personen im Fall eines Landkrieges
Sammlung der Eidgenössischen Abschiede. III. Kapitel:
Die Grenzg,ewässer
s6
Schiffahrt und Fischerei
(Allgemeines)
A. Die Schiffahrt
B. Dic Fischerei
s7
Die Grenzflüsse.
A. Doubs
B. TessinerFlüsse
C. Rhone
!

Inhaltsverzeichnis.

Seite
I. Kapitel:
Allgemeines
s1
Die Lehre 5- 14
s2
Die Grenze 14_ 19
II. Kapitel:
BesondereGrenzverhältnisse
s3
Die Enklaven 20- 27
A. Campione
B . Büsingen
s4
Halbenklaven,n eutralisierteGrenzstrassen,internati,onale
Dörfer 27- 36
s5
Liechtenstein 36- 63
III. Kapitel:
Die Grenzgewässer
s6
Schiffahrt und Fischerei 64- 68
(Allgemeines)
A. Die Schiffahrt
B. Dic Fischerei
s7
Die Grenzflüsse 68- 87
A. Doubs
B. TessinerFlüsse
C. Rhone
Seite
sB s25
Die Grenzseen. 87-124 Die Zolltueiheit
A. Der Genfersee s24
Anstellungsbedingungen
B. Die Tessinerseen
C. Del Bodensee VIII. Kapitel:
BesondereGrenzverträge
IV. Kapitel:
Die Eisenbahmenan der Grenze s25
Der Medizinaldienstan der G
se r25-128 s26
Allgemeines BesondereVerträge mit Frank
s10
Eisenb'ahnund Territorialhoheit 128-150
s11
Das militärischeDurchmarschrecht 150-158
s12
Die Tunnels an der Grenze 758-162
V. Kapitel:
Die Grenzbahnhöfe
s15
Allgemeines . . 763-179
s14
Der Z'olldienstin den Grenzbahnhöfen . 779 -.200
$15
201-205
in den Grenzbahnhölen
D,erPost- u. Telegraphendienst
s16
Der Polizeidienst in den Grenzbahnhöfen .205-213
s17
Der Sanitätsdienstin den Grenzbahnhöfen . 213-221
VI. Kapitel:
BesondereBestimmungenin den Eisenbahnverträgen
s18
Die Haftpflicht
s1e
DasSchiedswesen. . .'. .227-231
s20
Die Besteuerungder Bahnunternehmungen .231-235
VII. Kapite l:
Das Eisenbahn-und Zollpersonal an der Grenze
s21
und Disziplinarhoheit
Die Gesetzgebungs- .236-244
s22
Die Steuerhoheit 244--262
Scite
s 25
Die Zollfreiheit : 262-264
s24
Anstellungsbedingungen . 264-265
VIIi. Kaoitel:
BesondereGrenzverträge
s25
Der Medizinaldienstan der Grenze . 266-279
s26
BesondereVerträge mit Frankreich . 279-2g3
CurriculumVitae
Ich wurde am 18. Mai 1906in Glarusals Sohn des Dr. Hans
und der Lina geb. Beckergeboren. Von
Becker,Kantonschemiker,
7913 1919 besuchteich die Primarschulein Ennenda und von
der HöherenStadtschuleGla-
1919 1.923die Ggmnasialabteilung
rus. 1923 trat ich in die KantonsschuleFrauenfeldein" Nach
Bestehender Maturitätsprüfungim SeptemberL925 studierteich
an den UniversitätenZürich und Berlin (Wintersemestet1927128)
und bestandam 1,7.Jr-rii1951 an der UniversitätZürich das juri-
stischcDoktorexamen.
FI. B.
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