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im Gegenstand Mathematik
Bundesrealgymnasium Feldkirchen
eingereicht bei Mag.a Ingrid Schicher
verfasst von
Markus Tautschnig
Inhaltsverzeichnis
Vorwort.............................................................................................................. 3
Eidesstattliche Erklärung................................................................................... 4
2. Primfaktorzerlegung ...................................................................................... 8
Der Fundamentalsatz der Zahlentheorie
Anhang ............................................................................................................ 33
Der Binomische Lehrsatz
Liste der Primzahlen bis ca. 10000
Liste aller heute bekannten Mersenne-Primzahlen
Verzeichnisse................................................................................................... 37
Quellen- und Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Schülerprotokoll .............................................................................................. 39
3
Vorwort
„Primzahltheorie“ hört sich nicht nur seltsam an, sondern ist auch ein höchst seltsames, aber
überaus interessantes Gebiet der Mathematik.
In der ersten oder zweiten Klasse des Gymnasiums, als in der Schule das erste Mal der Begriff
der Primzahlen vorkam, konnte und wollte ich es schlicht und einfach nicht glauben, als
unsere Mathematik - Professorin sagte, dass sie zufällig und ohne Regelmäßigkeit
„auftauchen“. Im Laufe dieser Arbeit kam mir dann bald der Verdacht, dass es vielleicht doch
so sein könnte, wie unsere Professorin behauptet hatte.
Außerdem finde ich es einfach unglaublich faszinierend, wie wichtig für unser alltägliches
Leben dieses an sich so abstrakte Gebiet der Mathematik durch den Computer und das
Internet geworden ist. Ich hoffe, dass diese Arbeit der Leserin und dem Leser einen
interessanten Einblick in die „Welt“ der Primzahlen geben kann.
4
Ich versichere, dass ich, Markus Tautschnig, die Fachbereichsarbeit selbstständig verfasst,
andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und mich auch sonst keiner
unerlaubten Hilfe bedient habe.
Feldkirchen, 28.02.2008
5
Einleitung
„Gott würfelt vielleicht nicht mit dem Universum, aber mit den Primzahlen hat es schon
etwas Seltsames auf sich.“ Paul Erdös1
Eine natürliche Zahl heißt Primzahl, wenn sie genau zwei ganzzahlig positive Teiler hat,
nämlich 1 und sich selbst. Diese Zahlenmenge hat seit Jahrhunderten und Jahrtausenden
Mathematiker aus der ganzen Welt fasziniert und in ihren Bann gezogen. Doch während G.H.
Hardy2 noch 1940 meinte:
„Gauß und viele weniger begabte Mathematiker konnten sich vermutlich zurecht darüber
freuen, dass es auf jeden Fall eine Wissenschaft gibt (die Zahlentheorie), die aufgrund ihrer
Entfernung von den gewöhnlichen Tätigkeiten des Menschen für immer ehrlich und sauber
bleiben sollte.“,
rückten die Primzahlen und ihre Anwendungsgebiete in den letzten Jahrzehnten immer mehr
in das Blickfeld von Wirtschaft und Finanzen.
Sie sind „die Schlüssel zu den Schlössern, mit denen die elektronischen Geheimnisse der Welt
gesichert sind.“3 Die Sicherheit des gesamten Internethandels, die Verschlüsselung von Daten
von Geheimdiensten etc. beruhen auf einem Verfahren, das im Wesentlichen von unserer
Unkenntnis über grundlegende Eigenschaften der Primzahlen lebt. Das ist auch der Grund
dafür, dass internationale Konzerne wie AT&T4 und Hewlett-Packard viel Geld in
Forschungen, die einem besseren Verständnis der Primzahlen dienen, investieren und weshalb
Wirtschafts- und Sicherheitsexperten aus der ganzen Welt mit wachsamen Augen die
Fortschritte in diesem Gebiet der Mathematik verfolgen. Eines der ganz zentralen Probleme
betrifft die Riemann’sche Vermutung5, deren Lösung eine Million Dollar wert ist, wobei dies
für die meisten Mathematiker nichts im Vergleich zu dem unermesslichen Ruhm darstellen
würde, den man für diesen Beweis genießen könnte.
„Dort draußen gibt es eine vollkommen neue Welt der Mathematik, die auf ihre Entdeckung
wartet. Stellen Sie sich beispielsweise die Europäer um 1600 vor. Sie wissen, dass es jenseits des
Atlantiks eine Neue Welt gibt. Auf welche Errungenschaften hätten sie wohl Preise
ausgeschrieben, die die Entdeckung und Entwicklung der Vereinigten Staaten gefördert hätten?
Kein Preis für die Erfindung des Flugzeugs, kein Preis für die riesigen Erntemaschinen. All diese
1
Paul Erdös, einer der bedeutendsten Mathematiker des 20. Jahrhunderts in Anlehnung an ein Zitat Einsteins,
„Gott würfelt nicht.“
2
Godfrey Harold Hardy (1877-1947) war ein bedeutender britischer Mathematiker, Mitglied der Royal Society
und zweimal Präsident der „London Mathematical Society“.
3
Sautoy, Marcus: Die Musik der Primzahlen/Auf den Spuren des größten Rätsels der Mathematik, München,
2006
4
American Telephone & Telegraph Corporation
5
Siehe Kapitel 5./ Der Beweis des Primzahlsatzes und die Riemannsche Vermutung, S. 26
6
Dinge wurden zu einem Teil Amerikas, doch um 1600 hat man sich diese Dinge nicht vorstellen
können. Nein, man hat damals einen Preis für die Lösung solcher Fragen wie des Problem des
Längengrads ausgegeben.“6
Wenn die Dinge zu kompliziert werden ist es manchmal sinnvoll zu überlegen: Habe ich überhaupt
die richtige Frage gestellt?
Enrico Bombieri, «Prime Territory» in The Sciences
Definition: Eine natürliche Zahl 𝑝 > 1 heißt Primzahl, wenn sie genau durch zwei
positive ganze Zahlen ohne Rest teilbar ist, 1 und p. (Da 1 nicht beide Kriterien erfüllt
ist 2 die kleinste Primzahl, sie ist gleichzeitig auch die einzige gerade Primzahl.) Eine
natürliche Zahl heißt prim, wenn sie eine Primzahl ist, andernfalls wird sie als
zusammengesetzt bezeichnet. (Die Zahlen 0 und 1 sind weder prim noch
zusammengesetzt. Die Frage warum 1 keine Primzahl ist lässt sich einerseits durch die
Definition beantworten, da sie nur eins der beiden Kriterien erfüllt, und ist andererseits
definitonsgemäß deshalb sinnvoll, da man keine eindeutige Primfaktorzerlegung
durchführen könnte, des weiteren weil 1 eine Einheit ist und weil man sonst bei nahezu
jeder Aussage über Primzahlen eine Ausnahme für 1 hinzufügen müsste.)
Zu den wichtigsten Fragen, die im Zusammenhang mit den eben definierten Primzahlen
auftauchen, gehören sicher:
Wie viele Primzahlen gibt es?
Ist eine gegebene Zahl prim?
Gibt es Primzahl erzeugende Funktionen?
Gibt es Regelmäßigkeiten in der Verteilung der Primzahlen?
Ich werde im Laufe der Arbeit auf diese Fragen eingehen.
6
Andrew Wiles, der den „großen Fermat‘schen Satz“ bewies und dadurch sehr bekannt wurde, auf einer
Pressekonferenz zur Bekanntgabe der Clay-Preise.
7
Ribenboim, Paulo: Die Welt der Primzahlen/ Geheimnisse und Rekorde, Berlin/Heidelberg/New York, 20042
7
Trotzdem gilt Euklids Beweis als einer der „elegantesten“ in der gesamten Mathematik.
Ein anderer Unendlichkeitsbeweis wurde von H. Brocard im „Intermédiarire des
Mathéematiciens“ 22, veröffentlicht und dort Charles Hermite9 zugeschrieben. Es
handelt sich dabei um eine etwas veränderte Variante des euklidischen Beweises:
„Es genügt zu zeigen, dass es für jede natürliche Zahl n eine Primzahl p gibt, die größer
als n ist. Zu diesem Zweck betrachte man einen beliebigen Primteiler p der Zahl
𝑛! + 1!“10(Wobei das zweite ! den Beweis abschließt.)
8
Für die Primzahl p bezeichnet p# das Produkt aller Primzahlen q ≤ p (Primfakultät)
9
Charles Hermite französischer Mathematiker und ehemaliges Mitglied der „Académie des Sciences“
10
Ribenboim, Paulo: Die Welt der Primzahlen
8
2.) Primfaktorzerlegung
Ähnlich wie es in der Chemie die Elemente und in der Physik die Elementarteilchen
gibt, stellen die Primzahlen die Grundbausteine dar aus denen die ganzen Zahlen
zusammengesetzt sind. Gemäß dem „Fundamentalsatz der Arithmetik“ besitzt jede Zahl
eine eindeutig bestimmte Menge von Primfaktoren, das heißt, jede natürliche Zahl,
a > 1, kann als Produkt von Primzahlen gebildet werden und ist bis auf die Reihenfolge
der Faktoren eindeutig bestimmbar. Zum erstenmal vollständig bewiesen wurde er von
Carl Friedrich Gauß11 in seiner „Disquisitiones Arithmeticae“ .
Der folgende Beweis demonstriert die Wichtigkeit der Primzahlen für die
Zahlentheorie.
TheoremII: Jede natürliche Zahl 𝑎 > 1 lässt sich als Produkt von Primzahlen
darstellen. Abgesehen von der Reihenfolge der Faktoren ist diese Darstellung eindeutig,
a besitzt also genau eine Primfaktorzerlegung.
Beweis: Der kleinste Teiler von a, der größer als 1 sein soll, ist die Primzahl 𝑝1 .
𝑎 = 𝑝1 ∙ 𝑎1
Z.B.: 210 = 2 ∙ 105. Es gilt 𝑎 > 𝑎1 .
Falls 𝑎1 keine Primzahl ist besitzt auch sie als kleinsten Teiler die Primzahl 𝑝2 .
𝑎1 = 𝑝2 ∙ 𝑎2
Z.B.: 105 = 3 ∙ 35
Es gilt 𝑎1 > 𝑎2 und 𝑝1 ≤ 𝑝2 , das könnte man so lange weiterführen bis 𝑎𝑖 = 1.
Dardurch würde man zwei Folgen erhalten:
11
Johann Carl Friedrich Gauß (1777-1855) ein deutscher Wissenschaftler und genialer Mathematiker, der
obwohl er nur einen Bruchteil seiner Entdeckungen veröffentlichte, schon zu Lebzeiten aufgrund seiner
überragenden wissenschaftlichen Leistungen sehr angesehen war. Seine 1801 erschienene „Disquisitiones
Arithmeticae“ wurde zu einem grundlegenden Werk für die Entwicklung der Zahlentheorie.
9
𝑔𝑔𝑇 𝑎, 𝑏 = 𝑠 ∙ 𝑎 + 𝑡 ∙ 𝑏 mit 𝑠, 𝑡 ∈ ℤ
z.B.: 𝑎 = 12 𝑢𝑛𝑑 𝑏 = 21
3 = 12𝑠 + 21𝑡 => 𝑠 = 2 𝑢𝑛𝑑 𝑡 = −1
TheoremIII: Wenn die Primzahl p das Produkt zweier ganzer Zahlen 𝑎 ∙ 𝑏 teilt, dann
ist sie auch wenigstens Teiler von einem der beiden Faktoren.
12
Ein konstruktiver Beweis nennt entweder die Lösung eines Problems oder gibt ein Verfahren an mit dem man
zur Lösung gelangt. Bei einem nicht-konstruktiven Beweis reicht es zum Beispiel, eine indirekte Annahme, wie
etwa, es gäbe keine Lösung, zum Widerspruch zu führen.
13
Lemma ist ein Hilfssatz bei mathematischen Beweisführungen.
14
Étienne Bézout (1730-1783) war ein französischer Mathematiker.
15
URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Lemma_von_B%C3%A9zout [02.11.2007]
16
Natürliche Zahlen sind genau dann teilerfremd (relativ prim), wenn bei der Primfaktorzerlegung keine
gemeinsamen Faktoren größer 1 auftreten.
10
Der Beweis erfolgt indirekt, das heißt die gegenteilige Annahme, 𝑝 ist zwar Teiler des
Produktes 𝑎 ∙ 𝑏, teilt aber weder a noch b, wird m. H. des Lemmas von Bézout zum
Widerspruch geführt:
Wenn p nicht Teiler von a ist ( 𝑔𝑔𝑇 𝑎, 𝑝 =1), gibt es nach Bézout’s Satz ganze Zahlen
x,y für die gilt:
px + ay = 1
Multipliziert man mit b, so folgt:
𝑝𝑏𝑥 + 𝑎𝑏𝑦 = 𝑏
Da 𝑎 ∙ 𝑏 durch 𝑝 teilbar ist, sind nun beide Summanden vielfache von p und damit
durch p teilbar. Folglich müsste auch b durch p ohne Rest dividierbar sein, was ein
Widerspruch zur Ausgangsannahme darstellt, dass p weder Teiler von a noch b ist.
Diese Überlegung kann man auf beliebig viele Faktoren erweitern, da z.B. 𝑎 ∙ 𝑏 ∙ 𝑐 zu
𝑎𝑏 𝑐 zusammenfassbar ist und damit der Hilfssatz wieder anwendbar ist.
Derzeit ist kein effizienter Logarithmus bekannt, mit dem man die Primfaktorzerlegung einer
natürlichen Zahl berechnen kann. Das stellt wiederum die „Grundlage der Sicherheit des
RSA-Verschlüsselungsverfahrens und auch anderer wichtiger kryptographischer
Algorithmen“ 17 dar.
17
Buchmann, Johannes: Einführung in die Kryptographie, Berlin/Heidelberg, 2004 3
(Mehr dazu in Kapitel 7.)
11
Ausgehend von ihren grundlegenden Eigenschaften stellt sich natürlich die Frage, wie
man eine zusammengesetzte Zahl von einer Primzahl unterscheidet. Gauß, der von sich
behauptete, dass er rechnen konnte bevor er sprechen konnte, meinte dazu in der
„Disquisitiones Arithmeticae“, dass diese Aufgabe „zu den wichtigsten und nützlichsten
der gesamten Arithmetik gehört.“
Glücklicherweise kann man im Zusammenhang mit Primalität und Faktorisierung von
Zahlen sofort erkennen, dass es hier ein einfaches Verfahren gibt, welches ermöglicht,
in endlich vielen Schritten festzustellen, ob eine beliebige Zahl N eine Primzahl ist oder
die Primfaktoren liefert, wenn sie zerlegbar ist.
Um die „Teilbarkeit“ einer gegebenen natürlichen Zahl N zu überprüfen muss man N
eigentlich nur durch alle Zahlen n = 2,3,4,.. bis zur größten ganzen Zahl, die | 𝑁| nicht
überschreitet dividieren. Findet man keinen Teiler, ist N eine Primzahl, wenn N0 jedoch
N teilt, gilt 𝑁 = 𝑁0 𝑁1 , wobei 𝑁1 < 𝑁 gilt. Um zu einer vollständigen
Primfaktorzerlegung zu gelangen, wiederholt man diesen Vorgang bis nur mehr
Primzahlen übrig sind. Da dieser Algorithmus sehr lange dauern kann wenn N sehr groß
ist, geht es hier darum ein schnelles und effizientes Verfahren zu finden, das ermöglicht,
mit wenigen Rechenoperationen zu erkennen, ob eine Zahl prim ist oder nicht.
Es gibt für dieses Problem zahlreiche verschiedene Ansätze, und die älteste Methode ist
das bekannte Sieb des Eratosthenes.18 Es ist im wesentlichen sehr einfach konzipiert,
man schreibt alle Zahlen von 1 bis n auf und streicht dann alle Vielfachen der
18
Eratosthenes von Kyrene (284-202 v.Chr.) war ein berühmter griechischer Universalgelehrter und
Mathematiker, sowie Direktor der Bibliothek von Alexandria.
12
2 3 4 5 6 7 8 9 1 0
11 12 13 14 15 16 17 18 19 20
21 22 23 24 25 26 27 28 29 30
31 32 33 34 35 36 37 38 39 40
41 42 43 44 45 46 47 48 49 50
51 52 53 54 55 56 57 58 59 60
61 62 63 64 65 66 67 68 69 60
71 72 73 74 75 76 77 78 79 80
81 82 83 84 85 86 87 88 89 90
91 92 93 94 95 96 97 98 99 100
Fett sind die Primzahlen angeschrieben. Hellgrau sind die Primzahlen bis einschließlich
𝑝 2 > 𝑛.
Dunkelgrau sind alle zusammengesetzten Zahlen kleiner 101.
2, 3, 5, 7, 11, 13, 17, 19, 23, 29, 31, 37, 41, 43, 47, 53, 59, 61, 67, 71, 73, 79, 83, 89, 97
Dieses Sieb dient zur Bestimmung aller Primzahlen und damit Faktorisierungen der
zerlegbaren Zahlen unter einer gegebenen Grenze.19
Die klassischen Primzahltests und Faktorisierungsverfahren stützen sich auf Sätze über
Kongruenzen, hauptsächlich auf den „kleinen Satz von Fermat“ sowie dessen
Verallgemeinerung durch Leonhard Euler und den Wilson’schen Satz. Auch
quadratische Reste sind von zentraler Bedeutung in Zusammenhang mit Primzahltests.
Aus diesem Grund möchte ich zunächst noch den Begriff der Kongruenz klären.
19
Eine Liste der Primzahlen bis ca. 10.000 befindet sich im Anhang.
13
Die Kongruenz:
Im Prinzip ist die Kongruenz nichts anderes als eine Teilbarkeitsaussage, zwei Zahlen a
und b sind kongruent modulo m wenn m die Differenz 𝑎 − 𝑏 teilt.
Beispielsweise sind 7 und 19 kongruent modulo 3, weil sie sich um ein ganzzahliges
Vielfaches des Moduls unterscheiden.
7: 3 = 2𝑅𝑒𝑠𝑡1 und 19: 3 = 6𝑅𝑒𝑠𝑡1 bzw. 19 − 7 = 12 und 12: 3 = 4
Man verwendet für a und b kongruent modulo m die Schreibweise:
𝑎 ≡ 𝑏 𝑚𝑜𝑑 𝑚 / 𝑎 ≡ 𝑏 (𝑚𝑜𝑑 𝑚)
„Die Bedeutung von Kongruenzen beruht darauf, dass mit ihnen annähernd wie mit
Gleichungen gerechnet werden kann.“20
Kleiner Satz von Fermat: „Falls p eine Primzahl ist und a eine ganze Zahl, dann gilt
𝑎𝑝 ≡ 𝑎 (𝑚𝑜𝑑 𝑝). Insbesondere gilt: Wenn p kein Teiler von a ist (dann kann a auch
nicht 0 sein), dann ist 𝑎𝑝−1 ≡ 1 (𝑚𝑜𝑑 𝑝). Oder anders ausgedrückt: 𝑎𝑝−1 ergibt bei der
Division durch p immer den Rest 1
20
URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Kongruenz_%28Zahlentheorie%29 [03.11.2007]
14
𝑝 𝑝−1 𝑝 𝑝−2 𝑝
(𝑎 + 1)𝑝 − 𝑎 + 1 = 𝑎𝑝 + 𝑎 + 𝑎 + ⋯+ 𝑝 − 1 𝑎 + 1 − 𝑎 + 1 =
1 2
𝑝 𝑝−1 𝑝 𝑝−2 𝑝
𝒂𝒑 + 𝑎 + 𝑎 +⋯+ 𝑝 −1 𝑎 −𝒂
1 2
𝑎𝑝 − 𝑎 ist durch p teilbar, stellt man die Binomialkoeffizienten in der Form
𝑝 𝑝!
=
𝑘 𝑘! 𝑝 − 𝑘 !
dar, erkennt man, weil für k und p gilt: 1 ≤ 𝑘 ≤ 𝑝 − 1, dass der Faktor p nur im Zähler
𝑝
auftritt, weil alle anderen Faktoren kleiner sind. Somit ist der Binomialkoeffizient
𝑘
der Primzahl p ein Vielfaches von p und durch p teilbar. Daraus folgt, dass bei
(𝑎 + 1)𝑝 − 𝑎 + 1 nur mehr 𝑎𝑝 − 𝑎
für die Untersuchung der Teilbarkeit „übrig“ bleibt. Woraus wiederum folgt:
(𝑎 + 1)𝑝 − 𝑎 + 1 ≡ 𝑎𝑝 − 𝑎 𝑚𝑜𝑑 𝑝
und 𝑎𝑝 − 𝑎 ist ja nach Induktionsannahme durch p teilbar.
Womit der kleine Satz von Fermat bewiesen wäre.
„Verfahren, die beweisen, dass n eine Primzahl ist, sind aufwendig. Es gibt aber
Verfahren, die feststellen können, dass eine natürliche Zahl mit großer
23
Wahrscheinlichkeit eine Primzahl ist.“
Diese Verfahren wären dann die bereits erwähnten Primzahltests. Der auf dem kleinen
Satz von Fermat beruhende Fermat-Test, kann zeigen, dass eine Zahl n
zusammengesetzt ist, aber nicht beweisen, dass n eine Primzahl ist.
Der kleine Satz von Fermat gilt nämlich auch für die zusammengesetzten „Carmichael-
Zahlen“ alias Pseudoprimzahlen, auf die ich hier aber nicht näher eingehen möchte.
Ich möchte an dieser Stelle nur die Kleinste, nämlich 561 = 3 ∙ 11 ∙ 17 nennen.
21
„Vollständige Induktion“ ist eine mathematische Beweismethode, bei der üblicherweise eine Aussage für alle
natürlichen Zahlen bewiesen oder auf alle natürlichen Zahlen verallgemeinert wird. Sie entspricht dem Schluss
von a auf 𝑎 + 1.
22
Befindet sich im Anhang.
23
Buchmann, Johannes: Einführung in die Kryptographie
15
Widerspruchsbeweis:
Die Annahme 𝑝 − 1 ! ≡ −1 𝑚𝑜𝑑 𝑝 würde auch gelten, wenn p keine Primzahl ist
wird zum Widerspruch geführt.
Angenommen p sei keine Primzahl, dann könnte man p auch als Produkt darstellen
𝑝 = 𝑛 ∙ 𝑚, für geeignete 𝑚, 𝑛 > 1.
𝑝−1 !+1
Wenn nun p ein Teiler von 𝑝 − 1 ! + 1 wäre, , müsste auch m, Teiler von
p
𝑝−1 !+1
𝑝 − 1 ! + 1 sein, .
m
Wilsons Satz klingt an sich nach dem perfekten Primzahltest, „allerdings hat Wilsons
Charakterisierung der Primzahlen keine praktische Bedeutung, wenn es darum geht, N
auf Primalität hin zu testen. Denn es ist kein Algorithmus bekannt, der N! schnell
berechnen könnte.“28
Mann kann also erkennen, dass es bei größeren Zahlen, trotz Computer-Unterstützung
immer noch eine große Herausforderung ist, festzustellen, ob sie eine Primzahl ist oder
nicht. Aber die Kapazitäten der Computer werden immer größer und auch die
24
John Wilson (1741-1793) war ein britischer Mathematiker, der von 1764 bis 1766 an der Universität
Cambridge lehrte.
25
Abu Ali al-Hasan Ibn Al-Haitham (latinisiert Alhazen; geb. um 965, gest. 1039/1040) war ein bedeutender,
aus dem heutigen Irak stammender, muslimischer Mathematiker, Optiker und Astronom.
26
URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Satz_von_Wilson [04.01.2008]
27
Joseph Louis Lagrange (1736-1813) war ein italienischer Astronom und Mathematiker.
28
Ribenboim, Paulo: Die Welt der Primzahlen
16
Programme mit denen solche Tests durchgeführt werden, werden immer weiter
verbessert.
Man kennt auch bis heute keine Formel, die eine direkte Berechnung der n-ten Primzahl
ermöglichen würde, allerdings gibt es Verfahren, bei denen eine gewisse Wahrscheinlichkeit
besteht, dass sie eine neue Primzahl liefern. Die Eigenschaften dieser Zahl, als potenzielle
Primzahl, müssen dann mit den bereits genannten Primzahltests überprüft werden.
Euler kannte bereits zwei Formeln, n2 + 𝑛 + 17 und 𝑛2 − 𝑛 + 41 bei denen für 𝑛 < 16
bzw. 𝑛 < 41 nur Primzahlen herauskommen und die auch für größere n zu vielen Primzahlen
führen, da die Ergebnisse nicht durch die zuvor erzeugten teilbar sind.
Es gibt auch noch zahlreiche andere Formeln zur Generierung von Primzahlen, spezielle
Primzahlen und Primzahlkonstellationen, die sehr interessant sind. Wie zum Beispiel:
Primzahlzwillinge
Primzahlvierlinge
Primzahlsechslinge
Wall-Sun-Sun-Primzahlen
Cullen- und Woodall-Zahlen
Cunningham-Ketten
Proth‘sche Primzahlen
Glückliche Primzahlen
Fröhliche Primzahlen
Mersenne-Primzahlen
Sophie-Germain-Primzahlen
Ich möchte hier nur auf die Mersenn’schen Primzahlen näher eingehen, da sie eine
wichtige Rolle bei der Suche nach der größten Primzahl spielen.
Namensgeber für diese Zahlengruppe ist der französische Mönch und Priester Marin
Mersenne (1588-1648).
17
Mersenne - Zahlen sind Primzahlen der Form 2𝑚 − 1, wobei sie nur dann prim sind, wenn
der Exponent, 𝑚 = 𝑝, bereits eine Primzahl ist.
Für zusammengesetzte Exponenten kann 𝑀𝑟𝑠 = 2𝑟𝑠 − 1 keine Primzahl sein, da gilt:
2𝑟𝑠 − 1 = 2𝑟 − 1 (2𝑟 𝑠−1
+ 2𝑟 𝑠−2
+. . . +2𝑟 + 1)29
„Bereits zu Zeiten Mersennes wusste man, dass einige Mersenne-Zahlen prim, andere
zerlegbar sind. Beispielsweise sind 𝑀2 = 3, 𝑀3 = 7, 𝑀5 = 31 𝑢𝑛𝑑 𝑀7 = 127 Primzahlen,
hingegen ist 𝑀11 = 23 ∙ 89.“30 Bereits 1640 behauptete Mersenne, dass 𝑀𝑝 für 𝑝 =
13, 17, 19, 31, 67, 127 𝑢𝑛𝑑 257 prim ist. Er irrte sich zwar mit 67 und 257 und übersah 61,
89, und 107, bedenkt man aber die Größe der betrachteten Zahlen, ist seine Vorhersage doch
recht erstaunlich.
Dass Mersenne-Primzahlen sich sehr gut für „Primzahlgrößenrekorde“ eignen, ergibt sich
zum einen aus der Tatsache, dass nur mehr wenige Zahlen übrig bleiben, die es zu
untersuchen gilt, da ja für 𝑀𝑛 = 2𝑛 − 1 n bereits eine Primzahl sein muss, 𝑀𝑛 relativ schnell
sehr groß wird und außerdem gibt es mit dem „Lucas-Lehmer-Test“31 einen recht einfachen
Primzahltest.
„Der „Lucas-Lehmer-Test“ basiert ganz wesentlich darauf, dass die Mersenne-Zahlen im
Dualsystem nur aus lauter Einsen bestehen, also, wenn man so will, die binären
Schnapszahlen sind.“32 Wobei die theoretischen Grundlagen vom Lucas-Test stammen und
unter anderem mit Hilfe von Lehmer das erste Mal erfolgreich auf einen SWAC-Computer33
übertragen wurden, was natürlich die Größe der gefundenen Primzahlen rasant ansteigen ließ.
Den nächsten „Größensprung“ lieferte dann das „The GIMPS“ (Great Internet Mersenne
Prime Search) Projekt, das von G. F. Woltman organisiert wurde und bei dem jeder mit
seinem PC „mitarbeiten“ kann. Die Software wird zur Verfügung gestellt, man erhält ein
bestimmtes Segment primer Exponenten zur Suche und mit etwas Glück gewinnt man im
wissenschaftlichen Glücksspiel um den Ruhm. Ab der 35. bekannten Mersenne-Primzahl
gingen alle neuen Entdeckungen an GIMPS.
232582657 − 1 ist die derzeit größte bekannte Mersenne-Primzahl und natürlich Primzahl
überhaupt, wurde am 04.09.2006 entdeckt, und hat 9808358 Dezimalstellen.34
29
URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Mersenne-Primzahl [25.12.2007]
30
Ribenboim, Paulo: Die Welt der Primzahlen
31
Entwickelt von Derrick Henry Lehmer und Edouard Lucas.
32
URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Mersenne-Primzahl [25.12.2007] Eine Schnapszahl ist eigentlich eine
mehrstellige Zahl, die aus identischen Ziffern besteht (z.B. 777777).
33
SWAC (Standard Western Automatic Computer) war einer der ersten elektronischen Computer.
34
Eine Liste aller zur Zeit bekannten Mersenne`schen Primzahlen befindet sich im Anhang.
18
Primzahlverteilung
„Die Mathematiker haben sich bis jetzt vergeblich bemüht, irgendeine Ordnung in der Folge
der Primzahlen zu entdecken, und man ist geneigt zu glauben, dies sei ein Geheimnis, das der
menschliche Geist niemals durchdringen wird.“
35
Leonhard Euler
Nachdem Genies vom Kaliber eines Euler, der „rechnete ohne irgendeine bemerkliche
Anstrengung, so etwa wie der Mensch atmet und der Adler in den Lüften schwebt“ 36, und
noch viele andere Jahrhunderte lang daran gescheitert waren eine „magische Formel“ zur
Generierung von Primzahlen zu berechnen, kam der zu diesem Zeitpunkt erst 15 jährige Gauß
auf die Idee das Problem von der anderen Seite anzugehen. Wie der Zufall es so wollte, hatte
Gauß nämlich ein Jahr zuvor eine Logarithmentafel geschenkt bekommen und im Anhang der
selben befand sich auch eine Primzahltabelle. „Diese Kombination aus Logarithmen und
Primzahlen hatte etwas Unheimliches, denn nach umfangreichen Berechnungen entdeckte
Gauß eine Beziehung zwischen diesen beiden scheinbar unzusammenhängenden
Bereichen.“37
Der entscheidende Schritt von Gauß bestand nun darin, dass er nicht mehr nach der n-ten
Primzahl suchte, sondern stattdessen versuchte zu berechnen, wie viele Primzahlen es unter
einer bestimmten Grenze z.B. 100, gibt. Bis 100 wären es dann beispielsweise 25 und die
Wahrscheinlichkeit, dass eine zufällig gewählte Zahl kleiner 100 eine Primzahl ist, wäre
somit 1 zu 4. Gauß begann dann diese Verhältnisse mit Hilfe seiner Logarithmustabelle für
immer größere Grenzen zu berechnen und mit zunehmender Größe zeigte sich auch eine für
Primzahlen untypische Regelmäßigkeit.
Die folgende Tabelle soll die Regelmäßigkeit in der Anzahl der Primzahlen verdeutlichen:
35
Euler, Leonhard : Zitat aus Opera omnia, ursprünglich in französisch verfasst.
36
Zitat von Dominique François Jean Arago (1786-1853)
37
Sautoy, Marcus: Die Musik der Primzahlen
19
Deutlich wird die von Gauß entdeckte Struktur in der letzten Spalte, die das Verhältnis der
betrachteten Zahlen (erste Spalte), zur Anzahl der vorhandenen Primzahlen (zweite Spalte)
darstellt. Zum Beispiel ist jede sechste Zahl zwischen 1 und 1000 eine Primzahl.
Für N größer 10000 scheint der mittlere Abstand, beim Verschieben der Grenze „um eine
Multiplikation“ mit 10, jeweils um ~ 2,3 zu wachsen. „Einen ganz ähnlichen Zusammenhang
zwischen Multiplikation und Addition vermittelt auch der Logarithmus.“38
Gauß erkannte aber auch den Grund, warum ─ wenn der Logarithmus (Hochzahl) um 1
zunimmt ─ das Verhältnis der Primzahlen um 2,3 wächst. Er bemerkte, dass die Primzahlen
einen Logarithmus zu einer „sehr speziellen“ Basis bevorzugen, nämlich den zur Basis 𝑒39.
Diese Entdeckung brachte ihn zu der Vermutung: „Für die Zahlen 1 bis N ist ungefähr jede
log
(𝑁) Zahl eine Primzahl (wobei log
(𝑁) den Logarithmus von N zur Basis e
bezeichnet).“40 Ich werde der Einfachheit halber diese Funktion im folgenden Kapitel als
ln 𝑥 41 bezeichnen.
Daraus abgeleitet ergäbe sich dann die Anzahl der Primzahlen zwischen 1 und x, in der Regel
𝑥
als 𝜋 𝑥 bezeichnet, durch die Annäherung . Daraus ergibt sich für 𝜋 𝑥 :
ln
(𝑥)
𝑥
𝜋 𝑥 = + 𝜀𝑁 = 𝐺 𝑥 + 𝜀𝑁
ln
(𝑥)
𝜀𝑁 bezeichnet den relativen Fehler also die Abweichung von 𝐺 𝑥 vom tatsächlichen Wert
von 𝜋 𝑥 .
Wie man nun die Funktion π(x), also die Anzahl der Primzahlen innerhalb der Grenze x, zum
berechnen neuer Primzahlen einsetzen kann, will ich anhand eines Beispiels verdeutlichen:
38
Sautoy, Marcus: Die Musik der Primzahlen
39
e besteht ähnlich wie π aus unendlichen sich nicht wiederholenden Dezimalstellen (2,718281828459…). e ist
für die Mathematik von ähnlich großer Bedeutung wie π und tritt sehr häufig auf, deshalb bezeichnet man den
Logarithmus zur Basis e auch als „natürlichen Logarithmus“.
40
Sautoy, Marcus: Die Musik der Primzahlen
41
ln(𝑥) bezeichnet also den Logarithmus zur Basis e. (z.B.: ln 𝑒 = 1 weil 𝑒 1 = 𝑒
bzw. ln 1 = 0 weil 𝑒 0 = 1)
20
𝜋(100) = 25 und π 101 = 26 => 101 muss eine neue Primzahl sein.
Das bedeutet, dass wenn 𝜋(𝑥 + 1) ungleich 𝜋(𝑥) ist, muss 𝑥 + 1 eine Primzahl sein.
Die Erkenntnis der Gleichförmigkeit mit der die Funktion π(x) ansteigt, stellte nicht nur eine
erstaunliche Entdeckung in der sonst so willkürlichen Welt der Primzahlen dar, sondern auch
einen Höhepunkt in der Geschichte der Primzahlen.
Gauß erzählte jedoch niemandem von seiner bemerkenswerten Idee und ließ sich nur einmal
zu der kryptischen Bemerkung hinreißen: „Sie glauben gar nicht, wie viel Poesie in einer
Logarithmentafel steckt.“42
Man vermutet aber, dass er seine Entdeckung deshalb zurückhielt, weil er die Gültigkeit für
immer größer werdende x nicht beweisen konnte, ein Beweis stellte für ihn aber das oberste
Ziel in der Mathematik dar. Die Inschrift seines persönlichen Siegels lautete dem
entsprechend auch: Pauca sed matura (Wenig, aber ausgereift).
Außerdem betrieb er Mathematik hauptsächlich zu seinem eigenen Privatvergnügen.
𝑥
Mit zunehmender Größe von x nimmt die Genauigkeit der Annäherung an π(x) mit ln
(𝑥)
jedoch ab.
Gauß gelang es aber, seine Funktion bezüglich ihrer Genauigkeit zu verbessern und erhielt
schlussendlich die Abschätzung:
𝑥
1
𝜋 𝑥 = 𝑑𝑢 + 𝜀𝑥 = 𝐿𝑖 𝑥 + 𝜀𝑥
2 ln 𝑢
Der hier auftretende Integrallogarithmus 𝐿𝑖(𝑥) wurde dann in weiterer Folge „ein zentrales
Objekt bei der Untersuchung der Primzahlverteilung“43.
42
Sautoy, Marcus: Die Musik der Primzahlen
43
Havil, Julian: Gamma/Eulers Konstante, Primzahlstrände und die Riemannsche Vermutung,
Berlin/Heidelberg, 2007
21
Abb.1
Vergleicht man die zwei Graphen der beiden Funktionen 𝜋 𝑥 und 𝐿𝑖 𝑥 , kann man die
beiden über weite Bereiche kaum unterscheiden, bei genauerer Betrachtung wird man
allerdings feststellen, dass sie sich in keinem Punkt gleichen da 𝜋 𝑥 die Form einer Treppe
hat und 𝐿𝑖 𝑥 eine glatte Kurve darstellt.
Gauß war allerdings nicht der einzige, der sich mit diesem Aspekt der Primzahlen befaßte.
Auch der französische Mathematiker Legendre,44 der oft mit Gauß in Streit um
„Erstentdeckungsrechte“ an mathematischen Neuheiten, wie dem Zusammenhang zwischen
Logarithmen und den Primzahlen, lag, die jedoch meist Gauß zuzuschreiben waren,
entwickelte einen etwas abgewandelten „Annäherungslogarithmus“:
𝑥
𝜋 𝑥 = + 𝜀𝑥 = 𝐿 𝑥 + 𝜀𝑥
ln x − A x
wobei 𝐴(𝑥) ≈ 1,08366
„Die mysteriöse Zahl 1,08366… erweckte natürlich ebenso Gaußens Interesse wie die
Tatsache, dass bis zu 3.000.000 der Wert von 𝐿(𝑥) genauer war als sein Integrallogarithmus
𝐿𝑖(𝑥),“45 was anhand der folgenden (nächste Seite) Tabellen ersichtlich ist:
44
Adrien Marie Legendre (1752-1833) war ein bekannter französischer Mathematiker und verfasste unter
anderem Arbeiten über elliptische Integrale und elliptische Sphäroide.
45
Havil, Julian: Gamma
22
Vergleichstabelle:
x π x G(x) L(x) Li(x)
1000 168 145 172 178
10.000 1229 1086 1231 1246
100.000 9592 8686 9588 9630
1.000.000 78.492 72.382 78.543 78.628
10.000.000 664.579 620.421 665.140 664.918
100.000.000 5.761.455 5.428.681 5.768.004 5.762.209
1.000.000.000 50.847.534 48.254.942 50.917.519 50.849.235
10.000.000.000 455.052.511 434.294.482 455.743.004 455.055.614
Tab.2
Wie Gauß bereits richtig vermutet hatte, aber erst später bewiesen werden konnte, ist 𝐴(𝑥) ≈
1,08366 für L(x) nicht dauerhaft die beste Annäherung, sondern, da bei x gegen unendlich
𝑥
A(x) gegen 1 strebt, 𝐿 𝑥 = ln , die bessere Annäherung.
𝑥 −1
Außerdem konnte er beweisen, dass seine Funktion Li(x) auf lange Sicht gesehen die bessere
Abschätzung darstellt als Legendre’s L(x).
Der Primzahlsatz
𝜋 𝑥 ~𝐺 𝑥 𝑜𝑑𝑒𝑟 ä𝑞𝑢𝑣𝑎𝑙𝑒𝑛𝑡 𝜋 𝑥 ~𝐿 𝑥
𝑜𝑑𝑒𝑟 𝜋 𝑥 ~𝐿𝑖 𝑥 .
Des weiteren kann man dann hoffen, dass der relative Fehler 𝜀𝑥 gleich 0 wird, und deswegen
dann gilt
𝜋(𝑥)
lim =1
𝑥→∞ 𝑓(𝑥)
eine Aussage, die für eine beliebige Konstante a gilt und deshalb handelt es sich bei
𝑥 𝑥 𝑥
𝜋(𝑥)~ ln 𝑥 , 𝜋(𝑥)~ ln und 𝜋(𝑥)~ ln
𝑥 −1.08366 𝑥 −1
𝑥 1
um äquivalente Aussagen. Um dies auch auf 𝜋(𝑥)~ 2 ln 𝑢
𝑑𝑢 zu erweitern, verwendet man
𝜋(𝑥) 𝜋(𝑥) 𝑥/ ln 𝑥 𝑥/ ln 𝑥
lim 𝑥 = lim ∙ 𝑥 = 1 ∙ lim 𝑥
𝑥→∞ (1/ ln 𝑢)𝑑𝑢 𝑥→∞ 𝑥/ ln 𝑥 (1/ 𝑙𝑛 𝑢)𝑑𝑢 𝑥→∞ (1/ 𝑙𝑛 𝑢)𝑑𝑢
2 2 2
46
Diese Regel zum berechnen von bestimmten Grenzwerten stammt von Guillaume François Antoine, Marquis
de L‘Hospital (1661-1704), der sie allerdings nicht selbst entdeckte, sondern Johann Bernoulli abkaufte. Mit
Hilfe der Regel von L’Hospital kann man bestimmte Grenzwerte berechnen. Im Standardfall handelt es sich bei
𝑓(𝑥) ∞
diesem Grenzwert um einen an sich unbestimmten Ausdruck, wie z.B.: lim𝑥→∞ = lim𝑥→∞ .
𝑔(𝑥) ∞
24
Wenn der Primzahlsatz wahr ist und die x-te Primzahl mit 𝑝𝑥 bezeichnet wird, dann gilt für
𝜋(𝑝𝑥 ) = 𝑥.
Dies stellt nicht nur eine Verbindung zwischen dem Wachstum von 𝜋(𝑥) mit steigendem x
dar, sondern auch eine enge Verknüpfung von 𝑝𝑥 mit x:
𝜋(𝑥) 𝜋(𝑥)
lim = 1 => ln lim = ln 1 = 0
𝑥→∞ 𝑥/ ln 𝑥 𝑥→∞ 𝑥/ ln 𝑥
𝜋(𝑥)
=> lim ln =0
𝑥→∞ 𝑥/ ln 𝑥
=> lim ( ln 𝜋 𝑥 − ln 𝑥 + ln ln 𝑥) = 0
𝑥→∞
ln 𝜋(𝑥) ln ln 𝑥
=> lim ln 𝑥 + −1 =0
𝑥→∞ ln 𝑥 ln 𝑥
ln 𝜋 𝑥 ln ln 𝑥
lim + −1 =0
𝑥→∞ ln 𝑥 ln 𝑥
und weil
ln ln 𝑥
lim =0
𝑥→∞ ln 𝑥
gilt:
ln 𝜋(𝑥)
lim =1
𝑥→∞ ln 𝑥
Deshalb ist
𝜋(𝑥) ln 𝜋(𝑥) 𝜋 𝑥 ln 𝜋(𝑥)
lim × lim = lim =1
𝑥→∞ 𝑥/ ln 𝑥 𝑥→∞ ln 𝑥 𝑥→∞ 𝑥
Wird nun x durch die x-te Primzahl px ersetzt, dann ist 𝜋(𝑝𝑥 ) = 𝑥 und die Gleichung wird zu
𝑥 ln 𝑥
lim =1
𝑥→∞ 𝑝𝑥
für 𝑥 ≥ 20.
So lässt sich für die millionste Primzahl mit diesen Formeln vorhersagen:
Gauß hatte wenn man so will die „Gewichtung der Münze“ gefunden, nämlich nicht 1 zu 2
𝑥 1
sondern 1 zu ≈ 2 ln (𝑢),
𝑑𝑢 (=Gaußscher logarithmischer Integral) mit der die Natur festlegt
47
Sautoy, Marcus: Die Musik der Primzahlen
26
Bernhard Riemann(1826-1866) war ein scheuer introvertierter Mensch, seine Gesundheit war
angegriffen und er starb im Alter von 40 Jahren an Tuberkulose. Mit seinem
Habilitationsvortrag hat er die damaligen euklidischen Ansichten über den Raum
revolutioniert und somit den Weg für die Formulierung der Einsteinschen Relativitätstheorie
geebnet.
In ähnlicher Weise zeigte er mit einem nur acht Seiten langen Aufsatz, „Über die Anzahl der
Primzahlen unter einer gegebenen Größe“, eine ganz neue und vielversprechende Richtung
auf, „um die unvorhersehbaren Primzahlen zu jagen und „dingfest“ zu machen“48.
Die Arbeit war keine Attacke auf den Primzahlsatz, sondern lieferte vielmehr eine ganz neue
Möglichkeit, die Primzahlen zu zählen und π(x) zu approximieren ─ und zwar mit Hilfe der
komplexen Zahlen und insbesondere unter Verwendung der Techniken einer neuen Disziplin,
der Funktionentheorie.“49 Diese entzieht sich aber leider gänzlich meinem Wissen und würde
den Rahmen dieser Fachbereichsarbeit vom Schwierigkeitsgrad her sicher übersteigen. Ich
werde daher nicht weiter auf sie eingehen.
Wie bereits erwähnt nutzten der belgische Mathematiker de la Vallée Poussin50 und der
französische Mathematiker Jacques Hadamard51 Riemanns Ideen und Ansätze, um den
Primzahlsatz zu beweisen, sie zeigten dazu, dass der relative Fehler (𝜀𝑥 ) bei der
Approximation von π(x) durch Li(x) asymptotisch gleich null ist.
Trotzdem wurde der Beweis eher für unbefriedigend gehalten, der bekannte Zahlentheoretiker
A. E. Ingham, zum Beispiel, meinte in der Einleitung zu seinem sehr erfolgreichen Werk „The
Distribution of Prime Numbers“: „es werden Begriffe eingeführt, die sehr weit vom
ursprünglichen Problem entfernt sind. Deswegen ist es nur allzu natürlich, nach einem Beweis
zu fragen, der nicht von der Theorie der Funktionen einer komplexen Veränderlichen abhängt.
Hierauf müssen wir antworten, dass gegenwärtig kein derartiger Beweis bekannt ist. Wir
können in der Tat weiter gehen und sagen, dass es unwahrscheinlich ist, dass ein wahrhaft
reeller Beweis gefunden wird.“
48
Havil, Julian: Gamma
49
Havil, Julian: Gamma
50
Charles Jean de La Valée Poussin (1866-1962), war ein belgischer Mathematiker der zuerst einige Beiträge
zur Differentialrechnung lieferte und 1896 durch den Beweis des Primzahlsatzes sehr berühmt wurde.
51
Jacques Salomon Hadamard (1865-1963) war ein sehr produktiver französischer Mathematiker, der sich
sowohl mit Astronomie und Mechanik als auch mit Mathematik und Physik beschäftigte, wobei er stets betonte,
vor allem Mathematiker zu sein. Er veröffentlichte zahlreiche Arbeiten und Bücher von großer Qualität. Auch er
erlangte große Berühmtheit durch den gemeinsamen Beweis des Primzahlsatzes mit Poussin.
27
Deshalb ist sicherlich verständlich, dass Atle Selberg52, als er einen derartigen reellen Beweis
veröffentlichte, mit der Fields-Medaille53, eine Art Nobelpreis für Mathematik, ausgezeichnet
wurde.
Inzwischen wurden noch weitere reelle Beweise gefunden ─ „alle diese Beweise nennen sich
„elementar“ und sind phantastisch schwierig!“54
In dieser bereits erwähnten acht Seiten langen Arbeit äußerte Riemann auch eine Vermutung,
deren Lösung bzw. Beweis heute abgesehen von immensem Ruhm eine Million Dollar wert
ist (es gibt wahrscheinlich einfachere Wege zu einer Million zu kommen). Sie gehört sowohl
zu den schwierigsten als auch wichtigsten ungelösten Problemen der Mathematik, wobei sich
die besten Mathematiker des 20. Jahrhunderts an einem Beweis versucht haben, dabei aber bis
heute kaum signifikante Fortschritte erzielt haben.
Die Riemann‘sche Hypothese beinhaltet damit eine wesentlich stärkere Bedingung, als für
den Beweis des Primzahlsatzes notwendig war, „diese schwächere Bedingung setzte lediglich
voraus, dass keine nichttriviale Nullstelle den Realteil 1 hat.“56
1
Bis heute wurden bereits Milliarden von Nullstellen mit Realteil 2 berechnet und dabei wurde
52
Atle Selberg (1917-2007) war ein norwegischer Mathematiker unter anderem bekannt für seine Arbeit über die
Analytische Zahlentheorie und in der Theorie der „Automorphen Formen“.
53
Der offizielle Name der Fields-Medaille lautet: International Medal for Outstanding Discoveries in
Mathematics (deutsch: Internationale Medaille für herausragende Entdeckungen in der Mathematik), gilt als die
höchste Auszeichnung, die ein Mathematiker für seine Arbeit bekommen kann. Sie wird alle vier Jahre vergeben
und der/die Empfänger darf/dürfen nicht älter als 40 Jahre sein. Darüber hinaus ist sie mit einem Preisgeld von
15.000 kanadischen Dollar verbunden.
54
Havil, Julian: Gamma
55
Eine komplexe Zahl setzt sich aus Realteil und Imaginärteil zusammen.(Der Realteil der Zahl 𝑎 + 𝑏𝑖 ist a)
56
Havil, Julian: Gamma
28
Goldbach‘schen Vermutung. Diese schwächere Form besagt, dass jede ungerade Zahl die
Summe dreier Primzahlen ist.“57
Da es sich bei der Riemann‘schen Vermutung aber im wahrsten Sinne des Wortes um sehr
„komplexe“ Mathematik handelt, möchte ich hier nicht näher auf sie eingehen.
Stattdessen möchte ich zu einer anderen vielleicht weniger bedeutenden, aber auch sehr
interessanten Vermutung kommen, nämlich zur bereits erwähnten Golbach‘schen:
Das erste Mal formuliert wurde die Vermutung 1742 von ihrem Namensgeber Christian
Goldbach58, in einem Brief an Euler und sie gehört zu den populärsten ungelösten Problemen
der Mathematik.
Goldbach äußerte damals in einem seiner ca. 200 Briefe den Verdacht:
(I.)„Jede ganze Zahl 𝑛 > 5 ist die Summe von drei Primzahlen.“
Euler antwortete, dass sich daraus die folgende, äquivalente Aussage ableiten ließe:
Angenommen (I) sei wahr, und man beachtet, dass die Summe von drei ungeraden Zahlen
wieder eine ungerade Zahl liefert, muss für 2𝑛 = 𝑝´ + 𝑝´´ + 𝑝´´´, wobei 2𝑛 > 4 und die
Primzahlen p´, p´´ und p´´´, gelten, dass ein p gleich 2 ist da sonst keine gerade Zahl
herauskommen kann. Daraus wiederum ließe sich (II) ableiten.
Setzt man voraus, dass (II.) stimmt, kann man auch leicht erkennen, dass dann auch (I)
stimmen muss, da 2𝑛 + 1 = 3 + 𝑝´ + 𝑝´´ und 2𝑛 + 2 = 2 + 𝑝´ + 𝑝´´ für die Primzahlen p´
und p´´ gilt.
57
Havil, Julian: Gamma
58
Christian Goldbach (1690-1764) war ein preußischer Mathematiker, der viel durch Europa reiste und sich mit
zahlreichen bekannten Mathematikern seiner Zeit traf, wie z. B. Gottfried Wilhelm Leibniz und Leonhard Euler.
29
Diese Hypothese (II) ist heute als „starke (binäre) Goldbach‘sche Vermutung“ bekannt,
wobei zu beachten gilt, dass obwohl es keinen Beweis für ihre Richtigkeit gibt, sie trotzdem
sicher für unendlich viele gerade Zahlen wahr ist, weil 2𝑝 = 𝑝 + 𝑝 für alle Primzahlen p.
Unter der obligatorischen „schwachen (ternären) Golbach‘schen Vermutung“, versteht man
die Vermutung, dass jede ungerade Zahl größer als 5 die Summe dreier Primzahlen ist. (Sie
wird auch als „ungerade Goldbach‘sche Vermutung“ bezeichnet.59)
Obwohl sich über 266 Jahre lang viele Zahlentheoretiker einschließlich Euler Gedanken über
sie gemacht haben, konnten weder die schwache noch die starke Goldbachsche Vermutung
bewiesen oder widerlegt werden.
I. M. Winogradoff60 konnte zwar 1937 zeigen, dass jede „genügend große“ ungerade
natürliche Zahl die Summe von drei Primzahlen ist, konnte aber nicht feststellen wie groß
„genügend groß“ sein sollte. 1956 gelang es zwar einem seiner Studenten, K. W. Borodzin,
eine konkrete Schranke zu schätzen, die aber so gigantisch groß (≈ 107000000 ) war, dass es
unmöglich schien, die verbleibenden endlich vielen Fälle zu überprüfen. (Sogar die meisten
„kleinen“ Mammutzahlen mit hundert Stellen liegen für Computerprüfungen wegen des
erforderlichen Zeitaufwands jenseits des Erreichbaren. Ein Superrechner, der pro Sekunde
mehrere Milliarden Operationen durchführen könnte, benötigte ein Vielfaches des uns
bekannten Alters des Universums.“61) Den chinesischen Mathematikern Chen und Wang
gelang es zwar, die Schranke für ungerade Zahlen 𝑛 ≥ 𝑛0 , welche die Summe dreier
Primzahlen sind, zuerst auf 𝑛0 = 1043000 und 1996 dann auf 𝑛0 = 107194 zu drücken, aber
der übrig bleibende Bereich ist immer noch viel zu groß, als dass man ihn durch
Computerverifikation abdecken könnte.
Trotzdem wird die „schwache Goldbach‘sche Vermutung“ als im Wesentlichen bewiesen
angesehen, da es ja nur mehr endlich viele Ausnahmen geben kann, außerdem gilt sie wenn
die verallgemeinerte Riemann‘sche Vermutung gilt.
Für die „starke Goldbach‘sche Vermutung“ konnte der chinesische Mathematiker J. R. Chen
1966 zeigen, dass „alle hinreichend großen natürlichen Zahlen als Summe einer Primzahl und
einer weiteren Zahl darstellbar sind, wobei diese zweite Zahl entweder selbst eine Primzahl
oder aber Summe zweier Primzahlen ist.“62
59
Siehe: Ribenboim, Paulo: Die Welt der Primzahlen
60
Iwan Matwejewitsch Winogradow (1891-1983) war ein russischer Mathematiker und gilt als einer der
Mitbegründer der modernen Zahlentheorie.
61
Basieux, Pierre: Abenteuer Mathematik/Brücken zwischen Wirklichkeit und Fiktion, Reinbek bei Hamburg,
1999
62
Basieux, Pierre: Abenteuer Mathematik
30
Ein anderes wichtiges Resultat geht auf den berühmten Satz des russischen Mathematikers
Lev Schnirelmann zurück, der besagte.
„Es gibt eine positive ganze Zahl S derart, dass jede genügend große Zahl Summe von
höchstens S Primzahlen ist.“63
Goldbachs ursprüngliche Vermutung wäre dem entsprechend 𝑆 = 3, die beste bewiesene
Abschätzung lieferte hier Ramaré 1995 mit 𝑆 ≤ 6.
Eines der ersten Verschlüsselungssysteme wäre zum Beispiel die Substitution, angewendet
wurde sie unter anderem von Gaius Julius Caesar zur geheimen militärischen Korrespondenz.
Bei dieser Methode wird ein Buchstabe einfach durch den im Alphabet an drei Stellen
weiteren ersetzt. CAESAR wird so zu FDHVDU.
Das Problem, das vor allem von den Möglichkeiten des Internets an die Kryptographie
gestellt wird, besteht darin, dass nicht wie im Falle Cäsars nur einige wenige Generäle oder
Agenten, mit denen das System vorher besprochen wurde, eine geheime Botschaft oder einen
geheimen Text entschlüsseln müssen, sondern z.B. einige Millionen interessierte
Internetkäufer. „Ein Unternehmen dieser Größenordnung wäre zwar nicht unmöglich, aber
trotzdem ein logistischer Albtraum. Es würde schon damit losgehen, dass ein Besucher einer
Website seine Bestellung nicht sofort aufgeben könnte, sondern erst auf den Brief mit den
Chiffrierschlüsseln warten müsste. Das World Wide Web würde schließlich zum World Wide
Wait.“65
Der notwendige Vorteil der so genannten public-key-Kryptographie besteht nun darin, das sie
funktioniert wie eine Tür mit zwei Schlüsseln: Mit Schlüssel A kann man die Tür versperren
63
Ribenboim, Paulo: Die Welt der Primzahlen
64
Vom Griechischen: kryptós, „verborgen“, und gráphein, „schreiben“
65
Sautoy, Marcus: Die Musik der Primzahlen
31
und mit Schlüssel B kann man sie wieder öffnen. Wenn die Tür jetzt zum Beispiel der
Eingang zu einer Website ist, kann der Betreiber derselben den Schlüssel an jeden Nutzer
weitergeben, der eine sichere Nachricht wie etwa seine Kreditkartennummer verschicken
möchte, ohne die Sicherheit zu gefährden. Da nur der Betreiber den Schlüssel B hat kann
niemand außer ihm, nicht einmal der Kunde selbst, eine mit Schlüssel A codierte Nachricht
dechiffrieren und somit beispielsweise die Kreditkartennummer lesen.
Gefunden wurde ein derartiges System von Ron Rivest, Adi Shamir und Leonard Adleman
und es wurde unter dem Namen RSA bekannt, „RSA- Kryptographie sichert heute nahezu
sämtliche Transaktionen im Internet.“66
Interessant ist auch die Entstehungsgeschichte der eben genannten Methode:
Nachdem das Trio schon lange Zeit erfolglos nach einem sicheren System gesucht hatte und
seine Ideen immer und immer wieder verwerfen musste, waren sie eines Abends bei einem
Assistenten zur Feier des ersten Passah-Abends eingeladen und Rivest hatte dem speziellen
Passah-Wein gut zugesprochen. Adleman kam gegen Mitternacht nach Hause. „Kurz darauf
klingelte das Telefon. Es war Rivest: „Ich habe eine neue Idee…“ Adleman hörte zu und
meinte dann: „Ron, ich glaube, diesmal hast du`s.““67 Bald darauf war das System fertig.
Sie hatten schon länger das Problem der Faktorisierung von Zahlen für ihr System in Betracht
gezogen, da es, wie bereits in Kapitel 2 erwähnt, keine guten Rechenverfahren gibt, mit denen
man große Zahlen einfach in ihre Primfaktoren zerlegen kann, doch erst an diesem Abend
hatte „Rivest plötzlich eine Möglichkeit gesehen, wie man dieses Phänomen in einen Code
einbauen könnte.“68
Entwickelt wurde das Verfahren von den zuvor genannten Mathematikern bereits 1977 und es
basiert auf dem immer noch gleichen Wissensstand, dass die Faktorisierung eines Produkts
aus zwei großen Primzahlen, also die Zerlegung in die zwei Primfaktoren, eine sehr
aufwendige und trotz Computerunterstützung sehr zeitaufwendige Aufgabe ist. Während die
Erzeugung der Zahl durch Multiplikation zweier Primzahlen69 recht einfach ist.
66
Sautoy, Marcus: Die Musik der Primzahlen
67
Sautoy, Marcus: Die Musik der Primzahlen
68
Sautoy, Marcus: Die Musik der Primzahlen
69
Sie sollten abgesehen von der nötigen Größe natürlich auch noch einige andere Eigenschaften aufweisen wie
z.B. ca. die gleiche Länge.
32
Wenn nun eine Nachricht einem Empfänger verschlüsselt zugeleitet werden soll, generiert
dieser einen öffentlichen Schlüssel. Aus diesem kann dank des Verfahrens nämlich nur mit
sehr großem Aufwand, der nicht veröffentlichte private Schlüssel errechnet werden. Der
Nachrichtenabsender verwendet den öffentlich bekanntgemachten Schlüssel, indem er damit
seine Botschaft verschlüsselt. Nur der Empfänger kann diese „dekodieren“, da nur er die
„Zusammensetzung“ des privaten Schlüssels kennt.
Wobei beide Schlüssel aus einem Zahlenpaar bestehen, von dem jeweils eine Zahl die gleiche
ist, nämlich das bereits angesprochene Produkt von zwei Primzahlen.
Es gibt aber keinerlei Beweis dafür, dass es nicht doch ein effizientes
Faktorisierungsverfahren gibt.
Würde ein solches gefunden werden, wären natürlich alle auf diesem System beruhenden
kryptographischen Verfahren unsicher und müßten durch andere ersetzt werden.
Man sieht also, Primzahlen und ihre seltsamen Eigenschaften sind keine mathematische
Kuriosität, sondern von immer größer werdender Bedeutung, wenn es um Fragen der
Sicherheit geht, wobei ich persönlich sehr gespannt bin, ob es auf dem Gebiet der
Primzahltheorie in naher Zukunft einen mathematischen Durchbruch geben wird und welche
Folgen ein solcher nach sich ziehen würde. Wahrscheinlich wäre es aber zielführender, wenn
das RSA System durch ein besseres ersetzt werden könnte, bevor es durch ein effizientes
Faktorisierungsverfahren rasch entschlüsselt werden kann.
33
Anhang
𝑛 𝑛! 𝑛 𝑛 − 1 ∙ … ∙ (𝑛 − 𝑘 + 1)
= =
𝑘 𝑘! 𝑛 − 𝑘 ! 𝑘!
definiert ist.
34
4421 4423 4441 4447 4451 4457 4463 4481 4483 4493
4507 4513 4517 4519 4523 4547 4549 4561 4567 4583
4591 4597 4603 4621 4637 4639 4643 4649 4651 4657
4663 4673 4679 4691 4703 4721 4723 4729 4733 4751
4759 4783 4787 4789 4793 4799 4801 4813 4817 4831
4861 4871 4877 4889 4903 4909 4919 4931 4933 4937
4943 4951 4957 4967 4969 4973 4987 4993 4999 5003
5009 5011 5021 5023 5039 5051 5059 5077 5081 5087
5099 5101 5107 5113 5119 5147 5153 5167 5171 5179
5189 5197 5209 5227 5231 5233 5237 5261 5273 5279
5281 5297 5303 5309 5323 5333 5347 5351 5381 5387
5393 5399 5407 5413 5417 5419 5431 5437 5441 5443
5449 5471 5477 5479 5483 5501 5503 5507 5519 5521
5527 5531 5557 5563 5569 5573 5581 5591 5623 5639
5641 5647 5651 5653 5657 5659 5669 5683 5689 5693
5701 5711 5717 5737 5741 5743 5749 5779 5783 5791
5801 5807 5813 5821 5827 5839 5843 5849 5851 5857
5861 5867 5869 5879 5881 5897 5903 5923 5927 5939
5953 5981 5987 6007 6011 6029 6037 6043 6047 6053
6067 6073 6079 6089 6091 6101 6113 6121 6131 6133
6143 6151 6163 6173 6197 6199 6203 6211 6217 6221
6229 6247 6257 6263 6269 6271 6277 6287 6299 6301
6311 6317 6323 6329 6337 6343 6353 6359 6361 6367
6373 6379 6389 6397 6421 6427 6449 6451 6469 6473
6481 6491 6521 6529 6547 6551 6553 6563 6569 6571
6577 6581 6599 6607 6619 6637 6653 6659 6661 6673
6679 6689 6691 6701 6703 6709 6719 6733 6737 6761
6763 6779 6781 6791 6793 6803 6823 6827 6829 6833
6841 6857 6863 6869 6871 6883 6899 6907 6911 6917
6947 6949 6959 6961 6967 6971 6977 6983 6991 6997
7001 7013 7019 7027 7039 7043 7057 7069 7079 7103
7109 7121 7127 7129 7151 7159 7177 7187 7193 7207
7211 7213 7219 7229 7237 7243 7247 7253 7283 7297
7307 7309 7321 7331 7333 7349 7351 7369 7393 7411
7417 7433 7451 7457 7459 7477 7481 7487 7489 7499
7507 7517 7523 7529 7537 7541 7547 7549 7559 7561
7573 7577 7583 7589 7591 7603 7607 7621 7639 7643
7649 7669 7673 7681 7687 7691 7699 7703 7717 7723
7727 7741 7753 7757 7759 7789 7793 7817 7823 7829
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36
Verzeichnisse
Basieux, Pierre:
Abenteuer Mathematik/Brücken zwischen Wirklichkeit und Fiktion, Reinbek bei
Hamburg, 1999
Buchmann, Johannes:
Einführung in die Kryptographie, Berlin/Heidelberg, 20043
Havil, Julian:
Gamma/Eulers Konstante, Primzahlstrände und die Riemannsche Vermutung,
Berlin/Heidelberg, 2007
Ribenboim, Paulo:
Die Welt der Primzahlen/Geheimnisse und Rekorde, Berlin/Heidelberg/New York, 20042
du Sautoy, Marcus:
Die Musik der Primzahlen/Auf den Spuren des größten Rätsels der Mathematik, München
2006
Internetadressen:
http://de.wikibooks.org/wiki/Beweisarchiv:_Zahlentheorie:_Elementare_Zahlentheorie:_Klei
ner_Satz_von_Fermat
Mersenn’sche Primzahlen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mersenne-Primzahl
http://www.primzahlen.de/
38
Kryptographie:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kryptographie
RSA – Kryptosystem:
http://de.wikipedia.org/wiki/RSA-Kryptosystem
http://www.wikipedia.org/
Abbildungsverzeichnis
Tabelle1: Die Regelmäßigkeit in der Anzahl der Primzahlen
Sautoy, Marcus: Die Musik der Primzahlen/Auf den Spuren des größten Rätsels der
Mathematik, München, 2006; Seite 66
Tabelle2: Vergleichstabelle
Havil, Julian: Gamma/Eulers Konstante, Primzahlstrände und die Riemannsche
Vermutung, Berlin/Heidelberg, 2007; Seite 207
Schülerprotokoll
Zufälliges Lesen des Buches „Die Musik der Primzahlen“ in den Sommerferien und die Idee
„Primzahlen“ als Thema zu nehmen
Lesen der Literatur und exzerpieren zum Verfassen der ersten Kapitel
Lesen der Literatur und exzerpieren zum Verfassen der weiteren Kapitel
25.-28.12.2007: Verfassen des Kapitels „Konstruktion von Primzahlen“ und Beginn mit
Kapitel „Primzahlverteilung“