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Konventionelle Implikaturen
Konversationelle Implikaturen basieren auf dem von Grice formulierten
Kooperationsprinzip. Es besagt, dass in der Kommunikation rationale Regeln unterstellt
werden: Jeder Sprecher sollte seinen Beitrag so leisten, wie es der gegenwärtige Zeitpunkt der
Äußerung erfordert. Spezifische Unterbedingungen nennt Grice in den vier
Konversationsmaximen. Eine konversationelle Implikatur kann nun beispielsweise dadurch
entstehen, dass das Gesagte nur dann einen Sinn ergibt, wenn wir eine Implikatur hinzufügen.
Ein Beispiel: Ich sage als Autofahrer zu einem Fußgänger, mein Benzin sei alle.
Dieser antwortet mir: „Um die Ecke ist eine Tankstelle.“ Nun werde ich annehmen, dass er
mit seiner Äußerung zu verstehen gibt, dass ich an dieser Tankstelle Benzin bekomme:
Das Prinzip ist deskriptiv und nicht präskriptiv zu verstehen, das heißt, es ist gemeint
als Beschreibung des normalen Verhaltens von Kommunikationsteilnehmern, nicht als ein
vorgeschriebenes, sprachliches Gesetz. Grice glaubte, dass es dem Sprachgebrauch zugrunde
liegt. Dem Kooperationsprinzip folgend, macht ein Sprecher eine Äußerung, um dem
jeweiligen Zweck und Ziel des Gesprächs förderlich zu sein, die Zwecke und Ziele können
bei verschiedenen Konversationen unterschiedlich sein. Der Hörer seinerseits geht
natürlicherweise davon aus, dass die Äußerung dem Kooperationsprinzip folgt, das heißt, er
nimmt die Kooperativität des Sprechers im Prozess des Verstehens dieser Äußerung als
Voraussetzung an. Erst als letzte Möglichkeit rückt er davon ab und interpretiert eine
Äußerung als nicht kooperativ bzw. als Signal des Gesprächsabbruchs.
Implikaturen:
Implikatur ist ein Begriff aus der Sprachphilosophie und der Pragmatik, einer
Teildisziplin der Linguistik.
Kooperationsprinzip:
Mach deinen Beitrag zur Konversation genau so, wie es der Punkt der Konversation, an dem
er erfolgt, erfordert, wobei das, was erforderlich ist, bestimmt ist durch den Zweck oder die
Richtung des Gesprächs, in dem du dich befindest.
Grice selbst hat die Maximen nicht für eindeutig gehalten (sie überlappen sich und
stehen teilweise in Konkurrenz zueinander); später wurde vor allem versucht, die Maxime der
Modalität in den anderen aufgehen zu lassen, indem etwa „Vermeide unnötige
Weitschweifigkeit“ als Maxime der Quantität erfasst wurde usw.
Damit gilt also die Forderung, dass die Kommunikation nicht nur die Absichten des
Senders erfüllen soll, sondern auch nach den Absichten und Kompetenzen des Empfängers
ausgerichtet sein muss. So wird nicht nur der Sender seiner eigenen Relevanz gerecht,
sondern auch sein Kommunikationspartner kann Relevanz aus dem Gespräch ziehen. Nur
wenn beide Prinzipien erfüllt sind, gilt die Kommunikation als gelungen, sodass beidseitige
Verständigung herrscht.
Um dieses Ziel zu erreichen muss der Sender einer Nachricht die Absichten und
Kompetenzen seines Gesprächspartners erkennen.
Das bedeutet auch, dass die Kommunikation vom Vorwissen des Gesprächspartners
abhängig ist. Um Ressourcen einzusparen, werden bereits kommunizierte Inhalte beim
Empfänger als bekannt vorausgesetzt.
Dieser Leitgedanke wird bei Clark und Carlson auch als „audience design“ bezeichnet,
also als eine auf den Zuhörer angepasste Kommunikation, wobei der Common Ground der
gemeinsame Wissenshintergrund der Kommunikationspartner ist.
Es gibt Anzeichen dafür, dass die Annahme von Kooperationsprinzip und Maximen
nicht nur für Gespräche Gültigkeit hat, sondern auch für andere Formen der Interaktion
(schon Grice hat von „kooperativer Interaktion“ gesprochen).
Maxime der Quantität: „Krieg ist Krieg.“ → Im Krieg ist es halt so, dass…
(Tautologien sind immer wahr, aber eigentlich uninformativ, der Hörer nimmt
deshalb an, dass mehr gesagt werden soll).
Maxime der Qualität: A: „Die Konkurrenz ist schon ziemlich stark.“ B: „Dabei
kontrollieren wir doch die gesamte Weltwirtschaft.“ → Natürlich ist die Konkurrenz
stark, wir können ja auch nicht die gesamte Weltwirtschaft kontrollieren. (Ironie)
Maxime der Relevanz: Telefongespräch: A: „Na, dann sehen wir uns heute Abend?“
– B (im Geschäft): „Einverstanden Herr Müller, dann rufe ich Sie später noch einmal
an.“ → B hatte einen Grund, das Gespräch nicht angemessen fortzuführen, z. B. weil
der Chef ins Büro kam.
Maxime der Modalität: „Er brachte eine Reihe von Tönen hervor, die den Noten
einer Arie aus Rigoletto nahe kamen.“ → Er tat nicht gerade das, was man als Singen
bezeichnen könnte (da nicht in der gebotenen Kürze ausgedrückt).
Standardimplikatur:
a. Lässt sich einfach aus der Annahme ableiten, dass der Sprecher die Maximen
beachtet
Andere Implikaturen:
b. Der Sprecher verletzt oder missachtet die Maximen prima facie, aber auf einer
tieferen Ebene beachtet er sie eben doch.
Generelle Implikatur:
c. Kommt ohne einen bestimmten Kontext aus und hat in der Regel einen
bestimmten sprachlichen Ausdruck als Auslöser (z.B. von ...einige... auf
...nicht alle...)
Partikuläre Implikatur:
d. Kommt nur in spezifischen Kontexten zustande und kann von Kontext zu
Kontext variieren (z.B. “Schönes Wetter heute!”)
Maximen der Quantität: Mache deine Aussage genau so informativ wie nötig!
Maximen der Qualität: Sage nichts, was du für falsch hältst oder wofür du keine
hinreichende Rechtfertigung hast!
Maxime der Relation: Sei Relevant!
Maxime der Art und Weise: Drücke dich klar, eindeutig, kurz und ordentlich aus!
Die Implikatur im oben angeführten Beispiel ginge auf die Maxime der Relation
zurück. In diesem Fall gehe ich aufgrund des Kooperationsprinzips davon aus, dass der
Sprecher B sich an das Kooperationsprinzip hält und die Konversationsmaximen befolgt.
Genauso können Implikaturen aber Äußerungen mit „Sinn füllen“, die strenggenommen nicht
wahr oder sogar unsinnig sind, beispielsweise Metaphern oder Tautologien. So kann z. B. die
Metapher „Du bist die Sonne in meinen Augen“ oder die Tautologie „Eine Frau ist halt eine
Frau“ einen Sinn ergeben, den sie rein semantisch nicht haben – ihr Sprecher wird mit ihnen
mehr kommunizieren, als er sagt.
Konventionelle Implikaturen:
Der Satz „Sie ist arm, aber hübsch“ implikatiert beispielsweise eine Art
Gegensatz zwischen Armut und körperlicher Attraktivität. Dass dieser Gegensatz – so
allgemein angenommen – unsinnig ist, erscheint klar. Dennoch wäre der Satz nach
Grice wahr, wenn die Bezeichnete arm ist und hübsch ist. Weitere Beispiele: „Sogar
Schröder bereut die Reformen.“ (Der Sprecher implikatiert, dass dies überraschend
ist.) „Er ist Kaufmann, deshalb hat er Geschmack.“ (Logische Folgerung wird
implikatiert.) Mittlerweile liegen neue Ansätze vor, die das Konzept der
konventionellen Implikatur entweder gänzlich ablehnen (beispielsweise Bach) oder
aber deutlich abändern (beispielsweise Potts).
Wenn konventionelle Implikaturen falsch sind, dann ist der Satz immer noch wahr.
Wenn Präsuppositionen falsch sind, dann ist der Satz nicht wahrheitswertfähig.
Konversationelle Implikaturen:
a. Löschbarkeit
b. Verstärbarkeit
c. Herleitbarkeit
d. Nicht-Ablösbarkeit
1) https://de.wikipedia.org/wiki/Implikatur
2) Meibauer et al. (2007). Einfuhrung in die germanistische ¨ Linguistik. Metzler, Kap.
VI(6.3.2)
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