In den sechzig Jahren, welche das vergleichende Studium der
indogermanischen Sprachen durchlebt hat, hat es mit einer Rasch- heit Verbreitungund Vertiefung gefunden, die in der Geschichte der Wissenschaften einzig dasteht. Es ist keine indogermanische Spra- che, die nicht in unserer Zeit den Gegenstand vergleichender Studien bildete,und an den meisten von ihnen sind auf den verschiedensten Punkten die Hebel angesetzt, um sie nach allen Seiten aus dem durch Jahrtausende um sie gelagerten Schutt emporzuheben und" dem vollen wissenschaftlichen Verständnisse bloss zu legen. Ruft diese rege Thätigkeit, welche auf dem eigentlichen Gebiete der verglei- chenden Sprachwissenschaft herrscht, allein schon jährlich eine so grosse Zahl neuer, durch ihren Umfang auf den Abdruck in einer Zeitschrift angewiesenen Arbeiten in Deutschland hervor, dass ihre Vereinigung in einem einzigen wissenschaftlichen Organ kaum mög- lich ist, so gilt dasselbe von den durch die Verbindung der verglei- chenden Sprachwissenschaft mit verwanten Disciplinen im Laufe der Zeit entstandenen Seitenzweigen derselben. In Folge dessen finden oder für die Sprachwissenschaft höchst sich sprachwissenschaftliche, bedeutsame Arbeiten häufig zerstreut an entlegenen Orten gedruckt, je nachdem sie gerade in irgend einem Organ einer verwanten Wis- senschaft ein Unterkommen finden; hierdurch erwächst der Uebel- stand, dass sie sich vielfach dem Auge der Mitforschenden entziehen und nicht den Nutzen haben den zu wirken sie geeignet sind. Die- ,
sem Uebelstande abzuhelfen, sind diese „Beiträge zur Kunde
der indogermanischen Sprachen" bestimmt, deren Redaction nach vorhergegangener Berathung und Verständigung mit einer An- zahl engerer und weiterer Fachgenossen der Unterzeichnete über- nommen hat. Sie sollen gleichmässig die specielleu Interessen des vergleichenden Studiums der indogermanischen Sprachen und die ihm mit verwauten Disciplinen, der Philologie, der Geschichte u. s. w. gemeinsamen vertreten. Alle Arbeiten also, welche in irgend einer Weise die Erkenntnis der indogermanischen Sprachen und ihrer Ge- schichte fördern oder zu fördern geeignet sind , werden in ihnen ,
Aufnahme finden. Wenn die Redaction einerseits Sorge tragen wird,
dass nur Arbeiten gediegenen wissenschaftlichen Gehaltes in diesen ,, Beiträgen" veröffentlicht werden, so glaubt sie doch andrerseits eine Verantwortlichkeit für die in denselben enthaltenen Ansichten nicht übernehmen zu dürfen: jede Ansicht wird sich in ihnen aussprechen können, welche als das Ergebnis ernster Arbeit erscheint, jeder Par- tei stehen ihre Spalten offen zu wissenschaftlicher und in wissen- schaftlichem Tone gehaltener Polemik. Die Einrichtung eines eigenen kritischen Theiles erscheint zur Zeit nicht opportun; die Redaction behält sich dieselbe, ebenso wie die eines Jahresberichtes für künftige gelegene Zeit vor, wird aber schon jetzt gelegentlich zugehenden umfassenden Kritiken wirklich bedeu- tender wissenschaftlicher Erscheinungen die Aufnahme nicht versa- gen. Arbeiten, welche für die Geschichte der vergleichenden Sprach- wissenschaft von Wert sind, wie Literaturberichte, Nekrologe u. s.w., wird sie Dank annehmen. jeder Zeit mit Dass diese „Beiträge" in keiner Weise Oppositionsblatt sein sol- len, dass sie lediglich der Förderung wissenschaftlicher Erkenntnis gewidmet sind, bedarf kaum einer besonderen Versicherung; wenn der Unterzeichnete hofft, dass das neue Unternehmen diese Bestim- mung in reichem Maasse erfüllen werde, so ermuthigt ihn dazu das überaus liebenswürdige Entgegenkommen und die Billigung, welche dasselbe fast ausnahmslos gefunden hat. Ihre wol wollende und tä- tige Unterstützung haben ihm bisher zugesagt die Herren: Prof. Th. Benfey (Göttingen) Conrector Dr. W. De ecke ,
Fick (Göttingen), Prof. M. Hang (f), Biblio-
(Strassburg), Prof. A. thekar Dr. R. Köhler (Weimar), Dr. G. Meyer (Prag), Prof. Leo Meyer (Dorpat), Prof. A. Müller (Halle), Hofrath H. Sauppe (Göt- tingen), Dr. R. Sprenger (Göttingen), Prof. H. Weber (Weimar), Prof. E. Windisch (Strassburg) Das erste, gleichzeitig ausgegebene Heft enthält: Die suffixlosen Nomina der griechischen Sprache. L Zum sogenannten a-Suffix im Griechischen von A. Fick; Ueber die griechischen, insbesondere die homerischen Nomina auf «f von Leo Meyer; Mythologisches in altlitauischen Tex- ten von A. Bezzenberger Rig-Veda X. 10. 7 = Ath. XVIII. 1. 8 ;
von Th. Benfey Zum mittelhochdeutschen Wortschatz von R.
;
Sprenger; Allerlei von A. Fick; Etymologien von A. Bezzenber-
ger; M. Hang (Nekrolog).
Die folgenden Hefte werden u. A. bringen:
Das altpreussische Verbum von Ad. Bezzenberger; Neugefun- dene etruskische Inschriften von W, Deecke; Die suffixlo- sen Nomina der griech. Sprache (Fortsetzung) von A. Fick; lie- ber den griech. Uebergang von £t in l von G. Meyer; Die se- mitischen Lehnwörter der älteren griech. Sprache von A. Müller ;Zur mittelhochdeutschen Schriftsprache von 11. Sprenger; Zur litauischen Dialektologie von H. Weber; Der irische Infinitiv von E. Windisch. Die Redaction wird Sorge tragen , dass die ihr anvertrauten Ma- nuscripte stets auf das rascheste gedruckt werden ; alle für die „Bei- träge zur Kunde der indogermanischen Sprachen" bestimmten Sen- dungen wolle man unmittelbar an den unterzeichneten richten.
Dr. Adalbert Bezzenberger,
Docent der vergleichenden Sprachwissenschaft an der Univers. Göttingen.
Die „Beiträge zur Kunde der indogermanischen Sprachen", de-
ren Verlag ich übernommen habe, werden zunächst in zwanglosen — Heften von je 5 6 Bogen erscheinen; 4 Hefte bilden einen Band, dem Indices beigefügt werden ausführliche sollen. Der Preis des Bandes wird 10 Mark nicht überschreiten.