Philosophie der Aufklärung und des Deutschen Idealismus. Der Kindergartenpraxis Fröbels
liegt eine Theorie des Spiels mit deutlich spekulativen Zügen zugrunde. Diese Auffassung
Begriffsschärfe. Sie ist aber oft flüchtig in der Materialisierung der Fröbel überströmenden
© kristall
Die deutsche und internationale Fröbelbewegung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
dieser Defizite durch Kompendien – man nannte sie „Handbücher“ – zu beheben versucht und
so die fragmentarisch überlieferte Spielpädagogik als Theorie wie als Zusammenhang von
problematischer Weise unkritisch Fröbel in spezifischer Weise interpretiert. Und dies gilt auch
noch für die Rezeption der Spielpädagogik Fröbels im 20. Jahrhundert, trotz der durch
Jeder Zugriff auf Fröbels Werk muss sich mit den „authentischen“ Dokumenten, also mit den
Form zur Kenntnis nehmen, bevor behutsame Rekonstruktionen in Form von Ergänzungen
und Zusammenfassungen mit einbezogen werden (vgl. Heiland 2001 und Heiland 2004). Bei
solchem Zugriff wird sichtbar, dass Fröbel die Unterscheidung von „Erziehungsphilosophie“,
kennt und er meist von „Menschenerziehung“ (1826) und dann in seiner Spätzeit, also nach
1840, von „entwickelnd-erziehender Menschenbildung“ in Schule und Kindergarten, bei
Unterricht und Spielpflege spricht. Auch die Begriffe einer „Allgemeinen Didaktik“ oder
„Methodik des Unterrichts“ sind ihm fremd. Wenn er 1826 von „Erziehungs-, Unterrichts- und
mit „Erziehungskunst“ das Fachgebiet der „Allgemeinen Pädagogik“, mit „Unterrichts- und
Lehrkunst“ die „Allgemeine Didaktik“ mit ihrem Teilgebiet der „Methodik“ bzw. Theorie der
und Unterrichtspraxis. Eine eigens ausgewiesene Methodik des Unterrichts kennt Fröbel also
nicht – ebenso wenig eine Didaktik oder Methodik seiner Spielpflege. Wohl aber ist ihm durch
„Elementarmethode“ vertraut, der bei ihm allerdings meist durch „Menschenerziehung“ bzw.
Eine hier beabsichtigte Darstellung bzw. Analyse der didaktisch-methodischen Dimension der
Spielpädagogik Fröbels muss sich daher bewusst sein, dass sie Fröbels Werk „von außen“
von über 150 Jahren unabdingbar, nicht zu eliminieren, wohl aber zu beachten. Es besteht die
Gefahr, Fröbel „passend“ zu machen, also ihn begrifflich wie systematisch „umzuschreiben“,
was der Aktualität Fröbels nützen mag, jedoch letztlich der Authentizität solcher Fröbel-
Interpretationen schadet bzw. diese gefährdet. Die nachstehende Analyse der Spielpädagogik
Fröbels versucht, einer „Quadratur des Kreises“ zu entsprechen und will Fröbels Aktualität
ersten Durchgang (Teil II) werden die wichtigsten Zusammenhänge von Fröbels
Fragestellungen der derzeitigen Debatte im Bereich der „Pädagogik der frühen Kindheit“
Die angesprochene Debatte stützt sich auf die Ergebnisse der internationalen PISA-
Bereich – so die Debatte – muss vor allem die Steigerung des Förderungsniveaus in
Kindergärten sein, die wiederum eine qualifiziertere Ausbildung des Erzieherberufs (für
Es dürfte wenig zweckmäßig sein, Fröbels Konzeption in ihrer Begrifflichkeit und Systematik
kaum begrifflich-systematisch ausgewiesen ist, wie bereits gezeigt wurde. Daher wird im
zweiten Durchgang (Teil III) die didaktisch-methodische Analyse von Fröbels Spielpädagogik
als Diskussion einiger Praxisbeispiele aus Fröbels Kindergarten durchgeführt, um hier direkt
das Positive der „Führung“ im Kindergarten Fröbels, aber auch mögliche Defizite Fröbels
philosophischen Grundlage als rigide im Umgang mit der Individualität des Kindes zu
beurteilen, als ebenso falsch wird sich auch das oft behauptete Gegenteil herausstellen, dass
Fröbel die Kindergärtnerin auf die Peripherie des Kindergartenraums und auf Beobachtung
Beide gängigen Bilder von Fröbels Kindergarten als kollektivistisch und aindividualistisch bzw.
als „Schonraum“ ohne Forderungen entsprechen eben gerade nicht, wie noch zu zeigen sein
Kernpunkt der Pädagogik Fröbels ist eine familiennahe Elementarbildung. Mit unseren
gängigen Begriffen der Fachterminologie formuliert, heißt das: Fröbel will die Schaffung einer
ist Ausgangspunkt und Basisbedingung Fröbels für erfolgreiche Erziehung und Bildung, für
sachorientiert. Fröbels Pädagogik ist einerseits subjektbezogen. Erziehung soll nach Fröbel
entsprechen, diese also anregen, unterstützen, auch leiten und weiterführen. Fröbels
Pädagogik konfrontiert daher andererseits die kindlichen Kräfte („Inneres“) mit Sachverhalten
und Inhalten, also mit „objektiven“ – Fröbel sagt: „gegenständlichen“ – Zusammenhängen, die
als „Äußeres“ selbst wieder gewissermaßen nur die andere Seite (der „Medaille“) der
subjektiven Kräfte darstellen. Als Beispiel: Dem kindlichen Sprechenkönnen entspricht eine
„objektive“ Sprachumgebung. Daher kann Fröbel dem einzelnen Menschen die Kategorie
„Geist“ zuordnen und ihm den ganzen großen Bereich der Gegenstände als „Natur“
entgegensetzen.
Zum Bereich der „Natur“ gehört neben den Dingen aber auch der eigene Körper des einzelnen
Menschen sowie die Mitmenschen in ihrem äußeren leiblichen Sein. Der Mitmensch ist
jedoch zugleich „Geist“ als Einheit von „Geist“ und Körper, integriertes Ganzes von „Natur“ und
„Geist“ und von Mensch zu Mensch durch Sprache verbunden. An diesem in der traditionellen
Philosophie bzw. Erkenntnistheorie üblichen Dualismus von Natur und Geist, der in der
Philosophie des „Deutschen Idealismus“ (so bei Kant und Fichte) zur Subjekt-Objekt-Spaltung
weiterentwickelt wurde, interessiert Fröbel vor allem folgendes Problem: Das Grundproblem
einer ursprünglichen, religiös-theologisch begründbaren Einheit von „Geist“ und „Natur“ und
deren Zerfall als Trennung und Aufspaltung in die Bereiche „Natur“ (Objekt) und „Geist“
Bei seiner Spieltheorie, die ja eine solche Vermittlungskonzeption darstellt, geht es Fröbel also
weniger um das Verhältnis des einzelnen Kindes zu anderen Kindern und zu Erwachsenen,
also um das Verhältnis Mensch – Mensch, sondern vor allem um das Verhältnis von Mensch
(= Kind = Subjekt = „Geist“) und Ding (= Objekt = „Natur“). Fröbel kennt also den Begriff „Natur“
in seiner ganzen Breite, als das Objekt-Sein von gegenständlicher und mitmenschlicher
Wirklichkeit. Er diskutiert dann aber doch vor allem die erkenntnistheoretische Problematik
Erziehung individualtheoretisch, also aus der Perspektive des einzelnen Kindes. Es ist kein
Zufall, dass sich Fröbel in seinen spielpädagogischen Texten vor allem zum Bauen und zum
Spiel mit seinen Materialien, den „Gaben“ und „ Beschäftigungen“ geäußert hat – vor allem
zum Bauspiel des einzelnen Kindes mit der dritten „Gabe“, den acht Würfelchen. Für Fröbel
werden offensichtlich hier die zentralen Bildungsprozesse der der von ihm angestrebten
die Wirklichkeit der Gegenstände, der Dinge, auch der vom Menschen hervorgebrachten
„ Werke“ bis zu den Kunstwerken in ihrem Kern wiederum selbst „Geist“ („Inneres“), nämlich
Wenn also der heranwachsende Mensch, das Kind, sich wirklich mit den Gegenständen
beschäftigt, dann muss es sich – so Fröbel – mit ihnen auseinandersetzen, indem es diese
weiter, dass das Kind sich zu ihnen in Bezug setzt. Das Zerlegen der Gegenstände, der Dinge,
der Sachverhalte, ihre „Analyse“ allein genügt nicht. Zwar: Ihren Kern, ihr „Allgemeines“, ihre
„Gesetzmäßigkeit“ zeigen die Dinge bei der Analyse. Aber dieses „Allgemeine“ muss vom
„Allgemeines“ erfasst werden. Dies geschieht zunächst beim Spiel des Kindes und dann
später durch den Schüler im Unterricht. Dabei verweisen die Dinge auf den Spielenden und
Lernenden. Ihr Kern, ihr „Allgemeines“, ist zugleich „Allgemeines“ des Menschen, bringt bei
„Bildung“ ist bei Fröbel ein gestuftes Wissen des einzelnen Menschen um die
Wissen reicht vom gefühlshaften „Ahnen“ im Kontext von Anschauung und Handeln bis zum
Systematik. Dabei handelt es sich um einen Prozess, der vom gefühlshaften „Ahnen“ zur
bewussten Einsicht und zum Selbstbewusstsein führt und nicht auf einer Stufe dieses
Prozesses stehen bleiben soll. Das um das „Allgemeine“ aller Wirklichkeit „ahnend“, also noch
unbewusst wissende Kindergartenkind Fröbels bleibt nicht bei dieser gefühlshaften Einsicht
stehen. Sein Gestalten, sein Bauen mit Fröbels Spielmaterialien bereiten die spätere Einsicht
des Schülers im Unterricht vor und enthalten schon die Dimension der „Vergeistigung“, der
Hinweise auf das „Allgemeine“, aber eben noch immer handlungsbezogen und
anschauungsorientiert. Das „Bauen“ von Spielformen wird von Fröbel noch an den sinnlich-
Und auch im schulischen Unterricht, zumindest auf der Stufe des Elementarschulunterrichts,
Schulunterricht, der Begriffe und Begriffszusammenhänge, gilt auch hier – in der Keilhauer
Schule Fröbels – noch die Grundforderung der „Darstellung“ des einsichtig gewordenen,
erkannten „Allgemeinen“ am Konkreten. So stellen der Aufsatz, die Zeichnung, das Modell
auch Medien dar, welche den Unterrichtsinhalt auf seine spätere Abstraktheit hin zugänglich
machen. Aber für Fröbel sind es vor allem Medien der Sicherung, der Vergewisserung des
Erkannten und Verstandenen. Sie bieten im „Äußeren“, am Konkreten das „Innere“, den
erarbeiteten, den erfassten abstrakten Sachverhalt, der nun wieder materialisiert wird, aber so,
dass am Konkreten gleich das Abstrakte („Allgemeine“) sichtbar und erkennbar wird. So bietet
die Zeichnung das Grundsätzliche des Motivs, des Wirklichkeitsausschnitts. Das Modell in
heimatkundlicher Geografie zeigt das Typische des Realitätssegments und bereitet die
geografische Karte mit ihren abstrakten Strukturen (Höhenlinien, Wasserläufe etc.) vor. Und
der Aufsatz berichtet nicht nur über eine Wanderung, sondern demonstriert auch sprachliche
Kindergarten und Schule sind bei Fröbel also eine Einheit, institutionelle Formen und
Spiel, also durch Erfassen des „Allgemeinen“, von Strukturen am Spielgegenstand, durch
Sichäußern, dominieren. Aber das „Bauen“ ist konstruierendes, Strukturen (also „Inneres“) am
Spielmaterial zeigendes Spiel. Die Struktur am Spielgegenstand verweist auf den Spielenden,
das „Äußere“ auf das „Innere“, der Spielgegenstand auf das Kind als Entgegengesetztes
Vermittelndes. Spiel als Vermitteltheit von Gegenstand und Kind in und durch die
Spielhandlung ist selbst wiederum Allgemeinbildung, weil diese Vermittlung durch das Kind
als ahnendes Erfassen der Einheit von Gegenstand und Kind vollzogen wird. Dieses Sich-Eins-
Fühlen mit dem Spielmaterial aber umschreibt die hier sich zeigende Allgemeinbildung als
Einsicht und Schule nicht mehr konstruktives Spiel. Dass in beiden Bereichen aber doch
sowie das „Stäbchenlegen“. Das Gemeinsame dieser Materialien bzw. „Beschäftigungen“ ist
Die mathematische Grundbildung hat bei Fröbel ganz erhebliche Bedeutung. Dies ist kein
das Kind als „reine Unschuld“ (vgl. Baader 1996, S.221ff., Ullrich 1999, S.238ff.), das in
Kindergarten und Schule durch „freies“ Spiel und „Erlebnisunterricht“ seine „Natur“ entfalte,
geht an Fröbels Intentionen völlig vorbei (vgl. Heiland 2001, S.25-29). Fröbel steht im Kontext
Einflüsse, insbesondere durch das christliche Moment seiner Herkunft aus einem Pfarrhaus,
durch die Orientierung an Arndts nationalpädagogischen Ideen, vor allem aber durch einen
Werdegang – vom Autodidakten zum Assistenten und Mitarbeiter des Berliner Mineralogen
Orientierungen.
Die formale Summe aller dieser Beeinflussungen und Anregungen ist Fröbels Philosophie des
„sphärischen“ Lebens. Fröbel sagt: „Jedes Ding entwickelt seine sphärische Natur nur
dadurch vollkommen, daß es sein Wesen in sich und durch sich in seiner Einheit, in einer
Einzelnheit und in einer Mannigfaltigkeit darzustellen strebt und wirklich darstellt“ (Boldt,
Kosmologie und Anthropologie dar, die „Natur“ und „Geist“ (Mensch) als Bereiche der
göttlichen Schöpfung interpretiert, deren Kern göttlich („sphärisch“) ist, die auf Gott verweist
und auf diesen Ursprung zurückgeführt (re-ligio) werden muss. Alles Seiende entspricht
diesem Drang durch sein natürliches Sein (Entwicklung). Der Mensch entspricht dieser
Forderung durch sein Denken und Handeln, durch Wissenschaft. Wissenschaft ist damit
identisch mit Sphärephilosophie und mit Religion. Die Sphärephilosophie Fröbels beschreibt
Schöpfung und die Notwendigkeit der erneuten, bewussten Vermittlung alles Seienden mit
sich und mit Gott. Diese wiederholende dritte Vermittlung und Vermitteltheit des Kosmos:
zunächst als (göttliche) Schöpfung, dann als (christliche) Erlösung, nun anthropologisch
durch Erziehung verweist auf Erziehung und Bildung als Grundkonstanten der
Sphärephilosophie Fröbels. Diese Philosophie lässt sich in allen pädagogischen Äußerungen
Fröbels nachweisen.
Fröbel sagt in einem Brief, die Menschheit habe drei Aufgaben zu lösen:
„a) die Natur mit Gott zu vermitteln […] Die Menschheit löste diese Aufgabe dadurch, daß sie
die Welt (die Schöpfung) aus Gott (als ihrem Schöpfer) hervorgehen ließ.
Schöpfungsgeschichte.
b) die Menschheit, den Menschen mit Gott zu vermitteln (z. B. die Einheit in der Einzelnheit
nachzuweisen und umgekehrt). Diese Aufgabe löste die Menschheit dadurch, daß sie das
Erlösungsgeschichte.
c) die Menschheit, den Menschen mit der Natur zu vermitteln, z. B. Die Einzelheit in der Allheit,
[…] An der Lösung der dritten Aufgabe arbeitet jetzt die Menschheit. Wir auch arbeiten von
Seite der Erziehung daran […] Jeder einzelne Mensch muß als die Menschheit in sich
Kindergarten ist die Lösung dieser Aufgabe Zweck, sein Ziel ist – allseitige Lebenseinigung.“
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gegenständlichen Wirklichkeit durch den einzelnen Menschen (Subjekt) und dessen Einsicht
in die gegenseitige Verwiesenheit von Welt und Subjekt – das Erfassen des „Allgemeinen“
(Strukturen, Gesetze) von Welt und Subjekt. Der Einzelne baut in sich Perspektiven der
Wirklichkeitserfahrung und damit Wirklichkeit selbst auf. Diesen Prozess bezeichnet Fröbel
als „Bildung“. Der Heranwachsende ist dann „Bildner“ seiner selbst – allerdings im
Kindergarten wie der lernende Schüler im Unterricht gelangen zur Selbstkonstituierung ihres
„Inneren“ („Geist“-Sein) nur im Kontext indirekt oder direkt einwirkender Erziehung von
„Lehrgang“ des schulischen Unterrichts. Nochmals: Die Interpretation des Kindergartens als
ausschließlicher Ort „freien Spiels“ und des schulischen Unterrichts Fröbels als einer Kette
kindlichen Spiel stets die Dialektik von „Freiheit und Gesetz“ (Fröbel 1844, vgl. Heiland 1998,
S.71) und dem schulischen Unterricht die Verpflichtetheit gegenüber dem „unsichtbaren
Dritten“ (Fröbel 1826, § 13, Hoffmann 1951 II, S.15), also der Sache als „Allgemeinem“
zuordnet.
Ausgangspunkt dieser „Elementarbildung“ bei Pestalozzi ist einerseits die „Individuallage“ des
(„Kategorien“) hervorbringt. Pestalozzi kennt dabei drei „Kräfte“, die „intellektuelle“, die
„physische“ (körperliche) und die „sittlich-religiöse“ emotionale „Selbstkraft“. Vor allem die
intellektuelle Kraft soll im Rahmen des schulischen Unterrichts methodisch gefördert, ihre
Elemente „Form“, „Zahl“ und „Name“ gebildet werden. Diese Elemente der Intellektualkraft
erfasst Pestalozzi bei der Analyse des Erkennens als Prozess von der unbestimmten
Anschauung über bestimmte Vorstellungen zum klaren, deutlichen Begriff. Dabei wird das
Angeschaute als ein Ding (Form), als ein Ding (Zahl) und als dieses Ding (Name) erfasst. So
werden anschauend die Dinge in ihrer Form, ferner als Einheit in Zusammenhängen erfasst
und schließlich bezeichnet. Dieser Erkenntnisprozess ist für Pestalozzi noch „natürlich“,
Dingen abhebt. Noch schärfer abstrahierend geht der Elementarunterricht Pestalozzis vor. Die
Intellektualkraft soll durch das „ABC der Anschauung“, das Element der „Form“ durch die
werden, das Element der „Zahl“ durch das Elementarmittel der „Rechenkunst“ und das
Element der Sprache durch die „Sprachkunst“ als Tonlehre, Wort- und Sprachlehre. Dabei
Form, Zahl und Sprache nochmals in weitere Teile zerlegt. Die „Formkunst“ legt Linie, Winkel,
Bogen und Quadrat als Elemente zugrunde, die „Rechenkunst“ ebenfalls das Quadrat bzw.
Buchstabe, Wort, Name. Für Pestalozzi sind alle diese „Elementarmittel“, also Form-, Rechen-
und Sprachkunst, präzisierte Naturmittel. Sie dienen der schnelleren und regelmäßigeren
Das Problem dieser Theorie der intellektuellen Elementarbildung Pestalozzis ist ihr Bezug zur
Lebenswelt, zur Praxis. Sie ebnet das Zufällige des Natürlichen zugunsten des Präzisen, des
Erarbeitens von Allgemeinem ein und opfert so das Konkrete dem Abstrakt-Allgemeinen.
Faktisch war in der Schulpraxis Pestalozzis in Yverdon aus der Lebenswelt etwas Künstliches,
aus der Wohnstube das Schulzimmer als Ort der Belehrung geworden. Das Anwenden des
Erkannten entfiel nahezu ganz. Diese Verengungen hat Fröbel schon früh, zuerst 1805,
ausführlicher nach 1808, durchaus schon wahrgenommen. Trotzdem stand er zunächst noch
ganz unter dem Eindruck der Bedeutung dieser Pädagogik der Stärkung der „Selbstkraft“ des
Menschen, jedes Menschen. Und bei allen Nuancen seiner Pestalozzi-Rezeption, die hier nicht
dargestellt werden können, gilt, dass Fröbel bis hin zu seinen „Mutter- und Koseliedern“ (1844)
und seinen letzten systematischen Texten, etwa zum „Stäbchenlegen“ bzw. zur
„Vermittelungsschule“ (1852) an Pestalozzis Konzeption einer Elementarbildung prinzipiell
festgehalten hat. Das bedeutet aber auch, dass die mathematische Grundbildung bei ihm eine
ganz erhebliche Rolle innerhalb seiner Pädagogik der Schule wie auch des Kindergartens
spielt.
Die mathematische Grundbildung bei Fröbel hat aber, neben ihrer Begründetheit in Pestalozzis
Werdegang als Mathematiker und Naturwissenschaftler. Vor allem die Kristallografie ist hier
naturwissenschaftliche Grundlagen eignete er sich während seiner Zeit als Assistent von
Weiß am Mineralogischen Institut der Berliner Universität an, die er spekulativ zu einer
Konzeption elementarer Formen mit der Kugel (Sphaira) als Ausgangs- und Endpunkt
weiterentwickelt (vgl. Weise 1917). Den ersten Niederschlag dieser Reflexionen stellen zwei
Aufsätze Fröbels in seiner Wochenschrift „Die erziehenden Familien“ von 1826 dar: „Der
Spaziergang in der Mitte des Jenner“ – eine Betrachtung der kristallinen Strukturen von
Schneeflocken bzw. des Rauhreifs – und „Die Kunde der Formen und Gestalten und diese in
Zusammenhänge finden sich auch in der „Menschenerziehung“ wieder. Die Kristallografie ist
ferner Grundlage beim Entwurf des schulunterrichtlichen Mediums des „sprechenden“ oder
Spielgaben für den Bereich des Kindes im Vorschulalter. Auch der sog. „Körperkasten“ von
1844 als Zusammenhang von Kugel, Würfel und Walze mit weiteren kristallinen Grundformen
als Anschauungsmittel für den Gebrauch im Kindergarten sowie die „Erbsenformen“ stehen in
diesem Deutungshorizont.