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Etwa 140 Theologinnen und nischen Kontext betreffen, der Armen. Direkt im An-
Theologen nahmen an der III. theologisch behandelt. Neben schluss daran begann das kon-
Theologischen Tagung (Jorna- innerkirchlichen Themen, wie tinentweite „intergenerationa-
das Teológicas) von Amerin- den Basisgemeinden, ging es le“ Treffen im mexikanischen
dia Mexiko (in Mexiko-Stadt) dabei vor allem um Armut und Puebla (s.u.).
teil. Vom 8.-10. Oktober wur- Gewalt, das Widerstandspo-
den vor allem Themen, die tenzial von Frauen sowie die Quelle:
derzeit den konkreten mexika- Spiritualität und die Hoffnung www.amerindiaenlared.com
Über 20 Bischöfe und weitere 30 Teilnehmende trafen sich vom 1.-8. August auf Einladung der So-
zialpastoral der Brasilianischen Bischofskonferenz, um die Botschaft der Konferenz von Medellín
(1968) zu erinnern und zu aktualisieren. Dom Guilherme Werlang, Bischof von Ipameri (GO) und
Präsident der Kommission für Sozialpastoral, sagte, dass mit Papst Franziskus die sozialpastoralen
Einrichtungen, „die niemals ihren Weg verlassen hatten“, nun „einen unvergleichlichen Anwalt be-
kommen“ hätten. Bei dem Treffen war unter anderem Guilherme Boulos, Nationalkooridator der
Bewegung der Arbeiter ohne Obdach MTST, eingeladen, eine Debatte über die Situation Brasiliens
zu koordinieren.
Info → https://noscaminhosdefrancisco.wordpress.com/2017/08/04/de-volta-pra-casa-igreja-
retoma-opcao-pelos-pobres-e-conclusoes-de-medellin/
Die brasilianische Kommission für Landpastoral (CPT) hat ihren aktuellen Jahresbericht vorge-
stellt. Im Jahr 2016 wurden dabei 1295 Landkonflikte in Brasilien registriert. 61 Menschen wurden
dabei ermordet. Am schlimmsten betroffen war der Bundesstaat Bahia. Im Vergleich zu 2015 sind
die Zahlen um 20% gestiegen. im aktuellen Jahr 2017 drohen die Zahlen noch drastischer zu wer-
den.
→ https://www.kooperation-brasilien.org/de/publikationen/themen/landkonflikte-
umwelt/landpastorale-cpt-stellt-den-bericht-zu-landkonflikten-im-jahr-2016-vor
Plattform Theologie der Befreiung – Jahrgang 11 – Rundbrief 33 – Oktober 2017 4
Die Theologin und Bibelwissenschaftlerin Musa W. Dube aus Botswana ist an der Universität
Mainz mit dem Gutenberg Teaching Award 2017 ausgezeichnet worden. Dube steht für eine spezi-
fisch afrikanische feministische Befreiungstheologie, die sich auch mit postkolonialen Diskursen
auseinandersetzt. Wie die Universität schreibt, hat sie „besondere Verdienste um die Förderung
eines HIV/Aids-sensitiven Curriculums in der Theologischen Ausbildung, eine afrikanischen Bibel-
wissenschaft und die Nachwuchsförderung Afrikanischer Theologinnen vorzuweisen.“ Im Mai 2018
wird sie auch am Katholikentag in Deutschland und einigen Veranstaltungen zuvor und danach
teilnehmen. → http://www.glk.uni-mainz.de/dube.php
Arbeitergeschwister aus den Niederlanden, der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Belgien, Eng-
land, Italien, Spanien und Katalonien haben bei ihrem Europäischen Treffen in Essen am 4. Juni
einen offenen Brief verfasst, in dem sie vielfach auf Papst Franziskus Bezug nehmen und sich fra-
gen, wie der vielfachen Prekarisierung in Europa wirksam begegnet werden kann. Informationen
über das Treffen und die Arbeitergeschwister allgemein finden sich auch auf ihrem neuen Websei-
te: arbeitergeschwister.wordpress.com
Die Schweizer Theologische Bewegung für Solidarität und Befreiung unterstützt die Konzernver-
antwortungsinitiative, die 2018 zur Volksabstimmung kommen soll. Ziel der Initiative sind ver-
bindliche Regeln für Konzerne zum Schutz von Mensch und Umwelt – auch bei Auslandstätigkei-
ten. Denn immer wieder verletzen Konzerne mit Sitz in der Schweiz die Menschenrechte und igno-
rieren minimale Umweltstandards. Die Konzernverantwortungsinitiative will solchen Ge-
schäMsprakNken einen Riegel schieben. → thebe.ch | initiative@publiceye.ch
Das Befreiungstheologische Netzwerk mobilisiert für den 6.-7. November zur UN-Klimakonferenz
COP23, die unter der Präsidentschaft der Fiji-Inseln in Bonn stattfinden wird. Dagegen stellt sich
der zeitgleich organisierte people’s climate summit in Bonn. Das Befreiungstheologische Netzwerk
wird sich diesen Protesten anschließen und sowohl an den Aktionen von Ende Gelände teilneh-
men, als bei einem Workshop zu “Interreligiösem Dialog über Klimagerechtigkeit und über Divest-
ment” sprechen und teilnehmen. → http://www.befreiungstheologisches-netzwerk.de/
Christian Herwartz erinnert auf seinem Blog an den von Papst Franziskus im letzten Jahr einge-
führten „Welttag der Armen“ am Sonntag vor Christkönig, dieses Jahr am 19. November. Herwartz
schreibt u.a.: „Die Anbetung des Goldenen Kalbs [...] setzt sich im Kult des Geldes, einer fantasielo-
sen Ökonomie und in der Diktatur der Gewinner fort. In ihr werden wir alle gesichtslos und unse-
rer wahren menschlichen Ziele beraubt. [...] Der Friede im gemeinsamen Haus ist weiter gefähr-
det. Viele Menschen erscheinen im vorrangigen Streben nach Profit heute überflüssig und sind
ausgeschlossen, an der Schöpfung mitzuwirken.“ Der Text ist hilfreich für die konkrete Umsetzung
des Wettags vor Ort.
→ https://nacktesohlen.wordpress.com/jetzt/gedanken-zum-welttag-der-armen/
Die Kampagne Bergwerk Peru begrüßt es, dass Papst Franziskus nach Peru reist und dort die
amazonische Region Madre de Dios besucht, Hauptregion der Regenwaldzerstörung und Umwelt-
vergiftung durch (oft illegalen) Goldbergbau. Damit kann nach Überzeugung der Kampagne der
Papst direkt auf die Umweltzerstörung durch Bergbau und Quecksilber hinweisen, die er bereits in
seiner Enzyklika Laudato Si (in Nr. 51) beklagt hat. Zugleich stärkt er damit dem kirchlichen Netz-
werk REPAM im Amazonasgebiet (s.o.) den Rücken. Die Kampagne will anlässlich dieses Besuchs
auf die Probleme im amazonischen Regenwald und den Zusammenhang zu unserer Wirtschafts-
und Lebensweise hinweisen. → http://www.kampagne-bergwerk-peru.de/
Plattform Theologie der Befreiung – Jahrgang 11 – Rundbrief 33 – Oktober 2017 7
v.l.n.r.: Sebastian Pittl, Erwin Kräutler, Stefan Silber © Foto: Hans-Christian Gruber
Am 3. Oktober 2017 vergab das Zentrum Theologie Interkulturell und Studium der Religionen der
Universität Salzburg zum vierten Mal den Erwin Kräutler-Preis. Er ging heuer an die Theologen Se-
bastian Pittl (IWM St. Georgen) und Stefan Silber (Universität Osnabrück).
Der nach dem aus Österreich stammenden langjährigen Bischof von Xingu/Brasilien und alternati-
ven Nobelpreisträger benannte Preis honoriert wissenschaftliche Arbeiten in den Themenberei-
chen, die mit dem Engagement von Bischof Kräutler verbunden sind.
Erwin Kräutler war erstmals bei der Preisverleihung des nach ihm benannten Preises anwesend. In
seinen Grußworten sprach er über sein Leben mit den bedrohten Ureinwohnern in der Provinz
Xingu in Brasilien und über die Bedeutung der Kirche im Kampf gegen Armut.
Franz Gmainer-Pranzl, der Leiter des Zentrums, über die beiden Preisträger: „Sebastian Pittl hat
durch seine systematisch-theologische Dissertation das Denken eines der markantesten und intel-
lektuell profiliertesten Denkers der lateinamerikanischen Befreiungstheologie, des 1989 von
rechtsgerichteten Todesschwadronen ermordeten Philosophen Ignacio Ellacuría SJ, profund analy-
siert und auf seine gegenwärtige Relevanz hin durchleuchtet“.
„Stefan Silber hat durch seine Habilitationsarbeit ‚Pluralität, Fragmente, Zeichen der Zeit‘ einen
breiten Überblick über die (Weiter-)Entwicklung der Befreiungstheologie gegeben und dabei auch
wichtige Themen der Gegenwart wie zum Beispiel die Urbanisierung behandelt. Außerdem gibt
Stefan Silber seit mehreren Jahren den ‚Befreiungstheologischen Rundbrief‘ heraus, mit dem er
alle an Befreiungstheologie Interessierten vernetzt und informiert.“
➔ Quelle: https://www.uni-salzburg.at/index.php?id=52519&newsid=13994&f=0
➔ Weitere Fotos: https://www.flickr.com/photos/uni-salzburg/albums/72157685879683182
➔ Franz Gmainer-Pranzl: Befreiung von Sachzwängen – Aufgabe der Theologie, in:
http://www.feinschwarz.net/befreiung-von-sachzwaengen-aufgabe-der-theologie/ [6.10.2017]
➔ http://www.uni-salzburg.at/ztkr/erwin-kraeutler-preis
Plattform Theologie der Befreiung – Jahrgang 11 – Rundbrief 33 – Oktober 2017 8
26 Autorinnen und Autoren, viele von ihnen aus den jüngeren Generationen, haben aus sehr un-
terschiedlichen Blickwinkeln und Kontexten befreiungstheologische Themen behandelt, die
schwerpunktartig Politik und Gesellschaft, Kultur und Gender, Kirche und Pastoral sowie Theologie
und Wissenschaft zugeordnet sind. Auch wenn die Einteilung teils willkürlich erscheint (Kultur und
Gender sind selbst auch politisch, beispielsweise) und die Zuordnung im Einzelnen nicht immer
konsequent ist, zeigt sich doch bereits im Überblick, wie breit das Spektrum aktueller Theologien
der Befreiung ist.
Methodisch geht das Spektrum von fundamentaltheologischen über historische zu systema-
tischen, ethischen und praktisch-theologisch orientierten Beiträgen; inhaltlich spannt sich ein Bo-
gen von der Kapitalismuskritik über den Feminismus bis hin zur Wissenschaftspolitik.
Ein „Überblick“ von Víctor Codina hilft auch Neu- und Wiedereinsteigern, Orientierung über die
Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte zu erhalten. Ein afrikanischer Beitrag (Béatrice Faye) ver-
weist auf die inzwischen weiter gewachsene globale Bedeutung der Theologie der Befreiung.
Das 577 Seiten starke Werk lohnt die Lektüre und die Auseinandersetzung. Es ist ihm zu wünschen,
dass es die Aufmerksamkeit für die Theologie der Befreiung in unseren Breiten wieder schärft und
der irrigen Vorstellung, sie sei nur etwas für Nostalgiker, wieder einen Riegel vorschiebt.
Stefan Silber
Veranstaltungshinweise
Datum Titel Ort Informationen
3.-4.11. Diesseits der Wahrheit. Religionskritisches ITP Münster kontakt@itpol.de
Seminar zu 200 Jahre Karl Marx, mit Urs Ei-
genmann, Kuno Füssel, Julia Lis und Mi-
chael Ramminger
24.-25.11. Solidarisch leben in „apokalyptischen“ Zei- RomeroHaus www.romerohaus.ch
ten. Mit biblischen Texten und Papst Fran- Luzern/Schweiz veranstaltungen-romero-
ziskus den Kapitalismus unterwandern. Kreuzbuchstrass- haus@comundo.org
Kompaktseminar mit Franz Hinkelammert, e 44
Ulrich Duchrow, Brigitte Kahl und Beat
Dietschy
25.11. 1. Weltnotwerk Forum „Warum gehst du? DGB-Gewerk- adveniat.de
10-17 Uhr Warum kommst du?“ mit Bischof Reinhold schaftshaus,
Nann aus Caravelí, Peru (s.o.) Frankfurt / Main
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