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Q lahr/ian/1 Nr· 1I UΠ Manuskripte und Korrekturen nach Königsberg. — Drucksachen nach Leipzig. nbtnhoi· 1Q1C
Jal"artI,3 JährUch 12 Nrn. — Halbjahrspreis 6 Mk. UKlUUCr ISMO
Ist das ßettitische arisch? Yon Hause aus haben nur die arischen o-Stämme
Yon F e r d i n a n d Bork. eine besondere Ablativendung, nämlich öd , ed.
Nach F. H r o z n y s „Lösung des hethitischen Der Vokal derselben ist lang, der des hethitischen
Problems" (MD O G 56) soll das Hettitische Suffixes anscheinend kurz und anders geartet.
eine den kntom-Sprachen nahe stehende arische Od und ëd sind ohne weiteres n i c h t gleich ed
Sprache sein. Es istzwarmisslich, zudemvonihm und id. Ausserdem wirft Hrozn^ den Ablativ
Gebotenen Stellung zu nehmen, da seine An- mit dem Instrumental zusammen. N u r der
gaben und D e l i t z s c h s Veröffentlichung zu A b l a t i v h a t die E n d u n g e n öd, ëd.
einem endgültigen Urteile kaum ausreichen. Der arischen Dativendung ai soll hettiti-
Da aber H r o z n y in einem Korrekturzusatz sches i, î entsprechen. H r o z n ^ kann sich auf
(S. 31 Anm. 2) in bestimmtester Form der viele Fälle in den Einzelsprachen berufen, die
Meinung Ausdruck gibt, dass seine Ausführun- i oder in seltenen Fällen I (lat. manuí, reí)
gen „keinen Zweifel darüber lassen, dass das haben. Wie ist es aber mit dem hettitisehen
Hethitische eine echt indogermanische Sprache an-zi-el ku-us-sa-an „zu unserem Lohne" und
ist", so sehe ich mich genötigt, seine Ausfüh- anderen Fällen. Delitzsch fragt mit Beziehung
rungen auf ihre Berechtigung nachzuprüfen. darauf: „Worin ist der Ausdruck des Dativ-
H r o z n ^ glaubt feststellen zu können, dass begriffs ana zu sehen?". Ist überhaupt das,
das Hettitische s e c h s K a s u s habe, was H r o z n y als Dativ bezeichnet, ein beson-
„deren Endungen ihren indogermanischen Charakter ohne
weiteres verraten. Wenn der Nom. sg. auf -s, der Gen. derer Kasus? Solange darüber nicht vollkom-
auf aä, der Dativ auf -i, -î, der Akk. auf -n, der mene Klarheit herrscht, ist eine Zusammen-
Abl./Instr. auf -et/d, -it/d, der Lok. auf -az ausgeht, so stellung von Suffixen wertlos.
ist es unmöglich, die Identität oder Aehnlichkeit dieser Die Aehnlichkeit oder Gleichheit des hetti-
Endungen oder Ausgänge mit den betreffenden indo-
germanischen zu verkennen". tischen Suffixes -s und der arischen N o m i n a t i v -
Dazu die Anmerkung: endung -s, sowie des hettitischen -as und der
„Für den. Loc. sg. auf -az dürfte wohl speziell an arischen Genitivendung -es, -os, -s ist zunächst
den idg. Loc. pl. auf -su, -si zu erinnern sein". n i c h t v o r h a n d e n , da s kein s ist. Allen
Da wir noch nicht so weit sind, die arischen solchen Zusammenstellungen müsste eine Unter-
Singular- und Pluralendungen zu vergleichen, suchung des Lautwertes der Keilschriftzeichen
so wird H r o z n y auf die angebliche Aehnlich- vorangehen.
keit der Lokativsuffixe lieber verzichten Die arische A k k u s a t i v e n d u n n g lautet -m.
mögen. In einzelnen Sprachen ist daraus η oder a
Bei dem A b l a t i v s u f f i x hätte er angeben geworden. Die Aehnlichkeit dieses einzel-
sollen, worin eigentlich die Aehnlichkeit besteht. s p r a c h l i c h e n -n mit dem hettitischen -n be-
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Eine Uebertragung von Flexionselementen der Art, Der hettitische Dativ und Akkusativ soll nach
wie sie Hrozny sich vorstellt, ist selbst bei ganz ausge- Hrozny tug lauten!
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sprochenen Mischsprachen selten. Die Vokallänge ist anscheinend nicht berücksichtigt.
Fragezeichen zeigt den h y p o t h e t i s c h e nChar ak- Ueber diese Lautstufe hinaus ist noch das
ter der Uebersetzung. H r o z n y nimmt die Be- Hochdeutsche gegangen, welches das t im
deutung „gut" als T a t s a c h e hin und kon- Anlaute in z, im Inlaute in zz (jetzt ss) über-
struiert „passend" dazu, ohne Fragezeichen, führte.
und etymologisiert weiter. Dieses a r i s c h e d findet sich in H r o z n y s
„Dasselbe Bild einer geradezu idealen Ueber- Hettitischem in adanna „Essen", in danna
einstimmung bietet das Paradigma des hethi- „Geschenk" und da-a-i „er gibt". — Ich will von
tischen Verbums", fährt Hrozny fort. der Verdoppelung des η in danna und adanna
Hethitisch Altindisch. Griecliiscli absehen, will auch übersehen, dass die Endung
i-ia-mi yami τί&ημι der Verbform nicht zu dem Paradigma stimmt,
i-ia-si yäai τίϋ"η<; sondern den Blick einzig und allein auf das
i-ia-zi yati τί&ηαι, τ.'&ητι d richten. Ich finde ein Beispiel te-ez-zi „sagt",
i-ia-u-e-ni yamáh. τί&εμεν das mit altkirchensl. dëti „sagen" verglichen
i-ia-at-te-ni yâtbâ, yâthâna τί&ίτε wird. Es ist H r o z n y nicht aufgefallen, dass
i-ia-an-zi yánti τι&έααι, τί&ιντι
hier im Anlaute etwas nicht stimmen kann.
Die geradezu ideale Uebereinstimmung be- Es stimmt auch sonst nicht.
steht in der Tat — in der 1. Sg., was aber
gar nichts besagt, da beispielsweise uraltaisehe Es gibt ein arisches Wort etwa der Ge-
Sprachen in der 1. und 2. Sg. ähnliche Suffixe stalt *3wadpr „Wasser", vgl. gr. νόωρ, lat.
haben wie das Arische. — Bei der 2. Sg. des sudor, ndd. wâter, hd. Wasser. Nun findet
Hethitischen hapert es schon. "Weshalb steht Hrozn^" einen Satz in dem das Ideogramm
si statt si? In den übrigen Personen kann nur für Brot und ein Wort wa-a-tar zusammen vor-
ein sehenwollendes Finderauge Uebereinstim- kommt. Da ist ihm der Zusammenhang sofort
mungen erblicken. Man muss zunächst die Frage klar, und er übersetzt:
stellen, welchen Lautwert ζ bei den Hetti- nu NINDA-an e-iz-za-at-te-ni1
tern gehabt hat, um die Formen i-ia-zi, i-ia-an- nun Brot werdet ihr essen,
zi würdigen zu können. Welcher von den mög- wa-a-tar-ma e-ku-ut-te-n[i?]
lichen Lautwerten z, j, z, h, c, c ist anzunehmen? Wasser ferner werdet ihr trinken.
Die Form i-ia-u-e-ni kam Hrozny selber schon Selbstverständlich lassen sich m e h r e r e Ueber-
nicht mehr geheuer vor, und er widmet ihr eine s e t z u n g s m ö g l i c h k e i t e n ersinnen. Ein Zwang,
weiteres verheissen de Anmerkung. Die Schwierig- gerade so zu übersetzen, wie es H r o z n y
keiten von i-ia-at-te-ni scheint er nicht einmal wünscht, besteht nicht. Abgesehen davon hat
geahnt zu haben. Das Suffix -ni ist ohne Ent- H r o z n y nicht gesehen, dass in der germani-
sprechung im Arischen, ist aber ein wohl- schen Lautgestalt von w'a-a-tar eine grosse
bekanntes kaukasisches Suffix des Plura- Schwierigkeit liegt. Es handelt sich um das
lis. Merkwürdigerweise kehrt es in der hetti- weggefallene s und das t. Wenn er sich auf
tischen 1. PI. wieder. Daraas scheint hervor die Anm. zu S. 33 berufen will, wo er die
zu gehen, dass es in der Tat im Hettitischen Lesung wa-a-dar zur Verfügung stellt, so
als P l u r a l s u f f i x aufzufassen sein wird. Wenn
empfiehlt es sich, dass er sich rasch entschei-
nun in der 3. PI. vor dem Suffix zi ein zweifel-
los ebenfalls pluralisches Infix -n- auftritt, so det, damit er je eher desto besser von der
möchte ich in aller Bescheidenheit vermuten, untauglichen Gleichung wâtar — ueten ab-
dass H r o z n y s Paradigma aus zwei oder meh- kommt.—Wie will H r o z n y die Lautverschie-
reren Formenreihen zusammengesetzt ist. Für denheit der beiden Stämme erklären? Oder
Zwecke der Yergleichung scheidet es also aus, haben die V o k a l e gar keinen Wert? — Zu
zumal die Bildung der 1. und 2. Plur. un a r i s c h wünschen wäre auch, dass er für watar die
ist, — ich will damit den arischen Charakter Bedeutung Wasser aufgäbe. Denn wie wäre
der anderen Formen keineswegs behauptet oder wohl mit seiner Entzifferung die Tatsache zu
zugegeben haben. — vereinen, dass i-sú-wa-ni-id-íoa-a-íar die Bedeu-
tung tu-a-mu „Zwilling" hat? Auch müsste
Nach Uebergehung von ein paar Adverbien v i e l l e i c h t mit zra-iar-na-ah-ha-an-za mu-u-e-
will ich einige der Wortgleichungen H r o z n y s
ru (nach D e l i t z s c h — mu'irru) „einer, der
pxüfen. Die erste lautet: „a-da-an-na „Es-
sen", vgl. altind. adanam „Essen", ahd. ezzan sendet, beordert" abgerechnet werden.
„Speise".—Der arische Stamm ed—hat sich im Mit seinen Etymologien von tezzi und
allgemeinen gut erhalten, vgl. lat. edi, gr. watar ist Hrozny bis zu einer Schichte der
èô—ηάα} aind. äda. Im Germanischen, das dem
Lautstande und Formengehalte nach eine Son- *) Gräbe es einen elamischen Stamm ezza „essen",
so würde „ihr sollt essen" lauten; ezza-t-ni. Vielleicht
derstellung im arischen Kreise einnimmt, wird weist Hrozny auch den arischen Charakter des Elamischen
das arische d in t verschoben: aisl. át. nach.