Sie sind auf Seite 1von 5

Heimweh nach Gott

Gedicht von Franz Bernhard Ammann

Wohnt auch in uns ein Gottesfunken

sind wir im Blute doch vertiert,

wie tief sind wir hinabgesunken,

wie weit im Sein degeneriert.

Wenn einst erstrahlt aus geistger Welt

das Licht, das jedes Herz erhellt,

was wir im Innern dann entdecken,

wird unser Sein im Grund erschüttern.

Vergängliches wird zum Verhängnis

bis man sein wahres Selbst entdeckt,

und Gottes ewiges Vermächtnis

im eignen Seelengrund erweckt.

Christ kann man niemals werden

geht man nicht selbstlos - still -

den inneren Weg auf Erden

stets so, wie Gott es will.


Gesegnet ist für uns die Stunde,

in der wir unseren Weg erkennen

wenn wir in uns die Kraft gefunden

und uns vom alten Leben trennen.

Das ist des Lebens wahrer Sinn,

dass wir zur Göttlichkeit berufen,

zu gehen durch alle Seelenstufen

zur geistigen Vollendung hin.

Solang die Liebe fehlt im Leben,

ist alles Tun umsonst gewesen,

denn ausser ihr kannst du nichts geben,

ist sie doch selbst dein wahres Wesen.

Wer seine Ichsucht dargebracht,

wer sich in Wahrheit selbst verloren,

erlebt in sich die heilige Nacht,

in der das Licht in ihm geboren.

Auch wenn ein Mensch nur Lust und Freud

erleben würde in der Zeit,

die Seele würde all dem leid

aus Heimweh nach der Ewigkeit.


Wenn wir den Nächsten kritisieren,

stets seine Fehler registrieren,

und einem Schuldigen nicht vergeben,

wir hindern ihn und uns am Leben.

Gar viele reden auf uns ein

im Tode stehen wir doch allein,

nur das, was wir uns selbst errungen,

hilft uns in unseren letzten Stunden.

Sobald die Seele nichts mehr hält

an die Verstrickung dieser Welt,

erhebt sie sich von selbst hinan,

vollendend ihre geistige Bahn.

Den Weg muss jeder selbst beschreiten,

kein Mensch kann für den andern gehn,

für alle ist der Pfad bereitet,

die auf den eignen Füssen stehn.


Menschen mögen vieles wissen,

und doch in Wahrheit nichts verstehn,

Erkenntnis bringt nur das Gewissen,

die eine Kraft, den Geist zu sehn.

Der Hüter an der geistgen Schwelle

er ist dein eignes Spiegelbild

steht dir solange vor der Helle

bis du im Herzen ernsthaft willst.

Halte dich stets an das heilige Feuer

senke dich ein in den innersten Grund

überlasse Dich ganz seinem geistigen Steuer

im eigenen Herzen zu jeglicher Stund.

Such nicht die andern zu bekehren,

und zeitliche Übel abzuwehren,

einen äusseren Kreis zu gründen,

noch viele Suchende zu finden.

Hast du dein wahres Selbst gefunden,

weil du dich selber überwunden,

suchst du nicht mehr die andern...


Sämtliche Verse entstammen mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
dem Buch "Zu den Quellen der Erkenntnis" von Franz Bernhard Ammann.
Das Buch kann bezogen werden beim:

Aurora Verlag, Rainstrasse 12, 8712 Stäfa.

Das könnte Ihnen auch gefallen