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rschui!

zop kikel
Wort, Lied und
Gottesspruch
Beiträge zu Psalmen
und Propheten
Festschrift für
Joseph Ziegler
herausgegeben von
Josef Schreiner
D IE A L L IT E R A T IO N IM P S A L T E R

Von Finnin H ugger, W ürzburg

Dem Leser der hebräischen Bibel fallen bisweilen Lautanklänge zwischen sich
folgenden oder in Parallclismcn gesetzten Worten auf, die weniger der Unvermeid-
barkeit eines begrenzten Wortschatzes oder eines geringen Lautbcstandcs1 als viel­
mehr einer bewußten Sprachgcstaltung entspringen. Man denke beispielsweise an
die Wortfolge pähäd wapähät wapah bei Jer 48, 43, im Deutschen wiedergegeben
durch „Schrecken und Schlucht und Schlinge“ 2 oder durch „Grauen, Grube und
Garn“ 3. Eine systematische Untersuchung der verschiedenen Formen des Laut-
anklangs wurde m. W. erst für das Buch Jesaia4 und die Weisheitsliteratur6 durch­
geführt; die übrigen Arbeiten zu unserem Thema, von denen Casanowicz und Gabor
hervorzuheben sind, haben ihren Rahmen meist zu weit gesteckt und können daher
kaum mehr als typische Beispiele betrachten6.
Aus diesem Grund dürfte cs nicht müßig sein, im Rahmen eines Aufsatzes auf die
Fülle der Alliterationen im Psalter aufmerksam zu machen, zumal bei Behandlung
der poetischen Struktur dieses biblischen Buches (etwa in den Kommentaren) nur
selten auf diese Eigentümlichkeit hingewiesen wird. Auch die „Einleitungen“ in
das A T 7 erwähnen die Alliteration als Stilmittel nur im Vorbeigehen, so daß sic
neben den Formen der Metrik als fast bedeutungslos erscheint. Und doch kommt ihr
als „an integral part of poctic form“ (Rankin 285), als Ausdrucksmittcl von „emphasis
and imprcssivencss“ (Casonowicz 30) eine größere Bedeutung zu, als man zunächst
vermutet. Es wäre ja sonderbar und bedürfte einer eigenen Erklärung, sollte diese
Weise poetischer Sprachgcstaltung in der Literatur Israels fehlen, die sich als emphati­
sches und ästhetisches Formprinzip nicht nur in der germanischen und althochdeut­
schen Dichtung findet, sondern auch in der gesamten klassischen Antike8 und im
Alten Orient9.
Die Alliteration ist die „älteste Art der Sprachbindung“ (von Wilpert 10), die im
Zusammenhang mit dem Wort-Macht-Glaubcn des magischen Denkens durch den
Glcichklang der beschwörenden Worte „homöopathisch“ zur Wirkung zu ge langen
versuchte. Diese Form beschwörenden „Wicdcrholcns“ wenden die Psalmen ebenso
an wie die religiösen Texte der alten Zeit, gehören ja Wiederholung10 und Variation
zu den Grundclcmcntcn sowohl der Musik wie der Poesie. Die verschiedenen Weisen
der wiederkehrenden Klanggestalt intensivieren die Aussage und wirken mit magi­
scher Gewalt auf den Hörenden ein. Dabei ist es unwesentlich, ob die Lautanklängc
nun lexikalische oder grammatische „Zufallstreffer“ sind11, oder ob sic vom Dichter
bewußt intendiert wurden. Denn „das Ohr ... macht beim Empfinden der Gleich-
klängc keinen Unterschied zwischen unvermeidbarem und vermeidbarem, zwischen
zufälligem und beabsichtigtem Gleichklang“ (König 286); zu unterscheiden sind
(König 286) vielmehr gewöhnliche und außergewöhnliche Glcichklängc, seien sic „stcrco-
typed expressions in populär use“ (Rankin 285) oder dichterische Neuschöpfungen.

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Pirmin Huggcr

Bevor wir die Alliterationen des Psalters betrachten, müssen wir uns des Unter­
schiedes bewußt werden, der zwischen dem germanischen „Stabreim“ und dem
Phänomen der Alliteration im semitischen Bereich besteht12. Unter dem „Stabreim“
versteht man den gleichen Anlaut betonter Stammsilben, wobei auch unterschied­
liche Vokale noch als Glcichklang empfunden werden13. Kann diese uns geläufige
Vorstellung unbesehen auf die semitische Sprachwclt übertragen werden, gar auf
die alten hebräischen Texte, deren Wortakzent bisweilen nur ungefähr erschlossen
werden kann? Da dieser gewiß noch lange nicht auf die Ultima fixiert war14, fragt
cs sich, ob bei der alten Tonbeweglichkeit (s. Bergsträsscr § 21 f) nur die anlautcn-
den Stammsilben wie qatal, cjätalu als alliterierend empfunden wurden, oder ob der
Kreis der Allitcrationsmöglichkeitcn nicht weitergespannt war als im germanischen
Bereich; denn eine Form wie maqtal weist ja auf Grund der Vokalcllision in der
ersten Stammsilbe auf die Betonung der Vorsilbe hin. Wir können nicht von vorn­
herein ausschließen, daß für den Hebräer Assonanzen, in denen der erste Radikal,
der mit einer Präposition15 oder mit Konjugationspräfixen16 zusammenklingt, als
kunstvolle dichterische Verknüpfung „gehört“ wurden. Dies könnte auch für asso-
nicrcndc Nomin.ilpräfixe17 und für Glcichklängc gelten, bei denen der erste Radikal
von einer Präposition oder einem Konjugationspräfix aufgesogen w ird18.
So viel ist jedenfalls sicher, daß - im Unterschied zum „Stabreim“ - die Konso­
nanten im Semitischen ein stärkeres Gewicht haben als die Vokale (s. u. die Frage
des anlautcndcn Alef!) und daß, wie die Beispiele zeigen, auch die Konsonanten
derselben Lautgruppc untereinander alliterieren, worauf schon Casanowicz (28 f)
hingewiesen hat. Diese Lautgruppen lassen sich folgendermaßen gliedern:
G : Die scharfen und weichen Gutturale (Kehl- und Hauchlaute): q, ', k, h, q,
das fast unhörbare h dürfte wohl kaum zu anderen Konsonanten dieser Gruppe
alliterieren (vgl. 119, 33-40; hahar Ijamad 68, 17; Iwn-wa oixr 112, 3).
5: Die Sibilanten: sjs, s, s.
L : Die Labiale: p, b, in.
D : Die explosiven und durativen Dentale: d, t, t und /, «, r.
H : Die Halbvokale w und j (fast bedeutungslos im Anlaut).
Aus unserer noch unsicheren Position heraus gliedern wir daher die Alliterations-
möglichkcitcn, die der Psalter aufweist, nach rein äußeren Gesichtspunkten folgen­
dermaßen:
I. Die einfache Alliteration: Assonanz am Anfang von Wurzeln und Worten,
a) „echte“ Alliteration: dieselben Anfangskonsonanten bei direkter Wortfolge, bei
(durch weniger bedeutsame Worte voneinander getrennten) Sinnträgern eines
Halb- oder Ganzverses und bei parallelistisch (//) einander zugeordneten Worten.
Tonlose Vorsilben wie der Artikel, die Konjunktionen (we, wä) und einläufige
Präpositionen (bc, nii, ' dl) „verdecken“ die Alliteration nicht, die sich zunächst
in denselben Wurzel- oder Präfixanlauten vollzieht (sic werden daher im allg.
bei den Beispielen unten wcggelasscn).

82
Die Alliteration im Psalter

b) „ unechte ‘ Alliteration: verschiedene Anfangskonsonanten derselben Lautgruppc.


(Es empfiehlt sich, die angeführten Beispiele dieser Klasse laut und scharf (empha­
tisch!) zu lesen, da ihre Klangformen für das Auge nur schwer zu erfassen sind).
c) „innere“ Alliteration: gleich anlautcndc Wortstämme, die durch Vorsilben mit
Nebenton in beiden oder nur einem Wort „verdeckt“ werden19. Sie bleiben für
das semitische Ohr ebenso deutlich hörbar, wie cs im Deutschen z. B. bei „ver­
loren und verlassen“ der Fall ist. Diese „inneren“ Anklängc können „echt“
oder „unecht“ sein.
II. Die erweiterte Alliteration: zwei oder mehr gleiche Konsonanten am Anfang sich
folgender Worte.
Diese Glcichklängc können ebenfalls in die Klassen a), b) und c) eingeteilt
werden.
III. Die vollendete Alliteration: der sog. „konsonantische Binnenreim“ 20.
a) dasselbe Wort wird wiederholt: syndetisch und asyndctisch21, parallelistisch, ana-
phorisch oder anadiplotisch22.
b) dieselbe Wurzel wird wiederholt: nominal (variiert durch Hinzufügung eines
Präfixes; anderes Genus23), verbal (Setzung des inf. abs.24), vcrbal/nominal
(„innerer Akkusativ“ 25).
c) die Konsonanten derselben Lautgruppe verschiedener Worte und Wurzeln wieder­
holen sich in gleicher Abfolge iw Innern der Worte26. Hier fehlt cs nicht an Meta­
thesen, die echte „Wortspiele“ darstcllcn27.
Aus Raumgründen kann nur eine Auslese der nahezu 400 Alliterationen der I. und
II. Klasse dargestellt werden. Die Verben werden, wo cs angebracht erscheint, in
den Wurzclradikalcn angeführt; tonlose Vorsilben entfallen, wenn die deutlichere
Herausstellung der Assonanz es erfordert. Ein Strich (/) zeigt die Trennung der
Alliterata durch ein oder mehrere Worte an.

Klasse La:
G 2S: ' anjt wä’ nniali 25,18 (vgl. 31, 11b; 73, 16); '"sdt-'an! 14,6; 'äin-ani 18,28
(-p'cnäjim ); ' "nijje- am 72,4; bä'annnhn ' " lilotdw 105,1; 'nid la'dd 19,10 (-f 11,3.10;
1 12 ,3 .9 ; 4· h'olam 148,6; vgl. 119,112; 81,16); 'Slam 4- <a'd 9 ,6 u. ö. (umge­
kehrt 111, 8; 145,1. 2. 21); '«dS-'äd 83,18 (92, 8; 132,12. 14); '"bodato '«de-'arevb
104, 23; 'bd | 'dinmini 102, 23 ( f qbs); we'odi 'inunak 139,18; 'ene '"badlin 123, 2;
'rb 4- 'wbatd 119,122 (s. dazu 86,16); '"sc 'im- äbdeka 119,124 (// huqd’kii); 'et ld'"sot
119,126; 'ose 'äwrlä 37,1; j ä ' “sü 'egal bchoreb 106,19 (vgl. dazu 68,31a!); '"ddt
'arishn 86,14; 'aläj 'ab'rn lt"rondtka 88,17 (vgl. 42,8b); mehelatb 'enemo // 'aberu
73,7; 'obre br'ema’q (4- mä'ejan?) 84,7; 'alä 'asan 18,9; meTr kc'esa:b ha’ara's 72,
16; 'enaj // 'äp'äppdj 132, 4; qirbam / qarevb 5, 10; qiwiä / qadnui 17,13; qanita qa-dann
74, 2; kokabtm konantä 8, 4; kässfl w'keldppot 74, 6; kt kdl-jamenn / killtnn / k’mo
hagce 90, 9; bäggojim // g cwijjot 110, 6; licclqt / liäjjim 142, 6 (vgl. 17,14); lioscck wäh
"läqläqqot 35,6; hgr Ijarwb 45,4; kemo-ljäj k‘mo-haron 58,10; liodccs // haggenu

83
Pirmin Hugger

81,4; hclab liittd 81,17; 147,14; hlq mälinia’ot 55,22; Ijilliti // Ijäimcui 119,58;
häsdeka bajjeni 119, 88. 149. 159; häsdeka // liuqdka 119, 64.
S: samäjini // se’6l 139,8; hasch lis'kenciiu sib'atäjini 79, 12; sane’ti hassoni'rhn
(hable-)sdw 31,7; sdw saqad sonier 127,1; hin h'cliinu sobeiin (dibre-)sir / siniljd... 137,
3f (V. 4: //;//!) Ihm· // &// 7 8 ,10f; iem -f- smr 119, 55; Id'"In saloin j'rnsalam // jislaju
(cf. LXX) 122, 6; sib'hn + s'nionim sanä 90,10; sannnä sibbdr 76, 4; sab'enn // sam-
Ijenti 90, 14f; saqqi / simhd 30, 12; (dibre) sind s'babnnl 109,3; spr // sjm 78, 6f;
sod II sebtbdu> 89, 8; seba’ useba’ 72, 10; sijjon / sapon 48, 3 (!); besidqateka tos!’ missarä
143,11; iio/i scidaq 119, 138.
L : maginncnu // mdlhcnu 89,19; maginni // mos!"' 7,11; / umillmmä 76,4;
mizralj uwa'"rab 103,12 (107,3; ähnlich 75,7); wd’ "rdb // mistarim 10,8; iiionä·
mispar 147,4; mäljas melak!in 110,5; nialjol // nnnnitn 150,4; moqsc inawcvt 18,6;
melaliä bemdjim 107,23; nid’ "sc / m'snlä 107,24; midbar // mosa'e nidjini 107,33;
pth pi 109,2; /«’ bcrek 10,3; bitnani / banhn 17,14; tonlk häbba b‘san JH W H //
bcrdknukcvnt mibbct JH W H 118, 26.
D : dorcs dainim 9, 13; diin’ä // dadji 116, 8 ; tordt JH W H t‘mmd 19, 8 ; ntn na-sak //
naq! 15, 5 ; ntn nibld 79, 2 ; n'gidiin // ndra’ 76, 13( 1); n'daräj / nagdä 116, 14. 18;
nälield I ndpscnn 124, 4 ; rdb"nuika rdbbini 119, 156; rdbbhn rodepdj 119, 157; rasii
Wracbii 34, 11; raljoq wcr'sa 'hn 119, 155; ra resa’im 7, 10; hc'ehti ra’ d 15, 3 ; ra'tnti
ra'd 90, 15; rivha'b / ribbotdjiin 68, 18.
H : jdui II jardcn 114, 3. 5; j(rusalani j emtnt 137, 5.

Klasse II. a:
(G, S, L, D, H) kähaircvs kolji 22,16; qdrho // qarato 147, 17; [uvlccd luvlqani bahdjjhn
17, 14; liod w'hadar 21, 6 u. ö. (umgekehrt 145, 5); g ebo"h // gabär 103,11; senm’cl
scnio 99, 6; so’d missa ’är 55, 9; zdr’am // zarotam 106, 27; nid’ "seinem // nid’ dHßhann
106,39; m'lidssdi // mektm 147, 8; dar dorsaw 24, 6; m'sarv / mesa'uni 116,3; minnogdlt
na-gdo 18,13 ; re'elnvnt / ra’d 28, 3 (vgl. 15, 3); jcs'Int j esanm 140, 14.

Klasse l.b :
G : ki ger ’anoht ’ inunaU / kekdl- "botaj 39, 13; *anl qara’ 34, 7; bä’ "ddt // b'qtvra’b
82, 1; ’am qcrobo 148, 14; ’ iser(l-ltag bd’ "botun 118, 27; *" ti’dni / hisstti 32, 5; ’ "nialoH
h”mas6 7,17; ’apar // hol 78,27; '<>rcw / g'bnrata-ha 80,3; ’izzüz Wgibbor 24,8;
innd II qissdr 102,24; beqfun ’alenn ’adam 124,2; beqdri ’ "neu! 4,2 (vgl. 91,15);
qanita hiljotaj 139,13; behdjjaj // be’6d! 104,33; qdwwe // httzäq weja 'nies 27,14;
hdni-libbt beqirbi 39, 4; Ijcn whabod 84, 12; h"ron 'appo // ’adird 78, 49; hadä’d lekal-
qore a'ka 86, 5; Ijws // <jr’ 141, 1; hasdcha gadol ’alalj 86,13; bisse gibbor // 'im gdliald
120, 4 (vgl. 127, 4); hle-mawa-t // hissdw 7, 14; hinnor Ijidat! 49, 5; hi gabdr 'alenn
hasdo 117, 2.
5: iamuai sason 45, 8; sarim / hpte 148, 11; sirti // sihii 105, 2; sipte saqccr 31,19;
sani I saloin 147, 14; somrevka // sillka 121, 5; sinr // 103,18; i'Vi zimrd 81, 3;

84
Die Alliteration im Psalter

simhü säddiqim 97,12; son’e sijjon 129, 5; zkr // sjli 77, 7; ziz saddj 80,14; ziqnä
w'sebä 71,18; za am w'sarä 78,49; sedä saläh / lasoba 78, 25; s'baot Mb 80, 15
(vgl. 84, 9 s'ba'ot sitn’ ä); sippor samdjim 8, 9; sa'agfi sor'rdha // s'nmo 74, 4.
L : banim // per! häbbatevn 127, 3; porijjä// bcta'ka 128, 3; b'er ptha 69,16.
D : dumijjä telnllä 65, 2; /<750/1 remijjä 120, 2f.

Klasse II. b:
G S ’.'osce /0' "siiqim 146,7; le’ a,zrat( liusä 71,12 (vgl. V. 11: ’"loliim ' "zabo),
* "badd’ka / ’ "banddia // '"parali 102, 15; /.'is’o liässcvincvs 89, 37; G S L : ’ sin // 'r/j 40,
13; <]5r II liiseno 129, 7; G D : '/5 // ///<j 108, 8; VirÄ liqratl 59, 5; 'orf ’odaviiu 42, 6.12
und 43, 6; {uvrpät ’Slam 78, 66.
SG : i'M sc’ar!m 24, 7. 9; ifc/i // s<jr 44, 18; sbh // 5j/r 48,13; SD : s'tilS zettm (l/sabib
hsulljaiHvka) 128, 3; seniotam ’al-sepataj 16, 4.
LD : (ti)min>i6t 10, 7; hbadad laba’talj 4, 9; L G : iiie'Sn // meqSni 26, 8.
D G: na'im ttawä 147, 1; D L : libbt lcpand’ha 19, 15; Vpanaw lcbäbrk(vm 62, 9.
H S: jagel j a aqob //jismäli jisra’cl 14, 7 (vgl. 53, 7).

Die „echten“ Alliterationen der Klassen I.c und II.c:


Ta''lim I'’ ittot 10,1; ba’n-"w 'lä Io j e’ann<vnnu 89,23; ’nid // V 106,30; * " 1 oon
II ’ md 130, 3; ‘ "sätJH ]V H \r’olam td’ amod 33, 11; l'kal tik'lä 119, 96; ljuqotäjj'hällelu
89,32; hoher h"barim m'huqam 58,6; tadfräs // ta-lfsd· 28,1; jastUm r'sa’ tm ltsr,6lä
II s'kelte 9, 18; tish'bun ben s'pättajim 68,14; hass'dudä // sajesdla:ni(l) 137, 8; ta’sa·’
b'sib’otenii 44,10 und 60,12; sär-ftmasoq m'sa'uni 119,143 (vgl. Spr 1,27); misgab
I nnvt 62, 3. 7; bnh bdjit 127,1; matäj jamilt 41, 6; j'bosii w‘jibalialu 83, 18 (vgl. 25, 3).

Die „unechten“ Alliterationen der Klassen I.c und IIc.:


Tiqwät ’ "nawim (cj.) tobäd la’ äd 9,19; qara’ta u>a’ "lj<ilfcvka // ’a/'a.’iiha 81,8;
'"säbehann // mä'"se 115, 4; sam'ä wätismah sijjon 97, 8; jism'lju hässamäjim 96,111;
jism'hu hi-jistoqu 107,30; salita kal-sogim 119,118; ’ äzkir sidhat'ka 71,16; tänheni
ut'nähaleni 31, 4 (vgl. 23, 2. 3).

Die angeführten Beispiele zeigen, daß die Alliteration Gemeingut aller literari­
schen Gattungen ist; nur wenige Psalmen verzichten auf dieses Stilmittcl (s. etwa
11; 21; 23). Ihre Häufungsdichtc ist unterschiedlich. Dies illustriert beispielsweise
ein Vergleich der beiden Stücke von Ps 19: V. 2-7 besitzt nur eine Doppclallitcration
(V. 2: s/s II m/111, V. 8-15 dagegen hat acht Alliterationen. Auffällig ist auch die
Häufung der Alliterata in den Lautgruppen G und S, die - im Gegensatz etwa zur
Bedeutung der Vokale in der italienischen Sprachkunst - für das Klangbild des
Semitischen charakteristisch sind. Was den Abstand der Alliterata betrifft, so können
sic (wie beim Stabreim) durch ein weniger gewichtiges Wort, eine „schwere“
Präposition oder einen stat. constr. voneinander getrennt sein. Während b'tcercem /

85
Pirwin Hugger

wat'hokl I w'tcbel (90, 2) trotz Unterbrechungen noch alliteriert, dürfte bei den sich
folgenden Ajjin von 1, 3 die Grenze des „noch Hörbaren“ überschritten sein.
Auch der Psalter kennt (s. das genannte 19, 2) .wenn auch nicht im selben Ausmaß
wie die germanische Dichtung, den sog. „Allitcrationsvcrs“ . Neben dem Chiasmus2*
tritt er in seinen drei möglichen Variationsformen auf, von denen einige Beispiele
genannt seien:

a/a / / a/a: lianit w'ltisshn // Ijara-b haddä (57, 5)


ros I räbbä // jartiii ros (110, 6f)
Klasse I.b: 85,3; 88, 12.
a/a / / b/b: häsdcka mcljäjjim // sepatäj j rsabehiinha (63, 4)
ma "inaqqc-inäjiiu // w'sibbolcvt sctapatni (69, 3)
Vgl. auch 69, 13. 15f. 21b; 71,10; 106, 18;
Klasse I.b: 19,2; 69, 25; 97, 6.
a/b / / a/b: bahanta libbt // paqädta läjlä (17,3)
sa’ äl Mdw // sainäjim jäsbi'cm (105, 40)
Neben 45, 7 (Wiederholung des ,,a“-Wortes) s. die Klasse I.b: 109, 14.
a/b / / b/a: ki-kalu be'asan // u>c'asmotäj kemo-qcd (102, 4)
päli jaq'su // (umo)qesot po'"lc (141, 9)
Ein Grcnzfall ist 89, 48, wo das Fragewort mä chiastisch auf die zweite
Silbe von ’ adam assoniert.

Daß die Zusammenfügung gleichlautender Worte nicht (nur) Sache des „Zufalls“
ist, zeigt das Auftreten solcher Wortkombinationen im übrigen AT. Das Paar
sason w'simljä von 51, 10 findet sich auch in Jes 22,13; 35, 10; 51, 3 Jer 7, 34; 25,
10; 33,11; Sach 8, 19; Est 8,15. 17 (umgekehrt); Klgl 4, 21 (verbal; auch Ps 40,
17; 68,4; 70,5). So auch 'miau wd'"rapml (97,2): Dtn 4,11; 5,19; Ez 34, 12;
Joel 2, 2; Zef 1,15; Ijob 8,19; saiudjim // scljaqtm (36, 6; 57,11; 108, 5): Dtn 33,
26; Jes 45, 8; Jer 51, 9 Ijob 35, 5; 38, 37; hccrcvb // Ijissini (64, 4): Dtn 32, 42; Spr 25,
18; luvrtvb haddä (57, 5): Jes 49, 2; Ez 5, 1 (vgl. Spr. 5, 4). Beachtet man die Tendenz
des Allitcricrcns in den poetischen Stücken des AT, so wird man nur mit Vorsicht
(unter Beachtung der Struktur des Kontextes) eine Stelle als „anthologischc“ Wieder­
aufnahme älteren Gutes der Dichtung anschcn. Eine Wortfügung wie jäni (w^evt-)
jäbbasä inJon 1,9 ist weniger von Ps 66, 6 (95,5) „abhängig“ , als vielmehr dichterische
Kunst des Verfassers des Jona-Büchleins, wenn nicht gar volkstümliche Redeweise
(wie unser „Land und Leute“).
Die allitcrativc Wortfügung ist somit eine Gegebenheit, die beim textkritischen
Arbeiten nicht übersehen werden dürfte, gehört dieser Aspekt ja auch zum Ganzen
eines „textum“ 30. Von daher gesehen ist man berechtigt, in 142,3 mit L X X und
Pcschitta im // zu siht die Wurzel smr zu vermuten, wie man ebenfalls gegen M
das we vor nil'ä in 68, 10 streichen kann (nedabdt nwp // iiäh"latka nil’ä). Gegen L X X

86
D ie Alliteration ini Psalter

(und „prb“ !) darf man hingegen die Allitcrationsvcrsc 6, 11\ 15, 4\ 18, 13a bcibchal-
tcn. Die Grenze der Anwendbarkeit unseres Beobachtungen zeigt sich etwa in
141, 7, wo die drei Bcth (s. die auffällige Präp. b nach bq !) wenig zur Textrekon­
struktion beitragen; ebenso helfen die Glcichklänge in 49, 15 nicht weiter. In 60, 6
lautete der ursprüngliche Text (gemäß Kontext) sicher nicht natätä / lies, sondern
„nur“ tenä / lies.
Auch für die Exegese ist die Beachtung der Alliterationen mitunter von Belang.
Welches „Gewicht“ nämlich hat - literarisch und theologisch gesehen - eine Aus­
sage, die unter einem solchen „Formgesetz“ entstanden ist? Ein Hendiadyoin wie
mähst tim esudati (91,2) läßt die Aussagekraft des Füllwortes nicht allzuhoch anschla-
gcn. Ein Wort wie „Mehr sind meine Hasser als meines Hauptes Haare“ (69,5)
kann man kaum wörtlich verstehen (ganz abgesehen von den übrigen Prinzipien
der Exegese), wenn man den bewußt gesetzten Klang von sä’ "rot // sonr’äj vernimmt.
Dieses Formgesetz dürfte auch den Zahlenspruch ’ aljät (dibbevr) ’<rlolitm // settäj!m
(-zu) sama'ti in 62, 12 gebildet haben oder die Verknüpfungen von 'imre mit ’</
oder '"sät mit ' atljon in 107, 11, hinter denen man keine „theologischen“ Aspekte
suchen wird. Daß die Alliteration unter den übrigen poetischen Prinzipien indes
nicht von absoluter Gültigkeit ist, zeigt ein Blick auf die Verwendung der (in der
Dichtung synonymen) Verben jasäb und sakän: jsb j crusaläim (125, lf) und skn
sijjon (74, 2; Klasse I.b) bestätigen die Regel ebenso wie sou'v sijjon (129, 5) und
saketiä I 'im sonc’ salom (120, 6); jsb sijjon (9, 12) und skn j erüsaläim (135, 21) dagegen
weisen auf ihre Grenze hin.
Unsere Betrachtung zur Alliteration im Psalter möge mit dem alten Kultruf
„Hirn Iclohim // samm'ru semo // sollt1 larokeb ba'"rabot“ schließen31, einem Dankes­
wort an den, der auch unserem Jubilar die Kraft zu seiner reichen Lebensarbeit
gegeben hat.

1 W ir setzen voraus, daß die Masoretcn wenn auch nicht im Einzclfall, so doch im Sprach-
ganzen die Vokalaussprache des Althcbräischcn getreu überliefert haben; vgl. G. Bcrgsträsser,
Hebräische Grammatik, Ndr. Hildesheim 1962,1 § 4e. Dieses Hebräisch besaß 23 Konsonanten
(vgl. das Arabische: 28): während Sin und Samcch für ein und demselben stimmlosen S-Laut
stehen, verbirgt sich unter dem ' sowohl das Ajjin als auch das Chain (vgl. Bcrgsträsser § 6d).
Die Spiricrung der Begadkcfat war noch nicht cingctretcn (ebd. § 6i-m ), so daß die W ort­
folge Ijiilqi wckosi (16, 5) beispielsweise (entgegen der späteren spirierten Aussprache des k)
nur als „unechte“ Alliteration zu werten ist.
2 So F. Nötschcr in der Echtcrbibcl, Würzburg 1958, III 368.
3 So J. Ziegler (ebd. 87) an der literarisch wohl abhängigen Stelle Jes 24,1 7 (vgl. auch Klgl 3,47).
4 Bei L. A. Schökcl, Estudios de Poetica Hcbrea, Barcelona 1963, 86-106.
5 G. Boström, Paronomasi i den äldre hebreiska Maschallittcraturcn med särskild hänsyn tili
Proverbia, Lund 1928. Er behandelt sämtliche Formen von „Ljudanklangcn“ in Spr, Prd,
Ijob, Sir und Ahikar; ferner bringt er reiche Parallelen aus der arabischen Sprachkunst bei.
6 J. Lcy, Allittcricrcndc Poesien der Hebräer, Leipzig 1865; G. W . Hopf, Alliteration, Assonanz,

87
Pirmin Hugger

Reim in der Bibel, Erlangen 1883; I. M . Casanowicz, Paronomasia in the Old Testament,
Boston 1894; seine 59 zitierten Ps-Stellen sind nur zum Teil Alliterationen; E. König, Stili­
stik, Rhetorik, Poetik in Bezug auf die biblische Literatur komparativisch dargcstellt — ,
Leipzig 1900; H. Reckendorf, Über Paronomasie in den semitischen Sprachen, Gießen 1909;
I. Gabor, Der hebräische Urrhythmus: BZA W 52, 1929; O. S. Rankin, Alliteration in Hebrew
Poetry: JT S 31, 1930, 285-291; P. Saydon, Assonance in Hebrew as a Mcans of Expressing
Emphnsis: Bib 36, 1955, 36-50. 287 304.
7 So etwa bei O. Eißfeldt, Einleitung in das Alte Testament, Tübingen “1964, 86 und bei E. Sel­
lin - G. Fohrer, Einleitung in das Alte Testament, Heidelberg ">1965, 51.
8 Casanowicz 1-10; G. von Wilpert, Sachwörtcrbuch der Literatur, Stuttgart41964, 10f (Lit.).
9 Casanowicz 20-25 (zur altchristlichcn semitischen Poesie s. Reckendorf passim). Eine systema­
tische Untersuchung zu diesem Thema steht noch aus. Die akkadischc Literatur kann natürlich
nur dort herangezogen werden, wo es sich nicht um Übersetzungen aus der sumerischen
Dichtung handelt. Als Beispiele seien aus dem Samaähy innen genannt: ,,Samas h r hmc u
irsitim“ , „fciiiid kaspi n Ijiirasi“ (nach: A. Schollmeyer, Sumerisch-babylonische Hymnen und
Gebete an Samal, Paderborn 1912, 107. 109). C . 11. Gordon bietet in seinem Ugantic Manual,
Rom 1955, im Kapitel über die „poctic structure“ des Ugaritischen (108-120) keinen Hinweis
auf etwaige Alliterationen.
10 Vgl. Say don 37f ; J. Muilenburg, A Study in Hebrew Rhetoric: Repetition and Style: VTSuppl
1, 1953, 97-111 ; 1. Eitan, La Repehition de la Racine en Hébreu: JP O S 1, 1920, 171-186.
11 Casanowicz nennt sie „unavoidablc coïncidence“ (26). Gewiß gibt cs dies: lesini Io (1, 1),
ladomlliimni (110, \),jäheä j ômaiii (1,2), mt meribä (81, 8; 106, 32; // mässii 95, 8) sind Beispiele
hierfür. Die Frage ist nur, ob die Setzung dieser Worte, für die keine anderen zur Wahl
stehen (ganz zu schweigen von den Konjugationspräfixen !), nicht doch als alliterierend empfun­
den wurden. Die These, daß die Präfixe ,,do not count in allitération“ (ebd. 27) und daß
generell „the nominal preformatives arc an exception to this rulc, bccause they were no longer
feit to be formative éléments“ (ebd.) wird man differenzierter betrachten müssen (zum Ganzen
vgl. König 286f).
12 Wenn auch diese beiden Begriffe in der Literaturwissenschaft synonym verwendet werden
(s. von Wilpert 671), so soll dennoch in künstlicher Differenzierung ein Unterschied angc-
deutet werden: Das deutsche W ort „Stabreim “ möge die typisch germanische Ausprägung
des in der ganzen alten Welt bekannten Phänomens der konsonantischen und vokalischcn
Wortanklängc bezeichnen, während das lateinische W ort „ad-littcratio“ als zunächst metho­
disch „bcgritfslccrcr“ für den zu untersuchenden Bereich verwendet wird.
13 S. hierzu Beispiele aus dem Alten Atlilicd: „lm wogenden Wasser das Welschgold leuchte...“ ,
„A th entsandte mich, auszureiten“ . „Mähnen stutzen, Mähren sporen“ , „D as Schicksal ließ
sie wachsen und die Schätze wandern“ sind Allitcrationsvcrsc (nach der Übertragung von
F. Genzmer, Die Edda, Stuttgart-Hamburg o. J., 136. 133. 138). Vorsilben wie „gebunden
und geschunden“ gehören nicht zum Stabreim.
14 Gabor läßt die Alliteration nur auf der Stammsilbe zu („tonlose Präfixe können naturgemäß
nicht Träger der Stabreime sein“ , 21). Er projiziert also das germanische (und ungarische)
Stabreimgesetz unbesehen in die hebräische Dichtung und beweist daraus dann die urhcbräischc
Betonung der ersten Stammsilbe. Mit der späteren Akzentverschiebung falle das Ende der
Allitcrationsdichtung zusammen, was sich in den letzten Büchern des A T bemerkbar machen
soll (19. 26). Für den Psalter kann dies jedenfalls nicht verifiziert werden: Allitcrata aller Art
finden sich in den ältesten wie den jüngsten Psalmen. Die Alliteration hängt, wie die Beispiele
zeigen, im Hebräischen nicht so eng mit der Tonsilbe zusammen wie im Germanischen;
ihre Funktion ist weniger rhythmisch-prosodischcr als vielmehr rhetorischer Art (zur Kritik
der Position Gabors s. Rankin 285-289. 291).

oo
Die Alliteration ittt Psalter

15 Beispiele: iifiiii bo'"rim ba'am (94, 8); hämmä'älka mc'cerces misrajim (81, 11); mibbateni mäbflhi
(22, 10); lipneherm lrpalj (69, 23); beka bapljil welo-bdlu (22, 6; vgl. V. 5.) Zur bewußten
Setzung der Präp. be vgl.: wa’"m’alxlea bafäht! (31, 15) und 'elxha 'abfa/t (56, 4)!). Umgekehrt
werden solch anlautcndc Präpositionen auch „überhört“ wie etwa in 74, 12: miqqadcem lj
b'qara’b.
16 Vgl. hierzu: jire'ü j'sartin w'jilmalni (107, 42); jire’ü / wejira’ii (40, 4; 52, 8); tabd fljiimati
(119, 170; vgl. V. 175); tehillat! ‘äl-txlr^räi (109, 1); jdleb bällamäjim jishaq (2, 4); jlllj H/jlb
(147, 18); tikkdn tcbel bül-timnidf (93, 1). Auch die untereinander assonicrcndcn Konjugations-
präfixc sollte man nicht überhören: s. etwa 22, 211 und 118, 24 (tiagila w'nilm'lja geht dem
viermaligen ('a)iina’ in V. 25 voraus!).
17 Beispiele: mimmardm Jj jüwleiit minnnajiw (18, 17); mesildatt iim'pallt // maginnt / milgübbi
(18, 3); m'qomot nuvmlaltd (103, 22); maqom // wilhaiwt (132, 5); inülblt mil/janiot (46, 10);
m'lämmcd /// lammilljama (144, 1 chiastisch).
18 So in jilpot II joli"' (72, 4); tdli"‘ / talptl (18, 28); bihVa belcm (20, 6); wlinlnam inal’a (26, 10)
jolirrjisfrüni (25, 21); jis'fl salom (72, 3).
19 „Verdeckt“ wird das W ort oder die Wurzel durch den stat. constr. (hierher gehört auch
lull-) sowie durch Stamm- und Konjugationspräfixe (Part., Hif., Hit. etc.), weil auf ihnen
ebenso der Nebenton liegt wie auf den „schweren Präpositionen“ (lipnt u. a.). Die Alliteration
läuft über das Präformativ in das Wort hinein und trifft auf den in der Stammsilbe liegenden
Hauptton: tä‘awdt '"namiii (10, 17); s. auch tlk'lxliabä t'tähcf (83, 15). Ob auch die neben­
betonten Stammpräfixe alliterieren, ist fraglich, kann aber nicht ausgeschlossen werden:
s. etwa u’ehirha tehallt) ’appo // (i"mato (78, 38); Phässtlein // (s< a’zrati (70, 2 40, 14); wikäl-
sara hissilani (54, 9); milhmdjim liiSqfp (14, 2; vgl. millamdjini niSqap 85, 12 und inilfainäjim
hisniiVeta 76, 9).
20 Häufig trifft man im Psalter auch den „vokalischen Binnenreim“ : wütig'dl wätir'al (18, 8);
ha'ira w'haqlsa (35, 23); tn'harcp ihn rgüddep (44, 17). Zu jilme'il / wejilwa/id (34, 3) ist zu bemer­
ken, daß entgegen der masoretischcn Punktation das alte Hebräisch sicher (wie die Pausa­
form) jilwa'n las (vgl. Bcrgsträsscr § 21 i). Eine Kombination von vokalischcm Binnenreim
mit der Alliteration stellt z. B. der Vers ,, liüimcn! (gemäß 9, 14 ursprünglich ein a-lmp.)
ki-jahid we'an! ’an!“ dar (25, 16).
21 S. etwa das 'eil 'eil von 22, 2; jom jom (61, 9 ; 68, 20); Pdor wador (10, 6 u. ö.); dor dorlni (72,
5)-
22 S. hierzu H. Höpfl, Introductionis in Sacros Utnusque Testament! Libros Compcndium,
Rom *1946, 11 271 f; ferner A. Mirsky, The origin of the Anadiplosis in Hebrcw Literaturc:
Tarbiz 28, 1958/59, 171-180.
23 So etwa in 28, 8: 'oz // ma'dz. Gcnuswcchscl: .fdaqU/sadaq (119, 142).
24 S. das qäwwö qiwwlti (40, 2); auch sübbihi! qüni-sebabihi! in 118, 11 ist zu beachten.
25 So das palj"dii paliäd in 14, 5. Weitere Beispiele s. 4, 6; 14, 7; 25, 19; 27, 5; 35. 1 etc.
26 Wortganzheit tArihe / berak (147, 13); (lätnient wä'ntteiii (27, 7); lä'"ros / min-ha'aras (10, 18);
'dp I 'üpa'ijom (! 104, 12); s. ferner rgz r'l (77, 19; vgl. Gabor 8); 'zb // ‘sp (27, 10); jrh jr ‘
(64, 5); bl' II plg (55, 10); _/xr jsr (94, 9 f). Partiell: liarnhnl // liarl'u (81, 2); jtvliacmil jtrljweril
(46,4); himeril 'imri (107, 11); bäh"scracka / baljärti (84, 11); in 71, 6f beachte die Konsonanten
m/b/p; zu 86, 15; 103, 8 und 145, 8 s. Gabor 13.
27 S. die häufigen Kombinationen von „schreien“ , „retten“ , „schauen“ und „hören“ (die
Wurzeln j l ‘, Iw', S'h, iw’ ; z. B. 18, 42; 119, 117; 28, 2); fernerjahibu jcboHI (6, 11); ’albllbolat
(132, 18); zanaltta laiuvsülj (74, 1).
28 Ein eigenes Problem bildet das Alcf. Dieser kaum hörbare Kehllaut wurde schwerlich als
alliterierend empfunden, wenn er auch häufig in Verbindung mit dem Ajjin auftritt: 'amal
wa'awam (10, 7; 90, 10; umgekehrt 55, 11); '"nt 'antti (116, 10); {'"nt) ’ant we'rrbjdn (35, 10;

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Pirmin Hugger

die übrigen 23 Stellen im A T s. bei Gabor 10); 'es / *®razim (148, 9); 'oj'baw ‘apar (72, 9);
bee'atum II be'Sr (78,14); bc'app<eka // be'abrSt (7, 7 ; 90,11); s. ferner 47, 10! Es ist zu fragen, ob
die mit verschiedenen Vokalen anlautcndcn W orte (vgl. Anm. 13) echte Allitcrata darstcllen.
Immerhin finden sich Beispiele, die dies als möglich erscheinen lassen: 'aire ha’iS '"Herr (1, 1);
'cvnqdt 'asir (102, 21; vgl. 69, 34); (Icrluem) 'nbbirim 'akut ’is (78, 25); ferner 49, 3 ; 89, 34; bcs.
132, 3. Sicherlich galten die glcichvokaligen Alefs als allitcrativ: doncnil ma-’addir (8, 2. 10);
'apsi-arevs (2, 8 u. ö.); ke’adam // ke'a(iäd (82, 7); 'elcvka ’aqra’ (61, 3; 116, 13); 'elcvka 'cesa' /
'«■ lohaj (25,1; 121,1).
29 Einen Chiasmus im Innern der Worte zeigt die Stelle 107,33: mosai (itiüjim) l'simma'Sn (ms/sm).
30 Ob von hier aus etwas für das Problem der Metrik gewonnen werden kann, ist wegen der
Gefahr eines Zirkelschlusses zweifelhaft. Doch zeigt das Phänomen der Alliteration beispiels­
weise, daß der stat. constr. nicht immer unbetont, d. h. metrisch bedeutungslos, sein muß:
s. etwa die (sicher bewußten) Assonanzen kdl-qowä'ka (25, 3; vgl. ki qiwwilika in V. 21) und
kdl- aiiHe-liejit (76, 6).
31 68, 5 (vgl. V. 33). Zur Verwendung dieser Verben als Allitcrata s. 21, 14; 27, 6; 57, 8; 101, 1;
104, 33; 105, 2; 108, 2 und 144, 9.
H E U T E , W E N N IH R A U F S E IN E S T IM M E H Ö R T (Ps 95, 7)

Von Rudolf Schmid, Luzern

Mit besonderem Erfolg hat der Jubilar durch seine Septuaginta-Arbeit der Bibcl-
wisscnschaft wertvollste Dienste geleistet. Es dürfte darum sinnvoll sein, ihm zum
Festtag einige Erwägungen zu widmen, die durch die Übersetzungsform der Septua­
ginta angeregt wurden.
Der letzte Teil von Ps 95, 7 (7c) bereitet den Übersetzern Schwierigkeiten, weil
einerseits der unvermittelte Subjcktwcchscl das Band zu V. 7ab lockert und eine
Verbindung mit der Mahnrede von V. 8 nahclcgt und andererseits das hebräische
'im gewöhnlich einen Bedingungssatz cinlcitct, gelegentlich aber auch einen Wunsch­
satz. Die Septuaginta entscheidet sich im Gegensatz zu den modernen Übersetzungen
zu einem Bedingungssatz, den sic aber von V. 7 abtrennt und mit V. 8 verbindet:
„Denn er ist unser Gott, und wir das Volk seiner Weide und die Schafe seiner
Hand. Heute, wenn ihr auf seine Stimme hört, so verhärtet eure Herzen nicht...“
Dieser Übersetzungsform folgen u. a. die Vulgata und die ursprüngliche Luther­
übersetzung. Erstaunlichcrwcisc ist diese Form in den modernen Übersetzungen, die
mir zugänglich waren, praktisch ganz verschwunden; denn sie leiten mit einem
Wunschsatz (O daß ihr doch auf seine Stimme hören wolltet o. ä.) die Mahnrede
der V. 8ff ein. Als Ausnahme ist die Übersetzung von P. Rießlcr zu vermerken.
Rießlcr zieht V. 7c als Bedingungssatz zum Vorangehenden und läßt mit V. 8 einen
neuen Satz beginnen1. Die zuletzt genannte Übersetzungsform findet sich auch in
den jüdischen Übertragungen2. Somit stellt sich die Frage, welche Wiedergabe der
Fsalni selber nahclcgt.
Zunächst ist fcstzuhaltcn, daß die Konjunktion 'im sowohl einen Bedingungssatz
als auch einen Wunschsatz cinleitcn kamt. Als Grundbedeutung hält L. Köhler mit
Verweis auf das Ugaritische zu Recht 'im als Deutewort fest, das eine Sache oder
einen Satz heraushebt: „D a! ich finde - gesetzt ich finde - wenn ich finde (Gen 18,
26) “ 3. Ungezählte Beispiele von Bedingungssätzen können in der Bibel diese
häufigste Bedeutung von 'im belegen. Andererseits verweisen verschiedene Kom­
mentatoren auf die Möglichkeit, daß der Nachsatz einer Bedingung Wegfällen kann,
wenn damit eine Bitte oder ein Wunsch ausgesprochen werden soll. C. Brockcl-
mann4 erwähnt Ps 95, 7 als eines der entsprechenden Beispiele. Diese Bedeutung
liegt in unserem Fall umso näher, als Ps 81, dessen inhaltliche und formale Entspre­
chung beachtlich ist, diesen Wert durch die Parallelisierung zwischen Imperativ
und ’/w-Satz bestätigt:

s'/Hrt' 'amnii tve'ä'idiilt Höre, mein Volk, ich will dich mahnen!
jisrä’cl 'im-tisiiin’-li Israel, wolltest du doch auf mich hören!

Wenn somit an der Optativen Bedeutung von 'im als Möglichkeit nicht gczwcifelt
werden kann, bleibt die Frage, ob sic in Ps 95, 7 die richtige Wiedergabe des Gemein-

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