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68 K ari L aukkanen

p o etisch en E ig ensch aften sind als F o rsch un g so bjek t erg ieb ig . G erad e ein
so lch es M aterial ließ e sich gut m it E D V -M ethoden b earb eiten , denn dann
k ö n n te m an sch n ell und m ühelos die v erschied en en E ig en sch aften , ih re
K om binationen und die V erb reitun g en erfah ren .
D ie oben zur S p rach e gekom m enen P roblem e und M ängel im Z usam m en­
hang m it d er B earb eitu n g des M aterials v errin g ern den G eb rau ch sw ert der
P u b lik atio n in k ein er W eise, es sind k lein e S ch ö n h eitsfeh ler. E n tsch eid en d
ist vielm ehr, daß ein an sich u m fan g reich es und v erstreu tes M aterial nun
kom prim iert und gut g eo rd n et den zah lreich en F o rsch ern und so n stig en
In teressen ten zur V erfügung steh t. D ie g ru n d leg en d e A rb eit ist g etan . N un
ist d ie d etailliertere F orschung an der R eihe.

P E K K A H A K A M IE S

U n g arisch -estn isch e paröm iologische V ergleiche

M ag y ar-észt kōzm ondások és szólások n ém et, angol és latin m egfelelóükkel.


U n g ari-eesti vanasõnu ja k õ n ek ään d e sak sa, in g lise ja lad in a v asteteg a.
D ictionary of H ungarian-E stonian P ro v erb s w ith th eir G erm an, E nglish
and L atin E q u iv alen ts and C herem is A ppendix. Ö sszeàliīto tta - K o o sta-
nud - B y P A C ZO L A Y G Y U L A . V eszprém 1985. 273 S.

Z um V I. F in n o u g risten k o n g reß im Jah re 1985 ersch ien en in F innland,


E stlan d und U ngarn B ücher, die in den B ereich d er S p rich w ö rterfo rsch u n g
g eh ö ren . D ie A rb eit des u n g arisch en N atu rw issenschaftlers P ro f. G yula
P aczo lay "M agy ar-észt kōzm ondások és szólások (U n g arisch -estn isch e
S p rich w ö rter und R ed en sarten )" ist in der H au p tsach e in E in m an n arb eit
en tstan d en und v erd ien t B eachtung als w ich tig es paröm iologisches H ilfs ­
m ittel.
P aczo lay s S am m lung en th ält 624 S prichw ortnum m ern, w obei ein ig e
N um m ern led ig lich au f an d ere v erw eisen . Jed e N um m er en th ält ein unga ­
risch es S p rich w o rt bzw . ein e R ed en sart, häufig in m eh reren V arian ten ,
sow ie die jew eilig e estn isch e E n tsp rech u n g oder m eh rere E n tsp rech u n g s ­
v arianten. In der E inleitu ng sag t der V erfasser, aufgenom m en seien 637
u ng arisch e S p rich w ö rter (o ffen b ar V arian ten ) und 821 estn isch e sow ie 567
V erg leich sb eleg e. S ow ohl die u n g arisch en als auch d ie estn isch en V arian ten
ersch ein en au ch in en g lisch er Ü b ersetzu n g . A m E nde ein er jeden E intragung
w erden reg elm äß ig d eu tsch e, en g lisch e und latein isch e E n tsp rech u n g en
g en an n t, m itu nter, w enn en g lisch e feh len , italien isch e, fran zö sisch e oder
p o ln isch e, in A nm erkungen auch g riech isch e sow ie in einem A ppendix am
S chluß des B uches tsch erem issisch e E n tsp rech u n g en n eb st en g lisch en
Ü b ersetzu n gen . Ü berall finden sich g en au e L iteratu ran g ab en , bei biblischen
S p rich w ö rtern V erw eise au f den V u lg atatex t. F ern er w ird fü r jedes S prich ­
w o rt das erste b ek an n te B elegjahr in ein er jeden S p rach e angegeben.
D as B uch en th ält sow ohl S p rich w ö rter als auch R ed en sarten . N icht
ü b erall h an d elt es sich um sog. V o lk ssp rich w ö rter; auch so lch e aus der
literarisch en Ü b erlieferu n g sind d ab ei. G ábor B ereczk i h at das V orw ort
g esch rieb en und w eist darin d arau f hin, daß es n ich t die A bsicht von
B esprechungen 69

P aczo lay g ew esen sei, u ralte E ig en tü m lich k eiten zw ischen dem U ngarischen
und dem E stn isch en au fzu sp ü ren , es handle sich vielm ehr um E inflüsse aus
dem v erg an g en en Jah rtau sen d und sogar aus den v erg an g en en Jah rzeh n ten .
D en S p rich w o rtty p faß t P aczo lay m erklich b reiter als b eisp ielsw eise die
V erfasser der estn isch en S p rich w ö rterp u b lik atio n E esti vanasönad (bei
P aczo lay K S), sein er h au p tsäch lich en Q u elle fü r das E stn isch e. A ls g eg en -
seitig e E n tsp rech u n g en b rin g t er au ch S p rich w ö rter zusam m en, die lediglich
d ieselb e Idee au fw eisen . U nter N r. 38 k ö n n te m an die S p rich w ö rter d er
v ersch ied en en S prachen v ielleich t noch irg end w ie au f einen N enner bringen:
ung. Bagoly mondja verĕbnek, hogy nagyfejő (D ie E ule sag t dem S p atz, daß
er einen großen K opf h at), estn . Pada sSimab katelt, ühed mustad moiernad
(D er T opf sch ilt den K essel, doch sind beide sch w arz), d t. Ein Esel schimpft
den andern Langohr und en g h Thou are a bitter bird, said the raven to the
starling. U nter N r. 59 v ertritt das u n g arisch e (und fast g leich lau ten d auch
das d eu tsch e, en g lisch e und latein isch e) S p rich w o rt Egy bolond százat
csinśḥ Ein Narr macht hundert, n ich t d asselb e w ie estn . Kohe üts iatnmas,
sinna kōö lamba (W ohin ein S ch af, dahin alle S chafe). In N r. 124 ist U ngar.
Eső után köpönyeg (N ach dem R egen - ein R eg en m an tel) lediglich dem
Id een g eh alt nach id en tisch m it estn . S iis lähed kaevuie kaant tegema, kui
laps uppunud on (D ann g eh st du zum B runnen einen D eckel m achen, w enn das
K ind schon ertru n k en ist) oder d t. Senf nach der Tafel, engl. After meat,
mustard; After death the doctor, oder lat. Clipeum post vuinere surnere. D as
g ilt auch fü r das u n g arisch e S p rich w o rt in N r. 428, E gy seggel két nyerget
nem iehet megüini (M it einem H intern kann m an n ich t in zw ei S atteln sitzen )
und das estn isch e Ei kahte asja voi ühtlasi teha (Z ur g leich en Z eit kann m an
n ich t zw ei D inge tun) sow ie das m itgeteilte d eu tsch e und latein isch e S prich-
w o rt. L ediglich g ed an k lich e E n tsp rech u n g en stellen d ar in N r. 579 Д türelem
rózsát terem (G eduld sch afft R osen) und Bota ja onge hakkab kaia (D es
W artenden A ngel fän g t den F isch) oder in N r. 601 Д könnyebb végét fogja a
dolognak (E r faß t das leich tere E nde d er S ache) und Ule madala aia astub
igaüks (Jed er sp rin g t über den n ied rigen Z aun). N icht einm al genau d ieselb e
Idee en th alten m einer M einung nach in N r. 618 das u n g arisch e S prichw ort
L asst/ viz partot mos (L angsam es W asser w äsch t das U fer aus) und das
estn isch e S p rich w o rt Vaga vesi, sügav pohi (S tilles W asser, tiefer G rund);
für beide w ird ü b rigen s ein e g en au e d eu tsch e E n tsp rech u n g an g eg eb en . E i-
nen ganz an d eren Id een g eh alt haben m eines E rach ten s ung. Néma gyereknek
az anyja sem érti а szavát (A uch die M u tter kann das W ort ih res stum m en
K indes n ich t v ersteh en ) und estn . (Küli) keeietu peab vedama, mis meeletu
peaie paneb (D er S p rachlo se m uß zieh en , w as d er S innlose ihm au ferleg t) in
N r. 180. A uch kann ich n ich t ein seh en , daß ung. Kutyából nem iesz szaionna
(A us einem H und w ird kein S peck) id en tisch w äre oder auch nur die gleichen
Q uellen haben k ö n n te w ie estn . Kes koer elades, see koer surres (W er ein
H und im L eben ist, ist au ch ein H und, w enn er stirbt) und Koeraie jäävad
ikka koera hambad (D em H und bleiben im m er d ie H undezähne) (N r. 349).
In P aczo lay s V ergleichen finden sich D utzende von F ällen , w o jew eils
u n tersch ied lich e S p rich w ö rter d ieselb e Idee v ariieren . O ft ist sp eziell die
estn isch e E n tsp rech u n g w eiter von d er u n g arisch en en tfern t als die d eu t-
sch e, en g lisch e und latein isch e. M itun ter sch ein t d ie B en u tzu n g ssitu atio n
für P aczo lay den verbindenden F akto r zu bilden; d iese S itu atio n w ird jedoch
d u rch au s n ich t im m er g en an n t. So steh t bei dem u n g arisch -estn isch ­
d eu tschen P hraseologism us D u kannst (ich kann, man kann) Gift darauf
nehmen (nr. 395) als en g lisch e E n tsp rech u n g S et your boots.
70 Kari Laukkanen

Auch wenn man nicht immer mit Paczolay übereinstimmen sollte über
die Gleichheit der aus den verschiedenen Sprachen angeführten Sprich­
wörter, so sind doch auch solche Zusammenstellungen nützlich für den
vergleichenden Parömiologen. Das vorliegende Buch enthält viele solche
Fälle, wo das estn, und ung. Sprichwort nur in der Idee oder in ihrer Be-
nutzungssituation identisch sind, doch bilden sie nicht die Mehrheit. Der
überwiegende Teil von Paczolays Vergleichen bringt genaue Äquivalente für
das Ungarische und Estnische, meist auch für die damit verglichenen
sonstigen Sprachen. Ein sehr großer Teil der verglichenen Belege erweist
sich als gemeineuropäisch. Das präsentierte Material macht insgesamt nur
höchstens ein paar Prozent des bekannten estnischen und ungarischen
Sprichwortgutes aus.
Ein Asteriskus nach einer ungarischen und estnischen Variante zeigt an,
daß es sich um ein allgemein bekanntes Sprichwort handelt. Die Richtigkeit
dieser Einschätzung des ungarischen Materials kann ich nicht beurteilen. Die
Allgemeinheit der estnischen Sprichwörter wurde von Mai Bereczki-Kiisk
bezeichnet. Die meisten der im Buch vorhandenen estnischen Sprichwort-
varianten sind als "allgemein bekannt" markiert. Wo die Grenze der all-
gemeinen Bekanntheit liegt und an welchem Material die Frequenz gemessen
ist, wird nicht gesagt; wahrscheinlich handelt es sich hier um die Kompetenz
einer einzelnen Person. Man erfährt also nicht, zu welcher Zeit und in
welcher Gemeinschaft diese Sprichwörter allgemein bekannt sind oder
waren. Aufgrund ihrer Schulbildung hat die verwendete Informantin bei­
spielsweise den Gordischen Knoten (Mr. 171) oder das Damoklesschwert (nr.
84) hinsichtlich ihrer wirklichen Frequenz überbewerten können, lira tii
kirbust elevanti (Mach aus einem Floh keinen Elefanten!) (Nr. 548, KS 3869)
ist als Volkssprichwort mit Sicherheit nicht sehr häufig im Estnischen; ein
großer Teil der in der estnischen Hauptquelle (KS 3869) genannten 21
estnischen Varianten stammt denn auch direkt aus der Literatur oder ist
literarisch beeinflußt.
Über die Allgemeinheit der estnischen eigentlichen Sprichwörter sind
uns die Archivfrequenzen bekannt, die in der von Paczolay als Quelle ver ­
wendeten Publikation Eesti vanasönad angegeben sind und in recht vielen
Fällen etwas anderes aussagen als die Sternchen in Paczolays Sammlung. Im
Vorwort zu Eesti vanasönad heißt es, daß 162 500 Archivvarianten die
Grundlage dieses Werkes bilden. Da die Arbeit 15 140 Sprichworttypen ent-
hält, kommen durchschnittlich etwa 11 Varianten auf einen Typ. Die Sprich­
wörter mit der höchsten Archivfrequenz enthalten mehrere hundert Vari­
anten. Erst eine Archivfrequenz von ca. mehr als 25 würde meines Erachtens
die Feststellung berechtigen, daß das betreffende Sprichwort in Estland
allgemein bekannt ist. Ich habe die Häufigkeit von Paczolays Sprichwörtern
Nr. 50 - 100 anhand der Publiktion Eesti vanasönad nachgeprüft. Bei
Paczolay sind von diesen 51 ganze vierzig estnische Entsprechungen als
allgemein bekannt bezeichnet. 15 davon sind Phraseologismen, die Eesti
vanasönad nicht enthält. Von den verbleibenden 25 estnischen Entsprechun ­
gen liegt die Gesamtfrequenz in sieben Fällen (Nr. 52, 57,63, 71, 74, 93, 100)
laut Eesti vanasönad bei unter zehn (in vier Fällen sogar unter fünf) Be­
legen, in neun Fällen (Nr. 50, 59, 67, 72, 76, 80, 87, 92, 98) bei 10 - 24 auf­
gezeichneten Varianten. So sind also sechzehn von fünfundzwanzig als all-
gemein bekannt bezeichneten Sprichwörtern zumindest nach der Archiv ­
frequenz nicht "commonly known". Von den sonstigen bei Paczolay als
allgemein bekannt gekennzeichneten estnischen Sprichwörtern zeigt schon
B esprechungen 71

ein erster B lick, daß w en ig sten s die N um m ern 107, 129, 135, 239, 296, 258,
282, 396 und 959 bei P aczo lay in der P u b lik atio n E esti vanasõnad n ich t über
ein e F req u en z von zehn B elegen hinauskom m en; von ihnen sind die m eisten
V arian ten en tw ed er h au p tsäch lich oder gänzlich literarisch en U rsprungs, sie
stam m en au s L eh rb ü ch ern u. dgl. m .
P aczo lay v ersieh t z. B . die estn isch e V arian te Vaesus pole häbiasi
(A rm ut ist k ein e S chande) m it einem A sterisk u s (N r. 509); als Q uelle w ird ein
d eu tsch -estn isch es idiom atisch es W örterbuch an g eg eb en . In E esti vanasõnad
h ätten sich u n ter d rei T ypennum m ern (K S 1 3 1 6 9 2- 13166) E ntsprechungen
und d er H inw eis au f ein e n ied rige F req u en z gefunden (in d rei T ypen insges.
18 B elege, davon nur ca. 5 ech te V o lksv arian ten ); all dies w eist eig en tlich
n ich t auf einen hohen B ek an n th eitsg rad hin. W eiterhin b ezw eifle ich die
A llg em ein h eit fo lg en d er S p rich w ö rter im E stn isch en : Selle peale vōin ma
mürki vőtta (D arauf kann ich G ift nehm en; 395) und Ukski roos pole okkata
(K eine R ose ist ohne D orn; 982).
B ei einigen estn isch en S p richw ö rtern m it hoher A rch iv freq u en z feh lt
dagegen das S ternch en , das d o rt zu m in d est nach den A ngaben von E esti v a ­
nasõnad steh en so llte. D ie V arian ten d ieser P u b lik atio n sind n ich t im m er no ­
tie rt. B ei N r. 283 ist zw ar der P hraseologism us Kitse kärneriks panema (D en
B ock zum G ärtn er m achen) aufgenom m en, die w irklich freq u en te S prich ­
w o rtv ersio n Pane kits kärneriks ... (K S 3905; 150 A rchiv V arianten) feh lt
jedoch. B eim S p rich w o rt N r. 51, das in E stland tatsäch lich seh r allgem ein ist
(insges. 299 V arian ten ), feh lt d er H inw eis au f E esti vanasõnad (K S 12326).
D esgleichen gäbe es zum indest für die S p rich w ö rter N r. 51, 177 und 903 E n t ­
sp rech u n g en in E esti vanasõnad (K S 12326, 5999, 7069, 13169 - 13166 ). U nd
noch zw ei N um m ernfehler in den K S -V erw eisen: (N r. 203:) pro K S 19019 m uß
19018 stehen , (N r. 910, zw eite estn . V arian te:) pro K S 8787 m uß 9787
stehen .
Z u b erü ck sich tig en ist n atü rlich , daß die estn isch en A rchivsam m lungen
im L aufe von m ehr als h u n d ert Jahren zusam m engekom m en sind, und daß der
h eu tig e B ek an n th eitsg rad ein an d erer sein kann als im L aufe der gesam ten
E n tsteh u n g szeit d er A rch iv e oder in d eren ältestem A b schn itt.
E s sch ein t, als habe P aczo lay zu erst an d ere B ücher als estn isch e
Q uellen v erw en d et, u. a. die in gew issem A usm aß u n k ritisch e ru ssisch ­
estn isch e A usw ahl von R eitsak . E rst rech t sp ät k o n n te das M aterial von
E esti vanasõnad m itb erü ck sich tig t w erden. D er erste B and dieser P ubli ­
k atio n ersch ien zw ar schon 1980, der d ritte ab er erst 1985. So ist es v er ­
stän d lich , daß P aczo lay s A rb eit, die über ein en län g eren Z eitraum en t ­
stan d en ist, n ich t alle n eu esten K en n tn isse en th alten kann. D a P aczo lay die
G ren zen sein es S p rich w o rtty p s w eiter faß t als die E sten es tun, erh ält ein
u n g arisch es S p rich w o rt o ft zw ei, m itu n ter auch d rei estn isch e S p rich w o rt ­
ty p en m it V arian ten als E n tsp rech u n g . D ie A usw ahl d er E n tsp rech u n g en läß t
m anchm al zu w ünschen übrig. F ür das S p rich w o rt N r. 139 ist als estn isch es
Ä q u iv alen t ein e V arian te g ew äh lt, die ein e selten e R ed ak tion v e rtritt
(E rw ähnung des K indes), obw ohl die dem U ngarischen n äh ersteh en d en E n t ­
sp rech u n gen zum indest nach E esti vanasõnad in E stlan d ü b lich er sind.
D ie w ö rtlich en Ü b ersetzu n g en aus dem U ngarischen und E stnischen ins
E nglische sind m eisten s genau oder w o rtg etreu , doch gibt es auch einige
L apsus. In N r. 182 ist d er P lu ral sigade in der estn isch en V arian te m it dem
S ingular swine ü b ersetzt - o ffen b ar nach dem B ib eltex t -, in N r. 259 der
S ingular lapse w iederum durch den P lural children. B eim S prichw ort N r. 505
steh t in d er Ü bersetzung aus dem U ngarischen ins E nglische "stalk of straw".
72 Leea Virtanen

was auch für das estnische Wort ōlekōrrestgi die richtige Übersetzung wäre.
In der Übersetzung der estnischen Version der Redewendung Nr. 616 wäre
statt des Wortes tumbler das in der Übersetzung der ungarischen Ent-
sprechung verwendete glass of water genauer.
Die Sprichwörter und Redewendungen sind im vorliegenden Werk nach
Stichwörtern der ungarischen Version alphabetisch geordnet. Die Verwend ­
barkeit des Buches wird noch dadurch erhöht, daß es neben einem unga ­
rischen und estnischen Register eine Konkordanz der tscheremissischen
Sprichwörter sowie Konkordanzen zu Arthabers "Dizionario comparato di
proverbi” und Reinsberg-Düringsfeld: "Sprichwörter der germanischen und
romanischen Sprachen" gibt. Als Beispiel für ein gemeineuropäisches Sprich ­
wort und dessen Variationen bringt Paczolay als Appendix 1 ein Verzeichnis
der Varianten des Sprichworts "Es ist nicht alles Gold, was glänzt" in 36
Sprachen sowie eine Karte über die Variationen dieses Sprichworts in
Europa. In einem eigenen Heft hat Paczolay das Material seiner Arbeit und
die veröffentlichten syrjänischen Sprichwörter in einer Konkordanz zusam ­
mengestellt.
Paczolays Magyar-észt kōzmondások és szólások ist in maschinen ­
schriftlichem Offsetdruck erschienen; offenbar wegen des ungleichmäßigen
Schriftbildes im Original ist das Ergebnis nicht besonders leserfreundlich. Da
es sich aber sicher um eine rasche und auch kostensparende Druckweise
handelt, kann man sie verteidigen. Paczolays Arbeit ist nämlich dermaßen
nützlich, daß es mehr als angebracht war, sie gerade zum Finnougristen-
kongreß zu veröffentlichen. Das Buch ist wörterbuchartig angelegt, so daß
es auch als kleines Nachschlagewerk ungarischer und estnischer Sprich­
wörter und Redensarten fungiert. Hoffentlich wird Prof. Paczolay seine er­
folgreiche Beschäftigung mit der Parömiologie sowohl in Richtung inter ­
nationaler Vergleiche als auch der ungarischen Sprichwörter weiterführen.

KARILAUKKANEN

Ein stattliches Sammelwerk estnischer überlieferter Lieder

Vana kannel V. Mustjala regilaulud. (Alte Kantele V. Die alliterierenden


Volkslieder von Mustjala.) Monumenta Estoniae Antiquae I. Eesti NSV
Teaduste Akadeemia Fr. R. Kreutzwaldi nim. Kirjandusmuuseum. Hrsg.
H. TAMPERE und E. TAMPERE. Kirjastus "Eesti Raamat". Tallinn 1985.
816 S. + Beilage (Typologie der Melodien).

Das alte volkstümliche alliterierende Liedergut, das der Kalevala-


Dichtung in Finnland entspricht, hat südlich des Finnischen Meerbusens, in
Estland, ein langes Leben. Bis in die vergangenen Jahrzehnte hinein haben
die Forscher auf den Inseln Ösel (Saaremaa), Moon (Muhu) und Künö (Kihnu)
die lebensfähige alte Volkskultur beobachten und studieren können. So hat
man für den vorliegenden Band der Reihe "Vana kannel" noch 1958 - 1961 im
Terrain zusätzliches Material gesammelt, sowohl Liedertexte und Melodien
als auch Angaben über die Vortragssituationen. Aus neuen und alten Ele­
menten ist ein Riesenwerk von 816 Seiten entstanden, das als wertvolle

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