Schon r�nderte das erste Rot die Wolken, Stahl ich mich aus dem Saale, die Genossen Im Streite, lachend, lallend, unterm Tische, Im weinerlichen Elend, schwer betrunken Zur�ck in ihrem Durcheinander lassend. Doch eh' ich ging, bat einen meiner Runde Ich mitzugehn, um frische Luft zu sch�pfen. Im Nebenzimmer, das wir nun durchschritten, Stand ein Klavier, und wie dort hingezogen, Setzt' an die Tasten sich mein junger Freund Und spielte die Ballade g-Moll Chopins. Und wie vom Geist des Weines nur befeuert, Begeistert nur zu h�herem Seelenflug, Erwuchs zu m�chtigem Wesen jenes St�ck. Nie hatt' ich herrlicher sie spielen h�ren. Ich unterdessen schlich zum Fenster hin Und schlug die Fl�gel auf, so weit ich konnte. Der Sommermorgen friedet keusch vor mir, Das Gras, die Blumen schlafen noch im Tau, Kein L�ftchen regte sich, kein Vogel zwitschert. Doch da, in dieser leidenlosen Ruhe, Entdeckt' an einem schm�chtigen Ahornstamm Ein blasses M�dchen ich. Die rechte Schl�fe Lehnt an den Baum; und aus den gro�en Augen Tropft Tr�n' auf Tr�ne langsam auf die H�nde, Die schwach das Taschent�chlein drehn und zupfen Und zitternd auseinanderzerren...
Ballade in U-Dur Detlev von Liliencron
Es lebte Herr Kunz von Karfunkel
mit seiner verrunzelten Kunkel auf seinem Schlosse Punkpunkel in Stille und Sturm. Seine Lebensgeschichte war dunkel, es murmelte manch Gemunkel um seinen Turm.
T�glich lie� er sich sehen
beim Auf- und Niedergehen in den herrlichen Ulmenalleen seines adlichen Guts. Zuweilen blieb er stehen und lie� die Federn wehen seines Freiherrnhuts.
Er war just hundert Jahre,
hatte schneeschlohwei�e Haare und kam mit sich ins klare: Ich sterbe nicht. Weg mit der verfluchten Bahre und �hnlicher Leichenware! Hol' sie die Gicht! Werd' ich, neugiertrunken ins Gartengras hingesunken, entdeckt von dem alten Halunken, dann grunzt er plump: T�w Sumpfhuhn, ick wil di glieks tunken in den Uhlenpfuhl zu den Unken, du schrumpliger Lump!
Einst lag ich im Verstecke
im Park an der Rosenhecke, da kam auf der Ulmenstrecke etwas angemufft. Ich bebe, ich erschrecke: Ohne Sense kommt mit Geblecke der Tod, der Schuft.
Und von der andern Seite,
mit dem Kr�ckstock als Geleite, in knurrigem Geschreite, kommt auch einer her. Der sieht nicht in die Weite, der sieht nicht in die Breite, geht gedankenschwer.
Hallo, du kleine M�cke,
meckert der Tod voll T�cke, hier ist eine Gr�berl�cke, hinunter ins Loch! Erlaube, da� ich dich pfl�cke, sonst hau' ich dir auf die Per�cke, oller Knasterknoch.
Der alte Herr, mit Grimassen,
tut seinen Kr�ckstock festfassen: Was hast du hier aufzupassen, du Uhu du! Weg da aus meinen Gassen, sonst will ich dich abschrammen lassen zur Uriansruh'!
Sein Kr�ckstock saust behende
auf die d�rren, gierigen H�nde, die Kn�chel- und Knochenverb�nde: Knicksknucksknacks. Freund Hein schreit: Au, mach ein Ende! Au, au, ich lauf ins Gel�nde nach Haus schnurstracks.
Noch heut lebt Herr Kunz von Karfunkel
mit seiner verrunzelten Kunkel auf seinem Schlosse Punkpunkel in Stille und Sturm. Seine Lebensgeschichte ist dunkel, es murmelt und raunt manch Gemunkel um seinen Turm.
Jeanne, Magdalena und der Geruch von Ozon (Innenansichten der Wohnung und Seele eines älteren Junggesellen aus dem Kaff K.): Ein dystopischer Gedichtroman
Gesammelte Werke: Romane + Erzählungen + Balladen + Epos + Essays (Über 140 Titel in einem Buch): Olympischer Frühling, Das Bombardement von Åbo, Conrad der Leutnant, Imago, Die Mädchenfeinde, Lachende Wahrheiten, Ei Ole, Der Salutist, Xaver Z'Gilgen, Friedli der Kolderi...