Sie sind auf Seite 1von 2

Praktischer Idealismus ist Heroismus; praktischer Materialismus ist Eudämonismus.

• Wer nicht an Ideale glaubt, hat keinen Grund, ideal zu handeln;


oder für Ideale zu kämpfen und zu leiden.
• Denn er kennt und anerkennt nur einen einzigen Wert: die Lust; nur ein
einziges Übel: den Schmerz.

Heroismus setzt glauben und Bekenntnis zum Ideal voraus: Die Überzeugung,
dass es höhere Werte gibt als Lust und größere Übel als Schmerz.

Dieser Gegensatz zieht sich durch die ganze Menschheitsgeschichte; es ist


der Gegensatz von Epikuräern und Stoikern. Dieser Gegensatz ist viel tiefer
als der zwischen Theisten und Atheisten: denn es gab Epikuräer, die an
Götter glaubten, wie Epikur selbst; und es gab Idealisten, die Atheisten waren
wie Buddha.
Es handelt sich also hier nicht um den Glauben an Götter - sondern um den
Glauben an Werte.
Der Materialismus ist voraussetzungsloser - aber phantasieloser und
unschöpferischer; der Idealismus ist immer problematisch und verstrickt sich
oft in Unsinn und Wahnsinn: dennoch verdankt ihm die Menschheit ihre
größten Werke und Taten.

Heroismus ist Aristokratie der Gesinnung. Heroismus ist mit dem


aristokratischen Ideal ebenso verwandt, wie Materialismus mit dem
demokratischen.

Der Führer soll an die Stelle des Herrschers treten - der edle Sinn an die Stelle des edlen
Namens
- das reiche Herz an die Stelle der reichen Tasche. Das ist der Sinn der Entwicklung, die sich
demokratisch nennt.
Jeder andere Sinn wäre Kultur-Selbstmord.

Der Landmensch glaubt an die Gewalt der Natur über den Menschen - der Stadtmensch
glaubt an
die Gewalt des Menschen über die Natur. Der Rustikalmensch ist Naturprodukt, der
Urbanmensch Sozialprodukt; der eine sieht Zweck, Maß und Gipfel der Welt im Kosmos, der
andere in der Menschheit.
Der Rustikalmensch ist konservativ wie die Natur - der Urbanmensch fortschrittlich wie die
Gesellschaft. Aller Fortschritt überhaupt geht von Städten und Städtern aus. Der Stadtmensch
selbst ist meist das Produkt einer Revolution innerhalb eines ländlichen Geschlechtes, das mit
seiner rustikalen Tradition brach, in die Großstadt zog und dort ein Leben auf neuer Basis
begann.

Um dieses Phänomen zu verstehen, braucht man nur jenes Gesetz der


Massenpsychologie heranzuziehen, das besagt, daß die geistige Reife einer
Gruppe in dem Maße sinkt, wie ihre Zahl zunimmt.

Das könnte Ihnen auch gefallen