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VON
MATTHIAS GYÓN!
D iesen Tatu, den L eiter von D ristra und die mit ihm in V er
bindung stehenden Skythen au s der D onaugegend erw ähnen im Zu
sam m enhang mit einem A u fstan d im Donaugebiet auch drei an
dere byzantinische G eschichtsschreiber. E in er von diesen, Michael
A t t a l e i a t e s beschreibt die Begebenheiten am ausführlichsten
in seiner in den Ja h re n 1079— 1080’ verfaßten "I<rvoot'a:
8 O. a. A u sg . S. 2073i— 9 ^ .
9 E x c e r p ta ex B re v ia rio I listo ric o
Io an n is S k y litz a e c u ro p a la ta e . In d e r
von I. B e k k e r in B o n n 1839 ver öffe ntlichten K e d r e n o s - A u s g . II. S. 719h_i3.
Über die ses W erk vgl. J . M o ra v c sik , a. a. O. 181— 2, und B y z a n tin o tu rc ic a I.
S. 193— 4.
10 Io an n is Z o n a rae E p ito m ae H isto riaru m lib ri X I Í I — X V I I I . [ I l i ] ed. Th.
Biittner-Wobst. Bonn, 1S97. S. 713s—13. Über den V e r f a s s e r und sein W erk
s. J . M o r a v c s ik : a. a. O. S. 185— 7, und B y z a n tin o tu rc ic a I. S. 196— 200.
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Sam uel durch B asileios II. gew esen sein. D iesen G renzteil mußte
man befestigen, da er durch die Einbrüche der Petschenegen ge
fährdet w ar und es wurde darau s, nachdem man es dem G ebiet des
alten B ulgarien s absonderte, ein G ren zdukat gebildet. E s w ar ihm
gelungen, durch die gew issenhafte Anw endung von A ngaben der
byzantinischen G eschichtsliteratur und der Sigillograph ie ein klei
nes Verzeichnis der aufw eisbaren S tatth alter von P aristrion und
die Angaben, die sich au f die P erson und die T ätigkeit dieser
beziehen, zusam m enzustellen. In einem neueren, gehaltvollen A u f
s a tz 1' befaßte er sich schon mit beiden balkanischen Provinzen
von Byzanz, die sich im Anschluß an die Eroberungen von K a i
ser B asileios II. gestalteten, nämlich mit den Provinzen von B u l
garien und P aristrion. E s w ar ihm gelungen, durch genaue U nter
suchung der sich au f diesen Zeitabschnitt beziehenden byzanti
nischen Quellen und mit H ilfe von den E rgebnissen der Sig illo
graphie au f die dunkelste Periode der B alkan h albinsel, auf ihre
Geschichte im X I. und X II. Jah rh u n d ert ein neues Licht zu w er
fen. E r bewies die E xisten z einer abgesonderten B ulgaria-P ro-
vinz, die unter der Führung eines in S k o p lje residierenden
mocar^yoQ aínoy.oártno stand. D iese Provinz wurde bald nach der
Eroberung des bulgarischen Reiches eingerichtet und sie bestand
bis zur Gründung des A senidenreiches, westlich durch den Dyr-
rhachion-Strategat, östlich durch d as Paristrion begränzt. E s ge
lingt ihm auch 12 Strategen der Provinz f e s t z u s t e l l e n .W a s die
daß er für die O rganisation des P aristrion s den Term inus ,,duca-
tus" unrichtig gebrauchte, nicht in A brede stellen. D ieser w ieder
spiegelt nämlich die spezifischen V erhältnisse des m ittelalterlichen
rom anisch-germ anischen W estens und ist keinesw egs mit dem
,,Them a“ -B egriff identisch, der nur dem byzantinischen Osten e i
gene Elem ente enthält.
So en tfaltet sich vor uns d as W esen des Them a Paristrion,
seine Entstehungs- und Bestehungsgesichte. A u f dem Gebiet der
heutigen D obrudscha bestand einst der politisch bedeutendste
Teil des altbulgarischen Reiches. N ach dem Sieg des byzantini
schen K aisers Joh an n es Tzim iskes, im Ja h re 972, gelangte das
Gebiet unter byzantinische Schutzherrschaft und wurde zu einem
Stratégai, mit D ristra a ls M ittelpunkt, um gestaltet. D as D asein
des Strateg ats wird aber erst durch die Eroberungen von B a s i
leios II. gesichert. Wir kennen zwei führende byzantinische A m ts
träger au s der Zeit des S trateg ats von P aristrion, namentlich die
Strategen Theodoros Prim ikerios (nach 972) und Tzitzikios (nach
1018). W egen der ständigen Petschenegen-G efahr wurde der Stra-
tegat von D ristra zu einem ,,T hem a“ erhoben und die Grenzprovinz
von nun an durch ,,d u ces“ regiert: 1. Sym eon vestes (um 1030),
2. K atak alon K ekaum enos (um 1043), 3. M ichael, Sohn des A na-
stasios (um 1048), 4. Rom anos Diogenes (um 1050), 5. B asileios
A pokapes m agistros (um 1059— 1065), 6. N estor veslarch es (um
1074), 7. Leon N ikerites (um 1091— 1092) und 8. K atak alon
(1094?). Inzwischen wurde die tatsächliche byzantinische H err
schaft im P aristrion zweimal eingestellt: zwischen 1049— 1059
und zwischen 1074— 1091.
Nach diesem Aufriß des historischen Rahm ens werden wir
in den Folgenden in geschichtlicher Reihenfolge die bisherige L i
teratur des ethnischen Fragenbereiches, der sich an die zitierte
Anna K o m n e n e-Stelle und an die mit dieser zusam m enhän
genden vier A uktorstellen knüpft, eingehend besprechen. W ir
werden dadurch den F ragenkreis, der sich au s diesen Stellen e r
gibt, kennen lernen und den B eitrag der bisherigen Forschungen
zur Lösung der hier auf tauchenden F ragen sehen. E rst dann kön
nen wir die Lösung dieser F ragen w eiter versuchen.
D er erste Forscher, der sich mit dieser Stelle der A le x ias
eingehender befaßte, w ar V. G. V a s i 1 j e v s k i j. In seiner
gründlichen A bhandlung25 über die Verbindung zwischen B yzanz
25 V. G. V a s i l jevsk ij : BH3 aHTisi m neMeHirn, ^KypnaJi t. MmmcTepcTBa HapoÆ-
Haro npocB-kmem« 164 (1872) II. S. 116— 65., 243— 332. D ie A b h a n d lu n g w a r
sp äte r in d er S a m m e l a u s g a b e von V a s i l j e v s k i j s Werken neu erschienen:
7*
100
und den Petschenegen schildert er vor allem auf Grund der oben
angeführten Stellen au s S k y l i t z e s c o n t i n u a t u s und M i
chael A t t a l e i a t e s d as Z eitalter des byzantinischen K aisers
M ichael V II. D ukas P arap in ak es (1071— 1078), weil, seiner M ei
nung nach, eine E pisod e um 1074 den einen Sch lüssel zur Lösung
der in F rag e stehenden Stelle von A nna K o r n n e n e bietet.
S ta tt des schwachen K aise rs leitete sein allm ächtiger Minister,
der Eunuch N ikephoros die Staatsangelegenheiten. Der energi
sche G ünstling w ollte die M acht der oppositionellen Großgrund
b esitzerk lasse durch V erstärkun g der B eam ten klasse, die sich um
dem Hof schaarte, brechen. E r erk lärte den G etreidehandel zum
staatlichen Monopol, ließ in R h aidestos staatliche K ornspeicher
bauen, wohin die Frucht abgeliefert werden mußte, und machte
den bis dahin freien G etreidehandel durch strenge Strafen un
möglich. D adurch konnte eine absichtliche Teuerung erreicht w er
den, so, daß man für den P reis, um den früher einen M etzen
W eizen bekommen konnte, von nun an nur ein Pinakion, den V ier
telteil eines M etzens erhielt. Eben darum gab m an dem K aiser,
der die M aßnahmen des Eunuchen guthieß, den Spitznam en P a
rapin akes. Die Bevölkerung des ganzen Reiches w ar empört. Zu
den finanziellen M aßnahmen des Logotheten N ikephoros gehörte
noch, daß er die Flüssigm achung der Geldsum m en, die früher
den Grenzw achen des D onaugebietes jährlich zugeschickt wor
den waren, einstellte. D as G renzm ilitär brach daraufhin jede V er
bindung mit der Regierung ab und nahm allm ählich mit den N o
m aden, die d as linke D onauufer bewohnten, die Fühlung auf. In
D ristra (S ilistria), d as vor der Eroberung B asileios II. eine der
bedeutendsten altbulgarischen D on austädte war, gelangte so ein
gew isser T atu s zur H errschaft. D ieser T atu s konnte seinem N a
men nach ein Petschenege gewesen sein. D ieser A bfallsversuch
der M ilitärgrenze zwang die byzantinische Regierung gew isser
maßen zur Besinnung. M an sandte den V estarchen N estor, einen
V ertrauensm ann des K a ise rs in die nördliche Grenzprovinz des
Reiches, verlieh ihm den Titel eines K atepan os, um die Bewegung
zu bändigen. Durch seine slaw ische A bstam m ung schien er dazu
geeignet zu sein, die aufrührerischen slaw ischen Elem ente der
D onaustädte für sich zu gewinnen. Einflußreiche D ristraer B ü r
ger, die sich in K onstantinopel au f hielten, versicherten gleichzei
tig den K aiser, daß die S ta d t mit dem Erscheinen des ,,katepano“
A ufruhr von 1074 schuldig w aren und bestraften sie vor dem
neuen K aise r in einer beschäm enden W eise.
Vasiljevskij schreitet nun zur Prüfung der A lexias-
Stelle. Die darin erzählten Begebenheiten — so meint er — seien
im Ja h re 1084 vor sich gegangen. E r stellt es fest, daß die V er
hältnisse der Donaugegend trotz der oben erwähnten G esan dt
schaft unverändert blieben. A nna K o m n e n es Erzählung zeigt
die D onaustädte 1084 in derselben Lage, in der sie zehn Jah re
vorher, zur Zeit des 1074-er A ufruhrs waren, ln D ristra herrschte
Tatus, in Vidin Chali ( = O leg ?),'" V seslav und S ac a eroberten
sich andere Städte. Ununterbrochen ström ten neue M assen von
Siedlern der Donaugegend zu. A nna K o m n e n e spricht von
dem Erscheinen ,.irgendeines skythischen Stam m es“ . D ieser ver
ließ seine Heimat, erschien an der Donau, von T atus und V seslav
freundlich em pfangen, setzte über den Fluß und eroberte hier e i
nige kleinere Städte. V a s i l j e v s k i j hält es für offenbar, daß
es sich hier nicht um ein Nom adenvolk handle. D ieses Volk mußte
eine dauerhafte, seßhafte K ultur haben, da es sich mit dem A cker
bau zu befassen begann und W eizen und H irsekorn erzeugte. Aus
diesem Z ivilisationsgrad der Ankömmlinge und au s dem Umstand,
daß zu A nfang des folgenden, X II. Jah rh u n d erts an der Donau
d as A uf tauchen russischer Siedler nachw eisbar ist, folgert V a-
s i l j e v s k i j , daß man unter dem bei A nna K o m n e n e e r
wähnten „irgendeinen skythischen V olk“ russische Siedler verste
hen m üsse.
V a s i l j e v s k i j versuchte später mit nachdrücklicheren A r
gumenten zu beweisen, daß das yévoç ri 2£y.vïïc/.ôv ein russisches
Volk gewesen sei, und er führte diese in dem zweiten Anhang
21 TpyABi I. S. 122 ff
■8 Hier läßt er a l s o schon die irrtümliche V it zin a = V id in Identifizie rung
fallen.
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schaftsform der Rum änen. Die Petschenegen werden sich mit H ir
senbau sicherlich nicht abgeben haben. Die Staatsbildungen des
T ato s und seiner Leute w ären also rum änische Staatsbildungen
gewesen, welche von den Petschenegen zur Sicherung ihrer Nah-
rungsm ittelversorgung unversehrt gelassen wurden. D iese S ta a ts
bildungen sollen sich Byzanz gegenüber auf einer gew issen S e lb
ständigkeit behauptet haben. Ihr Andenken werde heute noch im
Nam en eines rumänischen D onaudistriktes, V lasca W lachengebiet’
bewahrt. B ulgarische Staatsbildungen, meint Iorga, konnten diese
schon deshalb nicht gewesen sein, weil die bulgarischen S ta a ts
bildungen immer sogleich ein Streben nach dem Zarentum ver
rieten. Diese Rumänen, die eine Staatsgrü n dun g anstrebten, konn
ten sich auch vom dam aligen U ngarn kein B eispiel nehmen, da
dieses dam als seine endgültige Staatsfo rm noch selb st nicht fe st
gesetzt hatte. Sie suchten demnach im Süden ein B eispiel und
gefielen sich in der Nachahm ung der byzantinischen G renzdukate.
I o r g a s Folgerungen können folgenderm aßen zusam m enge
faßt w erden: die H äupter der D onaustädte, sowie ihre U n terta
nen hält er entschieden für Rum änen, die in der A lex ias-S telle
erwähnten Saurom aten für Kumanen und läßt im yévog n 2xv&ixóv
unausgesprochen eben falls Rum änen ahnen; die Selb sto rgan isie
rung der D onaustädte betrachtet er nicht a ls eine Auflehnung
gegen den K aiser, sondern a ls autonome rum änische Staatskeim e,
deren O rganisation von ihren Führern nach dem M uster der by
zantinischen G renzdukate ausgebaut werden sollte.
D iese Theorie versuchte nun N. B ä n e s c u in einem Vor-
trag:;s an der rum änischen A kadem ie, auf breiterer G rundlage
noch eingehender zu begründen. E r h ält I o r g as Folgerungen
für sehr überzeugend und stellt sich die A ufgabe, diese durch
Bew eise au s anderen byzantinischen Quellen zu bestätigen.
Auch B ä n e s c u betrachtet die bei den vier griechischen
Autoren belegten Teert} v. Tcirovg. Tctxovq, Tfxcovç Namensformen
a ls griechische Umschreibungen des rumänischen Tatul. Von
ihm stam m t die Feststellu n g, daß die Nam ensform Tccrovg bei
auch nicht, weil diese von den byzantinischen H istorikern mit ih
rem nationalen Namen, oder als M ysen genannt werden.
Sie konnten nur Rum änen sein, sagt B ä n e s c u , d. h. die a l
ten eingeborenen Bew ohner des linken D onauufers, die bis d a
hin im barbarischen Völkergetüm m el, das an der N ordgrenze des
Reiches an prallte, für die byzantinischen H istoriker verschwunden
waren. Ihre Ü bersiedlung an d as rechte D onauufer ist leicht zu
erklären : sie suchten in den befestigten Städ ten des rechten U fers
Zuflucht und die Entw icklungsm öglichkeit ihrer seßhaften Leben s
weise. D iese rum änischen Staatsgeb ild e hätten innerhalb des
G renzdukates die byzantinische A utorität, den D ux anerkannt und
gaben dem K aise r N ikephoros B otan eiates eine T reueerklärun g ab.
B ä n e s c u s w eitere zwei Bew eisgründe sind die folgenden:
1 . Je n e r w lachische H äuptling, nam ens P udilos, der nach der
Schilderung A nna K o m n e n es im Feld zug von A nchialos dem
A lexios die Nachricht bringt, daß die Kum anen die Donau über
s c h r i t t e n , s e i wahrscheinlich eben falls au s P aristrion gewesen.
So gar jene W lachen, welche den Kum anen durch die E n g p ässe
des B alkan gebirges nach G oloe den W eg w iesen , 4 0 seien aus dieser
G egend der unteren Donau gekommen, weil die Kum anen diesm al
gerade im P aristrion die D onau übersetzten und so in d as Reich
zogen . 4 1 D iese W lachen seien also m it den Skythen der Städ te
am rechten D onauufer identisch. 2 . Zwei M enschenalter später,
1166 — dem Bericht von K i n n a m o s zufolge — , zu Beginn des
F eld zu gs gegen die Ungarn, bekam gleichzeitig mit dem Vor
m arsch der A rm ee des P roto strators A lexio s Leon V atatzes, der
„an einem anderen O rt ein zw eites H eer von großer Stärk e sam
melte, sogar eine große Zahl von W lachen, von denen man sagt,
sie seien die alten Sied ler der Italier [vom K aise r M anuel Kom-
nenos] den Befehl, von der G egend des sogenannten Pontos
Euxeinos her in U ngarn einzufallen, von w elcher Seite her sie
[d. h. die Ungarn] bisher noch niemand angegriffen h atte“ .4" Die-
ser A ngriff konnte auch nur vom P aristrion aus geschehen, die
A rm ee mußte demnach aus den W lachen dieser Gegend zusam
m engestellt worden sein . 4
Nach N. B ä n e s c u w aren also T atu s und die Skythen der
D onaustädte Rum änen und wenn er es auch nicht entschieden au s
spricht, doch ahnen läßt, daß man unter dem yéroç n 2'y.vihxör
der A nna K o m n e n e vom linken D onauufer stam m ende R u m ä
nen verstehen m üsse. Seiner A nsicht nach gründeten T atus und
seine G enossen zw ar mit Anerkennug der byzatinischen H err
schaft, binnen dem Rahm en des byzantinischen G renzdukats P a
ristrion die ersten rum änischen Staatsorganisation en.
Bänescu sagt in seiner Abhandlung, in der er sich
mit den Provinzen B ulgarien und P aristrion befaßt , 4 4 über
die ethnische F rage in P aristrion wenig Neues. Die V erbin
dungen, die zwischen den beiden Donauufern bestanden, der
Lebensstrom , der über die Donau kam, hätte die Entstehung der
ersten Staatsbildungen im P aristrion mit sich gebracht. D as we
sentliche Elem ent jed er politischen Bew egung auf diesem G e
biet — schreibt B ä n e s c u , ohne seine Bew eisgründe von neuem
anzuführen — konnte nur die uralte Bevölkerung der römischen
Kolonien gewesen sein, welche von den byzantinischen V erfas
sern oft mit den dieses Gebiet überflutenden skythischen R assen
verm ischt würde.
A ls P. M u t a f c i e v 1925 d as Erscheinen der Abhandlun
gen von I o r g a und B ä n e s c u über die ersten rumänischen
Staatsbildungen kurz ankündigte4"’ bemerkte er, daß die rum äni
schen Gelehrten bisdahin die diesbezüglichen und sehr verläß li
chen W erke V a s i l j e v s k i j s und K u l a k o v s k i j s außer
A cht gelassen hatten, sonst wären sie bestimmt nicht zu solchen
kühnen Folgerungen gekommen.
außer Frage, denn diese hatten sich seit 1048 in der Dobrudscha
niederlassen und es gab zu jener Zeit, als der ,,skythische Stam m "
erschien, zwischen dem D n jepr und der Donau keine Petschene
gen. Z l a t a r s k i schildert dann die Völkerbewegungen, die d a
m als in Südrußland vor sich gegangen waren. Die Uzen (Tor-
ken) flüchteten nach ihrem großen balkanischen Einbruch von
1064 zum größten Teil in ihre Heimat zurück. Die Uzen an den
Steppen beim Schw arzen-M eer wurden ständig von den R um ä
nen bedrängt, die seit 1071 ihre M acht westlich vom Don ent
falteten. Die Uzen versuchten deshalb sich auf dem Gebiet des
K iever Fürstentum s niederzulassen, V ladim ir Monomachos be
siegte sie jedoch 1080. S p äte r zeigten sich die Uzen nur als
Grenzw achensiedler des russischen Gebietes. Z l a t a r s k i meint
daher, daß man im yévog n 2y.v&ixóv nur Uzen suchen dürfte.
Ein Teil der Uzen, das yévog n 2xv\hxóv verließ, infolge der ku-
manischen und russischen A ngriffe seinen Wohnort, da es weder
die kumanische, noch die russische O berherrschaft anerkennen
wollte und traf ein Übereinkommen mit den im Paristrion selb
ständig eingerichteten Petschenegen (Tatus, S atzas) und B u lga
ren (S eslav ), deren Selbständigkeit dadurch erk lärt wird, daß
der K aiser A lexio s dam als mit dem K rieg gegen Robert G uiscard
beschäftigt war. Die Übersiedlung der Uzen au f d as Gebiet der
D obrudscha neben Vicina, das heutige Macin, an der unteren Do
nau erfolgte zwischen 1082— 1085. Den N iederlassungsort der
Uzen kann man auf Grund der M itteilung der A lexias über Ozo-
limne, das, nach A nna K o m n e n e seinen Namen von den d a
neben lagernden Uzen erhielt , 0 0 genau feststellen. D as ist der heu
tige R asim -See an der Donaumündung. Von da zogen später die
Uzen nach der südlichen Teil der Dobrudscha weiter, wo man
heute noch die Ruinen kleiner Festungen, welche die Uzen e r
obert hatten, finden kann. E r betont, daß die U zen nicht so krie
gerisch veranlagt waren, wie die Kum anen und die Petschenegen.
Sie führten schon auf der südrussischen Ebene eine halb seßhafte
Lebensw eise und setzten diese auch in der Dobrudscha fort. E r
polem isiert schließlich mit B ä n e s c u über die Behauptungen
in dessen letztem A rtikel, und hält sie für eine unbewiesene H y
pothese. W äre dieser skythische Stam m ein w lachischer gewesen,
so würde ihn A nna K o m n e n e, der die W lachen bekannt w a
ren, beim Nam en 'genannt haben.
P. M u t a f c i e v weist in seiner Rezension über Z l a t a r~
60 O. a. A u sg . I. S. 242i8— 320.
119
O. a. A u sg . 30-,.
12 2
«in Rum äne war, sondern U ngarns gew esener König, den seine
N effen G eiza und L ad islau s entthronten (1074) und der, nach
seinem vergeblichen V ersuch mit H ilfe d es kumanischen K hans
den Thron wieder zu gewinnen, sich mit Tzelgu, dem K han der
Petschenegen verband, um in d a s byzantinische Reich einzufal
len. N e c ç u l e s c u bew eist dann, jener Stelle der A lex ias fol
gend, in w elcher der Petschenegen-K am pf von A lexios beschrie
ben w ir d ,— ebenso wie früher M u t a f c i e v — daß hier A nna
K o m n e n e die Skythen w iederholt bei ihrem nationalen N a
men, Petschenegen nenne. Demnach seien die Skythen von Anna
K o m n e n e Petschenegen.
N e c ç u l e s c u e rk lärt schließlich, daß die wlachischen W oj-
w odschaiten des P aristrion s im X I. Jah rh u n d erte G ebilde der
P h an tasie sind. Ihm nach kann natürlicherw eise kein G eschichts
w issenschaftler die E xisten z einer ziemlich zahlreichen w lachi
schen Bevölkerung au f diesem G ebiet bezweifeln, diese konnte
jedoch, gerade in diesem Zeitabschnitt, wegen der ungünstigen
äußeren U m ständen keine W ojw odschaften organisieren, weil die
D obrudscha d am als einer ziemlich bunten Bew ohnerschaft ein
O bdach geboten hatte. Neben den W lachen fehlten w eder die
B ulgaren, noch die Kum anen, Uzen, Petschenegen, R u ssen usw.
Eben deshalb dürfe man keine Illusionen hegen, m an m üsse die
nationale Geschichte nicht mit den Petschenegen von Tatu-Chali
beginnen, sondern man begnüge sich nur mit der Verkündung der
W ahrheit!
N. B ä n e s c u nahm von dieser W endung der Polemik
keine Notiz und wies im folgenden Ja h r zwei Entgegnungen
B r o m b e r gs, die inzwischen erschienen, zurück.7” B r o m b e r g
klage ihn und I o r g a ohne G rund an, sie hätten den H eereslei
ter von A lexios, U zas, für einen U zen geh alten (!). I o r g a äußerte
sich über den in F ra g e stehenden H äuptling, er sei ein Kum ane
gewesen, er, B ä n e s c u hätte hingegen nur darüber geschrie
ben, daß A t t a l e i a t e s die Kum anen zuweilen bei ihrem eige
nen Namen, zuweilen aber U zen nannte.
Sow eit konnte man die L iteratu r des F ragen kreises der
yévog TL 2xv&ix0v-Stel\e verfolgen. D araus ergeben sich hinsicht
lich der diesbezüglichen byzantinischen A uktor-Stellen folgende
F ragen :
1 . W elcher A rt w ar d as Volk, d as bei A nna K o m n e n e
78 O. a. A u sg . S. 5 8 I 20—21.
fi0 A . a. O. S. 654ia.
81 V gl. J , M o ra v c sik : A m a g y a r tö rtén et b izán ci fo r r á s a i (Die b y z a n ti
nischen Q u ellen d er u n garisc h en G e sc h ic h te ). S . 248.
82 J . M o ra v c sik : a. a. O. S. 181, 248.
130
ethnischen W ert besitzt oder m ehrere? Indem wir die A lex ias
au s diesem G esichtspunkt durchstudierten, erstrebten wir überall
aus dem Sinn des T extes, sozusagen au s inneren K riterien heraus
die ethnische Bedeutung eines jeden V olksnam ens an jed er B e
legstelle zu bestimmen und bedienten uns als Behelfs- und V er
gleichsm ittel der Kenntnis der tatsächlichen völkischen und n a
tionalen Einrichtungen im dam aligen E u ropa und A sien . 83 Die
Ergebnisse dieser Untersuchung geben wir in den folgenden. Wir
können hier selbstverständlich die V olksnam en A nna K o m n e n e s
nicht au s säm tlichen B elegstellen mitteilen, weil dies den Um fang
unserer A rbeit unnötigerw eise erw eitern würde. W ir teilen bei
jedem V olks- und Ländernam en in K lam m ern nur jene B elegs
stellen mit (beigefügt ist die Seitennum m er und die Zeilennum
m er der angeführten A u sgab e), die wir bei der ethnischen W ert
bestimmung des betreffenden Volksnam ens als B eispiele oder B e
w eise benützen.
D as erste Ergebnis, d as sich naturgem äß ergibt, ist, daß sich
die Volks- und Ländernam en A nna K o m n e n e s in zwei G ru p
pen teilen. In die erste G ruppe gehören die eigentlichen, ech
ten Volks- und Ländernam en, d. h. jene, die in griechischer U m
schreibung die d am als wirklich gebrauchten Nam en der betref
fenden V ölker und L än d er enthalten. In die andere G ruppe ge
hören die archaisierend gebrauchten V olks- und Ländernam en.
Ihr H auptm erkm al ist, daß sie bereits bei den antiken V erfas
sern belegt sind und im V erhältnis zu ihrer alten Bedeutung im
G ebrauch A nna K o m n e n es einen Bedeutungsw andel aufw ei
sen. N atürlicherw eise ist es sehr schwer, hier eine Grenzlinie zu
83 H ier geb rau ch ten w ir fo lgen d e W erk e zur Ü b erp rü fu n g: D ie A n m e r
ku n gen von D u C a n g e, im zw eiten B a n d d er B o n n e r A u s g a b e d er A le x ia s,
a u s dem J a h r e 1878; d ie A n m erk u n gen von B. L e i b , in d er n euesten A u s
g a b e d er A l e x i a s : A n n e C om n èn e A le x ia d e (R è g n e d e Vem p ereu r A le x is I
C om n èn e 1081— 1118), t. I, . . . p a r B . Leib. P a r is, 1937. (C ollection byzan tin e
p u b lié e so u s le p a tr o n a g e d e l'A sso c ia tio n G u illa u m e B u d é ) , von der bisher
nur d er e r ste B a n d erschien en ist (die B ü c h e r I— IV. d er A le x ia s ) ; F . Cha-
la n d o n : L e s Com nène. É tu d e s su r l ’em pire b y zan tin au X I e et X I I e siè c le s. I.
E s s a i su r le règn e d ’A le x is I er C om n ène (1081— 1118). P a r is, 1900; P. V ácz y :
A k ö z é p k o r tö rtén ete. M a g y a r S z e m le T á r s a s á g : E g y e te m e s T ö rtén et. II. (Die
G esch ich te d e s M itte la lte r s. G e s e lls c h a ft d er U n g a risch en R u n d sc h a u : U n i
v ersalg esch ich te. B d . II). B u d a p e s t, 1936; A. M ik a : A h ű b ériség és a k e re sz te s
h a d já r a to k k o ra. N a g y K é p e s V ilág tö rtén et, szerk. M a r c z a K H enrik. (Die Zeit
d e s F e u d a lis m u s und d e r K re u z z ü g e . G roß e Illu str ie r te W eltgeschich te, her-
au sg. v. H. M a r c z a li), B d . V. T. 2. — S e lb stv e rs tä n d lic h w erden die A n gab en
d ie s e r W erk e nur dort an gefü hrt, wo d a s d u rch den G a n g u n serer B e w e isfü h
ru n g e r fo rd e r t wird.
131
13219 14323 2342ö) = P isa und seine Bürger, die IhooaZoi (II 133t
21 23 25 29 1344_ 5) = P isan er (d as A ttribut niooaïxôs] bedeutet
Pisaner, z. B. II 13319), Bevsxía (I 1356 1 54^ 19523 1970 9 II
14324) = V enedig und seine Bürger, die B svetlkoi (I 133a und an
vielen a. O.) = V enezianer und schließlich ePd>^irj (I 43 7 _ 8 usw.)
= Rom. D ieser Nam e bedeutet an einer S telle (I 4429_ 31) entscheiden
den päpstlich en S ta at. Endlich kommen mit ihrem wirklichen N a
men von den größeren Gebietseinheiten Italiens die folgenden
vor: *A7tovXr]ta (I 49 8 3 0 54 9 1 3 13112 13212 19827) = A pulien, ein
Teil des norm annischen K önigreiches von R obert G u iscard in
Süditalien, sowie seine Bew ohner, die ’ AnovXrfCoi (II 17110) A pulier,
sowohl als auch SixsMa (I 17712 23) == Sizilien und seine Bewohner,
die 2ixeXoL (I 17714) — Sizilianer. A ll diese angeführten Volks- und
Ländernam en sind, in obiger Bedeutung, die selbstverständlich
nicht überall ethnischer N atur ist, eindeutig und einander nicht
widersprechend. W ir erwähnen den Volksnam en Nog^dvoi absicht
lich am Ende, weil sein logischer G ebrauch bei A n na K o m n e n e
nicht konsequent durchgeführt wird. Die eine G ruppe der- B elege
des V olksnam ens N oq^iuvol (I 36x II 77 4 1 2 1 8 2 2 3 0 789) deckt en t
schieden Norm annen au s der französischen Norm andie, w äh
rend hinter der an deren G ruppe (II 17223 12832 12913) zw eifels
ohne Lom barden zu suchen sind, welche von der V erfasserin also
nur au s Irrtum für Norm annen gehalten werden, da sich ihnen
m ehrere französische G rafen an gesch lossen hatten . 8 4 S o ist hier
a lso auch nur von einem Irrtum die R ed e und nicht von der ab
sichtlichen, illogischen Ü bertragung des Volksnam ens.
Von den Ländern, die nördlich des byzantinischen Reiches
liegen, finden wir 2sgßia (II 37 2 8 24011_ 12) = Serbien (Zeta und
Rascien), seine Bewohner, die 2 éçfioi (II 3712) = Serben und Oùyyçia
(I 17626 II 7627) = U ngarn. Von den Völkern, die nördlich des
Reiches lebten, w erden die Bdçayyoi (I 84lö 2 2 14125) = russisch-
norm annische und englisch-norm annische V aräg er skandinavischer
H erkunft im kaiserlichen Heere, bei ihrem ursprünglichen, nationa
len Nam en genannt. (A nna K o m n e n e bezeichnet sie nach ihrem
eigenartigen B eil w iederholt mit den Um schreibungen oi TieXexvcpo-
QOi ßdoßaQOL, ot èrd tôjv (xtfxcov rcc tycprj xoaóaívovTSg. Ihr Hauptmann,
der am byzantinischen Hof für gewöhnlich die W ürde eines ,,Ako-
luthos“ trug, w ird einm al (I 23620) mit dem Nam en ô açxmv BaQayyíag
erwähnt, wo B açayyia kein Ländernam e ist, sondern nur die zusam-
14614 1478 14813_ 16 164— 176 186 p assim 22416 22529 23610 usw.)
bedeutet die Normannen, eine andere (II 74 1 8 767 77 4 79 3 83— 85
87— 91) die Franzosen, bzw. (II 97— 99 104— 105 12728 22920 2 4 )
die ersten K reuzzügler im allgem einen, zwei Stellen jedoch (I
19917 II 2397) die Italiener. D araus, daß die V erfasserin
diese zur Bezeichnung derselben V olks- bzw. M enschengrup
pen abw echselnd gebraucht, kann man klar ersehen, daß in
der Sprach e der A le x ia s die V olksnam en Ooáyyoi, KsXxoi, ylazïvoL
mit einan der vollkomm en gleichw ertig sind und ‘1. Franzosen, 2 .
Normannen, 3. Italien er’ bedeuten. D as sahen wir bereits im F alle
der erw ähnten vereinigten italienischen Flotte, wir könnten je
doch auch den F a ll der K reuzzügler von Bouillon G ottfried, dem
H erzog von Lotharingien erwähnen (II 87— 91), die von der V er
fasserin abw echselnd A cctZvoi und KsXroi genannt werden oder, daß
sie Bohem unds K reuzfahrer, die in Laodikeia bedrängt wurden und
ihren B efreier, abw ächselnd mit den drei V olksnam en (II 138—
139) bezeichnet. H ier zeigt sich also in der Eindeutigkeit des
archaisierenden V olksnam engebrauchs der V erfasserin eine große
Unterbrechung, die es bewirkt, daß m an bei Episoden, die durch
den V ergleich mit anderen Q uellen näher nicht untersucht w er
den können, nicht festzustellen verm ag, ob der V olksnam e &Q(iyyoi,
Aarivoi bzw. K sXtoí Franzosen, Norm annen oder Italiener bezeich
net. W ir können nur d as eine feststellen, daß A nna alle drei a r
chaisierende V olksnam en zur Bestim m ung eines T ypus angewen
det hat. Sie bezeichnete dam it die V ertreter des ihr bekannten
T ypu s der westlichen, röm isch-katholischen W elt, mit ihrer feu
dalen G esellsch aftssordnung.
D er archaisierende Landesnam e Aoyyißaoöia, der in der A le
x ias an vielen Stellen vorkommt, zeigt auch einen interessanten
B edeutungsw andel: er bedeutet nicht die Lom bardei, sondern K a
labrien und einen Teil der C am pagna, die, zusam m en mit A p u
lien, den N orm annenstaat Sü ditalien s bildeten. Dem entsprechend
bezeichnet der V olksnam e Aoyyißaoöoi die B ürger dieses Staates.
Den Nam en 3larcvyia hingegen, gebraucht A nna K o m n e n e, mit
regelm äßiger A rchaisierung, zur Bezeichnung eines T eiles von
A pulien (I 5027).
Von den Län dern und Völkern nördlich der Reichsgrenze
kommen die folgenden mit arch aisierendem Nam en vor: ©oiUry
(I 8419 90lo II 1702(i) = die U rheim at der V aräger-Söld n er, S k an
dinavien. Daß m an unter dem V olksnam en AäxFg der A lex ias die
U ngarn verstehen muß, bezw eifelte bisher, wenn man von Iorgas
Fragezeichen absieht, noch kein W issenschaftler. A nna K o m -
137
85 V gl. D ie a ltru ssisc h e N esto rch ro n ik P o v e st’ vrem enn ych let. In Ü b er
setzu n g b rsg. von R. T rau tm an n . L e ip z ig , 1931. S. 48i3—15.
138
Arm enien oder P aphlagonie n sie unter dem Nam en XxiXvßsg (II
2584) versteht.
Die Untersuchung der archaisierenden Volksnam en von A nna
K o m n e n e kann m an daher mit dem E rgebn is abschließen, daß
neben einigen archaisierenden Volksnam en, deren Bedeutung un
klar ist (KeXrißrjQsg, T ccvqol xal 2xvt)ai und XaXvßeg), die V erfasse
rin unter drei anderen archaisierenden V olksnam en (0Qäyyoi, K bXtoí,
vI cctïvoi) nicht ein bestim m tes V olk versteht, sondern m indestens
drei (Franzosen, Normannen, Italien er), die in einen Typus, den
T ypus der abendländisch-christlichen R ittervölker gehören. P rin
zipiell m üssen wir daher annehmen, w as I o r g a behauptet hatte,
daß der arch aisierende V olksnam engebrauch der V erfasserin nicht
immer eindeutig ist. Die bisher wahrgenommene Verwirrung ist
ab er bei weitem nicht so groß, wie er sie bei ihr entdecken wollte.
B etrachten w ir nun näher die F ra g e der archaisierenden
V olksnam en 2x.v3ca und 'SavQo^iáxai, die wir bisher absichtlich außer
acht gelassen hatten.
Den G ebrauch des V olksnam ens 2xv&aL haben wir bisher an
zwei Punkten berührt. W ir sahen nämlich, daß die Bezeichnun
gen TavQoi xal 'Sxvd'ai (II 2572), die entschieden zusam m engehö
ren, gewißermaßen statt eines zusam m engesetzten W ortes stehen
und d arau s der N am e 2xv&ai selbst nicht w egzudenken ist; die B e
zeichnungen enstprechen dem V olksnam en Tavgooxv&cu, der bei
den an deren byzantinischen V erfassern vorkommt, und wahr
scheinlich R u ssen bedeuten. E s ist uns nicht entgangen, daß sich
die ol vofÄccösg 2xv&ai Bezeichnung an einer Stelle (I 22214) ent
schieden au f die Seldschuk-Türken bezieht. A ber auch hier han
delt es sich um denselben F all, wie bei der Benennung Tccvqol xal
2xüSai. Keine der beiden Bezeichnungen gehört näm lich in die
K ategorie des alleinstehenden V olksnam ens.
W ir stützen uns in der U ntersuchung des alleinstehenden
archaisierenden V olksnam ens 2 xv&cil, der in der A le x ias sehr oft
vorkommt, nur auf die Textbedeutung und verm eiden anfänglich
die Anw endung äußerer H ilfsm ittel und historischer Vergleiche.
W ir untersuchen, ob der T ex t solche innere K riterien aufw eist,
die an den B elegsstellen d as zeitgenössische Volk, welches von
Anna K o m n e n e unter 2'xv&ccl verstanden wurde, hervortreten
lassen. Je tz t w ird es klar, wie vorteilhaft e s ist, daß die V erfasserin,
wenn auch antike B eispiele nachahm end, sich au f d as B eispiel H o
m ers berufend, der die Boioter, sowie einige barbarische Inseln bei
ihrem echten N am en nannte, wegen ,,der G enauigkeit der E rzäh
lung“ , dennoch auch echte, wirkliche, m oderne Volksnam en ge
139
schlagen und setzte mit seinem H eer über den Fluß. A uch M e
lissenos erschien mit dem neugeworbenen Heer. N ach einem k lei
nen Zusammenstoß mit den Skythen zogen A lexio s und sein Heer
nach Lebunion, N eantzes flüchtete sich w ieder mit einigen S k y
then zu ihnen herüber, der K aise r ließ ihn jedoch diesm al gefan
gennehmen. V or der Schlacht versuchten die Skythen, die K u
manen zu ihren Verbündeten zu gewinnen. Die Kum anen m eld e
ten ab er dem K aise r die Versuche der Petschenegen und fo rd er
ten von ihm den K am pf gegen die Skythen. A lexios, au s Furcht,
die Petschenegen könnten die Kum anen dennoch verleiten und
sie gegen ihn wenden, entschied sich zur Schlacht. In dieser
berühmten Schlacht bei Lebunion wurde d as Skythenvolk vom
byzantinischen H eer mit H ilfe der Kum anen vernichtet. Die g e
fangengenommenen Skythen wurden in der folgenden N acht vom
byzantinischen H eer niedergem etzelt.
E s ist also klar, daß auch in diesem langen Abschnitt des Sky-
//zen-Krieges der sehr häufig vorkom m ende N am e 2xv&at, ^xvfhxóg3
(I 254— 263 und II 1— 18 p assim ), wie d as durch die ungestörte
Linienführung der E rzählung und durch d as innere K riterium
am Ende des A bschnitts, d. h. weil die Skythen am Ende des
A bschnitts dreim al (II 107 1222 13 3) U cctC)ivúy.oi genannt sind, b e
zeugt wird, au f allen B elegsstellen Petschenegen bedeutet.
E s bleibt nur noch übrig, dieses Ergebnis, d as durch die D eu
tung des T extes, au f G rund von inneren K riterien .gewonnen
wurde, auch weiterhin geltend zu machen, vorläufig jedoch noch
immer ohne Inanspruchnahm e der äußeren, historischen V erglei
chung. W ir könnten dieses Ergebnis am besten so form ulieren, daß
im überwiegenden Teil der Erzählung des Skyth en-K rieges in
der A lex ias — wir haben bisher nur die V oraussetzungen der
Erzählung und den ersten A bschnitt nicht b esp roch en — d er Sky-
f/zen-Krieg eindeutig a ls ein Petschenegen-K rieg erscheint. W ir w ol
len jetzt die V oraussetzungen und den Beginn des Skythen-hZrie-
ges des A lexios in der Reihenfolge von A nna K o m n e n es E r
zählung näher betrachten. A n der Stelle, wo sie zum erstenm al
auf den Skythen-F eld zu g ihres V aters hinweisit, ist davon die
rede, daß A lex io s im K rieg gegen R obert G uiscard, da die S ch atz
kam m er leer war, au s den geweihten Kirchengefäßen G eld p r ä
gen ließ, um ein H eer au fstellen zu können. E r nahm von die
sem M ittel auch sp äter einm al G ebrauch — berichtet die V er
fasserin — ,,als er bereits N achricht davon erhalten hatte, daß
eine andere Feindesw olke, ich meine die Skythen, gegen ihn in
144
Bewegung kam " (I 159?_ 3).8} Dies ist eine so klare Anspielung
auf den Petschenegen-Krieg von A lexios, daß die 2xv&ai — Petsche
negen Identifizierung ruhig auch hier durchgeführt werden kann.
A lexios wurde wegen dieser Zwangsmaßnahme, zu welcher er im
K rieg gegen Robert G uiscard greifen mußte, von kirchlicher Seite
oft angegriffen. A ls er dann, am Ende des Feldzugs gegen R o
bert G uiscard, endlich zu A tem kam, berief er den S ta a tsra t und
verteidigte sich gegen die Anklagen, die inzwischen wegen der
Beschlagnahm e der geweihten Gefäße wider ihn erhoben wur
den. E r rief dem R at die großen G efahren in Erinnerung, die
dem Reich beim Ausbruch des K rieges gegen Robert G uiscard
von Seiten der P erser ( = Seldschuken), Skythen ( = Petschene
gen) und Longobardien ( = Robert G uiscard) drohten (I 1901S).8,
W ir m üssen daraus, in Sinne des oben gesagten, die Folgerung
ziehen, daß die Petschenegen bereits vor dem Petschenegen-Krieg
von A lexios, d as Reich bedroht hatten. D er Petschenegen-Krieg
von A lexios begann eigentlich damit, daß sich die kriegs- und
raublustigen M anichäer Bogom ilen), die in der Gegend von
Philippupolis wohnten, unter der Leitung von T raulos gegen den
K aiser erhoben. T raulos eroberte mit seinen M anichäern Veliatova
und sie plünderten zwischen V eliatova und Philippupolis die G e
gend. „T rau los begnügte sich aber nicht damit, er verband sich durch
einen V ertrag mit den Skythen, die im Paristrion wohnten, er
gewann die H auptleute der G egend von G lavinitza und D ristra
und der N achbar gebiete, heiratete gleichzeitig die Tochter eines
der Skythen-H äuptlinge. E r bemühte sich mit ganzer K raft, den
K aiser mit Hilfe der Skythen zu bedrängen.“ (I 19221-^)**
A lexios versuchte den gefährlichen T raulos mit Versprechungen,
bekräftigt durch ein Chrysobullon, sich zu gewinnen. „D er K rebs
jedoch kann es nicht lernen, auf geradem W ege zu gehen: er
blieb, w as er gestern und vorgestern gewesen war, er lockte die
Skythen von ihren Gebieten zu sich und plünderte wiederholt die
ganze G egend“ (I 192o2— 1933).89 Man sieht, daß diese Skythen-
86 ércei yr.nl aüfhg äXXo vé'pos ây&Q&v, xovg ^ytv&ag Wfti, year' avxov è^oou&v fjôrj
u£[ja9'7jitoi.
87 . . . Tág xß>v JOycvfrwv é'xőoo/nág . . .
88 ô dè T ç av X à g xovxoig ui] dqycov^evog OTtovóág fte x á xeov xö I Ja ç ia r q io v v cu ou év tav
^ytvd '& v éTtoieZco xovg Tteol xrjv T % aß ivixt,av ytal ^1 q io x q a v tfyefiôvag v a l x à x a v x a ig Ttaqa-
ycelfisva vrCorCoio vfievog, u v^OxevOci uevog ciuct éavxtîi v.al xGtv Xoydôiov JZxv&dôv êvàg & vya-
xéçct, GtCsv Ôîov ôZy %Eiçl XvrCfjôai x à v avxoyrqdxoqa Su t x1)g x6>v -Z'jtUD-fov érCeXevGEfùg.
80 d X V ô yiaqycivog ÔQfrà ßaSit,SLV o v u ê f i d v & a v e v ô a v x à g S è ?}v ô yfrèg x a l TCqôxqixa
x ovg x 6 JS x v fr a g vtCotColo v ftsv o g seal T tX siovag ê x x & v G<pexéqfov ftcxaT íSfiT tó/jerog yjoocüv yral
XqÇô/LCSVOg x ù T taq ay c siu sv a ü i t a v x a .
145
' Poifiaïxrjv x a l t íjv 0 q d x 7 jv T tä G a v xal t íjv J V Z a x e ö o v ía v Arji^oftévov. xarà tovtcov èxO T qa-
rev G ag ô ß a G ile v g , tm v G x q a x ita T & v d /L aÇ o vevo fiévcov, aiG y q ojg -fjTTijTO. e h ’ a v fr iç ürceiGi
xaT à t&v ß aq ß d q tav , TctTCeivai&eiGrjç Tfjg G T q aT iäg xal tö 7tft v Tfjg fr e ia g éÇaqTiôGijg qo7tf}g,
x al TiqoGßdXXet Tolg T to le filo ig . oi ôè ovôè T fjv ë (p o S o v irrto u elv a. v r e g t à HtcX u xaT à yfjg èqqi-
TtT ovv xal o ia o iy a ïg to v s 'P o o fia to v g ê ^ e x a lo v v T O 7tqàg êZeov. ù tle x o fiè v ovv 7toXv tl tov
2 J x v & ix o v , ol Xotrrfol ôè G v v e la /jß d v o v T o nai f)G av vtCù ÔeGfioîg xal eig d o v le ic c v oi a i% fia -
qtoftaX étov eig tù t&v JS io y lé v to v & é fia TOVTOvg G vv yvvacÇ l v.nl T é x v o ig xaT cp xiO e x a l t d y ( t a
T0VT0Vg xaxeGT-ijG ev iôiaÙ TaTO V oï xal fiê% qi tov S e tiq o xarà ô ta ô o y à g ô ia f ié v o v G iv , Eig £7ti-
M A . a. O. S. 117s—12.
95 A . a. O. S. 136i4— 407.
96 O. a. Ausg. S. 261 io— 2so.
97 A. a. O. S. 290,1-2?.
152
98 O. a. A u sg . S. 730.3— ls.
0 O. a. A u sg . III. S. 717a—u .
153
100 . . . o? ye ßdQßccoot- fiovZ oi tov ccvtokqútoqos (2ty cv9'ai ydç ïo a v BoqTX ós Te xcel
J'eo fic c v ô s) . . .
101 . . . iïvo ß a ftß d o o iv SSd-Xaßoyevßt't’, tov Te IioçtiX ov (píjfii ita l tov ren u avov.
154
10a I. S. 235s—is-
103 O. a. A u sg . S. 1 4 6 io -n : - • • vtiOTÓTaTov nal olxeiÓTctTov ävSoa, síre
si ts JMvaàv (lioçtZccs ÿv tovtm to övofia) . . .
104 D aß BoçzZoç CN3 BoQiXas ein b u lg a risc h e r P e rso n e n n a m e w ar, w ird auch
d a d u rc h bew iesen, daß s p ä t e r (1207— 1218) ein b u lg a risc h e r Z ar m it d em selben
N am en benannt w urde. V gl. G e o rg io s A k ro p o lite s, ed. A. H eisen b erg, S. 24r,
usw.
155
auch die B ulgaren nicht, obgleich sie in ihrer Zeit bereits einen
slaw ischen C h arakter hatten. Den N am en täai, der sich auf den
türkischen R eitem om ad en -T ypu s bezieht, gebrauchte A nna K o in
n e n e zur Bezeichnung der B ulgaren nur deshalb, weil sie ihn
in ihrer Quelle, im W erke ihres G atten, bereits so vorfand. D ie
ser dritte B edeutungsw ert gehört a lso g ar nicht dem V olksnam en
gebrauch A n n a K o m n e n es an, sondern muß a ls eine Ü ber
nahme betrachtet werden. — D a jedoch in der überw iegenden M eh r
zahl der bestim m baren F ä lle 2xv&ai Petschenegen bedeutet, m üs
sen wir behaupten, daß A nna Kom nene den Volksnam en
im allgem einen zur Bezeichnung der Petschenegen benützte.
Bei den anderen Belegsstellen des Volksnam ens 2xv&ai, 2xv&ixóga
geben w eder die A lex ias, noch die anderen byzantinischen Q uel
len so bestim m te A u fsch lü sse für die ethnische W ertbestim m ung
des V olksnam ens, wie die obigen. A n diesen Stellen, die w ir eben
darum nur der V ollstän digkeit halber kurz zusam m enfassen,
m üssen wir uns mit der F eststellu n g d er W ahrscheinlichkeiten
auf Grund der Textbedeutung und der historischen L ag e begnü
gen. D rei solche 'Sy.vSai-Stellen (II 37s 25124 2527) w eisen noch
auf den Petschenegen-KrieQ des A lexio s hin. W ir w issen a u s den
abendländischen Quellen, die sich au f den ersten K reuzzug b e
ziehen und a u s dem bisher über die R olle der Paristrioner-
und M ogleniten-Petschenegen G esagten, daß A lexio s nach sieg
reicher Beendung des Petschenegen-K rieges die am Leben ge
bliebenen Petschenegen w ieder in d as kaiserliche H eer einteilte.
E r benützte in seinem H eer oft barbarische H ilfstruppen (oî ê&vixoi)
und diese bestanden m eistens au s Skythen, d. h. w ahrscheinlich
aus Petschenegen. Solche Skythen fielen 1107, nach dem A ben
teuer von Isaak io s K ontostephanos in Otranto, in die H ände von
Bohem unds Truppen. D iese G efangenen führte Bohem und vor den
P a p st und benützte sie a ls P ropaganden m ittel gegen den ,,heid
nischen“ A lex io s (II 16717 2 7 83). S ie w aren a lle r W ahrscheinlich
keit nach Petschenegen-K.'ànipîer. Je n e Skythen, die 1108 im k ai
serlichen H eer des K antakuzenos, neben den alanischen und
seldschukischen H ilfstruppen dienten (II 193lt 1 8 19522 2 5 29), kön
nen auch Petschenegen gew esen sein. Solche Skythen-P etschene
gen * und N orm annensöldner käm pften auch 1 1 1 2 im H eer des
E ustathios K am ytzes, D ux von N ikaia, gegen die Seldschuken
(II 24523 24613_ 14). A uch im letzten, gegen die Seldschuken g e
führten F eld zu g des A lexio s w aren Skythen im kaiserlichen
H eer (II 2765 2833 6 1 5 22). Von diesen Skythen-Petschenegen, die
im kaiserlichen H eer dienten, fanden manche ihr G lück au f der
156
gegen m ehrere Bew eise, daß m an auf dem B alkan gebiet Uzen a n
siedeln ließ und, daß im kaiserlichen H eer H ilfstruppen der Uzen
dienten.
Die Uzen, die in B yzan z seit den Zeiten von K onstantinos
Porphyrogennetos bekannt waren, brachen, vierzehn Ja h r e vor
dem ersten Erscheinen der Kum anen, w ährend der Regierung
von K onstantinos X. D ukas (1059— 1067), auf *den B alk an ein.
Sie setzten über die Donau, besiegten die Sch aren der D uces B a s i
leios A p o k ap es und Nikephoros B otan eiates und erstreckten ihre
M acht über die Ebene des rechten D onauufers. D er schwache
K aiser sandte mit G old und G eschenken beladene Boten an die
U zen-H äuptlinge, tun sie zur Rückkehr zu bewegen. E r se lb st zog
nur mit einer kleinen S ch ar von hundertfünfzig M ann bis Choiro-
bakchoi. Dahin kehrten die kaiserlichen Boten mit der u n erw ar
teten, guten N achricht zurück: die vornehmen U zen seien, nach
Em pfang der Geschenke, an d as linke D onauufer zurückgekehrt,
die M ehrheit des U zen-H eeres sei durch eine Seuche, die infolge
des M angels an N ahrungsm itteln ausbrach, befallen worden. Einen
großen Teil der entkräfteten U zen vernichteten die B ulgaren
und Petschenegen. E in Teil von ihnen flüchtete über die D onau.115
D iese zogen zu dem F ü rsten der ,,M yrm idonen“ , der sie in se i
nen G ren zstädten an siedelte.116 B é la K o s s á n y i hat e s in über
zeugender W eise bewiesen, daß der F ü rst der ,,M yrmidonen'*
entweder der russische F ü rst von Kiev, oder der von P e r e ja s la v l’
war, weil die russischen Jah rb ü ch er die gegen 1080 um die bei
den Fürstentüm er an gesiedelten Torken ( = Uzen) bereits als
„ P e r e ja s la v le r “ erw ähnen.117 Ein an d erer Teil der am Leben ge
Zahl der M änner allein w äre gegen 60.000 gewesen. Die Über
treibung der Zahlangaben über die B arbaren diente in der offi
ziellen byzantinischen Geschichtsschreibung oft zur Begründung
der beschämenden N iederlagen, die man von den Barbarenvöl-
kem erlitten hatte. Die H istoriker wollen dadurch die N iederlage
und G efangenschaft der byzantinischen Feldherrn, beim Einbruch •
der Uzen in d as Paristrion, im Ja h re 1064, verschönern. Obgleich
die Uzen von 1060 an durch zwei triftige Gründe der B alk an
halbinsel zugetrieben wurden, nämlich durch die große N ieder
lage, die sie von den russischen F ü rsten erleiden mußten und
durch die Verbreitung der Kumanen, ist es dennoch nicht w ahr
scheinlich, daß 1064 das ganze Uzen-Volk über die untere Donau
gesetzt hätte.123 Nur ein Teil von ihnen nahm seinen W eg der
Donau zu. Ein anderer, ziemlich bedeutender Teil, konnte unter
der H errschaft der verschiedenen russischen Fü rsten verbleiben.1“*
W ir sahen, daß nach dem großen V erfall von 1064 ein Teil der
am Leben gebliebenen Uzen in byzantinische Dienste trat, ein
anderer Teil sich hingegen mit der Zeit a ls Grenzwache am R and
der russischen Fürstentüm er von K iev und P e re ja sla v l’ nieder
ließ. Diese friedliche Siedlung erfolgte jedoch nicht von einem
Ja h r auf d as andere. B éla K o s s á n y i hat es mit geistreicher
Beweisführung festgestellt, daß jenes Volk, d as im Ja h re 1068,
zu Zeiten des Königs Salom on, von Osten her nach Siebenbürgen
eindrang und in der sogenannte Schlacht von Cserhalom eine
N iederlage erlitt, nur d as Uzen-Volk gewesen sein konnte, trotz
dem, daß die B i 1 d e r-C h r o n i k, die P r e ß b u r g e r - und M ü n
c h e n e r - C h r o n i k es a ls Kum anen und die P r e ß b u r g e r
J a h r b ü c h e r und K é z a i als Petschengen bezeichnen.126 Nach
ihm mochten die Uzen in Etelköz, an der M oldauer Ebene gehaust
haben, vielleicht bis 1080, denn die russischen Chroniken begin
nen sie zu dieser Zeit w ieder zu erwähnen. Von der M itte der
auf die G esam theit der Petschenegen, Saurom aten und D aker
beziehen, auch diese wahrscheinlich nur deshalb, weil die M ehr
heit des H eeres au s Petschenegen bestand. T zelgu w ar demnach
ein Füh rer der P aristrion er Petschenegen, m öglicherw eise der
O rtshäuptling von G lavinitza, den A nna K o m n e n e bisher nicht
dem Nam en nach erw ähnte. E s ist aber auch nicht ausgeschloßen,
daß er H äuptling der neueren Petschenegen-Schar war, die m an im
neuangekommenen yévog tl '2y.v3 iy.0v verm uten kann.
W er konnten aber die in seinem H eer erw ähnten Sau ro m a
ten gewesen sein und wie w aren sie in d as P aristrion gekom m en?
Unseren bisherigen Erfahrungen nach bezeichnete A n na K o m-
n e n e die Uzen mit dem Nam en 2avQo^idxcti. Wir müssen also an
nehmen, daß sie Uzen w aren und w ahrscheinlich von den G e
bieten nördlich der Donau, m it den U ngarn Salom ons, m it dem
sie bereits nördlich d er D onau in V erbindung getreten waren, in
d as P aristrion eindrangen. K um anen konnten diese Saurom aten
schon deshalb nicht gew esen sein, weil die K um anen e rst im
H erbst 1087, nach der Sch lach t bei D ristra, über die D onau setz
ten. A nna K o m n e n e hebt es hervor, daß diese Kum anen a u s
drücklich au f den besonderen R uf von T atu s gekommen w aren und
sie nennt diese schon zu Beginn Kó/.iavoi. Nur an zwei Stellen ge
braucht sie zu ihrer Bezeichnung arch aisierende Namen, dann e r
wähnt sie diese jedoch auch nicht als Saurom aten, sondern a ls
2 y\)$(x,i. A nna K o m n e n e s ganze V ortragsw eise ist eine Versiche
rung dafür, daß die 2avQo^iáxaL ein an deres, von den Kum anen
abweichendes V olk waren.
W ir m üssen dem nach annehmen, daß die hier erw ähnten
Saurom aten Uzen waren. M it d ieser A nnahm e steht das, w as
unsere Chroniken über Salom ons R olle auf dem B alk an berich
ten, in entschiedenem G egensatz. U nsere Chroniken sagen über
diese Begebenheiten im allgem einen soviel, daß sich Salom on,
nachdem er au s seiner G efangensch aft zu V isegrád, am 20. A u gu st
1083, befreit wurde, eine W eile noch in der Umgebung des K ö
nigs L ad islau s aufhielt, sp äter sich jedoch zum kumanischen
H äuptling K utesk flüchtete. W ir w issen aus an deren Quellen, daß
er zuerst nach R egensburg zu seiner G attin, bzw. zu Heinrich
IV. fuhr und nur a ls d ieser ihm seine H ilfe versagte, sich nach
K utesk begab. D ieses Ereignis, näm lich den A n griff von K utesk
und Salom on gegen U ngarn, können wir ohne w eiteres auf d as
Ja h r 1085 verlegen. Salom on soll nämlich, wie es die Chroniken
berichten, K u tesk unter E id versprochen haben, wenn e r ihm
gegen L ad isla u s beistehe, ihm ganz Siebenbürgen abtrete und
166
seine Tochter heirate. K utesk bew illigte ihm seine Hilfe. Sie dran
gen auf dem selben W eg nach U ngarn ein, au f dem die Uzen
1068 kamen. L ad islau s besiegte sie jedoch: Salom on und K utesk
mußten fliehen. U nsere Chroniken berichten im Zusammenhang
m it diesen Begebenheiten, daß Salom on nachher mit einer kuma-
nischen Räuberhorde nach B ulgarien und an die griechische
Reichsgrenze gelangte, vom H eer des griechischen K aisers jedoch
eine schwere N iederlage erleiden mußte. Die leichtbewaffneten
Kum anen konnten rasch au s der Schlacht entfliehen, Salom on
ab er und die seinigen, die durch die L a st ihrer W affen gehin
dert waren, konnten den fliehenden Kum anen nur langsam nach-
folgen. E s w ar W inter und sie verirrten sich im dichten Schnee
gestöber. F ü r einen T ag fanden sie in einer leeren Festung Un
terkunft, sie w urden jedoch hier durch die G riechenschar umzingelt.
A u s Furcht einer A ushungerung brachen sie aus der Festung:
viele erlagen, Salom on aber flüchtete sich m it einigen Getreuen
an der eingefrorenen Donau weiter. A m linken D onauufer kamen
sie in einen W ald. H ier trennte sich Salom on von den seinigen
und verschw and für immer. Die frommen Chroniker glauben zu
wissen, daß sich Salom on bekehrte, ein P ilgerleben führte und
einm al sogar in Ungarn, zur Zeit der H errsch aft L a d isla u s bzw.
Kolom ans, a ls B ettler gesehen wurde. Die auslän disch en Chro
niken behaupten aber, er sei 1087 gestorben, und zwar, nach der
einen Chronik w ährend seines balkanischen Unternehmens gegen
den griechischen K aise r.127
Ju liu s P a u l e r128 sah sowohl in den Kum anen von K utesk
und in denen von der balkanischen Unternehmung Salom ons, wie
in den Kum anen des Einbruchs vom Ja h r e 1068 Petschenegen, da,
nach ihm, die klügelnden Chroniker vom E n d e des X II. Ja h r
hunderts an, als d as selbständige Petschenegenvolk bereits erlo
schen war, die früheren T aten der Petschenegen auf die K um a
nen übertrugen. Seiner A nsicht nach m üsse m an bis 1091 über
all, wo die W iener B i l d e r - C h r o n i k Kum anen erwähnt,
Uzen erblicken. W ann erfolgte die A nkunft des yévog n 2 y.v3 iy.0v
in das P aristrio n ? Die in der G egend von P hilippupolis wohnen
den M anichäer erhoben sich unter der Leitung von T rau lo s im
Ja h r e 1084 gegen A lexios. 1085 hausten sie bereits in V eliatova
und plünderten die G egend. Zu dieser Zeit hörte T raulos, a ls
E id am eines P aristrion er Petschenegenhäuptlings, daß die P etsch e
negen au s P aristrion durch die dortige Siedlung des yévog xi 2 yv3 lyov
v erstärk t w orden waren. D a d as H erabsteigen d ieses V olkes an
die Donau, die V erhandlungen m it T atu s und seinen G enossen,
die F ah rt über die Donau, die Plünderungen d er ersten Zeit und
d er Beginn der Feld arb eiten m indestens ein J a h r in A nspruch
genommen hatten, m üssen wir die A b fah rt des yévog n 2 yv3 lyóv
von seiner H eim at b esten falls an den A n fan g d es Ja h re s 1084
verlegen. Bekanntlich haben die russischen Chroniken von 1080
an, mit den uzischen G renzw achen von K iev und P e r e ja sla v l’, auch
die Petschenegen w ieder zu erw ähnen begonnen. D iese Petsche-
negenschar brachten die U zen m it sich an die russisch e G ren ze.11 ’
Je n e 2cevQo^dxai also , von w elcher d as yévog n 2y.v JLY.6v von T ag
zu T ag geplündert wurde, w aren die Uzen, die an die G renzen
d er russischen Fürstentüm er zogen, d as yévog ti 2 yv&lyóv w ar hin
gegen ein Bruchteil des Petschenegenvolkes, der sich bereits frü
her vor den Kum anen, au f den nördlich des Schw arzen-M eeres
dahinziehenden Steppen unter den Schutz der U zen gestellt hatte.
Nun lebten diese Petschenegen in der N ähe ihrer V olksbrüdern
im Paristrion, sie wollten sich d er lästigen K nech tsch aft en tle
digen und flohen von den U zen an die D onau und ließen sich,
nach dem Abschluß eines V ertrages, im P aristrion , zw ischen ihren
V olksbrüdem , den U ntertanen von T atu s, die hier ein teilw eise
seßhaftes Leben führten, nieder. H ier w urden sie, nach einigen
Unruhen in der G egend von drei Festungen seßhaft und führ
ten die Lebensw eise der H albbauer weiter, die sie sich in der
N ach barsch aft der U zen und R ussen angeeignet hatten.
Die Untersuchungen über die Bedeutung des archaisierenden
V olksnam ens 2avooixáraLÍn der A le x ia s zeigen, daß die fünf B e le g s
stellen (I 17514 22222 2274 23615 II 7113) des V olksnam ens, a lle r
W ahrscheinlichkeit nach Uzen bezeichnen. E s gibt jedoch in der
A lex ias eine sechste B elegsstelle der 2 ccvqo^lútccl (I 1152i), welche
diese einheitliche Bedeutung des V olksnam ens stört. D iese Stelle
bezieht sich jedoch auch nicht auf die Kum anen, sondern auf
die Petschenegen. S ie ist eine A usnahm e, durch welche die R egel
nicht geschw ächt wird, weil sie eigentlich gar nicht dem V olks
nam engebrauch der A n na K o m n e n e gehört, sondern dem ihrer
Quelle. D ies ist ein ähnlicher F a ll, wie jener, den wir beim
Volksnam en 2xv&cu inbezug au f die B ulgaren Borilos und G e r
m anos sahen, welche Bezeichnung A n n a K o m n e n e dem W erk
von N ikephoros B r y e n n i o s entnahm und der demnach die
R egel der Bedeutung — ‘P etschenegen (an zwei Stellen :
K um anen), -► ein berittener N om adentypus* auch nicht durchbricht.
A nna K o m n e n e erw ähnt, im Zusam m enhang m it der F röm
m igkeit ihrer Großm utter A nna D alassen a, die zu Ehren der M är
tyrerin T h ekla erbaute Kirche. B ei dieser Gelegenheit erstreckt
sie sich auf die E pisode, derzufolge K a ise r Isaak io s Kom nenos
(1057— 1059) diese K irche erbauen ließ. ,,D a näm lich die H aupt
leute der D a k e r den F ried en svertrag, der seit langer Zeit zwi
schen ihnen und den Röm ern bestand, nicht w eiter einhalten
wollten, sondern den F ried en in verräterisch er W eise brachen
und nachdem dies auch den S a u ro m a te n , welche von den A lten
M ysen genannt wurden, bekannt wurde, wollten sich auch diese
nicht ruhig zwischen ihren Grenzen verhalten (sie bewohnten
näm lich früher jene Gebiete, welche die Donau vom Reich d er
R öm er trennte), sondern erhoben sich in einer M asse und über
siedelten auf unser Gebiet. D er G rund d ieser Ü bersiedlung w ar
die unversöhnliche F ein dseligkeit mit den Geten. D iese waren
ihre N achbarn und plünderten sie. Sie lauerten deshalb au f den
richtigen Zeitpunkt und a ls sie sahen, daß die Donau eingefro
ren war, zogen sie, wie über ein F estlan d , von drüben zu uns
herüber, d as ganze V olk stürzte sich au f unsere Grenzen und
plünderte grausam die benachbarten S tä d te und G ebiete“ (I
11518_ S2) -141 Dem K aiser, nachdem er die östlichen B arbaren
( = Seldschuken) in ihrer Unternehmung verhinedrt hatte, w ar
auch dieser Streich leicht gelungen: e r zog gegen sie, tun sie von
den römischen G renzen zu vertreiben. A ls die S a u ro m a te n sahen,
daß der K a ise r mit seinem H eer ihnen bis T riad itza entgegenzog,
141 êrCel yàQ ä g rCdXat eT%ov o l x<7>v ^Jayc& v dçyrrjyéxai. (jtexà x fà v ' P fo u a lc o v OVCovôàç
x rjq e îv e lo é x i ovic 1j&eXov, dXXà TtaqaGTCovôr^Octvxeg ô iéX v G av , x o v x o v ô è ôrfXov x o ïg 2 a v ç o -
fidxccig y sy o v ó x o g , o î rCçôg x & v 7t d X a i JYTvgoI TCçoGrjyoqevovxo, ovôè a v x o l xotg lô lo ig ô ç fo ig
ê u fié v o v x e g fj& eX o v fjGvjrdÇeiv, v e fió u e v o i tC qóxeqov ôrcôO a ö "iG x ço g rtçô g x ijv x & v "P c o /ia tto v
ôioçfÇ ei •fjy su o v ia v , d X X ’ dd -qô ov d rC av aO x d v x sg 7Cçôg x rjv ’fjfieôa7C7]v yf]v usxcpytlo& rjôav. a l x l a
ô è xi]g x ov xco v ftexoiictfoecog x & v JT ex& v x o t’ avx& v àG rCovôog éy& qa ôuoçovvxcov fiè v
ê x e tv o ig , t o v x o v g ô è X rjG xevôvxcav. ô i à x a v x a x a i ç à v êT C ixr^ovvxeg, êrCel x à v ” iG x q o v drto-
x ç v o x a X X io & é v x a sT ôov, &G7teq fptetQcp xo v xm yrq-rjodfievoi é x e t& e v rCqög rffißg /x e x a v iG x a v x a t
ô X o v ë frv o g x o ïg fjtxexéqoig èrCupoQXi.od'èv ôo io ig ycal ô e iv & g êXtfÇovxo x à g T C aqaxE iftévag TCôXeig
x a l %(ù()ag.
9
171
rung des V olkes (II 125— 127): Die Beschreibung ihrer W affen,
ihrer K am pfw eise, ihrer barbarischen Gewohnheiten, ihrer grau
sam en W ildheit. B ei der A nsicht des kaiserlichen H eeres wurden
sie durch A n gst gepackt und flohen H als über K opf von dannen.
D as siegreiche H eer von Isaak ios w urde vom Sturm verwüstet.
P s e l l o s erw ähnt a lso keine D aker, nur d a s Volk, d as man
früher M y sen nannte und die Geten, welche dieses V olk verfolgt
hatten. D iese beiden /■ V olksbezeichnungen hat A nna K o m n e n e
von ihm übernommen, m it dem Unterschied, daß sie die M ysen
überdies auch a ls S a u ro m a te n bezeichnete. Sie hat übrigens P s e l
l o s ’ T ext fa st wörtlich übernommen.
A t t a l e i a t e s (o. a. A usg. 6620— 674) teilt die E pisode fol
genderm aßen mit: „D a die gegen Sonnenuntergang wohnenden
S a u ro m a te n und mit ihnen auch die S k y th en der Donaugegend, die
von d er M enge P e tsc h e n e g e n genannt werden, unruhig wurden,
beschied der K aise r die röm ische K riegsm ach t gegen sie zu füh
ren. N ach den nötigen K riegsvorbereitungen und der m ilitäri
schen W erbung zog er, in jed er Hinsicht stark, ins F eld . Nach
Sard ik e gelangt, jag te e r den S a u ro m a te n Fu rch t ein und zwang
sie zu einem Freundsch aftsverh ältn is. E r sicherte den Frieden
durch einen V ertrag, und dann zog e r m it seiner A rm ee weiter
gegen d as andere V olk — ich meine die S k y th e n “ , 143 Ihre H äupt
linge baten auch a lle um Frieden, S eite allein bestand einen
K am pf mit dem K aiser, er w urde jedoch besiegt. B ei Lovitzon
wurde d as kaiserliche H eer durch einen Sturm verw üstet: ein
Baum w äre fast au f den K aise r gestürzt (67r,— 8 14).
S k y l i t z e s c o n t i n u a t u s (o. a. A usg. 64517_ 22) folgt
in allem der Beschreibung von A t t a l e i a t e s , nur die archai-
ßaq3dqovs t& v è rC iye iQ iju d T o iv dveTçÇe, xal to vto ô ij d rC o ay fjo v éG T aT o v avTrS éysyóvei tô
drC oxçvO TaXX cofrévTi rCoTè t <5> ’ ' I gtqoj &G7taçi y ç rjG d fis v o i, é x s îfrE V tCqôç fifi& s (i e t u v î -
G T a v T a i, ô X o v ë frv o g Toîg ijfie T éçoig érCupooTiafrévTEg ô o ioiç, xal ovx ëyovTEg o v f r ’ ôrCatç û v
'fjçe/j.IjO aiev, óvd"’ őrCcog tovg oïg T to o G ijyytG av (ír j ô yX fjG aiE v.
141 T & v ôè Ttoôg f/Xiov ôvvovT a JS a v ç o fia t & v TaçaTTO/uévcjv, Gvv avroTg ôè xal t&v
tCeqI tôv ,,I gtoov 2 x v 9-&v, ovg IlaT ^ iv d x o v g tô 7tIf]frog xixXrjGxovaiv, ëyvco Xovrtôv ô ßaGi-
Xevg Tàg 'JPatfiaïxàg ôvvdfteig érCeveyxelv x « t ’ aVT&v. x a l tù 7tçôg tôv tCôXeliov éÇaçTÔOag,
x a l tôv gtqcctuotixôv xaTdXoyov 7toi7]Gafievog, TtaGtçQMfjog ëÇeiGi. xal ftéyçt Tfjg JZaçôixfjg
ysvóuEvog x a l xaiarcX rfeag tov g JSav qo p d T ag eig (piXiav êXfrelv GWrjvdyxaGE, x a l avvfrrjxaig
èTCiçQ&Gas tô slq rjv aîo v fieraGTQ a to tCeôevel 7tçôg tov g dXXoyevelg, tov g 21x vfrag <prjfil.
173
144 T & v Ovyyqtov xijv Ttçôç 'PcouaCovg slq ’fjvrjv SiaXvGdvxMv, ical x& v l i a cÇivdicojv
ôè êçeçTtVGdvxojv x&v <fxoXe&v olg ävstcqvßrjGav, v.al XTtv TCaqaxsifiévrjv %ooqav Oiv ô v x o jv , x à
rtqôg xi]V èxG xqaxstav ê^aqxvGag ô ßaGiXevs ëÇsiGi TCaGíqqcofiog s i g T qidôixt,av. èv-sloé x s
Ttqüoßsis 7(qós x&v Ovyyç>Mv (Ovyydçcov ed., corr. J . M o ra v c sik , B Z . 29 : 289) ôeÇdfie-
vos, xfjV fisx’ avx&v slqrjvrjv xvqcoGag êvfjv, èrrCl xovg HaxÇivdicovs ê^&qfirjGe.
174
Tog. n a i d rtö fiè v t& v T ta la i& v G v y y q a fjfid T o iv o v y e v o rjT a i 7 to > G v v e X a d -è v ê v T a ü & a Ovvvi-
n ö v G T ç td T S V fx a , é rti ô è to v avT o n q d T o q o g ’^ iX e fy o v tó ts T td v T e g á T ta v T a y ó & e v é n e ïo e G vvsq-
qcoyÓ Teg T<p T Ó T C cfl Ó G Ó cónaG i T o v v o fta . tő , fiè v o v v rte q l T fjg X lfiv r jg (L ó é tC tj é y é T to , [& G 7t e q J
III.
R asse, die au f ihren P ferd en und W agen rasche Streifzü gler der
Steppen und T ieflän d er waren. Ü brigens zeigt auch der V olk s
nam engebrauch der A le x ias, daß A nna K o m n e n e die W lachen
immer bei ihrem echten Nam en a ls BÄd%OL erw ähnte. Sie hielt die
A rchaisierung ihres N am ens gar nicht für notwendig, weil die
Anw esenheit der W lachen für B yzanz eine d erart gewohnte und
bekannte B alkanerscheinung war, daß die Aufnahm e ihres N a
mens in ihr W erk au s byzantinischem G esichtspunkt ebensow e
nig eine stilistische Unebenheit bedeuten konnte, wie der öftere
Gebrauch des Namens BovXyaçoi. W enn demnach A nna K o m n e n e
an eine A nkunft der W lachen gedacht hätte, w ürde sie diese
unbedingt a ls yévog t i Bla^iy-óv bezeichnet haben. Die L age der
dam aligen V ölker erlaubt jedoch auch die A nnahm e nicht, daß
um 1084 W lachen au s dem N orden zur D onau hätten gelangen
können. W ir w ollen hier nicht versuchen, die A rgum ente gegen
die Theorie der dakorum änischen K o n tin u tä f zu wiederholen.
W enn wir jedoch die oft w iderlegten und unannehm baren A n
gaben der N e s t o r-C h r o n i k und der Chronik von A n o n y
m u s unbeachtet lassen, dann wird von D akiens Räum ung im Ja h r e
271 n. Chr. bis zu einem P atent des K ön igs A n d reas II. im Ja h r e
1222, ein nördlich der Donau herum schweifender, neulateini
scher bzw. w lachischer V olksteil von einer einizgen Quelle, vom
historischen W erk des N ik etas C h o n i a t e s im Zusam m enhang
mit einer Begebenheit vom Ja h r e 1164 an den Südgrenzen von
G alizien erw ähnt.149 D a jedoch diese A ngabe die W lachen ach t
zig Ja lire nach dem in F ra g e stehenden Zeitpunkt au f einem
Gebiet nördlich der Donau erw ähnt und sich ausdrücklich nur
auf balkanische W lachen bezieht, die mit dem byzantinischen K a i
ser in Verbindung stan den und nur ihre H erden d aselb st w eide
ten, kann sie die E xisten z der W lachen am linken D onauufer
um 1084 nicht beweisen, nur soviel, daß nach dem V erlauf von
achtzig Jah ren , — das im Leben und in der W eidenausw ahl eines
Nom adenvolkes eine lange Zeit ist — ein Teil der balkanischen
W lachen bereits auch die G egende nördlich der Donau besuchte.
A uf Grund beider G esichtspunkte m üssen wir daher die schüch
ternen A nspielungen I o r g a s und B ä n e s c us au f den an geb
lichen wlachischen C h arakter des yévog t i 2xv3iy.óv zurückweisen.
Die historische L ag e w ürde e s erlauben, in dem neuangekom-
menen V olk U zen zu vermuten. D a im V orfrühling des Ja h r e s
biet des rechten U fers zogen. Im W inter 1048/49 kamen die krie
gerischen Petschenegen von Tyrach herüber, ihre Nachkommen
ließ man zwischen Sofia, Nis und Sk o p lje, als M ilitärkolonie an
siedeln. 1059 ging ein neuer großer Petschenegen-Um zug vor sich.
Die erzählung von A t t a l e i a t e s läßt auch darau f schließen,
daß bis zum N estor-A uf stand im Ja h r e 1074, von Zeit zu Zeit,
neue Skythen- ( = Petschenegen) B anden von den Gebieten jen
seits der Donau in das P aristrion zogen und ihr „Skythenleben“
d aselb st weiter führten. E s w äre ein Irrtum zu glauben, daß durch
diese Um siedlungen bereits d as ganze Petschenegenvolk au f den
B alkan herüberkam. Bekanntlich griff auch im nächsten J a h r
hundert eine große Petschenegenschar über die Donau setzend
d as Reich an. D er K aiser Joh an n es Kom nenos besiegte sie im
Ja h re 1124. D a die russischen Jah rbü ch er von dem Ja h re 1080
an, im Zusamm enhang mit den Uzen, die sich in der Randgegend,
der Fürstentüm er von K iev und P e re ja sla v l' niedergelassen h at
ten, auch die Petschenegen, welche von den Uzen hieher ver
schleppt wurden, zu erwähnen beginnen, scheint die Annahme,
ein Petschenegen-V olkssplitter, der sich von diesen Uzen befreien
wollte, habe sich gegen 1084, bis zur Donau niederlassen, eine
gew isse W ahrscheinlichkeit zu besitzen. Hier begannen diese neu-
angekommenen Petschenegen Unterhandlungen mit den im A u f
stand begriffenen H äuptlingen ihrer V olksbrüder, die seit 1048
in das Paristrion nacheinander eingew andert waren und dort ein
halbwegs seßhaftes Leben führten. D iese sahen dem notwendigen
K raftzuw achs mit F reu de entgegen und erteilten die Erlaubnis
zur Überfahrt. Die neuangekommenen Petschenegen benahmen sich
als richtige Nom aden: sie plünderten vor allem d as südliche G renz
gebiet des P aristrions, dann nahmen sie drei Festungen ein und
begannen, nachdem sie zu einiger Ruhe gelangt waren, gemäß
der Gewohnheit der anderen Türkvölker, die au s M ittelasien
hervorströmten, H irse und Korn zu bauen, um dadurch ihren
eigenen B ed arf zu sichern. D er U m stand, daß sie sich unter den
P aristrioner Petschenegen sogleich zurechtfanden und daß Anna
K o m n e n e sie gar nicht w ieder erwähnt, um sie von den U n
tertanen von T atu s und seinen G enossen zu unterscheiden, spricht
auch dafür, daß sie Petschenegen waren.
2. W elches Volk m üssen wir unter den Saurom aten, die das
yévog n Sxvfhxóv vertrieben hatten, verstehen? H ier erlaubt uns
die Terminologie der V erfasserin keine weitere W ahl. A nna K o m-
n e n e wendet d!ie Bezeichnung 2avQO[uhai nur ein einzigesm al
184
für die Petschenegen an, diese zeigt jedoch nicht ihren eigenen
Volksnam engebrauch, sondern stam m t von einer ihrer Quellen.
Im übrigen bezeichnet sie die Uzen a ls Saurom aten. Innerhalb
dieses Rahm ens erlau bt die historische L age nur die Annahme,
die Uzen, die in russischen G renzw achendienst getreten waren,
hätten die m itgeschleppte P etschenegenschar so lange bedrängt,
bis diese die Fluch t ergriffen hatten und in P aristrion, unter ihren
V olksbrüdern tun Einlaß baten.
3. W elches Ethnikum wies d as V olk auf, d as unter der L ei
tung des T atu s und seiner G enossen im P aristrion zur Zeit der
A nkunft des yévog xi 2 y.v3 iy.0v h errsch te? A uf G rund unserer
bisherigen Ergebn isse m üssen w ir entschieden behaupten, daß es
Petschenegen waren. Die Petschenegen-G renzw ache aus Paristrion,
die 1048 gegründet und seither fortw ährend durch neue Petsche-
negen-Anköm m linge verstärk t wurde, bildete die B esatzu n g ver
einzelter Festungen, sowie ihrer G egenden. Ihre L eiter waren
dem byzantinischen D ux untergeordnete Petschenegenhäuptlinge.
D ieses seit längerer Zeit in byzantinischen Diensten stehende M i
litärvolk, d as zum größten T eil au s Petschenegen bestand, e r
schien bei unseren V erfassern unter dem Nam en ,,Paristrioner
Skyth en " oder einfach die ,,dort zu stän digen “ (èyxcijQioi), im G e
gensatz zu den sp ä te r in d as P aristrion gekommenen P etschene
gen, die einige Q uellen bei ihrem nationalen Nam en als U cctÇivùyoi
bezeichnen. Um 1074 setzte sich d as petschenegische M ilitärvolk,
unter d er Leitung des T atus, wegen der Einstellung seines jäh r
lichen So ld es, in Bew egung und schloß sich seinen Volksbrüdern,
die im P aristrion ein nom adisierendes Leben führten, enger an.
D er au s B yzanz au sgesan dte neue Dux, N estor, sah die gänzlich
au ssich tslose L ag e und schloß mit beider G ruppe der Petsche-
gegen ein Bündnis, um sich w enigstens an dem ihm verhaßten
Eunuchen N ikephoros rächen zu können. Seine Unternehmung
gegen B yzan z mißlang, die B yzantiner m achten ihn durch R änke
von einem Teil d er Petschenegen abneigend. N estor kehrte mit
dem Petschenegen-H eer in d as P aristrion zurück und verschwand
dort — wahrscheinlich durch die R ache der verdächtigten P etsch e
negen. Die nunmehr ohne D ux gebliebenen zw eierlei Petschene-
gen-G ruppen setzten jedoch ihre Feindseligkeiten gegen d as Reich
fort. W ir finden sie in dieser verw orrenen Zeit im H eer eines
jeden Thronprätendenten. E rst erscheint im H eer von Johann es
Bryennios, dem B ru d er des Thronprätendenten, eine P etschene
genschar, nicht von den frem den, sondern von jenen, die schon
früher in d as Reich der R öm er Einlaß gefunden hatten. Dann
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