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Pla orm

Theologie der Befreiung


Jg. 13 – Nr. 39 – Oktober 2019

ISSN 2220-0711

Liebe Leserinnen und Leser,


In dieser Ausgabe:
die Synode für Amazonien, die gerade zu Ende gegangen ist, hat in
Kurznachrichten 1
den vergangenen Wochen die Augen der Weltöffentlichkeit auf
Amazoniensynode 3
eine Region gelenkt, die sonst o im Scha en der Berichtersta ung Neuer Katakombenpakt 4
liegt. Bereits zuvor, im europäischen Sommer, zeigten die ausge- Klimasynode von unten 4
dehnten und meist induzierten Waldbrände in der Region, wie fragil Fidei Donum 5
unsere planetarische Ökologie ist, und wie eng wir miteinander ver- Filmprojekt 5
bunden sind, gerade in einer Phase sich zuspitzender neoliberaler Basisgemeinden El Salvador 6
Globalisierung. Workshops in Leuven 6
Die Synode und Amazonien sorgen auch in diesem Rundbrief für ei- Preisvergaben 7
nige der Schlagzeilen; darüber hinaus ist aber erkennbar, dass auch Rezensionen 8
andernorts und zu anderen Themen die Theologie der Befreiung Weitere Publika<onen 9
Veranstaltungshinweise 10
weiterhin lebendig ist und ihre Früchte bringt.
Impressum 11
Ich wünsche eine spannende Lektüre!
Stefan Silber

Kurznachrichten
Neun Monate nach dem tödlichen
Dammbruch eines Bergbaubetriebes
bei Brumadinho in Brasilien haben fünf
Betroffene gemeinsam mit dem Euro-
pean Center for Cons<tu<onal and Hu-
man Rights (ECCHR) und MISEREOR im
Oktober 2019 Anzeige gegen das deut-
sche Zer<fizierungsunternehmen TÜV
Süd und einen seiner Mitarbeiter er-
sta et. Die Vorwürfe: fahrlässige Tö-
tung, Privatbestechung, fahrlässiges
Herbeiführen einer Überschwemmung
sowie Verletzung der Aufsichtspflichten. (Foto: Brumadinho, cc-by-sa-2.0, wikimedia/Ibamagov)

Nach der Ermordung von Emyra Wajãpi, einer indigenen Leitungsperson, durch Goldsucher im
brasilianischen Amazonasgebiet im Juli hat der katholische Indigenenmissionsrat CIMI in einer Er-
klärung die Regierung dafür mi elbar verantwortlich gemacht. Es heißt dort: „Die Reden voll Hass
und Aggression von Präsident Bolsonaro und anderen Vertretern seiner Regierung dienen als
Treibstoff und fördern die Invasion, den Landraub und gewaltsame Ak<onen gegen indigene Völ-
ker in unserem Land.“ (CIMI, 28.7.2019)
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Die ausgedehnten Waldbrände in der Amazonasregion haben im August und September zu zahl-
reichen Stellungnahmen kirchlicher AkteurInnen geführt. Unter anderem haben die Bischofskon-
ferenzen Brasiliens und Boliviens ihren jeweiligen Regierungen nicht nur Untä<gkeit vorgeworfen,
sondern auch die s<llschweigende Förderung und Duldung der Brands< ungen, nicht zuletzt
durch eine Gesetzgebung, die dem Agrobusiness dient. Adveniat wies darauf hin, dass EU und
Deutschland sich durch ihre Importpoli<k an den Waldbränden mitschuldig machen.

Von September bis Mi e Oktober 2019 führten das Boston College und Teologanda einen theolo-
gischen Online-Kurs in spanischer Sprache zum Thema „Die Frauen in der Kirche“ durch, der von
feminis<schen Theologinnen aus Lateinamerika, Spanien und den USA begleitet wurde. Bibel und
Kirchengeschichte, Theologie und Praxis sollten aus der Perspek<ve einer feminis<schen Herme-
neu<k beleuchtet werden, um auf neue Weise über die Par<zipa<on von Frauen in Kirche und
Welt heute zu reflek<eren.
→ https://www.bc.edu/content/bc-web/schools/stm/sites/formacion-continua/cursos/cursos-
virtuales/las-mujeres-en-la-iglesia.html

Mit der Ernennung von Carlos Gustavo Cas8llo Ma9asoglio zum Erzbischof von Lima setzte Papst
Franziskus ein bedeutendes Zeichen, denn nach all den Jahren, in denen engagierte Priester vom
vorhergehenden Erzbischof Cipriani, der dem Opus Dei angehört, diskriminiert worden waren,
steht die Kirche von Perú nun unter der Führung eines Befreiungstheologen. Etwas Beachtenswer-
tes geschah bei seiner Weihe: Vor der Zeremonie gab er in Anwesenheit der anderen Bischöfe den
Platz an seiner Seite Gustavo Gu8érrez. Dieser wurde beau ragt, in Gegenwart der Gemeinde den
Nun<us zu bi en, Carlos Cas<llo zum Bischof zu weihen. Es war eine Genugtuung und zugleich
eine Ehrung für Gu<érrez.

Am Rand der Amazoniensynode sprach Michael Heinz, Hauptgeschä sführer von Adveniat, mit
Gustavo Gu8érrez. Gu<érrez gab ihm als Botscha mit: „Wir müssen heute nicht mehr S<mme
der Armen sein, sondern der S<mme der Armen zuhören.“ Laut Heinz vollzieht sich dieses Zuhören
bereits durch die Synode selbst. → katholisch.de (12.10.19)

Am 12. Juli 2019 feierte Bischof Erwin Kräutler seinen 80. Geburtstag. Der Mi<ni<ator und Motor
der Synode für Amazonien, Menschenrechtler und Prophet wurde von vielen Seiten gewürdigt,
unter anderem von der Österreichischen Bischofskonferenz, die dem gebür<gen Vorarlberger
ausdrücklich für seinen Einsatz in Amazonien dankten. Vgl. den Beitrag von Franz Helm: Dem Le-
ben in Fülle für alle verpflichtet: Zum 80. Geburtstag von Bischof Erwin Kräutler.
→ https://www.feinschwarz.net/bischof-erwin-kraeutler/

Etwa 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland und Österreich trafen sich auf Einla-
dung von Michelle Becka, Franz Gmainer-Pranzl und Thomas Franz vom 30.9.-1.10. zu einer Ta-
gung in Würzburg, um an den 50. Jahrestag des Erscheinens von Gustavo Gu8érrez‘ Klassiker
„Theologie der Befreiung“ zu erinnern. Teils kontroverse Diskussionen aus unterschiedlichen Per-
spek<ven und zu verschiedenen S<chworten zeigten die bleibende Relevanz dieses befreiungs-
theologischen Grundlagenwerks auf und verwiesen auf die Lebendigkeit und die Zukun der Theo-
logie der Befreiung. Pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum 2021 soll der Berichtsband zur Tagung er-
scheinen.

Am 25.10. 2019 starb der deutsch-brasilianische befreiungstheologische Filmemacher Conrad Ber-


ning (Verbo Filmes). Eine ausführliche Würdigung findet sich auf den Seiten des ITP:
→ https://www.itpol.de/conrad-berning-gestorben/
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Amazoniensynode: Neue Wege gehen.


Vom 6.-27. Oktober fand in Rom die Sonderversammlung der Bischofssynode für
Amazonien sta . Unter dem Mo o „Neue Wege für die Kirche und eine ganzheitli-
che Ökologie“ debaVerten die Bischöfe der Amazonasregion mit einigen Kollegen
aus aller Welt, sowie mit Exper<nnen und Experten vor allem aus Lateinamerika
über pastorale, soziale und ökologische Herausforderungen der Region.
Neben einem offenen und konstruk<ven Gesprächsklima war nach Einschätzung von Beobachte-
rInnen deutlich spürbar, dass die Synode von einer jahrzehntelangen konkreten Praxis befreiungs-
theologisch geprägter Pastoral in den verschiedenen Ortskirchen Amazoniens charakterisiert wur-
de. Der konkrete Beitrag einzelner BefreiungstheologInnen zur Synode war unverkennbar.
Auch das Schlussdokument, das
gleich nach der Abs<mmung ver-
öffentlicht wurde, prägt ein
deutlich befreiungstheologisch
geprägter Grundton. Die Bischö-
fe fordern einen verstärkten Ein-
satz für Menschenrechte, insbe-
sondere die der Indigenen Völ-
ker. Zwei Absätze (49-50) sind
speziell den Freiwillig isoliert le-
benden Völkern gewidmet; die
Mission der Kirche ihnen gegen-
über besteht im Schutz ihrer Iso-
la<on.
Foto: Joaquim Alberto Andrade Silva
Religionen und Kulturen der indigenen und afroamazonischen Völker werden anerkannt und sol-
len im interkulturellen Dialog gewürdigt werden (55-57). Die Kirche soll von ihnen lernen (41).
Der Einsatz für die Ökologie wird als Evangelisierungspraxis eingestu .
So finden sich im Dokument zahlreiche Konkre<sierungen, die zeigen, auf welche Weise die Kirche
in Amazonien zu einer gerechteren und integralen Ökologie in der Region (und weltweit) beitragen
will. Das vollständige Dokument findet sich (in spanischer Sprache) hier:
→ http://press.vatican.va/content/salastampa/it/bollettino/pubblico/2019/10/26/0820/01706.html
Wenige Minuten vom Va<kan enWernt begleiteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von über 30
Ins<tu<onen weltweit im „Gemeinsamen Haus/der casa común“ die Synode durch das Gebet,
eine Dauerausstellung und fast täglich durchgeführte Seitenveranstaltungen, zu denen die offiziel-
len Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Synode kamen, um sich weitere Anregungen für die Dis-
kussionen in der Synodenaula zu holen. Dort wurde auch der vielen Märtyrer Amazoniens gedacht.
Insbesondere diese Begleitveranstaltungen waren auch das Ziel feindseliger A acken katholischer
Fundamentalisten.
→ http://amazonia-casa-comun.org/ (es/pt/en/it)
Auf zahlreichen Veranstaltungen wird die Synode in den kommenden Wochen auch im deutsch-
sprachigen Raum disku<ert werden (s.u. Veranstaltungshinweise).
Zahlreiche Internetseiten haben die Synode begleitet. Beispiele für interessante Dossiers:
• https://www.vaticannews.va/de/events/sinodoamazonico.html
• https://www.kathpress.at/goto/dossier/1814606/Amazonien_Synode
• https://www.katholisch.de/aktuelles/themenseiten/die-amazonas-synode
• https://weltkirche.katholisch.de/Themen/Amazonas-Synode
• https://blog.misereor.de/tag/amazonas/
Stefan Silber
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Fidei-Donum-Treffen

“Die vorrangige Op8on für die Armen vom Zweiten Va8kanischen Konzil bis Papst Franziskus”
Vom 25. September bis 2. Oktober 2019 kamen in San<ago de Chile knapp 40 Priester und Laien
der deutschsprachigen Fidei-Donum-Gruppe aus ganz Lateinamerika zusammen, um sich und ihr
Wirken einmal mehr von der „opción preferencial por los pobres“ befragen, inspirieren und ver-
pflichten zu lassen.
Grundlage der gemeinsamen Gespräche war nicht nur die eigene jahr(zehnt)elange pastorale Er-
fahrung der Teilnehmenden, sondern auch eine kri<sche Analyse der aktuellen Lage der Kirche,
am Beispiel der profunden ins<tu<onellen Krise der chilenischen Kirche, sowie die vielsei<gen be-
rech<gten Erwartungen an die unmi elbar bevorstehende Amazonassynode. Sehr bereichernd
waren nicht nur die theologischen Beiträge aus der direkten Begegnung mit der reichen indigenen
Spiritualität, sondern auch das lebendige Zeugnis und der Protagonismus chilenischer Laien, die
ganz neue, synodale Wege beschreiten.
So bestand schließlich große Einigkeit über die dringende Notwendigkeit von strukturellen Verän-
derungen sowie einer bewusst ökologischen sowie weiblichen Op<on innerhalb der Kirche. Außer-
dem wurde der Fidei-Donum-interne Wunsch laut, die Gruppe der Laien ak<v zu stärken, inkl.
durch finanzielle Unterstützung.
Ulrike Purrer Guardado

Ordinary Radicals – ein Filmprojekt


Seit drei Jahren arbeitet Cris<na Yurena Zerr an einem Dokumentarfilm über ein revolu<onäres
Christentum – stark beeinflusst von der Befreiungstheologie, obwohl die Protagonist*innen vor-
wiegend aus Europa kommen.
Wer wären die Jünger*innen Jesu heute? Fünf Menschen, die zu den Wurzeln der christlichen Bot-
scha vordringen. Ihr gelebter Glaube führt zu Widerstand gegen Ungerech<gkeit und Unterdrü-
ckung in einer von Gewalt zerfurchten Welt. Ein Film über gewöhnliche Radikale im Ringen um
Gerech<gkeit und Frieden.
Nach der Absage einer Herstellungsförderung ist das Projekt nun auf der Suche nach alterna<ven
Finanzierungsmöglichkeiten. Wer sich angesprochen fühlt, mehr darüber zu erfahren und auch
eine Unterstützung zur Realisierung dieses Film geben möchte, wendet sich bi e an
Cris<na Yurena Zerr | 0043/ 67761827336 | cris<na.zerr@posteo.de
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PartnerschaK Basisgemeinden El Salvadors


Aus der Not, lokale Begleit- und Entwicklungsarbeit langfris<g zu
finanzieren, unter Beibehalt der Basisstruktur, hat die „Asocia-
ción de Comunidades de Base Mons. Oscar Arnulfo Romero“
(ACOBAMOR) aus El Salvador das Projekt Gemeinde-Partner-
schaKen lanciert. Im Zentrum steht der gegensei<ge Austausch
über Lebenswelten, Spiritualität und Solidarität, verstanden als
gemeinsames Lernen und Unterstützen. Konkret geht es um das
Fördern von gegensei<ger Verbundenheit, Weltverantwortung,
das Entdecken einer Kirche von unten und das Erleben von Be-
ziehungen zu Menschen einer ganz anderen Realität. Engage-
ment von „Laien“, Kirche „ohne Priester“, neuar<ge Gemeinde-
und Liturgiemodelle, aber auch der Kampf für gerechtere Le-
bensbedingungen können so ganz konkret vermi elt und in konkreten Ini<a<ven in Süd und Nord
umgesetzt werden.
Voraussetzungen: Engagierte Personen (aus Kirchgemeinden, Vereinen, Verbänden), die sich wäh-
rend einiger Jahre auf ein solches Projekt einlassen möchten (Spanischkenntnisse von Vorteil),
Teilnahme an einer Begegnungs- und Bildungsreise nach El Salvador im März 2020.
Interessierte melden sich bis Ende September 2019 bei andreashugentobler@yahoo.de

Dokumenta8on des Workshops in Leuven erschienen!


Der Tagungsband mit den Vorträgen des 5. Workshop „Befreiende kon-
textuelle Theologien“ zum Thema „Die iden<täre Versuchung“ ist nun ver-
öffentlicht worden. Auf 381 Seiten präsen<eren 31 Autorinnen und Auto-
ren teils in deutscher, teils in englischer Sprache ihre Reflexionen zu Fra-
gen von Iden<tät und Befreiung in Kirche und Poli<k.
Gerade angesichts des Erstarkens iden<tärer Argumenta<onsstrategien
und ideologischer Iden<tätskonstruk<onen in der Gegenwart, sowohl in
der Gesellscha wie in den Kirchen, stellen diese Untersuchungen zum
Iden<tätsbegriff, zu Genderfragen, zu intra- und interreligiösen Differen-
zen und zu geschichtlichen Orien<erungen wich<ge Klärungen bereit, um
sich einerseits offensiv solchen Iden<tätsbehauptungen entgegenzustel-
len, die der Herrscha und dem Auschluss dienen als auch die befreiende
Dimension von Iden<tätskonstruk<onen krea<v aufzugreifen.
Judith Gruber / Sebas8an Pi9l / Stefan Silber / Chris8an Tauchner (Hg.):
Iden8täre Versuchungen. Iden8tätsverhandlungen zwischen Emanzipa8on und HerrschaK.
Iden8tary Tempta8ons. Iden8ty Nego8a8ons between Emancipa8on and Hegemony
(CONCORDIA Monographien 73), Aachen: Verlag Mainz 2019, ISBN: 978-3-95886-295-1, 25,00 €

Termin-AVISO: 6. Workshop 2020


Der 6. Workshop für Befreiende Kontextuelle Theologien wird von 22. – 25. Oktober 2020 an der
KU Leuven staainden. Das Thema ist „Doing Climate Jus<ce. Theological Contribu<ons between
Concern and Resistance“. Die Veranstaltung ist zweisprachig (deutsch-englisch). Der Call for Pa-
pers mit genauen Angaben zu Inhalt und Deadlines findet sich hier: → https://theo.kuleuven.be/en/
research/centres/centr_lib/liberation-theology-workshop-doing-climate-justice-call-for-papers
Für das folgende Jahr (2021) planen wir wieder einen rein deutschsprachigen Workshop in Öster-
reich, voraussichtlich Salzburg.
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Erwin-Kräutler-Preis zum fünKen Mal vergeben


Am 8. Oktober 2019 wurde der „Erwin-Kräut-
ler-Preis für kontextuelle Theologie, interreligi-
ösen Dialog und befreiungstheologische For-
schung“ zum fün en Mal vergeben, und zwar
an Dr. Gideon Pam Pwakim aus Nordnigeria. Er
war nach philosophischen und theologischen
Studien in Makurdi (Benue State) und Jos (Pla-
teau State) in der Erzdiözese Jos in der Pastoral
tä<g und absolvierte von 2012 bis 2018 ein Stu-
dium an der Philosophisch-Theologischen
Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am
Main, das er mit der Disserta<on „The Persis-
tence of Religious Violence in Northern Nigeria
and the Search for Peaceful Co-Existence. A
Theological Perspec<ve“ abschloss. In dieser
Studie reflek<ert er Möglichkeiten eines friedli-
chen Zusammenlebens von Menschen aus ver-
schiedenen ethnischen Gruppen und Religions-
gemeinscha en und zeigt Möglichkeiten auf,
die Dynamik religiös aufgeladener Gewalt aus
der Perspek<ve eines islamischen, christlichen
und tradi<onell-afrikanischen Verständnisses
von „GasWreundscha “ zu überwinden. In be-
sonderer Weise zeichnet sich diese Arbeit
durch interdisziplinäre Kompetenz aus; theolo-
gische und sozialwissenscha liche Methodik werden auf fruchtbare Weise verbunden.
Der Rektor der Universität Salzburg, Prof. Dr. Hendrik Lehnert, würdigte die Arbeit von Dr. Pwakim
und überreichte den Preis. Dr. Eneida Jacobsen aus Brasilien, die selbst im Jahr 2015 den „Erwin-
Kräutler-Preis“ erhalten ha e, zeichnete in ihrer Lauda<o die Anliegen der Arbeit des Preisträgers
nach und ging sowohl auf die Ambivalenz von Religion(en) und ihrer Gewaltanfälligkeit, auf die ge-
sellscha lichen Bedingungen bzw. den Kontext von Armut als auch auf die (nicht selten ungenütz-
ten) Poten<ale von Frieden und Versöhnung in den Religionen ein.

Zentrum Theologie Interkulturell und Studium der Religionen (auch Foto)

Las-Casas-Preis für Thomas Fornet-Ponse


Das Ins<tut für das Studium der Religionen und den interreligiösen Dialog (IRD) der Theologischen
Fakultät der Universität Freiburg hat den Preis Bartolomé de Las Casas 2019 an PD Dr. theol. Dr.
phil. Thomas Fornet-Ponse für seine Habilita<onsschri : Christologie als Konfliktgeschichte verlie-
hen.
Die Feier fand am 10. Oktober an der Universität Fribourg sta .
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Rezension: Vor der Amazoniensynode


Als einer der wich<gsten Impulsgeber für die Bischofssynode zu
Amazonien ergrei der emeri<erte Bischof von Xingu auch hier lei-
denscha lich und prophe<sch das Wort. Er stellt die Synode in ei-
nen großen Zusammenhang mit der globalen Bedeutung des Ama-
zonasraums für das Weltklima, mit der 500-jährigen Geschichte La-
teinamerikas von Eroberung, Zerstörung und Ausplünderung und
mit der Transforma<on der Kirche durch das II. Va<kanische Konzil
und seither.
Kräutler verdeutlicht in gewohnt klarer Sprache, welche Bedeutung
dieser Synode gegenwär<g zukommt und welche Hoffnungen auf
poli<sche, soziale und kirchliche Veränderungen in Amazonien und
weltweit mit ihr verbunden sind. Das dri e (und letzte) Kapitel wid-
met er ganz den Fragen der Weiterentwicklung der kirchlichen Leh-
re von der Weihe und fokussiert sich damit leider ebenfalls auf ei-
nen sekundären Aspekt dieser Synode. Die beiden anderen Kapitel
dagegen machen sehr gut auf die Drama<k der derzei<gen Situa<on aufmerksam, die nicht zuletzt
auch durch die verheerenden Waldbrände dieses Jahres auch in der Öffentlichkeit wahrgenom-
men werden konnte.
Erwin Kräutler: Erneuerung jetzt. Impulse zur Kirchenreform aus Amazonien. In Zusammenarbeit
mit Josef Bruckmoser, Innsbruck: Tyrolia-Verlag 2019
Stefan Silber

Rezension: Befreiende Schöpfungsspiritualität


Das Buch dokumen<ert eine interna<onale Tagung, die im Januar
2017 in Argen<nien staaand, als Au akt zu einer Tagungsreihe,
die auch Afrika und Asien in den Blick nimmt. Ausgehend von Lau-
dato Siʼ sollen Spiritualität und Theologie der Schöpfung in außer-
europäischen Kontexten thema<siert werden.
Zahlreiche Autorinnen und Autoren aus ganz unterschiedlichen
Ländern Lateinamerikas tragen ihre Erfahrungen und Kenntnisse
aus indigenen, afroamerikanischen, jüdischen und christlichen
Kontexten bei. Auf diese Weise entsteht ein vielfäl<ges und kon-
trastreiches Bild alterna<ver Zugänge zu Schöpfung, Umwelt und
Ökologie. Kurze Reflexionen richten sich darüber hinaus direkt auf
die Enzyklika des Papstes. Der Erinnerung an Berta Cáceres ist ein
weiterer Kurzbeitrag gewidmet.
Leider wird im Buch keine umfassende theologische oder soziale-
thische Einordnung der Beiträge geleistet. So wird nicht leicht er-
kennbar, welche <efe Wirkung diese alterna<ven Weltsichten für
eine Bekehrung der christlichen Schöpfungstheologie und eine poli<sche und gesellscha liche
Umkehr im Angesicht des ökologischen Notstands enWalten können. Dennoch ist es erfreulich,
dass Missio mit diesem Band lateinamerikanische Weisheit, Theologie und Spiritualität in deut-
scher Sprache zugänglich macht.
Elisabeth Steffens / Carlos Maria Pagano Fernández / Klaus Vellguth (Hg.): Wir sind nur Gast auf
Erden. Lateinamerikanische Schöpfungsspiritualitäten im Dialog (Edi8on Schöpfung 1), OsSil-
dern: Grünewald 2019
Stefan Silber
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Weitere aktuelle Publika8onen zur Theologie der Befreiung


• Judith Gruber / Sebas<an Pi l / Stefan Silber / Chris<an Tauchner (Hg.): Iden<täre Versu-
chungen. Iden<tätsverhandlungen zwischen Emanzipa<on und Herrscha . Iden<tary
Tempta<ons. Iden<ty Nego<a<ons between Emancipa<on and Hegemony (CONCORDIA
Monographien 73), Aachen: Verlag Mainz 2019
• Bruno Kern: Das Märchen vom grünen Wachstum. Plädoyer für eine solidarische und nach-
hal<ge Gesellscha , Zürich: Rotpunktverlag 2019
• Cornelia Hildebrandt / Jürgen Klute / Helge Meves / Franz Segbers (Hg.): Die Linke und die
Religion. Geschichte, Konflikte und Konturen. Eine Veröffentlichung der Rosa-Luxemburg-
S< ung, Hamburg: VSA 2109
• Josef Grünner (Hg.): Er lebte, was er predigte. P. Rudolf Lunkenbein SDB: Ermordet – für
die Rechte der Indianer (Benediktbeurer Schri enreihe zur Lebensgestaltung im Geiste Don
Boscos 49), Benediktbeuern: ISS 2019
• Birgit Weiler: Die Amazonassynode. Hoffnungspotenzial und Herausforderungen, in: Forum
Weltkirche (2019) 4, und in: h ps://www.forum-weltkirche.de/he e/2019/he -42019-
amazonassynode/die-amazonassynode/
• Franz Helm: Dem Leben in Fülle für alle verpflichtet: Zum 80. Geburtstag von Bischof Erwin
Kräutler, in: h ps://www.feinschwarz.net/bischof-erwin-kraeutler/ [9. Juli 2019]
• Andreas Hugentobler Alvarez: Romeros Genera<on. Von der Heiligkeit Romeros, in: Neue
Wege 113 (2019) 9, 21-23
• Stefan Silber: Der «dreimal» heilige Oscar Romero. Macht und Ohnmacht der «Ehre der Al-
täre», in: Neue Wege 113 (2019) 9, 24-25
• Josef Estermann: Oscar Romero. Die «Heiligsprechung» der Befreiungstheologie?, in: Neue
Wege 113 (2019) 9, 25-27
• Theresa Denger: Das gebrochene Herz Romeros, in: Neue Wege 113 (2019) 9, 28-30
• Stefan Silber: Laien könen leiten. Erfahrungen aus Brasilien, in: basis. Zeichen der Zeit deu-
ten 53 (2019) 9, 26-27
• Stefan Silber: Eine Kirche mit amazonischem Gesicht. Die Bischofssynode zu Amazonien auf
der Suche nach einer Antwort auf die Zeichen der Zeit, in: h ps://www.feinschwarz.net/ei-
ne-kirche-mit-amazonischem-gesicht/ [13. September 2019]
• Jon Sobrino: Bischof Romero: Mensch, Christ und Erzbischof im besten Sinne, in: Concilium
55 (2019) 3, 355-361

Eine schon etwas ältere Veröffentlichung, aber deswegen nicht weniger aktuell:
• Franz-Josef Tremer: „Bei mir beißen die auf Granit“. Franz Reinisch – ein „Befreiungstheo-
loge“ aus Schönsta , in: REGNUM 44 (2010) 4, 177–187
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Veranstaltungshinweise
Datum Titel Ort Informa8onen
28.10. Rückblick auf die Synode im Haus am Dom Frankfurt/M.,
mit Bischof Wilmar San<n (Itaituba), Pots- Haus am Dom
dam-Ins<tut; Thomas Schmidt/Frankfurt
30.10. Erneuerung jetzt? Erfahrungen und Ein- Bregenz, Buch- tyrolia.at
19 Uhr schätzungen Erwin Kräutlers zur Amazoni- handlung Arche,
en-Synode Rathausstraße 25

30.- Nachsynodale Tagung zur Amazoniensyn- St. Virgil/Salzburg https://www.koo.at/


31.10. ode als Impuls für unsere Mission, veran- amazoniensynartikel/
staltet von der KOO, mit Roque Paloschi, amazonien-synode
Paulo Suess, Judith Gruber, Sebas<an Pi l
u.a.
6.-8.11. Fachtagung „Wege einer ökologischen Um- St. Burkardushaus http://bit.ly/
kehr. Die Herausforderungen der Amazo- Würzburg amazonien_wege
nas-Synode“
9.11. „Die Amazonas-Synode: Neue Wege für die St. Burkardushaus befreiungstheologie
9-17 Uhr Kirche und für eine ganzheitliche Ökologie.“ Würzburg @gmail.com
Tagesseminar
13.- XIX. Interna<onales Seminar des Dialogpro- RWTH, Aachen www.isis-institut.org
16.11. gramms Nord-Süd: Religionen als Lebens-
und Denkformen

16.11. 30 Jahre Ermordung Ignacio Ellacurías – das Münster, www.itpol.de


andere 1989. Poli<sches Nachtgebet St. Liebfrauen-
Überwasser
18.- Universität mi en im Leben. Inspira<onen Theologische Fa-
19.11. aus El Salvador. Veranstaltungen mit Mar<n kultät der Univer-
Maier und Suyapa Pérez Escapini (El Salva- sität Innsbruck
dor)
21.11. Buchvorstellung von „Der himmlische Kern ITP Münster www.itpol.de
des Irdischen“ mit Urs Eigenmann
24.11. Tagung „Amazonien-Synode 2019 und wir“ Regensburg https://seelsorge-
13 Uhr regensburg.de

30.11. Akademie-Veranstaltung „In Frieden leben Kath. Akademie adveniat.de


14 Uhr – Wieviel Wahrheit und Gerech<gkeit Freiburg
braucht Versöhnung?“ mit Michelle Becka,
Kardinal Pedro Barreto SJ und P. Déogra<as
Marakhukiro
30.11. Konferenz „Fragiler Frieden in Kolumbien“, Haus der Vielfalt, colpaz@riseup.net
09:30 - u.a. zur »Memoria Histórica«, ungleichen Brüdergasse 16- einewelt@paxchristi.de
17:00 Landverteilung und Umweltzerstörung 18, Bonn
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Datum Titel Ort Informa8onen


1.12. Eröffnung der Adveniat-Ak<on im Freibur- Freiburg adveniat.de
10 Uhr ger Münster – unter dem Mo o: „Friede!
Mit dir!“, mit Kardinal Pedro Barreto SJ
7.-8.12. Entwicklungspoli<sche Fachtagung „Gutes Könzgenhaus, adveniat.de
wachsen lassen“ von KAB und Adveniat, un- Haltern am See
ter Beteiligung von den Adveniatpartnern
Ricardo Crespo Torrico und Rosalía Choque
Mamani (Cochabamba, Bolivien)
10.12. Podiumsdiskussion „Frieden (un)möglich? Tagungszentrum adveniat.de
19.30 Kolumbien und Venezuela auf der Suche Hotel Aquino,
nach Frieden“, mit Bischof Mario Moronta Berlin
San Cristóbal, (Venezuela) und Leyner Pala-
cios (Kolumbien)
12.12. Podiumsdiskussion „Friede für Venezuela – Haus am Dom, adveniat.de
19 Uhr Verhandeln oder Verurteilen?, Versöhnung Frankfurt
trotz Menschenrechtsverletzungen?“ mit
Bischof Mario Moronta (San Cristóbal, Ve-
nezuela) u.a.
17.-19.1. Tagung «Kirche, Theologie und AfD» Haus am Dom, www.itpol.de
2020 Frankfurt

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