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Pyramidenrätsel gelöst?

ten Klempnerdeutsch „abgedichtet“. des Wackelsteins zu. Entsprechend sem Fall an dem Wackelstein vorbei in
Und da beide Schächte oben und un- seiner Bestimmung sollte er bei einer den Schacht fließen. Um das zu ver-
ten verschlossen waren, muss eine Ab- Explosion, die im Innern der Königs- hindern, wurde die Fuge zwischen
dichtung gegen unerwünschte Luft- kammer erfolgte, ins Wasser stürzen, Schachtende und Wackelstein abge-
zufuhr in diesem Fall völlig ausge- bei einem Erdbeben jedoch nicht. dichtet. Das Wasser sollte auf keinen
schlossen werden. Was bleibt, ist eine Damit war seine Lage vorgegeben. Fall vor dem Tag X in den Schacht ge-
Abdichtung gegen Wasser. Und damit Wir befinden uns hier fast auf gleicher langen, denn unten bestand die Ge-
komme ich zu meiner These, dass wir Höhe mit der Königskammer. Eine fahr, dass der 12 cm starke Kalksand-
es hier mit einer hochwertigen Si- Explosion in ihrem Innern würde sich stein-Steg aufweichen würde und da-
cherheitsmaßnahme zutun haben, die wie ein gewaltiger Blubb durch ihre mit selbst einem geringen Wasser-
ohne jede Wartung auskommen Nord- und Südwand fortpflanzen druck nicht mehr standgehalten hät-
konnte und dennoch Jahrzehnte hin- und damit die Nordwand jenes Hohl- te. Doppelt hält besser! Die Ganten-
durch betriebsbereit war. raumes für Sekunden in eine Stoßbe- brink-Platte ist daher nichts anderes
Beschreibung der Anlage: Wenn wegung bringen. Gegen diese Wand als eine weitere Absicherung gegen
wir uns den Steinverschluss oben zu- musste der Wackelstein folglich leh- unerwünscht eingedrungenes Wasser.
nächst einmal wegdenken, dann mün- nen und damit haben wir das Dilem- Auch sie ist abgedichtet, und sogar
det der Schacht in einem Hohlraum, ma. Der Schacht mündet nämlich ihre beiden Bohrlöcher, in denen wir
der sich nach unten zu einem neun oben in dieser Nordwand, und damit das Ende der starren Metallverbin-
Kubikmeter großen Wassertank aus wird klar, dass der Wackelstein genau dung mit dem Wackelstein erkennen
Granitgestein erweitert. An seinem vor dem Schachtaustritt steht. Wir können, sind fachmännisch mit Pech
Boden lassen sich organische Rück- sahen am 17. September folglich kei- ausgegossen.
stände diverser Nilwassereinfüllungen ne neue Tür, wir sahen einen winzi- Fazit: Die neu entdeckte Stein-
erkennen. Sein oberer Rand (Wasser- gen Ausschnitt eben jenes Wackel- blockade wird sich niemals entfernen
pegel) liegt auf gleicher Höhe mit der steins. oder durchbohren lassen. Meine The-
Schachtöffnung. Ein in seinem Volu- Warum die Gantenbrink-Blocka- se wird sich folglich nur durch eine
men exakt berechneter Steinblock de? Da das Wasser im Tank einem ste- Kernbohrung, die von außen durch-
steht am Rand des Tanks so ausbalan- tigen Verdunstungsprozess unterlag, geführt werden muss, bestätigen las-
ciert, dass er bei einer starken Er- musste es in regelmäßigen Abständen sen. Glauben Sie, dass wir das noch
schütterung des Bauwerkes ins Wasser nachgefüllt werden. Das geschah über erleben werden? Ich nicht! Pechvogel
fällt. Der Pegel steigt über die eine Öffnung in der Decke, die mit Pyramide!
Schachtöffnung und neun Kubikme- dem Luftschacht der Königskammer 
ter Wasser stürzen den Schacht hinab. verbunden war. Es handelt sich hier
Dabei ist zu beachten, dass Ganten- jedoch um eine geschlossene Anlage, Literatur
brinks Steinplatte durch eine starre die weder betreten noch eingesehen Erwin Wedemann
Pechvogel Pyramide
Metallverbindung mit dem Wackel- werden konnte. Die Menge des einzu- ISBN 3-00-000293-6
stein, bei seinem Fall zeitgleich in das füllenden Wassers ließ sich natürlich
Innere des Hohlraums gerissen wird. berechnen, was aber, wenn versehent- Erwin Wedemann
Eine äußerste Relevanz kommt in lich doch zuviel eingefüllt wurde? Das Tausend Jahre sind für mich
wie ein Tag
dieser Beschreibung dem Standpunkt überschüssige Wasser würde in die-

Reinhard Prahl
Wie alt wurden die Ägypter?
Thomas Fuss wies 1999 in seinem 140 oder mehr Jahren beweisen konn- amten, die nach ägyptologisch unbe-
Buch „Spezies Adam” darauf hin, dass ten. Will man die Fachwelt aber zweifelten Aussagen ein für unsere heu-
die hohen Lebensalter im Alten Testa- wenigstens zum Nachdenken anre- tige Zeit unglaubliches Alter erreicht
ment durchaus der Realität entspre- gen, sind archäologische Fakten unab- haben.
chen können. Anhand der antiken dingbar. Auch ein Abnehmen des Lebensal-
Texte konnte er glaubhaft darlegen, Ebenso ergeht es ihm mit der in- ters lässt sich in Ägypten belegen.
dass wenig Grund besteht, der Bibel teressanten und unterstützenswerten Hier müssen wir aufgrund des hohen
keinen Glauben zu schenken. Fuss These der Erbverdünnung, die man Alters auf Texte zurückgreifen, die je-
stützt seine These u.a. auf apokryphi- aus den Bibeltexten schließen kann. doch wegen der real existenten Perso-
sche Texte, Schriftrollen aus Qumran Auch konnte außer biblischem und nen allerdings ein ungleich höheres
oder jüdische Geheimschriften. apokryphischem Material nichts Neu- Gewicht erhalten, als je zuvor.
Doch auch dieser Autor vermoch- es hinzugefügt werden.
te keine konkreten Belege vorzuwei- Für das ägyptische Alte Reich ge- 1. Manethos Liste und der
sen, es gab offensichtlich keine Grab- lang es mir nun, diese Beweise in ei- Turiner Königspapyrus
stätten, die ein von Menschen er- ner älteren Fachpublikation zu entde- Der Turiner Königspapyrus ist
reichtes Lebensalter von zumindest cken. Es gibt Gräber von hohen Be- eine Liste der ägyptischen Herrscher

EFODON-SYNESIS Nr. 1/2003 11


Wie alt wurden die Ägypter?
Landes. Darauf weiter einzugehen,
würde hier zu weit führen und ver-
langt nach einer eigenen Arbeit. Ein
anderer Eintrag im Turiner Papyrus
weiter unten erscheint indes für die-
se Untersuchung viel interessanter .
In Kolumne II sind die sogenann-
ten „Geister” aufgelistet. In dieser
Kolumne finden wir unter der Rubrik
„Geister, die im Delta waren” folgenden
Eintrag: „19, J. 2341”. 19 Herrscher
haben also 2341 Jahre lang ge-
herrscht, entspricht einer Durch-
schnittsherrschaftszeit von 123 Jahren!
Die mögliche Annahme, dass es sich
bei diesen genannten Herrschern
ebenfalls um Gestalten der Mytholo-
gie handele, ist allerdings widerleg-
bar, wie schon der Ägyptologe Kurt
Sethe nachgewiesen hat. Zu seiner
brillanten Arbeit „Beiträge zur ältes-
ten Geschichte Ägyptens” von 1904
komme ich weiter unten noch. Zuvor
möchte ich noch auf den Begriff
Mastabas des Ptahhotep und des Setj-Kaj. „Geister” eingehen. Gemeint ist das
ägyptische Wort „ach (3h)”, gemein-
aus dem Neuen Reich (1550 1070 eine Regierungszeit von 300 Jahre hin übersetzt mit „Geist”. Geschrie-
v.Chr.). Der Papyrus reicht bis in die angegeben (in einer anderen Liste, die ben wird das Wort mit einem Zei-
Zeit zurück, in der „Götter” und wahrscheinlich auf Manetho zurück- chen, das einen Schopfibis darstellt
„Geister” über Ägypten herrschten, geht, wird, nebenbei bemerkt, für den r.
bis in die 19. Dynastie. Leider ist der Gott Thot 1 eine Lebensdauer von Im Wörterbuch „Die Sprache der
Papyrus sehr fragmentarisch, so dass 726 Jahren angegeben)! Pharaonen“ von Rainer Hannig fin-
man vieles nicht mehr erkennen kann, Nun mag man argumentieren, den wir „ach” auf S. 11 folgenderma-
aber interessant für uns im Augen- dass es sich um mythische Gestalten, ßen übersetzt: „Ach-Geist, Verklärter
blick die Kolumne I. Leider ist der keine realen Menschen handele - (personifizierter Sternenglanz; Göttli-
einleitende Text ebenso wie die meis- wenn es nicht Hinweise darauf gäbe, ches im Menschen), Verklärungsseele,
ten Regierungszeiten und Lebensjah- dass das nicht stimmt. Denn Osiris und als zweite Möglichkeit: Der würdi-
re verloren, aber einige z.T. brisant wird als erster König über Ägypten ge Tote (als Geisterwesen)”, womit be-
erscheinende Daten sind erhalten angesehen, der den Ägyptern die Er- wiesen wäre, dass es sich bei den Achu
und für die Untersuchung brauchbar rungenschaften der Zivilisation um, wenn auch verstorbene, Men-
(1). brachte. Er wird in der ägyptischen schen gehandelt hat. Das Wort Ach
Wie gesagt, beginnt die Turiner Ikonographie stets als Mensch darge- wird als eine Art Epitheton (ein
Königsliste mit den Göttern. Da der stellt, mit Hirtenstab und oberägyp- schmückendes Beiwort) gebraucht,
Papyrus höchstwahrscheinlich aus tischer Krone. Im Osiris-Mythos, der um die Ehrwürdigkeit des Verstorbe-
Heliopolis stammt, ist hier die Rei- uns in vollständiger Form leider erst nen hervorzuheben. Ach ist also mit
henfolge der Götter, wie sie nach he- aus dem 1. Jahrhundert n.Chr. vor- „Geist“ in diesem Falle zu schwach
liopolitanischer Weltsicht „das Licht liegt, geschrieben vom griechischen übersetzt, und wir können getrost
der Welt erblickt” haben sollen, auf- Historiker Plutarch, wird Osiris davon ausgehen, dass die Achu (Mehr-
geführt. Es handelt sich um neun ebenfalls als erster König des vereinten zahl von Ach) tatsächlich als lebende
Namen, die der ägyptischen Theolo- Landes genannt. Bezeichnend ist, Menschen durchschnittlich 123 Jahre
gie entsprechend die Große Götter- dass der Osiris-Mythos sich zumin- regierten und sie nach ihrem Tod zu
neunheit von Heliopolis genannt wird. dest teilweise bis in die 4. Dynastie Achu wurden, also nachdem sie durch-
Der erste auf der Liste ist der von den zurückverfolgen lässt, und der Gau schnittlich 123 Jahre über Ägypten
Ägyptern als Sonnengott verehrte Re, (ägyptische Verwaltungseinheit, ver- geherrscht hatten.
seine Lebens- und Regierungszeiten gleichbar mit einem Bundesland), aus Ganz ähnlich ist es mit dem „Ho-
sind verloren, genau so wie die folgen- dem Osiris stammt, der Gau von Bu- rusgeleit” oder besser den „Horusdie-
den Götterkönige Schu (Luft), Geb sirs, dem heutigen Abusir (von pr- nern”, ägyptisch Schemsu Hor (Smsw-
(Erde), Osiris (Richter der Verstorbe- wsjr, per-Wusure = Haus des Osiris) “r). Auch diesen Herrschern wird eine
nen und König des Jenseits) und Seth hat als Zeichen auf der Standarte ungewöhnlich lange Herrschaftszeit
(Gott der Wüsten und Fremdländer, ebenfalls einen König mit Hirtenstab zugesprochen, nämlich bei Manetho
Gott der Stürme). Für den nächsten und Zepter (den pharaonischen 5813 Jahre und im Turiner Königspa-
Gottkönig mit Namen Horus 2 ( Machtinsignien), was wohl auf Osiris pyrus: „Summe der Regierungen der
Osiris´ Sohn in Gestalt eines Men- verweist. Zumindest für die alten Geister des Horusgeleits: J. 4420 (2)
schen mit Falkenkopf, ursprünglich Ägypter ist also Osiris unzweifelhaft Summe ihrer Lebenszeit bis zu denen des
vielleicht eine Sonnengottheit) ist der erste menschliche Herrscher des Horusgeleits: J...3200+x”.

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Wie alt wurden die Ägypter?
z.B. lebte zur Zeit der 3. Dynastie
unter König Djoser. Ihm wird die Er-
bauung der Stufenpyramide von Sak-
kara zugeschrieben und somit die Er-
findung des Steinbaus in Ägypten.
Für diese und andere Taten wurde Im-
hotep später als Gott verehrt. Glei-
ches gilt für einen Architekten aus der
18. Dynastie namens Amenophis,
Sohn des Hapu, der unter Amenhotep
III. lebte und diente. Auch er wurde
für seine architektonischen Leistun-
gen zum Gott erhoben.
Es gibt aber auch schriftliche Be-
lege, die das Horusgefolge oder besser
die „Horusdiener” eindeutig als Men-
schen erscheinen lassen. In einer be-
kannten Bauinschrift des Tempels
von Dendera aus der Zeit Thutmosis
III. heißt es etwa: „Gefunden wurde der
große Plan in Dendera in einer alten
Schrift, die geschrieben war auf das Le-
der eines Tierfells zur Zeit der Horus-
diener, gefunden wurde er im Innern ei-
ner Ziegelmauer des Königshauses ...”
Das klingt schlichtweg nicht, als
hätte es sich jemand ausgedacht, oder
als hätte jemand über Geisterwesen
geschrieben. Nachdem wir also philo-
logisch nachweisen konnten, dass die
Schemsu Hor, die über 4000 Jahre
Die Horusdiener wurden später Besser kann man den Beweis nicht über Ägypten geherrscht haben,
erbringen, als anhand philologischer Menschen waren, können wir uns In-
als Bau (b3w) bezeichnet, geschrieben
dividuen zuwenden, die ganz sicher
x . Bau wird gemeinhin mit Seelen Fakten, die selbst ein Ägyptologe
nicht unbeachtet lassen sollte. Außer- rein menschlicher Natur waren.
übersetzt.Geleiten, dienen oder auch dem haben wir da noch die Tatsache, 2. Ptah-schepses
folgen ist, wie bereits gesagt, die deut- dass der Turiner Königspapyrus von
sche Übersetzung für das ägyptische Ptah-schepses war ein hoher Wür-
den Geistern des Horusgeleits spricht, denträger am Hofe des Pharao Sahure
Wort schemsu (šmsw). Die Ägyptolo- also von den Achu Schemsu Hor (3h.w
gen weigern sich beharrlich, in dieser (5. Dynastie). Er bekleidete die Äm-
Smsw-hr), und wie wir gesehen ha- ter des Richters und Wesirs, war also
Herrschergruppe Menschen zu se- ben, bezieht sich der Begriff Ach auf
hen. Aber der bereits erwähnte Kurt hoch angesehen. Seine Mastaba
verstorbene Menschen. Nun sei im (ägyptische Grabform mit „bankför-
Sethe wies anhand des Wortes „schem- folgenden die Frage erlaubt: Wenn die
su” nach, dass es sich sehr wohl um migem” Überbau, daher der arabische
Horusdiener keine Götter, sondern Ausdruck Mastaba = Bank) liegt in
Menschen gehandelt haben muss. Menschen waren, was hindert uns
Schemsu bedeutet zwar so viel wie fol- Sakkara, in der Nähe der Pyramide
daran, anzunehmen, dass Osiris auch seines Herrn und Pharaos Sahure.
gen, wird aber im Ägyptischen im Zu- ein Mensch war, der in späterer Zeit
sammenhang mit jemandem folgen, Ptah-schepses erwähnt in seinem
von den Ägyptern zum Gott erhoben Grab, dass er unter den Pharaonen
um ihm zu dienen gebraucht. Es han- wurde? Ich stehe mit meiner Mei-
delt sich also nicht um diejenigen, die Chefren (40 Jahre), Men-kau-Re (20
nung nicht ganz allein da. Kurt Sethe Jahre), Schepseskaf (10 Jahre),
dem Gott Horus (dem direkten Vor- schreibt beispielsweise in „Urge-
gänger der Schemsu Hor) als Nachfol- Thamphthis (2 Jahre), Userkaf ( 10
schichte und älteste Religion der Jahre), Sahure (15 Jahre), Neferirka-
ger auf dem Thron folgten, wie etwa Ägypter”:
Wolfgang Helck annimmt, sondern re (10 Jahre), Schepseskare (5 Jahre),
um Individuen, die dem Gott folg- „Osiris, der seinem Namen nach der Neferefre (5 Jahre) und Niuserre (4.
ten, um ihm zu dienen, also Priester ,Sitz des Auges’ bedeutet, und ganz das Bis 5. Dynastie), der 35 Jahre regiert
oder Personen in einem zu vergleich- Aussehen eines Kosenamens hat, ist, hat, gedient habe (3). Es gibt keinen
baren Stand. Sethe schreibt: „Die ,Ho- sowie nach seiner ganzen Erschei- Grund, an den im Grab von Ptah-
rusdiener vor Menes’ (dem ersten Pha- nung (rein menschlich mit Zepter schepses genannten Daten zu zwei-
rao, Anm. von mir) würden dann also und Krone) und seiner Behandlung feln. Das fand auch schon der be-
nicht mit den ,Horusdienern’, die den offenbar ein vergötterter alter König, rühmte Ägyptologe Alexander Scharff
Gott Horus im Mythus begleiteten, iden- ...”(von mir gekürzt). („Grundzüge der ägyptischen Vorge-
tisch sein, sondern wären Wesen, die den Solche Beispiele von Vergöttli- schichte“, 1927). Nimmt man also
Horus als Gott verehrten, also vermutlich chung sind in der ägyptischen Ge- an, dass unser Würdenträger seinen
Menschen”. schichte durchaus bekannt. Imhotep Dienst im ersten Jahr des Chefren auf-

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Wie alt wurden die Ägypter?
nahm und ihn bis zum letzten Jahre nastie). Wir kommen also auf eine
des Niuserre inne hatte, hätte Ptah- Höchstamtszeit von 107 und auf eine
schepses 152 (!) Jahre gearbeitet. Mindestamtszeit von 64 Jahren.
Geht man vom Mindestwert aus, also Nimmt man den Durchschnittswert,
vom letzten Jahr Chefrens bis zum ers- kommt man immerhin auf 85,5 Jah-
ten Jahr Niuserres, bleiben immerhin re Amtszeit. Setzt man dann wieder
noch 79 Jahre Amtszeit übrig. Da voraus, dass unser Unbekannter etwa
aber beide Extremwerte unwahr- 18 Jahre alt war, als er seinen Dienst
scheinlich sind, können wir vielleicht antrat und ihm ein zumindest kurzes
einen Durchschnittswert von 115,5 „Rentnerdasein” beschieden war,
Jahren annehmen. Man muss natür- kommt man auf ein Lebensalter von
lich noch berücksichtigen, dass der 108,5 Jahren, das aber natürlich auch
Wesir und Richter wohl kaum im wesentlich höher liegen könnte, da ein
Jahr seiner Geburt seine Ämter er- Amtsantritt, wie gesagt, mit 18 Jah-
hielt, so dass er für diese wichtigen ren sicher zu niedrig gegriffen ist.
Ämter wohl mindestens 20 Jahre alt Ein Beispiel gilt es noch zu erwäh-
gewesen sein muss, wahrscheinlich nen: eine Favoritin des Snofru (der
eher noch älter. Vielleicht legte Ptah- Name ist mir leider nicht bekannt)
schepses sein Amt später aus Alters- lebte in der Zeit von Pharao Snofru
gründen nieder, so dass wir evtl. noch (erster Pharao der 4. Dynastie), dem
fünf Jahre „Rentnerdasein“ anneh- derzeit meistens etwa 24 Regierungs-
men dürfen, denn irgendwann wurde jahre zugesprochen werden (die Zahl
der Wesir und Richter sicherlich zu liegt allerdings wahrscheinlich bei
alt, seine Ämter weiter auszuüben. eher 50 Jahren, wie unten noch dar-
Dann wäre er über 140 Jahre alt ge- gelegt wird), bis zu Chefren (4). Wenn
worden! sie mit etwa 14 bis 16 Jahren Favori-
Und wie gesagt, es gibt Ägyptolo- tin wurde, wovon auszugehen ist, hät-
gen, die keineswegs an den Angaben te sie nach der derzeitig zu Grunde
Ptah-schepses zweifeln. Auch eine rein gelegten Regierungszeit Snofrus etwa
kultische Nennung der Pharaonenna- 104 Jahre gelebt. Verschiedene Mastaba-Arten
men ist in diesem Fall auszuschlie- Wie oben angedeutet, stimmt die
ßen, denn Ptah-schepses erwähnt ein- Regierungszeit Snofrus jedoch wahr-
fortschrittliche Technologien voraus-
deutig, er habe unter all diesen Köni- scheinlich nicht. Die Ägyptologin
gen gedient und nicht an deren Grab- Kate Spence konnte vor kurzem dar- setzt, erscheint das für drei Riesen-
bauten von jeweils über 100 Metern
malen. legen, dass sich die alten Ägypter zur
Höhe zu wenig. Denn Bauinschriften
Allerdings handelt es sich bei dem Nordausrichtung der Pyramiden im
Grab des Ptah-Schepses nicht um eine Alten und Mittleren Reich an den zufolge wurde die sogenannte „Rote
Pyramide”, die letzte, die Snofru er-
Ausnahme, sondern offenbar um ein beiden Sternen Mizar (im Sternen-
baute, im 30. Jahr begonnen, der Bau
häufig auftretendes Phänomen, wie bild Großer Bär) und Kochab (im
uns weitere Beispiele zeigen. Sternenbild Kleiner Bär) orientierten. dauerte etwa 17 Jahre, wie man eben-
falls Inschriften auf der Rückseite von
Ihre These findet ihren Beweis in der
3. Der Prinz Sechem-ka-Re Verkleidungssteinen entnehmen
Tatsache, dass sich die Nord-Südach-
sen der Pyramiden vom Alten bis ins kann.
Da gibt es beispielsweise noch Desweiteren kommt hinzu, dass
den Prinzen Sechem-ka-Re, einen Mittlere Reich immer weiter nord-
im Ägypten des Alten Reiches alle
Sohn des Pharao Chefren, dem die östlich verschieben. Das lag daran,
dass es durch die Präzession von der zwei Jahre eine Zählung zur Ermitt-
Erbauung der immerhin noch zweit- lung der Steuern durchgeführt wurde.
größten Pyramide auf dem Gizeh-Pla- Erde aus betrachtet so aussieht, als ob
Und vor einiger Zeit fand man in Da-
teau zugeschrieben wird. Sechem-ka- sich die Sterne bewegen, die Sterne
Mizar und Kochab verschoben sich schur einen Stein, der die 24. Zäh-
Re liegt in Gizeh begraben und hat lung unter Snofru bestätigt. Alle zwei
seiner Biographie in seinem Grabe aber im Laufe der Jahrhunderte des
Jahre eine Zählung = 2 x 24 =
zufolge unter den Königen Chefren, Pyramidenzeitalters in nord-östlicher
Richtung, genau wie die Nord-Süd- mindestens 48 Jahre Regierungszeit.
Men-kau-Re, Schepseskaf, Thamph- Das heißt wiederum für Snofrus Favo-
this, Userkaf und Sahure gelebt. achsen der Pyramiden (5). Man kann
ritin, dass sie - unter der Vorausset-
Folgen wir nun unserem schon be- also davon ausgehen, dass Frau Spen-
ces Theorie stimmt. Wenn dem so ist, zung, dass sie in Snofrus erstem Jahr
kannten Rechenspiel, bliebe für Se- zu ihm kam und im letzten Jahr
chem-ka-Re eine Amtszeit von bis zu müssen die Ägyptologen allerdings
Chefrens verstarb - mindestens 130
97 Jahren. ihr bisherige Chronologie des Alten
Reiches um mindestens achtzig Jahre Jahre gelebt haben muss.
4. Der Unbekannte nach unten korrigieren.
und die Favoritin Auch ergaben die Berechnungen, Das Türarchitrav
Das Grab eines Unbekannten, den dass Pharao Snofru eben nicht 24, son- im Grabe des Nisut-neter-pu
Alexander Scharff in seinem Buch dern etwa 50 Jahre regiert haben Ein letztes Beispiel, das in diesem
„Grundzüge der Vorgeschichte” auf müsste. Hierzu gibt es noch andere Rahmen Erwähnung finden soll, ist
Seite 52 erwähnt, amtierte von Djed- Beweise. Erstens hat Snofru drei Pyra- das Türarchitrav im Grabe des Nisut-
ef-Re bis Nefer-ir-ka-Re (4. - 5. Dy- miden gebaut und selbst, wenn man neter-pu („Der König ist der Gott“).

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Wie alt wurden die Ägypter?
Die von mir entdeckte Inschrift findet Thot mit 726 Lebensjahren gespro- keine Mumien existieren, von den
sich in „Urkunden, Band III“ von chen, dann von Horus mit 300 und Pharaonen schon gar nicht. Auch
Kurt Sethe (1933). Leider steht in zuletzt haben wir die Biographien mit Mumien von Edlen und Adligen sind
Sethes Abschrift des Architravs nichts 138 bis 110 Jahren. Einer der letzten so gut wie unbekannt. Und so kann
davon, welchen Beruf der genannte Fälle von relativ hohem Alter wäre nur für die unteren Schichten von ei-
Beamte ausübte. Aber es ist die An- dann wahrscheinlich der Pharao Pepi ner durchschnittlichen Lebenszeit
zahl der Könige zu lesen, unter denen II. gewesen, der heutigen Erkenntnis- ausgegangen werden, keinesfalls aber
Niset-netjer(j)-pu gedient hat: Djed- sen zufolge etwa 94 Jahre lang regierte für die Elite des Landes. Deshalb ist es
ef-Re, Cha-ef-Re, Men-kau-Re, und mit sechs Jahren den Thron be- schlichtweg unbekannt, wie alt die
Schepses-ka-f und Sahure. Im stieg. Menschen im Alten Reich wirklich
Höchstfall hat unser Beamter seinen Es bestehen prinzipell zwei Erklä- werden konnten.
Dienst über einen Zeitraum von 105 rungen für diese verifizierten Grabin-
Jahren versehen. Auch er hat somit schriften: Entweder gab es im ägypti- Anmerkungen
wahrscheinlich ein Alter erreicht, das schen Alten Reich Menschen, die ein 1 Die Daten aus dem Turiner Königspapyrus
und aus der chronologischen Liste des Man-
die 120 weit überschritten hatte. Lebensalter von über 130 Jahren er- etho, einem Priester, der in ptolemaischer
Nicht umsonst wird das „Alter der reichen konnten, oder - wie schon Zeit lebte und von Ptolemaios II. beauftragt
Weisheit“ im Alten Ägypten mit 110 1927 von Alexander Scharrf ange- wurde, die Geschichte Ägyptens niederzu-
Jahren angegeben. Offenbar handelt nommen wurde - die Chronologie schreiben, sind entnommen aus: „Chronolo-
es sich um ein höchst real erreichba- stimmt nicht! Es handelt sich in je- gie des pharaonischen Ägypten“, Jürgen von
Beckerath, 1997. Leider ist die Originalver-
res Lebensalter. dem Fall um eine schwerwiegende sion des Manetho verloren, zum Glück ver-
Ptah-hotep, ein wichtiger Wür- Schlussfolgerung. Denn folgen wir wendeten aber zahlreiche griechische und
denträger der 6. Dynastie, der immer- Scharrf, müssen wir annehmen, dass römische Historiker Auszüge aus diesem
hin Wesir und Oberrichter, Vorsteher die Könige der 4. und 5. Dynastie wichtigen Werk.
der Priester der Pyramiden des Myke- wesentlich kürzer herrschten, als bis- 2 Daten siehe von Beckerath a.a.O.
3 alle Regierungslängen entnommen aus: „Le-
rinos und des Djedkare-Isesi und her angenommen. Dies bedeutet xikon der Pharaonen“, Thomas Schneider,
noch einiges mehr war, schreibt in gleichzeitig, dass für die Pharaonen 1994
seiner „Lehre des Ptah-hotep“: der 4. Dynastie der Status als Erbau- 4 Nach Jürgen von Beckerath 24 Jahre, nach
„Es ist nichts Geringes, was ich auf er der Gizehpyramiden ins Wanken Thomas Schneider 50 Jahre
Erden getan habe, und ich habe 110 gerät. Denn eine Bauzeit für 23 Jah- 5 die Rotation der Erde um ihre eigene Achse
re für den gesamten Pyramidenkom- 6 zitiert aus: „Die Weisheitsbücher der Ägyp-
Lebensjahre bekommen ...“ (6) ter“, Helmut Brunner
plex des Chufu erscheint schon recht
Wahrscheinlich waren es noch ei- kurz. Aber setzten wir voraus, dass wir
nige Jahre mehr, denn wer hätte sonst Literatur
die Regierungsdauer Cheops´ viel- Scharff, Alexander: „Grundzüge der ägyptischen
die Lehre schreiben sollen? Ptah-ho- leicht um die Hälfte zu kürzen hätten, Vorgeschichte“, Leipzig 1927
tep muss noch recht „fit” gewesen sein, würde die Erbauung der Großen Py- Schneider, Thomas: „Das Lexikon der Pharao-
als er diesen Weisheitstext verfasste, ramide noch unglaubwürdiger er- nen“, Zürich 1994
das lässt darauf schließen, dass 110 scheinen. Gleiches gilt selbstverständ- von Beckerath, Jürgen: „Die Chronologie des
Jahre weder sonderlich alt, noch un- lich für Chefren. pharaonischen Ägypten“, Zürich 1997
gewöhnlich waren! Wie bereits am Beispiel Snofru dar- Brunner, Helmut: „Die Weisheitsbücher der
Im übrigen lässt sich die erreich- Ägypter“, Zürich 1988
gelegt, ist indes die Wahrscheinlich- Sethe, Kurt: „Beiträge zur ältesten Geschichte
bare Lebenszeit im Alten Reich noch keit, dass Chufu und Chefren länger Ägyptens“, Hildesheim 1964;
auf andere Weise verifizieren, anhand als die bisher als richtig erkannte Zeit- „Urgeschichte und älteste Religion der Ägyp-
von Texten. So berichtet das sumeri- spanne regierten (Schneider nimmt in ter“, Leipzig 1930
sche Gilgamesch-Epos, dass König seinem „Lexikon der Pharaonen” bei- Wolfgang Helck: „Untersuchungen zu Manetho
Gilgamesch, 120 Jahre alt geworden spielsweise für Cheops 40 anstatt 23 und den Königslisten“, 1954
sei. Die Regierungszeit des sumeri- Jahre an), größer. Vielleicht ist also die Fuss, Thomas H.: „Spezies Adam“, 1999
schen Königs lässt sich auf etwa 2600 Zillmer, Hans-Joachim: „Darwins Irrtum“,
Lebenszeit für die oben genannten Per- München 1998
v.Chr. festlegen, also ins Alte Reich. sonen noch um mindestens zwanzig Die Bibel (Lizensausgabe der Katholischen Bi-
Gleiches gilt für die Bibel. Abraham Jahre zu erhöhen. belanstalt), Stuttgart 1980
wurde 175 Jahre alt und die Texte ver- Die Ägyptologen vertreten die An- von Buttlar, Johannes: „Leben auf dem Mars“,
weisen auf etwa dieselbe Zeit, in der sicht, dass der „Durchschnittsägyp- München 1992
das Epos spielt und die ägyptischen ter” im Alten Reich etwa ein Lebens- Wildung, Dietrich: „Imhotep und Amenhotep“,
Gräber einzordnen sind. alter von 35 Jahren erreicht habe. Berlin 1977
von Däniken, Erich: „Erinnerungen an die Zu-
Zahlreiche Skelettfunde sollen das kunft“, Düsseldorf 1968
Abschlusswort beweisen. Doch dazu muss man wis- Brunner-Traut, Emma: „Altägyptische Mär-
Betrachtet man die Lebenszeiten sen, dass diese Skelette hauptsächlich chen“, München 1998
der Götter im Turiner Königspapyrus von armen Menschen stammen, die Germer, Renate: „Mumien, Zeugnisse des Pha-
und die oben angeführten Biographi- schon aufgrund ihrer schlechten Le- raonenreichs“, Düsseldorf/Zürich 1991
en, ergibt sich ein überaus interessan- bensbedingungen kein sehr hohes Al- „Sokar, die Welt der Pyramiden“, Nr. 3, 2.
Halbjahr 2001: „Zur Hypothese von Kate
ter Schluss, der eingangs schon ange- ter erreichen konnten. Harte Arbeit, Spence über die Nordorientierung der ägyp-
deutet wurde. Setzt man nämlich vo- einseitige Ernährung, Bilharziose und

tischen Pyramiden“, von Rolf Krauss
raus, dass die „Götter” in Wirklichkeit eine gewiss nicht so gute ärztliche
menschliche Herrscher waren, dann Versorgung, wie sie die höheren Stän- Anm. d. Red.
verringert sich die Lebenszeit der de erhielten, sorgten für ein frühzeiti- Die Umschreibungszeichen können aus technischen
Ägypter ähnlich wie in der Bibel an- ges Ableben. Man sollte auch wissen, Gründen leider nicht ganz korrekt wiedergegeben
gegeben kontinuierlich. Erst wird von dass aus dem Alten Reich so gut wie werden.

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