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Teildisziplinen
Historische Musikwissenschaft
Systematische Musikwissenschaft
Musikethnologie
Als universitäre Disziplin sah sich die Musikwissenschaft in der Zeit der
Weimarer Republik zunehmend in die Ecke gedrängt. Sie wurde
konfrontiert mit Vorwürfen des „Elitarismus“ und eines „Elfenbeinturm-
Daseins“.[6] Darüber hinaus musste sie ihre Nützlichkeit für die
Gesellschaft unter Beweis stellen und eine „aktivere Rolle in der
Gesellschaft spielen.“[6] Besonders die Doppelerfahrung zahlreicher
Musikwissenschaftler als Akademiker im Hochschulbetrieb als auch
Praktiker im Bereich der Musik bzw. der Musikerziehung, war für diese
Legitimation von besonderer Bedeutung und ermöglichte auf lange Sicht in
einigen Fällen einen nahtlosen Übergang in das nationalsozialistische
System.[6] Die Musikwissenschaft war 1918 zu Beginn der Weimarer
Republik eine relativ junge akademische Disziplin, jedoch waren es die
Vorarbeiten von namhaften Musikwissenschaftlern der ersten Generation
wie z. B. Hermann Kretschmar, Guido Adler, Erich von Hornbostel, Curt
Sachs und vielen anderen, die Pionierarbeit auf den Gebieten der
Historischen, Systematischen und Vergleichenden Musikwissenschaft
leisteten. So hatten „deutsche und österreichische Wissenschaftler in
Forschung und Methodologie bahnbrechend gewirkt.“[7] Die sogenannten
„Denkmäler deutscher Tonkunst“, galten in der Spätphase der
wilhelminischen Epoche als Prestigeprojekt um einerseits den Wert der
deutschen Musik zu belegen und gleichzeitig die Musikwissenschaft als
akademisches Fach zu legitimieren und deren Nützlichkeit für die
Bevölkerung unter Beweis zu stellen. Als „‚Erzieher‘ hatten sie die Aufgabe,
das deutsche Volk über sein musikalisches Erbe und seine musikalische
Stärke aufzuklären.“[6] Trotz all dieser Bemühungen konnte die
Musikwissenschaft während der Weimarer Republik nie eine bedeutsame
kulturpolitische Position einnehmen.
Noch immer nicht vollständig erforscht ist die Rolle der Musikwissenschaft
im Dritten Reich. Nach der Zwangsentlassung jüdischer Wissenschaftler
übernahmen vielerorts überzeugte NSDAP-Mitglieder oder
Gesinnungsgenossen die Institute und führten sie als willige
Kunstvollstrecker im Sinne des Regimes. So fälschte etwa der
Musikwissenschaftler Wolfgang Boetticher als Mitarbeiter im Sonderstab
Musik im Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg angebliche Briefe von
Schumann an Mendelssohn im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie.
Die Musikwissenschaftler Theophil Stengel und Herbert Gerigk
veröffentlichten das rassistische Lexikon der Juden in der Musik. Der
Musikwissenschaftler Joseph Müller-Blattau übernahm eine Professur für
Musikwissenschaft in Frankfurt am Main. Seit 1933 SA-Mitglied, forschte
er für die Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe der SS über das
Germanische Erbe in der deutschen Tonkunst. 1936 spielte er eine
unrühmliche Rolle bei der Entfernung von Wilibald Gurlitt durch den
nationalsozialistischen Rektor der Universität Freiburg/Breisgau. 1937
wurde er zum Nachfolger Gurlitts berufen. Friedrich Blume hielt 1938 bei
den ersten Reichsmusiktagen das Grundsatzreferat Musik und Rasse-
Grundlagen einer musikalischen Rasseforschung. Heinrich Besseler,
Mitglied der SA und der NSDAP forderte bei den Musiktagen der
Hitlerjugend in Erfurt, „daß die Musikpflege der Universität vom Geist des
neuen HJ-Liedes durchdrungen werden müsse“.[8]
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Literatur
Weblinks
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