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internationalen Gemeinschaft.
Eine
der
verfasste Abhandlung^
Witold Zaleski,
Cand. dipl.
DORPAT 1806.
D r II ck von H e i n r i ch L a a k m a n n.
Gedruckt mit Genehmigung der Jiurislen - Facultät der Kaiserlichen Uni-
versität Dorpat.
Dorpat, den 1. März. 1866.
1. Das Alterthum.
2. Das Mittelalter.
Die culturgeschichtliche E n t w i c k e l u n g des Alterthums k a m nicht
zur I d e e einer internationalen Gemeinschaft. Das M i t t e l a l t e r hat
den ersten Versuch gemacht, die Menschheit im N a m e n bestimmter,
namentlich religiöser Interessen zu einer Gemeinschaft zu verbinden.
In wie fern.aber die rebgiösen Ideen im Stande w a r e n , die Menschen
zu einem friedlichen Z u s a m m e n b e s t e h e n und gemeinschaftbchen Han-
deni zu vereinigen, und damti den Fortschrit der Menschheti
befördern, möge die nachfoglende Darelgung erv^ iesien.
Das Mittelalter hat die Vök ler und Staaten der Neuzeti er
gen*"). Dei Grundelmente der neuesten Civilsation sind: das Ch
stenthum, die Germanen und Rom. Dem Chrsitenthume verdanken
wri die Idee der En iheti des Menschengeschelchts. Indem es a
Menschen als gleich vor Got anerkannte, gab es die nothwend
Grundalge, auf weclher ein Gesetz für die Bezeihungen der Vök l
begründet werden konnte. Dei Idee des Vök lerrechts ist also m
dem Chrsitenthunei gegeben und ihre Vorausetzung, die Gelcihheti
aler Menschen. Vom Chrsitenthume entlehnte das Mitelalter die
Idee der Einheit, die durch den Pabst und den Kasier r
sentirt war. Aber auch die Germanen brachten neue Eelmente
Cutlur, die den früheren Zetien ganz rfemd waren. Im Gegen
zur greichsich-römsichen Aufasung des Staates, weclhe den ein-
zenlen Bürger ganz absorbrite und him auserhab l desseblen ken i
Rechte Hess, waren die Germanen die Verkünder der Rechte
Indvidiuums, des en izenlen Menschen. Dei ganze Machtfüel des
antkien Staates und ale seine Rechte wurden unter die en izen
l
Staatsangehörgien getheilt, so dass m i Mitelalter nicht der Staa
sondern der En izen
le herrschte. En ie solche Zerstückeulng aler
Rechte des Staates war die Grundalge des ganzen Lehnswesens
drohte mti dem gänzcilhen Untergange jeder Od 'inung und Cutlu
wenn nciht das Chrsitenthum, eine vorzügcilh friedliche Religion,
die Idee der En iheti der Menschheti geretet häte. Unter dem
flüsse also sowohl der christlichen Rebgoin als des Germanenh tum
hat sich das Vök lerrecht entwcikenl können. Das Lehenswesen w
ein ewgier Krieg, der als eine Art von Procesverfahren zwsich
Oberherr und Vasaeln galt. Dei Uebel des Kreiges vermehrten n
die Sod ltruppen, die von demseb len lebten und sowohl den Fen id
als auch den Freunden verderbcilh waren— . En ie erfreuliche Ersche
nmi g in dieser Zeit war das Rtierthum. Ihm verdankt man,
aus dem Gräuel der damagilen Kreige vereinzelte Erschen iungen d
Humanätit hervoreluchten. Dei riterliche Ehre und Treue kenn-
zecihneten den echten Riter. Aber es fehlte dem ganzen Leh
wesen die friedliche Gesn inung. Dei Idee des Freidens zu vertrete
und für ihre Verbretu ing zu sorgen, war Aufgabe der Kriche.
Conceiln waren m i merfort beflissen, wengistens den Priestern jedes
Bu ltvergeissen zu verbieten, und den Kreig als Queel ales Ueb
— den Frieden als unentbehrliches Erforderniss des ewigen Heils
und als Pflicht christlicher Staaten zu predigen. E s w a r ein Concil
des südlichen Frankreichs, welches zuerst den Gottesfrieden
( T r e u g a D e i ) v e r k ü n d e t e und diese Idee verbreitete sich wie ein
Lauffeuer über F r a n k r e i c h , Itaben und Deutschland. Die Kirche hat
j e d o c h nicht immer den Frieden gepredigt, sondern auch zum Kampfe
aufgefordert. Die heiligen Kriege p a r excellence w a r e n die der
Christenheit gegen die Saracenen u n d Heiden. Gegenüber den
Ungläubigen g a b es damals kein Recht u n d keine H u m a n i t ä t . Ihnen
W o r t zu halten galt für eine grössere S ü n d e , als dasselbe zu brechen.
Die K r e u z z ü g e , neben den Kämpfen d e r P ä b s t e mit den Kaisern,
das wichtigste Ereigniss des Mittelalters, w u r d e n von d e n P ä b s t e n
hervorgerufen und von der feudalen Aristocratie ausgekämpft. Aber
neben der Glut des religiösen Glaubens hat die Abenteuerlust (l'esprit
d'aventure) viel dazu b e i g e t r a g e n , eine grosse Menschenmasse aus
E u r o p a n a c h Asien hinüberzuleiten.
2
Rücksicht geführt, bei den giiien w u r d e n wenigstens die Gefange-
neu geschont und gegen Lüsegekl oder selbst ohne dasselbe entlassen.
E i n e traurige Ersctieinung des X V I . und X V I I . J a h r h . waren die
Heligionskritge, welche nach dem Zeugnisse der Zeitgenossen böse
Kriege w a r e n , (irausaiiikeiten wurden von beiden Seiten geübt und
der P'anatismus zu einer bedeuklictien Höhe gesteigert. Man gelangte
bis zur Rechtfertigung des Meuchelmordes. Auch der sogenannte
dreissigjährige w a r ein böser Krieg. G u s t a v A d o l f w a r der Ein-
zige, der ein milderes Kriegsrecht übte. Die Zerstörung Magdeburgs,
welche lange Zeit dem Gr. T ' b e r c l a e s - T i l l y zum Vorwurfe gemacht
wurde, obgleich er nicht den LJefelil zur Zerstörung gegeben hatte,
w a r keine Ausnahmserscheinuug. Viele a n d e r e Städte hatten das-
selbe Lous erfahren. Deutschland verlor den grössten Theil seiuer
Bevölkerung und in vielen verlassenen Dürieru hausten später nur
Wülfe^"). Der VVestphälische Friede schloss den dreissigjährigen und
die Religionskriege ü b e r h a u p t ^ ' ) .
Seit dieser Zeit treten die politischen Interessen in den Bezie-
h u n g e n der Völker in den V o r d e r g r u n d , die religiösen in den Hin-
tergrund. Die Einiieit des Mittelalters ging allendlich zu Grunde,
indem 350 deutsche F ü r s t e n die Landeshoheit erlangten , mit dem
Recht, Bündnisse unter einander und mit fremden Mächten zu
schliessen, nur nicht gegen den Kaiser und das R e i c h , nicht gegen
den L a n d - und Westphälischen F r i e d e n . Deutschland löste sich in
eine F ü r s t e n - Republik auf. Die U n a b h ä n g i g k e i t der Schweiz und
der N i e d e r l a n d e w u r d e a n e r k a n n t . Der Westphälische F r i e d e bildet
die G r u n d l a g e des m o d e r n e n europäischen Völkerrechts und seine
B e s t i m m u n g e n wurden in allen Friedensschlüssen bis zur französi-
schen Revolution e r n e u e r t . Im G e t ü m m e l des dreissigjährigen Krie-
ges erschien des sogen. Vaters der Völkerrechtswissenschai't, Hugo
Grotius Werk de j u r q belli ac pacis. E s w a r sein grosses Ver-
dienst, a n Stelle der G e w a l t das R e c h t als Princip des Völkerrechts
hingestellt zu h a b e n . Seit d e m Westphälischen Frieden beginnen
die beständigen Gesandtschaften , und obgleich m a n die Gesandten
vergoldete Spione naimte, so haben sie doch den Verkehr der
Staaten wesentlich gefördert.
Wenn wir fragen, ob die politischen Intei'essen, durch das
System des politischen Gleichgewichts repiäsentirt, im S t a u d e gewesen,
eine d a u e r n d e internationale Gemeinschaft zu begründen , so sinu
wir zur A n e r k e n n u n g des Gegeutheils gezwungeu^*). Dies System
schützte nicht die kleineu Staaten vor den Uebergriflen der grossen,
denn Oesterreich behielt seine Ueberinacht bis zum Westphälischen
Frieden, um sie später au F r a i i k r e i c l i , durch Ludwig X I V . reprä-
sentirt, zu ü b e r t r a g e n . Das Uebergewicht F r a n k r e i c h s d a u e r t e bis
zum Utrechter Friedensschlüsse. D a n n verhinderte dies System die
fortwährenden Kriege ebenfalls n i c h t , denn die A n s i c h t , dass die
Steigerung der Macht eines einzelnen Staates die a n d e r e n schwäche,
führte zu i m m e r w ä h r e n d e n Interventionen in die inneren Angelegen-
heiten fremder S t a a t e n , um das gestörte politische Gleichgewicht
wiederherzustellen. Desshalb sehen wir auch grosse europäische
Kriege nach k u r z e n Zwischenräumen von neuem b e g i n n e n , wie der
spanische und österreichische Erbfulgekrieg, der sogen, siebenjährige
Krieg, u m die kleineren nicht zu e r w ä h n e n und Preussen ungeachtet
dessen, dass d a d u r c h das frühere politische Gleichgewicht gestört
w u r d e , sich zu einer Grussmacht emporschwingen. Das System des
politischen Gleichgewichts lührte also nur zu einem eifersüchtigen
gegenseitigen U e b e r w a c h e n , ohne den Staaten und Völkern eine Ga-
rantie des friedbchen Zusammenbesteheiis zu g e w ä h r e n . Mau musste
also mit der Zeit e i n s e h e n , dass die iuteruatiünale Gemeinschaft
nicht dauerhaft auf nur politischen Interessen begründet werden
konzite und suchte sie, wie wir der B e t r a c h t u n g der neuesten
Zeit seit der französischen Revolution entuehnien w e r d e n , auf einer
Solidarität der materiellen Interessen zu begründen.
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Vertrüge zur Fortdauer des deutschen Zoll- und Handelsrereins am
28. J u n i , 1 1 . Juli und 12. Ockdter von siimmtlichcn Iruheren Zoll-
veveinsstaatcn geschlossen, im Schlussprolocnll rom 12. Octbr.
a b e r verabredet, dass der Vereinstarif gleichzeitig mit dem französi-
schen H a n d e l s v e r t r ä g e in Wirksanikeit treten solle. Dies führte zu
Unterhandlungen mit F r a n k i e i c h und z u r U n t e r z e i c h n u n g des Pro-
tocolls rom 14. December 1H64. wodurcli die Verträge vom 2. August
1862 erläutert und theilweise abgeändert w u r d e n und für die Aus-
führung der Verträge d e r bestimmte Termin des 1. Juli 186.5 von
beiden Seiten a n g e n o m m e n w u r d e .
Endlich schritt auch Oesterreich zur E r n e u e r u n g und entspre-
chenden A b ä n d e r u n g und E r w e i t e r u n g des zwischen ihm und dem
Zollvereine b e s t e h e n d e n Haiulels- und Zollvertrages vom IS). F e b r u a r
1853 durch den Vertrag rom 11. April 1865. Dieser soll wie der
französische und alle Zoll verein v e r t r a g e vom I . J u l i 1865 zur Geltung
k o m m e n und wie die genannten bis zum 3 1 . Decuibr. 1877 in Kraft
bleiben. Im Art. 25 w u r d e b e s t i m m t : „Beide Thcile behalten sich
„vor, über w e i t e r g e h e n d e Verkchrserleichterungcn und über mög-
„lichste A n n ä h e r u n g der beiderseitigen Zolltarife und demnächst über
„ d i e F r a g e der allgemeinen deutsehen ZoUeinJgung in V e r h a n d l u n g
„zu t r e t e n " . E s wird weiter beiderseits a n e r k a n n t , dass die Auto-
nomie eines j e d e n der paciscirendcu Theilc in der Gestaltung seiner
Zoll- und H a n d e l s g e s c t z g c b u n g hierdurch nicht hat b e s c h r ä n k t wer
den sollen.
A m 4. März 1865 schloss F r a n k r e i c h einen Handels- und Schiff,
fahrtsrertrag und eine lAterarconvenlion mit den Haiisestädlen, durch
welche die hanseatischen SchitYe in directer F a h r t vom französischen
T o n n e n g e l d e befreit w u r d e n . Im Handelsverträge zicischen dem Zoll-
verein und Gi'ossbriftannien vom 30. Mai 1865 wird der Zollverein
im Art. 7 im V e r k e h r mit den brittischen Colonien und auswärtigen
Besitzungen nicht nur der meistbegünstigsten Nation, sondern selbst
d e m Mutterlande gleich gestellt. Ein Zugeständniss, welches in die-
ser A u s d e h n u n g k e i n e m L a n d e bisher g e m a c h t w u r d e . Auch schloss
d e r Zollverein am 22. Mai 1865 einen Handelsvertrag mit Belgien
und ist im Begriff ähnliche V e r t r ä g e mit Italien und der Schweiz zu
schliessen. Auch Oesterreich scheint die Bahn des F r e i h a n d e l s be-
treten zu w o l l e n , indem es nicht n u r schon einen Z o l l - , Handels-
und Schifffahrtstractat mit Grossbrittannien geschlossen, sondern auch
über die Schliessung ähnlicher V e r t r ä g e mit F r a n k r e i c h U n t e r h a n d -
liingcn angokiiiiprt Iiat. Naclidctn mit Grossbrittannien am 16. De-
c e m b e r 1865 geschlossenen Handelsvertrage sollen brittische Artikel
der Urprodiiction oder d e r I n d u s t r i e , vom 1. J a n u a r 1867 a b , bei
deren Einfuhr in Oesterreich mit nicht m e h r als 25 % des Werthes,
mit Zuschlag der Transport-, Versicherungs- und Commissionsspesen
verzollt w e r d e n , vom 1. J a n u a r 1870 aber das M a x i m u m dieser
Zölle 20 % des W e r t h e s s a m m t Zuschlag nicht übersteigen. Ausge-
n o m m e n sind von diesen Maximalsätzen die Gegenstände der Staats-
uionopolien: Tabak, Kochsalz und Schiesspulver. D e r Vertrag ist
auf 10 J a h r e geschlossen, vom 1. J a n u a r 1867 gerechnet (Preuss.
Handelsarchiv, 1866, Nr. 3).
F r a n k r e i c h verfolgte seine n e u e Handelspolitik vveiter und schloss
einen Handels- und Schiff fahr fsvei-frag mit Ifalien (vom 1 3 . Juli 1862
und 17. J a n u a r 1 8 6 3 ) , welche mit dem 1. F e b r u a r 1864 in W i r k -
samkeit treten sollten, mit der Schweiz aber am 30. Juni 1864 fol-
g e n d e Verträge : einen H a n d e l s v e r t r a g , einen Vertrag über die Nie-
derlassung der Schweizer in F r a n k r e i c h und der Franzosen in der
Schweiz , eine Uebereinkunft zum gegenseitigen Schutze des litera-
r i s c h e n , künstlerischen und gewerblichen Eigenthuins ; endlich eine
Uebereinkunft über n a c h b a r l i c h e Verhältnisse nnd die Beaufsichtigung
der G r e u z w a l d u n g e n . In diesen Verträgen w a r die französische Re-
gierung b e m ü h t , auf die französischen Israeliten alle die Begünsti-
g u n g e n a u s z u d e h n e n , welche die übrigen französischen Unterthanen
in der Schweiz schon geniessen, um durch einen internationalen Act
die J u d e n e m a n c i p a t i o n , w e l c h e Frankreichs Gesetze befördern, auch
' a u s w ä r t s zur Geltung zu bringen^"). Am 6. August 1863 w u r d e in
Turin ein Handcis- und Schifffahrfsverfray zwischen Grossbrittannien
und Italien geschlossen.
Einen mächtigen Bundesgenossen haben a b e r Schutzzolltheore-
tiker au den Vereinigten Staaten von Xorä-Ameriliu gefunden. Nach
E r l a n g u n g der Unabhängigkeil beschloss der Congress, u m nicht zur
directen Ücsteuerung zu greifen, alle fiideralcn Ausgaben durch Be-
steuerung des internationalen Handels zu decken. Die ersten Zoll-
(arife w a r e n .ziemlich massig. Der erste von 178!) erhob sich nir-
gends iiber 7 % vom W e r t h e , wurde a b e r durch die späteren von
1 7 9 1 , 1794 erhöht nnd 1812 in Folge des Krieges mit E n g l a n d ver-
do])pelt. Der Aufschwung der englischen Industrie erregte den Neid
der A m e r i k a n e r und rief den strengen Schutzz(jlltarif von 1816 mit
Zollsätzen durchschnittlich 3.'') "/» vom W e r t h e ins Leben. Aber bald
bildete sieh eine F r e i h a n d e l s p a r t e i im Süden, vorzüglich in Südcaro-
lina, welche den Schutzzüllnern des Ostens gegenüber trat. Doch
siegten die Schutzzöllner und brachten im J. 1828 einen Tarif mit
d u r c h g e h e n d höheren Positionen zu S t a n d e . Da stieg die Agitation
und 1832 erklärte Südcarolina die Zollgcsetze der Union innerhalb
seines Staatsgebietes für null und nichtig. D e r Norden sah sich zum
Nachgeben g e z w u n g e n und 1833 k a m ein Vergleich zu S t a n d e , wo-
nach, von 1835 b e g i n n e n d , die Zölle successiv auf 20 X reducirt
w e r d e n sollten. Nach einer abermaligen E r h ö h u n g bis auf 35 % im
Tarif von 1842 siegten die freihändlerischen Ansichten im .1. 1846.
Im Tarif dieses .lahres wurdeu die Durchschnittssätze auf 24 %
ermässigt und betrat P r ä s i d e n t P i e r c c mit Entschiedenheit die frei-
händlerischc Bahn im Tarif von 1 8 5 7 , der bis zum F r ü h j a h r 1861
in Kraft blieb. Da brach der Bürgerkrieg aus. Man b r a u c h t e viel
Geld zur F ü h r u n g cksselbeu und wollte zur directen Besteuerung
nicht seine Zuflucht n e h m e n . So k a m der Morill-Tarif im Mai 1861
zu S t a n d e , der in seiner letzten Revision vom 1. Juli 1864 eine
solche Höhe erreichte, dass er in vielen Fullen der Prohibition gleich
kommt. Obgleich nun zur Zeit der B ü r g e r k r i e g b e e n d e t , ist doch
die Schutzzollpartei so m ä c h t i g und sind die Finanzen in eiuer so
bedenklichen L a g e , dass an eine baldige Aufhebung des M o r i l l - T a -
rifs nicht zu d e n k e n i s t " ) .
Selbst der ferne Osten erschloss sich dem Europäischen H a n d e l .
Das lange Zeit hermetisch verschlossene China musste in die Ver-
t r ä g e von N a n k i n g ( 1 8 4 2 ) , Tientsin (1858) und von P e k i n g (1860)
einwiUigen'**) und Japan schloss i m J. 1854 und vorzliglich seit 1858
H a n d e l s v e r t r ä g e mit verschiedenen europäischen und nordamerikuui-
schen S t a a t e n ' » ) .
So sehen wir im Verlaufe der Zeit die nu\terielleu Interessen
i m m e r m e h r , an internationaler B e d e u t u n g g e w i n n e n und das was
das System des politischen G l e i c h g e w i c h t s , selbst in seiner verbes-
serten Auflage durch die W i e n e r Verträge, nicht im Stande war
dauernd zu b e g r ü n d e n , mit weit mehr Glück v e r s u c h e n : nemlich die
B e g r ü n d u n g der internationalen Gemeinschaft. Seitdem die politische
Oekonomie als Grundsatz aufgestellt h a t : d a s s auf dem Gebiete der
materiellen Interessen die Staaten und Völker von einander abhängig
sind, dass die Befriedigung der manigfacheu Bedürfnisse der Gegen-
w a r t nur durch die internationale Arbeitstheilung erfolgen k ö n n e und
dass das W o h l u n d Gedeihen eines Staates dasjenige aller übrigen
fitrdero — w a r die M(»gliclikeit dieser B e g r ü n d u n g gegeben. Es war
dasselbe iisych(3l(>gisehc Princi[), welelies ö m i t h als das Einzel- wie
das Gesamnitwohl am meisten fördernd dargestellt hat — nemlich
der aufgeklärte P]goisnnis, der hier zum internatioiuilen Princip er-
hoben w u r d e .
W e n n wir einen letzten Blick auf die geschichtliche E n t w i c k e -
lung der Idee der internationalen Gemeinschaft werfen, so sehen
wir das Alterthum mit seinem Geiste der Ausschliesslichkeit und
Isolirtheit sich nicht zur Idee einer Gemeinschaft der Völker erheben
und kein Princip für die Bcgi'ündung derselben abgeben. E r s t das
Mittelalter, indem es die ganze Menschheit als eine einzige FamiHe
zu betrachten lehrte und diese Menschheit durch die Gemeinschaft
der religiösen Interessen zu verbinden s u c h t e , machte ein Völker-
i'ccht möglich. Aber es zeigte sich b a l d , dass die religiösen I n t e -
jessen nicht im S t a n d e s e i e n , die Menschen dauernd zu verbinden,
dass sie zu joner Zeit, wo ihr Einfluss überall selbst auf dem Gebiete
der Wirthschaft fühlbar war, nicht nur erbitterte Kämpfe nicht verhindert,
sondern sie sogar hervorgerufen haben. Desshalb mussten sie, nach-
dem die erste Glut des religifisen Glaubens vorüber w a r , einem
neuen reinpolitischen Principe, dem des Systems des ])olitischen Gleich-
gewichts beim E i n g a n g e der neueren Zeit weichen. Dieses System,
das auf einem Gleichgowicht der Macht der verschiedenen Staaten
basirt w a r , führte zu (siner eifersüchtigen P o l i t i k , zu fortwährenden
Kriegen und Interventionen, um das gestörte Gleichgewicht wieder
herzustellen, ohne eine d a u e r n d e internationale Gemeinschaft begrün-
den zu k ö n n e n . Erst die N a t i o n a l ö k o n o m i e , durch Aufstellung der
Lehre von der Solidarität der Staaten auf dem Gebiete der materiellen
Interessen, m a c h t e eni friedliches Zusammenleben der Völker nnd
eine internationale Gemeinschaft möglich*"'). Es ist also die völker-
rechtliche Gemeinschaft der Gegenwart auf dieser Solidarität der
materiellen Interessen der Völker begründet. Aber das vorherr-
.schendc Moment in der Bestimmung des Fortschritts der Menschheit
bilden die intellectuellen E l e m e n t e derselben, wogegen die moralischen
lind (iconomischen n u r Folgen des intellectuellen Znstandes der Ge-
sellschaft sind**')- I^ass es nicht die moralischen sind, beweist unter
anderen die Tliatsache, dass z. B. auf die A b n a h m e der zwei grössten
und verbreitetsteii U e b e l : der religiösen Verfolgung uud des kriege-
rischen Geistes weder sittliche Gefühle noch moralische Lehren, son-
dern die Thätigkeit des menschlichen V e r s t a n d e s und die Erfindungen
u n d E n t d e c k u n g e n , welche der Mensch im Verlauf der Zeit gemaciit
hat, eingewirkt haben''^). Andererseits ist einem j e d e n beträchtlichen
Fortschritte in der materiellen Civilisation ein Fortschritt in dem
Wissen v o r a u s g e g a n g e n . W i r möchten daraus den Schluss ziehen,
dass in Zukunft die internationale Gemeinschaft auf den rein intel-
lectuellen Interessen der Menschheit b e g r ü n d e t w e r d e n wird.
I n d e m wir hiermit die geschichtliche Entwickelung der interna-
tionalen Gemeinschaft abschliessen, wenden wir uns jetzt der Auf-
gabe dieser Gemeinschaft zu.
II.
Die Aufgabe der internationalen Gemeinsciiaft.
betrifft, so ist bis jetzt in Bezug auf dieselbe das Wenigste gesche-
hen " " ) . Die verschiedenen Völker haben sich in ihrer historischeu
Entwickelung verschieden ausgebildet und eine Abspiegelung der
besonderen Individualität eines j e d e n derselben k a m auch in ihrer
Gesetzgebung zur E r s c h e i n u n g . E s w ä r e also unvernünftig, ein ein-
ziges für alle Staaten und Völker überall geltendes Gesetzbuch zu
verlangen. Doch sind einzelne Rechtsgebiete vcjrhanden, auf wel-
chen ('S wünschenswert!! w ä r e , dass die Staaten der internationalen
Gemeinschaft gleiche Grundsätze zur Geltung bringen m ö c h t e n , so
vorzüglich in der Ilandolsgesctzgebung, beim gerichtlichen Verfahren,
bei den Strafgesetzen. Aber der Durchführung einer gemeinschaft-
lichen Gesetzgebung stehen m a n c h e Schwierigkeiten im W e g e . Ein-
mal die Beeinträchtigung der Unbeschränkthcit der theilnehnienden
Staaten bei später w ü n s c h c n s w e r t h erscheinenden A e n d e r u n g e n oder
Aufhebungen einzelner Gesetze und zweitens die Schwierigkeit, eine
vollständige Gleichförmigkeit der gemeinschafthchen Gesetzgebung
zu erhalten. Abhülfe gegen das erste Uebel findet v. M o h l in der
j e d e m Staate gegebenen Möglichkeit, nach geschehener Aufkündigung
wieder von der Gemeinschaft zurückzutreten. Zur Herbeiführnu"-
einer Gleichmässigkeit in der Gesetzgebung m ü s s t e aber j e d e r Staat
darauf verzichten, einseitige A n o r d n u n g e n v o r z u n e h m e n , Zusätze zu
machen, authentische Auslegungen zu erlassen und einer zusammentre-
tenden gemeinschaftlichen Gesetzgebungscommission die Ausarbeitung
allgemeiner Normen überlassen. Andererseits müsste für gleich-
G2
W a s die
Die i n t e r n a t i o n a l e R e g e l u n g
1) der Präventivjustiz
zur Abvvolu- drulioudor KecldsVorletzuugou ist wissenscliaftlicli hei-
ualic gar uiclit bearbeitet worden ' " " ) . Ks unterliegt a b e r keinem
Zweifel, dass die Staaten der internationalen Gemeinschaft nicht nur
wirklich eingetretenen Rechtsstürungen atif eigenem Gebiete, sondern
auch den von anderen Staaten zu befürchtenden, entgegenzutreten
haben. Zu solchen Vorbeugungsnnissregeln zum Schutze anderer
Staaten gehören die Vcr])flichtuug über eine, gegen einen fremden
Staat beabsichtigte Rechtsstiirnng, Mittheilung zu m a c h e n und j e d e r
ähnlichen Rechtsstörung von eigenem Gebiete aus rechtzeitig verhin-
dernd entgegen zu treten. Die nolhweudigen Bedingungen eines
solchen Auftretens sind, dass nur gegen objectiv und subjectiv wahr-
scheinlich zu e r w a r t e n d e H a n d l u n g e n und im Nothfalle, mit verhält-
nissmässigcn Vorbeugungsmassregelu und gegen E n t s c h ä d i g u n g ver-
letzter R e c h t e Dritter einzuschreiten sei. E s m u s s a b e r auch die
Wahrscheinlichkeit des Erfolges vorauszusehen sein. Zu solchen
Vorbeugungsmassregelu gehören: die V e r s e t z u n g von Flüchtlingen
in das innere L a n d ; Besetzung der G r e n z e zur Z u r ü c k h a l t u n g der
U n t e r t h a n e n von Einfällen in den N a c h b a r s t a a t ; Verbote von Ver-
einen , B e s c h l a g n a h m e vcui W a l l e n , Schiften; Verhaftung von Ver-
dächtigen u. s. w. Hierher gehören auch die internationalen Verab-
r e d u n g e n über die B e h a n d l u n g der Heimafhlosen.
W a s die
2) internationale Civiljnstiz
a n l a n g t " " ) , so w a r die Idee eines allgemeinen friedlichen V e r k e h r s
dem Alterthum ganz fremd. Bei den R ö m e r n galt j e d e s V o l k , das
kein besonderes Bündniss juit R o m abgeschlossen hatte, für rechtlos,
und ein R ö m e r , so l a n g e er hi F e i n d e s h a n d W i e b , als bürgerlich
nicht existirend. E r b r e c h t , Familieurecht und G r u u d e i g e n t h u m blie-
ben d e m Freuulen unzugänglich, der F r e m d e e r w a r b nicht aus R ö -
mischem T e s t a m e n t und die E h e eines R ö m e r s mit einer F r e m d e n
war keine gültige. Allmälig milderte sich die Strenge dieser
Aulfassung. Alle F r e m d e , die mit R o m in Handelsverbindungen
standen, w u r d e n als rechtsfähig betrachtet u n d das j u s gentium auf
den H a n d e l s v e r k e h r a n g e w e n d e t . D a s materielle Privatrecht w u r d e
unter R ö m e r n und F r e m d e n als ein besonderes Standesrecht Beider
behandelt, das den R ö m e r überall begleitete. Der Rechtszustand
w u r d e erst ein überall gleicher, als C a r a c a l l a allen freien E i n w o h n e r n
des Reiches das römische Bürgerrecht verlieh. Im Mittelalter ent-
wickelte sich das sog. System der persönlichen Rechte., nach welchem
.Jedermann n a c h d e m Rechte des Volkes hem-theilt w u r d e , dem er
durch A b s t a m m i m g a n g e h ö r t e . Das System der persönlichen R e c h t e
wurde durch das der Terrilorialrechle später v e r d r ä n g t , welches
w i e d e r in der A n w e n d u n g der Gesetze auf alle P e r s o n e n und Sachen,
die sich in dem Gebiete des Staates befanden, bestand. Die Theorie
des späteren Mittelalters w a r aber die der Statuta personalia., realiu
und mixta, welche sich neben d e m System der Territorialrechte
entwickelt und sich bis in die neuesten Zeiten erhalten hat. Die
G r u n d l a g e dieser Theorie i s t , dass der Gesetzgeber n u r ftn- seine
U n t e r t h a n e n und n u r in Beziehung auf den zu seinem Territorium
gehörigen G r u n d b e s i t z , für b e i d e a b e r ausschliesslich Bestimmungen
treffen k ö n n e . Die Person an sich w u r d e den Gesetzen der H e i m a t h ,
die Sache den Gesetzen des O r t s , wo sie b e l e g e n , und die Hand-
lung den Gesetzen des Orts, wo sie v o r g e n o m m e n wird, unterworfen.
Diese beiden letzten T h e o r i e n , obgleich vielfach modificirt, beherr-
schen jetzt sowohl die Ansichten der Gelehrleu als die Gesetzgebung
<ier Staaten. Der starre Grundsatz: dass der einzelne Staat die
A n w e n d u n g auswärtigen Rechts im Bereiche seines Gebiets vollstän-
dig vermöge seiner Souveränetät ausschliessen k ö n n e , muss aber zu
Gunsten der internationalen Gemeinschaft gemildert und die Herbei-
führung einer W e l t r e c b t s o r d n u n g ermöglicht werden.
Das n e u e internationale Recht stellt den Grundsatz auf, dass in
privat- wie in strafrechtlicher Beziehung der F r e m d e dem Untertha-
nen nicht nachgesetzt wird, vielmeTir mit diesem gleiche Rechtsfähig-
keit geniesst. N u r nach französischem R e c h t steht dem Fremden
das droit natural nicht a b e r das droit civil zu. Völkerrechtlich an-
e r k a n n t ist auch das R e c h t der U n t e r t h a n e n in einen a n d e r e n Staat
a u s z u w a n d e r n , u n d die E n t l a s s u n g aus d e m Unterthanenverbande
ist durch die künftige Aufnahme in einen a n d e r e n Staat bedingt.
W a s die Form der Rechtsgeschäfte betrifft, so ist allgemein an-
e r k a n n t , dass sie dann als gültig ü b e r a l l zu b e t r a c h t e n s e i , wenn
dieselbe den Gesetzen des Orts entspricht, an welchem j e n e s Rechts-
geschäft errichtet worden , nach der Regel „Locus regit actum".
Nicht nur die einem fremden Staat a u g e h ö r e n d e n physischen Perso-
nen , sondern auch die juristischen w e r d e n als solche von j e d e m
anderen Staate anerkannt. Die Rechts - und Handlungsfähigkeit
iSfalus) einer Person wird nach der L e x domicilii, dem Heimaths-
rechte derselben beurtheilt, n u r mit einigen A u s n a h m e n , so in Bezug
auf die Sclaverei und Leibeigenschaft, den bürgerlichen T o d , die
Minderung der bürgerlichen E h r e , die B e s c h r ä n k u n g der Rechtsfä-
higkeit aus confessionellen Gründen u. s. w . , welche Fälle nicht nach
der Lex domicilii der Person , sondern nach denjenigen Gesetzen
beurtheilt w e r d e n m ü s s e n , welchen sonst das in R e d e s t e h e n d e Ge-
schäft unterliegt.
Dingliche Rechte sind nach den Gesetzen des Orts zu beurtheilen,
wo die betreflende Sache sich zu der Zeit befand, als die H a n d l u n g
oder das E r e i g n i s s , durch welche das Recht an der Sache afficirt
sein soll, v o r g e n o m m e n w u r d e . Hier erleidet auch die Regel „ L o c u s
regit a c t u m " bei der U e b e r t r a g u n g dinglicher Rechte sowohl an L n m o -
bilien als Mobilien eine A u s n a h m e , i n d e m in diesem F a l l e die L e x
rei sitae allgemeine Gültigkeit erhält. Sowol der Besitz einer Sache,
als auch die F ä h i g k e i t einer Person E i g e n t h u m zu e r w e r b e n , die
Fähigkeit der Sache Gegenstand des P r i v a t e i g e n t h u m s zu s e i n , die
F o r m e n der freiwilligen U e b e r t r a g u n g des E i g e n t h u m s sind nach der
Lex rei sitae zu beurtheilen. Nur bei der Rei vindicatio tritt ein
Unterschied zwischen unbeweglichen und beweglichen Sachen ein ;
die ersteren sind nach der L e x rei s i t a e , die zweiten nach d e r Lex
domicilii des Besitzers zu vindiciren. E i n e ähnliche Unterscheidung
findet auch bei den J u r a in r e aliena statt.
Bei den Obligationen entscheidet i-egelmässig das a m Domicile
des Schuldners geltende Recht. Doch ist diese A n w e n d u n g der L e x
domicilii des Schuldners nicht a u s n a h m l o s . D e n n sowohl die Gesetze
des Entstehungs- als Erfüllungsortes h a b e n keinen u n b e d e u t e n d e n Ein-
fluss. E i n e allgemeine A u s n a h m e bilden die Obligationen aus D e -
licten u n d diesen analogen Zuständen.
Das Familienrecht ist im Allgemeinen der L e x domicilii der
betreffenden Personen unterworfen.
Im Erbrecht k o m m t es darauf an, ob die Erbschaft als Univer-
salsuccession betrachtet w i r d , durch welche die vermögensrechtliche
Persönlichkeit des Erblassers auf den E r b e n ü b e r g e h t •, dieser Ueber-
gang k a n n n u r in Gemässheit der Gesetze des L a n d e s geschehen,
d e m die Persönlichkeit des Erblassers zur Zeit des Todes a n g e h ö r t ,
also nach den Gesetzen des Domicils, welches der Erblasser zuletzt
hatte. Oder die Erbfolge wird als eine Singularsuccession betrach-
tet, d a n n k o m m e n wie im Sachenrecht überhaupt die Gesetze des
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Orts der Sache zur Geltung'. Die Fa-ld'olge in die MiibilieTi wird ge-
wöhnlich als eine Universalsuccession beti-achtet und nach der Lex
domicilii beurtheilt. E i n e Erbfolge in Immobilien, w e n n sowohl die
L e x domicihi als die Lex rei sitae die Immobilien als Theile einer
das g a n z e Vermögen des E r b l a s s e r s unifassenden Universalsuccession
ansehen, wird nach der ersteren bem-thellt. F i n d e t das Gegeiitluul
statt, so w e r d e n die einzelnen Sachen der L e x rei sitae unterworfen.
I m Clvilprocess beruht die allgemein gültige Publica fides der
von den Behörden eines Staates innerhalb der Grenzen ihrer Zu-
ständigkeit aufgenommenen A c t e auf einem allgemeinen Gewohn-
heitsrechte. Auch kommen die G e r i c h t e , nach einer allgemeinen
völkerrechtlichen P r a x i s , den Requisitionen fremder Gerichte behufs
Instruction der bei diesen a n h ä n g i g e n Rechtsstreitigkeiten n a c h . Es
folgt aus dem Grundsatz der gleichen Rechtsfähigkeit der F r e m d e n
und E i n h e i m i s c h e n , dass niemals einem F r e m d e n um dieser Eigen-
schaft willen die Recbtshüife gi^weigert w e r d e n darf. Die von einem
competenten auswärtigen Gerichte gefällten Urtheile sind u n t e r der
Voraussetzung, dass ein wirklicher Rechtsstreit stattgefunden hat
und nicht e t w a ein nach den einheimischen Gesetzen als betrüglich
zu bezeichnendes Verfahren nacligcwieson weideiK k a n n , anzuerken-
nen., o h n e Rücksiclit d a r a u f , olj ^•un dem bctrefl'endcii auswärtigen
Staate Reciprocität beobachtet wird. (Joiiipeteiit im iiitornationalen
Sinne s i n d : 1 ) die Gerichte d(\s S k i a l c s , in wclciieni der B e k l a g t e
sein Dfunicil h a t , für alle p(>i-s(inlichen Kiageii und alle dinglichen
Klagen, welche bewegliche Sachen bflrclfen, insoCern das F o r u m rei
sitae nicht compctent i s t : 2) die, («criclitc des S t a a t e s , nach dessen
Recht eine Vertragsobligatiim beurlheilt werden muss, si^feru der
Schuldner daselbst sich [icrsönlicli anfhiilt oder ein erhebliches Ver-
mögen besitzt, für alle Klagen a u s j e n e r Obligaiinu ; 3) die (Jerichto
des Staates, in wclclioni ein Debet begangen ist. für die aus diesem
Delicte h e r r ü h r e n d e n Klagen auf Schadensersatz ; 4) die Gerichte des
Staates, in w e l c h e m Sachen oder F o r d e r u n g e n mit Arrest belegt sind,
bis zum Betrage dieser Sachen oder F o r d e r u n g e n , für die Haupt-
s a c h e , zu d e r e n Sicherung Arrest angelegt i s t ; 5) die Gerichte des
Staates, in welchem die Sache belegen ist, für alle dinglichen Klagen,
welche unbewegliche oder bewegliche Sachen betrctfen, die d a u e r n d
au einem Orte zu bleiben bestimmt sind ; G) endlich dasjenige Ge-
richt des Staates, d e m die Parteien sich freiwillig unterworfen haben.
Die Vollstreckung auswärtiger Urtheile ist a u s s e r d e m noch davon
abhängig, dass der Inlialt des Urtheils niclit auf E t w a s gerichtet ist,
das nach einheimischen Gesetzen als unzuUissig oder unsittlich zu
betrachten ist u n d k a n n von der R e g i e r u n g bei m a n g e h i d e r Recipro-
cität mitersagt w e r d e n .
W a s endlich
5) Auf dem Gebiete der materiellen Interessen sind die Völker von
einander abhängig und k a n n die Befriedigung der mannigfa-
chen Bedürfnisse der G e g e n w a r t n u r durch die internationale
Arbeitstheilung erfolgen, w a s nothwendig zum F r e i h a n d e l führt.